Indianer – Eine Erfindung des Weißen Mannes? - Phil.

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Indianer – Eine Erfindung des Weißen Mannes? - Phil.
Dr. Frank Kressing
Proseminar im Fach Europäische Ethnologie/ Volkskunde der Universität Augsburg
Wintersemester 2005/ 2006
Indianer – Eine Erfindung des Weißen Mannes?
Wie kaum eine andere Bevölkerungsgruppen sind die Indigenen (= Ureinwohner) des amerikanischen Doppelkontinentes einer tiefgreifenden Stereotypisierung ausgesetzt worden – angefangen von ihrer offenkundigen Fehlbenennung als „Indianer“ aufgrund mangelnder geografischer Kenntnisse eines genuesischen Seefahrers. Von den Zeiten der frühen Entdeckungsreisen über das Zeitalter der Aufklärung bis heute pendeln die Indianerstereotypen
zwischen dem Bild des primitiven, unzivilisierten und fortschrittsfeindlichen Barbaren einerseits und dem friedliebenden, naturverbundenen und ökologisch korrekten „edlen Wilden“
andererseits. Beiden Images des „Roten Mannes“ liegt die Annahme zugrunde, bei „den Indianern“ handele es sich um ein einheitliches, relativ undifferenziertes Volk, wobei bezeichnenderweise „die Rote Frau“ in dieser Betrachtung erst gar nicht vorkommt oder aber in die Stereotype der indianischen „Squaw“ gepresst wird. Ohnehin wurde das gängige Indianerbild
sowohl in der Abenteuerliteratur als auch in Missionsberichten und der Wissenschaft zumeist
von europäischen oder euroamerikanischen Männern gezeichnet. In der Auseinandersetzung
mit dementsprechenden populären Bildern von amerikanischen Ureinwohnern sollen diese in
der Lehrveranstaltung einer volkskundlich-literarischen und medienkritischen Betrachtung
unterzogen werden – angefangen von Coopers Lederstrumpf über das im 19. Jahrhundert entstandene Vermächtnis des Karl May bis hin zu dessen ironisierender Verarbeitung im „Schuh
des Manitu“.
Die Veranstaltung wird als Kompaktseminar mit drei Treffen durchgeführt:
Donnerstag, 27. Oktober 2005
12-14.00 – Raum 2129
Freitag, 9. Dezember 2005
10-12.00 - Raum 3010 / 12-18.00 – Raum 2102
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Freitag, 27. Januar 2006
10-12.00 - Raum 3010 / 12-18.00 – Raum 1101
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Gleichzeitig Abgabetermin für alle Hausarbeiten aus dem Sommersemester 2003, WS 03/04 usw. bis
WS 05/06 !!!
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Ablaufplan
27.10. 2005
Einführung in das Thema
Literatur- und Quellenüberblick
Verteilung der Referate etc.
09.12. 2005
Impulsreferat mit Dias:
„Zeitgenössische indigene Lebenswelten“ (F. Kressing)
•
die Lubicon-Cree im Norden Albertas/ Kanada
•
die Quechua-sprachigen Runakuna der Kallawaya-Region Boliviens
Mögliche Referats-/ Präsentationsthemen
•
Überblick über die Kulturareale2 des indigenen Amerikas
-
Nordamerika
Mesoamerika
Südamerika: Hoch- und Tiefland
•
„La gente [quién viven] in Dios“ - Das Bild vom amerikanischen Eingeborenen der
frühen europäische Eroberer und Entdecker (Alma DURÁN-MERK)
-
Cristóbal Colón3
„Kolumbus, Christoph (italienisch Cristoforo Colombo, spanisch Cristóbal Colón, 14511506), italienischer Seefahrer, der im Auftrag der spanischen Krone einen kürzeren Seeweg
nach Asien erkunden sollte. Dabei landete er irrtümlich in der Karibik und „entdeckte” damit
Mittelamerika für die westliche Welt. Nordamerika war dagegen bereits mehrere Jahrhunderte
zuvor von Wikingern (Æ Erich der Rote) erstmals auf dem Seeweg erreicht worden.
Kolumbus wurde in Genua geboren. Sein Vater war Weber, und man nimmt an, dass Christoph in jungen Jahren ebenfalls diesen Beruf ausübte. Die Anfänge seiner Karriere als Seefah-
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„Kulturareal, Kulturprovinz, begrenztes geographisches Gebiet (Areal, Provinz), in dem einander
ähnliche Kulturen oder Kulturelemente synchron dargestellt werden oder in denen Menschengruppen/
Ethnien nebeneinander leben, deren Kulturgüter in der durch Geschichte und Umwelt geschaffenen
Situation aufeinander abgestimmt sind und die daher im Ganzen als eine Einheit angesprochen werden. Der Begriff Kulturareal, zuerst von Clark Wissler geprägt, wurde v.a. in den USA verwendet;
Hermann Baumann gebrauchte später dafür die Bezeichnung ‚Kulturprovinz’.“ (HIRSCHBERG, Wörterbuch der Völkerkunde, 1988, S. 270).
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Nicht gekennzeichnete Zitate aus: MICROSOFT CORPORATION, Microsoft Encarta-Enzyklopädie Professional 2003.
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rer sind unklar, aber der Stadtstaat von Genua hatte einen regen Hafen, und möglicherweise
fuhr Kolumbus bereits in seiner Jugend als kaufmännischer Angestellter zur See. Um 1475 unternahm er eine Handelsreise zur Insel Chios im Ägäischen Meer, und 1476 segelte er in einem Konvoi aus mehreren Schiffen nach England. Vermutlich wurde die Flotte vor der portugiesischen Küste von Piraten überfallen. Kolumbus’ Schiff sank, doch er konnte sich retten
und kam bis nach Lissabon. Dort ließ er sich nieder – sein Bruder Bartolomé arbeitete in Lissabon bereits als Kartograph – und heiratete 1479 die Tochter des Gouverneurs der Insel Porto
Santo (nordöstlich von Madeira). Diego Kolumbus, das einzige Kind aus der Ehe, wurde um
1480 geboren.
Kolumbus wurde stark von Theorien und Erkenntnissen aus der Antike inspiriert, insbesondere denjenigen von Aristoteles, Seneca und Strabo. Seit den Pythagoreern waren die Griechen
der Ansicht, dass die Erde eine Kugelgestalt besitzt; im Mittelalter geriet dies allerdings wieder in Vergessenheit und man hatte die Vorstellung von der Erde als einer flachen Scheibe mit
einem einzigen, von Meer umgebenen Kontinent. Kolumbus hatte die Idee, Indien statt auf
dem langen und gefährlichen Seeweg rund um Afrika auch auf einer Route nach Westen über
das Meer zu erreichen, welches Europa und Asien verband. Von großem Einfluss waren dabei
die Berechnungen eines italienischen Astronomen, wonach die Erde um ein Viertel kleiner
war als bis dahin angenommen und größtenteils aus Land bestand; dementsprechend sollte
auch die Entfernung zwischen Europa und Asien und damit der geplante neue Seeweg deutlich
kürzer sein, was entsprechende Handelsvorteile versprach. Nach intensivem Kartenstudium
legte Kolumbus einen Vorschlag für seine Route nach Westen fest, unterbreitete diesen 1484
König Johann II. von Portugal und richtete an ihn ein Gesuch, die westliche Überquerung des
Atlantiks zu finanzieren. Sein Gesuch wurde jedoch von der königlichen Schifffahrtskommission abgelehnt, teils aufgrund seiner Fehlberechnungen, teils weil portugiesische Schiffe bereits auf dem Weg waren, einen Seeweg nach Asien durch die Umsegelung Afrikas zu finden.
Kurz danach begab sich Kolumbus nach Spanien, wo seine Pläne von mehreren einflussreichen Männern gefördert wurden. 1486 erreichte er eine Audienz bei Königin Isabella I. von
Kastilien. In dieser Zeit traf der inzwischen verwitwete Kolumbus Beatriz Enriquez, die seine
zweite Frau und Mutter seines zweiten Sohnes mit Namen Fernando wurde. Ähnlich wie in
Portugal wurde auch in Spanien sein Plan von einer königlichen Kommission abgewiesen. Kolumbus gab jedoch nicht auf, und im April 1492 wurde seine Hartnäckigkeit belohnt: König
Ferdinand II. von Aragonien und Königin Isabella stimmten ein, die geplante Expedition zu
finanzieren. Der unterzeichnete Vertrag sah vor, dass Kolumbus Vizekönig aller Gebiete werden sollte, die er entdeckte; weiterhin umfasste das Abkommen die Erhebung in den erblichen
Adelsstand eines Großadmirals sowie die Zusicherung eines Zehntels aller wertvollen Metalle,
die auf dem neuen Territorium zu finden seien.
Die erste Reise
Die Expedition bestand aus dem Hauptschiff Santa María, das Kolumbus’ Kommando unterlag, und den beiden kleineren Karavellen Pinta und Niña, die von Martín Alonzo Pinzón und
dessen Bruder Vicente Yáñez Pinzón befehligt wurden. Die Flotte segelte am 3. August 1492
von Palos de la Frontera (Spanien, bei Huelva) aus los, mit einer Besatzung von vielleicht 90
Mann. Nach drei Tagen auf See wurde der Hauptmast der Pinta beschädigt, was einen Repara-
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turaufenthalt auf den Kanarischen Inseln nötig machte. Am 6. September lichteten die drei
Schiffe wieder die Anker und segelten genau nach Westen, später nach Südwesten.
Am Abend des 12. Oktober kam Land in Sicht, und früh am nächsten Morgen landete die Expedition auf einer der Bahamas-Inseln, die von den dort lebenden Indianern Guanahaní genannt wurde. Kolumbus erhob für die spanische Krone den Besitzanspruch auf die Insel und
taufte sie in San Salvador um (neuere Forschungen legen nahe, dass es sich bei der Insel eher
um Samana Cay handelte). Weitere Landungen in den nächsten Wochen fanden auf Kuba, das
Kolumbus zu Ehren der spanischen Prinzessin Juana nannte, und in Haïti auf Española (das
spätere Hispaniola) statt. Nach Ansicht von Kolumbus lagen all diese Inseln in den Gewässern
vor der Küste Ostasiens.
Im Dezember erlitt die Santa María vor der Küste von Española Schiffbruch. La Navidad, ein
Fort, wurde als erster Stützpunkt notdürftig aus den Trümmern des Schiffes erbaut und erhielt
weniger als 40 Mann Besatzung. Die Niña, nun unter dem Befehl von Kolumbus, sowie die
Pinta begannen im Januar 1493 ihre Heimreise. Nachdem Stürme die Schiffe zunächst zu den
Azoren und dann nach Lissabon abtrieben, legte Kolumbus im März wieder in Palos an. Er
wurde vom spanischen König begeistert empfangen, der ihm die vertraglich vereinbarten Privilegien erneut zusicherte.
Die zweite Reise
Kolumbus traf sofort Vorbereitungen für eine zweite Expedition, die im September 1493 mit
17 Schiffen und etwa 1 500 Mann Besatzung Spanien verließ. Sie landeten auf den karibischen Inseln Dominica, Guadeloupe und Antigua. Am 27. November ankerten die Schiffe vor
La Navidad in Española, und die Spanier stellten fest, dass das Fort zerstört und die Männer
getötet worden waren. Kolumbus überließ die Ruinen sich selbst. Nahe dem heutigen Kap Isabella (Dominikanische Republik) gründete er die Kolonie Isabella, die erste Niederlassung von
Europäern in der Neuen Welt. Im Frühjahr 1494 verließ er die Kolonie, um die Küste von Kuba zu erkunden, das Kolumbus zum asiatischen Festland rechnete. Weitere Erkundungsfahrten
betrafen Jamaika und Puerto Rico.
Bei seiner Rückkehr nach Isabella am 29. September hatte sich ein tiefer Streit unter den Kolonisten und der Mannschaft entfacht. Dieser war auf die Haltung der Indianer zurückzuführen, die Kolumbus und seine Begleiter zunächst sehr freundlich empfangen hatten, ihnen aufgrund der schlechten Behandlung durch die Siedler nun jedoch feindlich gegenüberstanden.
Kolumbus besiegte die Indianer auf einem Feldzug im März 1495 und verschiffte eine große
Zahl von ihnen nach Spanien, um sie dort als Sklaven zu verkaufen. Königin Isabella lehnte
dies jedoch ab, und die Überlebenden wurden zurückgesandt. Im Oktober 1495 kam eine königliche Untersuchungs- und Aufsichtskommission in Isabella an. Da diese seiner Politik kritisch gegenüberstand, gründete Kolumbus eine neue Hauptstadt mit Namen Santo Domingo,
überließ seinem Bruder Bartolomé das Kommando und brach nach Spanien auf. Er erstattete
Ferdinand und Isabella persönlich Bericht, die daraufhin die Kommission entließen. Sie versprachen außerdem, eine neue Flotte zu unterstützen. Da das ganze Unternehmen bisher jedoch nicht den erhofften raschen Gewinn erzielte, dauerte es annähernd zwei Jahre, bis acht
Schiffe erneut in See stechen konnten.
Die dritte und vierte Reise
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Kolumbus startete am 30. Mai 1498 zu seiner dritten Reise. Seine ersten Stationen waren die
„Insel mit den drei Spitzen”, die er Trinidad (nach Trinität: heilige Dreieinigkeit) nannte, sowie das heutige Venezuela. Nachdem er die Küste entlanggekreuzt war, segelte er in den Golf
von Paria (westlich von Tobago) und führte in der Mündung des Orinoco eine Gruppe an
Land. In sein Logbuch notierte er, dass er eine den Europäern unbekannte „Neue Welt” gefunden habe. Wieder auf See passierte er verschiedene weitere Inseln, darunter Margarita, und
landete schließlich in Santo Domingo auf Española.
Bei seiner Ankunft am 31. August fand er einen Teil der Kolonie in offenem Aufstand gegen
seinen Bruder. Er beschwichtigte die Rebellen, versuchte erneut, die Indianer zum Christentum zu bekehren und verstärkte die Suche nach Gold. Währenddessen konnten seine Feinde in
Spanien das Königshaus davon überzeugen, dass Española einen neuen Gouverneur brauchte.
Im Mai 1499 setzte der König Kolumbus ab und berief Francisco de Bobadilla in das Amt.
Dieser kam am 23. August 1500 in der Kolonie an, ließ sofort Kolumbus und dessen Bruder
Bartolomé in Ketten legen und nach Spanien zurückschicken. Kolumbus bestand darauf, die
Ketten zu tragen, bis die Königin selbst sie von ihm abnahm. Das Königspaar begnadigte die
beiden Männer und entlohnte sie, weigerte sich aber, Kolumbus in sein altes Amt wieder einzusetzen. Dennoch wurde Bobadilla als Gouverneur durch Nicolás de Ovando ersetzt.
Obwohl Kolumbus weiterhin die Unterstützung des Königs für eine vierte Reise genoss, um
eine Westpassage nach Asien zu suchen, wurden ihm nur vier Karavellen zur Verfügung gestellt, die sich in schlechtem Zustand befanden, und ihm außerdem verboten, Española anzulaufen. Seine letzte Expedition startete er im Mai 1502 von Cádiz (Spanien) aus. Als sie nach
nur 21 Tagen Überfahrt vor Santo Domingo ankerten, verweigerte man den stark reparaturbedürftigen Schiffen trotz eines herannahenden Wirbelsturmes die Einfahrt in den Hafen. Der
Sturm vernichtete eine Flotte, die auf dem Weg nach Spanien war und seine Gegner, darunter
Bobadilla, an Bord hatte. Nur ein Schiff mit dem Gold von Kolumbus kam unversehrt im
Heimathafen an.
Nach notdürftigen Reparaturen segelte Kolumbus durch die Gewässer vor Honduras und
kreuzte dann fast sechs Monate lang südlich entlang der Küste Zentralamerikas auf der Suche
nach der Westpassage. Im Januar 1503 landete er in Panamá und gründete dort eine Siedlung,
die jedoch nach einer Meuterei der Mannschaft und aufgrund von Schwierigkeiten mit den Indianern wieder aufgegeben werden musste. Die Expedition, auf zwei Karavellen zusammengeschrumpft, nahm Kurs auf Española, doch die morschen Schiffe sanken in der Nähe von
Jamaika am 23. Juni 1503. Kolumbus schickte nach Española um Hilfe aus und zwang die Indianer, seine Männer mit Nahrung zu versehen. Die Befreiung kam jedoch erst nach einer
Verspätung von fast einem Jahr – vorsätzlich durch den Gouverneur Ovando geplant. Die gestrandeten Männer stachen am 28. Juni 1504 mit Kurs auf Santo Domingo in See, anschließend kehrten sie nach Spanien zurück. Am 7. November erreichten sie Sanlúcar de Barrameda
in Südwestspanien. Kolumbus fuhr danach nie mehr zur See.
Die letzten Monate des Lebens von Kolumbus waren von Krankheit und dem vergeblichen
Versuch gekennzeichnet, von König Ferdinand eine Wiederherstellung seiner Privilegien zu
erreichen, dies obgleich Kolumbus zu dieser Zeit recht wohlhabend war. Er starb am 20. Mai
1506 in Valladolid. Seine sterblichen Überreste wurden in Sevilla beigesetzt, dann zunächst
5
nach Santo Domingo, später nach Habana (Cuba) überführt, bevor sie schließlich 1899 in Sevilla ihre letzte Ruhestätte fanden. Einige Historiker gehen dagegen davon aus, dass die zurückgeführten Gebeine nicht von Kolumbus stammen, sondern sich vielleicht noch in Santo
Domingo befinden. Obwohl Kolumbus eine entsprechende Anerkennung zu Lebzeiten versagt
blieb, wurde erst nach seinem Tode klar, dass er doch einen neuen Kontinent entdeckt, dadurch die gesamte Weltanschauung nachhaltig verändert und den Grundstein für die Geschichte der Neuzeit gelegt hatte.“
„Die Entdeckung Kubas
Ich habe keinen schöneren Ort je gesehen. Die beiderseitigen Flussufer waren von blühenden,
grünumrankten Bäumen eingesäumt, die ganz anders aussehen als die heimatlichen Bäume.
Sie waren von Blumen und Früchten der verschiedensten Art behangen, zwischen denen zahllose, gar kleine Vöglein ihr süßes Gezwitscher vernehmen ließen. Es gab da eine Unmenge
Palmen, die einer andern Gattung angehörten als jene von Guinea und Spanien, sie waren mittelgroß, hatten an den untern Enden keine Zellfasern und sehr breite Blätter, mit denen die
Eingeborenen die Dächer ihrer Behausungen bedeckten. Der Boden war flach und ebenmäßig.
Ich bestieg die Schaluppe und betrat das Land. Hierauf ging ich auf zwei Hütten zu, von denen
ich annahm, dass sie Fischern gehörten. Allein bei meinem Erscheinen ergriffen die Eingeborenen, von Furcht erfasst, die Flucht. In einer dieser Hütten fand ich einen Hund, der nicht
bellte. In beiden hingen aus Palmfasern hergestellte Netze, Stricke, eine Angel aus Horn, knöcherne Haken und anderes Fischergerät, im Innern gab es mehrere Herde. Meines Erachtens
konnten diese Hütten vielen Menschen Obdach gewähren. Ich ordnete an, alles schön liegen
und stehen zu lassen, was auch befolgt wurde. Das Gras war so hoch wie in Andalusien in den
Monaten April und Mai; darunter fand ich auch viel Portulak (Burzelkraut) und Runkelrüben.4
Dann bestieg ich wieder die Schaluppe und fuhr eine gute Strecke den Fluss hinauf. Ich gestehe, beim Anblick dieser blühenden Gärten und grünen Wälder und am Gesang der Vögel eine
so innige Freude empfunden zu haben, dass ich es nicht fertig brachte, mich loszureißen und
meinen Weg fortzusetzen. Diese Insel ist wohl die schönste, die Menschenaugen je gesehen,
reich an ausgezeichneten Ankerplätzen und tiefen Flüssen. Meiner Ansicht nach dürfte der
Ozean das Land niemals über den Strand hinaus überflutet haben, da die Vegetation fast bis an
das Meeresufer heranreicht – eine Tatsache, die in den Gegenden, wo das Meer sehr stürmisch
sein kann, nicht feststellbar ist, allein schon deshalb nicht, da ich seit meinem Aufenthalt inmitten all dieser Inseln nicht ein einziges Mal einen Wirbelwind oder Sturm erlebt habe.
Die Insel hat schöne und hohe Berge, die sich allerdings nicht weithin erstrecken; der restliche
Teil der Insel weist Erhebungen auf, die an Sizilien gemahnen. Soviel ich aus den durch Zeichen vermittelten Angaben der Indianer, die ich von der Insel Guanahaní mit mir genommen
hatte, verstanden zu haben meinte, ist diese Insel sehr wasserreich und wird von zehn großen
Flüssen durchzogen; man benötigt mehr als zwanzig Tage, um die Insel mit ihren Kanus zu
umfahren.
Gerade als ich mich mit meinen Schiffen dem Lande näherte, tauchten zwei Kanus auf. Kaum
bemerkten die Eingeborenen, die sich darin befanden, dass die Matrosen ihre Boote bestiegen
4
Gemeint ist vermutlich Maniok (Manihot esculenta); F. Kresssing.
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und losruderten, um die Flusstiefe zu messen und den besten Ankerplatz ausfindig zu machen,
machten sie sich auf und davon.
Die Indianer wussten zu erzählen, dass auf dieser Insel Goldminen und Perlen zu finden seien.
Tatsächlich entdeckte ich eine Stelle, die zur Bildung von Perlen geeignet schien, und ebenso
Muscheln, die ein deutliches Anzeichen dafür sind. Ich glaube mich in der Annahme nicht zu
täuschen, dass die gewaltigen Schiffe des Großen Khan hier anlegen und dass man von hier
aus bis zum Festland nur eine Seefahrt von zehn Tagen zurückzulegen hat. Ich taufte diesen
Fluss mit dem Namen ’San Salvador’.“5
-
Bartolomé de las Casas
„Las Casas, Bartolomé de (1474-1566), spanischer Missionar und Historiker. Aufgrund seiner Verdienste für eine gerechtere Behandlung der indianischen Bevölkerung wurde er auch
Apostel der Indianer genannt.
Las Casas wurde im August 1474 in Sevilla als Sohn eines Händlers geboren, der Christoph
Kolumbus auf seiner zweiten Reise begleitete. Nach einer juristischen Laufbahn in Spanien
bereiste Las Casas 1502 Hispaniola, eine der Westindischen Inseln, wo er Berater des kolonialen Gouverneurs in Santo Domingo wurde. 1512 wurde er zum ersten Priester in Amerika geweiht. Für seine geleisteten Dienste wurde Las Casas ein Stück Land zugeteilt, das, wie es zu
jener Zeit üblich war, von Indianern in Zwangsarbeit bewirtschaftet wurde. Die Missstände
des Systems, die er aus eigener Erfahrung kannte, veranlassten ihn, sich für die Abschaffung
der Sklaverei und die Verbesserung der Lebensbedingungen der Indianer einzusetzen. 1514
verließ Bartolomé de Las Casas sein Landgut und kehrte 1515 nach Spanien zurück, wo er am
königlichen Hof eine Verbesserung der Lebensbedingungen der indianischen Bevölkerung
forderte. Im folgenden Jahr kehrte er nach Hispaniola zurück.
1516 konnte Las Casas den Kardinalregenten F. J. de Cisneros für eine Reform der Gesetzgebung zum Schutz der Indianer gewinnen. Nachdem er einen Missionsversuch an der venezolanischen Küste erfolglos abgebrochen hatte, trat er 1522 dem Orden der Dominikaner bei. Die
folgenden sechs Jahre verbrachte er mit der Niederschrift seiner Historia general de las Indias
(1528), einem Bericht über die frühen spanischen Kolonien in Amerika. 1537 erhielt Las Casas den Auftrag, die Völker der nördlichen Landesteile Guatemalas zu befrieden. Es gelang
ihm, deren Vertrauen zu gewinnen und sie zum Christentum zu bekehren. 1542 wurden auf
sein Wirken hin endgültig die ’Neuen Gesetze’ erlassen, in denen das System der Sklaverei
aufgehoben und eine Gleichstellung zwischen Indianern und Spaniern festgeschrieben wurde.
Im Jahr 1544 wurde Bartolomé de Las Casas zum Bischof von Chiapas, einem Gebiet im südlichen Mexiko, ernannt. 1547 kehrte er nach Spanien zurück, wo er am 31. Juli 1566 in Madrid starb.”
•
Amerikanische Indigene in frühen Romanen, z.B. in
5
PERFAHL, Jost (Hrsg.): Der Traum vom unentdeckten Land. Aus dem Bordbuch des Christoph Kolumbus. München 1992, S. 72-75 (Rechtschreibung aktualisiert, F. Kressing).
7
-
Hans STADEN: Tupinamba
„Tupinambá, zumeist Oberbegriff für zahlreiche, heute durch die Folgen des Kolonialismus
ausgestorbene Gruppen der Küsten-Tupí. Diese gehörten der weit reichenden südamerikanischen Sprachfamilie Tupí-Guaraní an und siedelten im 16. Jahrhundert an der heute zu Brasilien gehörenden Atlantikküste, etwa im Bereich zwischen der Mündung des Amazonas bis zur
Region des Rio de la Plata. Die Tupinambá im engeren Sinn lebten an der Atlantikküste etwa
im Gebiet zwischen dem heutigen Rio de Janeiro und dem Bundesstaat Pernambuco. Ihre
wirtschaftliche Grundlage bildeten die Landwirtschaft sowie die Küstenfischerei. Charakteristisch waren die großen, von bis zu 15 000 Menschen bewohnten Siedlungen.
Großen Bekanntheitsgrad erlangten die Tupinambá, die zu den ersten südamerikanischen ethnischen Gruppen gehörten, die mit den europäischen Eroberern in Kontakt traten, durch zahlreiche europäische Berichte und Reisebeschreibungen. Hierzu gehören auch die aus der Mitte
des 16. Jahrhunderts stammenden Berichte des für die Portugiesen als Söldner dienenden Hans
Staden, die vor allem durch die Beschreibungen des rituellen Kannibalismus der Tupinambá
Berühmtheit erlangten, gerade jedoch in dieser Hinsicht mit großer quellenkritischer Vorsicht
zu behandeln sind.“
„Hans Staden (1525 – 1576): Um 1547 machte sich Hans Staden aus Homberg an der Efze
Gedanken, wie er nach Indien kommen könnte. Er fuhr über Bremen und Holland nach Portugal und fand dann aber nur ein Handelsschiff, das ihn nach Nordostbrasilien mitnahm. Nach
seiner Rückkehr trat er in spanische Dienste und fuhr mit der Flotte von Diego de Sanábria,
des neuernannten Statthalters für das La Plata-Gebiet, zum zweiten Mal nach Südamerika. Auf
der Höhe von Paranaguá, Hafenstadt im heutigen Bundesstaat Paraná, geriet die Flotte in einen Sturm. Hans Staden konnte dort landen und ein Ersatzschiff in São Vicente beschaffen.
Bei Itanhaém, südlich von São Vicente, erlitt er jedoch 1549 wieder Schiffbruch, deshalb
kehrte er an den Ausgangspunkt zurück Damals lebten die Siedler um São Vicente in Ängsten
vor Überfällen der Tupinambá-Indianer, die unter Leitung des mächtigen Häuptlings Cunhambebe standen. Auf der etwas weiter nördlich gelegenen Insel Santo Amaro wurde deshalb
beim heutigen Guarujá eine Befestigung aus Palisaden vor Bertioga angelegt. Die Festung war
lebenswichtig für São Vicente, weil die Indianer den schmalen Kanal zwischen Festland und
Insel nutzten, um die Siedlung anzugreifen. Hans Staden übernahm die Festung 1552 als
Kommandant. Sie lag, wie er später schrieb, "dort, wo sonst kein Portugiese herein wollte".
Das Festungswerk war das erste portugiesische Fort in Südbrasilien, genannt "Forte de São
Felipe".
Ein Jahr später wurde er auf der Jagd von den Tupinambá-Indianern gefangengenommen und
gen Norden in die Gegend, wo heute die Stadt Ubatuba liegt, verschleppt. Dort verbrachte er
über zehn Monate bei den damaligen Menschenfressern. Er konnte nur überleben, weil er sich
mit dem Medizinmann befreundete und dadurch respektiert wurde. Nach seiner Befreiung
kehrte er 1555 nach Deutschland zurück.
Hans Stadens Bekanntheit ist auf die intensive Beschreibung seines Aufenthalts in Brasilien
zurückzuführen, die er 1557 drucken ließ. Sein Buch ’Wahrhaftige Historia ...’ hat mehr als 80
Auflagen erlebt, davon 15 in portugiesischer und 25 in deutscher Sprache. Es ist das älteste
8
Werk mit einer genauen Beschreibung der Urbevölkerung Brasiliens. Die ’Wahrhaftige Historia ...’ beschreibt das Land, seine Tier- und Pflanzenwelt, die Hans Staden mit fast wissenschaftlicher, neuzeitlich wirkender Schärfe zwischen São Vicente und Ubatuba beobachtete.“6
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J. F. COOPER: Lederstrumpf
„James Fenimore Cooper (1789-1851), der Vater des ’Lederstrumpf’, wurde unter dem Namen William Cooper am 15. September 1789 in Burlington, New Jersey, geboren. Cooper
scheiterte am College in Yale und ging 1806 zur Handels- und Kriegsmarine. 1810 ließ er sich
in Cooperstown, einer von seinem Vater gegründeten Stadt, als Farmer nieder und begann nebenbei zu schreiben. Sein erster Erfolg war 1821 der Roman ’Der Spion’. Schon zwei Jahre
später schrieb er an der ’Lederstrumpf’ - Serie, veröffentlichte sie aber doch noch nicht.
1826-33 bereiste Cooper mit seiner Familie Europa. Die dort gewonnenen Eindrücke verarbeitete er in mehreren sozialkritischen Romanen, politischen Schriften und Reisebildern. Schließlich vollendete er den als Zivilisationskritik konzipierten ’Lederstrumpf’, der begeistert aufgenommen wurde und in aller Welt Verbreitung fand - allerdings hatte er ein ähnliches
Schicksal wie Defoes ’Robinson’ und Swifts ‚Gulliver’, die populäre Jugendbücher wurden.
Doch Cooper war mehr als ein Jugendbuchautor - so beeinflusste er mit seinen Seeromanen
Melville und Conrad. Er starb am 14. September 1851 in Copperstown.”
•
Das Bild vom „Wilden“ in der französischen Aufklärung
„Montesquieu, Charles de Secondat, eigentlich Baron de la Brède et de Montesquieu (16891755), französischer Schriftsteller und Staatsphilosoph.
Montesquieu wurde am 18. Januar 1689 im Château von La Brède bei Bordeaux geboren und
studierte Jura und humanistische Philosophie in Juilly und später in Bordeaux. 1714 wurde er
Parlamentsrat und war von 1716 bis 1726 Senatspräsident in Bordeaux. Literarischen Ruhm
erlangte Montesquieu mit seinen Lettres persanes (1721, erweitert 1754, Persische Briefe). In
diesem Werk verspottete er anhand von fiktiven Briefen aus der Perspektive eines adligen Persers, der mit seinem Diener gemeinsam durch Europa reist, die zeitgenössische Politik sowie
die sozialen Verhältnisse, die Kirchenangelegenheiten und die Literatur Frankreichs. Als eines
der frühesten Werke der Aufklärung erlangten die Lettres persanes unmittelbare und breite
Beliebtheit. Der Ruf, den sich Montesquieu durch dieses und verschiedene andere Werke verschaffte, führte im Jahr 1728 zu seiner Aufnahme in die Académie française. Sein zweites
großes Werk war Considérations sur les causes de la grandeur et de la décadence des Romains7, eines der ersten bedeutenden Werke in der Geschichtsphilosophie. Sein Meisterwerk
L’Esprit de lois (1748, Vom Geist der Gesetze) ist eines der großen Werke der Staatswissenschaften. Der Philosoph unterzog darin die drei Staatsformen Republik, Monarchie und Despotie einer kritischen Prüfung und untersuchte die Wechselwirkungen von Klima, Geographie
6
AHK-SÃO PAULO/ CÂMARA DE COMÉRCIO E INDÚSTRIA BRASIL-ALEMANHA: Die Deutsche Geschichte Brasiliens; http://www.brasilien.de/ geschichte/allgemein/dt.geschichte/staden.asp.
7
1734, Betrachtungen über Ursachen der Größe und des Verfalls der Römer.
9
und allgemeinen Lebensbedingungen eines Landes mit der jeweils herrschenden Regierungsform. Sein großes Verdienst war, dass er kulturphilosophische Aspekte in die Staatswissenschaft mit einbezog. Darüber hinaus trat Montesquieu für das Prinzip der Gewaltenteilung ein:
Er verfocht die Theorie, dass die Regierungsmacht in eine legislative, eine exekutive und eine
richterliche Gewalt aufgeteilt werden müsse, um den Menschen die ihnen zustehenden Rechte
und Freiheiten zu garantieren.
Montesquieu, der auch durch meisterhafte Aphorismen glänzte, starb am 10. Februar 1755 in
Paris. Sein Prinzip der Gewaltenteilung ist in alle Verfassungen demokratisch regierter Staaten
eingegangen. Zu Montesquieus reizvollsten philosophisch-satirischen Romanen gehören Le
temple de Gnide (1725, Der Tempel zu Gnidus) und Histoire véritable (posthum 1948, Wahrhaftige Geschichte).“
„Rousseau, Jean-Jacques (1712-1778), französisch-schweizerischer Philosoph und Schriftsteller. Er war eine der zentralen Gestalten der Aufklärung.
Rousseau wurde am 18. Juni 1712 in Genf geboren und als Halbwaise von Verwandten aufgezogen. Dort verlebte er eine unglückliche Kindheit. Später wurde er Sekretär und Gefährte von
Madame Louise de Warens (d. i. Louise Éléonore de la Tour du Phil, 1700-1762), einer wohlhabenden, zum Katholizismus konvertierten Calvinistin, die als mütterliche Freundin und Geliebte auf Rousseaus Leben und Schreiben einen großen Einfluss ausübte und ihn veranlasste,
ebenfalls zum katholischen Glauben überzutreten. In diese Zeit fällt auch Rousseaus Entscheidung, Schriftsteller und Musiker zu werden. 1742 zog er nach Paris, wo er seinen Lebensunterhalt als Hauslehrer und als Kopist von Partituren bestritt. Zeitweise war er zudem als Gesandschaftssekretär in Venedig. In Paris lernte Rousseau den französischen Philosophen Denis
Diderot kennen, der ihn beauftragte, als einer der Enzyklopädisten musiktheoretische Beiträge
für die französische Encyclopédie zu schreiben. Auch lebte er zusammen mit Thérèse Levasseur in freier Ehe (1768 legalisiert) und ließ die fünf Kinder, die aus der Beziehung hervorgingen, im Waisenhaus aufziehen. 1756 verließ Rousseau Paris und zog sich in die Abgeschiedenheit von Montmorency zurück, wo er seine romantische Erzählung Julie ou la nouvelle
Héloise (1761, Julie oder die neue Heloise) schrieb. Durch seinen einflussreichen Erziehungsroman Émile ou de l’éducation (1762, Emil, oder über die Erziehung) geriet Rousseau in Konflikt mit der französischen und schweizerischen Obrigkeit, woraufhin er 1762 zunächst nach
Preußen und – auf Einladung von David Hume – nach England floh. Während seines Englandaufenthalts begann er ein Manuskript über Botanik mit dem Titel La Botanique (1802).
1768 kehrte Rousseau unter dem Decknamen Renou nach Frankreich zurück und vollendete
1770 sein autobiographisches Werk Confessiones (1761-1770, Bekenntnisse), in dem er sein
Leben darstellte und deutete. 1752 wurde sein Singspiel Le Devin du village (Der Dorfwahrsager) uraufgeführt. Rousseau starb am 2. Juli 1778 in Ermenonville (Frankreich).
1750 gewann Rousseau den Preis der Akademie von Dijon für seinen Discours sur les sciences et les arts (1750). In seinem Discours sur l’origine et les fondements de l’inégalité parmi
les hommes (1755, Über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen) stellt er die Entwicklungen von einer glücklichen Urgesellschaft bis zur Rechtsungleichheit in der modernen spezialisierten Gesellschaft dar und beschreibt dort das Wesen
des Menschen als von Natur aus gut und erst durch die Zivilisation verdorben (siehe Natura10
lismus). Damit soll an ursprüngliche Werte wie menschliche Freiheit und Unschuld gemahnt,
keineswegs aber ein ’Zurück zur Natur’ gefordert werden. In seiner berühmten politischen
Abhandlung Du contrat social ou principes du droit politique (1762, Der gesellschaftliche
Vertrag oder die Grundregeln des allgemeinen Staatsrechts) vertrat er die Theorie, dass der
Staat als politische Organisation auf dem Gesellschaftsvertrag (Contrat social) beruht, der von
Bürgern freiwillig eingegangen wurde. Seine Verteidigung des Gemeinwillens (Volonté
générale) gegenüber dem absolutistischen Staat, bildete die theoretischen Grundlagen der
Französischen Revolution.
Obwohl Rousseau als Repräsentant der Aufklärung für individuelle Freiheit und gegen den
Absolutismus von Kirche und Staat eintrat, sahen einige Historiker in seiner Auffassung vom
Staat als der Verkörperung des abstrakten Gemeinwillens und seiner Forderung nach striktem
Einhalten politischer und religiöser Konformität den Ursprung totalitärer Ideologien. Rousseaus Erziehungstheorie führte zu der Herausbildung toleranterer und psychologisch orientierter Methoden der Kindererziehung und beeinflusste Pädagogen wie Friedrich Fröbel und Johann Heinrich Pestalozzi zu ihren Konzepten moderner Erziehung. Rousseaus emotionalsubjektiver Ansatz, der in seinen Romanen Die neue Heloise und Bekenntnisse zum Ausdruck
kommt, wirkte nicht nur auf die französische Literatur der Romantik und prägte das Denken
von Schriftstellern wie J. G. von Herder, Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich von
Schiller. Die politischen Theorien des Philosophen wirkten insbesondere auf Immanuel Kant.
Durch seine Betonung der Willensfreiheit sowie die Ablehnung der Erbsünde übte er großen
Einfluss sowohl auf die Psychoanalyse als auch auf die Existenzphilosophie des 20. Jahrhunderts, namentlich auf den Existentialismus, aus. Rousseaus Werk mit seiner leidenschaftlichen
Verteidigung der Vernunft und der individuellen Rechte steht zwischen der Aufklärung des
18. Jahrhunderts und der Romantik des frühen 19. Jahrhunderts, die dem rationalen Denken
der vorangegangenen Epoche eine starke subjektive Erfahrung gegenüberstellt.“
•
Das Indianerbild des Karl May
„May, Karl (1842-1912), Schriftsteller. Er ist der populärste Verfasser von Abenteuerromanen deutscher Sprache.
May wurde am 25. Februar 1842 als Sohn eines Webers in Ernstthal (Sachsen) geboren und
wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Bis zu seinem fünften Lebensjahr war er blind, was
sich beflügelnd auf Phantasie und Fabuliertalent ausgewirkt haben könnte. Er besuchte das evangelische Lehrerseminar Waldenburg und das Plauener Seminar, war jedoch nach dem Abschluss 1861 nur kurze Zeit als Hilfslehrer tätig. 1862 erstmals wegen eines Uhrendiebstahls
verurteilt, verbrachte May die folgenden zwölf Jahre wegen verschiedener teils aus finanzieller Not verübter Eigentumsdelikte vorwiegend in Haft. Zwischen 1875 und 1877 wirkte er als
Redakteur bei dem Verleger von Kolportageromanen Münchmeyer in Dresden und begann
nebenbei seine Laufbahn als Schriftsteller.
Zunächst entstanden erzgebirgische Dorfgeschichten und Humoresken, die in Münchmeyers
Deutschem Familienblatt und anderen Wochenschriften erschienen, 1882 bis 1885 folgten
fünf erfolgreiche reißerisch-sentimentale Auftragsromane (Das Waldröschen u. a.) und die ersten der so genannten Reiseerzählungen. May gelangen dort farbige Schilderungen exotischer,
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zumeist in Nordamerika und im Vorderen Orient spielender Abenteuer mit markanten Typen
und detailreichen, auf sorgfältigem Quellenstudium basierenden Natur- und Milieuschilderungen. Im Mittelpunkt standen zumeist dominante Heldenfiguren, mit denen der Icherzähler sich
zunehmend selbst identifizierte, so etwa der ’Westmann’ Old Shatterhand und sein orientalisches Pendant Kara Ben Nemsi. Während dessen Komplementärfigur Hadschi Halef Omar
zwar durch Mut und Witz glänzt, ansonsten aber deutlich unterlegen ist, entstand mit dem edlen Apachen Winnetou eine Idealgestalt, die bis heute als Prototyp des ’edlen’ Wilden
schlechthin gilt. In Mays Selbststilisierung sind einerseits kindliche Allmachtsphantasien und
Überlegenheitsdünkel wilhelminischer Prägung wirksam, andererseits tritt in den stets plakativ
demonstrierten Moralvorstellungen eine durchaus integre naive Religiosität zutage. Deren
simples Gut-Böse-Schema zieht, verbunden mit charakteristischen Spannungselementen – wie
Gefangenschaft, Geheimnis und Zweikampf –, bis heute eine große Leserschaft an.
Den endgültigen schriftstellerischen und finanziellen Erfolg brachten May die 1882 begonnenen Buchausgaben der Reiseerzählungen (auch als Gesammelte Reiseerzählungen, 33 Bde.,
1892), von deren Erlös er seine ’Villa Shatterhand’ in Radebeul erbaute. Bekannt wurden vor
allem die im amerikanischen Westen angesiedelten Winnetou-Erzählungen (3 Bde., 1893) und
Der Schatz im Silbersee (1894) sowie die sechsbändige Reihe der Orientabenteuer (Durch die
Wüste, Durchs wilde Kurdistan, Von Bagdad nach Stambul, In den Schluchten des Balkan,
Durch das Land der Skipetaren, Der Schut, 1892). In seinem Alterswerk wich die exotistischabenteuerliche Färbung einer mit privatmythischen Vorstellungen verknüpften, missionarischen Frömmigkeit (Im Reiche des silbernen Löwen, 1898; Babel und Bibel, 1906). Als wichtigstes Werk der letzten Schaffensperiode gilt die Reiseallegorie Ardistan und Dschinnistan
(1909): ’Die Erde sehnt sich nach Ruhe, die Menschheit nach Frieden, und die Geschichte will
nicht mehr Taten der Gewalt und des Hasses, sondern Taten der Liebe verzeichnen.’
Die Schauplätze seiner Romane besuchte May erst 1899/1900 (Orient) und 1908 (Amerika).
1910 erschien seine Autobiographie Mein Leben und Streben. Krankheit, Prozesse und die
Scheidung von seiner ersten Frau Emma überschatteten die letzten Lebensjahre Mays, der am
30. März 1912 in Radebeul starb: Von einer Lungenentzündung, die er sich während der Fahrt
zu einer von Robert Müller in Wien organisierten Lesung zugezogen hatte (May sprach vor
mehr als 2 000 Menschen, darunter Bertha von Suttner, über das Thema Empor ins Reich der
Edelmenschen), erholte er sich nicht mehr.
Die literarische Kritik bezog gegenüber dem bis heute auflagenstärksten deutschen Schriftsteller kontroverse Positionen. Während ihm Albert Ehrenstein, Georg Heym oder Robert Müller
erzählerische Qualitäten zubilligten, wurde er von anderen radikal als ’Schund’ - Autor abgelehnt. Seit den sechziger Jahren beschäftigt sich auch die Literaturwissenschaft vermehrt mit
dem Phänomen Karl May, nicht zuletzt auf Initiative der 1969 gegründeten Karl-MayGesellschaft in Hamburg.
Mehrere von Mays Texten wurden (vorwiegend in den sechziger Jahren, zumeist mit Pierre
Brice als Winnetou) erfolgreich verfilmt, in Bad Segeberg (Schleswig-Holstein) finden seit
1952 jährlich die Karl-May-Festspiele mit Freilichtaufführungen statt. Auch in Elspe (Nordrhein-Westfalen) werden jährlich Dramatisierungen von Karl-May-Romanen inszeniert. In
Radebeul und in Hohenstein-Ernstthal wurde ein Karl-May-Museum eingerichtet; in Hohen-
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stein-Ernstthal befindet es sich in Mays Geburtshaus (hier existiert auch eine Stiftung).“ (Joachim NAGEL, Microsoft Encarta-Enzyklopädie Professional 2003)
27.01. 2006
•
Fritz Steuben: Tecumseh 8
„Fritz Steuben (d. i. Erhard Wittek) wurde 1889 in Wagrowiec (Polen) geboren und starb
1981 in Pinneberg. Nach einer Buchhandelslehre arbeitete er bis Ende der zwanziger Jahre als
Herstellungsleiter. Unter dem Pseudonym Fritz Steuben verfasste er Indianererzählungen, die
sich durch intensives Quellenstudium auszeichnen: Seine Protagonisten haben wirklich gelebt
und die Ereignisse haben an den beschriebenen Schauplätzen stattgefunden.“
Barbara HAIBLE: Indianer im Dienste der NS-Ideologie. Untersuchungen zur Funktion von
Jugendbüchern über nordamerikanische Indianer im Nationalsozialismus, Hamburg 1998.
„ ... ein wichtiger und unübersehbarer Beitrag zur Erforschung der Nazizeit.“ Germanistik Bd.
41, 2000, Heft 2.
“Die Verfasserin weist auch nach, dass es 1945 auf diesem Felde in Westdeutschland keinen
Neubeginn gegeben hat, da viele der unter Hitler sehr verbreiteten Werke, wie v. Gagerns
Grenzerbuch, Witteks Tecumseh-Reihe, Golls ’Dakota’ u.v.a., nicht nur wieder verlegt worden sind, sondern deren ideologischer Gehalt unverändert übernommen wurde. Das Buch bietet eine sehr aufschlussreiche und empfehlenswerte Lektüre.“ (www.voelkerkun.de,
http://home.t-online.de/home/ametas/rez.htm)
„Zum Inhalt: Indianerabenteuer - bis heute ein populäres Thema der Kinder- und Jugendliteratur - waren auch in der Zeit des Nationalsozialismus bei jungen Lesern sehr beliebt. Die Untersuchung zeigt, wie die nationalsozialistischen Machthaber diese Tatsache ausnutzten und
wie Indianerbücher im Rahmen umfangreicher Propagandamaßnahmen eingesetzt wurden, um
mit ihrer Hilfe nationalsozialistische Wertvorstellungen an junge Leser zu vermitteln.
Sowohl Mays Indianerromane als auch andere Texte über nordamerikanische Indianer erfuhren im nationalsozialistischen Deutschland eine enorme Auswertung. Erich Wittek, der unter
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„Am Krieg von 1812 zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten beteiligten sich Indianer
aus dem Norden und dem Süden. Im Old Northwest beschworen Tecumseh, Häuptling der Shawnee,
und sein Bruder Tenskwatawa die Indianer, zu ihren alten Traditionen zurückzukehren und sich der
von den Weißen vertretenen Auffassung zu widersetzen, wonach einzelne Stämme Land aus dem gemeinsamen Erbe aller Stämme verkaufen könnten. Der Gouverneur des Territoriums Indiana, William
Henry Harrison, den Tecumseh 1810 warnte, weitere weiße Siedlungen auf indianischem Land zuzulassen, zerstörte 1811 Tecumsehs Hauptquartier bei Prophetstown. In der Schlacht am Tippecanoe
musste Harrison große Verluste hinnehmen, konnte die Indianer aber schließlich aus ihrem Dorf vertreiben. In der Folge stellten sich die Indianer im Britisch-Amerikanischen Krieg auf die Seite der
Briten. Tecumseh fiel in einer Schlacht gegen Harrisons Männer im Oktober 1813. Nach Tecumsehs
Tod schlossen die Delaware, die Miami, die Ojibwa (auch Chippewa genannt) und die Wyandot Frieden mit den Amerikanern.“
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dem Pseudonym Fritz Steuben eine bis heute im Buchhandel erhältliche achtbändige Romanreihe um den Shawnee Tecumseh veröffentlichte, avancierte zum gefeierten NSJugendbuchautor und erreichte wie auch andere Autoren mit seinen Indianerbüchern hohe
Auflagenzahlen. Dabei weist die Studie nach, dass sich die in der NS-Zeit erfolgreichen Indianerbuchautoren vielfach an Texten orientierten, die bereits vor der nationalsozialistischen
Machtübernahme veröffentlicht worden waren und in denen unverhohlen Propaganda für den
Faschismus gemacht wurde.
Die Beschäftigung mit der Einschätzung des Indianerbuches in der NS-Jugendbuchkritik und
auch die Betrachtung des Verhältnisses der Nationalsozialisten zu Karl May geben wichtige
Aufschlüsse über das Bestreben, Indianerbücher völlig in den Dienst der NS-Propaganda zu
stellen.
Die anschließende Analyse von nahezu allen in der Zeit des Nationalsozialismus auf dem
deutschen Buchmarkt erschienenen Indianerbücher, die bisher in diesem Umfang noch nicht
gesichert und ausgewertet wurden, zeigt, dass die in diesen Texten dargestellten Herrschaftsverhältnisse eindeutig das nationalsozialistische Führerprinzip und die NS-’Rassenlehre’ widerspiegeln. Dabei repräsentieren zum einen die als faschistische Führerfiguren verherrlichten
indianischen Helden die Ideale der NS-Ideologie, die von den jungen Lesern verinnerlicht
werden sollten. Zum anderen werden insbesondere die Deutschen als den Indianern überlegende weiße ’Herrenrasse’ beschrieben.
Angesichts der bereits vor 1933 begonnenen und nach 1945 kritiklos weitergeführten Tradition faschistischer Inhalte im Indianerbuch ist die in dieser Untersuchung geleistete umfassende
Textanalyse ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung nationalsozialistischer Vergangenheit.“
(Rezension in Germanistik, Band 41, 2000, Heft 2)
„Die vorliegende Osnabrücker Dissertation (1997) ist ein wichtiger und unübersehbarer Beitrag zur Erforschung der Nazizeit. Barbara Haible untersucht in ihrem wichtigen Buch sogenannte Indianerbücher, die in der Zeit des Nationalsozialismus erschienen sind und im Rahmen der faschistischen Erziehung der politischen Indoktrination dienten. Gezeigt wird, wie
durch Texte über nordamerikanische Indianer damalige Wertvorstellungen vermittelt und im
Sinne der NS-Ideologie instrumentalisiert wurden. Die Literatur über nordamerikanische Indianer (und über Karl May) ist im Rahmen von Abhandlungen über Kinder- und Jugendliteratur
häufig reflektiert worden, leider sehr oft unkritisch und mit stereotypen Vorstellungen. Diese
nicht nur für Deutschland typische ’Indianertümelei’ ist schonungslos vom nationalsozialistischen Erziehungs- und Kultursystem ausgenutzt worden, und zwar präzise und überzeugend,
denn viele Texte aus der NS-Zeit wurden nach 1945 neu aufgelegt (Erhard Wittek, Friedrich
von Gagern u.a.) ... Die Gliederung der Arbeit von Haible ist logisch und kompetent aufgebaut
...” (EBD., Norbert HONSZA, Wroclaw)
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Die Darstellung amerikanischer Indigener in US-Western
„Little Big Man ist ein Monumentalfilm mit Dustin Hoffman in der Hauptrolle des Jack
Crabb, eines weißen Siedlerjungen, der bei Indianern aufwächst. Im stolzen Alter von 121 Jahren erzählt Jack Crabb die Geschichte seines Lebens. Als Zehnjähriger wird er und seine
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Schwester von Cheyenne-Indianern entführt und aufgezogen. Sechs Jahre verbringt der von
deren Häuptling (Chief Dan George) ’Little Big Man’ genannte Crabb in der Prärie bevor er
zu den Weißen zurückkehrt. Der christlich-liebevollen Obhut der aufreizenden Pfarrersfrau
Mrs. Pendrake (Faye Dunaway) indes entflieht er rasch. In den folgenden Jahren versucht sich
Crabb in etlichen Berufen und wird zu einem rastlosen Wanderer zwischen der Welt der Indianer und der Weißen. In der Schlacht am Little Big Horn unter General George Armstrong
Custer (Richard Mulligan) erlebt er schließlich den letzten Sieg der amerikanischen Ureinwohner und kehrt als einziger weißer Überlebender zu den Indianern zurück. Regisseur Arthur
Penn zerstört in seinem ernsthaften und ironischen Western den Mythos der Pionierepoche.“
(http://de.wikipedia.org/wiki/Little_Big_Man)
„Der mit dem Wolf tanzt - Dances with Wolves. USA 1990, Regie: Kevin Costner, Buch:
Michael Blake, Kamera: Dean Semler, Musik: John Barry, John Barry und Peter Buffett, Peter
Buffett, Produzent: Kevin Costner, Kevin Costner und Jim Wilson, Jim Wilson. Mit: Kevin
Costner, Mary McDonnell, Graham Greene, Rodney A. Grant, Floyd Westerman, Robert Pastorelli, Tantoo Cardinal, Wes Studi, Floyd Red Crow Westerman, Charles Rocket, Maury
Chaykin, Nathan Lee Chasing His Horse.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lässt sich Nordstaaten-Leutnant Dunbar - durch den
amerikanischen Sezessionskrieg hart geworden - an die westlichste Grenze der Zivilisation
versetzten, damit er ’den Wilden Westen noch erleben kann, bevor dieser aufgehört hat zu existieren’. Nur mit Pferd und amerikanischer Flagge richtet er sich in seinem Stützpunkt ein,
freundet sich mit einem Wolf an und begegnet auch bald den Lakota-Indianern, die vergeblich
versuchen, sein Pferd zu stehlen. Die ersten Kontakte zwischen dem ’Bleichgesicht’ und den
angeblich ’Wilden’ verlaufen eher humoristisch, weil keiner sein Gegenüber so recht versteht.
Doch aus der zögernden Annäherung entwickelt sich bald eine Freundschaft und seitens des
Offiziers ein allmähliches Verstehen der indianischen Kultur. Eine weiße Frau, die von den
Lakota aufgezogen wurde, erinnert sich ihrer Kindessprache und fungiert fortan als Dolmetscherin. Dunbar, der wegen seiner Freundschaft mit dem Wolf von den Indianern ’Dances
With Wolves’ genannt wird, bewundert das harmonische Zusammenleben der Indianer, findet
gefallen an deren Lebensweise und an der Dolmetscherin ...
In seinem Regiedebüt erzählt Kevin Costner, der auch als Produzent verantwortlich zeichnete,
die beeindruckende Geschichte eines Zusammentreffens zweier unterschiedlicher Kulturen.
Dabei gelang ihm ein Meilenstein des Western-Genres, der mit insgesamt sieben Oscars ausgezeichnet wurde (unter anderem beste Regie, beste Kamera, bester Film).“
(http://www.prisma-online.de/ga-bonn/film.html?mid=1990_der_mit_dem_wolf_tanzt)
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Indianer und politische Emanzipation - amerikanische Indigene als Klassenkämpfer?
Die Rezeption des amerikanischen Widerstandes in West- und Osteuropa
„American Indian Movement (AIM), indianische Bürgerrechtsorganisation (siehe Bürgerrechtsbewegung) in den USA. Ziele der Organisation sind ein selbstbestimmtes Leben der indianischen Bevölkerung, die Erhaltung der kulturellen Identität, die Einhaltung aller geschlossenen Landrechtsverträge, die Abschaffung des Bureau of Indian Affairs (BIA) in seiner bisherigen Form und die Reorganisation der Stammesregierungen.
15
Das American Indian Movement wurde 1968 in Minneapolis gegründet. Ausgangspunkt war
die problematische Situation von Indianern in den städtischen Gettos. Zunächst sollten Stadtpatrouillen in Minneapolis vor willkürlichen Übergriffen der Ordnungskräfte schützen. Die
schlechte Wohnsituation, die hohe Arbeitslosenrate (45-80 Prozent), gesundheitliche Probleme, Alkoholismus, Zwangsassimilation in den Schulen, als rassistisch empfundene Strukturen
im Wohlfahrtssystem und Landrechtsfragen führten zu weiteren Selbsthilfeprojekten. Survival
Schools wurden gegründet, in denen im Gegensatz zum staatlichen Bildungssystem durch
zweisprachige Erziehung die Vermittlung indianischer Sprache und Kultur sichergestellt wird.
Ein Rechtshilfezentrum, eigene Zeitschriften, Ausbildungs- und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und die Gründung des International Indian Treaty Council (IITC) mit dem Status einer
Nichtregierungsorganisation (NGO) bei den Vereinten Nationen in Genf folgten.
An der Besetzung der ehemaligen Gefängnisinsel Alcatraz 1969 beteiligten sich u. a. Mitglieder des American Indian Movement. Spätestens seit dem Trail of Broken Treaties von 1972,
einem Protestzug nach Washington gegen die bevormundenden Praktiken des Bureau of Indian Affairs (BIA) und für die Anerkennung aller geschlossenen Landrechtsverträge, begann das
American Indian Movement, auch in den Reservaten Fuß zu fassen. Die Aktion endete mit der
Besetzung des BIA-Hauptquartiers und der Beschlagnahmung von Akten. Während den Besetzern Straffreiheit und die Prüfung ihrer Anliegen garantiert wurden, stufte das FBI das American Indian Movement als ’extremistische Organisation’ ein.
1973 führten lokale Spannungen zur Besetzung von Wounded Knee (Pine Ridge Reservation)
durch ansässige Oglala-Sioux und AIM-Aktivisten. Die Ziele der Aktion, die weltweites Medieninteresse fand, wurden auf die allgemeinen Ziele des AIM ausgeweitet. Bei den folgenden
bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Indianern und Polizei, Militär sowie FBI wurden
zwei Besetzer getötet.
Die letzte große Aktion des AIM war der bundesweite Longest Walk von 1978 gegen die geplante Aufhebung der Landrechtsverträge.
Durch die Verfolgung und Inhaftierung wichtiger Führungspersönlichkeiten sowie infolge Unterwanderung und interner Unstimmigkeiten nahm die überregionale Bedeutung des AIM in
der Folgezeit ab. Lokal blieb die Organisation, die ohne formale Hierarchien agiert, bis heute
vor allem in der Bildungsarbeit aktiv.
1998 riefen Apachen des San-Carlos-Reservates in Arizona das AIM zu Hilfe, um eine korrupte Stammesregierung abzusetzen. Wieder reagierten staatliche Institutionen mit massiven
Einsätzen. Älteste des Stammes, die einen schützenden Ring um die AIM-Aktivisten bildeten,
verhinderten Festnahmen und eine Eskalation.“ (Anka KRÄMER DE HUERTA, Microsoft Encarta-Enzyklopädie Professional 2003)
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Heilige Mutter Erde – der grün-ökologische Indianer
„Hopi, nordamerikanische Indianer, die zur uto-aztekischen Sprachfamilie gehören. Die früher
abwertend Moqui genannten Hopi sind Teil der Gemeinschaft der Puebloindianer des Südwestens. Sie leben in zwölf unabhängigen Dörfern, den so genannten Pueblos, im Nordosten Arizonas. In diesen Pueblos konnte sich die Kultur der Hopi trotz aller Einflüsse erhalten.
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Traditionen, Bräuche und soziale Strukturen der Hopi sind nahezu identisch mit denen anderer
Puebloindianer. Sie bauen Mais, Bohnen, Kürbisse und verschiedene Obstsorten an. Auch
flechten sie Körbe, weben Decken, töpfern und schnitzen. Dieses Kunsthandwerk zählt heute
zu den wichtigsten Einkommensmöglichkeiten der Hopi. Die Häuser der Hopi werden von den
Frauen gebaut und bestehen aus grob behauenen, verputzten Steinen. Die von Balken gestützten Decken bestehen aus einem Gemisch von Reisig und Ton. Die Böden sind mitunter gefliest. Innenwände werden in der Regel mit Gips geweißt und manchmal mit einfachen geometrischen Linien verziert. In den traditionellen Hopi-Behausungen gab es oftmals T-förmige
Eingänge, die zugleich die einzige Lichtquelle waren.
In den Clans der Hopi herrscht Exogamie: Die Heirat zwischen den verwandten Mitgliedern
eines Clans ist also nicht erlaubt. Die Ehen der Hopi sind monogam. Die Erbfolge ist matrilinear geregelt, folgt also der mütterlichen Linie.
Bei den Hopi werden im jahreszeitlichen Zyklus Zeremonien durchgeführt, manche von diesen in unterirdischen Zeremonienkammern, den so genannten kivas. Öffentliche Zeremonien
und Tänze werden im Freien veranstaltet. Wie bei den anderen Puebloindianern spielt der Ahnenkult eine bedeutende Rolle im Weltbild der Hopi. Zu den wichtigsten religiösen Zeremonien der Hopi gehören die als Kachina bezeichneten Fruchtbarkeitsmysterien. Sie sind Kachina gewidmet, dem Geist eines Ahnen, der in der Regel für einen Clan steht und in den Zeremonien von einem maskierten und bemalten Tänzer symbolisiert wird. In den Mittsommerund Mittwinterritualen werden Sonne und Feuer verehrt. Der berühmte Schlangentanz (eigentlich ein Regentanz) ist eine der außergewöhnlichsten Indianerzeremonien. Er wird alle zwei
Jahre um den 20. August herum aufgeführt und lockt jedes Mal Tausende von Zuschauern an.
Auch das Christentum wurde teilweise angenommen. So werden die Namenstage der Heiligen
festlich begangen. Heute leben noch rund 10 500 Hopi-Indianer.9
Die Hopi gelten in Teilen der Alternativbewegung, vor allem bei der New-Age-Bewegung nahe stehenden Gruppierungen, als vorbildlich im Einklang mit der Natur lebendes weises auserwähltes (’Nur Stämme werden überleben’) Volk. Die berühmten Prophezeiungen der Hopi
über das nahende Ende der Welt kursieren allerdings in einer von westlich erzogenen Hopi zusammen mit europäischstämmigen Amerikanern abgefassten Form. Das Buch der Hopi mit
seiner indirekt zum Ausdruck kommenden Beschreibung der Zerstörungskräfte der westlichen
Zivilisation ist von den religiösen Führern der Hopi, die das geheime zeremonielle Wissen ihrer Kultur bewahren und tradieren, nie autorisiert worden. Die traditionellen Beschreibungen
vom Ende der Welt müssen vielmehr auf dem Hintergrund des zyklischen mythischen Weltbildes der Hopi gesehen werden.“
•
Spirituelles Heil von den Indigenen – Indianische Medizinmänner(frauen?) und Schamanen, oder: Zwischen Schwitzhütte und Plastik-Schamanismus
„Chief Archie Fire Lame Deer hat bei den Minneconju- Sioux den Rang eines Wichasha
Wakan oder Heiligen Mannes inne. Er ist der Vermittler beim jährlichen Lakota-Sonnentanz
9
Die heutige Bevölkerungszahl der Hopi dürfte sich – einschließlich der nach Albuquerque, Phoenix, Tuscon,
Los Angeles und San Diego abgewanderten „Stadtindianer“ – auf ca. 15 000 belaufen – Tendenz steigend wie
bei fast allen nordamerikanischen indigenen Nationen (F. Kressing).
17
und der offizielle Repräsentant der Heiligen Büffelkalb-Pfeife beim Krähen-HundSonnentanz. Publikationen im Silberschnur Verlag: Karten des Feuers.“
„The Lakota Sweat Lodge Cards. Spiritual Teachings of the Sioux by Chief Archie Fire
Lame Deer. This book and beautifully illustrated deck draw on the ancient Lakota ritual of
healing and purification known as the sacred Inipi, or sweat lodge ceremony, which has existed in the Lakota culture for thousands of years. The cards and accompanying book comprise
a self-contained and highly original system that will help you harness creative energies to deal
with issues that are of concern in your life. Used for self-discovery rather than divination, the
cards gently guide you toward inner growth and self-knowledge in the time-honoured tradition
of the Lakota people.
Fifty cards, illustrated in vibrant colour, access the powerful symbols and teachings of the
Inipi, capturing the spirit of this ancient ceremony.
In a variety of spreads the authors show you how the cards can provide you with an expanded
vision of your being and purpose, offering an intimate sense of walking in balance between the
conscious world and the world of spirit.
Publication coincides with the U.N. Year of Indigenous People. Archie Fire Lame Deer is one
of the leaders of the Native American spirituality movement.
About the Author(s) of The Lakota Sweat Lodge Cards: A Lakota Sioux holy man and the son
of medicine man John Fire Lame Deer, Archie Fire Lame Deer is the author, with Richard Erdoes, of Gift of Power: The Life and Teachings of a Lakota Medicine Man. Helene Sarkis is a
designer currently working on numerous Native American projects, several of them with
Archie Fire Lame Deer. Archie Fire Lame Deer is a full-blooded Sioux, a medicine man and
the son and grandson of medicine men. A lecturer on Sioux religion and culture, he travels
around the world teaching the ways of Native American spirituality, often by performing healing ceremonies.
He has been instrumental in bringing Native religion into jails and in reforming laws so that
medicine men can go into prisons to conduct ceremonies. He has also been very active in recovery programs for Native Americans who are alcoholics. Archie has joined the ranks of
other spiritual leaders, such as the Dalai Lama, in the quest for world peace, while always remaining a traditional Sioux medicine man. He is the kuwa kiyapi, or intercessor, for the yearly
Lakota Sundance and is the official representative for the Sacred Buffalo Calf Pipe at Crow
Dog Sundance.
After many years of adventure and travel, Archie has returned to his native South Dakota to
make his permanent home among the Sioux people with his wife, Sandy, and their three children, John, Josephine, and Sarah. He is bringing up John to be his successor as healer and teacher; already he runs sweats and has ’pierced’ in the Sundance. Thus, generations of Lame
Deers have followed, and will continue to follow, the way of the Lakotas.” (http://www.lamedeer.org/news.html)
“Praise for The Lakota Sweat Lodge Cards: We are living in a time when 'medicine' people of
diverse traditions are revealing many of their sacred ceremonies for the benefit of the larger
world. In keeping with this spirit, these beautiful divination cards are offered to help us re-
18
establish an empathetic with the Earth and all her inhabitants." (Rochelle GORDON, Editor
Body Mind Spirit, http:// www.innertraditions.com)
“Lame Deer, (1900 or 1903-1976, sources differ), also known as John Fire, John (Fire) Lame
Deer and later The Old Man.
Lame Deer was an Oglala-Lakota Sioux born on the Rosebud reservation. He lived with his
grandparents until he was 6 or 7, during which he was placed in one of the many boarding
schools ran by the U.S. Bureau of Indian Affairs designed to “civilize” the Native Americans
after their forced settling on reservations.
His life as a young man was rough and wild; he drank, gambled, womanized, and once went
on a several day long car theft and drinking binge. Eventually, he happened upon the house
where the original peace pipe given to the Sioux by White Buffalo Calf Woman was kept;
much to his surprise, the keeper of the pipe told Lame Deer she had been waiting for him for
some time. This served as a turning point in Lame Deer's life, after which he settled down and
began his life as a wichasha wakan (“medicine man”, or more accurately, “holy man”).
Making his home at the Pine Ridge Reservation and travelling around the country, he became
well known both among the Sioux and in the American public at a time when indigenous
culture and spirituality were going through a period of rebirth and the psychedelic movement
of the 1960s had yet to disintegrate. He often participated in American Indian Movement
events, including sit ins at the Black Hills, land legally belonging to the Sioux that had been
taken back by the United States government after the discovery of gold. The Black Hills are
considered to be the axis mundi or center of the world by the Sioux Indians; today, Mount
Rushmore is one of the Black Hills. Lame Deer's son, Archie Fire Lame Deer, also became a
very well respected wachasha wakan; the family tradition continues today through Archie's
children.
In 1972, Lame Deer, Seeker of Visions was published, an account of Lame Deer's life and
Sioux life as told by Lame Deer to Richard Erdoes, the author of many books on Native
Americans, including one written with Archie Fire. Other well known Sioux such as Pete
Catches also took part.” (http://en.wikipedia.org/wiki/Lame_Deer)
Doug BOYD: Rolling Thunder. Die geheime Heilkraft eines indianischen Schamanen. MaroVerlag, Augsburg
„Der Medizinmann Rolling Thunder verbindet ein spirituelles Leben im Einklang mit der
Schöpfung mit dem politischen Kampf gegen Umweltzerstörung und Unterdrückung. Muss
man gelesen haben.“ (http://www.anarchie.de/main-8199.html)
•
Der Schuh des Manitu (Michael HERBIG)
„Im Land der Schoschonen herrscht Krieg. Denn die zu Unrecht des Mordes an Häuptlingssohn Falscher Hase beschuldigten Blutsbrüder Abahachi (Michael ’Bully’ Herbig) und Ranger
(Christian Tramitz) sind vom Marterpfahl getürmt. So wird kurzum - in Ermangelung eines
Kriegsbeils - der Klappstuhl ausgegraben Die Flüchtigen suchen derweil nach Teilen einer
Schatzkarte, die ihnen helfen soll, einen versteckten Edelstein zu finden, um sich freizukaufen.
Zu dumm nur, dass der wahre Mörder, Gangsterboss Santa Maria (Sky Du Mont), davon Wind
19
bekommen hat und sich ebenfalls an ihre Fersen heftet.“ (www.cineclub.de/filmarchiv/
2001/der_schuh_des_manitu.html - 17k - 18. Sept. 2005)
„Abahachi (Michael Herbig), Häuptling der Apachen, und sein weißer Blutsbruder Ranger
(Christian Tramitz) sind im wilden Westen für Recht und Ordnung zuständig. Doch nun
kommen die beiden mal wieder selbst in Schwierigkeiten. Sie leihen sich Geld von den Schoschonen um sich ein Stammlokal von Immobilienhai Santa Maria (Sky Dumont) zu kaufen.
Dies erweißt sich allerdings als herbe Fehlinvestition und nicht nur das Geld ist futsch, auch
der Sohn von Schoschonen-Häuptling Listiger Lurch muss sein Leben lassen.
Die Story des Filmes spielt eigentlich eine stark untergeordnete Rolle, was nicht heißen soll,
dass der Film platt ist. Allerdings sollte jeder seine Tauglichkeit für diesen Film und seinen
speziellen Humor doch erst bei einer Sendung der ’Bullyparade’ testen, aus welcher der Film
hervorgegangen ist. Der Münchner Comedy-Schmiede ist es brillant gelungen aus ihren verschiedenen Dauerbrenner-Sketchen einen Film zu kreieren. Dabei spielen natürlich die Szenen
von Abahachi und Ranger die Hauptrolle, aber auch der Grieche Dimitri ist vertreten und der
schwule Zwillingsbruder Winnetouch (auch Michael Herbig) von Abahachi erinnert stark an
die ’Traumschiff’-Szenen aus der Bullyparade.
Als Leckerbissen für das männliche Publikum fungiert das Halbblut Uschi (Marie Bäumer).
So unkonventionell ihr Name für den wilden Westen ist, so knapp ist ihre Bekleidung als Barsängerin. Letztendlich der Tipp an alle: Es nützt bestimmt, vorher einen ’echten’ WinnetouFilm gesehen zu haben, um alle Anspielungen zu verstehen, aber es ist nicht unbedingt notwendig um einen entspannten lustigen Film genießen zu können. Und wer den Abspann nicht
bis zum letzten Bild ansieht, ist selbst schuld ...“ (www.kino.de/kinofilm.php4?nr=57361 79k; www.moviefans.de/a-z/s/schuh-des-manitu/ - 30k)
Literatur und weitere Quellen
AHK-SÃO PAULO/ CÂMARA DE COMÉRCIO E INDÚSTRIA BRASIL-ALEMANHA: Die Deutsche
Geschichte Brasiliens. http://www.brasilien.de/ geschichte/allgemein/dt.geschichte/staden.asp.
(aufgerufen am 19.09. 2005)
ALBERDI, Alfredo; EVANAN-POMA, Primitivo: Sarhua. Eine andine Comunidad der Indio-Künstler.
Berlin 1992.
ANGULO, Jaime de: Indianer im Overall. München 1983.
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