Airbus setzt Maßstäbe im Umweltschutz - Börsen
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Airbus setzt Maßstäbe im Umweltschutz - Börsen
60 Jahre Partner des Wirtschaftsstandortes Hamburg Börsen-Zeitung Airbus setzt Maßstäbe im Umweltschutz Verbundwerkstoffe sind Zukunftstrend – Nachbesserung beim Thema Emissionshandel nötig – Flugsicherung ist eine weitere politische Herausforderung Betreiber, Flugsicherung und Politik, national, europäisch und global! Die Ziele der Luftfahrtindustrie sind ehrgeizig: So soll das Wachstum im Luftverkehr ab 2020 CO2-neutral erfolgen. Im Jahr 2050 soll der Ausstoß von CO2 um 50 % unter dem Niveau des Jahres 2000 liegen. Welche Bedeutung der Luftverkehr für die Weltwirtschaft hat, dokumentieren unter anderem folgende Eckdaten: Luftverkehr erzeugt und sichert direkt und indiVon rekt nach Einschätzung Günter Butschek einer Studie von Oxford Economics gut 33 Millionen Jobs und rund 1,5 Trill. US-Dollar BruttosoExecutive Vice Presizialprodukt. Für Reisen dent Operations von über Distanzen von Airbus und mehr als 800 KilomeVorsitzender der tern ist das Flugzeug Geschäftsführung von ohne Alternative. Dies Airbus in Deutschland nicht nur aufgrund der Schnelligkeit, sondern Infrastruktur, sondern vor allem auch in Bezug auf Landverbrauch der notwendigen Infrastruktur und auch beim Umweltschutz. Im Gegensatz zu vielen anderen Energiebedarf: Ein moderner Airbus Branchen sind im Luftverkehr kom- A380 verbraucht pro Passagier pro merzieller Erfolg und Umweltschutz 100 Kilometer nur 3 Liter Kraftstoff. Für Airbus steht der Umweltkein Widerspruch: Modernes Fluggerät spart Kraftstoff. Das verschafft schutz im direkten Zusammenhang den Airlines massive Kostenvorteile. mit den drei Schlüsselfaktoren LieferGleichzeitig sinken die Emissionen. fähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und So haben wir in den letzten zehn Jah- Zukunftsfähigkeit. ren eine Zunahme des weltweiten Luftverkehrsaufkommens um 45 % Modernstes Lackierzentrum erlebt, aber nur einen Anstieg des Kerosinverbrauchs um 3 %. Beim Thema Lieferfähigkeit geht Eins ist sicher: Effizienter Umwelt- es nicht nur um termingerechte schutz im Luftverkehr geht nicht im Steuerung der Zulieferkette und der Alleingang. Alle Beteiligten müssen eigenen Produktion, sondern auch an einem Strang ziehen – Hersteller, um die Umweltfreundlichkeit der Börsen-Zeitung, 23.3.2012 Luftfahrt ist eine junge Industrie. Gleichzeitig ist es eine beeindruckende Wachstumsindustrie. Das Passagieraufkommen nimmt jedes Jahr um rund 5 % zu, es verdoppelt sich somit alle 15 Jahre. Auf dieses Wachstum reagiert die Luftfahrtbranche mit zahlreichen konkreten Projekten nicht nur bei Technologie und Die A320-Familie von Airbus verbindet kommerziellen Erfolg und umweltfreundlichen Flugbetrieb. Foto: Airbus Fertigung. Airbus setzt diese konsequent in der gesamten Wertschöpfungskette um. Ein besonders gut sichtbares Beispiel – im Sinne des Wortes – ist die Flugzeuglackierung. So betreibt Airbus am Standort Hamburg unter anderem das weltweit modernste Lackierzentrum für Flugzeuge in der Größenordnung eines A380. Größtmögliche Umweltverträglichkeit war bereits bei der Konzeptionierung der Lackieranlagen einer der entscheidenden Parameter. So werden zum Beispiel Farbpartikel in aufwendigen Filterverfahren aus der Hallenluft entfernt, um Mitarbeiter und Umwelt zu schützen. Auch in der Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten und Kooperationspartnern haben der sparsame Umgang mit Ressourcen und eine umweltverträgliche Fertigung hohen Stellenwert. Immense Fortschritte Bereits die aktuell gelieferten Flugzeuge setzen Maßstäbe beim Thema Umweltschutz und Effizienz: Die A380 ist zu 25 % aus leichten Verbundwerkstoffen gefertigt. Das spart Masse und damit Kraftstoff. Außerhalb der Flughafengrenzen ist ein 560 Tonnen schwerer Airbus A380 selbst mit Startschub nicht lauter als der Lärm einer durchschnittlichen Hauptstraße. Luftfahrt hat hier insgesamt immense Fortschritte gemacht: In den letzten 40 Jahren ist der Kerosinverbrauch von Jet-Antrieben um 70 % zurückgegangen, der Lärmpegel sogar um 75 %! Möglich wurde dies durch gemeinsame Anstrengungen von Flugzeugherstellern und Triebwerksproduzenten: Während die erste Generation von Düsenpassagierflugzeugen Kerosin hauptsächlich in Krach verwandelte, haben moderne Mantelstromtriebwerke den Geräuschpegel drastisch gesenkt: Heute entfallen nur 10 bis 20 % des Ausstoßes eines Triebwerks auf den heißen und lauten Abgasstrahl aus der Brennkammer. 80 bis 90 % der Luftmassen sind der kalte sogenannte Mantelstrom. Er sorgt für den Großteil des Schubs und dämmt im Nebeneffekt noch den Geräuschpegel. Aber auch die Flugzeughersteller haben ihren Beitrag geleistet: Durch Verbesserung der Aerodynamik sank ebenfalls der Schallpegel bei Start und Landung. Wie wir bei Airbus Wettbewerbsfähigkeit und Umweltschutz kombinieren, zeigt unter anderem das Airbus-A320neo-Programm – der Name steht für „new engine option“ –, bei dem anstelle einer aufwendigen Neuentwicklung das bestehende Erfolgsmodell A320 mit neuen, sparsamen Triebwerken ausgerüstet wird. Damit kann Airbus den Fluggesellschaften rund 15 % Ersparnis an Treibstoff, und damit Emissionen, bereits in drei Jahren zur Verfügung stellen – und nicht erst im nächsten Jahr- zehnt wie im Falle einer kompletten Neuentwicklung. Das schont die Umwelt und sichert gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit des Herstellers. Vor allem profitieren davon die Airlines, für die steigende Kerosinpreise eine immer größer werdende Belastung ihrer Bilanz darstellen. Im Vergleich zu älteren Kerosinschluckern, die bei mancher Fluggesellschaft noch im Einsatz sind, reduziert die A320neo-Familie (A319neo, A320neo, A321neo) dank der nächsten Triebwerksgeneration und der aerodynamischen Sharklets an den Tragflächenspitzen den Verbrauch sogar um 20 bis 30 %. Das Urteil über den Erfolg der A320neo-Familie haben vor allem die Airbus-Kunden gefällt. Mit mehr als 1 000 Bestellungen im ersten Jahr nach Programmstart ist die A320neo das am schnellsten verkaufte Flugzeugprogramm aller Zeiten. Aber auch die Wettbewerbsfähigkeit der aktuellen Programme wird stetig weiterentwickelt. Eine Schlüsselposition dabei hat der Einsatz von karbonfaserverstärktem Kunststoff als Teil der Leichtbaustrategie. In der Luftfahrt zählt jedes Gramm. Lassen sich Flugzeuge aus leichteren Materialien bauen, bedeutet dies noch weniger Kraftstoffverbrauch und Emissionen. Neben technischer Exzellenz und den Innovationspotenzialen von Flugzeugherstellern und Triebwerksproduzenten ist Umweltschutz im Luftverkehr aber zum ganz wesentlichen Teil vom Engagement auf politischer Ebene abhängig. Beispiele hierFortsetzung Seite B 2 B 2 Börsen-Zeitung Nr. 59 Sonderbeilage Freitag, 23. März 2012 Wirtschaft besticht durch Vielfalt und Dynamik Drehscheibe des Außenhandels – Zentrum der Logistikwirtschaft – Hochburg für Medien- und Kreativbranche – Anziehungspunkt für Touristen Euro, Bundesdurchschnitt: 30 566 Euro). Die Bruttowertschöpfung Hamburgs erreicht annähernd den Wert Berlins, wo fast doppelt so viele Menschen leben. Hamburg strahlt mit seiner Wirtschaftskraft weit über seine Stadtgrenzen hinaus. Einschließlich der benachbarten Gebiete in Niedersachsen und Schleswig-Holstein leben derzeit in der Metropolregion Hamburg 4,3 Millionen Menschen und arbeiten über zwei Millionen ErVon Fritz Horst Melsheimer werbstätige. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt rund 150 Mrd. Euro. In Hamburg weist der Dienstleistungssektor eine relativ hohe Bedeutung auf. Der entsprechende Anteil an der gePräses der samten BruttowertHandelskammer schöpfung Hamburgs ist Hamburg in den vergangenen zwei Jahrzehnten sogar Hamburg verläuft voraussichtlich noch von 77,5 % (1991) auf 83,3 % günstiger als in Deutschland insge- (2010) gestiegen. Im Vergleich zu samt. Ende 2010 lebten in der zweit- anderen Branchen haben die domigrößten Stadt Deutschlands 1,786 nanten Wirtschaftszweige „Finanzierung, Vermietung, UnternehmensMillionen Menschen. Mit einem Plus von 8,3 % zwi- dienstleister“ und „Handel, Gastgeschen 2000 und 2009 hatte Ham- werbe, Verkehr“ noch an Gewicht geburg im Vergleich der zehn größten wonnen. Zu dieser Entwicklung beideutschen Städte den höchsten Zu- getragen haben auch verstärkte Aktiwachs bei der Erwerbstätigkeit zu vitäten in den Bereichen Outsourverzeichnen. Im Jahr 2010 arbeite- cing, Zeitarbeit und Leasing. Im Vergleich zur Wirtschaftsstrukten in Hamburg 1,136 Millionen Erwerbstätige. Fast ein Drittel der Er- tur Deutschlands fällt auf, dass der werbstätigen mit dem Arbeitsort relative Beitrag von „Land- und Hamburg wohnte außerhalb der Forstwirtschaft, Fischerei“ sowie Stadtgrenzen. Den 365 200 Einpend- von „Baugewerbe“ und „Verarbeitenlern (darunter 299 300 Tagespend- dem Gewerbe“ zur Bruttowertschöpler) standen 113 100 Auspendler (Er- fung im Stadtstaat Hamburg kleiner werbstätige mit Wohnort Hamburg ist als im Bundesdurchschnitt. Denund Arbeitsort außerhalb der Stadt) noch gehört die Hansestadt zu den in gegenüber. Angesichts der positiven Top-3-Industriestandorten Bevölkerungsentwicklung wird bis Deutschland. Andererseits sind die zum Jahr 2020 das Arbeitskräftean- Wirtschaftszweige „Finanzierung, gebot auf dem Hamburger Arbeits- Vermietung, Unternehmensdienstleister“ und „Handel, Gastgewerbe, markt voraussichtlich zunehmen. Verkehr“ in Hamburg gewichtiger als in Deutschland insgesamt. Höchstes BIP je Einwohner Eine Stärke der hiesigen WirtMit einem Bruttoinlandsprodukt schaft ist ihre Vielfalt. Der Wirt(BIP) von 88,312 Mrd. Euro im Jahr schaftsstandort Hamburg lässt sich 2010 erzielte Hamburg unter den u. a. beschreiben als Drehscheibe des Bundesländern das höchste Bruttoin- Außenhandels. Hamburg ist ein Tor landsprodukt je Einwohner (49 638 zur Welt, nicht nur wegen des HaFoto: Handelskammer/Maack Börsen-Zeitung, 23.3.2012 Entgegen dem bundesweiten Trend ist die Einwohnerzahl der Freien und Hansestadt Hamburg seit 1999 kontinuierlich gestiegen. Diese Entwicklung ist auf positive Salden bei den Wanderungsbewegungen mit dem In- und Ausland zurückzuführen. Auch die mittel- und langfristige Bevölkerungsentwicklung in fens, sondern auch wegen der hier ansässigen Außenhändler und der international ausgerichteten Dienstleister wie Banken, Versicherungen, Verkehrsunternehmen, Berater für rechtliche oder steuerliche Fragen und Medienunternehmen. Viele der am Außenhandel beteiligten Unternehmen in Hamburg sind traditionelle Im- und Exporthändler. Töchter ausländischer Muttergesellschaften runden das Profil des Außenwirtschaftsplatzes ab. Rund 100 Konsulate haben in Hamburg ihren Sitz, ebenso der Internationale Seegerichtshof, Schiedsgerichte und deutschlandweit tätige Ländervereine. Günstige geografische Lage Hamburg profitiert von einer günstigen geografischen Lage – sowohl Nordsee als auch Ostsee sind nahe. Nicht zuletzt dank hervorragender Hinterlandanbindungen hat sich die Stadt zur Drehscheibe für die Handels- und Verkehrsströme aus Nordeuropa und den Boomregionen Asien und Baltikum entwickelt. Von der Globalisierung, der Marktöffnung Zentral- und Osteuropas und der EU-Osterweiterung im Jahr 2004 profitierte Hamburg in besonderer Weise. Der Hamburger Hafen ist Deutschlands größter Seehafen und einer der bedeutendsten Warenumschlagplätze der Welt. Der Güterumschlag verdoppelte sich in den letzten beiden Jahrzehnten und lag 2010 bei 121,2 Mill. Tonnen – darunter waren 7,896 Mill. Standardcontainer (TEU). Die Top-Five-Handelspartner Hamburgs in der Containerschifffahrt waren die Volksrepublik China (inklusive Hongkong), Singapur, Russland, Finnland und Südkorea. Der Hamburger Hafen entwickelt sich zunehmend auch zum Kreuzfahrtzentrum: Im Jahr 2012 werden 164 Anläufe erwartet, 46 mehr als 2011. Hamburg Airport in Fuhlsbüttel ist der älteste deutsche Flughafen, der sich noch an seinem ursprünglichen Standort befindet. Vor hundert Jahren 1911 gegründet, nutzten 2010 fast 13 Millionen Fluggäste (annähernd doppelt so viele AUS DEM INHALT Airbus setzt Maßstäbe im Umweltschutz Von Günter Butschek Wirtschaft besticht durch Vielfalt und Dynamik Von Fritz Horst Melsheimer Der Hamburger Hafen ist auf Erfolgskurs Von Klaus-Dieter Peters B1 Immobilienmarkt hat herausragende Bedeutung Von Dr. Georg Reutter B2 Der Finanzplatz Hamburg spielt ganz vorne mit Von Dr. Reiner Brüggestrat B5 B3 Vertrauen ist die Grundlage jeder Geschäftsbeziehung Von Dr. Christian Olearius B6 B4 B8 Publikationen mit Tradition Die Verlagswirtschaft hat in Hamburg eine sehr lange Tradition. Henri Nannen gründete hier die Zeitschrift „Stern“, Gerd Bucerius die Zeitung „Die Zeit“ und Axel Springer die Tageszeitung „Bild“. Wer eine deutsche Zeitschrift aufschlägt, hat es mit großer Wahrscheinlichkeit mit einer Hamburger Publikation zu tun. Hamburg ist Sitz meinungsführender und bedeutender Medienmarken aus allen Bereichen. Darüber hi- Das umweltfreundliche „rote Gold“ gehört zu Hamburg Von Peter Willbrandt B7 HSH Nordbank durchlebt Metamorphose Von Dr. Paul Lerbinger Ausfallrisiken frühzeitig erkennen und absichern Von Ralf Meurer B7 Gesunde Mittelstandsfinanzierung nicht „verbaseln“ Von Dr. Harald Vogelsang B9 Lebenswerte Stadträume bauen und schützen Von Ralf Sommer Der Hafen wächst – und damit auch der Bahnverkehr Von Thomas Böcher B9 B 10 naus ist Hamburg herausragend in klassischer Kommunikation, ist kreative Werbe-, Design- und GamesHochburg und verfügt über Innovationskraft an der Schnittstelle von klassischen und digitalen Medien. Die vielen attraktiven Locations machen Hamburg zum beliebten Drehort für Film- und Fernsehunternehmen: Hafen, St. Pauli und Alster ziehen auch internationale Produktionen an. Die im Juli 2011 von Bundestag und Bundesrat beschlossene Energiewende befördert den Ausbau erneuerbarer Energien und energieeffizienter Technologien. Neben Umwelt- und Ressourcenschutz in Unternehmen gewinnt damit die Branche der „grünen“ Technologien enorm an Bedeutung. Hamburg wurde auch für seine Vorreiterrolle in diesem Bereich als Umwelthauptstadt Europas 2011 ausgezeichnet. Dabei stehen vor allem die erneuerbaren Energien, Energieeffizienz und -versorgung, „grünes“ Bauen und angewandte Umwelttechnologie im Fokus der Entwicklung. Hamburg ist Hochburg der Windenergie. Potenzial für Innovationen Der internationale Lehr- und Studienort Hamburg umfasst 20 staatliche und staatlich anerkannte Hochschulen mit Sitz in der Hansestadt und insgesamt mehr als 79 000 Stu- dierenden. Dank der breit gefächerten Hochschullandschaft und zahlreicher grundlagen- wie anwendungsorientierter Forschungseinrichtungen wie DESY (Deutsches Elektronen-Synchrotron) oder CAN (Centrum für Angewandte Nanotechnologie) besteht in Hamburg ein großes Potenzial für Innovationen. Die Anzahl der Gäste im Hamburger Beherbergungsgewerbe hat sich in den letzten drei Jahrzehnten verdreifacht. Im Jahr 2010 verbrachten in der Stadt an Alster und Elbe 4,733 Millionen Übernachtungsgäste (darunter 0,913 Millionen ausländische Gäste) im Durchschnitt 1,89 Tage in den insgesamt 312 Hamburger Beherbergungsbetrieben, die zusammen rund 46 000 Betten anbieten. Die enorme Bandbreite ausländischer Spezialitätengastronomie unterstreicht Hamburgs weltoffenen Charakter. Weltstadt der Künste Hamburg verfügt über eine lebendige und vielseitige Kulturszene. Hinter New York und London ist Hamburg die drittwichtigste MusicalStadt der Welt. Legendär sind die Livemusik-Clubs rund um die Reeperbahn, wo unter anderem die Beatles ihre Karriere starteten. In der Hafen-City entsteht mit der Elbphilharmonie derzeit eines der spektakulärsten Konzerthäuser der Welt. Airbus setzt Maßstäbe im Umweltschutz Fortsetzung von Seite B 1 für sind die Diskussion um den europäischen Emissionshandel sowie die Flugsicherung. Beim Thema Emissionshandel ist aus Sicht von Airbus eine Nachbesserung erforderlich. Ein derart globales Thema kann nur mit weltweiten Maßnahmen angegangen werden. Es darf nicht sein, dass eine vorgeschlagene Lösung für ein Umweltthema beinahe einen weltweiten Handelskrieg auslöst. Weitere Herausforderung auf politischer Ebene ist die Flugsicherung. Das Luftverkehrsmanagement orientiert sich in Europa zumeist noch an nationalen Grenzen und arbeitet teilweise noch nach jahrzehntealten Verfahren. Nach Einschätzung von Experten würde eine effizientere Flugsicherung auf einen Schlag rund 10 % des Kraftstoffverbrauchs einsparen! Umwege reduzieren Das „Tor zur Welt“ steht stets in beide Richtungen offen Von Frank Horch B3 B4 Fonds einfach und günstig über die Börse handeln Von Dr. Thomas Ledermann wie 20 Jahre zuvor) den fünftgrößten deutschen Flughafen (62 Airlines zu 115 Destinationen im Jahr 2010). Die Metropolregion Hamburg ist nach Seattle und Toulouse der weltweit drittgrößte Standort für zivilen Flugzeugbau, Flugzeugausrüstung und -wartung. Rund um die Airbus Operations GmbH, die Lufthansa Technik AG sowie die Flughafen Hamburg GmbH haben sich rund 300 kleine und mittelständische Zulieferer, Ingenieurbüros und Dienstleister angesiedelt. Die Endlinienfertigung der Airbus-Modelle A 318, A 319 und A 321 sowie die Teilfertigung, Montage und die Auslieferung des Airbus A 380 sind Produkte des Luftfahrtstandorts Hamburg. Die Lufthansa Technik AG ist weltgrößter Dienstleister für die Wartung und Überholung von Flugzeugen. Airbus beteiligt sich intensiv an Forschungsprogrammen für die Flugsicherung der Zukunft. So flog ein A320-Testflugzeug Mitte Februar erstmals nach einem neuartigen Verfahren der Flugsicherung von Toulouse nach Kopenhagen. Ziel beim sogenannten I-4D-Projekt ist die Reduzierung von Umwegen und Warteschleifen sowie eine effektivere Abstimmung mit den Bodenkontrollstellen. Derzeit wird ein Flugzeug während seiner Reise etappenweise durch den Zuständigkeitsbereich di- verser Flugsicherungszentren weitergereicht, mit entsprechendem Aufwand, Verzögerungen und Warteschleifen. Beim I-4D-Projekt wird der Flugverlauf als Ganzes betrachtet und entsprechend koordiniert. Auf diese Weise kann das Flugzeug zum Beispiel am Zielort in einem besonders sparsamen und leisen Sinkflug kontinuierlich zur Landebahn gleiten, anstatt wie bisher etappenweise und mit entsprechendem Zusatzverbrauch und Lärm zu sinken. Alternative Treibstoffe Neben der technischen Machbarkeit ist bei diesem Thema aber vor allem die Politik gefordert: Während am Boden offene Grenzen, Binnenmarkt und gemeinsame Währung seit Jahren Standard sind, ähnelt der Luftraum einem nationalstaatlichen Flickenteppich. Auch unsere Zukunftsfähigkeit wird wesentlich von der Ökoeffizienz künftiger Flugzeuggenerationen geprägt. Airbus blickt hier zum Beispiel mit dem Concept Plane schon weit voraus. Eine Schlüsselstellung haben dabei nach Einschätzung von Airbus alternative Treibstoffe, besonders jene auf Basis von Biomasse im Allgemeinen und von Algen im Besonderen. Diese haben den Vorteil, dass ihr Anbau nicht mit Lebensmittelproduktion konkurriert und dass sie dezentral, also oft direkt in der Nähe der Flughäfen, produziert werden können. Ein weiterer, entscheidender Vorteil besteht darin, dass sie Kerosin ähneln und so direkt in der bisherigen Infrastruktur eingesetzt werden können. Falls sich diese alternativen Treibstoffe in ausreichenden Mengen für den kommerziellen Bedarf herstellen lassen, könnten nach Meinung von Airbus schon im Jahr 2030 bis zu 30 % des gesamten Treibstoffs für den kommerziellen Flugverkehr aus solchen Alternativen zum herkömmlichen Kerosin bestehen. Ein weiterer vielversprechender Ansatz ist die mit Wasserstoff und Luft betriebene Brennstoffzelle: Sie kann zwar das Flugzeug nicht direkt antreiben, aber zahlreiche Systeme an Bord effizient mit Energie versorgen. Kommt hierfür „grüner“ Wasserstoff aus entsprechender Erzeugung zum Einsatz, dann ist dieses System komplett emissionsfrei. Vielseitige Netzwerke Bei der Sicherung von Zukunftsfähigkeit und Umweltschutz baut Airbus auf vielseitige interne und externe Netzwerke. Innovationskraft hängt dabei auch von einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Industrie, Forschung, Lehre und Ausbildung ab. Welchen Stellenwert der sparsame Umgang mit Ressourcen und die Ökoeffizienz bei Airbus haben, dokumentiert folgende Zahl: Ungefähr 90 % der jährlich 2 Mrd. Euro, die Airbus für Forschung und Entwicklung investiert, werden für Technologien verwendet, die die Umweltverträglichkeit unserer heutigen sowie zukünftigen Flugzeuge verbessern sollen. Sonderbeilage Freitag, 23. März 2012 Börsen-Zeitung Nr. 59 B3 Der Hamburger Hafen ist auf Erfolgskurs Wichtiger Umschlagplatz für den Welthandel – Wachstumsmotor für Norddeutschland – Wettbewerbsvorteil für die deutsche Exportwirtschaft pole ein Plus von 14,2 % auf jetzt mehr als 9 Mill. Standardcontainer, während die 20 größten Häfen der Welt im Jahr 2011 im Schnitt nur um 7,9 % zugelegt haben. Nach Rotterdam ist Hamburg der zweitgrößte Containerhafen Europas, im Weltranking verbesserte er sich von Platz 15 auf Platz 14. Mit dem Container fokussiert sich Hamburg auf das Von wachstumsstärkste SegKlaus-Dieter Peters ment im internationalen Warenaustausch. Dabei hat sich in den letzten Jahren die Faustformel bestätigt, dass der Containerverkehr um den Vorstandsvorsitzender Faktor 2 bis 3 schneller wächst als die Weltwirtder Hamburger Hafen schaft. und Logistik AG Eindrucksvolle Zahlen skizzieren die wirtder traditionsreiche Hafenstandort schaftliche Bedeutung des Hamburdie Warenströme des Welthandels ger Hafens: Er steht für rund mit seinem europäischen Hinter- 150 000 Arbeitsplätze, das ist jeder land, das eine Bevölkerung von achte Arbeitsplatz der Stadt. Mit eimehr als 300 Millionen Einwohnern nem hafenabhängigen Bruttoinlandsumfasst. Hamburgs dynamischer produkt von über 13 Mrd. Euro entWachstumskurs nach dem Fall des fällt rund ein Siebtel der Hamburger Eisernen Vorhangs, welcher der Wertschöpfung auf den Hafen. Sein Stadt ihre angestammten Märkte in Steueraufkommen von über 800 Mittel- und Osteuropa zurück- Mill. Euro pro Jahr ist zudem eine bebrachte, wurde von der Wirtschafts- deutende Einnahmequelle des Stadtkrise der Jahre 2008 und 2009 nur staates. Dank seiner hervorragenden kurz unterbrochen. Inzwischen hat verkehrsgeografischen Lage dient der Hafen, gerade auch beim Contai- Hamburg als Drehscheibe zwischen nerumschlag, in die Erfolgsspur zu- zwei der dynamischsten Wirtschaftsrückgefunden und in den letzten bei- regionen der Welt – den Volkswirtden Jahren überdurchschnittlich zu- schaften in Asien mit China, die heute für bereits 57 % des Hamburlegen können. ger Containerumschlags stehen, soZweitgrößter Containerhafen wie den aufstrebenden Staaten in Mittel- und Osteuropa einschließlich Mehr als 130 Mill. Tonnen wur- Russlands. Mehr als 100 Containerliden im Jahr 2011 auf den Terminals niendienste erschließen den Weltund Anlagen von Deutschlands größ- markt. Über 50 Zubringerdienste im tem Hafen umgeschlagen, eine Stei- Europaverkehr, vor allem über die gerung um 9,1 % gegenüber dem Ostsee, sorgen für eine kostengünsVorjahr. Als Universalhafen deckt tige und leistungsstarke Anbindung Hamburg alle Gütergruppen ab. Die Polens, der baltischen Staaten Russdominierende Rolle spielt dabei al- lands sowie der skandinavischen lerdings der Container. Auf ihn ent- Volkswirtschaften. fallen mittlerweile schon fast 70 % des Gesamtaufkommens. Rund 30 % Bedeutender Eisenbahnhafen sind Massengüter wie Erz, Kohle oder Getreide. Wachstumstreiber Aber nicht nur zur See bietet der war erneut der Container. So ver- Hamburger Hafen ein umfassendes zeichnete der Hafen der Elbmetro- Netzwerk. Als bedeutendster EisenBörsen-Zeitung, 23.3.2012 Der Hamburger Hafen ist heute eine der weltweit wichtigsten Drehscheiben für transkontinentale Transportund Logistikketten. Er ist Europas bedeutendster Asienhafen und belegt gleichzeitig die Spitzenposition bei den Ostseeverkehren. Dabei bündelt bahnhafen Europas erschließt er sein weites europäisches Hinterland über den Verkehrsträger Bahn. Mehr als 70 % der Güter erreichen und verlassen den Hamburger Hafen im Fernverkehr auf der auch ökologisch vorbildlichen Schiene. Rund 12 % des deutschen Schienengüterverkehrs haben ihre Quelle oder ihr Ziel in Hamburg, beim Containertransport sind es sogar 34 %. Dabei ist die Lage über 100 Kilometer tief im Bin- Größter und ältester Containerterminal, der HHLA Container Terminal Burchardkai. nenland wirtschaftlich wie ökologisch von großem Vorteil. Im Vergleich zu den Benelux-Häfen spart der Transport über Hamburg bei der Verbindung mit Mittel- und Osteuropa in wichtigen Relationen 200 bis über 400 Kilometer Landweg. Dies führt zu einer ganz erheblichen Einsparung von Kosten, Energieaufwand und Umweltbelastung. Hamburg verdankt seine Bedeutung nicht allein seiner günstigen verkehrsgeografischen Lage. Hinter diesem Erfolg steht die Wettbewerbsstärke der Unternehmen in der maritimen Logistik. Sie gründet auf ein umfassendes Know-how in allen Bereichen, das sich nicht zuletzt auf das hohe Niveau von Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen stützt, so- Anziehungspunkt für deutsche Top-Unternehmen und viele ausländische Firmen mit 400 ansässigen chinesischen Unternehmen und einem jährlichen Wachstum von über 20 %. Hamburg erfreut sich daher an einer großen und weiter zunehmenden chinesischen Gemeinde, aber auch an einem Netzwerk von chinaaffinen Vereinen, Institutionen und Unternehmen. In der HanseVon stadt sind aber ebenso Frank Horch rund 100 Unternehmen aus Japan, 50 aus Taiwan und 40 aus Hongkong ansässig. In Hamburg findet man neben dem Hafen auch eine Vielzahl an innovativen WachstumsWirtschaftssenator branchen. Besonders Hamburgs stark sind die Bereiche Hafen & Logistik, Life im 14. Jahrhundert dem Kaufmanns- Sciences, Luftfahrtindustrie, Medien bund der Hanse beitrat und zum & IT sowie regenerative Energien. Machtzentrum des gesamten Nord- Ein wichtiger Standortvorteil: Wirtund Ostseeraums avancierte, wurde schaft und Stadt ziehen gemeinsam Hamburg endgültig zum „Global an einem Strang, wenn es um die Player“, zur Weltstadt. Das „Tor zur Entwicklung dieser WachstumsbranWelt“ ist seitdem stets in beide Rich- chen geht. So engagieren sich betungen offen – hinaus in die Welt, reits seit 1997 Medien und IT-Wirtaber auch als Einladung für die Welt. Die Hansestadt ist heute eine der dynamischsten Metropolen der Europäischen Union und Anziehungs„Gerade dieses branpunkt für viele internationale Firchenübergreifende men, Institutionen und Fachkräfte aus aller Herren Länder. Miteinander vor Ort Langjähriger Asienspezialist Als größter Handelsplatz Deutschlands und als europäisches Zentrum für den Handel mit China hat sich der Hamburger Hafen zur zentralen Warendrehscheibe zwischen Nord- und Osteuropa, Asien, Nordund Südamerika sowie Afrika entwickelt: Hamburg ist aus langjähriger Tradition Asienspezialist und das europäische Zentrum für den Handel mit China (Platz 6 weltweit), hat sich in Hamburg . . . als erfolgreich erwiesen.“ schaft gemeinsam mit der Stadt in der Initiative Hamburg@work. Später kamen noch die Initiative Luftfahrtstandort Hamburg und die Logistik-Initiative Hamburg hinzu. Hamburg ist aber auch einer der äl- len die Containerbahnhöfe auf allen vier großen Containerterminals in Hamburg eine zentrale Rolle. Mit Gleislängen von jeweils 700 Metern können sie komplette Containerzüge abfertigen. Zusammen mit modernen Terminals im Hinterland, die ideal auf die Prozessanforderungen der maritimen Logistik abgestimmt sind, lassen sich so effiziente Hub-und-Shuttle-Systeme aufbauen. Dabei verkehren Shuttle-Züge in regelmäßigem Takt zwischen Seehafenterminal und großen Inlandterminals, die als Bündelungspunkte und Drehkreuze (Hubs) für die regionale Verteilung und Sammlung der Warenströme dienen. Leistungsstarke Logistikkette Das „Tor zur Welt“ steht stets in beide Richtungen offen Börsen-Zeitung, 23.3.2012 Seit der Hafengründung vor mehr als 1 000 Jahren haben sich in Hamburg Weltoffenheit, Toleranz und Gastfreundschaft stetig weiterentwickelt. Als der aufstrebende Handelsplatz wie auf eine Vielzahl von technischen und operativen Innovationen. Beispielhaft dafür ist der Containerumschlag. So war der Burchardkai, größter und ältester Containerterminal Hamburgs, Pionier nicht nur bei Terminal-EDV, Datenfunk und der Satellitenortung der Container auf der Anlage. Hier wurde auch erstmals der Van-Carrier eingesetzt, ein Spezialfahrzeug zum Containertransport auf dem Terminal, das den Con- testen und vielseitigsten Finanzplätze in Europa – die älteste deutsche Börse und die größte deutsche Sparkasse sind hier zum Beispiel ebenso zu Hause wie die älteste Versicherung der Welt sowie die meisten deutschen Emissionshäuser. Rund 10 000 Unternehmen mit 50 000 Beschäftigten bilden eine treibende Kraft in der Metropolregion. Die Vielfalt an Finanzdienstleistungen in einer der wirtschaftsstärksten Regionen Europas, mit den bundesweit höchsten Pro-Kopf-Einkommen und einer Dichte an großen Vermögen, die ihresgleichen sucht – dies allein macht noch nicht die Attraktivität des Finanzplatzes aus. Erst die traditionell enge Vernetzung der Finanzbranche mit Unternehmen anderer Branchen, aber auch mit Politik und Verwaltung sowie mit Bildung und Wissenschaft verleiht dem Finanzplatz Hamburg Anziehungskraft. Gerade dieses branchenübergreifende Miteinander vor Ort hat sich in Hamburg – nicht nur in turbulenten Zeiten auf den Finanzmärkten – als erfolgreich erwiesen. So liegen die „Spezialitäten“ der Elbmetropole insbesondere in der Finanzierung des Außenhandels, bei der Flugzeug- und Schiffsfinanzierung – die weltgrößten Schiffsfinanzierer haben ihren Sitz in Hamburg. Aber auch bei der Medien- und Mittelstandsfinanzierung oder bei der Finanzierung erneuerbarer Energien hat sich die Verbundenheit zwischen Unternehmen dieser Branchen mit Hamburger Finanziers als echter Standortvorteil erwiesen. Hamburg ist also nicht umsonst einer der attraktivsten Wirtschaftsstandorte Nordeuropas – und dies nicht nur für deutsche Top-Unternehmen, sondern auch für ausländische Firmen. Mehr als 120 000 Unternehmen und Gewerbetreibende können nicht irren. tainer gleichzeitig auch heben und damit stapeln kann. Der Van-Carrier ist mittlerweile Standard auf den meisten großen Containerterminals in Europa. Hoher Automatisierungsgrad Auf diese Weise werden die Verkehrsträger Schiff, Bahn und Lkw zu leistungsstarken logistischen Ketten verknüpft. Tschechien und die Slowakei sind bereits mit derartigen Systemen an den Hamburger Hafen angebunden. Mit großem Erfolg: Allein zwischen Hamburg und Prag pendeln wöchentlich mehr als 70 Shuttlezüge. Über 70 % des seewärtigen Außenhandels Tschechiens gehen über den Hamburger Hafen, mehr als 75 % nehmen dabei den Schienenweg. Im polnischen Posen wurde 2011 ein erster solcher Hub-Terminal in Betrieb genommen. Weitere sollen folgen. Zusammen mit seinen europäischen Zubringerverkehren auf dem Seeweg bietet Hamburg ein ebenso umfassendes wie zukunftsweisendes Netzwerk zwischen Überseehafen und europäischem Hinterland. Diese Qualitäten bringen erhebliche Kosten- und Effizienzvorteile für die eu- bilanz ist es übrigens auch für den Klima- und Umweltschutz im europäischen Güterverkehr von herausragender Bedeutung. Nur so können die verkehrsgeografischen Vorteile Hamburgs und die jeweils ökologisch verträglichsten Verkehrsträger Schiff und Schiene beim Welthandel mit Mittel- und Osteuropa optimal genutzt werden. Auch die Schieneninfrastruktur muss dem wachsenden Bedarf folgen. Die Realisierung der „Der Hamburger Hafen hat sich auf ein weiteres Wachstum der Weltwirtschaft längst eingestellt.“ sogenannten Y-Trasse, die Bremen und Hamburg besser an das Netz ab Hannover anbindet, ist hier unverzichtbar. Der Hamburger Hafen hat sich auf ein weiteres Wachstum der Weltwirtschaft längst eingestellt. So können seine vier großen Containerterminals ihr Umschlagvolumen durch Ausbau und Modernisierung gegenüber dem heutigen Stand fast verdreifachen und in den kommenden 10 bis 15 Jahren schrittweise eine Jahresleistung von bis zu 25 Mill. Standardcontainern erreichen. Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Leistungsstärke gehen hierbei eine enge Verbindung ein. Weitere technische und operative Innovationen, die stetig Den aktuellen Maßstab für die Leistungsfähigkeit, Automatisierung und Nachhaltigkeit eines Terminals repräsentiert Hamburgs jüngste und modernste Anlage, der HHLA Container Terminal Altenwerder (CTA). Mit seinem hohen Automatisierungsgrad und seinem ständigen Weiterentwicklungsprozess definiert der völlig neu konzipierte Hightech-Terminal seit seiner Inbetriebnahme im Jahr 2002 den „State of the Art“ in der Terminaltechnologie. Pilotversuch „Null Emission“ Den jüngsten Innovationsschritt markiert der 2011 erfolgreich abgeschlossene Pilotversuch „Null Emission“. Zusammen mit dem Hersteller Gottwald Port Technology hat der CTA zwei seiner fahrerlosen Automatikfahrzeuge für den Containertransport mit Lasten von bis zu 60 Tonnen für den elektrischen Betrieb umgerüstet. Das Projekt, bei dem auch die Batterie der Fahrzeuge vollautomatisch ausgewechselt wird, bedeutet einen Durchbruch für die Elektromobilität im Wirtschaftsverkehr. Da der CTA seinen Strom aus erneuerbaren Energien bezieht, setzt diese Art des Terminalbetriebs auch Maßstäbe für den Klimaschutz in der maritimen Logistik. Für den Erfolg Hamburgs aber noch entscheidender sind Art und Qualität seiner Hinterlandanbindungen. Hier spie- Zwei Großcontainterschiffe, die sich auf der Elbe bei Hamburg begegnen (Reedereien Yang Ming und CMA CGM). Das Schiff im Vordergrund gehört mit einer Stellplatzkapazität von 14 000 Standardcontainern zu den größten, die derzeit weltweit in Fahrt sind. ropäische Wirtschaft, nicht zuletzt auch für die deutsche Exportwirtschaft. Damit diese Wettbewerbsstärke erhalten bleibt, muss die wasser- wie landseitige Infrastruktur den neuen Herausforderungen begegnen. Die Fahrrinnenanpassung der Unterelbe ist dabei das derzeit drängendste Projekt. In der Gesamt- steigende Flächenproduktivität sowie eine noch engere Verzahnung aller Prozesse entlang der Transportund Logistikkette sind die Bausteine des zukunftsorientierten Wachstumskurses, mit welchem der Hamburger Hafen der tatsächlichen Wirtschaftsentwicklung flexibel, bedarfsgerecht und ressourcenschonend folgt. B 4 Börsen-Zeitung Nr. 59 Sonderbeilage Freitag, 23. März 2012 HSH Nordbank durchlebt Metamorphose Künftig als eine Bank denken und handeln – Starker Partner des gehobenen Mittelstands in allen finanziellen Belangen basis tragen wir mit einer Reduktion unserer Kosten Rechnung. Daher ist ein für die Bank und alle Betroffenen schmerzlicher Personalabbau unumgänglich. Dennoch ist unsere Hauptaufgabe nicht die Verkleinerung der HSH Nordbank. Die Hauptaufgabe ist die Etablierung eines neuen, tragfähigen Geschäftsmodells. Wir bauen die HSH Nordbank zu einer vertriebsstarken und mittelständischen Bank für Unternehmer Von um. Das neue GeschäftsPaul Lerbinger modell hat zwei Kernelemente. Wir konzentrieren uns auf die eindeutig definierte Zielgruppe der Unternehmer und fokussieren uns auf eine Produktpalette, die geVorstandsvorsitzender nau auf die Bedürfnisse dieser Kunden zugeder HSH Nordbank schnitten ist. Die HSH Nordbank künftig überhaupt noch geben will für den gehobenen deutschen würde. Ein Verkauf oder eine Zer- Mittelstand ein starker Partner in alschlagung sind nun aber vom Tisch. len finanziellen Belangen sein – im Zugleich ermöglicht die EU-Ent- Geschäftlichen ebenso wie im Privascheidung den Umbau der Bank auf ten. Vor allem im Norden Deutschder Basis eines neuen Geschäftsmo- lands, wo wir tiefer verwurzelt sind dells, dessen Tragfähigkeit die EU als jede andere Bank, setzen wir auf das Geschäft mit Firmenkunden, Imbestätigt hat. mobilienkunden sowie auf die Kunden des gehobenen Private Banking Gewaltige Aufgaben und auf die Sparkassen. InternatioAllerdings hat die EU-Kommission nal fokussiert sich die HSH Norddie Genehmigung der im Jahr 2009 bank auf Kunden aus den Geschäftsgewährten Unterstützung der An- bereichen Shipping sowie Energy & teilseigner Hamburg und Schleswig- Infrastructure. Auf beiden Feldern Holstein an Bedingungen geknüpft, verfügen wir über die Expertise, um die die Bank vor eine gewaltige un- auch künftig eine wichtige Rolle im ternehmerische Herausforderung Markt spielen zu können. Und auch stellen: Wir müssen die Bank deutli- hier sprechen wir die Reeder und die cher verkleinern, als es ursprünglich Projektfinanzierer als Unternehmer vorgesehen war. Die Kommission an. Die eigentliche Herausforderung verlangt eine Reduktion der Bilanzsumme in der Kernbank auf 82 Mrd. ist für uns also nicht die VerkleineEuro bis 2014. Die HSH Nordbank rung der Bilanzsumme, sondern die wird daher einzelne Geschäftsberei- Etablierung des neuen Geschäftsmoche wie die objektbezogene Flug- dells. Dazu haben wir das Transforzeugfinanzierung und das internatio- mationsprogramm „Offensive: Zunale Immobiliengeschäft aufgeben kunft!“ entwickelt. Mit einer Fülle sowie das Portfolio in der Schiffsfi- von Teilprojekten umfasst es Verännanzierung bis 2014 auf 15 Mrd. derungen in allen wesentlichen BeEuro verkleinern. Der damit verbun- standteilen der Wertschöpfungsdenen Schrumpfung unserer Ertrags- kette im Bankgeschäft. Wir stärken Foto: HSH Nordbank Börsen-Zeitung, 23.3.2012 Für die HSH Nordbank hat eine neue Zeit begonnen. Seit dem Abschluss des Beihilfeverfahrens der Europäischen Union (EU) im vergangenen Jahr steht fest: Der unabhängige Fortbestand der Bank ist gesichert. Solange das Verfahren lief, war nicht klar, ob es die HSH Nordbank als eigenständiges Institut unsere Vertriebskraft, schärfen unsere Geschäftsfeldstrategien, verbessern das Funding und die Banksteuerung. Man kann von einer regelrechten Metamorphose sprechen, die unser Haus gerade durchlebt. Rasche Entscheidungen Die Umsetzung dieses Programms läuft innerhalb der HSH Nordbank auf Hochtouren und wird bis 2014 abgeschlossen sein. Wichtige Meilensteine konnten wir bereits im abgelaufenen Jahr erreichen. Zum Beispiel haben wir eine neue Aufbauorganisation geschaffen und uns mit dem Betriebsrat auf einen Interessenausgleich sowie einen Sozialplan geeinigt, um den anstehenden Personalabbau sozialverträglich zu gestalten. Im Zuge des umfassenden Umbaus werden wir nicht nur unsere Strukturen und Prozesse massiv verändern. Auch die Art und Weise, wie wir unser Geschäft betreiben, wird sich ändern – und damit letztlich unsere Unternehmenskultur. Wir wollen denken und handeln wie unsere mittelständische Klientel. Das heißt: kurze Wege, schnelle Entscheidungen, schlanke Strukturen und effiziente Prozesse. Wir setzen auf Verantwortung, flache Hierarchien, Transparenz, Leistungsorientierung und Fairness – und auf bereichsübergreifende Zusammenarbeit. Das mag selbstverständlich klingen, setzt für die Bank aber einen tiefgreifenden Wandel voraus. Denn in der Vergangenheit agierten zum Beispiel die Bereiche Privatkunden, Firmenkunden und Asset-Finanzierungen weitgehend unabhängig voneinander. Passgenaue Produkte Künftig wollen wir als eine Bank denken und handeln. Die HSH Nordbank bietet ihren Kunden – Unternehmen des gehobenen Mittelstands ab einem Jahresumsatz von 50 Mill. Euro und ihren Inhabern sowie Geschäftsführern – heute ein passgenaues Produktportfolio für ihre tatsächlichen Bedürfnisse an. Ausgehend vom Kredit als Ankerprodukt umfasst das Leistungsspektrum strukturierte Finanzierungen, Außenhandelsfinanzierungen, Zahlungsverkehr, Risikoabsicherungsprodukte auf der Rohstoff-, Wäh- rungsoder Zinsseite, Mergers & Acquisitions-(M & A)Beratung und Private-Banking-Produkte für unsere Unternehmerkunden. treuen wir mehr als 150 Wind- und Solarenergieprojekte mit einem Gesamtvolumen von etwa 3 Mrd. Euro. Krise bewältigt Ertragspotenzial heben Mit dieser neuen Strategie hat die Bank sehr gute Chancen, zusätzliches Ertragspotenzial zu heben. Und durch den Abbau von Engagements hat die HSH Nordbank Luft, um in den nächsten zwei Jahren das Kerngeschäft deutlich auszuweiten und zu wachsen. Die Startbedingungen sind gut. Erstens ist die Bank nach Abschluss des EU-Verfahrens mit einer starken Kapitalquote und ohne Auflagen aus den EBA-Stresstests voll handlungsfähig. Zweitens kann die HSH Nordbank gerade in ihrer Kernregion auf starke Wurzeln und über Jahrzehnte gewachsene, von gegenseitigem Vertrauen geprägte Kundenbeziehungen aufbauen. Hinzu kommt die besondere Expertise in der Schifffahrt. Im Bereich erneuerbare Energien, für die der Norden Deutschlands ein Zentrum dieser Industrie ist, sehen wir enorme Chancen. Bereits heute be- Fazit: Rund drei Jahre nach der Krise steht die HSH Nordbank wieder auf einem stabilen Fundament. Die Krisenbewältigung ist abgeschlossen. In einem nicht einfachen Umfeld hat die Bank ein neues Geschäftsmodell eingeführt und ihre finanzielle Situation nachhaltig stabilisiert. Einen erheblichen Teil der öffentlichen Garantien konnte die HSH Nordbank bereits zurückführen. Aus unserem Kundenkreis erfahren wir sehr viel Zustimmung für unsere Neuausrichtung. Vielfach ging in den vergangenen Monaten unser Konzept bereits auf. Und wir werden auch weiterhin alles daransetzen, das Vertrauen zu rechtfertigen, das uns Kunden, Eigentümer und Mitarbeiter geschenkt haben. Die neue HSH Nordbank hat die Chance, als starker Partner für mittelständische Unternehmen in Deutschland eine Erfolgsgeschichte zu schreiben. Diese Chance wollen wir nutzen. Immobilienmarkt hat herausragende Bedeutung DG Hyp ist als traditionsreicher Immobilienfinanzierer aus der Hansestadt nicht mehr wegzudenken Börsen-Zeitung, 23.3.2012 Der Hamburger Immobilienmarkt ist nach Berlin der größte in Deutschland. Mit fast zwei Millionen Einwohnern, weit mehr als München mit dem drittgrößten Immobilienmarkt, bewegt sich Hamburg in der Größenordnung europäischer Hauptstädte. Für die Attraktivität des Marktes sorgen eine Reihe günstiger Rahmenbedingungen. So bietet die an Elbe und Alster gelegene Großstadt eine hohe Lebensqualität und zieht damit die vom Arbeitsmarkt benötigten knappen Fachkräfte an. Die gute Verkehrsanbindung über Straße und Schiene wird durch den internationalen Flughafen noch ergänzt. Ein weiterer Pluspunkt ist der größte deutsche Seehafen, der die Elbmetropole zu einem bedeutenden europäischen Logistikstandort macht. Zugleich ist der Hafen mit verantwortlich für die hohe und steigende Touristenzahl, die die ohnehin schon hohe Kaufkraft noch verstärkt. Zudem wird die Hansestadt mit der Elbphilharmonie bald über eine weitere Attraktion verfügen. Niedrige Arbeitslosenquote Unterstützt wird die positive Entwicklung des Immobilienstandorts Hamburg durch eine vorausschauende Stadtentwicklung, die sich insbesondere im Vorzeigeprojekt Hafen-City niederschlägt. Dort sollen 5 800 Wohnungen und 45 000 Arbeitsplätze in den neu gebauten Büros, Läden und Restaurants entstehen. Die Finanzmarktkrise und der anschließende konjunkturelle Einbruch im Jahr 2009 haben zwar auch an der Elbe Spuren hinterlassen, aber der Rückgang der Wirtschaftsleistung ist unterdurchschnittlich ausgefallen. Bereits 2010 wurde wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Erfreulich ist auch die Beschäftigungssituation. Die Arbeitslosenquote ist Ende 2011 unter die Marke von 8 % gefallen. Besonders dynamisch ist die Entwicklung am Wohnungsmarkt. Durch die wachsende Einwohnerzahl und den Trend zu kleineren Haushalten ist die Zahl der privaten Haushalte in den vergangenen zehn „In der Hansestadt neu entstehende und bekannte Objekte wie zum Beispiel das ,Ballinhaus‘ an der Binnenalster, das ,Kaufmannshaus‘ an den großen Bleichen und das ,Karstadt‘-Haus in der Mönckebergstraße werden von der DG Hyp finanziert.“ den Erstbezug in Spitzenlagen rund 18 Euro und in mittleren Lagen etwa 12,5 Euro je Quadratmeter gezahlt werden. gesamt 6 % in 2009 und 2010 eher moderat ausgefallen. Ab Mitte 2010 stieg die Büronachfrage wieder spürbar, so dass beim Büroflächenumsatz mit mehr als 500 000 Quadratmetern jährlich sogar überdurchKeine schnelle Entspannung schnittliche Werte erzielt werden Abhilfe soll ein Wohnungsbaupro- konnten. Dadurch ist die Leerstandsgramm schaffen. Um den Wohnungs- quote im vergangenen Jahr wieder neubau zu beschleunigen, haben Se- auf unter 9 % gefallen. Auch die Spitzenmiete konnte nat und die sieben Hamburger Besich mit einem Anstieg um über 4 % deutlich auf 23,50 Euro je Quadratmeter erholen. In Von diesem Jahr ist mit einer Georg Reutter Fortsetzung des positiven Trends am Hamburger Büromarkt zu rechnen. Da voraussichtlich weniger als 150 000 Quadratmeter Bürofläche fertiggestellt wird, Vorstandssprecher der die zudem überwiegend vorvermietet ist, wird DG Hyp sich das verfügbare Marktangebot kaum auszirke Mitte 2011 den „Vertrag für weiten. Aufgrund der abgeschwächHamburg“ unterzeichnet. Zentrales ten Konjunktur im Fahrwasser der Ziel ist es, die Anzahl der neu gebau- Staatsschuldenkrise wird der Anten Wohnungen jährlich um 6 000 stieg der Spitzenmiete jedoch schwäzu erhöhen und die Genehmigungs- cher als im vergangenen Jahr ausfalverfahren für Wohnungsbauprojekte len. zu beschleunigen. Die über viele Jahre entstandene Diskrepanz zwiTop-Lagen gesucht schen Nachfrage und Angebot kann aber allenfalls allmählich abgebaut Der Einzelhandel profitiert von werden, sodass nicht mit einer der überdurchschnittlich kaufkräftischnellen Entspannung auf dem gen Bevölkerung, die über das Hamburger Wohnungsmarkt zu rech- höchste verfügbare Pro-Kopf-Einnen ist. Entsprechend werden die kommen unter den sieben TopMieten weiter anziehen, wenn- Standorten verfügt, und stetig steigleich sich der Anstieg abflachen genden Touristenzahlen. Dadurch dürfte. konnte der Einzelhandelsumsatz der Hansestadt in den zurückliegenden zehn Jahren mit mehr als 20 % fast Mehr Büronachfrage doppelt so stark wie im Durchschnitt Entspannter ist dagegen die Situa- der Top-Standorte zulegen. Mit über tion am Büromarkt. Durch den kon- 12 Mrd. Euro im Jahr wird fast das junkturellen Einbruch 2009 und die Niveau des wesentlich größeren Berkräftige Büroflächenausweitung, ins- liner Marktes erreicht. Die Hamburbesondere in der Hafen-City, hat ger Top-Lagen wie die Mönckebergsich der Anteil leer stehender Büro- und die Spitalerstraße werden somit flächen überproportional von rund anhaltend von internationalen Filia7 % 2008 bis auf fast 10 % 2010 aus- listen und als Standort für Markengeweitet. Demgegenüber ist der stores nachgefragt. Fortsetzung Seite B 5 Rückgang der Spitzenmiete um ins- Impressum Börsen-Zeitung Sonderbeilage Jahren um jährlich rund 8 000, also fast 1 %, gestiegen. Dagegen wurden im gleichen Zeitraum nicht einmal halb so viele Wohnungen fertiggestellt. Der Wohnraum ist zwar auch in anderen Großstädten knapp und hat zu steigenden Mieten geführt, aber nicht in dem in Hamburg zu beobachtenden Ausmaß. Das vor einigen Jahren noch eher günstige Hamburger Mietniveau ist Vergangenheit. Inzwischen reichen die Mieten dicht an die Münchens heran. In den letzten fünf Jahren zogen die Mieten pro Jahr durchschnittlich um 6 % in mittleren und um 8 % in Spitzenlagen an. Dadurch müssen heute für 60 Jahre Börsen-Zeitung – Partner des Wirtschaftsstandortes Hamburg Am 23. März 2012 Redaktion: Claudia Weippert-Stemmer Anzeigen: Dr. Jens Zinke (verantwortlich); Bernd Bernhardt Technik: Tom Maier Typografische Umsetzung: Cornelia Scherer Verlag der Börsen-Zeitung in der Herausgebergemeinschaft WERTPAPIERMITTEILUNGEN Keppler, Lehmann GmbH & Co. KG, Düsseldorfer Straße 16, 60329 Frankfurt am Main, Tel.: 069/2732-0, (Anzeigen) Tel.: 069/2732-115, Fax: 069/233702, (Vertrieb) 069/234173. Geschäftsführer: Ernst Padberg Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH; Kurhessenstraße 4–6, 64546 Mörfelden-Walldorf Sonderbeilage Freitag, 23. März 2012 Börsen-Zeitung Nr. 59 B5 Der Finanzplatz Hamburg spielt ganz vorne mit Finanzbranche fühlt sich der Realwirtschaft vor Ort verpflichtet und ist eng mit ihr vernetzt – Aber das ist nur eine der Stärken dere Art der Geschäftsbeziehungen zwischen Finanz- und Realwirtschaft aus. Nirgendwo sonst ist das Ideal des „ehrbaren Kaufmanns“ so präsent wie unter den Hamburger Unternehmen, nirgendwo sonst gibt es einen Verein, der 1517 gegründet wurde, sich „Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmannes zu Hamburg“ nennt und über 1 000 Mitglieder hat – viele davon aus der Finanzbranche – die sich einem besonderen Ideal verpflichtet fühlen: Der Von ehrbare Kaufmann verReiner Brüggestrat steht sein Handwerk, verhandelt fair, liefert pünktlich und rechnet korrekt ab. Er steht zu seinem Wort, sein Handschlag gilt. Und meistens denkt er in GeneraVorstandsmitglied tionen, nicht in QuartaFinanzplatz Hamburg len. Für den „ehrbaren e. V. Kaufmann“ sind die Begriffe „ehrbar“ und leistungen entwickelt oder später als „Kaufmann“ untrennbar miteinanPartner der Realwirtschaft angesie- der verbunden – er tut Gutes, indem delt. So haben beispielsweise nicht er ehrbar wirtschaftet und so seinen nur eine der ältesten Privatbanken eigenen und den Wohlstand der Geund das älteste Versicherungsunter- sellschaft mehrt. nehmen der Welt ihren Sitz in der Hansestadt, sondern seit 1558 auch Zeitlose Werte zählen die älteste Börse Deutschlands. Heute gibt es hier 157 KreditinstiGerade in Zeiten, in denen das tute, 335 Versicherungen, 4 200 Ver- Vertrauen in Banken, Versicherunsicherungsvermittler, 5 386 Finanz- gen und Finanzdienstleister durch dienstleister und über 50 000 in der die Finanzmarktkrise nachhaltig beFinanzwirtschaft tätige Personen. schädigt worden ist und in denen die Hamburg ist Hauptstadt der Emissi- Branche oft als gierig, opportunisonshäuser für geschlossene Fonds, tisch oder unmoralisch wahrgenomder bedeutendste Standort von Pri- men wird, zeigt sich, wie wertvoll vatbanken, stärkster Maklerstandort und zeitlos solche Werte sind. Dank und Heimat großer Krankenversiche- dieses Gleichklangs von wirtschaftlirer sowie Spitze in der maritimen Fi- cher Zielstrebigkeit und Orientienanzierung – kurzum: Hamburg ist rung an ethischen Werten hat die einer der wichtigsten Finanzplätze Hamburger Finanzwirtschaft den Deutschlands. Sturm der Finanzkrise vergleichsweise gut umschifft. Unumstritten ist Hamburg ein atGroße Kompetenz gegeben traktiver regionaler Finanzplatz – Dennoch wird unsere Stadt in der und der Finanzplatz Hamburg e. V. Öffentlichkeit nur selten zuerst als Fi- ein Musterbeispiel für eine Clusternanzplatz aufgefasst. Das liegt zum initiative der Wirtschaft. Am 31. Okeinen an der überragenden Bedeu- tober 2007 wurde sie von 34 Vertretung des Hafens, der durch seine be- tern der Finanzwirtschaft unter Voreindruckende Präsenz unübersehbar sitz von Karl-Joachim Dreyer gegrünist. Zum anderen hat Hamburg eine det. Zweck des Vereins war von Begroße Vielfalt an kleinen und mittel- ginn an, den Finanzplatz Hamburg ständischen Finanzdienstleistern, und seine Marktteilnehmer zu stärdie zwar bestens und oftmals sehr ken, den Standort wettbewerbsfähilangfristig im Geschäft sind, aber we- ger zu machen, ihm ein unverwechniger ins Auge fallen. Der Finanz- selbares Image zu geben und dieses platz Hamburg ist kein „Finanzplatz zu kommunizieren. per se“, sondern bietet eine große Bandbreite hochwertiger FinanzAlle denkbaren Facetten dienstleistungen, die harmonisch zur Realwirtschaft passen und diese In Deutschland haben derzeit nefördern. Ob Transportversicherung ben Hamburg mehrere andere oder Projektfinanzierung alternati- Städte ähnliche Initiativen in der Fiver Energien, Mittelstandsratings nanzwirtschaft, doch kein Finanzoder Private-Equity-Fonds – große cluster hat eine derart hohe Zahl Kompetenz ist vor Ort. und Vielfalt von Mitgliedern wie der Neben der Vielfalt zeichnet den Fi- Finanzplatz Hamburg e. V. Unsere nanzplatz Hamburg auch die beson- fast 100 Mitglieder repräsentieren Foto: Handelskammer/Perrey Börsen-Zeitung, 23.3.2012 Hamburg ist über Jahrhunderte mit Handel und Hafen zu einer der größten und wohlhabendsten Städte Europas gewachsen. Während die Anfänge des wirtschaftlichen Aufstiegs durch produzierende und Handel treibende Unternehmen geprägt waren, haben sich daraus bereits sehr früh Anbieter von Finanzdienst- von privaten Geschäftsbanken über Versicherungsunternehmen, öffentlich-rechtliche Kreditinstitute, Finanzdienstleister und genossenschaftliche Banken bis hin zu Forschungsinstituten, Verbänden und der Hamburger Wirtschaftsbehörde alle erdenklichen Facetten eines Finanzplatzes. Faires Miteinander Dennoch haben wir nicht das Ziel, in Konkurrenz zu Frankfurt, München oder Stuttgart zu treten oder gegen die anderen regionalen Finanzplatzinitiativen zu arbeiten. Wir setzen – ganz in Sinne unserer Mitglieder – auf ein Miteinander im fairen Wettbewerb. Vernetzung und Kooperation werden vom Finanzplatz Hamburg e. V. großgeschrieben. Deshalb bringen wir auf unseren Veranstaltungen regelmäßig Unternehmer, Wissenschaftler, aber auch die interessierte Öffentlichkeit zusammen. Mit Erfolg: In mehr als 70 eigenen Veranstaltungen, darunter die jährlich stattfindende Kapitalmarktkonferenz und unsere erfolgreiche Reihe „Finanzplatz trifft . . .“, konnten wir über 5 000 Teilnehmer begrüßen. Für unsere Fachkongresse und Branchentreffen haben wir viele hochka- rätige Referenten gewonnen und stets die Finger am Puls der Zeit gehabt: Nicht nur die Finanzmarktregulierung, die Staatsschuldenkrise und die Rolle der Ratingagenturen haben uns bewegt, sondern auch Finanzinnovationen und Trends wie G-Reits, nachhaltige Investments, Crowd Lending oder die Chancen des „Finger Payment“. Die künftige Wettbewerbsfähigkeit unseres Finanzplatzes hängt entscheidend davon ab, ob es gelingt, neue und bessere Produkte, Verfahren und Dienstleistungen zu entwickeln und zu etablieren. Aus diesem Grund fördern wir den Austausch und die Zusammenarbeit der Finanzwirtschaft mit Wissenschaft und Forschung. Mit dem Finanzkompass zeichnen wir innovative wissenschaftliche Arbeiten und Projekte aus dem finanz- oder versicherungswissenschaftlichen Bereich aus. Hochdotierte Auszeichnung Der Finanzkompass ist nicht nur eine der höchstdotierten Auszeichnungen für wissenschaftliche Leistungen in der Finanzwirtschaft im deutschsprachigen Raum, sondern auch eine gute Gelegenheit für Experten, sich in der Hamburger Wirtschaft bekannt zu machen und Kon- takte zu knüpfen. Den Dialog von Finanzwirtschaft und Wissenschaft stärken daneben Publikationen wie unser „Factbook Wissenschaft für die Finanzwirtschaft“, mit dem wir den Unternehmen das vorhandene Know-how der Hochschulen, Fachhochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen der Metropolregion Hamburg erschließen möchten. Bei Themen, die den Wirtschaftsund Außenhandelsstandort Hamburg besonders betreffen, schalten wir uns in die politische Debatte ein. Denn der Erfolg Hamburgs beruht auch auf der positiven Korrelation von internationalem Handel und stabiler Währung. Dass dies die Hamburger Kaufleute frühzeitig erkannt haben, beschreibt Wolfgang Michalski eindrucksvoll in seinem Buch „Hamburg – Erfolge und Erfahrungen in der globalisierten Welt“: „Bereits im Jahr 1255 einigte (. . .) sich (Hamburg) mit Lübeck, eine erste Währungsunion zu schaffen. Der Silbergehalt der Münzen wurde verbindlich festgelegt und ständiger Kontrolle unterworfen. Dies bedeutete zum einen eine Vereinfachung des Handels (. . .) zum anderen in dem seinerzeit inflationären Umfeld eine Garantie für Geldwertstabilität.“ Das entschiedene Eintreten für eine stabile Währungsunion setzen wir auch heute fort. So haben die Mitglieder des Finanzplatz Hamburg e. V. im Herbst 2011 ein gemeinsames Positionspapier zur Staatsschuldenkrise in der Eurozone erarbeitet und veröffentlicht. Unsere Botschaft: Ein Scheitern der gemeinsamen Währung hätte schwerwiegende Folgen für den Finanzplatz und die Unternehmen der Realwirtschaft am Standort Hamburg. Eine leichte Lösung der Krise gibt es nicht, erforderlich ist vielmehr verantwortungsvolles, nachhaltiges Wirtschaften – ganz im Sinne eines hanseatischen Kaufmannes – das die Wachstumskräfte stärkt. Verlässlich und innovativ Viele Menschen sagen, dass Hamburg eine der schönsten Städte der Welt sei. Sicher ist, in Hamburg lässt es sich gut leben und arbeiten. Auch deshalb, weil die Hamburger Finanz- und Versicherungsunternehmen nicht um sich selbst kreisende Satelliten sind, sondern sich der Hamburger Wirtschaft verpflichtet fühlen. Dass dies auch in Zukunft so bleibt, liegt dem Finanzplatz Hamburg e. V. am Herzen. Getreu unserem Motto: hanseatisch, verlässlich, innovativ. Immobilienmarkt hat herausragende Bedeutung Fortsetzung von Seite B 4 Das Flächenangebot in Hamburgs City hat sich seit der Eröffnung der „Europa Passage“ 2006 aber kaum noch vergrößert und ist dementsprechend knapp. Die Nachfrage der potenziellen Mieter konzentriert sich im Wesentlich auf sehr gute Lagen, die nur in begrenztem Umfang zur Verfügung stehen. Entsprechend ausgeprägt steigen die Mieten in diesem Segment. Die Höhe der Spitzenmiete – aktuell sind es knapp über 230 Euro je Quadratmeter – und die jährlichen Zuwachsraten entsprechen weitgehend dem Durchschnitt der Top-Standorte. Nach dem kräftigen Anstieg der Spitzenmiete um über 3 % im vergangenen Jahr ist in diesem Jahr ein etwas geringerer Zuwachs zu erwarten. Logistikflächen im Aufwind 2011 hat sich Hamburg seinen Platz als zweitgrößter europäischer Containerhafen hinter Rotterdam und vor Antwerpen mit einem Umschlag von neun Millionen Standardcontainern zurückerobert. Der starke Einbruch von 2009 mit fast 30 % konnte zum großen Teil wieder wettgemacht werden. Analog zum gestiegenen Güterumschlag hat sich der Markt für Logistikflächen positiv entwickelt. Im vergangenen Jahr stieg der Logistikflächenumsatz um über 20 % auf 740 000 Quadratmeter. Dadurch ist das Angebot an modernen Flächen in zentralen Lagen deutlich knapper geworden. Die Spitzenmiete ist 2011 um etwas über 3 % auf 5,70 Euro je Quadratmeter gestiegen. In diesem Jahr dürften die eingetrübten Konjunkturaussichten zu einer insgesamt schwächeren Nachfrage führen. Das Hamburger Investmentvolumen ist noch weit von den über 4 Mrd. Euro, die im Rekordjahr 2007 erzielt wurden, entfernt. Dennoch geht es seit 2009 konstant aufwärts. Mit einem Plus von 16 % stieg das Transaktionsvolumen gewerblicher Immobilien 2011 wieder auf über 2 Mrd. Euro und lag damit leicht über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Mit fast 60 % hatten Büroimmobilien den größten Anteil, gefolgt von Handelsobjekten, auf die nicht ganz 40 % entfielen. Der Schwerpunkt des Interesses liegt wie andernorts auch auf Core-Immobilien, bei denen die Nachfrage das Angebot weit übersteigt. Ausweichreaktionen auf Seitenlagen oder Value-added-Objekte sind eher Ausnah- men. Angesichts des hohen Investoreninteresses an Gewerbeimmobilien in Deutschland und den guten Daten vom Hamburger Immobilienmarkt ist auch in diesem Jahr ein hohes Kaufinteresse in der Hansestadt zu erwarten. Große Sprünge beim Investmentvolumen sind aber eher unwahrscheinlich. Dämpfend wirken sich weniger das konjunkturelle Umfeld, sondern eher die Knappheit der gefragten Core-Objekte aus. Erfolgreich etabliert In diesem positiven Umfeld hat sich die DG Hyp als gewerbliche Immobilienbank der genossenschaftlichen FinanzGruppe erfolgreich am Hamburger Markt etabliert. 1921 als erstes genossenschaftseigenes Realkreditinstitut in Berlin gegründet, ist die Bank seit 1948 in der Hansestadt beheimatet. Im Laufe der Jahre hat sich die DG Hyp als Immobilienfinanzierer konsequent allen Veränderungen gestellt und ihr Geschäftsmodell neuen Anforderungen angepasst. Vor diesem Hintergrund hat sie sich Anfang 2008 als gewerbliche Immobilienbank der genossenschaftlichen FinanzGruppe neu ausgerichtet. Die DG Hyp gehört über Hamburgs Grenzen hinaus zu den führen- den gewerblichen Immobilienbanken in Deutschland. Aus Hamburg ist die DG Hyp als starker Finanzierungspartner nicht mehr wegzudenken. In der Hansestadt neu entstehende und bekannte Objekte wie zum Beispiel das „Ballinhaus“ an der Binnenalster, das „Kaufmannshaus“ an den großen Bleichen und das „Karstadt“-Haus in der Mönckebergstraße werden von der DG Hyp finanziert. Auch in herausfordernden Zeiten betreibt die Bank das Geschäft nachhaltig mit klarer Ausrichtung und Risikostrategie. Als Tochterunternehmen der DZ Bank ist die gewerbliche Immobilienbank Teil der genossenschaftlichen FinanzGruppe, die über eine hohe Solidität, Bonität und gute Liquidität durch Kundeneinlagen verfügt. Die breite Aufstellung der FinanzGruppe in Verbindung mit der Emission von Pfandbriefen bildet für die DG Hyp eine starke Refinanzierungsbasis, die Handlungsfähigkeit schafft, um unter Risiko- und Ertragsgesichtspunkten gutes Geschäft zu finanzieren. Diese Marktposition wird die DG Hyp auch zukünftig gemeinsam mit den Volksbanken und Raiffeisenbanken festigen und sich weiterhin als zuverlässiger Finanzierungspartner ihrer Kunden erweisen. B 6 Börsen-Zeitung Nr. 59 Sonderbeilage Freitag, 23. März 2012 Vertrauen ist die Grundlage jeder Geschäftsbeziehung Aktuelle Krise bietet eine gute Gelegenheit zur Rückbesinnung auf traditionelle Werte – Nicht allein bei Lippenbekenntnissen belassen lich, wenn es abhandenkommt. Bevor die Finanzwelt 2008 durch den Kollaps der Lehman Bank ins Wanken geraten ist, gab es starke Tendenzen, diese einfache aber essenzielle Erkenntnis nicht mehr ernst zu nehmen, sondern bei Seite zu schieben. Selbstverständlich wurde diese Entwicklung auch in der Branche selbst kritisiert. Vor überzogenen Renditeerwartungen wurde ebenso gewarnt wie vor Von mangelnder RisikovorChristian Olearius sorge. Allerdings wurden Äußerungen dieser Art überwiegend als rückständig abgetan oder einfach ignoriert. Den kollektiven StröSprecher der mungen nach dem persönlich haftenden „Noch mehr“ konnten Gesellschafter bei sie nichts mehr entgeM. M. Warburg & CO gensetzen. In der Regel bedarf es dann solcher dem Ausbruch der Finanzkrise: Ver- Momente wie der Erschütterung des trauen in die Bankenwelt, Vertrauen Finanzsystems durch die Lehmanin die Märkte, Vertrauen in die Fi- Pleite, die allen wieder klar vor Aunanzaufsicht, Vertrauen in Rating- gen führen, dass vieles in unserer Geagenturen, Vertrauen in die Staatsfi- sellschaft ausschließlich auf der Bananzen bis hin zum Vertrauen in das sis von Vertrauen funktioniert. gesamte marktwirtschaftliche System. Wo liegen die Ursachen für den Unter Generalverdacht massiven Vertrauensverlust? Warum ist Vertrauen so wichtig? Und Hier soll nicht mit dem Finger auf wie lässt es sich wieder herstellen? andere gezeigt werden. Gleichwohl Vertrauen ist die Grundlage für muss die Feststellung erlaubt sein, wirtschaftliche und soziale Beziehun- dass es nur einige Banken waren, die gen. Vor allem langfristige Geschäfts- in den vergangenen Jahren schwerverbindungen sind ohne Vertrauen wiegende Fehler begangen und daschlichtweg nicht möglich. Das gilt mit maßgeblich zur Finanzkrise beiauch oder gerade für Bankgeschäfte, getragen haben. Gesundes Gewinnob nun zwischen den Instituten streben wurde mancherorts von blinselbst oder zwischen Banken und ih- der Profitgier verdrängt. Die entspreren Kunden. Mehr noch: Die Bedeu- chenden Akteure haben mit übersteitung der Banken für das Funktionie- gerter Risikobereitschaft den Pfad ren unserer Wirtschaft macht es not- des maßvollen Handelns verlassen. wendig, dass das Finanzsystem das Und sie haben sich mit ihren teilVertrauen der gesamten Gesellschaft weise überheblichen Zielvorstellunbesitzt. Leider wird die Tragweite gen von der Realwirtschaft abgekopseines Verlustes oft erst dann deut- pelt. Die Konsequenz des VertrauensBörsen-Zeitung, 23.3.2012 Die Finanz- und Schuldenkrise der vergangenen Jahre hat deutliche Spuren in Wirtschaft und Gesellschaft hinterlassen. Enorme Werte wurden vernichtet. Darunter einer der wichtigsten immateriellen Werte überhaupt, das Vertrauen. Selten zuvor ist in so kurzer Zeit so viel Vertrauen verloren gegangen wie seit verlustes müssen nun alle Banken tragen. Eine ganze Branche unter Generalverdacht zu stellen, ist der tatsächlichen Situation aber keineswegs angemessen. Das Vertrauen der Kunden in ihre eigene Bank ist nämlich viel besser, als es der Ruf der gesamten Branche vermuten lassen würde. Neun von zehn Deutschen sind laut Umfragen mit ihrer Hausbank und deren Beratungsleistung zufrieden oder sehr zufrieden. In diesen Ergebnissen spiegelt sich wider, dass Kunden auf der persönlichen Beratungsebene in der Regel sehr positive Erfahrungen mit ihrer Bank machen. Banken, die vor dem Lehman-Kollaps solide dastanden und es auch heute noch tun, liegen dennoch richtig damit, nicht zu triumphieren. Schließlich lehren die Finanzkrise und die vergangenen Jahrzehnte, dass kein Bankhaus gänzlich vor Fehlentwicklungen gefeit ist – egal ob genossenschaftlich, öffentlichrechtlich oder privat, ob mit langer oder weniger langer Tradition. Im Nachhinein ist es wenig hilfreich, wenn innerhalb der Branche Institute, die gut durch die Finanzkrise gekommen sind, auf andere weisen die stark gelitten haben oder sogar als Mitverursacher der Krise gebrandmarkt wurden. Probleme gemeinsam lösen Nach wie vor gilt: Nur gemeinsam lassen sich die noch anstehenden Herausforderungen der Branche bewältigen. Dazu zählt auch, das Vertrauen in die Banken und das gesamte Finanzsystem wieder herzustellen. Eines sollte inzwischen allen Akteuren klar geworden sein: Ein Geschäftsgebaren, wie es vor der Finanzkrise mancherorts praktiziert wurde, ist in Zukunft nicht mehr tragbar. Zu Recht hat die schnelle Rückkehr großer Investmentbanken zum „business as usual“ und damit auch zu üppigen Bonuszahlungen Unmut in der Bevölkerung geschürt. Die immer mehr um sich greifende Pauschalverurteilung der Finanzbranche, die nun auch weit in etablierte politische Kreise vordringt, ist auch Ausfluss der mangelnden Bereitschaft mancher Bank, aus Fehlern der jüngeren Vergangenheit zu lernen. Klare Zeichen setzen Wichtig war und ist, dass die Finanzwirtschaft als Ganzes klare Zeichen setzt und zeigt, dass sie nicht nur bereit ist, Fehler einzugestehen, sondern auch, diese zu korrigieren „Um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen, reicht Regulierung allein nicht aus.“ und alles zu tun, damit sie sich nicht wiederholen. Inzwischen wurde eine ganze Reihe regulatorischer Maßnahmen ergriffen – zum Beispiel verschärfte Eigenkapitalvorschriften (Basel III), besondere Risikopolster für systemrelevante Banken, das Verbot ungedeckter Leerverkäufe, Stresstests, die europäische Einlagensicherungsrichtlinie oder die Bankenabgabe. Zusammengenommen sind diese Maßnahmen allerdings für die Branche problematisch, die Grenze zur Überregulierung ist bereits überschritten. Die Maßnahmen müssen nun zumindest mit Augenmaß umgesetzt werden, denn sonst gerät mit den Banken schnell die gesamte Wirtschaft in ernsthafte Schwierigkeiten. Um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen, reicht Regulierung allein nicht aus. Vielmehr müssen Banken prüfen, ob ihre Produkte und Dienstleistungen der realen Wirtschaft und den Menschen in angemessener Weise dienen. Leider hat die Kreditwirtschaft in der jüngeren Vergangenheit auch viele Produkte entwickelt, die am Ende nur den Banken selbst dienten, nicht jedoch den Kunden und damit der Realwirtschaft. Ehrlich und vernünftig beraten Brauchen Sparer zum Beispiel zigtausend verschiedene Zertifikate, deren Funktionsweise selbst die Bankberater in der Regel nicht einmal verstehen? Die Antwort erübrigt sich. Kunden erwarten von ihren Banken eine ehrliche und vernünftige Beratung auf Augenhöhe. Eine Beratung, die sich an ihren tatsächlichen Bedürfnissen orientiert. Zudem verlangen sie Preistransparenz. Sie wollen, dass Banken offenlegen, in welcher Höhe beispielsweise Provisionen bei der Vermittlung von Produkten Dritten gezahlt werden. Kurzum: Sie fordern von den Banken mehr Ehrlichkeit und Verantwortung sowie mehr Sicherheit für ihr Geld. Kaufmännische Tugenden Die Krisen verursachenden Hauptdefizite sind wahrscheinlich weniger im organisatorischen Bereich zu suchen. Es sind vielmehr Verhaltensund Kulturmuster, die zu den Auswüchsen in der Finanzwirtschaft geführt haben. Vernünftige Gebote wie Redlichkeit oder ehrliches und vertrauenswürdiges Geschäftsgebaren wurden regelmäßig missachtet. Vor der Krise galt bei einigen Instituten der Grundsatz: „Solange die Rendite stimmt, erübrigen sich alle anderen Fragen.“ Und nicht nur in Teilen der Finanzwelt, auch in der Gesellschaft war dieser Geist weit verbreitet. Für das gesellschaftliche Wohlergehen und das soziale Miteinander ist solch eine Grundhaltung nicht zuträglich und daher auch nicht erstrebenswert. Wir brauchen keinen grundlegenden Wandel hin zu anderen Werten. Notwendig ist – dort, wo sie verloren gegangen sind – die Rückbesinnung auf die Tugenden des „ehrbaren Kaufmanns“. Tugenden also, die seit jeher fest in der Kultur einiger Bankhäuser verankert sind. Diese können als Vorbild dienen für die gesamte Branche. „Von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen werden inzwischen alte Traditionen und Kaufmannstugenden beschworen.“ Die aktuelle Vertrauenskrise ist eine gute Gelegenheit zur Rückbesinnung auf traditionelle Werte. Das haben die meisten Institute auch verstanden. Von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen werden inzwischen alte Traditionen und Kaufmannstugenden beschworen. Bleibt nur zu hoffen, dass es nicht allein bei den Lippenbekenntnissen bleibt. Das soll die vielversprechende und in der Grundrichtung zu begrüßende Entwicklung in ihrem Wert natürlich nicht mindern. Wer es heute mit der Rückbesinnung auf alte Werte wirklich ernst meint, wird sich jedoch erst in einigen Jahren zeigen. Vertrauen geht über Nacht verloren. Es kann aber Jahre dauern, es (wieder) aufzubauen. Sonderbeilage Freitag, 23. März 2012 Börsen-Zeitung Nr. 59 B7 Das umweltfreundliche „rote Gold“ gehört zu Hamburg An der Elbe wird eine der modernsten Kupferhütten der Welt betrieben – Aurubis unterstützt einen globalen Ansatz im Klima- und Umweltschutz Börsen-Zeitung, 23.3.2012 Ohne Kupfer keine Zukunft. Das rote Gold ist ein Schlüsselmetall für die Zukunftsbranchen der Elektronik oder Umwelttechnik: Hohe Leitfähigkeit für elektrischen Strom und Wärme sowie Beständigkeit gegen Umwelteinflüsse sind die Eigenschaften, die Kupfer zum wichtigsten Metall für zahlreiche Anwendungen in der Telekommunikation sowie Energiegewinnung und -übertragung ma- bau des Stromnetzes wird sich der Kupferbedarf zukünftig mindestens verdoppeln. Unverzichtbar für Mobilität Ferner ist Kupfer für die Mobilität unseres modernen Wirtschafts- und Gesellschaftslebens unverzichtbar – ob im Schienen-, Straßen-, Schiffsoder Luftverkehr. Konventionelle Mittelklassefahrzeuge enthalten durchschnittlich 25 kg Kupfer, Luxusfahrzeuge sogar bis zu 100 kg. Und die kommende ElektroVon mobilität wird den KupPeter Willbrandt ferbedarf pro Fahrzeug nahezu verdoppeln. Entgegen manchem Vorurteil: Das „rote Gold“ ist auch äußerst umweltfreundlich. Es kann nämlich immer Vorstandsvorsitzender wieder und ohne jeden Qualitätsverlust recycelt der Aurubis AG werden. Das Recycling bildet damit in einer rohchen – ob in Gebäuden oder Autos, stoffarmen Region wie Europa eine drinnen oder draußen. Kein Telefon, strategisch wichtige Rohstoffquelle kein Computer und kein Fernsehap- für die Zukunft. Das ist Nachhaltigparat funktioniert heute ohne Kup- keit und Ressourcenschutz wie im fer. Lehrbuch. Politisch wird dem RecycDas Nichteisen-Metall ist aber linggedanken außerdem mit der euauch unverzichtbar für die Energie- ropäischen Direktive „Waste Electriwende und die Erzeugung erneuer- cal and Electronic Equipment“ barer Energien. Heutige Windener- (WEEE) Rechnung getragen. gieanlagen benötigen rund 8 TonKupfer gehört zu Hamburg: Aurunen, alleine der Generator enthält 5 bis, der führende integrierte KupferTonnen Kupfer. Und auch beim Aus- konzern und größte Kupferrecycler weltweit, betreibt in Hamburg eine der modernsten Kupferhütten der Welt. Das Unternehmen beschäftigt an der Elbe mehr als 2 200 Mitarbeiter. Trotz seiner zentralen Lage im Stadtgebiet stellt der Betrieb aber keine Beeinträchtigung der Hamburger Lebensqualität dar. Dies ist das Ergebnis einer konsequenten Umweltpolitik unseres Unternehmens, das in den vergangenen drei Jahrzehnten alleine am Hamburger „In Bezug auf Technologiefortschritt sowie Energie- und Rohstoffeffizienz muss Aurubis deshalb leistungsfähiger sein als die Wettbewerber.“ Standort rund 300 Mill. Euro in den Umweltschutz investierte. Mit dem aus eigenen Mitteln getragenen Aufwand konnten die spezifischen CO2-Emissionen um ca. 80 % und der spezifische Energieverbrauch im Zeitraum 1990 bis 2010 um 48 % gesenkt werden. Aurubis wendet heute rund 30 % der Anlageninvesti- Ausfallrisiken frühzeitig erkennen und absichern Ende des Rückgangs bei Unternehmensinsolvenzen – Aus der Krise gelernt läufige Trend der Firmenpleiten mit minus 0,7 % auf 30 300 nahezu zum Stillstand. Verglichen mit der zweiten Hälfte der neunziger Jahre, als der jährliche Durchschnitt bei rund 26 000 Insolvenzen lag, ist diese Zahl absolut gesehen immer noch hoch. International ist die Entwicklung noch deutlicher. Hier schlägt sich Von die Eintrübung der WeltRalf Meurer wirtschaft 2012 in einem Wiederanstieg der internationalen Unternehmensinsolvenzen nieder: Nach dem Rückgang von 3 % im Vorjahr Vorstandsvorsitzender rechnet Euler Hermes für 2012 mit einem Zuder Euler Hermes Krewachs von 3 %. Getrieditversicherungs-AG ben durch die Entwicklung in einigen Mittelres deutlich verschlechtert. Die Euro- meerstaaten, dürfte die Zahl in päische Staatsschuldenkrise ist seit Europa in 2012 sogar um 12 % kletMonaten dominierendes Thema und tern. Kleine und mittlere Unternehmen belastet die Konjunkturperspektiven und das Vertrauen der Unterneh- sind durch die Entwicklung besonmen und Investoren. Angesichts der ders gefährdet. Insbesondere im Baustark erhöhten globalen Abwärtsrisi- gewerbe, dem Handel, im Dienstleisken erwartet Euler Hermes in den tungssektor und aktuell in der Solarnächsten zwei Jahren einen volati- industrie. Geringe Eigenkapitaldelen Konjunkturverlauf für Deutsch- cken und höhere Konzentrationsrisiken sind zwei der Gründe, warum Forderungsausfälle schnell existenzgefährdend werden. Bis zu 300 Mrd. Euro schulden Kunden ihren Liefe„Wir schauen ranten in Deutschland, das ist mehr beispielsweise bei den als das Volumen der gesamten kurzfristigen Bankkredite an UnternehKunden unserer men. Die Forderungen aus LieferunVersicherungsnehmer gen und Leistungen repräsentieren durchschnittlich rund 35 % des Vernicht nur auf die eines Unternehmens. Bilanz, sondern zusätz- mögens Ein Zahlungsverzug der Abnehlich auf Zwischen- und mer ist heutzutage Insolvenzgrund Nummer 1. Das bedeutet gleichzeiPlanzahlen sowie die tig aber auch, dass es diverse FaktoBelastbarkeit der Haus- ren gibt, die die Unternehmen selbst steuern können, um ihr eigenes Ribankbeziehung.“ siko zu minimieren. Die Absicherung der Außenstände und ein professionelles Forderungsmanageland. Während das Bruttoinlandspro- ment sind die zentralen Elemente. dukt 2011 noch um 3 % zulegen Gerade letzteres ist aber vor allem konnte, gehen wir für 2012 nur noch bei kleinen und mittleren Unternehmen noch eine Schwachstelle. von einem Plus von 0,8 % aus. Börsen-Zeitung, 23.3.2012 Das Ende des Aufschwungs der Jahre 2010 und 2011 kündigt sich an. Wichtige Stimmungsindikatoren der deutschen Wirtschaft wie der ifo-Geschäftsklimaindex haben sich in der zweiten Hälfte des letzten Jah- Mehr Insolvenzen Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Insolvenzentwicklung. Während die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland 2011 noch einmal um 4,7 % auf 30 500 zurückgegangen sein dürfte, zeichnet sich angesichts der nachlassenden Konjunktur für 2012 ein Ende dieser positiven Entwicklung ab: Nach der Dezember-Prognose von Euler Hermes kommt der rück- Neue Finanzierungsmodelle Es sind jedoch Entwicklungen erkennbar. So hat sich beispielsweise die Kautionsversicherung, neben der Delkredereversicherung die zweitgrößte Sparte innerhalb des Kreditversicherungsmarktes, auffallend positiv entwickelt. Die Kautionsversicherer haben in den ersten drei Quartalen 2011 Bürgschaften mit einem Gesamtvolumen von rund 33 Mrd. Euro übernommen, das ist ein Zu- wachs von 5 %. Darin kommt zum Ausdruck, dass die Unternehmen ihr Finanzierungsspektrum um alternative Möglichkeiten erweitern und neben der Finanzierung mit Bankbürgschaften zunehmend auch auf Kautionsversicherer zugreifen. Die Kautionsversicherung ist inzwischen bei vielen Unternehmen wesentlicher Finanzierungsfaktor. Haupttreiber der Entwicklung sind der Maschinenund Anlagenbau sowie der Bausektor und dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren weiter beschleunigen. Verbesserte Kommunikation Auch auf Seiten der Kreditversicherer hat die letzte Krise Veränderungen bewirkt. Die Branche sah sich zum Teil recht harscher Kritik ausgesetzt. Der Vorwurf: Die Versicherer würden gerade in der Krise „Diese kontinuierliche Bonitätsprüfung und das Risiko-Monitoring sind neben dem Deckungsschutz selbst wesentliche Leistungsbausteine der Kreditversicherer für ihre Kunden.“ nicht zu ihren Kunden stehen. Hier haben die Unternehmen einiges unternommen. Wir haben unter anderem die Kommunikation mit den Kunden dahingehend verbessert, dass sie mit einem größeren Vorlauf über mögliche Einschränkungen von Deckungszusagen informiert werden. Dazu kommen Anpassungen bei den Risikomodellen, wo wir die Bonitätsprüfungen durch zusätzliche Daten weiter verbessert haben, um noch differenzierter agieren zu können. Wir schauen beispielsweise bei den Kunden unserer Versicherungsnehmer nicht nur auf die Bilanz, sondern zusätzlich auf Zwischen- und Planzahlen sowie die Belastbarkeit der Hausbankbeziehung. Auch beim Thema Transparenz hat sich etwas getan. So stellt Euler Hermes seinen Kunden mehr Informationen über ihre Vertragspartner zur Verfügung, wie zum Beispiel die Ergebnisse der Bonitätsprüfung. Die Kunden erhalten auf diese Weise als Frühwarnsystem wichtige InformaFortsetzung Seite B 8 tionen und Betriebskosten ausschließlich für Umweltschutzmaßnahmen auf. Die technologischen und physikalischen Grenzen, die mit Maßnahmen zur Reduzierung von Emissionen möglich sind, sind fast erreicht. Weitere Erfolge können nur noch relativ gering sein, erfordern aber zunehmend größere Investitionen. Diesen teuren – und vergleichsweise geringen – Fortschritten stehen spezifische Emissionswerte an Wettbewerbsstandorten außerhalb der EU gegenüber, die um Zehnerpotenzen höher sein können. Kupferpreis weltweit gültig Mehr Umweltschutz bedeutet daher auch mehr Kosten gegenüber Wettbewerbern außerhalb der EU, die ohne entsprechende Auflagen produzieren. Aurubis kann lokale Mehrkosten nicht in ihren Produktpreisen weiterreichen, da der Kupferpreis an der London Metal Exchange (LME) als Börsenpreis festgelegt wird und weltweit gültig ist. Entsprechend haben Kupfer und Kupferprodukte überall auf der Welt den gleichen Preis – unabhängig von regionalen Produktionskosten. Gleichgewicht beachten In Bezug auf Technologiefortschritt sowie Energie- und Rohstoffeffizienz muss Aurubis deshalb leistungsfähiger sein als die Wettbewerber. Dieser Vorsprung ist aber nur begrenzt möglich und erfordert permanentes Arbeiten an Verbesserungen. Weitere Belastungen, politisch gewünscht in Form von zusätzlichen Steuern und Abgaben, bergen damit das Risiko der Verlagerung von Produktion in weniger umweltfreundliche Länder und damit eines erheblichen „Carbon Leakage“. Das Gleichgewicht zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialem scheint die Politik zunehmend aus den Augen zu verlieren, wenn sie nicht unmittelbar vor Ort Verantwortung trägt. Dies gilt auch in Bezug auf die Energiewende. Der Ausstieg aus der Kernenergie, die nur stochastisch verfügbare erneuerbare Energie und unzureichende Stromtransportnetze gefährden eine sichere Stromversorgung besonders in Norddeutschland. Käme es zu einem längeren Stromausfall, vielleicht sogar zu einem Black-out, dann liefe Aurubis Gefahr, dass ihr die Schmelzen und Flüssigkeiten in den Systemen erstarren. Dies würde zu massiven Schäden führen. Da dieses Risiko groß ist, haben wir uns intensiv mit Möglichkeiten zur Schadensminimierung in einem solchen Fall beschäftigt. 1,5 Mill. Euro haben wir investiert, um uns einigermaßen zu schützen. Diese Unsicherheit wird uns noch zumindest den nächsten und wahrscheinlich auch den übernächsten Winter begleiten. Die gleichmäßige Stromabnahme durch Aurubis leistet in diesem Zusammenhang eine wichtige Unterstützung zur Stabilisierung des Hamburger Stromnetzes. Diese Tatsache und das für stromintensive Unternehmen entstandene zusätzliche Kostenrisiko aus der Energiewende haben die Bundesregierung davon überzeugt, Unternehmen wie Aurubis als Kompensation von den Netznutzungsentgelten zu befreien. Das sichert die Wettbewerbsfähigkeit bedeutender heimischer Unternehmen und damit Arbeitsplätze und die nationale Wertschöpfung. Die führende Position Deutschlands in der Elektromobilität, Elektronik, Elektrotechnik, im Fahrzeugbau, in der Gewinnung erneuerbarer Energien und weiteren Gebieten wäre bedroht, wenn eine gesicherte Versorgung mit Kupfer nicht mehr gewährleistet werden könnte. Die Entwicklung bei den in den genannten Bereichen ebenfalls immer wich- tiger werdenden Seltenen Erden, die China als größter Exporteur zum Schutz seiner Industrie kürzlich stark verknappte, könnte auch bei Kupfer drohen. Sehr sinnvolle Entlastungen Deshalb muss sichergestellt werden, dass Kupferproduzenten eine vollständige, den echten Belastungen entsprechende Kompensation der Kosten aus dem Emissionshandel erhalten, solange für den weltweiten Wettbewerb geringere Belastungen existieren (Level Playing Field). Die in ihrer Wirkung auf die „Trotz seiner zentralen Lage im Stadtgebiet stellt der Betrieb aber keine Beeinträchtigung der Hamburger Lebensqualität dar.“ internationale Wettbewerbsfähigkeit sehr sinnvollen Entlastungen der energieintensiven Industrien, wozu die CO2-Lizenzen, die Kosten aus dem Erneuerbare Energien Gesetz und die Strom- und Erdgassteuer gehören, müssen erhalten bleiben. Aurubis unterstützt einen globalen Ansatz im Klima- und Umweltschutz. Überzogene lokale Maßnahmen sind kontraproduktiv und oft sogar schädlich. Sie gefährden nicht nur die Kupferproduktion und die Zukunft von Aurubis in Hamburg, sondern auch die Zukunftsfähigkeit der gesamten deutschen Industrie. B 8 Börsen-Zeitung Nr. 59 Sonderbeilage Freitag, 23. März 2012 Fonds einfach und günstig über die Börse handeln Die ersten zehn Jahre haben bestätigt, dass die Idee richtig und gut war beziehungsweise ist seatische Wertpapierbörse Hamburg, kurz „Börse Hamburg“. Sie ist die älteste existierende Wertpapierbörse in Deutschland und kann in diesem Jahr auch auf ein besonderes Jubiläum zurückblicken: Mit einem kleinen Artikel in der Börsen-Zeitung hat es im August 2002 begonnen. Damals startete die Börse Hamburg als erster Platz in Deutschland mit dem börslichen Handel von Investmentfonds. Von Fortan können AnleThomas Ledermann ger Investmentfonds so einfach, schnell und günstig ordern, wie sie es beispielsweise bei Aktien gewohnt sind. Mit dem Fondshandel an der Börse Hamburg entGeschäftsführer der stand eine DienstleisBörsen Hamburg und tung, von der man saHannover gen kann, dass auch sie „Zeitgeschichte“ geZeitung ein äußerst umfassender schrieben hat. Der börsliche FondsKursteil gegenüber. Ein Start in den handel wurde von den Anlegern so Börsentag ohne das Studium der Bör- gut angenommen, dass die erste Umsen-Zeitung war für Börsianer fortan satzmilliarde bereits 2005 sehr deutlich überschritten wurde. kaum vorstellbar. Im Laufe der Jahre kamen die Kurse zunehmend „real time“ in die Nachteile eliminiert Handelssäle der Börsen. Als Folge nahm die Berichterstattung in der Bis zum Start des Fondshandels Börsen-Zeitung zu Lasten des Kurs- an der Börse Hamburg orderten Anteils einen kontinuierlich größer wer- leger Investmentfonds traditionell denden Raum ein. 60 Jahre oder vorwiegend über ihre Hausbank. rund 15 000 Ausgaben später sind es Oftmals war das Fondsangebot auf heute in erster Linie die Nachrichten die hauseigenen Produkte begrenzt hinter den Kursen die den Leser der und durch Annahmezeiten eingeBörsen-Zeitung bewegen. schränkt. Zudem erfuhr man den geWas aber wäre eine Börsen-Zei- nauen Preis für einen Fondsanteil tung ohne Börsen? Beides hängt eng erst mit der später verschickten miteinander zusammen. Ob Meldun- Wertpapierabrechnung. Außerdem gen Kurse bewegen oder Kurse Mel- war mit dem sogenannten „Ausgabedungen produzieren, ist wohl eher aufschlag“ eine relativ hohe Provieine rhetorische Frage. Jedenfalls ist sion für den Erwerb der Anteile zu die Verbindung zwischen der Bör- bezahlen. Der Fondshandel an der sen-Zeitung und den Wertpapierbör- Börse sollte diese und weitere Nachsen traditionell eng, konstruktiv und teile für Anleger eliminieren, ohne freundschaftlich. Eine von diesen dabei gewachsene VertriebsstruktuBörsen ist die 1558 gegründete Han- ren zu zerstören. Die vergangenen Börsen-Zeitung, 23.3.2012 Als am 1. Februar 1952 erstmalig die Börsen-Zeitung erschien, da schrieb sie Zeitgeschichte. Sie war die erste und einzige ausschließlich auf den Finanzsektor ausgerichtete Tageszeitung in Deutschland. Einem eher überschaubaren redaktionellen Teil stand bei der Gründung der Börsen- zehn Jahre haben gezeigt, dass dies gelungen ist. Der neutrale, von Vertrieben und Fondsgesellschaften unabhängige, börsliche Fondshandel stellt eine ergänzende Alternative dar, von der nicht nur Anleger, sondern auch Kreditinstitute profitieren können. Dank der medialen Welt ist das Informationsverhalten der Kunden heutzutage sehr viel ausgeprägter geworden. Gute Alternativangebote der Mitbewerber bleiben nicht „Der börsliche Fondshandel wurde von den Anlegern so gut angenommen, dass die erste Umsatzmilliarde bereits 2005 sehr deutlich überschritten wurde.“ lange unbemerkt. Da kann es für eine Kundenbeziehung durchaus von Vorteil sein, dem Kunden auch mal ein Konkurrenzprodukt aktiv anzubieten. Neue Kundengruppen Mit dem börslichen Fondshandel ist es jedem Berater problemlos möglich, über die vorhandenen OrderSysteme für den Kunden unverzüglich und kostengünstig mehrere tausend Investmentfonds über die Börse zu beschaffen. Die Bank behält einen zufriedenen Kunden, auch wenn er sich einmal für ein Konkurrenzprodukt entscheidet. Abgesehen davon geht die Bank mit der Order- und später der Bestandsprovision finanziell keinesfalls leer aus. Wenn ein Engagement in einen Fonds so einfach und günstig geworden ist, dann lassen sich auch ganz neue Kundengruppen ansprechen. Kunden beispielsweise, die ein Aktieninvestment grundsätzlich schätzen, aber vor der Auswahl von Einzeltiteln zurückschrecken und zudem relativ liquide sein möchten. Mit dem börslichen Fondshandel ist beides möglich. Auch Kunden, die keine Beratung in Anspruch nehmen möchten, muss eine Bank nicht beunruhigen. Der selbstbestimmte Kunde behält sein Depot bei seiner Hausbank, verfügt aber mit dem Fondshandel über ein äußerst flexibles Instrument, seine selbsttätig ausgewählten Fonds schnell und günstig zu beziehen. Diese Anleger waren vom börslichen Fondshandel daher schnell überzeugt, erhöhte sich doch durch den Wegfall des Ausgabeaufschlags zudem die Rendite der Fondsanlage ganz erheblich. Denn die bei einer Fondsorder fällig werdende Orderprovision des Kreditinstituts, das Börsenentgelt und die Maklercourtage machen nur einen geringen Teil des ursprünglichen Ausgabeaufschlages aus. Neben diesem Kostenvorteil braucht der Anleger zudem keinerlei Annahmezeiten der Fondsgesellschaften berücksichtigen. Denn an der Börse Hamburg werden alle Fonds fortlaufend in der Zeit zwischen 8.00 Uhr und 20.00 Uhr zu aktuellen Preisen gehandelt. Perma- „Dank der medialen Welt ist das Informationsverhalten der Kunden heutzutage sehr viel ausgeprägter geworden. Gute Alternativangebote der Mitbewerber bleiben nicht lange unbemerkt.“ nent vom Makler aktualisierte Quotes informieren den Anleger im Vorwege darüber, zu welchen Preisen die Fondsanteile ge- bzw. verkauft werden können. Bei einer marktgerecht erteilten Order ist die unverzügliche Ausführung zudem selbstverständlich. Auch der Fondshandel wird von der Handelsüberwachungsstelle an der Börse Hamburg kontrolliert. Was noch möglich ist Anders als beim traditionellen Fondserwerb kann der Anleger eine Fondsorder an der Börse Hamburg auch limitiert erteilen und mit einer zeitlichen Gültigkeitsangabe verse- Offene Immobilienfonds an der Börse Hamburg in Mill. Euro Jahr Umsatz 2002 ) 1 Anzahl Trades 14,3 1 343 2003 63,9 4 235 2004 117,4 5 300 2005 249,1 8 286 2006 329,4 10 556 2007 332,8 11 706 2008 535,0 17 790 2009 12 28,5 37 672 2010 11 61,4 58 990 2011 844,9 44 710 ) ab August 2002 1 Börsen-Zeitung hen. Ebenso sind Stop-Orders für eine kostengünstige Positionsabsicherung möglich. Die Orderaufgabe erfolgt so, wie es der Anleger von anderen Wertpapieren her kennt, – über seine Hausbank oder seinen Online-Broker. Diese Ordertypen können Berater übrigens auch ganz aktiv für ihre Kunden einsetzen – Stichwort Gewinnabsicherung. Der Kunde wird diese Sicherheit zu schätzen wissen. Auch wenn die Krise bei den offenen Immobilienfonds insbesondere in den Jahren 2009 und 2010 nochmals zu einer deutlichen Umsatzausweitung an der Börse Hamburg geführt hat, liegt die derzeitige Entwicklung der Assetklasse nicht im Interesse der Börse. Viele offene Immobilienfonds waren und sind noch immer gute Produkte. Die Renditen vieler Fonds sprechen eine eindeutige Sprache. Mit einem möglichen Wegfall einiger Produkte entginge nicht nur der Börse Umsatz, sondern entfiele für Investoren auch eine wichtige Diversifikationsmöglichkeit. Vertrauen zurückgewinnen Gerade zu einer ausgewogenen Vermögensaufteilung gehört auch eine Diversifikation des Immobilieninvestments. Der offene Fonds scheint dafür ein prädestiniertes Instrument zu sein. Denn der Grundgedanke, sich mit relativ geringen Beträgen an professionell gemanagten Immobilienvermögen beteiligen zu können, ist auch zukünftig wichtig und gut. Entscheidend wird es in der jetzigen Situation allerdings darauf ankommen, das einst vorhandene „Anders als beim traditionellen Fondserwerb kann der Anleger eine Fondsorder an der Börse Hamburg auch limitiert erteilen und mit einer zeitlichen Gültigkeitsangabe versehen.“ Offene Immobilienfonds Der Fondshandel an der Börse Hamburg startete mit rund 30 offenen Immobilienfonds (OIFs), von denen zum damaligen Zeitpunkt noch keiner „eingefroren“ war. Immobilienfonds waren unter Anlegern lange Zeit mit Recht sehr beliebt, hatten sie sich doch über Jahrzehnte als eine relativ sichere Anlage bewährt, die zudem kontinuierlich gute Renditen abwarf. Mit der Schließung des Immobilienfonds eines großen Anbieters wurde 2005 erstmalig offensichtlich, dass das Konstrukt der OIFs mit der Fristeninkongruenz einen gewichtigen Nachteil beinhaltete. Als immer mehr Anleger ihre Anteile an die KAGs zurückgaben und ihr Geld verlangten, führte dies in der Folge zu einer Reihe von Schließungen weiterer Immobilienfonds. Dabei wurden sie quasi in eine Art Sippenhaft genommen. Welche Objekte sich in einem Fonds befanden und wie sich die Vermietungssituation darstellte, wurde nebensächlich. Verlässlicher Ausweg „Nicht der Letzte“ zu sein, schien oftmals der vorrangige Beweggrund für den Ausstieg aus einem Immobilienfonds. Mit dem Börsenhandel konnte zwar das grundsätzliche Problem der OIFs nicht gelöst werden, aber für viele Anleger war und ist es die einzige Möglichkeit, an Liquidität zu gelangen. Mit dem bestens funktionierenden Börsenhandel in Hamburg konnten die betroffenen KAGs ihren Kunden mit Liquiditätsbedarf einen verlässlichen Ausweg aufzeigen. Vertrauen der Anleger in diese Assetklasse im Interesse aller zurückzugewinnen. Auch Anleger sollten sich genauestens überlegen, ob ein schneller Verkauf ihrer Anteile wirklich in ihrem Interesse ist. Zusätzliche Dienstleistung Man kann zusammenfassend festhalten, dass sich der Handel von Investmentfonds an der Börse als zusätzliche Dienstleistung bewährt hat. Herkömmliche Vertriebskanäle sind nicht obsolet geworden. Konkret bei den offenen Immobilienfonds wird man neue Fondsprodukte entwickeln müssen, die den Fondsgesellschaften künftig eine höhere Planungssicherheit beim Immobilienmanagement ermöglichen und gleichzeitig für Anleger eine optimale Liquidität gewährleisten. Zehn Jahre Fondshandel an der Börse Hamburg haben gezeigt, dass unsere Idee richtig und gut war bzw. ist. Als der Marktplatz für den Handel von Investmentfonds werden wir uns auch in den nächsten Jahren für die Weiterentwicklung dieses Segments intensiv einsetzen. Ausfallrisiken frühzeitig erkennen Fortsetzung von Seite B 7 tionen über den Handelspartner, womit sie dessen wirtschaftliche Situation noch besser einschätzen können. Da der Kunde stets eine Eigenbeteiligung trägt, honoriert er durchaus, wenn er über seinen Kreditversicherer zusätzliche Informationen bekommt, wenn das Risiko zu groß wird. Diese kontinuierliche Bonitätsprüfung und das Risiko-Monitoring sind neben dem Deckungsschutz selbst wesentliche Leistungsbausteine der Kreditversicherer für ihre Kunden. Dass die Kreditversicherer mit den ergriffenen Maßnahmen Erfolg haben, zeigen aktuelle Beispiele: Für Lieferungen in Regionen mit gestiegenem Ausfallrisiko wie Nordafrika oder Japan haben die Kreditversicherer zu jeder Zeit ausreichenden Versicherungsschutz aufrechterhalten und sich eng mit ihren Kunden abgestimmt. Die Limite wurden von den Unternehmen gehalten. So ist beispielsweise das Exposure der Kreditversicherer für Japan heute das gleiche wie vor der Krise. Wenn die Risiken in einem Land zunehmen, intensivieren wir unsere Risikoanalysen. Zugleich pflegen wir einen intensiven, engen Austausch mit den Kunden, um sie kontinuierlich informiert zu halten und bedarfsgerecht gemeinsam zu agieren. Gerade bezüglich Japan und Nordafrika haben wir ausgesprochen positive Rückmeldungen von den Kunden erhalten. Hier haben wir unter Beweis gestellt, dass wir den Kunden auch weiter als enge Partner zur Seite stehen. Binnennachfrage beflügelt In 2012 werden die wesentlichen Wachstumsimpulse von der Binnennachfrage ausgehen. Doch auch der Außenhandel, insbesondere die Geschäfte mit den wachstumsstarken Schwellenländern, und die damit verbundene Exportkreditversicherung bleiben anhaltend wichtig. Die EU-Kommission hat im Juli 2011 eine Konsultation zur Überprüfung der Ende 2012 auslaufenden Kommissionsmitteilung über die kurzfristige Exportkreditversicherung eröffnet. Dabei geht es vor allem um die klare Abgrenzung zwischen privatem und staatlichem Kreditversicherungsmarkt. Derzeit gilt: Marktfä- hige Risiken dürfen grundsätzlich nicht durch staatliche Exportkreditversicherungen gedeckt werden. Motor Kreditversicherung Als marktfähig gelten derzeit kurzfristige Risiken, das heißt bis zu zwei Jahren, innerhalb der EU und der OECD-Kernländer. Aus Sicht der privaten Kreditversicherer hat sich diese Abgrenzung im Grundsatz bewährt. Die privaten Kreditversicherer haben weltweit ihre Deckungen in den letzten Jahren teilweise erheblich ausgebaut. In Asien stiegen die Deckungssummen zwischen 2005 und 2010 auf das Anderthalbfache, in Südamerika im gleichen Zeitraum auf das Zweieinhalbfache. Dabei wuchsen die Exportdeckungen teilweise sogar stärker als die Ausfuhrleistung der deutschen Wirtschaft. Die Kreditversicherer begleiten die deutschen Unternehmen sowohl im Binnen- wie im Außenhandel, im Geschäft mit Industrienationen wie mit wachstumsstarken Schwellenländern und tragen damit einen wichtigen Teil zum Wachstum Deutschlands bei. Sonderbeilage Freitag, 23. März 2012 Börsen-Zeitung Nr. 59 B9 Gesunde Mittelstandsfinanzierung nicht „verbaseln“ Konstruktionsmängel und Fehlanreize der Bankenregulierung belasten die Kreditvergabe sich der konjunkturelle Aufschwung hierzulande als vergleichsweise nachhaltig erweist, ist unter anderem der Vielzahl mittelständischer Unternehmen zu verdanken. Dies gilt auch für Hamburg. Denn gerade der Dienstleistungssektor, der in Hamburg ein überdurchschnittliches Gewicht hat, ist von vielen kleinen und mittelgroßen Unternehmen geprägt. Ob Hamburg oder Deutschland: Der mittelständischen WirtschaftsVon struktur entspricht die Harald Vogelsang starke Stellung der Mittelstandsbanken in unserem dreigliedrigen Bankensystem. Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Mittelstandsfinanzierung ist entspreVorstandssprecher der chend hoch. Im Vordergrund steht Hamburger Sparkasse dabei die Kreditvergabe durch Banken und Sparlität des Finanzsektors systemrele- kassen auf der stabilen Grundlage langfristiger Kunde-Bank-Beziehunvante Großbanken. Die gegenwärtigen Regulierungs- gen. Eine Kapitalmarktfinanzierung anstrengungen sind jedoch ein gro- wäre für den Mittelstand – 99 % der ßes Risiko für die Finanzierung mit- deutschen Unternehmen haben wetelständischer Unternehmen in niger als 10 Mill. Euro Jahresumsatz Deutschland. Dabei will doch nie- – aufgrund zu geringer Finanziemand irgendwann in der Börsen-Zei- rungsvolumina ineffizient. Zudem tung lesen müssen, dass der Mittel- wäre sie für alle Mittelständler hochstand mangels Krediten völlig „abge- gradig riskant, da sie ihre langfristig brannt“ dasteht. Dass Deutschland angelegten stabilen Geschäftsmobesser als viele andere Länder durch delle den kurzfristigen und bisweidie Krisenjahre gekommen ist und len erratischen Höhen und Tiefen Börsen-Zeitung, 23.3.2012 Der Mittelstand ist systemrelevant für die gesamte deutsche Wirtschaft. Seine Finanzierung beruht maßgeblich auf der klassischen Kreditvergabe durch Hausbanken. Gerade deshalb sollte das Geschäftsmodell regional tätiger Mittelstandsbanken nicht so behandelt werden, wie das von global agierenden, für die Stabi- der Kapitalmärkte aussetzen müssten. Deshalb kommen Kapitalmarktfinanzierungen für den deutschen Mittelstand kaum in Betracht. Die heutige gewachsene Kreditkultur und die besondere Struktur der Kreditwirtschaft haben sich historisch im fairen Wettbewerb herausgebildet. Das dreigliedrige Bankensystem ist gut für Deutschland und seine Regionen. Es muss bewahrt werden – zumal es in Krisenzeiten eindeutig stabilisierend wirkt. Trotz einiger bedauerlicher Problemfälle stehen die deutschen Banken und Sparkassen nach den Verwerfungen der Finanzkrise insgesamt wesentlich besser da als die Bankenbranche in anderen Teilen Europas und der Welt. Struktur hat sich bewährt Wichtig ist, dass diese über Generationen gewachsene und bewährte Struktur der deutschen Kreditwirtschaft nicht durch unter dem Eindruck der Krise geschaffenen Wettbewerbsverzerrungen nachhaltig beschädigt wird. Eine stärkere Regulierung global agierender, systemrelevanter Finanzinstitute ist zwar nach den Erfahrungen der Finanzkrise nötig. Jedoch wird bei der verstärkten Bankenregulierung, die alle Kreditinstitute über einen Kamm schert, deutlich übers Ziel hinausgeschossen. Sie gefährdet so die Finanzierung des Mittel- stands. Denn gerade durch Basel III werden die Anforderungen an Höhe und Zusammensetzung von Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung der Banken und Sparkassen so verändert, dass Kredite an mittelständische Unternehmen knapper und teurer werden. Blasenbildung verhindern Die Konstruktionsmängel und die Fehlanreize der verschärften Bankenregulierung sind eklatant. Angesichts der anhaltenden Staatsschuldenkrise ist es äußerst fragwürdig, ob für einen erstklassigen Mittelstandskredit wesentlich mehr Eigenkapital vorgehalten werden muss, während Anleihen hoch verschuldeter Staaten auch künftig nicht auf das Eigenkapital angerechnet werden sollen. Außerdem beschränkt Basel III die Möglichkeiten einlagenstarker Kreditinstitute, langfristige Kredite zu vergeben. Doch hierzulande sollte nicht die amerikanische Kurzfristkultur Einzug halten und das Zinsänderungsrisiko vom Kreditinstitut auf den Kunden übertragen werden. Für die deutschen Mittelständler und die privaten Baufinanzierer ist es gut, dass mehr als 80 % der Darlehenszusagen auf mittel- und langfristige Kredite entfallen. Dies schafft Planungssicherheit und Stabilität. Zudem trägt unsere bewährte langfristige Kreditkultur dazu bei, die Bildung von Blasen zu verhindern – auch auf dem Immobilienmarkt. Die kumulative Wirkung zu wenig durchdachter und undifferenzierter Maßnahmen zur stärkeren Bankenregulierung wie Basel III, Bankenabgabe und Harmonisierung der Einlagensicherung belastet gerade Mittelstandsbanken wie Sparkassen und Volksbanken unnötig stark. Sie werden übermäßig behindert, ihre volkswirtschaftliche Finanzierungsfunktion für die mittelständische Wirtschaft zu erfüllen. Schlummernde Risiken Leider setzen die neuen Regulierungen fast immer am klassischen, kundenbasierten Bankgeschäft an. Dieses war jedoch nicht Ausgangspunkt der Krise. Die Krisen verursachenden, reinen Finanzprodukte werden dagegen nach wie vor zu wenig reguliert. Es ist aber falsch, sich darauf zu konzentrieren, was sich leicht erfassen und regulieren lässt. Viel wichtiger wäre es, das Schatten-Finanzsystem zu regulieren, um die dort schlummernden Risiken ans Licht zu holen und so weit wie möglich abzustellen. Der Wert des dezentralen deutschen Bankensystems wird leider unterschätzt und damit die mittelständische Wirtschaft als Herz der deutschen Volkswirtschaft geschwächt. Doch die in der Mittelstandsfinanzierung am Finanzplatz Hamburg tätigen Banken und Spar- kassen wollen auch weiterhin lieber den soliden Mittelstand als unsolide Staaten finanzieren. Denn auch wenn Kredite künftig tendenziell knapper und teurer werden: Entscheidend für die Kreditvergabe ist und bleibt eine gute Kunde-Bank-Beziehung, wie sie gerade die in der Region ansässigen Institute mit Marktkenntnis und Kompetenz vor Ort bieten. Noch ist es nicht zu spät Dank ihrer Finanzkraft und guten Positionierung im Markt sollte es den Hamburger Mittelstandsbanken trotz Überregulierung gelingen, weiterhin Kredite zu vergeben und einer drohenden Kreditklemme so weit wie möglich entgegenzuwirken. Hilfreich wäre es hierfür, wenn die Risikogewichte für Mittelstandskredite abgesenkt würden. Kurzum: Es sollte eine differenzierte Umsetzung von Basel III erfolgen, die sowohl Geschäftsmodell und Risikoneigung als auch die Belange der Kredit nehmenden Wirtschaft angemessen berücksichtigt. Dafür ist es noch nicht zu spät! Das branchenübergreifende Miteinander am Standort Hamburg hat sich auch in turbulenten Zeiten als erfolgreich erwiesen. Und dies soll trotz verschärfter Regulierung so bleiben. Nationale Politik und supranationale Einrichtungen dürfen die Zukunft der Mittelstandsfinanzierung nicht verbaseln! Lebenswerte Stadträume bauen und schützen Klares Bekenntnis zum Wohnungsbau – Hamburger Senat geht in die Offensive – Energieeffizienz steigert Vermarktungschancen Börsen-Zeitung, 23.3.2012 Jedes Jahr ziehen rund 8 000 Neuhamburger an die Elbe. Meist sind es junge Menschen unter 30 Jahren, die hier eine Ausbildung beginnen oder eine neue Arbeitsstelle antreten. Gerade angesichts des demografischen Wandels braucht Hamburg diesen Zuzug von qualifizierten Mitarbeitern auf allen Ebenen. Er ist die Voraussetzung für die dynamische wirtschaftliche Entwicklung der Hansestadt als wachsende Metropole. Ein Schlüssel für Hamburgs Zukunft liegt damit in der Verfügbarkeit von attraktivem Wohnraum zu angemessenen Preisen. Denn für viele Fachkräfte ist die Lebensquali- tät bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes entscheidend. Ein leistungsfähiger Wohnungsmarkt stellt die Basis für die Konkurrenzfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Hamburg dar. Schon heute leben in Hamburg 1,78 Millionen Menschen in insgesamt 890 000 Wohnungen, Tendenz steigend. Trotz der internationalen Staatsverschuldungskrise mit ihren Verwerfungen an den Finanzmärkten sind die Investitionsbedingungen im Bereich Im- Auf dem Weg zur Investitionsbank Die Hamburgische Wohnungsbaukreditanstalt (WK) ist seit 1953 als Förderbank der Stadt Hamburg im öffentlichen Auftrag für Unternehmen und Privatpersonen in der Hansestadt aktiv. Schwerpunkte ihrer Tätigkeit liegen derzeit bei der Wohnungs- und Städtebauförderung sowie im Umweltschutz. 2011 legte der Hamburger Senat in seinem Arbeitsprogramm fest, die WK zu einer Investitionsbank auszubauen. Hier soll künftig die Förderung für die Wirtschaft, den Wohnungsbau und den Umwelt- und Klimaschutz zusammengefasst werden. Ziele sind die Bündelung der Förderaktivitäten, das Nutzen von Synergien, die Stärkung des Bankenstandorts Hamburg und eine verbesserte Information und Beratung. Mit einer Ausweitung des Förderangebots kann so der Hamburger Wirtschaft ein noch besseres Angebot gemacht werden. Die Umsetzung läuft, Anfang 2013 soll die neue Investitions- und Förderbank an den Start gehen. Von Ralf Sommer Vorstandsvorsitzender der Hamburgischen Wohnungsbaukreditanstalt mobilien günstig. Das niedrige Zinsniveau und die Inflationsängste hielten nicht nur die inländische Konsumnachfrage auf einem konjunkturell positiven Niveau, sie beflügelten auch die Nachfrage nach Wohnimmobilien in Deutschland. In der Folge stiegen die Preise, sowohl für Bestandsimmobilien als auch für Neubauten. Davon betroffen waren insbesondere attraktive Ballungszentren wie Hamburg. Steigende Mieten In der Hansestadt führte zudem die geringe Bautätigkeit der vergangenen Jahre, die weit hinter der Nachfrage nach Wohnraum zurückgeblieben ist, zu steigenden Mieten. Dies zeigt auch der aktuelle Hamburger Mietenspiegel vom November 2011: Die Mieten waren im Schnitt 5,8 % höher als 2009, für Altbauten in guter Lage werden sogar bis zu 16 % mehr verlangt. Nur noch rund ein Drittel der Wohnungen kostet weniger als 6 Euro pro Quadratmeter. Was Investoren freut, wird für einen Teil der Bevölkerung zum Problem und kann so zum Bumerang für den Wirtschaftsstandort werden. Ehrgeiziges Ziel gesetzt Deshalb hat sich der Hamburger Senat mit Amtsantritt 2011 ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: In Hamburg sollen statt zuletzt 3 000 in naher Zukunft jährlich 6 000 Wohnungen gebaut werden. Ein Drittel davon soll als geförderte Wohnungen mit günstigen Mieten entstehen. Umgesetzt wird die städtische Wohnungsbauförderung von der Hamburgischen Wohnungsbaukreditanstalt (WK), die schon seit den fünfziger Jahren Investitionen in kostengünstigen Wohnraum unterstützt. Als Gegenleistung für die Förderung eines Neubaus oder einer Modernisierung von Mietwohnungen mit Darlehen oder Zuschüssen erhält die Stadt Mietpreis- und Belegungsbindungen über meist 10 oder 15 Jahre. Allein 2011 unterstützte die WK den Neubau von 2 147 Mietwohnungen mit zinsgünstigen Darlehen und Zuschüssen. Die deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr (1 547 Woh- Familiengerechter Wohnungsbau. nungen) zeigt die gute Akzeptanz der Förderung bei Investoren. Um den besonderen Anforderungen des Hamburger Wohnungsmarktes gerecht zu werden, hat die WK ihr Förderangebot im Laufe des vergangenen Jahres so erweitert, dass nicht nur Menschen mit niedrigen Ein-kommen, sondern auch solche mit mittleren Einkommen davon profitieren können. Damit können in öffentlich geförderten Wohnungsbauprojekten unterschiedliche Zielgruppen bei Einstiegsmieten von 5,90 bzw. 8,00 Euro pro Quadratmeter profitieren. Die Ver- Foto: WK Hamburg mieter erhalten hierfür zinsverbilligte Darlehen und Zuschüsse. So wird zum Beispiel auch bei großen Stadtentwicklungsprojekten wie der HafenCity oder der Neuen Mitte Altona ein Teil der Wohnungen als öffentlich geförderter Wohnungsbau entstehen. Da mehr als 60 % der Hamburger Familien einkommensmäßig berechtigt sind, eine solche Wohnung zu beziehen, ist damit der Grundstein für gut durchmischte, lebenswerte Stadträume gelegt. Fortsetzung Seite B 10 B 10 Börsen-Zeitung Nr. 59 Sonderbeilage Freitag, 23. März 2012 Der Hafen wächst – und damit auch der Bahnverkehr Vom Schiff auf die schon lang erprobte Hafenbahn – Politik hat die Bedeutung des Schienengüterverkehrs erkannt werden über die Hafenbahn abgewickelt, deren Netz mittlerweile rund 300 Kilometer Gleise und etwa 800 Weichen umfasst. Damit erschließt sie über 170 Gleisanschlüsse von Umschlags-, Logistik- und Industriebetrieben. Rund 10 % des gesamten deutschen Schienengüterverkehrs beginnen oder enden hier. Und der Hafen wächst weiter: Im vergangenen Jahr ist der Güterumschlag im VerVon gleich zu 2010 um 9,1 % Thomas Böcher auf 132,2 Mill. Tonnen gestiegen. Nach Angaben der Hamburg Port Authority lässt die Umschlagprognose für den Hamburger Hafen auch beim Bahnverkehr zweistellige Zuwachsraten erGeschäftsführer der warten. 2011 rollten Paribus Capital GmbH knapp zwei Millionen Standardcontainer über dem heutigen Deichtorplatz mit der die Gleise der Hafenbahn. Auch die Speicherstadt verband. Bei der kur- Politik erkennt die Bedeutung des zen Strecke blieb es allerdings nicht Schienengüterverkehrs im Hafen – lange – das Unternehmen und seine in diesem Jahr sollen rund 70 Mill. Euro etwa in die Hafenbahnhöfe soAnlagen wuchsen unaufhaltsam. Auch als Ende der 1960er Jahre wie in neue IT-Systeme investiert die Zeit des traditionellen Stückgut- werden. „Die Hafenbahn bildet transports in Säcken, Fässern und heute das Rückgrat des Hafens“, äuKisten zu Ende ging und die großen ßerte kürzlich der Hamburger WirtContainerschiffe mehr und mehr das schaftssenator Frank Horch. Die Erfolgsgeschichte der Bahn im Bild des Hafens dominierten, konnte die Bahn weiter punkten: Statt Sä- Hamburger Hafen lässt sich auch auf cke und Kisten mühselig in Güterwa- die Entwicklung des Schienengütergen zu schaffen, wurden nun ein- verkehrs in ganz Deutschland überfach ganze Container zum Weiter- tragen. So verzeichnete das Statistitransport zum Bestimmungsort auf sche Bundesamt 2011 eine Steigerung des Transportvolumens um die Schiene verladen. Heute verkehren an einem Werk- 6,5 % auf 4,3 Mrd. Tonnen beförtag rund 200 Güterzüge mit mehr derte Güter – die höchste Steigerung als 4 500 Waggons im Hamburger im Vorjahresvergleich seit 1994. Das ist nicht verwunderlich – bieHafen. 70 % des Container-Verkehrs Börsen-Zeitung, 23.3.2012 Der Hamburger Hafen ist der größte Bahncontainer-Umschlagplatz in Europa. Dafür ist nicht zuletzt die Hamburger Hafenbahn verantwortlich. Im August 1866 nahm sie ihren Betrieb auf – zunächst mit einer 700 Meter langen zweigleisigen Bahn, die den „Berliner Bahnhof“ nahe men und späteren Verkaufserlösen erwirtschaftet der jeweilige Fonds eine Rendite für seine Anleger. Dazu investieren geschlossene Fonds in einen Pool von neuen und gebrauchten Diesel- und Elektroloks für Zubringer-, Strecken- und Rangierdienste, womit die volle Bandbreite der von Eisenbahnverkehrsunternehmen nachgefragten Loks abgedeckt werden kann. tet der Gütertransport auf der Schiene doch eine ganze Reihe von Vorteilen für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt. Zum einen ist er deutlich sicherer als der Transport per Lkw. Gleichzeitig schont er das Klima: Bei den CO2-Emissionen liegt der Schienengüterverkehr im Vergleich zu allen anderen Verkehrsträgern auf Platz eins – mit Werten, die viermal geringer sind als bei einem Transport auf der Straße. Zudem ist die Branche einer der wichtigsten Wirtschaftszweige der Republik. Zusammen mit den Schienenfahrzeugproduzenten, deren Zulieferern und den Bahnbauunternehmen bietet sie rund 580 000 Arbeitsplätze und kann einen Jahresumsatz von über 50 Mrd. Euro vorweisen. Ramsauers Pläne Als größte Volkswirtschaft und wichtigste Exportnation Europas ist Deutschland Ausgangspunkt der bedeutendsten Warenströme in Europa und Transitland Nummer 1. Rund 38 000 Kilometer Schiene verbinden alle Wirtschaftsregionen des „Der Hamburger Hafen ist der größte BahncontainerUmschlagplatz in Europa.“ Landes, rund 3 300 Handels- und Produktionsunternehmen verfügen über zusätzliche, eigene Gleisanla- Für Anleger zu bedenken northrail Lokomotive im Hafendienst. gen. Seit der Bahnreform 1994 hat Deutschland zudem einen der am stärksten deregulierten Bahnmärkte Europas. Innerhalb des Schienengüterverkehrs hatte die DB AG 2010 einen Marktanteil von knapp unter 75 %. Die Wettbewerber erbringen mittlerweile über ein Viertel aller Leistungen (25,1 %). So arbeiten beispielsweise auf den Gleisen der Hamburger Hafenbahn 93 Eisenbahnunternehmen. Wie in Hamburg hat auch die Bundespolitik die Bedeutung des Schienengüterverkehrs erkannt: Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer will den Marktanteil des Warentransports mit der Bahn künftig um bis zu 25 % steigern. Im Zeitraum von 2009 bis 2014 stellt die Bundesregierung dazu jährlich 2,5 Mrd. Euro für den Ausbau und die Erhaltung des Schienennetzes bereit. Foto: Paribus Capital Doch auch das beste Schienennetz ist wertlos ohne das sogenannte „fahrende Material“ – allen voran die Lokomotiven. Bahntechnologie aus Deutschland genießt weltweit einen hervorragenden Ruf. Mit innovativer Hochtechnologie haben sich deutsche Hersteller die Position der Weltmarktführer gesichert. Die Lokomotive erweist sich dabei nicht nur als langlebiges Investitionsgut für das Unternehmen (Rangierlokomotiven können bis zu 60 Jahre fahren), sie kann auch für den Kapitalanleger gewinnbringend sein. Denn insbesondere private Eisenbahnunternehmen greifen oft auf Leasing- oder Mietlokomotiven zurück. Finanziert werden diese Lokomotiven unter anderem von den Anlegern geschlossener Beteiligungen wie den Paribus Rail Portfolios – Lokomotiven, wie sie von northrail GmbH an Eisenbahngesellschaften und Industrie vermietet und unter anderem auch im Hafen Hamburg eingesetzt werden. Aus Mieteinnah- northrail Lok vor Containerzug. Sinnvoll ist bei einem solchen Fonds – zur Steigerung der Renditechancen und zur Optimierung der Risikostreuung – ein Drittelmix aus Mietverträgen kurzer, mittlerer und langer Laufzeit. Anleger sollten aber in jedem Fall bedenken, dass die Fonds nicht gegen alle Konjunktureinbrüche gefeit sind – im Fall eines Abschwungs können Eisenbahngesellschaften zum Beispiel versuchen, die angemieteten Lokomotiven abzustoßen oder die Mieten zu drücken. Zudem kann die Zeichnung eines Eisenbahnfonds eine sogenannte Blind-Pool-Beteiligung darstellen. Auf der einen Seite ermöglicht diese Konstruktion dem Fondsmanager, das Portfolio sukzessive aufzustocken und dadurch unter anderem auch interessante Kaufoptionen zu nutzen. Für die Anteilseigner am Fonds bedeutet es andererseits, dass sie anfangs nicht vollends wissen, welche Loks später im Portfolio sein werden – es sei denn, die Investitionskriterien sind klar und eindeutig dargelegt. Umso mehr sollten Anleger bei der Auswahl eines Produktes darauf achten, dass Emissionshaus und Fondsmanager des Sachwertportfolios über eine entsprechende Expertise und Marktkenntnis im Eisenbahnsegment verfügen, um die richtigen Lokomotiven fürs Portfolio einzukaufen. Foto: Paribus Capital Lebenswerte Stadträume Fortsetzung von Seite B 9 Aber auch in gewachsenen Quartieren wie im alten Arbeiterstadtteil Wilhelmsburg oder im innenstadtnahen Hamm sollen mit öffentlich geförderten Wohnungen die gewachsenen Sozialstrukturen geschützt werden. Hier geht es neben den Neubauten auch oft um Modernisierungen. 2011 hat die WK insgesamt 8 000 Wohnungsmodernisierungen – sowohl Miet- als auch Eigentumswohnungen – gefördert. Dabei müssen meist nicht nur Größe, Aufteilung und technische Ausstattung den heutigen Anforderungen angepasst werden. Vielfach bedarf es zudem einer Neugestaltung des kompletten Wohnumfeldes. Diese dringend notwendigen Verbesserungen federt die WK ebenfalls mit ihrer Förderung finanziell ab, damit die Kaltmieten nicht sprunghaft steigen und es nicht zu einer Verdrängung der Altmieter kommt. Bei Investitionen in Wohnimmobilien spielt das Thema Energieeffizienz eine immer größere Rolle – nicht nur um der gesellschaftlichen Aufgabe des Klimaschutzes gerecht zu werden. Auch für die langfristigen Vermarktungschancen sind niedrige Heizkosten und ein angenehmes Wohnklima wichtige Faktoren. Dies gilt es vor allem bei Kauf und Verwaltung von Altbauten zu bedenken. 85 % aller Hamburger Wohngebäude sind vor dem Erlass der ersten Wärmeschutzverordnung im Jahr 1978 entstanden – das ökonomisch wie ökologisch bedeutende Einsparpotenzial ist bei diesen Bauten be- sonders hoch. Die WK steht auch hier den Investoren mit Förderprogrammen zur Seite. Es gilt der Grundsatz: je energieeffizienter das Gebäude, desto höher die Förderung. Über die Förderung hinaus sind auch die Flächenbereitstellung und eine flexible und zügige Genehmigungspraxis Grundlage für die erfolgreiche Entwicklung des Hamburger Wohnungsmarktes. Deshalb hat der Hamburger Senat im Juli 2011 mit den sieben Bezirken einen „Vertrag für Hamburg“ unterzeichnet. Das darin vereinbarte Ziel, bis Ende 2011 Baugenehmigungen für mindestens 6 000 Wohneinheiten zu erteilen, wurde bereits im November überschritten. Mehr Fördervolumen Dies ist ein klares Bekenntnis zum Wohnungsbau. Auch mit den Wohnungsverbänden hat die Stadt im Rahmen des „Bündnisses für Hamburg“ entsprechende Vereinbarungen getroffen, um mehr Wohnungen in der Hansestadt zu schaffen. Ziel ist es, 30 % davon als öffentlich geförderte Wohnungen für mittlere und geringe Einkommen entstehen zu lassen. Um dies zu erreichen, beabsichtigt der Hamburger Senat, im Rahmen des Wohnungsbauprogramms das Fördervolumen der WK für 2012 weiter zu erhöhen. Dies ist eine gute Nachricht für Investoren im Wohnungsbau und eine Basis, um gemeinsam ehrgeizige Ziele zu erreichen. Hamburgs Förderbank steht dem Wirtschaftsstandort Hamburg damit weiter als starker Partner zur Seite.