Die Bahnhofstraße in Bad Salzungen als Standort für Kaufland
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Die Bahnhofstraße in Bad Salzungen als Standort für Kaufland
Die Bahnhofstraße in Bad Salzungen als Standort für Kaufland Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Wissen bewegt. im Auftrag der Procom Invest GmbH & Co. KG Hamburg, Januar 2014 Die Bahnhofstraße in Bad Salzungen als Standort für Kaufland Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Projektnummer: 13DLP1582 Exemplarnummer: 01 Projektleitung: Boris Böhm im Auftrag der Procom Invest GmbH & Co. KG Rathausstraße 7 20095 Hamburg erarbeitet durch Dr. Lademann & Partner Gesellschaft für Unternehmens- und Kommunalberatung mbH Friedrich-Ebert-Damm 311 · 22159 Hamburg Das Gutachten ist urheberrechtlich geschützt und unter der Projektnummer registriert. Die im Gutachten enthaltenen Karten und Daten sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nicht aus dem Gutachten separiert oder einer anderen Nutzung zugeführt werden. Ausschließlich der Auftraggeber ist berechtigt, das Gutachten im Rahmen der Zwecksetzung an Dritte außer an Mitbewerber der Dr. Lademann & Partner Gesellschaft für Unternehmens- und Kommunalberatung mbH weiterzugeben. Ansonsten sind Nachdruck, Vervielfältigung, Veröffentlichung und Weitergabe von Texten oder Grafiken - auch auszugsweise - sowie die EDV-seitige oder optische Speicherung nur mit vorheriger schriftlicher Zustimmung der Dr. Lademann & Partner Gesellschaft für Unternehmens- und Kommunalberatung mbH erlaubt. Inhalt Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis III III 1 Einführung 1 1.1 1.2 Ausgangslage und Aufgabenstellung Vorgehensweise 1 1 2 Beschreibung des Vorhabens 3 2.1 2.2 Vorhabenkonzeption Mikrostandort 3 4 3 Rahmendaten des Makrostandorts 7 3.1 3.2 Lage im Raum Sozioökonomische Rahmendaten 7 9 4 Untersuchungsbefunde zur Angebotssituation 11 4.1 4.2 Vorhabenrelevante Einzelhandelsstruktur im periodischen Bedarf Vorhabenrelevante Einzelhandelsstruktur im aperiodischen Bedarf 11 14 5 Marktposition des Vorhabens 16 5.1 5.2 Prospektives Einzugsgebiet und Nachfragepotenzial Marktanteils- und Umsatzprognose für das Vorhaben 16 20 6 Wirkungsprognose 22 6.1 Vorbemerkungen 22 Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen I 6.2 6.3 Prospektive Umsatzumverteilungswirkungen im periodischen Bedarf (Nahversorgung) Prospektive Umsatzumverteilungswirkungen im aperiodischen Bedarf 24 26 7 Bewertung des Vorhabens 28 7.1 7.2 7.3 28 29 7.4 Zu den Bewertungskriterien Zur zentralörtlichen Zuordnung Zu den Auswirkungen auf die zentralen Versorgungbereiche und die Nahversorgung Zur städtebaulichen Integration des Vorhabenstandorts 8 Fazit 34 30 32 Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen II Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Fotos zum Mikrostandort 4 Abbildung 2: Vorhabenstandort an der Bahnhofstraße 5 Abbildung 3: Lage im Raum 8 Abbildung 4: Vorhabenrelevante Wettbewerbssituation 12 Abbildung 5: Einzugsgebiet des Vorhabens 17 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Sortimentsstruktur des Vorhabens 3 Tabelle 2: Bevölkerungsentwicklung im Vergleich 9 Tabelle 3: Nahversorgungsrelevante Verkaufsflächen- und Umsatzstruktur im Einzugsgebiet 11 Tabelle 4: Nahversorgungsrelevante Verkaufsflächen- und Umsatzstruktur im Einzugsgebiet 14 Tabelle 5: Kundenpotenzial des Vorhabens 18 Tabelle 6: Nachfragepotenzial zum Zeitpunkt der Marktwirksamkeit 19 Tabelle 7: Marktanteile des Vorhabens innerhalb des Einzugsgebiets 20 Tabelle 8: Umsatzstruktur des Vorhabens 21 Tabelle 9: Prospektive Umsatzumverteilungswirkungen des Vorhabens im periodischen Bedarf 25 Tabelle 10: Prospektive Umsatzumverteilungswirkungen des Vorhabens im periodischen Bedarf 26 Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen III 1 Einführung 1.1 Ausgangslage und Aufgabenstellung In der Kur- und Kreisstadt Bad Salzungen in Thüringen ist die Ansiedlung von Kaufland auf einem Areal zwischen Bahnhofstraße und Bahnlinie geplant. Der Markt soll eine Gesamtverkaufsfläche von 3.500 qm aufweisen (zzgl. rd. 260 qm Verkaufsfläche für Konzessionäre im Vorkassenbereich). Das Vorhaben soll über einen Bebauungsplan realisiert werden und ist damit Adressat des § 11 Abs. 3 BauNVO. Die Aufgabenstellung der Untersuchung bestand somit in der Ermittlung und Bewertung der städtebaulichen und raumordnerischen Auswirkungen des Vorhabens auf den bestehenden Einzelhandel innerhalb des prospektiven Einzugsgebiets unter besonderer Berücksichtigung der zentralen Versorgungsbereiche und der Nahversorgung. 1.2 Vorgehensweise Im Einzelnen war für die Durchführung des Verträglichkeitskurzchecks die Bearbeitung folgender Punkte erforderlich: Kurzbewertung der relevanten sozioökonomischen Rahmenbedingungen (Bevölkerungsentwicklung, Kaufkraftniveau, Erreichbarkeitsbeziehungen) und deren Entwicklungstendenzen am Makrostandort Bad Salzungen; kurze Einstufung der planungsrechtlichen Ausgangslage sowie der Zentrenrelevanz des Vorhabens; Bewertung des Mikrostandorts, des Umfeld und der Innenstadt; Bewertung der nahversorgungsrelevanten Angebotssituation im prospektiven Einzugsgebiet des Vorhabens; Ermittlung und Bewertung vorhabenrelevanter Ansiedlungs- bzw. Erweiterungsvorhaben und wesentlicher Schließungsabsichten; Abschätzung der Umsätze und Flächenproduktivitäten im vorhabenrelevanten Einzelhandel; überschlägige Vorhabenprognose bezüglich des prospektiven Einzugsgebiets, Nachfragepotenzials, Umsatzes und zu den Marktanteilen; Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 1 | 35 kompakte Wirkungsprognose bezüglich der zu erwartenden Umsatzumverteilungseffekte durch das Vorhaben zu Lasten des bestehenden Einzelhandels im Einzugsgebiet unter besonderer Berücksichtigung der zentralen Versorgungsbereiche und der Nahversorgung; städtebauliche und raumordnerische Bewertung des Vorhabens gemäß den Anforderungen von § 11 Abs. 3 BauNVO sowie vor dem Hintergrund der landes- und regionalplanerischen Bestimmungen; Um die Verträglichkeit des Vorhabens beurteilen zu können, waren eine Reihe von Primär- und Sekundärerhebungen durchzuführen: Sekundäranalyse der Daten des Statistischen Landesamts sowie einschlägiger Institute bezüglich der sozioökonomischen Rahmendaten; Begehungen des Mikrostandorts zur Beurteilung der Eignung für das geplante Vorhaben sowie der wesentlichen Wettbewerbsstandorte und der zentralen Versorgungsbereiche zur Einschätzung ihrer Leistungsfähigkeit; eigene Vor-Ort-Erhebungen des vorhabenrelevanten Einzelhandelsbestands wurden nicht durchgeführt. Stattdessen wurde auf die Ergebnisse des Einzelhandelsmonitorings Südwestthüringen der GMA von 2013 abgestellt. Die GMA-Daten wurden allerdings durch Vor-Ort-Begehungen sowie durch Daten des DLP-eigenen Geografischen Informationssystems plausibilisiert. Als Prognosehorizont wurde das Jahr 2015 als mögliches erstes Jahr der Marktwirksamkeit des Vorhabens angesetzt. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 2 | 35 2 Beschreibung des Vorhabens 2.1 Vorhabenkonzeption Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist die geplante Ansiedlung von Kaufland im Bahnhofsumfeld der Stadt Bad Salzungen mit einer Gesamtverkaufsfläche von 3.500 qm (zzgl. 260 qm einzelhandelsrelevante Verkaufsfläche für Konzessionäre im Vorkassenbereich). Realisiert werden soll ein zweigeschossiger Baukörper mit der Ladenfläche im Erdgeschoss und einer Stellplatzfläche für rd. 250 Parkplätze im Obergeschoss. Der Sortimentsschwerpunkt des Vorhabens liegt in den Bereichen Nahrungs- und Genussmittel sowie Drogeriewaren/Wasch-/Putz-/Reinigungsmittel. Damit stellt das Vorhaben einen typischen Nahversorgungsanbieter dar. Der Verkaufsflächenanteil aperiodischer Randsortimente1 wird bei Kaufland erfahrungsgemäß bei ca. 25 % (etwa 900 qm) liegen. Der B-Plan-Entwurf sieht vor, einzelne Sortimentsgruppen des aperiodischen Bedarfs zum Schutze der Innenstadt auf maximal 200 qm Verkaufsfläche zu begrenzen. Sortimentsstruktur des Vorhabens Branchenmix periodischer Bedarf davon Kaufland Verkaufsfläche in qm 2.860 2.600 davon Shops (einzelhandelsrelevant) 260 aperiodischer Bedarf (nur Kaufland) 900 Gesamt (Einzelhandel) 3.760 Quelle: Angaben des Aufraggebers. Tabelle 1: Sortimentsstruktur des Vorhabens Das Vorhaben soll über einen Bebauungsplan realisiert werden und ist damit nach § 11 Abs. 3 BauNVO zu beurteilen. 1 Non-Food-Sortimente ohne Drogeriewaren/Wasch-/Putz-/Reinigungsmittel. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 3 | 35 2.2 Mikrostandort Der Vorhabenstandort umfasst ein Areal, welches zwischen der Bahnhofstraße und der Bahnlinie im nördlichen Stadtgebiet von Bad Salzungen verortet ist und damit am Rande der Kernstadt gelegen ist. Abbildung 1: Mikrostandortlage Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 4 | 35 Die verkehrliche Anbindung des Vorhabenstandorts soll über die Bahnhofstraße erfolgen, die in ihrem weiteren östlichen (Steinweg, Lindentor, August-BebelStraße) und westlichen Verlauf (Sandweg, Leimbacher Straße) als wichtigste nördliche Kernstadtumfahrung fungiert. Die Erschließung des Grundstücks soll über einen einzurichtenden Kreisel am Kreuzungspunkt Bahnhofstraße/Sandweg hergestellt werden und gewährleistet damit Zu- und Abfahrtsmöglichkeiten aus/in alle(n) Fahrtrichtungen. Die Anbindung an den ÖPNV erfolgt über den sich östlich anschließenden Bahnhof und Busbahnhof. Abbildung 2: Vorhabenstandort an der Bahnhofstraße Das Vorhabenareal ist derzeit größtenteils ungenutzt und liegt weitgehend brach. Im süd-westlichen Teil des Grundstücks befinden sich noch einige baufällige Baukörper, die jedoch nicht mehr genutzt werden. Das Standortumfeld ist durch heterogene Strukturen geprägt. Östlich angrenzend befindet sich der Bad Salzunger Bahnhof, nördlich schließen sich die Bahngleise an das Grundstück an. Das westliche Standortumfeld wird von großflächigen Industrie- und Gewerbenutzungen geprägt. Entlang der Bahnhofstraße sind ein Medimax-Elektrofachmarkt, das Veranstaltungszentrum Pressenwerk sowie weitere kleingewerbliche, aber auch vereinzelte Wohnnutzungen verortet. In fußläufiVerträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 5 | 35 ger Entfernung von gut 250 m befindet sich am Kreisel Bahnhofstraße/RudolfBreitscheidt-Straße das Goethe-Park-Center, welches die nordwestliche Eingangssituation in den Kernbereich der Bad Salzunger Innenstadt markiert. Auch die östlich des Bahnhofs gelegenen Kuranlagen liegen nur unweit des Vorhabenstandorts. Geplant ist die Ansiedlung von Kaufland mit 3.500 qm Verkaufsfläche auf einem im Bahnhofsumfeld von Bad Salzungen und damit an die Innenstadt angrenzenden Areal. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 6 | 35 3 Rahmendaten des Makrostandorts 3.1 Lage im Raum Die Kurstadt Bad Salzungen befindet sich in Südwestthüringen zwischen Thüringer Wald und Rhön und ist Kreisstadt des Wartburgkreises. Die verkehrliche Anbindung von Bad Salzungen erfolgt im Wesentlichen über die Bundesstraßen 62 und 285. Zudem kann die B 19 (Eisenach – Meiningen) unweit von Bad Salzungen erreicht werden. Eine direkte Anbindung an das überregionale Verkehrsnetz besteht jedoch nicht. Die Bundesautobahnen 4 und 71 liegen etwa 30 bis 40 km entfernt, die BAB 7 rd. 50 km. Bad Salzungen ist zudem an das Nahverkehrsschienennetz der Deutschen Bahn eingebunden (Werrabahn: Eisenach-Meiningen-Eisfeld) sowie durch die Verkehrsgesellschaft Wartburgkreis in das Busverkehrsnetz. Von Seiten der Regionalplanung ist Bad Salzungen als Mittelzentrum ausgewiesen. Gemäß dem Landesentwicklungsplan des Freistaats Thüringen von 2004 soll Bad Salzungen damit über ein breites Spektrum von Einrichtungen mit regionaler Bedeutung sowie umfassende Angebote an Gütern und Dienstleistungen des gehobenen Bedarfs verfügen. Zur Ausstattung von Mittelzentren gehören auch vielseitige Einkaufsmöglichkeiten des gehobenen Bedarfs. Die nächstgelegenen Orte mit höherer zentralörtlicher Funktion sind das Mittelzentrum mit der Teilfunktion eines Oberzentrums Eisenach (rd. 25 km), das Mittelzentrum Schmalkalden (rd. 25 km) sowie das in Hessen gelegene Mittelzentrum Heringen (rd. 30 km). Bad Salzungen ist seit 2009 staatlich anerkanntes Sole-Heilbad und als Kurstadt auch von touristischer Bedeutung. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 7 | 35 Bad Salzungen Abbildung 3: Lage im Raum Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 8 | 35 3.2 Sozioökonomische Rahmendaten Die Bevölkerungsentwicklung in Bad Salzungen verlief seit 2008 mit einem jährlichen Rückgang von -0,6 % negativ und bewegt sich damit in etwa auf dem Niveau der umliegenden größeren Städte. Im Vergleich mit dem Wartburgkreis insgesamt ist der Einwohnerrückgang in Bad Salzungen jedoch deutlich schwächer ausgefallen und auch bezogen auf den Landesschnitt Thüringens sind die Einwohnerrückgänge in Bad Salzungen geringer ausgefallen. Insgesamt lebten in Bad Salzungen Anfang 2013 gut 15.800 Einwohner. Einwohnerentwicklung in Bad Salzungen und im Umland Gemeinde/Landkreis/Bu ndesland +/- 13/08 Veränderung p.a. in % 2008 2013 Bad Salzungen 16.290 15.801 - 489 -3,0 -0,6 Eisenach 43.308 42.685 - 623 -1,4 -0,3 Schmalkalden 20.653 19.782 - 871 -4,2 -0,9 Meiningen 21.987 21.477 - 510 -2,3 -0,5 Wartburgkreis 135.058 125.585 - 9.473 -7,0 -1,4 4.022.096 3.861.096 - 161.000 -4,0 -0,8 Thüringen abs. in % Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik (Stand jeweils 01.01.) Tabelle 2: Bevölkerungsentwicklung im Vergleich Für die Prognose der Bevölkerungsentwicklung in Bad Salzungen kann in Anlehnung an die Prognose der Bertelsmann Stiftung für die Kreisstadt Bad Salzungen2 unter Berücksichtigung der tatsächlichen Entwicklung in den letzten Jahren davon ausgegangen werden, dass sich die Einwohnerzahlen auch in den nächsten Jahren auf einem ähnlichen Niveau entwickeln werden. Im Jahr 2015 (dem möglichen Zeitpunkt der Marktwirksamkeit des Vorhabens) ist in Bad Salzungen daher mit einer Bevölkerungszahl zu rechnen von etwa 15.570 Einwohnern. 2 Vgl. Bertelsmann Stiftung: wegweiser-kommune.de Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 9 | 35 Bad Salzungen verfügt über eine einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer3 von 87,1. Die Kaufkraftkennziffer fällt damit im Vergleich zum Schnitt des Landkreises Wartburgkreis (89,7) sowie zum Landesdurchschnitt Thüringens (89,0) leicht unterdurchschnittlich aus. Die sozioökonomischen Rahmenbedingungen im Untersuchungsraum induzieren insbesondere aufgrund der negativen Einwohnerentwicklung und der unterdurchschnittlichen Kaufkraftkennziffer keine zusätzliche Impulse für die künftige Einzelhandelsentwicklung in Bad Salzungen. Dies wurde bei der späteren Wirkungsprognose des Vorhabens berücksichtigt. 3 Vgl. GfK Geomarketing: Einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffern 2013. Durchschnitt Deutschland=100. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 10 | 35 4 Untersuchungsbefunde zur Angebotssituation 4.1 Vorhabenrelevante Einzelhandelsstruktur im periodischen Bedarf Zur Bestimmung der nahversorgungsrelevanten Wettbewerbs- und Angebotssituation in Bad Salzungen (periodischer Bedarf) beziehen sich Dr. Lademann & Partner auf die Angaben zum Einzelhandelsbestand der GMA aus dem Einzelhandelsmonitoring Südwestthüringen aus 2013. Die Angaben wurden durch eigene VorOrt-Begehungen plausibilisiert. Die Angaben für das Umland beziehen sich auf Sekundärdaten von Trade Dimension aus dem hauseigenen Geografischen Informationssystem von Dr. Lademann & Partner. Erfasst worden sind hier alle strukturprägenden Lebensmitteleinzelhandelsbetriebe ab 400 qm Verkaufsfläche. Danach wird im prospektiven Einzugsgebiet4 des Vorhabens eine nahversorgungsrelevante Verkaufsfläche von rd. 40.850 qm vorgehalten. Verkaufsflächen- und Umsatzstruktur des nahversorgungsrelevanten Einzelhandels im Einzugsgebiet Anzahl der Betriebe Verkaufsfl. in qm Umsatz in Mio. € Innenstadt* 20 2.590 13,8 Sonstiges Stadtgebiet* 38 12.140 45,3 Summe Zone 1 (Bad Salzungen) 58 14.730 59,1 Summe Zone 2 (Umland)** 38 26.114 98,4 Gesamt 96 40.844 157,5 Periodischer Bedarf Quelle: *Nach Angaben des Einzelhandelsmonitorings für Südwestthüringen durch die GMA. **Eigene Berechnungen nach Verkaufsflächendaten von Trade Dimensions (LEH-Betriebe ab 400 qm Verkaufsfläche) Tabelle 3: Nahversorgungsrelevante Verkaufsflächen- und Umsatzstruktur im Einzugsgebiet 4 Zur Abgrenzung des Einzugsgebiets siehe Kap. 5.1 Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 11 | 35 Rd. 14.700 qm Verkaufsfläche entfällt davon auf das Stadtgebiet von Bad Salzungen. Davon wiederum sind weniger als 20 % in der Innenstadt von Bad Salzungen verortet. Abbildung 4: Vorhabenrelevante Wettbewerbssituation Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 12 | 35 Die Umsätze für den nahversorgungsrelevanten Einzelhandel in Bad Salzungen wurden ebenfalls dem Einzelhandelsmonitoring Südwestthüringen durch die GMA aus 2013 entnommen und plausibilisiert. Die Umsätze für die Betriebe im Umland wurden auf der Grundlage von Branchenkennziffern, der ermittelten Verkaufsflächen sowie der spezifischen Wettbewerbssituation standortgewichtet ermittelt. Der Brutto-Umsatz bei den nahversorgungsrelevanten Sortimenten innerhalb des Einzugsgebiets beläuft sich auf insgesamt rd. 157,5 Mio. €. Die durchschnittliche Flächenproduktivität für diese Sortimentsgruppe beträgt insgesamt rd. 3.860 € je qm Verkaufsfläche. Die Betriebe in Bad Salzungen (ca. 4.010 € je qm Verkaufsfläche) erzielen dabei jedoch höhere DurchschnittsFlächenproduktivitäten als die Betriebe im Umland (ca. 3.770 € je qm Verkaufsfläche). Auf einer nahversorgungsrelevanten Verkaufsfläche von insgesamt knapp 40.900 qm innerhalb des prospektiven Einzugsgebiets werden rd. 157,5 Mio. € Umsatz generiert. Sowohl verkaufsflächenseitig als auch umsatzseitig betrachtet ist das nahversorgungsrelevante Angebot insbesondere in Bad Salzungen gut ausgebaut und lässt auf erhebliche Nachfragezuflüsse aus dem Umland schließen. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 13 | 35 4.2 Vorhabenrelevante Einzelhandelsstruktur im aperiodischen Bedarf Zur Bestimmung der Wettbewerbs- und Angebotssituation in Bad Salzungen (aperiodischer Bedarf) beziehen sich Dr. Lademann & Partner auf die Angaben zum Einzelhandelsbestand der GMA aus dem Einzelhandelsmonitoring Südwestthüringen aus 2013. Die Angaben wurden durch eigene Vor-Ort-Begehungen plausibilisiert. Aufgrund des überschaubaren Verkaufsflächenrahmes der aperiodischen Vorhabensortimente und der Tatsachse, dass diese lediglich als Randsortimente und nicht als eigenständige Fachmärkte entstehen werden, gehen Dr. Lademann & Partner davon aus, dass signifikante Auswirkungen lediglich auf Bad Salzungen beschränkt bleiben. Auf eine Erhebung und Darstellung aperiodischer Sortimente im Umland wurde daher verzichtet. Danach wird in Bad Salzungen (Zone 1) eine vorhabenrelevante Verkaufsfläche im aperiodischen Bedarf von knapp. 27.600 qm vorgehalten. Verkaufsflächen- und Umsatzstruktur des aperiodischen Bedarfs innerhalb von Bad Salzungen Anzahl der Betriebe Verkaufsfl. in qm Umsatz in Mio. € Innenstadt* 69 7.780 18,5 Sonstiges Stadtgebiet* 57 19.775 35,7 126 27.555 54,2 Aperiodischer Bedarf Gesamt Bad Salzungen Quelle: *Nach Angaben des Einzelhandelsmonitorings für Südwestthüringen durch die GMA. Tabelle 4: Verkaufsflächen- und Umsatzstruktur im Einzugsgebiet (aperiodischer Bedarf) Der Schwerpunkt davon entfällt mit knapp 20.000 qm eindeutig auf die Sonstigen Lagen im Stadtgebiet und wird dabei vor allem durch die flächenextensiven Branchen Möbel, Technik/Elektro und Bau- und Gartenbedarf geprägt. Bei den zentrenrelevanten Sortimenten Bekleidung, Schuhe, Sportartikel, Bücher, Schreibwaren, Spielwaren, Optik und Uhren/Schmuck hingegen dominiert eindeutig die Innenstadt. Die Umsätze für den aperiodischen Bedarf in Bad Salzungen wurden ebenfalls dem Einzelhandelsmonitoring Südwestthüringen durch die GMA aus 2013 entnommen und plausibilisiert. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 14 | 35 Der Brutto-Umsatz im aperiodischen Bedarf innerhalb von Bad Salzungen beläuft sich auf insgesamt rd. 54,2 Mio. €. Die durchschnittliche Flächenproduktivität für diese Sortimentsgruppe beträgt insgesamt rd. 1.970 € je qm Verkaufsfläche. Dabei erzielen die Betriebe in der Innenstadt mit rd. 2.380 € je qm Verkaufsfläche eine deutlich höhere Flächenproduktivität als die zu großen Teilen flächenextensiven Anbieter im Sonstigen Stadtgebiet mit rd. 1.810 € je qm Verkaufsfläche. Auf einer vorhabenrelevanten Verkaufsfläche bezüglich des aperiodischen Bedarfs von insgesamt knapp 27.600 qm innerhalb von Bad Salzungen werden rd. 54,2 Mio. € Umsatz generiert. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 15 | 35 5 Marktposition des Vorhabens 5.1 Prospektives Einzugsgebiet und Nachfragepotenzial Zur Ermittlung des Einzugsgebiets wurden die Einzugsbereiche vergleichbarer Bestandsobjekte ausgewertet und im Analogieschlussverfahren auf das Vorhaben an der Bahnhofstraße in Bad Salzungen übertragen. Dabei wurden neben der Erreichbarkeit des Standorts auch das Agglomerationsumfeld und die Wettbewerbssituation im Raum berücksichtigt. Bei der Betrachtung des Einzugsgebiets eines Einzelhandelsbetriebs sind zwei Dimensionen zu beachten: die räumliche Ausdehnung des Einzugsgebiets und die Höhe der Nachfrageabschöpfung in diesem Gebiet. Während das Einzugsgebiet den Raum repräsentiert, aus dem ein Handelsstandort regelmäßig seine Kunden gewinnt, bezeichnet der Marktanteil den Umfang an Nachfrage, den ein Handelsstandort aus diesem Gebiet binden kann. Aufgrund der Distanzempfindlichkeit der Verbrauchernachfrage sinkt der Marktanteil mit zunehmender Entfernung zwischen Wohn- und Vorhabenstandort, weshalb das Einzugsgebiet für die weiteren Betrachtungen in unterschiedliche Zonen untergliedert wurde. Das Einzugsgebiet des Vorhabens erstreckt sich im Nahbereich über das Stadtgebiet von Bad Salzungen. Aufgrund der ländlichen Strukturen des Umlands und der Tatsache, dass das Kaufland-Planvorhaben neben dem Herkules E-Center am westlichen Stadtrand den größten Lebensmittelbetrieb im Raum darstellen wird, kann darüber hinaus von einer weiträumigen Ausstrahlungskraft von Kaufland ausgegangen werden, die weite Teile des Wartburgkreises umfasst. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 16 | 35 Abbildung 5: Einzugsgebiet des Vorhabens Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 17 | 35 In dem prospektiven Einzugsgebiet des Vorhabens leben derzeit knapp 68.900 Personen. Aufgrund der prognostizierten Bevölkerungsveränderungen kann von einem rückläufigen Einwohnerpotenzial in 2015 ausgegangen werden von insgesamt rd. 67.650 Einwohnern. Darüber hinaus ist mit einer Potenzialreserve5 von insgesamt etwa 15 % der Grundnachfrage (Einwohneräquivalent von rd. 11.950 Personen) zu rechnen. Insgesamt umfasst das Kundenpotenzial des Vorhabens in 2015 somit rd. 79.600 Personen. Einzugsgebiet des Ansiedlungsvorhabens in Bad Salzungen Bereich Zonen Nahbereich Zone 1 15.801 15.570 Fernbereich Zone 2 53.076 52.070 Zonen 1-2 68.877 67.640 15% 12.150 11.940 81.030 79.580 Einzugsgebiet Potenzialreserve Gesamt 2013 2015 Quelle: Eigene Berechnungen der Dr. Lademann & Partner GmbH. Tabelle 5: Kundenpotenzial des Vorhabens Auf der Grundlage der Einwohnerzahlen und der Kaufkraft6 im Einzugsgebiet sowie des zu Grunde gelegten Pro-Kopf-Ausgabesatzes7 beträgt das Nachfragepotenzial für die vorhabenrelevanten Sortimente inklusive Potenzialreserve aktuell rd. 390,9 Mio. €. Bis zur prospektiven Marktwirksamkeit des Vorhabens im Jahr 2015 ist angesichts der prognostizierten Bevölkerungsrückgänge von einer Reduzierung des Nachfragepotenzials (inkl. Potenzialreserve) auszugehen auf rd. 383,5 Mio. € (rd. -7,5 Mio. €). 5 Diese setzt sich aus Streukunden zusammen, die nur sporadisch am Vorhabenstandort einkaufen werden (z.B. Touristen, Kurgäste, Durchreisende, Zufallskunden sowie Verbraucher, die außerhalb des Einzugsgebiets leben). 6 Vgl. Einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffern der GfK Geomarketing. 7 Vgl. Ausgabesätze der GfK Geomarketing. Für den periodischen Bedarf wird ein ungewichteter Pro-Kopf-Ausgabesatz in Höhe von 2.660 € angesetzt, für den aperiodischen Bedarf ein Ausgabesatz von 2.752 €. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 18 | 35 Davon entfallen rd. 188,5 Mio. € auf den periodischen Bedarf. Nachfragepotenzial des Vorhabens 2015 in Mio. € Daten Zone 1 Zone 2 Potenzialreserve* Gesamt Periodischer Bedarf 36,1 120,7 31,8 188,6 Aperiodischer Bedarf 37,3 124,9 32,9 195,1 Gesamt 73,4 245,6 64,6 383,7 Quelle: Eigene Berechnungen. *Potenzialreserve: 15 % des Nachfragepotenzials im Einzugsgebiet. Tabelle 6: Nachfragepotenzial zum Zeitpunkt der Marktwirksamkeit Insgesamt beträgt das Kundenpotenzial des Vorhabens in 2015 knapp 80.000 Personen. Das vorhabenrelevante Nachfragepotenzial im Einzugsgebiet wird bis zur Markwirksamkeit auf etwa 383,5 Mio. € fallen. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 19 | 35 5.2 Marktanteils- und Umsatzprognose für das Vorhaben Die Umsatzprognose für das Vorhaben basiert auf der Einschätzung erzielbarer Nachfrageabschöpfungen der geplanten Nutzung im Einzugsgebiet auf Grundlage von umfangreichen Erfahrungswerten und empirischen Untersuchungen. Neben der Entfernung zum Vorhabenstandort wurde dabei auch die Wettbewerbssituation im Raum berücksichtigt. Für das Vorhaben ist davon auszugehen, dass es insgesamt einen Marktanteil im Einzugsgebiet von etwa 4 % erreichen wird. Der prospektiv höchste Marktanteil wird dabei aufgrund des beabsichtigten Betriebstyps im nahversorgungsrelevanten bzw. periodischen Bedarf erzielt. In der Zone 1 (Bad Salzungen) liegt dieser bei rd. 15 %, in der Zone 2 sind etwa 4 % zu erwarten. Marktanteile des Vorhabens im Einzugsgebiet Zone 1 Zone 2 Gesamt* 36,1 120,7 156,8 periodischer Bedarf Marktpotenzial (Mio. €) Umsatz Vorhaben (Mio. €) Marktanteile 5,5 4,9 10,5 15% 4% 7% 37,3 124,9 162,2 aperiodischer Bedarf Marktpotenzial (Mio. €) Umsatz Vorhaben (Mio. €) 1,2 1,1 2,3 Marktanteile 3% 1% 1% 73,4 245,6 319,1 Umsatz Vorhaben (Mio. €) 6,8 6,0 12,8 Marktanteile 9% 2% 4% Gesamt Marktpotenzial (Mio. €) Quelle: Eigene Berechnungen. *Ohne Streuumsätze. Tabelle 7: Marktanteile des Vorhabens innerhalb des Einzugsgebiets Unter Berücksichtigung zusätzlicher Streuumsätze in Höhe von 15 % bezogen auf den Gesamtumsatz, die räumlich nicht genau zuzuordnen sind und aus der o.g. Potenzialreserve gespeist werden, errechnet sich das Gesamtumsatzpotenzial des Vorhabens. Danach wird sich der einzelhandelsrelevante Brutto-Umsatz des Vorhabens bei einer durchschnittlichen Flächenproduktivität von rd. 4.000 € je qm Verkaufsfläche auf insgesamt rd. 15,0 Mio. € belaufen, wovon mit rd. 12,3 Mio. € der Schwerpunkt auf den periodischen Bedarf entfällt. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 20 | 35 Umsatzstruktur des Vorhabens Branchenmix Verkaufsfläche in qm periodischer Bedarf davon Kaufland davon Shops aperiodischer Bedarf Gesamt (Einzelhandel) Flächenproduktivität* Umsatz in Mio. € 2.860 4.310 12,3 2.600 4.100 10,7 260 6.400 1,7 900 3.000 2,7 3.760 4.000 15,0 Quelle: Berechnungen von Dr. Lademann & Partner. *in €/qm VKF Tabelle 8: Umsatzstruktur des Vorhabens Für das Vorhaben ist von einem prospektiven Marktanteil innerhalb seines Einzugsgebiets von insgesamt rd. 4 % auszugehen. Nach den Modellrechnungen ergibt sich daraus ein Umsatzpotenzial von insgesamt rd. 15,0 Mio. €, davon rd. 12,3 Mio. € im periodischen Bedarf. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 21 | 35 6 Wirkungsprognose 6.1 Vorbemerkungen Im Rahmen der Wirkungsprognose wird untersucht, wie sich der prognostizierte Umsatz des Vorhabens unter Berücksichtigung der räumlichen Verteilung auf den Einzelhandel im Einzugsgebiet maximal auswirken wird (worst-case-Prognose). Hierbei wird angenommen, dass das Vorhaben bis zum Jahr 2015 voll versorgungswirksam wird. Die Umverteilungswirkungen werden auf Basis der bestehenden Einzelhandelsumsätze (stationärer Einzelhandel im jeweiligen Bezugsraum) ermittelt. Dabei muss zunächst die Verteilung der Wirkung des Vorhabenumsatzes mit Kunden aus der jeweiligen Einzugsgebietszone auf die einzelnen untersuchten Versorgungslagen (zentrale Versorgungsbereiche, Streulagen) prognostiziert werden. Einen wichtigen Anhaltspunkt dafür liefern die bisherige Verteilung der Umsätze, die Typgleichheit bzw. Typähnlichkeit des Angebots sowie die Entfernung zum Vorhabenstandort. Daneben ist zu berücksichtigen, dass ein stärker agglomerierter Standort tendenziell weniger von einem Ansiedlungsvorhaben betroffen ist. Die Auswirkungen des Vorhabens sind nicht direkt am Marktanteil ablesbar; vielmehr müssen für eine fundierte Wirkungsabschätzung die Veränderungen der Nachfrageplattform bis zum Zeitpunkt der Marktwirksamkeit des Vorhabens (prospektiv 2015) sowie die Nachfrageströme berücksichtigt werden: Sowohl das Vorhaben (in Höhe des zu erwartenden Marktanteils) als auch die bereits vorhandenen Betriebe (in Höhe der aktuellen Bindung des Nachfragepotenzials) werden insgesamt von einer Marktschrumpfung infolge der Bevölkerungsabnahme betroffen sein. Dieser Effekt ist wirkungsverschärfend zu berücksichtigen. Wirkungsmildernd schlägt zu Buche, dass das Vorhaben in der Lage sein wird, bisherige Nachfrageabflüsse aus dem Einzugsgebiet zu reduzieren. Das heißt, der mit Kunden aus dem Einzugsgebiet getätigte Vorhabenumsatz muss nicht vollständig zuvor den Händlern vor Ort zu Gute gekommen sein. Vielmehr lenkt das Vorhaben auch bisherige Nachfrageabflüsse auf sich um. Die im Einzugsgebiet vorhandenen Betriebe profitieren umgekehrt aber auch von Zuflüssen aus den angrenzenden Bereichen. Von diesen Zuflüssen kann das Vorhaben einen Teil auf sich umlenken, was sich wirkungsverschärfend auf die Betriebe innerhalb des Einzugsgebiets auswirkt. Dieser Effekt wird Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 22 | 35 wirkungsverschärfend mit berücksichtigt, sofern die Zentralität einer Einzugsgebietszone über 100 % liegt, d.h. die Nachfragezuflüsse die Nachfrageabflüsse deutlich übersteigen. Dies ist in der Zone 1 (Bad Salzungen) der Fall. Erst für den so bereinigten Umverteilungsumsatz ist anzunehmen, dass er zu Lasten anderer bestehender Einzelhandelsbetriebe umverteilt wird. Bezüglich des aperiodischen Bedarfs ist anzumerken, dass diese als dem Kernsortiment Nahrungs- und Genussmittel/Drogeriewaren untergeordnete Randsortimente vorgehalten werden und sich auf eine Vielzahl unterschiedlicher Sortimente (z.B. Textilwaren, Haushaltswaren, Schreibwaren, Spielwaren, Sportartikel, Autozubehör etc.) herunter brechen lassen. Da die einzelnen Sortimente auf maximal 200 qm Verkaufsfläche im B-Plan begrenzt werden sollen, haben Dr. Lademann & Partner in der nachfolgenden Wirkungsprognose die Wirkungen für die aperiodischen Randsortimente in ihrer Gesamtheit betrachtet. Zudem wurden aufgrund des insgesamt überschaubaren Verkaufsflächenrahmes die Wirkungen im Segment der aperiodischen Randsortimente nur bezogen auf die Stadt Bad Salzungen ermittelt. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 23 | 35 6.2 Prospektive Umsatzumverteilungswirkungen im periodischen Bedarf (Nahversorgung) Das Vorhaben wird mit Kunden aus seinem Einzugsgebiet einen nahversorgungsrelevanten Umsatz von rd. 10,5 Mio. €8 erzielen (ohne Streuumsätze). Wirkungsverschärfend ist dabei zu berücksichtigen, dass sowohl das Vorhaben selbst als auch die bereits vorhandenen Betriebe im Einzugsgebiet von einer Marktschrumpfung aufgrund von Bevölkerungsrückgängen betroffen sein werden (zusammen rd. 2,2 Mio. €). Darüber hinaus ist das Vorhaben in der Lage, bisherige Abflüsse zu binden (rd. -1,3 Mio. €). Das Vorhaben wird aber auch Umsätze auf sich lenken, die bisher den Betrieben in Bad Salzungen von außerhalb zugeflossen sind (rd. 0,4 Mio. €) und auf diese wirkungsverschärfend wirken. Nach Berücksichtigung dieser Effekte beträgt der umverteilungsrelevante Vorhabenumsatz rd. 11,8 Mio. €. Stellt man diesen dem nahversorgungsrelevanten Einzelhandelsumsatz im Einzugsgebiet gegenüber, ergibt sich prospektiv eine Umsatzumverteilung von insgesamt rd. 7,5 %. Die Umsatzumverteilungswirkungen wirken sich jedoch unterschiedlich stark auf die untersuchten Versorgungsbereiche im Einzugsgebiet aus. Grundsätzlich werden die Wirkungen innerhalb des Nahbereichs (Zone 1; Bad Salzungen) deutlich höher ausfallen als im Fernbereich (Zone 2; Umland). Aufgrund der räumlichen Nähe kann zudem davon ausgegangen werden, dass die bestehenden Betriebe in der Innenstadt von Bad Salzungen am stärksten von dem Vorhaben betroffen sein werden (bis zu rd. 10 %). Darüber hinaus wird aufgrund der Typgleichheit des Betriebsformats der Herkules-Markt am Stadtrand verhältnismäßig stark betroffen sein. In absoluten Zahlen gemessen, wird in der Innenstadt mit rd. 1,4 Mio. € deutlich weniger Umsatz umverteilt als im Sonstigen Stadtgebiet (rd. 4,1 Mio. €). Im Folgenden sind die Umverteilungswirkungen für die einzelnen Standortlagen innerhalb des Einzugsgebiets dargestellt. Die Kompensationseffekte wurden jeweils separat ermittelt. 8 Dabei wurde angenommen, dass die Flächen für Konzessionäre vollständig dem periodischen Bedarf zuzuordnen sind und mit Einzelhandelbetrieben belegt werden. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 24 | 35 Wirkungsprognose 2015 des Vorhabens in Bad Salzungen Zone1 Zone 2 Innenstadt Sonstiges Stadtgebiet Zone 1 Summe Zone 2 Summe gesamt Vorhabenumsatz zu Lasten Standortbereich (unbereinigt) 1,4 4,2 5,5 4,9 10,5 zzgl. Wirkungsverschärfung durch Marktschrumpfung zu Lasten des Vorhabens 0,0 0,1 0,1 0,1 0,2 zzgl. Partizipation der vorhandenen Betriebe an Marktschrumpfung 0,1 0,3 0,4 1,6 2,0 abzgl. Kompensationseffekte durch Umlenkung von Nachfrageabflüssen -0,2 -0,7 -0,9 -0,4 -1,3 zzgl. Wirkungsverschärfung durch Umlenkung von Nachfragezuflüssen 0,1 0,3 0,4 - 0,4 Umverteilungsrelevanter Vorhabenumsatz (bereinigt) 1,4 4,1 5,5 6,2 11,8 10,0% 9,2% 9,4% 6,3% 7,5% Periodischer Bedarf Umsatzumverteilung in % vom Umsatz des bestehenden Einzelhandels Quelle: Eigene Berechnungen. Werte gerundet. Tabelle 9: Prospektive Umsatzumverteilungswirkungen des Vorhabens im periodischen Bedarf Die Umsatzumverteilungswirkungen durch die Ansiedlung von Kaufland in Bad Salzungen erreichen nach den Prognosen von Dr. Lademann & Partner im Segment des periodischen Bedarfsbereichs Werte von im Schnitt rd. 7,5 %. Dabei sind Auswirkungen von bis zu 10 % für die Innenstadt von Bad Salzungen nicht auszuschließen. Im Umland fallen die Umverteilungsquoten deutlich geringer aus. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 25 | 35 6.3 Prospektive Umsatzumverteilungswirkungen im aperiodischen Bedarf Das Vorhaben wird mit Kunden aus Bad Salzburg einen Umsatz bei den aperiodischen Randsortimenten von rd. 2,7 Mio. € erzielen (ohne Streuumsätze). Nach Berücksichtigung der wirkungsverschärfenden und der wirkungsmildernden Effekte beträgt der umverteilungsrelevante Vorhabenumsatz rd. 3,2 Mio. €. Stellt man diesen dem Einzelhandelsumsatz im Einzugsgebiet gegenüber, ergibt sich prospektiv eine Umsatzumverteilung von insgesamt rd. 6,0 %. Aufgrund der räumlichen Nähe und der Angebotsüberschneidungen kann davon ausgegangen werden, dass die bestehenden Betriebe in der Innenstadt von Bad Salzungen am stärksten von dem Vorhaben betroffen sein werden (rd. 7,0 %). Im Folgenden sind die Umverteilungswirkungen für die einzelnen Standortlagen innerhalb von Bad Salzungen dargestellt. Die Kompensationseffekte wurden jeweils separat ermittelt. Wirkungsprognose 2015 des Vorhabens in Bad Salzungen Zone 1 (Bad Salzungen) Innenstadt Sonstiges Stadtgebiet gesamt Vorhabenumsatz zu Lasten Standortbereich (unbereinigt) 1,1 1,6 2,7 zzgl. Wirkungsverschärfung durch Marktschrumpfung zu Lasten des Vorhabens 0,0 0,0 0,0 zzgl. Partizipation der vorhandenen Betriebe an Marktschrumpfung 0,2 0,2 0,4 abzgl. Kompensationseffekte durch Umlenkung von Nachfrageabflüssen -0,3 -0,5 -0,8 zzgl. Wirkungsverschärfung durch Umlenkung von Nachfragezuflüssen 0,4 0,6 1,0 Umverteilungsrelevanter Vorhabenumsatz (bereinigt) 1,3 1,9 3,2 7,0% 5,4% 6,0% Aperiodischer Bedarf Umsatzumverteilung in % vom Umsatz des bestehenden Einzelhandels Quelle: Eigene Berechnungen. Werte gerundet. Tabelle 10: Prospektive Umsatzumverteilungswirkungen des Vorhabens im periodischen Bedarf Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 26 | 35 Die Umsatzumverteilungswirkungen durch die Ansiedlung von Kaufland in Bad Salzungen erreichen nach den Prognosen von Dr. Lademann & Partner im Segment der aperiodischen Randsortimente Werte von im Schnitt etwa 6 %. Dabei sind die höchsten Auswirkungen mit maximal rd. 7 % prospektiv für die Innenstadt von Bad Salzungen zu erwarten. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 27 | 35 7 Bewertung des Vorhabens 7.1 Zu den Bewertungskriterien Das Vorhaben in Bad Salzungen mit einer geplanten Gesamtverkaufsfläche von 3.500 qm (zzgl. Konzessionäre) ist Adressat des § 11 Abs. 3 BauNVO. Außerdem sind die Bestimmungen der Landesplanung Thüringen9 und der Regionalplanung 10 Südwestthüringen zu berücksichtigen. Demnach sind folgende, additiv verknüpfte Kriterien für die Zulässigkeit eines großflächigen Einzelhandelsvorhabens von Bedeutung: (Z) Die Ansiedlung, Erweiterung und wesentliche Änderung von Einzelhandelsgroßprojekten ist in Zentralen Orten höherer Stufe zulässig. (Konzentrationsgebot). (G) Einzelhandelsgroßprojekte sollen in städtebaulich integrierter Lage und mit einer den örtlichen Gegebenheiten angemessenen Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) errichtet werden. (Integrationsgebot) (G) Die Verkaufsfläche der Einzelhandelsgroßprojekte soll sich an der zentralörtlichen Versorgungsstruktur orientieren. (Kongruenzgebot) Die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung, die Funktionsfähigkeit der Innenstädte und die Funktionsfähigkeit der Handelsstruktur des Zentralen Ortes sowie benachbarter Zentraler Orte sollen nicht wesentlich beeinträchtigt werden. (Beeinträchtigungsverbot) Das Landesentwicklungsprogramm wird derzeit fortgeschrieben und liegt in zweiter Entwurfsfassung vor (Landesentwicklungsprogramm Thüringen 2025). Die einzelhandelsrelevanten Gebote und Verbote sollen nach der Entwurfsfassung im Kern so beibehalten werden. Nach § 11 Abs. 3 Bau NVO ist neben den bereits angesprochenen Belangen zu prüfen, ob das Vorhaben zentrale Versorgungsbereiche und die Verkehrsinfrastruktur mehr als unwesentlich beeinträchtigt. 9 Vgl. Landesentwicklungsplan Thüringen 2004. 10 Vgl. Regionalplan Südwestthüringen 2012. Dieser trifft jedoch keine einzelhandelsspezifischen Aussagen zur Ansiedlung von Einzelhandelsgroßprojekten. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 28 | 35 7.2 Zur zentralörtlichen Zuordnung Das „Kongruenz- bzw. Zentralitätsgebot“, wonach ein Vorhaben nach Umfang und Zweckbestimmung der jeweiligen Stufe des Zentralen Orts entsprechen muss, zielt auf die Einfügung in den Verflechtungsraum ab. Bad Salzungen ist gemäß dem Landesentwicklungsplan Thüringen 2004 als Mittelzentrum ausgewiesen. Von ihrer raumordnerischen Funktion her ist die Stadt demnach als Standort für großflächige Einzelhandelsbetriebe geeignet. Funktional entspricht das Vorhaben den Versorgungsaufgaben eines Mittelzentrums. Das Vorhaben ist schwerpunktmäßig auf den täglichen Bedarf ausgerichtet und dient somit hauptsächlich der zukunftsfähigen Absicherung der Grundversorgung. Das prospektive Einzugsgebiet des Vorhabens erstreckt sich im Wesentlichen über die Stadt Bad Salzungen sowie Teile des Wartburgkreises, für den Bad Salzungen als Kreisstadt fungiert. Das Vorhaben ist somit in das zentralörtliche Versorgungssystem eingepasst. Das Vorhaben wird dem Kongruenz- und dem Konzentrationsgebot gerecht. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 29 | 35 7.3 Zu den Auswirkungen auf die zentralen Versorgungbereiche und die Nahversorgung Ausgewogene Versorgungsstrukturen und damit die Funktionsfähigkeit von Zentralen Orten setzen voraus, dass die zentralen Versorgungsbereiche nicht mehr als unwesentlich beeinträchtigt werden (Beeinträchtigungsverbot). Die verbrauchernahe Versorgung beinhaltet die wohnortnahe Bereitstellung von Gütern des täglichen (nahversorgungsrelevanten) Bedarfs. Eine möglichst flächendeckende Nahversorgung dient primär dem Ziel, einen aufgrund der Bedarfs- und Einkaufshäufigkeit unverhältnismäßigen Zeit- und Wegeaufwand mit allen negativen Sekundärwirkungen zu vermeiden. Die Überprüfung der eventuellen Beeinträchtigung der zentralen Versorgungsbereiche und der Nahversorgung erfolgte im Kapitel zur Wirkungsprognose. Es stellt sich die Frage, ob es über die im Rahmen der Wirkungsprognose ermittelten marktanalytischen Auswirkungen hinaus zu Beeinträchtigungen des bestehenden Einzelhandels kommen kann. Im Kern geht es um die Einschätzung, ob die ermittelten Umsatzumverteilungseffekte für eine größere Anzahl von Betrieben so gravierend sind, dass als Folge von Betriebsaufgaben eine Funktionsschwächung oder gar Verödung der Zentren droht, bzw. die Nahversorgung gefährdet ist. Die Beantwortung der Frage, wann zentrale Versorgungsbereiche sowie die Nahversorgung in ihrer Funktionsfähigkeit beeinträchtigt sind, bedarf einer Prüfung der konkreten Umstände im Einzelfall. Allerdings ist in der Rechtsprechung verschiedener Oberverwaltungsgerichte (vgl. u.a. OVG Münster, AZ 7A 2902/93, OVG Bautzen, Beschluss 1 BS 108/02, 06.06.2002) die Meinung vertreten worden, dass als Anhaltswert ab einer Umsatzumverteilung von 10 % mehr als unwesentliche Auswirkungen auf den bestehenden Einzelhandel nicht auszuschließen sind (sog. Abwägungsschwellenwert). An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass das Beeinträchtigungsverbot im LEP Thüringen als Grundsatz der Raumordnung (kein Ziel der Raumordnung) definiert ist und damit der Abwägung zugänglich ist. Bezogen auf den periodischen Bedarf wird das Vorhaben eine prospektive Umsatzumverteilungsquote im Einzugsgebiet von insgesamt rd. 7,5 % auslösen. Dabei muss jedoch zwischen Bad Salzungen und Umland unterschieden werden. So liegen die Umverteilungsquoten mit rd. 6 % im Umland deutlich unterhalb des kritischen 10 %-Schwellenwertes. Dem raumordnerischen Beeinträchtigungsverbot steht das Vorhaben damit nicht entgegen. In Bad Salzungen hingegen bewegen sich die Quoten zwischen 9 und 10 % und bewegen sich damit zwar im Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 30 | 35 abwägungsrelevanten Bereich, überschreiten den kritischen 10 %-Schwellenwert jedoch nicht. Aufgrund der räumlichen Nähe werden die Wirkungen des Vorhabens auf den Innenstadteinzelhandel etwas stärker ausfallen als bezogen auf die übrigen Standortlagen im Stadtgebiet. Zu berücksichtigen ist dabei jedoch, dass Kaufland selbst eine wichtige Versorgungsfunktion für die Innenstadt übernehmen wird. Die (nahversorgungsrelevante) Versorgungsfunktion der Innenstadt wird durch die Kaufland-Ansiedlung somit langfristig gesichert. Zudem ist aufgrund der Typgleichheit von einer stärkeren Betroffenheit des Herkules-Centers am Stadtrand auszugehen. In absoluten Zahlen gemessen, wird in der Innenstadt mit rd. 1,4 Mio. € jedoch deutlich weniger Umsatz umverteilt als im Sonstigen Stadtgebiet (rd. 4,1 Mio. €). Im Bereich der ergänzenden aperiodischen Randsortimente werden Umsatzumverteilungsquoten zwischen 5 und 7 % ausgelöst. Auch hier werden die in der Innenstadt angesiedelten Betriebe aufgrund der räumlichen Nähe und der zu erwartenden Angebotsüberschneidungen tendenziell stärker betroffen sein als die Betriebe im sonstigen Stadtgebiet. Mehr als unwesentliche Auswirkungen‘ im Sinne einer Funktionsstörung des zentralen Versorgungsbereichs Innenstadt kann jedoch angesichts der Höhe der Auswirkungen ausgeschlossen werden. Dies gilt auch für die Umlandzentren. So werden die Wirkungen im Umland in jedem Falle geringer ausfallen als in Bad Salzungen und den kritischen 10 %Schwellenwert bei weitem nicht erreichen. Zudem sind im zum Einzugsgebiet gehörenden Umland lediglich Grundzentren sowie Orte ohne zentralörtliche Funktion verortet, deren Versorgungsfunktion vor allem auf den periodischen Bedarf fokussiert ist. Die Begrenzung der aperiodischen Randsortimente im BPlan auf maximal 200 qm Verkaufsfläche je Sortimentsgruppe gewährleistet zudem, dass diese für sich genommen eine nur sehr eingeschränkte Attraktivität und Sogkraft entfalten können und die Konkurrenzwirkungen zu den eigenständigen Fachgeschäften und Fachmärkten überschaubar bleibt. Raumordnerisch wird das Vorhaben zu keinen negativen Beeinträchtigungen führen. Innerhalb von Bad Salzungen erreichen die Umverteilungsquoten bezogen auf den periodischen Bedarf zwar den abwägungsrelevanten Bereich, überschreiten den kritischen 10 %-Schwellenwert jedoch nicht. Bezogen auf die ergänzenden aperiodischen Randsortimente können negative städtebauliche Auswirkungen ausgeschlossen werden. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 31 | 35 7.4 Zur städtebaulichen Integration des Vorhabenstandorts Gemäß den landesplanerischen Vorgaben in Thüringen sollen Einzelhandelsgroßprojekte in städtebaulich integrierten Lagen errichtet werden. Voranzustellen ist zunächst, dass die Stadt Bad Salzungen über kein Zentrenkonzept verfügt, in dem der zentrale Versorgungsbereich planerisch festgelegt ist. Gemessen an der heutigen faktischen Situation erstreckt sich der Kernbereich der Innenstadt über die Bereiche nördlich des Burgsees zwischen Kurhausstraße, Ratsstraße, Rudolf-Breitscheid-Straße, Bahnhofstraße, Nappenplatz, Steinweg, Graben, Friedrich-Eckhard-Straße, Sulzberger Straße. Der Innenstadtkernbereich ist durch kleinteilige Strukturen geprägt, die keine Flächenpotenziale zur Ansiedlung großflächiger Einzelhandelsnutzungen bieten. So stellt das schräg gegenüber dem Bahnhof gelegene Goethe-Park-Center die einzige großflächige Einzelhandelsimmobilie der Innenstadt dar. Das Vorhabengrundstück ist zwar nicht Teil dieses Innenstadtkernbereichs, steht aber in einem räumlich-funktionalen Zusammenhang zu diesem. So ist das Goethe-Park-Center als Teil der Innenstadt in fußläufiger Entfernung von nur rd. 250 m und damit in Sichtweite des Vorhabengrundstücks verortet. Das Vorhabenareal befindet sich zudem noch innerhalb der Kernstadt und liegt damit zentral und gut erreichbar im Bad Salzunger Stadtgebiet. Dies gilt sowohl bezüglich der PKW-Erreichbarkeit als auch der fußläufigen Erreichbarkeit von den sich südlich anschließenden Wohngebieten. Die unmittelbare Lage am Bahnhof/Busbahnhof gewährleistet zudem eine optimale Anbindung an den ÖPNV. Mit der kürzlich erfolgten Verlagerung von MediMax an die Bahnhofstraße (gegenüber des Vorhabenareals) und der Entwicklung der Alten Post ist zuletzt die Tendenz erkennbar gewesen, dass sich die Innenstadt in Richtung Bahnhof und Bahnhofsumfeld entwickelt. Hier bestehen noch Flächenpotenziale zur Ansiedlung großflächiger Einzelhandelsbetriebe, so dass MediMax in der Kernstadt von Bad Salzungen gehalten und zugleich eine Brachfläche einer neuen Entwicklung zugeführt werden konnte. Aktuelle Planungen sehen eine Umstrukturierung des Bahnhofes und des Bahnhofsumfelds vor, um die stadträumlichen Bezüge zum Innenstadtkern zu verbessern. Ein entsprechender städtebaulicher Wettbewerb fand in 2013 statt. Ziel dieser Maßnahmen ist es, den Bahnhof und sein Umfeld als wichtiges Bindeglied zwischen den beiden Kurschwerpunkten Burgsee und Gradierwerk als Entree zur Innenstadt aufzuwerten. Einbezogen ist hierbei auch das brach liegende Vorhabenareal, das mit der Vorhabenrealisierung einer neuen Nutzung zugeführt werden und einen städtebaulichen Lückenschluss ermöglichen soll. Das Bahnhofsumfeld sowie das Vorhabenareal spielen damit künftig als Er- Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 32 | 35 gänzungsbereiche des Innenstadtkerns eine wesentliche Rolle und können künftig dem zentralen Versorgungsbereich zugeordnet werden. Die geplante Kaufland-Ansiedlung wird in funktionaler Ergänzung zum Innenstadtkernbereich stehen. So wird die überörtliche Ausstrahlung von Kaufland verstärkt Umlandkunden in die Kernstadt von Bad Salzungen ziehen, die zumindest in Teilen ihren Besuch bei Kaufland mit dem Besuch der historischen Innenstadt/Goethe-Park-Center koppeln werden. Bislang wirkt vor allem das am westlichen Stadtrand, nahe der B 62 gelegene Herkules Center (E-Center, Baumarkt, Takko sowie ergänzende kleinflächige Anbieter) als einer der wesentlich ins Umland ausstrahlenden Einzelhandelsstandorte, insbesondere im Hinblick auf den periodischen Bedarf. Mit der Realisierung von Kaufland werden Umlandkunden zu größeren Anteilen in den Kernstadtbereich kommen. Die Umsetzung des Kaufland-Vorhabens wird letztendlich dazu beitragen, das nahversorgungsrelevante Versorgungsangebot der Innenstadt von Bad Salzungen langfristig in zentraler Stadtlage zu sichern und als Magnet für die Innenstadt fungieren. Das Vorhaben entspricht dem städtebaulichen Integrationsgebot weitgehend. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 33 | 35 8 Fazit Geplant ist die Ansiedlung von Kaufland mit 3.500 qm Verkaufsfläche (zzgl. Konzessionäre) auf einem im Bahnhofsumfeld von Bad Salzungen und damit nahe zur Innenstadt gelegenen Areal. Die sozioökonomischen Rahmenbedingungen im Untersuchungsraum induzieren insbesondere aufgrund der negativen Einwohnerentwicklung und der unterdurchschnittlichen Kaufkraftkennziffer keine zusätzlichen Impulse für die künftige Einzelhandelsentwicklung. Sowohl verkaufsflächenseitig als auch umsatzseitig betrachtet ist das nahversorgungsrelevante Angebot insbesondere in Bad Salzungen gut ausgebaut und lässt auf erhebliche Nachfragezuflüsse aus dem Umland schließen. Insgesamt beträgt das Kundenpotenzial des Vorhabens in 2015 knapp 80.000 Personen. Nach den Modellrechnungen ergibt sich für das Planvorhaben ein Umsatzpotenzial von insgesamt rd. 15,0 Mio. €, davon rd. 12,3 Mio. € im periodischen Bedarf. Die Umsatzumverteilungswirkungen durch die Ansiedlung von Kaufland erreichen in Bad Salzungen nach den Prognosen von Dr. Lademann & Partner im Segment des periodischen Bedarfsbereichs Werte von maximal bis zu 10 % (Innenstadt) sowie bei den aperiodischen Randsortimenten Werte bis maximal 7 %. Im Umland fallen die Umverteilungsquoten deutlich geringer aus. Das Vorhaben wird den Vorgaben aus dem LEP Thüringen weitgehend gerecht. Ein Verstoß ist weder gegen das Kongruenz- und das Konzentrationsgebot als auch nicht gegen das Integrationsgebot erkennbar. Raumordnerisch relevante Beeinträchtigungen auf die Zentralen Orte im Umland sind ebenfalls nicht zu erwarten. Innerhalb von Bad Salzungen erreichen die prognostizierten Umsatzumverteilungswirkungen im Segment des periodischen Bedarfs in Bezug auf die Innenstadt zwar den abwägungsrelevanten Bereich, überschreiten den von der Rechtsprechung regelmäßig zitierten 10 %-Schwellenwert jedoch nicht. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Kaufland selbst eine wichtige Versorgungsfunktion für die Innenstadt übernehmen wird. Die (nahversorgungsrelevante) Versorgungsfunktion der Innenstadt wird durch die Kaufland-Ansiedlung somit langfristig gesichert. Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 34 | 35 Mit der Realisierung von Kaufland werden verstärkt Umlandkunden in den Kernstadtbereich gezogen, die bislang in starkem Maße am Einzelhandelsstandort Herkules-Center gebunden werden. Davon kann die gesamte Innenstadt über Kopplungskäufe profitieren. Der Vorhabenstandort ist zwar aktuell nicht dem faktischen Kernbereich der Innenstadt zuzuordnen, steht aber in einer räumlich-funktionalen Ergänzung zu diesem. Die jüngsten Entwicklungen haben deutlich gemacht, dass sich die Innenstadt tendenziell in Richtung Bahnhof verschiebt (u.a. Verlagerung MediMax), da hier noch brach liegende Flächenpotenziale zur Ansiedlung großflächiger Einzelhandelsbetriebe bestehen. Der in 2013 durchgeführte städtebauliche Wettbewerb zur Aufwertung des Bahnhofs und Bahnhofsumfelds rückt das Vorhabenareal zudem stärker in den Innenstadtfokus, so dass das Vorhabenareal künftig als Teil der Innenstadt positioniert werden kann. Hamburg, 03. Januar 2014 Boris Böhm Uwe Seidel Dr. Lademann & Partner GmbH Verträglichkeitskurzcheck zur geplanten Kaufland-Ansiedlung in Bad Salzungen Seite 35 | 35