Programm_MY SECRET GARDEN_neu

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Programm_MY SECRET GARDEN_neu
MY SECRET GARDEN
von Falk Richter
DEUTSCHSPRACHIGE ERSTAUFFÜHRUNG
Mit
Simon Bauer
Benjamin Berger
Timo Tank
Regie
Bühne und Kostüme
Musik
Dramaturgie
Regieassistenz
Regie- und Bühnenbildhospitanz
Bühnenbildassistenz
Kostümassistenz
Soufflage
Pedro Martins Beja
Christine von Bernstein
Jörg Follert
Michael Nijs
Michael Letmathe
Julia Schweizer
Manuel Kolip
Julia Marquardt
Angela Pfützenreuter
Premiere 3.10.12 STUDIO
Aufführungsdauer 1 ¾ Stunden, keine Pause
Aufführungsrechte S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main
Technische Direktion Harald Faßlrinner, Ralf Haslinger Technische Leitung Maik Fröhlich Bühne/Licht/Ton
Tobias Becker, Marc Eisele, Ernst Hollemeyer, Sebastian Huber, Mike Krause-Bergmann, Yannick Mai, Peter
Peregovitz, Urban Schmelzle, Simon Torka Leiter der Beleuchtung Stefan Woinke Leiter der Tonabteilung
Stefan Raebel Leiter der Requisite Wolfgang Feger Werkstättenleiter Guido Schneitz Malsaalvorstand Dieter
Moser Theaterplastiker Ladislaus Zaban Schreinerei Günter Furrer Schlosserei Mario Weimar Polster- und
Dekoabteilung Ute Wienberg Kostümdirektorin Doris Hersmann Gewandmeister/in Herren Petra Annette
Schreiber, Robert Harter Gewandmeisterinnen Damen Tatjana Graf, Karin Wörner, Annette Gropp Waffenmeister
Michael Paolone Schuhmacherei Thomas Mahler, Barbara Kistner, Gülay Yilmaz Modisterei Diana Ferrara,
Jeanette Hardy Chefmaskenbildner Raimund Ostertag
Impressum Herausgeber BADISCHES STAATSTHEATER Karlsruhe Generalintendant Peter Spuhler
Verwaltungsdirektor Michael Obermeier Schauspieldirektor Jan Linders Redaktion Michael Nijs
Titelfoto Felix Grünschloß Portraitfotos Jochen Klenk / privat Konzept Double Standards Berlin
www.doublestandards.net Gestaltung Kristina Pernesch Druck medialogik GmbH
Programm Nr. 77
Staatstheater Karlsruhe 2012/13
www.staatstheater.karlsruhe.de
erinnerungs-
rAume
„Man schreibe die Worte: Ich erinnere
mich, gehe einen Moment in sich, damit der
Geist sich öffnen kann und schon wird man
sich zwangsläufig erinnern, und zwar so
deutlich und detailliert, dass man erstaunt
ist.“ So beschreibt der US-amerikanische
Schriftsteller Paul Auster die einfache
Anleitung zu einer „Gedächtnismaschine“.
Mit ähnlichem Detailreichtum schreibt Falk
Richter, einer der wichtigsten deutschsprachigen Gegenwartsdramatiker, seine
Tagebuchnotizen. Auch er nimmt dabei
seine Erinnerungen, seine Gedanken und
sein Leben als Material, aus dem er aber
eine dramatische Fiktion entstehen lässt.
Als „Autofiktion“ beschrieben, sind Realität
und Erfindung darin nicht mehr voneinander
trennbar. „Nichts von dem hier, hat wirklich
so stattgefunden“, drückt es Falk Richter,
Jahrgang 1969, aus.
Aus diesen Tagebuchfragmenten destillierte
der Autor 2010 für das Festival d‘Avignon
das Stück My Secret Garden und inszenierte es in französischer Übersetzung selbst.
Als Regisseur verband ihn bereits eine jahrelange Zusammenarbeit mit der Schaubühne Berlin und dem Schauspielhaus Zürich,
seit 2011 ist er Hausregisseur am Düsseldorfer Schauspielhaus.
Das Stück beginnt als Monolog. Ein Mann um
die vierzig, ein Schriftsteller, ist nachts in einem Hotelzimmer auf der Suche nach einem
Titel für sein neues Stück. Der Autor lässt
sein Leben Revue passieren. Im Eifer erinnert er sich an die wohlbehütete bürgerliche
Tristesse seiner Jugend, an die versteinerte
deutsche Konsumgesellschaft, an die Enge
des Einfamilienhauses, an die ängstliche
Mutter, die ihm keinen Raum ließ, an die
Fluchtversuche aus dem Heimatort Buchholz
in der Nordheide bei Hamburg. Während sein
Vater im Krankenhaus mit dem Sterben ringt,
befragt der Autor ihn erstmals über dessen
Vergangenheit als Soldat für das nationalsozialistische Deutschland.
Die Stimmen und Gegenstimmen materialisieren sich im zweiten Teil: Der Autor
verschmilzt seine verschiedenen „Ichs“
mit den ins Leben gerufenen Figuren. Ein
Opernregisseur soll Wagners Lohengrin
inszenieren, aber er will sich mit der deutschen Geschichte nicht auseinandersetzen.
Er flieht vor dieser Aufgabe in ein thailändisches Wellnessresort, da ihm zuhause alle
sozialen Kontakte weggebrochen sind.
Für den umfangreichen Anfangsmonolog
nimmt der Schauspieler Timo Tank sich Zeit
und misst dabei den Raum lückenlos aus.
Dagegen setzt Regisseur Martins Beja eine
opulente Bilderflut. Übrig bleibt ein Trümmerhaufen als Souvenir. Paul Auster würde
fragen: „Wenn man diese Gedächtnismaschine entdeckt hat, wie benutzt man sie
dann? Wie bändigt man die Erinnerungen,
die durch einen hindurch in das Kunstwerk
strömen?“
Geboren 1981 in Morbach, wuchs Simon Bauer in Überlingen am Bodensee auf.
Während seines Studiums an der Universität der Künste Berlin spielte er u. a. am
Deutschen Theater Berlin. 2010/11 gehörte er zum Ensemble des Theaters Heidelberg.
Er ist in Verrücktes Blut, Supermen KA, Don‘t wanna die watching Spiderman 3 und
Die Argonauten zu sehen. In seiner nächsten Arbeit im KLEINEN HAUS spielt er den
Legendre aus Büchners Dantons Tod in einer Inszenierung von Simone Blattner.
Benjamin Berger wurde 1986 in Schwedt an der Oder geboren und studierte
Schauspiel in Leipzig. 2009 bis 2011 war er fest am Deutschen Theater in Göttingen
engagiert, wo er u. a. den Werther und Edgar in King Lear spielte. Fest in Karlsruhe seit
2011, spielte er bislang u. a. in Orpheus steigt herab und zur Zeit in Jakob der Lügner.
Zu seinen nächsten Rollen zählen Collot d‘Herbois in Dantons Tod und die Titelpartie in
Kleists Prinz Friedrich von Homburg.
Timo Tank, Jahrgang 1969, war nach dem Studium an den Bühnen der Landeshauptstadt Kiel, an den Städtischen Bühnen Münster und am Landestheater Tübingen
engagiert. Seit 2002 gehört er zum Karlsruher Ensemble. In dieser Spielzeit steht er
als Prof. Kirschbaum in Jakob der Lügner und als Großvater in Immer noch Sturm
von Peter Handke, das 2012 zum Stück des Jahres gekürt wurde, auf der Bühne.
Demnächst ist er als Robespierre der Gegenspieler von Georg Danton in Dantons Tod.
Pedro Martins Beja, 1978 in Sindelfingen geboren, studierte Regie an der Hochschule
für Schauspielkunst „Ernst Busch“. 2008 gewann er den Jurypreis des 100° Festivals am
Berliner HAU. Er wurde 2010 zum Körber Studio Junge Regie nach Hamburg eingeladen
und arbeitete seitdem u. a. am Schauspiel Frankfurt, dem Staatstheater Mainz und
dem Schauspielhaus Wien. 2011 inszenierte er Jörg Albrechts Nimm dir, was dein Herz
begehrt! [nur nicht mich] im Rahmen des Karlsruher Dramatikerfestival Stadt der Zukunft.
Christine von Bernstein, 1984 in Biberach an der Riß geboren, stellte nach einem
Studium der Theaterwissenschaft und einer Ausbildung zur Fotografin in Galerien
in München, Hamburg, Berlin und Karlsruhe aus. Seit 2009 in Karlsruhe, studiert sie
Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung und ist Mitglied des Performanceund Theaterkollektivs „Die Happy Few“. Am STAATSTHEATER stattete sie zuletzt
Gesichts_Buch der VOLKSTHEATER-Gruppe Helden aus.
Jörg Follert wurde 1968 in Bonn geboren und lebt als freischaffender Musiker,
Komponist und Produzent in Köln. Zwischen 1994 und 2003 arbeitete er als Screen- und
Audio-Designer für den Musiksender VIVA. Seit 1998 veröffentlicht Jörg Follert unter
verschiedenen Pseudonymen wie Wunder, Wechsel Garland und 17 Pictures eigene
Alben. Außerdem komponiert er für Film, Fernsehen und Theater, bereits mehrfach für
Inszenierungen von Pedro Martins Beja.
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IMMER AN, MAMA