Operationen - profwacha.de

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Operationen - profwacha.de
Prof. Dr. med. Hannes Wacha
Operationen
Prof. Dr. med. Hannes Wacha
Operationen
Vorbereitung – Klinikaufenthalt
Nachsorge
Die medizinische Wissenschaft befindet sich in ständiger Entwicklung. Die
Forschung an Universitäten, Kliniken und in der pharmazeutischen Industrie erbringt Tag für Tag Wissen, das in neue Behandlungsmethoden und
Medikamente einfließt. Der vorliegende Ratgeber wurde mit größter Mühe
und Sorgfalt geschrieben. Autoren, Redaktion und Verlag können aber dennoch keine Haftung für die Gültigkeit des Gesagten übernehmen. Der Leser
ist in jedem Fall verpflichtet, die Beipackzettel der Medikamente genau zu
lesen und alle Informationen über Dosierung, Nebenwirkungen und Gegenanzeigen zu berücksichtigen. Im Zweifelsfalle ist der Arzt oder Apotheker
um Rat zu fragen, wie auch andere wichtige Entscheidungen zur Behandlung immer mit dem Arzt abzusprechen sind.
Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
Wacha, Hannes:
Operationen : Vorbereitung – Klinikaufenthalt –
Nachbehandlung / Hannes Wacha – Küttigen/Aarau :
Midena, 1996
ISBN 3–310–00215–2
Es ist nicht gestattet, Abbildungen dieses Buches zu scannen,
in PCs oder auf CDs zu speichern oder in PCs/Computern zu
verändern oder einzeln oder zusammen mit anderen Bildvorlagen zu manipulieren, es sei denn mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.
Midena Verlag, CH-5024 Küttigen/Aarau
© Deutsche Ausgabe 1996 Weltbild Verlag GmbH, Augsburg
Alle Rechte vorbehalten
Konzeption und Produktion: Hampp-Verlag, Würzburg/
MediText Dr. Antonic, Stuttgart
Zeichnungen: Winfried Bährle; Mario Esposito
Fotos: Wenn nicht anders vermerkt vom Autor
Umschlaggestaltung: Parzhuber & Partner, München
Satz: Bernd Hirschmeier, Aidlingen
Reproduktion: Lithostudio Lenhard, Stuttgart
Druck und Bindung: Print Centrum
Gedruckt auf umweltfreundlich chlorfrei gebleichtem Papier
Printed in the Czech Republic
ISBN 3–310–00215–2
Vorwort
„Sie müssen operiert werden!“ Diese unangenehme Botschaft löst Tag für Tag bei Hunderten von Patienten in
Deutschland Angst, Verunsicherung und Beklemmung
aus. Je näher der Tag der Operation rückt, um so mehr
fühlen sich viele Betroffene mit ihren Fragen und Zweifeln im Stich gelassen. Besser informierte Patienten
bauen dagegen leichter Ängste ab, strahlen mehr Ruhe
aus und erwarten Ihre Operation gelassener.
Wie man sich aufs Krankenhaus vorbereitet, welche
Informationen vor einer Operation wichtig sind und was
der Patient im einzelnen beachten sollte, davon handelt
dieses Buch. Es informiert umfassend über die Probleme
im Zusammenhang mit einer Operation. Alle wichtigen
Aspekte, die den Patienten vor, während und nach der
Operation bewegen, werden auf diesen Seiten behandelt. Ausführlicher werden die neun häufigsten Eingriffe,
darunter die Operation des Leistenbruchs und des Blinddarms dargestellt.
Dieses Buch hätte ohne die tatkräftige Mitarbeit meiner Kollegen – allen voran der leitende Oberarzt Dr.
Mootz, die Schwestern und das Sekretariat der chirurgischen Klinik des Hospitals zum Heiligen Geist in Frankfurt – nicht realisiert werden können. Mein Dank gilt
auch Privatdozent Dr. Christian Schmidt, der die verschiedenen Narkoseverfahren erklärt hat und schließlich
Christoph Fuhr, der das Buch für medizinische Laien
verständlich gemacht hat.
Frankfurt, im Herbst 1995
Prof. Dr. Hannes Wacha
Inhalt
Wie bereite ich mich auf eine Operation vor?
8
Wie verläuft die Krankenhausaufnahme?
Was muß ich ins Krankenhaus mitnehmen?
Wie verlaufen die ersten Stunden im Krankenhaus?
Was geschieht unmittelbar vor der Operation?
10
12
14
16
Was muß ich über Operationen wissen?
18
Wann wird ambulant, wann stationär operiert?
Was muß ich über die Narkose wissen?
Was ist eine Intubationsnarkose?
Was muß ich über Bluttransfusionen wissen?
Was ist minimalinvasive Chirurgie?
20
22
26
28
34
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
36
Wie werden Sprunggelenkverletzungen behandelt? 38
Wie werden Kniegelenkverletzungen behandelt?
44
Was tun bei Oberschenkelhalsbruch?
50
Wie wird an der Hüfte operiert?
58
Wie wird der Leistenbruch behandelt?
70
Wie wird der Blinddarm operiert?
78
Wie werden Gallensteine entfernt?
84
Wie werden Dickdarm- und Enddarmkrebs
behandelt?
94
Wie werden Krampfadern behandelt?
100
Wie sieht die Nachbehandlung aus?
108
Welche Komplikationen können nach
Operationen auftreten?
Der Tag der Entlassung
Welche Fragen sind noch offen?
Wie sieht das ideale Krankenhaus aus?
110
113
114
116
Anhang
118
Was bedeutet was?
Sachregister
120
126
Wie bereite
ich mich auf eine
Operation vor?
Sie verspüren vielleicht ein beklemmendes
Gefühl von Verunsicherung und Angst, aber
es ändert nichts: Die Operation läßt sich
nicht vermeiden. Nach sorgfältiger Abwägung aller Risiken und Vorteile müssen Sie
sich den Realitäten stellen, die Ihnen Ihr
Hausarzt in Zusammenarbeit mit einem
Facharzt bereits erläutert hat. Ob vielleicht
auch eine ambulante Operation möglich ist,
wie Sie sich im Krankenhaus verhalten und
was Sie sonst noch über Operationen wissen sollten, erfahren Sie in diesem Kapitel.
Wie verläuft
die Krankenhausaufnahme?
Nutzen Sie die
Ambulanzsprechstunde in der Klinik
Ihrer Wahl.
Sie haben sich nach eingehender Beratung mit Ihrem Hausarzt und Fachärzten für ein bestimmtes Krankenhaus entschieden. Als nächstes müssen Sie sich bei der Klinik anmelden. Das geschieht in der Regel telefonisch. Klären Sie,
ob der Hausarzt Ihnen diese Aufgabe abnehmen kann.
In manchen Kliniken gibt es eine sogenannte Ambulanzsprechstunde. Dort können Sie sich zuweilen schon
Wochen vor der Operation mit Ihrem Operateur beraten. In vielen Kliniken ist allerdings überhaupt kein Arzt
für eine ambulante Vorstellung vor geplanten Eingriffen
von der Krankenkasse zugelassen. In zahlreichen Krankenhäusern wird die Sprechstunde den Patienten und
dem Hausarzt zuliebe ohne Entgelt angeboten. Auf jeden Fall ist die Vorstellung des Patienten Tage und Wochen vor dem geplanten Eingriff notwendig. Melden Sie
sich daher unbedingt frühzeitig zur Ambulanzsprechstunde an.
Wie wichtig ist die Zusammenarbeit
zwischen Operateur und Patient?
Klinikärzte schätzen es sehr, wenn ein Patient vor der
Operation in die Ambulanz kommt, um sich mit dem
Chirurgen oder auch mit dem Narkosearzt zu unterhalten. In diesen Gesprächen können viele Dinge geklärt
werden. Zum Beispiel die Frage von Eigenblutspenden
vor großen Operationen, die schon drei bis fünf Wochen
vor dem Eingriff eingeleitet werden müssen.
Bis die endgültige Entscheidung für eine Operation
gefallen ist, haben sich in der Regel bereits viele Untersuchungsbefunde angesammelt. Aus ihnen läßt sich
leichter eine gute Therapie ableiten, wenn der Fachmann, in diesem Fall der Chirurg, bereits im Vorfeld in
die Beratungen einbezogen wird. Chirurgen tragen eine
10
Vorbereitung auf eine Operation
große Verantwortung; sie haften für den Eingriff und können die Operation nur in enger Abstimmung mit dem
Patienten durchführen. Deshalb wird der Chirurg bei
manchen Krankheitsbildern vielleicht eher zu einer konservativen und abwartenden Haltung neigen, erst recht,
wenn das Risiko des Eingriffs den möglichen Nutzen
übersteigt. Klären Sie deshalb unbedingt, wie der Austausch zwischen Hausarzt und Klinikarzt erfolgt! Krankenhäuser haben recht unterschiedliche Sprechzeiten.
Manchmal ist es jedoch auch möglich, auf der Intensivstation – nach vorheriger Anmeldung oder in Notfällen –
für einen Ihrer Angehörigen einen Beratungstermin einzuräumen. Mindestens ein Arzt ist dort auch in kleinen
Kliniken immer präsent. In kleinen Krankenhäusern
kann man jedoch den Arzt nicht immer sofort sprechen.
Er wird häufig auch von anderen Patienten in Anspruch
genommen oder ist als Chirurg im abgeschlossenen
Operationstrakt tätig. Vereinbaren Sie deshalb schon
frühzeitig Gesprächstermine mit der Stationsschwester
und dem Stationsarzt.
Wie kann der Arzt Ihre Angehörigen erreichen?
Geben Sie an, unter welcher Telefonnummer welche
Person Ihres Vertrauens in Notfällen zu benachrichtigen
ist und wer die anderen Angehörigen über Ihr Befinden
informieren soll. So muß der Arzt nicht am Tag mehrere
Male dieselben Auskünfte erteilen. In manchen Kliniken
können auch Mütter mit ihren Kindern aufgenommen
werden.
Am Aufnahmetag sollten Sie sich relativ früh in der
Klinik einfinden. Bei der Aufnahme werden alle ihre Daten erfaßt und überprüft. Aus organisatorischen Gründen
ist es zudem notwendig, daß noch ausstehende Untersuchungen sehr früh durchgeführt werden, damit sie in
den täglichen Klinik-Arbeitsablauf passen.
11
Durch Ihr frühes
Erscheinen unterstützen Sie den Tagesablauf der Klinik und
verhindern Verzögerungen, unter denen
andere Patienten,
aber auch Sie selbst
leiden würden.
Was muß ich
ins Krankenhaus
mitnehmen?
Für die Ambulanzsprechstunden
benötigen Sie vom Hausarzt einen Überweisungsschein. Wird
die Sprechstunde nicht angeboten, dann brauchen Sie für den Tag Ihrer Ankunft im
Krankenhaus einen Einweisungsschein vom Haus- oder
Facharzt.
Selbstverständlich sind bei einer Krankenhausaufnahme die Versicherungsverhältnisse im Vorfeld zu klären. Besteht vielleicht eine private Zusatzversicherung?
Wer übernimmt die Kosten des Klinikaufenthalts?
Weil im Gesundheitswesen und bei den Versicherungen massiv gespart wird, ist es unbedingt nötig, daß Sie
vorab klären, welche Leistungen bei Ihnen nach dem
derzeitigen Stand versichert sind! Zuweilen wird es vorkommen, daß Patienten eine Versicherung haben, die
nur begrenzte Leistungen abdecken.
In immer mehr Kliniken empfiehlt es sich, die Krankenversicherungskarte (Chipkarte) mitzubringen, da die
Stammdaten in den Klinikcomputer eingespeist werden
können. Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für den
Haben Sie alles dabei?
Zwar können Sie
Wertsachen wie
Schmuck und Geld
meist im Kliniksafe
aufbewahren. Besser
ist es aber, Sie lassen
diese Dinge zu Hause.
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Ausweis, Versicherungsnachweis und Untersuchungsbefunde (zum Beispiel Röntgen- und Laborbefunde,
fachorthopädische, neurologische, internistische Ergebnisse, auch dann, wenn diese Belege riesige Plastiktüten füllen)
Medikamente, die Sie einnehmen müssen
Handtücher und Waschutensilien
Schlafanzug/Nachthemd
etwas Kleingeld fürs Telefon oder Fernsehen (in
manchen Kliniken müssen fürs Fernsehen spezielle
Wertkarten gekauft werden)
Vorbereitung auf eine Operation
Das Gespräch mit dem
Arzt ist die Grundvoraussetzung für eine
gute Vorbereitung auf
die Operation.
(Abb. Images/Bavaria)
Arbeitgeber stellt der Hausarzt aus. Sollte das nicht geschehen sein, können Sie natürlich auch den Klinikarzt
darum bitten.
Welche Regeln gelten für Privatversicherte?
Wenn Sie privat versichert sind und den Wunsch haben,
vom Chefarzt behandelt zu werden, ein Einbett- oder
Zweibettzimmer wünschen, müssen sie das aus Organisationsgründen bereits im Vorfeld klären! Nur der Chefarzt kann in den meisten Kliniken Rechnungen ausstellen. Die Leistungen für privatversicherte Patienten werden nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) abgerechnet.
Er darf die darin festgelegten einfachen Gebührensätze mit der richtigen Begründung auch höher ansetzen
(bis zu 3,5 mal so hoch). Wenn er damit innerhalb des
abgesteckten Rahmens bleibt, übernehmen die Krankenkassen die Kosten.
13
Ein Privatpatient hat
das Recht, den Arzt
auszuwählen, der ihn
betreut und operiert.
Das ist nicht immer
der Chefarzt. Es kann
auch einer seiner
Oberärzte sein.
Wie verlaufen
die ersten Stunden
im Krankenhaus?
Nachdem alle Aufnahmeformalitäten erledigt sind, wird
Sie eine Schwester nach Ihren
Lebensgewohnheiten fragen.
Sie ist auch Ansprechpartnerin für interne Probleme und
wird Details des Gesprächs vertrauensvoll an den Stationsarzt weiterleiten. Optimal ist es, wenn Sie ein Aufklärungsgespräch mit dem Chirurgen schon bei einer ambulanten Erstvorstellung vor der stationären Aufnahme
geführt haben. Ansonsten sollte dieses Gespräch am Tag
vor der Operation nachgeholt werden, und dann auch
noch mal unmittelbar vor dem Eingriff.
Alle Krankenkassen sind inzwischen darauf bedacht,
möglichst kostengünstig zu arbeiten. Deshalb haben
Ärzte sehr oft mit Anfragen und Formularen zu tun, in
denen sie immer wieder bestätigen müssen, ob ein Krankenhausaufenthalt oder eine Verlängerung der Zeit in
der Klinik notwendig ist oder nicht.
Spätestens jetzt sollten Sie auch beginnen, sich über
eventuelle Rehabilitations-Maßnahmen nach der Entlassung aus der Klinik zu erkundigen, da viele Anschlußheilbehandlungen rechtzeitig angemeldet werden müssen.
Welche Rolle spielt Ihre Einstellung
zur Operation?
In den ersten Stunden
in der Klinik werden
Sie unter Umständen
viel mit Formularen
zu tun haben.
Modernste Technik und Material, aber auch das Können
der Ärzte sichern den Erfolg. Entscheidend für ein positives Ergebnis des Eingriffs ist aber auch Ihr eigenes Bewußtsein, Ihre persönliche Einstellung zur Erkrankung
und zur Operation. Wenn Sie den Wunsch nach seelischem Beistand haben oder soziale Probleme bestehen, sind Pfarrer jeder Konfession oder Sozialarbeiter für
Sie da. Wenn Sie keine Angehörigen haben, können Sie
schon jetzt Hilfsdienste anfordern, die sich nach der
Rückkehr zu Hause um Sie kümmern. Sind Sie in der
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Vorbereitung auf eine Operation
gesetzlichen Krankenkasse versichert, dann übernimmt
die Versicherung diese Kosten.
Wann werden Sie entlassen?
Viele Patienten bewegt in den ersten Stunden nach der
Aufnahme in einem Krankenhaus die Frage, wann sie
üblicherweise entlassen werden. Das geschieht erst
dann, wenn Sie sich wohl fühlen, gut informiert sind
und den Ablauf der nächsten Wochen zusammen mit Ihrem Hausarzt bewältigen können. Allerdings muß auch
der Chirurg oder Narkosearzt Ihnen zusichern, daß
keine schweren oder gar lebensbedrohlichen Komplikationen mehr zu erwarten sind.
Checkliste zur Vorbereitung
auf die Operation
Hausarzt, Facharzt und Operateur beraten Sie.
Nutzen Sie die Ambulanzsprechstunde.
Bringen Sie alle Unterlagen ins Krankenhaus mit (Befunde, Röntgenbilder, Einweisungsschein).
Klären Sie, ob in Ihrem Fall eine Eigenblutspende
möglich und sinnvoll ist.
Die Terminabsprache sollte telefonisch oder persönlich ambulant getroffen werden.
Müssen Sie nüchtern ins Krankenhaus kommen?
Dann sollten Sie sechs bis acht Stunden vor der Klinikaufnahme nichts mehr essen und trinken.
Beim Ausfüllen der Formulare hilft entweder ein
Verwaltungsangestellter, die Schwester oder der Stationsarzt.
Wenn es Probleme gibt: Bestehen Sie auf Ihrem
Recht auf Information!
Nehmen Sie sich Zeit für die Operation und die
Tage und Wochen danach! Sie benötigen diese Zeit
für Ihre Genesung!
15
Was geschieht
unmittelbar vor der
Operation?
Prüfen Sie am Tag
vor der Operation
nochmals Ihre
Entscheidung!
Kein Zweifel: Es gibt angenehmere Tage im Leben als
den Tag vor einer Operation: Ängste und Zweifel
sind oft wieder da, viele Fragen scheinen erneut offen,
obwohl die Entscheidung für den Eingriff doch von Ihrer
Seite aus gut bedacht ist.
Über so manches Problem haben Sie sich in der Zeit
vor der Operation Ihre Gedanken gemacht und informiert. Selbstverständlich haben Sie sich mit Ihren Angehörigen besprochen. Sie wissen also auch, wer sich
nach überstandener Operation zu Hause um Sie kümmern wird. Es wird Ihnen guttun, sich vor der Operation
noch einmal die Fragen und Ereignisse in Erinnerung zu
rufen, die zu Ihrer Entscheidung geführt haben.
Welche Fragen bewegten Sie zu Ihrer Operation?
Wollen Sie Ihre Beschwerden weiter so hinnehmen
und ertragen?
Bringt die Operation mit Sicherheit eine Verbesserung oder zumindest einen Erhalt Ihrer Lebensqualität?
Gibt es unterschiedliche Auffassungen unter Ärzten,
wie das Leiden in den Griff zu bekommen ist?
Gibt es verschiedene Operationsmethoden?
Wollen Sie die möglichen Risiken einer Operation
tragen?
Mit welchen Hilfen können Sie anschließend rechnen?
Was bleibt noch zu tun?
Sie sollten sich – wenn möglich – die Räume anschauen, in die Sie während und nach der Operation
kommen werden. Werfen Sie, wenn möglich, einen
Blick in den Operationssaal oder in die Schleuse. Spre16
Vorbereitung auf eine Operation
chen Sie vor dem Eingriff noch einmal mit dem Arzt, der
Sie operieren wird. Scheuen Sie nicht, ihm Fragen zu
stellen, wenn Sie noch nicht alles verstanden haben.
Wenn Dinge immer noch unklar sind: Stellen Sie die
Fragen erneut! Vergessen Sie nicht, daß Sie ein Recht auf
Information haben und Sie den Eingriff selbstbewußt nur
dann unterstützen können, wenn Sie wirklich wissen,
was mit Ihnen geschehen wird.
Machen Sie Ihren Arzt klar, daß Sie ihm vertrauen und
sich auf ihn verlassen! Zwar trägt er die Verantwortung
während und nach dem Eingriff, aber die Operation ist
auch Ihre Entscheidung. Sie tragen die Mitverantwortung, da Sie Ihr Einverständnis schriftlich kundtun und
damit bestätigen, gründlich über alle Risiken informiert
worden zu sein.
Haben Sie noch immer Zweifel, lassen Sie einen
zweiten Facharzt etwa aus einer anderen medizinischen
Disziplin hinzurufen, wenn dies bei der Operation notwendig sein sollte. Diese Möglichkeit besteht, denn der
Krankenhausarzt arbeitet im Team. Er hat viele ärztliche
und nichtärztliche Mitarbeiter, vor allem aber kooperiert
er eng mit dem Narkosearzt.
Der Narkosearzt
überwacht Kreislauf
und Narkose, während sich der Chirurg
auf den Eingriff konzentrieren kann.
Was bestimmt den Zeitpunkt der Operation?
Wenn Sie zum Beispiel an einer entzündlichen Erkrankung leiden und operiert werden müssen, kann es sein,
daß Sie nicht als einer der ersten auf der Operationsliste
stehen. Dann haben andere Patienten Vorrang, bei denen ein sauberer (aseptischer) Eingriff vorgesehen ist. Für
diese Planung sollten Sie Verständnis haben.
Am Abend vor der Operation sollten Sie sich wirklich
nur noch Ruhe gönnen und sich entspannen. Lesen Sie
ein Buch, lassen Sie sich vom Fernseher ablenken; auf
Anfrage bekommen Sie von der Schwester eine Beruhigungstablette oder ein Schlafmittel.
17
Schlafen Sie vor
der Operation möglichst gelassen ein
– versuchen Sie es
zumindest.
Was muß ich
über Operationen
wissen?
Immer mehr Operationen machen einen
stationären Krankenhausaufenthalt unnötig.
Diese Entwicklung erfreut nicht zuletzt den
Patienten, der schnell wieder nach Hause
möchte. Informieren Sie sich gründlich, ob
für Sie eine ambulante Operation überhaupt in Frage kommt, und bleiben Sie im
Zweifelsfall bei der konventionellen
Methode, der Operation in der Klinik. Um
die örtliche Betäubung oder die Narkose
kommen Sie in beiden Fällen nicht herum,
und auch die Schmerzen danach werden
Ihnen nicht erspart bleiben. Auch darüber
informiert zu sein, wird Ihnen helfen,
besser damit umzugehen.
Wann ambulant,
wann stationär
operieren?
Der Patient kommt morgens in
die Klinik, in ein Operationszentrum, in die Ambulanz oder auch
in eine Arztpraxis. Er wird dort
noch am gleichen Tag operiert und kann am Abend wieder nach Hause gehen – das Prinzip des ambulanten
Operierens, dem eine große Zukunft vorausgesagt wird.
Lange Liegezeiten im Krankenhaus werden vermieden;
das ist effektiv, spart Kosten, und der Patient ist schnell
wieder zu Hause. Pro Jahr ließen sich so 5,3 Milliarden
DM einsparen. Inzwischen lassen sich zwei Millionen
Menschen jährlich ambulant operieren. Zur Zeit können
über 400 verschiedene Operationen ambulant durchgeführt werden, von der Entfernung entzündeter Rachenmandeln über die Korrektur eines Bandscheibenvorfalls bis hin zur gynäkologischen Bauchspiegelung.
Welche Bedingungen müssen erfüllt sein?
Der Arzt wird sich bei
der Entscheidung für
eine ambulante Operation von mehreren
Faktoren leiten lassen,
so von dem Allgemeinzustand des Patienten,
möglichen Vorerkrankungen, dem sozialen
Umfeld (Angehörige,
betreuender Hausarzt,
Nachbehandlungsmöglichkeiten), der
Frage, ob sich der Eingriff als ambulante
Operation eignet.
Was für den Patienten verlockend klingen mag, setzt Bedingungen voraus, die der Arzt und die Klinik erst einmal erfüllen müssen. Die hygienischen Auflagen für die
Erlaubnis zu ambulanten Operationen sind immens. So
muß es zum Beispiel Räume für Voruntersuchungen und
Untersuchungsboxen geben; auch Aufwachräume und
Liegeboxen werden benötigt, in denen sich der Patient
mit einer Begleitperson aufhalten kann. Umkleideräume
dürfen ebenfalls nicht fehlen. Der Operateur muß Facharzt sein, zum Beispiel Chirurg oder Orthopäde. Er wird
genau abwägen, ob die Operation, die an ihn herangetragen wird, seine Möglichkeiten in der Praxis nicht
übersteigt. Er wird sich davor hüten, jeden Eingriff, nur
weil er im Abrechnungskatalog aufgeführt wird, auch zu
machen. Allerdings gibt es unter Ärzten zum Teil sehr
unterschiedliche Auffassungen darüber, was ambulant
operiert werden kann. Der Patient sollte den Arzt daher
20
Was muß ich über Operationen wissen?
nie bedrängen! Schließlich ist er wie bei stationären Eingriffen auch für Probleme während und nach ambulanten Operationen verantwortlich.
Welche Komplikationen drohen?
Selbst nach örtlichen Betäubungen kann es schon zu
Komplikationen kommen, die der Operateur in den Griff
bekommen muß. So treten Allergien oft innerhalb kürzester Zeit schon während der Narkose und der örtlichen
Betäubung auf. Blutdruckschwankungen, Herzrhythmusstörungen oder Atemkrämpfe sind innerhalb der ersten
vier bis sechs Stunden beobachtet worden. Schwellungen nach der Operation können zu Durchblutungsstörungen an den operierten Extremitäten führen. Nachblutungen können sich zu tödlichen Komplikationen ausweiten, etwa bei größeren Eingriffen wie Blinddarmoperationen! Die meisten und schwersten „postoperativen
Komplikationen“ entstehen innerhalb von 24 bis 48
Stunden nach der Operation.
Dieses Schlüsselproblem hat den prophezeiten Boom
beim ambulanten Operieren gedämpft. Komplikationen,
die nach der Operation zu Hause auftreten und nicht
rechtzeitig behandelt oder gar nicht erkannt werden,
übersteigen die Kosten einer stationären Behandlung bei
weitem. Alleine bei einer Blutungskomplikation wegen
einer nicht erkannten Gerinnungsstörung entstehen Kosten von 10 000 bis 20 000 DM für Blutersatzmittel.
Im nächsten Jahrtausend werden mehr als die Hälfte
der Patienten älter als 50 sein. Damit steigen auch die
Nebenerkrankungen, die gegen ambulante Operationen
sprechen. Auch beklagen Mediziner die schlechte Art, in
der Arzt und Patient heute Krankheiten verarbeiten. Und
das spricht dafür, über die weitere Abnahme von Liegezeiten in Kliniken und Ausweitung ambulanter Operationen weiter ernsthaft nachzudenken.
21
Nicht geeignet für
ambulante Operationen sind Sie zum
Beispiel wenn,
• bei Ihnen Ohnmachtsanfälle bei Bewegungen oder beim
Sport bekannt sind
oder Ohnmacht nach
dem 60. Lebensjahr
aufgetreten ist;
• Ihr Blutdruck zu
hoch ist;
• Sie Bluter sind;
• Sie schwer behindert sind;
• Sie eine schwer
kontrollierbare Zukkerkrankheit haben
oder stark insulinabhängig sind.
Was muß ich
über die Narkose
wissen?
Wenn der Arzt neben
den Untersuchungsergebnissen auch die
genaue Vorgeschichte
der Erkrankung kennt,
die zur Operation
führt, steht dem Gespräch mit dem Patienten nichts mehr
im Wege. Dieser wird
dann über das vorgesehene Betäubungsverfahren und seine
wesentlichen Risiken
umfassend aufgeklärt.
Während der Operation muß
der Patient schmerzfrei bleiben.
Die Logik leuchtet ein: Dafür ist
der Anästhesist oder Narkosearzt zuständig. Er hat auch dafür zu sorgen, daß lebenswichtige Funktionen (Kreislauf und Atmung) während des
Eingriffs reibungslos funktionieren. Um den Schmerz gezielt auszuschalten, gibt es ein wichtiges Verfahren, die
Narkose oder auch Allgemeinanästhesie genannt.
Dabei werden ein oder mehrere Narkosemittel in eine
Vene gespritzt. Für kurze Operationen reicht das einmalige Spritzen in der Regel aus. Dauert die Operation
allerdings länger, müssen die intravenösen Einspritzungen in gewissen Zeitabständen wiederholt werden. Bei
länger dauernden Operationen ist es auch möglich, gasförmige Narkosemittel über eine Narkosemaske oder einen Intubationskatheter, der über den Mund in die Luftröhre eingeführt wird, zuzuführen.
Ziel ist immer die Ausschaltung des Bewußtseins und
der Schmerzempfindung für den ganzen Körper. Der Patient gelangt dabei in einen schmerzfreien und schlafähnlichen Zustand. Das gilt nicht für die örtliche Betäubung, bei der die Schmerzempfindung nur in ganz bestimmten Regionen des Körpers oder auch direkt im
Operationsgebiet ausgeschaltet wird, der Patient aber
bei vollem Bewußtsein ist.
Warum wird ein Fragebogen benötigt?
Jeder Patient erhält – wenn er nicht gerade als Notfall
ins Krankenhaus eingeliefert wird – zunächst einen Fragebogen, den er ausfüllen muß und der die Grundlage
für das Gespräch mit dem Narkosearzt ist.
Der Narkosearzt interessiert sich besonders dafür, ob
und wenn ja, welche Medikamente der Patient täglich
einnehmen muß. Bringen Sie deshalb unbedingt ihre
22
Was muß ich über Operationen wissen?
Medikamente mit! Sehr schnell hat man den Namen des
einen oder anderen Präparates vergessen, und das
könnte dann Probleme geben.
Der Narkosearzt wird im Einzelfall entscheiden, ob die
Präparate auch am Operationstag eingenommen werden
müssen oder nicht. Herz, Kreislauf und Lungen sind die
wichtigsten Organsysteme für die körperliche Untersuchung vor einer Anästhesie. Ob darüber hinaus zusätzliche Untersuchungen notwendig sind (zum Beispiel
Röntgen, EKG oder Labor) hängt im wesentlichen vom Alter und Gesundheitszustand des Patienten ab. Weitere
wichtige Kriterien sind die Art und Dauer der geplanten
Operation und das vorgesehene Betäubungsverfahren.
In einem Gespräch informiert der Arzt den Patienten
über das Betäubungsverfahren und alle Risiken. Erst
nach diesem Gespräch gibt der Patient durch seine Unterschrift die Zustimmung für das geplante Betäubungsverfahren. Bei Minderjährigen und bei entmündigten Erwachsenen muß der jeweilige Erziehungsberechtigte beziehungsweise der gerichtlich bestellte Vormund oder
Pfleger zustimmen.
Warum muß ich nüchtern sein?
Was im einzelnen an Medikamenten für das geplante
Anästhesieverfahren gegeben wird, hängt nicht nur von
der Erkrankung und dem Allgemeinzustand des Patienten ab, sondern auch vom jeweils geplanten Betäubungsverfahren. Grundsätzlich sollte jeder Patient vor
Anästhesiebeginn mindestens sechs Stunden nichts gegessen beziehungsweise vier Stunden nichts getrunken
haben, er muß also „nüchtern“ sein.
Ein voller Magen kann vor allem bei Allgemeinanästhesien zu Erbrechen und zu lebensbedrohlichen Komplikationen bei der Atmung führen. Ausnahmen sind
dann erlaubt, wenn der Patient mindestens zwei Stun23
Wenn eine Operation
dringend vorgenommen werden muß, in
lebensgefährlichen
Notsituationen – und
nur dann – wird ohne
schriftliche Zustimmung des Patienten
gehandelt.
den vor dem Beginn der Narkose ein oder mehrere
wichtige Medikamente mit einem einzigen kleinen
Schluck Wasser zu sich nimmt.
Was geschieht vor und während der Narkose?
Vor und während der
Operation überwacht
der Narkosearzt
intensiv den Zustand
des Patienten.
Vor dem Anästhesiebeginn werden bei jedem Patienten
Blutdruck und Puls gemessen. In der Regel werden Elektroden am Brustkorb für eine kontinuierliche EKG-Überwachung aufgeklebt. Am Handrücken beziehungsweise
Unterarm wird eine Vene mit einer Kunststoffkanüle für
die Dauertropfinfusion punktiert. Danach wird entweder
die geplante örtliche Betäubung vorgenommen oder die
Narkose mit Hilfe eines Narkosemittels eingeleitet, das
in die Vene gespritzt wird.
Für die Dauer der Anästhesie wird der Blutdruck in
fünfminütigen Abständen gemessen. Puls, EKG-Kurve,
24
Was muß ich über Operationen wissen?
Atmung und Sauerstoffsättigung des Körpers werden
kontinuierlich überwacht. Über einen Monitor kann der
Narkosearzt den Stand der Dinge in allen Phasen mit
verfolgen, das gibt Sicherheit.
Was passiert nach der Narkose?
Nach Beendigung der Operation werden Patienten, die
örtlich betäubt waren, auf ihre Station zurückgebracht.
Patienten, die in Vollnarkose operiert wurden, werden in
der Nähe des Operationssaals oder in einem Aufwachraum von geschultem Anästhesiepersonal so lange überwacht, bis sie ihren Namen und ihr Geburtsdatum nennen und einfachen Aufforderungen nachkommen können, wie zum Beispiel die Augen zu öffnen oder die
Zunge herauszustrecken.
Die Dauer der Aufwachphase hängt von vielen Faktoren ab. Wenn die Operation sehr lange (mehr als zwei
Stunden) gedauert hat oder wenn sich der Patient insgesamt in einem schlechten Allgemeinzustand befindet,
wird er zunächst zur Intensivüberwachung oder Intensivbehandlung vom Operationssaal direkt auf die operative Intensivstation verlegt. Dort übernimmt ein speziell
ausgebildetes Schwestern- und Ärzteteam die Weiterbehandlung.
Bereits bei der Übergabe des Patienten an das Pflegepersonal verordnet der Narkosearzt in der Regel
schmerzstillende Medikamente. Der Schmerz soll weitgehend ausgeschaltet werden.
Das ist wichtig, denn der Schmerz beeinträchtigt
nicht nur das Wohlbefinden des Patienten, sondern
führt auch zu einer zusätzlichen Belastung des Herzund Kreislaufsystems. Dies gilt übrigens sowohl für die
postoperative Versorgung des Patienten auf einer normalen Pflegestation als auch für seine Betreuung auf der
Intensivstation.
25
Was ist eine Intubationsnarkose?
Eine Narkose soll
während eines operativen Eingriffs nicht
nur Schmerzempfindung und Bewußtsein
des Patienten, sondern
auch Muskelspannungen ausschalten.
Bevor der Eingriff
beginnt, hat der Narkosearzt den Patienten
in „Schlaf“ versetzt. In
die Luftröhre des
Patienten wird nun ein
Tubus eingeführt.
Die Geschichte der Narkose begann im Jahre 1818 mit
der Entdeckung des Äthers als Narkosegas. Erst jetzt
konnte man den Menschen in künstlichen Schlaf versetzen und ihm Schmerzen bei einer Operation ersparen.
Die Betäubung mit Hilfe von Gasen – statt Äther und
Chloroform werden heute Lachgas und Halothan verwendet – hatte aber immer einen Nachteil: Um das Bewußtsein des Patienten und damit seine Schmerzempfindlichkeit auszuschalten, müßte man eigentlich nur
wenig Narkosegas geben. Der Patient soll während des
Eingriffs aber nicht nur schlafen, seine Muskulatur muß
total entspannt sein, damit der Chirurg gut arbeiten
kann. Aus diesem Grund war man gezwungen, über die
Atemmaske mehr Narkosegas zu verabreichen, als für
die bloße Ausschaltung des Bewußtseins notwendig gewesen wäre. So hatte man zwar die Muskelspannung
26
Was muß ich über Operationen wissen?
Der in die Luftröhre
eingesetzte Tubus verbindet das Atmungssystem des Patienten
mit dem Narkosegerät,
das ihn jetzt künstlich
beatmet.
ausgeschaltet, gleichzeitig den Patienten aber in einen
sehr tiefen Narkoseschlaf versetzt; die Narkose war damit durchaus ein Risiko.
Die heute selbst bei kürzeren Operationen eingesetzte
Intubationsnarkose erlaubt, nur so viel Narkosemittel zu
verwenden, damit der Patient gerade schläft. Die erwünschte Muskellähmung, die auch die eigenständige
Atmung außer Kraft setzt, erreicht man durch die Gabe
spezieller Medikamente. Der Narkosearzt führt dazu
über die Nase oder den Mund des Patienten einen Tubus
in dessen Luftröhre ein, der mit dem Narkosegerät verbunden ist. So übernimmt die Maschine die Beatmung
des Patienten, dessen Muskulatur für die Dauer des Eingriffs ausgeschaltet ist. Je nach Bedarf gibt man der Atemluft Narkosegase zu, um die Bewußtlosigkeit aufrecht zu
erhalten.
Die Narkose selbst wird mit einem nur kurz wirkenden
Injektionsnarkosemittel eingeleitet, damit der Patient sanft
einschläft und die Einführung des Tubus in die Luftröhre
nicht mitbekommt.
Wenn die Operation zu Ende ist, wird ein Gegenmittel gespritzt, das die Lähmung der Muskulatur wieder
aufhebt. Der Tubus wird entfernt, und der noch bewußtlose Patient atmet eigenständig weiter. Bis die Folgen der
Narkose gänzlich ausgestanden sind, bleibt der Patient
noch auf der speziellen Überwachungsstation.
27
Was muß ich über
Bluttransfusionen
wissen?
Bei einer Blutübertragung fließen Blut oder
Blutbestandteile aus einem Beutel oder einer
Flasche über eine Kanüle (Hohlnadel) in die
Vene. Manchmal wird
das Blut auch in die
Vene eingepumpt.
Seit Anfang der achtziger Jahre
haben sich immer wieder
Menschen bei der Übertragung von Fremdblut mit HIV
infiziert. Das verunsichert bis heute viele Patienten, obwohl die Sicherheit der Blutkonserven inzwischen deutlich größer geworden ist.
Grundsätzlich gilt, daß der Operateur Sie über die
Möglichkeit der Blutgabe informieren muß, wenn bei
dieser Operation erfahrungsgemäß in mehr als einem
Prozent der Fälle Blut gegeben wird.
Bei der Bluttransfusion werden Blut oder Bestandteile
von Blut übertragen, zum Beispiel rote Blutkörperchen
(Erythrozyten), Blutplättchen (Thrombozyten), Blutflüssigkeit, gerinnungsfördernde Blutbestandteile und weiße
Blutkörperchen (Leukozyten).
Übertragen wird Blut zum einen, um Krankheiten zu
behandeln, beispielsweise Blutkrankheiten, Anämien
(Blutarmut), bei Verminderung von einzelnen Blutbestandteilen, bei Eiweißmangel oder Gerinnungsstörungen, die zu einer abnormen Blutung führen können,
oder grundsätzlich wenn es zu stark blutet.
Zum anderen sollen Gefahrensituationen überbrückt
werden (Schock, Mangelversorgung wichtiger Organe
mit Sauerstoff), die durch Blutverluste entstehen, etwa
nach Unfällen, Operationen oder inneren Blutungen.
In etwa 80 Prozent der Fälle, also mit Abstand am
häufigsten, werden rote Blutkörperchen und Blutplasma übertragen. Sicher vorhersagen kann man das
allerdings nie so genau, weil sich die Erfordernisse
während der Behandlung ändern können. Die Blutentnahme findet meist in einer Blutspendezentrale statt.
Dabei wird das Blut über die Venen abgenommen. Die
verlorengegangene Blutmenge wird durch andere Flüssigkeiten ersetzt
28
Was muß ich über Operationen wissen?
Wie groß ist das Aids-Risiko?
Das Thema verseuchte Blutkonserven hat in Deutschland große Wellen geschlagen. Die Angst, sich mit HIV
zu infizieren und dann die tödliche Immunschwächekrankheit Aids zu bekommen, ist groß.
Es gibt keinen Zweifel darüber, daß das Fremdblut
durchaus nicht der größte Risikofaktor bei einer Operation ist. Operationsbedingte typische Risiken sind weitaus größer: Je nach Art des Eingriffes kommt es in einem
bis fünf Prozent der Operationen zu Wundinfektionen,
zu Thrombosen (mehr als fünf Prozent) oder Embolien
(0,1 Prozent). Dennoch darf das Problem Aids-Risiko bei
Fremdblutspenden nicht unterschätzt werden.
Die HIV-Infektion ist zwar bei weitem nicht die einzige Infektion, die durch eine Blutgabe übertragen werden kann. Aber sie ist am meisten gefürchtet, denn die
Immunschwäche kann nach dem heutigen Stand der
Forschung nicht geheilt werden.
Das Infektionsrisiko ist im Grunde genommen gering,
war jedoch besonders in den Jahren 1980 bis 1985 gegeben – damals wurden Blutspenden noch nicht auf HIV
getestet. Besonders gefährdet waren Patienten, die große
Mengen von Blutprodukten (zum Beispiel Gerinnungsfaktoren bei Bluterkrankheit) bekamen.
Sollten Sie in dieser Zeit wegen einer großen Operation, wegen eines Unfalls oder einer schweren Geburt
Blut oder Blutprodukte bekommen haben, dann sprechen Sie mit ihrem Arzt, oder machen Sie einen HIVTest!
Wenn Sie nicht wissen, ob Sie zu der gefährdeten
Gruppe der Betroffenen zählen, dann fragen Sie in Ihrer
Klinik nach. Die meisten Kliniken haben einen Dienst
eingerichtet, bei dem Sie erfahren können, ob Sie in der
fraglichen Zeit überhaupt Blut oder Blutprodukte bekommen haben.
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Blut wird zur Gewinnung von Blutkonserven grundsätzlich nur
von Personen abgenommen, die dazu geeignet und mehrfach
auf verschiedene
Krankheiten getestet
worden sind.
Was sind andere Risiken?
Die sogenannten
minimalinvasiven
Techniken haben den
Operateur in hohem
Maße für das Problem
Bluttransfusion sensibilisiert. Bei endoskopischen Eingriffen
etwa darf ohnehin
nicht viel Blut fließen,
weil dies die Sicht
ins Operationsgebiet
versperrt.
Trotz aller Kontrolluntersuchungen können Infektionen
durch Bluttransfusionen nicht mit letzter Sicherheit ausgeschlossen werden. Das Risiko, sich mit HIV zu infizieren, wird allgemein mit 1: 300 000 bis 1:1 Million angegeben.
Eine Hepatitis B wird nach dieser Statistik etwa bei jeder 50 000. bis 100 000. Transfusion übertragen, eine
Hepatitis C sogar bei jeder 20 000.
Das Problem bei der Übertragung von Fremdblut ist
allerdings nicht nur die Infektionsgefahr. Zu den unerwünschten Nebenwirkungen gehören auch Unverträglichkeiten, Gerinnungsstörungen und Störungen der
Immunabwehr. Diese bewirken ein Ansteigen des
Wundinfektionsrisikos nach der Operation. Außerdem
wird bei Operationen einer bösartigen Geschwulst die
Gefahr eines erneuten Tumorwachstums erhöht.
Es gibt viele Methoden, um auch während der Operation Blut zu sparen oder verlorenes Blut wiederzugewinnen. Aber Achtung: Auch die unmittelbar vor der Operation gemachte Blutentnahme und Blutverdünnung mit
künstlichen Blutersatzmitteln (kolloidale Infusionslösungen) und die Wiederaufbereitung von verlorenem Blut
beinhalten durchaus Risiken, die mit den oben genannten Infektionen vergleichbar sind.
Deshalb haben schon immer viele Operateure angestrebt, möglichst jede Blutgabe zu vermeiden. Dazu gehört zum Beispiel eine intensive Vorbereitung des Patienten durch den Hausarzt lange vor dem Eingriff. Ein Ziel
muß es sein, die Ausgangsblutwerte zu verbessern und
die Blutbildung zu intensivieren. Sprechen Sie darüber
mit Ihrem Hausarzt!
Natürlich ist auch der Operateur gefordert. Übersicht,
also wenig Blutungen, auch wenn der Eingriff etwas länger dauert – sind stärker gefragt denn je.
30
Was muß ich über Operationen wissen?
Wann ist eine Eigenblutspende möglich?
Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes von
1991 sollen Patienten auf die Möglichkeit der Eigenblutspende hingewiesen werden.
Bei etwa 20 bis 30 Prozent aller Operationen könnte
Eigenblut des Patienten verwendet werden. Dazu zählen in erster Linie orthopädische Eingriffe wie Gelenkersatz, Wirbelsäulenoperationen, Herzoperationen wie
Bypass und Klappenersatz sowie gynäkologische, kieferorthopädische und kosmetische Eingriffe.
Die Vorteile der Eigenblutspende sind:
Das eigene Blut wird optimal getestet, auch auf Virusinfektionen. Wichtige Risiken der Fremdbluttransfusion
wie zum Beispiel Virusinfektionen werden durch Eigenblutgabe vermieden.
Es gibt allerdings auch offensichtliche Nachteile: Es
kann zu Blutarmut, Müdigkeit oder Abfall der Herzleistung kommen. Vereinzelt sind auch langsamer Pulsschlag und Blutdruckabfall beobachtet worden. Bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Risikofaktoren kann die Entstehung einer Hirn- oder Herzdurchblutungsstörung
nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden.
Bestimmte Erkrankungen schließen die Eigenblutspende von vornherein aus. Dazu gehören Herzkranzgefäß-Verengungen, eine instabile Angina pectoris, ein frischer Herzinfarkt, zerebrale Durchblutungsstörungen
und Infektionskrankheiten. Hier besteht die Gefahr, daß
sich die Bakterien in der Konserve vermehren.
Auch HIV-Positive dürfen grundsätzlich weder für sich
und selbstverständlich schon gar nicht für Fremde Blut
spenden.
Sehr problematisch ist die Eigenblutgabe bei Patienten mit Tumorerkrankungen. Eine Tumoroperation sollte
nicht deshalb verschoben werden, um genügend Eigenblut bereitzustellen.
31
Ein hohes Lebensalter
ist kein Hindernis für
eine Eigenblutspende.
Bei Kindern werden in
manchen Kliniken
zehn Jahre als unterste Grenze für die
Blutspende gesetzt.
Eine Tatsache sollten
Sie sich unbedingt
vergegenwärtigen:
Die Eigenblutgabe
kann den zusätzlichen
Bedarf von Fremdblut
nicht in jedem Fall
ausschließen.
Frühestens fünf Wochen vor der Operation kann mit
der Eigenblutspende begonnen werden. Sie kann im wöchentlichen Abstand erfolgen und sollte möglichst eine
Woche vor der Operation abgeschlossen sein.
Wieviel Blut abgegeben werden muß, hängt von der
Operation ab. Bei Herzoperationen wird versucht, etwa
drei bis vier Konserven von jeweils 450 Milliliter zu gewinnen. Maximal können in den fünf Wochen etwa
sechs bis sieben Konserven gewonnen werden.
Wann wird Blut benötigt?
Bei großen Eingriffen muß immer mit der Gabe von Blut
gerechnet werden. Die Häufigkeit ist vom Operateur,
aber auch von den Methoden abhängig, die in der Klinik
praktiziert werden.
Zu den Eingriffen, bei denen regelmäßig Blut gebraucht wird, gehören Operationen an den großen Gefäßen und am Herzen. Hier werden auch Blut-Wiederaufbereitungsverfahren eingesetzt.
Große Eingriffe sind Operationen an Lunge, Magen
und bestimmte Dickdarmeingriffe sowie Eingriffe an
Nieren und Harnblase. Dazu kommen Operationen wegen bösartiger Tumoren und Eingriffe an den großen Gelenken (etwa Hüft- und Kniegelenkersatz).
Nimmt man alle blutsparenden Methoden (einschließlich der Eigenblutspende) zusammen, so wird es immerhin zu 80 Prozent auch bei den großen Operationen
möglich sein, auf Fremdblut zu verzichten.
Klar ist: Im Notfall sind Bluttransfusionen lebensrettend – dann gibt es keine Alternative. Alle Risiken müssen zwangsläufig in den Hintergrund treten.
Die großen Blutspendedienste (etwa das Deutsche
Rote Kreuz) haben langjährige Erfahrungen und unterliegen einer Qualitätskontrolle mit hohen Ansprüchen.
Die Diskussion über die Gefahren, die durch Bluttrans32
Was muß ich über Operationen wissen?
fusionen heraufbeschworen werden können, hat alle Beteiligten zu höherer Wachsamkeit aufgerufen.
Wieviel Blut wird benötigt?
Die Transfusionsraten sind in manchen Kliniken gemessen worden. Bei Brustoperationen wurden in etwa zehn
Prozent der Fälle, bei Gebärmutteroperationen zwei
Prozent, beim Kaiserschnitt 1,5 Prozent Blutkonserven
benutzt.
Für große Eingriffe im Unterbauch, zum Beispiel bei
der Entfernung der Gebärmutter, der Eierstöcke und des
umliegenden erkrankten Gewebes, wurden in über 40
Prozent der Fälle Blutkonserven gebraucht.
Besonders gut ist die Blutverlust-Menge bei Operationen zu messen, bei denen von vornherein relativ hohe
Blutverluste zu erwarten sind, etwa in der Gefäß- und
Herzchirurgie oder in der Endoprothetik (Hüft- und
Kniegelenkersatz).
Bei einer Bypassoperation ist von 100 bis 1200 Milliliter Blutverlust auszugehen, bei einer Herzklappenoperation zum Beispiel von 1000 bis 2000 Millilitern.
Das Wichtigste auf einen Blick
Fremdblut kann Krankheiten übertragen, am seltensten Aids.
Ist die Blutgabe bei mir nötig? Fragen Sie Ihren Operateur wenigstens vier Wochen vor dem geplanten
Eingriff.
Wenn ja: Ist eine Eigenblutspende möglich? Sind Sie
dafür geeignet? Fragen Sie Ihren Hausarzt und in der
Blutspendezentrale.
Eigenblutentnahme schützt nicht vor der Notwendigkeit, daß unter Umständen zusätzlich Fremdblut gegeben werden muß!
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Was ist minimalinvasive
Chirurgie?
Die minimalinvasive Chirurgie (MIC) ist eine neue Operationstechnik mit speziellen Instrumenten. Übersetzt
bedeutet dieser Begriff etwa: Operation über kleinste Zugänge.
Mit einer Videokamera und Instrumenten, die durch
Trokare (Röhren) in die Bauchhöhle eingeführt werden,
können Ärzte zum Beispiel Organe entfernen, ohne daß
dabei die Bauchdecke aufgeschnitten wird. Dieses Verfahren wird Laparoskopie oder auch Bauchspiegelung
genannt.
Das Besondere daran ist nicht nur die Technik, sondern auch der Zugang. Anstatt eines mehr oder minder
großen Hautschnittes erfolgen mehrere (am Kniegelenk
mindestens zwei, am Bauch mindestens drei bis vier)
Hautschnitte mit einer Länge von zwei bis drei Zentimetern. Oft werden sogar nur Einstiche gemacht (Länge
etwa 0,5 Zentimeter).
Operiert werden kann in fast jeder Region des Körpers und an fast allen Organen.
Durch eine der Kanülen wird Kohlensäure-Gas in den
Bauch geleitet. Das Luftkissen hebt dann die Bauchwand. Dann wird eine Arbeitsröhre für die Optik in die
Minimalinvasiver
Eingriff am Knie.
34
Was muß ich über Operationen wissen?
Bauchhöhle geschoben, sie besteht aus einer Miniaturvideokamera, die auf dem Bildschirm farbige und vergrößerte Bilder der inneren Organe liefert. Durch weitere Arbeitsröhren in der Bauchdecke kann der Chirurg
dann von außen – den Bildschirm im Blick – seine Instrumente dirigieren, zum Beispiel ein elektrisches Messer, Schere oder Zangen.
Im Gegensatz zur Laparoskopie wird bei der Endoskopie das Instrument über die normalen Körperöffnungen,
also Speiseröhre oder Dickdarm, und nicht über einen
kleinen Schnitt im Bauch in den Körper eingeführt.
Diese Organe werden von innen betrachtet, und Operationen können so durchgeführt werden.
Welche Vorteile und Gefahren birgt diese
Methode?
Bei minimalinvasiven Eingriffen hat der Patient oft weniger Wundschmerzen, die Komplikationsrate ist meist geringer, die Erholungsphase nach der Operation oft kürzer, im Gegensatz zu herkömmlichen Operationen bleiben nur kleine Narben zurück. Dafür können aber andere Beschwerden auftreten, zum Beispiel Stiche in der
Schulter durch Überdehnung des Bauchfells und des
Zwerchfells durch die Gasauffüllung, die für den Eingriff
nötig war. Grundsätzlich gilt: Auch bei minimalinvasiven Eingriffen sind durchaus Komplikationen möglich,
etwa Verletzungen von großen Gefäßen des Bauchraums. Gallengangverletzungen treten fünfmal häufiger
auf als beim klassischen Bauchschnitt. Sie kommen zwar
extrem selten vor (liegen im Promillebereich), sind aber
typische Komplikationen.
Die Technik in der Endoskopie hat sich in den vergangenen Jahren verbessert. Inzwischen ist es möglich, das
Operationsfeld auf dem Bildschirm zu vergrößern. Was
früher nur der Operateur und allenfalls der erste Assistent am offenen Bauch sahen, können heute per Video
alle Mitarbeiter im Operationssaal gut nachvollziehen.
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Verbesserungen gibt
es auch in der Dokumentation der Endoskopie: Die Operation
wird aufgezeichnet,
einzelne Phasen
können noch einmal
analysiert werden.
Wie verlaufen
die wichtigsten
Operationen?
Neun wichtige Operationen werden im
folgenden Teil dieses Buches vorgestellt
und erläutert. Es sind Operationen, die sehr
oft gemacht werden und zum absoluten
Standard gehören. Es wird erklärt, was bei
den einzelnen Operationen passiert, welche
Komplikationen möglich sind, wie lange
der Eingriff dauert, wie die Nachsorge
funktioniert. Auf einer Checkliste werden
zu jeder Operation noch einmal die
wichtigsten Informationen zusammengefaßt, so daß Sie schnell einen Überblick
über die wichtigsten Fakten gewinnen.
Wie werden Sprunggelenkverletzungen
behandelt?
Eine übersehene Verletzung des Sprunggelenks kann häufig
erst nach langer Zeit
Spätschäden,
eine Arthrose, zur
Folge haben.
Sie zählen zu den häufigsten Verletzungen überhaupt: Jeden Tag zieht sich
einer von 10 000 Bundesbürgern eine Verrenkung des Sprunggelenks zu. Das
passiert häufig beim Freizeitsport oder aber auch einfach
beim Spazierengehen.
Zu einem Bänderriß kann es zum Beispiel kommen,
wenn sich der Fuß beim Abrutschen von der Bordsteinkante verdreht oder wenn der Fuß nach einem Sprung
schräg aufkommt, etwa beim Basketball, Fußball oder
Handball. Zu Verletzungen kann es auch nach einer Verdrehung kommen, bei der der Fuß (Stollenfuß im Rasen
beim Fußball) auf dem Boden fixiert ist.
Das Sprunggelenk macht die Beweglichkeit des Fußes
gegenüber dem Unterschenkel möglich und besteht aus
der Knöchelgabel, dem Sprungbein und den Bandverbindungen.
Meist reißen die äußeren Seitenbänder über der Außenknöchelspitze. Die Funktion des Gelenks ist dann erheblich beeinträchtigt. Wird die Verletzung nicht richtig
behandelt, kann das böse Folgen haben.
Jahrelang schien die Sache klar: Patienten, die sich
nach einem Bänderriß zu einer Operation entschlossen,
hatten bessere Ausheilungschancen. Kam es hingegen
zu einer konservativen Behandlung ohne Operation, lag
die Erfolgsaussicht nur bei 60 bis 80 Prozent.
„Konservativ“ bedeutete lange Zeit, daß der Unterschenkel in Gips gelegt wurde, manchmal sogar ohne
Belastung des Beins, und das über einen Zeitraum von
sechs Wochen. Inzwischen hat sich bei der konservativen Behandlung einiges verändert. Moderne Schienen
werden eingesetzt, und das verletzte Bein wird auch belastet. Bewegung (wenn auch in Grenzen) ist mit diesen
Schienen oder auch in speziellen Schuhen möglich.
38
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Diese Veränderungen haben die Diskussion über Vorund Nachteile konservativer Behandlungsverfahren bei
Verletzungen des Sprunggelenks unter Ärzten wieder
voll entfacht.
Wie sieht die Diagnose aus?
Sie sind umgeknickt und haben ein Krachen oder einen
heftigen Schmerz verspürt?
Dann müssen Sie Ihrem Arzt hinterher unbedingt berichten, ob das Gelenk sofort danach angeschwollen ist
oder ob es bis zum Anschwellen länger gedauert hat.
Der Arzt wird außerdem wissen wollen, ob der Fuß
zum erstenmal umgeknickt ist und ob Sie nicht mehr
auftreten oder gehen können, obwohl das Gelenk gekühlt worden ist.
Spätestens wenn Sie ein Frösteln verspüren, sollten Sie
sofort zum Arzt gehen! Blut im Gelenk führt erfahrungsgemäß schnell zu einem starken Krankheitsgefühl.
Gesundes oberes Sprunggelenk
Sprunggelenk mit aufklappbarem
Gelenkspalt
Schienbein
Wadenbein
Sprungbein
Sprungbein
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Gesundes oberes
Sprunggelenk und
Außenbandruptur des
oberen Sprunggelenks,
bei der der Gelenkspalt
aufklappbar ist.
Eine Spiegelung des
Sprunggelenks
erleichtert die
Diagnose.
Der Arzt wird zunächst eine Röntgenaufnahme machen. Damit kann ein Knöchelbruch sehr schnell ausgeschlossen werden – es sei denn, der Patient befindet
sich im Wachstumsalter.
Anschließend muß eine „gehaltene Röntgenaufnahme“ gemacht werden. Dabei wird das Gelenk in einen Apparat eingespannt und geröntgt, bei starkem
Schmerz auch unter örtlicher Betäubung.
Ist der Gelenkspalt gegenüber der gesunden Seite verbreitert, kann man einen Bandriß vermuten. Deshalb
muß auch das gesunde Gelenk untersucht werden.
Ist das Gelenk erheblich angeschwollen und blau gefärbt, obwohl Sie keinen Schmerz empfinden, ist die
Wahrscheinlichkeit groß, daß alle Bänder gerissen sind.
Sind die Bänder nur zum Teil gerissen, klagen die Betroffenen meist über um so stärkere Schmerzen.
Das Röntgenbild zeigt nur Knochen, keine Bänder,
und die Gelenkaufklappbarkeit ist auch individuellen
Schwankungen unterworfen.
Manche Mediziner gehen heute so weit, daß sie bei
klinisch hochgradigem Verdacht auf Bänderriß eine Arthroskopie, das heißt eine Spiegelung des Sprunggelenks
machen, und anschließend über das weitere Vorgehen
entscheiden.
Wann wird operiert?
Wird die Verletzung nicht operiert, sondern „funktionell
behandelt“, so kann man oft davon ausgehen, daß das
Ergebnis im Vergleich zur Operation und der anschließenden Nachbehandlung nach einem Jahr etwa gleich
ist. Und trotzdem spricht vieles für die Operation, bei
der auch die Gelenkfläche betrachtet und häufig sonst
unerkannte Schäden entdeckt werden. Manches deutet
darauf hin, daß die Prognose bei einer Operation, auf
längere Sicht gesehen, besser ist. Eine Schlaffheit der
40
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Bänder des Sprunggelenks ist im nachhinein nur selten
oder oft sogar überhaupt nicht behandlungsfähig.
50 verschiedene (konservative) Methoden zur Wiederstabilisierung geschwächter Bänder und deren mäßige
Ergebnisse sprechen für die sofortige Rekonstruktion der
Bänder und dafür, alle Nebenbefunde einer frischen Verletzung umgehend zu behandeln.
Dennoch muß es sich immer um eine individuelle
Entscheidung handeln. Kinder und alte Menschen sollten nicht prinzipiell von einer Operation ausgeschlossen
werden. Bei Kindern müssen eventuelle Nebenverletzungen im Wachstumsalter berücksichtigt werden, bei
Senioren geht es darum, inwieweit eine frühe Beinbelastung überhaupt möglich ist.
Was passiert bei der Operation?
Die Haut wird über dem Außen- beziehungsweise Innenknöchel geöffnet. Manche Operateure machen zur
besseren Übersicht (unter Narkose) eine Blutsperre. Dabei wird eine Manschette am Oberschenkel angelegt,
die eine Durchblutung des Beines vorübergehend verhindert. Bei örtlicher Betäubung ist der Eingriff auch
ohne Blutsperre möglich.
Es folgt eine Inspektion des Gelenks, die Bänder werden dargestellt.
Dann entfernt der Arzt die Blutgerinnsel, Knorpelteile
werden refixiert, das heißt wieder in ihre ursprüngliche
Lage gebracht, auch Knochenstücke, die gelegentlich
mit dem Band herausgerissen werden.
Bänder und Kapseln werden mit feinsten, selbstauflösenden Fäden genäht. Je nach Befund wird eine Blutungsdrainage eingelegt.
Nach Versorgung der Wunde wird ein Kompressionsverband am gesamten Unterschenkel und Fuß angelegt.
Danach wird dort eine hintere Gipsschiene anmodelliert.
41
Die Entscheidung für
Operation oder konservative Behandlung
ist immer individuell.
Wie geht es nach der Operation weiter?
Schmerzen nach dem
Eingriff müssen Sie
sofort melden!
Wenn der Eingriff unter Narkose erfolgt ist, dürfen Sie
nach vier Stunden essen und trinken. Das Bein wird auf
einer Schiene oder auf einem Kissen hochgelagert.
Schmerzen sollten Sie sofort melden! Durch Schwellung oder Blutung kann es zu einer Abschnürung der
Durchblutung kommen. Dann muß der Verband aufgeschnitten werden.
Die Operation kann auch ambulant gemacht werden.
Allerdings sollten Sie dabei bedenken, daß die Gefahren einer Thrombose, Nachblutung oder Infektion mindestens gleich groß sind wie bei einer stationären Operation. Beachten Sie: Nach der ambulanten Operation
sind Sie zu Hause auf sich alleine gestellt!
Bei stationärer Behandlung erfolgt am zweiten oder
dritten Tag ein Verbandswechsel. Erste einfache Bewegungen können gemacht werden. Dazu gibt es vom Arzt
Instruktionen über den weiteren Verlauf der Behandlung.
Sie können aus dem Krankenhaus entlassen werden.
Welche Komplikationen sind möglich?
Bis zu 48 Stunden nach der Operation können Blutungen auftreten. Vom dritten bis zum fünften Tag besteht
die Gefahr einer Wundinfektion.
Eine Schienenbehandlung und Belastung ist – abhängig von der Wundheilung – spätestens nach 10 bis 14
Tagen sinnvoll. Sie sollten ständig das Abrollen des Fußes trainieren! Laufen, nach der dritten Woche sogar
leichtes Joggen mit der speziellen Schiene ist möglich.
Sinnvoll sind außerdem krankengymnastische Übungen,
Krafttraining, Anspannungsübungen mit und ohne Widerstand. Nach sechs Wochen kann mit der Spezialschiene voll trainiert werden.
Im täglichen Leben können Sie dann die Schiene
auch weglassen. Spezielle Schuhe sind nicht günstig für
42
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
die Nachbehandlung, da sie steif sind und zuwenig Bewegung zulassen.
Auch die Bandheilung braucht Streß (gesteuerte, dosierte Belastung) zur optimalen Ausheilung – Bewegung
ist nötig, damit Sie schnell wieder fit werden! Außerdem
sind vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung einer
erneuten Ruptur oder Verletzung nötig.
Sie sollten zu Hause unbedingt die Wunde pflegen!
Ab dem dritten bis fünften Tag, spätestens aber nach
zehn Tagen ist Duschen möglich. Socken sollten erst
wieder angezogen werden, wenn die Wunde trocken ist.
Auch die Übungsschiene kann dazu beitragen, daß
die Haut feucht wird. Ziehen Sie deshalb Frotteesocken
über, und wechseln Sie sie häufig.
Wichtig ist auch eine vorübergehende Behandlung an
der Luft: Nehmen Sie das Bein heraus aus der Schiene,
legen Sie es aufs Kissen, und bewegen Sie es!
Das Wichtigste auf einen Blick
Starke Schmerzen nach einer Verdrehung oder eine
Schwellung des Kniegelenks sind Symptome für eine
Verletzung.
Die Stärke des Schmerzes sagt nichts über das Ausmaß der Verletzung aus, deshalb ist eine Untersuchung wichtig!
Eine Operation ist je nach Ausmaß der Verletzung
angezeigt. Dabei kommt es auch darauf an, wie
sportlich aktiv der Patient ist.
Ambulante und stationäre Operationen sind möglich.
Wird das Bein zu lange konsequent ruhiggestellt, besteht die Gefahr einer Thrombose.
Ausheilung ist durch zunehmende Belastung möglich, zunächst mit einer Schiene, um Kippbewegungen zu verhindern.
43
Schonen Sie sich
nicht zu sehr!
Bewegung tut gut!
Krafttraining kann das
Sprunggelenk vor zukünftigen Verletzungen schützen.
Wie werden Kniegelenkverletzungen
behandelt?
Sportunfälle bedingen
meist eine Kniegelenkverletzung.
Freizeit und Sport – das gehört für viele Menschen
heute zusammen. Keine
Frage, Bewegung ist gesund. Doch die Gefahr einer Knieverletzung ist bei sportlichen Aktivitäten besonders groß. Betroffen sind vor allem Skifahrer, Fußballer, Tennis- und Squash-Spieler, aber
auch Leichtathleten. Und natürlich Menschen, die nur
sporadisch, also hin und wieder einmal, Sport betreiben.
Meistens liegt bei Sportunfällen eine Kniegelenkverletzung vor. Zu der Verletzung kommt es durch Verdrehung, maximale Muskelentspannung oder übermäßige
Gewalteinwirkung von außen. In der Sportpraxis passiert
das dort, wo stumpfer Belag wie Tartanbahn oder Teppichboden, aber auch Stollenschuhe auf unebenem Rasen verhindern, daß Fuß oder Unterschenkel einer plötzlichen, ungewollten Drehung des Knies folgen können.
Oberschenkelknochen
Eingeklemmter Meniskuslappen – so sieht es
der Operateur mit der
Videokamera.
Kreuzbänder
eingerissener
äußerer Meniskus
Aufbau eines Kniegelenks mit eingerissenem Meniskus und
normalem Meniskus
normaler
innerer
Meniskus
Schienbein
Wadenbein
44
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Was sind die Symptome?
Das Knie schwillt an; der Patient kann das Gelenk nicht
mehr beugen oder strecken, manchmal auch nicht mehr
belasten.
Achtung: Ein sofort auftretender praller Erguß spricht
für eine Blutung!
Eine erste Röntgenaufnahme zeigt oft keine auffälligen
Veränderungen, obwohl der Patient wahrscheinlich über
Beschwerden klagt.
Entscheidend ist bei dieser Verletzung die klinische
Untersuchung des Arztes. Sie müssen den Hergang des
Unfalls genau beschreiben! Und Sie sollten den Arzt unbedingt auch über frühere Verletzungen oder Erkrankungen am Kniegelenk informieren. Wichtig sind Angaben
über den Ort und die Zeit der Verletzung. Oft kommt es
nämlich zu Anfragen von Versicherungen, die zum Beispiel wissen wollen, ob es sich um einen Arbeitsunfall
gehandelt hat (auch Verletzungen beim Betriebssport
sind Arbeitsunfälle). Eventuell ist eine Punktion des Ergusses, also ein Einstich zur Entnahme von Flüssigkeit,
notwendig.
Bei einer Blutung kann auf eine weitere Diagnostik allerdings verzichtet werden. Dann sollte eine Arthroskopie folgen. Eile ist geboten! Es besteht Thrombosegefahr,
auch bei jungen Menschen. Das gilt besonders, wenn
das Bein ruhiggestellt ist.
Was passiert bei der Operation?
Die Standardoperationsmethode (die Ärzte nennen das
„Methode der Wahl“) zur Behandlung dieser Verletzungen ist heute bevorzugt die Kniegelenkspiegelung (Arthroskopie). Dabei haben die meisten Patienten oft die
falsche Vorstellung, daß die Spiegelung lediglich zur Absicherung der Diagnose und nicht auch zur Behandlung
diene. Ziel der Arthroskopie ist es jedoch, die Verletzung
45
Bei Blutungen besteht
Thrombosegefahr.
Eine moderne Methode zur Diagnose
und Behandlung: die
Arthroskopie.
zunächst exakt zu diagnostizieren und dann auch zu behandeln.
Bei der Kniegelenkspiegelung operiert der Chirurg mit
modernster Videotechnik in verschiedenen Medien (Gas
oder Wasser) über kleine Einstiche an den „inneren Gelenkstrukturen“ wie Meniskus, Knorpel, Schleimhaut
und oft auch an den Kreuzbändern. Er benutzt dazu speziell gefertigte, zum Teil motorisierte Spezialinstrumente
zum Schneiden, Bohren, Fräsen und Nähen bis hin zur
Lasertechnik.
Lediglich bei besonderen Rißformen der Kreuzbänder
und bei Verletzungen der äußeren Gelenkstrukturen wie
Kapsel, Seitenbänder und Muskeln beziehungsweise
Sehnen werden zusätzliche Hautschnitte nötig. Selbst
Knochenbrüche und Knorpelabsprengungen können arthroskopisch unterstützt operiert werden. Entscheidender Vorteil dieser sanften und schnellen Operationstechnik ist eine extrem hohe Erfolgsrate! Komplikationen gibt
es nur selten. Die Methode kann bei Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren gleichermaßen angewendet
werden.
Wie geht es nach der Operation weiter?
Sofort nach der
Operation muß das
Gelenk wieder
bewegt werden.
Ein Gelenk ist zum Bewegen geschaffen. Gleich nach
dem Eingriff müssen daher die Funktionen von Bein und
Kniegelenk überprüft werden. Nur so bleiben Beweglichkeit und Muskelumfang erhalten. „Gleich“ heißt bei
der Arthroskopie: noch am Tag der Operation! Schmerzen, die elastische Wickelung des Beines oder Drainagen am Knie können die Bewegungsfähigkeit zwangsläufig einschränken.
Eine maximale Bewegung des Gelenks ist jetzt noch
nicht erforderlich. Je nach Befund können allerdings bereits erste Gehversuche unternommen werden. Die Muskelpumpe sollte betätigt, die Zehen angespannt werden.
46
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Ziel dieser Übungen ist es, Thrombosen zu verhindern
und den Blutumlauf zu fördern.
Am zweiten Tag nach der Operation werden Muskelund Hebeübungen intensiviert. Auf der Bettkante sitzend,
machen Sie mit dem operierten Kniegelenk Pendelübungen. Wann das Bein belastet werden darf, entscheidet der
Chirurg. Dabei geht er vom Befund der Operation aus.
Nur nach größeren Knorpelschäden ist eine eventuell
längere belastungsfreie Phase anzuraten.
Spätestens am dritten Tag werden Gelenkdrainagen
entfernt und die Pendelübungen gesteigert. Sie fördern
die Ernährung des Knorpels und verbessern die Gelenkigkeit. Nach Abschluß der Übungen sollte das Bein
stets völlig gestreckt und die Oberschenkelmuskeln für
mindestens zehn Sekunden angespannt werden. Streckund Pendelübungen verhindern nachhaltig die Bildung
von Ergüssen (Gelenkwasser) und werden in der Regel
als angenehm empfunden. Vollbelastung ist dann möglich, wenn sie der Arzt erlaubt!
Der Narbenbereich wird unter leichter Druckmassage
(eventuell auch mit Salbe) nach acht bis zehn Tagen behandelt.
Und auch dies sollten Sie bedenken: Das Operationsfeld im Inneren ist weit größer als nach außen hin sichtbar. Es entstehen Narben an der Schleimhaut, die relativ
schmerzhaft sein können. Um so mehr ist die lokale Behandlung der Narben durch Fingerdruck und Einreiben
erforderlich.
Auch die Gelenkkapsel und die Muskulatur sollten
mobil gehalten werden, ebenso die Kniescheibe.
Ab der dritten Woche: Es geht darum, wieder die
volle Beweglichkeit zu erreichen! Ist diese Bedingung
erfüllt, ist auch der Muskelaufbau gut, und fühlt sich der
Patient wohl, dann kann er nach etwa drei Wochen wieder mit dem Leistungssport beginnen.
47
Die Einstichwunden
sind oft nicht genäht,
sondern nur geklebt.
Nach acht bis zehn
Tagen heilen die
Wunden ab.
Duschen ist übrigens
bereits am dritten bis
fünften Tag erlaubt,
die Wunde sollte
jedoch trocken
gehalten werden.
Welche Komplikationen sind möglich?
Thrombose ist das
größte Problem.
Infektionen treten nach einer Arthroskopie extrem selten
auf, etwa in einem von 1000 Fällen. Gegebenenfalls werden meist früh eine erneute Operation, eine Gelenkspülung und eine Antibiotika-Behandlung angesetzt. Dazu
kommt eine Bewegungstherapie auf Spezialschienen.
Um eine Thrombose zu verhindern, werden vorbeugend Heparin-Spritzen verordnet. Der Arzt sollte unbedingt über frühere Thrombosen, Blutungsneigungen (Bluter-Erkrankung?) oder Venenentzündungen informiert
werden. Entscheidend für die stationäre Behandlung
sind übrigens auch Angaben zur eventuellen Ruhigstellung des Beins direkt nach dem Unfall. Die Thrombose
kann nämlich schon unmittelbar nach dem Unfall entstehen. Viele Patienten kommen (zuweilen mit Gips und
einer frischen Verletzung) mit unerkannter Thrombose
zur Behandlung, das ist gefährlich!
Wie sehen die Prognosen aus?
Teilentfernung des eingerissenen Meniskus.
Meniskus-Teilentfernung: Die Prognose ist gut, eine Arthrose wird durch die Operation verhindert. Bei sparsamer Operation eines Meniskusteils sorgen die übrigen
Meniskusbereiche zusammen mit Muskeln und Kapsel
weiterhin für die Stabilität des Kniegelenks. Bei einem
späteren Meniskusriß ist eine Spiegelung jederzeit wieder möglich.
Knorpel: Hier sind die Prognosen schlechter. Nach Unfällen sind Knorpelsanierungen oft noch möglich; bei
Schäden durch chronische Entzündung oder Alterung
gibt es leider kaum echte Chancen, den Knorpel wieder
aufzubauen.
Wenn die Beweglichkeit des Kniegelenks erhalten
wird, kann die Arthroseentwicklung hinausgezögert werden. Das Kniegelenk wird geschont, wenn immer wiederkehrende Belastungen vermieden werden.
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Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Bei Knorpeldefekten hinter der Kniescheibe sollten Sie
Beugebelastungen meiden. Vielmehr muß durch Entlastung der Druck von der Kniescheibe genommen werden, etwa durch einen Stock als Gehhilfe.
Arthrose: Fehlender Knorpelbelag von Teilen des Kniegelenks kann unter Umständen prothetisch versorgt werden. Hier hängt der Erfolg wesentlich von der Beweglichkeit des Gelenks und von der intakten Muskulatur
ab. Es gibt viele Medikamente, die Schwellungen im
Kniegelenk reduzieren. Das erlaubt eine schmerzfreie
Bewegung und zögert die Arthrose hinaus. Die Wirksamkeit knorpelaufbauender Medikamente ist wissenschaftlich leider noch nicht erwiesen.
Wenn die Schmerzen aber nicht mehr zu beheben
sind und der Knorpel verbraucht ist, dann können Teilprothesen mit sehr gutem Erfolg eingepflanzt werden.
Bänder: Bei Rissen von Bändern ist stets eine individuelle Nachbehandlung notwendig, mit oder ohne Bewegungsschiene.
Das Wichtigste auf einen Blick
Symptome: Verdrehungstraumata, ein Krachen, ein
plötzlicher praller Erguß (Blutung?).
Fast jedes Knie mit Blutung sollte arthroskopiert werden. Das ist ambulant oder stationär möglich.
Operation so schnell wie möglich, weil nach einem
Trauma häufig eine Thrombose folgen kann.
Komplikationen sind extrem selten – abgesehen von
der Thrombosegefahr.
Je nach Befund ist eine Bewegungseinschränkung
nach der Operation möglich.
Beim Meniskus sind die Erfolgschancen am höchsten. Am schlechtesten sind sie bei chronischen
Knorpelschäden.
49
Was tun
bei Oberschenkelhalsbruch?
Becken
Pfanne
Gelenkkopf
Bruchlinie
Röntgenbild eines
Oberschenkelhalsbruches.
Die alleinstehende alte Frau ist
im Bad schwer gestürzt. Bewegen kann sie sich nicht, ihre
Hilferufe werden nicht gehört.
Erst nach zwei Tagen verschafft sich eine Nachbarin Zutritt zur Wohnung. Die völlig unterkühlte und verwirrte
alte Dame sitzt apathisch und regungslos auf den kalten
Kacheln. Sie wird schnell ins Krankenhaus eingeliefert.
Dort stirbt sie kurze Zeit später an den Folgen einer Lungenentzündung – eine tragische Geschichte, wie sie so
oder so ähnlich immer wieder in Deutschland passiert.
Wenn alte Menschen auf die Außenseite des Oberschenkels oder aufs Gesäß stürzen, dann kommt es oft
zu einem Bruch des Oberschenkelhalses – das ist der
Übergang vom Oberschenkel zur Hüftkugel. Die Folgen
des Bruches sind schlimm: Das Gelenk funktioniert nicht
mehr. Das Bein liegt nach außen gedreht und ist verkürzt, der Betroffene kann sich nicht bewegen und hat
starke Schmerzen.
Wenn der hilflose Patient nicht schnell genug gefunden wird, besteht Lebensgefahr. Unterkühlung führt bei
den durchs Alter ohnehin geschwächten Menschen oft
schnell zu Lungenentzündungen, bei Bettlägerigkeit zu
Thrombosen und anderen Komplikationen.
Nicht selten bedeutete in der Vergangenheit die Schenkelhalsfraktur lange Krankenhausaufenthalte, Heimpflege bis hin zum Tod. Auch heute noch sterben nach diesem Bruch zehn Prozent der betroffenen Patienten. Die
Chancen auf Heilung haben sich aber in den vergangenen Jahren deutlich verbessert.
Moderne Operationstechniken ermöglichen eine frühe
Belastung des Beines, der Patient wird schnell wieder remobilisiert, schwere Komplikationen werden vermieden.
Früher wurden die Patienten in einen Streckverband
eingespannt.
50
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Ziel war der Längenausgleich des durch den Bruch
verkürzten Beines. Mit dieser Maßnahme gelang es
auch, die Schmerzen wirksam zu bekämpfen.
Die Ärzte bohrten einen Draht durch den Oberschenkel, ein Drahtzug ermöglichte dann die Streckung des
Beins. Verbunden war dieses umständliche Verfahren mit
einem langen Krankenhausaufenhalt.
Warum sind vor allem ältere Menschen
betroffen?
Die Zahlen sind eindeutig: 87,5 Prozent der Patienten
mit Schenkelhalsbruch sind älter als 70 Jahre. 20 Prozent sind Männer, 80 Prozent Frauen.
Bruchursache ist bei 80 Prozent der Betroffenen ein
Unfall, bei 20 Prozent sind es Nebenerkrankungen, zum
Beispiel Schwindel, Herz- oder Gehirnerkrankungen
oder auch ein Herzschrittmacher-Ausfall. Zu dieser
Gruppe gehören auch Osteoporose-Kranke, bei denen
die Knochen leicht zerbrechen. Die Osteoporose ist eine
Erkrankung, bei der die Knochenmasse zunehmend abgebaut wird. Von der Osteoporose sind vor allem alte
Menschen betroffen, und hier besonders Frauen. Ein
Drittel aller Frauen über 60 und ein Zehntel aller Männer aus derselben Altersgruppe haben Osteoporose. Das
sind immerhin etwa 12 Prozent der bundesdeutschen
Bevölkerung.
Was tun bei Osteoporose?
Weil die Zahl der Menschen in Deutschland, die 60
Jahre und älter sind, deutlich zunimmt, wird die Osteoporose auch immer mehr zu einem gesundheitsökonomischen Problem. Das heißt, immer häufiger müssen
Menschen wegen Brüchen im Bereich der Wirbelkörper
und des Schenkelhalses im Krankenhaus behandelt und
operiert werden. Das kostet natürlich sehr viel Geld und
51
Heute ist mit modernen Operationsmethoden eine sofortige Belastung des Beines möglich. Der
Patient kann nach
relativ kurzer Zeit
wieder in seine gewohnte Umgebung
zurückkehren.
Informieren Sie sich
bei Ihrem Arzt über
Osteoporose! Wer als
Patient von seiner Erkrankung weiß, der
wird sensibler für die
Gefahren eines möglichen Knochenbruchs!
schlägt sich zunehmend auf die Etats der Krankenkassen
nieder.
Eine Verhinderung der Osteoporose ist nach allgemeiner Auffassung aber nicht möglich. Der Schwund der
Knochenmasse kann jedoch verlangsamt werden, wenn
der Patient bis ins hohe Alter körperlich aktiv ist und Vitamin D sowie Kalzium einnimmt. Besonders empfehlenswert sind Sonne, Milch und die Einnahme von Hormonen.
Insbesondere alleinlebende ältere Menschen sollten
sicherstellen, daß ein möglicher Unfall in der Wohnung
auch bemerkt wird. Das ist zum Beispiel mit Piepsergeräten möglich, die im Notfall benutzt werden können.
Sozial- und Pflegestationen in ihrer Umgebung werden
Sie umfassend informieren!
Wie geht es nach dem Bruch weiter?
Der Patient ist gestürzt. Er hat große Schmerzen in der
Leiste oder am Oberschenkel, sein Bein ist verkürzt und
nach außen gedreht. Liegend wird er zunächst einmal
mit dem Krankenwagen in die Klinik transportiert. Dort
versorgt man ihn mit Schmerzmitteln, außerdem werden
Röntgenaufnahmen gemacht.
In aller Regel ist die Diagnose eindeutig. Zuweilen
kann es aber auch Probleme geben: Nicht immer beweist die Röntgenaufnahme auch den Bruch! Wenn weiter Schmerzen beim Laufen bestehen, dann ist eine erneute Röntgenaufnahme zwei bis drei Wochen später
sinnvoll.
Wenn es allerdings keine Zweifel über die Art der Verletzung gibt, dann folgt die stationäre Aufnahme und die
allgemeine Untersuchung. Bei Nebenerkrankungen
müssen neben dem Chirurgen oft auch Ärzte aus anderen Fachdisziplinen hinzugezogen werden. Es gilt möglichst schnell, Nebenerkrankungen zu behandeln, zum
52
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Beispiel durch die Gabe von Herzmitteln bei Herzbeschwerden.
Internist und Narkosearzt besprechen mit dem Chirurgen den Zeitpunkt der Operation. Sie sollte innerhalb
von 12 bis 24 Stunden nach dem Knochenbruch durchgeführt werden. Jeder Aufschub kann nämlich dazu führen, daß neue Probleme auftauchen und weitere Komplikationen entstehen, so zum Beispiel auch eine Lungenentzündung.
In ganz seltenen Fällen ist übrigens eine längere Vorbereitungszeit nötig. Dann muß das Bein, so wie es früher üblich war, zunächst in einem Streckverband langgezogen werden.
Was passiert bei der Operation?
Bei der Operation geht es darum, daß der Patient das
Hüftgelenk wieder voll belasten kann.
Ist der Hüftkopf abgebrochen, aber nicht verrutscht,
besteht sogar die Chance, daß nicht operiert werden
muß. Das Bein wird dann vorsichtig zunehmend belastet, damit der Kopf wieder einheilen kann.
Meist muß der Hüftkopf jedoch verschraubt oder
durch einen Metallhüftkopf ersetzt werden. Bei jüngeren
Menschen wird das gesamte Hüftgelenk, also Pfanne
und Hüftkopf, ausgetauscht.
Die Operation dauert – je nach Art – etwa ein bis
zwei Stunden. Dazu kommt die Zeit, die benötigt wird,
um den Patienten sorgsam auf einem speziellen Operationstisch zu lagern.
Wenn der Hüftkopf oder gar das ganze Gelenk ersetzt
wird, kann der Patient nach der Operation sofort wieder
das Bein belasten. Im idealen Fall besteht auch bei anderen Operationsmethoden die Chance einer Teil- bis
Vollbelastung innerhalb kürzester Zeit, zum Beispiel
dann, wenn der Hüftkopf verschraubt wird.
53
Operiert werden
sollte innerhalb von
12 bis 24 Stunden
nach dem Knochenbruch.
Schaft
Pfanne
Hüftendprothese mit
Pfanne und Schaft
Welche Komplikationen sind möglich?
Problematisch sind
komplizierte Brüche.
Bei totalem Hüftersatz oder einem Teilersatz des Hüftgelenks ist die Komplikationsrate gering, sie liegt bei unter
einem Prozent.
Anders sieht es bei problematischen Operationen aus,
etwa, wenn es sich um eine Trümmerfraktur handelt, bei
der mehrere Teile zusammengefügt werden müssen.
Dann liegt die Möglichkeit, daß es an der Wunde zu einer Infektion kommt, bei drei bis fünf Prozent. Bei
einem Patienten mit Osteoporose können ebenfalls
Komplikationen auftreten, weil die Schrauben nicht gut
halten. Im Alter sind die Patienten infarktgefährdeter.
20 Prozent der Komplikationen sind Lungenentzündungen und Herzprobleme, außerdem bereiten aufgelegene
Stellen an Rücken und Gesäß Probleme, wenn die Patienten nach dem Bruch lange Zeit reglos unterkühlt auf
derselben Stelle gelegen haben.
Typische Komplikationen bei Eingriffen im Bereich
der Hüfte sind auch Embolien. Die Wahrscheinlichkeit
aber, daß es tatsächlich zu einer Embolie kommt, ist gering. Das Embolierisiko liegt bei ein bis drei Prozent,
und zwar auch dann, wenn Frühmobilisierungen gemacht und Thrombosespritzen gegeben worden sind.
Der Blutverlust bei einer Schenkelhalsoperation kann
500 Milliliter und mehr betragen. Da es sich um eine
54
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Notfalloperation handelt, Eigenblutentnahme also nicht
möglich ist, muß damit gerechnet werden, daß die Ärzte
dem Patienten Fremdblut geben müssen. Der Bruch allein kann bereits einen Liter Blutverlust bedeuten. Ältere
Menschen haben außerdem oft ohnehin zuwenig rote
Blutkörperchen.
Wie lange dauert der Aufenthalt im Krankenhaus?
Bis zur Entlassung aus der Klinik dauert es im Durchschnitt etwa einen Monat. Allerdings hängt der genaue
Zeitpunkt vom Allgemeinzustand des Patienten ab.
Mindestens ebenso wichtig ist auch die Gewißheit,
daß die Nachbetreuung in einem Heim oder in der Familie nahtlos gewährleistet ist. Je nach Art der Operation
beginnt in der Klinik bereits die Frührehabilitation. Fast
jeder zweite Patient wird nach dem Unfall in eine Rehaoder Pflegeanstalt verlegt. 13 Prozent kommen in ein
Pflegeheim.
Ältere Patienten finden sich im Krankenhaus nicht immer zurecht und wollen möglichst schnell in ihre gewohnte Umgebung. Hier sollte man großzügig sein,
aber mit den Angehörigen und den Mitarbeitern der
Hauspflege einen möglichst frühen Rückverlegungstermin besprechen.
Dies kann sogar durchaus von pflegerischem Vorteil
sein, denn die Angehörigen zu Hause oder ambulante
Pfleger sind bemüht, ebenso wie im Krankenhaus,
frischoperierte Patienten zu mobilisieren. In den Fällen,
in denen es nicht durch einen Unfall zum Sturz kam,
sondern etwa durch Herzrhymusstörungen oder Durchblutungsstörungen des Gehirns, kann nach Versorgung
der Fraktur sogar ein weiterer Krankenhausaufenthalt in
einer anderen Fachabteilung notwendig sein, um bleibende Schäden und weitere Schwindelattacken oder
Stürze zu verhindern.
55
Wichtig ist die Pflege
zu Hause.
Wie geht es zu Hause weiter?
Mit Krücken oder dem Gehwagen muß der Patient wieder das Gehen lernen. Manchmal fährt er auch nach
kurzem Zwischenstopp zu Hause direkt in eine RehaKlinik. Hier bietet im übrigen die neue Pflegeversicherung neue Perspektiven, denn sie sieht auch die Finanzierungsmöglichkeit einer vorübergehenden Betreuung
durch Pflegekräfte vor. Das wird sicher ein Viertel der
Patienten, die aus der Klinik nach Hause kommen, in
Anspruch nehmen. Informieren Sie sich!
Von der Pflegeversicherung kann man für häusliche
Pflege mit einer Unterstützung von bis zu DM 1300.–,
bei Sachleistungen sogar bis zu DM 2800.– rechnen. Ob
Sie einen Anspruch haben, sollte man schon während
des stationären Aufenthaltes klären.
Um wieder gehen
zu lernen, gibt es verschiedenartige Gehhilfen, mit denen man
sogar einkaufen kann.
(Abb. Fa. Orthopedia)
56
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Besonders tragisch ist manchmal die Tatsache, daß
die vor dem Sturz sehr selbständigen, alleine wirtschaftenden Menschen nicht mehr in ihr eigenes Heim zurückkönnen und hierfür weder der Arzt noch die Angehörigen die Verantwortung übernehmen können. Es
bedarf großer Geduld und viel Zuwendung, um diese
alten Menschen wider zu stabilisieren oder ihnen
den Entschluß, in ein Pflegeheim zu gehen, leichter zu
machen.
Das Wichtigste auf einen Blick
Hauptsymptome sind Schmerzen in der Leiste nach
Sturz auf Gesäß und Oberschenkel, Auftreten unmöglich.
Schenkelhalsbrüche im Alter sind meist eine Folge
von Osteoporose.
Bei Klinikaufnahme informieren Sie den Arzt im
Krankenhaus nach einem Knochenbruch sofort über
den Unfallhergang und ob sie an weiteren Erkrankungen leiden (zum Beispiel Schwindel).
Operation: Hüftprothese; Stabilisierung des Bruchs
durch Schrauben und Platten.
Belastung des Beins nach der Operation oft sofort,
beim Oberschenkelbruch nach sechs bis acht Wochen.
Der Einsatz von Fremdblut bei der Operation läßt
sich meist nicht vermeiden.
Der Aufenthalt im Krankenhaus dauert mindestens
vier Wochen.
Wenn Sie alleinstehend sind: Sorgen Sie dafür, daß
bei einem Knochenbruch zu Hause schnelle Hilfe
möglich ist (zum Beispiel mit einem Piepsgerät oder
durch regelmäßige Kontrollanrufe einer Sozialstation).
Erkundigen Sie sich, welche Möglichkeiten die Pflegeversicherung bei der Rehabilitation zu Hause bietet!
57
Wegen der Pflegeversicherung Sozialarbeiter oder Krankenkasse
kontaktieren.
Wie wird
an der Hüfte
operiert?
Mit einer zweiten
Operation nach
einigen Jahren muß
man rechnen.
Mit neuer Hüfte lebt sich’s besser: Fast
70 000 Total-Endoprothesen (TEP) werden jedes Jahr in Deutschland eingesetzt. Die Erfolgsquote ist hoch, die
Prothesen halten lange. Menschen mit kranken Hüftgelenken freuen sich, daß endlich ihre Schmerzen beseitigt
sind und daß ihre oft jahrelang eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten sich wieder verbessern.
Allerdings ist es durchaus möglich, daß die Operation
nach einigen Jahren wiederholt werden muß. Immerhin
sind 15 bis 20 Prozent der mit dem medizinischen
Mammutbegriff Hüftgelenktotalendoprothesenoperation
bezeichneten Eingriffe Revisionen, das heißt, hier wird
bereits zum wiederholten Mal eine TEP eingepflanzt.
Die Tendenz zur Hüftprothesenoperation ist steigend,
immer mehr Menschen erkranken an den Gelenken.
Bei Frauen beträgt das durchschnittliche Operationsalter 68,2 Jahre, bei Männern wird die Prothese im
Schnitt mit 67,5 Jahren eingesetzt.
Frauen sind im Verhältnis 3:1 deutlich häufiger betroffen als Männer. Und noch eine Zahl ist bemerkenswert:
Nur jeder fünfte Patient ist jünger als 60 Jahre.
Was sind die Ursachen der Hüfterkrankung?
Ursache für Hüfterkrankungen sind
Arthrosen.
Neben einer angeborenen Fehlformation und möglichen
Fehlentwicklungen können in jedem Lebensabschnitt,
auch schon im Kindesalter, Erkrankungen auftreten, die
zum Verschleiß des Knorpels führen.
Man spricht dann von Arthrosen. Das sind Gelenkerkrankungen, die entstehen, wenn es ein Mißverhältnis
gibt zwischen der Beanspruchung eines Gelenks einerseits und seiner Beschaffenheit und Leistungsfähigkeit
andererseits.
Die Arthrosen entstehen auch nach einem Trauma
(Brüche oder Verrenkungen) oder bei chronischer Poly58
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Röntgenbild einer Hüftgelenksarthrose; Der
Gelenkspalt ist fast
völlig verschwunden,
Knochen reibt auf
Knochen.
arthritis, einer Erkrankung, bei der mehrere Gelenke
gleichzeitig entzündet sind.
Andere Ursachen sind zum Beispiel eine chronische
körperliche Überbelastung, Stoffwechsel- und Durchblutungsstörungen mit einer Zerstörung des Hüftkopfes oder
auch eine Osteoporose. Ein Sonderfall: Oberschenkelhalsbrüche können bei älteren Menschen auch ohne
eine stärkere Arthrose zur TEP-Operation führen, weil
Senioren mit dieser Methode viel schneller fit werden
und sich leichter wieder bewegen können. Ein langer
Aufenthalt im Krankenbett wird so verhindert.
Was sind die Symptome?
Meist spüren Betroffene den Schmerz in der Leiste, und
zwar zunächst bei Belastung, später auch in Ruhephasen. Dann können die Schmerzen über die Vorderseite
des Oberschenkels bis zum Knie ausstrahlen.
Die Einschränkung der Beweglichkeit führt mit der
Zeit immer mehr zu einem erheblichen Verlust an Lebensqualität. Probleme gibt es zum Beispiel beim Sitzen,
beim Spreizen der Beine, bei der Nachtruhe. Wandern
ist nur eingeschränkt möglich, die Toilette steht zu tief,
das Alltagsleben wird problematischer.
59
Bedenken Sie, daß Sie
auch nach der Anmeldung zur Operation
mit einer Wartezeit
von mehreren Wochen und sogar Monaten rechnen müssen.
Krankhafte Veränderungen im Bereich der Hüfte kann
der Arzt auf dem Röntgenbild feststellen. Aber das allein
reicht natürlich nicht für eine Operation aus. Entscheidend ist der Leidensdruck des Patienten: Wie stark ist der
Schmerz? Taucht er auch in Ruhestellung auf? Wie intensiv belastet er den Alltag, wie lange ist er auf Dauer
zu ertragen? Und: Ist die Nachtruhe gestört? Werden womöglich Schmerzmittel benötigt?
Meist gibt es im Anfangsstadium der Krankheit Probleme mit dem Drehen des Beines nach innen und nach
außen, später ist dann die An- und Abspreizfähigkeit
eingeschränkt. Zuletzt klappt auch das Beugen und
Strecken nicht mehr. Im Endstadium kann es sogar zur
Totalversteifung des Beines kommen.
Doch das ist meist noch nicht das Ende des Leidenswegs. Weil die defekte Hüftpfanne mehr und mehr ausgewalzt und viel Knorpel verbraucht wird, kommt es
häufig zu einer Verkürzung des Beines. Das wiederum
hat Auswirkungen auf das noch gesunde Bein. Hier
kann dann leicht ein Knorpelschaden im Kniegelenk
entstehen.
Weil die Hüfte im Grunde genommen „steif“ ist und
das Bein nicht mehr gestreckt werden kann, hält sich der
Patient gebückt. Die Folge sind Wirbelsäulenveränderungen, Haltungsschäden und Rückenschmerzen, das
Gangbild verändert sich.
Der Patient hinkt oft. Seine Schmerzen machen ihm
zu schaffen, er kann nur kurze Gehstrecken bewältigen
und benutzt meist Bewegungshilfen – einen Spazierstock, Gehstützen, manchmal sogar einen Rollstuhl.
Die Beweglichkeit muß vor der Operation unbedingt
so lange wie möglich erhalten bleiben. Ist die Hüfte nämlich erst einmal versteift, verkümmert auch die Muskulatur. Und dann dauert es nach der Operation natürlich
deutlich länger, den Patienten wieder zu mobilisieren.
60
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Was passiert bei der Operation?
Mit der Operation verfolgt man drei wesentliche Ziele:
Der Patient soll, wenn alles überstanden ist (abgesehen
vom vorübergehenden Wundschmerz) nach einer gewissen Zeit völlig schmerzfrei sein. Meist schwinden die
Schmerzen sofort nach der Operation. Unmittelbar nach
dem Eingriff wollen die Patienten oft gar nicht glauben,
daß sie schon operiert sind – ein Indiz dafür, wie schwer
die Schmerzen vorher gewesen sein müssen.
Das zweite Ziel: Der Patient soll sein Bein wieder bewegen können.
Und: Das Bein soll wieder schnell belastbar sein. Das
ist je nach Wahl der Prothese bereits unmittelbar nach
der Operation möglich.
Vor der Operation erhält der Patient zunächst einmal
einen Blasenkatheter. Dann bekommt er Spritzen, um
die Bildung von Thrombosen oder Embolien zu verhindern. Die Beine werden elastisch gewickelt, in manchen
Krankenhäusern gibt es Kompressionsstrümpfe.
Die Hüftprothese wird in einem hochsterilen Operationssaal implantiert. Mit dabei: Ein drei- bis vierköpfiges
erfahrenes Ärzteteam (darunter muß mindestens ein
Facharzt sein), eine OP-Schwester, dazu kommt eine
Schwester zum Anreichen von Gegenständen; sie hilft
auch beim Lagern des Patienten. Während sich das Operationsteam um den Fortgang des Eingriffs kümmert, leitet der Anästhesist mit seinem Team die Narkose. Der
Kranke ist entweder voll narkotisiert, oder er bekommt
eine Narkose in das Rückenmarks.
Das Hüftgelenk wird zunächst mit einem mindestens
10 bis 15 Zentimeter langen Hautschnitt freigelegt. Der
Hüftkopf wird entfernt, Gelenkpfanne und Oberschenkelknochen werden für die Aufnahme der Prothesenteile
vorbereitet. Der Patient liegt dabei auf der gesunden
Seite oder auf dem Rücken.
61
Eine einseitige Hüftarthrose hat in zehn
Prozent der Fälle nach
spätestens acht Jahren
böse Folgen: Dann ist
nämlich auch die andere Hüfte erkrankt.
Wie lange dauert die Operation?
Je nach Zugang und Prothesenmodell dauert der Eingriff
zwischen ein und zwei Stunden. Aber er kann auch wesentlich länger dauern, vor allem dann, wenn die Ärzte
mit einem Hüftwechsel oder besonderen anatomischen
Problemen konfrontiert werden. Ein Problemfall kann
zum Beispiel sein, wenn der Kranke eine Hüftdysplasie
hat, das ist eine angeborene Fehlbildung der Hüftgelenkpfanne. Dann wird es für die Ärzte komplizierter, deshalb verlängert sich die Operation. Die Dauer der Narkose liegt noch einmal 20 bis 30 Minuten über der Operationszeit.
Für die richtige Lagerung des Patienten auf dem Operationstisch müssen natürlich ebenfalls einige Minuten
eingeplant werden.
Ist eine Bluttransfusion notwendig?
Die Gabe von Fremdblut kann weitgehend vermieden
werden, zum Beispiel durch Eigenblutspenden, Wiederaufbereiten des eigenen Blutes während der Operation,
Gabe von Blutersatzmitteln sowie Blutverdünnungsmaßnahmen.
Mit Eigenblutspenden drei bis vier Wochen vor dem
Eingriff, aber auch mit Hilfe der Blutverdünnung am Tag
der geplanten Implantation ist es in einigen Kliniken gelungen, zu 80 Prozent auf Fremdblut zu verzichten.
Das ist eine Entwicklung, von der allerdings nicht jeder Patient profitiert. Denn beim Blutverdünnungsverfahren kann es durchaus Probleme geben. Es sollte daher
beispielsweise bei Patienten mit Herz-Kreislauf- und Gerinnungsstörungen oder Infektionen nicht angewandt
werden.
Der Blutverlust liegt übrigens in der Regel bei 500 bis
1000 Milliliter. Es müssen zwei Blutkonserven bereitgestellt werden.
62
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Welches Prothesenmodell ist geeignet?
Weltweit werden heute mehr als 100 verschiedene Hüftgelenkprothesenmodelle mit unterschiedlichem Design
eingesetzt.
Die individuelle und computergesteuerte Ausmessung
und Anfertigung eines Prothesenmodells bringt keine besonderen Vorteile; alle Firmen bieten ein Baukastensystem an. In Zwei-Millimeter-Abständen stehen alle
Schaft-, Pfannen- und Kopflängen bereit. Während der
Operation werden dann von Hand mit Hilfe von Instrumenten die knöcherne Hüftpfanne und der Oberschenkelschaftknochen für das geeignete Modell zurechtgeformt. Dies kann natürlich auch mit einer computergesteuerten Raspel erfolgen. Zu unterscheiden sind zwei
Hauptgruppen von Modellen: Es sind zum einen Prothesen, die einzementiert werden, zum anderen Implantate,
die die Ärzte ohne Zement einsetzen.
Darmbein
künstliche
Hüftgelenkpfanne
künstlicher
Oberschenkelkopf
Schambein
Sitzbein
Oberschenkelschaft (zementiert)
Markhöhle
63
Hüftgelenkprothese
(Schraubpfanne ohne
Zement)
Wie werden zementierte Prothesen eingesetzt?
Beim zementierten Modell werden die Hüftpfanne (sie
besteht aus Polyäthylen) und der Schaftprothesenteil (aus
Titan oder Metall-Legierung) mit einem biologisch verträglichen Kunststoff (PMMA), genannt Knochenzement,
verankert. Der Zement enthält meist Antibiotika. Er ermöglicht eine maßgenaue Anpassung der Prothese und
einen sehr schnellen festen Sitz.
Der Patient kann das Bein nach der Operation sofort
wieder belasten. Dies ist bei zementierten Prothesen bis
auf wenige Ausnahmen sofort möglich.
Wie verankert man zementfreie und
Hybrid-Prothesen?
In Deutschland sind
die zementierten
Modelle der Standard.
66 Prozent aller Hüftpfannen und 80 Prozent der Prothesenschäfte werden mit
Knochenzement
implantiert.
Die zementfreie Prothese besteht aus einer Titan- oder
Metall-Legierung mit Pfannen-Kunststoffeinlage. Sie wird
dem Oberschenkelschaft und der Pfanne soweit wie
möglich angepaßt. Es braucht allerdings Zeit, bis dieses
Modell verankert ist. Das geschieht, indem Knochengewebe in die rauhe Oberfläche der Prothesenteile einwächst. Der Patient braucht Geduld: Nach dem Eingriff
ist es oft notwendig, daß das Bein über viele Monate
entlastet wird. Nach dem derzeitigen Stand der Entwicklung hat dieses Modell im Vergleich zur zementierten
Prothese übrigens keine Nachteile, wenn es um die
Frage geht, wie schnell sich die Modelle im Laufe der
Zeit wieder lockern können.
Die zementfreien Implantate haben allerdings durchaus Defizite: 20 bis 30 Prozent der Patienten mit diesen
Modellen leiden an Spannungsschmerzen des Oberschenkels, bei 20 Prozent entstehen Verknöcherungen
um das Kunstgelenk herum.
Zwischen den zementierten und den zementfreien
Modellen gibt es übrigens noch einen Mittelweg: den
bietet die sogenannte Hybrid-Prothese. Sie besteht aus
64
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
einer Hüftpfanne, die zementfrei eingeschraubt wird, der
Prothesenschaft allerdings wird mit Knochenzement verankert.
Vor allem jüngere Patienten erhalten immer häufiger
Implantate, die ohne Zement eingepflanzt werden. Dahinter steckt die Überlegung, daß der Zement altert.
Wenn dann ein Prothesenwechsel notwendig ist und
festsitzende Zementstücke entfernt werden müssen,
kann es leicht zu einem weiteren Knochenschwund
kommen.
Wie lange halten Prothesen?
Langzeiterfahrungen mit zementierten Prothesen gibt es
seit über 30 Jahren. Immer wieder kommen Patienten
zum medizinischen Check, die auch mehr als 15 bis 25
Jahre nach der Operation keine Probleme mit ihrer Prothese haben.
Zementfreie Prothesen sind erst seit etwa 14 Jahren
auf dem Markt, hier klagen deutlich mehr Patienten über
Schmerzen.
Wie schnell sich die Hüftprothese lockert, hängt von
ihrem präzisen Sitz, aber auch vom Knochenbau des Patienten ab. Und selbstverständlich von der Krankheit, die
zur Arthrose geführt hat. Dabei darf aber nicht übersehen werden, daß die Lockerung auch eine Folge der
Auseinandersetzung zwischen einem Fremdkörper und
der Knochensubstanz ist.
Nach der primären Arthrose (zum Beispiel wegen zu
starker Belastung) sitzen auch nach 15 Jahren noch 75
Prozent der Prothesen optimal. Von 100 Menschen, denen die Prothese wegen einer rheumatischen Gelenkentzündung implantiert wurde, beklagen mehr als 35 nach
etwa zehn Jahren, daß sich ihr Modell im Laufe der
Jahre gelockert hat. Grundsätzlich haben die Ärzte beobachtet, daß sich nach dem zehnten Belastungsjahr der
65
Patienten über 65
Jahre können damit
rechnen, daß ihre
Prothese wesentlich
länger hält als die
Modelle von jüngeren
Implantatsträgern. Ältere Patienten sind in
der Regel mit dem zementierten Implantat
besser beraten, da es
sofort belastbar ist.
Pfannenteil deutlich häufiger lockert als der Schaftprothesenteil. Rheumatiker sind davon in der Regel besonders betroffen.
Welche Komplikationen sind möglich?
Auch die Thrombosegefahr läßt sich
beherrschen.
Die Wahrscheinlichkeit, daß es zu einer Infektion der
Wunde kommt, liegt bei 0,3 bis 1 Prozent. Bei zwei bis
sechs Prozent aller Operationen können nach ein bis
sechs Jahren Spätinfektionen entstehen.
Relativ hoch ist bei der Hüftchirurgie die Thromboserate, damit steigt selbstverständlich auch das Risiko einer
Lungenembolie. Durch Spritzen von Blutgerinnungshemmern kann diese Komplikation aber von 40 auf
4 Prozent gesenkt werden.
Es kann auch zu Verkalkungen und Verknöcherungen
um das operierte Hüftgelenk herum (Kapsel) kommen,
die gelegentlich einen neuen Eingriff notwendig machen.
Eine Wiederholungsoperation ist in 10 bis 20 Prozent
der Fälle auf lange Sicht (etwa zehn Jahre) jedoch nicht
zu vermeiden.
Gründe für einen zweiten Eingriff
Lockerung ohne Infektion: 79 Prozent,
Infektionen: 9,7 Prozent,
technische Fehler: 5,9 Prozent,
Luxationen (Auskugelungen): 2,4 Prozent,
Brüche: 1 Prozent,
bleibende Schmerzen: 0,4 Prozent.
Wie geht es nach der Operation weiter?
Nach der Operation wird der Patient zunächst einmal
einige Stunden im Aufwachraum oder auf der Intensivstation überwacht. Noch am selben Tag stehen bereits
66
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
aktiv von Krankengymnasten unterstützte Anspannungsund Bewegungsübungen auf dem Programm.
Bei zementierter Hüfte müssen die Patienten gleich
nach der Operation aufstehen und mit Belastungsübungen beginnen. In den Tagen darauf wird das Training
mehr und mehr gesteigert: Weiter geht es mit Krankengymnastik, Krafttraining, Bewegungsübungen und einer
Gehschule – alles natürlich unter fachlicher Anleitung.
Aufstehen und Belasten des Beins ist mit eingesetzten
Prothesen aus Zement und Hybrid am zweiten Tag möglich. Einen Tag später werden dann die Wunddrainagen
entfernt. Sie haben dazu beigetragen, daß Blut und
Wundsekrete problemlos abfließen konnten.
Für ältere Menschen gibt es oft noch ein atemgymnastisches Training, um die Lungenfunktion zu verbessern.
Der Blasenkatheter ist zu diesem Zeitpunkt meist schon
entfernt. Wundfäden werden erst nach etwa zwei Wochen gezogen.
Um Thrombosen oder Embolien zu verhindern, muß
der Patient Stützstrümpfe tragen. Er erhält mindestens
zehn Tage Spritzen gegen Thrombosen und muß sich
selbständig und viel bewegen.
Immer wieder beobachten Ärzte, daß Patienten selbst
verblüfft über die schnellen Fortschritte sind. Sie freuen
sich einfach, daß Hüft- und Wundschmerzen immer
mehr nachlassen und durch die Beweglichkeit die Lebensqualität insgesamt wieder besser wird. Nach zwei
bis drei Wochen können sie wieder selbständig gehen
und sogar Treppen steigen.
Je nach Modell der Prothese und anatomischen Gegebenheiten kann es übrigens zu minimalen Beinlängenunterschieden kommen. Diese können aber, wenn es
nötig sein sollte, durch einfache Fersenerhöhung der
Schuhe beim Schuhmacher (ein bis zwei Zentimeter)
ausgeglichen werden.
67
Bereits am Abend der
Operation gibt es zu
trinken, auf Wunsch
wird auch ein leichtes
Essen angeboten.
Wie lange dauert der Aufenthalt im Krankenhaus?
Es kommt auf die Fitneß des Patienten und auf seine körperlichen Aktivitäten an: Zwei bis drei, aber auch fünf
Wochen Krankenhaus sind möglich. Vor zehn oder fünfzehn Jahren war die Liegedauer fast doppelt so lang.
Auf Wunsch kann nach der Entlassung eine Rehabilitation in einer Rehaklinik oder, wenn es angeboten wird,
auch im Krankenhaus selbst angeschlossen werden
(Frühreha). Zwingend ist das natürlich nicht: Wer sich
wohl fühlt, kann sofort nach Hause gehen!
Wie geht es zu Hause weiter?
Wichtig sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim
Facharzt, um Spätkomplikationen
(schleichende Infektionen oder Lockerungen) rechtzeitig
zu erkennen.
Zurück in der heimischen Umgebung, muß der Patient
unter allen Umständen vermeiden, daß es zu einer Auskugelung des Gelenkes kommt. Tabu sind extreme Bewegungen, eine zu starke Beugung sowie das Einwärtsdrehen des operierten Beins – und zwar mindestens
sechs Wochen lang. Unfälle können schlimme Folgen
haben: Ein Sturz auf die Hüfte kann zu Luxationen oder
Knochenbrüchen führen.
Wer im Erwerbsleben steht, kann bei einzementierter
TEP damit rechnen, daß er nach drei bis vier Monaten
wieder mit seiner Arbeit beginnen kann. Dabei ist allerdings eine vorübergehende Minderung der Erwerbsfähigkeit von 25 bis 40 Prozent zu berücksichtigen.
Lockerungszeichen machen sich durch einen unausweichlichen, ausstrahlenden Schmerz, besonders bei
Belastung, im Oberschenkel und im Knie bemerkbar.
Nur durch einen Gehstock kann in der ersten Phase eine
Entlastung erfolgen.
Die Besonderheiten der zementfreien Prothesen bestehen darin, daß in der ersten Phase nach der Operation eine Vollbelastung nicht erlaubt ist und ein Spannungsschmerz auftreten kann, der jedoch nach Stabilisierung der Prothese meistens verschwindet.
68
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Kommen Sie sich nicht ungeschickt vor, wenn Sie mit
Krücken gehen. Krücken sind Hilfsmittel. Symmetrisch
eingesetzt (zwei Krücken) führen sie zu einem flotten
Gangbild. Schwierig ist es natürlich, wenn das Gangbild schon vor der Operation, vielleicht über viele
Jahre, extrem verändert war. Dann sind die eingeschliffenen Bewegungsabläufe nicht mehr durch Bewegungsübungen auszugleichen. Fehlhaltungen im Becken und
im Rücken führen darüber hinaus zu starken Schmerzen. Deswegen sollte man, auch wenn man zu Hause
ist und nur noch gelegentlich zur Krankengymnastik
geht, den Rücken und alle anschließenden Partien mit
behandeln lassen.
Das Wichtigste auf einen Blick
Hauptsymptom: Leistenschmerz mit Ausstrahlung
ins Knie, zunehmende Bewegungseinschränkung,
Dauerschmerz.
Bei Zerstörung der Hüfte: Totalendoprothese des
Hüftgelenks.
Hauptkomplikationen: Thrombose, äußerst selten Infektionen.
Erleichterung wird schon nach den ersten Tagen
spürbar. Wundschmerz ist meist leichter erträglich
als der vorher erlittene heftige Hüftschmerz.
Moderne Prothesen, ob zementiert oder nicht, halten mehr als ein, oft sogar zwei Jahrzehnte.
Bei Lockerung der Prothese kann es zu einer zweiten Operation kommen.
Durch moderne Methoden kann Fremdblutgabe bei
der Operation zu 80 Prozent vermieden werden.
Wenn Sie jemals mit nachgewiesener Arthrose des
Hüftgelenks zu tun haben, dann drängen Sie auf eine
Entscheidung, wann die neue Hüfte implantiert wird!
Ihre eigene Lebensqualität steht zur Debatte!
69
Haben Sie keine
Scheu vor Krücken!
Verhaltensregeln nach
der Operation:
• Aufrechtes Gehen
und Sitzen
• Krücken der Körpergröße anpassen
• Kreuzen der Beine
verboten
Wie wird
der Leistenbruch
behandelt?
Jedes Jahr werden in bundesdeutschen Krankenhäusern 70 000
Leistenbrüche operiert, in den
Vereinigten Staaten sind es sogar
600 000. Die Leistenbruchoperation ist mit 10 bis 20 Prozent aller Operationen eine der häufigsten überhaupt.
Unter den Kindern (ein bis zwei Prozent aller Fälle)
sind nahezu 90 Prozent der Bruchpatienten Jungen, bei
den Erwachsenen verschiebt sich das Verhältnis männlich/weiblich auf 80 zu 20 Prozent.
Was ist eigentlich ein Leistenbruch?
Zu einem Leistenbruch kann es wegen
einer Gewebeschwäche kommen
oder wenn man zu
schwer getragen hat.
Jeder Mensch hat Lücken in seiner Bauchwand. Durch
eine dieser Lücken, den sogenannten Leistenkanal (den
gibt es zweimal, an der linken und rechten Leiste), führt
beim Mann das Samenstranggebilde, an das sich der
Hoden anschließt; bei der Frau ist es ein Aufhängeband
der Gebärmutter. Vergrößert sich die Lücke, zum Beispiel wegen einer angeborenen Schwäche des Gewebes
oder weil der Patient schwere Gewichte getragen hat,
kann das zum Leistenbruch führen. Das Bauchfell
zwängt sich nach und nach durch die Lücke und wölbt
sich vor, es kommt zur Bildung eines Bruchsacks. Dieser
kann sich bis in den Hodensack hineinentwickeln und
eine große Behinderung darstellen.
Samenstrang
äußerer Leistenring
Bruchpforte
vorgefallene
Eingeweide
So sieht ein
Leistenbruch aus.
70
Bruchsack
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Was sind die Symptome?
Die Beschwerden beim Leistenbruch sind zunächst nur
gering: ein Druckgefühl, ein leichtes Ziehen in der Leiste, ganz selten kommt es zu einem unvermittelten oder
heftigen Schmerz.
Meist bildet sich der Bruchsack ganz allmählich aus,
nur die sichtbare Vorwölbung nach außen entsteht dann
relativ rasch. Solange er nicht eingeklemmt ist, verursacht
der Bruchsack allerdings nur leichte Beschwerden.
Läßt sich der Inhalt – weil verklemmt – jedoch nicht
mehr durch die Lücke zurück in den Bauchraum drükken, wird es brenzlig. Der Patient klagt dann schnell
über Übelkeit, er muß sich übergeben und braucht
Hilfe.
Jetzt sollte dringend ein Arzt gerufen werden.
Darm, Blinddarm, Harnblase, bei Mädchen und Säuglingen auch der Eierstock, können eingeklemmt sein. Es
droht ein Darmverschluß und eine Bauchfellentzündung, außerdem kann es zu Durchblutungsstörungen
des Hodens kommen.
Noch schlimmer: der Inhalt des Bruchsacks kann absterben. Es besteht Lebensgefahr.
Natürlich stellt sich längst nicht jeder Leistenbruch so
dramatisch dar, wie gerade geschildert. Oft bahnt sich
der Bruch nur langsam an.
Die Bruchpforte schließt sich nicht von selbst. Ein
Bruchband ist keine Hilfe! Es kann den Bruch nicht heilen und seine Ausbildung nicht verhindern. Außerdem
ist das Bruchband unhygienisch. Es schädigt die Haut,
führt zu Ekzemen und erschwert eine Operation!
Schwierig ist es beim Leistenschmerz und beim noch
nicht faßbaren Bruch, andere Ursachen auszuschließen.
Bei Wettkampfsportlern rührt der Schmerz eher von einem Muskelansatz her. Im Alter kann ein Schmerz in der
Leistenbeuge auf eine Hüfterkrankung hinweisen.
71
Der Begriff Leistenbruch ist im Grunde
genommen irreführend. Die Bruchlükken sind bei jedem
Menschen bereits vorhanden. Bruch bedeutet also nicht, daß das
Gewebe plötzlich zerrissen ist.
Normalerweise ist
genügend Zeit, eine
Operation zu planen.
Was passiert bei der Operation?
Grenzen einer
laparoskopischen
Operation.
Operiert wird meist unter Vollnarkose oder unter örtlicher Betäubung. Allerdings kann das Liegen auf dem
harten Operationstisch bei einem längeren Eingriff Beschwerden verursachen.
Die Operation dauert meist zwischen 20 und 30 Minuten, dazu kommt noch einmal eine Vor- und Nachbereitungszeit von jeweils etwa 10 bis 20 Minuten. Der
Eingriff sollte unbedingt von einem erfahrenen Arzt gemacht werden (vom Facharzt oder unter Facharztaufsicht) – entweder ambulant oder in einer Klinik.
Der Grund dafür ist, daß die Anatomie im Bereich der
Leiste relativ kompliziert ist.
Bei Säuglingen und Kindern wird ein etwa drei Zentimeter langer Schnitt in der querverlaufenden Bauchfalte
gemacht, bei Erwachsenen ist der Zugang oberhalb der
Leiste sechs Zentimeter lang, entlang der Hautspaltlinie.
Die Narbe liegt in der Schambehaarung, also kosmetisch günstig.
Danach werden die tiefsten Regionen der Bauchwand
und des Leistenbandes genau inspiziert, der Bauchsack
wird vom Samenstranggebilde isoliert, das mit besonderer Vorsicht behandelt und geschont wird. Dann wird
der Inhalt des Bauchsacks geprüft und in die Bauchhöhle geschoben.
Die auseinanderklaffenden Bauchwandschichten werden mehrschichtig miteinander vernäht. Für die Samenstränge muß natürlich eine Lücke bleiben. Sie werden
möglichst weit zur Seite verlagert, dürfen aber nicht eingeengt werden.
Auch eine laparoskopische Operation des Leistenbruchs ist heute möglich, aber sie ist nicht empfehlenswert, weil noch nicht einmal Ergebnisse der letzten fünf
Jahre vorliegen. Laparoskopiert wird unter Vollnarkose,
und zwar von innen, vom Bauchraum her. Dabei müs72
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
sen Fremdkörper implantiert werden, um die Bruchlücke
zu verstopfen.
Welche Komplikationen sind möglich?
In 0,3 bis 6 Prozent aller Fälle kommt es zu Wundinfektionen; die Wahrscheinlichkeit einer Wundblutung liegt
zwischen null und sieben Prozent (eine typische Komplikation, die auch im Zusammenhang mit der Thromboseprophylaxe gesehen werden muß: Das ThromboseMittel verdünnt das Blut, die Blutstillung wird schwieriger). Die Thromboserate liegt bei 0,5 Prozent. Darm,
Blase oder Gefäße werden bei weniger als einer von
1000 Operationen verletzt.
Zu den Langzeitfolgen gehören Durchblutungsstörungen des Hodens. Es besteht die Gefahr, daß er nicht
mehr funktionstüchtig ist. Außerdem kann es zur Sterilität der Frau wegen eines eingeklemmten Eierstocks im
Kindesalter kommen. Da genau diese Diagnose für nahezu die Hälfte aller Leistenbrüche bei Mädchen gestellt
werden muß, empfiehlt sich die sofortige Operation,
auch wenn das Kind noch keine offensichtlichen Beschwerden hat.
Durchaus ins Gewicht fällt im übrigen die sogenannte
Rezidivrate (Rückfallrate), die besagt, wie groß die
Wahrscheinlichkeit ist, daß es erneut zu einem Bruch
kommt. Sie liegt, je nach Operationstechnik, bei 10 bis
20 Prozent. Die Shouldice-Technik, ein Verfahren, bei
dem die hinterste Wand des Leistenkanals fortlaufend
ans Leistenband genäht wird, hat mit weniger als drei
Prozent die geringste Rezidivrate.
Bei der laparoskopischen Bruchoperation wird ein
Fremdkörpernetz in die Lücke zum Bruchlückenverschluß eingeführt. Dabei kann es zu entzündlichen
Komplikationen und damit zu Abstoßungsreaktionen
kommen.
73
Die Rückfallrate
beträgt 10 bis
20 Prozent.
Was passiert nach dem Eingriff?
Schmerzen lassen sich
gut beherrschen.
Besonders wichtig für
die Lunge ist die
sogenannte Seufzeratmung – vor allem
bei älteren Patienten
und Rauchern.
Zunächst bekommt der Patient eine Spritze gegen
Thrombose und Embolie. Eine Vorsorgemaßnahme, die
allerdings – wie bereits erwähnt – unerwünschte Nebenwirkungen haben kann. Das gespritzte Mittel kann zu
Nachblutungen im Wundbereich führen, weil das Blut
verdünnt wird.
Nach einer regionalen Betäubung hält die Schmerzfreiheit über Stunden an. Der erste Wundschmerz sollte
frühzeitig mit Schmerzmitteln bekämpft werden. Dieses
Vorgehen macht mögliche Folgeschmerzen erheblich erträglicher.
Relativ häufig haben Patienten unmittelbar nach der
Operation Probleme beim Wasserlassen. Falls ein Harnblasenkatheter gesetzt wird, passiert das in der Regel allerdings nur einmal. Der Harndrang sollte nicht zu lange
bestehen, weil es sonst zu einem schmerzhaften Harnverhalt kommen kann – dies ist eine Unfähigkeit, die gefüllte Harnblase spontan zu entleeren.
Nach der Operation sollte der Patient unbedingt wieder aufstehen. Das erleichtert das Wasserlassen, verhindert aber auch eine Thromboseentwicklung oder
eine mögliche Lungenentzündung. Früher war es genau umgekehrt: da mußte man Tage oder sogar Wochen liegen.
Mindestens genauso wichtig wie das Aufstehen ist
das Atmen, genauer gesagt: die sogenannte Seufzeratmung.
Im 30-Minuten-Turnus muß bei dieser Atemtechnik
mehrmals tief durchgeatmet werden. Das verbessert das
Allgemeinbefinden und belüftet die Lunge. Besonders
wichtig ist der Einsatz dieser Atemtechnik bei alten Menschen, bei Rauchern und bei Patienten, deren Lunge bereits vorgeschädigt ist. Die schmerzhafte Einschränkung
der Atmung kann nämlich böse Folgen haben und dazu
74
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
führen, daß Sekrete nicht abfließen können. Dann droht
eine Lungenentzündung.
Am dritten Tag nach der Operation sollte sich dann
der Stuhlgang einstellen; Duschen ist, je nach Befinden,
ab dem dritten bis fünften Tag möglich, die Wunde darf
aber nicht feucht bleiben!
Wurde der Eingriff bei regionaler Betäubung durchgeführt, darf der Patient bereits unmittelbar nach der
Operation trinken, bei Vollnarkose etwa vier Stunden
nach dem Aufwachen. Ein leichtes Frühstück gibt es am
Morgen nach der Operation zu essen.
Wie lange dauert der Aufenthalt
im Krankenhaus?
Noch vor wenigen Jahren blieb ein Bruchpatient in
Deutschland bis zu 16 Tage im Krankenhaus, eine im
Vergleich zu anderen Ländern viel zu lange Liegedauer.
Diesen Tatbestand haben auch Untersuchungen über die
Komplikationsraten bei kürzerem Klinikaufenthalt bestätigt.
Um Komplikationen wie Thrombose oder Blutungen
zu entdecken und zu verhindern, sollte der Patient nach
dem Eingriff 24 bis 48 Stunden überwacht werden. Die
kontinuierliche Überwachung ist aber nur in der Klinik
möglich! Bei Säuglingen und Kleinkindern kann auf
Wunsch die Mutter in die Klinik mit aufgenommen werden, oder sie dürfen mit Einverständnis der Mutter nach
genauer Untersuchung noch am gleichen Tag nach
Hause gebracht werden.
Wie geht es zu Hause weiter?
Körperliche Anstrengungen sollten nach der Operation
zu Hause zunächst einmal vermieden werden. Vor allem, um einen erneuten Leistenbruch zu verhindern. Er
ist dann leicht möglich, wenn der Patient eine Gewe75
Bei späteren
Schmerzen sofort
zum Arzt gehen!
beschwäche hat oder die Wunde noch nicht richtig verheilt ist. Autofahren, schweres Heben sowie Treppensteigen ohne bewußte Schonung sind nach zwei bis drei
Wochen möglich, Intimverkehr je nach Wundheilung.
Nach 12 bis 14 Tagen kann eine Behandlung der
Narbe durch Druckmassage beginnen.
Kinder können nach Abschluß der Wundheilung wieder zur Schule gehen. Auch die Teilnahme am Sport sind
nach drei Wochen wieder möglich, ausgeschlossen ist
allerdings Leistungssport sowie Geräte- und Kampfsport
jeder Art.
Hochleistungssportler dürfen nach drei Wochen mit
lockerem Training beginnen und nach drei Monaten
wieder voll in ihre Disziplin einsteigen.
Der Arbeitsbeginn hängt von der Art der Tätigkeit und
vom Wohlbefinden des Patienten ab. Erwachsene sind
bei minimaler körperlicher Belastung bereits direkt im
Anschluß an die Entlassung aus der Klinik wieder arbeitsfähig. Empfohlen wird in der Regel aber eine Erholungspause von etwa drei Wochen.
Privatpatienten gehen in der Regel wieder viel früher
als nicht privat versicherte Patienten an ihre Arbeit. Dies
liegt sicherlich aber auch an der Art der Tätigkeit, die sie
ausüben.
Da die Wunde meist nach zwei Wochen, spätestens
nach drei Wochen stabil ist, kann Schwimmen dann
schon erlaubt sein. Bei geringster Schwellung des Hodens sollte vorübergehend eine enge Unterhose oder gar
ein Suspensorium getragen werden. Bei Brennen beim
Wasserlassen, Schmerzen und auch einer Hodenschwellung sollte sofort der Arzt aufgesucht werden. Früh erkannt, können solche Komplikationen wieder endgültig
behoben werden. Wenn es zum Beispiel zu einer Nachblutung in der Leistengegend und in den Bruchsack
kommt, so muß natürlich schnellstens eine Operation
76
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
erfolgen, da sonst beim Mann der Hoden bleibend geschädigt werden kann.
Eine Nachuntersuchung nach Leistenoperation zur
Qualitätssicherung in der Chirurgie hat gezeigt, daß
88,8 Prozent der Patienten mit der stationären Behandlung zufrieden waren, 95,1 Prozent mit der ärztlichen
Behandlung und 92,4 Prozent mit der pflegerischen Behandlung. So gesehen ist die Krankenhausbehandlung
nicht so schlecht wie ihr Ruf. Bei dieser Nachuntersuchung hat sich auch gezeigt, daß die Patienten den
Bluterguß und die Hodenschwellung, die mit etwa
1 Prozent erwartet wird, selbst mit je 20 Prozent angegeben hatten. Das zeigt, wie häufig Mißempfindungen
nach dieser Operation auftreten können. Sollten Sie also
unsicher sein, ob eine relevante Veränderung vorliegt, so
gehen Sie unverzüglich zum Arzt, der den normalen
Heilungsverlauf am besten beurteilen kann.
Das Wichtigste auf einen Blick
Hauptsymptome: Schmerzen, Vorwölbung in der
Leiste, Hodenhochstand.
Häufigste Vorgehensweise: Ambulante oder stationäre Operation, regionale Betäubung oder Narkose
ist möglich.
Die offene Operationstechnik sollte bevorzugt werden, Laparoskopie ist nicht empfehlenswert, außer in
speziellen Operationszentren.
Hauptkomplikationen: Nachblutungen, Thrombose,
Embolie, Wundinfekt.
Eine erneute Bruchbildung ist möglich.
Schmerzen können gut bekämpft und gemildert werden!
Fragen Sie, wer operiert: Die Bruchoperation ist
keine Aufgabe für unerfahrene Ärzte!
77
Gehen Sie zum Arzt,
wenn Sie Fragen zum
Verlauf der Wundheilung haben.
Wie wird
der Blinddarm
operiert?
So sieht der
Wurmfortsatz aus.
Fälschlicherweise
spricht man von
Blinddarmoperationen, obwohl nur
der Wurmfortsatz
entfernt wird.
Krankenhausärzte können ein Lied
davon singen: Immer wenn der
Sommer kommt, steigt in deutschen
Kliniken die Zahl der Patienten, die
sich vor der großen Reise vorsorglich ihren Blinddarm
entfernen lassen wollen. Probleme mit dem Blinddarm
im Ausland – das muß nicht sein.
Doch diese Ängste sind absolut unbegründet. Denn
überall auf der Welt gibt es Chirurgen, die den Blinddarm komplikationslos und schnell entfernen können.
Zu spaßen ist mit Problemen am Blinddarm und der
damit oft verbundenen Bauchfellentzündung natürlich
nicht. Sie tritt am häufigsten bei Kindern und Jugendlichen auf und verläuft in 3 von 100 Fällen tödlich,
wenn eine Bauchfelleiterung entstanden ist.
Bis noch vor wenig mehr als 100 Jahren mußten vier
von fünf Menschen mit einem durchgebrochenen Blinddarm sterben. Erst nachdem die Entfernung des Blinddarms, die Appendektomie, eingeführt wurde, bekamen
die Ärzte das Problem besser in den Griff. Immer noch
starben aber zwischen 14 und 50 Prozent der Patienten
mit schweren Bauchfellentzündungen.
Heute gehört die Appendektomie zu einem der häufigsten Eingriffe in der Chirurgie. Noch vor wenigen Jahren galten die Deutschen gar als Weltmeister der Blinddarmentfernung. 20 Prozent aller Operationen in deutschen Universitätskliniken waren Appendektomien, in
kommunalen Krankenhäusern gar zwei von fünf Eingriffen. Doch die Zeiten ändern sich, die Zahl ist deutlich
zurückgegangen, die diagnostischen Möglichkeiten haben sich verbessert.
Wie kommt es zur Blinddarmentzündung?
Sieben Prozent der Bevölkerung erkranken in ihrem Leben an einer Blinddarmentzündung (Appendizitis). Weil
78
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Leberbiegung
aufsteigender
Dickdarm
absteigender
Dickdarm
Dünndarm
Blinddarm
Sigma oder
S-Darm
Wurmfortsatz
Mastdarm
Lage des Blinddarms
und des Wurmfortsatzes im Darmtrakt.
After
der Eingang zum Blinddarm aussieht wie der enge Zugang zu einer Sackgasse, kann es zu Verstopfungen kommen. Und die entstehen zum Beispiel durch falsche Ernährung (zuwenig Ballaststoffe) oder Parasiten (etwa
Wurmeier).
Eine generelle Abwehrschwäche (zum Beispiel Masern oder eine andere Infektionskrankheit) kann dann
zum Ausbruch der Entzündung führen.
Was sind die Symptome?
Der Patient klagt über einen wandernden Schmerz in der
Magengegend, der im Nabelbereich beginnt und zum
rechten Unterbauch hin absteigt. Oft ist der Schmerz
verbunden mit Fieber, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung. Zuweilen ist die Zahl der weißen Blutkörperchen im Blut erhöht, im Urin können manchmal auch
rote Blutkörperchen nachgewiesen werden. All dies deu79
Typische Schmerzsymptome.
Problematisch ist die
Diagnose bei einer
Schwangerschaft.
tet auf eine Entzündung hin. Aber auch bei fehlenden
Entzündungszeichen (keine erhöhte Zahl an weißen
Blutkörperchen, kein Fieber, keine Abwehrspannung im
Unterbauch), wenn der Patient sich „nur unwohl“ fühlt,
kann es sich durchaus um eine Entzündung des Blinddarms handeln.
Kompliziert wird es übrigens bei einer Schwangerschaft und bei einer untypischen Lage des Wurmfortsatzes. Dann sind die Symptome natürlich nur sehr
schwer zu erkennen.
Wann ist Vorsicht geboten?
Eine Bauchfellentzündung ist
lebensgefährlich.
Wenn die Schmerzen plötzlich aufhören und sich das
Befinden schlagartig bessert, dann kann das auf einen
Durchbruch des Blinddarms hinweisen. Kot, Speisereste
und Eiter werden in die Bauchhöhle entleert, der Eiter
kann sich dort überall ausbreiten. Manchmal kapseln
sich auch Kot und Eiter durch umliegende Organe ab,
am Blinddarm bildet sich ein Abzeß.
Die Folge ist eine Bauchfellentzündung innerhalb kürzester Zeit. Starke Schmerzen treten in immer kürzeren
Abständen auf, der Gesundheitszustand verschlechtert
sich dramatisch. Das bedeutet Lebensgefahr. Jetzt gibt es
nur noch eins: So schnell wie möglich ins Krankenhaus!
Nicht immer sind die Symptome eindeutig. Deshalb
wird gerade im Kindesalter die Diagnose Appendizitis
oft voreilig gestellt. In etwa 20 Prozent der Fälle kommt
es zu einer Entfernung des Blinddarms, obwohl es dazu
eigentlich keinen Grund gibt. Lieber kein Risiko eingehen, sagen sich manche Ärzte. Denn wird die Blinddarm- oder Bauchfellentzündung übersehen, kann das
fatale Folgen haben.
Trotz verbesserter Methoden mit Hilfe des Computers
und neuentwickelter Laborverfahren ist die Diagnose
Blinddarmentzündung vom erfahrenen Arzt immer noch
80
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
mit einfachsten Mitteln zu realisieren: durch Tasten des
Bauches, wiederholte Untersuchungen, ständige Beobachtung des Allgemeinbefindens.
Mit Hilfe der Sonographie kann inzwischen auch gut
festgestellt werden, ob es sich um einen Fehlalarm gehandelt hat, die Beschwerden des Patienten also andere
Ursachen haben müssen.
Was passiert bei der Operation?
Operiert wird unter Vollnarkose. Bei der klassischen Methode macht der Operateur einen kleinen Hautschnitt
von wenigen Zentimetern Länge im rechten Unterbauch
und entfernt den Blinddarm. Diese Operation dauert
zwischen 20 und 60 Minuten.
Bei der laparoskopischen Operation werden feine
Spezialinstrumente über kleine Einstiche im Bauch eingesetzt. Der Vorteil: Hinterher sind kaum Narben zu sehen. Dieser Eingriff läßt sich auch jederzeit wiederholen
und ist vor allem bei unklarer Diagnose angebracht.
Stellt sich nach genauer Inspektion nämlich heraus, daß
der Blinddarm gesund ist, muß er nicht zwingend entfernt werden. Vorteile hat die Laparoskopie aber auch
bei unklaren Beschwerden im Unterbauch der Frau. Mit
Hilfe der Laparoskopie werden den Beschwerden entsprechende Ursachen gefunden oder können angenommene Ursachen auch ausgeschlossen werden. Diese
Operation dauert zwischen 20 und 90 Minuten.
Allgemein gilt, daß die Vorteile der Laparoskopie bei
der Blinddarmentzündung im Vergleich zu anderen
Operationen nicht besonders groß sind.
Welche Komplikationen sind möglich?
Mindestens zehn Prozent der Patienten kommen mit
entzündetem Blinddarm zu spät in die Klinik. Sie müssen deshalb mit einem erhöhten Risiko nach der Opera81
Bei Notfalloperationen ist immer noch
die klassische Operationsmethode angebracht. Laparoskopie
ist eher dann angesagt, wenn die
Schmerzursache
abgeklärt und dann
gleich behandelt
werden soll.
1979 dauerte der
Krankenhausaufenthalt 10 Tage, nach
einem Blinddarmdurchbruch mußte
man sogar von etwa
30 Tagen ausgehen.
tion rechnen. Noch Ende der siebziger Jahre gab es darüber hinaus in immerhin 8,5 Prozent der Fälle Infektionen der Wunde. Weil inzwischen aber spätestens zum
Zeitpunkt der Operation Antibiotika gegeben werden,
ist diese Rate deutlich zurückgegangen. Es gibt neuere
Statistiken, die eine Infektionsrate von drei bis fünf Prozent ausweisen.
Bekannte Komplikationen, die unmittelbar nach der
Operation oder auch später auftreten, sind Verwachsungen und Darmverschlüsse. Die Risikorate beträgt ein
Prozent. Extrem selten kommen Thrombosen und Embolien vor.
Wie lange dauert der Aufenthalt im Krankenhaus?
Am Abend nach der
Operation gibt es zunächst etwas zu trinken. Am nächsten Tag
können Sie dann auch
wieder etwas essen.
Das gilt übrigens für
beide Operationsmethoden. Bei
Problemen mit dem
Stuhlgang werden
spätestens am dritten
Tag abführende Maßnahmen eingeleitet.
Drei bis fünf Tage im Krankenhaus müssen Sie heute
durchschnittlich für eine Blinddarmoperation einkalkulieren.
Wer sich für einen laparoskopisch-minimalinvasiven
Eingriff entscheidet, hat übrigens – im Gegensatz zu anderen Operationen – kaum die Chance, seinen Aufenthalt im Vergleich zur Standardmethode zu verkürzen.
Maximale Ersparnis: ein Tag. Das lohnt kaum.
Und auch dies gilt es zu bedenken: Bei der Laparoskopie klagen Patienten nach der Operation zwar seltener über Schmerzen, aber dafür können im Vergleich zur
konventionellen Methode auch deutlich leichter Komplikationen auftreten (zum Beispiel Wundinfektionen oder
eine örtliche Bauchfellentzündung).
Pech haben Patienten, die mit einer schon länger bestehenden, ungeklärten Entzündung im Operationsgebiet in die Klinik kommen. Diese Entzündung führt zu
einer örtlichen Bauchfellentzündung, die mit erheblichen Schmerzen verbunden sein kann. Dabei ist auch
die Möglichkeit eines erneuten Eingriffes nicht ausgeschlossen. Das bedeutet: längerer Klinikaufenthalt.
82
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Das Wichtigste auf einen Blick
Die Blinddarmentzündung kann eine Vielfalt von
Beschwerdebildern verursachen.
Typisch ist ein wandernder Schmerz in der Nabelgegend, der zum rechten Unterbauch hin absteigt.
Er deutet auf eine Blinddarmentzündung hin.
Vorsicht, wenn der Schmerz plötzlich aufhört: das
kann nur vorübergehend sein, und dann wird
es schlimmer. Oft ist dies das Zeichen für einen
Durchbruch des Blinddarms. Sofort ins Krankenhaus!
Mindestens einer von zehn Patienten kommt mit entzündetem Blinddarm zu spät in die Klinik. Die
Folge: ein erhöhtes Operationsrisiko und mehr Komplikationen danach!
Wenn die Operation nicht zu vermeiden ist: Fragen
Sie, ob Sie nach der klassischen Methode operiert
werden oder ob der Arzt die Laparoskopie bevorzugt: Beim Blinddarm muß die zweite Methode
nicht unbedingt ein Vorteil sein!
Trotz Antibiotika-Gabe kann es bei schwierigem Befund zu Komplikationen bei der Wundheilung kommen.
Aufenthaltsdauer: Richten Sie sich nach der Operation auf fünf bis sechs Tage im Krankenhaus ein. 10
bis 14 Tage nach der Operation können Sie sich
wieder körperlich zunehmend belasten. Nach drei
Wochen ist Trainingsbeginn für Leistungssportler.
Als Spätkomplikationen sind Verwachsungen möglich, die oft selbst noch nach Jahrzehnten einen
Darmverschluß verursachen können. Deshalb sollten Sie sich unbedingt den genauen Befund und das
Datum Ihrer Blinddarmoperation merken (schwierige
Operation? Vereiterungen?). Das gilt auch für die Laparoskopie. Bei dieser Operationsform ist es gut
möglich, daß nach Jahren keine Narbe mehr zu erkennen ist!
83
Wie werden
Gallensteine
entfernt?
Etwa 10 bis 20 Prozent der Menschen
in Deutschland haben Gallensteine.
Mit zunehmendem Alter sind sogar bei
über 50 Prozent der Bevölkerung
Steine nachgewiesen worden. Frauen sind davon weitaus häufiger betroffen als Männer.
Oft merken die Patienten nichts von der Existenz der
Steine. Und das kann schlimme Folgen haben, denn
Gallensteine können zu schweren Erkrankungen führen.
Welche Funktion hat eigentlich die Galle? Sie wird
von der Leber gebildet und fließt durch die Gallengänge
in den Darm. Benötigt wird sie für besondere Verdauungsbelastungen, vor allem für die Verdauung des Fetts.
Gespeichert und eingedickt wird die Flüssigkeit Galle in
der Gallenblase, die unter der Leber liegt. Und in dieser
Blase entstehen meist auch die Gallensteine. Kommt es
zu Problemen, ist sehr häufig die Entfernung der Gallenblase nötig. Dieses Organ ist durchaus entbehrlich,
sollte aber natürlich nicht ohne besonderen Grund aus
dem Körper entfernt werden.
Wie gefährlich sind Gallensteine?
Bitte bedenken Sie:
Der Stein ist ein
Krankheitszeichen
(Symptom), folglich
ein Warnzeichen
der Natur!
Gallenblase und Gallengänge können sich entzünden;
durch Verschluß der Gallenwege kann es zu einer Gelbsucht und zu einer Leberschädigung durch Gallenstau
kommen. Möglich ist auch eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Noch schlimmer: Die Gallenblase kann
sich akut entzünden und dann auch durchbrechen, es
besteht die Gefahr einer Bauchfellentzündung oder der
Steinwanderung im Darm.
Ein Wort zum Thema Krebs: Es gibt praktisch keinen
Gallenblasenkrebs ohne Steine, das heißt aber noch
lange nicht, daß Steine Krebs machen. Allerdings besteht
bei Steinpatienten genauso die Gefahr, Gallenblasenkrebs zu bekommen. Und der ist fast immer unheilbar.
84
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Stein vor der Mündung des
Gallen- und Pankreasgangs
Gallensteine
Stein im
Gallenblasenhals
Pankreasgang
Eine mit Steinen gefüllte
Gallenblase.
Was sind die Symptome für Gallensteine?
Bei wiederholtem Unwohlsein nach fettreichem Essen,
bei an- und abschwellenden krampfartigen Schmerzen
(Koliken) im rechten Oberbauch oder Schmerzen im
Rücken, die bis zur rechten Schulter, oft auch gürtelförmig nach links ausstrahlen, sollten Sie zum Arzt gehen.
Eine Behandlung ist dann unaufschiebbar. Schmerzen
entstehen deshalb, weil Gallensteine den Gallenfluß behindern, die Verdauung stören oder Koliken verursachen.
Hört der Schmerz gar nicht mehr auf, so ist vielleicht
ein Stein im Gallenblasengang eingeklemmt. Es ist eine
akute Entzündung entstanden. Jetzt sind schnelle Aufnahme im Krankenhaus und Operation notwendig.
Nicht selten werden Gallensteine aber auch ohne erkennbare Symptome entdeckt, etwa bei einer routinemäßigen Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane.
Der Arzt spricht dann von sogenannten symptomlosen
Steinen, die den Patienten nicht gestört haben. Meist
gibt es bei dieser Diagnose auch keinen zwingenden
Grund zur Operation; dennoch ist eine umfassende Beratung dringend erforderlich. Denn bei der Hälfte der
Patienten, bei denen durch Zufall Gallensteine gefunden werden, treten im ersten Jahr nach der Diagnose
dann doch Beschwerden auf. Bei einem Drittel kommt
es sogar zu Komplikationen.
85
Bei krampfartigen
Schmerzen im rechten
Oberbauch oder im
Rücken unbedingt
zum Arzt gehen.
Was muß man bei Gallenblasenkrebs beachten?
Gallensteine bedeuten
ein Krebsrisiko.
Eine weitere „stille Gefahr“ ist der Gallenblasenkrebs,
der ohne Schmerzen entsteht. Von einer Früherkennung
dieses Krebses ist die Medizin immer noch weit entfernt.
Moderne bildgebende Verfahren einschließlich der
Computertomographie haben daran bisher nichts ändern
können.
Beachten Sie: Steine weisen auf ein bestehendes
Krebsrisiko hin! Gallenblasenpolypen gelten gar als Vorstufe des Krebses!
Sorge bereiten Ärzten allerdings nicht nur die schlechten Früherkennungsmöglichkeiten beim Gallenkrebs.
Auch die Prognose ist schlecht. Die Chance einer Heilung besteht nur dann, wenn der Krebs rechtzeitig (und
das ist fast immer zufällig) entdeckt wird. Immer noch
sterben jedes Jahr in Deutschland rund 3000 Menschen
am Gallenblasenkrebs.
Wann wird die Gallenblase vorsorglich entfernt?
Eine Tatsache ist in der Medizin weitgehend unbestritten: Die Entstehung von Gallensteinen läßt sich kaum
verhindern. Gelöst werden kann das Problem nur dann,
wenn die Gallenblase, also das Organ, in dem die Steine entstehen, entfernt wird (Cholezystektomie). Doch
reicht allein diese Erkenntnis aus, um die Gallenblase
quasi auf Verdacht herausnehmen zu lassen?
Immerhin, so sagen Statistiker, verhindert die vorsorgliche Entfernung von 100 Gallenblasen die Entwicklung
eines Gallenblasenkrebses.
Andere Statistiker haben errechnet, daß es keinen Vorteil durch die prophylaktische Cholezystektomie gibt.
Die Entfernung der Gallenblase ist normalerweise ein
einfacher chirurgischer Eingriff mit geringem Risiko.
Aber Operation bleibt eben Operation! Das bedeutet
Narkose, mehr oder minder große Ängste und Schmer86
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
zen, Aufenthalt im Krankenhaus, von möglichen Komplikationen ganz zu schweigen. Doch es gibt durchaus
auch Gründe, die für eine schnelle Operation sprechen:
Mit zunehmendem Alter steigt das Operationsrisiko,
etwa durch zusätzliche Erkrankungen.
Soll man eine Operation aufschieben?
Die Operation aufzuschieben heißt für immer mehr
Menschen, das Problem ins höhere Lebensalter zu verlagern. Diese Patienten werden die Gallensteinerkrankung unter Bedingungen erleben, bei denen ihr persönliches Risiko deutlich zugenommen hat.
Eines ist klar: Die Entscheidung für oder gegen eine
Gallenblasenoperation, die auf den ersten Blick noch
nicht zwingend notwendig erscheint, sollte intensiv mit
dem Arzt diskutiert werden.
Wie sinnvoll sind alternative
Behandlungsmethoden?
Selbst Experten räumen ein, daß für die Mehrzahl der Patienten mit Gallensteinen, die über Beschwerden klagen,
konservative Maßnahmen – also Behandlungsmethoden
ohne chirurgischen Eingriff – zur Erhaltung der Gallenblase nicht in Frage kommen.
Zuweilen gelingt es zwar, Steine mit Hilfe von Medikamenten aufzulösen oder mit Stoßwellen zu zertrümmern. Davon profitieren allerdings nur Patienten mit einem einzigen beweglichen Stein, der noch dazu kleiner
als 20 Millimeter sein muß.
Vorbehalte gegen konservative Behandlungsmethoden
haben viele Ärzte deshalb, weil sich immer wieder gezeigt hat, daß es problematisch ist, die Gallenblase um
jeden Preis zu erhalten. Nicht selten kommt es zu unvorhergesehenen Komplikationen oder zur erneuten Bildung von Steinen.
87
Sprechen Sie mit
Ihrem Arzt!
Lassen Sie sich individuell beraten!
Wägen Sie mit ihm
Vor- und Nachteile
ab, solange es noch
einen Entscheidungsspielraum gibt!
Was ist eine Gallengangspiegelung?
Jede Technik, die
nur die Steine behandelt und die Gallenblase beläßt, trägt
dazu bei, daß neue
Steine entstehen, da
der Entstehungsort
der Gallensteine, die
Gallenblase, noch
vorhanden ist.
Treten heftige Schmerzen zum Beispiel im Rücken und
sofort danach Gelbsucht auf, so kann sich ein Stein im
Gallengang verklemmt haben und den Abfluß stören.
Hier kann bei älteren Menschen mit vielen Nebenerkrankungen auch ohne Bauchschnitt schnell geholfen
werden. Mit dem Endoskop (einem flexiblen Schlauch
mit Kamera) wird der Gallengang über den Magen mit
Zwölffingerdarm erreicht und der Stein entfernt.
Bei jungen Menschen mit noch vorhandener steingefüllter Gallenblase ist die Entfernung der Gallenblase
und die Säuberung des Gallengangs in einer operativen
Sitzung durch Bauchschnitt empfehlenswert.
Was passiert bei der Operation?
Die operative Entfernung der Steine.
Jedes Jahr werden in Deutschland etwa 200 000 Gallensteinpatienten operiert.
Zwei Operationstechniken stechniken werden ind der
Regel heutzutage eingesetzt.
Zum einen gibt es die Methode des Bauchschnitts:
Die Gallenblase wird durch einen Schnitt im rechten
Oberbauch, der zwischen fünf und sieben Zentimeter
breit ist, zunächst freigelegt und dann entfernt. Auch
eine Operation des Gallengangs ist in derselben Sitzung
möglich. Der Gallengang wird oft noch während der
So sieht ein
Gallenstein aus.
88
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Operation zur Sicherheit geröntgt (ohne diese Maßnahme könnten leicht Steine übersehen werden). Werden Steine gefunden, wird der Gallengang geöffnet und
durchgespült.
Die zweite Methode ist die Laparoskopie (Bauchspiegelung): Über winzige Schnitte werden Röhren (Laparoskope) am Nabel beginnend eingeführt. Sie enthalten
eine Minikamera, die Bilder aus dem Bauchraum liefert,
sowie Operationsinstrumente, mit denen die Gallenblase entfernt werden kann. Auch während dieses Eingriffs wird der Gallengang meist geröntgt. Sind Gallengangssteine vorhanden, kommt es zu einem Verfahrenswechsel. Die Laparoskopie wird abgebrochen. Um die
Steine im Gang zu entfernen, gibt es zwei Möglichkeiten: entweder die klassische Operation oder die Endoskopie.
Bei der letzten Methode schluckt der Patient einen
Schlauch. Das Operationsinstrument erreicht so über
den normalen Speiseweg (Mund, Speiseröhre, Magen
und Zwölffingerdarm) die Einmündung des oft mit Steinen verstopften Gallengangs im Zwölffingerdarm.
Diese Methoden des Zugangs zur Gallenblase und
zum Gallengang können auch bei der Auflösung oder
Zertrümmerung von Steinen eingesetzt werden. Ziel ist
immer, den freien Abfluß der Gallenflüssigkeit in den
Darm zu sichern. Gelingt dies nicht oder nur unvollständig, drohen schwere, mitunter tödliche Komplikationen
– ein Gallestau mit schwersten entzündlichen Komplikationen und Durchbrüchen (Perforationen).
Welche Methode anwenden?
Ziel der Operation ist es grundsätzlich, möglichst in einer Sitzung die Gallenblase zu entfernen und wenn nötig, den Gallengang von Steinen zu befreien. Ob neben
der Cholezystektomie auch eine Säuberung des Gallen89
Darstellung des Gallenblasenhalses in 10facher
Vergrößerung.
Die endoskopische
Entfernung der Steine.
Sie können übrigens
die Schwester bitten,
Ihnen Ihre Gallensteine zu zeigen!
Meist werden sie
in einem durchsichtigen Plastiksäckchen
deponiert.
gangs nötig ist, kann der Arzt nicht mit letzter Sicherheit
vorhersagen. Diese kombinierte Operation ist bei etwa
10 bis 20 Prozent der Patienten unvermeidlich.
Doch weil die Notwendigkeit vor der Operation nicht
klar erkennbar ist, verlangen viele Chirurgen spätestens
während des Eingriffs eine Röntgenkontrolle, bei der ein
Kontrastmittel in den Gallengang gespritzt wird, um
Steine besser erkennen zu können. Wird ein Gallengangsstein erkannt, ist es ohnehin vorbei mit der Laparoskopie. Der Stein muß mit Hilfe der klassischen Schnittmethode oder auch mit der Endoskopie per Schlauch
entfernt werden. Die konventionelle Operation per
Bauchschnitt macht es möglich, daß die Gallenwege in
einer Sitzung „saniert“ werden können. Das ist vor allem
für junge Patienten ohne Risikofaktoren und ohne Voroperationen ein deutlicher Vorteil. Die Operation dauert
in der Regel weniger als 60 Minuten.
Auch beim Faktor Zeit hat die Laparoskopie keine
Chance: die Operation dauert länger. Zeiten von über
90 Minuten sind keine Seltenheit. Das bedeutet, daß
auch deutlich länger narkotisiert werden muß. Weil das
Narkoserisiko steigt, ist diese Operationsmethode für ältere Menschen mit Lungen- und Herzerkrankungen
nicht immer von Vorteil.
Befürworter der laparoskopischen Cholezystektomie
heben als Vorteile eine kürzere Krankenhausverweildauer und die Tatsache hervor, daß diese hinterher mit
weniger Schmerzen verbunden sei.
Ähnliche Daten sind jedoch auch bei der Mini-Lap
(besondere Technik mit einem vier bis sechs Zentimeter
langen einzigen Hautschnitt) bekannt. Die durchschnittliche Liegedauer bei der Mini-Lap beträgt vier bis fünf
Tage, 20 Prozent der Patienten liegen höchstens drei Tage.
Welche Methode bietet mehr Sicherheit? Beraten Sie
sich mit Ihrem Operateur.
90
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Welche Komplikationen sind möglich?
Zwischenfälle bei der Entfernung der Gallenblase gibt es
nur selten. Ihre Wahrscheinlichkeit erhöht sich allerdings, wenn weitere Operationen, etwa am Magen oder
an der Bauchspeicheldrüse, nicht zu vermeiden sind.
Auch Vor- oder Folgeerkrankungen (zum Beispiel Gelbsucht oder eine Bauchfellentzündung) können das Risiko erhöhen. Selten sind Verletzungen des Gallengangs
während der Operation. Bei der Laparoskopie passieren
sie aber immerhin fünfmal so oft wie beim traditionellen
Bauchschnitt.
Blutungen sind bei der Laparoskopie seltener. Bei
massiven Blutungen muß mit einer Erweiterung des Eingriffs gerechnet werden.
Das (tödliche) Operationsrisiko liegt bei Gallenoperationen heute übrigens fast bei Null (weniger als 0,2 Prozent bei den unter 40jährigen). Es steigt allerdings mit
dem Alter (4,7 Prozent bei über 80jährigen) und bei zusätzlichen Risiken (Diabetes, Herz-Kreislauf). Die Wahrscheinlichkeit einer Wundinfektion liegt generell (auch
bei der laparoskopischen Technik) bei drei Prozent und
mehr.
Was passiert nach der Operation?
Wenn der Patient wach wird, hat er möglicherweise eine
Magensonde in der Nase oder am Arm eine Kanüle (Venenzufluß), die während der Operation für Flüssigkeitszufuhr gesorgt hat und mit der die Narkose gesteuert
worden ist.
In manchen Kliniken ist auch eine Drainage des Operationsgebietes üblich. Der Schlauch wird nach etwa
drei Tagen entfernt, wenn die Flüssigkeit unauffällig ist
(zum Beispiel keine Galle, kein altes Blut).
Achtung: Wenn Sie Schmerzen haben, machen Sie
den Arzt sofort darauf aufmerksam! Wenn der Anfangs91
Bereits am Abend
nach dem Eingriff ist
Trinken erlaubt. Am
nächsten Morgen gibt
es dann ein leichtes
Frühstück.
schmerz durch Medikamente betäubt wird, ist die
Schmerzintensität für die nächste Zeit selbstverständlich
deutlich geringer.
Obwohl der Schmerz nach der laparoskopischen
Chirurgie weniger stark ausgeprägt ist, können doch erhebliche Beschwerden in der Schulter und auch beim
Atmen auftreten. Der Grund dafür liegt darin, daß der
Bauchraum während des operativen Eingriffs mit Gas gefüllt wird.
Wie lange dauert der Aufenthalt im Krankenhaus?
Ambulante Eingriffe
sind nicht zu
empfehlen.
Bei beiden Operationsmethoden ist mit einer Liegezeit
von etwa drei bis fünf Tagen zu rechnen. Allerdings
sollte gesichert sein, daß es anschließend eine gute Betreuung zu Hause gibt. Bei der Laparoskopie werden sogar ambulante Operationen angeboten: schon am selben Tag geht es zurück nach Hause. Das ist nicht empfehlenswert!
Das Krankenhaus ist und bleibt der sicherste Ort,
schwere Komplikationen wie Nachblutungen und Gallenfluß in den ersten Stunden nach der Operation zu erkennen und zu behandeln.
Wie geht es zu Hause weiter?
Je nach Größe der Wunden sollten die Hautfäden, Klammern oder Klebestreifen erst nach sechs bis acht Tagen
entfernt werden. In dieser Zeit sind Wundheilungsstörungen erkennbar. Wird die sich ausbildende Narbe mit
zunehmendem Fingerdruck massiert, vermindert sich
eine übermäßige Narbenbildung.
Sportliche Betätigung ist nach zehn bis vierzehn Tagen
möglich, Hochleistungstraining allerdings erst wieder
nach drei Wochen.
Mit Spätkomplikationen müssen Sie nur in extrem seltenen Fällen rechnen.
92
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Es kann vorkommen, daß beim Eingriff Steine im Gallengang zurückgelassen wurden. Als Komplikationen
können auch die Folgen einer Entzündung des Gallengangs in Frage kommen. Im übrigen gilt: Die Entfernung
der Gallenblase führt zu keinen negativen Beeinträchtigungen Ihres alltäglichen Lebens.
Das Wichtigste auf einen Blick
Gallensteine sind ein Krankheitszeichen!
Lassen Sie sich bei Koliken beraten, aber auch dann,
wenn Sie keine Beschwerden haben!
Eine stille Gelbsucht (ohne Schmerzen) kann für
Krebs sprechen!
Schmerzen verbunden mit einer plötzlich auftretenden Gelbsucht deuten auf einen Gallengangsverschluß durch einen Stein hin.
Der sicherste Weg, erneut eine Steinbildung in der
Gallenblase zu verhindern, ist die Entfernung der gesamten Blase – völlig gleich, mit welcher Methode
operiert wird.
Die laparoskopische Gallenblasenoperation ist in
den meisten Kliniken Routine.
Fragen Sie nach speziellen Risiken beider Operationsmethoden, nach der Laparoskopie und der konventionellen Methode.
Hauptkomplikationen sind Wundinfektionen und
(selten) Gallengangsverletzungen.
Hauptbelästigung nach der Operation ist der Wundschmerz.
Der Verlust der (kranken) Gallenblase hat in keinster Weise negative Auswirkungen auf Ihr Wohlbefinden!
Das Krankenhaus ist mit seinen Einrichtungen der
sicherste Ort, um Frühkomplikationen zu beherrschen! Eine ambulante Operation ist deshalb nicht
empfehlenswert!
93
Wie werden Dickdarm- und Enddarmkrebs behandelt?
Die Tumorvorsorgeuntersuchung ist
besonders ab dem
40. Lebensjahr
notwendig.
Der rund fünf Meter lange
menschliche Darm wird
vom Krebs in der Regel
nur auf seiner letzten
Strecke im Bereich des Dickdarms und Enddarms befallen, also auf den letzten 1,5 Metern vor der Mündung in
den After.
Frauen und Männer erkranken gleich oft an Dick- und
Enddarmkrebs, bei Männern steht diese Erkrankung an
zweiter Stelle der Krebshäufigkeit überhaupt.
Von 100 000 Menschen sind jedes Jahr in Deutschland 35 neu von diesem Krebs betroffen. Im Alter nimmt
die Häufigkeit deutlich zu. Bei den über 70jährigen erkranken pro Jahr bereits 200 von 100 000 Menschen
neu an Dick- oder Enddarmkrebs.
Der Tumor (auf dem
Röntgenbild nicht sichtbar) engt den Darm ein.
94
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Wie kommt es zum Dickdarmund Enddarmkrebs?
Aus der Tatsache, daß die Erkrankungsquote in Afrika
20mal niedriger ist als in Europa, leiten Mediziner die
Vermutung ab, unsere ballaststoffarme und fleischreiche
Kost komme als Erkrankungsursache in Frage.
Außerdem wird eine erbliche Komponente bei der
Entstehung von Dick- und Enddarmpolypen angenommen. Polypen sind als Vorstufe des Krebses anzusehen
und müssen, einmal entdeckt, entfernt werden.
Sicher nachgewiesen ist inzwischen die Erblichkeit
der familiären Dickdarmpolyposis, einer Erkrankung, bei
der die Dickdarm- und Enddarmschleimhaut mit Polypen übersät ist.
Polypen sind eine
Vorstufe des Darmkrebses.
Was sind die Symptome?
Plötzlich auftretende Unregelmäßigkeiten beim Stuhlgang und vor allem Blutbeimengungen im Stuhl sind
Symptome, die alarmieren sollten. Zwar gibt es auch
viele harmlose Ursachen für Blut im Stuhl (zum Beispiel
Hämorrhoiden), doch wenn Blut tatsächlich nachgewiesen wird, muß das Konsequenzen haben. End- und
Dickdarm sollten gründlich gecheckt werden.
Zur ärztlichen Untersuchung gehört zunächst eine genauere Untersuchung mit dem Finger des Arztes, dann
folgt eine End- und/oder eine Dickdarmspiegelung, außerdem eine Röntgenkontrastmitteluntersuchung, eine
Ultraschallinspektion der Leber und des Bauchraumes
sowie Laborkontrollen (Tumormarker). Auch die Lunge
wird geröntgt. Wird ein Tumor festgestellt, schließen sich
weitere allgemeine Untersuchungen an. Für die Entscheidung, wie bei der Operation vorgegangen werden
soll, ist eine zusätzliche Gewebeprobe erforderlich. Bei
Darmverschluß wird natürlich sofort ohne weiterführende Diagnostik operiert.
95
Symptome bei Tumorverdacht:
• Blut im Stuhl
• Stuhlunregelmäßigkeiten
Symptome bei Darmverschluß:
• Stuhl- und Windverhalt
• Kolikartige Bauchschmerzen
• Übelkeit
• Erbrechen
Was passiert bei der Operation?
Wenn Dickdarmkrebs aufgetreten ist, dann muß der
vom Tumor befallene Darmabschnitt radikal entfernt
werden. Die verbleibenden gesunden Darmteile werden
danach wieder zusammengenäht. Die Operation wird in
Vollnarkose gemacht und dauert zwischen ein und drei
Stunden.
Allein die Operation ermöglicht die Aussicht auf eine
endgültige Heilung. Wird der Tumor zu einem frühen
Zeitpunkt entdeckt, dann gibt es eine Heilung. Aber
auch bei einem fortgeschrittenen Tumor, der schon Tochtergeschwülste gebildet hat, bietet die radikale Operation oft noch eine reelle Heilungschance und bedeutet
fast immer eine Lebensverlängerung. Vor allem dann,
wenn ein Darmverschluß beseitigt oder eine bedrohliche Blutung durch die Operation gestillt worden ist.
Manchmal ist eine Vorbestrahlung zur Verkleinerung
der Geschwulst sinnvoll. Es gibt verschiedene Arten von
Tumoren am Enddarm, die nur durch Bestrahlung geheilt
werden können. Eine große Operation ist also nicht immer erforderlich. Um die Art des Tumors bestimmen zu
können, wird eine Gewebeprobe benötigt.
Wie sehen die Prognosen aus?
Erfahrungsgemäß können neun von zehn Patienten operiert werden. Bei diesen wiederum ist es in 80 bis 90
Prozent der Fälle möglich, alle Tumoranteile zu entfernen. Fünf Jahre nach der Operation leben noch 70 Prozent der Patienten. Die überwiegende Mehrzahl ist vollständig geheilt.
Welche Komplikationen sind möglich?
Probleme bei der Operation gibt es vor allem deshalb,
weil in erster Linie ältere Menschen an Dick- und Enddarmkrebs erkranken, Patienten also, die oft ohnehin
96
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
schon mit anderen Krankheiten (Herz, Blutgefäße, Lunge)
belastet sind. Eine schwere Krebsoperation erhöht dann
natürlich die Operationsrisiken erheblich.
Eine typische Komplikation ist die Wundheilungsstörung, die einen von zehn Patienten betrifft. Wesentlich
bedrohlicher ist allerdings eine undichte Darmnaht nach
der Operation. Tritt sie auf, und das passiert bei fünf von
100 Operationen, so kann diese Komplikation sogar
zum Tode führen.
Insgesamt sterben an der Operation des Dickdarmkrebses etwa drei Prozent, nach einer EnddarmkrebsOperation etwa fünf Prozent der Patienten.
Wann ist ein künstlicher Darmausgang
notwendig?
Da der Darm sehr lang ist, wird seine Funktion nach der
Operation kaum oder gar nicht beeinträchtigt, auch
dann nicht, wenn der vom Tumor befallene Teil und ein
zusätzlicher Sicherheitsabstand an beiden Seiten entfernt
worden sind.
Ein künstlicher Darmausgang ist heute nur noch sehr
selten notwendig. Er muß dann gelegt werden, wenn der
Krebs im Bereich der letzten Zentimeter vor dem After
liegt und dieser aus Sicherheitsgründen mit entfernt werden muß. Vermieden werden kann der künstliche Ausgang auch dann nicht immer, wenn bereits ein Darmverschluß vorliegt.
Beim Dickdarmkrebs ist nur sehr selten ein künstlicher Darmausgang nötig. Muß er dennoch gelegt werden, so meist nur vorübergehend. Nach einiger Zeit
wird er wieder beseitigt.
Anders sieht es beim Enddarmkrebs aus. Hier ist
noch vor 15 Jahren bei zwei Drittel aller Operationen
ein künstlicher After angelegt worden. Diese Quote ist
in den Jahren danach allerdings deutlich gesunken.
97
Die Patienten müssen
nach der Operation
zwei bis drei Tage auf
der Intensivstation
bleiben. Nach 10 bis
14 Tagen ist die
Wundheilung
abgeschlossen, die
Darmfunktion „regelgerecht“. Dann ist die
Entlassung möglich.
Grund sind der technische Fortschritt, die Intensivmedizin und die zunehmende Erfahrung der Chirurgen. Eine
ausgedehnte Entfernung des Tumors mit Sicherheitsabstand muß je nach Geschwulstart und Wachstumsform nicht zwangsläufig zum künstlichen Darmausgang
führen.
Doch selbst wenn der Kunstafter nicht zu vermeiden
ist, sind, wie Patienten immer wieder bestätigt haben,
die Ängste davor im nachhinein übertrieben. Es gibt
viele Menschen, die im wesentlichen beschwerde- und
störungsfrei mit dem Kunstafter leben, ohne daß es ihre
Umwelt weiß!
Wie geht es zu Hause weiter?
Regelmäßige Nachuntersuchungen sind
unverzichtbar.
Wer eine Dickdarm- oder Enddarmoperation hinter sich
hat, muß in regelmäßigen Abständen zum Arzt, damit
durch die Untersuchung mögliche Tochtergeschwülste
schnell entdeckt werden.
Während der ersten zwei Jahre – in dieser Zeit treten
90 Prozent der neuen Geschwülste auf – ist alle drei
oder vier Monate eine Untersuchung notwendig, danach
sollte alle sechs Monate oder einmal im Jahr ein Check
erfolgen. Dazu gehört auch eine Untersuchung auf nicht
sichtbare Blutbeimengungen im Stuhl.
Wird dabei entdeckt, daß der Tumor erneut aufgetreten ist oder sich Tochtergeschwülste gebildet haben,
kann eine zweite Operation durchaus Heilung bringen.
Mit Hilfe von Bestrahlung und mit zytostatischen Medikamenten kann eine Rückbildung des Tumors erreicht
werden.
Bei Lebermetastasen, falls sie nicht operiert werden
können, ist eine lokale Anwendung der zytostatischen
Therapie möglich. Dadurch wird dem Patienten die allgemeine Belastung mit den starken Nebenwirkungen
dieser Mittel erspart.
98
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Zu der Frage, was eine Nachbehandlung mit Bestrahlung oder Medikamenten nach der Operation bringt,
gibt es widersprüchliche wissenschaftliche Forschungsergebnisse, als daß sich daraus allgemeine Richtlinien
ergeben könnten. Nur für den Fall von starken Schmerzen durch Tumoren, die nicht operativ entfernt werden
können, ist die Wirkung solcher Maßnahmen nicht strittig, weil mit ihnen selbstverständlich Schmerzen gelindert werden.
Das Wichtigste auf einen Blick
Hauptsymptome: Stuhlunregelmäßigkeiten, Veränderung der bisherigen Stuhlgewohnheiten, Blähungen, Blut im Stuhl.
Polyp: Tumorverdacht.
Hauptuntersuchungsmethode: Suche der Blutungsquelle vom After bis in höhere Darmregionen durch
Spiegelungen. Dabei eventuell Entnahme von Gewebeproben.
Operation: Abhängig von der Tumorentwicklung
operative Entfernung mit genügendem Sicherheitsabstand; selten nur Bestrahlung. Künstlicher Ausgang
nur bei Geschwulsten am Schließmuskel oder bei
Darmverschluß.
Prognose: Bei radikaler Entfernung des Tumors im
frühen Stadium Ausheilung möglich.
Gehen Sie bei geringstem Verdacht schnell zum
Arzt!
Achtung: Nicht jeder Befund muß Krebs bedeuten.
Man kann auch Hämorrhoiden und Polypen haben.
Ist ein künstlicher Ausgang notwendig, besteht kein
Grund zur Panik: Es gibt gute und geruchsdichte
Verschlüsse, die Sie im täglichen Leben sicher machen. Diese Verschlüsse bleiben von der Öffentlichkeit völlig unbemerkt.
99
Nachbehandlung
mit Bestrahlung oder
Medikamenten.
Wie werden
Krampfadern
behandelt?
Ob Mann oder Frau, fast jeder zweite
zwischen 30 und 50 Jahren hat sie,
und zwar fast immer (zu 90 Prozent)
im Bereich der Beine: Es sind Krampfadern oder, wie die Mediziner sagen, Varizen. Ein Krankheitscharakter haben die sack- oder auch schlauchförmig ausgedehnten Venen zwar längst nicht bei jedem
Betroffenen, aber immerhin bei etwa 10 bis 15 Prozent
der Krampfaderträger.
Natürlich geht es bei der Beseitigung von Krampfadern auch, aber längst nicht ausschließlich, um die Optik. An heißen Sommertagen etwa macht es sich eben
nicht gut, wenn man mit mehr oder weniger auffälligen
Krampfadern am Strand entlangspaziert. Das kann nicht
nur sensiblen Gemütern Probleme bereiten.
Weitaus wichtiger als die Frage der Kosmetik ist allerdings die medizinische Bedeutung. Krampfaderleiden
Krampfader
gesunde
Vene
Krampfadern
umgebende
Entzündung
Das Blut in den Venen
kann bei Krampfadern
nicht mehr richtig abfließen, die Haut wird
schlecht versorgt. Die
Folge ist ein Geschwür.
Geschwür
100
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
werden nämlich in der täglichen Praxis oft unterschätzt.
Das gilt nicht nur für den einzelnen Kranken, sondern
auch im Hinblick auf die medizinische Bedeutung dieses Leidens. Häufig führen Varizen zur Arbeitsunfähigkeit, zu einem stationären Krankenhausaufenthalt, oft ist
gar der vorzeitige Ausstieg aus dem Berufsleben nötig.
Es gibt verschiedene Formen von Venenerkrankungen: Stamm-, Seitenastvarizen und Varikosen, die Verbindungen zwischen den Venensystemen betreffen. Die
Venenklappen, die das Blut am Rückfluß hindern, werden durch Vergrößerung des Venenumfangs unwirksam.
Blut kann ungehindert von oben oder sogar aus Querverbindungen aus der Tiefe (Schleusenklappeninsuffizienz in der Leiste) einströmen und verstärkt somit die
Krampfaderbildung. Als besonders störend werden die
netz- oder besenreiserartigen kleinsten Venenerweiterungen, die oft häßlich blau verfärbt sind, in der Haut
empfunden.
Krampfaderleiden
dürfen nicht unterschätzt werden!
Wer ist besonders gefährdet?
Wenn es in der Familie bereits Krampfadern gegeben
hat, ist die Chance, selbst an Varizen zu erkranken, besonders hoch. Sind beide Elternteile betroffen, liegt die
Wahrscheinlichkeit bei nahezu 100 Prozent. Studien haben ergeben, daß auch das Alter, wiederholte Schwangerschaften und berufliche Belastungen im Stehen die
Bildung von Krampfadern begünstigen.
Was sind die Symptome?
Typisch ist eine Schwellung der Beine am Abend, dazu
kommen Schmerzen im Ruhezustand. Außerdem klagen
Patienten über leichte Schmerzen entlang der Krampfadern sowie über Spannungsgefühle. Bei Frauen können
diese Beschwerden im Zusammenhang mit der Menstruation auftreten. Besonders belästigt werden hoch101
Krampfadern sind
erblich.
Krampfadern entstehen auch oft während
der Schwangerschaft.
schwangere Frauen durch eine oft vorübergehende Zunahme von Krampfadern. Weil der Rückfluß des Blutes
im Bereich des Beines gestört ist, kann das auch zu einer
Thrombose oder zu einer Lymphstauung mit Ödembildung führen.
Venenentzündungen (Thrombophlebitis) machen sich
oft durch schmerzhafte strangartige Verhärtungen mit
Rötungen, Fieber und Schmerzen bemerkbar. Zum Glück
handelt es sich meist nur um liegengebliebenes altes
Blut und nicht um eine Entzündung durch Bakterien.
Wenn sich eine Entzündung bildet, und diese Gefahr
ist groß, sind die Heilungsmöglichkeiten schlecht. Meist
entstehen dann chronische Geschwüre (offene Beine).
Besonders schlimm wird es, wenn die tiefen Venen
mit entzündet sind. Dann kommt es zu einer enormen
Umfangsvermehrung des Beins, Schmerzen in den Waden, eine tiefe Venenthrombose hat sich eingestellt. Dies
passiert selten bei Menschen mit Krampfadern, meist bei
Patienten mit frischen Verletzungen oder Unfällen mit
Gipsbehandlung nach der Operation.
Auch das ist bemerkenswert: Oft stehen die vom Patienten geäußerten Beschwerden im krassen Gegensatz
zum gesicherten Befund des Arztes. Das bedeutet, daß
Betroffene mit ausgeprägten, deutlich sichtbaren Varizen
weitaus weniger über Leiden klagen als Patienten, bei
denen die Varizen kaum zu erkennen sind.
Was passiert bei der Operation?
Die Operation der
Krampfadern wird in
fast allen chirurgischen Klinken und
von jedem ausgebildeten Chirurgen
gemacht.
Natürlich hat die Operation zunächst einmal einen kosmetischen Effekt, es sei denn, das Leiden ist schon sehr
fortgeschritten. Krampfadern können vor allem bei jüngeren Menschen durchaus am Selbstbewußtsein zehren.
Nach überstandenem Eingriff fühlt man sich deutlich
besser. Ziel der Operation ist es aber auch, die Beschwerden des Patienten zu lindern und die Wahr102
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
scheinlichkeit möglicher Komplikationen so gering wie
möglich zu halten.
Zur klinischen Eingangsuntersuchung prüft der Arzt die
tiefen Venen auf ihre Durchgängigkeit. Ihre intakte Funktion ist entscheidend für die weitere Vorgehensweise, insbesondere für die röntgenologische Venendarstellung.
Beim Eingriff selbst beschränken sich die Ärzte darauf, die Beschwerden, die durch die oberflächlichen
Krampfadern entstehen, zu beseitigen. Außerdem müssen die krankhaften Zuflüsse von oben oder aus der Tiefe
unterbunden werden. Das geht aber nur, wenn die tiefen
Venen in Ordnung sind.
Beim sogenannten Stripping werden die befallenen
Venenpartien herausgezogen. Nur bei schwersten Fällen
müssen alle veränderten Venen gestrippt werden.
Da bei Beinoperationen auch die kosmetischen Gesichtspunkte wichtig sind, geht der Trend eindeutig zu
minichirurgischen und endoskopischen Verfahren.
Bei der Behandlung der Venenseitenäste setzen die
Ärzte keine Schnitte, sondern nur noch Stiche.
Die Operationsbelastung ist auf ein Minimum reduziert. Die Infektionsgefahr ist extrem niedrig. Auch die
Gefahr einer Thrombose wird stark reduziert: Der Patient
verläßt den Operationssaal bereits auf eigenen Füßen,
mit elastisch gewickeltem Bein.
Bei der Seitenvarikose halten sich Operation und Verödungstherapie die Waage, während Besenreiservarizen
fast immer verödet werden. Das Verödungsmittel wird
über Kanülen am erhobenen Bein, also bei blutleeren
Venen, injiziert.
Eine Narkose ist beim Verödungsverfahren nicht notwendig. Sonst wird je nach Schwere der Operation Vollnarkose oder örtliche Betäubung gewählt. Die Beine
werden nach der Varizenbehandlung sofort elastisch gewickelt.
103
Operationsdauer:
• Stripping 30 bis 90
Minuten
• Verödung jeweils
ein bis drei Minuten
pro Einstich.
Welche Komplikationen sind möglich?
Krampfadern können
sich erneut bilden.
Typisch sind Blutergüsse, die sich aber meist relativ
schnell zurückbilden oder abgelassen werden. Bei bis
zu 17 Prozent der Operierten kann es zu Gefühlsstörungen der Haut besonders im Bereich des Unterschenkels
oder Fußes kommen, bei 5 Prozent entstehen Lymphödeme. Ausgedehnte Blutergüsse treten in 3 von 1000
Fällen auf, ebensooft muß von einer verzögerten Heilung der Wunden ausgegangen werden.
Weitere Komplikationsmöglichkeiten sind irreversible
Lymphödeme (in etwa 2 von 1000 Fällen) und die Entstehung einer Lungenembolie (in etwa 1 von 1000 Fällen). Verletzungen intakter Gefäße des Beines sind dabei
äußerst selten.
Die Verödung ist eine risikoarme Therapie. Sehr selten
kommt es dabei zu Schocksymptomen oder zu Hautnekrosen, also einem Gewebeuntergang der Haut.
Wenn größere Krampfadern verödet werden, kann es
zu starken Entzündungserscheinungen kommen. Durch
Absaugen des gestauten Blutes in den Venen besteht die
Möglichkeit, sofort Erleichterung zu verschaffen.
Das Krampfaderleiden ist eine generelle Venenschwäche, kein Wunder also, daß es in über einem Drittel der
Fälle zu einer erneuten Bildung der Krampfadern kommen kann.
Das Rückfallrisiko ist bei Männern größer als bei
Frauen. Gleiches gilt auch für Übergewichtige im Vergleich zu Patienten mit Normalgewicht.
Eindeutig ist: Je ausgeprägter Krampfadern vor der
Operation sind, desto häufiger kommt es zum erneuten
Auftreten von Varizen.
Die Operation kann ambulant oder stationär gemacht
werden. Bei größeren Eingriffen (zum Beispiel Deckung
der Hautdefekte mit Transplantaten) kann der Klinikaufenthalt mehrere Tage dauern.
104
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Wie geht es zu Hause weiter?
Nach sieben Tagen werden, wenn überhaupt vorhanden,
die Fäden gezogen. Die elastischen Wickelungen mit
Kompression der Beine müssen allerdings noch sechs
Wochen getragen werden. Manchmal sind auch Stützstrümpfe erforderlich.
Spätestens nach zwei bis drei Tagen sollte der Patient
zur ambulanten Wundkontrolle kommen.
Entscheidend für den guten Erfolg ist Laufen. Bewegung und Wandern sollten obenan stehen. Der Venenrückfluß durch die tiefen gesunden Venen muß erhalten
bleiben, sonst gibt es Schmerzen und eine Thrombose.
Sollten sich nach Abheilung der Wunden noch einzelne Varizenseitenäste oder Besenreißer zeigen, so müssen Sie Ihren Hausarzt aufsuchen. Er kann mit speziellen
Verödungsmitteln direkt in die Vene die Restbehandlung
kosmetisch einwandfrei durchführen.
Das Wichtigste auf einen Blick
Hauptsymptome: Kosmetisch häßlich geschlängelte
Venenknäuel, Entzündungen, Geschwüre, Schwellungen der Beine.
Häufigste Technik: Verödung oder Entfernung der erkrankten oberflächlichen Venen. Komplikationen
gibt es nur selten. Nach Verödung kann es zu
Hautveränderungen/verfärbungen oder auch zu einem Gewebeuntergang mit Bildung von Hautdefekten kommen. Nach der Operation sind auch Gefühlsstörungen der Haut oder Entzündungen möglich.
Belästigung (vor allem im Sommer): elastische Wikkelung der Beine für sechs Wochen.
Prognose: Ein Drittel (und mehr) der Patienten kann
erneut Krampfadern bekommen. Die Ursache von
Krampfadern ist eine generelle Venenschwäche.
105
Wichtig ist die
elastische Wicklung
der Beine.
Bewegung ist für
den Heilungsprozeß
entscheidend.
Fußgymnastik zur Vorbeugung und
Linderung von Venenerkrankungen
Diese Übungen eignen
sich als Thrombosevorbeugung nach jeder
Operation.
Beugen und strecken
Sie abwechselnd
die Zehen.
Lassen Sie die Füße
kreisen.
Beugen und strecken
Sie abwechselnd
die Füße.
106
Wie verlaufen die wichtigsten Operationen?
Übungen zur Entstauung
der Beine
Setzen Sie sich auf den
Boden, ziehen die Beine
an und drücken mit den
Händen die Knie nach
außen.
Heben Sie die Füße
vom Boden ab und
strecken Sie die Beine
durch. Dabei dürfen Sie
den Boden nicht berühren.
Strecken Sie die Arme
nach vorne und wippen
Sie mehrmals von der
Sohle auf die Zehenspitzen.
107
Wie sieht die
Nachbehandlung
aus?
Sie haben erfahren, was man vor einem
operativen Eingriff alles beachten und befolgen sollte, und wurden über die häufigsten chirurgischen Eingriffe informiert. Mit
einer gelungenen Operation ist aber die
medizinische Behandlung keineswegs abgeschlossen. Das folgende Kapitel führt mögliche Komplikationen auf und zeigt Ihnen,
auf was Sie alles noch achten sollten.
Welche Komplikationen
können nach Operationen auftreten?
Nach der Operation
kann es natürlich zu
Problemen kommen.
Um sie rechtzeitig zu
erkennen und um
richtig reagieren zu
können, ist eine intensive Betreuung des Patienten durch Ärzte
und Pflegepersonal
unerläßlich.
Postoperative Komplikationen sind Probleme, die nach einer Operation auftreten können. Wenn es tatsächlich zu einer Komplikation
gekommen ist, dann besteht die wichtigste Aufgabe des
Arztes darin, mit dem Patienten über das Problem eingehend zu sprechen. Der Grund liegt auf der Hand: Zu einem frühen Zeitpunkt ist es einfacher, effektive Maßnahmen zu ergreifen, um Schlimmeres zu verhüten. Allerdings gilt auch hier: Es gibt keinen Eingriff ohne Risiko.
Wenn man vom Gesetz der Statistik ausgeht, dann
tauchen Komplikationen relativ selten auf. Doch wenn
tatsächlich etwas passiert, dann sind es in der Regel Störungen, die für die entsprechende Operation sehr typisch sind. Das bedeutet für den Patienten, daß sich der
Krankenhausaufenthalt unter Umständen verlängern
kann, weil eine besondere Betreuung durch Ärzte und
Pflegepersonal notwendig ist.
Wenn es tatsächlich zu postoperativen Komplikationen kommt, wehren Sie sich nicht gegen einen erneuten
Eingriff! Aber sichern Sie sich ab, ob und mit welcher
Wahrscheinlichkeit eine erneute Operation Ihre Situation tatsächlich verbessern kann.
Meist ist ein offenes Gespräch mit dem Arzt möglich.
In der Regel wird Ihnen auch eine Bedenkzeit, um die
Sie bitten können, nicht versagt.
Es gibt allerdings auch Probleme wie zum Beispiel
Blutungen, die eine sofortige Reaktion der Ärzte notwendig machen. Dann bleibt nicht viel Zeit.
Wann ist eine zweite Operation notwendig?
Wenn postoperative Probleme auftreten, ist oft ein zweiter Eingriff nicht zu vermeiden. Dafür gibt es eine Reihe
von Beispielen:
110
Wie sieht die Nachbehandlung aus?
Eine Blutung muß gestillt werden; ein Hämatom (Bluterguß/Blutgeschwulst) muß ausgeräumt werden, um einen Infekt zu verhindern; eine Thrombose ist aufgetreten; ein verrutschter Knochenbruch muß erneut operiert
werden.
Sehr oft bedeutet der zweite Eingriff, daß Sie länger
im Krankenhaus bleiben müssen und daß eine Langzeittherapie mit Medikamenten nicht zu vermeiden ist.
Was tun bei Behandlungsfehlern?
Wie schon in den ersten Kapiteln dieses Buches erwähnt, wird im Vorgespräch zur Operation auch über
mögliche Risiken gesprochen. Und das ist auch dringend erforderlich. Ermittlungsverfahren gegen Ärzte wegen sogenannter Kunstfehler haben in den letzten Jahren
deutlich zugenommen.
Zwar muß man gerechterweise sagen, daß zwei von
drei dieser Ermittlungsverfahren sofort wieder eingestellt
werden, weil Laien wegen ihres geringen Kenntnisstandes oft ungerechtfertigte Behandlungsvorwürfe gegen
Ärzte gerichtet haben. Für die Chirurgen ist die Kunstfehlerproblematik dennoch von großer Bedeutung. Die
operativen medizinischen Fächer sind in mehr als 50
Prozent der Verfahren betroffen, bei denen der Vorwurf
eines sogenannten Kunstfehlers zur Debatte steht.
Es mag vielleicht Ärzte beruhigen, daß nur in den seltensten Fällen mit Gutachtern und langwierigen Verfahren ein Behandlungsfehler tatsächlich richterlich bestraft
wird. Aber dennoch bleibt die Frage, ob es soweit überhaupt kommen muß.
Was tun bei Streit zwischen Arzt und Patient?
Die häufigsten Ursachen, die das Verhältnis zwischen
Arzt und Patient trüben, sind Mängel bei der Aufklärung.
Denn zum Wesen des Behandlungsfehlers, den man im
111
Behandlungsfehler
werden Ärzten oft
ungerechterweise
vorgeworfen.
nachhinein vorwerfen kann, gehört zum einen seine
Vorhersehbarkeit, zum anderen sind aber auch nicht alle
Komplikationen, die nach einer Operation auftreten können, vermeidbar.
Tritt nach einer chirurgischen Behandlung tatsächlich
eine Komplikation auf, kommt es leicht zu einer Mißstimmung zwischen Ihnen und dem behandelnden Arzt.
In diesem Fall sollten Sie unbedingt einen weiteren
Facharzt hinzuziehen oder Ihren Hausarzt bitten, die
Vermittlerrolle zu übernehmen.
Falls keine Einigung gelingt, besteht die Chance, gemeinsam die Gutachtungs- und Schlichtungsstelle der
jeweiligen Landesärztekammer anzurufen, um eine neutrale Begutachtung des Falles zu erwirken.
Dies ist in gegenseitigem Interesse. Dazu sollten allerdings alle Krankenunterlagen des Patienten zur Verfügung stehen.
Dabei sollte es Sie beruhigen, daß die Ärzte bei diesem Problem untereinander durchaus Objektivität walten lassen. Der alte Satz: „Eine Krähe hackt der anderen
kein Auge aus“, stimmt hier einfach nicht. Von den Ärzten werden kompetente Gutachter zur Verfügung gestellt, die der Qualitätskontrolle verpflichtet sind, den
Fall kritisch analysieren und eine Einigung herbeiführen
können.
Die Tatsache eines aufgetretenen Schadens bedeutet
freilich nicht unbedingt, daß es sich auch um einen ärztlichen Behandlungsfehler handelt. Ein Beweis dafür wird
aber oft von den Versicherungen verlangt, bevor sie zur
Zahlung bereit sind.
Diese Argumentation der Versicherungen bringt allerdings in der Regel Mißstimmung in die Beziehung zwischen Arzt und Patient. Denn an der Tatsache, daß eine
Schädigung für den Patienten eingetreten ist, läßt sich
nun einmal nicht rütteln.
112
Wie sieht die Nachbehandlung aus?
Der Tag der
Entlassung
Darauf freut sich jeder Patient: Die Zeit
im Krankenhaus ist endlich vorbei, der
Tag der Entlassung naht. Einige Dinge
müßten Sie dabei unbedingt beachten. So sollten Sie
schon am Vortag fragen, wo genau man sich abmelden
muß!
In den meisten Kliniken ist auch an Samstagen und
Sonntagen die Abmeldung beziehungsweise Entlassung
möglich. Es muß ja schließlich für Notfälle Platz geschaffen werden, und die kommen natürlich auch am
Wochenende oder an Feiertagen.
Es paßt am besten in den Tagesablauf einer Klinik,
wenn an einem Vormittag – ähnlich wie in einem Hotel – zu einem bestimmten Zeitpunkt die Entlassung
möglich ist. Damit wird gewährleistet, daß für die neuen
Patienten alles vorbereitet ist, die ja, wie bereits in diesem Buch berichtet, schon um 7.30 Uhr ankommen und
daß die Arbeit im Krankenhaus reibungsfrei abläuft.
Was muß am Entlassungstag
bedacht werden?
Haben Sie Ihren Arztbrief bekommen?
Ist Ihr Hausarzt informiert, daß Sie heute entlassen
werden?
Haben Sie Termine bei einem Krankengymnasten?
Haben Sie ein Rezept oder Krankschreibung erhalten?
Haben Sie Hinweise für die Weiterbehandlung bekommen?
Wann müssen Sie wiederkommen?
Haben Sie Ihren Ausweis mit dabei (Schrittmacher-,
Hüft- oder Knieoperation)?
Vereinbaren Sie Termine zum Beispiel für eine Metallentfernung oder für eine Kontrolluntersuchung
nach der Operation!
113
Welche Fragen
sind noch offen?
Machen Sie sich am besten am
Tag vor der Entlassung einige
Notizen, was noch zu fragen ist.
Aber bedenken Sie: Der Arzt sollte am letzten Tag nicht
mit Fragen überhäuft werden. Viel besser ist es, wenn
Sie Ihre Probleme nach und nach während des stationären Aufenthalts besprechen.
Das sollten Sie fragen und erledigen
Wann muß der Faden entfernt werden?
Die meisten Patienten werden mit noch liegendem
Faden entlassen.
Welche Nahttechnik ist angewendet worden?
Wer entfernt den Faden?
Informieren Sie sich auch, ob Ihr Operateur Sie noch
einmal sehen möchte!
Haben Sie Blut oder Blutprodukte bekommen?
Borgen Sie sich die Röntgenbilder aus, oder noch
besser: Lassen Sie die Bilder kopieren!
Manche Kliniken stellen einen Operationsausweis
aus. Wenn es den in Ihrem Krankenhaus nicht gibt, dann
bitten Sie darum, daß man einen anfertigt.
Auf diesem Ausweis (formloses Blatt genügt) sollte stehen, wann Sie operiert wurden, was operiert wurde, von
wem und wo. Bei Prothesen sind Typ und Größe von
Pfanne und Schaft wichtig. Es muß auch vermerkt sein,
ob Sie Blutkonserven bekommen haben.
In manchen Kliniken gibt es eine Checkliste, was bei
der Nachsorge alles zu beachten ist. Den Ausweis legen
Sie zu Hause zu Ihren Unterlagen. Bei Folgeoperationen
(oft erst nach Jahren) kann er eine gute Hilfe sein.
Fragen Sie Ihre Familienangehörigen oder Verwandten
vor ihrer Rückkehr, ob zu Hause alles vorbereitet ist. Ob
114
Wie sieht die Nachbehandlung aus?
Ihre Gehhilfe schon da ist, ob Essen auf Rädern angemeldet ist, ob die Reha-Maßnahme wirklich in zwei bis
drei Tagen angetreten werden kann.
Geben Sie Ihren Hausarzt und alle weiterbehandelnden Ärzte bekannt. Fragen Sie, wann eine Kontrolle bei
Ihrem weiterbehandelnden Arzt erfolgen soll, ob Sie
noch Medikamente einnehmen sollen (zum Beispiel
Thrombosespritzen), fragen Sie, wann Sie wieder sportfähig sind und ob Sie Bescheinigungen haben können
für Krankheitsdauer, Arbeitsunfähigkeit oder vorübergehende Freistellung vom Sport. Fragen Sie nach dem Arztbrief und wann Sie den ersten Termin bei Ihrem Krankengymnasten und Masseur festlegen können.
Eine Karte können Sie übrigens auch dem Operateur,
dem Operationsteam, den Schwestern und dem Zimmernachbarn schicken, die Sie gepflegt haben.
Wir, die Mitarbeiter des Krankenhauses, wünschen Ihnen alles Gute und hoffen, daß Ihr Aufenthalt in der Klinik angenehm war. Und natürlich, daß Sie nie mehr in
einem Krankenhaus behandelt werden müssen. Wenn
sich das nicht vermeiden lassen sollte, sind wir natürlich
gerne bereit, Sie wieder aufzunehmen und zu betreuen.
Die meisten Patienten werden in mittleren und kleinen
Krankenhäusern behandelt. Die meisten Operationen,
besonders die, die in diesem Buch erwähnt wurden, werden in allen Krankenhäusern und nicht nur in Spezialkliniken oder Fachabteilungen durchgeführt. Ein Großteil
der Krankenhäuser sind freigemeinnützige Stiftungen und
Einrichtungen der Kirche, die seit Jahrhunderten zum
Wohle der Patienten tätig sind. Es bleibt zu hoffen, daß es
trotz Knappheit der Geldmittel und Einsparungen im Gesundheitswesen auch in Zukunft möglich sein wird, mit
einfachen Mitteln und hoher Fachkompetenz des Klinikpersonals und der Ärzte weiterhin für Patienten Hilfe und
Rat anbieten zu können.
115
Wie sieht das
ideale Krankenhaus aus?
Optimal wäre es
natürlich, einen
Menschen aus der
Verwandtschaft oder
einen Freund bei
sich zu haben. Bei
Kindern ist das inzwischen möglich.
Es bleibt ein Wunschtraum, eine
Fiktion: das ideale Krankenhaus.
Immer wieder gibt es Patienten,
die beschreiben, wie sie sich
diese optimal eingerichtete und funktionierende Klinik
vorstellen.
Der Mensch sollte im Mittelpunkt stehen. Das bedeutet: menschliche Wärme, keine Anonymität, möglichst
wenig Verwaltung.
Bei der Aufnahme sollte nur eine Bezugsperson zuständig sein. Es sollte nur ein einziges Aufnahmeprotokoll geben und nicht unzählige Formulare, die ausgefüllt und bearbeitet werden müssen.
Und noch ein Ärgernis sollte abgeschafft werden: der
viel zu häufig geschlossene Aufnahmeschalter und die
absurden Aufnahmezeiten. Warum eigentlich nur montags bis freitags, wobei aus technischen Gründen ohnehin nur die erste Stunde erwünscht ist? Als ob samstags
und sonntags niemand krank würde! Dabei werden in
vielen Kliniken fast 40 Prozent der Patienten als Notfälle,
also außerhalb der Dienstzeiten eingeliefert und vom
medizinischen Personal aufgenommen. Verwaltung ist in
dieser Zeit nicht zu sehen. Kein Wunder, wenn das
diensthabende Personal dann häufig völlig überlastet ist.
Wenn alles gutgegangen ist, dann gibt es vor allem
für Privatpatienten, die nun mal den Kliniken das meiste
Geld einbringen, oft eine böse Überraschung: die Rechnungen häufen sich, müssen ständig der Versicherung
nachgereicht werden. Ein Papierkrieg beginnt, der
manchmal auch zum Erstattungskrieg, zum unerbittlichen Kampf ums Geld wird.
Das Ergebnis ist ein bitterer Nachgeschmack, obwohl
die Operation gut verlaufen ist.
Wichtig ist natürlich auch eine gute Bezugsperson –
etwa die Krankenschwester oder der Pfleger. Dabei muß
116
Wie sieht die Nachbehandlung aus?
auch die Angst des Patienten vor ständig neuen Gesichtern berücksichtigt werden – mit jedem Schichtwechsel
kommen neue Mitarbeiter.
Bei der Entlassung ist ein persönlicher Entlassungsbrief wünschenswert, der an den weiterbehandelnden
Arzt übergeben werden soll. Das ist leider überhaupt
nicht selbstverständlich. Oft erreicht dieser Brief den
Hausarzt erst mit wochenlanger Verspätung.
Was ist für Ärzte und Personal wichtig?
Als Zimmer wünschen
sich Patienten meist
eine kleine, persönliche und überschaubare Einheit. Das
Zimmer sollte wenigstens einen Klappsessel und eine Liege für
die Angehörigen
haben.
Natürlich haben auch die Ärzte und das medizinische
Personal Vorstellungen, wie das optimale Krankenhaus
aussehen könnte.
Wenn es um die Verwaltung geht, sind diese Vorstellungen weitgehend deckungsgleich mit denen der Patienten. Die Aufnahme etwa sollte rund um die Uhr
möglich sein. Bei der technischen Aufnahme sollte unbedingt ein Computer zur Eingabe von Patientendaten
bereitstehen. Ins Krankenhaus gehört ein modernes
Kommunikationssystem – mit dem Ziel der Qualitätssicherung, nicht nur der Datenerhebung.
Der Verwaltungsaufwand sollte reduziert werden, dafür sollte das Verwaltungspersonal mehr „unmittelbar vor
Ort“ präsent sein.
Das Fachpersonal wünscht sich mehr Unterstützung
in der psychologischen und psychosomatischen Nachbehandlung von Patienten.
Medizinische Fachdisziplinen sollten stärker integriert,
anstatt in der Isolation der einzelnen Fachabteilungen
betrieben werden.
Das Krankenhaus sollte für niedergelassene Ärzte und
Krankengymnasten geöffnet werden. Das ist eine Entwicklung, die inzwischen auch der Gesetzgeber fordert.
Hier ist ein verstärkter Dialog mit den Niedergelassenen
notwendig.
Moderne Diagnosezentren mit Großgeräten im Standort Krankenhaus sind sicher
wichtig – aber niemals
wichtiger als Raum
und Zeit für Patienten, Ärzte und Mitarbeiter.
117
Anhang
Auf den folgenden Seiten werden die
wichtigsten medizinischen Fachausdrücke
erklärt, die in diesem Buch verwendet
wurden. Ein Sachregister schließlich
erleichtert das Auffinden wichtiger Begriffe.
Was bedeutet was?
Aids: Acquired immune deficiency syndrome; (Zer)störung
des zellulären Immunsystems,
die durch Infektion mit dem
HI-Virus entsteht und Zweiterkrankungen auslöst.
ambulant: Medizinische Behandlung ohne Krankenhausaufnahme.
Blasenkatheter
Anämie: Blutarmut, Verminderung des roten Blutfarbstoffs
und Abnahme der Anzahl roter
Blutkörperchen (Erythrozyten).
Anästhesie: Ausschaltung der
Schmerzempfindung
durch
allgemeine Betäubung (Narkose) oder örtliche Betäubung.
Angina pectoris: Engegefühle
hinter der Brust; entsteht
durch eine Verengung der
Herzgefäße.
Antibiotika: Chemische Stoffe,
die von Bakterien und Pilzen
erzeugt oder synthetisch hergestellt werden und Bakterien
bekämpfen bzw. abtöten.
Appendektomie: Blinddarmoperation, Operation, bei der
der Wurmfortsatz entfernt wird.
Appendizitis: Blinddarmentzündung, eigentlich Wurmfortsatzentzündung.
Teilbild eines Computertomogramms
Arthrose: Abnutzungskrankheit der Gelenke, die durch
Schädigung oder Abnutzung
des Gelenkknorpels entsteht.
Arthroskopie: Spiegelung der
Gelenkhöhle.
aseptisch: Frei von Keimen.
Blasenkatheter: Röhrenförmiges Instrument, das in die
Harnblase eingeführt wird,
um den Urinfluß zu kontrollieren.
Blinddarm: Blindes Ende des
Dickdarms; an seinem Anfang
befindet sich der Wurmfortsatz, dessen Entzündung man
nicht ganz korrekt als Blinddarmentzündung bezeichnet.
Blutplasma: Gelbliche Flüssigkeit, die anorganische Salze,
Kohlenhydrate, Fettstoffe, Vitamine, Schlackenstoffe und
Plasmaeiweiße enthält.
Bruchsack: Vortreten von Eingeweide mit einer Bauchfellausstülpung;
Bauchorgane
drängen durch die Bauchhöhlenwand und schieben das
Bauchfell sackartig vor sich
her.
Cholezystektomie: Entfernung
der Gallenblase.
chronisch: Langsam verlaufend(e Krankheit).
120
Anhang
Computertomographie (CT):
Röntgenuntersuchung, bei der
der
menschliche
Körper
schichtweise durchleuchtet
wird.
Endoprothese: Eingepflanztes
nachgeformtes Ersatzteil für
ein zerstörtes oder erkranktes
Organ oder Körpergewebe,
beispielsweise Hüftgelenk.
Darmverschluß:
Verschluß
des Darmrohres durch Verwachsungen und Verklebungen, Darmgeschwülste, stekkengebliebene Gallensteine,
zusammengeballte Spulwürmer, Darmverschlingungen,
Darmeinstülpungen, Brucheinklemmungen sowie angeborene Mißbildungen.
Endoskop: Flexibles Rohr mit
Beleuchtungseinrichtung, das
zu Untersuchungen von Körperhöhlen und -kanälen benutzt wird.
Diabetes: Zuckerkrankheit,
Störung des Stoffwechsels, bei
der es durch zu geringe Insulinproduktion der Bauchspeicheldrüse zu einem Anstieg
des Blut- und Harnzuckers
kommt.
Dickdarmpolyposis
(Dickdarmpolypose): Ausbildung
vieler Dickdarmpolypen; eine
familiär gehäufte Erkrankung.
Drainage: Ableitung von
krankhaften oder vermehrten
natürlichen Körperflüssigkeiten mit Hilfe eines Drains
(Ablaufrohr).
EKG:
Elektrokardiogramm,
Aufzeichnung von Herzaktionsströmen.
Embolie: Ein Thrombus (Blutpfropf) löst sich los und wird
(mit dem Blutstrom) an einen
anderen Ort getragen, wo er
Blutgefäße verschließt.
Endoskopie: Verfahren zur
Untersuchung von Körperhöhlen und -kanälen, die mit Hilfe eines Endoskops betrachtet
werden können.
Endoskop
Erythrozyten: Blutkörperchen,
die dem Blut seine rote Farbe
geben.
Fraktur: Knochenbruch.
Gastroskop: Dünnes schlauchartiges Instrument, das über
die Speiseröhre in den Magen
eingeführt wird. Über ein optisches System können der gesamte Magen inspiziert und
auch Gewebeproben entnommen werden.
Hämatom: Bluterguß, Austritt
von Blut in Muskeln, Bindegewebe oder Gelenke.
Hämorrhoiden: Krampfaderähnliche Erweiterungen von
Blutgefäßen des Afters, machen
sich vor allem durch Entzündung, Vorwölbung, Schmerzen
und Juckreiz bemerkbar.
121
EKG
Hautnekrosen: Abgestorbenes
Gewebe, das von der gesunden Umgebung abgestoßen
wird und entsprechende Defekte hinterläßt.
Heparin: Wirkstoff mit gerinnungshemmenden Eigenschaften; wird nach Operationen zur Verhütung von
Thrombosen und Embolien
gespritzt.
Hepatitis B: Leberentzündung,
die meistens durch eine Virusinfektion entsteht, hier durch
den Virus B. Dieser kann
nur durch Blut-zu-Blut-Kontakt übertragen werden und in
eine chronische Form übergehen.
Hepatitis C: Leberentzündung,
die durch den Virus C übertragen wird, meistens durch eine
Bluttransfusion oder gemeinsame Nadelbenutzung von
Drogenabhängigen.
Intubationskatheter
HIV: Human immuno deficiency virus; Immundefektvirus des Menschen, der als
Auslöser von AIDS gilt.
Hormone: Körpereigene Wirkstoffe; zusammen mit dem
Nervensystem steuern sie die
Vorgänge des Stoffwechsels,
des Wachstums und der Fortpflanzung.
122
Hüftdysplasie: Flachheit und
Steilheit der Hüftpfanne, die
zur Entwicklung der angeborenen Fehlbildung des Hüftgelenks führt. Dabei ist der Pfannenerker unterentwickelt und
das Hüftgelenk sehr weit.
Hybrid-Prothese: Aus zwei
Teilen bestehende Gelenkprothese (Pfanne und Kopf), bei
der ein Teil zementiert und
ein Teil zementfrei implantiert
wird.
Implantat: Kunststoff oder
Metall, das als Ersatz oder zur
mechanischen Verstärkung für
ein Organteil oder Gewebe in
den Körper eingebracht wird.
Infusion: Zufuhr von Flüssigkeitsmengen in den Körper
(zum Beispiel intravenös über
die Blutwege) zur Ernährung
oder bei Blutverlust.
intravenös: In einer Vene gelegen oder in eine Vene erfolgend.
Intubationskatheter: Katheter,
der in eine natürliche Körperhöhle oder ein Hohlorgan eingeführt wird, meistens in die
Luftröhre (Tubus).
Kanüle: Hohlnadel oder Rohr,
das zur Einspritzung von Medikamenten oder zur Entnahme von Körperflüssigkeiten
dient.
Anhang
Katheter: Röhrenförmiges Instrument, das in Hohlorgane
eingeführt wird, um (Hrnblasenkatheter) etwas zu entleeren oder zu spülen.
Lymphödem: Stauung der
Lymphbahnen, bei der sich
die Haut und das Unterhautzellgewebe verdicken.
Kompressionsstrumpf:
Elastisch gewebter Strumpf, der
bei Venenerkrankungen zur
Vorbeugung oder Therapie
getragen wird.
Magensonde: Dünner, weicher Schlauch aus Gummi
oder Plastik mit mehreren Öffnungen am unteren Ende; er
wird durch den Mund oder
die Nase in den Magen eingeführt und dient der Gewinnung von Magensaft oder der
Entlastung des Magens nach
Operationen.
Laparoskop: Röhrenförmiges,
mit Lichtquelle und optischem
System ausgestattetes Instrument für die Laparoskopie.
Meniskus: Äußere und innere
Knorpelscheibe im Kniegelenk
zwischen Ober- und Unterschenkel.
Laparoskopie: Spiegelung des
Bauchraums und seiner Organe, bei der durch einen kleinen Schnitt ein optisches Instrument in die mit Gas gefüllte Bauchhöhle eingeführt
wird. Mit Hilfe der Laparoskopie kann man die Organe in
der Bauchhöhle betrachten
und operieren.
Metastasen: Tochtergeschwülste von bösartigen Geschwülsten.
Kolik: Krampfartiger, immer
wiederkehrender Schmerz im
Bauch.
Leistenbruch:
Eingeweidebruch oberhalb des Leistenbandes.
Leukozyten: Weiße Blutkörperchen.
Lungenembolie: Verstopfung
einer Lungenarterie, bei der
verschleppte Blutpfröpfe von
den Venen mit dem Blutstrom
über das Herz in die Lunge
gelangen; Todesgefahr.
MIC: Minimalinvasive Chirurgie, Operationen über kleinste
Zugangswege (zum Beispiel
Einstiche)f.
Ödem: Schwellung durch
krankhafte Ansammlung von
Flüssigkeit in den Lymphspalten der Gewebe.
Offene Beine: Geschwür am
Bein durch Gewebeuntergang,
zum Beispiel bei Krampfadern.
Osteoporose: Kalkarmut der
Knochen und Schwund von
Knochengewebe.
123
Linse
starres
Rohr
Okular
Laparoskop
Perforation: Durchbruch von
Gewebsschichten oder Wänden von Hohlorganen.
Polyarthrithis:
Entzündung
mehrerer Gelenke.
Polyp: Meist gutartige Wucherungen an Schleimhäuten.
Postoperative Komplikationen: Komplikationen, die
nach beziehungsweise als Folge einer Operation auftreten
(zum Beispiel Wundinfektionen, Thrombosen, Embolien,
Lungenentzündung).
Prämedikation: Gabe von Medikamenten vor einem operativen Eingriff.
Prothese: Technischer Ersatz
fehlender Körperteile, besonders von Gliedmaßen.
psychosomatisch: Seelische
Konflikte, die eine Krankheit
auslösen oder verschlimmern.
Oft nicht ohne weiteres bei der
Untersuchung zu erkennen.
Punktion: Entnahme von Gewebe oder Flüssigkeit aus
dem Körper mit Hilfe einer
Hohlnadel.
Rehabilitation: Die Wiederherstellung eines möglichst
normalen körperlichen und
seelischen Zustandes.
Reha-Klinik: Spezialklink, die
für die Nachsorge bestimmter
Operationsbehandlungen besonders geeignet ist.
124
Röntgenkontrastmitteluntersuchung: Röntgenuntersuchung
unter Verwendung eines Kontrastmittels, mit der fast alle
Teile des Körpers dargestellt
werden können. Röntgenkontrastmittel verursachen manchmal allergische Reaktionen.
Ruptur: Zerreißung von Organen oder Gewebe durch eine
Verletzung.
Sonographie: Diagnostik durch
Anwendung von Ultraschall,
wobei das untersuchte Gewebe oder Organ bildlich dargestellt wird.
stationär: Ärztliche Behandlung mit Krankenhausaufnahme.
Stripping:
Krampfaderoperation unter Einsatz eines
Strippers; Herausziehen von
Krampfadern.
Symptom: Krankheitszeichen.
Thrombophlebitis: Venenentzündung, bei der es zu einem
Blutgerinnsel kommt welches
das Blutgefäß verschließt.
Thrombose: Verschluß von
Gefäßen oder Herzhöhlen
durch einen Blutpfropf.
Thrombozyten: Blutplättchen,
die für die Blutgerinnung
wichtig sind.
Anhang
Transfusion: Übertragung von
Blut oder Blutbestandteilen eines Spenders auf einen Empfänger.
Trauma: Verletzung, die durch
äußere Gewalteinwirkung verursacht wurde.
Trokar: Instrument zur Punktion von Körperhöhlen (Bauch,
Brustkorb, Gelenke); Grundlage aller minimal invasiven
Operationstechniken.
Tumor: Gutartige oder bösartige Geschwulst.
Ultraschall: Untersuchungsverfahren, bei dem Ultraschallwellen in den Körper
gesandt und auf einem Bildschirm die Dichteunterschiede der untersuchten Organe
sichtbar gemacht werden.
Varikose: Ausgedehnte Bildung von Krampfadern.
Varize: Krampfader(knoten);
Ausweitung und Schlängelung
einer Vene infolge einer unzureichenden Funktion der Venenwand und Venenklappen.
Verödung: Stillegen einer erkrankten Vene durch Injektion
eines Verödungsmittels.
Trokar
Virusinfektion: Eindringen von
Krankheitserregern (Viren) in
einen Organismus, in dem sie
sich vermehren und zu einer
Erkrankung (Infekt) führen
können.
zerebral: Das Gehirn betreffend.
Zytostatika: Antikrebsmittel,
die die Zellteilung hemmen,
Zellgifte. Werden oft zusätzlich nach einer Krebsoperation verabreicht oder auch anstelle einer nicht mehr oder
nur risikoreichen Operation.
125
Sachregister
Aids 29
Gallenblase 84, 86, 93
Ambulantes Operieren 20, 21
Ambulanzsprechstunde 10, 12
Anämie ➝ Blutarmut
Anästhesie ➝ Narkose
Appendizitis ➝ Blinddarmentzündung
Arthrose 49, 58, 59, 65
Arthroskopie 45, 46, 48
Atemmaske 26, 27
Äther 26
Gallenblasenkrebs 86
Gallengänge 84
Gallengangspiegelung 88
Gallensteine 84, 85, 88, 93
Gehwagen 56
Gelenkwasser 47
Gerinnungsstörung 21
Ballaststoffe 79
Bänderriß 38
Bauchspiegelung 35, 81, 82,
83, 89
Behandlungsfehler 111, 112
Blinddarm 78–83
Blinddarmentzündung 78,
79, 80
Blinddarmoperation 82, 83
Blut 32, 33
Blutarmut 28
Blutkomplikation 21
Blutkonserven 62
Bluttransfusion 28, 29
Blutungen 42, 75
Bruchpforte 71
Bruchsack 71
Bypassoperation 33
Chloroform 26
Deutsches Rotes Kreuz 32
Dickdarmkrebs 94, 95
Eigenblutspende 31, 32, 62
Embolie 54, 61, 67
Enddarmkrebs 94, 95
Endoprothetik 33
Endoskopie 35
Entlassung 113
Erythrozyten 28
126
Halothan 26
Hepatitis B 30
Hepatitis C 30
HIV-Infektion 29, 30
Hüftersatz 54
Hüftgelenk 61
Hüftgelenkprothese 61, 63
Hüftprothesenoperation 58
Hybrid-Prothese 64, 65
Intensivstation 25
Intubationsnarkose 26, 27
Kalzium 52
Knie 45
Kniegelenkspiegelung 45, 46
Kniegelenkverletzungen
44–47
Knorpel 48, 49
Krafttraining 43
Krampfadern 100–107
Krankenhausaufnahme 10–15
Krankenversicherungskarte
12
Krebs 84
Krücken 56, 69
Künstlicher Darmausgang
97, 98
Lachgas 26
Laparoskopie ➝ Bauchspiegelung
Leber 98
Leistenbruch 70–73
Anhang
Leukozyten 28
Lymphödeme 104
Stationäre Behandlung 42
Stripping 103
Meniskus 48
Mini-Lap 90
Minimalinvasive Chirurgie
34, 35
Thrombophlebitis ➝ Venen-
Narkose 22–27, 42
Oberschenkel 50, 51
Oberschenkelhalsbruch 50,
51, 59
Osteoporose 51, 52, 59
Parasiten 79
Pflegeheim 55
Pflegeversicherung 56, 57
Polyarthritis 58, 59
Privatversicherte 13
Reha-Anstalt 55
Rehabilitation 57
Rückenmark 61
Seufzeratmung 74
Shouldice-Technik 73
Sonographie 81
Sprunggelenk 38, 40
Sprunggelenkverletzungen
38–41
entzündungen
Thrombose 43, 48, 61, 66,
67, 73, 75
Thrombosegefahr 45
Thrombozyten 28
Total-Endoprothese (TEP)
58, 68
Tubus 27
Ultraschalluntersuchung 85
Varikosen 101
Varizen 101, 104
Venen 100
Venenentzündungen 102
Verödung 103, 104
Versicherung 112
Vitamin D 52
Wurmeier 79
Wurmfortsatz 78
Zementfreie Prothese 64, 65
Zementierte Prothese 64,
65, 67
127