März 2012 (Isabelle Kreiner, Industrie, Double Degree)

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März 2012 (Isabelle Kreiner, Industrie, Double Degree)
Erfahrungsbericht – Auslandssemester University of Glamorgan Motivation für ein Auslandssemester an der University of Glamorgan Da es mir nicht möglich war während der Praxisphasen des Studiums ein Semester im Ausland zu absolvieren entschied ich mich für ein Theoriesemester im Ausland. Schlussendlich habe ich mich für ein Auslandssemester an der University of Glamorgan entschieden, da dort die Möglichkeit besteht im 5.Theoriesemester in einem Semester den englischen Bachelor of Honours (International Commerce) zu erlangen. Zudem fiel die Wahl auf Wales da ich gerne das britische Universitätssystem kennenlernen wollte und es mir des Weiteren wichtig war meine Englischkenntnisse zu verbessern und meine interkulturellen Kompetenzen erweitern. Leben und Wohnen Die University of Glamorgan liegt in einem kleinen Ort namens Trefforest, ca. 20 Minuten mit der Bahn von Cardiff, der Hauptstadt Wales, entfernt. Es gibt generell zwei Möglichkeiten der Unterbringung, entweder auf dem Campus der Universität oder in Trefforest selbst. Aufgrund der Kürze des Aufenthalts von drei Monaten ist es nur schwer möglich eine Unterkunft außerhalb des Campus zu bekommen. Es gibt zwar eine Vielzahl an Häusern, die an Studenten vermietet werden, in nächster Nähe vom Campus, jedoch sind die Vermieter nicht bereit diese für so kurze Zeit an Studenten zu vermieten. Daher habe ich mich für eine Unterkunft in einem Studentenwohnheim auf dem Campus entschieden. Ich hatte Glück und konnte ein Zimmer in einem der 5 neu gebauten Wohnheimgebäude beziehen. Dort lebte ich in einer 5er WG mit zwei Waliserinnen, einer Engländerin und einem Engländer. Die Zimmer im Wohnheim sind relativ klein, zweckmäßig eingerichtet und mit einem kleinen Bad ausgestattet aber ich fühlte mich schnell wohl dort. Die Küche und den Wohnbereich teilte ich mir mit meinen Mitbewohnern. Ich hatte großes Glück, da sie alle sehr ordentlich waren und die Küche immer sauber hielten, was nicht in jeder Wohngruppe der Fall war. Die Einrichtungsbasics wie Bettzeug, Bettwäsche, Handtücher und Kochutensilien kann man in einem sogenannten „bed & kitchen pack“ bei einem Anbieter über die Universität erstehen und hat so ab dem ersten Tag die notwendigen Utensilien für Küche, Bett und Bad. Die Qualität der Produkte ist zwar nicht die beste aber für einen dreimonatigen Auslandsaufenthalt ausreichend und man hat alles beisammen was man für das alltägliche Leben braucht. Mir gefiel das Leben im Wohnheim sehr gut, da immer etwas los war und man immer jemanden zum reden hatte. Jedoch konnte es mitunter auch nervig sein, da es eigentlich immer laut war, vor allem nachts, und wenn man schlafen wollte war es auf Grund der dünnen Wände gelegentlich sehr schwer einzuschlafen. Anders als von Deutschland gewohnt gleicht der Campus in Glamorgan einer kleinen Stadt mit Bibliothek, einen kleinem Shop, Copy shop, Mensa, Pub, Cafe, Friseur, Fitnessstudio, Laundry und sogar einem kleinen Club der „Students Union“. Wenn man wollen würde, würde man so alles nötige was man zum Leben braucht auf dem Campus bekommen. Studieren in Wales – Vorlesungen & Prüfungen Die erste Vorlesungswoche war für die internationalen „Neulinge“ der Universität eine Einführungswoche. Dadurch konnte ich schon bereits in den ersten Tagen vor Studienbeginn erste Kontakte zu internationalen Studenten knüpfen. In der Einführungswoche wurde uns beispielweise „Blackboard“, das Informationssystem der Universität erklärt. Auf dieser Plattform findet jeder Student seine Fächerkombination, Prüfungstermine, Vorlesungsunterlagen, wichtige Meldungen der Universität aber auch sonstige Hinweise zu Events oder Veranstaltungen auf dem Campus. Ziemlich schnell merkte ich, dass die Universität viel Wert auf Selbstständigkeit legt. So hatte ich für insgesamt 5 Module insgesamt nur neun Vorlesungsstunden und drei Stunden Tutorien pro Woche. Trotz der niedriger Anzahl an Vorlesungsstunden ist der Zeitaufwand nicht zu unterschätzen. In der freien Zeit sollten Tutorien und Präsentationen vorbereitet werden, sich mit zusätzlicher Literatur beschäftigen, um Fallbeispiele eigenständig bearbeiten zu können. Des Weiteren musste für jedes Modul ein Assignment erstellt werden. In diesen Assignments musste eine vom Dozenten gestellte Problemstellung eigenständig in einem Report von 2.500 bis 3.000 Wörtern (in etwa 6 Seiten) bearbeitet werden. Für meinen Kurs gab es nur eine schriftliche Klausur somit wurde das klassische Auswendiglernen, wie ich es von meinem bisherigen Studium gewohnt war minimiert. Die Universität setzt hingegen mehr Wert auf wissenschaftliches Arbeiten, indem der Vorlesungsstoff durch das Verfassen der Assignments vertieft und gefestigt wird. Für mich persönlich war diese Art des Lernens völlig neu, jedoch denke ich, dass ich auf diese Art und Weise intensiver gelernt habe als beim klassischen Auswendiglernen und auch meine eigene Meinung zu Problemstellungen ausdrücken konnte. Zusätzlich dazu absolvierte ich noch das Modul „Worked Based Learning“ in welchem ich meine 2. Projektarbeit der dualen Hochschule übersetzen und erweitern sowie einen Reflexionsbericht über die Erstellung der Arbeit verfassen musste. Dieses Modul in Kombination mit der in Deutschland absolvierten Studienleistung sowie den Noten der Assignments ermöglichte es mir den britischen Bachelortitel „International Commerce“ zu erlangen. Im Juli werde ich daher nochmals nach Wales reisen und in einer offiziellen Zeremonie meinen Bachelortitel überreicht bekommen. Ich freue mich schon sehr auf dieses Ereignis, da es in Deutschland bekanntlich eine solche Zeremonie mit Robe und Hut nicht geben wird. Land und Leute Bei zahlreichen Ausflügen nach Cardiff und etlichen Wochenendtrips ob nach London, Bristol oder die Küste von Wales auf‐ und abwärts erfuhr ich vieles über Land und Leute. Im nur 20 Minuten von Trefforest entfernten Cardiff pulsiert das Leben. Cardiff ist nicht nur walisische Hauptstadt sondern auch kulturelles Zentrum der Region. Neben Museen und kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten bietet Cardiff, gerade für das junge Publikum, einige Shoppingmöglichkeiten, Nachtclubs, Bars, Kinos und Pubs. Neben der Hauptstadt bietet Wales wunderschöne Landschaften und Küsten die es zu entdecken gilt. Egal ob wandern in den Nationalparks oder surfen im Meer für jeden ist etwas dabei die Schönheit des Landes zu erkunden. Ich persönlich kann es jedem nur empfehlen sich einige Tage Zeit zu nehmen und ein Stück die Küste entlang zu reisen. Neben der Schönheit der Natur lernt man so auch die Einheimischen kennen. Diese habe ich stets als sehr herzliche, freundliche und hilfsbereite Menschen kennengelernt, die auch gerne einmal Insider Tipps verraten. Das gut ausgebaute britische Verkehrsnetz, sowohl im Nah‐ als auch im Fernverkehr, ermöglichte uns die gewünschten Ziele einfach und schnell zu erreichen. Des Weiteren konnten wir dank Billiganbietern wie megabus.com oder auch nationalexpress.com zu günstigen Preisen Ziele wie Swansea, Bristol oder auch London erreichen. Anders als hier in Deutschland spielt Fußball in Wales eine eher untergeordnete Rolle. Wichtiger ist in Wales das Rugbyspiel. Man sollte sich daher einen Besuch zu einem Rugbyspiel sei es im Stadion oder beim Public Viewing im Pub nicht entgehen lassen. Ich hatte das Glück, dass zur Zeit meines Aufenthalts in Wales gerade das Six Nations Rugbyturnier stattfand. Bei diesem jährlich stattfindenden Turnier spielen Wales, England, Schottland, Irland, Frankreich und Italien im Rugby gegeneinander und ganz Wales ist auf den Beinen um ihre Mannschaft anzufeuern. Ein Event, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Was man sonst noch erwähnen sollte Obwohl Groß Britannien ja wohl bekannt ist für ihr nass kaltes Wetter schreckt es die Leute nicht ab sogar im Winter in kurzer Hose und Flip Flops auf die Straße zu gehen oder die Mädels in den kürzesten Röcken und höchsten Schuhen über das Asphalt „tänzeln“ – eindeutig auch etwas was definitiv zum Sehenswerten gehört. Des Weiteren sollte man gefasst sein auf eine, sagen wir mal, gewöhnungsbedürftige Esskultur. Chips, oder hierzulande Pommes, werden zu allem gegessen. Da kann es dann schon mal passieren wenn man in die Mensa eingeladen wird, dass man Pasta, Pizza und Chips auf einem Teller serviert bekommt. Essenstechnisch sollte man generell nicht zu viel erwarten. Brot wie wir es hierzulande kennen sucht man in Wales vergeblich. Brot ist dort was wir hierzulande unter Toast kennen und in Supermärkten ist die Auswahl an Fertiggerichten gigantisch. Jedoch sollte man sich vom Essen nicht abschrecken lassen. In Cardiff ist die Auswahl an Restaurants mit Speisen aus der ganzen Welt riesig und für jeden etwas dabei und das zum Teil auch für den kleinen Geldbeutel. Fazit Alles in allem hatte ich eine sehr erlebnisreiche Zeit während meines Auslandsaufenthalts und konnte Wales als ein sehr facettenreiches Land kennenlernen. Neben vielen tollen Erfahrungen, Abenteuern, und netten Leuten die ich kennenlernen durfte habe ich eine für mich völlig neue Art des Lernens erfahren und konnte meine Englischkenntnisse nicht nur durch die Vorlesungen sondern auch im Kontakt mit internationalen Studenten erweitern und festigen. Ich kann jedem einen Aufenthalt in Wales und im speziellen an der University of Glamorgan nur empfehlen.