Klimaschutz - Mercedes-Benz

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Klimaschutz - Mercedes-Benz
„Wir können die Natur nur dadurch beherrschen, dass wir uns ihren Gesetzen unterwerfen.“
Francis Bacon
Klimaschutz
DaimlerChrysler AG
Stuttgart, Deutschland
Auburn Hills, MI, USA
www.daimlerchrysler.com
DaimlerChrysler
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
Auftakt
Auftakt
360 GRAD Den Begriff der nachhaltigen Entwicklung hat vor 20 Jahren die ehemalige norwegische Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland geprägt. Sie leitete 1987 die Weltkommission für Zukunft und Entwicklung. Das Gremium definierte Nachhaltigkeit als ein Handeln,
das der heutigen Generation dient, ohne den nachfolgenden Generationen zu schaden. Der
sogenannte „Brundtland-Bericht“ nannte drei Voraussetzungen für diesen Prozess: Umweltschutz, Wirtschaftswachstum und soziale Gerechtigkeit. DaimlerChrysler ist in allen drei
Bereichen aktiv. Mit dem Schwerpunktthema „Klimaschutz“ vertieft der aktuelle Bericht "360
GRAD - MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007" ein Thema, das die Menschen in 2006 besonders
bewegt hat: die ökologische Dimension des nachhaltigen Wirtschaftens. Unsere Autoren und
Fotografen berichten über entsprechende Initiativen und Maßnahmen von DaimlerChrysler
aus Asien, Europa und Nordamerika.
Stefan Scheytt und Christoph Püschner etwa recherchierten die Markteinführung der
sogenann­ten BLUETEC-Technologie. Das von DaimlerChrysler erstmals angebotene Abgasrei­
nigungssystem macht den Diesel so sauber wie modernste Ottomotoren – und findet auf dem
amerikanischen Markt immer mehr Käufer. Scheytt fiel bei seinen Recherchen in den USA
ein Stimmungswandel auf: Galten Dieselfahrzeuge dort bislang als schmutzige Vehikel, sind
sie wegen ihres niedrigen Spritverbrauchs, der verminderten Emissionen und ihrem agilen
Drehmoment wieder sehr gefragt (Seite 48).
Wirtschaftliche Nachhaltigkeit dokumentierten dagegen Autor Toni Keppeler und Fotograf
Lukas Coch in Brasilien. Im Werk São Bernardo do Campo produziert DaimlerChrysler seit
50 Jahren Busse und Lkw. Neben der Hochleistungsproduktion erlebten die Journalisten
brasilianisches Lebensgefühl: Jeden Freitag um Mitternacht gehen die Mitarbeiter nach der
Spätschicht eine Runde kicken. Lukas Coch, der die gleiche Schule besucht hat wie sein
Namensvetter Lukas Podolski, blieb am Ball. Kaum hatte er seine Bilder im Kasten, stand
er selbst auf dem Platz – und zeigte den Brasilianern mit zwei Toren, was ein deutscher
Stürmer ist (Seite 86).
Der Bericht „360 GRAD - MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007“ erzählt in Reportagen, Interviews
und Features über das Engagement von DaimlerChrysler für eine nachhaltige Entwicklung.
Der ergänzende Bericht „360 GRAD – FAKTEN zur Nachhaltigkeit 2007“ und der Onlineauftritt (www.daimlerchrysler.com/nachhaltigkeit) bieten zudem umfangreiche Daten und
Fakten zu allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit und vertiefen den Blick auf das Engagement zu diesem Themenfeld.
Weiterführende Informationen zum Themenkomplex Nachhaltigkeit finden Sie im Internet unter:
www.daimlerchrysler.com/nachhaltigkeit
DaimlerChrysler
32
Leichter und raffinierter:
der lange Weg zu sparsameren
Motoren
48
Sauber und verbrauchsarm:
Neue Dieseltechnologie erobert
den amerikanischen Markt
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Fleißig und kompetent: Der
Nachwuchs von heute sind die
Profis von morgen
86
Effektiv und flexibel: Seit
50 Jahren ist DaimlerChrysler in
Brasilien zu Hause
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
Inhalt
Inhalt
4
auftakt
48
sauberes comeback
Das neue Abgasreinigungssystem BLUETEC macht Dieselantriebe so
8
langfristiges Engagement
sauber wie Ottomotoren – bei niedrigerem Kraftstoffverbrauch
Dieter Zetsche über Klimaschutz, die Maßnahmen des Konzerns und
die Zukunft des Automobils
54
Trip durch Tokio
Der sparsamste Kleinlaster der Welt ist in Tokio unterwegs. Der Canter
12
koordinaten eines weltbürgers Eco Hybrid von Mitsubishi Fuso hat sich bewährt
News aus der Welt von DaimlerChrysler und seinen internationalen
Aktivitäten
58
chancen für Minderheiten
Zulieferer, die benachteiligten ethnischen Gruppen angehören, bekom­
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du lieber himmel
men bei DaimlerChrysler eine besondere Chance – und nutzen sie
Er gehört zu den beliebtesten Fotomotiven: Der Blick zum Himmel
erfüllt uns mit Staunen und Zuversicht
66
coole wettbewerbe
Mondialogo School Contest und Engineering Award begeistern Schüler
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standpunkt
und Studenten in aller Welt
Essay: Ökonom Ottmar Edenhofer über Kosten und Strategien des
globalen Klimaschutzes
70
Die Freiwilligen
Sie helfen Behinderten oder trainieren junge Sportler: 360 GRAD stellt
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die grüne kraft
Mitarbeiter und ihr gemeinnütziges Engagement vor
Biokraftstoffe verringern die Abhängigkeit vom Öl und reduzieren den
CO2 - Ausstoß. DaimlerChrysler baut die passenden Fahrzeuge
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news zur sozialen verantwortung
Corporate Citizenship: Das Unternehmen betreibt in zahlreichen
32
Potenzial unter der Haube
Projekten bürgerschaftliches Engagement
Verbrennungsmotoren sind in den vergangenen Jahren immer
sparsamer geworden. Ihr Kraftstoffverbrauch wird weiter sinken
78
Generation Zukunft
Ob Studium oder Ausbildung: DaimlerChrysler schafft optimale
40
noch Nicht alle Möglichkeiten ausgereizt
Interview: Forschungsleiter Herbert Kohler über CO2 - Emissionen und
die Zukunft alternativer Antriebe
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Bedingungen für den Nachwuchs
86
Motor der Wirtschaft
Seit 50 Jahren produziert DaimlerChrysler in Brasilien Lkw und Busse.
CO 2-Champion
Das Werk wuchs gemeinsam mit der Wirtschaft des Landes
Mit dem smart fortwo baut DaimlerChrysler das einzige Drei-LiterAuto der Welt
46
news zum umgang mit der umwelt
Technische Innovationen und neue Prozessabläufe verbessern
weltweit die Umweltbilanz
98
impressum
KLIMAschutz - Schwerpunktthemen
DaimlerChrysler
Umweltbelange
bedeuten für uns ein
langfristiges Engagement
Rundumblick Nachhaltigkeit: Dieter Zetsche im Gespräch über Klimaschutz, die Entwicklung umweltschonender Technologien im Automobilbereich sowie die hauseigenen Unternehmenswerte und ethisch verantwortliches Wirtschaften
Interview
Fotografie
Michael Gleich
Barbara von Woellwarth
49°N/9°E 360 GRAD: Herr Zetsche, im Mai 2006 sagten Sie: „Die
Fusion von Daimler und Chrysler wird langfristig unsere Stärke
sein.“ Jetzt scheint die einzige Stärke der starke Verlust beim
Verkauf von Chrysler zu sein. Wie vermitteln Sie den Aktionären,
das sei nachhaltiges Wirtschaften?
Zetsche: Nachhaltig ist, dass wir 19,9 Prozent der Anteile von
Chrysler behalten und damit die Kooperation langfristig fortsetzen.
Deren Vorteile bleiben unverändert. Wir werden beispielsweise
Dieselmotoren von Mercedes in Modelle beider Firmen einbauen,
die Brennstoffzelle und Hybride gemeinsam weiterentwickeln.
Gleichzeitig vermeiden wir Kapitalrisiken, die durch die Integration
von Chrysler auf unsere Firma zugekommen sind. Das ist ökonomisch eine sehr positive Perspektive.
360 GRAD: Nachhaltigkeit hat ja drei Aspekte – Soziales, Öko­
no­mie und Ökologie. In den vergangenen Jahren hatte man den
Eindruck, die wirtschaftliche Dimension finde mehr Beachtung
bei DaimlerChrysler. Beobachten wir derzeit eine Renaissance
ökologischer Themen in Ihrem Hause?
Zetsche: Uns ist es wichtig, nicht im Zickzackkurs alle paar Jahre
eine neue Priorität zu setzen. Umweltbelange sind für uns ein
langfristiges Projekt, das zeigt unser andauerndes Engagement bei
der Entwicklung von Fahrzeugen mit Brennstoffzellenantrieb.
Richtig ist, dass wir eine Phase hinter uns haben, in der wir große
wirtschaftliche Probleme zu lösen hatten, etwa die Verluste bei
Mercedes. Jetzt, wo die Öffentlichkeit wieder stärker Umweltthemen diskutiert, richtet sie mehr ökologische Fragen an uns.
Unsere Erfolge auf diesem Gebiet haben wir jedoch über Jahre
hinweg erzielt. So hat die deutsche Automobilindustrie den Verbrauch ihrer Fahrzeuge in den letzten 15 Jahren um 25 Prozent
gesenkt, DaimlerChrysler sogar um 30 Prozent.
„Wir investieren weiter große Summen in
besonders umweltschonende Technologien,
beispielsweise die Brennstoffzelle.“
360 GRAD: Solche Erfolgszahlen werden gerne zitiert, um sich auf
den Lorbeeren auszuruhen ...
Zetsche: Nein, wir geben uns damit nicht zufrieden. Wir inves­
tie­ren weiter große Summen in besonders umweltschonende
Technologien, beispielsweise die Brennstoffzelle. Außerdem
werden wir zukünftig kein Fahrzeug mehr entwickeln, in das
nicht auch ein Hybridmodul eingebaut werden kann. Die Benziner
wollen wir noch sparsamer machen, etwa mit einer verbesserten
Direkteinspritzung im Motor. Und den Diesel werden wir noch
deutlich sauberer machen. Mit der BLUETEC-Technologie sind wir
weltweit führend dabei. >
Mercedes-benz museum
UNTERTÜRKHEIM
DEUTSCHLAND
10 DaimlerChrysler
s. 9
Dieter Zetsche: „Nachhaltig ist, dass wir 19,9 Prozent der Anteile
von Chrysler behalten und damit die Kooperation langfristig
fortsetzen.“
„Aber ab 2008 werden wir BLUETEC zunächst in der E-Klasse anbieten. Das ist
ein großer Fortschritt für die Umwelt. Wir
erfüllen damit Ziele der Europäischen Union,
die eigentlich erst ab Herbst 2009 gelten.“
Luftreinhaltung und technische Innovationen wie der Katalysator
aus Kalifornien kamen. Auch in den USA wurden in den letzten
Jahren durch technologische Innovationen große Effizienzsteigerungen erzielt. Unstrittig ist für mich aber auch: Für ein globales
Klimaabkommen in der Nachfolge von Kyoto bedarf es der Einbindung der USA und zumindest der großen Schwellen- und
Entwicklungsländer. Besser als gegenseitige Vorurteile vorzubringen wäre es, voneinander zu lernen.
360 GRAD: Wann wird diese saubere Dieseltechnologie, die in
den USA schon verfügbar ist, für Pkw in Europa angeboten?
360 GRAD: Der smart war lange ein ungeliebtes, weil verlustbringendes Kind des Konzerns. Mausert er sich nun zu Ihrem
ökologischen Hoffnungsträger?
Zetsche: Leider gibt es schwefelarmen Diesel – eine Vorausset­­zung für unsere saubere BLUETEC-Technologie – noch nicht
europaweit. Außerdem muss die Technologie an europäische
Kundenerwartungen angepasst werden – sie muss zum Beispiel
dauerhaft Höchstgeschwindigkeiten auf der Autobahn aushalten.
Aber ab 2008 werden wir BLUETEC zunächst in der E-Klasse
anbieten. Das ist ein großer Fortschritt für die Umwelt. Wir
erfüllen damit Ziele der Europäischen Union, die eigentlich erst
ab Herbst 2009 gelten.
360 GRAD: Welches Argument für verbrauchsarme Autos wiegt
schwerer für Sie – Klimaschutz oder das absehbare Ende des
billigen Erdöls?
Zetsche: Beides sind gute Gründe, und sie schließen einander
nicht aus. Um Kohlendioxid zu reduzieren, halte ich allerdings
nur einen umfassenden Ansatz für sinnvoll, der über die Auto­her­
stellung hinausgeht. Stellschrauben sind auch das Fahr­verhalten,
verbesserte Straßen, neue Biokraftstoffe und die Vermeidung von
Staus. Der sparsame Umgang mit der endlichen Ressource Erdöl
spielt in unseren Strategien für die Zukunft eine wichtige Rolle.
Zwar wissen wir nicht genau, wie lange es noch Erdöl zu heutigen
Preisen gibt. Aber wir müssen auf jeden Fall Antworten für die
Zeit danach finden. Als Ingenieur bin ich zuversichtlich, dass wir
die notwendigen technischen Lösungen entwickeln.
360 GRAD: In der Öffentlichkeit wird heftig über die globale Klima­
veränderung diskutiert. Wie beurteilen Sie die Art und Weise, wie
das geschieht?
Zetsche: Grundsätzlich ist die Diskussion richtig und wichtig. Und
die Überlegung, dass weniger CO2-Ausstoß auch weniger in das
Klimageschehen eingreift, ist ein guter Ausgangspunkt für unser
Handeln. Allerdings befremdet mich das Stereotyp, wonach die
USA als Energieverschwender und Luftverpester gebrandmarkt
werden. Dabei wird übersehen, welche wichtigen Vorgaben zur
Zetsche: Wir werden den smart fortwo mit großem Einsatz weiterentwickeln. Ich bin von der Stimmigkeit des Konzepts eines
kleinen, sparsamen Stadtautos überzeugt. Auch wirtschaftlich
macht der smart mittlerweile Freude: Er wird dieses Jahr eine
„schwarze Null“, in den kommenden Jahren ordentliche Gewinne
erzielen. Und er stößt als CDI nur 88 Gramm Kohlendioxid pro
Kilometer aus, ist somit weltweit der CO2 -Champion. Auch des­
halb sind wir stolz darauf, ihn in unserem Portfolio zu haben.
Doch damit geben wir uns nicht zufrieden. Ein neu entwickelter
Startergenerator wird den Verbrauch des smart mit Benzinmotor
je nach Fahrprofil noch einmal um fünf bis 12 Prozent verringern.
„Wir haben ein ehrgeiziges Ziel: Unser Unternehmen will führend in Sachen
Transparenz werden.“
360 GRAD: Was bringen eigentlich schriftlich formulierte Regelwerke, in denen Unternehmen sich auf Transparenz, Respekt und
Ehrlichkeit festlegen – reicht es nicht, solche Werte vorzuleben?
Zetsche: Natürlich ist es wichtig, dass die Führungsebene ihre
Vorbildfunktion wahrnimmt. In einem Unternehmen unserer
Größe brauchen wir darüber hinaus klare ethische Regeln, die
allen bekannt sind. Und wir benötigen Mitarbeitertrainings,
damit sie jeder richtig versteht. Schließlich bedarf es Kontrollen,
ob der Kodex eingehalten wird. Dafür haben wir eine weltweite
Organisation aufgebaut, die überwacht, ob es zum Beispiel
Verstöße gegen das Verbot der Korruption gibt. Wir haben ein
ehrgeiziges Ziel: Unser Unternehmen will führend in Sa­chen
Transparenz werden. Konkret heißt das: In unserer Branche
wollen wir die beste Organisation für die Einhaltung und Kontrolle
ethischer Werte einrichten.
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
„Wenn Manager Arbeitsplätze abbauen,
kann man das nicht generell als unethisches Verhalten abstempeln. Gerade
schwierige Entscheidungen belegen
manchmal mehr Verantwortungsgefühl
als das Ausweichen davor.“ 360 GRAD: Was ist Ihre Antwort auf das schlechte Image, das
Topmanager nach vielen Unternehmensskandalen mittlerweile
in der Öffentlichkeit haben?
Zetsche: Es gibt bei diesen Skandalen nichts zu beschönigen.
Sie haben dem Ansehen des Berufsstandes geschadet. Aber ich
halte nichts davon, nun pauschal ganze Gruppen von Menschen
zu verteufeln, die meist hart arbeiten und positive Ziele verfolgen.
Manche Kritik beruht auch auf Missverständnissen: Wenn Manager
Arbeitsplätze abbauen, kann man das nicht generell als unethisches Verhalten abstempeln. Gerade schwierige Entscheidungen
belegen manchmal mehr Verantwortungsgefühl als das Ausweichen
davor.
360 GRAD: Der Arbeitsplatzabbau der jüngsten Vergangenheit
wurde von Ihnen damit begründet, dass man einige Stellen
abbauen muss, um den großen Rest zu retten. Führt aber nicht
allein die Ankündigung von Arbeitsplatzabbau zu einer Art
Angststarre?
Zetsche: Die größte Angst entstand bei unseren Mitarbeitern
dadurch, dass Mercedes Verluste machte. Und der schnell wiederkehrende Erfolg ist sicher die wichtigste Quelle von Zuversicht
bei der Belegschaft. Sicher, jede Kündigung ist ein schwieriger
Vorgang. Deshalb ist dabei Transparenz das oberste Gebot. Ich
persönlich stelle mich der Diskussion mit den Betroffenen und
erläutere offen die Gründe und Konsequenzen. Wenn ein Arbeitsplatzabbau unvermeidlich ist, muss dies für den Einzelnen fair
gestaltet werden, etwa mit attraktiven finanziellen Angeboten.
Dass wir die Jobs auf eine faire Weise abgebaut haben, zeigt die
Tatsache, dass es relativ wenig Diskussionen gegeben hat.
360 GRAD: Muss sich ein Unternehmen wie DaimlerChrysler
wirklich für soziale und kulturelle Anliegen außerhalb der Firma
engagieren? Oder sollte man sich nicht ehrlicherweise auf das
eigene sozial und ökologisch verantwortliche Wirtschaften
konzentrieren?
Interview Dieter Zetsche
11
Zetsche: Unternehmen sind nun mal Teil der Gesellschaft. Sie
schaffen Arbeitsplätze und zahlen Steuern, das sind wesentliche
Beiträge zur gesellschaftlichen Stabilität. Aber auch darüber
hinaus sollten wir uns engagieren, insbesondere in Feldern, die
uns thematisch naheliegen. Da wir höchsten Wert auf die Sicher­
heit unserer Autos legen, ist es sinnvoll, uns auch über das
Produkt hinaus für sicheres Fahren zu engagieren, etwa indem
wir für viele Tausend Menschen Trainings anbieten. Da geht es
uns um den höchsten Wert, das menschliche Leben. \
41° n /83° w
39° n /105° w
12 Koordinaten eines Weltbürgers
toledo bemüht sich um Standort
Toledo – Mit einer ungewöhnlichen Initiative
sicherte die Stadt Toledo im US-Bundesstaat
Ohio ihr DaimlerChrysler-Werk in der Kommune
engagement jenseits des werkstorEs
Denver – Die Hilfsorganisation „United Way“
zeichnete DaimlerChrysler mit zwei „Summit
Awards“ für soziales Engagement aus
28° n /77° e
30° n /31° e
52° n /13° e
49° n /9° e
13
Ob Krankentransporte in Ägypten oder Verkehrserziehung in Indien: DaimlerChrysler und seine
Mitarbeiter engagieren sich weltweit erfolgreich für soziale Projekte und den Umweltschutz
umweltzertifikat für c-klasse
Sindelfingen – Niedriger Spritverbrauch
und weniger Schadstoffemissionen bringen
der neuen C-Klasse eine besondere Auszeichnung ein
vorbildliche umweltKommunikation
Berlin – Für ihre vorbildliche Umweltkommunikation
erhielt die DaimlerChrysler Vertriebsorganisation
Deutschland den „EMAS-Award 2006“ der EU
neue technik für weniger unfälle
Stuttgart – DaimlerChrysler entwickelte neue
Sicherheitssysteme für Lkw, Omnibus und Transporter
hilfe für kleine krebspatienten
Kairo – Mithilfe von DaimlerChrysler
Ägypten baut die Kinderhilfsorganisation
„Star Care Egypt“ in Kairo einen Fahrdienst
für krebskranke Kinder auf
mehr sicherheit für kinder
Delhi – Im Rahmen seiner Initiative
„MobileKids“ machte DaimlerChrysler 1.000
Kinder in der indischen Metropole Delhi fit für
den Verkehr
DaimlerChrysler
49°n/9°e
41°n/83°W
39°n/105°w
14 Engagement jenseits Toledo bemüht sich
des Werkstores
um Standort
Umweltzertifikat
für C - Klasse
Denver – DaimlerChrysler ver­steht sich als „Corporate Citizen“, nimmt seine soziale Ver­antwortung wahr und engagiert
sich nicht nur als Arbeitgeber
und Steuerzahler, sondern weit
über die eigentliche Geschäftstätigkeit hinaus. Die Firma
hat im Jahr 2006 gleich zwei
„Summit Awards“ der amerikanischen Hilfsorganisation „United Way“ erhalten, die damit
den vielfältigen Einsatz des
Konzerns und seiner Mitarbeiter, etwa nach dem Hurrikan
Katrina in New Orleans, würdigt. Auch an anderer Stelle
wird geholfen: In Payagala auf
Sri Lanka konnte im Januar
2007 die „DaimlerChrysler
School of Hope“ eröffnet werden. Mitarbeiter des Unternehmens und der Verein
„DaimlerChrysler hilft e.V.“
hatten nach dem verheerenden
Tsunami in Südostasien Geld für
den Wiederaufbau der zerstörten Grundschule St. Joseph’s
Girls School gesammelt.
Sindelfingen – Das Serienmodell der neuen Mercedes-Benz
C-Klasse ist umweltfreundlicher
als das Vorgängermodell aus
dem Jahr 2000. Über den
Lebenszyklus der neuen Limousine verringern sich die
Kohlendioxidemissionen um
15 Prozent. Der Gesamtenergiebedarf liegt um 125 Gigajoule
niedriger – das entspricht rund
3.800 Litern Kraftstoff. Die
Stickoxidemissionen sinken um
20 Prozent, Kohlenwasserstoffemissionen um zwölf Prozent.
Dank des Partikelfilters hat sich
der Feinstaubausstoß bei den
Dieselmodellen um über
90 Prozent vermindert. Diese
Entwicklung der Limousine wird
durch ein Umweltzertifikat bestätigt, das 2005 erstmals die
Mercedes-Benz S-Klasse erhielt
und das jetzt auch für die neue
C-Klasse vorliegt. MercedesBenz ist weltweit die einzige
Automobilmarke mit einem solchen Zertifikat.
Toledo – Auszeichnung für die
Stadt Toledo im US-Bundesstaat Ohio: Für ihre Bemühungen, das mehr Platz benötigende DaimlerChrysler-Werk in
der Kommune zu halten, wurde
die Stadtverwaltung auf der
„National Brownfields Conference“, der wichtigsten USamerikanischen Kommission für
Industriebrachen und Altlasten,
von der Environmental Protection Agency (EPA) mit einem
„Phoenix Award“ ausgezeichnet. Das von der Stadtverwaltung, dem Staat Ohio und vielen
privaten und öffentlichen Partnern betriebene Projekt beinhaltete die Sanierung von etwa
70 Hektar Gelände, das früher
unter anderem der Verhüttung
von Aluminium diente. Nach
einer Umweltprüfung für das
Gelände und der Entfernung
von etwa 150.000 Kubikmetern
verschmutzter Erde konnte das
Areal von den Zulieferern der
Chrysler Group genutzt werden.
Die „Phoenix Awards“ gelten als
die wichtigste US-amerikanische Auszeichnung für Erfolge
im Bereich der Altlastensanierung und Stadtplanung.
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
28°n/77°e
30°n/31°e
52°n/13°e
49°n/9°e
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Koordinaten eines Weltbürgers
Neue Technik
für weniger Unfälle
Vorbildliche Umweltkommunikation
Hilfe für kleine
Krebspatienten
Mehr Sicherheit für
Kinder
Stuttgart – DaimlerChrysler
setzt neue Sicherheitsstandards
bei Lkw, Omnibus und Transporter. Mercedes-Benz Safety
Truck, Mercedes-Benz Safety
Coach und Mercedes-Benz
Safety Van vereinigen alle zurzeit lieferbaren Assistenz- und
Sicherheitssysteme, ergänzt
um neue Techniken wie Active
Brake Assist (Notbremsassistent) beim Lkw, Spurassistent
beim Reisebus und adaptives
ESP® beim Transporter. Die
modernen Sicherheitstechniken können Unfallzahlen senken und Unfallfolgen verringern. „Beim Lkw mit dem
Sicher­heitspaket zeigt die Bilanz nur halb so viele Unfälle
wie bei herkömmlich ausgestatteten Zugmaschinen. Im
Falle eines Unfalls waren die
Schadenssummen um 90 Prozent niedriger“, sagt Andreas
Renschler, im Vorstand von
DaimlerChrysler für die Truck
Group und Busse zuständig.
Berlin – Die DaimlerChrysler
Vertriebsorganisation Deutschland (DCVD) ist als Landes­
sieger in der Kategorie „große
Unternehmen“ mit dem EMASAward 2006 ausgezeichnet
worden. Der vom Umweltdirektorat der Europäischen Union
verliehene Preis würdigt die
beste interne und externe
Kommunikation zum Thema
Umweltmanagement. Die nachhaltigen Aktivitäten zur Umweltkommunikation, die aktuelle
Umwelterklärung der DCVD und
die Vernetzung der Kommunikationsmaßnahmen mit dem Um­weltbericht und einem Internetportal überzeugten die Jury.
Sie würdigte die Maßnahmen
als vorbildliches Beispiel der
Berichterstattung über die
ständigen Verbesserungen im
Umweltschutz. EMAS, das ÖkoAudit der Europäischen Union,
ist ein Instrument für Unternehmen zur Verbesserung ihrer
Umweltleistung.
Kairo – Kein eigenes Auto und
kein Geld für ein Taxi: Viele
Eltern in Kairo haben Mühe,
ihre kranken Kinder regelmäßig
quer durch den legendär chaotischen Verkehr der Metropole
zu Behandlungen ins Krankenhaus zu bringen. Das soll sich
ändern: Der Verein „Star Care
Egypt“ will Geld sammeln, um
dem Children’s Cancer Hospital
in Kairo eine Mercedes-Benz
A-Klasse zur Verfügung stellen
zu können. Ein Jahr lang sollen
auch die Gehälter des Fahrers
und einer Krankenschwester
finanziert werden. So können
bald viele junge Patienten
sicher ins Krankenhaus und
wieder nach Hause gebracht
werden. Hinter dem Verein
„Star Care Egypt“ stehen
DaimlerChrysler Ägypten und
lokale Partner. Die Kinderhilfsorganisation „Star Care“ hat
ihre Wurzeln in Deutschland
– nun wird die Idee auf den afrikanischen Kontinent exportiert.
Delhi – Wie überquert man
die Straße richtig? Wie macht
man Autofahrer auf sich aufmerksam? Wie genau funktionieren die Vorfahrtsregeln?
DaimlerChrysler engagiert sich
mit der Initiative „MobileKids“
für die schwächsten aller Verkehrsteilnehmer: die Kinder. In
der indischen Metropole Delhi
nahmen im Jahr 2006 rund
1.000 Jungen und Mädchen
verschiedener Schulen an dem
Projekt teil. Sie machten sich
mit einem eigens konzipierten
Bilderbuch und einer Schulung
durch die Verkehrspolizei, bei
Malwettbewerben und einem
Quiz zum Thema Verkehrssicherheit schlau. Der Gewinner
des Wettbewerbs wurde einen
Tag lang von einem Chauffeur
durch die Stadt gefahren. Die
weltweite Initiative „MobileKids“
startete 2001 und wird in verschiedenen europäischen und
asiatischen Ländern durch nationale Kampagnen ergänzt.
56°n /85°e / tomsk / russland
Der Blick nach oben ist die einfachste Möglichkeit des Menschen, Unfassbares zu erleben.
Manchmal scheinen tief hängende Wolken zum Greifen nah zu sein. Dann wieder ahnen wir
hinter dem Tiefblau die unbegreifliche Weite des Weltraums. Wir staunen mit nie erlahmender
Faszination, was man schon daran erkennt, dass der Himmel zu den meistfotografierten „Landschaften“ gehört. Kein Wunder, dass dieses Etwas über uns zur Projektionsfläche für Mythen
aller Art wurde. Im Himmel wohnen die Götter. Die Unendlichkeit von Horizont zu Horizont drängt
sich als Sinnbild für das ewige Leben auf. Eine mögliche Herkunft des Wortes Himmel aus dem
Indogermanischen lautet „Hülle, Decke“. Wir werden beschützt und gewärmt, und alles Gute
kommt von oben: Du lieber Himmel! >
Autor
Michael Gleich
Du lieber Himmel
16 54°n /9°e / kollund / dänemark
36°n / 118°e / bohai-bucht / china
54°n /24°e / kaunas / litauen
50°n /4°w/ saint austell / grossbritannien
35°n /138°e / hamamatsu / japan
19°n /88°w/ chunhuás / mexiko
43°n /7°e /arma di taggia / italien
67°s /140°e / dumont d' urville / antarktis
26°n /119°e / fuzhou / provinz fujian / china
70°n /19°e / tromsø / norwegen
46°s /170°e / dunedin / neuseeland
36°n /112°w/ grand canyon / colorado/usa
48°n/12°e /prien / chiemsee / deutschland
Irgendwann fing der Mensch an, Fabriken zu bauen und darauf Schornsteine, aus denen er seine
Wolke selbst gen Himmel pustete. Sie war grau, schwarz oder schweflig-gelb. Sie färbte das
Firmament mit dunkler Firnis. Das nannten sie industrielle Revolution. Später tauchten die ersten
Zweifel auf, ob die Geduld des Himmels unendlich sei. Das nannten sie Umweltbewusstsein. Die
bange Frage lautete: Wird das Blau allen Dreck schlucken, den wir nach oben schicken? >
45°n/5°e / montelimar / frankreich
66°n /26°e / rovaniemi / finnland
6°s /155°e / bougainville / solomon islands
45°n/12°e / venedig / italien
46°s/170°e / dunedin / neuseeland
22°n/81°w / cienfuegos / Kuba
7°s /108°e / cirebon / java
49°n/10°e / dillingen / deutschland
33°n/106°w/ san antonio / new mexico / usa
47°n/39°e / taganrog / russland
Heutzutage drohen noch unheimlichere Gefahren. Zwar ist der Himmel wieder blau, aber Treib­
hausgase erzeugen in der Atmosphäre einen unsichtbaren Schild, der die Erde aufheizt. Der größte Teil dieses Treibhauseffektes hat natürliche Ursachen und ist hochwillkommen – er macht
die Erde erst bewohnbar. Die zusätzlich vom Menschen verursachten Emissionen beherrschen als „Klimakatastrophe“ die Schlagzeilen, was blanker Unsinn ist, weil Katastrophen unvorhersehbar
kommen. Die Begrifflichkeit spielt mit religiösen Vorstellungen: Der Himmel zürnt! Gegen das
Schicksal sind wir machtlos! So produzieren die Alarmrufe der Panik-Päpste das Gegenteil von
dem, was sie erreichen wollen. Sie motivieren nicht zum Handeln, sondern fördern Resignation.
Das vernebelt tatsächliche Möglichkeitsräume. Denn wir verfügen über Technologien, um den Ausstoß von Kohlendioxid zu vermindern. Wie wäre es mit einem Blick nach oben in Zuversicht? \
34°n/84°w/ georgia / usa
23
24 DaimlerChrysler
Autor
Ottmar Edenhofer
52° n /13° e Zyniker seien Menschen, die von allem den Preis
und von nichts den Wert kennen, hat Oscar Wilde einmal gesagt.
Vielen Klimaschützern galten Ökonomen als Zyniker, weil sie dem
Klimaschutz bislang ablehnend gegenüberstanden: Die Schäden
selbst eines ungebremsten Klimawandels seien relativ gering,
die Kosten der Verminderung von Emissionen vor allem in den
Industriestaaten hoch. Eine ambitionierte Klimapolitik, die auf
drastische Verminderungen der Treibhausgasemissionen setzt,
schien daher nicht angeraten zu sein. Dieses Bild ist von der
Realität eingeholt worden. Der frühere Chefökonom der Weltbank
Sir Nicholas Stern weist in seinem Bericht nach, dass die Schäden
eines ungebremsten Klimawandels höher sind als bisher vermutet.
Es hat sich aber auch gezeigt, dass die Kosten der Verminderung
von Emissionen wesentlich geringer eingeschätzt werden müssen,
als dies noch vor wenigen Jahren der Fall war.
Kosten geringer als befürchtet
Vor allem amerikanische Ökonomen haben gezeigt, dass der
Klimawandel in ökonomisch entwickelten Regionen (USA, Europa)
höhere Schäden verursacht als bisher angenommen. Darüber
hinaus konnten in den vergangenen Jahren Schwellenwerte im
Erdsystem identifiziert werden, deren Überschreiten zu dramati­
schen Folgen führt: Die Versauerung der Ozeane und das Aus­
trocknen des Regenwaldes infolge des Klimawandels können die
Erderwärmung noch weiter beschleunigen. Darum raten viele
Wissenschaftler zum Vorsichtsprinzip. Der Anstieg der globalen
Mitteltemperatur gegenüber dem vorindustriellen Niveau solle auf
zwei Grad Celsius begrenzt werden, um diese Risiken auszu­schlie­
ßen. Auch Ökonomen könnten sich mit dem Vorsichtsprinzip
anfreunden, wenn gezeigt werden kann, dass die Begrenzung des
Anstiegs der globalen Mitteltemperatur auf zwei Grad Celsius zu
akzeptablen Kosten machbar ist.
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
Standpunkt Kosten und Strategien des
globalen Klimaschutzes
Ottmar Edenhofer ist Chefökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und
Spezialist für die Auswirkungen des technischen Wandels auf den Klimaschutz
Die Kosten einer drastischen Verminderung von Treibhausgas­
emissionen sind geringer als bisher befürchtet: Neuere Unter­
suchungen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, die
der Stern-Bericht zustimmend zitiert und die im Vierten Sach­
stands­bericht des IPCC ausführlich diskutiert werden, zeigen,
dass die Kosten des Klimaschutzes beträchtlich nach unten
korrigiert werden müssen. Mit weniger als einem Prozent des
weltweiten Wirtschaftswachstums lässt sich das Zwei-GradCelsius-Ziel erreichen, was darauf hinausliefe, dass sich das
Wirtschafts­wachs­tum im 21. Jahrhundert lediglich um wenige
Monate verzögerte. Dies ist dann der Fall, wenn die Klimapolitik
in ausreichendem Maße Innovationen mobilisieren kann. Die
Frage der Ökonomen, ob sich Klimaschutz lohnt, ist damit beant­
wortet: Ambitionierter Klimaschutz ist notwendig und finanzier­bar, wenn Klimapolitik in ausreichendem Maße technologische
Innovationen motivieren kann.
Krise der Klimapolitik?
Wenn Klimaschutz zur Vermeidung gefährlichen Klimawandels
nicht nur notwendig, sondern auch wirtschaftlich lohnend ist,
warum steckt dann die internationale Klimadiplomatie in einer
Krise? Die Antwort ist einfach. Bei einer Klimapolitik müssten
zumindest grundsätzlich alle Länder mitmachen. Wenn aber alle
verantwortlich sind, ist keiner verantwortlich. Jeder Staat, jedes
Unternehmen steht immer in der Versuchung, auszuscheren und
die Arbeit die anderen machen zu lassen. Genau hier liegt das
moralische Problem der Klimapolitik. Die Klimaverhandlungen
haben daher bislang keine wesentlichen Fortschritte gebracht –
weder wurden weitere Schritte zu einer Verminderung der Treib­
hausgasemissionen vereinbart, noch wurden Verhandlungen mit
den Staaten aufgenommen, die bislang noch keine Verpflichtung
zur Verminderung der Treibhausgasemissionen übernommen
haben, wie die USA, China oder Indien, die aber zu den Haup­t­
emittenten gehören oder gehören werden. Ohne das Bewusst­sein, dass die Menschheit gemeinschaftlich für die Gefahren des
Klimawandels haften muss, werden keine internationalen Vereinbarungen zum Klimaschutz zustande kommen.
Was wir tun müssen
Die heutige Menschheit haftet aber auch für die kommenden Gene­
rationen. Auch sie haben ein Anrecht auf wirtschaftliches Wachs­
tum und auf Überwindung der Armut. Die heute wohl­habenden
Länder haben für ihre Industrialisierung die Atmosphäre bereits
ausgiebig genutzt. Wer künftig Treibhausgase emittieren will, muss
dafür zahlen. Die Atmosphäre kann heute kostenlos genutzt
werden, da CO 2 keinen Preis hat. Es kann daher nicht überraschen,
dass sich bislang kaum Innovationen im Energie­sektor durchsetzen
konnten, die die CO 2 -Emissionen verringern. Durch die Ausgabe
von Emissionsrechten wird eine Obergrenze für Emissionen poli­tisch
festgelegt, die nicht überschritten werden darf. Da die Emis­sionsrechte handelbar sind, kann sich auf dem Markt ein Preis bilden,
der den volkswirtschaftlichen Kosten der Emissio­nen entspricht.
Innovatoren des Klimaschutzes, die über billige Verfahren der Ver­
minderung von Emissionen verfügen, können ihre Rechte am Markt
verkaufen und damit Gewinne ein­fahren. Je höher das Inno­va­tionspotenzial der Wirtschaft ist, umso weniger muss der Preis für die
Emissionen steigen. So zeigen die Berechnungen des PotsdamInstituts für Klimafolgenforschung, dass der erfolgreiche Umbau zu
einem emissionsfreien Energie­system den CO 2-Preis langfristig
wieder sinken lässt. Dies ist aber nur möglich, wenn nach Möglich­keit alle Sektoren und alle Regio­nen in diesen globalen Emis­sions­
markt mit einbezogen sind: Erst ein globaler Markt für Emis­sions­
rechte wird die Such- und Lern­pro­zesse auslösen, die für eine
dritte industrielle Revolution notwendig sind.\
25
26 DaimlerChrysler
Die
grüne
Kraft
Biokraftstoffe verringern die Abhängigkeit vom Öl und reduzieren den CO2-Ausstoß.
Experten sehen vor allem in der Gewinnung von synthetischem Sprit aus Biomasse große
Potenziale. DaimlerChrysler unterstützt die Entwicklung durch Forschungsprojekte in aller Welt und baut die passenden Fahrzeuge
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
27
Die grüne Kraft
zuckerrohr
Lat.
Saccharum officinarum
zum Beispiel Brasilien
Ethanol
1 Liter Ethanol = 0,66 Liter Benzin
CO2
circa 70 Prozent Einsparung
28 DaimlerChrysler
mais
Lat.
Zea mays L. subsp. Mays
zum Beispiel USA
Ethanol
1 Liter Ethanol = 0,66 Liter Benzin
CO2
circa 30 Prozent Einsparung
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
29
Die grüne Kraft
Autor
Stefan Scheytt
raps
Lat.
Brassica napus
zum Beispiel Deutschland
Biodiesel
1 Liter Biodiesel = 0,91 Liter Diesel
CO2
50 bis 70 Prozent Einsparung
42° n /83° w Loren Beard hat eine Vision.
Es ist die Vision von der Revitalisierung
seiner Heimat im nördlichen Michigan,
wo er als Kind mit seinem Vater angeln
ging, wo die Kühe auf den Wiesen grasten
und die Farmer von deren Milch gut
lebten. Es ist die Vision, Sonnenblumen
könnten auf den heute oft brachliegenden
Flächen wachsen und den Farmern und
vielen anderen wieder eine Perspektive
geben. Es ist die Vision, aus den Sonnenblumen würde vor Ort Biodiesel produziert
– umweltfreundlicher Treibstoff für die
Frachter, die dort anlanden und ihre
Ladungen über die Great Lakes tragen,
das größte Süßwasserbecken der Erde.
„Eine Havarie wäre keine Bedrohung mehr
für das Trinkwasser, die Fische und die
Küste. Es liefe kein schwerer Diesel mehr
aus, sondern Biodiesel, der nach wenigen
Tagen abgebaut ist“, sagt Beard.
Loren Beard ist Abteilungsleiter für Ener­gie- und Umweltangelegenheiten am USSitz von DaimlerChrysler in Auburn Hills,
Michigan. Beard ist als Chemiker eine Art
Handlungsreisender in Sachen Biokraft­
stoffe. Er eilt von einem „Ethanol-Gipfel“
zum nächsten „Biodiesel-Symposium“.
Was die Wissenschaftler, Vertreter von
Mineralölkonzernen, Automobilherstel­lern und Umweltbehörden aus aller Welt
dort diskutieren, ist im Kern nichts anderes als Beards Vision von den Son­nen­
blumen­feldern in Nord-Michigan, nur
im globalen Maßstab: Wie können die
endlichen fossilen Brennstoffe durch
solche aus erneuerbarer klimafreundlicher
Biomasse ersetzt werden?
Mächtigen Schub hat das Thema zuletzt durch Präsident Bushs „20 in10“Programm erhalten. In seiner Regie­rungs­erklärung hatte er Anfang 2007
angekündigt, er wolle den Verbrauch
herkömmlichen Erdöls innerhalb von 10
Jahren um 20 Prozent reduzieren, zum
Teil durch einen niedrigeren Verbrauch
der Automobilflotten, vor allem aber >
30 DaimlerChrysler
weide
Lat.
Salix
weltweit, nördliche Hemisphäre
stellen mit E85 ist noch klein, etwa 1.000,
aber sie wächst rasant“, weiß Loren Beard.
„Und mit immer mehr E85-Autos steigt
auch der Anreiz für die Mineralöl­industrie,
weitere Zapfsäulen umzurüsten. Es kommt
jetzt darauf an, dass wir eine kritische
Masse erreichen.“
Biomass-to-Liquid
1 Liter BTL= 0,97 Liter Benzin
CO2
bis zu 95 Prozent Einsparung
durch einen drastischen Anstieg des Spritangebots aus erneuerbaren Rohstoffen.
Während die EU in einem Aktionsplan
das Ziel ausgegeben hat, den Anteil von
Biokraftstoff bis 2010 auf 5,75 Prozent
zu erhöhen und dabei vor allem den bedrohlichen Klimawandel im Blick hat, sind
die USA viel stärker vom Motiv geleitet,
sich unabhängig von Erdölimporten zu
machen. Schon heute sind sie neben
Brasilien der größte Produzent von Bioethanol, das durch Vergärung von Pflanzenzucker in Mais (USA) und Zuckerrohr
(Brasilien) gewonnen wird. Ein Fünftel
der US-amerikanischen Maisernte wird
bereits für die Produktion von Bioethanol
verwendet. Mit dem größten Teil davon
wird ein Kraftstoff produziert, der zu zehn
Prozent aus Ethanol und zu 90 Prozent aus
herkömmlichem Kraftstoff besteht, was
jeder Ottomotor problemlos verträgt. So
genannte Flex-Fuel-Vehicles (FFV) lassen
sich sogar mit jedem Mix mit Bioethanol
bis E85 betreiben.
Biodiesel-Weltmeister Deutschland
Die Chrysler Group wird deshalb 2007 und
2008 etwa 750.000 FFV an ihre Kunden
ausliefern, bis 2012 soll sogar die Hälfte
der gesamten Produktion E85-tauglich
sein – vorausgesetzt, die entsprechende
Infrastruktur existiert. „Die Zahl der Tank-
Noch ganz am Anfang steht in den USA
dagegen Biodiesel, der dort aus der
ölhaltigen Sojapflanze gewonnen wird.
Konventioneller Diesel mit einem fünf­
prozentigen Biodiesel-Anteil (B5), wie er
schon aus vielen Tankschläuchen fließt,
ist für DaimlerChrysler-Pkw kein Problem;
einige Modelle von Jeep® und Dodge
verlassen das Werk sogar mit einer B5Mischung mit Sojadiesel im Tank – als
Signal an die Kunden, dass der Biosprit
Vertrauen verdient. Viele Tausend Fahr­
zeuge von DaimlerChrysler sind sogar
mit B20-Diesel problemlos unterwegs,
allerdings nur dort, wo sie unter der Kon­
trolle von Fuhrparkprofis in Behörden und
Unternehmen stehen, die über eigene
Zapfsäulen verfügen. Für Normalkunden
wird B20 aber auch in Zukunft keine Op­tion
sein, da mit steigendem Biodiesel-Anteil
die Gefahr von Schmierölverdünnung und
damit von Motorschäden stark ansteigt.
Genau umgekehrt sind die Verhältnisse
in Europa und vor allem in Deutschland:
Während Bioethanol – erlaubt sind
Beimischungen zu Normalbenzin bis zu
fünf Prozent (E5) – nur eine kleine Rolle
spielt, ist Biodiesel aus Rapsöl sehr gut
etabliert. Mit einem Biodiesel-Anteil von
knapp unter fünf Prozent am gesamten
Kraftstoffmarkt gilt Deutschland sogar als
Biodiesel-Weltmeister, Europa kommt auf
1,5 Prozent. Als reiner Biosprit (B100) ist
der Kraftstoff an etwa 2.000 Tankstellen in
Deutschland erhältlich und wird vor allem
für Lkw gezapft; sämtliche Nutzfahrzeuge
von Mercedes-Benz sind übrigens B100tauglich. In der „Magdeburger Erklärung“
von 2005 hat sich DaimlerChrysler
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
verpflichtet, seine Dieselmodelle auf
eine Beimischung von 10 Prozent Bioanteil
vorzubereiten.
Jatropha: hohe Erträge auf kargen Böden
„Es ist nicht so, wie manche behaupten:
dass Dieseltechnologie und Biokraftstoffe
nicht zusammenpassen“, sagt Dr. Stefan
Keppeler, Leiter Alternative Kraftstoffe bei
DaimlerChrysler in Untertürkheim. „Richtig
ist nur, dass die Partikelfiltertechnologie
von heute und der im Moment verfügbare
Biodiesel sich nur begrenzt vertragen. Wir
arbeiten aber an Kraftstoffalternativen
und sind guter Hoffnung, dass wir das in
naher Zukunft beherrschen.“ Das Engagement des Konzerns für Biosprit reicht aber
noch weiter. Auf zwei Versuchsplantagen
in Indien wird mit Unterstützung von
DaimlerChrysler seit etwa vier Jahren die
Wildpflanze Jatropha angebaut. Erste
Ergebnisse zeigen, dass sich aus den ölhaltigen Nüssen des Strauchs ein Ertrag
von 1.000 Litern Öl pro Hektar erzielen
lässt. Es lässt sich wie das Öl von Raps
oder Palmen zu hochwertigem Biodiesel
verestern. Biodiesel-Produzenten aus Indien,
China und Mexiko haben bereits Interesse
an dem Forschungsprojekt gezeigt, das
auch von der Deutschen Investitions- und
Entwicklungsgesellschaft (DEG) und der
Universität Hohenheim unterstützt wird.
Stehen Palmölproduzenten aus Indonesien
und Malaysia unter dem Verdacht, für den
Spritdurst des Westens wertvolle Urwälder
abzuholzen, gedeiht Jatropha auf extrem
kargen, wüstenähnlichen Böden, die sonst
nicht genutzt werden können. Kleinbauern
könnte der Anbau von Jatropha somit völlig
neue Erwerbsquellen erschließen. „Wir
wollen damit zeigen, dass es keinen grund­
sätzlichen Widerspruch geben muss zwi­
schen der Produktion von Biokraftstoff in
der Dritten Welt oder in Schwellenländern
und dem Gebot der Nachhaltigkeit“, sagt
Projektleiter Dr. Stefan Keppeler. In diese
Richtung zielt auch ein von DaimlerChrysler
31
Die grüne Kraft
zum Jahreswechsel 2005/2006 gemein­sam
mit dem United Nations Environmental
Programme (UNEP), dem Ministerium für
Ernährung und ländlichen Raum BadenWürttemberg und dem World Wide Fund
For Nature (WWF) gestartetes Projekt zur
Definition von Mindeststandards für den
Anbau von Biomasse für Biokraftstoffe.
Die größten Hoffnungen von
DaimlerChrysler richten sich auf syn­the­tischen Sprit aus Biomasse, auch als
BTL bekannt. BTL steht für „Biomass-toLiquid“ und bezeichnet ein Verfahren zur
Verga­sung – mit anschließendem Synthese­schnitt – fast jeglichen pflanzlichen
Rohstoffs in flüssige Energie. Verwendet
werden nicht mehr nur Früchte oder
Knollen, sondern die ganze Pflanze, aber
auch Stroh, Restholz oder schnell
wachsende Hölzer wie Weiden. Dadurch
steigt die Energieausbeute pro Hektar
deutlich. Für diese sogenannte „Zweite
Generation“ der Biokraftstoffe sprechen
noch weitere Argumente: Sie sind weit­
gehend CO2-neutral, weil bei ihrer
Verbrennung nur so viel Kohlendioxid in
die Atmosphäre entlassen wird, wie zuvor
beim Wachstum der Pflanze gebunden
wurde. Und sie lassen sich für die Anfor­
derungen moderner Motoren chemisch
maß­schneidern: Der farb- und geruchlose
Sprit enthält weder Schwefel noch Aroma­
ten, die Schadstoffemissionen sind im
Vergleich zu fossilen Kraftstoffen um 30
bis 50 Prozent geringer. Der Einsatz von
BTL würde selbst bei älteren Fahrzeugen
spürbare Emissionsvorteile bewirken.
Seit 2002 ist DaimlerChrysler gemeinsam
mit Volkswagen Partner der Firma Choren
Industries in Sachsen, an der seit zwei
Jahren auch der Mineralölkonzern Shell
beteiligt ist. Noch 2007 will Choren die
erste kommerziell arbeitende BTL-Anlage
der Welt in Betrieb nehmen; 2010 soll die
erste großtechnische Anlage den Biosprit
mit dem Namen SunDiesel produzieren.
flex-fuel-fahrzeuge
In diesem und im nächsten Jahr wird
DaimlerChrysler rund 750.000 Flex-FuelFahrzeuge (FFV) mit Ottomotor bauen. Sie
fahren mit herkömmlichem Otto-Kraftstoff,
vertragen aber auch jeden Mix mit dem
Biosprit Ethanol bis zu einem Anteil von
85 Prozent (E85). 2007 werden folgende
Modelle als FFV angeboten:
• Mercedes-Benz C-Klasse (V6-Motoren)
• Jeep® Grand Cherokee, Jeep® Commander, Dodge Durango und Chrysler Aspen SUVs (4,7-Liter-Motor)
• Dodge Ram und Dodge Dakota Pickups (4,7-Liter-Motor)
• Chrysler Sebring und Dodge Avenger
Sedans (2,7-Liter-Motor)
• Dodge Caravan, Dodge Grand Caravan und Chrysler Town Country Minivans (3,3-Liter-Motor)
Mehrere Versuchsfahrzeuge von
DaimlerChrysler sind längst im Probe­
einsatz mit dem Kraftstoff. Ihm wird
zugetraut, in den nächsten zwanzig
Jahren ein Fünftel bis ein Viertel
des gesamten Kraftstoffbedarfs in
Deutschland abzudecken.
Zweite Generation Biokraftstoffe
„DaimlerChrysler verfolgt eine Mehr­fach­strategie“, erklärt Dr. Stefan Keppeler:
„Wir setzen ganz stark auf die ,Zweite
Generation‘ der Biokraftstoffe, aber bis
die ihren Beitrag leisten können, müssen
wir auch die ,Erste Generation‘ weiter­
entwickeln.“ Schon deshalb sollte die
Vision Loren Beards von den Sonnen­
blumenfeldern in Michigan keine Vision
bleiben, sondern Wirklichkeit werden. \
32 DaimlerChrysler
Potenzial
unter der
Haube
Ihr Ruf ist nicht der beste – dabei sind Verbrennungsmotoren in den vergangenen Jahren
immer sparsamer und sauberer geworden. Weil Benziner und Diesel bis zur Serienreife
des emissionsfreien und verbrauchseffizienteren Brennstoffzellenmotors die wichtigsten
automobilen Antriebe bleiben werden, muss ihr Kraftstoffverbrauch weiter sinken. Bei
DaimlerChrysler wird viel dafür getan
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
49°N/9°E Der dunkelgrüne Mercedes CLS rauscht durch die
Steil­­kurve. Peter Lückert aber doziert am Steuer so ruhig über
Motorentechnik und Benzinverbrauch, als würde er den Wagen
über eine Landstraße im Schwäbischen lenken. Tatsächlich
geht die Fahrt über die Teststrecke im DaimlerChrysler-Werk
Unter­türkheim, auf der sonst Prototypen mit längst nicht
spruch- und marktreifen Technologien an Bord ihre Runden
drehen. Dazu gehört das Modell, das Peter Lückert jetzt am Ende
einer langen Geraden zum Halten gebracht hat, allerdings nicht.
Der CLS 350 CGI ist bereits seit Sommer 2006 im Handel, darf
aber heute noch einmal zu Demonstrationszwecken zurück auf
die Test­strecke. Denn unter seiner Haube sitzt ein Motor, der
für DaimlerChrysler als Meilenstein in Sachen Kraftstoffersparnis gilt – und den Peter Lückert als Leiter Entwicklung Pkw
Ottomotoren maßgeblich mit aus der Taufe gehoben hat.
„Entscheidend ist heute vor allem, was ein
neuer Motor an Kraftstoff spart.“
Peter Lückert, Leiter Entwicklung Pkw Ottomotoren
Das Kürzel CGI steht für eine Technik, die man bei
DaimlerChrysler als „nachhaltiges Motorenmanagement“ bezeichnet. Die „Stratified Charged Gasoline Injection“, so der vollständige Name, ist eine strahlgeführte Direkt­einspritzung von Kraft­stoff
in den Kolben, in dem das Benzin in einem hochsensiblen Prozess
zur Entzündung gebracht wird. Ein neu entwickelter Piezo-Injektor
platziert den Kraft­stoff in präzisen Dosierungen und auf den Bruch­
teil einer Sekunde genau in die unmittelbare Nähe der Zünd­­kerze, wo er dann ohne nennenswerten Energieverlust verbrennt.
Der 3,5 Liter große Sechszylinder verbraucht so zehn Prozent
weniger Treibstoff als sein Vorgänger, bei dem das Ein­spritz­ventil
außerhalb des Brennraums im Saugrohr gelagert ist. Dennoch
bringt der Motor jetzt sogar 20 PS mehr Leistung bei einem
Drehmoment von 365 Nm, was ihn „im Antritt spürbar agiler“
macht, wie Testpilot Lückert bemerkt. Doch das Plus an Power
sei eher ein schöner Nebeneffekt. „Entscheidend ist heute vor
allem, was ein neuer Motor an Kraftstoff spart“, so Lückert. Die
Direktein­sprit­zung als ein effizienteres Verbrennungsverfahren
gilt deshalb für große Autohersteller wie DaimlerChrysler als
Technik der unmittelbaren Zukunft.
Obwohl in vielen Richtungen nach alternativen Antrieben gesucht
wird und viel Geld in die Forschung rund um umweltschonende
Gas-, Wasserstoff- und Elektromotoren oder neue Biokraftstoffe
investiert wird, sind die meisten Techniken heute noch weit von
einer Serienreife entfernt.
Potenzial unter der Haube
33
DaimlerChrysler zum Beispiel hat bislang rund 1,5 Milliar­­­­den Euro
in die Brennstoffzellentechnologie investiert und mit mehr als
100 Brennstoffzellenfahrzeugen die weltweit größte Testflotte
im Einsatz. Prototypen wie die Mercedes-Benz A-Klasse F-Cell
und der F 600 gelten als Technologievorreiter. Wasserstoff gilt
für die meisten Autohersteller als ultimativer Kraftstoff der
Zukunft. Doch der Brennstoffzellenantrieb ist heute auch wegen
seiner hohen Produktionskosten und einer fehlenden WasserstoffInfrastruktur noch keine serientaugliche Lösung – außerdem kann
Wasserstoff noch nicht in genügender Menge regenerativ gewonnen werden. Die Hybridtechnik ist eine weitere Möglichkeit,
Verbrennungsmotoren effizienter zu nutzen. Bislang allerdings
kommt die Zwitterlösung aus Elektro- und Verbrennungsmotor
nur im Stadtverkehr als wirkliche Alternative infrage, auf längeren Fahrten zeigt sie noch keine entscheidenden Verbrauchs­
vorteile. Die technologische Herausforderung ist daher, auch im
Überlandverkehr zusätzliches Verbrauchspotenzial zu erschließen. DaimlerChrysler setzt die Hybridtechnik bislang dort ein, wo
sie am effektivsten ist: bei Bussen im Stadtverkehr. Im PkwBereich arbeitet man an einem Baukasten mit flexibel einsetzbaren Hybridmodulen. Für die Zukunft gilt bei DaimlerChrysler:
Es sollen keine neuen Fahrzeuge entwickelt werden, die nicht
auch eine Hybridoption erlauben.
Konventionelle Antriebe müssen sparsamer werden
Bis auf Weiteres also sind Verbrennungsmotoren nicht aus dem
automobilen Alltag wegzudenken. Eine McKinsey-Studie mit dem
Titel „Drive“ besagt, dass auch im Jahr 2020 Benzin- und
Dieselaggregate die bestimmenden Antriebe sein werden. Bis zu
30 Prozent Einsparpotenzial sollen bei künftigen Ottomotoren
möglich sein, bei Diesel­motoren sind es 20 Prozent. Und das ist
auch dringend nötig. Laut Greenpeace stoßen derzeit weltweit
900 Milli­onen Fahrzeuge jedes Jahr rund vier Milliarden Tonnen
CO2 aus, pro Liter Benzin werden 2,3 Kilogramm CO2 frei­­gesetzt,
eine enorme Belastung für die Umwelt. Da künftig immer mehr
Autos unterwegs sind, im Jahr 2030 werden es mehr als zwei
Milliarden sein, müssen die Antriebe deutlich sparsamer werden.
Um eine Marke zu setzen, hatten sich die europäischen Auto­
mobilhersteller verpflichtet, die CO2-Emissionen ihrer Fahrzeuge
von 1995 bis 2008 um rund 25 Prozent auf einen Durch­schnitts­­wert von 140 Gramm CO2 pro Kilometer zu senken. Um diesen
Wert zu erreichen, hatten die Automobilhersteller aufgrund ihrer
unterschiedlichen Produktportfolios auch verschiedene Zielwerte.
DaimlerChrysler konnte die CO2-Emissionen seiner europä­ischen Mercedes-Fahrzeugflotte seit 1995 immerhin um 20
Prozent senken, den Verbrauch in Deutschland seit 1990 um >>
34 DaimlerChrysler
ENERGIEMANAGEMENT
– Optimierung von Heiz- und Kühlaggregaten
– Optimierung Energieverbrauch Nebenaggregate
motor
– Sparsame Dieseltechnologie: optimierter Dieselantrieb mit BLUETEC-Abgasreinigungstechnologie
– Strahlgeführte Benzin-Direkteinspritzung (CGI-Technologie) der zweiten Generation
– Verkleinerung der Motoren (Downsizing) bei gleichzeitiger Aufladung
– Reduzierung der Reibungsverluste im Motor
– Gewichtsoptimierung in der Motorkonstruktion (Veränderung von Wandstärken, Einsatz neuer Werkstoffe)
alternative antriebstechnologie
– Hybridisierung: Einführung von unterschiedlichen Hybridmodulen
– Erdgas: bivalente Verbrennungsmotoren für Erdgas und/oder Benzin
oder monovalente Erdgasmotoren
– Emissionsfreier Brennstoffzellenantrieb als Langfristziel
getriebe und nebenaggregate
– Optimierung der Schaltung von Automatikgetrieben
– Einführung der Start-Stopp-Automatik
materialien
– Leichtbau: Gewichtsreduzierung durch Einsatz
leichter, hochfester Stähle und Kunststoffe
design
– Verminderung der Fahrwiderstände durch verbesserte Aerodynamik und Reifentechnologie
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
Potenzial unter der Haube
Stellschrauben der C02 - Reduktion
Rund 5,3 Milliarden Euro investierte DaimlerChrysler im letzten Jahr in Forschung und Entwicklung – ein Viertel davon in umweltfreundliche Technologien. Ob Motor, Getriebe oder Form des Autos: Die Forscher setzen an vielen verschiedenen Stellen an, um
Verbrauch und Kohlendioxidemission (CO 2) zu senken
35
36 DaimlerChrysler
Benzinmotor mit Piezo-Direkteinspritzung
und strahlgeführtem Brennverfahren
Bei jedem Arbeitstakt werden die Brennräume
binnen Sekundenbruchteilen mehrmals hintereinander mit Kraftstoff versorgt, um auf diese
Weise Gemischbildung, Verbrennung und Verbrauch deutlich zu verbessern
Direkteinspritzung der 2. Generation
Die sogenannte „Stratified Charged Gasoline Injection“ gilt als Schlüsseltechnologie für die strahlgeführte Direkteinspritzung. Sie
bringt den Kraftstoff präzise dosiert in die unmittelbare Nähe der Zündkerze. Die Verbrennung erfolgt ohne Energieverlust. Die
Folge: rund zehn Prozent weniger Verbrauch
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
Potenzial unter der Haube
Etappen der Emissions- und Verbrauchsreduktion
30 Prozent. Der Durchschnittsverbrauch von Mercedes-Benz liegt
heute rund drei Liter unter dem von 1990. Verbrannten im Motor
einer S-Klasse damals 14,5 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer, liegt
der Verbrauch eines leistungsmäßig vergleichbaren S 320 CDI
heute bei 8,5 l/100 km. Das ist einerseits eine Reduktion um
fast 45 Prozent, andererseits natürlich auch deutlich mehr als
ein Kleinwagen wie der smart, der mit drei Liter Sprit über die
Runden kommt.
Verbrauchsreduktion ist daher für Premiumfahrzeuge und insbe­sondere für die geländegängigen Sport Utility Vehicles eine
besondere Herausforderung, der sich ein Automobilunternehmen
wie DaimlerChrysler stellen muss. 38 Prozent aller in Europa
verkauften Mercedes-Benz Neuwagen verbrauchen heute weniger als 6,5 Liter auf 100 Kilometer – ein Schritt in die richtige
Richtung, aber angesichts der globalen Herausforderungen noch
nicht ausreichend.
2007 Die vierte Generation der C-Klasse ist das weltweit
einzige Auto seines Marktsegments mit Umweltzertifikat des TÜV
Kooperation mit GM und BMW für die Serienentwicklung
eines neuen Hybridmoduls für Premiumfahrzeuge
2006 Einführung des E 320 BLUETEC in den USA
Einführung der zweiten Generation der strahlgeführten
Direkteinspritzung im 3,5 l V6 CGI
2005 Im Hybrid-Entwicklungszentrum Troy beginnen Projektteams von DaimlerChrysler, General Motors und BMW
mit ihrer Arbeit an unterschiedlichen Hybridsystemen
wie dem Two-Mode-Hybrid
Vorstellung des Brennstoffzellen-Pkw „F-600“ auf der
„Downsizing“ heißt der Trend: Durch immer intelligentere Einspritz­
techniken, Turbolader und Kompressoren wird aus Motoren mit
weniger Hubraum mehr Leistung ge­wonnen, diese werden
dadurch häufiger in Teillast betrieben, bei geringerem Ver­
brauch und weniger Emissionen. Motoren schöpfen heute gut
50 Prozent mehr Leistung aus der gleichen Spritmenge wie
1990. Vor allem Dieselaggregate sind in den vergangenen
Jahren dank Common-Rail-Einspritzsystemen mit hoch­präzisen
Piezo-Injektoren leistungskräftiger, leiser und bescheidener
geworden. Die neue Generation der Diesel-Vierzylinder von
DaimlerChrysler, die kommendes Jahr anrollt, verbraucht etwa
einen halben Liter weniger als die aktuelle DieselmotorenKollektion. Vor allem aber sind Diesel­motoren heute sauberer:
DaimlerChrysler hat 2006 auf der North American International
Auto Show in Detroit mit dem Mercedes-Benz E 320 BLUETEC
und dem Vision GL 320 BLUETEC die saubersten Diesel der
Welt präsentiert.
Tokio Motor Show
Die neu eingeführte Mercedes-Benz S-Klasse ist das
weltweit erste Auto mit Umweltzertifikat
Dieseloffensive mit neuer Generation des Drei-LiterSechszylinders
Weltweit erster Anbieter von Dieselfahrzeugen mit
Euro 4 und geregeltem Partikelfilter
Präsentation von SunDiesel, des weltweit ersten aus
Biomasse synthetisch hergestellten Dieselkraftstoffs
2003 Vorstellung der Hybridstudie „F 500 Mind“, die einen
Elektromotor mit einem Achtzylinderdiesel vereint
1997 Erstes Serienfahrzeug mit Common-Rail-Technik (CDI),
Zukunftsmusik: Der Diesel wird zum Vorbild
für Ottomotoren
die Sprit spart und mehr Leistung bringt
1995 Markteinführung der ersten Generation der Direkt-
Jetzt wird der Diesel zum Vorbild für den Ottomotor – denn
Diesel konsumieren rund ein Viertel weniger Treibstoff. Bei
DaimlerChrysler entwickelt man deshalb ein Antriebs­konzept mit
dem Arbeitstitel „DiesOtto“- Motor: ein Benzin­aggregat, das gute
Leistung bei geringen Emissionen und einem deutlich niedrigeren
Verbrauch bringen soll. Die Zukunft des Ottomotors liegt im
Werk Untertürkheim im Gebäude 143. Hier forschen die Ingenieure an den Benzinmotoren von morgen und übermorgen.
Einer von ihnen ist Günter Karl, Abteilungsleiter Vorentwicklung >
einspritzung im E 290 Turbodiesel
1994 Präsentation von NECAR 1, dem ersten Auto mit Brennstoffzellenantrieb
1993 Erfolgreiche Tests mit einem Parallel-Hybridantrieb in
einer C-Klasse
1986 Geregelter Katalysator serienmäßig für alle Pkw von
Mercedes-Benz
37
38 DaimlerChrysler
Ottomotoren. Er ist überzeugt, „dass wir mit dem ‚DiesOtto‘
deutliche Verbrauchseinsparungen und ein sehr geringes CO2Emissionsniveau erreichen können“. Karl steht in einem kleinen
Raum, in dem man vor lauter Technik kaum einen Schritt tun
kann. Doch auf diesen knapp 20 Quadratmetern werden hoch­
geheime Technolo­gien erprobt, die vielleicht schon in ein paar
Jahren die Autos von morgen antreiben.
Wichtigstes Forschungsmittel ist ein mächtiges Aggregat im
Zen­trum des Labors, ein Einzylinder, mit dessen Hilfe neu entwickelte Bauteile getestet werden. Spezialkameras filmen dabei
das Geschehen im Zylinder, wenn das Kraft­stoff-Luft-Gemisch zur
Entzündung gebracht wird – hier wurde zum Beispiel auch die
strahlgeführte Direk­t­einspritzung aus der Wiege gehoben. Woran
man derzeit forscht, dazu will Günter Karl naturgemäß nicht viel
sagen. Alles, was hinter den unscheinbaren, aber gut gesicherten
Mauern geschieht, ist topsecret. Allerdings verrät Karl, dass hier
an einem neuen Antriebskonzept gearbeitet wird, das einen
Ottomotor so sparsam wie einen Dieselmotor machen soll.
Deshalb wird dieses Antriebskonzept auch „DiesOtto“ genannt.
Der Ottomotor solle Schritt für Schritt mit Technologien verändert
werden, die bisher hauptsächlich von Dieselantrieben bekannt
waren. Damit würde der Ottomotor zum Selbstzünder, der den
Kraftstoff wesentlich besser ausnutzen könnte. Erste Technologie­
bausteine sind die Direkteinspritzung und die Turbo­aufladung.
Der Motor könnte so deutlich wirtschaftlicher arbeiten.
Start-Stopp-Technik soll Kraftstoffverbrauch
weiter senken
Nicht nur mit dem Motor lässt sich Sprit sparen. Auch in der Aero­­dynamik und beim Energiemanagement, etwa bei der Klima­
tisierung, „liegen weitere Potenziale“, sagt Thomas Hellmuth,
Leiter Gesamtfahrzeug-Vorentwicklung und Technologiestrategie
der Mercedes Car Group. Laut ADAC verbraucht zum Beispiel
allein die Klimaanlage bis zu 0,7 Liter Sprit auf 100 Kilometer.
Und so lassen sich nach Einschätzung von Thomas Hellmuth auch
mit Ver­bes­serungen in der Steuerung von Energieflüssen im
Antriebs­strang und im Bordnetz, bei der Aerodynamik und bei
Nebenaggregaten, zum Beispiel der Motorölpumpe, zu­sammen
bis zu einem halben Liter Kraftstoff pro 100 Kilo­meter einsparen.
Beginnend mit dem smart sollen ab Ende 2007 verschiedene
Fahrzeuge der Mercedes Car Group mit der Start-Stopp-Technik
ausgerüstet werden, die den Motor beim Warten an einer Ampel
ausschaltet und beim Los­lassen der Bremse automatisch wieder
startet. Das soll den Kraftstoff­verbrauch weiter senken. „Es gibt
viele Details, die sich optimieren lassen und die zusammen gerech­
net einen beachtlichen Beitrag zu einem geringeren Treibstoff­
verbrauch leisten können“, so Hellmuth.
Am meisten aber ist über neue Motorentechnologien zu gewinnen. So spart die neue Generation von Sechszylindermotoren
von Mercedes-Benz bis zu einem Liter Benzin auf 100 Kilometer,
wobei das aber nicht unbedingt bei jedem Tempo in der Steil­
kurve gilt. Deshalb hat Ottomotoren-Entwickler Peter Lückert
den dunkelgrünen Mercedes CLS mit dem CGI-Motor nach einer
Demonstrationsrunde auf der Test­strecke auch wieder in die
Tiefgarage bei seinem Büro gesteuert.
Er schaltet den Motor aus, das neueste Modell eines mehr als
100 Jahre alten Antriebkonzepts, dem erst einmal die unmittelbare Zukunft gehören wird. Das Herzstück der welt­weiten Mobili­
tät muss in den Forschungsabteilungen der Automobil­hersteller
immer weiter auf Effizienz getrimmt werden, bis irgendwann eine
alternative Technik im automobilen Alltag Einzug hält, die den
Verbrennungs­motor dann letztlich zu einem Anachronismus
machen wird. \
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
39
Potenzial unter der Haube
mögliche „Diesotto“- Optionen
Option Einspritzinjektor im Zylinderkopf:
Die Direkteinspritzung ermöglicht eine
Verbrauchsreduzierung
Option Turbolader am Auspuffkrümmer:
Der Turbolader sorgt für ein gutes Ansprechen des Motors aus niedrigen
Drehzahlen, einen drehmomentstarken
Durchzug sowie hohe Spitzenleistungen
Kombination aus Otto - und Dieselantrieb
Ein Antriebskonzept mit dem Arbeitstitel „DiesOtto“: Forscher von DaimlerChrysler tüfteln an einem Benzinaggregat, das die
Vorteile von Benzin- und Dieselantrieb vereint. Die Neuentwicklung soll gute Leistungen bei deutlich niedrigerem Verbrauch und
entsprechend geringen Kohlendioxidemissionen bringen
40 DaimlerChrysler
Es sind noch längst
nicht alle Möglichkeiten
ausgereizt
Herbert Kohler, Forschungsleiter und Umweltbevollmächtigter von DaimlerChrysler,
über CO2 - Emissionen, Hybridantriebe und die Zukunft der Brennstoffzellenmobilität
Interview
Fotografie
Philip Wesselhöft
Frank Schultze
49°N/9°E 360 GRAD: Herr Professor Kohler, das Thema Klima­
wandel ist aktuell wie nie, auch der CO2 -Ausstoß von Autos, der
Kraftstoffverbrauch und alternative Antriebe sind viel diskutierte
Themen. DaimlerChrysler zum Beispiel punktet auf der einen
Seite mit einem Drei-Liter-smart, auf der anderen Seite bieten
Sie einen 500 PS starken AMG-Geländewagen mit über 15 Litern
Kraftstoffverbrauch an. Wie rechtfertigen Sie dies in heutigen
Zeiten?
Kohler: Entscheidend ist doch, welchen Verbrauchsdurchschnitt
die Gesamtflotte aufweist. Natürlich gibt es Exoten, die wir in
kleinen Stückzahlen für besondere Anforderungen und Emotionen
anbieten. Das ist deshalb vertretbar, weil ihr Einfluss auf den
durchschnittlichen Verbrauch unserer Flotte relativ gering ist. Viel
wichtiger ist, dass wir in den Volumenmodellen, und dazu gehört
auch der smart, geringere Verbrauchszahlen mit großer Wirkung
auf das Gesamtergebnis haben.
360 GRAD: Die europäischen Hersteller hatten sich 1998 verpflichtet, bis 2008 den CO2 -Ausstoß ihrer Fahrzeugflotte von
damals (1995) durchschnittlich 185 Gramm um rund 25 Prozent
auf einen Durchschnittswert von 140 Gramm pro Kilometer zu
senken. Das kann kaum ein großer Hersteller vorweisen. Wurde
das Ziel verfehlt?
Kohler: So ist die Betrachtung nicht richtig, denn dieser Wert
von 140 Gramm CO2 - Emissionen pro Kilometer ist als ein Durch­
schnittswert aller in Europa produzierender Autohersteller
formuliert. Das heißt, nicht jeder Fahrzeughersteller muss diese
140 Gramm bis 2008 bringen. Es gibt im Rahmen der Verein­
barung unterschiedliche Ziele, nach denen die Hersteller von
Premiumfahrzeugen etwas darüber liegen dürfen und die Her­steller von vorwiegend Klein- und Mittelklassefahrzeugen sogar
weniger erreichen sollen.
„Der Verbrauch der Mercedes-Benz
Fahrzeuge ist seit 1995 um 20 Prozent
gesunken. Kein anderer europäischer
Hersteller hat so viel geschafft.“
Und es ist ja so, dass der Verbrauch der Mercedes-Benz Fahrzeuge
seit 1995 um 20 Prozent gesunken ist. Kein anderer europäischer Hersteller hat so viel geschafft. Außerdem wissen wir heute
noch nicht präzise, welche Fahrzeuge wir 2008 verkaufen werden.
Es sind noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgereizt. Wir werden bis dahin sicherlich einige Dinge, die jetzt in der Entwicklung
sind, am Markt platzieren. Ich möchte nicht drum herumreden,
und ich weiß, dass es sehr knapp wird, das Ziel zu erreichen. Aber
lassen Sie uns Ende 2008 Bilanz ziehen. >
41
MERCEDES-BENZ MUSEUM
UNTERTÜRKHEIM
DEUTSCHLAND
42 DaimlerChrysler
S. 41
Herbert Kohler in der Ausstellung „Forschungsfahrzeuge“ im
Mercedes-Benz Museum in Untertürkheim
360 GRAD: Wurmt es Sie denn nicht, wenn Sie als Hersteller
mit Premiumanspruch ausgerechnet in den öffentlichkeits­
wirksamen Statistiken zum CO2-Ausstoß plötzlich weiter hinten
zu finden sind?
Kohler: Ein Wettbewerber, der hauptsächlich eine Klein- und
Mittelwagenflotte hat, wird zwangsläufig weiter vorn liegen als
ein Hersteller, der vor allem im Premiumsegment zu Hause ist.
Aber wir diskutieren ja auch nicht darüber, warum eine 50Quadratmeter-Wohnung weniger Heizenergie benötigt als eine
150-Quadratmeter-Wohnung. Wir sollten uns vor solchen
Vergleichen hüten. Es ist doch klar, dass ein schweres Auto mehr
Kraftstoff verbraucht als ein leichtes, man muss einfach mehr
Masse bewegen. Wir müssen eben auch berücksichtigen, dass
mit größeren Wagen unter Umständen bis zu sieben Personen
befördert werden und in dem Kleinwagen vielleicht nur zwei
Passagiere sitzen. Außerdem muss man sehen, dass bedeutende
technologische Innovationen, gerade auch zur Verbrauchs­
minderung, meistens über den Einsatz in größeren Autos den
Weg ins breitere Kleinwagensegment finden, das ist eine Frage,
welches Produkt welche Entwicklungskosten tragen kann. Aber
ich will gar nichts beschönigen, ganz klar muss immer der An­spruch gelten, auch in den angesprochenen Statistiken das
Bestmögliche zu erreichen, immer aber im Rahmen eines fairen
Vergleichs. Unser Ziel ist, best in class zu sein, auch bei den
CO2 - Emissionen. Dafür tun wir sehr viel.
360 GRAD: DaimlerChrysler hat viel Geld in die Entwicklung der
Brennstoffzellentechnologie gesteckt. Ist das der Antrieb der
Zukunft? Es gibt ja mit Hybridantrieben oder Elektroautos noch
andere mögliche Alternativen.
Kohler: Der Brennstoffzellenantrieb ist die einzige Technologie,
die zumindest lokal mit null Emissionen fährt. Es gibt außerdem kein anderes System, das so energieeffizient ist wie die
Brennstoffzelle. Sie ist etwa doppelt so effizient wie ein moderner
Dieselmotor. Und daran wird sich auch nichts ändern.
„Wir sehen in der Brennstoffzelle das größte
Potenzial.“
Beim Elektroauto ist die Batterie zurzeit das größte Problem,
wir sehen nicht, dass man absehbar das Problem der Reichweite
lösen kann, und selbst dann muss man erst wieder zeitintensiv
Strom tanken. Nein, wir sehen in der Brennstoffzelle das größte
Potenzial. Unser Ziel ist, zwischen 2012 und 2015 mit einem
Brennstoffzellenantrieb wettbewerbsfähig und serienreif zu sein.
Und wir sind auf einem guten Weg: Bereits heute betreiben wir
mit über 100 Fahrzeugen die weltweit größte Brennstoffzellenflotte: Konzeptfahrzeuge, Pkw, Transporter und Citaro-Stadtbusse
gehören dazu. Mit mehr als drei Millionen emissionsfrei zurück­
gelegten Kilometern verfügen wir über mehr Daten, Know-how
und Erfah­rungen als jeder andere Hersteller.
360 GRAD: Derzeit ist das Thema Hybrid in aller Munde. George
Clooney fährt medienwirksam mit einem Hybridauto bei der
Oscar-Verleihung vor, und deutsche Politiker rufen dazu auf,
Hybridmodelle zu kaufen. Wie beurteilen Sie diese Diskussion?
Kohler: Sie ist zum Teil sehr emotional geführt. Untersuchungen
haben ergeben, dass in den meisten Fällen ein Dieselfahrzeug
in der vergleichbaren Größe zum aktuellen Hybridmodell des
Wettbewerbers im realen Fahrbetrieb genauso gute Verbrauchswerte aufweist, oftmals sogar bessere. Dieselfahrzeuge haben,
gerade auch in ihrer großen Verbreitung, einen wesentlich nachhaltigeren Effekt als die relativ kleine Flotte von 350.000 weltweit verkauften Hybridfahrzeugen. Wenn wir heute, bezogen auf
Deutschland, bei DaimlerChrysler von über 30 Prozent weniger
Verbrauch seit 1990 reden, dann ist das vor allem den neuen
Generationen von Dieselmotoren zu verdanken. Man muss also
die Kirche im Dorf lassen.
„Dieselfahrzeuge haben, gerade auch in
ihrer großen Verbreitung, einen wesentlich
nachhaltigeren Effekt als die relativ kleine
Flotte von 350.000 weltweit verkauften
Hybridfahrzeugen.“
360 GRAD: Welche Bedeutung räumt DaimlerChrysler denn
Hybridmodellen ein?
Kohler: Verstehen Sie mich richtig, Hybrid ist ein wichtiges
Thema. Wir fahren die Strategie, unseren Kunden künftig beides
anzubieten, modernste Dieselfahrzeuge und Hybridlösungen.
Dafür arbeiten wir gemeinsam mit General Motors und BMW in
unserem Hybrid-Entwicklungszentrum in Michigan zusammen.
Entwicklungsschwerpunkt ist dort das sogenannte Two-Mode
Hybridsystem, das anders als heutige Hybridsysteme nicht nur
Verbrauchsvorteile im Stadtzkylus hat. Darüber hinaus produ­zie­ren wir bereits heute mit Mitsubishi Fuso den sparsamsten
Leicht-Lkw der Welt, den Canter Eco Hybrid. Vor allem im
öffentlichen Nahverkehr sind wir absoluter Marktführer: Die
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
Hybridbusse der DaimlerChrysler-Stadtbusmarke Orion sind ein
Verkaufsschlager in Nordamerika. Bereits 1.500 Bestellungen
sind eingegangen, die meisten davon aus New York City. Einige
Hundert davon sind bereits in nordamerikanischen Metropolen im
täglichen Einsatz. Die modernen Busse ermöglichen eine erhebliche Treib­stoffeinsparung und stoßen darüber hinaus deutlich
geringere Emissionen aus.
360 GRAD: DaimlerChrysler entwickelt derzeit gemeinsam mit
BMW einen Hybridantrieb für ein Premiumfahrzeug. Da kooperieren plötzlich die schärfsten Konkurrenten. Schafft der Kostendruck
bei Zukunftstechnologien neue Freundschaften?
Kohler: Man muss Ressourcen bündeln, das ist das Gebot der
Stunde. Wir haben gelernt, dass solche Kooperationen große
Vorteile mit sich bringen. Die große Furcht, seine Identität im
Produkt zu verlieren, ist praktisch unbegründet. Sie können eine
Basisentwicklung gemeinsam machen und dann die Ausprägung
und Integration im Fahrzeug völlig unterschiedlich gestalten,
sodass sich ein Mercedes-Benz immer noch deutlich von einem
BMW unterscheidet. Wir haben zum Beispiel mit Ford eine
Kooperation bei der Entwicklung der Brennstoffzelle. Und der Ford
Focus mit Brennstoffzelle fährt sich vollkommen anders als ein
Fahrzeug von DaimlerChrysler. In solchen Allianzen liegt noch viel
Potenzial.
360 GRAD: Dann hat sich die Werksspionage wohl erübrigt, wenn
sowieso bald alle Hersteller gemeinsame Entwicklungen betreiben?
Kohler: Nein, Wettbewerbsanalyse ist unverzichtbar. Denn
genau die Frage „Was macht der andere aus der gemeinsamen
Basisentwicklung?“ ist wichtig. Wie wird die Brennstoffzelle oder
der Hybridantrieb im Fahrzeug integriert, zu welchen Kosten und
zu welchen Terminen, mit welcher Justierung im Detail, das ist
das Know-how, das interessant ist. Von daher würde ich sagen:
Wettbewerbsanalyse bleibt auch weiterhin spannend (lacht). \
Interview Herbert Kohler
43
44 DaimlerChrysler
SPANIEN
MADRID
AVENIDA DE AMÈRICA
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
CO²–Champion
CO2 - Champion
Fotografie
Dirk Weyhenmeyer
Mit dem smart fortwo hat DaimlerChrysler offenbar den Nerv
der Zeit getroffen. Rund 770.000 Exemplare kurven mittlerweile
durch die europäischen Metropolen. In New York steht der
kuriose Kleine im Museum of Modern Art. Das deutsche
Institut für Umweltforschung „Öko-Trend“ bescheinigte ihm
jüngst besondere Umweltverträglichkeit. So viel Lob beflügelt.
In einem äußerst schwierigen Marktumfeld setzte sich der smart
fortwo durch und ist in der CDI-Variante das derzeit einzige
Drei-Liter-Auto der Welt. Jetzt kommt das Nachfolgemodell des
smart fortwo auf den Markt. Es ist 20 Zentimeter länger, noch
sparsamer im Verbrauch und attraktiver als sein Vorgänger.
mal 116 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Zum Vergleich: Die
EU-Kommission hat eine Strategie vorgelegt, nach der die
durchschnittlichen CO2-Emissionen von in der EU verkauften
Neuwagen bis 2012 das Ziel von 120 Gramm erfüllen müssen.
Verbesserungen bei der Fahrzeugtechnologie sollen die
durchschnittlichen Emissionen auf 130 Gramm pro Kilometer
senken. Mit zusätzlichen Maßnahmen soll eine Reduzierung
um weitere10 Gramm pro Kilometer erreicht werden.
Darüber hinaus kommt ab Ende 2007 die 52-kW-Variante mit
Startergenerator auf den Markt. Sie wird den Verbrauch im
Stadtverkehr noch einmal um 13 Prozent reduzieren.
Die Ingenieure des neuen smart fortwo setzten konsequent
auf Komfort, Agilität, Sicherheit und zugleich klimafreundliches
Fahren. Mit Erfolg: Die Dieselversion CDI, ebenso wie die
drei Benziner mit einem neu entwickelten Fünfgang-Getriebe
gekoppelt, punktet mit einem Normverbrauch von nur
3,3 Litern. Mit 88 Gramm pro Kilometer schafft das weltweit
einzige Drei-Liter-Auto zudem den niedrigsten CO2- Ausstoß aller
Fahrzeugtypen. Obwohl die neu entwickelten Benzinmotoren
deutlich mehr leisten, schlucken sie nach Norm zwischen
4,7 und 4,9 Liter. Sie stoßen beim stärksten Antrieb gerade
Die Maxime der Ressourcenschonung gilt auch für Ausstattung
und Bauart. In der Instrumententafel steckt die Naturfaser
Flachs. Die Karosserie ist pulverlackiert. Bei diesem blei- und
cadmiumfreien Verfahren werden weder Lösemittel emittiert
noch entstehen Sonderabfälle. Die flexiblen Kunststoffteile der
Außenhaut sind extrem leicht und vollständig wiederverwertbar.
Gerade im dichten Stadtverkehr beruhigend: Kleine Parkbeulen
überstehen sie unbeschadet. Kunststoff rostet zudem nicht. Das
Auto dürfte den Amerikanern gefallen. In den USA kommt der
Kleine im Jahr 2008 auf den Markt. \
45
DaimlerChrysler
zum umgang mit der umwelt
news
16° n / 92° w
46 Zertifikat für Werk
in Mexiko
Santiago – Im Freightliner-Werk im mexikanischen Santiago de Tianguistenco führten
DaimlerChrysler-Umweltexperten 2002
erstmals eine Umweltrisikoanalyse durch.
Das Management wurde davon überzeugt,
dass organisatorische und technische
Maßnahmen unumgänglich waren, um
den Standort auf den von DaimlerChrysler
weltweit geforderten Umweltstandard
hin zu entwickeln. Investitionen für die
Umsetzung eines herausfordernden
Maßnahmenkataloges wurden daraufhin
freigegeben. 2004 beteiligte sich das Werk
zusätzlich an einem Umweltprogramm
der mexikani-schen Regierung. Unter
Einbeziehung der Umweltbehörden wurden
Abläufe und Technik nochmals analysiert
und weitere Verbesserungsmaßnahmen
festgelegt. So wurden unter anderem ein
Gewässer­schutzprogramm aufgesetzt,
separate Abfall- und Gefahrstofflager nach
dem Stand der Technik errichtet sowie alle
Mitar­beiter über Umweltrisiken aufgeklärt.
Die Anstrengungen für eine saubere
Umwelt haben Wirkung gezeigt. Der Staat
Mexiko zeichnete das DaimlerChryslerWerk Santiago jetzt mit dem Gütesiegel
„Certificado Industria Limpia“ als beson­
ders umweltfreundlich aus.
47
35° n /140° e
News zum Umgang mit der Umwelt
49° n /8° e
49° n /8° e
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
Sonnen-Strom
in Gaggenau
Mehr Effizienz in
Lackierereien
Rastatt – Etwa die Hälfte des Energieverbrauchs in Montagewerken entfällt auf
Lackierereien. In einem BenchmarkingProjekt von DaimlerChrysler wurden
des­halb sieben Pkw-Lackierereien in
Deutschland und den USA untersucht.
Ein Team bewertete deren Energieeffizienz
und erarbeitete Vorschläge für Verbesserungsmaßnahmen. Während das Design
der Anlagen nur bei Neu- oder größeren
Umbauten verändert werden kann, lässt
sich die Betriebsweise häufig kurzfristig
und mit geringen Investitionen optimieren.
Stellschrauben sind die Temperatur und
Feuchtigkeit der Kabinenzuluft, die Sink­
geschwindigkeit der Luft in der Kabine und
die Betriebsweise der Anlagen am Wochen­­ende. In verschiedenen Werken werden
jetzt entsprechende Umsetzungs­pro­gram­
me gestartet.
Gaggenau – Umweltfreundlicher Strom
mithilfe der Sonne: Seit Dezember 2006 ist
auf einem Dach des Getriebewerks Rastatt
– einer Außenstelle des Werks Gaggenau
in Deutschland – die größte Fotovoltaikanlage des gesamten DaimlerChryslerKonzern installiert. Auf 21.600 Quadratmeter Dachfläche sind 2.380 Solar­module
mit einer Modulfläche von 3.950 Quadratmetern optimal auf die Sonne ausgerichtet.
Sie erzeugen im Jahr durch­schnittlich
490.000 Kilowattstunden Solarstrom.
Das entspricht dem jährlichen Bedarf von
125 Vier-Personen-Haushalten. Damit
lassen sich 453 Tonnen Kohlendioxid pro
Jahr einsparen. DaimlerChrysler hat das
Dach zur Verfügung gestellt, die neu
gegründete Betreibergesellschaft Solarpark
Rastatt GmbH ist für die Technik und die
Instand-haltung verantwortlich. Beide
Un­ternehmen leisten mit der Solaranlage
einen Beitrag zur Reduzierung des
Treibhauseffektes.
Weniger Emissionen
in Japan
Kawasaki – Investition in Lackqualität
und Umweltschutz: Im Mai 2006 hat die
Mitsubishi Fuso Truck & Bus Corporation
(MFTBC) in ihrem Werk in Kawasaki/
Japan eine Hightech-Lackiererei für Nutz­
fahrzeuge eröffnet. Die Investition von acht
Milliarden Yen (etwa 50 Millionen Euro)
bringt viele Umweltvorteile mit sich:
Der Ausstoß von flüchtigen organischen
Gasen (VOCs) und Gerüchen wird durch
eine moderne Abluftregelung deutlich
reduziert. Eine bessere Isolierung sorgt für
eine niedrigere Lärmbelastung. Dank einer
ausgefeilten Wärmerückgewinnung und der
Nutzung eines Trockenofens sowie einer
Lackkabine mit geringerem Wärmeverlust
konnte der Energieverbrauch um 30 Pro­
zent reduziert werden.
48 usa
silver spring
thayer avenue
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
Sauberes Comeback
Die BLUETEC-Technologie macht den Diesel
so emissionsarm wie nie zuvor
Sauberes
Comeback
Lange war der Diesel in den USA verpönt. Jetzt ist er wegen seines geringen Kraftstoffverbrauchs
und einer neuen Abgastechnologie wieder gefragt
49
50 DaimlerChrysler
„Diesel-Pkw leisten einen
wichtigen Beitrag, um
Kraftstoffbedarf und
Kohlendioxidemissionen
zu senken.“
Donna Kerr am Steuer ihres Mercedes-Benz E 320 BLUETEC
Autor
Fotografie
Stefan Scheytt
Christoph Püschner
39°N/77°w Im Leben von Donna Kerr
hat es schon viele Autos der Marke
Mercedes-Benz gegeben. Derzeit besitzt
die Grundstücksmaklerin aus Silver Spring
bei Washington D.C. zwei Modelle mit dem
Stern. Das eine ist ein Grand 600, Baujahr
1970; die „Stretch Limo“ soll einmal eine
wichtige Rolle in Kerrs Konzept für ein
Edelrestaurant spielen und wird nun von
einem Restaurator zu einem Preis auf
Touren gebracht, für den man sich leicht
drei C-Klasse-Fahrzeuge leisten könnte.
Daneben besitzt Donna Kerr seit Kurzem
einen Mercedes-Benz E 320 BLUETEC.
Es ist das sauberste Dieselfahrzeug der
Welt und obendrein in seinem Durst
nach Sprit äußerst genügsam. Für die
Geschäftsfrau Donna Kerr war das ein
entscheidendes Argument: „Ich gehe sehr
ungern tanken.“
Imagewandel für Diesel
In der Geschichte der Autofahrernation USA
hat es einmal sehr viele Dieselfahrzeuge
gegeben. Das war in den Jahren nach der
Ölkrise 1973, als mit den Spritpreisen auch
die Beliebtheit des Diesel stieg und bis zu
90 Prozent aller in den USA verkauften
Mercedes-Benz Modelle Selbstzünder
waren. Das Fehlen von schwefelarmem
Dieselkraftstoff ließ die Diesel-Pkw
fast wieder völlig von den Straßen
Margo Oge, Leiterin des Office of Transportation & Air
der EPA Quality
verschwinden. Was blieb, war das Image
eines verbrauchsgünstigen, aber lahmen,
lauten und schmutzigen Selbstzünders.
An diesem Urteil hielten viele fest und
verpassten interessante Entwicklungen.
Sie versäumten, wie die Common-RailDirekteinspritzung (CDI) dem Diesel
heute zu Drehmomenten verhilft, die jene
von Benzinern meist übertreffen. Sie
versäumten, wie die wartungsfreien
Partikelfilter das Rußproblem lösten. Und
sie versäumten, wie Mercedes-Benz die
Stickoxidemissionen innerhalb von 15 Jahren um rund 75 Prozent reduzierte. Den
neuesten Technologiesprung allerdings wird
kaum jemand so leicht verpassen können.
Denn BLUETEC verringert die Stickoxide
nochmals drastisch und erreicht das Niveau
des Ottomotors – bei bis zu 35 Prozent
geringerem Dieselverbrauch. Der
Imagewandel zeichnet sich bereits ab: Das
US-amerikanische Wissenschaftsmagazin
„Scientific American“ wählte BLUETEC zu
den wegweisenden Innovationen in
Wissenschaft und Technik des Jahres 2006.
Die traditionsreiche Zeitschrift „Popular
Science“ setzte BLUETEC auf die Liste
„Best of What’s New“ der besten Produktinnovationen. Auf der International Auto
Show in New York im April 2007 wählten
Automobiljournalisten aus 22 Ländern den
E 320 BLUETEC zum „2007 World Green
Car“. Durch weiter sinkende Emissions­
grenzen und steigende Kraftstoffpreise
dürfte der Diesel in den USA ein sauberes
Comeback erleben: Marktforscher rechnen
mit einem Anstieg des Marktanteils von
3,4 auf 15 Prozent bis zum Jahr 2015. Und
DaimlerChrysler als Erfinder und maß­geb­
licher Treiber der Dieseltechnologie
dürfte daran einen großen Anteil haben,
zumal die Modellpalette an klassischen
Dieselfahrzeugen und BLUETEC-Versionen
stark vergrößert werden soll.
Innovation durch Abgasreinigung
Erzielt werden die umweltfreundlichen
Emmissionswerte durch ein modulares
System zur Abgasreinigung. Es besteht
aus einem Oxidationskatalysator, der vor
al­lem den Ausstoß an Kohlenmonoxid
senkt, und einem Partikelfilter, der die
Menge der Rußteilchen um bis zu
98 Prozent auf ein kaum nachweisbares
Niveau reduziert. Dritter Baustein ist die
Kombination aus zwei weiteren Elementen:
dem NOx -Spei­cherkatalysator, der
Stickoxide sammelt und im sogenannten
Fettbetrieb in harm­losen Stickstoff
verwandelt, und dem SCR-Katalysator
(Selective Catalytic Reduction), der wei­tere Stickoxide abbaut. „Die eigentliche
Innovation von BLUETEC besteht in der
Kombination dieser Module zu einem
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
Diesel findet an amerikanischen Tankstellen immer mehr Abnehmer
System, das alle relevanten Schadstoffe
im Abgasstrang vermindert“, erklärt der
Chemiker Bernd Krutzsch, Abteilungsleiter
Abgasnachbehandlung. Für seinen Beitrag
zu BLUETEC erhielt er den DaimlerChryslerForschungspreis 2005.
„Bei der Entwicklung dieser Fettphasen
im Motor, auf die das Fahrzeug norma­ler­weise mit Ruckeln und Rußwolken
reagiert, hatten wir einige Rückschläge
zu verkraften“, erinnert sich Motoren­
entwickler Bernd Lindemann, der als
BLUETEC-Entwickler für die neue Technologie ebenfalls mit dem For­schungs­preis
ausgezeichnet wurde. „Wenn wir den
Fettsprung initiierten, gab es zunächst
ein Geräusch, als würden die Kolben
rausfliegen.“ Viele Versuche später muss­te für Demonstrationszwecke eigens ein
akustisches Signal eingebaut werden, um
den Fettsprung überhaupt noch wahr­zu­nehmen. Mit anderen Worten: Der
Autofahrer bekommt von der Betriebs­
strategie des Motors nichts mit – und so
soll es auch sein.
Eine andere Variante, die Stickoxide
abzubauen, ist BLUETEC mit AdBlue. Sie
bewährt sich bereits seit zwei Jahren in
rund 60.000 Lkw und Bussen von
DaimlerChrysler. Das Prinzip: Die wäss­rige Harnstofflösung AdBlue wird in den
51
Sauberes Comeback
vorgereinigten Abgasstrom eingespritzt.
Das dabei freigesetzte Ammoniak wandelt
im nachgeschalteten SCR-Katalysator bis
zu 80 Prozent der Stickoxide in unschäd­
lichen Stickstoff und Wasser um. Von 2008
an soll BLUETEC mit AdBlue auch für PkwModelle erhältlich sein.
Weniger Schwefel im Diesel
Das ist ganz im Sinne von Margo Oge,
Leiterin des Office of Transportation & Air
bei der mächtigen US-Umweltbehörde
EPA. Legendär ist ihre Aussage, die USA
könnten täglich 1,4 Millionen Barrel Rohöl
sparen – das entspricht dem täglichen
Import aus Saudi-Arabien – wenn nur ein
Drittel der Vans, Pickups und SUV (LightDuty-Fahrzeuge) mit Dieselmotoren be­trieben würden. Jahrelang hat die enga­­­gierte Umweltpolitikerin deshalb für einen
geringeren Schwefelgehalt im Diesel­kraft­
stoff gestritten - eine entscheidende Vor­­aussetzung für moderne und ver­brauchs­­arme Fahrzeuge.
Margo Oge setzte sich durch: Seit Oktober
2006 fließt der „Ultra low sulfur diesel“ an
fast allen Tankstellen mit Dieselzapfsäule
aus dem Hahn. „Jetzt können Diesel-Pkw
einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass
wir unseren Kraftstoffbedarf und damit die
Kohlendioxidemissionen senken“, sagt
...und ist ideal für lange Strecken
Oge und fügt hinzu: „Leider haben manche
Amerikaner noch das alte negative Bild
vom Diesel vor Augen. Wir müssen sie
darüber aufklären, dass die Technologien
von heute diesem Bild in keiner Weise
mehr entsprechen.“
Im Fall von Donna Kerr ist Aufklärung
freilich nicht mehr nötig. Noch ist ihr
E 320 BLUETEC zu neu, als dass sie eigene
Verbrauchsrechnungen angestellt hätte.
Aus den „Fuel Economy Information“ der
EPA weiß sie jedoch, dass ihrem neuen
Mercedes-Benz in der Stadt 9 Liter auf
100 Kilometer genügen, auf dem Highway
nur 6,4 Liter (37 mpg). „Wir haben ein
Ferienhäuschen in Maine, knapp 800
Meilen (gut 1.200 km) entfernt. Wenn wir
Glück haben, reicht uns dafür eine
Tankfüllung.“ \
52 DaimlerChrysler
USA
„Öko-Allianz“ titelte die Presse, als Mercedes-Benz, Jeep®, Audi und Volkswagen Ende 2006 in
Los Angeles die umweltfreundliche Dieseltechnologie BLUETEC für den amerikanischen Markt
präsentierten. DaimlerChrysler hat bereits den Mercedes-Benz E 320 BLUETEC auf dem amerikanischen Markt eingeführt. Mit der gemeinsamen Verwendung des Namens wollen die Automobilhersteller dem Dieselantrieb einen zusätzlichen Schub für den bislang zurückhaltenden
US-Markt geben.
Sauberster Diesel-Pkw
Autojournalisten aus 22 Ländern haben den
Mercedes-Benz E 320 BLUETEC wegen seiner
niedrigen Emissionen zum „2007 World Green
Car“ gewählt. Als einziger Diesel-Pkw entspricht
er der strengen US-Abgasnorm BIN 8 – bei geringem Verbrauch durch seinen Dieselantrieb.
New York
Los Angeles
Niedriger Verbrauch
Der mit einem 224 PS starken V6-Motor ausgestattete
Mercedes-Benz E 320 BLUETEC verbraucht nur 6,7
Liter je 100 Kilometer und ist mit einer Tankfüllung bis
zu 1.200 Kilometer unterwegs.
1 OxidationsKatalysator
3 De NOxKatalysator
2 Partikelfilter
BLUETEC-Komponenten beim E 320 cdi
Oxidations-Katalysator, DeNOx-Katalysator,
Partikelfilter und SCR-Katalysator- BLUETEC ist
eine Kombination aus mehreren Komponenten,
die unterschiedlich kombiniert werden:
Oxidations-Katalysator (1) und Partikelfilter (2)
senken den Ausstoß an Kohlenmonoxid und
Rußpartikeln. Ein neu entwickelter NOx-Speicherkatalysator (3) sammelt die Stickoxide und
verwandelt sie in harmlosen Stickstoff. Der
SCR-Katalysator (4) (Selective Catalytic Reduction) baut weitere Stickoxide ab.
4 SCRKatalysator
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
53
Sauberes Comeback
Europa
In Deutschland könnten BLUETEC-Modelle von Mercedes-Benz
schon heute unterwegs sein – schwefelfreier Dieselkraftstoff
kann überall getankt werden. Jedoch nicht in allen europäischen
Staaten ist dieser Kraftstoff flächendeckend verfügbar. Erst von
2008 an soll schwefelfreier Dieselsprit in allen 15 EU-Staaten
verfügbar sein. Der Schwefel im Kraftstoff würde den NOxSpeicherkatalysator regelrecht vergiften. Die Markteinführung von BLUETEC in Europa wird in 2008 mit
der Mercedes-Benz E-Klasse beginnen.
BLUETEC für Lkw
In Europa fahren rund 60.000 Lkw und Busse mit einer weiteren Komponente von BLUETEC, der
Harnstofflösung AdBlue. Das Prinzip: Freigesetztes Ammoniak wandelt im SCR-Katalysator
bis zu 80 Prozent der Stickoxide in die ungiftigen Substanzen Stickstoff und Wasser um. Die
AdBlue-Lösung wird wie Dieselkraftstoff an einer Zapfsäule getankt. Von 2008 an soll BLUETEC
mit AdBlue auch für Pkw-Modelle erhältlich sein.
Abgase
OxidationsKatalysator
AdBlue
Alles über das neue Abgasreinigungssystem für Dieselmotoren
HydrolyseKatalysator
SCRKatalysator
OxidationsKatalysator
54 DaimlerChrysler
Trip durch Tokio
Einer der sparsamsten Kleinlaster der Welt ist in Japan unterwegs. Der Canter Eco Hybrid von
Mitsubishi Fuso verfügt über einen Hybridantrieb mit kombiniertem Elektro- und Dieselmotor. Er
reduziert den Stickoxid- und Feinstaubausstoß um mehr als 40 Prozent – und rechnet sich auch
ökonomisch. Zu diesem Ergebnis kommt das Logistikunternehmen DHL, das den Wagen in Tokio
testet. 360 GRAD ging mit auf Tour und lässt das Umweltauto selbst berichten
Text und Fotos
Kilian Kirchgeßner
japan tokio
higashi shinagawa
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
10 : 55
55
Trip durch Tokio
10 : 57
10:55 Uhr, Shinagawa-Viertel. Stand: 8.204 Km
43°n/142°e Herrlicher Sonnenschein, und ich stehe immer noch in der Garage. Ich will raus!
Alle anderen Autos durften schon los, dabei sind die blanker Durchschnitt. Ich dagegen bin etwas
Besonderes: ein Hybridkleinlaster, der einzige in ganz Japan. Aaaah, da kommt er ja endlich: Tetsuya
Kuroda, mein Fahrer vom Logistikunternehmen DHL. Hat wohl Spätschicht heute. Jetzt
aber los, Junge!
11:08 Uhr, Shinagawa-Viertel. Stand: 8.207 Km
Berufsverkehr in der 30-Millionen-EinwohnerStadt Tokio: Einfach fantastisch, diese Rushhour.
Ich liebe das Gedränge! Im Stop-and-go-Verkehr
kann ich meine Fähigkeiten voll ausfahren:
Wenn Tetsuya mir auf die Bremse tritt, speist ein
Generator die Bremsenergie als Strom in eine
Batterie ein. Da geht kein Saft verloren.
11:08
11:50 Uhr, Nishi-Kojiya-Viertel. Stand: 8.235 Km
Schöne Gegend, nicht so blitzblank wie die Innenstadt vorhin. Hier sind die Straßen schmaler, die
Leute sind auf Fahrrädern unterwegs, und es
gibt Kinderspielplätze. Gut, dass ich den Kleinen
nicht die Luft verpeste. Hoppla, die Ampel wird
grün, fast lautlos fahre ich an. Das muss mir erst
mal einer nachmachen. Der Elektromotor schiebt
sachte an, und der Diesel schaltet sich erst ein,
wenn ich ein bisschen schneller rolle.
11 : 57
11 : 50
56 12 : 15
DaimlerChrysler
12 : 16
12 : 18
12:15 Uhr, Gotanda-Viertel. Stand: 8.250 Km
Vierspurige Straße, überall Geschäfte und Büros. Ein bisschen feiner, die Gegend. Ausgerechnet in
diesem Getümmel sucht mein Fahrer einen Parkplatz. Er muss hier wohl ein Paket abgeben. Na ja,
ich kann ja so lange gemütlich parken. Nur Tetsuya, der Arme, muss rennen, damit er schnell zum
nächsten Kunden kommt. Dabei ist er ja auch nicht mehr der Jüngste, im Vergleich zu mir, meine
ich ...
12 : 26
12:27 Uhr, auf dem Weg nach Daikoku Futo.
Stand: 8.258 Km
So eine Frechheit! Der Lastwagen vor uns
hat uns ausgebremst. Wie gut, dass Tetsuya
Kuroda so ein besonnener Fahrer ist, sonst
hätte es jetzt gekracht. Aber ich lasse mich
nicht zurückfallen. Wir überholen! Für die
Beschleunigung schalte ich den Elektroantrieb
zu, jetzt müssen alle 125 PS ran. Ich staune
selbst immer wieder, wie schnell und sicher
ich abzische, wenn beide Motoren gleichzeitig
arbeiten und wir locker an den anderen
vorbeiziehen.
12 : 25
12:25 Uhr, auf dem Weg nach Daikoku Futo.
Stand: 8.255 Km
Auf der Stadtautobahn kann ich zeigen, was in
mir steckt! Die anderen Autos werden richtig
neidisch. Der Elektromotor macht Pause, weil
der Diesel bei dem Tempo einfach sparsamer
ist. Das Umschalten zwischen den Motoren geht
übrigens automatisch. Der Bordcomputer erkennt
die Fahrsituation und wählt zwischen Diesel- und
Elektroantrieb.
12 : 27
13:20 Uhr, Higashi-Shinagawa-Viertel.
Stand: 8.292 Km
Ich liebe diese Tankstellen! Da schwillt mir jedes Mal
der Kühler vor Stolz. Nur der Tankwart ärgert sich
immer, wenn er mich sieht: Wenn jeder Laster so
sparsam wäre, hat er mir neulich zugeraunt, könnte
er gleich dichtmachen. Kann ihn ja verstehen. Ich
verbrauche zwischen 10 und 20 Prozent weniger
Diesel als die konventionellen Fahrzeuge.
13 : 20
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
57
Trip durch Tokio
hybrid-aktivitäten weltweit
Troy/Michigan, USA: Im Hybrid-Entwicklungszentrum bauen Projektteams von
DaimlerChrysler, General Motors und BMW
verschiedene Hybridsysteme. Neuestes
Produkt: Der Two-Mode-Hybrid basiert auf
einem stufenlosem, elektrischen Getriebe,
das zwei Betriebsmodi ermöglicht. Sowohl
im Stadtbetrieb als auch bei höheren
Geschwindigkeiten arbeitet der Antrieb
im günstigen Bereich, sodass erstmals
im gesamten Fahrbetrieb sehr effiziente
Verbrauchswerte erzielt werden.
Portland, USA: Im vergangenen Jahr
präsentierte die nord­amerikanische
DaimlerChrysler-Tochter Freightliner
LLC erstmals einen Prototypen des
mittelschweren Lkw „Business Class M2“
New York, USA: Die Hybridbusse der
DaimlerChrysler-Stadtbusmarke Orion sind
ein Verkaufsschlager:
1.500
Bestellungen sind bereits eingegangen,
die meisten davon aus New York City.
Die modernen Busse ermöglichen eine
deutliche Treibstoffeinsparung und
stoßen weniger Feinstaub aus – in den
Innenstädten trägt die Technologie so
zum guten Klima bei.
Paris, Frankreich: Ein Mercedes-Benz
Sprinter mit Hybridantrieb rollt zu
Testzwecken über die Straßen der
französischen Hauptstadt. Es ist der bis­­lang einzige Mercedes-Benz Lieferwagen
mit der neuen Technik. Die Batterie ist
platzsparend im Boden des Fahrzeugs
verstaut.
Detroit, USA: Der erste DaimlerChryslerHybrid-Pkw geht in Serie:
2008
kommen der Dodge Durango und der
Chrysler Aspen mit dem innovativen
Two-Mode-Hybrid zu den Händlern.
Die Technik stammt aus dem HybridEntwicklungszentrum in Troy. Der neu­artige Antrieb ist auch für ein Modell
von Mercedes-Benz vorgesehen.
Stuttgart, Deutschland: DaimlerChrysler
und die BMW Group erweitern ihre
Zusammenarbeit auf dem Gebiet
der Hybridantriebe und entwickeln als
gleichberechtigte Partner ein innovatives
Hybridmodul für heckgetriebene Pkw
des Premiumsegments. Dabei unterstützt
ein zusätzlicher Elektro antrieb den
Verbrennungsmotor.
mit Hybridantrieb.
13:30 Uhr, Shinagawa-Viertel. Stand: 8.295 Km
He, Jungs, wie lang seid ihr denn schon wieder zurück? Wie, ihr habt schon Feierabend? Ich kann
gleich noch mal raus. Da vorne, die Pakete auf der Palette müssen alle heute noch zu den Kunden.
Im Zweifel schicken sie wohl lieber mich damit los. Bin halt sauberer und sparsamer als ihr. Tja, Jungs,
die Zukunft liegt nun mal in den sauberen Antriebstechnologien. Aber Kopf hoch, bin gleich wieder da,
und dann erzähl ich euch, was ich unterwegs alles so erlebt habe.
13 : 30
58 DaimlerChrysler
Chancen
für
Minderheiten
In den USA unterstützt DaimlerChrysler systematisch Zulieferer, deren Eigentümer
benachteiligten ethnischen Gruppen angehören
59
chrysler drive auburn hills USA
60 s. 59
Er öffnet die Türen für Minderheiten: Jethro Joseph
Erfolgreiche Zulieferin: Sharon Cannarsa
Autor
Fotografie
Stefan Scheytt
Christoph Püschner
42°n/83°w Wie sie mit ihrem Goldschmuck an Ohren, Hals und
Fingern vor dem wuchtigen Schreibtisch steht, an den Wänden
indianischer Federschmuck neben goldgerahmten Naturgemälden,
ringsum ausladende Sessel und Canapés, könnte man sie für
eine Antiquitätenhändlerin halten. Ihr Geschäft macht Sharon
Cannarsa, die zierliche Frau im schwarzen Samtkostüm, jedoch
mit Nockenwellen, Motorblöcken und Differenzialgehäusen.
Die Eigentümerin und Geschäftsführerin des Autozulieferers
Systrand Manufacturing in Brownstown bei Detroit ist eine
doppelte Ausnahmeerscheinung: als Frau in einer von Männern
dominierten Industrie und als Unternehmerin mit indianischen
Wurzeln. Tochter eines Amerikaners und einer Indianerin vom
Stamm der Mohawk, hatte Sharon Cannarsa mit ihrem Mann in
den 1970er-Jahren zuerst einen kleinen Zulieferbetrieb für die
Ölförderbranche aufgebaut und dann, nach deren Abstieg, einen
zweiten Anlauf mit der Gründung des Automobilzulieferers
Systrand genommen. Mit Erfolg.
Zugang zu DaimlerChrysler
Innerhalb von 25 Jahren hat es Cannarsa zu einem Unternehmen
mit 320 Mitarbeitern, einer Tochterfabrik in Südkorea, einem Joint
Venture mit ThyssenKrupp und einem Jahresumsatz von rund 55
Millionen US-Dollar gebracht.
Solche Erfolgsgeschichten kennt Jethro Joseph viele. Der Leiter
der Abteilung Diversity Supplier Management ist damit betraut,
Zulieferern, deren Eigentümer und Geschäftsführer Minderheiten
angehören, den Zugang zu DaimlerChrysler zu verschaffen. Man
könnte Jethro Joseph und seine sieben Mitarbeiter auch als
Kommunikatoren im Sonderauftrag bezeichnen: Sie besuchen
mindestens zwei Dutzend Messen im Jahr, sitzen in den Gremien
zahlreicher Verbände und organisieren „Matchmaker“. Dieses
jährlich stattfindende Forum bietet Firmeneigentümern, die >
61
allen road brownstown USA
62 DaimlerChrysler
Qualitätsbewusst:
Einkaufsdirektor Kevin R. Galvin
minority business
NMSDC
Der National Minority Supplier Development Council (NMSDC)
ist der wichtigste Verband zur Förderung von benachteiligten Zulieferern
in den USA. Dazu zählen Firmen, die zu mindestens 51 Prozent im Besitz
eines Angehörigen einer Minderheit sind. Die Eigentümer müssen zudem
das Unternehmen operativ führen.
Minderheiten angehören, die Gelegenheit, sich dem Autobauer
und seinen großen, sogenannten First-Tier-Lieferanten, zu
präsentieren.
Derzeit kauft DaimlerChrysler Waren und Dienstleistungen bei
rund 250 solcher Zulieferer in Nordamerika ein. Knapp 40 von
ihnen bietet die Einkaufsabteilung des Konzerns zusätzlich ein
Mentorenprogramm mit Seminaren und Trainingseinheiten in
Qualitätsmanagement und Finanzierungsfragen. „Wir verstehen
uns als Anwalt dieser Firmen und ihrer Mitarbeiter“, sagt Joseph,
„wir möchten nicht, dass sie uns einfach nur ihre Produkte und
Dienste verkaufen; wir möchten, dass sie sich gemeinsam mit uns
kontinuierlich verbessern und mit uns wachsen.“ Schließlich gehe
es darum, dass die vielen Minderheiten im Land ein „Stück vom
Kuchen“ abbekommen.
„Am Ende zählt nur Leistung“
Anthony Cannarsa jr.
Das „Stück vom Kuchen“ hat inzwischen beträchtliche Ausmaße
angenommen. Allein in den vergangenen acht Jahren hat
DaimlerChrysler das Einkaufsvolumen bei Unternehmen im
Besitz von Minderheiten auf 3,9 Milliarden Dollar mehr als
verdoppelt. Im Jahr 2006 vergab der Konzern 13,5 Prozent seines
Einkaufsbudgets an die Randgruppen. Insgesamt flossen ihnen seit
Beginn der Initiative im Jahr 1983 mehr als 34 Milliarden Dollar zu.
Etwa15 Millionen Dollar im Jahr gehen davon für Nockenwellen
und andere metallene Motoren- und Getriebeteile zu Systrand in
Brownstown. Erstaunlich an der Partnerschaft der zwei Firmen
ist vor allem, wie rasch sie sich entwickelte: Der erste Kontakt
bei einem „Matchmaker“-Event von DaimlerChrysler liegt keine
drei Jahre zurück, heute steht der deutsch-amerikanische Auto­
konzern für mehr als ein Viertel der Systrand-Erlöse. „Entschei­
dend war, dass wir als relativ kleines Unternehmen überhaupt
die Gelegenheit bekamen, gegen viel größere Firmen antreten zu
können“, sagt Firmenchefin Cannarsa.
In der Konkurrenz gegen die ganz Großen der Branche hat
Systrand seine Stärken als überschaubares und schnelles Familien­
unterneh­men voll ausgespielt. „Wir haben eine motivierte und gut
ausgebildete Mannschaft aufgebaut. Mehrere Großkunden haben
wir dauerhaft an Land gezogen, indem wir kurzfristige Aufträge
annahmen, die andere so nicht leisten konnten oder wollten“,
erzählt Anthony Cannarsa jr., Sohn der Firmenchefin und stell­
vertretender Geschäftsführer. 85 Prozent der 200 Mitarbeiter im
Werk in Brownstown sind „Hispanics“. Die Personalchefin kommt
aus Mexiko, die Qualitätsbeauftragte aus China.
Sämtliche Aushänge sind in Spanisch und Englisch verfasst, und
wer die Landessprache besser beherrschen will, bekommt einen
Englischkurs auf Kosten der Firma, die übrigens ihrerseits mehr als
acht Prozent der Einkäufe bei Firmen in Minderheitenbesitz tätigt.
„Aber am Ende“, stellt Anthony Cannarsa jr. klar, „zählt doch, dass
wir Leistung in puncto Qualität, Technologie, Kosten und Logistik
bringen. Wir bekommen von DaimlerChrysler nichts geschenkt.“
Zumal die Auftragsvergabe unverändert Sache der Einkäufer ist.
Für sie ist der besondere Einsatz für Minderheiten auch eine Frage
des Marketings. „Unter unseren Kunden sind alle Hautfarben,
Nationalitäten und Ethnien vertreten“, sagt Einkaufsdirektor Kevin
R. Galvin. „Es hilft unserem Image und damit unserem Erfolg am
Markt, wenn auch unsere Zulieferer ein Abbild unserer vielfältigen
Gesellschaft sind.“
Werbung für Minderheiten
Keiner wüsste das besser als Donald A. Coleman. Die multikulturelle Gesellschaft ist quasi das Geschäftsmodell seiner >
63
chrysler drive auburn hills USA
64 USA southfield town center
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
Chancen für Minderheiten
65
Mit Werbung an die Spitze:
Agenturchef Donald A.Coleman
Werbeagentur Global Hue in Detroit. Coleman, selbst „African
American“, spezialisierte sich auf Werbung für Schwarze und
stieg zur Nummer 1 in diesem Segment auf. Später vereinte er
die viertgrößte spanischstämmige und die zweitgrößte von Asiaten
geführte Agentur des Landes unter dem Dach von Global Hue
und schuf damit die größte Werbeschmiede im Besitz von
Minderheiten in den USA.
Coleman ist ein großer, bulliger Typ. Er stand einmal am Beginn
einer Profikarriere im Football, bis ihn eine Verletzung aus der
Bahn warf. Es scheint, als hätte „Don“ Coleman die ganze
Energie seiner Person in das Agenturprojekt umgeleitet. Hoch
über Detroit sitzt er im 16. Stock an seinem Konferenztisch und
sagt: „Meine 150 Mitarbeiter kommen aus vielen Nationen und
unterschiedlichen Kulturen. Sie kennen die Milieus, den Lifestyle
und die Subkulturen in den großen Städten, und sie sprechen die
Sprachen der Minderheiten.“ Dieser Markt, doziert der Vorstands­
vorsitzende von Global Hue weiter, wachse sieben Mal schneller
sozial und wirtschaftlich präsent
39 Prozent Minderheiten
15 Prozent Minderheiten
US-Bevölkerung
US-Firmenbesitzer
Sie zählen in den USA zu den Minderheiten: African Americans, Hispanic
Americans, Native Americans, Asian Pacific Americans, Asian Indian Americans
als der gesamte US-Markt. „Alle Minderheiten zusammen machen
heute 39 Prozent der US-Bevölkerung aus, in 40 Jahren stellen sie
die Mehrheit. Sie sind eine gigantische Einkaufsmacht.“
Sein Wissen über diese gigantische, aber aufgesplittete Zielgruppe
verkauft Global Hue heute an große Unternehmen von Walmart
bis American Airlines. Den Anfang machte 1994 DaimlerChrysler.
„Wir waren eine kleine Firma und DaimlerChrysler unser erster
großer Kunde. Der Auftrag katapultierte uns in eine andere Dimen­
sion“, sagt Coleman, dessen Mitarbeiter seither für Chrysler, Jeep®
und Dodge unzählige TV- und Radiospots, Anzeigen, Internet­
werbung und Werbeevents entwickelt haben, immer zugeschnitten
auf die verschiedenen Segmente des Multikulti-Markts. „Bei
DaimlerChrysler haben wir als kleine Agentur einen Platz am Tisch
der Entscheider bekommen“, resümiert Coleman, „und das war
nur durch die Unterstützung der Abteilung Diversity Supplier
Development möglich.“
Solches Lob erfahren Jethro Joseph und seine Mitarbeiter oft. Es
ist in Dutzenden von Zeitungsartikeln formuliert, und es steht in
Form von meist gläsernen Trophäen in Josephs Büro im ChryslerGebäude in Auburn Hills, Michigan. Allein vier Mal hat die Abteilung
für DaimlerChrysler den nationalen Titel als bester Förderer von
Zulieferern in Minderheitenhand erhalten, im Bundesstaat Michigan
sogar sechs Mal; jüngst kam die Auszeichnung als „Firma des
Jahres“ durch den „Canadian Aboriginal and Minority Supplier
Council“ hinzu. „Ich gehöre seit 36 Jahren zur Firma“, sagt Jethro
Joseph, „und was kann man Erfüllenderes erreichen in seinem
Beruf, als anderen helfen zu dürfen?“ Es klingt nicht so, als fühlte
er sich bereits am Ziel. „Minderheiten repräsentieren zwar 39
Prozent der US-Bevölkerung, aber sie besitzen nur 15 Prozent aller
Firmen, auf die nur vier Prozent aller Einkäufe entfallen.“ Jethro
Joseph macht eine Pause. „Es gibt also noch viel zu tun für uns.“ \
Autorin
Sabine Böhne
6°S/107°E Die E-Mail aus Indonesien sorgte für Aufregung in der
13 c. Abiturienten des altehrwürdigen Gymnasiums „Giovanni Prati“
im norditalienischen Trient hatten sich für den Mondialogo School
Contest mit Schülern aus der indonesischen Hauptstadt Jakarta
zusammengetan. Jetzt schlugen die jungen Asiaten ihren Partnern
im fernen Trient vor, gemeinsam ein Unterrichtsgebäude für
Straßenkinder zu bauen. „Wir waren aufgekratzt und haben lange
darüber diskutiert, wie wir vorgehen“, erinnert sich Klassen­
sprecherin Costanza Pozzo.
Die 18-jährige Italienerin ist eine von mehr als 35.000 Schülern
aus 138 Nationen, die im vergangenen Jahr am Mondialogo School
Contest teilgenommen haben. DaimlerChrysler hatte den
Wett­bewerb für 14- bis 18-Jährige im Jahr 2003 ins Leben gerufen
und dafür die UNESCO als Partner gewonnen. Jugendliche aus
allen Teilen der Erde treffen sich auf der fünfsprachigen Website
von Mondialogo, bilden transkontinentale Teams und hecken
gemein­same Projekte aus. Je fremder, desto lieber. Japaner und
Türken entwickeln ein Lernspiel, das sich mit Rettungsplänen bei
Natur­katastrophen befasst. Das Team aus Südafrika und
Australien schafft ein Projekt zur Aids-Aufklärung. Schüler aus den
USA und dem Iran überwinden sogar virtuelle Mauern. Obwohl der
Internet­kontakt zwischen beiden Ländern blockiert ist, treiben sie
über Vermittler in Pakistan und Bolivien ein Modell zur
Wasserversor­gung voran: praktische Friedensarbeit.
„Wir suchten ein Engagement, das
unsere Verantwortung als weltweites
Unternehmen deutlich macht und die
globale Vernetzung fördert.“
Astrid Pietig, DaimlerChrysler-Sponsoringleiterin
Neben dem Schülerwettbewerb gehört der sogenannte Mondialogo
Engineering Award zum Programm. Er richtet sich an Ingenieur­
studenten aus Industrie- und Entwicklungsländern. Teams aus
beiden Welten müssen innerhalb von sechs Monaten ein Projekt
ausarbeiten. Ob das Wasserversorgungssystem in Tansania oder
die Einrichtung einer telemedizinischen Glasfaserverbindung in
Nepal: Gefragt sind nachhaltige Lösungen aus allen Bereichen der
Ingenieurkunst. Den Besten winken Förderpreise in Höhe von
insgesamt 300.000 Euro.
Die Idee kommt an. „Der Erfolg übertrifft alle Erwartungen“, sagt
Astrid Pietig, Sponsoringleiterin von DaimlerChrysler, und meint
damit nicht nur die zahlreichen Preise, die das Unternehmen
gewann.
Pietig und ihre Mitarbeiter erfanden Mondialogo. Im Dialog, so das
Ziel, entwickeln Jugendliche Verständnis und Respekt gegenüber
anderen Kulturkreisen. „Die Attentate vom 11. September
2001 haben uns damals schmerzlich vor Augen geführt, wie
entscheidend die internationale Verständigung für eine friedliche
Zukunft ist“, erinnert sie sich.
Die Idee begeisterte auch Hans d’Orville, Direktor für strategische
Planung bei der UNESCO in Paris. „Das Projekt hat eine Klasse, wie
wir sie bei Sponsorpartnerschaften nur selten finden.“
Highlight für den Mondialogo School Contest ist in jedem Jahr das
Symposium mit der Siegerehrung, zu dem im vergangenen Jahr
Vertreter der 50 besten Teams nach Rom eingeladen wurden.
Costanza Pozzo und ihr indonesischer Schulpartner Aaron
Pushparatnam belegten mit ihrer Gruppe den ersten Platz.
Unermüdlich hatten sie Geld für den Bau einer Schule für die
Straßenkinder in der indonesischen Hauptstadt gesammelt.
Demnächst wird die „Trento Free School“ in Jakarta eröffnet. \
70 DaimlerChrysler
Die
Freiwilligen
Autor
Fotografie
Philip Wesselhöft
Christoph Püschner
Moderne Unternehmen sind neben ihrem wirtschaftlichen Auftrag auch für die Lebensbedingungen in ihrer Umgebung aktiv. Corporate Citizenship heißt das in der Managersprache.
Zur Philosophie der sozialen Verantwortung zählt die Unterstützung engagierter Mitarbeiter. DaimlerChrysler fördert ihren Einsatz auf vielfältige Weise. Vier Beispiele zeigen, wie so
etwas aussehen kann
54°n/12°e trainingslager für JUNGE sportskanonen Da kamen die Kleinen mächtig ins Schwitzen: Zwei Tage trainierten Vertriebs-
mitarbeiter der DaimlerChrysler Bank Kinder aus dem Leichtathletikclub Mühl Rosin bei Rostock. Die jungen Talente aus der strukturschwachen
Region konnten sich nicht optimal auf eine anstehende Landesmeisterschaft vorbereiten. Im Rahmen der Initiative „Ideen bewegen“ aktivierte daher
Dalibor Rezic, Leasing- und Finanzierungsberater der DaimlerChrysler Bank, zwei Vertriebskollegen und ehemalige Profisportler: Holger Schlepps
war 1998 Vizeweltmeister im Turmspringen, Heiko Balz gewann 1992 in Barcelona die olympische Silbermedaille im Ringen. Die Initiative „Ideen
bewegen“ wurde im Sommer 2006 von der DaimlerChrysler Bank ins Leben gerufen. Sie unterstützt Mitarbeiter, die sich in ihrer Freizeit in Vereinen,
sozialen Einrichtungen und anderen gemeinnützigen Institutionen engagieren. Rund 20 Projekte konnten bislang realisiert werden. Mit Erfolg: Die
jungen Sportler aus Mühl Rosin gewannen bei der Landesmeisterschaft 2007 je fünf Mal Gold, Silber und Bronze.
Ein Foto aus Tschernobyl war der Auslöser. Das Bild zeigte krebskranke Jungen und Mädchen in
einem Kinderheim, die sich als einziges Spielzeug ein kaputtes Blechauto teilten. „Als ich das sah, war klar: Wir müssen etwas tun“, sagt Sven Giesler,
Teamleiter Produktions- und Werkstofftechnik und Sprecher des „Arbeitskreis Umwelt MitarbeiterInnen DaimlerChrysler AG Stuttgart“. Zusammen
mit seinen rund 20 Mitstreitern organisierte er eine Sammlung gebrauchter Kinderfahrräder. Mit Erfolg: Die Mitarbeiter des Werks in Untertürkheim
sammelten 110 Bikes für ein Kinderheim in der weißrussischen Stadt Gomel. DaimlerChrysler stiftete dazu 200 netzwerktaugliche PCs mit Monitoren, die mit einem Betriebssystem in russischer Sprache aufgerüstet wurden. Im Frühjahr 2007 rollte ein Hilfstransport des Vereins „Hilfe für die
Kinder Tschernobyls“ mit den Fahrrädern und Computern sowie Medikamenten und Milchpulver nach Weißrussland.
48°n/9°e fahrräder für tschernobyl
Das Haus ist ein Hingucker: Frisch renoviert und bunt gestrichen verwandelte sich
eine frühere Bauhütte zum Blickfang der Dorfgemeinschaft Tennental in Baden-Württemberg. In dem Projekt leben behinderte und nicht behinderte
Menschen zusammen. 40 Auszubildende aus dem DaimlerChrysler-Werk Sindelfingen halfen den Tennentalern nun, ein 250 Quadratmeter großes
Holzhaus zum Veranstaltungszentrum aufzumöbeln. Sie installierten Strom- und Wasserleitungen, verlegten neue Böden und strichen Wände. Das
Engagement nützt den behinderten Menschen ebenso wie den Azubis. „Die jungen Leute entwickeln dabei ihre Kommunikationsfähigkeit, ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre Selbstständigkeit weiter“, sagt Werksleiter Eberhard Haller. Jedes Jahr absolvieren die Lehrlinge daher eine Woche
ihrer sozialpädagogischen Ausbildung in Tennental. So entstanden bislang neue Fußwege, ein Teich und eine Heu-Trockenanlage.
48°n/9°e azubi-einsatz für behindertenprojekt
74 .
.
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. Holger Schlepps
. Dalibor Rezic
. Sabine Beutling
. Tobias Vanselow
. Lisa Niemann
. Henning Prüfer
. Heiko Balz
· Pierre-Andre Ahrens
. Clemens Prüfer
. Franzi Hahn
. Louis Simon
. Janilsa Mucauque
. Sophie Bruesehaber
. Sharon-Maree Ahrens
. Johanna Kunath
. Sophie Godemann
. Tom Gröschel
. Jil Moede
. Carl-Charlie Krüger
.
. Martin Bangert
. Birgit Bangert
. Udo Bangert
. Sven Giesler
. Simon Giesler
. Sophie Giesler
. Sebastian Giesler
. Harald Walter
. Bernhard Hindersin
. Sven Haug
. Benno König
. Saioa Migueliz Hausotter
. Migueliz Santiago
. Jürgen Graeff
.
· Helmut Langer
. Marylin Bolay
. Fransiska Baglyas
. Hakan Ciger
. Falko Grüninger
. Pascal Beck
. Lukas Buhl
. Ursula Muth
. Angela Zeitler
. Dorothea Grötzinger
. Patrick Klatt
. Stefan Fetzer
. Holger Hofele
. Ursula Freundl
.
. Tommy Clark
. Robert Hollingsworth
. George Guff
. Richard Owusu
. Marcel Rich
. Kamillee Tynes
. Kimisha Ridley
. Michael Bryers
. Eric Johnson
. Henry Smith
. Vincent Session
. Victor Williams
. Dikea Simmons
. Cathy Parks
. Marcel Younger
. Elena Scott
. Valerie Eley
. Rubin Robinson
. Denice Bradford
. Jamesha Moore
. Teresa Lewis
. Down Day
. Jerron Robinson
. Jamarian Holloway
. Dennis Roy
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In Detroit gibt es, wie in vielen Ballungsräumen, Kinder mit Schulproblemen. Hier setzt die
Initiative „Communities In Schools“ (CIS) an. Die gemeinnützige Organisation sammelt Spendengelder von Unternehmen und Privatpersonen, um
Programme für mehr als 60 Schulen in Detroit und Umgebung zu entwickeln. Ob Computerkurs oder Hausaufgabenhilfe: Mit zahlreichen Aktivitäten
konnten die Helfer das Freizeit- und Bildungsangebot für Kinder und Jugendliche verbessern. Der DaimlerChrysler Corporation Fund und die Werke
Jefferson North Assembly sowie Mack Engine I und II unterstützen Projekte wie das U.S. FIRST Robotics Team (Bild) seit Jahren. Für sein Engagement
für die Bildungsinitiative wurde W. Frank Fountain, Senior Vice President External Affairs and Public Policy, 2006 mit dem „Champion for Children’s
Award“ ausgezeichnet.
42°n/83°w unterstützung für schüler
DaimlerChrysler
zur sozialen Verantwortung
news
49° n /9° e
76 Fußball spielen für
den guten Zweck
Sindelfingen – Der DaimlerChrysler Junior
Cup ist das weltbeste Hallenfußballturnier
für U19-Juniorenmannschaften: Keine
andere Veranstaltung dieser Art kann auf
ein derart hochkarätiges Teilnehmerfeld
verweisen. 82 Nationalteams aus aller
Welt haben in den vergangenen 16 Jahren
teilgenommen, darunter renommierte
Mannschaften der Fußball-Bundesliga und
europäischer Vereine. Darüber hinaus
sind mehr als 150 Teams aus dem
DaimlerChrysler-Konzern beim Auszubil–
dendenturnier angetreten – vor großer
Kulisse: Der Sindelfinger Glaspalast war
in den vergangenen drei Jahren mit knapp
5.000 Zuschauern pro Spieltag ausverkauft.
Zum Wohl bedürftiger Kinder: Allein im Jahr
2006 kamen durch Torprämien, Aktionen
in der Halle und Einzelspenden der Vereine
27.000 Euro für SOS-Kinderdörfer in
Südafrika und Deutschland zusammen.
Seit seinem Bestehen erbrachte das
Turnier fast 500.000 Euro für Kinderhilfsorganisationen.
77
10° n /38° e
News zur sozialen Verantwortung
57° n /24° e
46° n /16° e
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
Traumhafter Tag für
SOS-Kinderdorf
Bildungsoffensive
in Äthiopien
Zagreb – Ursprünglich planten die Mitarbeiter der kroatischen Dependance von
DaimlerChrysler Leasing nur einen Fami­­-
Degem – Wirtschaftlicher Erfolg und
gesell­schaftliche Verantwortung sind keine
Gegensätze. Deshalb engagiert sich die
lien­tag. Das Treffen für Kinder und ihre
Eltern entwickelte sich jedoch zu einem
unvergesslichen Event mit dem Titel „Day
like a dream“. Der Clou: Die Familien luden
auch 50 Jungen und Mädchen aus dem
SOS-Kinderdorf Lekenik sowie 21 Kinder
aus der Deutschen Schule Zagreb ein. Auf
dem Programm standen Puppentheater,
Sackhüpfen und ein Besuch im Zoo. Die
Sprösslinge der Mitarbeiter genossen die
Veranstaltung ebenso wie ihre weniger
privi­legierten Altersgenossen aus dem
Kinderdorf, für die mit dem „Day like a
dream“ ein Traum in Erfüllung ging.
Unterstützung für
NATO-Gipfel
Riga – Alle zwei Jahre treffen sich die
Regierungschefs und Staatsoberhäupter
der NATO-Länder – mit Unterstützung von
DaimlerChrysler. Das deutsch-amerikanische Unternehmen stellte als sogenannter Co-Chair und einer von zwei Hauptunterstützern für den jüngsten Gipfel 2006
im lettischen Riga 300 Mercedes-Benz
Fahrzeuge zur Verfügung. „Unsere Rolle als
Co-Chair des NATO Support Committee
unterstreicht unser starkes Bekenntnis zur
transatlantischen Allianz“, sagt Robert G.
Liberatore, Leiter des Bereichs Politik und
Außenbeziehungen bei DaimlerChrysler.
„Mit diesem Engagement unterstützen wir
die NATO in ihrem Bemühen für Frieden
und Stabilität als Grundvoraussetzung für
wirtschaftliche Entwicklung und Wohlstand.
Diese Ziele stehen auch auf der Agenda von
DaimlerChrysler – im Dialog mit politischen
Entscheidungsträgern.“
DaimlerChrysler Bank seit dem Jahr 2003
für die Stiftung von Karlheinz Böhm
„Menschen für Menschen“. Sie betreut
langfristig angelegte Hilfsprojekte in
Äthiopien. Die Bank unterstützt die Bil­
dungs­offensive der Äthiopienhilfe: Sie hat
die Patenschaft für das Harar AgroTechnical Training College übernommen
und wird in den nächsten zwei Jahren zu­sammen mit Mitarbeitern, Kunden und
Partnern den Bau eines Gymnasiums für
2.400 Jugendliche in Degem finanzieren.
Es wird die erste weiterführende Schule in
einer Region mit 110.000 Einwohnern sein.
Seit Beginn der Partnerschaft mit „Men­
schen für Menschen“, die mit einer Spen­
den­gala des deutschen Fernsehsenders
ZDF begann, wurden rund 2,7 Millionen
Euro gespendet.
78 DaimlerChrysler
Die Carl-Benz-School in Karlsruhe bietet einen englischsprachigen Ingenieurstudiengang
Autor
Fotografie
Philipp Maußhardt
Uli Reinhardt
49°n/8°e Auf der Terrasse des „Café Multikulti“ im Innenhof der „Carl-Benz-School of
Engineering“ in Karlsruhe sitzt man an einem lauen Sommerabend wie im Kino: Hinter den
Glasfassaden des internationalen Wohnheims lassen sich kreative Menüs erahnen. Im ersten
Stock kochen eine Japanerin und vier Südafrikaner eine Suppe, in der Wohnung gegenüber
schneiden ein Inder und ein Araber Zwiebeln, und in der dritten Küche sitzen vier Studenten
bereits am Tisch und essen. Durch die Glasfronten winkt man sich von Wohnung zu Wohnung
freundlich zu – Feierabend nach einem langen Studientag.
Die 22-jährige Misaki Nakajima hat den ganzen Tag für ihre Abschlussprüfung gelernt: Die
junge Japanerin kam vor vier Jahren aus Yokohama nach Karlsruhe, um ihr Bachelor-Studium
in Mechanical Engineering zu beginnen. Nun steht sie kurz vor der Prüfung. „Am Anfang war
es hart“, sagt sie, „die Sprache, die Kultur, ich kannte niemanden.“ Inzwischen ist die Asiatin
jedoch auf der Zielgeraden und sieht nur noch Vorteile: „Ich habe den Abschluss so gut wie in
der Tasche, ich weiß viel über deutsche Kultur, und ich kann in Japan sofort mit einem tollen
Job rechnen.“ Misaki hat für ihre Ausbildung an der Carl-Benz-School ein Stipendium von
DaimlerChrysler erhalten, so wie auch Dusty, Vuyo, Gladson und Siphokazi aus Südafrika.
DaimlerChrysler-Talentsucher hatten die Studenten in Südafrika an einer Universität für
Ingenieure ausgewählt und sie von den Vorteilen eines Studiums in Deutschland überzeugt.
Als Gegenleistung für die Kosten der vierjährigen Ausbildung verpflichteten sich die
Südafrikaner, nach ihrer Rückkehr bei DaimlerChrysler Südafrika einzusteigen. Ein „Deal“, der
für den 25-jährigen Dusty Jantjies aus Johannesburg „eine Riesenchance“ ist. Ohne >
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
Generation Zukunft
Generation
Zukunft
Ob Studium oder Lehre: Eine fundierte Ausbildung bildet die Basis für den beruflichen
Erfolg. Umgekehrt sichern hoch qualifizierte Mitarbeiter die Wettbewerbsfähigkeit des
Unternehmens. DaimlerChrysler ist sich der Verantwortung bewusst
79
80 DaimlerChrysler
Stolze Stipendiaten: Misaki Nakajima aus Japan und ...
das Stipendium hätte er sich die Ausbildung in Deutschland, die ihn in seiner Heimat zu
einer umworbenen Kraft macht, nicht leisten können. Die „Carl-Benz-School of Engineering“
(früher: „International Department“) an der Universität Karlsruhe bietet den einzigen
englischsprachigen Ingenieurstudiengang in Deutschland an.
Internationale Eliten anlocken
Professor Hartmut Weule, ehemals Vorstand für Forschung und Technik der DaimlerChrysler
AG, hatte den Studiengang 1999 ins Leben gerufen. Mehrere deutsche Industrieunternehmen
finanzieren die nach Carl Benz benannte Einrichtung, um an den bedeutenden Ingenieur
zu erinnern, der mit seinen Erfindungen den Grundstein für die Automobilindustrie in
Deutschland legte. Die Faszination für deutsche Ingenieurleistungen ist im Ausland nach
wie vor groß. Die Bereitschaft ausländischer Studenten aus Schwellen- und Industrieländern,
in Deutschland Ingenieurwissenschaften zu studieren, ist jedoch gering. Im vergangenen
Jahr waren gerade einmal 29 Japaner an deutschen Universitäten (davon 10 in Karlsruhe)
als Maschinenbaustudenten eingeschrieben, aus den USA nur knapp 60. Mit ihrem
englischsprachigen Angebot, einem breit angelegten Begleitstudium, intensiver Betreuung
und einem großzügigen Campus mit Wohnapartments bietet die „Carl-Benz-School of
Engineering“ internationalen Nachwuchseliten erstmals eine Studienmöglichkeit, die sich
hinter privaten amerikanischen Hochschulen nicht verstecken muss.
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
Generation Zukunft
... Dusty Jantjies aus Südafrika studieren an der „Carl-Benz-School of Engineering“
Im internationalen Wettkampf um die besten Nachwuchskräfte hat DaimlerChrysler im
vergangenen Jahr auch auf anderer Ebene einen entscheidenden Vorsprung erzielt: Aus
bislang 30 unterschiedlichen Nachwuchsprogrammen für Akademiker wurden die besten
Ansätze übernommen und in das konzernweite Traineeprogramm für Hochschulabsolventen
„CAReer“ integriert, und zwar für alle Standorte weltweit. Wer eine der 350 CAReer-Stellen
im Jahr 2007 erhält, wird in dem 12 bis 18 Monate dauernden Traineeprogramm auf seinen
künftigen Job optimal vorbereitet. Trainees bekommen darüber hinaus tiefe Einblicke in den
Konzern und haben durch zwei internationale Qualifizierungsreihen die Möglichkeit, sich
fachlich und persönlich weiterzuentwickeln.
„Für mich ist CAReer ideal.“ Tobias Richwien
Tobias Richwien gehört zu den erfolgreichen Bewerbern. Der 27-jährige Wirtschaftsingenieur
hatte sich in seinem Studium auf die Bereiche Qualitätsmanagement und Controlling spe­zi­
alisiert. „Als ich im Internet von CAReer erfuhr, hat mich das Konzept sofort überzeugt“,
sagt er. „Einen guten Job hätte ich auch woanders finden können, aber hier bekam ich mehr
geboten: Ich werde auf meine zukünftige Position bestens vorbereitet. Für mich ist CAReer
ideal.“ Dass er kurz nach seinem ersten Arbeitstag im Blaumann am Band stand und zusam­
men mit den Arbeitern die Auspuffanlage an einem Lkw montierte, fand der Ingenieur
„einfach super“. „Nur wenn man versteht, was der andere tut, kann man auch seine eigene
Arbeit optimieren.“ Zurzeit arbeitet Tobias Richwien im Lkw-Werk in Wörth am >
81
82 DaimlerChrysler
Auf der Karriereleiter: Trainee Tobias Richwien im Lkw-Werk Wörth
Produkt­bewährungsprozess mit und unterstützt damit die Verbesserung von Fahrzeugelementen, um deren Langlebigkeit zu gewährleisten. Noch einen Schritt zurück: Wer sich in
Deutschland nach der Schule für ein Studium entscheidet, kann direkt an eine Hochschule
gehen oder aber sein Studium mit Praxiserfahrung in einem Unternehmen verbinden. Berufsakademien (BA) bieten in einigen deutschen Bundesländern beides: Studium und Projekteinsätze im Unternehmen wechseln sich dabei alle drei Monate ab. In Deutschland
entschieden sich 2006 rund fünf Prozent aller Studienanfänger für ein solches duales
Studium an einer Berufsakademie.
Inga Pietruschka ist eine von ihnen. Nach einem Schulpraktikum in einer Reifenwerkstatt
bewarb sich die 19-jährige Abiturientin an der Berufsakademie in Mannheim für das Fach
Maschinenbau. Dazu schloss sie mit DaimlerChrysler als betrieblichem Partner einen Aus­bil­dungsvertrag. Im Mannheimer Motorenwerk lernte sie zunächst drehen, fräsen und feilen.
Alle drei Monate wechselt sie seither den Hörsaal gegen die Werkbank – am Ende stehen
ein Bachelor-Abschluss und der große Vorteil, neben der fachlichen Qualifikation auch die
Unternehmenskultur eines weltweit operierenden Industriekonzerns zu kennen. „Neben der
Vermittlung von reinem Fachwissen habe ich bei DaimlerChrysler auch viel über kommuni­
kative und soziale Kompetenzen erfahren, Dinge, die ich in der Schule oder an der Hochschule
so nie vermittelt bekam“, sagt Inga Pietruschka. Insgesamt bietet DaimlerChrysler BA-Studien­
gänge in elf verschiedenen Fachrichtungen an. >
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
Generation Zukunft
83
AUSBILDUNG INTERNATIONAL
41°n /74°w/ new york
29°n /47°e / kuwait
31°n /35°e /beit sahour
23°s /29°e / limpopo
16°s /35°e /blantyre
1°s /37°e /nairobi
26°s /28°e /johannesburg
1.100
Die Chrysler Group fördert die Automotive High School in New York, an der mehr als
1.100 Schüler praxisnah auf den Berufseinstieg in die Automobilbranche vorbereitet werden.
Eine weitere Initiative konzentriert sich auf Lehrer von öffentlichen Elementary-, Middleund Highschools in Michigan: Der DaimlerChrysler Corporation Fund ehrt mit seiner Initiative
„Closing the Technology Gap in Education“ Lehrer für besondere Verdienste in den Fächern
Mathematik, Naturwissenschaften und Technik.
Neben bereits bestehenden Berufsausbildungszentren in Afghanistan und Russland gründete
DaimlerChrysler im November 2006 zusammen mit der Kuwait Investment Authority die
„DaimlerChrysler Automotive Academy Kuwait“ mit dem Ziel, jungen Menschen in Kuwait
durch eine fundierte Ausbildung im Bereich Automobiltechnik und Management eine gute
Berufsperspektive zu eröffnen.
15
Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ)
entstand in den palästinensischen Gebieten eine Lehrwerkstatt. In Beit Sahour lernen bis zu
15 Jugendliche den Umgang mit modernen Kfz-Techniken, um aufgrund dieser Ausbildung
einen adäquaten Arbeitsplatz erhalten und ihre Familien unterstützen zu können.
Im Februar 2007 nahm die DaimlerChrysler Automotive Academy Südafrika ihre Tätigkeit
auf. Das Trainingscenter bildet benachteiligte Jugendliche aus der Region Limpopo in einer
einjährigen Ausbildung zum Kfz-Mechaniker aus.
Das jüngste Ausbildungszentrum eröffneten DaimlerChrysler und die GTZ im Juni 2007.
An den beiden Standorten Blantyre/Malawi und Nairobi/Kenia werden junge Afrikaner in
einer zweijährigen Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker geschult. Mit dem überregionalen
Trainingscenter soll die Berufsausbildung von Fahrzeugtechnikern in den Staaten Malawi,
Kenia, Angola, Mosambik, Sambia, Simbabwe, Äthiopien, Tansania und Uganda gefördert
werden.
Im Students Experience Program (STEP) lädt DaimlerChrysler gemeinsam mit der Südliches
Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft (SAFRI) seit 2005 jährlich Studenten aus
Südafrika zu einem Praktikum nach Deutschland ein.
40°n /33°E /ankara
60
35°n /140°e /kawasaki
40
Eine Kooperation zwischen der Hacettepe University of Ankara, der Fachhochschule Esslingen
und Mercedes-Benz Türkei ermöglicht jährlich 60 türkischen Studenten der Fakultät für
Maschinenbau, sich in Sprach- und Fachkursen fortzubilden.
Deutsch-japanischer Schüleraustausch: Durch die Beteiligung von DaimlerChrysler und der
Mitsubishi Fuso Truck & Bus Corporation (MFTBC) an einer Initiative zur Förderung des
kulturellen Verständnisses zwischen Japan und Deutschland („Takenoko Fund“) wird Schülern
beider Länder ein Austauschprogramm ermöglicht. 2006 besuchten 40 deutsche Schüler
aus weiterführenden Schulen das Montagewerk Kawasaki.
84 DaimlerChrysler
Studium und Ausbildung im Wechsel: Inga Pietruschka studiert an der Berufsakademie
Eine fundierte Aus- und Fortbildung ist die Voraussetzung für den beruflichen Erfolg jedes
Einzelnen und zugleich für die Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftssicherung des Unter­
nehmens. Wer ausbildet, übernimmt daher Verantwortung für die Berufschancen der
nachfolgenden Generationen. Aus diesem Grund stellt DaimlerChrysler jedes Jahr weit mehr
Ausbildungsplätze zur Verfügung, als das Unternehmen für den eigenen Bedarf benötigt.
Mit rund 8.000 Auszubildenden in Deutschland schafft der Konzern rund 40 Prozent aller
Ausbildungsplätze unter den deutschen Automobilherstellern. Im Jahr 2006 erhöhte
DaimlerChrysler mit 1.650 neuen Ausbildungsplätzen trotz rückläufiger Bedarfszahlen sein
Lehrstellenangebot im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent und wird diese Erhöhung auch
2007 beibehalten.
„Wir wurden extrem unterstützt.“
Jasmin Faltermann
Für Aufsehen in der Branche sorgte 2006 auch Jasmin Faltermann. Die junge Frau wurde
vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag zur besten Kraftfahrzeugmechatronikerin
Deutschlands gekürt. Nach dem Abi wollte sie erst einmal etwas „Handfestes“ lernen und
ging schließlich als Auszubildende ins DaimlerChrysler-Werk nach Bremen. „Wir wurden
extrem unterstützt“, sagt Jasmin Faltermann, 24, die inzwischen in Hamburg Fahrzeugbau
studiert. „Wir wurden auf internen Lehrgängen immer auf dem neuesten Stand der Technik
geschult. Und unsere Ausbilder haben immer darauf geachtet, dass wir nur bestens vorbe­
reitet zu den Prüfungen gingen.“ Wie aber erst einmal reinkommen? Für viele Jugendliche
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
Generation Zukunft
Beste deutsche Kfz-Mechatronikerin: Jasmin Faltermann lernte bei DaimlerChrysler
endet der Traum vom Kfz-Mechatroniker oder von der Industriekauffrau schon bei der
Bewerbung. Wer fehlerhafte Anschreiben verschickt oder im Bewerbungsgespräch keinen
Satz herausbringt, muss mit einer Absage rechnen. Michaela Riedel, 21, und Kilian Köhnlein,
24, helfen als Auszubildende bei DaimlerChrysler zukünftigen Bewerbern, die gröbsten Fehler
zu vermeiden. Die angehende Industriekauffrau und der Auszubildende zum Informatik­
kaufmann gehören zum FEBS-Team, einer Initiative der DaimlerChrysler AG. FEBS steht für
„Ferienworkshops, Einzel- und Gruppentraining, Bewerbertraining an Schulen und Service“.
Michaela, Kilian und weitere Auszubildende von DaimlerChrysler zeigen jungen Schul­
abgängern, worauf sie bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz achten müssen. FEBS
funktioniert dabei wie eine richtige Firma, in der die Auszubildenden vom Marketing über
die Trainingsdurchführung bis zur Buchhaltung und dem Controlling alle Bereiche in Eigen­
verantwortung abdecken. „Bislang hatten wir das Angebot nur auf die Kinder von
DaimlerChrysler-Mitarbeitern beschränkt“, sagt Michaela Riedel. Der Erfolg war jedoch so
groß, dass nun auch andere Jugendliche von dem Know-how ihrer nur wenige Jahre älteren
„Kollegen“ profitieren können. Sie erfahren, wie eine Bewerbungsmappe aussehen soll. In
der Gruppe trainieren sie Auftritt und Präsentation für die eigene Bewerbungsphase. „Wir
sind mit unseren 'Kunden' auf Augenhöhe“, sagt Gründungsmitglied Kilian Köhnlein, „weil
wir selbst ja gerade erst angefangen haben.“ \
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86 DaimlerChrysler
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
Motor der Wirtschaft
Motor der
Wirtschaft
Seit 50 Jahren produziert DaimlerChrysler Nutzfahrzeuge in Brasilien. Der Standort
in São Bernardo do Campo ist einer der effizientesten im gesamten Konzern
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88 DaimlerChrysler
S. 86/87
Die Zentrale von DaimlerChrysler Brasilien damals und heute
Familie Sancho arbeitet seit zwei Generationen bei DaimlerChrysler:
Vater Pedro Carlos mit Tochter Daiane
Autor
Fotografie
Toni Keppeler
Lukas Coch
23°S /46°W Pedro Carlos Sancho ist ein zufriedener Mensch. Er
hat einen guten Arbeitsplatz, Sohn Pedro Carlos, 23, und Tochter
Daiane, 19, sind in der gleichen Firma untergekommen, und für
die siebenjährige Tochter Carolina kann er sich eine Privatschule
leisten. Sancho besitzt ein Auto und eine kleine Drei-ZimmerWohnung in einem Mittelschichtsviertel in São Bernardo do
Campo, einem Vorort der brasilianischen Industriemetropole São
Paulo. „Das alles“, sagt er lachend, „verdanke ich Mercedes-Benz.“
Pedro Carlos Sancho arbeitet seit 21 Jahren im Lastwagen- und
Buswerk von DaimlerChrysler Brasilien in São Bernardo. Als er
mit 27 Jahren in der internen Werkstatt anfing und das Motoröl
der Dienstwagen wechselte, wurden in der Fabrik in etwa so viele
Nutzfahrzeuge produziert wie heute – allerdings mit doppelt so
vielen Arbeitern und Angestellten. In den folgenden Jahren jagte
eine Wirtschaftskrise die nächste. Niemand investierte mehr in
Busse oder Laster. Viele Arbeiter wurden entlassen. Sancho konnte
bleiben und ist heute für ein Band in der Motorenherstellung
verantwortlich. Er hat Verständnis für den Schrumpfungsprozess.
„Die Alternative war klar: Entweder wir bewegen uns, oder wir
sterben.“
„Wir sind geblieben. Das ist vielleicht das
Nachhaltigste, was wir in diesem Land
geleistet haben.“
Gero Herrmann, Präsident von DaimlerChrysler Brasilien
Das Werk in São Bernardo hat sich bewegt. Im vergangenen Jahr
feierten die 11.500 Beschäftigten das 50-jährige Bestehen der
Fabrik. Sie ist eine der effizientesten im weltweiten Produktions­
netz von DaimlerChrysler und mit ihrer schlanken Produktion
und dem flexiblen Management ein Vorbild für andere Werke.
Innerhalb von nur zwei Jahren wurde die gesamte Produktpalette
erneuert. Selbst Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva,
einst kämpferischer Arbeiterführer der Metallgewerkschaft, zollt
Respekt. „Ich komme seit den 1970er-Jahren an das Werkstor
dieser Fabrik“, sagte er bei der 50-Jahr-Feier. „Ich habe hier große
Sie­ge erlebt und sehr traurige Momente. Ich habe Schlangen von
Arbei­tern gesehen, die eingestellt wurden, und ich habe
Schlangen von solchen gesehen, die entlassen wurden. All diese
Kämpfe haben sich gelohnt.“ Heute spricht Lula ganz familiär von
„unserer geliebten Mercedes-Benz Fabrik“. Er verspricht ein gutes
Investi­tionsklima und hofft im Gegenzug, dass DaimlerChrysler
dem Land weiterhin treu bleibt.
Für Gero Herrmann, Präsident von DaimlerChrysler Brasilien, ist
die Treue zum Standort eine Frage der Verantwortung. „Andere
internationale Konzerne haben in den Krisen der vergangenen
Jahrzehnte dichtgemacht“, sagt er. „Wir sind geblieben. Das ist
vielleicht das Nachhaltigste, was wir in diesem Land geleistet
haben.“
Das Werk in São Bernardo wurde am 28. September 1956 vom
damaligen Präsidenten Juscelino Kubitschek eröffnet. Seither
verließen rund 1,6 Millionen Nutzfahrzeuge die Fabrik. Sie domi­nieren das Straßenbild des südamerikanischen Landes. Fünf
von zehn Lastkraftwagen und sieben von zehn Bussen, die über
Brasiliens Straßen rollen, tragen den Mercedes-Benz Stern. Die
Produktion geht jedoch weit über den nationalen Bedarf hinaus.
Ein großer Teil ist für den weltweiten Markt bestimmt. Fahrzeuge, Motoren, Getriebe und Achsen werden in über 50 Länder
exportiert.
Mercedes-Benz hat zur Industrialisierung des einstigen Agrar­staats maßgeblich beigetragen. Die Laster mit dem Stern waren
dabei, als das zweitgrößte Fernstraßennetz der Welt entstand
und als im Zentrum des Landes die neue Hauptstadt Brasilia
gebaut wurde. Sie kamen bei der Konstruktion von Flughäfen,
Kraftwerken und Staudämmen zum Einsatz. Das Werk in São
Bernardo wuchs gemeinsam mit der Wirtschaft des Landes und
setzte dabei neue Maßstäbe. So verhalf Mercedes-Benz dem
Dieselmotor in Brasilien zum Durchbruch. Bevor 1956 das erste
Exemplar des legendären „Torpedo“-Lasters das Werk verließ,
waren gerade zwei Prozent der Nutzfahrzeuge mit diesem
wirtschaftlichen Antrieb ausgestattet. Heute fährt in Brasilien
kein Transporter mehr ohne Diesel.
Durchbruch für Dieselmotoren
Die Konkurrenz schlief nicht. Weitere internationale Konzerne
drängten nach Brasilien, daneben entwickelte sich die heimische
Industrie. Die Zeiten, in denen Busse und Laster von MercedesBenz den Markt beherrschten, sind vorbei. Die Nutzfahrzeuge
sind heute zwar immer noch Marktführer. Sie müssen jedoch
jeden Punkt oberhalb der 50-Prozent-Marke hart erkämpfen. Der
Bau fertiger Busse wurde inzwischen eingestellt. Das Werk in São
Bernardo ist auf Fahrgestelle spezialisiert. Den Aufbau haben
lokale Hersteller übernommen. Etliche Kunden bestehen jedoch
darauf, dass Mercedes-Benz die Endabnahme der Busse erledigt.
„Sie legen Wert auf die Qualität von DaimlerChrysler“, sagt der
für die Busproduktion verantwortliche José Carlos das Neves.
Das Werk in São Bernardo ist ein Kompetenzzentrum von
DaimlerChrysler für die Entwicklung und Produktion von
Busfahrgestellen. Am Rand des Werksgeländes steht das 1991
eröffnete Zentrum für technologische Entwicklung. Mit 530 >
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MOTORENFERTIGUNG
SÃO BERNARDO DO CAMPO
BRASILIEN
90 DaimlerChrysler
Ein Mercedes-Benz Bus der ersten Stunde und sein moderner Nachfolger auf den Straßen von São Bernardo
S. 92 /93
Arbeiter stanzen Karosserieteile an einer großen
Presse
Beschäftigten ist es das größte seiner Art im Konzern außerhalb
von Deutschland. Es ist unter anderem für die Konstruktion und
Entwicklung der leichten Lkw-Baureihe Accelo verantwortlich.
Hauptsächlich aber beschäftigen sich die Ingenieure mit der
Anpassung der Mercedes-Benz Nutzfahrzeuge an die harten
brasilianischen Verhältnisse. Der größte Teil des Straßennetzes
ist nicht asphaltiert. Die Trucks sind dort ganz anderen Belas­
tungen ausgesetzt als in Europa oder den USA. „Von unserer
Arbeit profitieren auch die Kollegen in Deutschland“, sagt Decio
Del Debbio, Direktor für Nationalisierung im Entwicklungszentrum.
„Wenn sie Laster nach Afrika exportieren, müssen die ähnlich
robust sein wie unsere brasilianischen.“
Umweltschutz und Armutsbekämpfung
Del Debbio kümmert sich darum, dass möglichst viele der in der
Produktion verwendeten Teile in Brasilien hergestellt werden;
sei es im Werk von São Bernardo oder bei einem der vielen
Zulieferer. „Wir haben inzwischen einen Nationalisierungsgrad von
über 80 Prozent“, sagt er. Das bedeutet weniger Zölle, weniger
logistische Probleme und mehr Arbeitsplätze in Brasilien. Typisch
brasilianische Produkte sind Kokosfasern. Sie kommen aus dem
Norden des Landes, wo das Werk1992 ein Projekt zur Verarbeitung
nachwachsender Rohstoffe angestoßen hat. Daraus entstand
die Firma POEMAtec. Sie produziert mit den Fasern Sitze und
Kopfstützen. Allein im Führerhaus vieler Mercedes-Benz Lkw sind
20 Kilo des umweltfreundlichen Materials verarbeitet.
Zum Teil stehen Zollbestimmungen einer umweltverträglichen
Produktion im Weg. So dürfen die Lastermotoren, die das Werk in
Richtung USA verlassen, nach den dortigen Vorschriften kein Öl
enthalten. Das Problem: Die Motoren müssen vor der Ausfuhr
getestet werden. Nach einer halben Stunde Probelauf hat sich
der Schmierstoff in Altöl verwandelt. 2.100 Tonnen dieses Pro­blemabfalls mussten jährlich aufwendig entsorgt werden. Doch
DaimlerChrysler-Ingenieure haben Abhilfe geschaffen. Sie
entwickelten eine Methode, mit der das Motoröl aufbereitet und
bis zu fünf Mal verwendet werden kann. Das spart nicht nur über
eine Million Euro (1,3 Millionen US-Dollar) im Jahr. Gleichzeitig
wurde die jährliche Altölmenge auf 377 Tonnen gesenkt.
brasilien in zahlen
Brasilien
8,5 Mio. km2
Deutschland
187 Millionen Einwohner
2.400 Euro/Jahr Einkommen
pro Familie
Als Mercedes-Benz 1956 sein
Werk in São Bernardo do Campo
eröffnete, lebten dort nur wenig
mehr als 30.000 Menschen.
Heute zählt die Stadt
Energiepolitisch bedeutender ist die Entwicklung von Motoren,
die einen hohen Anteil an Biodiesel verkraften. „Biodiesel hat
mittel- und langfristig ein großes Potenzial“, sagt Gero Herrmann.
„Brasilien ist darin führend, und die Regierung versucht, diese
Stellung stark auszubauen.“ Demnächst wird die Beimischung
von zwei Prozent Biodiesel Pflicht sein, die Bemühungen des
Unternehmens gehen jedoch weiter. „Wir machen schon Tests >>
723.000 Einwohner.
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
Motor der Wirtschaft
Mitarbeiter vergnügen sich beim Carromspiel in der Pause
Umweltschutz: Paletten werden bei DaimlerChrysler in Brasilien
recycelt
Familie Sancho genießt bescheidenen Wohlstand in ihrer Eigentumswohnung
Im Gesundheitszentrum arbeiten Ärzte aller Fachrichtungen
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92 BRASILIEN
SÃO BERNARDO DO CAMPO
PRESSWERK
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SÃO BERNARDO DO CAMPO
LASTWAGENFERTIGUNG
360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007
95
Motor der Wirtschaft
Das Ende der Produktionslinie ist erreicht, die Lkw
sind fahrtauglich
Arbeiter montieren den legendären „Torpedo“-Lkw
S. 96/97
Anpfiff nach der Spätschicht: Um Mitternacht treffen sich
20 Arbeiter zum Fußballspielen
mit höheren Anteilen“, sagt Herrmann. Der nachwachsende Roh­
stoff könne „ein entscheidender Faktor für das Land werden“ und
diene – weil er Arbeitsplätze auf dem Land schafft – gleichzeitig
der Armutsbekämpfung.
Die Kombination aus Umweltschutz und Armutsbekämpfung fin­
det sich selbst im Kleinen: Seit dem Jahr 2000 wird im Werk der
Müll getrennt und die wiederverwertbaren Stoffe an das kleine
Recyclingzentrum der benachbarten Kirchengemeinde geliefert.
Die finanziert mit dem Erlös soziale Projekte und trennt inzwischen
den Müll des ganzen Stadtteils. Auch Pedro Carlos Sancho sortiert
zu Hause den Abfall. „Viele Nachbarn machen schon mit, und
wir diskutieren gerade, ob wir das nicht im gesamten Wohnblock
einführen wollen.“
DaimlerChrysler macht es seinen Mitarbeitern und deren An­ge­
hörigen leicht, sich für das Unternehmen zu engagieren. Denn
alle profitieren von den familienfreundlichen Leistungen des
Arbeitgebers. So nehmen nicht nur Sancho und seine beiden
Ältesten, sondern auch seine Frau und seine jüngste Tochter das
Gesundheitssystem von DaimlerChrysler Brasilien in Anspruch.
Es bietet weitaus mehr als die staatliche medizinische Versorgung.
vom torpedo zum axor
1949 beginnt der polnische Einwanderer
Alfred Jurzykowski mit dem Import von
Intensive medizinische Versorgung
Limousinen und Fahrgestellen für Laster
und Busse von Mercedes-Benz
Im Gesundheitszentrum auf dem Werksgelände arbeiten Ärzte
aller Fachrichtungen. Sanchos Sohn Pedro Carlos und die Tochter
Daiane haben die in die Fabrik integrierte staatlich regulierte
Berufsschule besucht und sind, wie alle Absolventen, übernommen
worden. Selbst seinen Haushalt hat Sancho „wie in der Produktion
nach dem Prinzip der kürzesten Wege organisiert“. Werden die
brasilianischen DaimlerChrysler-Arbeiter am Ende die besseren
Deutschen? „Nein“, sagt Herrmann, es sei die Mischung aus
brasilianischer Flexibilität und deutscher Disziplin, die den Erfolg
ausmache.
Auch Sancho ist in seinem Herzen ein richtiger Brasilianer
geblieben. Jeden Freitag, wenn um Mitternacht die Schicht endet,
geht er mit seinen Kollegen auf einen nahe gelegenen Fußballplatz
und jagt im Schein des Flutlichts drei Stunden lang einem Ball
nach. Welcher deutsche Arbeiter wollte morgens um drei noch
Tore schießen? \
1953 entsteht daraus Mercedes-Benz do
Brasil
1956 nimmt das Werk von São Bernardo do
Campo die Produktion auf
1979 startet in Campinas, ebenfalls im
Bundesstaat São Paulo, ein Werk für
die Busproduktion
1999 eröffnet das Pkw-Werk in Juiz de Fora
im Bundesstaat Minas Gerais. Dort
läuft zunächst die A-Klasse vom Band,
später die C-Klasse und seit Kurzem die
Sportcoupés der C-Klasse, vor allem
für den Export nach Europa
2000 kommt die Busproduktion zurück ins
Stammhaus. Campinas dient heute
als Standort für das Servicezentrum von
DaimlerChrysler in Brasilien
96 BRASILIEN
SÃO BERNARDO DO CAMPO
FUSSBALLPLATZ
97
98 DaimlerChrysler
impressum
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DaimlerChrysler
70546 Stuttgart, Deutschland
Auburn Hills, MI 48326-2766, USA
Verantwortlich für den Herausgeber
Prof. Dr. Herbert Kohler
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Gesamtkoordination
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Dr. Udo Hartmann
Dr. Norbert Otten
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agentur.zs
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design hoch drei
Repro
Eder Repro
Druck
Bechtle Druck
Bildquellen
Seite 16-23: Agentur Focus/Magnum, Corbis,
Gettyimages, laif
Seite 24: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Seite 27, 28, 30: akg-images
Seite 29: Courtesy Missouri Botanical Garden
Seite 66-69: DaimlerChrysler
Ansprechpartner
Dr. Norbert Otten
E-Mail: [email protected]
Vertriebs- und Bestellservice
Uwe Haspel
Tel. +49 (0)- 711-17-5 9185
Fax.+49 (0)- 711-17-790 - 5 9185
E-Mail: [email protected]
„360 GRAD - FAKTEN zur Nachhaltigkeit 2007“
Der ergänzende Bericht „360 GRAD – FAKTEN zur
Nachhaltigkeit 2007“ bietet zudem faktenorientierte
Informationen zum Thema Nachhaltigkeit und
vervollständigt den vorliegenden Bericht. Er orientiert
sich an den Richtlinien der Global Reporting Initiative
(GRI) und erscheint zeitgleich mit dem Bericht
„360 GRAD – MAGAZIN zur Nachhaltigkeit 2007“.
© 2007 DaimlerChrysler
Weiterführende Informationen zum Themenkomplex Nachhaltigkeit finden Sie im Internet unter:
Der Bericht „360 GRAD – MAGAZIN
zur Nachhaltigkeit 2007“ ist auf Papier
gedruckt, das zu 100 Prozent aus Altpapier
hergestellt wurde und mit dem „Blauen
Engel“ zertifiziert ist.
Nachdruck, auch auszugsweise, nur
mit schriftlicher Genehmigung des
Herausgebers und mit dem Bild- und
Textverweis „DaimlerChrysler“.
www.daimlerchrysler.com/nachhaltigkeit