Gainesville, Florida ,USA Mai 2015 – Oktober 2015 Anna Pirzer

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Gainesville, Florida ,USA Mai 2015 – Oktober 2015 Anna Pirzer
Erfahrungsbericht
Praktisches Jahr am Shands Hospital
der University of Florida
Gainesville, Florida ,USA
Mai 2015 – Oktober 2015
Anna Pirzer
1. Allgemeines:
Während meines Pharmaziestudiums reifte der Gedanke, berufliche
Erfahrungen im Ausland zu sammeln. Ich wählte das praktische Jahr, um
zum einen das Studium nicht zu unterbrechen und um zu anderen das
gesamte pharmazeutische universitäre Wissen zu komplettieren, bevor
man ein neues Gesundheitssystem kennenlernt. So fällt es leichter
Parallelen zu ziehen oder Unterschiede festzustellen. Die USA boten mir
die perfekte Möglichkeit meine Interessen in der Klinischen Pharmazie zu
vertiefen, da das amerikanische Gesundheitssystem in dieser Hinsicht und
insbesondere am Shands Hospital der University of Florida, wie die
Amerikaner gerne sagen, „very straight forward“ gestaltet ist.
Nach Erkundigung über Universitäten in den USA, brachte ich in
Erfahrung, dass Professor Derendorf an der University of Florida jedes Jahr
deutsche Pharmaziepraktikanten annimmt. Jedoch muss eine frühzeitige
Anmeldung bei der Planung berücksichtigt werden, da die
Praktikumsplätze sehr begehrt sind.
Adresse: 1345 Center Drive, P3-20 , 32610Gainesville, FL
Telefonnr.: +1 (352) 273-7856
E-mail: [email protected]
2. Bewerbung:
Professor Derendorf antwortete mir sehr schnell auf meine zunächst
formlose Bewerbung und gab mir weitere Informationen, welche
Unterlagen für eine offizielle Bewerbung benötigt würden.
• Kurzlebenslauf in englischer Sprache
• Referenzschreiben einer meiner Hochschullehrer
• Finanzielle Bürgschaft
Für die Bürgschaft kontaktierte ich Frau Cornelia Pudelko der Bayerischen
Landesapothekerkammer:
Telefon: 089 92 62 - 27
E-Mail: [email protected]
Daraufhin wurde mir diese Bürgschaft in englischer Sprache ausgestellt
und direkt an Prof. Derendorf gesendet. Die dafür benötigte
Auslandskrankenversicherung konnte ich ohne Probleme nachreichen.
3. Anerkennung durch das Bayerische Landesprüfungsamt:
Es empfiehlt sich im Voraus abzuklären, ob das Landesprüfungsamt
(LPA)den Auslandsaufenthalt als einen Teil der praktischen Jahres für
Pharmazeuten anerkennt. Nach einer Anfrage und Beschreibung des
Praktikums und der Arbeitsstelle, erhielt ich eine vorläufige Anerkennung
zugeschickt. Wichtig ist jedoch, nach Beendigung des Praktikums eine
ausführliche Tätigkeitsbeschreibung einzuschicken, um dann die
endgültige rechtskräftige Anerkennung zu erhalten.
Kontakt:
Frau Wagner
Tel.:+49 (89)2176-2772
E-Mail: [email protected]
4. J-1 Visum:
Etwa 6 Monate vor Beginn meines Praktikums an der University of Florida
schrieb mir die Sekretärin von Prof. Derendorf, Vivian Lantow eine E-Mail
mit dem offiziellen „Letter of invitation“ . Gleichzeitig informierte sie mich
darüber, welchen Unterlagen die Arbeitsstelle benötigen würde, um das
Formular DS 2019 auszustellen. Dieses Formular ist essentiell um den
Antrag auf das J-1 Visum beim amerikanischen Konsulat zu stellen.
http://j1visa.state.gov/participants/how-to-apply/about-ds-2019/
Unterlagen für das DS-2019:
• eine eingescannte Kopie des unterschriebenen „Invitation letter“
• eine eingescannte Kopie meines aktuellen Reisepasses
• Kopie der „EVS processing fee“-Rechnung (ca. 100$)
• Zeugniskopie in Originalsprache mit englischer Übersetzung
• ein vollständiges „Exchange Visitor Form“
Nach ca.1-2 Monaten wurde mir das Formular via FedEx zugestellt. Ich
konnte den Sendeverlauf auch mittels der „tracking number“, die ich von
einem Assistenten von Prof. Derendorf zugeschickt bekommen hatte,
einwandfrei nachverfolgen.
Nun konnte der eigentliche Anmeldungsprozess für das J-1 Visum
begonnen werden. Wichtig ist, dass der Terminantrag bei der
amerikanischen Botschaft erst 120 Tage vor Beginn der Einreise
eingeschickt werden kann. Jedoch sollte man so früh wie möglich mit der
Organisation der Unterlagen beginnen.
http://german.germany.usembassy.gov/visa/niv/antragsverfahren/
https://www.youtube.com/watch?v=tEVNN56xavA
Checkliste J-1 Visum:
• DS-160 Formular
(dazu muss man sich auf der Seite der amerikanischen Botschaft
registrieren)
• Zahlungsnachweis der Antragsgebühr (ca. 160$)
• Zahlungsnachweis der SEVIS-Gebühr (ca. 180$)
• DS-2019
• Biometrisches Passfoto digital
(Beachte: amerikanisches Passfotoformat; auch das Tragen einer Brille
kann Probleme bei der Gesichtserkennung geben; im Konsulat gibt es aber
notfalls auch Fotoautomaten)
• Dokumentation über Finanzierung des Aufenthaltes
(Bürgschaft BLAK)
• Informationen über Pläne nach der Rückkehr
• Nachweis über mögliche Stipendien
• Reisepass (min. 6 Monate Gültigkeit nach Ausreise )
• Terminbestätigung beim Konsulat
Allgemein solltet ihr beachten , dass ihr euch während des Visum
Prozesses nie als „Interns“ bezeichtet. Das könnte zu Verwirrung führen,
da für diesen Status weitere Unterlagen benötigt werden. Wir laufen unter
dem Status „ short term scholar“. Dies könnt ihr auch auf dem DS-2019
Formular lesen.
Nach dem Termin beim Konsulat, wird das Visum innerhalb von einer
Woche per Post zugestellt.
5. Sonstiges Organisatorisches:
Wenn ihr Fragen bezüglich der allgemeinen Organisation habt, könnt ihr
euch an einen Doktoranden von Prof. Derendorf wenden, der immer die
neuen Praktikanten koordiniert.
Flug:
Gainesville verfügt über einen kleinen Regionalflughafen, der nur ca. 25
min von den Wohnungen entfernt ist. Normalerweise wird man von den
vorigen Interns am Flughafen abgeholt, wenn man darum bittet. Es gibt
aber auch die Möglichkeit den Flughafen von Jacksonville oder Orlando
anzufliegen, wobei man sich dann selbst um den weiteren Transport
kümmern muss. Da es aber sehr zeitaufwändig ist mit dem Bus oder
Mietauto nach Gainesville zu fahren und man eventuell mit den
amerikanischen Fahrgewohnheiten noch nicht vertraut ist, würde ich den
direkten Flug nach Gainesville empfehlen.
Plant auch genügend Umsteigezeit bei der amerikanischen Einreise ein, da
man einige Zeit beim Zoll verlieren kann. Auch muss das Gepäck noch
einmal neu eingecheckt werden. Dies war bei mir der Fall, als ich in
Atlanta umsteigen musste.
Unterkunft:
Die deutschen Praktikanten sind im Apartmentkomplex „Countryside at
the University“ untergebracht. Die Appartments sind möbliert und
insgesamt sehr gut ausgestattet: W-LAN , Fernseher, Handtücher,
Bettwäsche, Kühltaschen. In der Küche sind sämtliche Kochutensilien,
sowie Wasserkocher, Toaster, Mikrowelle etc. vorhanden, sodass man sich
vor Ort nichts kaufen muss.
Jedes Apartment verfügt über 4 Zimmer, die jeweils ein eigenes Bad und
einen begehbaren Kleiderschrank haben, ein großes Wohnzimmer mit
Zugang zu einem Balkon und eine Küche. Darüber hinaus kann man auch
einen Pool und ein kleines Fitnessstudio nutzen, welche zu dem
Apartmentkomplex gehören.
Kreditkarte:
Es ist unumgänglich, sich für den Auslandsaufenthalt eine Kreditkarte
ausstellen zu lassen. Die Kreditkarte wird fast überall akzeptiert und es ist
auch üblich die kleinsten Beträge über die Kreditkarte zu zahlen. Am
Shands Hospital gibt es im Erdgeschoß auch einen Bankautomaten, bei
dem man keine Gebühren bei der Abbuchung zahlen muss.
Handy:
Am besten man bestellt sich eine amerikanische Simkarte. Man
bekommet so die günstigsten Angebote, wenn man viel nach
Europa/Deutschland telefonieren möchte. 1GB Internet und unbegrenztes
Telefonieren, sowie SMS innerhalb der USA und eine Festnetz/Handy Flat
nach Deutschland bzw. bestimmte Länder Europas sind in dem etwa 30 $
teuren Tarif enthalten.
Auto/Fahrrad:
Es gibt die Möglichkeit von den Pharmaziepraktikanten des vorigen
Halbjahres Autos und Fahrräder günstig abzukaufen. Es hat sich bewährt
in dreier bis viere Gruppen ein Auto zu erwerben und dieses dann
gemeinsam zu teilen. Dazu könnt ihr einfach Kontakt zu den Praktikanten
aufnehmen, die dann in der Regel weitere Information zur
Autoanmeldung und -versicherung geben.
6. Praktikum:
Unter der Leitung von Prof. Dr. Hartmut Derendorf und Dr. Erin M.
Wright (Chief of Adult Medicine/Surgery Pharmacy Services, Clinical
Assistant Professor for the College of Pharmacy, Operations Coordinator
and Staff Pharmacist) absolvierte ich mein Praktikum an der Shands
Hospital Pharmacy der University of Florida in Gainesville.
Die Schwerpunkte meines Praktikums umfassten Clinical Research,
Studentenkoordination, Prozessoptimierung, Qualitätskontrolle im
stationären Bereich, Patientenbetreuung in der Coumadin und CareOne
Clinic, Einblicke in das Krankenhausapothekerwesen mit Fokus auf den
Tätigkeiten des Stationsapothekers, sowie das praxisorientierte Teaching
der Rotation Students, dem amerikanischen Pendant zum Pharmazeuten
im Praktikum. Diese Arbeitsbereiche meines Praktikums sollen nun im
Folgenden detailliert dargestellt werden.
Da die Shands Hospital Pharmacy in die University of Florida mit
eingebunden ist, werden zahlreiche Forschungsprojekte auch im Bereich
der Clinical Pharmacy durchgeführt. Während meines Praktikums war ich
zum Einen in das „Meds2Beds-“ und in das „Admission Medication
Reconciliation“-Projekt involviert. Hierbei handelt es sich um ein
Schnittstellenmanagement zur Versorgung ambulanter Patienten in der
urologischen Chirurgie. Ziel dieses Projektes ist eine Verbesserung der
pharmazeutischen Betreuung, um Arzneimittel bezogene Probleme zu
vermeiden und somit auch einen Drehtüreffekt. Des Weiteren soll eine
nahtlose Versorgung mit Arzneimitteln bei der Entlassung gewährleistet
werden. Hierbei lag der Schwerpunkt auf der Prozessevaluation und der
Optimierung der einzelnen Teilschritte. Zudem wird das Projekt in der
Pädiatrie, Neurochirurgie, für das „Take Charge Program“ und das „Stroke
Program“ durchgeführt, wobei eine klinikweite Ausdehnung in Planung
steht. Da das "Meds2Beds" Projekt kurz vor meiner Ankunft gestartet
wurde, konnte ich die Entwicklung gewissermaßen von Anfang an
begleiten. Meine Hauptaufgabe lag im Data Controlling unter
Verwendung der REDCap Datenbank. Hierfür sollte ich eine für das
Projekt maßgeschneiderte Datenbank entwerfen und die bereits
gesammelten Datensätze einpflegen. Gleichzeitig musste ich die Pharmacy
Rotation Students, die jeden Monat ihren Praktikumsplatz wechseln, in
das Programm einarbeiten und die korrekte Dateneingabe überwachen.
Da das Projekt durchaus dynamisch war, wurde in enger Zusammenarbeit
mit Dr. Wright und den Rotation Students die Datenbank kontinuierlich
an die verschiedenen Prozesse angepasst und optimiert. Darüber hinaus
begleitete ich die Rotation Students, die an dem Projekt beteiligt waren,
um herauszufinden, auf welche Weise die Daten am Besten erfasst werden
sollten.
Bei dem "Admission Medication Reconciliation“-Projekt wird das Ziel
verfolgt, so viele Patienten wie möglich für eine, von Rotation Students
durchgeführte, Arzneimittelanamnese zu gewinnen. Bisher werden die
Medication Reconciliations zum größten Teil von Nurses durchgeführt,
wobei das längerfristige Ziel eine Übertragung dieser Aufgabe auf
ausschließlich pharmazeutisches Personal ist. Hierfür war ich analog zum
„Meds2Beds“-Projekt
für
die
REDCap
Datenbank
und
Studentenkoordination verantwortlich. Für beide Projekte erstellte ich
Standard Operation Procedures für den Umgang mit der Datenbank.
Ein weiterer Schwerpunkt meines Praktikums lag im Bereich des
Klinikmanagements zur Prozessoptimierung im Logistikbereich der
Chirurgie. Hierbei sollte ich einen bisher noch nicht erfassten Prozess
genau untersuchen und durch Vorschläge die Arbeitseffektivität des
Personals steigern sowie einzelne Prozessabläufe zeit-und kosteneffektiver
gestalten. Hierfür verfasste ich eine Zeitstudie, die anschließend mit den
Personal und Dr. Erin Wright diskutiert wurde. Danach erstellte ich eine
Standard Operation Procedure, die alle verbesserten Abläufe des
Logistikprozesses enthielt. Zur Illustration des genannten Prozesses, sei
dieser kurz erläutert. Um alle Chirurgischen Stationen, insbesondere die
Operationssäle, mit ausreichend Medikamenten zu versorgen, werden die
sogenannten „Anaesthesia Trays“ im Department of Anaesthesiology von
pharmazeutischem Personal, den Technicians, vorbereitet, gereinigt und
an die einzelnen chirurgischen Abteilungen geliefert. Diese „Anaesthesia
Trays“ enthalten vor allem Anästhetika und Notfallmedikamente in
Ampullen zur parenteralen Applikation. Es gibt hierbei verschiedene
Arten an Trays, die sich je nach OP-Einsatzgebiet, wie z.B. Neuro-, Herz-
oder Entbindungschirurgie in ihrer Medikamentenzusammenstellung
unterscheiden.
Zudem konnte ich auch einen fundierten Einblick in die
Qualitätskontrolle im stationären Bereich bekommen. Die meisten
Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen in den USA müssen
bestimmte Qualitätsstandards erfüllen, die von der sogenannten „Joint
Comission“ gesetzt werden. Bei diesem Verband handelt es sich um eine
„non-for-profit“ Organisation, die das Ziel einer sicheren und effektiven
Therapie auf höchstem Qualitätsniveau verfolgt. Eine Akkreditierung
durch diesen Verband wird landesweit als Symbol für hohe Qualität
angesehen. Alle drei Jahre stehen Inspektionen der Joint Comission an, ob
weiterhin eine Akkreditierung aufrecht erhalten werden kann. Wird eine
solche Akkreditierung aberkannt, ist das auch mit einem Ausbleiben an
staatlichen Fördergeldern verbunden. In diesem Zusammenhang werden
bestimmte Qualitätsstandards auf den einzelnen Stationen des
Krankenhauses verlangt, wie zum Bespiel eine sichere und hygienische
Arzneimittellagerung. Meine Aufgabe war die Stationen und
Zweigstellenapotheken,
sogenannte
„Satellite
Pharmacies“
im
Krankenhaus auf Grundlage der Standards der Joint Comission zu
kontrollieren und im Gespräch mit dem Krankenhauspersonal auf diese
Standards hinzuweisen .
Außerdem wurde ich auch intensiv in die Patientenbetreuung der
Coumadin Clinic und der CareOne Clinic eingebunden. Ich konnte somit
im Patientengespräch meine kommunikativen Fertigkeiten in englischer
Sprache, sowie in fachlicher Hinsicht die Gestaltung eines
Beratungsgespräches trainieren. In Diskussion mit Apothekern wurden
vor allem die Bereiche der Antikoagulation und Schmerztherapie vertieft.
Die beiden Clinics sind in das Shands Hospital integriert und beschäftigen
sich
mit
einer
sehr
individuellen
patientenfokussierten
Arzneimitteltherapie.
Die Coumadin Clinic steht unter der Leitung von Apothekern und betreut
Patienten, die unter einer Warfarin-Therapie stehen. Die Patienten
besuchen die Coumadin Clinic je nach Therapieeinstellung in Abständen
von ein bis acht Wochen. Bei jedem Clinic-Besuch wird der INR
(International Normalized Ratio) des Patienten gemessen und mit Hilfe
standardisierter Fragen der Lebensstil, die Dosierung und die
Therapieahärenz geprüft. Auf Grundlage dieser erfragten Informationen
wird ein Therapieplan zur weiteren Dosierung und Lebensführung erstellt
und ein sinnvoller Termin festgelegt, wann der Patient wieder zur
nächsten Untersuchung erscheinen soll. Meine Aufgaben waren die
Führung des Patienteninterviews und Erstellung des weiteren
Therapieplanes.
Der Service der CareOne Clinic ist ausschließlich Patienten mit geringem
Einkommen und mit häufigen Emergency Room Aufenthalten im Shands
Hospital vorbehalten. Das Krankenhaus versucht diese Patienten
kosteneffizient zu therapieren und an das regelmäßige Aufsuchen eines
Arztes heranzuführen. Ziel ist es, diese Patienten später an
krankenhausexterne Ärzte zu überweisen und die durch die EmergencyRoom-Besuche verursachten immensen Kosten zu vermeiden. Die Clinic
wird von einem interdisziplinärem Team aus Apothekern, Ärzten,
Krankenschwestern, Sozialarbeitern und Psychologen geführt. Die
Aufgabe des Apothekers ist die vollständige und korrekte Erfassung der
Arzneimittel
des
Patienten
durch
sogenannte
„Medication
Reconciliations“. Auch muss der Apotheker vor allem bei
einkommensschwachen Patienten nach besonders kostengünstigen
Alternativen oder bestimmten Charity Care Programs von Apotheken oder
Pharmafirmen suchen, wie zum Beispiel das „Patient Assistance Program“
von GlaxoSmithKline oder bestimmte 5-Dollar Listen von lokalen
Apotheken. Zudem werden zahlreiche Schmerzpatienten in der CareOne
Clinic behandelt, wobei der Apotheker oftmals aus Gründen des
Betäubungsmittelmissbrauchs die gesamte Narkotikahistorie des
Patienten recherchieren muss. Hierfür wird das Programm E-FORSCE
verwendet, das alle Betäubungsmittel Verschreibungen in ganz Florida
erfasst. Zudem muss der Apotheker bei Schmerzpatienten das Pain
Journal überprüfen, welches Informationen zur Schmerzmitteleinnahme,
wie Arzneistoff, Dosis, Einnahmefrequenz und Schmerzintensität bzw.
Intensität des Nachlassens des Schmerzes enthält. Meine Aufgaben in
dieser Clinic entsprachen denen des Apothekers, die unter Anderem das
Durchführen der Medication Reconciliation, Recherchearbeit zu
kostengünstigeren
Alternativen
und
Auswertung
von
Schmerztagebüchern umfassten.
Darüber hinaus konnte ich einen fundierten Einblick in das
Krankenhausapothekenwesen gewinnen, indem ich insbesondere
Stationsapotheker bei ihrer Arbeit begleiten durfte. Äußerst interessant
war unter anderem die Teilnahme an den sogenannten Roundings. Die
Roundings entsprechen in etwa den Arztvisiten in Deutschland, wobei
allerdings am Shands Hospital Teamwork besonders wichtig ist und ein
interdisziplinäres Team aus Ärzten, Apothekern und Nurses über die
Therapie des Patienten am Krankenbett diskutieren und diese gemeinsam
beschließen. Vor allem auf den Intensivstationen oder im Emergency
Room konnte ich erfahren wie viel Verantwortung auf der Seite des
Apothekers liegt und wie sehr der pharmazeutische Rat wertgeschätzt
wird. Des Weiteren werden von den Stationsapothekern die Therapien der
Patienten engmaschig kontrolliert, was zu einer sehr hohen
Therapiesicherheit führt. Auch Studentenausbildung gehört zu den
Aufgaben des Stationsapothekers. Zusammen mit den Rotation Students
nahm ich an den Roundings teil und an den anschließenden Diskussionen
mit dem Stationsapotheker. Hier wurde die Therapieplanentscheidung des
Teams noch einmal genauer unter pharmazeutischen Gesichtspunkten
beleuchtet. Auch an „Topic Discussions“ über beispielsweise
Antikoagulation oder „Journal Club Meetings“, bei denen klinische
Studien diskutiert werden, nahm ich teil.
7. Freizeit:
Florida bietet zahlreiche Möglichkeiten seine Freizeit unterhaltsam und
vielfältig zu gestalten. Gainesville hat den Vorteil in der Mitte des Landes
zu liegen, sodass man für einen Tagesausflug oder Wochenendtrip schnell
und einfach sowohl die Golfküste als auch die Atlantikküste erreichen
kann. Wer lieber am Strand surfen möchte und starken Wellengang
bevorzugt, dem wird die Atlantikküste besonders zusagen. Wer jedoch
eher ruhige See und warme Wassertemperaturen zum Baden liebt, wird an
den langen weißen Golfstränden seine Freude haben. Nicht weit von
Gainesville entfernt befinden sich zahlreiche Süßwasserquellen, die
sogenannten Springs, die eine wunderschöne Landschaft aus
Mangrovenwäldern und kristallklarem Quellwasser zum Baden, Tuben
oder Kanufahren bieten. Wen die Alligatoren interessieren, der kann den
sogenannten „Gator Trail“ im „Paynes Prairie Preserve State Park“
besuchen und dort die „Gators“ beim Jagen und Sonnen beobachten.
Empfehlenswert sind auch die von den Sportmannschaften der Universität
ausgerichteten Spiele. Besonders interessant sind die Football Spiele im
Ben Hill Griffin Stadium, das über 90.000 Zuschauer aufnehmen kann.
Nicht zu verpassen sind in diesem Zusammenhang auch die Tail Gating
Ereignisse auf dem Campus bevor die Football Spiele beginnen.
8. Fazit:
Insgesamt war der sechsmonatige Aufenthalt in Gainesville eine sehr
intensive, horizonterweiternde und einzigartige Erfahrung fürs Leben.
Durch das Arbeiten mit amerikanischen Pharmaziestudenten und
Apothekern konnte ich mich fachlich und persönlich weiterentwickeln
und neue Sichtweisen auf das deutsche Gesundheitssystem erwerben.
Auch die Gemeinschaft innerhalb der Intern Gruppe hat mich besonders
geprägt und ich freue mich so viele nette Freunde fürs Leben gewonnen
zu haben.
Hiermit erkläre ich mein Einverständnis, dass sich Interessenten für
gleichartige Projekte mit Fragen unter der folgenden Kontaktadresse an
mich wenden können.
[email protected]
gez. Anna Pirzer
Erlangen den 30.11.2105