biometrische authentifizierung
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biometrische authentifizierung
PUBLIC SERVICES BIOMETRISCHE AUTHENTIFIZIERUNG Biometrische Authentifizierung in der Bundeswehr zum Windows Log-On Im Oktober 2011 wurde Sopra Steria Consulting vom Bundesamt für Informationsmanagement und Informationstechnik der Bundeswehr (IT-AmtBw) mit der Studie „Biometrische Authentifizierungsverfahren“ beauftragt. Ziel dieser Studie war die Untersuchung des weltweiten Biometrie-Marktes auf bestehende Lösungen (sogenannte „Out of the Box“-Produkte), die per Fingerbild, Gesichts- und Sprecherkennung eine biometrische Authentifizierung ermöglichten. Ferner sollten die Produkte sowohl eine lokale Authentifizierung als auch eine Authentifizierung über ein Microsoft® Active Directory leisten können. Als Ergebnis der Marktsichtung wurden sieben Prototypen aufgebaut. Hauptaugenmerk wurde auf die Erkennung mittels Fingerbild, auf die zweidimensionale Gesichtserkennung sowie die Sprecherkennung gelegt. Die Venenerkennung wurde im Laufe der Studie ergänzt. Was ist biometrische Authentifizierung? Neben den heute allgemein gebräuchlichen Authentifizierungen mittels eines Passworts, einer Chipkarte oder eines Schlüssels gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, eine Person eindeutig zu identifizieren. Eine dieser Möglichkeiten ist die Authentifizierung durch unverwechselbare und messbare, persönliche Merkmale. Die biometrische Authentifizierung beschäftigt sich mit der körperspezifischen Messung eines Lebewesens und den erforderlichen Auswertungsverfahren. Alle Körperspezifika, die zur Authentifizierung herangezogen werden, haben dabei Folgendes gemeinsam: Sie sind universell für jeden Menschen, trotzdem einzigartig, beständig und mittels eines Sensors erfassbar. Vorteile der biometrischen Authentifizierung Zu den Hauptvorteilen der biometrischen Authentifizierung zählt eine hohe Sicherheit, die leichte Handhabung für den Nutzer sowie niedrige Betriebskosten – sofern diese Technologie richtig eingesetzt wird. Delivering Transformation. Together. Anwendungsfälle und Anforderungen Biometrische Verfahren sind fast überall dort einsetzbar, wo die Identität einer Person eine Rolle spielt. Alltägliche Anwendungsbeispiele sind die Identifizierung von Personen mittels Fingerabdruck, durch biometrische Reisepässe und Personalausweise mit digitalem Lichtbild oder durch Zutrittskontrollen für Gebäude über die Gesichts-/ Iriserkennung. Zu den künftigen Anwendungsfällen werden das Bezahlen per Fingerbild oder auch die Anmeldung an einem IT-System zählen. Jeder dieser Anwendungsfälle hat individuelle Anforderungen an die biometrischen Systeme. Für den in dieser Studie vorliegenden Anwendungsfall, der Nutzeranmeldung an einem Microsoft (MS) Active Directory, wurden zu Beginn der Studie über 100 konkrete Anforderungen in elf Kategorien erarbeitet. Mittels einer Gewichtung erfolgte die Einordnung dieser Anforderungen in die MUSS-, SOLL- und KANN-Kriterien. Zu den MUSS-Kriterien zählen unter anderem die Unterstützung eines MS Active Directorys, die Single-Sign-on-Fähigkeit sowie die Nutzungsmöglichkeit der integrierten Kamera oder des eingebauten Mikrofons beziehungsweise die Anbindung über einen Standard-USB-Anschluss und eine zentrale Administrierbarkeit. Identität Zutrittskontrolle Grenzkontrolle Zahlungssysteme SingleSign-On Zeiterfassung PasswortReset Log-On und vieles mehr … Produkthersteller Softwarelösung Biometry.com AG BIOMETRYsso Nemitec GmbH Smile-In Rohos Rohos Face Log-On Sensor Integrierte Webcam des verwendeten Laptops Tabelle 2: Marktsichtung – Gesichtserkennung Ausweise und Pässe Abb. 1: Anwendungsfälle – biometrische Verfahren Durchführung und Ergebnis der Marktsichtung In einer Vorauswahl wurden Hersteller ermittelt, die Produkte in den zu untersuchenden Disziplinen im Portfolio haben. Im Bereich der Fingerbilderkennung wurden zehn Produkthersteller gefunden, von denen die nachfolgenden drei Lösungen die definierten Anforderungen am besten erfüllten und pilotiert werden sollten. Produkthersteller Softwarelösung Sensor Atos ID Center Siemens ID Mouse pro3 DERMALOG Windows Log-On (Beta) ZF1 – Keyboard F1 – Fingerprint Live Scanner digitalPersona Pro Workstation Pro Server for Active Direction 4500 Fingerprint Reader Tabelle 1: Marktsichtung – Fingerbilderkennung In dem Bereich der zweidimensionalen Gesichtserkennung konnten rund 20 Hersteller recherchiert werden. Als maßgebliches Ausschlusskriterium stellte sich die nicht vorhandene Unterstützung des MS Active Directorys heraus. Kein angefragter Produkthersteller konnte über einen einfachen lokalen Windows Log-On hinaus hierzu ein fertiges Produkt anbieten. Unter Berücksichtigung dieser Einschränkung wurden folgende Applikationen für die Pilotierung ausgewählt. Im Bereich der Sprecherkennung wurde nicht pilotiert, da keine „Out of the Box“-Produkte für das Log-On verfügbar waren. Im Bereich der Venenerkennung wurden zwei Hersteller mit baugleichem Sensor recherchiert, die beide in der Pilotierung berücksichtigt werden konnten. Produkthersteller Softwarelösung Sensor Atos ID Center PalmSecure Sensor Fujitsu OmniPass PalmSecure Mouse Tabelle 3: Marktsichtung – Venenerkennung Durchführung und Ergebnis der prototypischen Überprüfung Die prototypische Überprüfung erfolgte in einer virtuellen Umgebung. Hierzu wurde ein Windows 2003 Server mit einem MS Active Directory sowie ein Windows 7 Client installiert. Zur Überprüfung der Authentifizierung wurden ein lokaler Benutzer auf dem Client und drei Domänennutzer auf dem Server angelegt. Die Installation der zu pilotierenden Produkte erfolgte auf eigenständigen Kopien dieser virtuellen Maschinen, über die die Vergleichbarkeit sichergestellt wurde. In einem ersten Schritt wurde die Installationsfähigkeit der Produkte untersucht. Des Weiteren wurden das Windows Log-On, das Öffnen passwortgeschützter Anwendungen und Dateien sowie Besonderheiten der Lösung getestet. Das Enrolment, die Verwaltung der biometrischen Merkmale und im Test erkannte Einschränkungen wurden beschrieben. Alleinstellungsmerkmale aus Sicht des Produktherstellers wurden ergänzt. Virtueller Server Windows Server 2003 – 32 BIT N-fach: virtuelle Clients (Clone) Windows 7, 32 Bit Gesicht - Active Directory Finger - Domäne: Bio.local - 3 Nutzer Sprache Vene Authentisierung durch Active Directory Authentisierung durch Produkte Abb. 2: Aufbau der Pilotierungsumgebung Im Bereich der Fingerbilderkennung bestätigen die Ergebnisse die Einschätzung der Marktsichtung. Im Bereich der Gesichtserkennung findet eine erste Differenzierung über die Komplexität der Installation und die Administrierbarkeit statt. So konnte sich die von digitalPersona angebotene Lösung durch eine einfache Installation mit gleichzeitig hohem Integrationsgrad in die Administrationswerkzeuge des Microsoft Servers hervortun. Zudem bestach der Sensor durch seine geringe Größe und sein niedriges Gewicht. Eine erwähnenswerte Stärke der von Atos angebotenen Lösung ist die gute Skalierbarkeit. Das ID-Center kann unternehmensweit als Authentifizierungsdienst eingesetzt werden und unterstützt hierbei eine Vielzahl von unterschiedlichen Sensoren. Die Stärke von DERMALOG liegt in der Qualität der Sensorbilder. Es ist die ideale Lösung für ePassports, Ausweise oder Identifikationskarten. Ein echtes Highlight ist die integrierte Erkennung von gefälschten Fingerabdrücken. Allen untersuchten Lösungen attestieren wir gute Benutzerfreundlichkeit. Die Produkte der zweidimensionalen Gesichtserkennung bieten Vorzüge durch die Nutzung der integrierten Webcam. Hierzu zählen die damit verbundene gute Integration in die vorhandene Hardware sowie die geringen Kosten. Sie sind jedoch – gemessen an den Anforderungen der vorliegenden Aufgabenstellung – ungeeignet. So sind die untersuchten Lösungen nicht zentral administrier- oder skalierbar und für die Integration in das MS Active Directory konnte keine Lösung nachgewiesen werden. Mit der Unterstützung der Anmeldung an einem Domänenkonto ist bestenfalls die von Rohos angebotene Lösung zu nennen. Die Biometrysso-Lösung, als Single-Sign-on-Lösung und Passwortmanager, verfolgt mit der Kombination verschiedener biometrischer Verfahren, wie der Sprach- und der Gesichtserkennung, einen guten Ansatz. Um einem der innovativsten Lösungsansätze am derzeitigen Biometriemarkt Rechnung zu tragen, wurde auf Wunsch des Auftraggebers auch die Venenerkennung pilotiert. In Bezug auf die Authentisierungsqualität (Falschakzeptanzrate und Falschrückweisungsrate) ist diese Technologie sehr sicher und vor allem berührungslos. Das biometrische Merkmal befindet sich „versteckt” innerhalb der Handfläche und ist somit kaum angreifbar oder fälschbar. Die Lösungen erfüllen grundsätzlich alle erhobenen Anforderungen. Getestet wurde der Fujitsu Sensor PalmSecure mit der Software OmniPass, mit der die Anmeldung an einem Domänenkonto realisiert wurde. Laut Herstellerangabe existiert zu OmniPass eine Enterprise-Lösung, die eine Integration ins MS Active Directory unterstützt. Kostenbetrachtung Im Bereich der Ausgaben für die reinen Sensoren ist die Gesichtserkennung die günstigste Variante, die Fingerbilderkennung liegt im mittleren Preissegment und die Venenerkennung benötigt den derzeit noch teuersten Sensor. Hierbei profitiert die Gesichtserkennung jedoch von der Nutzung einer integrierten Kamera, im Bereich der Venenerkennung ist zu erwarten, dass die Preise zeitnah sinken werden. Die Kosten für die Softwarepakete unterscheiden sich je nach Funktionalität beziehungsweise abgebildeter Architektur (Client-/Serverkomponenten), unabhängig von der verwendeten Sensortechnologie – und sind somit schwierig vergleichbar. Für die Fingerbilderkennung liegen die Kosten bei zugrunde gelegten 500 Arbeitsplätzen zwischen 130 und 150 Euro pro Arbeitsplatz. Eine belastbare Kostenaussage ist jedoch erst nach der Definition eines konkreten Anwendungsfalls möglich. Fazit und Empfehlungen Die Marktanalyse sowie die Pilotierungen führen klar zu Tage, dass der Biometriemarkt nicht in allen Bereichen den gestellten Anforderungen in gleichem Maße entspricht. Die beste Abdeckung der Anforderungen ergibt sich im Bereich der Fingerbilderkennung. Wobei nicht nur die Software einwandfrei funktioniert, sondern auch interessante Hardwareprodukte zur Verfügung stehen. Ähnlich gut entspricht das identifizierte Produkt im Bereich Venenerkennung den Anforderungen. Von Nachteil sind hier jedoch die erhöhten Kosten, die in etwa doppelt so hoch sind wie bei der Fingerbilderkennung (Preisstaffeln nicht berücksichtigt). Anders stellt sich die Marktanalyse für die Bereiche Gesichts- und Sprecherkennung dar. Hier kann von keinem der identifizierten und pilotierten Produkte die geforderte Anbindung an ein Active Directory erfüllt werden. Positiv ist hier jedoch der Verzicht auf den Anschluss externer Geräte, da in allen Fällen die im Notebook integrierte Erkennungshardware (Kamera, Mikrofon) genutzt werden kann. Es scheint, als habe sich in diesem Marktsegment eher eine Fokussierung auf den Consumer-Bereich (Gesichtserkennung) oder den Einsatz im Bereich der Zutrittskontrolle Single-Sign-on (Sprecherkennung) und ähnliche ausgebildet. Schlussendlich sollten demzufolge die Produkte der Fingerbilderkennung sowie der Venenerkennung weiter verfolgt werden. Im Folgenden sollte eine ROI-Betrachtung für einen zuvor konkret auszuformulierenden Anwendungsfall erfolgen. Welcher Nutzen (Komfort, erhöhte Sicherheit) kann durch den Einsatz dieser Technologie erreicht werden? Welche Investitionskosten sind zu tätigen? Wenn klar ist, über welche Parameter (Geräte oder Personen) eine tatsächliche Skalierung der Sicherheit gewünscht ist, bleibt zu prüfen, ob das biometrische System in die bestehende Sicherheits-Policy passt. Über Sopra Steria Consulting (www.soprasteria.de) Sopra Steria Consulting zählt zu den Top 10 der Business Transformation Partner in Deutschland. Als ein führender europäischer Anbieter für digitale Transformation bietet Sopra Steria mit 36.000 Mitarbeitern in über 20 Ländern eines der umfassendsten Portfolios für End-to-End-Services: Beratung, Systemintegration, Softwareentwicklung, Infrastrukturmanagement und Business Process Services. Unternehmen und Behörden vertrauen auf die Expertise von Sopra Steria, Transformationsvorhaben, die geschäftskritische Herausforderungen adressieren, erfolgreich umzusetzen. Im Zusammenspiel von Qualität, Leistung, Mehrwert und Innovation befähigt Sopra Steria seine Kunden, IT optimal zu nutzen. In diesem Zusammenhang sollten grundsätzliche Überlegungen angestrebt werden, in welchen weiteren Anwendungsfeldern der Bundeswehr die Biometrie eingesetzt werden kann beziehungsweise wo eine erhöhte Sicherheit gegenüber dem Status quo gefordert wird. Mögliche Einsatzfälle sind die Zutrittskontrolle für Gebäude oder auch biometrische Verfahren, im Einsatz z. B. zur Personenkontrolle. A3_16414_1504-PS-d Wir empfehlen neben der laborhaften Teststellung aus dieser Studie den konkreten Einsatz dieser Technologie in einem prototypischen Live-Test. © Sopra Steria Consulting Tel.: +49 40 22703-0 www.soprasteria.de