Alkoholam - WHO/Europe - World Health Organization
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Alkoholam - WHO/Europe - World Health Organization
Alkohol am Arbeitsplatz xE1TSp EUROPA Regionale Veröffentlichungen der WHO Europäische Schriftenreihe Nr. 67 Schriftenreihe zum Europäischen Aktionsplan Alkohol Evaluierung und Monitoring von alkoholbezogenen Maßnahmen, von Peter Anderson und Juhani Lehto. Handlungsansätze zur Steuerung des Alkoholkonsums, von Juhani Lehto. Wirtschaftliche Aspekte der Alkoholpolitik, von Juhani Lehto. Alkohol und die Massenmedien, von Marjatta Montonen. Gemeindebezogene Alkoholinitiativen und kommunale Maßnahmen, von Bruce Ritson. Alkohol und primäre Gesundheitsversorgung, von Peter Anderson. Therapieansätze bei Alkoholproblemen, von Nick Heather. Jugendliche und Alkohol, Drogen, Tabak, von Kellie Anderson. Alkohol am Arbeitsplatz, von Marion Henderson, Graeme Hutcheson und John Davies. Die Weltgesundheitsorganisation ist Vereinten Nationen, die sich in erster Linie mit internationalen Gesundheitsfragen und der öffentlichen Gesundheit befaßt. Über diese 1948 gegründete Organisation tauschen Vertreter der Gesundheitsberufe von über 190 Ländern ihr Wissen und ihre Erfahrungen aus, in dem Bestreben, allen Menschen der Welt ein Gesundheitsniveau zu ermöglichen, das es ihnen erlaubt, ein sozial und wirtschaftlich produktives Leben zu führen. Das WHO -Regionalbüro für Europa ist eines von sechs Regionalhüros in allen Teilen der Welt, die eigene auf die Gesundheitsbedürfnisse ihrer Mitgliedsländer abgestimmte Programme haben. In der Europäischen Region leben rund 870 Millionen Menschen - in einem Gebiet, das von Grönland im Norden und dem Mittelmeer im Süden bis zu den Küstengebieten Rußlands am Pazifik reicht. Deshalb konzentriert sich das europäische Programm der WHO sowohl auf die Probleme der Industriegesellschaft als auch auf die Probleme der neuen Demokratien in Mittel- und Osteuropa sowie in der ehemaligen Sowjetunion. Die Tätigkeiten des Regionalbüros im Rahmen seiner Strategie Gesundheit für alle" erstrecken sich auf folgende drei Schwerpunktbereiche: gesunde Lebensweisen, gesunde Umwelt und bedarfsgerechte Dienste zur Prävention, Behandlung und Gesundheitsversorgung. Charakteristisch für die Europäische Region ist ihre Sprachenvielfalt, die die Informationsverbreitung erschwert. Deshalb werden Anträge auf Genehmigung der Übersetzung von Büchern des Regionalbüros begrüßt. Weltgesundheitsorganisation Regionalbüro für Europa Kopenhagen Alkohol am Arbeitsplatz von Marion Henderson, Graeme Hutcheson und John Davies Centre for Applied Social Psychology, University of Strathclyde, Glasgow, Vereinigtes Königreich Regionale Veröffentlichungen der WHO, Europäische Schriftenreihe Nr. 67 CIP- Kurztitelaufnahme der WHO- Bibliothek Henderson, Marion Alkohol am Arbeitsplatz / von Marion Henderson, Graeme Hutcheson, John Davies (Regionale Veröffentlichungen der WHO. Europäische Schriftenreihe ; Nr. 67) 1. Alkoholgenuß 2. Alkoholismus - Prävention und Kontrolle 3. Arbeitsmedizin 4. Arbeitsplatz 5. Europa I. Davies, John II.Hutcheson, Graeme III.Titel IV. Serie ISBN 92 890 7331 4 ISSN (NLM- Klassifikation: WM 274) 0258 -2155 Das Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation begrüßt Anträge auf auszugsweise oder vollständige Vervielfältigung oder Übersetzung von Veröffentlichungen der Organisation; entsprechende Anträge und Anfragen sind zu richten an: WHO Regionalbüro für Europa (Referat Publikationen), Scherfigsvej 8, DK -2100 Kopenhagen 0, Dänemark. Das Referat erteilt außerdem Auskünfte über eventuelle Textänderungen, geplante Neuauflagen, Neudrucke und Übersetzungen. © Weltgesundheitsorganisation 1998 Die Veröffentlichungen der Weltgesundheitsorganisation sind gemäß den Bestimmungen von Protokoll 2 der Allgemeinen Urheberrechtskonvention urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Die in dieser Veröffentlichung benutzten Bezeichnungen und die Darstellung des Stoffes beinhalten keine Stellungnahme seitens des Sekretariats der Weltgesundheits organisation bezüglich des rechtlichen Status eines Landes, eines Territoriums, einer Stadt oder eines Gebiets bzw. ihrer Regierungsinstanzen oder bezüglich des Verlaufs ihrer Staats- und/oder Gebietsgrenzen. Die Länder- oder Gebietsbezeichnungen entsprechen dem Stand bei der Fertigstellung der Publikation in der Originalsprache. Die Erwähnung bestimmter Firmen oder der Erzeugnisse bestimmter Hersteller besagt nicht, daß diese von der Weltgesundheitsorganisation gegenüber anderen, nicht erwähnten ähnlicher Art bevorzugt oder empfohlen werden. Abgesehen von eventuellen Irrtümern und Auslassungen, sind Markennamen im Text besonders gekennzeichnet. Die in dieser Veröffentlichung vorgetragenen Ansichten geben die Meinung der Autoren wieder und repräsentieren nicht unbedingt die Beschlüsse oder die erklärte Politik der Weltgesundheitsorganisation. PRINTED IN DENMARK Danksagung Die Autoren danken für die großzügige Hilfe, die ihnen freundlicher- weise von einer so großen Zahl von Organisationen und Personen entgegengebracht wurde, daß diese hier nicht im einzelnen genannt werden können. Darüber hinaus gebührt jedoch ein ganz besonderer Dank den nachstehend aufgeführten Personen: Peter Anderson, WHO -Regionalbüro far Europa; Rik Bijl, Stichting Alcohol Consultancy, Zeist, Niederlande; Judith Billingham, Alcohol Concern, Wales; Richard Brooks, Department of Economics, Strathclyde University; Elizabeth Cain, Department of Health, Housing, Local Government and Community Services, Canberra, Australien; City of Liverpool Development and Environmental Services Direc- torate; Jorge Coutinho, Centro Regional de Alcoologia do Porto, Portugal; Alex Crawford, Director, Renfrew Council on Alcohol; Richard Cyster, Regional Alcohol Coordinator, Regional Service Development Centre, Leeds; Adrian Davies, Maureen McClelland und Ivan Miller, Scottish and Glasgow Councils on Alcohol; Cécile Delmarcelle, Orée Communications, Brüssel; John Duffy, University of Edinburgh; Andy Fox, Centre for Applied Social Psychology, Strathclyde University; Jean J. Franck, Conseil National Luxembourgeois d'Alcoologie, Luxemburg; Andrea Hutcheson, Priory Hospital, Scotland; Angela Kerigan, Centre of Applied Social Psychology, Strathclyde University; Scott Macdonald, Addiction Research Foundation, Kanada; John Marsden, Turning Point, London; M.T. Pérez Martinez, APTA, Madrid; Andrew McNeil, Institute of Alcohol Studies, London; Jacek Morawski, Alcohol and Drug Information Centre, Warschau; Jacel Moskalewicz, Institut für Psychiatrie und Neurologie, Polen; Joyce O'Connor, National College of Industrial Relations Limited, Dublin; Alastair J. Ross, Centre for Applied Social Psychology, Strathclyde University; Martina Rummel, Projekt Alkohol am Arbeitsplatz, Landesstelle gegen die Suchtgefahren e.V. Berlin, Deutschland; Edward Sawka, Alberta Alcohol and Drug Abuse Commission, Kanada; Les Schäfer, Universität Hamburg; Behrouz iii Shahandeh, International Labour Office, Genf; William J. Staudenmeier, Eureka College, Illinois, USA; Advisory Council on Alcohol and Drug Education, London; Konstantin von Veitinghoff -Scheel, Corporate Caring Systems, Brüssel; Linda B. Wright, Centre for Applied Social Psychology, Strathclyde University; sowie Uglijesa Zvekic, United Nations Interregional Crime and Justice Research Institute, Italien. iv Inhalt Seite Einleitung Historischer Überblick Managementstil Alkoholkonsum am Arbeitsplatz Alkoholpolitik 1. Die Auswirkungen des Alkoholkonsums am Arbeitsplatz Alkoholbedingter Arbeitsausfall Unfälle Arbeitsleistung Arbeitsbeziehungen 2. Volkswirtschaftliche Aspekte des Alkoholkonsums Alkoholindustrie - Generelle Auswirkungen auf die Volkswirtschaft Geschätzte volkswirtschaftliche Kosten des Alkoholkonsums Kosten und Nutzen im Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum 3. 4. 1 3 5 6 8 10 10 11 15 15 17 17 18 20 Faktoren, die mit dem Alkoholkonsum am Arbeitsplatz zusammenhängen Arbeitsplatzspezifische Faktoren Arbeitsspezifische Faktoren Die Wirkung normaler" Arbeitspraktiken 33 33 35 35 Alkoholpolitik am Arbeitsplatz Gestaltung der Politik Beispiele für die Gestaltung der Alkoholpolitik Evaluierung der Alkoholpolitik Aufklärung Ist Aufklärung wirkungsvoll? 38 38 39 39 53 54 v 5. Tests und Screening Ziele Die Reaktion der Gewerkschaften Rechtliche Aspekte Verfahrens- und Sicherheitsstandards Methoden und Interpretationen Die Zuverlässigkeit von Tests Mit Testprogrammen assoziierte Ergebnisse Testhäufigkeit im Unternehmen 6. Erfassungsgrad der Alkoholpolitik............ Methodologische Probleme Der Anteil von Unternehmen mit einer aktiven Alkoholpolitik Ein besserer Erfassungsgrad 7. Diskussion Volkswirtschaftliche Dimensionen des Alkohols Die Reaktion der Industrie auf Alkohol Literaturhinweise vi 56 57 59 60 64 65 69 70 73 ...e........... ... 79 79 81 82 87 87 91 97 Einleitung Alkohol ist das heutzutage weltweit am meisten verbreitete Rauschmittel und Bestandteil des sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens in vielen Ländern. So wird beispielsweise in Australien geschätzt, daß 74% der Männer und 52% der Frauen Alko- hol trinken (1). Ähnlich hoch ist der Alkoholkonsum in den Vereinigten Staaten, wo Schätzungen zufolge 1988 rund 68% der Männer und 47% der Frauen regelmäßig Alkohol tranken (2, 3). Die Zahl der Alkoholfreunde in der Europäischen Region - mit einer traditionell ausgeprägteren Trinkkultur - liegt weit über diesen Schätzwerten; Studien haben gezeigt, daß 85% der über 15jährigen Alkohol trinken. In dieser Gruppe der Alkoholtrinker ist - wie auch in anderen Ländern - der Anteil der Männer höher und liegt schätzungsweise bei ungefähr 90% (4). Angesichts der physiologischen und verhaltensbezogenen Auswirkungen, die Alkoholgenuß haben kann, ist ein derart verbreiteter Alkoholkonsum äußerst besorgniserregend. Diese Problematik wird in dem Bericht The health of the nation zum gesundheitspolitischen Programm für England (5), das eine Reihe von Gesundheitszielen für die Zukunft vorgibt - verdeutlicht. Zu diesen Zielvorgaben gehören u. a die Inzidenz von Herzkrankheiten, Schlaganfällen, Krebserkrankun- gen und Unfällen zu verringern sowie die sexuelle und geistig seelische Gesundheit zu verbessern. In sämtlichen dieser Zielvorgaben wird auf den Alkohol eingegangen, der als einer der Risikofaktoren in dem Bericht genannt wird. Dementsprechend verwundert es nicht, daß ein spezifisches Ziel lautet, bis zum Jahr 2005 eine 30 %ige Verringerung der Zahl der übermäßigen Trinker (d. h. Personen, die mehr trinken als die als ungefährlich angesehenen Mengen von 21 Alkoholeinheiten pro Woche bei Männern und 14 Alkoholeinheiten pro Woche bei Frauen) zu erreichen. Auch auf internationaler Ebene werden die potentiell gesundheitsschädlichen Auswirkungen des Alkoholkonsums mit Sorge betrachtet, wie die folgende Aussage (6) zeigt: 1 Alkohol am Arbeitsplatz 1980 haben die europäischen Mitgliedstaaten der WHO ein gemeinsames gesundheitspolitisches Rahmenkonzept, die Regionalstrategie zur Erreichung der Gesundheit für alle" bis zum Jahr 2000, beschlossen. Als weiteren Schritt verabschiedete das WHO -Regionalkomitee für Europa 1984 38 Ziele, in denen die Mindestfortschritte beschrieben werden, die die europäischen Länder erzielen müssen, um die Gesundheit zu verbessern und die Gesundheitsprobleme zu verringern. In 12 dieser 38 Ziele wird in irgend einer Form auch auf den Alkohol eingegangen, insbesondere im Ziel 17, das folgendermaßen lautet: Bis zum Jahr 2000 sollte der gesundheitsschädigende Konsum Abhängigkeit bewirkender Stoffe wie Alkohol, Tabak und psychotroper Substanzen in allen Mitgliedstaaten erheblich zurückgegangen sein ". Alkoholgenuß hat höchstwahrscheinlich auch Konsequenzen fur die Arbeitswelt, denn es hat sich vielfach gezeigt, daß Alkoholkonsumenten hauptsächlich in der erwerbstätigen Bevölkerung zu finden sind. Besonders schwerwiegend kann Alkoholkonsum am Arbeitsplatz sein, da er die individuelle Leistung des Menschen beeinträchtigt und sich z. B. auf die Produktivität, die Unfallzahlen, die Arbeitsbeziehungen und die Fehlzeiten auswirken kann. Die mit dem Alkoholkonsum am Arbeitsplatz möglicherweise verbundenen Kosten wurden kürzlich in Forschungsvorhaben und in Gesundheitskampag nen herausgestellt, ebenso wie der mutmaßliche Beitrag des Alkoholgenusses zu einer Reihe von spektakulären Betriebsunfällen. Die negativen Auswirkungen von Alkohol am Arbeitsplatz sind somit ein wichtiges Anliegen für die Arbeitgeber, was zur Einführung von Konzepten geführt hat, die auf ein Verbot oder zumindest die Kontrolle des Alkoholkonsums abzielen. Die vorliegende Untersuchung dient speziell dem Zweck, die Auswirkungen des Alkoholkonsums im Arbeitsbereich zu untersuchen und festzustellen, welche Maßnahmen Unternehmen diesbezüglich treffen können. Es wurde versucht, das einschlägige Schrifttum über Alkohol am Arbeitsplatz so unvoreingenommen und sachlich wie möglich zu untersuchen. Wie bei jedem als wissenschaftlich" deklarierten Versuch muß man sich dabei strikt um Objektivität bemühen, die eigenen Interpretationen mit den Interpretationen anderer überprüfen und so Weit wie möglich eine Beeinflussung durch persönliche Ansichten und Ideen hierzu ausschalten. Nichtsdestotrotz sind wir uns dessen bewußt, wie schwierig es ist, diesen Themenkomplex ganz objektiv anzugehen. Es ist klar, daß die Alkoholproblematik am Arbeitsplatz und die Unternehmenspolitik bezüglich alkoholbedingter Probleme in 2 Einleitung gewissem Maß eine Reihe von ethischen und moralischen Ansichten oder Beurteilungen beinhaltet. Wir sind uns auch darüber im klaren, daß die unterschiedlichen individuellen politischen Meinungen wahrscheinlich einen Einfluß darauf haben, welche Interventionen oder Konzepte favorisiert werden. HISTORISCHER ÜBERBLICK Eine Kenntnis der Geschichte des Alkoholkonsums ist eine sinnvolle Voraussetzung zum Verständnis der gegenwärtigen Alkoholproblematik und diesbezüglichen Maßnahmen am Arbeitsplatz. Die dem Alkohol von jeher beigemessene Bedeutung und sein Stellenwert können u. a. in seiner Verwendung als Zahlungsmittel gesehen werden. Vor dem Industriezeitalter wurde in Rußland z. B. bei Geldmangel Wodka als Bargeldersatz benutzt - eine Praxis, die vermutlich auch in anderen Regionen, u. a. England, Kontinentaleuropa und den britischen Kolonien in Amerika üblich gewesen war. Selbst wenn Bargeld zur Verfügung stand, war es wegen der Differenz zwischen dem Real- und Nominalwert für die Arbeitgeber eher vorteilhaft, ihre Arbeiter mit Sachwerten zu entlohnen (7). In Zeiten des Arbeitskräftemangels diente Alkohol auch dazu, alkoholabhängige Personen für unattraktive, schwere Arbeiten anzuwerben. Warner (8) behauptet, daß Alkohol keineswegs einen negativen Einfluß hatte, sondern u. U. zur Erhöhung der Produktivität beigetragen haben kann, weil er es den Arbeitern erleichtert hat, stundenlang unter häufig extrem ungünstigen Bedingungen zu arbeiten. Eine derartige Verwendung des Alkohols scheint hier der Art und Weise zu ähneln, in der Rauschmittel wie Kokablätter (in Peru) und Cannabis (in Jamaika) bei körperlicher Schwerarbeit eingesetzt worden sind. Ob nun Alkohol tatsächlich, wie Warner behauptet, die Produktivität verbessert hat oder nicht - zumindest hat man ihm eine solche Wirkung zugeschrieben. Zu den vorherrschenden Ansichten über Alkohol, die seinen Konsum unter Arbeitern förderten, gehörten, daß er Schutz gegen extreme Hitze und Kälte bietet, zur zügigeren Arbeit anregt und Krankheiten vorbeugt. Aufgrund dieser Ansichten waren vom 17. bis 19. Jahrhundert die Arbeiter meist nur wenig geneigt, während der Arbeit auf Alkohol zu verzichten (7). Somit hat die wohlwollende 3 Alkohol am Arbeitsplatz Akzeptanz oder zumindest stillschweigende Duldung des Alkoholgenusses am Arbeitsplatz eine lange Tradition. Die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert veranlaßte die Arbeitgeber zu hohen Investitionen in Fabriken und Maschinen und brachte dementsprechend auch die Notwendigkeit mit sich, eine große Zahl von qualifizierten Arbeitnehmern regelmäßig zu beschäftigen. Eine strenge Organisation der Arbeitsabläufe erwies sich als schwierig, wenn die Arbeiter während - wie auch außerhalb - der Arbeitszeit übermäßige Alkoholmengen konsumierten. Deshalb lag es im Interesse der Arbeitgeber, das Trinkverhalten ihrer Beschäftigten durch Veränderung der Arbeit und sozialen Gewohnheiten, Einstellungen und Lebensweisen der Arbeiterklasse" - in dem Versuch, den Industrialisierungsprozeß zu verstärken - unter Kontrolle zu bringen (9). Die industrielle Revolution wird häufig als einer der Faktoren genannt, die den Anstoß für eine weitreichende Kontrolle der Trinkgewohnheiten gegeben haben kann und sie kann als ein Auslöser für die Abstinenz lerbewegungen in zahlreichen Ländern gesehen werden (10). Die industrieller Revolution bildet auch den historischen Hintergrund für die ganz unterschiedlichen Auffassungen über die Rollen der Ar- beitnehmer und der Arbeitgeber in der allgemeinen Arbeitswelt Rollen, die wichtige Implikationen für die Etablierung von gesundheitsbezogenen Konzepten haben. In der Vergangenheit gibt es etliche Beispiele für unmenschliche, ausbeuterische Praktiken zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Arbeitgeber betrachteten die Arbeiter häufig nur als eine Ressource, die zur Erzielung höchstmöglichen persönlichen Gewinns ausgebeutet werden konnte. Allerdings wurde klar, daß die Arbeiter besser motiviert seien und effizienter arbeiten könnten, wenn einige ihrer Grundbedürfnisse - Vergütung, Arbeitsverträge und ein besseres Arbeitsmilieu - befriedigt würden. Es wurden Bemühungen unternommen, den Bedürfnissen der Arbeiterschaft in verschiedenen Bereichen zu entsprechen, u. a. durch bessere Wohnverhältnisse, Schulen und medizinische Einrichtungen. Der Erfolg eines solchen Ansatzes kann an Orten wie New Lanark in Schottland gesehen werden, wo die Unternehmer im Umfeld einer Fabrik Versorgungseinrichtungen für die Arbeiter schufen. Die Unternehmer begannen, mit einer breiten Palette von Tätigkeiten, u. a. zur Verbesserung des Wohnstandards, mehr Verantwortung für das Leben und Wohlergehen ihrer Arbeitnehmer zu übernehmen. 4 Einleitung MANAGEMENTSTIL In der Managementliteratur der 1960er und 70er Jahre wird der Unterschied zwischen zweckbetontem" und aufgeklärtem" Management durch einige nicht -akademische, aber dennoch nicht weniger prävalente Anschauungen unterstrichen. Auf der einen Seite tendieren diejenigen, die andere beschäftigen dazu, der Arbeitgeberrolle fundamentale Bedeutung beizumessen. Der Arbeitgeber ist der Risikoträger, der Unternehmer, der Industriekapitän und dementsprechend wird davon ausgegangen, daß die Arbeitnehmer gegenüber diesen Risikoträgern sowie gegenüber den Aktionären, die das Unternehmen unterstützen, eine Pflicht haben. Gemäß einer solchen Philosophie kann Arbeit als ein Privileg angesehen werden. So verwundert es vielleicht auch nicht, daß eine derartige Sichtweise in Zeiten der Wirtschaftsrezession die Oberhand gewinnt und Unterstützung in den Medien erführt. Demgegenüber steht der Gedankengang, daß ohne Arbeitnehmer überhaupt nichts hergestellt würde oder erreicht werden könnte. Aus diesem Blickwinkel haben die Arbeitgeber eine Pflicht gegenüber den Arbeitnehmern, ohne die sie machtlos wären. Diese zweite Sichtweise gewinnt in Zeiten des Wirtschaftswachstums an Bedeutung. Beide Sichtweisen der relativen Rolle des Arbeitsgebers und des Arbeitnehmers sind wichtig und es ist hier von Interesse, auf eine der derzeit populären Managementtheorien einzugehen. McGregor (11,12) teilte Managementtheorien in zwei simple Kategorien ein, die er Theorie X und Theorie Y nannte. Nach der Theorie X ist das Management für die Organisation der Elemente produktiver Unternehmensführung - Geld, Materialien, Ausstattung und Personal - im ökonomischen Interesse verantwortlich. In bezug auf die Mitarbeiter beinhaltet dies, ihre Bemühungen zu leiten, sie zu motivieren, ihr Verhalten zu kontrollieren und ihr Handeln den Erfordernissen der Organisation anzupassen. Unter diesem Gesichtspunkt ist das Management stark, erforderlichenfalls hart, zwingend und kontrollierend. Nach Meinung von McGregor ist eine solche Managementtheorie überholt, ineffizient und wohl kaum von optimalem Nutzen für Arbeitgeber oder Arbeitnehmer. Er schlug eine Theorie Y vor, in der es die zentrale Aufgabe des Management ist, die Arbeitsbedingungen und Arbeitsabläufe so zu organisieren, daß die Mitarbeiter ihre eigenen Ziele am besten durch Ausrichtung ihrer Bemühungen auf organisatorische Ziele erreichen 5 Alkohol am Arbeitsplatz können. Das Motto dieser Theorie lautete Management durch Zielvorgaben und nicht Management durch Kontrolle ". Das kommt den Vorstellungen von Maslow (13) nahe, der die Meinung vertrat, daß die Mitarbeiter ein Bedürfnis zur Selbstverwirklichung" hätten. Diesen modernen Managementtheorien" zufolge ist es Aufgabe der Manager, die Mitarbeiter in die Lage zu versetzen, sich durch ihre Arbeit selbst zu verwirklichen. Die Reaktionen von Organisationen auf Alkoholprobleme ihrer Arbeitnehmer reflektieren die beiden vorstehend beschriebenen Perspektiven der Managementtheorie. Vom Standpunkt der Theorie X sollte ein Arbeitnehmer, dessen Arbeit durch Alkoholkonsum beeinträchtigt wird, ganz einfach entlassen und durch jemanden ersetzt werden, dessen Arbeit nicht derart beeinträchtigt wird. Eine solche Handlungsweise dürfte aus ökonomischer Sicht die effizienteste Art sein, auf diese Situation zu reagieren - zumindest wenn die betreffende Arbeit keine spezielle berufliche Ausbildung voraussetzt und wenn es andere Interessenten gibt, die diese Arbeit tun möchten. Aus dem Blickwinkel der Theorie Y könnte man argumentieren, daß das Management eine Verpflichtung gegenüber seinen Arbeitern hat, darunter auch hinsichtlich verschiedener Aspekte ihrer Gesundheit und sozialen Verhältnisse. In diesem Fall sollte versucht werden, sich um Arbeitnehmer mit einem Alkoholproblem zu kümmern, anstatt sie automatisch zu entlassen. Obgleich der Managementstil wahrscheinlich Auswirkungen darauf hat, wie Mitarbeiter mit Alkoholproblemen behandelt werden, ist er dafür nicht der einzige ausschlaggebende Faktor. Es gibt etliche andere Aspekte, die in Betracht gezogen werden müssen, beispielsweise gesetzliche Bestimmungen und Sicherheitsanforderungen. ALKOHOLKONSUM AM ARBEITSPLATZ Aus vielfältigen historischen und anderweitigen Gründen ist klar, daß eine Untersuchung des Alkoholkonsums am Arbeitsplatz ein Minenfeld widersprüchlicher Werturteile ist. Es kann angeführt werden, daß dort, wo präzise oder komplexe Aufgaben durchgeführt werden müssen (beispielsweise bei der Fertigung technisch komplizierter Geräte) oder wo in irgendeiner Weise lebensgefährliche Tätigkeiten durchgeführt werden, die Mitarbeiter in einem solchen Fertigungsprozeß oder 6 Einleitung bei Durchführung solcher Tätigkeiten völlig nüchtern und fachkompetent sein müssen. In Fällen, in denen die öffentliche Sicherheit und die Sicherheit der Mitarbeiter betroffen ist, können die Strafen bei Alkoholkonsum sehr streng sein; in einigen Transport- und Verkehrsbetrieben kann beispielsweise ein positiver Atemalkoholtest Grund zur sofortigen Entlassung sein. Deshalb können Sicherheitserwägun gen und die besonderen Erfordernisse einer Tätigkeit sich signifikant auf Entscheidungen darüber auswirken, wie Arbeitnehmer, die einen über den Durst getrunken haben" zu behandeln sind. Die Entlassung eines Beschäftigten, die Weiterbeschäftigung von Mitarbeitern mit Alkoholproblemen und die Rehabilitation und Wiedereingliederung von Problemtrinkern in den Arbeitsprozeß sind mit etlichen Kosten verbunden. Die Unternehmen müssen natürlich alle Optionen unter dem ökonomischen Gesichtspunkt der Kosten -Nutzen -Relation prüfen; wenn nachgewiesen werden kann, daß es aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist, Mitarbeiter mit Alkoholproblemen zu behandeln, bietet dies einen überzeugenden Grund für therapeutische Maßnahmen. Die Antwort darauf, inwieweit die verschiedenen Ansichten über die relative Verantwortlichkeit von Arbeitgebern und Arbeitnehmern auch in bezug auf das spezifische Problem des Alkoholkonsums am Arbeitsplatz Gültigkeit haben, wird noch durch das Fehlen einer klaren Definition von Alkoholmißbrauch" oder Alkoholismus" erschwert. Wenn man sagt, daß jemand an Alkoholismus leidet, bedeutet das, zumindest implizit, die Perspektive des krankheitsmäßigen Alkoholkonsums zu akzeptieren - eine Perspektive, die davon ausgeht, daß der Alkoholkonsum eines Individuums aus einer (für gewöhnlich) angeborenen Veranlagung oder Neigung, Alkohol zu trinken, herrührt. Aus dieser Sicht ist die Person mit einem Alkoholproblem genau so krank" wie etwa jemand, der an einer Lungenentzündung, einem Knochenbruch oder irgend einer sonstigen Funktionsstörung leidet. Demgemäß sollte dann das Verhalten des Arbeitsgebers gegenüber einem Arbeitnehmer, der ein Alkoholproblem hat, genau so sein wie gegenüber einem Arbeitnehmer, der an irgendeinem anderen Gesundheitsproblem leidet. Dabei ist es natürlich auch klar, daß sehr viele Menschen, die normalerweise nicht als Alkoholiker angesehen werden, gelegentlich so viel trinken, daß dadurch ihr Allgemeinbefinden, einschließlich ihrer Arbeitsleistung und sozialen Beziehungen beeinträchtigt wird. Eine solche Person wird nun nicht landläufig als 7 Alkohol am Arbeitsplatz Alkoholiker" bezeichnet, sondern als jemand, der bewußt Alkohol getrunken hat und dementsprechend für die Folgen seines übermäßigen Alkoholgenusses verantwortlich ist. Dieses Kriterium gilt für gewöhnlich aus juristischer Sicht, wenn eine Person eine bestimmte Handlung einem Zustand der Intoxikation zuschreibt. Selbst wenn die Person für die Handlung nicht für verantwortlich gehalten wird, kann sie dennoch dafür verantwortlich gemacht werden, daß sie überhaupt Alkohol getrunken hat. Da es keine klare Abgrenzung zwischen diesen beiden Arten des Alkoholkonsums gibt, dürfte eine grundsätzliche Regelung hier eher willkürlich erscheinen. Diese beiden unterschiedlichen Philosophien könnten auch je nach dem Status des Arbeitnehmers innerhalb der Organisation unterschiedlich angewendet werden. So könnte z. B. ein Topmanager, der bei der Arbeit betrunken erscheint als alkoholkrank" angesehen werden, eine Therapie erhalten und weiter an seinem Arbeitsplatz verbleiben, wohingegen ein Fabrikarbeiter mit einem ähnlichen Verhalten vielleicht eher für schlecht" als für krank gehalten und dementsprechend entlassen würde. ALKOHOLPOLITIK Deshalb finden wir eine beträchtliche Vielfalt in der Art und Weise wie Unternehmen mit Alkoholproblemen umgehen; diese Vielfalt manifestiert sich sowohl in der Art der Alkoholpolitik in Firmen und Organisationen als auch in der Art und Weise der Umsetzung dieser Politik unter Unternehmen und betriebsintern. In einem Extremfall finden wir Beispiele dafür, daß Problemtrinker u. a. an verschiedene Einrichtungen überwiesen werden, laufend Hilfe erhalten und ihren Arbeitsplatz behalten. Im anderen Extremfall finden wir beispielsweise Atemalkoholmeßgeräte am Eingang zum Arbeitsplatz (wobei jeder Person mit einem positiven Meßergebnis der Zutritt zum Betriebsgelände verwehrt wird), Entlassungen bei jeglicher Mißachtung des Alkoholverbots sowie Restriktionen bezüglich des Verhaltens der Ar- beitnehmer am Arbeitsplatz wie auch außerhalb des Betriebs. Dies sind eindeutig ganz unterschiedliche Ansätze zur Lösung von Problemen im Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum. Einleitung Zweifelsohne gibt es etliche Möglichkeiten, alkoholbedingte Probleme anzugehen. Weniger klar ist indessen, welche Ansätze unter bestimmten Umständen den meisten Erfolg versprechen. In der nachfolgenden Untersuchung beschreiben wir eine Palette unterschiedlicher Ansätze zur Minderung alkoholbedingter Probleme und beurteilen nach Möglichkeit die Effektivität dieser Ansätze. Von besonderem Interesse ist die Genauigkeit von Schätzungen der Kosten" sowie die Wirkung, die solche Schätzungen hinsichtlich der Beurteilung der Schwere von Alkoholproblemen haben - diese Einschätzung spielt eine wichtige Rolle hinsichtlich der Motivation, Anti- Alkoholmaßnahmen einzuführen. 9 1 Die Auswirkungen des Alkoholkonsums am Arbeitsplatz Alkohol kann eine Reihe von Auswirkungen am Arbeitsplatz haben, u. a. in Hinsicht auf Fehlzeiten, Produktivität, Unfallhäufigkeit, Fluktuation der Beschäftigten, das Betriebsklima sowie das Image des Unternehmens bei den Kunden. Nachstehend wird auf die vier wichtigsten Auswirkungen im Detail eingegangen. ALKOHOLBEDINGTER ARBEITSAUSFALL Fehlzeiten sind heutzutage ein großes Problem für die Unternehmen. Im Vereinigten Königreich können schätzungsweise 3,5 bis 5% der Arbeitszeit durch unentschuldigtes Fernbleiben vom Arbeitsplatz und durch Krankheit verlorengehen (14). Solche Fehlzeiten haben direkte Auswirkungen auf die Produktivität und Rentabilität von Unternehmen und bereiten den Arbeitgebern deshalb große Sorge. Es ist hinreichend belegt, daß Arbeitnehmer, die stark trinken, häufiger am Arbeitsplatz fehlen als Arbeitnehmer, die nicht trinken (15). Dies wurde in amerikanischen Studien über rehabilitierte" Alkoholikpr (16 -19) und in Studien über erwerbstätige Problemtrinker (20,21) nachgewiesen. Anhand dieser Untersuchungen wird geschätzt, daß Problemtrinker zwischen zwei- und achtmal häufiger fehlen als ihre abstinenten Kollegen (22,23); diese Relation wurde auch mehreren 10 Die Auswirkungen des Alkoholkonsums am Arbeitsplatz anderen Ländern, u. a. Australien, Frankreich, Schweden und dem Vereinigten Königreich, beobachtet (24,25). Arbeitsausfall ist allerdings nicht nur auf Problemtrinker" zurückzuführen, denn es kann auch bei gelegentlichem übermäßigen oder unangebrachtem Alkoholkonsum - beispielsweise wegen eines Katers oder vorzeitigen Verlassens des Arbeitsplatzes nach einem Umtrunk in der Mittagspause - zu vermehrtem Arbeitsausfall kommen. Der Zusammenhang zwischen Alkoholgenuß und solchen Fehlzeiten scheint naheliegend (26). Arbeitnehmer, die dazu neigten, sich häufig zu betrinken oder am Arbeitsplatz zu trinken, und die alkoholbedingte Probleme hatten, blieben dem Arbeitsplatz öfter fern. Der Zusammenhang zwischen dem Alkoholkonsum und Fehlzeiten ist keine einfache lineare Relation, da es hier weitere Faktoren, wie z. B. Rauchen, ein trinkfreudiges Umfeld, sowie der allgemeine Gesundheitszustand und möglicherweise Streß ebenfalls eine Rolle spielen (27,28). UNFÄLLE Alkohol spielt hauptsächlich wegen seiner Wirkung auf das Nervensystem - Verschlechterung des Denkvermögens und der Konzentration, längere Reaktionszeit und verminderte Muskelkontrolle - eine Rolle bei Unfällen. Diese Symptome gefährden die Sicherheit eindeutig und werden immer ausgeprägter je mehr Alkohol in den Blutkreislauf gelangt. Alkoholkonsum ist verantwortlich für eine große Zahl von schweren und tödlichen Verletzungen, darunter Wirbelsäulenverletzungen (29), Ertrinken (30), Autounfälle (31 -35) und Fahrradunfälle (36) sowie etliche anderweitige Unfälle (26,37,38), die Ursache von Behinderungen sind. Daten über die Aufnahme in Unfallabteilungen der Krankenhäuser bieten wertvolle Informationen über den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Unfällen. Daraus geht hervor, daß bei 15 -25% der nicht -tödlichen Unfälle Alkohol mit im Spiel war (39 -44). Nach den Erkenntnissen von Goodman et al. (45) ist ein Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und tödlichen Unfallverletzungen zu sehen und bei Personen mit höheren Blutalkoholwerten werden höhere Verletzungsraten festgestellt. 11 Alkohol am Arbeitsplatz Die Daten der Unfallabteilungen ermöglichen auch eine Reihe von interessanten kulturübergreifenden Vergleichen. So hat z. B. Cherpitel (46) bei einem Vergleich der Daten über Krankenhausaufnahmen nach Unfällen in Ländern mit unterschiedlichen Trinkmustern Beweise gefunden, die dafür sprechen, daß Alkoholkonsum das Unfallrisiko erhöht. Cherpitel et al. (47) verglichen in Italien gesammelte Daten, wo häufig während der Arbeitszeit getrunken wird, mit Daten aus den Vereinigten Staaten, wo sich der Alkoholkonsum normalerweise auf das Wochenende konzentriert. In den Vereinigten Staaten ereigneten sich Unfälle eher überwiegend am Wochenende, wohingegen das in Italien nicht der Fall war. Obwohl diese Studie keinen direkten kausalen Zusammenhang zwischen dem Alkoholkonsum und Unfallgeschehen beweist, legt sie zumindest den Schluß nahe, daß Alkohol mit der Unfallhäufigkeit zusammenhängt. Außerdem haben Untersuchungen gezeigt, daß Alkoholkonsum bei bis zu 25% der Arbeitsunfälle mit im Spiel sein dürfte. So wird z. B. bei 15 -25% der Arbeitsunfälle in Frankreich von einem Zusammenhang mit Alkohol ausgegangen (48), während die entsprechenden Schätzwerte in Polen 8 -25% lauten (22); bei Untersuchungen über mehrere Jahre wurde festgestellt, daß 16% der Unfalltoten Alkohol im Blut hatten (49). In Texas fand man heraus, daß bei 13,3% der Opfer von tödlichen Arbeitsunfällen Alkohol im Blut festgestellt wurde (50) und ähnlich hohe Zahlen (10,7 %) wurden in Alberta in Kanada genannt (51). Im Vereinigten Königreich gehen schätzungsweise 20% der Unfälle auf das Konto des Alkohols; dabei stützt man sich auf Untersuchungen von Health and Safety Executive (52), die bei 40% der von 1979 bis 1980 gemeldeten 92 tödlichen Unfälle Alkohol im Blut ergaben. Bei 35 Blutalkoholtests wurden 7mal (20 %) Werte gemessen, die über der gesetzlichen Promillegrenze für die Teilnahme am Straßenverkehr lagen (weitaus mehr als die in den vorerwähnten Studien genannten zu beobachtenden" Werte). Dieses Ergebnis basiert zwar auf einer extrem kleinen Stichprobe, ähnelt jedoch in der Größenordnung den Ergebnissen anderer, häufig sehr viel umfassenderer Erhebungen. Ein Vergleich der Daten aus verschiedenen Ländern mit den Daten aus dem Vereinigten Königreich dürfte fragwürdig sein, weil in den einzelnen Ländern wahrscheinlich ganz andere Trinkgewohnheiten und Arbeitspraktiken vorherrschen, was die gemeldeten Unfalldaten unter Umständen beeinflussen kann. Obwohl die Daten aus Erhebungen ein Anhaltspunkt für die Häufigkeit von 12 Die Auswirkungen des Alkoholkonsums am Arbeitsplatz Unfällen unter Alkoholeinfluß sein könnten, beweisen sie jedoch keinen ursächlichen Zusammenhang (25,33). In einer Reihe von kontrollierten Studien wurde ebenfalls die Hypothese unterstützt, daß Alkoholkonsum und Unfälle im Zusammenhang stehen. Lederman & Metz (53) gingen von einem 10 -11mal höheren Unfallrisiko bei alkoholisierten Arbeitnehmern im Vergleich zu denjenigen, die keinen Alkohol getrunken hatten, aus. Bei Problemtrinkern deutet ebenfalls viel auf einen Zusammenhang zwischen Unfäl- len und Alkohol hin. Maxwell (20) schätzte, daß Problemtrinker 3,6mal häufiger Unfälle erleiden als andere Personen, während Popham et al. (54) feststellten, daß die in ihrer Untersuchung als starke Trinker oder Alkoholabhängige bezeichneten Männer ein 2,5 -8mal höheres Unfallrisiko hatten. In einer Studie über Alkoholiker" gelangten Eckart et al. (55) zu der Erkenntnis, daß in dieser Gruppe die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Autounfalls 5mal höher, eines tödlichen Sturzes 16mal höher und die Wahrscheinlichkeit, tödliche Verbrennungen zu erleiden, 10mal höher ist. Weitere Belege für den Zusammenhang zwischen Alkohol und Unfällen werden von Anda et al. (56) gegeben, die herausgefunden haben, daß in einer Stichprobe von über 13 000 amerikanischen Erwachsenen, die nicht in einer Institution untergebracht waren, diejenigen, die fünf oder mehr Getränke bei einem Trinkanlaß' getrunken hatten, eine signifikante höhere Rate tödlicher Verletzungen aufwiesen als diejenigen, die weniger als fünf Getränke pro Trinkanlaß zu sich genommen hatten. Und schließlich fanden Webb et al. (nicht veröffentlichte Daten, 1992) in einer Studie über Fehlzeiten heraus, daß 26% der Problemtrinker Unfälle mit der Folge von Arbeitsunfähigkeit hatten, gegenüber lediglich 10% der übrigen Arbeitnehmern. Genaue Schätzwerte über den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Arbeitsunfällen sind sehr schwierig zu erhalten, da die Unfallursachen häufig nicht bekannt werden. Oft vertuschen" Arbeitnehmer und Arbeitgeber Unfälle und viele Unternehmen lassen nicht automatisch Blutalkoholtests nach einem Unfall durchführen. Häufig befürchten Arbeitgeber Folgen für die innerbetrieblichen Beziehun- gen und halten es deshalb für einfacher, nichts zu tun (57). Bei Anda et al. stützten sich auf Eigenangaben über die pro Trinkanlaß konsumierte Menge, da dies sich als ein zuverlässiger Indikator für das Risiko tödlicher Verletzungen erwiesen hatte. 13 Alkohol am Arbeitsplatz alkoholbedingten Unfällen ist von einer Dunkelziffer auszugehen, das gilt vor allem in Ländern, in denen harte Strafen gegen alkoholisierte Arbeitskräfte und deren Vorgesetzte gesetzlich vorgesehen sind. In Polen z. B., wo Untersuchungen eine Alkoholbeteiligung bei 8 -25% der Unfälle erkennen lassen, sind entsprechend den offiziellen Zahlen nur 0,5% der Unfälle mit Alkohol in Zusammenhang zu bringen (58). Abgesehen von den vorstehend angesprochenen Punkten werden Versuche, durch Interpretation der Unfalldaten zu beurteilen, inwieweit Alkohol als Unfallursache in Frage kommt, wegen der von starken Trinkern häufig angewendeten Vertuschungstaktiken erschwert. Dies wurde in einer Studie von Trice (18) demonstriert, der darauf hinwies, daß nur 18 -21% der Mitglieder der Anonymen Alkoholiker Angaben zu Unfällen gemacht hatten. Diese Zahl unterscheidet sich kaum von den Angaben der Durchschnittsbevölkerung. Angesichts der wahrscheinlichen Auswirkungen des Alkohols auf die Leistung und angesichts der Zahl der Untersuchungen, die einen Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Leistung belegt haben, erscheint hier eine genauere Untersuchung gerechtfertigt. Dieses Ergebnis läßt sich vielleicht auch erklären, wenn man die Art der von Problemtrinkern und Nichtproblemtrinkern durchgeführten Tätigkeiten betrachtet. Problemtrinker neigen dazu, bei der Arbeit die Möglichkeit eines Unfalls durch Vermeidung besonders riskanter Situationen zu verringern. Daraus resultieren qualitative Unterschiede in der Art der von Problem- und Nichtproblemtrinkern durchgeführten Tätigkeiten, was stichhaltige Vergleiche zwischen diesen beiden Gruppen schwierig macht. Unter diesen Umständen kann es sein, daß die erwartete Relation zwischen Alkoholkonsum und Unfallhäufigkeit sich tatsächlich nicht ergibt. Erfahrene Arbeitskräfte können auch eher imstande sein, gefährliche Situationen zu vermeiden oder ihre Arbeitsabläufe entsprechend ihrem Trinkverhalten zu gestalten (bzw. organisieren zu lassen). Entsprechende Belege wurden in Polen festgestellt (59), wo starke Trinker oft an einen sicheren Arbeitsplatz versetzt werden (häufig als Resultat einer Rückstufung aus disziplinarischen Gründen), an dem ihre Trinkgewohnheiten keine Gefahr mehr für sie selbst oder für ihre Kollegen darstellen. 14 Die Auswirkungen des Alkoholkonsums am Arbeitsplatz ARBEITSLEISTUNG Alkoholkonsum kann die menschliche Leistung in verschiedener Hinsicht beeinträchtigen. So wurde beispielsweise nachgewiesen, daß Alkohol die motorische Koordination (60,61), Konzentrationsfähigkeit (62) und Reaktionszeit (61,63,64) beeinträchtigt. Arbeit unter Alkoholeinfluß verringert wahrscheinlich die Effizienz und Genauigkeit bei Ausführung der Tätigkeiten. Die Aufgaben werden vermutlich langsamer und weniger akkurat erledigt, was zwangsläufig die Arbeitsleistung insgesamt schmälert. Diese Tendenz wurde von berufstätigen Problemtrinkern bestätigt, die einen Rückgang ihrer eigenen Leistung angegeben hatten (16- 18,24). Blum et al. (65) belegen, daß in einer Gruppe von 136 Arbeitnehmern diejenigen 25 %, die pro Monat am meisten tranken, erheblich schlechter bei einer Reihe von Leistungsmessungen abgeschnitten hatten. Da es schwierig ist, die gesamten Auswirkungen von Alkohol auf die Leistung zu ermitteln, kann gegenwärtig nur geschätzt werden, inwieweit Alkoholkonsum die Produktivität mindert. Angesichts der nachweislichen Wirkung des Alkohols auf die Leistung kann man je- doch davon ausgehen, daß zumindest bei Unternehmen, in denen motorische Fähigkeiten und Denkvermögen ein besonders wichtiges Tätigkeitskriterium sind, die Produktionseinbußen durch Alkohol erheblich sein können. Verminderte Arbeitsleistung dürfte ein wichtiger Gesichtspunkt sein, wenn man die Auswirkungen des Alkoholkonsums beurteilt, und könnte einer der wichtigsten alkoholbedingten Kostenfaktoren für die Industrie sein (s. Kapitel 2). ARBEITSBEZIEHUNGEN Viele der Auswirkungen, die Alkoholkonsum auf das menschliche Verhalten und die Psyche hat, sind wohlbekannt, vor allem die Konsequenzen für das zwischenmenschliche Verhalten aufgrund der geringeren Hemmschwelle (66 -69). Der Abbau von Hemmungen und das damit verbundene bessere subjektive Wohlbefinden sind keineswegs unerwünschte Nebenwirkungen des Alkoholkonsums, sondern gelten häufig als Grund fur das Trinken. Ein solcher Effekt mag zwar aus gesellschaftlicher Sicht durchaus akzeptabel sein, doch gilt dies nicht unbedingt auch am Arbeitsplatz. Eine Reihe von Studien hat 15 Alkohol am Arbeitsplatz gezeigt, daß Alkoholkonsum am Arbeitsplatz sowohl positive als auch negative Konsequenzen hat. Unter anderem. wird er als Grund für Diebstähle, Aggressionen, Streitigkeiten mit Vorgesetzten und Kunden sowie Nachteile bei Beförderungen genannt (70 -73). Außerdem wurde festgestellt, daß Alkoholfreunde zur Gruppenbildung neigen, was insofern destruktiv sein kann, weil dadurch andere, in die Gruppe nicht einbezogene Kollegen, nicht über arbeitsbezogene Absprachen informiert werden, mit der Folge, daß der Produktionsablauf beeinträchtigt wird (22). Andererseits kann der Alkoholkonsum aber auch dazu beitragen, informelle Gruppentreffen beizubehalten, die Beziehungen zwischen der Geschäftsleitung und den Angestellten zu verbessern (74), zur Teambildung beizutragen und innerbetriebliche Bindungen gewissermaßen zu verstärken. 16 2 Volkswirtschaftliche Aspekte des Alkoholkonsums ALKOHOLINDUSTRIE - GENERELLE AUSWIRKUNGEN AUF DIE VOLKSWIRTSCHAFT Größe und Bedeutung der Alkoholindustrie können in gewissem Ausmaß durch Schätzungen - beispielsweise der Zahl der regelmäßigen Alkoholtrinker, des volkswirtschaftlichen Werts" der Industrie und der Zahl der in Produktion, Vertrieb und Verkauf von alkoholischen Erzeugnissen beschäftigten Menschen - beurteilt werden (75). Die weltweite Popularität des Alkohols geht aus solchen Untersuchungen hervor, die zeigen, daß ein hoher Prozentsatz der erwachsenen Bevölkerung zumindest gelegentlich Alkohol trinkt. Einer 1984 im Vereinigten Königreich durchgeführten Studie zufolge hatten 94% der Männer und 90% der Frauen zumindest gelegentlich Alkohol getrunken. Noch aussagekräftiger über das Ausmaß des Trinkens in der britischen Bevölkerung sind vielleicht die Resultate einer Studie, der zufolge 75% der Männer und 56% der Frauen in den sieben Tagen vor der Befragung Alkohol konsumiert hatten (76,77). Zwar ist ein Ver- gleich dieser Zahlen schwierig, doch ist klar, daß alkoholische Getränke ungeheuer populär sind und daß es dafür weltweit einen enormen Markt gibt. Gemäß einem von der Amsterdamer Gruppe veröffentlichten Bericht (4) wurde der Markt für alkoholische Getränke in der Europäischen 17 Alkohol am Arbeitsplatz Gemeinschaft 1990 mit rund 127 Milliarden ECU2 (das entspricht 389 ECU pro Kopf der Bevölkerung) veranschlagt, was sich auf ungefähr 2,6% der gesamten Verbrauchsausgaben innerhalb der Europäischen Gemeinschaft bezifferte. Dies schlug sich auch in der Handelsbilanz der EG nieder, da der Wert der Alkoholexporte den Wert der Importe überstieg. Das führte zu einem Handelsüberschuß in Höhe von 5,6 Milliarden ECU für die Einfuhr /Ausfuhr von Alkohol und trug dazu bei, das Handelsdefizit der EG für sämtliche Waren in Höhe von insgesamt 42,9 Milliarden ECU für dasselbe Jahr auszugleichen. Die Zahl der Menschen, die weltweit ihren Lebensunterhalt in der Al- koholgetränkeindustrie verdienen, ist beträchtlich, läßt sich jedoch nicht ohne weiteres errechnen. Zahlen bezüglich der in Produktion, Vertrieb und Verkauf von alkoholischen Getränken Beschäftigten sind nicht ohne weiteres verfügbar, selbst wenn es aus dem Jahr 1965 einige Daten über die Bier- und Spirituosenproduktion gibt (78 -80). Ebenso schwierig ist es, die Bedeutung der Alkoholindustrie zu beurteilen, da man sich nicht darüber einig ist, ob man die allgemein zitierten Gewinne ", insbesondere die Schaffung neuer Arbeitsplätze und Einkünfte aus der Alkoholbesteuerung, als Gewinne einstufen soll (22,81). GESCHÄTZTE VOLKSWIRTSCHAFTLICHE KOSTEN DES ALKOHOLKONSUMS Wichtige zu berücksichtigende Faktoren bei der Bestimmung der gesamten volkswirtschaftlichen Auswirkungen der Alkoholindustrie sind die gemeinhin mit dem Alkoholkonsum assoziierten Kosten und der ihm zugeschriebene Nutzen. Obwohl es sehr schwer ist, diese Informationen in einem einzigen Index der Gesamtkosten bzw. des Gesamtnutzens zu erfassen, sind für mehrere Länder bereits Schätzungen der mit dem Alkoholkonsum verbundenen volkswirtschaftlichen Kosten durchgeführt worden, wie die Tabelle 1 zeigt. Ähnliche Statistiken liegen zwar vor, doch können diese Schätzwerte nicht für Vergleiche herangezogen werden, da sie nach ganz verschiedenen Methoden ermittelt worden sind, qualitativ variable Daten enthalten (6) und häufig auf unterschiedlichen Ausgangskosten basieren. Diese 21 Milliarde = 109. 18 Volkswirtschaftliche Aspekte des Alkoholkonsums Schätzwerte können nur ein grobes Indiz für das Ausmaß der Kosten, die mit dem Alkoholkonsum assoziiert sein könnten, darstellen, dennoch sind sie von besonderem Interesse, weil sie die in diesen Ländern dem Alkoholkonsum beigemessene Bedeutung zeigen. Tabelle 1. Geschätzte jährliche volkswirtschaftliche Kosten infolge von Alkoholproblemena Land Quelle Australien Deutschland Collins & Lapsley (82) (s. Richmond et al. (83)) Kieselbach (85) (s. ILO Kosten Prozentsatz BSP 6,23 Mrd. A $ - 80 -120 Mrd. DM - (86)) Finnland Georgien Neuseeland Polen Schweden Spanien Ehem. UdSSR USA Kasurinen (84) Moser (6) Chetwynd & Rayner (87) Hansen (88) Moser (6) Moser (6) Morawski et al. (22) Berry & Boland (93) Rice et al. (94) Harwood et al. (95) Burke (96) Vereinigtes Königreich Holterman & Burchell (89) Maynard et al. (90) Jackson (91) Maynard (92) 2 Mrd. FM 0,21 Mrd. R 0,58 Mrd. NZ $ 5 Mrd. Skr 43 Mrd. Ptas 1,5 2,3 2,0 10 31,4 Mrd. US-$ 70,3 Mrd. US-$ (1985) 85,8 Mrd. US-$ (1988)b 116,9 Mrd. US-$ 136 Mrd. US-$ 0,33 Mrd. £ 1,85 Mrd. £ 0,9 Mrd. £ 1,99 Mrd. £ a Nur die in den als Quelle benutzten Dokumenten enthaltenen Daten sind hier eingeschlossen. Eine Berechnung des Prozentsatzes des Bruttosozialprodukts für alle Länder wäre möglich, doch wären die Zahlen nicht direkt vergleichbar und somit irreführend. b Überschlägiger Schätzwert. Quelle: Hutcheson et al. (28). 19 Alkohol am Arbeitsplatz Es kann argumentiert werden, daß viele der in Tabelle 1 enthaltenen Kostenansätze zu niedrig sein dürften, weil sie eine Reihe von wichtigen Faktoren nicht berücksichtigen. So beinhalten etliche Schätzwerte beispielsweise nicht die Kosten, die mit Unfällen, Produktivitätsver lusten, schlechten Arbeitsbeziehungen und mit auf den Alkoholkonsum zurückzuführenden Fehlern in Zusammenhang stehen (s. Kapitel 1). Andererseits kann aber auch argumentiert werden, daß die Schätzwerte eher hochgegriffen sind, da häufig eine Reihe von Kosten enthalten sind, die in Wirklichkeit im eigentlichen wirtschaftlichen Sinn vielleicht keine Kosten darstellen (28). Ungeachtet ihrer Gültigkeit sind solche Zahlen auch deshalb wichtig, weil sie der Industrie und Regierung Denkanstöße vermitteln, häufiges Trinken am Arbeitsplatz generell einzudämmen. KOSTEN UND NUTZEN IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ALKOHOLKONSUM Alkoholkonsum kann den Arbeitsbereich auf vielfältige Weise beeinflussen entweder direkt durch die darauf zurückzuführenden Fehlzei- ten, Unfälle und persönlichen Beziehungen innerhalb eines Unternehmens oder indirekt durch Steuern und Versicherungsprämien. Nachstehend wird auf einige der Folgekosten und Nutzwirkungen eingegangen, die für gewöhnlich mit dem Alkohol in Verbindung gebracht werden und die die Grundlage für viele der in Tabelle 1 ausgewiesenen Schätzwerte bilden. Mortalität Alkoholbedingte Todesfälle verursachen einem Unternehmen zahlrei- che Kosten "; solche Kosten hängen hauptsächlich mit den für die Einstellung und Schulung von Ersatzpersonal erforderlichen Ressourcen zusammen. Welche Kosten einem Unternehmen letztlich durch alkoholbedingte Todesfälle entstehen, hängt von der Arbeitsmarktsituation (d. h. ob genügend geeignete Arbeitskräfte zur Verfügung stehen) und dem speziellen Berufsprofil des zu ersetzenden Arbeitnehmers ab. Für gewöhnlich basieren die Kostenschätzungen jedoch auf der generellen Einkommenssituation des betreffenden Arbeitnehmers; dieser Meßwert hat mehr Relevanz für das Land insgesamt gesehen als für irgendein einzelnes Unternehmen. Zur Abschätzung des durch frühzeitigen Tod verursachten Verdienstausfalls wird die Zahl der 20 Volkswirtschaftliche Aspekte des Alkoholkonsums verlorengegangenen Arbeitsjahre für Personen, die wegen Alkohol mißbrauchs vorzeitig sterben, zugrundegelegt. Diese Bemessungsgrundlage bietet zwar einen Anhaltspunkt für den Verlust einer potentiellen Arbeitsressource, zeigt jedoch nicht die tatsächlichen Kosten aus der Sicht des Unternehmens bzw. der Volkswirtschaft im eigentlichen Sinn. Das gilt vor allem, wenn keine Vollbeschäftigung herrscht, da in diesem Fall der betreffende Arbeitnehmer häufig durch einen Arbeitslosen ersetzt werden kann. Der errechnete Verdienstausfall kann den Eindruck vermitteln, daß dem Betrieb ein vergleichbarer Verlust entsteht, selbst wenn dies häufig nicht der Fall ist. Die der Alkoholmortalität zugeschriebenen geschätzten Kosten können auch deswegen angezweifelt werden, weil es eine Reihe von me- thodologischen Problemen gibt, die genaue Schätzungen äußerst schwierig machen. Der wichtigste Aspekt ist hier die Scheu vieler Ärzte, als Todesursache Alkoholismus" oder Alkoholpsychose" anzugeben - und genauer gesehen, das Fehlen einer Vereinbarung über die Definition dieser Begriffe (97). Ohne eine abgestimmte Definition und Verfahrensweise zur Identifikation von Alkoholikern" können die Untersuchungen nicht einheitlich sein und sind folglich für die vergleichende Forschung nicht geeignet (98). Dieser Mangel an Einheitlichkeit zeigt sich bei den Schätzwerten für die alkoholbedingten vorzeitigen Todesfälle im Vereinigten Königreich, die je nach der zugrundegelegten Definition von 4000 bis 40 000 reichen (90,99) 3. Obschon es etliche methodologische und theoretische Probleme bei der Bestimmung der volkswirtschaftlichen Folgen der alkoholbezogenen Sterblichkeit gibt, werden solche Kosten oft als einige der wichtigsten mit dem Alkohol assoziierten Kosten eingeschätzt. Allerdings sind die meisten - wenn nicht sogar sämtliche -Schätzungen sehr umstritten und werden angezweifelt. Morbidität Morbiditätskosten sind die mit Krankheit, vor allem mit Krankenhauseinweisungen, verbundenen Kosten. Obwohl es sich dabei in erster Linie um indirekte Kosten für die Unternehmen handelt, werden 3 Die meisten Untersuchungen zu den Kosten gehen von Schätzwerten für die Mortalitätsraten aus, die im unteren Bereich dieser Spanne liegen (100) und basieren auf Studien über bekannte Alkoholiker" (101). 21 Alkohol am Arbeitsplatz sie hier mit einbezogen, da sie häufig einen erheblichen Teil der dem Alkohol für gewöhnlich zugeschriebenen Kosten ausmachen. So wur- de z. B. geschätzt, daß im Vereinigten Königreich bis zu 20% der Krankenhauseinweisungen mit Alkohol im Zusammenhang stehen können (102,103) und die daraus resultierenden Kosten für die stationäre Behandlung werden mit 88 Millionen bis 530 Millionen Pfund für 1987 veranschlagt (90,104). Obwohl hier die (auf 18 -25 Millionen Pfund für 1987 geschätzten) Unfall- und Rettungskosten (105), Kosten für ambulante Pflege (106) oder Kosten für über Regelleistungen hinausgehende Behandlungen und präventive Dienste (107) nicht enthalten sind, kommen Godfrey & Maynard (99) zu dem Schluß, daß der Alkoholkonsum im Vereinigten Königreich gegenwärtig einen beträchtlichen Teil der Ressourcen des Nationalen Gesundheitsdien stes verschlingt. Die Morbiditätskosten sind auch für mehrere andere Länder ermittelt worden und alles deutet darauf hin, daß diese Kosten beträchtlich sein können. In Frankreich wurde z. B. geschätzt, daß in 2,8% aller in staatlichen Krankenhäusern behandelten Fälle die Hauptdiagnose AIkoholismus, Alkoholphychose oder Zirrhose lautete (108). 20 -30% aller Einweisungen in Allgemeinkrankenhäuser bei Männern und 510% bei Frauen hingen mit alkoholbedingten Problemen zusammen und 34% (bei Männern) bzw. 8% (bei Frauen) der Einweisungen in psychiatrische Krankenhäuser erfolgten wegen Alkoholpsychose (109). In Schweden wurde festgestellt, daß in einer Gruppe 50-60 Jahre alter Männer die übermäßigen Trinker relativ hohe Krankheitskosten verursachten. In dieser Gruppe entfielen auf diejenigen 12% der Männer, die übermäßige Trinker waren, 40% der Krankenhauseinweisungen, zwei Drittel der Betreuung und Behandlung wegen psychiatrischer Krankheiten und nahezu die Hälfte aller Betreuungsleistungen wegen Magen- und Darmstörungen (110). In der Schweiz sind alkoholbedingte Probleme für den größten Teil der Krankenhauseinweisungen unter männlichen Patienten im erwerbstätigen Alter verantwortlich und 1985 wurde Alkoholismus" als zweithäufigster Grund für die Einweisung von Männern in psychiatrische Krankenhäuser genannt (111). In den Vereinigten Staaten wurde die Häufigkeit von alkoholbedingten Gesundheitsstörungen unter Krankenhauspatienten - je nach der angewandten Bewertungsmethode - auf zwischen 3,6% und 22,4% geschätzt (112,113), 22 Volkswirtschaftliche Aspekte des Alkoholkonsums Außer den Kosten für alkoholbedingte Krankenhauseinweisungen und den Kosten für ambulante Behandlungen kann Alkoholkonsum eine Reihe von anderweitigen indirekten Kosten verursachen, u. a. im Zusammenhang mit angeborenen Defekten (114 -119) sowie Krankheiten, die wegen riskantem Sexualverhalten unter Alkoholeinwirkung übertragen werden (68,120 -123). Solche Kosten können beträchtlich sein. Es ist jedoch sehr schwer, sie akkurat zu berechnen (124) und sie sind nur selten in den Schätzungen der auf Alkohol zurückzuführenden volkswirtschaftlichen Gesamtkosten enthalten. Obwohl die Berechnung der Morbiditätskosten einen Anhaltspunkt für die Belastung des Gesundheitswesens geben kann (zumindest die bestimmten Krankheiten zuzuordnende Belastung), sind solche Kalkulationen keine ideale Bemessungsgrundlage zur Abschätzung des Ausmaßes der Alkoholproblematik eines Landes und sie erlauben auch keinen Vergleich der Daten aus unterschiedlichen Ländern, da derartige Kostenermittlungen in gewisser Weise auch von den jeweiligen medizinischen Praktiken abhängen. Wenn auch die Schätzungen nicht präzise sind, so ist die Schlußfolgerung offenkundig, daß Alkohol derzeitig für die Inanspruche eines we- sentlichen Teils der Ressourcen der nationalen Gesundheitsdienste verantwortlich ist,. Selbst wenn die Schätzungen akkurater wären, hieße das nicht, daß dies ein geeigneter Indikator oder Outcome- Maßstab wäre. Das Ausgabenniveau oder Morbiditätsmaßstäbe wie z. B. Bettentage reflektieren die jeweiligen medizinischen Praktiken und sind eher ein Prozeß- Maßstab als ein Outcome- Maßstab. Effektivere Alkoholstrategien könnten kurzfristig gesehen zu einem Anstieg der Aus- gaben führen, weil alkoholbedingte Gesundheitsprobleme genauer identifiziert werden könnten und weil es mehr Überweisungen zur Alkoholtherapie oder Präventionsprogramme geben würde (99). Obschon ein Großteil der Daten bezüglich der Morbiditätskosten mehrere Jahre lang und für viele Länder gesammelt wurde, machen methodologische Probleme und Variable solche Schätzungen im Grunde wertlos; sie wären also nur sinnvoll für die Lieferung von ungefahren Zahlen. Beispielsweise variieren die Schätzwerte für alkohblbezogene stationäre Kosten im Vereinigten Königreich für 1987 zwischen 88 Millionen Pfund und 530 Millionen Pfund (104) und die Schätzungen für die Prävalenz von alkoholbedingten Störungen unter Krankenhauspatienten in den Vereinigten Staaten schwanken von 3,6% bis 22,4 %. Selbst wenn anhand der verfügbaren Daten eine 23 Alkohol am Arbeitsplatz akkurate Kostenermittlung nicht möglich ist, lassen selbst vorsichtige Schätzungen angesichts des Zusammenhangs zwischen Krankenhausaufnahmen und Alkoholkonsum erkennen, daß hier die Krankheitskosten wahrscheinlich beträchtlich sind. Soziale Kosten Bei den in diesem Abschnitt behandelten sozialen Kosten handelt es sich um alkoholbedingte Kosten, die aber nicht nur von einem bestimmten Unternehmen getragen werden, sondern von der Gesellschaft insgesamt. Die wichtigsten Kosten entstehen hier u. a. im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit, Straßenverkehrsunfällen und strafrechtlichen Maßnahmen. Es ist nachgewiesen worden, daß die Arbeitslosenquote unter Personen mit schweren Alkoholproblemen höher ist, was für die Unternehmen mit signifikanten Kosten - beispielsweise aufgrund von Abfindungszahlungen, Entlassungsgeldern, Schulungskosten für neue Mitarbeiter sowie Anwalts- und Gerichtskosten - verbunden sein kann. Obwohl solche Kosten häufig für beträchtlich gehalten werden, ist in vielen Fällen unklar, ob es sich dabei um tatsächliche Kosten handelt. McDonnel & Maynard (125) haben z. B. die alternativen Kosten" im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit aufgrund von Alkoholproblemen (d. h. die potentiellen Einkünfte des betreffenden Arbeitnehmers) geschätzt. Dies scheint jedoch keine geeignete volkswirtschaftliche Meßlatte in Zeiten zu sein, in denen keine Vollbeschäftigung herrscht, wie dies gegenwärtig der Fall im Vereinigten Königreich ist.4 ...es wird davon ausgegangen, daß Alkoholkonsum, der zur Arbeitslosigkeit führt, einen Kostenfaktor darstellt. Das mag auf eine Wirtschaft zutreffen, in der Vollbeschäftigung herrscht. Alkohol bewirkt eine Verringerung der Beschäftigung, Produktion und des Bruttosozialprodukts (BSP). In einer Wirtschaft, in der Arbeitslosigkeit herrscht, führt Alkoholmißbrauch indessen dazu, daß der Alkoholsünder durch eine zuvor arbeitslose Person ersetzt wird. Wenn auch mit der Entlassung und Ersetzung des alkoholmißbrauchenden Arbeitnehmers Kosten 4 Obgleich Maynard und seine Kollegen dies klarstellen und einen Schätzwert für die Kosten im Zusammenhang mit Alkoholkonsum ohne Berücksichtigung der Arbeitslosigkeit geben, wird stets die höhere Zahl genannt, die diese Kosten beinhaltet. 24 Volkswirtschaftliche Aspekte des Alkoholkonsums verbunden sein mögen, sind indessen keine spürbaren längerfristigen Auswirkungen auf die Beschäftigung, Produktion und das BSP festzustellen (90). Weitere alkoholbedingte volkswirtschaftliche Kosten wurden im Vereinigten Königreich vor allem in bezug auf Straßenverkehrsunfälle auf 113 Millionen Pfund Sterling (104) und Gerichtsverfahren auf 18,4 Millionen Pfund Sterling zu Preisen von 1985 (90) geschätzt. Die volkswirtschaftlichen Kosten des Alkoholkonsums im Vereinigten Königreich und in Europa insgesamt variieren und sind häufig nur schwer zu quantifizieren, werden jedoch als beträchtlich (mit wahrscheinlich erheblichen Kosten für die Industrie) eingestuft. Arbeitsausfall Arbeitsausfall kann für die Unternehmen etliche Kosten mit sich brin- gen, hauptsächlich wegen der geringeren Arbeitsleistung aufgrund von Fehltagen, Zuspätkommen zur Arbeit, vorzeitigem Nachhausegehen und nicht eingeplanten Extrapausen. Obwohl im folgenden das Thema alkoholbedingter Arbeitsausfall hauptsächlich in bezug auf die britische Industrie behandelt wird, haben die Schlußfolgerungen auch für die meisten anderen Industrieländer Gültigkeit. Die mit alkoholbedingtem Arbeitsausfall verbundenen Kosten im Vereinigten Königreich wurden von McDonnel & Maynard (125) auf 799,3 MillionenPfund Sterling und von Godfrey & Hardman (104) auf 774 Millionen Pfund Sterling geschätzt. Diese Schätzungen wurden allerdings von Joeman (27) angezweifelt, der - gestützt auf Daten aus der Allgemeinen Haushaltserhebung - zu dem Schluß kam, daß es keine direkt plausiblen Unterschiede bei den Fehlzeiten von leichten, mäßigen und schweren Trinkern gibt. Joeman zufolge wird ein Zusammenhang zwischen Arbeitsausfall und Trinkverhalten nur dann deutlich, wenn man auch den allgemeinen Gesundheitszustand und Rauchen berücksichtigt. Laut Joeman ist der Einfluß des Alkoholkonsums in bezug auf die Abwesenheitsraten komplex und es ist nicht sicher, in welchem Ausmaß Fehlzeiten dem Alkohol zugeschrieben werden könnten. Demzufolge ist die Höhe der mit alkoholbedingten verbundenen Kosten ungewiß. 25 Alkohol am Arbeitsplatz Selbst wenn es möglich wäre, die Zahl der durch Alkoholkonsums verlorengegangen Arbeitstage zu bestimmen, wäre es noch immer schwierig, die dem Unternehmen dadurch entstehenden Kosten zu beziffern, da es eine Reihe von Problemen bei der Bewertung des Produktivitätsverlustes gibt. So kann beispielsweise der Ausfall eines Arbeitnehmers zu erheblichen Verlusten für das Unternehmen führen (z. B. im Fall eines Kranführers, dessen Ausfall die Arbeit auf einer gesamten Baustelle zum Erliegen bringen kann) oder aber auch nur zu relativ unbedeutenden Verlusten (z. B. in Fällen, in den andere Betriebsangehörige für den fehlenden Kollegen einspringen können). Es ist nicht einfach, die durch jede Abwesenheit verursachten Verluste" zu beurteilen. Dennoch wurden einige Berechnungen auf der Grundlage des Bruttoverdienstes der Arbeitnehmer und anderer Kosten für den Arbeitgeber vorgenommen. Nach einer solchen Methode kann man zwar die Kosten der Fehlzeiten in Zahlen ausdrücken, doch darf man nicht davon ausgehen, daß es sich dabei um den genauen Betrag der tatsächlichen Kosten für das Unternehmen handelt. Eine derartige Berechnung des Produktivitätsverlustes könnte ebenfalls irreführend sein, da die Arbeitnehmer Fehlzeiten häufig wieder einarbeiten. So hat beispielsweise Majewska (126) herausgefunden, daß viele alkoholabhängige Arbeitnehmer während ihrer Therapie die Fehlzeiten durch eine längere tägliche Arbeitszeit und durch Anrechnung auf ihren Urlaub entsprechende Vereinbarungen mit ihren Vorgesetzten wieder wettgemacht haben. In der gegenwärtigen Arbeitssituation kann argumentiert werden, daß Fehlzeiten nicht ohne weiteres in derselben Art und Weise wie Unfalle und schlechte Arbeitsleistung als ein Kostenfaktor angesetzt werden sollten. Martin et al. (25) stellen fest: ...das Fernbleiben eines Suchtmittelmißbrauchers vom Arbeitsplatz reflektiert Bemühungen, sich selbst vor Schäden zu schützen, die eintreten s Die mit der Schätzung des Umfangs des Krankenstands infolge von Alkohol verbundenen Probleme sind gut dokumentiert (89,100), insbesondere im Zusammenhang mit Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen für den Arbeitgeber, die häufig die einzige Informationsquelle über die Abwesenheitsgründe der Arbeitnehmer sind. Da bei einer Krankschreibung Alkoholmißbrauch nur selten als Grund für das Fehlen des Arbeitnehmers angegeben wird, sind die von den Unternehmen gesammelten Krankheitsdaten vielfach nur von geringem Nutzen, um den alkoholbedingten Krankenstand festzustellen. 26 Volkswirtschaftliche Aspekte des Alkoholkonsums könnten, wenn er versuchen würde, zu arbeiten; dieser Schutz kann sich offensichtlich auch auf Mitarbeiter und den Arbeitsplatz erstrekken. Die vielleicht absurd erscheinende Hypothese, daß ein Fernbleiben vom Arbeitsplatz durchaus einem positiven Zweck dienen kann, steht im Kontrast zu der Tatsache, daß die Systeme zur Erkennung eines Suchtmittelmißbrauchs unter den Beschäftigten oder zur Umsetzung wirkungsvoller Maßnahmen fir eine Verhaltensänderung unzulänglich sind. Dementsprechend könnte man es auch so sehen, daß ein alkoholbedingtes Arbeitsversäumnis u. U. gewisse positive Konsequenzen hat. In einer Belegschaft mit angestammter Trinkkultur kann das Fernbleiben vom Arbeitsplatz beispielsweise sinnvoll sein, um die auf Alkoholkonsum zurückzuführende Unfallhäufigkeit und schlechte Arbeitsleistung zu reduzieren. Wenn Alkoholprobleme in einer Belegschaft nicht vollständig vermeidbar sind, könnte es für die Unternehmen nutzbringend sein, flexibler auf die Trinkgewohnheiten ihrer Beschäftigten einzugehen, indem sie die Möglichkeiten zur Arbeitsbefreiung erleichtern (vielleicht verknüpft mit strengeren Strafen für diejenigen Arbeitnehmer, die unter Alkoholeinfluß am Arbeitsplatz erscheinen), denn eine solche Strategie könnte die mit Produktivitätsverlusten und Unfällen verbundenen Kosten reduzieren. Arbeitsversäumnis wird als einer der wichtigsten Kostenfaktoren für die Unternehmen in Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum angesehen. Die Schätzungen der tatsächlich involvierten Kosten sind indes- sen strittig, da es etliche Schwierigkeiten gibt, die verlorengegangene" Zeit und den Wert der verlorengegangenen" Produktivität zu quantifizieren. Akkurate Schätzungen setzen detailliertere Informationen über den Grund der Abwesenheit voraus und zur Beurteilung der assoziierten Kosten müssen individuelle Vereinbarungen zwischen den Arbeitnehmern und Arbeitgebern in bezug auf Ersatzzeiten bei Arbeitsausfällen berücksichtigt werden.6 Unfälle Einer der wichtigsten Gesichtspunkte beim Thema Alkohol am Arbeitsplatz ist der Zusammenhang mit Unfällen. Es gab eine Reihe von spektakulären Unfällen, vor allem Verkehrsunfälle, bei denen 6 Eine derartige Praxis könnte vor allem in kleineren Betrieben durchaus üblich sein. 27 Alkohol am Arbeitsplatz Alkoholkonsum eine wichtige Rolle gespielt hat. Zwei der kostspieligsten Zwischenfälle waren ein Eisenbahnunglück in Louisiana, das einen Schaden in Höhe von 16 Millionen US- Dollar verursacht hat, und das Schiffsunglück, als der Öltanker Exxon Valdez in Alaska auf Grund lief, mit der Folge einer verhängnisvollen Umweltverschmut zung und eines katastrophalen wirtschaftlichen Schadens (26). Obwohl nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden kann, daß Alkohol die direkte Ursache für diese Unfälle war, steht zumindest fest, daß er hier maßgeblich beteiligt gewesen sein kann. Diese Beispiele zeigen, daß gelegentlich immense Kosten involviert sein können, doch handelt es sich um Einzelfälle, aus denen sich die normalerweise mit Betriebsunfällen verbundenen Kosten kaum ableiten lassen. Um eine Vorstellung von den möglichen Verlusten zu geben, die sich als Folge von alltäglicheren Unfällen ergeben können, wurde von Health and Safety Executive (127) eine Studie in fünf verschiedenen Unternehmen durchgeführt. In dieser Studie wurden die mit Unfällen verbundenen Kosten berechnet, wobei ein Unfall im weiteren Sinn definiert wurde als irgendein unvorhergesehenes Ereignis, das in einer Verletzung oder gesundheitlichen Beeinträchtigung von Personen, einem Schaden oder Verlust in bezug auf Eigentum, Betriebsanlagen, Material oder die Umwelt oder der Einbuße einer geschäftlichen Gelegenheit resultiert". Die in dieser Studie geschätzten Verluste sind in Tabelle 2 ausgewiesen. Es ist anzumerken, daß diese Schätzwerte keine katastrophalen" oder spektakulären Verluste beinhalten, da es während der Zeit, in der die Studie durchgeführt wurde, keine derartigen Zwischenfälle gab. Den- noch wurden die aus Unfällen resultierenden Kosten von der Geschäftsleitung als signifikant eingestuft, mit erheblichen finanziellen Belastungen in der Größenordnung eines beachtlichen Prozentsatzes der Betriebskosten und Gewinne. Laut Feststellung des statistischen Landesamts Office of Population Censuses and Surveys (128) ereignen sich im Vereinigten Königreich jährlich 1,6 Millionen Unfälle mit Verletzungsfolge, die zu den auf 4 -9 Milliarden Pfund Sterling geschätzten Kosten für die Unternehmen insgesamt im Zusammenhang mit Unfällen und berufsbedingten Gesundheitsstörungen beitragen (127,129). Die gesamten volkswirtschaftlichen Folgekosten durch Un- fälle und Berufskrankheiten sind wesentlich höher und werden auf 10-15 Milliarden Pfund Sterling jährlich geschätzt. 28 Volkswirtschaftliche Aspekte des Alkoholkonsums Tabelle 2. Finanzielle Verluste durch Unfälle in fünf britischen Unternehmen, 1990 -1991 Unternehmen Gesamtverlust Entspricht Baustelle 700 000 £ 8,5% des Angebotpreises Molkerei 975 336 £ 1,4% der Betriebskosten Transportunternehmen 195 712 £ 1,8% der Betriebskosten und 37% des Gewinns Ölplattform Krankenhaus 3 763 684 £ 397 140 £ 14,2% der potentiellen Fördermenge 5% der jährlichen laufenden Kosten Quelle: Health and Safety Executive (127). Die Erkenntnisse aus einer Reihe von Studien zeigen, daß Alkoholkonsum wahrscheinlich bei Arbeitsunfällen wie auch bei Unfällen generell mit im Spiel ist. Über die genaue Relation weiß man erst wenig und somit ist keine akkurate Einschätzung der genauen Rolle, die der Alkoholkonsum als Unfallursache spielt und keine Schätzung der wahrscheinlichen Kosten möglich. Arbeitsleistung Eine direkte Bestimmung des Umfangs und der Kosten der in alkoho- lisiertem Zustand geminderten Arbeitsleistung ist nicht einfach (s. Kapitel 1), trotzdem wurden bisher einige Schätzungen vorgenommen. Eines der am häufigsten angewendeten Verfahren zur Abschätzung des Werts der Produktionsverluste ist das Stanford -Modell. Nach dieser Methode beträgt die Produktivität eines durchschnittlichen Alkoholikers" nur 75% der Normalleistung (87,130), weshalb von einer Einbuße in Höhe von 25% der Lohnkosten ausgegangen wird. Für ein Unternehmen insgesamt werden die Kosten des Alkoholkonsums durch Multiplikation des Anteils der Betriebsangehörigen, bei denen ein schweres Alkoholproblem vermutet wird, mit der entsprechend geminderten Arbeitsleistung kalkuliert. In einem Land, in dem der Anteil der Arbeitnehmer mit einem ernsten Alkoholproblem auf 5% geschätzt wird, werden die Produktivitätsverluste insgesamt mit 1,25% der gesamten Lohn- und Gehaltskosten beziffert. Es gibt jedoch Probleme hinsichtlich der Berechnung 29 Alkohol am Arbeitsplatz der Kosten der Produktivitätsverluste auf der Basis der Lohnkosten. Mit der Beschäftigung von Arbeitnehmern sind weitaus mehr Kosten verbunden als beispielsweise Löhne und Gehälter, Pensionen, Nebenkosten für Heizung, Beleuchtung und Sicherheit im Betrieb. Die Genauigkeit dieser Gleichung hängt also von einer Reihe von Schätzwerten ab, die nicht als zuverlässig angesehen werden können, wie beispielsweise die Beurteilung der Zahl der Arbeitnehmer, bei denen ein schweres Alkoholproblem vermutet werden kann, und des Umfangs, in welchem dieses Alkoholproblem die Arbeitsleistung der betreffenden Personen insgesamt beeinträchtigt. Diese Formel ist also nur begrenzt tauglich als Methode zur Abschätzung der generellen Produktivitätsverluste, da sie Leistungsdefizite bei den nicht als Problemtrinker eingestuften Mitarbeitern und entsprechende Produktionsausfälle unberücksichtigt läßt, die wegen ihrer größeren Zahl vielleicht ein noch größeres Risiko in Hinsicht auf Produktionsausfälle darstellen können, als Problemtrinker (131). Arbeitsplatzwechsel Arbeitsplatzwechsel der Arbeitnehmer - entweder Wechsel zu einem anderen Unternehmen oder innerbetrieblich auf einen anderen Arbeitsplatz - ist insofern ein Kostenfaktor für die Unternehmen, daß neues Personal eingestellt und geschult werden muß. Alkoholkonsum hat häufig eine Rolle bei einer stärkeren Fluktuation gespielt, doch liegen hier noch keine genauen Erkenntnisse über die Zusammenhänge vor. Schollaert (132) hat in einer Studie über 161 erwerbstätige Alkoholiker festgestellt, daß 36% in den fünf Jahren vor Beginn einer Therapie ihren Arbeitsplatz gewechselt hatten. Schollaert hat allerdings keine entsprechenden Fluktuationsraten für Nichtalkoholiker angegeben, was den Wert dieser Studie mindert, indessen zeigt, daß Variable, die das Trinkverhalten beschreiben, in dem Prozeß des Arbeitsplatzwechsels zentrale Bedeutung zu haben scheinen. Ein direkter Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Arbeitsplatzwechsel in einem Unternehmen wird von Morawski (59) nachgewiesen, der festgestellt hat, daß Problemtrinker in Polen ihren Arbeitsplatz in ei- nem Betrieb sehr viel häufiger als Nichtproblemtrinker wechseln. Teilweise war dies auf die Versetzung von Personen mit alkoholbedingten Problemen an einen weniger anspruchsvollen oder weniger gefährlichen Arbeitsplatz innerhalb eines Betriebs zurückzuführen; das führte auch zu einer geringeren Personalfluktuation zwischen 30 Volkswirtschaftliche Aspekte des Alkoholkonsums Unternehmen, da die betreffenden Personen noch verwendbar waren (wenn auch in einer niedrigeren Position) und in dem Betrieb verbleiben konnten (25). Arbeitsbeziehungen Alkoholkonsum am Arbeitsplatz kann eine Reihe von Problemen aufwerfen; auf viele dieser Probleme ist bereits im Kapitel 1 eingegangen worden. Die damit verbundenen Kosten können nur schwer quantifiziert werden und sind selten in den Schätzungen der Kosten des Alkoholkonsums insgesamt enthalten. Es ist auch anzumerken, daß Alkoholkonsum durchaus einen gewissen positiven Effekt am Arbeitsplatz haben kann und sogar positive ökonomische Konsequenzen für das Unternehmen haben könnte. So spielt beispielsweise Alkoholkonsum bei Managern offensichtlich eine wichtige Rolle, um die Beziehungen zwischen den Vorgesetzten und ihren Mitarbeitern zu fördern, was sich in vielfältiger Hinsicht positiv auf die Zusammenarbeit und möglicherweise ebenso auf die Produktivität auswirken kann. Alkoholkonsum im Kollegenkreis kann sich insofern auch günstig auswirken, daß er die sozialen Beziehungen und den Teamgeist fordert, was wiederum von ökonomischem Nutzen sein kann. Darüber hinaus kann Alkohol dazu dienen, den Arbeitseinsatz zu verstärken - diese Rolle wird im allgemeinen auf Betriebsfeiern deutlich, die als Belohnung für das Erreichen von Produktionszielen oder für neue Geschäftsabschlüsse veranstaltet werden. Abgesehen von solchen speziellen Anlässen arrangieren viele Unternehmen regelmäßige Betriebsfeste, die einem ähnlichen Zweck dienen und die Beziehungen unter den Mitarbeitern verbessern sollen. Obwohl Alkohol nicht als wesentliche Voraussetzung zum Feiern gesehen werden sollte, kann er häufig eine wichtige Rolle spielen (und erheblich zur Verbesserung der Stimmung beitragen). Die Nutzwirkung derartiger Zusammenkünfte des Personals läßt sich aus ökonomischer Sicht nur ganz schwer quantifizieren und demzufolge sind auch derartige Effekte bei der Berechnung der Kosten des Alkoholkonsums nur selten in Betracht gezogen worden. Die Bedeutung von Feiern und - so kann man argumentieren - Alkohol kann an deni Widerwillen vieler Arbeitgeber, Alkohol auf derartigen Veranstaltungen zu verbieten, ermessen werden. Betriebsfeiern gelten als wesentliches Element der Anteilnahme an den 31 Alkohol am Arbeitsplatz Mitarbeitern und Alkohol wird meist als wichtiger Bestandteil solcher Feierlichkeiten angesehen.? Alkohol hat oft dramatische, offenkundige Auswirkungen auf persönliche Beziehungen, seine genauen Auswirkungen auf die Produktivität insgesamt gesehen sind indessen weitaus schwieriger zu quantifizieren. Viele Auswirkungen des Alkoholkonsums - zumindest wenn der Alkohol in kleinen Mengen genossen wird - sind eher subtil. Aus diesem Grund ist es derzeit nicht möglich, den Nutzen und Schaden abzuschätzen, der sich durch Alkoholkonsum am Arbeitsplatz in bezug auf die Arbeitsbeziehungen ergibt. Die Billigung (oder sogar Förderung) des Alkoholkonsums durch das Management unter bestimmten Umständen kann einen gewissen Nutzen erbringen, doch andererseits auch Bemühungen hinsichtlich eines alkoholfreien Arbeitsplatzes "erschweren (s. Kapitel 5). 7 32 3 Faktoren, die mit dem Alkoholkonsum am Arbeitsplatz zusammenhängen In vielen Konzepten liegt der Schwerpunkt darauf, Arbeitnehmer mit Alkoholproblemen zu identifizieren; dabei wird häufig die Rolle übersehen, die dem Arbeitsumfeld bei der Motivation zum Trinken zukommt. Das ist schlecht, da Arbeitsplatzfaktoren erheblichen Einfluß auf die Trinkgewohnheiten und auf das allgemeine Konsumniveau haben können. Von besonderer Bedeutung ist der Zusammenhang zwischen der allgemeinen Verbreitung des Trinkens und speziellen Gegebenheiten des Arbeitsumfeldes, ferner die Frage, in welchem Zusammenhang der Alkoholkonsum mit der Art der jeweiligen Tätigkeit steht sowie welche Rolle normale und akzeptierte" Arbeitspraktiken hinsichtlich der Motivation zum Trinken und zur Beibehaltung der Trinkmuster spielen. ARBEITSPLATZSPEZIFISCHE FAKTOREN Das Ausmaß des Trinkens an einem bestimmten Arbeitsplatz kann teilweise von dem betriebsinternen Arbeitsmilieu abhängen. Das Arbeitsumfeld kann durch Faktoren wie Zugangsmöglichkeiten zu Alkohol und günstige Möglichkeiten zum Alkoholkonsum am Arbeitsplatz einen sehr großen Einfluß auf das Entstehen und Bewahren einer Trinkkultur haben. Cooper & Sadri (133) erkennen hier die Bedeutung 33 Alkohol am Arbeitsplatz des Arbeitsumfeldes an und sind so weit gegangen, zu behaupten, daß ein durch allgemein übermäßigen Alkoholkonsum charakterisiertes Arbeitsumfeld eher als Zeichen für unzulängliche Arbeitsbedingungen selbst zu werten ist und weniger als Anlaß für Reflexionen über diejenigen, die Alkohol trinken. Deshalb kann nach Meinung dieser Autoren eine Belegschaft, die viel trinkt, ein Symptom für ein schlechtes Arbeitsmilieu sein. Der allgemeine Alkoholkonsum kann durch Ände- rung von Trinkgewohnheiten und durch Schaffung von alkoholfeindlichen" Arbeitsplätzen reduziert werden. Einige zu diesem Zweck vorgeschlagene Schritte sehen u. a. vor, alkoholfreie Getränke jederzeit verfügbar zu machen, in Betriebskantinen keine alkoholischen Getränke auszuschenken, subventionierte Mahlzeiten und alkoholfreie Getränke anzubieten, damit in der Mittagspause keine öffent- lichen Pubs mehr aufgesucht werden, ferner helle, saubere und freundliche Aufenthaltsräume zu schaffen, in denen das Rauchen eingeschränkt wird, und festzustellen, welche Orte die Mitarbeiter aufsuchen, um heimlich zu trinken (134,135). Besonders wichtig ist, daß das Management mit gutem Beispiel vorangeht, etwa durch ein Alkoholverbot in Tagungsräumen und durch den Verzicht auf die private Bar im Büro. Solche Maßnahmen tragen dazu bei, die Trinkgewohnheiten innerhalb eines Unternehmens zu verändern und erschweren es außerdem den Mitarbeitern, während der Arbeit zu trinken. In einschlägigen Konzepten in den Vereinigten Staaten werden Therapiemöglichkeiten für Mitarbeiter mit Alkoholproblemen in den Vordergrund gestellt und Vorschriften über die Verfügbarkeit von Alkohol am Arbeitsplatz und allgemeine Trinkverbote für die gesamte Belegschaft fast völlig außer acht gelassen (136). Nach Meinung von Ames et al. (137) ist dies ein schwerer Fehler der in den Vereinigten Staaten praktizierten Alkoholpolitik und könnte ein Grund für die of- fensichtliche Erfolglosigkeit sein, die generell auftretenden Alkoholprobleme am Arbeitsplatz zu verringern (138). Es gibt Belege dafür, daß es sich anderswo ähnlich verhält, denn viele Unternehmen gehen davon aus, ihre Alkoholpolitik allein auf Problemtrinker zuzuschneiden und nicht auf diejenigen, die gelegentlich mal zu viel trinken. Deshalb könnte es vielleicht sein, daß im Rahmen der Alkohol pblitik der Unternehmen keine Bemühungen unternommen werden, die Umstände, die für das Trinken unter ihren Beschäftigten ursächlich sind, zu ändern. 34 Faktoren, die mit dem Alkoholkonsum am Arbeitsplatz zusammenhängen ARBEITSSPEZIFISCHE FAKTOREN Außer dem Arbeitsumfeld kann auch die Art der Tätigkeit einen großen Einfluß auf die Alkoholmengen, die ein Arbeitnehmer trinkt, haben. Anhand von Daten über die Sterblichkeit an Leberzirrhose bei Männern verschiedener Berufskategorien wurde in bestimmten Berufen eine spezielle Alkoholgefährdung festgestellt (128,139 -141). Folgende Hauptfaktoren wurden zur Erklärung dieses erhöhten Risikos genannt: Verfügbarkeit von Alkohol am Arbeitsplatz (134), gesellschaftlicher Druck zum Trinken, mangelnde berufliche Flexibilität oder monotone Arbeiten, die langweilig werden (142), soziale Isolation oder sexuelle Frustration, mangelnde Aufsicht, unbefriedigende Tätigkeiten (143,144) sowie besonders hohes oder niedriges Einkommen. Solche Faktoren können das Ausmaß des Trinkens erheblich beeinflussen, doch ist hier auch anzumerken, daß bestimmte Berufe besonders attraktiv für Alkoholfreunde sein können, da sie es ihnen erlauben, auch während der Arbeit zu trinken. Dementsprechend dürfte nicht nur die Art der durchgeführten Tätigkeit allein für starkes Trinken verantwortlich sein. Unter diesen Umständen könnte für ein Unternehmen, das sich über die Trinkgewohnheiten seiner Mitarbeiter sorgt, ein Screening vor der Einstellung neuer Mitarbeiter nützlich sein - von dieser Möglichkeit wird bereits in den Vereinigten Staaten in gewissem Umfang Gebrauch gemacht. Außer einem solchen Test der einzustellenden Mitarbeiter auf Vorliegen eines Alkoholproblems können die Unternehmen auch durch Maßnahmen wie eine Änderung der Arbeitspläne, um die Zeiten der Abwesenheit von zu Hause zu verkürzen, und eine abwechslungsreichere Gestaltung der Arbeit die Auswirkungen von Faktoren, die übermäßiges Trinken bgünstigen, reduzieren. DIE WIRKUNG NORMALER" ARBEITSPRAKTIKEN Außer den Auswirkungen, die das Arbeitsumfeld und die Art der Tätigkeit auf das Ausmaß des Trinkens am Arbeitsplatz haben können, beeinflußt auch die vorherrschende Einstellung der Beschäftigten zum Trinken und Vorstellung von normaler" Arbeitsgestaltung das Verhalten eines Mitarbeiters stark und kann zumindest in bestimmten 35 Alkohol am Arbeitsplatz Situationen mehr Einfluß haben als betriebliche Vorschriften über Alkoholkonsum. ...es kann offizielle Regelungen der Unternehmensleitung über Alkoholkonsum geben, an die sich die Mehrheit der Beschäftigten durchaus hält, die eher der gesellschaftlichen Erwartungshaltung entsprechen, daß Alkoholkonsum unter bestimmten Umständen angebracht - wenn nicht sogar wünschenswert - ist ... So kann beispielsweise in einem Arbeitsteam von Dachdeckern, Malern oder Zimmerleuten davon ausgegangen werden, daß man - obwohl Trinken während der Arbeitszeit in einer Baufirma nicht mit der Geschäftspolitik vereinbar ist - am Freitag nachmittag dies nicht so verbissen sehen muß" und ein paar Bier trinken darf'. In einer anderen Berufskategorie, z. B. EDV Programmierer, könnten derartige Trinkgewohnheiten durchaus disziplinarische Maßnahmen oder eine Entlassung nach sich ziehen (145). Dementsprechend kann es so sein, daß die Geschäftspolitik zum Alkoholkonsum während der Arbeit vielleicht von den Bauarbeitern, die von der offenbar verbreiteten Ansicht ausgehen, daß Trinken am Freitag nachmittag üblich und akzeptabel ist, völlig mißachtet wird. Sobald der Alkoholkonsum einmal fester Bestandteil der Arbeit und arbeitsbezogenen Tätigkeiten geworden ist, kann die Durchsetzung von Trinkverboten zu einem kostspieligen und kontraproduktiven Vorhaben werden. Es ist jedoch anzumerken, daß nicht alle Trink -Normen ", die der Alkoholpolitik widersprechen, für den Betrieb schlecht sind. Einige dieser Normen sind gerade deshalb entstanden, weil sie den unmittelbaren Bedürfnissen des Unternehmens und des einzelnen Mitarbeiters dienen. So können beispielsweise Trinkzusammenkünfte" u. U. symbolischen oder tatsächlichen Funktionen dienen, die für die Ziele der Arbeitsorganisation wichtig sind. Dazu kann eine gewisse Ent- spannung von Belastungen durch lange Schichtarbeit und die Erleichterung der Teambildung gehören (146). Solche nutzbringenden Praktiken sind sehr schwer zu ändern und eine Geschäftspolitik, die dagegen angehen möchte, trifft höchstwahrscheinlich auf harten Widerstand in der gesamten Belegschaft. Die stillschweigende Duldung bestimmter Trinkmuster kann jede Alkoholpolitik verwässern und die Schaffung eines alkoholfreien Arbeitsplatzes sehr erschweren. Angesichts der Bedeutung dieser Normen für die Feststellung der Trinkgewohnheiten am Arbeitsplatz kann eine Alkoholpolitik 36 Faktoren, die mit dem Alkoholkonsum am Arbeitsplatz zusammenhängen erfolgreicher sein, wenn sie sich mit diesen Problemen auseinandersetzt. Die geringe Wirkung, die alkoholpolitische Konzepte offensichtlich in den Vereinigten Staaten auf das Ausmaß des Trinkens insgesamt gehabt haben (147), kann darauf zurückzuführen sein, daß dem Arbeitsplatz" bei den Präventions- und Interventionsbemühun gen nur geringe Priorität beigemessen wurde (138). Eines der vordringlichsten Forschungsprobleme im Alkoholbereich ist die Identifizierung der mächtigen Kräfte, die am Arbeitsplatz wirken, und die Feststellung, wie diese Kräfte das Trinkverhalten beeinflussen können. 37 4 Alkoholpolitik am Arbeitsplatz GESTALTUNG DER POLITIK Eine wirkungsvolle Politik muß spezifisch auf das jeweilige Unternehmen zugeschnitten sein und alle Schlüsselpersonen unter den Mitarbeitern mit einbeziehen. Die Entscheidungsträger müssen davon ausgehen, daß jedes Unternehmen verschieden ist und daß es keine Universalpolitik gibt, die für sämtliche Unternehmen gleichermaßen wirkungsvoll ist. Inwieweit der Alkoholkonsum beispielsweise an einem bestimmten Arbeitsplatz eingeschränkt wird, ist weitgehend abhängig von dem jeweiligen Unternehmen, der Art der Tätigkeit und der Bedeutung des jeweiligen Images des betreffenden Unternehmens. Wie die nachstehenden beiden Auszüge (erstens des Kent County Council in England und zweitens der Heathrow Airport Ltd., London) zeigen, können diese Faktoren zu ganz unterschiedlichen alkoholpolitischen Konzepten führen. Mäßiger Alkoholkonsum ist akzeptabel. Es ist gleichermaßen akzeptabel, überhaupt keinen Alkohol zu trinken, wenn man dies nicht möchte. Während der Arbeitszeit dürfen die Mitarbeiter auf keinen Fall Alkohol trinken. Diese Regelung gilt auch für Getränke mit einem niedrigen Alkoholgehalt oder sogenannte alkoholfreie" Getränke, da die Mitarbeiter sich dessen bewußt sein müssen, daß Alkoholgeruch im Atem für andere unangenehm sein kann. ... Die Mitarbeiter dürfen während der Arbeitszeit keine Bars innerhalb oder außerhalb des Flughafens 38 Alkoholpolitik am Arbeitsplatz aufsuchen, auch nicht für den Konsum von alkoholfreien Geträn -ken. Das gilt auch fir die Mittagspause und alle sonstigen offiziellen Arbeitspau- sen. ... Mitarbeiter in Uniform oder Schutzkleidung, die als Mitarbeiter der Heathrow Airport Limited zu erkennen sind, dürfen kein Lokal innerhalb oder außerhalb des Flughafens aufsuchen, in dem Alkohol ausgeschenkt wird. Es ist unbedingt erforderlich, daß die Schlüsselpersonen, die in die Vorbereitung, Umsetzung und Evaluierung der Alkoholpolitik einbezogen sind, auch von der Notwendigkeit einer solchen Regelung über- zeugt sind. Das setzt häufig eine operationelle Analyse des Unternehmens sowie die genaue Untersuchung der Bereiche voraus, die von alkoholbedingten Fehlzeiten, Unfällen usw. betroffen sein können. In zahlreichen Artikeln sind Möglichkeiten beschrieben worden, wie man eine solche Politik maßgerecht auf die spezifischen Erfordernisse eines Unternehmens zuschneiden kann (134,135,148), deshalb wird hier nicht ausführlich auf diesen Punkt eingegangen. BEISPIELE FÜR DIE GESTALTUNG DER ALKOHOLPOLITIK Beispiele für alkoholbezogene Konzepte gegeben, die gegenwärtig in verschiedenen Unternehmensarten in Europa existieren. Die Informationen stammen aus Befragungen von Betriebsangehörigen sowie aus dem Material über alkoholbezogene Regelungen, das die Unternehmen zur Verfügung gestellt haben. In EVALUIERUNG DER ALKOHOLPOLITIK Eine besonders wichtige, jedoch häufig vernachlässigte Komponente einer Alkoholpolitik ist ihre Evaluation - wichtig, weil sie Informationen über die Effektivität der Alkoholpolitik gibt, eine Bewertung der wirtschaftlichen Folgen ermöglicht und zur Schärfung des Problembewußtseins beiträgt. Die Gesundheitserziehungsbehörde in England (148) führt hierzu aus: Evaluation sollte als integraler Bestandteil der Einführung einer Alkoholpolitik am Arbeitsplatz gesehen werden ... jegliche Alkoholpolitik ohne kontinuierliche Begleitüberwachung, Bewertung und Evaluierung läuft Gefahr, wirkungslos zu werden. 39 Alkohol am Arbeitsplatz Wirkungsvolle Evaluation kann auch eine wesentliche Voraussetzung für laufende Maßnahmen zur Gesundheitsförderung sein, da in zunehmendem Maß ein Service, der sein Geld wert ist" gefordert wird. Leider sieht es so aus, daß es in den Unternehmen eher mit der Evaluation von Gesundheitdiensten hapert, wie in einer kürzlich vom britischen Industrieverband CBI ( Confederation of British Industry) demonstriert wurde (14). ... mehr und mehr Gewicht wird darauf gelegt, daß in Unternehmen ein Service, der sein Geld wert ist" geleistet werden kann ... In 40% der Antworten auf die CBI- Umfrage konnten die Kosten der existierenden arbeitsmedizinischen Dienste quantifiziert werden. Die durchschnittlichen Ausgaben dafür betrugen jährlich 415 000 Pfund Sterling und in 10% der Fälle wurden jährlich über eine Million Pfund Sterling aufgewendet. Von den Unternehmen, die diese Ausgaben quantifizieren konnten, waren jedoch nur 11% in der Lage zu beurteilen, ob ihre Dienste kostenwirksam sind. Beispiele für Evaluationen Da die Wirkung von arbeitsmedizinischen Diensten und Konzepten in Europa nur selten evaluiert werden, müssen wir zur Information über die Effektivität von alkoholpolitischen und allgemeinen gesundheits- politischen Konzepten einen Blick auf Studien werfen, die in den Vereinigten Staaten durchgeführt wurden. Beispielsweise haben Blose & Holder (149) in einer Studie über betriebliche Aufwendungen für die Gesundheitsversorgung nach Einführung einer solchen Politik die Unterlagen von über 2200 versicherten Arbeitnehmern während eines Zeitraums von 14 Jahren geprüft. In der Studie kam man zu dem Schluß, daß eine Behandlung wegen Alkoholproblemen zwar zur Senkung der Gesundheitsversorgungskosten beigetragen hat, doch daß der jeweilige Nutzen mit dem Alter zusammenhängt. Nach einer Therapie sind die Gesundheitsversorgungskosten für Personen der Altersgruppe unter 50 Jahre zurückgegangen, aber nicht in der Gruppe der über 50jährigen. Diese Erkenntnisse unterstreichen die große Bedeutung von Früherkennungsmaßnahmen und einer frühzeitigen Therapie bei Alkoholproblemen - je älter der betroffene Mitarbeiter ist, desto weniger kostenwirksam ist die Therapie. Holder & Blose (150) beurteilten auch die Auswirkungen, die Behandlungen wegen Alkoholismus" auf die gesamten Gesundheitsversorgungskosten eines Unternehmens hatten. Über 3000 Daten von the- 40 Alkoholpolitik am Arbeitsplatz rapierten Alkoholikern, die im Rahmen eines bestimmten Gesundheitsplans über den Zeitraum von 14 Jahren gesammelt worden waren, wurden ausgewertet. Hinsichtlich der Gültigkeit der Aussagen wurde nach zwei Methoden verfahren, und zwar wurde bei der ersten Methode eine Gruppe vor und nach der Therapie sowie eine nichtbehandelte Kontrollgruppe untersucht. Dabei zeigte sich, daß nach einer Therapie die Gesundheitsversorgungskosten allgemein im Durchschnitt um 23% zurückgegangen waren. Bei der zweiten Methode wurden Zeitserien über einen Zeitraum von 14 Jahren untersucht und es wurde festgestellt, daß die Gesundheitsversorgungsko sten der behandelten Alkoholiker um 24% niedriger waren als bei den nichtbehandelten Alkoholikern. Diese Studie zeigt die langfristigen günstigen Auswirkungen einer Therapie und bekräftigt die Aussagen, daß für jeden Dollar, den ein amerikanisches Unternehmen für gesundheitsbezogene Maßnahmen am Arbeitsplatz ausgibt, ein Nutzen von schätzungsweise 2 bis 7 Dollar erzielt werden kann. 41 Alkohol am Arbeitsplatz Kasten 1. Beispiel für die Alkoholpolitik in einem Verkehrsunternehmen Zahl der Beschäftigten: Aktuelle Fragen: 300 Neue Gesetzgebung Stichproben (bei Vorliegen eines Grundes) Tests auf Alkohol und Drogen Sicherheit der Angestellten und Passagiere Haftbarmachung Einführung der Politik: Vor 1982 Kurzdarstellung der Politik Ziele Die Beschäftigten für die Risiken starken Trinkens sensibilisieren. Mitarbeiter, die vermutlich ein Alkoholproblem haben, dahingehend unterstützen, daß sie von sich aus frühzeitig Hilfe bei entsprechenden Einrichtungen suchen. Betroffene Mitarbeiter an Hilfseinrichtungen verweisen, wenn aufgrund eines Alkoholproblems ein Disziplinarverfahren droht. Theorie und Definitionen Alkoholbezogene Probleme werden in erster Linie als ein gesundheitliches und soziales Problem angesehen. Ein Alkoholproblem wird als Trinkverhalten definiert, das die Gesundheit und soziale Funktionsweise und /oder Arbeitsfähigkeit oder das Verhalten eines Beschäftigten beeinträchtigt. Verfahrensweisen Publizität stellt sicher, daß sich die Mitarbeiter der Problematik bewußt werden. Am Arbeitsplatz (bzw. bei Tragen einer Uniform sogar außerhalb des Arbeitsplatzes) darf kein Alkohol getrunken werden. Den Beschäftigten wird die Möglichkeit geboten, bei einem Disziplinarverfahren sowie auch auf freiwilliger Basis Diagnose- und Therapiemöglichkeiten in Anspruch zu nehmen. Die Therapie wird vom Personalberatungsdienst (ECS) arrangiert. Der Personalberatungsdienst informiert die Personalabteilung nur, wenn mit einer Abwesenheit vom Arbeitsplatz zu rechnen ist; erforderlichenfalls wird Krankenhausurlaub gewährt. Weitere Möglichkeiten werden im Fall eines Wiederauftretens des Problems nach der Therapie angeboten. Nicht geregelt sind Fälle einer gelegentlichen Übertretung. Die Daten des betreffenden Mitarbeiters werden streng vertraulich behandelt. Die Regelungen gelten für alle Beschäftigten, ungeachtet der jeweils bekleideten Position. Die Politik erstreckt sich auch auf Spielsucht und Lösungsmittelmiß brauch. 42 Alkoholpolitik am Arbeitsplatz Kasten 2. Beispiele für die Alkoholpolitik an einem Flughafen Zahl der Beschäftigten: Aktuelle Fragen: Rund 1200 Einführung der Politik: Erster Entwurf April 1991 - wird z. Z. überprüft Sicherheit Die Alkoholpolitik wird gegenwärtig überprüft und aktualisiert, um alle Beschäftigten zu umfassen Starke Gewerkschaften Kurzdarstellung der Politik Ziele Den Beschäftigten die Möglichkeit geben, fachkundige Hilfe und Beratung zu erhalten. Leistungsfähigkeit eines Mitarbeiters mit einem Trinkproblem innerhalb eines gebührenden Zeitraums in akzeptablem Umfang wiederherstellen. Theorie und Definitionen Alkohol beeinträchtigt Teile des Gehirns, die normalerweise das soziale und persönliche Verhalten kontrollieren. Alkohol ist die Ursache für den Verlust von bis zu 14 Millionen Arbeitstagen pro Jahr. Alkoholmißbrauch sollte als Krankheit angesehen werden; dementsprechend sollte der Betroffene genau so behandelt werden wie jede andere an einer Krankheit leidende Person. Verfahrensweisen Alkoholkonsum ist auf dem Flughafengelände und für jede Person, die Uniform trägt, verboten. In Fällen, in denen die Handlungen einer Person auf chronischem Alkoholismus beruhen, sind Disziplinarmaßnahmen unangebracht. Freiwilliges Aufsuchen einer medizinischen Einrichtung, in der Therapie und Beratung angeboten wird. Die Überweisung an eine solche medizinische Einrichtung kann auch durch den Personalbeauftragten erfolgen, für gewöhnlich bei gehäuften Fehlzeiten. Die Weigerung, sich einer Behandlung zu unterziehen, oder ein Rückfall führt zu einem Disziplinarverfahren oder zur Versetzung in den Ruhestand aus gesundheitlichen Gründen. Die Betroffenen haben das Recht, sich bei Vorladungen gewerkschaftlich vertreten zu lassen und das Recht, medizinische Gutachten anzufechten. Anmerkung Die Politik enthält kein erzieherisches Element. 43 Alkohol am Arbeitsplatz Kasten 3. Beispiel für die Alkoholpolitik in einer Gesundheitsversorgungseinrichtung Zahl der Beschäftigten: Aktuelle Situation: 2060 Die Mitarbeiter sind täglich in engem Kontakt mit der Öffentlichkeit Berufsbedingt sind gesundheitliche Belange von besonderer Relevanz für die Beschäftigten Einführung der Politik: Vor längerer Zeit" Kurzdarstellung der Politik Ziele Die Beschäftigten für die Risiken, die mit Alkohol -, Drogen- und Lösungsmittelmißbrauch einhergehen, sensibilisieren. Mitarbeiter, bei denen ein Abhängigkeitsproblem vermutet wird, ermutigen, direkt oder über andere geeignete Wege, Hilfe zu suchen. Während eines Disziplinarverfahrens den betreffenden Mitarbeitern die Überweisung an eine einschlägige Hilfseinrichtung zur Diagnose und erforderlichenfalls Therapie anbieten. Theorie und Definitionen Probleme der Alkohol- und Drogenabhängigkeit werden in erster Linie als gesundheitliche und soziale Belange angesehen, deshalb sollten die betroffenen Personen Zugang zu Therapie und Hilfe erhalten. Alkoholabhängigkeit wird definiert als der - periodische oder laufende - Konsum von Alkoholmengen, die entschieden und wiederholt die Gesundheit einer Person, ihre soziale Integration und berufliche Leistungsfähigkeit oder ihr Verhalten beeinträchtigen. Verfahrensweisen Publizität stellt sicher, daß die Beschäftigten sich der Problematik bewußt werden. Alkohol ist in den Arbeitsräumen nicht erlaubt. Die Identifikation eines Problems kann durch freiwilliges Aufsuchen fachlicher Beratung oder durch Überweisung vonseiten des Managements an eine Beratungseinrichtung erfolgen. Im Fall eines freiwilligen Nachsuchens um Hilfe arrangiert der Betriebsarzt eine angemessene Beratung und Therapie durch eine ge- eignete Einrichtung und stellt fest, inwieweit eine kontinuierliche Unterstützung erforderlich sein kann. Die Personalabteilung wird informiert, wenn zu befürchten ist, daß das Alkoholproblem die Sicherheit oder Leistungsfähigkeit beeinträchtigt; Disziplinarmaßnahmen können u. U. eingeleitet werden. Im Fall einer Überweisung vonseiten des Managements findet zunächst eine Unterredung in Gegenwart eines Gewerkschaftsvertre ters statt. Wenn die Überweisung akzeptiert wird, erfolgt eine Unterredung mit Vertretern der Personalabteilung und sodann wird der Betriebsarzt eingeschaltet und verfährt wie vorstehend beschrieben. Die Verweigerung einer Überweisung zieht direkt Disziplinarmaßnahmen nach sich. 44 Alkoholpolitik am Arbeitsplatz Kasten 4. Beispiel für die Alkoholpolitik in der Nahrungsmittelindustrie Zahl der Beschäftigten: 750 Aktuelle Fragen: Gegenwärtig findet die Politik nach ein oder zwei alkoholbedingten Zwischenfällen Anwendung Sicherheit (d. h. Fahrer von Gabelstaplern) Einführung der Politik: Entwurf wird gegenwärtig überprüft Kurzdarstellung der Politik Theorie und Definitionen Alkoholmißbrauch wird als Konsum von Alkoholmengen definiert, die die Arbeitsleistungen beeinträchtigen. In Übereinstimmung mit den gegenwärtigen gesetzlichen Bestimmungen stellt eine schlechte Arbeitsleistung infolge von Alkoholeinwirkung ein Vergehen dar. Verfahrensweisen Vor der Einstellung ist ein Fragebogen über Alkoholkonsum zu beantworten. Sowohl das Management als auch die Mitarbeiter werden über die gesundheitlichen Risiken des Alkohols aufgeklärt (Kampagnen des arbeitsmedizini schen Dienstes zur Schärfung des Problembewußtseins). Das Management wird geschult, alkoholbverdächtige Anzeichen" zu erkennen. Alkoholmißbrauch wird als eine disziplinarische Angelegenheit angesehen, doch werden Disziplinarmaßnahmen zunächst zurückgestellt, um dem betreffenden Mitarbeiter Gelegenheit zum Aufsuchen geeigneter Beratungsund Therapieeinrichtungen zu geben. Ein Verzeichnis der örtlichen Alkoholberatungseinrichtungen ist obligatorisch, um ggf. Mitarbeiter mit einem Alkoholproblem zu überweisen. Kasten 5. Beispiel für die Alkoholpolitik in einem Versicherungsunternehmen Zahl der Beschäftigten: 12 000 Aktuelle Situation: Wöchentliche Gehaltszahlung (jeweils donnerstags) Trinken in der Mittagspause 1995 Entwurf einer Alkoholpolitik und Einführung von Tests. Kein geregeltes Verfahren Theorie und Definitionen Unterschieden wird zwischen Alkoholabusus zum Vergnügen (eine disziplinarische Angelegenheit) und übermäßigem Trinken aufgrund eines Alkoholproblems (eine Fähigkeitsstörung). Verfahrensweisen Generell ist Trinken am Arbeitsplatz nicht erlaubt (Ausnahmen Weihnachtsfeier usw.) Es gilt als disziplinarische Verfehlung, wenn unter Alkoholeinfluß Pflichten und Verantwortungen nicht wahrgenommen werden können; die Beschäftigten werden darüber in einer Dienstordnung informiert. Wartungspersonal erhält besondere Hinweise. In Fällen, in denen ein Alkoholproblem vorliegt und zugegeben wird, wird (über die örtliche Gesundheitsbehörde) Hilfe angeboten und Disziplinarmaßnahmen werden so lange ausgesetzt, bis das Behandlungsergebnis beurteilt werden kann. 45 Alkohol am Arbeitsplatz Kasten 6. Beispiel für die Alkoholpolitik bei einem Fernsehsender Zahl der Beschäftigten: Aktuelle Fragen: 220 Sicherheit (d. h. Fahrer) Trinken während der Mittagspause Zusammenkünfte in öffentlichen Gaststätten (beispielsweise Journalisten) Einführung der Politik: Ungefähr 1984 Kurzdarstellung der Politik Theorie und Definitionen Alkoholmißbrauch wird definiert als ein kontinuierlicher oder regelmäßig wiederkehrender Konsum von Alkoholmengen, die körperliche, psychische oder soziale Abhängigkeit verursachen, die zur Verschlechterung der Arbeitsleistung und /oder der Gesundheit der betreffenden Person führen. Der Fernsehsender sieht Alkoholmißbrauch in erster Linie als ein Gesundheitsproblem an und ist deshalb bereit, behandlungsbedürftigen Personen in genau derselben Weise wie kranken Personen zu helfen und Alkoholmißbrauch weniger als eine rein disziplinarische Angelegenheit zu betrachten. Verfahrensweisen Aufklärung und Kampagnen zur Schärfung des Problembewußtseins über alkoholbezogene Themen. Am Arbeitsplatz ist Alkohol verboten. Bei Auffälligkeit Einschaltung der Personalabteilung, die den betreffenden Angestellten an eine (betriebsfremde) professionelle Beratungsstelle überweist. Krankenurlaub wird gewährt, wenn ein Fernbleiben vom Arbeitsplatz im Rahmen der Therapie erforderlich ist. Der arbeitsmedizinische Dienst verfolgt die Fortschritte während der Therapie. Zu jedem Zeitpunkt des Verfahrens kann ein Gewerkschaftsvertreter hinzugezogen werden. Disziplinarmaßnahmen werden nicht getroffen, wenn der betreffende Mitarbeiter einer Beratung zustimmt, es sei denn, daß die Therapie abgebrochen oder erfolglos beendet wird. Rückfälle nach einer Therapie werden unter Würdigung aller Umstände betrachtet und ggf. können weitere Möglichkeiten zur Rehabilitation angeboten werden, Anmerkung Bis jetzt wurde das vorstehend beschriebene Verfahren noch auf niemanden angewendet. 46 Alkoholpolitik am Arbeitsplatz Kasten 7. Beispiel für die Alkoholpolitik an einem Theater Zahl der Beschäftigten: 54 Vollzeitverträge und bis zu 150 kurzfristige Verträge oder Teilzeitverträge Aktuelle Fragen: Häufig wechselndes Personal Gewohnheitsmäßiges Trinken unter den Mitarbeitern und vor allem unter den Künstlern Die Mitarbeiter haben engen Kontakt zum Publikum Sicherheit (d. h. technisches Personal) Alkohol im Theater vorhanden Kein geregeltes Verfahren Anmerkung Im März 1993 tauchte plötzlich ein Konzept auf, das jedoch nicht formell angenommen worden ist und z. Z. noch geprüft wird. Theorie und Definitionen Keine. Verfahrensweisen Da keine offizielle Alkoholpolitik existiert, wird eher mehr oder minder nach mündlichen Absprachen oder nach Gutdünken" gehandelt. In Besprechungen werden die Mitarbeiter informiert, was von ihnen erwartet wird. Für die Künstler, Techniker, usw. besteht kein Alkoholverbot. Gesunder Menschenverstand wird von den Managern angewendet, um Unfälle zu verhüten. Es besteht eine stillschweigende Abmachung, daß das Barpersonal und die Mitarbeiter an der Theaterkasse während der Arbeitszeit nicht trinken. Personen, die bei ihrer Arbeit besondere Sicherheitsbestimmungen beachten müssen, werden nach Hause geschickt, wenn sie nach Alkohol riechen. Gelegentlich wurden Problemtrinker zur Beratung geschickt und die Kosten dafür wurden aus Mitteln des Gesundheits- und Sicherheitsbudgets getragen. Anmerkung Das Management würde gern eine Regelung vorsehen, daß bei gegebenem Anlaß Alkoholtests durchgeführt werden dürfen und daß dies in den Arbeitsverträgen vereinbart wird. 47 Alkohol am Arbeitsplatz Wegen der unterschiedlichen Art der Finanzierung der Ausgaben für die Gesundheitsversorgung ist es schwierig, die amerikanischen Erkenntnisse auf Europa anzuwenden. Die amerikanischen Evaluationen der Kostenwirksamkeit von Behandlungen sind eng an die dem Unternehmen entstandenen Kosten geknüpft. Diese Kosten sind ganz unterschiedlich für die Unternehmen: in Ländern, in denen die Gesundheitsversorgung eher ein Anliegen der Gesundheitsdienste als der Unternehmen ist, werden die Kosten auf viele Steuerzahler verteilt. Deshalb werden solche Kostenschätzungen in einigen Ländern nicht bei der Evaluation der betrieblichen Investitionen berücksichtigt. Dementsprechend können die vermuteten Gewinne, die sich aus dem Vorhandensein einer Alkoholpolitik ergeben, für Unternehmen in anderen Ländern gleichermaßen attraktiv erscheinen. Jüngste gesetzliche Änderungen im Vereinigten Königreich können beispielsweise zur Veränderung dieser Situation beitragen, da die Arbeitgeber seit April 1994 alle Kosten für Zahlungen im Krankheitsfall direkt tragen müssen (151); dies könnte dazu führen, daß betriebliche Konzepte zur Gesundheitsvorsorge attraktiver werden. Es hat sich gezeigt, daß solche Konzepte auch zu beträchtlichen Ein- sparungen bei anderen Kosten stellen als den Gesundheitsversor gungskosten führen. So hat z. B. Hiker (nichtveröffentlichte Daten, 1974) festgestellt, daß die Einführung einer Alkoholpolitik bei der Illinois Bell Telephone Company einen Rückgang der krankheitsbedingten Behinderungen um 46 %, der Arbeitsunfälle um 81% sowie der Unfälle außerhalb des Arbeitsplatzes um 63% zur Folge hatte. Daraus resultierten für das Unternehmen jährliche Einsparungen in Höhe von schätzungsweise 1142 US- Dollar pro Person allein in bezug auf Lohnzahlungen. Bei der Bewertung einer Alkoholpolitik ist es wichtig, die Wirksamkeit der jeweiligen Behandlung festzustellen. Es handelt sich dabei um einen maßgebenden Forschungsbereich, der allerdings hier nur im Kontext der Effektivität der stationären gegenüber der ambulanten Behandlung und der damit verbundenen relativen Kosten kurz angesprochen wird. Obwohl der Nutzen einer stationären Rehabilitation im Vergleich zu weniger einschränkenden Therapien in den Vereinigten Staaten wäh- rend der 80er Jahre keinesfalls belegt werden konnte, wurde ein 48 Alkoholpolitik am Arbeitsplatz Großteil der alkoholkranken Arbeitnehmer in stationäre Behandlung überwiesen (152). Auch wenn es keine kostenwirksame Methode zur Problemlösung ist, sich überwiegend auf die stationäre Behandlung zu stützen, wurde diese Möglichkeit vermutlich aus den folgenden Gründen favorisiert (153). 1. Bei einer Behandlung im Krankenhaus erstatten die meisten Krankenversicherungen weitaus mehr, manchmal übernehmen sie sogar den vollen Betrag. 2. Im Rahmen von Krankheits- und Unfallplänen werden die Lohnkosten während der Zeit des Arbeitsausfalls der betreffenden Arbeitnehmer gedeckt. 3. Eine Überweisung zur stationären Behandlung erleichtert die Arbeit des Beauftragten für das Betriebsangehörigen -Unterstützungsprogramm (Employee Assistance Programme EAP). Die Organisation einer Therapie für einen Mitarbeiter ist häufig eine schwierige, zeitraubende und emotional belastende Aufgabe. Dementsprechend ist es für einen stark beschäftigten EAP Beauftragten zweifellos einfacher, die Verantwortung einer Einrichtung zur stationären Behandlung zu übertragen, anstatt selbst regeln und überwachen zu müssen, daß der Klient in ein erfolgversprechendes ambulantes Therapieprogramm eingegliedert wird. 4. Die finanziellen Folgen sind dem EAP- Beauftragten, der diese Entscheidungen trifft, vielleicht nicht ohne weiteres klar, da die Kosten für die stationäre Behandlung und die Lohnausfallzahlungen in irgendeiner anderen Kategorie des Gesundheitsvorsorgeprogramms, für gewöhnlich unter einer ganz anderen Kostenstelle als dem EAP, verbucht werden. Der Erfolg von Minimal " -Interventionen, die erheblich weniger kosten als eine stationäre Therapie, wurde in einer Untersuchung der Arbeitnehmer- Beratungsstelle Employee Counselling Service in Schottland demonstriert (154). Diese Beratungsstelle nimmt Überweisungen von einem großen Kreis von Arbeitgebern in Schottland entgegen und erarbeitet Beratungsprogramme, um Personen mit Alkoholproblemen zu helfen. Im Verlauf eines Jahres nach einer Therapie waren lediglich 7,7% der Klienten wegen ihres Alkoholproblems entlassen worden. (Die Studie erstreckte sich jedoch nicht auf eine 49 Alkohol am Arbeitsplatz Kontrollgruppe, was eine genaue Interpretation der Resultate schwierig macht.) Andere Studien haben ähnliche Erfolge belegt. Anderson & Scott (155) haben untersucht, welche Auswirkungen die Ratschläge der Hausärzte auf die Trinkgewohnheiten von Männern mit einem wöchentlichen Alkoholkonsum von 350 -1050 Gramm Alkohol hatten. Bei einem späteren Vergleich mit einer Kontrollgruppe von Männern, die keine Ratschläge erhalten hatten, stellte sich heraus, daß die Männer der Therapiegruppe ihren Alkoholkonsum signifikant reduziert hatten (durchschnittlich um mehr als 65 Gramm pro Woche). Anderson & Scott schließen daraus, daß die Beratung erfolgreich war und empfehlen Hausärzten, sich mit dem Alkoholkonsum ihrer Patienten zu befassen und stark alkoholgefährdete Personen gezielt zu beraten. Wallace et al. (156) berichten über die Ergebnisse einer Studie über 909 starke Trinker (mit einem Alkoholkonsum von über 350 Gramm pro Woche). Sie stellten erhebliche Veränderungen zwischen einer Kontrollgruppe und der Interventionsgruppe fest, u. a. eine generelle Verringerung des Alkoholkonsums und eine geringere Häufigkeit von Phasen exzessiver Trinktouren. Das betreffende Interventionsprogramm beinhaltete eine kurze Beratung durch einen Arzt über die Einschränkung des Alkoholkonsums oder den Verzicht auf Alkohol, eine Broschüre zur Selbsthilfe, wöchentliche Aufzeichnungen zur Dokumentation des Alkoholkonsums sowie eine schriftliche Abmachung in Form einer vom Arzt ausgestellten Verordnung. Die Auswirkungen von Minimal -Interventionen in Hinsicht auf die Reduzierung der von nichtsüchtigen Trinkern konsumierten Alkoholmenge konnte auch für eine Reihe anderer Länder gezeigt werden. Im Zuge eines von der Weltgesundheitsorganisation gesponserten Interventionsprojekts (157,158) wurde an 1661 nichtsüchtigen Trinkern aus zehn Ländern mit ganz unterschiedlichen Kulturen und Systemen der Gesundheitsversorgung ein kurzes Interventionsprogramm getestet. Die Interventionen umfaßten: a) eine einfache Beratung über Abstinenz und sinnvollen Alkoholkonsum, b) eine kurze Beratung im Rahmen eines 15- Minuten -Gesprächs sowie ein Handbuch und c) eine umfassende Beratung in Form von kurzen Beratungsgesprächen und drei oder mehr Besuchen zur Verlaufskontrolle. Die Resultate ergaben, daß die Interventionen sich in Hinsicht auf die Reduzierung des durchschnittlichen Alkoholkonsums wie auch auf die Stärke des Trinkens spürbar ausgewirkt hatten. 50 Alkoholpolitik am Arbeitsplatz Probleme bei der Beurteilung des Erfolgs einer Alkoholpo- litik Es ist zwar sehr wichtig, doch recht kompliziert, den Erfolg einer bestimmten Alkoholstrategie zu bewerten. Die häufigste Methode ist ein einfacher Vergleich vorher /nachher" anhand der Beobachtung einer Reihe von Schlüsselindikatoren (z. B. Unfallraten, Arbeitsversäumnis und Produktivität). Obwohl diese Methode einige Hinweise auf Erfolge bietet, erfordert die äußerst komplexe Art der Unternehmen, daß man äußerst gewissenhaft vorgehen muß, wenn man die Ergebnisse einer bestimmten Ursache zuschreiben will. Wahrscheinlich wird die Wirkung alkoholpolitischer Konzepte häufig überschätzt, weil derjenige, der die Ergebnisse untersucht, meist auch für die Umsetzung des Konzepts verantwortlich ist und dementsprechend ein berechtigtes Interesse daran hat, seinen Vorgesetzten ein positives Bild zu vermitteln. Ebenfalls trifft zu, daß viele Erfolgsberichte in Zeitschriften erscheinen, ohne von einschlägigen Sachverständigen überprüft worden zu sein, obwohl eine kollegiale Begutachtung ein wichtiger akademischer Prozeß im Interesse der wissenschaftlichen Validierung ist (159,160). Es Ar- beitsplatzgegebenheiten nicht beachten und daß sie: Arbeitsabläufe, die Arbeitnehmer motivieren, ihr Verhalten zu ändern, nicht untersuchen, und auch nicht untersuchen, inwieweit die Mitarbeiter dazu beitragen, daß ein Kollege sein Verhalten ändert. Ohne ein Verständnis dieser Aspekte können Sachverständige jedoch nicht die Ergebnisse der wie auch immer gestalteten Outcome- Studien interpretieren. ... Erst wenn die Forscher diese Prozesse verstehen ... können sie die Programmresultate konsequenter evaluieren (161). Außerdem führte Warner (162,163) aus, daß ein Teil der Kosten für Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz völlig unberücksichtigt geblieben ist, nämlich die Pensionszahlungen, späteren Gesundheitsversor gungsleistungen und Behindertenentschädigung zugunsten von Arbeitnehmern, die wegen des Erfolgs eines Programms am Leben geblieben sind. Bei bisher veröffentlichten Evaluationen gibt es vielleicht eine Reihe von methodologischen Schwierigkeiten. Richmond et al. (83) weisen darauf hin, daß meistens keine Kontrollgruppe berücksichtigt wurde 51 Alkohol am Arbeitsplatz und daß die Follow -up- Zeiträume variieren und /oder zu kurz sind, um eine längerfristige Verhaltensänderung aufzuzeigen. Weitere Proble- me betreffen die Art der benötigten Daten, um eine adäquate Beurteilung vornehmen zu können. Indikatoren für die Effektivität eines Programms - beispielsweise Veränderungen in bezug auf Fehlzeiten, Dauer des Krankenstands, Unfälle, Arbeitsplatzwechsel der Mitarbeiter, Qualität der Arbeitsleistung, Zahl der Disziplinarmaßnahmen und Schätzwerte der Arbeitseffizienz - sind häufig nicht verfügbar oder werden in einer wissenschaftlich inakzeptablen Weise gemessen. Außerdem dürfte es schwierig sein, kausale Zusammenhänge zwischen solchen Maßnahmen und dem Alkoholkonsum zu demonstrieren. Fehlzeiten können vielleicht als Anhaltspunkt für das Ausmaß des Alkoholkonsums gewählt werden, sie können aber auch andere Faktoren reflektieren, wie z. B. Arbeitseinsatz und Zufriedenheit. Im übrigen dienen die Aufzeichnungen der Unternehmen betrieblichen Erfordernissen und nicht den Anforderungen der Forscher (83). Einige Forscher werten den innerbetrieblichen Erfassungsgrad als Anzeichen für den Erfolg eines Programms. Der Erfassungsgrad bezieht sich auf das Ausmaß, in welchem ein Programm allen Beschäftigten eines Unternehmens bekannt geworden ist und inwieweit es sie berührt. Dieses Konzept ist von dem Public -Health- Modell abgeleitet und steht im Kontrast zu Ansätzen, die lediglich Mitarbeiter erfassen, die sich für eine Beteiligung am Programm entschieden haben. Das Konzept basiert auf der Annahme, daß in der Population eine Risikogruppe" vorhanden ist und daß die Intervention als erfolgreich angesehen werden kann, wenn sie auch diese Risikogruppe erreicht. Deshalb ist der Erfolg eine Funktion der Reichweite des Programms innerhalb der Organisation (159). Bei diesem Ansatz gibt es eine Reihe von Problemen. Es wird davon ausgegangen, daß ein Schätzwert zur Prävalenz der Risikogruppe verfügbar ist. Im Fall des Alkohols ist eine korrekte Prävalenzzahl schwer zu erhalten, weil die Daten über Alkoholprobleme von den Betroffenen selbst geliefert werden. , 52 Es wird nicht versucht, die klinischen Resultate der Behandlung zu evaluieren. Ein hoher Erfassungsgrad würde bei schlechten Behandlungsergebnissen auch keinen Vorteil bieten. Alkoholpolitik am Arbeitsplatz Die hier erörterten Evaluationen zeigen, daß es kostenwirksam ist, wenn Behandlungsmöglichkeiten für Arbeitnehmer mit Alkoholproblemen vorgesehen werden. In einer Untersuchung über die Kosten der Alkoholtherapie und Gesundheitsversorgung stellen Holder & Cunningham (164) fest, daß: die kumulative Evidenz von Studien, die sich auf Arbeitnehmer und deren Familienangehörigen stützen, einen Rückgang der allgemeinen Gesundheitsversorgungskosten nach einer Alkoholtherapie verdeutlicht hat ". Neben dem Therapieangebot erscheint auch die Verringerung des Alkoholkonsums bei nichtsüchtigen schweren Trinkern in der Belegschaft durch Anwendung von Minimal -Interventionsstrategien eine kostenwirksame Möglichkeit zur Bekämpfung von Alkoholproblemen zu sein. Der mögliche wirtschaftliche Nutzen aus der innerbetriebli- chen Anwendung solcher Verfahren ist momentan noch nicht bekannt, könnte jedoch beträchtlich sein. Alkoholpolitische Konzepte können zur Ermittlung von Problemtrinkern anregen und dem Unternehmen etlichen Nutzen bringen, u. a. eine Einschränkung des Trinkens am Arbeitsplatz. Außerdem können wenn die betreffenden Arbeitnehmer weiterbeschäftigt werden - Kosten eingespart werden, die sonst für die Schulung neuer Mitarbeiter aufgewendet werden müßten. Derartige Maßnahmen sind andererseits aber auch mit Kosten verbunden: hier sind vor allem die Kosten zu nennen, die dadurch entstehen, wenn der Arbeitsplatz für einen Hilfe suchenden Arbeitnehmer während der Zeit seiner Therapie freigehalten wird, ferner die mit der Durchführung der Alkoholstrategie verbundenen Kosten sowie die dem Arbeitgeber unter Umständen entstehenden Therapiekosten. Vor allem für kleinere Unternehmen dürften derartige Kosten zu hoch sein, insgesamt gesehen könnten sie indessen gerechtfertigt erscheinen, wenn man an den durch eine Alkoholstrategie zu erzielenden Nutzen denkt. AUFKLÄRUNG Im Rahmen der Alkoholstrategie eines Unternehmens sind häufig auch Maßnahmen zur Aufklärung der Beschäftigten über das Trinken und über die potentiell gesundheitsgefährdenden Alkoholmengen sowie über die möglichen Konsequenzen einer Arbeitsausübung unter 53 Alkohol am Arbeitsplatz Alkoholeinfluß vorgesehen, ferner Initiativen zur breiten Bekanntmachung der grundsätzlichen Haltung des Unternehmens (eine wesentliche Komponente für die erfolgreiche Umsetzung einer Alkoholpoli- tik). Durch Aufklärungsmaßnahmen für alle Betriebsangehörigen kann ein breiteres Spektrum von Fragen über Alkoholkonsum und die Einführung einer Alkohol " -Politik - im Gegensatz zu einer Politik gegen den Alkoholismus" - aufgegriffen werden. Alkoholaufklärung ist jetzt ein wesentliches Merkmal der alkoholbezogenen Betriebspolitik zahlreicher Großunternehmen geworden. Viele Unternehmen in- vestieren hohe Geldbeträge in Publizitätskampagnen, u. a. zur Bekanntmachung der Alkoholpolitik bei allen Beschäftigten, regelmäßige Posterkampagnen und sogar Videos. Nachstehend sind Auszüge aus zwei Konzepten, die Aufklärungselemente beinhalten, wiedergegeben (s. auch eine Beschreibung der Umsetzung von Konzepten im britischen nationalen Gesundheitssystem NHS (165)). Zur Prävention des Alkohol- oder Drogenkonsums will der Passenger Transport Executive (PTE) von Strathclyde den Beschäftigten ins Bewußtsein bringen, daß jeglicher Alkohol- oder Drogenkonsum sich nachteilig auf die Arbeitsleistung auswirken kann. Die Mitarbeiter können Orientierungshilfen erhalten, um einen Alkoholkonsum in Mengen und zu Zeiten, die zu einer Beeinträchtigung des Arbeitsablaufs führen können, zu vermeiden. Seit Jahren bietet Shell seinen Beschäftigten Fortbildungs- und Aufklärungsprogramme über die Gefahren des Suchtmittelmißbrauchs. Fortbildungsprogramme werden weiterhin vorgesehen, um die Beschäftigten und auch das Management über Suchtmittelmißbrauch aufzuklären sowie darüber, wie man Warnsignale erkennt und was man in solchen Fällen tun kann. IST AUFKLÄRUNG WIRKUNGSVOLL? Cyster & McEwen (166) führten vor und nach einer Aufklärungskampagne über Alkohol eine Untersuchung durch, unter Beteiligung von 4000 Postangestellten, die einen Fragebogen beantwortet hatten. Die Antworten ergaben, daß - von den drei angewendeten Präsentationsmethoden - ein Aufklärungsvideo die wirkungsvollste Methode zur Verbesserung des Wissens der Teilnehmer über Alkohol gewesen ist. Die zweitbeste Methode war ein Quiz und die geringste Wirkung war bei Infoblättern zur Aufklärung festgestellt worden. Cyster & McEwen 54 Alkoholpolitik am Arbeitsplatz fanden heraus, daß eines der Probleme, für einen Arbeitgeber, der eine Aufklärungskampagne über Alkohol durchführt, darin liegt, daß die Arbeitnehmer eine solche Kampagne als Einmischung in ihre Freizeitgestaltung empfinden könnten. Um dieses Problem zu minimieren, wird vorgeschlagen, daß die Gewerkschaften wie auch die Unternehmensleitung in die Kampagne einbezogen werden sollten und daß Alkoholaufklärung ein Bestandteil der allgemeinen Gesundheitsförderung sein sollte. Um den möglichen Erfolg von Aufklärungskampagnen am Arbeitsplatz zu beurteilen, könnte eine Auswertung der Ergebnisse aus den häufiger durchgeführten Untersuchungen über Gesundheitsaufklärung an Schulen hilfreich sein. So haben beispielsweise DeHaes & Schuurman (167) demonstriert, daß ein auf drastischer Abschreckung basierender Ansatz zur Reduzierung des Alkohol- und Drogenkonsums sich letztlich als kontraproduktiv erwiesen hat und daß dadurch genau die gegenteilige Wirkung - also eine Zunahme anstatt des beabsichtigten Rückgangs des Risikoverhaltens - erreicht worden war. Die Wahl eines geeigneten Aufklärungsprogramms ist deshalb von ganz entscheidender Bedeutung, um erfolgreich zu sein. Unter Erziehungswissenschaftlern wird jetzt generell anerkannt, daß ein Ansatz, bei dem Fakten und Lebenskompetenz vermittelt werden, vielleicht der erfolgversprechendste Weg zur Aufklärung junger Menschen über Drogen und Alkohol sein dürfte. Es bleibt indessen noch abzuwarten, welche Ansätze zur Aufklärung von Erwachsenen wirkungsvoll sind. Außer der Form der Aufklärungsbotschaft sind noch weitere Elemente für den Erfolg einer Aufklärungskampagne ausschlaggebend - dazu gehören die empfun- dene Glaubwürdigkeit der Informationsquellen und des Erziehers /Aufklärers sowie Faktoren, die mit dem sozialen Umfeld und der physischen Umwelt zusammenhängen (168,169). 55 5 Tests und Screening In diesem Kapitel werden einige der jüngsten Entwicklungen in bezug auf von Alkoholkontrollen am Arbeitsplatz untersucht. In erster Linie geht es zwar um Alkohol, doch sind auch Informationen über Tests auf andere Suchtmittel enthalten. Der Grund dafür ist, daß viele der für Tests auf illegale Drogen entwickelten Verfahren auch für Alkoholtests angewendet werden können. Darüber hinaus gelten zahlreiche ethische Erwägungen, die bei Tests auf illegale Drogen wichtig sind, ebenfalls für Alkohol. Und schließlich werden Alkoholabhängigkeit und Drogensucht (das gilt sowohl für legale als auch illegale Substan- zen) häufig zusammen im Zuge der allgemeinen Suchtmittelpolitik behandelt. In einem solchen Fall ähneln sich die Verfahren zur Erkennung und Bekämpfung des Alkohol- und Drogenmißbrauchs. In den 60er Jahren wurden zuerst vom amerikanischen Verteidigungsministerium - als Reaktion auf den weitverbreiteten Drogenkonsum unter den aus Vietnam zurückgekehrten US- Soldaten - Alkohol- und Drogentests eingeführt. Sodann begann man in Privatunternehmen die Frage der Legalität derartiger Tests zu untersuchen und einige Unternehmen führten Testverfahren für Betriebsangehörige und Stellenbewerber ein (170). Inzwischen sind solche Tests auch auf internationaler Ebene immer häufiger zur Erkennung von Fällen übermäßigen Alkoholkonsums üblich und viele Unternehmen führen jetzt Alkoholtests in begründeten Verdachtsfällen sowie im Anschluß an eine Entzugstherapie durch. Der nachstehende Auszug aus der Drogen- und Alkoholpolitik von Shell Expro informiert über die Regelungen für Tests bei vermutetem Alkoholmißbrauch sowie nach einer Therapie. 56 Tests und Screening [Tests] bei begründetem Verdacht - in Bereichen mit hohen Sicherheitsanforderungen. Ein Test wird immer dann durchgeführt, wenn Faktoren wie das äußere Erscheinungsbild, das Verhalten und andere tätigkeitsbezogene Umstände guten Grund zu der Annahme geben, daß der Arbeitnehmer vielleicht unter Drogen- oder Alkoholeinfluß stehen könnte, d. h. daß sich im Körper des /der betreffenden Betriebsangehörigen eine über der Toleranzgrenze liegende Menge von Alkohol oder illegalen Drogen befindet ... Follow -up - wenn ein Arbeitnehmer nach einer Rehabilitationstherapie wegen Suchtmittelmißbrauchs an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt. Vor Wiederaufnahme der Tätigkeit kann ein Test auf Drogen- und Alkoholkonsum bzw. -mißbrauch durchgeführt werden. Danach können im Zuge der Bemühungen des Unternehmens, dem betreffenden Arbeitnehmer zu helfen, nicht rückfällig zu werden, in periodischen Abständen Drogen und Alkoholtests durchgeführt werden. Außer derartigen Tests in begründeten Verdachtsfällen und nach einer Entzugstherapie werden auch zunehmend stichprobenweise oder unangemeldet Tests durchgeführt. Eine solche Zufallsauswahl mag eine umstrittene Methode sein, bietet indessen insofern eine Reihe von Vorteilen, daß dadurch möglicherweise auch diejenigen Trinker ermittelt werden können, die bisher noch nicht auffällig geworden sind (s. Kapitel 1). Deshalb sollen Stichprobentests eine abschreckende Wirkung in bezug auf jegliche Formen des Alkoholkonsums haben. ZIELE Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten für die Durchführung der Tests und auch eine Reihe von Mitarbeiterkategorien, für die die Testprogramme gelten können. Im nachfolgenden Teil werden die Ziele von fünf verschiedenen Programmarten beschrieben. Screening vor Aufnahme einer Tätigkeit kann durchgeführt werden: um auszuschließen, daß Konsumenten bestimmter Suchtmittel in den Betrieb eingestellt werden oder um zu verhindern, daß derartige Personen an einen bestimmten Arbeitsplatz überwechseln oder 57 Alkohol am Arbeitsplatz um Stellenbewerber abzuschrecken, derartige Suchtmittel zu gebrauchen. Tests lrn Verdachtsfall können durchgeführt werden: um den Verdacht eines Vorgesetzten oder der Geschäftsleitung zu bestätigen bzw. zu zerstreuen, daß ein Arbeitnehmer gegen die betriebsinternen Bestimmungen über Alkoholkonsum verstoßen hat, oder um Arbeitnehmer davon abzuhalten, verbotene Substanzen anzuwenden. Routinetests fur Beschäftigte an Arbeitsplätzen mit einem hohen Sicherheitsrisiko können durchgeführt werden: um Schäden oder Verlusten für die Öffentlichkeit, den Arbeitgeber, Kollegen und den betreffenden Arbeitnehmer selbst vor zubeugen, oder um davon abzuhalten, verbotene Substanzen anzuwenden. Stichprobentests können durchgeführt werden: urn alle Beschäftigten davon abzuhalten, verbotene Substanzen zu konsumieren, oder urn Schäden oder Verlusten für die Öffentlichkeit, den Arbeitgeber, die Kollegen und den betreffenden Arbeitnehmer selbst vorzubeugen. Follow -up -Tests können durchgeführt werden: um die Wirkung einer Therapie zu unterstützen, indem von einem weiteren Suchtmittelgebrauch abgehalten und ein Rückfall erkannt wird oder um Schäden oder Verlusten für die Öffentlichkeit, den Arbeitgeber, Kollegen und den betreffenden Arbeitnehmer selbst vorzubeugen. 58 Tests und Screening DIE REAKTION DER GEWERKSCHAFTEN Wenn auch die Gewerkschaften die Notwendigkeit fur Maßnahmen zur Bekämpfung des Alkoholkonsums am Arbeitsplatz allgemein anerkennen, sind sie hauptsächlich darauf bedacht, sicherzustellen, daß jegliche Verfahren gerechtfertigt sind und in fairer Weise durchgeführt werden. Nachstehend wird auf einige der Einwände eingegangen, die gegen die Einführung von Testprogrammen vorgebracht wurden. Die Tests sollten darauf gerichtet sein, die Fähigkeit eines Arbeitnehmers zur Ausführung einer bestimmten Tätigkeit zu beurteilen, und weniger als ein Mittel zur Kontrolle des Verhaltens der Mitarbeiter eingeführt werden. Das hat sich als ein besonders wichtiger Aspekt in Kanada erwiesen, wo die Gewerkschaften sich mit der Canadian Civil Liberties Association und der Canadian Human Rights Commission darin einig sind, daß der Arbeitgeber - unabhängig von einem positiven Testergebnis oder der Weigerung, sich einem solchen Test zu unterziehen - die Unfähigkeit des betreffenden Arbeitnehmers, die Tätigkeit auszuführen, nachweisen muß. Da Tests auch angewendet werden können, um Arbeitnehmer zu schikanieren, müssen in dem Programm bestimmte Schutzvorkehrungen enthalten sein. Es wird befürchtet, daß ein Drogentest als Mittel dienen könnte, sich unerwünschter" Mitar- beiter zu entledigen oder daß er angewendet wird, um die Brauchbarkeit und /oder künftige Produktivität von Arbeitnehmern festzustellen (171). Das Konzept der freiwilligen" Zustimmung zu einem Test mag zwar einleuchtend aber nicht ganz realistisch sein. In der Praxis könnte die Weigerung, sich einem Test zu unterziehen, zu bestimmten Vorbehalten - gerechtfertigt oder nicht - führen. Deshalb befindet sich der betreffende Arbeitnehmer unter einem inneren Zwang, der Bitte um Zustimmung zu einem Test zu entsprechen. Die Einführung von Tests könnte eher ein Resultat politischen Drucks als von dem Wunsch getragen sein, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Derart motivierte Praktiken dürften nicht immer im besten Interesse der Arbeitnehmer liegen. 59 Alkohol am Arbeitsplatz Tests können als Verletzung des individuellen Rechts auf Wahrung der Privatsphäre erachtet werden; Blutproben können als invasiv empfunden werden und die Abgabe von direkt kontrol- lierten Urinproben als entwürdigend und als Verletzung der Persönlichkeitsrechte angesehen werden (172). Bei den bisher in bezug auf Tests eingegangenen Beschwerden scheint es jedoch mehr um die jeweilige Umsetzung in die Praxis (beispielsweise vermutete Schikanen durch die Geschäftsleitung) und weniger um die dahintersteckende Philosophie zu gehen (151). Die Haltung der Gewerkschaften im Vereinigten Königreich wird von der britischen Transportgewerkschaft Rail, Maritime and Transport Union (RMT), die sowohl die Mitarbeiter der Londoner U -BahnGesellschaft London Underground als auch der britischen Eisenbahngesellschaft British Rail vertritt, illustriert. Diese Gewerkschaft bedauert zwar die Notwendigkeit, Kontrollen durchführen zu müssen, erkennt jedoch an, daß solche Tests auf gesetzgeberische Regelungen zurückgehen und unter bestimmten Gegebenheiten erforderlich sind. Die RMT befürwortet solche Tests allerdings nicht grundsätzlich und erklärt, daß stichprobenartige Kontrollen unrentabel und ineffizient sind und eine nicht gerechtfertigte Einmischung in Rechte der Arbeitnehmer bedeuten; insofern sollten sie nach Möglichkeit abgelehnt werden" (151). Idealerweise sollten nach Meinung der RMT Tests nur zur Sicherheitskontrolle dienen und langfristig gesehen sollte der Fokus der Alkohol- und Drogenpolitik auf Aufklärung und Schärfung des Problembewußtseins liegen. RECHTLICHE ASPEKTE Die Vereinigten Staaten Ende der 80er Jahre wurden in den Vereinigten Staaten wichtige Ge- setze erlassen, die die Tür für die Einführung von ScreeningProgrammen auf breiter Ebene geöffnet haben. 1986 unterzeichnete der amerikanische Präsident einen Erlaß, demzufolge die Schaffung von drogenfreien Arbeitsplätzen" im Staatsdienst gefordert wird. Darüber hinaus wurden ein Anti- Drogengesetz verfügt und Leitlinien in bezug auf Drogennachweis- Programme für Bundesangestellte ein- geführt. Daraufhin werden jetzt randomisierte Drogen- ScreeningProgramme vom US- Verkehrsministerium für die Bereiche Luftfahrt, 60 Tests und Screening Eisenbahnwesen, Massenbeförderung, LKW- Verkehr und Öltransporte durchgeführt (170). MacDonald & Wells (170) stellen fest, daß der Arbeitsplatz vielleicht der beste Ort für ein Screening- Programm sein dürfte. Sie behaupten: ... weil 70% aller Drogenkonsumenten in einem Beschäftigungsver hältnis stehen, könnte der Arbeitsplatz der strategisch am meisten geeignete Ort in der Gesellschaft sein, um die Geißel Drogensucht zu bekämpfen. Die in vielen Industrieländern existierenden verfassungsmäßigen Bestimmungen - beispielsweise das Recht auf Wahrung der Privatsphäre und andere Persönlichkeitsrechte - können durch staatliche Regelungen oder Vereinbarungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern umgangen werden. Solche Maßnahmen können Drogen screening am Arbeitsplatz zu einem sehr wirkungsvollen Instrument machen, um das Ausmaß des Drogenkonsums in der Gesellschaft festzustellen. Zwar ist es eine äußerst umstrittene Angelegenheit, verfassungsmäßi ge Vorbehalte zu umgehen, doch wären Tests am Arbeitsplatz - wenn man dies erreichen könnte - zweifellos eine wirkungsvolle Methode, das Ausmaß der Drogen- und Alkoholsucht festzustellen, und zwar nicht nur im Arbeitsumfeld, sondern auch in der Gesellschaft insgesamt gesehen. Amerikanische Institutionen versuchen auch, entsprechende Verfahren in Zusammenarbeit mit anderen Ländern einzuführen. So hofft z. B. die US- Küstenwacht, mit europäischen Ländern und Kanada bilaterale Vereinbarungen treffen zu können, um Drogentests in allen Bereichen des Verkehrs -/Transportwesens und der Ölbeförderung vorzuschreiben (173). Die in den Vereinigten Staaten geltenden strikten Regelungen werden etliche Auswirkungen für andere Länder haben, vor allem in multinationalen Konzernen, in denen die amerikanischen Vorschriften auch außerhalb der USA angewendet werden. Vereinigtes Königreich Obwohl es keine gesetzlichen Regelungen bezüglich systematischer Tests im Vereinigten Königreich gibt (abgesehen von bestimmten Fällen bei begründetem Verdacht) haben jetzt mehrere Unternehmen begonnen, Alkoholkontrollen als Resultat des Transport- und Arbeitsgesetzes von 1992 einzuführen, demzufolge die Arbeitgeber gehalten sind, ,jegliche gebührende Sorgfalt" walten zu lassen, um alkoholbedingte Zwischenfälle zu 61 Alkohol am Arbeitsplatz vermeiden. Dieses Gesetz gibt auch der Polizei eine Reihe von Befugnissen in bezug auf Alkoholkontrollen bei Arbeitnehmern, bei denen ein Verdacht der Trunkenheit besteht (s. Kapitel 2). Die Einführung von Zufallsstichproben in den Vereinigten Staaten hat etliche Schwierigkeiten aufgezeigt, u. a. in bezug auf das verfassungsmäßige Recht der Arbeitnehmer auf Wahrung der Privatsphäre, was in der Praxis bedeutet, daß ein Arbeitnehmer nicht entlassen werden kann, wenn er sich weigert, sich einem Stichprobentest zu unterziehen. Im Vereinigten Königreich existiert kein ähnliches verfassungsmäßiges Recht, was bedeutet, daß gegen eine Entlassung wegen der Weigerung, einen Test vornehmen zu lassen, zivilrechtlich nicht vorgegangen werden kann, wenn die Arbeitgeber die nachstehend beschriebenen Voraussetzungen erfüllt haben. Erstens sind die Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet, nicht gegen das implizierte gegenseitige Vertrauen" zu handeln. Auf Drogentests bezogen heißt dies, daß die Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet sind, die Daten über Drogentests strikt vertraulich zu behandeln, wenn sie den betreffenden Arbeitnehmer über die Resultate informieren, selbst wenn dies nicht explizit vertraglich festgelegt worden ist (Howard, G., nicht veröffentlichte Daten, 1992). Wenn der Test jedoch vor einer Einstellung durchgeführt wird, ist der potentielle Arbeitgeber nicht gesetzlich verpflichtet, die Testresultate mitzuteilen. Zweitens sind die Arbeitgeber verpflichtet, die Testbedingungen in den Arbeitsvertrag aufzunehmen, um Mitarbeiter kontrollieren zu dürfen. Nachstehend ein Beispiel für einen diesbezüglichen Passus im Arbeitsvertrag (Howard, G., nicht veröffentlichte Daten, 1992). Während der Arbeit oder während des Aufenthalts auf dem Betriebsgelände oder zum Zweck der Aufnahme eines Beschäftigungsverhält - nisses sind Sie gehalten, sich auf Ersuchen einer entsprechend ermächtigten Person des betriebsärztlichen Dienstes des Unternehmens, zum Zwecke der Alkohol- und Drogenkontrolle einer Atem- und /oder Urinprobe zu unterziehen. Jegliche Weigerung, diesem Ersuchen nachzukommen, wird als Disziplinarvergehen mit der möglichen Folge Ihrer Entlassung angesehen. Diese Vereinbarung beinhaltet Ihre Zustimmung, daß die Ergebnisse einer solchen Kontrolle von jeder ermächtigten Person an das 62 Tests und Screening Direktorium oder einen leitenden Unternehmensangehörigen weitergegeben werden dürfen. Wenn die Arbeitgeber Testverfahren einführen möchten, können sie dies in den Arbeitsvertrag fur neue Mitarbeiter aufnehmen. Das gilt jedoch nicht für die bisherigen Mitarbeiter; ihnen kann zwar ein neuer Vertrag, der eine entsprechende Klausel über solche Tests enthält, angeboten werden, sie sind jedoch gesetzlich nicht verpflichtet, diesen Vertrag anzunehmen. Das kann natürlich zu Spannungen zwischen den neuen und bisherigen Mitarbeitern wegen unterschiedlicher Arbeitsbedingungen führen. Ohne eine vertragliche Vereinbarung über Kontrollen haben Arbeitgeber kein Recht, irgendeinen Mitarbeiter zu zwingen, sich einem Test zu unterziehen. Wenn ein Arbeitgeber diese Bestimmung mißachtet, hat der Arbeitnehmer die Möglichkeit, zu kündigen und vor einem Arbeitsgericht wegen mutwilliger Entlassung" zu klagen. In einem solchen mit Kontrollen in Zusammenhang stehenden Fall würde das Gericht sämtliche relevante Gesichtspunkte berücksichtigen, u. a.: Hat vor der Testanordnung eine Konsultation stattgefunden? Sind die Einführung und Modalitäten derartiger Kontrollen mit den Gewerkschaften erörtert worden? Hat eine zuständige Person dem Arbeitnehmer die Gründe für die Durchführung und die Art der Tests erläutert? Ist die Vertraulichkeit gewahrt worden? Sind korrekte Testmethoden angewendet worden? Ist der betreffende Arbeitnehmer über die Konsequenzen einer Verweigerung des Tests aufgeklärt worden, hat er Bedenkzeit erhalten und ist er offiziell über Folgen einer anhaltenden Testverweigerung gewarnt worden? Wenn der Test bei einem Arbeitnehmer positiv ausfällt, wird normalerweise eine zweite Probe, die gleichzeitig mit der ersten Probe entnommen und an einem sicheren Ort aufbewahrt wurde, nochmal getestet. Wird ein Testergebnis gerichtlich angefochten, hängt das Ergebnis von den derzeitigen Protokollen, Verfahren und Kontrollen und der Anerkennung dieser" ab. Die Gerichte werden auch prüfen, ob die Analysen der Probe und die daraus gezogenen Schlußfolgerungen ,,den Schlußfolgerungen entsprechen, zu denen jede hinreichend 63 Alkohol am Arbeitsplatz kompetente Fachkraft gekommen wäre" (Howard, G., nicht veröffentlichte Daten, 1992). VERFAHRENS- UND SICHERHEITSSTANDARDS Die Verfahrens- und Sicherheitsstandards für Tests am Arbeitsplatz wie auch im Laboratorium sind in jedem Arbeitsgerichtsverfahren über Alkohol- oder Drogenkontrollen wichtig. Einige der derzeitigen Empfehlungen für Testverfahren lauten wie folgt (174 -176): Es ist wichtig, daß die Blut- und Urinproben von zwei qualifizierten medizinischen Fachkräften (beispielsweise von einem Arzt und einer Krankenschwester) abgenommen, zweifelsfrei beschriftet, angemessen und sicher aufbewahrt und unmittelbar nach der Entnahme dem Testlabor überstellt werden. Die Analysen der Urin- oder Blutproben auf Alkohol oder Drogen dürfen nur von entsprechend qualifiziertem Fachpersonal durchgeführt werden. Jegliches involvierte Personal muß die Laborverfahren und Sicherheitsstandards befolgen. Das Labor sollte jederzeit sicher sein und der Zugang ausschließlich auf autorisiertes Personal beschränkt sein. Das Labor sollte Sicherheitsmaßnahmen vorsehen, um zu garantieren, daß die Proben ordnungsgemäß entgegengenommen, dokumentiert, behandelt und aufbewahrt werden. Zu der Dokumentation über die Verfahrenskette" sollte eine Empfangsbestätigung der Probe, eine Bescheinigung über die Ergebnisse während der Aufbewahrung und über den endgültigen Verbleib der Probe gehören. Das Labor muß alle staatlichen Zulassungsanforderungen erfüllen, regelmäßig überprüft werden, angemessene Dokumentationen und Verfahrenshandbücher führen und ordnungsgemäß zugelassene Geräte benutzen. Urinproben sollten unverzüglich nach Ankunft im Labor untersucht werden, um sicherzustellen, daß sie während der Abgabe nicht verfälscht worden sind. 64 Tests und Screening Die Proben sollten in einer Sicherheitskühleinrichtung aufbewahrt werden, wenn sie nicht binnen sieben Tagen nach der Ankunft im Labor getestet werden. Die Aufbewahrungstemperatur darf 6 Grad Celsius nicht übersteigen; die langfristige Aufbewahrung muß bei -20 Grad Celsius erfolgen, um sicherzustellen, daß drogen -/alkoholpositive Urinproben nicht verfallen und für Wiederholungstests während eines Verwaltungsoder Disziplinarverfahrens zur Verfügung stehen. Das Labor kann ersucht werden, eine gerichtlich angefochtene Probe auf unbestimmte Dauer aufzubewahren. Gegenwärtig bestehen die Vortests (um die alkoholnegativen Proben zu eliminieren) aus einem Immunoassay- Verfahren. Bei drogen -/alkoholpositiven Proben sollten sich Bestätigungstests anschließen, für die nach einer unterschiedlichen Methode und anderen chemischen Prinzipien als beim ersten Test zu verfahren ist. Gegenwärtig ist eine Gaschromatographie /Massenspektometrie die empfohlene Bestätigungsmethode. Die Anwendung derart strikter Verfahren bedeutet, daß für die Laboranalysen hohe Kosten entstehen, was eine beträchtliche Belastung für ein Unternehmen, das ein Testprogramm durchführt, darstellt. Die mit solchen Verfahren verbundenen Kosten werden als notwendige Ausgaben angesehen, da andernfalls die Resultate keine Gültigkeit in einem Prozeß vor dem Arbeitsgericht hätten. METHODEN UND INTERPRETATIONEN Von besonderer Bedeutung für jegliche Testprogramme sind die zum Erhalt der Proben angewendeten Verfahren und Methoden. Das ist besonders wichtig, da die Legalität des Testergebnisses und jegliche aufgrund des Tests getroffene Maßnahmen von der Zuverlässigkeit des Testverfahrens abhängen. Deshalb muß eine Alkoholpolitik, die Alkoholkontrollen beinhaltet, detaillierte Verfahren für die Erfassung und Auswertung der Proben vorsehen. Es gibt eine Reihe von Methoden zur Beurteilung der Alkoholmenge, die eine Person zu sich genommen hat. Dazu gehören Blut -, Urin- und 65 Alkohol am Arbeitsplatz Atemproben. Jedes dieser Testverfahren hat bestimmte Vor- und Nachteile. Blutproben Vorteile Blutproben liefern akkurate Testergebnisse. Der Grad der Alkoholisierung läßt sich für gewöhnlich besser anhand des Blutalkoholspiegels erkennen als durch Urinproben oder Atemalkoholtests. Nachteile Eine Blutprobe ist eine invasive Methode, die für die betroffene Person belastend sein kann. Blut steht nur in relativ kleiner Menge zur Verfügung. Das grenzt die Möglichkeit ein, anhand einer bestimmten Probe mehrere Tests durchzuführen, die aufgrund von Standardtest verfahren und gesetzlichen Regelungen erforderlich sein könnten. Die absolute Blutalkoholkonzentration hängt nicht nur von der konsumierten Menge ab, sondern auch von der zwischen dem Alkoholkonsum und der Probenahme liegenden Zeitspanne. Die Verwertbarkeit von Bluttests zur Feststellung des Promillegehalts ist beeinträchtigt, wenn die Blutprobe erst längere Zeit nach dem Alkoholkonsum durchgeführt wird. Obwohl man den vorherigen Alkoholspiegel schätzen kann (die vom Körper ausgeschiedene Alkoholmenge ist eine lineare Funktion, die ungefähr einer Einheit pro Stunde entspricht), läßt sich keine präzise Berechnung durchführen, da die Alkoholausscheidung je nach Alter, Geschlecht und körperlicher Verfassung unterschiedlich ist (177). Das für die Alkoholoxidation verantwortliche Enzym ist auch in den roten Blutkörperchen anzutreffen und metabolisiert den in der Probe enthaltenen Alkohol langsam. Das kann jedoch durch Zusetzung von Natriumfluorid verhindert werden (178). Da die Alkoholbestimmung einige Zeit in Anspruch nimmt, ist dieses Verfahren für eine Direktkontrolle am Arbeitsplatz nicht geeignet. 66 Tests und Screening Urinalkoholbestimmung Vorteile Eine Urinuntersuchung ist ein weniger invasives Verfahren als die Blutentnahme. Urin steht in größeren Mengen als Blut zur Verfügung und erleichtert die Durchführung von zusätzlichen Tests und wiederholten Analysen. Nachteile Die Urinalkoholbestimmung ist weniger akkurat als die Blutalkoholbestimmung. Wie bei der Blutprobe kann es schwierig sein, den Akoholisierungsgrad genau zu schätzen, wenn die Proben erst einige Zeit nach dem Alkoholgenuß genommen werden. Die Alkoholausscheidung im Urin und die Alkoholkonzentrati on im Urin können durch Verwässerung und durch den Ph -Wert (Säure) des Urins in unvorsehbarer Weise beeinträchtigt werden. Größere Alkoholmengen können in den Urinproben von Diabe- tikern (während der Aufbewahrungszeit) produziert werden. Deshalb muß festgestellt werden, ob es sich um einen Diabetiker handelt, damit die Proben ggf. unverzüglich ausgewertet werden. Die Urinuntersuchung ist die Methode, bei der am einfachsten manipuliert werden kann. Die Proben können ausgetauscht werden und die Kontrollen sind tatsächlich bereits mit dem Entstehen eines Schwarzmarkts für reinen" Urin in Verbindung gebracht worden (179). Einige Personen verfälschen ihren Urin mit bestimmten Substanzen beispielsweise Bleiche. Schwierig wird es auch für das Labor, wenn vor Abgabe der Urinprobe viel Wasser getrunken wurde. Die Resultate der Urinuntersuchung liegen erst nach einiger Zeit vor. 67 Alkohol am Arbeitsplatz Atemalkoholtests Vorteile Ein Atemtest ist nicht invasiv. Die Kosten sind gering. Wegen der sofort vorliegenden Resultate als Schnelltestverfah ren geeignet. Nachteile Es hat sich gezeigt, daß bei dem für die Atemalkoholkonzen tration zugrunde gelegten akzeptierten Verhältnis von 2100:1 Alveolar Atem:Blutkonversion die tatsächliche Blutalkohol konzentration erheblich unterschätzt wird (181). Die Genauigkeit des Tests kann durch fehlerhafte Meßgeräte und biologische Faktoren beeinflußt werden (182,183). Restalkohol im Mund kann das Meßergebnis verfälschen. Obwohl der Mundalkohol normalerweise innerhalb von 20 Minuten nach dem letzten Alkoholgenuß verschwinden sollte, wurden teilweise sogar noch nach 45 Minuten ungewöhnlich hohe Atemalkoholkonzentrationen gemessen (184). Deshalb scheint eine Blutprobe die genaueste Methode für den Alkoholnachweis im Körper zu sein. Allerdings ist dieses Verfahren teuer und ein invasiver Eingriff in den Körper - dürfte deshalb für Routinetests bei Arbeitnehmern kaum geeignet sein. Die angewendete Methode hängt von der Schwere der Situation und auch von der Art des durchgeführten Tests (bei begründetem Verdacht oder Stichprobe) ab. Eine Lösung für dieses Problem wäre, als Vorprobe eine nichtinvasive Methode zu wählen und anhand des Ergebnisses zu entscheiden, ob eine genauere Testmethode gerechtfertigt erscheint. So könnte beispielsweise zunächst eine Vorprobe mit einem Atemalkoholmeßgerät durchgeführt werden und bei positivem Testergebnis eine Blutentnahme folgen. 68 Tests und Screening DIE ZUVERLÄSSIGKEIT VON TESTS Für ordnungsgemäß durchgeführte Alkohol- und Drogentests sind ganz genaue Messungen und eine strikte Befolgung der Verfahrensweisen geboten. Die Genauigkeit der Messungen, das - wissenschaftliche - Vorgehen und die oftmals hohen Kosten vermitteln den Eindruck, daß die Resultate korrekt" und glaubwürdig" sind. Es gibt jedoch Belege dafür, daß - trotz der Möglichkeit, eine Substanz sehr genau nachweisen zu können - die Gefahr besteht, einige falsche Ergebnisse zu erhalten, die ernste Konsequenzen für die Arbeitnehmer und Arbeitgeber haben können. Ein falsch positives Ergebnis kann verheerende Folgen für einen Arbeitnehmer haben. Abgesehen von finanziellen Härten nach Verlust eines Arbeitsplatzes sind alkoholbedingte Probleme oder Drogenkonsum mit einem gesellschaftlichen Stigma behaftet. Falsch positive Tests sind auch für Arbeitgeber von Belang, da sie zum Verlust von guten Mitarbeitern, zu Problemen der Arbeitsmoral und zu möglichen Klagen bei Gericht führen können. Alkohol- und Drogentests fallen auch bei Proben, die die Substanz enthalten (falsch negativ) nicht immer positiv aus und können andererseits bei Proben, die die Substanz nicht enthalten, positiv sein (falsch positiv) (185). Da die Folgen eines falsch negativen Testergebnisses für einen Arbeitnehmer verheerend sein können, sollte die Möglichkeit eines falschen Resultats sorgfältig untersucht werden. Die Fehlerrate ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Probe trotz positivem Testergebnis keinen Alkohol oder Drogen enthält. Um diese Rate zu berechnen, sind mindestens drei Datenelemente erforderlich: die Substanzen -Konsumrate für die Zielgruppe der Arbeitnehmer, die falsch positive Rate des Labors, das den Test durchführt, und die richtige positive Rate des Testlabors. Obwohl in empirischen Studien über die Fachkompetenz der Testlabors stets auf übliche Indikatoren für die Genauigkeit wie die falsch positiven Raten eingegangen wird, sind in derartigen Studien weder positive prädikative Werte noch Fehlinterpretationsraten jemals erwähnt (186). Es ist von wesentlicher Bedeutung, die Fehlinterpretationsrate eines Drogentestverfahrens zu kennen, bevor man entscheidet, ob das Testergebnis einen glaubwürdigen Nachweis für Drogenkonsum bietet. Diese Information wird jedoch üblicherweise nicht gegeben. Außerdem 69 Alkohol am Arbeitsplatz ist die Rolle der Fehlinterpretationsrate als Indikator für die Glaubwürdigkeit eines Nachweises in der Literatur über die Arbeitsbeziehungen noch nicht genauer untersucht worden" (186). Die gegenwärtige Situation in bezug auf die Glaubwürdigkeit der Tests läßt sich wie folgt zusammenfassen. Der Anteil der positiven Drogentests, die falsch sind - d. h. die Fehl interpretationssrate - kann selbst dann hoch sein, wenn die Tests selbst nach konventionellen Labormaßstäben als äußerst akkurat beurteilt werden. In solchen Fälllen bieten positive Drogentests keinen glaubhaften Nachweis für Drogenkonsum. Unseren Schätzungen in bezug auf Drogenkonsum, falsch positive Raten und echt positive Raten - die sämtlich auf kürzlich publizierten empirischen Nachweisen basieren zufolge haben unter normalen Umständen Drogentestergebnisse hohe Fehlinterpretationsraten und dementsprechend eine geringe Glaubwürdigkeit (186). Nach Barnum & Gleason (186) kann die Glaubwürdigkeit von Testergebnissen durch Vorgabe einer akzeptablen" Fehlerquote zugesichert werden. Die Fehlerquote sinkt mit der Zahl der Wiederholungstests zur Bestätigung der Testergebnisse; bei einem inakzeptabel hohen Niveau wird durch wiederholte Bestätigungen erreicht, daß die Fehlerquote auf ein akzeptables Niveau zurückgeht. Solange die Laboratorien nicht die Fehlinterpretationsrate ermitteln ist es nicht möglich, von der Glaubwürdigkeit der derzeit mitgeteilten Resultate überzeugt zu sein. MIT TESTPROGRAMMEN ASSOZIIERTE ERGEBNISSE Testprogramme können u. a. folgendes bewirken: einen Rückgang des Alkohol- oder Drogenkonsums, der Arbeitsunfälle, der Fehlzeiten, ei- ne Erhöhung der Produktivität und eine Verringerung der Diszi- plinarmaßnahmen. Angesichts der an Zeit und Geld erforderlichen Investitionen, damit ein Testprogramm anlaufen kann, wäre es nützlich, die effektiven Auswirkungen und die Wirksamkeit der Maßnahmen zu kennen. Bedauerlicherweise liegen gegenwärtig jedoch noch keine schlüssigen Erkenntnisse über den allgemeinen Nutzen aus Tests vor. Das liegt daran, daß auf diesem Gebiet Forschungsdefizite betehen bzw. wenn es Untersuchungen gibt, sind diese aus wissenschaftlicher 70 Tests und Screening Sicht nicht hinreichend validiert (170). Die ökonomischen Auswirkungen der Tests können im gegenwärtigen Zeitpunkt nur gemutmaßt werden, da - genau wie bei der Berechnung der mit dem Alkoholkonsum im allgemeinen assoziierten Kosten - keine Einigkeit über die zur Kostenschätzung geeignete Methode herrscht, bzw. noch nicht einmal über die bei der Schätzung zu berücksichtigenden Faktoren. Allerdings wurden einige Untersuchungen veröffentlicht, die angeblich die positiven Auswirkungen von Testprogrammen demonstrieren. So deuten beispielsweise Untersuchungen bei General Motors darauf hin, daß nach Einführung eines Drogen -Screening- Programms die Fehlzeiten um 40 %, die Disziplinarmaßnahmen um 50% und die Zahl der Unfälle um 50% zurückgegangen sind (187). Ebenso berichtete ein Elektrizitätswerk über einen 25 %igen Rückgang der Fehlzeiten nach Einführung eines Testprogramms (188). Die amerikanische Marine stellte fest, daß der Prozentsatz der drogenpositiven Tests nach Durchführung eines regulären Testprogramms auf 5% zurückgegangen war (von einem Niveau von 48% zum Zeitpunkt der Testeinfüh- rung) (189). Deshalb können solche Kontrollen eine wesentliche Rolle hinsichtlich des Verhaltens am Arbeitsplatz spielen. Allerdings ist anzumerken, daß die Methoden vieler Untersuchungen über die Auswirkungen von Testprogrammen kritisiert worden sind. Häufig werden rückläufige Unfallzahlen, Produktivitätsverbesserungen und ein Rückgang des Suchtmittelgebrauchs den Tests zugeschrieben, ohne die Auswirkungen anderer Entwicklungen wie beispielsweise Aufklärung und therapeutische Maßnahmen zu berücksichtigen. Auch wird bei vielen Untersuchungen versäumt, die Art des durchgeführten Testprogramms oder die Konsequenzen eines positiven Testergebnisses zu beschreiben, die indessen von wesentlicher Bedeutung für das Ergebnis des Testprogramms sind (190 -192). In den Untersuchungen wurden ebenfalls Mutmaßungen über potentiell negative Resultate von Stichprobentests - der am meisten umstrit- tenen Form der angewendeten Testverfahren - angestellt (193). Zu den Auswirkungen solcher Tests können bei den Arbeitnehmern verstärkte Gefühle von Unsicherheit, Druck und Angst gehören, die Wie argumentiert wird - zu Produktivitätsverlusten führen können (194). Die allgemein gegen Stichprobentests vorgebrachte Kritik lau- - tet, daß sie die Privatsphäre des einzelnen verletzen und insofern mißbräuchlich angewendet werden können, wobei die Möglichkeit gegeben 71 Alkohol am Arbeitsplatz ist, unliebsame Arbeitnehmer zu schikanieren. Außerdem sind solche Stichprobentests eine ineffiziente und kostspielige ScreeningMethode, da die Mehrheit der durchgeführten Tests negativ ist (193). Wenn Stichprobentests jedoch in fairer Weise durchgeführt und die Arbeitnehmer hinreichend über die Verfahren informiert werden, bietet diese Methode den Vorteil, daß einzelne Mitarbeiter nicht als potentielle Drogensüchtige oder Trinker herausgegriffen werden (195). Stichprobentests werden auch als eines der wirksamsten Abschreckungsmittel gegen Drogenmißbrauch angesehen (196). Es gibt eine Reihe von anderen negativen Auswirkungen von Alkohol- und Drogentestprogrammen. So können nach Unfällen geordnete Tests beispielsweise dazu führen, daß kleine Unfälle aus Angst vor den Konsequenzen eines alkoholpositiven Tests nicht gemeldet werden (191,194). Ein anderes Problem ist, daß ein positiver Test Grund liefern kann, die Schuld für einen Unfall - obwohl andere ursächliche Faktoren dabei nicht ausgeschlossen werden können - allein dem Alkoholkonsum zuzuschreiben. In einem solchen Fall kann also Alkohol fälschlich als Unfallursache genannt werden. Die Methode, in vermeintlichen Verdachtsfällen einen Test anzuordnen, kann dazu führen, daß bestimmte Arbeitnehmer als potentielle Alkoholsünder auf- grund von Verhaltensmerkmalen gebrandmarkt werden, die aber vielleicht überhaupt nicht mit Alkoholkonsum in Zusammenhang stehen. Es ist möglich, daß bestimmte Symptome falsch diagnostiziert werden und zur Ausgrenzung und Stigmatisierung von Personen führen können, bei denen ein Alkohol- oder Drogenmißbrauch nicht zutrifft (195). Die Nützlichkeit von Tests vor einer Einstellung ist schwer zu beurteilen, da es durchaus sein kann, daß ein Stellenbewerber auf Drogen verzichtet, solange er eine Arbeit sucht und dann später, wenn er angestellt ist, wieder Drogen konsumiert. Außerdem gibt es keine Möglichkeit, zu beurteilen, ob die abgelehnten Bewerber auch tatsächlich zu einem Problem für das Unternehmen geworden wären. Da die Arbeitgeber die Testresultate von Stellenbewerbern nicht bekanntzugeben brauchen und den abgelehnten Bewerbern keinen Grund für die Ablehnung nennen müssen, kann es bei dieser Art von Tests vielleicht am ehesten zu einer mißbräuchlichen Anwendung kommen. Bedauerlicherweise kommt hier am wenigsten Kritik von den Gewerkschaften, weil die Gewerkschaften schließlich nicht die Interessen von Nicht -Mitgliedern zu vertreten haben (187,196). 72 Tests und Screening In anderen Untersuchungen wurde darauf hingewiesen, daß ScreeningMethoden generell gesehen die Moral beeinträchtigen (179, 197 -200), die Beziehungen zwischen der Belegschaft und der Geschäftsleitung kompromittieren und vermehrt Anlaß zu rechtlichen Schritten gegen Unternehmen geben können (199). Die Anwendung eines Testprogramms kann sogar Konsequenzen in bezug auf die Art der Bewerber, die sich bei einem Unternehmen vorstellen, haben. Crant & Bateman (201) entdeckten, daß Unternehmen, die Tests durchführen, generell wahrscheinlich weniger Bewerbungen - von Abstinenzlern ebenso wie von Alkoholfreunden - erhalten. Der Grund dafür scheint in der Vorstellung zu liegen, die potentielle Stellenbewerber von dem Unternehmen haben. Stellenbewerber scheinen eine positivere Einstellung gegenüber Unternehmen zu haben, die kein Testprogramm vorsehen, und solche Unternehmen für vertrauenswürdiger und respektvoller in Hinsicht auf die Wahrung der Privatsphäre ihrer Mitarbeiter zu halten. Gegenwärtig ist man sich allerdings nicht darüber im klaren, ob ein derartiger Selektionsprozeß der Gesellschaft zum Nutzen gereicht oder nicht. Generell gesehen scheint die Einführung eines Programms - obwohl Tests zu einem allgemeinen Rückgang des Suchtmittelgebrauchs unter Arbeitnehmern führen mögen - zahlreiche andere Konsequenzen zu haben. Obwohl die Reduzierung des Alkohol- und Drogenkonsums und der damit verbundenen Probleme von vielen Arbeitnehmern angestrebt wird, können sich Drogentests auch nachteilig auf die Moral der Mitarbeiter sowie auf die Beziehungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer auswirken. Derzeit ist man sich noch nicht im klaren darüber, ob Testprogramme tatsächlich signifikante wirtschaftliche Gewinne erbringen und inwieweit solche Gewinne maximiert werden könnten. Bevor man versucht, diese Frage zu beantworten, müssen noch validierte wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt werden, um Klarheit über die Kosten und die Vorteile sämtlicher Testmethoden zu bringen. TESTHÄUFIGKEIT IN UNTERNEHMEN Vereinigte Staaten Die Häufigkeit von Screening- Programmen in den Vereinigten Staaten hängt vom jeweiligen Tätigkeitsfeld des Unternehmens ab. 1988 73 Alkohol am Arbeitsplatz wurde in einer Erhebung über mittelgroße und Großunternehmen festgestellt, daß es eher in produzierenden Betrieben im öffentlichen Versorgungssektor und Verkehrs -/Transportwesen Testprogramme gibt, wohingegen man derartige Programme selten im Bank- und Versicherungsgewerbe und sonstigen Finanzsektor findet. Bei Unternehmen, die ein Screening- Programm hatten, handelte es sich überwiegend um relativ große Betriebe mit einer hohen Belegschaft und versch iedenen Zweigbetrieben (202). Im allgemeinen gilt: je größer das Unternehmen ist, desto wahrscheinlicher führt es ein Testprogramm durch. 1986 hatten 25% der 500 größten Unternehmen Testprogramme (203) gegenüber lediglich 3,2% der Unternehmen insgesamt; dieser Anteil hatte sich bis 1990 auf 4,4% erhöht (197). Jüngeren Untersuchungen zufolge hatten 1992 85% der amerikanischen Konzerne irgendeine Art von Tests vorgesehen !2042. Diese Erhebung dürfte allerdings nicht repräsentativ für die amerikanische Wirtschaft sein, da sie sich auf Konzerne bezog und nur solche Unternehmen berücksichtigt wurden, die auf die Umfrage geantwortet hatten. Da hauptsächlich die größeren Betriebe eine strukturierte Politik verfolgen, ist der prozentuale Anteil der von einem Testprogramm betroffenen Arbeitnehmer vermutlich beträchtlich höher als die für den Anteil von Unternehmen, die strikte Regelungen haben, genannte Zahl. Es wäre sinnvoll, den Anteil der von solchen Testprogrammen betroffenen Bevölkerung zu schätzen, doch leider scheinen derartige Informationen nicht verfügbar zu sein. Auf Verbreitung von Tests in den Vereinigten Staaten kann jedoch im großen und ganzen, anhand der Schätzung, daß 1992 rund 20% der amerika- nischen Arbeitnehmer einem Test unterzogen wurden, geschlossen werden (186,204,205). Die beliebteste Art des Screening (gemessen an der Zahl der Unternehmen, die diese Methode anwenden) sind Tests vor der Einstellung; die am wenigsten populäre Methode sind Stichprobentests. 92% der Unternehmen mit Testprogrammen führten Tests vor einer Einstellung durch, 77% in vermeintlichen Verdachtsfällen, 12% führten regelmäßige Kontrollen durch und nur 8% Stichprobentests (206). 74 Tests und Screening Europa Im Vergleich zu den Vereinigten Staaten gibt es erst wenige Untersuchungen über die Testhäufigkeit in Europa, wahrscheinlich weil solche Tests hier erst ein relatives Novum sind. Man glaubt, daß die kürzliche Einführung von Tests im Vereinigten Königreich hauptsächlich auf das 1992 erlassene Transport and Works Act zurückzuführen sind, obwohl in diesem Gesetz nicht ausdrücklich festgelegt ist, daß Unternehmen Testprogramme durchführen müssen. Das Transport and Works Act fordert Unternehmer auf, alle gebotene Sorgfalt" anzuwenden, um den Konsum/Mißbrauch von Alkohol und Drogen am Arbeitsplatz zu verhüten. Es besteht die Wahrscheinlichkeit, daß viele Unternehmen dieses Postulat mit der Einführung eines Testprogramms gleichsetzen. Als Reaktion auf das Transport and Works Act gab die britische Bahnpolizei Einzelheiten über die ersten 14 Monate einer Testperiode zwischen dem 7. Dezember 1992 und dem 28. Februar 1994 bekannt (s. Tabelle 3). Diese Tests wurden von der Londoner U -Bahn- Gesellschaft London Underground und von der britischen Eisenbahngesellschaft British Rail durchgeführt. Tabelle 3. Tests der britischen Bahnpolizei London Underground Durchgeführte Tests Positive Tests Test verweigert Laufende Strafverfahren Verurteilungen bis 28. Februar 1994 British Rail 57 181 12 33 8 7 16 30 1 15 Quelle: Incomes Data Services (151). 75 Alkohol am Arbeitsplatz In einer Studie über 111 europäische Unternehmen wurde geschätzt, daß 30 Unternehmen (27 %) ein Testprogramm für Arbeitnehmer durchführen (207). In dieser Studie wurde auch beschrieben, daß schätzungsweise 18% der Unternehmen Stellenbewerber vor der Einstellung einem Test unterziehen, davon testeten 72% der Unternehmen auf Alkohol und die übrigen nur auf illegale Drogen und /oder verschreibungspflichtige Medikamente. Einzelheiten über die in den Unternehmen angewendeten oder in Erwägung gezogenen Programme sind der Tabelle 4 zu entnehmen. Tabelle 4. Derzeitige bzw. vorgesehene Testverfahren in 30 europäischen Unternehmen, Stand: 1993 Wann wird ein Test durchgeführt? Zahl der gegenwärtigen Tests auf: Alkohol Drogen Zahl der beabsichtigten Tests auf: Alkohol Drogen Stichprobenweise für alle Beschäftigten 4 1 3 3 Stichprobenweise für Beschäftigte an Arbeitsplätzen mit einem Sicherheitsrisiko 7 6 3 4 11 8 1 3 13 10 2 2 Wegen Besorgnis oder Verdacht des Management 13 7 1 2 Als Teil eines Behandlungsprogramms 11 9 2 3 Im Rahmen der periodischen medizinischen Untersuchung für bestimmte Mitarbeiter Auf spezielle Veranlassung nach Unfällen oder Zwischenfällen bei der Arbeit Quelle: Smith (207). 76 Tests und Screening Tabelle 5. Von 30 Unternehmen für die Einführung eines Testprogramms genannte Gründe Grund Zahl der Unternehmen Allgemeine Sorge, die Unfälle zu verringern 19 Allgemeine Sorge, die Prävalenz von alkohol- und /oder drogenbedingten Problemen zu verringern 15 Besondere gesetzliche Bestimmungen oder gesetzgeberische Auflagen 6 Nach einem spezifischen alkohol- und /oder drogenbedingten Zwischenfall am Arbeitsplatz 5 Weil in anderen Organisationen Tests durchgeführt werden 4 Weil die Muttergesellschaft bzw. eine andere Konzerngesellschaft Tests eingeführt hat 2 Engagement, den Gebrauch illegaler Drogen zu bekämpfen 2 Quelle: Smith (207). Auf die Frage, weshalb sie Tests durchführten, erklärten Unternehmen, daß sie zur Verringerung von alkohol- und drogenbedingten Problemen beitragen wollten oder daß sie sich aufgrund einschlägiger gesetzlicher Bestimmungen dazu veranlaßt sähen. Die Unternehmen, die keine Tests durchführten, gaben als Grund an, daß sie über die Auswirkungen der Tests auf die Rechte und bürgerlichen Freiheiten ihrer Angestellten besorgt seien und eventuelle negative Folgen für das Verhältnis Arbeitgeber /Arbeitnehmer befürchteten (s. Tabelle 5 und 6). 77 Alkohol am Arbeitsplatz Tabelle 6. Gründe, die 28 Gesellschaften dafür genannt haben, daß sie kein Testprogramm einführen Grund Zahl der Gesellschaften Die Rechtslage in bezug auf die Rechtmäßigkeit von Tests ist unklar 19 Derartige Tests können die Beziehungen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber verschlechtern 16 Alkohol- und anderweitige Suchtprobleme könnten unter Nutzung der vorhandenen Ressourcen und existierenden Verfahren wirkungsvoller erkannt werden 9 Derartige Tests sind mit der ethischen Grundhaltung der Organisation unvereinbar 9 Beabsichtigen, den Sachstand erneut zu prüfen, wenn andere Organisationen entsprechende Testverfahren vorgesehen haben 4 Quelle: Smith (207). 78 6 Erfassungsgrad der Alkoholpolitik Es wird davon ausgegangen, daß nur ein geringer Teil von Unternehmen ein offizielles, schriftlich abgefaßtes alkoholpolitisches Konzept hat, obschon die meisten Unternehmen sich offenbar zumindest auf eine informelle Vereinbarung stützen (208). In dem vorliegenden Kapitel werden einige der veröffentlichten Schätzungen zum Anteil der Unternehmen, die sich betriebsintern mit Alkoholproblemen befassen, untersucht. Zwar sind solche Studien nicht ideal geeignet, um Schätzwerte für den Anteil der erwerbstätigen Bevölkerung, die von einer Alkoholpolitik betroffen ist, zu erhalten, doch erscheint ihre Berücksichtigung in der vorliegenden Untersuchung gerechtfertigt, da sie zumindest einige nützliche Informationen liefern. METHODOLOGISCHE PROBLEME Akkurate Schätzungen der Gesamtzahl der Unternehmen mit einer Alkoholpolitik sowie der Gesamtzahl der einer Alkoholpolitik unterliegenden Arbeitnehmer sind schwierig, weil Zahlen für gewöhnlich anhand von Erhebungsdaten berechnet werden, was eine Reihe von Nachteilen hat. So z. B. ist in einer Erhebung zur Unternehmenspoli tik bei Alkoholproblemen damit zu rechnen, daß meist die Unternehmen, die sich der Problematik bereits bewußt sind, den Fragebogen béantworten. Deshalb weisen die zurückgesandten Fragebogen wahrscheinlich einen höheren Anteil von auf diesem Gebiet aktiven Unternehmen aus, was letztlich die geschätzte Zahl der Unternehmen mit einer Alkoholpolitik in dem betreffenden Land aufbläht. Deshalb sind 79 Alkohol am Arbeitsplatz die Beantwortungsquoten ein wichtiges Indiz dafür, wie repräsentativ eine bestimmte Studie ist. Die gewählte Erhebungsmethode wirkt sich wahrscheinlich beträchtlich auf die Resultate einer Untersuchung aus. Das wird durch einen Vergleich der Resultate von zwei Studien deutlich, wobei in einer Studie Abonnenten der mit Alkoholfragen befaßten Zeitschrift Grapevine (208) befragt wurden und in einer anderen Studie eine landesweit repräsentativere Stichprobe (100) untersucht wurde. Unterschiedliche Resultate der beiden Studien sind zu erwarten, da die Abonnenten von Gravevine sich wahrscheinlich bereits der Alkoholproblematik bewußt sind. Dies spiegelt sich in der Tatsache wider, daß laut der ersten Erhebung 76% der Unternehmen sich gezielt mit dem Problemkomplex Alkohol am Arbeitsplatz befassen, wohingegen in der zweiten Erhebung dieser Prozentsatz mit nur 32% angegeben wurde. Ebenso ist ein Vergleich von Erhebungen schwierig, weil die Kriterien zur Definition einer Alkoholpolitik oft unterschiedlich sind, ebenso die Orte, an denen die Studien durchgeführt wurden (209,210), das gleiche gilt auch für die Unternehmensgröße. Eine Interpretation der Ergebnisse der Studien ist ebenfalls insofern recht problematisch, als nicht eindeutig ist, was genau gemessen wurde. So ist z. B. nicht immer klar, was eine Alkoholpolitik haben" genau bedeutet. Wird hier nur die Tatsache, daß es ein alkoholpolitisches Konzept gibt, festgestellt oder wird auch dessen Umsetzung berücksichtigt? Das hat wichtige Implikationen, da Unternehmen, bei denen das Vorhandensein einer Alkoholpolitik ausgewiesen wurde, sich in Wirklichkeit vielleicht gar nicht daran halten. Andere Unternehmen können vielleicht durchaus eine Alkoholpolitik befolgen, doch wenn dies vielleicht ohne spezifische Erwähnung oder unter einem anderen Titel (beispielsweise als Gesundheitspolitik oder Regelung im Krankheitsfall) geschieht, kann u. U. in einer Studie nichts darüber vermerkt sein. Deshalb können solche Studien oft nur den Prozentsatz der Unternehmen ausweisen, die irgendwelche schriftlichen Bestimmungen über Alkoholmißbrauch haben. Diese Studien vermitteln dennoch eine Idee von der Prävalenz. 80 Erfassungsgrad der Alkoholpolitik DER ANTEIL VON UNTERNEHMEN MIT EINER AKTIVEN ALKOHOLPOLITIK Es gibt eine Reihe von Studien, die Schätzungen zum Anteil der Unternehmen im Vereinigten Königreich liefern, die irgendeine Art von Alkoholpolitik praktizieren. Darunter vermitteln Brittan et al. (100) das vielleicht umfassendste Bild der gegenwärtigen Praktiken in britischen Unternehmen und geben Informationen über den am häufigsten gewählten Ansatz. In ihrer Studie konnten drei Kategorien von Unternehmen identifiziert werden: Unternehmen, die keine speziellen Bestimmungen in bezug auf Alkohol vorsehen; Unternehmen, die das Problem zwar erkannt, doch keine Maßnahmen getroffen haben und Unternehmen, die konkrete Strategien für die Behandlung des Themas Alkohol am Arbeitsplatz vorgesehen haben. Ihren Schätzungen zufolge liegt der Anteil der Unternehmen, die konkrete Maßnahmen vorgesehen haben, bei rund 32 %. Diese Zahl ist etwas höher als der von O'Brien & Dufficy (141) genannte Prozentsatz, die diesen Anteil auf höchstens 20% geschätzt haben. Die MEL Research Ltd. (nichtveröffentlichte Daten, 1994) kam in einer über eine repräsentative Stichprobe von Unternehmen in der Innenstadt von Birmingham durchgeführten Studie zu dem Ergebnis, daß schätzungsweise nur 23% dieser Unternehmen eine Alkoholpolitik haben; dies ist eine relativ niedrige Zahl im Vergleich zu den in einer Studie des Industrial Relations Service genannten 40% (208,211,212) und den von Howie & Carter (213) für größere Arbeitgeber in Fife, Schottland, geschätzten 33 %. Hier wird jedoch vielfach der generelle Anteil der Unternehmen im Vereinigten Königreich, die eine Alkoholpolitik betreiben, überschätzt. Eine realistischere Zahl wird von Powell (nichtveröffentlichte Daten, 1990) genannt, der eine Reihe von Studien untersucht hatte und zu der Schlußfolgerung gelangt war, daß weniger als 20% der Firmen im Vereinigten Königreich über ein offizielles betriebsinternes Konzept zur Reduzierung der mit dem Alkoholkonsum zusammenhängenden Personalkosten verfügen. In puncto Alkoholpolitik scheinen die britischen Unternehmen hinter den amerikanischen Unternehmen hinterherzuhinken (214), denn in dén Vereinigten Staaten wird der Anteil der Unternehmen mit offiziellen Regelungen betreffend Alkohol am Arbeitsplatz auf rund 60% geschätzt. Der Anteil der britischen Unternehmen mit einer offiziellen Alkoholpolitik wird sich jedoch wahrscheinlich erhöhen, da immer 81 Alkohol am Arbeitsplatz mehr derjenigen, die sich der Alkoholproblematik bewußt sind, jetzt auch einschlägige Regelungen durchführen (24% der von Brittan et al. (100) untersuchten Unternehmen fielen in diese Kategorie). Eine Reihe von Faktoren dürfte die Unternehmen zu einer gezielten Alkoholpolitik ermutigen: Die Veröffentlichung von Zahlen, die den Anteil der Arbeitnehmer mit Alkoholproblemen am Arbeitsplatz belegen (215); Schätzungen der finanziellen Kosten, die durch übermäßiges Trinken entstehen können (99,104); die Wirkung der jüngsten Gesundheitskampagnen (216,217); die Veröffentlichung über die Gesundheitspolitik der Regierung (5); sowie Gesetze über Alkoholkonsum am Arbeitsplatz. Die Bedeutung der Unternehmensgröße Der Zusammenhang zwischen der Unternehmensgröße und der Existenz einer Alkoholpolitik geht deutlich aus einer Studie des Industrial Relations Service (208,211,212) hervor. Nur 16% der britischen Unternehmen mit einer Beschäftigtenzahl von 101 -200 Personen hatten eine Alkoholpolitik, gegenüber 70% der Großunternehmen mit über 10 000 Beschäftigten. Zwar ist ein Vergleich dieser Ergebnisse schwierig, weil die Stichprobengröße vermutlich ganz unterschiedlich ist (es gibt relativ selten Unternehmen mit über 10 000 Beschäftigten), doch erscheint ein Zusammenhang zwischen der Unternehmensgröße und der Existenz einer Alkoholpolitik offenkundig. Dies wurde auch in den Vereinigten Staaten demonstriert, wo 70% der 500 größten Unternehmen (218) alkoholpolitische Konzepte zur Beratung, Behandlung und Unterstützung von Beschäftigten entwickelt hatten, gegenüber lediglich 51% der mittelständ ischen Unternehmen. EIN BESSERER ERFASSUNGSGRAD Eines der wichtigsten Ziele der mit Alkoholfragen befaßten Organisationen ist die Erhöhung des Anteils von Unternehmen mit einer Alkoholpolitik - und somit auch eine Erhöhung des Anteils der Beschäftigten, für die alkoholbezogene Regelungen gelten. Eine wesentliche Erhöhung des Gesamtanteils der einer Alkoholpolitik unterliegenden Beschäftigten hängt davon ab, ob sich die Zahl der kleineren Unternehmen, die eine Alkoholpolitik einführen, vergrößert. 82 Erfassungsgrad der Alkoholpolitik Einer der wichtigsten Gründe dafür, daß kleine Unternehmen keine Alkoholpolitik betreiben, liegt darin, daß sie oft nicht glauben, ein Problem mit Alkohol zu haben. Dies könnte bedeuten, daß viele der kleineren Unternehmen tatsächlich kein solches Problem haben, doch es könnte ebenso gut ein Zeichen dafür sein, daß man dort nichts über die möglichen Folgen des Alkoholkonsums während der Arbeit weiß (219,220). In kleineren Unternehmen sind kaum Arbeitnehmer bereit zuzugeben, daß sie ein Alkoholproblem haben könnten (221); zu diesem Ergebnis gelangte man auch in einer kürzlichen Erhebung über kleine bis mittelgroße Unternehmen (10 bis 200 Beschäftigte), die in Liverpool durchgeführt wurde (222). In dieser Erhebung gaben 65% der Befragten an, Alkohol habe während der Arbeitszeit niemals Probleme verursacht. Wenn man davon ausgeht, daß 10% der erwachsenen Bevölkerung so viel trinkt, daß ihre Gesundheit gefährdet werden könnte (diese Zahl wird häufig zur Rechtfertigung einer Alkoholpolitik genannt) hat der Wahrscheinlichkeit nach eine Reihe von Unternehmen mit 10 bis 50 Beschäftigten keine Probleme mit dem Alkoholkonsum. Chadwick & Pendleton (222) meinen jedoch, daß Unternehmen, die sich mit dieser Frage genauer befassen, in ihrer Belegschaft wahrscheinlich auch Beweise für Auswirkungen des Alkohols finden können. Abgesehen von dem Problem, alkoholbedingte Schäden festzustellen, könnte es vielleicht sein, daß kleine Betriebe keine offizielle Alkoholpolitik wegen der dafür erforderlichen Ressourcen und Organisation vorsehen. Ein Großteil der derzeitigen Maßnahmen geht auf die betriebsärztlichen Dienste, Personalleiter oder Sicherheitsexperten (208) zurück, und derartige Funktionen sind in vielen kleineren Betrieben nicht zu finden. Der Mangel an Ressourcen kann in gewissem Maß durch die Inanspruchnahme von externen Organisationen wettgemacht werden, die z. B. einschlägige Literatur, Gesundheitsförderungsmaterial, Ratschläge über die Gestaltung einer Alkoholpolitik und Beratung für Beschäftigte mit Alkoholproblemen bieten können. Dies kann sich für eine Reihe von Unternehmen als gangbare Alternative erweisen, da dies die Kosten für das Vorgehen bei alkoholbezogenen Problemen beträchtlich senken kann. Viele externe Organisationen beréchnen für Kopien ihrer Materialien entweder überhaupt nichts oder nur einen geringen Betrag (223). 83 Alkohol am Arbeitsplatz Wenn mehr kleinere Betriebe die Einführung einer Alkoholpolitik in Betracht ziehen, müssen die Faktoren, die sie dazu motivieren - wie die potentiellen Kosten des Alkoholkonsums (speziell im Fall von besonders wichtigen Arbeitnehmern), die wahrscheinlichen Folgen des Alkohols unter bestimmten Umständen und die Möglichkeiten, die Probleme anzugehen, näher untersucht werden. Die Einführung einer Alkoholpolitik in einem kleinen Unternehmen setzt häufig die Inanspruchnahme von externen Ressourcen voraus. Kleine Unternehmen könnten vielleicht auch eher geneigt sein, Regelungen bezüglich des Alkoholkonsums im Rahmen einer Politik einzuführen, die eine ganze Palette von Gesundheitsfragen betrifft. Konzepte zur Alkoholproblematik könnten z. B. attraktiver sein, wenn sie als Teil einer breiter gefächerten Politik eingeführt werden, die auch Fragen wie Rauchen und Drogenmißbrauch aufgreift (27,166). Deutschland Die Inanspruchnahme externer Organisationen, um Unternehmen zu unterstützen und ermutigen, sich mit der Alkoholproblematik auseinanderzusetzen, scheint in Deutschland üblich zu sein. Die Deutsche Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (DHS) ist ein nationales Infor- mations-, Forschungs- und Dokumentationszentrum, das in ganz Deutschland Informationen und Statistiken verbreitet (224 -226). Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gibt ebenfalls Informationen über Alkohol heraus und hat umfassendes Material über den Problemkomplex Alkohol am Arbeitsplatz entwickelt (135). So heißt es darin z. B. mindestens 5% aller Arbeitnehmer sind Alkoholiker sind und weitere 10% sind stark alkoholgefährdet" und daß diese Arbeitnehmer mit 16mal größerer Wahrscheinlichkeit fehlen und 3,5mal häufiger in Arbeitsunfälle verwickelt sind. Außerdem enthält dieses Material Erläuterungen über die deutsche Gesetzgebung in bezug auf Alkohol am Arbeitsplatz; so fallen beispielsweise Arbeitsunfälle, die von alkoholisierten Arbeitnehmern (selbst bei sehr niedrigen Blutalkoholwerten) verursacht werden, nicht unter den Unfallversicherungsschutz der Berufsgenossenschaften. Unternehmen werden ermutigt, Maßnahmen zur Primärprävention ins Auge zu fassen, beispielsweise keine Verfügbarkeit von Alkohol, Aufklärung über Alkohol, Streßabbau und bessere Arbeitszeiten. Außerdem werden Ratschläge zur Früherkennung von alkoholbedingten Problemen gegeben und eine frühzeitige Behandlung wird empfohlen. Anregungen zur 84 Erfassungsgrad der Alkoholpolitik formellen Einbindung solcher Maßnahmen in eine betriebsinterne Alkoholpolitik sowie einschlägige Beispiele werden gegeben. In Deutschland existieren auch zahlreiche Sonderorganisationen auf regionaler Ebene, die Informationen erteilen und Hilfe bieten. In den letzten fünf Jahren hat die Landesstelle Berlin gegen die Suchtgefahren (LBS): ein regionales Servicezentrum für Berlin entwickelt, mit einem Team von Management- Beratern und Schulungsleitern. Zielgruppe sind Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, die an Fragen der Suchtprävention interessiert sind und die in dieser Hinsicht etwas für ihre Beschäftigten tun wollen. Während des Prozesses der Einführung, Durchführung und Gestaltung dieser Programme werden die betreffenden Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen beraten, manchmal mehrere Jahre lang. Einige Unternehmen sind jetzt so weit, daß eine erste Evaluation durchgeführt werden kann (227). Die LBS ist auch an einem Kooperationsnetz von Organisationen DIALOG - beteiligt. Dieses Netz ist ein Forum für den Informationsund Erfahrungsaustausch. Für deutsche Unternehmen gibt es eine (alle zwei Monate veröffentlichte) Informationsschrift mit dem Titel Partner (entspricht in etwa der von der Gesundheitserziehung in England veröffentlichten Zeitschrift Grapevine), die bezweckt, Unternehmen im Umgang mit alkoholbezogenen Problemen zu unterstützen. Der Handwerker -Fonds bietet speziell Informationen für Unternehmen mit bis zu 150 Beschäftigten. Diese Informationen beziehen sich u. a. auf die Folgekosten von Alkoholproblemen, Auswirkungen der Arbeitsbedingungen auf das Suchtpotential, Erkennung von Problemtrinkern, betriebsinterne und externe Hilfsmöglichkeiten, rechtliche Informationen, spezielle Hilfsangebote für Handwerker, Einzelheiten über alkoholbezogene Veranstaltungen und Alkoholliteratur sowie Ratschläge für Manager über eine Alkoholpolitik. Das Vereinigte Königreich Im Vereinigten Königreich bieten Organisationen wie die Gesundheitserziehungsbehörde Health Education Authority, der Alcohol 85 Alkohol am Arbeitsplatz Education and Research Council, Alcohol Concern, die zahlreichen regionalen Alkoholberatungsstellen sowie Beratungsdienste für Arbeitnehmer gegenwärtig Beratung, Literatur, Unterstützung und häufig auch Personalberatung für Unternehmen, die eine Alkoholpolitik vorsehen und betreiben. Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Alkoholiker (Alcoholics Anonymous) beraten auch Arbeitnehmer mit Alkoholproblemen kostenlos für die Unternehmen. Die Inanspruchnahme solcher Organisationen scheint eine Möglichkeit zu sein, für kleine Betriebe die Einführung einer Alkoholpolitik attraktiver zu machen. Wahrscheinlich wird sich künftig die Zahl der Unternehmen mit einer eigenen Alkoholpolitik erhöhen. Der Erfolg dieser Politik wird letztlich von der Sachkenntnis und der Unterstützung durch eine Reihe von externen Organisationen abhängen. Wenn Konzepte in bezug auf Alkohol, das Rauchen und allgemeine Gesundheitsfragen in mehr Unternehmen umgesetzt werden, wird höchstwahrscheinlich in gewissem Ausmaß die Gesellschaft insgesamt daraus Nutzen ziehen. Jetzt scheint es darum zu gehen, das Management davon zu überzeugen, daß die Verwirklichung einer bedarfsgerechten Alkoholpolitik zum Nutzen des Unternehmens wie auch seiner Mitarbeiter sein könnte. 86 7 Diskussion VOLKSWIRTSCHAFTLICHE DIMENSIONEN DES ALKOHOLS In bezug auf den Alkoholkonsum und die möglichen Auswirkungen auf den Unternehmensbereich hat es bereits zahlreiche Untersuchungen gegeben. Mit diesen Untersuchungen wurde häufig versucht, die Auswirkungen des Alkoholkonsums auf den Unternehmensbereich sowie auf die Volkswirtschaft insgesamt aus finanzieller Sicht abzuschätzen. Obwohl die generellen Gewinne ", die der Alkoholindustrie (beispielsweise in Hinsicht auf Arbeitsplätze, Handel und Investitionen) zugeschrieben werden können, einen wichtigen Teil der Gesamtrechnung ausmachen, wird das größte Interesse auf die mit Alkohol verbundenen volkswirtschaftlichen Kosten gerichtet. Diese Kosten wurden für eine Reihe von Ländern errechnet und dürften oft einen wesentlichen Bestandteil des Bruttosozialprodukts eines Landes ausmachen. So liegt im Vereinigten Königreich beispielsweise der meistgenannte Schätzwert hier in der Größenordnung von 2 Milliarden Pfund für 1987. Dieser Schätzwert beinhaltet eine Reihe von Kostenfaktoren wie Ausfallzeiten durch Krankheit, Arbeitslosigkeit, frühzeitiger Tod, Kosten für den nationalen Gesundheitsdienst sowie alkoholbedingte Straftaten. Nicht eingeschlossen sind indessen etliche Aspekte der weniger einfach quantifizierbaren Kosten wie Produktivitätsverluste, Unfälle, Personalfluktuation, Störûng der Arbeitsbeziehungen und Verluste wegen eines schlechten Images des Unternehmens. Die Nichtberücksichtigung dieser Faktoren hat einige Wissenschaftler zu der Annahme veranlaßt, daß die bisher genannten Zahlen zu niedrig sind und die echten Kosten somit im 87 Alkohol am Arbeitsplatz Grunde signifikant höher sind. Dieser Ansicht kann jedoch widersprochen werden, weil das häufig zur Kostenermittlung herangezogene Wirtschaftsmodell Kapital Mensch - Krankheitskosten" (Human Capital HC - Cost of Illness COI) nur begrenzte Gültigkeit hat und auch weil die positiven Folgen des Alkoholkonsums nicht berücksichtigt worden sind. Zahlreiche Wissenschaftler haben sich bei ihren Forschungen auf das HC -COI- Modell gestützt, um die mit dem Alkoholkonsum verbundenen Kosten abzuschätzen. Dieses Modell schätzt die Kosten unter Zugrundelegung des potentiellen Werts der Arbeitnehmer - ein Konzept, das in Ländern mit Arbeitslosigkeit von begrenzter Gültigkeit sein dürfte. Die Kostenermittlung nach dieser Methode resultiert in einem Wert, der häufig höher ist als die Zahl, die man erhält, wenn man die direkten Kosten, die beispielsweise mit Personalfluktuationen, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Unterbrechung der Produktion ver- bunden sind, abschätzt. Die für Faktoren wie Arbeitslosigkeit und vorzeitiger Tod infolge von Alkohol erhaltenen Schätzwerte sind die potentiellen Kosten und nicht die tatsächlichen Kosten (d. h. die Geldsumme, die man hätte sparen können) wie oft angenommen wird. Abgesehen von den Problemen bei Anwendung dieses Modells ist anzumerken, daß der Nutzen, der dem Alkoholkonsum u. U. zugeschrieben werden kann, für gewöhnlich in den Schätzungen der Gesamtkosten nicht enthalten ist. Nahezu alle Zahlen und Statistiken im Zusammenhang mit dem Problem der Quantifizierung von Kosten unterliegen dem Vorbehalt, daß es sich dabei lediglich um Schätzwerte und ungefähre Zahlen für Phänomene handelt, die im gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mit wissenschaftlicher Genauigkeit erfaßt werden können. DiNardo (228) kommt in einer Untersuchung über die Kosten des Alkohol- und Drogenkonsums in den Vereinigten Staaten zu dem Schluß, daß die Schätzungen der Gesamtkosten von begrenztem Wert sind. Diese Kritik kann gleichermaßen für die im Vereinigten Königreich durchgeführten Untersuchungen gelten. Um genauere Schätzwerte zu erhalten, muß eine Reihe von Fragen untersucht werden, darunter die Qualität der Daten, die Auswirkungen des Alkohols auf das Verhalten und die Gesundheit sowie die Interaktion zwischen Alkoholkonsum und anderen Faktoren. Im ge- 88 Diskussion genwärtigen Zeitpunkt ist es so, daß viele der verfügbaren Daten im Interesse bestimmter unternehmerischer Erfordernisse gesammelt worden sind und weniger im Hinblick auf die Beantwortung spezifi- scher Forschungsfragen. Infolgedessen sind viele Daten für Forschungszwecke nicht geeignet. So liegen beispielsweise Informationen über krankheitsbedingten Arbeitsausfall im Vereinigten Königreich meist in Form von eigenen Krankmeldungen der Arbeitnehmer vor, in denen diese selbst die Gründe für die Abwesenheit angeben. Die von den Arbeitnehmern für ihre Abwesenheit genannten Gründe" haben jedoch oft wenig oder überhaupt nichts mit den wirklichen Gründen zu tun, zumindest wenn das Fehlen durch übermäßigen Alkoholkonsum bedingt ist. Die über die Fehlzeiten verfügbaren Daten sind deshalb von geringem Nutzen, wenn man die Zusammenhänge zwischen Alkoholkonsum und Fehlzeiten beurteilen möchte. Zusätzlich zu der Schutzwirkung, die ein moderater Alkoholkonsum auf die Gesundheit haben kann, können auch andere günstige Auswirkungen die Kostenschätzungen beeinflussen. Insbesondere sollten Schätzwerte für den Nutzen des Alkohols angegeben werden, wenn er als Stärkungsmittel Anwendung findet und ebenso Schätzwerte für den möglichen günstigen sozialen Effekt, den er haben kann. Auch das Zusammenwirken von Alkohol und anderen Verhaltensweisen (speziell Rauchen und Streß) muß Berücksichtigung finden, da diese Interaktion eine Reihe von Implikationen hinsichtlich der Kosten hat und gegenwärtig erst kaum einschlägige Erkenntnisse vorliegen. Eine grundlegende Frage bei der Kostenabschätzung - die häufig ignoriert wird - ist der Effekt, den die Erwartungen oder Ansichten des Forschers auf die Entscheidung darüber haben, welche Faktoren bei der Kostenermittlung berücksichtigt werden sollen. Solche Entscheidungen sind ganz wesentlich, da sie letztlich zu einem großen Teil die Höhe des Schätzwerts bestimmen. So wird z. B. die Erwartung, daß jeglicher Alkoholkonsum negative Konsequenzen hat und Kosten nach sich zieht, unweigerlich die potentiellen Kosten in den Vordergrund rücken und Anlaß dazu geben, sie in der Schätzung zu berücksichtigen. Das gleiche gilt indessen nicht für den potentiellen Nutzen. DiNardo (228) kommt zu dem Schluß, daß Forscher wahrscheinlich eher ungenaue negative Resultate akzeptieren als positive Schätzungen und daß diese Tendenz, die Ungenauigkeit von negativen Schätzwerten oder die gelegentlich anomalen" positiven Schätzwerte 89 Alkohol am Arbeitsplatz zu ignorieren, jegliche Behauptungen der Autoren grundlegend unterminieren. Abgesehen von den Schwierigkeiten, die mit Alkoholkonsum verbundenen Kosten zu beurteilen, ist es schwierig, die Wirkung zu bewerten, die eine Verringerung des Alkoholkonsums oder Abstinenz haben würde. Da Alkohol lediglich eine von mehreren Substanzen ist, für deren Konsum man sich entscheiden kann, könnte vielleicht ein gewisser Substitutionseffekt eintreten, wenn die Menge einer bestimmten Substanz verringert wird und man sich dann ohne weiteres für andere Suchtmittel entscheiden kann. Ein stärkerer Marihuanakonsum kann z. B. zu einem geringeren Gebrauch anderer Drogen führen (Modal, K.E., nichtveröffentlichte Daten, 1993); ähnlich führt eine Verringerung des Heroingebrauchs oft zu einem Anstieg des Alkoholkonsums (229, 230). Eine Einschränkung des Alkoholkonsums kann zur stärkeren Anwendung von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln (231) und zur Erhöhung des Tabakkonsums (232) führen. Deshalb ist es eher unwahrscheinlich, daß eine Reduzierung oder Aufgabe des Alkoholkonsums zu Ersparnissen" in der gleichen Größenordnung wie die geschätzten alkoholbedingten Kosten führen. Bedauerlicherweise wird bei der Abschätzung der Kosten des Alkoholkonsums oft ganz selbstverständlich davon ausgegangen, daß es sich dabei um den Geldbetrag handelt, der eingespart werden kann, wenn man den Alkohol aufgibt; das scheint indessen nicht der Fall zu sein. Selbst wenn diese Probleme gelöst werden könnten, ist es fraglich, ob durch eine bessere Abschätzung der Gesamtkosten viel gewonnen würde. Die Lösung dieser überwiegend praktischen Probleme könnte zwar die generelle Genauigkeit der Ermittlung der finanziellen Kosten verbessern, jedoch würde es wenig dazu beitragen, einige der weiteren Probleme anzugehen, wenn man dem Alkoholkonsum einen wirtschaftlichen Wert beimißt. Zu diesen Problemen zählt die Bewertung von Faktoren wie persönliche Freiheit, Vergnügen und Verbesserung der Lebensqualität, die Alkohol bringen kann. Diese Faktoren müssen indessen in Betracht gezogen werden, wenn die Kosten" Ermittlungen reale Gültigkeit haben sollen. Allerdings gelten nicht für sämtliche Kostenabschätzungen dieselben Einwände. Eine Kosten- Nutzen -Analyse kann hilfreich sein, zumindest wenn die Auswirkungen bestimmter Alternativen bewertet werden. 90 Diskussion Eine Kosten - Nutzen -Analyse ermöglicht es dem Analysten, zuverläs- sige Schätzungen zu erhalten ohne vollständige Beschreibung der zahlreichen subtilen Verbindungen zwischen Alkoholkonsum und den entsprechenden Ergebnismessungen. Obwohl ein solcher Ansatz nicht die Gesamtkosten aufzuzeigen vermag, kann er die relative Effektivi- tät einer Reihe von alternativen Konzepten aufzeigen. Die Anwendung eines Kosten - Nutzen -Analyserahmens kann von gewissem Wert für die Unternehmen sein (wertvoller als die Beurteilung der Gesamt- kosten), da man dadurch Antworten auf eine Frage wie Wird die Produktivität durch Einführung der Alkoholpolitik X beeinträchtigt werden? " erhalten kann. Obgleich die derzeitigen Schätzungen so unzuverlässig sind, sind sie sehr populär, weil sie ein Mittel an die Hand geben, die generellen alkoholbezogenen Kosten einzuschätzen, was zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung und Regierungspolitik nützlich ist. Mehrere Kommentatoren haben festgestellt, daß es jedoch ein Fehler sein dürfte, solche Schätzungen als Leitschnur zur Prioritätensetzung für die Ausgaben zu nehmen, da sie nicht auf einer soliden ökonomischen Basis beruhen. Guyot (233) geht noch weiter und behauptet, daß das ökonomische Argument keine wirtschaftliche Realität hat, aber als nützlich empfunden wird, weil es den Politikern erlaubt, das Problem" herauszustellen und ihre Maßnahmen zu rechtfertigen. DIE REAKTION DER INDUSTRIE AUF ALKOHOL Selbst wenn es signifikante Probleme gibt, die Auswirkungen des Alkoholkonsums insgesamt als Geldwert auszudrücken, ist zur Zufriedenheit vieler demonstriert worden, daß Alkoholkonsum, zumindest in bestimmten Situationen, signifikante Probleme für die Unternehmen schaffen kann. Als Reaktion darauf scheinen sich die Unternehmen jetzt zu bemühen, alkoholbedingte Probleme zu erkennen und anzugehen. Die Motivation dazu ist hauptsächlich auf die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen, die einige der möglichen mit Alkohol verbundenen Kosten aufgezeigt haben, sowie auf die Gesetzgebung zurückzuführen. Die wichtigste Reaktion der Unternehmen auf alkoholbezogene Pro- bleme ist die Einführung von alkoholpolitischen Konzepten am 91 Alkohol am Arbeitsplatz Arbeitsplatz. Solche Konzepte können zur Feststellung, Disziplinierung und Rehabilitation von Arbeitnehmern mit Alkoholproblemen beitragen, ebenso zur Aufklärung der Beschäftigten über die möglichen Auswirkungen des Alkoholkonsums und über Risikominderung im Kontext der Trinkgewohnheiten. Der durch Einführung einer Alkoholpolitik zu erzielende Nutzen kann folgendes beinhalten: eine sicherheitsbewußtere, gesündere, besser motivierte Belegschaft sowie eine Reihe von wirtschaftlichen Gewinnen, einschließlich solcher, die durch Rehabilitation der Arbeitnehmer erreicht werden können, die sonst unproduktiv gewesen wären oder entlassen worden wären. Die Art und Weise, in der Alkoholabhängigkeit gesehen wird, hat ernste Konsequenzen für den Umgang mit Arbeitnehmern, die alkoholbedingte Probleme haben oder vermuten lassen. Obwohl der Status der Alkoholabhängigkeit als Krankheit umstritten ist, werden die Arbeitgeber veranlaßt, Alkoholabhängigkeit als Krankheit anzusehen. Die Arbeitsgerichte halten sich mehr oder minder an diesen Bezugsrahmen und fordern häufig von Unternehmen, Mitarbeiter mit einem Alkoholproblem genauso zu behandeln wie Mitarbeiter, die an irgendeiner sonstigen Krankheit" leiden. Solch eine Forderung kann gelegentlich zu der offensichtlich absurden Situation führen, daß ein Arbeitgeber einen produktiven Arbeitnehmer, der kein Problemtrinker ist, entläßt und gleichzeitig einen weniger produktiven Problemtrinker weiterbeschäftigt. Diese offensichtliche Zwiespältigkeit kann gewisse Ressentiments heraufbeschwören und hat sogar schon dazu geführt, daß Arbeitnehmer im Fall irgendeines Dienstvergehens behaupten, sie hätten ein Alkoholproblem, selbst wenn dies überhaupt nicht der Fall ist. Alkoholpolitische Konzepte sollen die festgestellten Probleme aufgreifen, doch können sie auch dazu dienen - durch Ermutigung der Arbeitnehmer, Befürchtungen, die sie in bezug auf Alkohol haben können, zum Ausdruck zu bringen - potentielle Probleme aufzuzeigen, bevor eine disziplinarische Angelegenheit daraus wird. Eine solche Strategie beinhaltet typischerweise ein Therapieangebot, wobei der Arbeitsplatz des betreffenden Arbeitnehmers erhalten bleibt. Das ermutigt einerseits die Arbeitnehmer, bei irgendwelchen Alkoholproblemen um Hilfe nachzusuchen und ermöglicht es andererseits dem Arbeitgeber, das Trinken am Arbeitsplatz insgesamt einzuschränken. Deshalb kann ein alko- holpolitisches Konzept sowohl für die Arbeitnehmer als auch für die 92 Diskussion Arbeitgeber von Vorteil sein. Es kann Verfahrensweisen für den Um- gang mit offenkundigen alkoholbedingten Problemen bieten und durch das Therapieangebot für Arbeitnehmer auf einer freiwilligen Basis kann sogar die Zahl der disziplinarischen Maßnahmen im Zusammenhang mit Alkoholkonsum zurückgehen. Eine wichtige - wenn auch bedauerlicherweise oft vernachlässigte Funktion jeglichen alkoholpolitischen Konzepts ist die Identifikation der Arbeitsplatz- und /oder Arbeitsfaktoren, die zum Trinken ermutigen. Bestimmte Arbeitspraktiken und Arbeitsmilieus beeinflussen das Ausmaß des Trinkens enorm und können der Aufstellung angemessener Trinknormen entgegenwirken. Arbeitnehmer reagieren vielleicht eher auf die unmittelbarere und eindrucksvollere Verständigung darüber was akzeptabel ist" als auf Betriebsvorschriften über Alkoholkonsum am Arbeitsplatz. Um so erfolgreich wie möglich zu sein, müssen die alkoholpolitischen Konzepte auf die Auswirkungen eingehen, die solche Verständigungen und Arbeitspraktiken auf das Verhalten haben und hier möglichst eine Änderung bewirken. Ein Weg hierzu ist für den Arbeitgeber die Umsetzung einer adäquaten Alkoholpolitik. Eine Methode zur Veränderung des generellen Verhaltens am Arbeitsplatz ist die Einführung eines allgemeineren Alkoholaufklärungsprogramms. Ein solches Programm kann durch Aufklärung über die betriebliche Alkoholpolitik, über die Auswirkungen des Trinkens und über die Grenzen, bis zu denen ohne Risiko getrunken werden kann, das Verhalten der Arbeitnehmer verändern. Obgleich im gegenwärtigen Zeitpunkt nicht feststeht, wie wirkungsvoll Aufklärungskampagnen tatsächlich in bezug auf die Veränderung von Trinkgewohnheiten sind, konnten hier Erfolge hinsichtlich der Informationsverbreitung nachgewiesen werden. Deshalb ist es gerechtfertigt, daß solche Aufklärungskampagnen Bestandteil der Alkoholpolitik werden. Eine der wichtigsten und am meisten umstrittenen Entwicklungen in jüngster Zeit ist die Einführung von Tests, in der Absicht, die Häufigkeit von Alkoholproblemen am Arbeitsplatz zu verringern. Zu den wichtigsten Testmethoden gehören u. a. Stichproben, Tests in begründeten Verdachtfällen, nach einer Therapie, periodische Untersuchungen und Tests vor der Einstellung. Die Einführung solcher Tests ist zumindest teilweise das Ergebnis gesetzgeberischer Maßnahmen, die die Arbeitgeber - ebenso wie die auffällig gewordenen Arbeitnehmer - für Zwischenfälle im 93 Alkohol am Arbeitsplatz Zusammenhang mit Alkohol potentiell haftbar machen. Obwohl die Gesetzgebung nicht unbedingt die Einführung von Testprogrammen vor- schreibt, ermutigt sie die Arbeitnehmer dazu, indem sie fordert, daß mit aller gebührenden Sorgfalt" alkohol- oder drogenbedingten Unfällen vorgebeugt werden muß. Außerdem ist die Tatsache, daß die Polizei ermächtigt ist, Personen bei Verdacht der Trunkenheit einem Alkoholtest zu unterziehen oder ohne Haftbefehl festzunehmen, ein deutliches Signal dafür, was gebührende Sorgfalt" tatsächlich bedeuten kann. Einer der wichtigsten Gesichtspunkte für den Erfolg einer Alkoholpolitik ist die Frage, ob sie kostenwirksam ist - und dies ist von übergeordneter Bedeutung für die Betriebe. Im gegenwärtigen Zeitpunkt läßt sich kaum mit Bestimmtheit sagen, ob die Einführung einer Alkoholpolitik irgendwelche Gewinne für eine Unternehmung mit sich bringt. Untersuchungen in den Vereinigten Staaten haben gezeigt, daß ein Therapieangebot für Alkoholiker" zu erheblichen Einsparungen in einem Unternehmen führen kann. Diese Forschungsergebnisse haben indessen nicht ohne weiteres Geltung für andere Länder, da es erhebliche Unterschiede in den Gesundheitsversorgungssystemen und hinsichtlich der Verantwortlichkeit der Unternehmen gibt. Es ist auch wahrscheinlich, daß die Schätzwerte der Gesamtkosten für die Therapie in den Vereinigten Staaten - aus einer Reihe von Gründen, die häufig nicht mit der Wirksamkeit der Behandlung in Bezug stehen künstlich hoch sind. Jüngste Erkenntnisse deuten darauf hin, daß eine relativ kostengünstige Minimalintervention genauso wirksam wie eine stationäre Betreuung sein kann. Die Schaffung von Möglichkeiten für Minimalinterventionen wird die Behandlung verbilligen und im Ergebnis eine umfassende Alkoholpolitik attraktiver machen und einer größeren Zahl von Arbeitnehmern eröffnen. Bevor die Frage der Kostenwirksamkeit von alkoholpolitischen Konzepten definitiv beantwortet werden kann, müssen noch etliche Untersuchungen durchgeführt werden, und zwar nicht nur über die Effektivität verschiedener Therapieformen, sondern auch darüber, welche Arbeitnehmer am meisten davon profitieren würden. Es wird davon ausgegangen, daß nur wenige Unternehmen eine regelrechte Alkoholpolitik verfolgen (obwohl der tatsächliche Prozentsatz der Arbeitnehmer, für die alkoholbezogene Regelungen gelten, wahrscheinlich höher ist). Dieser Prozentsatz dürfte sich noch wesentlich 94 Diskussion erhöhen, wenn die Auswirkungen von gesetzgeberischen Maßnahmen, gesundheitsbezogenen Kampagnen (insbesondere in bezug auf das Rauchen) und die Veröffentlichung von Zahlen, die das mögliche Ausmaß des Problems zeigen, zu greifen beginnen. Angesichts der Tatsache, daß die Wahrscheinlichkeit einer gezielten Alkoholpolitik in kleineren Betrieben am geringsten ist, sollten sich die Bemühungen künftig darauf konzentrieren, die spezifischen Erfordernisse kleinerer Unternehmen zu identifizieren und Ressourcen zu entwickeln, die es den Unternehmen ermöglichen, eine Alkoholpolitik einzuführen. Eine Reihe von Organisationen fördert die breite Einführung von alkoholpolitischen Konzepten und glaubt, daß dies dem Land insgesamt nützen wird. So fordert beispielsweise der britische Industrieverband Confederation of British Industry (14) die Einführung einer Alkoholpolitik und erinnert die Arbeitgeber daran, daß: ... die Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses eines Beschäftigten wegen Suchtmittelgebrauchs zu einer Klage wegen unfairer Entlassung führen könnte ... Die Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses ist auf jeden Fall eine kurzfristige Lösung des Problems. Das einzige Resultat ist, daß der Arbeitnehmer dieses Problem zu einem anderen Arbeitgeber weiterschleppt - und daß Sie Ihrerseits das Resultat ähnlich antisozialer Verhaltensweisen anderer Unternehmen einstellen. Es mag sein, daß etliche Unternehmen immer noch Beschäftigte mit Alkoholproblemen entlassen und bei Wiederbesetzung des betreffenden Postens vielleicht vorsichtshalber Einstellungstests durchführen, um die Möglichkeit, jemanden mit einem ähnlichen Problem einzustellen, zu minimieren. Solch eine kurzfristige Lösung mag für einzelne Unternehmen funktionieren, doch ist es unwahrscheinlich, daß sich die Dinge auf nationaler Ebene verbessern, da hier keine Bemühungen unternommen werden, auf die Schwierigkeiten des einzelnen einzugehen. Die Kosten werden lediglich von einem Unternehmen auf ein anderes - oder auf den Staat - überwälzt. Schlußendlich scheint es, daß alkoholpolitische Konzepte - entweder als Teil einer spezifischen Alkoholpolitik oder als Teil einer allgemeineren Drogen- und Gesundheitspolitik - bei den Betrieben immer häufiger werden und in Zukunft eine immer größere Zahl von Arbeitnehmern betreffen. Die breite Einführung einer Alkoholpolitik wird unweigerlich zu bestimmten Restriktionen für die Arbeitnehmer führen. 95 Alkohol am Arbeitsplatz Dies kann jedoch gerechtfertigt sein, weil die möglichen Verbesserungen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer etwaige Nachteile durch eine Einschränkung persönlicher Freiheiten aufwiegen dürften. Einige der wahrscheinlichen Konsequenzen einer breiteren Anwendung alkoholpolitischer Konzepte sind: Rückgang der Unfallzahlen, Verringerung der alkoholbedingten Sterblichkeit, höhere Produktivität und eine besser informierte Arbeitnehmerschaft. Der letztgenannte Gesichtspunkt ist besonders wichtig, da dies alle Arbeitnehmer in die Lage versetzt, eine besser informierte Wahl in bezug auf ihr eigenes Trinkverhalten zu treffen. Dies könnte seinerseits zu spürbaren Veränderungen führen, und zwar nicht nur bei den Trinkgewohnheiten am Arbeitsplatz, sondern bei den Trinkgewohnheiten in der Gesellschaft insgesamt. 96 Literaturhinweise 1. 2. 3. 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Paris, Haut comité d'études et d'information sur l'alcoolisme, 1985. 113 EUROPÄISCHER AKTIONSPLAN ALKOHOL Alkohol ist in unserer modernen Welt die verbreitetste Droge und in vielen Ländern ein nicht wegzudenkender Bestandteil des sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Lebens. Vor allem am Arbeitsplatz kann das Trinken jedoch schwerwiegende Konsequenzen haben, da es die Leistungsfähigkeit beeinflusst und sich beispielsweise nach- teilig auf Produktivität, Unfallhäufigkeit, Arbeitsbeziehungen und Fehlzeiten auswirken kann. Die offenkundige negative Rolle von Alkohol am Arbeitsplatz löst deshalb unter den Arbeitgebern Besorgnis aus und hat bewirkt, dass man vielerorts eine Alkoholpolitik eingeführt hat, die darauf abzielt, den Alkoholkonsum zu verbieten 'U oder zumindest in den Griff zu bekommen. Akoholbedingte Probleme können offensichtlich ganz unterschiedlich angegangen werden. Nicht klar ist allerdings, welche Ansätze unter den jeweiligen Gegebenheiten am meisten Erfolg versprechen. Diese kritische Darstellung enthält einen Uberblick über eine Reihe unterschiedlicher Vorgehensweisen, die solchen Problemen abhelfen sollen, wobei nach Möglichkeit auch die Wirksamkeit der einzelnen Methoden beurteilt wird. Besonders interessieren in diesem Zusammenhang die Genauigkeit der Kosten" Abschätzungen und die Frage, inwieweit diese einen Einfluss darauf haben, als wie schwerwiegend alkoholbedingte Probleme gesehen werden. Das wiederum spielt nämlich eine wichtige Rolle als Motivationsfaktor für die Einführung von Maßnahmen zur Steuerung des Alkoholkonsums. ISBN 92 890 7331 4 Sfr 23.-