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MusiKuS Musik und Kultur Seiten Mission for Music Großer Rückblick auf die Musikmesse Frankfurt 2012 Elfenzauber Vic Anselmo Live in Krefeld Auf direktem Weg zum Traumjob Theresa Schwär im Interview The Real Deal Workshop mit Andy Pilger Inhalt Seite 8 Liebe Leserinnen und Leser, Seite 14 unter dem Motto „Mission for Music“ stand nicht nur die diesjährige Musikmesse in Frankfurt am Main. Die Mission zieht sich wie ein roter Faden durch diese Ausgabe des MusiKuS: Nämlich allen Menschen, ob Kindern beim Ausprobieren von Instrumenten, ob Zuhörern eines fesselnden Konzertes oder Besuchern von Workshops und Musikhäusern, die Musik nahe zu bringen. Seite 18 Jeder wird erst mal von unterschiedlichen Aspekten angesprochen und angezogen: Kinder reagieren schnell auf Buntes, Lautes, Schnelles und sind beim Mitmachen sofort dabei; das Publikum eines Konzertes will unterhalten - im besten Fall mitgerissen - werden, so dass alles drum herum unwichtig wird; durch die Teilnahme an einem Workshop erwartet man sich die Vermittlung von wertvollem Wissen, ebenso beim Besuch eines Fachgeschäfts. Trotzdem ist der Tenor all dieser Ereignisse, der Musik näher zu kommen. Jeder auf seine Weise. Seite 28 Auftakt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Staccato - Kurz notiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Mission for Music - Rückblick auf die Frankfurter Musikmesse 2012 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Piano Casa Duisburg: Ein nicht ganz alltägliches Fachgeschäft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Vic Anselmo Live in Krefeld: Elfenzauber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 The Real Deal - Workshop mit Andy Pilger im House of Drums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Wolf Coderas Session Possible: „Oh, ich muss die Welt retten!“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Interview mit Theresa Schwär: „Auf direktem Weg zum Traumjob“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Kinder! Kinder! JeKi-Kinder! - 4. JeKi-Konzert der NMKS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Judys Open Stage - Vorbereitungsabend auf „Jedermanns Best Voice“ . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Schlussakkord . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Was euch am meisten anspricht, entscheidet selbst beim Lesen. Vielleicht findet ihr euch auch in allem ein bisschen wieder. Ich für meinen Teil habe meine Mission für dieses Mal erfolgreich abgeschlossen, indem ihr dieses Heft in Händen haltet. Herzlichst, - Sonja Fuchs - Impressum Herausgeber: Sonja Fuchs Philosophenweg 5, 47051 Duisburg Mobil: 0157 - 86875838 Mail: [email protected] www.sunny-books.de 2 2/2012 Redaktion: Sonja Fuchs (V.i.S.d.P.), Udo Haarmann, Stefan Pelzer Druck: WAZ Druck, Duisburg Fotos: Sonja Fuchs, fotocop Thomas Magdalinski © Das Copyright für Gestaltung, Logos und Inhalt liegt ausschließlich bei sunnyBooks Sonja Fuchs. 2/2012 MusiKuS 3 Staccato Kurz notiert Ruhrfestspiele 2012 Erneut sind alle Augen der Theaterszene Europas vom 1. Mai bis zum 16. Juni auf die Recklinghäuser Ruhrfestspiele gerichtet. Das Motto des Theaterfestivals lautet dieses Mal „Im Osten was Neues: Von den fernen Tagen des russischen Theaters in die Zukunft“ und hält mit mehreren Inszenierungen basierend auf den Werken der bedeutendsten russischen Autoren einige Besonderheiten bereit. Unter anderem finden die Uraufführungen der Stücke „Der Revisor“ von Nikolai Gogol und „Krieg und Frieden“, nach dem weltbekannten Roman von Leo Tolstoi, statt. Aber auch andere Stücke, die der großen Vielfalt russischer Darmatik in nichts nachstehen, feiern ihre Premieren bei den Ruhrfestspielen. Besonders hervorzuheben ist die Deutschlandpremiere des Stücks „Groß und Klein“ mit Hollywood-Star Cate Blanchett. Im Stück spielt sie Lotte, die auf dramatische Weise eine Entfremdung von ihrem Ehemann, ihrer Familie und schließlich der Welt erfährt. Die australische Schauspielerin gehört zu den ganz Großen in Hollywood, denn 2003 erhielt sie für ihre Rolle in „Aviator“ sowohl einen Oscar als auch eine Golden Globe Nominierung. Als Charakterdarstellerin ist sie von den Bühnen nicht mehr wegzudenken und auf den diesjährigen Ruhrfestspielen 2012 gehört sie auf jeden Fall zu den Highlights! Als besonderes Bonbon haben es die Ruhrfestspiele geschafft, das letzte Wochenende mit E E IELE E RUHRFESTSP EN USEN N INGHA E RECKL E A WORL D STAGE 012 PUSCHKIN, GOGOL, TSCHECHOW 01.05. BIS 16.06.2 4 2/2012 zwei abschließenden Konzerten zu bestücken. Mit BAP erklingen am 16. Juni die unvergessenen Klassiker der über 35-jährigen Bandgeschichte. Und getreu dem diesjährigen Motto präsentiert die Bryats-Band avantgardistischen Balalaika-Rock mit traditionellen Instrumenten der russischen Volksmusik. Mit drei Jahrzehnten deutscher Rockgeschichte und zum Thema passender Folkloremusik im Gepäck wird das Ende der Festspiele gemeinsam mit den Besuchern gebührend gefeiert werden. little dead boy CARTOONical live in der Matrix Am 27. April 2012 ist das Musical, oder besser CARTOONical, von little dead boy live mit seiner Rockshow in der Matrix Bochum (Hauptstraße 200) zu sehen. Ab 17:30 Uhr beginnt die Feuershow, und um Punkt 18:00 Uhr geht es dann in der „Tube“ mit dem „one and only bad 2 the bone“ Cartoonical los. Die Bezeichnung „Cartoonical“ ist entstanden, weil die Geschichte des little dead boy (von seinen Freunden „little“genannt) auf einem Comic des Initiators Andy beruht. Alle weiteren Infos findet Ihr auf der Website „www.littledeadboy.com“ oder bei facebook nach „Littledead Boy“ suchen. 2/2012 5 Sommer Vocal Workshop auf Mallorca 40 Jahre NMKS Entdecken Sie Ihre Stimme und gleichzeitig sich selbst! Vom 13. August bis zum 17. August 2012 bietet die kanadischen international bekannte Jazz-Sängerin Judy Rafat eine einmalige Gelegenheit für alle, die schon immer einmal Gesangsunterricht in Verbindung mit einem tollen Urlaub in einer fantastischen, atemberaubenden Umgebung erleben wollten! Judy hat dafür im Club Ca’n Moray in Artà den perfekten Ort gefunden – fernab des alltäglichen Lärms der Großstadt liegt das kleine Städtchen Artà im Osten von Mallorca. Die Kursgebühr beträgt 450 Euro zuzüglich Flug und Unterbringung, die Anreise zum Hotel erfolgt per Bustransfer oder Mietwagen. Die Teilnehmerzahl ist auf 15 beschränkt, Anmeldeschluss ist der 15. Mai 2012. Am 23. März 2012 fand in der Aula des Elly-Heuss-Knapp Gymnasiums in Duisburg der Festakt zum 40jährigen Bestehen der Niederrheinischen Musik-und Kunstschule statt. Die zahlreichen Besucher, welche die Aula bis auf den letzten Platz ausfüllten, bekamen ein abwechslungsreiches Programm dargeboten: die musikalische Unterhaltung übernahmen die NMKS Big Band (Leitung Rüdiger Testrut), das NMKS Sinfonieorchester (Leitung Ute Steffens) und das NMKS Unterhaltungsorchester unter der Leitung von Richard Reddemann. Während eines Stücks des Sinfonieorchesters (dem auch die Konzertpädagogin der Duisburger Philharmoniker Theresa Schwär, die Bratsche spielt, angehört) fiel gar das Licht aus, aber die Musiker spielten unbeirrt im Dunkeln weiter, bis die Technik wieder alles im Griff hatte. Frau Johanna Schie, Leiterin der NMKS, begrüßte die Gäste mit einer Zusammenfassung der Geschehnisse im Jahr 1972, 6 2/2012 fat mit Judy Ra Programmplanung So., 12. August, abends: Einführungsabend mit Vorstellung des Wochenprogramms und Kennenlernen Tagesprogramm (13. - 17. August) 10:00 bis 14:00 Uhr: Workshop mit Entspannungsübungen, Atemübungen, Stimmtechnik, Arbeiten mit verschiedenen Songs aus Jazz, Pop, Blues. Weiterhin erhält jeder Teilnehmer im Verlauf der Woche die Möglichkeit, solo zu singen um Tipps zu erhalten, wie verschiedene Aspekte des Singens verbessert werden können – z.B. Artikulation, Atmung, Stimmklang, Resonanz, Rhythmik, Phrasierung etc. ab 14:00: Gemeinsames Mittagessen im Anschluss: Freizeit Fr., 17.August, 20:00 Uhr: Abschlusskonzert mit allen Teilnehmern Sa., 18.August: Abreise Weiter Info und Anmeldung unter: workshop.judyrafat.de als die Schule in ihrer heutigen Form gegründet wurde und erntete Zwischenapplaus und Jubel mit der Bemerkung, in diesem Jahr habe der MSV Duisburg in der 1. Bundesliga Bayern München 2:1 in einem Heimspiel geschlagen. Das Grußwort hatte Bürgermeister Benno Lensdorf, die Festansprache hielt Antje Valentin, die Direktorin der Landesmusikakademie NRW. Dabei unterhielt sie das Publikum mit einer herrlichen Zukunftsvision der 80jährigen Geburtstagsfeier der NMKS im Jahre 2052, wo Musik und gemeinsames Musizieren inzwischen in allen Firmen, Schulen, Kindergärten und Altersheimen selbstverständlich dazugehöre und jede Wohnung einen schallgeschützten Raum habe. Durch diesen gelungenen Abend führte der WDR-Rundfunkmoderator Jörg Lengersdorf, der selbst einmal Dozent der Musikschule war. 2/2012 7 Mission for MUSIC musikmesse 2012 Eins ist es auf der Musikmesse Frankfurt mit Sicherheit nie: still. Egal ob man draußen zwischen den Hallen unterwegs ist, denn dort ist die Agora-Stage, auf der von morgens bis abends Gigs stattfinden, oder gar in Halle 3.1, wo sich die Noten befinden... Hier macht niemand empfindlich „Pscht!“ Von irgendwo klingt immer eine Gitarre, wird ein Klavier gespielt, finden spontane Sessions statt. 8 2/2012 Einmal im Jahr - und das seit 25 Jahren verwandelt sich das 578.000 m² große Messegelände in Frankfurt am Main in eine Oase für Musikbegeisterte. Aussteller aus der ganzen Welt zeigen ihr umfassendes Spektrum an Produkten rund ums Musizieren. Ob klassische Instrumente, akustische oder elektrische Gitarren und Bässe, Blech- und Holzblasinstrumente, Schlagwerk, Tasteninstrumente, elektronisches Equipment oder Computerhard- und -software; die Musikmesse ist der Ort, an dem alle Innovationen den internationalen Besuchern gebündelt vorgestellt werden. Zusätzlich stellen alle wichtigen Verlage auf der Musikmesse aus und zeigen ihre Produkte in allen Genres von Klassik bis Jazz, Rock und Pop. Die Frankfurter Musikmesse ist die größte internationale Messe der Musikinstrumentenbranche. Auf der Vorveranstaltung im März 2011 präsentierten rund 1.500 Unternehmen aus 47 Ländern ihre Erzeugnisse mehr als 75.000 Besuchern. In diesem Jahr war es mit Sicherheit nicht anders, die aktuellen Zahlen werden noch ausgewertet. Nicht für alle zugänglich ist das Pressecenter, wo die MusiKuS-Messereise beginnt. Es herrscht eine einladende Atmosphäre, mit Empfang, Garderobe inklusive Schließfächern, eigenem Restaurant und Bar und einer großen Lounge, in der gemütliche Sofas und Sessel bereit stehen. Alle Arbeitsplätze sind mit Steckdose und (kostenlosem!) W-Lan versehen. Hier ist ein Ort, um Gleichgesinnte zu treffen, sich zu entspannen und gleichzeitig vielleicht schon mal Informationen zu verarbeiten, Texte zu schreiben, Videos zu schneiden und in seinen Terminkalender zu schauen. Aber hier ist nicht das eigentliche Herz der Messe, und zu diesem soll es natürlich gehen bei der Tour. Man kann gar nicht anders, als in den bunten Strom gesogen zu werden, findet sich vor Hinweisschildern wieder, die den Weg zu den Hallen weisen, deren Thema einen am meisten interessiert. Die Messestände der Aussteller reichen von einer gemütlichen Ecke bis zu riesigen Flächen, die schon von weitem durch Banner gekennzeichnet werden. Es ist 2/2012 9 Mensurlänge überall anfassen durchaus erwünscht (wenn auch bei sehr hochpreisigen und wertvollen Instrumenten nur unter Aufsicht), und hier will sowieso niemand „nur gucken“ - auch wenn das Auge schon genug zu tun hat. Als potentieller Käufer wird man von den Ausstellern mit Getränken versorgt, es stehen Süßigkeiten oder Snacks bereit, alle sollen sich wohl fühlen - in solch einer Atmosphäre verhandelt es sich einfach besser. Die größeren Stände haben abgetrennte Sitzmöglichkeiten, um auch hier eine Art Privatsphäre erzeugen zu können, obwohl man sich unter tausenden von Menschen befindet. Eine Traube von Interessenten hat sich vor dem Stand der Firma „Schlagwerk“ versammelt: hier wird gerade die „Move Box - The walk Cajon“ vorgestellt. Dieses neue Cajon wird im Stehen oder sogar beim Laufen gespielt und hat einen Tragegurt. Dabei hängt die Holzbox wie an einem Gürtel vor den Beinen des Spielers. Der Sound ist erstaunlich voll und eröffnet ganz neue Möglichkeiten für eine Percussion-Band. 10 2/2012 Am Stand von „Reinhardt Best Acoustics“, der unter anderem den Blick mit seinen knallgelben Wänden auf sich zieht, erfährt MusiKuS schließlich Interessantes von Herrn Gunther Reinhardt, dem Inhaber. Seit 1992 ist die Firma unter seinem Namen im Instrumentengroßhandel tätig, nachdem er zuvor mit Rudi Blazer die Gitarrenbaufirma „Blazer & Reinhardt GmbH“ innehatte. Als Gunther Reinhardt 1987 auf der Musikmesse Frankfurt mit dem spanischen Gitarrenbauer Sanchez zusammen traf, war die Geburtsstunde der „LaMancha“ Konzertgitarre gekommen. Das bekannteste Modell dieser Reihe ist die „Rubi“, eine Konzertgitarre, die in allen Mensurlängen hergestellt wird. Sie hat einen spanischen Halsfuß, was bedeutet, dass die Teile Korpus und Hals an der Zarge ineinander greifen und nicht einfach miteinander verleimt werden. Dadurch kann verhindert werden, dass der Hals sich extrem verzieht, die Gitarre ist in sich ruhiger. Außerdem ist sie leichter, was sich sehr positiv auf den Klang auswirkt. Herr Reinhardt führt einen Test vor, bei dem er ins Schallloch spricht und die Decke unterhalb des Steges vibriert. Obwohl die „Rubi“ in China gefertigt wird, kommen alle Gitarren in dieser Bauweise zu Best Acoustics, da das Wissen über den Bau des spanischen Halsfußes sorgfältig an die Gitarrenbauer im fernen Osten weiter gegeben wurde. Da die Größe eines Kindes und nicht das Alter entscheidend ist, welche Mensurlänge die Gitarre haben sollte, ist es das Ziel von Gunther Reinhardt, jedem Kind sein passendes Instrument zu vermitteln. Bei dem 10. Gitarrenbautest der EGTA-D (European Guitar Teachers Association - Deutschland e.V.) 2011/2012 wurden von 16 Gitarren nur vier empfohlen - drei davon eine LaMancha „Rubi Zeder matt“. Das allein spricht für den Erfolg des ehemaligen Gitarrenbauers. Wem die Eindrücke irgendwann zu viel werden, der kann sich auf dem Platz zwischen den Hallen eine Pause gönnen. Für das leibliche Wohl ist durch zahlreiche Restaurants und Imbissbuden reichlich gesorgt, es stehen Die Größe der Gitarre bemisst sich nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, auf die Gesamtgröße des Instrumentes von Kopfplatte bis Zarge, sondern auf die sogenannte Mensurlänge. Die Mensur ist die gesamte frei schwingende Saitenlänge, also der Abstand zwischen Gitarrensattel und Gitarrensteg. Die übliche Mensurlänge von ganzen Gitarren, der 4/4 Größe, beträgt ca. 65 cm. Bei den weiteren Größen wird es etwas unübersichtlicher, denn eine halbe Gitarrengröße entspricht nicht einer genau halbierten Standard4/4-Gitarrenmensur. Das wären 32,5 cm, die tatsächliche Mensurlänge sieht ganz anders aus, sie beträgt in diesem Fall 53 cm. Ursache dafür ist, dass die Größenbezeichnungen historisch gewachsen sind und auch Aspekte wie die Körperproportionen der Kinder mit einbeziehen. Das Alter ist für die Wahl einer passenden Gitarre nicht halb so wichtig wie die Körpergröße! Mensurlängen der wichtigsten Kindergrößen 1/4 = 45 cm • 1/2 = 53 cm • 3/4 = 56 cm • 7/8 = 62 cm Bänke bereit, ein Stück Wiese unter Bäumen lädt zum Ausstrecken ein. Und überall summen die vielsprachigen Gespräche über das neuste Modell, den letzten Auftritt eines Künstlers, die Preise und Verhandlungen. Wenn man am Ende des Tages das Messegelände hinter sich lässt, kommt es einem vor, als verlasse man eine andere Welt. Eine bunte, laute Welt der Musik - die zum Glück jedes Jahr wieder ihre Türen öffnet. 2/2012 11 PianoCasa Duisburg Ein nicht ganz alltägliches Fachgeschäft Die Zeiten in denen es Klavier- und Flügelhändler in der ganzen Stadt gab, sind lange vorbei. Da mutet es schon fast an wie ein Relikt aus vergangenen Tagen, das einzige Klavierfachgeschäft Duisburgs: das „PianoCasa“ auf der Kardinal-Galen-Str. 120. Aber von verstaubtem Eindruck keine Spur, hier findet man neben restaurierten Klavieren aus den 20er Jahren natürlich auch die modernen Kleinklaviere der 70er-90er. Allerdings nicht mehr im Look der alten Zeit, sondern top hergerichtet, dem heutigen Standard angepasst, in schwarz, weiß oder in der Wunschfarbe des Kunden. „Wir hatten schon die kuriosesten Farbwünsche“, weiß Udo Haarmann, der Inhaber zu berichten. „Knallrot Ralton 3002 für eine PianoBar im Innenhafen, zartrosa für ein Mädchenzimmer und sogar einen Flügel ganz mit Blattgold belegt für den Messestand eines Juweliers, da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.“ Die Verschönerungen an den Klavieren wie z.B. das eben genannte Belegen mit Blattgold, nimmt Frau Haarmann vor, die ihren Mann nach Kräften im Geschäft unterstützt. Selbstverständlich dürfen im Sortiment auch die derzeit sehr beliebte Yamaha U-Serie und Kawai Klaviere in schwarz Hochglanz nicht fehlen. Absolute Topklaviere, die den Vergleich mit großen deutschen Herstellern nicht fürchten müssen und preislich weit unter diesen liegen. Abgerundet wird das Angebot durch eine kleine, aber feine Auswahl an deutschen gebrauchten Markenflügeln aus zweiter Hand. Schimmel, Grotrian-Steinweg, Seiler, Bechstein usw. geben sich hier die Klinke in die Hand und 12 2/2012 sind auch meist schnell wieder weg. „Die einzigen Klaviere, die mir nicht ins Haus kommen sind die Billigprodukte aus China, egal welche schönen Namen auch immer die Klaviere schmücken, da kann ich mich als Klavierfachmann einfach nicht mit identifizieren“, so Haarmann. Auch E-Pianos sucht man hier vergebens. „Selbst wenn uns vielleicht der ein oder andere Umsatz verloren geht, wir stehen für Langlebigkeit und Werterhalt, das kann man von E-Pianos leider nicht behaupten. Außerdem liebe ich das Gefühl auf einer mechanischen Tastatur zu spielen und den einzig echten Ton eines Klavieres zu hören, das kann ein E-Piano auf keinen Fall bieten.“ Natürlich wird hier auch das komplette Service-Programm geboten, das man von einem Fachgeschäft dieser Art erwartet. Angefangen beim Klavierstimmen: „Wir haben zur Zeit ca. 600 private Stammkunden und dazu noch viele Musikschulen und sogar die Philharmonie und das Theater hier in Duisburg, die auf uns zurückgreifen.“ Dazu kommt das Aufarbeiten und Restaurieren von Altklavieren und auch die Vermittlung von Transport oder Lagerung der Instrumente. Sehr beliebt sind auch die preiswerten Leihklaviere für Anfänger und Ausprobierer. „Dass Klavierspielen auf dem Rückzug ist, können wir nicht feststellen. Unserer Meinung Mehr als nur Klaviere: Inhaber Udo Haarmann möchte in seinem Ladenlokal auch immer wieder Raum für kulturelle Events bieten. nach ist das Gegenteil der Fall. Wie viele Erwachsene sich in den letzten Jahren bei uns zum Klavierunterricht angemeldet haben, um einen Jugendtraum zu verwirklichen, kann ich gar nicht sagen, und auch hier im PianoCasa haben wir Anmeldungen und den Unterricht schon gestartet.“ War früher das Musikhaus Haarmann auf der Mülheimer Straße, ist Udo Haarmann heute froh über den Schritt auf die KardinalGalen-Straße 120. „Ich habe endlich wieder Zeit, mich um die Klaviere zu kümmern“, sagt er, und das sieht man sofort, wenn man das PianoCasa betritt. Vor drei Jahren bekam Haarmann die Sondergenehmigung der Handwerkskammer Düsseldorf, seinen Sohn Sven zum Klavierbauer auszubilden. „Diese Ausbildung erfolgte nur zu einem Teil in unserer eigenen Klavierbauwerkstatt. Zweimal im Jahr für sechs Wochen findet dazu der Blockunterricht in der einzigen Klavierbauschule Deutschlands in Ludwigsburg statt. Im letzten Sommer hat Sven die praktische Prüfung vor der Prüfungskommission abgelegt und mit Auszeichnung bestanden. Die Ergebnisse haben wir in unserem Schaufenster ausgestellt“, erzählt Udo Haarmann stolz. Es ist offensichtlich, dass der Betrieb eines so großen Fachgeschäftes sehr aufwendig ist, gerade in Zeiten des Internets, wo man heute fast alles 24 Stunden am Tag ansehen und kaufen kann. „Aber können sie sich vorstellen, ein Musikinstrument wie das Klavier nach einem Foto zu kaufen? Ich nicht! Ein Instrument muss man doch live sehen, hören und fühlen können, um eine Beziehung zu ihm herzustellen. Und dann noch das Risiko, ein unstimmbares oder nicht zu reparierendes Klavier gekauft zu haben! Da hat man schnell Geld ausgegeben und hat doch nichts davon“, so Haarmann. Eine weitere Besonderheit des geräumigen Ladenlokals ist die im hinteren Bereich eingebaute Bühne mit Flügel und Microanlage. Hier sollen nach Vorstellung des Inhabers kleinere Konzerte, Vernissagen, Ausstellungen und Lesungen stattfinden. „Auch könnten wir uns vorstellen unsere Bühne Klavierlehrern und Lehrerinnen zur Verfügung zu stellen, um Schülerkonzerte zu veranstalten. Also, jede Menge Möglichkeiten unser Geschäft mit Leben zu füllen und gleichzeitig einen kleinen kulturellen Beitrag ins Stadtbild zu stellen.“ Das erste Event fand bereits Ende Januar statt (MusiKuS berichtete), und es sind viele Weitere geplant im PianoCasa Duisburg. UH & SF 2/2012 13 VIC ANSELMO LIVE IN KREFELD, 20. MÄRZ 2012 ElfenZAuber „I want to ask you one question... do you like monsters? I love monsters!“ Diese Frage mag normalerweise merkwürdig anmuten, aber an diesem Abend war alles so verwunschen und magisch, dass auch Monster willkommen waren. Sie wären dem Zauber von Vic Anselmo ohnehin verfallen. Der Jazzkeller in Krefeld ist klein, urig und verraucht, im wahrsten Sinne des Wortes ein „Keller“. Die Gäste lümmeln an den Stehtischen oder Nischen, alle ein kühles Getränk vor sich und schauen auf die zwischen Balken gelegene Bühne, wo die Band „Jaana“ soeben den Abend eröffnet hat. Sängerin Jenni, die den Liedern mit ihrer überraschend erwachsen und rauchig klingenden Stimme eine ganz besondere Note verleiht, witzelt zwischen den Songs mit Bassist Marcus herum („Macht mal eine Strichliste, wie oft heute Abend das Wort „Bier“ fällt!“), während Drummer Klaus und Gitarrist Jörg schmunzeln und ansonsten ihre Pflicht tun. Die Lieder liegen zwischen Folkrock und Blues, Highlight ist das zwar nachdenkliche, aber von einem stampfenden Beat getragene „Captive of her soul“. Nach dem Auftritt verrät Jenni (Foto rechts) noch, dass sie gerade im Studio in Eigenregie ihr erstes Album aufnehmen, nachdem Klaus vor Kurzem zur Band stieß und sie endlich komplett machte. Während die Bühne für den Hauptact umgebaut wird, sind Vic Anselmo und ihre Musiker im Raum unterwegs und begrüßen die Gäste. Die aus Lettland stammende Künstlerin, die es der Liebe wegen - sowohl zwischenmenschlicher als auch musikalischer Art - nach Essen verschlagen hat, präsentiert ihr zweites Album „In my fragile“. War sie im vergangenen Jahr noch der Support von Deine Lakaien, ist sie nun selbst auf Clubtour durch Deutschland. Irgendwann gehen schließlich alle Musiker in den Nebenraum, um sich vorzubereiten. Und dabei passiert etwas Magisches: In der Tür verschwindet eine lachende, zierliche junge Frau im Kapuzenpulli mit schwarzer Schlaghose, heraus tritt eine Art Fabelwesen - eine Elfe vielleicht - ihre Kleidung kaum mehr als Spinnweben, den Blick entrückt in die Ferne gerichtet. Sie lebt in der Musik, die jetzt erklingt, singt mit klarer, voller Stimme von Bereuen und Vergessen, flüstert vom Verloren sein, schreit mit brennender Wut, während ihre Arme und Hände sich flehend recken, winden und keinen Halt finden. Die Musik trägt Vic wie ein Teppich aus sphärischen Klängen, baut sich wie eine unüberwindbare Wand aus Gitarrenriffs auf oder perlt wie leichter Regen, und kraftvoll darüber, mittendrin oder zart darunter erklingt die Stimme der Sängerin. Erst wenn der letzte Ton ausgeklungen ist, kommt sie wieder zu sich, ihr Blick ist nicht mehr nach innen, sondern auf die begeisterten Zuhörer gerichtet. So nimmt Vic Anselmo alle mit auf eine Reise in ihre Träume, Gedanken, Ängste, jedes Lied eine Geschichte für sich, mal melancholisch, mal energiegeladen, nie eintönig. Sie jagt die Menschen in der ersten Reihe mit einem Monstergebiss, spielt ein schräges Intro auf einem Glockenspiel zu „Beverly“ und taucht bereitwillig in alle Emotionen, die von der Musik ausgelöst werden. Fast alle Lieder ihres Albums finden ihren Weg auf die Bühne, wie der Opener „Horizon“ oder der Coversong „Das dunkle Land“ (im Original von „Das Ich“) aber auch einige Songs ihres Vorgängeralbums „Trapped in a dream„ wie das vom Publikum mitgesungene „Who“. Selbst als sie allein am Klavier sitzt und sich selbst begleitet, scheint Vic sich in ihren Liedern zu verlieren, alles zu vergessen und erst zum Schluss wieder zurück zu kehren. Nach knapp 90 Minuten verlassen die Musiker die Bühne, und in dem Moment, wo sich die Tür hinter Vic Anselmo schließt, ist auch der Zauber im Raum verflogen und lässt nur eine Ahnung der gerade erlebten musikalischen Reise zurück, die weit mehr als einfach nur ein Konzert war. Nächster Konzerttermin: 3.-5. August 2012 Castle Fest, Lisse, NL www.vicanselmo.com 14 MusiKuS 2/2012 2/2012 MusiKuS 15 VIC ANSELMO „The REAL Deal“ Workshop mit Andy Pilger am 15. März 2012 im House Of Drums, Bochum Einsicht in das Leben als Berufsmusiker Ist man als Berufsmusiker eigentlich Künstler oder Dienstleister? Diese Frage steht zentral im Raum bei dem, was Andy in seinem Workshop vermittelt. Denn es ist schon ein wesentlicher Unterschied, ob man sich selbst verwirklichen und kreativ, ja innovativ sein will, um sich in der Musikwelt eine eigene „Stimme“, einen eigenen Beat zu geben – oder ob man sich anbietet, seinen Rhythmus in einen Dienst zu stellen, sei es als Studio-, Live- oder Orchestermusiker. 18 2/2012 Die Kunst sei es, so Andy, beides miteinander zu verbinden. Ein Chamäleon zu sein, was die Anforderungen angeht. Montags Jazz, mittwochs Operette und am Wochenende Musical... nicht immer die Chance, dass die Menschen sagen „Wow, hörst du diese Bassdrum? Das ist Andy Pilger!“, aber dafür die Möglichkeit, von dem, was man am meisten liebt, zu leben: der Musik. Eine gute Möglichkeit, diese Liebe weiterzugeben und dabei noch Geld zu verdienen, ist es auch, Musiklehrer zu werden. „Von den Musikern, die ich kenne, sind viele Lehrer und spielen trotzdem nebenher auf Gigs. Ob Privatunterricht oder an einer Musikschule, Schüler gibt es genug.“ Von den erwartungsvollen Besuchern im House of Drums sind einige eben jener Schüler dabei, manche inzwischen selbst Musikstudenten, und alle mit dem Wunsch, irgendwann das Hobby zum Beruf machen zu können. „Wartet bloß nicht darauf, dass die Musiker, Bands und Veranstalter zu euch kommen und sagen ‘Da bist du ja endlich, hier hast du deinen Traumjob!’ Geht selbst los, und sobald ihr mobil seid, fahrt rum und stellt euch über- all vor! Knüpft ein Netzwerk, werdet vorstellig, nehmt an Sessions teil, werdet bekannter! Wenn ihr jemanden kennt, der einen kennt, der von einem gehört hat, der händeringend für die nächste Tour einen Schlagzeuger braucht, und dieser jemand dann sagt ‘Hört mal, den Willi kenn ich noch aus Proberaumzeiten, das ist ein Supermusiker und der ist witzig, hier ist die Nummer, ruf den mal an!’ ...dann habt ihr es geschafft.“ Wie denn die Chancen sind, wenn man als strukturierter Mensch gerne wissen will, wann man wo für wie lange zu sein hat, fragt jemand. So jemand sei als Berufsmusiker völlig fehl am Platz, stellt Andy klar. „Wenn einer denkt, er wäre in einem Musical als Musiker perfekt aufgehoben, denn da gibt es acht Aufführungen pro Woche, (Di. - Fr. je eine, am Wochenende jeweils zwei, montags ist frei, Anm.d.Red.) und die Zeiten sind immer gleich, dem sei gesagt: es gibt in Deutschland ganze zwölf Stellen als Musical-Schlagzeuger, und die sind alle in festen Händen, zum Beispiel beim Starlight Express in meinen“, leicht besorgt klingende Lacher von allen Seiten, „und wenn da überhaupt mal eine Stelle zu besetzen ist, wird die mitnichten ausgeschrieben! Da sind wir wieder bei dem „Ich kenne einen, der einen kennt“Prinzip: natürlich setze ich auf meinen angestammten Drumhocker, wenn ich ihn denn eines Tages verlassen muss, viel lieber den Willi, der schon mal mit mir gejammt hat, von dem ich weiß, dass er zuverlässig und sicher ist und ein toller Typ, als den Hans, der mit einem Superzeugnis von der Hochschule kommt, von dem ich aber sonst nichts weiß!“ Verständiges Nicken im Raum, teilweise beginnt bereits das Kramen in den Taschen nach Visitenkarten, denn hier kennt ja auch sicher jemand einen, der einen kennt... Menschen, die einen klaren Tagesablauf brauchen, müssen sich also entweder umstellen oder sollten es gleich sein lassen. „Flexibel zu sein und sich selbst mit einer Festanstellung noch biegen zu können, falls es gefordert wird, das ist der einzige Weg zum Erfolg. Starallüren kann sich nur leisten, der im Prinzip nicht mehr arbeiten müsste, um Geld zu verdienen.“ Nach diesen für manchen vielleicht etwas ernüchternden Worten (aber hey, nichts als die Wahrheit haben die Besucher des Work- 2/2012 19 shops verdient) wird natürlich noch getrommelt. Andy klemmt sich hinter sein Drumset und wirft per Beamer einige Noten an die Wand. Mit einem Stick als Zeigestock fährt er die Takte entlang, während die Musik von „Pumping Iron“, einem Stück aus Starlight Express, erklingt, um zu veranschaulichen, wo auf dem Sheet die Musik gerade ist. Auf die Nachfrage, ob jemand nicht folgen konnte, meldet sich nicht ganz überraschend niemand freiwillig; auch wenn hier oder da ein etwas ratloses Gesicht zu sehen ist. Dass Notenlesen sehr wichtig sei, um sich in die Stücke einzufühlen, betont Andy noch. Aber es geht ja jetzt viel mehr darum, dass er endlich loslegt. Und das tut er. So ruhig und teilweise bedächtig, wie sein Vortrag war, so kraftvoll und dynamisch ist sein Drumspiel. Füße tippen im Takt, Köpfe nicken, manche Hand trommelt auf dem Luftschlagzeug. Es folgt noch ein Stück aus der Operette „Im weißen Rössl“, das momentan im „Musiktheater im Revier“ in Gelsenkirchen läuft und wo Andy ebenfalls trommelt. Dabei zeigt sich, was Andy mit Flexibilität beim Spielen meinte: die Tempi wechseln, die Musikarten sind völlig verschieden und... es ist Anzugpflicht im Orchester. „Und wenn das einer voll blöd findet, dass da alle wie Pinguine aussehen, kann ich das nicht ändern, ich finde den Job super“, grinst Andy. Er geht außerdem noch darauf ein, wie wichtig es ist, dynamisch spielen zu können, und zwar völlig unabhängig von der eigenen Stimmung. „Wenn du Bock hast, richtig draufzudreschen, geht das in einem Orchester wie bei der Operette nicht einfach so, man muss sich ja mit den anderen Musikern zu einem Ganzen zusammen fügen. Also immer zuhören und anpassen. Genauso wenig geht es natürlich, bei einer Sache wie Starlight nicht 100% Power zu geben. Wenn ihr an das Stück von gerade denkt, da trägt das Schlagzeug ja immens zu dem pumpenden Charakter des Liedes bei. Da kann man dann nicht nur halb bei der Sache sein, weil man Kopfschmerzen oder einfach keine Lust hat.“ Am Ende können alle mit einer Menge Infos und der Erinnerung an eine kleine, aber feine Spieldemonstration nach Hause fahren und dem Vorsatz, ab jetzt immer auf der Matte zu stehen, wenn es irgendwo einen Drumjob gibt. Als Resümee des Abends zieht Michael Hahneke, der zusammen mit Matthias Kassner die Geschäftsleitung des HOD innehat: „Es war ein super Abend, die Besucher des Workshops haben sehr wertvolle Tipps bekommen. Und was das von Andy angesprochene Netzwerk angeht, bei uns läuft es ja genauso: die Kunden fühlen sich wohl und ernst genommen, das erzählen sie weiter und deswegen kommt dann der nächste, der uns auch wieder weiter empfiehlt. Wir haben ebenfalls ein Netzwerk. Hier trifft man Menschen mit der gleichen Gesinnung, so dass sofort eine Beziehung entsteht.“ Warum ist eigentlich Andy Pilger auf das „House of Drums“ gekommen? „Zum einen ist es ein praktischer Grund, weil es für mich in der Nähe liegt. Ich komme aus Krefeld und muss für Starlight nach Bochum, da liegt das HOD genau auf dem Weg. Aber diese Nähe führt eben auch dazu, dass die Jungs extrem flexibel sind, wenn ich mal Notfälle habe, ein gerissenes Fell oder sowas. Dann setzt sich einer von denen ins Auto und bringt das mal eben zur Starlight-Halle. Oder wenn ich auf dem Weg bin und schon sehe, dass meine Ankunft im HOD außerhalb deren Öffnungszeiten liegt, rufe ich an und es bleibt jemand länger. So einen ausgezeichneten Service kriege ich doch niemals in einem anderen Shop. Und natürlich“, fügt er mit einem Blick auf Michael hinzu und lächelt breit, „arbeiten hier Menschen, die ihren Job lieben und gleichzeitig kompetent sind.“ Michael grinst ebenfalls. „Das musst du ja jetzt sagen!“ Aber es ist im Laufe des Abends schon sehr deutlich geworden, dass Andy Pilger im House of Drums tatsächlich den Laden seines Vertrauens gefunden hat. Andy Pilger’s Attacks Der Ausnahme Drummer und Percussionist Andy Pilger präsentiert im Duisburger Cafe „Steinbruch“ seine Vielfältigkeit in 3 unterschiedlichen „Attack“-Reihen. Jeden 1. Sonntag im Monat gibt es Smooth Attack. Hier werden im Trio mit Jörg Hamers und Stephan Scheuss Coversongs in neuem Gewand präsentiert - Free Acoustic Pop. Jeden 2. Mittwoch gibt’s die Groove Attack. Hierbei treffen sich hochkarätige Top Musiker aus NRW als Jam Band. Das heißt, es wird spontan auf der Bühne komplett improvisiert, oder bekannte Cover Songs umarrangiert. Mit dabei sind häufig Größen wie Harald Schmidt’s Keyborder Jürgen Dahmen, Fanta 4 Percussionist Roland Peil oder Westernhagen Gitarrist Markus Wienströer. Als drittes im Bunde gibt es am 4. Mittwoch des Monats die Girl-Attack. Bei dieser Reihe werden verschiedene Sängerinen, wie Shanai, Aniko oder Inga Lühning im Mittelpunkt stehen, die unplugged begleitet werden. Andy Pilger fühlt sich der Stadt Duisburg immernoch verbunden, denn er war selbst Schüler der Duisburger Musikschule und hat bei Winfried Funda, der sich sehr für Schlagzeugunterricht eingesetzt hat, gelernt. 1976 erlangte er einen Preis bei „Jugend musiziert“. 20 2/2012 2/2012 21 WOLF CODERA S SESSION POSSIBLE 26. März 2012 in der kochBar essBar in Essen © by foto-cop „Oh, ich muss die Welt retten!“ Die Musiker des Abends Vocals Inaya Day (Mousse T.) Christin Kieu (Nick Carter – Backstreet Boys) Faiz Mangat (Bro’Sis) Melissa Heiduck (Talent des Monats) Keyboard Adelmo Listorti (Cascada) Drums Hendrik Smock (Gregor Meyle) Guitar Dennis Hormes (Tina Turner) Bass Dominik Krämer (Kylie Minogue, Heavytones) Saxophon Wolf Codera „Ich fühle mich beauftragt, ein wenig deutsches Liedgut zu verbreiten und euch ein paar Künstler näher zu bringen, und damit fange ich jetzt auch gleich an!“ Diesen einleitenden Worten von Faiz folgte ein Abend, der in der Tat durchsetzt war mit deutschem Liedgut, aber auch Soul-Klassikern, aktuellen Pop-Hits, und die französische Sprache kam ebenfalls zum Zug. Alles in allem war es ein Fest der LiveMusik - und das nicht zuletzt Dank des großartigen Gesangstrios (das im Laufe des Abends zum Quartett anwuchs), das Wolf Codera für seine Session Possible meets Sparda Bank zusammengestellt hatte. Die kochBar essBar hat zum Glück einen großzügigen Außenbereich, der an dem warmen Märzabend den zahlreichen Besuchern der Session zu Gute kommt; die Sitz-und Stehplätze sind restlos belegt. Die niederländische DJane Nathalie Enochina Fransen alias ENO-C hat bereits seit halb sieben für Stimmung gesorgt, und um kurz nach acht betritt Wolf die Bühne, um seine Band anzukündigen. Nachdem Faiz mit „Führ mich ans Licht“ begonnen hat, folgen Christin mit „Dark Horse“ (was sie auf einem Hocker sitzend singt und dabei von Wolf mit einem Sopransax-Solo unterstützt wird) und Inaya mit „No one“. Den Anfang intoniert sie nur von Adelmo am Keyboard begleitet und erntet durch ihre kraftvollen Phrasierungen Zwischenapplaus. 22 2/2012 Für den Lacher des Abends sorgt Faiz, als er nach der Frage „Mögt ihr Grönemeyer?“ den Hit von Tim Bendzko „Nur mal kurz die Welt retten“ mit Einlagen spickt, die Herbert wirklich alle Ehre machen. Die Strophen singt er mit samtiger Stimme, die Zuhörer erwarten den Refrain, doch Faiz stoppt für einen Moment und nuschelt dann in bester Imitation: „Oooh, ichmussdieWeltretten!“ Man könnte meinen, das Lied sei ein Duett. Den spontanen Auftritt von Melissa Heiduck mit „Get Here“ kommentiert Wolf gelassen: „Das war zwar nicht geplant, aber das hier heißt ja nicht umsonst Session Possible!“ und Adelmo begleitet das Lied ausdrucksvoll am Keyboard. Auch die Musiker übertreffen sich in gewohnter Manier mit großartigen Soli. So zum Beispiel bei „Funkin’ for Jamaica“, als erst Hendrik und danach Dominik ihre Instrumente zum Glühen bringen, oder bei „Gypsy Woman“, als sich Wolf und Dennis ein Duell vom Feinsten liefern. Sowieso bietet dieses Lied von Inaya einige Überraschungen: Die Bassline trans- Setlist, 26.3.2012 Führ’ mich ans Licht Xavier Naido o Dark Horse - Amanda Marshall No One - Alicia Keys Bad Girls - Donna Sum mer Nur noch kurz die We lt ret ten - Tim Bendzk o Still - Jupiter Jones Get here - Aretha Fra nklin (TDM) Wo ody & Dutch - Ric ky Lee Jones Funkin’ for Jamaica Tom Browne Mama knows best - Jes sie J Black and Gold - Sam Sparrow African Reggae - Nin a Hagen Nasty Girl - Vanitiy 6 Gipsy Woman - Crysta l Waters Closer - Ne-Yo Superstition - Stevie Wonder Like the way I do - Me lissa Etheridge (TDM) Je veux - Zaz Just the way you are - Bruno Mars formiert zu der bekannten Hook aus „Horny“, wozu Gastsängerin Emma Lanford ebenfalls die Bühne betritt, und irgendwie schleicht sich auch noch der 90er Hit „Show me love“ mit hinein. Die Stimmung kocht den ganzen Abend, es wird getanzt, gesungen und gefeiert. Ein wenig Ehrfurcht kommt hinzu, als Christin den „African Reggea“ von Nina Hagen performt. Sie singt nicht nur, sie schreit, sie flüstert, sie zuckt über die Bühne und würde man die Augen schließen, könnte man sich schwerlich vorstellen, dass jemand anderes als die Grande Dame des schrillen Punk-Pop dort steht... aber niemand will die Augen schließen angesichts dieses Auftritts. Alle sind erledigt nach drei Stunden voller Power, die diese Band jede Minute gegeben hat, das Publikum ist heiser, aber zufrieden und weiß außerdem: Am nächsten vierten Montag im Monat (23. April 2012) ist Wolf wieder mit seiner Session in der kochBar essBar, und kein Abend ist wie der andere außer in einem: ein großartiges musikalisches Event. Termine und weitere Info: www.facebook.com/WolfCodera Auf direktem Weg zum Traumjob MusiKuS im Gespräch mit Theresa Schwär, Konzertpädagogin der Duisburger Philharmoniker Das Theater Duisburg erhebt sich stolz am König-Heinrich-Platz, ein weißes Gebäude mit sechs Säulen, das Würde ausstrahlt. Seitlich gelegen vom Haupteingang gelangt man zum Bürotrakt des Orchestermanagements, und dort befindet sich auch der Arbeitsplatz von Theresa Schwär. Ihr Schreibtisch steht am Fenster mit Blick über die Stadt, und um ihren Besprechungstisch gruppieren sich vier völlig unterschiedliche, gemütliche Stühle, „aus der Requisite“, wie sie lächelnd verrät. Die junge Frau (Jahrgang 1986) strahlt etwas aus, das zu sagen scheint: Ich bin hier genau am richtigen Platz. Man könnte also sagen: Auf dem direkten Weg zum Traumjob. (lacht) Ja, könnte man. Sie haben die konzertpädagogische Leitung seit letztem Jahr September inne. Wie würden sie ihren Weg bis dahin beschreiben? Es war mir eigentlich immer klar, dass ich in meiner Arbeit Kultur, Musik und Pädagogik idealerweise miteinander verbinden möchte. Als ich nach meinem Abitur ein Praktikum zur Studienvorbereitung bei dem damaligen Konzertpädagogen Thomas Honickel hier in Duisburg absolvierte, wusste ich sofort, dass das der perfekte Job für mich wäre. Also habe ich mein Bachelor-Studium der Kulturpädagogik Da stellt sich einem als Laie die Frage: Was tun sie in ihrer Wunschanstellung, was sind denn die Kernaufgaben einer Konzertpädagogin? Meine Aufgaben sind sehr vielfältig, aber ich würde sagen, im Zentrum stehen erst mal die Kinder- und Erlebniskonzerte, von denen es je fünf bzw. vier im Jahr gibt. Die Erlebniskonzerte sollen ältere Kinder und Jugendliche ansprechen, und die sind immer noch eher schwer für Klassik zu begeistern, wobei die Kinderkonzerte immer sehr gut besucht sind. in Nijmegen in den Niederlanden gemacht und kam 2010 nach vier Jahren zurück. Es war ziemlich schnell deutlich, dass ich im Sommer 2011 die Stelle der Konzertpädagogin in Duisburg antreten könnte, da Lisa Unterberg, die bisherige Pädagogin, aufhören würde. Um in dem Jahr dazwischen nicht untätig zu sein, habe ich in Velbert die Leitung der Jugendkultur übernommen, und dort bin ich auch heute noch aktiv. Theresa Schwär präsentiert das Maskottchen von Klasse.Klassik, das „Flötentier“ 24 2/2012 Im Juni wird es allerdings ein Erlebniskonzert geben, das „Über das Leben“ heißt und eine besondere Zusammenarbeit zwischen den Duisburger Philharmonikern, dem „theaterspiel Witten“, dem „movingtheatre.de“ Köln und dem „theater-machen“ Berlin ist. Wir hoffen alle, dass das speziellen Anklang finden wird. Dann ist es meine Aufgabe, die Schulen anzusprechen und die Kinder wo es geht mit einzubinden. Beispielsweise hat für das Erlebniskonzert im Mai (Jack und die Bohnenranke, 9. Mai 2012, 10 und 18 Uhr im Theater Duisburg) eine Gruppe von ca 20 Jugendlichen vom Landfehrmann-Gymnasium in einer Projektwoche das komplette Bühnenbild gestaltet. Toll, dass es so eine Unterstützung von den Schulen gibt! Haben sie denn Ansprechpartner an den jeweiligen Schulen, Lehrer, die sich besonders engagieren? Ja, der Kontakt und die Ansprechpartner an den Schulen sind seit vielen Jahren vorhanden. Natürlich war es für mich als Neuling zunächst etwas schwierig, da Lisa Unterberg 26 2/2012 dort viele Jahre aktiv war, aber ich bleibe immer am Ball, knüpfe Bande und erhalte Kontakte, es wird immer mehr. Ein weiterer wichtiger Punkt meiner Arbeit ist das Interaktivschulprogramm. Dazu gehören die Orchesterwerkstatt, die InstrumenTour und der PhiKo-Check. Bei der Orchesterwerkstatt stehen Musiker der Duisburger Philharmonie zur Verfügung, die entweder in die Schulen kommen oder Kinder zu sich in den Orchesterprobensaal einladen und viele Fragen rund um die Instrumente eines Orchesters klären. Bei der InstrumenTour dürfen die Kinder in die Stimmzimmer der Musiker und erleben Instrumente zum anfassen, da die Musiker der Philharmonie auch helfen, erste eigene Töne zu produzieren. Der PhiKo-Check schließlich ermöglicht den Besuch einer Probe bei einem Philharmonischen Konzert und bietet die Plattform für viel Insiderwissen über das Leben und Arbeiten in einem Orchester. Es gibt entweder feste Termine oder es können mit mir welche abgesprochen werden unter der Klasse.KlassikBüronummer 0203-3009-122. Klasse.Klassik geht ja bereits in die neunte Spielzeit, ist also sehr beliebt unter der Education-Projekten. Wie sehen die Zukunftspläne aus, um diese Beliebtheit zu erhalten? Die bereits bestehenden Projekte funktionieren hervorragend und sollen auch so weiter bestehen. Am wichtigsten ist es, den Kontakt zu den Schulen nicht nur zu erhalten, sondern zu vertiefen. Es entwickelt sich auch vieles weiter, zum Beispiel soll es in der Weihnachtszeit ein Kinderkonzert unter der Woche geben, das als „Tagesausflug“ besucht werden kann, in einer Zusammenarbeit mit dem Jugendclub des Theaters, dem „Spieltrieb“. Aber wie gesagt, was es bisher gab, soll auf jeden Fall erhalten bleiben. Morgengymnastik im Rahmen des 4. JeKi-Konzerts: Johanna Schie und Theresa Schwär turnen gemeinsam mit 1000 Schülern zu Griegs „Morgenstimmung“. Zu den bereits etablierten Aufführungen gehört auch das JeKi-Konzert in Zusammenarbeit mit den Duisburger Philharmonikern, und das vierte hat gerade am 19. März stattgefunden. Das war das erste für sie als Pädagogin. Wie haben sie diesen Tag erlebt? Also, mein persönliches Highlight war schon mal das Mitmachen der Kinder, wie sie zum Beispiel bei der Morgengymnastik alle aufgestanden sind und sich gestreckt haben. Da erheben sich über 1000 Kinder auf einmal, oder bei der „Halle des Bergkönigs“ schließen alle die Augen und lehnen sich zurück... das war toll! Es ist einfach so viel zurückgekommen, da hat sich das lange Organisieren wirklich gelohnt. Es war schon viel Aufwand, seit Oktober 2011 lief die Vorbereitung, aber es hat am Ende alles so geklappt, wie wir es geplant Hochkonzentriert an der Bratsche: Tehresa Schwär ist Teil des NMKSSymphonieorchesters. hatten (lacht). Wir haben kleine Änderungen zum vorigen Programm vorgenommen, so dass es mehr Interaktion mit allen Kindern statt mit einzelnen aus dem Publikum gab. Und waren sie aufgeregt, als sie hinter der Bühne standen und wussten, gleich geht es in einen Saal voller Kinder, die sie alle angucken? (schmunzelt) Ach, ich mach das ja schon so lange, vor Menschen zu sprechen. Natürlich ist es ein gewaltiger Unterschied, ob man vor 1000 oder in einer kleinen Gruppe vor 30 Kindern spricht. Aber es war vorher so hektisch und es gab so viel zu erledigen, dass ich gar keine Zeit hatte, nervös zu werden. Und als ich auf der Bühne stand und sofort die Reaktionen der Kinder kamen, die laute Begrüßung, da war dann alles „wie immer“, jeder Anflug von Aufregung war weg. Als ich zum Ende der Veranstaltung am Ausgang stand, um möglichst alle persönlich zu verabschieden, gab es schon viele Dankesworte, und dass alle den Morgen sehr genossen haben, das hat mir viel Freude gemacht. Da sie selbst so viel mit Musik arbeiten und die Reaktionen darauf erleben, zum Ausklang noch die Frage: Was bedeutet Musik ihnen persönlich? Musik bedeutet Spaß! Bei der Probe der Philharmoniker hab ich erst noch gemerkt, wie die Musik einen mitreißt. Und dieser Spaß wird auch immer weitergegeben, das sehe ich an der Begeisterung der Kinder, und es ist toll, das mitzuerleben. Zum Abschied stellt sie mir noch das Flötentier vor, das Stofftier-Maskottchen von Klasse.Klassik, das leider noch keinen Namen trägt; in den nächsten Wochen soll das aber geändert werden. Zum Fotografieren gehen wir in die Sonne vor dem Theater, und das Flötentier fühlt sich sichtlich wohl auf dem Arm der Konzertpädagogin. 2/2012 27 4. JeKi-Konzert der NMKS mit den Duisburger Philharmonikern am 19. März 2012 Kinder! Kinder! JeKi-Kinder! Einen bis auf den letzten Platz gefüllten Zuschauerraum sieht das Theater Duisburg heute sicher nicht zum ersten Mal, aber diesmal ist etwas anders sonst: unzählige kleine Köpfe schauen kaum über die Rückenlehnen hinüber, ein Stimmengesumm liegt in der Luft, kleine Finger zeigen auf die Bühne oder zur Decke. Für das vierte JeKi-Konzert der Niederrheinischen Musik- und Kunstschule Duisburg in Zusammenarbeit mit den Duisburger Philharmonikern haben zu zwei Aufführungen insgesamt über 2000 Kinder den Weg ins Theater gefunden. 28 2/2012 Konnten sie vorher im Instrumentenkarussell testen, welches der vielen Instrumente für sie in Frage kommt, wenn es ab der zweiten Klasse nicht nur theoretischen, sondern auch praktischen Musikunterricht gibt, warten jetzt alle gespannt darauf zu hören, wie das ausgewählte Instrument denn auf der Bühne klingt. Es war ein buntes, fröhliches Durcheinander an den verschiedenen Stationen des Karussells, dort schrabbte eine Geige, hier quietschte eine Flöte unwillig, aber jeder, der wollte, kam mal dran. Musiker und Lehrer der NMKS standen dabei bereitwillig parat, um den Kindern zu helfen. Jetzt haben alle so langsam ihren Platz im Theater gefunden, immer die gleichen roten, grünen oder weißen T-Shirts nebeneinander, die identischen orangen Mützchen, damit keiner verloren geht. Als der Intendant der Duisburger Philharmoniker, Dr. Alfred Wendel, und der Bürgermeister Benno Lensdorf die Bühne betreten, werden sie mit kräftigem Applaus begrüßt. Natürlich darf in der Ansprache der Beiden nicht der Hinweis fehlen, dass die Kinder beim Musizieren üben schön fleissig sein sollen, was mit eifrigem Nicken aus allen Richtungen bekräftigt wird, und dann überlassen die Redner den Musikern die Bühne. Das Orchester legt mit „Carmen“ von Bizet los, und schon werden Finger erhoben, um mit zu dirigieren und hüpft der ein oder andere Popo im Sitz mit. Nach dem flotten Einstieg kommen die Leiterin der NMKS, Johanna Schie, und die Konzertpädagogin der Philharmoniker, Theresa Schwär, auf die Bühne und bekommen ihr „Guten Morgen, Kinder!“ mit einem 1000-stimmigen „Guuuteen Moooorgeeen!“ zurück. Um alle so richtig wach zu kriegen, wird eine Morgengymnastik zu Grieg’s „Morgenstimmung“ gemacht, und alle Kinder machen mit, rollen die Schultern, heben die Arme, gehen in die Hocke. Es ist ein tolles Bild. Spannend und sogar etwas gruselig geht es weiter mit „In der Halle des Bergkönigs“, ebenfalls von Grieg, bevor eine Band die Bühne betritt, um mit den Kindern live etwas zu singen. Benny Martel, Lehrer an der NMKS, singt mit den Kindern „Ekmek Buldum“, ein türkisches Lied, das auch deutsche Strophen hat. Er lässt die Kinder zunächst raten, ob sie das Lied an der Melodie erkennen, und bei einigen Meldungen geht er ins Publikum und lässt den ein oder anderen mal ans Mikrophon. Im Refrain, den sie am Ende mehrmals anstimmen, sind dann tatsächlich beinah alle Stimmen zu hören. Weil das Raten so schön geklappt hat, geht es direkt weiter mit einer Einlage der Blechblasinstrumente, die Lieder aus dem Fernsehen spielen und bei jedem Stück fliegen die Finger hoch und wird begeistert mitgesungen (sofern der Text bekannt ist). Da gibt es die Sendung mit der Maus, Pippi Langstrumpf, Wickie der Wikinger und Tom und Jerry. Der Applaus ist langanhaltend und durchsetzt von fröhlichen Rufen. Am Beispiel des „Tango“ von Piazolla zeigen die Philharmoniker schließlich noch sehr eindrucksvoll, wie es klingen kann, wenn kein Dirigent für die Musiker da ist, und danach versteht man viel besser, warum vor den Musikern immer jemand steht und wedelt. Sogar eine Zugabe wird gefordert, und das ist nochmal das mitreißende Stück aus „Carmen“. Es sind nur strahlende Gesichter zu sehen, als die Kinder schließlich das Theater verlassen, überall wird bei den begleitenden Lehrern und Lehrerinnen noch nachgefragt, was das oder jenes zu bedeuten hatte und irgendwie hat man bei diesem Anblick ein bisschen weniger Sorge um die musikalische Zukunft. 2/2012 29 Judys Open Stage Schlussakkord Die ersten wärmenden Sonnenstrahlen, die Blumen schießen nur so aus der Erde... und unweigerlich kommen die Schmetterlinge im Bauch dazu, die wir alle kennen. Deswegen wollte MusiKuS von euch wissen: In Vorbereitung auf den im September beginnenden Voicecontest „Jedermanns Best Voice“, der von Judy Rafat im Jedermann Duissern geleitet wird, präsentiert die Kanadische Jazzsängerin am 13. Mai „Judys Open Stage“. Im Rahmen dieser Veranstaltung wird am So., 13.05., ab 20.00 Uhr jedem begeisterten Nachwuchssänger die Chance gegeben, sich auf der Bühne des Jedermann in Duissern auszuprobieren. Die erste Hälfte der Veranstaltung wird von Judy Rafat gestaltet. Am Piano wird sie von dem Jazzpianisten Thomas Rückert begleitet. Der Kölner arbeitete während und nach seinem Studium mit Ack van Royen, John Goldsby und Mark Murphy zusammen, internationale Erfolge zeichnen ihn aus. „Ich freue mich so auf die Veranstaltung. Es macht mir große Freude, Nachwuchssängern einen Rahmen zu geben, sich darstellen zu können. In meiner Arbeit als Vocal Coach komme ich so oft in Kontakt mit jungen, lebendigen und häufig sehr talentierten Stimmen, das es in mir brennt, diese Musiker vorzustellen. Und ich bin mir sicher, dass nicht nur ich begeistert von der Energie und Kreativität dieser Sänger bin.“ Die zweite Hälfte der Show gehört den Nachwuchssängern, die entweder zu Playback singen, oder von Thomas am Piano begleitet werden. So wollen die Veranstalter bestmöglich garantieren, dass sich die Teilnehmer ein Lied aus den Bereichen Pop, Rock und Jazz auswählen können, das am besten zu ihrer/seiner Stimme passt. Judy Rafat dazu: Welche weiteren kleinen (gesanglichen) Wunder in Form von Duetten oder Soloparts an diesem Abend entstehen, bleibt abzuwarten. Nur eins ist schon im Vorfeld sicher, der Rahmen dieser Veranstaltung lässt den nötigen Raum um genau diese Wunder geschehen zu lassen. 30 2/2012 Für alle Sängerinnen und Sänger, die sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen wollen heißt es jetzt sich bei Judys Open Stage anzumelden. Das geht ganz einfach, eine Mail an Judy ([email protected] ) und schon wird jeder Interessent in die Anmeldeliste aufgenommen. Welches Lied spielt den Soundtrack zu Deinen Frühlingsgefühlen? Sabrina: Aktuell steh ich total auf Halt Dich an Deiner Liebe fest in der Freundeskreis-Version Olli: Deine Lakaien - Matthäus: toll Fighting the Green für Abende mit Freunden zum Ausgehen: Siouxsie And The Banshees - Spellbound Kerstin: Mein FrühlingsgefühleKlassiker ist unbestreitbar von Revolverheld: Mit Dir chill’n Christian: Depeche Mode - I want you now Falk: Als Klassiker: Dire Straits - Romeo & Juliet Sandra: Olly Murs - Heart skips a beat Sascha: Ist vielleicht eher Sommer, aber: Fanta 4 -Tag am Meer Thomas: Auch wenn Du jetzt „DEEEEPRII!“ schreist: Lana del Rey - Born to die Danny: T’Pau - China in your Hand Marco: Slayer - Angel of Death ☺ SP & SF 2/2012 MusiKuS 31 WAZ-Druckt Kultur Und das mit Engagement und Leidenschaft. WAZ-Druck GmbH & Co. KG Theodor-Heuss-Straße 77 · 47167 Duisburg-Neumühl Telefon 02 03/9 94 87-0 · Telefax 02 03/9 94 87-59 e-mail: [email protected] · www.waz-druck.de