Liedzettel zur Beerdigung von Bernhard Honsel

Transcription

Liedzettel zur Beerdigung von Bernhard Honsel
MessezurBeerdigungam23.Juli2013inSt.Ludwig
Eröffnung: LH 87,1.+2. „Licht, das uns anstößt...“
1. Licht, das uns anstößt an dem Morgen,
vorzeitig Licht, worin wir stehn.
Jeder für sich und ungeborgen.
Licht führe mich, erwärme mich.
Dass ich nicht ausfall, dass wir alle,
so schwer und traurig wie wir sind,
nicht aus den Andern Gnade fallen
und zwecklos und unfindbar sind.
2. Alles soll weichen und verwehen,
was dieses Licht verdrängen kann.
Väterlich Licht, das überwindet,
andauernd Licht, fest trage mich.
Licht, Kind in mir, leucht aus den Augen,
ob irgendwo die Welt erscheint,
wo Menschen würdig leben dürfen
und jeder seinen Namen trägt.
„In der Rückbesinnung ist mir zweierlei besonders wichtig
geworden. Das erste: Gott ist für mich immer größer geworden.
Dasheißt:IchhabealleAngstverloren.AusderErfahrungmeines
Lebens kann ich Gott, den Un‐
begreiflichen, immer sicherer
als einen Gott der Liebe be‐
zeugen. Und weiter: Für mich
waren und sind Begegnungen
mit Menschen unterschied‐
lichster Art und mit Menschen,
die selber von der Botschaft
Jesu ergriffen sind, wichtig.
Ebensowichtigwarundistfür
mich das Leben in den
Gemeinden, in denen ich tätig
war und das Leben in dieser
Gemeinde, in der ich seit 11
Jahren Pfarrer bin.“ (25‐jähriges
Priesterjubiläumam20.August1978)
„Sostehenwirbetroffenundehrfürchtigauch
vordemGeheimnisdiesesLebensundSterbens.
UnsbleibtdieAufgabe,denAnrufzuvernehmen,
dervondiesemMenschenunddiesemEreignisausgeht,
indemwirseinLebenanschauenundesbedenken“.
(BeerdigungvonHerrnH.am13.September1973;Foto:IVZ2011)
Kyrie: LH 5,1.-4. „Meine engen Grenzen...“
1. Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht bringe ich vor dich.
Wandle sie in Weite, Herr, erbarme dich. (2x)
2. Meine ganze Ohnmacht, was mich beugt und lähmt bringe ich vor
dich. Wandle sie in Stärke, Herr, erbarme dich. (2x)
3. Mein verlornes Zutraun, meine Ängstlichkeit bringe ich vor dich.
Wandle sie in Wärme, Herr, erbarme dich. (2x)
4. Meine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit bringe ich vor dich.
Wandle sie in Heimat, Herr, erbarme dich. (2x)
Zwischengesang: „Die große Litanei“
1. Komm, sei uns nahe, Licht unsres Lebens!
2. Lass unsre Augen die Herrlichkeit schauen!
3. Zeig deine Macht, komm, uns zu befreien!
4. Komm, sei uns nahe, gib uns neues Leben!
5. Dein Heil geht auf wie die Sonne am Morgen.
6. Komm und erwache, sei licht unsern Augen.
7. Du Gott der Mächte, Du Gott der Menschen.
8. Komm und erleucht uns, gib uns das Leben!
9. Du Gott der Menschen heute und morgen.
10. Komm und erleucht uns und mach uns frei!
11. Du Gott der Wahrheit, Du Gott der Nähe,
12. Du Gott, ganz anders als wir Dich denken!
13. Und Deine Ohnmacht ist stärker als Menschenmacht.
14. Heiliger Gott – unsterblicher Gott!
15. Sei unser Atem, sei unsre Lebenskraft!
16. Sei unsre Zukunft, sei unser Vater!
17. Wenn du uns Gott bist, solln wir dann sterben?
18. Wir, die Lebendigen, rufen zu Dir!
19. Alle Lebendigen warten in Sehnsucht,
20. wend dich nicht von uns, lass uns nicht untergehn!
21. Lass uns nicht fallen zurück in das Dunkel!
22. Send Deinen Geist, dass Er alles neu macht!
23. Gib dieser Erde ein neues Antlitz.
24. In dieser Weltzeit sei unser Gott!
25. In dieser Stadt sei unser Friede!
26. In unsern Häusern gib uns den Frieden!
27. Gott, komm zu uns und gib uns den Frieden.
28. Wie lange solln wir in Sehnsucht noch warten?
29. Auf dich vertrauen wir, lebendiger Gott!
30. O Gott, kannst du uns denn jemals verlassen??
„WoMenschlichkeit,Barmherzigkeit,RechtundLiebe
dieBeziehungenderMenschenbestimmen,
dawirdLebenkostbar,dabeginntdasReichGottes–
mittenunteruns.“
(17.SonntagimJahreskreis,24.Juli1993)
Nach der Predigt: „Wenn Gott uns heimholt…“
Wenn Gott uns heimholt aus der Verbannung,
das wird ein Traum sein.
Die Kollekte ist für das Haus Waldfrieden,
eine Einrichtung für dementiell erkrankte Menschen
in Trägerschaft des
Caritasverbandes Tecklenburger Land e.V.
(Bernhard Honsel mit August Raschke beim Ehrenamtlichenfest 2006)
Gabenbereitung: LH 54,1.+5. „Von guten Mächten...“
1. Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.
Refrain: Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
5. Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht. Refr.
Sanctus: LH 32 „Sanctus…“ (aus Taizé; als Kanon)
Sanctus, Sanctus, Sanctus Dominus,
Deus Sabaoth, Deus Sabaoth
„UnsereHoffnungwirdnichtmitdemTodbegraben.
Wirdürfenhoffen,dassauchunserLebenseineVollendung
findet,wiedasLebenMariens.SchwesternundBrüder,
ichdenke,wirhabenGrundzudankenfürdieseHoffnung,
wirhabenGrundzufeiernumdieserHoffnungwillen.“
(40‐jährigesPriesterjubiläumam15.August1993;Foto:ZDF‐Pfingstgottesdienstam10.Juni1973)
„Vater unser...“ (Reinhold Schrameyer)
„AlswirnachdemKonzildieKircherenoviertunddenAltarvomChorraumhinzur
Gemeindegerückthaben,dasindSie,dieSängerinnenundSänger,vonderOrgelbühne
heruntergestiegenundhabenhiernebendemAltarIhrenPlatzgefunden.Siesind
dadurchdeutlichsichtbareinTeilderGemeindegeworden.Siewarenbereitfürneue
Lieder,fürneueMusik,sodassdieLiturgieinunsererGemeindewirklichdaswerden
konnte,wassievomWortherbedeutet:WerkdesVolkes.UndSiehabendaskostbareGut
derJahrhunderte,dieklassischeMusikalterundneuerMeister,nichtvergessen.
GeradedieserWechselvonmodernerundklassischerMusikmachtdenReichtumder
KirchenmusikhierinunsererGemeindeaus.“
(40JahreChorundOrchesterSt.Ludwig1994)
Nach dem Friedensgruß: „Tischgebet“
Schola: Der nach menschlicher Sitte mit einem eigenen Namen
genannt wurde, als er in einer fernen Vergangenheit geboren
wurde, weit von hier;
Gemeinde: den die Seinen nannten Jesus, Sohn des Josef, Sohn
des David, Sohn des Jesse, Sohn des Juda, Sohn des Jakob, Sohn
des Abraham, Sohn des Adam, Sohn des Menschen, der auch
Sohn von Gott genannt wird, Heiland, Vision des Friedens, Licht der
Welt, Weg zum Leben.
Chor: Von Jahrhundert zu Jahrhundert wurde er uns überliefert in
Sprache und Zeichen, stets geliebt, oft unverstanden. Ein
Geheimnis wird er bleiben, eine eigenartige Geschichte, so wie ich
ihn kennenlernte – heute nenne ich ihn Bruder.
Gemeinde: Durch die Dörfer seines Landes zog er heilend und
begeisternd. Und die Menschen gingen mit ihm, und Versöhnung
wurde leichter. Und er lebte mit den Freunden, ganz und gar einer
von ihnen. Nicht ein Herrscher unerreichbar – nein, verraten starb
ein Sklave.
Gemeinde: Und wie er uns aufgetragen, brechen wir das Brot
gemeinsam. Wir gedenken seines Todes, und wir preisen ihn als
lebend. Denn er gab uns die Verheißung: lebend ist er ständig bei
uns. Und wir warten, dass er kommt und wird jedem offenbar.
Chor: Der so starb für seine Freunde, liegt im Acker wie ein Samen.
Und er wartet einen Winter in der
Stille seines Todes. Er ist Korn
und wird geerntet. Er ist Brot und
will verteilt sein, will zum Frieden
Gottes werden. Er geht auf – in
der Nähe.
Gemeinde: Sein gedenk ich hier
und heute, nenne ihn, und sieh,
hier steht er, steht, auf deine
Liebe hoffend und lebendger
Liebe würdig. Und uns Menschen
Mensch geworden hat er sich im
Kind verborgen, in dem Freund,
dem Gegenüber, in dem
Menschen neben dir.
Kommunion:
„Jesus bleibet meine
Freude“
Cantate BWV 147 - Herz und
Mund und Tat und Leben
Jesus bleibet meine Freude,
meines Herzens Trost und
Saft. Jesus wehret allem
Leide, er ist meines Lebens
Kraft, meiner Augen Lust
und Sonne, meiner Seele
Schatz und Wonne; Darum
lass ich Jesum nicht aus
dem Herzen und Gesicht.
„Imsanften,leisenSäuselnoffenbartsich
Gott,vernahmElijadieStimmedesHerrn–
ganzandersalserwartet.Imsanften,leisen
Säuseln:einBildfürdieZartheitund
UnauffälligkeitderGotteserfahrung.“
(70.Geburtstag–DritterAdventam17.Dezember1995)
Nach der Kommunion: LH 72,1.-3. „Ihr Mächtigen...“
Refrain: In deinen Toren werd' ich stehen, du freie Stadt Jerusalem,
in deinen Toren kann ich atmen, erwacht mein Lied.
1. Ihr Mächtigen, ich will nicht singen eurem tauben Ohr:
Zions Lied hab ich begraben in meinen Wunden groß.
Ich halte meine Augen offen, liegt die Stadt auch fern.
In die Hand hat Gott versprochen, er führt uns endlich heim. Refr.
2. Die Mauern sind aus schweren Steinen, Kerker, die gesprengt,
von den Grenzen, von den Gräbern, aus der Last der Welt.
Die Tore sind aus reinen Perlen, Tränen, die gezählt.
Gott wusch sie aus ihren Augen, dass wir nun fröhlich sind. Refr.
3. Die Brunnen, wie sie überfließen, in den Straßen aus Gold.
Durst und Staub der langen Reise: Wer denkt daran zurück.
Noch klarer als die Sonnenstrahlen ist Gottes Angesicht.
Seine Wohnung bei den Menschen: mitten unter uns. Refr.
„»DufreieStadtJerusalem«‐sieisteinBildfürdieStadtGottes
unterunsMenschen,unddieseStadtGottesunterunsbeginnt,
woMenschenfreiatmenundlebenkönnen,woMenschensingen,
tanzenundmusizieren,aberauchdort,woMenschen,dieschuldig
gewordensind,erfahren,dassihnenVergebunggeschenktwird
undeineneueChancezumLeben.“
(40JahreChorundOrchesterSt.Ludwig1994)
Schluss:
LH 98 „Steh auf und lebe...“
Steh auf und lebe, lebe, steh auf,
lebe, steh auf,
steh auf und lebe, lebe, steh auf,
steh auf und lebe, lebe, steh auf!
„Mir fiel ein Erlebnis am Ende desZweiten
Weltkriegs ein, in dem mir eine ähnliche
Gewissheit geschenkt worden ist. Ich war
als Fallschirmjäger an der Ostfront bei
Brünneingesetzt,19Jahrealt.AmMorgen
des 2. Mai 1945 wurde ich schwer ver‐
wundet,unddannlagicheinenganzenTag
allein im selbst gegrabenen Schützenloch.
IchhörtedierussischenPanzerrollenund
schießen. Aus dem Sanitätsunterricht
wusste ich: Bei Lungenschuss sofort zum
Arzt, sonst ist Rettung unmöglich. Ich
spürte,wiedieKräftenachließenundhatte
denbaldigenTodvorAugen.Dabegannesinmirzubeten.
OhmeinChrist,lassGottnurwalten,
seineLieb'wachtimmerfort.
SeineHandwirdtreudichhalten,
wahrundheiligistseinWort.
Die Strophe eines Liedes, das ich von Kind an kannte. Ich wurde
ruhiger und fühlte mich trotz der Ausweglosigkeit geborgen. Wie
durch ein Wunder wurde ich gerettet. Ich verdanke mein Leben
dem Mut und der Treue eines Sanitäters, der mich abends, als es
dunkel war, mit drei Kameraden unter Lebensgefahr ins Feld‐
lazarett brachte. Heute, im Nachhinein, weiß ich: Diese Grenz‐
erfahrung hat in mir etwas bleibend verändert. Aus einem mehr
oder weniger noch naiven Kinderglauben
wurde bewusstes Vertrauen. Von da an
konnte ich glauben: Gott hält dein Leben in
seiner Hand. Ich folgte dieser inneren Spur.
Damals dachte ich noch nicht daran,
Theologie zu studieren und Priester zu
werden,dochichglaubtefest:Gottwirddich
führen, wenn du deiner inneren Stimme
folgst.Dasglaubeichbisheutefürmichund
fürjedenMenschen.“
(70.Geburtstag–DritterAdventam17.Dezember1995)
DieTextesindentnommenaus:
BernhardHonsel
DuführstmichhinausinsWeite,
dumachstmeineFinsternishell
PredigtenausvierJahrzehnten.Ibbenbüren2010