Bulletin 2014 - Hellasfreunde Bern

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Bulletin 2014 - Hellasfreunde Bern
Hellasfreunde Bern
Kulturelle Vereinigung der Hellasfreunde, 3000 Bern
Bulletin 2014 - 2 / September 2014
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Titelbild:Bootswerft in Ag. Isidoros (Samos)
Vereinsadresse:
Kulturelle Vereinigung
der Hellasfreunde
3000 Bern
Kontakt:
Internet: www.hellasfreunde.ch
Mail: [email protected]
Tel. Fred Wyss: +41 (0) 031 931 02 13
2
Das Bulletin wird auch auf unserer Website
als PDF aufgeschaltet, sogar in Farbe allerdings mit ca. 2 Monaten Verzögerung:
Mitglieder sollen Vorrang haben!
Zum Inhalt
Fred Wyss
22. 02. 2013
Inhaltsverzeichnis
Zum Inhalt
Redaktion
3
Die Insel wo die Menschen vergessen zu sterben
Michael Hugentobler in „DAS MAGAZIN“
4
Heizöl für die Schulen (auf Ikaria)
Ursula Kastanias, www.ikaria.ch
9
Oskar und die Abschlussklasse
Oskar Senn, Münchenstein, www.ikaria.ch
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Glück und Unglück - die nächste griechische Katastrophe
Marianna Moser, www.lesvosreisen.ch
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Sparta reloaded
Nera Ide auf www.chronologs.de
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Der „Bevölkerungsaustausch“ von 1922/23
Zentrum gegen Vertreibungen, Wiesbaden
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Die Megali Idea und ein Dorf wie Livisi
Theo Schlag, http://theo48.wordpress.com
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Keine Frauen auf dem heiligen Berg Athos
Gerd Höhler in der Griechenlandzeitung
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Sougia – ein Dorf auf Kreta
Klaus Bötig, www.klaus-boetig.de
25
Langsamer Abschied von der Zykladeninsel
Kurt Schneider, Hellasfreunde
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50 Jahre «Schweizerische archäologische Ausgrabungen in Griechenland»
Newsletter des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI
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Auf der Suche nach dem Heiligtum der
Artemis Amarysia
Interview mit Prof. Karl Reber (ESAG)
Die Ausstellung „ Das Antikythera-Wrack” ist ...
www.graktuell.gr
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Neuer Tauchgang bei Antikythera
Griechenland Zeitung
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Nichts ist griechischer als der Retsína
Marianthi Milona im Griechenland Journal
35
Die genussreichen Seiten Griechenlands
Rita Antenen im Landbote, 21.5.2014
38
Halloumi (Χαλλούμι)
Fred Wyss aus Wikipedia und anderen Q.
38
Okra-Schoten - einfach eine Delikatesse
Wilfried Jakisch, www.argolis.de
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Φιλόγελως: ich lache gern
Christine Müller-Tragin, Hellasfreunde
40
Eine Begegnung der anderen Art
Fred Wyss, Hellasfreunde
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Kurzmeldungen aus der Presse
Griechenland Zeitung und andere
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Interessante Veranstaltungen
Redaktion
44
31
Zum Inhalt
Abgestimmt auf die Vorträge vom 12. November (Ikaria) und vom 3. Dezember (Bevölkerungsaustausch) bringen wir zu diesen zwei Themen gleich mehrere Artikel. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Archäologie. Dazwischen finden sie einen bunten Strauss von anderen Themen, ernstere und weniger ernste, zum Teil geschrieben von Mitgliedern. Am Schluss erfahren
wir einiges über den griechischen Wein und über andere kulinarische Köstlichkeiten. „Aufgefüllt“ wird das Bulletin mit interessanten Pressemeldungen, hauptsächlich aus der Griechenlandzeitung. Ein ganz herzliches Dankeschön an alle Autoren!
Zum Veranstaltungsprogramm
Wie bereits letztes Jahr, stehen zu Beginn der Saison noch nicht alle Themen fest – zum Teil
sind wir noch am Verhandeln. Die Veranstaltungen welche noch im 2014 stattfinden werden,
finden Sie bereits im Veranstaltungskalender auf der letzen Seite dieses Bulletins.
Das provisorische Programm für die ganze Saison 2014/2015 erhalten Sie als separaten Flyer.
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Die Insel wo die Menschen vergessen zu sterben
Auf Ikaria leben die Menschen länger als anderswo in Europa. Woran liegt das?
Michael Hugentobler
„DAS MAGAZIN“, 18.7.2014
Am östlichen Rand Europas liegt eine Insel, auf der die Menschen sehr alt werden. Ich
fahre dorthin, weil ich sehen will, was für ein Leben die Menschen führen. Auf dem
Schiff sitzt ein alter Mann an einem Kaffeetisch, ein Heft mit Kreuzworträtseln vor sich.
Er trägt eine Sonnenbrille, einen abgewetzten schwarzen Kittel und eine staubige Mütze.
Manchmal döst er, und manchmal schreibt er Buchstaben in die Quadrate, und einmal
pro Stunde steht er auf, um auf dem offenen Deck eine Zigarette zu rauchen. Als wir auf
der Insel angekommen sind, geht er die Mole entlang, setzt sich in einen weissen Fiat
und fährt davon. Ich schätze ihn auf etwa achtzig Jahre.
Evdilos, der Hafen von Ikaria - eine Reihe von
weissen Häusern, die in einem Halbkreis um
türkisfarbenes Wasser herumstehen. Im
Wasser schaukeln drei Fischerboote auf und
ab. Es ist vier Uhr am Nachrnittag. Ein Erpel
schnattert. Magere Katzen gehen lautlos vorbei. In einem Café sitzen junge Männer im
Schatten, lassen Würfel in einen hölzernen
Kasten hüpfen und trinken Bier. Das Klacken
der Würfel liegt über allem. Die Kellnerin zeigt
auf meine Uhr und sagt, ich sei wohl nicht von
hier - hier trage niemand eine Uhr.
«Mein Grossvater hörte mit 84 Jahren auf zu
rauchen, weil ihm der Doktor sagte, es sei
schlecht für ihn. Jetzt ist er 92.»
«Ich war seit zwei Jahren nicht mehr dort,
aber ich habe das hier», sagt er und wühlt in
seinem Hüftbeutel. Er zieht ein gelbes Feuerzeug hervor, auf dem die Umrisse der Insel
zu sehen sind.
Das Alter der achttausend Bewohner von
Ikaria wurde in den letzten Jahren in Studien
untersucht. Die Menschen werden zehn Jahre
älter als der Rest der Europäer. Es gibt
viele, die über neunzig und hundert werden.
Sie haben weniger Krebs, weniger Herzinfarkte, weniger Depressionen und weniger
Demenz. Aber Sex bis ins hohe Alter. Die
Universität Athen kam zum Schluss, es habe
mit dem Kaffee zu tun. Andere Studien sehen
den Grund im Wein, im Tee, in der guten Luft.
Ein amerikanisches Team von «National Geographic» untersuchte fünf Gegenden auf der
Welt, wo die Menschen besonders alt werden.
Einen Tag zuvor habe ich in Athen eine junge
Frau aus Ikaria getroffen. Drei Zitate von ihr:
«Auf Ikaria existiert keine Zeit.»
«Man kann dort gar nicht aufhören zu leben.»
«Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an
meine Insel denke.»
Drei Zitate eines Taxifahrers in Athen:
«Meine Grossmutter starb mit I02 Jahren auf
der Insel, meine Urgrossmutter mit 107.»
4
Das sieht der 96-jährige Evangelos Fradelos genauso.
Für die 92-jährige Eftichia Plakas aus Ikaria gibt es
täglich was zu Lachen.
gegessen werden. Sie analysierten Cholesterol, Vitamine und Kalzium. Als sie eine 100Jährige fragten, warum die Leute hier so alt
würden, zuckte die Frau nur mit den Schultern und sagte, ach, hier vergesse man halt
zu sterben.
Eines Abends treffe ich den 94-jährigen Nikolas Fountoulis und seine 89-jährige Ehefrau
Kalliopi. Sie sitzen unter einem Maulbeerbaum vor ihrem Haus. Das Haus steht am
Ende einer steilen Strasse, von der eine
schiefe Treppe zu einer Veranda führt. Das
Erste, was auffällt, ist der Geruch. Es riecht
nach Gardenien, sie wachsen in Kübeln vor
dem Haus. Hin und wieder kräht ein Hahn.
Zwischen den Blättern der Bäume hindurch
ist weit unten das Meer zu sehen, jenseits der
Berge und Hügel.
Nicht Arbeits- oder Freizeit - nur Lebenszeit
Nikolas Fountoulis hat einen starken Händedruck und eine tiefe Stimme. Er sitzt in einem
weissen Plastikstuhl, und wenn er aufsteht,
hinkt er. Vor zehn Jahren hat er ein Bein gebrochen. Seither könne er nur noch die Ziegen melken, die Gewürze schneiden, die
Aspasia Plstaka ist sogar schon 98 Jahre alt und immer noch gut gelaunt.
Die Amerikaner verbrachten Monate auf
Ikaria, sie kontrollierten Geburtsurkunden und
berechneten die Anzahl Gramm an Früchten,
Gemüse, Fleisch und Fisch, die pro Person
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Trauben pflücken und einen Kilometer zu
Fuss den Berg hochgehen zu seinem Maisfeld.
«Wir tun die Dinge mit der Sonne, nicht mit
der Uhr», sagt Nikolas.
Auf Ikaria ist es üblich, dass man sein Schiff
nach Athen verpasst oder dass man sich mit
jemandem verabredet und erst ein paar Stunden später auftaucht. Stress kommt kaum
auf:
Wir trinken Kaffee aus kleinen weissen Tassen, in denen sich der Kaffeesatz am Boden
sammelt. Während dem Gespräch sagt die
Ehefrau kaum etwas, und ich kann nicht herausfinden, warum. Es mag sein, dass sie einfach keine Lust hat. Oder es mag mit alten
Regeln auf der Insel zu tun haben: Man sollte
niemandem sein Alter nennen, denn das
bringt Unglück. Auch das Bewahren von Geheimnissen hat eine lange Tradition. Im siebzehnten Jahrhundert war die Insel ein beliebtes Versteck für Piraten, und die Inselbewohner zogen sich so weit in die Berge zurück, bis man vom Meer aus den Eindruck
hatte, hier wohne keiner. Die Menschen lebten in engen Tälern. Sie bauten ihre Häuser
im Schutz von Felsen und Bäumen. In den
Dörfern stand auf zwei Verbrechen die Todesstrafe: auf Mord und Geheimnisverrat.
Wo sich grundsätzlich niemand an einen
Zeitplan hält, gibt es auch für niemanden einen Grund, sich selbst unter Druck zu setzen.
Nikolas und seine Besucher sind sich einig:
Wer ein langes Leben führen will, muss eine
Arbeit tun, die Spass macht. Man dürfe auf
gar keinen Fall einen Chef haben, das sei
schlecht für die Gesundheit. Man müsse genügend Feste feiern und roten Wein trinken.
Zudem sei eine Stadt wie ein Gefängnis, in
Städten dürfe man nicht leben.
Wenn die Inselbewohner vom Hafen reden,
von Evdilos, dann reden sie von der Stadt.
Dreitausend Menschen leben hier. Ich wohne
etwa hundert Meter vom Meer entfernt in einem blauen Zimmer, wo zwei weisse Ruder
an der Wand hängen. Nachts kann man vom
Balkon aus den Bergrücken beobachten, wo
sich der Grat langsam vom schwarzen Hintergrund abzuzeichnen beginnt, und dann erhebt
sich der Mond über die Insel. Frauen singen,
Katzen miauen, und Messer und Gabeln klappern auf Tellern. Am Hafen spielen Kinder bis
Mitternacht Fussball. Die Apotheke, der Kiosk
und die Bäckerei sind bis spät in die Nacht
geöffnet. Manchmal gehe ich da rein, und niemand ist da. Ich rufe, und niemand antwortet.
Ich warte, aber niemand kommt.
Während ich bei den Fountoulis sitze, kommt
ein übergewichtiger Mann die Treppe hochgehinkt. Es ist der Neffe von Nikolas. Er hat Probleme mit den Knien.
«Er ist so fett, weil er den ganzen Tag in seinem Gemüseladen hockt und sich nicht bewegt», sagt Nikolas.
Alle lachen, auch der Neffe. Dann kommt die
Ehefrau des Neffen die Treppe hoch und
schliesslich der Sohn von Nikolas. Auch dies
ist eine der Regeln der Insel: Besuch ist wichtiger als Arbeit. Einen Besucher wegzuschicken, weil man etwas zu tun hat, ist nicht erlaubt. Solche Besuche können dreissig Minuten dauern, aber auch den halben Tag oder
die ganze Nacht. Durch die vielen Besuche
kennen fast alle Inselbewohner einander.
Fragt man nach einer Person, die fünfzig Kilometer entfernt wohnt, heisst es: «Ah, die
Nedelina habe ich seit Wochen nicht mehr
gesehen.» Das Konzept von Arbeitszeit und
Freizeit gibt es nicht, beides verschwimmt
ineinander. Man tut die Arbeit, bis sie erledigt
ist, und sollte sie verspätet werden, ist das
nicht so schlimm.
Auf Ikaria haben die meisten Türen Schlösser, aber sie werden selten benutzt. Es ist üblich, dass man ins Haus des Nachbarn gehen
und Kartoffeln, Auberginen und Tomaten holen kann, auch wenn der Nachbar nicht zu
Hause ist. Diese Praxis geht allerdings allmählich verloren, da mehr Fremde auf die
Insel kommen, und man sagt, ab und zu würden Dinge gestohlen, Zweimal sehe ich einen
Polizisten, der in einem weissen Jeep
Cherokee um den Hafen herumfährt, aber er
macht nicht den Anschein, als hätte er viel zu
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tun. Ich frage eine junge Frau, wann das letzte schwere Verbrechen auf der Insel begangen wurde, und sie sagt, das sei sicher hundert Jahre her. Hin und wieder gebe es eine
Schlägerei, wenn zwei zu viel getrunken hätten, aber einen Tag später seien die beiden
wieder dicke Freunde.
und das Charisma eines Dorfchefs. Nur einmal versehatten sich seine Augen. Als er vom
Tod seines Sohnes erzählt.
«Ich würde mich heute jünger fühlen, wenn
das nicht passiert wäre», sagt er.
Am 25. März 1968 sei der Sohn bei einem
Schiffsunglück vor der englischen Küste ertrunken. Seine Familie habe damals in Athen
gelebt. Er sei allein auf Ikaria gewesen und
habe darüber nachgedacht, sich zu erschiessen. Aber jeden Abend hätten ihn Freunde
zum Essen und zum Reden eingeladen.
An einem heissen Morgen fahre ich durch die
Berge zur Südseite der Insel. Ziegen grasen
an kargen Hängen und werden von hungrigen
Hunden bewacht. Ein alter Mann sitzt auf einem Esel und ist unterwegs ins nächste Dorf.
Links und rechts der Schotterstrasse wachsen Eichen, und die Luft ist süss von Blumen.
In einem Dorf namens Christos trinkt ein älterer Herr unter einem Baum Wein und isst Brot
dazu. Hier soll vor vielen Jahren ein Doktor
aus Athen durchgekommen sein. Man erzählt
sich, es sei Winter gewesen und die Menschen hätten draussen gesessen, in kurzärmligen Hemden und offenen Schuhen. Der
Arzt blieb einen Monat, er ass das Brot und
trank den Wein und beobachtete die Menschen. Nach einem Monat soll er gesagt haben: «Ihr braucht mich nicht, ich gehe zurück
nach Athen.»
«Sie haben mich geheilt», sagt Gabriel.
Hermioni tischt Gurken und Fetakäse auf.
Gabriel sagt, seine Kinder leben noch heute
in Athen, sie würden zwar jeden Tag anrufen
und fragen, wie es den Eltern gehe, aber es
mache ihn traurig, dass sie so weit weg sind.
Er und seine Frau gehen sie jeweils besuchen, und dann bleiben sie für zwei bis drei
Monate.
«Ich reise mit meinem Mädchen hin“, sagt er
und legt Hermioni den Arm um die Schultern.
Hermioni lächelt verschämt, und Gabriel
streicht ihr über den Kopf. «Lasse ich sie hier,
kommt ein anderer Mann und schnappt sie
mir weg», sagt er.
In Karkinagri treffe ich Gabriel und Hermioni
Fradelos vor ihrem Haus. Hermioni ist eine
ruhige Frau von 88 Jahren, die sich beim Gehen an den Rücken fasst. Gabriel ist ein zappeliger Mann, der immer wieder von seinem
Stuhl aufsteht, um den Tisch zu verrücken
oder ins Haus zu gehen. Er ist leicht verletzt.
Auf seinem Handrücken klebt ein Pflaster. Am
Morgen hat er sich an einem Ast des Pfirsichbaums die Haut aufgekratzt. Er war auf den
Baum geklettert, um Pfirsiche zu pflücken.
Gabriel Fradelos ist 93 Jahre alt.
Wir sitzen unter Bäumen an einem hölzernen
Tisch, das Meer ist nicht weit, irgendwo bellt
ein Hund, Grillen zirpen. In der Ferne ist das
Knattern eines Motorrads zu hören. Es dauert
kaum eine halbe Stunde, und schon kommt
wieder Besuch.
Der Erste ist ein Mann in einem weissen Overall, der auf einem gelben Quad heranfährt.
Auf dem Kopf trägt er einen Fischerhut, auf
den ein Ferrari-Zeichen gestickt ist. Er nennt
sich Kapitän Georg, da er ein eigenes Fischerboot hat. In der Hand hält er eine durchsichtige Tüte, in der eine Meerbrasse liegt.
Es ist elf Uhr morgens, und Gabriel öffnet eine Literflasche selbst gemachten Schnaps. Er
stellt kurze Gläser bereit und füllt sie mit einer
farblosen Flüssigkeit. Er hält sein Gläschen
hoch und sagt: «Prost.» Tsipouro, eine Art
Grappa, trinke er jeden Morgen, normalerweise um zehn Uhr. Zum Mittagessen trinke
er Wein. Zum Abendessen ebenfalls.
«Ich bin noch ein Kind - ich bin ja erst 82»,
sagt Kapitän Georg und setzt sich.
Als Nächster kommt der 96-jährige Herr
Vagelis, er trägt einen weissen Strohhut, der
ihm am Hinterkopf klemmt. Herr Vagelis hat
Gabriel besitzt den Charme eines Filmstars
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lustige Augen und einen schön getrimmten
Bart um den Mund.
Faktoren der Ernährung dafür verantwortlich,
der Tee, das Olivenöl, das Brot, das Gemüse.
Die meisten Menschen essen und trinken
Produkte, die aus dem eigenen Garten stammen. Sie essen wenig Fleisch, und wenn,
dann braten sie es nicht, sondern kochen es.
Zudem ist es üblich, dass man nach dem Mittagessen eine Stunde schläft, um sich auszuruhen. Der wichtigste Punkt ist aber das
Gemeinschaftsgefühl.
Er sagt: «Ich bin auf der Suche nach einer
Frau.» Er sei zweimal verheiratet gewesen,
aber beide Ehefrauen seien gestorben.
Das grosse Gemeinschaftsgefühl
Etwa zwei. Kilometer ausserhalb von Evdilos
liegt auf einer Klippe am Meer das Regionalspital. Im Empfangsraum steht ein schmales
Büchergestell, in dem schwarze und gelbe
Bundesordner nebeneinander aufgereiht sind.
Auf dem Gestell steht ein Blumentopf, aus
dem ein Farn wächst, und über dem Farn
hängt eine Uhr, die um fünf Minuten nach
eins stehen geblieben ist. Daneben hängt ein
Bild von Jesus, mit gefalteten Händen und
abgewandtem Kopf. Es sieht aus, als würde
Jesus auf die Uhr schauen.
«Es kommt vor, dass jemand zu mir kommt
und ich eine Depression feststelle, und am
selben Abend treffe ich die gleiche Person an
einem Fest - und sie tanzt und singt und hat
alles vergessen.»
Die Menschen auf der Insel leben im Wissen,
dass sie nicht allein gelassen werden. Jeden
Tag tauschen sich Alte mit Jungen aus. Getrennte Generationen gibt es hier nicht. Wird
jemand bettlägerig, zieht eines der Kinder
oder ein Enkelkind ein, um zu pflegen. Oder
Freunde. Niemand stirbt im Spital, sie sterben zu Hause.
Als ich ankomme, ist der Empfangsraum voller Menschen. Eine alte Frau wird auf eine
Bahre gelegt und in ein Zimmer geschoben.
Eine junge Frau steht gekrümmt neben einer
Topfpflanze und hält sich den Bauch. Ein
Mann mit Dreitagebart streckt einem Arzt seine Hand hin, die gerötet und verschorft ist.
Ein kleines Mädchen mit einer Beule neben
dem Auge steht vor dem Snackautomaten
und zeigt auf einen Schokoriegel. Die Ärzte
von Medecins du Monde sind auf der Insel.
Sie kommen einmal pro Jahr, mit Kinderärzten, Dermatologen und Orthopäden. Spezialärzte gibt es kaum auf der Insel, und wer
es sich leisten kann, reist dafür nach Athen.
Aber nur wenige können es sich leisten.
«Die Menschen hier sind nicht glücklicher als
anderswo», sagt Katte, «aber sie führen ein
besseres Leben.»
Kurz bevor ich auf die Fähre zurück nach
Athen gehe, schlendert ein alter Mann um
den Hafen herum. Er geht an den Cafés vorbei, wo Menschen sitzen, Zigaretten drehen
und Tsipouro trinken. Er begrüsst die einen
mit einem Kniff in die Schulter, winkt den anderen zu. Als er zur Alpha Bank kommt, zieht
er sein Portemonnaie aus der Tasche. Er
geht die zwei Treppenstufen zum Eingang
hoch und will die Tür aufziehen. Die Tür bewegt sich nicht. Er stösst, aber die Tür ist verschlossen.
Die Chefärztin am Regionalspital entschuldigt
sich für das geschäftige Treiben. Sie sagt, das
sei nicht üblich. Normalerweise sei es viel ruhiger. Kalliopi Katte ist eine kleine Frau mit
schwarzen Haaren, die leise spricht und zur
Begrüssung sehr lange meinen kleinen Finger
festhält. In ihrem Sprechzimmer stehen eine
Liege, ein Tisch und zwei Stühle. Sie sagt,
heute seien zwei Männer über hundert bei ihr
gewesen. Ein weiterer ihrer Patienten sei 102
Jahr alt.
«Ist heute Samstag?», fragt er.
Er steckt seine Brieftasche wieder ein.
Es ist Samstag.
Erschienen im Das Magazin, die Samstagsbeilage
von Tages-Anzeiger, BaslerZeitung, BernerZeitung
und Der Bund, Ausgabe 27-28/2014
«Er ist so fit, für mich ist das ein Wunder»,
sagt sie. Gemäss Katte sind verschiedene
Mehr über den Autor auf: www.grandtour.freitag.ch
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Heizöl für die Schulen (auf Ikaria)
Usula Kastanias
www.ikaria.ch
Am 12. November wird Ursula Kastanias bei uns einen Vortrag über die Insel Ikaria halten.
Ursula lebt und tanzt nicht nur auf dieser Insel, sie engagiert sich mit einer Sammlung für die
vom Staat vernachlässigten Schulen. Mit einer Kollekte werden wir sie dabei anlässlich ihres
Vortrages am 12. November unterstützen. Hier die Information dazu von Ihrer Website.
einer sehr großzügigen Spende aus Bremen
und vielen kleinen Spenden aus der Schweiz
und Deutschland ist so der Grundstein für ein
Spendenkonto und damit für konkrete Hilfe
gelegt worden!
So fing es an: Spendenaufruf 2013
Durch die Recherchen für den Artikel “Ikaria
Unterstützerkreis” von Kirsten Grimm, wurde
uns klar, dass insbesondere die Schulen finanzielle Unterstützung brauchen. Hier macht
sich die Sparpolitik der Regierung unmittelbar
bemerkbar. Wo Gelder für Lehrergehälter und
für den Transport der Schüler aus den umliegenden und entfernteren Dörfern (wie zB.
Karkinagri mit 1 Std. Fahrweg) teilweise ersatzlos und ohne weitere Aussicht gestrichen
wurden. Es sprach sich herum, dass das
Heizöl für den Winter vom Staat nicht mehr
bezahlt werde. Unsere große Sorge war nun,
dass die Kinder nicht mehr in beheizten
Räumen unterrichtet werden können! Ich habe sofort mit den Schulleitern persönlich Kontakt aufgenommen und, nachdem mir bestätigt wurde, dass dies leider die Wahrheit sei,
gebeten, abzuklären, ob wir sie finanziell unterstützen könnten, indem wir die Heizkosten
oder mindestens einen Teil davon für den
kommenden Winter sammeln, und von welchem Betrag wir überhaupt ausgehen müssten. Sie waren sehr bewegt über unseren
Wunsch, die Schulen zu unterstützen! Dank
Die Schulen haben den ganzen Winter Heizöl
von der Tankstelle auf Pump erhalten. Einiges davon hatten wir „Ikaria-Freunde“ schon
bezahlt, dann tröpfelte wieder eine kleine
Geldsumme vom Ministerium herein, danach
kam wieder nichts mehr. Wir haben zugewartet. Das Ministerium hatte Gelder zugesagt,
diese sind aber nie eingetroffen. Die Schulen
blieben ihr Heizöl dem Tankwart schuldig.
Die Heizsaison war nun definitiv vorbei und
nach langem hin und her und viel Geduld allerseits hatte ich entschieden, dass jetzt der
Zeitpunkt gekommen war, den Schulen das
Geld aus unserer Spendensammlung zu
überweisen.
Insgesamt haben wir mit gesammelten
6000 € rund 240 Kinder in drei Schulhäusern warm halten und einen Teil an die
angefallenen Heizkosten beitragen können.
Stand 2014: Wir sammeln
weiterhin für die Schulen!
In den Bergdörfern Ikarias kann’s im Winter richtig kalt werden
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Materiell fehlt es an allen
Ecken und Enden. Kaputte
Fensterscheiben müssen ersetzt werden, die Schulen neu
gestrichen werden, einen
Basketballkorb für den Pausenplatz der Kleinen, Tintenpatronen für den Drucker,
Kopierpapier. Nicht einmal
das haben sie! Die Schüler
müssen Kopierpapier kaufen
und in die Schulen bringen,
damit die Lehrer ihnen Vervielfältigungen austeilen können! Gar nicht zu sprechen von den
grösseren Ausgaben: die Oberstufen bräuchten beispielsweise ein paar Computer für den
Unterricht, da eine ganze Klasse von zwanzig
Kindern an ein zwei Computern in die Welt
der Informatik eingeführt wird und viele Kinder
keinen PC zuhause zur Verfügung haben.
Oder Bälle für den Sportunterricht, die Kinder
müssen ihre eigenen mitbringen und so weiter und so fort. Man weiss gar nicht, wo man
beginnen soll!
Oskar und die Abschlussklasse
Oskar Senn, Münchenstein
auf www.ikaria.ch
Als seit 20 Jahren enthusiastischer Schweizer-Fan der griechischen Musik, des Volkstanzes, aber auch der Geschichte, besuchte ich zum ersten mal im Jahre 2010 das Tanzseminar von Ursula Kastanias in Ikaria. Ich war so begeistert und voller Freude, dass ich
heute Ikaria als ‘meine Insel in der Ägäis’ auserkoren habe.
Im Jahr 2011 kam ich wieder und da vernahm
ich, dass die Abschlussklasse – wo Ursulas
Tochter Selina Kastanias Mitschülerin war –
ihre Abschlussreise womöglich nicht durchführen kann. Dies aus Geldmangel, was wir ja
im übrigen Europa seit Monaten mitverfolgen
können. Das gab mir sehr zu denken und
mein Inneres war über diesen Sachverhalt
äußerst aufgewühlt.
Ja wohin wollen sie denn, war meine Frage.
Nach Kreta, aber das kann doch nicht wahr
sein, dass Kinder aus Ikaria keine Reise nach
Kreta unternehmen können! Einige Familien,
so erfuhr ich, konnten den notwendigen Betrag nicht aufbringen und obwohl die Klasse
wie in Ikaria üblich, verschiedene Anlässe mit
Musik und Tanz und Tombolas zu Gunsten
der Abschlussreise organisierte, konnte auch
sie den fehlenden Betrag dieses Jahr partout
nicht zusammenbringen.
Wouw, das ist mir bis heute noch nie passiert!
Ich kenne inzwischen 21 Griechische Inseln
in der Ägäis, Nord-Griechenland auf den Spuren Alexanders und den Peloponnes. Aber
eine Griechische Insel im Winter, das war etwas Neues und Besonderes. Also, ich buchte
meine Flüge. Ursula hatte für mich in Rahes
ein Zimmer-Appartement gemietet und am
25. Dezember 2011 landete ich dann in
Ikaria. Mein Mietwagen stand bereit und so
fuhr ich quer über die winterliche Insel nach
Rahes.
Dies alles erfuhr ich, als im Spätherbst Ursula
in der Schweiz weilte. Ich musste also handeln, d.h. ich habe Ursula beim Abschied ein
Couvert mit dem ‘Nötigen’ in die Hände gedrückt, mit der Bitte, ja dazu Sorge zu tragen,
und sie solle es erst zu Hause in Ikaria öffnen.
Ich durfte in diesen Tagen Griechenland von
einer ganz anderen Seite kennen lernen, das
echte Griechenland, nicht das von der Hotelterrasse aus. Es waren einmalige Erlebnisse!
So startete dann das Schulfest am 29. Dezember mit Speis und Trank, alles von den
Kindern und Müttern zubereitet. Selbstverständlich gab es eine Live-Musik, also auf
zum Tanz! Da hielt mich natürlich nichts
mehr! Als Ausländer, und dann noch aus
Elvetia, tanzte ich mit einer Begeisterung mit,
Kurz darauf kam dann überraschend eine
Einladung nach Ikaria zu kommen, zwischen
Weihnachten 2011 und Neujahr 2012. Die
Schule wolle zu Gunsten der Klassenkasse
ein Fest organisieren und dazu sei ich herzlich eingeladen.
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dies zur offensichtlichen Freude der Anwesenden. Ich fühlte mich ganz herzlich willkommen an diesem Anlass. Nie mehr werde
ich vergessen, als eine Schulmutter mich fast
umarmte und mir für die Spende dankte. Leider kann ich bis heute nicht Griechisch, aber
ich verstand alles, was sie mir sagte, musste
ihr nur in die Augen schauen. Ursula hat es
dann anschließend für mich ‘übersetzt’. Es
wurde ziemlich spät, resp. früh. Einmalig und
unvergesslich!!!
einige Worte dazu geschrieben, was durch
Selina ins Griechische übersetzt wurde. Ich
war einfach überwältigt von diesem Erlebnis!
So durfte ich einen Teil für ihre Kreta-Abschlussreise möglich machen. Anlässlich des
Tanzseminars im Mai dieses Jahres hat mir
dann Selina ein Präsent und Geschenk aus
Kreta, das die Klasse für mich als Erinnerung
und Dank gekauft hatte, überreicht, was mich
natürlich sehr gefreut hat.
Absoluter Höhepunkt war dann am 31. Dezember. In Rahes ist es Brauch, dass die
Schüler von Haus zu Haus gehen und Neujahrslieder singen und gute Wünsche fürs
Neue Jahr aussprechen, Im Gegenzug erhalten sie in jedem Haus Süßes und etwas Geld
für ihre Klassenkasse eben. Wir kennen in
der Schweiz etwas Ähnliches – bei uns nennen wir das ‘Sternsingen’. Es regnete in
Strömen, ja sintflutartig, da rief mich Ursula
an und meldete, dass die Schüler zu mir in
mein kleines Heim kommen, um für mich zu
singen und mir ein gutes neues Jahr zu wünschen! Ich war total überrascht. Zum Glück
hatte ich im Kamin ein gutes Feuer brennen,
so dass die nassen Gestalten sich ein wenig
trocknen und wärmen konnten. 8 Schüler und
Schülerinnen sangen für mich in „meiner Stube“ 4 Lieder mit Musikbegleitung. Ich musste
mit den Tränen kämpfen. Ursula hatte mir
zum vornherein das Couvert wieder in die
Hände gedrückt und mir gesagt: ,,Du kannst
es ihnen persönlich übergeben, dann wissen
sie, von wem es kommt.” Ich habe dann noch
Was mich aus dieser Geschichte ebenfalls
freut, ist die Freundschaft, die sich mit Ursula
und ihrer Familie ergeben hat. Ist es Schicksal? Ist es Zufall? Wenn man das Wort Zufall
trennt, dann heißt es ja Zu-Fall, das heißt, es
wird einem etwas zufallen, resp. geschenkt.
Und alles das erleben zu dürfen, ist für mich
wirklich ein großes Geschenk und ich bin
dankbar, dass ich im 2010, fast wie Ikarus in
Ikaria, nicht abstürzen, aber gut habe landen
dürfen.
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Glück und Unglück
- die nächste griechische Katastrophe
Marianna Moser
Lesvosreisen GmbH
www.lesvosreisen.ch
Die Arbeitslosigkeit in Griechenland ist enorm hoch. Nicht nur junge Menschen oder solche
ohne Ausbildung leiden darunter. Die Jungen haben keine Zukunftschancen und können sich
eine Familie schlichtweg nicht mehr leisten. Alle überleben dank Zuwendungen seitens der
Familienmitglieder. Vielen bleibt kein anderer Ausweg, als zurück zum Bauernleben zu gehen.
Studium hin oder her.
Mirsini, die siebenundvierzig jährige Griechin
ist glücklich und unglücklich. Gleichzeitig!
Glücklich ist die studierte Agronomin, weil sie
nach über zweijähriger Arbeitslosigkeit endlich wieder eine Anstellung gefunden hat.
"Weisst du, die Abhängigkeit von der Familie
war schlimm für mich". In ihren Augen sehe
ich ein Leuchten dank dieser Befreiung. Im
gleichen Augenblick, trüben sich ihre Augen
jedoch wieder. Sie kommt auf ihre Arbeitsbedingungen zu sprechen. Der schriftliche Vertrag sieht eine tägliche Arbeitszeit von 4
Stunden à 4 Euro in der Bäckerei, in der sie
die Anstellung gefunden hat, vor. Und das für
fünf Tage in der Woche. Auf der Basis dieses
Vertrages hat sie der Chef sogar auch ordentlich angemeldet und bezahlt die entsprechenden Prämien und Versicherungen. Mirsini hat
allen Grund, glücklich zu sein. Weit gefehlt!
Mirsini muss acht Stunden am Tag arbeiten
und das erst noch sechs Tage in der Woche.
Die zusätzliche Arbeitszeit leistet Mirsini unentgeltlich. Ihr Chef hat ihr klar gemacht,
dass, wenn sie die Bereitschaft dazu nicht
habe, sofort zehn weitere bereit seien, ihre
Arbeit zu übernehmen.
Dank Grossvaters Hilfe überleben viele die Krise
Kostas war Steuerbeamter in Athen, seine
Frau ist studierte Lehrerin. Als Lehrerin muss
man auf eine Liste und erhält, mit viel Glück,
frühestens 3 Jahre nach Lehrabschluss eine
Anstellung. Sie wurde auf die Insel Mitilini,
nach Petra geschickt. Darauf hin hat ihr Mann
Kostas eine Anstellung auf derselben Insel
beantragt und einen Job in Kalloni, der Inselmitte, erhalten. Es hat beiden auf Lesvos so
gut gefallen, dass sie sich entschlossen haben, ein Haus in Molyvos, in der Nähe der
Schule, zu erwerben und sich dort nieder zu
lassen. Bald kam das erste Kind. Dann begann das Drama mit der Krise. Die Steuerbehörde in Kalloni wurde geschlossen, der
Mann in die Hauptstadt nach Mitilini versetzt.
Der Arbeitsweg hat sich mehr als verdoppelt.
Kurze Zeit darauf wurde auch die Steuerbehörde in der Hauptstadt geschlossen, Kostas
wurde nach Larissa versetzt! Jetzt arbeitet er
auf dem Festland und hat nur noch selten die
Möglichkeit, seine Familie auf der Insel zu
besuchen. In Larissa muss er nun eine kleine
Wohnung mieten und zusätzlich den aufgenommenen Kredit für sein Haus in Molyvos
abbezahlen. Beide bereuen ihren Entscheid,
Panagioti, der 24 jährige studierte Technologe, hat endlich in einer Sicherheitsfirma Arbeit
gefunden. Für 5 Tage in der Woche erhält er
750 Euro monatlich. Ein stolzer Betrag für
einen jungen Menschen. Doch er ist meist
ausserhalb Athen, seinem Wohnort, tätig.
Heute schläft er da, morgen dort, selbstverständlich auf seine eigenen Kosten. Auch am
Samstag muss er arbeiten, doch die Bezahlung für Samstagsarbeit kassiert der Chef in
seine eigene Hosentasche. Ob es Panagioti
passt oder nicht, schlussendlich muss er froh
sein, überhaupt Arbeit zu haben.
12
sich auf der Insel Lesvos nieder gelassen zu
haben und fragen sich nun, wie lange sie sich
das noch leisten können. Ihr Familienleben
leidet unter der finanziellen Belastung und vor
allem unter der grossen räumlichen Distanz.
egal wie sie sich ob der miserablen Situation
fühlen. Sie haben schlichtweg keine Wahl, um
ihre Misere zu verändern. Und wenn sie vom
Leid der andern hören, können sich erst noch
glücklich wähnen, überhaupt Arbeit zu haben!
Wenn sie dann nämlich ihren heiss begehrten
Job verlieren sollten, bliebe ihnen nichts anderes mehr übrig, als zurück aufs Land ihres
Grossvaters zu gehen und wie er, das Leben
mit Landarbeit und Schafen zu bestreiten.
So wie Mirsini, Panagioti und Kostas Familie
geht es im Moment Tausenden von Griechen.
Und sie alle können nicht aufbegehren. Sie
benötigen das Einkommen und erst recht die
Einzahlungen in die sozialen Versicherungen,
Nera Ide , 24. März 2014
auf www.chronologs.de
Sparta reloaded
Athen, an einem Tag Ende Februar, im Jahr
sechs der Krise. Auch wenn EU, EZB und
IWF hierzulande ein eisiges Klima schaffen,
haben die neuen Griechen wie weiland die
alten in Sachen Wetter die Götter auf ihrer
Seite. Als wäre immer noch Spätsommer,
lässt Zeus auch heute die Sonne strahlen, die
noch mehr wärmen könnte, wollte man es
nicht so warm in den eigenen vier Wänden
haben. Die Athener heizen nun mal, wenn der
Kalender Winter vorschreibt, dabei ist’s heuer
allein die Stimmung, die auf dem Gefrierpunkt
ist, die Temperaturen sind es keinesfalls.
Doch der gemeine Südländer hat es gern
heißer, hat am liebsten alle Tage Sommer in
seinem saloni, was jetzt die Regierung hintertreibt. Der Finanzminister hat per Sondersteuer – die gefühlt tausend und xte seit Ausbruch der Krise - das Heizöl so teuer wie Diesel gemacht, weil er verhindern will, dass in
den Zeiten der Not die Swimmingpools geheizt werden. So seine Erklärung – ja, auch
die Zeugnisse werden immer ärmer in diesem
Land, wo man doch einst auf die Logik kam.
Die Normalbürger haben keine Swimmingpools und die Reichen immer noch genug
Geld, die ihren zu beheizen.
Nera Ide
Geboren in Deutschland;
Vater und Mutter - der
eine klassischer Archäologe, die andere Altphilologin – brainwashten ihr
einziges Kind bereits im
zarten Alter, lasen ihr z.
B. als Gute-NachtGeschichte die „Odyssee“ vor – auf Altgriechisch.
Studium der Vor- und Frühgeschichte und Alter
Geschichte in Tübingen, Oxford und Athen. Weil es
ihr die alten Griechen angetan haben, zog sie nach
ihrem Examen in deren Land; und lebt gern hier,
auch wenn die neuen Griechen nichts unversucht
lassen, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Sie arbeitet hier als Archäologin; flüchtet mitunter – wenn
Abstand von Griechenland angeraten ist – in ihren
Blog und zu Grabungen in die Türkei, den Vorderen
Orient, Mittleren und Hinteren Orient.
www.chronologs.de gehört zur Zeitschrift „epoc“
alten Anverwandten auf den Dörfern und deren altmodischen Methoden, einen Raum
warm zu bekommen. Bulleröfen mussten her,
und kein apothiki (warum nur haben die deutschen Pharmazeuten für ihr Etablissement
das griechische Wort für Abstellkammer oder
Schuppen gewählt? Und für sich die Berufsbezeichnung Abstellkämmerer?!) war zu abseits, zu verrümpelt, zu zugemüllt, um nicht
durchstöbert zu werden. Wer auch auf den
zahlreichen Flohmärkten der Stadt nicht fündig wurde, nahm den offenen Kamin in Betrieb, der bis dahin in den modernen Appartements nur Zierrat war.
Es wurde Winter, es wurde kühler und all die
neu installierten Zentralheizungen in Athen
blieben kalt. Die Hausverwaltungen teilten
ihren Mietern mit, dass diese wegen der
exorbitant gestiegenen Kosten fürs Öl doch
bitte das Heizen selbst in die Hand nehmen
sollten. Die Großstädter entsannen sich der
13
Aber womit heizen? Womit all die Öfen und
Feuerstellen füllen? Na, mit Holz, denkt sich
da der Nordländer. Holz ist auch der erste
Gedanke eines Griechen. Doch leicht gedacht
in einem Land, das schon in der Antike kahlgeschlagen wurde. Mittlerweile gibt es wieder
Wälder, es wird aufgeforstet, fast aber will es
scheinen, als hätte da ein gewisser Sisyphos
das Amt des Oberförsters übernommen.
Kaum stehen die Schösslinge in frischem
Grün, kommt der Sommer und mit ihm die
Brände, die Bäumlein wie Bäume in Asche
legen. Schonungen werden hier nicht geschont, entweder machen die Wildschweine
sie nieder oder die Schweine von Wilderern,
die es nicht auf die Wildsauen (der griechische Jäger, zwar ausgerüstet wie zur Großwildjagd, wagt sich an nichts Größeres als
Singvögel heran), sondern auf die Bäume
abgesehen haben.
lagen ins Land fließen.) Ein Problem, das gen
Himmel stinkt - im wahrsten Sinn des Wortes.
Aus tausenden von Rohren ballern die Kanonenöfen ihr Gift in die Luft. Über der Stadt, die
ohnehin immer mit Abgasen zu kämpfen hat,
liegt seit Wochen ein schmutziggelber Rauchpilz, der die Sonne ihrer Strahlkraft beraubt.
Und den der Grieche, der gern all das Üble
schönredet, für das er die Verantwortung
nicht auf andere abwälzen kann, niedlich
nefos, die Wolke, nennt.
Mein Tankwart tut das seine zum Nefos dazu.
Mit einem weit antikeren Heizkörper, als es
die Bulleröfen sind. Er sitzt vor der Tankstelle,
die nicht mehr die seine ist, weil ihn die Mineralölgesellschaft wegen mangelnden Umsatzes vor die Tür gesetzt hat. Da kann er erst
mal bleiben, bis ein Nachpächter gefunden
ist, was dauern wird in einer Stadt, wo keiner
mehr Heizöl kauft und auch Benzin nicht länger ein Verkaufsschlager ist. Die Tankstelle
liegt in einem so gut wie SUVfreien Viertel;
die meisten Bewohner hier sind vom Kleinwagen wieder aufs Moped umgestiegen.
Jetzt will ich den Athenern nicht unterstellen,
dass sie es waren, die den Baumbestand am
Berg Olymp übel dezimiert und die Wäldlein
rund um die Hauptstadt noch mehr gelichtet
haben. Na ja, nicht direkt, aber indirekt, denn
ihr Begehr, die Stube zu heizen, hat auch den
Holzmarkt angeheizt. Da aber auch Holz seinen Preis hat und wegen der großen Nachfrage bald unerschwinglich wurde, sann man
auf neue zündende Ideen in puncto Brennmaterial. Um die Zimmertemperatur in diesem
warmen Winter der Außentemperatur anzugleichen, landet schließlich alles in den Öfen,
was brennt: Gestrüpp aus den Stadtparks,
Paletten, Obstkisten, Pappkartons, Verpackungsmaterial, alte Möbelstücke, ja ganze
Bibliotheken sollen schon verheizt worden
sein, erzählt man sich jedenfalls in den
Kafeneions. Jede Wohnung betreibt ab diesem Winter, besieht man es genau, ihre eigene Müllverbrennungsanlage. Ohne irgendeinen Filter. (Es existieren bis dato weder staatliche noch städtische Müllverbrennungsanlagen in Griechenland. Es gibt nur die Kippen,
wo der Müll hin- und hergeschoben wird, bis
er – das walten die Götter – versickert. Wie
man es auch mit den Geldern hält, die von
der EU regelmäßig für den Bau moderner An-
Kein Platz ist in der Hauptstadt derzeit so
friedlich wie eine Tankstelle. So auch die einstige meines Tankwarts, wo er an diesem
Februartag wie alle Wintertage zuvor gemütlich mit zwei Freunden um ein Holzkohlebecken sitzt. Diese Metallschüsseln auf drei
Beinen, auf denen einst die ganz alten Griechen den Göttern Fleischopfer brieten. Die
nicht ganz so alten Griechen brieten daran in
erster Linie sich selbst. Noch bis in die neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts war der
Dreifuß die einzige Wärmequelle in vielen
bergdörflichen Kafeneions. Wenn die Männer
nachts nach Hause gingen, packte ein jeder
ein bisschen Glut in den Eimer, um es daheim
auch ein bisschen warm zu haben.An dem
antiken Dreifuß geben sich mein Tankwart
und seine Freunde nun dem hin, was die
Athener bereits vor 2500 Jahren taten: Sie
philosophieren.
„Wie einst in Sparta!“ meldet sich der zu Wort,
der seine Hände demonstrativ über die Glut
hält, um sie aufzuwärmen.
14
„Die Spartaner hatten keine Öfen!“
Tankwart behauptet, erst dieses Schleudern
verleihe dem griechischen Kaffee den richtigen Biss.
„Das nennst du Ofen?“
„Die Spartaner haben überhaupt nicht geheizt!“
„Die Spartaner haben das Geld abgeschafft!“
„Wie bei uns!“
„Wie bei uns!“
„Sie haben winters wie sommers ohne Decke
und nackt geschlafen!“
„Was denn? Wir haben doch noch Geld!“
„Wird bei uns auch noch kommen!“
„Nein“
„Hast du noch Geld!“
„Sie haben nur ihre Blutsuppe gegessen!“
schüttelt sich der, der seit dem Frühstück an
einem Sesamkringel mümmelt.
„Also!“
„Nimmt man es genau“, versucht sich mein
Tankwart an einem Fazit, „dann waren es
Griechen, die die Austerität erfunden haben.
Die Troika ist bei den Spartanern in die Schule gegangen!“
„Wie bei uns!“
„Blutsuppe! So ein Graus! Würde ich nie anrühren!“
„Wie? Du rennst doch zweimal am Tag in
Markthalle um deine patsás zu essen. Das ist
Schlachtsuppe und Schlachtsuppe ist gleich
Blutsuppe!“
Eine weitere Tugend der Spartaner kommt
dieser Krisentage wieder zum Tragen: die
Wertschätzung der Alten. Erst abgeschoben,
werden sie jetzt schleunigst zurückgeschoben, aus den Altersheimen zurück in den
Schoß der Familie geholt, da deren Renten
helfen, auch wenn sie noch so klein sind, das
immer karger werdende Haushaltgeld aufzubessern. In der Krise jedem seine Oma, auch
wenn‘s nicht die eigene ist. Es ist zu wünschen, dass sich die Wahlverwandten besser
um die Alten kümmern, als die Kirche – siehe
letzter Blog.
„In meiner patsás ist kein Blut drin!“
„Ist es doch!“
So vom Essen redend, beschließen die Drei,
noch eine Runde gehaltvoller Kaffees zu bestellen, diese Mokkas mit ordentlich Satz in
der kleinen Tasse. Minuten später trifft der
fahrende Kellner ein, der, die eine Hand an
der Lenkstange seines Mopeds, in der anderen Hand das Henkeltablett schwenkt. Mein
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Griechenland: Arbeitslosigkeit steigt unaufhörlich
13.02.2014, Griechenland Zeitung / rs
Auf neue Rekordhöhen kletterte die Arbeitslosigkeit in Griechenland im November vergangenen Jahres. Nach Angaben der Statistikbehörde ELSTAT vom 13.2. erreichte sie 28 %, gegenüber 26,3 % im Vergleichsmonat 2012 und 27,7 % im Oktober 2013. Nach Schätzungen
von ELSTAT lautet die absolute Zahl für den November 2013 1.382.062 Arbeitslose; die Anzahl der Beschäftigten in diesem Zeitraum belief sich auf 3.550.679; die Anzahl des wirtschaftlich nicht aktiven Teils der Bevölkerung lag bei 3.376.643 Personen. Das Heer der Arbeitslosen
wuchs somit von Okt. 2013 bis Nov. um 5,698 und gegenüber dem Nov. 2012 um 78.041. Am
stärksten von dem Phänomen betroffen sind die Altersklassen 15 bis 24 (61,4 %) und 25 bis 34
(38,4 %). Geographisch aufgeschlüsselt ist die Arbeitslosigkeit in Makedonien-Thrakien am
höchsten (29,7 %), in Westgriechenland-Ionische Inseln am niedrigsten (25 %).
Zusatzrenten von einer Million Pensionären abermals beschnitten
25.07.2014, GZ / eh
Griechenlands Versicherungskassen dürfen nach Vorgaben der Troika der internationalen
Geldgeber keine Defizite mehr aufweisen. Aus diesem Grund kommt es immer noch zu Kürzungen in diesem Bereich. Davon betroffen sind eine Million Pensionäre, die Zusatzrenten von
der „Einheitskasse für Zusatzversicherung“ (ETEA) erhalten. Die betreffenden Zusatzrenten
werden voraussichtlich noch im August um 3 % gekürzt. Bereits im Juli wurden sie um 5,2 %
beschnitten.
15
Der „Bevölkerungsaustausch“ von
Griechen und Türken 1922/23
Im Laufe der Balkankriege 1912/13 und
des Ersten Weltkriegs erblühte unter den
Griechen erneut die „Megali Idea“, d. h. die
Idee von einem Nationalstaat, der alle griechisch besiedelten Gebiete auf dem Balkan
und in Kleinasien (die Stadt Istanbul, die
Marmara-Region, Kappadokien und den
Pontus an der Schwarzmeerküste) umfassen sollte. Der Megali Idea der Griechen stand die jungtürkische Nationalbewegung unter Mustafa Kemal (der sich
später „Atatürk“ nannte) entgegen. Beide
nationalistischen Ambitionen mündeten in
den griechisch-türkischen Krieg 1919 1922, an dessen Ende die griechische Armee zur Räumung Kleinasiens gezwungen
wurde. Hauptleidtragende jedoch waren
die Zivilisten. Die in Griechenland „kleinasiatische Katastrophe“ genannte militärische Niederlage kulminierte in der Zerstörung der Hafenstadt Smyrna am
13.9.1922. Dem Großbrand und den türkischen Gewalttätigkeiten fielen etwa
15.000 Flüchtlinge und Einwohner zum Opfer, darunter auch der Erzbischof Chrysostomos von Smyrna. Tausende versuchten per Schiff zu fliehen. Nach diesem Initialereignis setzte ein großer Flüchtlingsstrom über Land und über die Ägäische
See ein. Die Friedensverhandlungen mündeten in den Lausanner Vertrag vom
24.7.1923. Zugleich wurde auf der Grundlage eines Papiers von Fridtjof Nansen,
des damaligen Flüchtlingskommissars des
Völkerbundes, ein Umsiedlungsabkommen
vereinbart. Es sanktionierte rückwirkend
die bereits durchgeführten Vertreibungen
der Griechen aus Kleinasien sowie der
Muslime vom hellenischen Festland und
den Inseln in die Türkei und besiegelte die
Zwangsaussiedlung und -ausbürgerung der
noch verbliebenen religiösen Minderheiten.
Um der nationalstaatlichen Logik und des
„Friedens“ willen mussten beide Bevölke-
Zentrum gegen Vertreibungen
Wiesbaden
http://erzwungenewege.z-g-v.de
rungsgruppen, ohne jede Wahlmöglichkeit,
ihre Wohngebiete – mit Ausnahme von Istanbul und Teilen Westthrakiens – aufgeben. Es folgte eine sich über Jahrzehnte
erstreckende schwierige Integration der
Flüchtlinge und Zwangsumgesiedelten.
Die Megali Idea und der GriechischTürkische Krieg 1919-1921
Schon im 18. Jahrhundert entstand die
Idee eines Groß-Griechenland, in dem
nach antikem Vorbild die griechischen
Siedlungsgebiete in Thrakien, Kleinasien
und auf den Inseln in einem Nationalstaat
vereint sein würden. Aufschwung erhielt
diese Idee am Anfang des 20. Jahrhunderts durch den griechischen Regierungschef Elefthérios Venizelos, der nach den
Eroberungen in den Balkankriegen 1912/
1913 Kleinasien angliedern wollte. Forciert
wurden die Ansprüche Venizelos’ durch
den Sieg der Entente-Mächte im Ersten
Weltkrieg, die im Vertrag von Sèvres 1920
weitgehende Gebietsaufteilungen Kleinasiens vornahmen. Im Auftrag der Alliierten
besetzte die griechische Armee im Mai
1919 Smyrna und drang von dort weit ins
anatolische Festland vor. Sie sicherte ihre
Eroberungen durch Niederbrennen und
Plündern der türkischen Dörfer. Sie stieß
hier auf die militärische Gegenwehr der
neuen türkischen Nationalbewegung unter
General Mustafa Kemal, von denen die
griechischen Verbände 1922 aus Kleinasien zurückgedrängt wurden. Dem militärischen Rückzug der Griechen folgte die
Flucht großer Teile der christlichen Bevölkerung aus Kleinasien
Der „Bevölkerungsaustausch” und das
Lausanner Abkommen 1923
Der Griechisch-Türkische Krieg 1919-1922
hatte weitreichende Folgen für die politischdemographische Neuordnung in Griechenland und in der jungen Republik Türkei.
16
Die Hauptsiedlungsgebiete der Griechen in Kleinasien und der Türken in Griechenland bis
1922 sowie der Bevölkerungsaustausch von Muslimen aus Griechenland und Christen aus
Kleinasien nach 1923. © Stefan Walter, Berlin
Die Friedensverhandlungen der Alliierten
mit der Türkei führten im Juli 1923 zum
Lausanner Vertrag, der u. a. Gebietsregelungen und eine Konvention beinhaltete,
die den Bevölkerungsaustausch zwischen
Griechenland und der Türkei regeln sollte.
Damit wurden die gegenseitigen Vertreibungen nachträglich legitimiert. Es wurden
gemischte Kommissionen zur Beaufsichtigung des Austauschs einberufen. Nach
Schätzungen des Völkerbundes waren insgesamt etwa 1.200.000 anatolische Griechen und etwa 356.000 griechische Muslime betroffen. Der Lausanner Vertrag
setzte einen Schlusspunkt unter die ethnisch und religiös motivierten Vertreibungen und legitimierte das Streben der tür
Smyrna
Der ersten Flüchtlingswelle, welche die
Kapitulation der Griechen im September
1922 im unmittelbaren Kriegsgeschehen
begleitete, folgte von 1923 bis 1926 der
nahezu vollständige Exodus der verbliebenen griechisch-orthodoxen Bevölkerung aus Kleinasien.
17
kischen Nationalisten nach einer Homogenisierung der Bevölkerung in Anatolien.
Der Bevölkerungsaustausch war hauptsächlich entlang der religiösen Zugehörigkeit vollzogen worden. Andere Kriterien wie
etwa die Sprache wurden weniger beachtet. Das führte in vielen Fällen zu Integrationsproblemen und zu gebrochenen
Biographien: Viele der griechischen Muslime sprachen kaum Türkisch; ihnen waren
die anatolischen Sitten zunächst ebenso
fremd wie den orthodoxen Christen Kleinasiens das hellenische Festland. Die aus
Kappadokien stammenden orthodoxen
Karamanlides etwa sprachen Türkisch und
schrieben es mit griechischen Buchstaben.
Die Ansiedlung der Vertriebenen und
Flüchtlinge
Auf dem griechischen Festland wurden die
„Mikrasiates“ vor allem im Umkreis der
Großstädte Athen und Thessaloniki angesiedelt. Auf dem Land führten die Flüchtlinge neue Anbaumethoden (u. a. für Tabak und Baumwolle) und Hausbauweisen
ein. In den Städten entstanden ganze Viertel in neuartiger Bauweise, z. B. Kalamaria
in Thessaloniki oder Nea Smyrna in Athen.
Die aus Griechenland ausgesiedelten Muslime konnten aufgrund ihrer geringeren
Zahl relativ problemlos in die Türkei integriert werden. Sie wurden hauptsächlich
auf die ländlichen Gebiete verteilt. Doch
auch hier war aufgrund der kriegsbedingten Verwüstungen der Neuanfang schwer.
Neben dem Flüchtlingsfonds des Völkerbundes halfen vor allem das Internationale
Rote Kreuz und die American Relief Administration, die Infrastrukturen in den neuen
Ansiedlungsgebieten aufzubauen.
Die Megali Idea und ein Dorf wie Livisi
Theo Schlag
http://theo48.wordpress.com
“Es kommt ein Punkt im Leben, wo jeder Überlebende sich fühlt wie ein Gespenst, das
versäumt hat, im rechten Augenblick zu sterben.” Louis de Bernières
Nachdem ich vor kurzem gelesen habe, daß
ein Drittel aller Deutschen nicht wissen, in
welchem Jahr die Berliner Mauer Richtung
Westen geöffnet wurde, und daß noch mehr
Bundesdeutsche die Jahreszahlen des I. bzw.
II. Weltkrieges nicht nennen konnten, komme
ich mir etwas weniger blöd vor als damals …
in dem Moment, als ich im März 1986 zum
ersten Mal in den skelettartigen Resten der
Stadt Livisi (Kayaköy) südlich von Fethiye
an der türkischen Ägäisküste stand. Vom
griechisch-türkischen Krieg von 1922 wußte
ich damals überhaupt nichts.
Blick auf Livisi/Kayaköy von Südwesten
Wir sollten uns doch mal diese “ghost
town” oben auf dem Berg ansehen. Diese
Stadt wurde früher nur von Griechen bewohnt, erzählte mir der türkische Campingplatz-Vermieter in Ölüdeniz. Aha. Und …? Wo
sind die alle hin? Unser Vermieter hatte auch
keine Ahnung. Er stamme ja auch gar nicht
aus dieser Gegend hier, so entschuldigte er
sich: “No idea. There was this exchange of
people, once …”
Keine Ahnung. So so. Schließlich hatte doch
Kemal Atatürk dafür gesorgt, daß es in den
türkischen Schulen einen gründlichen Geschichtsunterricht über die jüngste nationale
Vergangenheit gab. Wenn es nicht gerade um
18
die Kurden oder Armenier ging. Aber das mit
der Vertreibung der Griechen war doch bestimmt ein Thema, oder?
1864 kamen die Ionischen Inseln dazu, 1881
auf dem Festland die Provinz Thessalien und
die gesamte Region von Arta.
1912 schlägt die bulgarisch-serbisch-griechische Allianz die Ottomanische Armee im Ersten Balkankrieg. Der Frieden in der Allianz
dauert nicht lange, bereits 1913 vereinigen
sich Griechen und Serben gegen die Bulgaren (Zweiter Balkankrieg). Griechenland wird
wieder größer, Makedonien, das EpirusGebiet um Ioannina, Kreta und die ostägäischen Inseln kommen dazu.
1918 schlägt sich Griechenland etwas zögerlich auf die allierte Seite, kämpft dann gegen
die mit Kaiser Wilhelm verbundenen Bulgaren
an der makedonischen Front. Wieder wird
Griechenland größer, im Vertrag von Sèvres
von August 1920 fällt nun West-Thrakien an
das Land, und für die Region Smyrna (aus
dem inzwischen zerfallenen Osmanischen
Reich) gibt es ein “vorläufiges” Mandat. Darüber soll später eine Volksabstimmung entscheiden.
Tür der Taxicharis Kirche in Livisi / Kayaköy
Die Volksabstimmung wollen die Griechen
nicht abwarten. Das mit der Megali Idea
(Μεγάλη Ιδέα) (alles, was mal byzantinisch
war, soll nun nationalgriechisch werden) hat
über die letzten Jahrzehnte so gut geklappt,
jetzt wollen sie sich schnellstmöglich den
Rest holen, die Gebiete am Schwarzen Meer,
Kappadokien, die Stadt Konstantinopel …
Die Griechen marschieren also in Anatolien
ein. Aber die Türken unter General Mustafa
Kemal (Atatürk) machen es wie zu den Zeiten, als Napoleons Armee locker quer durch
die Weiten Rußlands marschierte, um dann
kurz vor Moskau an mangelndem Rückhalt
von hinten zusammenzubrechen! Die Türken
lassen die Griechen zügig weit vorstoßen in
Nordanatolien, und bremsen sie erst dort im
August 1922 hart ab. Aber der griechische
Nachschub ist noch längst nicht organisiert!
Der Vormarsch der griechischen Front bricht
zusammen, die Armee verliert innerhalb einer
Woche ihre Waffen und ihre Euphorie, und
flüchtet panikartig zurück zur Ägäisküste. Die
Platz vor der Taxicharis-Kirche, 1986 noch völlig verwahrlost
ALSO HIER EIN KURZER BLICK ZURÜCK:
Das 1830 begründete Königreich Griechenland war noch sehr klein. Der Peloponnes, die
Kykladen und das Festland bis zu einer Linie
vom Golf von Arta (Ionisches Meer) bis zu
den Sporaden (Ägäisches Meer) wurde vom
Osmanischen Reich abgetrennt und war nun
König Ottos Mini-Reich der Hellenen (1832,
Vertrag von Konstantinopel).
19
sen, alle 500.000 Muslime das griechische
Territorium.
In Livisi lebten im Jahr 1914 noch mehr als
7000 Menschen in 3000 Häusern, zum
größten Teil Griechen. (Man findet Angaben
mit bis zu 25.000 Einwohnern, aber die beziehen sich vielleicht auf den ganzen Bezirk!) In
Livisi gab es Schulen (auch für Mädchen),
Ärzte und Geschäfte. Der Ort ist seit dem 13.
Jahrhundert bekannt. Die Türken (die meist
Landwirtschaft betrieben) wohnen unten im
Tal, die Griechen (in Handel, Handwerk und
Gewerbe aktiv) oben an den Hängen. Die Bezeichnungen Livisi und Kaya (Kayaköy, Kayakoyu) waren vor dem Bevölkerungsaustausch gleichberechtigt.
Über die aus Livisi vertriebenen Griechen ist
wenig bekannt. Die meisten haben sich still
integriert. Sie sollen sich zum größten Teil in
der Nähe des Golfs von Marathon niedergelassen haben, und zwar in der neugegründeten Ortschaft Nea Makri (Makri war der griechische Name von Fethiye, dem Nachbarschaftsort von Livisi).
Barbaros Tanc hat (für eine Arbeit für die
Universität Portsmouth, Quelle siehe ganz
hinten) im Jahr 1999 noch einen aus Livisi
stammenden griechischen Zeitzeugen in Piräus aufgetrieben, Nikandros Kepesi (geb.
1914), KKE-Mitglied, ELAS-Kämpfer, Vizepräsident der Griechischen Union der Widerstandskämpfer (PEAEA), Schriftsteller
und Parlamentsmitglied. Kepesi hatte im
Alter noch einmal den Ort aufgesucht, in dem
er als Kind gelebt hatte. (Tanc hatte bei seiner Feldforschung von ihm im Café in Kayaköy erfahren.) Es hat Kepesi sehr erschüttert,
vor den Trümmern des Hauses seiner Familie
zu stehen, und dort, wo der alte Friedhof war
und seine Mutter begraben wurde. Was ihn
noch mehr irritierte, war, daß dieser unbewohnte Ort zu einem Touristenziel geworden
war.
(Beide Fotos GoogleEarth) An der Naheinstellung erkennt man den Unterschied zwischen dem landwirtschaftlich genutzten Tal und den Ruinen der Siedlung
auf den Hängen (links von der Bildmitte: der TaxicharisKirchplatz).
Katastrophe des brennenden (bis dahin griechisch dominierten) Smyrna, in dem sich die
Flüchtlinge (mit und ohne Uniform) zusammendrängten, ist das Symbol, an das man
sich heute noch erinnert.
1923 regelt der Vertrag von Lausanne die
Folgen: Es soll ein Bevölkerungsaustausch
stattfinden, alle 1.500.000 christlich-orthodoxen Griechen sollen die Türkei verlas-
Tanc erinnert daran, daß zum Zeitpunkt des
Bevölkerungsaustausches
praktisch
alle
männlichen Griechen Livisi schon verlassen
20
“Heute erzählt man sich in Kayaköy, daß die
Moslems aus Griechenland nicht in die verlassenen Häuser von Levissi ziehen wollten,
weil es dort spuke. Inzwischen wird sogar
Eintritt für die Besichtigung der toten Stadt
verlangt. Der Wärter sitzt vor seinem kleinen
Häuschen und hat ein geruhsames Leben.
Wenn er seinen Blick über die Ruinen schweifen läßt, sagt er: “Das war wirklich überhaupt
nicht gut, was den Menschen 1923 passiert
ist.” Und dann hält er inne. “Anderseits kämen
heute keine Touristen nach Kayaköy. So hat
doch alles im Leben auch eine gute Seite.”
Der Mann könnte glatt aus einem Roman von
Louis de Bernières stammen.” (“Leben in der
toten Stadt”, Iris Alanyali, welt-online 15.01.05)
Das Cafe (der “Tea Garden”) in Kayaköy, 1987. Mehr
als ein einziger Tisch ist nicht nötig. Aber es war vorsorglich schon mal etwas Platz für weitere Gäste betoniert.
Tanc findet einen weiteren Zeitzeugen, Mehmet Gokce (geb. in Livisi 1909), der sich gerne an die Zeit vor 1922 erinnert, als Christen
und Muslime noch friedlich gemeinsam im Ort
wohnten. Sie vertrauten sich, halfen sich bei
der Ernte, feierten gemeinsam (!) ihre religiösen Feste: “The muhacirs (Vertriebene aus
Griechenland) burned the beautiful houses
and destroyed the place while people from
the surrounding villages and government
watch them. Tax collectors and officials took
all of the belongings of the orthodox Christians. We used to cultivate tobacco together,
and everywhere there were beautiful grapes
and figs. If Christians were still here, this place would be a paradise. …. We used to harvest together and visit each other in our religious festivities. There was trust then.”
Fortschritt: Im Gegensatz zum Vorjahr durfte 1987 die
Tochter des Wirts auch kellnern und kassieren.
Gokce weiß noch von einem Besuch von exilierten Griechen etwa 25 Jahre nach der Vertreibung. Sie waren erstaunt über die sinnlosen Zerstörungen im verlassenen Ort, und
darüber, daß die mittellosen Türken aus der
Umgebung die Stadt nicht nutzen konnten.
Die Griechen wußten nichts von Vandalismus, Brandstiftungen und Diebstählen bzw.
von Beschlagnahmungen der Äcker durch
örtliche Behörden, in der Regel zugunsten der
Großgrundbesitzer. Und die nach Kayaköy
verwiesenen muslimischen Flüchtlinge aus
Makedonien wurden gewöhnlich mehr oder
weniger subtil in der Ansiedlung behindert.
hatten, um Repressionen zu entgehen. Jetzt
wurden ihre Familien, ihre Frauen und Kinder,
mit Gewalt vertrieben. Sie wurden nur mit
dem, was sie tragen konnten (und ohne
Wertgegenstände), zum Hafen gebracht. Alle
Haushaltseinrichtungen mußten zurückbleiben. (Die Familien sollten später in Griechenland für den Wert der Häuser entschädigt
werden. Die Schiffe transportierten sie zunächst auf die Insel Kea, und von da aus auf
das griechische Festland.) In die leeren Häuser von Livisi sollten Muslime aus Makedonien ziehen.
21
Bevölkerungsaustausch im Dezember 1922
waren sie in Griechenland schon eingetroffen.
Der Transport der Muslime aus Griechenland
hinaus begann aber erst am 01.05.1923 –
und dauerte acht Monate! In der Zwischenzeit
hatte ein entvölkertes Dorf wie Livisi andere
Interessen geweckt … einheimische Bauern
übernahmen das freie Ackerland, Häuser
wurden geplündert, korrupte lokale Behörden
verschoben die Eigentumsverhältnisse. Als
die Flüchtlinge aus Makedonien dann im Ort
ankamen, standen sie vor großen Problemen.
Sie waren meist Bauern aus dem makedonischen Flachland, die dort Weizen (!) angebaut hatten. In Livisi baute man jedoch
Kayaköy, mitten im verlassenen Ort. Daß sich die
vertriebenen Bauern aus Makedonien hier fürchteten,
wundert einen nicht.
Frühjahr 1987: Die alte Kirche zwischen den Äckern
März 1986, die Felder an der Panagia Pyrgiotisas
werden bestellt
“Although Muslim refugees from Greece left in
an orderly way, the property that they had
expected to occupy (houses and land vacated
by the Orthodox Greeks) had been occupied
by other Turks or destroyed. Many refugees
as a result found themselves without food,
clothing and shelter.” (Barbaros Tanc).
Der Bevölkerungsaustausch hatte große
Schwierigkeiten, in beiden Richtungen:
Die 1.5 Millionen oft völlig mittellosen Vertriebenen bedeuteten für den Staat Griechenland
mit seinen damals 4,5 Millionen (!) Einwohnern eine riesengroße Belastung. Es kam
auch noch die Übergangszeit und die Koordinationsschwierigkeiten der beiden verfeindeten Staaten als Problem dazu: Die meisten
orthodox-christlichen Griechen haben Anatolien in kürzester Zeit verlassen, meist schnell
nach dem Fall von Smyrna am 09.09.1922.
Spätestens beim Vertragsabschluß über den
Die Dimensionen der Kirche erinnern an eine größere
orthodoxe Gemeinde
22
Oliven, Feigen, Wein und Tabak an! Und es
gab schließlich wenig freies Land, das die
Griechen zurückgelassen hatten! Die Griechen von Livisi waren ja meist keine Bauern,
sondern Händler, Lehrer, Handwerker! Die
Differenzen zwischen den alteingesessenen
türkischen Einwohnern des Ortes und den
aus Griechenland Vertriebenen waren also
erheblich. Viele der enttäuschten Vertriebenen verließen Karaköy nach kurzer Zeit.
Und ließen Geschichten zurück über den
“Spuk” in den verlassenen Häusern …
1986/1987 wohnten nach meiner Einschätzung tatsächlich höchstens ein gutes Dutzend
Bauernfamilien in den Tal-Lagen des “Spukortes”. Es war schwer zu schätzen … genutzte und ungenutzte Häuser unterschieden sich
oft nur geringfügig. Die Bauern waren bitterarm. (Heute sollen dort 600 Personen sein.)
Und die einzige Infrastruktur war der Stadtbrunnen und eine äußerst schlicht eingerichtete Teestube. Ansonsten herrschte ländliche
Stille. Kein einziges Auto. In der Kirche Panagia Pygiotisas tauchten 1987 jedoch plötzlich
einige Bauarbeiter auf, denen ich damals
eher zugetraut hätte, illegal die letzte Reste
der Inneneinrichtung zu demontieren, statt sie
zu restaurieren. Wahrscheinlich haben sie
Touristen wie uns ja auch für potentielle
Plünderer gehalten …
Heute steht Kayaköy (Livisi) unter Denkmalschutz. Die UNESCO hat Kayaköy zum
“World Friendship And Peace Village” erklärt.
Es gibt übernationale Einrichtungen, die dort
aktiv sind, und ebenfalls ein Museum. Und es
hat sich sogar eine Art Kayaköy-Ausflugstou-
Nur ein tradionelles Lokal in Karaköy 1986, aber auf
Touristen war man schon eingestellt: Nach links bitte!
rismus entwickelt, der in der Stadt sogar ein
paar “traditionelle” Restaurants und ein paar
Läden unterhält.
Louis De Bernières (der Autor von “Corellis
Mandoline”) hat sich von Kayaköy für seinen
Roman “Birds Without Wings” (Traum aus
Stein und Federn, 2005) inspirieren lassen.
Der Ort ist das Vorbild für das Dorf Eskibahce
in seinem Buch:
“(…) the town of Eskibahce, whose Greek
name in the Byzantine age was ‘Paleoperiboli’, slumbers on in death, without an epitaph,
and with no one to remeber it. When the town
was alive, the walls of the houses were rendered with mortar and painted jaintily in dark
shades of pink. Its steets were so narrow as
to be more like alleyways, but there was no
oppressive sense of disclosure, since the
buildings were stacked up one slope of the
valley, so that every dwelling received light
and air. In truth, the town seemed to have
been marvellously designed by some ancient
genius whose name has been lost, and there
was probably no other place like it in all of
Lydia, Caria or Lycia.” aus: Louis de Bernières, Birds Without Wings, (7) The Dog.
Die wichtigste Quelle für diesen Text: Barbaros Tanc “Where local trumps national:
Christian orthodox and Muslim refugees
since Lausanne”, in Balkanologie, Vol. V,
Nr. 1-2, Dezember 2001:
http://balkanologie.revues.org/index732.html
… aber plötzlich ist die Totenstille in der Ruine vorbei:
Bauarbeiter!
23
Keine Frauen auf dem heiligen Berg Athos
Griechenland weist Forderungen des Weltkirchenrats zurück
Es bleibt dabei: Frauen sollen auch in Zukunft, wie seit fast tausend Jahren, keinen
Zutritt zum Heiligen Berg Athos haben, der
autonomen Klosterrepublik auf der nordgriechischen Halbinsel Chalkidiki. Das bekräftigte
am Wochenende die Verwaltung des Agion
Oros, wie der Athos von den griechisch Orthodoxen genannt wird. Sie reagierte damit
auf Medienberichte, wonach der Weltkirchenrat beschlossen habe, das Zutrittsverbot aufzuheben. Dem Weltkirchenrat gehören rund
350 christliche Kirchen aus aller Welt an. Der
Weltkirchenrat sei zwar eine „angesehene
Institution“, erklärte Aristos Kasmiroglou, der
von der griechischen Regierung eingesetzte
zivile Verwaltungschef der Klosterrepublik.
Über eine autonome Region Griechenlands
könne der Weltkirchenrat aber nicht befinden.
Das „Avaton“ („unbetreten“), wie das Verbot
für Frauen auf dem Heiligen Berg genannt
wird, geht zurück ins Jahr 1060. Damals
schrieb der Kaiser von Byzanz diese Regelung in einer Goldenen Bulle fest. Sogar die
osmanischen Besatzer, die Griechenland im
15. Jahrhundert eroberten und fast vierhundert Jahre lang beherrschten, respektierten
die Autonomie des Athos und ließen die Klöster unangetastet. Auch die EU, der Griechenland 1981 beitrat, erkennt den Sonderstatus
der Mönchsrepublik an. Er ist in der Verfassung Griechenlands und im Schengener Abkommen festgeschrieben.
Gerd Höhler in der
Griechenlandzeitung
vom 6.8.12014
Jahrhunderten hernach gründeten auch russische, bulgarische, georgische und serbische Mönche Klöster auf dem Heiligen Berg.
Heute gibt es 20 Großklöster auf dem Athos.
Sie gehören zum Weltkulturerbe der Unesco.
Die etwa 2500 Mönche führen ein weltabgewandtes, ganz dem Glauben gewidmetes
Leben.
Auf dem Athos gehen die Uhren anders. Der
Tag endet nicht um Mitternacht, er beginnt bei
Sonnenuntergang. Dann ist es auf dem Heiligen Berg null Uhr. Die Mönche folgen dem
julianischen Kalender. Das bedeutet eine Differenz von 13 Tagen zum gregorianischen
Kalender, der um 1580 in Westeuropa eingeführt wurde.
Die Mönchsrepublik ist für männliche Pilger
zugänglich, die dazu jedoch eine Genehmigung benötigen. Man bekommt sie in einer
Vertretung der Mönchsrepublik in der Stadt
Thessaloniki. Normalerweise erhalten auch
Touristen problemlos die Anerkennung als
„Pilger“. Dass Frauen der Zutritt verboten ist,
sorgte in den vergangenen Jahren immer
wieder für Kontroversen. Offiziell wird das
Avaton damit begründet, dass damit Maria,
die Mutter Jesu, geehrt werden solle. Ihr ist
der Heilige Berg gewidmet. Sogar Ausflugsboote müssen mindestens 500 Meter Abstand
von der Küste des Athos halten, wenn Frauen
an Bord sind. Bereits 2003 forderte das Europaparlament eine Abschaffung des Avaton –
ohne Erfolg. Hartnäckig halten sich allerdings
Gerüchte, dass es schon mehrfach Frauen
gelungen sein soll, in Männerkleidern den
Athos zu betreten.
Das erste Kloster auf dem Agion Oros wurde
schon im Jahr 963 von einem byzantinischen
Mönch gegründet. In den Jahrzehnten und
24
Sougia – ein Dorf auf Kreta
Am letzten Urlaubstag kommen wir nach
Sougia am Lybischen Meer. Der Ort selbst
hat viel von seiner alten Schönheit eingebüßt,
ist kaum noch wieder zu erkennen, hat fast
nichts mehr gemein mit dem, was ich hier vor
35 Jahren sah. Doch seine Einrahmung in die
Landschaft ist die gleiche geblieben: Ein langer Strand, ein wenig Sand und viele Kieselsteine, Steilküste nach Osten hin bis zum Horizont. Unterhalb dieser Steilküste keine Öffnung gen Süden, als wolle Kreta, die Heimat
der ersten Hochkultur auf europäischem Boden, mit dem gegenüberliegenden Afrika
nichts zu tun haben.
Klaus Bötig, 27.4. 2013
www.klaus-boetig.de
Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. Und wenn
es dann dunkel wurde, saßen die Schiffer in
den Tavernen und erzählten von dem, was
die meisten Menschen Südkretas noch nie in
ihrem Leben gesehen hatten: von der übrigen
Welt, der hinter den Bergen und der jenseits
des Meeres.
Aber der Grund dafür ist keine Kultur-Arroganz. Die Natur hat alles vorgegeben. Hier an
der Südküste gibt es nur ganz wenige Küstenorte - Paleochora, Sougia, Agia Roumeli,
Loutro, Chora Sfakio. Als es noch kein dichtes Straßennetz auf Kreta gab, als die hohen
Berggipfel noch natürliche Grenzen zwischen
Nord und Süd waren, waren sie die Tore zur
Welt für die Bergdörfer im Süden Kretas.
Doch die übrige Welt lag weit entfernt. Die
kleinen Schiffe, die kamen, konnten sich nur
an den griechischen Küsten entlang der griechischen Inseln bis in den Süden Kretas vorwagen. Frachtensegler trafen aus Piräus ein,
beladen mit allen Gütern, die die große Welt
und die griechische Hauptstadt zu bieten hatte. Sie fuhren nicht leer zurück, nahmen die
Produkte mit, die die Bauern auf ihren Feldern angebaut, in ihren Häusern genäht, geschnitzt und gewebt hatten. Dadurch waren
diese kleinen Orte an der Südküste Kretas
wahre Marktplätze, Tag und Nacht geöffnet,
denn Schiffe kamen, solange es hell war, von
Als ich vor 30 Jahren zum ersten Mal in Sougia war, da zeigten mir die Dorfbewohner
noch die alten Kaschemmen, in denen die
Fässer standen, in denen Bauern, Matrosen
und Kapitäne zusammen Wein tranken. Sie
zeigten mir die Keller, in denen die landwirtschaftlichen Produkte lagerten, bis sie von
einem der seefahrenden Händler gekauft
wurden. Und es gab noch viele Menschen,
die jene Zeiten erlebt hatten. Die Straße –
Erfolg des Fortschritts – hat hier in Sougia
alles verändert. Bedauern mag ich das nicht.
Denn: wären wir ohne diese Straße je nach
Sougia gelangt? Hätte ich ohne diese Straße
jemals von Sougia’s Vergangenheit erfahren?
Sicherlich nicht. Alles hat eben seine Zeit und
wenn sie vorüber ist, tritt anderes an ihre
Stelle.
Der Text ist ein Auszug aus meinem Buch „Tage auf
Kreta“. Wer Lust hat, kann es auf www.tageaufkreta
kostenlos ganz durchblättern (und auch bestellen).
25
Langsamer Abschied von der Zykladeninsel Milos
Kurt Schneider
Sommer 2014
Über zwanzig Jahre lang hatten wir jeden
Sommer, seit der Pensionierung immer mehrere Monate auf unserem schönen "Anwesen"
hoch über dem Meerbusen von Milos verbracht, in kato Tripiti. Neben den vielen deutschen Bekannten zu denen der Kontakt sich
"wie von selbst" ergeben hatte, waren auch
viele der einfachen Bauern, Fischer und Handwerker unsere Freunde geworden. Wir freuten
uns jedes Jahr erneut auf ein Wiedersehen, auf
all die Geschichten von Kindern und Kindeskindern - kurz, sie Alle waren, ungeachtet aller sprachlichen und kulturellen Schwierigkeiten,
ein wichtiger Teil "unserer Familie" geworden. Auch während der Wintermonate blieben wir im
Kontakt, beim Austausch über Weihnachtskarten und Ostertelefonate. Doch das Alter rückte
vor, die Hin- und vor allem die Ungewissheiten bei der Rückreise erlebten wir als zunehmend
beschwerlicher; einmal auf der Insel belastete das viele Treppen auf und ab mit Alltagsgütern
die arthrotischen Gelenke. Vor vier Jahren haben wir deshalb alles verkauft. Wer sehen möchte, was wir aufgegeben haben, kann dies auf der Webseite unserer französischen Nachfolgerin
(www.venusdemiloslamaison.com) nachsehen: es war ein Traum.
Dieses Jahr haben wir auch noch die gemietete Wohnung aufgegeben.... Etsi ine.... Als Abschied und auch als Dank für alles was wir von den Hellasfreunden und insbesondere auch
von Fred Wyss in den vergangenen Jahren an Bereicherung erhalten haben, sollen drei kurze
Geschichten einen kleinen Eindruck davon geben, wie gross das Spektrum der griechischen
Erlebnisse gewesen ist und wie zwiespältig unsere Erinnerungen an "Griechenland" sein
weden ....
Aktenzeichen ungelöst; die tragische Geschichte einer Sucherin nach dem Paradies auf Erden.
Wir hatten die grazile Mittvierzigerin, braungebrannt, flink wie eine Gazelle und geradezu
verzweifelt unabhängig sein wollend, vor rund
zehn Jahren kennen gelernt. Sie war Aussteigerin aus einem englischen Grossstadt
Milieu, eine Künstlerin, die mit wunderschön
gemalten Ansichten von milotischen Siedlungen und Landschaften einen 12-seitigen
Jahreskalender gestaltet hatte, in der Hoffnung, damit ihre finanziell äusserst prekäre
Situation zu verbessern. Sie lebte auf dem
absoluten Existenzminimum, hatte sich auf
einem alten Lastwagenfahrgestell eine Einzimmerwohnung „Trochospito" erbaut, oben
auf einem pittoresken Hügel mit weiter Sicht
auf Profitis Ilias, die Ebene des Flugplatzes
und den Ostteil der Insel; mitten in der verlassensten Wacholderlandschaft, die man sich
vorstellen kann. Das von ihr käuflich erworbe-
ne Grundstück hatte sie mit grossem Fleiss in
einen bewässerten Garten Eden mit Feigenund Olivenbäumen verwandelt. Ein Hund,
eine Katze und mehrere Hühner leisteten ihr
über das ganze Jahr hinweg Gesellschaft. Sie
lebte das scheinbar glückliche Leben einer
völligen Aussenseiterin. Sie bediente sich
vom Überfluss der vielen verlassenen Felder.
Manchmal erhielt sie auch Geschenke von
benachbarten Grundbesitzern, welche die
vernachlässigten Äcker kaum benutzten. Als
Höhepunkt ihres Komforts hatte sie sich im
letzten Jahr zwei Wassertanks und einen
Sonnenkollektor zur winterlichen Warmwasseraufbereitung geleistet.
Dann das Unerwartete: Vor Wintereinbruch
mietete sie sich ein kleines Auto und verschwand damit auf Nimmerwiedersehen. Hatte sie die Einsamkeit nicht mehr ertragen?
26
Gar die hereinbrechende Krise kommen sehen? Das Mietauto verkauft, um sich endlich
wieder einmal "etwas leisten zu können"? Eine Tafel beim Eingang zu ihrem Grundstück
liest sich wie aus einem Kriminalroman: Das
Betreten wird ausdrücklich verboten und mit
Aufnahmen von einer versteckten Kamera
gedroht. Ein halbes Jahr später wurde das
total demolierte Mietauto irgendwo in Piräus
gefunden; von der vermissten Frau fehlt unseres Wissens jede Spur.
In der benachbarten einsamen Ag. Dimitrios
Kapelle, haben wir für sie und für uns, eine
Kerze gestiftet. Wir sind immer noch betroffen
und denken oft an sie.
Vernachlässigtes Kulturgut. Ein milotisch- griechisch- menschliches Dauerthema. Denn auch
das Neue fordert seinen Platz.
Waren es schon die Römer oder erst viel später die Veneter oder gar erst die Osmanen ...
jedenfalls legten sie viele Kilometer lange
zum Teil mit grossen Pflastersteinen bedeckte Eselswege an, welche die verschiedenen
Landeplätze an der Küste des Golfes mit den
höher gelegenen Siedlungen verbunden haben. Heute, wo ausser auf der kleineren
Nachbarinsel Kimolos, deren ausgedehnte
Pfade noch immer zum Wandern einladen,
alles per Moped und Auto erreichbar sein
muss, sind diese alten Wege weitgehend von
Dornengestrüpp überwuchert und kaum mehr
begehbar. Insbesondere im Gebiet nordwestlich der alten Venezianer-Hauptstadt Plaka,
dort wo die Römer eine ausgedehnte Stadt
mit Amphitheater samt Louvrekostbarkeit Venus von Milos hinterlassen haben und wo
nach unserem Empfinden ein mit zyklopischen Steinblöcken übersäter "Nationalpark"
sein sollte, haben wir über viele Jahre versucht mit Rodungsaktionen einen Teil der alten Pfade zu erhalten. Vergeblich. Die Behörden haben es sogar zugelassen, dass wunderschön gepflasterte Antikenpfade von neuen Anlegern überbetoniert worden sind. Einzig der Weg von der Kapelle des kleinen
Profitis Elias hinunter nach Tramythia, vorbei
an den auch von C.G.Jung erwähnten Resten
des alten Heiligtums, wird jedes Jahr - zu Ehren des heiligen Nikolaos, des Beschützers
der Fischer und Schiffsleute - in Stand gehalten.
rand von Tripiti, gerade bevor die Strasse
hinunter nach Karodromos geht. Dieser Weg
wäre gleichzeitig die kürzeste Verbindung hinunter zur Hafenstadt Adamas. Die mehrere
Hundert alten und jungen (!) Bewohner der
umliegenden Siedlung ziehen es allerdings
vor, falls überhaupt zu Fuss, dann den Weg
entlang der mühseligen und gefährlichen
Strasse zu gehen; zumindest für Touristen
müsste dieser romantische Pfad unbedingt
ausgeschildert und instand gehalten werden...
Im Frühjahr wenn Felder und Hügel mit gelbrot-blauen Blumen geschmückt sind, ist diese
Kurzwanderung
besonders
eindrücklich:
Nachdem wir vom östlichsten/untersten Zipfel
von Tripiti kato herkommend die Umfassungsmauern eines stattlichen Anwesens umgangen und uns durch mehrere Meter Gebüsch
durchgekämpft haben, vorzugsweise mit
Stock und und festem Schuhwerk ausgerüstet, denn es gibt hier wirklich Schlangen und
zwar immer wieder auch Ochia/Vipern, gelangen wir auf einen weiteren, von Westen her
kommenden alten Saum-Höhenpfad. Dieser
stellenweise tief aus dem Sandstein herausgehauene und streckenweise gepflastert Weg
verläuft für längere Zeit horizontal nach Südosten. Die Aussicht hinunter ins Tal und hinüber zum Gegenhang offenbart eine vielseitig
bewirtschaftete Landschaft mit Olivenhainen,
Getreide- Äckern und Bienenhäusern. Wie für
Milos typisch, treffen wir immer wieder auf
vielfarbig verwitternde kahle Felsformattonen.
Zeugen uralter vulkanischer Aktivitäten. Bevor
sich der Weg im felsigen Steilhang verliert,
mündet nördlich von Karodromos her kommend ein gepflasterter Weg ein.
Ein weiterer dieser vernachlässigten Eselspfade ist für Kurzbesucher von Tripiti kato
begehenswert. Er beginnt am östlichen Dorf27
Dann in der Tiefe die abrupte Neuzeit: Eine
vor rund zehn Jahren gebaute Kläranlage mit
grossem Zufahrtsweg für Tanklaster. Dort, wo
von der nahen Ag. Iouliani ein weiterer alter
Pfad einmündet, ging es bis zum Bau der Anlage weiter im idyllischen, mit Schilfgürteln
gesäumten .Fluss"- Tal nach Adamas. Jetzt
ist der Weg vollständig mit Schutt und Baum-
resten blockiert; kein Wegweiser, nichts. Auf
einem gewagten Umweg, über gepflügte Olivenfelder. gelangen wir nach ungefähr 200
Metern wieder hinunter ins ausgetrocknete
Flussbett dort wo zwischen hohen rötlichen
Steinmauern der "alte Saumpfad" nach
Adamas führt.
Es gibt sie noch, die "alte griechische Gastfreundschaft". Auch im Zeitalter der e-Kommunikation
Über Jahre hatten wir immer wieder, dank
Computerfreaks und lokalen Händlern unseren Laptop per OTE und andere Anbieter ans
weltweite Netz angepasst und damit die Verbindung zum Rest der Welt aufrecht erhalten.
Gleichwohl - weil wir selber immer weniger
Schritt halten konnten und weil sich nach unserem Empfinden die Entwicklung immer rasanter vorwärts bewegte - gerieten wir immer
mehr "ins Trudeln", neue Modems, WLan und
wie die Neuerungen alle heissen, wuchsen
uns über den Kopf, unsere Hilflosigkeit endete beinahe in Panikzuständen. In einer Zeit,
wo die griechische Post immer weniger zu
funktionieren schien, Fähren und Flüge plötzlich streikten, die politische Entwicklung chaotischer und der Zugang zu den griechischen
Banken sowohl für Einheimische als auch für
uns Ausländer zunehmend unsicherer wurde,
erschien es uns bei einem längeren Aufenthalt angebracht, zu "wissen, was draussen so
alles läuft".
Gelegentlich hatten wir auch die Dienste des
Internetkaffees in Anspruch genommen. Sein
geradezu diabolisch verwegen aussehender
Betreiber hatte uns grosszügig und eigentlich
gegen sein eigenes Interesse bei Hausbesuchen unterstützt. Inzwischen musste er aber
seinen Laden mit immerhin einem Dutzend
PCs dicht machen; die Touristen sparten
nicht nur beim Essen in den Tavernen ganz
abgesehen davon war ja auch Jedermann per
iPhone und WLan direkt im www.
Nur wir hatten immer noch unseren alten "Ferien-Laptop" vom Anfang der Nullerjahre.
Sollten wir noch extra ein neues Modell kaufen, ausgerüstet mit den vielen neuen Updates und Technologien?
Doch Hilfe kommt ausgerechnet wieder von
unserem Dimitri. Er setzte sein ganzes technisches Knowhow, inklusive Einsatz von persönlichem Spezialmodem und Programmierkunst ein, um den Empfang von einem nahen
WLan Gerät zu ermöglichen. In seiner kargen
Freizeit; denn inzwischen musste er in der
elterlichen Taverne als Kellner für seine Existenzsicherung sorgen. All das ohne jedes
Entgelt! Das hätte er nie zugelassen. Wir sind
gute Freunde geworden.
Nicht vergessen werden wir auch die beiden
Brüder, ehemalige gute Nachbarn, welche
nach dem unerwarteten Tod ihrer Mutter erstaunlich gut mit ihrem Haushalt, mit ihren
Hühnern, Hunden, Tomatenfeldern und
Pflanzplätzen zurechtkamen. Und das alles
neben Ihrer Arbeit bei der Bergbaufirma respektive der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft. Nicht nur waren wir immer in telefonischer Verbindung, sie liessen es sich all die
Jahre nie nehmen uns mit Feldfrüchten, Pelté
(Tomatenmark) und selbstgefangenen RofosFischen zu verwöhnen.
Und dann ist auch noch die Familie unseres
Maurers, der inzwischen wieder seinem Sohn
beim kargen Fischen mithilft. Sie Alle werden
Freunde bleiben; noch immer haben wir zwei
Koffern mit Kleidern und Kochsachen bei Ihnen im Keller. Wer weiss, vielleicht kehren wir
doch wieder einmal zurück ....
28
50 Jahre «Schweizerische archäologische
Ausgrabungen in Griechenland»
Quelle: Newsletter des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI
Entdeckungsreiche griechisch-schweizerische Partnerschaft
Seit 1964 erforschen Schweizer Archäologen die Reste der antiken Stadt Eretria auf der
griechischen Insel Euböa. Mitte Mai 2014 fand im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums der
ersten schweizerischen Ausgrabungen in Eretria eine Feier in Athen statt, an der auch
Staatssekretär Mauro Dell’Ambrogio teilnahm. An den Ausgrabungsstätten in Eretria traf
er zudem mit dem griechischen Staatspräsidenten Karolos Papoulias zusammen und
führte Gespräche mit hochrangigen Vertretern des Kulturministeriums.
Eretria ist eine Stadt an der Westküste der griechischen Insel Euböa. Diese ist nach Kreta die
zweitgrösste Insel und liegt in der Region Mittelgriechenland (Sterea Ellada).
Handelsmacht und Kulturzentrum
Die reiche Geschichte Eretrias beginnt in der
Bronzezeit. Eine erste Blütezeit erlebte
Eretria im 8. und 7. Jahrhundert v. Chr., wo
sie zu den ersten Städten zählte, die Kolonien
gründeten, Handel im Mittelmeerraum trieben
und dadurch den kulturellen Austausch zwischen West und Ost förderten. Wegen der
Teilnahme am Ionischen Aufstand wurden die
Tempel Eretrias 490 v. Chr. von den Persern
zerstört. In der klassischen und hellenistischen Zeit blieb Eretria ein wichtiger StadtStaat (polis), dessen Territorium ein Drittel
Euböas umfasste. In dieser Zeit entstanden
unter anderem zahlreiche herrschaftliche
Häuser. 198 v. Chr. und wahrscheinlich wieder im Jahr 88 v. Chr. wurde Eretria von den
Römern zerstört. Die jüngsten schweizerischen Ausgrabungen haben jedoch gezeigt,
dass Eretria in der Kaiserzeit (1. bis 3. Jahrhundert n.Chr.) erneut eine gewisse Prosperität erlangt hatte. Letzte Spuren des antiken
Eretrias finden sich aus dem 6. Jahrhundert
n. Chr.
Die Ecole suisse d’archéologie en Grèce (ESAG) ist
das einzige permanente archäologische Institut der
Schweiz im Ausland. In Griechenland verfügt die
Schule unter anderem über ein Grabungshaus in
Eretria.
Bilder: zVg
antiken Stadt. 1975 wurde diese schweizerische archäologische Mission als «Schweizerische Archäologische Schule in Griechenland»
(Ecole suisse d’archéologie en Grèce, ESAG)
offiziell vom griechischen Staat anerkannt.
Die ESAG ist das einzige permanente archäologische Institut der Schweiz im Ausland.
In Griechenland verfügt die Schule über ein
Institut in Athen sowie über ein Grabungshaus in Eretria.
Der Schweizer Sitz der ESAG befindet sich
an der Universität Lausanne. Direktor der
Schule ist seit 2007 Karl Reber, Professor für
Klassische Archäologie an der Universität
Lausanne. Als Forschungsinstitut trägt die
ESAG zur Förderung des akademischen
Nachwuchses bei. Studierende von Schweizer Universitäten haben jedes Jahr die Möglichkeit, an den Grabungen und Forschungen
in Eretria teilzunehmen.
Besonderheit in der archäologischen Forschung
Die Ausgrabungen des antiken Eretria wurden Ende des 19. Jahrhunderts begonnen.
Seit 1964 erforschen Schweizer Archäologen
in Zusammenarbeit mit den griechischen archäologischen Behörden die Reste der
29
tung der Schweizerischen Archäologischen
Schule in Griechenland die vom Bund unterstützten schweizerischen archäologischen
Forschungen im Ausland. Sie ist dabei eine
von vier vom Bund im Bereich der Archäologie geförderten Stiftungen. Neben ihr werden
auch die «Schweizerisch-Liechtensteinische
Stiftung für archäologische Forschungen im
Ausland», die «Hardt Stiftung für Studien des
klassischen Altertums» und die «Stiftung
Kerma», welche die schweizerische archäologische Mission in Kerma (Sudan) unterstützt, gefördert. Die Unterstützung des Bundes stärkt die Vernetzung innerhalb der
Schweiz und eröffnet Projekten, die den Exzellenzkriterien genügen, neue, kompetitiv
ausgerichtete
Finanzierungsmöglichkeiten
über den Schweizerischen Nationalfonds
(SNF). Während die Forschungskosten von
SNF und Privaten (Stiftungen, Unternehmen,
Einzelgönner) übernommen werden können,
hängt die Nachhaltigkeit dieser Missionen von
der Unterstützung öffentlicher Träger ab. Jede dieser Stiftungen erfüllt einen Bildungs-,
Forschungs- und Wertschöpfungsauftrag und
kümmert sich um die Publikation der daraus
hervorgehenden Resultate. Alle Führungspersonen (Vorsitzende, Vize-Vorsitzende und
Direktoren) erfüllen ihren Auftrag unentgeltlich.
An den Jubiläumsfeierlichkeiten nahmen auch AltBundesrat Pascal Couchepin, Stiftungspräsident der
ESAG, sowie Staatssekretär Mauro Dell'Ambrogio teil.
Im Rahmen der Feierlichkeiten des 50-jährigen Jubiläums
der ersten schweizerischen Ausgrabungen in Eretria besuchte der griechische Staatspräsident Karolos Papoulias
die Ausgrabungsstätten in Eretria. Er begrüsste unter
anderem Professor Pierre Ducrey, ehemaliger Direktor der
ESAG.
Im Jahr 2010 wurde eine externe Evaluation
durchgeführt, welche die wissenschaftliche
Qualität der Arbeiten, ihre Reputation und den
Beitrag der schweizerischen Archäologie zur
wissenschaftlichen Ausstrahlung der Schweiz
im Ausland unter Beweis stellte. Diese Resultate wurden trotz eines sehr bescheidenen
Mitteleinsatzes erzielt.
Professor Karl Reber, Direktor der ESAG, erläutert dem
griechischen Staatspräsidenten Karolos Papoulias das
Modell des Hauses mit den Mosaiken aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.
Kontakt
Roger Swifcz, SBFI
Wissenschaftlicher Berater
Abteilung Internationale Beziehungen
Tel. +41 58 462 48 81
[email protected]
Unterstützung durch den Bund
Der Bund fördert die Schweizer Archäologie
im Ausland in den Jahren 2013-2016 im Rahmen der Botschaft über Bildung, Forschung
und Innovation (BFI-Botschaft) mit einem
jährlichen Beitrag von insgesamt rund 850000
Franken. Seit 2008 koordiniert die von AltBundesrat Pascal Couchepin präsidierte Stif-
Weitere Informationen
Schweizerische Archäologische Schule in
Griechenland: www.unil.ch/esag
30
Auf der Suche nach dem Heiligtum der
Artemis Amarysia
Interview mit Prof. Karl Reber
Direktor der Ecole suisse
d’archéologie en Grèce (ESAG)
«Mit den Ausgrabungen und Forschungen in Eretria haben sich die Schweizer Archäologinnen und Archäologen ein hochstehendes, internationales Renommee geschaffen»,
sagt Karl Reber. Er ist Professor für klassische Archäologie an der Universität Lausanne
und Direktor der Ecole suisse d’archéologie en Grèce (ESAG). Gerade in Athen, der
«Hochburg» der klassischen Archäologie, wo heute insgesamt 17 ausländische archäologische Institute ansässig sind, sei es wichtig, dass die Schweizer Archäologie gut vertreten sei. Die Aktivitäten der ESAG konzentrieren sich zur Zeit auf die Erforschung des
Gymnasions und des bedeutendsten extra-urbanen Heiligtums der Stadt.
Welches sind die wichtigsten Erkenntnisse,
die Schweizer Archäologinnen und Archäologen in den letzten 50 Jahren in Eretria gewonnen haben?
Diese Frage lässt sich so schnell nicht beantworten, denn in den vergangenen 50 Jahren haben die Schweizer Archäologinnen und
Archäologen enorm viele neue Erkenntnisse
zum Leben in einer antiken Stadt in allen verschiedenen Facetten gesammelt. Sehr intensiv ist die Schweizer Forschung der Frage
nachgegangen, wie der Gründungsprozess
der Stadt im 8. Jh. v. Chr. verlief. Eretria entwickelte sich sehr schnell zu einer der bedeutendsten griechischen Städte, die nicht
nur im Mittelmeerhandel aktiv war, sondern
auch zu den ersten griechischen Städten gehörte, welche Kolonien in Italien gründeten.
Funde von Schriftzeichen auf Vasenscherben
lassen vermuten, dass Eretria auch eine zentrale Rolle in der Entwicklung und Verbreitung
der griechischen Alphabetschrift gespielt hatte.
Karl Reber, Professor für klassische Archäologie an der
Universität Lausanne und Direktor der Ecole suisse
d’archéologie en Grèce (ESAG).
sind nicht nur in den 22 Bänden der Reihe
«Eretria, Ausgrabungen und Forschungen»
nach wissenschaftlichen Kriterien publiziert,
sondern auch in dem reichhaltigen Katalog
zusammengefasst, welcher die grosse Ausstellung im Athener Nationalmuseum und im
Antikenmuseum Basel in den Jahren 20102011 begleitet hatte.
Die ESAG ist auch eine der führenden Institutionen in der antiken Wohnraum-Forschung,
oder in der Erforschung des Territoriums der
Stadt Eretria, das mittlerweile zu den am besten untersuchten antiken Stadtgebieten zählt.
In den jüngsten Grabungen wurden wir erstmals in grösserem Mass mit Befunden aus
der römischen Zeit konfrontiert, welche uns
gezeigt haben, dass Eretria entgegen früherer
Annahmen sicher bis ins 3. Jh. n. Chr. eine
gewisse Blütezeit erlebt hatte. Die Liste liesse
sich beliebig fortführen. Alle unsere bisherigen Forschungsergebnisse
Weshalb sind die Ausgrabungen in Eretria
wichtig für die Schweizer Forschung?
Die Schweizerische Archäologische Schule in
Griechenland ist das einzige, permanente archäologische Institut der Schweiz im Ausland.
Mit den Ausgrabungen und Forschungen in
Eretria haben sich die Schweizer Archäologinnen und Archäologen ein hochstehendes,
internationales Renommee geschaffen. Gerade in Athen, der «Hochburg» der Klassischen Archäologie, wo heute insgesamt 17
31
ausländische archäologische Institute ansässig sind, ist es wichtig, dass die Schweizer
Archäologie gut vertreten ist. Den Studierenden und jüngeren Archäologinnen und Archäologen bietet sich so die Möglichkeit, erste
praktische Erfahrungen zu sammeln und im
Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen
der anderen Institute ein wissenschaftliches
Netzwerk aufzubauen. Viele der heute etablierten Schweizer Archäologinnen und Archäologen haben ihre Karrieren auf den
schweizerischen Ausgrabungen in Eretria begonnen. Nicht zu vergessen ist, dass sich
durch die Präsenz der Schweizer Archäologinnen und Archäologen ein reger kultureller
Austausch zwischen Griechenland und der
Schweiz ergibt.
durch ein gutes «Fundament» mitbringen. Auf
wissenschaftlicher Ebene findet immer wieder
ein gegenseitiger Austausch statt, wenn es
etwa um Themen geht, welche beide Kulturbereiche berühren (wie beispielsweise römische Wandmalereien). An der Universität
Lausanne, an der ich unterrichte, werden die
Studierenden gleichzeitig in klassischer und
provinzialrömischer Archäologie ausgebildet,
wodurch ihnen ein breites Spektrum an Wissen vermittelt wird, das sie sich in ihrem späteren Berufsleben zu Nutze machen können.
Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit
Griechenland?
Generell gesehen haben wir eine ausgezeichnete Zusammenarbeit mit unseren griechischen Kolleginnen und Kollegen und mit
den lokalen Behörden. Diese basiert auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen. Wie
sehr diese Eigenschaften geschätzt werden,
zeigt sich auch daran, dass griechische Kollegen unsere Schweizer Archäologen immer
wieder zu gemeinsamen Forschungsprojekten einladen. Die Schweizer Archäologen fügen sich sehr gerne in den mediterranen Lebensstil ein, was wiederum von unseren
Gastgebern geschätzt wird. Die sprichwörtliche Gastfreundschaft der Griechen hat zur
Folge, dass viele Schweizer Archäologinnen
und Archäologen Griechenland mittlerweile
als ihre zweite Heimat ansehen.
Zu den interessantesten Funden in Eretria zählen unter
anderem Mosaike aus dem 4. Jahrhundert vor Christus.
In welchen Bereichen erwarten Sie in Eretria
neue Erkenntnisse in den nächsten Jahren?
Unsere Aktivitäten werden sich auf zwei Ziele
konzentrieren: Zum einen vertiefen wir unsere
Forschungen zum antiken Gymnasion, d.h. zu
der Institution, welche in der Antike für Erziehung, Bildung und körperliche Ertüchtigung
zuständig war. Neuere Grabungen haben gezeigt, dass das Gymnasion von Eretria viel
grösser und bedeutender war als bisher angenommen.
Der zweite Schwerpunkt liegt in dem ca. 10
km östlich von Eretria gelegenen Amarynthos.
Hier sind die Schweizer Archäologen seit wenigen Jahren auf der Suche nach dem bedeutendsten extra-urbanen Heiligtum der Stadt,
dem Heiligtum der Artemis Amarysia. Dieses
ist bisher nur aus schriftlichen und epigraphischen Quellen bekannt. Daraus geht
hervor, dass es in klassisch-hellenistischer
Zeit zu den wichtigsten Heiligtümern von ganz
Euböa gehört hatte, und dass sein Kult sogar
auch in Athen eingeführt wurde. Den neue-
Wie verhält sich die Forschungsarbeit in Griechenland zu Ausgrabungen in der Schweiz?
Gibt es Synergien?
Direkte Synergien gibt es nicht, aber es gibt
immer wieder Berührungspunkte. Wir können
beispielsweise methodisch viel von den Grabungen in der Schweiz profitieren. Wir verlangen von unseren Studierenden auch, dass
sie bereits Grabungserfahrungen in der
Schweiz gesammelt haben, bevor wir sie in
Eretria engagieren, im Wissen, dass sie da32
sten Forschungen Schweizer Archäologinnen
und Archäologen zufolge kann nun der Ort,
an welchem sich dieses Heiligtum befand,
lokalisiert werden. Die Erforschung griechischer Heiligtümer ist momentan sehr aktuell.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ESAG
arbeiten eng in dem internationalen Netzwerk
der verschiedenen Forschergruppen mit. Die
zukünftigen Ausgrabungen in Amarynthos
werden noch viele spannende Funde und Befunde liefern, die wichtige neue Aspekte zur
Form und Funktion griechischer Heiligtümer
beisteuern können.
Quelle: Newsletter des Staatssekretariats für Bildung,
Forschung und Innovation SBFI
Die Ausstellung „ Das Antikythera-Wrack” ist mit
Besucherrekord zu Ende gegangen
Die seit zwei Jahren laufende Sonderausstellung im Archäologischen Nationalmuseum
Athen, „Das Schiffswrack von Antikythera:
Das Schiff, die Schätze, der Mechanismus“,
welche wegen der großen Publikumsanfrage
zweimal verlängert wurde, ist am 29. Juni mit
einem Besucherrekord zu Ende gegangen.
Die Ausstellung war seit dem 6. April 2010 mit
über 380 Exponaten in Athen zu sehen. Das
Schiff sank etwa im Jahr 50 v.Chr. und war
1900 zufällig von Schwammtauchern vor der
Insel Antikythera entdeckt worden. Die erste
Bergungsphase fand ein Jahr später statt
aber erst 1976 wurden Forschungen im Auftrag der Griechischen Archäologischen Gesellschaft im Meer fortgesetzt.
www.graktuell.gr
17. Juli 2014
nomische Ereignisse zu berechnen. An der
Ausstellung faszinierte die Veranschaulichung
des gesamten Themenkomplexes: die Auffindung, die Ladung, die Schiffstechnik, die
Restaurierung der Funde und ihre kunsthistorische Bewertung. Erstmals wurden hier
die Ergebnisse aus verschiedenen Forschungsbereichen im Zusammenhang vorgestellt. Ein großer Teil der Ausstellung
wird nun im Antikenmuseum in Basel gezeigt werden. Noch viele Museen aus der
ganzen Welt interessieren sich auch für die
Sammlung.
Unterstützt wurden sie hierbei durch das
Schiff „Kalypso“ des bekannten französischen
Meeresforschers Jacques-Yves Cousteau.
Neben Statuen, Gold und Juwelen bargen die
griechischen Taucher damals auch eine mysteriöse Apparatur, die den Namen Mechanismus von Antikythera erhielt.
Mit ihr soll es möglich gewesen sein, Sonnenfinsternisse, Mondphasen und andere astro33
Neuer Tauchgang bei Antikythera
Ein internationales Team von Archäologen
und anderen Wissenschaftlern wird vom 15.
September bis zum 15. Oktober den Meeresgrund rund um die Fundstelle des berühmten
Wracks von Antikythera untersuchen. Das
vermutlich im letzten vorchristlichen Jahrhundert gesunkene Wrack war 1900 von
Schwammtauchern entdeckt worden und barg
neben zahlreichen Kunstschätzen auch den
„Mechanismus von Antikythera“, die bislang
einzige bekannte antike Rechenmaschine.
1976 untersuchte der bekannte Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau das Gebiet
erneut. Der neue Tauchgang im Spätsommer
und Herbst soll nicht nur der neuerlichen Untersuchung der Fundstelle dienen, sondern
auch Aufschlüsse über ein zweites Wrack
liefern. Wie Brendan Foley vom Ozeanographischen Institut Woods Hole im US-Bundesstaat Massachusetts gegenüber der Sonntagsausgabe der Zeitung „Kathimerini“ erklärte, liegt das zweite Wrack 250 Meter von der
Fundstelle des anderen Schiffes entfernt. Es
habe denselben Typ Keramik an Bord gehabt,
vielleicht habe es das Schiff mit dem berühmten Mechanismus damals begleitet.
An der neuen Unterwassergrabung im September werden sich Experten aus Griechenland, den USA und der Schweiz beteiligen.
Sie hoffen auf noch unentdeckte Kleinteile
des „ältesten analogen Computers“, wie der
Mechanismus auch genannt wird. Außerdem
könnten noch unbekannte Kunstschätze im
Meeresboden schlummern, ja vielleicht sogar
Griechenlandzeitung
9. Juli 2014
weitere Beispiele antiker Hochtechnologie.
Eine Hypothese besagt, dass es sich bei der
Ladung des „Wracks von Antikythera“ um einen Teil der Beute des römischen Generals
Sulla aus der Belagerung und Zerstörung
könnte. Falls das zutrifft und falls das vermutete zweite Wrack zu demselben Geleitzug
Der „Jüngling von Antikythera“ im Athener
Nationalmuseum (Foto: ek/Archiv)
gehört hatte, wären bedeutende neue Funde
praktisch vorprogrammiert. Anders als 1900, als Schwammtaucher mit Hilfe der griechischen Marine die ersten Funde bargen, und
1976, als Cousteau tauchte, wird sich die jetzige Kampagne nicht auf die oberflächliche
Untersuchung des Meeresbodens in 45 bis 60
Metern beschränken, wo das Wrack gefunden
wurde. Die Wissenschaftler werden in einen
roboterhaft wirkenden Spezialtauchanzug
namens „Exosuit“ schlüpfen, der Tauchgänge
bis 300 Meter Tiefe und die direkte Datenübermittlung erlaubt. Die neue Forschungskampagne rund um das „Wrack von Antikythera“ soll zwei bis drei Millionen Dollar
kosten und wird aus Griechenland, der
Schweiz und den USA finanziert.
(GZak)
Aus der Griechenland Zeitung vom 30.07.2014
Eine zehnköpfige Gruppe fuhr in diesen Tagen auf einem Floß aus Schilf von der Insel Kythira
nach Kreta. Damit wollte die zehnköpfige Gruppe der „First Mariners“ beweisen, dass Kreta
bereits vor 130.000 Jahren besiedelt werden konnte, und nicht, wie bisher behauptet, erst vor
12.000 Jahren.
Ernährt hat sich die Besatzung auf ihrer zweitägigen Fahrt mit Nahrungsmitteln, die auch den
antiken Seefahrern zur Verfügung standen: von Nüssen, Honig, Früchten, Eiern und Fischen.
Auch der gesamte Bau des elf Meter langen und 2,4 Meter breiten Floßes orientierte sich an
den damaligen Möglichkeiten. Benutzt wurden tausende Schilfrohre, vier Zypressenstämme,
Ziegenleder und Seile. Das Gefährt wurde mit Hilfe eines Segels aus Schilf und Holzrudern
bewegt. (GZeh)
Mit einem Floß von Kythira nach Kreta
34
Nichts ist griechischer als der Retsína
Von Marianthi Milona im
Griechenland Journal, Mai 2014
Fast alles haben die Europäer ihnen genommen, klagen die Griechen.
Nur ihre Würde und ihren Retsína nicht. Den könnten sie ihnen nicht
streitig machen. Warum der Retsína für die Griechen so wichtig ist, nun,
das hat sicher damit zu tun, dass sie ihn schon seit jeher trinken. Noch
bevor sie überhaupt angefangen hatten, sich auf der internationalen
Weinbühne mit einer großen Auswahl an Weinen zu positionieren. Deshalb ist in Europa auch noch immer die fixe Idee vorhanden, in Griechenland gebe es eben nur den Retsína und allenfalls dann auch noch
den Mavrodafne, den süßen Dessertwein von der Peloponnes. Das Griechenland Journal hat in der Nähe von Thessaloniki eine traditionelle
Retsína-Winzerin besucht und sich in einem Gespräch darüber aufklären lassen, was Retsína wirklich für ein Wein ist.
Im Weinkeller von Kechrís
Im Lager der Weinkellerei Kechrís,knappe 15
Kilometer vom Stadtzentrum Thessalonikis
entfernt, reift der Retsína-Wein in Eichenfässern. Eléni Kechrí, Önologin und Winzerstochter, flüstert wie in jedem guten Weinkeller
dieser Welt. Die Weine sollen nicht einmal
durch die Vibration ihrer Stimme in Unruhe
versetzt werden, betont sie. Das ist zunächst
einmal nichts Neues. Aber als Chefin eines
der größten Retsína-Häuser Griechenlands,
hat sie diesen typisch griechischen Harzwein
im wahrsten Sinne des Wortes revolutioniert.
Und damit sein Image international konkurrenzfähig gemacht. Aus gutem Grund: Längst
schon ist in der EU der gesetzliche Rahmen
dafür geschaffen worden, sowohl den griechischen Schafskäse einerseits als auch den
Retsína anderseits als rein griechische Produkte auf dem Markt zu positionieren. Ein
Vorteil also für die griechischen RetsínaHersteller, die damit hoffen, ihn dauerhaft für
sich nutzen zu können. „Wir haben bisher das
„typisch Griechische“ in unseren Produkten
nie hervorheben wollen“, sagt Eléni. Der Retsína existiert in Griechenland seit Tausenden
von Jahren. Deshalb will das Familienunternehmen Kechrís ganz bewusst dafür werben.
keine Qualitätsunterschiede zwischen einem
hochwertigen Weißwein und Retsína gemacht. Denn das Vorurteil existiert schon
sehr lange auf dem Markt: Retsína sei eben
ein billiger, minderwertiger Weißwein. Die
junge Winzerin, Eléni Kechrí, betrachtet den
Retsína als einen Weißwein, wie jeden anderen auch. Da gibt es also nicht Weißweine
und Retsína, betont sie immer wieder. Auch
ist der Retsína mit seinen 11,5 Prozent Alkoholgehalt nicht leichter als die herkömmlichen
Weißweine. Das Problem mit dem Retsína
war, dass die griechischen Winzer es versäumt hatten, ihn genauso sorgfältig wie die
anderen Weißweine zu keltern. Diese stiefmütterliche Behandlung erinnerte mehr an
antike Herstellungsverfahren, als Retsína
beinahe zufällig entstand, erklärt Eléni, während sie in ein Regal mit zahlreichen Weinbüchern greift.
Retsína ist eine Weißweinsorte
650 Tonnen Wein werden bei Kechrís im Jahr
verkauft. Dabei werden in der Winzerfamilie
Reifender Retsína in der Weinkellerei
35
Alles begann ... in der Antike
Die alten Griechen haben gewusst, dass der
Sauerstoff vom Wein ferngehalten werden
muss. Damals bewahrte man den Wein noch
in Amphoren aus Ton, die luftdicht geschlossen werden mussten. Zum Abdichten wurde
Pinienharz verwendet, weil es damals der einzig bekannte Klebstoff war. Dabei fielen einzelne Tropfen eher zufällig in den Wein. Das
war die Geburtsstunde von Retsína. Die Griechen gewöhnten sich allmählich an den harzigen Geschmack des Weins. „So hat sich bis
heute der Retsína in unserer Trinkkultur erhalten. Wir glauben sogar, dass er ganz hervorragend mit unseren einheimischen Gerichten harmoniert. Heute dosieren wir ganz bewusst den Weißwein dafür mit dem Harz der
Pinie, pinus halepensis. Diesen hochwertig
hergestellten Retsína haben wir in unserem
Haus mit dem Namen ‚die Träne der Pinie‘
(Dákri tou péfkou) getauft“, erzählt Eléni, während sie stolz im Konferenzraum der KechrísKellerei hin und her schreitet.
Eine Familie lebt für den Wein.
Retsína zum ersten Mal, noch aus dem Fass,
probierten, meinte Eléni zu ihrem Vater: „Damit kriegen wir den 1. Preis“. Das war 2005.
Damals wollte man auf den Weinmessen
nicht einmal den Namen Retsína aussprechen, geschweige denn verkosten. Stélios
Kechrís muss bei der Bemerkung seiner
Tochter ziemlich geschmunzelt haben. „Ehrlich gesagt, habe ich selbst es auch nicht
wirklich glauben können. Aber es bewahrheitete sich. Seitdem sind wir immer wieder erstaunt, wie gut sich die griechische AssýrtikoRebe mit dem Pinienharz verbindet“, lacht
Eléni. Man sieht ihr an, dass sie immer wieder
selbst von ihrer Retsína-Kreation fasziniert ist.
Keinesfalls ein minderwertiger Wein
Eléni weiß heute, dass der Retsína genauso
qualitativ hergestellt werden kann wie jeder
teure Weißwein auch. Aber den ersten Anreiz
dafür erhielt sie von einem deutschen Freund.
„Ich war vor ein paar Jahren in Deutschland.
Das war noch, bevor ich in Bordeaux Önologie zu studieren begann. Ein Freund, der in
einem Weingeschäft arbeitete, fragte mich
eines schönen Tages mit leicht ironischem
Unterton, wie wir Griechen es nur immer wieder schaffen, als einzige auf der Welt eine
eigene Weinsorte mit dem Markennamen
Retsína zu besitzen und ihn dennoch in einer
solch schlechten Qualität herzustellen“.
Das Neue bei den Kechrís war, dass sie nicht
die bis dato traditionell übliche Rodítis-Rebe
zur Retsína-Herstellung verwendeten, sondern die Assýrtiko-Rebe. Beide sind als typisch griechische Reben seit der Antike bekannt. Mit dem Retsína aus der AssýrtikoRebe konnte die Kechrís-Familie beweisen,
dass es durchaus verschiedene RetsínaTypen geben kann. Die „Träne der Pinie“
stellten die Kechrís auch mit einem etwas anderen Verfahren her.
Auf die Harzmenge kommt es an
Das Gesetz gibt nicht vor, welche Rebe man
zur Retsína-Herstellung verwendet, die Gewohnheit aber schon, erklärt Eleni. Vor allem
die Menge des Harzes ist für den RetsínaGeschmack wichtig. Für einen gelungenen
Retsína sind nicht mehr als 10 Milligramm
Harz erlaubt.
Das brachte die junge Winzerin auf eine Idee.
Sofort begann sie, mit ihrem Vater Stélios zu
experimentieren. Inzwischen wissen die
Kechrís, dass sie den Retsína-Wein revolutioniert haben. Sie kreierten mit der „Träne
der Pinie“ einen geschmacklich bisher einzigartigen Retsína, der inzwischen sämtliche
Goldenen Medaillen auf internationalen Weinmessen gewonnen hat. Als sie diesen
Die Kechrís fügen dem Wein während des
Gärungsprozesses nur zwei bis drei Milli
36
gramm zu. Man kann das Harz nicht nachträglich in den Wein geben. Nur während der
Gärung können sich die Aromen von Most
und Harz miteinander verbinden. Dass ausgerechnet die Kechrís den Retsína so gut auf
dem internationalen Markt etabliert haben,
kommt nicht von ungefähr. Eléni hat gemeinsam mit ihren beiden Schwestern bewusst
den Namen Kechrís genutzt, um sich zu vermarkten. Hilfreich mag dabei das kleine Wortspiel mit ihrem Namen gewesen sein.
650 Tonnen verkauft Kerchis pro Jahr
Der Name Kechrís verpflichtet
dabei stolz, dass ausgerechnet die Franzosen, die ursprünglich nichts, aber auch gar
nichts von Retsína wissen wollten, der „Träne
der Pinie“ den 1. Preis verliehen haben. Insgesamt konnte der Retsína von Eléni Kechrí
ganze 22 Preise gewinnen.
Kechribári, so hieß die erste Retsínasorte der
Kechrís. „Die Träne der Pinie“ wurde erst später erfunden. Kechribári bedeutet im Griechischen „Bernstein“. Im Volksmund verwendete
man dieses Wort meist nur im übertragenden
Sinn, wenn man vom Retsína sprach, weil
nämlich seine Farbe so golden aussehen
kann wie Bernstein. Es gibt sogar ein Liebeslied, dass eigens für den Retsína geschrieben
wurde. Gleichzeitig ist der Bernstein aber
auch ein versteinertes Harz, so dass es wie
die Faust aufs Auge für den Retsína der
Kechrís passte. Schließlich ist es ja das Harz
der Pinie, dass dem Retsína seinen einzigartigen Geschmack verleiht. Wer dann immer
noch seine Zweifel bezüglich Retsína hegt,
den lässt Eléni einen Schluck kosten und sagt
„Die ‚Träne’ hat uns den Weg für den griechischen Retsína geebnet“, erinnert sich Eléni
noch immer gerührt. Und vor Kurzem erst hat
auch Olivier Poussier, Sommelier du Monde
2000, den Retsína der Kechrís in einer sehr
bekannten Zeitschrift über alle Töne gelobt.
Er schrieb: „Vergessen Sie alles, was sie bisher vom Retsína gewusst haben. Sie können
die ‚Träne der Pinie’ kosten. Dieser Wein ist
so verführerisch, dass er sie sofort fesseln
wird. Denn er ist von antiker Schönheit“.
„Träne der Pinie“ in der Flasche
Das „Griechenland Journal“ – Ein Kind der Griechenland Zeitung!
Das deutschsprachige Magazin über Griechenland – das „Griechenland Journal“, Ausgabe Nr. 1,
herausgegeben von den Machern der Griechenland Zeitung! Infos auf www.griechenland.net
37
Die genussreichen Seiten Griechenlands
Von Rita Antenen im
Landbote, 21.5.2014
WATTENWIL. Nikos Hadzikalymnios liebt sein ursprüngliches Heimatland. In seiner
Wahlheimat vermittelt er mit speziellen Events griechische Lebensfreude.
Seit 33 Jahren ist die Schweiz das Zuhause
von Nikos Hadzikalymnios. Obwohl er in seiner Wahlheimat sehr gut integriert ist, bleibt
der stets gut gelaunte Grieche in seiner alten
Heimat verwurzelt. Geboren ist er auf der Insel Leros, die zur Inselgruppe der Südlichen
Sporaden gehört. Bis zu drei Mal pro Jahr
zieht es ihn und seine Familie zurück nach
Griechenland.
Nikos
Hadzikalymnios
schwärmt: «Ich mag das Meer, die Sonne, die
Fröhlichkeit, die Offenheit und die Gemütlichkeit der griechischen Landsleute.»
Nikos Hadzikalymnios und Emmanuela G. Paternianaki
Seit einiger Zeit bringt er zusammen mit seiner Frau Margreth Freunden und Bekannten
griechische Spezialitäten näher. Zum Beispiel
an Kochkursen oder mit Buffets an Anlässen.
Seit sieben Jahren lädt er jährlich zu einem
kulinarischen Event. Zahlreiche Gäste degustierten dieses Jahr wieder am Buffet die griechischen Spezialitäten, tunkten das Brot in
Olivenöl oder in die verschiedenen Honigsorten und philosophierten über den griechischen Wein.
logisch angebauten Trauben spezialisiert hat.
Das Unternehmen, das sie gemeinsam mit
ihrer Mutter und zwei Schwestern führt, setzt
alles daran, den Wein in völliger Harmonie mit
der Umwelt zu erzeugen. Die ausgebildete
Oenologin und Sommelière weilte zum ersten
Mal in der Schweiz: «Mir gefallen die Natur,
die hilfsbereiten, ehrlichen Menschen und ich
bin begeistert von der Alpenwelt.» Tief beeindruckt hat sie das Qualitätsdenken und die
Sauberkeit des Landes. Obwohl die Schweiz
für sie sehr teuer ist, plant sie, wiederzukommen und eine Zusammenarbeit mit Nikos
Hadzikalymnios anzustreben.
Mit Emmanuela G. Paterianaki durfte er einen
speziellen Gast begrüssen. Sie kommt aus
dem einzigen Familienunternehmen der Insel
Kreta, das sich seit 1988 auf die Produktion
von qualitativ hochwertigem Wein aus biolo-
www.nikos-import.ch / www.paterianakis.gr
Halloumi (Χαλλούμι)
Fred Wyss
Quellen: Wikipedia und andere
Halloumi, ein traditioneller Käse aus Zypern.
Er hat die besondere Eigenschaft, dass er
beim Erhitzen nicht schmilzt und eignet sich
deshalb auch zum Grillieren.
destens so wichtig wie das tägliche Brot. Er
entsteht aus einer Mischung von Schaf- oder
Ziegenmilch, manchmal auch Kuhmilch.
Der Käse ähnelt optisch dem Mozzarella, ist
aber fester und würziger. Anders als die meisten anderen Käse behält er seine Form bei,
wenn er erhitzt wird. Gebratener oder gegrillter Halloumi mit hausgemachten Pommes
frites gehört in vielen Gaststätten Zyperns zu
den Standardgerichten. Mit Spiegelei ist er
Bestandteil des zyprischen Frühstücks.
Halloumi wird auf Zypern seit über 2000 Jahren hergestellt, also seit zypriotische Hirten
ihre Schaf- und Ziegenherden auf der Sonneninsel im östlichen Mittelmeer hüten. Während Jahrhunderten wurde die rustikale Köstlichkeit an den Herdfeuern produziert und
noch heute ist Halloumi für die Zyprioten min38
In der Schweiz kriegt man Halloumi in vielen
griechischen Restaurants als Vorspeise. Kaufen kann man ihn, zumindest während der
Grillsaison, in grösseren Supermärkten (z.B.
Megastore von Coop), bei Aldi oder beim
Türken.
Die Zubereitung ist denkbar einfach: In knapp
1 cm dicke Scheiben schneiden und diese in
der Teflonpfanne oder auf dem Grill beidseitig
erhitzen, bis sich die Oberfläche goldgelb verfärbt. Mit einem Salatblatt und ein paar Tomaten- und Gurkenscheiben garnieren und
die Vorspeise ist fertig.
Geschnittener Halloumi mit dem typischen
Spalt in der Mitte
Übrigens, guter Halloumi sollte beim Essen
zwischen den Zähnen quietschen!
Ausgesprochen wird der Name des Käses
korrekt als Chalúmi (Χαλλούμι). Die verbreitete Schreibweise „Halloumi“ ist britischen
Ursprungs. Im Englischen gibts bekanntlich
kein „CH“, stattdessen wird ein H eingesetzt.
Aus dem gleichen Grund steht auf Landkarten
und Wegweiser z.B. oft Hania für Chania,
Halkidiki statt Chalkidiki ...
Gebratener Halloumi mit Beilage
Okra-Schoten - einfach eine Delikatesse
Im Juli / August ist Okraschotenzeit in Hellas.
Häufig trifft man auf die charakteristischen
Felder mit den langen Stängeln und den hellgelben Blüten. Die Schoten stehen aufrecht,
wie kleine Bleistiftstummel am Stamm. Eine
schöne Pflanze!
Okraschoten - in Griechenland Bámjes genannt, gibt es leider nur in wenigen Restaurants. Wie alle traditionellen griechischen Ge-
Wilfried Jakisch
www.argolis.de
richte machen sie nämlich etwas Arbeit, aber
weniger als gedacht. Zuerst schneidet man
nur die trockenen Enden der Stiele ab. In
manchen Rezepten wird geschrieben, dass
39
und Knoblauch angebraten wurden. Dann die
Schoten ruhig etwas anbräunen lassen. Tomaten zugeben, noch zehn Minuten brutzeln,
fertig!
Nicht zu lange braten! In anderen Rezepten
gibt man noch Karotten oder Petersilie hinzu Kreativität kennt keine Grenzen.
man die Okras brühen oder blanchieren solle.
Das ist eigentlich Quatsch. Es soll lediglich
dazu dienen, die etwas schleimigen Früchte
zu säubern. Es reicht, wenn man sie kurz in
Essigwasser abwäscht. Dann gibt man sie in
die Pfanne, in der zuvor reichlich Zwiebeln
Φιλόγελως: ich lache gern
Übersetzt von
Christine Müller-Tragin
Auch in der Antike hat man gern gelacht und Witze über verschiedene Gruppen der Gesellschaft erzählt. Zum Glück ist uns eine Sammlung von Witzen auf Altgriechisch geblieben. Sie
heisst „ Φιλόγελως“ und ist ca. 450 n. Chr. Geb. datiert. Im Visier sind Intellektuelle, Geizhälse,
Ärzte und andere…
Kann man heutzutage noch über dasselbe lachen? Lesen Sie selber:
 Ein Intellektueller, ein Kahlköpfiger und ein Coiffeur, die zusammen durch eine abgelegene Landschaft reisen, einigen sich darüber, nacheinander vier Stunden wach zu
bleiben, um ihr Lager zu bewachen. Als der Coiffeur an der Reihe ist, will er dem Intellektuellen eine Freude machen und rasiert ihn während dem Schlaf. Als seine Stunden
vorbei sind, weckt er ihn auf. Der Intellektuelle kratzt sich schlafsturm am Kopf und sagt,
als er merkt, dass dieser haarlos ist: „ Scheisse, der Coiffeur hat sich geirrt und hat statt
mir den Kahlköpfigen geweckt“.
 Ein Geizhals, der sein Testament macht, setzte sich selber als Erbe ein.
 Ein mühsamer, einäugiger Arzt fragt einen Kranken: „Wie geht es dir?“ Dieser erwidert:
„Wie du siehst“. Worauf der Arzt sagt: „Wenn es dir aber so ergeht wie ich sehe, dann ist
die Hälfte von dir gestorben“.
 Ein Intellektueller, der schwimmen wollte, ertrank fast. Er schwor dann, nie mehr Wasser
zu berühren, bevor er schwimmen gelernt hat.
Quelle: https://www.hs-augsburg.de/~harsch/graeca/Auctores/g_alpha.html
Übersetzt von: Christine Müller-Tragin
40
Eine Begegnung der anderen Art
Fred Wyss
Juli 2014
Die zwei untenstehenden, zufällig am gleichen Tag veröffentlichten und gut zusammenpassenden Pressemeldungen erinnerten mich an einen Episode vor zwei Jahren:
... zu faul, zu doof! Nichts können die Griechen,
keinen Flughafen ordentlich betreiben, nicht mal eine simple Kasse bedienen, nichts, nichts!!“
So der nette Herr aus Berlin hinter mir, als es an der
Kasse des Taxfree-Shops auf dem Flughafen Kos wegen einer Störung zu einer Stockung kommt.
Als er Luft holt, um mit seiner Tirade fortzufahren, unterbreche ich ihn: „Entschuldigung, eine Frage: Haben
Sie schon mal den Flughafen in Athen gesehen? Das ist
ein toller Flughafen und der funktioniert einwandfrei. Und
wissen Sie was das Beste ist daran? Der neue Athener
Flughafen, der wurde seinerzeit pünktlich auf die olympischen Spiele 2004 hin eröffnet.
Wie ist das genau, mit Ihrem Hauptstadtflughafen in
Berlin?“
Verdutzt schaut er mich an, holt tief Luft – da legt ihm die
Dame hinter ihm (offensichtlich seine Frau) die Hand auf
die Schulter: „Jetzt schweig! Genug! Du bist nur noch
peinlich und nervst alle schon die ganze Woche“!
Griechisches Verkehrschild: klar, eindeutig
Er schweigt.
Athener Flughafen zu einem der besten
Europas gekürt (Griechenland Zeitung, 25.6.2014)
Berliner Großflughafen: Eröffnung in 2016
soll "akut gefährdet" sein (Reuters,25.6.2014)
Der
Internationale
Athener
Flughafen
„Eleftherios Venizelos“ wurde vom Dachverband der Flughafenbetreiber, Airports Council
International (ACI), für 2014 zum besten europäischen Flughafen mit einem Jahresaufkommen von 10 bis 25 Millionen Passagieren
gekürt. Die Entscheidung wurde am letzten
Mittwoch beim Galadiner auf der Jahrestagung der Europasektion von ACI in Frankfurt
bekannt gegeben. Athen habe diese Auszeichnung wegen seiner hohen Wirtschaftsleistung in einem sehr herausfordernden Umfeld und wegen der ausgezeichneten Arbeit
bei der Neuentwicklung seiner Verkehrsbasis
bei gleichzeitigem Fokus auf einem hochqualitativen Service verdient, hieß es in einer Ankündigung des Verbandes. Ebenfalls ausgezeichnet wurden u. a. auch der London City
Airport und der Flughafen Stuttgart. (GZak)
Berlin - 2012, 2013, 2014, 2015 - kippt jetzt
auch 2016? Die Eröffnung des neuen Berliner
Großflughafens könnte sich noch weiter verzögern. Ein hochrangiger Mitarbeiter der
Flughafengesellschaft, der Architekt und Baufachmann Harald Siegle, habe in einem Brief
an mehrere Aufsichtsräte geschrieben, dass
eine Inbetriebnahme für das Jahr 2016 "akut
gefährdet" sei, berichtet die "Süddeutsche
Zeitung".
Der neue Berliner Flughafen sollte eigentlich
im Juni 2012 eröffnet werden. Wegen technischer Probleme wurde dieser Termin wie später auch noch weitere gekippt. Mehdorn hatte
zuletzt einen Start erst 2016 nicht mehr ausgeschlossen. Die Kosten werden inzwischen
auf mehr als fünf Milliarden Euro taxiert, ursprünglich waren rund zwei Milliarden angesetzt.
41
Kurzmeldungen aus der Presse
Neuer Kreta-Flughafen vor Ausschreibung
Griechenland Zeitung, 26.03.2014
Der Bau des neuen internationalen Flughafens von Heraklion auf Kreta soll in Kürze
ausgelobt werden. Das kündigte Infrastrukturminister Michalis Chryssochoidis am letzten Mittwoch auf einem Kongress des griechischen Exporteurverbandes an. „In spätestens
zwei Wochen werden wir das Projekt des
neuen Flughafens in Kastelli ausgeschrieben
haben“, sagte Chryssochoidis.
Der Flughafen soll den bisherigen Airport „Nikos Kazantzakis“ in der Stadt Heraklion ablösen, der aus den 1970er Jahren stammt und
den Ansprüchen des kretischen Tourismus
längst nicht mehr gewachsen ist. Er soll im
Binnenland auf der Hochebene von Kastelli
entstehen, wo es bereits seit den 1940er Jahren einen Militärflughafen gibt. Der Flughafen
wird näher an der Ferienhochburg Chersonissos liegen als an der Stadt Heraklion.
Zugleich soll er für die Frühgemüseerzeuger
im Raum Ieraptera und in der zentralkretischen Messara-Ebene besser erreichbar sein
als der bisherige Flughafen. Nach Informationen der kretischen Zeitung „Patris“ soll das
Projekt 700 bis 800 Millionen Euro kosten und
gegen die Überlassung für 35 Jahre unter
Beteiligung privater Investoren gebaut werden, wie schon der Flughafen von Athen zur
Jahrhundertwende. (GZak, 26.3.2014)
artige Landschaft ausmacht und die Griechenland von der Türkei, Italien, Spanien und
anderen Mittelmeerländern unterscheidet. ...
Wenn die Urlaubsorte alle homogenisiert werden, wenn man nicht mehr unterscheiden
kann, ob man sich an einer Küste in Griechenland oder in Spanien befindet, wird das
Erlebnis des Besuchers nicht mehr die gleiche Qualität haben. … Möglicherweise werden wir All-Inclusive-Urlauber anziehen, die
im Hotel bleiben. … Die TourismusEinnahmen werden vielleicht steigen. Aber
was wird längerfristig passieren?"
Wer wurde hier begraben? Wichtiger Fund
der Archäologen in Griechenland
(Griechenland Zeitung 13.8.2014)
Premierminister Antonis Samaras besuchte
am Dienstag Amphipoli, Präfektur Serres, wo
Archäologen ein antikes, makedonisches
Grab gefunden haben. Es handelt sich um
eines der größten seiner Art, die je gefunden
wurden und umgeben sind von einer ungewöhnlich langen Schutzmauer von rund 500
Metern. Archäologen datieren das Grab auf
das letzte Viertel des vierten Jahrhunderts v.
Chr. und vermuten, dass es sich um das Grab
eines der Generäle Alexanders des Großen
handeln könnte. Der General Kassandros und
der Admiral Nearchos sind mögliche Kandidaten, wie auch Alexanders ermordete Ehefrau
Roxanne. Die Archäologen sind noch nicht
bis zur Grabkammer vorgedrungen. Sie sind
aber zuversichtlich, dass sie intakt ist und
nicht von Grabräubern geplündert wurde. „Ich
bin mir sicher, dass wir vor einem außerordentlich wichtigen Fund stehen", sagte Samaras vor Ort und fügte hinzu: „Noch einige
Griechenlands Strände nicht verramschen
Eleftherotypia, 29. 7. 2014
Nach monatelangem Widerstand der Bevölkerung hat die griechische Regierung einen
Gesetzentwurf zur Privatisierung der Strände
zurückgezogen, der eine Bebauung der Küste
deutlich erleichtert hätte, und will diesen nun
überarbeiten. Schriftstellerin Eleni Svoronou
teilt in der linksliberalen Eleftherotypia die Befürchtungen, dass das Land durch die Initiative Schaden nimmt: "Es ist die Kombination
aus sauberen Stränden, traditionellen Dörfern, Wäldern, einer großen Artenvielfalt und
archäologischen Stätten, die unsere einzig42
Tage Geduld!" Archäologische Funde in Makedonien haben für die griechische Regierung
auch politische Bedeutung: Sie werden als
Trumpf angesehen im Streit Athens mit der
ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien (FYROM) über das historische und
kulturelle Erbe des antiken makedonischen
Reiches. „Die Erde Makedoniens bewegt und
überrascht uns weiter, einzigartige Schätze
enthüllend, aus denen sich das Mosaik unserer griechischen Geschichte zusammensetzt",
sagte Samaras. (GZ/dc)
Behra wird die nächsten zwei Monate auf einer anderen Mission in Mexiko sein. Vor seiner Abreise gab er seinen griechischen Kollegen noch einmal hilfreiche Tipps zur besseren
Konstruktion der Käfigfallen und zu den Ködern und versprach, nach seiner MexikoMission wieder nach Kreta zu kommen, sollte
die widerspenstige Echse noch frei im Stausee herumschwimmen.
In den Vortagen hatte Behra, der am Montag
letzter Woche auf Kreta eingetroffen war,
dreimal versucht, das Krokodil einzufangen.
Er sei dazu mit einem kleinen Boot nachts auf
den See ausgefahren, bewaffnet nur mit einer
Taschenlampe, einer Stange und einem Lasso, wie die Inselmedien berichteten. Zuvor
hätte Behra um absolute Stille und Dunkelheit
gebeten. Mit Hilfe der Taschenlampe habe er
die im Dunkeln wie Katzenaugen funkelnden
Augen des Krokodils orten und dieses dann
blenden wollen, um es mit dem Lasso einzufangen. Allein, der schlaue „Sifis“ ließ sich gar
nicht erst blicken. (GZak)
Izmir: griechischer Gottesdienst nach 92
Jahren
(Griechenland Zeitung, 27.08.2014)
Mehr als neun Jahrzehnte nach der „Kleinasiatischen Katastrophe“ (1922) und der Zerstörung der westanatolischen Hafenstadt Smyrna (heute Izmir) durch türkische Truppen
wurde die einzige erhaltene griechischorthodoxe Kirche der Stadt am 17. August
wieder eingeweiht. Die Kirche ist dem heiligen
Boukolos geweiht, dem christlichen Schutzpatron der Stadt. Nach der Vertreibung der
griechischen Mehrheitsbevölkerung 19221923 diente sie als Lagerraum, als Museum
und als Konzerthalle, bevor die Stadtverwaltung von Izmir ihre Restaurierung beschloss.
Versteinerter Wald auf Lesbos soll Welterbe werden
(Griechenland Zeitung, 3.9.2014)
Der versteinerte Wald von Sigri auf der Insel
Lesbos wird sich um einen Platz auf der
UNESCO-Liste des Weltkulturerbes bemühen. Der Direktor des dortigen Naturkundemuseums, Nikos Zouros, stellte die Bewerbung am Donnerstag der Öffentlichkeit vor.
Der versteinerte Wald von Lesbos entstand
vor ungefähr 20 Millionen Jahren, als Vulkanasche den damals dort bestehenden Wald
unter sich begrub. Durch die Erosion wurden
die versteinerten Baumstämme im Laufe der
Jahrtausende teilweise wieder freigelegt. Erste Erwähnung findet der Wald durch Reisende im 19. Jahrhundert. Seit 1985 steht er als
Naturdenkmal unter Schutz. Das zugehörige
Museum wurde 1994 gegründet. Griechenland hat momentan 17 Monumente auf der
Welterbeliste der UNESCO, die überwiegend
auf der Liste des Weltkulturerbes stehen. Darunter sind die Athener Akropolis, die Meteora-Klöster, das antike Olympia und die makedonischen Königsgräber von Vergina. (GZak)
Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges war
Smyrna eine kosmopolitische Stadt. Ungefähr
zwei Drittel der Bewohner waren Griechen.
Zu den bekanntesten Söhnen der Stadt zählten der Tankerkönig Aristoteles Onassis und
der Literaturnobelpreisträger Jorgos Seferis.
Heute gibt es eine kleine griechischorthodoxe Gemeinde in Izmir, die auf ein
dauerhaftes Nutzungsrecht an der neu geweihten Kirche hofft. (GZak)
Krokodil auf Kreta immer noch frei
(Griechenland Zeitung, 3.9.2014)
Das Krokodil „Sifis“, das im Stausee Limni
Potamon nahe Rethymnon auf Kreta lebt, ist
immer noch in freier Wildbahn. Am Freitag
reiste auch der international renommierte
Krokodilexperte Olivier Behra unverrichteter
Dinge von der Mittelmeerinsel ab – nach drei
fruchtlosen Versuchen, „Sifis“ einzufangen.
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Interessante Veranstaltungen
Aktuelle Infos jederzeit auf http://www.hellasfreunde.ch/Aktuelle_Termine.html
Mittwoch 22. Oktober, 19:30 Uhr in Ostermundigen
Hellasfreunde Bern
Tell-Saal, Bernstrasse 101, 3072 Ostermundigen
Griechenland im Ersten Weltkrieg – Historische Lehren 100 Jahre danach.
Pavlos Tzermias, der bekannte griechisch-schweizerische Historiker, Journalist und Neogräzist, klärt uns auf, was während des Krieges in Griechenland geschah.
Weitere Infos auf: www.hellasfreunde.ch
Eintritt frei
Freitag, 24. und Samstag 25. Oktober in Kallnach
Gasthof Weises Kreuz, 3283 Kallnach
Griechischer Abend mit Live Musik und grossem Buffet von Gastkoch Giorgos
Preis Fr. 46.-, Kinder bis 14 Jahre Fr. 20.-. Reservation erwünscht: 032 392 14 03
Samstag, 8. November 2014, 19.30 Uhr In Basel
Skulpturhalle, Mittlere Strasse 17, Basel.
Originale und digitale Technologien im Akropolis-Museum
Vortrag auf Deutsch von Prof. Dr. Dimitris Pantermalis, Direktor des Akropolis Museums,
Athen. Weiter Infos auf www.kulturverein-griechenland.ch/
Montag, 10. November in Bern
Originale und digitale Technologien im Akropolis-Museum
Details, Ort und Zeit zu gegebener Zeit auf www.dia-logos.ch
Mittwoch 12. November, 19:30 Uhr in Ostermundigen
Hellasfreunde Bern
Tell-Saal, Bernstrasse 101, 3072 Ostermundigen
Ikaria - leben und tanzen auf einer griechischen Insel
Ursula Kastanias lebt seit 30 Jahren auf Ikaria. Sie wird uns über das Leben auf dieser Insel
erzählen. Im zweiten Teil kommen die lebendige Tanztradition Ikarias und die Bedeutung der
berühmten Panigyria/Tanzfeste zur Sprache.
Weitere Infos auf: www.hellasfreunde.ch
Eintritt frei
Mittwoch 3. Dezember, 19:30 Uhr in Ostermundigen
Hellasfreunde Bern
Tell-Saal, Bernstrasse 101, 3072 Ostermundigen
Bevölkerungsaustausch- als Griechen und Türken ihre Heimat verloren
Jannis Zinniker hat betroffene griechische und türkische Familien besucht. Tragödien, aber auch wunderbare Zeugnissen der Mitmenschlichkeit, an die sich diese
Familien noch erinnern, geben dieser dunklen Zeit ein menschliches Gesicht.
Weitere Infos auf: www.hellasfreunde.ch
Eintritt frei
Redaktionsschluss für das nächste Bulletin ist am 15. November 2014.
Beiträge werden bereits gesucht und ab sofort gerne entgegen genommen.
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