sevilla calle sierpes

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sevilla calle sierpes
Erfahrungsbericht meines Auslandstudiums an der Escuela Técnica Superior de Ingenieros
(ESI) in Sevilla von Feb. bis Juli 07:
Vorbereitungen:
Das Schwierigste an den Vorbereitungen für den Erasmusaufenthalt ist die vorherige Auswahl
der Vorlesungen. Die Homepage der ESI ist leider ein bisschen unübersichtlich und die
Vorlesungsbeschreibungen gibt es nur auf spanisch, nicht auf englisch. Aber sollte man sich
bei der Auswahl irren, kann man sich immer noch vor Ort in den ersten 4 Wochen
Änderungen überlegen. Es gibt viele Kurse, die über das ganze Studienjahr gehen. Oft ist es
so, dass im Wintersemester die Theorie besprochen wird und im Sommersemester gibt es
dann die zugehörigen Praktika in den Laboren. Dennoch gibt es auch genügend Kurse, die nur
das Sommersemester über dauern. Besonders empfehlen würde ich, die nichttechnischen
Fächer während des Erasumsaufenthalts zu machen. Da findet man auf jeden Fall ein
passendes und muss sich keine Gedanken machen, über die Noten, die man am Ende schafft.
Die sind nämlich in Spanien für die Studenten und die Arbeitgeber überhaupt nicht so
wichtig, und fallen dementsprechend eher schlecht aus. Es gibt eine Liste, auf der alle
Vorlesungen mit dazugehörigen Prüfungsterminen aufgelistet sind. Es ist sehr sinnvoll diese
zu verwenden, um sich die Vorlesungen raus zu suchen.
Die anderen Schritte für die Vorbereitung sind alle nicht sehr anstrengend: man muss ein
Formular ausfüllen, braucht 4 Passbilder, eine Kopie des Personalausweises, Lebenslauf,
Transcript of Courses auf Englisch von allen bisher absolvierten Kursen und das
Vordiplomszeugnis auf Englisch (rechtzeitig zum Prüfungsamt gehen, das kann man hier
kostenfrei bekommen; oder auch selbst übersetzten).
Dazu kommt noch eine Onlinebewerbung, die man auf der Homepage der Universidad de
Sevilla (www.us.es) machen muss. Hat man diese gemacht, hat man nur noch 15 Tage Zeit,
bis alle Bewerbungsunterlagen in Sevilla sein müssen, also lieber erst machen, wenn man
schon alles zusammen hat. Bei mir mussten alle Unterlagen bis 30. November in Sevilla sein.
Ich habe dann nie aus Sevilla eine Bestätigung bekommen, dass meine Unterlagen
angekommen sind. Aber Anfang Dezember habe ich eine E-Mail bekommen, von einem
Tutor, der mir zugewiesen wurde, um mir bei meiner Ankunft in Sevilla zu helfen. Somit war
ich beruhigt, und wusste, dass meine Unterlagen dort angekommen sind und ich nach Sevilla
gehen kann.
Hat man dann seinen Platz in Sevilla ist es sinnvoll sich bei der Deutschen Bank ein
Girokonto einzurichten. Davon gibt es zwei Bankautomaten in Sevilla (beim Plaza de la
Magdalena und in der Post in der Avenida de la Constitución.) und in ganz Spanien in vielen
Städten, und man kann sich die teuren Gebühren, die bei der Abhebung bei anderen Banken
entstehen würden, sparen. Sinnvoll wäre auch eine Kreditkarte. Diese ist unumgänglich, wenn
man sich mal ein Auto mieten, oder ein Zimmer reservieren will.
Dann sollte man sich noch überlegen, wo man in der ersten Woche in Sevilla unterkommen
kann, um sich dann vor Ort ein Zimmer zu suchen. Ich hatte das Glück bei einem Freund
wohnen zu können, aber es gibt auch eine günstige Jugendheerberge.
Anschließend fehlt natürlich noch der Flug. Mit Germanwings kommt man recht günstig von
Stuttgart nach Sevilla, oder man kann z.B. auch nach Malaga oder Jerez fliegen und dann mit
dem Bus oder Zug weiter bis Sevilla.
Einige meiner Bekannten hatten noch eine zusätzliche private Auslandskrankenversicherung.
Ich hatte mir nur von meiner normalen Versicherung die europäische Versicherungskarte
beantragt und bin damit auch bei mehreren Arztbesuchen in Sevilla gut zu recht gekommen.
Ankunft:
In Sevilla angekommen, muss man erst einmal zum internationalen Amt in Sevilla (im
Rectorado = Hauptuni), um sich anzumelden und einen Studentenausweis beantragen. Es ist
dringend zu empfehlen, sich vorher eine Bestätigung über das Erasmussemester von Frau
Krug geben zu lassen, und bei der Anmeldung mitzunehmen. Die braucht man sowieso auch,
um ein Urlaubssemester zu beantragen. Denn ich stand dann tatsächlich nicht auf der Liste der
Erasmusstudenten. Dann habe ich einfach die Bestätigung gezeigt, und hatte kein Problem.
Das Problem gibt es wohl öfter, wenn man an der Escuela de Igenieros studieren will. Denn
die ESI hat auch noch zusätzlich ein eigenes Internationales Amt und die Unterlagen
(Formular und Passbilder) liegen wohl eher dort vor.
Bei diesem Gang sollte man noch eine Kopie des Personalausweises und der
Krankenvericherungskarte mitbringen und vorher in einem der kleinen Copyshops in der
Calle San Fernando sehr günstig Passfotos machen.
Man bekommt dann nach ungefähr 10 Tagen erst mal einen vorläufigen Studentenausweis.
Bis man den richtigen Studentenausweis bekommt, können mehrere Monate vergehen. (Ich
habe ihn nie zu sehen bekommen.)
Wohnen:
Bevor man sich auf die Wohnungssuche macht, sollte man sich überlegen, wo seine
Prioritäten liegen. Die Wohnheime sind nicht so zu empfehlen, da sie außerhalb sind, und sehr
teurer, weil man meist Vollverpflegung mit dazu nehmen muss.
Es gibt nun die Möglichkeit entweder im Zentrum zu wohnen (z.B. in Santa Cruz, oder beim
Plaza Alameda), oder etwas weiter außerhalb (la Macarena, Triana oder Richtung Reina
Mercedes, wo auch die Sprachschule ist). Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es im
Zentrum etwas teurer ist, und die Change, dass man mit Spaniern zusammen wohnen kann,
sehr gering ist. Dafür kann man alles zu Fuß erreichen und ist von den Bussen unabhängig.
La Macarena ist z.B. eine gute Alternative. Hier wohnt man günstiger und es gibt auch viele
WGs mit spanischen Studenten, man ist in der Nähe von der ESI und man kann das Zentrum
mit dem Fahrrad oder den Bussen auch gut erreichen. Mit Spaniern zusammen zu wohnen ist
halt doch etwas ganz anderes als mit lauter anderen Erasmusstudenten.
Man muss so mit 200 bis 280 € Warmmiete rechen. Ich habe am ‚Plaza San Antonio der
Padua’ gewohnt. Das war ziemlich gut, denn ich war genau zw. Zentrum und Uni. Ich konnte
das Zentrum in 10 Min zu Fuß erreichen und die Uni in 10 Min. mit dem Fahrrad.
Zu empfehlen ist eine Wohnung, in die ihr das Fahrrad mit rein nehmen dürft, denn die
Fahrräder werden in der Stadt sonst ständig geklaut, auch wenn man sie doppelt und dreifach
abschließt. Abzuraten ist von einer Wohnung im Erdgeschoss. Da hier das Risiko größer ist,
dass es im Sommer viel Kakerlaken gibt, die im Zentrum leider keine Seltenheit sind.
Von der Uni gibt es eine Art Wohnungsvermittlung. Dazu am besten Montag morgens im
Pabellón de Uruguay eine aktuelle Liste mit Adressen und Telefonnummern holen und dann
gleich Besichtigungstermine ausmachen.
Universität:
An der ESI fühlt man sich ein bisschen in die Schulzeit zurück versetzt, bzw. vielleicht so wie
an einer Fachhochschule. Der Unterricht erfolgt in einer Art Klassenverbund und zumindest
in den Kursen der ersten vier Jahre haben sie fast alle Vorlesungen zusammen. Es gibt daher
auch die selbe Vorlesung zwei oder drei mal pro Woche parallel bei verschiedenen Dozenten
und man hat die Möglichkeit sich eine davon je nach Dozent, Wochentag und Uhrzeit
auszusuchen. Wenn man Vorlesungen aus dem gleichen Jahr heraussucht, ist es
empfehlenswert darauf zu achten, dass man immer in der selben Gruppe ist, einfach um seine
Kommilitonen mehrmals die Woche zu sehen und sie somit besser kennen lernen zu können.
Jedes Jahr zwischen Ostern (Semana Santa) und der Feria de Sevilla gibt es vom 4. Jahr eine
Woche lang eine Studienfahrt. Ich war wohl als erster und einziger Erasmusstudent dabei und
möchte das sehr weiterempfehlen! Ich habe vorher eigentlich niemanden von den 50 Leuten,
die mitgegangen sind gekannt, hatte aber keine Probleme, weil alle super nett waren und mich
gleich integriert haben. So intensiv spanisch, sowohl sprachlich, als auch von der Kultur her,
eine Woche lang, habe ich sonst das ganze halbe Jahr in Sevilla nicht erlebt. Wir waren eine
Woche lang in Valencia. Jeden morgen gab es eine Exkursion in ein Unternehmen. Dabei
haben wir sehr interessante Firmen (Heineken, Ford,…) gesehen. Diese Studienfahrt ist
wirklich sehr empfehlen, zumal in dieser Woche die Vorlesungen in Sevilla des vierten Jahres
sowieso ausfallen, weil ja viele der Studenten nicht da sind.
Der Nutzen des Sprachkurses, den man in Reina Mercedes zweimal pro Woche besuchen
kann, ist unter den Erasmusstudenten sehr umstritten. Mir persönlich hat er allerdings viel
gebracht, weil ich auf die Weise wenigstens ein wenig über die Grammatik gelernt hab, was
halt beim täglichen Gespräch mit den Spaniern nicht so der Fall ist. Denn die sind zufrieden,
wenn sie einen irgendwie verstehen, korrigieren einen aber nicht. Zudem mussten wir für den
Kurs ein Buch lesen, was mir am Anfang sehr schwer gefallen ist, nach einiger Zeit des
Einlesens aber sogar richtig Spaß gemacht hat und für die Sprache natürlich sehr viel geholfen
hat. Leider ist der Sprachkurs recht weit außerhalb, mit dem Fahrrad aber gut zu erreichen.
Sehr nützlich ist es auch sich einen Tandempartner zu suchen. Hierzu gibt es im Pavillon de
Uruguay eine Liste, oder man hängt einfach einen Zettel an der Sprachfakultät aus.
Stadt:
Sevilla ist mit seinem Kanal, den Parks und seinen engen Gassen im Zentrum eine
wunderschöne Stadt mit einem sehr gemütlichen, südlichen, aber nicht heruntergekommenen
Flair.
Das eigentliche Zentrum findet man rund um die Einkaufsstraße Calle Sierpes. Dann gibt es
noch ein Einkaufs- und Freizeitzentrum weiter außerhalb in der Nähe vom Hauptbahnhof.
Abends weg gehen kann man toll beim Plaza de Alameda, oder Plaza Alfalfa. Hier findet man
unzählige Kneipen und auch ein paar Clubs. Auch im Stadtviertel Triana, auf der anderen
Seite vom Fluß tummeln sich am Wochenende sehr viele Studenten. Die besten Tapas (das
sind kleine Portionen Essen; Um satt zu werden ist man zwei oder drei und hat dafür eine
große Essensvielfalt ☺) vom Preis-Leistungs-Verhätlins her gibt es im ‚Levies’ in der Calle
Levies in St. Cruz.
Zu empfehlen ist es, sich gleich von Anfang an ein Fahrrad zu holen. Damit kommt man
überall hin, muss nur sehr gut darauf aufpassen, dass es einem nicht gestohlen wird (am
Besten auch den Sattel am Rahmen fest schließen). Günstige Fahrräder kann man sich auf
dem Markt ‚Mercadillo’ auf der Isla de Cartuja, den es jeden Sonntag gibt, kaufen. Dann
sollte man allerdings gleich um 8.00 Uhr morgens dort sein, und gut verhandeln. Für ca. 30 €
kann man dann ein gutes Fahrrad bekommen.
Andalusien:
Andalusien hat sehr viele Facetten. Sprachlich haben die Andalusier leider einen sehr starken
Akzent, der einem das spanisch lernen doch recht erschwert. Dafür sind die Andalusier sehr
gutmütig und geduldig.
Um Die Umgebung am besten zu erkunden bietet es sich an sich zusammenzuschließen und
ein Auto zu mieten. Die günstigste Autovermietung, die wir gefunden haben ist ‚Crowncar’
(www.aurigacrowncarhire.com) beim Hauptbahnhof. Man bekam ein Auto für ca. 22€ am
Tag. Die Reservierung macht man am besten vorher online, dann aber nicht vergessen die
Reservierungsbestätigung auszudrucken und am Tag der Abholung mitzubringen, sonst
bekommt man das Auto nicht.
Ausflüge lohnen sich sehr nach Matalascañas (der nächste Strand – in 1 ½ h mit dem Bus zu
erreichen), Cadiz und die Küste südlich zwischen Cadiz und Tarifa. Hier war auch der
schönste Strand, den ich gesehen habe: Los Caños de Meca; Schön sind auch Malaga und
Nerja. Nicht verpassen sollte man die Alhambra in Granada. Hierzu kann man sich rechtzeitig
vorher im Internet Karten reservieren, denn sonst muss man mit einer Schlange von 3 Stunden
rechnen und muss schon morgens um 7.30 Uhr da sein, damit man überhaupt noch eine
Eintritteskarte bekommt.
Zudem lohnt sich ein Ausflug nach Portugal, das von Sevilla nicht weit weg ist. Hier findet
man Traumküsten und natürlich Lissabon. Wenn man es schon bis dort schafft, sollte man
sich überlegen, sich noch einen Tag Zeit zu nehmen für das sehr Nahe gelegene Sintra, wo es
eine Burg gibt, in der man sich fühlt, wie über den Wolken.
zusammengefasst:
Ein Erasmus Aufenthalt in Sevilla ist wärmstens zu empfehlen. Leider konnte ich nur 5
Monate bleiben, denn vom sprachlichen her wären sicherlich 10 Monate von Vorteil gewesen.
Aber ich habe auch in diesen 5 Monaten sehr viel gelernt und kann nur empfehlen, bevor ihr
gar keinen Auslandsaufenthalt in euer Studium einplant, dann lieber 5 Monate ☺
Und ich habe auch in diesem halben Jahr sehr, sehr viel gelernt und erlebt.