Türkei, Oktober 2015 - VDMA

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Türkei, Oktober 2015 - VDMA
Bau- und
Baustoffmaschinen
Türkei
Konjunkturbericht
Bauindustrie
Oktober 2015
Der Bericht wurde von der gtai mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt – der VDMA übernimmt für Inhalt
und Richtigkeit keine Haftung.
www.gtai.de
Marktbericht Bauwirtschaft - Türkei
Verfasser: Necip C. Bagoglu, Germany Trade & Invest, Istanbul
Istanbul (gtai) - Die türkische Baukonjunktur hat sich im 1. Halbjahr 2015 deutlich
abgekühlt. Die steigenden Kosten infolge der Währungsabwertung und der zunehmenden
Zinsen erschweren die Vermarktung von neuen Projekten im Wohnungsbau und in anderen
Sparten des Hochbaus. Trotz stagnierender Touristenzahlen werden mehrere Hotels
gebaut. Im Tiefbau geht es im Wesentlichen um die Fortsetzung laufender großer
Infrastrukturvorhaben. Im Verkehrs- und Energiesektor herrscht rege Projekttätigkeit.
Gesamtwirtschaftliches Umfeld und Strukturdaten
zum Bausektor
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts
Für das Jahr 2015 erwarten die meisten Analysten eine reale Zunahme des türkischen
Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3,0%, trotz vielfältiger Unwägbarkeiten. Im 1. Halbjahr
wuchs die Wirtschaft um 3,1%. Für 2016 rechnet die türkische Regierung mit einem Plus
von 4,0%, wie aus dem aktualisierten mittelfristigen Programm (2016 - 2018) hervorgeht. Die Konjunktur stützt sich in diesem Jahr in hohem Maße auf den Verbrauch.
Schwierigkeiten auf den Absatzmärkten in Nahost führen zu rückläufigen Exportzahlen.
Die Verbraucherpreise sind im Jahr 2015 um durchschnittlich 7,5% gestiegen.
Wirtschaftliche Eckdaten
Indikator
2013
2014
Vergleichsdaten
Deutschland 2014
823
806
3.858
BIP pro Kopf (US$)
10.822
10.482
46.812
Bevölkerung (Mio.)
76,7
77,7
80,8
Wechselkurs (Jahresdurchschnitt, 1 Euro = TL)
2,53
2,91
BIP (nominal, Mrd. US$)
Quellen: TÜIK, Statistisches Bundesamt
Investitionen
Die Bruttoanlageinvestitionen werden im Gesamtjahr 2015 wahrscheinlich um 2,3% steigen. Für 2016 wird eine weitere Zunahme um 3,5% prognostiziert. Mit niedrigen Zinsen
und direkten staatlichen Förderungen sollen die Investitionen angekurbelt werden. Aufgrund der vergleichsweise niedrigen lokalen Sparquote von knapp 15% benötigt die Tür2
kei zur Finanzierung ihrer ehrgeizigen Entwicklungsprogramme und der Wirtschaftsziele
für 2023 weiterhin Kapitalimporte.
Die ausländischen Direktinvestitionen (ohne Immobilien) sind in den ersten sechs Monaten 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um über 17% eingebrochen. Trotz dieser
schwachen Entwicklung bleibt die Türkei wegen des guten Wachstumspotenzials und der
regionalen Verbindungen ein attraktiver Investitionsstandort. Von den 42.000 ausländischen Unternehmen, die in der Türkei eine Kapitalbeteiligung haben, kommen über 6.000
aus Deutschland (Stand Februar 2015).
Einkommensentwicklung, Kaufkraft und Konsum
Der private Verbrauch stieg im 1. Halbjahr um 5,1% gegenüber dem Vorjahr. Der
Staatsverbrauch nahm im gleichen Zeitraum um 4,9% zu. Die gestiegenen politischen
und wirtschaftlichen Risiken lassen für die zweite Jahreshälfte jedoch ein nachlassendes
Wachstumstempo erwarten. Die starke Abwertung der Türkischen Lira und der damit
verbundene reale Kaufkraftverlust dürften die Kauflaune der Verbraucher und der Unternehmen trüben.
In der mittelfristigen Betrachtung steht der Konsum der privaten Haushalte unter guten
Vorzeichen. Die relativ junge Bevölkerung mit einem Altersdurchschnitt von 31 Jahren
zeigt sich gegenüber neuen Produkten und Technologien besonders aufgeschlossen. Dies
gilt vor allem für Verbraucher in den städtischen Konsumzentren mit hoher Kaufkraft. Die
Verbreitung des modernen Einzelhandels mit zahlreichen neuen Einkaufszentren und
Supermärkten unterstützen diese Entwicklung. Bei herkömmlichen Produkten des täglichen Bedarfs besteht ein erheblicher Nachholbedarf. Dies trifft insbesondere auf die wenig entwickelten Regionen Anatoliens zu, wo der Aufschwung noch nicht angekommen
ist.
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Strukturdaten zur Bauwirtschaft
Die Produktion in der türkischen Bauwirtschaft soll laut Prognosen im Jahr 2015 real zwischen 0,5 und 1,0% zunehmen. Im 1. Halbjahr 2015 ging der Ausstoß jedoch um 0,3%
zurück, so das türkische Statistikamt TÜIK. Die schwache Konjunktur zeigte sich im 1.
Halbjahr 2015 vor allem an den abnehmenden Baugenehmigungen. Sowohl die Zahl als
auch die Fläche der zugelassenen Objekte gingen im Durchschnitt um fast 30% zurück.
Insbesondere die Baugenehmigungen für Bauten für den Groß- und Einzelhandel sowie
für Hotels sind eingebrochen. Zugelegt haben lediglich die Genehmigungen für Bürogebäude (+48%).
Mittelfristig ist mit einer Erholung der Konjunktur zu rechnen. Schon allein die demografische Entwicklung wird den Bedarf an Bauleistungen in der Türkei erhöhen. Die Bevölkerungszahl von derzeit knapp 78 Mio. wird bis 2023 voraussichtlich auf 84 Mio. steigen,
prognostiziert das türkische Statistikamt. Die mittlere Altersgruppe (15 bis 64 Jahre) wird
wahrscheinlich von 53 Mio. auf 58 Mio. steigen.
Die besten Geschäftschancen für die Bauindustrie ergeben sich durch die Infrastrukturprojekte im Energiesektor. Das ergab eine im August 2015 veröffentlichte Umfrage der
Beratungsgesellschaft KPMG unter 36 Managern der türkischen Bauindustrie. Rund 42%
der Befragten haben diesen Bereich als besonders attraktiv bewertet. Finanzierungsprobleme gelten allerdings als größtes Hindernis bei der Implementierung von staatlichen
Infrastrukturprojekten, wie ein Drittel angab.
Inländische und internationale Finanzkrisen sehen die meisten Manager (33% beziehungsweise 24%) als größtes Risiko für ihre Industrie. Knapp ein Fünftel beurteilt die
politischen Krisen im In- und Ausland als Wachstumsbremse.
Die ausländischen Direktinvestitionen in den Immobiliensektor gehen deutlich zurück. In
den ersten sieben Monaten des Jahres 2015 flossen insgesamt 2,1 Mrd. $ in Wohnungen
und kommerzielle Bauten. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist das ein Einbruch um
über 11%. Türkische Immobilienunternehmen bemühen sich zunehmend um Investoren
in der Golfregion. Die meisten Käufer türkischer Immobilien kamen im Jahr 2015 aus
Irak.
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Ausgewählte Strukturdaten zur Bauwirtschaft in der Türkei
Kennziffer
Wert der Bauleistungen (in Mrd. TL, zu laufenden Preisen)
Anteil am BIP (in %)
Erteilte Baugenehmigungen
.Anzahl der Bauten
.Fläche (qm)
.Wert (Mio. TL)
.Anzahl der Wohnungen
Nutzungsrechte (Genehmigung der Nutzung)
.Anzahl der Bauten
.Fläche (qm)
.Wert (Mio. TL)
.Anzahl der Wohnungen
Baugenehmigungen nach Auftraggeber
.Staatlich
.Privat
.Genossenschaftlich
1. Halbjahr 2014
1. Halbjahr 2015
Veränderung 1.
Halbjahr 2015/14
(in %)
40,6
43,0
5,4
4,9
4,6
-6,1
80.395
125.119.590
98.127
585.447
58.388
89.599.457
75.623
423.380
-27,4
-28,4
-22,9
-27,7
70.980
84.114.168
65.156
420.877
51.951
67.758.404
56.166
351.210
-26,8
-19,4
-13,8
8,9
3.896
75.089
1.410
3.082
54.471
835
-20,9
-27,5
-40,8
1. Halbjahr 2014
1. Halbjahr 2015
Veränderung 1.
Halbjahr 2015/14
(in %)
80.395
125.119.590
98.127
585.447
15.115
3.116.424
2.301
51.385
90.626.062
72.271
377
1.056.077
824
1.023
3.305.504
2.499
2.324
6.088.042
4.571
2.714
4.105.094
3.132
2.370
5.239.717
3.885
1.554
6.613.279
5.023
3.533
4.969.391
3.616
58.388
89.599.457
75.623
423.360
10.525
2.301.613
1.877
39.162
63.209.323
53.871
145
658.853
517
379
1.548.645
1.246
3.442
8.507.100
7.107
226
451.913
365
1.512
3.689.544
2.913
997
6.354.884
5.441
2.000
2.877.602
2.281
-27,4
-28,4
-22,9
-27,7
-30,4
-26,1
-18,4
-23,8
-30,3
-25,5
-61,5
-37,6
-37,3
-62,9
-53,1
-50,1
48,1
39,7
55,5
-91,7
-88,9
-88,3
-36,2
-29,6
-25,0
-35,8
-3,9
8,3
-43,4
-42,1
-36,9
Quelle: TÜIK
Baugenehmigungen nach Gebäudekategorien
Kategorie/
Verwendungszweck
Insgesamt
Einfamilienhäuser
Zwei- oder Mehrfamilienhäuser
Sozialunterkünfte
Hotels und ähnliche Bauten
Bürogebäude
Bauten für Groß- und Einzelhandel
Industrielle Bauten
Öffentliche Bauten
Sonstige Bauten
A
B
C
D
A
B
C
A
B
C
A
B
C
A
B
C
A
B
C
A
B
C
A
B
C
A
B
C
A
B
C
A = Zahl der Bauten; B = Fläche in qm; C = Wert in Mio. TL; D = Zahl der Wohnungen
Quelle: TÜIK
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2. Hochbau/Gebäudebau
Marktlage und Marktentwicklung
Wohnungsbau: schwächere Nachfrage erwartet
Die Zahl der verkauften Wohnungen stieg laut TÜIK in den ersten acht Monaten 2015
gegenüber dem Vorjahreszeitraum um knapp 18% auf 844.132. Allerdings gehen Branchenvertreter davon aus, dass die Nachfrage in den kommenden Monaten nicht mehr so
stark wachsen wird, da Kosten und Preise für Wohnungen steigen.
Der durchschnittliche Zinssatz für Wohnungskredite stieg nach Angaben der türkischen
Zentralbank von 11,0% im April 2015 auf etwa 13,3% im September. Das kumulative
Gesamtvolumen der Wohnungskredite (Bestand) erreichte nach den Zahlen der türkischen Bankenvereinigung TBB Mitte September 2015 eine Höhe von 129,0 Mrd. TL (mehr
als 1,8 Mio. Kreditnehmer).
Durch den Wertverlust der Türkischen Lira von über 20% seit Beginn des Jahres gegenüber dem US-Dollar und dem Euro sind die Baukosten für Projektträger in den letzten
Monaten deutlich gestiegen. Das wiederum treibt die Preise in die Höhe. Höhere Kosten
ergeben sich nicht nur durch die Verteuerung der direkt importierten Baumaterialien,
sondern auch durch lokal produzierte Bauzulieferungen, bei deren Herstellung eingeführte Teile oder Stoffe eingesetzt werden.
Wichtiger Akteur im türkischen Wohnungsbau ist die Staatsorganisation für den sozialen
Wohnungsbau TOKI, die allein oder gemeinsam mit privaten Firmen größere Projekte
realisiert. Die von TOKI gebauten Wohnungen werden teilweise von der staatlichen Immobilienfirma Emlak Konut vermarktet. Nach Anweisungen von Staatspräsident Recep
Tayyip Erdogan soll die Zahl der von TOKI errichteten Wohnungen bis zum Jahr 2023
insgesamt 1,2 Mio. erreichen. Bislang wurden 685.000 Wohnungen fertiggestellt.
Immobilienpreisindex (Index: 2010 = 100)
Türkei
Istanbul
Ankara
Izmir
146
170
188
161
202
229
136
152
162
146
166
181
Dezember 2013
Dezember 2014
Juni 2015
Quelle: Türkische Zentralbank
Istanbul bleibt ein Magnet für Immobilieninvestoren
Wichtigster Projektstandort ist weiterhin Istanbul. Laut dem US-amerikanischen Think
Tank Brookings Institution gehörte die 15-Mio.-Metropole im Jahr 2014 zur dritt
schnellsten wachsenden Stadt der Welt. Entsprechend hoch ist der Bedarf am Wohnraum.
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Istanbul bildet einen wichtigen Bestandteil des städtischen Transformationsprogramms
(Kentsel Dönüsüm), das 2012 startete. Im Rahmen dieses Programms, das über 20 Jahre
laufen soll, werden landesweit 6,5 Mio. erdbebengefährdete Wohnungen abgerissen und
neu errichtet. Auch öffentliche Gebäude wie Schulen, Krankenhäuser und Moscheen werden vom Programm erfasst. Innerhalb von 20 Jahren sind Investitionen von mindestens
400 Mrd. $ vorgesehen. Davon fließen mindestens 100 Mrd. $ nach Istanbul. Es besteht
erheblicher Bedarf an moderner Abrisstechnik.
Die Grundlagen des Transformationsprogramms sind das Gesetz Nr. 6306 vom 31.5.12
und die dazu gehörigen Durchführungsbestimmungen vom 4.8.12. Zuständig ist das Ministerium für Umwelt und Städtebau.
Durch die laufenden Projekte des Transformationsprogramms ändert sich das äußere Bild
in vielen Stadtteilen. Im Istanbuler Stadtbezirk Esenler, in dem in den letzten Jahren
über 24.000 Wohnungen neu gebaut wurden, sollen weitere 45.000 entstehen. Langfristiges Ziel des Bezirksbürgermeisters Mehmet Tevfik Göksu ist eine eigenständige neue
Stadt in Esenler mit 300.000 Einwohnern. Im Rahmen dieses Projektes, das bis 2018
starten soll, ist der größte Stadtpark der Türkei geplant.
Obwohl das Transformationsprogramm in erster Linie erstellt wurde, um die Einwohner
besser vor Erdbeben zu schützen, geht mit den Neubauten eine architektonische Umgestaltung einher. Diese ermöglicht den Einzug moderner, energieeffizienter und umweltfreundlicher Bautechnologien. Gleichzeitig ist ein wachsendes Interesse der Bauherren
und Projektentwickler an grünen und intelligenten Bauten zu beobachten.
Parallel zum Transformationsprogramm verfolgen die Planer in Istanbul ein neues Stadtentwicklungskonzept, das eine Entflechtung der zentralen Stadtbezirke durch den Bau
neuer Städte vorsieht. So sollen beispielsweise auf beiden Seiten des geplanten Kanal
Istanbul zwei Städte mit jeweils circa 250.000 Einwohnern entstehen. Die Etagenzahl der
Gebäude soll auf sechs begrenzt werden. Wichtiger Bestandteil des Entwicklungskonzeptes sind außerdem Grünanlagen. Für die Schaffung von Grünflächen in Istanbul werden
im städtischen Strategieplan (2015 - 2019) 5,1 Mrd. TL kalkuliert. Damit sollen die gesamten Grünflächen in der Stadt 1,4 Mio. qm erreichen.
Interesse an intelligenten Gebäudelösungen steigt
Die Regierung fördert den Einsatz von neuen Bautechnologien und intelligenten Gebäudelösungen. Gesetzliche Vorgaben zwingen zum Handeln. Laut Energieeffizienzgesetz
müssen alle Gebäude bis 2017 einen Energiepass haben. Wegen der Vielzahl der Projekte
zur Energieeinsparung wächst die Nachfrage nach Wärmeisolationsstoffen und Gebäudeverkleidungen.
Für Firmen, die auf Gebäudeisolierung spezialisiert sind, ergeben sich gute Geschäftschancen. So will zum Beispiel das türkische Bauunternehmen BFM Insaat nach Angaben
von Generaldirektor Mehmet Agirel die Zahl seiner Maschinen und Ausrüstungen vervierfachen. Ziel ist ein Umsatzwachstum von 200% im Jahr 2015. Das Unternehmen, das in
7
der Mittelmeerprovinz ansässig ist, will in Zukunft seine Geschäfte in die Nachbarprovinzen Kahramanmaras, Adana und Iskenderun ausweiten.
Nach Angaben des Turkish Green Building Council (CEDBIK) verfolgen immer mehr Projektträger in der Stadt "grüne" Konzepte, die zu entsprechender Nachfrage nach Baustoffen, Technologien und Dienstleistungen führen. Bei der energieeffizienten und umweltfreundlichen Neugestaltung der Gebäude geht es unter anderem um zentral- oder
ferngesteuerte Systeme für die Klimatisierung und Beleuchtung der Räume mit minimalem Stromverbrauch. Die führenden Telekommunikationsbetreiber bereiten ihre Strategien für intelligente Anwendungen vor. Dabei geht es zum Beispiel um die Fernsteuerung
von elektrischen Hausgeräten über DSL oder Glasfaserleitungen.
Die Zertifizierung grüner Bauten erfolgt zurzeit im Wesentlichen nach dem US-amerikanischen LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) oder dem britischen
BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method). In absehbarer Zeit wird es auch nationale Zertifizierungen geben, beispielsweise durch das
Bauforschungszentrum YUAM (Yapi Uygulama ve Arastirma Merkezi) an der Mimar Sinan
Universität für schöne Künste MSGSÜ.
Abgeschlossene Vorzeigeprojekte mit LEED-Zertifikat 2014/15 in Istanbul sind laut
CEDBIK unter anderem der Hauptsitz des drittgrößten Mobilfunkbetreibers Avea, die Forschungs- und Entwicklungszentrale des Glaskonzerns Sisecam, das Istanbuler Hauptquartier von Jones Lang LaSalle (JLL), das Rönesans Tower Office Building, das Acibadem
Altunizade Hospital und das Üsküdar Municipality Convention Centre. Die vollständige
Liste der zertifizierten grünen Bauten ist bei CEDBIK erhältlich.
Büro-/Gewerbe-/Industriebau
Im Istanbuler Stadtteil Mahmutbey entstehen zahlreiche neue Bürogebäude. In den
letzten Jahren haben sich in diesem Stadtteil, der in der Nähe des internationalen Flughafens Atatürk liegt, nach und nach mehrere Firmen niedergelassen. Das hat den Bedarf
an Büros in die Höhe getrieben. Das Gebiet, das in der Vergangenheit durch Industrie
und landwirtschaftliche Betriebe geprägt war, ist wegen der guten Anbindung sehr attraktiv: Die Schnellstraße E-5 und die Trans-Europa-Autobahn TEM sind nicht weit entfernt. Außerdem wird zurzeit die U-Bahnlinie Mecidiyeköy-Mahmutbey gebaut. Die Preise
für Immobilien steigen in dieser Gegend stark an. Alte Fabrikgebäude werden teilweise in
moderne Bürohäuser umgestaltet.
Wichtige Istanbuler Stadtbezirke mit Büroprojekten sind im europäischen Teil der Metropole Levent, Maslak, Kagithane und Sisili-Besiktas sowie im asiatischen Teil der Stadt
Kozyatagi, Altunizade, Kavacik, Ümraniye und Kartal.
Gemischt genutzte Immobilien besonders beliebt
Türkische Immobilienentwicklungsunternehmen investieren zunehmend in nutzungsübergreifende Projekte, die Einkaufszentren, Residenzen, Büros und Hotels umfassen. Mit
steigendem Lebensstandard und sich rasch veränderndem Konsumverhalten bevorzugen
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Verbraucher und Reisende immer mehr Wohnungen und Hotels mit Einkaufsmöglichkeiten in ihrer direkten Nähe. In den meisten Fällen werden solche Projekte mit der Errichtung von Shopping Malls, Büros und Wohnungen gestartet. In der letzten Phase kommen
Hotels dazu.
Der Trend zur Nutzungsmischung ist vor allem in Istanbul zu beobachten. Aber auch in
anderen Provinzhauptstädten wie Izmit, Denizli und Zonguldak ist die Investitionswelle
mittlerweile angekommen. Nach einer Untersuchung des türkischen Wirtschaftsmagazins
"Ekonomist" wurden Anfang 2015 insgesamt 29 größere nutzungsübergreifende Immobilien gebaut oder geplant. Einige davon wurden inzwischen teilweise eröffnet. So wurde
zum Beispiel der Mischkomplex der Gesellschaft Torunlar unter der Bezeichnung "Mall of
Istanbul" in Betrieb genommen. Das dazugehörige Fünfsternehotel Torun soll 2016 fertiggestellt werden.
Das im Istanbuler Stadtbezirk Atakent zurzeit errichtete Quartier "Tema Istanbul" wird
aus einem Vergnügungs- und Themenpark sowie aus einem Boutique-Hotel bestehen.
Der Park soll laut Projektplan 2017 eröffnen und im ersten Jahr etwa 1,5 Mio. Besucher
anlocken. Damit entstehe ein großes Geschäftspotenzial für das geplante Hotel, das voraussichtlich 2018 den Betrieb aufnehmen wird, sagt Projektmanager Mesut Arslan. Das
Quartier wird von den Baufirmen Mesa, Kantur und Akdas errichtet.
Hotels als Bestandteil von neuen Stadtquartieren
Geeignete Grundstücke, die ausschließlich für Hotels zur Verfügung stehen, sind eine
Mangelware in den Städten. Gemischt genutzte Stadtquartiere bieten für Hotelbetreiber
daher eine gute Möglichkeit sich an nutzungsübergreifenden Projekten zu beteiligen und
Hotels zu errichten.
So entsteht im Stadtquartier "Future Park" neben Wohnungen und Einkaufsstraßen auch
ein Fünfsternehotel. Die internationale Hotelkette Wyndham wird voraussichtlich die Leitung übernehmen. Die Immobiliengesellschaft Hiper Gayrimenkul im Istanbuler Stadtbezirk Esenyurt errichtet den gesamten Komplex für 50 Mio. $.
Laufende und geplante Mischprojekte mit Vier- und Fünfsternehotels
Projektname
Standort
Hotelname
Istoc Saray
Skyland Istanbul
Mahmutbey
Seyrantepe
Future Park
Esenyurt
Viaport Marine
Tuzla
Quasar Istanbul
Kavanlar Symbol
Sea Pearl
Rönesans Turan
Emaar Square
Vadi Istanbul
Mecidiyeköy
Kocaeli
Ataköy
Izmir/Bayrakli
Camlica
Cendere Yolu
Varyap Meridian
Atasehir
TriG Yoo
Mall Ankara
Basin Ekspres
Ankara/Cankaya
Istoc Saray Hotel
Skyland Istanbul
Hotel
Hawthorn Suites
by Wyndham
Viaport Marine
Hotel
Fairmont Hotel
Hampton by Hilton
Sea Pearl Hotel
k. A.
The Address Hotel
Vadi Istanbul
Hotel
Sheraton Istanbul
Atasehir Hotel
TriG Rotana
Mall Ankara Hotel
9
Sternekategorie
Zimmer
5
5
400
300
Eröffnungsjahr
2016
2016
5
248
2017
5
215
2016
5
4
5
5
5
5
210
207
200
200
183
180
2016
2015
2017
2016
2016
2017
5
163
2015
5
4
152
146
2017
2016
Batisehir
Bagcilar
5
144
2016
Mahmutbey
Zonguldak
Bomonti
Four Point by
Sheraton
Torun Hotel
Trio Hotel
The House Hotel
Mall of Istanbul
Trio Towers
The House Residence Bomonti
Tema Istanbul
5
5
5
120
100
51
2016
2017
2015
Atakent
k. A.
4
2018
Ist Marina
Kartal
k. A.
5
Suryapi Izmir
Projekt
Metropol Istanbul
Izmir/Bayrakli
k. A.
5
Atasehir
k. A.
5
Polat Holding
Piyalepasa
Piyalepasa
k. A.
5
In Planung
In
Planung
In
Planung
In
Planung
In
Planung
Quelle: Wirtschaftsmagazin "Ekonomist" vom 21.6.15
2018
2017
2016
2018
Luxusvillen in Bodrum
Die Sunis-Gruppe will in den nächsten fünf Jahren für 250 Mio. Euro drei Hotels in der
Agäisregion errichten. Mitte 2015 hat das Unternehmen bereits den "Sunis Efes Beach
Resort" in Izmir eröffnet. Bisher hatte Sunis hauptsächlich in der Mittelmeerprovinz
Antalya Hotels gebaut.
Türkische Bauunternehmen wie Altunbüken, Sanko, Varlibas und Gülman errichten zurzeit mehrere Luxusvillen im Einzugsgebiet des beliebten Ferienortes Bodrum an der Südwestküste. Dort sind in den vergangenen Jahren zahlreiche gehobene Hotels eröffnet
worden. Die Luxusvillen sollen auch an ausländische Investoren verkauft werden.
Pläne für Luxusvillen und -residenzen
Baufirma
Projektname
Standort
Anmerkung
Fertigstellung
geplant
Varlibas Holding
Varyap
Yalikavak
Evleri
Konacik
Projesi
VistaHill
Bodrum Evleri
Elysium
Miramar
Nicchia
Relux Marina
& Spa
Yalikavak
24 Residenzen
2016
Konacik
154 Villen
2016
Yalikavak/Göktürkbükü
15 Wohnungen; 14
Villen
45 Doppelhausvillen, 4
Penthouse
11 Villen
Jachthafen, 110 Villen,
Hotel mit 200 Betten
2016
Yaylalar Holding
GBC Insaat
Ofton Insaat
Neo Yapi
Altunbüken
Holding
Bodrum-Zentrum
Yalikavak
Mazi
Quelle: Wirtschaftsmagazin "Ekonomist"
2016
2017
2017
Immer mehr Baufirmen investieren selbst in den Hotelsektor. Nach einem Bericht des
Wirtschaftsmagazins "Ekonomist" begannen in den letzten fünf Jahren insgesamt 21
Baufirmen mit der Errichtung von eigenen Vier- und Fünfsternehotels. Die neuen Anlagen
werden vor allem im Großraum Istanbul und im Ferienort Bodrum errichtet. Das Management der Anlagen wird in der Regel an internationale Hotelunternehmen übertragen.
Das sichtbar große Interesse der Baufirmen an Hotels erklärt sich auch mit Kostenvorteilen, die sich vor allem bei großen nutzungsübergreifenden Immobilien ergeben.
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Hotelprojekte von Bauunternehmen in der Türkei
Baufirma
Projektbeschreibung
Altunbüken-Holding
Bau eines Boutique-Hotels mit 110 Zimmern unter der Marke "Relux" in
Istanbul/Cemberlitas durch die Restaurierung eines historischen Gebäudes
(Altunbüken Han); Eröffnung für 2016 geplant; Baubeginn für ein weiteres
Hotel (Relux Marina & Spa) mit 200 Zimmern in Bodrum/Mazi im Jahr 2016
Fünfsternehotel (Vadi Istanbul Hotel) mit 180 Zimmern in Istanbul/Cendereyolu
soll 2017 den Betrieb aufnehmen
In Bodrum wurde kürzlich das Luxushotel Mandarin in Betrieb genommen; ein
weiteres Hotel dieser Art ist in Istanbul/Kurucesme geplant
Inbetriebnahme eines Fünfsternehotels in Istanbul/Istmarina ist für 2018
vorgesehen
Bau eines Fünfsternehotels für 200 Mio. TL im Rahmen des "Demir La Vida"
Wohnungsprojektes
Eröffnung des Fünfsternehotels "The Address Hotel" mit 183 Zimmern in
Istanbul/Camlica 2016
Das Viersternehotel "Merter Platform Hotel" mit 70 Zimmern in Istanbul/Merter
ist bereits in Betrieb; Eröffnung des Fünfsternehotels (Skyland Istanbul Hotel)
mit 300 Zimmern in Istanbul/Seyrantepe 2016
Bau des Fünfsternehotels "Trio Hotel" mit 200 Zimmern in Zonguldak,
Eröffnung 2017
Bau der Fünfsterneanlage "Hawthorn Suites by Wyndham" mit 248 Zimmern in
Istanbul/Esenyurt
Eröffnung des Fünfsternehotels "Sea Pearl Hotel" in Istanbul/Atasehir 2017
Bau eines Boutique-Hotels mit 50 Zimmern im Rahmen des
Immobilienprojektes "Tema Istanbul" bis 2017
Fertigstellung des Vitality Luxury Hotels mit 122 Betten im Rahmen des "Mila’s
Daphne Peninsula" Projektes in Bodrum bis 2017
Fertigstellung eines Fünfsternehotels mit 200 Zimmern im Rahmen des
Immobilienprojekts "Rönesans Turan" in Izmir/Bayrakli bis 2016
Planung eines Fünfsternehotels in Izmir/Bayrakli
Inbetriebnahme des Fünfsternehotels "Torun" mit 120 Zimmern in Istanbul bis
2016; Planung für ein weiteres Hotel in Istanbul/Beykoz
Eröffnung des Viersternehotels "Mall Ankara Hotel" in Ankara/Cankaya bis 2016
Inbetriebnahme des Fünfsternehotels "Sheraton Istanbul Atasehir" mit 163
Zimmern und des Hotels Metropol Istanbul mit 200 Zimmern bis 2016;
Eröffnung eines Fünfsternehotels mit 100 Zimmern in Bodrum/Tilkicik Koyu bis
2016
Artas Insaat
Astas Insaat
Dap Yapi
Demir Insaat
Emaar
Eroglu Gayrimenkul
Geredeli Insaat
Hiper Gayrimenkul
Kuzu Group
Mesa, Artas, Kantur & Akdas
MYC Partners
Rönesans Insaat
Suryapi
Torunlar Insaat
Türkerler Insaat
Varyap
Quelle: Wirtschaftsmagazin "Ekonomist" vom 23.8.15
Tourismuszone am Goldenen Horn
Das Goldene Horn (türkisch: Halic) hat sich in den vergangenen Jahren durch umfangreiche Sanierungsmaßnahmen zu einem attraktiven Standort für Hotels entwickelt. Die
Gruppe Rixos plant den Bau von zwei Fünfsternehotels an der 7 km langen Bucht des
Bosporus, die den europäischen Teil der Metropole in einen südlichen und nördlichen Bereich trennt. Die türkische Firmengruppe Margrup, deren Kerngeschäft der Vertrieb von
Kfz ist, will im Jahr 2016 mit der Errichtung eines Viersternehotels mit 120 Zimmern beginnen. Die Firma Maksem Yapi baut zurzeit ein Hotel mit 186 Zimmern, das im März
2016 eröffnet werden soll.
Inzwischen hat das Ministerium für Umwelt und Städtebau den Hafen am Goldenen Horn
(Halicport) zur Sonderprojektzone erklärt und im August 2015 entsprechende neue Bebauungspläne bekannt gegeben. Laut den bautechnischen Vorgaben dürfen die Gebäude
zum Beispiel höchstens 21,5 m hoch sein.
11
Im Hafengebiet sollen zwei Jachthäfen mit einer Kapazität von mindestens 70 Jachten
entstehen, darüber hinaus zwei Fünfsternehotels mit 400 Zimmern. Einkaufszentren,
Bürohäuser, ein Kongresszentrum, Kinos und andere Vergnügungseinrichtungen sollen
dort ebenfalls gebaut werden. Teil des Gesamtprojektes ist auch eine Moschee für 1.000
Besucher. Die Hotels sollen etwa 40% der gesamten Baufläche von 318.000 qm ausmachen.
Investitionen in Einkaufszentren und Supermärkte
Der deutsche Immobiliendienstleister ECE will in den kommenden 18 Monaten fünf Einkaufszentren mit einer gesamten Nutzfläche von 370.000 qm in der Türkei eröffnen - und
dafür 1,5 Mrd. Euro investieren. ECE betreibt bereits 15 Shoppingmalls im Land. Nach
Abschluss dieser Vorhaben wird sich die Gesamtfläche der verwalteten Einkaufsfläche in
der Türkei auf rund 1 Mio. qm erhöhen. Der Immobiliendienstleister ist seit 2000 im Land
aktiv.
Der Trend zu kleineren Shoppingmalls in einer Größenordnung von 15.000 bis 25.000 qm
in der Nähe der Stadtzentren nimmt allgemein zu. Bei der Standortwahl spielt die einfache Erreichbarkeit mit dem Auto eine wichtige Rolle. Darüber hinaus wächst das Interesse an energiesparenden und umweltfreundlichen Bauten.
In der Supermarktsparte ist ebenfalls Bewegung. Die größte türkische Supermarktkette
BIM investiert 2015 mehr als 400 Mio. TL, um die Zahl der Filialen auf 5.000 zu erhöhen.
Zurzeit besitzt das Unternehmen 4.850 Geschäfte. Für 2016 sind Investitionen von rund
400 Mio. TL vorgesehen.
Petrochemische Industrie beherrscht industriellen Großanlagenbau
Der Industriebau wird von Großprojekten in der chemischen Industrie beherrscht. Im
Mittelpunkt stehen Vorhaben in der petrochemischen Industrie und in der Erdölverarbeitung. Der Petrochemiekonzern Petkim realisiert in Izmir/Aliaga mehrere Projekte im Gesamtwert von rund 10 Mrd. $, darunter die STAR-Raffinerie (Socar Turkey Aegean
Refinery) mit einer geplanten jährlichen Rohölverarbeitungskapazität von 10 Mio. t. Die
Kosten für den Bau werden auf 5,6 Mrd. $ veranschlagt. Die Anlage soll bis 2018 fertiggestellt werden. Petkim gehört zur staatlichen aserbaidschanischen Ölgesellschaft Socar.
TÜPRAS, der zurzeit einzige Raffineriebetreiber der Türkei, will seine Erdölraffinerie in
Izmir/Aliaga für 220 Mio. TL modernisieren und ausbauen. Hierfür muss das Unternehmen technische Ausrüstungen im Wert von 28,7 Mio. $ importieren. Die gesamte Jahreskapazität der Raffinerie soll dann von 11,0 Mio. auf 12,1 Mio. t steigen. Das Projekt, das
in Kürze starten soll, wird staatlich gefördert.
Staatlich subventionierte Projekte werden vom Wirtschaftsministerium mit detaillierten
Angaben monatlich im türkischen Staatsanzeiger (Resmi Gazete) veröffentlicht. Die Liste
enthält neben Industrie- und Dienstleistungsvorhaben auch Projekte kommunaler Gebietskörperschaften und Unternehmen mit umfangreichen Baumaßnahmen. Industrielle
Investitionsprojekte werden zunehmend in den organisierten Industriezonen (OSB –
12
Organize Sanayi Bölgesi) mit einem guten Infrastrukturangebot realisiert. Landesweit
sind zahlreiche OSB in Betrieb.
Bau öffentlicher Gebäude
Zahlreiche neue Krankenhäuser entstehen
Die Türkei entwickelt sich zu einem attraktiven Standort für Investitionen in Gesundheitseinrichtungen. Allein in der Provinz Bursa werden zurzeit fünf Krankenhäuser gebaut. Mit der Errichtung von vier weiteren soll in Kürze begonnen werden. Mit den neuen
Hospitälern soll die Zahl der Krankenbetten in der Provinz von derzeit 4.650 auf 8.500 bis
Ende 2017 erhöht werden.
Die Holding Rönesans will im Landkreis Gürsu (Provinz Bursa) für 20 Mio. TL ein Krankenhaus mit 75 Betten errichten. Außerdem wird Rönesans in der Stadt Bursa auf einer
Fläche von 430.000 qm für 1.250 Mio. TL ein Krankenhaus mit 144 Intensivstationen und
49 Operationsräumen bauen. Das Hospital, ein Public-Private-Partnership-Projekt, soll bis
Ende 2017 fertiggestellt werden.
Auch das türkische Unternehmen Sönmezler plant ein Krankenhaus im Stadtbezirk
Acemler von Bursa. Die Kosten für den Bau werden auf 230 Mio. TL geschätzt. Im
Hospital sind je 250 Betten in der Allgemeinmedizin, in der Gynäkologie und in der Onkologie vorgesehen. Das Krankenhaus soll ebenfalls bis Ende 2017 eröffnen.
Luxus-Hospitäler mit VIP-Diensten
Die Krankenhauskette Medical Park will sich mit ihrer neuen Marke "VM Medical Park" auf
betuchte Patienten ausrichten. Das erste Luxus-Krankenhaus soll noch 2015 in Kocaeli
eröffnen. Die Medical Park Gruppe, die inzwischen zur größten Krankenhauskette des
Landes aufgestiegen ist, besitzt 26 Krankenhäuser. Seit dem Einstieg ausländischer
Rentenfonds aus Kanada, Singapur und Europa ist das Unternehmen unter dem Dach der
MLP Care Group tätig.
Die Ausweitung des Gesundheitstourismus ist ein erklärtes Ziel der türkischen Regierung.
Nach den Plänen des Gesundheitsministeriums sollen die ausländischen Patienten bis
2023 von 500.000 auf rund 2 Mio. zunehmen und die Deviseneinnahmen auf 20 Mrd. $
steigen. Entsprechende devisenbringende Investitionen in Krankenhäuser werden im
Rahmen der staatlichen Förderpolitik steuerlich begünstigt. Für Einnahmen, die aus dem
Gesundheitstourismus erwirtschaftet werden, gilt eine Steuerermäßigung von 50% (gemäß Gesetz Nr. 6322, Art. 9). Außerdem plant die Regierung die Einrichtung von Gesundheitsfreizonen, in denen medizinische Dienste ausländischen Patienten steuer- und
abgabenfrei angeboten werden sollen.
Mitte 2015 unterzeichneten das türkische Bauunternehmen Emsas Insaat und der USamerikanische Gesundheitsdienstleister Houston Methodist Global Health Care Services
(HMG) einen Vertrag für die Errichtung eines "Integrated Health Campus" mit 2.682
Krankenbetten im Istanbuler Stadtbezirk Basaksehir. Die Anlage soll in drei Jahren fer13
tiggestellt werden. Während Emsas Insaat hauptsächlich für die Bauarbeiten auf dem
817.000 qm großen Gelände zuständig sein wird, wird HMG die Planungs- und Entwicklungsarbeiten und schließlich das Krankenhausmanagement übernehmen.
Ausgewählte Großprojekte im türkischen
Projektbezeichnung
Investitionssum
me (Mio. Euro)
Petkim Star4.000
Erdölraffinerie (Socar
Turkey Aegean
Refinery)
Wohn-/Büroprojekt
k. A.
Maslak 1453 in
Istanbul
Hochbau
Projektstand
Anmerkung
Fertigstellung Ölraffinerie im Rahmen des
bis 2018
Petrochemiekomplexes Aliaga/Izmir
für die Verarbeitung von 10 Mio. t
Rohöl pro Jahr
Bauarbeiten
Bau von 24 Wohn- und Bürotürmen
laufen
auf einem Gelände von 325.000 qm
mit insgesamt 4.681 Wohnungen,
weiteren Einrichtungen und einer 1,5
km langen Einkaufsstraße in
Maslak/Istanbul durch das
Bauunternehmen Agaoglu Insaat in
Kooperation mit Emlak Konut GYO
Finanzzentrum
2.220 Fertigstellung Errichtung des neuen internationalen
Istanbul/Atasehir
bis 2016
Finanzzentrums im asiatischen Teil
Istanbuls zur Ansiedlung wichtiger
Finanzinstitute und der Zentralbank
Tema Park Istanbul
1.300 Fertigstellung Bau von 4.000 Wohnungen auf einer
bis 2016
Fläche von 380.000 qm im Istanbuler
Vorort Halkali durch die Firmen Mesa,
Artas, Kantur-Akdas, Öztas
Wohnungsprojekt
194 Fertigstellung Bau von 1.156 Wohnungen und 39
Vira Istanbul
bis Ende
Geschäften im Istanbuler Stadtbezirk
2018 geplant Beylikdüzü durch die Firma Gül Proje
Wohnungsprojekte
176 In Planung
Bau einer Wohnanlage mit 900
Sinpas GYO
Wohnungen auf einem Gelände von
26.000 qm in Ankara/Cankaya
NG Hotels/Marriott
130 Fertigstellung Bau eines Fünfsternehotels mit 400
International
voraussichtlic Zimmern und eines Kongresszentrums
mit einer Fläche von 5.270 qm in
h 2019
Istanbul
Wohnungsprojekt
80 In
Bau von zwei Türmen mit je 44
Moment Istanbul
Vorbereitung Etagen und insgesamt 731
Wohnungen im Istanbuler Stadtbezirk
Kartal durch die Baufirma AC Yapi
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest
14
Tiefbau/Infrastrukturbau
Marktlage und Marktentwicklung
Zur Verwirklichung der für das Jahr 2023 gesetzten Wirtschaftsziele investiert die türkische Regierung kräftig in den Ausbau und in die Modernisierung der öffentlichen Infrastruktur.
Transport: Verkehrsprojekte im Großraum Istanbul
Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur konzentriert sich auf den Großraum Istanbul. Derzeit erfolgen 85% des öffentlichen Personennahverkehrs über die Straße und nur 13%
über die Schiene, so die Angaben der Stadt Istanbul. Etwa 2% der Fahrgäste werden
über das Wasser befördert.
Die in der Vergangenheit wegen fehlender Finanzierung stark vernachlässigten öffentlichen Personennahverkehrssysteme müssen zügig ausgebaut werden, um den steigenden
Zeitverlust auf der Straße zu verringern. So wollen die Stadtplaner neben dem Ausbau
des Seeverkehrs (5%-Anteil bis 2019) einen möglichst großen Teil des Personentransports von der Straße auf die Schiene verlegen. In den vergangenen Jahren wurden hier
schon erhebliche Fortschritte erzielt.
Das derzeit 145,5 km lange U- und S-Bahnnetz der Stadt Istanbul soll bis 2019 auf 441,1
km verlängert werden. Die Kosten dafür werden auf knapp 8,6 Mrd. $ veranschlagt. Wegen der begrenzten Mittel der Stadt wird die Finanzierung einiger Projekte durch die
Zentralregierung in Ankara übernommen. In der Zeit nach 2019 soll das Istanbuler
Stadtbahnnetz weiter auf 981,7 km verlängert werden. Der Auftrag für den Bau einer
neuen U-Bahnlinie, die den dritten Flughafen in Istanbul (derzeit im Bau) mit dem Stadtzentrum verbinden wird, soll laut Transportminister Feridun Bilgin Mitte 2016 vergeben
werden.
Neuer Bosporustunnel zur Integration der Stadtbahnnetze
Die türkische Regierung hat Anfang 2015 ein neues Megaprojekt verkündet: den Bau
eines dreistöckigen Unterwassertunnels unter dem Bosporus für 3,5 Mrd. $. Die mittlere
Etage des Tunnels ist für den S-/U-Bahnverkehr vorgesehen und die zwei übrigen für
Autos. Mit dieser Verbindung sollen neun Stadtbahnlinien auf dem europäischen und asiatischen Teil Istanbuls miteinander verbunden werden. Die Fertigstellung des Tunnels ist
für 2020 geplant.
Auch mithilfe der dritten Bosporusbrücke, die derzeit errichtet wird, sollen die Stadtbahnnetze besser miteinander verbunden werden. Dadurch soll unter anderem die Anbindung an den neuen Flughafen optimiert werden. Der erste Bauabschnitt des neuen
Flughafens soll bis 2018 fertig sein.
15
Großprojekt Kanal Istanbul macht Fortschritte
Die Bauarbeiten am Kanal Istanbul sollen vor Ende 2015 beginnen, sobald die ersten
Teilaufträge vergeben worden sind, berichtet die türkische Wirtschaftszeitung "Dünya".
Eine Machbarkeitsstudie wurde inzwischen abgeschlossen. Für den Bau des Kanals und
die Errichtung der dazugehörigen Infrastruktur wurden 15 Mrd. $ veranschlagt.
Das Projekt zielt in erster Linie darauf ab den Seeweg über den Bosporus zu entlasten.
Vor allem die intensive Nutzung der Meeresenge zwischen dem Schwarzen Meer und dem
Marmarameer durch Erdöltanker stellt für die Metropole erhebliche Sicherheits- und Umweltrisiken dar. Die Umleitung der Schiffe über den Kanal Istanbul, der im europäischen
Teil der Stadt entstehen wird, soll die Gefahren verringern. Zwischen 150 und 160 Schiffe
sollen täglich auf der neuen Wasserstraße fahren. Nach den derzeitigen Vorstellungen soll
sich der Kanal Istanbul durch die Einnahme von Benutzungsgebühren langfristig selbst
finanzieren.
Zunächst müssen die Autobahnen, Landstraßen und Schienenwege, die sich im Einzugsgebiet des Kanals befinden, an andere Orte verlegt werden. Nach den Plänen sollen über
dem Kanal mindestens acht und höchstens elf Brücken gebaut werden.
Dem Vernehmen nach interessieren sich mehrere in- und ausländische Firmen für das
Projekt. Dazu zählen das Unternehmen MWH Global sowie Firmen aus China, Russland
und Italien, so die Zeitung "Dünya". Wie verlautet wurden bereits mit russischen und
italienischen Unternehmen Gespräche geführt. Russland habe wegen der Schwarzmeeranbindung auch ein eigenes Interesse an der Schaffung eines alternativen Seeweges. Denn täglich benutzen zahlreiche russische Schiffe den Bosporus als Durchfahrtsweg
zum Mittelmeer.
Es gibt auch einen türkischen Interessenten: das Unternehmen TAV und seinen Partner
CCC (Consolidated Contractors Company). TAV betreibt unter anderem den internationalen Flughafen Istanbul/Atatürk und war bisher hauptsächlich im Bau und Betrieb von
Flughäfen im In- und Ausland engagiert. Das Unternehmen verfügt über langjährige Erfahrungen mit BOT-Betreiber-Modellen (Build-Operate-Transfer).
Investitionen in die Wiedergewinnungswirtschaft
In den kommenden Jahren sind zahlreiche Projekte in der Abfallentsorgung und im Recycling zu erwarten. Forciert werden die Vorhaben durch das wachsende Umweltbewusstsein der türkischen Bevölkerung und durch die neuen gesetzlichen Bestimmungen. Die
neuen Vorgaben werden von türkischen Behörden im Zuge der anvisierten EU-Integration
erlassen. So veröffentliche das Ministerium für Umwelt und Stadtentwicklung Anfang April
2015 eine umfassende Verordnung für das Entsorgungsmanagement von Abfällen und
Abwässern (nachzulesen im Staatsanzeiger "Resmi Gazete" Nr. 29314 vom 2.4.15).
Das nationale Strategiedokument und der Aktionsplan für Wiedergewinnung (2014 –
2017) des türkischen Ministeriums für Wissenschaft, Industrie und Technologie bilden die
Grundlage für die regierungsseitig durchzuführenden Maßnahmen.
16
Mehrere Städte, kommunale Gebietskörperschaften, öffentliche und private Unternehmen
realisieren Projekte in der Abfallentsorgung und der Wiedergewinnung und benötigen
hierfür spezialisierte Planungs- und Beratungsdienste sowie Ausrüstungen.
Nachholbedarf in der Abfallentsorgung
Nach den Zahlen des Ministeriums für Wissenschaft, Industrie und Technologie existieren
landesweit 104 geordnete Mülldeponien, 1.382 Wiedergewinnungsanlagen, 38 Müllverbrennungsanlagen und 45 Stellen für die Sterilisierung von medizinischen Abfällen. Angaben zu den Abfallmengen der privaten Haushalte liefert das Statistikamt TÜIK. In den
Städten und Kommunen fallen im Durchschnitt täglich 1,12 kg Haushaltsabfall pro Einwohner an. Den höchsten tägliche Pro-Kopf-Abfall hat die südwestliche Provinz Mugla
(2,12 kg), den niedrigsten die südöstliche Provinz Hakkari (0,46 kg). Istanbul bringt es
auf 1,13 kg.
Landesweit sammeln Städte und Kommunen rund 26 Mio. t Abfälle ein, davon 5,7 Mio. t
in Istanbul, 1,9 Mio. t in Ankara und 1,6 Mio. t in Izmir. Die verarbeitende Industrie produziert etwa 14,4 Mio. t Abfall, darunter 806.000 t gefährliche Abfälle, so das türkische
Statistikamt TÜIK.
Mit den sich rasch verändernden Lebens- und Konsumgewohnheiten der Verbraucher
fallen immer mehr Verpackungsabfälle an. Diese stellen inzwischen 20% des Gewichtes
und 50% des Volumens aller festen Haushaltsabfälle dar. Die Zahl der Verpackungsproduzenten ist in den vergangenen Jahren rasant angestiegen. Parallel zu dieser Entwicklung wächst der Berg der Abfälle.
Recyclingziele bis 2020 (in %)
Jahr
Glas Kunststoff
Metall
Papier
Holz
2015
48
48
48
48
5
*)
2016
52
52
52
52
7
2017
54
54
54
54
9
2018
56
56
56
56
11
2019
58
58
58
58
13
2020
60
60
60
60
15
*) Über die bislang tatsächlich realisierten Recyclingziele liegen keine offiziellen
Statistiken vor.
Quelle: Ministerium für Umwelt und Stadtentwicklung
17
Energie
Ausbau der Windenergie geht zügig voran
Branchenbeobachter erwarten eine Investitionswelle auf dem türkischen Windenergiemarkt. Im August 2015 lagen der Regulierungsbehörde für den Energiemarkt EPDK 1.018
Windkraftprojekte mit einer Gesamtkapazität von rund 40.000 MW zur Prüfung vor. Bei
36 der eingereichten Anträge handelte es sich um Kraftwerke von über 100 MW. Allerdings: Aufgrund der begrenzten Netzkapazitäten kann nur ein geringer Teil der Projekte
bewilligt und tatsächlich verwirklicht werden. Die endgültigen Genehmigungen werden
wahrscheinlich erst 2016 erteilt.
Die beantragten Projekte konzentrieren sich auf die Provinzen Canakkale, Balikesir,
Karaman, Bursa und Mersin. Diese Regionen bieten gute Voraussetzungen für die Nutzung der Windenergie. Neben großen Energieunternehmen wie Zorlu, Enerjisa und
Bereket betreten zunehmend auch neue Firmen wie Tesla Enerji, Nesim Elektrik und
Kongul Enerji den türkischen Windenergiemarkt.
Die Windenergie wird in der Türkei zurzeit deutlich schneller ausgebaut als die Solarenergie oder andere regenerative Energien. Mitte 2015 erreichten die installierten Windkraftwerke eine Gesamtkapazität von 4.193 MW. Bis 2023 sollen es 20.000 MW werden. Das
Potenzial für die Nutzung von Windkraft ist in der Türkei ist groß und liegt nach Angaben
des Windenergieverbandes TÜREB im Schnitt um 25 bis 30% höher als in Europa.
Hohes Interesse an lizenzfreien Solaranlagen
Immer mehr Investoren machen von der gesetzlichen Möglichkeit der lizenzfreien Energieerzeugung Gebrauch. Sie können im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen Kraftwerke bis zu maximal 1 MW errichten, um den Eigenbedarf an Strom zu decken und um
die überschüssige Elektrizität in das öffentliche Stromnetz einzuspeisen.
Der Fachverband LI-DER (www.lisanssizelektrik.org), der die Interessen kleinerer Energieinvestoren vertritt, erwartet in den kommenden zehn Jahren Investitionen von 11
Mrd. $ im Bereich der lizenzfreien Stromgewinnung. Nach Angaben des Verbandes wurden bis Mitte 2015 insgesamt 5.643 Anträge eingereicht. Davon wurden bislang 2.463
bewilligt und 944 abgelehnt. Weitere 2.236 Anträge werden noch geprüft. Von den bewilligten Anträgen sind 995 Solar- und 321 Windkraftwerke. Bei den restlichen Projekten
handelt es sich um geplante Investitionen in Ko-Generationsanlagen, Wasserkraftwerke,
sowie in Biogas- und Hybridanlagen.
Investoren, die lizenzfrei Strom aus erneuerbaren Energien produzieren, profitieren von
staatlichen Förderungen. Bei Genehmigungsanträgen für lizenzfreie Kraftwerke müssen
neuerdings keine Umweltverträglichkeitsbescheinigungen mehr vorgelegt werden.
Des Weiteren gab EPDK-Präsident Mustafa Yilmaz Ende September 2015 bekannt, dass
die Regulierungsbehörde in Kürze einen Energieatlas mit aktuellen Daten zum Energie18
markt bereitstellen wird, um Investoren die Standortwahl zu erleichtern. Die Informationen können dann über die Internetseiten www.enerjiatlasi.org.tr und
www.enerjiatlasi.gov.tr abgerufen werden.
Der Fachverband für Solarenergie GENSED (gensed.org) erwartet, dass die noch sehr
geringen Solarenergiekapazitäten (mit und ohne Lizenz) von 93 MW Ende 2014 bis 2020
auf 5.000 MW steigen werden.
Konya plant Solarenergie-Sonderzone
Bislang waren die Investitionen in lizenzpflichtige Solarenergieerzeugung eher bescheiden. Das könnte sich mittelfristig ändern. So schreiten in der zentralanatolischen Provinz
Konya die Vorbereitungen für die Errichtung einer groß angelegten Sonderzone für Solarenergie voran. Diese soll auf einem 3.000 ha großen Gebiet in Karapinar entstehen. Das
Solarenergiepotenzial wird auf 1.300 MW geschätzt. Wie verlautet, hat das Industrieministerium die Geländebereinigungsarbeiten in dem Gebiet abgeschlossen, so dass die
infrastrukturellen Voraussetzungen für den Bau und die Erteilung der Kapazitätskontingente für Investoren geschaffen wurden.
Die Regulierungsbehörde EPDK hat bei der ersten Lizenzvergabe für Fotovoltaik in
Karapinar bislang nur Anlagen mit insgesamt 46 MW bewilligt. Dem Vernehmen nach
wird derzeit in der Nähe von Karapinar auf einer Fläche von 3.240 ha der Bau einer weiteren Solarenergie-Sonderzone mit einem geschätzten Potenzial von rund 3.000 MW erörtert. Große türkische Energiekonzerne zeigen steigendes Interesse an Solarenergieprojekten. Das Unternehmen Zorlu Enerji will zum Beispiel nach eigenen Angaben bis zu
500 Mio. $ in den Bau einer Fabrik für Solarpaneele investieren.
Energiegewinnung aus Abfällen
Die Energieerzeugung aus Abfall, darunter Biomasse, nimmt langsam zu. Fachleute gehen davon aus, dass in der Türkei aus Abfällen Kraftwerkskapazitäten von bis zu 600 MW
geschaffen werden können. Kraftwerke, in denen aus Abfällen Energie gewonnen wird,
mit einer Kapazität von circa 100 MW sind laut EPDK bereits in Betrieb, davon 31 MW in
Ankara, 15 MW in Adana, 10 MW in Bursa und 6 MW in Konya.
Für kombinierte Müllentsorgungs- und Energieerzeugungsprojekte hat die Regulierungsbehörde für den Energiemarkt EPDK 40 Lizenzen erteilt. Weitere Kraftwerke dieser Art
mit einer Gesamtkapazität von 80 MW werden zurzeit gebaut. Auch Großunternehmen
investieren in die energetische Verwertung von Abfällen. Die Sabanci-Holding gewinnt
zum Beispiel in ihren Zementunternehmen Cimsa und Akcansa Energie aus Abfällen und
Rückständen. Auch der Papierhersteller Eren Holding erzeugt Energie aus seinen Abfällen.
Bau von neuen Kohlekraftwerken
In den kommenden Jahren sollen in der Türkei neue Kohlekraftwerke gebaut werden. Die
Regierung plant, dass bis 2023 Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 17.000
19
MW in Betrieb genommen werden. Nach dem Rückzug der Gesellschaft TAQA aus den
Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) aus einem geplanten Projekt zum Betrieb von
Braunkohlebergwerken und dem Bau von Kraftwerken im anatolischen Braunkohlerevier
Afsin-Elbistan interessieren sich nach Angaben des Energieministeriums namentlich nicht
genannte zwei südkoreanische Unternehmen sowie je eine Firma aus China und Japan für
das Vorhaben.
In Afsin-Elbistan befinden sich mit 4,4 Mrd. t etwa 40% der gesamten türkischen Braunkohlereserven. Der Region wird ein Energieerzeugungspotenzial von 8.200 MW zugeschrieben. Nach den Plänen der Regierung sollen hier für 10 Mrd. bis 12 Mrd. $ drei neue
Kohlekraftwerke entstehen. Außerdem soll die bestehende Anlage der staatlichen Elektrizitätsproduktionsgesellschaft EÜAS privatisiert werden.
Investitionen in Stromleitungen und Umspannstationen
Die Stromleitungen werden parallel zur Erhöhung der Energieerzeugungskapazitäten und
zum steigenden Stromverbrauch ausgebaut. Der Elektrizitätsverbrauch von 255 Mrd.
kWh im Jahr 2014 wird nach Prognosen der Regierung bis 2023 auf 500 Mrd. kWh steigen. Für den Ausbau des Stromnetzes und der Transformatorstationen will der Staat bis
dahin 15 Mrd. TL investieren, so der türkische Energieminister Ali Riza Alaboyun. Der
Privatsektor soll 200 Mrd. TL beisteuern.
Die Gesamtlänge der Hochspannungsleitungen lag Mitte 2015 bei rund 55.000 km. Die
installierte Kapazität der Umspannstationen betrug 130.000 MVA, so der Energieminister.
Kommunikationsnetze: Mobilfunknetze bekommen 4G-Standard
Im Bereich der Telekommunikation investiert die Türkei zurzeit hauptsächlich in den Ausbau und in die Modernisierung der Mobilfunknetze. Ende August 2015 vergab die Regulierungsbehörde für Informations- und Kommunikationstechnologien BTK
(www.btk.gov.tr) Lizenzen zur Einführung der 4G-Technologie. Diese gingen an die drei
Mobilfunkgesellschaften Turkcell, Vodafone und Avea. Der neue Mobilfunkstandard soll
bis April 2016 in der Türkei installiert werden.
Mit der Einführung des neuen Mobilfunkstandards der vierten Generation steht die Branche vor einem Investitionsschub. So soll das Glasfasernetz massiv ausgebaut werden,
und zwar um das Sechsfache auf eine Länge von rund 1,5 Mio. km, schätzt Yusuf Ata
Ariak, Präsident des Verbandes der selbständigen Telekommunikationsbetriebe
TELKODER. Das wäre mit Kosten von etwa 7,5 Mrd. $ verbunden. Darüber hinaus müssen mindestens 30.000 zusätzliche Basisstationen für den Mobilfunkverkehr errichtet
werden. Aktuell gibt es in der Türkei schätzungsweise 100.000 Stück.
Die in türkischer Sprachregelung auch als "4.5G" bezeichnete Technik soll andeuten, dass
die Türkei bereits darauf hinarbeitet, bald die 5G-Netztechnologie einzuführen. Im Jahr
2020 soll es laut türkischer Regierung soweit sein. Die Mobilfunkunternehmen müssen
beim Aufbau der neuen Systeme einen festgelegten Anteil der Ausrüstung aus einheimi20
scher Herstellung beziehen. Für die 5G-Technologie soll der lokale Anteil sogar 100%
entsprechen.
Das Unternehmen Türk Telekom (TT) ist zurzeit der größte Player am türkischen Telekommunikationsmarkt und hat gemessen am Umsatz einen Marktanteil von 44%. Der
Betreiber verfügt über ein 202.000 km langes Glasfasernetz. Die Gruppe Turkcell hat
einen Marktanteil von 36% und betreibt über ihren Internet-Service-Provider Superonline
ein Glasfasernetz von 34.200 km.
Ausgewählte Großprojekte im türkischen Infrastrukturbau
Projektbezeichnung
Investitionssum Projektstand
me (Mrd. Euro)
Kernkraftwerk Akkuyu,
20,0 Bau gestartet;
EÜAS, Akkuyu NGS A. S.
Fertigstellung bis 2022
vorgesehen;
Projektdurchführung
durch das russische
Unternehmen Rosatom
Kernkraftwerk Sinop,
EÜAS
20,0
Kanal Istanbul
13,0
Dritter internationaler
Flughafen Istanbul
10,3
21
Auftragsvergabe an
japanischfranzösisches
Konsortium Mitsubishi,
Areva und GDF Suez
2013; Bau hat noch
nicht begonnen
In Planung
Auftragsvergabe an
türkisches Konsortium
Limak, Kalyon, Mapa,
Cengiz, Kolin,
Fertigstellung des
ersten Abschnitts für
2018 geplant;
Kreditabkommen über
4,5 Mrd. Euro Mitte
Oktober 2015 mit
türkischem
Bankenkonsortium
Anmerkung
Bau eines
Kernkraftwerkes
mit 4.800 MW an
der
Mittelmeerküste
in der Provinz
Mersin;
Bau eines
Kernkraftwerkes
mit 4.800 MW an
der
Schwarzmeerküst
e in der Provinz
Sinop
Bau eines 44 km
langen, 25 m
tiefen Kanals mit
elf Brücken
parallel zum
Bosporus westlich
von Istanbul zur
Verbindung des
Schwarzen Meers
mit dem
Marmarameer
Bau eines dritten
Flughafens in
Istanbul/Kemerbu
rgaz auf einer
Fläche von 77
Mio. qm für
jährlich zunächst
90 Mio., später
für 150 Mio.
Passagiere nach
dem BOT-Modell
(Laufzeit 25
unterzeichnet
Baubeginn März 2015,
Fertigstellung bis 2018
geplant
Trans-Anatolian Natural
Gas Pipeline Project
(TANAP)
8,7
Autobahn Istanbul–Izmir,
einschließlich Hängebrücke
bei Izmit
5,9
Laufende Bauarbeiten
durch das Konsortium
Nurol, Özaltin, Makyol,
Astaldi, Yüksel, Göcay
sowie IHI und Itochu
(Japan); Fertigstellung
bis 2019 geplant
Nordmarmara-Autobahn,
einschließlich dritte
Hängebrücke über dem
Bosporus
4,6
Bauarbeiten durch IC
Ictas und Astaldi SpA
(Italien) laufen;
Fertigstellung der
Brücke bis Ende 2015,
der gesamten
Autobahn bis Ende
2016
Dreistöckiger Tunnel unter
dem Bosporus
3,2
In Planung;
Fertigstellung bis 2020
vorgesehen
Eurasia-Tunnel für Kfz
1,0
Bauarbeiten laufen;
Fertigstellung durch
Yapi Merkezi, SK E&C
und Hanshin (beide
Südkorea) bis 2017
geplant
Erdgaslager Silivri
(Kapazitätsausbau der
0,9
In Vorbereitung
22
Jahre)
Pipeline für die
Durchfuhr von
Erdgas aus
Aserbaidschan
über die Türkei
nach Europa mit
einer
Jahreskapazität
von 16 Mrd. cbm
durch die
Ölgesellschaften
TPAO (Türkei)
und SOCAR
(Aserbaidschan)
Bau einer 377 km
langen Autobahn,
Errichtung von
Verbindungsstraß
en (44 km) und
einer 2.688 m
langen
Hängebrücke über
die Bucht von
Izmit
Autobahnsystem
mit dritter
Bosporusbrücke
nördlich von
Istanbul,
Projektträger
Generaldirektion
für Straßenbau
KGM
Tunnel mit zwei
Etagen für Kfz
und einer Etage
für die Stadtbahn
Bau eines 14,6
km langen
Tunnels (2
Röhren) für Kfz
unter dem
Bosporus durch
das türkischkoreanische Joint
Venture ATAS
Ausbau der
Pumpkapazität
Pumpstation)
Erdgaslagerprojekt unter
dem Salzsee (Tuz Gölü)
0,4
Fertigstellung bis
2018; Weltbankkredit
über 400 Mio. $
zugesagt
des Erdgaslagers
in Silivri von
zurzeit 20 Mio.
cbm/Tag auf 40
Mio. cbm bis 2017
und 75 Mio. cbm
bis 2019 durch
die staatliche
Ölgesellschaft
TPAO
Steigerung der
Erdgaslagerkapazi
tät um 1 Mrd. auf
2,1 Mrd. cbm,
Bau durch
Pipelineunterneh
men Botas und
Chian Tianchen
(China)
Quelle: Recherchen Germany Trade & Invest
4. Branchenüberblick und Geschäftspraxis
Branchenstruktur und Wettbewerbssituation
Türkische Baufirmen dominieren den lokalen Markt. Ausländische Unternehmen wie die
italienische Astaldi wirken im Wesentlichen nur im Rahmen von anspruchsvollen Großprojekten wie beim Bau der Bosporusbrücke oder des Bosporustunnels als Konsortialpartner mit.
Türkische Bauunternehmen gehören zu den weltweit erfolgreichsten Firmen ihrer Branche. Von den 250 umsatzstärksten Unternehmen der Welt kommen 43 aus der Türkei,
lautet das diesjährige Ranking des Branchenmagazins "Engineering News Record". Darunter sind Firmen wie Öztürk, Rönesans, Polimeks, ENKA, TAV, Calik, Tekfen, Ant Yapi
und Yapi Merkezi. In puncto Firmenzahl steht die Türkei auf Platz 2 nach China (65) und
vor den USA (32).
Auch 2015 konnten türkische Kontraktoren bedeutende internationale Aufträge einfahren.
Im August erhielt die Branche den bisher werthöchsten Auslandszuschlag ihrer Geschichte. Das Bauunternehmen Limak Insaat (Limak Holding) wurde mit der Errichtung
des neuen Passagierterminals am internationalen Flughafen von Kuwait beauftragt. Der
Wert: 4,3 Mrd. $. Limak wird nach eigenen Angaben außerdem je ein Zementwerk an der
Elfenbeinküste und in Mosambik errichten. Die veranschlagten Gesamtkosten der Anlagen werden mit 250 Mio. $ beziffert.
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Mitte 2015 erhielt das Unternehmen IC Ictas zusammen mit der italienischen Astaldi einen Auftrag aus Russland. Die Firmen sollen zwei Streckenabschnitte im Umfang von 140
km an der Autobahn Moskau–St. Petersburg bauen. Auftragswert: 1,1 Mrd. Euro. Des
Weiteren wird die türkische Aksa Enerji in Ghana ein 370 MW-Kraftwerk errichten, das
bis Mitte 2016 fertiggestellt werden soll. Im September 2015 beauftragte die Saudi
Electricity Company (SEC) die Firma Gama Güc Sistemleri Mühendislik ve Taahhüt (Gama
Holding) mit dem Bau eines Gas-Dampf-Kombikraftwerkes (1.800 MW). Die 320 Mio. $
teure Anlage wird westlich von Riad entstehen.
Die umsatzstärksten türkischen Bauunternehmen 2014
Unternehmen
Umsatz (Mio. TL)
Deviseneinnahm
en aus
Auslandsprojekte
n (Mio. US$)
Enka Insaat
12.728
1.625
Standort
Internetadresse
Istanbul
www.enka.com.
tr
www.ictas.com.
tr
www.polimeks.
com.tr
www.tekfeninsa
at.com.tr
www.tepeinsaat
.com.tr
www.mng.com.
tr
www.nurol.com
.tr
www.sembolins
aat.com.tr
www.tepeinsaat
.com.tr
www.yuksel.net
www.yda.com.t
r
www.agaoglu.c
om.tr
www.alsimalark
o.com.tr
www.limak.com
.tr
www.eczacibasi
.com.tr
Ictas Insaat
4.678
585
Ankara
Polimeks Insaat
4.662
274
Istanbul
Tekfen Insaat
2.943
28
Istanbul
TAV Tepe Akfen
2.161
867
Istanbul
Mapa Insaat
1.852
k.A.
Ankara
Nurol Insaat
1.784
302
Ankara
Sembol Uluslararasi
Yatirim
Tepe Insaat
1.497
k. A.
Istanbul
1.252
2
Ankara
Yüksel Insaat
YDA Insaat
1.194
1.181
9
k. A.
Ankara
Ankara
Akdeniz Insaat
1.099
k. A.
Istanbul
Alsim Alarko
978
k. A.
Kocaeli
Limak Insaat
945
5
Ankara
Eczacibasi Yapi
928
k. A.
Quelle: Wirtschaftsmagazin "Capital", 8/2015
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Istanbul
Geschäftspraxis
Die Gesetze Nr. 4734 und 4735 aus dem Jahr 2003 sowie die entsprechenden Durchführungsverordnungen bilden die rechtlichen Grundlagen der öffentlichen Auftragsvergabe in
der Türkei. Staatliche Bauprojekte ab einer bestimmten Größenordnung werden gewöhnlich international ausgeschrieben. Diese Ausschreibungen werden im Staatsanzeiger
"Resmi Gazete" und teilweise in anderen Presseorganen veröffentlicht. Bei Großprojekten
kann vorher auch ein Vorqualifizierungsverfahren durchgeführt werden. Oberste Aufsichtsbehörde ist die Anstalt für öffentliche Ausschreibungen KIK (Kamu Ihale Kurumu;
www.kik.gov.tr).
Für eine erfolgreiche Teilnahme am Bietungsprozess ist eine frühzeitige Beschaffung von
Informationen vor der offiziellen Ausschreibung ratsam. Die Vergabe von Beratungsaufträgen und Feasibility Studies können wichtige Hinweise geben, ob eine Teilnahme sinnvoll erscheint. Die Auftragsvergabe verläuft nicht immer transparent. Die richtigen Kontakte sind für den Erhalt des Zuschlags von großer Bedeutung. Die Kooperation mit lokalen Partnern kann in vielen Fällen hilfreich sein. Nach einem Regierungsrundschreiben
wird einheimischen Bietern bei öffentlichen Ausschreibungen gewöhnlich ein Preisvorteil
von 15% gewährt, unter der Bedingung, dass die in der Ausschreibung verlangten technischen Voraussetzungen erfüllt werden. Die Wertschöpfungskette von der Entwicklung,
Planung, dem Bau bis hin zum Vertrieb wird daher von türkischen Unternehmen dominiert.
Kooperationspflicht für ausländische Auftragnehmer
Die türkische Regierung verlangt bei öffentlichen Projekten ab einer bestimmten Größenordnung von ausländischen Kontraktoren eine Kooperation mit einheimischen Firmen,
falls die dafür erforderlichen technischen Voraussetzungen gegeben sind. Eine wichtige
Maßnahme des Industrieministeriums zur Förderung lokaler Hersteller und Leistungsanbieter bezieht sich auf Art. 3, Abs. u. des Gesetzes Nr. 4734 und trifft Regelungen für die
öffentliche Beschaffung von Waren und Dienstleistungen von ausländischen Anbietern,
die im Rahmen des sogenannten Industriekooperationsprogramms (Sanayi Isbirligi
Programi - SIP) erfolgen.
Das Programm sieht bei öffentlichen Projekten eine Zusammenarbeit zwischen ausländischen Auftragnehmern und lokalen Zuliefern ab 10 Mio. $ vor (nachzulesen in der
Durchführungsverordnung des Industrieministeriums, veröffentlicht im Staatsanzeiger Nr.
29268 vom 15.2.15).
Die SIP-Verordnung des Industrieministeriums gibt lediglich die Grundregeln und Prozeduren vor. Jedes investierende Ministerium (Projektträger) ist dazu gehalten für seinen
Geschäftsbereich eine eigene "innere" SIP-Verordnung zu erlassen. Im Mittelpunkt des
SIP-Modells stehen vor allem die Bereiche Energie, Transport, Telekommunikation und
Gesundheit.
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Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit lokalen Partnern
Wie ausländische Unternehmen mit lokalen Firmen zusammenarbeiten können, ist in Kapitel 5, Art. 14 der SIP-Durchführungsordnung beschrieben. Demnach kann die ausländische Firma zwischen vier Kooperationskategorien wählen. Nach der Kategorie A kann der
ausländische Auftragnehmer in einem inländischen Betrieb in der Türkei bestimmte Produkte oder Teile mit Hochtechnologiebescheinigung für seinen Auftrag fertigen lassen.
Gemäß Kategorie B kann der ausländische Auftragnehmer selbst ein Fertigungswerk in
der Türkei errichten, um die benötigten Produkte herzustellen.
Kategorie C sieht einen direkten Technologietransfer des Auftragnehmers an einen Betrieb vor, der in der Türkei angesiedelt ist. Schließlich kann unter Kategorie D das ausländische Unternehmen im Zusammenhang mit dem Auftrag aus der Türkei Importe tätigen (Bezug von Zulieferungen aus der Türkei, kein Technologietransfer). Die Kooperationskategorien C und D können laut Durchführungsverordnung nur in Verbindung mit
Kategorie A oder B in Anspruch genommen werden. Um kooperationsfähige lokale Firmen
leichter identifizieren zu können, wird beim Industrieministerium in Zusammenarbeit mit
anderen Organisationen eine Datenbank mit Informationen zu circa 120.000 lokalen Firmen eingerichtet.
Zusammenarbeit mit lokalen Partnern erleichtert Zugang zu Projekten
Große türkische Baugesellschaften sind nicht nur in der Türkei, sondern auch im Ausland
aktiv. Für deutsche Technologieunternehmen können sich so in Kooperation mit lokalen
Baufirmen lukrative Liefer- und Geschäftsmöglichkeiten ergeben - auch außerhalb der
Türkei.
Verlässliche Preis- und Strukturdaten gibt es nur für den Großraum Istanbul. Der Bauund Immobilienmarkt ist insgesamt sehr intransparent. Realistische Objekt- und Preiseinschätzungen sind nur schwer möglich. Zur allgemeinen Beobachtung des Marktgeschehens und zur kurzfristigen Verfolgung der öffentlichen Ausschreibungen sowie zur Kontaktpflege zu potenziellen privaten Investoren ist der Aufbau einer ständigen örtlichen
Präsenz in der Türkei sinnvoll. Die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen lokalen Partner
ist ratsam, weil mit dessen Spezialwissen viele Schwierigkeiten, Missverständnisse und
Ärgernisse mit Behörden und anderen Stellen vermieden werden können. Die enge Kooperation mit türkischen Partnern erhöht auch die Chancen für die Einholung von Aufträgen, da viele Abschlüsse auf der Grundlage persönlicher Beziehungen erfolgen.
Lokale Banken stärker an der Projektfinanzierung beteiligt
Die Projektfinanzierung als Mittel zur Realisierung von Infrastrukturvorhaben gewinnt
zusehends an Bedeutung. Viele bekannte Großprojekte werden über Projektfinanzierungen umgesetzt. Auffällig ist dabei, dass im Finanzierungsgeschäft der Anteil lokaler Kreditinstitute auf Kosten internationaler Banken zunimmt. Türkische Banken sind in den
letzten Jahren wirtschaftlich soweit erstarkt, dass die Finanzierung von Großprojekten für
sie interessant und machbar ist. Sie engagieren sich bei mehreren Projekten im Rahmen
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von staatlich-privaten Partnerschaften und bei Privatisierungen. Türkische Finanzinstitute
bieten mit über zwölf Jahren deutlich längere Laufzeiten an als ausländische Geldgeber
(fünf bis sieben Jahre), sind flexibler und reagieren schneller auf Veränderungen. Deshalb
genießen sie oft den Vorzug vor der ausländischen Konkurrenz.
Internationale Banken sind jedoch weiterhin bei türkischen Großprojekten im Geschäft.
So gehört die Deutsche Bank zu den Geldgebern der Autobahn Istanbul–Izmir, die zurzeit
gebaut wird. Die KfW IPEX-Bank unterstützt Infrastrukturvorhaben in den Bereichen
Energie, Eisen- und Stahl, Zement sowie Flug- und Seehäfen. An der Finanzierung des
Eurasien-Tunnels (im Bau) sind neben den türkischen Instituten Garanti, Isbank und Yapi
Kredi auch die Europäische Investitionsbank (EIB) beteiligt, darüber hinaus die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), die koraenische Eximbank, die
japanische Sumitomo Mitsui Banking Corporation, die britische Standard Chartered Bank
und die japanische Mizuho Bank.
Kontaktadressen
Bezeichnung
Ministerien/Behörden/Institutionen
Ministerium für Umwelt und
Städtebau (Cevre ve Sehircilik
Bakanligi)
Ministerium für Forst- und
Wasserwirtschaft (Orman ve Su
Isleri Bakanligi)
Aufsichtsbehörde für öffentliche
Ausschreibungen (Kamu Ihale
Kurumu - KIK)
Generaldirektion für
Wasserwirtschaft (Devlet Su Isleri
Genel Müdürlügü - DSI)
Generaldirektion für das
Straßenwesen (Karayollari Genel
Müdürlügü - KGM)
Nationale Branchenverbände
Verband für Immobilieninvestitionen
(Gayrimenkul Yatirim Ortakligi
Dernegi - GYODER)
Architektenverband (Mimarlar
Odasi)
Verband der Innenarchitekten
(Icmimarlar Odasi)
Verband der Hersteller von
Baumaterialien (Insaat Malzemesi
Sanayicileri Dernegi - IMSAD)
Verband der Kontraktoren
Internetadresse
Anmerkungen
www.csb.gov.tr
Zuständig für
Stadtsanierungsprogramme
www.ormansu.gov.tr
Langfristige Planung von
Wasserwirtschaftsprojekten
www.kik.gov.tr
Oberste Aufsichtsbehörde für
öffentliche Ausschreibungen
www.dsi.gov.tr
Staatlicher Projektträger für
große Infrastrukturprojekte im
Wassersektor
Staatlicher Projektträger für
große Straßen-, Brücken-,
Tunnel- und Autobahnprojekte
www.kgm.gov.tr
www.gyoder.org.tr
Dachorganisation der
Immobilieninvestoren
www.mo.org.tr
www.icmimarlarodasi.
org.tr
www.imsad.org
www.tmb.org.tr
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Dachverband der Hersteller
von Baustoffen verschiedener
Art
Dachverband der
(Türkiye Müteahhitler Birligi)
Vertragsunternehmen
Fachzeitschriften
www.yapidergisi.com
Yapi
Tasarim
www.tasarimdergisi.co
m
Arredamento Mimarlik
www.arredamento.co
m.tr
Fachmessen
Yapi - Turkeybuild
Yapex Building Exhibition
www.turkeybuild.com.
tr
www.yapexbuild.com
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Monatlich erscheinende
Fachzeitschrift für Architektur,
Gestaltung, Kultur und Kunst
in türkischer/englischer
Sprache
Fachzeitschrift für Architektur,
Innenarchitektur und
Stadtplanung in
türkischer/englischer Sprache,
erscheint zehn Mal pro Jahr
Monatlich erscheinende
Fachzeitschrift für Architektur
und Design-Kultur in
türkischer Sprache
Baufachmesse, die jährlich in
Istanbul, Ankara und Izmir
abgehalten wird
Internationale Fachmesse für
Baustoffe, Baumaschinen und
Gebäudetechnik in Antalya mit
Teilausstellungen für
Renovierung/Restaurierung,
Badezimmerkeramik, Fenster
und Türen