Tipps für den Lebensstart

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Tipps für den Lebensstart
Das erste Jahr
Liebe Eltern,
wir freuen uns mit Ihnen über die Geburt Ihres Kindes und wünschen Ihnen und Ihrer Tochter/Ihrem Sohn für die Zukunft alles Gute. Damit Sie sich hier mit der neuen Situation zurechtfinden, möchten wir Ihnen einige Informationen geben, die Ihnen die Umstellung erleichtern sollen.
Darüber hinaus können Sie uns immer ansprechen, wenn etwas unklar ist.
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Vorsorgeuntersuchungen Ihres Kindes
Bereits in Geburtsklinik fanden die ersten zwei Vorsorgeuntersuchungen (U1 und U2) statt. Es
wurden bei Ihrem Kind einige Tropfen Blut aus der Ferse entnommen, um damit Untersuchungen zum Ausschluss von angeborenen Stoffwechselerkrankungen durchzuführen
(Neugenborenenscreening). Auch ein Hörtest ist bereits in der Geburtsklinik Pflicht. Nicht
durchgeführte Untersuchungen sollten rasch nachgeholt werden.
Es folgt die U3 im Alter von 4-6 Wochen. Bitte vereinbaren Sie rechtzeitig einen Termin. Auffällige oder zu kontrollierende Untersuchungsbefunde werden ausführlich mit Ihnen besprochen und im gelben Vorsorgeheft Ihres Kindes eingetragen.
Zur Vorbeugung gefährlicher Blutungen erhält Ihr Kind am 1. Lebenstag, bei der U2 und
U3 jeweils zwei Tropfen Vitamin K.
Zum Aufbau von Knochen und Zahnschmelz benötigt Ihr Kind mindestens ein Jahr lang
einmal täglich ein Fluor- und Vitamin D-Präparat. Geben Sie es Ihrem Kind als kleine Tablette mit einigen Tropfen Milch oder Tee vor einer Mahlzeit auf einem Löffel.
Impfungen: Falls Sie früher einmal eine Hepatitis B durchgemacht haben, muss Ihr Kind nach
der Geburt gegen Hepatitis B geimpft werden. Weitere Impfungen sind erst ab dem dritten
Monat erforderlich (Beginnend mit der U4). Ihr Kinderarzt wird Sie vorher beraten.
Augenarzt: Zur Früherkennung möglicher Sehfehler sollte Ihr Kind dem Augenarzt vorgestellt
werden:
• Sofort, falls Auffälligkeiten im Bereich des Auges beobachtet werden.
• Im zweiten Lebenshalbjahr, wenn in der Familie erbliche Augenerkrankungen, Schielen oder starke Kurzsichtigkeit bekannt sind.
• Mit zwei Jahren alle unauffälligen Kinder.
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Ernährung des Kindes:
Stillen: Muttermilch ist die beste Nahrung für Ihr Kind in den ersten Lebensmonaten. Hilfe
und Ratschläge beim Stillen geben Ihnen gerne unsere Schwestern und Ärzte. Bei Problemen
zu Hause (wunde Brustwarzen, Milchstau, etc.) fragen Sie Ihre betreuende Hebamme oder
Arzt. Zufüttern brauchen Sie frühestens ab dem 5. Monat. Während ein Baby in den ersten
Wochen „nach Bedarf“ an die Brust gelegt wird, sollten Sie in den ersten Lebensmonaten einen
festen Rhythmus (Essens- und Schlafzeiten) mit Ihrem Kind erspüren und praktizieren. Meist
trinkt ein Baby alle 3 bis 4 Stunden an der Brust. Zwischengaben von Tees (Fenchel-, Kümmel-,
Kamille-) sind (auch zur Beruhigung) erlaubt, müssen aber nicht unbedingt gegeben zu werden. Selbst bei warmem Wetter oder fieberhaften Temperaturen reicht die in der Muttermilch
enthaltene Flüssigkeit vollkommen aus.
Sollte Stillen nicht möglich oder nicht erwünscht sein, empfehlen wir eine sogenannte Anfangsnahrung, die der Muttermilch angepasst ist. Prüfen Sie vor dem Füttern die Temperatur
der Nahrung, damit Ihr Kind sich nicht verbrüht (auf der Innenseite des Unterarms). Stellen
Sie Ihren Flaschenwärmer nicht zu heiß (über 50 Grad Celsius) ein.
Das erste Jahr
Bei schweren Allergien (allergisches Asthma, Neurodermitis oder Heuschnupfen) in Ihrer Familie empfehlen wir ausschließlich Muttermilchernährung oder eine hypoallergene Spezialkost für die ersten sechs Lebensmonate.
Die ersten Tage kann Ihr Kind bis zu 10% an Gewicht verlieren, das ist vollkommen natürlich.
Ungefähr bis zum 10. Lebenstag wird Ihr Kind wieder das Geburtsgewicht erreichen. Nur ausnahmsweise muss ein Neugeborenes nach der Geburt mit einer Glucoselösung oder Milchnahrung gefüttert werden, dieses besprechen wir dann im Einzelfall mit Ihnen.
Spuken: Der Eingang der Speiseröhre zum Magen hin ist beim Baby im ersten Lebenshalbjahr
noch nicht fest verschlossen. Es kommt häufig zum „Spuken“ der Milch. Bei sonst gutem Gedeihen Ihres Kindes gilt der Spruch „Speikind = Gedeihkind“. Sollte Ihr Baby dagegen jede
Trinkmahlzeit in weitem Bogen spucken, oder kein Gewicht zunehmen sollte ein Kinderarzt
aufgesucht werden.
Schluckauf: Neugeborene haben oft häufigere Schluckaufepisoden. Sie werden von Ihrem Baby nicht als störend empfunden. Dieses bildet sich in den ersten drei Monaten zurück.
Stuhlgang: Die ersten Stühle sind grünlich-schwarz und zäh. Sie werden Kindspech oder Mekonium genannt. Mit zunehmender Nahrungsaufnahme ändert sich der Stuhl. Muttermilchstuhl stinkt kaum (von leicht süßlichem Geruch), ist gelblich und körnig. Die Häufigkeit des
Stuhlganges schwankt zwischen mehrmals täglich und einmal pro Woche. Dies ist bei ausschließlicher Muttermilchgabe normal. Bei der Umstellung auf Flaschennahrung reagieren viele Kinder mit Verstopfung.
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Baden des Kindes und Pflege
Der Nabel sollte sauber und trocken gehalten werden. Wenn der Nabel nach sieben bis zehn
Tagen abfällt, ist eine leichte Nachblutung möglich. Der Nabelgrund sollte desinfiziert und gepudert werden. Eine Nabelbinde ist nicht nötig. Bei stärkerer Rötung oder eitriger Sekretion in
der Nabelregion sollte eine Vorstellung beim Kinderarzt erfolgen.
Nach dem Abfallen des Nabels kann Ihr Kind auch ein- bis zweimal die Woche baden. Zu häufiges Baden führt zum Austrocknen der Haut. Das Badewasser sollte ca. 37 Grad Celsius warm
und der Raum gut beheizt sein. Halten Sie das Kind beim Baden immer fest und prüfen Sie
vorher die Wassertemperatur (mit Thermometer oder Unterarm).
Nach Stuhlentleerungen sollte die Windelregion mit warmem Wasser gewaschen werden.
Legen Sie sich vor dem Wickeln die notwendigen Utensilien zurecht und lassen Sie Ihr Kind
nicht allein auf der Wickelkommode liegen. Es könnte herunterfallen.
Neugeborene protestieren übrigens anfangs oft beim Ausziehen, wickeln oder auch beim Baden, lassen Sie sich davon nicht irritieren.
Bei Jungen sollte die Vorhaut nicht zurückgeschoben werden. Dies kann zu Einrissen und Entzündungen führen, welches dann tatsächlich zu einer Vorhautverengung führen kann. Eine
Vorhautverklebung in den ersten Jahren ist normal und löst sich von allein. Eine echte Vorhautverengung ist dagegen selten.
Das erste Jahr
Bei Mädchen und Jungen kann es zu einem Anschwellen der Brustdrüsen kommen. Bitte versuchen Sie nicht, diese auszudrücken, da es zu Entzündungen führen kann. Ein vaginaler Ausfluss bei Mädchen kommt regelmäßig vor, er kann sogar blutig sein. Dies reguliert sich innerhalb weniger Tage.
Auch der Urin kann anfangs rötliche – ziegelmehlartige Verfärbungen der Windel verursachen.
Dies ist kein Blut, und braucht Sie nicht zu beunruhigen.
Schnupfen haben viele Säuglinge. Das Baby stößt leicht Milch in die Nase auf und Säuglinge
können ihre Nase noch nicht freischneuzen. Die Nasenatmung muss ungehindert sein. Die Nase können Sie mit einer Salzlösung aus der Apotheke spülen und mit einem kleinen Nasensauger freisaugen.
Verklebte Augen: Bei einigen Babies sind die Tränenwege noch verengt, die Tränenflüssigkeit kann nicht ablaufen, die Augenlider können verkleben. Die verklebten Augen können Sie
mit klarem Wasser auswischen (von dem äußeren Lidrand hin zur Nasenwurzel). Mit einer
Tränengangsmassage (Dabei wird mit dem Zeigefinger vom inneren Lidwinkel entlang des
Tränenkanals nach unten mit Druck gestrichen. Diese Maßnahme sollte 10 mal hintereinander, viermal am Tag, durchgeführt werden.) können Sie den Abfluss fördern.
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Haut
Häufig ist der sogenannte Neugeborenenikterus, eine sichtbare Gelbfärbung der Haut. Diese
ist fast immer harmlos, erreicht Ihren Höhepunkt um den 6. Tag und ist dann wieder rückläufig. Gestillte Kinder können auch länger eine Gelbverfärbung der Haut aufweisen.
Es kann eine Schuppung der Haut, ein sogenanntes Neugeborenenexanthem oder eine
Neugeborenenakne auftreten. Diese Hautveränderungen sind vorübergehend und bedürfen
meist keiner Behandlung.
Häufiger leiden Säuglinge unter einem „wunden Po“. Er wird durch Stuhl- und Urinkontakt,
aber auch den relativen Luftabschluss durch die Windel verursacht. Manchmal kommt es auch
zu einer Pilzbesiedlung, dem sogenannten Soor. Wechseln Sie die Windeln häufig und lassen
Sie Ihr Baby öfter nackt und frei liegen (Vor Auskühlung schützen). Cremen Sie den Po mit
speziellen Zinkpasten ein, bei stärkerer Ausprägung suchen Sie bitte Ihren Kinderarzt auf. Bei
Soor ist eine spezielle Creme (z.B. Nystatin) notwendig, welche Ihnen dann verschrieben wird.
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Betten und Schlafumgebung des Kindes
Das Kind sollte ausschließlich auf dem Rücken schlafen. Nur im Wachzustand ist auch die
Bauchlage möglich und sinnvoll. Die Bauchlage ist der wichtigste Risikofaktor für den plötzlichen Kindstod.
Kinder sollten im Schlafzimmer der Eltern, aber im eigenen Bettchen schlafen.
Zur gesunden Entwicklung der Hüften empfehlen wir in den ersten Wochen breites Wickeln.
Kleine Säuglinge schlafen ca. 15 bis 18 Stunden täglich, einzelne Schlafphasen dauern 1 bis 4
Stunden.
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Umgebung
Vermeiden Sie ein Überwärmen des Kindes: die Zimmertemperatur sollte bei 18 Grad Celsius
liegen. Ziehen Sie Ihr Kind nicht zu warm an. Schaffelle sind im Kinderbett nicht sinnvoll. In
der Umgebung des Kindes sollte nicht geraucht werden. Auch dieses sind Risikofaktoren für
den plötzlichen Kindstod. Außerdem verdoppelt sich durch das Passivrauchen in den ersten
zwei Lebensjahren fast das Risiko für Asthma oder andere allergische Erkrankungen.
Das erste Jahr
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Schreiverhalten
Neugeborene weinen oft 2 bis 3 Stunden am Tag, viele vor dem Schlafengehen. Sie werden als
Eltern in den ersten Wochen erkennen lernen, was Ihnen Ihr Kind damit sagen möchte: Hunger ist nur eine der Ursachen. Beantworten Sie deshalb nicht jedes Weinen mit Füttern.
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Besucher und Spazieren gehen
Eine Geburt bedeutet für Sie als Familie und für Ihr Kind aber auch Stress. Gönnen Sie sich und
Ihrem Kind die Ruhe, sich mit der neuen Situation zurechtzufinden. Besuch ist schön und auch
wünschenswert, begrenzen Sie aber in Ihrem eigenen Interesse die Anzahl der Besucher.
Viele Freunde und Verwandte werden auch gute Ratschläge für Sie bereit halten. Lassen Sie
sich davon nicht verwirren und verunsichern.
Ein gesundes Neugeborenes kann schon während des Krankenhausaufenthaltes nach draußen. Sie können dazu Ihren eigenen Kinderwagen mitbringen, er sollte nach dem Spaziergang
aber wieder mit nach Hause genommen werden. Beginnen Sie mit einem kurzen Spaziergang.
Schützen Sie Ihr Kind vor Kälte.
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Entlassung
Nach der Entlassung aus der Geburtsklinik können Sie Hilfe und Beratung von den Hebammen
für die Nachsorge erhalten. Diese wird von Ihrer Krankenkasse finanziert und kann Ihnen anfangs eine wertvolle Stütze sein.
Bei weiteren Kleinkindern in der Familie kann es auch zur Eifersucht der älteren Geschwisterkinder auf den Neuankömmling kommen. Versuchen Sie dieses zu vermeiden, indem Sie die
älteren Kinder mit einbeziehen. In den ersten Tagen zu Hause brauchen die Geschwister auch
Zeit mit der Mutter allein.
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Unfallverhütung zu Hause
• Bett: Benutzen Sie eine feste Matratze und lassen Sie Kopfkissen weg. Der Gitterabstand
des Kinderbettes sollte kleiner 7,5 cm sein, damit der Kopf nicht eingeklemmt werden
kann.
• Schütteln Sie Ihr Kind nie, dies kann zu lebensgefährlichen Blutungen des Kopfes führen.
• Lassen Sie Ihren Säugling niemals mit kleinen Kindern oder Haustieren allein.
• Vermeiden Sie Spielzeug mit langen Schnüren, Ihr Kind könnte sich darin strangulieren.
• Bewahren Sie kleine Gegenstände wegen Verschluckungsgefahr außer Reichweite Ihres
Kindes auf.
• Benutzen Sie beim Autofahren ein Rückhaltesystem, z.B. eine Autosicherheitsschale. Kinder sollten während der Fahrt nicht auf dem Schoß der Eltern gehalten werden.
• Benutzen Sie keine „Gehfrei“-Laufhilfen. Sie sind für das weiche Skelettsystem des Kindes
schädlich (Rücken und Gelenke) und führen besonders häufig zu gefährlichen Stürzen des
Kindes.
Wir wünschen Ihnen alles Gute.