Musik und Kultur Seiten - Home - Sunny

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MusiKuS
Musik und Kultur Seiten
Mission for Music
Großer Rückblick auf die
Musikmesse Frankfurt 2012
Elfenzauber
Vic Anselmo Live in Krefeld
Auf direktem Weg zum Traumjob
Theresa Schwär im Interview
The Real Deal
Workshop mit Andy Pilger
Inhalt
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Liebe Leserinnen und Leser,
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unter dem Motto „Mission for Music“ stand nicht
nur die diesjährige Musikmesse in Frankfurt am Main.
Die Mission zieht sich wie ein roter Faden durch diese
Ausgabe des MusiKuS: Nämlich allen Menschen, ob Kindern beim Ausprobieren von Instrumenten, ob Zuhörern
eines fesselnden Konzertes oder Besuchern von Workshops und Musikhäusern, die Musik nahe zu bringen.
Seite 18
Jeder wird erst mal von unterschiedlichen Aspekten angesprochen und angezogen: Kinder
reagieren schnell auf Buntes, Lautes, Schnelles und sind beim Mitmachen sofort dabei; das
Publikum eines Konzertes will unterhalten - im besten Fall mitgerissen - werden, so dass alles
drum herum unwichtig wird; durch die Teilnahme an einem Workshop erwartet man sich die
Vermittlung von wertvollem Wissen, ebenso beim Besuch eines Fachgeschäfts. Trotzdem ist
der Tenor all dieser Ereignisse, der Musik näher zu kommen. Jeder auf seine Weise.
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Auftakt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
Staccato - Kurz notiert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Mission for Music - Rückblick auf die Frankfurter Musikmesse 2012 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Piano Casa Duisburg: Ein nicht ganz alltägliches Fachgeschäft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Vic Anselmo Live in Krefeld: Elfenzauber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
The Real Deal - Workshop mit Andy Pilger im House of Drums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18
Wolf Coderas Session Possible: „Oh, ich muss die Welt retten!“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Interview mit Theresa Schwär: „Auf direktem Weg zum Traumjob“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Kinder! Kinder! JeKi-Kinder! - 4. JeKi-Konzert der NMKS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28
Judys Open Stage - Vorbereitungsabend auf „Jedermanns Best Voice“ . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
Schlussakkord . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Was euch am meisten anspricht, entscheidet selbst beim Lesen. Vielleicht findet ihr euch
auch in allem ein bisschen wieder. Ich für meinen Teil habe meine Mission für dieses Mal
erfolgreich abgeschlossen, indem ihr dieses Heft in Händen haltet.
Herzlichst,
- Sonja Fuchs -
Impressum
Herausgeber:
Sonja Fuchs
Philosophenweg 5, 47051 Duisburg
Mobil: 0157 - 86875838
Mail: [email protected]
www.sunny-books.de
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2/2012
Redaktion: Sonja Fuchs (V.i.S.d.P.), Udo Haarmann, Stefan Pelzer
Druck: WAZ Druck, Duisburg
Fotos: Sonja Fuchs, fotocop Thomas Magdalinski
© Das Copyright für Gestaltung, Logos und Inhalt liegt ausschließlich
bei sunnyBooks Sonja Fuchs.
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MusiKuS
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Staccato
Kurz notiert
Ruhrfestspiele 2012
Erneut sind alle
Augen der Theaterszene Europas vom 1.
Mai bis zum 16. Juni
auf die Recklinghäuser Ruhrfestspiele gerichtet. Das Motto
des Theaterfestivals
lautet dieses Mal „Im
Osten was Neues:
Von den fernen Tagen des russischen
Theaters in die Zukunft“ und hält mit mehreren
Inszenierungen basierend auf den Werken der
bedeutendsten russischen Autoren einige
Besonderheiten bereit. Unter anderem finden
die Uraufführungen der Stücke „Der Revisor“
von Nikolai Gogol und „Krieg und Frieden“, nach
dem weltbekannten Roman von Leo Tolstoi,
statt. Aber auch andere Stücke, die der großen
Vielfalt russischer Darmatik in nichts nachstehen, feiern ihre Premieren bei den Ruhrfestspielen. Besonders hervorzuheben ist die
Deutschlandpremiere des Stücks „Groß und
Klein“ mit Hollywood-Star Cate Blanchett. Im
Stück spielt sie Lotte, die auf dramatische
Weise eine Entfremdung von ihrem Ehemann,
ihrer Familie und schließlich der Welt erfährt.
Die australische Schauspielerin gehört zu den
ganz Großen in Hollywood, denn 2003 erhielt
sie für ihre Rolle in „Aviator“ sowohl einen Oscar
als auch eine Golden Globe Nominierung. Als
Charakterdarstellerin ist sie von den Bühnen
nicht mehr wegzudenken und auf den diesjährigen Ruhrfestspielen 2012 gehört sie auf
jeden Fall zu den Highlights!
Als besonderes Bonbon haben es die Ruhrfestspiele geschafft, das letzte Wochenende mit
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012
PUSCHKIN, GOGOL,
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01.05. BIS 16.06.2
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zwei abschließenden Konzerten zu bestücken.
Mit BAP erklingen am 16. Juni die unvergessenen Klassiker der über 35-jährigen Bandgeschichte. Und getreu dem diesjährigen Motto
präsentiert die Bryats-Band avantgardistischen
Balalaika-Rock mit traditionellen Instrumenten
der russischen Volksmusik. Mit drei Jahrzehnten deutscher Rockgeschichte und zum Thema
passender Folkloremusik im Gepäck wird das
Ende der Festspiele gemeinsam mit den Besuchern gebührend gefeiert werden.
little dead boy
CARTOONical live in der Matrix
Am 27. April 2012 ist das
Musical, oder besser CARTOONical, von little dead boy live mit
seiner Rockshow in der
Matrix Bochum (Hauptstraße
200) zu sehen. Ab 17:30 Uhr
beginnt die Feuershow, und um
Punkt 18:00 Uhr geht es dann in der
„Tube“ mit dem „one and only bad 2 the bone“
Cartoonical los. Die Bezeichnung „Cartoonical“
ist entstanden, weil die Geschichte des little
dead boy (von seinen Freunden „little“genannt)
auf einem Comic des Initiators Andy beruht.
Alle weiteren Infos findet Ihr auf der
Website „www.littledeadboy.com“ oder
bei facebook nach „Littledead Boy“ suchen.
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Sommer Vocal Workshop auf Mallorca
40 Jahre NMKS
Entdecken Sie Ihre Stimme und gleichzeitig sich selbst! Vom 13. August bis zum
17. August 2012 bietet die kanadischen
international bekannte Jazz-Sängerin Judy
Rafat eine einmalige Gelegenheit für alle, die
schon immer einmal Gesangsunterricht in
Verbindung mit einem tollen Urlaub in einer
fantastischen, atemberaubenden Umgebung
erleben wollten!
Judy hat dafür im Club Ca’n Moray in Artà
den perfekten Ort gefunden – fernab des alltäglichen Lärms der Großstadt liegt das kleine
Städtchen Artà im Osten von Mallorca.
Die Kursgebühr beträgt 450 Euro zuzüglich Flug und Unterbringung, die Anreise zum
Hotel erfolgt per Bustransfer oder Mietwagen.
Die Teilnehmerzahl ist auf 15 beschränkt,
Anmeldeschluss ist der 15. Mai 2012.
Am 23. März 2012 fand in
der Aula des Elly-Heuss-Knapp
Gymnasiums in Duisburg der
Festakt zum 40jährigen Bestehen der Niederrheinischen
Musik-und Kunstschule statt.
Die zahlreichen Besucher,
welche die Aula bis auf den letzten Platz ausfüllten, bekamen
ein abwechslungsreiches Programm
dargeboten: die musikalische Unterhaltung
übernahmen die NMKS Big Band (Leitung
Rüdiger Testrut), das NMKS Sinfonieorchester
(Leitung Ute Steffens) und das NMKS Unterhaltungsorchester unter der Leitung von
Richard Reddemann. Während eines Stücks
des Sinfonieorchesters (dem auch die Konzertpädagogin der Duisburger Philharmoniker
Theresa Schwär, die Bratsche spielt, angehört)
fiel gar das Licht aus, aber die Musiker spielten
unbeirrt im Dunkeln weiter, bis die Technik
wieder alles im Griff hatte. Frau Johanna Schie,
Leiterin der NMKS, begrüßte die Gäste mit
einer Zusammenfassung der Geschehnisse im
Jahr 1972,
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fat
mit Judy Ra
Programmplanung
So., 12. August, abends: Einführungsabend
mit Vorstellung des Wochenprogramms
und Kennenlernen
Tagesprogramm (13. - 17. August)
10:00 bis 14:00 Uhr: Workshop mit Entspannungsübungen, Atemübungen, Stimmtechnik,
Arbeiten mit verschiedenen Songs aus Jazz,
Pop, Blues. Weiterhin erhält jeder Teilnehmer
im Verlauf der Woche die Möglichkeit, solo zu
singen um Tipps zu erhalten, wie verschiedene
Aspekte des Singens verbessert werden
können – z.B. Artikulation, Atmung, Stimmklang, Resonanz, Rhythmik, Phrasierung etc.
ab 14:00: Gemeinsames Mittagessen
im Anschluss: Freizeit
Fr., 17.August, 20:00 Uhr: Abschlusskonzert
mit allen Teilnehmern
Sa., 18.August: Abreise
Weiter Info und Anmeldung unter:
workshop.judyrafat.de
als die Schule in
ihrer
heutigen
Form gegründet
wurde und erntete Zwischenapplaus und Jubel
mit der Bemerkung, in diesem Jahr habe der
MSV Duisburg in der 1. Bundesliga Bayern
München 2:1 in einem Heimspiel geschlagen.
Das Grußwort hatte Bürgermeister Benno
Lensdorf, die Festansprache hielt Antje Valentin, die Direktorin der Landesmusikakademie
NRW. Dabei unterhielt sie das Publikum mit
einer herrlichen Zukunftsvision der 80jährigen
Geburtstagsfeier der
NMKS im Jahre 2052, wo
Musik und gemeinsames
Musizieren inzwischen in
allen Firmen, Schulen,
Kindergärten und Altersheimen selbstverständlich
dazugehöre und jede
Wohnung einen schallgeschützten Raum
habe. Durch diesen
gelungenen Abend
führte der WDR-Rundfunkmoderator Jörg
Lengersdorf, der
selbst einmal Dozent
der Musikschule war.
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Mission for
MUSIC
musikmesse 2012
Eins ist es auf der Musikmesse Frankfurt mit Sicherheit nie:
still. Egal ob man draußen zwischen den Hallen unterwegs
ist, denn dort ist die Agora-Stage, auf der von morgens bis
abends Gigs stattfinden, oder gar in Halle 3.1, wo sich die
Noten befinden... Hier macht niemand empfindlich „Pscht!“
Von irgendwo klingt immer eine Gitarre, wird ein Klavier
gespielt, finden spontane Sessions statt.
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Einmal im Jahr - und das seit 25 Jahren verwandelt sich das 578.000 m² große Messegelände in Frankfurt am Main in eine Oase
für Musikbegeisterte. Aussteller aus der ganzen Welt zeigen ihr umfassendes Spektrum an
Produkten rund ums Musizieren. Ob klassische
Instrumente, akustische oder elektrische
Gitarren und Bässe, Blech- und Holzblasinstrumente, Schlagwerk, Tasteninstrumente, elektronisches Equipment oder Computerhard- und
-software; die Musikmesse ist der Ort, an dem
alle Innovationen den internationalen Besuchern gebündelt vorgestellt werden. Zusätzlich
stellen alle wichtigen Verlage auf der Musikmesse aus und zeigen ihre Produkte in allen
Genres von Klassik bis Jazz, Rock und Pop.
Die Frankfurter Musikmesse ist die größte
internationale Messe der Musikinstrumentenbranche. Auf der Vorveranstaltung im März
2011 präsentierten rund 1.500 Unternehmen aus 47 Ländern ihre Erzeugnisse mehr
als 75.000 Besuchern. In diesem Jahr war es
mit Sicherheit nicht anders, die aktuellen Zahlen werden noch ausgewertet.
Nicht für alle zugänglich ist das Pressecenter, wo die MusiKuS-Messereise beginnt.
Es herrscht eine einladende Atmosphäre, mit
Empfang, Garderobe inklusive Schließfächern,
eigenem Restaurant und Bar und einer
großen Lounge, in der gemütliche Sofas und
Sessel bereit stehen. Alle Arbeitsplätze sind
mit Steckdose und (kostenlosem!) W-Lan
versehen. Hier ist ein Ort, um Gleichgesinnte
zu treffen, sich zu entspannen und gleichzeitig
vielleicht schon mal Informationen zu verarbeiten, Texte zu schreiben, Videos zu schneiden und in seinen Terminkalender zu schauen.
Aber hier ist nicht das eigentliche Herz der
Messe, und zu diesem soll es natürlich gehen
bei der Tour.
Man kann gar nicht anders, als in den
bunten Strom gesogen zu werden, findet sich
vor Hinweisschildern wieder, die den Weg zu
den Hallen weisen, deren Thema einen am
meisten interessiert. Die Messestände der
Aussteller reichen von einer gemütlichen Ecke
bis zu riesigen Flächen, die schon von weitem
durch Banner gekennzeichnet werden. Es ist
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Mensurlänge
überall anfassen durchaus erwünscht (wenn
auch bei sehr hochpreisigen und wertvollen Instrumenten nur unter Aufsicht), und hier will
sowieso niemand „nur gucken“ - auch wenn
das Auge schon genug zu tun hat.
Als potentieller Käufer wird man von den
Ausstellern mit Getränken versorgt, es stehen
Süßigkeiten oder Snacks bereit, alle sollen sich
wohl fühlen - in solch einer Atmosphäre verhandelt es sich einfach besser. Die größeren
Stände haben abgetrennte Sitzmöglichkeiten,
um auch hier eine Art Privatsphäre erzeugen
zu können, obwohl man sich unter tausenden
von Menschen befindet.
Eine Traube von Interessenten hat sich vor
dem Stand der Firma „Schlagwerk“ versammelt: hier wird gerade die „Move Box - The walk
Cajon“ vorgestellt. Dieses neue Cajon wird im
Stehen oder sogar beim Laufen gespielt und
hat einen Tragegurt. Dabei hängt die Holzbox
wie an einem Gürtel vor den Beinen des
Spielers. Der Sound ist erstaunlich voll und
eröffnet ganz neue Möglichkeiten für eine
Percussion-Band.
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Am Stand von „Reinhardt Best Acoustics“,
der unter anderem den Blick mit seinen
knallgelben Wänden auf sich zieht, erfährt
MusiKuS schließlich Interessantes von Herrn
Gunther Reinhardt, dem Inhaber. Seit 1992
ist die Firma unter seinem Namen im Instrumentengroßhandel tätig, nachdem er zuvor
mit Rudi Blazer die Gitarrenbaufirma „Blazer
& Reinhardt GmbH“ innehatte.
Als Gunther Reinhardt 1987 auf der
Musikmesse Frankfurt mit dem spanischen
Gitarrenbauer Sanchez zusammen traf, war
die Geburtsstunde der „LaMancha“ Konzertgitarre gekommen. Das bekannteste Modell
dieser Reihe ist die „Rubi“, eine Konzertgitarre,
die in allen Mensurlängen hergestellt wird. Sie
hat einen spanischen Halsfuß, was bedeutet,
dass die Teile Korpus und Hals an der Zarge ineinander greifen und nicht einfach miteinander verleimt werden. Dadurch kann verhindert
werden, dass der Hals sich extrem verzieht,
die Gitarre ist in sich ruhiger. Außerdem ist sie
leichter, was sich sehr positiv auf den Klang
auswirkt. Herr Reinhardt führt einen Test vor,
bei dem er ins Schallloch spricht und die Decke
unterhalb des Steges vibriert. Obwohl die
„Rubi“ in China gefertigt wird, kommen alle
Gitarren in dieser Bauweise zu Best Acoustics,
da das Wissen über den Bau des spanischen
Halsfußes sorgfältig an die Gitarrenbauer im
fernen Osten weiter gegeben wurde.
Da die Größe eines Kindes und nicht das
Alter entscheidend ist, welche Mensurlänge
die Gitarre haben sollte, ist es das Ziel von
Gunther Reinhardt, jedem Kind sein passendes Instrument zu vermitteln. Bei dem 10.
Gitarrenbautest der EGTA-D (European Guitar
Teachers Association - Deutschland e.V.)
2011/2012 wurden von 16 Gitarren nur vier
empfohlen - drei davon eine LaMancha „Rubi
Zeder matt“. Das allein spricht für den Erfolg
des ehemaligen Gitarrenbauers.
Wem die Eindrücke irgendwann zu viel
werden, der kann sich auf dem Platz zwischen
den Hallen eine Pause gönnen. Für das leibliche Wohl ist durch zahlreiche Restaurants
und Imbissbuden reichlich gesorgt, es stehen
Die Größe der Gitarre bemisst sich nicht, wie man vielleicht vermuten könnte, auf die Gesamtgröße des Instrumentes von Kopfplatte bis
Zarge, sondern auf die sogenannte Mensurlänge. Die Mensur ist die
gesamte frei schwingende Saitenlänge, also der Abstand zwischen
Gitarrensattel und Gitarrensteg. Die übliche Mensurlänge von ganzen
Gitarren, der 4/4 Größe, beträgt ca. 65 cm.
Bei den weiteren Größen wird es etwas unübersichtlicher, denn eine
halbe Gitarrengröße entspricht nicht einer genau halbierten Standard4/4-Gitarrenmensur. Das wären 32,5 cm, die tatsächliche Mensurlänge sieht ganz anders aus, sie beträgt in diesem Fall 53 cm.
Ursache dafür ist, dass die Größenbezeichnungen historisch
gewachsen sind und auch Aspekte wie die Körperproportionen der
Kinder mit einbeziehen. Das Alter ist für die Wahl einer passenden
Gitarre nicht halb so wichtig wie die Körpergröße!
Mensurlängen der wichtigsten Kindergrößen
1/4 = 45 cm • 1/2 = 53 cm • 3/4 = 56 cm
•
7/8 = 62 cm
Bänke bereit, ein Stück Wiese unter Bäumen
lädt zum Ausstrecken ein. Und überall
summen die vielsprachigen Gespräche über
das neuste Modell, den letzten Auftritt eines
Künstlers, die Preise und Verhandlungen.
Wenn man am Ende des Tages das
Messegelände hinter sich lässt, kommt es
einem vor, als verlasse man eine andere Welt.
Eine bunte, laute Welt der Musik - die zum
Glück jedes Jahr wieder ihre Türen öffnet.
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PianoCasa Duisburg
Ein nicht ganz alltägliches Fachgeschäft
Die Zeiten in denen es Klavier- und Flügelhändler in der
ganzen Stadt gab, sind lange vorbei. Da mutet es schon
fast an wie ein Relikt aus vergangenen Tagen, das einzige
Klavierfachgeschäft Duisburgs: das „PianoCasa“ auf der
Kardinal-Galen-Str. 120.
Aber von verstaubtem Eindruck keine
Spur, hier findet man neben restaurierten Klavieren aus den 20er Jahren natürlich auch die
modernen Kleinklaviere der 70er-90er. Allerdings nicht mehr im Look der alten Zeit, sondern top hergerichtet, dem heutigen Standard
angepasst, in schwarz, weiß oder in der
Wunschfarbe des Kunden.
„Wir hatten schon die kuriosesten Farbwünsche“, weiß Udo Haarmann, der Inhaber
zu berichten. „Knallrot Ralton 3002 für eine
PianoBar im Innenhafen, zartrosa für ein Mädchenzimmer und sogar einen Flügel ganz mit
Blattgold belegt für den Messestand eines Juweliers, da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.“ Die Verschönerungen an den Klavieren
wie z.B. das eben genannte Belegen mit Blattgold, nimmt Frau Haarmann vor, die ihren
Mann nach Kräften im Geschäft unterstützt.
Selbstverständlich dürfen im Sortiment auch
die derzeit sehr beliebte Yamaha U-Serie und
Kawai Klaviere in schwarz Hochglanz nicht fehlen. Absolute Topklaviere, die den Vergleich mit
großen deutschen Herstellern nicht fürchten
müssen und preislich weit unter diesen liegen.
Abgerundet wird das Angebot durch eine
kleine, aber feine Auswahl an deutschen gebrauchten Markenflügeln aus zweiter Hand.
Schimmel, Grotrian-Steinweg, Seiler, Bechstein
usw. geben sich hier die Klinke in die Hand und
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sind auch meist schnell wieder weg.
„Die einzigen Klaviere, die mir nicht ins
Haus kommen sind die Billigprodukte aus
China, egal welche schönen Namen auch
immer die Klaviere schmücken, da kann ich
mich als Klavierfachmann einfach nicht mit
identifizieren“, so Haarmann. Auch E-Pianos
sucht man hier vergebens. „Selbst wenn uns
vielleicht der ein oder andere Umsatz verloren
geht, wir stehen für Langlebigkeit und Werterhalt, das kann man von E-Pianos leider nicht
behaupten. Außerdem liebe ich das Gefühl auf
einer mechanischen Tastatur zu spielen und
den einzig echten Ton eines Klavieres zu hören,
das kann ein E-Piano auf keinen Fall bieten.“
Natürlich wird hier auch das komplette
Service-Programm geboten, das man von
einem Fachgeschäft dieser Art erwartet.
Angefangen beim Klavierstimmen: „Wir haben
zur Zeit ca. 600 private Stammkunden und
dazu noch viele Musikschulen und sogar die
Philharmonie und das Theater hier in Duisburg, die auf uns zurückgreifen.“ Dazu kommt
das Aufarbeiten und Restaurieren von Altklavieren und auch die Vermittlung von Transport
oder Lagerung der Instrumente.
Sehr beliebt sind auch die preiswerten
Leihklaviere für Anfänger und Ausprobierer.
„Dass Klavierspielen auf dem Rückzug ist,
können wir nicht feststellen. Unserer Meinung
Mehr als nur
Klaviere: Inhaber
Udo Haarmann
möchte in seinem
Ladenlokal auch
immer wieder
Raum für kulturelle
Events bieten.
nach ist das Gegenteil der Fall. Wie viele Erwachsene sich in den letzten Jahren bei uns
zum Klavierunterricht angemeldet haben, um
einen Jugendtraum zu verwirklichen, kann ich
gar nicht sagen, und auch hier im PianoCasa
haben wir Anmeldungen und den Unterricht
schon gestartet.“
War früher das Musikhaus Haarmann auf
der Mülheimer Straße, ist Udo Haarmann
heute froh über den Schritt auf die KardinalGalen-Straße 120. „Ich habe endlich wieder
Zeit, mich um die Klaviere zu kümmern“, sagt
er, und das sieht man sofort, wenn man das
PianoCasa betritt.
Vor drei Jahren bekam Haarmann die Sondergenehmigung der Handwerkskammer Düsseldorf, seinen Sohn Sven zum Klavierbauer
auszubilden.
„Diese Ausbildung erfolgte nur zu einem
Teil in unserer eigenen Klavierbauwerkstatt.
Zweimal im Jahr für sechs Wochen findet
dazu der Blockunterricht in der einzigen Klavierbauschule Deutschlands in Ludwigsburg
statt. Im letzten Sommer hat Sven die praktische Prüfung vor der Prüfungskommission abgelegt und mit Auszeichnung bestanden. Die
Ergebnisse haben wir in unserem Schaufenster ausgestellt“, erzählt Udo Haarmann stolz.
Es ist offensichtlich, dass der Betrieb eines
so großen Fachgeschäftes sehr aufwendig ist,
gerade in Zeiten des Internets, wo man heute
fast alles 24 Stunden am Tag ansehen und
kaufen kann.
„Aber können sie sich vorstellen, ein
Musikinstrument wie das Klavier nach einem
Foto zu kaufen? Ich nicht! Ein Instrument muss
man doch live sehen, hören und fühlen können,
um eine Beziehung zu ihm herzustellen. Und
dann noch das Risiko, ein unstimmbares oder
nicht zu reparierendes Klavier gekauft zu
haben! Da hat man schnell Geld ausgegeben
und hat doch nichts davon“, so Haarmann.
Eine weitere Besonderheit des geräumigen Ladenlokals ist die im hinteren Bereich eingebaute Bühne mit Flügel und Microanlage.
Hier sollen nach Vorstellung des Inhabers kleinere Konzerte, Vernissagen, Ausstellungen
und Lesungen stattfinden.
„Auch könnten wir uns vorstellen unsere
Bühne Klavierlehrern und Lehrerinnen zur
Verfügung zu stellen, um Schülerkonzerte zu
veranstalten. Also, jede Menge Möglichkeiten
unser Geschäft mit Leben zu füllen und gleichzeitig einen kleinen kulturellen Beitrag ins
Stadtbild zu stellen.“
Das erste Event fand bereits Ende Januar
statt (MusiKuS berichtete), und es sind viele
Weitere geplant im PianoCasa Duisburg.
UH & SF
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VIC ANSELMO LIVE IN KREFELD, 20. MÄRZ 2012
ElfenZAuber
„I want to ask you one question...
do you like monsters? I love monsters!“
Diese Frage mag normalerweise merkwürdig anmuten, aber an diesem Abend
war alles so verwunschen und magisch,
dass auch Monster willkommen waren.
Sie wären dem Zauber von Vic Anselmo
ohnehin verfallen.
Der Jazzkeller in Krefeld ist klein, urig und
verraucht, im wahrsten Sinne des Wortes ein
„Keller“. Die Gäste lümmeln an den Stehtischen oder Nischen, alle ein kühles Getränk
vor sich und schauen auf die zwischen Balken
gelegene Bühne, wo die Band „Jaana“ soeben
den Abend eröffnet hat. Sängerin Jenni, die
den Liedern mit ihrer überraschend erwachsen und rauchig klingenden Stimme eine ganz
besondere Note verleiht, witzelt zwischen
den Songs mit Bassist
Marcus herum („Macht
mal eine Strichliste, wie
oft heute Abend das
Wort „Bier“ fällt!“),
während Drummer
Klaus und
Gitarrist Jörg schmunzeln und ansonsten ihre
Pflicht tun. Die Lieder liegen zwischen Folkrock
und Blues, Highlight ist das zwar nachdenkliche, aber von einem stampfenden Beat
getragene „Captive of her soul“. Nach dem
Auftritt verrät Jenni (Foto
rechts) noch, dass sie gerade
im Studio in Eigenregie ihr
erstes Album aufnehmen,
nachdem Klaus vor Kurzem
zur Band stieß und sie endlich komplett machte.
Während die Bühne für den Hauptact
umgebaut wird, sind Vic Anselmo und ihre
Musiker im Raum unterwegs und begrüßen
die Gäste. Die aus Lettland stammende Künstlerin, die es der Liebe wegen - sowohl zwischenmenschlicher als auch musikalischer
Art - nach Essen verschlagen hat, präsentiert ihr zweites
Album „In my fragile“. War sie im vergangenen Jahr noch der Support von Deine
Lakaien, ist sie nun selbst auf Clubtour
durch Deutschland. Irgendwann gehen
schließlich alle Musiker in den Nebenraum,
um sich vorzubereiten.
Und dabei passiert etwas Magisches:
In der Tür verschwindet eine lachende,
zierliche junge Frau im Kapuzenpulli mit
schwarzer Schlaghose, heraus tritt eine Art
Fabelwesen - eine Elfe vielleicht - ihre Kleidung
kaum mehr als Spinnweben, den Blick entrückt
in die Ferne gerichtet. Sie lebt in der Musik, die
jetzt erklingt, singt mit klarer, voller Stimme
von Bereuen und Vergessen, flüstert vom Verloren sein, schreit mit brennender Wut,
während ihre Arme und Hände sich flehend
recken, winden und keinen Halt finden. Die
Musik trägt Vic wie ein Teppich aus sphärischen Klängen, baut sich wie eine unüberwindbare Wand aus Gitarrenriffs auf oder perlt wie
leichter Regen, und kraftvoll darüber, mittendrin oder zart darunter erklingt die Stimme der
Sängerin. Erst wenn der letzte Ton ausgeklungen ist, kommt sie wieder zu sich, ihr Blick ist
nicht mehr nach innen, sondern auf die begeisterten Zuhörer gerichtet. So nimmt Vic
Anselmo alle mit auf eine Reise in ihre Träume,
Gedanken, Ängste, jedes Lied eine Geschichte
für sich, mal melancholisch, mal energiegeladen, nie eintönig. Sie jagt die Menschen in der
ersten Reihe mit einem Monstergebiss, spielt
ein schräges Intro auf einem Glockenspiel zu
„Beverly“ und taucht bereitwillig in alle Emotionen, die von der Musik ausgelöst werden.
Fast alle Lieder ihres Albums finden
ihren Weg auf die Bühne, wie der Opener
„Horizon“ oder der Coversong „Das
dunkle Land“ (im
Original von „Das
Ich“) aber auch einige Songs ihres Vorgängeralbums „Trapped in a dream„ wie das vom
Publikum mitgesungene „Who“. Selbst als sie
allein am Klavier sitzt und sich selbst begleitet,
scheint Vic sich in ihren Liedern zu verlieren,
alles zu vergessen und erst zum Schluss wieder zurück zu kehren. Nach knapp 90 Minuten
verlassen die Musiker die Bühne, und in dem
Moment, wo sich die Tür hinter Vic Anselmo
schließt, ist auch der Zauber im Raum verflogen und lässt nur eine Ahnung der gerade
erlebten musikalischen Reise
zurück, die weit mehr als
einfach nur ein Konzert war.
Nächster Konzerttermin:
3.-5. August 2012 Castle Fest, Lisse, NL
www.vicanselmo.com
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VIC ANSELMO
„The
REAL
Deal“
Workshop mit Andy Pilger
am 15. März 2012 im
House Of Drums, Bochum
Einsicht in
das Leben als
Berufsmusiker
Ist man als Berufsmusiker
eigentlich Künstler oder
Dienstleister?
Diese Frage steht zentral im
Raum bei dem, was Andy in
seinem Workshop vermittelt.
Denn es ist schon ein
wesentlicher Unterschied,
ob man sich selbst verwirklichen und kreativ, ja innovativ sein will, um sich in der
Musikwelt eine eigene
„Stimme“, einen eigenen
Beat zu geben – oder ob
man sich anbietet, seinen
Rhythmus in einen Dienst
zu stellen, sei es als Studio-,
Live- oder Orchestermusiker.
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Die Kunst sei es, so Andy, beides miteinander zu verbinden. Ein Chamäleon zu sein,
was die Anforderungen angeht. Montags Jazz,
mittwochs Operette und am Wochenende
Musical... nicht immer die Chance, dass die
Menschen sagen „Wow, hörst du diese Bassdrum? Das ist Andy Pilger!“, aber dafür die
Möglichkeit, von dem, was man am meisten
liebt, zu leben: der Musik.
Eine gute Möglichkeit, diese Liebe weiterzugeben und dabei noch Geld zu verdienen, ist
es auch, Musiklehrer zu werden. „Von den
Musikern, die ich kenne, sind viele Lehrer
und spielen trotzdem nebenher auf Gigs. Ob
Privatunterricht oder an einer Musikschule,
Schüler gibt es genug.“ Von den erwartungsvollen Besuchern im House of Drums sind
einige eben jener Schüler dabei, manche
inzwischen selbst Musikstudenten, und alle mit
dem Wunsch, irgendwann das Hobby zum
Beruf machen zu können.
„Wartet bloß nicht darauf, dass die Musiker, Bands und Veranstalter zu euch kommen
und sagen ‘Da bist du ja endlich, hier hast du
deinen Traumjob!’ Geht selbst los, und sobald
ihr mobil seid, fahrt rum und stellt euch über-
all vor! Knüpft ein Netzwerk, werdet vorstellig,
nehmt an Sessions teil, werdet bekannter!
Wenn ihr jemanden kennt, der einen kennt,
der von einem gehört hat, der händeringend
für die nächste Tour einen Schlagzeuger
braucht, und dieser jemand dann sagt ‘Hört
mal, den Willi kenn ich noch aus Proberaumzeiten, das ist ein Supermusiker und der ist
witzig, hier ist die Nummer, ruf den mal an!’
...dann habt ihr es geschafft.“
Wie denn die Chancen sind, wenn man als
strukturierter Mensch gerne wissen will, wann
man wo für wie lange zu sein hat, fragt jemand.
So jemand sei als Berufsmusiker völlig fehl am
Platz, stellt Andy klar. „Wenn einer denkt, er
wäre in einem Musical als Musiker perfekt aufgehoben, denn da gibt es acht Aufführungen
pro Woche, (Di. - Fr. je eine, am Wochenende
jeweils zwei, montags ist frei, Anm.d.Red.) und die
Zeiten sind immer gleich, dem sei gesagt: es
gibt in Deutschland ganze zwölf Stellen als
Musical-Schlagzeuger, und die sind alle in
festen Händen, zum Beispiel beim Starlight
Express in meinen“, leicht besorgt klingende
Lacher von allen Seiten, „und wenn da überhaupt mal eine Stelle zu besetzen ist, wird die
mitnichten ausgeschrieben! Da sind wir wieder bei dem „Ich kenne einen, der einen kennt“Prinzip: natürlich setze ich auf meinen angestammten Drumhocker, wenn ich ihn denn
eines Tages verlassen muss, viel lieber den
Willi, der schon mal mit mir gejammt hat, von
dem ich weiß, dass er zuverlässig und sicher
ist und ein toller Typ, als den Hans, der mit
einem Superzeugnis von der Hochschule
kommt, von dem ich aber sonst nichts weiß!“
Verständiges Nicken im Raum, teilweise
beginnt bereits das Kramen in den Taschen
nach Visitenkarten, denn hier kennt ja auch
sicher jemand einen, der einen kennt...
Menschen, die einen klaren Tagesablauf
brauchen, müssen sich also entweder umstellen oder sollten es gleich sein lassen.
„Flexibel zu sein und sich selbst mit einer Festanstellung noch biegen zu können, falls es
gefordert wird, das ist der einzige Weg zum
Erfolg. Starallüren kann sich nur leisten, der im
Prinzip nicht mehr arbeiten müsste, um Geld
zu verdienen.“
Nach diesen für manchen vielleicht etwas
ernüchternden Worten (aber hey, nichts als
die Wahrheit haben die Besucher des Work-
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shops verdient) wird natürlich noch getrommelt. Andy klemmt sich hinter sein Drumset
und wirft per Beamer einige Noten an die
Wand. Mit einem Stick als Zeigestock fährt er
die Takte entlang, während die Musik von
„Pumping Iron“, einem Stück aus Starlight
Express, erklingt, um zu veranschaulichen, wo
auf dem Sheet die Musik gerade ist.
Auf die Nachfrage, ob jemand nicht folgen
konnte, meldet sich nicht ganz überraschend
niemand freiwillig; auch wenn hier oder da ein
etwas ratloses Gesicht zu sehen ist. Dass
Notenlesen sehr wichtig sei, um sich in die
Stücke einzufühlen, betont Andy noch. Aber es
geht ja jetzt viel mehr darum, dass er endlich
loslegt. Und das tut er. So ruhig und teilweise
bedächtig, wie sein Vortrag war, so kraftvoll
und dynamisch ist sein Drumspiel. Füße tippen
im Takt, Köpfe nicken, manche Hand trommelt
auf dem Luftschlagzeug. Es folgt noch ein
Stück aus der Operette „Im weißen Rössl“, das
momentan im „Musiktheater im Revier“ in
Gelsenkirchen läuft und wo Andy ebenfalls
trommelt. Dabei zeigt sich, was Andy mit
Flexibilität beim Spielen meinte: die Tempi
wechseln, die Musikarten sind völlig verschieden und... es ist Anzugpflicht im Orchester.
„Und wenn das einer voll blöd findet, dass
da alle wie Pinguine aussehen, kann ich das
nicht ändern, ich finde den Job super“, grinst
Andy.
Er geht außerdem noch darauf ein, wie
wichtig es ist, dynamisch spielen zu können,
und zwar völlig unabhängig von der eigenen
Stimmung. „Wenn du Bock hast, richtig draufzudreschen, geht das in einem Orchester wie
bei der Operette nicht einfach so, man muss
sich ja mit den anderen Musikern zu einem
Ganzen zusammen fügen. Also immer zuhören
und anpassen. Genauso wenig geht es natürlich, bei einer Sache wie Starlight nicht 100%
Power zu geben. Wenn ihr an das Stück von
gerade denkt, da trägt das Schlagzeug ja
immens zu dem pumpenden Charakter des
Liedes bei. Da kann man dann nicht nur halb
bei der Sache sein, weil man Kopfschmerzen
oder einfach keine Lust hat.“
Am Ende können alle mit einer Menge
Infos und der Erinnerung an eine kleine, aber
feine Spieldemonstration nach Hause fahren und dem Vorsatz, ab jetzt immer auf der Matte
zu stehen, wenn es irgendwo einen Drumjob
gibt.
Als Resümee des Abends zieht Michael
Hahneke, der zusammen mit Matthias Kassner die Geschäftsleitung des HOD innehat: „Es
war ein super Abend, die Besucher des Workshops haben sehr wertvolle Tipps bekommen.
Und was das von Andy angesprochene Netzwerk angeht, bei uns läuft es ja genauso: die
Kunden fühlen sich wohl und ernst genommen,
das erzählen sie weiter und deswegen kommt
dann der nächste, der uns auch wieder weiter
empfiehlt. Wir haben ebenfalls ein Netzwerk.
Hier trifft man Menschen mit der gleichen
Gesinnung, so dass sofort eine Beziehung
entsteht.“
Warum ist eigentlich Andy Pilger auf das
„House of Drums“ gekommen? „Zum einen
ist es ein praktischer Grund, weil es für mich
in der Nähe liegt. Ich komme aus Krefeld und
muss für Starlight nach Bochum, da liegt das
HOD genau auf dem Weg. Aber diese Nähe
führt eben auch dazu, dass die Jungs extrem
flexibel sind, wenn ich mal Notfälle habe, ein
gerissenes Fell oder sowas. Dann setzt sich
einer von denen ins Auto und bringt das mal
eben zur Starlight-Halle. Oder wenn ich auf
dem Weg bin und schon sehe, dass meine
Ankunft im HOD außerhalb deren Öffnungszeiten liegt, rufe ich an und es bleibt jemand
länger. So einen ausgezeichneten Service
kriege ich doch niemals in einem anderen
Shop. Und natürlich“, fügt er mit einem Blick
auf Michael hinzu und lächelt breit, „arbeiten
hier Menschen, die ihren Job lieben und
gleichzeitig kompetent sind.“ Michael grinst
ebenfalls. „Das musst du ja jetzt sagen!“ Aber
es ist im Laufe des Abends schon sehr deutlich geworden, dass Andy Pilger im House
of Drums tatsächlich den Laden seines
Vertrauens gefunden hat.
Andy Pilger’s Attacks
Der Ausnahme Drummer
und Percussionist Andy
Pilger präsentiert im
Duisburger Cafe „Steinbruch“ seine Vielfältigkeit
in 3 unterschiedlichen
„Attack“-Reihen.
Jeden 1. Sonntag im Monat gibt es
Smooth Attack. Hier werden im Trio mit
Jörg Hamers und Stephan Scheuss Coversongs in neuem Gewand präsentiert - Free
Acoustic Pop.
Jeden 2. Mittwoch gibt’s die Groove
Attack. Hierbei treffen sich hochkarätige
Top Musiker aus NRW als Jam Band. Das
heißt, es wird spontan auf der Bühne komplett improvisiert, oder bekannte Cover
Songs umarrangiert. Mit dabei sind häufig
Größen wie Harald Schmidt’s Keyborder
Jürgen Dahmen, Fanta 4 Percussionist
Roland Peil oder Westernhagen Gitarrist
Markus Wienströer.
Als drittes im Bunde gibt es am 4. Mittwoch
des Monats die Girl-Attack. Bei dieser
Reihe werden verschiedene Sängerinen,
wie Shanai, Aniko oder Inga Lühning im Mittelpunkt stehen, die unplugged begleitet
werden.
Andy Pilger fühlt sich der Stadt Duisburg
immernoch verbunden, denn er war selbst
Schüler der Duisburger Musikschule und
hat bei Winfried Funda, der sich sehr für
Schlagzeugunterricht eingesetzt hat,
gelernt. 1976 erlangte er einen Preis
bei „Jugend musiziert“.
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WOLF CODERA S SESSION POSSIBLE
26. März 2012 in der kochBar essBar in Essen
© by foto-cop
„Oh, ich muss
die Welt retten!“
Die Musiker des Abends
Vocals Inaya Day (Mousse T.)
Christin Kieu (Nick Carter – Backstreet Boys)
Faiz Mangat (Bro’Sis)
Melissa Heiduck (Talent des Monats)
Keyboard Adelmo Listorti (Cascada)
Drums Hendrik Smock (Gregor Meyle)
Guitar Dennis Hormes (Tina Turner)
Bass Dominik Krämer (Kylie Minogue, Heavytones)
Saxophon Wolf Codera
„Ich fühle mich beauftragt, ein wenig deutsches Liedgut
zu verbreiten und euch ein paar Künstler näher zu
bringen, und damit fange ich jetzt auch gleich an!“
Diesen einleitenden Worten von Faiz folgte ein Abend,
der in der Tat durchsetzt war mit deutschem Liedgut,
aber auch Soul-Klassikern, aktuellen Pop-Hits, und die
französische Sprache kam ebenfalls zum Zug.
Alles in allem war es ein Fest der LiveMusik - und das nicht zuletzt Dank des großartigen Gesangstrios (das im Laufe des
Abends zum Quartett anwuchs), das Wolf
Codera für seine Session Possible meets
Sparda Bank zusammengestellt hatte.
Die kochBar essBar hat zum Glück einen
großzügigen Außenbereich, der an dem warmen Märzabend den zahlreichen Besuchern
der Session zu Gute kommt; die Sitz-und Stehplätze sind restlos belegt. Die niederländische
DJane Nathalie Enochina Fransen alias ENO-C
hat bereits seit halb sieben für Stimmung gesorgt, und um kurz nach acht betritt Wolf die
Bühne, um seine Band anzukündigen. Nachdem Faiz mit „Führ mich ans Licht“ begonnen
hat, folgen Christin mit „Dark Horse“ (was sie
auf einem Hocker sitzend singt und dabei von
Wolf mit einem Sopransax-Solo unterstützt
wird) und Inaya mit „No one“. Den Anfang
intoniert sie nur von Adelmo am Keyboard
begleitet und erntet durch ihre kraftvollen
Phrasierungen Zwischenapplaus.
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Für den Lacher des Abends sorgt Faiz, als
er nach der Frage „Mögt ihr Grönemeyer?“
den Hit von Tim Bendzko „Nur mal kurz die
Welt retten“ mit Einlagen spickt, die Herbert
wirklich alle Ehre machen. Die Strophen singt
er mit samtiger Stimme, die Zuhörer erwarten den Refrain, doch Faiz stoppt für einen
Moment und nuschelt dann in bester Imitation:
„Oooh, ichmussdieWeltretten!“ Man könnte
meinen, das Lied sei ein Duett. Den spontanen
Auftritt von Melissa Heiduck mit „Get Here“
kommentiert Wolf gelassen: „Das war zwar
nicht geplant, aber das hier heißt ja nicht
umsonst Session Possible!“ und Adelmo
begleitet das Lied ausdrucksvoll am Keyboard.
Auch die Musiker übertreffen sich in
gewohnter Manier mit großartigen Soli. So zum
Beispiel bei „Funkin’ for Jamaica“, als erst Hendrik und danach Dominik ihre Instrumente zum
Glühen bringen, oder bei „Gypsy Woman“, als
sich Wolf und Dennis ein Duell vom Feinsten
liefern. Sowieso bietet dieses Lied von Inaya
einige Überraschungen: Die Bassline trans-
Setlist, 26.3.2012
Führ’ mich ans Licht Xavier Naido o
Dark Horse - Amanda
Marshall
No One - Alicia Keys
Bad Girls - Donna Sum
mer
Nur noch kurz die We
lt ret ten - Tim Bendzk
o
Still - Jupiter Jones
Get here - Aretha Fra
nklin (TDM)
Wo ody & Dutch - Ric
ky Lee Jones
Funkin’ for Jamaica Tom Browne
Mama knows best - Jes
sie J
Black and Gold - Sam
Sparrow
African Reggae - Nin
a Hagen
Nasty Girl - Vanitiy 6
Gipsy Woman - Crysta
l Waters
Closer - Ne-Yo
Superstition - Stevie
Wonder
Like the way I do - Me
lissa Etheridge (TDM)
Je veux - Zaz
Just the way you are
- Bruno Mars
formiert zu der bekannten Hook aus „Horny“,
wozu Gastsängerin Emma Lanford ebenfalls die
Bühne betritt, und irgendwie schleicht sich
auch noch der 90er Hit „Show me love“ mit hinein. Die Stimmung kocht den ganzen Abend, es
wird getanzt, gesungen und gefeiert. Ein wenig
Ehrfurcht kommt hinzu, als Christin den
„African Reggea“ von Nina Hagen performt. Sie singt nicht nur, sie schreit,
sie flüstert, sie zuckt über die Bühne
und würde man die Augen schließen, könnte
man sich schwerlich vorstellen, dass jemand
anderes als die Grande Dame des schrillen
Punk-Pop dort steht... aber niemand will die
Augen schließen angesichts dieses Auftritts.
Alle sind erledigt nach drei Stunden voller
Power, die diese Band jede Minute gegeben
hat, das Publikum ist heiser, aber zufrieden
und weiß außerdem: Am nächsten vierten
Montag im Monat (23. April 2012) ist Wolf
wieder mit seiner Session in der kochBar essBar, und kein Abend ist wie der andere außer
in einem: ein großartiges musikalisches Event.
Termine und weitere Info:
www.facebook.com/WolfCodera
Auf direktem Weg zum
Traumjob
MusiKuS im Gespräch mit Theresa Schwär,
Konzertpädagogin der Duisburger Philharmoniker
Das Theater Duisburg erhebt sich stolz am
König-Heinrich-Platz, ein weißes Gebäude mit
sechs Säulen, das Würde ausstrahlt. Seitlich
gelegen vom Haupteingang gelangt man zum
Bürotrakt des Orchestermanagements, und
dort befindet sich auch der Arbeitsplatz von
Theresa Schwär.
Ihr Schreibtisch steht am Fenster mit Blick
über die Stadt, und um ihren Besprechungstisch gruppieren sich vier völlig unterschiedliche, gemütliche Stühle, „aus der Requisite“,
wie sie lächelnd verrät. Die junge Frau (Jahrgang 1986) strahlt etwas aus, das zu sagen
scheint: Ich bin hier genau am richtigen Platz.
Man könnte also sagen: Auf dem direkten
Weg zum Traumjob.
(lacht) Ja, könnte man.
Sie haben die konzertpädagogische Leitung
seit letztem Jahr September inne. Wie würden sie ihren Weg bis dahin beschreiben?
Es war mir eigentlich immer klar, dass ich
in meiner Arbeit Kultur, Musik und Pädagogik
idealerweise miteinander verbinden möchte.
Als ich nach meinem Abitur ein Praktikum zur
Studienvorbereitung bei dem damaligen Konzertpädagogen Thomas Honickel hier in Duisburg absolvierte, wusste ich sofort, dass das
der perfekte Job für mich wäre. Also habe ich
mein Bachelor-Studium der Kulturpädagogik
Da stellt sich einem als Laie die Frage: Was
tun sie in ihrer Wunschanstellung, was sind
denn die Kernaufgaben einer Konzertpädagogin?
Meine Aufgaben sind sehr vielfältig, aber
ich würde sagen, im Zentrum stehen erst mal
die Kinder- und Erlebniskonzerte, von denen es
je fünf bzw. vier im Jahr gibt. Die Erlebniskonzerte sollen ältere Kinder und Jugendliche
ansprechen, und die sind immer noch eher
schwer für Klassik zu begeistern, wobei die
Kinderkonzerte immer sehr gut besucht sind.
in Nijmegen in den Niederlanden gemacht und
kam 2010 nach vier Jahren zurück. Es war
ziemlich schnell deutlich, dass ich im Sommer
2011 die Stelle der Konzertpädagogin in Duisburg antreten könnte, da Lisa Unterberg, die
bisherige Pädagogin, aufhören würde. Um in
dem Jahr dazwischen nicht untätig zu sein,
habe ich in Velbert die Leitung der Jugendkultur übernommen, und dort bin ich auch
heute noch aktiv.
Theresa Schwär präsentiert
das Maskottchen von
Klasse.Klassik, das „Flötentier“
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Im Juni wird es allerdings ein Erlebniskonzert
geben, das „Über das Leben“ heißt und eine
besondere Zusammenarbeit zwischen den
Duisburger Philharmonikern, dem „theaterspiel Witten“, dem „movingtheatre.de“ Köln
und dem „theater-machen“ Berlin ist. Wir
hoffen alle, dass das speziellen Anklang finden
wird.
Dann ist es meine Aufgabe, die Schulen
anzusprechen und die Kinder wo es geht mit
einzubinden. Beispielsweise hat für das Erlebniskonzert im Mai (Jack und die Bohnenranke,
9. Mai 2012, 10 und 18 Uhr im Theater Duisburg)
eine Gruppe von ca 20 Jugendlichen vom
Landfehrmann-Gymnasium in einer Projektwoche das komplette Bühnenbild gestaltet.
Toll, dass es so eine Unterstützung von den
Schulen gibt! Haben sie denn Ansprechpartner an den jeweiligen Schulen, Lehrer, die
sich besonders engagieren?
Ja, der Kontakt und die Ansprechpartner
an den Schulen sind seit vielen Jahren vorhanden. Natürlich war es für mich als Neuling
zunächst etwas schwierig, da Lisa Unterberg
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dort viele Jahre aktiv war, aber ich bleibe
immer am Ball, knüpfe Bande und erhalte
Kontakte, es wird immer mehr.
Ein weiterer wichtiger Punkt meiner
Arbeit ist das Interaktivschulprogramm. Dazu
gehören die Orchesterwerkstatt, die InstrumenTour und der PhiKo-Check. Bei der
Orchesterwerkstatt stehen Musiker der
Duisburger Philharmonie zur Verfügung, die
entweder in die Schulen kommen oder Kinder
zu sich in den Orchesterprobensaal einladen
und viele Fragen rund um die Instrumente
eines Orchesters klären. Bei der InstrumenTour dürfen die Kinder in die Stimmzimmer
der Musiker und erleben Instrumente zum anfassen, da die Musiker der Philharmonie auch
helfen, erste eigene Töne zu produzieren. Der
PhiKo-Check schließlich ermöglicht den
Besuch einer Probe bei einem Philharmonischen Konzert und bietet die Plattform für viel
Insiderwissen über das Leben und Arbeiten in
einem Orchester. Es gibt entweder feste
Termine oder es können mit mir welche abgesprochen werden unter der Klasse.KlassikBüronummer 0203-3009-122.
Klasse.Klassik geht ja bereits in die neunte
Spielzeit, ist also sehr beliebt unter der Education-Projekten. Wie sehen die Zukunftspläne aus, um diese Beliebtheit zu erhalten?
Die bereits bestehenden Projekte funktionieren hervorragend und sollen auch so
weiter bestehen. Am wichtigsten ist es, den
Kontakt zu den Schulen nicht nur zu erhalten,
sondern zu vertiefen. Es entwickelt sich auch
vieles weiter, zum Beispiel soll es in der Weihnachtszeit ein Kinderkonzert unter der Woche
geben, das als „Tagesausflug“ besucht werden
kann, in einer Zusammenarbeit mit dem
Jugendclub des Theaters, dem „Spieltrieb“.
Aber wie gesagt, was es bisher gab, soll auf
jeden Fall erhalten bleiben.
Morgengymnastik
im Rahmen des
4. JeKi-Konzerts:
Johanna Schie und
Theresa Schwär
turnen gemeinsam
mit 1000 Schülern
zu Griegs „Morgenstimmung“.
Zu den bereits etablierten Aufführungen
gehört auch das JeKi-Konzert in Zusammenarbeit mit den Duisburger Philharmonikern, und das vierte hat gerade am 19. März
stattgefunden. Das war das erste für sie als
Pädagogin. Wie haben sie diesen Tag erlebt?
Also, mein persönliches Highlight war
schon mal das Mitmachen der Kinder, wie sie
zum Beispiel bei der Morgengymnastik alle aufgestanden sind und sich gestreckt haben. Da
erheben sich über 1000 Kinder auf einmal,
oder bei der „Halle des Bergkönigs“ schließen
alle die Augen und lehnen sich zurück... das war
toll! Es ist einfach so viel zurückgekommen,
da hat sich das lange Organisieren wirklich
gelohnt. Es war schon viel Aufwand, seit Oktober 2011 lief die Vorbereitung, aber es hat am
Ende alles so geklappt, wie wir es geplant
Hochkonzentriert an der
Bratsche:
Tehresa
Schwär
ist Teil
des NMKSSymphonieorchesters.
hatten (lacht). Wir haben kleine Änderungen
zum vorigen Programm vorgenommen, so
dass es mehr Interaktion mit allen Kindern
statt mit einzelnen aus dem Publikum gab.
Und waren sie aufgeregt, als sie hinter der
Bühne standen und wussten, gleich geht es
in einen Saal voller Kinder, die sie alle angucken?
(schmunzelt) Ach, ich mach das ja schon so
lange, vor Menschen zu sprechen. Natürlich ist
es ein gewaltiger Unterschied, ob man vor 1000
oder in einer kleinen Gruppe vor 30 Kindern
spricht. Aber es war vorher so hektisch und es
gab so viel zu erledigen, dass ich gar keine Zeit
hatte, nervös zu werden. Und als ich auf der
Bühne stand und sofort die Reaktionen der
Kinder kamen, die laute Begrüßung, da war dann
alles „wie immer“, jeder Anflug von Aufregung
war weg. Als ich zum Ende der Veranstaltung
am Ausgang stand, um möglichst alle persönlich
zu verabschieden, gab es schon viele Dankesworte, und dass alle den Morgen sehr genossen
haben, das hat mir viel Freude gemacht.
Da sie selbst so viel mit Musik arbeiten und
die Reaktionen darauf erleben, zum Ausklang
noch die Frage: Was bedeutet Musik ihnen
persönlich?
Musik bedeutet Spaß! Bei der Probe der
Philharmoniker hab ich erst noch gemerkt, wie
die Musik einen mitreißt. Und dieser Spaß wird
auch immer weitergegeben, das sehe ich an
der Begeisterung der Kinder, und es ist toll,
das mitzuerleben.
Zum Abschied stellt sie mir noch das
Flötentier vor, das Stofftier-Maskottchen von
Klasse.Klassik, das leider noch keinen Namen
trägt; in den nächsten Wochen soll das aber
geändert werden. Zum Fotografieren gehen
wir in die Sonne vor dem Theater, und das
Flötentier fühlt sich sichtlich wohl auf dem Arm
der Konzertpädagogin.
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4. JeKi-Konzert der NMKS mit den Duisburger Philharmonikern am 19. März 2012
Kinder! Kinder! JeKi-Kinder!
Einen bis auf den letzten Platz
gefüllten Zuschauerraum sieht
das Theater Duisburg heute sicher
nicht zum ersten Mal, aber diesmal
ist etwas anders sonst: unzählige kleine
Köpfe schauen kaum über die Rückenlehnen hinüber,
ein Stimmengesumm liegt in der Luft, kleine Finger zeigen
auf die Bühne oder zur Decke. Für das vierte JeKi-Konzert
der Niederrheinischen Musik- und Kunstschule Duisburg
in Zusammenarbeit mit den Duisburger Philharmonikern
haben zu zwei Aufführungen insgesamt über 2000 Kinder
den Weg ins Theater gefunden.
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Konnten sie vorher im Instrumentenkarussell testen, welches der vielen Instrumente für sie in Frage kommt, wenn es ab
der zweiten Klasse nicht nur theoretischen, sondern auch praktischen Musikunterricht gibt, warten jetzt alle gespannt
darauf zu hören, wie das ausgewählte
Instrument denn auf der Bühne klingt. Es war
ein buntes, fröhliches Durcheinander an den
verschiedenen Stationen des Karussells, dort
schrabbte eine Geige, hier quietschte eine Flöte
unwillig, aber jeder, der wollte, kam mal dran.
Musiker und Lehrer der NMKS standen dabei
bereitwillig parat, um den Kindern zu helfen.
Jetzt haben alle so langsam ihren Platz im
Theater gefunden, immer die gleichen roten,
grünen oder weißen T-Shirts nebeneinander,
die identischen orangen Mützchen, damit
keiner verloren geht. Als der Intendant der
Duisburger Philharmoniker, Dr. Alfred Wendel,
und der Bürgermeister Benno Lensdorf die
Bühne betreten, werden sie mit kräftigem
Applaus begrüßt. Natürlich darf in der Ansprache der Beiden nicht der Hinweis fehlen,
dass die Kinder beim Musizieren üben schön
fleissig sein sollen, was mit eifrigem Nicken aus
allen Richtungen bekräftigt wird, und dann
überlassen die Redner den Musikern die
Bühne. Das Orchester legt mit „Carmen“ von
Bizet los, und schon werden Finger erhoben,
um mit zu dirigieren und hüpft der ein oder
andere Popo im Sitz mit. Nach dem flotten Einstieg kommen die Leiterin der NMKS, Johanna
Schie, und die Konzertpädagogin der Philharmoniker, Theresa Schwär, auf die Bühne und
bekommen ihr „Guten Morgen, Kinder!“ mit
einem 1000-stimmigen „Guuuteen Moooorgeeen!“ zurück. Um alle so richtig wach zu kriegen, wird eine Morgengymnastik zu Grieg’s
„Morgenstimmung“ gemacht, und alle Kinder
machen mit, rollen die Schultern, heben die
Arme, gehen in die Hocke. Es ist ein tolles Bild.
Spannend und sogar etwas gruselig geht
es weiter mit „In der Halle des Bergkönigs“,
ebenfalls von Grieg, bevor
eine Band die Bühne betritt, um mit den Kindern
live etwas zu singen. Benny Martel,
Lehrer an der NMKS, singt mit den Kindern
„Ekmek Buldum“, ein türkisches Lied, das auch
deutsche Strophen hat. Er lässt die Kinder zunächst raten, ob sie das Lied an der Melodie
erkennen, und bei einigen Meldungen geht er
ins Publikum und lässt den ein oder anderen
mal ans Mikrophon. Im Refrain, den sie am
Ende mehrmals anstimmen, sind dann tatsächlich beinah alle Stimmen zu hören.
Weil das Raten so schön geklappt hat,
geht es direkt weiter mit einer Einlage der
Blechblasinstrumente, die Lieder aus dem
Fernsehen spielen und bei jedem Stück fliegen
die Finger hoch und wird begeistert mitgesungen (sofern der Text bekannt ist). Da gibt es
die Sendung mit der Maus, Pippi Langstrumpf,
Wickie der Wikinger und Tom und Jerry. Der
Applaus ist langanhaltend und durchsetzt von
fröhlichen Rufen. Am Beispiel des „Tango“ von
Piazolla zeigen die Philharmoniker schließlich
noch sehr eindrucksvoll, wie es klingen kann,
wenn kein Dirigent für die Musiker da ist, und
danach versteht man viel besser, warum vor
den Musikern immer jemand steht und wedelt.
Sogar eine Zugabe wird gefordert, und das ist
nochmal das mitreißende Stück aus „Carmen“.
Es sind nur strahlende Gesichter zu sehen,
als die Kinder schließlich das Theater verlassen, überall wird bei den begleitenden Lehrern
und Lehrerinnen noch nachgefragt, was das
oder jenes zu bedeuten hatte und irgendwie
hat man bei diesem Anblick ein bisschen
weniger Sorge um die musikalische Zukunft.
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Judys
Open Stage
Schlussakkord
Die ersten wärmenden
Sonnenstrahlen, die Blumen
schießen nur so aus der Erde...
und unweigerlich kommen die
Schmetterlinge im Bauch dazu,
die wir alle kennen. Deswegen
wollte MusiKuS von euch wissen:
In Vorbereitung auf den im September
beginnenden Voicecontest „Jedermanns
Best Voice“, der von Judy Rafat im Jedermann Duissern geleitet wird, präsentiert
die Kanadische Jazzsängerin am 13. Mai
„Judys Open Stage“.
Im Rahmen dieser
Veranstaltung wird am
So., 13.05., ab 20.00
Uhr jedem begeisterten Nachwuchssänger
die Chance gegeben,
sich auf der Bühne des
Jedermann in Duissern
auszuprobieren. Die
erste Hälfte der Veranstaltung wird von Judy
Rafat gestaltet. Am Piano wird sie von dem
Jazzpianisten Thomas Rückert begleitet. Der
Kölner arbeitete während und nach seinem
Studium mit Ack van Royen, John Goldsby
und Mark Murphy zusammen, internationale
Erfolge zeichnen ihn aus.
„Ich freue mich so auf die Veranstaltung. Es
macht mir große Freude, Nachwuchssängern
einen Rahmen zu geben, sich darstellen zu können. In meiner Arbeit als Vocal Coach komme
ich so oft in Kontakt mit jungen, lebendigen und
häufig sehr talentierten Stimmen, das es in mir
brennt, diese Musiker vorzustellen. Und ich bin
mir sicher, dass nicht nur ich begeistert von
der Energie und Kreativität dieser Sänger bin.“
Die zweite Hälfte der Show gehört den
Nachwuchssängern, die entweder zu Playback
singen, oder von Thomas am Piano begleitet
werden. So wollen die Veranstalter bestmöglich garantieren, dass sich die Teilnehmer ein
Lied aus den Bereichen Pop, Rock und Jazz
auswählen können, das am besten zu
ihrer/seiner Stimme passt. Judy Rafat dazu:
Welche weiteren kleinen (gesanglichen)
Wunder in Form von Duetten oder Soloparts
an diesem Abend entstehen, bleibt abzuwarten. Nur eins ist schon im Vorfeld sicher,
der Rahmen dieser Veranstaltung lässt den
nötigen Raum um genau diese Wunder
geschehen zu lassen.
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Für alle Sängerinnen und Sänger, die sich
diese Gelegenheit nicht entgehen lassen wollen heißt es jetzt sich bei Judys Open Stage anzumelden. Das geht ganz einfach, eine Mail an
Judy ([email protected] ) und schon wird jeder
Interessent in die Anmeldeliste aufgenommen.
Welches Lied spielt
den Soundtrack zu
Deinen Frühlingsgefühlen?
Sabrina: Aktuell
steh ich total auf
Halt Dich an
Deiner Liebe fest
in der Freundeskreis-Version
Olli: Deine Lakaien - Matthäus: toll
Fighting the Green für Abende mit
Freunden zum
Ausgehen: Siouxsie
And The Banshees
- Spellbound
Kerstin: Mein
FrühlingsgefühleKlassiker ist
unbestreitbar
von Revolverheld:
Mit Dir chill’n
Christian: Depeche
Mode - I want you
now
Falk: Als Klassiker: Dire Straits - Romeo & Juliet
Sandra: Olly Murs - Heart skips a beat
Sascha: Ist vielleicht eher Sommer, aber: Fanta 4 -Tag am Meer
Thomas: Auch wenn Du jetzt „DEEEEPRII!“ schreist: Lana del Rey - Born to die
Danny: T’Pau - China in your Hand
Marco: Slayer - Angel of Death ☺
SP & SF
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MusiKuS
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WAZ-Druckt Kultur
Und das mit Engagement und Leidenschaft.
WAZ-Druck GmbH & Co. KG
Theodor-Heuss-Straße 77 · 47167 Duisburg-Neumühl
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