China Compass, Frühjahr 2012
Transcription
China Compass, Frühjahr 2012
www.pwc.de/china Aktuelle Nachrichten für Expertinnen und Experten Frühjahr 2012 Wohnungsmarkt Reformen zeigen Wirkung Börsengang Gute Chancen für deutsche Unternehmen in Hongkong Sozialsystem Versicherungspflicht für Ausländer Holdingstandorte Steueranreize in Singapur und Hongkong im Vergleich Mehrwertsteuer Pilotreform in Shanghai China Compass Editorial Inhalt Editorial ....................................... 3 China Business Group ................ 65 Reporting und Controlling ...........4 Neuer Standard erleichtert die Bilanzierung von Kleinunternehmen ..................................................................4 Investition und Finanzierung.......8 Florierende Halbleiterindustrie erfordert Anpassungen vom Markt ........................................................8 Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt: Reformen zeigen Wirkung.......................................................................11 Chinas Erwartungen: Rede des Premierministers vor dem Nationalen Volkskongress............................................. 14 Fusionen und Übernahmen: chinesische Aktivitäten 2011..................................................................... 17 Börsengang in Hongkong: eine Chance für deutsche Unternehmen ........................................................................22 Photovoltaik: China bald größter Markt weltweit.................26 Investitionslenkungskatalog 2011: Prinzipien, Zielausrichtung und Handlungsoptionen .............................29 Steuern und Recht ...................... 33 Aktuelles zur Sozialversicherungspflicht für Ausländer .......33 Registrierung zur Währungskontrolle bei ausländischen Mitarbeiterbeteiligungsplänen......................34 Grenzüberschreitende Kapitalkonten in Renminbi: Lockerung der Vorschriften ..................................................36 Erste Erfahrungen mit der Pilotreform zur Mehrwertsteuer in Shanghai.................................................40 Neuer Gesetzentwurf verschärft Ein- und Ausreisekontrollen sowie die Aufenthaltsvorschriften.........44 Lieferungen über die Grenze: Regelungsrahmen und behördliche Praxis in der Automobilindustrie .....................46 Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Taiwan und Deutschland unterzeichnet ................................................... 51 Zoll- und Steuerinnovationen auf Hengqin: starke Anreize für Auslandsinvestitionen........................................ 55 Wirtschaftsregion Asien............. 57 Steueranreize an Holdingstandorten: Singapur und Hongkong im Vergleich......................................................... 57 Veröffentlichungen..................... 63 Einzelhandel und Konsumgüterindustrie in Asien...............63 Ausländische Versicherungen in China 2011 ........................63 Zahlen und Fakten zur Steuer in Hongkong.........................64 Trends des Immobilienmarkts 2012 .....................................64 2 China Compass Frühjahr 2012 Ansprechpartner ................................................................... 65 Im Porträt: Alexander Prautzsch .......................................... 66 Impressum.................................. 67 Editorial Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser, „nicht der Wind, sondern das Segel bestimmt die Richtung“, sagt ein chinesisches Sprichwort. Wohin die Wirtschaftspolitik Chinas in den kommenden Jahren „segeln“ wird, ist eine spannende Frage. Denn China ist dabei, seine Führungsriege auszuwechseln. Premierminister Wen Jiaobao nahm das zum Anlass, dem Nationalen Volkskongress einen Rechenschaftsbericht vorzutragen. Damit verknüpfte er vor allem zwei Ziele: den Weg zu einem nahtlosen Regierungswechsel zu ebnen und der neuen Führungsriege eine Art Todo-Liste mit auf den Weg zu geben. Auf der Agenda stehen, wie Sie sehen werden, einige Ziele, die Sie als treue Leser des China Compass bereits kennen. Nichtsdestotrotz verdeutlicht Wens Rede die grobe Richtung, die Beijing einschlagen will. Grund genug für uns, Ihnen die wesentlichen Punkte der Ausführungen vorzustellen, und zwar im Beitrag „Chinas Erwartungen: Rede des Premierministers vor dem Nationalen Volkskongress“ ab Seite 14. Ganz oben auf der Tagesordnung stehen auch in Zukunft sicherlich die Reformen auf dem Wohnungsmarkt, mit denen die chinesische Regierung schon begonnen hat. Denn der Immobilienmarkt erlebte in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung. Die Befürchtung der Überhitzung ist allgegenwärtig. Welche Maßnahmen die chinesische Regierung bereits ergriffen hat und wie diese sich auf das Marktgeschehen auswirken, erfahren Sie im Beitrag „Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt: Reformen zeigen Wirkung“ von Florian Hackelberg und Rosi Ji ab Seite 11. über eine Onlineregistrierung zum Terminsystem der Behörden unbedingt wissen müssen, aber auch welche Mitarbeiter von der Versicherungspflicht befreit sind. Unter der Rubrik „Wachstumsmärkte Asien“ blickt Ihr China Compass von Zeit zu Zeit gern auf andere asiatische Regionen. In dem Beitrag „Steueranreize an Holdingstandorten: Singapur und Hongkong im Vergleich“ analysieren Alexander Lehnen und Jonas Bley ab Seite 57 unter anderem, wie Singapur und Hongkong Unternehmen grundsätzlich besteuern und welche Steuervorteile diese Standorte bieten. Der Frühling ist eine Zeit des Aufbruchs, der Erneuerung und des Neubeginns – sowie des Pläneschmiedens. Auf den Punkt bringt das ein anderes chinesisches Sprichwort, das da heißt: „Mache deine Pläne fürs Jahr im Frühling und die für den Tag frühmorgens.“ In diesem Sinne wünschen wir Ihnen allen eine aufschlussreiche Lektüre sowie eine kraftvolle und kreative Frühlingszeit! Ihr Jens-Peter Otto Leiter China Business Group Dass auch deutsche Unternehmen weiterhin gute Chancen haben werden, zeigen die Entwicklungen der chinesischen Börsen in Shanghai, Shenzhen und Hongkong. Sie haben sich zu wichtigen Schauplätzen des internationalen Kapitalmarkts entwickelt. Nach dem IPO Watch von PwC war China in den letzten zwei Jahren der aktivste Markt für Neuzugänge, vor allem für chinesische Firmen. In dem Beitrag „Börsengang in Hongkong: eine Chance für deutsche Unternehmen“ (ab Seite 22) zeigt Ihnen unter anderem unser Experte Dr. Holger Miss auf, was die Börse in Hongkong grundsätzlich ausmacht. Sie erfahren, welche Anforderungen Unternehmen, die an die Börse möchten, beachten sollten und warum die Hong Kong Stock Exchange für westliche Unternehmen weiterhin erste Wahl bleiben wird. Wer als Ausländer in China lebt und arbeitet, muss sich diversen landestypischen Herausforderungen stellen. Pflichtversicherungen sind in fast keinem Land einfach zu verstehen, auch nicht im Reich der Mitte. Unsere Experten Pia Dittmann und Ulrich Buschermöhle zeigen Ihnen in ihrem Beitrag „Aktuelles zur Sozialversicherungspflicht für Ausländer“ (auf Seite 33), wie lokale Behörden die Registrierung von Ausländern in China handhaben, was Sie China Compass Frühjahr 2012 3 Reporting und Controlling Reporting und Controlling Neuer Standard erleichtert die Bilanzierung von Kleinunternehmen Das chinesische Finanzministerium erließ am 18. November 2011 einen neuen Standard für Kleinunternehmen, der ihre Bilanzierung erheblich erleichtern wird. Noch ist nicht endgültig entschieden, ob auch Tochterunternehmen deutscher Konzerne diesen Standard anwenden dürfen. – Unabhängig davon verschafft Ihnen der aktuelle Beitrag einen Überblick über die wesentlichen Bestimmungen. Mit den im vergangenen November erlassenen Vorschriften für Kleinunternehmen gelten nun die folgenden Bilanzierungsstandards: Tab. 1 Bilanzierungsstandards für Kleinunternehmen Vorgabe Anwendungsbereich Accounting Standards for Small Enterprises (ASSE) Kleinunternehmen, Größenkriterien nach Circular 300 (die Definition finden Sie in Tab. 2) Accounting Standards for Business Enterprises, erlassen 2006 (New CAS) Anwendung vorgeschrieben ab Accounting Standards for Business Enterprises, erlassen vor 2006 (Current China GAAP) ● 2007: für börsennotierte Unternehmen, Versicherungsunternehmen, andere Finanzinstitutionen ● 2008: für Banken und Staatsunternehmen sowie Unternehmen in der Stadt Shenzhen ● 2009: für Unternehmen in Shaanxi und in der Provinz Yunnan ● 2010: für Unternehmen in Guangzhou und Xiamen sowie in der Provinz Shaanxi ● 2011: für Unternehmen in den Provinzen Fujian und Liaoning (ohne Dalian) sowie in den Städten Qingdao und Shanghai ● bisher für 2012 benannt: Unternehmen in Dalian alle anderen Unternehmen Die Accounting Standards for Small Enterprises (ASSE) sind erstmals anzuwenden für das Geschäftsjahr 2013, eine frühere Anwendung ist erlaubt. Freiwillig können alternativ statt der ASSE die 2006 erlassenen China Accounting Standards (CAS) angewandt werden, die allerdings erheblich komplexer sind als die ASSE und die Anwender vor erhebliche Herausforderungen stellen können. Eine Anwendung der Current China GAAP ist ab 2013 nicht mehr möglich. 4 China Compass Frühjahr 2012 In diesem Beitrag erfahren Sie ● welcher Bilanzierungsstandard für welches Kleinunternehmen gilt. ● nach welchen Kriterien Circular 300 Kleinunternehmen in Typen aufteilt. ● was sich gegenüber den alten Vorgaben geändert hat. Definition Kleinunternehmen Als Kleinunternehmen gelten Firmen, welche die festgelegten Größenkriterien nicht überschreiten und zusätzlich die folgenden drei Eigenschaften aufweisen: ● Sie sind nicht an der Börse notiert. ● Sie sind keine Finanzinstitutionen. ● Sie sind kein in einen Konzernabschluss einbezogenes Mutter- oder Tochterunternehmen. Mutterunternehmen mit Sitz in China müssen nach New CAS einen Konzernabschluss aufstellen, die in diesen Konzernabschluss einbezogenen Unternehmen müssen einheitlich nach New CAS bilanzieren. Nach dieser Bestimmung sind Tochterunternehmen von der Anwendung der ASSE generell ausgeschlossen, unabhängig davon, ob sie in einen inländischen oder ausländischen Konzernabschluss einbezogen werden. Das Finanzministerium erwägt nach Erhalt von diversen Anfragen, diese Bestimmung zu konkretisieren und für Tochterunternehmen ausländischer Konzerne, welche die Größenmerkmale für Kleinunternehmen aufweisen und nicht in einen inländischen Konzernabschluss nach New CAS einbezogen werden, die Anwendung der ASSE zuzulassen. Wird von einem ausländisch finanzierten Unternehmen ein Teilkonzern nach New CAS erstellt, müssen die in diesen Teilkonzern einbezogenen Tochterunternehmen einheitlich New CAS anwenden, die ASSE sind in diesem Fall für Tochterunternehmen nicht anwendbar. Die Kriterien für die Einteilung nach Größen regelt Circular 300, das insgesamt vier Regierungsorganisationen gemeinsam im Juni 2011 erlassen haben. Damit ist die Verwaltungsanweisung Guo Jing Mao Zhong Xiao Qi 143 aus dem Jahr 2003 zur Definition von Größenklassen nicht mehr anzuwenden. Die Größe wird nach dem neuen Circular 300 bestimmt durch den Umsatz sowie der Bilanzsumme. Nur im Ausnahmefall wird auch die Anzahl der Mitarbeiter zur Definition der Größe herangezogen, wie die nachfolgende Tabelle zeigt. Reporting und Controlling Tab. 2 Größenmerkmale nach Circular 300 Nr. Industrie kleine Kleinunternehmen mittlere Kleinunternehmen große Kleinunternehmen 1 Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Tierzucht und Fischfang 0,5–5 Mio. RMB Umsatz 5–200 Mio. RMB Umsatz < 200 Mio. RMB Umsatz 2 verarbeitendes Gewerbe allgemein 3–20 Mio. RMB Umsatz und 20–300 Mitarbeiter 20–400 Mio. RMB Umsatz und 300–1.000 Mitarbeiter < 400 Mio. RMB Umsatz oder ≤ 1.000 Mitarbeiter 3 Bau 3–60 Mio. RMB Umsatz und 3–50 Mio. RMB Bilanzsumme 60–800 Mio. RMB Umsatz und 50–800 Mio. RMB Bilanzsumme < 800 Mio. RMB Umsatz oder < 800 Mio. RMB Bilanzsumme 4 Großhandel 10–50 Mio. RMB Umsatz und 5–20 Mitarbeiter 50–400 Mio. RMB Umsatz und 20–200 Mitarbeiter < 400 Mio. RMB Umsatz oder < 200 Mitarbeiter 5 Einzelhandel 1–5 Mio. RMB Umsatz und 10–50 Mitarbeiter 5–200 Mio. RMB Umsatz und 50–300 Mitarbeiter < 200 Mio. RMB Umsatz oder < 300 Mitarbeiter 6 Transport 2–30 Mio. RMB Umsatz und 20–300 Mitarbeiter 30–300 Mio. RMB Umsatz und 300–1.000 Mitarbeiter < 300 Mio. RMB Umsatz oder < 1.000 Mitarbeiter 7 Lagerhaltung 1–10 Mio. RMB Umsatz und 20–100 Mitarbeiter 10–300 Mio. RMB Umsatz und 100–200 Mitarbeiter < 300 Mio. RMB Umsatz oder < 200 Mitarbeiter 8 Post 1–20 Mio. Umsatz RMB und 20–300 Mitarbeiter 20–300 Mio. RMB Umsatz und 300–1.000 Mitarbeiter < 300 Mio. RMB Umsatz oder < 1.000 Mitarbeiter 9 Hotelgewerbe 1–20 Umsatz und 10–100 Mitarbeiter 20–100 Umsatz und 100–300 Mitarbeiter < 100 Mio. RMB Umsatz oder < 300 Mitarbeiter 10 Gastronomie 1–20 Mio. RMB Umsatz und 10–100 Mitarbeiter 20–100 Mio. RMB Umsatz und 100–300 Mitarbeiter < 100 Mio. RMB Umsatz oder < 300 Mitarbeiter 11 Datenübertragung 1–10 Mio. RMB Umsatz und 10–100 Mitarbeiter 10–1.000 Mio. RMB Umsatz und 100–2.000 Mitarbeiter < 1.000 Mio. RMB Umsatz oder < 2.000 Mitarbeiter 12 Software und Informationstechnologie 0,5–10 Mio. RMB Umsatz und 10–100 Mitarbeiter 10–100 Mio. RMB Umsatz und 100–300 Mitarbeiter < 100 Umsatz oder < 300 Mitarbeiter 13 Immobilienentwicklung 1–10 Mio. RMB Umsatz oder 20–50 Mio. RMB Bilanzsumme 10–2.000 Mio. RMB Umsatz und 50–100 Mio. RMB Bilanzsumme < 2.000 Mio. RMB Umsatz oder < 100 Mio. RMB Bilanzsumme 14 Immobilienverwaltung 5–10 Mio. RMB Umsatz und 100–300 Mitarbeiter 10–50 Mio. RMB Umsatz und 300–1.000 Mitarbeiter < 50 Mio. RMB Umsatz oder < 1.000 Mitarbeiter 15 andere Dienstleistungen und Leasing 10–100 Mitarbeiter und 1–80 Mio. RMB Bilanzsumme 100–300 Mitarbeiter und 80–1.200 Mio. RMB Bilanzsumme < 300 Mitarbeiter oder < 1.200 Mio. RMB Bilanzsumme 16 andere 10–100 Mitarbeiter 100–300 Mitarbeiter < 300 Mitarbeiter Auch Unternehmen, die unter diesen Grenzen für Kleinunternehmen liegen (Mikrounternehmen), werden den neuen Bilanzierungsstandard anwenden müssen. Zumindest nach den bisherigen Beobachtungen werden viele ausländisch investierte Unternehmen, die neu in China gegründet wurden, schnell aus der kleinen Größenklasse herauswachsen. Für diese Unternehmen lohnt es sich eher nicht, die ASSE anzuwenden, da bei der erstmaligen Anwendung von New CAS einige Bilanzpositionen rückwirkend umzustellen sein werden. Wird allerdings nicht mit starkem Wachstum gerechnet, können die ASSE eine attraktive Alternative sein. China Compass Frühjahr 2012 5 Reporting und Controlling Die Erleichterungen im Einzelnen Grundsätzliches Ziel des neuen Bilanzierungsstandards ist, die Bilanzierung von Vermögensgegenständen und Schulden so nah wie möglich an die steuerlichen Vorschriften anzupassen, um die Komplexität der Erstellung des Jahresabschlusses für das Unternehmen so gering wie möglich zu halten. Tab. 3 Erleichterungen gegenüber den alten Vorgaben Bilanzposten Bilanzierungsmethode Erleichterungen gegenüber New CAS Immaterielles und Sachanlagevermögen Anschaffungs- oder Herstellungskosten (inkl. zuordenbare Fremdkapitalkosten) werden aktiviert und grundsätzlich linear über die voraussichtliche Nutzungsdauer abgeschrieben. Wartungs- und Reparaturaufwendungen werden als Aufwand gebucht. Entwicklungskosten müssen aktiviert werden. Außerplanmäßige Abschreibungen auf einen niedrigeren Zeitwert sind nicht vorgesehen. Größerer Erhaltungsaufwand wird als Rechnungsabgrenzungsposten nur bilanziert, sofern die betroffenen Anlagegegenstände ● bereits voll abgeschrieben sind, ● zumindest 50 Prozent der Anschaffungskosten ausmachen und ● die Nutzungsdauer um mindestens zwei Jahre verlängern. Vermögensgegenstände aus Finance-LeaseVerträgen sind mit Beträgen anzusetzen, die sich direkt aus dem Vertrag ergeben. Forderungen Bilanzierung zum Nennwert. Abwertungen auf zweifelhafte Forderungen, sofern bestimmte Umstände vorliegen (insb. keine Abzinsung auf den niedrigeren Barwert bei langlaufenden Fälligkeiten 1. Gläubigerverzicht oder 2. Schuldnerkonkurs oder 3. überfällig seit mehr als drei Jahren). Anteile an Unternehmen Bilanzierung zu Anschaffungskosten keine Anwendung der komplexeren Equity-Methode Vorräte Bilanzierung zu Anschaffungs- oder Herstellungskosten. Herstellungskosten werden nach dem Vollkostenprinzip ermittelt, allgemeine Verwaltungskosten bleiben unberücksichtigt. Abwertung für Überbestände sowie beschädigte Vorräte. Aktivierung von Fremdkapitalzinsen nur, sofern der Herstellungsprozess mehr als ein Jahr dauert. Verbindlichkeiten Verbindlichkeiten (inkl. Rückstellungen) werden definiert als Verpflichtungen resultierend aus Ereignissen der Vergangenheit. Im Standard angesprochen werden verschiedene abzugrenzende Sachverhalte, wie Verpflichtungen aus Arbeitsverhältnissen, Zinsen, Steuern, ausstehende Rechnungen aus Liefer- und Leistungsverhältnissen. nicht angegeben Rückstellungen Andere als die unter den Verbindlichkeiten erwähnten Abgrenzungen der Verbindlichkeiten werden nicht angesprochen. Nicht erwähnt werden zum Beispiel Rückstellungen für Drohverluste, für Umweltschäden, für Rechtstreitigkeiten und anderes mehr. Solche Rückstellungen wären in jedem Fall nicht steuerlich abzugsfähig. keine Abzinsung Derivative Finanzinstrumente Ansatz zu Anschaffungskosten keine Zeitwertbewertung, kein Ansatz von schwebenden Geschäften, das heißt kein Hedge Accounting Umsatzabgrenzung Lieferung von Gütern: Generell soll Umsatz gebucht werden, wenn die Warenlieferung erfolgt ist. Ist Ratenzahlung vereinbart, wird Umsatz bei Fälligkeit der Raten gebucht, vorausgesetzt, die Lieferung ist erfolgt. Leistungen: Umsatz für vereinbarte Leistungen ist zeitanteilig zu buchen. Die Percentage-of-Completion-Methode bei Lieferungen (Gewinnrealisierung nach Leistungsfortschritt) wird zwar nicht im ASSE erwähnt, ist allerdings nach den Steuergesetzen vorgeschrieben. 6 China Compass Frühjahr 2012 Reporting und Controlling Bilanzposten Bilanzierungsmethode Erleichterungen gegenüber New CAS Steuern Steuern des Geschäftsjahrs werden berücksichtigt. kein Ansatz von latenten Steuern Elemente des Jahresabschlusses Bilanz, Gewinn-und-Verlust-Rechnung, Cashflow-Rechnung, Anhang keine Segmentberichterstattung, keine Eigenkapitalveränderungsrechnung Folgende Anhangsangaben sind zu machen: Die Angabepflichten beim Anhang in New CAS sind sehr umfangreich. Verglichen hiermit müssen keine Angaben gemacht werden zu: Anhang Konzernabschluss ● Erklärung der Geschäftsleitung, dass der Bilanzierungsstandard korrekt angewandt wurde ● Erläuterungen zu den Bilanzposten: Anlagevermögen, Forderungen, Vorräte, kurzfristige Finanzanlagen, Lohnund Gehalts- sowie Steuerverbindlichkeiten ● angewandten Bilanzierungsmethoden ● Geschäfte mit nahestehenden Personen ● Anlagespiegel ● Angaben zur Gewinnverwendung ● Geschäftsführergehältern ● Angabe zu den Vermögensgegenständen, die der Sicherung von eingegangenen Haftungsverhältnissen dienen ● Leasingverhältnissen ● Angaben zu Plänen der Unternehmensfortführung, sofern erhebliche Verluste anfallen ● Überleitung des im Jahresabschluss ausgewiesenen Gewinns vor Steuern zum zu versteuernden Einkommen Unternehmen, die in einem Mutter-Tochter-Verhältnis stehen, dürfen die ASSE nicht anwenden. nicht angegeben .............................................................................................................................................. Ihr Ansprechpartner Jens-Peter Otto Tel.: +86 21 2323-3350 [email protected] China Compass Frühjahr 2012 7 Investition und Finanzierung Investition und Finanzierung Florierende Halbleiterindustrie erfordert Anpassungen vom Markt China hat sich, wie Ihr „China Compass“ bereits in der Ausgabe Sommer 2011 berichtete, in den letzten Jahren zum größten Halbleitermarkt der Welt entwickelt – und wird weiter florieren. Doch nach ungestümem Wachstum in der Vergangenheit wird der Markt reifer. Was westliche Unternehmen der Branche über die aktuelle Entwicklung wissen sollten, das lesen Sie im aktuellen Beitrag. China: 50 Prozent des Marktanteils an weltweiter Halbleiternachfrage bis 2015 In den vergangenen Jahren wuchs der weltweite Halbleitermarkt gemessen am Verkaufsvolumen jährlich um durchschnittlich neun Prozent. Dieses Wachstum bremste die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise 2009 nur kurzfristig. Danach stieg der Absatz wieder rasch an und erreichte im Jahr 2011 einen Rekordwert von 299,5 Milliarden US-Dollar. Ein wesentlicher Treiber des aktuellen Marktwachstums ist die stark steigende Nachfrage in China. Schon jetzt ist China nach Verkäufen der größte Halbleitermarkt der Welt. Weiterverarbeitende Industrien in China erzielen mehr als 40 Prozent der weltweiten Nachfrage. Getrieben wird das Marktwachstum in China durch den Bedarf der jeweiligen Anwendermärkte, in denen China im globalen Vergleich ebenfalls dominiert. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um die Herstellung von PCs und Laptops, Mobiltelefonen sowie Haushaltsgeräten und Unterhaltungselektronik, die sowohl für den lokalen als auch für den Weltmarkt bestimmt sind. Ebenfalls ein hohes Gewicht hat der Automobilsektor. Der Halbleiteranteil an der gesamten Wertschöpfung wird in der Automobilherstellung unter anderem durch Hybrid- und Elektrofahrzeuge weiter steigen. Analysen der Automobilexperten von PwC Autofacts zufolge wird das Wachstum in der globalen Autoproduktion auf lange Sicht durch die Staaten Brasilien, Russland, Indien und China getrieben. Davon wird, das zeichnet sich deutlich ab, mittelfristig auch der chinesische Halbleitersektor profitieren. Nach der neuesten Prognose zum weltweiten Halbleitermarkt wird sich dieser Weltmarktanteil der Halbleiternachfrage aus China bis 2015 noch weiter auf über 50 Prozent erhöhen. In diesem Beitrag erfahren Sie ● wie sich die Halbleiterindustrie in China gerade grundlegend verändert. ● welche Kriterien ein idealer Kooperationspartner in China erfüllt. ● auf welche Herausforderungen sich Unternehmen grundsätzlich einstellen müssen. Die neuesten Entwicklungen zeigen eine höhere Marktreife Den chinesischen Halbleitermarkt dominieren aktuell große, internationale Unternehmen wie Intel, Samsung und Toshiba. Die Top Ten der Zulieferer für Halbleiter teilen über 50 Prozent des Gesamtmarkts unter sich auf – allesamt multinationale Unternehmen. Durch viele Neu- und Ausgründungen aus staatlichen Instituten in den vergangenen Jahren gibt es mittlerweile aber auch eine stattliche Anzahl von chinesischen Halbleiterunternehmen. Bislang waren diese vor allem Zulieferer der wichtigen Produzenten, beispielsweise in den relativ arbeitsintensiven Verpackungs- und Testprozessen. Inzwischen besetzen chinesische Firmen aber immer mehr auch relativ hochwertige Ebenen der Wertschöpfung wie Produktion und Design. Kurzum: Die chinesische Halbleiterindustrie wird erwachsen. Durch die steigende Nachfrage und die Entwicklung der Halbleiterwertschöpfung in China ergeben sich Chancen auch für internationale Unternehmen. Das Marktwachstum können sie nutzen, indem sie ihre Präsenz in China weiter ausbauen, etwa mittels Akquisitionen, Partnerschaften mit lokalen Firmen oder Investitionen in schon vorhandene Unternehmen. Allerdings sind ausländische Firmen gut beraten, bei Akquisitionen und Partnerschaften nichts zu überstürzen. Denn eine Transaktion muss zur Strategie aller beteiligten Unternehmen passen. Diese allgemeine Regel gilt auch und besonders in China. Chancen und Herausforderungen für deutsche Unternehmen Der chinesische Halbleitersektor befindet sich momentan in einem Umbruch hin zu höherer Wertschöpfung mithilfe modernerer Design- und Fertigungstechnologien. In diesem Wandel können chinesische Unternehmen die Erfahrung ausländischer Unternehmen gut gebrauchen. Entsprechend ist das Interesse groß, gemeinsam mit einem erfahrenen Partner neue Märkte zu erschließen. Davon können auch 8 China Compass Frühjahr 2012 Investition und Finanzierung Abb. 1 Weltweiter Halbleitermarkt 2003 bis 2011 nach Verkaufsvolumen und Region 298,3 247,7 256,3 227,5 213,0 34,8% 41,0% 166,4 18,5% 19,4% 20,4% China 38,3% 21,5% 21,3% 42,4% 226,3 28,9% 24,8% 23,4% 40,5% 248,6 299,5 18,0% 18,4% Amerika 15,6% 14,4% Japan 13,1% 12,6% Europa Sonstige 19,1% 19,5% 20,6% 17,0% 19,4% 18,4% 16,6% 15,4% 16,9% 19,4% 18,5% 17,9% 18,1% 18,5% 18,3% 17,3% 16,1% 2003 2004 2005 2006 16,0% 15,2% 13,2% 13,5% 11,6% 11,9% 12,8% 12,2% 2007 2008 2009 2010 2011 19,3% Gesamt weltweit (Mrd. USD) Quelle: PwC, SIA, CCI deutsche Unternehmen profitieren, die ihre Marktpräsenz im Reich der Mitte erhöhen wollen. Eine Zusammenarbeit ist damit in beiderseitigem Interesse. Zehn Empfehlungen für die Arbeit deutscher Unternehmen in China Fazit Verstehen Sie die Agenda der Regierung und profitieren Sie von ihr In Chinas zwölftem Fünfjahresplan sind die politischen und wirtschaftlichen Ziele der Regierung dargelegt. Wer diese Ziele direkt oder indirekt mit einem tragfähigen Businessplan adressieren kann, kann von einem vorteilhaften Marktumfeld profitieren und mit Unterstützung der Behörden rechnen. Chinas Halbleiterindustrie ist auf dem Vormarsch: als Abnehmer, aber auch als Produzent und Entwickler. Eine hohe staatliche Förderung dieser Schlüsseltechnologie kombiniert mit zahlreichen Unternehmensneugründungen und Investitionen von ausländischen Halbleiterunternehmen lassen darauf schließen, dass der Markt langsam erwachsen wird. Dennoch sollten sich Investoren der Gefahren immer bewusst bleiben: Unklare rechtliche Rahmenbedingungen, ein schwieriger Schutz von geistigem Eigentum und eine schnelle inländische Konkurrenz fordern einen wohlüberlegten Einstieg in den Markt oder den Ausbau der Marktpräsenz. Deswegen ist es besonders wichtig, den richtigen Partner zu finden. Das chinesische Unternehmen muss zur strategischen Zielsetzung passen und eine umfassende Due Diligence ist unerlässlich, um eine langfristige, erfolgreiche Zusammenarbeit zu gewährleisten. Kooperieren Sie mit der Regierung und staatlichen Einrichtungen Der Einfluss der Regierung und staatlicher Einrichtungen reicht sehr weit. Gerade bei staatlichen Infrastrukturprojekten (etwa Eisenbahn, Flugverkehr, Telekommunikation oder Gesundheit) ist ohne Kooperation kein Markterfolg möglich. Darüber hinaus sollten Sie auch von zahlreichen staatlichen Entwicklungs- und Förderungsprogrammen profitieren können. China Compass Frühjahr 2012 9 Investition und Finanzierung Adaptieren Sie lokale Standards China setzt weiterhin oft eigene alternative technische Standards. Diese sollen die Eigenheiten des lokalen Markts berücksichtigen. Erfolgreich gesetzte Standards bieten meist ein deutliches höheres Marktpotenzial als nicht angepasste Produkte. Produzieren und vermarkten Sie reife Produkte in China Reifere Produkte und Produktlinien am Ende des Produktlebenszyklus können oftmals kostengünstig in China produziert werden und treffen auf hohe Nachfrage. Sie können auf diese Weise die Lebenszeit ausgewählter Produkte verlängern und schützen gleichzeitig Ihre neuesten Produktentwicklungen vor möglichen Gefahren durch Produktpiraterie. Entwickeln Sie Produkte für den chinesischen Markt Die Anforderungen chinesischer Kunden können sich erheblich von denen deutscher unterscheiden. Beispielsweise ist die Preissensibilität in China besonders hoch, die Kunden wollen oftmals einfache Produkte, die nur wenig kosten dürfen. „Importierte“ Produktkonzepte sind daher oftmals zu aufwendig und zu teuer. Die Entwicklung lokaler Produkte ist oft entscheidend für den Markterfolg. Beobachten Sie die lokale Konkurrenz Die lokale Konkurrenz ist schnell in der Entwicklung und Adaptierung von Konkurrenzprodukten. Ein kontinuierlicher Dialog mit Ihren Kunden kann wichtige Hinweise darauf geben, wie Ihre lokale Konkurrenz agiert. Beziehen Sie (Vor-)Leistungen lokal In China entsteht immer mehr eine kompetitive lokale Zulieferindustrie. Bislang waren dies vor allem Leistungen im Bereich Verpackung (packaging) und Testen (testing), mittlerweile werden jedoch auch höhere Wertschöpfungsstufen wie die Herstellung ausschließlich für andere Halbleiterunternehmen (foundry) im höheren Maße angeboten. Nutzen Sie die lokale Expertise und profitieren Sie von kostengünstigen Zulieferern. Investieren Sie in Beziehungen Persönliche Beziehungen sind in China besonders wichtig, um langfristig Erfolg zu haben. Dazu zählen nicht nur die Beziehungen zu Ihren Kunden, sondern auch zu Ihren Lieferanten, zur Regierung und öffentlichen Einrichtungen und nicht zuletzt auch zu Ihren Mitarbeitern. Diese sind vielleicht Ihre wichtigste Investition und helfen, die Kosten für das Halten von erfahrenen Mitarbeitern im Rahmen zu halten. 10 China Compass Frühjahr 2012 Nutzen Sie die Möglichkeiten von steuer- und gesellschaftsrechtlichen Vergünstigungen China bietet viele Möglichkeiten für Steuervergünstigungen oder Vergünstigungen anderer Art, wenn damit wirtschaftspolitische Ziele direkt oder indirekt gefördert werden. In letzter Zeit werden vor allem Forschung und Entwicklung sowie Produktion auf höherer Wertschöpfungsebene gefördert. Es lohnt sich, diesem Bereich gegenüber sehr aufmerksam zu sein. Überprüfen Sie Ihr Geschäftsmodell in China Sie sollten Ihre Marktpräsenz in China kontinuierlich auf den Prüfstand stellen und gegebenenfalls anpassen. Nichts ist so sicher wie der Wandel. Aber eines kann mit großer Sicherheit gesagt werden: Chinas Bedeutung als Absatzmarkt wird weiter zunehmen. Wenn Ihre Präsenz in China unterhalb der Wettbewerber liegt, sollten Sie überlegen, wie Sie den Markt weiter erschließen können. Gründe dafür gibt es viele: Die schnelle Verstädterung, ein stark wachsender Konsum und der Trend zu mehr Umweltbewusstsein sind nur einige davon. Investitionen können auf vielfältige Weise erfolgen. Dazu gehört auch die ständige Suche nach möglichen Akquisitionszielen oder die Sache nach geeigneten Kooperationspartnern. Lesetipps ● „Markttreiber Halbleiterindustrie: Chancen für deutsche Unternehmen“, in: China Compass, Ausgabe Sommer 2011, ab Seite 4 ● PwC-Studie Faster, greener, smarter – reaching beyond the horizon in the world of semiconductors, www.pwc.de/semiconductors-2012 ● PwC-Studie Chinas’s impact on the semiconductor industry 2011 update, www.pwc.de/chinasemiconductor ............................................................................................................................................... Ihre Ansprechpartner Werner Ballhaus Tel.: +49 211 981-5848 [email protected] Constantin Vogel Tel.: +49 211 981-2026 [email protected] Investition und Finanzierung Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt: Reformen zeigen Wirkung Der chinesische Immobilienmarkt erlebte in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung. Selbst Preissteigerungen in zweistelliger Höhe waren für Wohnimmobilien keine Seltenheit. Da mit dem schnellen Wachstum auch die Angst vor einer Überhitzung des Markts und einer Blasenbildung zunahm, sah sich die chinesische Regierung veranlasst, regulierend einzugreifen. – Was Beijing unternimmt, darüber informiert Sie der folgende Beitrag von Florian Hackelberg und Rosi Ji. Das schnelle Wachstum des Immobilienmarkts in China wird zum einen durch spekulative Investitionen angeheizt, zum anderen durch fehlende Investitionsalternativen. Viele Chinesen wurden durch die turbulenten Entwicklungen und Finanzskandale abgeschreckt und bleiben der Börse zurzeit lieber fern. Zinsen für Festgeld dagegen sind so niedrig, dass sie nicht einmal die Inflationsverluste decken. Deswegen sieht speziell die chinesische Mittelschicht Zweit- oder Drittwohnungen als attraktive Möglichkeit, ihr Erspartes gewinnbringend anzulegen. Auch gesellschaftliche Gründe spielen beim Erwerb einer zusätzlichen Wohnung eine Rolle, denn oft ist sie eine der Voraussetzungen für die Gründung einer Familie und manchmal sogar für eine Heirat. Dieses Problemgemenge verdichtet sich noch durch eine vermieterfreundliche Mietgesetzgebung. Aus diesem Grund steigen sowohl die Nachfrage als auch die Immobilienpreise massiv. Für viele Chinesen wird eine Wohnung schlicht unbezahlbar. Außerdem ist der soziale Wohnungsbau innerhalb der Bauaktivitäten weiterhin stark unterrepräsentiert. Schon jetzt ist vielerorts das Verhältnis zwischen Jahreseinkommen und Wohnungspreis deutlich ungünstiger als in westlichen Ländern. Um diese Situation zu entschärfen und eine weitere Überhitzung zu verhindern, will die chinesische Regierung den Immobilienmarkt kontrollieren und stabilisieren. Einem Absturz, wie er im Zuge der Finanzkrise in den USA und Teilen Europas zu beobachten war, steuerte Beijing im vergangenen Jahr vehement gegen. Die wesentlichen steuerlichen und finanzpolitischen Maßnahmen stellen Ihnen die folgenden Abschnitte vor. In diesem Beitrag erfahren Sie ● auf welche Entwicklungen die Regierung reagiert. ● welche konkreten Maßnahmen Beijing bereits umsetzte. ● wie sich die Maßnahmen auf das Marktgeschehen auswirken. Einführung höherer Quoten für das Mindesteigenkapital Immobilienspekulanten versuchen oft, die potenzielle Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals mithilfe eines höchstmöglichen Fremdkapitalanteils zu steigern. Mit dieser Hebelwirkung (Leverage-Effekt) wächst aber auch das Risiko, bei einem starken Wertverfall der Immobilie einen Verlust zu erleiden, der das Eigenkapital übersteigt. Um Privatinvestoren vor solch einem Totalverlust ihres Kapitals zu schützen und Spekulationen einzudämmen, führte Circular 10 bereits im Frühjahr 2010 neue Regelungen ein. Mindesteigenkapitalquoten sollen den Kauf von Immobilien erschweren, besonders von nicht selbst genutzten Spekulationsobjekten. Die Eigenkapitalquote muss für die erste Wohnung mindestens 50 Prozent betragen und für weitere Wohnungen signifikant von der Bank erhöht werden. Einführung von Immobiliensteuern Die Regierung hat lange gezögert, bevor sie dann schließlich eine Immobiliensteuer einführte. 2011 wurde zunächst eine Grundsteuer auf wohnwirtschaftlich genutzte Immobilien in Shanghai und Chongqing erhoben, um den Markt weiter abzukühlen. Derzeit wird vielerorts über die Auswirkungen der Maßnahmen diskutiert. Zumindest die Zahlen des letzten Jahres deuten auf erste Erfolge hin, die allgemeine Preissteigerung des Immobilienmarkts jedenfalls scheint unter Kontrolle. Im vierten Quartal 2011 ist der Anteil neuer Immobilieninvestitionen zwar stabil geblieben, doch die Wachstumsrate neuer Bauprojekte ist deutlich gesunken. Die durchschnittlichen Preise nahmen ebenfalls tendenziell ab, obwohl das Transaktionsvolumen insgesamt gestiegen ist (Abbildung 1). Diese Entwicklung schlägt sich auch im Klimaindex für den Immobilienmarkt (Abbildung 2) nieder, der unter die 100-Punkte-Marke fiel. China Compass Frühjahr 2012 11 Investition und Finanzierung Preise für Immobilieninvestitionen 500 6.000 400 5.000 4.000 300 3.000 200 2.000 100 Preis (RMB/m2) Fläche (Mio. m2) Abb. 1 1.000 0 0 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 Q1 Q2 Q3 Q4 2009 2010 2011 Fläche Preis pro Wohneinheit Quelle: National Bureau of Statistics 2,2 Millionen Einwohnern, rund 360 Kilometer westlich von Shanghai, hat ihre neu erlassenen Richtlinien drei Tage, nachdem sie eingeführt worden waren, wieder zurückgezogen. Denn die Zentralregierung hatte Druck auf sie ausgeübt, weil Wuhu Ausnahmeregelungen bei Steuern und Zuschüssen hatte einführen wollen. Außerdem entzog das Ministerium für Land und Ressourcen 22 Städten das Recht, Genehmigungen für Grundstücksbebauungen zu erteilen. Zusätzlich soll ein sogenanntes städtisches individuelles Wohnungsinformationssystem (urban individual housing information system) in 40 Städten integriert werden. Gleichzeitig unternahmen die städtischen Regierungen aber auch selbst Anstrengungen, die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt zu stabilisieren, und bestätigten, dass sie die Restriktionen für den Kauf von Wohnimmobilien im Jahr 2012 weiter beibehalten wollen. Ausblick Abb. 2 Klimaindex für den Immobilienmarkt 106 104 102 100 98 96 94 Mrz Jun Sep Dez Mrz Jun Sep Dez Mrz Jun Sep Dez 09 09 09 09 10 10 10 10 11 11 11 11 Quelle: National Bureau of Statistics Angesichts dieser Entwicklungen hat die Regierung betont, sie werde ihre regulatorische Politik weiterverfolgen und zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um den Immobilienmarkt noch stärker zu steuern und die Preise für Wohnraum auf ein angemessenes Niveau zu bringen. Eine dieser neuen Maßnahmen ist der überarbeitete Entwurf Idle land disposal methods, der im Dezember 2012 von der Regierung vorgelegt wurde. Diese Regelungen zur Bebauung von Brachland führte das Ministerium für Land und Ressourcen ein, um die lokalen Behörden stärker zentral zu kontrollieren und eine effizientere Ausnutzung von Landflächen zu gewährleisten. Auch die Städte werden angehalten, sich an der Lenkung des Immobilienmarkts zu beteiligen. Die bezirksfreie Stadt Wuhu etwa mit ihren rund 12 China Compass Frühjahr 2012 Die skizzierten Entwicklungen, besonders die stagnierenden Preise sowie der fallende Immobilienindex zeigen: Generell scheinen die regulatorischen Maßnahmen zu greifen. Außerdem wird die chinesische Zentralregierung mit ziemlicher Sicherheit weiterhin steuernd in die Marktmechanismen eingreifen. Auch die städtischen Regierungen haben ein Interesse daran, den Wohnungsmarkt zu entspannen und ihren Bürgern bezahlbare Unterkünfte zu Verfügung zu stellen. Andererseits profitieren die lokalen Provinzregierungen aber von einem boomenden Immobilienmarkt. Denn sie werden an ihren lokalen Einnahmen gemessen, die besonders dann steigen, wenn der Verkauf von Landnutzungsrechten zunimmt. Möchte die chinesische Zentralregierung den Immobilienmarkt langfristig stabilisieren, muss sie die unterschiedlichen Interessen sorgfältig ausbalancieren. Nur so kann sie gewährleisten, dass die notwendigen tief greifenden Maßnahmen, die eine allzu starke Überhitzung auf Dauer verhindern, von allen Seiten auch umgesetzt werden. Ein sozialer Interessenkonflikt sollte dabei ebenfalls nicht außer Acht bleiben: Sinken die Wohnimmobilienpreise, können sich zwar einerseits mehr Familien eine Wohnung leisten. Andererseits aber würden andere Familien, die ihr gesamtes Erspartes bereits in eine Wohnung angelegt haben, Verlust machen. Ausländische Investoren scheinen sich jedenfalls durch die Maßnahmen nicht abschrecken zu lassen. Die von PwC und dem Urban Land Institute durchgeführte Studie Emerging Trends in Real Estate 2012 (ETRE) belegt: Chinesische Großstädte belegen in diesem Ranking immer noch Spitzenplätze als Immobilieninvestitionsziele (Details entnehmen Sie bitte Abbildung 3). Investition und Finanzierung Abb. 3 Aussichten für städtische Investitionsprojekte 2007–2012 Tab. 1 Aussichten für städtische Investitionsprojekte 2007–2012 City Beijing Chongqing Guangzhou New Delhi Seoul Bangalore 2009 2008 2007 Singapore 1 1 5 2 2 4 Shanghai 2 2 1 5 1 2 Sydney 3 6 6 14 15 16 Chongqing 4 – – – – – Beijing 5 7 3 12 6 9 6 8 12 16 9 7 Taipei 8 13 11 8 16 5 Taipei H.C.M. City 9 11 13 13 8 12 Bangalore 10 10 14 4 12 10 Jakarta 11 14 17 20 20 19 Ho Chi Minh City Kuala Lumpur Singapore Jakarta Investment Prospects Generally Good 2010 Guangzhou Manila Bangkok 2011 Tokyo Osaka Shanghai Hong Kong Mumbai 2012 Fair New Delhi 12 5 10 9 13 14 Bangkok 13 17 19 18 18 8 Hong Kong 14 4 2 3 5 11 Mumbai 15 3 8 7 10 17 Kuala Lumpur 16 15 15 10 11 15 Tokyo 17 12 7 1 3 3 Manila 18 20 20 19 19 18 Seoul 19 16 4 6 7 13 Osaka 20 19 18 15 4 1 Quelle: Emerging Trends in Real Estate 2012; PwC/Urban Land Institute Quelle: Emerging Trends in Real Estate 2012; PwC/Urban Land Institute Die Studie herunterladen können Sie unter www.pwc.de/emerging-trends-2012. ............................................................................................................................................... Hintergrundinformationen zur Entwicklung des Wohnungsmarkts in China können Sie auch zwei früheren Beiträgen Ihres China Compass entnehmen: ● Urbanisierung als Schlüssel zur Zukunft, China Compass, Winter 2011/2012, ab Seite 17 ● Einführung einer Immobiliensteuer in China, China Compass, Frühjahr 2011, ab Seite 20 Ihre Ansprechpartner Dirk Hennig Tel.: +49 30 2636-1162 [email protected] Dr. Florian Hackelberg Tel.: +86 21 2323-3632 [email protected] China Compass Frühjahr 2012 13 Investition und Finanzierung Chinas Erwartungen: Rede des Premierministers vor dem Nationalen Volkskongress China befindet sich an einem Wendepunkt. Ein Regierungswechsel steht in diesem Jahr an und das mitten in einer Abschwächung der nationalen Konjunktur. Das reduzierte wirtschaftliche Wachstum strapaziert die geplanten Reformen der Regierung unter Präsident Hu Jintao und Premierminister Wen Jiabao in den Bereichen Politik, Wirtschaft und Sozialsystem. Die Nachfolgeregierung wird auch daran zu messen sein, wie entschlossen sie den Umbau des Staates weiter vorantreibt. Der enorme Anstieg des chinesischen Wirtschaftswachstums in den vorangegangenen Jahren ging einher mit Entwicklungen, die es nun zu steuern gilt: wachsende Unterschiede im Wohlstand, massive Herausforderungen im Kampf für die Erhaltung der Umwelt und soziale Unzufriedenheit. – Wird die nächste Generation von Regierungschefs in der Lage sein, das in den vergangenen Jahren geschaffene Potenzial zu nutzen und Reformen voranzutreiben, um Chinas wirtschaftliche Bedeutung in der Welt wie den sozialen Wohlstand im Land zu mehren? – Die wichtigsten Themen des Rechenschaftsberichts vor den rund 3.000 Delegierten stellt Ihnen der folgende Beitrag vor. Ministerpräsident Wen Jiabao skizzierte in seinem Bericht vor dem Nationalen Volkskongress in Beijing einen Rahmen, nach dem Chinas Zukunft geformt werden soll. Wens Darlegung diente nicht in erster Linie dazu, weitere Reformen zu beschreiben, sie sollten vor allem einen reibungslosen Regierungsübergang sichern und zudem auf wirtschaftliche Veränderungen hinweisen. Wachstum des Bruttoinlandprodukts dämpfen Nach drei Jahrzehnten enormen Wirtschaftswachstums hat sich China als zweitgrößte Wirtschaftsmacht weltweit etabliert. Dafür hat das Land einen hohen Preis bezahlt. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang immer größer werdende Einkommensunterschiede in verschiedenen Regionen und gesellschaftlichen Gruppen, industrielle Überkapazitäten, massive Schädigungen der Umwelt, eine starke Abhängigkeit von Rohstoffimporten, ein schrumpfender privatwirtschaftlicher Sektor, eine Immobilienblase und andere gesellschaftliche Probleme mehr. 14 China Compass Frühjahr 2012 In diesem Beitrag erfahren Sie ● welche Kernthemen Wen Jiabao in seinem Bericht vor dem Nationalen Volkskongress ansprach. ● warum nach seiner Einschätzung wirtschaftliche und politische Veränderungen in den nächsten Jahren notwendig sein werden. ● welche Herausforderungen Chinas zukünftige Regierung meistern muss. Wen rief dazu auf, die heimische Nachfrage stärker anzukurbeln. Kritisch beschrieb der Regierungschef das bislang schnelle, meist zweistellige wirtschaftliche Wachstum in China als „unausgewogen, unkoordiniert und nicht nachhaltig“. Als Ziel für das Jahr 2012 nannte Wen ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 7,5 Prozent, wobei dieser Wert eher als Untergrenze anzusehen ist. Im Vordergrund steht nicht mehr ein Wachstum um jeden Preis, sondern „qualitatives“ Wachstum unter Einhaltung diverser Nebenbedingungen. China möchte die starke Abhängigkeit vom Export und der Investitionsgüterindustrie mindern und die heimische Nachfrage steigern. Abb. 1 Beitrag des Dienstleistungssektors zum jährlichen Bruttoinlandsprodukt (2011) Indien USA Japan China 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Quelle: National Statistics Bureau of China; Factiva; Economist Intelligence Unit Konsum und Einkommen ankurbeln Chinas Inlandskonsum ist bereits seit Jahren auffallend schwach. Regierungschef Wen plädierte deshalb dafür, Bildung, Wohnungsbau, Sozialleistungen, Gesundheitswesen, Kultur und nicht zuletzt die Schaffung von Arbeitsplätzen zu fördern, um die Lebensqualität der Bürger zu steigern. In seiner Rede betonte er außerdem die „Schaffung eines Rahmenplans zur Verbesserung der Einkommensverteilung, um die größer werdenden Einkommensunterschiede zu mindern“ und den Anteil der mittleren Einkommensklassen auszuweiten. Daher werden die Mindest- Investition und Finanzierung löhne wahrscheinlich auch weiterhin steigen. Finanzielle Förderung aus dem Haushalt – bei einem prognostizierten Haushaltsdefizit für 2012 von 1,5 Prozent des BIP – sollen vor allem der arbeitsintensiven Dienstleistungsindustrie, den Klein- und Kleinstunternehmen sowie neuen und innovativen Technologieunternehmen zugutekommen. Zusätzlich plant die Regierung strukturelle Steuersenkungen vor allem für Klein- und Einzelunternehmen sowie eine regionale Ausweitung des Pilotprogramms zur Mehrwertsteuerreform. Auch den Wohnungsbau für einkommensschwache Gruppen möchte die Regierung ausbauen: Fünf Millionen Sozialwohnungen sollen im Jahr 2012 fertiggestellt werden und der Bau von weiteren sieben Millionen Wohnungen wird geplant. Die Regierung wird weiterhin den Immobilienmarkt regulieren, um den Rückgang der Immobilienpreise zu gewährleisten. In einem weiteren Schritt sollen – so Wen in seiner Rede – die Ausgaben für den Bildungssektor auf vier Prozent des BIP erhöht werden, was 2,2 Billionen Renminbi entspräche (etwa 265,9 Milliarden Euro): ein Ziel, das seit Verabschiedung des Reform- und Entwicklungsplans von 1993 nicht erreicht wurde. Investitionen fördern Wie die Regierung in ihrem aktuellen Fünfjahresplan erklärte, will China bestimmte Sektoren besonders fördern. Dazu zählen die Informationstechnologie, die Bioingenieurswissenschaften, High-End-Produktionslinien, Alternativenergien sowie der Einsatz neuer Materialien und alternativer Energien in der Fahrzeugindustrie. Diese Sektoren sollen bis 2015 etwa acht und bis 2020 etwa 15 Prozent zum BIP beitragen. Dazu sollen bis 2015 Investitionen in Höhe von insgesamt zehn Billionen Renminbi (etwa 1,2 Billionen Euro) veranschlagt werden. Während eine Konsolidierung der Stahl-, Auto-, Schifffahrts- und Zementindustrie von der chinesischen Regierung weiter unterstützt wird, wird die Ausweitung der bereits gesättigten Solar- und Windparkindustrie nicht mehr gefördert. Zudem überarbeitete die Regierung den Investitionslenkungskatalog für ausländische Unternehmen (Catalogue for the Guidance of Foreign Investment Industries) im Dezember 2011. Auf diese Weise sollen ausländische Investoren ermutigt werden, in moderne Herstellungsverfahrenstechnologie, Neu- und Hightechindustrien, Energieeinsparung und Umweltschutz sowie in moderne Dienstleistungsindustrien und Inlandprovinzen zu investieren. Energie vermehrt einsparen und Umweltschutz vorantreiben Der diesjährige Rechenschaftsbericht vor dem Nationalen Volkskongress schenkte sowohl dem Umweltschutz als auch der Einsparung von Energie erhebliche Aufmerksamkeit. Premierminister Wen verwies dabei auf den Aktionsplan zum Energiesparen und zur Reduzierung des Kohlenstoffausstoßes (Energy Saving and Low Carbon Action Plan), den im Dezember 2011 zwölf chinesische Ministerien verabschiedeten und der bereits umgesetzt wird. Der Plan soll dazu beitragen, den Verbrauch der Energie besser zu kontrollieren. Sein Ziel ist, den allgemeinen Verbrauch bis zum Ende des zwölften Fünfjahresplans (2016) um 250 Millionen Tonnen Kohle zu reduzieren, was einer Reduktion der Energieintensität um rund 16 Prozent entspricht. Um dieses Ziel zu erreichen, unterstützt die chinesische Regierung verschiedene Maßnahmen: den Ausbau von Wasser- und Kernenergie, die Erschließung von Schiefergas, einen sparsamen Energieverbrauch mithilfe intelligenter Stromnetze (smart grid), der die Umwelt schont, sowie Investitionen in die Energieeffizienz, in Systeme zur Kennzeichnung der Energieeffizienz und das Energiemanagement. All denjenigen, die ihren Energieverbrauch nachweislich verringern, werden Steuersubventionen zugesprochen. Das sind sicher gute Nachrichten, aber Unternehmen, die in China tätig sind, sollten schon heute in ihren Planungen berücksichtigen, dass in diesem Bereich zusätzliche Kosten anfallen und strengere Auflagen zu beachten sein werden. Urbanisierung beschleunigen Die Urbanisierung der Bevölkerung ist ein zentrales Anliegen der Regierung. Sie soll Wohlstand für die breiten Massen bringen, auch wenn diese Politik immer wieder kontrovers diskutiert wird. Die gegenwärtige Einstellung der chinesischen Regierung zur „planmäßigen“ Überführung von Wanderarbeitern zu Stadtbewohnern – etwa 250 Millionen im Jahr 2011 – bekräftigte Regierungschef Wen in seinem Bericht in Beijing. Demzufolge sollen etwa bessere Arbeitsbedingungen festgeschrieben sowie Sozialleistungen, Wohnungswesen und Schulausbildung verbessert werden. Das derzeit existierende Hukou-System (Chinas Aufenthaltsgenehmigungssystem, an das viele Sozialleistungen anknüpfen) steht jedoch nicht zur Disposition. Dennoch bleibt offen, ob die Bemühungen der Regierung, kleine und mittelgroße Städte für Wanderarbeiter zu erschließen, auch erfolgreich sein werden. Denn viele von ihnen bevorzugen Großstädte, weil sie dort bessere Chancen haben, eine Beschäftigung zu bekommen, ihre Aussichten auf eine Karriere höher sind und sie dort auch bessere Schulen und Krankenhäuser vorfinden. China Compass Frühjahr 2012 15 Investition und Finanzierung Abb. 2 eine höhere Beteiligung an politischen Prozessen, den Zugang zu Informationen und Kontrollmöglichkeiten zu ermöglichen. Dabei betonte der Premierminister nochmals, es sei Regierungsbeamten „strengstens untersagt“, in Wirtschaftstätigkeiten involviert zu sein, wie beispielsweise im öffentlichen Beschaffungswesen, bei Ausschreibungen von Bauprojekten und bei Versteigerungen von Grundstücken und Bergbaurechten. Urbanisierungsrate 90% 80% 70% 60% 50% Ausblick 40% 30% 2002 2003 USA 2004 2005 2006 2007 2008 Europäische Union Japan 2009 2010 Welt China Quelle: Weltbank Rückzug der Staatsmonopole weiter auf der Agenda Eine Deregulierung der staatlichen Monopole in entscheidenden Wirtschaftssektoren steht schon seit Längerem auf der Agenda der chinesischen Regierung. Doch die Umsetzung des Plans kommt bislang nur schleppend voran. Premierminister Wen wiederholte in diesem Jahr die aktuelle Haltung der Regierung zum Thema „Gewährung des privaten Sektors, in das Eisenbahnnetz, das kommunale Baugewerbe, die Finanzwirtschaft und in die Bereiche Energie, Bildung und Gesundheitswesen investieren zu können“. Das Potenzial in diesem Bereich ist groß, denn bereits 2007 waren (nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Xinhua) kleine und mittelgroße Unternehmen mit 60 Prozent am chinesischen BIP und mit ebenfalls 60 Prozent am Export beteiligt. Kleine und mittelgroße Unternehmen haben derzeit mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen, etwa mit mangelndem Zugang zu Finanzierungsquellen. Die Legalisierung der privaten Kreditvergabepraxis wäre ein wichtiger Schub für sie. Chancen für staatliche und politische Reformen Die chinesische Regierung macht sich seit geraumer Zeit für mehrere Ziele stark: den Abbau der Bürokratie, eine größere Effizienz und die Weiterentwicklung des Regierungsapparats hin zu einer dienstleistungsorientierten Organisation. Staatseingriffe in die Wirtschaft sollen vermindert werden und Marktkräfte künftig stärker die Verteilung der Ressourcen bestimmen. In seinem Rechenschaftsbericht rief Wen zu einer „schnellstmöglichen Staatsreform“ und dem „Ausbau der sozialistischen Demokratie“ auf, um der Bevölkerung 16 China Compass Frühjahr 2012 Nach mehr als 30 Jahren außerordentlichen Fortschritts und nach bemerkenswerten Reformprozessen ist China an einem Wendepunkt angelangt. Das Land steht nun nicht nur vor politischen und sozialen, sondern auch vor wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen, die innerhalb der letzten Jahre stark zugenommen haben. Nach Einschätzungen vieler Beobachter – national und global – befindet sich China in einer schwierigen Lage, in der Fortschritte mit dem bestehenden System nur noch begrenzt möglich sind. Der Reformdruck ist groß, die Reformen aber kommen nicht recht vom Fleck. Dafür verantwortlich sind verschiedene Interessengruppen, die diesen Vorhaben entgegentreten werden. Können diese Interessenkonflikte nicht gelöst werden, besteht die Gefahr, dass China dauerhaft gefangen bleibt in der „Falle des mittleren Einkommens“. Wie das Land seine Probleme genau angehen und ob es sie bewältigen wird, hängt ganz entscheidend ab vom Mut und vom Weitblick der neuen chinesischen Regierung. ............................................................................................................................................... Ihre Ansprechpartner Jens-Peter Otto Tel.: +86 21 2323-3350 [email protected] Norbert Oefner Tel.: +49 30 2636-5511 [email protected] Investition und Finanzierung Fusionen und Übernahmen: chinesische Aktivitäten 2011 Die Anzahl chinesischer Auslandsinvestitionen erreichte im Jahr 2011 einen neuen Höchststand. Speziell die Industrie- und Konsumgütersektoren trugen wesentlich zum Wachstum des Investitionsvolumens bei. 2012 wird sich dieser Trend allen Indikatoren nach fortsetzen. Die wichtigsten Informationen über chinesische Aktivitäten im Ausland wie innerhalb des Landes fasst der Beitrag von Ingo Wahl und Björn Maack für Sie zusammen. Der Markt in China Die Fusionen und Übernahmen (Mergers and Acquisitions, M&A) chinesischer Investoren innerhalb Chinas und im Ausland zeigten 2011 im Vergleich mit dem Vorjahr ein gemischtes Bild: Denn während die Zahl der veröffentlichten Transaktionen um fünf Prozent stieg, sank das Transaktionsvolumen um rund zwei Prozent auf 207,7 Milliarden USDollar. Strategische Käufer dominierten weiterhin den M&A-Markt. Finanzinvestoren intensivierten jedoch ihr Engagement erheblich und erreichten einen Rekordwert von 33 Milliarden US-Dollar trotz eines leichten Rückgangs bei der Gesamtzahl an Transaktionen. Investitionen im Ausland Die Anzahl und das Volumen chinesischer Investitionen in ausländische Unternehmen erreichten 2011 einen neuen Höchststand. Verzeichnet wurden insgesamt 207 Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von 42,9 Milliarden USDollar. Dies entspricht einer Steigerung um rund zehn (in der Zahl) beziehungsweise zwölf Prozent (im Volumen) gegenüber dem Vorjahr. Damit hat sich der seit 2008 bestehende Aufwärtstrend weiter verstetigt. Nach wie vor waren Rohstoffe und Energie mit zusammen rund 41 Prozent der insgesamt ausgeführten Transaktionen und 83 Prozent des Wertes aller 2011 getätigten Geschäfte (Deals) das Hauptziel chinesischer Auslandsinvestitionen. Bedeutsam war in diesem Sektor besonders das Angebot des staatlich kontrollierten Energieunternehmens China Three Gorges Corporation für eine Beteiligung von rund 21 Prozent an der portugiesischen Energias de Portugal für 2,69 Milliarden Euro. In diesem Beitrag erfahren Sie ● wie sich der Markt im Jahr 2011 generell entwickelte. ● welche Branchen und Länder Treiber des Wachstums bei Auslandsinvestitionen waren. ● warum außerbörsliches Eigenkapital bei Geschäften in China eine zunehmend wichtigere Rolle spielt. Auswirkungen des im März 2011 verabschiedeten zwölften Fünfjahresplans und seiner Ausrichtung auf strategische Industrien wie Hightechinvestitionen und Umwelttechnologie (greentech) sowie auf Serviceleistungen und den inländischen Konsum wurden bereits im abgelaufenen Jahr deutlich. So sank 2011 der Anteil von Deals in den Bereichen Energie und Rohstoffe an den Gesamttransaktionen aufgrund der deutlichen Steigerung der Investitionen in den Bereichen Industrie und Konsumgüter. In den beiden letztgenannten Sektoren hat sich die Zahl der Transaktionen um rund 65 Prozent erhöht. Erklärtes Ziel der zunehmenden Akquisitionen in diesen Branchen ist nach wie vor die strategische Überlegung vieler chinesischer Firmen, sich Prozesse, Know-how, Patente und Marken zu sichern, um sie anschließend im chinesischen Markt einzusetzen. So verkündete zu Beginn des Jahres 2012 der Bau- und Schwermaschinenhersteller Sany Heavy Industry Co. Ltd. die Übernahme der deutschen Putzmeister Holding GmbH für 357 Millionen Euro. Erklärtes Ziel der Übernahme laut Aussage von Sany-Präsident Xiang Wenbo: das Know-how und die Patente weiterzuentwickeln sowie das eigene Produktportfolio auszuweiten. Zudem zeigte das Übernahmeangebot des chinesischen Computerherstellers Lenovo für die deutsche Marketing- und Dienstleistungsgesellschaft Medion im Juni 2011 für 629 Millionen Euro: Es besteht nach wie vor ein Interesse, mittels Akquisition an etablierte Distributionskanäle außerhalb Chinas zu gelangen. China Compass Frühjahr 2012 17 Investition und Finanzierung Abb. 1 Zahl der Auslandstransaktionen nach Industrien in den Jahren 2010 und 2011 56 Rohstoffe 67 39 Industrie 25 32 Endprodukte/Konsum 18 30 Energie/Elektrizität 18 19 Hightech Finanzdienstleistungen 24 11 Medien/Unterhaltung Einzelhandel Sonstige 7 7 Chinesische Auslandsinvestitionen nach Regionen 2010 Russland 1,6% Südamerika 4,8% 3 Ozeanien 14,4% 5 4 4 6 17 2010 Abb. 2 Afrika 9,0% 3 Gesundheitswesen durch Investitionen in den australischen Rohstoff- und Energiesektor auf rund 16 Prozent. Afrikas Anteil an den Transaktionen sank derweil unter das hohe Vorjahresniveau. Das lag unter anderem an dem steigenden Interesse chinesischer Rohstoffinvestoren an anderen Regionen, allen voran Amerika. 2011 Quelle: ThomsonReuters; Analyse PwC Nordamerika hat den asiatischen Raum als Hauptziel chinesischer M&A-Aktivitäten im Jahr 2011 ein- beziehungsweise sogar knapp überholt. Asien bleibt dennoch ein bedeutsames Ziel chinesischer Investoren. Mit zusammen rund 48 Prozent aller chinesischen Auslandsinvestitionen in Asien sind Japan und Singapur die beiden wichtigsten Länder. Geografisch betrachtet wächst der Anteil der Investitionen in Europa mit einer Steigerung der Deals von insgesamt 76 Prozent am stärksten. Damit rückt Europa als Ziel für Auslandsinvestitionen Nordamerika und Asien stetig näher. Schwerpunkt der Transaktionen in Europa waren die Branchen Industrie und Konsum. Die europäische Schuldenkrise sowie die weiterhin hohe Zahl an Unternehmen, die zum Verkauf stehen und teils angeschlagen sind, bieten weiterhin günstige Kaufoptionen für chinesische Strategieund Finanzinvestoren. Neben den genannten Investitionen übernahmen im Industriesektor China National Bluestar das norwegische Industrieunternehmen Elkem AS für 1,8 Milliarden Euro und LDK Solar Co. den deutschen Solarmodulhersteller Sunways AG für 44 Millionen Euro. Im Konsumgütersektor erwarben die China Haidian Holdings Anteile am Bekleidungshersteller Eterna und Concord Distribution kaufte Anteile an der Cerrutti Holding. Der Anteil Ozeaniens stieg 2011 besonders 18 China Compass Frühjahr 2012 Europa 13,3% Nordamerika 27,7% Asien 29,3% 2011 Russland 0,5% Afrika 2,4% Südamerika 4,8% Ozeanien 16,4% Europa 21,3% Nordamerika 27,5% Asien 27,1% Durch Rundung der Nachkommastellen kann die Summe 100 geringfügig unter- oder überschreiten. Quelle: ThomsonReuters; Analyse PwC M&A-Aktivitäten strategischer Investoren in China Strategische inländische Transaktionen sowie ausländische Investitionen nach China zogen 2011 um rund sieben Prozent an. Der Gesamtwert der Transaktionen ging um rund elf Prozent zurück. Inländische Investitionen dominierten dabei im Jahr 2011 mit insgesamt 3.262 Transaktionen im Volumen von zusammen 114,9 Milliarden US-Dollar. Eine Transaktion mit hohem Volumen war, im Zuge einer internen Restrukturierung, die Akquisition sämtlicher Vermögensgegenstände der Automobilproduktion der Investition und Finanzierung Shanghai Automotive Industry Corp. (Staatliche Industrie Holding) durch deren Tochter SAIC Motor Corp. Ltd. für umgerechnet rund 4,5 Milliarden US-Dollar in Unternehmensanteilen. Eine andere war der Kauf von 3,5 Prozent Anteilen an der Ping An Insurance Group durch die Juwelierkette Chow Tai Fook für umgerechnet rund 2,5 Milliarden USDollar. Die Zahl ausländischer strategischer Investitionen nach China sank 2011 um rund elf Prozent, blieb aber im Wert konstant. Der Rückgang an Transaktionen spiegelte die ökonomisch schwierige Situation in den Heimatmärkten vieler Investoren wider. Das Transaktionsvolumen glichen größere strategische Investitionen nach China aus. Diese konzentrierten sich vor allem auf den Konsumgütersektor, um von der steigenden Konsumnachfrage in China zu profitieren. So akquirierte das Schweizer Unternehmen Nestlé 60 Prozent von Hsu Fu Chi International für rund 1,7 Milliarden US-Dollar. Neben dem Konsumgütersektor zeigte sich bei M&A-Aktivitäten chinesischer und ausländischer Investoren ebenfalls der Trend hin zu Wachstumsmärkten. Speziell in den Bereichen Technologie und Gesundheitswesen stiegen die Investitionen gegenüber dem Vorjahr im Wert und in der Menge deutlich. Fusionen und Übernahmen von Finanzinvestoren innerhalb Chinas Die Anzahl der durch Finanzinvestoren getätigten Transaktionen reduzierte sich 2011 um rund zwei Prozent bei einer gleichzeitigen Steigerung des Transaktionsvolumens um rund 30 Prozent. Im Jahr 2011 wurden 1.413 Transaktionen im Volumen von 33 Milliarden US-Dollar getätigt. 50 Transaktionen hatten dabei ein Volumen von jeweils über 100 Millionen US-Dollar. Bei Investitionen über je zehn Millionen US-Dollar lagen Deals im Konsumgüterbereich mit einem Gesamtwert von 8,8 Milliarden US-Dollar an der Spitze der Akquiseaktivitäten. Deals im Finanzdienstleistungs- und im Industriesektor belegten die Plätze zwei und drei. Die besonders bei nicht börsennotierten Immobilienentwicklungsgesellschaften bestehenden Finanzierungslücken sorgten 2011 neben zunehmender Aktivität bei strategischen Investoren auch bei Finanzinvestoren für gestiegenes Interesse. Bei den Deals über zehn Millionen US-Dollar, die Finanzinvestoren durchführten, waren 2011 elf wesentliche Transaktionen im Immobilienbereich zu verbuchen. Die wachsende Bedeutung von außerbörslichem Eigenkapital in China Gesellschaften, die außerbörslich eingesammeltes Eigenkapital (Private Equity) investieren, spielten bei den M&AAktivitäten innerhalb Chinas speziell bei privaten kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU) eine zunehmend wichtigere Rolle. Begünstigt wurde diese Entwicklung unter anderem durch die derzeitigen Probleme dieser Unternehmen, Bankdarlehen zu erhalten, sowie die hohen Kosten von Darlehen auf dem grauen Kapitalmarkt von durchschnittlich 24 Prozent. Private-Equity-Gesellschaften sind für KMU eine attraktive Finanzierungsalternative, da diese Finanzierungsmethoden anbieten können, die auf die Bedürfnisse von KMU zugeschnitten sind. Dazu gehört eine Hybridfinanzierung, die sowohl Eigen- als auch Fremdkapitaleigenschaften kombiniert (z. B. Convertible Loans, Preferred Shares und Warrants). Zudem bieten sie eine risikoadjustierte Finanzierung, deren Kosten zwar über denen der üblichen Bankkredite liegen, die aber für KMU günstiger sind als Darlehen auf dem grauen Kapitalmarkt. Darüber hinaus konnten Private-Equity-Gesellschaften im Jahr 2011 von der Situation auf dem Aktienmarkt profitieren. Hier begünstigten niedrige Aktienkurse private Investitionen in börsennotierte Unternehmen. Lokale und internationale Finanzinvestoren konnten 2011 Mittel in Höhe von rund 44,2 Milliarden US-Dollar in China einwerben. Rund 60 Prozent der Anlagegelder wurden dabei in Renminbi beschafft. Chinesische Behörden begünstigten dies durch vorteilhafte neue Regelungen für ausländische Beteiligungen an der Kapitalbeschaffung in lokaler Währung sowie durch die Erweiterung chinesischer Unternehmensformen, für die Private-Equity-Deals zulässig sind. Ausländische Private-Equity-Gesellschaften spielen trotz der wachsenden einheimischen Konkurrenz in China weiterhin eine wesentliche Rolle. So wurden 2011 sechs der zehn größten Deals von ausländischen Firmen realisiert. Die bevorzugte Exitstrategie von Private-Equity-Fonds ist weiterhin ein Börsengang (Initial Public Offering). 2011 wurden 185 Exits als Börsengänge (rund 16 Prozent weniger als 2010) und 35 als M&A-Deals (rund 35 Prozent mehr als 2010) durchgeführt. Der Rückgang der Börsengänge ist vorwiegend der schwierigen Situation des US-amerikanischen IPOMarkts geschuldet, der im zweiten Halbjahr 2011 stark zurückging und sich erst im letzten Quartal langsam wieder erholte. China Compass Frühjahr 2012 19 Investition und Finanzierung Tab. 1 Datum verkündet Ausgewählte Inbound und Outbound Deals mit Beteiligung von Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum Name des Zielunternehmens Name des Käufers Land (Ziel/Käufer) Industrie (Ziel/Käufer) 11.07.2011 Hsu Fu Chi International Ltd. Nestlé SA China/Schweiz Konsum/Konsum 01.06.2011 Medion AG Lenovo Group Ltd. Deutschland/China 30.01.2012 Putzmeister Holding GmbH Sany Heavy Industry Co. Ltd. 20.08.2011 ATB Austria Antriebstechnik AG Transaktionswerte (Mio. EUR) Deal Status ca. 1.200,0 Complete Konsum/Technologie 629,4 Complete Deutschland/China Industrie/Industrie 357,4 Pending Wolong Holding Group Co. Ltd. Österreich/China Industrie/ verschiedene 100,5 Complete 21.12.2010 KHD Humboldt Wedag International AG Aviation Industry Corporation of China Deutschland/China verschiedene/ Industrie 75,1 Complete 03.04.2011 SaarGummi International GmbH Chongqing Light Industry & Textile Holding Group Deutschland/China Industrie/ verschiedene 45,0 Complete 02.01.2012 Sunways AG LDK Solar Co. Ltd. Deutschland/China Energie/Energie 44,0 Pending 21.06.2011 Shandong Sanjin Glass Machinery Co. Ltd. Bucher Industries AG China/Schweiz Industrie/Industrie 26,9 Pending 29.03.2011 Qingdao Tuteng Zhiye Co. Ltd. Madison Property AG China/Deutschland Finanzen/Finanzen 21,7 Complete 01.12.2010 Maxplus Industries Shanghai Co. Ltd. Freudenberg Haushaltsprodukte KG China/Deutschland Konsum/Industrie 19,8 Pending 09.11.2011 Sellner GmbH und IPG Industriepalast GmbH Ningbo Huaxiang Electronic Co. Ltd. Deutschland/China Industrie/Industrie 18,7 Complete 05.01.2011 Beijing Skywing Technology Co. Ltd. Merck KGaA China/Deutschland Konsum/Konsum 13,8 Complete 31.12.2011 Shanghai Shende Machinery Co. Ltd. DRITTE ALIS VERMÖGENS- China/Österreich VERWALTUNGS GMBH Ltd. Industrie/Industrie 11,6 Pending 01.02.2011 Xianyang Andre Juice Co. Ltd. Agrana Juice Holding GmbH China/Österreich Konsum/Konsum 11,5 Pending 29.08.2011 Liuzhou Chemical Industry Co. Ltd. Banque Privée Edmond de Rothschild Co. China/Schweiz Rohstoffe/Finanzen 7,8 Complete 18.01.2012 Saunalux GmbH Products & Co KG Anhui Saunaking Co. Ltd. Deutschland/China Industrie/Konsum 6,4 Pending 16.06.2011 Rohde & Schwarz Professional Mobile Radio GmbH Hytera Communications Co. Ltd. Deutschland/China Kommunikation/ Kommunikation 2,0 Pending 23.11.2011 ATB Austria Antriebstechnik AG Wolong Holding Group Co. Ltd. Österreich/China Industrie/ verschiedene 1,3 Pending 08.12.2010 Emag Holding GmbH Jiangsu Jinsheng Industry Co. Ltd. Deutschland/China Industrie/Industrie nicht veröffentlicht Complete 07.07.2011 KSM Castings GmbH Citic Dicastal Wheel Manufacturing Co. Ltd. Deutschland/China Industrie/Industrie nicht veröffentlicht Pending 08.04.2011 Preh GmbH Ningbo Joyson Automotive Electronic Holding Co. Ltd. Deutschland/China Industrie/Industrie nicht veröffentlicht Complete 13.03.2012 Kiekert AG Hebei Lingyun Industrial Group Co. Ltd. Deutschland/China Industrie/Industrie nicht veröffentlicht Pending Quelle: Bloomberg, Financial Times 20 China Compass Frühjahr 2012 Investition und Finanzierung Ausblick Trotz des angespannten globalen Marktumfelds erwarten Marktbeobachter für das Jahr 2012 weiterhin ein solides Wachstum von Unternehmenstransaktionen. Die Finanzkrise könnte zwar Transaktionen gefährden, die bereits kurz vor dem Abschluss stehen, andererseits jedoch auch Möglichkeiten für kapitalstarke chinesische Investoren schaffen. Bei den Auslandsinvestitionen wird die Rohstoffindustrie auch weiterhin eine entscheidende Rolle spielen. Daneben gewinnen Transaktionen in der Industrie und in der Hightechbranche sowie von Unternehmen mit starken Konsumgütermarken immer mehr an Bedeutung. Diese M&A-Aktivitäten werden begünstigt durch die zunehmende Erfahrung chinesischer Investoren, die verbesserte Transparenz des Genehmigungsprozesses chinesischer Behörden sowie die anhaltende Nachfrage nach strategisch wichtigen Ressourcen, um das Wachstum chinesischer Unternehmen zu stützen. Ferner werden auch Akquisitionen von kleinen bis mittelgroßen Unternehmen durch private chinesische Unternehmen erwartet, die sich etablieren und zuvor oft Zulieferer oder Wettbewerber der zum Verkauf stehenden Unternehmen waren. aktuelle Krise in einem weiteren Rückgang an Börsengängen resultieren. Private-Equity-Gesellschaften werden daher verstärkt direkte Verkäufe anstreben, weswegen die M&AAktivitäten im Jahr 2012 zusätzlich steigen sollten. ............................................................................................................................................... Ihre Ansprechpartner Ingo Wahl Tel.: +86 10 6533-7987 [email protected] Dr. Björn Maack Tel.: +86 21 2323-3908 [email protected] Wie es aussieht, werden die strategischen Investitionen amerikanischer und europäischer Unternehmen aufgrund der Probleme im eigenen Markt leicht zurückgehen. Allzu drastisch wird dieser Rückgang allerdings nicht sein, da die momentane Situation für einige Investoren auch Gelegenheit bietet, überschüssige liquide Mittel anzulegen oder den eigenen Marktanteil auszubauen. Inländische M&A-Aktivitäten sollten im Jahr 2012 aufgrund der Entwicklung und Konsolidierung einzelner Industrien und Großunternehmen weiterhin wachsen. Bei inländischen Transaktionen werden Finanzinvestoren eine zunehmende Bedeutung erlangen. Das gilt speziell im Hinblick auf ihre Rolle als Quelle für Wachstumskapital für private Unternehmen, da KMU aufgrund der deutlich restriktiveren Kreditvergabe der Banken in ihren Finanzierungsmöglichkeiten begrenzt sind. Ob KMU bereits in diesem Jahr von der Lockerung der Geldmarktpolitik der chinesischen Zentralbank im Februar 2012 profitieren, bleibt abzuwarten. Allerdings wird aufgrund dieser potenziellen Nachfrage bei Finanzinvestoren derzeit mit einem einstelligen prozentualen Wachstum bei der Anzahl an Transaktionen über jeweils zehn Millionen US-Dollar gerechnet. In der Private-EquityBranche geht man von einer Konsolidierung und dem Rückzug von weniger etablierten Firmen aus, was einen Anstieg im Transaktionsvolumen je Deal nach sich ziehen wird. Obwohl der Börsengang als Exitstrategie im Jahr 2012 weiterhin die bevorzugte Methode bleiben wird, könnte die China Compass Frühjahr 2012 21 Investition und Finanzierung Börsengang in Hongkong: eine Chance für deutsche Unternehmen Die chinesischen Börsen Shanghai, Shenzhen und Hongkong haben sich in den letzten Jahren zu zentralen Schauplätzen des Geschehens auf dem internationalen Kapitalmarkt entwickelt. Getragen vom massiven Wirtschaftswachstum war China laut IPO Watch von PwC in den Jahren 2010 und 2011 der weltweit aktivste Markt für Neuzugänge an den Börsen überhaupt. Es sind in erster Linie einheimische Unternehmen, die hier den Sprung an den Kapitalmarkt wagen. Doch es mischen sich zunehmend westliche Unternehmen – und hier teils sehr prominente Markennamen – unter die Kandidaten. Alle Beteiligten wollen von der Attraktivität der chinesischen Börsen profitieren. Einen Blick auf den Börsenplatz Hongkong wirft der Beitrag von Jens-Peter Otto und Holger Miss. Global Player Hongkong Ausländische Emittenten können in China ausschließlich in Hongkong an die Börse gehen. Die beiden Börsen auf dem Festland hingegen sind weder für ausländische Börsengänge (Initial Public Offering, IPOs) noch für ausländische Investoren offen. Die Börse Hongkong kann auch für Unternehmen attraktiv sein, die Anteile an chinesischen Gesellschaften verkaufen wollen. Besonders institutionellen Investoren bietet diese Option unter Umständen eine attraktive Exitstrategie. Hongkong hat gerade in den Jahren 2010 und 2011 einige Neuzugänge an der Börse aus Europa und den USA verzeichnet. Den ersten Börsengang eines deutschen Unternehmens absolvierte die Schramm Coatings AG, ein in Offenbach ansässiger Hersteller von Kunststoff- und Metallbeschichtungen. Bekannter dürften die Namen Prada, L’Occitane oder Samsonite sein. Diese drei Hersteller von Konsumgütern und Luxuswaren wagten in den letzten beiden Jahren den Sprung an die Börse in Hongkong. Die Kennzahlen zu diesen Börsengängen lesen Sie in Tabelle 1. Tab. 1 In diesem Beitrag erfahren Sie ● was die Börse Hongkong grundsätzlich kennzeichnet. ● welche Anforderungen Unternehmen erfüllen müssen, die dort an die Börse wollen. ● warum Hongkong voraussichtlich erste Wahl bleiben wird, auch wenn westliche Unternehmen an der Börse Shanghai zugelassen werden. Alle drei Unternehmen haben eine starke Kundenbasis in asiatischen Ländern. Das macht einen wesentlichen Aspekt der Equity Story aus und garantiert dem Börsengang sowie dem nachfolgenden Aktienhandel eine hohe Aufmerksamkeit in der Region. Schließlich reicht es nicht aus, nur an den Kapitalreserven eines fremden Markts interessiert zu sein. Ein darüber hinausgehendes Interesse am Ort des Listings – sei es als wichtiger Absatzmarkt oder als Unternehmensstandort – ist für den langfristigen Erfolg eines Aktienlistings stets förderlich. Equity Story Unter dem Begriff Equity Story versteht man die zusammengefasste Darstellungsweise relevanter Fakten eines börsennotierten Unternehmens. Insbesondere werden hierbei die Unternehmensgeschichte, Finanzkennziffern sowie die Strategie des Unternehmens aufgezeigt. Die Equity Story richtet sich an private und institutionelle Investoren, Journalisten, Analysten und sonstige Stakeholder. Kennzahlen westlicher Börsengänge in Hongkong Erstnotierung Eingenommene Mittel (Mio. EUR) Kurs-Gewinn-Verhältnis bei Erstnotierung Kurs-Gewinn-Verhältnis 31. Januar 2012 Marktkapitalisierung 1. März 2012 (Mio. EUR) Prada 17.06.2011 1.670 35,5 26,8 11.214 L’Occitane 30.04.2010 564 28,7 24,3 2.660 Samsonite 10.06.2011 803 40,8 23,5 1.892 Unternehmen 22 China Compass Frühjahr 2012 Abb. 1 Die Börse Hongkong bietet alles, was man von einem international wettbewerbsfähigen Börsenplatz erwarten kann. Insgesamt 1.506 Unternehmen waren dort Ende Januar 2012 gelistet. 24 davon stammen nach Angaben der World Federation of Exchanges aus dem Ausland (sprich: weder aus Hongkong oder China noch Taiwan). In Deutschland betrug diese Quote zum selben Zeitpunkt 75 von 742 Unternehmen. Die gesamte Marktkapitalisierung aller in Hongkong gelisteten Unternehmen lag bei 2,46 Billionen US-Dollar (zum Vergleich: Deutsche Börse 1,30 Billionen US-Dollar). Ein wesentlicher Vorteil der Börse Hongkong für Investoren liegt in der großen Zahl der dortigen Börsengänge. Fallende Kurse und verunsicherte Anleger brachten während der letzten Finanzkrise 2008/2009 das IPO-Geschehen weltweit nahezu komplett zum Erliegen. Auch Hongkong blieb von einem Einbruch nicht verschont. Seitdem aber geht es wieder steil nach oben: 2011 erzielte Hongkong laut IPO Watch von PwC durch Börsengänge Erlöse in Höhe von rund 25 Milliarden Euro. Dieser Wert liegt nur geringfügig unter dem, der im selben Zeitraum an allen europäischen (26,5 Milliarden Euro) oder US-amerikanischen (25,6 Milliarden Euro) Börsen zusammen erzielt wurde! Zählt man nun noch die Erlöse im Jahr 2011 an den Börsen Shenzhen (20 Milliarden Euro) und Shanghai (11,7 Milliarden) hinzu, so wird die aktuelle Dynamik des chinesischen IPOMarkts noch deutlicher. Ein Blick auf das vierte Quartal 2010 zeigt auch: Das Jahr 2011 war kein Einzelfall. Denn Ende 2010 fanden mit den Börsengängen der Agricultural Bank of China und der AIA Group in Hongkong zwei der weltweit größten IPOs aller Zeiten überhaupt statt. Tab. 2 Kapitalmärkte in China zwischen 2006 und 2010 150 600 125 500 100 400 75 300 50 200 25 100 0 Anzahl der IPOs Gründe für einen Börsengang in Hongkong Funds Raised (Mrd. USD) Investition und Finanzierung 0 2006 2007 2008 Hongkong Shenzhen 2009 2010 Shanghai Anzahl der IPOs Quelle: Greater China IPO Watch, PwC Anforderungen an einen Börsengang in Hongkong Über die Aufnahme der Börsennotierung entscheidet die Hongkonger Börse (Hong Kong Stock Exchange). Für ein Listing im Main Board, dem zentralen Handelssegment der Börse Hongkong, muss ein Unternehmen verschiedene Kriterien erfüllen. Vorgegeben werden sie durch die Vorschriften zur Börseneinführung (Listing Rules) der Wertpapieraufsichtsbehörde. So muss das Unternehmen mindestens drei Jahre ohne substanzielle Veränderungen im Management bestanden haben. Außerdem muss das Unternehmen eine gewisse Mindestgröße aufweisen. Dazu werden die folgenden drei Tests durchgeführt, die Ihnen Tabelle 3 vorstellt. Zumindest einen davon muss ein Kandidat bestehen. Die zehn größten Börsengänge aller Zeiten BörsenRang zulassung Gesellschaft Börse Land Erlös (Mio. EUR) 1 2006 Industrial and Commercial Bank of China Ltd. Hong Hong Stock Exchange & Shanghai Stock Exchange China 22.041 2 2010 Agricultural Bank of China Ltd. Hong Hong Stock Exchange & Shanghai Stock Exchange China 21.074 3 2010 AIA Group Ltd. Hong Hong Stock Exchange China 20.465 4 2008 VISA Inc. New York Stock Exchange USA 19.650 5 1998 NTT Mobile Communication Network Inc. Tokyo Stock Exchange Japan 18.379 6 2010 General Motors Company Ltd. New York Stock Exchange USA 18.140 7 1999 Ente Nazionale per l’Energia Elettrica Milan Stock Exchange Italien 17.401 8 1996 Deutsche Telekom Frankfurt Stock Exchange Deutschland 13.036 9 2010 DAI-ICHI Mutual Life Insurance Ltd. Tokyo Stock Exchange Japan 11.159 10 2006 Bank of China Ltd. Hong Kong Stock Exchange China 11.152 China Compass Frühjahr 2012 23 Investition und Finanzierung Tab. 3 Testkriterien für einen Börsengang in Hongkong Test Anforderungen 1. Gewinn ● Gewinn: mindestens 50 Mio. HKD (rund 4,8 Mio. EUR) in den letzten drei Geschäftsjahren (genau: 20 Mio. HKD [rund 1,6 Mio. EUR] im letzten und insgesamt 30 Mio. HKD [rund 3,2 Mio. EUR] in den zwei vorherigen Geschäftsjahren) ● Marktkapitalisierung: mindestens 200 Mio. HKD (rund 19 Mio. EUR) zum Zeitpunkt des Erstlistings ● Marktkapitalisierung: mindestens 2 Mrd. HKD (rund 195 Mio. EUR) zum Zeitpunkt des Listings ● Umsatz: mindestens 500 Mio. HKD (rund 48 Mio. EUR) im letzten Geschäftsjahr ● Cashflow aus operativer Tätigkeit: zusammen mindestens 100 Mio. HKD (rund 9 Mio. EUR) aus den letzten drei Geschäftsjahren ● Marktkapitalisierung: mindestens 4 Mrd. HKD (rund 390 Mio. EUR) ● Umsatz: mindestens 500 Mio. HKD (rund 48 Mio. EUR) im letzten Geschäftsjahr 2. Marktkapitalisierung/ Umsatz/ Cashflow 3. Marktkapitalisierung/ Umsatz Aktien im Streubesitz Der Anteil der frei handelbaren Aktien (Freefloat) muss mindestens 25 Prozent aller begebenen Aktien betragen und ihr Wert wenigstens 50 Millionen Hongkong-Dollar (HKD, etwa 4,8 Millionen Euro). Es steht im Ermessen der Börse, diese Mindestanforderung auf bis zu 15 Prozent des Grundkapitals zu mindern. Allerdings nur unter einer Voraussetzung: Die Börsenkapitalisierung muss mehr als zehn Milliarden Hongkong-Dollar (also etwa 900 Millionen Euro) betragen. Außerdem dürfen die drei größten Investoren nach dem Börsengang zusammen nicht mehr als 50 Prozent der frei handelbaren Aktien halten. Anforderungen an den Prospekt Möchte ein Unternehmen den Gang an das Main Board der Hongkonger Börse antreten, ist ein Börsenprospekt zu erstellen. Dieser muss zum einen allgemeine Angaben zum Unternehmen und den Wertpapieren enthalten, die gelistet werden sollen. Zum anderen muss der Prospekt über Restrukturierungen und Geschäfte mit dem Unternehmen nahestehenden Personen informieren. Bitte beachten Sie dabei: Diese beiden Themengebiete sowie sonstige wesentliche Transaktionen werden auch nach der Börsennotierung zu umfangreichen Melde- und Berichtspflichten führen. Der Prospekt muss keine quantitativen Aussagen zur künftigen Geschäftsentwicklung machen. Verlangt werden 24 China Compass Frühjahr 2012 allerdings qualitative Aussagen zur aktuellen Geschäftsentwicklung und zum Geschäftsplan. Das Management muss bestätigen, dass das vorhandene Kapital mindestens die Geschäftstätigkeit der nächsten zwölf Monate abdeckt. Sollte das Kapital dafür nicht ausreichen, ist darzulegen, wie zusätzliche Mittel beschafft werden sollen, um die Lücke zu schließen. Eine Übersicht zum Schuldenstand und einige Detailangaben zu den Verbindlichkeiten (indebtedness information) dürfen ebenfalls nicht fehlen. Ferner müssen die Ergebnisse einer formalen Bewertung von Gebäuden und von Grund und Boden dargestellt werden. Diese Bewertung darf zum Zeitpunkt der Einreichung des Börsenprospekts nicht älter als drei Monate sein. Die im Prospekt enthaltenen Jahresabschlüsse sind entweder nach den International Financial Reporting Standards (IFRS) oder den Hong Kong Financial Reporting Standards (HKFRS) aufzustellen, wobei die HKFRS fast vollständig den IFRS entsprechen. Der letzte geprüfte Jahres- oder Zwischenabschluss vor Börsengang darf nicht älter sein als sechs Monate. Der Prüfer dieser Abschlüsse muss in Hongkong registriert sein. Anforderungen an das Interne Kontrollsystem Die Sponsoren müssen nach Durchführung einer Due Diligence bestätigen, dass das Interne Kontrollsystem (IKS) das Management des antragstellenden Unternehmens befähigt, die Einhaltung aller zur Börsennotierung relevanten Vorschriften – nicht zuletzt auch der Bilanzierungsstandards – sicherzustellen und sich einen Überblick über die finanzielle Lage und den Geschäftsausblick zu verschaffen. Ein jährlicher Bestätigungsvermerk des Abschlussprüfers zum IKS, wie dies der US-amerikanische Sarbanes-Oxley Act (SOA) vorsieht, ist allerdings nicht erforderlich. Ebenso sind die Anforderungen an ein IKS und der Umfang der Überprüfung durch den Sponsor nicht so detailliert wie nach den vom SOA und den durch das Public Company Accountant Oversight Board vorgegebenen Standards. Allerdings wird der Abschlussprüfer regelmäßig in Vorbereitung dieser vom Sponsor abzugebenden Bestätigung gesondert beauftragt, das IKS zu untersuchen. Hier ist eine enge Abstimmung zwischen Unternehmen, Sponsor, der Hongkonger Börse und gegebenenfalls dem Abschlussprüfer notwendig. Nach erfolgreicher Börsennotierung hat der jährlich vom Management zu erstellende Corporate-Governance-Bericht eine Aussage zum IKS zu enthalten. Hierbei wird in der Praxis regelmäßig auch die Einschätzung des Abschlussprüfers eingeholt. Investition und Finanzierung Listing ausländischer Unternehmen Unternehmen mit Sitz im Ausland und ausländischer Rechtsform werden grundsätzlich zum Börsengang in Hongkong zugelassen, wenn ihr Herkunftsstaat einen den HK-Regeln vergleichbaren Aktionärsschutz bietet. Bis Ende 2011 waren die Rechtssysteme von 22 Staaten seitens der Börse Hongkong entsprechend anerkannt, darunter auch das deutsche. Ein deutscher Emittent kann also unter Beibehaltung seiner Rechtsform (etwa als Aktiengesellschaft) in Hongkong an die Börse gehen. Die dortigen Listing Rules müssen befolgt werden. Bestimmte Hongkong-spezifische Rechtsakte, wie zum Beispiel der HK Code on Corporate Governance Practices, müssen hingegen nicht beachtet werden (Details dazu finden Sie in dem Beitrag: „Börse Hongkong erleichtert Zugang zum organisierten Kapitalmarkt für deutsche Unternehmen“ in der Ausgabe Winter 2009/2010 Ihres China Compass ab Seite 48). Alternative: Hong Kong Growth Enterprise Market Neben dem Main Board gibt es an der Börse Hongkong noch das Börsensegment Growth Enterprise Market (GEM). Dieses zielt auf die Notierung junger wachstumsstarker Unternehmen ab. Zulassungs- und Notierungspflichten sind hier weniger intensiv ausgeprägt. Sie unterscheiden sich vom Main Board vor allem in folgenden vier Punkten: ● Die Anforderungen an Größe und Marktkapitalisierung des zu notierenden Unternehmens sind niedriger. ● Eine Gewinnhistorie muss nicht nachgewiesen werden. ● Gefordert sind nur Angaben zu den letzten zwei Jahren der Unternehmensgeschichte, statt zu dreien. ● Das Unternehmen muss nicht neue Aktien begeben, sondern kann existierende Aktien an den Markt bringen. westliche Wurzeln. Das Listing-Verfahren in Hongkong ist damit, anders als das in Shanghai, transparent. Erfüllt das Unternehmen die in den Listing Rules vorgegebenen Voraussetzungen, besteht ein Anspruch auf Börsennotierung. Ob das beim Shanghai International Board auch so sein wird, ist mehr als zweifelhaft. Es ist durchaus denkbar, dass in Shanghai politische Vorgaben an die chinesische Börsenaufsichtsbehörde China Securities Regulatory Commission zur Bevorzugung von „genehmen“ Unternehmen führen könnte, sodass ein Antrag in Shanghai einen ungewissen Ausgang haben könnte, obwohl alle Antragsvoraussetzungen formell erfüllt scheinen. Auch ist beim Shanghai International Board zu erwarten, dass dieses pro Jahr nur einer kleinen Zahl sehr großer Unternehmen offen stehen wird. Für die meisten internationalen Unternehmen hingegen wird der Gang an die Börse Shanghai auch nach Schaffung des International Board dauerhaft verwehrt bleiben. Ein Punkt, der eindeutig für die Beschäftigung mit dem Börsenplatz Hongkong spricht. ............................................................................................................................................... Ihre Ansprechpartner Jens-Peter Otto Tel.: +86 21 2323-3350 [email protected] Dr. Holger Miss Tel.: +44 20 7804-2452 [email protected] Shanghai International Board Ausländischen Unternehmen wird eine Börsennotierung in China zukünftig wohl auch in Shanghai möglich sein (vergleichen Sie dazu den bereits erwähnten Artikel in der Ausgabe Winter 2011 des China Compass ab Seite 23). Offizielle Stellen haben jedenfalls schon vor Jahren angekündigt, hierfür ein gesondertes Börsensegment zu schaffen. Die Einführung dieses Shanghai International Boards ist schon mehrfach verschoben worden. Nach wie vor ist nicht genau absehbar, wann es geöffnet wird und wie genau die rechtlichen und praktischen Rahmenbedingungen eines Listings dort ausgestaltet sein werden. Worin besteht nun der Vorteil einer Notierung an der Börse in Hongkong gegenüber einer künftig möglichen Notierung am International Board in Shanghai? Ein Unterschied ist kultureller Natur. Denn das Rechtssystem in Hongkong hat generell China Compass Frühjahr 2012 25 Investition und Finanzierung Photovoltaik: China bald größter Markt weltweit China hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt, um seinen Beitrag für den Kampf gegen den Klimawandel zu leisten. Der Photovoltaikmarkt wächst im Land stark. – Im folgenden Artikel liefert Ihnen Björn Maack eine Übersicht über die derzeitige Marktentwicklung im PV-Markt, die Ziele der Regierung und ihre Fördermechanismen. Anschließend analysiert der Beitrag, welche Faktoren den Markt beeinflussen, und wirft einen Blick auf die zukünftige Entwicklung. Installierten chinesische Projektentwickler und Kraftwerksbetreiber 2010 noch eine überschaubare Kapazität in Höhe von 600 Megawatt (MW), wurde 2011 bereits ein Volumen von 2.900 Megawatt erreicht (Abb. 1). China gehört seitdem zu den Top Five der PV-Märkte weltweit. Ähnlich wie in anderen Ländern waren in der ersten Wachstumsphase die Großanlagen (Large Scale, größer als ein Megawatt) das bei weitem größte Marktsegment. Zwei Hauptfaktoren haben zu dem enormen Wachstum von fast 500 Prozent geführt: zum einen die neu eingeführten Einspeisetarife (feed-in, FiT), zum anderen ein Preisverfall von 40 Prozent für Systemkomponenten. Abb. 1 Jährliche Installationen in China 2010 und 2011 2.900 MW 600 MW 2010 Large Scale 2011 Residential, Commercial and off-grid Die Anteile der Segmente wurden grob geschätzt. Quellen: Solarbuzz, PwC-Analyse Einführung von Einspeisetarifen 2011: Initialzündung für den Markt Die chinesische Regierung steckte sich in ihrer Umweltagenda hohe Ziele und korrigierte die Pläne für Photovoltaikinstallationen mehrmals nach oben. Die letzte Anpassung nahm sie November 2011 vor, als sie ihre Ziele für kumulierte Installationen nochmals von zehn auf 15 Gigawatt für 2015 und von 20 Gigawatt auf 50 Gigawatt für 2020 erhöhte. 26 China Compass Frühjahr 2012 In diesem Beitrag erfahren Sie ● wie sich der chinesische PV-Markt 2011 entwickelt hat. ● auf welche Weise China die Entwicklung der Photovoltaik fördert. ● welche Faktoren die weitere Entwicklung des Markts bestimmen. Zusätzlich wurden die Pläne weiter spezifiziert. Demnach sollen drei der bis 2015 insgesamt geplanten 15 Gigawatt auf Dächern installiert werden. Es gibt mehrere Subventionsprogramme, die die Erreichung der Ziele unterstützen sollen. Hierzu zählen das Feed-intariff Programm (FiT), das Golden Sun Programm, das BIPV (Building integrated photovoltaics) und BAPV (Building applied photovoltaics) Programm und Konzessionsrunden. Das FiT ist die wichtigste Maßnahme und wurde im August 2011 eingeführt. Sie gewährt die folgenden Zahlungen: ● 1,15 Renminbi (RMB) pro Kilowattstunde für Projekte, die vor Juli 2011 registriert wurden und spätestens am 31. Dezember betriebsfähig waren ● 1,0 RMB pro Kilowattstunde für das zweite Halbjahr 2011 und für 2012 Abweichend von diesen nationalen FiTs gibt es provinzspezifische Solar-FiTs in Qinghai, Shandong, Jiangsu und Zhejiang, deren Tarife zwischen 1,15 und 1,43 RMB pro Kilowattstunde liegen. Das Golden-Sun-Programm richtet sich an private, kommerzielle sowie netzunabhängige Projekte (off-grid). Seine Vorläufer, Golden Sun und Solar Roofs, wurden im September 2010 zusammengelegt. Erfolgreiche Bewerber erhalten direkte Zuschüsse für die Anlagen. Sie betragen 70 Prozent für Off-grid- und 50 Prozent für netzgebundene Systeme mit einer Kapazität von mehr als 300 Kilowatt. Die Programme werden durch einen Fonds für die Entwicklung erneuerbarer Energien des Finanzministeriums finanziert. Von 2009 bis 2011 wurden Projekte mit einer Gesamtleistung von insgesamt 1.600 Megawatt genehmigt. Ende 2011 verkündete das Finanzministerium ein neues BIPV- und ein neues BAPV-Förderprogramm. Im Jahr 2012 erhalten BIPV-Systeme direkte Investitionszuschüsse in Höhe von neun RMB pro Watt, während BAPV-Systeme mit 7,5 RMB pro Watt bezuschusst werden. Die endgültigen Förderregelungen werden nach Aussagen des Finanzministeriums vom Marktpreis der Solarprodukte abhängen. Investition und Finanzierung Seit 2009 wurden zwei Konzessionsrunden mit 20 Megawatt (zwei Projekte) und 280 Megawatt (13 Projekte) durchgeführt. Diese Runden wurden in Form öffentlicher Ausschreibungen ausgerichtet und bezogen sich auf Large-ScaleProjekte. Beobachter erwarten, dass dieses Programm nicht fortgeführt, sondern durch das FiT-Modell ersetzt wird. Neben den bislang genannten direkten Zuschüssen gibt es weitere Unterstützungsmechanismen, darunter Steueranreize oder Gebührenerlasse. Steueranreize für Windund Solarkraftwerke bestehen aus einer 100-prozentigen Befreiung von der Körperschaftsteuer in den ersten drei Jahren und einer 50-prozentigen Befreiung vom vierten bis zum sechsten Jahr (beruhend auf einem Standardsteuersatz von 25 Prozent). Die Provinz Ningxia erlässt Entwicklern die Gebühren für die Landübertragung, neue Bebauungsflächen und Grundstücksmanagement. Mithilfe der erwähnten Fördermaßnahmen haben die LargeScale-Projekte eine Rentabilität (internal rate of return, IRR) von sechs bis zehn Prozent erreicht. Nach Beobachtungen von Marktteilnehmern ermöglichte das Golden-SunProgramm einigen Projekten in den sonnigen nordwestlichen Regionen einen IRR von bis zu 35 Prozent. Diese Margen führten zu sehr hohen Installationsraten: Anlagen mit einer Gesamtleistung von 1.700 Megawatt wurden allein im vierten Quartal 2011 installiert, da die Kunden rechtzeitig vor der für Anfang des Jahres 2012 geplanten Senkung des FiT um 13 Prozent ihre Anlagen anschließen wollten. Subventionspolitik: ein kritischer Faktor der Marktentwicklung Die zukünftige Entwicklung des Markts hängt ab von der Wettbewerbsfähigkeit der Preise, der Bezahlbarkeit durch private und kommerzielle Kunden sowie der Subventionspolitik. Stichwort preisliche Wettbewerbsfähigkeit: Die Elektrizitätspreise in China gehören zu den niedrigsten der Welt. Selbst wenn man davon ausgeht, dass die mittleren Kosten der Stromerzeugung (levelised cost of electricity, LCOE) von 2011 um weitere 30 Prozent auf 0,65 RMB pro Kilowattstunde 2014 sinken, würden sie immer noch circa 0,30 RMB pro Kilowattstunde höher sein als die vergleichbaren Kosten von Kohle- und Gaskraftwerken. Solange der chinesische Staat keine Steuer auf CO2-Emissionen erhebt, ist China im Unterschied zu vielen europäischen Ländern von Netzparität (grid parity) noch weit entfernt. Bei der Bezahlbarkeit merken einige Beobachter an: Chinesische Privatkunden sind möglicherweise nicht in der Lage, sich ein Photovoltaiksystem zu leisten, weil ihr verfügbares Einkommen dafür nicht genügt. Einerseits deuten offizielle Statistiken darauf, dass das jährlich in Städten verfügbare Einkommen von etwa 2.600 Euro in Vergleich zum Preis eines Photovoltaiksystems mit einer Leistung von fünf Kilowattstunden in Höhe von rund 8.700 Euro tatsächlich niedrig ist. Die Relation zwischen dem Preis einer Photovoltaikanlage und verfügbarem Einkommen beträgt in China mit 3,3 das Fünfeinhalbfache des vergleichbaren Werts in Deutschland von circa 0,6. Das Verhältnis zwischen Hauspreis und Hauseigentum aber zeigt: Die chinesischen Bürger verfügen möglicherweise über mehr Kaufkraft, als die offiziellen Statistiken belegen. Dagegen ließe sich einwenden, dass Chinesen dem Besitz eines Apartments eine wichtige soziale Funktion beimessen, da eine eigene Wohnung eine Voraussetzung für eine Heirat sein kann und dieser Umstand die reale Kaufkraft überbewertet. Allerdings deuten Statistiken über absolute Ausgaben für etwa Autos und Luxusgüter darauf hin, dass die Bezahlbarkeit eines PV-Systems keine wirkliche Barriere ist. Da die preisliche Wettbewerbsfähigkeit in der nahen Zukunft wahrscheinlich nicht erreicht wird und die Bezahlbarkeit also keine tatsächliche Barriere ist, ist die Subventionspolitik der wichtigste Treiber der Entwicklung des chinesischen Photovoltaikmarkts. Der folgende Abschnitt listet verschiedene Pro- und Kontraargumente im Hinblick auf die Nachhaltigkeit der gegenwärtigen Förderpolitik und des damit verbundenen Marktvolumens auf. Pro ● Die Ziele wurden immer wieder nach oben korrigiert: zuletzt im November 2011 von zehn auf 15 Gigawatt bis 2015 und von 20 auf 50 Gigawatt bis 2020. ● Marktteilnehmer erwarten, dass das Golden-SunProgramm für die nächsten drei bis vier Jahre neben dem FiT-Modell bestehen bleibt. ● Trotz der hohen Installationsraten 2011 verkündete das Finanzministerium neue BIPV- und BAPV-Zuschussprogramme. Kontra ● Hohe IRR haben zu einer Projektpipeline von bis zu 20 Gigawatt geführt. Marktteilnehmer erwarten deshalb staatliche Maßnahmen zur effektiveren Kontrolle des Wachstums. ● Projekte werden generell durch den Zuschlag für erneuerbare Energien in Höhe von 0,004 RMB pro Kilowattstunde finanziert. Experten geben zu bedenken, dieser Zuschlag könnte zu niedrig sein, um die erwarteten Ausgaben zu decken. ● Das Golden-Sun-Programm wird durch einen Fonds für die Entwicklung erneuerbarer Energien finanziert. Wie groß dieses Subventionsprogramm in Zukunft sein wird, ist unklar. China Compass Frühjahr 2012 27 Investition und Finanzierung Insgesamt hat China bisher wenig Zeit gehabt, um Erfahrungen mit Solarsubventionen zu sammeln. In der Vergangenheit waren die Zuschüsse zu niedrig, um einen großen Markt entstehen zu lassen, während die Höhe der Zuschüsse aktuell zu einer Blase geführt hat. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen: Jedes Land reagiert anders auf Photovoltaikblasen. Während Spanien den Markt durch ein Installationslimit praktisch zum Erliegen brachte, verzeichnete Deutschland trotz der Senkungen der Fördertarife in den letzten drei Jahren neue Rekordwerte bei den Installationen. Wahrscheinlich wird die chinesische Regierung Photovoltaik weiterhin in ausreichendem Maße unterstützen, um ihre Umweltziele zu erreichen und zunehmenden Bedenken in der Bevölkerung über Umweltverschmutzung aktiv entgegenzutreten. Sie haben gesehen: Der chinesische Photovoltaikmarkt wird auch in Zukunft einer der fünf größten Märkte der Welt sein. Dem wahrscheinlichsten Szenario für 2015 entsprechend werden die staatlichen Ziele für 2015 erreicht werden. Das würde eine durchschnittliche Marktgröße von rund 2.825 Megawatt pro Jahr bedeuten (Abbildung 2). Basierend auf einer positiven Subventions- und Einkommensentwicklung wird das Segment Residential and Commercial seinen Anteil am Photovoltaikmarkt voraussichtlich bis 2015 auf 25 Prozent erhöhen. Um diese Möglichkeit für sich zu nutzen, sollten in- und ausländische Unternehmen geeignete Ansätze entwickeln, um erfolgreich in die verschiedenen Marktsegmente (Residential, Commercial and off-grid und Large Scale) einzutreten. Abb. 2 Ihr Ansprechpartner Dr. Björn Maack Tel.: +86 21 2323-3908 [email protected] Ziele zur kumulierten Installation von Photovoltaik 2011 bis 2015 und durchschnittliche jährliche Installationen 2012 bis 2015 16.000 Installationen (MW) 14.000 3.000 12.000 3.000 2.825 2.500 625 2.000 10.000 1.500 8.000 6.000 12.000 4.000 500 2.000 3.200 0 2011 Large Scale 1.000 2.200 500 0 Average market size 2012–2015 Residential, Commercial and off-grid 2015 Quellen: China Greentech Initiative, PwC-Analyse 28 China Compass Frühjahr 2012 ............................................................................................................................................... Investition und Finanzierung Investitionslenkungskatalog 2011: Prinzipien, Zielausrichtung und Handlungsoptionen In unserer „China Compass“-Ausgabe Sommer 2011 (Seite 11 ff.) haben wir bereits ausführlich über den Referentenentwurf des Investitionslenkungskatalogs berichtet, der zu der Zeit noch offen für fachlichen Stellungnahmen war. Die chinesische Planungs- und Entwicklungskommission und das chinesische Handelsministerium haben nunmehr am 24. Dezember 2011 mit dem gemeinsamen Erlass 12 die neue Version des Investitionslenkungskatalogs für ausländische Unternehmen veröffentlicht. Die aktuelle Ausgabe ist seit 30. Januar 2012 in Kraft und ersetzt den bisherigen Katalog zur Lenkung der Investitionen in der Version von 2007. Die Neuauflage des Katalogs ist von außerordentlicher Bedeutung für bestehende und geplante Investitionsentscheidungen in China. Denn Aktivitäten in bestimmten Branchen und Industrien werden von der chinesischen Regierung streng kontrolliert und zum Teil nur unter Auflagen genehmigt. Der Katalog ist Maßstab für die genehmigungsrechtliche Zulässigkeit eines geplanten Investitionsvorhabens und setzt den Rahmen, in dem die Realisierung eines solchen Vorhabens möglich ist. Was sich geändert hat, fassen Dirk Bongers und Chao Han für Sie zusammen. Hintergrund und Aufbau Der aktuelle Katalog zur Lenkung der Investitionen ist die fünfte revidierte Version während der vergangenen 16 Jahre: Der erste Katalog zur Steuerung ausländischer Investitionen in China stammt aus dem Jahr 1995. Damals wie heute verfolgt die chinesische Regierung mit diesem Instrument das Ziel, ausländische Investitionen zu beaufsichtigen und zu lenken. Angesichts der rasanten Entwicklung der chinesischen Wirtschaft seit der Erstauflage 1995 wurde der Katalog immer wieder an die aktuellen Entwicklungsziele angepasst, so etwa 2004 und zuletzt in der vierten Auflage 2007. Wie schon in der Vergangenheit listet auch der aktuelle Entwurf des Investitionslenkungskatalogs drei Arten von Investitionen auf: ● geförderte Investitionen ● eingeschränkt erlaubte Investitionen ● verbotene Investitionen In diesem Beitrag erfahren Sie ● wie der Investitionslenkungskatalog aufgebaut ist und welchen Leitprinzipien er folgt. ● welche Grundausrichtung der Katalog hat und welche Ziele er anstrebt. ● welche Chancen und welcher Handlungsbedarf sich durch den neuen Katalog ergeben. Die Durchführung geförderter Investitionen wird in vielerlei Hinsicht unterstützt, etwa durch eine besonders kurze Genehmigungsdauer. Beschränkt zulässige Investitionsvorhaben sind regelmäßig nur in der Form eines Joint Ventures möglich, also als Gemeinschaftsunternehmen zusammen mit einem chinesischen Partner. Auch die Anteilsverhältnisse gibt der Katalog vor: So lassen sich zahlreiche Vorhaben nur gemeinsam unter Mehrheitsbeteiligung eines chinesischen Gesellschafters verwirklichen. Im Investitionslenkungskatalog nicht aufgeführte Branchen und Industrien unterliegen keiner Investitionsbeschränkung, sie gelten daher grundsätzlich als erlaubt (Erlaubnis mit Beschränkungsoder Verbotsvorbehalt). Daher können sich durch die aktuelle Änderung des alten Katalogs – etwa die Aufhebung mancher derzeitigen Beschränkungen – Chancen für deutsche Investoren ergeben, wenn der Zugang zu einer bestimmten Branche nach der Aufhebung erstmals für ausländische Investoren gewährt wird. Wie Sie noch im Detail lesen werden, können umgekehrt aber auch neue, geförderte Aktivitäten ein Risiko für bereits getätigte Investitionen bedeuten. Auf jeden Fall ist der Investitionslenkungskatalog ein verlässlicher Maßstab für die Bewertung der chinesischen Industriepolitik in den kommenden Jahren und kann daher dem ausländischen Investor auch dabei helfen, seine Investitionen zu planen. Prinzipien und Zielrichtung Ungeachtet der Details sind drei große Leitprinzipien im revidierten Katalog zu erkennen: ● Umsetzung des zwölften Fünfjahresplans ● vorsichtige Fortsetzung der Öffnungspolitik ● Verfolgung wirtschaftlicher und industriepolitischer Interessen Chinas Umsetzung des zwölften Fünfjahresplans Ziel dieses Lenkungsinstruments bleibt nach wie vor, die gesamtpolitischen Ausrichtungen der chinesischen Regierung umzusetzen. Der aktuelle Entwurf basiert auf den Leitlinien des Staatsrats über die Meinungen zu den Maßnahmen einer verbesserten Nutzung ausländischer Investitionen (Opinions on Further Improving the Work of Utilizing Foreign Investments) vom 6. April 2010. Außerdem China Compass Frühjahr 2012 29 Investition und Finanzierung steht die aktuelle Fassung in engem Einklang mit den übergeordneten Zielen des zwölften Fünfjahresplans und trägt durch die gezielte Lenkung der Auslandsinvestitionen dazu bei, ihn umzusetzen. Das soll Ihnen folgendes Beispiel verdeutlichen: standards in den letzten Jahren angehoben. Parallel dazu verschärft auch der aktuelle Investitionslenkungskatalog die Umweltkriterien für förderfähige Investitionen. Investitionen in die chemische Verarbeitung von Kohle (etwa Kohleverflüssigung) werden beispielsweise nicht mehr gefördert. Eine der zuvor genannten Meinungen des Staatsrats enthält die vorrangige Förderung von Hochtechnologieinvestitionen aus dem Ausland. Analog dazu findet sich im Kapitel 3 Abschnitt 9 Absatz 1 des aktuellen Fünfjahresplans die Forderung, dass China sich im Automobilsektor die Kerntechnologie der Schlüsselkomponenten aneignet und selbstständig weiterentwickelt. Basierend auf den Leitprinzipien dieser beiden Dokumente gehört zum Beispiel die Entwicklung von Schlüsselkomponenten eines Elektroautos nach Abschnitt 19 Nummer 4 des Investitionslenkungskatalogs zu den geförderten Investitionen. Gleichzeitig wird aber die Höchstbeteiligungsquote des ausländischen Partners bei Investitionen in Elektroautos auf höchstens 50 Prozent beschränkt. Am Beispiel der konkreten Umsetzung sehen Sie: Der aktuelle Entwurf des Investitionslenkungskatalogs ist, wie etwa die steuerliche Förderung von Hochtechnologieunternehmen, nur ein weiteres Mittel, um übergeordnete Leitprinzipien umzusetzen, mit denen der Gesetzgeber die grundlegende Ausrichtung des Landes bestimmt. Der jüngst verabschiedete Investitionslenkungskatalog 2011 und seine Schwerpunkte machen deutlich: In China sind nur solche ausländischen Investitionen erwünscht, die mit dem gesamtpolitischen Interesse des Landes im Einklang stehen. Wie Sie im Folgenden lesen werden, will China in erster Linie die Struktur der Industrie mithilfe ausländischer Technologie verbessern. Vorsichtige Fortsetzung der Öffnungspolitik Seit Chinas Beitritt zur Welthandelsorganisation im Jahre 2001 öffnet China kontinuierlich, aber vorsichtig weitere Wirtschaftszweige für ausländische Investoren. Auch wenn der aktuelle Investitionslenkungskatalog nach den Stimmen einiger Interessenverbände aus der EU und den USA noch nicht weit genug geht, ist zu erkennen, dass die bisherigen Beschränkungen für Investitionen ausländischer Unternehmen sukzessiv abgebaut werden. Gegenüber der Vorversion aus dem Jahre 2007 wurden zusätzlich drei weitere geförderte Industriekategorien aufgenommen und gleichzeitig sieben eingeschränkt erlaubte Industriekategorien und eine verbotene Industriekategorie aus dem Investitionslenkungskatalog gestrichen. Die Streichung eines Vorhabenbereichs aus der Kategorie der eingeschränkt erlaubten beziehungsweise verbotenen Vorhaben führt grundsätzlich zu einer Erlaubnisfreiheit des jeweiligen Vorhabens. Darüber hinaus wurden in elf Fällen bisherige Höchstbeteiligungsquoten für ausländische Investoren aufgegeben. Andererseits ist aber auch zu beachten: Manche neu eingeführte Förderkategorien sehen Beteiligungshöchstgrenzen vor. Anpassung an chinesische Interessen und die aktuelle Rechtslage Ein weiteres Leitprinzip des Katalogs ist die Verknüpfung und Abstimmung der Investitionssteuerung mit den Gesetzen und Verordnungen, die seit 2007 in Kraft getreten sind. Beispielsweise hat China die geltenden Umwelt- 30 China Compass Frühjahr 2012 Brennpunkt und Umsetzung Der aktuelle Investitionslenkungskatalog steht generell im Zeichen einer veränderten Markt- und Wettbewerbssituation Chinas: Angesichts steigender Produktionskosten (allen voran das Lohnniveau in den Küstenregionen) und der beschränkten Ressourcen ist die Dringlichkeit eines Strukturwandels der chinesischen Wirtschaft größer denn je. International konkurrieren zudem immer mehr Unternehmen um knappe Rohstoffe, Kapital und gut ausgebildete Fachkräfte. Verglichen mit den bisherigen Investitionslenkungskatalogen konzentriert sich die Neuauflage 2011 einmal mehr darauf ● das produzierende Gewerbe strukturell aufzuwerten, ● strategische Wirtschaftszweige zu fördern und ● einen modernen Dienstleistungssektor aufzubauen und zu stärken. Diese drei Ziele der Regierung führen Ihnen die folgenden Abschnitte im Detail vor Augen. Strukturelle Aufwertung des produzierenden Gewerbes Der beabsichtigte Strukturwandel verfolgt zwei Ziele: ● Abkehr von energie- und arbeitsintensiver Industrie mit geringer Qualifikation ● Transformation zu einem produzierenden Gewerbe mit fortschrittlicher Technologie und hoher Wissensintensität Quer durch alle Wirtschaftszweige fördert Beijing nun Investitionen mit hohem Technologiestandard, während konventionelle Produktionsbetriebe keine Förderungen mehr beanspruchen können. (Den Hintergrund des in diesem Zusammenhang oft zu hörenden Begriffs Liang Gao Yi Zi finden Sie in der Infobox.) So wurde etwa die Produktion ganzer Automobile von der Liste der förderwürdigen Investitionen gestrichen, weil sie keinen nennenswerten Know-how-Transfer bewirkt und in diesem Sektor zudem längst zahlreiche ausländische Autohersteller tätig sind. Nicht mehr zu den geförderten Investitionen gehört analog Investition und Finanzierung auch die Herstellung von polykristallinem Silizium, ein Grundstoff für die Halbleiterindustrie und für Sonnenkollektoren. Denn die Produktion vom polykristallinen Silizium setzt große Mengen von Giftstoffen frei. Liang Gao Yi Zi Die chinesische Abkürzung Liang Gao Yi Zi steht für Gao Hao Neng (energieintensiv), Gao Wu Ran (stark verschmutzend) und Zi Yuan Xing (rohstoffintensiv). Wörtlich übersetzt bedeuten die vier Zeichen: „zweimal hoch und einmal Ressource“. Mit dieser Abkürzung werden Betriebe bezeichnet, die hoch energieintensiv und hochgradig verschmutzend produzieren („zweimal hoch“) und zudem viele Ressourcen verbrauchen („einmal Ressource“). Der Begriff tauchte zum ersten Mal im elften Fünfjahresplan Chinas 2005 auf, und zwar als ein Negativbeispiel der industriellen Entwicklung. Seitdem verfolgt China das Ziel, die Zahl der Betriebe gezielt einzudämmen, welche die Umwelt stark verschmutzen sowie energie- und ressourcenintensiv produzieren. Erreicht werden soll das unter anderem mittels Streichung derartiger Auslandsinvestitionen aus der förderfähigen Liste. Diesen Kurs setzt auch der aktuelle Investitionslenkungskatalog konsequent fort: So wurden die chemische Aufbereitung von Kohle sowie die Herstellung vom polykristallinen Silizium von den förderfähigen Investitionsvorhaben gestrichen, vor allem weil ihre Herstellung energieintensiv ist und die Umwelt hochgradig verschmutzt. Förderung strategischer Wirtschaftszweige Eine zweite erkennbare Stoßrichtung des neuen Investitionslenkungskatalogs ist die Förderung von „neuen“ strategischen Wirtschaftszweigen. Damit möchte China seine Abhängigkeit von traditionellen und konventionellen Methoden der industriellen Produktion verringern. Speziell geht es um Industriebereiche, die das produzierende Gewerbe in den nächsten Jahrzehnten dominieren werden. Folgende Kategorien strategischer Wirtschaftszweige sollen nach dem Katalog gefördert werden: ● die Herstellung von Schlüsselkomponenten für den Automobilbau mit Alternativantrieb: zum Beispiel Hybrid- und Elektroantrieb ● innovative Biotechnologieprodukte wie neue Impfstoffe, Biomedizin und moderne medizinische Ausstattung, Medizintechnik ● moderne Informationstechnologien: darunter Netzsystemausstattungen auf Basis der IPv6-Generation (der „Datenübertragung der nächsten Generation“) ● umweltschonende und energiesparende Technologien in allen Produktionsbereichen: etwa Anlagen zur Wiederverwertung von Abfall, zur Überwachung von Verschmutzungen und zur Aufbereitung von Meerwasser ● anspruchsvolle Materialien: Hochleistungsfasern, Hochleistungsstahl, supraleitende Materialien sowie Materialien unter Nutzung der Nanotechnologie ● Anlagen zur Herstellung erneuerbarer Energien: Solarenergie-, Windkraft- und Biomasseanlagen Förderung eines modernen Dienstleistungssektors Ein drittes Ziel des neuen Investitionslenkungskatalogs sind der Aufbau und die Erweiterung von Dienstleistungen, die der chinesischen Gesellschaft von dauerhaftem Nutzen sind. Dafür wurden insgesamt neun weitere Dienstleistungsarten in die Liste der geförderten Investitionen aufgenommen. Dazu gehören: ● Dienstleistungen zur beruflichen Aus- und Fortbildung ● Venture-Capital-Unternehmen, die Unternehmen in der Gründungsphase fördern ● Dienstleistungen rund um geistiges Eigentum ● der Betrieb von Ladestationen für Elektrofahrzeuge ● die technische Reinigung von Meerwasser, das durch Öl verschmutzt ist Außerdem strich der Investitionslenkungskatalog den Betrieb von medizinischen Einrichtungen und Dienstleistungen im Finance Leasing von der Liste der eingeschränkt erlaubten Aktivitäten. Damit sind diese Investitionsprojekte nicht mehr mit dem Status restricted belegt und grundsätzlich offen für ausländische Investoren. Lenkung der ausländischen Investitionen nach Regionen Die bisherigen Ausführungen zum Katalog zeigen: Die chinesische Regierung hat vor allem einen kontinuierlichen Strukturwandel in den besser entwickelten Küstenregionen Chinas im Sinn. Im Gegensatz zu den Jahren, als die Reform der chinesischen Wirtschaft langsam begann, geht es längst nicht mehr um die Schaffung von Arbeitsplätzen. Im Vordergrund steht stattdessen eine rapide Steigerung von Produktivität und Wertschöpfung durch eine technologische Modernisierung oder den Zugang zu überlegener Technologie. Da die wirtschaftliche Entwicklung in einem riesigen Land wie China nicht überall parallel verlaufen kann, lenkt die chinesische Führung ausländische Investitionen auch räumlich differenziert. Wie Sie schon in der Ausgabe Winter 2011/2012 Ihrer Fachnachrichten China Compass ab Seite 29 lesen konnten, bereitet die chinesische Regierung derzeit zusätzlich einen „Investitionsförderkatalog für ausländische Investitionen in den mittleren und westlichen Regionen China Compass Frühjahr 2012 31 Investition und Finanzierung Chinas“ vor. Auf der Pressekonferenz zum allgemeinen Investitionslenkungskatalog hat ein Verantwortlicher angekündigt: Gewisse arbeitsintensive Wirtschaftszweige werden in den Förderkatalog für westliche Regionen aufgenommen, wenn sie mit der Auflage 2011 aus dem allgemeinen Investitionslenkungskatalog gestrichen wurden. Allerdings wird dieser spezielle Förderkatalog für die mittleren und westlichen Landesteile erst im Laufe des Jahres 2012 erwartet. Ihr China Compass wird Sie informieren, sobald das Papier veröffentlicht worden ist. Fazit und Praxishinweis Wie sind die Änderungen durch die Neufassung für geplante Investitionsvorhaben in China nun zu beurteilen? – Was auch immer ein Unternehmen plant, es ist gut beraten, die Vorgaben des Investitionslenkungskatalogs aufmerksam zu studieren. Bei einer Direktinvestition in China ist die Version 2011 – neben weiteren regulatorischen Voraussetzungen – seit dem 30. Januar 2012 zu beachten. Der Katalog erfüllt primär die Funktion, ausländische Neuinvestitionen zu lenken, aber er ist auch ein Frühindikator für künftige Entwicklungstendenzen: In diesem Sinne genutzt, ist der Katalog auch eine wertvolle Leitlinie für die strategische Ausrichtung bereits bestehender Aktivitäten ausländischer Investoren. Auf lange Sicht werden – das zeichnet sich ab – ausländische Investitionen in nicht geförderte und eingeschränkt erlaubte Sektoren (etwa stark verschmutzende und ressourcenintensive Industrien) nur noch schwer möglich sein. Richtig gelesen eröffnet der Investitionslenkungskatalog dagegen die Möglichkeit, künftige Entwicklungen zu antizipieren und bereits bestehende Aktivitäten strategisch anzupassen. Die offizielle Version des Investitionslenkungskatalogs 2011 (auf Chinesisch) finden Sie auf der Webseite der chinesischen Planungs- und Entwicklungskommission unter www.ndrc.gov.cn/zcfb/zcfbl/2011ling/ W020111229379511927834.pdf Die Übergangsregelung zum bisherigen Investitionslenkungskatalog 2007 sieht vor: Ausländische Investitionen, die vor dem 30. Januar 2012 genehmigt wurden, bleiben von der Rechtsänderung unberührt. Jede Änderung dieser bereits genehmigten Investitionen, die nach dem 30. Januar 2012 vorgenommen wird, muss aber die Vorgaben des neuen Investitionslenkungskatalogs 2011 einhalten. So kündigte der Verantwortliche der Planungs- und Entwicklungskommission (National Development and Reform Commission) auf einer Pressekonferenz an: Bisherige Investitionsprojekte gelten bei Veränderungen der Gesellschaftsverhältnisse – wie etwa 32 China Compass Frühjahr 2012 Kapitalerhöhung, Anteilsveräußerung und Börsengänge (Initial Public Offerings) – nach dem 30. Januar 2012 auch als neues Investitionsvorhaben und müssen daher die Vorgaben des neuen Investitionslenkungskatalogs erfüllen. Die Tragweite dieser Übergangsvorschrift können Sie am Beispiel der neuen Förderkategorie „Schlüsselkomponenten für Automobile mit alternativen Antriebsenergien“ ermessen: Diese Aktivität wird zusätzlich seit dem 30. Januar 2012 gefördert. In der Formulierung ist gleichzeitig die Beteiligungsquote ausländischer Investoren eines solchen Investitionsprojekts auf maximal 50 Prozent beschränkt. Hat beispielsweise die 100-prozentige chinesische Tochter (wholly foreign owned enterprise) einer deutschen Muttergesellschaft bislang Hochleistungsbatterien produziert, die auch als alternative Antriebsquelle eingesetzt werden können, war der ausländische Investor im Gegensatz zur Herstellung ganzer Automobile bislang nicht verpflichtet, ein Joint Venture mit einem chinesischen Partner einzugehen. Allerdings wird bei jeder gesellschaftsrechtlichen Veränderung dieser Tochtergesellschaft nach dem 30. Januar 2012 nicht nur der neue Förderstatus angewandt, sondern auch die zusätzliche Beteiligungsgrenze. Im Rahmen etwa einer Kapitalerhöhung bei der Tochtergesellschaft müssten also, bei strikter Anwendung der Übergangsregelung, die neuen Anteilseigner de facto von chinesischer Seite stammen, weil die bisherige Beteiligungsquote (100 Prozent ausländisch) gegen die aktuelle Höchstbeteiligungsquote aus dem Investitionslenkungskatalog verstößt. Bedenken Sie also bitte: Ausländische Investoren müssen den Katalog nicht nur beachten, wenn sie die Genehmigung eines Vorhabens beantragen wollen. Sie müssen vielmehr bei jeder Restrukturierungsmaßnahme prüfen, ob die Veränderung der Gesellschaftsverhältnisse durch die Anwendung des aktuellen Investitionslenkungskatalogs ungeahnte Risiken hervorruft. Da bislang noch keine Erfahrungswerte vorliegen, wie die chinesischen Behörden mit den neuen Richtlinien umgehen, wird es schließlich spannend sein, zu beobachten, wie und in welchem Umfang die Übergangsregelung in der Praxis umgesetzt wird. Über die weitere Entwicklung wird Sie Ihr China Compass jedenfalls auf dem Laufenden halten. ............................................................................................................................................... Ihre Ansprechpartner Dirk Bongers Tel.: +49 211 981-7888 [email protected] Chao Han Tel.: +49 211 981-1442 [email protected] Steuern und Recht Steuern und Recht Aktuelles zur Sozialversicherungspflicht für Ausländer Das System der Pflichtversicherungen ist in keinem Land einfach zu verstehen. In China kommen diverse landestypische Herausforderungen hinzu. In der letzten Ausgabe (Winter 2011/2012) berichtete Pia Dittmann über die neue Verwaltungsanweisung zur Sozialversicherungspflicht für Ausländer (ab Seite 35). Daran anknüpfend informieren Sie Pia Dittmann und Ulrich Buschermöhle, unser Experte vom PwC Social Security Compentence Centre, über aktuelle Entwicklungen. Lokale Durchführung und Registrierung Auch ohne die Veröffentlichung von Richtlinien oder einer öffentlichen Bekanntgabe auf lokaler Ebene haben in den letzten Monaten die meisten Sozialversicherungsbehörden die Anträge zur Registrierung von Ausländern auf Nachfrage akzeptiert. In Shanghai ist hingegen nach wie vor keine Registrierung möglich, wohl allerdings im Umland. Es ist allerdings seit März eine Richtlinie zur Registrierung im Umlauf, sodass wahrscheinlich ab April die entsprechenden Anträge akzeptiert werden. Es empfiehlt sich im Einzelfall, bei der zuständigen Behörde nachzufragen, ob sie einen Antrag auf Registrierung akzeptiert. In Dalian, im Nordosten Chinas, scheint eine Registrierung ebenfalls möglich zu sein. Viele Unternehmen zögern aber nach wie vor, sie anzugehen, da Dalian anscheinend tatsächlich keine Einkommensgrenze für Ausländer anwenden will, sodass die Sozialversicherungsbeiträge auf das gesamte Einkommen abzuführen sind. Bitte beachten Sie: Vor der Entrichtung der Sozialversicherungsbeiträge sind zwei Registrierungen vorzunehmen, und zwar für den Arbeitgeber und den Arbeitnehmer. Arbeitgeber ist dabei das Unternehmen, bei dem der ausländische Mitarbeiter tätig ist. Beschäftigt der Arbeitgeber in China bereits chinesische Mitarbeiter, für die er Sozialversicherungsbeiträge leistet, muss er sich nicht noch mal registrieren. In diesem Beitrag erfahren Sie ● wie lokale Behörden die Registrierung von Ausländern handhaben. ● was Sie über die Onlineregistrierung zum Terminsystem der Behörden in Beijing wissen sollten. ● welche Mitarbeiter von der Versicherungspflicht befreit sind. Bei der Registrierung muss der Arbeitnehmer aus einer Liste (in chinesischer Sprache) zwei lokale Krankenhäuser auswählen, bei denen er sich gegebenenfalls unter Nutzung der chinesischen Krankenversicherung behandeln lassen will. Andere „öffentliche“ Krankenhäuser als die ausgewählten lassen sich mit der chinesischen Krankenversicherung nicht nutzen. Private internationale Krankenhäuser sind in der Liste in der Regel nicht geführt, dürfen aber ebenso wie andere chinesische Krankenhäuser bei Privatzahlung genutzt werden. Teilweise Freistellung von der Sozialversicherung Für deutsche Arbeitnehmer, für die aufgrund des Sozialversicherungsabkommens zwischen China und Deutschland eine Bescheinigung über die anzuwendenden Vorschriften der deutschen Sozialversicherung (Vordruck VRC/D101) vorgelegt werden kann, müssen in China keine Arbeitnehmerund Arbeitgeberbeiträge für die chinesische Renten- und Arbeitslosenversicherung geleistet werden. Mit anderen Worten: Es besteht keine Verpflichtung zur Leistung der beiden Beiträge in China. Daher sollten Sie eine Forderung der chinesischen Sozialversicherungsbehörden, zuerst den gesamten Betrag inklusive der Beiträge zur Renten- und Arbeitslosenversicherung zu leisten und dann eine Erstattung dieser beiden Beiträge beantragen zu müssen, auf jeden Fall abweisen. Berufen Sie sich dabei auf die Vorschriften des Abkommens – unter anderem mit dem Verweis auf die Ausführungen in der zweisprachigen Bescheinigung. ............................................................................................................................................... Die Gerüchte über eine Karenzzeit für eine Registrierung für ausländische Unternehmen bis zum 31. Dezember 2012 können nicht bestätigt werden. Vielmehr ist die Registrierung so schnell wie möglich durchzuführen, um die Festsetzung von eventuellen Strafzahlungen zu vermeiden. Ihre Ansprechpartnerin und Ihr Ansprechpartner Pia Dittmann Tel.: +86 10 6533-3572 [email protected] In Beijing haben mehrere Sozialversicherungsbehörden ein Onlineterminsystem eingeführt, über das ein Termin für die Abgabe der Registrierungsanträge beantragt werden muss. Ulrich Buschermöhle Tel.: +49 711 25034-3220 [email protected] China Compass Frühjahr 2012 33 Steuern und Recht Registrierung zur Währungskontrolle bei ausländischen Mitarbeiterbeteiligungsplänen Seit 20. Februar 2012 scheint eine interne, nicht veröffentlichte Verwaltungsanweisung in China in Kraft getreten zu sein, die wahrscheinlich eine Registrierung der meisten ausländischen Aktienpläne bei der Behörde für Devisenkontrolle erforderlich macht. – Welche Konsequenzen sich daraus ergeben, lesen Sie im aktuellen Beitrag. In der vergangenen Ausgabe Ihres China Compass konnten Sie sich darüber informieren, was sich bei der Versteuerung aktienbasierter Vergütungen geändert hat („Änderungen bei der Versteuerung aktienbasierter Vergütungen“, China Compass, Winter 2011/2012, ab Seite 32). Mit einer neuen internen Anweisung hat die chinesische Behörde für Devisenkontrolle, die State Administration of Foreign Exchange (SAFE), neben der steuerlichen Registrierung bei den Finanzbehörden möglicherweise eine weitere Registrierung für ausländische Aktienpläne (Equity-Pläne) bei SAFE erforderlich gemacht. Registrierung bei SAFE Schon 2007 erließ SAFE eine interne Verwaltungsanweisung (Hui Zong Fa [2007] 78), die detailliert regelt, welche Prozesse einzuhalten sind, damit chinesische Arbeitnehmer an ausländischen Equity-Plänen ihres Arbeitgebers teilnehmen können. So ist es unter anderem seit 2007 erforderlich, ausländische Equity-Pläne bei den lokalen SAFE-Behörden zu registrieren. Mit der Registrierung möchte China die Einhaltung der Devisenvorschriften gewährleisten und damit seine Währung schützen. Nur wenn die SAFE-Registrierung der EquityPläne vorliegt, können Arbeitnehmer in China auf diesem Weg Aktien ausländischer börsennotierter Gesellschaften rechtmäßig erwerben und halten. Im Februar 2012 erließ SAFE nun eine neue interne Richtlinie (Huifa [2012] 7), welche die bisherige Regelungen aus dem Jahr 2007 ergänzt und die alte Verwaltungsanweisung ersetzt. Durch die Ergänzungen der neuen Verwaltungsanweisung erweitert sich der Kreis der ausländischen börsennotierten Unternehmen, die eine SAFE-Registrierung durchführen müssen, erheblich. 34 China Compass Frühjahr 2012 In diesem Beitrag erfahren Sie ● was China mit der neuen Registrierungspflicht bezweckt. ● welche Anforderungen bei einer Registrierung zu beachten sind. ● wie Betroffene auf die Änderung reagieren sollten. Voraussetzungen für eine SAFE-Registrierung Die wichtigste Änderung betrifft den Kreis der Personen, die sich bei der SAFE registrieren müssen, um an Equity-Plänen teilnehmen zu können. Bisher waren als Teilnehmer nur chinesische Staatsangehörige mit einem Personalausweis der Volksrepublik China betroffen. Nun ist eine SAFERegistrierung auch für chinesische Einwohner von Hongkong, Macau und Taiwan oder für Ausländer erforderlich. Außerdem sind jetzt nicht nur Arbeitnehmer erfasst, sondern auch selbstständige Vertragspartner und Leiter (Director) des chinesischen Unternehmens. Noch nicht geklärt ist bislang, ob nur lokal angestellte Ausländer in dem Teilnehmerkreis zu erfassen sind oder auch ausländische Arbeitnehmer, die nach China entsandt wurden. Müssten sich auch diese Arbeitnehmer bei der SAFE registrieren, wären davon wesentlich mehr ausländische Unternehmen und ausländische Arbeitnehmer betroffen als bisher. Notwendig für die SAFE-Registrierung ist auch, dass das ausländische börsennotierte Unternehmen eine lokale Gesellschaft in China unterhält. Bisher war eine Registrierung nur erforderlich, wenn die lokale Gesellschaft eine Tochtergesellschaft des ausländischen Unternehmens war. Nun ist sie auch vorgeschrieben, wenn es sich lediglich um eine Niederlassung handelt, um eine Repräsentanz (Representative Office) oder ein Partnerschaftsunternehmen. Ebenfalls erweitert wurde der Umfang der Arten von EquityPlänen, die durch eine SAFE-Registrierung erfasst werden müssen. Waren bisher grundsätzlich nur aktienbasierte Pläne zu registrieren – wie Pläne mit Aktienoptionen, Aktien mit Veräußerungsbeschränkung (Restricted Share) und unternehmenserfolgsabhängigen Aktien (Performance Share) – sind jetzt alle Arten von Equity-Plänen erfasst, also auch Phantomaktien (Phantom Shares) und andere Cash-basierte Equity-Pläne. Steuern und Recht Konsequenzen der SAFE-Registrierung Sind die Mitarbeiterbeteiligungspläne bei SAFE registriert, zieht das eine ganze Reihe von Konsequenzen nach sich. Unter anderem die folgenden: ● Ist eine SAFE-Registrierung eines Equity-Plans erfolgt, muss die lokale Gesellschaft nach der neuen Anweisung innerhalb von zehn Arbeitstagen nach Quartalende an SAFE über Veränderungen des Equity-Plans berichten. Themen dieses Berichts sind unter anderem Änderungen der wichtigsten Bedingungen oder Änderungen aufgrund von Fusionen oder Übernahmen. Außerdem ist die Gesellschaft verpflichtet, innerhalb von drei Tagen nach Quartalsende einen vierteljährlichen Bericht über Fremdwährungstransaktionen einzureichen. ● Falls erforderlich, muss bei SAFE die Umrechnung der ausländischen Währung der Equity-Pläne in Renminbi beantragt werden. Ebenfalls zu beantragen ist die jährliche Quote für Devisen für das jeweils kommende Jahr. ● Wird der Equity-Plan geschlossen, muss die lokale Gesellschaft innerhalb von 20 Tagen einen Antrag auf Beendigung der SAFE-Registrierung stellen. Daher empfiehlt es sich für alle ausländischen börsennotierten Unternehmen, die in China Arbeitnehmer beschäftigen, zwei Dinge zu prüfen: ● Nehmen Mitarbeiter an Equity-Plänen teil und muss deshalb eine SAFE-Registrierung durchgeführt werden? ● Sind die neuen Verpflichtungen bei allen bereits bestehenden Registrierungen erfüllt? Eines sollten sich alle Unternehmen klar vor Augen halten: Unterbleibt eine Registrierung oder verstößt ein Unternehmen gegen Verpflichtungen, die sich aus der Registrierung ergeben, riskiert es hohe Geldstrafen von bis zu 500.000 Renminbi (etwa 60.000 Euro). ............................................................................................................................................... Ihre Ansprechpartnerin Pia Dittmann Tel.: +86 10 6533-3572 [email protected] Fazit und Handlungsempfehlung Mit der neuen Verwaltungsanweisung verfolgt der Gesetzgeber unter anderem das Ziel, die Erfordernisse zu standardisieren und den Prozess der Registrierung bei der SAFE für alle ausländischen Equity-Pläne zu vereinheitlichen. Allerdings hat die Erweiterung des Teilnehmerkreises und die Ausdehnung auf alle Arten von Equity-Plänen zur Folge, dass wesentlich mehr solcher Pläne als bisher bei SAFE registriert werden müssen. Da noch nicht geklärt ist, ob entsandte ausländische Arbeitnehmer ebenfalls in den betroffenen Teilnehmerkreis fallen, lassen sich die Konsequenzen in diesem Bereich noch nicht absehen. Aber insbesondere wenn die Arbeitnehmer die Equity-Pläne vor Beginn ihrer Tätigkeit in China gewährt bekamen, sie aber während ihrer Tätigkeit in China ausüben, sind die Auswirkungen der neuen Anweisung erheblich. Obwohl es sich um eine interne Verwaltungsanweisung handelt, die nicht veröffentlicht wird, ist sie wahrscheinlich seit dem 20. Februar 2012 in Kraft und wird seitdem von den SAFE-Behörden intern angewandt. Die Neuregelung betrifft allem Anschein nicht nur neue Equity-Pläne oder solche Pläne, die bisher nicht registriert waren, sondern auch solche, die bereits nach der bisherigen Regelung aus dem Jahr 2007 registriert sind. China Compass Frühjahr 2012 35 Steuern und Recht Grenzüberschreitende Kapitalkonten in Renminbi: Lockerung der Vorschriften Im August 2011 hielt Chinas Vizepräsident eine bemerkenswerte Rede zur Zukunft der heimischen Währung, dem Renminbi (RMB). Inzwischen haben die State Administration of Foreign Exchange und das Ministry of Commerce entsprechende Implementierungsvorschriften erlassen. Gegenstand und Hintergrund dieser Aktivitäten ist die erklärte Absicht der Regierung, die Kontrolle und Einschränkung grenzüberschreitender Kapitalkonten in Renminbi zu lockern. Lea Gebhardt fasst für Sie die wichtigsten Maßnahmen und die neuen Vorschriften zusammen und lässt Sie an ihren Beobachtungen darüber teilnehmen, welchen Vorteil deutsche Unternehmen in China, aber auch im Ausland, insbesondere in Hongkong, aus dieser neuen Entwicklung ziehen können. Am 17. August 2011 gab Chinas Vizepräsident Li Keqiang in einer Rede beim Forum zum zwölften Fünfjahresplan sowie Zusammenarbeit bei Handel und Finanzen zwischen dem Festland und Hongkong 36 Maßnahmen zur RMBFlexibilisierung bekannt, die sechs Bereiche umfassen. Alle sechs zielen darauf ab, die wirtschaftliche und finanzielle Kooperation zwischen China und Hongkong zu vertiefen. Die Rede des Vizepräsidenten Alle 36 Maßnahmen, die Vizepräsident Li Keqiang verkündete, zielen darauf ab, Hongkong als internationales Finanzzentrum sowie seine Entwicklung zum größten Offshorezentrum für Geschäfte in RMB zu stärken. Folgende Aktivitäten sind in Zukunft möglich: ● In Hongkong investierte Banken dürfen in China in das Investmentfonds-Geschäft einsteigen. ● Hongkonger Versicherungsgesellschaften bekommen Zugang zum chinesischen Markt. ● Hongkonger Banken dürfen Filialen in der Provinz Guangdong eröffnen. ● Ausländische Direktinvestitionen in RMB im Land werden unterstützt. ● Weitere in China ansässige Finanzinstitutionen und Unternehmen dürfen Bonds in RMB in Hongkong ausgeben. 1 1 Hierzu zählen derzeit chinesische Finanzinstitutionen wie z. B. die China Development Bank oder Geschäftsbanken wie z. B. die Bank of China. Auf Unternehmensseite sind es derzeit nur die State Owned Enterprises, welche auf Genehmigungsbasis, RMB Bonds in Hongkong ausgeben dürfen. Das chinesische Staatsunternehmen 36 China Compass Frühjahr 2012 In diesem Beitrag erfahren Sie ● was in Zukunft alles erlaubt sein wird. ● welche Vorteile sich daraus für deutsche Unternehmen ergeben. ● welche Bereiche der Neuregelung noch geklärt werden können. ● Qualifizierte institutionelle Anleger dürfen im chinesischen Wertpapiermarkt investieren – mit einem Anfangsvolumen von 20 Milliarden RMB. Neue Renminbi-Vorschriften für Kapitalkonten Vizepräsident Li Keqiang hob in seiner Rede hervor, die Internationalisierung des RMB genieße höchste Priorität seitens der chinesischen Regierung. Um den Prozess voranzutreiben, haben sowohl die State Administration of Foreign Exchange (SAFE) als auch das Handelsministerium (Ministry of Commerce, MOFCOM) Erlasse und Implementierungsvorschriften für die Nutzung des RMB bei grenzüberschreitenden Kapitalkonten-Transaktionen veröffentlicht. Vorschriften für grenzüberschreitende Kapitalkonten-Transaktionen in Renminbi Die SAFE hatte im Mai 2011 vergangenen Jahres Huizhongfa [2011] 38 (Erlass Nr. 38) an ihre untergeordneten Büros auf lokaler Ebene herausgegeben. Er enthält detaillierte Implementierungsvorschriften für die folgenden Kapitalkonten-Transaktionen in RMB: ● RMB-Auslandsinvestitionen durch chinesische Unternehmen ● RMB-Inlandsinvestitionen durch ausländische Unternehmen in China im Rahmen der Gründung von ausländisch investierten Unternehmen oder der Akquisition bestehender chinesischer Gesellschaften ● Herabsetzung des Grundkapitals, Anteilsübertragungen, Liquidationen, vorzeitiger Ausgleich von ausländischen Direktinvestitionen in RMB ● Gewährung von Krediten in RMB durch chinesische Unternehmen an ausländische Tochtergesellschaften ● Aufnahme von Krediten in RMB durch chinesische Unternehmen aus dem Ausland Baosteel hat dazu die erste Genehmigung im Oktober 2011 erhalten. Ob und wann ausländisch investierte Banken und Unternehmen in China dazu befugt sein werden, bleibt abzuwarten. Steuern und Recht ● Veräußerungsgewinn- und Dividendenzahlungen aus A-Aktien und Dividendenzahlungen aus H-AktienInvestitionen in RMB an ausländische Anteilseigner Aufgrund rechtlicher Beschränkungen teilt sich der chinesische Aktienmarkt in verschiedene Segmente. Einen Überblick zu den verschiedenen Aktienarten erhalten sie in der nachfolgenden Tabelle: Tab. 1 A-, B- und H-Aktien Aktienart Beschreibung A-Aktien Aktien der Shanghai oder der Shenzhen Stock Exchange, die in RMB gehandelt werden. Ursprünglich konnten diese Aktien nur von chinesischen Staatsbürgern gehandelt werden. Seit 2002 sind sie auch für sogenannte Qualified Foreign Institutional Investors erhältlich. B-Aktien Aktien der Shanghai oder der Shenzhen Stock Exchange, die in ausländischer Währung gehandelt werden. Die Handelswährung ist der US-Dollar. Der Handel mit B-Aktien steht nur ausländischen Investoren offen. H-Aktien Aktien von festlandchinesischen Unternehmen, die an der Hong Kong Stock Exchange gehandelt werden. Der Handel mit diesen Werten steht allen Anlegern offen. Diese Maßnahmen sind ein Meilenstein in der Internationalisierung des RMB, da grenzüberschreitende Transaktionen von Kapitalkonten seit diesem Zeitpunkt in RMB durchgeführt werden können. Die Vorschriften sind dadurch nun nicht mehr nur auf Hongkong begrenzt, sondern werden weltweit angewandt. Ohne Zweifel wird Hongkong jedoch weiterhin eine Vorreiterrolle im Prozess der Implementierung einnehmen, unterstützt von der chinesischen Regierung, Hongkongs Position als Offshorezentrum für RMB-Geschäfte zu konsolidieren. Die Nutzung des Renminbi für ausländische Direktinvestitionen in China Zwischenzeitlich hat auch das MOFCOM eine Bekanntmachung herausgegeben, die Grundsätze und Maßnahmen für die Nutzung des RMB für ausländische Direktinvestitionen in China enthält. Dieser Vorgang belegt: Die chinesische Regierung ist entschlossen, die neuen RMB-Vorschriften auch umzusetzen. ländische Investoren können RMB über ihre chinesischen Tochtergesellschaften erwerben, etwa über RMB-Gewinne, Anteilsübertragungen, Kapitalherabsetzungen, Liquidationen oder den vorzeitigen Ausgleich von Investitionen. Beschränkungen Der RMB darf – weder direkt noch indirekt – verwendet werden für Investitionen in börsenfähige Wertpapiere und Finanzderivate, ebenso wenig für beliehene Kreditfinanzierungen oder Kreditrückzahlungen innerhalb und außerhalb Chinas. Genehmigungsverfahren Untergeordnete Büros von MOFCOM auf Kommunal- und Provinzebene sind befugt, die Anträge zu bearbeiten. Einige wenige ausgewiesene ausländisch investierte Projekte verlangen eine Genehmigung durch die MOFCOM auf Staatsebene. Immobilienprojekte Seit der Einführung der neuen Regelungen ist es ausländischen Investoren möglich, RMB für Investitionen in chinesische Immobilienprojekte zu nutzen. Bestehende lokale Vorschriften, die ausländische Investitionen in diesem Sektor regeln oder beschränken, sind auch weiterhin zu beachten. Stärkung der Rolle Hongkongs im Rahmen des zwölften Fünfjahresplans In seiner Rede vom vergangenen Sommer hat Vizepräsident Li Keqiang wiederholt betont, Hongkong könne – besonders in den Bereichen Finanzdienstleistungen, Rechtsberatung, Accounting, Technologie, Baudienstleistungen sowie im Medizinbereich – mit der wachsenden Offenheit Chinas rechnen und werde weiterhin unterstützt. Durch seinen Wettbewerbsvorteil, speziell im Finanzsektor, kann Hongkong seinen Status als globales Finanzzentrum und als Offshorezentrum für RMB-Geschäfte im Rahmen der neuen Vorschriften weiter ausbauen. Auswirkungen der Vorschriften auf deutsche Investoren Über die wichtigsten Grundsätze und Maßnahmen informiert Sie die folgende Liste: Alle, die Geschäfte in oder mit China betreiben, haben die neuen Vorschriften begrüßt, auch die deutschen Unternehmen. Die unmittelbaren Vorteile für deutsche Investoren lassen sich wie folgt zusammenfassen: Bezugsquelle des RMB für ausländische Direktinvestitionen Der RMB kann legal im Ausland erworben werden, vor allem durch grenzüberschreitende Handelstransaktionen, RMBBonds oder die Ausgabe von Aktien im Ausland. Aus- Absicherung des Währungsrisikos Der RMB wurde in den vergangenen Jahren stetig aufgewertet und Grundkapital, das von ausländischen Unternehmen in ausländischen Währungen, etwa in Euro, ein- China Compass Frühjahr 2012 37 Steuern und Recht gezahlt worden ist, hat bei der Umwandlung in RMB häufig bereits einen Wechselkursverlust erlitten. Das Bedürfnis deutscher Investoren, das Währungsrisiko abzusichern, ist nachvollziehbar und soll in Zukunft durch die neuen RMBVorschriften möglich werden. Auch sind ausländische Investitionen in RMB für die chinesische Regierung von Vorteil. Denn der Zufluss von Devisen schwächt sich langsam ab, der enorme Anstieg der Reserven ausländischer Währungen in China wird dadurch gedrosselt. China hat speziell unter der konstanten Abwertung des US-Dollar in den vergangenen Monaten gelitten, weil es über riesige Dollar-Reserven verfügt. Reduzierung des Währungsrisikos Die neuen Vorschriften bieten mehr Anreize für deutsche Investoren, die laufenden Kontotransaktionen (darunter den Handel von Waren oder Dienstleistungen) mit chinesischen Gesellschaften in RMB abzuwickeln, weil sich RMB-Gewinne, die aus China bezogen werden, wieder für Reinvestitionen in China nutzen lassen. Auch andere Kapitalkonten-Transaktionen können damit bedient werden. Dies bringt auch für deutsche Unternehmen eine Kosteneffizienz mit sich, da die Geldströme nicht zweimal einem Währungsumtausch unterliegen. So müssen RMB, die deutsche Unternehmen von ihrem chinesischen Verkäufer erhalten, nicht erst in Euro gewechselt werden und danach wieder in RMB für Kapitaleinzahlungen oder Kreditgewährungen an die chinesische Tochtergesellschaft. Akquisition von Renminbi auf dem Hongkonger Kapitalmarkt Aufgrund der derzeitigen Geldpolitik, die durch die chinesische Regierung streng kontrolliert wird, ist es sowohl für ausländische als auch für chinesische Unternehmen zunehmend schwierig, Kredite von lokalen Banken in China zu erlangen oder RMB-Fonds am lokalen Kapitalmarkt zu platzieren. Anders als bei der Kreditaufnahme in China (der gegenwärtige Darlehenszins für ein Jahr beträgt 6,56 Prozent) können diese Kapitalkosten durch die Aufnahme von RMB (etwa durch die Ausgabe von Unternehmensanleihen) in Hongkong zu einem niedrigen Zinssatz reduziert werden, da das Zinsniveau am Kapitalmarkt Hongkong derzeit erheblich niedriger ist. Auch deutsche Unternehmen sollten die Beschaffung (das Fundraising) von RMB in Hongkong erwägen und RMB zur Finanzierung ihrer China-Investitionen nutzen. Einige Großkonzerne wie Unilever, McDonald᾽s, VW, China Light and Power haben bereits Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) in RMB in Hongkong aufgelegt, um RMB zu finanzieren. Sicher werden ihnen weitere ausländische Investoren folgen, darunter sicherlich auch weitere deutsche Unternehmen. 38 China Compass Frühjahr 2012 Erwartete Verbesserungen durch die neuen Vorschriften für deutsche Unternehmen Bei aller berechtigten Freude gibt es immer noch Bereiche, die weiterer Klärung durch die verantwortlichen Behörden für die Umsetzung der neuen RMB-Vorschriften bedürfen. Dazu gehören vor allem die folgenden zwei: Die Koordination zwischen den einzelnen Behörden Neben SAFE und MOFCOM hat auch die Chinesische Zentralbank (PBOC) einen eigenen Circular Yinfa [2011] 145 im Juni 2011 erlassen. Er erlaubt ausländische Direktinvestitionen in RMB sowie Kapitalkonten-Transaktionen durch ausländische Investoren in RMB im Rahmen eines Pilotprogramms und schreibt gewisse Voraussetzungen zum Genehmigungsverfahren vor. Als gemeinsame Zuständigkeitsbehörden in diesem Bereich erwarten Beobachter eine Koordination von SAFE, PBOC und MOFCOM für eine erfolgreiche und nahtlose Umsetzung der neuen Vorschriften. In der Vergangenheit waren RMB-Kapitalkonten nicht möglich. Umwandlung des eingezahlten Kapitals in RMB Derzeit prüfen die lokalen Banken die Umwandlung von eingezahltem Kapital eines ausländisch investierten Unternehmens von ausländischer Währung, etwa von Euro, in RMB, mit Argusaugen. Da der RMB laut Circular 38 zur Einzahlung des Kapitals für ausländisch investierte Unternehmen genutzt werden kann, wäre es für für deutsche Unternehmen von Vorteil, wenn die umständlichen Umtauschverfahren für ausländische Investitionen in RMB in der Zukunft vereinfacht werden könnten. Devisenkontrollen gelten nach wie vor Wichtig ist in diesem Zusammenhang trotz aller Euphorie zu erwähnen: Die Nutzung von RMB für grenzüberschreitende Handels- und Kapitalkonten-Transaktionen unterliegt auch weiterhin der Devisenkontrolle in China. SAFE wird weiterhin die Behörde sein, die zusammen mit der PBOC die Kontrolle über den Zu- und Abfluss von RMB bei grenzüberschreitenden Transaktionen behält. Wie in den Implementierungsvorschriften von Circular 38 ausgeführt, werden die meisten Formalitäten, die für ausländisch investierte Unternehmen und für Kapitalkonten-Transaktionen in ausländischen Währungen gelten, auch für solche Transaktionen in RMB Gültigkeit behalten. Steuern und Recht Zusammenfassung Die neuen Vorschriften von SAFE und MOFCOM bringen definitiv Vorteile – und zwar sowohl für ausländische (und damit auch für deutsche) als auch für chinesische Unternehmen: zum Beispiel die Absicherung von Währungsrisiken, niedrigere Finanzierungskosten und ausgedehntere Investitionsmöglichkeiten. Zusammen mit den Maßnahmen, die Li Keqiang nannte, unterstreichen sie die Bereitschaft der chinesischen Regierung, Hongkong zu einem internationalen Finanz- und Offshorezentrum für RMB-Geschäfte auszubauen. Aller Voraussicht nach werden die chinesischen und die Hongkonger Regierungsbehörden weitere detaillierte Vorschriften und Mechanismen entwickeln, um die 36 Maßnahmen umzusetzen. – Ihr China Compass wird die Entwicklungen weiter verfolgen und alle Erkenntnisse und Beobachtungen mit Ihnen teilen. ............................................................................................................................................... Ihre Ansprechpartnerin Lea Gebhardt Tel.: +86 10 6533-3203 [email protected] China Compass Frühjahr 2012 39 Steuern und Recht Erste Erfahrungen mit der Pilotreform zur Mehrwertsteuer in Shanghai In der letzten Ausgabe Ihres „China Compass“ konnten Sie es schon lesen: China hat – vorerst auf Shanghai begrenzt – ab dem 1. Januar 2012 eine Mehrwertsteuer auf bestimmte Dienstleistungen eingeführt, die vormals der Geschäftsteuer unterlagen. Inzwischen sind weitere Steuerrundschreiben mit Anwendungsvorschriften und Detailregelungen erschienen. Auch liegen schon erste Erfahrungen darüber vor, wie die Finanzbehörden mit der Pilotreform umgehen. Der folgende Beitrag informiert Sie deshalb über die jüngsten Entwicklungen sowie praxisrelevante Besonderheiten bei der Umsetzung, die vor dem Hintergrund einer angedachten geografischen Ausweitung der Pilotreform auch für Unternehmen außerhalb Shanghais von Interesse sind. Besondere Behandlung grenzüberschreitender Dienstleistungen Laut Rundschreiben Caishui [2011] 111 vom 16. November 2011 unterliegen Transportleistungen sowie „ausgewählte moderne Dienstleistungen“ grundsätzlich der Mehrwertsteuer, wenn der Dienstleister oder der Leistungsempfänger in China sitzt. Davon ausgenommen sind vor allem Konstellationen, bei denen die Dienstleistung von einem ausländischen Unternehmer erbracht und vollständig im Ausland konsumiert oder genutzt wird. Grundlegende Informationen zur Pilotphase finden Sie in der Ausgabe Winter 2011/2012 Ihres China Compass im Beitrag „Umsatzsteuersteuersystem: Shanghai startet Pilotphase im Januar 2012“, ab Seite 39. Das später veröffentlichte Rundschreiben Caishui [2011] 131 sieht nun darüber hinaus für bestimmte Fälle des „Dienstleistungsexports“ eine explizite Befreiung von der Mehrwertsteuer oder einen Steuersatz von null Prozent vor. Der Unterschied zwischen einer Steuerbefreiung und einer NullProzent-Besteuerung ist entscheidend: Nur bei der NullProzent-Besteuerung ist für den mehrwertsteuerpflichtigen Unternehmer der Vorsteuerabzug auch für damit in Zusammenhang stehende Vorleistungen möglich. Eine Übersicht über die betroffenen Sachverhalte geben Ihnen die Tabellen 1 und 2. 40 China Compass Frühjahr 2012 In diesem Beitrag erfahren Sie ● worauf Unternehmen bei grenzüberschreitenden Dienstleistungen achten sollten. ● welche Unternehmen mit einer Null-ProzentBesteuerung und welche mit einer Steuerbefreiung rechnen können. ● was bei der Veräußerung von gebrauchtem Anlagevermögen zu beachten ist. Tab. 1 Null-Prozent-Besteuerung für Unternehmer der Pilotregion Shanghai Leistungen Voraussetzungen Internationaler Transport ● Die Personenbeförderung oder der Frachttransport verlaufen von China ins Ausland, vom Ausland nach China oder vollständig im Ausland. ● Betriebslizenzen liegen vor. Forschung und Entwicklung ● Der Leistungsempfänger ist eine Person im Ausland. Design ● Der Leistungsempfänger ist eine Person im Ausland. ● Die Leistung wird nicht für unbewegliches Vermögen in China erbracht. Zwecks Durchführung der Null-Prozent-Besteuerung sieht Caishui [2011] 131 die „Befreiungs-, Anrechnungs- und Erstattungsmethode“ auf monatlicher Basis vor. Details hierzu, auch bezüglich der notwendigen Dokumentation, wird ein Rundschreiben ausführen, das demnächst erscheinen soll. Kleinunternehmen dürfen diese Methode nicht anwenden; für sie gilt schlicht eine Steuerbefreiung. Der für die Anwendung der Null-Prozent-Besteuerung oder Steuerbefreiung relevante Begriff „Leistungsempfänger im Ausland“ wurde bisher nicht näher definiert. Demnach bleibt es unklar, ob auf den rechtlichen Leistungsempfänger kraft Vertrags oder den wirtschaftlichen Leistungsempfänger abzustellen ist. Fallen der rechtliche und wirtschaftliche Leistungsempfänger auseinander (denkbar etwa im Fall von Dienstleistungen innerhalb eines Konzerns), könnte es daher zu Diskussionen mit dem Finanzamt kommen. Bemerkenswerterweise wurde das genannte Rundschreiben zwar schon am 29. Dezember 2011 veröffentlicht, zunächst jedoch durch die Shanghaier Finanzverwaltung nicht an die lokalen Finanzämter zur Befolgung weitergereicht, da intern Bedenken über die Auswirkungen auf das Steueraufkommen bestanden. Während dieser Übergangsphase haben betroffene Unternehmen daher aus Risikoüberlegungen heraus ihren Kunden häufig auch dann Mehrwertsteuer Steuern und Recht berechnet, wenn grenzüberschreitende Dienstleistungen an sich die Voraussetzungen der Begünstigung erfüllten. Tab. 2 Mehrwertsteuerbefreiung für Unternehmer der Pilotregion Shanghai Leistungen Voraussetzungen Prospektierung und Exploration ● Die Dienstleistung wird außerhalb Chinas erbracht. Leasing von beweglichen Gegenständen ● Der Leasinggegenstand wird außerhalb Chinas genutzt. Technologieübertragung und technische Beratung ● Der Leistungsempfänger ist eine Person im Ausland. Konferenzen und Messen Lagerhaltung Softwarebezogene Leistungen, Design und Kontrolle von Schaltkreisen, informationssystembezogene Leistungen und geschäftsprozessbezogene Leistungen Logistische Unterstützung (ausgenommen Lagerhaltung) Vertragliches Energiemanagement Werbung Internationaler Transport Rundschreiben Caishui [2011] 133 regelt für Unternehmer, die aufgrund der Pilotreform mehrwertsteuerpflichtig sind, Folgendes: Für sie unterliegt der Verkauf von gebrauchtem Anlagevermögen dann dem vollen Mehrwertsteuersatz (aktuell 17 Prozent), wenn das Anlagevermögen ab dem 1. Januar 2012, also seit Gültigkeit der Pilotreform, angeschafft oder hergestellt worden ist. Das erscheint konsequent, da für diese Unternehmer seitdem grundsätzlich auch der Vorsteuerabzug für Anlagevermögen zulässig ist. Vor diesem Zeitpunkt angeschaffte oder hergestellte Gegenstände des Anlagevermögens unterliegen bei Verkauf hingegen einem vierprozentigen Steuersatz mit pauschaler Ermäßigung um 50 Prozent, also effektiv einem Steuersatz von zwei Prozent. Kleinunternehmerregelung Übertragungen von Marken, Urheberrechten sowie auf geistiges Eigentum bezogene Leistungen Zertifizierung, Begutachtung und Beratung Veräußerung von gebrauchtem Anlagevermögen ● Der Leistungsempfänger ist eine Person im Ausland. ● Die Leistung wird nicht für Güter oder unbewegliches Vermögen in China erbracht. ● Der Leistungsempfänger ist eine Person im Ausland. ● Der Vertragsgegenstand liegt außerhalb Chinas. ● Der Leistungsempfänger ist eine Person im Ausland. ● Die Werbung wird außerhalb Chinas geschaltet. ● Der Transport verläuft von China ins Ausland, vom Ausland nach China oder vollständig im Ausland. ● Betriebslizenzen liegen nicht vor. Inzwischen hat die Shanghaier Finanzverwaltung ihre Haltung jedoch revidiert und das Rundschreiben für die Anwendung durch die lokalen Finanzämter freigegeben. Weitere Anwendungsregelungen werden in der Folge erwartet. In einigen Distrikten Shanghais ist die Anwendung der Befreiungsmethode aber heute schon möglich. Für Pilotunternehmer mit einem Umsatz von mehr als fünf Millionen Renminbi (RMB) innerhalb eines Zeitraums von zwölf Monaten sieht das chinesische Zentralamt für Steuern in seiner Mitteilung [2011] 65 grundsätzlich die Pflicht vor, den Status eines „allgemeinen Mehrwertsteuerpflichtigen“ (general VAT payer) zu beantragen. Bei der Ermittlung des Umsatzes fließen steuerbefreite und -reduzierte Umsätze mit ein. Mögliche Abzugsbeträge nach der Nettomethode mindern den Umsatz nicht. Besteht der Status bereits, ist eine erneute Beantragung nicht erforderlich. Pilotunternehmer mit einem jährlichen Umsatz bis zu fünf Millionen RMB müssen den Status nicht beantragen, können es aber. Unternehmer ohne diesen Status gelten grundsätzlich als Kleinunternehmer und sind deshalb nicht zum Vorsteuerabzug berechtigt. Erste Erfahrungen mit der Implementierung der Pilotreform in Shanghai Die Einführung der Pilotreform zur Mehrwertsteuer in Shanghai hat bei den betroffenen Unternehmen für erheblichen Anpassungsbedarf gesorgt. Gerade die sehr kurze Vorlaufzeit – der Beschluss für die Pilotreform fiel erst am 26. Oktober 2011 und eine erste Grobregelung zur Reform wurde erst am 16. November 2011 nachgereicht – sowie die lediglich „häppchenweise“ erfolgende Veröffentlichung von wichtigen Detailregelungen haben es den Unternehmen nicht leicht gemacht, sich auf die veränderte Lage einzustellen. Auch nachdem die Reform nun schon einige Monate greift, stehen viele Anwendungsvorschriften noch immer aus. China Compass Frühjahr 2012 41 Steuern und Recht Dessen ungeachtet mussten die Pilotunternehmen zum 15. Februar die erste Anmeldung zur Mehrwertsteuer einreichen. In Vorbereitung dessen – und um einen geordneten Ablauf zu gewährleisten – haben die lokalen Finanzämter alle Steuerpflichtigen schon vorab aktiv auf die Teilnahme an der Pilotreform hingewiesen, zumindest soweit den Finanzämtern die Beurteilung der Leistungen der Steuerpflichtigen möglich war. Natürlich kann ein Unternehmen im Umkehrschluss nicht davon ausgehen, mangels Benachrichtigung nicht unter die Pilotreform zu fallen, obwohl die Voraussetzungen eigentlich erfüllt wären. Ganz im Gegenteil ist jedes Unternehmen unter dem Aspekt des Steuerrisikos gut beraten, die Implikationen der Reform für sich selbst zu analysieren – und zwar in enger Abstimmung mit dem Finanzamt und idealerweise mit professioneller Unterstützung. In manchen Fällen sorgen Unklarheiten bei der Abgrenzung von mehrwertsteuerpflichtigen „modernen Dienstleistungen“ und geschäftsteuerpflichtigen sonstigen Dienstleistungen für Diskussionen mit dem Finanzamt. Unter steuerplanerischen Gesichtspunkten kann die Teilnahme an der Pilotreform durchaus attraktiv sein (Vorteile: Vorsteuerabzugsberechtigung sowie möglicherweise Anrechenbarkeit der ausgewiesenen Mehrwertsteuer für die Kunden). Steht die eigene Dienstleistung jedoch nicht explizit im Katalog „moderner Dienstleistungen“, stellt sich insoweit die Frage, ob sie wenigstens unter einen der dort genannten Oberbegriffe gefasst werden kann, was typischerweise für Diskussionen mit dem Finanzamt sorgt. Beispiele sind hier Vermittlungsleistungen für „moderne Dienstleistungen“ oder die Lizenzierung von Markenrechten. Ausländischen Anwaltskanzleien wurde hingegen vielfach die Teilnahme an der Pilotreform freigestellt. Diese sind aufgrund historischer Regulierungen in China zwar häufig nur durch ein Repräsentanzbüro vertreten. Jedoch führen sie in der Regel Bücher und versteuern Umsatz sowie Gewinn in China. Damit wäre die Pilotreform für Repräsentanzen ausländischer Kanzleien in Shanghai nach derzeitig vorherrschender Sicht der Finanzverwaltung eigentlich anzuwenden. Die meisten Kanzleien haben sich jedoch – von ihrem Finanzamt vor die Wahl gestellt – nach dem Kenntnisstand der Autoren für die vorläufige Beibehaltung der Geschäftsteuer entschieden. Hintergrund dürfte bei vielen die unklare steuerrechtliche Lage aufgrund ausstehender Vorschriften gewesen sein sowie der – aufgrund der Unterschiedlichkeit von Geschäft- und Mehrwertsteuer – erhebliche Anpassungsbedarf bei den internen Prozessen und IT-Systemen. Pilotunternehmen der Transportbranche sehen sich häufig als „Verlierer“ der Reform: Für sie gilt seit dem 1. Januar 2012 ein Mehrwertsteuersatz von elf Prozent im 42 China Compass Frühjahr 2012 Gegensatz zum alten Geschäftsteuersatz von drei Prozent, gleichzeitig aber können sie aus verschiedenen Gründen keinen nennenswerten Vorsteuerabzug geltend machen. Die Gegenstände des Anlagevermögens sind in der Regel bereits vor dem 1. Januar 2012 erworben worden und kommen daher nicht mehr in den Genuss des Vorsteuerabzugs. Auch muss sich in der Transport- und den angrenzenden Branchen bei der Ausstellung von offiziellen Mehrwertsteuerrechnungen zunächst noch die notwendige Routine einstellen. So wird teilweise von Schwierigkeiten beim Erhalt von offiziellen Rechnungen bei der Fahrzeugbetankung berichtet. Im Bereich der Logistikunterstützung bereitet besonders eine dort übliche Praxis Probleme: Der Logistiker sammelt vielfach verschiedene Leistungsentgelte von seinem Kunden ein und reicht diese dann an Subunternehmer weiter. In diesem Fall ist der Logistiker nun in der Pflicht, die verschiedenen Leistungsentgelte trennscharf zu erfassen und der Natur der Leistung nach umsatzsteuerlich korrekt zu behandeln, wobei die verschiedenen Steuerarten und Steuersätze Beachtung finden müssen, was aus Sicht des Logistikers die Komplexität der Abwicklung erheblich steigert. Messegesellschaften in China profitieren – wie vorstehend berichtet – von einer Steuerbefreiung bei im Ausland erbrachten Leistungen. Allerdings geht eine solche Steuerbefreiung grundsätzlich mit einem Verlust des Vorsteuerabzugs einher. Darüber hinaus sind die tatsächliche Gewährung der Steuerbefreiung und deren administrative Anforderungen derzeit noch unsicher, was zu Planungsunsicherheiten bei der der Preiskalkulation führen kann. Wird die Dienstleistung im Ausland dagegen von einer ausländischen Messegesellschaft an einen chinesischen Kunden erbracht, unterliegt diese grundsätzlich nicht der chinesischen Umsatzsteuer. Neben den Dienstleistern sind jedoch zunehmend auch Unternehmen aus der Produktion von der Pilotreform betroffen. Das gilt nicht nur für den Bereich eingekaufter Dienstleistungen, bei dem Produktionsunternehmen von den erhaltenen offiziellen Mehrwertsteuerrechnungen Shanghaier Dienstleister aufgrund des damit verbundenen Vorsteuerabzugs profitieren können. Auch sind häufige Gestaltungen wie die zentrale Erbringung interner Dienstleistungen (z. B. IT, Personal, Rechtsberatung, Buchhaltung oder steuerliche Unterstützung) zwischen verbundenen Unternehmen sowie die Lizenzierung immaterieller Vermögensgegenstände von der Umstellung betroffen. Mit Fragen konfrontiert sehen sich in Shanghai ansässige Unternehmen auch, wenn die korrekte steuerliche Behandlung für aus dem Ausland erhaltene Dienstleistungsrechnungen ermittelt werden muss. Steuern und Recht Hinweise für die Praxis Der Alltag ist für die betroffenen Unternehmen auch Monate nach dem Start der Reform noch längst nicht eingekehrt. Neben den noch neuen und ungewohnten internen Prozessen bestehen auch extern noch erhebliche Unsicherheiten, was die Anwendung der einzelnen Regelungen der Pilotreform betrifft. Bei Redaktionsschluss des vorliegenden China Compass gab es beispielsweise noch Unklarheiten zur Behandlung von grenzüberschreitenden Dienstleistungen: Zum einen werden die bereits veröffentlichten Regeln von den lokalen Behörden nur teilweise angewandt, zum anderen herrscht Unsicherheit über die administrativen Prozesse und Dokumentationserfordernisse. Insoweit ist auch in den kommenden Monaten noch mit einer Fülle von weiteren Anwendungsvorschriften und Spezifizierungen zu rechnen. frühzeitig auf die Anforderungen und Implikationen der Pilotreform vorzubereiten. ............................................................................................................................................... Ihre Ansprechpartner Alexander Prautzsch Tel.: +86 21 2323-3375 [email protected] Ulrich Reuter Tel.: +86 21 2323-2723 [email protected] Auf der anderen Seite ergeben sich aus der Reform jedoch auch erhebliche Potenziale für betroffene Unternehmen, ihre entsprechenden Steuerkosten zu senken und Prozesse zu optimieren. Insbesondere die vorhandenen Befreiungstatbestände und die Null-Prozent-Besteuerung bieten erhebliches Einsparungspotenzial, ebenso die steueroptimale Gestaltung von Transaktionen. Erfahrungsgemäß werden diese Potenziale von vielen Unternehmen derzeit nur unzureichend ausgeschöpft. Daher empfiehlt es sich, die Reform zum Anlass für einen grundlegenden umsatzsteuerlichen Review des derzeitigen Geschäfts zu nutzen. Darüber hinaus bietet die Shanghaier Stadtregierung Unternehmen, welche negativ von der Reform betroffen sind, für eine Übergangszeit auf Antrag direkte finanzielle Unterstützung zum Ausgleich der zusätzlichen Steuerkosten an. Eine solche Unterstützung war bereits bei Bekanntmachung der Reformpläne angekündigt worden und soll die allgemeine Akzeptanz der Reform sichern. Auch wenn für die Beantragung und Auszahlung der Zuschüsse (wie so häufig) Details noch unklar sind – Ihre PwC China Business Group unterstützt Sie hierbei gern. Und zum Schluss noch einmal der wichtige Hinweis: Die Pilotreform in Shanghai ist sowohl geografisch als auch inhaltlich lediglich der erste Schritt auf dem Weg zu einem einheitlichen Mehrwertsteuersystem in China. Nachdem Shanghai erste Erfahrungen mit dem neuen System gesammelt hat, wird allgemein mit einem schnellen Ausweiten der Reform auf andere Städte und Regionen gerechnet. Wie berichtet wird, will neben Shenzhen und der Provinz Jiangsu vor allem auch Beijing relativ schnell die neuen Regelungen übernehmen, um im Standortwettbewerb mit Shanghai nicht ins Hintertreffen zu geraten. Sicher werden auch andere Regionen schnell folgen. Ein Grund mehr also auch für Unternehmen außerhalb Shanghais, sich China Compass Frühjahr 2012 43 Steuern und Recht Neuer Gesetzentwurf verschärft Ein- und Ausreisekontrollen sowie die Aufenthaltsvorschriften Die chinesische Regierung legte unlängst einen Gesetzentwurf vor, der die Bestimmungen des Einreise- und Ausreiserechts ebenso verschärft wie die Vorgaben zum Aufenthaltsrecht für Ausländer. Was genau Beijing plant und welche Konsequenzen sich abzeichnen, erläutert ihnen Pia Dittmann. In den letzten Jahren stieg die Zahl von Ein- und Ausreisen in China stetig. Im Jahr 2010 waren es 382 Millionen, darunter 52 Millionen Ausländer, die das Ministerium für öffentliche Sicherheit registrierte. Im Zeitraum von Januar bis September 2011 wurden bereits 260 Millionen Ein- und Ausreisen verzeichnet. Diesem hohen Reiseaufkommen werden die bisher bestehenden Gesetze aus dem Jahr 1985 nach Ansicht des Ministeriums nicht mehr gerecht. Außerdem gehe mit dem hohen Aufkommen ein Anstieg von illegalen Einreisen, Aufenthalten und Beschäftigungen von Ausländern einher. Daher veröffentlichte die Regierung Ende Dezember vergangenen Jahres einen Gesetzentwurf, der die Befugnisse des Ministeriums für öffentliche Sicherheit und des Außenministeriums im Bereich der Einreise- und Ausreisekontrolle erweitert sowie die Aufenthaltsvorschriften für Ausländer verschärft. „Biologische Identifikation“ bei der Grenzkontrolle Nach dem Wortlaut des Gesetzes wird bei den Grenzkontrollen die Installierung eines Systems zur Erfassung und Speicherung „biologischer Identifikationsdaten“ zugelassen. Im Allgemeinen ist darunter wohl zumindest die Erfassung von Fingerabdrücken bei der Ein- und Ausreise zu verstehen. Welche anderen Daten zukünftig gesammelt werden könnten, ist noch nicht absehbar. Eine Erweiterung der Grenzkontrollen soll nach Aussage der Ministerien die Identifikation von Reisenden erleichtern sowie die Effektivität der Kontrollen erhöhen. Damit wird auch die Vollziehung einer weiteren Regelung im Gesetzentwurf unterstützt, nach der ausländischen Arbeitgebern die Ausreise verweigert werden kann, wenn Gehälter an Arbeitnehmer nicht gezahlt wurden. Damit reagiert Beijing auf einige entsprechende Fälle in den letzten beiden Jahren, besonders in den südlichen Küstenprovinzen Guangdong und Shandong. 44 China Compass Frühjahr 2012 In diesem Beitrag erfahren Sie ● welchen Hintergrund der Gesetzentwurf hat. ● was unter einer „biologischen Identifikation“ bei Grenzkontrollen zu verstehen ist. ● warum Sie dem Thema Ausreiseverbote besondere Aufmerksamkeit schenken sollten. Zwar wurden auch bisher schon Ausreiseverbote aus diesem Grund verhängt, aber das Gesetz aus dem Jahr 1985 nannte den Grund dafür nicht ausdrücklich. – Bitte beachten Sie dazu die Infobox. Ausreiseverbote Ausreiseverbote können in China auch bei einfachen anhängigen Wirtschaftsstreitigkeiten verhängt werden, falls die Gefahr besteht, dass sich eine Verfahrenspartei ihrer Leistungspflicht entziehen will. Davon betroffen sind nicht nur der Arbeitgeber, sondern auch dessen ausländische Arbeitnehmer in China, selbst wenn diese mit der Rechtsstreitigkeit gar nichts zu tun haben. Maßgeblich ist nur, dass der Arbeitnehmer „verantwortlich“ ist, wobei dieser Begriff weit zu fassen ist und sich nicht nur auf Führungspersonal beschränkt. Erwirkt die gegnerische Partei ein Ausreiseverbot (in der Regel mit der Einreichung der Klageschrift), werden in der Praxis die Namen und die Position der betroffenen Personen in die Datenbank der Grenzkontrollbehörden eingepflegt. Damit erfährt der Betroffene oft erst bei einer geplanten Ausreise am Flughafen vom Ausreiseverbot. Weitere Details zu dem Thema liefert Ihnen der Beitrag „Ausreiseverbote für ausländische Unternehmer: Wie können sich Unternehmen schützen?“ in der Ausgabe Winter 2011/2012 Ihres China Compass, ab Seite 15 (Gastbeitrag von Dr. Florian Keßler). Aufenthaltsgenehmigung je nach Visum Im Bereich der Aufenthaltsvorschriften gilt momentan die Regelung: Ausländer, die sich mehr als ein Jahr in China aufhalten, benötigen eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung, während bei einem kürzeren Aufenthalt eine vorläufige Aufenthaltsgenehmigung ausreicht. Den vorgeschlagenen neuen Regelungen zufolge müssten Ausländer innerhalb von 30 Tagen nach der Einreise eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen, wenn dies „ihr Visum erfordert“. Damit gemeint sind wahrscheinlich Visa für mehr als 180 Tage, die in der Regel nur für ausländische Arbeitnehmer und Studenten Steuern und Recht erteilt werden. Die Dauer der erteilten Aufenthaltsgenehmigung soll dabei zwischen 180 Tagen und fünf Jahren variieren. Außerdem soll es für Ausländer die Möglichkeit geben, eine „dauerhafte“ Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen, falls sie unter anderem einen gewichtigen Beitrag zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung Chinas leisten. Zusätzlich soll bei der Beantragung der Aufenthaltsgenehmigung ein Fingerabdruck genommen werden. Das soll eindeutig die Verknüpfung zu der zukünftigen „biologischen Identifikation“ bei den Grenzkontrollen herstellen. Ein wichtiger Bestandteil des Gesetzentwurfs ist ein Katalog mit Strafen für Verstöße. So kann China gegen Ausländer, die illegal in Land arbeiten (also ohne eine gültige Arbeitserlaubnis), eine Geldstrafe verhängen, die zwischen 5.000 Renminbi (RMB, circa 600 Euro) und 20.000 RMB (etwa 2.400 Euro) betragen wird. Weitaus abschreckender für Westeuropäer dürfte allerdings eine drohende Freiheitsstrafe sein, die von fünf bis 15 Tagen im Fall schwerwiegender Verstöße reichen kann. Außerdem können Ausländer – wenn ihr Fall „kompliziert“ ist – bis zu 60 Tage in Untersuchungshaft genommen werden, wenn sie ● im Verdacht stehen, illegal eingereist zu sein. ● sich illegal aufhalten. ● Ausländer beschäftigen, die ihrerseits wiederum im Verdacht stehen, die nationale Sicherheit oder Ordnung zu bedrohen. Ausblick Ungeachtet einiger Datenschutzbedenken beim Blick auf die Erfassung und Speicherung von Fingerabdrücken ist davon auszugehen, dass der Gesetzentwurf nahezu unverändert in Kraft tritt. Denn in weiten Teilen konkretisiert der Entwurf nur die bisherigen Regelungen aus dem Jahr 1985 und passt sie an die aktuelle Situation an, sodass keine größeren Änderungen zu erwarten sind. Besonders angesichts der möglichen Untersuchungshaft in China bei Verstößen sind alle Betroffenen aber auf jeden Fall gut beraten, bei allen Belangen rund um Visa, Arbeitserlaubnis und Aufenthaltsrecht in China größtmögliche Sorgfalt walten zu lassen. Mit Blick auf die möglichen Ausreiseverbote empfiehlt es sich vor allem für deutsche Unternehmer und Führungskräfte, vor Geschäftsreisen zu prüfen, ob ein Gerichtsverfahren in China anhängig ist oder droht. Ihre Fachnachrichten China Compass werden die weitere Entwicklung des Gesetzentwurfs beobachten und Sie zeitnah informieren. ............................................................................................................................................... Ihre Ansprechpartnerinnen Pia Dittmann Tel.: +86 10 6533-3572 [email protected] Nanette Ott Tel.: +49 69 9585-6434 [email protected] Ulla Koch Tel.: +49 711 25034-3108 [email protected] China Compass Frühjahr 2012 45 Steuern und Recht Lieferungen über die Grenze: Regelungsrahmen und behördliche Praxis in der Automobilindustrie China hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Schlüsselmarkt für die Automobilindustrie entwickelt. Mit circa 14,5 Millionen Fahrzeugen produzierte das Land 2010 in etwa so viele Wagen wie Japan und Deutschland zusammen. Die Belieferung von Autoteilen und -komponenten innerhalb des komplexen Geflechts der Zulieferungen erfolgt teilweise lokal, teilweise aber auch über die Grenze. Wird die Grenze überschritten, ist eine Vielzahl von Vorgaben zu beachten. – Damit Sie wissen, worauf es ankommt, bietet Ihnen der folgende Beitrag einen Überblick über den gegenwärtigen Regelungsrahmen bei grenzüberschreitenden Lieferungen in China und zeigt auf, welche Themen Unternehmen in der Praxis besonders beachten sollten. Regulatorisches Umfeld in China Wie andere Länder kennt China eine Vielzahl von tarifären und außertarifären Vorschriften zur Kontrolle von Warenbewegungen über seine Grenzen. Verschiedene Behörden wie die chinesische Zollbehörde, das Ministerium für Wirtschaft (Ministry of Commerce) sowie das Büro für Inspektion und Quarantäne (China Inspection and Quarantine) sind für die Durchsetzung der Vorschriften zuständig. Werden die Vorschriften nicht eingehalten, kann es bei grenzüberschreitenden Warenbewegungen zu Verzögerungen, zusätzlichen Zöllen oder anderen Sanktionen wie etwa Strafzahlungen oder die Herabstufung des verantwortlichen Unternehmens im zollinternen Unternehmensrating kommen. Um dies zu vermeiden, sollten Unternehmen mit grenzüberschreitenden Warenbewegungen daher die zugrunde liegenden Prozesse sorgfältig planen und überwachen. Tarifäre Vorschriften für die Einfuhr von Automobilteilen und -komponenten Klassifizierung von Teilen und Komponenten Die Tarifklassifizierung ist Voraussetzung für die Abwicklung der Einfuhr aller Waren und erfolgt durch Zolltarifnummern nach dem harmonisierten System (Harmonized System, HS). Chinesische Zollbehörden überprüfen die durch Importeure und Exporteure vorgenommene Klassifizierung entweder bei Deklaration oder nachgelagert im Rahmen von Zollprüfungen. Die aktuell verwendeten Zolltarifnummern (HS Codes) gehen auf das Jahr 2007 zurück. Für das Jahr 2012 wird eine überarbeitete Version erwartet. 46 China Compass Frühjahr 2012 In diesem Beitrag erfahren Sie ● welche tarifären und außertarifären Bestimmungen zu beachten sind. ● was in der Praxis bei der Zollwertermittlung zu beachten ist. ● welche Vorzüge ein hohes Unternehmensrating bei der Zollbehörde haben kann. Die Zolltarifnummer ist durch den Importeur beziehungsweise Exporteur eigenständig und korrekt zu ermitteln und gegenüber den Zollbehörden zu deklarieren. Im Falle einer Überprüfung wird die Klassifizierung zunächst durch die lokal zuständige Zollbehörde im Einfuhr- oder Ausfuhrhafen geprüft. Sollte auf Basis dieser Prüfung keine Übereinstimmung zwischen der Zollbehörde und dem Importeur oder Exporteur bestehen respektive erzielt werden können, kann die Klassifizierungsabteilung der regionalen Zollbehörde (typischerweise die Behörde auf Provinzebene) eingeschaltet werden. Falls auch das keine Einigung bringt, kann der Fall einer Spezialabteilung für Klassifizierungsfragen (Center of Excellence) vorgelegt werden. Importeure und Exporteure können aber schon im Vorfeld der Zollanmeldung eine Vorabauskunft zur Klassifizierung beantragen. Seit 2008 ist jedoch vermehrt zu beobachten, dass Zollbehörden solche Vorabklassifizierungen mangels eigener Kapazitäten an dritte Anbieter wie etwa zugelassene Zollmakler abgeben. Im Gegensatz zur Zollbehörde stellt der zugelassene Zollmakler jedoch lediglich ein Klassifizierungsgutachten aus und erteilt keine offizielle Vorabauskunft. Ermittlung des Werts der Teile und Komponenten Die korrekte Bewertung von Teilen und Komponenten kann ein komplexes Thema sein. Für die Einfuhr der meisten Warengruppen ermittelt sich der Zoll auf der Basis des Warenwerts. Chinesische Zollbehörden betrachten vorgelegte Bewertungen dementsprechend kritisch. Grundsätzlich werden sechs verschiedene Methoden der Bewertung unterschieden, in 95 Prozent der Fälle wird jedoch die vorrangig anzuwendende Transaktionspreismethode angewandt, bei der sich der Zollwert der Ware aus dem Transaktionspreis ergibt. Der Transaktionspreis ist der Gesamtbetrag, den der Käufer tatsächlich an den Verkäufer bezahlt hat – plus oder minus gewisser Korrekturposten. Für Einfuhren soll der Zollwert Transportkosten und damit verbundene Kosten sowie Versicherungskosten enthalten, die vor Entladung der Waren im Ankunftshafen in China anfallen. Steuern und Recht In der Praxis ist dabei erfahrungsgemäß speziell auf die folgenden kritischen Punkte zu achten: ● Dokumentation der Ermittlung des Transaktionspreises beim Handel zwischen verbundenen Unternehmen im Fall der Beanstandung ● Auswahl aussagekräftiger Nachweise gegenüber den Zollbehörden, möglichst ohne Preisgabe vertraulicher Informationen ● Notwendigkeit der Berücksichtigung von Korrekturposten auf den Transaktionspreis zur Ermittlung des Zollwerts, zum Beispiel für Lizenzentgelte oder andere berücksichtigungspflichtige Kosten ● Verwendung von Transaktionspreisen, die geringer sind, als in der von den Zollbehörden verwendeten Bewertungsdatenbank ausgewiesen und daher möglicherweise beanstandet werden ● signifikante Anpassung von Transaktionspreisen über den Zeitablauf, die möglicherweise zu Rückfragen der Zollbehörden führen ● Umgang mit Inkonsistenzen bei der Preiseinschätzung durch verschiedene Zollbehörden aufgrund deren unterschiedlicher Bewertungssysteme und Datenbanken In der Praxis erfordern die genannten Punkte jeweils eine fallspezifische Würdigung. Auf Basis dieser Würdigung sind dann idealerweise vor Durchführung der Warenbewegung Entscheidungen über umsichtige Preisanpassungen sowie eine aussagekräftige Dokumentation zu treffen. Einfuhr von Teilen und Komponenten unter Zollverschluss zur weiteren Verarbeitung mit anschließender Wiederausfuhr Die Verarbeitung von Teilen und Komponenten unter Zollverschluss – ein Verfahren, das in China das Processing Trade genannt wird – bietet Unternehmen eine attraktive Möglichkeit, Teile und Komponenten ohne Zollgebühren und Einfuhrumsatzsteuer in China einzuführen, diese vor Ort zu verarbeiten und die fertigen Produkte wieder auszuführen. Dabei werden Importteile und -komponenten in einem Zollhandbuch erfasst und bei Export der fertigen Produkte entsprechend dem Verbrauch wieder ausgetragen. Dieses System ist mangels Integration in das ERP-System bei vielen chinesischen Unternehmen zwar in der praktischen Handhabung etwas umständlich. Die Einspareffekte bei Zoll und Umsatzsteuer können jedoch erheblich sein. Bitte beachten Sie: Ein Unternehmen kann in China gleichzeitig sowohl Teile und Komponenten unter als auch ohne Zollverschluss verarbeiten. In einem solchen Fall ist jedoch die klare Trennung zwischen Teilen unter Zollverschluss und solchen ohne essenziell, um spätere Nachforderungen von Zoll und Einfuhrumsatzsteuer zu vermeiden. Diese Trennung kann in der Praxis erhebliche Schwierigkeiten bereiten und sollte daher unbedingt durch einen strukturierten und angemessen überwachten Prozess abgebildet werden. Wenn es die Zollbehörden erlauben, müssen Unternehmen im konkreten Einzelfall die Verbrauchsfiktion – also die Festlegung, welche und wie viele Importteile bei der Fertigung eines Exportprodukts verbraucht werden – nicht schon beim Import der Teile zur Anmeldung vorlegen, sondern erst beim Export der fertigen Produkte. Das erleichtert es einem chinesischen Unternehmen, mögliche Unterschiede zwischen Plan- und Istdaten mit Blick auf die spätere Abstimmung des Zollhandbuchs zu begrenzen und damit Bestandsdifferenzen und Nachzahlungen zu vermeiden. Davon abgesehen kann die Zollbehörde die Möglichkeit einräumen, Nachzahlungen beim Zoll oder der Einfuhrumsatzsteuer auf lokale Verkäufe von Produkten aus ursprünglich unter Zollverschluss eingeführten Teilen nachträglich, etwa auf monatlicher Basis, zu erklären und zu begleichen. Ein neues Modell für die Verarbeitung unter Zollverschluss befindet sich gerade in der Erprobungsphase: Bei diesem Modell ist es möglich, Einfuhren unter Zollverschluss in Niederlassungen in verschiedenen Landesteilen über ein in der Hauptniederlassung zentral geführtes elektronisches Zollhandbuch (e-handbook) abzuwickeln. Zu beachten ist, dass alle Niederlassungen jedoch Teil einer juristischen Person, also typischerweise der gleichen Gesellschaft, sein müssen. Eine Nutzung über verschiedene Gesellschaften hinweg ist nicht vorgesehen. Einfuhr von technisch fortschrittlichen und umweltfreundlichen Teilen und Komponenten Unter dem Konzept der temporären Zolltarife oder Interim Import Duty Rates besteht für Unternehmen die Möglichkeit, eine Reduzierung von Zolltarifen für bestimmte Waren zu erreichen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Das Konzept zielt darauf ab, durch reduzierte Zollsätze die Einfuhr bestimmter Waren zu fördern. Dazu zählen: ● fortschrittliche technische Ausrüstung sowie Schlüsselteile und -komponenten ● ressourcenschonende und umweltfreundliche Produkte Die temporären Zolltarife können grundsätzlich nur angewandt werden, soweit die Einfuhr der spezifischen Produkte ausweislich einer detaillierten Liste gefördert wird. In diesem Fall können sowohl chinesische als auch ausländische Unternehmen grundsätzlich die Anwendung eines temporären Zolltarifs für solche Produkte beantragen, deren aktuellen Zolltarif sie als „unnötig hoch“ einstufen. Die Entscheidung und Aufsicht über die temporären Zolltarife obliegt der Zolltarifkommission des Staatsrats (Customs Tariff Commission of State Council). China Compass Frühjahr 2012 47 Steuern und Recht Über neue Anträge wird fallweise entschieden. Erfahrungsgemäß können neue temporäre Zolltarife mit einem bis drei Prozent teilweise sehr niedrig liegen. Typischerweise bleiben diese Tarife zwölf Monate oder länger anwendbar. Im Jahr 2011 gab es für über 600 Zolltarifnummern temporäre Zolltarife und für 2012 wird ein weiterer Anstieg erwartet. Auf der Liste finden sich Waren aus verschiedenen Bereichen, inklusive Werkzeuge zur Verarbeitung von Fahrzeugkarosserien sowie Motoren und Autoradios. Das Verfahren wird typischerweise von Verbänden oder großen Unternehmensgruppen genutzt. Der temporäre Zolltarif ist im Fall des Erfolgs allgemein verbindlich und kommt damit allen Importeuren zugute. Einfuhr von Teilen und Komponenten unter dem Schutz von Freihandelsabkommen China ist in ein Netz von Freihandelsabkommen mit einer Reihe von wichtigen Handelspartnern eingebunden. Bei der Einfuhr von Teilen und Komponenten mit der Herkunft Südostasien kann ein auf bis zu null Prozent reduzierter Zolltarif angewandt werden. Schlüssel zu dieser Vorzugsbehandlung ist jedoch der Ursprungsnachweis (Certificate of Origin), der vom Lieferanten bereitgestellt werden muss und nicht mit anderen Dokumenten, wie etwa Rechnung, Packliste und Frachtschein, in Widerspruch stehen darf. Außertarifäre Vorschriften für die Einfuhr von Automobilteilen und -komponenten in China Neben der reinen Zollthematik gibt es in China bei der Einfuhr von Waren eine Fülle weiterer Auflagen zu beachten, vor allem Einfuhrlizenzierungen, Wareninspektionen, Warentests sowie das chinesische Warenzertifizierungssystem China Compulsory Certification (CCC). Zuständig sind vor allem das Ministerium für Wirtschaft sowie die Hauptverwaltung für Qualitätsüberwachung, Inspektion und Quarantäne (General Administration for Quality Supervision, Inspection and Quarantine, AQSIQ). Im Fall von Zulieferteilen für die Automobilindustrie können je nach Produkt darüber hinaus Lizenzen zur Einfuhr von Produkten mit zivilem und militärischem Anwendungsbereich (dual use products) erforderlich werden. Auch hier bestimmen sich zusätzliche Anforderungen häufig über die für die Produktgruppe anzuwendende Zolltarifnummer. Die Einfuhr der Teile und Komponenten kann nicht abgeschlossen werden, ohne dass die notwendigen Lizenzierungen, Inspektionen, Tests und Zertifizierungen vollständig vorliegen. Das Verständnis dieser Anforderungen kann bisweilen schwieriger sein, als den anzuwendenden Zolltarif zu bestimmen. Mit speziellem Blick auf China ist 48 China Compass Frühjahr 2012 insoweit neben einem umfassenden Verständnis der Vorschriften besonders auch eine enge Abstimmung mit den zuständigen Behörden schon im Vorfeld der Transaktion zu empfehlen, um spätere Überraschungen zu vermeiden. Maßnahmen zur möglichen Verkürzung des Einfuhrverfahrens Es gibt in China über 40 regionale Zollbehörden und circa 250 Einfuhrhäfen. Lokale Zollbehörden operieren häufig dezentralisiert und haben weitreichende Entscheidungskompetenzen. In den verschiedenen Lokalitäten gibt es ferner große Unterschiede beim Grad der Prozessstandardisierung sowie unterschiedliche Praktiken bei der Inspektion, den Arbeitszeiten und den Beanstandungsquoten. Wie bereits erwähnt, haben das Ministerium für Wirtschaft wie auch das Büro für Inspektion und Quarantäne und andere Behörden weitere Arbeitsschritte abzuschließen, bevor die Waren freigegeben werden können. Alles in allem kann die Kombination der genannten Prozesse daher zu erheblichen Verzögerungen beim Abschluss des Einfuhrverfahrens und damit letztlich zu Sonderkosten führen. Einfluss des Unternehmensratings Die chinesischen Zollbehörden arbeiten bereits seit 1999 mit einem System, das ihnen die Klassifizierung der Unternehmen ermöglicht. Im Jahr 2008 hat die chinesische Zollhauptverwaltung (General Administration for Customs, GAC) weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Effizienz der Unternehmensklassifizierung sowie der besseren Steuerung des Einfuhrverfahrens ergriffen. Die Verwaltungsanweisungen zur Unternehmensklassifizierung (Administrative Measures on Enterprise Classification, GAC Order [2008] 170) enthalten in diesem Zusammenhang weitere Details zu der Klassifizierung in die Ratingkategorien AA, A, B, C und D. Die Verwaltungsanweisung wurde inzwischen mit Wirkung vom 1. Januar 2011 überarbeitet. Das Ziel von Importeuren sollte grundsätzlich sein, ein Rating von AA oder A zu führen. Mit diesem Rating sollte es einem Importeur beispielsweise möglich sein ● nach Prüfung der elektronischen Dokumente unmittelbar mit der Zollanmeldung ohne weitere physische Prüfung fortzufahren; ● mögliche Beanstandungen mit speziell dafür bereitgestellten Zollmitarbeitern zu besprechen; ● bei Anmeldung, Prüfung und Freigabe mit Priorität bedient zu werden; ● auch an Sonn- und Feiertagen Einfuhren anmelden zu können. Steuern und Recht Auswahl und Kontrolle der Zollmakler Zollmakler arbeiten in China regional oder sogar lokal begrenzt. Insoweit handelt es sich um einen sehr fragmentierten Markt mit mehr als 600.000 Anbietern, von denen circa 500.000 bei Zollbehörden registriert sind. Wie in einem kleinteiligen Markt nicht anders zu erwarten, können bei Zollmaklern fachliche Qualifikation sowie interne Kontrollmechanismen und Prozessstandardisierungen von sehr unterschiedlicher Qualität sein. In manchen Fällen mag der Schwerpunkt eher auf der Schnelligkeit des Prozesses als auf der Beachtung aller Vorschriften liegen, gelegentlich auf Basis besonderer „informeller“ Absprachen. Dennoch unterliegen auch Zollmakler einem Ratingsystem durch die Zollbehörden. Basierend auf Leistung und Vertrauenswürdigkeit werden diese ebenfalls in die Kategorien AA, A, B, C und D eingeteilt. Zollmakler der Kategorien AA und A genießen wiederum bestimmte Vorteile und Erleichterungen bei den Einfuhrverfahren, Kautionsverpflichtungen sowie den Zollprüfungen. Daher kann die Einschaltung eines Zollmaklers mit einem Rating der Kategorie AA oder A die Abwicklung auch ohne Einbußen bei der Qualität durchaus beschleunigen. Maßnahmen zur Erleichterung des Einfuhrverfahrens Mit einer Vielzahl von Einzelmaßnahmen werden teilweise auf lokaler Ebene Erleichterungen des Einfuhrverfahrens angestrebt. Beispiele sind: ● Vorgezogene Zollanmeldung und Freigabe der Waren: Abhängig vom Einfuhrhafen und je nach Genehmigung durch die Zollbehörden kann es möglich sein, die Zollanmeldung bereits vor Ankunft der Waren durchzuführen. Wenn Teile/Komponenten unter Zollverschluss gelagert werden, kann es ferner möglich sein, diese in den freien Verkehr einzuführen und fällige Zölle erst zum Ende des Folgemonats zu entrichten. ● Lokale Anmeldung und Freigabe: Neue Freigabemodelle werden gerade getestet, die eine Trennung des Orts der Anmeldung und Zollzahlung sowie der physischen Einfuhr der Waren vorsehen. ● Papierlose Anmeldung: Shanghai hat im Dezember 2007 die papierlose Abwicklung der Zollanmeldung eingeführt. Importeure können auf Antrag die papierlose Abwicklung nutzen, indem sie die Belege entweder später nachreichen oder selbst aufbewahren. Das Zollsystem führt die Prüfung der Eingaben automatisiert durch und stellt eine Eingangsbestätigung an den Importeur aus. Maßnahmen zur möglichen Reduzierung von Kosten bei der Ausfuhr von Teilen und Komponenten Erstattung der Umsatzsteuer im Exportfall Wohl aufgrund des besonderen Augenmerks der chinesischen Regierung auf den Automobilsektor werden Exporte im Automobilsektor regelmäßig mit relativ hohen Rückerstattungen der gezahlten Umsatzsteuer im Bereich von 13 bis 17 Prozent versehen. Technisch gesehen hängt der Rückerstattungssatz von der Zolltarifnummer des Produkts ab. Produkte, die nicht in die Kategorie 87 (Automobil) klassifiziert werden können, sind insoweit mit einem möglicherweise geringeren Erstattungssatz belegt. Bolzen und Muttern, die zum Beispiel stattdessen in die Kategorie 73 fallen, können lediglich einen Erstattungssatz von acht Prozent erhalten. Die wohlüberlegte und richtige Klassifizierung von Produkten kann daher zu erheblichen Kostenreduzierungen führen. Freihandelsabkommen Freihandelsabkommen erlauben es, Zollkosten für Einfuhren nach und Ausfuhren aus China in andere Länder zu reduzieren, wenn die notwendigen Voraussetzungen erfüllt sind und dies nachgewiesen werden kann. Getriebe und Ventile aus China unterliegen in südostasiatischen Ländern zum Beispiel einem Standardzollsatz von 30 Prozent. Unter dem Freihandelsabkommen zwischen China und den ASEAN-Staaten kann dieser Satz auf bis zu null Prozent reduziert werden. Entscheidend ist jedoch: Die Regeln für die Ermittlung des Herstellungslands müssen beachtet werden und ein entsprechender Ursprungsnachweis (Certificate of Origin) kann vorgelegt werden. Lokale administrative Erleichterungen Auch für den Exportfall sehen bestimmte Zollbehörden Erleichterungen bei der Administration vor wie etwa die papierlose Abwicklung der Anmeldung. China Compass Frühjahr 2012 49 Steuern und Recht Implikation für betroffene Unternehmen Grenzüberschreitende Warenbewegungen sind oft administrativ komplex, zeitlich unberechenbar und kostenintensiv. Durch eine geschickte Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Instrumente können Unternehmen hingegen Effizienzvorteile erzielen und Risiken begrenzen. Ganz oben auf der Agenda der betroffenen Unternehmen stehen sollten aus diesem Grund: eine sorgfältige Planung der Warenströme unter tarifären wie außertarifären Aspekten sowie die Implementierung und Überwachung der notwendigen administrativen Prozesse. ............................................................................................................................................... Ihre Ansprechpartner Alexander Prautzsch Tel.: +86 21 2323-3375 [email protected] Damon Paling Tel.: +86 21 2323-2877 [email protected] 50 China Compass Frühjahr 2012 Steuern und Recht Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Taiwan und Deutschland unterzeichnet Auf den ersten Blick verblüfft die Nachricht: Am 19. Dezember 2011 wurde in Berlin und am 28. Dezember 2011 dann in Taipeh das „Abkommen zwischen dem Deutschen Institut in Taipeh und der Taipeh Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur Verhinderung der Steuerverkürzung hinsichtlich der Steuern vom Einkommen und vom Vermögen“ unterzeichnet. – Hinter der sperrigen Formulierung verbirgt sich, was prägnanter auch mit dem Begriff „Doppelbesteuerungsabkommen“ bezeichnet wird. Warum die Nachricht verblüfft und welche Regelungen das Abkommen enthält, lesen Sie im folgenden Beitrag. Der Unterzeichnung des neuen Abkommens zwischen Deutschland und Taiwan gingen langjährige Verhandlungen voraus, die schon 2002 aufgenommen wurden. Die Verhandlungen gestalteten sich vor allem deshalb schwierig, weil die Bundesrepublik Deutschland hierbei auch die von der Volksrepublik China verfolgte und von der Bundesrepublik akzeptierte Ein-China-Politik zu berücksichtigen hatte. Derzufolge sind die Volksrepublik China und die Republik China auf Taiwan keine zwei unabhängigen chinesischen Staaten, sondern nur Teile „eines Chinas“. Das Abkommen ist noch nicht in Kraft. Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums werden das erforderliche besondere Gesetzgebungsverfahren und der Notifikationsaustausch jedoch voraussichtlich noch in diesem Jahr abgeschlossen sein. Den Bestimmungen des Abkommens entsprechend soll dieses dann mit der zuletzt erfolgenden Notifizierung in Kraft treten und seine Regelungen für Steuern gelten voraussichtlich ab dem 1. Januar 2013. Ungewöhnliche Vertragsparteien Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) hat Deutschland mit vielen Staaten geschlossen (den aktuellen Stand geltender Abkommen finden Sie auf der Homepage des Bundesfinanzministeriums). Der Abschluss eines DBA ist insofern nichts Außergewöhnliches, sondern eine weltweit gängige Praxis mit dem Ziel, die bei grenzüberschreitenden Sachverhalten grundsätzlich bestehende Gefahr einer Doppelbesteuerung zu vermeiden und eine gerechte Verteilung des Steuersubstrats zwischen den beteiligten Staaten zu sichern. In diesem Beitrag erfahren Sie ● für welche Steuern das Abkommen gilt und welche Steuersätze Anwendung finden. ● wie taiwanesische Einkünfte nach dem neuen Abkommen besteuert werden. ● welche inhaltlichen Besonderheiten, etwa in Hinblick auf Betriebsstätten, das Abkommen enthält. Das Besondere an dem nun mit Taiwan geschlossenen DBA ist jedoch dessen politischer und juristischer Rahmen. Denn als die Bundesrepublik im Jahr 1972 diplomatische Beziehungen zur Volksrepublik aufnahm, akzeptierte Deutschland auch deren Ein-China-Politik. Somit ist Taiwan auch nach offizieller deutscher Lesart kein souveräner Staat. Deshalb handelt es sich bei dem im Dezember 2011 unterzeichneten Abkommen – im Unterschied zu anderen DBA – auch nicht um einen völkerrechtlichen Vertrag zwischen zwei Staaten. Vertragsparteien sind vielmehr das Deutsche Institut Taipeh und die Vertretung Taipehs in der Bundesrepublik Deutschland („Taipeh Vertretung“). Das Deutsche Institut Taipeh ist die deutsche Auslandsvertretung in Taiwan, die Taipeh Vertretung in Berlin vertritt umgekehrt die Interessen Taiwans. Da zwischen Deutschland und Taiwan keine offiziellen diplomatischen Beziehungen bestehen, werden diese Aufgaben nicht wie sonst durch Botschaften wahrgenommen. Dennoch handelt es sich bei dem Abkommen keinesfalls um ein Pilotprojekt. Schon heute haben auch andere Staaten der Europäischen Union, namentlich Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, die Niederlande, Schweden und Ungarn, vergleichbare Abkommen mit Taiwan geschlossen. Taiwan unterhält derzeit DBA mit insgesamt 20 Staaten, das Abkommen mit Deutschland noch nicht eingerechnet. Wie so oft ist die deutsche Finanzverwaltung also auch hier international ein Nachzügler. Was das neue Abkommen regelt Obwohl also die erwähnte formale Besonderheit besteht, fällt das deutsch-taiwanesische DBA in seinem materiellen Inhalt keinesfalls aus dem üblichen Rahmen. Das DBA orientiert sich hierbei nämlich weitgehend am Musterabkommen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Hinsichtlich der örtlichen Anwendbarkeit wird terminologisch allerdings dem völkerrechtlichen Status Taiwans Rechnung getragen. Anstelle der in DBA sonst üblichen Bezeichnung „Vertragsstaat“ wird im Abkommen durch- China Compass Frühjahr 2012 51 Steuern und Recht gängig die Bezeichnung „Gebiet“ verwendet, wenn auf Deutschland oder Taiwan Bezug genommen wird. Regelungsgegenstand des DBA sind die Steuern vom Einkommen und vom Vermögen, die in Taiwan oder Deutschland erhoben werden. Auf Deutschland bezogen, handelt es sich hierbei um die Einkommen-, die Körperschaft-, die Gewerbe- sowie die Vermögensteuer, die hierauf jeweils entfallenden Zuschläge eingeschlossen. Auf Taiwan bezogen sind das die von gewinnorientierten Unternehmen erhobene Einkommensteuer, die von natürlichen Personen erhobene konsolidierte Einkommensteuer und die einkommensteuerliche Basissteuer, ebenfalls einschließlich der hierauf erhobenen Zuschläge. Das nationale Steuerrecht Taiwans In Taiwan ansässige Unternehmen unterliegen mit ihrem Welteinkommen der taiwanesischen Besteuerung. Der Körperschaftsteuersatz beträgt derzeit 17 Prozent. Unternehmen, die nicht in Taiwan ansässig sind, unterliegen hingegen nur mit ihrem aus taiwanesischen Quellen stammenden Einkommen der taiwanesischen Besteuerung, wobei ein nicht ansässiges Unternehmen, das in Taiwan eine feste Geschäftseinrichtung oder Handelsvertretung unterhält, einem ansässigen Unternehmen ähnlich auf Grundlage desselben Körperschaftsteuersatzes besteuert wird. Ein nicht ansässiges Unternehmen, das über keine feste Geschäftseinrichtung oder Handelsvertretung in Taiwan verfügt, unterliegt nicht der Körperschaftsteuer. Allerdings hat es seine aus taiwanesischen Quellen stammenden Einkünfte wie Dividenden, Zinsen und Lizenzgebühren zu versteuern. Diese Besteuerung findet im Wege der Quellenbesteuerung statt. Mit anderen Worten: Ein in Taiwan ansässiges Unternehmen, das Dividenden, Zinsen oder Lizenzgebühren an ein im Ausland ansässiges Unternehmen auszahlt, ist verpflichtet, die Steuer im Rahmen der Auszahlung einzubehalten und an den taiwanesischen Fiskus abzuführen. Die Höhe der auf Dividenden, Zinsen und Lizenzgebühren entfallenden Steuer bemisst sich für in Taiwan ansässige Unternehmen sowie für solche Unternehmen, die in einem Staat ansässig sind, mit dem kein DBA besteht, einzig nach nationalem taiwanesischen Steuerrecht. Im Anwendungsbereich von DBA erfahren diese Steuersätze in der Regel jedoch eine Einschränkung, so auch durch das neue deutschtaiwanesische Abkommen. 52 China Compass Frühjahr 2012 Die Behandlung taiwanesischer Einkünfte nach dem neuen Abkommen Dividendenzahlungen, die dem deutsch-taiwanesischen DBA unterliegen, werden nach Artikel 10 des Abkommens grundsätzlich mit maximal zehn Prozent besteuert. Gleiches gilt für Zinszahlungen (Artikel 11) sowie die Zahlung von Lizenzgebühren (Artikel 12). Für die Höhe der Quellenbesteuerung von Dividenden könnte zukünftig Artikel 10 Absatz 3 des DBA Bedeutung gewinnen, der Dividendenzahlungen an außerhalb Taiwans ansässige Gesellschaften betrifft, die unmittelbar über mindestens 25 Prozent des Kapitals der Gesellschaft verfügen, welche die Dividende zahlt. Sollte Taiwan irgendwann aufgrund eines zukünftig mit einem anderen Mitgliedstaat der OECD unterzeichneten Abkommens auf Dividendenzahlungen solcher Gesellschaften einen niedrigeren Steuersatz als zehn Prozent anwenden, kann das Bundesfinanzministerium oder die Behörde, an das es seine Befugnisse delegiert hat, verlangen, dass dieser niedrigere Steuersatz auch für in Deutschland ansässige Gesellschaften gilt, die eine solche 25-prozentige Beteiligung halten. Umgekehrt erstreckt sich diese Regelung dann auch auf Dividendenzahlungen an in Taiwan ansässige Gesellschaften. Den ausdrücklichen Bestimmungen des DBA zufolge gilt der niedrigere Steuersatz allerdings nicht für in Deutschland beziehungsweise Taiwan ansässige Personengesellschaften als Zahlungsempfängerinnen. Auch bei der Besteuerung von Veräußerungsgewinnen orientiert sich das deutsch-taiwanesische DBA am aktuellen OECD-Musterabkommen. Grundsätzlich erfolgt die Besteuerung demnach in dem Gebiet, in dem der Veräußerer ansässig ist. Die Ausnahmen von dieser Grundregel decken sich weitgehend mit den im OECD-Musterabkommen vorgesehenen Tatbeständen. Eine Regelung zur Vermeidung von Steuerflucht ist in Artikel 13 Absatz 6 des deutschtaiwanesischen Abkommens zu sehen, der im Musterabkommen ebenfalls keine Entsprechung findet. Hiernach kann bei einer natürlichen Person, die in einem Gebiet mindestens während fünf Jahren ansässig war und die im anderen Gebiet ansässig geworden ist, das erstgenannte Gebiet den Vermögenszuwachs bei der Person bis zu ihrem Wohnsitzwechsel bei Anteilen an Gesellschaften, die im erstgenannten Gebiet ansässig sind, nach seinen inländischen Rechtsvorschriften besteuern. Die Vermeidung einer Doppelbesteuerung lässt sich auf unterschiedliche Weise erreichen. Aufgrund der in Artikel 22 getroffenen Regelung des deutsch-taiwanesischen DBA erfolgt die Berücksichtigung der durch Taiwan besteuerten Dividenden, Zinsen und Lizenzen bei der deutschen Einkommensbesteuerung grundsätzlich im Wege des Steuern und Recht Anrechnungsverfahrens. Das bedeutet: Die taiwanesische Steuer wird im Rahmen der Gesamtsteuerschuld in Deutschland auf die anfallende inländische Steuer angerechnet, die auf taiwanesische Einkünfte entfällt. Für Einkünfte aus Dividenden, die an eine Gesellschaft mit Sitz in Deutschland (jedoch keine Personengesellschaft) von einer auf Taiwan ansässigen Gesellschaft gezahlt werden, deren Kapital zu mindestens 25 Prozent unmittelbar der in Deutschland ansässigen Gesellschaft gehört, und die bei der Ermittlung der Gewinne der ausschüttenden Gesellschaft nicht abgezogen worden sind, gilt jedoch eine abweichende Regelung: Die auf diese Dividenden entfallende taiwanesische Quellensteuer wird nicht auf die deutsche Steuer angerechnet. Die Dividende an sich ist vielmehr technisch steuerfrei. Nach den Regelungen des deutschen Körperschaftsteuergesetzes werden bei der Ermittlung des Einkommens der deutschen Gesellschaft allerdings fünf Prozent der gezahlten Dividenden als fiktive nicht abzugsfähige Betriebsausgaben hinzugerechnet. Betriebsstätten Wie Artikel 5 des OECD-Musterabkommens, so enthält auch Artikel 5 des deutsch-taiwanesischen DBA eine Definition der Betriebsstätte, wobei sich die Definitionen in weiten Teilen decken. Nach dem deutsch-taiwanesischen Abkommen sind jedoch auch Bauausführungen oder Montagen, deren Dauer sechs Monate überschreiten, sowie Dienstleistungen, die über einen Zeitraum oder Zeiträume von insgesamt mehr als sechs Monaten innerhalb eines Zeitraums von zwölf Monaten ausgeführt werden (Dienstleistungsbetriebsstätte), als Betriebsstätten im Sinne des DBA anzusehen. Insoweit weicht das deutsch-taiwanesische DBA vom OECD-Musterabkommen ab, das für die Begründung einer Betriebsstätte durch Bauausführungen oder Montagen eine Dauer von mehr als zwölf Monaten voraussetzt. In Hinblick auf die Sechsmonatsfrist besteht aber Übereinstimmung mit der deutschen Regelung, wie sie in § 12 der Abgabenordnung getroffen ist. Besonders interessant ist die im deutsch-taiwanesischen DBA enthaltene Regelung zur Dienstleistungsbetriebsstätte. Denn während diese Form der Betriebsstätte im OECDMusterabkommen selbst überhaupt nicht vorgesehen ist und in der deutschen Abkommenspraxis bisher eine große Ausnahme darstellt, wurde in den Musterkommentar zu Artikel 5 des OECD-Musterabkommens von 2008 in Teilziffer 42.25 ein optionaler Vertragstext aufgenommen. Hiernach wird das Vorliegen einer Betriebsstätte fingiert, wenn die folgenden Voraussetzungen erfüllt sind: ● Ein Unternehmen führt mittels einer natürlichen Person, die innerhalb eines beliebigen Zwölfmonatszeitraums mehr als 183 Tage im Vertragsstaat anwesend ist, Dienst- leistungen vor Ort durch und der vor Ort durchgeführten Tätigkeit sind mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes des Unternehmens während dieses Zeitraums zuzurechnen, oder ● ein Unternehmen erbringt mittels einer oder mehrerer natürlicher Personen im anderen Staat Dienstleistungen an mehr als 183 Tagen innerhalb eines beliebigen Zwölfmonatszeitraums für das gleiche Projekt oder für verbundene Projekte. Die Aufnahme dieses optionalen Vertragstextes geschah vor allem auf Wunsch der Schwellenländer. Die deutsche Finanzverwaltung sieht eine Übernahme der Dienstleistungsbetriebsstätte auch in deutsche DBA hingegen kritisch. Bislang gab es entsprechende Regelungen auch nur in den deutschen DBA mit der Volksrepublik China und den Philippinen. Die Befürchtung, dass aufgrund der Regelung des OECD-Musterabkommens 2008 der Druck auf die Bundesrepublik Deutschland wächst, die Dienstleistungsrichtlinie auch in neuen (zukünftigen) DBA zu schließen, ist jedoch nicht unbegründet. Speziell Beratungs-, Ingenieurund Architektenleistungen, die bisher in Deutschland besteuert wurden, unterfallen so der Besteuerung in den Schwellenländern, wie etwa in Taiwan. Informationsaustausch In Artikel 25 des deutsch-taiwanesischen DBA wurde der Informationsaustausch zwischen den Behörden Taiwans und Deutschlands über steuerlich erhebliche Tatsachen geregelt. Die Vorschrift ist weitgehend inhaltsgleich mit Artikel 26 des OECD-Musterabkommens. Das neue Abkommen im Vergleich Die Steuersätze von zehn Prozent auf Dividenden, Zinsen und Lizenzgebühren, die das deutsch-taiwanesische DBA festlegt, entsprechen den von Taiwan in der Regel auch mit anderen Staaten vereinbarten Sätzen, so etwa auch denen des französisch-taiwanesischen DBA. Darüber hinaus decken sich die Steuersätze für Zinsen und Lizenzgebühren des deutsch-taiwanesischen DBA auch mit denen, die nach taiwanesischem Recht für Zahlungen an in Taiwan ansässige Gesellschaften festgeschrieben sind. Nur bei Dividendenzahlungen sind dem deutsch-taiwanesischen DBA unterliegende Zahlungsempfänger schlechtergestellt als in Taiwan ansässige Unternehmen, weil Letztere die Möglichkeit haben, sich die vor Auszahlung der Dividenden durch das taiwanesisch investierte Unternehmen entrichtete Körperschaftsteuer anrechnen zu lassen. Für Unternehmen, die in Gebieten ansässig sind, mit denen kein DBA geschlossen wurde, sieht das taiwanesische Steuerrecht hingegen grundsätzlich eine höhere QuellenChina Compass Frühjahr 2012 53 Steuern und Recht besteuerung von jeweils 20 Prozent für Dividenden, Zinsen und Lizenzgebühren vor (Details finden Sie in der Tabelle). Diese Steuersätze galten bislang auch für Ausschüttungen oder Zahlungen an deutsche Unternehmen, weshalb durch das DBA nun eine deutliche Besserstellung deutscher Investoren in Taiwan erfolgt ist. Die Quellenbesteuerung nach dem neuen deutschtaiwanesischen DBA entspricht nunmehr der Quellenbesteuerung, wie sie sich im DBA zwischen der Volksrepublik China und der Bundesrepublik Deutschland findet. Das heißt: Dividenden, Zinsen und Lizenzgebühren werden jeweils mit zehn Prozent besteuert. Wenn es um künftige Investitionsentscheidungen geht, könnte das ein interessanter Faktor sein. Tab. 1 Quellenbesteuerung von Dividenden, Zinsen und Lizenzgebühren in Taiwan Empfänger Dividenden in Taiwan ansässige Gesellschaften und natürliche Personen – 1 Lizenzgebühren 10% 10% Fazit Tritt das neue Abkommen in Kraft, wird es zu einer deutlichen Besserstellung der deutschen Empfänger von taiwanesischen Dividenden-, Zins- und Lizenzgebührenzahlungen kommen. Nachdem Deutschland nicht nur Taiwans wichtigster Handelspartner in Europa ist, sondern mit circa 250 Unternehmen auch der drittgrößte ausländische Investor in Taiwan, ist seine Tragweite nicht zu unterschätzen. Mit Blick auf bereits bestehende Abkommen anderer EU-Staaten mit Taiwan handelt es sich jedenfalls um eine seit Langem überfällige Entwicklung. ............................................................................................................................................... in einem Land ansässig, mit dem kein DBA besteht in Deutschland ansässig 1 Zinsen DBA zwischen China und Großbritannien für Dividendenzahlungen an Unternehmen mit einer Kapitalbeteiligung von mindestens 25 Prozent an dem ausschüttenden Unternehmen einen noch geringeren Quellensteuersatz von fünf Prozent vorsieht, ist davon auszugehen, dass es auch im Verhältnis Deutschland und der Volksrepublik zu einer entsprechenden Absenkung des Quellensteuersatzes kommen wird. 2 20% 15%/20% 4 10%/15% 5 10%/15% 3 0%/20% 10% Dividenden, die ein auf Taiwan ansässiger Anteilseigner von einem taiwanesisch investierten Unternehmen erhält, sind nach nationalem taiwanesischen Steuerrecht nicht der Einkommensteuer unterworfen. 2 Für nicht gebietsansässige Unternehmen gilt eine Quellensteuer in Höhe von 15 Prozent für Zinseinkommen aus kurzfristigen Wechseln, verbrieften Wertpapieren, Unternehmensanleihen, Staatsanleihen oder Schuldverschreibungen sowie für Zinsen aus Rückkäufen unter Einbeziehung dieser Anleihen oder Zertifikate. Der Steuersatz in allen anderen Fällen beträgt 20 Prozent, wenn keine Ermäßigung aufgrund eines DBA vorliegt. 3 Lizenzzahlungen an ausländische Unternehmen, die vorab von der Regierung genehmigt werden, sind von der Quellensteuer ausgenommen. 4 Eine Quellensteuer in Höhe von 15 Prozent gilt, wenn die ausschüttende Gesellschaft eine deutsche Immobilieninvestmentgesellschaft ist, deren Gewinne vollständig oder teilweise von der Steuer befreit sind oder welche die Ausschüttung bei der Ermittlung ihrer Gewinne abziehen kann. 5 Eine Quellensteuer in Höhe von 15 Prozent gilt, wenn die ausschüttende Gesellschaft ein deutscher Real Estate Investment Trust oder Real Estate Asset Trust ist, deren Gewinne vollständig oder teilweise von der Steuer befreit sind oder welche die Ausschüttungen bei der Ermittlung ihrer Gewinne abziehen kann. Bitte bedenken Sie: Momentan wird ein neues DBA zwischen der Volksrepublik und der Bundesrepublik verhandelt, das voraussichtlich noch in diesem Jahr unterzeichnet wird. Nachdem ein gerade erst im Juni 2011 unterzeichnetes 54 China Compass Frühjahr 2012 Ihr Ansprechpartner und Ihre Ansprechpartnerin Dirk Bongers Tel.: +49 211 981-7888 [email protected] Nora Bümlein Tel.: +49 211 981-1344 [email protected] Steuern und Recht Zoll- und Steuerinnovationen auf Hengqin: starke Anreize für Auslandsinvestitionen Wie Beamte der Provinz Guangdong verlauten ließen, hat der Staatsrat der Volksrepublik China im Juli 2011 eine Reihe von innovativen zollrechtlichen Privilegien für die Insel Hengqin beschlossen. – Welche Sonderrechte der südchinesischen Insel zugebilligt werden und welche Vorteile sich daraus für Investoren ergeben, fasst der aktuelle Beitrag für Sie zusammen. Mit der Verleihung der Sonderrechte an Hengqin, die innerhalb der an Macao angrenzenden Sonderwirtschaftszone Zhuhai liegt, behält die chinesische Regierung ihre schon lange verfolgte wirtschaftspolitische Strategie bei: Sie schafft örtlich begrenzte experimentelle Regelungen, die im Erfolgsfall ausgeweitet werden sollen. Auf Chinesisch heißt das: Mozhe shitou guohe. Im Deutschen bedeutet das so viel wie: Den Fluss nach Steinen tastend überqueren. Mit solchen Sonderzonen schafft die Regierung ein zoll- und steuerrechtlich besonders günstiges Umfeld für die Ansiedlung von Produktionsstandorten. Ein genaues Datum für das In- und Außerkrafttreten der neuen Regelungen wurde bislang noch nicht genannt, nach dem Entwicklungsplan für die Insel Hengqin ist aber mit einem Zeitfenster zu rechnen, das jedenfalls bis Ende 2020 reichen sollte. Die Ankündigung für Hengqin ist bislang erst in Teilen öffentlich zugänglich. Veröffentlicht wurden sie auf der Seite der Nationalen Kommission für Entwicklung und Reform (http://dqs.ndrc.gov.cn/gzdt/t20110810_427923.htm). Nach allem, was bisher bekannt ist, handelt es sich um Vorzugsbehandlungen, die bislang in keiner der anderen Sonderwirtschaftszonen in Anspruch genommen werden können. Sie sollen unter anderem die Ansiedlung von Unternehmen aus den Branchen Tourismus, Handel, Finanzdienstleistungen, Kultur, chinesische Medizin und Gesundheitsversorgung sowie Forschung und Hightech begünstigen. Welche Regelungen die zollrechtlichen Privilegien nach den bisher zur Verfügung stehenden Informationen umfassen und welche Vorteile sich daraus ergeben, fasst die folgende Aufstellung für Sie zusammen. 1. Waren, die in Bezug zu Herstellungsprozessen stehen, also vor allem Produktionsausrüstung, können zollfrei von Übersee nach Hengqin eingeführt werden. Insofern gleicht deren Behandlung der bei Einfuhr in eine Freizone. In diesem Beitrag erfahren Sie ● welche Vorteile sich aus den Sonderrechten für Hengqin für Investoren ergeben. ● welche steuerlichen Privilegien Hengqin zusätzlich genießt. ● warum sich bei Investitionen auf der Insel eine zollrechtliche Optimierung empfiehlt. Daraus ergeben sich folgende Vorteile: ● Bei Ansiedlung einer Produktionsstätte in Hengqin werden auf diese Weise zunächst die Investitionskosten erheblich gesenkt: Bewährte Maschinerie und andere Ausrüstung kann unverzollt nach Hengqin verbracht werden. ● Laufende Einfuhren von Hilfsmitteln bei der Produktion sind ebenfalls zollfrei und gewährleisten auf diese Weise eine dauerhaft noch kostengünstigere Herstellung als in sonstigen Gebieten auf dem chinesischen Festland. ● Sollte von vornherein Absatz auf dem festlandchinesischen Markt geplant sein, sind Zoll und Einfuhrumsatzsteuer jedenfalls erst nach Abschluss der Produktion bei Verbringung auf das chinesische Festland zu finanzieren. Das führt für den Zeitraum der Herstellung und der sich gegebenenfalls anschließenden Zwischenlagerung zu einem Vorteil beim Cashflow. 2. In Hengqin hergestellte Waren unterliegen bei der Lieferung auf das chinesische Festland auf Antrag des Importeurs dem Zollsatz für die zur Herstellung eingeführten Rohstoffe und Vormaterialien oder dem des Fertigprodukts. Daraus ergeben sich folgende Vorteile: ● Ein Grundprinzip der Progression der Zollsätze, nach dem mit steigender Fertigungsstufe auch höhere Zollsätze auf Einfuhrwaren angesetzt werden, wird auf diese Weise für in Hengqin angesiedelte Unternehmen des produzierenden Gewerbes außer Kraft gesetzt. ● Mit der Möglichkeit, für den Zollsatz auf eingeführte Vormaterialien zu optieren, wird vor allem die Ansiedlung umfassender Herstellungsprozesse begünstigt, die auf der Einfuhr grundlegender Rohstoffe basieren und die Fertigung von Endprodukten für den Verbraucher umfassen. Der Unterschied in der Höhe der Zollsätze ist in diesen Fällen der größtmögliche. ● Die Ansiedlung in einer normalen Freizone brächte im Vergleich hierzu bei der Einfuhr nach Festlandchina die Verzollung nach dem Zollsatz für das Endprodukt mit sich. China Compass Frühjahr 2012 55 Steuern und Recht 3. Für eine Ansiedlung von Unternehmen auf Hengqin sprechen außerdem die folgenden steuerlichen Privilegien: – Ein Catalogue of Encouraged Industries in the Area sollte bis Ende des letzten Jahres herausgegeben werden, bis Redaktionsschluss stand dessen Veröffentlichung jedoch noch aus. Er wird Unternehmen umfassen, denen ein begünstigter Körperschaftsteuersatz von 15 Prozent im Vergleich zum Regelsatz von 25 gewährt werden soll. Dieser Katalog sollte nicht verwechselt werden mit dem für Gesamtchina geltenden Investmentkatalog, der ebenfalls die Kategorie „Encouraged“ enthält. – Der Güterhandel zwischen Unternehmen auf der Insel Hengqin ist sowohl von der Umsatzsteuer als auch von Verbrauchsteuern befreit. – Erwerb und Transport von Waren, die in einem Bezug zu Herstellungsprozessen stehen, vom chinesischen Festland nach Hengqin werden wie Ausfuhren behandelt und berechtigen somit zur Ausfuhrerstattung der Umsatzsteuer. Die genannten zollrechtlichen Privilegien zeigen: Bei der Planung von Auslandsinvestitionen empfiehlt sich eine zollrechtliche Optimierung. In diesem Bereich lassen sich ungeahnte Einsparpotenziale erschließen – gerade mit Blick auf die beschriebene Möglichkeit, den Zollsatz auf Vorprodukte bei der Einfuhr eines Fertigprodukts im Rahmen der Produktion für den chinesischen Festlandsmarkt zu wählen. Die auf diese Weise eingesparten Kosten könnten zum entscheidenden Vorteil gegenüber konkurrierenden Marktteilnehmern werden. In enger Zusammenarbeit mit ihren chinesischen Kollegen aus dem Bereich der Zollberatung beobachten die Autoren die Entwicklungen in Bezug auf die Insel Hengqin wie aller anderen zollrechtlichen Anreize für die Ansiedlung in der Volksrepublik China weiterhin sehr aufmerksam. Ihr China Compass wird Sie über die aktuelle Entwicklung auf dem Laufenden halten. ............................................................................................................................................... Ihre Ansprechpartner Jochen Schmidt Tel.: +49 40 6378-1390 [email protected] Michael Neumann Tel.: +49 40 6378-2666 [email protected] 56 China Compass Frühjahr 2012 Wirtschaftsregion Asien Wirtschaftsregion Asien Steueranreize an Holdingstandorten: Singapur und Hongkong im Vergleich Während sich die Wirtschaft in den USA nur schleppend erholt und die europäischen Regierungen von einer Krisensitzung zur Rettung des Euro zur nächsten eilen, wächst die Wirtschaft in Südostasien weiter rasant. Vielleicht gerade deshalb zieht es mehr und mehr deutsche Mittelständler in diese Region. Doch der Schritt sollte gut vorbereitet sein. Eine der wichtigsten Fragen ist die nach der richtigen Lage. Welcher Standort bietet die besten Bedingungen? Welche Märkte sollen erschlossen werden? Und – nicht zuletzt – was kostet die Investition? Der aktuelle Beitrag stellt die beiden Holdingstandorte in der Region vor, die am häufigsten genutzt werden: Singapur und Hongkong. Er konzentriert sich dabei auf Steuererleichterungen für potenzielle Investoren. Einige Aspekte bei der Auswahl eines geeigneten Holdingstandorts für ein Unternehmen liegen auf der Hand: Welche rechtlichen Rahmenbedingungen bietet das Land und wie steht es mit der Rechtssicherheit? Welche gesellschaftsrechtlichen Anforderungen sind mit der geplanten Rechtsform und Struktur verbunden und welche Berichtspflichten (Reporting) ergeben sich daraus? Daneben gibt es aber, jenseits der rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen, noch eine Reihe weiterer Aspekte. Dazu gehört beispielsweise die Infrastruktur: Sind Flug- und Seehäfen oder Bahnhöfe in der Nähe? Gibt es sprachliche Barrieren und was sagen die Aufenthaltsbestimmungen und Arbeitsgenehmigungen für vor Ort tätige Ausländer (expatriates)? Wie hoch ist der allgemeine Lebensstandard für die Angestellten im Zielland? Haben die Kinder der Mitarbeiter Zugang zu internationalen Schulen? Holdingstrukturen spielen vor allem in der weltweiten Steuerplanung international agierender Konzerne eine immer bedeutendere Rolle und häufig ist das zugrunde liegende Motiv die Vermeidung oder Reduzierung von direkten (Einkommen- oder Körperschaftsteuer) und indirekten Steuern (beispielsweise der Stempelsteuer). Doch gerade hier ist Vorsicht geboten. Die Behörden in Südostasien überprüfen in den letzten Jahren immer häufiger Investitionsstrukturen gezielt auf Schein- und Zweckgesellschaften. Fehlt es an der notwendigen Substanz in der Struktur, so entsteht schnell der Eindruck: Die Gesellschaft ist einzig aus dem Grund errichtet worden, um die Vorteile eines Doppelbesteuerungsabkommens (DBA) zu erlangen (treaty shopping) beziehungsweise um gezielt Steuern zu vermeiden. In diesem Beitrag erfahren Sie ● wie Singapur und Hongkong Unternehmen grundsätzlich besteuern. ● wann es sich lohnt, über eine unselbstständige Niederlassung oder eine eigenständige Tochtergesellschaft nachzudenken. ● welche Steuererleichterungen Singapur und Hongkong bieten. Über eines sollten sich deshalb alle Unternehmen im Klaren sein, die über eine Holdingstruktur in Südostasien nachdenken: Die Substanzanforderungen der jeweiligen Finanzbehörden sind ein Faktor, der in Südostasien immer wichtiger wird bei der Etablierung einer Holdinggesellschaft. Unabhängig von Schein und Sein sind natürlich auch die internationalen Rechtsbeziehungen und das Netzwerk von DBA des Ziellands sehr wichtig. In der Europäischen Union unterscheiden sich die einzelnen Länder nicht allzu sehr. Alle verfügen über ein umfangreiches Netzwerk an gegenseitigen Verträgen und Abkommen und sind deshalb alle mehr oder weniger gut geeignet als Standort für eine Holding. Nicht so in Südostasien. Von besonderem Interesse ist daher die Frage, welche vertraglichen Beziehungen zwischen dem Land, in dem die Holding errichtet, und dem Land, in dem sie ihr Geschäft operativ ausführen wollen, bestehen. In den vergangenen Jahren entwickelten sich Singapur und Hongkong unter den bereits genannten Aspekten als die attraktivsten Standorte für Holdinggesellschaften in Südostasien. Im Folgenden vergleichen die Autoren die beiden Standorte mit Blick auf ihre steuerlichen Rahmenbedingungen und speziell auf Förderprogramme und Steuererleichterungen (tax incentives) für Investments. Besteuerung unternehmerischer Tätigkeit In Bezug auf die Besteuerung unternehmerischer Tätigkeit sind die Bedingungen in beiden Standorten grundsätzlich sehr ähnlich. Während in Hongkong der Körperschaftsteuersatz aktuell 16,5 Prozent beträgt, liegt er in Singapur zurzeit bei 17. Einen ersten Unterschied gibt es jedoch in der Zusammensetzung der Bemessungsgrundlage. Sie bildet sich zwar zunächst in beiden Ländern aus den jeweils dort erwirtschafteten Einkünften. Singapur schließt dabei auch solche Einkünfte mit ein, die im Ausland erwirtschaftet, aber in Singapur bezogen werden. In Hongkong dagegen werden nur solche Einkünfte in die Bemessungsgrundlage einbezogen, die auch aus Hongkong selbst stammen. China Compass Frühjahr 2012 57 Wirtschaftsregion Asien Dividendeneinkünfte unterliegen beim Empfänger in Hongkong nicht der Besteuerung. Grundsätzlich gilt dies auch für Singapur. Dort werden Dividenden – im Regelfall und sofern sie nicht aus Steueroasen (tax heavens) stammen – ebenfalls nicht beim Empfänger besteuert. Hongkong, in Singapur dagegen drei Prozent des Veräußerungspreises. Bei der Übertragung von Gesellschaftsanteilen wird sowohl in Hongkong als auch in Singapur ein Steuersatz von 0,2 Prozent auf das Entgelt oder den Substanzwert der Anteile erhoben. Hongkong erhebt derzeit keine Quellensteuer auf Zinsen und ähnliche Einkünfte, unabhängig davon, ob diese an ansässige oder an nicht ansässige Empfänger gezahlt werden. Anders bei Lizenzzahlungen: Bei diesen unterliegen im Regelfall 30 Prozent der Einkünfte einer Quellenbesteuerung mit dem derzeit geltenden Steuersatz von 16,5 Prozent. Die effektive Quellensteuerbelastung liegt somit bei 4,95 Prozent. Allerdings gibt es spezielle Vorschriften für die Vermeidung von Missbrauch, nach denen der Anteil der Einkünfte, der für die Quellensteuer herangezogen wird, bis zu 100 Prozent betragen kann. Singapur demgegenüber erhebt zurzeit eine Quellensteuer auf Lizenzzahlungen in Höhe von zehn und auf Zinsen in Höhe von 15 Prozent. Der Quellensteuereinbehalt kann sich nach dem jeweiligen DBA weiter reduzieren – für Unternehmen aus Deutschland auf je acht Prozent. Dividendenzahlungen unterliegen keiner Quellensteuer. Gibt es in Hongkong keine mit der Umsatzsteuer vergleichbare Steuer, erhebt Singapur seit 1994 eine sogenannte Goods and Services Tax (GST). Dabei beträgt der Steuersatz im Regelfall sieben und ermäßigt null Prozent (die Ermäßigung gilt beispielsweise für den Export sowie für „internationale Dienstleistungen“). Für eine international agierende Holdinggesellschaft ist das Netzwerk an DBA des Holdingstandorts von großer Bedeutung. Dabei spricht zunächst einiges für Singapur, da der kleine Stadtstaat über ein breit gefächertes Netzwerk aus derzeit 48 rechtskräftigen Abkommen verfügt. Diese Vereinbarungen richten sich grundsätzlich nach dem Musterabkommen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Während Singapur also bereits seit etlicher Zeit hervorragend mit der internationalen Geschäftswelt vernetzt ist, hat Hongkong an dieser Stelle noch Nachholbedarf. Aber die ehemalige britische Kronkolonie holt rasch auf: Wurden bis 2010 nur fünf Abkommen abgeschlossen, sind inzwischen bereits 16 weitere vereinbart. Außerdem sollen viele der von Hongkong verhandelten DBA unter anderem eine Beschränkung der Quellenbesteuerung von Dividenden auf fünf oder gar null Prozent gewährleisten. Und das Besteuerungsrecht für Kapitalerträge soll Hongkong zugesprochen werden – de facto werden also solche Erträge nicht oder nur gering besteuert. All dies macht auch Hongkong als Holdingstandort für weltweit operierende Unternehmen attraktiv. Im Gegensatz zu Deutschland erheben Hongkong und Singapur eine sogenannte Stempelsteuer, die auf die Ausgabe einer Reihe von amtlichen Dokumenten zu entrichten ist. In beiden Ländern hängt der Steuersatz dabei erheblich vom Vorgang ab, der jeweils zu beurkunden ist. So beträgt beispielsweise die Steuer auf Immobilienveräußerungen zwischen 100 Hongkong-Dollar (HKD) und 4,25 Prozent in 58 China Compass Frühjahr 2012 Tab. 1 Besteuerung und Bemessungssätze in Hongkong und Singapur Singapur Hongkong 17% 16,5% Bemessungsgrundlage aus Singapur stammende und hier erhaltene Einkünfte aus Hongkong stammende Einkünfte Dividenden Steuerfreiheit für ausländische Dividenden (in der Regel) Steuerfreiheit für ausländische Dividenden Veräußerungsgewinne Steuerfreiheit für ausländische Veräußerungsgewinne Steuerfreiheit für ausländische Veräußerungsgewinne Körperschaftsteuersatz Quellensteuer auf ● gezahlte Dividenden keine Quellensteuer keine Quellensteuer ● gezahlte Zinsen 15% (8% laut DBA Deutschland) keine Quellensteuer ● Lizenzzahlungen 10% (8% laut DBA Deutschland) in der Regel 30% mit dem aktuell geltenden Steuersatz von 16,5%, Effektivbelastung: 4,95% DBA-Netzwerk umfangreiches Netzwerk (48 DBA) stark wachsendes Netzwerk (21 DBA) Stempelsteuer ja ja Umsatzsteuer (GST) 7%/0% nein Wichtig bei der Gründung einer neuen Gesellschaft ist natürlich auch die Frage nach der Rechtsform. Die mit Abstand am meisten genutzte, sowohl in Singapur als auch in Hongkong, ist die Private Limited Company (Pte. Ltd.). Sie ist mit der deutschen GmbH vergleichbar und bietet damit viele Vorteile einer deutschen Kapitalgesellschaft – unter anderem beschränkt sie die Haftung der Anteileigner. Darüber hinaus gibt es allerdings auch noch weitere Kennzeichen, die speziell für die Rechtsform einer Pte. Ltd. als Holdinggesellschaft sprechen. Zum einen gehen die lokalen Behörden bei einer Pte. Ltd. – obwohl diese relativ schnell Wirtschaftsregion Asien und einfach zu gründen ist – von einem längerfristigen Engagement der Investoren aus und tendieren deshalb dazu, Tax Incentives freizügiger zu vergeben. Darüber hinaus sollte bei einer weltweiten Steuerstrategie bedacht werden, dass eine Pte. Ltd. im Regelfall abkommensberechtigt ist und somit die Vorteile der von Singapur und Hongkong vereinbarten DBA in Anspruch nehmen kann. Für Unternehmen, die den Schritt nach Südostasien wagen wollen, wäre es allerdings auch denkbar, zunächst über eine Zweigniederlassung tätig zu werden. Das kann eine Reihe von Vorteilen bringen – besonders bei der Erschließung eines neuen Markts oder wenn das Investment noch auf unsicheren Beinen steht. Niederlassungen genießen nämlich keine rechtlich eigenständige Identität. Daher werden Verträge einer Niederlassung immer auch der Muttergesellschaft zugerechnet. Beispielsweise beim Abschluss von Lieferverträgen oder der Kreditvergabe kann das für neue Investitionen oder Märkte ein entscheidender Vorteil sein. Auch gelten für Niederlassungen weniger strenge Auflagen bei der Registrierung und sie können gegebenenfalls rascher gegründet werden als eine Kapitalgesellschaft. das DBA Deutschland-Singapur anwendbar und das Besteuerungsrecht für die Einkünfte der Niederlassung würde ausschließlich in Singapur liegen. Vor diesem Hintergrund wird auch ein wesentlicher Unterschied bei der Steuerbelastung zwischen einer Niederlassung und einer Tochtergesellschaft als Investitionsvehikel deutlich: Da es kein DBA zwischen Deutschland und Hongkong gibt, muss bei der Besteuerung der Gewinne auf die nationalen Regelungen zurückgegriffen werden. Während bei einer Tochtergesellschaft lediglich fünf Prozent der Gewinnausschüttungen in Deutschland als nicht abziehbare Betriebsausgaben behandelt werden, die Dividenden also zu 95 Prozent freigestellt sind, besteht für die Einkünfte einer Hongkong-Niederlassung eine „doppelte“ Steuerpflicht. Allerdings können die in Hongkong für die Niederlassung entrichteten Steuern in diesem Fall in Deutschland angerechnet werden. Tabelle 2 gibt Ihnen einen Überblick über die steuerliche Belastung von Niederlassung und Tochtergesellschaft in Singapur und Hongkong. Tab. 2 Steuerlich gibt es dabei allerdings einige Besonderheiten zu bedenken: Zunächst einmal werden Niederlassungen sowohl in Singapur als auch in Hongkong steuerlich einer regulär registrierten (Tochter-)Gesellschaft (subsidiary) gleichgestellt, im Prinzip gelten also die gleichen Steuersätze. Eine gesonderte Quellensteuer (branch remittance tax), wie es sie zum Beispiel in Korea und Indonesien gibt, wird in beiden Ländern nicht erhoben. Daraus folgt allerdings auch: Es gibt auf den ersten Blick keine steuerlichen Vorteile, die für die Wahl einer Niederlassung als Investitionsvehikel sprechen. Vielmehr kann eine solche Wahl – je nach dem jeweiligen Geschäftsmodell – steuerlich sogar nachteilig sein. Denn wie bereits erwähnt, besitzen Niederlassungen in der Regel keine eigene rechtliche Identität und sind nicht ansässig im Sinne des Steuerrechts (tax resident). Daraus folgt: Sie sind regelmäßig auch nicht berechtigt, Tax Incentives zu beantragen und an staatlichen Förderprogrammen teilzunehmen. Das kann, speziell in Singapur, wie Sie später sehen werden, einen erheblichen Verlust von steuerlichen Anreizen bedeuten. Mit dem Status als non-resident einher geht auch: Eine Niederlassung ist im Regelfall nicht abkommensberechtigt. Mit anderen Worten: Ein Unternehmen, das von Deutschland via Niederlassung in Singapur beispielsweise nach Indien investieren möchte, hat nicht die Möglichkeit, sich auf das durchaus attraktive DBA zwischen Singapur und Indien zu berufen. Die fehlende Abkommensberechtigung einer Niederlassung bedeutet allerdings nicht, dass ein vorhandenes DBA nicht auf die originären Einkünfte der Niederlassung angewandt werden kann. So wäre bei einer Singapur-Niederlassung Überblick über die steuerliche Belastung von Niederlassung und Tochtergesellschaft in Singapur und Hongkong Singapur Niederlassung Hongkong Tochtergesellschaft Niederlassung Tochtergesellschaft 17% 16,5% 16,5% Laufende Geschäftstätigkeit Steuersatz 17% Repatriierung/Besteuerung von Gewinnen in Deutschland Quellensteuer – 0% – 0% Besteuerung in Deutschland 100% Freistellung nach DBA 100% Freistellung nach DBA Anrechnung der in Hongkong entrichteten Steuer auf die deutsche Steuer Freistellung von 95% der Dividenden in Deutschland (§ 8 b Abs. 5 Körperschaftsteuergesetz) Steuervergünstigungen im Vergleich Wie Sie gelesen haben, können nicht zuletzt die verfügbaren Tax Incentives den Ausschlag für oder gegen die Wahl eines Holdingstandorts geben. Als Anhaltspunkt für ihre Entscheidung beschreibt der Beitrag im Folgenden eine Auswahl interessanter Steuervergünstigungen näher. Singapur verfügt über eine Vielzahl von Tax Incentives, mit denen die Regierung sehr unterschiedliche Ziele verfolgt. Da diese sich ihrer Art, ihrer Zielgruppe und ihrem FörderChina Compass Frühjahr 2012 59 Wirtschaftsregion Asien umfang nach stark unterscheiden, konzentriert sich die Übersicht auf die wichtigsten Vergünstigungen aus den folgenden vier Kategorien: ● Incentives, die Singapurs Status als Drehkreuz für Investitionen in der Region Südostasien fördern sollen ● Incentives, die den Handel ankurbeln sollen ● Incentives, die Singapurs Marktstellung als weltweites Finanz- und Offshore-Zentrum ausbauen sollen ● Incentives, mit denen Singapur versucht, geistiges Eigentum ins Land zu holen und Anreize für Forschung und Entwicklung in Singapur zu bieten Incentives, die Singapurs Status als Drehkreuz für Investitionen in der Region Südostasien fördern sollen Zu diesen Förderprogrammen gehören das Regional Headquarter Incentive (RHQ), das International Headquarter Incentive (IHQ), das Pioneer Incentive und das Development and Expansion Incentive. Um sich für das RHQ zu qualifizieren, müssen Unternehmen strenge Voraussetzungen erfüllen. So müssen sie unter anderem bestimmte Anforderungen an das eingezahlte Kapital erfüllen und innerhalb der ersten drei Jahre mindestens Ausgaben in Höhe von zwei Millionen SingapurDollar (SGD) in Singapur nachweisen. Darüber hinaus muss das Personal für den Zeitraum der Förderung zu mindestens 75 Prozent aus fachlich qualifizierten Mitarbeitern bestehen (bis Ende des dritten Jahres müssen mindestens zehn solcher Mitarbeiter beschäftigt sein). Letztlich – und das macht das eigentliche Wesen eines regionalen Headquarters aus – muss die Gesellschaft bereits im ersten Jahr mindestens drei für ein Headquarter typische Dienstleistungen gegenüber Konzerngesellschaften in drei verschiedenen Ländern (Singapur nicht mit einbezogen) erbringen. Diese können beispielsweise aus allgemeiner Management- und Strategieberatung bestehen, aber auch aus der Verwaltung von geistigem Eigentum, dem technischen Support oder der Finanzierung. Erfüllt ein Unternehmen die genannten Voraussetzungen und qualifiziert sich somit für das RHQ, kann es eine Reduzierung der Körperschaftsteuer auf 15 Prozent beantragen. Eine weitere Reduzierung auf zehn, fünf oder gar null Prozent ist unter dem IHQ möglich. Hierfür gelten grundsätzlich die gleichen Anforderungen wie auch für das RHQ. Wenn Unternehmen diese erste Hürde klar nehmen, können sie gemeinsam mit dem Singapore Economic Development Board über einen noch niedrigeren Steuersatz unter dem Schirm des IHQ verhandeln. Unter dem Pioneer Incentive, das es sowohl für Produktionsunternehmen als auch für Dienstleister geben kann, werden die Einkünfte der in Singapur ansässigen Gesellschaft insoweit von der Besteuerung ausgenommen, als dass sie aus einer für das Incentive qualifizierenden Pioniertätigkeit 60 China Compass Frühjahr 2012 stammen. Diese kann in der Herstellung und dem Vertrieb von Produkten bestehen, aber auch in der Beratung oder Entwicklung. Die Steuerbefreiung kann für fünf und bis zu 15 Jahren gewährt werden. Als Alternative zum Pioneer Incentive gibt es unter anderem noch das Development and Expansion Incentive (DEI). Zwar werden hier die qualifizierenden Einkünfte, anders als beim Pioneer Incentive, nicht gänzlich von der Steuer ausgenommen, aber der Steuersatz kann für einen Zeitraum von nicht mehr als 20 Jahren auf bis zu fünf Prozent reduziert werden. Dafür müssen die Einkünfte auch nicht aus einer vollkommenen Pioniertätigkeit stammen, sondern es reicht, wenn die Tätigkeit Singapur einen Mehrwert schafft. Incentives, die den Handel ankurbeln sollen Eines der bedeutendsten dieser Programme ist das Global Trader Programme. Es entstand 2001 aus dem Zusammenschluss zweier älterer Programme, dem Approved Oil Trader und dem Approved International Trader Programme, und fördert seitdem allgemein Unternehmen, die Singapur als Drehscheibe nutzen. Es gilt ein ermäßigter Steuersatz von zehn Prozent. Ein Konzern, der sich für dieses Programm qualifizieren will, muss unter anderem einen Jahresumsatz von mindestens 100 Millionen US-Dollar erzielt haben und seine Betriebsausgaben in Singapur direkt müssen drei Millionen SGD überschreiten. Nicht zuletzt dadurch soll nach dem Willen der Behörden die lokale Wirtschaft – sei es in Form von Zulieferern, Logistikdienstleistern oder Finanzinstituten – durch das Förderprogramm indirekt ebenfalls profitieren. Incentives, die Singapurs Marktstellung als weltweites Finanz- und Offshore-Zentrum ausbauen sollen In den letzten Jahren hat der kleine Stadtstaat seine Bedeutung als weltweites Finanzzentrum kontinuierlich ausgebaut und wird – wie jüngste Studien belegen – spätestens 2015 die Schweiz als größtes Offshore-Finanzzentrum ablösen. Einige staatliche Incentiveprogramme für diesen Bereich unterstützen die Entwicklung. Das interessanteste dabei ist wohl der Finance and Treasury Award. Unternehmen, die sich dafür qualifizieren, erhalten einen ermäßigten Steuersatz von zehn Prozent beispielsweise auf Erträge aus der Vermittlung und Verwaltung von Krediten, aus der Finanzberatung oder aus der Erstellung von Investmentanalysen. Darüber hinaus sind Zinszahlungen, die mit den qualifizierenden Tätigkeiten in Verbindung stehen, von der Quellensteuer befreit. Als Voraussetzung, um sich für den Finance and Treasury Award zu qualifizieren, muss ein Unternehmen mindestens 750.000 SGD im Jahr als Betriebsausgaben aufweisen, mindestens drei für die Tätigkeit ausgebildete Angestellte haben und qualifizierende Wirtschaftsregion Asien Dienstleistungen gegenüber mindestens drei Konzerngesellschaften erbringen. Incentives, mit denen Singapur versucht, geistiges Eigentum ins Land zu holen und Anreize für Forschung- und Entwicklung in Singapur zu bieten Um das gesteckte Ziel zu erreichen, gibt es neben anderen Vergünstigungen und Förderprogrammen das Approved Royalties Incentive und die Möglichkeit der erhöhten Abschreibung von Forschungsaufwendungen (research and development expenses) unter dem Productivity and Innovation Credit (PIC). Unter dem Approved Royalties Incentive können Produktionsunternehmen die Quellensteuer auf Lizenzzahlungen auf fünf oder gar null Prozent reduzieren. Voraussetzung hierfür ist: Sie erhalten dadurch Zugang zu fortschrittlichen Technologien und zu neuem Know-how. Das „System der Forschungsaufwendungen“ (research and development expenses scheme) als Teil des PIC geht in seinen Konsequenzen sogar noch ein Stück weiter und ist vielleicht sogar noch interessanter. Danach können die Kosten, die mit qualifizierender Forschungs- und Entwicklungsarbeit, die in Singapur durchgeführt wird, verbunden sind, für die Jahre bis 2015 – bis zu einer bestimmten Höchstgrenze – mit bis zu 400 Prozent der tatsächlichen Kosten steuerlich angesetzt werden. Für die Jahre 2011 bis 2015 lassen sich so beispielsweise tatsächliche Kosten in Höhe von zusammen drei Millionen mit zwölf Millionen SGD steuerlich ansetzen. Während Singapur also eine Vielzahl verschiedenster und für die unterschiedlichsten Unternehmen sehr attraktiver Tax Incentives bietet, hat Hongkong auf dem Gebiet noch einigen Nachholbedarf. Obwohl Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft von der Politik bereits seit geraumer Zeit fordern, sich verstärkt auf steuerliche Anreize für neue Investitionen zu konzentrieren, denkt die Politik nur sehr langsam um. Das ist umso bedenklicher, als das Hauptargument der Gegner von Tax Incentives – nach dem Hongkong mit seinem niedrigen Körperschaftssteuersatz von nur 16,5 Prozent bereits sehr attraktiv für Investoren ist – mehr und mehr an Geltung verliert, da die umliegenden Staaten die Steuersätze dauernd senken: zum Beispiel Singapur von 18 auf 17 oder Taiwan von 25 auf 17 Prozent. Dennoch scheint die Wirtschaft die Haltung der Politik noch zu bestätigen. Einer aktuellen Studie der European Chamber of Commerce in China und der Strategieberatung Roland Berger lässt sich entnehmen, dass von den zehn Faktoren, die für Investoren bei der Auswahl eines geeigneten Holdingstandorts in Südostasien eine Rolle spielen, der Faktor „steuerliche Rahmenbedingungen“ in Hongkong am besten bewertet wird. Steuervorteile für Hongkonger Unternehmen, die in China produzieren lassen Die Attraktivität Hongkongs besteht naturgemäß auch in seiner engen Verbindung zum Rest Chinas. Dies drückt sich nicht nur in der geografischen Lage und der damit verbundenen exzellenten Anbindung an den chinesischen Markt aus, sondern auch auf finanzpolitischer Ebene bestehen besondere Anreize für Firmen. Dies gilt insbesondere auch für solche Gesellschaften, die ihre Produkte unter einem contract processing arrangement (CPA) in China produzieren lassen. Dabei verbleibt das Eigentum an den Materialien, Rohstoffen usw. bei einer in Hongkong ansässigen Gesellschaft und ein in China ansässiges Produktionsunternehmen betätigt sich lediglich als Dienstleister für die Herstellung und Verarbeitung der Produkte. Normalerweise sollte man also davon ausgehen, dass die Erlöse aus der Veräußerung des Endprodukts der Gesellschaft in Hongkong zugerechnet werden und somit auch dort zu versteuern sind. Die Steuerbehörden aber gehen anders vor: Sie erlauben eine Aufteilung der Veräußerungserlöse, sodass 50 Prozent der Erlöse der Steuer in Hongkong unterliegen und die übrige Hälfte in China zu versteuern ist. Da China aber gerade diese Hälfte derzeit von der Besteuerung ausnimmt, werden faktisch nur 50 Prozent der Erlöse überhaupt besteuert. Darüber hinaus gibt es auch in Hongkong ein paar ausgewählte Fördermaßnahmen, die eine Investition im Einzelfall attraktiv machen. Vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung sowie beim Ankauf von Patenten und anderem geistigen Eigentum ist es durch Gesetzesänderungen nun möglich, mehr Kosten als bisher anzusetzen. Nach Abschnitt 16 B der Inland Revenue Ordinance (IRO) kann ein Steuerpflichtiger die Kosten für Forschungs- und Entwicklungsarbeit steuerlich geltend machen, wenn er die Ergebnisse in seinem normalen Geschäftsbetrieb verwenden kann. Interessant dabei ist: Das gilt sowohl für Kosten für die eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung als auch für Auftragsforschung externer Dienstleister. Darüber hinaus ist es möglich, die Anschaffungskosten für bestimmte Patente, Schutzrechte und geistiges Eigentum von der Steuer abzusetzen. Dafür müssen die folgenden vier Voraussetzungen erfüllt sein: ● Der Steuerpflichtige muss tatsächlich Eigentum erwerben. ● Das erworbene Schutzrecht, Patent oder Ähnliches muss für die Nutzung im Zusammenhang mit in Hongkong steuerpflichtigen Einkünften stehen und tatsächlich auch in dem Jahr, in dem die Kosten geltend gemacht werden sollen, genutzt worden sein. ● Es muss sich in der Regel um registriertes geistiges Eigentum handeln. China Compass Frühjahr 2012 61 Wirtschaftsregion Asien ● Der Steuerpflichtige muss auch am Ende des Zeitraums, für den er die Kosten geltend macht, noch Eigentümer sein. Gleiches gilt unter gewissen Umständen für bestimmte Investitionen in Infrastruktur, wie etwa Hardware, Software, Maschinen oder Fuhrpark. Fazit Ohne Zweifel sind Hongkong und Singapur zwei hervorragende Ausgangspunkte für einen Einstieg in den südostasiatischen Markt. Beide Länder bieten beste Voraussetzungen, was die Infrastruktur und die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung angeht, und locken gleichzeitig mit einem überaus attraktiven Steuerregime. Unterschiede aber werden deutlich, wenn man ins Detail geht und dabei fragt: Welche Märkte sollen von dort aus erschlossen und welche DBA sind dafür geeignet? Natürlich kommt dann zwangsläufig auch die Frage auf, ob und unter welchen Voraussetzungen sich das Unternehmen für eines der zahlreichen Tax Incentives qualifiziert. Grundsätzlich ist Hongkong in Bezug auf die reine Besteuerung der Unternehmenstätigkeit gegenüber Singapur im Vorteil: Der Steuersatz ist niedriger, es gibt keine Umsatzsteuer und die Bemessungsgrundlage setzt sich nur aus in Hongkong erwirtschafteten Einkünften zusammen. Auf der anderen Seite bietet Singapur ebenfalls ein wettbewerbsfähiges Steuerregime und darüber hinaus die Vorteile einer Reihe von Tax Incentives und einer größere Auswahl an DBA. Letztlich entscheidet der angestrebte business case über die Wahl des geeigneten Standorts. Eine Empfehlung für Singapur oder Hongkong bleibt deshalb einer sorgfältigen Prüfung des Einzelfalls vorbehalten. ............................................................................................................................................... Ihre Ansprechpartner Alexander Lehnen Tel.: +49 40 6378-2136 [email protected] Jonas Bley Tel.: +65 6236-7234 [email protected] 62 China Compass Frühjahr 2012 Veröffentlichungen Veröffentlichungen Einzelhandel und Konsumgüterindustrie in Asien Ausländische Versicherungen in China 2011 Die stagnierende US-Wirtschaft und die anhaltenden Turbulenzen in der Eurozone verdüstern die Aussichten für die Weltwirtschaft. Finanzielle und wirtschaftliche Unsicherheiten haben das Niveau von 2008 erreicht. Zwar wachsen die aufstrebenden Märkte in Asien weiter, ihr Wachstum aber wird, vor allem in den exportabhängigen Volkswirtschaften, merklich an Tempo einbüßen. Grundlegende Trends der asiatischen Märkte, wie etwa steigende Einkommen, sorgen allerdings auf mittlerer Sicht dafür, dass Asien auch weiterhin ein wichtiger Wachstumsmotor sein wird, vor allem für die globale Handels- und Konsumgüterindustrie. – Zu diesen Ergebnissen kommt der 2012 Outlook for the retail and consumer products sector in Asia, den PwC China in Zusammenarbeit mit der Economist Intelligence Unit erstellt hat. Er beleuchtet die Aussichten für die sechs Teilsektoren im Bereich Einzelhandel und Konsumgüter in Asien: Lebensmittel- und allgemeinen Einzelhandel, Mode und Bekleidung, Onlinehandel, schnell drehende Produkte (etwa Nahrungsmittel, Körperpflegeprodukte, Reinigungsmittel), Luxusmarken sowie Gebrauchsgüter und Elektronik. Der Ausblick konzentriert sich vor allem auf China, Hongkong, Indien, Japan und Taiwan und untersucht das Geschehen im Jahr 2011. Daneben analysiert er Chancen und Herausforderungen bis 2025. 2011 war ein sehr herausforderndes Jahr für ausländische Versicherungsgesellschaften in China. Denn neben dem anhaltend schwierigen regulatorischen Umfeld bekommen ausländische Anbieter zunehmend Konkurrenz durch inländische Versicherer und Banken. Darüber hinaus machen es die steigenden Lebenshaltungskosten in China immer schwerer, talentierte Mitarbeiter zu finden und zu halten. Diese und weitere Erkenntnisse hat die Studie Foreign insurance companies in China erbracht, eine Umfrage unter ausländischen Versicherungsgesellschaften in China, die PwC Hongkong durchgeführt hat. Als die größten Herausforderungen haben die 18 Lebensversicherungsgesellschaften, die sich 2011 beteiligten, die zunehmende Konkurrenz durch inländische Versicherer und den Kampf um die Fachkräfte (war for talents) identifiziert. Das zentrale Thema der zehn Schaden- und Unfallversicherungsgesellschaften hingegen ist immer noch das strenge regulatorische Umfeld. Der Marktanteil der ausländischen Versicherer ist annähernd gleich geblieben: Lebensversicherer haben sich aktuell etwa fünf, die Schaden- und Unfallversicherer etwa ein Prozent des Markts gesichert. Diese Zahlen, prognostiziert die Studie, werden sich auch in den nächsten drei Jahren nicht wesentlich verändern. Einen kleinen Hoffnungsschimmer für die Sach- und Unfallversicherer löste eine Ankündigung offizieller chinesischer Stellen im Mai 2011 aus, nach der es ausländischen Versicherern erlaubt sein wird, die obligatorische Haftpflichtversicherung anzubieten. 2012 Outlook for the retail and consumer products sector in Asia Hrsg. von PwC China Dezember 2011, 48 Seiten, in Englisch und Chinesisch ............................................................................................................................................... Ihre Ansprechpartnerin Carrie Yu Tel.: +852 2289-1386 [email protected] Download www.pwccn.com/home/eng/ rc_ap_products_outlook_2012.html Foreign insurance companies in China Hrsg. von PwC Hongkong Dezember 2011, 134 Seiten, in Englisch ............................................................................................................................................... Ihr Ansprechpartner Peter Whalley Tel.: +852 2289-1192 [email protected] Download www.pwchk.com/home/eng/ foreign_insurance_cn_dec2011.html China Compass Frühjahr 2012 63 Veröffentlichungen Zahlen und Fakten zur Steuer in Hongkong Trends des Immobilienmarkts 2012 Die Informationsbroschüre 2012/2013 Hong Kong Budget Tax Facts and Figures enthält alle aktuellen Gesetze und Praktiken des Steuersystems ab dem 1. Februar 2012 sowie Legislativvorschläge und Maßnahmen, die im Hongkonger Haushalt 2012/2013 verkündet worden sind. Im Einzelnen behandelt werden die Bereiche: Einkommensteuer (income tax), Lohnsteuer (salaries tax), Gewinnsteuer (profits tax) und Grundsteuer (property tax). Informiert werden Sie über Abgabefristen, Kosten und Gebühren. – Bitte beachten Sie: Diese Legislativvorschläge werden erst nach ihrer Verabschiedung zu Gesetzen und können deshalb durch den Gesetzgeber (Legislative Council) noch geändert werden. Zusammen mit dem Urban Land Institute analysiert PwC Hongkong kontinuierlich unter anderem die Entwicklungen des Immobilienmarkts in der Region Asien-Pazifik (in anderen Analysereihen auch die in Europa, den USA und in Kanada). Im Brennpunkt stehen jeweils die aktuellen Immobilieninvestments und Trends, der Immobilienfinanzund -kapitalmarkt, Tendenzen des Immobiliensektors in den Metropolregionen sowie viele andere Fragen rund um das Thema Immobilien. 2012/2013 Hong Kong Budget Tax Facts and Figures Hrsg. von PwC Hongkong Februar 2012, 30 Seiten, in Englisch ............................................................................................................................................... Ihre Ansprechpartner Alexander Prautzsch Tel.: +86 21 2323-3375 [email protected] Dirk Bongers Tel.: +49 211 981-7888 [email protected] Download www.pwchk.com/home/eng/ budget2012_tax_facts_figures.html 64 China Compass Frühjahr 2012 Emerging Trends in Real Estate Series®: Asia Pacific Hrsg. von PwC Hongkong Dezember 2011, 88 Seiten, in Englisch ............................................................................................................................................... Ihr Ansprechpartner Florian Hackelberg Tel.: +86 21 2323-3632 [email protected] Download www.pwc.com/gx/en/asset-management/ emerging-trends-real-estate China Business Group China Business Group Ansprechpartner Shanghai WP StB Jens-Peter Otto Leiter China Business Group Partner Assurance Tel.: +86 21 2323-3350 [email protected] StB Alexander Prautzsch Director Tax Tel.: +86 21 2323-3375 alexander.prautzsch @cn.pwc.com Dr. Florian Hackelberg Senior Manager Advisory Tel.: +86 21 2323-3632 florian.hackelberg @cn.pwc.com Beijing StB Ulrich Reuter Manager Tax Tel.: +86 21 2323-2723 [email protected] Deutschland Dr. Björn Maack Senior Manager Advisory Tel.: +86 21 2323-3908 [email protected] WP StB Ingo Wahl Associate Director Advisory Tel.: +86 10 6533-7987 [email protected] Lea Gebhardt Managerin Tax Tel.: +86 10 6533-3203 [email protected] WP StB Frank Pattusch Partner Assurance Tel.: +49 211 981-2836 [email protected] StB Marc Wintermantel Partner Advisory Tel.: +49 89 5790-5330 [email protected] RA StB Dirk Bongers Senior Manager Tax Tel.: +49 211 981-7888 [email protected] Jasmin Li Yang Transaction Services Tel.: +49 69 9585-5676 [email protected] Katja Banik Redaktion und Marketing Tel.: +49 40 6378-1337 [email protected] China Compass Frühjahr 2012 65 China Business Group Im Porträt: Alexander Prautzsch Tax Director, German Business Group, PwC Shanghai Ein guter (Arbeits-)Tag beginnt ... ... mit einer entspannten Fahrt mit der U-Bahn in Shanghai – bei mäßigem Passagieraufkommen, noch bevor sie sich im Berufsverkehr bis zum Anschlag füllt. Mein Traumberuf als Kind war … ... Erfinder. Aber ich ließ mich noch rechtzeitig von der Attraktivität eines steuerberatenden Berufs überzeugen. Erfolge feiere ich … ... gerne in Gesellschaft derer, die mich auf dem Weg dorthin unterstützt haben. Es bringt mich auf die Palme, wenn … ... Situationen mit unzulässigen Verallgemeinerungen bewertet werden, ohne die Besonderheiten des Einzelfalls zu sehen. Das können auch ganz alltägliche Situationen sein, wie sie jeden von uns betreffen. Meine Traumstadt/mein Lieblingsort ist … ... sicherlich noch nicht gefunden, aber in der Zwischenzeit fühlen meine Familie und ich uns sehr wohl hier in Shanghai. Shanghai ist eine Stadt mit sehr positivem Lebensgefühl. Veränderungen sind oft zum Besseren, das sorgt für eine optimistische Grundstimmung. Gleichzeitig lernt man sehr interessante Leute mit den unterschiedlichsten Hintergründen und Lebenszielen kennen. Auch die hohe Konzentration an verschiedenen Nationalitäten auf kleinem Raum macht den Reiz dieser Stadt aus. Mich fasziniert an der China Business Group … ... die dort gebotene Chance, mit Mandanten vor Ort intensiv und operativ zu den landesspezifischen Fragen zusammenzuarbeiten. Die China Business Group bildet zusammen mit den German Business Groups ein starkes Netzwerk von deutschen Berufsträgern, das wiederum fachlich und organisatorisch nahtlos in die Gastländer integriert ist. Den „China Compass“ sollte man lesen, weil … ... er nicht nur regelmäßige Updates aus den verschiedenen Bereichen des chinesischen Geschäftslebens liefert, sondern mit seinen Analysen auch Denkanstöße und neue Ideen. Der China Compass ist – nicht nur unter den deutschsprachigen Newslettern – in seiner Breite und Aktualität wohl einzigartig. Alexander Prautzsch arbeitet seit dem 1. November 2011 für die German Business Group bei PwC Shanghai im Bereich Tax. Als Steuerberater 66 China Compass Frühjahr 2012 betreut er vor Ort Mandanten aus dem deutschen Sprachraum (vorwiegend multinationale Unternehmen mit starker Präsenz in China). Für sie ist er erster Ansprechpartner in allen Steuerfragen, die rein chinesische sowie grenzüberschreitende Sachverhalte betreffen. Gründungs- und Strukturierungsberatung, Mitarbeiterentsendungen, Gewinnrepatriierung, Optimierung der Wertschöpfungskette oder Betriebsstättenbesteuerung: Das sind nur einige der typischen Themen seiner Arbeit. Auch wenn er der Steuerabteilung angehört, arbeitet er eng mit Kollegen aus Assurance und Advisory zusammen und steht so für eine ganzheitliche Dienstleistung aus einer Hand. Seine Laufbahn begann Alexander Prautzsch im Oktober 2002 in der internationalen Steuerabteilung einer der großen Prüfungsgesellschaften. 2005 wechselte er nach Shanghai, wo er eine Schlüsselrolle für deutschsprachige Mandanten in der Bearbeitung China-spezifischer Themen übernahm. Durch seine Familie hat er einen starken privaten China-Bezug und spricht fließend Chinesisch. ............................................................................................................................................... Ihr Ansprechpartner StB Alexander Prautzsch Tel.: +86 21 2323-3375 [email protected] Impressum Impressum Herausgeber PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft New-York-Ring 13 22297 Hamburg www.pwc.de Redaktionsleitung Katja Banik Tel.: +49 40 6378-1337 [email protected] www.pwc.de/china Erscheinungsweise 3-mal jährlich Die nächste Ausgabe erscheint im August 2012. Abonnement und Adressmanagement [email protected] Fax: +49 69 9585-902010 Lektorat und Korrektorat Werkstatt für moderne Sprache Frankfurt am Main Gestaltung und Satz Nina Irmer, Digitale Gestaltung & Medienproduktion Frankfurt am Main Druck Kohlhammer und Wallishauser GmbH Hechingen Die Beiträge dieser Publikation sind zur Information unserer Mandanten bestimmt. Für die Lösung einschlägiger Probleme greifen Sie bitte auf die angegebenen Quellen oder die Unterstützung unserer Büros zurück. Meinungsbeiträge geben die Auffassung der einzelnen Autoren wieder. © Mai 2012 PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten. „PwC“ bezeichnet in diesem Dokument die PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die eine Mitgliedsgesellschaft der PricewaterhouseCoopers International Limited (PwCIL) ist. Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich selbstständige Gesellschaft. China Compass Frühjahr 2012 67 www.pwc.de