Milos 2004 - Hellasfreunde Bern
Transcription
Milos 2004 - Hellasfreunde Bern
Hellasfreunde Bern Kulturelle Vereinigung der Hellasfreunde, 3000 Bern Bulletin 2012 - 3 / Dezember 2012 1 Titelbild: Theater von Dodoni Vereinsadresse: Kulturelle Vereinigung der Hellasfreunde 3000 Bern Kontakt: Internet: www.hellasfreunde.ch Mail: [email protected] Tel. Fred Wyss: +41 (0) 031 931 02 13 2 Das Bulletin wird, zumindest auszugsweise, auch auf unserer Website als PDF aufgeschaltet – allerdings mit ca. 3 Monaten Verzögerung: Mitglieder sollen Vorrang haben! Zum Verein und zum Bulletin Fred Wyss 27.9.2012 Inhaltsverzeichnis Seite Zum Verein und zum Bulletin Fred Wyss (Hellasfreunde) 3 Jetzt erst recht! Sylvia Caviezel (Hellasfreunde) 4 Der Tod des Hauptmanns Markus List, Leonberg D 6 Die 4 griechischen Vulkan-Inseln Tobias Schorr, www. volcanodiscovery.com 8 Milos – Insel der Farben Immo Schröter, www.milos-greece.com 10 Milos 2004 Fred Wyss (Hellasfreunde) 11 Eine Industrieruine auf Milos Fred Wyss (Hellasfreunde) 14 Aphrodite von Milos Immo Schröter, www.milos-greece.com 16 Nisyros - Wandern auf einem schlafenden Vulkan Tobias Schorr, www. volcanodiscovery.com 18 Ein Ouzo für Maria Callas www.tagespiegel.de 23 Parga – das Auge und Ohr Korfus Tine Schönwitz, www.tine-schoenwitz.de 26 Das Totenorakel vom Fluss Acheron Tine Schönwitz, www.tine-schoenwitz.de 29 Suli (Souli), Epirus Christian Herrmann, www.cyberorange.net/suli/ 33 Moscho Tzavela Wikipedia 35 Zalongo, (Epirus) www.griechenland-lexikon.de 36 Tepedelenli Ali Pascha Wikipedia 37 Das Orakel von Dodoni www.epirus.de 38 Flüge ab Bern nach Griechenland 2013 Pressemitteilung / Internet 39 Presse Griechenlandzeitung, www.griechenland.net 39 Veranstaltungen www.hellasfreunde.ch 40 Zum Inhalt des Bulletins Zuverlässig wie immer, hat Sylvia Caviezel einen Reisebericht abgeliefert, diesmal über das verbrannte Chios. Überraschend lieferte der Karpathos-Kenner Markus List einen gut recherchierten Bericht aus den dunklen Tagen des zweiten Weltkrieges. Markus List hatte im 2011 Texte und Bilder zum Maler Jannis Chapsis geliefert – jetzt hat er sich an uns erinnert. Ein Schwerpunktthema bilden die griechischen Vulkaninseln. Weil wir am 6. Dezember einen Vortrag zu diesem Thema hören werden, suchte ich gezielt nach Artikeln dazu. Zwei Artikel stammen von Tobias Schorr, unserem Referenten vom 6. Dezember. Ein zweiter Schwerpunkt bildet der südliche Epirus mit Parga und der Insel Lefkada. Wir verbrachten unsere diesjährigen Ferien dort und ich werde am 13. Februar einen Film dazu zeigen. Bei meinen Recherchen über die Gegend stiess ich auf einige interessante Artikel. Wir danken allen Autoren, denjenigen, die extra etwas für uns geschrieben haben, aber auch denen, die uns den Abdruck eines bestehenden Artikels gestattet haben. Das nächste Bulletin erscheint am 5. März, Redaktionsschluss ist am 18. Februar 2013. Aufruf zur Mitgliederversammlung am 25. Januar 2013 An der Mitgliederversammlung vom 25. Januar 2013 stehen die ordentlichen Wahlen auf dem Programm. Sechs der sieben Vorstandsmitglieder stellen sich zur Wiederwahl. Philippe Gigon tritt nach mehrjähriger Vorstandstätigkeit zurück. Wir müssen also an der Mitgliederversammlung ein neues Vorstandsmitglied wählen. 3 Text: Sylvia Caviezel, Fotos: Elisabeth Schmid Oktober 2012 Jetzt erst recht! Wie jedes Jahr verbrachte ich auch diesen Herbst meine Ferien in Griechenland, diesmal auf der Insel Chios. Im letzten Bulletin stand ein Artikel über Mastixbäume und Mastixverarbeitung in Chios und genau in dieser Gegend sind wir heute unterwegs. Zuerst fahren wir noch durch grünes, bebautes Gebiet mit Olivenbäumen und nach und nach sehen wir immer mehr Mastixplantagen. Plötzlich ändert sich das Bild schlagartig: wir fahren durch eine schwarze, verkohlte Gegend, Opfer der grossen Brände vom August. Es sieht wirklich trostlos aus, nichts als schwarze, verbrannte Sträucher, die ehemaligen Mastixbäume. Für lange Zeit ist hier keine Mastixgewinnung mehr möglich, eine Katastrophe für die Bauern, die schon vor dem Brand in einer schwierigen Lage waren! Zum Glück ändert sich das Bild wieder, als wir dem Meer zu fahren, dort ist die Natur wieder unversehrt. zu. Auch die Nachfrage bei einem Griechen, der gerade das Trottoir abspritzt. nützt nichts, Geduld ist gefragt! Aber schliesslich haben die Tavernenbesitzer ja bis in alle Nacht gearbeitet und müssen ja nicht unbedingt schon vor 10 Uhr wieder da sein, insbesondere da ausser uns noch weit und breit keine Touristen zu sehen sind. Schliesslich kommt der Bäcker mit frischem Brot und telefoniert der Tavernenbesitzerin, die bald auch erscheint und uns sehr freundlich bedient. In Emporios, unserm heutigen Ziel, angekommen, steigen wir aus dem Bus. Es ist noch früh am Morgen, das Dorf schläft noch. Wir setzten uns in die Taverne von Maria, wo wir die Badesachen von unsern Wanderern, die noch unterwegs sind, deponieren wollen. Nur eine Kollegin wird ungeduldig, stapft auf dem Dorfplatz herum und sucht eine offene Taverne, sie will einen Ouzo haben. Und überhaupt, wo ist denn hier der Strand? Sie mustert den kleinen Fischerhafen, Ist das wohl schon hier? Das ist ja schrecklich! Ich kann sie diesbezüglich beruhigen, denn der Strand von Emporios ist noch hinter dem kleinen Hügel. Aber beim Ouzo suchen kann ich ihr nicht helfen, es ist definitiv noch alles Dann spazieren wir über den Hügel, wo der Vulkanstrand zu finden ist, ein wunderschönes Bild, die schwarzen Kiesel und das kristallklare Wasser des Meeres. Dazu ist er fast menschenleer. Na, wo sind denn hier die Liegestühle, tönt es fragend hinter mir. Dass es hier keine hat, ist eine mittlere Katastrophe für meine Kollegin, wo soll ich mich denn jetzt hinlegen??? Natürlich sind die Kiesel nicht so bequem wie Liegestühle, aber diesen wunderbaren Strand mit Stühlen zu "garnieren" wäre wirklich schade! Wir geniessen die Sonne und das warme Meer in vollen Zügen. Meine Kollegin 4 Rauchvergiftung drohte. Aber Gott sei Dank wurde es kein Raub der Flammen! Ich war ja das erste Mal etwa vor 15 Jahren hier. Mittlerweile ist das Dorf mit seinen Sgraffiti wunderschön renoviert worden und steht unter Schutz. Viele ältere Frauen sitzen vor ihrer Haustür und sortieren in einem grossen Becken die Mastixernte der unversehrt gebliebenen Bäume. Es ist eine Sisyphusarbeit, denn die Mastixklümpchen sind mit Erde und Blättern vermischt, die mühsam getrennt werden müssen. Aber wenn man nur ein bisschen griechisch spricht, sind sie glücklich und wollen alles wissen, woher man kommt, ob wir verheiratet sind und wie viele Kinder wir haben. Ich glaube den Zivilstand ledig, wie ich ihn habe, existiert gar nicht hier. Es gibt viel zu reden unter den Frauen und sie verstehen absolut nicht, dass ich keinen Mann habe! Am Schluss möchte ich nochmals auf die Brände zurück kommen. Es hat ja ausser im Mastixgebiet auch im Norden und auf der Insel Inousses grosse Flächen verbrannt. ist allerdings schon bald wieder auf dem Rückweg ins Dorf, diesen Schreck mit dem unbequemen Strand muss sie unbedingt mit einem weiteren Ouzo hinunter spülen! Es ist ein trauriges Bild, links und rechts der Srasse verkohlte Bäume zu sehen, wo einst ein mühsam aufgeforsteter Wald stand. Auf dem Rückweg besuchen wir noch das Mastixdorf Pirgi, das zwar kurze Zeit evakuiert werden musste, weil die Gefahr einer Aber auch auf der Insel Chios steht inmitten der verbrannten Erde das Kloster Nea-Moni mitsamt seinen Zypressen unversehrt als Zeichen der Hoffnung. Und ich denke, jetzt erst recht müssen wir Griechenland und der gebeutelten Insel die Treue halten, die Menschen haben es verdient! 5 Der Tod des Hauptmanns Markus List Oktober 2012, Leonberg D Das tragische Ende eines Kommando-Unternehmens im Zweiten Weltkrieg auf der Insel Karpathos Karpathos im Jahr 1944. Seit Anfang September 1943 befinden sich rund 800 deutsche Soldaten auf der zwischen Kreta und Rhodos gelegenen Dodekanes-Insel, um nach der Kapitulation Italiens am 9. September 1943 die Herrschaft über die Insel von den Italienern zu übernehmen. Ein Jahr später, am 4. Oktober 1944 verlassen die letzten deutschen Soldaten Karpathos in Richtung Rhodos. Am Tag darauf entwaffnen aufständische Karpathioten im Dorf Menetes die verbliebenen Italiener und befreien Karpathos von der Fremdherrschaft. Nur sechs Wochen vor dem Abzug der Deutschen, in der Nacht vom 24. zum 25. August 1944, nähert sich das britische Boot HDML 1381 der Westküste der Insel Karpathos. An Bord befinden sich britische Soldaten der Special Boat Squadron (SBS) und fünf Griechen. Die Griechen sind Angehörige des Ierós Lóchos, der Heiligen Schar oder Heiligen Kompanie, einer griechischen militärischen Spezialeinheit, die gemeinsam mit der SBS für die Befreiung der Dodekanes-Inseln kämpft. Ihre Sabotageaktionen richten sich gegen abgelegene feindliche Wachposten, Funk- und Telegraphenstationen, Hafenanlagen und Treibstoffdepots. Zwei Stunden nach Mitternacht gehen die fünf Griechen in der Bucht von Proní unterhalb des Ortes Pylés an Land. Die Briten sollen den Kommandotrupp drei Tage später am gleichen Ort wieder abholen. Doch es kommt anders. Während sich das Boot HDML 1381 bereits wieder von der Küste entfernt, ertönt eine laute Explosion; kurz darauf wird auf der Insel das vereinbarte Signal zur Abholung gegeben. Die Briten kehren an die Küste zurück und müssen dort feststellen, dass der Kommandotrupp in ein Minenfeld geraten ist. Der zwanzigjährige Obergefreite Konstantinos Psillís von der Insel Chios kommt dabei ums Leben, drei andere Griechen werden verwundet. Einige Tage später wird Konstantinos Psillís auf dem Friedhof von Pylés beigesetzt. Noch lange Jahre nach seinem Tod haben die Dorfbewohner am Nationalfeiertag dem Soldaten, der für ihre Freiheit gestorben ist, gedacht und für seine Seelenruhe gebetet. Die Schulkinder trugen Gedichte vor und sangen ein ihm gewidmetes Lied: 6 Dieses Lied ist zugleich eine schöne Bestätigung der Aussage des deutsche Archäologen Ludwig Ross aus seinen „Reisen auf den griechischen Inseln des ägäischen Meeres“ (Band 3, S. 120) aus dem Jahr 1845: „Es ist ein charakteristischer schöner Zug in der griechischen Volksdichtung, daß die Gedanken des Sohnes, so oft er sich in Noth und Bedrängniß findet, immer vorzugsweise auf die Mutter sich richten; der Mutter klagt er sein Leid, die Mutter ruft er um Hülfe an, und wenn es irgendwo eine Trauerkunde zu melden giebt, da darf sie der Mutter nur schonend, verhüllt, unter Gleichnissen verborgen beigebracht werden“. Die Gefangennahme der Besatzung von HDML 1381 Durch das tragische Ereignis und die daraus entstandene Verzögerung war es HDML 1381 nicht mehr möglich, gefahrlos an Rhodos vorbei zur türkischen Küste zurückzukehren. So wurde beschlossen, den folgenden Tag bis zum Einbruch der Nacht bei der kleinen Insel Syrna (auch Syrina genannt) 20 Meilen südlich von Astypalea zu verbringen. Das Boot wurde zur Tarnung mit einem Tarnnetz versehen. Zwei deutsche Sturmboote der Küstenjäger-Abteilung Brandenburg, die unter dem Kommando von Oberleutnant Bertermann den Auftrag hatten, die britischen und griechischen Kommandotruppen auf den ägäischen Inseln aufzuspüren, entdeckten am 26. August 1944 das getarnte Boot und eröffneten das Feuer. Den 14 britischen und vier griechischen Kommando-Soldaten an Bord von HDML 1381 blieb keine andere Wahl als sich zu ergeben. Die Kriegsgefangenen kamen über Leros nach Athen und dann in das Kriegsgefangenenlager Kaisersteinbruch (Burgenland). Auf dem Transport dorthin soll drei Griechen der Heiligen Schar und einem SBS-Angehörigen die Flucht gelungen sein. Das Boot HDML 1381 wurde von den „Brandenburgern“ übernommen und war dann bis Mai 1945 unter dem Namen KJ 25 im Dodekanes im Einsatz. Der letzte Einsatz von KJ 25 im Dienste der Deutschen war am 9. Mai 1945 die Beförderung des Kommandanten Ostägäis, Generalmajor Otto Wagener, nach Symi - zur Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde. Danach ging KJ 25 wieder als HDML 1381 in den Besitz der Special Boat Squadron über. 7 Die 4 griechischen Vulkan-Inseln Tobias Schorr www.methana.com, www.nisyros.de Methana ist heute ein verschlafener Kurort und nur wenige wissen, dass man auf der Halbinsel durch eine Landschaft aus über 30 erloschenen Vulkandomen wandert. Dass die Region schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt war, davon zeugen Reste aus der Zeit um 1400 v.Chr. und das in der Region entdeckte „Grab des Theseus“, der eine mythologische Verbindung zur minoischen Hochkultur hatte, die durch die gigantische Vulkankatastrophe auf Santorin um 1627 v. Chr. in die Krise geriet. Methana Um das Jahr 230 v.Chr. tat sich auf einem Feld der Halbinsel Methana ein Spalt auf. Nach heftigen Erdbeben quoll zähe Lava aus dem Erdinneren. Weit bis nach Athen war das Glühen sichtbar und antike Schriftsteller wie Ovid und Strabon berichteten von dem großartigen Naturschauspiel. Ein Vulkanausbruch ist immer etwas, das die Menschen in Erinnerung behalten. Innerhalb weniger Monate wuchs dieser Vulkan quasi vor den Toren Athens bis auf 412 m Höhe. Doch erst um 1840 erinnerten sich ein paar Geologen an diesen Vulkan, als die jüngste Insel Griechenlands im Santorin-Archipel ausbrach. Tom Pfeiffers Fund eines verkohlten Olivenbaums half, den minoischen Vulkanausbruch auf Santorin auf +- 27 Jahre genau datieren zu können. Santorin Santorin ist eine der weltweit schönsten und interessantesten Inseln. Hier kann man quasi durch ein Lehrbuch der Geologie wandern. Hunderte Vulkanausbrüche in den letzten zwei Millionen Jahren haben unterschiedliche Schichten aus Lava, Asche und Bims aufgetürmt. Und unter der letzten, fast 60 Meter dicken Bimsschicht entdeckte man beim Dorf 8 Akrotiri eine minoische Stadt mit bis zu dreistöckigen Häusern. Im vorgeschichtlichen Pompeji haben sich sogar die wunderschönen Wandmalereien aus einer Zeit um 1700 v.Chr. erhalten. Die Bewohner fand man bis heute nicht. Konnten sie vor der Katastrophe rechtzeitig fliehen? Oder wurden sie von Tsunamis erfasst? Die Flutwellen bei der Explosion von Santorin fanden Eingang in die Mythologie und auch heute findet man deren Ablagerungen im Mittelmeerraum. mineralien. Ein ganzer Hügel wird dort sgar „Amethystos“ genannt und tatsächlich findet man dort die violetten Halbedelsteine! Er wurde in letzter Minute vor der Zerstörung bewahrt, denn in ihm gibt es abbauwürdige Gold-Vorkommen. Die Bewohner der Insel Milos hatten genug, dass ihre Insel durch Bergwerke zerstört wird. Denn Milos gehört zu den schönsten Inseln der Kykladen. Wunderschöne, fjiordartige Buchten und Sandstrände gehören zu den schönsten im Mittelmeer. Nisyros Eine unbekannte Insel liegt am östlichsten Rand des Ägäischen Inselbogens. Etwas südlich der Insel Kos erhebt sich der Kegel der Vulkaninsel Nisyros. Eine grüne Insel mit vielen Wanderwegen, ein paar kleinen Dörfern und einem riesigen Kesseltal, in dessen Mitte die aktiven Krater heiße Schwefelgase und Dampf ausstoßen. Dort gab es 1887 die letzte Dampfexplosion und 1996 befürchtete man nach zahlreichen Erdbeben schon das erneute Erwachen des Vulkans. Im Rahmen des europäischen Forschungsprogramms GEOWARN wird seitdem der Vulkanismus dieser Insel intensiv erforscht. Man möchte ein System schaffen, das eine rechtzeitige Warnung der 900 Bewohner Nisyros ermöglicht. Milos Vulkane sind nicht nur eine Bedrohung, sondern die Quelle des Wohlstands. Viele wichtige Metalle, die unser tägliches Leben bestimmen, wären ohne vulkanische Tätigkeit nicht verfügbar. Die Insel Milos ist eine Schatzinsel, von der nicht nur die berühmte, antike Statue der Venus im Louvre stammt, sondern auch zahlreiche wertvolle Industrie- Keiner der 4 griechischen Vulkane gleicht dem anderen. Während Methana und Nisyros grüne (Halb)Inseln mit Tälern und Wäldern sind, in denen man herrlich wandern kann, sind Milos und Santorin recht karg, mit deutlichen Zeichen des aktiven Vulkanismus. Alle vier gehören sicher zu den schönsten Inseln Europas. Text: Tobias Schorr Bilder: volcanodiscovery 9 Milos, die Insel der Farben Diese Überschrift liest man recht oft und sie ist daher auch schon etwas verbraucht. Trotzdem trifft sie das Erscheinungsbild der kleinen, liebenswerten Kykladeninsel sehr genau. Gemeint sind die Farben der ganz unterschiedlichen Gesteinsformationen, die das Bild der Insel prägen. Die vulkanische Vergangenheit hat Milos nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht eine besondere Stellung eingebracht, sondern auch ein einmaliges Erscheinungsbild verliehen. Markante und zum Teil recht bizarre Formationen geben vor allem den unzähligen Stränden ihren jeweils ganz individuellen Charakter. Hier, wo das Wasser die verschiedenen Gesteinsschichten freilegt und langsam aber stetig die Küste formt, zeigen sich die Farben von Milos. Ob in der blendend weißen Mondlandschaft von Sarakiniko oder an den schwefelgelben Steilhängen von Paleochori, dem Besucher bietet sich immer wieder aufs Neue ein überraschender und zugleich faszinierender Anblick. Genau das macht den Reiz aus und weckt die Neugier, immer neue Küstenabschnitte zu erkunden. Immo Schröter www.milos-greece.com Vulkanismus hat der Insel Bodenschätze ge schenkt, durch deren Gewinnung sich ein Wirtschaftszweig entwickelt hat, der wesentlich älter als der des Tourismus ist. Und bis heute hat der florierende Tagebau der Insel ein deutliches Maß an Eigenständigkeit und Unabhängigkeit gesichert. Dass der Abbau von Bentonit, Perlit und anderen exotischen Mineralen Spuren hinterlässt, ist verständlich und einige Landstriche in Milos haben auch sicher jedes griechische Inselflair eingebüßt. Auf der anderen Seite ist aber gerade dieser Wirtschaftszweig dafür verantwortlich, dass sich Milos noch nicht in dem Maße dem Massentourismus geöffnet hat wie viele andere griechische Inseln. Eine verschlafene Inselidylle, die von so vielen Individualreisenden geschätzt wird, hat eben ihren Preis. Wer das versteht, sieht vielleicht die Schattenseiten von Milos mit anderen Augen und erfreut sich an der Natürlichkeit der Insel und seiner Bewohner. Denn Milos gehört zum Glück nicht zu den Orten fernab der Zivilisation, die von der Bevölkerung allmählich aufgegeben werden, wo das Leben langsam erlischt und junge Menschen in die Städte fliehen. Milos bietet alles, was man zum Leben braucht, aber davon eben nicht zuviel. Wer eine perfekte Infrastruktur und touristischen RundumService erwartet, wird hier sicher nicht glücklich werden. Wer aber ein Fleckchen Erde sucht, das sich seine Ursprünglichkeit bewahrt hat, noch allerlei Ecken und Kanten hat und in vielerlei Hinsicht auch unbequem ist, der wird in Milos einen einmaligen Urlaub verbringen können. Was die Farben betrifft, kann ich natürlich das nicht unerwähnt lassen, was eigentlich für fast alle Kykladeninseln gilt. Das Zusammenspiel von schneeweißen Häusern, blauem Himmel und noch blauerem Meer vor einer kargen Kulisse. Jedes typisch griechische Postkartenmotiv verblasst angesichts der realen Eindrücke, die jeder einmal selbst erlebt haben sollte. Tagsüber in blendenden Farben, früh morgens und kurz vor Sonnenuntergang hingegen in ein unglaublich warmes Licht getaucht, das es eben nur hier auf den Kykladen gibt. Am frühen Abend vor der Panagia Korfiatissa in Plaka sitzend kann man dieses Schauspiel beispielhaft genießen, wenn die Sonne in Richtung Antimilos untergeht und die letzten wärmenden Strahlen übers Meer schickt. Die Tatsache, dass in Milos in großem Umfang Tagebau betrieben wird, sorgt immer wieder für kontroverse Diskussionen. Der 10 Fred Wyss November 2012 Milos 2004 Ich hatte das Bulletin komplett. Nun hat mir aber „DIE ZEIT“ im letzen Moment den Abdruck eines Artikels über Milos nur gegen Bezahlung gestattet. Darum kein Abdruck. Sie finden den Artikel hier: http://www.zeit.de/2011/33/Griechenland-Insel-Milos Nun fehlten mir plötzlich drei Seiten und etliche Informationen zu Milos – also versuche ich aus der Erinnerung selber etwas zu schreiben, wir waren ja im 2004 dort. Gewohnt haben wir damals im Hafenort Adamas. Viele Leute bezeichnen diesen Ort als zu lärmig, zu modern. Adamas liegt aber schön zentral in der windgeschützten Hafenbucht und bietet an Infrastruktur alles, was der Tourist braucht. Es ist der Verkehrsknotenpunkt der Insel, hier legen die Fähren an, hier starten die Busse, hier gibt es Autovermieter und hier starten auch die Ausflugsboote, welche die Insel umrunden. Ausserdem gibt es Läden, darunter eine sehr gute Bäckerei, und eine ganze Anzahl Tavernen. Die Stadt ist relativ jung (1824 gegründet von Flüchtlingen aus Kreta), auf dem Hügel rund um die Kirche hat sie aber durchaus noch etwas Kykladen-Flair. Sonst dominieren die Betonbauten. Die Hafenpromenade war im 2004 bereits fertig renoviert und massiv verbreitert worden. Das ist nicht mehr so romantisch wie früher, dafür gibt es Platz für den Verkehr. Am Ende der Promenade liegt der Fähranleger, dahinter ein grosser Parkplatz. Sonst ist das Parken entlang der breiten Promenade verboten, und dieses Verbot wird auch durchgesetzt. Zwei Polizistinnen, beide in schicken weissen Uniformen (sogar die Schuhe waren weiss), die eine hübsch und umgänglich, die andere eher etwas breit und energisch, haben die Aufgabe, die Promenade von parkierten Fahrzeugen zu räumen. Das funktionierte so: Die Polizistin stellt sich demonstrativ vor das Fahrzeug. Ein Blick in die Runde, dann der Griff zur Trillerpfeife. Drei Pfiffe, nochmals ein suchender Blick in die Runde. Wenn nichts passiert, wechselt die Polizistin den Standort und stellt sich hinter das Fahrzeug. Es folgt ein weiterer Pfiff, dann wird der Block gezückt. Spätestens jetzt kommt in 95% der Fälle der Besitzer aus einem der Läden oder Restaurants gestürzt - wenn nicht, hat er Pech gehabt. So fegen die beiden die etwa 400 m lange Promenade täglich leer, eine beginnt vorne, die andere hinten. Allerdings nur etwa 60 m hinter ihnen wird die Promenade gleich wieder lückenlos zugeparkt. Eine Sisyphusarbeit im wahrsten Sinn des Wortes. Sie wird nur unterbrochen, wenn eine Fähre anlegt und die Hilfe der beiden Polizistinnen dort von Nöten ist. Bei den Fähren handelt es sich fast immer um den grossen, roten Kataraman, namens Highspeed 2 (die Dinger haben keine Namen, sie sind durchnummeriert). Die Fahrt mit diesen Schnellfähren ist absolut unromantisch dafür schnell, man sitzt in Flugzeugsitzen, auf den Monitoren laufen Trickfilme, aber auf Deck gehen kann man nicht. Der riesige Katamaran pendelt zweimal pro Tag zwischen Piräus und Milos hin und her und schafft die Stecke in dreieinhalb bis vier Stunden. Leider verdrängt diese Schnellfähre fast alle anderen Schiffe, es ist deshalb recht schwierig geworden, von Milos aus in einer anderen Richtung als nach Piräus weg zu kommen. Dank der schnellen Verbindungen gibt es viele WeekendTouristen auf der Insel. Freitag und Samstag 11 sind die sonst leeren, überteuerten Bars oberhalb der Promenade plötzlich voll, und in den Tavernen gibt es Dinge zu essen (Kokoretsi, ganze Lämmer), die man in den Tourismusgebieten sonst nicht mehr findet. Die nähere Umgebung der Stadt kann man in Spaziergängen erkunden. Westwärts geht’s, vorbei an einem Sandstrand mit Hotel, zu einem zweiten, meist leeren Kieselstrand mit einem französischen Kriegsdenkmal. Dahinter liegt eine Fundstätte mit Obsidian, das Mineral, das schon vor 7000 Jahren von Milos aus exportiert wurde. Die Obsidian-Brocken, die aussehen wie schwarzes Glas, liegen auf dem Weg herum. Wie die Steinzeitmenschen kann man mit einem Stein scharfe Messerklingen und Pfeilspitzen abschlagen. Östlich vom Hafen liegt in etwa 600 m Entfernung ein ganz akzeptabler Sandstrand mit Tamarisken. Hier steht auch das BergbauMuseum (beachte auch Seite 14). Eine grössere Wanderung führt via Tripiti hinauf nach Plaka. Plaka präsentiert sich als wunderschönes Kykladendorf. Die äusseren Häuser liegen vorne auf der Krete, mit Blick hinunter auf die grosse Bucht und westwärts aufs offene Meer. Man sollte mindestens mal einen Abend (mit Sonnenuntergang) hier oben verbringen - und man sollte vorbei an der fotogenen Panagia Thalassitra- Kirche hinauf aufs Kastro steigen. Von da oben hat man nämlich den totalen Überblick über die Insel. In Plaka gibt es in den windgeschützten Gassen etliche Tavernen und es soll da oben auch schöne Unterkünfte geben. Ausserdem befinden sich hier ein Folkloremuseum und natürlich das archäologische Museum mit einer Kopie der Venus (siehe Seite16). Unterhalb Plaka liegt das Dorf Tripiti mit einigen guten Aussichtstavernen an der engen Dorfstrasse. Ein Spaziergang führt einen unterhalb des Dorfes vorbei an den wichtigsten archäologischen Stätten: Die frühchristlichen Katakomben, die Stadtmauern aus dorischer Zeit, die Fundstätte der Aphrodite und das schön gelegene römische Theater. Ganz unten an der Küste liegt die malerische Siedlung Klima. Am Strand entlang stehen hier in einer geschlossenen Reihe die typischen, zweistöckigen Bootshäuser, die Syrmata. Jedes hat im unteren Stockwerk eine Bootsgarage mit farbigem Garagetor. Früher hat man hier tatsächlich die Boote hineingezogen, mit Stahlkabeln (auf gr. Syrmata). Den Begriff hat man später als Name für die Häuser übernommen. Heute dienen die Garagen meist als Wohnzimmer oder Wohnküche, die Häuser werden als Wochenendhäuschen verwendet, richtig wohnen tut hier niemand. Einen Laden oder gar Tavernen gibt es deshalb hier nicht, nur etwas oberhalb der Siedlung liegt an der Strasse ein kleines Hotel, in dem man in der Saison auch etwas zu trinken kriegt. Die Strasse endet abrupt bei der einzigen Lücke zwischen den Häusern, direkt am Meer, Parkmöglichkeiten gibt es hier unten keine, man muss das Fahrzeug weiter oben abstellen. Durch die Siedlung geht‘s dann zu Fuss alles direkt dem Wasser entlang, quasi über die Terrassen der Häuser. Der beste Aussichtspunkt ist auf der Mole, nur dort kann man die Häuser aus Distanz Plaka 12 zu tiefstem Schwarz. Der spektakulärste Strand ist der von Sarakiniko. Eine blendend weisse, ausgewaschene und blankpolierte Felsküste mit tiefen Buchten und Höhlen. Man kommt sich vor wie in der Arktis und würde sich nicht wundern, wenn plötzlich ein Eisbär daherkäme. Nur die Temperatur ist nicht ganz arktisgerecht. Um ein Sonnenbad zu nehmen ist es hier, auf diesen reflektierenden Felsen, viel zu heiss – und das Aufstellen von Sonnenschirmen ist auf den Felsen nicht möglich. Wir haben darum jeweils an einem andern Strand gebadet. Gebadet? Egal an welchem Strand, irgendwann beginnt man farbige Steine zu sammeln, sei es nur zum Ansehen und Fotografieren oder gar zum mitnehmen. Bekannte Strände findet man entlang der Ost- und Südküste, einsamere im äussersten Westen, nur mit Mietwagen oder Boot erreichbar. Auf Milos wird intensiv Bergbau getrieben, irgendwann kommt man unweigerlich durch grosse Abbaugebiete. Dabei fährt man über breite, gute Pisten – nur, die sind nicht für Mietwagenfahrer gemacht. Beachten Sie die Tafeln mit der Aufschrift „ATTENTION! FREQUENT CROSSING OF HEAVY TRUCKS“, und nehmen Sie diese ernst. Die Riesenlaster, die die Mineralien zu den Verladestationen transportieren, fahren mit Höchstgeschwindigkeit. Die Fahrer sind wahrscheinlich im Akkord bezahlt und fahren wie die Verrückten. Darum, machen Sie Platz, die Laster hupen zwar laut – aber bremsen? Trotz Bergbau, Milos ist eine wunderschöne und farbenfrohe Insel, die dank Bergbau vom Tourismus noch nicht überschwemmt ist. Da gehen wir auf jeden Fall nochmals hin! Klima von vorne betrachten und fotografieren. Am schönsten präsentiert sich Klima am Abend, wenn die Sonne die Häuser schön beleuchtet. Dann herrscht hier unten Feierabendstimmung. Leute sitzen vor den Häusern, bei der Mole baden Kinder, (Hobby)-Fischer machen ihre Boote klar und fahren aus, andere fachen bereits den Grill an. Eine schöne, friedliche Stimmung – ganz ohne (andere) Touristen. Weitere, kleinere Syrmata-Häfen findet man im Norden der Hafenbucht und an den tiefen Buchten der Nordküste, die schönsten sind Fyripotamos, Mandrakia, Mitakas und Agios Konstantinos. Ganz im Osten der Nordküste liegt das Fischerdorf Polonia, mit einem hübschen von Tavernen gesäumten Fischerhafen. Von hier fährt eine kleine Fähre hinüber zum Nachbarinselchen Kimolos. In Pollonia gibt es auch Unterkünfte, es könnte also durchaus Standort für einen längeren Aufenthalt sein. Milos bietet eine Fülle von sehr schönen Stränden, es gibt hier alles: Felsstrände, Strände mit farbigen Kieseln oder Sandstrände eingefasst mit farbigen Felsen. Milos ist bekanntlich eine Vulkaninsel, deshalb leuchten Berge, Felsen und Steine in allen Farben von Weiss über Gelb, Grün, Rot bis Sarakiniko 13 Milos-Infos auf Internet: Schöner Artikel: www.natur-welten.ch/ Reisebericht_Griechenland_Milos.pdf Umfangreiche Infos: www.milos-greece.com Eine Ruine auf Milos Fred Wyss, November 2012 Quelle: Diverse Reiseführern und Websites Im Sommer 2004 waren wir auf Milos. Eine sehr schöne und interessante Insel, die wir ausgiebig mit dem Mietwagen erkundet hatten. Am letzten Mietwagen-Tag auf der Heimfahrt, machten wir einen Abstecher in die Berge der Südküste. Wir hatten auf der Karte das verlassene Bergwerk Paliorema entdeckt. Nur, die „Strasse“ war ca. 1 km und weit oberhalb des Bergwerkes abgesperrt, und zwar wirksam mit einem grossen Sandhaufen, und es standen mehrere Verbotstafeln da, die jegliches Befahren und Begehen des Weges verboten. Wir haben dann, auch angesichts der fortgeschrittenen Tageszeit, umgedreht. Am folgenden Tag, wieder Fussgänger geworden, besuchten wir das Bergbaumuseum in Adamas. Ein interessantes Museum, das man eigentlich unbedingt am Anfang des Urlaubes besuchen sollte. Vor allem der Film über die Bergbautradition, der im Untergeschoss gezeigt wird, ist sehr informativ und zeigt, wie früher gearbeitet wurde, auch in diesem verlassenen Bergwerk. Uns war damit klar, dass wir da wirklich etwas verpasst hatten. Aber für diesmal war es zu spät. Jetzt habe ich aus Reiseführern und auf dem Internet die wichtigsten Informationen zusammengesucht. Die verlassene Schwefelmine in der Bucht von Paliorema liegt am Ende eines steil eingeschnittenen Tals, umgeben von wilden Bergen und steilen Felsen, an der schwer zugänglichen Ostküste von Milos. Man kommt nur zu Fuss oder per Schiff hin. Hier wurde vor vielen Jahrzehnten Schwefel abgebaut, aufbereitet und verschifft. Die Mine ist seit vielen Jahren verlassen, aber fast die gesamte Installation mit Gebäuden, Maschinen und Ladeanlagen steht noch da. Alles rostet zwar vor sich hin, die Anlage wirkt aber noch erstaunlich unberührt und präsentiert sich als geisterhafte Industrieruine in der Landschaft. Die Anlage gibt noch heute einen Eindruck über die Arbeits- und Lebensbedingungen der Bergmänner (und Frauen), die hier unter schwierigsten Bedingungen nicht nur arbeiteten, sondern auch lebten. Von Mitte des 19. Jahrhundert bis Mitte 20. Jahrhunderts, als endlich ein Fahrweg hierher gebaut wurde, wohnten die Arbeiter jeweils während der ganzen Woche bei der Mine. Erst am Samstag kehrten sie in stundenlangen Fussmärschen nach Hause zurück, um bereits am Montagmorgen wieder bei der Arbeit zu erscheinen. Während der ersten Jahre wohnten sie in Höhlen und Hütten, erst 1937 wurden dann Häuser gebaut, die aber immer noch nicht allen genügend Platz boten. Wegen der harten Lebens- und Arbeitsbedingungen und der mickrigen Bezahlung gab es immer wieder Streiks und Aufstände, die jeweils niedergeschlagen wurden. Erst ab 1952 gab es die erste organisierte Krankenstation und erst ab 1960 eine Pensionskasse für die Arbeiter. Es gab auch ein einfaches Lebensmittelgeschäft, in welchem preiswerte Nahrungsmittel gekauft werden konnten, mit einer betriebseigenen Währung. Beispiele solcher Münzen sind im Bergbau-Museum von Adamas ausgestellt. 14 wurde der Schwefel in die riesige Zerkleinerungsmaschine gekippt, pulverisiert und dann durch unter Druck gesetzten Dampf geleitet, damit er verflüssigt werden konnte. Anschliessend wurde er in Formen gegossen, mit Hilfe von Meerwasser abgekühlt, verpackt und abtransportiert. 1958 überschwemmte die USA die globalen Märkte mit grossen Mengen billigem Schwefel. Bald begann dann auch die Produktion von riesigen Mengen Schwefel aus Rückständen der Ölverarbeitung. Die Schwefelproduktion bei Paliorema wurde zuerst verringert und bald war man gezwungen, die Mine zu schliessen. Die Anlage wurde verlassen und die Einheimischen entfernten nach und nach die meisten beweglichen Gegenstände. Geblieben sind die Gebäude, die Reste der großen, schweren Maschinerie, die Stollen (nicht betreten, gefährlich!), die Höhlenhäuser, die Brücken, das Lager und Teile des Kranes beim Ladepier. Das Gebiet um die Mine wurde 2001 an eine Privatperson verkauft. Paliorema gilt heute als ein bemerkenswertes industrielles Denkmal und es gibt immer wieder Diskussionen darüber, dass man es erhalten und in ein Industriemuseum umwandeln sollte. Die Arbeit der Bergmänner war sehr ungesund, sie arbeiteten normalerweise in Stollen, in denen es extrem heiss und staubig war, *Ventilationseinrichtungen“ gab es praktisch nicht. Lungenflügelinfektionen, Tuberkulose, Blindheit und Arbeitsunfälle sind einige der häufig berichteten Probleme. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden grosse Mengen Schwefel nach Frankreich exportiert, dort wurde dieser für die Fumigation der Weinberge benutzt, eine Methode, die auch in Griechenland angewendet wird. Im Durchschnitt gab es in der Mine 200-300 Beschäftigte und die durchschnittliche jährliche Produktion wird mit 2000 Tonnen angegeben. Insgesamt produzierte die Grube von Paliorema etwa 125.000 Tonnen Schwefel. Im Bereich um die Grube gab es Anlagen wie einen grossen Generator zur Erzeugung der Elektrizität, Büros, ein Konstruktionsbüro, ein Chemielabor, eine Zimmerei, eine Bäckerei, ein Lebensmittelgeschäft und Wohnhäuser – aber auch riesige Zerkleinerungsmaschinen, Steinmühlen sowie Verladeanlagen. Der Schwefel wurde aus tiefen Stollen aus dem Berg herausgeholt, und mit Transportloren auf den Berg hinauf transportiert (die Schienen sind noch zu sehen). Von oben 15 Immo Schröter www.milos.at bzw. www.milos-greece.com Aphrodite von Milos Die griechische Geschichte ist seit jeher eng verbunden mit unzähligen Göttern, Halbgöttern und illustren Sagengestalten. Götter wurden in der griechischen Antike verehrt und angebetet, ihnen zu Ehren wurden Tempel erbaut, Opfer gebracht und auch Kriege geführt. Eines der bekanntesten femininen Götterbilder war und ist die Aphrodite, die griechische Göttin der Liebe und der weiblichen Schönheit. Von Aphrodite, der Liebesgöttin, gibt es in der bildenden Kunst zahlreiche unterschiedliche Darstellungen. Eines der bekanntesten Gemälde ist zweifelsohne die "Geburt der Venus" von Botticelli. Unter den bildhauerischen Werken hingegen ist das mit Abstand bekannteste Meisterwerk die Statue der "Venus von Milo", der diese Seiten gewidmet sind. Archäologischen Museum in Plaka, dem Hauptort der Insel Milos. Aphrodite von Milos Die Aphrodite von Milos symbolisiert das Ideal weiblicher Schönheit. Der Marmor, aus dem sie gefertigt wurde, stammt von der Kykladeninsel Paros, wobei bis heute nicht geklärt ist, welcher Bildhauer sie erschaffen hat. Die kunstvoll und sehr detailliert ausgearbeitete Aphroditestatue ist neben der Laokoon-Gruppe das berühmteste Beispiel späthellenistischer Kunstfertigkeit in der griechischen Antike. Nach Auffassung der meisten Wissenschaftler stellt die Statue Aphrodite nach dem Bade in Vorbereitung des Parisurteils dar. Eris, die Göttin der Zwietracht, hatte einen Streit zwischen Aphrodite, Pallas Athene und Hera provoziert, wer von ihnen die Schönste sei. Zeus bestimmt Paris zum Schiedsrichter und Aphrodite geht als Siegerin hervor. Doch das Problem ist damit nicht aus der Welt geschaffen und es folgen weitere Wirrungen bis hin zum Trojanischen Krieg. Ein Bauer aus Milos - Giorgos Kentrotas, Entdecker der Venus von Milos Am 8. April 1820 wurde die 2,04 m hohe Statue auf der Insel von einem Bauern namens Giorgos Kentrotas in der Umgebung der Ruine des antiken Theaters unweit des Ortes Tripiti gefunden. Die Statue war dort in einer Wandnische aufgestellt. Kentrotas war ursprünglich auf der Suche nach Baumaterial, und er hätte die Statue sicherlich nicht weiter beachtet. Zufällig beobachtete jedoch ein Matrose der französischen Flotte, der spätere Oberst Olivier Vautier, die Ausgrabung. Vautier regte den Bauern zum Weitergraben an und half ihm sogar bei der Ausgrabung der Aphrodite-Statue. Er fertigte dann persönlich Zeichnungen der geborgenen Marmorteile an. Es wurden der Oberkörper und der untere Teil der Statue sowie zwei Hermen ausgegraben. Venus von Milo Vermutlich um 100 v.Chr. entstand die inzwischen zu Weltruhm gelangte AphroditeStatue von Milos, ausgehend von der römischen Mythologie auch bekannt als Venus von Milos. Die Aphroditestatue wurde auf der kleinen griechischen Insel Milos (früher Melos, französisch Milo) gefunden, die zu den Kykladen in der Ägäis gehört. Milos zählt zu den Westkykladen und liegt etwa auf halbem Weg zwischen Athen und Kreta. Da die Statue griechischen Ursprungs ist, ist die korrekte Bezeichnung eindeutig "Aphrodite von Milos", obgleich sie unter dem Namen "Venus von Milo" bekannt wurde. Die Statue ist heute im Pariser Louvre zu bewundern, lediglich eine Kopie steht im 16 Der Weg der Venus in den Louvre Vautier meldete dann den Fund dem Marquis de Riviere, dem französischen Botschafter in Istanbul. Dem Marquis de Riviere war es durch seine Kontakte möglich, die Statue für Frankreich zu "erwerben". Der Bauer Kentrotas war sich der Bedeutung des einzigartigen Fundes nicht bewusst und wurde mit einigen Geldstücken zufriedengestellt. Nach einigen Wirren sollte die Statue zunächst nach Konstantinopel verfrachtet werden, aber dies wussten die Franzosen noch rechtzeitig zu verhindern. Der Marquis schenkte die Venus dann dem damaligen französischen König Louis XVIII. Die Statue wurde verschifft und erreichte im November 1820 Frankreich. König Louis XVIII. wiederum überließ die wertvolle Aphroditestatue im Jahr 1821 dem Louvre, wo man sie noch heute besichtigen kann. Seit der Überführung in den Louvre ist die Statue zu einer weltweiten kunsthistorischen Berühmtheit geworden. In Milos selber ist nur eine Kopie der berühmten Statue zu besichtigen. Vor dem Originalwerk bilden sich im Louvre immer wieder lange Besucherschlangen, die die Ausstrahlung der Göttin der Liebe bewundern. möglich. Sowohl Alexandros von Antiochia als auch Hagesandros von Rhodos aus der Künstlergruppe Anthanadoros, Hagesandros & Polydoros kommen als Erschaffer der Aphrodite von Milos in Frage. Archäologisches Museum von Milos Das wesentliche Exponat im Archäologischen Museum in Plaka ist natürlich die Aphroditestatue. Sie empfängt einen überlebensgroß direkt hinter der Eingangstür im Vorraum. Tragisch ist nur, dass sie als einziges Ausstellungsstück nicht echt ist. Wenn das Original zumindest in Athen stünde, würde man sich hier am Fundort der "Venus von Milo" sicher mit einer Kopie begnügen. Ob die Aphrodite aber jemals aus Frankreich heimkehren wird, ist fraglich. Rätselhafte Vergangenheit Welche Geschichte die Statue in den annähernd 2000 Jahren bis zu ihrer Entdeckung aufzuweisen hat, ist bislang unbekannt. Leider ist die Statue nicht mehr vollständig erhalten. Beide Arme der Aphrodite fehlen und sind bis zum heutigen Tag nicht wieder aufgetaucht. Davon abgesehen hat die Statue die Jahrtausende relativ unbeschadet überstanden. Über den Künstler der Statue herrschen Zweifel. Zusammen mit der Statue der Aphrodite wurde ein Sockelfragment mit einer Inschrift gefunden. Die Statue wurde als das Werk eines gewissen Alexandros oder Hagesandros ausgewiesen. Leider verschwand der Sockel mit der Inschrift schon bevor die Statue im Louvre aufgestellt wurde, eine eindeutige Zuordnung ist nun nicht mehr Falsche Aphrodite am richtigen Platz: Kopie der Venus von Milo im Archäologischen Museum in Plaka, Milos 17 Nisyros - Wandern auf einem schlafenden Vulkan Tobias Schorr volcanodiscovery.com Es gibt viele Inseln in Griechenland. Einige sind ganz berühmt und entsprechend vom Tourismus überlaufen. Andere haben ein Schattendasein. Dies sind die Inseln, die noch voll von Geheimnissen und unbekannten Naturschönheiten sind. Im Gegensatz zu den Tourismuszielen haben diese Inseln ihren Charakter bewahrt. Ein guter Wegweiser zu reizvollen Gegenden ist eine eologische Karte. Griechenland liegt auf einer der interessantesten Zonen der Erdkruste. Hier ist immer etwas in Bewegung. Die Afrikanische Platte schiebt sich unter die Europas und Kleinasiens. Gewaltige Kräfte suchen sich ihren Ausweg aus dem Erdinneren. In einer bogenförmigen Zone, nördlich der Insel Kreta liegt die geologisch interessanteste Region Südosteuropas. Denn hier quellen die in der Tiefe aufgeschmolzenen Gebirge in Form aktiver Vulkane an die Erdoberfläche. Noch ist die Aktivität der griechischen Vulkane keineswegs beendet! Die Halbinsel Methana, die Insel Milos, die Insel Santorin und vor allem die Insel Nisyros sind Gebiete, in denen in Zukunft weitere Vulkanausbrüche zu erwarten sind. Besonders Nisyros ist seit einigen Jahren in das Interesse der Vulkanologen gerückt. Um 1996 gab es in der Region zahlreiche Erdbeben, die auf die Umgebung der fast kreisrunden Insel konzentriert waren. Im Hauptort Mandraki wurden einige Häuser beschädigt. In der Seismologie (Erdbebenforschung) sind Erdbebenstöße in der Umgebung von Vulkanen immer eine Warnung. Denn sie können darauf hindeuten, dass im Untergrund heißes Magma in höhere Gesteinsschichten aufsteigt und bald Vulkanausbrüche folgen können. Die letzte Eruption, die heiße Lava förderte liegt zwar schon mehr als 25.000 Jahre zurück, aber heiße Gaseruptionen gab es in der Zeit von 1871-1887. Seit 2000 wird die Insel im Rahmen des EUProjekt GEOWARN intensiv erforscht. In dieser Kooperation der wichtigsten europäischen Universitäten wird an einem Frühwarnsystem gearbeitet, dass jederzeit drohende Vulkanausbrüche rechtzeitig vorhersehen lässt und die Evakuierung der lokalen Bevölkerung ermöglicht. 18 Das Schnellboot pflügt durch das tiefblaue Meer der Ägäis. Zuerst kann man in der Umgebung einen konischen Felsen entdecken: Die kleine Vulkaninsel Strongyli. Dann geht es quasi um die Ecke und das Schnellboot macht manchmal einen Halt an der Insel Yali, die fast ausschließlich aus vulkanischem Glas und anderen wichtigen Rohstoffen besteht, die industriell abgebaut und in die ganze Welt exportiert werden. Hier steigen ein paar Arbeiter ein, die nach Hause fahren. Die „Panagia Spiliani“ fährt am langen Förderband vorbei, an dem ein Frachtschiff festgemacht hat und nimmt Kurs auf Nisyros. Vom Schiff aus kann man schon von weitem die für Vulkane typische, konische Form bewundern. Bald tauchen die ersten Dörfer aus dem Dunst auf. Mandraki ist der Hauptort von Nisyros und sein Hafen. Dort sind zur Mittagszeit nur wenige Leute unterwegs und Touristen sucht man vergebens. Nur wenige Griechenlandkenner kennen die Insel. Gleich neben dem Hafen findet man ein paar kleine Pensionen, wie die familiäre Unterkunft „Tria Adelfia“. Wer möchte, kann es noch etwas komfortabler haben und die Hotels Haritos oder Polyvotis nutzen. Überall ist man auf Nisyros noch willkommen und es ist normal, dass die Nisyrer am ausländischen Gast Interesse haben. Hier hat man noch Zeit für ein Schwätzchen und schnell sind neue Freunde gefunden. Als Wanderer ist man natürlich besonders gerne gesehen, denn im Gegensatz zu Tageausflüglern bleiben sie ein paar Tage länger und interessieren sich intensiv für die Region. Um sich auf die Wanderungen einzustimmen, sollte man es nicht verpassen, erst einmal in Ruhe den Hauptort zu erkunden. In zahlreichen kleinen Gässchen findet man schöne Inselhäuser und versteckte Kapellen. Keiner hat etwas dagegen, wenn man sich ein Kirchlein in Ruhe auch mal von Innen ansieht. Dort hängen oft noch uralte Ikonen und in manch einer Kapelle sind antike Säulenkapitelle verbaut. Denn so klein die Insel erscheint, hat sie doch eine beeindruckende antike Vergangenheit hinter sich. Noch gibt es zwar keine Nisyros kann man landschaftlich zu den schönsten Inseln der Ägäis zählen. Hier dominiert nicht der graue Kalkstein und karge Boden, sondern fast das ganze Jahr findet man grüne Berghänge und kleine Eichenwälder vor. Ein Wanderparadies! Die Landschaft ist bergig und erreicht im Gipfel des Prophitis Ilias 698 m. In der Mitte der Insel erstreckt sich das mit Olivenbäumen und Mandeln bepflanzte Kratertal. Die vier kleinen Dörfer können es mit den berühmten Dörfern auf Mykonos oder Paros an Schönheit aufnehmen. Den Besuch der Insel wird man zwangsläufig mit dem Besuch der Insel Kos verbinden. Dorthin fliegen günstige Charterflieger. Als Alternative gilt die Fahrt mit der Fähre Diagoras von Piräus direkt nach Nisyros (ca. 16 h Fahrt). Wer genug Zeit hat, kann auch auf Kos zahlreiche Sehenswürdigkeiten besuchen und in einem der zahlreichen Hotels übernachten. Abends kann man sehr schön am antiken Markt flanieren, tagsüber das Asklepios-Heiligtum oder die venezianische Burg besichtigen. Kos ist ein vom Tourismus dominierter Ort und, wer ursprüngliche Natur und einsame Wanderrouten sucht, wird sich hier etwas verloren fühlen... Aber gegen den Frust gibt es ein gutes Mittel: Entweder man nimmt sich die nächste Fähre, die an Nisyros halt macht. DER Geheimtipp ist, mit dem Expressboot Panagia Spiliani von Kardamena aus zur Vulkaninsel zu fahren! Kardamena ist so eine Art „Mallorca“ auf Kos und man ist froh, wenn sich die „Panagia Spiliani“ endlich aus dem kleinen Hafen bewegt. Und die Aussichten sind berauschend! 19 systematischen Ausgrabungen auf Nisyros. Aber, wer zur nahen Akropolis Paliokastro spaziert, wird eine der am besten erhaltenen Festungen des antiken Griechenlands bewundern können. Riesige Quader wurden aus dem stahlharten Vulkangestein geschlagen. Selbst mit moderner Technologie wäre auch heute so ein Bauwerk nur schwer zu machen. Das Eingangstor der Akropolis ist vollkommen erhalten. Ein paar Türme stehen noch bis zu einer Höhe von 3-6 Metern. Von den Mauern blickt man auf Mandraki und das Ägäische Meer und bis zur türkischen Küste. Auf einem Feld innerhalb der Festungsmauern entdeckt man ein paar perfekt erhaltene, korinthische Säulenkapitelle. Wie auf allen Festungshügeln (Akropolen) lag auch hier in der Antike sicher mehr als nur ein Heiligtum mit Tempeln und Opferaltären. Viel Arbeit wartet auf die Archäologen... Nach dem Besuch des Paliokastro kann man auf den kleinen Feldwegen in Sichtweite Mandrakis durch die Felder spazieren. Hier kommt der Reptilien-Fan voll auf seine Kosten! Auf den Mauern aus Vulkangestein warten „die Drachen von Nisyros“ auf ihre Beute. Die bis zu 45 cm langen Echsen gehören zu den Agamen (Agame stelio). Sie flüchten geräuschvoll, sollte man ihnen zu nahe kommen. Wer früh am Morgen kommt, kann sie aus der Nähe beobachten. (Warnung! Besser nicht fangen, denn die Echsen haben sehr kräftige Kiefer und ein Biss kann langwierige Infektionen zur Folge haben!). Giftige Schlangen sind mir bisher nicht auf Nisyros begegnet, jedoch sollte man im hohen Gras immer etwas heftiger auftreten, damit eventuell vorhandene Schlangen rechtzeitig gewarnt sind und flüchten können. Das Hauptziel der Insel ist für fast alle Besucher der aktive Kraterbereich in der Kaldera (Kesseltal in der Mitte der Insel). Man kann auch mit dem Bus oder dem Taxi dorthin gelangen. Aber viel schöner ist es auf kleinen Pfaden dorthin zu spazieren. Die Route beginnt bei der Akropolis. Dort beginnt am Helikopterlandeplatz ein Fahrweg der bergauf führt. Nach etwa 1 km geht es rechts in Serpentinen hangaufwärts voran. Man kann einem kleinen, ehemaligen Hohlweg folgen oder dem Fahrweg folgen. Das spart ein bisschen Zeit und da so gut wie nie ein Fahrzeug kommt, wird der Genuss der Wanderung nicht getrübt. Am Wegrand wachsen Zistrosen und überall duftet es würzig. Im Mai entdeckt man sogar seltene Orchideen (Ophrys anatolica). In den kleinen Eichenwäldern am Wegrand sollte man etwas aufmerksamer ins Geäst schauen! Denn auch dort lauern die typischen Echsen. So manch ein Singvogel wird ihr Opfer... Bald wird der Weg flach und ein kleines Tal tut sich auf. Dort befindet sich an einem kleinen Platz die Evangelistria-Kapelle. In großer Schrift hat man auf den zementierten Platz davor „Herzlich Willkommen“ („Kalos Orisate“) gekalkt. Und an der Kapelle gibt es einen kleinen Wasserhahn, an dem man manchmal seine Trinkwasserreseven auffüllen kann. (Bitte nicht vergessen, den Hahn anschliessend zu schließen, damit nicht das kostbare Zisternenwasser verloren geht! Und trotzdem genug Trinkwasser mitnehmen, denn manchmal ist der Hahn trocken!). Man orientiert sich nun am Berghang, der südlicher Richtung gegenüber liegt. Dorthin führt ein deutlich eingefasster Steinplattenweg. Das wunderschöne Tal wird von beeindruckenden Vulkandomen umrahmt und von zahlreichen Eichen beschattet. Der Wanderweg führt am östlichen Hang „Kato Lakki“ entlang. Am Wegrand gibt es ganze Wiesen aus Farn und es blüht im Frühling an allen Ecken. Bald erreicht man den inneren Hang der Kaldera. Der Weg wird fast zu einer Halde und man muss schon aufpassen, ihn nicht zu verlieren. Aber man braucht eh nur bergab über Terrassenfelder zu wandern. Nach wenigen Minuten erreicht man die wenig befahrene Strasse zum Krater. Man hält sich rechts und erreicht bald ein auffälliges EU-Schild. Wer neugierig ist, kann einen Fahrweg am rechten Berghang hochgehen. Man erreicht dann das, was von einem Geothermalkraftwerk übrig blieb. Man versuchte durch eine Bohrung die Erdwärme des Vulkans nutzbar zu machen. 20 Durch den Widerstand der Bevölkerung wurde Nisyros ein hässliches Kraftwerk erspart und europäische Fördermittel versickerten buchstäblich im Boden... Druckentlastung durch diese natürlichen Ventile gestört, so kann sich der Überdruck so weit aufstauen, dass alles explosionsartig in die Luft geschleudert wird. Im Moment ist der Krater relativ ruhig. Jedoch hat man in den letzten Jahren ein Ansteigen der Temperaturen gemessen. Es ist ein schlummernder Vulkan, aber kein erloschener! Mit entsprechendem Respekt sollte man im Krater verhalten. Besondere Vorsicht ist bei den in der Kratermitte liegenden Dampfaustritten zu bewahren! Im Frühjahr sind sie oft mit heißem, ätzenden Schlamm gefüllt. Wer mit einem Bein in solch ein Loch rutscht muss mit schweren Verbrennungen rechnen! Auch, wenn manchmal Touristenbusse Gäste von der Insel Kos zum Tagesausbruch bringen – dieser Vulkan ist kein Spielplatz! 2000 verunglückte hier der Sohn eines befreundeten Geologen. Es droht noch eine ganz andere, oft von den Besuchern vernachlässigte Gefahr. Der Krater wird auf Griechisch auch „Akolos“ genannt, was „ohne Hintern“ bedeutet. Der gesamte Boden ist mit kleinen Fumarolen übersät, die den Boden mit ätzenden Salzen bedecken. Setzt man sich mit seinem Hosenboden irgendwo hin, so wird die Textilie bis zum Abend von Säuren zerfressen sein. Inzwischen riecht man überall Schwefel. Neben der aufgegebenen Bohrstelle ragt ein kleiner Hügel auf, der durch heiße Säuren und Schwefelverbindungen verändert ist. Westlich unter ihm gibt es eine Reihe von Kratern. In ihnen gab es in historischer Zeit vulkanische Dampfexplosionen. Auch heute sieht man an ihrem Rand viele kleine Gasaustritte. Auch, wenn man als Wanderer trittsicher ist, so sollte man auf keinem Fall versuchen, in einen der Krater zu steigen! Eine unsichtbare Gefahr droht besonders bei Windstille. In den Kratern sammeln sich Gase, die schwerer als Luft sind und es besteht akute Erstickungsgefahr! Besser, man geht erst mal zum kleinen Kiosk von Lefteris und versorgt sich mit Trinkbarem. Dort gibt es z.B. als Spezialität die typische Mandelmilch („Soumada“). Danach kann man sich auf einem kleinen Pfad in den größten Krater begeben. Der Stephanoskrater ist der größte und am besten erhaltene Hydrothermalkrater der Welt. Er hat einen Durchmesser von ca. 300 Metern und eine Tiefe von ungefähr 30 Metern. Die Hydrothermalkrater von Nisyros entstanden durch das plötzliche Freiwerden von überhitztem Wasserdampf. In tiefen Spalten und Störungen unter der Insel kommt das versickerte Grundwasser in Kontakt mit der heißen Magmakammer. Unter dem Krater sammelt sich das heiße Gasgemisch und tritt aus Löchern im Kraterboden aus. Ist die Hat man genug von dieser bedrohlichen Mondlandschaft, so kann man ein Stück an der Strasse bis zum östlichen Kraterrand gehen und dort sich Richtung südlichem Kalderahang machen, bis man auf einen kleinen Fahrweg trifft, der nach Westen führt. Von hier hat man auch die beste Aussicht auf alle Krater und dem Profitis Ilias Gipfel. Der Weg hat nur leichte Steigung und irgendwann führt er an einem Schwefelgasaustritt vorbei. Hier kann man dicke Schwefelstücke als Souvenir sammeln. Für Nachschub sorgt der Vulkan! Bald erreicht man den Westrand des Kesseltals und sieht das Meer. Links könnte man in das wunderschöne Dorf Nikia hochwandern oder rechts nach Mandraki zurückwandern. Rechts leuchtet schon bald das Kloster Stavrou mit seinen wunderschön 21 weißgekalten Gebäuden. Es dient als so eine Art Ferienlager und man kann durch die Scheiben sogar einen Blick auf die Klosterküche mit ihren riesigen Kesseln werfen. Das Kloster ist die meiste Zeit des Jahres unbewohnt, aber, wenn es ein Kirchenfest gibt, dann wird in seinem Hof ausgiebig gefeiert. (wenn man von Mandraki kommt) bevor man den Platz mit der Kapelle Evangelistria und dem auffälligen Schattenbaum erreicht, rechts am Berghang einen Pfad einschlägt, der dann bald bergauf geht. Man darf den Weg nicht mit dem deutlich sichtbaren Weg der ersten Tour verwechseln! Mit etwas Glück trifft man sogar einen Bergziegenhirten. Der Wanderweg geht durch wild zerklüftete Vulkanfelsen immer weiter bergauf. Die Aussicht auf die Nachbarinseln Strongyli, Yali, und Kos ist großartig! Irgendwann scheint der Weg sich zu verlieren, aber man erkennt schon von weitem einen fast runden Garten mit Nussund Feigenbäumen. Ein kleines Häuschen und eine Kapelle geben bei schlechtem Wetter Schutz. Dies ist der „hängende Garten“ einer der schönsten Plätze der Insel auf ca. 500 Metern. Aber das ist noch nicht der höchste Punkt der Insel. Dorthin kommt der Wanderer, indem man sich etwas rechts am Berghang hält und weiter aufwärts steigt. Nach weniger als 10 Minuten sieht man schon die kleine Gipfel-Kapelle des Propheten Elias und man ist auf 698 Metern Höhe. Die Aussicht ist nicht mehr zu übertreffen! Man kann vorsichtig in der Umgebung des Gipfels kleine Kratersenken entdecken und in südlicher Richtung einen Blick in die Kraterkaldera und auf den Stephanoskrater wagen. Auf keinem Fall sollte man „querfeldein“ wandern, sondern unbedingt so, wie man kam zurückgehen. Die Hänge des Vulkandoms sind an vielen Stellen brüchig, steil und mit dichter Macchia bewachsen. Der Weg ist sehr einfach zu finden. Man folgt einfach der Erdstrasse, die einen breiten Wanderweg abgibt. Er führt an ein paar Kapellen vorbei und schon bald sieht man wieder das Meer und kann Mandraki und seine weit leuchtendes Kloster Panagia Spiliani erkennen. Der Weg führt an der antiken Akropolis vorbei. Wer Lust hat, stärkt sich nach dieser Tour in einem der Cafés am Meer oder am wunderschönen Platz „Ilikiomeni“ oder man geht unterhalb des Klosters linker Hand an der Küste zum Kohlaki-Strand mit seinen glänzendschwarzen Kieseln und genießt das herrlich erfrischende Meer... Die schönsten Badestrände befinden sich an der Ostküste der Insel. Dazu fährt man mit dem Bus oder Taxi bis Pali und wandert an der Küste, bis man sein Fleckchen gefunden hat. Und danach lässt man sich im wunderschönen Fischerhafen Pali mit frischen Meeresfrüchten verwöhnen... Wer ganz fleißig ist, wandert an der Küste bis kurz vor Amfionas und geht dann einem Fahrweg bergauf zum Kloster Panagia Kyras. Weiter oben trifft man die selten befahrene Strasse und kann rechts bis nach Emporio schlendern. Dort kann man z.B. auf dem „Balkon von Nisyros“, einer guten Taverne lecker essen und sich ein Taxi zurück nach Mandraki bestellen. Oder man nimmt Emporio als Ausgangspunkt und wandert von dort auf einem alten Pfad zur Evangelistria-Kapelle und nach Mandraki. Nisyros ist eine ideale Wanderinsel. Man findet immer irgendwo Schatten und es gibt zahlreiche, oft uralte Wege. Es lohnt sich schon früh am Morgen aufzubrechen und in Ruhe die Natur und Landschaft zu genießen. Wer weiß, wie lange das noch möglich ist, denn niemand weiß, wann der Vulkan erwacht und alles mit einer dicken Ascheschicht bedeckt. So, wie er es in den vielen Jahrtausenden zuvor schon viele Male tat... Die Evangelistria-Kapelle ist auch der Ausgangspunkt einer Tour, die zu den schönsten Wanderungen des Mittelmeerraumes zählen kann. Das Ziel ist der höchste Gipfel der Insel. Der Anfang der Route irritiert manchen Wanderer. Man orientiert sich, indem man Text: Tobias Schorr Bilder: www.volcanodiscovery.co 22 Ein Ouzo für Maria Callas Beim zweiten Ouzo überkommt Anna die Nostalgie. Was waren das für Zeiten damals, als Onassis noch die großen Feste der Insel mit seiner Anwesenheit beehrte: Jene Sommernacht etwa, als Maria Callas auf dem Hauptplatz von Lefkada-Stadt spontan mal eben die Verzweiflungs-Arie der Santuzza aus der Oper Cavalleria Rusticana anstimmte und es unter den Hunderten von Zechern so still wurde, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Doch das ist schon Jahrzehnte her. Auch Annas Hotel ist schon in die Jahre gekommen. In manchen Zimmern schälen sich die Tapeten von den Wänden. Aber es gibt eine Klimaanlage, und die nagelneuen Fenster schließen dicht. Text: www.tagesspiegel.de, 10.03.2001 Fotos: Fred Wyss Kastell aus dem 14. Jahrhundert wacht über die Zufahrt nach Lefkada, doch die dicken Wehrmauern von Santo Mauro sind inzwischen nurmehr pittoreske Wegmarke. Lefkada-Stadt ist ein fast orientalisch anmutender Ort, der sich in den letzten Jahren heraus gemacht hat. Eine ausgedehnte Fußgängerzone wurde angelegt, Straßencafés und malerisch dekorierte Tavernen gibt es zuhauf. Was wichtig ist, denn das "Nirikos" steht genau dort, wo der schmale Damm endet und sich aller Verkehr auf die Insel verteilt. Die Fassaden der Häuser leuchten in Pastellfarben, die auf Wellblechverkleidungen aufgetragen sind. Lefkada wurde immer wieder von schweren Erdbeben heimgesucht. Darum sind die Häuser hier traditionell nicht aus Stein, sondern aus elastischerem Holz, das mit Fachwerk ausgefugt wird. Holz ist in Griechenland rar, und weil das feuchte Winterklima den Konstruktionen zusetzt, werden die Häuser seit Jahrzehnten mit Blech verkleidet, um ihre empfindliche Substanz zu schützen. Die Erdbebengefahr erklärt auch, warum die Kirchen der Insel fast stets einschiffige Basiliken mit rundem Tonnengewölbe sind, das Erschütterungen am besten verträgt. Und weil Kirchtürme bei Beben eine massive Gefahr darstellen, sind sie auf Lefkada nie fest gemauert, sondern schlichte Metallgerüste, in die die Glocke gehängt wird. Doch Lefkada ist gar keine echte Insel. Es waren die Korinther, Typen, die sich wie Konquistadoren aufführten, wie Anna sagt, die die einstige Halbinsel im ionischen Meer mittels eines Durchstiches vom Festland abtrennten. Aus rein praktischen Gründen übrigens. Es war bequemer, im sicheren Schutz der Küste zu segeln, statt einen großen Törn hinaus ins ionische Meer zu machen. Heute überquert man den schmalen Kanal mittels einer Schiffbrücke: Roll-on-roll-off über 50 Meter blaues Wasser. Wenn wirklich ein Kahn durch den Kanal will, dreht sich der mobile Ponton zu Seite und Lefkada ist für ein paar Minuten ein wirkliches Eiland. Der korinthische Durchstich ist noch heute beeindruckend befestigt. Ein venezianisches 23 Lefkada, in jüngerer Vergangenheit oft auch Lefkas genannt, hieß im Altertum Leukas und ist nach dem Gebirge an seiner Südspitze benannt, dessen schneeweiße Felsen senkrecht ins Meer abfallen. Diese heute Kap Dukato genannte Landspitze, ist der Legende nach jener Platz, an dem sich Sappho in die Tiefe gestürzt haben soll, nachdem Phaon ihre Liebe verschmähte. Die lefkadischen Felsen haben wegen dieses allerdings nicht verbürgten Dramas einen festen Platz in der Mythologie. Nachweislich korrekt ist dagegen, dass die Insel bereits in neolithischer Zeit besiedelt war. Gleichfalls nachgewiesen ist auch, dass Lefkada in antiker Zeit eine wichtige Rolle spielte und seine Schiffe an allen legendären Schlachten teilnahmen. Doch so viel Ruhm und Ehre war dem deutschen Archäologen Wilhelm Dörpfeld noch nicht genug. Er verstieg sich in die Hypothese, nur Lefkada könne das homerische Ithaka gewesen sein, die Heimat des Odysseus. Homers Helden lebten in der Zeit von 1550 bis 1100 vor Christus. So sehr sich Dörpfeld auch mühte, er fand keine Überreste aus dieser Zeit. Dörpfeld gab nie seine Theorie über das "wahre Ithaka" auf und hielt der Insel die Treue bis in den Tod. Sein Grab kann in Vlicho besichtigt werden. Die Flaniermeile der Inselhauptstadt ist heute nach ihm benannt. In jüngster Vergangenheit machte Lefkada vor allem wegen der vorgelagerten Insel Skorpios, dem Privateiland des Tankerkönigs Aristoteles Onassis, von sich reden. Der einst aus Smyrna, dem heutigen Izmir, Vertriebene wollte sich hier eine neue hellenische Heimat schaffen. Onassis galt als Mann des Volkes, von seinen zwanglosen Auftritten in den Cafés und Kneipen von Lefkada spricht man noch heute gern. Skorpios darf nicht besichtigt werden. Doch von den Ausflugsbooten, die fast täglich von Nidri durch die Inselwelt zwischen Lefkada und dem Festland touren, ergibt sich immerhin ein Blick auf die Solitude des Tycoons. Nidri ist der einzige Ort auf Lefkada, der fest in der Hand - vor allem englischer - Touristen ist. Wilhelm Dörpfeld wäre überrascht, wie geschäftig es in seiner Wahlheimat und dem vermeintlichen einstigen Königssitz des Odysseus zugeht. Wesentlich stiller präsentiert sich das fruchtbare Hinterland von Nidri mit seinen Obstund Olivengärten. Ein Traumziel für Wanderer ist der Wasserfall, der sich am Ende einer engen, von Farn und Blumen überwucherten Schlucht in einen smaragdgrünen kühlen Pool stürzt. Noch weiter südlich ist selbst an der Küste kaum noch Betrieb. In der glasklaren Kiesbucht von Poros gibt es nur wenige private Zimmervermieter und einen gut gepflegten Campingplatz. Wie ein Fjord schneidet die benachbarte Bucht von Sivota, in der 24 Dörpfeld den Odysseus gestrandet glaubte, tief ins Land. Auch hier geht es selbst im Hochsommer beschaulich zu. Fischerboote liegen am Kai und werden in einer winzigen Werft mit neuen Schichten grellbunter Farbe bepinselt. Der malerische Hafen Vasiliki an der gleichnamigen, weiten Bucht ist der Ausgangspunkt für Schiffsausflüge zu den lefkadischen Felsen. Einst stand hier ein Apollotempel, heute hält ein Leuchtturm einsame Wacht. Karia ist das einzige Bergdorf, das am Tourismus partizipiert. Die kleine Platia wird von wenigen Cafés und Tavernen gesäumt, in Kunstgewerbeläden kann man lokale Webarbeiten und Stickereien kaufen. Am Ortsausgang findet sich das private Volkskundemuseum, über das Herr Katopodis wacht. Alte Trachten, Webstühle und feine Handarbeiten sind zu besichtigen. Einmal im Jahr quillt Karia fast von Menschen über. Mitte August feiert man hier in glühender Hitze eine traditionelle lefkadische Hochzeit, die zur Freude von Einheimischen wie Fremden prachtvoll in historischen Kostümen inszeniert wird. Der Wein fließt in Strömen, der Duft von gegrilltem Hammel zieht durch die Gassen. Nirgends zeigt sich Lefkadas wilde Westküste spektakulärer als in Porto Katsiki. Grelltürkises Wasser umflutet das bizarr geformte Felsufer mit dem schmalen Streifen hellen Sandes. Treppen führen in die Tiefe zum fotogenen Badeplatz. Weiter nach Norden liegt die Steilküste in absoluter Abgeschiedenheit. Kein Dorf säumt die schroffen Abhänge, und auch die Straße hält gebührenden Abstand. Die Terrassenfelder im gebirgigen Landesinneren sind zum großen Teil verlassen. Mitten in der Einsamkeit der weiten Hochebene zwischen Hortata und Eglouvi liegt die Kapelle Agios Donatos. Anfang August wird das Linsenfest gefeiert, bei dem es Eintopf satt für alle gibt und man sich in großen Kreisen in althergebrachten Volkstänzen ergeht. Der August ist auf Lefkada ohnehin der Monat der großen Feste. In der malerischen Kulisse des Kastells wird das Literatur- und Kunstfestival dargeboten. Auf dem weiten Platz am Ende des Damms findet das große internationale Folklorefestival statt, für das Tanzund Musikgruppen aus aller Welt anreisen. Dann ist Annas Terrasse der Logenplatz für die Honoratioren, und es ist fast so schön wie damals, als die Callas plötzlich ihre Arie in die lefkadische Nacht hinaus sang. 25 Parga - das Auge und Ohr Korfus Copyrights "Tine Schönwitz, www.tine-schoenwitz.de. „Die Venezianer waren wahrscheinlich etwas fitter als ich!“, schnauft Ekaterini Stamati (59) auf dem steilen Weg hinauf zu Pargas Festung, die hoch oben über der Stadt auf einem Felsen thront. Der kleine idyllische Urlaubsort Parga auf dem Festland des ionischen Meeres liegt 77 km nördlich von Preveza und 48 km südlich von Igoumenitsa in einer beschaulichen Bucht. Mehrere kleine Inseln sind vorgelagert. Das malerische Städtchen im Epirus zählt nicht nur zu den schönsten Orten Griechenlands, es hat auch eine lange legenden- und schlachtenreiche Geschichte. Dorf von seiner Entdeckung. Daraufhin gingen alle gemeinsam los, um die Ikone in die Kirche des alten Dorfes nach Palioparga zu bringen. Am nächsten Tag aber war die Ikone wieder in der Höhle. Nach diesem Wunder bauten die Einwohner die Stadt mit ungefähr 400 Häusern rund um die Stelle der Höhle und siedelten um an den Ort des heutigen Parga. Die Panagiopoula genannte Ikone befindet sich heute in der Kirche Agios Nikolaos in Parga. Wegen der strategisch gut geschützten Lage vergrößerte sich in den folgenden Jahren die Einwohnerzahl. Immer mehr Anwohner der umliegenden Gegenden siedelten sich an, um den Beutezügen der Albaner zu entgegen. In derselben Zeit schlossen die Einwohner einen Bund mit den Normannen, den damaligen Herrschern von Korfu. Sie übernahmen auch über Parga die Herrschaft und boten Protektion gegen die Angriffe der Slawen, Albaner und Türken. Mit ihrer Hilfe wurde das erste Kastell der Stadt gebaut. Der Herrschaft der Normannen auf Korfu folgte 1401 die Herrschaft der Venezianer. Mit kurzen Unterbrechungen hielt diese fast vier Jahrhunderte bis 1797 an und bewahrte Parga eine gewisse Form von Unabhängigkeit und Schutz. Die Venezianer pflanzten in großer Zahl Olivenbäume, die bis heute der Region ihr Gesicht geben. „Es soll bis zu 100000 Olivenbäume rund um Parga geben“, vermutet Ekaterini Stamati. „Viele der Olivenbäume sind heute über 1000 Jahre alt.“ Seitdem floriert hier der Olivenhandel, der immer noch eine Haupteinnahmequelle der Einwohner ist. Auch das heutige „Kastro“ entstand in der Zeit der Venezianer. Sie vergrößerten die Festung Erstmals wurde Parga im Jahr 1337 in einem Handelsvertrag zwischen Venedig und dem Bischof von Rumänien schriftlich erwähnt. Um den Angriffen der Albaner zu entgehen, bauten die Einwohner von Parga um 1360 die Stadt auf dem von drei Seiten umspülten hohen Felsen, auf dem heute die Festung steht. Dieser Ort wird Palioparga (Altes Parga) genannt. Für den Ursprung des Namens Parga gibt es mehrere Ansätze: Man vermutet, dass der erste Name Parageiros oder Paragaia, Ypargos oder Ypagogos war, der durch Umschreibung des slawischen Wortes Prag, welches „Hafen“ bedeutet, zu Parga wurde. In eine ähnliche Richtung geht die Vermutung, Parga leite sich von „pergo“ oder „pergomai“ ab, welches so viel bedeutet wie „sich verschanzen“. In den ersten venezianischen Texten taucht der Ort auf unter dem Namen La Barga oder Labarga. Die Umsiedlung vom alten Parga zu seiner heutigen Stelle fußt auf einer Legende. Ein Schäfer fand an der Stelle des heutigen Parga eine Höhle, die hell erleuchtet war. In der Höhle befand sich eine Ikone der Heiligen Maria, vor der eine Kerze brannte. Der Schäfer berichtete den anderen Leuten im 26 und brachten sie mit 20 Kanonen auf den neuesten technischen Stand. Die Festung wurde zweimal zerstört. Zum dritten und letzten Mal wurde sie 1571 wiederaufgebaut. Das Eingangstor krönt der geflügelte Löwe, das Herrschaftszeichen der Venezianer. Er ist zugleich Symbol des Heiligen Markus, des Schutzpatrons von Venedig. Die Festung teilt sich in eine untere und eine obere Terrasse. „Wenn man es erstmal bis hier oben geschafft hat, kann man fast bis Italien gucken!“ schwärmt Ekaterini, „aber ob alle, die Parga erobern wollten, vorher gewusst haben, wie mühsam der Anstieg ist?“. Tatsächlich bietet vor allem die obere Terrasse der Festung einen atemberaubenden Blick über das ionische Meer. Vor dem klarblauen Himmel zeichnen sich deutlich die Silhouetten der ionischen Inseln Paxos und Antipaxos ab. Von Korfu sieht man die Südspitze. Im Süden erheben sich die Berge der Insel Lefkada, und noch weiter südlich erkennt man in einem mystischen Blau sogar die Berge Kefallonias. Trotz dieses nur mit Anstrengungen zu erklimmenden Bollwerks wurde Parga immer wieder attackiert. Die Türken griffen erstmals 1452 an, ein Jahr vor dem Fall Konstantinopels. Eine Armee von 12000 osmanischen Soldaten eroberte die Stadt und unterdrückte sie zwei Jahre lang. Parga ereilte somit dasselbe Schicksal wie die anderen Städte im Epirus, die eine nach der anderen in die Hände der Türken fielen. 1537 wurde der Ort durch Barbarossa, einen furchterregenden Admiral der osmanischen Flotte, drei Jahre lang besetzt und schließlich total zerstört. Die überlebenden Einwohner flüchteten in die nahen Dörfer und Städte. 1540 fiel das Gebiet mit Hilfe Korfus wieder zurück an Venedig. Mit dem Friedensvertrag zwischen dem Venezianischen und Osmanischen Reich begann für Parga von 1573 bis 1644 eine fruchtbare, von vielen Freiheiten gekennzeichnete Periode. Parga bekam immer mehr Macht und finanzielle Unterstützung von Venedig und wurde so ein starker und wichtiger Handelsknoten zwischen Osten und Westen. Die Venezianer bezeichneten Parga deshalb als „das Auge und Ohr Korfus, das es galt, um jeden Preis zu verteidigen“. Durch Parga sah und hörte der Senat Venedigs alles, was sich im benachbarten Epirus, und von dort aus in der nahen Türkei, ereignete. 1797 ergab sich Venedig den Truppen Napoleons. Zwei Jahre später wurde es durch die russisch-türkische Flotte besetzt. Ab 1800 versuchte der türkische Tyrann Ali Pasha immer wieder erfolglos, Parga einzunehmen. 1807 kam Parga durch den Vertrag von Tilsit erneut unter französische Herrschaft. Nun wagte es Ali Pasha nicht, Parga anzugreifen, denn die Franzosen gründeten eine kleine Garnison in Parga. Er erbaute sich deshalb gegenüber von Parga auf der Anhöhe des Dorfes Anthousa eine eigene Festung, um von hier aus seine Kreuzzüge gegen Parga zu organisieren. „Im Sommer joggen manchmal lebensmüde Touristen da hinauf“, erwähnt Ekaterini kopfschüttelnd. „Die meisten aber ziehen eher die kleine Ali-Pasha-Bahn vor, die mehrmals täglich hinauffährt!“ Neben zahlreichen Italienern, Schweden und Norwegern verbringen auch viele englische Touristen jedes Jahr ihren Urlaub in Parga. „Kaalimääärrra, good morning!“ ruft William 27 Hanson Ekaterini zu. „Welcome!“ antwortet sie lachend. Der 46-jährige Lehrer aus Nottingham und seine Familie sind schon seit über 10 Jahren gern gesehene Stammgäste in Parga. Das war nicht immer so. Napoleons 1815 verlorene Schlacht bei Waterloo gegen Admiral Wellington hatte schreckliche Folgen für Pargas Geschichte. Angestachelt von britischen Agenten überraschten und entwaffneten Pargas Einwohner die Franzosen und übergaben ihre Stadt den Engländern. Die Briten aber wollten nur ein Exempel statuieren und erwirken, dass die Türken ihre Niederlage im Ionischen Meer offiziell zugaben. Am 15. März 1817 verkauften die englischen Eroberer Parga für 150000 Pfund an Ali Pasha und die Türken. „Als Kind war ich deshalb immer sehr böse auf die englischen Touristen!“, verrät Ekaterini, die in Parga geboren wurde. ten. Fast 100 Jahre blieb Parga unter türkischer Herrschaft, bis 1913 die Stadt befreit wurde. 1930 kehrten auch die heiligen Andenken zurück. Heute ist Parga wieder griechisch und im Sommer vor allem eins: gastfreundlich und multikulturell. Und heute wie damals begeistert die fantastische Aussicht von den beiden Festungen über das ganze ionische Meer, auch wenn bereits der Weg dorthin wortwörtlich atemberaubend ist. Mit dem Verkauf durch die Engländer fiel eine der letzten griechischen Bastionen in türkische Hand. Das zweite Tor der Festung ziert seitdem der zweiköpfige Adler. Ali Pasha hielt sich für den Eroberer des Byzantinischen Reichs und verwendete deshalb das gleiche Symbol wie die Byzantiner. Leider ist der Adler heute zugewachsen und deshalb kaum zu sehen. Neben den Warenlagern errichtete Ali Pasha auch ein türkisches Hamam in der Festung. Noch im gleichen Jahr am 15. April gruben Pargas Einwohner aus Furcht vor dem türkischen Tyrannen und seinen Truppen in ihrer Verzweiflung die Knochen ihrer verstorbenen Angehörigen aus. Mit den Gebeinen ihrer Liebsten und anderen heiligen Andenken flüchteten 4000 Männer, Frauen und Kinder im Morgengrauen auf Barken nach Korfu. Hierhin hatten die Türken nie einen Fuß gesetzt. Im selben Moment marschierten 300 Soldaten Ali Pashas in Parga ein. 1831 kehrten einige der Einwohner nach Parga zurück und sahen, dass nichts mehr ihnen gehörte. Die Türken lebten in ihren Häusern und zwangen die Rückkehrer, als Arbeiter auf ihren eigenen Grundstücken und Feldern zu schuf28 Das Totenorakel vom Fluss Acheron - Rendezvous im Hades Ein gellender Schrei durchbricht die Ruhe der sommerlichen Landschaft. Aus dem Untergrund sind eilige Schritte auf Metall zu hören. Sogleich stürmt Nancy, eine 43-jährige Ärztin aus Belgien, die steile Eisentreppe empor. Der Schreck ist ihr ins Gesicht geschrieben. „Das da unten ist der pure Horror, mein Mann wird sich freuen!“ keucht sie, während Dierek (45) gebannt dem Fremdenführer einer Reisegruppe lauscht. „In Australien hat er mich nicht vor den Spinnen in den Bäumen gewarnt. Jetzt kann ich mich revanchieren!“ Die schmale Treppe ist die Pforte zur Unterwelt. Unten angekommen sieht man zunächst fast nichts. Obwohl der 15m mal 4,25m große Raum mit Leuchten ausgestattet ist, müssen sich die Augen erst an das diffuse Licht gewöhnen. Feuchte, dumpfe Luft schlägt einem entgegen. Auf dem glitschigen Boden stehen Wasserpfützen. Man muss aufpassen, dass man nicht ausrutscht. Die nassen felsigen Wände neigen sich als Tonnengewölbe in fünfzehn Säulen kathedralenhaft nach oben. Nur ein leises Schmatzen ist zu hören. Der Blick folgt diesem Geräusch. Zunächst sind es schwarze Punkte. Nach einer Weile haben sich die Pupillen dem Dämmerlicht angepasst. Dann sieht man sie: Kopfüber an der Decke hängt eine riesige Traube von Fledermäusen. Copyrights "Tine Schönwitz, www.tine-schoenwitz.de des Flusses Acheron. Im zehnten Gesang der Odyssee ist der Ort so exakt beschrieben, dass die Archäologen tatsächlich fündig wurden. Die Ausgrabungsstätte der auf das 14. Jahrhundert vor Christus datierten antiken Stadt Ephyra befindet sich im Epirus in der Nähe des malerischen Ferienortes Parga südlich vom Dorf Mesopotamos auf einem Hügel. Das Heiligtum selbst wird datiert auf Ende des 4., Anfang des 3. Jahrhunderts vor Christus. Es handelt sich um einen 62,4m mal 46,3m großen Gebäudekomplex, umgeben von einer Mauer. Der Eingang befindet sich Zwischen 1958 und 1964 begab sich Sotirios Dakaris, Archäologe an der Uni Ioannina, auf die Suche nach dem bei Homer erwähnten Nekromanteio (dt. Totenorakel) in der Nähe 29 auf der Nordseite. Die Ortsbeschreibungen in der Odyssee sind so genau, dass es schon zu Zeiten Homers an diesem Ort ein Totenorakel gegeben haben muss. Man ist sich sicher, dass Homer selbst dort war oder zumindest einen Ortskundigen kennen lernte. Es ist jedoch umstritten, ob es sich bei den Funden Dakaris’ um Überreste des Totenorakels von Homer handelt oder vielleicht nur um die eines befestigten Adelssitzes aus hellenistischer Zeit. Zunächst entdeckte Dakaris 1958 auf dem felsigen Hügel unter den Ruinen des im 18. Jahrhunderts erbauten Klosters `Johannes der Täufer´ und dem Friedhof von Mesopotamos die 3,35m dicken Mauern des 22m² großen zentralen Raums. Zwei parallele Mauern teilen das Quadrat in einen großen Hauptraum und sechs kleinere, mit sich korrespondierende Lagerräume. Weitere kleinere Räume und Korridore wurden im Norden, Süden und Osten der Ausgrabungsstätte gefunden. Erst in seiner zweiten Ausgrabungskampagne von 1976/77 entdeckte Dakaris, dass sich darunter ein weiterer Raum befand. In der Antike galt diese Krypta als Palast von Hades und Persephone. Der zentrale Raum darüber war der Kultraum, wo die Begegnung mit den Toten stattfand. Auch Odysseus steigt in diese Totenwelt herab. In der Odyssee sucht er auf Rat der Hexe Circe in der Unterwelt nach dem gestorbenen blinden Seher Teiresias. Nach Homer ist Teiresias der einzige, der seinen Verstand mit in den Hades nehmen konnte. Wegen dieser von Persephone gewährten Gunst kann er Odysseus den Weg zurück nach Ithaka beschreiben. Im elften Gesang geht Odysseus an den Rand des Ozeans, hebt eine Grube aus und schüttet für die Toten ein Honiggemisch, süßen Wein, Wasser und Weißmehl hinein. Er schneidet seinen besten Tieren über der Grube den Hals ab und lässt ihr Blut in den Schlund der Erde rinnen. Nachdem er das getan hat, erheben sich die Seelen der Toten aus dem Dunkel des Hades. In der Antike besuchten die Menschen das Nekromanteio, um mit ihren verstorbenen Angehörigen in Kontakt zu treten und ihre eigene Zukunft zu erfahren. Die Bizarrheit und mystische Atmosphäre der umgebenden Landschaft verhalf den Priestern, den Glauben vom Reich der Toten aufrechtzuerhalten. Heute ist die Landschaft rund um das Nekromanteio kultiviert und trockengelegt. Man nimmt jedoch an, dass damals die Gegend eine morastige, neblige, modrige Sumpflandschaft war. Daher dachte man, der Fluss Acheron sei der Styx, der Fluss, der zur Unterwelt führte. In der griechischen Mythologie wurde im Styx Achilles, der bedeutendste Kämpfer im Trojanischen Krieg und Sohn von Peleus und Thetis, getauft. Das Bad im Styx sollte ihm Unsterblichkeit verleihen. Thetis hielt das Kind während der Taufzeremonie an der Ferse fest. Dadurch wurde diese Stelle nicht vom Wasser des Styx benetzt. Die Ferse blieb seine Schwachstelle, die Achilles beim Kampf um Troja zum tödlichen Verhängnis wurde. Der Acheron schlängelt sich beim Dorf Gliki in einem schmalen Kiesbett durch eine heute malerische, stille Landschaft mit mehreren kleinen felsigen Höhlen. Er fließt in Richtung des ungefähr 30 Kilometer südöstlich von Parga gelegenen Dorfes Mesopotamos und mündet anschließend ins Ionische Meer. In den Sommermonaten erreicht man die Ausläufer des Acheron mit kleinen Ausflugsschiffen ab dem Hafen von Parga in ungefähr einer Stunde. Der Acheron entspringt in mehreren Quellen. Im Sommer kann man zu den Quellen durch den Fluss waten oder mit 30 festem Schuhwerk die Wanderung flussaufwärts antreten. Den Wanderer erwartet eine faszinierende Landschaft: Große ausladende Platanen überspannen das von türkisblau bis dunkelgrün schimmernde, eiskalte Wasser. Es ist an manchen Stellen nur 20 bis 30 Zentimeter, an anderen aber 1,5 Meter tief. Rechts und links erheben sich meterhohe Felswände, aus denen immer wieder kleine Quellen entspringen. Die Natur bietet hier ein reiches Biotop mit Vogelnestern, Reihern, Wildenten, Wasserschildkröten und Bibern. Im Platanenwald findet man neben Eichen und Liguster auch Kräuter wie Oregano, Thymian und Salbei. Unterwelt über Generationen hinweg weiterzuvererben. In diesem unterirdischen Reich, so glaubte man in der Antike, lebte Hades, der Herrscher der Unterwelt und Gott der Toten, mit seiner Frau Persephone, der Göttin der Rache. Auch die Erinyen, die drei Rachegöttinnen, und Hypnos, der Gott des Schlafes, lebten in dieser Welt. Heute steigen die Besucher über eine neuzeitliche steile, sehr schmale Eisentreppe in den Palast des Hades hinab. Damals jedoch hatte – außer den Priestern - zu diesem unterirdischen Raum niemand Zutritt. Hier, so glaubte man, kreisten die Geister der Toten. Hermes, der Götterbote, brachte sie zu Charon, dem greisen Fährmann auf dem Styx. Er fuhr die Seelen der Toten zum Eingang des Hades. Charon nahm aber nur die Seelen derjenigen mit, die einen Obulus entrichtet und die Begräbnisriten empfangen hatten. Der Obulus war eine Münze unter der Zunge der Verstorbenen. Den Seelen, die kein rituelles Begräbnis erhalten hatten, verweigerte Charon den Zutritt in sein Boot. Sie waren dazu verdammt, 100 Jahre am Styx auszuharren. Aber auch Lebende konnten die Unterwelt besuchen, um ihre verstorbenen Angehörigen zu treffen. In der Begegnung mit dem Toten erhofften sie sich, etwas über ihre eigene Zukunft zu erfahren. Die Kommunikation mit dem Jenseits regelten die Priester des Heiligtums, indem sie verschiedene spirituelle Riten abhielten. Ein Besucher betrat zunächst das Heiligtum durch den Nordeingang. Er musste verschiedene Opfergaben mitbringen wie Honig, Wein, Wasser, Milch und das Blut von Opfertieren. Anschließend führte sein Weg über einen Vorhof und einen engen Korridor, gesäumt von den sechs verschiedenen Vorratskammern, außen um den eigentlichen Kultraum herum. Der Bittsteller pilgerte für 29 Tage, wie der Verlauf des Mondes, in der Finsternis umher und musste sich zur Vorbereitung auf das große Ereignis wochenlang den spirituellen Behandlungen durch die Priester unterziehen. Sie gaben ihm Totenspeisen, eine Diät aus Getreide und Bohnen. Damals stürzte sich wahrscheinlich der heute zahm vor sich hin plätschernde Acheron wütend 58 Kilometer, teilweise unterirdisch, zwischen den Schluchten hindurch. Seitenflüsse mündeten in den inzwischen trocken gelegten Acherousia-See, den „See des Hades“, wo sich heute die Ebene von Phanari befindet. In der Antike muss von der dunstigen Gegend eine Mystik ausgegangen sein, der sich die Besucher dieses Ortes kaum entziehen konnten. Und so war es für die Priester einfach, den Mythos vom Tor zur 31 Sie traktierten den Ratsuchenden innerlich und äußerlich mit einem Gebräu und Dämpfen aus zahlreichen Kräutern und Gewürzen der umliegenden Natur. Sie unterzogen ihn spirituellen Reinigungen und Meditationen, bis er schließlich in Trance fiel. „Diese Prozeduren in Kombination mit den berauschenden Getränken haben wohl die Sinne vernebelt!“ vermutet Petros (39), einer der Fremdenführer des Nekromanteios. „Die Bittsteller gaben in ihrem Wahn alles Mögliche über ihr Leben preis. Diese Informationen haben die Priester anschließend für die Begegnung mit den toten Angehörigen verwendet. Es wurde aber auch Wein und Honig in den Lagerräumen gehortet,“ berichtet Petros. „Aber diese Gaben waren wahrscheinlich nur für die Priester!“ Halluzinierend betrat der Besucher schließlich durch das Labyrinth den zentralen Kultraum. Das Labyrinth, damals verschlossen mit schweren Bronzetüren, war die Übergangszone zwischen Leben und Tod. Die polygonalen, labyrinthischen Mauern wurden 167 nach Christus bei einem Brand zerstört. „Im Kultraum fand die unheimliche Begegnung mit den Geistern der Toten statt. Mittels einer Art Flaschenzug erschien im Halbdunkel ein Priester“, verrät Petros. Die dafür benötigten Zahnräder des Krans wurden in den Ausgrabungen entdeckt. In ihrem Drogenrausch glaubten die benebelten Bittsteller, den Geist des Verstorbenen vor sich zu haben. Das war wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass die Mauern im Hauptheiligtum 3,35 Meter dick waren. Dadurch wurden Geheimwege geschaffen, 1,50 Meter bis 2,40 Meter breit, in denen die Priester sich unbemerkt bewegen konnten. In der darunter liegenden Krypta warteten Priester auf die Fragen der Bittsteller. „Durch die Akustik des Tonnengewölbes aus porösem Kalkstein schallten die Antworten der Priester bis nach oben zu den Besuchern“, weiß Petros. „Die Stimmen klangen verzerrt und stiegen wie aus der Unterwelt nach oben.“ Da aber auch in der Antike die Menschen immer mehr an diesen übernatürlichen Dingen zu zweifeln begannen, versuchten die Prie- ster alles, um die Erscheinung der Geister so realistisch wie möglich zu gestalten. Bei den Ausgrabungen fand man Amphoren, einen Kessel aus Bronze, Tongefäße und Eisenschalen, auf denen das Gebräu gekocht wurde. Außerdem entdeckte man eiserne Wagenräder, Katapulte und Schleudern. Innerhalb dieser Mauern muss eine Atmosphäre voller Lärm und Gerüche aller Art geherrscht haben. Nach der Kommunikation mit der Totenwelt wurde der Besucher vorbei am dreiköpfigen, drachenschwänzigen Hund Cerberus, der den Abstieg in den „Palast des Hades“ bewachte, wieder ans Tageslicht geführt. Es wurde ihm aufgetragen, kein Wort über das Geschehene zu verlieren. Im Falle der Untreue gegenüber den Göttern der Unterwelt würde er mit dem Tod bestraft. „Ungefähr 35.000 Touristen aus der ganzen Welt besuchen jährlich das Nekromanteio“, schätzt Petros. „Die Besucher sind fasziniert, wenn sie erfahren, dass sie sich an einem Ort der griechischen Mythologie befinden.“ Das Nekromanteio ist das ganze Jahr täglich von 9 bis 15 Uhr geöffnet. Das belgische Arztehepaar Nancy und Dierek verbringt zum dritten Mal den Urlaub in Griechenland. „Leider kennen wir uns in der griechischen Mythologie nicht sehr gut aus“, bedauert Nancy, „aber nach dem Besuch des Nekromanteios wird sich das sicher ändern.“ „Zumindest können wir durch unseren Job ein paar Brocken Altgriechisch!“ prahlt Dierek auf seinem Weg zu der schmalen Eisentreppe. „Ich habe jetzt ein Rendezvous mit Persephone“, scherzt er, „sieht man da unten überhaupt was?“ „Rutsch nicht aus!“ grinst Nancy. Hinter der Hand verrät sie: „Dierek hat Microchiropteraphobie!“ ( Angst vor Fledermäusen). 32 Christian Herrmann www.cyberorange.net/suli/ Suli (Souli), Epirus Suli liegt im Epirus, der nordwestlichen Region Griechenlands. Im 18. Jahrhundert bildete sich dort ein autonomer "Staat im Staat", der in dauerndem Kriegszustand mit den osmanischen Besatzern lag. Für viele Griechen und Albaner gilt Suli als einer der Ursprünge ihres heutigen Nationalstaates. Im übrigen Europa ist der ungewöhnliche Ort in Vergessenheit geraten. Diese Seite bemüht sich, die Erinnerung an diesen Schauplatz europäischer Geschichte wieder herzustellen. Suli - Geschichte eines vergessenen Ortes Der Reisende, der von Igoumenitsa oder Preveza kommend, der Küstenstraße durch den Epirus folgt, erreicht südlich von Parga eine weite, von Flüssen und Bewässerungskanälen durchzogene Ebene. Der Acheron, der Unterweltsfluß der Antike, hat hier ein Delta geschaffen, das im Osten von einer hohen Gebirgswand überragt wird. Bis zu 1600 m ragen hier Berggipfel aus der küstennahen Ebene steil in den Himmel. Es sind die Berge von Suli. "Suli", kolorierter Stahlstich, Buchillustration aus der Mitte des 19. Jahrhunderts Wann diese Berge erstmals besiedelt wurden ist unklar, sicher ist jedoch, dass sich dort albanische Stämme niederließen, die während der Islamisierung Albaniens an ihrem christlichen Glauben festhielten. Der Epirus war damals ein gemischter, griechisch-albanischer Kulturraum. Im heutigen griechischen Teil ist dies - als Folge des zweiten Weltkriegs- nur noch an einzelnen Ortsnamen ablesbar. Im nördlichen, heute albanischen Teil, ist dies deutlicher, auch wenn die dortigen Griechen einem starken Assimilationsdruck ausgesetzt sind. Im osmanischen Reich unterschieden die türkischen Besatzer nach Religionszugehörigkeit, nicht nach ethnischer Zugehörigkeit, und so wurde Suli auch eine Zuflucht für Griechen, die mit der türkischen Obrigkeit in Konflikt geraten waren. In Suli bildete sich ein "Staat im Staat", der über lange Zeit eine regionale Autonomie verteidigen konnte. Mitte des 18. Jahrhunderts umfasste die "Konföderation von Suli" 60 Dörfer. Ihr Zentrum waren die Dörfer Suli und Samoniva, die Festungen Kiafa, Kunghi und Avarikos. Die Ruinenfelder um das heutige Dorf Suli lassen auch heute noch den Umfang der damaligen "Das Tal von Suli und der Acheron", Stahlstich aus einer englischen Reisebeschreibung. Zu sehen ist der Fußweg entlang des Acheron. Er ist noch begehbar. Besiedlung ahnen. Einige Tausend Menschen lebten hier. Eine Armee von 2000 Kämpfern sicherte die Unabhängigkeit der Gebirgsrepublik. Ein Zeitzeuge schrieb: "Kein Suliote geht dem Handel nach, oder hat irgendein Handwerk erlernt. Alles was sie von Kindheit an erlernt haben, ist der Gebrauch ihrer Waffen." Die Türken versuchten wiederholt ihre Kontrolle über die aufständische Region wieder herzustellen. 1731 wurde Hatzi Achmet, Pascha von Ioannina, vom Sultan beauftragt, Suli zu unterwerfen. Seine Armee von 8000 Mann scheiterte. 1754 erlitt Mustafa Pascha mit einer ebenso großen Armee dasselbe Schicksal. In den folgenden Jahren versuch33 ten es Mustafa Kokka mit 4000 Soldaten und Bekir Pascha mit 5000, beide vergebens. 1759 wurde Dost Bey, der Kommandeur von Dhelvinou, von den Sulioten geschlagen. Maxoud Aga von Margariti, Gouverneur von Arta, erging es 1762 nicht besser. 1772 griff Suleiman Tsapari Suli an, seine 9000 Mann starke Armee wurde vernichtet. 1775 scheiterte eine Expedition von Kurt Pascha. Als 1788 der berüchtigte Ali Pascha Herrscher über das Paschalik Ioannina wurde, versuchte er 15 Jahre lang, Suli zu unterwerfen. Zunächst vergebens. 1790 scheiterte eine Armee von 3000 Albanern. Auch durch die Geiselnahme einiger ihrer Führer ließen sich die Sulioten nicht bezwingen. Im darauf folgenden Angriff auf die Gebirgsrepublik töteten allein die suliotischen Frauen 700 von Alis Soldaten und verfolgten die Überlebenden. Unterstützung erhielten die Sulioten aus dem Ausland, vor allem von Russland und England. Sie lieferten Waffen und Munition. Die europäischen Großmächte sahen in den Sulioten ein willkommenes Mittel, das osmanische Reich zu schwächen. Als es der englischen Diplomatie jedoch opportuner erschien, die Türkei gegen Napoleon zu stabilisieren, wurden die Waffenlieferungen eingestellt. Ohne Nachschub und unter dem Druck jahrelanger Belagerung zerbrach die Einheit der suliotischen Clans. Der einflussreiche Botsaris-Clan verhandelte mit Ali Pascha. Er vereinbarte die Übergabe der Festungen gegen freien Abzug auf die ionischen Inseln, die von England besetzt waren. Weihnachten 1803 zogen die meisten Sulioten ab. Diejenigen, die blieben, leisteten erbitterten Widerstand gegen die anrückende türkische Armee. Der Mönch Samuil sprengte sich und andere auf der Festung Kunghi selbst in die Luft. Unterdessen brach Ali Pascha seine Zusage über freien Abzug. Die osmanische Armee griff die Abziehenden an, der Abzug geriet zur Katastrophe. Bei Zalongo stürzte sich eine Gruppe von suliotischen Frauen mit ihren Kindern von einer Felsklippe, um der Gefangennahme durch die Türken zu entgehen. Eine andere Gruppe sprengte sich in der Festung des Küstendorfes Riza selbst in die Luft. Viele jedoch erreichten den englischen Hafen Parga und ließen sich dort oder auf den benachbarten ionischen Inseln nieder. Die politische Instabilität auf dem Balkan nahm in den folgenden Jahren zu. Als sich die Anzeichen für einen Aufstand der Griechen gegen die türkische Herrschaft mehrten, sah Ali Pascha seine Chance, den Epirus als eigenständigen Staat aus dem osmanischen Imperium zu lösen. 1820 rief er die Sulioten zur Hilfe, sie kehrten auf das Festland zurück und unterstützten ihren ehemaligen Feind gegen den Sultan. Das Unternehmen scheiterte, die türkische Armee nahm Ioannina ein und tötete Ali Pascha. Der Tod des Markos Botsaris war ein beliebtes Motiv für Propagandadrucke, die in Europa für die Unterstützung des griechischen Freiheitskampfes warben. Katharina "Rosa" Botsaris war Hofdame im Dienste von Königin Amalia von Griechenland. Sie war eine bewunderte Schönheit ihrer Zeit an europäischen Höfen. Gemälde von J. Stieler, München, 1841 "Die Felsen von Suli", Zeichn. von Edward Lear, 1849 34 Viele Sulioten schlossen sich daraufhin dem griechischen Aufstand an, der 1821 begonnen hatte. Mit Markos Botsaris und Kitsos Tsavellas stellten sie zwei der berühmtesten Revolutionsgeneräle. albanische Stamm, der soviel für das Entstehen eines griechischen Nationalstaats leistete, ist als Gemeinschaft von der Geschichte vernichtet worden. Sein Herkunftsort ist eine Trümmerwüste. Seine Nachkommen leben über Griechenland und die ganze Welt verstreut. Suliotische Einheiten kämpften auf dem gesamten nördlichen Festland. Gemeinsam mit Kriegsfreiwilligen aus ganz Europa ließen viele von ihnen ihr Leben bei der Verteidigung von Messolongi. Lord Byron, der prominenteste europäische Freiwillige der Revolutionsarmee und kommandierender General in Westgriechenland, versuchte sie in eine reguläre Armee zu integrieren und scheiterte damit. Die Clan-Struktur der Sulioten ließ sich nicht in die Armee integrieren. Die Festung Kiafa befindet sich auf dem Hügel in der Bildmitte. Am rechten Bildrand geht‘s zur "Treppe der Tsavellena", dem alten Fußweg in die Ebene, der nach einer legendären suliotischen Frauengestalten benant ist. Die suliotischen Frauen versorgten die belagerten Festungen in gefährlichen Nachtmärschen mit Nachschub. Die Tsavellena ist in einem Volkslied präsent. Die Befreiung ihrer Heimat erlebte keiner der damals lebenden Sulioten. Bis 1909 unterhielt die türkische Armee einen Stützpunkt auf der Festung Kiafa. Erst 1913, im Balkankrieg, er eroberte die griechische Armee große Teile des Epirus und gliederte sie Griechenland an. Der Preis, den die Sulioten für ihre Unbeugsamkeit zahlten, war hoch. Der griechisch- aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Moscho Tzavela Moscho Tzavela (1760-1803) war eine souliotische Heldin in den Jahre vor dem Ausbruch des griechischen Unabhängigkeitskrieges, welche sowohl in der modernen griechischen wie albanischen Literatur erwähnt wird. Moscho Tzavela war die Frau von Lambros Tzavelas, mit dem sie einen Sohn hatte. Sie kommandierte eine Gruppe von 400 weiblichen Rebellen in der siegreichen Schlacht von Kiafa gegen die Armee von Ali Pasha. Diese aus Albanern bestehende Armee wurde am 20. Juli 1792 vernichtend geschlagen, sie verlor 2.000 - 3.000 Mann, während dem auf solitischer Seite nur 74 getötet wurden. Später, nach der Niederlage der Sulioten, floh Moscho Tsavela nach Parga und zog dann weiter auf die Ionischen Inseln , wo sie 1803 starb. Menschen, die sie auf Korfu trafen, beschrieben sie als eine leichte Frau mit einem schönen Gesicht und einem funkelnden Blick. 35 Zalongo (Epirus) www.griechenland-lexikon.de Fährt man von Preveza auf der Hauptstrasse hoch Richtung Parga, so entdeckt man nach ca. einem Drittel Fahrt rechts oben auf dem Berg Zalongo eine grosse weisse Skulptur. Es stellt vier Frauen dar, die sich an den Händen halten und sich tanzend auf den Abgrund zubewegen. Die Geschichte Der Berg Zalongo befindet sich in der Nähe der SouliDörfer im nordwestgriechischen Epirus. In den Souli-Dörfern hatten sich griechische Familien zurückgezogen, die der Tyrannei der osmanischen Herrscher entgehen wollten. Um sich ernähren zu können, hatten sie umliegende türkische und albanische Ortschaften überfallen und beraubt. Gleichzeitig kämpften sie im Widerstand gegen die türkischen Besatzer. Die SouliDörfer konnten dadurch bis zum Jahr 1803 nicht von den Türken eingenommen werden. Im Dezember 1803 gerieten sie aber unter starken Druck durch den türkischen Herrscher im Epirus, Ali Pascha und unterschrieben daraufhin einen Vertrag, der ihnen freies Geleit aus ihren Dörfern gewähren sollte. Da sie Ali Pascha nicht vertrauten, teilten sie sich in drei Gruppen mit verschiedenen Zielen. Nur eine der Gruppen schaffte es, wenn auch mit großen Verlusten, ihr Ziel zu erreichen. Die anderen beiden Gruppen kämpften, bis ihnen Munition und Verpflegung ausgingen. Die wenigen verbliebenen Männer verschanzten sich bei dem Kloster am Berg Zalongo und kämpften dort bis sie alle gefangen genommen und gefoltert wurden. Ihre Frauen und Kinder schickten sie auf den Kamm des Zalongo. Als die Frauen mitbekamen, was mit ihren Männern geschehen war, und weil sie wussten, wie die Leute Ali Paschas mit gefangenen Frauen und Kindern verfuhren, fassten sie einen mutigen Entschluss. Sie tanzten auf dem Gipfel des Zalongo im Kreis und jede Frau die dabei mit ihrem Kind an den Rand der Klippe kam, sprang mutig hinunter. An dieser Stelle ist heute das Denkmal von Zalongo, eine riesige Stein-Skulptur, die zum Gedenken an diese tapferen Frauen von Souli errichtet wurde., zu besichtigen. Ein traditionelles Lied dazu: Das Denkmal ist in Revision und momentan nicht zugänglich 36 Tepedelenli Ali Pascha aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Tepedelenli Ali Pascha, auch Ali Pascha von Janina oder Löwe von Ioannina genannt, wurde als Sohn eines Paschas in der Gegend um Tepelena in Südalbanien geboren. Nach dem Tode seines Vaters 1754 gewann er in wechselvollen Kämpfen die diesem entrissenen Besitzungen zurück. 1787 wurde er vom osmanischen Sultan wegen der im Kriege gegen Russland und Österreich geleisteten Dienste zum Pascha von Trikala in Thessalien ernannt. Seit 1807 herrschte Ali Pascha von Ioannina aus faktisch unabhängig von der Hohen Pforte, obwohl er jährlich einen bestimmten Tribut nach Konstantinopel schickte. Ali Pascha verfügte über eine große Zahl bewaffneter Kämpfer und beherrschte um 1810 Südalbanien, Epirus, Thessalien und das südwestliche Makedonien. Seine Armee umfasste um 1815 ca. 100.000 Mann. Er paktierte mit den Aufständischen der griechischen Unabhängigkeitsbewegung. Für seine Untreue wurde er 1820 von Sultan Mahmud II. geächtet. Im Oktober erschien eine osmanische Armee vor Ioannina. Ali Pascha versuchte im Januar 1821 vergeblich die Belagerung zu durchbrechen und blieb über ein Jahr in seiner Festung eingeschlossen. Am 5. Februar 1822 wurde er bei einem Treffen mit Abgesandten des Kriegsministers Kurschid Pascha auf der Insel im See von Ioannina ermordet. Seine drei Söhne wurden hingerichtet, seine griechische Frau Vassiliki wurde inhaftiert. Sie starb 1835 in Messolongi. 37 Ali Pascha-Moschee in Ioannina Das Orakel von Dodoni www.epirus.de 18 km von Ioannina am Fuß des Berges Tommaros (Olytsika) befindet sich die antike Stadt Dodoni mit dem gleichnamigen Orakel und dem Amphitheater. Bis zum Jahre 1876 war es den Archäologen zwar bekannt, dass es Dodoni gab, man hatte es aber an anderen Stellen in Epirus vermutet. komme von Dias (Zeus) und seiner Frau Dioni (Mutter der Göttin Aphrodite), andere wiederum von Dodoii einer Nymphe, Tochter des Ozeanus und Tithia. Andere glauben, der Name kommt vom Fluss Dodona in Epirus, sollte dieser schon vor Entstehung so geheißen haben. Die Ruinen am Fuße des Berges wurden als Überreste der antiken Stadt Passarona vermutet. Nach Ausgrabungen, die 1878 an der Stelle, unter Leitung des bekannten griechischen Archäologen K. Karapanos begannen, wurde klar, dass es sich hier um die sagenumwobene antike Dodoni handelt. Zu seiner großen Bekanntheit kam Dodoni wie schon erwähnt durch das Totenorakel. Es wurde außer von Herodot auch von Omiros (Homer) erwähnt. Die Priester deuteten das Rascheln der Blätter der alten Eiche und das Läuten einer Glocke aus Kupfer, an der ein Band mit der Figur eines Kindes hing. Später soll die Glocke durch Bronzegefäße ersetzt worden sein. Außer den Priestern gab es auch drei Priesterinnen, die Deutungen wurden aber nur von den Männern gesprochen. Archäologische Forschungen haben ergeben, dass an der Stelle schon 3000 v.Chr. ein Schrein stand zur Anbetung der Göttin Erde. Nach einer Sage sollen zwei Vögel aus Ägypten losgeflogen sein. Einer der beiden landete in Libyen an der Stelle, wo dann das Orakel des Ammon Zeus gebaut wurde und der zweite landete auf der Eiche, neben der das Orakel von Dodoni entstand, um Zeus und seine Frau Dioni zu ehren. Weitere verehrte Götter waren Dimitra (Mutter Erde) und Apollon. Das Orakel hatte großen Einfluss in den Angelegenheiten Griechenlands. Dadurch war es reich von den Spenden und Geschenken der Gläubigen. 221 v.Chr. wurde Dodoni zum ersten Mal zerstört von General Dorimachus, weil sich die Epiroten mit den Makedonen und Achaiern verbündeten. Dei zweite Zerstörung erfolgte 168 v.Chr. durch die Römer unter Emilius Paulus und endgültig einige Jahre später durch den König der Pontier Mithidratis. Schon Herodot beschrieb in seinen Werken Dodoni als ältestes Orakel Griechenlands. Über die Entstehung des Namen Dodoni ist man sich nicht einig. Manche glauben, er 38 Flüge ab Bern nach Griechenland 2013 Neue Flüge von SkyWork Airlines ab Bern Pressemitteilg. SkyWork 21.08./ 6.9.2012 Bereits aktuell: Thessaloniki auch im Winter Thessaloniki: ab 28. 10. 2012, jeden Mi, Fr, So, Rückflüge: Do, Sa, Mo (Nachtflüge) Zusätzlich ab Sommer 2013: Heraklion: ab 21. 5. 2013, jeden Donnerstag Mykonos: ab 7. 5. 2013, jeden Dienstag Preveza: ab 6. 5. 2013, jeden Montag Santorini: ab 7. 5. 3013, jeden Dienstag Zakynthos: ab 3. 5. 2013, jeden Freitag Alle Flüge können bereits zu günstigen Tarifen gebucht werden, auf www.flyskywork.com. Pauschal-Reisen für diese Destinationen bei Skywork Travel (ehem. Aaretal-Reisen). Flüge von Helvetic Airways ab Bern (zusammengesucht auf www.helvetictours.ch) Heraklion: ab 15. 5. 2013, jeden Mittwoch Kos: ab 16. 5. 2013, jeden Donnerstag Zakinthos ab 10. 5. 2013, jeden Freitag Flüge und Pauschalreisen bei Kuoni/Helvetictours: www.helvetictours.ch Aus der Presse Ganz Lesbos als Geopark anerkannt Griechenlandzeitung 26.9.2012 Die Insel Lesbos wurde in ihrer Gesamtheit von der UNESCO als Geopark anerkannt und in das entsprechende globale Netzwerk aufgenommen. Die Entscheidung fiel am Freitag im portugiesischen Porto. Bislang stand nur der versteinerte Wald in Sigri im Westen der Insel auf der UNESCO-Schutzliste. Um die Anerkennung der gesamten Insel als Geopark und die Aufnahme in das Netzwerk hatte sich am 30. November die Kommune Lesbos in Zusammenarbeit mit der Ägäis-Universität und dem Naturkundemuseum von Sigri beworben. Sie wurde darin von zahlreichen anderen Trägern wie dem XIV. Amt für byzantinische Altertümer, dem Amt für jüngere Monumente der Region Nordägäis, dem Forstamt Lesbos, den beiden Olivenölmuseen der Insel, dem Ouzo-Museum in Plomari, dem Tériade-Kunstmuseum und der Universität Athen (Naturgeschichtliche Sammlung Vrissa) unterstützt. (GZak) Kommission für Rückgabe der „Elgin Marbles“ Griechenlandzeitung 26.9.2012 Auf Initiative des stellvertretenden Ministers für Kultur Kostas Tzavaras wurde eine Beraterkommission für die Unterstützung der langjährigen griechischen Forderung nach Rückgabe der Parthenonskulpturen („Elgin Marbles“) aus dem British Museum gebildet. Die Mitglieder sind Juristen, Archäologen und ein Vertreter des Außenministeriums. Die Aufgabe der Kommission wird nicht einfach sein, da es zur Zeit des Elgin’schen Kunstraubes Anfang des 19. Jahrhunderts keine völkerrechtlich bindenden Verträge über den Schutz des Kulturerbes gab und Griechenland als Staat nicht bestand. London lehnt eine solche Rückgabe einer seiner Hauptattraktionen denn auch diskussionslos ab. Athen wiederum argumentiert damit, dass die Skulpturen als Tempelschmuck Teil eines Ganzen waren, und ist bereit, auch andere Lösungen wie eine Dauerleihgabe zu akzeptieren. (GZak) Griechenlandzeitung 23. 10.2012 Im griechischen Flugverkehr kommt es zu einer Fusion der zwei größten Spieler auf dem Markt: Aegean Airlines übernimmt einen 100-Prozent-Anteil an der ehemaligen Staatsfirma 39 Aegean Airlines schluckt Olympic Air Olympic Air. Aegean, die nach langem Konkurrenzkampf Olympic als größte Fluglinie Griechenlands ablöste, wird insgesamt 72 Mio. Euro zahlen, um der Beteiligungsfirma Marfin Investment Group (MIG) das gesamte Aktienpaket von Olympic abzukaufen. Die beiden Firmen kommen nur zusammen auf die nötige Größe, um mit der internationalen Konkurrenz mithalten zu können, sagte der Vorsitzende von Aegean Theodoros Vassilakis. Zudem warnte er, dass die für das Land strategisch wichtige Tourismusbranche „in volle Abhängigkeit von ausländischen Fluggesellschaften gerät”. Allerdings muss auch noch die griechische Wettbewerbsbehörde ihr Plazet geben. Aegean und Olympic bringen es gemeinsam auf 36 Maschinen vom Typ Airbus sowie weitere 14 vom Typ Bombardier. Der Traditionsname Olympic bleibt erhalten, beide Firmen sollen ihre Markennamen wie bislang weiterführen. (GZdd) Vulkan von Santorin regt sich Griechenlandzeitung 31.10..2012 Der Vulkan von Santorin zeigt erste Anzeichen einer Aktivierung. Aus diesem Grund soll er schon bald im 24-Stunden-Takt überwacht werden. Die Magmablase unter dem Vulkan soll mittlerweile sehr schnell wachsen. Das Internetportal Sofokleus.gr berichtete am letzten Mittwoch, dass das Volumen bereits 15mal größer sein soll als das Londoner Olympiastadion. Britische und griechische Wissenschaftler sprechen von einem „gigantischen Ballon“ geschmolzenen Gesteins unterhalb. Soviel Magma habe es hier seit mindestens 70 Jahren nicht mehr gegeben. Die Insel Nea Kameni in der Caldera, die den heutigen Vulkan bildet, sei zudem innerhalb von 16 Monaten etwa 14 Zentimeter höher geworden. Das Amt für Erdbebenschutz will nun die Ausmaße des Magmas abschätzen, um für einen möglichen Vulkanausbruch entsprechende Vorkehrungen treffen zu können. Für die Installation der dafür notwendigen Messsystems werden 54.251 Euro benötigt, für die das Verkehrsund Infrastrukturministerium aufkommen wird. Im 20. Jahrhundert erlebte der Kameni-Vulkan drei Ausbrüche, zuletzt 1950. (GZeh) Veranstaltungen alle, die bei Redaktionsschluss bekannt waren. Aktuelle Infos auf: www.hellasfreunde.ch Ab sofort bis 31. März im Gwattzentrum Wegen Umbau finden die griechische Wochen nicht in gewohnter Weise statt - aber griechisch Essen kann man dort in gewohnter Art. Live-Musik gibt‘s dann zweimal im März, Infos folgen. Donnerstag, 10. Januar bis Sonntag, 13. Januar 2013, «Ferienmesse», Messeplatz Bern Öffnungszeiten: Do./Fr.13.00 – 20.00 Uhr, Sa./So.10.00 – 18.00 Uhr Eintritt: CHF 13.–, Senioren ab 60 Jahre CHF 8.– (nur Do, Fr), Kinder bis 16 Jahre gratis. Freitag, 25. Jan. 2013, Tell-Saal Mitgliederversammlung der Hellasfreunde Bern, anschliessend gemütlicher Teil mit einem kleinen Imbiss, offeriert vom Verein. Die Gelegenheit miteinander zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen. Anmeldung erforderlich, siehe spezielle Einladung und Anmeldeformular. Mittwoch, 13. Feb. 2013, Tell-Saal Lefkada und Parga mit Epirus - Video-Film von Fred Wyss. Gezeigt wird die ländliche Insel Lefkada, sowie das naheliegende Festland, das gebirgige Gebiet des Epirus zwischen den Städten Preveza, Igoumenitsa und Ioannina. Hellasfreunde Bern - Eintritt frei Dienstag, 5. März 2013, Tell-Saal Thessaloniki – Zwischen byzantinischen Kirchen und Partymeilen - Vortrag von Daniel Infanger. Daniel Infanger hat als Austauschstudent in Thessaloniki ein Jahr orthodoxe Theologie studiert. Seine Berichte ergänzt er mit Einsichten in die orthodoxe Theologie sowie musikalischen Einlagen auf der Bouzouki. Hellasfreunde Bern - Eintritt frei 40