Top Ten Reichste 2015

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Top Ten Reichste 2015
Top Ten
Für eine Handvoll
Milliarden
180 Milliarden! Der Bisherige Viktor Vekselberg steigt ab, der
Telekom-Tycoon Patrick Drahi ersetzt ihn. Die Top Ten sind im
Durchschnitt um 600 Millionen reicher geworden.
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Halten auch ohne Prüfblicke ihres Vaters das Möbelimperium Ikea auf Kurs: Jonas, Peter und Mathias Kamprad (v.l.).
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Familie Kamprad
VD/Schweden, Möbel, Immobilien
urück bei den schwedischen Wurzeln,
blüht der jahrzehntelange Wahlwaadtländer Ingvar Kamprad (89)
sichtlich auf. Während der Gründer
des Möbelgiganten Ikea oberhalb des
Genfersees ohne grosse Kenntnisse der französischen Sprache kaum Kontakte pflegen konnte,
plaudert der Patron nach seiner Rückkehr ins Land
seiner Jugend putzmunter über Gott und die Welt
drauflos und schäkert schon mal mit Schönheiten
wie Schwedens Kronprinzessin Victoria (38). Der
Vater der drei Söhne Peter (51), Jonas (49) und
­Mathias Kamprad (46), die über das Schweizer
Bürgerrecht verfügen, wirkt dabei in der vertrauten Provinz Småland ebenso entspannt wie bei
Hofe der Königsfamilie.
Die Ikea-Verkaufsstätten liefern auch ohne
Prüfblicke des Patriarchen exzellente Zahlen. Der
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Umsatz in den inzwischen 328 blau-gelben Möbelmärkten kletterte im Geschäftsjahr 2014/15 um
satte elf Prozent auf 35 Milliarden Franken. Etwa
drei Prozent davon liefern die neun Schweizer Filialen ab. Aus der Portokasse bezahlten die Ikea-Strategen ihre Waldkäufe in den baltischen Republiken
und in Rumänien. Speziell in den Karpaten klotzt
Ikea, indem sie sich da gleich 33 600 Hektaren unter
den Nagel riss. Die Wälder in der Walachei will der
Möbelriese schonend bewirtschaften. Nachhaltigkeit
propagiert Ikea, strebt «Energieunabhängigkeit bis
2020» an und denkt dabei, mit bereits jetzt rund
600 000 Solarmodulen auf den Dächern der Filialen
oder gegen 150 eigenen Windkraftanlagen spätestens in fünf Jahren autark zu sein.
Fotos: PR, Scott Olson / Getty Images
Z
 44–45 Milliarden
Veränderung: +2 Milliarden
Reichste Thema
Architekt von Fusionen und Übernahmen in Höhe von mehr als 200 Milliarden Dollar: Jorge Lemann.
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Jorge Lemann
SG/Brasilien, Bier, Fast Food, Beteiligungen
D
 28–29 Milliarden
Veränderung: +3 Milliarden
ie Karriere des Brasilien-Schweizers
Jorge Lemann ist im Zickzackkurs
­verlaufen, deswegen aber kein Jota
­weniger eindrücklich: vom Top-Tennisspieler über den Investment Banker
bis zum Fast-Food- und Bierkönig. Bekannt wurde
der 76-Jährige vor allem als oberster Zapfer bei ­
AB InBev. Innert weniger Jahre hat er die Firma
über voluminöse Akquisitionen zum weltgrössten
Bierkonzern aufschäumen lassen. Sein grösster
Coup: Jüngst schluckte er den zweitgrössten Brauer
SABMiller für 100 Milliarden Franken. Die Börse
freuts. Die Aktien von AB InBev sind innert Jahresfrist um über ein Viertel gestiegen und haben das
Vermögen des Anteilseigners Lemann um mehrere
Milliarden vermehrt.
Fast nebenbei hat er über die von ihm mitgegründete New Yorker Investmentgesellschaft 3G Capital
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und mit Hilfe seines Freundes Warren Buffett (85)
im Sommer die Kraft Foods Group und H.J. Heinz
zum fünftgrössten Nahrungsmittelkonzern der Welt
verschweisst. Auch dabei floss ein Riesenbetrag in
seine Schatulle. Das Gespann Lemann-Buffett übernahm den Ketchuphersteller Heinz bereits vor zwei
Jahren. Höchst renditeträchtig war auch die Akquisition von Burger King und Tim Hortons, die anschliessend zum Unternehmen Restaurant Brands
verschmolzen wurden.
Lemann hat Übernahmen und Fusionen im Wert
von weit über 200 Milliarden Dollar dirigiert. Viele
seiner Geschäfte fädelt er von seiner modernen, am
See gelegenen Villa in Rapperswil-Jona ein. Bei den
wichtigsten Firmen postiert er seine eigenen Leute.
Paulo Alberto (47), das älteste seiner sechs Kinder,
vertritt im Verwaltungsrat von AB InBev die Interessen seines Vaters.
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Thema
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Monumentales Bekenntnis zu Basel: André Hoffmann.
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Familien Hoffmann und Oeri
BS, Pharma
xakt 178 Meter hoch ist der neue RocheHauptsitz in Basel und damit offiziell das
höchste Gebäude der Schweiz. Vom
Rooftop-Restaurant aus liegt den RocheErben um André Hoffmann (57) und
­A ndreas Oeri (66) die ganze Dreiländerregion zu
Füssen. Die Besitzerfamilien Hoffmann und Oeri,
die mit rund neun Prozent des Kapitals über die
Stimmenmehrheit verfügen, haben sich mit dem
Wolkenkratzer nicht nur ein Denkmal ­geschaffen,
sondern auch ein klares Bekenntnis zum Unternehmen und zu ihrer Heimatstadt abgelegt. Und die 550
Millionen Franken, die «Bau 1» gekostet hat, sind
erst der Anfang. In den kommenden Jahren werden
mit dem Segen des Clans insgesamt drei Milliarden
Franken in Basel investiert. Das nächste Prestigeprojekt ist bereits in der Pipeline. «Bau 2» soll mit
205 Metern noch ein ganzes Stück höher werden.
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An Cash jedenfalls herrscht beim Pharmakonzern
kein Mangel. Ende 2014 klimperten in der RocheKasse 11,7 Milliarden Franken. Mittlerweile dürfte
es noch etwas mehr sein, denn das Geschäft läuft
rund – und dies trotz Frankenstärke. Im ersten
Halbjahr stiegen die Verkäufe um drei Prozent auf
23,6 Milliarden Franken. Zu konstanten Wechselkursen stellte sich sogar ein Wachstum von sechs
Prozent ein. Dagegen büsste der Betriebsgewinn
Ebit fünf Prozent ein. So oder so ein «starkes erstes
Halbjahr», wie Roche-CEO Severin Schwan bemerkte. Dennoch haben die Aktien des Arzneimittelkonzerns im Jahresvergleich um einige Prozente
nachgegeben und so das Vermögen der Hoffmanns
und Oeris leicht geschmälert.
Fotos: Nicole Pont, PR; Niklaus Stoecklin: Wandgemälde mit Heilpflanzen
und der Basler Fabriksilhoutte im Hintergrund, © 2015, ProLitteris, Zürich
E
â 25–26 Milliarden
Veränderung: –1 Milliarde
Reichste
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Thema
ten
Von der Bank Vontobel in den Verwaltungsrat berufen: Dominic Brenninkmeijer.
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Familie Brenninkmeijer
ZG/ZH/LU, Textilhandel, Immobilien, Beteiligungen
A
 16–17 Milliarden
Veränderung: +1 Milliarde
ls Sanierer der deutschen Filialen im
C&A-Textilkonzern hatte sich Dominic Brenninkmeijer (58) auch ausserhalb seines Clans manche Lorbeeren
verdient. Nach getaner ­A rbeit wanderte er weiter innerhalb der Familienfirma, zog vor
acht Jahren ein bei Redevco, die unter dem Dach der
Cofra Holding in Zug das immense Immobilienportfolio des Clans mit gut 450 Geschäftshäusern in ganz
Europa steuert. Sein exzellenter Ruf führte dann zu
einer selbst für geschäftstüchtige Mitglieder der
Grossfamilie ungewöhnlichen Berufung: Die Bank
Vontobel verpflichtete ihn für ihren Verwaltungsrat.
Parallel amtiert Dominic Brenninkmeijer auch als
Berater beim eigenen Finanzdienstleister Anthos International Service Office in Zug. Dieses Family Office agiert bisweilen als Antragsteller in Schweizer
Rathäusern, wenn Familienmitglieder diskret in die
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Schweiz zügeln oder hierzulande luxuriösen Wohnraum schaffen. So präsentiert sich Anthos als Hausbesitzer im Goldküsten-Grundbuch von Küsnacht,
wo Anthos-Präsident Maurice Bernhard Brenninkmeijer (55) in einer fürstlichen Firmenvilla residiert.
Anthos kümmerte sich in Meggen LU um den
­Ersatzneubau eines Einfamilienhauses, als der einst
glücklose Good-Energies-Entrepreneur Marcel
­Brenninkmeijer (58) aus Arlesheim BL in die steuergünstigere Vierwaldstättersee-Region umzog.
Wie verwechselbar für Fremde die Familienmitglieder in der siebten Generation erscheinen können,
demonstrieren zwei Newcomer: Martijn Brenninkmeijer, 45 Jahre jung und mächtig als Delegierter im
Cofra-Verwaltungsrat, und der gleichaltrige Martin
Brenninkmeijer aus Solothurn als ebenbürtiger
Steuermann bei diversen Familienstiftungen wie der
C&A Foundation in Zug.
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Thema
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Kaum Sinn für Nachhaltigkeit vor der eigenen Haustür: Ernesto Bertarelli mit seiner Frau Kirsty.
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Familie Bertarelli
BE/GB, Beteiligungen
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tarelli, lassen Sie uns unseren Hausberg.» Die verlustreiche Betreiberfirma Bergbahnen Destination
Gstaad (BDG) sieht jedoch keine Alternative. Sie
kann das Areal aus eigener Kraft nicht nachhaltig
sanieren und tröstet sich und Wintersportler damit,
dass einzelne Anlagen der Luxuslodge teilweise für
die Öffentlichkeit zugänglich bleiben.
Luxuriösem Freizeitvergnügen frönt lange auch
schon Schwester Dona. Die Eignerin des grössten
und schnellsten Trimaran-Schiffs der Welt, Betreiberin des fitnessfördernden Country Club Geneva
und Herbergsmutter im Fünfsternehotel Grand
Hotel Park am Erstwohnsitz Gstaad BE hat sich
noch ein weiteres Luxus-Gästehaus zugelegt: das
«Five Seas» in Cannes.
Fotos: Ian Mcilgorm / Rex / Dukas, APRH
I
n der grossen, weiten Welt wollen die Milliardenerben Ernesto (50) und Dona Bertarelli (47) als Co-Präsidenten ihrer Fondation als Retter von Gottes schöner Natur
wahrgenommen werden. Im kleinen Kosmos des einstigen Biopharma-Verkäufers und
America’s-Cup-Segelheroen, in der Residenz im
Berner Oberland, scheinen dem dreifachen Vater
Mitmenschen und Natur weniger wichtig zu sein.
Jedenfalls plant der Grossinvestor ein ­luxuriöses
Resort, für dessen Bau das Rellerli, der Hausberg
von Schönried BE, betoniert und die Gondelbahn
verschrottet werden soll.
Anwohner und Skifahrer Michael (Mike) von
Grünigen (46), zweifacher Weltmeister im Riesenslalom und Olympia-Bronzemedaillengewinner
1998 in Nagano, appelliert via «Blick» an den
­G efährder von Bahn und Bergstation: «Herr Ber-
 12–13 Milliarden
Veränderung: –
Reichste Thema
Rekordreingewinn von 1,4 Milliarden Dollar mit Chanel: Gérard Wertheimer.
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Gérard Wertheimer
GE, Mode, Luxusgüter, Wein
G
 11–12 Milliarden
Veränderung: +2 Milliarden
érard Wertheimer (65) und sein Bruder
Alain (66) kennen Krisen nur vom
­Hörensagen. Die Eigentümer der französischen Luxusikone Chanel dürfen
sich auch dieses Jahr über ertragsträchtige Erfolge mit ihren Parfums, der Haute Couture,
den Taschen, dem Schmuck und den Uhren freuen.
Die Jahresrechnung 2014 des niederländischen Mutterhauses Chanel International weist einen um 9,4
Prozent höheren Umsatz von 7,5 Milliarden Dollar
aus. Der Betriebsgewinn übertrifft zum ersten Mal
die Schwelle von zwei Milliarden. Der Reingewinn
stieg kräftig um 38 Prozent auf den Rekordwert von
1,4 Milliarden. Und Ende 2014 verfügte Chanel über
ein Liquiditätspolster von 1,55 Milliarden Dollar.
Das hat das Vermögen kräftig in die Höhe getrieben.
Die Brüder Wertheimer leiten das Familienunternehmen seit 1996 in der dritten Generation. Alain ist
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Präsident von Chanel und lebt in New York, Gérard
leitet von Genf aus die Uhrensparte. Die Anfänge
des Geschäfts reichen bis 1923 zurück, als der Eigentümer der Galeries Lafayette, Théophile Bader, die
Parfumhersteller Paul und Pierre Wertheimer mit
der Designerin Gabrielle (Coco) Chanel bekannt
machte. Die Wertheimers übernahmen einen Anteil
von 70 Prozent am neuen Unternehmen Les Parfums Chanel, Bader 20 Prozent und Coco Chanel
10 Prozent. Später kauften die Wertheimers Bader
und Coco Chanel aus. Die heutigen Besitzer sind
zudem Eigentümer der Weingüter Rauzan-Ségla in
Margaux und Château Canon in Saint-Emilion. Die
Ehefrau von Gérard, Valérie Wertheimer, gründete
und unterstützt die «Action Innocence».
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Thema
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Gegenspieler von Volkstribun Christoph Blocher: Hansjörg Wyss.
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Hansjörg Wyss
GE/USA, Pharma, Konsumgüter, Wein
ansjörg Wyss hat das Orthopädieunternehmen Synthes am Weltmarkt zu Grösse geführt und dann
2011 an den US-Multi Johnson &
Johnson (J&J) verkauft – für einige
Mil­liarden in Cash und fast 100 Millionen J&J-­
Aktien. Eher überraschend die politische Seite
des 80-Jährigen; die Gruppe Vorteil Schweiz
kämpft mit ­finanzieller Rückendeckung durch
Wyss für den Erhalt der Bilateralen und hat sich
damit zum Gegenspieler von SVP-Altmeister
Christoph Blocher aufgeschwungen. Während
­Blocher als Volkstribun seine Sympathisanten
hat, wird der vorwiegend in den Vereinigten Staaten lebende Berner Wyss hierzulande nicht selten
als zwiespältige Figur wahrgenommen. Weshalb
er sich hier in die Politik einmische, muss er sich
immer wieder fragen lassen.
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Doch Wyss engagiert sich auch andernorts. Er
präsidiert den Stiftungsrat der Fondation Beyeler
und hilft mit Millionenzuwendungen aus, fördert
ansonsten Kunst und Kultur sowie universitäre Forschung. Wie auch den Weingenuss: Ihm gehört das
Weingut Halter Ranch im kalifornischen Paso Robles. Dass sich Wyss im fortgeschrittenen Alter mehr
auf das Ausgeben als das Scheffeln von Geld verlegt
hat, zeigt seine Ankündigung, mindestens die Hälfte
seines Vermögens zu spenden – nach dem Vorbild
von Bill Gates und Warren Buffett. Am Bettelstab
muss seine Familie aber nicht gehen: Tochter Amy
Wyss, die als Doppelbürgerin im US-Bundesstaat
Wyoming lebt, wird auf der Liste der 400 reichsten
Amerikaner mit 1,85 Milliarden Dollar geführt.
Fotos: David Wagnières, Ilvy Njiokiktjien / Hollandse Hoogte / Laif
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 11–12 Milliarden
Veränderung: –1 Milliarde
Reichste Thema
Familiäres Schaulaufen am Heineken-Hauptquartier in Amsterdam: Charlene de Carvalho-Heineken mit Sohn Alexander und Gatte Michel.
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Charlene de Carvalho-Heineken
GR, Brauereien
D
 10–11 Milliarden
Veränderung: +1 Milliarde
as grosse Firmenschlucken unter ihren
Konkurrenten kümmert die Wahlbündner Brauprimadonna Charlene de
Carvalho-Heineken (61) nicht sonderlich. Wenn der grösste Bierfabrikant
Anheuser-Busch InBev nach SABMiller greift, tangiert der Zusammenschluss Heineken allenfalls
marginal. Reif scheint der Patronin eher die Zeit,
ihre fünf Kinder in die Finessen hochpromillig profitabler Firmenführung einzuweihen. Darum startete
sie gemeinsam mit Gemahl Michel de Carvalho (71)
und ihren Sprösslingen zum Schaulaufen durch das
Hauptquartier der Heinekens in Amsterdam.
Wer allerdings einmal das Kommando übernimmt über die Sudhäuser mit 19,3 Milliarden Euro
Verkaufserlösen, ob Stammhalter Alexander (30),
Nesthäkchen Charles (24) oder eine der Töchter,
Louisa (29) oder die Zwillinge Isabel und Sophie
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(27), lässt die Matriarchin offen. Ihr Erstgeborener
jedenfalls legte sich vorsorglich schon einmal zusätzlich den Familiennamen Heineken zu und präsentiert stolz jene Rolex-Uhr am Handgelenk, die einst
Opa Freddy Heineken trug, der anno 2002 verstorbene Patron aus Perroy VD.
Neben der gelobten Expansion der einst eher
­nationalen Brauerei in über 170 Länder hatte der
holländische Wahlschweizer mit dem Dach L’Arche
Holding den Geschäftssitz im Wallis begründet und
sich selbst im Waadtland niedergelassen. Der Tochter behagte die Luft am Genfersee weniger: Sie zog
nach St. Moritz GR und kontrolliert über ihre Arche
aus Sion VS unverändert die Mehrheit des grössten
europäischen Biergiganten.
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Thema
ten
Grosseinkäufe in den USA: Patrick Drahi.
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Patrick Drahi
VS, Telekommunikation
n der weiten Welt der Kommunikation
wird der Wahlwalliser Patrick Drahi (52)
als ­aggressiver Aufkäufer von Internetund Kabelnetzbetreibern wahrgenommen.
In der Schweiz, am Genfersee ebenso wie
in der Wintersportdomäne Zermatt VS, wo er mit
Gattin Lina-Nazirah und vier Kindern lebt, fällt
der gebürtige Marokkaner mit temporärer französischer und nun nur noch israelischer Staatsbürgerschaft eher auf als Liebhaber von sogenanntem
Betongold. Für über 100 Millionen Franken arrondierte der Telekom-Magnat jüngst seinen privaten
Liegenschaftenbesitz im Raum Genf und im Zentrum von Zermatt, wo Drahi auf Arealen der Matterhorn Peak sieben Luxuschalets errichten will.
Mit weit grösserer Kelle richtet Drahi seit je in
seinem – allerdings hoch verschuldeten – Kommunikationskonzern namens Altice an. Da bündeln
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seine Grossaufkäufer gegen 70 Prozent des franzö­
sischen Mobile- und Kabelnetzbetreibers Numericable-SFR, Israels Pay-TV- und Telefonieanbieter
Hot, Portugal Telecom oder auch den Schweizer
­Internetprovider Green.ch. Unter das Dach seiner
neu in Amsterdam mit zwei Aktientypen kotierten
Holding Altice, die im Sommer von Luxemburg in
das niederländische Städtchen Woerden verlagert
wurde, packt der kaufberauscht wirkende Stratege
immer neue Zukäufe. Für 17,5 Milliarden Dollar
griff der Grossaktionär und Executive Chairman in
diesem Jahr gleich nach zwei US-Kabelnetzbetreibern. Zuerst raffte er im Mai 70 Prozent des Anbieters Suddenlink, dann im Herbst die Cablevision.
Zusammen wähnen sie sich nun als Nummer vier
auf dem US-Markt.
Fotos: Sébastien Leban / Rea / Laif, Daniel Ospelt
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 10–11 Milliarden
Veränderung: +2 Milliarden
Reichste Thema
Durfte dieses Jahr gleich zwei runde Geburtstage feiern: Fürst Hans-Adam von und zu Liechtenstein.
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Fürst Hans-Adam von und zu Liechtenstein
FL, Bank, Beteiligungen, Immobilien, Kunst
F
ür Hans-Adam von und zu Liechtenstein
wie auch für das Fürstentum selbst war
2015 ein Jubeljahr. Der Fürst feierte seinen 70. Geburtstag, und das Ländle, wie
der kleinste Staat im deutschsprachigen
Raum gerne genannt wird, beging zum 75. Mal den
Staatsfeiertag. Zwar wurde Liechtenstein bereits
1806 unabhängig vom Heiligen Römischen Reich
Deutscher Nation. Mit dem Staatsfeiertag wird
­jeweils am 15. August der Geburtstag des Fürsten
Franz Josef II. (1906–1989) gefeiert, obwohl seine
Durchlaucht am 16. August das Licht dieser Welt
­erblickte. Doch am Tag zuvor steht Mariä Himmelfahrt im Kalender. Pragmatisch wurde der Fürsten­
geburtstag halt 24 Stunden vorverlegt.
Die Liechtensteiner können seit Jahren unbeschwert feiern, denn dem Ministaat geht es auch
wirtschaftlich bestens. Die dem Fürstenhaus gehö-
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Veränderung: –
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2002
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rende Bank LGT mit über 2100 Mitarbeitenden hat
die verwalteten Vermögen seit 2011 um 60 Prozent
auf gegen 130 Milliarden Franken gesteigert. Der
Konzerngewinn wuchs im ersten Halbjahr 2015 um
27 Prozent. Das Institut fungiert zugleich als Family
Office und betreut in dieser Rolle das fürstliche
Portfolio im Wert von drei Milliarden Franken.
Dazu kommt eine der bedeutendsten Kunstsammlungen weltweit, deren Wert auf gut vier Milliarden
Franken geschätzt wird. Während der klamme Vater
des heutigen Fürsten noch Kunst veräussern musste,
kauft Hans-Adam teilweise Werke wieder zurück.
Die Fürstenfamilie besitzt ferner 19 600 Hektaren
Ländereien, Forste, ein Weingut, Immobilien und
mit RiceTec auch ein Saatgutunternehmen.
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