Erfahrungsbericht Auslandsstudium

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Erfahrungsbericht Auslandsstudium
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
ERASMUS Erfahrungsbericht 2012/13
Persönliche Angaben
Name, Vorname:
Friedrich, Marcus
Studiengang an der FAU:
International Business Studies
E-Mail:
[email protected]
Gastuniversität:
Universidad de Las Palmas de Gran Canaria - FEET
Gastland:
Studiengang
an
Gastuniversität:
Aufenthaltszeitraum
(WS, SS oder Jahr):
Spanien
der
Dirección de Empresas Internacionales
WS 2012/13
1. Vorbereitung
Der International Day an der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg kam und die 3.-IBSSemestler hatten die Möglichkeit, sich über verschiedene Studienprogramme und /-angebote
im Rahmen ihres Pflicht-Auslandssemesters zu informieren. Ich persönlich hörte mir lediglich
1 Präsentation an, da mir seit längerem klar war, dass ich in ein spanisch-sprachiges Land
gehen möchte. Dort bekamen wir eine Liste, in meinem Fall aufgelistet Spanien und
Südamerika mit zig verschiedenen Städten und deren Unis, alle Partnerunis unserer
Hochschule. Ich fand etwas Interessantes auf der Liste, 1 freier Platz, da dachte ich da
probiere ich einfach mal mein Glück. Nachdem ich meine Bewerbungsunterlagen verschickt
und bereits begonnen habe, ein wenig an meinen doch ganz schön verstaubten SpanischKenntnissen zu feilen, bekam ich relativ schnell eine Antwort des Lehrstuhl von Herrn Dr.
Bernecker. Auswahlgespräch. Was kann ich vorbereiten? Ein wenig Geschichte, ein bisschen
Präsentation der eigenen Person und hier und da ein wenig… Perfekt, ich sollte nur ein wenig
über mich erzählen. So setzte ich mich letzten Endes gegen 2 Mitbewerber durch und bekam
meine Bestätigung: Zusage für einen Studienplatz im Wintersemester 12/13 an der
Universidad de Las Palmas de Gran Canaria. Die Vorfreude stieg von Tag zu Tag, bald sollte
es los gehen. Und ich verrate es im Voraus: Es war die bisher beste Zeit meines Lebens.
2. Anreise
Die Koffer waren gepackt, die Familie bereit mit mir die Reise nach Gran Canaria anzutreten.
Ende August, eine Woche vor der so genannten Welcome Week der Uni, ein wenig die Stadt
anschauen, den Strand einliegen und hier und da ein paar schöne Plätzchen zum Essen
suchen. Auf jeden Fall auch eine Empfehlung meinerseits, ein wenig eher anzureisen, da für
Inselorientierung und Besichtigung in der Welcome Week kaum Zeit sein wird. Flüge sind
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relativ günstig bei RyanAir oder Condor zu bekommen. Vom Flughafen nach Las Palmas fährt
dann die Linie 327, wenn ihr euch ein Taxi nehmt müsst ihr zwischen 30 und 35 Euro nach
Las Palmas einrechnen. Nicht zu empfehlen!
3. Unterkunft
Wohnungssuche: Die Uni wird euch ein paar Seiten zeigen, wo ihr suchen könnt. Ich
empfehle euch pisocompartido.com oder einfach durch die Straßen laufen, es gibt so viele
Häuser mit Anzeigen „Se alquila“ (zu vermieten). Traut euch! Und sucht euch wirklich eine
Wohnung in der Nähe des Las Canteras Strandes wenn ihr etwas vom Studentenleben
mitbekommen wollt, in Tafira gibt es quasi gar nichts außer die Uni und ein paar Häuser.
4. Studium an der Gastuniversität
Die Welcome Week: Die Uni lässt sich ein durchaus kreatives Programm für die eintrudelnden
ERASMUS-Studenten einfallen und versucht innerhalb von 5 Tagen den Studenten den
Einstieg so gut es geht zu erleichtern. Gelingt durchaus, vor allem da diese Woche die
optimale Gelegenheit ist, erste Kontakte zu knüpfen, ich persönlich lernte dort 20-25 Leute
kennen, mit denen ich bis zum Ende meines Aufenthalts viel unternommen habe. Barbecue,
Dinner, Wanderungen, Boat Party. All dies war geboten. Ein einmaliges Erlebnis mit Party auf
einem Katamaran inklusive kostenloser Getränke als i-Tüpfelchen. Das Programm ist meist
vormittags, nachmittags haben die Studenten dann Zeit für Wohnungssuche, Handyverträge
schließen oder einfach nur die neue Heimat genießen. Auch in der Uni geht jetzt der
Papierkrieg los und ihr seid die Soldaten an der Front: Rüstet euch!
Zum Papierkrieg: Denkt zuhause daran, euch alle Unterlagen mitzunehmen, die Hilfe die ihr
vor Ort zunächst erhalten werdet leidet enorm unter der leichten Überforderung der
Zuständigen. Alle geben ihr Bestes, aber ihr solltet euch selbst kümmern. Certificate of Arrival
abgeben,
registrieren,
Learning
Agreement
ändern/abgeben,
Bescheinigungen
für
Busfahrkarte und Reisevergünstigungen holen… Vor allem die aufgezählten Punkte sind zu
beachten.
Zur Kurswahl: Mein Tipp zum Learning Agreement: Hier kommt eigentlich das Wichtigste.
Also aufgepasst. Schaut euch so viele Kurse wie es geht in den ersten 2-3 Wochen an, ihr
könnt euer Learning Agreement eine gewisse Zeit (ca. 2 Wochen) problemlos ändern. Macht
das wirklich, sonst könnt ihr ganz böse hereinfallen. Zum Bus: Linie 25, Guagua Municipal, El
Rincón-Campus Universitario. Es prägt sich ein. Von der Straße Mesa y Lopez im Zentrum
von Las Palmas, wo übrigens circa 90% aller ERASMUS-Studenten ihre Wohnungen haben,
sind das 40-45 Minuten teilweise quälende und nervenaufreibende Busfahrt. Aber ok, besser
als laufen ist es allemal, zumal der Campus von Tafira, der vor allem für die Wirtschafts- und
Tourismusstudenten unter uns die Hauptrolle spielen wird außerhalb des Zentrums auf einem
Berg liegt. Holt euch gleich an den ersten Tagen bei irgendeinem der 100000 Kioske einen
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„Bono de Guagua“, sprich 10 Fahrten für 7,50€ statt 1,30€ für eine Einzelfahrt.
Schülermonatskarte wäre eine Alternative für die fleißigen Studenten die es ja noch geben
soll. Ich habe sie mir geholt! ;-)
5. Betreuung an der Gastuniversität
Die Uni zerfällt in verschiedene Fakultätsgebäude, wovon sich einige im Stadtzentrum und
andere außerhalb befinden. Alle sind mit dem gut ausgebauten Busnetz leicht und relativ
schnell zu erreichen. Die Kurse sind zu 99% auf Spanisch, sowohl Kurs als auch Prüfungen.
Das Flair ist ein komplett anderes als wir es hier kennen: Zusammen mit circa 20-25 Canarios
in einem kleinen Klassenzimmer sitzend und dem nuschelnden kanarischen Dialekt der
Professoren lauschend, der teilweise klingt als hätten sie sich an ihrer Mittagssuppe die
Zunge verbrannt. Ich möchte damit niemanden beleidigen, ich möchte nur möglichst
nachvollziehbar das Gefühl beschreiben, das sich in einem breit macht, wenn man den ersten
Monat in der Uni sitzt und rein gar nichts versteht. Dickes Minus hier an die Organisation der
Uni, ihr könnt erst nach eurer Immatrikulation auf die Online-Unterlagen der Kurse zugreifen,
welche ihr ja aber erst später bekommt, wenn ihr eure Kurse endgültig gewählt habt. Von
daher ein weiterer Tipp: Seid nicht schüchtern, quatscht mit euren spanischen Mitschülern
oder den Profs und lasst euch das Zeug per Mail schicken. Sonst hinkt ihr von Anfang an
hinterher. Aber keine Sorge, ihr werdet ab dem ersten Monat Stunde für Stunde merken, dass
ihr immer mehr versteht und so werden die spanischen Abschlussklausuren auch kein
größeres Problem darstellen, da sich die Profs gegenüber der ERASMUS-Studenten in
diesem Falle relativ kulant zeigen und euch zwischen 15 und 20 Minuten Extra-Zeit
einräumen.
6. Sprachkurse an der Gastuniversität
Auch hier möchte ich ehrlich sein: Der von der Universität angebotene Sprachkurs
(Einstufungstest im Rahmen der Welcome Week) ist eine schöne Idee, ich persönlich war
jedoch genau dreimal dort. Man lernt einfach nicht wirklich das, was man braucht, um auf
Gran Canaria den Alltag richtig zu leben. Klar ist es sinnvoll, Grammatikkenntnisse zu
fundieren und Verbformen zu lernen, allerdings werden viele interessante und anwendbare
Dinge, die man dort zum Leben einfach braucht übergangen. Für mich war es unter
Betrachtung dieser Aspekte wenig sinnvoll den Kurs nach dem dritten Mal weiter zu
besuchen. Ich habe lieber den Dialog mit Einheimischen oder spanischen Studenten gesucht.
Und bin der Meinung, dass ich so meine Spanischkenntnisse deutlich besser, schneller und
sinnvoller verbessern konnte als die meisten Besucher meines B2-Kurses.
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7. Ausstattung der Gastuniversität
Die Fakultät in Tafira (und soweit ich das überblicken konnte auch alle anderen Fakultäten) ist
recht modern und schön eingerichtet. Die Bibliothek ist frei begehbar, Computerräume gibt es
ebenfalls einige. In Tafira gibt es den so genannten „Búnker“, wo auch kopiert und gedruckt
werden kann. Das International Office befindet sich ebenfalls in Tafira. Die Kantinen und
Cafeterien
bieten
den
Schülern
ausgewogene
Kost
und
Schülermenüs
zu
sehr
erschwinglichen Preisen an. So erhält man beispielsweise ein Hähnchensandwich mit Käse +
Getränk + Pommes für 3,50€. Unschlagbar!
8. Alltag & Freizeit
Das Essen ist gut, sehr vielfältig und vor allem für Fischliebhaber ein Genuss. Am Wörtchen
„Bocadillo“ wird man als Student auch nicht vorbeikommen, an jeder Ecke sind solche
Sandwichs erhältlich in allen denkbaren Variationen und für kleines Geld. Die Preise sind
vergleichbar mit denen in Deutschland hinsichtlich Nahrungsmittel, Tabakwaren, Alkohol, Sprit
und alles wo es sonst in Deutschland noch so staatliche Steuern gibt ist günstig. So zahlt man
beim Weggehen für 1l (!) Rum-Cola 3,50€ in manchen Clubs. Donnerstag ist ganz Las
Palmas auf den Straßen von Triana bzw. Vegueta versammelt, wo das traditionelle TapasEssen stattfindet. Tapas sind kleine Snacks, die plus Bier für 2€ in einer Vielzahl kleinerer
Pubs und Bars im Altstadtviertel zu haben sind. Ein Erlebnis wert. Am Wochenende tümmelt
sich die Jugend im Süden des Las Canteras Strandes am Plaza de la Musica, wo oft LiveEvents oder einfach Disko-Area ist. Es gibt viele Supermärkte, der günstigste wohl SuperDino,
die mit der größten Produktvielfalt Corte Inglés oder Carrefour. Shopping-Center gibt es auch
einige. Kümmert euch ebenfalls vor eurer Abreise um eine Kredit-Karte, um in Las Palmas
kostenlos Geld abheben zu können. Ein gern vergessener Punkt. Zum Sport: Surfen,
Bodyboarden, Longboarden, Skaten, Basketball, Fußball, Beach Soccer, Beach Tennis,
Standup-Paddle, Kanu fahren, Tauchen… Mir geht die Luft langsam aus. Eine wahnsinnig
sportlerfreundliche Insel, das sieht man an jedem Teil der 3km langen Strandpromenade des
Las Canteras alleine an den Körpern der Einwohner. Immer Sonne, immer gute Wellen,
einfach perfekt. Und zur Fiesta: Ok, das stressige Studieren erfordert eben manchmal kreative
Pausen. Camelleon, Tresxuno, und dann Heineken/Platinum/Infinity/Fortuni oder Kube…so
hießen meist die üblichen Abendstationen von Dienstag bis Samstag. Alle im Bereich Las
Canteras. Zum Thema Handyverträge: YOIGO. Ich selber habe mir am Flughafen eine
Vodafone-Karte andrehen lassen. Mist. Zwei Wochen später bin ich, wie 99% der ERASMUSLeute auf YOIGO umgestiegen. SMS 9Ct, Telefonieren nicht teuer und optional 500mb
mobiles Internet für 8€ im Monat. Gute Sache.
9. Fazit
4
Mich persönlich hat das Auslandssemester auf Gran Canaria enorm geprägt. Soziale
Kontakte zu knüpfen, auf Leute zuzugehen, all das lernt man wenn man sich nicht allzu
ablehnend gegenüber einer gewissen Extrovertiertheit verhält. Ich hatte sehr viel Angst, ob ich
jemals mein Spanisch so verbessern könnte, dass ich auch nur eine von vier Prüfungen
bestehen würde. Doch ich habe es geschafft. Mein Spanisch würde ich nun als fast fließend
bezeichnen, das hätte ich anfangs nie erwartet. Doch auch die lange Zeit die ich dort mit
einem Spanier verbracht habe, hat genau das enorm vorangebracht. Die Prüfungen waren
letzten Endes ok, wobei die Professoren teilweise Punkte für Grammatikfehler abgezogen
haben, was meiner Meinung nach nicht ganz den ERASMUS-Maßstäben entsprechen sollte.
Aber gut, Frau Merkel will ja schließlich „nichts“ zahlen. (Kein politischer Hintergrund, jedoch
eine Aussage, der man bei der verbalen Konversation mit den Einheimischen nicht aus dem
Weg gehen können wird.). Aber auch das ist auszuhalten. Die homogene Einheit, einer
national völlig heterogenen Studentenwelt die sich nach wenigen Wochen bildet ist eines der
fantastischsten Dinge, dich ich bis jetzt in meinem Leben miterleben durfte. Ich erzähle den
Leuten immer wieder von einem Moment, an den ich mich mein Leben lang erinnern werde.
Ein Pole, ein Franzose, ein Italiener, ein Spanier und ich sitzen zusammen in der Wohnung
eines der Jungs, und wir spielen FIFA gegeneinander auf der Playstation. Nationale Grenzen?
No existen!!! Gracias Las Palmas.
10. Wichtige Ansprechpartner und Links
www.ulpgc.es
Website der Universität
www.feet.ulpgc.es
Website der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät
www.guaguas.com
Website des Busnetzes
Ansprechpartner:
Kontaktiert mich wenn ihr mehr wissen wollt. 
Datum:
Unterschrift:
06.03.2013
Marcus Friedrich
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