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UTAH YIPPEE YEAH! Wilder Westen und Rennrad, passt das zusammen? Im weiten Land sind die Distanzen riesig, die Straßen oft monoton. Wir haben jedoch eine traumhaft schöne Route im Bundesstaat Utah ertüftelt, die in sieben Etappen durch grandiose Landschaften führt. Durch sandige Wüsten und monumentale Canyons. Auf in den Sattel! Burr-Trail: Einst Viehweg, seit kurzem Traumstraße fast ohne Verkehr 128 TOUR 12/ 2006 TOUR 12/ 2006 129 UTAH TEXT: SEBASTIAN MOLL FOTOS: JÖRG SPANIOL H owdy“, raunt der Harley-Fahrer mit dem zerzausten grauen Bart und den verwitterten Zügen seinen trockenen Cowboy-Gruß. Dann stellt er den Motor aus, steigt ab und schweigt. Eine kleine Ewigkeit steht er auf einem vom Wind polierten Felsvorsprung, von dem der Blick bis zum Horizont auf eine Steinwüste fällt. „Man fühlt sich ganz schön klein und unbedeutend hier“, bricht der Biker die Stille, die ihn mit der Landschaft verbunden hatte. Mit den Canyons des südlichen Utah, wo vor Jahrmillionen Erdbeben und Lavaströme unvorstellbaren Ausmaßes sowie über den Kontinent schwappende Ozeane ein viele tausend Quadratmeilen großes Trümmerfeld hinterlassen haben. 130 TOUR 12/ 2006 Gegenüber dem Aussichtspunkt erhebt sich eine Mauer aus rotem Sandstein, 200 Kilometer breit und wie von einem exzentrischen Bildhauer zu einer Skulptur geformt. Mal glaubt man im Fels Bögen und Zierrat einer gotischen Kathedrale zu erkennen, mal die Säulen eines antiken Tempels; mal ragt eine Felsnadel vierzig Meter in den Himmel oder man meint, die Gesichtszüge eines alten Indianers auszumachen. „Ich könnte mich nie in so einen Blechkäfig zwängen“, sagt der HarleyFahrer und zeigt auf ein Wohnmobil, das gerade den Highway 12 hinunter rollt. „Ich muss den Wind auf dem Gesicht spüren“, fügt der Lehrer aus Oklahoma an, bevor er den Motor wieder startet und sich mit einem „see ya later“ verabschiedet. Noch eine Woche lang will sich der Easy Rider den Geruch von Abenteuer und Freiheit in die Nase steigen lassen. Jenen Geruch, der einst die Pioniere lockte, die mit Planwagen loszogen, um der verderbten Zivilisation in Eu ropa und dem Osten der USA zu entkommen und hier, alleine mit Gott und der Natur, ein besseres Leben zu beginnen. Im Grunde sind diese Pioniertage im Süden von Utah noch nicht vorbei. Die Straße über den Boulder Mountain etwa, die uns am nächsten Morgen auf 3.200 Meter Höhe führt, wurde erst in den 80er Jahren asphaltiert. Bis dahin kam man nur mit Packeseln über den Sattel, dessen Hänge, im scharfen Kontrast zur kargen Felslandschaft weiter unten, dicht mit Pappeln, Kiefern und Pinien bewachsen sind. Der Ort auf der anderen Seite des Berges war von der Welt abgeschnitten. Bis heute gilt das 180-Einwohner-Kaff Boulder als entlegenster Ort der „Lower 48“, der Höllisches Rückgrat: Die Ausssicht vom Hell’s Backbone, einem 20 Kilometer langen Bergrücken, über die Canyonlands ist verteufelt schön Himmlische Ruhe: Seit den Zeiten der Mormonen-Siedler hat sich im Süden von Utah wenig geändert. Zwischen den wenigen Orten ist man allein in der grandiosen Natur US-Staaten südlich von Alaska und östlich von Hawaii. Beinahe 40 Kilometer rauscht man von der Passhöhe, von der der Blick bei guter Sicht 200 Kilometer weit bis zu den schneebedeckten Viertausendern der Henry Mountains reicht, nach Boulder hinab, das auf der dritten von sieben Stufen der „Grand Escalante“, des „großen Treppenhauses“ liegt. Sich gegeneinander verschiebende Erdplatten haben gegen Ende der Kreidezeit Utah und Nordarizona in eine Abfolge von Hochebenen verwandelt, die nach Südwesten abfallen. Für Radler, die vom Capitol Reef in der Mitte des Staates Utah bis fast an den Rand des Grand Canyon fahren, sind deshalb stets die Abfahrten länger als die Anstiege: Netto geht es die ganze Zeit bergab. Kleine, scharfe Zacken wie der Boulder Mountain bestätigen als Aus- nahmen diese Regel. Nicht unbedeutend für den, der sich die 1.000 Höhenmeter vom Capitol Reef aus mit einem böse zwickenden Rucksack im Kreuz dort hinauf schrauben muss. Vor dem Ortseingang von Boulder liegt linker Hand ein kleines Freilichtmuseum, in dem die Anasazi-Indianer gewürdigt werden. Kein weißer Mann hat diese Ureinwohner jemals zu Gesicht bekommen – als in den 1860er Jahren, nach dem Bürgerkrieg, die ersten Abenteurer in die Gegend kamen, waren die Anasazi schon seit etwa 400 Jahren ausgestorben. Ein paar Felsmalereien, Pfeilspitzen, Tonkrüge – das ist alles, was von ihnen blieb. Wer sie waren, woher sie kamen, warum sie verschwunden sind, weiß niemand. Die Anasazi sind eines von vielen ungelösten Rätseln dieser geheimnisvollen Landschaft, die Kontinente von der TOUR 12/ 2006 131 UTAH Fein: der neue Asphalt und die uralten, vom Wind polierten Felsen im Zion National Park zivilisierten Welt entfernt zu liegen scheint. Ein anderes Geheimnis von Boulder ist das von Everett Ruess. Im Burr Trail Grill, einer von zwei Kneipen entlang der Hauptstraße des Ortes, hängt eine Wand voll mit Zeitungsausschnitten über den Künstler aus Los Angeles, der 1934 hier spurlos verschwand, nachdem er mit einem Packtier ausgezogen war, um in der großen Einsamkeit Inspiration zu suchen. Außer den Spekulationen über das Künstler-Schicksal verbreitet der Burr Trail Grill viel Hippie-Flair. Über dem Eingang flattern buddhistische Gebetsfahnen, die Sandwiches sind biovegetarisch, der CD-Spieler dudelt Folk-Musik und die hauseigene Biermarke „Polygamy Porter“ nimmt respektlos den mormonischen Staatsglauben von Utah und seinen noch immer verbreiteten Brauch der Vielweiberei auf die Schippe. Etwas weiter die Hauptstraße hinauf liegt der Hell’s Backbone Grill, eine alte Farm, welche die Köchinnen Jen und Blair vor fünf Jahren kauften. Dort kochen sie nach Rezepten der Ureinwohner vom Stamm der Navajo sowie der mormonischen Siedler. Rezepte, die oft nur mündlich überliefert waren, bevor Jen und Blair sie aufschrieben. „Wir leben einen Traum“, sagt Blair, die ältere der beiden, eine sonnige Frau in den späten Vierzigern mit einem warmen Lächeln unter dichten blonden Locken. „Einen Traum eines einfacheren, eines langsameren, eines besseren Lebens.“ CANYONS UND SCHLUCHTEN Rinder zum Markt nach Salt Lake City trieb. Unmittelbar neben der schmalen Straße türmen sich links und rechts Felsen in den Himmel. Anders als in den großen Nationalparks Bryce und Zion kommen nur wenige Autotouristen hierher – Radler können so Wildwest-Feeling pur genießen. Bryce Canyon. Nach der Fahrt über den Grat des Hell’s Backbone (Rückgrat des Teufels), von dem aus man hunderte Kilometer weit über die Canyonlands blickt, kommt man am Abend der dritten Etappe am Rand des Bryce Canyon an, einer der berühmtesten Attraktionen des Westens. Für ihn sollte man sich den nächsten Tag (4. Etappe) Zeit nehmen. Zum Sonnenauf- und -untergang bietet das Licht im Bryce Canyon ein grandioses Naturschauspiel, tagsüber kann man durch den Irrgarten aus tausenden von Gesteinssäulen, Hoodoos genannt, wandern. Wilde Furchen im Fels Capitol Reef Nationalpark. Der erste Tag der Tour führt vorbei an einer fast 200 Kilometer langen Mauer aus rötlichem NavajoSandstein, die vor hundert Jahren die ersten mormonischen Siedlern dazu zwang, sich hier niederzulassen. Die Farben des „Riff“, wie die Siedler den Felsriegel nannten, reichen von glühend orange über grün bis hin zu schneeweiß; die Formen von symmetrischen Säulen bis zu Fels-Gruppen. Dass diese Landschaft schon in prähistorischer Zeit besiedelt war, zeigen Felsmalereien der Anasazi- und Fremont-Indianer. Burr Trail. Der Burr Trail (2. Etappe) führt durch ein ausgetrocknetes Flussbett in einer engen Schlucht, durch das der Viehzüchter John Burr im 19. Jahrhundert seine 132 TOUR 12/ 2006 Am nächsten Morgen serviert Blair eine große Schüssel warmen Haferbrei, ein Omelett aus Eiern von den Hühnern hinterm Haus und guten, starken Cowboy-Kaffee. Dann verabschiedet sie uns herzlich auf unseren Weg. Nach wenigen lockeren Kurbelumdrehungen ist Boulder hinter den Felsen verschwunden, die wie achtlos weggeworfene Sombreros zwischen Salbeibüschen liegen. Ein Holzschild warnt, dass die nächsten 75 Meilen keine „Services“, also keinen Kaufladen oder ähnliches zu erwarten sind. Vor uns schneidet der Burr Trail eine Schneise durch die hundert Meter hohen roten Felswände, die im Morgenlicht aussehen, als würden sie zu Leben erwachen, als würden die Geister der Anasazi über sie huschen. Später am Tag wird die Hitze eine salzige Kruste auf unsere Gesichter legen. Der Schweiß tritt aber nie kühlend auf die Haut, weil er in der trockenen Luft der hoch gelegegen Wüste verdunstet, sobald er durch die Poren bricht. Doch jetzt, in der Frühe, ist die Luft noch kühl und klar und die Wüste freundlich. Der Bauch meldet Lust auf Abenteuer und Vorfreude auf einen Tag im Sattel. Der Kopf mahnt jedoch zur Zurückhaltung und zum Respekt vor der menschenfeindlichen Ödnis. Doch vorerst hat der Kopf nichts zu melden. Noch wirbeln die Beine in einem Rausch von Freiheit und Ungebundenheit. Und noch macht der Westen seine Verheißungen wahr... Wild: Abertausende Steinsäulen im Bryce Canyon Zion National Park. Am Ende der fünften Etappe fahren wir durch den Zion National Park, wo Flüsse die roten und weißen Bänke des Navajo-Sandsteins durchschnitten und bis zu 700 Meter hohe Steilwände herausgearbeitet haben, die je Sonnenstand grau, gelb, rot, bis hin zu violett schimmern. BESTE REISEZEIT Das Zeitfenster für eine Radreise durch Süd-Utah ist schmal: Die Winter sind lang und kalt, die Sommer glühend heiß. Wir empfehlen deshalb die Monate Mai und Juni sowie September und Oktober. ANREISE Offen: Kein Zaun begrenzt das Weideland INFO ZUR ORIENTIERUNG Kaum ein Western, der nicht im Süden von Utah gefilmt wurde. Das hat seinen Grund: Die Gegend gehört zu den dramatischsten Landschaften der USA. 300 Kilometer südlich von Salt Lake City, der Hauptstadt des Staates Utah, beginnen die Canyonlands. Von hier aus erstreckt sich das „Grand Escalante National Monument“, mehrere Hochplateaus aus außergewöhnlich farbigem Fels (das Ergebnis einer der größten Naturkatastrophen der Erdgeschichte zum Ende der Kreidzeit ) gut 500 Kilometer nach Süden, bis zum Grand Canyon. Condor fliegt donnerstags und sonntags von Frankfurt nach Las Vegas für Preise ab 300 Euro; Infos über www.condor.com. Von Las Vegas verkehrt ein Bus-Shuttle in zwei Stunden nach St. George in Utah. Der Bus fährt täglich ab 8.30 Uhr alle anderthalb Stunden vom Flughafen Las Vegas ab und kostet 30 Dollar pro Person zuzüglich 10 Dollar für den Radtransport. Reservierung unter www.stgshuttle.com oder telefonisch 001/43 56 28 83 20. In St. George bringt einen Southern Utah Scenic Tours (Ron Helquist, P.O. Box 113, Cedar City UT 84720, Telefon 001/8 67 86 90, www.utahscenictours.com) zum Startort Torrey am Rande des Capitol Reef Nationalparks. Der Drei-Stunden-Transfer kostet für bis zu drei Radler 300 Dollar. Am Ende der Tour fährt man mit dem Shuttle zurück nach Vegas. AUSRÜSTUNG Wir waren mit Rennrad und Minimalgepäck unterwegs: Ein 20 Liter-Rucksack und zusätzlich ein Gepäckträger, den man an der Sattelstütze befestigt, reichen aus. Regen ist in der Wüste kaum zu befürchten. Es kann jedoch morgens empfindlich kalt werden – bis Null Grad – und dann tags trotzdem bis zu 35 Grad heiß. ESSEN UND TRINKEN Im Südwesten der USA gilt: Wer es nicht fettig mag, kommt mit mexikanischem Essen (Burritos etc.) am besten zurecht. Zum Frühstück empfehlen sich für Radler UNTERKUNFT Las Vegas: Hier findet sich immer ein Hotelbett. Außer dem Reisebüro helfen Internet-Seiten wie www.hotels.com oder www.orbitz.com. Unter der Woche sind Hotelzimmer erschwinglich (ab 70 Dollar pro Doppelzimmer). Am Wochenende können Zimmer sehr teuer werden. TOURENCHARAKTERISTIK Der größte Teil der Route folgt dem Utah Highway 12, einer wenig befahrenen Touristenstraße mit breitem Seitenstreifen. Lediglich am vorletzten Tag lässt sich eine Fahrt auf dem stärker befahrenen Highway 89 nicht vermeiden. Die ersten drei Etappen sind mit 1.200 bis 2.000 Höhenmetern pro Tag recht anspruchsvoll. An den Kräften zehrt aber auch, dass man sich ständig in einer Höhe zwischen 1.500 und 3.200 Metern bewegt. Torrey: Hier gibt es eine Reihe von Motels, etwa das Best Western Capitol Reef, Telefon 0 01/80 07 54 68 35, wo Doppelzimmer ab 56 Dollar kosten. Boulder: Pole’s Place, 465 Highway 12, Telefon 0 01/43 53 35 74 22, www.boulder utah.com/polesplace. Familienmotel am Ortseingang, Doppelzimmer ab 50 Dollar. Tropic: Im Ort am Rande des Bryce Canyon gibt es eine Reihe von „Bed & Breakfasts“ und Motels. Infos unter www.utah.com/ lodging/brycecanyon.htm. Wer näher am Nationalpark nächtigen möchte, um sich am nächsten Tag die zehn Kilometer Anstieg nach Bryce zu sparen, hat nur die Wahl zwischen der teuren Bryce Canyon Lodge und dem hässlichen Ruby’s Inn. Springdale: In Springdale findet sich auch ohne Vorausbuchung immer ein Zimmer. Best Western Zion Park Inn, 1215 Zion Park Blvd, Telefon 0 01/43 57 72 32 00, www.zionparkinn.com. Hübsch und gediegen, Doppelzimmer kosten 100 Dollar. Wichtig: Alle Preise sind ohne Frühstück. Beladen: alles dabei für eine Woche Satt: kalorienreiches Cowboy-Frühstück Pancakes mit Ahornsirup oder BananenMuffins. In Boulder ist der Besuch im „Hell’s Backbone Grill“ ein Muss. Das nicht ganz billige Restaurant am Highway 12 ist USA-weit für seine originelle Regionalküche berühmt. Am besten nachmittags reservieren unter 0 01/43 53 35 74 64 (www.hellsbackbonegrill.com). Springdale bietet auch eine gute Auswahl an Restaurants, darunter mehrere Italiener. Tipp für gute Regionalküche: „The Bit and the Spur“, direkt gegenüber vom Best Western Hotel gelegen. Frühstückstipp: „The Mean Bean Coffee Shop“. Alle Gaststätten liegen an der Hauptstraße. TOUR 12/2006 133 UTAH INFO RADSERVICE Tankstelle: wie aus einer fernen Zeit St. George: Bicycles Unlimited, 90 South 100 East, Telefon 0 01/43 56 73 44 92; www.bicyclesunlimited. com. Der Laden vermietet auch Touren- und Rennräder für 30 Dollar pro Tag. Springdale: Zion Cycles LLC, 868 Zion Park Blvd., Tel. 0 01/43 57 72 04 00, www.zioncycles.com INFORMATIONEN In Deutschland: Utah Office of Tourism, c/o Get It Across Marketing, Neumarkt 33, 50667 Köln, Telefon 02 21/2 33 64 06, E-Mail [email protected]; www.utah.travel Vor Ort: Utah Office of Tourism, Capitol Hill/Council Hall, Salt Lake City, Utah, 84114, Telefon 0 01/80 15 31 17 14 REISEVERANSTALTER Trek Travel, 801 W. Madison Street, Waterloo, Wisconsin, 53594; www.trek-travel.com Perfekt organisierte sechstägige Reise für 2.000 Dollar ohne Flug. Valhalla Tours, Duisburger Straße 45, 40885 Ratingen, Tel. 0 21 02/15 57 83, www.valhallatours.de. Drei Wochen mit Flug: 3.550 Euro. KARTEN UND LITERATUR Bildband: Max Schmid, Rainer Höh: „Canyonlands“, Reihe Terra Magica, ReichVerlag, ISBN 37 24 30 35 13; 34,90 Euro. Reiseführer: Baedeker „USA Südwesten“. MairDumont, ISBN 3829 71 08 52; 23 Euro. Karte: „Utah“, Blatt 4, Southwestern Utah. Karte des Fremdenverkehrsamtes Utah. Online bestellen: http://commerce.utah.com oder telefonisch: 0 01/80 15 31 17 14. Oldtimer: auch auf der Straße noch zu sehen 134 TOUR 12/ 2006 Start: Von Torrey aus führt die erste Etappe in den Capitol Reef National Park DIE ROUTE 1. ETAPPE Capitol Reef National Park 90 Kilometer, 1.200 Höhenmeter, maximal zehn Prozent Steigung Am ersten Tag kann man das Gepäck noch im Motel lassen. Von Torrey aus geht es auf dem Highway 24 in den Capitol Reef National Park hinein. Nach 20 Kilometern biegt der Scenic Drive nach rechts ab. An der ersten Mormonensiedlung vorbei folgt man der Straße in den Canyon bis zum Ende des Asphalts bei Kilometer 45. Dort ist ein Rastplatz zum Picknicken. Die selbe Strecke geht es zurück nach Torrey. Die zahlreichen kurzen Steigungen addieren sich gegen Ende merklich, besonders, wenn man sich noch nicht an die dünne Höhenluft gewöhnt hat. 2. ETAPPE Capitol Reef – Boulder 70 Kilometer, 1.000 Höhenmeter, maximal zwölf Prozent Steigung Option am Nachmittag: Burr Trail, 60 Kilometer, 1.000 Höhenmeter, maximal 15 Prozent Steigung Vom Start in Torrey steigt der Highway 12 35 Kilometer moderat hinauf zur Passhöhe des Boulder Mountain auf knapp 3.200 Meter, von wo man fantastische Ausblicke auf die Henry Mountains genießt. Die Landschaft verwandelt sich von einer Felswüste in einen alpinen Nadelwald. In langer rauschender Abfahrt geht es hinab nach Boulder. Ambitionierte hängen am Nachmittag noch die Tour in den Burr Trail an, der am Ortsende von Boulder unübersehbar nach links abzweigt. Wer sich die knapp 1.000 Höhenmeter über teilweise giftige Rampen an diesem Tag sparen will, plant einen Zusatztag ein und hebt sich den Burr Trail für den nächsten Tag auf; dann kann man nachmittags in Boulder noch das Anasazi-Indianer-Museum besuchen. 3. ETAPPE Boulder – Tropic 110 Kilometer, 900 Höhenmeter, maximal acht Prozent Steigung Von Boulder aus geht es auf dem Highway 12 über eine kurze Steigung auf den Hell’s Backbone – einen Bergrücken, auf dem man 20 Kilometer lang dahinrollt mit atemberaubenden Ausblicken nach beiden Seiten. Am Ende des Bergrückens führt eine Abfahrt in eine Talsohle, aus der man etwa fünf Kilometer lang wieder hinaus klettern muss, um nach einer weiteren Abfahrt in ein weites Tal zu gelangen, in den Ort Escalante. Dort beginnt ein mäßig steiler, aber 25 Kilometer langer Anstieg, der vor allem deshalb an den Nerven nagt, weil er schnurgeradeaus führt. Von einem herrlichen Aussichtspunkt auf dem Bergsattel führt dann eine Abfahrt zum Tagesziel Tropic. 4. ETAPPE Bryce Canyon 80 Kilometer, 900 Höhenmeter, maximal zehn Prozent Steigung Heute kann das Gepäck zu Hause bleiben, Tropic ist Start und Ziel. Wer früh aufsteht und den leichten, zehn Kilometer langen Anstieg zum Canyon hinauffährt, kann dort den Sonnenaufgang erleben. Nach elf Kilometern nach links abbiegen in den Bryce Can-yon National Park. Nach weiteren fünf Kilometern liegt auf der linken Seite der erste Aussichtspunkt auf den Canyon, der Sunset Point. Hier das Rad stehen lassen und in den Canyon hineinwandern – es gibt markierte, bis fünf Kilometer lange Wege. Verbringen Sie den Rest des Tages am besten damit, den leicht ansteigenden Scenic Drive 30 Kilometer lang bis zum Ende zu fahren und immer wieder die Aussichten über den Canyon zu genießen. 5. ETAPPE Tropic – Springdale (Zion National Park) 141 Kilometer, 700 Höhenmeter, maximal acht Prozent Steigung 6. ETAPPE Zion National Park hineinfahren. Karten und Informationen zu Wanderungen gibt es am Eingang des Parks. 7. ETAPPE Springdale – St. George 55 Kilometer, 300 Höhenmeter, maximal acht Prozent Steigung Die ersten 25 Kilometer bis Hurricane genießt man noch eine fantastische Westernlandschaft. Dann heißt es Abschied nehmen und sich von Washington aus durch den immer dichteren Verkehr nach St. George hineinkämpfen. Einziger Abzweig: kurz bevor der Highway 9 auf die Interstate 15 trifft, links an der Ampel Richtung Washington abbiegen. Nicht zu verfehlen. Springdale – Kolob 116 Kilometer, 1.900 Höhenmeter, maximal zwölf Prozent Steigung Wieder ein Tag, an dem das Gepäck nicht auf den Rücken muss. Auf dem Highway 9 geht es von Springdale aus 17 Kilometer Richtung St. George, dann in Virgin rechts auf die Kolob Reservoir Road. Ein langer Anstieg führt immer höher auf das stille Hochplateau von Kolob. Jeder kann so hoch klettern, wie er mag, spätestens am Stausee muss man aber umdrehen. Alternative: Wer lieber Wandern will, kann auch von Springdale aus mit dem Elektrobus in den Überraschung: Grün auf 3.000 Meter, am Anstieg zum Boulder Mountain CHRISTIAN ROLLE; HOLZKIRCHEN Das Tagespensum sieht beängstigend aus, ist es aber nicht, weil ein Großteil der Strecke bergab führt. Nachdem man von Tropic wieder auf dem Highway 12 nach Bryce hinaufgeklettert ist, geht es leicht bergab durch den Red Canyon, in dem sogar rechts ein schöner Radweg parallel zur Straße führt. Er mündet wieder auf die 12, kurz bevor diese auf den Highway 89 stößt. Jetzt beginnt der langweiligste Teil der gesamten Tour – 64 Kilometer leicht bergab auf einem relativ stark befahrenen Highway ohne landschaftliche Glanzpunkte. Aber der Tag endet glorreich. An der Carmel Junction biegt man rechts auf den Highway 9 und erreicht nach einem zwölf Kilometer langen Anstieg, der 260 Höhenmeter überwindet, den Eingang des Zion National Park. Die letzten 20 Tageskilometer führen durch die monumentale Felslandschaft von Zion. Achtung: Die Durchfahrt kostet 10 Dollar pro Nase; außerdem führt die Straße durch einen Tunnel, der für Radler gesperrt ist. Am Tunneleingang bekommt man jedoch von einem freundlichen Ranger einen PickupTruck oder ein Wohnmobil zugewiesen, das Radler samt Renner auf der Ladefläche mitnimmt. Das klappt problemlos. TOUR 12/ 2006 135