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1912 Mission Moderne Die Jahrhundertschau des Sonderbundes Herausgegeben von Barbara Schaefer Die Sonderbundausstellung 1912 – Eingangsseite der Städtischen Ausstellungshalle am Aachener Tor Wienand Inhalt Vorwort 9 15 Andreas Blühm »Köln 1912« Der Wille die eigene Zeit zu begreifen Florens Deuchler 1912 – Mission Moderne 20 Barbara Schaefer 28 »Am besten wäre die Sache und künstlerisch am stärksten, wenn wir nur zu fünfen wären« 168 Ungarische Künstler und Künstlerinnen auf der Sonderbundausstellung 1912 András Zwickl Der österreichische Beitrag zur Kölner Sonderbundausstellung 1912 177 Franz Smola »[…] nirgends außerhalb von Frankreich wird zur Zeit so gut gemalt wie in Norwegen.« 192 Der Norweger-Saal auf der Sonderbundausstellung 1912 Nils Ohlsen 200 »Ich finde ihn nach vierzigmaligem Ansehen immer noch fabelhaft!« August Deusser und die Düsseldorfer Maler des Sonderbundes Edvard Munch auf der Sonderbundausstellung 1912 Ekaterini Kepetzis 36 Die Sonderbundausstellung 1912 Barbara Schaefer 58 »wir wenigen Menschen, die diese Dinge gesammelt haben« 217 Götz Czymmek »Pechstein, Heckel, Kirchner, etc. waren sehr zufrieden.« Die Mitglieder der Künstlergruppe Brücke auf der Kölner Sonderbundausstellung Reinhold Heller August Macke, die Rheinischen Expressionisten Die Leihgeber der Sonderbundausstellung 234 Rainer Stamm und die Internationale Sonderbundausstellung 1912 Klara Drenker-Nagels 70 »Eben doch nur ein Künstler kleineren Stils« Vincent van Gogh und der Kampf um die Moderne in Deutschland Stefan Koldehoff 88 Cézanne 110Gauguin auf der Sonderbundausstellung: die Verdeutschung »des großen Barbaren« WegWeiser als RandFiguren? 262 Bildhauerei im Kontext der Sonderbundausstellung 1912 Picasso in Vergangenheit und Gegenwart Michael Fitzgerald 292 Ein reines Behagen Signac und Cross in der Sonderbundausstellung in Köln: ein letztes aufflammen des Neoimpressionismus Marina Ferretti 140 Frankreich –– die Säle 10 und 11: Nabis, Fauves, Kubisten und neuere Tendenzen Peter Kropmanns Sonderbund 1912 Hollands Stärke und Schwäche Carel Blotkamp 160 Die Schweizer Beteiligung an der Kölner Sonderbundausstellung 1912 Lukas Gloor Andreas Baumerich Nach der Sonderbundausstellung Ausblick 300 Barbara Schaefer 307 Katalog der 2012 Ausgestellten Werke 533 Sonderbundausstellung 1912 – Rekonstruktion 618 Die Gilde Westdeutscher Bund für angewandte Kunst und die kunstgewerbliche Präsentation auf der Sonderbundausstellung 1912 151 Bernd Ernsting Sarah McGavran 129 Annegret Hoberg Richard Shiff 121 »Künstler sind nicht von den Ausstellungen abhängig, sondern die Ausstellungen ganz und gar von den Künstlern« Der Blaue Reiter auf der Sonderbundausstellung 1912 244 Barbara Schaefer Anhang »Köln 1912« Florens Deuchler Der Wille, die eigene zeit zu begreifen In mehrfacher Hinsicht bedeutet »Köln 1912« ein herausragendes Signal in der deutschen Kunst- und Geistesgeschichte. Auf den stets schneller rollenden Laufbändern der historischen Ereignisse, welche die Jahre unmittelbar vor dem Kriegsausbruch 1914 definieren, bietet 1912 als Stichjahr unübersehbare Anzeichen für einen intellektuellen Kurswechsel, der im Umgang mit dem, was man gemeinhin als die »schönen Künste« umschreibt, Spuren hinterlassen hat und außerdem eine Langzeitwirkung einschließt. Denn es geht dabei nicht nur um einen kurzfristigen, modisch motivierten Einstellungswandel, sondern um eine tiefer greifende Mentalitätswende, die, wenn auch um eine Dekade verspätet, das neue Jahrhundert ultimativ beherrscht. Atemlos wechseln maßlose Tiefen mit extremen Höhen. Die eigentlichen Vorläufer der Kölner Ausstellung 1912 sind in Frankreich zu finden. Die großen Akademieausstellungen nannte man an der Seine Salon – nach dem Saal, wo sie im 17. und 18. Jahrhundert im Louvre stattfanden. Sie wurden von teils bedeutenden Zeitgenossen beschrieben und kritisiert, belächelt oder hoch gerühmt. Am bekanntesten sind die Kritiken eines gebildeten amateur, von Denis Diderot, der neben vielen gleichartigen Veranstaltungen vor allem den Salon des Jahres 1765 ausführlich würdigte. Die Hängung der Bilder ist außerdem durch die vor Ort angefertigten Zeichnungen von Gabriel de Saint-Aubin überliefert und dokumentiert. Dicht gedrängt bedeckten die eingesandten Bilder die Wände des (offensichtlich zu klein gewordenen) Raums. Diderots Description des tableaux, gravures et morceaux de sculpture exposés au Salon du Louvre ist die höchst persönlich gehaltene, geistreiche Umschau des Kenners, literarisch ein Meisterwerk, von den formulierten ästhetischen Wertungen her zudem ein aufschlussreiches Dokument zum Geschmack der damaligen Zeit. Leuchttürme und Referenzfiguren waren Poussin und Rubens, doch die Grundabsicht lag in der Sichtung des augenblicklichen Standes der Kunst und ihrer Vertreter. Es ging um die Wertung der jeweiligen Gegenwart und ihrer Aussagen, die in den Zeugenstand gerufen wurden. In Deutschland nahmen sich seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert mehr und mehr Künstlergenossenschaften des Ausstellungsbetriebs und der Öffentlichkeitsarbeit an. Dann folgten, mit anderen Zielen, die Kunsthändler, teils selbst bedeutende Sammler. Als einzelne Richtungen Trennungsabsichten hegten (und einander auch entsprechend zu bekämpfen begannen), organisierten sie eigene, von ästhetischen Ideologien untermauerte Kunstausstellungen. Es entstanden Sezessionen, Gilden und Sonderbünde. Man nähert sich somit »Köln 1912«. Doch bewegten den Sonderbund Westdeutscher Kunstfreunde und Künstler in diesem Jahr andere Motive – wohl zum ersten Mal in seiner Ausstellungsgeschichte. Man glaubte nicht weniger als »eine Stunde des Schicksals« zu erleben. Was stand da auf dem Spiel? Jedenfalls nicht die Kunst an sich, sondern die Zugänge zur »modernen« Kunst, die große und teils noch verschleierte Geheimnisvolle, Rätselhafte. Der Gründer der Berliner Kunstbibliothek (1886) und Direktor des Königlichen Kunstgewerbemuseums, Peter Jessen, schrieb 1912: »Ein Spötter hat neulich die Deutschen das Volk der versäumten Gelegenheiten [in der Politik] genannt. […] und unsere 15 Abb. 6 Paul Cézanne, Montagne SainteVictoire, um 1895, Öl auf Leinwand, 81 x 100,5 cm, The State Hermitage Museum, St. Petersburg Abb. 7 Henri Matisse, Straße in Arceuil, 1903/04, Öl auf Leinwand, 47 x 55,3 cm, Privatsammlung Abb. 8 Blick in die Ausstellung des Sonderbundes Westdeutscher Kunstfreunde und Künstler im Städtischen Kunstpalast am Kaiser-Wilhelm-Park, Düsseldorf 1910, an der rechten Wand die Drei Frauen am Meer von Henri Matisse 64 und die wunderbare Fassung der Montagne Sainte-Victoire (Abb. 6) erstand, die sämtlich 1912 in Köln zu sehen waren (Ausst.-Kat. Köln 1912, Nr. 41 [siehe Kat. 24, S. 332] sowie Nr. 128, 132 und 141). Als einer der ersten Sammler ging Koehler mit seinen Ankäufen moderner französischer Werke über die kanonische Trias Van Gogh–Cézanne–Gauguin hinaus und hatte – vermutlich schon im Juli 1908 während des gemeinsamen Aufenthalts mit Macke und seiner Nichte in Paris – bei Bernheim-Jeune das Gemälde Straße in Arceuil von Matisse erworben (Abb. 7; Ausst.-Kat. Köln 1912, Nr. 261), bevor er sich schließlich auch den deutschen Expressionisten Macke, Marc und Campendonk zuwandte und 1912 zum maßgeblichen Finanzier des Almanachs Der Blaue Reiter wurde. genannt. Aus den Anfängen der später dem Expressionismus und vor allem den Werken von Emil Nolde, Karl Schmidt-Rottluff und Ernst Ludwig Kirchner zugewandten Sammlung konnte er Georges Braques Bucht bei La Ciotat (Berg bei Marseille) präsentieren (Ausst.-Kat. Köln 1912, Nr. 233), das er 1934 dem Museum Folkwang stiftete und das hier 1937 als »entartet« beschlagnahmt wurde. Mit den Werken von Matisse, Braque, Picasso und Munch wurde auf der Kölner Ausstellung 1912 die Schwelle überschritten von der retrospektiven Abteilung zur Kunst der Lebenden, von denen – abgesehen von dem Vorstands- und Jurymitglied August Deusser – lediglich Picasso und Munch monografische Sektionen gewidmet waren. »Unser einziges Ideal liegt im kompositorischen Ganzen« – Matisse und seine Sammler Edvard Munch – der »Klassiker« unter den Zeitgenossen In den Werken von Cézanne, Gauguin und Matisse sahen aufgeschlossene Sammler wie Koehler, Osthaus oder der ehemalige Assistent Hugo von Tschudis an der Münchner Neuen Pinakothek, Heinz Braune (1880 –1957), die Überwindung des Impressionismus und Divisionismus der Neoimpressionisten und – im Gegensatz zu dem bei van Gogh so verehrten Primat der Farbe – die Rückkehr zur Form. »Wir wollen etwas anderes, wir wollen innere Ausgeglichenheit durch Vereinfachung der Ideen und plastischen Formen erreichen. Unser einziges Ideal liegt im kompositorischen Ganzen«, fasste Matisse sein künstlerisches Credo in den 1909 erschienenen »Notizen eines Malers« zusammen.25 Der Folkwang-Gründer Osthaus hatte diesen Weg zur Überwindung des Impressionismus und einer neuen Symbiose der künstlerischen Mittel als einer der ersten deutschen Sammler erkannt, indem er das Werk von Matisse bereits 1907 als vorläufigen Höhepunkt einer konsequenten Entwicklung in die Moderne benannte: »Denn während der Impressionismus die höchste Differenzierung der Ausdrucksmittel, die äußerste Anpassung an die physikalischen Erscheinungen der Natur, des Lichtes und der Farbe darstellt, strebte Cézanne (wie auch Gauguin) einer möglichst weitgehenden Vereinfachung der Mittel wie der Erscheinung zu. Der unendlichen Differenzierung der Farbentöne stellte er eine beschränkte Skala von Farben gegenüber, der musikalischen Tonleiter vergleichbar [...]. Über alle, die nun in seinen Bahnen wandeln, ragt aber ein Künstler hervor, der als Cézannes eigentlicher Nachfolger betrachtet werden kann. Es ist Henri Matisse.«26 Gemeinsam mit Koehler und Braune gehörte Osthaus zu den ersten MatisseSammlern in Deutschland. Bereits zur Sonderbund-Ausstellung 1910 in Düsseldorf hatte er zwei Werke des Künstlers entliehen, darunter das schockierend moderne, monumentale Bild Drei Frauen am Meer im Format 178 x 220 cm (Abb. 8). 1912 sandten Koehler und Braune ihre Werke des »glühenden, von heiligem Eifer beseelten Malers«27 nach Köln. Während Koehler von August Macke zur Erwerbung der Straße in Arcueil ermutigt worden war, war Braune durch seinen Studienfreund Hans Purrmann (1880 –1966) auf Matisse aufmerksam geworden; »ich war mit ihm befreundet und interessierte ihn für Matisse. Er kaufte auch einige schöne Bilder von Matisse«, erinnert sich Purrmann vor allem an »das schöne Bild mit einer Frau auf dem Bett liegend und Kind auf dem Balkon stehend, in Collioure gemalt«,28 das Braune nach Köln entlieh (Ausst.-Kat. Köln 1912, Nr. 260). Einzig der Chemiker der Leverkusener Bayer-Werke, Carl Hagemann (1867–1940), der 1903 mit dem Aufbau einer Kunstsammlung begonnen hatte und sich seit 1907 von dem Essener Museumsdirektor Ernst Gosebruch (1872–1953) beraten ließ, war – neben Koehler und Braune – als weiterer Leihgeber eines Werks aus dem Umkreis der Fauves im Ausstellungskatalog Unter den in der Sonderbundausstellung mit einem eigenen Saal geehrten ausländischen Künstlern war der Norweger Munch der einzige, der eigens angereist war: »Ich habe einen sehr großen Saal 10 x 15 m bekommen den größten Saal der Ausstellung – Die Hauptabteilung wird van Gogh, Gauguin und Cézanne – 3 Säle voll van Gogh!«, schrieb er aus Köln an seinen Freund Jappe Nilssen: »Ich schäme mich fast daß ich so viel Platz bekommen habe – aber wenn das nun so gedacht war – Hoffentlich bereut man es nicht […]. Hier ist das Wildeste versammelt das in Europa gemalt wird – ich bin nichts als ein verblichener Klassiker.«29 Neben eigenen Leihgaben und denen der skandinavischen Leihgeber Rasmus Meyer (1858–1916), Ernest Thiel (1859–1947), Halfdan Roede und des Museums in Helsingfors (heute: Helsinki), hatte Munch bereits zahlreiche Sammler in Deutschland, die ihre Werke für die Kölner Ausstellung zur Verfügung stellten: Eberhard von Bodenhausen, Harry Graf Kessler und der Berliner Industrielle Walter Rathenau (1876–1922) hatten Munch schon in dessen Berliner Zeit von 1892 bis 1895 kennengelernt. Graf Botho von Schwerin (1866–1917), ein enger Freund Bodenhausens und ehemaliges Mitglied der Genossenschaft Pan, stellte seine Fassung der Madonna zur Verfügung (Ausst.-Kat. Köln 1912, Nr. 523), die heute im Besitz der Hamburger Kunsthalle ist. Kessler hatte Munch 1904 nach Weimar eingeladen und hier mit der Verwalterin des Nietzsche-Archivs, Elisabeth FörsterNietzsche (1846–1935), bekannt gemacht, die sich von ihm porträtieren ließ und eine von Munchs Thüringer Schneelandschaften erwarb (Ausst.-Kat. Köln 1912, Nr. 538). Über van de Velde und Förster-Nietzsche hatte Munch auch den Strumpffabrikanten Herbert Esche (1874–1962) in Chemnitz kennengelernt, der sich 1902/03 von van de Velde eine Villa erbauen und sich und seine Familie auf den Rat des Architekten hin von Munch porträtieren ließ (Abb. 9). Während seines Thüringer Aufenthalts war der norwegische Maler auch dem Physiker Felix Auerbach (1856–1933) aus Jena begegnet, der ihn im Frühjahr 1906 mit einem Porträtauftrag bedachte (Abb. 10; Ausst.-Kat. Köln 1912, Nr. 537), und zu den Jenaer Sammlern des Künstlers gehörte nicht zuletzt der Philosophiestudent Eberhard Grisebach (1880 –1945), der mit Travemünde 1908 sein erstes Werk Edvard Munchs erwarb (Abb. 11; Ausst.-Kat. Köln 1912, Nr. 539). Auch das Gemälde Vier Mädchen auf der Brücke, das Grisebach 1910 in Jena erwerben konnte und das nicht nur für Amiet »eines der schönsten« Bilder des Munch-Saals war,30 kam aus seiner Sammlung nach Köln (Ausst.-Kat. Köln 1912, Nr. 536; siehe Kat. 71, S. 442). »Denke Dir, mein Munchbild hätte ich schon 4 mal verkaufen können«, schwärmte Grisebach stolz von der Wirkung seines Bildes in der Ausstellung, »das Museum hier und drei Privatsammler haben es kaufen wollen. Es ist ganz entschieden das schönste Bild. Die Preise sind gestiegen, dass ich gut daran tue es weiter zu behalten. Heute würde ich 10 000 M. dafür bekommen. Die größeren Bilder kosten alle 20 000 M. und Munch lässt gar nicht mehr nach. Bis vor acht Tagen ist er hier gewesen […]«.31 Abb. 9 Edvard Munch, Herbert Esche, 1905, Pastell und Öl auf Leinwand, 120 x 70 cm, Kunsthaus Zürich, Eigentum der Herbert Eugen Esche-Stiftung Abb. 10 Edvard Munch, Felix Auerbach, 1906, Öl auf Leinwand, 83,8 x 76,2 cm, Verbleib unbekannt Abb. 11 Lotte Grisebach mit den Kindern Lothar und Ebba 1912 in ihrer Wohnung an der Kaiser-Wilhelm-Straße in Jena, an der Wand hinter ihr Die Kirche in Travemünde von Edvard Munch 65 Barbara Schaefer Nach der Sonderbundausstellung Ausblick Abb. 1 Armory Show, New York 1913 – Blick in die Ausstellung: in der Mitte Lehmbrucks Kniende 300 Am Abend des 30. September 1912 schloss die Internationale Kunstausstellung des Sonderbunds Westdeutscher Kunstfreunde und Künstler zu Cöln ihre Pforten. Erst an diesem letzten Tag fand statt, was ohne Zweifel zu einem der folgenreichsten Ereignisse im Zusammenhang mit der Kölner Schau werden sollte: Der amerikanische Maler Walt Kuhn (1877–1949) besuchte die Ausstellung kurz vor der Abbauphase – im Auftrag einiger New Yorker Freunde. Diese Freunde waren Arthur B. Davies (1863–1928), Präsident der 1911 gegründeten Association of American Painters and Sculptors, die Künstler Jerome Myers (1867–1940) und Elmer L. MacRae (1875–1953) sowie der Galerist und Maler Henry Fitch Taylor (1853–1925). Kuhn fungierte als Sekretär der Vereinigung und war von Davies nach Köln entsandt worden, nachdem dieser in New York den Katalog der Kölner Sonderbundausstellung in die Hände bekommen hatte.1 Die Association – eine dem Sonderbund vergleichbare, der modernen Kunst verschriebene Vereinigung – hatte ursprünglich eine Präsentation ausschließlich amerikanischer junger Kunst geplant gehabt, aber spätestens nachdem Kuhn die Ausstellung kurz vor ihrem Ende in Köln hatte sehen und in Kontakt mit Künstlern, Kunsthändlern und Sammlern hatte treten können, war man in Amerika absolut überzeugt vom Konzept der deutschen Schau. Erregt und inspiriert vom Kölner Vorbild, versuchte die Association, eine ähnliche Sammlung für New York zusammenzustellen2 und präsentierte 1913 eine eigene Ausstellung, die am 17. Februar in New York eröffnete (Abb. 1); mit differierenden Gewichtungen und unterschiedlichen Umfängen hatte sie ihre zweite und dritte Station in Chicago und Boston. Mit ihrer für die damaligen Verhältnisse dramatischen Präsentation gilt die – heute als Armory Show3 bekannte – International Exhibition of Modern Art4, rückblickend betrachtet, als eine der für die Öffentlichkeit und Kunstwelt bedeutendsten und revolutionärsten Ausstellungen europäischer Kunst, die die USA erlebten. Nicht ohne Grund wird zumeist das Jahr 1913 als Beginn der Moderne in Amerika angesehen, da die Armory Show entscheidenden Einfluss auf die weitere Entwicklung der amerikanischen Kunst hatte.5 Dass diese Show, »a revelation, a first exposure to Post-Impressionism, Cubism, and other then-radical styles«6, eine Show, die das amerikanische Publikum zu schockieren,7 die Kunstakademien zu erschüttern und die gesamte Entwicklung der Kunst in Amerika zu revolutionieren vermochte, in ihrer Grundstruktur die Sonderbundausstellung nachzeichnete – ergänzt um einige weitere, überwiegend französische Akzente sowie die aktuelle amerikanische Kunstszene –,8 mag den nicht zu unterschätzenden Stellenwert der Kölner Schau von 1912 noch unterstreichen. Aber die Armory Show war nicht die einzige Ausstellung, die – nach der Sonderbundausstellung – als herausragende Schau moderner Kunst noch am Vorabend des Ersten Weltkriegs in Erscheinung trat: Als besonders wichtiges Ereignis in Deutschland muss in diesem Zusammenhang die Präsentation des Ersten Deutschen Herbstsalons von 1913 hervorgehoben werden (Abb. 2).9 Der Herbstsalon fand vom 20. September bis 1. Dezember des Jahres 1913 an der Potsdamer Straße 75 in Berlin statt, in dort angemieteten Räumen präsentiert von der Redaktion Der Sturm – »Der Sturm« (»Katalysator der Moderne und […] Brennpunkt des Expressionismus – ein Terminus, der durch ihn berühmt wurde«10) meint im Übrigen Herwarth Walden (eigentlich: Georg Lewin) (Abb. 3).11 Im Gegensatz zur Kölner Sonderbundausstellung, die – wie auch die Armory Show – die jüngere sowie jüngste Kunst im Kontext mit den Vorläufern der Moderne zeigte, widmete sich der Herbstsalon ausschließlich der modernen Bewegung und bezog dabei nationale wie internationale Tendenzen gleichermaßen mit ein, legte mithin größeres Gewicht auf die Avantgarde.12 Nach einem bereits mehr als ambitionierten Ausstellungsprogramm der Vorjahre13 war »diese Ausstellung [...] der Höhepunkt von Waldens Tätigkeit und markierte zugleich die Entfaltung der Moderne in ihren vielen verschiedenen, internationalen Aspekten. [...] Der Erste Deutsche Herbstsalon war die erste große Manifestation ihrer wirklichen Stärke und internationalen Verbreitung.«14 Bernhard Koehler, Berliner Unternehmer und Leihgeber auch zur Kölner Ausstellung, unterstützte den Herbstsalon übrigens anonym mit einer Garantiesumme von 4000 Mark, ohne die die Ausstellung wohl nicht hätte durchgeführt werden können.15 Dass Publikum und Presse dies mitnichten zu »würdigen« wussten, lässt sich an den feindseligen Kritiken ablesen: »Der Veranstalter hat mit dieser urteilslos organisierten Ausstellung der neuesten Kunst sehr geschadet«,16 schrieb beispielsweise – der zugegebenermaßen bei den Impressionisten stehen gebliebene – Karl Scheffler in Kunst und Künstler; man ist an die Reaktionen auf die Sonderbundausstellung erinnert. Die Tatsache, dass im Preußischen Abgeordnetenhaus im Zusammenhang mit dem Herbstsalon erstmals der Begriff der »Entartung« fiel,17 lässt allerdings erahnen, dass der Meinungskrieg um die aktuelle Kunstentwicklung damals in eine neue Dimension einzutreten begann. Mit 366 Exponaten von insgesamt 85 Künstlern, ausgestellt auf 1200 m2, erreichte er zwar nicht annähernd den Umfang der Sonderbundausstellung, doch gelang im Ersten Deutschen Herbstsalon ein Konzentrat der europäischen Avantgarde, während die Veranstalter der Kölner Schau die Moderne insgesamt in den Blick nahmen. Zwar fehlten 1913 in Berlin die Brücke-Künstler und auch Henri Matisse, überdies Pablo Picasso und Georges Braque; gleichwohl war der Kubismus durch herausragende Beispiele vertreten: durch die Montparnasse-Gruppe – die Section d’Or – mit Robert und Sonia Delaunay, Jean Metzinger, Albert Gleizes und Fernand Léger, und auch eine Gruppe von sechs tschechischen Kubisten aus Prag war durch die Vermittlung August Mackes präsent. Daneben bildete der Blaue Reiter den Kern der Ausstellung, und auch die Gruppe der Futuristen war mit Balla, Severini, Carrà, Russolo und Ardengo Soffici sowie Boccioni umfassend vertreten. Zudem präsentierte der Herbstsalon umfänglich die Kunst Russlands: Sowohl der dato schon in Paris lebende Marc Chagall und seine Landsmänner Wassily Kandinsky und Alexej von Jawlensky waren ausgestellt, als auch die zum damaligen Zeitpunkt noch in ihrem Heimatland ansässigen Russen Gontscharowa und Larionow sowie David Burljuk. Mit Lyonel Feininger, Albert Bloch und Marsden Hartley waren zudem auch drei Amerikaner in Berlin präsent. Fasst man zusammen, so hat 1912 in Köln natürlich auch manches gefehlt, zum Beispiel die jungen Russen, die nicht im Westen lebten, wie die Rayonisten Natalja Gont- Abb. 2 Katalog zur Ausstellung »Erster Deutscher Herbstsalon«, 1913 Abb. 3 Herwarth Walden, 1918 301 VINCENT VAN GOGH (Groot-Zundert 1853 – 1890 Auvers-sur-Oise) 3 Selbstbildnis, Frühjahr 1887 Öl auf Karton auf Hartfaserplatte, 41 x 32,5 cm The Art Institute of Chicago, Joseph Winterbotham Collection, 1954.326 Im Februar 1886 ließ van Gogh sich in Paris nieder und fasste den Entschluss, sich nach mehreren gescheiterten Versuchen nun doch als professioneller Maler zu etablieren. Angesichts seiner miserablen finanziellen Lage verlegte er sich erstmals vorzugsweise auf Porträts, um sich mit Bildnisaufträgen ein Einkommen zu sichern. Da er bis dahin in erster Linie Zeichnungen von Freunden und Bekannten geschaffen hatte und kaum in der Lage war, professionelle Modelle zu bezahlen, konzentrierte er sich bei der Porträtmalerei zunächst auf sich selbst. So entstanden während des zweijährigen Aufenthalts in Paris zahlreiche Selbstporträts. Viele dieser Selbstbildnisse können als Studien bezeichnet werden. Wie bei vergleichbaren Bildnissen jener Zeit, etwa dem Bildnis des Kunsthändlers Alexander Reid,1 setzt van Gogh auch in dem hier ausgestellten Selbstbildnis, entstanden im Frühjahr 1887, die Farbtheorien der Neoimpressionisten um. Er arbeitet mit Farbkontrasten zwischen Rot und Grün sowie Blau- und Orangetönen. Genauer gesagt inszeniert er das Zusammenspiel einer Reihe komplexer Kontraste, indem er das leuchtende Gesicht und dessen hellen Rahmen aus Haaren und Bart mit einem Muster aus blauen, grünen, orangeroten und hellblauen Tupfen umgibt und die orangefarbenen Barthaare mit grünen Strichen belebt. Van Gogh ging es aber nicht allein um die Beherrschung, sondern auch um einen leichteren Auftrag der Farben, die er hier entweder auftupft oder – wie bei Haaren, Augenbrauen und Bart – mit parallelen Pinselstrichen auf den Karton aufträgt. In der Sonderbundausstellung war dieses frühe Selbstbildnis als Leihgabe von Leonhard Tietz (1849–1914) zu sehen. Der Gründer der Kaufhauskette Kaufhof war 1910 schon mit einer hochkarätigen Stiftung an das Wallraf-Richartz-Museum hervorgetreten. Damals übergab er mit dem Jagdfrühstück 2 ein Hauptwerk von Gustave Courbet an das Kölner Museum.3 NHG 1 Vincent van Gogh, Bildnis des Kunsthändlers Alexander Reid, Frühjahr 1887, Karton, 41,5 x 33,5 cm, Glasgow Art Gallery. 2 Gustave Courbet, Das Jagdfrühstück, 1858, Öl auf Leinwand, 207 x 325 cm, Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln, Inv.-Nr. WRM 1171. 3 Vgl. auch Westhoff-Krummacher, Hildegard: »Gestiftet von … Das Kölner Wallraf-Richartz-Museum verdankt fünf bedeutende Kunstwerke der Familie Tietz und dem Kaufhof«, in: Kaufhof-Illustrierte, Nr. 124, Dezember 1962, S. 11 – 14. Provenienz: Johanna van Gogh-Bonger, Amsterdam. – Verkauf über den Frankfurter Kunstverein an Leonhard Tietz, Köln, Februar 1912. – Alfred Tietz, Köln (durch Erbschaft), 1914 bis (mindestens) 1930. – J. E. van Wisselingh & Co., Amsterdam, 1933. – Bignou Art Gallery, New York. – Erworben durch Joseph Winterbotham, Burlington/ Vermont, (vor?) 1935. Frühe Ausstellungen: Ausst. Köln 1912, Kat.-Nr. 11. – Ausst. Berlin 1914, Kat.-Nr. 28. Literatur: Fortlage 1913b, S. 86. – WVZ De la Faille, Nr. 345. – Feilchenfeldt 1988, S. 89. – WVZ Hulsker 1996, Nr. 1249. – Ausst.-Kat. Detroit/Boston/Philadelphia 2000/01, S. 187. – Stolwijk/Veenenbos 2002, S. 169. – Feilchenfeldt 2009, S. 41. – <http:// www.artic.edu/aic/collections/artwork/80607> (mit der vollständigen Literatur und allen Ausstellungsbeteiligungen). 312 313 Paul gauguin (Paris 1848 – 1903 Atuona, Hiva Oa, Marquesasinseln) 25 Auf Tahiti, 1896 Öl auf Leinwand, 26 x 32,5 cm Privatsammlung Als Leihgabe des Direktors der Deutschen Bank, Dr. Alfred Wolff, reiste Auf Tahiti 1912 aus München nach Köln. In Saal 7, der dem bewunderten Paul Gauguin gewidmet war, hing damals dieses kleinformatige Bild, bei dem es sich um die Vorarbeit zu einem der wichtigsten Werke des Meisters handelt: Die Frau des Königs 1 . Als »Schwarze Olympia« wurde das Bild bezeichnet, als es zwei Jahre nach seiner Entstehung in Paris ausgestellt war – nur allzu deutlich ist sein Bezug zu Manets Olympia 2. Zugleich verweist es auf Darstellungen wie die Ruhende Diana von Lucas Cranach dem Älteren3 oder die FrühlingsNymphe von Lucas Cranach dem Jüngeren4, erinnert zudem an die Venusdarstellungen eines Giorgione oder Tizian. Und geht man weiter zurück in der Geschichte, so kann man auch ein Bildnis von Vishnu (am Vishnu-Tempel in Ratha, 6. Jahrhundert n. Chr.)5 zum Vergleich heranziehen oder einen Fries am Borobudur-Tempel auf Java aus dem 8. nachchristlichen Jahrhundert.6 Dass solche Kunstwerke des Buddhismus Gauguin durch Fotografien wohlbekannt waren, ist von der Forschung bereits herausgestellt worden.7 Die unmittelbaren Quellen seiner Inspiration im Dunkeln zu lassen, entspricht allerdings dem künstlerischen Temperament Gauguins. Und letztlich entstanden ja auch – im Vergleich mit den vermeintlichen »Vorbildern« – gänzlich andersgeartete Darstellungen mit einer eigenständigen, neuartigen Bildaussage – und nicht ohne Weiteres als Zitate erkennbar. Im Fall der Frau des Königs – wie auch der hier ausgestellten Vorarbeit – bedeutet dies: ein geheimnisvolles Bild, in dem die Liegende als Venus wie auch als Eva im Garten Eden erscheint. Christliche Geschichte und Legenden der Südseevölker vermischen sich hier zu einer neuen Welt. Neben der Frau kniet eine Dienerin, im Zentrum des Bildes erscheint der Baum der Erkenntnis. Einem Brief an den Künstlerkollegen und engen Freund Georges-Daniel de Monfreid, in dem Gauguin im April 1896 aus Tahiti über die Hauptfassung, die Frau des Königs, berichtete, können wir wichtige Hinweise auch auf das hier ausgestellte Werk entnehmen: »Ich habe soeben ein Leinwandbild von der Größe 1,3 x 1 Meter vollendet, von dem ich glaube, dass es viel besser ist als alles, was ich zuvor geschaffen habe: Eine nackte Königin [...] eine Dienerin beim Pflücken von Früchten, neben dem großen Baum zwei alte Männer, die über den Baum der Erkenntnis diskutieren; die Küste des Meeres im Hintergrund [...]. Ich glaube, ich habe noch nie etwas von vergleichbar klangvoller Farbigkeit geschaffen. Die Bäume sind in Blüte, der Hund hat eine Spur aufgenommen, zwei gurrende Tauben zur Rechten.«8 Bis auf die beiden Tauben lässt sich die Skizze, die Gauguin hier entwirft, durchaus auch auf die kleinere Vorarbeit übertragen. 354 In satten, leuchtenden und in der Tat »klangvoll« arrangierten Farben gibt Gauguin die exotische Szene. Der Untergrund, auf dem die Königin lagert, scheint aus sich heraus zu leuchten, findet das farbliche Widerspiel in den drei goldgelben Baumkronen. Von Rosé bis Rot reichende Farbflächen korrespondieren im Bildganzen, hinterfangen von einer tropischen Landschaft und dem Ozean in träumerischen Schattierungen von Blau bis Lila. Bewundernd hat auch bereits Hermann von Wedderkop diese »meisterhafte kleine Landschaft mit der ›liegenden Frau unter Mangobäumen‹ (170)«9 in seinem Führer zur Ausstellung hervorgehoben. Seine fortwährende Suche nach exotischen, unverdorbenen Landstrichen hatte Gauguin 1891 erstmals nach Tahiti geführt. 1893 kehrte er nach Paris zurück, doch blieben dort seine Erwartungen hinsichtlich einer großen öffentlichen Anerkennung unerfüllt. Enttäuscht zog sich der Künstler 1895 auf die Marquesasinseln, nordöstlich von Tahiti, zurück, wo er 1903 starb. BS 1 Paul Gauguin, Die Frau des Königs (The Noble Woman or The King’s Wife – Te arii vahine), 1896, Öl auf Leinwand, 97 x 130 cm, Staatliches Puschkin-Museum, Moskau. 2 Edouard Manet, Olympia, 1863, 130,5 x 190 cm, Musée d’Orsay, Paris. 3 Lucas Cranach d. Ä., Ruhende Diana, nach 1537, Öl auf Holz, Musée des Beaux-Arts, Besançon. 4 Lucas Cranach d. J., Frühlings-Nymphe, um 1500, Öl auf Holz, 15,2 x 20,3 cm, The Metropolitan Museum of Art, New York, Robert Lehman Collection, 1975. 5 Ausst.-Kat. Rom 2007/08, S. 85, Abb. 5. 6 Relief an der Ostseite des Borobudur-Tempels auf Java; abgebildet in: Ebd., S. 84, Abb. 4. 7 Zu dieser Thematik siehe z. B. Schneider 1998 sowie Capua 2007, hier: S. 83–87. 8 Zit. nach: Ausst.-Kat. New York 2002, S. 122. 9 Wedderkop 1912, S. 44. Provenienz: Lévy. – Galerie Druet, Paris. – Dr. Alfred Wolff, München, 1905 (erworben von der Galerie Druet). – Moderne Galerie Thannhauser, München, vor 1928. – Dr. Claribel und Etta Cone, Baltimore, 1936 (erworben über die Galerie Rosengart, Luzern, aus dem Besitz der Galerie Thannhauser [1936 schon in Paris]). – Justin K. Thannhauser, New York, März 1957. – Sammlung Justin K. und Hilde Thannhauser, New York & Bern. – Privatsammlung Kanada, 1991 (durch Erbschaft). – Aukt. Galerie Kornfeld, Bern, 18.6.2010, Lot 38. Frühe Ausstellungen: Ausst. Köln 1912, Kat. Nr. 170. Literatur: Wedderkop 1912, S. 44. – WVZ Wildenstein 1964, Nr. 543, S. 224 (mit Abb.). – Ausst.-Kat. Bern 1978, Nr. 10, Farbabb. S. 43. 355 Edvard Munch (Løten 1863 – 1944 Ekely) 70 Weiblicher Halbakt (Das Biest), 1902 Öl auf Leinwand, 94,5 x 63,5 cm Sign. u. r.: E Munch Sprengel Museum Hannover, Inv.-Nr. KA 18/1965 »Ich hätte gern mit Ihnen in Köln gewesen – Eine intressante Ausstellung. – Viele der deutsche Junge Maleren hat mir intressiert – [...] Ich habe dort die schwarzhaarige Halbakt mit der starke Augen und Busen fur 4000 Mrk an Köhler Berlin verkauft [sic].«1 Munch hat sich mit dem Thema des Frauenakts nur hin und wieder einmal beschäftigt. Aus den späten 1880er-Jahren hat sich ein Frauenakt in Ganzfigur erhalten (WVZ Woll 2009, Nr. 187), der noch an die obligatorischen Aktstudien eines Kunststudenten erinnert, gemalt von der Seite und im klassischen Kontrapost. Später ließ Munch sich von den in sich gekehrten Frauenakten Bonnards inspirieren. Ganz anders erscheint der Halbakt von 1902. Seine Sitzposition entwickelt sich aus einer Drehung heraus. Die Beine sind nach rechts gerichtet, die Arme aber gegenläufig positioniert, wodurch der Kopf auf ganz natürliche Weise bildzentral und flächenparallel erscheint. Die direkte Blickführung des Modells kommt erst durch diese kompositorische Raffinesse voll zur Geltung. In seiner Fixierung auf den Betrachter wirkt der Blick hypnotisch, und nicht zufällig wird das Bild in den Katalogen des Sprengel Museums auch »Das Biest« genannt. Die dunklen Haare des Modells fallen nicht nur über seinen Rücken, sondern in einzelnen Strähnen auch über die Schulter, und fühlt man sich an ein von Schlangen umspieltes Medusenhaupt erinnert. Sicherlich fand das Bild wegen seiner suggestiven Wirkung schnell einen Käufer in der Person des Berliner Industriellen Bernhard Koehler (1849 – 1927). Er war Mitglied des Ehrenausschusses der Sonderbundausstellung 1912, leidenschaftlicher Sammler und hatte der Ausstellung Hauptwerke von van Gogh, Cézanne, Gauguin, Matisse und Marc sowie einen der beiden vermutlich dort ausgestellten El Grecos geliehen. GC 1 Munch an Gustav Schiefler, Brief vom 7.8.1912, in: Eggum 1987, Brief Nr. 587, S. 440/441, hier: S. 441. Provenienz: Bernhard Koehler, Berlin, von 1912 (Ankauf beim Künstler über die Sonderbundausstellung 1912) bis nach 1933. – Kunsthandel Franz Resch, München, 1965. – Niedersächsisches Landesmuseum, Hannover, 1965–1979. – Sprengel Museum Hannover, seit 1979. Frühe Ausstellungen (in Auswahl): Ausst. Kristiana 1911, Kat.-Nr. 94. – Ausst. München, Thannhauser, 1912, Kat.Nr. 18. – Ausst. Köln 1912, Kat.-Nr. 533. Literatur: Eggum 1987, S. 440/441. – Herzogenrath 1991, Anm. 21, S. 47. – Ausst.-Kat. München/Hamburg/Berlin 1994/95, S. 270 – 274. – Ausst.-Kat. Chemnitz 1999/2000, S. 169. – Ausst.-Kat. Wien 2003, S. 302 und Nr. 173, S. 360 (Farbtaf. S. 307). – WVZ Woll 2009, Nr. 517, Bd. 2, S. 553 (mit weiteren Ausstellungsbeteiligungen und der älteren Literatur). 440 441 August Macke (Meschede 1887 – 1914 Perthes-lès-Hurlus bei Verdun) 89 Rokoko, 1912 Öl auf Leinwand, 89 x 89 cm The Savings Bank Foundation DnB NOR, on permanent loan to the National Museum of Art, Architecture and Design, Oslo, Inv.-Nr. NMK.DEP.2010.0002 In der ersten Jahreshälfte 1912 war August Macke viel beschäftigt; er stellte in Moskau mit der Künstlergruppe Karo-Bube aus und war zudem mit fünf Bildern auf der Ausstellung der Kölner Sezession im dortigen Kunstgewerbemuseum präsent. Ab Mai folgte die große Schau des Sonderbunds, die Macke voller Begeisterung ein ums andere Mal besuchte. Vertreten war er dort mit fünf Werken, Arbeiten aus den Jahren 1909 bis 1912. Das Gemälde Rokoko, Exponat Nr. 444, war mithin eines der aktuelleren Werke des Künstlers, die in Köln zur Anschauung kamen. In den angewandten Stilmitteln wie auch in der Bildwirkung unterschied es sich deutlich von den übrigen ausgestellten Bildern des Künstlers, die aus dem Jahr 1912 datierten. Die Darstellung scheint in eine unwirkliche Sphäre enthoben. Im Hintergrund – vor einem Rundbau über Bogenarkaden – hält sich ein Paar, in Rokoko-Manier gekleidet, an der Hand. Im Vordergrund rechts spielt ein Hirte gedankenversunken Flöte; wie betört von seinem Spiel neigen die neben ihm aufgereihten Schafe die Köpfe zu Boden. Oder beugen sie die Köpfe zum Trinken ins Wasser? Die Raumsituation ist nicht eindeutig; die Gruppe des Schäfers und seiner Tiere scheint vielmehr im Raum zu schweben, über einer tiefen Talsenke im Vordergrund, aus der der Baum am linken Bildrand erwächst. Es ist ein verwunschener Ort, in den der Betrachter Einblick nimmt; die Bildwirkung getragen von einer fast lyrischen Stimmungshaftigkeit. Aber nicht allein von dem der Realität scheinbar enthobenen Bildgegenstand, sondern auch von der Farbgebung wird die unwirkliche Stimmung genährt. Das Naturvorbild zwar nicht gänzlich negierend, neigen die Farben gleichwohl einer realitätsfernen Wiedergabe zu. Die Wahl der Bildmittel scheint deutlich bedingt zu sein durch Mackes Überzeugung, dass »die Gestaltung von Eindrücken der sichtbaren Außenwelt« die eigentliche Aufgabe der Malerei sei1: Ein solcher sinnlicher Eindruck ist es auch, der sich uns im Gemälde Rokoko vermittelt. Inspiriert wurde Macke zu dieser Darstellung im Übrigen durch ein Gemälde Wassily Kandinskys: Dessen Pastorale von 19112 zeigt drei weibliche Figuren in Rokoko-Gewändern, zudem einen musizierenden Hirten samt Schafen, die sich dem Wasser nähern; die Nähe zu den Bildmotiven Kandinskys ist nicht zu übersehen. Doch anders als die zur Abstraktion tendierende Darstellung des gebürtigen Russen gerät Mackes Rokoko zu einem Stimmungsgehalt, der uns in eine arkadische Traumwelt führt, unabhängig von Land und Zeit.3 BS 478 1 WVZ Vriesen 1957, S. 107. 2 Wassily Kandinsky, Pastorale, 1911, Solomon R. Guggenheim Museum, New York (WVZ Roethel/Benjamin 1982, Nr. 387). 3 Vgl. hierzu auch WVZ Heiderich 2008, S. 53–55. Frühe Ausstellungen: Ausst. Köln 1912, Kat.-Nr. 444. Literatur: Wedderkop 1912, S. 67. – Schmidt 1912, Abb. S. 237. – WVZ Vriesen 1957, Nr. 341, S. 327, Abb. S. 213. – WVZ Heiderich 2008, Nr. 430, Abb. S. 207 (mit der Provenienz, den Ausstellungsbeteiligungen und der älteren Literatur). 479 George minne (Gent 1866 – 1941 Laethem-Saint-Martin) 102 Der große Kniende, 1898 Marmor, 83 x 20 x 39 cm Stiftung Moritzburg, Halle – Kunstmuseum des Landes Sachsen-Anhalt, Inv.-Nr. MOIII00023 1913 über die Galerie Paul Cassirer für 1000 Mark für das Städtische Museum für Kunst und Gewerbe, Halle, erworben. Als der Vorstand der Sonderbundausstellung von George Minne außer Mutter beweint ihr totes Kind (Ausst.-Kat. Köln 1912, Nr. 620, siehe Kat. 98, S. 496), Redner (Ausst.-Kat. Köln 1912, Nr. 618, siehe Kat. 104, S. 508) und Der große Verwundete (Ausst.-Kat. Köln 1912, Nr. 614, siehe Kat. 100, S. 500) auch eine Fassung des Großen Knienden zur Präsentation auswählte, bezog man sich damit bewusst auf Minnes Hauptwerk, den Jünglingsbrunnen (1906) für Karl Ernst Osthaus in Hagen (heute Museum Folkwang, Essen), bei dem fünf gleich gestaltete Figuren den Wasserspiegel umgeben. Die Brunnenfiguren galten damals als das bedeutendste Werk des belgischen Bildhauers und ihre Aufstellung im Hagener Museum als die Verwirklichung eines Gesamtkunstwerks, bei dem sich Raum, Licht und Skulptur auf einzigartige Weise verbanden. Minne beschäftigte sich seit 1896 mit dem Motiv einer knienden Jünglingsfigur. Wie es Zeichnungen und einige Vorformulierungen in den Skizzenbüchern zeigen, berief er sich mit der Figur anfangs auf die Gestalt Johannes des Täufers. Minne löste sich jedoch bald von der christlichen Herkunft des Motivs und schuf eine Demutsfigur, für die das Wasser zum reinigenden Element wird. Die kniende Haltung wirkt andächtig und ist gleichzeitig sakral besetzt, doch auch das Senken des Kopfes und die schützend vor den Oberkörper gelegten Arme demonstrieren Demut und Zurücknahme des Willens. Alle Bewegtheit ist reduziert, nur das Wasser verspricht Hoffnung auf Erlösung. Für die Aufstellung des Knaben auf dem Rand des Brunnenbeckens schlug Henry van de Velde die fünfmalige Wiederholung der Figur vor und verlieh ihr damit eine zusätzliche Sinnebene: Es entstand eine abgeschirmte Gemeinde gleichgesinnter Seelen.1 Abgesehen von den fünf Knienden für den Brunnen von 1906 gibt es weitere Fassungen der Einzelfigur: vier Marmorausführungen, vier Fassungen in Bronze und zahlreiche Gipse. Bei dem Hallischen Knienden handelt es sich um eine der wenigen Varianten, die im Ausdruck gesteigert ist. Auf dem schlank und gerade nach oben aufwachsenden Körper neigt sich der Kopf stärker zur Seite, und die Arme umfassen in einer ebenfalls gesteigerten Gebärde den Oberkörper. Der große Kniende gehört zur Gruppe moderner Skulpturen, darunter Bildwerke von Lehmbruck, Haller und Kogan, die von dem damaligen Direktor Max Sauerlandt für das Städtische Museum für Kunst und Gewerbe in Halle angekauft wurden. Mit der gleichen Entschiedenheit, mit der Sauerlandt moderne Malerei und Grafik für 504 das Museum kaufte, erwarb er auch zeitgenössische Bildwerke von Rang, zu denen allein fünf Werke von Minne zählten.2 NHG Der große Kniende, 1898 Marmor WVZ Van Puyvelde 1930, Nr. 28 Es sind zwei Exemplare (Marmor) bekannt: Stiftung Moritzburg, Halle. – Neue Galerie, New York (Schenkung der Erben nach Ferdinand Bloch-Bauer, 2007). 1 Vgl. Best.-Kat. Berlin 2006, Bd. 1, S. 405. 2 Unser Dank gebührt Cornelia Wieg, Kustodin der Sammlung Plastik, Stiftung Moritzburg, Halle, die großzügigerweise ihr bislang unveröffentlichtes Manuskript aus dem Jahr 2004 zur Verfügung stellte: »›Minne wäre wunderbar‹ – die Plastik in der Sammlung der Moderne«. Frühe Ausstellungen: Max Beckmann in Berlin – George Minne in Laethem St. Martin, Ausst. Großherzogliches Museum für Kunst und Kunstgewerbe, Weimar 1907, Nr. 28. – Ausst. Düsseldorf 1910, Kat.-Nr. 235. – Leipziger Jahresausstellung, Ausst. Verein LIA, Leipzig 1912, Nr. 895. – Ausst. Köln 1912, Kat.-Nr. 619. Literatur: Fortlage 1913c, Abb. S. 350. – WVZ Van Puyvelde 1930, Nr. 28. – Ausst.-Kat. Gent 1982, S. 155. – Best.-Kat. Halle 1994, S. 72–75. – Wieg, Cornelia: »›Minne wäre wunderbar‹ – die Plastik in der Sammlung der Moderne« (unveröffentlichtes Manuskript), Halle 2004. – Best.-Kat. Halle 2008, S. 29. 505 Sonderbundausstellung 1912 – Rekonstruktion Die Rekonstruktion listet die Exponate des Jahres 1912 nach ihren damaligen Nummern und verzeichnet voranstehend jeweils die genauen Einträge des originalen Kataloges. Paul Cézanne Paul Cézanne Saal 6 PAUL CÉZANNE (Aix-en-Provence 1839 – 1906 Aix-en-Provence) 126 Stilleben, Früchte mit Glas und Porzellanschale Besitzer Leonhard Tietz, Cöln Stillleben mit Glas und Birnen, 1879/80 Öl auf Leinwand, 19 x 38,7 cm Privatsammlung, New York Siehe Kat. 16, S. 336 127 Ansicht von Pontoise Besitzer A. Bonger, Amsterdam – [d. i. Andries Bonger, der Bruder von Johanna van Gogh, der Witwe von Vincents Bruder Theo] 128 Früchte auf blauem Teller Besitzer Bernhard Koehler, Berlin Äpfel, Pfirsiche, Birnen und Trauben, um 1879/80 Öl auf Leinwand, 38,5 x 46,5 cm The State Hermitage Museum, St. Petersburg Dokument: Einzelfoto (Ausst.-Dokumentation 1912): RBA, Köln (PlattenNr. 32117). Literatur: Kandinsky/Marc 1912, Abb. 65 (nach S. 55). – Scheffler 1913b, Abb. S. 392. – WVZ Venturi 1936, Nr. 345. – WVZ Rewald/Feilchenfeldt/Warman 1996, Nr. 432 (mit der Provenienz, Ausstellungsbeteiligungen und der älteren Literatur). 130 Stilleben, Früchte und Kanne auf weißer Tischdecke Besitzer Dr. Hugo Cassirer, Berlin 132 Madame Cézanne Besitzer Bernhard Koehler Kanne und Früchte, 1888/90 Öl auf Leinwand, 46,7 x 58,5 cm Privatsammlung Sitzende Frau (Madame Cézanne), nach 1879 Öl auf Leinwand, 55 x 46 cm Privatsammlung Dokument: Einzelfoto (Ausst.-Dokumentation 1912): RBA, Köln (PlattenNr. 32202). Literatur: WVZ Venturi 1936, Nr. 615. – WVZ Rewald/Feilchenfeldt/Warman 1996, Nr. 645 (mit der Provenienz, Ausstellungsbeteiligungen und der älteren Literatur). 131 Tulpen Besitzer Bankdirektor Julius Stern, Berlin Dokument: Raumaufnahme 1912: RBA, Köln (Platten-Nr. 32417). Literatur: WVZ Venturi 1936, Nr. 577. – WVZ Rewald/Feilchenfeldt/Warman 1996, Nr. 411 (mit der Provenienz, Ausstellungsbeteiligungen und der älteren Literatur). 133 Blumenstrauß in grünem Topf Besitzer A. Bonger – [d. i. Andries Bonger, der Bruder von Johanna van Gogh, der Witwe von Vincents Bruder Theo] Saal 6 134 Rosenstrauß in braunem Topf Besitzer A. Bonger – [d. i. Andries Bonger, der Bruder von Johanna van Gogh, der Witwe von Vincents Bruder Theo] Vase mit Blumen, nach 1880/81 Öl auf Leinwand, 47 x 55,2 cm Norton Simon Museum – The Norton Simon Art Foundation, Pasadena, Inv.-Nr. F.1968.01.P Literatur: WVZ Venturi 1936, Nr. 358. – WVZ Rewald/Feilchenfeldt/Warman 1996, Nr. 478 (mit der Provenienz, Ausstellungsbeteiligungen und der älteren Literatur). 135 Baumwiese mit Durchblick auf Häuser am Hügel1 136 Baumbestandener Weg mit Durchblick auf Dächer Besitzer Dr. Hugo Cassirer Allee bei Chantilly, III, 1888 Öl auf Leinwand, 81,3 x 64,8 cm Toledo Museum of Art, Inv.-Nr. 1959.13 Gift of Mr. and Mrs. William E. Levis Dokument: Einzelfoto (Ausst.-Dokumentation 1912): RBA, Köln (PlattenNr. 32197). Literatur: WVZ Venturi 1936, Nr. 627. – WVZ Rewald/Feilchenfeldt/Warman 1996, Nr. 616 (mit der Provenienz, Ausstellungsbeteiligungen und der älteren Literatur). – Ausst.-Kat. New York 2002/03, S. 3 und S. 16 (mit Abb.). – Best.-Kat. Toledo 2009, S. 276 (mit Abb.). 138 Durchblick durch einen Parkweg Allee bei Chantilly, II, 1888 Öl auf Leinwand, 82 x 66 cm The National Gallery, London, Inv.-Nr. NG 6525 Acquired from the Chester Beatty family under the acceptance-in-lieu procedure, 1990 Dokument: Einzelfoto (Ausst.-Dokumentation 1912): RBA, Köln (PlattenNr. 32118). Siehe Kat. 20, S. 344 139 Felshalde mit Buschwerk Montagne Sainte-Victoire, Blick von Gardanne, 1892/95 Öl auf Leinwand, 83 x 92 cm Yokohama Museum of Art, Yokohama Dokumente: Einzelfoto (Ausst.-Dokumentation 1912): RBA, Köln (PlattenNr. 32199). – Raumaufnahme 1912: RBA, Köln (Platten-Nr. 32417). Literatur: Wedderkop 1912, S. 39. – WVZ Venturi 1936, Nr. 434. – Best.Kat. Yokohama 1989, Nr. 3 (mit Abb.). – WVZ Rewald/Feilchenfeldt/Warman 1996, Nr. 768 (mit der Provenienz und Ausstellungsbeteiligungen). – Ausst.Kat. Rom 2002, S. 186/187 (mit Abb.). 141 Sainte Victoire bei Aix (Abb. 21) Besitzer Bernhard Koehler möglicherweise identisch mit2 137 Häuser im Grünen (Abb. 20) Besitzer Frau Georg Wolde, Bremen 129 Apfelstilleben, Tisch mit blauem und weißem Tuch (Abb. 19) Besitzer Baron Franz v. Hatvany, Budapest-Paris 140 Provenzalische Berglandschaft Besitzer Dr. Eberhard Freiherr von Bodenhausen, Bredeney-Essen Kleine Stadt in der Île-de-France, 1879/80 Öl auf Leinwand, 59,7 x 73 cm Privatsammlung, Monaco [1996] Dokument: Raumaufnahme 1912: RBA, Köln (Platten-Nr. 32417). Literatur: Wedderkop 1912, S. 39. – Scheffler 1913b, Abb. S. 396. – WVZ Venturi 1936, Nr. 307. – WVZ Rewald/ Feilchenfeldt/Warman 1996, Nr. 422 (mit der Provenienz, Ausstellungsbeteiligungen und der älteren Literatur). Stillleben mit Äpfeln, 1893/94 Öl auf Leinwand, 65,4 x 81,6 cm The J. Paul Getty Museum, Los Angeles, Inv.-Nr. 96. PA.8 Dokument: Einzelfoto (Ausst.-Dokumentation 1912): RBA, Köln (PlattenNr. 32198). Siehe Kat. 21, S. 346 554 Tulpen in einer Vase, 1890/92 Öl auf Leinwand auf Hartfaserplatte, 72,4 x 41,9 cm Norton Simon Museum – The Norton Simon Art Foundation, Pasadena, Inv.-Nr. M. 1976.12.P Gift of Mr. Norton Simon Dokumente: Einzelfoto (Ausst.-Dokumentation 1912): RBA, Köln (PlattenNr. 32201). – Raumaufnahme 1912: RBA, Köln (Platten-Nr. 32417). Literatur: WVZ Venturi 1936, Nr. 618. – WVZ Rewald/Feilchenfeldt/Warman 1996, Nr. 721 (mit der Provenienz, Ausstellungsbeteiligungen und der älteren Literatur). Blumen in grüner Vase, 1880/82 Öl auf Leinwand, 68 x 57 cm Courtesy Fondation Pierre Gianadda, Martigny (Schweiz) Siehe Kat. 17, S. 338 Haus und Taubenschlag bei Bellevue, um 1890 Öl auf Leinwand, 54 x 74 cm Privatsammlung, Deutschland [1996] Literatur: Wedderkop 1912, S. 41. – WVZ Venturi 1936, Nr. 652. – WVZ Rewald/Feilchenfeldt/Warman 1996, Nr. 689 (mit der Provenienz und der älteren Literatur). 1 WVZ Rewald/Feilchenfeldt/Warman 1996 verzeichnet irrtümlich WVZ-Nr. 690 als Exponat Nr. 135 der Sonderbundausstellung 1912. 2 Freundlicher Hinweis von Jayne Warman vom 9.9.2011. Felsblöcke und Bäume, um 1904 Öl auf Leinwand, 81,9 x 66 cm The Barnes Foundation, Philadelphia, Inv.-Nr. BF286 Die Ebene von Bellevue oder Die rote Erde, 1890/92 Öl auf Leinwand, 81 x 100 cm The Barnes Foundation, Philadelphia, Inv.-Nr. BF909 Dokument: Einzelfoto (Ausst.-Dokumentation 1912): RBA, Köln (PlattenNr. 32200). Literatur: Wedderkop 1912, S. 39/40 und Abb. im Tafelteil. – Schmidt 1912, Abb. 12, S. 237. – Scheffler 1913b, Abb. S. 393. – WVZ Venturi 1936, Nr. 450. – WVZ Rewald/Feilchenfeldt/ Warman 1996, Nr. 716 (mit der Provenienz, Ausstellungsbeteiligungen und der älteren Literatur). Dokument: Einzelfoto (Ausst.-Dokumentation 1912): RBA, Köln (PlattenNr. 32203). Literatur: Wedderkop 1912, S. 54, 58/59. – WVZ Venturi 1936, Nr. 775. – WVZ Rewald/Feilchenfeldt/Warman 1996, Nr. 903 (mit der Provenienz, Ausstellungsbeteiligungen und der älteren Literatur). Montagne Sainte-Victoire, um 1895 Öl auf Leinwand, 81 x 100,5 cm The State Hermitage Museum, St. Petersburg Dokument: Einzelfoto (Ausst.-Dokumentation 1912): RBA, Köln (PlattenNr. 32196). Literatur: Wedderkop 1912, S. 40 und Abb. im Tafelteil. – Mahlberg 1912, Abb. S. 511. – WVZ Venturi 1936, Nr. 664. – Ausst.-Kat. St. Petersburg 1995, Nr. 52, S. 204–207 (mit Abb.). – WVZ Rewald/Feilchenfeldt/Warman 1996, Nr. 762. 555 Schweiz Ungarn Saal 12 FERDINAND HODLER (Bern 1853 – 1918 Genf ) LOUIS RENÉ MOILLIET (Bern 1880 – 1962 Vevey) 305 Schreitendes Weib Besitzer Fräulein Gertrud Müller 307 Stilleben (Bücher) OTTILIE WILHELMINE ROEDERSTEIN (Zürich 1859 – 1937 Hofheim/Taunus) 309 Männlicher Kopf Saal 13 JÓZSEF BATÓ (Budapest 1888 – 1966 London) Ungarn Saal 13 312 Skizze (zwei Akte) 315 Fruchtschale 310 Stilleben in Rot nicht identifiziert nicht identifiziert GÉZA BORNEMISZA (Nábrád 1884 – 1966 Waitzen) FERENC HATVANY (Budapest 1881 – 1958 Lausanne) 313 Landschaft im Sonnenschein 316 Weiblicher Akt im Fauteuil KÁROLY KERNSTOK (Budapest 1873 – 1940 Budapest) DEZSÓ´ ORBÁN (Gyó´r 1884 – 1986 Sydney) 317 Reiter Besitzer Desiderius Balint, Budapest 319 Bäume nicht identifiziert Stillleben mit Krug und Büchern, 1911/12 Öl auf Leinwand, 56 x 53 cm Standort unbekannt Literatur: Schmidt 1912, S. 234. – WVZ Ammann 1972, Nr. 113 (mit Abb.). Schreitendes Weib, 1912 Öl auf Leinwand, 112,5 x 50,5 cm Bez. u. r.: F Hodler Galerie Kornfeld, Bern RÓBERT BERÉNY (Budapest 1887 – 1953 Budapest) 311 Skizze (Frau im Sessel) vermutlich identisch mit 1 Reiter am Flussufer, 1910 Öl auf Leinwand, 215 x 294 cm Sign. und dat. u. r.: Kernstok Károly 910 [sic] Ungarische Nationalgalerie, Budapest, Inv.-Nr. 59.34 T Siehe Kat. 50, S. 402 identisch mit ÖDÖN MÁRFFY (Budapest 1878 – 1959 Budapest) 318 Straße nicht identifiziert Siehe Kat. 47, S. 396 306 Reiter Möglicherweise identisch mit WVZ Rök 1999, Nr. 932 (vgl. WVZ Rök 1999, Anm. 54, S. 258). 308 Stilleben (Orangen) Dokumente: Einzelfoto (Ausst.Dokumentation 1912): RBA, Köln (Platten-Nr. 32193). – Das Gemälde trägt rückseitig das Klebeetikett der »Internationalen Kunst-Ausstellung des Sonderbundes in der Städtischen Ausstellungshalle zu Cöln 1912«. HERMANN HUBER (Wiedikon/Zürich 1888 – 1967 Sihlbrugg) nicht identifiziert Stillleben mit Fruchtschale, 1912 Öl auf Leinwand, 32,2 x 45,8 cm Sign. und dat. o. l.: L Moilliet / 1912 Standort unbekannt Literatur: WVZ Ammann 1972, Nr. 121. oder Frau im Sessel, 1912 Öl auf Leinwand auf Hartfaserplatte, 74 x 67 cm Sign., dat. und bez. o. r.: Berény / 1912 Budapest Sammlung HaЭni & László Iván DEZSÓ´ CZIGÁNY (Budapest 1883 – 1937 Budapest) 314 Zwei Frauen Dokument: Handschriftlicher Zusatz zum »Verzeichnis der ausgestellten Kunstwerke« im Ausst.-Kat. Köln 1912 (S. 49): »unglaubl.! Ziege i. d. Luft« [annotiertes Katalogexemplar von Conrad Peter Laar (1853–1929); Katalog heute im Besitz von Dr. Rolf H. Johannsen, Berlin]. Bäume, 1911 Öl (Maße nicht bekannt) Verbleib unbekannt Dokumente: Raumaufnahme 1912: RBA, Köln (Platten-Nr. 32419). – Handschriftlicher Zusatz zum »Verzeichnis der ausgestellten Kunstwerke« im Ausst.-Kat. Köln 1912 (S. 49): »1911« [annotiertes Katalogexemplar von Aloys Faust, dem späteren Inhaber der gleichnamigen Kölner Kunsthandlung (gegr. 1936); Katalog heute im Besitz von Prof. Dr. Wulf Herzogenrath]. JULES PASCIN (Vidin 1885 – 1930 Paris) Weiblicher Akt im roten Fauteuil, vor 1914 Öl auf Leinwand, 130,5 x 105,5 cm Sign. u. r.: Hatvany Ungarische Nationalgalerie, Budapest, Inv.-Nr. 8763 oder 320 Junges Mädchen I (Abb. 34) Das alte Zollhaus in Vác, 1910/11 Öl auf Leinwand, 69,5 x 90 cm Sign. u. r.: Márffy Ödön Ungarische Nationalgalerie, Budapest, Inv.-Nr. FK 1065 Siehe Kat. 51, S. 404 Siehe Kat. 49, S. 400 nicht identifiziert Provenienz: Verkauf über die Sonderbundausstellung 1912.1 Literatur: Wedderkop 1912, S. 61. – Schmidt 1912, S. 234. Hermine David Öl auf Pappe, 72 x 58 cm Privatbesitz Porträt von zwei Frauen, 1909 Öl auf Pappe, 80 x 61,5 cm Sign. u. r.: Czigány Dezsó´ Janus Pannonius Múzeum, Pécs, Inv.-Nr. 62.7 Fruchtschale mit Artischocke und Orangen, 1912 Öl auf Leinwand (Maße nicht bekannt) Standort unbekannt 1 Stadt-Anzeiger (Köln), 10.9.1912. Literatur: Ausst.-Kat. Budapest 1909, Nr. 4. – Ausst.-Kat. Pécs 2010/11, Nr. 98, S. 513 und Farbtaf. S. 215. Weiblicher Rückenakt, vor 1914 Öl auf Leinwand, 145,5 x 114,5 cm Sign. u. l.: Hatvany Ungarische Nationalgalerie, Budapest, Inv.-Nr. 8762 Literatur: WVZ Ammann 1972, Nr. 122. Dokument: Raumaufnahme 1912: RBA, Köln (Platten-Nr. 32419). Literatur: Scheffler 1911, Abb. S. 487. – Wedderkop 1912, S. 61. – Schmidt 1912, S. 234. – WVZ Hemin/Krohg/ Perls/Rambert 1987, Nr. 265, S. 105 und Abb. S. 78 (irrtümlich datiert: »1913«). 1 Freundlicher Hinweis von Dr. András Zwickl, Budapest, vom 4.11.2011. 576 577