Reader

Transcription

Reader
„Geht mit euren Gattinnen ins Paradies ein
und ergötzt euch daran“
„Man macht unter ihnen mit Schüsseln aus Gold und mit Humpen
die Rinde, und es gibt darin was das Herz begehrt
und woran sich das Auge erfreut.“
„Und ihr werdet ewig darin weilen.
Dies ist das Paradies, das ihr als Erbe erhalten
habt zum Lohn für das was ihr
in eurem Erdenleben getan habt.
Ihr findet ... darin viele Früchte,
von denen ihr nach Belieben essen könnt.“
Koran, 43-70/73
Abb. 1
3
INHALTSVERZEICHNIS
EIN PAAR WORTE ZUR EINLEITUNG.....................................................5
UNSER PROGRAMM................................................................................6
GESCHICHTE ANDALUSIENS.................................................................7
GESCHICHTE DER GARTENKUNST UND DES
GARTENBAUS IN ANDALUSIEN UNTER BESONDERER
BERÜCKSICHTIGUNG DES MAURISCHEN EINFLUSSES.....................
10
DIE GESCHICHTE DER ALHAMBRA.......................................................
17
EL GENERALIFE.......................................................................................
30
MEDINA AZAHARA...................................................................................
36
PALACIO DE VIANA..................................................................................
39
ALCAZAR DE LOS REYOS CRISTIANOS................................................
42
CORDOBA – SCHAUPLATZ DER WELTKULTUREN...............................
45
GESCHICHTE CORDOBAS......................................................................
49
JARDIN BOTANICO –
DER BOTANISCHE GARTEN VON CORDOBA.......................................
55
PALACIO LA MORATALLA.......................................................................
57
CASA DE PILATOS...................................................................................
59
PARQUE DE MARIA LUISA......................................................................
64
GARTEN DES REAL ALCAZAR................................................................
68
SANTA OLALLA DE CALA........................................................................
73
BODEGA BARBADILLO............................................................................
75
SIERRA DE GRAZALEMA........................................................................
77
ANDALUSIEN – BEVÖLKERUNG UND WIRTSCHAFT;
RONDA UND UMGEBUNG.......................................................................
80
CASA DEL REY MORO.............................................................................
82
ZU GUTER LETZT....................................................................................
87
LITERATURVERZEICHNIS.......................................................................
88
ABBILDUNGSVERZEICHNIS....................................................................
89
4
Ein paar Worte zur Einleitung
Andalusien – das klingt wie Sonne und Urlaub – also warum nicht eine
Reise dorthin organisieren? Das hört sich gut an, und so verbanden wir ein
Projekt damit.
Die Arbeit begann: Bücher mussten gewälzt, das Internet durchforscht,
Reisebüros belagert und Telefondrähte zum Glühen gebracht werden.
Irgendwie hat dann eins zum anderen gepasst, und so saßen wir eines gar
nicht so schönen Tages am Leipziger Flughafen und warteten auf den
Abflug.
Das Abenteuer Spanien begann! – mit Sonnenschein! Und das sollte sich
die darauf folgenden elf Tage auch nicht mehr wesentlich ändern.
Dieses kleine Büchlein soll allen Exkursionsteilnehmern noch einmal
unsere gemeinsamen Tage in Andalusien in Erinnerung rufen. Hier findet
ihr, wie auch andere Interessierte, Informationen zu den Gärten, die wir
besichtigt haben und mit persönlichen Impressionen wiedergeben wollten Eindrücke, die wir zum Teil schon vor Ort in unserem Reisetagebuch
festgehalten oder später aus unserer Erinnerung niedergeschrieben haben.
Aber nicht nur Erinnerungen, sondern auch die Referate, welche die
Teilnehmer der Exkursion zuvor ausgearbeitet hatten, sind mit eingefügt.
Sie vertiefen das eigentliche Thema der Exkursion: „Der maurischislamische Einfluss auf Architektur, Gartenkunst und Gartenbau.“
So ist dieses Büchlein eine Mischung aus Informationsblatt und
Reisetagebuch, durch das ein Jeder sein ganz persönliches Stück
Andalusien mit sich nehmen kann.
Euch allen sei noch einmal gedankt, dass ihr dazu beigetragen habt, diese
Reise zu einem so schönen Erlebnis werden zu lassen. Ganz besonderer
Dank gilt an dieser Stelle Uta, die vor Ort jegliche organisatorischen und
übersetzerischen Aufgaben übernahm und immer Geduld mit uns bewies.
Anja & Ina
5
Unser Programm
Tag
Ort
24.04. Anreise
Mi
Übernachtung
in Granada
25.04. Granada
Do
Zeit
11.15
Treffpunkt
Pförtner
Wo
Ca 14.30 Hinflug nach Malaga,
Fahrt nach Granada
8.30-14.00
ab 14.00
„Alhambra“ & „Generalife“
9.00
16.00-18.30
Weiterfahrt nach Córdoba
„Medina Azahara“
9.30-13.30
15.00-17.00
„Alcázar de los Reyes Cristianos“
“Mezquita” - Moschee mit Orangengarten
10.30-14.30
nachmittags
Botanischer Garten von Córdoba
„Jardines de Moratalla“
9.00
13.00-19.00
Fahrt nach Sevilla
„Casa de Pilatos“ 15.Jahrhundert,
anschließend „Parque Maria Luisa“
9.30-12.00
nachmittags
„Gärten des Alcázar von Sevilla“
Besuch einer Ökofarm in Santa Olalla del
Cala,
nördlich von Sevilla
Fahrt nach Sanlúcar de Barrameda
Besuch der Sherry Gärten der Hafenstadt
Sanlúcar, danach Sonnenbaden am Strand
Übernachtung
in Granada
26.04. Córdoba
Fr
Übernachtung
in Córdoba
27.04. Córdoba
Sa
Übernachtung
in Córdoba
28.04. Córdoba
So
Übernachtung
in Córdoba
29.04. Sevilla
Mo
Übernachtung
in Sevilla
30.04. Sevilla
Di
Übernachtung
in Sevilla
01.05. Sanlúcar
Mi
9.00
13.00
Übernachtung
in Sanlucar
02.05. Sierra de
Grazalema
Do
9.00
Natur pur im „Parque Natural Sierra de
Grazalema“ („das Wandern ist des Müllers
Lust“)
9.00
Stadtbesichtigung, „Puente Nuevo“ 98m
hohe Brücke
„Casa del Rey Moro” – Hängende Gärten
Fahrt nach Malaga
Übernachtung
in El Bosque
03.05. Ronda
Fr
nachmittags
Übernachtung
in Malaga
04.05. Malaga
Sa
7.30
Fahrt zum Flughafen,
Abflug 10.35 Uhr
6
Geschichte Andalusiens
Prähistorische Zeit:
500.000 v. Chr. älteste Funde von Humanoiden (Homo erectus)
•
35.000 v. Chr. Chromagnon - Mensch
•
18.000-14.000 v. Chr. Höhlenmalereien Bsp. Nerja in Andalusien
•
um 6000 v. Chr. Anfänge von Agrarwirtschaft & Viehzucht in
•
Andalusien
1800-1000 v. Chr. El Argar Zivilisation (hochentwickelte Agrarkultur)
•
Keltisch – Iberische Zeit:
1200 v. Chr. Einwanderung der Kelten von Norden und ihre
•
Vermischung mit den spanischen Ureinwohnern (Iberer)
Phönizier, Griechen und Karthager:
1100 v. Chr. erste Stadtgründungen durch die Phönizier im
•
rohstoffreichen Andalusien (Bsp. Malaga & Cadiz)
700 v. Chr. Gründung von griechischen Kolonien, welche von den
•
Phöniziern erobert wurden
500 v. Chr. Eroberung der phönizischen Kolonien durch die
•
Karthager
228 v. Chr. beherrschten die Karthager ganz Südostspanien
•
Römer & Goten:
218 –201 v. Chr. Eroberung Spaniens durch die Römer im 2.
•
Punischen Krieg
daraufhin wird Spanien dem Römischen Reich angegliedert
Romanisierung des Landes (Entstehung der heutigen
spanischen Sprache)
mit der Völkerwanderung kommt es zur Krise des Römischen
•
Reiches
ab 400 wanderten germanische Völker ein (Wandalen und dann
•
die Westgoten)
Wandalen wurden von Westgoten nach Nordafrika abgedrängt
Mauren:
711-718 Zerschlagung des Westgotenreiches durch die Mauren
•
Mauren wurden als Hilfstruppen im Kampf um den
westgotischen Thron angefordert
auf Grund der gotischen Schwäche eroberten sie den Süden
Spaniens
Die Mauren nannten das Land Al Andalus ( „Land der Wandalen“)
•
756 entsteht das Emirat von Córdoba (Dynastie der Omaijaden)
•
929 wird Córdoba zum Kalifat – Anbruch eines goldenen Zeitalters
•
toleranter Staat (freie Religionsausübung)
neue Methoden in Ackerbau und Viehzucht
Wissenschaft erblüht
1031 Zerfall des Kalifates durch Machtkämpfe zwischen Arabern &
•
Berberstämmen
Entstehung kleiner Königreiche (Taifas)
7
Anfänge der „Reconquista“:
ab Ende des 10. Jahrhunderts
•
eroberten Christen Teile des
Spanischen Nordens
1085 erobert Alfons VI. Toledo
•
kurzzeitige Beendigung der
•
internen maurischen Konflikte
1148 die erobern die Almohaden
•
(religiöse Bewegung der Berber)
Sevilla
neues AndalusZentrum
ab 1224 Zerfall der
•
Almohadenmacht
in der Schlacht bei Las Navas
de Tolosa werden die Mauren
vernichtend geschlagen
unter Ferdinand III. fallen ab
•
1230 immer mehr Orte an die
Christen
1236 fällt Córdoba
Abb. 2 Stich der Alhambra
1248 fällt Sevilla
viele Mauren flüchten nach Granada, dem Zentrum des
•
Nasridenreiches
kulturelle Blüte Bsp. Alhambra
1479 Vereinigung der Königreiche Isabellas von Kastilien und
•
Ferdinands von Aragon
1492 wird Granada als letzte maurische Bastion von Christen erobert
•
Zwangschristianisierung und Vertreibung von Juden und Moslems
Katholische Könige:
1492 entdeckt Kolumbus Amerika und begründet somit den Beginn
•
des spanischen Weltreiches, o. a. großer Aufschwung der
Hafenstädte
1529 Inquisitionsprozesse in Granada gegen die Morisken (Moslems,
•
die trotz Christianisierung an ihren Glauben festhielten)
der Habsburger Karl V. (in Spanien Karl I.) wird Kaiser des Heiligen
•
Römischen Reiches
Spanien wird Kernland der Habsburger
nach dem Tode Philipp II.(Sohn von Karl I.) zerfiel das spanische
•
Weltreich, aber im 16./ 17Jh. Kulturelle Blüte: „Das goldene
Jahrhundert“ (El Siglo Oro), Literatur z.B. Ceroantes (Don Quijote),
Maler z.B. El Greco, Veláquez
nach dem Tode Karl II. kam es zum spanischen Erbfolgekrieg (1701•
1714), dadurch Schwächung des Landes
1704 eroberten die Engländer Gibraltar
1805 verheerende Niederlage in der Schlacht von Trafalgar gegen
•
England, Bourbone König in Spanien
1808 wurde Spanien von Napoleons Truppen besetzt und sein
•
Bruder Joseph I. wird König
1814 wurde Spanien wieder unabhängig, doch weiterhin ist das Land
•
von Unruhen und Niederlagen geprägt
1898 verliert Spanien seine letzten Kolonien Kuba, die Philippinen
•
und Puerto Rico an die USA
8
Das 20. Jahrhundert:
ab 1909 Expansionskrieg gegen Marokko (1912 spanisches
•
Protektorat)
1914 – 1918 Neutralität im I. Weltkrieg
•
1921 kam es zu einer Niederlage in Marokko, welche zur Staatskrise
•
führte
Diktator Primo de Revera puschte sich an die Macht
1930 Sturz des Diktators
•
1931 Wahlsieg der Republikaner
zweite Republik
•
1933 Wahlsieg der Rechtsparteien
•
1936 Wahlsieg der Volksfront
•
1936 – 1939 kommt es durch den Putsch Francos zum Spanischen
•
Bürgerkrieg der mit dem Sieg Francos endet
im 2. Weltkrieg bleibt das faschistische Regime neutral
•
ab 1950 kommt es trotz internationaler Isolation zu Abkommen mit
•
den USA
1975 stirbt Franco
•
konstitutionelle Monarchie ( Juan Carlos I.), 1977 erste
demokratische Wahlen seit über 40 Jahren
1982 Beitritt zur NATO
•
1986 Mitgliedschaft in der EG
•
Abschließend ist festzustellen, dass die maurische Kultur aufgrund ihres
hohen Entwicklungstandes und ihres langen Einflusses bis in die
Gegenwart Spaniens nachwirkt. Die zahlreichen liebevoll gestalteten
Patios, Parkanlagen und die Bewässerungstechnik beweisen dies
eindrucksvoll.
Daran konnte auch die Reconquista nichts ändern, die bis heute in Form
von Großgrundbesitz, speziell in Andalusien, und strenger katholischer
Religiosität ihre Spuren hinterlassen hat. Trotz des Umbaus einiger
muslimischer Bauwerke (z.B. Moscheen) für christliche Zwecke, ist der
Einfluss der maurischen Kultur noch heute noch gut zu erkennen.
Alexander Biene & Stephan John
9
Geschichte der Gartenkunst und des Gartenbaus in Andalusien unter
besonderer Berücksichtigung des maurischen Einflusses
Ursprünge des islamischen Gartens
Ägypten
Verschiedene Überlieferungen zeigen, dass es vor fast 5000 Jahren schon
eine hoch entwickelte Gartenkunst gab. In Ägypten wurden wegen der
jährlichen Überschwemmungen des Nils größere Baumpflanzungen nur an
den Rändern des Tales und auf Anhöhen angelegt. Das Wasser gelangte
mit Hilfe von Kanälen, Damm- und Schleusenbauten und menschlicher
Arbeitskraft an diese Stellen. Der Ägypter verlangte von seinem Garten vor
allem essbare Früchte und schattenspendende Bäume. Auch kultische
Gründe waren der Anlass, einen Garten anzulegen, zum Beispiel zur
Verehrung des Sonnengottes Amun–Ra der Tempelgarten der Königin
Hatschepsut in Deir–el–Bahri um 1480 vor unserer Zeit. Die Größe der
Gärten hing meist von der gesellschaftlichen Stellung des Betreffenden ab.
Im Alten Reich (etwa 2950-2450 v. u. Z.) herrschten Baum-, Wein- und
Gemüsegärten vor, im Neuen Reich dagegen wurden mehr planvolle
Anordnungen und Gruppierungen verschiedener Pflanzen bevorzugt. Um
Gärten und Parks mit fremdartigen Pflanzen bereichern zu können,
starteten zahlreiche Pflanzenexpeditionen, so auch nach Palästina und
Syrien, von denen Thutmosis III. alle wachsenden Pflanzen, die in Gottes
Welt erblühen, mitbringen ließ. Der ägyptische Garten weist eine
rechteckige Grundfläche auf und ist von Mauern unterschiedlicher Höhe
umgeben, entweder aus bearbeiteten Steinen, aus Lehmziegeln oder aus
Schlamm. Durch die Einfriedung sollte Abgeschlossenheit und
Geborgensein erreicht werden. Der Zugang erfolgte über ein Portal, die
Wegführung verlief immer geradlinig. Für das Wasserbecken gab es
keinen festen Platz, es konnte sich sowohl in der Mitte des Gartens als
auch am Rand befinden. Größere Gärten besaßen meist mehrere Bassins,
die eine rechteckige, häufig jedoch die T-Form aufwiesen.
Schattenspendende Bäume waren das bestimmende Element und galten
außerdem dem Sichtschutz. Dattel- und Dumpalmen, Feigenbäume,
Schwarze Maulbeerbäume, Sykomoren, Avokados, Akazien und
Tamarisken wurden angepflanzt. Viele Blumen hatten religiöse und rituelle
Bedeutung. Ägyptische Gärten sind recht einfach gehalten, da die
Zweckmäßigkeit Vorrang hat.
Das persische „Paradies“
Der Garten symbolisiert das Paradies auf Erden.
Das älteste Zeugnis von einem persischen Gartenparadies ist die
Beschreibung, die Xenophon von den Gärten des Kyros in Sardes gemacht
hat. Spuren dieser Gärten fand man bei Ausgrabungen in den Resten der
Palastanlage in Pasargadae. Steinerne Wasserführungen, ausgegraben im
Bereich des Palastes, definieren einen großen rechteckigen Garten, der
mit Kanälen und Wasserbecken geschmückt und mit Pavillons ausgestattet
war, die sich an allen vier Seiten in Portiken öffnen. Der Garten war
wahrscheinlich mit Obstbäumen bepflanzt. Hervorragende Auskunft über
die Gartenkunst geben die sogenannten Gartenteppiche, von denen zwar
10
keine mehr aus der Zeit vor dem 17. Jahrhundert erhalten sind, jedoch als
Miniaturmalerei existieren. Auffallend ist die immer wiederkehrende
Regelmäßigkeit der Anlage. In der Mitte befindet sich ein Wasserbecken,
von dem nach vier Richtungen Kanäle bzw. Flüsse ausgehen. Diese
symbolische Vierteilung deutet auf das Paradies hin. Um das
Wasserbecken legte man Wege an, dazwischen regelmäßige
Blumenbeete. Ein weiteres Merkmal sind Pavillons und überdachte
Sitzplätze, die um das Becken angeordnet wurden oder auf einer kleinen
Insel im Mittelpunkt standen. Bäume hatten eine große Bedeutung
aufgrund ihrer Schattenwirkung, ihrer Blütenpracht und der Früchte. Als
Schattenspender dienten Platanen, Pappeln, Ulmen, Eschen, Ahorn,
Eichen, Weiden, Zypressen und Pinien. Bedeutende Obstgehölze, die mit
Blüten und Früchten aufwarteten, waren Mandeln, Kirschen, Aprikosen,
Pfirsiche, Feigen, Orangen und Zitronen. Weinreben, Blütensträucher und
Stauden gehörten ebenso in einen persischen Garten wie der Gesang der
Vögel in den Volieren. Die Tradition des Gartenparadieses ging auf die
Dynastie der Sassaniden über, die sich im Jahr 226 nach Christus Persien
bemächtigte. Diese Dynastie wurde ihrerseits im Jahr 637 von den Arabern
gestürzt.
Maurische Gärten in Spanien
Im 7. Jahrhundert breiteten sich die
Araber im Mittelmeerraum aus und
brachten mit ihrer, von islamischen
und
orientalischen
Einflüssen
geprägten, Baukultur noch einmal
einen Hauch alter persischer Baukunst
mit. Sie ließen auch ihre Tradition der
Wasserkünste
aufleben.
Der
Omaijadenherrscher Abd–Al–Rahman
I. legte seine neue Residenz in
Córdoba in Form einer Villa nach dem
Vorbild einer solchen in Damaskus an
und führte syrische Pflanzen in seine
Gärten ein, vor allem die Palme.
Persische
Einflüsse
der
Gartenplanung,
aber
auch
der
Ausgestaltung mit Springbrunnen,
glasierten Kacheln und Gartenhäusern
zeugten von einer Gartenkunst, die
auch für die alten persischen Abb. 3 Zypressen bildeten eine zauberhafte Kulisse.
Paradiesgärten typisch war. Kleine,
aus dem Wasserspiel herausragende Pavillons waren ein unentbehrliches
Schmuckstück arabischer Gärten. Häufig verwendete Blumen, die wegen
ihrer Farben und Düfte bevorzugt wurden, waren Jasmin, Veilchen,
Narzissen, rote Rosen, weiße Lilien, blaue Iris, Malven, Wasserlilien,
Margeriten, Mohn, Lavendel und Lupinen. Durch ätherische Öle
hervorgerufene Aromen lieferten Thymian und Pfefferminze. In Kübeln
stand Oleander. Zur Dekoration wurden Myrten und Lorbeer in Kübel
gepflanzt und zu Kugeln und Säulen geschnitten.
11
Birnen, Pflaumen, Äpfel, Maulbeeren, Mispeln, Quitten, Feigen, Kirschen
und Wein dienten als Schattenspender und Früchtelieferanten.
Das Koranische Paradies
In der islamischen Religion ist der Garten ein fester Bestandteil. Im Koran
wird das Paradies als Garten beschrieben, einen Ort, an den nur Weise
gelangen können, die ihr Leben nach Gottes Regeln ausgerichtet haben
und an dem sie nach ihrem Tode alle weltlichen Freuden in Ewigkeit
genießen dürfen. Das islamische Paradies ist geprägt vom Vorhandensein
der vier heiligen Elemente Luft, Wasser, Erde und Feuer, ein blühender
Ort, belebt von den vier Flüssen der Glückseligkeit, die wiederum für die
Befreiung von den physischen und irdischen Leiden stehen. In ihnen
fließen Wasser, Wein, Milch und Honig. Darauf gründet sich die
Komposition des Gartens, welcher im Idealfall von Mauern umschlossen
ist, im Zentrum eine Quelle hat, von der vier Wasserläufe ihren Anfang
nehmen und der reich an Obst- und anderen Bäumen ist. Gewisse Regeln
und Elemente sind immer präsent, wie die Unterteilung des eingefriedeten
Gartens in vier Quadrate, die ihrerseits die vier Elemente symbolisieren,
immergrüne Gewächse, die für den Gedanken der Ewigkeit stehen, Farbe
und Duft der Blumen, Schatten der Bäume, an Erinnerung an das Leben
dort, wo immer Wüste ist und Wasser, stehend oder fließend, ruhig oder
lebhaft, das höchste Symbol des Lebens und ein Element, das alles nährt.
Der arabische Garten hat sein ästhetisches Vorbild in dem Koranischen
Paradies. Sein Anliegen ist das Vergnügen der Sinne.
3. Sure 124
„Und wer rechtschaffen handelt, Mann oder Frau, und er ist ein Gläubiger,
so gehen diese in den Paradiesgarten hinein...“
6. Sure 100
Allah gibt das Wasser, die Quelle des Lebens, wie der Koran sagt:
„Er ist es, der Wasser vom Himmel sendet; durch dieses bringen wir hervor
den Samen aller Dinge und alles Grüne und das in Reihen wachsende
Korn und Palmbäume, an deren Zweigen die Datteln gedrängt voll hängen,
und Gärten mit Trauben, Oliven und Granatäpfeln aller Art“
8. Sure 60
„Wer hat die Himmel und die Erde geschaffen und für euch vom Himmel
Wasser herabgesandt? Und wir lassen für euch damit eingefriedete Gärten
wachsen, mit Pracht.“
37. Sure 42-48
„[die aufrichtigen Diener Allahs] sollen hoch geehrt werden, in Edens
Garten auf erhöhten Ruhekissen einander gegenübersitzen. Ein Becher,
gefüllt aus sprudelndem Quell, wird unter ihnen kreisen, ein klarer Trunk,
eine Erquickung der Nippenden“
76. Sure 13-15
„[Allah wird] sie belohnen für ihre ausharrende Geduld mit einem Garten
und mit seidenen Gewändern, und sie werden dort auf Lagerkissen ruhen
und weder Sonne noch Kälte mehr fühlen. Dichte Schatten werden sich
behütend über ihnen ausbreiten, und Früchte werden tief herabhängen.“
12
Die Patios
Der maurische Garten in Spanien
bildet mit den einzelnen Teilen des
zugehörigen
Hauses
ein
eng
verflochtenes System von Innen- und
Außenräumen. Ein typisches Element
dieser komplexen Anlagen sind die
PATIOS, die als geheiligte Bezirke, als
Rückzugspunkte von der Öffentlichkeit
ausschließlich der Familie sowie dem
engsten Kreis Vertrauter vorbehalten
bleiben und in denen Architektur und
Natur ineinander übergehen. Die
Entwicklung der Patios ging in zwei
Richtungen. Als maurische Patios
bezeichnet man
diejenigen,
die
einen
rechteckigen
Grundriss
haben und durch zwei senkrecht
zueinander
verlaufende
Achsen
gekennzeichnet sind, welche häufig Abb. 4 Alhambra: Myrtenhof
durch Wasserlauf oder durch
Vegetation markiert sind und das Areal in vier Bereiche teilen. Im Zentrum
befindet sich ein Brunnen, in manchen Fällen von einer Pergola geschützt
oder als Pavillon ausgebildet, aus dem das Wasser strömt. Manchmal
zweigen vom Brunnen vier Kanäle als Symbol der vier Flüsse ab. Der
römische Patio dagegen ist langrechteckig und an einer im Zentrum
verlaufenden Hauptachse ausgerichtet. Das umgebende Gebäude öffnet
sich in Form eines Portikus, des antiken Peristyls. Das lineare Element
wird häufig durch einen Kanal repräsentiert, der im wesentlichen auf den
Euripus, den langen und schmalen Kanal des klassischen römischen
Gartens, zurückgeht. Für beide Typen
gilt, dass das Wasser stets präsent,
häufig sogar das wichtigste Element
ist, ob als ruhiger Spiegel, als leichte
Wellenbewegung oder aufschießender
Strahl. Aus dem Zusammentreffen der
römischen mit der arabischen Tradition
sind
die
Höfe
der
Alhambra
entstanden.
Das lange Becken im Myrtenhof
(Abb. 4) geht in seiner Form auf den
Euripus
zurück.
Der
Löwenhof
übernimmt mit den feinen Wasserkanälchen die traditionelle Vierteilung
der muslimischen Gärten (Abb. 5).
Abb. 5 Alhambra: Löwenhof
Zweigeschossig gebaut, besaßen auch die ärmeren Häuser einen Patio,
der Licht und Luft in das Innere treten ließ und Zentrum des Familienlebens
war.
13
Bedeutung des Wassers
Die Allgegenwärtigkeit des Wassers ist ein
untrügliches
Merkmal
islamisch
maurischer Gartenbaukunst, ob in Form
eines
sprudelnden
Strahls,
einer
marmornen
Brunnenschale,
eines
moosbewachsenen Bassins oder als
dahinplätscherndes Rinnsal. Im Palast
des Islams läuft das Wasser von einem
Springbrunnen oder einem Bassin zum
anderen offen in einer Rinne, und um
diese Rinne noch hervorzuheben, wird sie Abb. 6
meist mit farbigen Mosaiken verziert.
Wasserbecken und Wasserschalen haben
oft die Form eines Kreises, eines
Kleeblattes oder einer halbierten Orange.
Die Verwendung des Wassers ließ sich
nirgendwo sonst so ausdrucksstark und
universell umsetzen wie innerhalb der
Gärten.
Die damaligen Schöpfer
maurischer Gärten nutzten das Wasser,
um signifikante Freiräume zu schaffen, da Abb. 7
es sich nahezu jeder gewünschten
Atmosphäre gestalterisch anpassen ließ und sogar diese noch in hohem
Maße zu steigern vermochte. Auch bis weit in die Wohntrakte gezogene
Kanäle trugen zur Einheit von Gebäude und Umfeld bei, wie beispielsweise
in den Gartenhöfen der Alhambra. Der Blick wird lenkbar, und die
Aufmerksamkeit des Betrachters wird auf das Wesentliche konzentriert,
oder aber auch auf weniger Bedeutsames optisch reduziert.
Bedeutung des Dekors und der Ornamentik
Die Verbindung zwischen den baulichen und den gewachsenen Elementen
vollzieht sich in den maurischen Gärten Spaniens über das Dekor.
Darstellungen von Menschen und Tieren sind sehr selten, die Ornamentik
bezieht ihre Motive vorwiegend aus dem pflanzlichen und dem
geometrischen Bereich. Oft werden auch arabische Schriftzeichen mit
Lobpreisungen Allahs oder einzelner Herrscher mit einbezogen. Den
zierenden Strukturen werden in der maurischen Architektur keinerlei
Grenzen gesetzt. Vor allem aber die Fayencen verleihen dem Maurischen
das Unverwechselbare.
Die glasierten Kacheln, genannt
Azulejos, meist in Grün, der heiligen
Farbe des Islams, oder Blau
gehalten, waren bereits im alten
Ägypten
als
Schmuckelement
bekannt und erfuhren nun als
dekorierendes Wandmotiv eine Art
Renaissance.
Abb. 8
14
Noch heute schmücken Fayencen und Mosaike die Patios in Córdoba und
Sevilla. Durch die in geringer Höhe angebrachten Dekorbänder, die den
gesamten Hof umlaufen, werden die Ebenen des Gartenbereiches
abgegrenzt. Darüber erhebt sich erst das eigentliche Gebäude, die
funktionale Architektur.
Bedeutung der Bepflanzung
Die Pflanzenvielfalt in den maurischen Gärten war beeindruckend. Rosen,
die den Mauren heilig waren, Jasmin, Zitrusfrüchte und andere Pflanzen
verströmten ihren Duft, während hohe Zypressen, Palmen, Eiben und
Bananenstauden ihnen Schatten spendeten und als Hintergrund für
sommergrüne Büsche und höher wachsende Stauden dienten. Neben dem
Sehen und Riechen sollten auch noch andere Sinne geweckt werden, wie
das Hören durch plätschernde Quellen, Vogelgezwitscher, das Schmecken
durch köstliche Früchte und das Tasten durch das Verreiben aromatischer
Blätter und das Eintauchen in das Wasser. Zypresse, Buchsbaum, Myrte,
Lorbeer und Rosmarin dienten zur Einfriedung des Gartens, zur
Umrandung der Blumenteppiche, der Begleitung des Verlaufs der Kanäle
und der Einrahmung der Wasserspiegel. Eine besondere Spielart
maurischer Gartenkunst waren die sogenannten „Senkbeete“. Diese mehr
als einen halben Meter unterhalb des begehbaren Gartenniveaus
gelegenen Gruben, in denen man Töpfe mit Blumen platzierte, deren
Blütenköpfe genau mit der Wegoberkante abschlossen, weckten die
Illusion, als wandle man inmitten eines Blütenteppichs.
Bewässerungstechnik
Die Talniederungen des Landes waren
sehr fruchtbar, es fehlte lediglich an
Wasser. Die Mauren perfektionierten die
alte
römische
Technik
der
Bewässerungslandwirtschaft, indem sie
tiefe Brunnen bohrten und das Wasser,
falls notwendig, durch unterirdische
Kanalsysteme zu den Feldern führten.
Wasser konnte so auch auf weiter Abb. 9
entlegenen Feldern verfügbar werden.
Riesige Schöpfräder, zum Beispiel in Córdoba, durch die Strömung der
Flüsse angetrieben, förderten das Wasser auf höher gelegene Ebenen,
von denen aus es wiederum über Kanäle auf die Äcker geleitet werden
konnte. War die Kraft eines Flusses nicht nutzbar, wurden Maultiere zum
Betreiben der Schöpfbrunnen eingesetzt. Solche ‚Noria’ genannten
Schöpfbrunnen sind heute noch an manchen Stellen in der Mancha, der
kastilischen Hochebene, zu finden.
15
Arabische Bäder
Die verfeinerte Badekultur der Mauren ist kein arabisches Erbe. Als Vorbild
dienten römische Thermen. Das öffentliche Bad, der Hammam, besteht
seit dem 3. Jahrhundert nach Christus. Viele Elemente des römischen
Bades wurden aufgegriffen, so auch die Abfolge verschieden temperierter
Räume. Andere Komponenten wurden aufgegeben oder verändert. Die
Bauten werden kleiner, die technischen Einrichtungen einfacher.
Schwimmbassins und Außenanlagen wurden aufgegeben. Der
Entkleidungsraum des antiken römischen Bades wird zu einem großen
Ruheraum, dem Maslak, ausgeweitet, der zu Beginn und Ende des
Badeaufenthaltes besucht wird. Der in der Wichtigkeit der Thermen eher
untergeordnete Heißluftraum wird zum zentralen Raum, genannt Beit–al–
Harar. Davon kreuzförmig gehen die anderen Einrichtungen und
Wasserquellen ab. Die römischen Wasserbecken werden durch warme
Steinflächen zum Sitzen ersetzt. Der extreme Heißluftraum der römischen
Therme wird zu einem Dampfbad, dem Maghtas, das dem Ruheraum
angeschlossen ist. In seiner Mitte befindet sich das einzige Becken des
arabischen Bades. Es ist in den Boden eingelassen. Von diesen
Dampfbädern gibt es zumeist zwei mit unterschiedlich hohen
Temperaturen. In den arabischen Bädern gibt es halbdunkle
Kuppelgewölbe, die den Badenden Ruhe und Abgeschlossenheit
vermitteln. Die Wände und die Böden waren oft mit farbigen Fliesen oder
gar mit Marmor ausgekleidet und teilweise sogar über Heißluftröhren
beheizbar. Die Bäder dienten nicht ausschließlich der Hygiene und
Körperpflege, sondern sie nahmen auch einen hohen gesellschaftlichen
Stellenwert ein. Das in Spanien gelegene Córdoba soll zu seiner Blütezeit
ungefähr 1000 Bäder besessen haben.
Die Banys Arabs in Palma de Mallorca, errichtet Ende des 9. Jahrhunderts
unter der Regentschaft des maurischen Emirs Isam al–Jawlani, zeugen
von einer ehemals blühenden Kultur. Der zentral gelegene Raum war dort
für Dampfbäder bestimmt. Über die Verwendung der anderen Räume ist
nichts bekannt.
Die Bäder der Alhambra blieben weitgehend erhalten. Drei Zimmer, näher
bezeichnet als Ankleide-, Bade- und Ruheraum, folgten in ihrer baulichen
Zuordnung dem Ablauf des Badezeremoniells.
Gartenkunst nach den Mauren
Nach der Vertreibung der Mauren war die Gartenkunst stark von
italienischen Einflüssen geprägt. Gärten wurden meist von italienischen
Künstlern im Stil der Renaissance angelegt, ließen aber auch eine eigene
nationale Note erkennen. Als Beispiel dient hierfür der Escorial, ein Palast
mit Kloster und Garten, erbaut von 1563-1584 unter Phillip II., der seit 1556
König von Spanien war. Spanische Architekten wurden durch italienische
Fachleute wie Giacomo Barozzi da Viguda beraten. Strenge Linienführung
und einfache Architektur sind charakteristisch für diese Bauwerke. Der
Palast besitzt prächtige Gärten, die ein klares Abbild des strengen
Geschmacks Phillips II. sind. Auch der Generalife ging nach der
Vertreibung der Mauren in den Besitz eines Italieners über, der einige
Veränderungen vornehmen ließ.
Silvia Martens & Kathrin Schmidt
16
25.04.2002
Granada
Die Geschichte der Alhambra
Die Ortsbezeichnung Alhambra wird erstmals gegen Ende des 9.
Jahrhunderts in den Ausdrücken „Fluchtburg der Alhambra“, „Festung der
Alhambra“ oder „die rote Zitadelle“ erwähnt. Letztere Bezeichnung leitete
sich von den roten Mauern aus Lehm ab. Während der nasridischen Zeit
waren die Wände allerdings geweißt. Im 9. Jahrhundert waren die
Ausmaße der Burg allerdings relativ gering und boten wenig Schutz.
Während der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts war die Burg zumeist
verlassen. Zwischen 1052 und 1056 wurde sie von dem Wesir des König
Badis der Ziridendynastie wiedererbaut und vergrößert. Später wurde die
Burg von Badis Enkel, dem Emir Abd Allah, wie er sich selber nannte, noch
einmal verstärkt.
Während der folgenden kriegerischen Auseinandersetzungen der Emire
von Al-Andalus gegen die Almoraviden und später den Almohaden wurde
die Alhambra in arabischen Texten oft erwähnt, allerdings hatten es die
Belagerer immer relativ einfach in die Burg einzudringen. Im Gegensatz
dazu konnte die Alcazaba Cadima auf der anderen Seite des Flusses
Darro erfolgreich verteidigt werden.
Die Alhambra der Nasriden
Als Mohammed I. 1238 in Granada einzog, wählte er den nahe der
Alcazaba gelegenen Palast von Badis als offizielle Residenz. Nur wenige
Monate später ließ er die Alcazaba Alhambra, die sich in Größe und
Bedeutung deutlich von der alten roten Burg unterschied, errichten. Zur
gleichen Zeit entstand auch der Aquädukt, der das Flusswasser des Darro
zum Generalife brachte und von dort aus in die Befestigungsanlage und die
weiter unten liegende Stadt. Der Alhambra-Komplex war vermutlich beim
Tode Mohammed I. noch nicht fertig gestellt. Der Wohnsitz in der
Palastregion wird seinem Sohn, Mohammed II., zugeschrieben. Es wird
vermutet, dass Mohammed I. im Torre del Homenaje (Huldigungsturm) und
später in einem bescheidenen Haus an der Stelle des späteren Palastes
Karl V. gelebt hat. Während der Regierungszeit Mohammed II. wurde die
Befestigungsanlage schrittweise in eine Palaststadt umgewandelt. Unter
seinem Sohn Mohammed III. wurden weitere Gebäude hinzugefügt. Die
von Mohammed III., Ismail I., Yusuf I. und Mohammed V. vorgenommen
Erweiterungen und Erneuerungen veränderten die ursprüngliche Alhambra,
die noch nicht die heute bekannten Ausmaße hatte, beträchtlich.
Der Partal (Portal = Eingangsbereich) wurde auf den Wällen der Alhambra
erbaut und beherbergt wohl die ältesten noch erhaltenden Wohngemächer.
Er soll auf Mohammed III. zurückgehen. Yusuf I. fügte später die kleinen
islamischen Häuser und den nahe gelegenen Gebetsraum hinzu, die
ebenfalls auf der Außenmauer des Komplexes errichtet wurden.
Mohammed III. wird auch die Erbauung der königlichen Moschee, der
Mezquita Real, mit ihren wunderschönen Mosaikverzierungen und
Silberlampen zugeschrieben. Ebenfalls das davor liegende Bad ging auf
seine Zeit zurück. Die Moschee stand auf dem Platz, an dem später die
Kirche Santa Maria de la Alhambra erbaut wurde.
17
In der Zeit Yusuf I. und Mohammed V. entstanden die meisten Gebäude
der Alhambra. Yusuf I. veränderte die Türme an den Mauern der Alhambra,
so den Comares-Turm, die Torre de los Picos (Zinnenturm), den QuadiTurm und die Torre de la Cautiva (Gefangenenturm). Das Sieben-BodenTor (Siete Suelos) geht auch auf Yusuf I. zurück und steht im Süden des
Alhambrahügels. Nachdem es beim Rückzug der Franzosen aus Granada
im Jahr 1812 beschädigt wurde, ist es im vergangenen Jahrhundert
restauriert worden. Mohammed V. vollendete einige Bauten seines Vaters,
andere, die nicht in tadellosem Zustand waren, ließ er niederreißen. Er
hatte vor, eine neue Alhambra nach seinem Entwurf zu schaffen. Hierzu
zählte auch der Löwenhof mit seinen anschließenden Sälen.
Der Alhambra-Komplex
erhielt
somit
sein
heutiges Aussehen wohl
im letzten Drittel des 14.
Jahrhunderts. Nach dem
Tod Peter I. von Kastilien
gingen die Friedensjahre
für das Reich von
Granada zu Ende, so
dass Mohammed V. sich
nicht mehr ausschließlich
dem
Ausbau
der
Alhambra
widmen Abb. 10 Alhambra: Partalgärten
konnte. Unter seinen
Nachfolgern gingen dann die Mittel zur Erneuerung der Paläste allmählich
zur Neige. Durch die internen Konflikte der Dynastie wurde die Arbeit an
der Alhambra ganz eingestellt. Lediglich Mohammed VII. begann seine
Regierungszeit (1392-1408) mit dem Bau der Torre de las Infantas (Turm
der Prinzessinnen).
Der beeindruckende Befestigungskomplex ist trotz ständiger kriegerischer
Auseinandersetzungen nie direkt angegriffen wurden. Die feindlichen
Übergriffe endeten stets nahe den Stadtmauern von Granada.
Die christliche Alhambra
Die Alhambra ist nahezu der einzige Palast des islamischen Mittelalters,
der nach der Reconquista relativ gut erhalten geblieben ist. Sie konnte
überdauern, weil sie nach dem Sieg der katholischen Könige Isabel und
Ferdinand ein Teil des königlichen Erbes geworden ist. Sie erklärten die
Alhambra zur Casa Real, der königlichen Wohnstadt, und machten es sich
zur Aufgabe, die gefährdeten Gebäude zu erhalten. Die Dokumente aus
dieser Zeit erwähnen oftmals, dass die Restaurierung von Sarazenen oder
Mudéjares (maurische Baumeister, die architektonische Formen der
Christen mit islamischen Stilelementen kombinierten) durchgeführt wurde.
Es war ihr Ziel die Alhambra als dauerhaftes Wahrzeichen der Reconquista
zu erhalten. Auch in den Folgejahren wurde dies durch die königliche
Familie fortgesetzt.
18
Nachdem Kaiser Karl V. nach seiner Hochzeit mit Isabel von Portugal 1526
in Granada ankam, entschied er, innerhalb der Alhambra einen Palast zu
errichten. Hierfür wurde aus dem südlichen Teil des Patio de Comares ein
Raum entfernt, der baugleich mit dem Sala de la Barca (Saal des Segens)
war. Vom ehemaligen Cuarto de los Helios, der wahrscheinlich durch ein
Feuer bereits in Mitleidenschaft gezogen worden war, blieb nur noch die
Fassade stehen.
In den folgenden Jahren ging die Fürsorge um die Alhambra jedoch zurück,
und es wurden bald nur noch die allernötigsten Reparaturen
vorgenommen.
Als Napoleons Truppen Granada eroberten, richteten sie ihre Kaserne in
der Alhambra ein. Sie sprengten allerdings alle Türme als sie 1812 die
Stadt fluchtartig verlassen mussten. Nur durch den Einsatz eines
spanischen Soldaten, der die Zündschnur durchtrennte, die alle
Verteidigungsanlagen auf den äußeren Mauern miteinander verband,
konnte die Zerstörung der Alhambra abgewendet werden. Nachdem das
spanische Königshaus vom Volk entmachtet wurde, ging der königliche
Besitz und somit auch die Alhambra in staatliches Eigentum über. 1870
wurde der gesamte Komplex zum nationalen Monument erklärt. Dies hatte
zur Folge, dass eine bestimmte Summe des jährlichen Staatshaushaltes
für die Pflege der Alhambra aufgewendet wurde.
Nach etwa 200 Jahren des Verfalls und der Verwilderung setzte eine zum
Teil radikale Restauration ein. So wurden zum Beispiel im Bereich des
Partal und des Mexucar (Audienz- und Gerichtssaal) alle späteren
Einbauten entfernt und die Fundamentreste freigelegt. Die heutige
gesamte Gartensituation ist ebenfalls eine Folge der Überformung des 19.
und 20. Jahrhunderts, denn wie beschrieben war die Alhambra
ursprünglich eine dicht besiedelte königliche Stadt, in der es kaum Platz für
Gartenanlagen dieser Ausdehnung gab. Vielmehr wurde versucht die
freigelegten Fundamente und Ruinen in eine große, moderne
Gartenanlage einzubinden, die durch die Bewässerung sicherlich eine
große Vielfalt hervorbringt, jedoch dem historischen Charakter des Hügels
in keiner Weise entspricht.
So geschah es im Übrigen auch mit den umgebenden Anlagen des
Generalife, die ursprünglich landwirtschaftlich genutzt wurden und im Zuge
der Restaurierung des Generalife in eine Parkanlage umgewandelt wurden.
„Der eigentümliche Reiz dieses alten, versonnenen Palastes liegt in seiner
Macht, verschwommene Träume und Bilder der Vergangenheit in uns
wachzurufen und auf diese Weise die nüchterne Wirklichkeit mit den
Illusionen der Erinnerungen und Imagination zu umhüllen.“
Washington Irving „Die Alhambra“
19
Die Alhambra
Von der Plaza Nueva führt ein schmaler Weg, die Cuesta de Gomérez,
hinauf zum monumentalen Renaissancetor, dass wohl unter Kaiser Karl V.
erbaut worden ist. Hinter diesem Tor ändert sich das Bild. von hier an führt
der Weg durch ein schattiges, mit Bäumen bestandenes Tal hinauf zur
Alhambra. dieser Teil wurde etwa im 19. Jahrhundert parkartig angelegt.
Vorbei an einem Brunnen, der ebenfalls unter Karl V. 1545 entstanden ist,
führt der Weg zum Tor der Gerechtigkeit, dem größten und
repräsentativsten. Es befindet sich noch in etwa dem Zustand, wie es von
Ferdinand und Isabella im Jahr 1492 durchschritten wurde. Nachdem man
das Tor passiert hat, führt der Weg weiter zur Plaza de los Aljibes, wo sich
auf der einen Seite die mächtigen Mauern der Alcazaba erheben und auf
der anderen Seite der Blick auf den nicht weniger imposanten
Renaissancepalast Karls V. freigegeben wird.
Die Mauern der Alhambra wurden direkt am steil abfallenden Hang des
Sabikah-Hügels errichtet, weswegen nur wenige Verteidigungstürme
notwendig waren. Diese wurden später auch zu Wohnzwecken genutzt
bzw. extra dafür angelegt.
An der Südfront liegt neben dem schon erwähnten Tor der Gerechtigkeit,
das auf Yusuf I. zurückgeht, noch das Sieben-Boden-Tor, dessen äußere
Verteidigungsanlagen jedoch bei den Zerstörungen durch die Franzosen
1812 verschwanden.
Die Alcazaba
Die Alcazaba ist durch zwei Mauerzüge mit dem Mauerring der Stadt
Granada verbunden und ist die beherrschende Festung auf der westlichen
Seite des Sabikah-Hügels, der somit zum Teil zur alten Stadtbefestigung
Granadas wird, aber durch den selbstständigen östlichen Teil ein
Eigenleben führt. Da das übrige Gelände fast komplett steil abfiel, waren
nur an der westlichen Seite stärkere Befestigungen notwendig. Die
nördliche Stadtmauer beginnt am Waffentor der Alcazaba und verläuft den
steilen Hang hinab zum Darro, der dort in den Stadtbezirk fließt. Südlich
führt der Befestigungsring zu den „Zinobertürmen“, die zu den größten
Befestigungsanlagen der Stadt zählen. Nach etlichen Zerstörungen erfolgte
im 13. Jahrhundert unter Mohammed I. der Ausbau dieser Zitadelle. Sein
Sohn Mohammed II. vollendete schließlich den von seinem Vater
begonnen Ausbau. Unter den nachfolgenden Herrschern des
Nasridengeschlechtes wurde nur noch das Waffentor im 14. Jahrhundert
hinzugefügt. Im Gegensatz zu den Palästen und vielen Türmen der
Alhambra, war die Alcazaba nur zur Befestigung und Verteidigung gedacht,
und ist dementsprechend eine auf diesen Zweck ausgerichtete
Festungsarchitektur. Zur verwundbaren Seite nach Osten wurde die
Alcazaba durch eine mächtige Schildmauer verstärkt, die in der Mitte durch
einen mächtigen Turm dominiert wird. Innerhalb der Festung auf der Plaza
de Armas müssen viele kleine Einzelhäuser gestanden haben, deren
Fundamente in Ausgrabungen freigelegt wurden. Eine Zisterne und
Badeanlage vervollständigen die Wohnanlage, die vermutlich für die
Festungsbesatzung vorgesehen war.
20
Die Paläste der Alhambra
Die Alhambra erfüllte als befestigter Regierungssitz die unterschiedlichsten
Funktionen, so unter anderem als Residenz für die nasridischen Sultane.
Im Gegensatz zu der unteren Stadt Granada war sie die königliche Stadt
auf dem Berg. Sie repräsentierte sowohl die Macht des Nasridenreiches
als auch die Schönheit der Künste: Bildhauerei, Poesie und Musik.
Insgesamt umfasst die Alhambra sechs Paläste und dazu noch zwei Türme
des Rundganges, die dem häuslichen Gebrauch angepasst worden waren.
Vier der sechs Nasridenpaläste wurden in den Jahren zwischen 1492 und
1812 praktisch zerstört,
während der Palacio de
Comares
und
der
Palacio
de los Leones als
Nebengebäude
des
Renaissancepalastes
Karl
V.
die
Zeit
überdauerten.
Mit
Ausnahme
weniger
freier Plätze innerhalb
oder in unmittelbarer
Nähe der Paläste, war
das gesamte Gelände,
wie Granada selbst,
durch enge, gewundene
Straßen und schmale
Gassen
geprägt.
Tatsächlich war die
Alhambra
dichter
urbanisiert als Granada.
Abb. 11 Übersichtsplan der Nasridenpälaste
Palacio de Comares
Der Originalzugang dieses Palastes ist heute, auf Grund der zahlreichen
Veränderungen in mehr als fünf Jahrhunderten, unbekannt. Als Besucher
betritt man den Palast über eine irreführende Ansammlung von Zimmern,
Höfen und Galerien. Der Bau des Palastes wurde von Ismail I. begonnen,
von Yusuf I. fortgeführt und von Mohammed V. im Jahr 1370 vollendet.
Seither diente er als offizieller Sitz des Souveräns. Der Palast wurde
hauptsächlich genutzt, um die Exekutive zu beherbergen, die eng mit der
Verwaltung und der Gerichtsbarkeit verbunden war. Diese beiden
Tätigkeitsbereiche wurden in Höfen durchgeführt, die in einer Reihe zu einer
Zimmerflucht angeordnet wurden.
Der Patio del Cuarto Dorado (Hof des goldenen Zimmers) trennte die
Regierungsbereiche von der Verwaltung. An diesen schloss sich schließlich
der Patio de Comares, auch als Patio de los Arrayanes (Myrtenhof)
bezeichnet, an und bildete den Kern des gesamten Hofkomplexes, in dem
die verschiedenen Verwaltungstätigkeiten ausgeübt wurden. In ihrer Abfolge
bildeten die Höfe einen Paradeweg, der schließlich in der Präsenz des
Sultans gipfelte.
21
Hierfür
wurden
hauptsächlich der Cuarto Dorado
als öffentliches
Gerichtsgebäude und der Salón de
los Embajadores (Saal der
Gesandten) für Audienzen
genutzt. Letzterer war den
privaten
Wohngemächern
des Sultans im Palast
angegliedert. Der Patio del
Cuarto Dorado bildete somit
einen Übergang von den
Abb. 12 Alhambra: Myrtenhof
öffentlichen Nebengebäuden
zum privaten Wohnsitz des Sultans. Die Rechtsprechung war allerdings auf
die königliche Stadt der Alhambra beschränkt. Die Stadt Granada unterhielt
eine eigene Rechtsprechung.
Hierfür wurden hauptsächlich der Cuarto Dorado als
öffentliches
Gerichtsgebäude und der Salón de los Embajadores (Saal der Gesandten)
für Audienzen genutzt. Letzterer war den privaten Wohngemächern des
Sultans im Palast angegliedert. Der Patio del Cuarto Dorado bildete somit
einen Übergang von den öffentlichen Nebengebäuden zum privaten
Wohnsitz des Sultans. Die Rechtsprechung war allerdings auf die
königliche Stadt der Alhambra beschränkt. Die Stadt Granada unterhielt
eine eigene Rechtsprechung.
Der Salón de los Embajadores liegt im Torre de Comares (Comares-Turm),
der staatlichen Anlässen vorbehalten war. Durch seine blauweißen Fliesen
mit den goldenen Verzierungen schimmerte der Fußboden wie Porzellan.
Leider sind an dieser Stelle keine Bodenfliesen mehr erhalten, die in der
arabischen Welt einmalig waren. Auf ihnen war der Name Gottes in
goldenen Arabesken geschrieben. Sie trugen den Wahlspruch der
Dynastie: „Es gibt keinen Sieger außer Gott.“ Diese Fliesen lagen in der
Mitte des Fußbodens und wurden nie betreten. Die Decke im Salon de los
Embajadores ist eine schematische Wiedergabe der sieben
übereinanderliegenden Himmel des islamischen Kosmos, über denen der
Thron Gottes steht.
Den Haupthof umgaben fünf Häuser bzw. in sich abgeschlossene
Wohnungen, der Versorgungstrakt und der Thronsaal. Die Privatgemächer
des Sultans lagen nördlich des Patio de Comares und beinhalteten das
Sommerquartier, den Sala de la Barca, zu ebener Erde, und das
Winterquartier im Turm darüber. Falttüren schlossen den Sala de la Barca,
der auch für Audienzen genutzt wurde, ab und sicherten die Intimität des
Sultans. Der Torre de Comares wurde gleichzeitig auch als Wachturm für
die Gemächer des Sultans genutzt.
Die weit ausgedehnte Wasserfläche des Beckens im Patio de Comares
diente zur Kühlung der angrenzenden Wohngemächer. Heute sind im Hof
nur die Myrtensträucher noch erhalten. früher gediehen hier wie im Patio
de los Leones auch Zitrusbäume.
Die Wohnungen für die vier Frauen des Sultans (die Höchstzahl des
islamischen Rechtes) waren gleichmäßig auf die Ost- und Westseite des
Patios verteilt.
22
Die Südseite blieb der Dienerschaft und den Nebenfrauen vorbehalten.
Jede Wohnung der Frauen bestand aus zwei Stockwerken mit einem
Sommer- und einem Winterquartier.
Auf der nordöstlichen Seite des Patio liegen in einem geräumigen Anbau
unter dem Niveau des Myrtenhofes die Bäder, die wahrscheinlich auf
Ismail I. zurückgehen, Sie waren unverzichtbarer Bestandteil der
islamischen Palastanlagen. Auf Grund des steil abfallenden Geländes
gelangte man vom Myrtenhof aus in das Obergeschoss der Bäder, wo sich
die Empfangs- und Umkleideräume befanden. Über eine Treppe konnte
man in die darunter gelegenen Ruheräume gelangen, von wo aus man in
die eigentlichen Baderäume kam.
Palacio de los Leones (Löwenpalast)
Im Gegensatz zum Palcio de
Comares enthielt der Palacio
de
los
Leones
keinen
Paradeweg. Vielmehr wurde
er durch einen unauffälligen
Gang
von
der
Straße
betreten. Er wurde vermutlich
zwischen den Jahren 1370
und 1380 unter Mohammed
V. erbaut, und ist wohl der
berühmteste
Teil
der
Alhambra.
Die
wichtigen
architektonischen Elemente
sind hier um einen Hof, den
Patio de los Leones, den
Löwenhof
gruppiert,
der
seinen Namen dem mittig im
Hof
stehenden
Brunnen
verdankt.
Zwei
Wasserachsen teilen den
Hof,
der
durch
einen
Arkadengang aus zierlichen
Säulen gesäumt wird, in
annähernd gleiche Teile.
Abb. 13 Alhambra: Löwenhof
Der Grundriss des Palastes
entspricht dem eines von Vitruv empfohlenen römischen Landhauses.
Obwohl der Palast mit Schlafalkoven ausgestattet war, wurde er nicht für
den ständigen Aufenthalt genutzt. Vielmehr handelte es sich hier um ein
„Lustschloss“ mit vier Sälen, die der Unterhaltung sowie der Zerstreuung
und Entspannung dienten. Die vier Säle beginnen jeweils am Ende der
Wasserachsen. Im Osten die Sala de los Reyes (Königssaal) und
gegenüberliegend im Westen die Sala de los Mocárabes (Saal der
Muqarnas). Im Norden und Süden waren es die Sala de los dos Hermanas
(Saal der zwei Schwestern) und die Sala de los Abencerrajes (benannt
nach der gleichnamigen Familie). Während die beiden zuerst genannten
Säle für Feierlichkeiten im Sommer genutzt wurden, waren die beiden
23
anderen wohl musikalischen Soireen vorbehalten, was die akustischen
Decken erklärt. In den Obergeschossen der Säle sind Wachtürme zu
finden, die den Hof überblicken.
Der Hof selbst soll zu islamischen Zeiten ein blühender Garten gewesen
sein, Heute jedoch ist er fast unbepflanzt. Wahrscheinlich gab es hier tiefer
liegende Beete, die von den Wasserachsen aus bewässert wurden. Diese
bilden ein griechisches Kreuz, an deren Ende jeweils ein Wasserbecken zu
finden ist. Zwei Becken sind jeweils in der Mitte der zuletzt genannten Säle
zu finden, die anderen beiden Becken befinden sich jeweils in Pavillons an
der Ost-West-Achse, die den beiden anderen Sälen vorgelagert sind. Auch
diese Säle tragen in den Obergeschossen Wachtürme.
Im Norden und Süden waren
es die Sala de los dos
Hermanas (Saal der zwei
Schwestern) und die Sala de
los Abencerrajes (benannt
nach
der
gleichnamigen
Familie). Während die beiden
zuerst genannten Säle für
Feierlichkeiten im Sommer
genutzt wurden, waren die
beiden
anderen
wohl
musikalischen
Soireen
vorbehalten,
was
die
akustischen Decken erklärt.
In den Obergeschossen der
Säle sind Wachtürme zu
finden,
die
den
Hof
überblicken. Der Hof selbst
soll zu islamischen Zeiten ein
blühender Garten gewesen
sein, Heute jedoch ist er fast
unbepflanzt. Wahrscheinlich
gab es hier tiefer liegende
Beete,
die
von
den
Wasserachsen
aus
bewässert wurden. Diese bilden Abb. 14 Alhambra: Löwenhof
ein
griechisches
Kreuz,
an deren Ende jeweils ein Wasserbecken zu finden ist. Zwei Becken sind
jeweils in der Mitte der zuletzt genannten Säle zu finden, die anderen
beiden Becken befinden sich jeweils in Pavillons an der Ost-West-Achse,
die den beiden anderen Sälen vorgelagert sind. Auch diese Säle tragen in
den Obergeschossen Wachtürme.
Ursprünglich hatte der Palacio de los Leones zwei Terrassen – eine obere
und eine untere. Der Hauptraum – die Sala de los dos Hermanas – ragte in
die untere Terrasse hinein. Er bildete hier einen Säulengang in dem heute
verschwundenen Garten. Von einem Aussichtsturm, den man im
Obergeschoss betrat, konnte der Sultan die Schönheit des Gartens mit der
dahinter liegenden Silhouette der granadinischen Landschaft genießen.
24
Der Palacio de los Leones war durch eine Straße von der Rauda getrennt.
Die Rauda wurde als königliche Begräbnisstätte genutzt und glich ganz
dem Vorbild des Paradieses oder dem Garten Eden, einem Garten aus
Myrten, jedoch ohne Wasser. Es sei erwähnt, dass in der poetischen
Vorstellung der Araber der Anblick eines Tautropfens auf den Pflanzen
über den Gräbern,als Tränen des Himmels für den Begrabenen galten.
Den optischen Höhepunkt des Palacio de los Leones bildet allerdings die
Muqarhas- Kuppel im Saal der zwei Schwestern. Mehr als 5000 Zellen
bilden hier eine Kuppel innerhalb der Kuppel. In der islamischen Welt
Abb.14 Pavillon im Löwenhof bildet sie damit die komplexeste Decke und
somit den Gipfel islamischer Kunst auf der iberischen Halbinsel.
Die Verbindung beider Paläste und dem Palast Karls V.
Der Palacio de Comares und Palacio de los Leones stehen für
unterschiedliche Typen hispanoarabischen „Wohnungsbaus“. Während der
Palacio de Comares in seiner strengen Form die Funktion und Erscheinung
eines Stadthauses hatte, war der Palacio de los Leones vielmehr ein
Landhaus, dem allerdings seine Nebengebäude fehlten, während der
Palcio de Comares formell, feierlich und pompös gestaltet wurde, ganz den
repräsentativen Absichten des Sultanats entsprechend, diente der Palacio
de los Leones mit seiner intimen Atmosphäre der Entspannung.
Im 16. Jahrhundert wurden beide Paläste mit dem Neubau des
Renaissancepalastes Karls V. miteinander verbunden. Ursprünglich waren
sie durch eine schmale Straße mit Brandmauern voneinander getrennt, die
dem Gesinde als Zugang zum Heizkessel der Bäder des Palicio de
Comares dienten. Mit dem Neubau des Renaissancepalastes verschwand
die Straße und wurde in ein unterirdisches Gewölbe umgewandelt. Da in
die Ostwand Öffnungen geschlagen werden mussten, um die Zirkulation zu
verbessern, wurde daraus eine Loggia, die mit dem neugebauten Patio de
Lindarja verbunden war.
Durch das Einsetzen einiger Türen auf der südöstlichen Seite des Palacio
de Comares wurde hier sehr einfach eine Verbindung zum Palacio de los
Leones geschaffen, da beide Paläste an dieser Stelle nur durch eine
Brandmauer getrennt waren. Dem Renaissancepalast musste allerdings
die untere Terrasse des Palacio de los Leones weichen. Der Patio de
Lindarja wurde aus dem Abbruchmaterial des nun nicht mehr benötigten
Gartens und dem Palacio del Convento de San Francisco erbaut. Der
zuletzt genannte Palast fiel übrigens als erster der Zerstörung anheim. Der
Turm des Abu’ l-Haggag nördlich des Patio de Lindarja wurde durch wieder
verwandte Säulen und Abbruchmaterial so eingebettet, dass er als Torre
del Peinador de la Reina (Turm des Ankleidekabinetts der Königin) in
seiner Renaissanceaufmachung praktisch vollkommen verändert wurde.
Das südlichste Fenster auf der Ostseite des Torre de Comares wurde zu
einer Tür umgebaut, die über eine Veranda einerseits zum umgestalteten
Turm und andererseits durch einen neu errichteten Korridor über der
ehemaligen Straße der Heizer zur Renaissancesuite Karls V. führt. Der
Eingang zum Palacio de los Leones wurde durch den Umbau überflüssig
und abgeschafft.
25
Der Partal
Der Partal liegt östlich des
Palacio de los Leones und war
ursprünglich durch Straßen und
Häuser von ihm getrennt. Vom
Partal ist nur noch eines der
ursprünglich vier Seitengebäude
und eine Moschee erhalten
geblieben. Oft wird der Partal
fälschlicherweise
für
ein
Gartenpavillon gehalten und mit
den im Süden und Osten
angrenzenden
Gärten
in
Verbindung
gebracht,
die
allerdings erst im Jahre 1920 aus
der sich mittlerweile gebildeten
Wildnis entstanden waren. Wie
der Palacio de Comares, war
auch der Partal ein Beispiel für
ein Stadthaus wie fast alle
anderen
Gebäude
in
der
königlichen Stadt.
Abb. 15 Matthias, Uta und Katrin in den Partalgärten
Palacio del Conde de Tendilla
Dieser ausgedehnte Palast ist heute nur noch in Fundamenten erhalten
und liegt südöstlich des Partal. Erbaut wurde er während der Herrschaft
Yusuf III. (1407-17). Seinen Namen verdankt er jedoch dem Grafen
Tendilla, der diesen als Wohnsitz nutzte.
1717 wurde der als offizieller Wohnsitz des „Alcante“ (Bürgermeisters) der
Alhambra bezeichnete Palacio von Philipp V. zerstört, als er dieses Amt
abschaffte, und somit der Wohnsitz überflüssig wurde. Ausgelöst wurde
dies durch die Beteiligung des Grafen am spanischen Erbfolgekrieg, bei
der er mit der Verliererseite sympathisiert hatte.
Palacio del Convento de San Francisco
Dieser Palast wurde unter Mohammed III. erbaut, unter Mohammed V.
verändert und ist heute nur noch in spärlichen Resten erhalten. Zu diesen
zählen der Mirador, eine etwa zur Hälfte noch vorhandene Wasserrinne,
die den Hof längs durchläuft und eines von ursprünglich zwei
Hauptgemächern, die jeweils am Ende der Rinne lagen. Im Grundriss
gleicht dieser Palast dem Generalife, der ebenfalls unter Mohammed III.
erbaut worden ist. Während der Generalife eine „Villa rustica“ ist, muss der
Palacio del Convento de San Francisco wie der Palacio de los Leones auf
Grund seines Standortes innerhalb der Mauern der Alhambra als „Villa
urbana“ bezeichnet werden.
26
Die beiden Miradore – der des
Generalife und der des Palacio del
Convent de San Francisco –
standen
einander
gegenüber,
getrennt durch eine Schlucht. Der
Palacio brach allerdings schon ein
Jahr nach der Eroberung in sich
zusammen.
Die beiden angrenzenden Türme auf
der Befestigungsmauer, der Torre
de
la
Cautiva
(Turm
der
Gefangenen) und der Torre de las
Infantas (Turm der Prinzessinnen),
sind Miniaturpaläste aus der Zeit
Yusuf´s I. und Mohammed`s VII.
(1392-1408) in Reihenfolge ihrer
Nennung.
Abb. 16 Ina
Palacio de los Abencerrajes
Der letzte große Palast der Alhambra ist nach der Familie Abencerraje
benannt. Er war um ein ungewöhnlich großes Wasserbecken erbaut
wurden, dass an der Torre de la Contaduria (Kontorturm), heute als Torre
de los Abenncerrajes bezeichnet, lag. Im Jahre 1812 wurde dieser Palast
wie die Puerte de Siete Suelos (Sieben-Boden-Tor) von den Franzosen auf
ihrer Flucht gesprengt. 1957 erlitt er weitere Schäden, als die Ruine als
Steinbruch für die Errichtung eines Parkplatzes am Generalife verwendet
wurde. Die Reste wurden schließlich bei einer Ausgrabung freigelegt und
ließen erkennen, dass es sich um einen Palast mit zwei Sälen gehandelt
haben muss. Vom Grundriss her lässt er sich am ehesten mit dem Palacio
de los Leones vergleichen und bildet somit die dritte „Villa urbana“ in der
königlichen Stadt.
Abgesehen vom Palacio del Conde de Tendilla und des Torre de las
Infantas, entstanden die Paläste alle vor dem Palacio de Comares und
dem Palacio de los Leones. Ebenso wie der Generalife wurden sie im
frühen 14. Jahrhundert erbaut. Eine Ausnahme stellt dabei der Palcio de
los Abencerrajes dar, der bereits im 13. Jahrhundert erbaut wurde.
27
Und so fing unser Alhambratag an:
6:45 Uhr Aufstehen (für Spanien viel zu früh!!!)
7:30 Uhr Aufbruch zur Alhambra
Da es erst ab 8:30 Uhr in der Jugendherberge in Granada Frühstück gab,
wurden wir mit einem sogenannten „Frühstücksbeutel“ abgefertigt. Ganz
ehrlich hat dieses klägliche Etwas die Bezeichnung keineswegs verdient.
Denn er bestand lediglich aus zwei Tetrapacks mit Saft und Schokomilch
sowie ein paar Kekschen (drei oder vier) und ein kleines Stück Kuchen
(oder so etwas ähnliches). Mit diesem "Schmalspurfrühstück" machten wir
uns erst mal auf den Weg zur Bushaltestelle, um nicht den ganzen Weg bis
zur Alhambra laufen zu müssen. Nachdem Uta herausbekommen hatte,
welche die unsrige Richtung sein könnte, kam auch endlich ein Bus – die
Zeit drängte, schließlich mußten unsere Karten zwischen 8:30 Uhr und
9:00 Uhr abgeholt werden. Wie sich später herausstellte sind wir jedoch ein
oder zwei Haltestellen zu weit gefahren, so daß wir den direkten Weg
durch das Renaissancetor Karl V. zum Sabikah-Hügel nicht gefunden
haben und statt dessen der Autobeschilderung folgten, die uns
sprichwörtlich mit der Kirche ums Dorf führte. Nach einem hektischen und
anstrengenden Aufstieg passierten wir schniefend und schnaufend kurz
nach 8:30 den Haupteingang zur Alhambra,. wo wir mit vielen anderen
Touristen auf unseren Eintrittskarten warteten. Kurz nach 9:00 Uhr betraten
wir trotz Zeitbeschränkung die Nasridenpaläste über den Mexuar (den
Ratssaal).
Es gab sofort zwei bleibende Eindrücke:
1. die Schönheit und der Reiz der maurischen Architektur und
2. die unglaublichen Besucherzahlen, die sich von einem Raum in den
nächsten zwängten. So fiel es oft schwer, Architektur und
Raumbildung zu genießen, da man leider viel zu beschäftigt war,
einen günstigen Augenblick abzupassen, um ein gutes Foto zu machen.
Dennoch war es irgendwie unglaublich, das zuvor Gelesene nun wirklich zu
sehen. Allein das Baudekor war erstaunlich. Dies hat ebenso wie die
Verwendung der Wasserbecken, -schalen und -spiele einen nachhaltigen
Eindruck hinterlassen, wobei das Thema Wasser in der Stadt in den
folgenden Tagen immer wieder in neuen und bald vertrauten Formen
auftrat und so sicher für mich die bleibendste Erinnerung der Exkursion
sein wird.
Im Bezug zur Alhambra sei angemerkt, dass es hier die Kombination der
einzelnen Elemente war, die dieses Objekt zu einem Einzigartigen machen,
sowohl aus Sicht der Weltkultur als auch in den Erinnerungen.
Anzumerken bleibt, dass viele Unklarheiten aus den Beschreibungen, die
man vorher gelesen hat, erst durch den Besuch gelöst werden konnten.
Denn es ist doch sehr schwer dieses komplexe Zusammenspiel aus
Bauten und Freiräumen im Text so zu erklären, dass man ohne es einmal
gesehen und erlebt zu haben, adäquat darüber berichten kann.
28
Abb. 17 Anja und Jörn bilden sich
Eine weitere wichtige Erinnerung wird wohl der Blick vom Turm der Winde,
der Alcázar der Alhambra, über die Stadt Granada, die Alhambra, den
Generalife und die dahinterliegenden schneebedeckten Berge der Sierra
Nevada bleiben. In Bezug auf die Gärten in der Alhambra selbst sei
erwähnt, dass sie denen vom Generalife zwar nicht entsprechen konnten,
allerdings waren zumindest die Partalgärten sehr sehenswert und während
des Wartens auf Jakob Kachelmann ein angenehmer Ort zum Verweilen.
Bedauert habe ich allerdings, daß es keine Publikationen über die Gärten
gab, die ja größtenteils erst im 20. Jahrhundert angelegt wurden. An
mancher Stelle wäre es auch schön gewesen, eine Informationstafel
(wohlgemerkt: mehrsprachig) zu finden, wo man sich zum Beispiel über die
Ausgrabung am Palacio de los Abencerrajes hätte informieren können.
Doch bis auf Wegweiser und Namenstafeln war so etwas leider nicht zu
finden. Dies mußte wohl dem Informationssystem mit diesen seltsamen
„Telefonhörern“ weichen.
Im Nachhinein betrachtet, wäre es vielleicht auch besser gewesen, die
Alhambra erst gegen Ende der Exkursion im Programm zu haben, da man
dann schon die vielen anderen Eindrücke aus Córdoba und Sevilla hätte
nutzen können, um die Alhambra selbst aus anderen Blickwinkeln zu
betrachten. Aber vielleicht fährt der eine oder andere ja bald mal wieder
nach Spanien und gönnt sich einen weiteren Besuch der Alhambra, um
neue – andere Eindrücke zu gewinnen. Ich denke, daß man hier öfter
herkommen kann und immer wieder was Neues entdeckt, schließlich
konnten wir auch nicht alles sehen, da es:
1. nicht zugänglich war oder
2. gerade restauriert wurde. “
Matthias Hensel
An dieser Stelle sei noch einmal bemerkt, dass zur Alhambra ein separater
Reader vorliegt!
29
Von der Alhambra ging es dann ohne Unterbrechung zu den Gärten des
Generalife. Da Alhambra und Generalife ziemlich eng beieinander liegen,
wäre uns der Übergang ohne die unvermeidlichen Kartenkontrolleure gar
nicht weiter aufgefallen. So, da waren wir nun in den Gärten des...
El Generalife
Gegenüber der Alhambra und durch eine Schlucht getrennt, liegt auf dem
Hügel Cerro del Sol, der Sonnenhügel, etwas höher als die Alhambra, El
Generalife mit seinem Palast und seinen Gärten, die nirgendwo anders in
Europa zu finden sind. Diese Gartenanlage ist die älteste in Granada und
umfasst sowohl Gebäude als auch wunderschöne Gärten.
El Generalife bedeutet „Garten des Erhabenen“ oder „Garten des
Architekten“. Durch Wortableitungen kann er auch als „Der vornehmste
aller Gärten“ bezeichnet werden. Von den Gärten ist nur wenig
Authentisches erhalten geblieben, denn sie wurden unzähligen
Veränderungen unterworfen. Doch die wenigen verbliebenen maurischen
Elemente bestimmen noch immer sein Ganzes. Auch die nur noch zum
Teil existierenden Gebäude wurden verändert, aber der maurische
Charakter ist erhalten geblieben. Nach der Reconquista wurde der
Generalife nach französischen und italienischen Vorbildern umgestaltet.
Vielerorts wurden die filigranen, feinnervigen Motive islamischer
Gartenkunst durch aufdringlich wirkende Schmuckelemente ersetzt.
Am Ende des 13. Jahrhunderts wurde auf Anordnung Muhamads II. mit
der Errichtung der Anlage begonnen. Im Jahre 1319 wurde sie von König
Abu-l-Walid Ismail (Sultan Ismail I.) fertig gestellt. Vielleicht wurde die
Anlage auch schon früher fertig gestellt, aber in diesem Jahr wurden
Inschriften und Verzierungen an einem Aussichtsturm angebracht.
Der Generalife wurde nicht als prunkvolle Residenz, sondern als ein
einfaches Landhaus oder eine Art Sommerresidenz mit Nutz- und
Lustgartenbereich konzipiert. So bildete er damals den Kernbereich eines
Landgutes oder Gehöftes auf dem Obst, Gemüse und Heilkräuter
angebaut wurden.
El Generalife ist nicht nur ein dekoratives Beiwerk der Alhambra, denn
wenn die Anlage bereits 1319 oder auch früher fertiggestellt wurde, ist sie
älter als die wesentlichen Gebäude der Alhambra.
Älter als die Geschichte der Gartenkunst ist die Bedeutung des Wassers
als lebensspendendes Element und unersetzbare Voraussetzung für die
Bodennutzung durch Pflanzen. Die Hänge des Sonnenhügels erfüllten die
Voraussetzungen
für
Bodenbeschaffenheit
und
–feuchte
zur
Nahrungsmittelproduktion, denn mehrere Quellen haben auf dem Hügel
ihren Ursprung. So entstanden vielleicht die ersten Gärten auf dem
Sonnenhügel. Aber auch die Tatsache, dass der Generalife außerhalb der
befestigten, mauerumschlossenen Anlage der Alhambra erbaut wurde, läßt
darauf schließen, dass er wohl ursprünglich nicht als dauerhafte Anlage
gedacht war, sondern nach und nach angepflanzt wurde, als man mehr
Land zur Nahrungsmittelproduktion benötigte.
Die Mauren terrassierten den Hügel, so dass ebene und gut nutzbare
Gartenflächen entstanden. Heute existieren noch einige Überreste der
Schutzwälle, die das Gelände früher umgaben.
30
Die „acequias“, die Bewässerungskanäle (als offene Kanäle und
unterirdisch geführte Leitungen gebaut) verteilten vier mal so viel Wasser,
wie die Bewässerungssysteme der Alhambra. Das ist wiederum der
Hinweis darauf, dass hier das Wasser zur Bewässerung von Obst und
Gemüse genutzt wurde.
In den Generalifegärten haben die Araber ihr Wissen über den Gartenbau,
das sie im Mittelalter in ganz Europa verbreiteten, angewandt. Dieses
Wissen haben sie erlangt durch Übersetzungen von griechischen,
persischen, ägyptischen, byzantinischen und römischen Texten und bildete
die Grundlage für eigene Abhandlungen über den Gartenbau.
Später siedelte sich die Landwirtschaft außerhalb Granadas an, so dass
erste Umgestaltungen des Generalife stattfanden. Auf den Terrassen, wo
vormals Obst und Gemüse wuchs, entstanden Gärten nach islamischem
Muster mit schönen Gartenanlagen, Treppen, Wasserbecken und Brunnen.
Ursprünglich konnte man den Generalife durch zwei voneinander
unabhängigen Eingängen betreten. Der direkte Zugang erfolgte über einen
bergauf führenden Pfad, der immer noch existiert, aber kaum noch genutzt
wird. Man kam von der Alhambra, ging durch das Tor am Fuße des „Turms
der Berggipfel“, dem Torre de los Picos, überquerte den „Weg der Toten“
(Camino de los Muertos), dann kam man in die Schlucht zwischen den
Hügeln, heute heißt sie „Chinesenhang“ (Cuesta de los Chinos) und betrat
den Generalife auf einer schmalen, mit Kieselsteinen gepflasterten und von
hohen Mauern umschlossenen Gasse. So konnte man schnell die kleine
Sommervilla der Sultane erreichen. Dieser Weg wurde für private Zwecke
vom Sultan oder seinen Frauen benutzt.
Der andere Zugangsweg an der Südseite, als Fuentepena bekannt, wird
heute als der Haupteingang genutzt. Früher existierte dieser Eingang auch
schon, der als Verbindung zur Außenwelt fungierte. Man erreicht den
Generalife von dieser Seite, in dem man den Weg entlang einer
Zypressenallee und Oleanderpromenade folgt, die in den eigentlichen
Garten führen. Die Besucher werden zunächst durch die Gartenbereiche
geführt, die erst im 20. Jahrhundert hinzugefügt wurden. Sie erinnern
entfernt in ihrem Erscheinungsbild an die ursprüngliche Funktion des
Gartens. Obwohl Brunnenschalen und Wasserspiele mit maurischen
Motiven ausgestattet sind, überwiegt der italienische Einfluß. Aber die
Annäherung entspricht dem islamischen Prinzip. Der Besucher sieht die
Silhouette verschachtelter Fassaden und Dächer und nimmt die Terrassen
von unterschiedlicher Höhe war.
Abb. 18 Generalife: Zypressenhecken
31
Durch ein Eingangspatio auf der Nordseite, die Sala Regia, mit dem
prachtvollem Dekor und ihren harmonischen Proportionen, gelangt der
Besucher in die Gärten des Generalife. Die Sala Regia ist eines der
schönsten Nebengebäude der Überreste der königlichen Villa. Am
Eingangspatio sind noch Reste einer schattenspendenden Weinlaube und
eine schmale Treppe vorhanden, die zum „riat“ führt. „Riat“ bedeutet
„mauerumschlossener Garten“. Der Hof ist auch unter dem Namen Patio
de la Ria oder Patio de la Acequia, Patio mit dem Wasserkanal, bekannt.
Dieser Hof ist der wichtigste Teil des Generalife.
Die Proportionen des Gartens sind durch das natürliche Gefälle des
Geländes vorgegeben. Der Raum ist von vier Seiten durch Mauern
umschlossen, von denen drei Gebäude sind. Der Garten weist eine
langgezogene Gestalt auf und ist kreuzförmig gegliedert nach persischen
Vorbildern angelegt worden. Die langgestreckte Gestalt wird durch vier
ebenfalls längliche Beete betont. Den Mittelpunkt bildet die fast fünfzig
Meter lange und gut einen Meter breite „acequia“, ein mit Steinen
eingefaßter Kanal mit fließendem Wasser. Der Bach wird auch Acequia
Real genannt, der die Alhambra mit Wasser versorgt. Ein Weg kreuzt den
Kanal und teilt den Garten in vier Quadrate. Die heute mit Erde gefüllten
Beete waren früher, wie noch im „Cruzero“ von Sevilla zu sehen,
grabenartig geöffnet und mit Blumen geschmückt. Den Kanal, der mit
Wasserspeiern verziert ist, säumen Myrten, Orangenbäume und Lorbeer.
Auf der westlichen Längsseite verläuft ein Arkadengang, in dessen Mitte
sich früher ein rosenberankter Pavillon befand, von dem aus der Sultan
den Garten betrachten konnte. Früher war dieser Patio mit Bäumen,
Sträuchern und Rabatten verschiedenster Blumen bepflanzt, Zypressen
waren zu Bögen gezogen, Orangenbäume und Buchskugeln in Töpfen
säumten den Kanal, der früher auch nicht durch Brunnen unterbrochen
war, sondern den gesamten Hof in einem durchteilte. Heute ist die
Bepflanzung entfernt worden oder vernachlässigt und auf einen
Sommerflor reduziert. Von der einstigen Stimmung ist viel verloren
gegangen.
Abb. 19 Generalife: Hof der Sultanin
32
Das Kernstück des Palastes besteht aus zwei Pavillons, dem nördlichen
und südlichen Arkadengang, die jeweils am Ende des Patio de la Acequia
stehen. Die drei Mittelbögen des südlichen Bauwerks ruhen auf Säulen,
deren Kapitelle Attawriq-Verzierungen aufweisen. Vollständiger und besser
erhalten ist der Nordtrakt, dessen Oberbau nach der Nasridenzeit
entstanden ist. Der untere Teil ist ein kleiner Palast mit einem fünfsäuligen
Portikus, einem Saal mit Fenster-Balkonen und dem üblichen Dekor:
Paneele und Decken mit Arabesken (in der islamischen Kunst verwendete
Rankenornamente), mit Bandwerk-Intarsien und Stalaktiten. Während der
Renaissance und der Romantik wurden die Gärten und die umgebenden
Gebäude stark verändert. Der Gartenraum verlor an Intimität: Der
Arkadengang erhielt Erker und der Pavillon in der Mitte wurde zu einem
Belvedere umgestaltet, der einen Ausblick auf die Alhambra bietet. Der
königliche Pavillon auf der Nordseite des Gartenraumes versah man mit
einer Galerie. Die Bepflanzung ist mehrfach verändert worden. Heute sind
die Beete weniger dicht bepflanzt als noch zu Beginn des 20.
Jahrhunderts, aber die Springbrunnen mit ihren Wasserstrahlen, die im 19.
Jahrhundert in den Kanal eingebaut wurden, stören den ursprünglichen
Frieden des Patio de la Acequia.
An der Ostseite des Patio de la Acequia steht ein Gebäude, das heute
nicht mehr zugänglich ist. Es grenzt an den Hof des benachbarten, etwas
höher gelegenen „Patio de la Sultana“ (Hof der Sultanin) oder auch „Patio
de los Ciprese“ (Zypressenhof) genannt. Auch dieser Garten ist von einer
Mauer umschlossen. Die Gartenanlage wurde im 16. und im 19.
Jahrhundert verändert, so wurden viele Wasserspeier (von der Romantik
inspiriert) neu hinzugefügt. In diesem Garten wachsen große
Orleanderbüsche in heckengerahmten Beetgevierten. Über eine Treppe,
die von den Mauern begrenzt ist, gelangt man auf eine höher gelegene
Terrasse, von der aus der in der Romantik angelegte Gartenbereich seinen
Ausgang nimmt, der stark italienisch geprägt ist. Dieser Teil des Gartens
war bis 1921 im Besitz der Familie Grimaldi. Eine Begründung hierfür war
leider nirgendwo herauszulesen.
Dieser höher gelegene Bereich wird „Jardines Altos“, die „Hohen Gärten“
genannt. Erstaunlicherweise gibt es in diesem Bereich noch ein
Gestaltungselement aus der Nasridenzeit, die Escalera del Agua, die
Wassertreppe, die fast unverändert die Zeit überdauerte. Der Treppenlauf
wird durch mauerumschlossene Podeste in drei Abschnitte eingeteilt. So
kann der Besucher seinen Aufstieg unterbrechen und das
herabplätschernde Wasser beobachten. Den Abschluß der seitlichen
Begrenzungsmauer bilden grüne und türkisfarbene Dachziegel, die als
Kanäle ausgestaltet sind, in denen das Wasser wild hinunterströmt. Die
Escalera del Agua verfügte früher in der Mitte noch über eine Kaskade, die
irgendwann einer „Verbesserungsmaßnahme für die Besucher“ zum Opfer
fiel. Die Wassertreppe ist ein wesentlicher Bestandteil des
Bewässerungssystems des Generalifes. Denn hier am höchsten Punkt des
Gartens hat das gesamte Verteilungsnetz aus Kanälen, unterirdischen
Leitungen, Becken, Bassins, Gräben und Brunnen seinen Ursprung, um
die Höfe im Sommer mit angenehmer Kühle und rauschendem Wasser zu
versorgen. Dies erfolgt mit Pumpen, Regulatoren und Ventilen.
33
Der weitaus größere Teil des Generalifegartens wurde in den 1950er
Jahren von Pietro Moreno, dem für die Alhambra zuständigen
Denkmalpfleger, umgestaltet und als „Jardines Nuevos“ bezeichnet.
Mehrere Terrassenebenen des Gartens wurden zusammengelegt, um für
eine Freilichtbühne Platz zu schaffen. Auf der Bühne finden Granadas
Internationale Musik- und Tanzfestspiele statt. Beim Theater entstanden
Gartenräume in einem pseudo-islamischem Stil mit Zypressenhecken und
romantischen Wasserbecken mit einer Vielfalt von Blumen und Düften. Aus
dem 19. Jahrhundert sind zwei Elemente von beträchtlicher Kunstfertigkeit
erhalten: ein Orleandertunnel (Paseo de las Adelfas) und der Paseo de los
Cipreses, eine Zypressenallee, die im Jahre 1862 anläßlich eines
Staatsbesuches von Königin Isabella II. angelegt wurde.
Ich
betrat
den
Generalife durch die
„Jardines Nuevos“
am Theater. Das
Theater weist eine
interessante
Architektur
und
Gestaltung
auf.
Durch
die
Einsenkung
erscheint es nicht
aufdringlich und der
Generalife an sich
kann wirken.
Abb. 20 Susan,Sylvia, Kathrin, Katja
Die pseudoislamische Gartengestaltung der „Jardines Nuevos“ wirkte auf
mich sehr interessant. Wen wundert es, dass dieser Gartenbereich ein
beliebter Besuchermagnet ist und als Fotokulisse dient. Die geschnittenen
Zypressenhecken stellen „grüne Mauern“ dar und bilden somit eine Art
Irrgarten, der Kühle, Wasser, Schatten und Blumen geschickt miteinander
verbindet. Die Bepflanzung besteht in diesem Gartenteil aus
verschiedenartigen und duftenden Rosen und vor allem vielen Einjährigen,
wie z.B. Tagetes. Auf den Wasserflächen der Becken können Teichrosen
ihre volle Pracht entfalten. Bei der Bepflanzung vermißt man die
einheimischen Arten, wie Lavandula oder Salvia. Es ist unverständlich,
warum ein einjähriger Sommerflor verwendet wird, wenn man bedenkt, wie
hoch der Wasserverbrauch ist und wie „heimatlich“ es wirkt.
Die eigentliche Palastanlage des Generalife konnte nicht betreten werden,
da der Patio de la Acequia momentan saniert wird. Von dieser Sanierung
sind sowohl die Gebäude als auch der Gartenbereich selber betroffen. Bei
einem Blick über die Absperrung ergab sich mir ein grausames Bild vom
Gartenbereich. Eine Bepflanzung war nicht mehr vorhanden und das
Wasserbecken führte kein Wasser. Da der Generalife schon mehrmals
saniert wurde und noch mehrmals saniert wird, ist die Vermutung nahe,
dass von der ursprünglichen Bepflanzung so gut wie nichts mehr
vorhanden ist und auch nicht mehr geplant wird.
34
Der Patio de la Sultana stellt ein Ort der Ruhe und Kühle dar, der durch
eine efeuberankte Mauer und lautem Wasserplätschern gekennzeichnet
ist. Von der einstigen Größe der Zypresse zeugt heute nur noch ein
Baumstumpf. Die Wassertreppe in den „Jardines Altos“ läßt nur schwer
erahnen, wie sie zu Nasridenzeiten aussah. Von den türkisen und grünen
Kacheln ist so gut wie nichts mehr vorhanden. Beim Betreten der Treppen
lauscht der Besucher dem Plätschern des Wassers und dem
Vogelgezwitscher und gelangt von dort in einen ebenfalls höhergelegenen
kleinen Gartenbereich.
Den Generalife verließ ich durch den Orleandertunnel, der wiederum den
Besucher mit Kühle „überrascht“ und bei seinem Durchschreiten an sein
Alter erinnert. Abschließend folgte ich der Zypressenallee, die auf mich wie
ein mystischer Ort durch ihr Licht- und Schattenspiel wirkte.
Katja Siebert
Worte zum Tag aus unserem Reisetagebuch:
„Wir haben Plattfüße, miefende Socken und einen schönen Abend hinter
uns. Eigentlich kann man „schön“ auf den ganzen Tag ausdehnen:
Vormittags, bzw. bis zur Siesta, wurde die Alhambra unsicher gemacht.
(Der Aufstieg dahin war übrigens eine Herausforderung für Nicht –
Landespfleger)
-
viel natursteinfarbene Architektur
-
sogar für Architekten sehr interessante Gärten
in der Fassade sitzende Spatzen
andauernd – vor – die Linse – springende – echt – lästige – Geduld –
fordernde – Touris
die Maoams von Jörn waren echt lecker, Pech für Jörn
-
Mittags gab´s dann nach langem Hin und Her keine Paella, sondern
Nudeln in allen möglichen Variationen.
Besuch der Kathedrale – haben Engagement gezeigt ☺
Gott, war das kalt drinnen...“ Katrin
„Erste Blasen haben sich gebildet!“ (an den Füßen)
35
26.04.2002
Granada – Córdoba
So, jetzt hatten wir das wichtigste von Granada gesehen – die Alhambra.
Nun konnten wir auf dem schnellsten Weg nach Córdoba aufbrechen, bei
schönstem Sommerwetter. Nach ein paar Stunden Fahrt kam dann auch
Córdoba in Sicht. Da unsere Jugendherberge zentral in der Nähe der
Mezquita liegen sollte, stürzten wir uns auch gleich mitten hinein....
Nun ja, die Mezquita fanden wir – wir machten auch gleich mit einigen
Gassen der Juderia engste Bekanntschaft ...
Unsere Jugendherberge fanden wir für´s erste nicht! Wie auch, man konnte
sie nur zu Fuß erreichen, aber zentral lag sie – die Jugendherberge !!!
Nachdem wir dieses Problem gelöst hatten, stand das nächste an – wo
lassen wir unsere Busse? Parkplätze waren jedenfalls Mangelware hier.
Nach der x-ten Runde im innerstädtischen Kreisverkehr (manche sind ihn
bestimmt noch im Schlaf weitergefahren), entschieden wir uns, erst einmal
den nächsten Programmpunkt abzuarbeiten. So begaben wir uns auf den
Weg zur ...
Medina Azahara
Ctra. De Palma del Rio, Km.8
Eintritt frei (Gruppe!)
Die Medina liegt im
NW Córdobas, auf
den
orgelagerten
Hügeln der Sierra
Morena über dem
Rio Guadalquivir.
Aufgrund
ihrer
Lage
an
den
Berghängen
herrschte vor allem
im Sommer ein angenehmeres Klima
als in Córdoba.
Abb. 21 Blich über die Medina
So beschloß Kalif Abd ar-Rahman III 936 hier eine Stadt anzulegen, die
das Kalifat Abbasiden und Bagdad an Schönheit und Macht weit
übertreffen sollte.
Eine wichtige Voraussetzung für den Bau war, dass Abd ar-Rahman seine
Macht in Córdoba gesichert hatte, und er damit die Möglichkeit besaß, sich
anderen Dingen zu widmen als der Kriegsführung. Es war die eigentliche
Blütezeit seines Kalifats, zu der er die Stadt erbauen ließ. Es geschah auch
zu Ehren seiner Lieblingsfrau Azahara, nach der die Stadt benannt wurde
(azahara aus dem arab. „die Blume“).
36
Die Bauarbeiten wurden von Abd ar-Rahmans Sohn Al Hakem II. geleitet.
10000 Arbeiter waren damit beschäftigt, die erlesensten Materialien zu
verbauen – roter, blauer und weißer Marmor, Ebenholz, Elfenbein, Gold....
aber natürlich wurden auch Kalkstein und Ziegel benötigt.
Die Anlage und Gestaltung von Gärten befand sich zu jener Zeit auf dem
Höhepunkt des wissenschaftlichen Interesses. Pflanzeneinführungen aus
dem Osten verhalfen den Gärten zu nie dagewesener Schönheit.
Schon nach ca. 25 Jahren war die Stadt vollendet und bot 30000
Menschen Platz. Deren größter Teil gehörte zum Hofstaat des Kalifen.
Leider währte diese Pracht nicht lang. Bereits 1010 wurde die Stadt von
Berbertruppen überfallen und dem Erdboden gleichgemacht. Die Berber
empfanden den Prunk der Medina Azahara als gotteslästerlich. Der
Untergang der Medina Azahara läutete auch den Untergang
der
Omajaden- Herrschaft ein. Später dienten die Ruinen der Stadt einem
benachbarten Kloster San Jeronimo als Steinbruch.
Erst Anfang des 20. Jh.
erwachte wieder das
Interesse an der Medina
Azahara. Man begann
mit Ausgrabungen und
versuchte
die
ehemaligen Gebäude wieder
aufzubauen, was an
einigen Stellen ganz gut
gelungen
ist.
Doch
aufgrund der Größe (ca.
110 ha) ist bis jetzt nur
ein kleiner Teil freigelegt
worden, welcher jedoch
detailgetreue Grundrisse
der damaligen Stadt
liefert.
1923 wurde die Medina
Azahara zum Nationaldenkmal erklärt.
Abb. 22 Dietmar und Andrea
Dieses wollten wir nun betreten, aber nicht ohne vorher darüber belehrt
worden zu sein, dass Essen oder Rauchen strengstens untersagt sind.
Da der Eingang am höchsten Punkt der Stadt gelegen ist, konnten wir uns
gleich einen Überblick verschaffen. Leider hielt dieser nicht ganz, was er
versprochen hatte. Große Teile der ehemaligen Stadt waren nicht
zugänglich und dazu gehörte leider auch der Garten. Aber das sah man
erst, als man wieder mal an ein Verbotsschild gelangte.
So machten wir uns frohen Mutes auf den Weg, die Stadt zu erkunden.
Dieser führte vorbei an den Resten von Wohnhäusern, brachte uns dann
zum Haus der Wesire und von dort durch eine Säulengangarkade, die einst
den Zugang zum Alcazar bildete, zur Moschee.
37
Diese lag vor den Stadtmauern und
war durch ihre Ausrichtung nach
Mekka gut auszumachen. Von hier
konnte man entlang des Gartens bis
an das derzeitige Ende der Stadt
gelangen. Wer dachte, hier in den
Garten selbst gelangen zu können,
wurde enttäuscht. Also machte man
sich wieder auf den Rückweg und so
gelangten
wir
zum
Saal
der
Botschafter, dem Dar al Mulk, auch
Salon Abd ar-Rahmans oder ´Salón
rico´ genannt. Wie an so vielen, wurde
auch an diesem Gebäude gerade
gebaut. Trat man vor seine Tore,
konnte man noch einmal einen Blick
über den Garten erhaschen und den
Gartenpavillion
des
Kalifen
begutachten.
Abb. 23 Medina Azahara: Treppe eines Wohnhauses
Nun blieb uns aber nur noch der Weg zurück zum Eingang, da der
gesamte westliche Sektor, der auch das Königshaus beherbergt, wegen
Restaurierungsarbeiten für Besucher nicht zugänglich war. Zum Schluss
genossen wir den Blick über die Stadt, und während wir auf die letzten
warteten (zu diesen gehörte wie so oft Jakob), konnten wir einen Blick auf
die kleine Ausstellung zur Geschichte der Stadt werfen.
Ina Conrad
Bald verließen wir die Hügel der Sierra Morena, um uns wieder nach
Córdoba zu begeben und dort endlich unsere Jugendherberge, die für
einige Tage unser zu Hause sein sollte, zu beziehen. Ihre Lage hatten wir
ja schon ausfindig gemacht, aber wo es einen Parkplatz für unsere Busse
geben könnte, wussten wir immer noch nicht.
Die Suche nach einem solchen, sollte die Suche nach einem passenden
Restaurant für unser Abendessen einleiten.
Worte zum Tag aus unserem Reisetagebuch:
„Stichwort des Tages: Parkplatz(suche), Jesus, welche Temperaturen, und
wir nur auf PP-Suche. Schlechte Infrastruktur würde der Stadtplaner
sagen, aber egal gegen 9.00 Uhr Abends hatten wir das Problem doch
endlich mal lösen können. Unsere süßen Kleinbusse stehen jetzt am
Bahnhof. Na hoffentlich tun sie das auch noch morgen und übermorgen.
Danach schlenderten wir zurück in Richtung Juderia, hielten an einem
Restaurant, um unseren Hunger zu stillen.“ Anja
„Zum Glück hatten Didi + ich (Andrea) bei der PP-Suche den Corsa wegen der Klimaanlage!!! Wider Erwarten ist Didi auch bei der 4,5,6...
Runde in der Stadt (sprich Kreisverkehr) relativ ruhig geblieben. Der
Steinhaufen (Damit ist wohl die Medina gemeint) war eine willkommene
Abwechslung an diesem Tag“ Andrea
38
27.04.2002
Córdoba
Da der Alcazar von Córdoba erst 10.30 Uhr seine Pforten für die Besucher
öffnete und unsere Projektleiter eifrig ihre Reiseführer studiert hatten, stand
für diesen Morgen eine spontane Programmänderung auf dem Plan. Ein
Besuch im...
Palacio de Viana
Plaza de Don Gome, 2
Preis: 2,50€
Mitten in Córdoba, etwas
abseits
des
Zentrums,
befindet
sich
dieses
„Museum der Patios“.
Eigentlich stand er ja gar
nicht
auf
unserem
Programm, aber diese kleine
Änderung erwies sich als
äußerst
angenehme
Überraschung.
Nachdem wir uns durch das
Gassengewirr
um
den
Palacio gekämpft hatten (bei
dem sich mal der eine und
mal die andere im Karten
lesen versuchte), gelangten
wir wohlbehalten dort an und
waren
schon
vom
Empfangspatio beeindruckt.
Abb. 24 Übersichtsplan Palacio de Viana
Das sollte sich auch in den 11 weiteren Patios und einem Garten, die
dieses Herrenhaus beherbergte, nicht ändern.
Die Gebäude wurden vorwiegend im 16. Jahrhundert errichtet, und 1980
für Besucher freigegeben.
Jeder der aneinander gereihten Gartenhöfe besitzt einen eigenen,
faszinierenden Charakter. Die Elemente Kübelpflanzen, Springbrunnen,
Parterres, Kieselmosaiks, Kletterpflanzen, Orangenbäume wiederholen
sich und sind trotzdem immer wieder neu. Vor allem die vielen
Springbrunnen und Wasserbecken verbreiten ein herrliches Gefühl der
Ruhe und Gelassenheit.
Die schönsten Orte waren neben dem Empfangspatio der Brunnen- und
der Säulenpatio.
39
Der Empfangspatio:
Es ist der Haupthof, der sich hinter dem Eingangstor im Renaissancestil
auftut. Der ihn umgebende Säulengang hebt den herrschaftlichen
Charakter hervor. Die steinernen Säulen, die halbrunden Bögen, die
getünchten Wände, in denen sich blaue Fenster in der ersten Etage
öffnen, und der mit Kieselsteinen ausgelegte Boden bilden mit den ihn
schmückenden Pflanzen ein harmonisches Ganzes. Eine neue, junge
Palme hat ihren Standplatz in der Mitte des Areals. Kletterpflanzen wie
Blauer Dost, Bougainvillea und Rosen der Sorte Pitimini ranken an den
Säulen empor und der Duft des Nachschattens erfüllt die Frühlingsnächte.
In der Nähe des Eingangs kündigen verschiedene Inschriften auf Fliesen
von königlichen Besuchen.
Abb. 25 Palacio de Viana: Empfangspatio
Der Empfangspatio:
Es ist der Haupthof, der sich hinter dem Eingangstor im Renaissancestil
auftut. Der ihn umgebende Säulengang hebt den herrschaftlichen
Charakter hervor. Die steinernen Säulen, die halbrunden Bögen, die
getünchten Wände, in denen sich blaue Fenster in der ersten Etage
öffnen, und der mit Kieselsteinen ausgelegte Boden bilden mit den ihn
schmückenden Pflanzen ein harmonisches Ganzes. Eine neue, junge
Palme hat ihren Standplatz in der Mitte des Areals. Kletterpflanzen wie
Blauer Dost, Bougainvillea und Rosen der Sorte Pitimini ranken an den
Säulen empor und der Duft des Nachschattens erfüllt die Frühlingsnächte.
In der Nähe des Eingangs kündigen verschiedene Inschriften auf Fliesen
von königlichen Besuchen.
40
Der Brunnenpatio:
Ein Brunnen in der Mitte des Hofes gibt
ihm den Namen. Er befindet sich genau
auf einem unterirdischen Flüsschen, was
die immer gleichbleibende Wassermenge
erklärt. Dieses wird auch zum Bewässern
der
Gärten
und
Springbrunnen
verwendet. Im Brunnen fand man
arabische
Schöpfeimer,
die
wahrscheinlich von einem
dort
befindlichen Wasserrad stammten.
Der Säulenpatio:
Er ist vor einigen Jahren gebaut worden, Abb. 26 Steffi im Brunnenpatio
um dem Palast eine große Fläche für
musikalische
und
gesellschaftliche
Abende zu geben. Augenmerk sind zwei
Säulengänge. Der vom Eingang links
gelegene eröffnet sogar durch vergitterte
Fenster Einblicke in den angrenzenden
Ziergarten. Über dem Vordach, das die
erhöhte Dachfläche wie eine Bühne am
Ende abschließt, sieht man den
Glockenturm der nahen Kirche San
Augustín. Der Boden ist kunstvoll mit
Kieselsteinen ausgelegt. In der Mitte
befindet
ein
langgezogener
Springbrunnen nach granadiner Vorbild.
Rosensträucher, Efeu und andere
Kletterpflanzen
überwuchern
die
Mauern.
Gerade
diesen
Ort
Abb. 27 Palacio de Viana: Säöulenpatio
empfanden wir als atemberaubend in
seiner Wirkung. Das lange Wasserbecken mit seinem Geplätscher, das in
Tontrögen blühende Silberblatt, das strahlende Sonnenlicht und das tolle
Kieselpflaster verbreiteten eine phantastische Atmosphäre und
bezauberten die Sinne. Anderweitig faszinierend erschien uns die
Handhabung der Bewässerung. Typisch wohlgeformte spanische Señore
mit Zigarillos im Mundwinkel liefen mit unaufhörlich Wasser spuckenden
Schläuchen durch die Gegend und ertränkten sowohl Pflanzen als auch
Wände und Fußböden (für die, die nicht dabei waren, die diesen göttlichen
Anblick versäumten: an den Wänden hingen etliche Töpfchen mit
Pflänzlein, auf die nur so ungefähr der Wasserstrahl gezielt wurde und
daraufhin ca. 80% des erfrischenden
Nass die Wände wieder
ungenutzt hinab floss, um sich auf dem Boden zur Verdunstung breit zu
machen).
Doch leider war es uns nicht vergönnt, diese spanische
Bewässerungstechnik etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, da unser
enger Zeitplan noch weitere Sehenswürdigkeiten für uns bereit hielt.
Anja & Ina
41
So wendeten wir uns gegen Mittag wieder unserem eigentlichen Programm
zu, dem...
Alcázar de los Reyes Cristianos
„Der Palast der Christlichen Könige“ befindet sich im Zentrum von
Córdoba, unweit des Flusses Guadalquivir. Mit dem Bau des Alcazar
wurde im Jahr 1328 unter der Herrschaft von Alfonso dem XI begonnen.
Seit dieser Zeit diente der Palast gelegentlich als Sitz der spanischen
Könige.
Im Garten des Alcazar soll Columbus die Absprachen getroffen haben, die
dann zur Entdeckung Amerikas führten.
Im Zeitraum von 1482 bis 1821 beherbergte das Gebäude das
Inquisitionstribunal. Seit 1951 befindet sich die Anlage im Besitz der Stadt
Córdoba, die hier ein Museum einrichtete.
Der Alcazar wurde auf einem trapezförmigen Grundriss errichtet, an
dessen Ecken jeweils ein Turm steht, mit Ausnahme des Torre de la Vela,
der im 19. Jahrhundert zerstört wurde. Die heute noch bestehenden Türme
besitzen jeweils eine andere Grundform. Der Torre del Rio besitzt einen
kreisförmigen und der Torre del Homenaje einen oktagonalen Grundriss.
Der heute als Eingang dienende Torre de los Leones (Löwenturm) wurde
auf einer rechteckigen Grundfläche errichtet.
Abb. 28 Alcazar: Wasserbecken
Durch diesen betritt man den Alcazar und kann von hier aus direkt in den
Garten gehen. Es besteht aber auch die Möglichkeit über den Innenhof des
Palastes in den Garten zu gelangen.
42
Vom Löwenturm kommend und an den oberen Bassins stehend, bietet sich
ein erster Überblick über die Anlage des Gartens. Die oberen Becken, im
Spanischen Albercas genannt, befinden sich auf der am höchsten
gelegenen Ebene des terrassenförmig aufgebauten Gartens, der sich in
mehrere verschiedene Teilräume gliedert, welche zum Teil auf
unterschiedlichen Höhenniveaus liegen.
(1) Von der höchsten Ebene gelangt man in den schattigen Teil des
Gartens oder aber in den unteren, reich mit Stauden ausgestatteten,
Gartenteil. Hier im oberen Bereich des Garten ist besonders die Sicht
auf die Gesamtanlage zu erwähnen.
(2) Dieser Teil des Gartens stellt eine Verbindung zwischen dem durch
unterschiedliche Höhenniveaus unterteilten Eingangsbereich sowie
dem eigentlichen Garten dar.
(3) In diesem Bereich befinden sich die Wasserbecken, die auf beiden
Seiten mit Orangenbäumen bestanden sind. In den Bassins wachsen
verschiedene Wasserpflanzen. Der Hintergrund wird durch
geschnittene Zypressen bestimmt.
(4) Die Beete liegen in einem eher schattigen Teil des Garten, da hier auf
beiden Seiten der Beetanlage Orangenbäume stehen.
(5) Diese Anlage bildet den Abschluss des Gartens in Richtung der
Wasserbecken. Die Beete mit ihrer Einfassung aus geschnittenen
Zypressen liegen quer zu den anderen Pflanzungen und stehen zu
diesem im Kontrast.
(6) Das ist der mit Abstand farbenfroheste und blütenreichste Teil des
Gartens, die Beete sind geometrisch angelegt und werden von
Buchsbaumhecken umrandet. Viele farbkräftige Sommerblumen
werden zur Beetbepflanzung verwendet.
(7) Der zum Entspannen geeignetste Teil des Gartens befindet sich direkt
an der Mauer des Alcazar. Er zeichnet sich durch die geschlossene
Decke der Kronen der Orangenbäume aus. Hier ist es auch an sehr
heißen Tagen gut auszuhalten. Die Wege führen entlang
geschwungener Buchshecken und laufen auf einen kleinen „Platz“ zu,
der in seiner Mitte einen Brunnen beherbergt. Dieser „Innenhof“
entspricht am ehesten dem Vorbild eines maurischen Gartens. In
diesem Teil des Garten sieht man auch das typische
Bewässerungssystem, das prägend für die Gärten im maurischen Stil
ist.
43
Abb. 29 Übersichtsplan: Alcazar
Die Bewässerung des Gartens erfolgte seit seiner Anlage ca. 1328 über
ein sich am Guadalquivir befindliches hölzernes Wasserrad, an dem zum
Befördern des Wassers Tonkrüge angebracht waren. Das Wasser wurde
damit in die oberen Wasserbecken gefördert und bei Bedarf in die Beete
im unteren Teil des Gartens geleitet. Die Wasserförderung mittels des
Wasserrades wurde jedoch schon während der Herrschaft von Isabell und
Ferdinand eingestellt.
Dietmar Triebel
Mit
dem Besuch des
Alcázars war der Vormittag
beendet und wir konnten
uns eine wohlverdiente
Siesta gönnen - zwei
Programmpunkte an einem
Vormittag bieten genug
Stoff zum Verarbeiten.
Der
Alcázar
schnitt
natürlich etwas schlecht ab
nach dem Besuch des
Palacio de Viana. Lediglich Abb. 30 Hibiscusblüte
der
Blick
über
die
Wasserbecken und der etwas intimere Teil des Gartens wirkten
interessant, während dessen der größte Teil des Gartens mit eher
langweiligen Rosenpflanzungen versehen war, die nicht gerade zum
Verweilen einluden. Vielleicht ist der Garten auch eher in Erinnerung der
großen Ereignisse, die er einleitete, gestaltet wurden, woran ja auch ein
Denkmal im Garten selbst erinnert.
Nach einem mehr oder weniger üppigen Mittagsmahl hatten wir etwas Zeit
für eine Siesta. Dann hörten wir Jörns Referat über Córdoba und seine
Geschichte. Dies geschah noch in der gepflegten Atmosphäre unserer
Jugendherberge. Danach begaben wir uns gut ausgeruht auf den kurzen
Weg zur Mezquita, deren Besuch bei allen bleibende Eindrücke
hinterlassen hat.
44
Córdoba - Schauplatz der Weltkulturen
Córdoba gehört zu der autonomen Region Andalusien und ist die
Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Die Stadt gehört zum touristischen
Dreieck Sevilla, Córdoba, Granada.
Als „Stadt der Kalifen“ wird sie gerne bezeichnet, anspielend auf die
Blütezeit Córdobas, als sie für zweieinhalb Jahrhunderte die unumstrittene
Metropole des maurischen Spaniens, ja des gesamten westlichen
Mittelmeerraumes war. Dieses arabische Erbe scheint in der Wesensart
der Bewohner immer noch durchzuschimmern: Gelten die Granadiner als
ziemlich aufbrausend und die Sevillaner fast schon als übertrieben
theatralisch, werden den Cordobesen Attribute wie „aristokratisch“, „auf
Etikette bedacht“ und „still“ zugeschrieben - Eigenschaften, die wohl auch
auf die arabischen Herrscher während des Emirats bzw. Kalifats von
Córdoba zutrafen.
(Auf unsere Erfahrungen, die wir
mit den Cordobesen gemacht
haben, treffen die oben genannten
Attribute nicht zu. Die Cordobesen
wirken
weder
„aristokratisch“
arrogant, noch halten sie ihre
Nasen besonders hoch in die
Luft. Auch als „still“ kann man sie
nicht bezeichnen, sie sind wie alle
Spanier sehr lebhaft und reden
gerne und laut, zu meinem
persönlichen Erstaunen reden die
streng gläubigen Andalusier sogar
in ihren Kirchen sehr laut, obwohl
Kirchen eigentlich Orte der Ruhe
sind. Oder sie sind doch still, wie
laut müssen dann aber die
anderen Spanier sein? Das was
man den Cordobesen, allgemein
den Andalusiern, zugestehen
Abb. 31 Cordoba: Patio
kann, ist ein nicht minder
ausgeprägter Stolz, den sie auch zeigen. Eine stolze Cordobesin durften
wir in Form einer Kellnerin in einem Restaurant erleben, die uns unsere
leicht ungezwungene Gruppenatmosphäre so stark übelnahm, dass sie uns
mit einer fast schon majestätisch-stolzen Nichtachtung bestrafte.)
Auch die in Córdoba besonders gepflegte Patio-Kultur, die liebevolle
Ausgestaltung der Innenhöfe mit schmiedeeisernen Gittern, AzulejoVerkleidungen, Wandschmuck und unzähligen Blumentöpfen, wurzeln tief
in arabischen Traditionen. Das Bemühen der Bewohner, ihren Patio in ein
farbenfrohes Blütenmeer zu verwandeln, wird jedes Jahr im Mai in einem
eigenen Wettbewerb, dem „Concurso de los Patios Cordobeses“,
zumindest für die Gewinner, reich honoriert. Nach dem Festival ist es mit
der Sitte, jeden Besucher ins „Wohnzimmer im Freien“ einzulassen, aber
wieder vorbei, und die vergitterten Eingangstore zur Straße schließen sich.
45
Abb. 32 Cordoba: Patio
Das
durch
Schattenwurf,
Springbrunnen
und
reichlich
Pflanzenbewuchs
stets
etwas
kühlere Mikroklima innerhalb des
Patios wird für den Aufenthalt
während der sommerlichen Hitze
gern genutzt. (Patios gab es wirklich
genug in der Stadt, in fast jeder
Straße der Altstadt gab es mehrere
Patios, die man sich, auch wenn
hinter einem Gitter verborgen,
ansehen konnte, wovon vor allem
Jakob regen Gebrauch machte. Man
fragte sich bei diesen schönen und
doch
so
einfachen
Innenhofgestaltungen, warum das in
Deutschland nicht funktioniert. In
Andalusien
ist
der
Innenhof
Lebensbereich, in Deutschland der
Ort für die Mülltonnen. Schade.)
Auch die lokale Küche hat noch viele Anklänge an die arabische Zeit. Zu
den lokalen Spezialitäten gehört der Salmorejo, eine Tomatenkaltschale,
dickflüssig und meist mit Ei und Schinken. Eine Besonderheit ist auch der
perol, so benannt nach einem tiefen Topf, in dem nach Art einer Paella
Reis mit verschiedenem Gemüse und ein wenig Fleisch gekocht wird. Eine
beliebte kleinere Mahlzeit ist der flamenquin, in dem Fleisch, Schinken und
Käse zu einem wurstähnlichen Gebilde zusammengerollt und dann paniert
wird. Eine noch ins 16. Jh. zurückgehende Spezialität ist der rabo de toro
(Stierschwanz). Damals entstanden Metzgereien, die das Fleisch der bei
den Kämpfen ums Leben gekommenen Stiere weiter verwendeten - der
Schwanz gilt als das schmackhafteste Stück. Viele Süßspeisen stammen
noch aus mittelalterlicher Tradition, so z.B. der pastel judio
("Judengebäck"), das aus dem cabello dei angel (süßes Kürbismark)
hergestellt wird. Den Arabern verdanken die Cordobesen die pestinos, in
Honig getauchtes Ölgebäck. (Persönlich war ich ein wenig enttäuscht von
der Küche in Andalusien. Ich bin mit riesigen Erwartungen, vor allem
hinsichtlich einer richtigen spanischen Paella, die ich mir gönnen wollte,
nach Andalusien gereist. Ich esse unheimlich gerne Paella aus der Tüte
von Frostas [keine Schleichwerbung], und wenn die schon sehr lecker
schmeckt, wie muss dann erst die frisch zubereitete Paella in Spanien
schmecken. Ich wurde jedoch enttäuscht, zwei mal habe ich es probiert.
Die erste war eine vegetarische in Granada, furchtbar, die zweite war eine
normale in Córdoba, auch enttäuschend. Dann muss ich eben bei der
Frosttütenpaella bleiben.)
Auf nur 120 Meter Höhe gelegen und weit entfernt von kühlenden
Seebrisen, kann Córdoba zusammen mit Sevilla und Jaen die höchsten
Sommertemperaturen aller Provinzhauptstädte vorweisen. Werte um 48
Grad sind keine Seltenheit. Die Winter in der Stadt sind angenehm mild.
46
Córdoba liegt am Ufer des
großen arabischen Flusses
Guadalquivir. Der altehrwürdige
Fluss durchquert die Provinz
von Osten nach Westen und
teilt
sie
in
zwei sehr
unterschiedliche Landschaftsbereiche auf: Im Norden das
Gebirge Sierra Morena und im
Süden die Campiña, das offene
Anbauland. Die Sierra Morena
ragt schützend hinter der Stadt
Córdoba auf. Die Campiña, mit
ihren
Olivenhainen,
Wein-
Abb. 33 Cordoba: Guadalquivir
bergen, Obst- und Gemüsegärten und unzähligen Hügeln, ist bezeichnend
für die Landschaft Córdobas.
In den heißen Sommern flüchten die Bewohner bevorzugt in die
bewaldeten Hügel der nahe gelegenen Serrania de Córdoba zum
traditionellen perol, einer recht aufwendigen Variante des Picknicks.
Nördlich des Zentrums durchquert man die Vororte der betuchten
Gesellschaft. Ein ganz anderes Bild bekommt man in den südlichen
Außenbezirken an der Ausfallstraße Richtung Granada: hastig
hochgezogene Wohnblocks für die weniger betuchten Cordobesen. Auch in
der Innenstadt sind die Gegensätze deutlich spürbar: Hier die sorgfältig
gepflegten Touristenmeilen in der westlichen Altstadt, dort unübersehbarer
Verfall und Vernachlässigung in den östlichen Bereichen. Segen und Fluch
zugleich ist der beständig wachsende Strom der Besucher, insbesondere
ausländischer Touristen, für die Córdoba zum "Pflichtprogramm" gehört.
So ist der erste Eindruck von der Stadt während der Saison
möglicherweise eher ernüchternd: Endlose Blechlawinen und schiebende
Touristenmassen.
(ja, das war schön, unsere sehr zahlreichen
Ehrenrunden mit dem Bus um diesen lauten großen 10 spurigen
verkehrsreichen Platz am Rande der Altstadt, herrlich, oder unsere lange
Suche nach der Jugendherberge von Córdoba, die irgendwo in der Altstadt
lag, und das alles mit den Bussen und dem Corsa, die Straßen oder
Gassen wurden immer enger, und wir mittendrin. Man muss aber sagen,
so chaotisch und laut wie der Verkehr in Córdoba, Granada oder Sevilla
auch war oder uns schien, so chaotisch war er gar nicht. Ich habe mich als
Fahrer immer sehr sicher gefühlt, und obwohl die Spanier einfach mal so
die Spur wechseln ohne Blinker, ständig Motorroller um Dich herumwuseln,
hat man aber trotzdem das Gefühl, das dem alles ein ordnendes System
zugrunde liegt und die Spanier alles mit Rücksicht machen.)
Doch schon etwas abseits der touristischen Brennpunkte oder wenn die
hereinbrechende Dämmerung den Trubel schlagartig abebben lässt,
vermittelt ein Spaziergang durch das Gewirr der schmalen, gewundenen
Gassen immer noch den Zauber der ehemaligen Kalifenstadt. Und wenn
man erst einmal voller Erstaunen inmitten der schier endlosen Mezquita
steht, wird man der Stadt gerne zugestehen, dass sie in die Reihe der
"Großen Drei" (Sevilla, Granada, Córdoba) gehört.
47
Weniger bemerkenswert ist hingegen das sehr ruhige Nachtleben in
Córdoba, das sich in erster Linie auf den Besuch der typisch
cordobesischen Institution der Taberna beschränkt, wo man in geselliger
Runde ein Glas Montilla und einen Imbiss zu sich nimmt.
Menschengruppen, die wie in Sevilla und Granada von einer Bar zur
nächsten ziehen, wird man kaum finden.
(Diese Behauptung können
wir nur bestätigen, nach
1.00 Uhr nachts war in der
Innenstadt nichts mehr los,
alle
Kneipen
und
Restaurants
geschlossen,
die Straßen der Altstadt wie
leergefegt. An den drei
Abenden, die wir in Córdoba
verbracht haben, waren wir
immer in der selben Kneipe,
nicht weil wir nicht wo
anders hinwollten, es gab
einfach keine Alternativen.
Das hatte natürlich auch
sein Gutes, der Wirt kannte
uns schon nach dem
zweiten Mal, aber das lag
wohl vor allem daran, dass
Biene, Johni und ich die
Einzigen waren, die Bier
getrunken
haben.
Die
Cordobesen trinken abends
nur Mixgetränke und Bier
nur zum Mittagstisch, wie
man uns erklärte.)
Abb. 34 Cordoba: In der Altstadt
48
Geschichte Córdobas
Man vermutet, dass um 1500 v. Chr. an den Ufern des Guadalquivir
einfache strohgedeckte Hütten standen und der Fluss bereits damals für
den Transport diverser Bodenschätze genutzt wurde. Von den reichen
Erzvorkommen angelockt, hielten sich von den Tartessern über die
Griechen bis zu den Karthagern praktisch alle handeltreibenden Völker des
Mittelmeerraumes an diesem Ort auf.
Nach der Vertreibung der Karthager 201 v.Chr. herrschten die Römer auf
der iberischen Halbinsel. Claudio Marcelo ließ 169 v.Chr. auf dem Gebiet
der bisherigen Siedlung die Colonia Patricia Corduba gründen, von der der
heutige Stadtname abgeleitet wird. Rasch entwickelte die Römerstadt eine
große administrative Bedeutung, die sie auch nicht verlor, als sie im
römischen Bürgerkrieg des 1. Jh. v. Chr. von Julius Cäsar zerstört wurde,
da sie zu seinem Rivalen Pompeus hielt. Unter Kaiser Augustus wurde
Córdoba zur Hauptstadt der Provinz Hispania Baetica, was etwa dem
heutigen Andalusien entsprach, und erfuhr ein beachtliches Wachstum.
Córdoba hatte bei den Römern einen hohen strategischen Wert als der
höchste schiffbare Punkt des Flusses Guadalquivir. Diesem Umstand
verdankte Córdoba seinen schnellen Aufstieg zu einer der wichtigsten
römischen Hafenstädte. Die Stadt war aber auch ein wichtiges
Geisteszentrum des römischen Reiches. Bedeutende römische Gelehrte
wurden in Córdoba geboren, so zum Beispiel der römische Philosoph
Lucius Seneca, der als Berater von Kaiser Nero in Rom lebte, oder der
Dichter Marcus Lucanus. Als das römische Imperium zerfiel, wanderten
Sweben und Wandalen in die spanisch-römischen Provinzen ein. In dieser
Zeit konnte sich Córdoba durch geschickte politische Manöver
Zerstörungen und Plünderungen erwehren. 411 n.Chr. wurden die Sweben
und Wandalen von den Westgoten im Verlauf der Völkerwanderung von
der Halbinsel verdrängt. 584 n. Chr. marschierten die Goten in die Stadt
ein. Im 5. Jahrhundert erlebte Córdoba unter den herrschenden Westgoten
eine weitere Blütezeit in seiner Geschichte. An der Stelle der späteren
Moschee entstand unter den Goten 500 n.Chr. eine christliche Basilika.
Im Jahr 711 n. Chr. setzten die Araber auf die iberische Halbinsel über und
übernahmen die Herrschaft. Die Hauptstadt des neuen, von Damaskus
abhängigen Emirats, wurde 717 Córdoba. Die Muslime erkannten die
günstigen Standortbedingungen Córdobas sehr schnell. Von einer
Eroberung der Stadt durch die Mauren kann man allerdings nicht sprechen,
denn die Stadt unterschrieb ein Abkommen für die Besetzung durch die
Muslime und erwartete als Gegenleistung, dass die Lebensformen und die
Religion der Bürger respektiert würden. In der neuen Hauptstadt des
maurischen Reiches al-Andalus richtete sich ein arabischer Königshof ein.
Im Jahr 752 errang in Córdoba die Familie der Omaijaden die Macht und
sollte fast 300 Jahre über Andalusien herrschen. Abd ar-Rahman I.
gründete 756 das selbständige Emirat von Córdoba. Unter seiner Ägide
begann der Aufstieg Córdobas zur größten, reichsten und prächtigsten
Stadt des Abendlandes. Vor den Toren der Stadt ließ der neue Kalif einen
großartigen Palast bauen, den Kalifenpalast Madinat al-Zahra. Mit dem
Bau der Aliama-Moschee, der Mezquita, wurde 785 begonnen.
49
Als Bauplatz wurde der Standort der westgotischen Basilika gewählt, deren
Baumaterialien größtenteils auch als Material für die neue Moschee
verwendet wurden. Die Moschee hatte aufgrund ihrer beeindruckenden
Größe und Schönheit den Status eines Pilgerzentrums ähnlich dem
Mekkas. Nach einigen Veränderungen im 10. Jh. war die Moschee von
Córdoba die größte in der Welt.
Ein späterer Herrscher über Córdoba, Abd ar-Rahman II. (822-852), trug
viel zum Ruf Córdobas als Zentrum der Wissenschaften und Künste bei,
indem er Dichter, Gelehrte, Kunsthandwerker, Mediziner und Philosophen
bei Hofe aufnahm.
Seine Blütezeit erreichte Andalusien unter dem Omaijaden Abd ar-Rahman
III. (912-961). Er wollte seine Herrschaft dadurch krönen, dass er selbst
den Kalifentitel annahm und damit Anspruch auf das höchste islamische
Amt erhob. Hauptstadt des neuen unabhängigen Kalifats wurde Córdoba.
Nachdem das Kalifat von Córdoba (929-1021) errichtet wurde, erlebte die
Stadt eine Glanzzeit, und es begann eine Zeit der großartigen kulturellen
Einrichtungen. Córdoba entwickelte sich im 9. und 10. Jahrhundert zur
größten und zur reichsten Stadt Europas und zu einem der Zentren für
Kunst und Wissenschaft in der damaligen Welt und war nach Damaskus
zeitweise die wichtigste Stadt des islamischen Kalifenreiches. Besonders
faszinierend ist das außerordentlich friedliche Zusammenleben der
Angehörigen der drei großen Religionen. Von den geradezu
paradiesischen Zuständen in der Kalifenstadt wurden Mitte des 10. Jh.
viele Juden der gebildeten Stände aus dem östlichen Mittelmeerraum
angelockt. Die meisten von ihnen sprachen perfekt arabisch, so dass sie
auch wichtige Funktionen bei Hofe einnehmen konnten. Die Einwohnerzahl
Córdobas wird für diese Zeit auf ca. 500.000 Einwohner geschätzt, und
zwar zu einer Zeit, in der mit Ausnahme Konstantinopels keine
europäische Stadt mehr als 30.000 Einwohner zählte. Die Stadt konnte
auch ein ansehnliches Gesundheits- und Bildungswesen aufweisen.
Córdoba
soll
nach
Angaben
der
Geschichtsschreiber und Geographen über
900 öffentliche Badehäuser, etwa 1000
Moscheen,
Straßenbeleuchtung
sowie
weitläufige Versorgung mit fließendem
Wasser verfügt haben. Mit seinen 50
Hospitälern, 80 öffentlichen Schulen, 17
höheren Lehranstalten und Hochschulen und
20 öffentlichen Bibliotheken hätte Córdoba
ohne weiteres das restliche Europa
ausstatten können. Einige Bibliotheken
enthielten hunderttausende Bücher, was für
damalige islamische Verhältnisse nichts
Außergewöhnliches war. Jeder Muslime, der
etwas auf sich hielt, hatte zudem seine
private Bibliothek.
Weitere kulturelle Bedeutung errang Córdoba
schließlich unter dem
kunstsinnigen AlHakam II..
Abb. 35 Melia azedarach - Paternosterbaum
50
Er lud Gelehrte aus dem islamischen Osten nach Córdoba ein und schuf
eine Bibliothek, die 400.000 Bände umfasste - eine ungeheure Zahl,
bedenkt man den damaligen Kosten- und Zeitaufwand, den es zur Papierund Pergamentherstellung und zum Kopieren eines Buches bedurfte. Die
Bibliothek vom Kloster St. Gallen, die zu der damaligen Zeit eine der
größten und bedeutendsten Nordeuropas war, verfügte gerade über 600
Bücher.
Nach dem Sturz der Omaijaden zerbricht das Kalifat von Córdoba, und das
islamische Spanien zerfiel für 50 Jahre in rund 20 Taifa, kleine
Fürstentümer und Stadtstaaten. Es begann eine Zeit der inneren Revolten
und Kleinkriege. Córdoba wurde von Kriegen und Umstürzen heimgesucht,
so dass viele Gelehrte in die Provinzhauptstädte flohen. Die Folge war
nicht etwa ein kultureller Niedergang im Land, sondern die Ausbildung
vieler neuer kultureller Metropolen an den Fürstenhöfen von Sevilla,
Granada und Zaragoza, Toledo und Almería. Nur die Hauptstadt Córdoba
verlor zunehmend ihre Sonderstellung als alleinige Metropole, wodurch die
Stadt nach und nach an Glanz und Pracht einbüsste. Dennoch brachte die
Stadt auch im 11. und 12. Jh. bedeutende Denker wie den Historiker,
Philosophen und Poeten Ibn Hazm (994-1064), den Mediziner, Juristen
und Philosophen Ibn Rushd, genannt Averroes (1121-1198), und den
jüdischen Arzt, Theologen und Philosophen Mosheben Maimon, genannt
Maimonides (1135-1204), hervor. In der politischen Bedeutung fiel Córdoba
jedoch endgültig hinter das aufstrebende Sevilla zurück.
Im Jahr 1236 fällt Córdoba an den kastilischen Herrscher Ferdinand III..
Den einmarschierenden christlichen Truppen bot die Stadt einen trostlosen
Anblick, von den früheren herrlichen Bauwerken waren nur noch die
Moschee und wenige andere gut erhalten geblieben. Nach der Eroberung
Córdobas zeigten sich die neuen Herrscher zunächst recht tolerant, der
kulturelle und ökonomische Abstieg der Stadt war jedoch schon
vorgezeichnet. Während eifrig neue christliche Kirchen gebaut wurden,
verfiel die berühmte maurische Bewässerungstechnik, die aus der
Campina einst einen blühenden Garten gemacht hatte.
Abb. 36 Cordoba: Mezquita
51
Mit der Zerschlagung der islamischen Herrschaft konnte auch die von den
Muslimen geschaffene wirtschaftliche und kulturelle Hochblüte im
ehemaligen al-Andalus nicht aufrechterhalten werden, was katastrophale
Folgen für das Land hatte. Beispielhaft ist die Veranlassung des Baus einer
großen gotischen Kirche inmitten der Moschee von Córdoba, der
sogenannten Mezquita. Bei all ihrer Verachtung für die Muslime wussten
die Christen, dass die Muslime ihnen in ihrer Bauweise weit voraus waren
und sie bautechnisch hervorragende Leistungen vollbracht hatten. Daher
erließ der Stadtrat von Córdoba 1523 ein Verbot, das Konzept einer Kirche
in der Mezquita weiter umzusetzen, bevor nicht Karl V. über das Projekt
entschieden habe. Dieser gab noch im selben Jahr seine Zustimmung zu
dem Projekt. Scheinbar kannte Karl V. die Moschee zuvor noch nicht,
sonst hätte er kaum zu den christlichen Bauherren gesagt:
„Wenn ich gewusst hätte, meine Herren, was Sie vorhatten, hätte ich es
nicht gestattet, denn was Sie hier gebaut haben, findet man überall, aber
was Sie zerstört haben, gibt es nirgends auf der Welt.“
Während des Mittelalters verlor Córdoba immer mehr an Bedeutung. Im
Laufe des 17. Jh. kam es durch mehrere Pestepidemien in Córdoba zu
einem dramatischen Rückgang der Einwohnerzahl in der Stadt, die
gewerblichen Aktivitäten waren zeitweise beinahe zum Stillstand
gekommen.
Heutzutage zählt Córdoba über 300.000 Einwohner. Im 20. Jahrhundert
hat sich die Stadt durch Erneuerungen, Dynamik und Modernisierungen
ausgezeichnet. Spötter meinen, auch heute noch würden die Cordobesen
sehnsüchtig auf ihre vergangene Größe zurückblicken und allem Neuen
sehr reserviert gegenüberstehen. Große Teile der Altstadt und die
Moschee-Kathedrale wurden 1994 von der UNESCO zum Weltkulturerbe
ernannt. Die schmalen, verwinkelten Gässchen des Altstadtkerns und die
Besonderheit vieler Gebäudegrundrisse lassen die ehemals islamische
Stadt noch erahnen. Zusammen mit Sevilla und Granada bietet Córdoba
den besten Einblick in die vergangene Größe des arabischen Europas.
Als weitere wichtige Sehenswürdigkeiten Córdobas wären zu erwähnen:
Das Judenviertel (La Judería)
Eines der bedeutendsten Stadttore Córdobas ist die Puerta de Almódovar,
das Tor in das ehemalige Judenviertel. Dieses alte Stadtviertel,
zurückgehend auf die Zeit der Römer und Goten, war stets ein
bedeutendes kulturelles und intellektuelles Zentrum.
Das sehenswerteste Bauwerk innerhalb des Judenviertels ist zweifellos die
alte Synagoge von 1315. Es handelt sich hierbei um die einzige noch
erhaltene Synagoge Andalusiens. Von dort gelangt man über die Calle de
los Judios zum sogenannten Zoco, dem ehemaligen Marktplatz dieses
Viertels. Heute wird der Platz von einem mit Bogengängen ausgestatteten,
rechtwinkligen Gebäude umrahmt, in dem Kunstgewerbeläden eingerichtet
sind. An einem nahegelegenen Platz befindet sich das Stierkampfmuseum,
das Zeugnisse einer großen, in Córdoba gelebten Tradition vorweist. Die
Stadt hat zahlreiche berühmte Toreros hervorgebracht.
52
Die Mezquita/ Kathedrale
Neben der Altstadt ist die
Mezquita die Hauptattraktion
Córdobas, und eine der
bedeutendsten
Sehenswürdigkeiten
Andalusiens
überhaupt. Diese beeindruckende Moschee aus
dem 8. Jahrhundert mit einer
Ausdehnung von insgesamt
22.400 m², die drittgrößte
Moschee der Welt, umgeben
von gewaltigen Mauern,
Abb. 37 Cordoba: Mezquita „Saal der 1000 Säulen“
beschrieb der britische Autor
Gerald Brenan als „das schönste und originellste Bauwerk ganz Spaniens“.
Nach außen zeigt sie sich relativ schmucklos. Einzig einige alte Tore
lassen auf die innere Pracht schließen. Betritt man aber die Mezquita,
verschlägt es einem fast den Atem. Auf einem Wald von über 800 Säulen
ruhen die charakteristischen rotweißgestreiften doppelten Rundbögen. Seit
ihrem Baubeginn im Jahre 785 n. Chr. war die Freitagsmoschee von
Córdoba das Vorbild für die Sakralkunst von AI-Andalus schlechthin. Sie
wurde durch zahlreiche Erweiterungen und Verschönerungen zu einer der
prächtigsten Moscheen überhaupt, daran konnte auch der Einbau der
christlichen Kathedrale im 16. Jh. nichts ändern. Diesem ziemlich
gewalttätigen Eingriff verdankt die Mezquita eine einmalige Besonderheit:
Bei keinem anderen Sakralgebäude auf der Welt sind die unterschiedlichen
Konzepte christlicher und islamischer Architektur so augenfällig auf
engstem Raum konzentriert wie hier.
Im Jahr der Rückeroberung Córdobas durch die Christen, 1236, wurde die
Mezquita zur christlichen Kathedrale geweiht. Bereits im 13. Jahrhundert
führte man die ersten Änderungen durch und fügte die Capilla Real, die
königliche Kapelle, hinzu. 1523 schließlich begann man nach dem Willen
der katholischen Kirche und mit Unterstützung von König Karl V., gegen
den Widerstand der Stadtverwaltung, mit dem Bau eines gewaltigen
Kirchenschiffs im Inneren der Moschee. Die Arbeiten dauerten 234 Jahre,
weshalb die Kathedrale, ursprünglich in gotischem Stil, auch Elemente der
Renaissance und des Barock zeigt.
Jörn Ebster
Zur Mezquita gehört auch der „Patio des los Naranjos“ - der Orangenhof,
benannt nach seinen im Rastermotiv gepflanzten Orangenbäumen. Dieser
Ort war schon vor dem Bau der Moschee Versammlungsort und diente den
rituellen Waschungen. Daher war der Hof im 9./10. Jahrhundert mit
Brunnen ausgestattet und lediglich mit Palmen bepflanzt. Erst im 16.
Jahrhundert traten Orangen an ihre Stelle. Seither wurden diese Bäume
immer wieder im Patio gepflanzt.
53
Abb. 38 Cordoba: Mezquita - Orangenhof
„Dieser Hof zählt auch heute noch zu den Gärten, die einen sehr anrühren,
denn er ist der erste dieser Art in unserer Geschichte. Er ist der Obstgarten
im heiligen Sinne, der die Seele nährt, wie seine Früchte den Körper
nähren, und der, indem er alle Sinne weckt, das Herz erfreut und auf die
mystische Begegnung vorbereitet.“ (Maurières, Arnaud und Ossart, Éric:
Orientalische Gärten, München, 2001.)
Diese als Bustân bezeichneten Gärten
sind stets einheitlich nach einem
schlichten Prinzip angelegt: Die
Orangenbäume werden mit einem
seitlichen Abstand von sechs bis acht
Metern gepflanzt und verteilen sich
über den gesamten Raum eines von
einer Umrandungsmauer mit davor
gelagerten
überdachten
Gängen
gebildetes Viereck. Bei der Mezquita
wird die Monotonie der Orangenbäume
heute durch wenige Zypressen und
Palmen sowie zwei Olivenbäumen
unterbrochen. Der Boden ist aus Stein,
und die Bewässerungskanäle sind
ebenfalls in einem schlichten Raster
angelegt. In der Nordwestecke steht
der Glockenturm (1664 umgebaut). Er
wurde in das ehemalige Minarett
hineingebaut, welches im arabischen
„al manara“, also „Ort des Lichts“
heißt.
54
Abb. 39 Cordoba: Mezquita - Minarett
Die Mezquita machte mächtigen Eindruck auf uns alle. Zum einen durch
ihre Größe, zum anderen wegen der vielen wunderschönen Marmorsäulen
im Innern und des Spiels von Licht, Schatten und Farbe dazwischen.
Die Freitagsmoschee von Córdoba war ein Ort der Besinnung – hier fühlte
man sich der maurischen Geschichte am nahsten. Umso störender fanden
wir die ins Zentrum gesetzte Kathedrale. Auf uns wirkte sie schlicht und
einfach wie ein Fremdkörper. Dennoch vermochte der Einbau die
Atmosphäre dieses Gotteshauses nicht zu schmälern.
Auch der Orangenhof tauchte uns in ein Licht und Schattenspiel und
faszinierte mit seiner Schlichtheit. Etliche Menschen scheinen ihn täglich
aufzusuchen, - nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische, die am
alten Barockbrunnen eine kleine Siesta einlegten.
Anja Wendorf
28.04.2002
Córdoba
Jardin botanico - der Botanische Garten von Córdoba
Wenn man in Spanien die Straßen entlang nach Süden fährt, sieht man
sich zunehmend einer anderen Flora gegenüber. Einerseits sind es
einheimische, einem Nordeuropäer weniger bekannte Pflanzen und
andererseits Gewächse, die aus anderen Gebieten mit einem gleichartigen
Klima hierher gebracht wurden.
Der Garten liegt südwestlich des Stadtzentrums am rechten Ufer des
Guadalquivir. 1983 wurde begonnen, die Sammlung einheimischer Flora
aufzubauen, der Botanische Garten von Córdoba ist somit einer der
jüngsten botanischen Gärten Spaniens. Der Garten ist in mehrere
Abschnitte untergliedert. Das Arboretum enthält immergrüne und Laub
abwerfende Bäume, Palmen, Koniferen und Sträucher. Es gibt
Sammlungen von Nutz-, Nahrungs- und Arzneipflanzen sowie industriell
genutzte Pflanzen. In einem Garten für Blinde wachsen zahlreiche
aromatische Kräuter und Pflanzen mit besonders strukturierten Blättern.
Im Schauhaus kann man Sammlungen der kanarischen Flora in Spanien
betrachten. Um einen achteckigen Brunnen wurde ein Rosengarten
gestaltet.
Meist umgeben Zitrushecken und niedriger Rosmarin die systematischen
Beete im Garten. Zwergwüchsige Granatäpfel säumen die Beete.
Des weiteren findet man zum Beispiel im Garten Maulbeerbäume, einige
Pflanzen aus Japan, Korea und Sachalin, deren Blatt als Futter für
Seidenraupen dient, oder der Papiermaulbeerbaum (Broussonetia
papyrifera) und Laurus nobilis, einem immergrünen Strauch aus diesem
Teil des Mittelmeerraumes, dessen Blatt wir aus der Küche als Lorbeerblatt
kennen. Ebenso finden wir in den Anlagen den aus SW-Asien stammenden
Zedrachbaum (Melia azedarach) oder den Johannisbrotbaum (Ceratonia
siliqua). Im Herbst trägt er etwa 2 cm breite und bis zu 20 cm lange, platte
Hülsen, die braune, kleine und harte Samen enthalten. Sie bilden eine
sichere kleine Gewichtseinheit, die früher das Karatgewicht der
Goldschmiede waren.
55
In einem anderen Teil des
Gartens wurde Celtis austraIis,
der Zürgelbaum, mehrmals
angepflanzt. Natürlich ist auch
die
Quercus
ilex,
Mittelmeereiche, im Garten
vorhanden. Diese Bäume mit
breiter,
flachrunder
Krone
kennzeichnen die Landschaft
auf
der
Meseta
unter
Salamanca. Dort dienen sie als
Schattenbäume
auf
den
ausgedehnten Haziendas. Der
Garten
zeigt
auch
die
Korkeiche (Quercus suber).
Ebenso
findet
man
im
Aboretum Pinus canariensis,
einem Baum, den man in
Nordeuropa nicht und auf dem
spanischen Festland nur in
Arboreten antrifft.
Abb. 40 Johne, die Wunderpflanze
Der Besuch des botanischen Gartens sollte dem Besucher eine gute
Übersicht über das, was in Spanien von Natur aus wächst, und von dem,
was aus Regionen mit einem übereinstimmenden Klima importiert wurde,
verschaffen. Jedoch wird der Garten diesem Anspruch nicht gerecht. Die
Pflanzenauswahl ist für einen Botanischen Garten dieser Größe sehr
gering, die im Prospekt angegebene Verweildauer im Garten von mehreren
Stunden kann man relativ schnell auf höchsten eine dreiviertel Stunde
kürzen, ohne dass man irgendetwas versäumt hätte. Das Schauhaus
machte einen sehr desolaten und ungepflegten Eindruck, auch die
Pflanzungen im Schauhaus waren sehr ungepflegt. Man kann sagen, der
gesamte Botanische Garten war eine Enttäuschung.
Jörn Ebster
Nachdem wir den Vormittag in etwas gedrückter Stimmung verbracht
hatten, zeigte sich mit der Siesta-Zeit auch wieder die Sonne - und wie sie
das tat!
Für uns hieß Siesta an diesem Tag aber, ab in die Autos und auf nach
Moratalla. Keiner wusste, was uns dort erwarten sollte.
56
Palacio de Moratalla
Moratalla
Moratalla liegt außerhalb von
Córdoba, genauer gesagt ca. 45
km westlich der Stadt und
befindet sich in Privatbesitz des
Duques de Panaranda, weshalb
Führungen und Besuche nur
nach vorheriger Anmeldung
möglich sind.
Abb. 41 Eingangspatio
Der
Palast aus dem 15.
Jahrhundert befindet
sich
inmitten
eines
Zitrusanbaugebiets. Plantagen bilden
einen Bestandteil des Gutes
und sind auch eine der
Einnahmequellen.
Der Garten, besteht zum einen
aus
im
19.
Jahrhundert
angelegten Teilen und aus
einem
Anfang
des
20.
Jahrhundert´s
von
J.C.N.
Forrestier gestalteten Bereich.
Dieser formale Garten, mischt
französische Formalität mit
islamischen Einfluss.
Wir trafen uns mit unserem
Gartenführer,
Senor
D.
Eleuterio
Calleja
(unterrichtender
Landschaftsgestalter) vorerst an
der örtlichen Tanke. Von dort
leitete er uns über Feldwege
Abb. 42 Hauptachse
zum Herrensitz Moratalla. Die
Führung begann in einem Patio,
in dessen Mitte ein kleiner Pavillon stand, umgeben von geschnittenen
Hecken. Durch ein Tor gelangten wir in den eigentlichen Garten.
Ein eindrucksvoller Platanenwald bildete ein dichtes Blätterdach und
empfing uns mit angenehmer Kühle. In seiner Mitte stand ein von
Zantedeschias umgebener Springbrunnen. Von diesem gingen mit
Buchsbaum gerahmte Beete ab, die mit Agapanthus bepflanzt waren.
Hier eröffnete sich ein Blick über die beeindruckende von Myrthenhecken
begrenzte Hauptachse des Gartens. Dahinter zeigte sich die Vegetation
von ihrer üppigsten Seite: Ölweiden, Opuntien, Mispeln (schmecken
übrigens sehr gut), Flieder, Scheinquitten, Oleander und natürlich
Säulenzypressen. Die Mitte der Achse bildete eine Wasserrinne, welche
durch verschiedenste Becken und Formen (z.B. ein Labyrinth)
unterbrochen wurde.
57
Die leicht abfallende Achse beschloss
am Ende ein reich verziertes
schmiedeeisernes Tor. Dies war in
früheren
Zeiten
sicher
der
Hauptzugang zu diesem Gut.
Entlang der Hauptachse verbargen
sich weitere Gartenräume, in denen
immer wieder das Wasser eine
Hauptrolle zu spielen schien, entweder
als Brunnen oder als einfaches
Becken.
Abb. 43 Jakob
Auf der Nordseite des Guts schlossen
sich ein neu erbautes Gärtnerhaus und
ein hauseigner Swimmingpool an.
Dahinter
konnten
wir
uns
im
weitläufigen Wald, der Grotten und ein
Wasserbecken
verbarg,
nahezu
verlaufen. Ein herrliches Gefühl, gänzlich von Bäumen umgeben, Wasser rauscht in der Ferne und die Gruppe aus den Augen verloren...
Anja & Ina
Dieser
Ausflug war ein ganz
besonderer Augen- und Gaumenschmaus. ... Keine drängelnden
Tourimassen, eine Führung nur für
uns –zwar auf Landessprache, aber
Uta
schlug
sich
wacker
und
dolmetschte so gut es ging. - und es
ging sehr gut. Naja, was wir nicht
verstanden haben, übersetzte der
Garten. Das war eine Atmosphäre zum
Genießen. Und dann die leckeren
Orangen. Der gute Senor Calleja sah
uns die hungrigen, gierig nach
frischem Obst lechzenden Blicke wohl
an. Jedenfalls erleichterte er doch glatt
ein paar der schönen Orangenbäume
Abb. 44 Manuela und Claudia
um ihre Früchte. Hmmmm tat das gut,
und welch einen Unterschied gerade gepflückte Orangen zu ihren im
Supermarkt zu erstehenden Verwandten ausmachen!
Worte zum Tag aus unserem Reisetagebuch:
„Wir fanden ein nettes Restaurant, wo die Biergläser endlich mal so groß
waren wie in Deutschland – sehr zur Freude der Herren der Schöpfung.“
Ina
...“Ach so, noch was, es macht einfach riesigen Spaß in diesen
„chaotischen“ Großstädten Auto zu fahren.“ Jörn
58
29.04.2002
Sevilla
„Sevilla empfing uns im strahlenden Sonnenschein, nachdem uns Córdoba
mit bedecktem Himmel verabschiedet hatte.
Die Jugendherberge fanden wir recht schnell, aber auch hier gab es keine
Parkplätze – gibt´s die in Spanien überhaupt?!“ (Zitat Reisetagebuch)
Irgendwie haben wir auch hier das Parkplatzproblem lösen können –hatten
ja schon einige Übung aus Córdoba.
Dann ging es los – wir konnten uns auf den Weg zu den Höfen der Casa
de Pilatos machen.
Casa de Pilatos
Die Casa de Pilatos wurde im späten 15. und frühen 16. Jh. errichtet und
liegt im Stadtkern von Sevilla. Dort gehört sie zu den bedeutendsten
Sehenswürdigkeiten.
Die Besonderheit der Casa de Pilatos liegt in der Verschmelzung
verschiedener Elemente, so zum Beispiel der Gotik, des Mudejar und der
Renaissance.
Am 27. September 1483 erwarben Don Pedro Enriquez, damaliger
Gouverneur von Andalusien, und seine Frau Catalina de Ribera ein
Anwesen, zu dem eine „huerta“ (Land für Gemüseanbau), ein Obst- und
Gemüsegarten, eine Mehlmühle sowie ein Wasserlauf gehörte. Das
Grundstück war an die Canos de Carmona, einer Wasserleitung, die
frisches Wasser von einer 17,2 km entfernten Quelle nach Sevilla leitete,
angeschlossen.
Der Wasserlauf selbst war von besonderer Bedeutung, da fließendes
Wasser damals als Eigentum des Königs galt. Das Privileg der Nutzung
genossen nur der Klerus und wenige adelige Familien, so zum Beispiel die
Stiftskirche El Salvador, die Klöster San Francisco, San Augustin, La
Trinidad, die Paläste des Herzogs von Medina Sidonia, der Alcàzar, die
Kathedrale sowie die Casa de Pilatos. Daraus resultierte ein hoher
Kaufpreis für dieses Grundstück.
Da jedoch der ursprüngliche Wohnbereich den Ansprüchen der Familie
Enriquez de Ribera bald nicht mehr genügte, wurde ein an das Grundstück
angrenzendes Gelände, welches mit einem Palast und einer Gartenanlage
ausgestattet war, aufgekauft.
Die prunkvolle Ausstattung der Casa de Pilatos ist auf Don Fadrique
Enriquez de Ribera, den ersten Marquis von Tarifa, zurückzuführen. Dieser
unternahm 1519 eine Wallfahrt nach Jerusalem, die ihn zunächst über
Südfrankreich nach Italien führte. Dort lernte er die italienische
Renaissance, die Künstler und deren Werke, kennen. Dazu zählte
insbesondere Antonio Maria Aprile, dem Don Fadrique Enriqez de Ribera
den Auftrag zur Gestaltung eines kompletten Marmorportals in Form eines
römischen Triumphbogens, zweiunddreißig Säulen mit Kapitellen, zwei
Springbrunnen mit oktagonalem Becken für den Haupthof (Patio) und den
großen Garten gab. Es heißt, dass der Grundriß des Prätoriums des
Pontius Pilatus in Jerusalem ihm als Vorbild für den Bau der Casa de
Pilatos gedient hätte.
59
Im
Jahr
1539
verstarb
Don
Fadrique Enriquez
de
Ribera.
Aufgrund, fehlender
Nachkommenschaft,
fiel
der
Besitz an seinen
Neffen Don Per
Afàn Enriquez de
Ribera III., der zwar
die
Arbeiten,
welche
Don
Fadrique Enriquez Abb. 45 Eingangspatio mit bemerkenswerten Bougainvilleas
de
Ribera
vor
seinem Tod nicht mehr zu Ende führen konnte, abschloß, jedoch keine
größeren Bauvorhaben am Palast vornahm. Ihm sind wahrscheinlich die
zahlreichen römischen Statuen, Büsten und Marmorreliefs zu verdanken.
Erst nach dem Einzug seines Urenkels Don Fernando Enriquez de Ribera
III. wurden die Bauaktivitäten wieder aufgenommen, indem er neue Räume
für seinen Hofstaat, dem Ärzte, Musiker, Astrologen sowie Bibliothekare
angehörten, errichten ließ. Da während seiner Ehe kein Sohn geboren
wurde,
ging
der
gesamte
Besitz
nach seinem Tod 1637 an seine Tochter Dona Maria Enriquez de Ribera
über, welche jedoch schon zwei Jahre später verschied, was zur Folge
hatte, daß das gesamte Anwesen an ihre Kusine Dona Ana Maria Luisa
Enriquez de Ribera y Portocarrero vererbt wurde. Da diese sich mit Don
Antonio Juan Luis de la Cerda VII., Duque de Medinaceli, vermählte,
wurden alle Titel und Ehrenämter der Familie Ribera auf das Geschlecht
der Medinaceli übertragen. Mit dem Umzug der Herzöge von Medinaceli
nach Madrid gingen bedeutsame Kunstwerke der Casa de Pilatos verloren
und der Verfall des Palastes war damit besiegelt. Erst in der Mitte des 19.
Jh. begannen die Herzöge mit den Restaurierungsarbeiten und ließen sich
nach dem spanischen Bürgerkrieg erneut im Pilatus-Palast nieder und
residieren seitdem in der Casa de Pilatos.
Am Pilatus-Palast angekommen, fällt dem Besucher auch gleich der Platz
vor dem Haupteingang ins Auge. Dieser war in früheren Zeiten Teil des
Anwesens und bildet den ersten von insgesamt drei vorhandenen Höfen.
Im nachhinein erscheint einem dieser Hof jedoch sehr klein, wenn man sich
vor Augen führt, dass dieser Platz damals der Durchführung von
Stierkämpfen, Pferdeparaden, religiösen Feierlichkeiten und diversen
Festen und Spielen diente.
Durchschreitet man das Triumphtor, so betritt man den Vorhof, den
„Apeadero“, was soviel bedeutet, wie: “Trittstein zum Besteigen des
Pferdes“, was daraus resultiert, dass auf diesem Hof damals die
Pferdekutschen vorfuhren.
60
Vom „Apeadero“ aus gelangt man durch das von Don Fadrique Enriquez
de Ribera in Auftrag gegebene und von Antonio Maria Aprile angefertigte,
mit geschmackvollen Stuckrahmungen verzierte Eingangsportal in den
quadratisch angelegten Haupt- und Repräsentationshof, den „Patio“, der
das Kernstück des Palastes bildet. Umschlossen wird dieser 24 Meter
lange und 25 Meter breite Innenhof von einer zweigeschossigen Galerie,
bestehend aus einem Untergeschoß und einem Obergeschoss, die sich
beide in Bezug auf die Gestaltung der Marmorsäulen und der gezähnten,
mit feinst-gearbeitetem Stuck verzierten Arkadenbögen deutlich
unterscheiden.
Die reich mit Stuck verzierten Arkadenbögen weisen unterschiedliche
Jochbreiten, von 2,37 Metern bis zu 3,50 Metern, auf.
Die Arkaden im Untergeschoss werden durch insgesamt vierundzwanzig
Säulen stabilisiert. Es wird vermutet, dass sechs dieser Säulen, die im
Gegensatz zu den verbleibenden 18 Säulen vereinfachte korinthische
Kapitelle mit abstrahierten Akanthus-Blättern aufweisen, von Antonio Maria
April angefertigt wurden.
Vom „Apeadero“ aus
gelangt man durch
das
von
Don
Fadrique Enriquez
de Ribera in Auftrag
gegebene und von
Antonio Maria Aprile
angefertigte,
mit
geschmackvollen
Stuckrahmungen
verzierte Eingangsportal
in
den
quadratisch
angelegten Haupt- und
Repräsentationshof,
den „Patio“, der das
Abb. 46 Casa de Pilatos: Innenhof
Kernstück des Palastes bildet. Umschlossen wird dieser 24 Meter lange
und 25 Meter breite Innenhof von einer zweigeschossigen Galerie,
bestehend aus einem Untergeschoß und einem Obergeschoss, die sich
beide in Bezug auf die Gestaltung der Marmorsäulen und der gezähnten,
mit feinst-gearbeitetem Stuck verzierten Arkadenbögen deutlich
unterscheiden.
Die reich mit Stuck verzierten Arkadenbögen weisen unterschiedliche
Jochbreiten, von 2,37 Metern bis zu 3,50 Metern, auf.
Die Arkaden im Untergeschoss werden durch insgesamt vierundzwanzig
Säulen stabilisiert. Es wird vermutet, dass sechs dieser Säulen, die im
Gegensatz zu den verbleibenden 18 Säulen vereinfachte korinthische
Kapitelle mit abstrahierten Akanthus-Blättern aufweisen, von Antonio Maria
April angefertigt wurden.
Eine sehr beeindruckende Wirkung auf den Besucher hat auch die ca. vier
Meter hohe, im Mudejar-Stil angefertigte Holztür mit eingearbeiteten
Intarsien, von der aus man vom Haupthof in den Salón del Pretorio
gelangt. Eine Besonderheit liegt darin, dass man erst bei genauerem
Hinschauen erkennen kann, dass sich hinter den Verzierungen dieser Tür,
Inschriften verbergen.
61
Am Beispiel des Haupthofes wird die Verschmelzung der unterschiedlichen
Stilelemente besonders deutlich. Während die Marmorsäulen der
Arkadengänge der Renaissance nachempfunden sind, lässt sich bei den
Bögen der Mudéjar-Stil erkennen. Die Balustrade wiederum weist den
gotischen Stil auf.
Besonders hervorzuheben sind die im Untergeschoss vorhandenen
teppichhaften Wandverkleidungen sowie die an den Wänden angebrachten
rechteckigen Dekorfelder, die u. a. auch Renaissance-Motive enthalten.
Weiterhin sind die Wände mit Büsten vierundzwanzig römischer Kaiser
ausgestattet. Im Untergeschoss sind außerdem die Repräsentationsräume
und die Palastkapelle untergebracht.
Über eine mit Fliesen bestückte Freitreppe gelangt man in das
Obergeschoss, in dem hauptsächlich private Wohnräume zu finden sind.
Schon vom „Apeadero“ aus ist der von Antonio Maria Aprile angefertigte
und zentral im Haupthof gelegene Delphin-Brunnen mit dem darauf
befindlichen Janus-Kopf zu erblicken. In den Stein eingearbeitete Delphine
umspielen den Fuß der Brunnenschale. Von besonderer Bedeutung sind
die von Don Per Afàn Enriquez de Ribera importierten und in den vier
Ecken des Hofes aufgestellten Statuen der griechischen Mythologie,
darunter eine Muse, eine Ceres sowie zwei römische Nachbildungen der
Athena Medici (Höhe ca. 4, 00 Meter), die mit ernstem Blick auf den
Besucher herabschauen. Es ist deutlich zu erkennen, dass an zwei dieser
Figuren im Bereich der Gesichter Restaurationsarbeiten vorgenommen
wurden.
An den „Patio“ angeschlossen sind zur linken Seite der „Jardín Grande“,
der „Große Garten“, und zur rechten Seite der „Jardín Chico“, der „Kleine
Garten“.
Der nach Nordwesten orientierte „Große Garten“, in dem noch deutlich der
islamische Einfluss erkennbar ist, wurde an den Schmalseiten mit jeweils
einer Loggia und darin aufgestellten Skulpturen und an einer der
Längsseiten mit einem eingeschossigen Pavillon mit Säulengang
ausgestattet. Der Jardín Grande ist auf dem ehemaligen Gelände der
„huerta“ gelegen und bildet im Grundriss ein unregelmäßiges Rechteck.
Die rasterförmig angelegten Wege unterteilen den Garten in noch kleinere
Räume, welche mit Hecken aus japanischem Spindelstrauch eingefasst
sind. Sie führen zu einem in der Mitte des Jardín Grande angelegten
Brunnen, der die Besucher zum Verweilen und Entspannen anregt. Dort
angebrachte Pergolen und mit Kachelbändern geschmückte Bänke sorgen
für ein angenehmes Ambiente.
Für diesen Garten typische Pflanzen sind Hanfpalmen, Dattelpalmen,
Washingtoniapalmen, Howeia-Palmen und immergrüne Magnolien.
Der in den ersten Jahren des 20. Jh. angelegte „Kleine Garten“ wurde nach
Südwesten ausgerichtet. Er ist zu erreichen, indem man den Salón del
Pretorio durchquert. Hier wird die Harmonie zwischen offenen und
geschlossenen Räumen deutlich erkennbar. Der „Saal des Pätors“
fasziniert den Besucher sowohl durch seine mudejare Kassettendecke als
auch durch die mit „Azulejos“ (dunkel glänzende Kacheln) bedeckten
Wänden.
62
Charakteristisch für den „Kleinen Garten“ ist ein „Zaquisamì“. Das Wort
stammt aus dem granadinischen Arabisch und bezeichnet ein kleines
Häuschen mit einem Holzdach.
Innerhalb dieses Häuschens, dem „Salón Dorado“, aus welchem man
einen wunderschönen Blick in den Jardín Chico genießen kann, befinden
sich bedeutende Skulpturen der klassischen Antike. Der Jardín Chico
besteht aus vier kleinen, auf unterschiedlichem Niveau liegenden,
geometrisch angeordneten, Gartenhöfen. Jeder einzelne Gartenhof
fasziniert durch die in unterschiedlichen Formen angelegten und mit
Buchsbaumhecken
eingeschlossenen
Beete.
Dort
angelegte
Wasserbecken vervollständigen das Gesamtbild des Gartens, wobei das
Bassin im unteren Teil des „Jardín Chico“ durch seine Größe eine sehr
pompöse Wirkung mit sich bringt. Auf dem Rand dieses Wasserbeckens ist
eine Figur in Form eines jungen Bacchus plaziert.
Auffallend ist hier die filigrane Arbeit, mit welcher die Proportionen der
Skulptur herausgearbeitet wurden.
In Pflanzgefäßen üppig blühende Geranien erfreuen das Auge des
Betrachters und erinnern sogleich an die für Spanien so typischen
Hausinnenhöfe. Sehr eindrucksvoll wirkt auch die von den Wänden des auf
höchstem Niveau liegenden Gartenhofes herabhängende, rosafarbene
Bougainvillea der Sorte B. x buttinana „Crimson Lake“(Drillingsblume).
Diese Pflanze ist an vielen Orten Andalusiens wiederzufinden und
veranlasst den Betrachter durch ihre herrlichen und in diversen Farbtönen
ausgebildeten Blüten zum Bestaunen und Verweilen.
Charakteristische Pflanzen in diesem Garten sind außerdem Palmen,
Jacaranda, Magnolien, Cycas sowie rosafarbene Rosenbüsche. Die
Kreuzpunkte der Wege sind mit römischen Figuren, die als Symbol der
adeligen Herkunft der Besitzerfamilie anzusehen sind, ausgestattet.
Somit unterscheiden sich beide Gärten einerseits in der Größendimension,
andererseits durch die Verwendung verschiedener Pflanzen, aber auch in
Bezug auf die Anordnung der Wege und Pflanzbeete. Der Jardín Grande
weist demnach eine, im Gegensatz zum frei gestalteten Jardín Chico, eher
strenge Ordnung auf.
Es ist festzustellen, daß der gesamte Baukomplex keine einheitliche oder
strenge Ordnung aufweist, was einerseits damit zusammenhängt, dass es
sich beim ursprünglichen Bau um ein arabisches Wohnareal handelte,
andererseits wurde das
Grundstück nach dem Erwerb der Familie Ribera durch den Ankauf
angrenzender Anwesen vergrößert und damit in seiner Form verändert.
Am 3. Juni 1931 erklärte man die Casa de Pilatos zum historisch und
künstlerisch bedeutenden Baudenkmal. Vor einigen Jahren wurde der
Palast für Besucher geöffnet und kann seitdem besichtigt werden.
Susan Keil
63
Nachdem wir nun schon einiges gesehen hatten, war dieser Komplex zwar
schön, und an anderer Stelle hätte er entsprechende Würdigung gefunden,
aber durch den Besuch des Palacios de Viana, verblasste seine Wirkung.
Beeindruckend an der Casa de Pilatos war die verschwenderische Pracht
der Bouganvilleas und überhaupt sämtlicher Pflanzen. Die Höfe waren
aufgrund dieser Pflanzenpracht sehr interessant und bildeten eine
Ausnahme zu dem bisher Gesehenen.
Nachdem wir die Casa de Pilatos verlassen hatten, wollten wir uns
eigentlich eine Auszeit gönnen und erst mal unseren Hunger stillen.
Angesichts der horrenden Preise der Restaurants in diesem Viertel, in dem
wir auch nach ausgedehntem Suchen keine billigere Alternative fanden,
blieb uns nichts weiter übrig, als uns eine ruhige Ecke zu suchen, um dort
das zu verspeisen, was wir beim Besuch eines kleinen Supermarkts
erstanden hatten. Diese ruhige Ecke fanden wir im...
Parque de María Luisa
Der Park der Maria Luisa ist möglicherweise einer der berühmtesten und
schönsten Parkanlagen ganz Spaniens.
Seinen Namen verdankt er der Prinzessin Maria Luisa Fernanda von
Orléans, Herzogin von Montpensier und Schwester der spanischen Königin
Isabell II., die ihn 1893 der Stadt stiftete.
Der Platz, auf dem sich heute der Park befindet, gehörte ursprünglich zum
Anwesen des Palastes San Telmo (Palacio de San Telmo), einem Bau aus
dem 18. Jahrhundert im Barockstil, der 1849 durch Erlaß eines Gesetzes
von Isabell II. in Besitz der Herzöge von Montpensier überging. Pläne von
1894 zeigen den Park im Anfangsstadium mit einer Fläche von 20,7 ha.
Heute gehört der Park, zu dem auch der sog. Garden of Delights (Garten
der Freuden) zählt, mit insgesamt 39 ha zur größten Grünfläche der Stadt.
In seiner jetzigen Gestaltung wurde er zu Beginn des 20.Jahrhunderts vom
französischen Landschaftsarchitekten Jean-Claude-Nicolas Forestier
(1861-1930) entworfen (vgl auch Moratalla und Casa del Rey Moro in
Ronda).
Ihm gelang es, einen mit ausgewachsenen Bäumen ausgestatteten Platz,
der durch eine Vielzahl historischer Hintergründe geprägt war, in einen
verzaubert anmutenden öffentlichen Park mit Elementen der maurischen
Gartenkunst zu verwandeln. Auf geschickte Weise wurde er den zwei
Bestimmungen des Parkes, sowohl als Ort der Erholung und Entspannung
für die Bevölkerung als auch als Austragungsort einer großen
Internationalen Ausstellung, gerecht.
Geschichte des Platzes
Der Platz liegt direkt südlich des alten Stadtteils von Sevilla zwischen dem
Puerte de Jerez und dem Fluss und ist benannt nach dem heiligen Patron
der Seefahrer – San Telmo.
Im Jahre 1560 fasste man den Entschluss, eine Hochschule für Seefahrer
zu bauen, die 1628 gegründet wurde. 1681 wurden dann erste Pläne für
den Bau einer Marine-Universität gemacht.
64
Bis 1724 war der Bau, der heute als Palacio de San Telmo bekannt ist,
größtenteils fertiggestellt, wurde aber noch bis in die 1770er Jahre durch
einige Anbauten erweitert.
Entworfen wurde der Palast San Telmo vom Architekten Leonardo de
Figueroa (1650-1730), dem Begründer des Sevillanischen Barock-Stiles.
Abb. 47 Plaza de Espana
Ebenfalls in den 70er Jahren des 18. Jahrhundert fertiggestellt wurde die
angrenzende Tabakfabrik – bekannt als Schauplatz der berühmten Oper
von Bizet „Carmen“ (1875) - in der heute die Universität von Sevilla
untergebracht ist. Mit seinem ungewöhnlichen Ausmaßen von 250 m
Länge und 180 m Breite ist der Bau das zweitgrößte Gebäude in Spanien.
Bis 1847 beherbergte der Palast San Telmo die Marine-Universität.
Danach wurde er zeitweise als Bürogebäude für die Bahn sowie als
Literarische Universität genutzt, bevor er 1849 von den Herzögen von
Montpensier erworben wurde.
Nach dem Tod des Herzoges Antonio von Borbón 1890 begannen
Verhandlungen mit der Stadt, die den Platz der Öffentlichkeit zugänglich
machen wollte. Zum einem um bessere Verkehrsbedingungen zwischen
dem Fluss im Westen und der Bahnstation im Nordosten zu schaffen, zum
anderen um dem wachsenden Bedarf nach gesunden städtischen
Lebensbedingungen und der Möglichkeit der öffentlichen Erholung gerecht
zu werden. 1893 stimmte Maria Luisa dann zu, den Platz der Stadt zu
stiften.
Der Palast selbst gehörte ihr weiterhin, bis er nach ihrem Tod 1897
Eigentum der Stadt und von dieser als Seminargebäude genutzt wurde.
Aufgrund der Weltausstellung 1992 wurde das Gebäude restauriert und ist
heute Sitz des Präsidenten von Andalusien.
Erst im Jahre 1909 wurde der Vorschlag unterbreitet, auf dem Gelände des
Parkes die Ibero-Amerikanische-Ausstellung zu veranstalten.
65
Man sah die Ausstellung als Möglichkeit, den wirtschaftlichen und
kulturellen Handel mit Amerika wiederzubeleben, der durch den Verlust der
spanischen Kolonien im 19. Jahrhundert zum Erliegen gekommen war.
Von 1893 bis zur Genehmigung des Platzes als Austragungsort für die
Ausstellung durch König Alphonso XIII. 1910 war der Park völlig verwildert.
Im Januar 1911 wurde Forestier schließlich beauftragt, den Park
wiederherzustellen und ihn als Höhepunkt für die geplante IberoAmerikanische-Ausstellung 1914 zu gestalten.
Dies musste mit Ausbruch des 1. Weltkrieges jedoch verschoben werden
und konnte erst 1929 stattfinden.
Anlässlich der Ausstellung wurde der Park dann 1929 mit Wasserbecken,
Wasserspeiern und Kunstkeramiken ausgestattet. Des weiteren wurden die
berühmte Plaza de España und die Plaza de América angelegt. Beide
wurden vom Architekten Aníbal González entworfen.
Die Plaza de España mit dem spanischen Pavillon, ist ein im Halbkreis
angelegter Platz mit einem halbrunden Gebäude, an deren Enden sich
zwei Türme von 82 m Höhe erheben. Am Sockel des Gebäudes befinden
sich auf sog. azulejos (glasierte Kacheln) Szenen aus der Geschichte der
52 spanischen Provinzen. Der Halbkreis wird eingerahmt von
Backsteinbänken mit Zierkacheln und Elementen aus der arabischandalusischen Volksbaukunst.
Die Plaza de América, im Volksmund auch „Platz der weißen Tauben“
genannt, ist ein gutes Beispiel für das neugestaltete Stadtbild nach der
Ausstellung. Sie wird von drei bedeutenden Bauwerken gesäumt. Dem
Königspavillon (Pabellón Real oder Junta de Andalucia), Sitz der
andalusischen Autonomieregierung, dem Mudejar-Pavillon (Pabellón
Mudéjar ), der heute das Museum für Volkskunst und Volksbräuche
beherbergt sowie dem Renaissance-Pavillon (Pabellón de Bellas Artes), in
dem das Archäologische Museum, eines der bedeutendsten seiner Art im
Lande, untergebracht ist. Hier sind u.a. prähistorische Funde (der Schatz
von El Carambolo), iberische Reliefs, römische Mosaiken und Statuen aus
Italica, westgotische, arabische und Mudejar-Gegenstände ausgestellt.
Gestaltungskonzept
Die Größe und Nähe zum dichtbebauten Stadtzentrum machen den Park
zu einer beliebten Fußgängerzone für Einheimische und Touristen.
Er besitzt ein stark lineares Muster. Der zentrale Parkabschnitt wird von
einem etwa nordwest- bis südost-ausgerichteten Rechteck von etwa 600
m Länge und 300 m Breite gebildet. Am nördlichen Ende schließt sich ein
etwa 180 m Halbkreis – die Plaza de España – an und im Osten die Plaza
de América.
Am südlichen Ende, getrennt vom restlichen Park durch die Avenida de las
Delicias, befindet sich der Garden of Delights.
Der überwältigende erste Eindruck vom Park ist der tiefe Schatten, der
durch die regelmäßigen Reihen der hohen, ausgewachsenen Platanen
geschaffen wird und den Spaziergänger durch sein Baldachin von der
Intensität des andalusischen Sommers abschirmt.
66
Die Alleen, die durch die Bäume gebildet werden, stehen im kompletten
Gegensatz zu den offenen, heißen und großen, rauhen Plätzen Plaza de
España und Plaza de América.
Diese Grundstruktur wird untergliedert in heiligtumsartige Gärten, den sog.
glorietas, die über den gesamten Park verteilt sind. Hierbei handelt es sich
um Lauben, die heimischen Bildhauern, Künstlern, Schriftstellern und
Dichtern der 20er Jahre gewidmet sind. Jede glorieta enthält symbolische
Statuen und Sitzbänke und ist bestückt mit Elementen der maurischen
Gartengestaltung wie besondere Kachelarbeiten und Wasserspiele.
Im Park befinden sich gegenwärtig mehr als 3500 Bäume, nahezu 1000
Palmen und mehr als 1000 Orangenbäume. Insgesamt gibt es hier mehr
als 100 verschiedene Baumarten, darunter mächtige Exemplare von
Magnolia grandiflora.
Nachdem wir uns persönlich von der Größe und Schönheit des Parks
überzeugen konnten, gibt es dem bereits Gesagten kaum etwas
hinzuzufügen.
Leider blieb keine Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang durch die
riesige Anlage, so daß wir nur einen kleinen Teil des Parks zu Gesicht
bekamen. Dies war dennoch ausreichend, um einen ersten Eindruck zu
gewinnen, der im Großen und Ganzen das bestätigt, was Büchern und
diversen Reiseführern über den Park zu entnehmen war.
Sehr beeindruckend waren sowohl die riesigen Platanen als auch die
Magnolienbäume mit teilweise beachtlichen Stammumfängen, die das
hohe Alter der Bäume nur erahnen lassen.
Die zwei Hauptattraktionen des Parks, die Plaza de Espana und die Plaza
de América, haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Da nur relativ
wenige Menschen in den frühen Abendstunden unterwegs waren, konnten
wir die Größe und Weite der beiden Plätze voll auf uns wirken lassen. Die
Plaza de América machte ihrem Zweitnamen 'Platz der weißen Tauben'
alle Ehren; es wimmelte dort nur so von diesen.
Auch wenn unsere 'Entdeckungsreise' durch den Park der Maria Luisa nur
von kurzer Dauer war, der Besuch hat sich gelohnt und ist für alle die zu
empfehlen, die zumindestens für einige Stunden der Hektik und Hitze der
Stadt Sevilla entfliehen wollen.
Claudia Scharfe
Worte zum Tag aus unserem Reisetagebuch:
„Den Abend haben wir gemütlich in der JH verbracht – zum Leiden der
Aufzeichnungen in diesem Buch – es fehlt die gemütliche Kneipe ...“
67
30.05.2002
Sevilla
Nun doch schon etwas müde von den gesammelten Eindrücken, machten
wir uns auf den Weg zu den...
Gärten des Real Alcázares
Plaza del Triunfo
(Eintritt: 1€)
Bei den Gärten des Reales Alcázares handelt es sich um Gärten, die zu
einer königlichen Festung aus dem 10. Jh. gehören. Genau wie die
Festung wurden die Gärten im Laufe der Epochen durch die jeweiligen
Herrscher verändert und erweitert. Am Anfang gab es nur einen
maurischen Lustgarten, von dem allerdings nur noch eine Mauer erhalten
ist. Heute umfassen die Gärten ein Gelände von ca. 7 ha. Durch die
verschiedenen Einflüsse der Epochen und Stile ist eine vielfältige
Gartenanlage, die zu einem harmonischen Ganzen geworden ist,
entstanden. Die einzelnen Gärten unterscheiden sich sowohl durch ihr
Entstehungsdatum als auch ihren Raum, den sie einnehmen. Sie wurden
an Stelle der alten Nutzgärten angelegt, ohne ein einheitliches Konzept zu
verfolgen.
Nach der Machtübernahme durch die Christen wurde der Garten
weitgehend neu angelegt. Als erster christlicher Herrscher ist Peter der
Grausame um 1360 zu nennen. Dieser beschäftigte für die Umgestaltung
Mudejar-Handwerker, so daß viele islamische Elemente wie Wasser in
Brunnen
und
Kachelmosaiken,
den
sogenannten
Azulejos,
weiterhin zur Ausführung kamen.
Insgesamt gibt es 18 Gärten zu
besichtigen. Man tritt aus dem
Palast in mehrere Patios ein. In
der Nähe des Palastes sind diese
von Mauern umgeben und relativ
streng gestaltet. In größerer
Entfernung zum Palast werden die
Gärten weiträumiger, obwohl auch
sie ummauert sind.
In der Anlage finden sich überall
Sitzplätze zum Verweilen.
Abb. 48 Übersichtsplan Alcazar (Sevilla)
68
Patio del Yeso (Gips-Hof)
Erinnert in Habitus und Ausstattung an eine verkleinerte Ausgabe des
Myrtenhofes der Alhambra in Granada und trägt noch viele almohadische
Gepräge. Seine Fassade ist in drei Abschnitte (ein zentraler Spitzbogen
und zwei arkadenförmige Blattbögen) unterteilt.
Patio Levies,
Patio de Joaquim Romero Murube,
Patio de Marantes
Diese drei Höfe sind nur durch zwei Sichtmauern voneinander getrennt, an
denen rotblühende Rosensträucher emporranken. Hier finden sich alle
wesentlichen Elemente maurischer Gartenkunst zu einem unaufdringlich
wirkenden, in sich geschlossenen Ensemble zusammen: die marmorne
Brunnenschale, von einem kaum hörbar dahinplätschernden Wasserstrahl
mit Leben erfüllt; das kanalartige Wasserbecken; die blau eingefärbten
Keramikbänder, die das dunkle Rot der Ziegel akzentuieren, die in
diagonaler Anordnung den Boden bedecken. In diesen Gartenhöfen kann
man die Verschmelzung von Ost und West deutlich nachvollziehen.
Patio da las Doncellas (Hof der Jungfrauen)
Dies ist der wohl am meisten beachtete Haupthof des Alcázar. Um ihn
herum gruppieren sich die offiziellen Räumlichkeiten, allen voran der
Gesandtensaal sowie der „Patio de las Munecas“. In diesem Hof fühlt man
sich in die Märchenwelt der Alhambra versetzt. Hier läßt sich die filigrane
Formenwelt der Mudejarkunst betrachten, zum Beispiel in Form von aus
dem Stuck herausgeschnittenen Ornamentbögen der Fenster. Ursprünglich
dienten diese Durchbrüche nur der Luftzirkulation und sorgten für den
nötigen Lichteinfall, also ein ebenso effektives wie formschönes
Gestaltungselement.
Südöstlich des Palastes befinden sich die eigentlichen Alcázar-Gärten. Sie
erstreckten sich früher bis an die Ufer des Guadalquivir, wo sich heute der
Maria Luisa Park befindet. Der Eingang zu den heutigen Gärten erfolgt
durch ein schmales Tor im Anschluss des „Palacio Gotico“. Eindrucksvoll
erscheint die „Galería de Don Pedro I.“ genannte Mauer, die sich mehr als
hundert Meter weiter gen Süden erstreckt. Ein beengter Treppenflur führt
gleich hier zur Galerie hinauf. Dieser Aufstieg empfiehlt sich besonders bei
einem ersten Besuch, denn von dort oben erhält man einen informativen
Rundblick über die gesamte Gartenanlage.
Jardín del Estanque oder Estanque de Mercurio
Es handelt sich hierbei um einen viereckigen Bereich, der von einem
Wasserbecken und dem Springbrunnen mit einer Skulptur des römischen
Gottes Merkur dominiert wird. Der Merkur ist ein Werk des Bildhauers
Diego de Pesquera aus den Jahren 1576 - 1577 und wurde von Bartolomé
de Morel gegossen. Sie schufen auch die vier Löwen in den Ecken des
Wasserbeckens.
69
Der Garten wird auf seiner östlichen Seite von der Galeria de lo Grutesco
(Galerie der Grotesken) begrenzt. Dies ist ein Werk des Architekten
Vermondo Resta aus den Jahren 1612 – 1613. Der untere Teil besteht aus
geschlossenen Arkaden und der obere Teil aus einer Bogengalerie mit
zwei seitlichen Öffnungen, die einen guten Ausblick gewährt. Diese
Gartenempore verweist eindeutig auf barocke Einflüsse, die fehl am Platz
erscheinen. Westlich des „Jardín del Estanque“ befinden sich eine Reihe
kleiner Gartenhöfe, die eher dem maurischen Ideengut verpflichtet sind.
Heute dominieren aber Elemente aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Jardín de la Danza (Garten des Tanzes)
Über eine Treppe aus dem 18. Jahrhundert kommt man zu diesem
rechteckigen Garten, der auf zwei Ebenen angelegt ist. In der ersten fallen
zwei Marmorsäulen ins Auge und in der Mitte der zweiten befindet sich ein
vielkantiger Brunnen, der mit Kacheln ausgelegt ist und einen bronzenen
Wasserspeier aus dem 16. Jahrhundert hat.
Die Vegetation besteht hier hauptsächlich aus Orangenbäumen, die sich
an die Mauern schmiegen, aus Myrtenhecken und Ficus-Sträuchern.
Von diesem Hof erzählt man, dass er die Geburtsstätte des Balletts sei.
Jardín del Crucero (Kreuzförmiger Garten) oder Banos de Dona María
de Padilla (Bäder der Dona María de Padilla)
Rechts vom „Jardín de la Danza“, wenn man einige Stufen hinabsteigt,
befindet man sich in einem mit Backsteinbelag versehenem Raum, durch
den man zur unteren Ebene des „Jardín del Crucero“ kommen kann.
Diesen Ort nennt man die Bäder der Dona Maria de Padilla. Ursprünglich
war es ein im 12. Jahrhundert von den Almohaden kreuzförmig angelegter
Garten mit einem rechteckigen Grundriss. Er bestand aus zwei Ebenen.
Während des 16. Jahrhunderts wurde hinten am rechten Ende des
Wasserbeckens ein Grottenbrunnen errichtet und mit Figuren geschmückt.
Auf diese Weise verwandelte sich der mittelalterliche Garten in einen
Garten der Renaissance.
Nach dem Erdbeben von Lissabon im 18. Jahrhundert wurde der Garten
stark beschädigt, heute hat er aber zum Teil sein ehemaliges Aussehen
zurück erhalten.
Jardín de Troya
Der Name von Troya kommt von dem Steinlabyrinth, welches der
Fußboden im 16. Jahrhundert aufwies, aber heute nicht mehr vorhanden
ist. Der jetzige Boden besteht aus Backsteinen und kleinen
Keramikkacheln. In der Mitte befindet sich ein vieleckiger Brunnen.
Besonders erwähnenswert ist die Galerie links, sie bildet die Verbindung
zum „Jardín de las Damas“. Die Galerie wurde 1606 von dem Architekten
Vermondo Resta geschaffen. Ihre Verzierung besteht aus rustikalen
Feldsteinen. Ursprünglich besaß sie eine Freskomalerei.
70
Jardín de la Galera (Galeerengarten)
Durch einen halbrunden Bogen, der in die Trennmauer eingezogen wurde,
erreicht man einen rechteckigen Garten, dessen Vegetation sich in vier
Beete gliedert, die durch Myrtenhecken abgegrenzt werden. In der Mitte
befindet sich eine Säule, die die Stadtverwaltung 1991 in Erinnerung an
den König Almutamid aufstellen ließ. Die Säule besitzt vorne und hinten
Inschriften zum Gedenken an den König und Dichter Almutamid Ibn Abbad.
Der Garten hat seinen Namen von den Galeeren, die ihn im 17.
Jahrhundert verzierten. Sie waren aus Myrtenhecken geschnitten und
einige Wasserstrahlen täuschten eine Wasserschlacht vor.
Jardín de las Flores (Blumengarten)
In der hinteren Mauer des „Jardín de la Galera“ öffnet sich ein Bogen, der
ihn mit dem nächsten Garten verbindet. Dieser besitzt ein rechteckiges
Wasserbecken, das von zwei der umliegenden Mauern abgegrenzt wird.
Vor diesem Wasserbecken befand sich eine Grotte oder eine Klippe, deren
Reste noch vorhanden sind. Sie bestand aus porösem Stein und Figuren
aus gebranntem Ton. Die Wände des Wasserbeckens sind mit schönen
Kacheln verziert, die aber schon etwas beschädigt sind. An diesen Kacheln
kann man die Technik der flachen vielfarbigen Keramik erkennen, die von
Niculoso Pisano aus Italien nach Sevilla gebracht wurde.
Jardín del Príncipe (Prinzengarten)
Um hierhin zu gelangen, muss man zum „Jardín de la Galera“ zurück, um
dann den Laubengang hochzugehen, der sich neben den Palastmauern
befindet. Dann muss man sich nach links wenden. Früher erreichte man
diesen Garten vom Jardín de las Flores aus über eine Treppe. Es ist der
letzte Garten des ersten Abschnitts und der Älteste von allen.
Er stammt aus dem Jahre 1478 und wurde von der Königin Isabella als
„Spielzimmer“ für ihren Sohn Don Juan erbaut. Blaue Mosaike tupfen das
Ziegelpflaster und verleihen dem Patio eine heitere Note.
Jardín de Don Alfonso XIII
Dieser sehr geschlossen wirkende Hof ist reichhaltig mit Orangenbäumen
und Stauden bepflanzt. Ein Gitterfenster in der Mauer, das mit schönen
Fayencen versehen ist, läßt in den parkähnlichen südlichen Teil der
Anlage blicken.
Jardín de las Damas (Garten der Damen)
Es ist einer der größten Gärten des alten Bereiches, er ist rechteckig
angelegt und wurde mit allen seinen dekorativen Elementen von dem
bereits erwähnten mailändischen Architekten Vermondo Resta entworfen.
Er verwandelte diesen Garten in den modernsten und schönsten
manieristischen Garten, der damals im Spanien der Habsburger existierte.
Die Arbeiten an dem Garten begannen im Jahre 1606 und dauerten bis
zum Jahr 1624 an.
71
In den Mauern, die ihn umgaben, wurden Portale und Fenster italienischen
Ursprungs im Stile des Manierismus eingesetzt, sowie eine Grotte, deren
tönerne und eiserne Figuren verschiedene mythologische Fabeln
darstellen. Das größte Objekt von allen war eine hydraulische Orgel, die
durch Wasserdruck erzeugte Töne hervorbrachte, aus diesem Grund wird
in den Plänen des 18. Jahrhunderts diesem Garten der Name Jardín de
Aguas (Wassergarten) oder Jardín de Trompetas (Trompetengarten)
zugeteilt.
In den Kreuzungen der Wege befinden sich drei Brunnen. Die äußeren
zwei sind niedrig und islamischer Art. Der mittlere ist ein Marmorbrunnen
aus Genua, der von einer Bronzestatue des Neptuns gekrönt wird.
Eines der wichtigsten Elemente dieses Gartens ist die Galeria de lo
Grutesco (Groteskengalerie), die sich als erhöhte Aussichtsgalerie über die
gesamte Ostseite erstreckt und auch noch bis in die angrenzenden Gärten
hineinreicht. Sie wurde von Vermondo Resta zwischen 1613 – 1621 erbaut.
Er verwendete für das Mauerwerk Vulkangestein, um so die Natur
nachzuahmen, was eine typisch manieristische Bauweise ist. Die Galerie
war genauso wie alle Mauern, Tore und Grotten mit Freskomalereien
versehen. Es wurden Szenen aus der klassischen Mythologie dargestellt,
die leider heute nicht mehr zu sehen sind.
Den heutigen hohen Pflanzenbewuchs gab es ursprünglich nicht. Die
einstige Bepflanzung unterstrich die geometrischen Anordnungen des
Gartens.
Patio de la Cruz (Kreuzgarten)
Dieser Garten grenzt an die Westmauer des „Jardín de las Damas“. Im 17.
Jahrhundert wurde dieser Garten „Jardín del Laberinto“ wegen seines
Labyrinthes aus Myrtenhecken genannt. Dieses Labyrinth erstreckte sich
über einen großen Teil des Gartens und umgab den vieleckigen Teich, in
dessen Mitte ein kleiner Hügel in Form einer Grotte herausragt.
Das Labyrinth existiert nicht mehr, aber
der Teich und der Hügel sind erhalten
geblieben. Leider sind sie stark
beschädigt und einige Figuren sind
ganz verschwunden.
Die hohen Pflanzen wurden erst Anfang
des 20. Jahrhunderts gepflanzt.
Jardín del Cenador de la Alcoba
(Garten mit dem Alkovenpavilon)
Dieser Garten erhielt seinen Namen
wegen dem ehemaligen Gebetshaus.
Es wurde in den Zeiten Kaiser Karl V.
(1543 – 1546) in eine Gartenlaube oder
Pavillon umgewandelt. Es besteht aus
einem würfelförmigen Kern, der von
einer Kuppel verdeckt wird und auf allen
vier Seiten von Bogenarkaden umgeben
ist, die sich auf Marmorsäulen
genuesischen Ursprungs stützen.
72
Abb. 49 Phytolacca dioica - Kermesbeere
Vor den Säulen sind ausgekachelte Mauerbänke angebracht. Die Wände
(innen und außen) sind mit den gleichen Kacheln versehen. Im obersten
Teil der Außenwand befinden sich Gipsarbeiten im Mudéjar-Stil.
Diesem Pavillon gegenüber steht der Pabellón del Léon (Löwenpavillon).
Sein Name kommt von dem Löwen, der den davorliegenden Teich
bewacht.
Abb.50 Phytolacca dioica - KermesbeereAn der vorderen Seite des
Gartens hat man ein Myrten - Irrgarten gepflanzt, in dem versucht wird,
den ehemaligen des Alcázares nachzuahmen.
Patio de Banderas
Dieser Patio wurde im 12 Jahrhundert auf Resten eines etwa einhundert
Jahre älteren Gartens angelegt. Er gibt Auskunft über die damals üblichen
Gestaltungselemente.
Jardín Inglés (Englischer Garten)
Dieser Garten grenzt an die Westseite der alten Gärten. Seine Formen
sind sehr viel freier als die vorangegangenen Gärten und erinnert, wie sein
Name schon vermuten lässt, an englische Landschaftsgärten.
Stefanie Zurbrüggen
Dies war sicher eine der schönsten Anlagen die wir gesehen haben. Aber
leider erst am Schluss, wo allen die Müdigkeit schon anzumerken war.
Was ich sehr bemerkenswert fand, ist, das in Sevilla allgemein größte
Pflanzenauswahl zu finden war. Es waren nicht nur Rosen und
Lebensbaum- und Buchshecken zu sehen, sondern auch etliche
einheimische Pflanzen.
Eine lustige Abwechslung bot der Irrgarten – war man groß genug konnte
man zwar über die Hecken schauen, aber leider half das nicht wirklich
weiter.
Ansonsten ist diese eine der größten Gartenanlagen gewesen, die wir hier
gesehen haben.
Santa Olalla del Cala
Nachdem wir nun eine
Woche
lang
Gärten
bestaunt hatten, war die
Option aufs Land zu
fahren
eine
sehr
willkommene
Abwechslung zumindest
für einige von uns. Nicht
alle wollten spanische
Landluft schnuppern –
sie bevorzugten noch
etwas Kultur und die
Straßen von Sevilla –
eigentlich sehr lobenswert.
Abb. 50 Unser Vortrag
73
Aber
11
der
Kultur
überdrüssige
Leute
machten sich dennoch auf
den Weg in das 70 km
entfernt liegende Santa
Olalla del Cala.
Schon die Fahrt dorthin war
sehr
interessant,
die
Landschaft
wurde
abwechslungsreich – keine
Olivenbaum
Monokultur
mehr, sondern Weiden und
so etwas, was die Spanier
als Wald bezeichnen.
So erreichten wir zur Abb. 51 Vier Herrlichkeiten
Siesta-Ruhe
das
verschlafene
Örtchen
Santa Olalla del Cala und
überraschten unsere drei
nichts
ahnenden
Kommilitonen, Martin, Uli
und Tino. Sie absolvierten
dort grade ein Praktikum.
Trotz aller Überrumpelung
bewiesen
sie
Improvisationstalent
und
machten einen Kurzbesuch
auf der „Dehesa de San Abb. 52 Landschaft
Francisco“,
ihrem
Praktikumsplatz, für uns möglich. Die Vize-Chefin nahm sich sogar Zeit, uns
etwas über die Struktur dieser Farm und die dahinter stehende Stiftung zu
erzählen.
Die Dehesa de San Francisco hat es sich zur Aufgabe gemacht, ökologischen
Landbau in Spanien zu betreiben. Eine Idee, die bei uns nicht ganz neu ist,
aber in Spanien noch nicht so viele Anhänger hat. So ist diese von Deutschland
ausgehende Stiftung, die im Zuge der EXPO`92 entstand, eine bleibende
Erinnerung
an
die
Teilnahme
an
der
Ausstellung
und
eine
grenzüberschreitende Initiative für den Arten- und Naturschutz.
So werden hier nun Schweine gemästet und die dafür notwendigen
Korkeicheichen angebaut und auch in traditioneller Art und Weise genutzt,
wodurch die ursprüngliche Form der spanischen Kulturlandschaft erhalten wird.
Danach führten uns Martin und Tino über die am besten ausgebaute Straße der
Welt (arme Stoßdämpfer) zum naheliegenden, in ein kleines Tal eingebetteten
Fluss Olalla. Hier staksten wir (große Kieselsteine verhinderten ein schnelleres
Fortbewegen) hocherfreut ins erfrischende Nass. Gewisse kleinere
Persönlichkeiten nutzten auch gleich die Chance und weiteten das Fußbad zu
einem Vollbad aus. Verhaltenere begnügten sich mit bloßem gegenseitigem
Nassspritzen – tat ebenso seine Wirkung.
Leider hat auch dieser Ausflug wie alles mal ein Ende und wir fuhren zurück
nach Sevilla, wo wir in einer Tapas-Bar wider Erwarten unseren Hunger stillen
konnten....
Ina & Anja
74
01.05.2002
Sanlúcar de Barrameda – Chipiona
„Heute haben wir die Großstädte für´s erste verlassen. Gegen 10.00 Uhr
fuhren wir los in Richtung Sanlúcar die Barrameda. Anja hatte leichte
Probleme mit der Karte und so konnten wir uns noch die Außenbezirke von
Jerez anschauen.“
Am späten Vormittag gelangten wir wohlbehalten in Sanlúcar an und
fanden nach einigen kurzen Fragen auch den Ort, an dem man uns die
Sherry – Herstellung erklären sollte...
Da wir noch etwas Zeit hatten, nutzten wir diese um ein wenig von der
Stadt zu sehen. Um 13.00 Uhr war dann unsere Führung durch die...
Bodega Barbadillo.
Barbadillo
Luis de Eguilaz n°11, CP 25
Preis: 3.00€ (Gruppentarif)
Nun konnten wir genießen, wie Spanier englisch sprechen – sie machen
eine sehr melodische Sprache daraus!
Der Geruch, den wir nun schon den ganzen Vormittag mehr oder weniger
stark bemerkt hatten kam zu seiner vollen Entfaltung, als wir die Hallen des
Sherrys betraten. Die alkoholische Gärung – man wurde ja schon vom
Geruch benommen!
Sherry ist eine Weinart, die nur in dieser Region angebaut wird, dem
sogenannten Sherry- Dreieck, bestehend aus den drei Städten Jerez,
Sanlúcar und Puerto de Santa Maria. Ideale Grundlage für den Wein ist der
kalkhaltige Boden dieser Region. Und auch die salzhaltige Luft tut ihr
übriges, dem Wein seine ganz besondere Note zu verschaffen.
Sir Francis Drake verschaffte dem Sherry seinen heutigen
Bekanntheitsgrad. Bei einem Überfall im Jahre 1587 auf Cádiz entführte er
unzählige Schläuche mit diesem edlen Wein in seine Heimat. Hierin ist
auch die Ursache zu suchen, dass es so viele Abfüller mit englischem
Firmennamen gibt. Aber erst im 18. Jahrhundert findet der Handel mit dem
Sherry seinen Anfang.
Die Herstellung des Sherrys unterscheidet sich stark von dem anderer
Weine. Man lagert die Fässer aus amerikanischer Eiche nicht in Kellern,
sondern in bodegas, großen überirdischen Hallen, auch Kathedralen des
Weins genannt. Diese müssen immer gut durchlüftet sein und annähernd
die gleiche Temperatur aufweisen – um die Hefebakterien, die für den
Reifeprozess benötigt werden, am Leben zu erhalten.
Sherry ist kein Jahrgangswein. Die Fässer sind in mehreren Reihen
übereinandergestapelt (3 oder 4). Jede dieser Reihen enthält Wein einer
anderen Reifestufe, wobei die unterste Reihe den ältesten Wein enthält.
Aus diesen (untersten) Fässern wird der Sherry abgefüllt, aber nur ein
Drittel wird aus diesen Fässern entnommen und aus den darüberliegenden
mit der gleichen Menge wieder nachgefüllt. Dieser Prozess wiederholt sich
nun fortlaufend bis zur obersten Reihe, in deren Fässern sich der jüngste
Wein befindet. So wird eine immer gleichbleibende Qualität des Weins
garantiert. Diese Art, den Wein zu verschneiden, wird Solera – Verfahren
genannt.
75
Eine weitere Besonderheit der Sherry – Herstellung ist es, dass die Fässer
nur zu 4/5 gefüllt sind, um den Flor aus Hefepilzkulturen auszubilden, der
nötig ist, um die geschmackliche Beeinflussung durch die Eichenholzfässer
zu vermeiden. Aber wenn wir unsere Expertin richtig verstanden haben
(wie gesagt spanisch-englisch) ist dieses nur bei einer bestimmten SherrySorte, dem fino, der Fall.
Den Abschluss unseres Besuches der Bodega bildete eine kleine
Verkostung des Sherrys. Als erstes wurde uns natürlich der für Sanlúcar
typische Sherry, der Manzanilla angeboten, als doch recht trockener Wein
hat er den meisten nicht wirklich gut geschmeckt. Aber es gab zum
Schluss auch noch etwas Süßeres zum Kosten, was die Sache dann zu
einem genüsslicherem Abschluss führte.
Damit hatten wir für diesen Tag unser Kultur- und Informationsprogramm
erfüllt und es ging auf nach Chipiona an den Atlantik.
Was für ein Luxus erwartete uns hier!!! Die richtige Atmosphäre zum
entspannen und erholen. Nachdem wir unser Hotel, welches alles bisher
gesehene in den Schatten stellte (OK wir waren auch nur in
Jugendherbergen gewesen – aber trotzdem) bezogen hatten, ging es auf
kürzestem Wege zum Strand - und hinein in die Fluten. Das Wasser war
angenehm warm, auch wenn es nicht alle wagten sich persönlich davon zu
überzeugen. Das Problem danach bestand nämlich darin: Wie komme ich
schnellstmöglich aus dem Wasser raus, hin zu meinem Handtuch, ohne
mir sämtliche Körperteile abzufrieren? - denn der Wind blies einem mächtig
um die Ohren. Hätte man sich auf seinem Handtuch nicht ab und zu
gedreht und gewendet, wäre man in kurzer Zeit als Sanddüne in die
Landschaft integriert worden
Später am Abend, nachdem uns eine heiße Dusche wieder aufgewärmt
und den Sand aus den Poren gespült hatte, begaben wir uns auf die
übliche Suche (dadurch lernten wir Chipiona kennen) nach einem kleinen
Restaurant, wo es zur Abwechslung mal richtig gut schmeckte.
Anja & Ina
Worte zum Tag aus unserem Reisetagebuch:
„Jörn hat sich am Fuß verletzt,
als er durchs kühle Nass gewetzt.
Bienchen ließ sich ebenfalls nicht lange bitten
und hat sich am Fuß geschnitten.
Ja so sind sie, diese Lieben,
nur ich bin heute heil geblieben!“
Johni
76
02.05.2002
Chipiona – El Bosque
Der Tag begann mit einiger Aufregung – der Zündschlüssel von einem der
Busse war verschwunden, oder genauer gesagt – er fiel der Ordnungsliebe
seines Verwalters zum Opfer – dieser hatte ihn einfach nur sehr gut
weggelegt. Aber was soll`s, wir fanden ihn wieder und so konnte der Tag
doch noch mit etwas Verspätung beginnen.
Wir fuhren auf kurvenreicher Strecke nach El Bosque, stellten dort unsere
Taschen und den Corsa unter und begaben uns zum Ausgangspunkt
unserer Wanderung durch die...
Sierra de Grazalema
Der Nationalpark liegt zwischen den Regionen der Gebirgsbereiche von
Grazalema und Ronda. Der Park ist ein westlicher Ausläufer der
Gebirgskette Sierra de Ronda und schließt sich nördlich fast direkt an den
Naturpark Alcornocales an.
Die natürliche Park-Gebirgsstrecke
Grazalemas ist 51695m lang und streift die Provinzen Malaga (im
Nordwesten) und Cadiz (im Nordosten). Die Fläche des Naturparks beträgt
gut 47.000 ha. Der höchste Gipfel ist 1654m (Gipfel Torreon) hoch und
250m beträgt die geringste Erhöhung. Die Durchschnittstemperatur im
Sommer beträgt 26°C und die durchschnittliche Temperatur im Winter liegt
bei 10°C. Der durchschnittliche Niederschlag der Region liegt bei 2200 mm
und es ist somit das regenreichste Gebiet Spaniens. Die Regenfälle
konzentrieren sich aber auf die Wintermonate.
Durch seine Fülle und biologische sowie geologischer Vielfalt wurde das
Gebiet bereits 1977 zum Biosphärenreservat (erstes in Spanien) durch die
UNESCO erklärt. Aber dieser Name war nur symbolisch.
1984 wird sie von Seiten Andalusiens
zur natürlichsten Parkgebirgsstrecke
Grazalemas
benannt
und
zur
Schutzzone
erklärt.
Auch
ein
spezielles Schutzgebiet für Vögel
wurde eingerichtet.
Die auffälligste Eigenschaft des
natürlichen Parks von Grazalema ist
zweifellos das Vorhandensein des
Wassers. Im natürlichen Park haben
die Lebewesen gelernt, mit Wasser
und seinem „ätzenden“ Effekt auf
dem Land zu koexistieren. Das
Wasser sorgt aber auch für eine
reiche
und
ganz
besondere
Vegetation von Fauna und Flora. Die
Gebirgsstrecke ist so durch das
Wasser modelliert worden.
Abb. 53 Asphodelus species - Affodill
77
Die Igeltanne (Abies pinsapo) ist
das Symbol des Parks, sie wächst
nur an feuchten Nord- und
Nordosthängen
in
Höhen
zwischen 900 und 1800 m Höhe
und ist ein lebendes Fossil, da sie
eine
auf
das
Tertiär
zurückgehende Koniferenart ist.
Es ist der einzige noch erhaltende
Pinsapo-Wald
in
Europa.
Igeltannen sind zylinderförmige
Bäume, die 25 bis 30 m hoch
werden und bis zu 1m dick (den
ältesten
dort
wachsenden
Bäumen wird ein Alter von über
500 Jahren zugeschrieben). Ihre
Nadeln wachsen rund um den
Zweig, daher kommt auch ihr
Name - Igeltanne. Obwohl das
Holz der Tannen nur eine mittlere
Qualität
besitzt,
wurde
es
trotzdem
genutzt,
z.B.
für
Abb. 54 unser Weg
Sitzbänke in der Stierkampfarena
von Ronda. Diese Tannen sind inzwischen als Zierpflanzen in Europa
verbreitet. Gut zu sehen sind diese Wälder von der Strasse von Grazalema
nach Zahara de la Sierra, hinter dem Pass Puerto de las Palomas.
Dieses für Wanderungen ideale Gebiet ist jedoch nur schwer zugänglich.
Von Juli bis September wird es gänzlich gesperrt, während der restlichen
Monate bedarf es für einen Besuch der Genehmigung der Umweltbehörde
Agencia de Medio. Kontrollen der Wandernden werden durch Ranger
durchgeführt und man muss die Anzahl der Personen sowie den Tag der
Wanderung vorher angeben.
Es gibt auch umfangreiche Eichenwälder, aus Korkeichen, Portugiesischen
Eichen (wurden früher zur Holzkohlegewinnung beschnitten / meiden die
Kälte der höheren Lagen) und Steineichen. Auch Johannisbrotbäume (je
weiter man „absteigt“, desto häufiger werden sie), wilde Olivenbäume und
zahlreiche Orchideenarten gedeihen hier.
Es wachsen hier typische Felspflanzen z.B. der endemische Mohn
Papaver rupufragum, Narzissen, Helianthemum und Igelpolstersträucher
(Erinacea anthyllis). Ebenso findet man Paeonien (Pfingstrosen), Veronica
bellidioides, Helleborus foetidus, Daphne laureola ssp.latifolia, Crataegus,
Iris foetidissima, Vinca minor, Centranthus calcitrapa und die spanische
Wildhyazinthe (Hyacinthoides hispanica). Der geschützte Wald ist ein
ideales Refugium für wilde Ziegen sowie Rotwild, Otter, Füchse,
Gänsegeier (im Flug an ihrer riesigen Spannweite von bis zu 2,5 m zu
erkennen), Stein-, Schlangen- und Zwergadler, Habichte, Bussarde, Falken
und andere Greifvögel.
78
Für Besucher gibt es ausgewiesene Reisewege, Kletterwände,
Wassersport auf Flüssen und auch kleinere Jagden. Die Jagdnutzung
wurde eingeschränkt und kontrolliert, seitdem die staatliche
Naturschutzorganisation ICONA Anfang April der 70er Jahre den Wald am
Nordhang der Sierra del Pinar gekauft hat.
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich eine lange Wanderung
durch die Grazalema auf jeden Fall lohnt.
Manuela Lasch
Ja, nachdem wir also die stürmische See mehr oder weniger heil
überstanden hatten, offenbarte uns Uta die nächste Herausforderung - das
regelrechte Erklimmen (uff) und wieder Hinabsteigen (oder Stolpern) der
Klippen der Sierra de Grazalema. Und als wäre das nicht genug der
Anstrengung, wurden wir auch noch genötigt, uns unbekanntes Grünzeug
mit botanischen Namen anzusprechen. Aber hart wie wir Bernburger
Studenten sind, meisterten wir das alles schon irgendwie (na ja gut,
manchmal mit kleinen Hilfestellungen). Auch wenn wir völlig erledigt und
auf verschiedenen Wegen in unserer Pension ankamen, gelohnt hat sie
sich - die Wanderung durch die tolle Landschaft der Sierra.
Worte zum Tag aus unserem Reisetagebuch:
„Wort des Tages: Don Tomato – Biene mit vom Wandern verbrannten,
Blasen schlagenden Kopf.“
„Schönemansiehtsieja,
Seltenheiten
kannakenndse.“
Jakob
und
die
botanischen
„Mit qualmenden Füssen und stinkenden Socken,
kamen wir vom Berge und blieben noch trocken.
Denn hinter uns am Bergesrand,
zog auf eine dunkle Wolkenwand.
Auf eine heiße Dusche freuten wir uns sehr,
doch dazu kam es leider nicht mehr.
Das warme Wasser blieb aus und wollte nicht kommen
Wir zitterten sehr und waren benommen.“
Manu & Claudi
„Eine Flotte ist nur so schnell wie ihr langsamstes Schiff. – Wichtig ist das
Ziel! Nicht die Zeit!“ Katrin
„Jede Reise (bzw. Gewaltmarsch) beginnt mit dem kleinsten Schritt.“
Katrin
79
03.05.2002
Ronda
Etwas gerädert begannen wir diesen Tag. Zuerst versuchten wir in der
Nationalpark – Information zu dem gestern Gesehenen noch neue
Eindrücke und Erklärungen zu finden, was nicht so ganz gelang, und dann
stiegen wir immer noch lahm und müde in unsere Autos, um uns nach
Ronda zu begeben.
Dort angekommen, begaben wir uns zur Ponte Nuevo, aber leider nur von
oben, das eigentlich beeindruckende der Brücke – die Höhe von fast 100m
– ging dadurch verständlicherweise fast vollständig verloren.
Direkt an dieser Brücke hörten wir dann Andreas Referat, was angesichts
der Tatsache das die Ponte Nuevo ein Touristenmagnet ist, ein etwas
schlecht gewählter Platz war. Nichts desto trotz hörten wir jetzt am Ende
unserer Reise etwas über...
Andalusien – Bevölkerung und Wirtschaft; Ronda und Umgebung
Andalusien ist eine historische Landschaft in Südspanien, welche die acht
Provinzen Almería, Cádiz, Granada, Huelva, Jaén, Málaga und Sevilla
umfasst. Zusammen machen sie eine Fläche von 87.268 km² aus und ca.
7,2 Mill. Einwohner wohnen in dieser Region. Seit 1982 ist Andalusien eine
autonome Region.
Die Bevölkerung ist über das Gebiet Andalusiens sehr unterschiedlich
verteilt: Dicht besiedelte Ballungsräume rund um Sevilla, Málaga und Cadíz
stehen ländlichen Gebieten mit kleinen Ortschaften gegenüber. Die heutige
Gesellschaftsstruktur ist in drei Schichten aufgeteilt; der kleinen Elite der
Oberschicht, der konservative Mittelstand und der Klasse der Arbeiter und
Armen. Zu den Randgruppen gehören noch die Zigeuner und eine kleine
Gruppe der Muslimen.
Die Hauptstadt ist Sevilla. Diese drittgrößte Stadt Spaniens zählt dank
ihres fröhlichen Ambientes und der großartigen Bauwerke zu den
beliebtesten Zielen der Touristen. Die 500 Jahre anhaltende
Maurenherrschaft hat hier zahlreiche Spuren hinterlassen. Herausragend
sind die enorme gotische Kathedrale mit ihrem maurischen, 93 m hohen
Glockenturm, Giralda; der ebenfalls maurische Festungsturm Torro del Oro
und der alte Stadtteil Barrío Santa Cruz.
Andalusien ist auch das Mutterland jener spanischen Bräuche, die aus
Spanien wohl die bekanntesten sind: hier kann man die Magie des
Flamenco sowie den Stierkampf in ihren wohl authentischsten Formen
erleben. Auch Mythen wie die von Don Juan und Carmen wurden hier
geboren.
Andalusien besteht aus zwei gegensätzlichen Naturräumen:
• Im Nordwesten das durch die Sierra Morena im Norden
abgeschlossene und vom Guadalquivir durchströmte Andalusische
Tiefland. Es ist ein welliges Hügel- und Terrassenland mit
ausgedehnten Sümpfen im Mündungsgebiet (Marismas), das durch
eine
sandige
Nehrungsküste
vom
Meer
getrennt
ist.
• Im Südosten das Andalusische Gebirgsland , die „Betische Kordillere“ ,
ein bis zu 150 km breites und 600 km langes Kettengebirge, das aus
einer Vielzahl von Einzelmassiven zusammengesetzt ist.
80
Als Land zwischen zwei Meeren hat Andalusien die unterschiedlichsten
Küstenformen zu bieten. Die Küsten von Huelva
und Cadíz, die
sogenannte Costa de la Luz, am Atlantischen Ozean gelegen, zeichnen
sich durch Strände mit besonders feinem Sand aus. Der ziemlich konstant
wehende Seewind türmt den Sand zu mächtigen, bis zu 32 Metern hohen
Dünen auf. Die Mittelmeerküste, von der Straße von Gibraltar bis Almeria,
bietet dafür sanfteres Klima mit weniger Wind und höheren
Wassertemperaturen.
Das Klima in Andalusien ist mediterran mit heißen Sommern und geringen
Niederschlägen. Die Vegetation ist subtropisch bis tropisch. Neben dem
fruchtbaren, gut bewässerten Gartenland gibt es auch großen Flächen an
Steppe.
Andalusien hat reiche Mineralvorkommen und ist ein wichtiges
Anbaugebiet für Oliven, Weintrauben, Apfelsinen und Zitronen. Über 70%
der fruchtbaren andalusischen Fläche werden landwirtschaftlich genutzt:
Die landwirtschaftliche Flächen sind überwiegend in Großgrundbesitz,
vor allem der Besitz der Katholischen Kirche, die sich weitgehend des
Pachtsystems zur Bestellung ihrer Flächen bedient. Weitere Erzeugnisse
der Landwirtschaft sind auch Weizen, Mais, Baumwolle, Reis und
Zuckerrohr. Daneben werden in Korkeichenwälder Kork gewonnen und in
Eichenhainen werden Schweine gemästet. Auf den Steppen herrscht
Viehzucht vor, gehalten werden Schafe, Pferde, Rinder und Kampfstiere.
Auch die Fischerei ist eine Einnahmequelle. Generell bietet der
nährstoffreichere Atlantik die ergiebigeren Gründe für den Fischfang als die
andalusische Mittelmeerküste.
Der Bergbau liefert Kupfer, Zink, Blei, Silber und Eisen.
In Sevilla versucht sich der Maschinenbau zu etablieren. Es werden unter
anderem auch Flugzeuge hergestellt.
An der Küste und in den Bergregionen etabliert sich der Fremdenverkehr
erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit. Mit 3000 Sonnenstunden jährlich und
kilometerlange ausgezeichnete Strände dürften aber Grund genug für viele
Urlauber sein, einmal nach Andalusien zu fahren.
Trotzdem ist Andalusien eine der ärmsten Regionen Spaniens, mit der
höchsten Arbeitslosigkeit. Jugendliche zwischen 16 und 24 Jahren stellen
in ganz Spanien den größten Anteil der Arbeitslosen. Die Kriminalität und
der Drogenmißbrauch steigt proportional dazu stetig an.
ist
eine
Ronda
wunderschöne
Stadt,
inmitten beein-druckender
Berglandschaft gelegen.
Sie
„klebt
wie
ein
Adlerhorst
auf
einem
Hochplateau“.
Markantestes Bauwerk ist
die Steinbrücke, die sich
über die Schlucht des
Guadelevín-Flusses
spannt und Alt- und
Neustadt
miteinander
verbindet.
Abb. 55 Puente Nuevo
81
Mehrere prähistorische Funde bezeugen die Urgeschichte dieser
Region, darunter die Cueva de la Pileta, eine Höhle mit großartigen
Wandmalereien und das Dolmen de Chopo. Nahe Ronda befinden sich die
Reste der römischen Siedlung Acinipo, die unter anderem in den
Schriften von Plinius erwähnt wird. Besonders gut erhalten aus dieser Zeit
ist das Amphitheater.
Unter den Mauren hieß Ronda Izn-Rand Onda und war eine der
wichtigsten Städte im muslimischen Spanien. Erhalten sind die arabischen
Bäder, die Brücke Puente Viejo, sowie zwei kleinere Paläste: Casa del
Gigante und Casa de Mondragón. Letzterer wurde von den katholischen
Königen nach der Eroberung Rondas von den Mauren – einem wichtigen
Prestigeerfolg auf ihrem Zug nahe Granada – bewohnt. Das
herausragendste Bauwerk aus der Zeit der Rückeroberung ist das
Kloster Colegiata de Santa Maria la Mayor, erbaut an jener Stelle, wo sich
zuvor die maurische Moschee befunden hatte.
Trotz der wichtigen Rolle, die Ronda in früheren Epochen gespielt hatte,
stammen die eindruckvollsten Monumente aus dem 18. und 19.
Jahrhundert. An erster Stelle steht die Puente Nuevo, die neue Brücke,
die sich in einer Höhe von fast 100 Metern über den Fluß Tajo spannt. Sie
sieht zwar ähnlich aus wie ein römisches Aquaedukt, wurde aber im 18.
Jahrhundert erbaut. Das andere interessante Bauwerk ist die Plaza del
Toros, eine sehr originelle Stierkampfarena im neoklassischen Stil, erbaut
1784. Sie spielte in der Geschichte des Stierkampfes eine wichtige Rolle:
der legendäre Torero Pedro Romero begründete hier die „Escuela
Rondena“, die rondenische Schule des Stierkampfes, die im Gegnsatz zur
bis dahin tonangebenden sevillanischen Schule stand.
Nicht weit von Ronda entfernt beginnt die Route der weißen Dörfer: Arcos
de la Frontera, Setenil, Antequera, um nur einige zu nennen. Die kleinen
weißgetünchten Häuschen schmiegen sich malerisch an die Hänge der
Hügellandschaft.
Andrea Zsofi
Nach dem ausgiebigen Genuß des Verkehrs an der Puente Nuevo
begaben wir uns etwas schwerfällig und lustlos zum...
Casa del Rey Moro
Calle de Marques de Paradas
Der Garten der Casa del Rey Moro wurde 1912
von
dem
bekannten
französischen
Landschaftsarchitekten Jean Claude Nicolas
Forestier (1861 - 1930) gestaltet. Er kombinierte
die Gestaltung der spanischen Muslime und des
traditionellen West-Europas. Forestier achtete bei
der Gestaltung des Gartens auf die Verbindung
dieser beiden Stile. In Ronda integrierte er die
Landschaft durch Blickbeziehungen zum im Tal
liegenden Fluss Tajo und den im Hintergrund
sichtbaren Bergen rund um Ronda.
Abb. 56 bepflanzter Brunnen
82
Der Garten ist in drei Ebenen unterteilt. Er ist in seiner gesamten Form
mehr langgestreckt und läuft zum Ende hin schmal zu. Von oben
ausgehend ist der Garten von der rechten Seite durch eine Wand
abgegrenzt. Linkerhand liegt die Schlucht des Tajo. Am Ende des Gartens
genießt man einen wunderschönen Blick in die Landschaft. Viele
Kübelpflanzen verschiedener Arten wurden im Garten aufgestellt.
In der ersten, obersten Ebene wird der Garten von einem Springbrunnen
dominiert, der zugleich den Beginn des Wasserlaufes markiert, der in einen
Teich in der untersten Ebene mündet. Der Springbrunnen weist eine
achteckige Form auf. Mit farbigen Mosaiken ist der Brunnen sowie die
darum angeordneten, in Blickrichtung zum Garten ausgerichteten, Bänke
gestaltet. Auch an den Seiten des Springbrunnens sind Bänke aufgestellt.
Zur mittleren Ebene ist die Obere durch vier quaderförmige Säulen, die
ebenfalls farbig, passend zum Brunnen und zu den Bänken, gekachelt
sind, abgegrenzt.
Die Wand an der rechten Seite wird durch eine mit Blauregen bewachsene
Pergola gestaltet. An der linken Seite befindet sich ebenfalls eine
quadratische Pergola, welche die Treppe hinab zur mittleren Ebene
markiert. Der Bodenbelag ist mit rotem Ziegelpflaster gestaltet. Die Treppe
führt mit blauweiß gemusterten Stufen hinunter.
Die mittlere Ebene wird von dem schmalen Wasserlauf symmetrisch in
zwei Hälften geteilt. Zwei lange rechteckige Rosenbeete mit
Buchseinfassungen dominieren diesen Teil des Gartens. An der rechten
Wand ist ebenfalls eine Pergola angeordnet, an der sich Wein hinaufrankt.
Die Pergola wurde um zwei Stufen erhöht errichtet. Die linke Seite des
Gartens wird durch eine Baumreihe eingefasst. Der Bodenbelag ist wie in
der oberen Ebene mit Ziegelpflaster gestaltet. Im Vergleich zur oberen
Ebene wirkt dieser Teil des Gartens durch den hohen Baumbewuchs und
damit verbundenen Schattenwurf viel kühler und frischer.
Zur untersten Ebene gelangt man über eine geschwungene Treppe,
unterhalb derer der Wasserlauf in einen Teich endet, welcher mit
Goldfischen bestückt ist. Die Beete sind mit Buchs eingefasst und z. B. mit
Clivia und Acanthus bepflanzt. Das Ende des Gartens wird mit einer
bepflanzten Amphore gekennzeichnet. Hinter dieser Amphore befindet sich
versteckt noch eine kleine Sitzbank, von der man den prächtigen Blick in
das Bergland von Ronda genießen kann.
Andrea Zsofi
Eigentlich ist die Casa del Rey Moro ein wunderschöner Garten gewesen,
aber wirklich würdigen konnten wir das ganze nicht, da wir mit uns selbst
zu kämpfen hatten. Die Wanderung steckte noch allen in den Knochen.
Von diesem Garten hatte man jedoch einen atemberaubenden Blick auf
Ronda und die umgebende Landschaft.
83
Als weiteren Punkt unseres Ronda Besuches standen jetzt auch noch die
arabischen Bäder an. Zum Leidwesen vieler (vielleicht auch aller) befanden
sich diese noch weiter unten im Tal als die Casa del Rey Moro, so dass
unsere armen, leicht angeschlagenen Muskeln doch wieder mehr leisten
mussten, als sie eigentlich gewohnt waren. Aber auch diese
Sehenswürdigkeit wurde von uns gewürdigt, wenn auch nicht mehr mit
dem Enthusiasmus der ersten Tage...
Und dann hieß es auch von Ronda Abschied nehmen, da wir uns noch auf
den Weg nach Málaga begeben wollten, um dort Quartier für unsere letzte
Nacht in Spanien zu beziehen.
In Málaga angekommen, beschlossen wir, diesen letzten Abend
gemeinsam auf die Suche nach einem passenden Restaurant zu gehen
und so kam es, dass wir zum zweiten Mal bei unserer Exkursion fast alle
zusammen speisten.
Worte zum Tag aus unserem Reisetagebuch:
„Unwort des Tages: Aua meine Waden!“ – Nachwirkungen des Wanderns
„Nach sehr vielen Kurven (die Spanier können keine geraden Straßen
bauen) und noch mehr Landschaft kamen wir nach Malaga.
Nun sitzen wir hier an langer Tafel und warten auf unser Abendessen. Das
Brot ist schon fast alle...“ Ina
04.05.2002
Málaga – Leipzig
Ja da war er nun, der Tag der Abreise. Wir saßen gemeinsam unsere
Müdigkeit teilend am Flughafen und warten auf unsere Boeing.
Da blieb uns etwas Zeit, unser Spanientagebuch noch einmal auf die Reise
zu schicken und alle um ein kurzes oder auch längeres Schlusswort zu
bitten. Hier sind einige davon:
„Hätte nicht gedacht, dass man mit „Landis“ so viel Spaß haben kann, trotz
Plattfüßen und lateinischen Pflanzennamen ohne Ende.“ Katrin
„Eindrucksvoll waren nicht nur die Gärten etc. in Andalusien, sondern auch
die Schmerzen in den Beinen.“ Kathrin & Silvia
„Blasen an den Füßen, Muskelkater in den Beinen, ABER nichts desto trotz
war Spanien super!!!“ Susan
„Cogito ergo sum!“ Katja
„Hilfe!!! Ich will wieder zurück!! Wo sonst kann ich so viel spanisch
sprechen??(und versuchen zu verstehen...)“ Uta
84
„Was wir vermissen werden:
unsere Top 10
das üppige und vielseitige Frühstück (lecker Toast)
die schönen Spanier
Einheimische im Jogginganzug
das Wühlen im Wörterbuch, bei dem Versuch die Speisekarte zu
übersetzen (siehe „gebügelter Fisch“)
Kreisverkehr & verzweifelte Parkplatzsuche
Langes Warten in der Gruppe & orientierungsloses Umherschauen
Unsere leuchtend roten Nasen in der Nacht
Intensiver Hallenbadgeruch unserer Zimmer
Gesellige Abende bei Wein und Cracker
diverse Lachanfälle
Danke für die schönen Tage!
Eure Manu & Claudi“
„Bei soviel Andalusien fehlen mir einfach die Worte.
Der Abschied will mir glatt das Herz zerreißen!
Der Schrecken fährt mir in die Glieder!
Jetzt heißt´s mich zusammenreißen!
Andalusien ich komme wieder!“
Johni
„Eine anstrengende Reise; anstrengend jedoch nur körperlich und hier
speziell für die Beine. Ansonsten gingen die Tage wieder viel zu schnell
vorbei, leider!“ Jörn
„So nun sitzen wir im Flugzeug und elf Tage sind vorbei. Insgesamt glaub
ich, kann man mit unserer Gruppe zufrieden sein,...
So entpuppten sich auch einige Gärten als „naja, kann man mal gesehen
haben“ & und einige als „super Sache“. Wobei ich die Alhambra nicht als
super Sache einstufen würde – Geschmackssache.
Für mich persönlich waren der Palacio de Viana, der Garten des Guts
Moratalla die faszinierensten Gärten...
Beim Wetter war alles in bester Ordnung – wie bestellt. Selbst beim Abflug
gab es Sonnenschein pur und nun wo wir im Flugzeug sitzen und Spanien
verlassen, hören wir vom Kapitän, dass es in Leipzig leicht regnet & nur
10°C sind. Eine ganz traurige Angelegenheit....“ Biene
„... Alles wesentliche ist schon aufgeschrieben.
Nur das Essen war sehr gewöhnungsbedürftig.
Schöne Exkursion – na dann bis zum nächsten Mal“ Dietmar
85
„Was nehme ich alles von dieser Exkursion mit:
Als 1. wohl die maurischen Gärten (war ja auch das Thema...), dann dass
das Leben in Spanien sehr entspannt, die Menschen sehr offen & chick
gekleidet sind. Und das Weißbrot allein nicht glücklich macht. Von all den
Gärten, Patios & Gartenhöfen hat mich der Löwenhof in der Alhambra am
meisten beeindruckt, weil er alle drei monotheistischen Religionen
vereinigt. Ist das nicht auch ein Ansatz für heute? Aber was eigentlich die
wichtigste Erfahrung war & ist, ist mit Menschen wegzufahren, mit denen
man vorher z.T. nix zu tun hatte, sich kennen zu lernen & elf Tage
miteinander (mal mit viel Spaß & mal mit extrem dummen Kommentaren)
zu verbringen. Danke an Euch & besonders an Uta & ihre Geduld all die
Pflanzen immer wieder zu erklären.“ Steffi
„Hab nicht mehr zu sagen, als alle anderen vor mir. War ´ne schöne Zeit,
und bis zum nächsten Mal!?“ Andrea
Abb.57
hinten v.l.: Stephan, Claudi, Jörn, Anja, Stephanie, Sylvia
davor:
Jakob, Uta, Katrin, Susan, Katja, Andrea
auf Knien: Matthias, Kathrin, Manuela, Dietmar, Ina
und Alexander (die Biene) als Fotograf
86
Zu guter letzt
Das Abenteuer Andalusien liegt nun hinter uns. Die Tage vergingen wie im
Fluge. So viel Schönes hatten wir in den letzten eineinhalb Wochen
gesehen und erlebt, dass es zu Anfang schwer fiel die Unmengen von
Eindrücken zu sortieren und zu verarbeiten.
Glanzstücke dieser Reise waren sicherlich die Alhambra mit ihren
weltberühmten Palästen und Höfen - auch wenn dort etwas zu viele Touris
herumsprangen; der Palacio de Viana mit seinen bezaubernden Patios und
nicht zu vergessen Moratalla, dieses wunderschöne Privatgut im Westen
Codobas.
Aber wir bestaunten nicht nur Gärten und Städte. Auch Südspaniens
Landschaft hinterließ bleibende Eindrücke, sowohl positive als auch
negative. Während die Olivenmonokulturen auf Dauer langweilten und uns
der Landstrich zwischen Córdoba und Sevilla gar erschrecken ließ, zeigte
sich die Gegend um Santa Olalla unglaublich abwechslungsreich und
faszinierend. Ein weiterer Höhepunkt war die Sierra de Grazalema, auch
wenn die Wanderung dort etwas anstrengend war - dafür bleibt sie auch in
Erinnerung.
Was diese Exkursion außerdem hervorbrachte, ist, dass die spanische
Küche schlechter ist, als ihr Ruf. Auch das spanische Nachtleben hält nicht
unbedingt, was Reiseführer versprechen. Wir versuchten, uns dem
spanischen Tagesrhythmus anzupassen und aßen kaum einen Abend vor
10 Uhr zu Abend aber danach war auch schon Schluss - nix mit „Fiesta“.
Dies unterstützte jedoch ein Mindestmaß an Schlaf.
Aber nun ist alles vorüber und uns bleiben nur die Erinnerungen, ein paar
Fotos und dieses Büchlein hier.
87
Literaturverzeichnis:
-
Von Denffer, Ahmad: Der Koran, München, 1998.
Andalusien, Knauers Kulturführer, 1985.
Petruccioli, Attilio: Der islamische Garten, Deutsche Verlags – Anstalt,
Stuttgart, 1995.
Die Alhambra von Granada: Klassische Reiseziele, Atlantis, 1989.
Die Alhambra, Reader von Matthias Hensel, 2002.
Pizzoni, Filippo: Kunst und Geschichte des Gartens – Vom Mittelalter
bis zur Gegenwart, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart, 1999.
George, Michael und Correcher, Consuelo M.: Spanische Gärten,
Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart, 1997.
Hälker, Anna Maria: Andalusien, DuMont, Köln, 2000.
Hobhouse, Penelope und Taylor, Patrick: Gärten in Europa, Führer zu
727 Gärten und Parkanlagen; Ulmer, Stuttgart, 1992.
Kuhnke, Rainer W.: Die maurischen Gärten Andalusiens, Diederichs,
München, 1996.
Kummert Fritz: In dem Wald aus Igeltannen, Gartenpraxis 11/2000,
Ulmer-Verlag Stuttgart 2000
Maurières, Arnaud und Ossart, Éric: Orientalische Gärten, Inspiration
für die Gestaltung, Christian Verlag, München, 2001.
Neukirchen, Petra und Bauer, Wolfgang: Andalusien; Reise Know-How
Verlag Peter Rump, Bielefeld, 2001.
Paeger, Jürgen: Wandern in Andalusien, Dumont, Köln 2000.
Petruccioli, Attilio: Der islamische Garten, Deutsche Verlags-Anstalt,
Stuttgart, 1995.
Schröder, Thomas: Andalusien, Michael Müller Verlag GmbH,
Erlangen 1996.
Segall, Barbara: Gärten in Spanien und Portugal, Ein Reiseführer zu
den schönsten Gärten, Birkhäuser, Berlin, 2000.
Sevilla/Andalusien, DuMont Reiseführer, Köln 1998.
Spanien, Reiseführer Polyglott, München, 1988.
Wengel, Tassilo: Gartenkunst im Spiegel der Zeit, Edition, Leipzig,
1985.
Yücelen, Yüksel: Was sagt der Koran dazu, Deutscher
Taschenbuchverlag GmbH & Co. KG, München, 1991.
Internet: Clara Fritsch: Die Geschichte des Badens
http://www.andaluz.ch/provinzen/Córdoba/Córdoba.html - top
http://www.cplingua.de/geschibi.htm - volk
88
Abbildungsverzeichnis
Abbildung
Quelle
1
36
37
Mauriéres & Ossart: Orientalische Gärten, Christian
Verlag, 2001.
Matthias Hensel, Script über die Alhambra
nicht angegeben
Ina Conrad
Neukirchen & Bauer: Andalusien;
Reise Know- How Verlag Peter Rump GmbH; 1999
Alexander Biene
Alexander Biene
Anja Wendorf
Anja Wendorf
Anja Wendorf
Katrin Gädeke
Anja Wendorf
Anja Wendorf
Anja Wendorf
Ina Conrad
Ina Conrad
Anja Wendorf
Palacio Museo de Viana: Die Innenhöfe des Viana-Palastes
Ina Conrad
Ina Conrad
Ina Conrad
Alexander Biene
Dietmar Triebel
Ina Conrad
Jakob Kachelmann
Jakob Kachelmann
Jakob Kachelmann
Matthias Hensel
Mauriéres & Ossart: Orientalische Gärten, Christian
Verlag, 2001.
Postkarte
Katrin Gädeke
38
39
40
Anja Wendorf
Anja Wendorf
Alexander Biene
2
3-9
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Ina Conrad
Alexander Biene
Anja Wendorf
Anja Wendorf
Alexander Biene
Ina Conrad
Ina Conrad
Jakob Kachelmann
Alexander Biene
Alexander Biene
Ina Conrad
Ina Conrad
Ina Conrad
Alexander Biene
Postkarte
Ina Conrad
Alexander Biene
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