Die Gemeinde ist gern gesehener Gast
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Die Gemeinde ist gern gesehener Gast
Bericht der KWZ vom 6.12.2013 Die Gemeinde ist gern gesehener Gast' Kornwestheim Die Überlegung, das Philipp-Matthäus-Hahn-Haus zu vermieten, löst heftige Diskussionen aus. Gaby Mayer Otmar Traber redet nicht lange drum herum: Der Kabarettist packt seine Pläne bei der Gemeindeversammlung am Mittwochabend im sehr gut besuchten PhilippMatthäus-Hahn-Gemeindehaus - dem Haus, um dessen Zukunft es geht - kurz und schonungslos auf den Tisch. Ihm schwebt vor, das Gemeindehaus zu einer Kleinkunstbühne umzufunktionieren, auf der 80 bis 90 Veranstaltungen pro Jahr - von Theater bis zu Jazzkonzerten - stattfinden. 'Aber eine solche Bühne sieht anders aus', sagt der Ludwigsburger, der seit Jahren als Kabarettist unterwegs ist und bis dato das Alte Schulhaus in Ludwigsburg-Hoheneck betreibt. Die hölzerne Balustrade am Bühnenrand muss nach der Vorstellung von Traber weg. Dafür braucht es einen Vorhang, der einen 'konzentrierten Blick auf die Bühne' ermöglicht. Vier der großen Leuchter im Saal müssen abgebaut und gegen Scheinwerfer ersetzt, die Bestuhlung ausgetauscht werden. 'Vielleicht stellen wir ein paar Barhocker an den Rand.' Der Wandteppich mit christlichem Motiv passt nicht ins Konzept, statt dessen stellt sich der Kabarettist eine Kunstausstellung vor. 'Eine Kleinkunstbühne braucht einen anderen Pep', begründet er seine Pläne. Von denen, ist Traber überzeugt, könnte auch die Gemeinde profitieren. 'Ich kann mir gut gemeinsame Projekte vorstellen.' Theaternachmittage, ein Sommer-Open-Air, eine monatliche Talkreihe. 'Ich werde nicht Motor dieser Projekte sein, aber ich bin offen für sie', stellt Traber klar. Ebenso klar ist für ihn, wer die Fäden in der Hand hält, sollte er das Haus mieten. 'Die Gemeinde ist dann gern gesehener Gast', sagt Otmar Traber. Fest steht bereits, dass die Landfrauen die Küche weiterhin nutzen könnten, dass Seniorennachmittage stattfinden würden und Basare. Auch die Martinskantorei könnte, geht es nach Traber, weiter im Haus proben. Und wenn die Frauen der Mutter-Kind-Gruppen die Küche, die Traber neben dem großen Saal im Erdgeschoss und einem Büro mitmieten möchte, zum Kaffeekochen nutzen wollten, dann sei das in 'überschaubarem Rahmen' auch okay. 'Ich habe eine große, weite Seele.' Unbestritten müsse aber sein, dass er das Sagen habe. 'Dieser Perspektivwechsel muss stattfinden.' Dass sie sich das vorstellen können, signalisieren in der folgenden Diskussion einige. 'Manchmal haben wir im Kirchengemeinderat nichts zu lachen', findet ein Mitglied. 'Dann können wir zu Ihnen gehen.' Sie finde es schön, wenn das Gebäude belebt werde, erklärt eine Nachbarin. Bedenken haben die Anwohner aber wegen der Parkplatznot und möglicher Lärmbelästigung. Ihre Autos abstellen könnten die Besucher am neuen Friedhof, schlägt Traber vor. 'In Hoheneck ist es noch enger, aber die Anwohner haben sich nie beschwert.' Sämtliche Veranstaltungen endeten um 22.30 Uhr. 'Dann gehen die Leute.' Und draußen gebe es keinen Veranstaltungslärm, versucht Traber zu beruhigen. Das gelingt ihm nicht in jeder Hinsicht. 'Das hier ist ein sakraler Raum', schlägt dem Kabarettisten und dem Kirchengemeinderat Kritik entgegen. Es sei skandalös, der Gemeinde ihre Heimat zu nehmen, heißt es in emotionalen Wortmeldungen, zumal sie immer weniger Räume zur Verfügung habe. 'Wo können wir noch hin?' So viele Veranstaltungen gebe es nicht, dass wirklich Raumnot herrsche, bedauert Pfarrer Christoph Rau, Hausherr im Philipp-Matthäus-Hahn-Haus. 'Wir können sämtliche Veranstaltungen in den anderen Häusern durchführen. Leider. Wir haben hier nicht mehr viel.' Zudem bliebe das Untergeschoss von der Vermietung unberührt. 'Ist die Not wirklich so groß, dass wir den Raum aufgeben müssen?', will ein anderes Gemeindemitglied wissen. 'Die eindeutige Antwort ist Ja', sagt der Kirchengemeinderatsvorsitzende Dr. Peter Drehmann. 'Wir schaffen es ohne Vermietung', führt Kirchenpflegerin Renate Schwaderer aus, 'aber wir brauchen Spielräume. Die Vermietung könnte helfen, sie zu schaffen.' Der Mietvertrag, so er denn geschlossen wird, soll über fünf Jahre laufen und der Gemeinde jährlich - alle Nebenkosten bereits abgezogen - 10 000 bis 12 000 Euro bringen. Somit könnten bis zu 1000 Euro monatlich in die Jugendarbeit oder Kirchenmusik fließen, argumentieren die Befürworter. Sie erinnern auch daran, dass der Kirchengemeinderat im September beschlossen hat, am Gemeindehaus nur unter der Voraussetzung festzuhalten, dass eine feste Einnahmequelle gefunden wird. Die Einnahmen durch die Vermietung des Saales als Mensa für die Schillerschule fallen nämlich demnächst weg. Entscheidung Der Kirchengemeinderat entscheidet in seiner öffentlichen Sitzung am Dienstag, 10. Dezember, über die Vermietung des Gemeindehauses an Otmar Traber. Beginn ist um 19.30 Uhr im Johannesgemeindehaus, Weimarstraße 33. Bericht in der KWZ vom 3.12.2013 Kornwestheim ist die Nummer eins Kornwestheim Otmar Traber möchte das Philipp-Matthäus-Hahn-Gemeindehaus als Kleinkunstbühne nutzen. Susanne Mathes Für die im Umbruch befindliche evangelische Kirchengemeinde steht eine weitere Entscheidung an: Sie muss abwägen, ob sie das Philipp-Matthäus-Hahn-Gemeindehaus an Otmar Traber vermieten will. Der im Kreis weithin bekannte Kabarettist, der Anfang 2015 aus seiner Spielstätte im Alten Schulhaus in Ludwigsburg-Hoheneck ausziehen muss, würde die einstige Zehntscheuer gerne zu seinem neuen Standort machen und dort eine Kleinkunstbühne eröffnen. Noch im Dezember soll der Kirchengemeinderat über die Anfrage abstimmen. Die Kirchengemeinde selbst sei vor längerem auf ihn zugekommen und habe signalisiert, sie könne ihm im Zuge der Häuserdiskussion möglicherweise räumliche Optionen bieten, berichtet Traber. 'Ich habe auch noch ein, zwei andere Möglichkeiten in Aussicht, aber in meiner inneren Reihenfolge ist Kornwestheim die Nummer eins.' Der Saal im evangelischen Gemeindehaus verfüge über eine Bühne, habe eine gute Größe und biete den für Kleinkunstveranstaltungen passenden intimen Rahmen. Außerdem liege Kornwestheim günstig und sei für das Publikum gut erreichbar. Der Kirche käme ein neuer Mieter an sich gelegen. Denn die Schillerschule, die den Saal fürs Schülermittagessen nutzt, benötigt ihn mit Fertigstellung der neuen Mensa nicht mehr. Die Kirchengemeinderäte müssen sich nun überlegen, ob sie den fürs Gemeindeleben möglicherweise weitreichenden Schritt wagen wollen oder lieber nicht. Denn wenn Otmar Traber den Zuschlag erhält, wird der Saal eine neue Anmutung bekommen. 'Wenn man jetzt hineinkommt, weiß man: Das ist ein evangelisches Gemeindezentrum. Das sieht man, das fühlt man. Bei mir käme man aber hinein und wüsste: Das ist eine Kleinkunstbühne', sagt Otmar Traber. Einige optische Veränderungen stünden dann an. Das Podium würde er übrigens nicht nur für eigene Programme nutzen, sondern auch Kollegen in die Kirchstraße holen: Bis zu 80 Kleinkunst-Abende pro Jahr könnten dort perspektivisch über die Bühne gehen. Bei den Protestanten gibt es durchaus differierende Ansichten zu den Planspielen. Bisherige regelmäßige Nutzer und Nachbarn äußerten Skepsis, berichtet Pfarrer Christoph Rau. Andere Stimmen besagten, die Kirche könne das Geld brauchen - etwa, um es in die Jugendarbeit zu stecken. 'Dass wir längerfristige Vermietungen suchen, war Teil des Haushaltsbeschlusses', sagt Rau. Doch die Vorstellung, nicht mehr Herr im eigenen Haus zu sein und den Saal nur noch gelegentlich nutzen zu können, sei ein Stück weit auch befremdlich. Wobei es aus Otmar Trabers Sicht durchaus möglich wäre, dass die Kirchengemeinde den Saal in Absprache weiterhin mit einigen eigenen Veranstaltungen belegen könnte. Und auch gemeinsame Aktivitäten, denkt Traber, ließen sich entwickeln. 'Die Frage, ob sie ihre gute Stube und damit ein Stück ihrer Identität aufgeben soll, ist für die Kirche eine harte Entscheidung', weiß der Kabarettist - übrigens studierter Theologe - aber auch. 'Ich habe großes Verständnis für den Schmerz und die Trauer, die sich damit verbinden.' Diskussion Am Mittwoch, 4. Dezember, lädt die evangelische Kirche zu einer Gemeindeversammlung zu dem Thema ein. Otmar Traber stellt seine Pläne dort vor. Beginn ist um 20 Uhr im Philipp-Matthäus-Hahn-Gemeindehaus.