Stuttgart, den 09.08.2011 Valencia, Erasmus, Sommersemester
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Stuttgart, den 09.08.2011 Valencia, Erasmus, Sommersemester
Stuttgart, den 09.08.2011 Valencia, Erasmus, Sommersemester 2011. Ein Bericht von Marek Kolendo. Meine Wahl fiel auf Valencia anfangs nur weil es am Meer lag. Es stellte sich heraus, dass es ein Glücksgriff war. Als Vorbereitung hatte ich nicht sonderlich viel getan. Einige emails und Bescheinigungen ans Institut für Werkzeugmaschinen geschickt, persönliche Daten, über ein Online-Formular an der Politécnica de Valencia, eingetragen sowie Fächer die ich dort hören möchte ausgesucht. Letzteres ist nicht besonders wichtig, da man vor Ort alles nochmal auswählen muss und sich in meinem Fall jedes vorher ausgewähltes Fach geändert hat. Die Beratung an meinem Institut in Spanien war sehr gut und auf englisch, was wichtig war, da ich zuvor in Deutschland lediglich einen A1 Sprachkurs an der Universität gemacht hatte und man danach Studienangelegenheiten oder ähnliches nicht auf spanisch geregelt kriegt. Insgesamt verlief alles sehr intuitiv und gut organisiert durch beide Universitäten. Mein Flug ging von Stuttgart aus mit German Wings. Ryan Air ist um einiges billiger, aber die fliegen nur von Memmingen aus. Kurz vor Abflug hatte ich mir noch eine Jugendherberge (purple nest hostel) für 3 Übernachtungen gebucht. Die Jugendherberge ist zu empfehlen. Ich hatte also vorher keine Wohnung von Deutschland aus gesucht. Es ist auch nicht notwendig. Das Wohnungsangebot zum Semesteranfang ist riesig. Man hat also die Wahl. Man sollte es trotzdem ernst nehmen. Ich habe die Erfahrung gemacht, sowie auch bei Freunden gesehen, dass Mitbewohner und Lage der Wohnung den Erasmusaufenthalt entscheidend beeinflussen. Sucht euch eine spanische WG. Dabei sind die offensichtlichen Faktoren nicht mal entscheidend. Es ist klar dass man schneller spanisch lernt, Insiderinformationen erhält und sich dann schneller zurechtfindet. Das beste jedoch ist, dass man durch die offene und warmherzige Art der Südländer eine riesige Chance bekommt sich in kurzer Zeit zu integrieren. Es ist möglich in einem halben Jahr die Spanier wirklich zu verstehen und Freunde zu finden, trotz Sprachbarriere, die man nicht unterschätzen darf. Man muss es schon auch wollen und in Kauf nehmen am Anfang in einer Runde zu sitzen und nichts zu verstehen und dann eben auch nichts zu sagen. Die Bemühung alleine zählt und wird auch belohnt. Valencia ist als Stadt besonders weil ihre Viertel eigene Geschichten haben und sich das klar in den Leuten, die diese bewohnen und den Häusern die dort stehen, äußert. Benimaclet, früher ein Dorf. Tolle Gegend mit vielen Bars, schönen kleinen Häusern und coolen Läden. Hier wohnen vor allem einheimische Studenten. Cabanal, früher ein Fischerdorf. Ist direkt am Meer. Lange einstöckige Häuserreihen mit schönem Baustil. In bestimmten Teilen wohnen hauptsächlich Zigeuner. Diese sollte man meiden. Viele Studenten die auch politisch engagiert sind und für ihr Viertel kämpfen und tanzen. Wer ein bißchen Revolution und viele bunte Leute kennenlernen will ist hier gut aufgehoben. Das Zentrum in Valencia ist das Carmen. Sehr schöne Gegend mit vielen kleinen Gassen und interessanten Bars und Clubs. Ist aber auch touristischer und teurer als die beiden anderen Gegenden. Zuletzt bleibt noch Rusafa zu empfehlen. Bei Erasmusstudenten weitgehend unbekannt, da es ein bißchen versteckt liegt. Hier merkt man von den schönen Gegenden am meisten dass man in einer Stadt wohnt. Die Häuser sind größer und die Straßen breiter. Das Viertel versprüht aber viel Charme und hat viele wieder schön hergerichtete Wohnhäuser im Altbaustil mit hohen Decken und großen Fenstern sowie gemütliche Bars und Plätze zum draußen sitzen. Als Information noch: Die meisten Erasmusleute wohnen an der Blasco Ibanez. Die Nähe zum Strand oder zur Universität ist eigentlich nicht so wichtig. In Valencia kann man jeden Ort in maximal 20 Minuten mit dem Fahrrad erreichen. Es gibt die Möglichkeit sich ein Valenbici anzulegen. Das ist das gleiche wie hier das DB-Fahrrad. Da es aber wenn es darauf ankommt keine freien Plätze oder umgekehrt keine freien Fahrräder gibt, rate ich sich ein eigenes Fahrrad zuzulegen. Das gibt es auf dem Schwarzmarkt für 20 Euro oder gebraucht in Fahrradläden für 50. Die Märkte in Valencia kann ich allgemein empfehlen. Der Schwarzmarkt um ein Fahrrad zu kaufen ist am Mestalla, dem Stadion von Valencia, jeden Sonntag von 8 bis 13:30 Uhr. Ansonsten kann man unter der Woche im Benimaclet, an der Ponte de Fusta und im Cabanal in Klamottenbergen wühlen und sich Kleidung für einen oder zwei Euro kaufen. Jeweils an einem anderen Tag. Freizeit wird es normalerweise, wenn man sich nicht zu viele Fächer aufhalst, genug geben. Langweilig wird es trotzdem nicht! Es ist eigentlich immer was los. Unfassbar wie viele Veranstaltungen, Feste, Festivals, Konzerte und Demonstrationen es in Valencia gibt. Wenn ihr es nicht auf der Straße irgendwo aufschnappt dann googelt einfach. Ein guter Tipp ist auch immer ein Programmheft für den jeweiligen Monat aus den Bars mitzunehmen. Bars/Clubs die ich empfehlen kann sind: Kafcafé, Terra, Pink im Benimaclet. Mayhem, La 3 im Cabanal. Radiocity, Velvet Underground, La Claca und Turmix im Carmen. Zum Essen: Huerto und FETaFOC im Beni. La Paca im Cabanal absoluter Geiheimtipp. Die beste Paella, die ja aus Valencia kommt, bekommt ihr am Naturpark ein bißchen abseits von Valencia in dem Dorf El Palmar. Sich mit dem Boot durch den Naturpark bis nach Palmar tuckern lassen ist ein Erlebnis! In den Ferien die ihr dort habt oder euch nehmt, kann man reisen. Ich hab das getan. Mit dem Bus nach Barcelona für 20 Euro. Von dort ein Auto mieten und über die Pyrenäen ins Baskenland. Dort am Atlantik entlang bis nach Galizien. Runter über Salamanca nach Madrid, dort das Auto abgeben und mit dem Bus wieder zurück. Andalusien mit Sevilla, Cadiz und Granada ist natürlich auch ein Muss. Ich rate auf jeden Fall nicht zu versuchen in Madrid oder Barcelona zu parken. Das wird teuer und nervig. Außerdem, nach Andalusien in den kälteren Monaten. Im Sommer ist es zu heiß. Noch ein paar Worte zum Unileben. Das Niveau ist meiner Meinung nach relativ niedrig. Die Uni ist riesig. Im Café an der Uni, Joes, kann man billig und gut frühstücken. In der Mensa billig Bocadillos zu Mittag essen. Man sollte sich von der ersten Stunde an informieren was verlangt wird und ob Anwesenheitspflicht ist. Am besten sucht ihr euch Fächer in denen ihr Projekte während dem Semester machen müsst. Dann habt ihr nach hinten heraus keine Prüfungen mehr und dadurch früher Ferien. Versucht schnell euch von Kommilitonen helfen zu lassen. Die haben oft alte Prüfungen oder Hausarbeiten usw. und sind in der Regel sehr hilfsbereit. Macht euch ansonsten keinen Stress. Die Professoren/Dozenten drücken für Erasmusstudenten meistens ein bis zwei Augen zu ;-) Wenn ich die Möglichkeit hätte wäre ich länger als sechs Monate geblieben. Nehmt allerdings davon Abstand dort einen Nebenjob oder so finden zu wollen. Das ist wenn ihr nicht gerade eine super Nieschenqualifikation habt so gut wie unmöglich. Die Situation ist äußert schlecht auf dem Arbeitsmarkt. Sechs Monate sind kurz aber nicht zu kurz! Zwei Schlagwörter zum Schluss ohne weitere Erklärungen: Murga, Batucada. Viel Spaß!