Bahamas: Von Paradise Island nach Nassau
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Bahamas: Von Paradise Island nach Nassau
Bahamas: Von Paradise Island nach Nassau, Exuma und Eleuthera Reisetagebuch von Detlef Fritz Ein Ammenhai in der South West Ein Riffhai bei der Haifütterung in Bay von New Providence der South West Bay Ein Iguana, eine Echse, am Strand von Allen's Cay Queen's Staircase - eines der Ausflugsziele in Nassau Haifischfütterung am Strand von Koloniale Holzhäuser prägen das Ship Channel's Cay Bild von Dunmore Town Im Kolonialstil: Das Parlamentsgebäude von Nassau Das Hotel Atlantis auf der Urlauber-Insel "Paradise Island" Nassau, Downtown: Eindrücke vom Hafen der Stadt Flamingos im Ardastra Garden, dem Zoo von Nassau Dienstag, 11. Oktober 2011: Nassau, Paradise Island Rund elf Stunden dauert der Flug von London auf die Bahamas - und etwa gegen 14.00 überfliegen wir zunächst die Bermudas, von oben kleine unscheinbare Inselchen im weiten Meer, sind eine gute Stunde später über den Bahamas. Man sieht grüne Eilande, umgeben von Sandstrand, darum herum hell schimmerndes Wasser, die Sandbänke und Riffe. Beim Anflug auf New Providence, die Insel, auf der die Bahamas-Hauptstadt Nassau liegt, kommen wir noch über eine besonders lang gezogene, schmale, an den Enden spitz zulaufende Insel, eine Insel, die fast ganz von einem weißen Strand umgeben zu sein scheint. Um 15.30 Uhr landet die British-Airways-Maschine auf dem Flughafen von Nassau. Der erscheint als ein etwas groß geratener Provinzflughafen, an dem aber überall gebaut wird, dazu als ein Flughafen, der von einer Unzahl kleiner Privatmaschinen frequentiert wird. Von denen sieht man jedenfalls Dutzende, während große Verkehrsmaschinen eine Ausnahme sind. Die Einreise könnte sich durchaus einfacher gestalten. Denn erst zieht sich die genaue Kontrolle der ausgefüllten Einreisekarten in die Länge, dann wartet man auf das nur zögernd anrollende Gepäck, und schließlich gibt es dann noch Zollbeamte, die zumindest einige Stichproben durchführen, während dieser Stichproben aber auch keinen anderen Passagier vorbei lassen. Nassau erweckt auf den ersten Blick einen durchaus wohlhabenden Eindruck. Wir kommen an etlichen 1 villenähnlichen Häusern vorbei, mehr oder weniger direkt an dem hier zwar schmalen, aber weißen Sandstrand gelegen, recht prächtige Bauten, von denen einige aber wohl schon bessere Tage gesehen haben, andere gerade neu gebaut werden - und durch diese eleganten Vororte fahrend nähert sich unser Wagen nun der Innenstadt, dem geschäftigen Viertel rund um den Hafen. Zunächst geht es vorbei am Jachthafen, wobei hier nicht einmal sonderlich luxuriöse Jachten, sondern meist kleinere Kajütboote liegen. Etwas weiter entfernt, in einem anderen Teil des Hafens, hat ein größeres Kreuzfahrtschiff festgemacht. Nassaus Straßen sind eng, verstopft - aber bei all der Geschäftigkeit, die diese Straßen vermitteln, sieht man doch erstaunlich wenig Fußgänger. Über eine hoch gebaute Brücke gelangen wir auf die Nassau vorgelagerte Insel, allgemein als Paradise Island bezeichnet, die Touristeninsel mir den großen Hotels und Ferienanlagen. Hier liegt auch unser Hotel, das RIU Paradise, ein 15 Stockwerke zählender Komplex an der dem Meer zugewandten Seite der Insel, in direkter Nachbarschaft zum Atlantis, dem wohl trösten und bekanntesten Hotel der Bahamas. Mittwoch, 12. Oktober 2011: Nassau Am späteren Vormittag unternehmen wir einen Ausflug nach Nassau. Der Weg herunter von Paradise Island entpuppt sich dabei länger als vermutet. Auf dem Weg Richtung Hotel Atlantis kommen wir an einem kleinen Tümpel vorbei, der hier auf dieser Touristeninsel offensichtlich in Form eines kleinen Dschungel-Sees angelegt wurde, ein stilles Gewässer, in dem sich neben den Fischen jede Menge Schildkröten tummeln, auf dem dazu eine ganze Reihe Enten schwimmen, und an dem sich auch einige Reiher und andere Wasservögel niedergelassen haben. Das Hotel Atlantis, dieses in rosa gehaltene Ensemble von Kolossalbauten, die alles andere auf Paradise Island überragen und ganz und gar die Insel-Silhouette bestimmen, zieht sich dazu auch über die gesamte Breite des Eilandes, reicht von der Karibik-Seite bis zur Hafenfront. Und an der Seite der Hafenfront schließt sich gleich an das Atlantis die Marina Village an, das Shopping- und Restaurantzentrum der Insel, gebaut tatsächlich im Stil eines kleinen Dorfes, mit kleinen bunten Häusern, gehalten in unterschiedlichen Farben, ganz so, als wäre man in einem - allerdings extrem reichen - tropischen Bilderbuch-Dorf. Die Fahrt mit dem Wassertaxi kostet drei Dollar, zu zahlen an einem Imbiss- und Ticket-Stand unterhalb der großen Brücke. Alle 30 Minuten bringt das Boot seine Passagiere von Paradise Island nach Nassau, eine Tour, die man auch zum doppelten Preis als Hafenrundfahrt buchen kann - was aber wohl nicht viel mehr bedeutet, als das man die Rückfahrt gleich mit bucht. Dabei gestaltet sich aber schon die einfache Strecke als etwas wie eine kleine Rundfahrt. Zumindest bemüht sich der Schiffsbegleiter, sie mit seinen Erklärungen dazu zu machen. Und man erfährt wirklich einiges von ihm über Paradise Island und Nassau, über die Reichen und Superreichen, die sich hier niedergelassen haben, über die Mentalität der Einheimischen, ihnen zu begegnen: "Wir fragen nicht, woher jemand seine Millionen hat solange er sie nur bei uns ausgibt." Vor allem ist Paradise Island dabei eine Film-Location, insbesondere das Atlantis - beziehungsweise die Vorläufer-Hotels - für James-Bond-Streifen, nämlich "Thunderball" und "Casino Royale". Eine Besonderheit zum Atlantis: Zwei von dessen nebeneinanderliegenden Hochhausbauten sind zwischen den oben Stockwerken wie durch eine Brücke verbunden - nur dass es sich dabei nicht um eine Brücke, sondern um eine Suite handelt, in der man zum Preis ab 25000 Dollar übernachten kann. Gedreht wurde aber nicht nur im Casino des Hotels, sondern auch auf dem Wasser - und die Aufbauten, die man etwa für die "Thunderball"-Szene errichtete, in der in Ufernähe ein Boot in die Luft gejagt wird, Werden noch heute am Originalschauplatz aufbewahrt: eine kleine schwimmende Holzhütte, vor zu aufdringlichen Besuchern natürlich abgesperrt. Die Überfahrt dauert wohl keine 20 Minuten, endet an der Hafenpromenade, die zumindest an dieser Stelle, wo auch das Kreuzfahrtschiff liegt, voll und ganz von den Buden der Andenkenhändler und Händlerinnen unter Beschlag genommen. Hier drängen sich nun aber auch die Touristen, und die Preise, die die Händler verlangen, spotten jeder Beschreibung. 40 Dollar beispielsweise sollen auch kleine Handtaschen kosten, angeblich ein Markenprodukt, aber wahrscheinlich doch nur eine Fälschung. Auf meine Bemerkung, das wäre viel zu teuer, geht der Verkäufer mit dem Preis auch gleich auf 35 Dollar runter - was aber immer noch eindeutig zu viel ist. 2 Ebenfalls auf dem Markt vertreten sind die Kunsthandwerker, die Holzschnitzer, die hier vor dem Publikum ihre Masken und Figuren anfertigen. Allerdings beschränken die ihr Handwerk auf den Randbereich des Marktes, während der zentrale Geschäftsbereich den unzähligen Taschen- und Textilienhändlern gehört. Parallel zur Hafenpromenade verläuft eine der größeren Geschäftsstraßen, die Bay Street. Hier gibt es keine "billigen" Handtaschen oder T-Shirts, hier geht es um edle Uhren und Schmuck, die in den Auslagen auch nicht durch hässliche Preisschilder verunziert werden, um Designermode aller teuren Marken. Was es hier allerdings nicht gibt, sind Straßencafés oder auch nur einfache Bänke, auf denen sich ein Spaziergänger kurz ausruhen könnte. Dafür sind die Bürgersteige viel zu schmal. Für zwölf Dollar fahren wir mit dem Taxi zurück ins RIU, verbringen den Rest des Tages am Swimmingpool und am Strand. Donnerstag, 13. Oktober 2011: South West Bay, Tauchplätze Pumpkin Patch und Will Lorie, Atlantis Die Tauchbasis, Stuart Cove's Dive Bahamas, liegt ziemlich am anderen Ende der Insel, an einem flussähnliches Meeresarm an der South West Bay. Etwas mehr als eine Stunde brauchen wir bis dorthin, nachdem wir bereits gegen 7.30 Uhr vom Hotel abgeholt wurden. Das liegt aber weniger an der Größe von New Providence, als vielmehr an der Rush Hour von Nassau. Und eine Fahrt über die Insel, noch über den Flughafen hinaus, zeigt rasch: Das Stadtgebiet von Nassau bedeckt fast die gesamte Insel. Folgt man der nördlichen Küstenstraße, passiert man eine Vorort- und Feriensiedlung nach der anderen, gibt es auch noch weitere größere Hotelkomplexe, etwa das Sheraton, kommt sogar noch ein zweites, etwas ruhigeres "Stadtzentrum" rund um "Old Town". Erst wenn man die Küstenstraße verlässt, Richtung Süden durch das Inselinnere fährt, scheint man die Stadt verlassen zu haben, endet die Besiedlung, geht es an statt dessen an aber eher lichten Wäldern vorbei. Auch die South West Bay ist nicht wirklich dicht besiedelt. Neben der Tauchbasis liegt, an einem herrlichen Sandstrand, noch ein kleineres Hotel - viel mehr ist hier auf den ersten Blick nicht zu entdecken. Die Fahrt mit dem Boot zu unserem ersten Tauchplatz Pumpkin Patch dauert keine 20 Minuten. Und gleich beim Einstieg wartet ein Riffhai am Grund auf uns, ein schon etwas größeres graues Exemplar, das knapp über dem Meeresboden ruhig seine Runden dreht, dann aber vor uns Eindringlingen doch das Weite sucht. Kurz nach dieser Begegnung kreuzt noch eine Schildkröte unseren Weg - und dann heißt es vor allem, gegen die Strömung anzukämpfen, bleibt kaum ein Blick auf die Fischwelt. Schließlich erreichen wir das eigentliche Riff, eine schräg abfallende Korallenwand, an der wir eine kleine Gruppe von Feuerfischen entdecken, schließlich auch eine kleine Gruppe von Fledermausfischen, dazu auch das Prachtexemplar eines Riffbarsches. Der zweite Tauchgang führt uns in 20 Metern Tiefe zum Wrack eines Sportbootes, vielleicht 15 Meter lang, noch versehen mit seinen armdicken Tauen und einem nun aufgerissenen Maschinenraum, in den man einen Blick hineinwerfen kann. Um das Wrack herum, das selbst auf sandigem Grund liegt, erstreckt sich ein größtes Korallenfeld, auf dem sich auch einige Fische tummeln. Später beim Rückweg zum Boot sehen wir noch einen großen Barsch, der über dem Deck des Wracks seine Bahn zieht. Am Abend Unternehmen wir noch einen kurzen Ausflug in unser Nachbarhotel, das Atlantis. Einer der Eingänge zum Atlantis befindet sich direkt neben dem Riu, führt in eines der "kleineren" Häuser, das aber durch lange Gänge, ausgebaut zu richtigen Einkaufsstraßen, mit dem Haupttrakt, den "Royal Towers" verbunden ist. In diesen Einkaufsstraßen nun findet sich an Geschäften so ziemlich alles, was in der Welt des Luxus einen Markennamen vorzuweisen hat, Uhren, Schmuck, Porzellan, eher selten Textilien - und alles immer ohne Preisangabe. Rund 15 Minuten brauchen wir, bis wir das Casino erreicht haben, eine überdimensionierte Spielhalle, in der in langen Reihen ein Glücksspielautomat neben dem anderen steht, während die Spieltische für Roulette und Black Jack eher kleiner sind und auch nur wenige Spieler anzuziehen scheinen. In den James-Bond-Filmen erweckt dieses Casino jedenfalls einen gehobeneren Eindruck als in der Realität, die wohl doch eher auf Massenabfertigung am Automaten zugeschnitten ist. Aber immerhin: Wer sich an einen solchen Automaten gesetzt hat, darf dort noch rauchen - während Fotografieren selbstverständlich verboten ist. 3 Wir wollen aber nicht so sehr das Casino, als vielmehr das Aquarium sehen, das sich dem Casino-Bereich unmittelbar anschließt. In einem Kuppelbau mit weißen Säulen und rotem Marmorboden geht es die Treppen hinunter, zu der mit pseudoantiken Ruinen und Statuen versehenen Unterwasserwelt, durch die nun neben Schnäppern und Grunzern gewaltige Makrelen, Dorados, aber auch Rochen, darunter ein großer Adlerrochen und sogar ein Manta schwimmen. Normalerweise kostet der Besuch des Aquariums zwar Eintritt - aber nach 19 Uhr darf man die Fische gratis besuchen. Freitag, 14. Oktober 2011: South West Bay, Tauchplatz Runway Kurz nach 13 Uhr geht es von Stuart Cove's Tauchbasis - zum Preis von 150 Dollar - zu den zwei Tauchgängen mit den Haien. Runway heißt der Tauchplatz keine 20 Minuten mit dem Boot von der Küste, die man gut im Blick hat, entfernt. Auch zu den Tauchplätzen von gestern kann es nicht weit entfernt sein. Nach dem Sprung ins Wasser werfe ich einen Blick auf den Grund, sehe dort bereits die ersten Riffhaie kreuzen. Beim ersten mal verursacht das durchaus ein mulmiges Gefühl, zumal, wenn man auch noch keinen anderen Taucher im Blick hat, die meisten anderen sich noch an Bord befinden. Und zu den Regel gehört es hier, dass man nicht an der Oberfläche auf die ganze Gruppe wartet, sondern so rasch als möglich mit seinem Partner abtaucht, sich erst unten wieder mit der Gruppe trifft. Da sagt man sich eben, das hier noch nie etwas passiert wäre, fasst sich ein Herz, geht langsam, den Blick auf den Boden geheftet, in die Tiefe. Die größeren Burschen unter den Haien legen auf Begegnungen mit Menschen wohl auch keinen besonderen Wert, räumen gemächlich das Feld. Dann schwimmen wir selbst schließlich die Riffwanderung entlang, immer ein Auge ins Blau werfend, wo die Haie patrouillieren. Mitunter nähert sich auch einer einem Taucher - und zumindest, wenn man zum ersten mal von einem von hinten kommenden Hai überholt wird, der dann keinen Meter von einem selbst entfernt, vorbei zieht, den Taucher dabei aber nicht einmal anschaut, jagt das schon einen kleinen Schrecken ein. Doch die Tiere, die sich einem so nähern, gehören zu den kleineren Vertretern ihrer Art, sind vielleicht noch verhältnismäßig junge Fische, jedenfalls so gut wie nie länger als zwei Meter, meist höchstens 1,50 Meter messend. Unser Tauchgang führt uns nun zu einem anderen Wrack, dem Überbleibsel eines kleineren Frachters oder eines Arbeitsschiffes, dessen verrostete Teile nun auf dem sandigen Boden liegen, in gebührendem Abstand von den Haien umkreist. Beim zweiten Tauchgang hat man sich an die Haie gewöhnt. Auch, dass die Mitarbeiter der Tauchbasis nun in ihre Kettenanzüge schlüpfen, man ermahnt wird, keine hastigen Bewegungen zu machen, die Hände und Arme stets dicht am Körper zu lassen, kann nicht mehr sonderlich beunruhigen. Wir springen ins Wasser, warten auf dem Grund, bis die Gruppe beisammen ist, zu dem Zeitpunkt bereits neugierig von den Haien umkreist, dazu von einer weiteren Gruppe Haien, die sich über uns sammeln beobachtet, schwimmen dann, von den vermeintlich so gefährlichen Meeresräubern begleitet, zum Fütterungsplatz, an dem einer der Tauchlehrer in der Mitte eines durch Steine markierten Rondells das Fass mit dem Fischfutter abstellt. Und dann umkreisen zeitweise Dutzende von Haien dieses Fass. Gefüttert werden sie zwar nicht, vielmehr öffnet der Tauchlehrer das Fass immer nur für einen kurzen Moment, so dass die Haie zwar den Geruch wahrnehmen können, wohl von dem auch angelockt werden, aber ohne dass sie tatsachlich einen Bissen der vermuteten Leckerbissen ergattern können. Wir selbst sitzen auf den Steinen im Kreis um dieses Schauspiel herum, und wenn einer der Haie genug von dem Spiel hat, verlässt er die Arena, zieht dabei nur wenige Zentimeter an den Zuschauern vorbei, nähert sich dann irgendwann wieder, schwimmt, wieder nur wenige Zentimeter vom Kopf oder Oberkörper der Taucher entfernt, zurück zum Fass. Von einem "Fressrausch" ist hier nichts zu spüren. Eher wirken die Haie, auch hier sind wieder nur die kleineren Exemplare vertreten, das größte von ihnen wohl kaum zwei Meter lang, eines davon mit einem verunstalteten Maul, so, als hätte ein Angelhaken dort einen Teil herausgerissen, oder aber ein Artgenosse herausgebissen, neugierig und verspielt. Doch jetzt und hier scheint von den Haien keine Gefahr auszugehen: Schließlich sind etliche Haie nicht nur in Begleitung ihrer Putzfische und Schiffshalter erschienen, auch etliche Grunzer- und Schnapperfische haben sich hier unbesorgt eingefunden, ebenso ein Barsch, der es zumindest von seinem Umfang her mit den meisten hier anwesenden Haien aufnehmen könnte und dazu auch noch ein Rochen. 4 Man solle nicht auf die Idee kommen, einen Hai anzufassen und zu streicheln, hatte vor dem Tauchgang der Tauchlehrer eindringlich gewarnt, eine Warnung, die sich zunächst absurd überflüssig anhört, aber vor Ort dann doch ihren Sinn macht. Schließlich wird man selbst ab und an von einem gerade vorbeikommenden Hai mitunter leicht angestubst, eine Berührung, die sich in dem Augenblick wie die durch einen kleinen Hund anfühlt, fast scheinen die Haie hier auch genau so treuherzig zu gucken, und da ist man schon durchaus versucht, sie kurz zu streicheln. Was man dann aber doch besser sein lässt. Etwa 45 Minuten dauert die Vorstellung, dann haben auch die Haie ihre Neugierde befriedigt, und wir machen uns, nachdem wir den sandigen Boden noch nach Haifischzähnen abgesucht haben, auf den Weg zurück zum Boot. Während wir allmählich an die Oberfläche schwimmen, folgen uns nun, aber doch in respektvollem Abstand, einige der größeren Haie, neugierig zwar, aber doch nicht so interessiert, als dass sie uns direkt bis zum Boot folgen müssten. Während der Rückfahrt von der South West Bay nach Paradise Island fängt es an, heftig zu regnen, so dass die Straßen teilweise sogar überschwemmt sind. Das Wetter schlägt allmählich um. Samstag, 15. Oktober 2011: Nassau Unsere Nassau-Stadtrundfahrt, zu der uns unsere Reiseleiterin Wendy Behrens um 14 Uhr, kurz nach einem heftigen Schauer abholt, führt uns zunächst Richtung Osten - und in die Geschichte von New Providence. Unsere erste Station, in der Nähe des Jachthafens, gegenüber von Paradise Island: das Fort Montagu, ein dunkler, gedrungener Festungsbau direkt am Hafen, ausgestattet mit zwei Kanonen, die auf den Hafen zielen. Auf der halben Strecke zum Paradise Island befindet sich noch ein weites winziges Eiland, auf dem sich ein weiterer Festungsbau erhebt. So versuchte man in der Mitte des 18. Jahrhunderts, den Hafen vor unerwünschten Besuchern zu schützen. Angeblich aus dem 17. Jahrhundert stammt die nahegelegene St. Mathew Church, eine beinahe typische anglikanische Landkirche, aus grauen Steinen errichtet, umgeben von einem halb verwilderten Friedhof mit teilweise verfallenen Gräbern, ausgeblichenen Grabsteinen, von denen die ältesten, die wir beim kurzen Rundgang entdecken, aus den 1850-er Jahren stammen. Traditionell ist auch unser nächstes Ziel, nämlich eine Rumkuchen-Bäckerei, deren Geschichte ebenfalls bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen soll. Diese Spezialität Nassaus ist ein doch ziemlich feuchtes Gebäck, das rasch in der Hand zerbröselt, angeboten in verschiedenen Geschmacksrichtungen mit unterschiedlichen Gewürzen, zum Beispiel Zimt, verkauft in hübschen Dosen, ähnlich den Dosen, in denen es den Nürnberger Lebkuchen gibt, hier nun zum Preis von 15 Dollar. Viel Betrieb herrscht nun an einem Samstag Nachmittag aber nicht: Im kleinen Verkaufsraum sind wir gerade die einzigen Kunden, was allerdings auch an dem regnerischen Wetter liegen kann, bei dem sich kaum jemand in diese ansonsten eher uninteressante Gegend verirrt, und im Produktionsraum ist auch nur eine einzelne Frau damit befasst, bereits fertige Kuchen in Zellophanhüllen zu verschweißen. Da der Regen immer stärker wird, steuert Wendy unser nächstes Ziel nicht direkt an, sondern dreht eine kleine Biege am Gouverneurspalast vorbei und auch, gegenüber vom Sitz des Gouverneurs, den einstigen Palais irgendwelcher hochherrschaftlicher Prinzessinnen. Die residieren hier zwar schon längst nicht mehr, ihre Villen sind dem langsamen Zerfall preisgegeben, aber das Verbotsschild, dass das Parken vor den Häusern für normale Bürger untersagt und den Prinzessinnen vorbehält, hängt noch immer und wird auch noch befolgt. Inzwischen hat es auch kurz aufgehört zu regnen, so dass wir unser nächstes Ziel besichtigen können, ohne nass zu werden: Fort Fincastle, die 1793 in der Regierungszeit von Lord Dunmore Befestigungsanlage, ein nicht sonderlich großer Bau, aber mit dicken Mauern und auf einem Hügel gelegen, der weit und breit höchsten Erhebung. In den engen und dunklen Räumen der Festung erinnern einige Schaustücke an das Leben der Angehörigen der Westindischen Armee und an den Lord Dunmore, der hier von 1787 bis 1796 als Gouverneur herrschte. Beliebtes Ausflugsziel bei den Einheimischen ist das Fort aber wohl vor allem wegen des Ausblicks, den man von den Mauern aus über den Hafen hat, in dem nun vier große Kreuzfahrtschiffe. Noch weiter dürfte die Sicht 5 vom benachbarten Wasserturm reichen, ein schmuckloser weißer Rundbau, dessen obere Plattform nun wohl die höchste Erhebung Nassaus sein dürfte. Früher, so erzählt Wendy, sei sie als Kind noch mit einem hölzernen Fahrstuhl auf die Spitze des Turms gefahren, doch seit einigen Jahren sei er für Besucher gesperrt. Zugänglich ist dagegen Queen's Staircase, ein anderer beliebter Ausflugspunkt der Einheimischen in Nachbarschaft zum Fort, ein regelrechter Canyon, der im 18. Jahrhundert von 7000 Sklaven als Fluchtweg für die Besatzung des Forts in den Fels geschlagen wurde. Inzwischen wirkt dies Fluchtweg beinahe wie eine natürlich entstandene schmale Schlucht, an deren steilen Wänden sich tropische Pflanzen nach oben ranken, wo sich sogar mächtige Baumwurzeln ihren Weg durch den Stein gegraben haben. Für Nassaus größtes Fort, das Fort Charlotte, bleibt uns nur ein kurzer Blick von außen. Auch das liegt auf einem Hügel, seine Mauern sind noch von einem früheren Wassergraben umgeben, dazu gibt es noch ein nun als Museum dienendes Gewehr- und Pulverhaus, doch ansonsten scheint sich die Anlage nicht wesentlich von Fort Fincastle zu unterscheiden. Vorletzte Station unserer Nassau-Rundfahrt ist das "Fish Fry" am Arawak Cay, dem Hafenabschnitt, in dem noch einige altersschwache Fischboote im Wasser dümpeln. Das Fish Fry ist so etwas wie das Viertel der SzeneRestaurants, uriger, dunkler Kneipen in bunten Holzhäusern am Wasser. Das gilt zumindest für Wendys Lieblingsrestaurant, Goldie's Conch House, dessen Besonderheit hinter dem Haus, am Kai liegt. Hier türmen sich zig Tausende von Muschelschalen zu ganzen Bergen auf, die Reste der servierten Mahlzeiten, nun den Möwen zur finalen Ausschlachtung überlassen, und das mit solchen Muschelschalen, die anderswo den Touristen für etliche Dollar als Souvenir angeboten werden. Zum Abschluss der Tour drehen wir noch eine Runde durch ein im Inselinneren gelegenes Viertel mit kleinen, aber gediegenen Ein-Familien-Häusern, ein Produkt des sozialen Wohnungsbaus auf den Bahamas. Dabei macht dieses Viertel alles andere als den Eindruck eines "Arme-Leute-Viertels", vermittelt eher den Anschein eines wenn auch bescheidenen Mittelstandes. 200 Dollar in der Woche seien im Bereich der unteren Gehaltsgruppen ein durchaus normaler Lohn, sagt Wendy, ein Lehrer käme auf 800 Dollar in der Woche, und das alles steuerfrei. Damit kommen die Bahamesen auf den höchsten Lebensstandard in der Karibik, brauchen auch nicht den Vergleich mit den USA oder Europa zu scheuen. Das Atlantis, so berichtet Wendy auf der Heimfahrt nach Paradise Island, wurde übrigens gegen den teilweisen Widerstand der Bevölkerung ausgebaut. Nicht ganz zu unrecht befürchtete man die Beherrschung des Tourismusmarktes durch eine einzelne Gesellschaft, erhebliche Nachteile für die kleineren Hotels in Nassau selbst – von denen nun auch einige tatsächlich leer stehen. Sonntag, 16. Oktober 2011: South West Bay, Tauchplätze Port Nelson und Mike's Reef Normalerweise soll man auch an den Tauchplätzen des heutigen Tages Haie zu sehen bekommen, doch der Himmel ist bewölkt, das Meer unruhig, es fallen bereits die ersten Regentropfen, und so sind wir froh, überhaupt abtauchen zu können. Port Nelson heißt unser erster Tauchplatz, das in 25 Meter Tiefe liegende Wrack eines Patrouillenbootes der bahamesischen Marine, seit zwei Jahren zum Betauchen freigegeben. Noch beherrscht rostiges Eisen das Bild dieser vielleicht 20 Meter langen Schiffsruine, Korallenbewuchs hat sich nur an wenigen Stellen und spärlich breit gemacht. Außer einigen Rotfeuerfischen haben sich hier auch kaum Fische niedergelassen. Immerhin entdecken wir gegen Ende des Tauchganges in dem Korallenfeld, das das auf seinem sandigen Grund liegende Wrack umschließt, eine mittelgroße Muräne, die sich aber wieder in ihr Versteck zurückzieht. Auch der zweite Tauchplatz, Mike's Reef, ist ein Wrack-Tauchplatz, nun ein in 20 Meter Tiefe liegendes ebenfalls noch ziemlich "neues" Viking-Boot, in dessen Räumen sich wieder die Feuerfische angesiedelt haben, auf dessen Deck gerade Trompetenfisch die Geländer abknabbert. Umgeben ist das Wrack von einem herrlich farbenprächtigen Korallengarten mit Fächer- und Trichterkorallen, ein Korallenfeld, das momentan aber außer von einigen Doktor- und Kaiserfischen, kleineren Barschen und den üblichen "Klein-Fischen" kaum Bewohner zu haben scheint. 6 Montag, 17. Oktober 2011: Paradise Island Es regnet sich ein! Am Vormittag verbringen wir noch einige Zeit am Swimmingpool des RIU, aber es ist bereits bewölkt, und am Nachmittag kommt es dann immer wieder zu heftigen tropischen Regengüssen. Dienstag, 18. Oktober 2011: Exuma Cays mit Allan's Cay und Ship Channel Cay Nach etwa einer Stunde Fahrt mit dem Powerboat, gegen 10.45 Uhr, passieren wir die Exumas, diese rund 60 Kilometersüdlich von New Providence gelegene Kette kleiner und kleinster Inseln und Inselchen, aufgereiht wie an einer Schnur, sich wie Hügel aus dem Meer erhebend. Zunächst steuert das Powerboat Allan's Cay an, eine dicht bewachsene Felsinsel, mit einem kaum mehr als 30 Meter langen Sandstrand, der sich, als sich das Boot nähert, auch gleich bevölkert, nämlich mit Dutzenden von Iguanas, den bis 40 Zentimeter langen Echsen, den, wie es heißt, größten einheimischen Landtieren der Bahamas. Die Iguanas von Allan's Cay haben offensichtlich den täglichen Besuch durch Touristen in ihrem Programm fest eingeplant, kommen nun aus dem Gebüsch, zwischen dem auch verschiedene Tropenfrüchte wachsen, lassen sich jetzt mit Weintrauben füttern. Zu große Nähe mit den Gästen meiden die Tiere aber: Die Weintrauben nehmen sie, wenn man sie an einem langen Stock reicht oder holen sich eilig ein in den Sand geworfenes Stück. Die kleinen und mittelgroßen Tiere haben es überhaupt ständig ziemlich eilig, und nur die besonders großen Tiere bewegen sich geradezu gemächlich, schauen mit ihren grau-rosanen Gesichtern lange und ohne Scheu in die Kamera. Mit einer Länge von fünf Kilometern gehört Ship Channel Cay schon beinahe zu den größeren Eilanden der Exumas, wobei die Insel dafür aber auch eher schmal ist. Wir legen am südlichen Ende der Insel an, wo sich die Station der Powerboat-Gesellschaft befindet: ein Bootssteg, eine Bar, ein Wirtschaftsgebäude und schließlich noch zwei bescheidene Holzhäuser auf einer Klippe, die an Touristen für eine Übernachtung vermietetet werden - zum Preis ab 225 Dollar pro Person bei zwei Tagen Aufenthalt mit All-Inclusive-Verpflegung. Betrieben wird diese "Anlage" von einer Deutschen, die seit nun etwas mehr als einem Jahr zusammen mit ihrem Freund auf der Insel lebt - zusammen mit sechs Wildschweinen, die sich aber fast ausschließlich in dem Mangrovenwäldchen herumtreiben, die wir auch nicht zu Gesicht bekommen. Die Wildschweine sind dabei die Nachkommen jener Tiere, die der vorherige Pächter der Insel für die Jagd hierher brachte. Aber auf Ship Channel Cay geht es auch nicht um die Wildschweine, sondern um die Haie, die sich bereits bei der Einfahrt des Bootes am Steg sammeln. Es sind mindestens ein Dutzend Riff- und Ammenhaie, die hier noch ganz ruhig in dem flachen Wasser schwimmen, nicht einmal eine Spur von Scheu zeigen, dazu sich auch nicht von dem Angestellten von Powerboat, der nun im Wasser stehend an einem Arbeitstisch die Fische für die anstehende Fütterung zurecht schneidet, aus der Ruhe bringen lassend. Vor den Haien sind aber erst die Rochen an der Reihe. Dazu stellen sich die Gäste in einer Linie im Wasser auf, jeder bekommt ein Stück Fisch in die Hand, die man nun kurz über dem Meeresboden hält - und die Rochen schwimmen nun diese Touristen-Linie ab, schnappen sich die Fisch-Leckerbissen, Streifen dabei mit ihren Flossen die Füße und die Arme der Ausflügler. Die Körper der Rochen fühlen sich bei dieser Berührung unerwartet sanft und fast samtig an. Die Haie sind während dieser ganzen Prozedur kaum mehr als einen Meter entfernt, werden aber von einem mit einer Stange bewaffneten Mitarbeiter daran gehindert, sich noch weiter zu nähern. Der Rochenfütterung folgt die Fütterung der Haie, die nun aber dem Mann vom Powerboat vorbehalten. Zunächst wirft der nur einzelne Fischbrocken zwischen die Haie, die sich dann zu einem balgenden Knäuel zu vereinen scheinen, wobei das Ganze aber mehr wie eine harmlose Balgerei wirkt, jedenfalls nicht wie der vielbeschriebene rücksichtslose und brutale Fressrausch. Und schließlich stehen ja auch deren Touristen immer noch im Wasser, wären zumindest deren Füße jederzeit für die Haie zu schnappen. 7 Beim zweiten Teil der Haifütterung wird ein Fischkopf an ein Seil gebunden, dann den Haien vorgeworfen - und wenn sich ein Hai dann den Bissen schnappt, versucht der Mann, dem Tier seine Beute wieder aus dem Maul zu ziehen. Der Hai schnappt dann natürlich noch fester zu, wird nun aber von dem Powerboat-Angestellten zum Strand gezogen, von hinten an den Flossen gepackt, kurz aus dem Wasser gehoben, muss sich nun, durch den Griff vorübergehend gelähmt, sogar einen Kuss auf die Nasenspitze gefallen lassen. Nach der Haifütterung geht es zum gemeinschaftlichen Schnorchelgang. Die Strömung an der Insel ist hier aber so stark, dass man kaum mehr tun lassen kann, als sich Richtung Norden treiben lassen. Die Haie und Rochen sind jetzt wieder verschwunden, zu sehen sind nicht mehr als kleinere Korallen, dazu Schnapper und Grunzer. Etwas mehr als hundert Meter vom Ausgangspunkt entfernt, ist das Wasser wieder etwas flacher, nutzt man die Gelegenheit, sich mit festem Grund unter den Fußen gegen die Strömung zu stemmen, ans Ufer zu waten und über den schmalen Sandstrand zurück zur Station zu laufen. Während des Mittagessens fängt es wieder in Strömen zu regnen an. Es ist diesmal aber nur ein kurzer Guss und so geht es kurz nach dem Essen unter dunklen Wolken zurück nach Paradise Island. Mittwoch, 19. Oktober 2011: Paradise Island Ein Strandspaziergang vom RIU Richtung Osten, vorbei am Ocean Club, bis zur nächsten Bucht, an der dann der Golfplatz liegt: Einen feineren Sandstrand als den von Paradise Island wird man schwerlich finden. Wer hier barfuß entlang wandert, muss nicht einmal auf kleinste Steine achten. Donnerstag, 20. Oktober 2011: Eleuthera mit Spanish Wells und Dunmore Town auf Harbour Island Unter der Brücke, die Paradise Island mit Nassau verbindet, liegt eine Plattform mit Hafenanlagen, dazu aber auch eine kleine Straße mit Marktbuden, vor allem mit Imbissständen, die nun am frühen Morgen, kurz nach sieben Uhr, noch geschlossen haben. Dass überhaupt nur wenig Betrieb auf dem Hafengelände herrscht, mag aber auch am Wetter liegen: Es ist windig, regnet immer wieder – keine guten Aussichten für unseren anstehenden Ausflug. Um acht Uhr legt die Fähre, nur mäßig besetzt, ab, gegen 10.30 Uhr legen wir Hafen von Spanish Wells, der Kette kleiner vor Eleuthera liegenden Inseln, an. Es ist ein Hafen für kleinere Yachten und Boote, unsere Fähre ist wohl das größte Schiff, das hier anlegt – und die Passagiere, die hier aussteigen, steigen am Kai nicht etwa in wartende Autos, sondern in Golfwagen, so, als wollten sie gleich zu einem Golfplatz. Die Stadt selbst, eher ein Dorf, die sich dem Hafen anschließt, besteht aus ordentlichen, aber schmucklosen Holzhäusern, macht eigentlich einen eher uninteressanten Eindruck, so, wie auch die Siedlung, die am Ufer des Nachbar-Eilands liegt. Bei unserer Weiterfahrt passieren wir noch eine Insel mit einem langen Sandstrand und dichtem Wald, laufen dann um 11.15 Uhr im Hafen von Dunmore Town ein auf Harbour Island ein. Die kleine Insel, die unmittelbar vor Eleuthera liegt, scheint früher tatsächlich so etwas wie die „Hafen-Insel“ von Eleuthera gewesen zu sein. Ein Gedenkstein am Rande des Hafens erinnert daran, dass Harbour Island für die Bahamas in jedem Fall ein geschichtsträchtiges Eiland ist. Die Inschrift nennt die vier Männer, John Tompson sen. und John Tompson jr., Seaborn Pinder und John Roberts, die Harbour Island und Eleuthera am 19. September 1729 als Abgeordnete im Parlament in Nassau vertraten, im ersten frei gewählten Parlament der Karibik. Von hier fahren wir mit einem Golfwagen, offensichtlich dem vorherrschenden Verkehrsmittel der Inseln von Eleuthera, auf die gegenüberliegende Seite von Harbour Island, zum Pink Sand Beach. Von einem pinkfarbenen Strand kann man, zumindest bei den aktuellen Wetter- und Lichtverhältnissen, dem wolkenverhangenen Himmel zwar nicht reden, aber tatsächlich erscheint dieser Strand unendlich weit, zieht sich ohne Unterbrechung in fast gerade Linie über die ganze Ostseite von Harbour Island – und ist jetzt fast menschenleer. Dafür sieht man aber, wie die etwas erhöht liegenden Strandhäuser, alles Holzbauten, vom letzten Hurricane in Mitleidenschaft gezogen wurden. Von einem Restaurant hat es beispielsweise die Hälfte des Hauses praktisch weggerissen, so dass hier nur noch eine Ruine übrig geblieben ist. Vergleichbare, wenn auch nicht ganz so extreme Spuren des Hurricanes entdeckt man dann auch bei einem Streifzug durch Dunmore Town selbst. Immer wieder sieht man Einheimische, die die Dächer ihrer Häuser routiniert und unaufgeregt wieder in Ordnung bringen – wobei die Hurricane-Saison allerdings noch nicht vorüber ist. 8 Am einem freien Feld neben einer Kirche grast das Vieh – wobei es für die verhältnismäßig wenigen Einwohner, höchstens einige hundert dürften es sein, gleich drei Kirchen gibt, natürlich eine anglikanische, aber zum Beispiel auch eine Methodistenkirche, die der Inschrift am Portal zufolge bereits im Jahr 1843 gebaut wurde. Und: Die Kirchen sind verhältnismäßig groß, im Unterschied zu fast allen anderen Gebäuden auch aus Stein errichtet. Ansonsten herrscht nämlich der Holzbau vor. Die Häuser im Inselinneren sind dabei meist bäuerlich, mit einem großen Hof, haben aber zum größten Teil wohl schon bessere Tage gesehen. Die bunten Häuser zur Hafenpromenade, an der auch die Dunmore School steht, sind dagegen in der Regel schön herausgeputzt, haben eigene Namen, zum Beispiel „Doll House“ oder „Lara’s House“- und die Inschriften, die verraten, wann sie errichtet wurden, reichen bis in das Jahr 1797 zurück. Deshalb gilt Dunmore Town wohl auch als die „Geschichts-Stadt“ der Bahamas – was die Einheimischen aber nicht unbedingt hier hält. Etliche dieser recht schönen Gebäude stehen nämlich zum Verkauf. Am späten Nachmittag sind wir wieder am Hafen: Das rote Zollgebäude ist geschlossen, Betrieb herrscht so gut wie nicht. Unsere Fähre ist das einzige größere Schiff, was hier, von einigen Fischerbooten abgesehen, liegt. Nachdem sie abgelegt hat, wird Dunmore Town wohl wieder in seinen Provinzschlaf fallen. Freitag, 21. Oktober 2011: South West Bay, Tauchplätze Sandy Shoot und Twin Sisters, Nassau Der erste Tauchgang des Tages, wieder mit Stuart Cove in der South West Bay, führt uns an den „Sandy Shoot“, wo uns gleich beim Abtauchen eine schöne Schildkröte begegnet. Das besondere an diesem Tauchplatz: Gleich neben dem Korallenfeld liegt ein Abhang, geht es gleich einige hindert Meter in die Tiefe. Wegen des regnerischen Wetters ist die Sicht allerdings nicht besonders. Am Abhang entlangtauchend schaut man angestrengt in das Blauwasser, hält Ausschau nach Haien, aber zu sehen gibt es nichts. Dennoch, oder vielleicht auch gerade deshalb: Irgendwie wirkt dieser Tauchplatz fast unheimlich. Der zweite Tauchplatz verdankt seinen Namen „Twin Sisters“ den beiden Wracks, die hier auf dem sandigen Boden fast Bug an Bug liegen. Riffhaie umkreisen das erste Wrack, zu dem wir hinabtauchen, sind aber zu weit entfernt, um ein gutes Fotomotiv abzugeben, wollen sich uns auch nicht nähern. Beinahe witzig: Eine Inschrift auf der Brücke dieses Wracks verbietet das Rauchen – was sich nun aber wohl von selbst erledigt hat. Eigentlich wären die Zugänge in das Wrack groß genug, in das Wrack hineinzutauchen, aber wegen der Feuerfische, die sich in den Innenräumen eingenistet haben, wird davon dringend abgeraten. So begnügen wir uns damit, über das Deck zu tauchen, nehmen noch das zweite Wrack, das sich nicht wesentlich vom ersten unterscheidet, in Augenschein, tauchen dann wieder auf. Am Nachmittag fahren wir von Paradise Island mit dem Wassertaxi nach Nassau. Diesmal ist das Wassertaxi, vielleicht auch wegen der späteren Uhrzeit, keines von denen, mit denen normalerweise die Touristen fahren, sondern ein wahrer Seelenverkäufer mit Roststellen, der bis auf den letzten Platz beinahe schon überbelegt ist. Aber wir kommen natürlich trotzdem heil auf der Nassau-Seite an, wobei das Wassertaxi diesmal in einem anderen Teil des Hafens anlegt, nämlich in dem Teil, in dem auch die Passagiere der Kreuzfahrtschiffe aussteigen. Und da geht es natürlich zuerst durch eine Gasse voller Boutiquen, die momentan allerdings meist geschlossen sind. Vorbei an einem rot getünchten Bacardi-Haus gelangen wir auf die Hauptstraße, die East Bay Street, gehen zunächst zum Parlamentsviertel, einem Komplex rötlich getünchter Kolonialbauten mit mächtigen Säulen, umgeben von Grünanlagen. Das alles wirkt recht vornehm – und dabei doch angenehm bescheidenzurückhaltend, passend zum Denkmal von Königin Victoria, die über alles wacht. Auf der Hauptstraße werfen wir dann noch einen Blick in einen der größeren Läden, in „John Bull“, einem Uhren- und Schmuck-Laden von den Ausmaßen eines Supermarktes. So ziemlich jede Edel-Marke, von Bulgari bis Rolex, ist hier mit eigenem Stand und eigenen Vitrinen vertreten, wobei keines der Exponate aber mit einem Preisschild versehen ist. Allerdings gibt es auch nicht sonderlich viele Kunden, die sich nach den Preisen erkundigen könnten. Das Geschäft ist ziemlich leer. Samstag, 22. Oktober 2011: Nassau Wir fahren mit dem Taxi zum Ardastra Garden, dem westlich von Downtown in einem Villenvorort gelegenen Zoo von Nassau. Der Eintritt beträgt stolze 16 Dollar, und geboten bekommt man dafür auf sehr überschaubarem Areal vor allem Vertreter der Vogelwelt. Da wird man zunächst von Papageien begrüßt, gibt es auch Kakadus, die den Besuchern bei Verlangen ein Küsschen geben, Pfauen, Flamingos, die hier sogar frei herumlaufen – und in einer großen Volière noch einmal etliche kleinere Papageien, die von den Besuchern mit Äpfeln gefüttert werden, sich dabei 9 auch ganz zutraulich auf dem Kopf oder den Armen der Menschen niederlassen, aber ständig bemüht sind, sich untereinander die besten Bissen wegzuschnappen. Dazu gibt es in Käfigen einige Raubkatzen, Lemuren – und schließlich eine einheimische Schlange, eine Boa von den Bahamas, eine der wenigen Überlebenden ihrer Art. Denn, so belehrt die Hinweistafel, diese Schlangen wurden in früheren Jahren aus Unwissenheit fast ausgerottet. Den Junkanoo-Beach, Nassaus Stadtstrand entlang gehen wir nun zurück Richtung Paradise Island, dabei immer den Hafen mit den Kreuzfahrtschiffen und das alles überragende Atlantis-Hotel vor Augen. Sonntag, 23. Oktober 2011: Paradise Island Das Wetter zeigt sich jetzt endgültig von seiner windigen und regnerischen Seite. Die Sonne kommt nur kurz raus – so dass man nicht einmal richtig am Pool liegen kann. Montag, 24. Oktober 2011: Paradise Island Wenn das Wetter es zulässt, verbringen wir die Zeit am Pool – wobei die Sonne aber nicht herauskommen will, es die ganze Zeit über bedeckt bleibt. Dienstag, 25. Oktober 2011: Paradise Island Ein letzter Tag am Hotel-Pool, bis wir gegen 18.30 Uhr abgeholt und zum Flughafen gebracht werden. Nassaus Flughafen ist macht nicht wirklich den Eindruck eines internationalen Airports. Im Duty-Free-Bereich gibt es gerade einen Imbiss-Stand und drei kleinere Geschäfte, um noch die letzten Andenken einzukaufen, wobei sich die Auswahl aber in Grenzen hält. Irgendwie wirkt das für den Flughafen einer Tourismus-Region schon erstaunlich provinziell. Aber dafür gehen die Maschinen, unsere ist allerdings die einzige, die auf dem Plan steht, erfreulich pünktlich. 10