Operation eines Leistenbruches (Inguinalhernie)

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Operation eines Leistenbruches (Inguinalhernie)
Operation eines Leistenbruches
(Inguinalhernie)
Was ist ein Leistenbruch?
Zwischen Bauchmuskeln und Leistenband liegt eine natürliche Lücke, durch die beim Mann
der Samenstrang verläuft. Durch diese Lücke stülpt sich beim Leistenbruch Bauchfell aus.
Grosse Brüche können sich bis in den Hodensack ausdehnen (Hodenbrüche, Skrotalhernien).
Symptome
Ein Bruch kann auf einer oder auf beiden Seiten auftreten und ziehende Schmerzen
verursachen, die sich z. B. beim Husten oder bei körperlicher Belastung verstärken. Häufig ist
er auch als Vorwölbung sicht- oder tastbar. Der Bruch kann angeboren oder erworben sein.
Bei erworbenen Brüchen erweitern sich die natürlichen Lücken in der Bauchwand allmählich.
Begünstigt wird dies vor allem durch Übergewicht, starkes Pressen bei chronischer
Verstopfung, erhöhtem Bauchinnendruck beim Heben von schweren Lasten oder
Schwangerschaft.
Krankheitsfolgen- und gefahren
Die Hauptgefahr ist die Einklemmung des Bruchinhaltes. Die Gefahr ist umso grösser, je
enger die Bruchpforte ist. Ist ein Teil des Darmes eingeklemmt, kann es zu
Durchblutungsstörungen und nachfolgend zum Darmverschluss bis hin zum Darmbrand mit
Darmdurchbruch und anschliessender lebensgefährlicher Bauchfellentzündung kommen.
Selten kann auch ein Hoden geschädigt werden, wenn die zuführenden Blutgefässe
abgedrückt werden.
Die Bruchpforte schliesst sich niemals von selbst, sie wird eher im Laufe der Zeit weiter. Ein
Bruchband ist nur eine Behelfsmassnahme, die nicht zur Heilung führt. Grundsätzlich kann
sich jeder Bruch einklemmen. Lässt sich der Bruchinhalt vom Arzt nicht mehr in den
Bauchraum zurückverlagern, sollte möglichst bald operiert werden. Ist der Bruch bereits
eingeklemmt, liegt ein Notfall vor und die Operation duldet keinen Aufschub.
Operationsverfahren
Der Eingriff wird in Allgemeinnarkose, Regionalanästhesie und/oder örtlicher Betäubung
durchgeführt. Ziel ist es, den Bruchinhalt zurückzuverlagern und die Bruchpforte so
einzuengen und/oder zu verstärken, dass ein erneuter Leistenbruch möglichst vermieden
wird. Es gibt verschiedene Operationsmethoden, die sich vor allem durch den Zugang zur
Bruchpforte
unterscheiden.
„Offene Operation über einen Leistenschnitt ohne (Shouldice)- oder mit teilauflösendem
Netz (Lichtenstein)
Der Bruchsack wird über einen Hautschnitt in der Leiste freigelegt und bis an die innere
Bruchpforte verfolgt.
Der Inhalt des Bruchsackes wird in die Bauchhöhle zurückverlagert, meist wird der
Bruchsack an seinem Ursprung abgebunden, eingestülpt oder abgetragen.
Dann werden die Bruchpforten durch spezielle Nähte oder durch Einbringen eines
Kunststoffnetzes eingeengt. Nähte und Kunststoffnetz dienen dazu die Bauchdecken zu verstärken.
Eingeklemmte Brüche müssen fast immer „offen“ operiert werden. Manchmal ist ein
zusätzlicher Bauchschnitt nötig, meist zwischen Nabel und Schambeinknochen, z. B. wenn
sich bereits ein Darmbrand entwickelt hat, der die Entfernung eines Darmstückes und damit
eine Darmnaht not-wendig macht.
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Endoskopische Operation zwischen Bauchhöhle und Haut (Laparokopie)
TEPP (Total Exra Peritoneale Plastik)
Durch einen etwa 1 cm langen Schnitt im Nabelbereich wird über ein Führungsrohr unter
Beleuchtung ein optimistisches Instrument (Laparoskop) mit einer Mini-Fernsehkamera
zwischen Bauchraum und Muskulatur (präperitoneal) eingeführt. Um eine gute Sicht im
präperitonealen Bauchraum zu ermöglichen wird Kohlensäuregas über das Führungsrohr
eingeleitet.
Durch zwei zusätzliche kleine Schnitte werden weitere Führungsrohre für spezielle
Operationsinstrumente (z. B. feine Zangen und Scheren, elektrische Haken) eingebracht.
Unter Sicht auf das Operationsfeld über einen Bildschirm verlagert der Operateur den
Bruchinhalt in die Bauchhöhle zurück und engt die Bruchpforte durch das Aufsteppen eines
Kunststoffnetzes ein.
Leistenbruch rechts
Netz
Mögliche Eingriffsänderungen- und erweiterungen
Überraschende Befunde, die die Operationsplanung entscheidend verändern, sind selten.
Manchmal finden sich aber Nebenbefunde (z. B. Geschwülste des Bauchfells), die entfernt
werden müssen. War der Hoden durch den Leistenbruch bereits vor dem Eingriff schwer
geschädigt, kann es notwendig werden, ihn zu entfernen.
Bei der endoskopischen Methode können unerwartete Befunde (z. B. ausgedehnte
Verwachsungen nach vorangegangenen Bauchoperationen, anatomische Besonderheiten,
starke Blutungen) die Fortsetzung der Operation durch Bauchschnitt erfordern.
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Mögliche Nebenwirkungen und Komplikationen
Eine Bruchoperation gehört zu den chirurgischen Routineeingriffen.
Verletzungen und Schädigungen von Nachbarorganen (z. B. Dünndarm, Dickdarm,
Harnblase) sind insbesondere bei eingeklemmten Leistenbrüchen nicht auszuschliessen. Es
kann dann notwendig werden, die Bauchhöhle durch einen gesonderten Bauchschnitt zu
eröffnen, um von dort auch verletzte Darmteile zu versorgen oder zu entfernen.
Ein Bluterguss (Hämatom) in der Leiste oder am Hodensack findet sich gelegentlich wenige
Tage nach der Operation. Meist bildet sich der Bluterguss innerhalb einiger Tage bis Wochen
von selbst zurück.
Wird die Bruchpforte beim Leistenbruch des Mannes durch die Nähte oder später durch
Vernarbungen im Operationsgebiet zu stark verengt, können der Samenleiter oder die den
Hoden versorgenden Blutgefässe geschädigt werden. Dies kann zu einer bleibenden
Verkleinerung des Hodens mit Verlust der Funktionstätigkeit führen. Solche Komplikationen
führen aber nur dann zur Zeugungsunfähigkeit, wenn auch der Samenleiter oder der Hoden
der
anderen
Seite
geschädigt
ist.
Tritt nach der Operation eine stärkere schmerzhafte Schwellung auf, kann eine Infektion
der Operationswunde die Ursache sein. In dieser Situation müssen die Fäden vorzeitig
entfernt und die Wunde wieder eröffnet werden. Eine offene Wundbehandlung schliesst sich
an.
Die zahlreichen, feinen Nerven in der Leistenregion werden durch die Operation gelegentlich
irritiert und können nach der Operation zu einem Taubheitsgefühl der Leistenhaut unterhalb
der
Narbe
führen.
Die
Normalisierung
erfolgt
innerhalb
einiger
Monate.
Bei der endoskopischen Operation kann das Einblasen von Gas zu einem Druckgefühl
führen. Gelegentlich auftretende Schmerzen im Bereich der Schulter oder im Bauchraum
sowie ein Knistern der Haut klingen meist nach kurzer Zeit völlig ab.
Wie nach jedem operativen Eingriff können sich Blutgerinnsel bilden, die verschleppt
werden und ein Blutgefäss verschliessen können, was im schlimmsten Fall zur tödlichen
Lungenembolie
führt.
Als
vorbeugende
Massnahme
wird
deshalb
eine
Thromboembolieprophylaxe (z. B. durch die Injektion von Heparin) durchgeführt.
Kunststoffnetze werden seit nahezu 30 Jahren als Ersatz von körpereigenem Gewebe
verwendet. Sie werden i. a. vom Körper gut (v)ertragen. Abstossungsreaktionen sind sehr
selten. Vor allem bei grossflächigen Netzen kann es zu spürbaren, die Elastizität der
Weichteile beeinträchtigenden Narbenbildungen kommen und es können (selten) chronische
Schmerzen auftreten. Nach der Operation ist das Infektionsrisiko leicht erhöht. Auch ohne
Infektion kann das Fremdmaterial mit dem umgebenden Gewebe und mit Bauchorganen (v.
a. Dick- und Dünndarm, Harnblase) verwachsen und es können dadurch Fisteln entstehen.
Alle diese Komplikationen können in Einzelfällen die Entfernung des Fremdmaterials und
eine unter Umständen umfangreiche Nachoperation notwendig machen. Insgesamt sind
solche Komplikationen jedoch sehr selten.
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Behandlungserfolg
Die Erfolgsaussichten einer Bruchoperation sind sehr gut.
Bei Gewebeschwäche ist allerdings ein neuer Bruch (Rezidivhernie) möglich. Beim offenen
Operieren sind die Rezidivquoten um 5%, für das laparoskopische und endoskopisch-extraperitoneale Vorgehen gibt es zur Zeit noch keine zuverlässigen Zahlen, die Rezidivquoten
sind aber kleiner als 5%.
Unbedingt beachten
Sollten erhöhte Temperatur (über 38.5°C), Schmerzen oder Rötung an den Wunden oder
eine Schwellung am Hoden auftreten, informieren Sie sofort Ihren Hausarzt oder den
Chirurgen.
Der Klinikaufenthalt beträgt bei Leistenbruchoperationen weniger als 24 Stunden.
Die Nachkontrollen werden vom Hausarzt vorgenommen. Ebenso die Fadenentfernung 8 – 10
Tag nach der Operation.
Strassenverkehr soll während mind. 48 Stunden nach der Operation vermieden werden.
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Duschen/Baden
Verbandsfolie
abgedeckt ist.
nach
Klinikaufenthalt,
sofern
die
Wunde
mit
einer
wasserfesten
Die Arbeitsunfähigkeit
bei einer Operation mit Naht beträgt bei Büroarbeit 2 – 3
Wochen, bei Schwerarbeit/körperlicher Arbeit 6 Wochen.
Die Arbeitsunfähigkeit bei einer Operation mit Netz beträgt bei Büroarbeit 1 Woche, bei
Schwerarbeit/körperlicher Arbeit 2 – 3 Wochen.
Haben Sie Fragen?
Bitte fragen Sie im Aufklärungsgespräch nach allem, was Sie interessiert. Rufen Sie uns an
oder schicken Sie eine E-Mail. Gerne beantworten wir Ihre Fragen.
Dr. med. Alexander Stupnicki
MedUno, Mettlengässli 4, 3074 Muri b. Bern
Tel. 031 390 99 99,
Fax 031 390 99 90
E-Mail [email protected]
www.meduno.ch
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