Presseheft

Transcription

Presseheft
Presseheft
Ein Film von Ferzan Ozpetek
(Originaltitel: Mine vaganti)
mit
Riccardo Scamarcio, Nicole Grimaudo, Alessandro Preziosi,
Ennio Fantastichini, Lunetta Savino, Elena Sofia Ricci,
Ilaria Occhini, Daniele Pecci u.v.m.
Kinostart: 6. August 2010
116 Minuten / Italien 2010 / 1:2.35 Cinemascope / Dolby SRD
Material erhältlich unter www.prokino.medianetworx.de
VERLEIH
POLYFILM
Margaretenstrasse 78
1050 Wien
Tel. +43 1 581 39 00 - 20
Fax + 43 1 581 39 00 - 39
[email protected]
http://www.polyfilm.at
PRESSEKONTAKT
Alessandra Thiele
POLYFILM - PRESSE
Tel + 43 1 581 39 00 -14
Mob +43 676 398 38 13
[email protected]
INHALT
CAST
3
STAB
4
DEUTSCHE SYNCHRONISATION
5
DIE CANTONES & CO. – Von der Anstrengung der einen, Geständnisse zu
machen, und der Bemühung der anderen, sie wieder zu vertuschen
6
KURZINHALT
10
INHALT
10
PRESSENOTIZ
11
DIE COMMEDIA ALL’ITALIANA
13
BIST DU GLÜCKLICH? – Die Familie Cantone im Kontext
16
PANORAMA PUGLIESE
20
FERZAN OZPETEK (Regisseur und Co-Autor)
Das Leben ist eine Komödie – INTERVIEW mit Ferzan Ozpetek
25
26
RICCARDO SCAMARCIO ist Tommaso Cantone
Eine Lektion in Sachen Toleranz – INTERVIEW mit Riccardo Scamarcio
30
31
NICOLE GRIMAUDO ist Alba Brunetti
Ein Klima der Verbundenheit – INTERVIEW mit Nicole Grimaudo
34
35
DIE CANTONES
ALESSANDRO PREZIOSI ist Antonio Cantone
ENNIO FANTASTICHINI ist Vincenzo Cantone
LUNETTA SAVINO ist Stefania Cantone
ILARIA OCCHINI ist Großmutter Cantone
BIANCA NAPPI ist Elena Cantone
37
37
37
40
41
43
TOMMASOS FREUNDE
DANIELE PECCI ist Andrea
CARMINE RECANO ist Marco
GIANLUCA DE MARCHI ist Davide
MAURO BONAFFINI ist Massimiliano
44
44
44
45
45
IVAN COTRONEO (Drehbuchautor)
MAURIZIO CALVESI (Kamera)
PASQUALE CATALANO (Filmmusik)
46
47
49
DIE FILMMUSIK
DER SOUNDTRACK
51
53
AUSGEWÄHLTE PRESSESTIMMEN
54
2
CAST
Tommaso – der jüngste Sohn der Cantones
Riccardo Scamarcio
Alba – seine Verbündete und Tochter Brunettis
Nicole Grimaudo
Antonio – der älteste Sohn der Cantones
Alessandro Preziosi
Vincenzo – Padre Cantone
Ennio Fantastichini
Stefania – Mama Cantone
Lunetta Savino
Die Großmutter
Ilaria Occhini
Die Großmutter als junge Frau
Carolina Crescentini
Tante Luciana – die Schwester von Vincenzo
Elena Sofia Ricci
Elena – die Schwester von Tommaso und Antonio
Bianca Nappi
Salvatore – Elenas Ehemann
Massimiliano Gallo
Tommasos Freunde
Marco
Carmine Recano
Andrea
Daniele Pecci
Davide
Gianluca De Marchi
Massimiliano
Mauro Bonaffini
Die Dienstmädchen
Teresa
Paola Minaccioni
Giovanna
Emanuela Gabrieli
Patrizia – die Geliebte von Vincenzo
Gea Martire
Nicola – der geliebte Mann der Großmutter
Giorgio Marchesi
Domenico – ihr Ehemann
Matteo Taranto
Raffaele Brunetti – der Geschäftspartner der Cantones
Giancarlo Monticelli
Antonietta – die stadtbekannte Tratsche
Crescenza Guarnieri
3
STAB
Regie
Ferzan Ozpetek
Drehbuch
Ivan Cotroneo
Ferzan Ozpetek
Produktion
Fandango
RAI Cinema
mit der Unterstützung von
Apulia Film Commission
Ausführender Produzent
Domenico Procacci
Production Manager
Roberto Leone
Production Supervisor
Claudio Zampetti
Organisation
Gianluca Leurini
Kamera
Maurizio Calvesi
Produktionsdesign
Andrea Crisanti
Kostüm
Alessandro Lai
Schnitt
Patrizio Marone
Ton
Marco Grillo
Musik
Pasquale Catalano
4
DEUTSCHE SYNCHRONISATION
Produktion
Mina Kindl Synchron
Buch & Regie
Mina Kindl
Rohübersetzung
Esther Yakub
Aufnahmeleitung
Gaby Fuchs
Schnitt
Micki Joanni
Tonmeister Sprache
Bernhard Vogl,
Bavaria Musikstudios
Tonmeister Mischung
Christian Bischoff, ARRI
Sprecher:
Tommaso (Riccardo Scamarcio)
Alex Brem
Alba (Nicole Grimaudo)
Stefanie Kellner
Antonio (Alessandro Preziosi)
Manou Lubowski
Vincenzo (Ennio Fantastichini)
Ekkehard Belle
Stefania (Lunetta Savino)
Elisabeth Günther
Die Großmutter (Ilaria Occhini)
Angelika Bender
Tante Luciana (Elena Sofia Ricci)
Dagmar Dempe
Elena (Bianca Nappi)
Claudia Lössl
Salvatore (Massimiliano Gallo)
Pascal Breuer
Marco (Carmine Recano)
Claus-Peter Damitz
Andrea (Daniele Pecci)
Michael Roll
Davide (Gianluca De Marchi)
Philipp Moog
Massimiliano (Mauro Bonaffini)
Oliver Mink
5
Die Cantones & Co. – Von der Anstrengung der einen,
Geständnisse zu machen, und der Bemühung der anderen,
sie zu vertuschen
Tommaso ist es leid, anderen etwas vorzumachen. Seine Familie soll endlich
wissen, dass er nicht Wirtschaft, sondern Literatur studiert hat. Und dass sein erster
Roman fertig ist, für den er einen Verlag sucht. Und dass er ganz bestimmt nicht
nach Hause zurückkehren will, um in die familiäre Pasta-Produktion einzusteigen.
Dies und noch mehr will er ihnen sagen. Geheimnisse hat er genug. Alles soll ans
Licht und vor aller Augen und Ohren. Nur so kann er es schaffen, aus dem Haus
gejagt zu werden, um zurück in seine Wahlheimat Rom zu kehren.
Doch Mustersohn Antonio sieht in dem Plan des kleinen Bruders die eigene
Rettung. Warum ist er nicht selbst darauf gekommen? Frei sein. Zu lange schon an
die Bedürfnisse der Familie angepasst, stiehlt er Tommaso die Show. Die Familie ist
fassungslos, Tommaso noch mehr.
Vincenzo, der cholerische Vater der beiden, meint erst, es handle sich um einen
Scherz, denn Witze erzählen konnte sein Sohn noch nie. Doch als sich das Gesagte
als bitterer Ernst herausstellt, trifft ihn der Schlag. Aber vorher verweist er Antonio
noch des Hauses. Einen solchen Affront kann er nicht hinnehmen. Seine Söhne sind
ein Teil von ihm. Sie haben zu sein wie er.
Seine Geliebte Patrizia will ihn beruhigen, aber für ihn ist klar: Diese Schande kann
er nicht hinnehmen. Aus Verzweiflung überträgt er all seine Erwartungen auf
Tommaso. Und aus Angst vor Tratsch und Klatsch verlässt er nur selten das Haus,
und wenn, dann in gespielter bester Laune – mit einem Lachen, um nicht zu weinen.
Stefania, die eigentlich liebevolle, aber spießige Mama Cantone, ist entsetzt. Alle
graben an ihrem Ansehen. Reicht es nicht, dass ihr Mann sie mit einer Schlampe
betrügt? Überzeugt davon, dass alles ein Irrtum sein muss, sucht sie nach Beweisen.
Ein Foto bringt Gewissheit. Was die Leute wohl sagen? Wie dem auch sei: Ihre
Familie muss geschützt werden – in Krisenzeiten umso eher. Und so verteidigt sie
sich und das Ansehen ihrer Lieben, so gut es geht, besonders vor den Attacken der
stadtbekannten Tratsche Antonietta, bei der sie ihre Contenance schon einmal
6
vergisst. Ihren Frust lässt sie an ihren Dienstmädchen Teresa und Giovanna aus.
Wenigstens die beiden machen, was sie will.
Die aristokratische Großmutter Cantone weiß, was in der Familie vor sich geht,
und das macht sie müde. Sie durchlebt ein Déjà-vu aus ihrer eigenen Jugend: das
Geheimnis ihrer unerfüllten, unmöglichen Gefühle zu Nicola, dessen Bruder
Domenico sie heiratet, nur um ihrer heimlichen Liebe nahe zu sein. Sie weiß, dass
sie ihn nicht haben kann, verbringt aber trotzdem ihr ganzes Leben mit ihm. Wenn
schon
nicht
als
seine
Frau,
dann
als
gleichberechtigte
Partnerin
im
Familienunternehmen. Vielleicht ist sie deshalb Diabetikerin geworden. Könne
passieren bei fehlender Liebe, sagt man. Aber eines hat sie gelernt: „Niemand kann
dir vorschreiben, wen du lieben sollst. Deine Fehler musst du schon alleine machen.“
Trotzdem entschließt sie sich einzugreifen. Sie setzt dem Ganzen ein Ende – mit
herrlichen Törtchen, Süßem, das ihr schon lange fehlt, und bringt ihre Familie so auf
den rechten Weg.
Ihr Geheimnis vertraut sie nur Alba an, der schönen Tochter von Raffaele
Brunetti, dem neuen Geschäftspartner der Familie, die sich in Tommaso verliebt
und auf dem besten Weg ist, den Fehler der Großmutter zu wiederholen. Auch Alba
arbeitet an der Seite eines geliebten Mannes und weiß, dass sich ihre Liebe nie
erfüllen wird. Wirkt die junge Frau mit dem ausgefallenen Schuhsortiment von außen
temperamentvoll und kapriziös, steckt in ihr eine sensible Seele, die Angst davor hat,
nicht gebraucht und gewollt zu sein.
Für Elena, die Schwester von Antonio und Tommaso, hat das Wirrwarr um Antonio
ein Gutes. Sie hat keine Probleme mit ihren Brüdern. Im Gegenteil: Sie denkt über
sich selbst nach und emanzipiert sich. Im Gegensatz zu ihrem Vater, der sie ein
Leben lang unterschätzt, ist Tommaso sehr wohl an ihrer Meinung im Betrieb
interessiert. Einmal legitimiert, müssen die Mitarbeiter, darunter auch ihr Mann, sie
notgedrungen als Vorgesetzte akzeptieren. Endlich erteilt sie ihrem bisherigen Leben
als frustrierte Hausfrau eine Absage und findet ihre Berufung.
Salvatore, der Ehemann Elenas, ist eine hoffnungslose Nervensäge. Vielleicht,
weil er durch das große Durcheinander in der Familie eine Chance sieht, endlich
7
anerkannt zu werden. Er will souverän und tolerant sein, aber für Vater Cantone
bleibt er der Schwachkopf aus Neapel, den seine Tochter unbedingt heiraten wollte.
Der einzige, der ein Faible für ihn hat, ist Massimiliano, ein Flugbegleiter aus
Tommasos Freundeskreis, der seinen Blick nicht mehr von ihm wenden kann.
Luciana, die wunderliche, immer leicht angetrunkene Tante mit Augenfehler, flieht
in jungen Jahren mit ihrer großen Liebe nach London – gegen den Willen ihrer
Eltern. Weil die Flucht in einem Desaster endet (verschmäht und beraubt bringt ihr
Bruder Vincenzo sie nach Hause zurück), macht sie nur noch heimlich, was ihr
gefällt. Ihre Liebhaber empfängt sie im Dunkel der Nacht. Und ihren Cinzano trinkt
sie vom Löffel – als Hustensaft. Keiner soll etwas wissen, aber alle sind längst im
Bilde. Tommasos Freunde bringen frischen Wind in ihren Alltag, und vielleicht auch
den nötigen Mut, ihre Bedürfnisse offen auszuleben. Besonders Davide, in dem sie
einen begnadeten Zuhörer findet, hat es ihr angetan. Mit ihm plaudert und raucht sie
eine ganze Nacht, und durch die Auswirkungen der ungewohnten Genüsse erscheint
sie dem Rest der Familie durchgeknallter als je zuvor.
Wissen es die anderen oder nicht? „Je weniger wir davon sprechen, umso besser ist
es“, meint Stefania. Und Vincenzo traut sich gleich gar nicht mehr auf die Straße.
„Es ist schwieriger, ruhig zu sein, als das zu sagen, was man denkt“, kommentiert die
Tante, und die Großmutter schämt sich für ihren Sohn. Wie kann es sein, dass er
einfach nicht versteht:
Man kann sich nicht aussuchen, wen man liebt.
8
Marco erwartet
Aufrichtigkeit von seinem
Tommaso. Erwartet er zu
viel?
Antonio, der verlorene Sohn mit
seiner Großmutter, die sich in der
Liebe verlor.
Luciana leidet an gebrochenen
Herzen. Doch von Davide lässt sie
sich entfesseln.
Der schüchterne Davide lässt
bei Luciana die Funken
sprühen.
Tommaso und Alba – eine rein
geschäftliche Beziehung …
Vater und Mutter Cantone
liegt viel am Ansehen der
Familie.
Elena, die Schwester von
Tommaso und Antonio, nutzt
das Wirrwarr, um zu zeigen,
was sie kann.
Tommasos Freunde aus Rom (v.li.:
Marco, Andrea, Massimiliano,
Davide) bringen frischen Wind in das
vermeintliche Familienidyll.
9
KURZINHALT
MÄNNER AL DENTE – eine köstliche Komödie über Pasta und andere
Leidenschaften und darüber, dass jeder Moment der richtige ist, um zu beginnen,
glücklich zu sein.
Ein Geständnis zu machen, ist wie Pasta kochen, auf den richtigen Zeitpunkt kommt
es an. Tommaso, der jüngste Sohn der Familie Cantone, will sich nicht länger
verstecken. Er ist kein BWLer, sondern Schriftsteller. Und das ist nur der Gipfel des
Eisbergs. Beim festlichen Familienessen, bei dem die Zukunft der familiären PastaFabrik geklärt werden soll, will er reinen Wein einschenken. Doch als er die Stimme
erhebt, fällt ihm sein großer Bruder ins Wort ...
MÄNNER AL DENTE ist eine großartige Commedia all'italiana. In poetischen und
gleichzeitig witzigen Bildern erzählt sie die Geschichte der Familie Cantone, deren
Mitglieder lernen, sich gegenseitig zu akzeptieren. Eine Lektion über das Leben und
die Liebe inmitten des ganz normalen Wahnsinns einer süditalienischen Familie.
INHALT
Tommasos Familie genießt Ansehen in Lecce. Die Cantones sind Eigentümer einer
Pasta-Fabrik, in der der älteste Sohn Antonio schon lange arbeitet. Nun ist Tommaso
an der Reihe. Er hat sein Studium in Rom beendet und soll in den Familienbetrieb
einsteigen. Und genau das will er vermeiden. Vor versammelter Mannschaft will er
gestehen, dass er nicht der ist, für den man ihn hält. Dem Vater – durch das
öffentliche Bekenntnis blamiert bis auf die Knochen – wird dann keine Wahl bleiben:
Er wird Tommaso des Hauses verweisen müssen, und der kann zurück in sein
Leben nach Rom. Ein genialer und sicherer Plan. Aber dann geschieht alles anders
als gedacht. Bei dem ersehnt-gefürchteten Familienessen kommt ihm sein Bruder mit
dem eigenen Geheimnis zuvor und wird an seiner Stelle davongejagt. Zu allem
Unglück erleidet der geschockte Vater einen Herzinfarkt, und Tommaso sitzt fest: als
Papas Liebling und neuer Firmenchef. Die Farce beginnt und man(n) muss da durch.
10
PRESSENOTIZ
Ferzan Ozpeteks MÄNNER AL DENTE erzählt in unbeschwertem Ton von großen
Geheimnissen und Rebellionen in einer südländischen Familie. Hier prallen Welten
aufeinander: Vater Vincenzo, ein cholerischer Macho, tröstet sich in den Armen
seiner Geliebten; die resignierte Mutter versucht, alles zu vertuschen, um ihr
Ansehen in der Stadt zu retten, und lässt ihren Frust an ihren Dienstmädchen aus;
die nymphomanisch veranlagte Tante betrügt sich selbst mit ihren Versteckspielen
um ihr Lebensglück, und die Großmutter übertrifft alle: Sie heiratet den Bruder ihrer
großen Liebe, nur um ihr nahe zu sein.
Ozpeteks Film ist ein bunter Reigen um bröckelnde Fassaden, Nichtgesagtes und
die Lektion, dass man sich von überholten Traditionen und gesellschaftlichen
Zwängen befreien muss, um glücklich zu sein – egal wann, Hauptsache nicht zu
spät. Ozpetek überrascht immer aufs Neue, erzählt vom Déjà-vu der Großmutter,
lässt so einiges in der Schwebe und lässt Vergangenheit und Gegenwart vor der
barocken Kulisse Lecces verschmelzen. Er spielt mit Klischees, lässt es dabei nicht
an Ironie und Komik fehlen und bebildert das Gesagte in amüsanter Weise.
Der Familienfilm hat in Italien momentan Hochkonjunktur. Gabriele Salvatores erzählt
in „Happy Family“ von einem Chaos, das zwei Familien durchleben, die miteinander
verbunden sind, weil ihre Kinder sich lieben und entschieden haben zu heiraten.
Paolo Virzìs neuster Film „La prima cosa bella“ handelt von der Versöhnung einer
livornesischen Familie am Sterbebett der Mutter, die in ihrem Alter immer noch für
Furore sorgt. Pupi Avati sagt uns mit seinem Film „Il figlio più piccolo“, dass die
Familie zwar ein Gefängnis sein kann, aber das einzige soziale Netz ist, auf dass
man sich in einer Gesellschaft von Schlitzohren und Kleinkriminellen verlassen kann.
Die Komödie „Genitori & figli“ von Giovanni Veronesi verrät schon im Titel, dass sie
wie Ozpetek die Beziehung von Eltern und ihren Kindern thematisiert. Aber der Film
des türkischen Wahlrömers geht weit über alle hinaus. Mit seinem bittersüßen
Familienporträt lädt er uns nach Apulien ein, ganz unten im Stiefel Italiens, wo er vor
herrlicher
Sommerkulisse
und
bei
gutem
Essen
von
den
Geheimnissen,
Enthüllungen und Rebellionen in einer traditionellen Familie erzählt. Mit MÄNNER AL
DENTE realisiert er ein sonniges Filmvergnügen: eine emotionale Reise in die
tragikomische Abgründigkeit einer süditalienischen Familie.
11
In Ozpeteks Kino prallen unbekannte Welten aufeinander. Mit Ironie und großer
Sensibilität erzählt er von den Geheimnissen, die wir in uns tragen, vom
Nichtgesagten, den verpassten Chancen und Sehnsüchten und davon, dass wir die
eigene Identität und die der anderen akzeptieren müssen, um glücklich zu sein.
In „Un giorno perfetto“ (2008) ist es die kranke Liebe von Antonio und Emma, die die
beiden gleichzeitig verbindet und trennt, in „Saturno contro – In Ewigkeit Liebe“
(Saturno contro, 2007) der Tod und die Trauer um einen geliebten Menschen. In
„Cuore sacro“ (2005) thematisiert er die Notwendigkeit von Spiritualität und in „Das
Fenster gegenüber“ (La finestra di fronte, 2003) die Suche nach der eigenen Identität
am Bild eines alten Mannes, der sein Gedächtnis verloren hat. Sein erster Film
„Hamam – Das türkische Bad“ (Il bagno turco, 1997) und „Die Ahnungslosen“ (Le
fate ignoranti, 2001) erzählen von Männern, die sich in Männer verlieben, obwohl sie
glücklich verheiratet sind. Im einen steht der Mann im Mittelpunkt, der in Istanbul eine
fremde Welt und eine ihm unbekannte Sexualität kennenlernt, im zweiten die
betrogene Frau, die nach dem tödlichen Unfall ihres Manns von seinem Doppelleben
erfährt. In seinem aktuellen Film stellt er die traditionelle Familie in den Mittelpunkt,
deren Familienmitglieder einander zu respektieren lernen müssen. Und dies tut er
auf unbeschwerte Weise.
„Für mich ist MÄNNER AL DENTE vor allem ein befreiender Film. Ich habe mich
nicht darum gekümmert, was die anderen denken oder sagen“, so Ozpetek. Er stellt
sich über die Erwartungshaltungen und realisiert ein leichtes Kino mit Tiefgang. Und
der Erfolg gibt ihm Recht.
Nach dem Erfolg auf der Berlinale, wo MÄNNER AL DENTE in der Sektion
Panorama sein Publikum begeisterte und stürmisch applaudiert wurde, war der Film
als einziger italienischer Beitrag auf dem Tribeca Film Festival in New York zu sehen.
MÄNNER AL DENTE wurde bereits in 15 Länder verkauft und spielte in Italien gleich
am ersten Wochenende über zwei Millionen Euro ein. Nach acht Wochen lag das
Boxoffice bereits bei über neun Millionen Euro.
12
DIE COMMEDIA ALL’ITALIANA
Existiert sie wirklich, die Commedia all’italiana? Und wenn ja, seit wann und in
welcher Intensität? Es sei wie mit den Spaghetti alla carbonara, sagt man. Man
erinnert sich nicht, wann man sie das erste Mal gegessen hat oder nach welchem
Rezept sie zubereitet waren. Man erinnert sich aber, dass sie etwas schwer im
Magen liegen können und dass sie gut sind, wenn sie gelingen. Ein Moment der
Suspense ist immer dabei. Auch wenn die Zutaten klar sind, bleibt es ein Geheimnis,
in welcher Reihenfolge sie verarbeitet werden und welche Dosis sich empfiehlt.
Letztendlich liegt die Rezeptur immer in den Händen und der Fantasie des Kochs –
oder eben des Regisseurs.1
Für die einen beginnt das Genre der Commedia all'italiana ab Mitte der 1950er Jahre
und mündet im Neorealismus, andere sind davon überzeugt, dass Federico Fellinis
„Lo sceicco bianco“ (Die bittere Liebe, 1952) und „I vitelloni“ (Die Müßiggänger,
1953) schon dazugehören. Wieder andere sehen bereits Mitte der 1940er Jahre,
Anfang der 1950er Jahre in Filmen wie „Totò cerca casa“ (1949) von Mario Monicelli
erste Anzeichen des Genres. Für viele läutet „Divorzio all'italiana“ (Scheidung auf
italienisch, 1961) von Pietro Germi den Beginn der Commedia all'italiana ein, trägt
der Film doch „all'italiana“ als Indiz schon im Titel. Wieder andere sind davon
überzeugt, dass „Il sorpasso“ (Verliebt in scharfe Kurven, 1962) von Dino Risi, „Una
vita difficile“ (1961) und „I soliti ignoti“ (Diebe haben's schwer, 1958) die wahren
Prototypen des Genres sind.
Sicher ist, dass die Regisseure Pietro Germi und auch Mario Monicelli, Luigi
Comencini und Dino Risi wichtige Repräsentanten der Commedia all'italiana sind und
Vittorio Gassman, Marcello Mastroianni, Ugo Tognazzi, Alberto Sordi und Nino
Manfredi sowie Monica Vitti und die junge Claudia Cardinale ihre Stars.
Thematischer Mittelpunkt der Commedia all'italiana ist hauptsächlich die Familie oder
besser: die Verhältnisse zwischen Männern und Frauen, regionale Traditionen und
provinzielle Vorurteile, aber auch die Berufswelt, in der sich die Fehler der
italienischen Demokratie spiegeln.
1
Ein Vergleich des Filmkritikers Maurizio Grande in: Le istituzioni del comico e la forma-commedia, in:
Commedia all'italiana, Angolazioni / Controcampi, Gangemi Editore 1986.
13
In der Commedia all'italiana verschmelze das Süße mit dem Bitteren, sagte Dino
Riso in einem Interview. Sie sei unterhaltsam und sozialkritisch, ohne aber dem
Zuschauer eine Message aufzuzwingen. Sie spiele mit der Sympathie des Publikums
zu den Schauspielern, sei regional angesiedelt und verwende Dialekte. Eine
literarische Sprache sei der Commedia all'italiana fern.
Vor allem verdanke sie ihre Popularität der Beliebtheit ihrer Schauspieler. Lachend
und scherzend zeige sie Grenzen und Macken der Gesellschaft, so die Meinung von
Marcello Mastroianni.
Sie behandle dramatische, wenn nicht sogar tragische Themen, aber mit Humor, so
Mario Monicelli. Je tragischer ein Moment, umso größer die Spannbreite, ihn mit
Ironie und Komik zu erzählen. Ihre Charaktere seien klar gezeichnet, ihr Ton trocken.
Die Kamera meist brachial, die Musik kommentierend, nicht mehr nur begleitend.
Eine genaue Definition fällt schwer, beginnt die Bewegung doch nicht mit einem
Manifest oder einer klaren Intention wie andere kulturelle Neuerungen. Irgendwann
seien die Regisseure in der Bezeichnung „Commedia all'italiana“ gefangen gewesen,
beschreibt Luigi Comencini. Sie sei wie ein Archipel mit unterschiedlichen
Tendenzen, habe aber immer einen gemeinsamen Nenner: den Humor. 2
Ihre Ursprünge findet man in der Literatur, bei Giovanni Boccaccio, im Theater, in der
Commedia dell'Arte, aber vor allem ist sie ein Produkt der italienischen
Filmproduktion.
Imitationen
von
Charakteristika
aus
anderen
Ländern
in
bemerkenswerter Menge gibt es nicht. Sie bedient sich einer sehr italienischen
Weise, um Italien zu erzählen. Sie hält der eigenen Nation einen Zerrspiegel der
Realität vor und stattet ihre Argumente mit allen Klischees aus, die für die
dazugehörige Spezies als typisch gelten. Meist stehen Scheitern und Misserfolg im
Mittelpunkt. Alles scheint einfach, aber letztendlich gelingt nichts. Immer wartet sie
mit einem doppelten Boden aus Melancholie und Komik auf, manchmal vereint sie
Sein und Schein, Traum und Wirklichkeit, macht Sehnsüchte sichtbar. Was stets
bleibt, sind die alltäglichen Rituale: das Essen, der Aperitif, der gemeinsame
Espresso.
2
Die Staements der Regisseure und Schaupieler stammen aus: „Commedia all'italiana: Parlano i
protagonisti“ von Pietro Pintus, Gangemi Editore, November 1985.
14
Und wie verhält es sich mit MÄNNER AL DENTE? Die Frage, ob sein Film eine
Hommage an Germi oder Petri sei, verneint Ozpetek. Jedenfalls habe er nicht
bewusst Elemente eingesetzt, die an die Commedia all'italiana erinnern sollen.
Dennoch gibt es klare Parallelen: Der Regisseur führt uns in die süditalienische
Provinz mitten in eine Familienangelegenheit. Er arbeitet mit Schauspielern aus der
Region: Scamarcio, Savino, Nappi, von denen die meisten durch Fernsehen und
Kino überregional populär und sehr beliebt sind. Er unterzieht sie einem SprachCoaching. Alle sprechen mit einem leichten Lecceser Dialekt – außer der
Großmutter. Er spinnt seine Story um eine wahre Begebenheit, eine Geschichte, die
er gehört hat. Sie könnte aber genauso aus der Chronik einer Zeitung stammen, die
viele Drehbuchautoren der 1950er und 1960er Jahre als Quelle ihrer Inspiration
nutzten. Sein Erzählstil ist melancholisch und heiter zugleich. Er vermischt
verschiedene Zeiten im Film: Vergangenheit und Gegenwart der Großmutter, Leben
und Tod, Trauerfeier und Hochzeit und vereint die gesamte Familie über Raum und
Zeit hinaus. Das Lachen von Vater Vincenzo in der Piazza, als er mit seinem Sohn
mit Champagner feiern möchte, endet in einem schallenden Gelächter der anderen
und spiegelt herrlich seinen Gemütszustand: die Angst, dass die anderen Bescheid
wissen. Viele Szenen erinnern an Momente in „Divorzio all'italiana“ (Scheidung auf
italienisch, 1961) von Germi. Auch dort erleidet der Vater einen Schlag, als er von
der in seinen Augen unmoralischen Liebe seiner Tochter erfährt. Aber die wichtigste
Parallele: Ozpetek thematisiert überholte Konventionen. Die Komik, das Bittere und
Bizzare in seinem Film sind eine brisante Mischung, die einem manchmal im Halse
stecken bleibt.
Ob Ozpetek mit seinem Film die Commedia all'italiana wieder aufleben lässt? Ja,
vielleicht. Auch wenn die Regisseurin Lina Wertmüller davon überzeugt ist, dass ihre
Epoche nie geendet hat. Fest steht, dass Ozpetek in Italien beruflich groß geworden
ist und gar nicht umhin kann, die Filme des Landes zu verinnerlichen und bei seiner
Arbeit mit einzubeziehen – bewusst oder unbewusst. Aber eines ist ganz sicher: Er
schafft mit MÄNNER AL DENTE ein wunderbares Familienporträt, eine virtuose und
subtile Form von Gesellschaftskritik und gleichzeitig eine grandiose Unterhaltung.
15
Bist du glücklich? – Die Familie Cantone im Kontext
Hinter jedem Mann in Italien steht eine Frau: seine Mutter – lebenslang führt sie das
Regiment in seinem Leben. Als würde die Nabelschnur nie getrennt und als wäre die
Mutter-Sohn-Beziehung das einzige, was dauerhaft hält. Eine konstante Größe im
Chaos der Beziehungen. Wenn der Sohn unordentlich ist, sich nicht am Haushalt
beteiligt, geschweige denn einkaufen geht oder kocht, rechtfertigt seine Mutter das.
Männer sind halt so. Egal, was sie tun – oder eben nicht tun. Der Sohn bleibt ihr Ein
und Alles. Wenigstens ist das die gängige Meinung über den italienischen
„mammone“, Mamas Liebling auf Lebzeiten.
Bei den Cantones ist dies mitnichten der Fall. Die Großmutter, Mutter von Vincenzo
Cantone, kann das Verhalten ihres Sohnes weder begreifen, noch rechtfertigt sie es.
Im Gegenteil: Sie fordert ihn auf, endlich die Augen zu öffnen. Man könne sich nicht
aussuchen, wen man liebt. Während er in gesellschaftlichen Zwängen und der Angst
vor Klatsch und Tratsch verhaftet ist, ist seine Mutter an dem Punkt angelangt, an
dem sie nicht mehr mitspielen will. Es sei an der Zeit, aufrichtig zu sein und zu
seinen Gefühlen zu stehen.
Vincenzo Cantone fällt dies schwer. Ihm ist wichtig, was die Leute sagen. Und die
Liebe seines Sohnes zu einem Mann will er genauso verstecken wie seine Geliebte,
zu der er sich gesenkten Hauptes schleicht. Wenn man sich schon nicht an die
Regeln hält, dann wenigstens in aller Stille. Hauptsache, man verliert nicht sein
Gesicht.
In diesem Punkt ist er sich mit seiner Frau Stefania einig. Sie konzentriert sich mit
aller Kraft darauf, den schönen Schein zu wahren und „bella figura“ zu machen. Den
Haushalt hat sie fest im Griff, ganz italienische Mama tut sie alles für ihre Familie –
insbesondere für ihre Söhne. Natürlich weiß sie, dass sie die Betrogene ist, aber
umso mehr gibt sie sich Mühe, dass alles „normal“ läuft: Sie lässt das
Lieblingsbettzeug von Tommaso aufziehen, nimmt seine Freunde gastfreundlich auf
und verschließt vor allem, was ihr nicht passt, die Augen. Der Konflikt um Antonio
geht ihr offenbar zu weit. Hat sie die Entzauberung nach ihrer Hochzeit mit ihren
Söhnen kompensiert, erwartet sie von ihnen wenigstens den nötigen Respekt. Ihre
Söhne, das sind ihre „Kreationen“, die sie für ihre Entbehrungen belohnen und ihr
Ansehen verschaffen sollen. Das Gegenteil ist unerwünscht. Vielleicht verhindert sie
16
deswegen nicht, dass Antonio das Haus verlässt, obwohl Vincenzo sie gebeten hat,
ihm auszurichten, dass er ihn unter vier Augen sprechen wolle. Der Konflikt könnte
laut ausgetragen werden, vor Augen und Ohren der Brunettis, die zu Gast sind.
Elena Cantone bekommt durch das Familienchaos um die Söhne endlich eine reale
Chance auf Anerkennung. Sie war bisher nur die Tochter, deren Meinung niemand
interessiert und die wiederum nur zwei Mädchen zur Welt gebracht hat, die
niemandem gefallen, mit einem Mann, den niemand ernst nimmt. Bringt sie ihr Vater
zu Beginn des Films zum Schweigen, weil sie doch wohl niemanden erklären könne,
wie man ein Unternehmen leitet, ist es ihr Bruder Tommaso, der sie rehabilitiert und
in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer um ihre Unterstützung bittet.
„Bist du glücklich?“, fragt Elena ihren Bruder Tommaso, nachdem er ihr endlich
gestanden hat, wie er leben will. Er zuckt mit den Schultern, weiß keine Antwort.
Denn von seiner Last ist er keineswegs befreit. Durch sein Geständnis wollte er sich
von seiner Familie distanzieren. Durch sein Schweigen aufgrund der Angst,
jemanden zu verletzen, verstrickt er sich immer tiefer in dem Leben, das er nicht will.
Gerade Antonio rät ihm, nichts zu sagen. Er wisse schließlich, wie die Eltern seien.
Er solle nach Rom zurück und sein Leben leben. Ihn würde doch niemand
kontrollieren. Aber Tommaso will Klarheit und sicher keine Verantwortung für den
Familienbetrieb. Er ist so überzeugend in seiner Argumentation, dass Antonio selbst
anstatt seiner aus der Rolle des angepassten Mustersohnes ausbricht. Aber glücklich
wird er dadurch auch nicht. Er gibt Tommaso sogar die Schuld an allem. Zu lange
hätte er sich verstecken müssen, während der Bruder in Rom ein Leben nach Wahl
führen konnte. „Sie haben uns zu Hause jede Würde geraubt und wir müssen sie uns
Stück für Stück zurückstehlen“, rechtfertigt er sich. „Du hättest mit mir reden können“,
wirft Tommaso ein. Aber Antonio ist überzeugt davon, dass das, was der eine hat,
der andere nicht haben kann.
Alles dreht sich um das Glück, und Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist die
Übergabe der familiären Pasta-Produktion an die Söhne Cantone, die das
Unternehmen gemeinsam mit dem neuen Geschäftspartner Brunetti und dessen
Tochter in eine goldene Zukunft führen sollen. Ein Generationenwechsel – der an
Pasolinis Lutherbriefe erinnert, die eine Lesart von MÄNNER AL DENTE anbieten:
Sein Text über die „Unglücklichen Jungen“ handelt von den Söhnen, die es
17
versäumen, sich mit der Elterngeneration auseinanderzusetzen. Ihr Unglück sei es,
sich nicht aufrichtig dem Dialog zu stellen, um sich von der Schuld ihrer Väter zu
befreien, die das Gesetz der bestehenden Mächte akzeptieren, ohne es zu
hinterfragen – sei es das Gesetz des Konsums oder das der gesellschaftlichen
Zwänge.
Tommaso will sich eigentlich genau das trauen: sich befreien von gesellschaftlichen
Zwängen. Aber er macht einen entscheidenden Fehler. Um frei zu sein, ist er bereit,
seine Familie vor den Kopf zu stoßen – nicht, um akzeptiert zu werden, sondern weil
er seine eigenen Wege gehen will. Anstatt Akzeptanz zu fordern, lässt auch Antonio
diese Komponente außer Acht und blamiert die Eltern offiziell.
Aber die Eltern, so die Großmutter, lieben ihre Kinder immer. Es bleibe ihnen nichts
anderes übrig. Und: „Gefühle kann man nicht ändern“, das sind die Worte Pasolinis,
auch wenn wir noch so unaufrichtig zu uns selbst sind. Es ist daher von
grundlegender Bedeutung, dass die Eltern sagen, was sie für ihre Kinder empfinden.
Und da Eltern und Enkel es nicht aussprechen, ermutigt sie die alte Dame in ihrem
Abschiedsbrief dazu.
Aber noch ein Punkt ist der Großmutter wichtig. Sie hat mit ihrem geliebten
Schwager die Pasta-Fabrik gegründet, in die die beiden ihre ganze Liebe gelegt
haben. Es geht nicht nur ums Geldverdienen, sondern um die Leidenschaft zweier
Menschen für eine Sache. Nicola lachte manchmal, wenn er die Pasta berührte. Sie
sei warm und weich, wenn sie aus den Maschinen kommt, beschreibt die Großmutter
enthusiastisch. Oft habe sie sich gefragt, wohin sie käme, die Pasta, ihr und Nicolas
gemeinsames Werk. Diese Leidenschaft fehlt Vincenzo Cantone. Für ihn ist es ein
Geschäft wie jedes andere, das seine Söhne übernehmen sollen. Ein Geschäft, das
mit einem neuen Geschäftspartner, der viel Geld investiert hat, noch profitabler
werden kann. Tommasos Leidenschaft ist das Schreiben. Und die Großmutter
ermahnt ihn immer wieder, nicht stets das zu tun, was die anderen von ihm erwarten.
Sie hat versucht, ihn an die Fabrik heranzuführen, war es doch ihr Lebenswerk,
versteht aber, dass er schreiben muss. Mit ihrem „Attentat“ erlöst sie ihn. Er habe gut
durchgehalten. Aber nun müsse er seine eigenen Fehler machen. Das täten nämlich
die Herrschaften, um glücklich zu sein.
18
Der Dialog hat eine Generation übersprungen – und drei Generationen gleichzeitig
eingebunden. So ist MÄNNER AL DENTE eine komische Tragödie oder eben eine
tragische Komödie mit einem befreienden Moment. Was auf den ersten Blick
aussieht wie der „normale“ chaotische Alltag einer süditalienischen Familie, ist in
Wirklichkeit ein Schritt in Richtung Moderne. Eine Lektion in Sachen Emanzipation –
für Männer und für Frauen.
19
PANORAMA PUGLIESE
Apulien ist eine ganz besondere Region.
Obwohl es ein wenig aussieht, als sei die Zeit stehengeblieben,
sind die Menschen dort im Vergleich zum restlichen Italien 20 Jahre voraus.
Sie haben eine geistige Offenheit dem „Anderen“ gegenüber. (...)
Die „pugliesi“ sind bekannt für ihre Gastfreundschaft.
Sie ähneln mir: Meine Tür steht allen offen und ich schenke den Menschen Vertrauen. Apulien
erinnert mich an das Italien der 1970er Jahre, als ich nach Rom kam.
Wenn ich sagte, dass ich Türke bin, brachte man mir positive Neugierde entgegen.
(Ferzan Ozpetek)
Apulien – das ist die sonnendurchtränkte Kulisse von MÄNNER AL DENTE: herrliche
Küsten und Strände, kristallklares Wasser, türkisfarbenes Meer, Städte voller Kultur
und Geschichte, eine köstliche regionale Küche und la vita all'italiana pur.
MÄNNER AL DENTE wurde im südlichsten Teil von Apulien gedreht: dem Salento,
einer Halbinsel zwischen zwei Meeren mit seinen Ölbaum- und Tabakplantagen,
seinem von Weinkultur geprägten Hügelland und seinem außergewöhnlichen Licht,
wenn sich die Sonnenstrahlen von zwei Seiten auf dem Wasserspiegel brechen und
die Erde sie reflektieren. Ein Land zwischen zwei Meeren – nach allen Seiten
geöffnet, einladend für Eroberer und Reisende.
In der Tat trägt das äußerste Ende Italiens die Stempel so mancher Kulturen und
Epochen: der Einfluss der Magnia Grecia vom 8. bis zum 4. Jahrhundert vor Christus
mit seinem Handelszentrum in Tarant, die anschließende Dominierung durch das
Imperium Romanum, das Apulien als Korn- und Ölkammer nutzt und die Via Appia
bis nach Brindisi verlängert, die Byzantiner, Langobarden, Araber und Normannen,
die sich im Mittelalter in Apulien ablösen, die Pilger und Händler, die durchs Land
ziehen. Auf die Normannen folgen die Staufer und die Regierungen der
französischen und spanischen Dynastien. Apulien war bis ins 19. Jahrhundert
fremdbeherrscht und Schauplatz ethnischer und kultureller Verwebungen, weswegen
man dort einzigartige architektonische Kulturschätze findet: normannisch-romanische
Kathedralen mit orientalischen Einflüssen, staufische Kastelle wie das eindrucksvolle
Castel del Monte und die üppige Barockarchitektur aus honigfarbenem Tuffstein im
Salento. Besondere Perlen sind die unzähligen stattlichen Masserien mit
Herrenhaus, Kapelle und Ölmühle, Überbleibsel des adligen Großgrundbesitzes, die
im 15. und 16. Jahrhundert wie Festungsanlagen ausgebaut wurden, um sich vor
Briganten und türkischen Überfällen zu schützen. In einer davon, der Masseria
20
Ceppano in der Umgebung von Otranto, wurde die Anfangssequenz von MÄNNER
AL DENTE gedreht.
Diese geistige Offenheit spiegelt sich auch in der Politik. An der Spitze der
regionalen Regierung steht der homosexuelle Nichi Vendola, ein beim Volk beliebter
Politiker der Rifondazione Comunista, der es geschafft hat, seine Mitte-LinksRegierung auch nach den Regionalwahlen im März 2010 fortzusetzen, obwohl Silvio
Berlusconi mit seinem „Popolo della libertà“ weitere vier Regionen in Italien für sich
gewinnen konnte. Apulien bleibt neben der Toskana, der Emilia-Romagna und der
Basilikata eine der letzten roten Bastionen des Landes. Dies ist der Popularität von
Nichi Vendola zu verdanken, der – obwohl sein eigenes politisches Lager lieber
einen gemäßigteren Politiker kandidieren lassen wollte –, per Volksentscheid von
den Apuliern gewählt wurde. Mittlerweile regiert er in der dritten Legislaturperiode.
Die Offenheit der Menschen ist aber auch verbunden mit Lust, über andere Bescheid
zu wissen. Und dieses Wissen wird in Umlauf gebracht. Was letztendlich dazu führt,
dass alle stets auf dem Laufenden sind, wie im Film. Antonios Worte sind für den
Vater eine wahre Drohung. „Was werden sie morgen in der Stadt sagen? In wenigen
Stunden wissen es schon alle.“ Auch Alba leidet unter dem Gerede: „Was haben sie
über mich gesagt?“, will sie von Tommaso wissen, denn: „Es ist alles wahr, was man
in Lecce erzählt.“ Die Offenheit wird auf diese Weise leicht zur einengenden sozialen
Kontrolle.
Von dieser sozialen Kontrolle ist im Straßenverkehr meist nichts zu spüren. Rote
Ampeln gelten grundsätzlich nicht, wenn die Fahrbahn frei ist, und Verkehrsregeln
werden nach deren Überschreitung gelegentlich mit der Polizei ausdiskutiert. Auch
die sonst durchaus reservierte Alba erschrickt so manchen mit ihrem Fahrstil.
Schöner spiegelt sich die Offenheit in der Lebensfreude und Festkultur. Wie in allen
katholischen Gegenden gibt es farbenfrohe religiöse Feiern und festliche
Prozessionen zu Ehren der Schutzheiligen der Städte, bei denen die Statue des
Heiligen durch die Stadt getragen oder in Hafenstädten wie Bari aufs offene Meer
begleitet wird. Die Frömmigkeit ist oft auch mit Aberglauben verbunden. In
Manfredonia im Gargano zum Beispiel streiten die Gläubigen mit der Obrigkeit, weil
auf deren Anweisung nicht die echte, sondern eine Kopie der Madonnen-Ikone durch
die Straßen getragen wird, von der, wie sie meinen, kein Segen ausgehen kann.
21
Auch zu MÄNNER AL DENTE gehört ein Heiligenbild, das von Padre Pio. Sein
Porträt hängt im Krankenhauszimmer von Vincenzo Cantone, hat doch der Padre
1956 aus Spendengeldern ein Krankenhaus im damals medizinisch unterversorgten
Süden errichten lassen.
Das Heilige und das Profane liegen eng beisammen im Süden Italiens. So enden
Feste christlichen Ursprungs meist beim Rhythmus der Tamburi, die zum Tanz der
Pizzica auffordern, einem typischen süditalienischen Tarantella-Tanz sehr alten
Ursprungs, der wahrscheinlich auf den Dionysos-Kult zurück geht.
Zu den Festen gehört selbstverständlich auch das Essen. Und Apulien ist mit seinen
zahlreichen frischen Gemüsesorten und Wildkräutern ein kulinarischer Garten Eden.
Längs der Küste dominieren Fisch und Meeresfrüchte die Speisekarte, besonders
die Miesmuscheln, die am oberen Gargano und im Golf von Taranto gezüchtet
werden. Wichtig in der Küche Apuliens ist auch der Käse, allen voran die „burrata“,
ein frischer Knetkäseball, gefüllt mit Butterrahm. Die Landwirtschaft steht mit 80
Prozent auf Platz eins als Wirtschaftsfaktor der Region. Mit seinen 40 Millionen
Olivenbäumen ist Apulien der größte Ölproduzent Italiens. Weitere wichtige ExportErzeugnisse für den Norden und das Ausland sind Tafeltrauben, Mandeln und
Feigen. Und auch der Stellenwert des Weines wächst: Primitivo um Taranto und
Bari, Rosé-Wein, Salice Salentino und Negro Amaro aus dem Salento und der
Locorotondo, der im Istra-Tal angebaut wird.
In der Kornkammer im nördlichen Apulien wird ein Großteil des Hartweizens für die
Pasta-Produktion hergestellt. Die wichtigste Pastaform Apuliens sind ohne Zweifel
die „orecchiette“, die kleinen runden Ohren ähneln und oft mit „cime di rapa“, einer
Brokkoli-Sorte und Peperoncino serviert werden. In MÄNNER AL DENTE ist
allerdings hauptsächlich vom Sonderformat „ruota pazza“ die Rede, den „verrückten
Rädern“, die der geliebte Mann der Großmutter entworfen hat und auch Alba
gefallen, ähneln sie doch den Radkappen ihres Sportwagens.
Dennoch bleibt die Wirtschaft die Schattenseite Apuliens. Neben Landwirtschaft und
Tourismus gibt es keine tragenden Wirtschaftsfaktoren. Dem konnte weder die 1950
von der italienischen Regierung aufgehobenen Besitzrechte der Großgrundbesitzer
entgegenwirken, durch die Land an Kleinbauern verteilt oder für wenig Geld verkauft
wurde, noch die eingeführte „Cassa di Mezzogiorno“, die den südlichen Regionen auf
22
die Beine helfen sollte. Nicht zuletzt, weil die Mafiaorganisation Sacra Corona Unita
einen Großteil der Gelder verschlang, die in die Region geflossen sind. Die dadurch
einst entstandenen Vorurteile gegenüber den Menschen, sie seien faul und gar nicht
gewillt, ihre Situation in Eigenregie zu ändern, halten sich hartnäckig bis heute.
Ende der 1990er Jahre entdeckten die Norditaliener Apulien als Urlaubsregion.
Heute ist es angesagt, in Apulien ein Feriendomizil zu haben, ein Trulli-Häuschen
oder eine Masseria umzubauen: ein Trend, der zur positiven Wahrnehmung Apuliens
beiträgt, einer Region, die kulturgeschichtlich zur Wiege Europas gehört. Auch hat es
sich gelohnt, den damals zugeteilten Boden nicht zu verkaufen, auch wenn die
Landwirtschaft heute meist nur als Nebenerwerb betrieben wird. Die Bodenpreise
sind erheblich gestiegen, und von der EU gibt es Förderprogramme für die regionale
Entwicklung und die Erhaltung von Landschaften und typischen Strukturen.
Und seit Kurzem hat Apulien eine Initiative zur Verbesserung der wirtschaftlichen
Lage mehr: Die regionale Politik hat 2007 die Apulia Film Commission initiiert, die
seitdem bereits über 100 Filmprojekte betreut hat. Der Katalysator der Institution ist
der Filmfonds, der sich auf mittlerweile 1,6 Millionen Euro beläuft. Im vergangenen
Jahr flossen für jeden finanzierten Euro im Schnitt zehn Euro auf apulisches Terrain
zurück. Wichtige Komponenten der Film Commission sind aber nicht nur die
finanziellen Möglichkeiten, ein Budget bereitzustellen, sondern gerade die Vorzüge
der Region: die Gastfreundschaft der Menschen, die Attraktivität der Landschaft und
Städte und das unbeschreiblich schöne Licht. Neben MÄNNER AL DENTE haben
auch Produktionen wie der Kassenhit „Cado dalle nubi“ von Gennaro Nunziante,
„L'uomo nero“ von Sergio Rubini und „Galantuomini“ von Edoardo Winspeare die
regionale Unterstützung in Anspruch genommen. Auch die deutsch-italienische CoProduktion „Maria, ihm schmeckt's nicht“ von Neele Leana Vollmar profitierte vom
Filmfonds der Region. Die Film Commission ist aber nur ein Teil der Maßnahme
„Sistema Cinema“, zu dem auch die Eröffnung zweier Cineporti, moderne
Produktionszentren in Bari und Lecce sowie das Filmfestival BiFest in Bari unter der
Leitung von Felice Laudatio gehören, das 2010 zum ersten Mal stattfand.
Apulien ist eine schöne und spannende Region, zu der einige Filme wie zum Beispiel
Francesco Rosis „Tre fratelli“ (Drei Brüder, 1981), „Io non ho paura“ (Ich habe keine
Angst, 2003) von Gabriele Salvatores, die Filme „Pizzicata“ (1996) und „Sangue vivo“
23
(2000) des apulischen Regisseurs Edoardo Winspeare sowie „Mio cognato“ (2003)
und „Lacapagira“ (2000) von Alessandro Piva Zugang verschaffen.
Ferzan Ozpetek war gleich angetan von seinem Drehort: „Meine Beziehung zu Lecce
war anfangs wie in einer neuen Liebe, aufregend und schön, aber dann erwies sich
die Stadt als wichtige Wahl, weil ich eine neue Welt entdeckt habe.“
24
FERZAN OZPETEK (Regisseur und Co-Autor)
Ferzan Ozpetek wird am 3. Februar 1959 in Istanbul geboren. Während einer
Italienreise entscheidet er spontan, nicht wie geplant in New York zu studieren,
sondern in Rom. Seit 1979 lebt er in der ewigen Stadt, wo er sich auf Anhieb zu
Hause fühlt. Er studiert Filmgeschichte an der Universität La Sapienza und Regie an
der Accademia d'Arte Drammatica „Silvio D'Amico“. Parallel zu seinem Studium
beginnt er 1982 als Regieassistent an der Seite wichtiger Regisseure zu arbeiten: Er
assistiert Troisi, Ponzi, Tognazzi, Bava, Nuti, Citti, Veronesi und schließlich Marco
Risi, der mit seiner Produktionsfirma Sorpasso Film seinen ersten Film produziert.
Sein Debüt „Hamam – Das türkische Bad“ (Il bagno turco, 1996) wird in die
Quinzaine des Realizateurs nach Cannes eingeladen und macht ihn auf einen
Schlag international bekannt. Spätestens mit „Die Ahnungslosen“ (Le fate ignoranti,
2001) hat der Wahlrömer seinen Durchbruch geschafft. Seine Filme – bei Kritikern
und Publikum gleichermaßen beliebt – laufen weltweit auf angesehenen Festivals.
Sein Geheimnis ist seine Liebe zu den Schauspielern. Wie kein anderer schafft er es,
eine kreative und freundschaftliche Arbeitsatmosphäre zu zaubern. Seine „OzpetekFamilien“ sind allgemein bekannt – beruflich wie privat. Durch seine Offenheit und
seine Leidenschaft schafft er es, sein Team und auch sein Publikum zu packen und
zutiefst zu berühren. Und: Die Italiener haben ihn längst als einen der ihren adoptiert.
2008 widmet ihm die MoMa in New York eine Retrospektive mit dem Titel „Filmmaker
in Focus: Ferzan Ozpetek“. Im gleichen Jahr erscheint im Electa Mondadori Verlag
„Ad occhi aperti“, eine Monografie über den Filmemacher von Laura Delli Colli. 2009
folgt eine weitere Publikation im Verlag Le Mani: „Ferzan Ozpetek. La leggerezza e
la profondità“ von Gabriele Marcello.
FILMOGRAFIE (Auswahl)
2010
2008
2007
2005
2003
MÄNNER AL DENTE (Mine vaganti / Loose Cannons)
13 Nominierungen David di Donatello
Un giorno perfetto (A Perfect Day)
Saturno contro – In Ewigkeit Liebe (Saturno contro)
Beste Regie auf dem Flaiano Film Festival 2007
Cuore sacro (Sacred Heart)
Das Fenster gegenüber (La finestra di fronte / Facing Windows)
David di Donatello 2003 in der Kategorie Bester Film
Bester Film auf dem Foyle Film Festival 2004
Canvas Publikumspreis beim Ghent International Film Festival 2004
Beste Regie auf dem Karlovy Vary International Film Festival 2003
25
2001
1999
1996
Publikumspreis auf dem Rehoboth Beach Independent Film Festival 2004
Golden Space Needle Award (Bester Film) auf dem Seattle International Film Festival 2004
Die Ahnungslosen (Le fate ignoranti / The Ignorant Fairies)
aGLIFF Award (Bester Film) auf dem Austin Gay & Lesbian International Film Festival 2002
Beste Regie auf dem Flaiano Film Festival 2001
Bester Film auf dem New York Lesbian and Gay Film Festival 2002
Nacht im Harem (Harem suaré)
Großer Preis der Jury auf dem AFI Fest 1999
Hamam – Das türkische Bad (Il bagno turco / The Turkish Baths)
Bester Film & Beste Regie auf dem Antalya Golden Orange Film Festival 1997
Das Leben ist eine Komödie – Interview mit Ferzan Ozpetek
Herr Ozpetek, wie kam Ihr Film zustande?
Durch die Lust, einen Film zu drehen, der Spaß macht, und natürlich auf der Basis
der wahren Geschichte von zwei Brüdern, die sich gegenseitig ihre Homosexualität
gestehen. Ich habe Domenico Procacci (von Fandango) von der Idee erzählt, und
der war sofort davon überzeugt, dass der Film ein Erfolg sein würde.
Sie stellen eine traditionelle Familie in den Mittelpunkt, die eine exzentrische,
warmherzige und laute Gemeinschaft bildet. Die sogenannten „Ozpetek-Familien“,
die im Ostiense-Viertel in Rom leben, lassen Sie dieses Mal hinter sich. Warum?
Nach dem Tod meines Vaters habe ich begonnen, über unsere Vater-SohnBeziehung nachzudenken – und über Familie überhaupt. Vieles sehe ich inzwischen
in einem anderen Licht. Ich habe den Film meinem Vater gewidmet, weil ich mit ihm
noch so vieles zu besprechen gehabt hätte. Die Filmidee wurde so schnell zum
Vorwand, über die Laster und Tugenden familiärer Beziehungen zu sprechen.
Gibt es autobiografische Züge?
Ja, sicher. Elena zum Beispiel erinnert mich an eine gute Freundin. Und die Figur
von Tante Luciana vereint die Charakterzüge meiner drei realen Tanten. Die erste
empfing nur nachts ihren Geliebten, und wenn er ging, schrie sie „Ein Dieb, ein
Dieb“, um die Gestalt zu rechtfertigen, die im Dunkel verschwand. Alle in der Familie
wussten das, aber keiner hat etwas gesagt. Die zweite trank immer Cinzano vom
Löffel unter dem Vorwand, sie habe Husten. Und die dritte war davon überzeugt,
dass alle Männer in sie verliebt seien.
Und natürlich mein Vater. Als wir zu drehen begonnen haben, habe ich Ennio
(Fantastichini) einige Ratschläge für Vincenzos Charakter gegeben. Je weiter wir
26
kamen, umso ähnlicher wurde die Figur meinem Vater. Zum Beispiel sagte er immer,
wenn er mich mit einem Mädchen sah, dass ich wohl keine in Ruhe lassen könne –
und das, obwohl er von meiner Homosexualität wusste. Aber darum geht es im Film
nicht, sondern um die Familie im klassischen Sinne: um die Kraft der Vater-MutterKind-Beziehung, die Ängste der Eltern um ihre Kinder und die Schwierigkeit, sich
wirklich zu kennen und zu akzeptieren.
In Ihrer großartigen Komödie schimmert die Commedia all'italiana der 1960er Jahre
durch. Einige Szenen haben den scharfen und bitteren Blick eines Monicelli oder
Germi. Handelt es sich um eine gewollte Hommage oder um Zufall?
Ich fühle mich geehrt, in einem Atemzug mit diesen großen Regisseuren genannt zu
werden. Aber es bringt mich auch in Verlegenheit. Es gibt bestimmt einige
Filmemacher, die mich beeinflusst haben, aber während der Dreharbeiten war ich mir
dessen nicht bewusst.
Sie haben das Drehbuch gemeinsam mit Ivan Cotroneo geschrieben. Wie genau
haben Sie sich während der Dreharbeiten an das Buch gehalten? In manchen
Dialogen schimmert eine gute Dosis kreativer Improvisation durch.
Stimmt. Wir haben 16 Versionen des Drehbuchs geschrieben. Nach und nach haben
wir Dialoge und Szenen verändert und immer mehr dem Drehort und der
Atmosphäre am Set angepasst. Den Schluss haben wir noch im letzten Moment
umgeworfen. Die wahre Komödie ist eben das Leben selbst ist.
Sie haben für Ihren Cast vertraute Namen wie Grimaudo, Fantastichini und Savino
mit neuen Namen wie Scamarcio, Preziosi, Pecci, Ricci und Occhini gemischt.
Welche Ideen stehen hinter Ihrer Wahl?
Mit Scamarcio und Preziosi wollte ich schon lange arbeiten. Sagen wir, ich hatte sie
bereits im Visier. Elena Sofia Ricci fand ich gleich perfekt für die Rolle. Bei Daniele
Pecci habe ich sehr zu schätzen gewusst, dass er eine so besondere Rolle sofort
akzeptiert hat, ohne das Drehbuch gelesen zu haben. Was übrigens für alle gilt.
Meine Beziehung zu Ennio und Lunetta hat sich durch die schöne und intensive
Zusammenarbeit noch vertieft, und mit Nicole Grimaudo war ich ausgesprochen
zufrieden. Mit dem Cast haben wir eine konstruktive und glückliche Konstellation
zusammengestellt.
27
Wie haben Sie mit den Schauspielern gearbeitet?
Wir haben mit einer gemeinsamen Lesung des Drehbuchs begonnen. Die
Einzelheiten der Charaktere haben sich nach und nach ergeben, auch als wir schon
im Salento waren.
Ihre Musikauswahl ist bemerkenswert. Besonders das Finale von Patty Pravo. Wie
sah ihre Arbeit mit den Liedermachern und Komponisten aus?
Dass Patty Pravo dieses schöne Lied für mich geschrieben hat, ist eine unglaubliche
Ehre und ein großes Geschenk. Darüber hinaus habe ich Lieder ausgesucht, die mir
gefallen, wie zum Beispiel „50mila lacrime“ von Nina Zilli, die genau das singt, was
ich erzähle. Für das finale Fest habe ich ein Lied von Sezen Aksu gewählt, einer
hervorragenden türkischen Sängerin, deren Musik in jedem meiner Filme auftaucht.
Diesmal ist es „Kutlama“, eines ihrer schönsten Lieder. Hinzu kommen die OriginalKompositionen von Pasquale Catalano, den ich erst seit Kurzem kenne und der den
gesamten Soundtrack betreut hat. Ein großartiger Musiker. Ich hoffe, dass er auch
weiterhin mit mir arbeitet.
Sie haben in Apulien gedreht. Warum?
Apulien ist eine ganz besondere Region. Dass ich Lecce ausgesucht habe, geht auf
meinen ersten Besuch vor acht Jahren zurück. Ich war sofort fasziniert von der Stadt:
die schöne Atmosphäre, die tolle Ästhetik der Architektur, die Natur, das gute Essen
und natürlich die Menschen. Sie haben geistige Offenheit dem Anderen gegenüber,
und mit dem „Anderen“ meine ich nicht das Schwulsein. Der Apulier ähnelt mir:
Meine Tür steht allen offen und ich schenke den Menschen Vertrauen. Apulien
erinnert mich an das Italien der 1970er Jahre, als ich nach Rom kam. Wenn ich
sagte, dass ich Türke bin, brachte man mir positive Neugierde entgegen.
Im Film gibt es einen Dialog zwischen Tommaso und Marco: Was kann schon
passieren? Wir sind im Jahr 2010, fragt Marco. Tommasos Antwort: Eben, leider
nicht mehr in 2000. Was bedeutet das?
Dass wir in 2000 viel optimistischer waren, deutlich offener. Seitdem ist viel passiert:
der 11. September, die Angst, die Politik von Bush. Die Welt hat sich verändert. Nicht
zuletzt auch durch die Vulgarität des Fernsehens. In Sachen Toleranz, aber auch
28
kulturell und sozial haben wir einen gewaltigen Schritt zurück gemacht. Dagegen
muss man etwas tun.
Und die Familie ist der Spiegel der Gesellschaft. Oder besser: wie man sie wertet.
Vielleicht versuchen wir, indem wir über die Familie erzählen, von der im Grunde
alles ausgeht, auch ein Stück weit zu erklären, was in Italien passiert. Aber vor allem
ist es für mich ein befreiender Film.
29
RICCARDO SCAMARCIO ist Tommaso Cantone
Riccardo Scamarcio, geboren am 13. November 1979 in Andria, ist momentan sicher
einer der angesagtesten Schauspieler in Italien. Und einer der schönsten. Deswegen
ist er aber noch lange nicht auf eine Rolle festgelegt: vom romantischen Teenager
bis zum jugendlichen Rebellen und Terroristen spielt er alles mit großer
Überzeugungskraft.
Sein Wunsch, Schauspiel zu studieren, überrascht alle, die ihn kennen – er, der als
reserviert gilt und früher nicht einmal ein Buch in die Hand nehmen wollte. Aber die
Entscheidung erweist sich als goldrichtig. Nach seinem Studium an der Scuola
Nazionale di Cinema empfängt ihn das Fernsehen mit offenen Armen, bevor er in „La
meglio gioventù“ (The Best of Youth, 2003) von Marco Tullio Giordana sein Debüt
auf der großen Leinwand gibt. Durch den Riesenerfolg von „Tre metri sopra il cielo“
(Three Steps Over Heaven, 2004) von Luca Lucini wird er 2004 von heute auf
morgen zum Idol aller Teenager und gewinnt den Globo d'Ora als Bester
Nachwuchs-Schauspieler. Seitdem ist sein Erfolg besiegelt: Er spielt in Michele
Placidos „Romanzo criminale“ und in „Texas“ von Fausto Paravidiono, wo er bei den
Dreharbeiten Valeria Golino kennenlernt, in die er sich Hals über Kopf verliebt.
Seitdem realisiert er mindestens zwei Kinofilme pro Jahr. Mit „Go Go Tales“ (2007)
von Abel Ferrara und „Eden à l'Ouest“ (Eden is West, 2009) von Constantin CostaGavras beginnt er 2007 seine internationale Karriere, bevor er 2009 in dem
umstrittenen „La prima linea“ (Front Line, 2009) an der Seite von Giovanna
Mezzogiorno spielt und von Ferzan Ozpetek ins Cast von MÄNNER AL DENTE
geholt wird. Demnächst wird er als Polizist der Antimafia-Einheit in Palermo zu sehen
sein – dann aber im Fernsehen.
FILMOGRAFIE (Auswahl)
2010
2009
La nostra vita
Regie: Daniele Luchetti
MÄNNER AL DENTE (Mine vaganti / Loose Cannons)
Regie: Ferzan Ozpetek
L’uomo nero
Regie: Sergio Rubini
La prima linea (Front Line)
Regie: Renato De Maria
Il grande sogno (The Big Dream)
Regie: Michele Placido
30
2008
2007
2005
2004
2003
Eden à l'Ouest (Eden is West)
Regie: Constantin Costa-Gavras
Italians
Regie: Giovanni Veronesi
Colpo d'occhio
Regie: Sergio Rubini
Prova a volare
Regie: Lorenzo Cicconi Massi
Go Go Tales
Regie: Abel Ferrara
Mein Bruder ist ein Einzelkind (Mio fratello è figlio unico / My Brother Is an Only Child)
Regie: Daniele Luchetti
Ho voglia di te
Regie: Luis Prieto
Manuale d'amore 2 (Capitoli successivi)
Regie: Giovanni Veronesi
Romanzo criminale (Kings of Crime – Romanzo Criminale)
Regie: Michele Placido
Texas
Regie: Fausto Paravidino
L'uomo perfetto
Regie: Luca Lucini
L'odore del sangue (The Scent of Blood)
Regie: Mario Martone
Tre metri sopra il cielo (Three Steps Over Heaven)
Regie: Luca Lucini
Ora o mai più
Regie: Lucio Pellegrini
La meglio gioventù (The Best of Youth)
Regie: Marco Tullio Giordana
Le mani in faccia
Regie: Daniele Basilio
Eine Lektion in Sachen Toleranz – Interview mit Riccardo
Scamarcio
Wie war es, für Ozpetek zu arbeiten?
Zu Beginn der Dreharbeiten haben Ferzan und ich heftig gestritten. Er hat mir die
Haare schneiden lassen. Jeden Tag ein wenig mehr. Einmal bin ich in der Maske
eingeschlafen, und als ich aufwachte, war ich ein anderer. Ich habe ernsthaft darüber
nachgedacht, die Arbeit hinzuschmeißen. Das ist mir noch nie passiert. Aber dann
ging alles gut.
Das, was mich am meisten beeindruckt hat, ist die Harmonie, die sich zwischen mir
und Ferzan am Set gebildet hat. Und natürlich meine Rolle, die für alle Figuren
zentral war, inmitten der wunderbaren Charaktere, die von meinen Kollegen
meisterhaft gespielt wurden. Tommaso hat eine sehr natürliche Art des
Schauspielens gefordert. Ich habe versucht, einen zarten Ton für die Figur zu finden,
31
mit einem Sinn für Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Im wahren Leben bin ich ziemlich
impulsiv, und dass ich geschafft habe, den weichen Charakter zu spielen, habe ich
Ferzan zu verdanken und der Zuneigung, die er für seine Schauspieler hat, sowie
seiner Fähigkeit, für jede Figur einen persönlichen Zug zu finden. Und auch, dass ich
etwas Persönliches hinzufügen konnte. Ferzan ist jederzeit bereit zu helfen. Das war
eine unglaubliche Erfahrung.
Der Film handelt von Familie. Wurden Sie von Ihren Eltern unterstützt, als Sie
entschieden haben, ihre Heimat Apulien zu verlassen, um Schauspiel zu studieren?
Ja, auf jeden Fall. Meine Eltern sind sehr offen. Ich habe sie lange zur Verzweiflung
gebracht, weil ich nicht zur Schule gehen wollte und früher nie ein Buch in die Hand
genommen habe. Die Tatsache, dass ich dann angenommen wurde, kam ihnen vor
wie ein Wunder.
War es schwierig, einen Homosexuellen zu spielen?
Gar nicht. Ich habe mich auf die Rolle eines jungen Mannes vorbereitet, der nach
langer Zeit nach Hause zurückkehrt, weil ihn sein Vater ins Familienunternehmen
einbinden will. Es ist klar, dass die Figur durch ihre Homosexualität spezielle
Charakteristiken verlangt, aber vor allem habe ich versucht, die Rolle in ihrer
Gesamtheit zu verstehen. Tommasos größtes Problem ist, dass er von Menschen
umgeben ist, die ihn nicht sein lassen, was er ist. Das Gleichgewicht der Familie wird
in dem Augenblick gestört, als der große Bruder seiner Familie verkündet, dass er
schwul ist – genau in dem Moment, als Tommaso selber dazu bereit gewesen wäre.
Dieses unerwartete Ereignis lässt alle Sicherheiten der Figur in sich zusammenfallen.
Welche Szene war am schwierigsten? Die Kuss-Szene?
Nein, ich hatte die Augen geschlossen. Ich fand es schwieriger, mit Marco zu
telefonieren, weil ich dabei aufrichtig verliebt wirken musste. Und ein Kuss ist
letztendlich nur ein Kuss. Aber die größte Herausforderung war, dass Tommaso nicht
agiert, sondern nur auf außen reagiert. Ich konnte mir beim besten Willen nicht
vorstellen, dass das Publikum Sympathie für die Figur empfindet, geschweige denn,
sich in sie hineinversetzen kann oder mit ihr fühlt. Ich musste erst akzeptieren, dass
die Zurückhaltung von Tommaso gewollt ist. Er reagiert eben nicht gewaltsam auf
Ungerechtigkeiten. Sein Weg ist festgelegt durch das Verhalten der anderen.
32
Es gibt nur eine Szene, in der Sie sich ein wenig öffnen: als Sie alleine vor dem
Spiegel tanzen.
Eine verdammt schwierige Szene. Ich hätte vor Verlegenheit sterben können. Ich
habe mich übernatürlich angestrengt, um glaubhaft zu sein, und hoffe, das Publikum
schätzt das.
Vier Filme in weniger als einem Jahr: „Il grande sogno“, „La prima linea“, „L'uomo
nero“ und MÄNNER AL DENTE. Und nun? Pause?
Nein, gar nicht. Ich drehe für das Fernsehen, sechs Folgen einer Polizeiserie mit viel
Action. Ich spiele einen jungen Polizisten der Antimafia-Einheit in Palermo unter der
Regie von Renato De Maria. Die Serie heißt „Il segreto dell'acqua“. Die Dreharbeiten
beginnen schon bald.
Sie sind ein privilegierter 30-Jähriger. Haben Sie keine Angst, den Zorn der Götter zu
entfesseln?
Die Götter ärgern sich über Überheblichkeit, wenn du denkst, nicht auf sie
angewiesen zu sein. Wie bei Prometheus. Aber solange man sich nicht überlegen
fühlt, bekommt man keine Schwierigkeiten, glaube ich.
Machen wir ein wenig Werbung. Weswegen lohnt es sich, den Film zu sehen?
Weil er eine Lektion in Sachen Toleranz ist. Und in Italien ist das wirklich notwendig.
Hier, wo alles von der Angst beherrscht ist und man gegen alles ist, was anders ist.
33
NICOLE GRIMAUDO ist Alba Brunetti
Die schöne Sizilianerin wird am 22. April 1980 in Caltagirone geboren und beginnt
ihre Karriere als Schauspielerin eher zufällig. 1994 besucht sie ihre Schwester in der
Hauptstadt, hört von einem Vorsprechen bei der RAI (Radiotelevisione Italiana) und
wird gemeinsam mit 140 anderen Mädchen für ein Fernsehprogramm ausgesucht.
Bereits 1996 bekommt sie ihre erste richtige Filmrolle: der Beginn einer großen
Karriere im Fernsehen.
2009 ist das Jahr, in dem für sie die Kino-Sonne aufgeht. Giuseppe Tornatore
besetzt sie als Protagonistin in „Baarìa – Eine italienische Familiengeschichte“
(Baarìa, 2009), der in Venedig im Wettbewerb läuft und Italien im OSCAR®-Rennen
vertritt, und sie setzt nach „Un giorno perfetto“ (A Perfect Day, 2008) ihre
Zusammenarbeit mit Ferzan Ozpetek fort. Über ihre aktuelle Rolle bei ihm freut sie
sich besonders, konnte sie sich doch gegen Micaela Ramazzotti und Cristina
Capotondi durchsetzen. Auch wenn sie sich mehr Leidenschaft mit Riccardo
Scamarcio gewünscht hätte, läuft alles bestens für sie.
Momentan arbeitet sie für den TV-Film „Il mostro di Firenze“ von Antonello Grimaldi,
bei dem sie erneut mit Ennio Fantastichini vor der Kamera steht und der im Herbst im
Fernsehen ausgestrahlt wird.
FILMOGRAFIE (Auswahl)
2010
2009
2008
2003
1999
1998
MÄNNER AL DENTE (Mine vaganti / Loose Cannons)
Regie: Ferzan Ozpetek
Baarìa – Eine italienische Familiengeschichte (Baarìa)
Regie: Giuseppe Tornatore
Un giorno perfetto (A Perfect Day)
Regie: Ferzan Ozpetek
Liberi (Break Free)
Regie: Gianluca Maria Tavarelli
Perduto Amor
Regie: Franco Battiato
Ferdinando e Carolina (Ferdinando and Carolina)
Regie: Lina Wertmüller
Tu ridi (Two Kidnappings)
Regie: Paolo & Vittorio Taviani
Jolly Blu
Regie: Stefano Salvati
34
Ein Klima der Verbundenheit – Interview mit Nicole Grimaudo
Wie heißt die magische Formel von Ferzan Ozpetek?
Er schafft ein Klima der Verbundenheit. Ich habe schon für „Un giorno perfetto“ mit
ihm gearbeitet, aber diesmal war es anders. Am Set in Lecce war alles viel
entspannter und lustiger. Mir hat die Arbeit sehr großen Spaß gemacht. Ferzan liebt
seine Schauspieler, und die hören auf ihn.
Welche Regisseure gefallen Ihnen außerdem?
Ich verfolge mit Interesse die Arbeit von Crialese, Garrone, Sorrentino – und natürlich
von Ferzan. Sie machen eine andere Art von Kino. Mit ihnen hat man noch den
Geruch von Filmrollen in der Nase und spürt die gleiche Spannung wie beim
allerersten Dreh: als du in der Nacht vor Aufregung nicht schlafen konntest, nur weil
du an die nächste Probe gedacht hast.
Ihre Figur ist von grundlegender Bedeutung, aber fast ausschließlich über Blicke
erzählt. War das schwierig?
Allerdings. Ich musste großes Leid ausdrücken, ohne zu sprechen. Wenn ich das
geschafft haben sollte, dann dank des Regisseurs. Es gibt wenige, die aus dem
Bauch heraus arbeiten und gleichzeitig alles unter Kontrolle haben.
Wie hat er mit Ihnen gearbeitet?
Er gab mir vor dem Dreh immer Anhaltspunkte für den Charakter. Und wenn es nötig
war, hat er mich provoziert. Ferzan weiß, wann er eingreifen muss, um einen
Schauspieler zu stimulieren.
Folgt er strikt dem Drehbuch oder gibt er Raum zu improvisieren?
Er ist in der Lage, eine Szene komplett zu ändern. Am Anfang war mein Charakter
noch nicht klar, weil man seine Motivation nicht verstand. Eine junge Frau aus dem
Süden, reich und verwöhnt, Typ Borderline, die nicht zur großen Familie gehört, aber
trotzdem wichtig ist für den Rhythmus der Geschichte. Während der Dreharbeiten
haben wir die Rolle dann immer weiter ausgefeilt. Sie verliebt sich – und auch, wenn
ihre Liebe nicht erwidert wird, bedeutet sie eine Art Wiedergeburt für sie.
35
Auch der Kuss mit Riccardo hat sich im Laufe der Dreharbeiten verändert. Am
Anfang war er leidenschaftlicher. Aber dann haben wir entschieden, dass er als
Geste der Zuneigung rüberkommen soll, weil er eine andere Person liebt, der er treu
ist.
Wie sehen Sie die Beziehung zwischen Ihrer Rolle und der von Scamarcio?
Tommaso und Alba sind zwei verwandte Seelen, die einander begegnen und im
Gegenüber ein wenig Gleichgewicht finden. Es ist eine freundschaftliche Beziehung,
aber auch eine Liebesbeziehung zwischen zwei zerbrechlichen Personen, die sich
gegenseitig stärken. Alba sieht in der Begegnung mit Tommaso einen Ausweg aus
dem Stumpfsinn, aus der Stille, die sie trotz ihrer Jugend umgibt. Sie befreit sich aus
der Angst vor Ablehnung durch die anderen und aus der Angst, eine ernsthafte
Bindung mit einem Mann einzugehen. Mit Tommaso hat sie eine ganz besondere
Beziehung. Obwohl es unmöglich ist, dass sie sich in eine konkrete Liebe
verwandelt, gibt sie ihr die Kraft, an andere zu glauben und sich dem Leben zu
öffnen.
Erzählen Sie uns eine Anekdote?
Eine lebhafte Erinnerung vielmehr, und zwar an den Moment, als Ferzan
entschieden hatte, dass ich mir die Haare abschneiden musste. Ich werde nie mein
Gesicht im Spiegel vergessen, als er sagte, dass sie noch nicht kurz genug seien.
Nach dem Schock war ich aber froh, dass ich es gemacht hatte. Ich wollte sowieso
mein Image ändern, wenn auch nicht so radikal.
Ferzan ist sehr präsent. Er folgt dir von der Maske bis zum Kostüm. Aber es ist auch
gut für einen Schauspieler, nicht sich selbst überlassen zu sein. In Italien gibt es
leider nicht viele seiner Art.
36
DIE CANTONES
ALESSANDRO PREZIOSI ist Antonio Cantone
Alessandro Preziosi, geboren am 19. April 1973 in Neapel, folgt zunächst der
strengen Familientradition: Er studiert Jura mit Auszeichnung, beginnt eine Karriere
als Anwalt – bis er sich entscheidet, seinen Traum zu leben, indem er Schauspieler
wird. Er studiert Schauspiel an der Accademia dei Filodrammatici in Mailand und
steht seit 1994 auf der Bühne. 2001 macht er als Laertes in „Hamlet“ an der Seite
von Kim Rossi Stuart auf sich aufmerksam, und mit seiner TV-Rolle als Conte
Fabrizio Ristori in „Elisa di Rivombrosa“ von Cinzia Th. Torrini wird er 2004 in ganz
Italien berühmt. Am Set lernt er Vittoria Puccini kennen, die er heiratet und mit der er
eine inzwischen dreijährige Tochter hat. Spätestens durch die Fiction „Il capitano“ gilt
Alessandro Preziosi in Italien als Sex-Symbol. 2004 debütiert er im Kino, spielt 2007
in der Literaturverfilmung „I Vicerè“ von Roberto Faenza und ist in „Das Haus der
Lerchen“ (La masseria delle allodole) der Gebrüder Taviani an der Seite von Moritz
Bleibtreu zu sehen. Er arbeitet mit großem Erfolg für Theater, Film und Fernsehen,
schließt aber auch eine politische Laufbahn nicht aus.
Filmografie (Auswahl)
2010
2008
2007
2004
MÄNNER AL DENTE (Mine vaganti / Loose Cannons)
Regie: Ferzan Ozpetek
Il sangue dei vinti (Blood of the Loser)
Regie: Michele Soavi
I vicerè
Regie: Roberto Faenza
Das Haus der Lerchen (La masseria delle allodole / The Lark Farm)
Regie: Paolo & Vittorio Taviani
Vaniglia e cioccolato
Regie: Ciro Ippolito
ENNIO FANTASTICHINI ist Vincenzo Cantone
Viele sagen Ennio Fantastichini eine fast übernatürliche Bravour nach. Bekannt ist er
vor allem für seine witzigen zornigen Grimassen, aber sein Gesicht zeigt unzählige
Facetten. Wie nur wenige bringt er seine Charaktere auf den Punkt – zum großen
Vergnügen des Zuschauers.
37
Ennio Fantastichini, geboren am 20. Februar 1955 in der Nähe von Viterbo, ist
Schauspieler mit Leib und Seele. Anfang der 1970er Jahre studiert er Schauspiel an
der Accademia d'Arte Drammatica „Silvio D'Amico“ und steht seitdem im Rampenlicht:
erst für Theater und Fernsehen, dann zunehmend auch für die große Leinwand. In
„Diebe haben's schwer ... Zwanzig Jahre danach“ (I soliti ignoti vent'anni dopo, 1985)
arbeitet er mit Marcello Mastroianni und Vittorio Gassman, die ihn inspirieren, bevor er
wiederholt für Gianni Amelio vor der Kamera steht. Dessen Film „Enrico Fermi – Sein
Weg zum Ruhm“ (I ragazzi di Via Panisperna, 1989) wird ein Meilenstein seines
Erfolgs, ebenso wie „I cammelli“ (1988) von Giuseppe Bertolucci und „La stazione“
(1990) von Sergio Rubini. Seine Zusammenarbeit mit Ferzan Ozpetek beginnt 2007
mit „Saturno contro – In Ewigkeit Liebe“ (Saturno contro).
In der aktuellen Kinosaison ist er nach einem intensiven Produktionsjahr 2009
allgegenwärtig: So spielt er in „Le ombre rosse“ von Francesco Maselli; der Film ist
zum Festival in Venedig eingeladen, und beim Festival in Rom ist Fantastichini gleich
in zwei Filmen vertreten: „Viola di mare“ von Donatella Maiorca und „Io, Don Giovanni“
(I, Don Giovanni) von Carlos Saura. Nicht genug: Im Kino sehen wir ihn in „Fortapàsc“
von Dino Risi und in „La cosa giusta“ von Marco Campogiani. All diese Filme realisiert
er
mit
der
gewohnten
Leichtigkeit,
ohne
dabei
seine
Fernsehkarriere
zu
vernachlässigen: Dort wird demnächst „Il mostro di Firenze“ von Antonello Grimaldi
ausgestrahlt, Fiction, für die er erneut mit Nicole Grimaudo vor der Kamera steht.
Für seine Rolle in MÄNNER AL DENTE wurde er mit dem David di Donatello als
Bester Nebendarsteller ausgezeichnet.
Filmografie (Auswahl)
2010
2009
2009
2008
2007
MÄNNER AL DENTE (Mine vaganti / Loose Cannons)
Regie: Ferzan Ozpetek
David di Donatello als Bester Nebendarsteller
La cosa giusta
Regie: Marco Campogiani
Viola di mare
Regie: Donatella Maiorca
Io, Don Giovanni (I, Don Giovanni)
Regie: Carlos Saura
Le ombre rosse
Regie: Francesco Maselli
Fortapàsc
Regie: Marco Risi
Two Fists, One Heart
Regie: Shawn Seet
Peopling the Palaces at Venaria Reale
Regie: Peter Greenaway
38
2007
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
1992
1991
1991
1990
Prova a volare
Regie: Lorenzo Cicconi Massi
Nachtbus (Notturno bus)
Regie: Davide Marengo
Saturno contro – In Ewigkeit Liebe (Saturno contro)
Regie: Ferzan Ozpetek
Marcondirondera
Regie: Paolo Borgato
Alla fine della notte
Regie: Salvatore Piscicelli
Rosa Funzeca
Regie: Aurelio Grimaldi
Sei come sei
Regie: Massimo Cappelli, Luca Lucini, Herbert Simone Paragnani, Guerino Sciulli,
Anselmo Talotta, Andrea Zaccariello
Appuntamento al buio
Regie: Herbert Simone Paragnani
Come si fa un Martini
Regie: Kiko Stella
Controvento
Regie: Peter Del Monte
Senza movente
Regie: Luciano Odorisio
Il corpo dell'anima
Regie: Salvatore Piscicelli
Vite in sospeso
Regie: Marco Turco
Per tutto il tempo che ci resta
Regie: Vincenzo Terracciano
Frank – Was sie schon immer über Heiratsschwindel wissen wollten (Arlette)
Regie: Claude Zidi
Altri uomini
Regie: Claudio Bonivento
Consigli per gli acquisti (Commercial Break)
Regie: Sandro Baldoni
Ferie d'agosto
Regie: Paolo Virzì
Vendetta
Regie: Mikael Håfström
La vera vita di Antonio H.
Regie: Enzo Monteleone
Killer Imperium (Gangsters)
Regie: Massimo Guglielmi
Die geheimnisvolle Blonde (La bionda)
Regie: Sergio Rubini
Ein einfacher Fall (Una storia semplice)
Regie: Emidio Greco
Les secrets professionnels du Dr Apfelglück (The Professional Secrets of Dr. Apfelgluck)
Regie: Alessandro Capone, Stéphane Clavier, Mathias Ledoux, Thierry Lhermitte, Hervé
Palud
Mezzaestate
Regie: Daniele Costatini
18 in einer Woche (18 anni tra una settimana)
Regie: Luigi Perelli
Caldo soffocante (Suffocating Heat)
Regie: Giovanna Gagliardo
La stazione
Regie: Sergio Rubini
Una vita scellerata
Regie: Giacomo Battiato
39
1990
1989
1988
1985
1984
1983
Offene Türen (Porte aperte)
Regie: Gianni Amelio
Europäische Entdeckung des Jahres beim European Film Award 1990
Bester Nebendarsteller beim Italian National Syndicate of Film Journalists 1991
Enrico Fermi – Sein Weg zum Ruhm (I ragazzi di via Panisperna)
Regie: Gianni Amelio
I cammelli
Regie: Giuseppe Bertolucci
Diebe haben's schwer... Zwanzig Jahre danach (I soliti ignoti vent'anni dopo)
Regie: Amanzio Todini
Il ragazzo di Ebalus
Regie: Giuseppe Schito
Fuori dal giorno
Regie: Paolo Bologna
LUNETTA SAVINO ist Stefania Cantone
Sie ist eine wahre TV-Queen, eine Heroin der Komödie und aller Feuilletons. Wenn
man ihren Namen hört, denkt man sofort an Cettina, die sympathische Gouvernante
an der Seite von Lino Banfi (den wir aus „Maria, ihm schmeckt´s nicht“ von Neele
Leana Vollmar kennen), mit dem sie jahrelang die häuslichen Bildschirme
beherrscht. Zu ihrem Erfolg in der TV-Serie „Un medico in famiglia“ steht sie, war die
Rolle doch die Rettung aus einer Schaffenskrise heraus: als „Sex-Professorin
Bocconi“ tritt sie im Theater auf und wird prompt von der RAI für die Rolle der
biederen Cettina entdeckt. Aber die Freiheit des Kinos liebt sie sehr. Kino bedeutet
für sie, Feinheiten auszuleben und Anspielungen einzustreuen.
Lunetta Savino erblickt 1957 in Bari das Licht der Welt, geht als 19-Jährige nach
Bologna, wo sie Theaterwissenschaft (DAMS) studiert und die Scuola di Teatro di
Bologna „Alessandra Galante Garrone“ besucht. Nach jahrelanger Theaterarbeit mit
breitgefächertem Repertoire debütiert sie 1982 im Kino. Wegweisend für ihre
Filmkarriere ist ihre Leistung in „Matrimoni“, für die sie 1999 für den David di
Donatello
als
Beste
Nebendarstellerin
nominiert
ist.
Auch
ihre
erneute
Zusammenarbeit mit Cristina Comencini in „Liberate i pesci!“ fand große Beachtung
in der Filmbranche. Ihre Zusammenarbeit mit Ferzan Ozpetek beginnt 2007 mit dem
Film „Saturno contro – In Ewigkeit Liebe“ (Saturno contro), die sie 2010 in MÄNNER
AL DENTE fortsetzt. Um ihre Rolle als adrette Hausfrau in Apulien loszuwerden,
hätte sie gerne eine unsympathische Rolle einer Frau aus dem Norden. Oder möchte
ganz was anderes tun, singen zum Beispiel: Rock à la Gianna Nannini etwa. Lunetta
ist immer für eine Überraschung gut.
40
Filmografie (Auswahl)
2010
MÄNNER AL DENTE (Mine vaganti / Loose Cannons)
Regie: Ferzan Ozpetek
2009
Oggi sposi
Regie: Luca Lucini
Saturno contro - In Ewigkeit Liebe (Saturno contro)
Regie: Ferzan Ozpetek
Mai + come prima (Never Again as Before)
Regie: Giacomo Campiotti
Amore con la S maiuscola
Regie: Paolo Costella
Viva la scimmia (Long Live the Monkey)
Regie: Marco Colli
Se fossi in te (If I Were You)
Regie: Giulio Manfredonia
Liberate i pesci!
Regie: Cristina Comencini
Matrimoni
Regie: Cristina Comencini
Cucciolo
Regie: Neri Parenti
Terra di mezzo
Regie: Matteo Garrone
Mi manda Picone
Regie: Nanni Loy
Chi mi aiuta…?
Regie: Valerio Zecca
Grog
Regie: Francesco Laudadio
2007
2005
2002
2001
2000
1998
1998
1996
1984
1983
1982
ILARIA OCCHINI ist Großmutter Cantone
Ilaria Occhini gehört zu den festen Größen der Schauspielkunst in Italien. Sie wird
am 28. März 1934 in Florenz geboren und ist ein Leben lang von Schriftstellern
umgeben: von ihrem Großvater Giovanni Panini, ihrem Vater Barna Occhini und
Raffaele La Capria, ihrem Ehemann. Lediglich ihre Tochter, die Schauspielerin
Alessandra La Capria, bevorzugt wie sie die Bühne. Ilaria debütiert mit jungen 20
Jahren in „Terzo liceo“ (1954) von Luciano Emmer, und fest entschlossen,
Schauspielerin zu werden, geht sie nach Rom. Nach ihrem Studium an der
Accademia Nazionale d'Arte Drammatica „Silvio D'Amico“ beginnt sie ihre inzwischen
über 50-jährige Karriere am Theater, in Film und Fernsehen. Sie spielt an der Seite
von Alberto Sordi, Vittorio Gassman und Marcello Mastroianni und unter der Regie
von Visconti, Ronconi und Griffi sowie De Sica, Dino Risi und Zeffirelli. 1991 ist sie in
dem deutschen Film „Pizza Colonia“ von Klaus Emmerich gemeinsam mit Mario
Adorf zu sehen. Immer wieder legt sie künstlerische Pausen ein, engagiert sich in der
41
Politik oder zieht sich auf das Weingut der Familie in der Nähe von Arezzo zurück,
wo ihre Verwandten einen hervorragenden Rotwein produzieren. 2008 hat sie ihr
Comeback auf der großen Leinwand. Für ihre Rolle als Gemma, einer verbitterten
alten Frau in „Mar nero“ von Federico Bondi, gewinnt sie den Silbernen Leoparden in
Locarno. 2010 entdeckt sie Ferzan Ozpetek für seinen Film MÄNNER AL DENTE.
Für ihre überzeugende Darstellung wurde sie mit dem David di Donatello als Beste
Nebendarstellerin ausgezeichnet.
Filmografie (Auswahl)
2010
2008
2000
1999
1996
1991
1990
1973
1972
1966
1965
1965
1964
1963
1962
1961
1960
1958
MÄNNER AL DENTE (Mine vaganti / Loose Cannons)
Regie: Ferzan Ozpetek
David di Donatello als Beste Nebendarstellerin
Mar nero
Regie: Federico Bondi
Silberner Leopard als Beste Schauspielerin auf dem Locarno International Film Festival 2008
Domani (Tomorrow)
Regie: Francesca Archibugi
Boom
Regie: Andrea Zaccariello
Vita da reuccio
Regie: Andrea Zaccariello
La Venere di Willendorf
Regie: Elisabetta Lodoli
Pizza Colonia
Regie: Klaus Emmerich
Benvenuti in casa Gori
Regie: Alessandro Benvenuti
Beste Nebendarstellerin beim Italian National Syndicate of Film 1992
Endstation Schafott (Deux hommes dans la ville)
Regie: José Giovanni
Kerzenlicht (Les feux de la chandeleur)
Regie: Serge Kober
Un uomo a metà
Regie: Vittorio De Seta
Brigade antigangs (Brigade Anti Gangs)
Regie: Bernard Borderie
Der Mann mit der goldenen Klinge (L'uomo che ride)
Regie: Sergio Corbucci
Die Trampler (Gli uomini dal passo pesante)
Regie: Albert Band, Mario Sequi
Einmal zu wenig, einmal zu viel (I complessi / Complexes)
Regie: Dino Risi
I promessi sposi
Regie: Mario Maffei
Il giorno più corto
Regie: Sergio Corbucci
Der Held von Attika (Il tiranno di Siracusa)
Regie: Curtis Bernhardt
Die Nächste bitte! (Il mantenuto)
Regie: Ugo Tognazzi
Karthago in Flammen (Cartagine in fiamme)
Regie: Carmine Gallone
Pia de’ Tolomei (Pia of Ptolomey)
Regie: Sergio Grieco
42
1957
1954
Arzt und Hexenmeister (Il medico e lo stregone / Doctor and the Healer)
Regie: Mario Monicelli
Sigfrido
Regie: Giacomo Gentilomo
Terza liceo
Regie: Luciano Emmer
BIANCA NAPPI ist Elena Cantone
Für Bianca Nappi (geboren 1979 in Trani) ist die Schauspielerei nicht nur Beruf,
sondern Berufung – eine Lebensweise. Seit sie denken kann, möchte sie
Schauspielerin werden. Mit 13 arbeitet sie bereits mit lokalen Theatergruppen in
Apulien. Mit 18 zieht sie nach Rom, studiert Filmwissenschaft an der Universität La
Sapienza und besucht das Schauspieltraining im Teatro Blu unter der Leitung von
Beatrice Bracco, das sie 2001 mit Diplom beendet. Sie beginnt, am Theater zu
arbeiten, ist aber auch immer wieder in italienischen und internationalen TV-Serien
zu sehen, wie zum Beispiel in „In Love and War“ (2001) und „Distretto di polizia“
(2000). 2002 realisiert sie ihren ersten Kinofilm: Sie arbeitet mit Fatih Akin, der in
Apulien seinen Film „Solino“ dreht. 2007 entdeckt Ferzan Ozpetek sie für einen
Werbespot. Es ist der Beginn einer scheinbar längeren Zusammenarbeit: Ein Jahr
später besetzt er sie in „Un giorno perfetto“ (A Perfect Day, 2008), der in Venedig im
Wettbewerb läuft, und 2010 geht es weiter mit MÄNNER AL DENTE. Ihre Rolle als
Elena gehört sicherlich zu den schönsten Erfahrungen ihrer Laufbahn, nicht zuletzt,
weil sie Gelegenheit hat, aktiv an der Entwicklung und Realisierung eines Films
mitzuwirken und mit sehr renommierten Schauspielern vor der Kamera steht.
Nächster Schritt in Biancas professionellen Laufbahn ist die Fiction „Musica
silenziosa“ für den ersten Kanal der RAI sowie eine Theaterrolle in dem Stück
„Orlando Innamorato“.
Filmografie (Auswahl)
2010
2008
MÄNNER AL DENTE (Mine vaganti / Loose Cannons)
Regie: Ferzan Ozpetek
Un giorno perfetto (A Perfect Day)
Regie: Ferzan Ozpetek
43
TOMMASOS FREUNDE
DANIELE PECCI ist Andrea
Der am 23. Mai 1970 geborene Schauspieler ist wohl der berühmteste unter den
Darstellern, die Tommasos Freunde spielen. Daniele Pecci spielt seit 1990
ununterbrochen am Theater, beginnt 2002 seine Karriere im Fernsehen, aber erst
2004 wird er durch seine Rolle als Pietro Pironi in „Orgoglio“ auf einen Schlag in
ganz Italien populär. Seitdem ist er ständig im Fernsehen zu sehen, unter anderem
auch im internationalen Cast des TV-Films „Pope John Paul II“ (Giovanni Paolo II)
von John Kent Harrison und in der Miniserie „L'ultimo padrino“ (2008) unter der Regie
von Marco Risi, der ihn 2009 auch für seinen Kinofilm „Fortapàsc“ besetzt, wodurch
Ozpetek auf ihn aufmerksam wird. Anfang 2010 steht er für Florian Henckel von
Donnersmarck vor der Kamera, der in Venedig einen Teil des Remakes von „The
Tourist“ dreht.
Filmografie (Auswahl)
2011
2010
2009
The Tourist
Regie: Florian Henckel von Donnersmarck
MÄNNER AL DENTE (Mine vaganti / Loose Cannons)
Regie: Ferzan Ozpetek
Fortapàsc
Regie: Marco Risi
CARMINE RECANO ist Marco
Geboren am 28. November 1980 in Neapel debütiert Carmine im Kino mit Ferzan
Ozpeteks „Die Ahnungslosen“ (Le fate ignoranti, 2001), mit dem er seitdem immer
wieder arbeitet: 2008 in „Un giorno perfetto“ (A Perfect Day) und 2010 in MÄNNER
AL DENTE. Aber im Fernsehen ist er schon zuvor kein Unbekannter. Man sieht ihn in
zahlreichen Serien und Fictions, unter anderem in allen Folgen der TV-Serie „Capri“
(2006), in deren dritten Staffel er momentan unter der Regie von Francesca Marra zu
sehen ist, sowie in „La squadra“, „Sospetti“ und „Orgoglio“.
Filmografie (Auswahl)
2010
2008
MÄNNER AL DENTE (Mine vaganti / Cannons)
Regie: Ferzan Ozpetek
Un giorno perfetto (A Perfect Day)
Regie: Ferzan Ozpetek
44
2004
2003
2002
2001
Certi bambini (A Children's Story)
Regie: Antonio & Andrea Frazzi
I cinghiali di Portici (Cinghiali of Portici)
Regie: Diego Olivares
Ballo a tre passi (Three-Step Dance)
Regie: Salvatore Mereu
Pesi leggeri
Regie: Enrico Pau
La vita degli altri
Regie: Nicola De Rinaldo
Terra rossa
Regie: Giorgio Molteni
Die Ahnungslosen (Le fate ignoranti / The Ignorant Fairies)
Regie: Ferzan Ozpetek
GIANLUCA DE MARCHI ist Davide
Der am 4. November 1972 geborene Schauspieler gibt in Ozpeteks Film sein illustres
Filmdebüt und gehört durch sein natürliches Talent ganz sicher zu den künftigen
Verheißungen am Firmament der Nachwuchs-Schauspieler in Italien.
MAURO BONAFFINI ist Massimiliano
Vielversprechender Newcomer ist auch Mauro Bonaffini, der voraussichtlich im Cast
für den nächsten Film von Pupi Avati vorgesehen ist.
45
IVAN COTRONEO (Drehbuchautor)
Ivan Cotroneo wird am 21. Februar 1968 in Napoli geboren und gilt als Multitalent
seiner Branche. Er arbeitet als Drehbuchautor sowie Schriftsteller und leitet
Workshops für kreatives Schreiben. Seit seiner Kindheit wird er von seinen Eltern auf
seinem Erfolgskurs begleitet, insbesondere von seiner Mutter, einer großen LiteraturLiebhaberin, die ihm alle zwei Wochen ein Buch schenkt, das er sich aussuchen darf.
Seit er sein Studium an der Filmhochschule in Rom abgeschlossen hat, ist er ein
gefragter Drehbuchautor für Film und Fernsehen und arbeitet mit renommierten
Regisseuren wie Pappi Corsicato, Renato De Maria, Daniele Lucchetti und Riccardo
Milano zusammen. Der Film „Questo piccolo grande amore“ (2009) von Riccardo
Donna, zu dem er das Drehbuch geschrieben hat, wird ein Kassenschlager. Bei der
60. Berlinale war er mit gleich zwei Filmen vertreten: dem Panorama-Beitrag
MÄNNER AL DENTE von Ferzan Ozpetek und mit „Ich bin die Liebe“ (Io sono
l'amore, 2009) von Luca Guadagnino, der in der Sektion Kulinarisches Kino läuft. Als
Autor ist er Meister aller Genres und ein absoluter Team-Player. Besonders in
Monica Rametta findet er eine Autorin auf gleicher Wellenlänge. Gemeinsam mit ihr
schreibt er unter anderem das Drehbuch für die deutsch-italienische Co-Produktion
„Sisi“ (2009) von Xaver Schwarzenberger.
Im Bompiani Verlag hat er inzwischen bereits drei Romane veröffentlicht: „Il re del
mondo“ (2007), „Cronaca di un disamore“ (2005) und sein letztes Werk „La kryptonite
nelle borsa“ (2007), das er gerade als Drehbuch adaptiert.
Für sein Talent hat er bereits erste Früchte geerntet, nämlich die Auszeichnungen
Solinas, Moravia Saint-Vincent Cinema in Diretta und Merano Europa.
Filmografie (Auswahl)
2010
2009
2008
MÄNNER AL DENTE (Mine vaganti / Loose Cannons)
Regie: Ferzan Ozpetek
La prima linea (Front Line)
Regie: Renato De Maria
Ich bin die Liebe (Io sono l'amore / I Am Love)
Regie: Luca Guadagnino
Questo piccolo grande amore
Regie: Riccardo Donna
Mannaggia alla miseria
Regie: Lina Wertmüller
L'uomo che ama (The Man Who Loves)
Regie: Maria Sole Tognazzi
46
2007
2003
2002
2001
1999
1997
Piano, solo
Regie: Riccardo Milano
Dillo con parole mie (Ginger and Cinnamon)
Regie: Daniele Luchetti
L'ultimo giorno
Regie: Alex Infascelli
Paz!
Regie: Renato De Maria
Chimera
Regie: Pappi Corsicato
In principio erano le mutande
Regie: Anna Negri
I vesuviani (La stirpe di lana)
Regie: Pappi Corsicato
Cosa c'entra con l'amore
Regie: Marco Speroni
MAURIZIO CALVESI (Kamera)
Maurizo Calvesi ist 1954 in Rom geboren und gehört ohne Zweifel zu den
gefragtesten Kameramännern in Italien. Er hat an der Realisierung von gut 60 Filmen
mitgewirkt. Dank seiner virtuosen Arbeit in Roberto Faenzas „Prendimi l'anima“ wird
er 2003 für den David di Donatello nominiert. Außerdem erhält er 2009 eine Golden
Globe-Nominierung für seine Arbeit am Film „Il caso dell'infedele Klara“ (The Case of
Unfaithful Klara).
Filmografie (Auswahl)
2011
2010
2009
2008
2007
The Wait
Regie: Tiziana Bosco
Out of the Night
Regie: Claudio Macor
Tutto l'amore del mondo
Regie: Riccardo Grandi
MÄNNER AL DENTE (Mine vaganti / Loose Cannons)
Regie: Ferzan Ozpetek
Il mercante di stoffe
Regie: Antonio Baiocco
La cosa giusta
Regie: Marco Campogiani
Il caso dell'infedele Klara (The Case of Unfaithful Klara)
Regie: Roberto Faenza
Albakiara
Regie: Stefano Salvati
Un amore di Gide
Regie: Diego Ronsisvalle
I vicerè
Regie: Roberto Faenza
47
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
SMS – Sotto mentite spoglie
Regie: Vincenzo Salemme
Valzer
Regie: Salvatore Maira
SoloMetro
Regie: Marco Cucurnia
Io, l'altro
Regie: Mohsen Melliti
Viaggio segreto (Secret Journey)
Regie: Roberto Andò
Ignotus
Regie: Max Bartoli
Basette
Regie: Gabriele Mainetti
I giorni dell'abbandono
Regie: Roberto Faenza
Liebe lieber italienisch (The Shadow Dancer)
Regie: Brad Mirman
E ridendo l'uccise
Regie: Florestano Vancini
Caro Vittorio
Regie: Marco Risi
Segui le ombre
Regie: Lucio Gaudino
Sotto falso nome (Strange Crime)
Regie: Roberto Andò
Per sempre (Forever)
Regie: Alessandro Di Robilant
Gli astronomi
Regie: Diego Ronsisvalle
Prendimi l'anima (The Soul Keeper)
Regie: Roberto Faenza
Auszeichnung für die Beste Kamera auf dem Flaiano Film Festival 2003
Ginostra
Regie: Manuel Pradal
Rosa Funzeca
Regie: Aurelio Grimaldi
Il principe e il pirata (The Prince and the Pirate)
Leonardo Pieraccioni
Prima la musica ... poi le parole
Regie: Fulvio Wetzl
Die Villa (Up at the villa)
Regie: Philip Haas
Io amo Andrea (I Love Andrea)
Regie: Francesco Nuti
Amor nello specchio
Regie: Salvatore Maira
La dame du jeu
Regie: Anna Brasi
L'odore della notte
Regie: Claudio Caligari
L'ultimo capodanno
Regie: Marco Risi
I miei più cari amici
Regie: Alessandro Benvenuti
Finalmente soli (Finally Alone)
Regie: Umberto Marino
Fratelli coltelli
Regie: Maurizio Ponzi
Il barbiere di Rio
Regie: Giovanni Veronesi
48
1996
1995
1994
1993
1992
1990
1977
Nerolio
Regie: Aurelio Grimaldi
Giovani e belli (Poor But Beautiful)
Regie: Dino Risi
Italiani
Regie: Maurizio Ponzi
Un inverno freddo freddo
Regie: Roberto Cimpanelli
Storia d'amore con i crampi
Regie: Pino Quartullo
Le buttane
Regie: Aurelio Grimaldi
Occhio Pinocchio
Regie: Francesco Nuti
Quattro bravi ragazzi
Regie: Claudio Camarca
La ribelle
Regie: Aurelio Grimaldi
Donne in un giorno di festa
Regie: Salvatore Maira
Vietato ai minori
Regie: Maurizio Ponzi
La discesa di Aclà a Floristella
Regie: Aurelio Grimaldi
Volevo i pantaloni
Regie: Maurizio Ponzi
Kolossal – i magnifici Macisti
Regie: Antonio Avati
PASQUALE CATALANO (Filmmusik)
Pasquale Catalano ist ein begnadeter Filmmusiker. Der gebürtige Neapolitaner,
Jahrgang 1966, beginnt seine berufliche Laufbahn im Theater und wird für seine
musikalische Theater-Dramaturgie wiederholt mit dem UBU-Preis ausgezeichnet. Er
genießt eine klassische Ausbildung an den Konservatorien in Neapel, Matera und
Avellino,
wo er Violine, Gitarre und Klavier studiert, ist aber von den
unterschiedlichsten
Musikrichtungen
Komponisten
Bartók
Minimalisten,
die
und
beeinflusst.
Messiaen,
Klang-Experimente
die
von
Er
schätzt
englischen
Artemier,
und
Hassel
die
klassischen
amerikanischen
und
Eno
und
selbstverständlich die neapolitanische Schule zwischen Roberto De Simone, Pino
Daniele und den Filmmusiken von Massimo Troisi. Seit seinem Kinodebüt für
„Libera“ (1993) von Pappi Corsicato widmet er sich verstärkt dem Film. Er arbeitet
mit Stefano Incerti, Antonietta De Lillo und Paolo Sorrentino, für den er die
Filmmusiken für „L'uomo in più“ (One Man Up, 2001) und „Le conseguenze
dell'amore“ (The Consequences of Love, 2004) komponiert. Sein Ansehen steigt
erheblich, als er für letzteren 2005 für den Nastro d'Argento und für den David di
49
Donatello als Bester Musiker nominiert wird und man seine Musik für die europäische
Werbekampagne von BMW aussucht. Für seine einfühlsame Musik in Antonio
Capuanos „La guerra di Mario“ (Mario's War, 2005) verdient er sich den CineMusikPreis für die Beste Filmmusik; 2009 wird er für die Filmmusiken von „La doppia ora“
(The Double Hour) und „Romanzo criminale“ (TV) als Musiker des Jahres
ausgezeichnet.
Filmografie (Auswahl)
2010
2009
2007
2005
2004
2003
2001
1998
1997
1995
1993
Il soffio della terra
Regie: Stefano Russo
MÄNNER AL DENTE (Mine vaganti / Loose Cannons)
Regie: Ferzan Ozpetek
Meno male che ci sei
Regie. Luis Prieto
Christine Cristina
Regie: Stefania Sandrelli
La doppia ora (The Double Hour)
Regie: Giuseppe Capotondi
La siciliana rebelle (The Sicilian Girl)
Regie: Arco Amenta
Signorina Effe
Regie: Wilma Labate
La guerra di Mario (Mario's War)
Regie: Antonio Capuano
Le conseguenze dell'amore (The Consequences of Love)
Regie: Paolo Sorrentino
Il ronzio delle mosche
Regie: Dario D'Ambrosi
L'uomo in più (One Man Up)
Regie: Paolo Sorrentino
L'amore non ha confini
Regie: Paolo Sorrentino
I vesuviani (La stirpe di Iana)
Regie: Pappi Corsicato
Die schwarzen Löcher (I buchi neri)
Regie: Pappi Corsicato
Libera
Regie: Pappi Corsicato
50
DIE FILMMUSIK
In Ozpeteks Filmen spielt die Musik immer eine zentrale Rolle, erzählt
Gemütszustände und Stimmungen und ist daher von grundlegender Bedeutung.
Während der Vorbereitung zu MÄNNER AL DENTE bekam Ozpetek auf der Suche
nach einer Filmmusik unzählige Musik-CDs zugeschickt. Aber meist wechselte er
schon nach 30 Sekunden zum nächsten Stück. Bei „50mila lacrime“ von Nina Zilli
war das anders. Das Lied der jungen Künstlerin habe ihm sofort sehr gut gefallen,
weil es lustig, melancholisch und tiefgründig zugleich sei, sagt er. Zudem hat die
Sängerin eine glänzende Karriere vor sich. 2010 wird sie für ihren Song „L'uomo che
ama le donne“ mit dem Mio Martini-Kritikerpreis von San Remo ausgezeichnet und
gewinnt auch die Kategorie Premio Assomusica der Musikproduzenten; dies
aufgrund ihrer optimalen Bühnenpräsenz und der Fähigkeit, das Publikum in ihre
Show einzubinden und zu begeistern. Als Ozpetek Nina Zillis Lied am Set vorspielt,
summen, singen oder pfeifen es schon kurz darauf alle mit. Das bestätigt seine
Wahl. Und es ist auch genau richtig, fast wie eine Gebrauchsanweisung für alle
Protagonisten. Das Lied unterstreicht das Grundthema des Films: dass jeder sein
Leben so leben sollte, wie er will, auch wenn andere denken, es sei nicht richtig.
Besonders schön ist der unbeschwerte Moment am Meer, unterlegt mit Baccaras
1970er-Jahre-Hit „Sorry, I'm a Lady“.
Nicht zu vergessen der Song „Una notte a Napoli“, den die Freunde gemeinsam
singen, als sie vom Hausmädchen ertappt werden. Oder der Gesang von Andrea
unter der Dusche, in den ein anderes Hausmädchen mit klarer Stimme einstimmt.
51
Großes Glück hat Ozpetek auch mit den Liedern von Patty Pravo, einer wahren
Ikone der italienischen Musikszene, von der er „Pensiero stupendo“ aus dem Jahr
1977 verwendet. Mit dem Lied kommentiert er die Beziehung von Tommaso und
Alba, die es hören, als sie gemeinsam zu Abend essen und sich kauend anschauen.
Eine Liebe zu dritt – oder genauer: eine Liebe, bei der eine dritte Person ihre Hände
im Spiel hat.
Patty Pravo schickt Ozpetek auch einen neuen, noch nicht veröffentlichten Song für
seinen Film, den er erst in der Schnittphase hört. Folgerichtig verwendet er „Sogno“
beim Abspann mit Bildern, die im Film nicht verwendet werden. Nicht zu vergessen
der Song des großen Finales von Sezen Aksu, einer langjährigen Freundin von
Ferzan, von der er in jedem seiner Filme ein Lied verewigt.
Ozpetek ist ein Meister der Musikwahl. Dies bestätigt sich anhand der
Nominierungen und Auszeichnungen, die er für seine Filmmusik und Liederauswahl
bekommen hat.
Bereits „Die Ahnungslosen“ (Le fate ignoranti, 2001) wird beim Flaiano Film Festival
für die Beste Filmmusik von Andrea Guerra ausgezeichnet, der für den Soundtrack
zu „Das Fenster gegenüber“ (La finestra di fronte, 2003) den nationalen Filmpreis
David di Donatello, einen Ciak d'Oro und einen Globo d'Oro bekommt. „Gocce di
memoria“ von Giorgia wird mit einem Nastro d'Argento ausgezeichnet.
Auch der Titelsong von „Saturno contro – In Ewigkeit Liebe“ (Saturno contro, 2007)
„Passione“ von Neffa wird mit einem Nastro d'Argento, einem Globo d'Oro und einem
Goldenen Ciak für die Beste Filmmusik bedacht.
Die Musik von MÄNNER AL DENTE (2010) ist für den David di Donatello nominiert:
Pasquale Catalano als Bester Musiker und „Sogno“ von Patty Pravo als Bester Song.
52
DER SOUNDTRACK
50MILA LACRIME (Version Mine vaganti )
by Nina Zilli
2010 Edition Universal Music Italia
PENSIERO STUPENDO (live)
(Ivano Fossati / Oscar Prudente)
by Patty Pravo
1977 Edition Universal Music Publishing Ricordi
SORRY I'M A LADY
(Rolf Soja / Frank Dostal)
by Baccara
Edition Peermusic
1977 Sony Music Ariola Hamburg
KUTLAMA
(Sezen Aksu / Arto Tuncboyaciyan)
by Sezen Aksu
Edition S&N Music Publishing
2008 Dogan Music
YARA
(Nabil Salameh / Michele Lobaccaro / Alessandro Pipino)
by Radiodervish feat. Alessia Tondo
Edition Cosmasola / Radiofandango / Nunflower
2007 Radiofandango
ANCORA ANCORA ANCORA
(Gian Pietro Felisatti / Cristiano Malgioglio)
Sugar / Music Union
THE WAY WE WERE
(Marvin Hamlish / Alan Bergman / Marilyn Bergman)
Emi Music Publishing Italia
UNA NOTTE A NAPOLI
(Alba Clemente / Johnny Dynell)
by Pink Martini
2004 Heinz Records / Naive
SOGNO
(Ilaria Cortese / Nicoletta Strembelli / Marco Giocomelli / Fabio Petrillo)
by Patty Pravo
Edition Ananda 2 / Radiofandango
2010 Progetti Italiani / Radiofandango
PRESSEKONTAKT FÜR REZENSIONSEXEMPLARE VOM SOUNDTRACK
Universal Music International Division (UID)
Jens Ullrich
Senior Product Manager
Tel.: 030/52007-2279
eMail: [email protected]
53
AUSGEWÄHLTE PRESSESTIMMEN
„MÄNNER AL DENTE ist eine explosive und entzückende Komödie. Mit seinem
gewohnt unkonventionellen Stil zeichnet Ozpetek meisterlich ein nationales Fresko
zwischen Modernität und Tradition.“
Il Giornale
„(…) Ozpetek wendet sich wieder seinen Lieblingsthemen zu (familiäre Spannungen,
die Last der Konventionen) und tut es mit ansteckender Leichtigkeit und spritziger
Heiterkeit.“
Il corriere della sera
„Es wird gelacht: der italotürkische Regisseur zielt auf die Komödie und trifft voll ins
Schwarze (…)“
l'Unità
„…leichtfüssig und unglaublich charmant…MÄNNER AL DENTE ist großartiges
italienisches Kino. Melancholisch und witzig zu gleich erzählt der Film eine große
Familiengeschichte, die alt und neu zugleich ist und leistet dabei ein liebevolles
Stück Aufklärungsarbeit - nicht nur für die italienische Gesellschaft.“
kino-zeit.de
„Hübsche und vielseitige Komödie, die für Familie und Toleranz plädiert.“
Cinefacts.de
„MÄNNER AL DENTE erhält den Preis, weil dieser Film uns zum Lachen gebracht
hat, zum Weinen gebracht hat und wir sofort eine Reise nach Süditalien buchen
wollten.“
Auszeichnung mit dem „Spezialpreis der Jury“, Tribeca Filmfestival 2010
54