Schlafen und Sparen mit Stil

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Schlafen und Sparen mit Stil
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Quo vadis?
Von Philipp
Tingler
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REISE | 89
23. NOVEMBER 2008
Schlafen und Sparen mit Stil
Hilfe, mein
Mietwagen
piepst!
Immer mehr Reiseveranstalter nutzen den „SMS-Assistent“. Dieser
Service wurde vom Deutschen Reiseverband (DRV) ins Leben gerufen. Mit ihm können Veranstalter
ihre Kunden im Ernstfall schnell
über unvorhergesehene Ereignisse
wie Streiks, Flugzeitenänderungen
oder Hurrikan-Warnungen informieren. Das Reisebüro trägt dazu
die Handy-Rufnummer des Kunden in die Buchungsmaske ein. Für
die Kunden ist der Service kostenlos. Mittlerweile nutzen 23 Veranstalter den Dienst, darunter Studiosus, FTI, Dertour und Tischler Reisen (die komplette Liste unter
ws
www.drv.de).
Schweizer
Autobahnvignetten
werden teurer
Günstige
Hotels können auch
richtig stilvoll sein, wie
das „25
Hours Hotel
Hamburg“
PR
Als wir das letzte Mal in Kalifornien mit dem Mietwagen unterwegs
waren, wurde Richie, der beste
Ehemann von allen, fast wahnsinnig. Dieser Wagen, ein Cadillac
GTS, verfügte nämlich über einen
Fahrersitz mit Memory-Funktion,
was heißt, dass der Fahrer nach längerer Abwesenheit zurückkehrt
und, schwupp, genau dieselben
Einstellungen vorfindet (ein bisschen wie bei meiner Mutter).
Im Prinzip mag dies wünschenswert scheinen, aber Richie machte
es fast wahnsinnig, weil man nach
seinen Angaben ein Diplom in Raketenwissenschaften brauchte, um
dieses Erinnerungsprogramm zu
ändern. Was nichts anderes bedeutete, als dass Richie jedes Mal nach
dem Einsteigen den Sitz manuell
anpasste und dieser dann,
schwupp, auf die Einstellungen eines Vor-Vor-Vormieters zurückschoss, und jener hatte offenbar die
Proportionen von Hulk, dem berühmten Comic-Muskelprotz.
Dieses Beispiel zeigt uns, dass
das Mietwagenproblem heute, wie
manch anderes Problem, viel komplexer ist, als es früher war. Früher
war ja das traditionelle Problem,
dass der eigentlich reservierte Wagentyp dann plötzlich vor Ort doch
nicht verfügbar war. Diese Komplikation existiert auch heute noch,
wurde aber infolge der Übertechnisierung unserer herrlich beschleunigten Gegenwart um weitere
Schwierigkeiten vermehrt, welche
die Reise im modernen Mietwagen
bisweilen zu einem Abenteuer werden lassen.
Zum Beispiel Regensensoren, bei
denen die Scheibenwischer automatisch aktiviert werden sollen, sobald die Feuchtigkeit der Windschutzscheibe eine gewisse kritische Grenze übersteigt. Die sind inzwischen weit verbreitet und
funktionieren in der Regel zufriedenstellend – bis sie dann plötzlich
damit aufhören und dann willkürlich aus dem Nichts heraus die
Scheibenwischer auslösen, in einer
sternenklaren Nacht, und den Versuch, das Programm manuell abzubrechen, quittiert die Bordelektronik mit herzzerreißenden Quiekund Pieptönen, die dem Fahrer zu
sagen scheinen: „Ich will doch nur
dein Bestes!“ (Ein bisschen wie bei
meiner Mutter.)
Überhaupt kommuniziert das
moderne Fahrzeug andauernd und
zu viel mit seinen Insassen: Es
piept und quiekt, wenn man den
Gurt nicht sofort anlegt und wenn
man die Tür nicht schnell genug zuzieht. Und wenn es piept, hören wir
die altkluge Stimme des Navigationssystems, die sich ungefähr anhört wie die Schuldirektorin aus
„Grease“. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen allein schon
wegen der Stimme auf die Navigation verzichten. Das Wege-Erfragen
in fremden Gegenden gehört ja
auch zum Reisen im Auto – ebenso
wie das Verfahren.
Service für Urlauber:
Veranstalter warnen
im Notfall per SMS
Bescheiden, aber dennoch gut:
Wir stellen günstige Hotelgruppen
in Deutschland vor, die Stil haben
Von Anna Warnholtz
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Überall wird gespart, eine
Nummer kleiner gedacht, gekauft,
gebucht. Statt Limousinen werden
Kleinwagen gekauft, Discounter ersetzen bei vielen den Supermarkt,
und mancher hat sogar schon das
Taschengeld seiner Kinder gekürzt.
Die neue Bescheidenheit macht
auch vor Hotelübernachtungen
nicht halt. Unternehmen denken
um, buchen immer häufiger Budget- statt Luxushotels. Das Billigsegment liegt im Trend, nicht erst
seit der Finanzkrise.
Seit 20 Jahren steigt einerseits
die Nachfrage nach besonders
günstigen Hotelzimmern und andererseits die Anzahl der Budgethotels, so der Hotelverband Deutschland. Verdrängt würden „nicht
mehr zeitgemäße Privathotels“, sagen Branchenkenner. Hauptmerkmale der Sparhotels sind: Ausstattung ohne Schnickschnack, kaum
Personal, wenig Service – und dadurch preisgünstig. Das Angebot ist
vielfältig, einige Hotelkonzerne setzen auf individuelles, frisches Design. Soll heißen: Nehmen Sie es gelassen, schlicht bedeutet nicht immer gleich schlecht. Wir stellen fünf
unterschiedliche Hotelgruppen vor.
All Seasons Hotels
Hierzulande hat die Erfolgsgeschichte der Billighotels mit der Eröffnung des ersten Ibis-Hotels (eine
Marke des französischen AccorKonzerns) 1982 in Berlin (an der
Messe) begonnen. Heute sind es al-
lein in Deutschland 82 Ibis-Hotels –
mit viel Konkurrenz, auch aus den
eigenen Reihen. Nach Ibis etablierte Accor auch noch die Marken Formule 1 und Etap und ist damit Branchenprimus im Budgetsegment.
Künftig soll noch eine Marke hinzukommen: All Seasons Hotels. Obwohl in Deutschland schon zwei
Hotels (Dortmund und Hamburg)
im Internet buchbar sind, gibt Accor keine Auskunft über die Marke.
Laut der All-Seasons-Website werden die Häuser nicht standardisiert
wie Ibis sein, sondern aus modernen, kleineren privat geführten Hotels bestehen, die dem Gast bestimmte Markenversprechen zusichern. Bis 2010 würde das Netzwerk mindestens 150 Hotels
umfassen, vorrangig in europäischen Großstädten.
Beim „All Seasons Dortmund
West“, das am 1. August eröffnete,
beginnen die Zimmerpreise bei 58
Euro, inbegriffen sind Frühstück
sowie WLAN-Nutzung. Das Hotel
„Hamburg City Nord“ wird gerade
renoviert und eröffnet Anfang Dezember. Auch hier sollen die Zimmerraten bei 58 Euro beginnen, inklusive Frühstück und WLAN
(www.all-seasons-hotels-com).
B&B Hotels
„Der deutsche Markt hat noch viel
Potenzial – großes Interesse haben
vor allem auch ausländische Hotelkonzerne“, sagt Stephan Gerhard,
Geschäftsführer des auf Hotellerie,
Gastronomie und Tourismus spezialisierten
Beratungsunterneh-
mens Treugast. Hilton etwa möchte
mit seiner Marke Hampton den
deutschen Markt erobern, die
Wyndham-Gruppe mit Day Inn
und auch die französischen B&B
Hotels. Ihr Markenversprechen:
„Individuelles Design zu einem
günstigen Preis und kostenfreie
Service-Leistungen“. Aktuell ist die
Gruppe mit 16 Hotels in Deutschland (darunter in Ingolstadt, Freiburg, Nürnberg und Köln) und 178
Häusern in Frankreich vertreten.
Im Dezember eröffnet das mit
182 Zimmern bisher deutschlandweit größte Haus in Hamburg-Altona. Die Standardgröße der Zimmer
beträgt 15,5 Quadratmeter (es werden auch Familienzimmer mit Etagenbetten angeboten), ihre Ausstattung ist modern mit LCD-Fernseher. Weitere Eröffnungen: zehn im
kommenden Jahr in Deutschland,
darunter am Baden-Airpark, in
Mainz und in Dortmund. Darüber
hinaus sind zehn Projekte in Kooperation mit dem Autobahnraststätten-Betreiber Tank & Rast geplant. Preise pro Zimmer und
Nacht: ab 35 Euro. Das Frühstücksbüfett (mit Brötchen, Konfitüren,
gekochten Eiern) kostet 6,90 Euro
extra (www.hotelbb.de).
Holiday Inn Express
Für die Günstig-Marke der Intercontinental Hotels Group (unter
anderem Intercontinental Hotels,
Crowne Plaza) sei „für den Gast ein
gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
von höchster Priorität“, so eine
Sprecherin. Sie möchte als trendgerechte, frische und unkomplizierte
Marke verstanden werden – nicht
als Billigmarke – mit moderner
Ausstattung (die Zimmer sind im
Durchschnitt 20 Quadratmeter
groß) und zu einem fairen Preis. 13
Hotels befinden sich für den deut-
schen Markt derzeit im Bau oder in
der finalen Planung. Bei der Standortauswahl kommen nur Städte infrage mit mehr als 100 000 Einwohnern, wichtig ist auch die Nähe zu
Zentren, Flughäfen, Messen und
Gewerbeparks. Die Minimum-Rate
liegt bei 69 Euro. Ein Extra: Das
Frühstück vom Büfett (unter anderem mit Müsli, Croissants und
Marmelade) ist im Zimmerpreis inbegriffen (www.hiexpress.com).
25 Hours Hotels
Die Definition von Budgethotellerie ist Auslegungssache. Stefanie
Heckel vom Deutschen Hotel- und
Gaststättenverband (Dehoga): „Es
ist kein festgelegter Begriff, und
nicht alle dieser Hotels lassen sich
klassifizieren – ich sehe die meisten
im Ein- bis Zwei-Sterne-Bereich.“
25 Hours bietet Low Budget mit
Stil, setzt mit seinem Konzept auf
die Lifestyle-affine Zielgruppe. Wie
der Name 25 Hours Hotels verrät,
es übertrifft das Gewohnte. Jedes
der bisher drei Hotels in Deutschland (zwei in Frankfurt am Main,
eines in Hamburg) ist anders, aber
alle sind hip, modern, angesagt.
Christoph Hoffmann von 25
Hours Hotels: „Wir sind keine Kette, sondern eine Marke. Durch die
Beweglichkeit können wir an einzelnen Standorten recht erfolgreich
etablierten großen Budget- und anderen Hotelbetreibern ein bisschen
was vom Kuchen abschneiden – wir
sind die Hotelpiraten.“
Weitere Eröffnungen in Deutschland sind geplant, 2010 in BerlinCharlottenburg, danach in München, Köln, Düsseldorf und Stuttgart. Im Ausland steht eine Eröffnung in Budapest an – ebenfalls in
2010. „Wichtig bei unserer Expansion ist: Kennst du eins – kennst du
keins! Jedes Hotel hat eine nachhal-
tige Geschichte und Persönlichkeit.
Es kommt uns nicht auf das schiere
und schnelle Wachstum an, sondern auf die Pflege der Marke“, so
Christoph Hoffmann.
Die Zimmerpreise beginnen bei
90 Euro (Einzelzimmer/Doppelzimmer), Gäste bis 25 Jahre erhalten mit der „Young Rate“ 25 Prozent Nachlass. Das Frühstück kostet extra, 14 Euro im „25hours Hotel
Hamburg“, 15 Euro in den Häusern
„Goldman 25hours Frankfurt“ und
„25hours Hotel Frankfurt by Levi’s“ (www.25hours-hotels.com).
Motel One
„Reisen wird weiterhin ein Megatrend bleiben, auch bei schrumpfenden Budgets“, sagt Philippe
Weyland, Geschäftsführer der Motel-One-Gruppe. Das Motto des
Münchner Unternehmens, das aus
der verkauften Astron-Gruppe hervorgegangen ist, heißt: „Viel Design
für wenig Geld“. Klare Linien und
modernes Interieur sollen den Aufenthalt angenehm gestalten.
„Wir konzentrieren uns auf ein
komfortables Zimmer, ein hochwertiges Badezimmer und ein
reichhaltiges
Frühstücksbüfett“,
sagt Weyland. Die Zimmer sind mit
Doppelbett, Flachbildschirm-Fernseher, Klimaanlage, Sessel und Arbeitstisch ausgestattet. Die „One
Lounge“ ist Lobby, Frühstückslounge und Bar in einem und bietet
kostenfreien WLAN-Zugang. Derzeit ist die Gruppe mit 21 Häusern
in Deutschland vertreten, weitere
35 Hotels in deutschen und europäischen Großstädten sind in Planung. Die Tarife beginnen bei 49
Euro (Einzelzimmer), das Doppelzimmer kostet ab 59 Euro. Das
Frühstück (mit Croissants, Eiern
und Obstsalat) kostet 6.50 Euro zusätzlich (www.motelone.de).
Das Befahren der Autobahnen in
der Schweiz wird teurer: Ab dem 1.
Dezember kostet eine Jahresvignette für Autos umgerechnet 27,50
statt bisher 25 Euro, teilt der Auto
Club Europa (ACE) mit. Damit hat
der Maut-Aufkleber wieder das
Preisniveau der Zeit vor 2004 erreicht. Zwischenzeitlich hatten die
Eidgenossen die Vignette mehrfach
verbilligt und verteuert. Vignetten,
die für kürzere Zeiträume als ein
Jahr gelten, gibt es in der Schweiz
nicht – im Gegensatz zu Österreich.
Von dort wurden laut dem ACE keine Preisanhebungen für die verschiedenen Maut-„Pickerl“ angekündigt. Eine Jahresvignette für
dpa
Autos kostet 73,80 Euro.
Turkish Airlines
erhöht die
Freigepäckgrenze
Der Wettbewerb um die Gunst der
Kunden ist hart. Um mehr Fluggäste für die Umsteigeflüge von Westeuropa über Istanbul in den Mittleren Osten zu gewinnen, erhöht Turkish Airlines für Economy-Passagiere die Freigepäckgrenze auf 40
Kilogramm, meldet der Branchendienst „FVW online“. Diese Aktion
gilt aber nur für die iranischen Destinationen Teheran und Tabriz, für
Karatschi in Pakistan sowie für die
indischen Metropolen Neu-Delhi
und Bombay. Die Passagiere für
diese Ziele reisen mit vergleichsweise viel Gepäck, häufig mit Geschenken für die Verwandten. ws
Wüste Sache: Zum „SaharaSchnuppern“ nach Tunesien
welt.de/sahara
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