Notfallvorsorge 4/2006 - Bundesamt für Bevölkerungsschutz und
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Notfallvorsorge 4/2006 - Bundesamt für Bevölkerungsschutz und
NV 4/2006 Die Zeitschrift für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe NOTFALLVORSORGE Themenheft: Gigabytes im Katastropheneinsatz – die Rolle der EDV in der Stabsarbeit 5584-2006 Jederzeit Herr der Lage sein. Drägerware.act ist ein EDV-gestütztes Katastrophenschutz- und Krisenmanagementsystem, das den Führungsvorgang von Stäben und Technischen Einsatzleitungen bei Großschadens- und Katastrophenlagen unterstützt. Es kann dem Bedarf der unterschiedlichen Führungsebenen angepasst werden und ist über diese Ebenen vernetzbar. Die Stäbe und die Technische Einsatzleitung sowie deren Sachgebiete und Fachberater werden durch das integrierte Meldewesen ständig über die aktuelle Lage sowie die verfügbaren Ressourcen informiert. Drägerware.act ermöglicht eine schnelle und übersichtliche Lagedarstellung und hilft so, Entscheidungen zielorientiert zu treffen. Die Dokumentation wird durch die Tagebuchfunktion und die Aufzeichnung des Lagefilms übernommen. Mehr dazu unter: www.draeger.com/act www.draeger.com PIONEERING SOLUTIONS >> Gasmesstechnik Personenschutztechnologie Tauchtechnik Systemlösungen Dienstleistungen www.WALHALLA.de/notfallvorsorge Inhalt 4 SACHGEBIETE IN DER EINSATZLEITUNG Möglichkeiten und Grenzen der Führung bei Anwendung der EDV 7 EDV – Entlastung, Verstärkung oder Sicherheitsrisiko in der Stabsarbeit? 8 Anforderungen der Anwender an EDV-Führungssysteme 10 11 Erfahrungen aus der „Vernetzten Operationsführung“ umgesetzt S1 PERSONAL/INNERER DIENST Möglichkeiten und Grenzen eines EDV-Einsatzes im Sachgebiet S1 12 S2 LAGE Die Digitale Lagedarstellung in der Stabsarbeit 15 Geographische Informationssysteme 16 Meldewesen und Einsatzdokumentation 18 Netzwerk gestützte Einsatzführung bei sanitäts- und rettungsdienstlicher Absicherung von Großveranstaltungen Impressum Die Autoren dieser Ausgabe • Klaus Albert, Referent für Zivil-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst, Malteser Hilfsdienst e.V. – Generalsekretariat, Köln • Peter Buchner, Fregattenkapitän, Dozent am Zentrum Innere Führung, Koblenz • Bernhard Corr, Fachbereichsleiter, BBK, Bonn • Ralf Etzler, Brandamtmann, verantwortlich für das Sachgebiet Lage im Gemeinamen Melde- und Lagezentrum (GMLZ) von Bund und Ländern im BBK, Bonn • Dr. Wolfram Geier, Bonn • Dipl.-Geogr. Susanne Lenz, M.Sc., Köln • Steven Lohman, Direktor, Fa. E-Semble BV Delft/NL • Sascha Lüdemann, B.Sc., Leiter Strategisches Marketing, EDV-COMPAS GmbH, Lübeck, Produktmanager, Dräger Safety AG, Lübeck • Dipl. Ing. Stefan Mikus, BBK, Schutz Kritischer Infrastrukturen, Bonn • Thomas Mitschke, Regierungsdirektor, Leiter des Gemeinsamen Melde- und Lagezentrum (GMLZ) von Bund und Ländern im BBK, Bonn • Frank Recktenwald, SOS Crisis Mangagement & Crisis Communication GmbH, Saarbrücken • Jürgen Schreiber, ASB Deutschland, Bundesbeauftragter für die Ausbildung von Führungskräften in ASB-Einheiten, Bremen • Isabell Wagner, SOS Crisis Mangagement & Crisis Communication GmbH, Saarbrücken • Dipl.-Ing. Hans-Georg Wein, verantwortlich für BOS-Dienste, ESG-GmbH, München • Gerhard Weisschnur, Leitender Polizeidirektor, Leiter der Abteilung für Katastrophen-, Brand- und Bevölkerungsschutz in der Behörde für Inneres, Hamburg Notfallvorsorge 21 S3 EINSATZ Blick zu den Nachbarn in die Niederlande: Ausbilden und Üben mit Hilfe der EDV Die Zeitschrift für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe 24 S4 VERSORGUNG deNIS IIplus – IT-Lösung für Krisenstäbe bei Bund und Ländern Die in den Beiträgen dieser Zeitschrift vertretenen Auffassungen der Autoren stellen deren Meinung dar. Sie müssen nicht identisch sein mit denen ihrer Institution, der Redaktion oder des Verlages. 27 S5 PRESSE- UND MEDIENARBEIT Es geht nichts mehr ohne moderne Kommunikationstechnik – vor allem in der Krisenkommunikation 29 S6 INFORMATIONS- UND KOMMUNIKATIONSWESEN Planung und Einsatz bei Großveranstaltungen aus Sicht des Sanitäts und Rettungsdienstes 31 Sicherheitsfragen für EDV-Systeme: Was ist, wenn ...? 32 Katastrophenschutz – Einheitlicher und effizienter auf Katastrophen reagieren 32 32 34 ISSN 0948-7913, 37. Jahrgang Begründet von Rolf Osang Verlag/Redaktion/Kundenbetreuung Walhalla Fachverlag, Haus an der Eisernen Brücke, 93042 Regensburg, Tel.: 0941 / 56 84-0, Fax: 56 84 111 E-Mail: [email protected] Internet: www.WALHALLA.de/notfallvorsorge Wissenschaftliche und fachliche Beratung: Dr. Wolfram Geier, Bonn; Winfried Glass, Meckenheim Manuskripte, ausschließlich Erstveröffentlichungen, nimmt die Redaktion gerne entgegen. Erscheinungsweise und Bezugsbedingungen Die „Notfallvorsorge“ erscheint 4-mal jährlich. Bestellungen direkt beim Verlag. Jahresbezugspreis 35 Euro zzgl. Porto. Die Aufnahme des Abonnements ist jederzeit möglich. Irrtum und Preisänderungen vorbehalten. Verstehen wir uns richtig? Definierte Begriffe für eine klare Kommunikation/Teil 4 Copyright und Nachdruck © Walhalla u. Praetoria Verlag GmbH & Co. KG, Regensburg/Berlin. Alle Rechte, insbesondere das Recht zur Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Druck: Grafischer Betrieb Don Bosco, Ensdorf Printed in Germany FÜR SIE GELESEN UND EMPFOHLEN Rezensionen Titelfoto: Der Pressebeauftragte der Feuerwehr im Einsatz. Abdruck mit freundlicher Genehmigung von SOS Crisis Management & Crisis Communication GmbH, Saarbrücken. GLOSSAR Katastrophenschutz in Europa – Einheitlicher und effizienter auf Katastrophen reagieren Notfallvorsorge 4/2006 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 3 Sachgebiete in der Einsatzleitung Die Aufgaben der Einsatzleiterin oder des Einsatzleiters lassen sich in die Sachgebiete gliedern: • Personal/lnnerer Dienst – Sachgebiet 1 (S1) • Lage – Sachgebiet 2 (S2) • Einsatz – Sachgebiet 3 (S3) • Versorgung – Sachgebiet 4 (S4) Bei Bedarf können darüber hinaus weitere Sachgebiete eingerichtet werden; insbesondere sind dies: • Presse- und Medienarbeit – Sachgebiet 5 (S5) • Informations- und Kommunikationswesen – Sachgebiet 6 (S6)1 Möglichkeiten und Grenzen der bei Anw Fregattenkapitän Peter Buchner, Dozent am Zentrum Innere Führung, ehrenamtlicher Helfer S3 einer Fachgruppe Führung & Kommunikation des THW, Koblenz liegen hat. Dies würde eine Aufgabe der Führungsunterstützung beim S6 darstellen. Erfahrungsberichte von Einsätzen dokumentieren Kritik an der Gefahrenabwehr. Zuletzt führt der Bericht der Kirchbach-Kommission Defizite auf Schwächen der Führung zurück. Bei der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten ist der Einsatz von EDV bzw. IT ein wichtiger Aspekt. Soziale Aspekte der Einsatzführung Führung in der Gefahrenabwehr „Führung ist die Einflussnahme auf die Entscheidungen und das Verhalten anderer Menschen mit dem Zweck, mittels steuerndem und richtungsweisendem Einwirken vorgegebene und aufgabenbezogene Ziele zu verwirklichen. Das bedeutet andere zu veranlassen, das zu tun, was zur Erreichung des gesetzten Zieles erforderlich ist.“2 Als Hilfsmittel der Führung haben die Einsatzleiter und Einheitsführer das Führungssystem an der Hand. Es ist in unterschiedlichen Ausgaben der Dv 100 von Feuerwehr bis THW und DRK bis SKK dargestellt. Es besteht aus dem Regelkreis des Führungsvorganges als wiederkehrendem Denkprozess mit den Elementen Lage, Planung, „Befehlsgebung“ und Kontrolle. Führung kann damit auf einer konkreten Grundlage Entscheidungen treffen trotz unsicherer und unvollständiger Infos, die mit dem Einsatz untrennbar verbunden sind. Als Führungsorganisation für die Gefahrenabwehr ist wenigstens für 4 die „Helfenden Hände“ die Form der Einlinien-Stabs-Organisation festgelegt.3 Die vom Einsatz getrennten Verwaltungsaufgaben werden nicht weiter betrachtet, weil es unvorstellbar erscheint, dass sie im Einsatz anders laufen als im Alltag.4 Führungsmittel werden nach ihrem Zweck für die Infogewinnung, -verarbeitung und -übertragung differenziert. Kernelemente für die Stabsarbeit sind die Mittel der Infoverarbeitung wie Lagekarte und -infos, Geographie und Schadensdarstellungen sowie Daten zu Material und Personal sowohl als Betroffene wie Helfer. Dabei wäre es reizvoll, die zu-nächst getrennten Infos ineinander zu überführen. Die Daten der Lagefeststellung durchlaufen automatisch den Regelkreis; an die Kontrolle erinnert die automatische Statusüberwachung. Der Objektplan wird zur Lagekarte, das Schadenskonto geht direkt an die Bekämpfenden weiter und die Stärkemeldung läuft als Bestellung beim Schnellrestaurant um die Ecke in ein „Drive In“-Verfahren. Dabei bedeutet der EDV-Einsatz noch nicht, dass man alle Daten redundanz- und widerspruchsfrei vor- www.WALHALLA.de/notfallvorsorge Neben diesen organisatorischen Aspekten berührt EDV auch das Zwischenmenschliche. Die Militärsoziologie zeigt, dass die sozialen Beziehungen in der Militärischen Gruppe und das Vertrauen zu Führungskräften den Einsatzerfolg verbessern. Dies muss in der Schadensabwehr für das Vertrauen in die Einheitsführer, aber auch Einsatz-, -abschnittsleiter und ihre Stäbe gelten. Es bildet sich im persönlichen Kontakt. Der Einsatz von EDV reduziert diese Kontakte bzw. verhindert sie ganz. Datenverarbeitung & IT EDV verarbeitet Daten automatisiert. Sortieren oder Rechnen erfolgt außerordentlich schnell, meistens ohne Ermüden. In Schnelligkeit und Zuverlässigkeit gilt sie Menschen überlegen. Schwächen sind die linear sukzessive Programmabwicklung, fehlende Kreativität mangels Musterverarbeitung wie beispielweise Schlüsseziehen aus Taktischen Zeichen oder graphischer Befehlsgebung. EDV ist im Allgemeinen nicht in der Lage, komplizierte Zusammenhänge zu bearbeiten wie z. B. eine Auftragsanalyse. EDV ist auf die Bediener angewiesen. Ein Blick ins Nachbarbüro verrät: EDV verleitet zum Spielen. Wer kennt Notfallvorsorge 4/2006 Sachgebiete in der Einsatzleitung Führung endung der EDV nicht Solitär, das der Kollege zur Entspannung spielt? Sublimer ist der Stabstäter, der am elektronischen Nachrichtenvordruck mit großem Engagement versucht die vielen Datumsangaben zu automatisieren und vergisst, dass jetzt eigentlich die Helfer verpflegt werden müssten.5 Heute beinhaltet IT moderne Anwendungen wie Internet und ermöglicht schnelle Kommunikation. Briefkästen sind Postfächer, E-Mail ist das Mittel der Wahl. E-Commerce und Online-Banking sind state of the art. Zur Verteilung und Generierung von Wissen stehen Foren und Newsgroups, Wikis und Weblogs hoch im Kurs. Sie sind empfängerselektiv. Post- & Pull6-Verfahren und subscribe-Prinzip7 sind neue Wege, die über die Tabellen wie z. B. S1-Übersichten, Nachschlagewerke wie Hommel oder den Lieferstatus der Versorgungsgüter und EinsatztagebuchVordrucke hinausgehen. Die Bundeswehr erfasst diese Entwicklung mit dem Begriff Vernetzte Operationsführung.8 Programmunterstützung wie Routenplaner, GeoMap oder Microsoft Project für die Planung liegen auf der Hand. Einsatzpläne, Hydrantenbücher oder Merkblätter legt man auf dem Laptop der Büroausstattung ab. Vordrucke sind maschinell ausgefüllt. Nicht zuletzt der Zugriff auf alle nur denkbaren Infos im Internet lässt keine Wünsche offen. Schließlich ermöglicht SAP9 mit Modulen als einheitliche IT-Plattform das gesamte Spektrum der Führung mit einheitlicher Datenbasis zu nutzen.10 Notfallvorsorge 4/2006 Zukunftsaussichten Berücksichtigt man die Eigenschaften der IT im Führungssystem, eröffnen sich Chancen, aber auch Risiken: Im sozialen Bereich besteht die Gefahr, dass die zwischenmenschlichen Bezüge verloren gehen. Mitarbeiter lassen sich mit Spielereien verleiten und verlieren das Ziel aus dem Auge. Die IT wirkt auf das Führungssystem zurück, indem es die operative Krea- tivität beschneidet, Auftragstaktik beschränkt und über Hierarchieebenen hinweg wirkt – Durchgriff. Damit würde sich das ganze Führungssystem wandeln11. Schließlich muss im Technischen entschieden werden, wie viel Aufwand für Netzkonfiguration betrieben werden soll und wie viel man in den Zugriff aufs Internet wahrscheinlich über SatCom investiert.12 Aber selbst wenn die offenen Fragen beantwortet sind, bleibt das Führungsmittel Informationsgewinnung Informationsverarbeitung Informationsübertragung Pläne Handbücher Internet Datenbanken Lagekarte Übersichten Tabellen Computer & Netzwerke Funk Telefon E-Mail SatCom Soziale Aspekte • Verlust zwischenmenschlicher Kontakte • aufwendige Vorbereitung von Lagevorträgen, z.B. als animierte Präsentation statt zeitsparender Nutzung der Lagekarte • Beschränkung Ehrenamtlicher auf Handlangerdienste • Lähmung des Handelns durch bürokratische Analyse mit langer Info-Sammlung statt zügiger Entscheidung mit „predict & correct“ nach dem Regelkreis www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 5 Sachgebiete in der Einsatzleitung Veränderungen im Führungssystem • • • • • • • • • Durchgriffsmöglichkeit über Führungsebenen Außerkraftsetzung 3 ... 5er Regel Aushebelung der Auftragstaktik mit Mikromanagement Beschränkung auf vorgeplante Einzelschritte vergleichbar „Textbausteinen“ entsprechend der Befehlstaktik Steigerung der InfoFlut statt Filterung in den Hierarchien und übersichtliche Darstellung Organisation folgt IT statt Strategie Auflösung der Unterstützungsdienstleistungen, so dass nur noch der EL mit Laptop statt Stab und FüSt bleibt Projektion des gemeinsamen Lagebildes in der FüSt Einsatzbewältigung mit „handwerklichen Mitteln“ nach Ausfall der IT Technische Rahmenbedingungen • Fokussierung auf technische Spielereien • Netz-Konfiguration, Verfügbarkeit der Dienste und des Internetzugangs • Bereitschaft zur Finanzierung des SatCom-Zugriffs, wenn GSM in Großschadenslagen überlastet ist Operative Denken mangels Kreativität und der Fähigkeit zur Auftragsanalyse der Automatisierung mit IT verschlossen. Damit kann man zusammenfassen, dass IT ihre Wirkung erst entfaltet, wenn sie die Vernetzung nachzeichnet, die die Organisationstheorie vorgibt. Vorher wirkt IT nur wie Funkverbindung oder Nachschlagewerk. Die systematischen operativen Überlegungen sind jedoch heute noch nicht abgeschlossen, vielleicht nicht einmal begonnen. Deshalb ist IT in der Führung von Großschadenslagen zurzeit nicht viel mehr als ein Vierfach-Vordruck; allerdings mit vielfachem Ausdruck. Fußnoten 1 Wörtlicher Auszug aus der KatS DV Anlage 2. 2 Dv 100 Führung und Leitung im Einsatz. Führungssystem. Vorschlag der SKK, Dezember 1999, S. 6 3 Einzelaspekte in Peter Buchner: Jenseits des Alltäglichen. In: Notfallvorsorge 4/2005, S. 26 ff. 4 Eine Vielzahl aus Verfassersicht offener Fragen zur Funktion der Büro- 6 kratie in der Schadensabwehr und zu Störeffekten trägt Lenk in seinem Eingangsreferat bei der Veranstaltung Sicherheitskommunikation in Großräumen vor. 5 ... und Hand aufs Herz, wer hat sich nicht schon einmal dabei ertappt, wenn sie/er einen schwierigen Sachverhalt bearbeitet und dann erst nach langer Zeit bemerkt, dass er/sie gerade ein neues Problem im Internet sucht ... 6 Jeder zieht sich („pullt“) die Info, die er aktuell benötigt i. Ggs. zum Befehlsformat der Dv 100, das an sich senderselektiv ist und in S1 „Lage“ nur die Infos aufnimmt, die der Empfänger zur Umsetzung des Befehls braucht. Hierzu: Sebastian Schäfer: Netzwerkorientiertes Denken in der Vernetzten Operationsführung. In: Europäische Sicherheit 2/2006, S. 35ff. 7 Wiederkehrende Abfragen lassen sich durch Abos („publish & subscribe“) automatisieren. Vgl. Schäfer aaO 8 Die Bundeswehr arbeitet auf der Grundlage technischer Möglichkeiten der IT an der Einführung der Vernetzten Operationsführung. NetOpFü be- www.WALHALLA.de/notfallvorsorge deutet Führung und Einsatz im streitkräftegemeinsamen, führungsebenenübergreifenden und interoperablen Informations- und Kommunikationsverbund, der alle relevanten Personen, Stellen, Truppenteile und Einrichtungen sowie Sensoren und Effektoren miteinander verbindet (...) NetOpFü ist ein neues Führungs- und Organisationsprinzip (bezogen auf das bekannte Führungssystem/Führungsunterstützung im Heer, wie es in der bekannten HDv 100/200 beschrieben ist: d.V.) der SK. Im Einzelnen: Schäfer aaO 9 SAP wird hier weiter gefasst als Firmenname. Es ist der Maßstab, um ITLösungen zu bewerten. Dieser Standard beschreibt die Qualität der Daten als redundanzfrei und konsistent, sodass jeder Datensatz nur einmal vorliegt. Die Verarbeitung erfolgt in Echtzeit. Dies erlaubt einmalige Erfassung der Daten, erleichterte Korrektur und vereinfachte Änderung. 10 In der Bundeswehr läuft derzeit das Projekt SASPF: Standard Anwendungs Software Produkt Familie. Damit werden alle IT-Verfahren durch ein einheitliches Programm ersetzt und arbeiten mit einer redundanzfreien, kompatiblen Datenbasis. 11 Die Entwicklung zu einer amorphen Führungsorganisation, wie sie NetOpFü vermuten lässt, dürfte für den KatS mit Blick auf die aufwendige Publikation von Dv 100 nicht gewünscht sein. 12 Lösungsmöglichkeiten bieten Kreutzer/Becker/Hartl: Ausfallsicherheit von Informationssystemen. In: Sicherheitskommunikation in Großräumen, Workshop E-Goverment für die Innere Sicherheit, S. 32ff. Die Autoren entwickeln Netzwerke für Feldkrankenhäuser des DRK in Krisengebieten, die ohne Konfigurationsaufwand betrieben werden können. Dafür wird ein mobiles multihop Ad hoc Netz (MANET) empfohlen. Aufgrund geringerer Mobilitätsanforderungen in einer FüSt erscheint dafür jedoch auch ein WLAN ausreichend, das größere Bandbreite bietet und für das die Energieversorgung ohne großen Aufwand zur Verfügung gestellt werden kann. Notfallvorsorge 4/2006 Sachgebiete in der Einsatzleitung Foto: Getty images EDV Entlastung, Verstärkung oder Sicherheitsrisiko in der Stabsarbeit? Gerhard Weisschnur, Leitender Polizeidirektor, Leiter der Abteilung für Katastrophen-, Brand- und Bevölkerungsschutz in der Behörde für Inneres, Hamburg Wenn wir über EDV, oder besser IT, in der Stabsarbeit des Katastrophenschutzes reden, dann sprechen wir über Strukturen und Veränderungen, die erst am Beginn der Entwicklung stehen. Irrtümlich werden häufig ITProdukte, die zur Bewältigung von operativ-taktischen Aufgaben einer Leitstelle entwickelt wurden, von Polizei und Feuerwehr als Katastrophenschutzsoftware bezeichnet. Tatsächlich sind diese Produkte für die Bewältigung der strategischen Herausforderungen einer Katastrophe oder eines Großschadensfalles auf der politisch-administrativen Ebene (Landrat, Regierungspräsident etc.) aber nicht geeignet. Dass die Katastrophenschutzorganisationen in der IT-Entwicklung erst am Beginn einer Entwicklung stehen, ist maßgeblich darauf zurückzuführen, dass insbesondere in den 90er Jahren bei den politisch Verantwortlichen die Auffassung vertreten wurde, an dieser Stelle Einsparungen erzielen zu können, die man heute „vornehm“ mit dem Wort „Friedensdividende“ umschreibt. Spätestens nach dem 11. September 2001 wurden aber die dadurch entstandenen Defizite erkannt. In der Industrie und bei Softwareentwicklern gibt es nun das ernsthafte Bemühen, Produkte speziell für die Bedarfe des Katastrophenschutzes zu entwickeln. Wenn man sich in einem zusammenwachsenden Europa z. B. die vernetzten Strukturen der Polizeien oder den Wissensaustausch zwischen den Berufsfeuerwehren ansieht, lässt sich erkennen, dass wir auf der Ebene der politisch-administrativen Stäbe im Notfallvorsorge 4/2006 Katastrophenschutz im letzten Jahrzehnt ins Hintertreffen gelangt sind. Es ist daher unumgänglich, dass die Einführung der elektronischen Datenverarbeitung in die Stabsarbeit der Katastrophenschutzstäbe Einzug finden muss, um dieses Defizit perspektivisch auszugleichen. Diese moderne Art der Informationsgewinnung und Verarbeitung birgt aber auch die uns allen bekannten Risiken. Es wird daher darauf ankommen, eine auf den Katastrophenschutz zugeschnittene Sicherheitsarchitektur aufzubauen, die den Mehrwert der Einführung einer EDV mit den Risiken eines möglichen Ausfalles auf ein Minimum reduziert. Die Aufgabe von Stäben des Katastrophenschutzes ist die umfassende Lageerfassung, Lagedarstellung und Entwicklung von Lösungsstrategien sowie deren Umsetzung und Erfolgskontrolle für den Leiter der Katastrophenabwehr. Damit die Stabsmitglieder ihren Auftrag erfüllen können, ist ein umfassendes, lückenloses und aktuelles Lagebild erforderlich. Dieses Lagebild setzt sich u. a. zusammen aus • den Informationen aus dem Einsatzraum • den eingesetzten und den noch verfügbaren Ressourcen • dem Verhalten der Bevölkerung und der Medien und • der Wirkung des Ereignisses auf die betroffene Region im nationalen oder internationalen Kontext. Um diese Informationen schnell und umfassend allen Stabsmitgliedern zur Verfügung stellen zu können, bietet sich der Einsatz der EDV geradezu an. Wie schnell heute in einer vernetzten Welt alle Informationen jedermann zur Verfügung stehen, erleben wir täglich beim Blick in unser E-Mailfach. Leider ist diese Form der Informationsverbreitung nicht nur Segen, sondern zum Teil auch Fluch. Es muss also bei einer Stabssoftware für den Katastrophenschutz darauf geachtet werden, dass unkontrollierte Informationsflüsse verhindert und mit einem intelligenten Rechte- und Rollenkonzept ebenen- und aufgabengerecht bereitgestellt werden. In 99,9 Prozent aller Fälle wird diese schnelle und effektive Informationsverarbeitung die Basis für weitreichende strategische Entscheidungen in kürzester Zeit sein. Damit kann das Stabspersonal von vielen Standardaufgaben wie z. B. der Verteilung www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 7 Sachgebiete in der Einsatzleitung der Meldezettel, der Suche nach den benötigten Karten und Ressourcen sowie der Informationsverarbeitung entlastet werden. Damit werden Arbeitskapazitäten für die Problemlösung freigesetzt, die bisher für „Nebentätigkeiten“ vergeudet wurden. Ein Risiko bleiben die letzten 0,1 Prozent. Jedem muss klar sein, dass Technik nicht immer uneingeschränkt zur Verfügung steht. Auch redundant ausgelegte Systeme können ausfallen, ob durch Softwareprobleme oder den Handwerker, der die entscheidenden Drähte durchtrennt. Eine hundertprozentige Verfügbarkeit wird man nie erreichen. Durch geschulte Stabsmitglieder, die ihr Wissen immer wieder bei Übungen oder auch Einsätzen anwenden müssen und denen bewusst ist, dass Technik immer nur unterstützend wirken kann und niemals den Menschen ersetzen wird, kann dieses Risiko jedoch in Kauf genommen werden. Wer mit Papier, Bleistift und Karte auch noch heute nahezu jede Lage bewältigen kann, wird die Technik als Entlastung und Bereicherung empfinden, durch die ggf. die noch bessere Lösung gefunden werden kann. Die Grundlagen der Stabsarbeit und die jeweilige Aufgabe im Stab müssen allerdings beherrscht werden, um auch ohne Technik zu Lösungen zu kommen. Anforderungen der Fazit Für den Einsatz von EDV-/IT-Systemen im Katastrophenschutz gibt es keine Alternative. Nur auf diesem Weg lassen sich die immer komplexeren Sachverhalte und die bedrohliche Informationsflut gerade bei Katastrophen oder Großschadenfällen bewältigen. Technik kann und darf stets nur ein unterstützender Faktor sein und deshalb erscheint es erforderlicher denn je, dass die Menschen hinter dieser Technik auch ohne Technikunterstützung die Expertise besitzen, die erforderlich ist, um schwierige Lagen notfalls ohne dieses Hilfsmittel zu bewältigen. Indem wir auch ohne Technikunterstützung persönliche Expertise besitzen, minimieren wir die Sicherheitsrisiken, die bei technischen Systemen, trotz höchster Sicherheitsstandards, nie auszuschließen sind. 8 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge an EDVSascha Lüdemann, B.Sc., Leiter Strategisches Marketing, EDV-COMPAS GmbH, Lübeck, Produktmanager, Dräger Safety AG, Lübeck Durch die umfangreiche Organisation, kontinuierliche Ausbildung und die weitgehende Verfügbarkeit hochwertiger technischer Ausrüstung sollte der operativ taktische Bereich in Deutschland für die Abwehr von Gefahrenlagen gut vorbereitet sein. Dennoch zeigen sich bei großen Übungen und Großschadenslagen insbesondere bei der stabsmäßigen Zusammenarbeit in Technischen Einsatzleitungen oder Verwaltungsstäben deutliche Verbesserungspotenziale. Besonders der enorme Papierberg in länger dauernden Einsätzen sowie die Abstimmung und Aktualität von Lageinformationen zwischen verschiedenen Instanzen stellen die jeweiligen Stabsmitglieder vor erhebliche Probleme. Ein Großteil der Zeit wird investiert für das Erstellen von Lageberichten, die nachvollziehbare Dokumentation des Einsatzes und der ein- und ausgehenden Meldungen. Dabei treten ganz simple Probleme auf, wie nachlassend leserliche Handschriften, die permanente Überlastung einzelner Stabsfunktionen oder die Kommunikation unterschiedlicher, oft nicht aktueller Information an die Öffentlichkeit. Die nachträgliche Auswertung der Einsatzdokumente ist zeitintensiv und unübersichtlich, einzelne Entscheidungen nicht nachvollziehbar und schwer rekonstruierbar. Unter der Anspannung und dem zeitlichen Druck des laufenden Einsatzes ist die Recherche von Informationen aus Einsatztagebuch oder Briefbuch oft wenig Erfolg versprechend. Ein Generationenwechsel Jederzeit – überall Moderne Softwarelösungen versprechen hier eine Verbesserung der Situation. Die Einführung solcher Lösungen ist organisatorisch und inhaltlich ein sinnvoller, aber nicht einfacher Weg. Insbesondere verfügen nicht alle heute in Stäben eingesetzten Personen über ausreichende Kenntnisse im Umgang mit Computern und Software oder scheuen sich, in diese für sie neue Welt einzutauchen. Die Bereitschaft, mit Softwarelösungen zu arbeiten wird aber in den nächsten Jahren kontinuierlich zunehmen. Der Einsatz von Software zur Bewältigung der Probleme ist mit hoher Sicherheit der richtige Weg. Aus der Praxis ergeben sich aber vielfältige Anforderungen, die Anwender an solche Softwarelösungen stellen und stellen müssen, wenn ein erkennbarer Nutzen dauerhaft entstehen soll. Zuallererst müssen IT-gestützte Führungssysteme autark lauffähig sein: Wenn z. B. eine Technische Einsatzleitung in einer Hochwasserlage im Außenbereich konstituiert wird und vorübergehend oder dauerhaft keine Online-Verbindung besteht, muss die Technische Einsatzleitung im Rahmen eines lokalen Netzwerkes oder als Einzelarbeitsplatz handlungsfähig bleiben. Verwendete digitale Karten, Einsatzdaten und Ressourcendatenbanken müssen jederzeit verfügbar sein. Die Software darf also nicht als Webanwendung realisiert werden, da ohne Online-Verbindung keine Anwendung verfügbar wäre. Nichtsdestotrotz ist der Abgleich von Informationen über eine Online-Verbindung wichtiger Bestandteil der Gesamtlösung, um den elektronischen Austausch von Lagedaten und Meldungsdaten zu ermög- Notfallvorsorge 4/2006 Sachgebiete in der Einsatzleitung Anwender Quelle: Dräger Safety AG Führungssysteme Beispiel eines EDV-Führungssystems: Drägerware.act! lichen und so einen effektiven Umgang in allen Bereichen zu ermöglichen. Hier sollten hybride Konzepte zum Einsatz kommen, die eine automatische Erkennung von Arbeitsplätzen und verfügbaren Netzwerken ermöglichen und automatisch im Hintergrund Daten aktualisieren, ohne den Benutzer der Software zu beeinträchtigen. Als Notfalllösung sollte ein Datenaustausch z. B. über einen USBStick vorgesehen werden. Die Softwarelösung muss jederzeit damit umgehen können, dass Daten online oder per Boten transportiert wurden. Personalunion Konstituierende Stäbe und Personalunion verschiedener Stabsfunktion mit entsprechender Auswirkung auf z. B. das Meldewesen müssen möglich sein. Die Lösung muss unterscheiden können, ob der Anwender als S2 und S5 eine Meldung erhalten hat und dennoch den Anwender nicht mit doppelten Meldungen belasten. Ist der Sichter zugleich Notfallvorsorge 4/2006 Fernmelder in Personalunion, muss der Arbeitsablauf der Sichtung auf eine Person optimiert sein. Der Werkzeugkasten Generell muss eine Softwarelösung eine Werkzeug-Metapher erfüllen. Der Anwender soll in seiner gewohnten Arbeit unterstützt werden, neue Möglichkeiten durch die Anwendung erhalten, aber nicht „entantwortet“ werden. Er hat die Verantwortung für sein Sachgebiet bzw. Fachgebiet und soll durch Verwendung einer Softwarelösung unterstützt und seiner Verantwortung gerecht werden können. Dies ist heute ohne den Einsatz moderner Technik und Software nur schwer möglich, weil Informationen für eine gesicherte Entscheidung nicht oder nicht in angemessener Zeit zur Verfügung stehen, Abläufe des Einsatzes auf Grund von Übergaben im Detail schwer nachvollziehbar werden und bei der Weitergabe von Informationen Fehler passieren können. Grundsätzlich ergibt sich aus der Werkzeug-Metapher, dass die Software den Anwender nicht behindern darf – also nicht zu eng führen darf. Weiterhin soll die Anwendung keine überflüssigen Barrieren aufbauen. Jeder sollte im organisatorisch zulässigen Rahmen bei der Stabsarbeit mitwirken können, ohne dass erst Administratoren neue Benutzer zulassen. Bei jedem Werkzeug gilt: Übung macht den Meister, aber das Werkzeug muss erkennbar einfachen Regeln gehorchen, ohne den Anwender einzuschränken: • oberster Grundsatz: Viele Wege zum Ziel – wenn ein Anwender z.B. eine Stärkemeldung an der Einheit vermerken möchte, muss das auf verschiedenen Wegen möglich sein: über die Einsatzmittelübersicht, über das Symbol auf der Karte, über die Übersicht der Ereigniskonten ... • einfachste Grundkonzepte und Benutzeroberflächen: so wenig wie möglich Pflichtfelder als Orientierung für den Benutzer, durchgängige Position von Bedienelementen, Kontextmenüs für Objekte in Karten und Listen Fazit Aus fachlicher Sicht ergibt sich eine sehr große Anzahl an Anforderungen, die hier im Detail nicht aufgeführt werden sollen. Die Kunst einer praxisnahen Anwendung besteht in der Vereinbarkeit der oben aufgeführten Grundvoraussetzungen mit der fachlichen Komplexität und Flexibilität, die im täglichen Einsatzgeschehen ebenso wie in unregelmäßig auftretenden Großschadenslagen entstehen. Es gilt kritisch zu prüfen, ob diese Kriterien neben den fachlichen Anforderungen in den angebotenen Softwarelösungen erfüllt werden. Nur so kann eine dauerhafte und durchgängige Lösung sichergestellt werden. www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 9 Sachgebiete in der Einsatzleitung Erfahrungen aus der „Vernetzten Operationsführung“ umgesetzt Dipl. Ing. Hans-Georg Wein, verantwortlich für BOS-Dienste, ESG-GmbH, München Übungssystem MESIS Dass die Realität heute meist noch anders aussieht, ist bekannt. Im Katastrophenschutz agiert eine Vielzahl von Akteuren mit unterschiedlich gewachsener IT-Infrastruktur. Polizei, Feuerwehren, Rettungsdienste, Technisches Hilfswerk, Ämter oder Energieversorger arbeiten zwar im Krisenfall eng zusammen, ein übergreifendes IT-basiertes Führungs- und Informationssystem gibt es aber bisher nicht. Die Idee, alle Beteiligten sinnvoll miteinander zu vernetzen und sie im Einsatzfall in Echtzeit mit allen relevanten Daten zu versorgen, ist im militärischen Bereich seit mehreren Jahren aktuell. Unter dem Stichwort „Vernetzte Operationsführung“ läuft hier eine Vielzahl von Projekten, die auf Effizienzsteigerung durch Informationsüberlegenheit zielen. Eine sinnvolle Vernetzung bestehender Systeme verspricht große Erfolge bei vergleichsweise geringen Kosten. Ihre Erfahrungen aus der Vernetzten Operationsführung setzt das Mün- chener Unternehmen ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH nun im Bevölkerungsschutz ein. Die bestehenden IT-Systeme der verschiedenen Akteure sollen durch eine Art Klammersystem, das unter dem Arbeitsnamen MOSIS entwickelt wird, miteinander verknüpft werden. Schnittstellen sollen dabei eine schnelle und sichere Übertragung von Daten ermöglichen. Alle Beteiligten verfügen dadurch stets über aktuelle Informationen und können mit einem einheitlichen und übergreifenden Lagebild arbeiten. Eine Studie hat kürzlich die technische Machbarkeit von MOSIS untersucht. Durch ein einheitliches System kann der gesamte Einsatz mit allen Maßnahmen aller Kräfte zentral in einer Datenbank gespeichert und archiviert werden, die nach Abschluss des Einsatzes versiegelt werden kann. Mit dieser Datenbank – vergleichbar mit einem Fahrtenschreiber in einem LKW oder einer Black Box in einem Flugzeug – kann der gesamte Ablauf ei- 10 Quelle: ESG-GmbH, München Im Bereich des Katastrophenschutzes und des Krisenmanagements besteht aufgrund der physikalischen Gegebenheiten von Großschadenslagen immer mehr die Notwendigkeit, über die Verantwortungsbereiche der Polizeien, Feuerwehren und der anderen BOS sowie über Ländergrenzen hinweg miteinander zu kommunizieren und zu kooperieren. Im Krisenfall sollen alle Stabsstellen über die gleichen umfassenden Informationen verfügen, um effizient und aufeinander abstimmt agieren zu können. Ob im Rathaus einer betroffenen Kleinstadt, bei der Polizeieinsatzleitstelle der Kreisstadt oder der 50 Kilometer entfernten Universitätsklinik: Überall sollen zur gleichen Zeit die gleichen Informationen zur Verfügung stehen. www.WALHALLA.de/notfallvorsorge nes Einsatzes noch lange Zeit später detailliert nachvollzogen und ausgewertet werden. Dies bietet den beteiligten Stellen einen rechtlichen Schutz bei eventuellen Schadensersatzklagen. MOSIS baut dabei auf einem System auf, das bereits in einigen Bundesländern im Einsatz war: das Übungssystem MESIS, das alle Vorgänge eines Katastropheneinsatzes virtuell abbildet. Einsatz-, Führungs- und Stabskräfte können damit am Computer räumlich getrennt den Ernstfall und ihre Entscheidungsfindung üben. MESIS ist flexibel und modular aufgebaut und auf allen Ebenen des Bundes und der Länder einsetzbar. Eine Besonderheit des Systems ist der Einsatz von Web-Technologien. Über das Internet können Teilnehmer an unterschiedlichen Standorten an der Übung beteiligt werden. Mit geringem Aufwand können so kurzfristig organisationsübergreifende Übungen durchgeführt werden. Die Zusammenarbeit im Katastrophenschutz wird nachhaltig verbessert. Notfallvorsorge 4/2006 S1 Personal / Innerer Dienst Bereitstellen der Einsatzkräfte • Alarmieren von Einsatzkräften • Heranziehen von Hilfskräften • Alarmieren und Anfordern von Ämtern und Behörden, Organisationen S1 • Anfordern von fach-, orts- und betriebskundigen Personen • Bereitstellen von Reserven • Einrichten von Lotsenstellen für ortsunkundige Kräfte • Einrichten von Bereitstellungsräumen • Führen von Kräfteübersichten Führen des inneren Stabsdienstes • Festlegen und Sicherstellen des Geschäftsablaufs • Einrichten und Sichern der Führungsräume • Bereitstellen der Ausstattung Möglichkeiten und Grenzen eines EDV-Einsatzes im Sachgebiet S1 Jürgen Schreiber, Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland, Bundesbeauftragter für die Ausbildung von Führungskräften in ASB-Einheiten, Bremen S1 mit EDV-Einsatz Schnell, sicher, angemessen sind die Attribute, an denen sich die Arbeit der ganzheitlichen Gefahrenabwehr, also auch der Stäbe als Führungseinheiten messen lassen muss. Das als „Teamleistung“ definierte Arbeiten in einem Stab setzt voraus, dass Verfahren, Werkzeuge, Arbeitsmittel und interne Kommunikation genauso zueinander abgestimmt sind wie Aufgaben, Kompetenzen, Verantwortlichkeiten der Handelnden. Der Einfluss von Großschadenslagen auf vulnerable infrastrukturelle Arbeitsmittel und Prozesse wie dem „EDVOnline-Einsatz“ ist bei jeder Einsatzsituation vorausschauend durch das – S1 – in seiner Aufgabe zur Organisation des inneren Dienstes zu beurteilen. In den Geschäftsordnungen von Stäben ist ein „manuelles“ Arbeitsverfahren mit herkömmlichen Arbeitsmitteln vorbereitet und sichergestellt, bevor EDV-Komponenten wie beispielsweise ein „stabsinternes EDV-Netzwerk“ die Prozesse des Stabes unterstützen oder beschleunigen. Durch das S1 ist sicherzustellen, dass eine EDV-Nutzung nicht das schwächste Glied in der Prozesskette der Stabsarbeit ist. Das S1 wird im Einsatz ganz sicher nicht als einziges Sachgebiet mit EDV-Unterstützung arbeiten, wenn das andere Sachgebiete nicht tun. Allerdings setzen neueste Programmentwicklungen stabsinterne Netzwerke mit unterschiedlichen Funktionen um. Zudem werden dem S1 im Bereich des Personalmanagements für Notfallvorsorge 4/2006 Foto: Getty images S1 im EDV-Einsatz den Einsatz zahlreiche Programme angeboten, damit Helferdaten verwaltet, Organisationslisten mit Einheitszuordnungen im Einsatzbereich vorbereitet, Alarmierungslisten erstellt und Alarmstrukturen festgelegt oder auch personengenaue Alarmierungen durchgeführt und dokumentiert werden können. Häufig scheitert der Einsatz solcher Programme entweder an den Kosten für Anschaffung und erforderlichen Support oder an dem Aufwand für die Datenpflege. Dazu kommt, dass der Umgang www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 11 S1 Personal / Innerer Dienst Foto: Getty images • Adressdatenlisten mit Erreichbarkeiten von Sonder- und Spezialkräften, Fachberatern, von zuständigen, tangierenden oder übergeordneten Behörden. • Alarmierungslisten für die manuelle oder automatisierte Alarmierung von Einsatz- und Hilfskräften. • Raum- und zeitorientierende Übersichtslisten für Kräfte nach Alarmierung, auf der Anfahrt, einsatzbereit im Bereitstellungsraum, im Einsatz, nicht einsatzbereit, in Ruhe nach einem Einsatz. • Identifikationslisten mit Fahrzeugkennungen, Funkrufnamen und Stärkenachweis. • Objektlisten für die Einrichtung von Bereitstellungsräumen einschließlich nötiger Kontaktdaten zu verantwortlichen Personen. • Objektlisten geeigneter Orte mit Koordinaten für die Einrichtung von Lotsenstellen. Diese Beispiele verdeutlichen klar die Sinnhaftigkeit des EDV-Einsatzes in der S1-Funktion eines Stabes. mit solchen Programmen einen Kenntnis- und Fertigkeitsanspruch hat, dem nur mit einer regelmäßigen und häufigen Anwendung Rechnung getragen werden kann. Diesem Anspruch können ehrenamtlich arbeitende Stäbe nur selten gerecht werden. Einsatz vorbereitend ist die Arbeit mit der EDV kaum noch wegzudenken. Wer nutzt nicht für seine tägliche Büroarbeit einen netzgebundenen Rechner, einen PC oder auch mobile EDV? Liegt es da nicht nahe, mit der EDV Einsatzunterlagen anzufertigen oder Checklisten zu erzeugen, mit denen das Personalmanagement im Einsatz erheblich einfacher handhabbar wird? Am Arbeitsauftrag „Bereitstellen von Einsatzkräften“ wird deutlich, welchen Nutzen solche Hilfsmittel haben können, die den S1 bei seiner Aufgabenerfüllung unterstützen: • Ein umfangreiches Referenzwerk mit Angaben über zur Verfügung stehende Einsatzkader aller Fachdienste, von Sonder- oder Spezialkräften, von einsatzrelevanten privatwirtschaftlichen Unternehmungen, jeweils mit Einsatzoptionen, Einsatzwerten und Einsatzgrenzen hilft, die richtigen Kräfte zu identifizieren. Hierbei sind angrenzende überörtliche Daten mit zu erheben. 12 S1 für EDV-Einsatz Schnell, sicher und angemessen als S1 zu arbeiten bedeutet, bereits vor einem Einsatz, in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten im Stab durch ein EDV-Leistungsverzeichnis den Anforderungskatalog der Nutzer zu definieren, einen Marktüberblick herzustellen und den Verantwortlichen für die Gefahrenabwehr den bedarfsgerechten EDV-Einsatz im Stab mit ausgewählten Komponenten zu empfehlen. Das S1 sollte den EDVEinsatz mit planen und organisieren, damit es den Stand der Umsetzung sowie die Funktionsfähigkeit der eingesetzten Systeme immer wieder auditiert und testen kann. Vor der EDVEinführung in der Stabsarbeit ist die Qualifikation der Stabsmitglieder für die Arbeit mit der EDV durchzuführen um eine sichere Handhabung der Systeme zu gewährleisten. Auch hier sollte das S1 verantwortlich Planung, Organisation und Durchführung der Schulungsmaßnahmen sein. Wenn S1 in der Lage ist, diese Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten umzusetzen, wird es die eigene Vorbereitung sicherlich auch unter Verwendung üblicher EDV-Anwendungen schon längst erledigt haben. www.WALHALLA.de/notfallvorsorge Lagefeststellung • Beschaffen von Informationen • Einsetzen von Erkunderinnen oder Erkundern • Anfordern von Lagemeldungen • Auswerten und Bewerten von Informationen S2 Ralf Etzler, Brandamtmann, verantwortlich für das Sachgebiet Lage im GMLZ des BBK; Thomas Mitschke, Regierungsdirektor, Leiter des GMLZ im BBK Dass ein Bild mehr sagt als tausend Worte ist eine alt bekannte Tatsache. Die Visualisierung der Gefahren-Schadenlage sowie der Maßnahmen der Gefahren- und Schadenabwehr stellt in der Ablauforganisation von Führungsstäben der Gefahrenabwehr und des Katastrophenschutzes ein wesentliches Mittel zur Entscheidungsfindung dar. Während traditionell vor allem in mobilen Führungsstellen die Lagekarte „von Hand“ erstellt wurde und noch wird, hält in das Sachgebiet 2 „Lage“ wie in alle Sachgebiete die IT-gestützte Daten- und Informationsverarbeitung zunehmend Einzug. Gerade im Bereich der Lagedarstellung eröffnen zahlreiche Software- und Hardwareprodukte völlig neue Optionen der Visualisierung von Lagen. Hierdurch wird es u.a. möglich, dem für die Wahrnehmung so wichtigen Grundsatz der multimedialen Aufbereitung und Darbietung von Informationen für Entscheidungsträger Rechnung zu tragen. Bei allen Vorteilen dieser Art der Lagedarstellung müssen jedoch auch die Grenzen und Nachteile gesehen werden. Der folgende Beitrag will daher Möglichkeiten und Grenzen der digitalen Stabsarbeit für den Bereich „Lage“ aufzeigen. Es geht also nicht um ein „Entweder-Oder“, sondern vielmehr um die bewusste Auswahl der richtigen und sinnvollsten Führungsmittel zur Lagedarstellung in Notfallvorsorge 4/2006 S2 Lage Lagedarstellung • Führen einer Lagekarte • Führen von Einsatzübersichten • Beschreiben der Gefahrenlage • Darstellen von Anzahl, Art und Umfang der Schäden • Darstellen der Einsatzabschnitte und -schwerpunkte • Darstellen der eingesetzten, bereitgestellten und noch erforderlichen Einsatzmittel und -kräfte • Vorbereiten von Lagebesprechungen und Lagemeldungen • Unterrichten anderer Stellen • Unterrichten der Bevölkerung Einsatzdokumentation • Führen des Einsatztagebuches • Sammeln, Registrieren und Sicherstellen aller Informationsträger (Vordrucke, Tonbänder, Datenträger) • Erstellen des Abschlussberichts Information • Melden an vorgesetzte Stellen • Unterrichten nachgeordneter Stellen Die Digitale Lagedarstellung in der Stabsarbeit dem jeweiligen konkreten Einsatzkontext und unter den jeweiligen Rahmenbedingungen in den Führungsstäben auf den unterschiedlichen Führungsebenen. deutet die unumgängliche Vorhaltung analoger Karten und entsprechender taktischer Zeichen in geeigneter Ausführung (z. B. als Magnetzeichen oder vorbereitete Zeichen auf Papier/Karton). Entwicklung Die Führung von Lagekarten hat sich seit Jahren in den verschiedensten Einsatzstäben etabliert. Im Zuge der fortschreitenden Technisierung in den Stäben kommt auch vermehrt die digitale Lagekarte zum Einsatz und löst vielerorts die analoge Lagekarte ab. Die digitale Lagekarte hat gegenüber der analogen Lagekarte entscheidende Vorteile. So kann jederzeit ein Abbild der Karte gespeichert werden und dadurch eine Dokumentation des Lageverlaufs erfolgen. Ein Abbild dieser Karte kann schnell an weitere zuständige Stellen (z. B. EMail, Fax) übermittelt werden. Bei analogen Karten war eine Dokumentation bzw. ein Nachverfolgen nur über die Nachrichtenvordrucke möglich. Ein Nachweis, ob tatsächlich alle Inhalte der Nachrichtenvordrucke auch in der Darstellung aufgenommen waren, konnte nicht erfolgen. Die Dokumentation war nur durch Fotografieren der Lagekarte möglich, wurde jedoch nur in wenigen Stäben praktiziert. Neben diesen Vorteilen muss jedoch berücksichtigt werden, dass bei einem Ausfall der Technik es jederzeit möglich sein muss, die Lagekarte analog weiterzuführen. Dies be- Notfallvorsorge 4/2006 Technik Grundlage für die digitale Lagekarte bilden zunächst digitale topographische Karten. Hier werden häufig die Karten der Landesvermessungsämter, ergänzt durch Karten des örtlich zuständigen Katasteramtes genutzt. Als Software zur Lagedarstellung sind unterschiedlichste Produkte auf dem Markt. Daher soll hier nicht auf einzelne Produkte eingegangen werden. Beispielhaft werden hier Abbildungen von fiktiven Lagekarten des Gemeinsamen Melde- und Lagezentrums von Bund und Ländern (GMLZ) aus der Bundesdatenbank deNIS IIplus verwendet. In der digitalen Lagekarte wird in der so genannten „Layertechnik“ gearbeitet. In verschiedenen Ebenen erfolgt vor dem Hintergrund der topografischen Karte die Darstellung der Lage mit Hilfe der taktischen Zeichen. Die einzelnen Layer können dann an beteiligte Stellen versandt werden (Abb. 1). Dadurch wird die Dateigröße auf ein Minimum reduziert. Hierbei ist sicherzustellen, dass gleiche Software verwendet wird. Die taktischen Zeichen werden aus einer Bibliothek aufgerufen und nach Bedarf eingefügt. In einer solchen Bi- bliothek (Abb. 2) können alle taktischen Zeichen hinterlegt werden. Es muss jedoch möglich sein, diesen Zeichensatz durch neue taktische Zeichen zu ergänzen. Diese werden dann mit entsprechenden Zeichentools erstellt und abgelegt. Mit welchem Detailgehalt dann auf der Karte gearbeitet wird, ist in erster Linie von der Führungsebene abhängig, in der die Lage genutzt wird. Grundsatz ist, je höher die Ebene, desto weniger Details in der Darstellung. Wird die Lagekarte auch von „Nicht-StabsPersonal“ gelesen, ist zum Verständnis der taktischen Zeichen eine Legende unumgänglich (Abb. 3). Um die Lagekarte übersichtlich zu halten, sollte die Anzahl der taktischen Zeichen begrenzt werden. So ist es vielfach sinnvoll, neben der topografischen Lagekarte weitere Übersichten (z. B. Schadenskonten etc.) getrennt von der Karte zu führen. Schadenskonten Bietet die verwendete Software zur Lagedarstellung keine Möglichkeit der Führung von Schadenskonten, so kann zur Darstellung von Schadensund Kräfteübersichten Standardsoftware für die Erstellung von Präsentationen, Tabellenkalkulationen und Schreibsoftware genutzt werden. Grundvoraussetzung ist die Möglichkeit Grafiken einzufügen und mit ergänzendem Text zu versehen. Hierbei kann es erforderlich sein, eine zweite Bibliothek mit taktischen Zeichen vor- www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 13 S2 Lage Quelle: BBK/GLMZ und TOP 50 NRW Maßstab 1:50.000 Landesvermessungsamt NRW zuhalten, die in der Pixelanzahl der einzelnen taktischen Zeichen auf die Verwendung in diesen Programmen abgestimmt ist. Dadurch muss jedes taktische Zeichen nicht noch einmal in der Größe angepasst werden. In der jeweils verwendeten Software können dann Vorlagen erstellt werden, welche im Einsatzfall zur Anwendung kommen. Resümee Quelle: Microsoft Explorer Abb. 1: Karte Taktische Zeichen Quelle: BBK/GMLZ Abb. 2: Katalog Taktische Zeichen Abb. 3: Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe; Gemeinsames Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern (GMLZ) 14 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge Die digitale Lagedarstellung ist in modern arbeitenden Stäben unumgänglich. Die Verwendung einer digitalen Lagekarte bedarf jedoch einer umfangreichen Vorbereitung. Ergänzend ist hier zu betrachten, dass der Umgang mit Software entsprechender Schulung und Übung bedarf. Die digitale Lagekarte ist somit aufwendiger in der Vorbereitung und laufenden Unterhaltung. Sie bietet im Einsatz viele Vorteile und ermöglicht eine vielfältigere Nutzung im Stab als herkömmliche analoge Lagekarten. Dennoch verliert die manuelle Lagedarstellung nicht ihre Existenzberechtigung. Gerade in mobilen Führungsstellen unter oftmals widrigen Einsatzbedingungen muss jede/r Führungsstab oder Führungsgruppe bzw. -staffel nach wie vor in der Lage sein, manuell eine Lagekarte erstellen zu können. Gerade unter den oftmals im ehrenamtlichen Bereich eingeschränkten Rahmenbedingungen lässt sich der erhebliche Aufwand für eine digitale Lagedarstellung nicht immer realisieren. Bei der digitalen Darstellung ist darüber hinaus der Grundsatz zu beachten, dass „Weniger oft Mehr ist“ . Die quasi unerschöpflichen Möglichkeiten zahlreicher Soft- und Hardwareprodukte dürfen nicht dazu verleiten, die digitale Lagekarte mit Informationsinhalten zu überfrachten. Die Beschränkung auf Wesentliches in der Karte oder die Nutzung der o.g. Layertechnik stellt somit ein ebenengerechtes Arbeiten im Bereich „Lage“ sicher. Letztlich ist die digitale Lagedarstellung in erheblichem Maß von der Funktionsfähigkeit der eingesetzten Technik abhängig, so dass jeder Führungsstab gut beraten ist, bei der Stabsarbeit für ausreichende und von der IT-Technik unabhängige Redundanzen zu sorgen. Notfallvorsorge 4/2006 S2 Lage Geographische Informationssysteme Dipl.-Geogr. Susanne Lenz, M.Sc., Köln Die unmittelbare Verfügbarkeit eines umfassenden und präzisen Lagebilds und entsprechender Hintergrundinformationen ist entscheidend für die schnelle und erfolgreiche Bewältigung von Krisensituationen. Die Auswirkungen einer Katastrophe können signifikant reduziert werden, wenn den Entscheidungsträgern die erforderlichen Informationen zum richtigen Zeitpunkt und in geeigneter Form vorliegen (vgl. NCRST 2002). Geographische Informationssysteme können hier einen entscheidenden Beitrag leisten. Was ist ein GIS? Ein Geographisches Informationssystem (GIS) ist ein computergestütztes System, mit dem raumbezogene Daten erfasst, bearbeitet und analysiert sowie graphisch präsentiert werden können. Informationen zu Lage und Eigenschaften realer Objekte werden in einer Datenbasis gespeichert und in thematischen Ebenen mit einem gemeinsamen geographischen Bezugssystem dargestellt. Die Datenbasis ist dynamisch mit einer digitalen Karte auf dem Computermonitor verbunden, in der die Informationen durch entsprechende Symbole dargestellt werden. Veränderungen in der Datenbasis spiegeln sich unmittelbar in der Karte wider. Ein GIS ermöglicht komplexe räumliche Analysen und die Erzeugung neuer, bedarfsgerechter Informationen. Durch Überlagerung entsprechender Datenebenen können unterschiedliche Informationen miteinander kombiniert und in einer thematischen Karte dargestellt werden. sorge-Informationssystem deNIS IIplus ein GIS-basiertes Krisenmanagementsystem geschaffen, an das alle Lagezentren der Bundesressorts und der Innenministerien der Länder angeschlossen sind. Ein entscheidender Vorteil solcher Systeme ist die unmittelbare Veranschaulichung von Einsatzlagen durch die Bereitstellung eines umfassenden Gesamtüberblicks. Hierzu zählen insbesondere aktuelle Lagekarten im erforderlichen Maßstab, die z. B. Auskunft zum Ausmaß eines Schadensereignisses, zu Standorten von Einsatzkräften und möglichen Rettungswegen sowie zu verfügbaren Ressourcen und relevanten Einrichtungen geben. Diese können bei Bedarf durch Hintergrundinformationen (z. B. zur Geographie des Einsatzgebiets, zur Verteilung von Bevölkerung und zur Lage von wichtigen Infrastrukturen) ergänzt werden. Die entsprechenden Karten können interaktiv bearbeitet, ausgedruckt und elektronisch übermittelt sowie durch Luftbilder, Grafiken und Tabellen ergänzt werden. Wichtige Informationen sind somit sofort verfügbar und können wesentlich schneller dargestellt, aktualisiert und verbreitet werden. Bei einer zentralen Datenbasis ist es einer Vielzahl von Nutzern zeitgleich möglich, auf diese Informationen von unterschiedlichen Orten aus zuzugreifen. Dies ist insbesondere in Krisensituationen von Vorteil, in denen diverse Akteure miteinander interagieren, die auf vielfältige Informationen zur Entscheidungsunterstützung und Koordination ihrer Aktivitäten angewiesen sind. Voraussetzungen und Anforderungen Voraussetzung für die schnelle Bereitstellung der erforderlichen Informationen im Ereignisfall ist eine qualitativ hochwertige, umfassende und aktuelle Datenbasis mit allen für die Bewältigung des Ereignisses relevanten Informationen. Diese Daten müssen zugänglich sein, in ein GIS integriert und laufend aktualisiert werden. Der Einsatz von GIS-Technologie hat in vielen Bereichen die konventionelle Erstellung thematischer Karten ersetzt und durch neue Analysemöglichkeiten erweitert. So werden beispielsweise die Einsatzleitsysteme von Feuerwehr und Rettungswesen vielerorts durch GIS-Anwendungen unterstützt. Auf nationaler Ebene wurde mit dem deutschen Notfallvor- Notfallvorsorge 4/2006 Quelle: BBK Einsatz von GIS-Technologie zur Krisenbewältigung Darstellung einer Schadenslage in deNIS IIplus www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 15 S2 Lage Das GIS muss einfach zu bedienen sein. Die mit seiner Hilfe erzeugten Ergebnisse müssen anschaulich und selbsterklärend sein, so dass die wesentlichen Informationen auf einen Blick erkennbar sind. Das für die Erstellung dieser Produkte verantwortliche Personal ist entsprechend zu schulen, damit die benötigten Informationen im Ereignisfall zeitnah und routiniert bereitgestellt werden können. Werden diese Voraussetzungen erfüllt, bietet ein solches GIS die optimale Grundlage zur Entscheidungsunterstützung im Krisenmanagement. Die eigentlichen Entscheidungen sind allerdings nach wie vor von den Verantwortlichen selbst zu treffen (vgl. Glass, 2002: 154). Meldewesen und Einsatz Sascha Lüdemann, B.Sc., Leiter Strategisches Marketing, EDV-COMPAS GmbH, Lübeck, Produktmanager, Dräger Safety AG, Lübeck Das Meldewesen wird heute weitestgehend auf Basis des leicht variierenden Vierfachvordrucks realisiert. Die Vorteile dieses Verfahrens liegen schlicht in der Verfügbarkeit. Sofern wirklich genügend Vordrucke vorrätig sind, kann dieses Verfahren an jedem beliebigen Ort eingesetzt werden ohne Stromanschluss oder andere elektronische Anbindung an zentrale Netzwerke. GIS in allen Phasen des Katastrophenmanagements GIS-Technologie kann und sollte jedoch nicht nur zur Krisenbewältigung, sondern auch in der Katastrophenvorsorge eingesetzt werden. Hierzu zählt z. B. die Erstellung von Gefährdungs- und Risikokarten. Diese können als Grundlage für entsprechende Schutzmaßnahmen und für eine breite Diskussion über den Umgang mit Risiken genutzt werden. Im Sinne des präventiven Bevölkerungsschutzes gilt es, das immense Potential der GIS-Technologie in etablierte Strukturen einzubinden und zu nutzen. Denn gerade in einer Zeit, in der die Wandlung von einer Sicherheits- zu einer Risiko-Gesellschaft gefordert ist, gewinnt die Katastrophenvorsorge eine stetig wachsende Bedeutung. Literatur: • Glass, W. (2002): Katastrophenschutz: Handbuch für EDV-gestützte Übung. Regensburg. • National Consortium on Remote Sensing in Transportation (NCRST) (2002): Spatial Information Technologies in Critical Infrastructure Protection. A Research Agenda in CIP [online] http://www.ncgia. ucsb.edu/ncrst/research/cip/CIP Agenda.pdf. 16 Ein langer Kommunikationsweg Ein hoher Anspruch an die Dokumentation Als nachteilig hat sich herausgestellt, dass viele Anwender sich an die Handhabung dieses Verfahrens gewöhnen müssen oder gar nicht damit zurechtkommen. Große Probleme machen zudem Fehler, die durch Stille-Post-Effekte entstehen: Der S4 schreibt eine Anforderung an einen übergeordneten Stab. Der Meldezettel geht an den Fernmelder, der die Handschrift richtig erkennen muss und beim Durchsprechen keine Ablesefehler machen darf. Beim Durchsprechen der Anforderung könnten Verständigungsprobleme zwischen den beiden betroffenen Fernmeldern die Informationen verändern. Der Fernmelder, der die Anforderung empfängt, schreibt die Nachricht auf den Meldezettel, dabei kann er sich verschreiben. Durch die handschriftliche Erfassung der Anforderung kann der zuständige S4 im übergeordneten Stab beim Erhalt des Meldezettels weiteren Fehlinterpretationen beim Lesen der Nachricht erliegen. Nachlassende Handschriften und Heiserkeit bei länger andauernden Einsätzen verstärken diesen Effekt. Auf dem Weg von A nach B liegen also bis zu sieben Fehlerquellen. Der Einsatz ist möglichst lückenlos zu dokumentieren, um für ggf. eintretende Regressansprüche eine vernünftige gerichtsverwertbare Basis zur Entscheidung zu bieten. Dazu gehört der komplette Meldeverkehr über den Vierfachvordruck, also alle eingehenden und ausgehenden Meldungen, die in einer gemeinsamen Ablage dem Briefbuch gesammelt werden ebenso, wie das durch den Einsatztagebuchführer zu führende Einsatztagebuch. Im Einsatztagebuch sollen alle wesentlichen Informationen aus dem Einsatzgeschehen dokumentiert, nur die wichtigsten Meldungen aufgenommen und alle Entscheidungen, aber auch unterschiedliche Ansichten der einzelnen Sachgebietsleiter festgehalten werden. Um die wichtigen Lageveränderungen zu dokumentieren, liegt die Entscheidung zur Integration einer Lagemeldung in das Einsatztagebuch heute in der Hoheit des S2. Das Führen der Lageinformation erfolgt oft nur rudimentär, um den Aufwand dafür zu reduzieren. Das Einsatztagebuch insgesamt verantwortet letztendlich der Einsatzleiter, der dies nach Abschluss des Einsatzes mit www.WALHALLA.de/notfallvorsorge Notfallvorsorge 4/2006 S2 Lage zdokumentation seiner Unterschrift im Einsatztagebuch gemeinsam mit dem Einsatztagebuchführer dokumentiert. Ein Einsatztagebuch kann in länger andauernden Einsätzen zwei bis vier große Aktenordner füllen, das Briefbuch sogar sechs bis acht Aktenordner. Nach oben sind aber im Grunde keine Grenzen gesetzt. Die nachträgliche Auswertung dieser Dokumente oder gar das Nachschlagen von Informationen während des Einsatzes ist sehr zeitaufwändig. Das Meldewesen einmal ganz modern Moderne IT-Lösungen versuchen, genau an diesen Problemen anzusetzen und eine Verbesserung der Situation zu erreichen: Meldungen gehen, soweit dies möglich ist, auf elektronischem Wege von A nach B, um einzelne Stabsfunktionen zu entlasten und die Fehlermöglichkeiten einzuschränken. Eine Funktion des Sichters muss dabei jedoch immer berücksichtigt werden. Voraussetzung dafür ist eine Luftschnittstelle. Die Lösung muss an dieser Stelle robuste Mechanismen aufweisen und mit Leitungsabbrüchen und ähnlichen Übermittlungsproblemen klar kommen. Auch langfristige Ausfallsituationen müssen durch eine halbmanuelle Arbeitsweise unterstützt werden. Dabei können IT-Lösungen überdies einfach zu bedienende Oberflächen zur Eingabe von Meldungen anbieten, die sich an heute gebräuchliche Anwendungen wie Microsoft Outlook® oder ähnlichen Programmen orientieren, aber die erhöhten Anforderungen des Meldewesens quasi im Hintergrund beachten und abbilden. Notfallvorsorge 4/2006 Vierfachvordruck und Eingabeformular in einem IT-System. Die nicht für diesen Anwendungsschritt relevanten Informationen, wie z. B. Vermerk, Sichterfunktion und Fm-Informationen, werden dem Benutzer nicht angeboten und reduzieren so die Komplexität. Das Einsatztagebuch als lückenloses Dokument Fazit Die Führung des Einsatztagebuches sollte möglichst automatisiert über die Arbeit des S2 bzw. dem Lagekartenführer erfolgen und bei Bedarf durch die Übernahme von Meldungen in das Einsatztagebuch oder manuelle Eintragungen des Einsatztagebuchführers ergänzt werden. Da hier jetzt eine lückenlose Dokumentation erfolgt, entstehen jedoch zwangsweise noch mehr Informationen als bei der manuellen Führung des Einsatztagebuches, so dass wiederum umfangreiche Filter und Suchfunktionen von der IT-Lösung gefordert sind. Erfüllt eine Anwendung diese Kriterien, stehen dem Stab und der späteren Auswertung effiziente Möglichkeiten zur Verfügung, diese Informationen auch tatsächlich und vor allem auch im Einsatzgeschehen zu recherchieren und die Klärung einer Situation zu erreichen. Zum Zugriff auf die Informationen des Einsatztagebuches oder des Briefbuches muss ein S1 nicht die Arbeit des Einsatztagebuchführers behindern, sondern sucht mit den für ihn wichtigen Filtern und Begriffen in den Informationen, die allen Sachgebieten zur Verfügung stehen. Besonders nach der Ablösung von Stabsmitgliedern durch die nächste Schicht ist diese Unterstützung unerlässlich. www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 17 S2 Lage Erfahrungen aus der Praxis Netzwerk gestützte bei sanitätsvon Großveranstal Klaus Albert, Referent für Zivil-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst, Malteser Hilfsdienst e.V. – Generalsekretariat, Köln Führungsfähigkeit und Netzwerk gestützte Einsatzführung Bei der sanitäts- und rettungsdienstlichen Absicherung von Großveranstaltungen wie den Katholikentagen, dem Weltjugendtag in Köln oder dem 18 letzten Papstbesuch in Bayern überzeugen die zentral organisierten Einsatzkräfte der Malteser durch umfangreiche Erfahrung und hohe Qualität bei der Durchführung ihrer Tätigkeiten. Dies sicherzustellen ist nur möglich durch gut ausgebildetes Personal und dem Stand der Technik angepasster Ausstattung. Die Einsatzführung solcher Großveranstaltungen ist bei der Masse von Informationen und Meldungen in den verschiedensten Formen und in den unterschiedlichsten Führungsebenen keine leichte Aufgabe. Diese kann durch vernetzte, einfache sowie sichere IT-Lösungen effizienter und somit für den verantwortlichen Einsatzleiter hilfreicher gestaltet werden. Für die „Führungsfähigkeit“ bietet die Netzwerk gestützte Einsatzführung mit einer neuen Form des Meldewesens einen hohen Nutzen. Ebenso werden www.WALHALLA.de/notfallvorsorge durch die elektronische Dokumentation die Rechtssicherheit und die Arbeitsprozesse verbessert. Meldewesen über mehrere Führungsebenen beim Einsatz zum Papstbesuch in Bayern Bereits zum Weltjugendtag 2005 in Köln haben die Malteser erste Erfahrungen mit einer Netzwerk gestützten Einsatzführung über mehrere Führungsebenen hinweg gemacht. Auf weiteren Großveranstaltungen wie dem Katholikentag in Saarbrücken, der Fußballweltmeisterschaft und dem Karneval in Köln wurden weitere Softwarelösungen parallel zum laufenden Betrieb getestet, um eine zentrale Lösung zu finden. Während des letzten Papstbesuchs in Bayern (München, Regensburg und Altötting) wurde eine Netzwerk gestützte Einsatzführung auf der Grundlage der Software Notfallvorsorge 4/2006 S2 Lage Einsatzführung und rettungsdienstlicher Absicherung tungen DMS-Pro (Euro-DMS Ltd.) realisiert. Die Größe dieses Einsatzes über mehrere Tage hinweg und mit mehr als 2.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern und über 250.000 Teilnehmern machte eine besondere Aufbauorganisation und Einsatzführung über mehrere Führungsebenen notwendig. Notfallvorsorge 4/2006 Führungsebenen: • Einsatzleitung (EL) mit Führungsstab (gemäß Dv 100) • Technische Einsatzleitungen (TEL) • Einsatzabschnittsleitungen (EAL) Neben den klassischen Führungshilfsmitteln (Telefon, Telefax, Funk, Mobiltelefon usw.) wurde eine Vernetzung der Führungseinrichtungen über eine gesicherte Internetverbindung (mittels DSL, ISDN, WLAN und UMTS) in Kombination mit einem Zentralserver und einer Stabssoftware eingerichtet. Dabei lag der Schwerpunkt beim Einsatz dieser Technologie auf der Vernetzung der www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 19 S2 Lage Foto: MHD Voraussetzungen sind darüber hinaus für den sicheren Aufbau und Betrieb dieser Technik im Bereich der Führungsunterstützung spezielle ITKenntnisse notwendig. Zum sicheren Bedienen von Stabssoftware ist eine entsprechende Schulung für die Anwender zu empfehlen, auch wenn die Bedienung der Programme meist intuitiv und relativ leicht ist. Zusammenfassung Einsatzleitung des MHD Führungsebenen mit Hilfe einer einheitlichen Stabssoftware zur Verbesserung des Informations- und Kommunikationsmanagements. Diese Stabssoftware ersetzte unter anderem die herkömmliche Übermittlung von Meldungen mittels Meldezettel und Analog-Funk und ermöglichte so ein schnelles, standardisiertes Meldewesen mit einer lückenlosen elektronischen Dokumentation; das steigert die Führungsfähigkeit. Damit sind auch bereits die wesentlichen Vorteile dieser IT-Lösung genannt. Die modular aufgebaute Stabssoftware bietet zur Einsatzunterstützung jedoch noch weitaus mehr Möglichkeiten. Im Einsatz wurden neben der Nutzung der Übermittlungen von Meldungen in Form von Belegen (Belegsteuerung) weitere Softwaremodule genutzt: • Einsatzkräfteverwaltung • Lagedarstellung • Patientenerfassung/-dokumentation • Auftragsverwaltung • Einsatzdokumentation 20 Technische Voraussetzungen Zum Aufbau und Betrieb dieser Netzwerk gestützten Einsatzführung ist für jeden Arbeitsplatz eine Stabssoftware sowie ein PC bzw. Notebook mit entsprechender Standard Software notwendig. Die Vernetzung der Arbeitsplätze erfolgt über eine gesicherte Internetverbindung (DSL, ISDN, WLAN und UMTS) und einen Server, der ebenfalls mit der Stabssoftware ausgestattet sein muss. Da die gesamte Ausstattung mit hohen Kosten verbunden ist, konnte dies in diesem speziellen Einsatz nur durch Unterstützung einiger Sponsoren realisiert werden, die die entsprechende Ausstattung leihweise zur Verfügung gestellt haben. Allein in Regensburg wurden insgesamt 50 Arbeitsplätze im Bereich der Einsatzleitung, in drei Technischen Einsatzleitungen und 15 Einsatzabschnittsleitungen eingerichtet und miteinander vernetzt. Neben den technischen www.WALHALLA.de/notfallvorsorge Es darf nicht vergessen werden, dass der Einsatz von IT-Lösungen als Führungshilfsmittel den eigentlichen Führungsprozess niemals ersetzen kann und abhängig von stabilen ITTechnologien und den Anwendern sein wird. Jedoch muss ebenso klar sein, dass der Einsatz solcher IT-Lösungen (Informations- und Kommunikationsmanagement) in Industrie und Wirtschaft schon lange Stand der Technik ist und zur effizienten Führungsunterstützung in der Notfallvorsorge dienen kann. Insbesondere die Übermittlung von Meldungen sowie die lückenlose Dokumentation werden durch die Nutzung von Netzwerk gestützten Einsatzführungssystemen wesentlich verbessert. Ebenso nützlich sind die Möglichkeiten zum Export der Daten in verschiedenste elektronische Dokumentformate (PDF, Excel-Tabellen usw.) zur Archivierung oder weiteren Verarbeitung. Die hohen Investitionskosten verhindern zur Zeit das Implementieren der modernen Netzwerk gestützten Einsatzführung, obgleich es der Qualitätsanspruch fordert. Notfallvorsorge 4/2006 S3 Einsatz • Beurteilen der Lage • Fassen des Entschlusses über die Einsatzdurchführung, zum Beispiel Festlegen von Einsatzschwerpunkten, Bestimmen erforderlicher Einsatzkräfte, S3 Einsatzmittel und Reserven, Festlegen der Befehlsstelle • Bestimmen und Einweisen von Führungskräften, zum Beispiel Einsatzabschnittsleiterinnen oder Einsatzabschnittsleiter • Ordnen des Schadengebietes, zum Beispiel – Festlegen der Führungsorganisation – Festlegen der Befehlsstelle – Festlegen von Bereitstellungsräumen – Einrichten von Sammelstellen, zum Beispiel Verletztensammelstelle Blick zu den Nachbarn in die Niederlande: Ausbilden und Üben mit Hilfe der EDV Steven Lohman, Direktor, Fa. E-Semble BV Delft/NL Foto: E-Semble BV Delft/NL Ausbilden und Einüben der Einsatzfähigkeit des Stabes sollte im direkten Verantwortungsbereich der Einsatzleitung,vornehmlich durch das Sachgebiet 3 (S3), wahrgenommen werden. Da neben der Erfordernis optimaler Ausbildungs- und Übungsmethodik der Aufwand an Zeit, Geld und Ressourcen eine große Rolle spielt, machen sich mittlerweile EDV-gestützte Systeme auf dem Markt bemerkbar. Erfahren und eingeführt – nicht nur in den Niederladen – ist auf diesem Gebiet die Firma E-Semble aus Delft in den Niederlanden, die in den letzten Jahren bereits an deutsche Feuerwehr- und KatS-Schulen sowie Berufsfeuerwehren geliefert hat. Virtuelle Lehr- und Übungsunterstützung kann der Einsatzleitung bzw. dem S3 oder anderen mit der Aus- und Fortbildung des Stabes beauftragten Stellen kostengünstig und effizient helfen. Hierzu stellt E-Semble sein System CrisisSim als ein praktisches Beispiel vor. Übungsleiter bei virtueller Ausbildung in den Niederlanden Notfallvorsorge 4/2006 Die Entwicklung, Ausführung und Auswertung einer Voll- oder Stabsübung an mehreren Einsatzorten ist eine komplexe und schwierige Aufgabe. An der Gestaltung des Szenariodrehbuchs für Ausbildungs- und Übungsvorhaben sind viele Fachleute aus unterschiedlichen Fachdisziplinen beteiligt. Für die Einhaltung des erarbeiteten Handlungsablaufes, der Kontrolle und Steuerung sind eine effiziente Zusammenarbeit und eine starke Führung unbedingte Voraussetzung. Die Übungsleitung und die Mitglieder des Übungsstabs müssen gemeinsam ein eingespieltes Team bilden und im entscheidenden Moment sich selbst und den vorliegenden Informationen vertrauen können um Übungsfehler, Fehlentscheidungen und sogar risikoreiche Situationen zu vermeiden. Die Beobachtung und Auswertung einer groß angelegten Übung ist eine weitere komplexe Aufgabe. In den meisten Übungen werden viele Beobachtungsdaten angesammelt, es gibt jedoch keinen Plan diese Daten zu einer aussagekräftigen Auswertung zusammenzufügen. Hieraus ergibt sich in der Folge oft, dass auf Grund des Fehlens eines gut zusammengestellten After Action Reviews keine Konsequenzen benannt werden und die Übung von vornherein als „erfolgreich“ eingestuft wird. Ziel des AAR nach Wikipedia ist es, „Fehler und Erfolgsfaktoren des Einsatzes für alle Mitglieder der Einheit sichtbar zu machen, Potenziale zu erkennen, Stärken auszubauen und Schwächen abzubauen.“ www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 21 Foto: E-Semble BV Delft/NL S3 Einsatz Virtuelle Darstellung eines Industriebrandes Die CrisisSim Software hat in einer Vielzahl groß angelegter Übungen bewiesen, dass sie in der Lage ist, die Übungsleitung bei der Vorbereitung, Leitung und Auswertung der Übung optimal zu unterstützen. Die Software enthält eine Reihe unterstützender Funktionen, die die verschiedenen auszuführenden Aufgaben bei der Er-stellung einer komplexen Übung einfacher und effizienter gestalten lassen. Unterstützung während der Entwurfsphase Die Ausbilder können zu Beginn der Übung ein Übungsszenario vorgeben und dafür das CrisisSim Exercise Management System einsetzen. Hierzu werden ähnlich wie in einer 22 fortlaufend erzählten Geschichte ein oder mehrere Ereignisse und Handlungen eingeplant. Diese Ereignisse sind Vorfälle, die während der Übung gewisse Verhaltensmuster der Auszubildenden auslösen und die zeitlich oder als Auftrag begrenzt sind. Ein Beispiel hierfür kann ein Telefongespräch sein, das zwischen Ausbilder und Auszubildenden geführt wird und dessen Inhalt eine bestimmte Folgemaßnahme auslösen soll. Ein anderes Ereignis könnte die Sprengung eines LKWs oder die Zündung eines Übungsobjekts sein. Für jedes geplante Ereignis gibt es eine Kurzbeschreibung, in der auch Abhängigkeiten darstellbar sind. Hierdurch ist man in der Lage alternative Übungsabläufe deutlich leichter zu entwickeln. www.WALHALLA.de/notfallvorsorge Während der Übung sind die Entscheidungsträger in der Lage, bestimmte Handlungen oder Ereignisse zu stornieren und, z. B. im Falle des Ausfalls irgendeines Sonderfahrzeuges vor Ort, den Übungsablauf jederzeit zu verändern. Neben den Ereignissen, die der Übung vorangehen, sollten die Ausbilder ebenfalls Checklisten vorbereiten. Eine Checkliste dokumentiert die Aktivitäten der Auszubildenden, die beobachtet und bewertet werden müssen, sowie die Ausführungszeit und -dauer für Entscheidungen und Handlungen. Ein Beispiel eines solchen Bewertungspunktes ist der Zeitpunkt während der Übung, an dem die Einsatzleitung zum ersten Mal zusammentrifft. Notfallvorsorge 4/2006 S3 Einsatz Die CrisisSim CITE Software unterstützt die Szenario-Autoren beim übersichtlichen und flexiblen Aufbau eines komplexen Übungsdrehbuchs. Indem sie die gesicherte Szenario Datenbank, die über das Internet aufgerufen werden kann, benutzen, können mehrere Szenario-Autoren gemeinsam an einem Drehbuch arbeiten, ohne dass sie gemeinsam an einem Ort zusammenkommen müssen. Jeder kann von seinem eigenen Arbeitsplatz aus seinen Beitrag zu einem ihm angenehmen Zeitpunkt liefern. Da eine zentrale Datenbank für den Entwurf benutzt wird, bleibt die Konsistenz des Szenarios erhalten. Übungsleitung mit CrisisSim – die Ausführungsphase Während der Übung wird das CrisisSim von den Ausbildern als Übungsmanagement-System benutzt. CrisisSim bietet der Übungsleitung einen Überblick über die verschiedenen Abläufe und Kapitel des Drehbuchs. Die Ausbilder dirigieren die Übung, indem sie Begebenheiten auslösen. Ausgelöste Begebenheiten können in verschiedener Weise Aktionen der Auszubildenden hervorrufen. CrisisSim macht das, durch die Übungseinlage aktivierte Ereignis auf dem Bildschirm des AusbilderteamMitglieds (PC oder Pocket PC), der für das Gegenspiel verantwortlich ist, sichtbar. Dieser Ausbilder führt die gewünschte Gegenspiel-Aktion durch (zum Beispiel indem er den Auszubildenden anruft). CrisisSim zeigt das aktivierte Ereignis sofort auf dem Bildschirm (PC oder Pocket PC) eines oder einiger Auszubildende(n) an. In diesem Fall ist das Ereignis ein Diagramm (zum Beispiel ein MTM Bild), ein Ton- oder Videoausschnitt oder eine Textdatei (zum Beispiel ein Fax). CrisisSim speichert automatisch den Zeitpunkt, an dem das Ereignis ausgeführt wurde. Demzufolge wird Notfallvorsorge 4/2006 eine detaillierte Logdatei der Zeiteinteilung des Szenarios erstellt. Auch wenn der Ausbilder einen Bewertungspunkt bereits als abgeschlossen markiert hat, wird dies ggf. weiterhin von CrisisSim aufgezeichnet. Die Ausbilder haben während der Übung eine permanente Gesamtübersicht der noch unerledigten Einlagen, der bereits durchgeführten Aufgaben und der abgeschlossenen Bewertungspunkte. Dies hat zur Folge, dass die Ausbilder den Ablauf der Übungshandlung rechtzeitig anpassen oder die Übung zum Zweck eines Feedbackmoments anhalten können. Die Übungsleitung kann die Übung temporisieren, d. h. weniger Ereignisse im Szenario einspielen oder gar die Komplexität der Übung erhöhen, indem mehr Ereignisse mit eingebracht werden. Die aufgebauten Logdateien der erledigten und unerledigten Einlagen und der festgestellten Beobachtungspunkte in den Checklisten können am Ende der Übung ausgedruckt werden und als Mittel für das After Action Review eingesetzt werden. After Action Review – die Nachbearbeitung CrisisSim speichert eine detaillierte Logdatei der Einlagen, Beobachtungen und Bewertungen. Diese Logdatei kann gedruckt werden und dient als dokumentierte Grundlage für eine Auswertung. Mit dem CrisisSim CITE Einsatznachbearbeitungsmodul kann man eine erweiterte Auswertung durchführen. CrisisSim CITE kombiniert alle verfügbaren Daten bezüglich des Entscheidens und Handelns der Kursteilnehmer, die während der Übung gespeichert wurden. Das sind z. B. • Aktivierte Einlagen • Beobachtete und bewertete Aktivitäten • Foto- und Videoaufzeichnungen während der Übung • Tonaufzeichnungen von Telefongesprächen • Bildschirmaufzeichnungen und jegliche historische Daten von operativen Systemen • GPS Ortungskoordinate der teilnehmenden Fahrzeuge und Einsatzkräfte • Folgesystem für Unfallbeteiligte Die oben genannten Daten können nach der Übung von den Ausbildern in CrisisSim CITE importiert werden. CrisisSim CITE ordnet alle Daten auf einer einzigen Zeitlinie an, wonach die Ausbilder die Übung wieder abspielen können, indem sie eine benutzerfreundliche Auswertungsschnittstelle verwenden und zu spezifischen Lernmomenten aus der Übung wechseln können. Indem sie alle vorhandenen Daten miteinander kombiniert, ist es für die Übungsleitung relativ einfach, eine sehr schlüssige, informative und medienwirksame Auswertung der Übung zu erstellen. Beobachtungen und Fotos können mit GPS Koordinaten und Aufnahmen der teilnehmenden Leitstellen kombiniert werden. Teilnehmer an einer Stabsrahmenübung vermissen oft den Realismus einer Außenübung. Das Szenario, das bei einer Stabsrahmenübung benutzt wird, wurde auf Papier ausgearbeitet und erfordert dadurch eine große Einfühlungsgabe der jeweiligen Teilnehmer. Um hier Schwachpunkte zu vermeiden, wird es in Kürze möglich sein, ein CrisisSim Szenario direkt an eine Virtual Reality Übungsumgebung zu koppeln. Eine Anzahl der Teilnehmer, die im Falle einer Außenübung am Unfallort anwesend sind, wird dann z. B. mit einer virtuellen Darstellung eines Flugzeugabsturzes konfrontiert. Das Übungsmanagementsystem ermöglicht es, die Steuerung der Ereignisse und das Speichern der Besprechungspunkte zu zentralisieren und mit dem Teil des Szenarios, das für die Entscheidungsträger hergestellt wurde, die in der Form einer klassischen Stabsrahmenübung ebenfalls beteiligt sind, zu synchronisieren. www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 23 S4 Versorgung • Anfordern weiterer Einsatzmittel • Heranziehen von Hilfsmitteln, zum Beispiel Baustoffe, Abstützmaterial, Lastkraftwagen, Tankkraftwagen, Räum- und Hebegeräte S4 • Bereitstellen von Verbrauchsgütern und Einsatzmitteln, zum Beispiel Wasserversorgung, Löschmittel, Atemschutzge-räte, Kraftstoffe • Bereitstellen und Zuführen der Verpflegung • Sicherstellen der Materialerhaltung für das Gerät • Festlegen der Versorgungsorganisation • Bereitstellen von Rettungsmitteln zum Eigenschutz der Einsatzkräfte • Bereitstellen von Unterkünften für Einsatzkräfte plus deNIS II IT-Lösung für Krisenstäbe bei Bund und Ländern Bernhard Corr, Fachbereichsleiter, Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Bonn Neue Herausforderungen für die Gefahrenabwehr Laut der Schadensbilanz der Münchner Rück Versicherung war das Jahr 2005 mit Gesamtschäden in Höhe von 210 Milliarden US$ das bisher teuerste Jahr. Vor allem Wetterkatastrophen – und hier insbesondere durch Stürme verursachte Schäden – prägten diese Schadensbilanz. Auch in Deutschland mehren sich die Anzeichen für immer größere Schadensereignisse infolge extremer Wettersituationen. Aber nicht nur diese wetterbedingten Naturkatastrophen machen es notwendig, sich mit der Verbesserung des Krisenmanagements bei großflächigen Gefahrenlagen zu befassen, auch der internationale Terrorismus zwingt uns dazu. Vor diesem Hintergrund muss kritisch hinterfragt werden, ob wir auf allen Ebenen der Gefahrenabwehr mit den uns zur Verfügung stehenden Instrumenten diesen Herausforderungen gewachsen sind. Erfahrungsberichte über Einsätze und Großübungen machen deutlich, dass insbesondere Defizite bei der Gewinnung und Aktualisierung eines umfassenden Lagebildes (Kenntniserlangung) sowie der Reaktionszeit bis zur Anforderung angemessener Ressourcen und deren zielgerichteten Einsatz bestehen. Die in Deutschland verfügbaren Hilfeleistungspotenziale verteilen sich auf die Feuerwehren, die verschiedenen Hilfsorganisationen, das THW, die Bundespolizei oder auch die Bundeswehr. Bei einer großflächigen Gefahrenlage ist es zwingend notwendig, diese Kräfte zu bündeln, um die Gefahren abzuwehren. Da die Hilfeleistungspotenziale in unterschiedliche Zuständigkeiten fallen, ist ein umfangreicher Koordinierungsbedarf notwendig, um sie zielgerichtet einsetzen zu können. Quelle: BBK Informationsmanagement als Basis einer effizienten Koordinierung Dezentrale Datenintegration in deNIS IIplus 24 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge Bei großflächigen Gefahrenlagen muss man davon ausgehen, dass Kommunikation und Interaktion zwischen allen Beteiligten in einem erheblichen Umfang zunehmen werden und sich dadurch die Fehlerquote exponentiell steigern wird. Viele Stäbe erfassen und verteilen die eingehenden Meldungen noch mit Vierfachvordrucken. Bei Schadenslagen, Notfallvorsorge 4/2006 S4 Versorgung die in ihren Dimensionen Verwaltungsgrenzen überschreiten, kann die Flut von Nachrichten mit diesem Instrument jedoch nicht mehr bewältigt werden. Die Verantwortlichen der Gefahrenabwehr müssen daher neue Instrumente finden, um die Verarbeitung von Informationen zu beschleunigen. In vielen Bereichen unseres Lebens hat sich schon seit langem die Informationstechnik zur Unterstützung und Beschleunigung von Arbeitsabläufen durchgesetzt. Wir leben in einer vernetzten Welt, die Informationen schnell gewinnt, verarbeitet und zielgerichtet weiterleitet. Es ist dringend geboten, dieses Hilfsmittel auch zur Unterstützung des Krisenmanagements bei großflächigen Gefahrenlagen einzusetzen. Ziel einer solchen IT-Lösung muss es daher sein, • schnell ein umfassendes Lagebild auf den unterschiedlichen Ebenen der Gefahrenabwehr gewinnen zu können, • die Verfügbarkeit von Ressourcen festzustellen und deren Anforderung zu erleichtern, • die Priorisierung und Synchronisierung von Hilfeleistung zu unterstützen, • den Einsatz der Ressourcen am Ereignisort zu überwachen und • die Transparenz von Entscheidungen auf allen Ebenen zu erhöhen. deNIS – die Antwort des Bundes auf die neuen Herausforderungen In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Beispiele IT-gestützter Lösungen zur Unterstützung der Stabsarbeit. Leider blieb es oft nur bei Insellösungen, die sich nicht flächendeckend durchsetzten. Darüberhinaus fehlte auch die Möglichkeit der Vernetzung, da vorzugsweise individuelle Lösungen auf Kreisebene realisiert wurden. Solche Insellösungen sind jedoch nicht geeignet, um Krisenlagen zu bewältigen, die durch die veränderte Bedrohungslage drohen und an Verwaltungsgrenzen keinen Halt machen. In solchen Fällen muss die Möglichkeit bestehen, Informationen zu Schadenslagen nicht nur über Kreisgrenzen, sondern über alle Führungsebenen hinweg auszutauschen. Notfallvorsorge 4/2006 Nach dem 11. September 2001 und dem Elbehochwasser 2002 haben sich die Länder und der Bund auf die „Neuen Strategien zum Schutz der Bevölkerung“ verständigt. Vor dem Hintergrund der veränderten Bedrohungslage beschreiben sie die Notwendigkeit, die Hilfeleistungspotenziale der Länder und des Bundes zur Bewältigung großflächiger Gefahrenlagen zu bündeln. Die neuen Strategien fordern daher neue Informationsund Koordinationsinstrumente. Das deutsche Notfallvorsorge-Informationssystem (deNIS) ist ein wesentliches Element des Bundes, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Netzwerk im Bevölkerungsschutz Mit deNIS II wurde zunächst ein Informationsnetzwerk auf der oberen und obersten Verwaltungsebene aufgebaut, um die Lagezentren der Bundesressorts und der Innenministerien der Länder zu verknüpfen. Um den Kreis der Nutzer zu erweitern und die Aktualität der Daten in deNIS deutlich zu erhöhen, wurden in diesem Jahr strukturelle Anpassungen durchgeführt. Hierbei wurde die Möglichkeit geschaffen, weitere Datenbankebenen auf Seiten der Länder oder anderer Institutionen aufzubauen. Diese Datenbankebenen können ihrerseits Nutzer (Clients) oder weitere Datenbanken anschließen. Auf diese Weise soll ein Netzwerk im Bevölkerungsschutz über alle Führungsebenen der Gefahrenabwehr geschaffen werden, um Informationen zur aktuellen Schadenslage sowie über eingesetzte Hilfeleistungspotenziale quasi in Echtzeit auszutauschen. Wenn möglich soll dies mit der deNIS-Technologie erfolgen, da hierbei keine Probleme hinsichtlich der Kompatibilität zu erwarten sind. Ein weiterer Vorteil ist, dass innerhalb von deNIS ein geographisches Informationssystem den Kern bildet, der ein erhebliches Ausbaupotenzial vor allem im Hinblick auf die Weiterentwicklung zu einem Entscheidungsunterstützungssystem besitzt. Alternativ besteht jedoch auch die Möglichkeit, andere Systeme an deNIS IIplus anzuschließen. Neben den strukturellen Anpassungen, die eine dezentrale Daten- integration auf der Ebene vor Ort ermöglichen soll, war es notwendig, auch die Funktionalitäten von deNIS zu erweitern. Gemeinsam mit der Behörde für Inneres der Freien und Hansestadt Hamburg wurde ein Pilotprojekt gestartet, um deNIS mit den Werkzeugen zu erweitern, die zur Unterstützung von Stäben notwendig sind. Hierzu wurden zunächst die Prozesse der Stabsarbeit in Hamburg aufgenommen, analysiert und anschließend in entsprechende Softwareanpassungen umgesetzt. Aus deNIS II wurde so deNIS IIplus. Die Kernelemente von deNIS IIplus Die Kernelemente von deNIS IIplus bilden drei Module, die das Lagemanagement, das Meldemanagement und das Ressourcenmanagement unterstützen. Weiterhin ist ein Basismodul vorhanden, welches Werkzeuge für die Benutzerverwaltung, die Systemadministration, eine Volltextsuche sowie eine E-Mail-Funktion enthält. Innerhalb des Moduls „Lagemanagement“ sind Werkzeuge vorhanden, um Lagen zu Schadensereignissen zu eröffnen, zu bearbeiten und abzuschließen. Hierbei besteht die Möglichkeit, das Ausmaß des Schadens hinsichtlich der eingetretenen Personen- und der materiellen Schäden über Bildschirmmasken zu erfassen. Darüber hinaus können die bisher eingeleiteten Maßnahmen erfasst und die Institutionen bzw. Funktionsplätze festgelegt werden, die diese Daten einsehen dürfen. Ein im System frei konfigurierbares Rollen- und Rechtekonzept ist ein weiteres Kernelement von deNIS IIplus . Es ermöglicht dem Nutzer in Abhängigkeit seiner Rolle und des eingetretenen Ereignisses ein spezifisches Lagebild zur Verfügung zu stellen. So kann beispielsweise dem Einsatzleiter der Polizei ein anderes – seiner Aufgabe entsprechendes – Lagebild zur Verfügung gestellt werden, als dem Leiter des Sachgebietes Presse- und Medienarbeit. Zur Vorbereitung auf Einsätze können bestimmte „Alarmierungsstichworte“ angelegt werden, die mit vorhandenen Informationen oder vorbereiteten Lagebildern verknüpft wer- www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 25 den. So ist es möglich, beispielsweise zu dem Alarmierungsstichwort „Hochwasser“ bestimmte Einsatzoder Alarmierungspläne sowie Lagebilder über zu erwartende Überschwemmungszonen im System zu hinterlegen. Darüber hinaus können auch zu möglichen Ereignisorten solche Dokumente im Rahmen einer präventiven Einsatzvorbereitung in deNIS IIplus hinterlegt werden. Zur Erstellung von Lagekarten stehen dem Nutzer die im System hinterlegten digitalisierten Karten in den unterschiedlichsten Maßstäben oder auch Luftbilder zur Verfügung. Vor diesem geographischen Hintergrund können Schadenslagen über die Funktion „Ereignislayer“ mit unterschiedlichen geometrischen Figuren, Linien oder Punkten in verschiedenen Farben und Füllmustern gezeichnet werden. Darüber hinaus können auch festgelegte Symbole, z. B. für Landeplätze, Versorgungspunkte usw., in das Lagebild integriert werden. In einem Einsatzfall können nun die unter dem Alarmierungsstichwort oder dem Ereignisort vorbereiteten Lagekarten genutzt und weiter bearbeitet werden oder es wird ein neues Lagebild erstellt und im Verlauf des Ereignisses kontinuierlich aktualisiert. Die weiteren Informationen zur Lageentwicklung erfolgen über das Meldemanagement. Hierzu stehen Formulare als Bildschirmmasken zur Verfügung, die neben Meldungen auch konkrete Aufträge in deNIS IIplus erfassen können. In einer Meldeliste werden alle Meldungen und erteilten Aufträge zur Lage mit dem aktuellen Status (z. B. „Auftrag erledigt“) übersichtlich dargestellt. Zur Erfassung von personellen, materiellen und infrastrukturellen Hilfeleistungspotenzialen steht ein umfangreiches Werkzeug zur Verfügung (Ressourcenmanagement). Es ermöglicht die Erfassung und Aktualisierung der Daten in der Datenbank sowie die automatische Übertragung der Daten an andere Institutionen. Die in der Datenbank erfassten Hilfeleistungspotenziale, aber auch wichtige Objekte, wie risikobehaftete Anlagen oder „Kritische Infrastrukturen“, können als Sachdaten ausgewählt und zusätzlich zum Lagebild eingeblendet 26 Quelle: BBK S4 Versorgung Netzwerk Bevölkerungsschutz werden. Hierdurch wird mit einem Blick deutlich, in welcher Entfernung zum Ereignisort die Ressourcen verfügbar sind. Darüber hinaus steht noch das elektronische Einsatztagebuch zur Verfügung, um den Ablauf des Einsatzes zu dokumentieren. Nach Abschluss des Einsatzes wird die Lage im System beendet und im Lagearchiv hinterlegt. Hier kann man jederzeit darauf zugreifen, um den Ablauf zu analysieren und Rückschlüsse auf künftige Einsätze zu ziehen. Der Mehrwert für die Stabsarbeit Die Basis dieser Software wurde im Auftrag des Bundes realisiert. Um das Ziel eines möglichst umfassenden Netzwerkes im Bevölkerungsschutz zu erhalten, wird die Software durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe den Behörden zur Verfügung gestellt, die in Deutschland mit Sicherheitsaufgaben betraut sind (BOS). Mit deNIS IIplus wurde die Basis geschaffen, einen Standard im Bereich der IT-Systeme zur Unterstützung der Stabsarbeit zu setzen. Der Mehrwert für die Nutzer liegt in der modernen Software-Technik (z. B. neueste Datenbanktechnologie von ORACLE) sowie dem Ausbaupotenzial eines geographischen Informationssystems. Darüber hinaus profitieren die angeschlossenen Nutzer von dem Informations- www.WALHALLA.de/notfallvorsorge angebot des Bundes, das künftig über deNIS IIplus zur Verfügung gestellt wird. Hierzu zählen im Einzelnen: • das vom Gemeinsamen Meldeund Lagezentrum von Bund und Ländern (GMLZ) eingestellte nationale Lagebild, • Risikoanalysen von Bund und Ländern in Form von Textdokumenten und Karten, • aktuelle Satellitenfotos über Schadensgebiete in Deutschland, die vom GMLZ bei Katastrophen angefordert werden können, • aktuelle Wetterinformationen des Deutschen Wetterdienstes sowie • Daten der Gefahrenerfassungssysteme des Bundes (Umweltradioaktivität, Pegelstände der Bundeswasserstraßen usw.). Durch die Client-Server-Architektur bietet deNIS IIplus die Möglichkeit, sich vom Arbeitsplatz aus im System anzumelden. Hierdurch kann der Einsatz auch außerhalb des jeweiligen Lagezentrums verfolgt und beeinflusst werden. Durch die Einrichtung dieses erweiterten „virtuellen Krisenstabes“ kann die Größe von Einsatzräumen bzw. deren materielle Ausstattung reduziert werden. Im Ergebnis kann festgestellt werden, dass die neuen Herausforderungen ein besseres Zusammenwirken der Krisenstäbe in den Ländern und beim Bund zwingend notwendig machen und deNIS IIplus ein geeignetes Instrument ist, dies mit modernster Technik zu unterstützen. Notfallvorsorge 4/2006 S5 Presse- und Medienarbeit Presse- und Medieninformationen • Sammeln, Auswählen und Aufbereiten von Informationen aus dem Einsatz • Erfassen, Dokumentieren und Auswerten der Presse- und Medienlage • Erstellen von Presse- und Medieninformationen S5 Presse- und Medienbetreuung • Informieren, Führen und Unterbringen der Presse- und Medienvertreterinnen und -vertreter • Vorbereiten und Durchführen von Presse- und Medienkonferenzen Presse- und Medienkoordination • Bündeln, Abstimmen und Steuern der Presse- und Medienarbeit, zum Beispiel mit den Pressesprecherinnen und -sprechern von anderen beteiligten Behörden, betroffener Betriebe und insbesondere der Polizei • Halten des ständigen Kontakts mit Presse und Medien Presse- und Medieneinbindung in die Schadenbekämpfung • Veranlassen und Betreuen von Informationstelefonen • Veranlassen von Warn- und Suchhinweisen für die Bevölkerung Es geht nichts mehr ohne moderne Kommunikationstechnik – vor allem in der Krisenkommunikation Isabell Wagner, Frank Recktenwald , SOS Crisis Management & Crisis Communication GmbH, Saarbrücken Die EDV hält Einzug in die Krisenstabsarbeit. Elektronisches Tagebuch, Lagedarstellung, EDV-gestützte Entscheidungshilfen, Aufgaben-, Kräfte- und Einsatzmittelverwaltung sind nur einige Features, die die modernen Führungsmittel anbieten. Leider allzu oft vergessen wird allerdings dabei die Krisenkommunikation. Gerade sie muss aber mit der modernen Technik Schritt halten. Foto: SOS Crisis Management & Crisis Communication GmbH Beep. Das Handy vibriert. Auf dem Display erscheint die Meldung: Großbrand in der Innenstadt. Dazu gibt es ein Bild von dem Unglück. Im Internet tickern bereits die ersten Informationen über das Schadensereignis. Auch Hörfunk und Fernsehen berichten wenig später. Kommunikation im Echtzeitmodus. Die Stunde der Krise ist die Stunde der Massenmedien. Denn mit zunehmender Mobilität wollen immer mehr Menschen zuverlässige Informationen – auch unter-wegs und vor allem bei Krisen. Das Nachrichtengeschäft boomt und die Medien liefern dabei das volle Programm: Meldungen, Fotos, Videosstreams und Audiobeiträge per SMS, E-Mail oder auf Internetseiten. 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Um diesem Anspruch gerecht werden zu können, haben sie bis hinunter zu den Lokalredaktionen ihre Arbeitsstrukturen umgekrempelt und ihre Techniken den gestellten Anforderungen angepasst. Newsroom ist das Schlagwort. Newsrooms sind große Räume, in denen alle Fäden und Nachrichten zusammenlaufen. Hier sichten und entscheiden Redakteure am Desk, welche Geschichten in die Medien kommen und wer welche Beiträge noch liefern kann. Hier werden Beiträge gefertigt, Fotos, Videos, Audiobeiträge, Grafiken und Kommentare für die unterschiedlichsten Kommunikationsmittel zusammengestellt. Und vom Newsroom aus werden die Nachrichten in Bruchteilen von Sekunden versendet – weltweit, wenn es sein muss. Der Newsroom als Kommandozentrale – oder besser als Krisenstab. Im Nu auf Sendung An der Einsatzstelle sind die Redakteure auch weitaus flexibler geworden: recherchieren, redigieren, informieren und aktualisieren – alles geschieht zwischenzeitlich über Kommunikationseinrichtungen im Taschenformat. Innerhalb weniger Minuten sind vor allem sie in der Lage, über Handy oder kleinen SNG (Satellite News Gathering / Übertragungs- Notfallvorsorge 4/2006 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 27 S5 Presse- und Medienarbeit einheiten) auf „Sendung“ zu gehen und die Meldungen zu vertickern. Aber nicht nur die Journalisten berichten innerhalb kürzester Zeit von der Unglücksstelle, sondern auch Augenzeugen. Dank Handy- und Digitalkameras sowie immer besseren EDV-Verbindungen machen auch sie im Nu die Krise allgegenwärtig. Vor allem das Internet wird dabei zu einem der wichtigsten Informationsmedien. Krisenherd Internet Auf privaten Websites, in Newsgroups und über Mailinglisten verbreiten sich die „Neuigkeiten“ wie ein Lauffeuer im Sekundentakt. Besonders in Weblogs, kurz „Blog“ genannten Websites, brodelt die virtuelle Gerüchteküche. Angelegt in Tagebuchform werden sie innerhalb von Sekunden per Mobiltelefon mit Texten und Fotos von Augenzeugen bestückt. Mit dem Eintreffen der ersten Einsatzkräfte stehen oft schon erste Bilder und inzwischen sogar Videos von Schadensereignissen einem Weltpublikum zur Verfügung. Krisenstäbe – der Entwicklung hinterher? Kommunikation auf allen Wegen Der „SOS NewsDesk©“ ist ein multifunktionales Nachrichtentool, das speziell für die Krisenkommunikation bei Behörden und Unternehmen entwickelt wurde. Mit ihm können Nachrichten für unterschiedliche Ausgabekanäle gleichzeitig produziert werden: für Handys oder andere mobile Geräte, das Internet, das Radio oder beispielsweise die Krisenhotline. Auch zuvor erstellte InternetSchattenseiten sind aktivierbar. Mit einer ganzen Reihe nützlicher Tools wartet das Programm auf: • Im Redaktionsmodus können Texte einfach und schnell geschrieben werden. Für ungeübte Anwender steht eine Datenbank mit Textbausteinen und Hilfen zur Verfügung. • Alle Nachrichten können nach den Ausgabekanälen selektiert werden: interne und externe Benutzergruppen, SMS, Mail oder Internet. Foto: SOS Crisis Management & Crisis Communication GmbH Und die Gefahrenabwehrbehörden? Viele haben für ihre Krisenkommunikation jetzt gerade erst die EMail entdeckt. Dass es auch Internetseiten gibt, die man lange vor dem Eintritt eines Schadensereignisses mit Informationen bestücken und im Nu aktivieren kann, hat sich bisher wenig herumgesprochen. Auch dass die Kommunikation über Handy zwischenzeitlich eine gute Möglichkeit ist, Gerüchte und Spekulationen zu verhindern, haben sie bisher kaum bemerkt. Statt Informationen über alle verfügbaren Kanäle aus Erster Hand zu lancieren, mit der Öffentlichkeit den Kontakt aktiv zu suchen und Vertrauen aufzubauen, verschanzen sie sich oftmals noch hinter einer schriftlichen Verlautbarung. Das dies dabei als Führungsschwäche des Managements empfunden wird, ist den wenigsten bewusst. Dabei liefert die EDV doch so viele Möglichkeiten, Schritt zu halten und den Kontakt mit den Medien, der Bevölkerung, den Fachkreisen und internen Gruppen sicherzustellen. Ein gutes Beispiel dafür ist der „SOS NewsDesk©“ 28 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge • Auf der eigenen Internetseite werden die Informationen problemlos und in Sekundenschnelle direkt online gestellt. Das System integriert sich automatisch in das Design, die Textformatierungen oder Farben ihrer bereits vorhandenen Homepage. • Spezielle „Schattenseiten“ beispielsweise mit FAQ-Katalog, Presseinformationen und Hintergrundinformationen lassen sich für die schnelle Kommunikation vorbereiten. • Alle Nachrichten können plattformunabhängig direkt auf fremde Websites übertragen werden – sei es als Anreißer, Überschrift oder vollwertigen Beitrag. • Meldungen lassen sich per Fax, per Mail als Newsletter oder per SMS versenden. Jeder, der Interesse an ihren Meldungen hat, kann sich bei einem automatischen Newsletterservice anmelden. Das System pflegt dabei die eingehenden Newsletterbestellungen und -kündigungen automatisch. • In einer digitalen Pressemappe werden O-Töne und Statements, Bilder und Texte zum direkten Abruf bereitgestellt. • Alle Informationen werden in einer internen Archivdatenbank und in einer Onlinedatenbank selektiert abgelegt, geordnet nach Themen, Datum, Inhalten und versendetem Verteiler. Damit ist jederzeit die problemlose Recherche möglich. • In einem „Newsroom“ können sich die beteiligten Pressestellen und Verantwortlichen – sofern sie nicht in einer gemeinsamen Pressestelle versammelt sind – Informationen, Kommunikationsziele, Entwicklungen und Sprachregelungen austauschen. Das Tool unterstützt dabei auch die Arbeit im Krisenstab. • Ein internes Recherchetool mit wichtigen Daten steht zur effizienteren Aufbereitung von Pressemeldungen und Texten zur Verfügung. • Zahlreiche Checklisten unterstützen zusätzlich die organisatorische Arbeit der Pressesprecher. Das Tool kann von jedem Ort aus bedient werden: direkt aus dem Krisenstab über Computer oder auch von der Einsatzstelle über mobile Endgeräte. Notfallvorsorge 4/2006 S6 Informations- und Kommunikationswesen Planen des Informations- und Kommunikationseinsatzes • Feststellen des Ist-Zustands der Führungsorganisation • Feststellen des Ist-Zustands der Fernmeldeorganisation • Absprechen der Führungsorganisation mit S3 • Aufteilen der zugewiesenen Kanäle • Anfordern von Sonderkanälen • Ermitteln des Kräftebedarfs für den Kommunikationsbetrieb S6 • Ermitteln des Materialbedarfs für den Kommunikationsbetrieb • Feststellen der Einsatzmöglichkeiten von Funktelefonen • Ermitteln der Einsatzmöglichkeiten von Kommunikationsverbindungen über Feldkabel und anderer drahtgebundener Netze • Erarbeiten eines Kommunikationskonzeptes einschließlich Fernmeldeskizze • Sicherstellen der Kontakte mit den Informations- und Kommunikationsdiensten anderer Behörden, Organisationen und Institutionen Durchführen des Informations- und Kommunikationseinsatzes • Umsetzen der Planung • Führen der Informations- und Kommunikationseinheiten • Gewährleisten der Kommunikationssicherheit (Redundanz) • Übermitteln von Befehlen, Meldungen und Informationen • Überwachen des Kommunikationsbetriebes • Dokumentieren des Kommunikationsbetriebes (Nachweisung) • Ausstattung der Befehlsstellen mit Bürokommunikation • Einrichten von Meldediensten Planung und Einsatz bei Großveranstaltungen aus Sicht des Sanitäts- und Rettungsdienstes Klaus Albert, Referent für Zivil-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst, Malteser Hilfsdienst e.V. – Generalsekretariat, Köln Informations- und Kommunikationsmittel heute Die Informations- und Kommunikationsmittel (Mobiltelefon, SMS, MMS, Internet und E-Mail z. B. per ISDN, GPRS, WLAN oder UMTS) haben sich in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt und in unserem Alltag vieles verändert. Doch im Bereich der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) ist vieles dieser modernen Technik noch nicht so weit implementiert, wie es wünschenswert wäre. Bei der Planung und Durchführung sanitätsdienstlicher Absicherung von Großveranstaltungen durch die Hilfsorganisationen wird bereits nicht mehr auf die modernen Kommunikationsmittel und EDV verzichtet. Durch die immer komplexeren IT-Lösungen und stabilen Kommunikationstechniken steigt aber auch der Anspruch an den Sachgebietsleiter S6 sowie die Kräfte der Führungsunterstützung. In diesem Artikel wird bewusst nicht auf Notfallvorsorge 4/2006 die Problematik der bevorstehenden Einführung des Digitalfunks eingegangen. Planung Das Planen der Informations- und Kommunikationsmittel ist auf Grund des umfangreichen Angebotes und der zum Teil hohen Kosten nicht leicht. Im Rahmen der Vorplanung von Einsätzen zur sanitäts- und rettungsdienstlichen Absicherung von Großveranstaltungen hat der Sachgebietsleiter S6 die wichtige Aufgabe, eine entsprechende Auswahl der richtigen Informations- und Kommunikationsmittel zu treffen. Die Schwierigkeit dabei ist, aus der Fülle der Kommunikationsmittel unter Berücksichtigung des Auftrags die sinnvollen Mittel auszuwählen. Ebenso muss im Vorfeld der Informationsfluss und Informationsbedarf der einzelnen Führungsebenen definiert und eine entsprechende Vernetzung geplant werden. Hierzu müssen umfassend die Informationsquellen bestimmt werden und den Entscheidern der verschiedenen Führungsebenen die gesicherten und ausgewerteten Informationen bereitgestellt/übermittelt werden. Schon in der Planungsphase ist auch auf die Kompatibilität der Systeme zu achten und die Sicherung der Daten während und am Ende des Einsatzes vorzubereiten. Planen des Informations- und Kommunikationseinsatzes: • Feststellen des Ist-Zustands der Führungsorganisation • Feststellen des Ist-Zustands der Fernmeldeorganisation • Absprechen der Führungsorganisation mit S3 • Aufteilen der zugewiesenen Kanäle • Anfordern von Sonderkanälen • Ermitteln des Kräftebedarfs für den Kommunikationsbetrieb • Feststellen der Einsatzmöglichkeiten von Funktelefonen • Ermitteln der Einsatzmöglichkeiten von Kommunikationsverbindungen über Feldkabel und andere drahtgebundene Netze • Erarbeiten eines Kommunikationskonzeptes einschließlich Fernmeldeskizze www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 29 Foto: Getty images S6 Informations- und Kommunikationswesen • Sicherstellen der Kontakte mit den Informations- und Kommunikationsdiensten anderer Behörden, Organisationen und Institutionen Einsatz Die Malteser können auf Grundlage der Erfahrungen mit neuen Informations- und Kommunikationsmitteln bei der Absicherung von Großveranstaltungen festhalten, dass der Einsatz einer Netzwerk gestützten Einsatzführung mit modernen Kommunikationsmitteln wie UMTS heute sehr stabil möglich ist. Das Nutzen von gesicherten Internetverbindungen ist auf jeden Fall eine praktikable und sinnvolle Ergänzung der herkömmlichen Kommunikationsmittel und stellt so eine stabile Vernetzung der Führungsebenen sicher. Dies setzt jedoch voraus, dass fundierte Kenntnisse der Netzwerktechnik in den IuK-Einheiten vorhanden sind 30 und im Einsatz ein IT-Support der Führungsunterstützung vor Ort verfügbar ist. Bewährt hat sich hierbei auch das Einrichten von Ausfallebenen, so dass z. B. die Daten bei einer Unterbrechung der Kommunikationsverbindung über Datenträger (z. B. USB-Stick) oder Formulare per Melder übermittelt werden können. Durchführen des Informationsund Kommunikationseinsatzes: • Umsetzen der Planung; Führen der Informations- und Kommunikationseinheiten • Gewährleistung der Kommunikationssicherheit (Redundanz) • Übermitteln von Befehlen, Meldungen und Informationen • Überwachung des Kommunikationsbetriebes • Dokumentieren des Kommunikationsbetriebes (Nachweisung) • Ausstatten der Befehlsstellen mit Bürokommunikation • Errichten von Meldediensten www.WALHALLA.de/notfallvorsorge Zusammenfassung Heute sollte nicht mehr die Frage gestellt werden, ob neue Fernmeldetechnologie kombiniert mit Netzwerk gestützter Informations- und Kommunikationstechnik bei der sanitätsdienstlichen Absicherung von (Groß-) Veranstaltungen eingesetzt werden soll, sondern vielmehr welche der vielen Lösungen genutzt werden soll! Dazu ist eine umfangreiche Planung und Definition des Informations- und Kommunikationsbedarfs vor jedem Einsatz notwendig. Hierzu sind gut ausgebildete Führungsunterstützungsgruppen mit fachlich fundierten Kenntnissen notwendig. Natürlich ist der Einsatz solcher Technologie zurzeit noch mit erheblich hohen Kosten verbunden, jedoch ist diese Technologie „state of the art“ und somit ist der Einsatz nicht nur gerechtfertigt, sondern sicherlich auch notwendig. Notfallvorsorge 4/2006 S6 Informations- und Kommunikationswesen Sicherheitsfragen für EDV-Systeme: Was ist, wenn ...? Dipl. Ing. Stefan Mikus, Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Schutz Kritischer Infrastrukturen, Bonn Datenverarbeitungssysteme, sei es nun massenhaft eingesetzte Bürokommunikationssoftware oder Speziallösungen für Datenbanksysteme, sind aus unserem Alltag nicht mehr herauszudenken. Der Bildschirm mit Tastatur sowie PC unter dem Tisch prägt den heutigen Arbeitsplatz. In nahezu allen Dienstleistungsbereichen ist der störungsfreie Tagesbetrieb ohne die EDV-Unterstützung nicht mehr denkbar. Das gilt für eine Versicherung, eine Verwaltung, aber auch für Einrichtungen im Notfall- und Rettungswesen. Zu sehr sind die Arbeitsprozesse auf den effektiven Einsatz von EDV-Systemen abgestimmt. Eine Bearbeitung dieser Prozesse per Hand mit Papierformularen ist oftmals nicht mehr möglich. Es fehlt an dem Wissen um die Schnittstellen im Arbeitsprozess, ein eingeführtes Arbeitsverfahren ohne EDV-Unterstützung und ganz besonders an ausreichendem Personal für einen Rückfall in die „Alte Zeit der Papierformulare“. Ganz besonders trifft das auf die immer häufiger eingesetzten vernetzten EDV-Systeme zu. Der Arbeitsplatz PC dient nur noch als Eingabemedium. Die Bearbeitungssoftware liegt auf einem zentralen Server und bedient gleichzeitig eine Vielzahl von Nutzern. Die Verbindung zwischen Arbeitsplatz PC und Server erfolgt in der Regel über öffentliche Kommunikationsnetze. Diese Abhängigkeit von EDV-Systemen verlangt nach umfassenden Sicherheitsstrategien zum Schutz der Datenbestände sowie von Soft- und Hardware. Jeder hat schon von den Gefahren aus dem Internet gehört. Systemausfälle aufgrund von Virenbefall, Datenspionage mit Trojanern oder die gezielte Überlastung von Systemen durch massenhafte Anfragen werden Notfallvorsorge 4/2006 nahezu täglich gemeldet. Versuchten Hacker in der Vergangenheit oft aus Neugier und einem gewissen „sportlichem“ Ehrgeiz in EDV-Systeme einzudringen ohne diese jedoch zu manipulieren, so sind die heutigen Hackerangriffe oft von wirtschaftlichem Interesse getrieben. Sie reichen von Wirtschaftsspionage, dem Ausspionieren von Zugangsdaten bis zum Manipulieren von Internetauftritten. Die Schäden, die durch solche Angriffe entstehen, können existenzbedrohend sein. Was ist, wenn ... ... moderne Leitstellen nicht mehr auf die Einsatzleitsysteme zugreifen könnten oder die Kommunikationssysteme ausfallen? Patientendaten aus einer Datenbank verloren gehen oder manipuliert werden? Liebgewonnene Einsatzunterstützungssysteme nicht mehr zur Verfügung stehen? Sie sollten sich immer darüber bewusst sein, • wie vertrauliche Informationen aus ihren EDV-Systemen missbraucht werden können. • welche Folgen eintreten würden, wenn Informationen aus Ihren EDV-Systemen durch Unberechtigte verändert oder entfernt werden bzw. auf dem Übertragungsweg verändert werden. • welche Auswirkungen ein plötzlicher Ausfall (Tage oder Wochen) Ihrer EDV-Systeme oder einzelner Komponenten auf die Funktionsfähigkeit Ihrer Organisation hat. Die Entwicklung von Sicherheitsstrategien für EDV-Systeme muss auch im Notfall- und Rettungswesen einen hohen Stellenwert einnehmen und kontinuierlich geänderten Bedrohungssituationen angepasst werden. Die EDV-Sicherheitsstrategie ist Chefsache! Oft ist dies gerade nicht der Fall, mit z. T. fatalen Folgen. EDV-Sicherheit wird bei Vorgesetzten und Beschäftigten eher als nachrangig betrachtet. Häufige Sicherheitslücken in EDV-Systemen ergeben sich durch fehlende Sorgfalt bei der Installation. Die Konfiguration der Systeme weist Sicherheitslücken bei der Vernetzung und den Verbindungen zum Internet auf. Sicherheitsmechanismen werden von den Anwendern umgangen. Die erforderliche Sorgfalt beim Umgang mit Passwörtern fehlt. Selbst Objektschutzmaßnahmen für zentrale Komponenten der EDV-Systeme sind nicht ausreichend bzw. der aktuellen Bedrohungssituation angepasst. Um die EDV-Systeme ausreichend gegen Angriffe von außen, aber auch gegen Fehlbedienungen und unzureichende Wartung zu schützen, bedarf es eines systematischen Herangehens. Organisationsleitung, Führungskräfte, Beschäftigte und der EDV-Service müssen bei der Erstellung eines EDV-Sicherheitskonzeptes beteiligt werden. Umfangreiche Informationen für die Einrichtung eines EDV-Schutzkonzeptes erhält man auch vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (www.bsi.bund.de) www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 31 Glossar Katastrophenschutz in Europa Einheitlicher und effizienter auf Katastrophen reagieren Natur- und von Menschen verursachte Katastrophen haben in den letzten Jahren beträchtliche Schäden verursacht: Sie forderten Menschenleben, zerstörten Kulturgüter, die wirtschaftliche und soziale Infrastruktur und schädigten die Umwelt. Ziel des Europäischen Parlaments ist es daher, einheitlicher und effizienter zu reagieren, u.a. mittels eines Frühwarnsystems zur Aufklärung und Warnung der Bevölkerung und einer europäischen Zentrale zur strategischen Koordinierung des Katastrophenschutzes. In den vergangenen Jahren ist die Häufigkeit und Schwere von Katastrophen deutlich angestiegen. „Die weltweiten Verluste aufgrund von Naturkatastrophen scheinen sich gegenwärtig alle zehn Jahre zu verdoppeln“, so der für das „Gemeinschaftsverfahren für den Katastrophenschutz“ zuständige griechische Berichterstatter des EP Dimitrios Papadimoulis. „Sollte dieser Trend anhalten, werden sich die jährlichen Verluste im nächsten Jahrzehnt auf fast 150 Milliarden Euro belaufen“. Ein Gemeinschaftsverfahren für den Katastrophenschutz soll nach Ansicht des EP „die Reaktion der Europäischen Union auf Katastrophen einheitlicher und effizienter gestalten“. Eine weitere Maßnahme soll die Entwicklung eines Frühwarnsystems auf Basis bestehender Informationsquellen, Beobachtungs- und Erkennungsmittel sein. Frühwarnung definieren die Parlamentarier als „eine rasche und wirksame Information, die Maßnahmen zur Risikovermeidung oder -senkung und wirksame Vorsorge für den Ernstfall ermöglicht“. Ein Frühwarnsystem soll nicht nur für eine schnelle Reaktion der Mitgliedstaaten, sondern auch für die Aufklärung und Warnung der Bevölkerung in häufig von Naturkatastrophen heim- 32 gesuchten Gebieten mittels gemeinschaftsweit verwendeter Signale und Verfahren sorgen. Ein solches System müsse daher vier miteinander verbundene Elemente umfassen: Kenntnis der Risiken und Schwachstellen, Kommunikation und Verbreitung, Bereitschaft und Reaktionsvermögen. Die verstärkte Zusammenarbeit sollte auf einer „europäischen Zentrale für die strategische Koordinierung des Katastrophenschutzes“ basieren, bestehend aus einem Beobachtungsund Informationszentrum und einem von der Kommission und den operativen Mitgliedstaaten verwalteten gemeinsamen Kommunikations- und Informationssystem. Die EU-Kommission sollte zudem mögliche Maßnahmen für eine kurzfristige Mobilisierung geeigneter Mittel und Ausrüstungen sowie den Aufbau und die Beförderung von mobilen Labors, mobilen Hochsicherheitseinrichtungen und medizinischer Schutzausrüstungen ergreifen. Darüber hinaus setzt sich das EP für eine stärkere Sensibilisierung der Bürger und die Verbreitung von Informationen über „sicherheitsrelevantes Verhalten bei erheblichen Gefahren in der Öffentlichkeit“ ein. Gut informierte und geschulte Bürger seien weniger anfällig für Gefährdungen; eine integrierte Strategie der Unfall- und Katastrophenvermeidung müsse besonderes Augenmerk auf die Schulung von Kindern und Jugendlichen legen. Die Abgeordneten regen auch eine integrierte Bewirtschaftung der ökologischen und natürlichen Ressourcen Katastrophenvorsorge an: „Bodennutzung und -bewirtschaftung sind ein wichtiger Aspekt der Strategien und Pläne zur Verhütung von Katastrophen und Abfederung ihrer Auswirkungen“. EP-Pressemeldung vom 31.10.2006 www.WALHALLA.de/notfallvorsorge Verstehen Definierte bearbeitet von Dr. Wolfram Geier, Bonn EDV, E-Learning, Intranet, SatCom, USB u. a. sind aktuelle Begriffe des modernen Informations- und Kommunikationszeitalters. Die damit verbundenen Technologien und Möglichkeiten haben auch im Bevölkerungsschutz und im Katastrophenmanagement Eingang gefunden. Gemäß einschlägiger Definitionen aus der Fachliteratur werden die wichtigsten Begrifflichkeiten im Zusammenhang mit dem Themenschwerpunkt „Gigabytes im Katastropheneinsatz – die Rolle der EDV in der Stabsarbeit“ in Kurzfassung vorgestellt. Ausfallsicherheit: definierte Sicherheit gegen einen Ausfall von technischen Systemen; durch den Einsatz von Redundanzen (s. u.) wird die Ausfallsicherheit erhöht; in besonders kritischen Bereichen wie beispielsweise der Informations- und Kommunikationstechnik bzw. der EDV (s. u.) spricht man auch von Hochausfallsicherheit. Dienstvorschriften (DV): Regelungen zur Organisation und Durchführung bestimmter Dienste. Sie konkretisieren meist allgemeine Rechtsnormen durch Auslegung unter Einbeziehung der Rechtsprechung. Im Katastrophenschutz enthalten die Dienstvorschriften Grundlagen und Grundsätze des nichtpolizeilichen Einsatzes in der Gefahrenabwehr; so z. B. die Katastrophenschutz-Dienstvorschrift 100 (KatS-DV 100) über Führungsgrundlagen und Führungsgrundsätze im Einsatz der Feuerwehren und anderer im Katastrophenschutz mitwirkender Organisationen. Notfallvorsorge 4/2006 Glossar * Teil 4 wir uns richtig? Begriffe für eine klare Kommunikation Elektronische Datenverarbeitung (EDV): Sammelbegriff für die Erfassung und Bearbeitung von Daten durch elektronische Geräte, vor allem Computer. Intranet: Computernetzwerk auf gleicher technischer Basis wie das Internet, das jedoch nur einer definierten Gruppe von Nutzern zugänglich ist. E-Learning (engl., Abkürzung für „Electronic learning“) durch elektronische Medien unterstützte Formen des Lehrens und Lernens auf so genannten in der Regel internetbasierten E-Learning-Plattfomen. E-Learning dient der Präsentation und Verteilung von Lehr- und Lernmaterialien sowie der Kommunikation zwischen Lehreinrichtung bzw. Dozenten und Lernenden, wobei digitale Medien in Form von Schriften, Bildern, Videoclips etc. zum Einsatz kommen. E-Learning ermöglicht Lehren und Lernen über große räumliche Distanzen hinweg und ist heute Standardmethode bei Fernlehr- und Fernstudiengängen. Redundanz: bezeichnet das mehrfache Vorhandensein identischer Strukturen und Ressourcen zum Zweck der Erhöhung der Ausfallsicherheit eines Systems; Redundanzen sind vor allem beim Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien im Krisen- und Katastrophenmanagement erforderlich. Hardware (engl., für „harte Ware“): Oberbegriff für die maschinelle technische Ausrüstung von Computersystemen wie Baugruppen, Komponenten, Prozessoren, Arbeitsspeichern oder Peripheriegeräten. SatCom (engl. satellite communication): gebräuchliche abgekürzte Bezeichnung für satellitengestützte Kommunikation und Kommunikationssysteme; sie bestehen aus geostationären Kommunikationssatelliten sowie stationären und / oder mobilen terrestrischen Sende- und Empfangsstationen. Funkskizze: graphische Darstellung der Fernmeldeorganisation (z. B. Kanalzuweisungen) an einer Einsatzstelle des Katastrophenschutzes. Software (engl., für „weiche Ware“): Oberbegriff für alle nichtmaschinellen Funktionsbestandteile eines Computers, bzw. für jeden technischen Gegenstand, der mindestens einen Mikroprozessor enthält wie Computerprogramme oder zur Verwendung mit Computerprogrammen bestimmte Daten. Internet (engl., Abkürzung für „Interconnected Networks“, = zusammengeschaltete Netze): elektronische Verbindung von Computernetzwerken zwecks Datenaustausch über so genannte Server und technisch normierte Netzwerkprotokolle; im Prinzip können alle Computer weltweit miteinander verbunden werden. Stab: Beratungsgremium für verantwortliche Entscheidungsebenen außerhalb der normalen Linienorganisation von Behörden und Unternehmen. Im Katastrophenschutz ist der Stab eine spezielle Organisationsform, die selbst keine Führungsfunktionen übernimmt, jedoch den Leiter des Stabes sowie andere Entschei- Notfallvorsorge 4/2006 dungsebenen bei der Beurteilung der Lage berät, Entscheidungen vorbereitet und die Ausführung koordiniert und überwacht; Stabsarbeit im Katastrophenschutz basiert zunehmend auf elektronischen Informations- und Kommunikationstechnologien sowie entsprechender Software zur Entscheidungsunterstützung. Tool (engl., für „Werkzeug“): in der EDV wird damit ein Programm bezeichnet, mit dessen Hilfe das Programmieren bestimmter Abläufe erleichtert wird (Hilfsprogramm); im allgemeinen Sprachgebrauch so viel wie Hilfsmittel, Werkzeug, Instrument. USB (engl., Abkürzung für „Universal Serial Bus“): System zur Verbindung eines Computers mit Zusatzgeräten; USB-Anschlüsse belegen wenig Platz und können einfache Geräte wie Mäuse, Telefone oder Tastaturen mit Strom versorgen und im laufenden Betrieb miteinander verbinden; heutige Computer verfügen meist über zwei bis sechs USBSchnittstellen. USB-Stick (engl., Abkürzung für „Universal Serial Bus Stick“): Speicher-Stift, mit dem kleinformatige steckbare USB-Geräte bezeichnet werden, die am häufigsten als leistungsfähiges und mobil zu verwendendes Speichermedium Anwendung finden. * Teil 1 bis 3 siehe „Notfallvorsorge“ 01/2006, S. 32f, 02/2006, S. 29 sowie 03/2006, S. 32f. www.WALHALLA.de/notfallvorsorge 33 Für Sie gelesen und empfohlen Grundgesetz mit Kommentierung Die größte Verfassungsänderung seit 1949! Von Peter Schade, Walhalla Fachverlag, Regensburg/Berlin 2006, 320 Seiten; 9,95 Euro, ISBN 978-3-8029-7176-1 Die 7., neu bearbeitete Auflage erläutert den neuesten Verfassungsstand, darunter so brisante Themen wie Föderalismusreform, Lauschangriff, Sterbehilfe, Klonen, Patientenverfügung, Nichtigkeit des Luftsicherheitsgesetzes, Folterverbot, ausuferndes Richterrecht, Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur vorzeitigen Auflösung des Bundestages, Staatsverschuldung u.v.m. Die leicht verständliche Kommentierung zeichnet sich aus durch eine Fülle lebensnaher Beispiele und zahlreiche Querverweise. „Wer in handlicher Form und komprimiertem Inhalt die Verfassung mit Kommentierung parat haben will, ist mit diesem Buch bestens bedient. Das gilt auch für Studium, Aus- und Fortbildung.“ Staatsanzeiger für das Land Hessen 34 Katalog der Risiken Risiken und ihre Darstellung Von Dirk Proske Dirk Proske Verlag, Berlin 2004 372 Seiten, 130 Abbildungen, 101 Tabellen; 20,- Euro ISBN 3-00-014396-3 Anlässlich des 7. Forums und Gefahrentages des Deutschen Komitees Katastrophenvorsorge e.V. in Eschborn im Hause der GTZ im Oktober 2006 kam der Rezensent mit dem Verfasser Dr. Dirk Proske ins Gespräch. Sein Buch „Katalog der Risiken“ hilft in der Katastrophenvorsorge mit, den Interessierten über die zumeist übliche einfache Aufzählung von Risikoarten und -faktoren hinaus wissenschaftlich fundierte Informationen zu vermitteln. Im Buch werden zunächst die Begriffe Sicherheit und Risiko erläutert. Im Anschluss daran werden die verschiedenen Arten von Risiken, denen ein Mensch im Laufe seines Lebens ausgesetzt ist, genannt und beschrieben. Hierbei wären zu nennen: Erdbeben, Überschwemmungen, Autoverkehr, Klimawechsel, Erkrankungen oder Kriege. Im Inhaltsverzeich- www.WALHALLA.de/notfallvorsorge nis des Buches sind alle behandelten Risiken aufgezählt. Für diese Risiken werden Beispiele angegeben. Oft werden die Risiken auch ausführlich erklärt. Im zweiten Teil werden diese Risiken mit Parametern abgebildet. Dadurch werden Risiken vergleichbar. Dazu werden verschiedene Risikoparameter vorgestellt, wie z. B. die Sterbehäufigkeit bzw. Sterbewahrscheinlichkeit, die Familie der F-N-Diagramme, das Konzept der verlorenen Lebensjahre oder Lebensqualitätsparameter. Dabei wird der Entwicklung von einfachen Risikoparametern zu immer komplexeren Parametern gefolgt. Außerdem erläutert das Buch kurz die Entwicklung von Lebensqualitätsparametern in verschiedenen Wissenschaftsbereichen, wie z. B. der Medizin, in den Ingenieurwissenschaften oder den Wirtschaftswissenschaften. Das Buch beweist, dass soziale Risiken die höchsten Risiken für Menschen darstellen und der Kampf gegen diese für eine humanistische Gesellschaft zwingend ist. Deshalb sind Lebensqualitätsparameter auch Risikoparameter. Daneben wird ausführlich die Monetarisierung von Risikoschäden behandelt. So gibt es umfangreiche Literatur darüber, wie viel Geld man zum Schutz eines Menschen bei verschiedenen Handlungen, wie z. B. Auto fahren, investieren sollte. Umgangsprachlich werden solche Beträge auch als Wert eines Menschenlebens betrachtet. Im Buch werden über 100 solcher Werte genannt. Zum Abschluss wird am Beispiel der Verstärkung historischer Brücken gegen Schiffsanprall die Anwendung der Risikoparameter verdeutlicht. Für die Arbeit im Katastrophenmangement – von der Katastrophenvorsorge über Katastrophenschutz und -hilfe bis zum Wiederaufbau und der Wiederherstellung der Lebensverhältnisse – ist den Verantwortlichen dieses Buch zu empfehlen. Notfallvorsorge 4/2006 Haftungsrisiken erkennen und gezielt versichern Die Frage der Haftung und Versicherung von Organen erfasst zunehmend alle Bereiche des Wirtschaftslebens. Insbesondere der wachsende Einsatz der Rechtsform der GmbH bei sozialen Einrichtungen konfrontiert kommunale Entscheidungsträger, Vereine und Verbände beziehungsweise ehrenamtlich Tätige mit den Besonderheiten der Haftung im Kapitalgesellschaftsrecht. Dieses Praxishandbuch erläutert die Haftung der Geschäftsführer, Vorstände und Aufsichtsräte der GmbH, der AG, der eingetragenen Genossenschaft, der Stiftungen, Vereine und Verbände sowie der Anstalten und Körperschaften des öffentlichen Rechts: ■ Haftungstatbestände und Möglichkeiten der Versicherung ■ Darstellung der einschlägigen Rechtsprechung ■ Vertiefende Literaturhinweise ■ Mit hilfreichen Profi-Empfehlungen zu jedem Problemkreis Haftung und Versicherung von Managern Geschäftsführer, Vorstände, Aufsichtsräte, GmbH, AG, Stiftung Praxisbeispiele zur D&O-Versicherung Gerhard Ries, Gunhild Peiniger 224 Seiten, flexibel gebunden ISBN 978-3-8029-1546-8 22,90 EUR BESTELLCOUPON Ja, ich bestelle ............... Expl. Dr. Gerhard Ries, Rechtsanwalt, ist Partner der MENOLD BEZLER Rechtsanwälte Partnerschaft in Stuttgart. Seine Hauptarbeitsgebiete sind das Gesellschafts-, Vereins- und Stiftungsrecht. Schwerpunkte seiner Tätigkeit sind die Organisationsberatung, der Unternehmenskauf, die Beratung von Non-Profit-Organisationen sowie die Beratung von Organmitgliedern und Unternehmen in Haftungsfragen. Gunhild Peiniger, Juristin, von 1989 bis 1999 mit Aufbau und Leitung der Vermögensschadenabteilung, Entwicklung von Konzepten für große Anwaltskanzleien, Verbände sowie dem Bereich D&O und Strafrechtsschutz-Versicherungen bei einem namhaften Industrieversicherungsmakler betraut; Geschäftsführerin der PP Business Protection GmbH, Spezialmakler für beratende Berufe und Management, einem Unternehmen der ECCLESIA-Gruppe. Fax: 09 41/56 84-111 · E-Mail: [email protected] Einfach ausfüllen und faxen Absender: Haftung und Versicherung von Managern Name, Vorname Kundennummer ISBN 978-3-8029-1546-8 ............. 22,90 EUR Institution/Firma Telefon (tagsüber) Versandkostenfreie Lieferung im Inland ab einem Bestellwert von 40,– EUR. Preisänderungen vorbehalten. Hinweis: PLZ, Ort Die Preise verstehen sich inkl. der gesetzl. Mehrwertsteuer, zzgl. Versandkosten. Bestellen Sie ohne Risiko, Sie haben 14 Tage Widerrufsrecht. Adressdaten werden elektronisch gespeichert und selbstverständlich vertraulich behandelt. Haus an der Eisernen Brücke 93042 Regensburg Telefon: 09 41/56 84-0 Straße ✘ Datum, Unterschrift ter Mehr un LLA.de A H L A .W www Privat Dienstlich Parlamentarium 2007 Das PARLAMENTARIUM informiert rund um Parlament, Ministerien, Ausschüsse, diplomatische Vertretungen, Verbindungsbüros und Verbände. Der hochwertig ausgestattete Terminplaner bietet neben einem übersichtlichen Kalendarium für 2007 exklusive Informationen zu allen wichtigen Ansprechpartnern mit Adresse, Telefon, Fax und E-Mail. 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Für Politiker und den politiknahen Raum ein Muss!” Peter Heesen, Bundesvorsitzender dbb beamtenbund und tarifunion Fax: 09 41/56 84-111 · E-Mail: [email protected] Einfach ausfüllen und faxen Absender: Parlamentarium 2007 Name, Vorname Kundennummer Institution/Firma Telefon (tagsüber) ISBN 978-3-8029-9985-7 ............... 49,– EUR Versandkostenfreie Lieferung im Inland ab einem Bestellwert von 40,– EUR. Preisänderungen vorbehalten. Hinweis: PLZ, Ort Die Preise verstehen sich inkl. der gesetzl. Mehrwertsteuer, zzgl. Versandkosten. Bestellen Sie ohne Risiko, Sie haben 14 Tage Widerrufsrecht. Adressdaten werden elektronisch gespeichert und selbstverständlich vertraulich behandelt. Haus an der Eisernen Brücke 93042 Regensburg Telefon: 09 41/56 84-0 Straße ✘ Datum, Unterschrift ter Mehr un LLA.de A H L A .W www Privat Dienstlich