Inhaltsverzeichnis

Transcription

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Vorwort ............................................................................................. Seite 2
Ernährung ....................................................................................................3
Lebensmittel ..................................................................................................3
Gentechnik in Lebensmitteln .......................................................................5
Pestizide in Obst und Gemüse......................................................................7
Fische..............................................................................................................7
Streuobstinitiative...................................................................................... 10
Fair einkaufen in Karlsruhe ....................................................................... 12
Klimafreundlich Essen................................................................................ 13
Bekleidung................................................................................................ 16
Kleidung und Schuhe................................................................................. 16
Reinigung und Körperhygiene ............................................................ 18
Körperpflege und Kosmetik ...................................................................... 18
Tempos und Co........................................................................................... 20
Waschmittel................................................................................................ 21
Reinigen und Pflegen ................................................................................ 22
Papierprodukte........................................................................................ 23
Bauen und Wohnen ................................................................................ 25
Betten und Matratzen ............................................................................... 25
Teppiche und Teppichböden..................................................................... 27
Möbel und andere Holzprodukte ............................................................. 29
Elektrogeräte.............................................................................................. 32
Geräte für Haushalt, Unterhaltung und Büro .......................................... 34
Ökologische Heizungstechnik ................................................................... 36
Alternative Ökostrom ................................................................................ 39
Bauen und Renovieren .............................................................................. 40
Der naturnahe Garten ............................................................................... 44
Blumen........................................................................................................ 46
Spielzeug von A bis Z ................................................................................. 48
Verkehr und Freizeit .............................................................................. 50
Ökologisch mobil im Alltag ....................................................................... 50
Vegetarische Automobiltechnik................................................................ 52
Freizeit und Tourismus............................................................................... 54
Tag der Regionen....................................................................................... 58
Gastronomie ............................................................................................... 59
Unterwegs in der Natur: Kraichgau .......................................................... 61
1
Vorwort
machen. Die Beiträge wurden in Eigenverantwortung der jeweils benannten Autorengruppen geschrieGehören Sie auch zu den Menschen, ben, so dass sie vorwiegend deren
die die Notwendigkeit und Vorteile Meinung widerspiegeln.
des nachhaltigen Konsums erkannt
haben?
Ihre tägliche Entscheidung ob, wo,
Vorwort
Sind Sie gezielt auf der Suche nach
Produkten und Dienstleistungen, die
ökologisch und sozial verträglich
sind?
Oder können sie mit dem Begriff
des nachhaltigen Konsums noch
nicht so viel verbinden und benötigen mehr Hintergrundwissen zu den
verschiedenen Bereichen dieses Themas?
„Global denken – lokal handeln“ ist
das Motto der lokalen Agenda 21.
Mit dieser Broschüre möchten wir
Ihnen die Möglichkeit geben, dieses
Motto ökologisch und sozial verträglich umsetzen zu können. In den
Beiträgen finden Sie Informationen
über die globalen Zusammenhänge
und Auswirkungen unseres täglichen Handelns. Um Ihnen die praktische Umsetzung im Alltag zu erleichtern, haben wir für Sie in der
Heftmitte einen ausführlichen Adressteil zusammengestellt. Dort finden Sie auch einen Kriterienkatalog
für die Auswahl der Adressen. Wir
haben sorgfältig recherchiert, erheben aber natürlich keinen Anspruch
auf Vollständigkeit – deshalb freuen
wir uns, wenn sie uns auf Fehler oder fehlende Adressen aufmerksam
2
was und wie viel Sie verbrauchen,
hat ökologische, politische und soziale Auswirkungen. Verändern Sie
die Märkte durch Ihre Nachfrage
und Handeln!
Das Redaktionsteam
Ernährung
Ernährung
Lebensmittel
Alle Adressen, die Sie hier zum Thema Lebensmittel finden, bieten Ihnen ein Sortiment aus zu 100 Prozent ökologisch erzeugten Lebensmitteln. Selbstverständlich erhalten
Sie inzwischen bei fast allen großen
Supermarktketten ebenfalls ökologisch erzeugte Lebensmittel.
und dem Wechsel beim Anbau auf
einem Feld wird Pflanzenkrankheiten vorgebeugt. „Unkräuter“ werden mechanisch entfernt. Der Einsatz von industriell und energieaufwändig hergestellten Kunstdüngern
und Pflanzenschutzmitteln ist deswegen nicht notwendig. Das Grundwasser, Flüsse, Boden und die Ernteprodukte werden somit nicht mit
Rückständen belastet.
Tipps für den nachhaltigen
Einkauf
Gute Gründe für ökologische Lebensmittel
Bitte achten Sie selbst beim Einkauf
Nicht nur der gesundheitliche Aspekt (in einigen Studien bereits
nachgewiesen) ist ein Grund, ökologisch erzeugte Lebensmittel zu kaufen, sondern auch die umweltschonende Erzeugung. Ökologischer
Landbau ist eine spezielle Form der
Landwirtschaft, die einen möglichst
geschlossenen Betriebskreislauf zum
Ziel hat. Zum Teil arbeiten auch
mehrere Landwirtschaftsbetriebe in
Kooperation zusammen um dieses
Ziel zu erreichen.
Die angebauten Nutzpflanzen werden mit Mist aus der eigenen Tierhaltung und durch den Anbau von
Leguminosen wie zum Beispiel Klee,
Bohnen, Erbsen und Lupinen, -die
Luftstickstoff binden- versorgt. Im
Gegenzug werden die Tiere unter
anderem mit diesen Leguminosen
gefüttert. Durch den Anbau von regional angepassten Nutzpflanzen
von Öko-Produkten auf saisonale
Ware. Der Transport von zum Beispiel Erdbeeren aus Afrika im Winter, verschlingt sehr viel Energie.
Saisonale Ware wird in der Region
produziert und hat keine großen
Transportwege hinter sich. Die Ware
ist frischer und ausgereifter, wenn
sie zu uns in den Laden beziehungsweise auf den Tisch kommt.
Beim Einkauf sollte man so wenig
Verpackungsmüll wie möglich mitkaufen. Zum einen ist das Produkt
durch aufwändige Verpackung teurer, und zum anderen wird bei der
Produktion dieser Verpackungen
eine Menge an Rohstoffen, Energie
und Wasser eingesetzt. Beim Recyceln des Verpackungsmülls werden
ebenfalls Ressourcen eingesetzt, um
wieder neue Verpackungen daraus
herzustellen. Ideal sind daher Mehrwegverpackungen wie zum Beispiel
Glasflaschen bei Milch oder Joghurt.
3
Ernährung
Oder man kauft Käse, Wurst und Siegel der wichtigsten ökoFleisch gleich mit den Behältern ein, logischen Anbauverbände:
in die sie zu Hause im Kühlschrank
sowieso verpackt werden.
Für die nachfolgenden Verbände
gilt, dass die Kriterien der VerbandsDie wichtigsten Öko-Siegel richtlinien über die der EU-ÖkoVerordnung hinausgehen.
Diverse Öko-Siegel garantieren uns
Verbrauchern echte Bioware.
Bioland betreibt eine organisch-biologische LandStaatliche Siegel:
wirtschaft mit dem Ziel,
die langfristige Bodenfruchtbarkeit
Dieses Siegel kennzeichnet zu erhalten und den Boden zu pfleProdukte, die aus kontrol- gen. Mittel hierbei sind eine geeigliert ökologischem Anbau nete Fruchtfolge und Bodenbearbeigemäß
E U - Ö k o - tung.
Verordnung stammen. Die
Zutaten stammen zu mindestens 95 Weitere Infos: www.bioland.de
Prozent aus ökologischem Anbau.
Demeter hat sich der bioDie restlichen fünf Prozent dürfen
logisch-dynamischen
nur Zutaten sein, die ausdrücklich in
Landwirtschaft verschrieder EU-Öko-Verordnung genannt
sind und die nicht oder nicht ausrei- ben. Charakteristisch ist der Einsatz
chend in Öko-Qualität zur Verfü- von biologisch-dynamischen Präparaten um das Gleichgewicht zwigung stehen.
schen Pflanze und Boden zu fördern
Das Siegel, ergänzt durch den (quasi Homöopathie für Pflanze und
Schriftzug „Baden-Württemberg“, Boden).
zeigt, dass das Produkt aus kontrolliert ökologischem Anbau gemäß Weitere Infos: www.demeter.de
EU-Öko-Verordnung und zudem
Naturland verfolgt einen
noch zu 100 Prozent aus Badenganzheitlichen Ansatz mit
Württemberg stammt (inklusive Proden Zielen: nachhaltiges
duktion).
Wirtschaften, Umwelt und
Klimaschutz, VerbraucherWeitere Infos: www.biosiegel.de
schutz, Erhalt von Boden, Luft und
Wasser. Naturland hat auch Richtlinien zur ökologischen Haltung von
Fischen entwickelt.
4
Ernährung
Weitere Infos: www.naturland.de
ECOVIN ist der Dachverband ökologisch wirtschaftender Winzer in
Deutschland. Der Weinberg soll als Lebensraum für eine
Vielzahl von Pflanzen und Tieren
erhalten bleiben.
sieht sie folgendermaßen aus: DE000-Öko-Kontrollstelle (anstelle der
000 steht auf dem Produkt die Zulassungsnummer der Kontrollstelle).
Eine Kontrolle findet mindestens
einmal im Jahr statt.
Sonja Güntner,
Greenpeace-Gruppe Karlsruhe
Weitere Infos: www.ecovin.de
Öko-Lebensmittel in Super- Gentechnik in Lebensmärkten
mitteln
Viele Supermärkte und Drogerien
führen ein Sortiment aus kontrolliert ökologischem Anbau, zum Beispiel dm (Alnatura, Eigenmarke der
gleichnamigen Öko-Supermarktkette), Metro, Karstadt, Scheck-In.
Andere Supermärkte führen eigene
Öko-Marken im Sortiment wie zum
Beispiel Edeka (BioWertkost), Spar
(pro Natur), Globus (Terra Pure), REWE und HL (Füllhorn), Real (Grünes
Land), Tengelmann (Naturkind) und
plus (BioBio). Produkte dieser Handelsmarken werden mindestens gemäß der EU-Öko-Verordnung erzeugt und können darüber hinaus
auch aus Betrieben stammen, die
einem der oben genannten ökologischen Anbauverbände angeschlossen sind.
Alle ökologisch erzeugten Produkte,
unabhängig davon, welche weiteren
Siegel sie tragen, müssen mit einer
Öko-Kontrollstellennummer gekennzeichnet sein. Für Deutschland
Zur Gentechnik könnte man sehr
viel sagen, aber hier wird das Thema
nur kurz angerissen. Weitergehende
Informationen erhalten Sie im Internet oder bei verschiedenen Umweltschutzorganisationen.
Gefahren der Gentechnik
Anders als bei der Züchtung werden
im Gentechnik-Labor Artgrenzen
ignoriert. Gene haben aber komplexe Aufgaben: Für was ein Gen tatsächlich zuständig ist, ist nicht bekannt. Unerwartete Effekte und Nebenwirkungen können nicht ausgeschlossen werden. In genmanipulierten Pflanzen können neue Giftstoffe
entstehen oder Eiweiße, die Allergien auslösen. Langzeitstudien zu
den Risiken von Gen-Food gibt es
nicht. Da es auf der Welt genug Lebensmittel für alle gibt - die jedoch
nicht gerecht verteilt sind - , ist keiner gezwungen, das Risiko Gentech5
Ernährung
nik einzugehen. Nur die Gentechnikkonzerne könnten keinen Gewinn
machen.
Einmal freigesetzt können sich GenPflanzen unkontrolliert verbreiten.
In Kanada können viele Ökobauern
Raps nicht mehr anbauen, weil sich
der Gen-Raps über Pollenflug fast
flächendeckend ausgebreitet hat.
Eine Wahl gibt es nicht mehr: weder
für Landwirte noch für Verbraucher.
Verbraucher
Wahl
haben
die
Verbraucher haben ihre Macht am
Markt bewiesen. Wegen der großen
Ablehnung verwendet kaum ein
Lebensmittelhersteller Produkte mit
gentechnisch veränderten Inhaltsstoffen.
Sie sind gefragt! Alle Macht dem
Einkaufswagen. Ihr Einkauf entscheidet. Machen Sie mit und wähWie erkennt man gentech- len Sie gentechnikfreie Produkte. So
nisch veränderte Produk- zeigen Sie allen Herstellern und
Handelsfirmen, dass Genprodukte
te?
keinen Markt und keine Zukunft
Seit Mitte April 2004 müssen alle haben.
Lebensmittelhersteller die EUKennzeichnungsrichtlinie einhalten. Öko-Produkte – Die beste
Sie gilt für Lebensmittelzutaten aus Wahl
gentechnisch veränderten Organismen wie zum Beispiel Soja und de- Gentechnik, chemische Spritzmittel
ren Verarbeitungsprodukte wie zum sowie unsägliche Zustände in der
Beispiel Sojalecithin. Ob die gen- Tierhaltung sind in der ökologischen
technische Veränderung dabei im Landwirtschaft tabu. Strenge KriteEndprodukt nachzuweisen ist oder rien und Kontrollen gewährleisten,
nicht, spielt keine Rolle.
dass der Verbraucher Produkte bekommt die gut schmecken und geZudem müssen auch genmanipulier- sund sind. Erkennen können Sie
te Futtermittel kenntlich gemacht ökologisch erzeugte Produkte am
werden. Damit weiß der Landwirt, Bio-Siegel, den Zeichen der ökologiwas er verfüttert. Doch die Verord- schen Anbauverbände, sowie immer
nung hat Mängel. Produkte von Tie- der Öko-Kontrollstellennummer.
ren (Eier, Milch, Fleisch), die mit
gentechnisch verändertem Futter
Sonja Güntner,
gefüttert wurden, müssen in der
Greenpeace-Gruppe Karlsruhe
Zutatenliste keinen Aufdruck wie
zum Beispiel „gentechnisch verändert“ tragen.
6
Ernährung
nach Saison sind Obst und Gemüse
stärker oder schwächer belastet.
Früherdbeeren enthalten meist
mehr Pestizide, als Erdbeeren aus
Pestizide machen krank
der heimischen Hauptsaison ab Juni.
Obst und Gemüse sollte dann geDie in der Landwirtschaft gegen kauft werden, wenn das Produkt
Wildkräuter und Schädlinge einge- Saison hat und möglichst aus der
setzten Pestizide haben oft krebser- Region kommt.
regende, hormonähnliche oder das
Erbgut und Immunsystem schädiSonja Güntner,
gende Wirkungen. Die WeltgesundGreenpeace-Gruppe Karlsruhe
heitsorganisation (WHO) schätzt,
dass der Einsatz von Spritzmitteln
jährlich weltweit 28.000 Tote durch
Vergiftung fordert – die meisten Fische
davon in Entwicklungsländern (Arbeiter auf Plantagen und Äckern).
Viel zu viele Fischer fiAber auch die Endverbraucher nehmen Restmengen der Gifte auf. Die schen viel zu viele frische
EU-Kommission schließt angesichts Fische
steigender Spritzmittelkonzentrationen in Lebensmitteln Gesundheits- Seit Jahrhunderten erscheinen die
gefahren für die Verbraucher nicht Meere uns als grenzenlos, und grenmehr aus. Außerdem vergiften Pesti- zenlos erscheint uns auch die Nahzide Böden, Grundwasser und Ge- rung, die sie für die Menschen berwässer.
gen. Dessen ungeachtet hat die
Menschheit nur wenige Jahrzehnte
Wie kann man pestizidbe- gebraucht, um die Fischbestände in
lastete Lebensmittel ver- den Weltmeeren durch erbarmungslose Raubzüge in große Gefahr zu
meiden?
bringen.
Pestizide in Obst und
Gemüse
Im ökologischen Anbau wird auf
künstliche Spritzmittel grundsätzlich
verzichtet, Rückstände sind daher
die Ausnahme. Etwa 60 Prozent des
in Deutschland verkauften Obst und
Gemüse wird importiert. Produkte
aus Südeuropa sind im Schnitt stärker mit Pestiziden belastet als in
Deutschland produzierte Ware. Je
Eingelegt und eingedost, filetiert,
paniert oder mariniert - so lassen
sich hiesige Fischesser die proteinreichen Meeresbewohner schmecken.
Für die begehrten Schlemmerfilets
und Fischstäbchen plündern Fangflotten die Meere inzwischen weltweit. Die Entnahme von Millionen
7
Ernährung
tung sollte dabei stets nach dem
Vorsorgeprinzip erfolgen, wobei
strenge Maßnahmen und Kontrollen
greifen müssen, bevor ein Bestand
überfischt ist. Die Einrichtung von
Die Welternährungsorganisation Meeresschutzgebieten soll zudem
(FAO) hält mittlerweile 70 Prozent eine ungestörte Entwicklung der
der kommerziellen Fischbestände Fischbestände ermöglichen.
für erschöpft oder überfischt. Besonders kritisch ist die Situation in den Chemie im Fisch
europäischen Gewässern. Im nordöstlichen Atlantik sind zwei Drittel Fisch ist gesund - oder? Wegen seider wichtigsten Speisefischartbe- ner wertvollen Omega-3-Fettsäuren
stände akut bedroht.
wird Fisch als eines der gesündesten
Lebensmittel gepriesen, gleichzeitig
Verschärft wird die Krise durch den vor Schadstoffen und Medikamenenormen Beifang in der Fischerei. ten-Rückständen darin gewarnt.
Rund 30 Millionen Tonnen Meeres- Was stimmt? Nach Ansicht von Ertiere werden weltweit jedes Jahr nährungsexperten machen die posiüber Bord geworfen.
tiven Effekte des Fischgenusses die
Aufnahme problematischer SubstanObwohl der Nordost-Atlantik und zen meist wett - und bei abwechsdie Nordsee weltweit die längste lungsreicher Ernährung erreicht
Tradition in Fischereimanagement kaum jemand in Deutschland die
und -forschung haben, wird das vor- geltenden Schadstoff-Grenzwerte.
handene Wissen von den zuständi- Bei einigen Fischarten ist jedoch
gen EU-Politikern nicht aufgegrif- Vorsicht angesagt - etwa für
fen. Regelmäßig legt etwa der Inter- schwangere Frauen.
nationale Meeresrat ICES (International Council for Exploration of the Fische aus verschmutzten Gewässern
Sea) immer stärker alarmierende - aus Flüssen, aus Küsten- und BinBerichte zur Lage der Fischbestände nenmeeren wie der Ostsee - enthalvor. Doch EU-Beschlüsse zur Redu- ten häufig mehr Schadstoffe als solzierung der Fangmengen liegen che aus dem offenen Ozean. In Ameist weit unter den Empfehlungen quakultur-Ware finden sich dabei
des ICES.
häufig Rückstände von Tierarzneien.
Fische mit hohem Fettanteil enthalGreenpeace fordert daher eine auf ten in der Regel höhere Konzentradie erwünschte Fischart zugeschnit- tionen an Giften. Abzuraten ist vor
tene Fangmethode, so dass Beifang allem von Fischleber - sie ist ein Entvermieden wird. Die Bewirtschaf- giftungsorgan und daher besonders
Tonnen Fisch und anderen Meerestieren sowie zerstörerische Fangmethoden bedrohen die biologische
Vielfalt der Ozeane.
8
Ernährung
stark belastet.
Ein Dauerbrenner unter den FischSchadstoffen ist das Quecksilber, das
im Meerwasser aus natürlichen
Quellen stammt. Das Bundesinstitut
für Risikobewertung rät Frauen im
gebärfähigen Alter, Schwangeren,
Stillenden und Kleinkindern deshalb, keine größeren Mengen Heilbutt, Tunfisch, Schwertfisch oder
Haiprodukte zu essen. Auch in Aal,
Stör, Rotbarsch und Seeteufel fand
man problematische Konzentrationen.
Aquakultur - Massentierhaltung im Wasser
Trotz Ausbeutung der Meere stets
ein großes Fischangebot: Mit dieser
Vision trat die Aquakultur an. Über
ein Viertel der globalen FischereiErträge stammt heute schon aus Käfigen und Teichen. Die FAO erwartet, dass im Jahre 2030 mehr als die
Hälfte aller Speisefische aus Zuchtanlagen kommt. Durch moderne
Technik können immer mehr Meeresfischarten in Gefangenschaft vermehrt werden. Doch leider hat auch
die „Massentierhaltung im Wasser“ähnlich wie die Intensivlandwirtschaft - massive Umweltschäden zur
Folge: Küsten werden verbaut, Chemikalien und Futterreste verschmutzen die Gewässer, Mangroven werden in den Tropen für Garnelenteiche abgeholzt, Parasiten und Krankheitserreger aus den engen Käfigen
gefährden Wildbestände.
Deshalb bietet auch diese Fischzucht
in ihrer jetzigen Form keine nachhaltige Alternative zur Fischerei. Die
Aquakultur muss dabei arten- und
umweltgerechter gestaltet werden.
Mit Öko-Aquakulturen entwickeln
engagierte Fischzüchter eine umweltverträglichere Alternative zur
konventionellen Fischzucht: Niedrige Besatzdichten in Forellenteichen
oder Lachskäfigen machen den Einsatz von Arzneien, Desinfektionsmitteln und Pestiziden überflüssig. Wasserqualität und Sauerstoffgehalt
sind besser, Beton- und Kunststoffbecken verboten. So dienen die natürlich gestalteten Teiche auch als
Lebensräume für Insekten, Vögel
und anderes Getier.
Da es aber noch kein EU-Ökolabel
für eine artgerechte und umweltfreundliche Fischzucht gibt, folgen
viele Betriebe den Richtlinien von
„Naturland“.
Welcher Fisch darf auf den
Tisch?
Über 20 Fischarten sowie Garnelen
und Miesmuscheln werden im
Greenpeace Einkaufsführer „Fisch &
Facts“ nach Bestandslage, Haltung,
Fangmethoden und Umweltauswirkungen beurteilt. Zur besseren Vergleichbarkeit erfolgt dabei eine Einteilung in Fischarten, die der
Verbraucher vermeiden sollte (Lage
„katastrophal“) bis hin zu Fischarten, bei denen derzeit wenig Bedenken bestehen (Lage „akzeptabel“).
9
Ernährung
Vielzahl heute bedrohter Tier- und
Pflanzenarten. Allen voran seien
hier der Steinkauz und der Wiedehopf genannt. Mit über 5.000 Tierund Pflanzenarten gehören Streuobstwiesen in Deutschland zu den
Welche Fische Sie am besten kaum artenreichsten Biotopen überhaupt.
noch auf den Speiseplan setzen soll- Sie langfristig zu sichern, ist daher
ten, erfahren Sie im aktuellen Rat- ein wichtiges Naturschutzanliegen.
geber „Fisch & Facts“, den Sie über
die Greenpeace-Gruppe Karlsruhe Gefährdung der Streuobst(Adresse: siehe Rückseite) beziehen wiesen
oder unter www.einkaufsnetz.org
einsehen können.
In den letzWie dramatisch die Lage ist, zeigt
die Tatsache, dass derzeit lediglich
Karpfen, Hering, Seelachs, Makrele
und Fische aus Öko-Aquakulturen
akzeptabel sind.
ten 30 Jahr e n gi n g
der
Bestand an
Streuobstw i e s e n
Streuobstinitiative
drastisch
zurück
auf
einzelnen
Gemarkune. V.
gen um mehr als 70 %. Dies hat
mehrere Gründe: Streuobstwiesen
Ein Weg zur langfriswerden durch ihre Lage am Ortstigen Sicherung von
rand für Siedlungserweiterung und
Streuobstbeständen
Straßenbau in Anspruch genommen.
im Stadt- und LandEin schlechter Pflegezustand der
kreis Karlsruhe
Obstbaumwiesen einhergehend mit
einer Überalterung des BaumbestanStreuobstwiesen – Klein- des führt langfristig zu einer Zerstöode unserer Landschaft
rung des Lebensraumes Streuobstwiese. Nicht mehr rentabel zu beIm Stadt- und Landkreis Karlsruhe wirtschaftende Streuobstwiesen
sind noch etwa 6.800 Hektar Streu- werden oft durch andere Nutzung
obstwiesen registriert. Diese prägen ihres ökologischen Wertes beraubt.
die Landschaft und machen die Natur im Kreis zu einem eindrucksvol- Auswege aus der
len Erlebnis. Als Bestandteil unserer
Sackgasse
Kulturlandschaft bieten die Streuobstbestände Lebensraum für eine
Die regelmäßige Pflege der Obst10
Kristin Sprösser,
Greenpeace-Gruppe Karlsruhe
Ernährung
wiesen (ein- bis zweimalige Mahd
pro Jahr) und der Obstbäume ist
Grundvoraussetzung für den langfristigen Erhalt der Streuobstwiesen.
Besonders wichtig ist hierbei die
Nachpflanzung von jungen Hochstämmen.
Eine regelmäßige
Pflege wird
a l l e r d i n gs
nur dann
erfolgen,
wenn hierfür ein angemessener wirtschaftlicher Anreiz
besteht. Möglichkeiten, diesen Anreiz zu schaffen, bieten so genannte
Vermarktungsmodelle. Solche
„Aufpreismodelle“ garantieren dem
Bewirtschafter einen deutlich über
dem durchschnittlichen Marktwert
liegenden Preis für unbehandeltes
Streuobst aus regionalem Anbau.
Kurze Wege vom Erzeuger zum
Verbraucher schonen die Umwelt
und vermeiden Verkehr.
Streuobstinitiative im
Stadt- und Landkreis Karlsruhe e. V.
Im Mai 1996 erfolgte die Gründung
dieses Vereins durch Vereine, Verbände, Behörden und Einzelpersonen, um ein solches Vermarktungsmodell für die Region Karlsruhe einzuführen. Der Verein arbeitet
ohne Gewinn und schließt Verträge
mit interessierten Streuobstwiesen-
besitzern ab. Diese verpflichten sich,
nicht zu spritzen, keine Dünger zu
verwenden, die Bäume und Wiesen
zu pflegen und neue Hochstämme
nachzupflanzen. Das Einhalten der
Vereinbarungen wird durch Begehungen und durch chemische Analysen von Blättern, Obst und fertigem
Saft überprüft.
Im Gegenzug wird die Abnahme
einer gemeinsam vereinbarten Menge von Streuobst zum doppelten
Marktpreis garantiert (bis maximal
18 Euro pro 100 Kilogramm). Im
Frühsommer werden neue Lieferund Abnahmeverträge mit Obsterzeugern abgeschlossen, während
sich die bestehenden Verträge jeweils um ein Jahr verlängern. Ab
September wird dann das erste Vertragsobst gepresst.
Regionale Verarbeitung
und Vermarktung
Die Kelterei Zumbach (Kraichtal) im
Landkreis Karlsruhe stellt sicher, dass
das Obst zu einem natur belassenen
Saft gepresst und in Pfandflaschen
abgefüllt wird.
Das naturtrübe, erfrischende Getränk „Äpfele“ aus den Streuobstbeständen unserer Erholungslandschaft ist das Hauptprodukt. Als weitere Säfte der Streuobstinitiative
werden „Äpfele klar", „Birnle"
sowie „Äpfele-Schorle“ und seit
2007 auch „Äpfele-Zwetschge“
hergestellt.
11
Ernährung
Verkauft werden die saisonalen Getränke, solange der Vorrat reicht,
über Vereine, die Naturschutz
betreiben, und den Getränkehandel.
Ein aktuelles Verkaufsstellenverzeichnis und alle weitergehenden
Informationen erhalten Sie über die
Geschäftsstelle der Streuobstinitiative in Bruchsal (Telefon: 07251/
972123) sowie im Internet unter
www.streuobstinitiative.de.
more (Südst.) / Plaumann GmbH /
Profi Getränke Shop (Hagsf.)
Zur Weiterführung des Projektes ist
die Mitarbeit aller interessierten Personen, Vereine, Verbände und Behörden Grundvoraussetzung.
NABU-Gruppe Karlsruhe (Geschäftsstelle, Langenbruchweg 9, 76137
Karlsruhe, Telefon: 0721 / 36060,
Mail: [email protected])
Der Aufpreis von circa 20 Cent pro
Liter wird weitgehend an die Obsterzeuger weitergegeben und garantiert so die Bezahlung der höheren
Obstpreise. Mit diesem Aufpreis erhält der Verbraucher einen hochwertigen Saft und leistet einen Beitrag zum Erhalt unserer schönen
und ökologisch wertvollen Streuobstwiesen.
Einzelne Anbieter der Säfte in Karlsruhe:
BUND Karlsruhe / EDEKA Aktiv
Markt (Grö) / Getränkeservice Dahse
/ Füllhorn Naturkost und Naturwaren Handels GmbH / Getränke Ewald
/ Getränke Oase / Getränkemarkt
West / Grötzinger Raiffeisenmarkt /
Grünkern Naturkost (Grü) / NABU
Deutschland Gruppe Karlsruhe / Rewemarkt Dittes / CAP-Markt / Arivo
Handels GmbH / Roses, Apple and
12
Weitere Infos:
Streuobstinitiative im Stadt- und
Landkreis Karlsruhe e. V. (Geschäftsstelle Mo. bis Mi. 8.30 bis 11.30 Uhr,
Heidelberger Str. 10, 76646 Bruchsal,
Telefon: 07251/972123, Mail: [email protected])
Melanie Gutfleisch-Berger,
NABU-Gruppe Karlsruhe
Fair Einkaufen in
Karlsruhe
Wer heutzutage einkaufen geht, trägt die ganze Welt in seiner Einkaufstasche nach Hause.
Denn viele Lebensmittel
und auch die übrigen
Produkte, die wir einkaufen, stammen nicht nur aus anderen Ländern, sondern sogar aus
anderen Kontinenten, wie zum Beispiel Kaffee, Tee, Bananen, Blumen
oder auch Kleidung und Fußbälle.
Wir bekommen diese Produkte dafür, dass sie von sehr weit herkom-
Ernährung
laden am Kronenplatz, der schon
seit über 20 Jahren gerecht gehandelte Waren aus aller Welt anbietet
und über den fairen Handel, die
Weltwirtschaft und die Globalisierung informiert. Schwerpunkt des
fairen Handels sind vor allem biologisch angebaute Lebensmittel wie
Kaffee und Tee, Schokolade und
andere Süßigkeiten, Nüsse, Reis und
Gewürze. Viele dieser Produkte sind
mittlerweile aber auch in gut sortierten Einzelhandelsläden, Supermärkten und natürlich Bioläden zu
finden. Dabei sollte allerdings auf
das TransFair-Siegel für zertifiziert
Dies ist nun der Punkt, an dem der fair gehandelte Produkte geachtet
faire oder auch alternative Handel werden.
schon seit über 30 Jahren ansetzt:
Die Menschen in den armen Ländern Wer mehr über den fairen Handel,
sollen fair für ihre Arbeit bezahlt nachhaltiges Wirtschaften und Glowerden. Darüber hinaus wird im balisierung erfahren oder auch mal
fairen Handel natürlich auf ausbeu- mit einer Schulklasse einen Besuch
terische Kinderarbeit verzichtet, im Weltladen machen möchte, kann
Selbsthilfeprojekte der Produzenten sich gerne an die Mitarbeiter im
werden unterstützt, der Handel ist Weltladen wenden. Wir haben oft
partnerschaftlich und transparent im Weltladen Schulklassen zu Gast
organisiert und er ist nachhaltig. Das und organisieren in unregelmäßigen
heißt, er schont die Umwelt und ist Abständen Informationsveranstalsowohl für Produzenten als auch für tungen zum fairen Handel.
Verbraucher gut. Dieser letztgenannte Punkt hat sich in den letzten
Ingeborg Pujiula,
Jahren als immer bedeutsamer für
Weltladen/Aktion Partnerschaft
den fairen Handel herausgestellt,
Dritte Welt e.V.
was auch daran deutlich wird, dass
immer mehr fair gehandelte Produkte zusätzlich biologisch zertifiziert
sind.
Klimafreundlich Essen
men und viel Arbeit in ihnen steckt,
zu einem verblüffend niedrigen
Preis. Da der Zwischenhandel nicht
auf seinen Gewinn verzichten will,
ist das nur möglich, wenn das
schwächste Glied in der Kette, Arbeiter, Kleinbauern, Tagelöhner oder auch Kinder so wenig Geld für
ihre Arbeit oder ihr Produkt erhalten, dass damit kein menschenwürdiges Leben möglich ist. Es ist sogar
so, dass häufig, so zum Beispiel beim
Kaffee, nicht einmal die Produktionskosten durch den Preis wieder
hereingeholt werden!
Fair gehandelte Produkte findet Jeder von uns wird mittlerweile mit
man in Karlsruhe natürlich im Welt- dem allmählichen - doch spürbaren 13
Ernährung
Klimawandel konfrontiert. Populäre
Maßnahmen zur Verbesserung des
Klimaschutzes kommen aber noch
immer vorwiegend aus dem technischen Sektor. Zu nennen sind hier
erhöhte Energieeffizienz, regenerative Energieträger oder Wärmedämmsysteme. Weniger bekannte
Vorschläge beziehen sich auf unser
eigenes Mobilitäts- und Konsumverhalten.
Den wenigsten Menschen ist bekannt, dass auch unser täglich Brot und besonders unser täglich Fleisch erheblich zum Klimawandel beitragen. Gerade im Bereich Ernährung
werden rund 20 Prozent der gesamten Energie Deutschlands verbraucht. Ebenfalls mit 20 Prozent ist
dieser Bereich auch am Gesamtausstoß von Treibhausgasen in Deutschland beteiligt und der größte Teil
davon wird durch die Produktion
tierischer Nahrungsmittel erzeugt.
Fast ein Drittel der erzeugten Treibhausgas-Emissionen entsteht durch
den individuellen Verbrauch – besonders durch Heizen, Kühlen, Spülen und Einkaufsfahrten.
Damit steht „Ernährung“ nach
„Wohnen“ ganz vorn auf der Energieverbrauchsliste und damit auch
auf der Emissionsausstoß-Liste in
Deutschland. Jeder kann durch sein
eigenes Verhalten also Klimaschutz
aktiv betreiben. Im Folgenden sind
die verschiedenen Maßnahmen genauer betrachtet.
14
Pflanzliche gegenüber tierischen Lebensmitteln bevorzugen
Die Viehhaltung ist global für rund
18 Prozent aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das ist mehr
als der gesamte Transportsektor
weltweit ausstößt, so die FAO im
Jahr 2006. Zentrale Ursache für die
stärkere Klimabelastung durch
Fleisch, Eier und Milch ist der hohe
Energieverbrauch bei der Erzeugung. Schwer ins Gewicht fällt dabei
die Erzeugung des benötigten Stickstoffdüngers für die Herstellung von
Futtermitteln vor allem im konventionellen Landbau. Im ökologischen
Landbau werden eher stickstofffixierende Futterpflanzen eingesetzt.
Neben Kohlendioxid entstehen bei
der „Herstellung“ tierischer Lebensmittel weitere Treibhausgase wie
Methan und Lachgas. Speziell Wiederkäuer (Rinder, Schafe, Ziegen)
stoßen durch den mikrobiellen Abbau von Nahrung im Magen mehr
Methan aus. Pro Rind und Jahr beträgt der jährliche Methanausstoß
etwa 100.000 Liter. Die Ökobilanz
zeigt: Für 300 Kilogramm Fleisch
(Mastrind
bei durchschnittlichem
Lebensalter von zwei Jahren) werden 14.600 Liter Wasser und 3,5
Tonnen Soja und Getreide benötigt.
D a bei ent st e hen g l e ic hzei ti g
200.000 Liter Methan aus dem Verdauungstrakt, 14,6 Tonnen Dung
und drei Millionen Liter CO2 aus der
Verbrennung von 2.500 Litern Treib-
Ernährung
stoff zum Futtermittelanbau.
Für den abschließenden Vergleich
von Rind- gegenüber Schweine- oder Geflügelfleisch muss jedoch eine
ganzheitliche Betrachtung aller Umweltwirkungen und Ressourcen angestrebt werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (2007) empfiehlt aus gesundheitlichen Gründen vorwiegend
pflanzliche Erzeugnisse (75 Prozent
der Lebensmittelmenge). Verbleibende 25 Prozent aus tierischen Lebensmitteln sollten sich zusammensetzen aus 18 Prozent Milch, Eier,
Fleisch, Wurstwaren und Fisch zusammen sieben Prozent. Die Einhaltung dieser Richtlinien würde automatisch zur Entlastung des Klimas
führen.
nicht nur CO2-Emissionen, sondern
bindet auch CO2 in Pflanzen und im
Boden. Langfristig gesehen lagern
ökologische Betriebe im Mittel Kohlenstoff in Form von Humus in den
Boden ein, während konventionelle
Betriebe zusätzliches CO2 freisetzen.
Die ökologische Tierhaltung verbraucht weniger Energie als die konventionelle, was auf den geringeren
Energieverbrauch der ökologischen
Futtermittelproduktion zurückzuführen ist. Bezüglich der Treibhausgas-Emissionen bei der Erzeugung
tierischer Lebensmittel ist die Datenlage gegenwärtig leider noch nicht
umfassend genug. Je nach Haltungsform, Fütterung und Betriebsstruktur gibt es deutliche Abweichungen.
Regional ist erste Wahl
Öko-Produkte sind besser Obwohl sich die pro Person verals konventionelle Produk- brauchte Lebensmittelmenge in
Deutschland in den letzten 20 Jahte
Systemvergleiche ergaben, dass gerade im Pflanzenanbau ÖkoBetriebe nur die Hälfte bis zwei Drittel der Treibhausgase konventioneller Betriebe produzieren. Hauptverantwortlich für den CO 2 -Mehrausstoß im konventionellen Sektor
sind die mineralischen Stickstoffdünger. Im Öko-Landbau erfolgt der
Stickstoffeintrag hauptsächlich über
klimaneutrale Futterleguminosen
(beispielsweise Klee oder Luzerne).
Die Landwirtschaft verursacht aber
ren kaum verändert hat, haben sich
die Lebensmitteltransporte verdoppelt (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung). Die größte Menge der Futter- und Lebensmittel für
den deutschen Markt wird in LKWs
transportiert. Die resultierende Klimabelastung hängt dabei von der
zurückgelegten Strecke und dem
verwendeten Transportmittel ab.
Ingesamt lassen sich keine pauschalen Aussagen über die Umweltrelevanz regionaler Erzeugnisse treffen.
Beispielsweise ist der Transport regionaler Erzeugnisse in kleinen Fahr15
Ernährung
zeugen sehr ineffizient. Trotzdem
besteht durch geschickte Vermarktung und erhöhte Nachfrage ein
großes Potential, Energie und damit
verbundene Treibhausgas-Emissionen bei regional erzeugten Produkten einzusparen.
Quellen:
von Koerber, K., Kretschmer J., M. Schlatzer
(2007): Ernährung und Klimaschutz – Wichtige Ansatzpunkte für verantwortungsbewusstes Handeln. ernährung im fokus 7, S.130–137
von Koerber, K., Kretschmer J. (2007): Klimafreundlich essen: weniger Fleisch, bio, regional & frisch. Ökologie & Landbau 143, 3/2007,
S. 20-22
Saisongerechte und gering
verarbeitete Erzeugnisse
bevorzugen
Freilandanbau von Obst und Gemüse in der richtigen Saison ist weitaus
umweltfreundlicher als die Erzeugung außerhalb der Jahreszeit in
beheizten oder klimatisierten Treibhäusern oder Folientunneln. Die
Produktion in beheizten Treibhäusern ist durch die entstehenden
Treibhausgase bis zu 30 mal klimaschädlicher als im Freiland. Bei der
Auswahl der jeweiligen saisonalen
Obst- und Gemüsearten helfen Saisonkalender (beispielsweise von der
Verbraucherzentrale).
Einkaufen zu Fuß oder mit
dem Rad
Wer mit dem Auto einkauft, verschlechtert die Klimabilanz der eingekauften Lebensmittel erheblich.
Eine ein Kilometer lange Strecke mit
einem Mittelklassewagen setzt noch
einmal so viele klimaschädliche Gase
frei wie Anbau und Handel von einem Kilogramm Frischgemüse verursacht haben (Öko-Institut 2005).
16
Samuel Huber,
GHG
Bekleidung
Kleidung und Schuhe
Kleidung und Schuhe gibt es – ebenso wie Lebensmittel – in „Bio“-Qualitäten. Dabei sind die Standards
jedoch relativ unterschiedlich. Sie
reichen von der bloßen Kontrolle
möglicher Rückstände von Pflanzengiften bei Baumwolle oder zugesetzter Schadstoffe wie Formaldehyd, von Allergie auslösenden Farben oder Chrom VI, bis hin zu einer
umfassenden ökologischen und sozial verträglichen Produktionsweise.
Möglicherweise werden Sie allerdings nicht fündig auf Ihrer Suche
nach Textilien oder Schuhen mit Gütesiegeln für ökologische oder nachhaltige Qualität. Oft findet sich diese Kleidung lediglich in „Öko“Versandkatalogen wie „Hess natur“,
„Panda“, „Waschbär“ oder
„Deeberg Naturschuhe“. Einige
Karlsruher Geschäfte führen aber
Bekleidung
ein kleines Sortiment von Schadstoff
geprüften beziehungsweise Naturtextilien. Achten Sie auf eine verständliche Deklaration und fragen
Sie im Zweifelsfall nach den Kriterien der Gütesiegel.
Textiles Vertrauen nach Öko-Tex
Standard 100plus
Bekleidung, Heimtextilien und technische Textilien, die
nach umfassenden
Umweltkriterien
Eine Orientierungshilfe können die und sozialverträglich produziert
von der Verbraucherinitiative als wurden (internationale Gemeinempfehlenswert eingestuften Güte- schaft für Forschung und Prüfung
siegel für Textilien und Schuhe sein: auf dem Gebiet der Textilökologie
Öko-Tex)
Europäisches Umweltzeichen für Texti- Weitere Infos: www.label-online.de/,
Verbraucherinitiative e.V.
lien und Schuhe
Textilien aus umweltfreundlicher Herstel- Für konventionelle Kleilung mit Schwerpunkt dung und Schuhe beachten
auf Gewässerschonung
Sie bitte:
(Europäische Kommission, Umweltbundesamt)
• Bevorzugen Sie Naturfasern wie
Baumwolle, Wolle oder Seide.
LamuLamu
•
Waschen Sie alle körpernahen
Baumwollkleidung, deren gesamte
Textilien
vor dem ersten Tragen,
Produktionskette nach ökologischen
um
eventuelle
Rückstände, Verund sozialen Kriterien zertifiziert ist.
edelungsmittel
oder
überschüss(Landjugendverlag GmbH)
ige Farbpartikel zu entfernen.
• Bevorzugen Sie Kleidung, die
Naturtextil
selbst gewaschen werden kann
Kleidungsstücke aus
und nicht in die chemische ReiniNaturfasern, die
gung muss. Falls Sie dennoch ein
nach anspruchsvolKleidungsstück chemisch reinilen Standards umgen
lassen, lüften Sie es gut aus.
weltschonend und
• Ist eine chemische Reinigung
sozialverträglich
notwendig, bevorzugen Sie Reiproduziert wurden
nigungen mit dem Blauen Engel.
(IVN Internationaler
• Bevorzugen Sie helle oder naturVerband der Naturfarbene Farben für körpernahe
textilindustrie e.V.)
Wäschestücke. Eventuell Allergie
auslösende Farben sind bei die
17
Bekleidung
•
•
•
•
•
18
sen nur in geringeren Konzentrationen vorhanden.
Meiden Sie antibakterielle,
desinfizierende Ausrüstungen
wie
Sanitized / Actifresh /
Durafresh
et cetera bei
Strümpfen, Wäsche, Sportkleidung.
Vermeiden Sie PVC in der Kleidung (Kunstleder, Schuhsohlen,
et cetera).
Bei Schuhen und Lederwaren
sind zur Konservierung, Gerbung und Färbung Salz, pflanzliche Stoffe oder Chrom 3 akzeptabel. Vermeiden Sie Produkte
mit PCP oder Chrom 6, ziehen
Sie im Zweifelsfall stets Strümpfe in diese Schuhe an, um den
Übertritt von Farbpartikeln oder
Gerbrückständen in die Haut zu
hemmen.
Bevorzugen Sie bei Sommerschuhen Produkte mit ungefärbtem Innenleder.
Altkleidersammler sind in der
Regel profitorientiert und verkaufen die gesammelten Kleider, Bettwaren oder Schuhe
(sofern sie noch gut erhalten
sind) in Länder der Dritten Welt.
Dadurch werden dortige lokale
Kleidermärkte empfindlich gestört. Bevorzugen Sie daher für
Altkleider Sammlungen mit dem
Gütesiegel „Fairwertung“ oder
der Bezeichnung
„Bodelschwinghsche Anstalten Bethel“
oder geben Sie nicht mehr benötigte Kleidung an örtliche
Kleiderkammern (siehe Adress-
teil) oder Secondhandgeschäfte
ab.
Mechtild Bauer, Stadt Karlsruhe,
Umwelt- und Arbeitsschutz
Reinigung und Körperhygiene
Körperpflege und Kosmetik
Tipps für den Alltag
Eine Vielzahl von Produkten ist auf
dem Markt und verspricht uns ewige
Jugend und Schönheit. Die verwendeten Inhaltsstoffe werden dabei
allerdings oft nicht ausreichend deklariert, sind unleserlich oder unverständlich benannt. Daher einige
Tipps:
•
Bevorzugen Sie Produkte ohne
Tierversuche. Sie sind in den
Naturwarengeschäften
(„Bioladen“) erhältlich. Weitere
Hersteller können mit dem Gü-
Reinigung und Körperhygiene
tesiegel des Internationalen Herstellerverbandes gegen Tierversuche in der Kosmetik e. V. ver- •
sehen sein:
•
•
•
•
Shampoos oder Duschgels
sollten keine quarternären Stoffe („Quats“) enthalten. Sie dienen als Conditioner und verringern die elektrostatische Aufladung von Haaren. Um diese
Wirkung entfalten zu können,
lagern sie sich auf die Haare und •
verändern das Körpermilieu.
Ob Sie sich mit Shampoo,
Duschgel, Seife oder Syndet
waschen, ist Geschmacksache.
Trockene Haut sollte beim Waschen nicht komplett entfettet
werden, daher sind Seifen hier
für ideal; bei anderen Produkten •
sollten Sie auf rückfettende Eigenschaften achten.
Bevorzugen Sie Cremes, Lotions oder Körperöle auf der
Basis natürlicher Stoffe. Pflanzliche und tierische Fette und Öle •
können in die oberen Hautschichten eindringen und sie
pflegen.
Wählen Sie Produkte ohne
künstliche Konservierungsstoffe. Vitamin E
(Tocopherole) oder C
(Ascorbinsäure) gewährleisten
eine gute Haltbarkeitsdauer.
Bei Sonnenschutzmitteln können Sie unterscheiden zwischen
chemischem UV-Schutz (der erst
einige Zeit auf der Haut einwirken muss und für Allergien verantwortlich gemacht wird) und
physikalischem UV-Schutz. Letzterer besteht aus mikrokristallinem Titandioxid (weißer Farbe)
oder Glimmermehl und wirkt
beim Auftragen wie ein Feld von
Spiegeln, die ankommende
Sonnenstrahlen zurückwerfen.
Bevorzugen Sie Produkte mit
physikalischem UV-Schutz ohne
synthetische Konservierung und
möglichst ohne Duft.
Produkte der Naturwarengeschäfte sind komplett und verständlich deklariert, werden ohne Tierversuche hergestellt, werden natürlich konserviert und
enthalten in der Regel keine
fragwürdigen oder gentechnisch hergestellten Inhaltsstoffe.
Aber auch außerhalb von Naturwarengeschäften finden sich gute Produkte und Hersteller: Das
Neuform-Zeichen kennzeichnet
Naturkosmetikprodukte, die diese Kriterien erfüllen
Das Prüfzeichen „Kontrollierte
N a tu r- K os me ti k d es B D I H
(Bundesverband Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen für Reformwaren, Arznei-,
Nahrungsergänzungs- und Körperpflegemittel) hat ebenfalls
weit reichende und anspruchs19
Reinigung und Körperhygiene
Rückstände aus dem ursprünglichen
Papier wie Schwermetalle aus FarMechtild Bauer, Stadt Karlsruhe, ben hin kontrolliert.
volle Kriterien.
Umwelt- und Arbeitsschutz
Tempos und Co.
Verwenden Sie Hygienepapiere ohne desinfizierende Zusätze. Desinfektionsstoffe beeinträchtigen den
Schutzmechanismus der Haut und
die Funktion der Kläranlagen wird
empfindlich gestört.
Hygienepapiere, Papierservietten, Küchenrollen
Feuchtes Toilettenpapier enthält
in der Regel Konservierungsmittel
Es gibt eine Vielzahl von Produkten und Duftstoffe. Auch diese Stoffe
auf dem Markt. Doch nur bei weni- können sich negativ auf den Körper
gen Marken aber werden Kriterien auswirken.
des Umweltschutzes berücksichtigt
Bevorzugen Sie Hygieneartikel wie
Daher einige Tipps:
Windeln, Tampons oder Binden ohne optische Aufheller oder DuftBevorzugen Sie Toilettenpapier, Kü- stoffe. Schwarzgefärbte Binden
chenrollen, Papierservietten oder und Slipeinlagen besitzen jedoch
Papiertaschentücher aus Recycling- keine bedenklichen Inhaltsstoffe.
papier. Hier werden Altpapierfasern anstelle des frischen Zellstoffs Bei konventionellen Produkten sind
eingesetzt. So werden enorme Men- die Zellstoffe in der Regel mit Wasgen an Rohstoffen eingespart für serstoffperoxyd oder SauerstoffverEinmal-Produkte, die keine lange bindungen gebleicht; dies stellt
Lebensdauer haben oder hohen eine unnötige Belastung der GewäsQualitätsansprüchen genügen müs- ser dar. Produkte der Naturwarensen. Recyclingpapiere sind übrigens geschäfte gibt es auch in unebenso keimfrei und hygienisch wie gebleichter Qualität.
solche aus frischem Zellstoff.
Hygienepapiere mit
dem Blauen Engel
oder dem Europäischen Umweltzeichen enthalten darüber hinaus keine optischen Aufheller und
werden auf mögliche
20
Reinigung und Körperhygiene
Mehrweg statt Einweg:
•
•
Das Umweltbundesamt vergibt den
Blauen Engel für Stoffhandtuchrollen in öffentlichen Toilettenanla•
gen mit der Begründung, dass damit
Abfälle eingespart und Gewässer
geschont werden.
•
Mechtild Bauer, Stadt Karlsruhe,
Umwelt- und Arbeitsschutz
Waschmittel
Tipps zum Waschen
Waschen ist immer mit Chemie verbunden. Misstrauen Sie anders lautenden Aussagen. Versuchen Sie
vielmehr, durch intelligentes Einsetzen die notwendige Chemie so gering und umweltverträglich wie
möglich zu halten:
•
Waschen Sie nur mit gefüllter
Trommel.
Verzichten Sie bei normal verschmutzter Wäsche auf den Vorwaschgang
Der 600C-Waschgang spart gegenüber dem Kochwaschgang
Energie und genügt normalen
hygienischen Ansprüchen.
Dosieren Sie Ihr Waschmittel
nach den Angaben für die Härtestufe 1 (weich) und geben Sie
separat Enthärter (für Härte 3)
dazu. Das spart Geld und überflüssige Chemie.
Die gängigen Enthärter sind
im Wesentlichen gleich aufgebaut, sie enthalten zum Enthärten des Wassers Zeolith,
ein AlkaliAluminiumSilikat,
das umweltneutral ist. Enthaltene Phosphate und Phosphonate
sind prinzipiell gewässerschädigend, da sie zur Überdüngung
beitragen; die Karlsruher Kläranlage fällt
allerdings diese
Stoffe aus, so d a s s si e n ic h t
mehr in den Vorfluter gelangen
können.
Bevorzugen Sie Waschmittel in
Baukastenform und kombinieren Sie nach Bedarf das Basiswaschmittel mit Enthärter und
Bleichmittel. Als Basiswaschmittel kann auch ein Colorwaschmittel benutzt werden.
Es enthält im Wesentlichen Tenside, zusätzlich noch enthärtende Stoffe (Phosphonate, Zeolith), einen Farbschutz
(Polyvinylpyrrolidon) und Enzy21
Reinigung und Körperhygiene
•
•
•
•
•
me.
Vermeiden Sie Weichspülmittel.
Vermeiden Sie Vollwaschmittel oder Ultrawaschmittel; sie
enthalten optische Aufheller,
die hautirritierend wirken können.
Waschmittel für schwarze Wäsche enthalten keine speziellen
Stoffe, die nicht in anderen
Waschmitteln auch enthalten
wären. Sie sind überflüssig.
Menschen, die unter Allerg i e n
oder Neurodermitis leiden,
sollten auf Enzyme und Duftstoffe in Waschmitteln verzichten. Achten Sie in diesem
Fall auf die Inhaltsstoffangaben
oder stellen Sie sich e n t s p r e chende Bausteine s e l b s t z u
sammen.
Behandeln Sie Flecken gezielt
(zum Beispiel mit Gallseife) und
nicht durch eine höhere Dosierung des Waschmittels.
Vermeiden Sie Wäscheerfrischer, Wäschedesinfizierer,
Vorwaschmittel, Bügelhilfen.
Reinigen und Pflegen
Tipps für Ihren Alltag
•
•
•
•
Mechtild Bauer, Stadt Karlsruhe ,
Umwelt- und Arbeitsschutz
•
•
22
Reduzieren Sie Ihren Putzmittelschrank auf Allzweckreiniger, Handgeschirrspülmittel und
WC-Reiniger auf der Basis von
Essig- oder Zitronensäure.
Mehr Mechanik, weniger Chemie: Scheuerschwamm, gute
Bürsten und weitere geeignete
Reinigungshilfen (und ein wenig
Muskelkraft) ersetzen aggressive
und gesundheitsschädliche Chemie.
Geschirrspülmittel für die
Maschine sind nicht umweltgerecht; sie enthalten Metasilikate,
Phosphate und Bleichstoffe. Verzichten Sie aber auf Produkte
mit Bleichmitteln auf Chlorbasis.
Bevorzugen Sie Tabs zur Vermeidung von Kontakt mit dem aggressiven Reiniger.
Pflegemittel für Leder, Holz
oder Fußböden sollten Wachse
und Lösungsmittel aus natürlichen Rohstoffen besitzen. Sie
sind im Naturwarengeschäft und
im ökologischen Baustoffhandel
erhältlich.
Verzichten sie auf desinfektierende Reiniger. Gegebenenfalls können Sie Lavendelöl,
Orangenöl oder Alkohol einsetzen.
Backofenreiniger, Kraftreiniger,
Sanitär– oder Rohrreiniger enthalten aggressive Lau-
Papierprodukte
gen. Sie wirken ätzend bei Woran erkennt man umKontakt und Einatmen. Ersetzen weltfreundliches Papier?
Sie diese aggressiven Chemikalien durch mehr Mechanik.
Der Blaue Engel
• Bevorzugen Sie Chemische Reinigungen mit dem Blauen EnDas in Deutschland bekannteste Umgel
weltzeichen ist der Blaue Engel, der
von der Stiftung Umweltzeichen in
Mechtild Bauer, Stadt Karlsruhe ,
Übereinstimmung mit dem UmweltUmwelt- und Arbeitsschutz
bundesamt vergeben wird. Papiere,
die den Blauen Engel tragen, sind
auf die Einhaltung der zweckentsprechenden DIN-Normen getestet
worden und somit gebrauchstauglich. Der Engel garantiert ökologische Standards wie Altpapiergehalt,
Recyclingpapier statt Urchlorfreie Bleiche, Einhaltung von
waldzerstörung
Schadstoffgrenzen et cetera.
Papierprodukte
Stapelweise tragen wir Papier nach
Hause: Kaffeefilter, Zeitschriften,
Milchkartons, Büropapiere und Taschentücher. Im gleichen Tempo,
wie die Müllberge wachsen, schwinden die Urwälder, von denen 80 Prozent bereits zerstört sind. Für den
Schutz der noch verbliebenen Urwälder gibt es nur eins: weniger Papier verbrauchen und mehr Recyclingpapier verwenden. Nur ein bewusster Umgang mit dem kostbaren
Gut kann den Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten sichern. Die Urwälder sind zudem Heimat vieler indigener Völker. Wer
Papier spart, hilft, ihre Lebensgrundlage zu bewahren.
Pseudo-Umweltfreundliche
Papiere
Es ist nicht alles umweltfreundlich,
was so scheint: „Holzfrei“ bedeutet
keineswegs, dass das Papier kein
Holz enthält, sondern es wurde lediglich Lignin, ein natürlicher Klebestoff, im Holz entfernt, der das Papier schneller vergilben lässt. Der
Rohstoff ist nach wie vor Holz.
23
Papierprodukte
„Chlorfrei gebleicht“ ist nicht wirklich umweltfreundlich. Chlorfreies
Papier ist heute Standard, aber dies
ist nur ein Teilsieg, denn die chlorfreie Bleiche ändert nichts am Raubbau am Wald, der das Hauptproblem bei der Papierproduktion ist.
Außerdem ist „chlorfrei“ nicht
gleich „chlorfrei“, denn vielfach
wird elementar-chlorfreies Papier
(ECF), das mit extrem schädlichem
Chlordioxid und /oder Chlorperoxyd
gebleicht wird, als „chlorfrei“ vermarktet.
Das echte UmweltschutzPapier (UWS-Papier)
Das echte Umweltschutzpapier wird
im Gegensatz zu herkömmlichen
Recyclingpapieren nur gering entfärbt und gebleicht hergestellt. Das
Papier ist in seiner Ökobilanz jedem
anderem überlegen. Es ist jedoch
Kein Zellstoff aus den Tro- nur in gut sortierten Schreibwarenläden, im Bioladen oder beim Großpen!
handel erhältlich. Man erkennt es
Die Vernichtung des tropischen Re- am oben stehenden Markenzeichen.
genwaldes ist ein allgemein bekanntes ökologisches Problem, auf das Hohe Qualität bei allen Padie Verbraucher sensibel reagieren, piersorten
aber Achtung: „Tropenfrei“ kann
bedeuten, dass das Holz von Planta- Die Vorurteile gegen Recyclingpagen kommt, die erst angepflanzt pier halten sich hartnäckig. Seit vieworden sind zum Beispiel schnell len Jahren stimmt ist jedoch die
wachsende Eukalyptusbäume), nach- Qualität des Recyclingpapiers dank
dem der Regenwald abgeholzt wor- moderner Technik. Blätter in unterden ist. In der Statistik taucht dieses schiedlichen Weißegraden sind erHolz dann als Plantagenholz auf.
hältlich. Dabei gilt die Faustformel:
Aber selbst wenn das Papier tropen- Je geringer der Weißegrad, umso
waldfrei wäre, ist es noch lange umweltschonender ist die Produktinicht umweltfreundlich, denn auch on. Drucker und Kopierer sind an
die Urwälder des Nordens (zum Bei- das Recyclingpapier angepasst worspiel in Sibirien, Kanada) sind ökolo- den. Schadstoffe wie Druckfarben
gisch wertvoll und ebenso gefähr- oder Krankheitserreger werden
det. Und sie werden größtenteils für beim Herstellungsprozess ausgewaPapier kahl geschlagen.
schen und abgetötet, was für den
Hygienebereich wichtig ist. Namhafte Institute wie die Stiftung Warentest belegen, dass Recyclingpapier
24
Bauen und Wohnen
für alle Anwendungen geeignet ist.
Benötigt man jedoch einmal Frisch- •
faserpapier, so sollte man Papier mit
dem FSC-Siegel kaufen. Es garantiert
Holz aus ökologischer Forstwirtschaft (siehe Artikel über Möbelund Holzprodukte).
Annika Kinzinger, •
Greenpeace-Gruppe Karlsruhe
•
Bauen und Wohnen
Betten und Matratzen
Tipps und Gütesiegel
liche elektrische Felder, die die
Nachtruhe stören können.
Vermeiden Sie Elektromotoren
oder Trafos am Bett (zum Beispiel für Wasserbett oder beweglichen Lattenrost). Sie
verursachen Elektrosmog in unmittelbarer Nähe des Schlafenden.
Für eine ausreichende Belüftung
der Matratze sollte der Fußraum
des Bettes frei bleiben.
Bevorzugen sie Matratzen aus
Naturmaterialien. Achten Sie
dabei aber auf anerkannte oder
nachprüfbare Gütesiegel:
Qualitätsverband umweltfreundliche Latexmatratzen, QUL
Das QUL-Zertifikat
kennzeichnet umweltfreundliche
Latexmatratzen
(Natur- wie Syntheselatex). Die Prüfkriterien umfassen
Bevorzugen Sie Bettgestelle aus Pestizide, bestimmte Chemikalien,
Farben, Schwermetalle, Speichel-,
Vollholz.
Vermeiden Sie Spanplatten oder Schweiß- und Wasserechtheit sowie
Kunststoffe für den Bettrahmen, Reibechtheit.
da Kleber, Lösemittel, Formaldehyd oder Kunststoffbausteine Ö k o C o n t r o l f ü r M a t r a t z e n
(Europäischer Bundesverband
ausgasen können.
Vermeiden Sie stoffummantelte ökologischer Einrichtungshäuser
Bettgestelle. Sie sind schlecht zu e.V.)
reinigen, zudem sammeln sich
dort Staub und Milben.
Vermeiden Sie Metallrahmen
und achten Sie darauf, Metallteile am Bett zu reduzieren. Sie
verstärken natürliche und künst-
Der Mensch verbringt viel Zeit in
seinem Leben im Bett. Grund genug,
Bettgestell und Matratze sorgfältig
auszuwählen.
•
•
•
•
25
Bauen und Wohnen
Das ÖkoControl-Zeichen kenn- • Keine Flammschutzmittel
zeichnet Matratzen und Polstermöbel, die eine größtmögliche Schad- Blauer Engel - „weil emissionsstofffreiheit aufweisen. Kriterien arm“ des Umweltbundesamts
sind:
•
•
•
Ware ist metallfrei verarbeitet
Keine synthetischen Materialien
Anteil an Naturkautschuk mindestens 80 Prozent bei Latexmatratzen
• Rohfasern wie Kokos, Baumwolle, Rosshaar, Schurwolle müssen
frei sein von Pestiziden, Herbiziden
• Keine Motten- und Flamm•
Verbot gesundheitlich bedenklischutzmittel
cher
Stoffe oder Verarbeitungs• Keine synthetischen Mittel zur
arten
Fixierung
•
Minimierung von Emissionen
flüchtiger organischer Stoffe
Europäisches UmweltzeiVerbot von Stoffen, die bei der
chen für Matratzen •
Entsorgung und Verwertung
(Euro-Blume, Europäiumweltschädlich sein können
sche Kommission)
•
Verbot irreführender Werbeaussagen
Das Europäische Umweltzeichen kennzeichnet Matratzen, die
umweltschonend hergestellt sind. eco-Institut (eco-Institut GmbH)
Kriterien sind:
•
•
•
•
•
26
Minimierung der Wasser- und
Luftverschmutzung während der
Herstellung
Langlebigkeit
Schadstoffprüfungen (unter anderem für PCP, Schwermetalle,
Formaldehyd, Zinn, flüchtige
organische Verbindungen)
Keine Aufschäumungsmittel
Einsatz von Farbstoffen und Pigmenten ist geregelt
•
•
•
•
•
•
Volldeklaration der Inhaltsstoffe
Verbot bestimmter Gefahrstoffe
keine Mottenschutzmittel
Minimierung der Emissionen
flüchtiger organischer Stoffe
Minimierung des Geruchs
Qualitätsanforderungen
Bauen und Wohnen
LGA - schadstoffgeprüft (LGA
Qualitest GmbH)
in ihren Heimatländern und bei uns
gemeinsam Kennzeichnungen eingeführt. Inzwischen geht es immer
mehr darum, die Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten in der
Teppichindustrie zu verbessern.
Die internationale RUGMARK-Initiative gegen
illegale Kinderarbeit in
der Teppichproduktion
•
Verbot bestimmter Schadstoffe,
befindet sich in DeutschGrenzwertregelung
land unter dem Dach von TRANS•
Minimierung der Emissionen
FAIR, dem Verein zur Förderung des
flüchtiger organischer Stoffe
Fairen Handels mit der "Dritten
•
Speichel-, Schweißechtheit
Welt". Das Gütesiegel garantiert:
Weitere Infos: Verbraucherinitiative
• keine Beschäftigung von Kine.V.; www.label-online.de
dern unter 14 Jahren, außer in
traditionellen FamilienbetrieMechtild Bauer, Stadt Karlsruhe,
ben, in denen Söhne, Töchter
Umwelt- und Arbeitsschutz
und Geschwister mitarbeiten
dürfen, wenn der regelmäßige
Schulbesuch nachgewiesen
wird
Teppiche und Teppich• die gesetzlichen Mindestlöhne
böden
für die Beschäftigten
• Abgaben der Importfirmen fiBei Teppichen haben wir es besonnanzieren Sozialprogramme für
ders mit sozialen Fragen zu tun. DieKinder aus Knüpferfamilien und
se Produkte der globalisierten Wirtfür Ältere, die als Kinder gearschaft werden immer noch häufig
beitet haben
unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt. In Südasien Es gibt ein Kontrollsystem. Über die
müssen Kinder in den Teppichfabri- ökologische Qualität der Teppiche
ken arbeiten. Für einen langen Ar- kann das Zeichen keine sicheren
beitstag wird nur wenig Lohn ge- Aussagen machen.
zahlt. Viele Kinder sind für Wochen
von ihren Familien getrennt und Internet: www.rugmark.de,
können keine Schule besuchen. Zum www.label‑online.de
Schutz der Kinder haben Initiativen
27
Bauen und Wohnen
Die Stiftung STEP
setzt sich mit ihrem
Siegel für den fairen Handel mit
Teppichen ein. Die
Unternehmen müssen sich zu gerechten Arbeitsbedingungen mit Mindestlöhnen verpflichten und missbräuchliche Arbeit
von Kindern ausschließen. Umweltverträgliche Herstellungsverfahren
werden gefördert. Lizenzabgaben
der Firmen finanzieren die Kontrolle
und Entwicklungsprojekte.
Internet: www.label-step.org
Die Gemeinschaftsmarke
des europäischen Teppichhandelsverbande s CAR E &
FAIR können Mitgliedsfirmen verwenden. Die importierenden Firmen
zahlen einen Umlagebeitrag von
einem Prozent vom Wert jedes Teppichs aus Indien, Nepal und Pakistan. Damit werden in diesen Ländern soziale Projekte finanziert, vor
allem Schulen und Gesundheitsstationen, die für die Teppichknüpfer
und -knüpferinnen und ihre Familien grundsätzlich kostenlos sind. Illegale Kinderarbeit darf bei der Teppichherstellung nicht vorkommen,
Beschäftigte müssen den gesetzlichen Mindestlohn und medizinische
Grundversorgung erhalten. Das wird
von den Importfirmen selbst über28
prüft, es gibt keine unabhängigen
Kontrollen, und es handelt sich nicht
um ein Umweltzeichen.
Internet: www.care‑fair.org
Ökologisch gesehen, das heißt auch
im Hinblick auf die Wohngesundheit
und das angenehme Raumklima,
sind Teppiche und Teppichböden
aus natürlichen Materialien zu
empfehlen: Baumwolle, Leinen, Jute, Sisal, Kokos. Die Fasern sollten
wie bei Textilien allgemein in der
Öko-Landwirtschaft erzeugt und
nicht mit Zusatzstoffen zum Beispiel
für Konservierung oder Flammschutz ausgerüstet (veredelt) sein.
Auch die Rückseite sollte nicht aus
Kunststoff bestehen. In der Regel
laden sich Naturgewebe nicht unangenehm elektrostatisch auf. Vorsicht
bei Schurwolle: die gängigen Motten- und Käferschutzmittel sind riskante Schadstoffe, zum Beispiel wird
Permethrin eingesetzt, das im Verdacht steht, das Nervensystem zu
schädigen. Woll-Teppiche ohne diese Mittel sollten für ihre Haltbarkeit
öfter gesaugt oder ausgeklopft und
gelüftet werden.
Wenn der Bodenbelag verklebt werden soll, sind Kleber aus Naturlatex die Alternative zu konventionellen Klebern, die mit ihren Lösemitteln oder Weichmachern die Raumluft belasten. Teppichböden mit textilem Rücken können auch auf Nagelleisten an den Fußbodenrändern
Bauen und Wohnen
eingehakt und verspannt werden; D a s G u T - Z e i c h e n b e d e u t e t :
bei einem Umzug wird der Teppichboden dann einfach ausgehängt • umweltfreundlich produziert
und mitgenommen.
und auf Schadstoffe überprüft
• dagegen werden die umweltDas Umwelt-Qualischädlichen Kunststoffe PVC und
tätszeichen naturePolyurethan nicht ausgeschlosplus (Näheres im Artisen, und bei Wollteppichen werkel Bauen) garantiert
den bedenkliche Mottenschutzbei textilen Bodenbemittel sogar verlangt
lägen:
• unabhängige Kontrolle
•
•
•
•
Internet: www.teppich‑siegel.de,
mindestens zu 95 Prozent nach- www.gut‑ev.de,
wachsende Rohstoffe
www.label‑online.de
in der Regel keine synthetischen
Pflanzenschutzmittel beim AnMatthias Kunstmann,
bau der Rohstoffe
BUND Karlsruhe
Verklebung der Schichten nur
mit Naturlatex
keine bedenklichen Stoffe wie
synthetische Flammschutzmittel, Möbel und andere
Mottenschutzmittel und antimiHolzprodukte
krobielle Ausrüstungen
Internet: www.natureplus.de
Das rote Teppich-Siegel
(Certificate of Quality) ist
ein Qualitätszeichen der
Europäischen TeppichGemeinschaft e.V. für
Teppichböden. Es gibt
Auskunft über Eigenschaften und Rohstoffgehalt. Für
das Zeichen, das ein ähnliches deutsches ersetzt, ist ein aktuelles Umweltzeichen Bedingung, wie das
GuT-Zeichen der Gemeinschaft umweltfreundlicher Teppich e.V.
Als nachwachsender Rohstoff mit
besten Eigenschaften hat Holz
grundsätzlich eine tadellose Ökobilanz. Wer Holz kauft, kann also die
Umwelt schützen, denn eine vernünftige Waldnutzung trägt zum
Erhalt wertvoller Lebensräume bei,
und der Wald entzieht der Atmosphäre klimaschädliches CO2. Wer
allerdings das falsche Holz einsetzt,
fördert damit eine der größten Umweltkatastrophen der Erde. Weltweit sind bereits ein Fünftel der Urwälder zerstört. Der Rest fällt in rasantem Tempo den Sägen und
„Erntemaschinen“ zum Opfer, nicht
29
Bauen und Wohnen
nur in den Tropen, auch in Kanada,
Russland und Skandinavien. Es ist
daher für den Erhalt der letzten Urwälder wichtig, auf die Herkunft
und die Art der Waldwirtschaft zu
achten, aus der das verwendete Holz
stammt.
hier, dass das restliche Holz aus so
genannten „unumstrittenen Quellen“ stammt, die gewisse Minimalanforderungen erfüllen: kein illegaler Einschlag, die Einhaltung von
Menschenrechten, nicht aus schützenswerten Wäldern, keine Gentechnik et cetera.
Herkunft: FSC und NaturDas Siegel des Anbauverbandes Naland
turland ist mit noch strengeren Bewirtschaftungsregeln verbunden als
das des FSC. Alle Naturland Betriebe
können daher problemlos auch das
FSC-Siegel erhalten.
Seit 1993 gibt es den Forest Stewardship Council (FSC) - eine internationale Organisation aus Umweltschutzverbänden, Vertretern
der Holzwirtschaft, Gewerkschaften
und Mitgliedern indigener Völker. Mehr Infos und eine Liste der AnbieGemeinsam haben sie Richtlinien für ter von FSC-Holz finden Sie im Intereine ökologische und sozial verträg- net unter:
liche Holzwirtschaft erarbeitet.
www.fsc-deutschland.de
Betriebe, die nach diesen Vorgaben
wirtschaften oder FSC-Holz verarbeiten, können das FSC-Siegel erhalten.
Vom FSC zugelassene Zertifizierer
überprüfen jeden Betrieb einmal
jährlich.
In FSC-zertifizierten Wäldern sind
Monokulturen, Pestizide, genmanipulierte Bäume und Kahlschlag tabu. Das Holz wird schonend geerntet, eine Mindestmenge an Totholz
muss im Wald verbleiben und der
Bestand soll möglichst natürlich sein.
Das FSC-Siegel finden sie auch auf
Produkten, die nicht zu 100 Prozent
aus FSC-Holz hergestellt wurden
(erkennbar am Zusatz „Mixed Sources“ auf dem Siegel). Es garantiert
30
Achten Sie auf diese Zeichen!
Diese
beiden Siegel garantieren Holz
aus ökologischer und sozialer
Waldwirtschaft ohne Raubbau an
Urwäldern und Ausbeutung der
Menschen. Sie sind auf den jeweiligen Produkten meistens als
Stempel oder Metallplakette zu
finden.
Bauen und Wohnen
Verarbeitung:
•
Der FSC legt lediglich Regeln für die
Waldbewirtschaftung fest, nicht aber für Bearbeitung und Nachbehandlung des Holzes. Erkundigen
Sie sich beim Kauf eines Produktes, •
ob und wie das Holz bearbeitet wurde. Die Naturland-Richtlinien bieten
hierfür eine gute Orientierung: Danach dürfen bei keinem Lagerungsund Verarbeitungsschritt chemischsynthetische Holzschutzmittel verarbeitet werden; Leime sind nur auf
natürlicher Basis (Kasein, Tannin)
oder auf der Basis von Polyvinylacetat (Weißleime) erlaubt; Formalde- •
hyd, Isocyanate, Polyurethane und
Phenolharze sind tabu.
das FSC-Label entwickelt.
Kaufen Sie möglichst kein Tropenholz. Auch zertifiziertes Holz
aus den Tropen hat einen langen, umweltbelastenden Transportweg hinter sich!
Ausführliche Tipps und Infos zu
einzelnen Holzarten können Sie
dem
Ratgeber „Holz und
Wald“ von Greenpeace entnehmen. Sie erhalten ihn kostenlos
bei Greenpeace-Deutschland,
oder einer der lokalen Ortsgruppen. (Die Adresse finden Sie auf
der Umschlagrückseite dieses
Heftes)
Erkundigen Sie sich nach der
Verarbeitung und Behandlung
des Holzes,
und wählen Sie
möglichst naturbelassene Holzprodukte.
Die Oberfläche sollte möglichst unbehandelt sein oder aber offenporig, das heißt mit lösungsmittelfrei- Vorsicht Tropenholz!
en Anstrichen aus nachwachsenden
Rohstoffen.
Tropenholz verbirgt sich zum Beispiel hinter folgenden Namen: Teak,
Was können Sie tun?
Mahagoni, Meranti, Iroko, Merbau,
Kwila, Bangkirai, Balau, Sapelli, Si• Achten Sie auf FSC- oder Natur- po, Khaya, Bongossi, Eisenholz, Raland - zertifiziertes Holz! Sie min, Eukalyptus.
werden es noch nicht in allen
Bau- oder Möbelmärkten fin- Wer glaubt, nicht auf Tropenholz
den. Fragen Sie aber auf jeden verzichten zu können, sollte unbeFall danach, denn Ihre Nachfra- dingt Holz mit dem FSC-Siegel kaufen! Nur so können Sie sicher sein,
ge schafft das Angebot!
• Meiden Sie das PEFC-Siegel! Die dass das Holz nicht illegal eingeökologischen Standards sind un- schlagen wurde, auf Kosten der Umgenügend und die Kontrollen welt und der lokalen Bevölkerung!
unzureichend. Das PEFC-Siegel
Silvia Kunz und Florian Gand,
wurde von der europäischen
Greenpeace-Gruppe
Karlsruhe
Forstwirtschaft als Reaktion auf
31
Bauen und Wohnen
Elektrogeräte
Wohin mit Omas altem
Fernseher oder dem Rasier e r, de n k ei ne r m e h r
braucht?
Nach Schätzungen der Vereinten
Nationen entstehen jährlich weltweit bis zu 50 Millionen Tonnen Elektroschrott. Ein Großteil wird dabei nicht recycelt oder wiederverwertet.
Da die technische Entwicklung und
somit die Produktion neuer und leistungsfähigerer Elektro- und Elektronikgeräte immer rasanter verläuft,
sind manche Länder mit der daraus
resultierenden Schrottflut schlicht
überfordert. Um dieser Schrottflut
zu begegnen, entstanden in den
letzten Jahren weltweit immer mehr
Recycling-Betriebe. Zudem wurden
in Deutschland und in einigen anderen Ländern Gesetze erlassen, mit
denen die Händler stärker in die
Pflicht genommen werden, um unter anderem die Recyclingquote zu
steigern. So verpflichtet das neue
Elektro- und Elektronikgesetz die
Hersteller die in kommunalen Sammelstellen abgegebenen Altgeräte
zurückzunehmen und nach dem
Stand der Technik sicher zu entsorgen beziehungsweise zu recyceln.
Dadurch werden wertvolle Rohstoffe wie Kupfer, Lötzinn oder Kunststoff zurück gewonnen.
32
Vielerorts reichen die vorhandenen
Kapazitäten allerdings nicht aus.
Häufig ist es auch billiger, den
Schrott in Billiglohnländern recyceln
zu lassen. Einige Länder exportieren
ihr Problem daher, teilweise illegal,
nach China oder Indien, wo Arbeiter
die ausgedienten Geräte auf offener
Straße oder in Hinterhof-Garagen
ohne jegliche Schutzmaßnahmen
auseinander nehmen, um Metalle
und Kunststoffe zurück zu gewinnen. Der unbrauchbare Schrott landet auf wild wachsenden Müllbergen rund um die Recycling-Dörfer.
4.000 Tonnen giftiger Elektroschrott
werden jede Stunde weggeworfen.
Das entspricht dem Gewicht von
1.000 Elefanten.
Elektrogeräte = Stromräuber?
Zwei Prozent der weltweiten CO2Emissionen entstehen durch die Nutzung von Computern, Handys und
Co. - so viel wie beim Flugverkehr.
Allein die R ec hen zen tren in
Deutschland verbrauchen schätzungsweise 8,67 Terawattstunden so viel produziert ein kleineres deutsches Kernkraftwerk.
Standby-Schaltungen oder Geräte
im Leerlauf verbrauchen in Deutschland nach Schätzungen des Umweltbundesamtes mehr als elf Prozent
des gesamten Stromverbrauchs der
Privathaushalte. Für die Bereitstellung dieser Energie müssen zwei
Bauen und Wohnen
Großkraftwerke mit jeweils 1000 Was können Verbraucher
Megawatt Leistung rund um die Uhr tun?
arbeiten, was zur Freisetzung von
etwa zehn Millionen Tonnen Koh- Fragen Sie Hersteller nach langlebilendioxid führt.
gen Produkten! Enthält das Produkt
PVC oder bromierte FlammschutzViele Geräte verbrauchen viel mehr mittel? Achten Sie auf Label wie den
Energie als nötig - sogar wenn sie Blauen Engel, diese Produkte sind
ausgeschaltet sind. HiFi-Anlagen, nicht so Schadstoff belastet?
TV- und Videogeräte sowie Computer samt Zubehör ziehen dabei oft Überlegen Sie, ob Sie wirklich ein
auch im Stand-by-Modus Strom - die neues Gerät brauchen. Vielleicht tut
Kosten summieren sich dabei pro es das alte ja noch und lässt sich mit
Haushalt auf bis zu 100 Euro im ein paar Handgriffen aufwerten.
Das schont auch Ihren Geldbeutel.
Jahr.
Verschenken Sie alte Geräte, die Sie
nicht mehr benutzen, die aber noch
Bis zum Jahr 2050 können - und funktionieren.
müssen - die CO2- Emissionen um 50 Schalten Sie Drucker, Scanner, FernProzent gesenkt werden, damit das seher nach dem Gebrauch aus.
Erdklima nicht vollends außer Kontrolle gerät. Voraussetzung dafür ist, Ziehen Sie den Stecker bei ausgedass Effizienzsteigerungen und schalteten Geräten oder verwenden
Sparmaßnahmen den Energie- Sie eine ausschaltbare Steckerleiste.
verbrauch eindämmen.
Nutzen Sie Energiesparlampen! Sie
sparen etwa 80 Prozent Strom und
Die Elektro- und Elektronikindustrie eignen sich vor allem dort, wo Lichsteht daher in der Pflicht, weniger ter lange brennen! (Achtung: Die
schädliche und energieeffizientere Lampen enthalten Quecksilber und
Produkte auf den Markt zu bringen gehören daher nicht in den Hausund sinnvolle Recyclingprogramme müll!)
einzurichten. Denn die Einsparpotenziale im Energiebereich sind e- Trennen Sie Ladegeräte und Netzteile voneinander, denn sie verbraunorm.
chen auch Strom, wenn sie nicht beDoch auch wir Verbraucher haben es nutzt werden.
So retten wir das Klima
in der Hand, mit unserem Konsum
Vermeiden Sie Akkugeräte, denn sie
die Welt zu verändern.
verbrauchen mehr Strom als Geräte
im Netzbetrieb (zum Beispiel Rasie33
Bauen und Wohnen
rer, Zahnbürste)
die Europäische Kommission beteiligt. Es berücksichtigt auch den ProFlorian Gand
d u k t i o n s p r o z e s s de r G e r ä t e .
Greenpeace-Gruppe Karlsruhe
Geräte für Haushalt,
Unterhaltung und Büro
Umweltzeichen und weitere Hinweise
Die Geräte im Haus und am Arbeitsplatz sollen nützlich sein und keine
Schadstoffe absondern oder Energie
verschwenden. Die Unterschiede
werden durch Qualitätszeichen
deutlich, die an Produktgruppen
bestimmte Anforderungen stellen.
Das EU-Umweltzeichen und der
Blaue Engel garantieren besondere
ökologische Eigenschaften
von Kühlschränken,
Wasch- und Geschirrspülmaschinen, Staubsaugern,
Fernsehern, Computern,
Monitoren, Druckern und
Faxgeräten. Die Geräte
müssen schad stoffarm
sein, Energie und Wasser sparen,
länger halten und sich leicht wiederverwerten lassen. Der Blaue Engel
wird in Zusammenarbeit von Umweltbundesamt, der Jury Umweltzeichen, in der auch Umwelt- und
Verbraucherverbände vertreten
sind, und Deutschem Institut für Gütesicherung (RAL) vergeben. An der
Vergabe des EU-Umweltzeichens ist
34
Internet: www.eco-label.com,
www.blauer-engel.de,
www.label-online.de,
www.greenlabelspurchase.net
Bildschirme, Rechner und Drucker,
die besonders wenig Strahlung abgeben, bei der Herstellung die Ozonschicht nicht gefährden, kein
PVC enthalten, Energie sparen und
außerdem bequemes Arbeiten ermöglichen, können das TCOZeichen tragen. Die beigefügte Jahreszahl zeigt, dass die Anforderungen mit der technischen Entwicklung steigen. Das aus Schweden
kommende Zeichen wird von unabhängigen Stellen kontrolliert.
Internet:
www.tcodevelopment.com,
www.label-online.de,
www.greenlabelspurchase.net
Dass die Maschinen im Haushalt
möglichst wenig Energie und Wasser
verbrauchen, ist schon aus Sparsamkeitsgründen sinnvoll. Es empfiehlt
sich daher, beim Kauf nach den Daten zu fragen oder Test-Zeitschriften
zu Rate zu ziehen. Für Kühl- und
Gefriergeräte, Waschmaschinen,
Wäschetrockner, Geschirrspüler, Elektrobacköfen, Raumklimageräte
und Lampen ist die Kennzeichnung
des Strom- und Wasserverbrauchs
mit dem EU-Energieetikett vorge-
Bauen und Wohnen
schrieben. Ein großer Teil der Geräte
ist inzwischen in
der besten Klasse
A, so dass A+ oder
A++ der Hinweis
auf höhere Effizienz sind. Die entsprechende Dämmung bei Kühlund Gefrierschränken und Wassersparprogramme bei
Waschmaschinen machen sich übers
Jahr deutlich durch geringere Kosten bezahlt.
Internet: www.eu-label.de
Gas ist fürs Kochen und Backen umweltfreundlicher als Strom aus Atomkraft oder Kohle, aber schlechter als Ökostrom. Besonders viel Energie verbrauchen Wäschetrockner
- am sparsamsten und schonendsten
ist da immer noch das Trocknen an
der frischen Luft oder in einem Trockenraum. Kombigeräte zum Waschen und Trocknen sind wegen des
erhöhten Wasser- und Stromverbrauchs nicht zu empfehlen.
Unterhaltungs- und Bürogeräte
verbrauchen langfristig oft mehr
Strom im Ruhezustand (Leerlauf,
Stand-by) als im Betrieb. Da bestimmte Geräte aber für ihr Funktionieren nicht ganz ausgeschaltet werden sollen, kommt es darauf an,
dass sie in der Ruhe möglichst sparsam sind. Sogar ausgeschaltete Ge-
räte können noch einiges an Strom
aufnehmen, wenn nicht ein zusätzlicher Netzschalter betätigt wird. Bei
den Rechnern verbraucht ein Notebook regelmäßig deutlich weniger
Strom als ein Desktop-Gerät. Weniger Energie bedeutet auch weniger
Abwärme, und damit verbessert sich
die Arbeitsplatzqualität. Von lokalen Funknetzen (WLAN) geht das
Risiko elektromagnetischer Gesundheitsbelastungen aus, das mit Kabelverbindungen vermieden werden
kann.
Anrufbeantworter lassen sich durch
einen entsprechenden Dienst der
Telefongesellschaften ersetzen. Geräte wie Waschmaschinen und Herde müssen nicht unbedingt fabrikneu gekauft werden. Es gibt sie
rundum erneuert von spezialisierten Betrieben, die damit Rohstoffe
und Abfall vermeiden helfen; zum
Teil wurden dort neue Arbeitsplätze
geschaffen.
Überhaupt ist reparieren lassen
oft besser als neu kaufen. Es ist zwar
nicht ganz leicht, noch einen Handwerksbetrieb zu finden, der sich mit
den Geräten auskennt. Aber bei Reparaturaufträgen wird nicht nur die
Umwelt geschont: im Gegensatz zur
anonymen Globalisierung werden
persönliche Wirtschaftsbeziehungen
hergestellt, und das Geld kann in
der Region Nutzen stiften. Wenn es
um den Kauf eines neuen Gerätes
geht, sind bei der Wahl zwischen
den Marken auch wichtige Argu35
Bauen und Wohnen
men dem Klima zusätzliche Treibhausgase zu. Der geringe CO2 Anteil, der trotzdem bei der Pellettechnologie zu erkennen ist, resultiert aus dem teilweise fossilen EnerMatthias Kunstmann, gieverbrauch während des VerfügBUND Karlsruhe barmachens der Energieträger, zum
Beispiel beim Pressen der Pellets.
mente, wie weit die Herstellerunternehmen die Umwelt bewahren und
gesellschaftliche Verantwortung
übernehmen.
Ökologische Heizungstechnik
Wie Sie Ihre Räume warm
halten, ohne dem Klima
einzuheizen
Laut Umweltbundesamt (UBA) wird
bei der Verbrennung von Pellets
dank der Homogenität des Brennstoffs und der automatischen Regelung der Anlagen wenig Feinstaub
emittiert, so dass das UBA besonders
saubere Heizungen mit dem
„Blauen Engel“ zertifiziert.
Schlechter sieht das bei anderen
Kleinfeuerungsanlagen wie Kaminöfen aus, deren Feinstaubausstoß
den der Pelletanlagen um etwa das
2,5fache übersteigen. Aufgrund der
stärker werdenden Nachfrage haben
sich die Pelletpreise in den letzten
Jahren in Richtung des Ölpreises erhöht, allerdings ist dieser Trend seit
Eine ausgereifte Alternative zu Öl Ende 2007 aufgrund rasant wachund Gas sind die so genannten Pel- sender Produktionskapazitäten rückletheizungen, die als Brennstoff läufig.
zylindrische Presslinge aus Restholz
verwenden, so genannte „Holz- Überhaupt keine Brennstoffe zum
pellets“. Sie werden wie Öl von ei- Heizen benötigt die Wärmepumnem Tankwagen geliefert und von pentechnik, dafür allerdings Beder Heizungsanlage vollautomatisch triebsstrom, der deshalb ökologisch
gewonnen werden sollte (siehe Artiaus dem Lagerbereich gefördert.
kel Alternative Ökostrom). Es gibt
Heizungssysteme, die auf fossilen verschiedene Systeme, die alle auf
Energieträgern wie Öl oder Gas be- dem umgekehrten Funktionsprinzip
ruhen, fügen im Gegensatz zu sol- des Kühlschranks beruhen: Der Umchen CO -neutralen Biomassesyste- welt wird gespeicherte WärmeenerDrei Viertel der Primärenergie, die
ein typischer deutscher Privathaushalt verbraucht, gehen auf das Konto der Heizungen, die unsere Räume
warm halten [1]. Dabei gibt es enorme Unterschiede, was das Wärmebedürfnis der Hausbewohner für die
Umwelt bedeutet.
2
36
Bauen und Wohnen
gie entzogen. Das kann aus dem
Erdboden mittels Erdkollektoren
erfolgen, die in geringer Tiefe verlegt sind, oder mittels Erdsonden,
für die Tiefenbohrungen bis zu mehreren hundert Metern Tiefe nötig
sind. Genauso kann eine Wärmepumpe aber auch aus der Umgebungsluft Wärme entziehen, dies
sogar noch bei Temperaturen bis
minus 20 Grad. Bei letzterer Technologie sind die Anschaffungskosten
niedriger, dafür ist der Wärmeertrag
pro aufgewendete Kilowattstunde
Strom geringer. Im Sommer kann
die Wärmepumpe im reversiblen
Betrieb zusätzlich als Kühlung dienen.
Eine hochwertige Solaranlage zur
Brauchwassererwärmung für einen
Vier-Personen-Haushalt gibt es ab
6.000 Euro inklusive Montage vom
Fachmann. Als alleinige Wärmequelle für die Heizung kann die Solarthermie lediglich in sehr energieeffizienten Häusern Verwendung
finden. Als Unterstützung kann sie
aber auch nachträglich jede bestehende Heizung erweitern und fortan Brennstoffkosten sparen helfen.
Wer die Heizung nicht länger allein
als Kostenfaktor sehen, sondern von
ihr finanziell profitieren möchte, der
kann sich die Investition in ein
Blockheizkraftwerk (BHKW) überlegen. Dies sind Kraftwerke im
Kleinformat, die im Keller aus verschiedenen Energieträgern wie Erd-,
Flüssig- und Biogas, Heiz- und Pflanzenöl oder Biodiesel Strom erzeugen, der ganz oder teilweise vor Ort
genutzt wird. Der Überschuss kann
ins öffentliche Netz eingespeist werden und wird entsprechend dem
Erneuerbare-Energien-Gesetz vergütet. Die bei der Erzeugung elektrischer Energie entstehende Abwärme
wird zur Gebäudebeheizung genutzt, sodass BHKW sehr effizient
arbeiten. Die Umweltfreundlichkeit
dieser Systeme hängt allerdings
stark vom jeweiligen Strom- und
Wärmebedarf und vom eingesetzten
Energieträger ab.
Eine weitere zeitgemäße Technik ist
die Solarthermie, die gerade im
sonnigen Karlsruhe nicht nur zur
Brauchwassererwärmung dienen
kann, sondern darüber hinaus in
Kombination mit einer Heizungsanlage umweltfreundlich Wärme liefert. Die immer häufiger auf den
Dächern zu erblickenden Sonnenkollektoren, die nicht mit Photovoltaikmodulen zu verwechseln sind, werden von einer Flüssigkeit durchlaufen, die die Energie der Sonneneinstrahlung aufnimmt. Das funktioniert auch an winterlichen Sonnentagen und auch, wenn es leicht bedeckt ist. Solche Kollektoren sind
ausgereifte Standardprodukte, die
von vielen Handwerksbetrieben angeboten und vom Staat mit lohnen- Fernwärme stellt das großmaßstäbliche Pendant zu oben beschriebeden Zuschüssen gefördert werden.
ner BHKW Technik dar. In Karlsruhe
37
Bauen und Wohnen
nutzen derzeit etwa 20.000 Haushalte die Belieferung mit Wärme aus
der Leitung. Dabei wird Wärme in
großtechnischen Anlagen erzeugt
und über ein aufwändig gedämmtes
Leitungsnetz innerhalb der Stadt
verteilt. Es kommen überwiegend
Kohle und teilweise Erdgas als Energieträger zum Einsatz. Ab 2010 wird
zusätzlich Prozesswärme der Raffinerie am Rheinhafen über Wärmetauscher eingespeist, die bisher ungenutzt in die Atmosphäre abgegeben wurde.
Für Wohngebiete außerhalb des
Fernwärmenetzes bietet sich ein
Nahwärmenetz an, das ein kleineres Areal mittels eines BHKW autark
mit Wärme versorgt. Hierbei kommt
Erdgas zum Einsatz, aber auch Biomasse beispielsweise in Form von
Holzhackschnitzeln. Solche Nahwärmenetze sind im Gewann „50Morgen“ realisiert und in Neubaugebieten in Knielingen und Neureut
geplant.
Seit der Einführung des gesetzlichen
Gebäudeenergiepasses in
Deutschland wird die Energieeffizienz eines Gebäudes auch für dessen Wert am Kapitalmarkt immer
wichtiger. Wie bei Elektrogeräten
und PKW bereits bekannt, wird es
ein Label zur Gesamtenergieeffizienz geben, mit einer Skala von A
für Sonnen- beziehungsweise Passivhäuser bis I für Energie verschleudernde Altbauten. Weiterhin enthält der Gebäudepass unter ande38
rem Informationen über die energetische Qualität der Gebäudehülle,
die CO2 -Emissionen, Modernisierungsempfehlungen und Gebrauchskennwerte sowie Angaben über die
Effizienz der Heizungsanlage [2].
Ganz neue Vorraussetzungen im
Bereich Gebäudewärme schafft auch
das Anfang 2008 in Baden-Württemberg in Kraft getretene Erneuerbare-Wärme-Gesetz. Es ist das
bundesweit erste Gesetz dieser Art
und schreibt bei Neubauten ab sofort eine anteilige Nutzung von erneuerbaren Energien zur Wärmeversorgung von mindestens 20 Prozent
vor. Im Bestand muss bei Erneuerungen alter Heizungsanlagen ab 2010
mindestens ein Anteil von zehn Prozent des Wärmebedarfs regenerativ
erzeugt werden [3].
Für Modernisierungen im Bereich
der Heizungstechnik sowie bei der
Wärmedämmung zahlt der Staat
teilweise sehr hohe Zuschüsse. Informationen darüber wie auch zu den
technischen Aspekten der Heizungsmodernisierung erhält man kostenlos bei den Stadtwerken [4] und
beim Umwelt- und Arbeitsschutz.
Auch die Handwerksbetriebe informieren (schon im eigenen Interesse)
über Fördermöglichkeiten.
Quellen:
[1] Informationszentrum Energie BadenWürttemberg
[2] www.gebaeudeenergiepass.de
[3] www.um.baden-wuerttemberg.de,
Stichwort Wärmegesetz
[4] www.stadtwerke-karlsruhe.de, Kundenbe-
Bauen und Wohnen
ratung Kaiserstraße 182, Tel. 0721 599 22 22
Worauf sollten Sie bei ÖkoHauke Basse, Samuel Huber, strom achten?
GHG
Alternative Ökostrom
Besonders bei Tochtergesellschaften
der großen Stromkonzerne, Stadtwerken und Billiganbietern lohnt es
sich genauer hinzusehen, inwieweit
es sich wirklich um sauberen Strom
handelt. Zum Beispiel werden ohnehin vorhandene Kapazitäten aus
alten Wasserkraftwerken teuer verkauft oder es wird Kohle- und Atomstrom über den Kauf von Zertifikaten (RECS) zu Ökostrom deklariert. Doch worauf sollten Sie bei
Ökostrom achten? Als Entscheidungshilfe hat das bundesweite Aktionsbündnis „Atomausstieg selber
machen!“, dem unter anderem der
BUND, Greenpeace, der NABU und
der WWF angehören, folgende Kriterien festgelegt:
Maßgeblich mitverantwortlich für
den Klimawandel ist das bei der
Stromerzeugung durch die Verbrennung fossiler Energieträger anfallende Kohlendioxid. Aufgrund von Sicherheitsrisiken und der ungelösten
Entsorgung des radioaktiven Müll ist
die Atomenergie aber keine Alternative. Es ist also Zeit zum Umdenken: Beziehen Sie aus Wasser, Wind,
Sonne oder Biomasse erzeugten
Strom. Der Wechsel zu einem Ökostromanbieter bringt für das Klima
enorm viel. Immerhin kann ein
durchschnittlicher Drei- bis Vierper- Es besteht keinerlei eigentumsrechtsonenhaushalt dadurch rund zwei liche Verflechtung mit einem StromTonnen CO2 im Jahr einsparen!
konzern, der Atom- oder Kohlekraftwerke betreibt oder mit Strom
Seit 1998 ist es in Deutschland mög- aus diesen Quellen handelt.
lich, seinen Stromanbieter frei zu
wählen. Dazu sind auch keine neuen Der Strommix des Anbieters, wie er
Leitungen zu verlegen, da der Strom in der Stromkennzeichnung anaus Ihrer Steckdose der gleiche zugeben ist, muss mindestens zu 50
bleibt. Der Unterschied ist nur, wel- Prozent aus Erneuerbaren Energien
cher Versorger den Strom für Sie ins stammen. 50 Prozent dürfen in den
Netz einspeisen darf. Sobald Sie den effizienten gasbetriebenen KraftVertrag bei einem neuen Anbieter Wärme-Kopplungs-Anlagen erzeugt
unterschrieben haben, kümmert die- werden.
ser sich um alles Weitere. So einfach
ist das.
Die Energiewende ist nur machbar,
wenn die Großkraftwerke (in
Deutschland hauptsächlich Atom39
Bauen und Wohnen
und Kohlekraftwerke) so schnell wie
möglich durch dezentrale Solar-,
Wind-, Wasser- und Biomassekraftwerke ersetzt werden. Aus diesem
Grund ist die Förderung von Neuanlagen ein weiteres Kriterium bei der
Wahl des Stromanbieters. Ebenso
wichtig ist die zum Verbrauch zeitgleiche Einspeisung, denn nur so
kann ausgeschlossen werden, dass
das Geld des Kunden nicht doch in
Atom- und Kohlekraftwerken landet.
Den Strommarkt können
auch Sie bestimmen!
zent im Besitz der EnBW sind, besteht allerdings eine Verflechtung
mit einem Stromkonzern, der Atomund Kohlekraftwerke betreibt. Nach
den Kriterien des Aktionsbündnisses
sind die Stadtwerke Karlsruhe damit
kein Ökostromanbieter.
Wer die Wende am Energiemarkt
nicht allein den Mühlen der Politik
und der Einflussnahme der Lobbyisten überlassen will, kann durch den
Wechsel zu einem Ökostromanbieter einen wichtigen Beitrag leisten.
Auch Strommärkte werden schließlich durch Verbraucher bestimmt!
Zwischen Strom aus Erneuerbaren
Energien und konventionellem
Strom existieren übrigens kaum
noch Preisunterschiede. Informieren
Sie sich hierzu auf den Internetseiten der vom Aktionsbündnis
„Atomausstieg selber machen!“
empfohlenen Stromanbieter. Dies
sind die Elektrizitätswerke Schönau,
Greenpeace Energy, LichtBlick und
Naturstrom. Sie werden sehen, dass
die Unterschiede weit geringer ausfallen, als oftmals behauptet wird.
Internet:
www.atomausstieg-selbermachen.de,
www.ews-schoenau.de,
www.greenpeace-energy.de,
www.lichtblick.de,
www.naturstrom.de,
www.stadtwerke-karlsruhe.de
Die Stadtwerke Karlsruhe bieten mit
dem NatuR-Tarif aus Wasserkraft
gewonnenen Strom an. Um den Bau
von regenerativen Energieerzeugungsanlagen zu fördern, kann der
Kunde zusätzlich den NatuR plusTarif wählen, wobei er auf eine
selbst bestimmbare Menge von Kilowattstunden einen Aufschlag bezahlt. Da die Stadtwerke zu 20 Pro-
Bauen und Renovieren
40
Andreas Braß,
Greenpeace-Gruppe Karlsruhe
Besser wohnen
Die Wohnung ist die nächste
Umwelt. Sie soll aus gesundem
Material gebaut sein. Wenn das
in einem bestehenden Haus nicht so
ist, wäre an eine Sanierung zu denken. Manchmal legen erst körperli-
Bauen und Wohnen
in ein vorhandenes Gebäude vorzuziehen. Ältere Häuser haben oft
Charakter und Charme. Wer sein
Haus gern selbst gestaltet, kann Gebäude finden, aus denen sich etwas
ganz Neues machen lässt. Aber es
gibt auch Flächen wie Baulücken,
aufgelassene Industriegrundstücke
oder ehemalige Kasernenareale, die
Schon beim Wände streichen für Neubauten geeignet sind.
macht die Wahl der Substanzen einen großen Unterschied für das Beim Bauen und Renovieren kommt
Raumklima. Die üblichen Dispersi- es zuerst auf eine vernünftige Plaonsfarben enthalten immer noch nung an. Dabei wird über die Matebedenkliche Lösemittel, außerdem rialien und Installationen entschiewerden sie aus Erdöl hergestellt und den, von der Konstruktion bis zum
bei der Produktion von weißem Innenausbau - und vielleicht über
Farbpigment bleiben giftige Abfälle eine Bauweise nach psychologischen
zurück. Die so genannten Latexfar- und spirituellen Gesichtspunkten
ben bestehen ebenfalls aus Kunst- (Geomantie, Feng Shui).
stoffen. Auch als "lösemittelfrei" bezeichnete Materialien dürfen
schwerflüchtige Lösemittel enthalten, die über längere Zeit ausgasen
können. Gleich ob selbst oder von
Profis gestrichen wird, Farben aus
Naturstoffen wie Silikat, Kalk und
Kasein sind besser. Bei Allergien sind
© tommy5/PIXELIO
aber nur bestimmte Farbrezepturen
ratsam.
Ein wichtiges Material ist massives
Sobald der Wunsch nach einem ei- Holz, das aus heimischen Wäldern
genen Heim konkret wird, stellt sich mit verlässlicher Zertifizierung stamdie Frage: ein schon gebautes Haus men und ausreichend abgelagert
oder ein neues bauen? Da die Aus- sein sollte. Bei Verbundplatten und
weitung der Siedlungsflächen beim Bau ist auf schadstofffreie
inzwischen an ernste Grenzen Kleber zu achten. Innen ist eine
stößt - auch auf dem Land sind Schutzbehandlung des Holzes nur
schon zu viele Naturräume, Freiflächen und Erholungsgebiete verloren für Fußböden nötig, sie kann mit
gegangen -, ist meistens der Einzug natürlichen Ölen und Wachsen vorgenommen werden.
che Beschwerden den Schluss nahe,
dass etwas nicht stimmt. Fachleute
für Baubiologie können dann überprüfen, ob Wände, Holzverkleidungen, Dämmungen, Teppichböden
oder Möbel Schadstoffe absondern.
Sie erstellen auch ein Konzept für
die Wohnung zum Wohlfühlen.
41
Bauen und Wohnen
Für außen gibt es entsprechende Das natureplus-Qualitätszeichen
witterungsbeständige Lasuren, La- weist auf ökologische Baumaterialien hin, während der Blaue Engel
cke und Hartwachse.
und die EU-Blume in diesem Bereich
Der altbewährte Baustoff Lehm mit nur relative Vorteile kennzeichnen.
seinen wohnlichen Eigenschaften Fachgeschäfte mit besonderer Qualiwird heute mit moderner Technolo- tät sind am ÖkoPlus-Zeichen zu
gie vielseitig verarbeitet: in Wän- erkennen.
den, zum Teil in Verbindung mit
Holz oder Strohballen, ebenso wie Türen, Steine oder Dachziegel
sind zunehmend gebraucht erals Wandputz.
hältlich - solch eine Rohstoff und
Energie sparende Wiederverwertung hat oft einen besonderen Reiz.
© Rainer Sturm / PIXELIO
Als Böden sind Holzparkett oder
Dielen eine dauerhafte Lösung, Laminat hat dagegen nur eine Oberfläche aus gehärtetem Papier. Versiegelung mit Kunstharzen kann zu
unangenehmer elektrostatischer
Aufladung führen und verhindern,
dass der Boden die Raumfeuchtigkeit mit reguliert. Angenehme Bodenmaterialien sind auch Linoleum
und Kork. Von PVC als einem Umwelt und Gesundheit weiterhin sehr
schädigenden Stoff ist bei der Auswahl von Bodenbelägen oder
Fenstern abzuraten.
42
Hausgemachter Elektrosmog wird
durch sparsame Verlegung von
Stromleitungen vor allem in den
Ruhezonen und durch Netzfreischalter in Grenzen gehalten. Außerhäusliche elektromagnetische Strahlung
kann durch Lehmwände und Dachbegrünungen abgeschirmt werden.
Was die Energie angeht: Richtig
gedämmte und verglaste Häuser
brauchen gar keine Heizung mehr.
Andere brauchen nur noch eine minimale Heizenergiemenge, und die
besten erwirtschaften einen Energieüberschuss. Dämmmaterialien
aus Mineralwolle und Kunststoffen
können immer noch gesundheitsund klimaschädlich sein; inzwischen
bietet der Markt Materialien aus
nachwachsenden Rohstoffen an,
zum Beispiel Hanf-, Flachs-, Schilfoder Holzfaserdämmungen. Der
Staat fördert mit Krediten und zum
Teil Zuschüssen ihren Einsatz, der
Arbeitsplätze in der Region schaffen
Bauen und Wohnen
kann und die Umwelt entlastet. Ebenso wird der Bau von so genannten Passivhäusern gefördert, also
Häusern ohne Heizung, obwohl sie
schon heute ohne Mehrkosten im
Vergleich zu einem Durchschnittsgebäude erstellt werden können. Die
optimale Dämmung zusammen mit
einer entsprechenden Lüftungstechnik, im Passivhaus mit Wärmerückgewinnung, bewahrt nach Bedarf Wärme und Kühle, hält Geräusche ab und reguliert die Luftfeuchtigkeit in den Räumen.
an nachwachsenden oder mineralischen Rohstoffen muss mindestens
85 Prozent betragen. Energieverbrauch, Emissionen und Abfall
sind bei Herstellung und Nutzung so
gering wie möglich zu halten. Alle
eingesetzten Stoffe müssen am Produkt angegeben sein, und das Herstellerunternehmen muss die Herkunft nachweisen können. Der Internationale Verein für zukunftsfähiges
Bauen und Wohnen natureplus e.V.
vergibt das Zeichen
in Zusammenarbeit
mit Unternehmen,
Umwelt- und
Verbraucherorganisationen nach der Prüfung durch unabhängige Institute.
Bei der Heizung wäre an eine
Wandheizung, einen Kachelofen
oder eine Niedertemperaturheizanlage zu denken. Nachwachsenden
Brennstoff verwerten Holzpelletsheizungen. Wärmepumpen arbeiten
zwar mit Umgebungsenergie etwa
aus dem Boden, brauchen dazu aber I nt e r ne t : w w w. n a t u re p l us . de ,
in der Regel Strom. Eine Solaranla- www.label-online.de
ge auf dem Dach macht das Haus
weniger abhängig von StromunterDas ÖkoPlus-Zeichen könnehmen, ohne dass es drinnen an
nen Fachhandelsgeschäfte
Komfort fehlt.
tragen, die ökologische
Produkte führen. Alle ProUnd draußen: Regenwasser sollte
dukte des Sortiments müsgenutzt werden, bepflanzte Dä- sen nach einem Bewertungssystem
cher bewässern oder im Boden des Fachhandelsverbandes geprüft
versickern können - das vermin- sein und mindestens 500 von 1.000
dert Grundwasserverluste vor Ort möglichen Punkten erreichen. Die
und verhindert manchmal Über- Punkte werden beispielsweise vergeschwemmungen anderswo.
ben nach Schadstoffgehalt im Endprodukt, umweltfreundlichen TransDas natureplus-Qualitätszeichen portwegen, eingesetzten Rohstoftragen Baustoffe, die umweltge- fen, Wiederverwertbarkeit, Verparecht hergestellt und gesundheitlich ckungen.
möglichst optimal sind. Der Anteil
43
Bauen und Wohnen
Internet: www.oekoplus.de,
www.label-online.de
•
Matthias Kunstmann, •
BUND Karlsruhe
•
Der naturnahe Garten
Gestaltung
schaftung
•
und Bewirt•
In einem naturnahen Garten
herrscht Leben! Erleben Sie die Jahreszeiten und genießen Sie faszinierende Naturbeobachtungen.
Beherzigen Sie in Ihrem Garten folgende Grundsätze:
•
•
•
•
•
44
Verzicht auf Einsatz von che- •
mischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sowie Torf
Stete Bedeckung des Bodens
durch Pflanzen oder Mulchdecke
Einsatz von für die Gegend typischen Materialien wie Pflanzen •
und Steinen anstelle von universellen Produkten (Verzicht auf
Böschungsringstein-Elemente, •
Palisadenwegeinfassungen aus
•
Beton et cetera).
Berücksichtigung heimischer
Stauden und Gehölze
Verwendung standortgerech­
ter Pflanzen
Verw en dun g res i ste n ter
Pflanzen (zum Beispiel gegen
Mehl- und Sternrußtau resis­
tente Rosen).
Verzicht auf sterile Pflanzen
mit „gefüllten“ Blüten. Sie sind
für Insekten wertlos!
Im Zuge des Klimawandels
wird es im Winter zunehmend
mehr, im Sommer jedoch weniger Niederschläge geben. Daher:
Einsatz von Pflanzen, die mit
den veränderten Bedingungen zurechtkommen. Im Zierpflanzenbereich zum Beispiel
Gestaltung von Steppen- oder
Präriegärten. Hier erübrigt
sich auch das Wässern!
Ersatz ungenutzter Rasen­
flächen durch ökologisch wertvollere Strukturen (zum Beispiel
Wiese, Stauden, Gehölze)
Mischkultur mit Fruchtfolge
im Gemüsegarten
Einbeziehung natürlicher Biotopelemente wie Hecken, Trockenmauern und Totholz­
haufen in die Gartengestaltung.
Sie sehen gut aus und geben
Igel, Eidechse & Co ein Zuhause.
Begrünung von Zäunen, Schuppen, Hausfassaden und Flachdächern
Zu jeder Jahreszeit sollte im
Garten etwas blühen!
Rückschnitt strukturstarker
Bauen und Wohnen
•
•
Fruchtstände von Stauden •
erst im zeitigen Frühjahr
Vermeidung/Entschärfung
von Kleintierfallen (ebenerdig
eingelassene Regentonnen, Teiche und Springbrunnen mit steilen/überstehenden Rändern,
Kellerlichtschächte et cetera.)
Einplanen von Regenwasser­ •
versickerungsflächen
•
•
Kompost
Wenn Sie folgende Hinweise beachten, gewinnen Sie nicht nur guten
Kompost sondern entlasten auch •
Ihre (Bio-) Mülltonne:
•
•
•
•
Der richtige Kompoststandort
liegt im Halbschatten. Ideal ist
•
Beschattung durch einen lichten
Baum oder Strauch (zum Beispiel
Holunder).
Kompost benötigt eine gute
Belüftung: Zu kompostierendes
Material weder in eine Grube,
noch in einen unbelüfteten, geschlossenen Behälter geben.
Komposthaufen beziehungs­
weise -behälter benötigen Erdanschluss.
Gröberes und feineres zu kompostierendes Material vermisch t od er in dü nn en
Schichten einbringen; stark
wasserhaltiges Material (wie
Grasschnitt) nur dünn einstreuen
oder zuvor etwas abtrocknen
lassen.
Neben dem im Garten anfallenden Material eignen sich
Küchenabfälle wie Kaffee-,
Tee-Satz und Gemüseabfälle.
Fleisch- und Fischabfälle, von
Krankheiten befallene Pflanzen
und Rhizome von Wurzelun­
kräutern gehören nicht auf
den Kompost.
Als Verrottungsbeschleuniger
gelegentlich etwas Gartenerde
oder Kompost dünn einstreuen
oder Stallmist beimengen. Eine
Kalkstreuung ist sinnvoll, sofern größere Mengen säurehaltiger Blätter und Nadeln beigemengt werden.
Das Material soll weder austrocknen, noch zu nass sein.
Eine Abdeckung des Komposts wirkt sich günstig aus.
Wird ein– bis zweimal umgesetzt, kann der Kompost schon
nach einem halben bis ganzen Jahr verwendet werden.
Margarete Ratzel,
BUZO
45
Bauen und Wohnen
Blumen
Augen auf beim Blumenkauf!
Jeder von uns
gibt statistisch
gesehen rund
80 Euro im
Jahr für Blumen aus, davon rund die Hälfte für Schnittblumen. Ein schöner Blumenstrauß
kann Räume wohnlicher und farbiger machen. Allerdings ist die Freude nicht immer ungetrübt:
Schnittblumen können Rückstände
von Pflanzengiften enthalten. Eine Recherche der Zeitschrift ÖkoTest
5/99 ergab hohe Mengen gesundheitsschädlicher Pestizide bei untersuchten Rosen. Eine Untersuchung
von 1995 zeigte, dass auch andere
Schnittblumen mit Pestiziden kontaminiert waren. Gesundheitsschädlich
sind die Gifte vor allem für die Arbeiter in der Blumenproduktion,
aber auch für die Mitarbeitenden in
Blumengeschäften, die ständig mit
den Pflanzen in Kontakt kommen.
derlanden). Sträuße von Rosen oder
anderen Blumen aus konventionellem Anbau sollten nicht getrocknet
und aufbewahrt und die verwelkten
Blumen sollten nicht in den eigenen
Kompost, sondern zum Bioabfall
gegeben werden.
Schnittblumen haben teilweise lange Anreisewege hinter sich. Sie
werden der Frische wegen per Flugzeug gebracht. In Ländern Zentralafrikas oder Mittelamerikas wird für
Luxusprodukte wie Schnittblumen
nach Europa zudem viel Land mit
wertvollen vulkanischen Böden
ver(sch)wendet.
Aus Gründen von Umweltschutz und
Ethik empfiehlt es sich daher, Blumen entsprechend der Jahreszeit
und aus der Region zu kaufen.
So können Sie davon ausgehen, dass
die Blumen nicht aus Ländern der
Dritten Welt oder den Tropen per
Flugzeug angeliefert wurden, sondern aus Deutschland, zumindest
aber aus der EU kommen. Europäische Richtlinien für Pflanzenschutz,
Arbeitsschutz oder Menschenrechte
sind zwar möglicherweise noch verbesserungsfähig, aber besser als in
Verbraucher haben bislang kaum manchen außereuropäischen HerMöglichkeiten, sich vor belasteten kunftsländern wie Kolumbien, EcuaBlumen zu schützen. Zunehmend dor oder Kenia.
kommen aber Blumen in den Handel
mit Gütesiegeln für Schnittblu- Etliche Blumengeschäfte führen Blumen aus umweltgerechtem An- men mit dem FLP-Siegel (Flower
bau (aus Deutschland oder den Nie- Label Programm), eine Vereinbarung von Blumenhandel, Menschen46
Bauen und Wohnen
rechtsorganisationen und Gewerkschaften über die Einhaltung grund- •
legender Menschen- und Arbeitsrechte sowie des Umweltschutzes
durch nur geringen Einsatz von Pestiziden.
In Lebensmittelmärkten von EDEKA
und Kaiser´s Tengelmann finden die •
Kunden Rosen mit dem TransFairSiegel, das für fairen Handel mit Ländern der Dritten Welt steht.
Weitere Infos: ÖkoTest 11/03,
www.fairflowers.de,
www.transfair.org, www.fian.de
Tipps kompakt:
•
•
Bevorzugen Sie Blumen entsprechend der Jahreszeit.
Schneiden Sie Blumen selbst auf
Flächen von Landwirtschaftsbe-
•
trieben der Region.
Ist Ihre bevorzugte Blume nicht aus regionalem Bezug möglich,
wählen Sie Schnittblumen mit dem FLP- L a
bel oder dem TransFair-Siegel
Fragen Sie bei Ihrem Blumenhändler oder Lebensmittelmarkt
nach solchen Schnittblumen aus
umwelt- und menschengerechtem Anbau.
Trocknen Sie wegen der möglichen Pestizidrückstände verwelkte Blumensträuße nicht und bewahren Sie sie nicht auf.
Mechtild Bauer, Stadt Karlsruhe,
Umwelt- und Arbeitsschutz
Blumenkalender: Wann können Sie welche Schnittblumen aus Deutschland kaufen?
47
Bauen und Wohnen
als „geruchsarm“ klassifizierte Stifte
sind die bessere Wahl. Riechende
Skandalmeldungen über Stifte gehören nicht in Kinderhände.
giftige Stoffe in Spielzeug
auch renommierter Her- Fingerfarben gelangen automasteller, die in Billiglohnlän- tisch auf den Körper und werden oft
dern produzieren. Blei in Farben verschluckt. Fingerfarben sollten
und Kunststoffen, herauslösbare daher schwermetallfrei sein. EnthalMagnetteile und Kleinteile - kaum tene Konservierungsmittel schützen
eine Woche ohne neue Skandale um einerseits vor Verkeimung, wirken
andererseits selbst giftig.
gefährliches Spielzeug aus Fernost.
Spielzeug von A bis Z
Worauf müssen Eltern beim Kauf Tipp: Fingerfarben selbst herstellen:
achten, woran erkennen sie gutes
Spielzeug und ungiftiges Bastelma- • 1/2 Tasse Maisstärke in 3/4 Tasse
kaltem Wasser auflösen
terial?
• 1 Päckchen Gelatine laut Angaben in Wasser auflösen
Bunt- und Bleistifte:
• 2 Tassen kochendes Wasser langDie Minen bestehen aus
sam in die Stärkemasse einrühMischungen von Farbren und aufkochen, bis die Mipigmenten oder Graschung klar wird. Die aufgelöste
phit (kein Blei!) sowie
Gelatinemasse zugeben und auf
Ton und Wachsen.
mehrere Schraubgläser verteilen.
Tipp: Da auf Stiften gern gekaut
wird, sollten die Hüllen aus unla- • Lebensmittelfarbe (bei den
Backzutaten im Lebensmittelgeckierten und ungefärbten Hölzern
schäft) zugeben. Im Kühlschrank
bestehen, um zu verhindern, dass
aufbewahren und bald verbrauLackpartikel, Farben oder Kunststofchen.
fe in den Mund gelangen.
Faser- oder Filzstifte: Bei diesen
beliebten Stiften sind die Lösemittel,
mit denen die leuchtenden, oftmals
auch auf glatten Oberflächen haftenden Farben in der Mine „in Lösung“ gehalten werden, beim Ausgasen, Verdampfen und gelegentlichen Verschlucken problematisch.
Man kann es manchmal sogar riechen! Wassergelöste Pigmente oder
48
Internet www.konsument.at
Holz: Gefärbtes oder lackiertes Holz
ist nicht unbedingt eine gesunde
Alternative zu Kunststoff. Farben
und Lacke enthalten möglicherweise
giftige Stoffe und können beim Lutschen oder Beißen leicht abgelöst
werden und in den Körper gelangen.
Bauen und Wohnen
Tipp: Wählen Sie Spielzeug aus unla- Ofen aushärtet. Sie besteht in der
ckiertem einheimischem Holz, die Regel aus PVC mit Weichmachern,
die beim Erhitzen im Backofen ausOberfläche kann geölt sein
gasen und die Modelliermasse dauerhaft aushärten lassen.
Kleber: Klebestifte sind in der ReTipp: Lufttrocknende Kneten, die
gel unbedenklich,
ebenso einige löseanschließend bemalt und lackiert
mittelfreie Bastelwerden können, oder selbst hergekleber - lösemittelstellter Salzteig zum Modellieren
haltige Universalund Bauen
kleber, Kraft- oder
gar SekundenkleSpielzeug aus Kunststoff:
ber (mit dem Flammensymbol) ge- Problematisch sind hierbei einige
hören nicht in Kinderhand!
Kunststoffe und ihre Additive. Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), PolyKneten: Kleine Stücke werden oft ethylenterephthalat (PET) oder Polyverschluckt, daher bedürfen die In- carbonat (PC) gelten als harmlos im
haltsstoffe hier besonderer Auf- Gebrauch - das heißt: Ausgasende
merksamkeit: Achten Sie auf Farben Ausgangsbestandteile sind in norohne Schwermetallanteile, Knetmas- malen Mengen nicht giftig, es werse aus ungiftigen Materialien wie den keine oder nur unproblematiWachs, Kreide, Kalk, Ton.
sche Additive zugefügt.
Unterschieden werden Knete auf
Wasserbasis, die nach einiger Zeit an
der Luft aushärtet, und dauerplastische Knete, die weich bleibt.
Dauerplastische Kneten bestehen
aus verschiedenen Wachsen - leicht
zu kneten sind sie bei Zugabe von
Kartoffelstärke, etwas schwerer zu
knetende enthalten als Füllstoff
Kreide.
Aushärtende Kneten können Lösemittel enthalten, die ein rascheres
Aushärten unterstützen, beispielsweise Formaldehydabspalter. Kein
Kinderspielzeug ist Knete, die im
Anders verhält es sich mit Polyvinylchlorid (PVC): In Spielzeug aus Weich- PVC finden
sich häufig Phtalate als
Weichmacher, die in Verdacht
stehen, Leber, Nieren und
Fortpflanzungsorgane zu schädigen
und wie ein Hormon zu wirken. PVC
wird, sollten Teile herausgebissen
und verschluckt worden sein, hart
und kann den Darmtrakt verletzen.
Weitere häufige Additive in PVC
sind sehr giftige zinnorganische Verbindungen zur Konservierung oder
Cadmium als UV-Licht-Stabilisatoren.
49
Bauen und Wohnen
Cadmium als UV-Licht-Stabilisatoren. Schminkmalfarben!
Wachsmalstifte: Sie sind in der
Tipps:
Kaufen Sie nur Spielzeug mit Her- Regel umweltfreundlich und gestellerhinweisen: Alle Aufschrif- sundheitlich unbedenklich.
ten, Waren- und Bedienungshinweise müssen vollständig und in deutMechtild Bauer, Stadt Karlsruhe,
scher Sprache vorhanden sein, etwa
Umwelt- und Arbeitsschutz
der Hersteller oder Importeur. Dies
ist im Schadens- oder Reklamationsfall entscheidend. Spielzeug sollte
aus Kunststoff ohne PVC bestehen (seien Sie misstrauisch: Fehlt bei
Kunststoffartikeln ein MaterialhinÖkologisch mobil im
weis, so sind sie meist aus PVC)
Verkehr und Freizeit
„Riechen - rütteln - fühlen!“ bei
Spielzeug: Unangenehmer Geruch
deutet auf Schadstoffe hin; stark
parfümierte Spielsachen können
Allergien fördern. Scharfe Kanten
und leicht ablösbare Einzelteile wie
Knöpfe, Laschen oder Augen sind
für Kleinkinder gefährlich. Die Speichelechtheit der Farben lässt sich
durch Rubbeln überprüfen: Bleibt
Farbe am Finger zurück, besser nicht
kaufen.
Achten Sie auf Prüfsiegel, zum
Beispiel das GS-Zeichen oder auf
Tests renommierter Zeitschriften wie
Stiftung Warentest oder Öko-Test.
Wasserfarben: Markenmalkästen
mit auswechselbaren und einzeln
nachkaufbaren Farbtöpfchen kann
man ohne Bedenken verwenden.
Bedenken sie, dass die Farben nicht
für das Bemalen des Körpers gedacht sind - hierfür gibt es extra
50
Alltag
Das eigene Auto Freiheit oder Belastung?
Das Auto ist flexibel und steht für
viele direkt vor der Haustür. Aber es
schränkt unseren Lebensraum oft
auch ein, ohne, dass wir uns dessen
bewusst sind:
Die in Karlsruhe zugelassenen Pkw
benötigen während der fast 23
Stunden, die sie am Tag durchschnittlich auf dem Parkplatz stehen, zusammen eine Fläche von etwa 300 Hektar. Das entspricht der
Fläche der Südweststadt. Die für
Parkplätze insgesamt genutzte Fläche geht noch weit darüber hinaus.
Die Zunahme der Zahl der in Karlsruhe zugelassenen Pkw von 1950 bis
2002 zeigt die nachstehende Grafik.
Neben dem Flächenverbrauch sind
es vor allem Lärm, Abgase und Un-
Verkehr und Freizeit
fallgefahren, denen wir tagtäglich
ausgesetzt sind. Es gibt aber auch
eine Reihe von Alternativen zum
Pkw.
700
632
626
600
550
500
463
400
357
300
200
0
Fahrrad und Kind - praktisch und bequem
154
100
25
1950
1960
1970
1980
1990
2000
2010
Die "Öffentlichen" sind attraktiver als man denkt
Anzahl Pkw pro 1000 Einwohner (über 18
Jahre)
Quelle: Statistisches Informationssystem der
Mit Bus und Bahn ist insbesondere
Stadt Karlsruhe
das Stadtzentrum für Einkaufsfahr-
ten oder für den Weg zur Arbeit gut
Zu Fuß und per Rad unter- zu erreichen. Ein spannendes Buch
verkürzt die empfundene Reisezeit
wegs
beträchtlich. Der öffentliche Verkehr
Einkäufe beim Bäcker und im Super- wurde in den letzten Jahren gut
markt können bequem zu Fuß oder ausgebaut. So sind alte Vorurteile
mit dem Fahrrad erledigt werden. mittlerweile überholt.
Ein Fahrradkorb oder Packtaschen
am Gepäckträger lösen das Transportproblem. Mit einem Fahrradanhänger lassen sich sogar Getränkekisten transportieren. Ganz nebenbei profitiert die Gesundheit davon.
Von den Wintermonaten abgesehen, sind in der Karlsruher Innenstadt „CallBikes“ verteilt: Fahrräder
der Deutschen Bahn AG, die kurzfristig gemietet werden können.
Nach Gebrauch können sie an jeder
Straßenkreuzung in der Innenstadt Mit Stadt– und Straßenbahn ins Zentrum
wieder abgestellt werden.
51
Verkehr und Freizeit
Umweltfreundlich zur Ar- Bahnanschluss führt bei Familien oft
dazu, dass Kinder und Jugendliche
beit
Ist der Arbeitsplatz nicht in der Nähe
einer Haltestelle, so bietet es sich an,
eine Fahrgemeinschaft zu bilden.
Wenn man sich abwechselt oder eine Beteiligung an den Fahrtkosten
vereinbart, wird die Fahrt billiger,
weniger langweilig und man schont
die Umwelt. Wenn viele dem Vorbild folgen, kann mancher Stau kürzer werden und man selbst schneller
ans Ziel kommen.
ICE - Dienstwagen
Chauffeur
mit dem Auto gefahren und abgeholt werden müssen. Die eigene Mobilität wird eingeschränkt, wenn das
Autofahren in höherem Alter
schwieriger wird.
mit
Bei dienstlichen Reisen ist meist die
Carsharing und ÖPNV ergänzen sich
Bahn das günstigere Verkehrsmittel.
So werden dank schneller und häufiger Bahnverbindungen zum Beispiel Mehr "erfahren"
Stuttgart, Freiburg oder Frankfurt
zügig erreicht. Während der Reise Weitere Tipps erhalten Sie vom VCD
bleibt Zeit zum Arbeiten oder Ent- (www.vcd.de) oder in der Mobilispannen.
tätszentrale ka|mobil am Marktplatz
in Karlsruhe (www.ka-mobil.de).
Das eigene Auto - ein
Muss?
Optimal ist es, wenn man zum Beispiel bei gutem Stadtbahnanschluss
auf das eigene Auto ganz verzichten
kann.
Johannes Meister,
BUZO
Vegetarische Automobiltechnik
Das Angebot im öffentlichen Verkehr sollte auch ein Kriterium für
die Wahl der Wohnung bei einem In den vergangenen Auflagen dieses
Umzug sein. Besonders das Häu- Einkaufsführers haben wir auf die
schen im Grünen ohne Bus- oder Vorzüge von alternativen Kraftstof52
Verkehr und Freizeit
fen aufmerksam gemacht. Hierzu
sind wir auf zwei verschiedene Arten von Treibstoffen eingegangen,
welche eine mehr oder weniger große Einsparung an Emissionen versprechen. Die aktuelle Entwicklung
auf dem Gebiet der erneuerbaren
Treibstoffe zeigt allerdings einige
Nebenwirkung auf, weshalb man
eine Umrüstung auf Biotreibstoffe
nicht uneingeschränkt empfehlen
sollte.
dass die Preise in gleichem Maße
auch für Lebensmittel ansteigen.
Dies kann man bereits jetzt in Mexiko sehen, wo das Grundnahrungsmittel Mais nun auch zur Energiegewinnung verwertet wird was eine
schmerzliche / deutliche Preissteigerung mit sich brachte; eine ähnliche
Entwicklung ist aber auch hierzulande nicht undenkbar.
Eine derzeit denkbare Alternative
stellt das so genannte BtL-Verfahren
(Biomass to Liquid) dar. Dieses ermöglicht, nahezu jede organische
Substanz in Treibstoff umzuwandeln. Die Unbedenklichkeit dieses
Verfahrens hängt dabei auch stark
von der Ressourcengewinnung ab.
Eine Verwendung von Pflanzenresten wäre demzufolge unbedenklich.
Es sollte jedoch jederzeit bewusst
sein, dass auch damit unsere Treibstoffprobleme nicht gelöst werden
können und man sich über kurz oder lang damit auseinandersetzen
muss, anstatt immer neue Wege zu
suchen, den immer größer werdenden Treibstoffhunger unserer Gesellschaft zu befriedigen.
Das wohl größte Problem ist der enorme Verbrauch an Flächen, welche zum Anbau der Ölsaaten benötigt werden. Diese werden zum Beispiel durch die Rodung von Regenwaldflächen bereit gestellt. Die hierfür häufig angewandte Brandrodung setzt zusätzliche Treibhausgase frei, welche nicht in die Ökobilanz von Biotreibstoffen einfließen,
ganz zu schweigen von der damit
einhergehenden unwiederbringlichen Zerstörung der „grünen Lunge“ dieses Planeten. Die anschließende intensive Bewirtschaftung des
Bodens entzieht diesem wertvolle
Nährstoffe und macht ihn in kürzester Zeit unbrauchbar für eine weitere Bewirtschaftung, was wiederum Quellen:
www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24543/1.html
zu weiteren Rodungen führt.
Ein eher soziales Problem, das durch
die Förderung von Biotreibstoffen
hervorgerufen wird, liegt darin, dass
sie / ihr Anbau in direkter Konkurrenz zu Nahrungsmitteln stehen.
Der oft höhere Preis, der für Energieträger gezahlt wird, führt dazu,
www.einfachbio.at/showContent.php?artikel
=36
www.greenpeace.de/themen/klima/nachricht
en/artikel/bio_sprit_kein_ruhekissen_fuers_u
mweltgewissen/
Thomas Gramer, Verena Hemm,
GHG
53
Verkehr und Freizeit
unter www.kvv.de. Die Karlsruher
Mobilitätszentrale am Marktplatz
Raus in die Landschaft... Für Freizeit- gibt dazu jede Menge Ausflugstipps.
Unternehmungen ist Karlsruhe
günstig gelegen, zwischen dem Natur genießen: das geht am
Schwarzwald, dem Kraichgau, der einfachsten zu Fuß. Markierte WePfalz und dem Elsass: Ferienland- ge lassen sich mit Wanderkarten
finden, über Naturlehrpfade auf
schaften in nächster Nähe.
Karlsruher Gemarkung informieren
Bahnen und Busse sind in diesen die Naturführer-Faltblätter des AmGebieten auch für den Freizeitver- tes für Umwelt und Arbeitsschutz,
kehr die Alternative zum Auto ge- Naturschutzgebiete der Region werworden. Mit ihnen sind sogar abge- den in Blättern des Regierungspräsilegene Ziele wie der Mummelsee, diums erläutert. Wandervereine und
das Kloster Maulbronn oder Wei- Umweltverbände bieten geführte
ßenburg im Elsass bequem erreich- Wanderungen und Exkursionen in
allen Schwierigkeitsgraden an.
bar.
Freizeit und Tourismus
© vandyck71/PIXELIO
Auf den S-Bahn-Strecken des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV)
und zum Beispiel durch den Kraichgau oder das Murgtal geht es noch
spät abends nach einem Lokalbesuch zurück. Informationen
über Verbindungen,
Fahrpläne und Tarife
liefern das KVV-Kursbuch, die KVVKundenzentren oder das Internet
54
Eine Besonderheit
ist die ÖkoregioTour Kraichgau,
eine abwechslungsreiche Route mit
vielen S-Bahn-Anschlüssen, an der
das Jahr über Veranstaltungen verschiedener Anbieter stattfinden.
Nicht weit ist es dagegen zum Karlsruher Naturschutzzentrum Rappenwört mit seinen wechselnden
Attraktionen für Kinder und Erwachsene.
Fürs Radfahren gibt es inzwischen
in der Region ein dichtes Netz von
beschilderten Überland-Strecken
abseits der Autostraßen. Dafür liegen brauchbare Radwegekarten vor.
Für die An- oder Rückreise transportieren die Bahnen und Busse im KVV
und in weiteren Verkehrsverbünden
sowie die Regionalzüge der Deutschen Bahn (DB) in Rheinland-Pfalz
Verkehr und Freizeit
Fahrräder kostenlos (die DB nicht auch in Rheinland-Pfalz sind Felsen
aus Gründen des Naturschutzes gewerktags vor neun Uhr).
sperrt. Dort leben Greifvögel und
W e r m i t d e m B e r g r a d andere seltene Arten. Verantwor(Mountainbike) hoch hinauf will, tungsbewusste Natursportler und findet im Schwarzwald, im Pfälzer- sportlerinnen weichen nicht von den
wald und in den Vogesen viele schö- gekennzeichneten Wegen und Zune Wegstrecken, die breit genug stiegen ab, und sie hinterlassen keisind (in Baden-Württemberg nach ne Spuren.
dem Waldgesetz mindestens zwei
Meter) oder eigens markiert (im El- Kanu fahren ist ein Sportvergnügen
sass oft mit "VTT"), so dass die Natur auf dem Rhein und einigen breiteren Nebenflüssen, selbstverständlich
nicht geschädigt wird.
mit Rücksicht auf die Tiere und
Pflanzen in den Uferbereichen,
Flachwasserzonen und Altwässern.
Beim Wasserwandern sind Flusskarten unentbehrlich, in denen die Einund Ausstiegsstellen beschrieben
sind - bitte auch nur die ausgewiesenen Rastplätze benutzen.
© Echino/PIXELIO
Im Winter bestehen zum Skifahren
zwar t radi tionelle Pisten im
Schwarzwald, die mit öffentlichen
Verkehrsmitteln erreichbar sind,
mehr zu empfehlen ist aber der
Langlauf - auf den Höhen gibt es
sogar Skifernwanderwege. Bei allen
Sportarten, die aufwändige Kleidung und Geräte erfordern, wäre
zugunsten der Ökobilanz auch an
Ausleihen zu denken.
Klettern ist an einigen Felsformationen des Schwarzwaldes und des
Pfälzerwaldes möglich; in BadenWürttemberg nur, wenn sie dafür
ausdrücklich frei gegeben sind, und
Beliebte Ziele zum Baden sind die
Baggerseen der Rheinebene, meist
leicht mit dem Rad und zum Teil mit
öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Auch an den Seen gehört es
zu den Spielregeln, Schutzzonen zu
respektieren und keinen Abfall zurückzulassen.
An Kultur gibt es in der Region
viel zu erleben: malerische Dörfer
und Städte, Burgen und Schlösser,
alte Anlagen zum Beispiel für die
Flößerei oder den Weinbau. Wanderrouten zu kulturellen Themen
erläutern die Geschichte der Waldenser im Kraichgau oder der Mönche im Trifels-Gebiet. Hinweise auf
lohnenswerte Besichtigungen wer55
Verkehr und Freizeit
den von den Touristikgemeinschaften geliefert. Bus-Touren mit Programm können auch bei Volkshochschulen oder bestimmten Reisebüros
gebucht werden. Sie führen zum
Beispiel zu Theateraufführungen
und Konzerten in der Region. Die
verschiedensten Museen ermöglichen einen anderen Blick auf das
Land. Jedes Jahr sind am Mühlentag (Pfingstmontag) und am Tag
des offenen Denkmals (zweiter
Sonntag im September) historische
Bauten geöffnet, die sonst unzugänglich sind; dabei ist für weitere
informative Unterhaltung sowie Essen und Trinken gesorgt.
Einkehren, wo es
schmeckt...
Meistens schmeckt es besonders gut,
wenn Produkte aus der Gegend, womöglich in Bio-Qualität, frisch auf
den Tisch kommen.
Urlaub fängt vor der Haustür an...
Viele verbringen gern einen größeren Teil ihrer Ferien in der Region.
Das spart auch Reiseaufwand.
Auf die lockere Art lässt sich Urlaub
auf den Campingplätzen der näheren und weiteren Umgebung machen. Einige sind für ihre Umweltfreundlichkeit als Ecocamping ausgezeichnet. Fahrräder eignen sich
schon für die Anreise, erst recht für
56
die Ausflüge vom Platz aus - das Auto kann stehen bleiben.
Bequemer sind vielleicht Ferienwohnungen oder Zimmer. Beim
Urlaub auf dem Bauern- oder
Winzerhof ist das Wirtschaften auf
dem Land mit seiner Atmosphäre
aus nächster Nähe zu erleben. Die
Betriebe versorgen ihre Gäste mit
eigenen Erzeugnissen. Diese persönlichen Beziehungen stärken die einheimische Landwirtschaft, viele Betriebe können nur noch so erhalten
werden. Außerdem steigt bei den
Beteiligten die Wertschätzung von
Qualitätsarbeit. Auch Bio-Betriebe
machen Urlaubsangebote. Einige
Ferienwohnungen sind schon ökologisch gebaut und eingerichtet, allergikergerecht und rauchfrei.
Bei Gasthöfen
und Hotels
sollten die den
Vorzug haben,
die Umweltbewusstsein zeigen. Betriebe, die etwa erneuerbare Energien nutzen und Verpackungen sparen, können dies mit dem ViabonoQualitäts-zeichen oder vergleichbaren Zertifikaten dokumentieren.
Andere haben sich
dem Bett&BikeProgramm angeschlossen und sind
besonders auf Radreisende eingestellt.
Verkehr und Freizeit
Vor Fernreisen ist die Wahl des
Verkehrsmittels ein paar Überlegungen wert. Bahn und Schiff sind
nicht nur ökologisch besser, sie ermöglichen auch entspanntes Reisen
und bringen immer wieder nette
Menschen zusammen. Wie wär's übrigens einmal mit einem HausbootUrlaub in einer weniger bekannten
Gegend Europas?
Mit der Bahn nach China: Bestimmte
Reiseunternehmen machen es möglich, andere Kontinente umweltverträglich kennen zu lernen. Oder sie
haben die Spezialinformationen, mit
denen in nicht so weiter Entfernung
Natur und Kultur zu einem ungewöhnlichen Erlebnis werden.
Viele besondere Angebote finden
sich auch in Gratis-Zeitschriften, die
Der Flieger muss nicht sein. Je- in den Naturkostgeschäften erhältdes Ziel ist auch zu Lande und zu lich sind.
Wasser zu erreichen. Die Reise mit
allem, was dabei zu sehen ist, und
mit dem Gefühl für die Entfernung Campingplätze, die sich für das
ist schon ein Stück Urlaub. Und Zeit Umweltzeichen ECOCAMPING
haben gehört doch dazu... Der Flug- entscheiden, erfüllen Anforderunverkehr verschmutzt dagegen immer gen an Umweltschutz, Abfallvermehr die Luft und den Himmel (wie meidung, effiziente Nutzung von
öfters am dichten Netz der Kondens- Energie und Wasser, Schadstoffverstreifen zu erkennen ist). Die übliche meidung, Verkehrsvermeidung,
Flughöhe ist genau in einer Luft- naturverträgliche Freizeitangeboschicht zwischen Ozonsmog und O- te, ein Angebot regionaler Produkzonloch: Nach unten verstärken die te, Umweltinformationen. Das ZeiAbgase das Ozon, das die Atemwe- chen wird von einem Verein der
ge schädigt, in höheren Luftschich- Campingunternehmerverbände
ten zerstören sie das Ozon, das dort vergeben.
Haut schädigende Sonnenstrahlen
abhält. Vor allem beim Starten und
Landen wird die Luft mit Krebs erregenden Stoffen belastet. Mit der
Zunahme der Flugbewegungen hat
daneben der Kohlendioxidausstoß
samt seinen Folgen für das Weltkli- Internet: www.ecocamping.net
ma deutlich zugenommen. So gesehen verliert der Baden-Airport seine
Die Dachmarke Viabono kennzeichReize. Aber Fliegen kann unbedenknet umweltorientierte Tourismusanlich sein: zum Beispiel mit dem Balgebote in Deutschland. In den Kritelon - auch das wird in der Region
rienkatalogen geht es um Abfallverangeboten.
meidung, Energiesparen und Nut57
Verkehr und Freizeit
zung erneuerbarer Energien, Wassersparen und geringe Abwasserbelastung, umweltfreundliche Verkehrsangebote, Natur- und Landschaftsschutz, umweltverträgliche
Bau- und Einrichtungsweise, Nichtraucherräume, Angebot regional
erzeugter und ökologischer Lebensmittel, Informationen über diese
Aktivitäten. Es müssen bestimmte
Mindestanforderungen erfüllt werden, außerdem müssen die weiteren
Leistungen nach Wahl eine bestimmte Mindestpunktzahl ergeben.
Das Zeichen ist eine Initiative von
Tourismus-, Umwelt- und Verbraucherverbänden zusammen mit der
Bundesregierung.
Internet: www.viabono.de,
www.label-online.de
Matthias Kunstmann,
BUND Karlsruhe
Tag der Regionen
Vorstellung der Initiative
Der Tag der Regionen ist ein Projekt zur Förderung nachhaltiger
regionaler Entwicklung. Alljährlich
wird er von einer Vielzahl Verbündeter und Partner über einen vierzehntägigen Zeitraum um den
kirchlichen Erntedanktag mit über
1.000 Veranstaltungen im Bundesgebiet gestaltet. Die jährliche Besucherzahl liegt bei über einer Million.
Leitgedanken
Ein wesentliches Anliegen des Aktionstages ist die Schärfung des Interesses und der Verantwortung für
das eigene Lebensumfeld. Zum anderen werden die Chancen des Zusammenspiels ökonomischer, ökologischer und sozialer Vorteile der
regionalen Kreisläufe vermittelt
und Beispiele für den nachhaltigen
Umgang mit unseren Lebensgrundlagen geliefert:
•
•
•
•
58
Schutz, nachhaltige Bewahrung
und Verbesserung der Lebensgrundlagen von Mensch,
Tier und Pflanze
Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe
Förderung abwechslungsreicher
Landschaftsstrukturen und Naturräume
vermehrte Verwendung von Lebensmitteln hoher Qualität aus
der eigenen Region
Verkehr und Freizeit
•
Förderung der regionalen Iden- 0 5 6 4 3 - 9 4 8 8 0 3 , E m a i l : b u n d [email protected]
tität
Bei den Bemühungen geht es keinesfalls um die regionale Abschottung, sondern um ein globales Miteinander unter dem Motto „Global
denken, lokal handeln.“
Aktionsbündnispartner
Etwa 40 Bündnispartner unterstützen und gestalten den Tag der Regionen, darunter bundesweit organisierte Gruppen aus Natur- und Umweltschutz, Kirchen, Land- und
Forstwirtschaft, Jugendarbeit, Tourismus, Bildung, Verbraucherschutz,
Gastronomie und mittelständischem
Handwerk.
Gisela Endt,
Aktionsbündnis Tag der Regionen
www.tag-der-regionen.de
Externer Beitrag
Gastronomie
Gut essen und trinken gehen
Themenakzente
Jedes Jahr steht der Tag der Regionen unter einem bestimmten Motto.
© wrw/PIXELIO
Das Motto zum Tag der Regionen im
Jahr 2008 lautet zum Beispiel: Bio-Qualität ist in den Gasthöfen
„Klimaschutz durch kurze We- und Restaurants noch ungefähr so
selten wie drei Gourmet-Sterne, age“.
ber sie ist im Kommen. Erst mal sind
es einzelne Angebote auf den SpeiKoordinationsbüros
se- und Getränkekarten, dann wagen sich Wirte oder Wirtinnen weiKoordinationsbüro Süd, Gisela Endt,
ter vor, erst recht bei entsprechenMuseumstr. 1, 91555 Feuchtwangen,
der Nachfrage.
Tel. 09852-1381, Fax 09852-615291,
Email:bund-sued@tag-derAuch wenn sie noch nicht Erzeugnisregionen.de
se mit Öko-Siegel verwenden, sind
Koordinationsbüro Nord, Brigitte sie gut beraten, Gemüse, Obst, KräuHilcher, Zur Specke 4, 34434 Bor- ter, Fleisch, Wein, Saft, Backwaren
gentreich, Tel. 05643-948537, Fax
59
Verkehr und Freizeit
oder andere Spezialitäten bei vertrauenswürdigen Höfen der Region und verlässlichen Bäckereien, Käsereien und Metzgereien
einzukaufen. Der Transport- und
Verpackungsaufwand ist gering.
Wie die Verantwortlichen für die
Küche können die Gäste Herkunft,
Verarbeitung und Qualität nachvollziehen. Betriebe der Region werden
gestärkt, schon weil sie durch direkten Verkauf angemessenere Preise
erzielen, Arbeitsplätze werden gesichert, insgesamt werden persönliche
und an gemeinsamen Werten orientierte Wirtschaftsbeziehungen gefördert. Dabei werden regionaltypische Produkte und Herstellungsweisen als kultureller Reichtum bewahrt. Und die Landschaft lässt sich
schmecken…
Sehr unmittelbar ist das in den Besenwirtschaften zu erfahren. Sie
servieren eigenen Wein und noch
einiges Selbstgemachtes dazu.
Weinfeste und Straßenfeste in
den Dörfern und Städten sind Jahreshöhepunkte für die örtlichen Vereine, die an ihren Ständen ebenfalls
mit Spezialitäten locken. Sie setzen
sich in unterschiedlicher Weise für
das Zusammenleben, die Umwelt
und die Kultur am Ort ein und verdienen es, beim Feiern gezielt unterstützt zu werden. Dem entspricht
bei Ausflügen die Einkehr in Hütten
der Wandervereine und der Naturfreunde.
60
Um die Kultur des Essens und Trinkens zu fördern, statt in der Ernährung nur eine nötige Funktion zu
sehen, haben sich Initiativen wie
LebensART, Schmeck den Süden ,
Slowfood und Eurotoques gebildet. Für sie gilt: Was zu Hause oder
im Lokal auf den Tisch kommt, soll
regional und saisonal stimmen, das
heißt möglichst in regionaler
Nachbarschaft und in der jeweiligen Jahreszeit gewachsen sein;
Frische ist dann inklusive.
Beim Genießen geht es um echte
Qualität und das richtige Ambiente,
ohne dass es zu teuer werden müsste. Geachtet wird auf Gesundheit,
Geschmack und Wohlbefinden.
Verkehr und Freizeit
Ökologische Angebote können dafür am besten sorgen. Nicht zuletzt
ist es wichtig, sich für das Tafeln und
Zusammensein Zeit zu lassen.
Matthias Kunstmann,
BUND Karlsruhe
Unterwegs in der Natur: Kraichgau
Der Kraichgau, zwischen Odenwald
und Schwarzwald, Rheinebene, Neckarbergland und Zabergäu gelegen, ist uraltes Siedlungs- und Ackerbaugebiet. Dank seines milden
Klimas und der hügeligen Landsch a ft s f or men w ir d er au c h
„Badische Toskana“ genannt. Hier
werden Getreide und Hackfrüchte
angebaut, aber auch für Obst- und
Weinbau sind die Bedingungen ideal. Das sanftwellige Hügelland mit
Höhen um die 200 bis 300 Meter
wurde bereits in der mittleren Steinzeit ackerbaulich genutzt. Kein
Wunder, angesichts des zum Teil
meterdicken, fruchtbaren Lößmantels, der das anstehende Gestein aus
Muschelkalk und Keuper umhüllt.
Der Löß - feinster, kalkhaltiger
Staub - wurde während der Eiszeiten aus den Kies- und Schotterfluren
der Oberrheinebene ausgeweht und
weiter östlich abgelagert. Im geschützten Kraichgau überdauerten
die Lößdecken bis heute.
Der Naturschutzbund möchte Sie
mit dem Konzept der ÖkoRegioTour in die reizvolle Kraichgauer
Hügellandschaft führen! Entdecken
Sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad
den Charme dieser uralten Bauernund Winzerlandschaft.
Typisch für die Lößlandschaften sind
die sogenannten Hohlwege oder
Von Karlsruhe oder Bruchsal führt „Hohlen“. Im Kraichgau sind sie bis
die ÖkoRegioTour in den südwest- zu 20 Meter in das Gelände eingelichen Kraichgau bis nach Bretten, tieft und oft viele hundert Meter
Oberderdingen und Kraichtal. Dort lang. Sie bieten seltenen Pflanzenarkann man historische Ortskerne mit ten Lebensraum, aber auch vielen
engen Gassen, beeindruckende Kleinsäugern, Eidechsen, WildbieFachwerkbauten, Schlösser und Mu- nen und Grabwespen. Einer der
seen erkunden. Geheimnisvolle schönsten und am besten erhalteHohlwege, alte Weinberge und nen Hohlwege des Kraichgaus ist die
schöne Streuobstwiesen bieten einer Galgenhohle mit einer Länge von
ganz besonderen Tier- und Pflan- 600 Meter.
zenwelt Lebensraum.
61
Verkehr und Freizeit
Auf ÖkoRegioTour gehen heißt,
den Charakter einer Landschaft
mit allen Sinnen zu erfassen.
Wer sich darauf einlässt, wird erkennen, wie eng gerade im Kraichgau
die Zusammenhänge zwischen Natur
und Kultur sind: eine gewachsene
Kulturlandschaft. Lebendiger Ausdruck dessen sind die wunderbaren
Streuobstwiesen, die uns zu jeder
Jahreszeit durch ihre Ausstrahlung
erfreuen. Oft erstrecken sie sich als
breite Gürtel um die Dörfer und sind
zu jeder Jahreszeit eine Bereicherung für das Landschaftsbild.
Mit bis zu 5000 (!) Tier- und Pflanzenarten sind die Streuobstwiesen
einer der artenreichsten Lebensräume überhaupt. Steinkauz, Wendehals und Gartenschläfer fühlen sich
hier ebenso wohl wie Bienen, Hummeln und viele Käferarten. Fledermäuse nutzen die Baumhöhlen. Auf
den Wiesen leuchten Salbei, Margeriten, Witwenblumen und viele andere. Entlang der ÖkoRegioTour
informieren Lehrpfade, ein Lehrbienenstand und ein Streuobstmuseum über die Bedeutung des
Streuobstbaus und die Bemühungen
um den Erhalt dieses Landschaftsele62
ments.
Die ÖkoRegioTour hat eine Gesamtlänge von rund 120 Kilometer.
Dank der Stadtbahn ist die Wander- oder Fahrradroute ganz individuell zu gestalten. Da lockt vielleicht
das hoch auf einem Bergsporn gelegene Gochsheimer Schloss oder das
informative Streuobstmuseum bei
Bruchsal. Die Hohlwegwanderung
rund um Oberöwisheim ist ebenso
einen Abstecher wert wie das historische Bretten oder der Amthof von
Oberderdingen. Daneben gibt es
zahlreiche natur- und kulturhistorische sowie geologische Besonderheiten zu entdecken. Je nachdem, welche Stationen und Tourenabschnitte
besonders interessieren, fährt man
ein Stück mit der Stadtbahn und
setzt die Tour dann zu Fuß oder mit
dem Fahrrad fort.
Ein Tourenplaner, der in der Karlsruher Mobilitätszentrale sowie beim
NABU Karlsruhe (Geschäftsstelle)
und in den Rathäusern der Kraichgaugemeinden erhältlich ist, macht
Vorschläge für die ganz persönlich
zu gestaltende Tour. Die gesamte
Verkehr und Freizeit
ÖkoRegioTour ist zudem beschil- Quelle: ÖkoRegioTour, Tourenplaner Kraichdert: an den Straßenbahnhaltestel- gau, Herausgeber: Kraichgau-Stromberg Tourismus e.V. (Projektträger)
len, in den Kraichgauorten und im
Gelände finden sich die HinweisMelanie Gutfleisch-Berger,
schilder mit den drei farbigen FußNABU-Gruppe Karlsruhe
spuren, denen man nur zu folgen
braucht.
Aber auch die leiblichen Genüsse
kommen bei der ÖkoRegioTour
nicht zu kurz. So halten Ökowinzer
ökologisch angebaute Weine, Liköre, Obstbrände und Sekt bereit; in
Bioläden und Hofläden kann man
seinen Reiseproviant ergänzen. Ein
besonderes Erlebnis bieten auch die
zahlreichen Besenwirtschaften,
die neben einzelnen Gasthöfen und
Restaurants auch sogenannte „Öko
Regio-Teller“ anbieten.
Und damit die ÖkoRegioTour kein
eintägiges Erlebnis bleibt, gibt es
entlang der Route zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten. Informationen hierzu sind erhältlich bei:
Kraichgau-Stromberg Tourismus
e.V., Melanchthonstr. 32, 75015
Bretten, Tel. 07252/9633-0; Fax
07252/9633-12.
63
Impressum
Herausgeber:
Agenda21 – Arbeitskreis Konsumführer
([email protected]):
• BUND Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland, Regionalverband Mittlerer Oberrhein
• BUZO Bürgeraktion Umweltschutz Zentrales
Oberrheingebiet e.V.
• GHG Grüne Hochschulgruppe der Universität
Karlsruhe
• Greenpeace-Gruppe Karlsruhe
• NABU Naturschutzbund Deutschland
• Stadt Karlsruhe Umwelt- und Arbeitsschutz /
Agendabüro
Redaktion:
Für die redaktionellen Beiträge sind die Gruppen selbst
verantwortlich.
Redaktionelle Beiträge und Adressen werden laufend
aktualisiert. Für Vollständigkeit und Aktualität kann keine Gewähr übernommen werden.
Druck:
Druckcooperative Karlsruhe
Gedruckt auf 100% Recyclingpapier
Layout:
Umschlag: Florian Gand,
Greenpeace-Gruppe Karlsruhe
Innenteil: Agenda21-Arbeitskreis Konsumführer
Karlsruhe, Oktober 2008