gesundheits- und pflegenetzwerk

Transcription

gesundheits- und pflegenetzwerk
M o d e l l v o r h a b e n
„S t a d t u m b a u
W e s t“
Große Kreisstadt
SELB
INTEGRIERTES STADTENTWICKLUNGSKONZEPT
Impulsprojekt L
GESUNDHEITS- UND PFLEGENETZWERK
Zwischenbericht
Januar 2005
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
INHALT
1
EINFÜHRUNG
Seite 5
2
ZIELE
Seite 7
Aufgabe, Auftrag, Vorgehen, Umsetzung
Übergeordnete Sozialpolitische Ziele
Lokale sozialpolitische Ziele – Pflegenetzwerk Selb
3
BESTAND
Seite 13
4
BEDARF
Seite 37
- Bevölkerungsbestand und Entwicklung der Altersgruppe über 80 Jahre
- Bestand Infrastruktur: Gesundheits-, Sozial- und Pflegeeinrichtungen
- Interviews mit den Trägern der Versorgungsbereiche im Landkreis
- Umnutzungspotentiale Leerstand
Altersgerechtes Wohnen mit häuslichen Hilfen und Pflege
(Weeber und Partner, Institut für Stadtplanung und Sozialforschung)
5
UMSETZUNG
- Konzept
Seite 47
- Strategien für die Stadtbezirke
- Bausteine der Versorgung
- Prioritäten in der Umsetzung
- Integration laufender Planungen und Projekte
in Selb: Vorwerk, Selb-Ost
6
ANHANG
Seite 69
- Baumodelle der Altenhilfe und Behindertenhilfe
7
QUELLEN
Seite 81
5
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Einführung
1
EINFÜHRUNG
AUFGABE
tionalen, strukturellen, räumlichen
und organisatorischen RahmenbeDas Integrierte Stadtentwicklungskon- dingungen wurden Anfang Juni 2004
zept wurde im Oktober 2003 vom
intern von den Fachbereichen StadtStadtrat einstimmig beschlossen.
planung und Sozialforschung diskuNach dem Willen des Gremiums soll tiert und der Aufbau und Ablauf der
der Stadtumbau mit mehreren ImUntersuchungen definiert.
pulsprojekten umgesetzt werden. In
Abstimmung mit der Regierung von Interviews
Oberfranken ist die Stadtverwaltung
Parallel dazu wurden im Juli 2004
mit dem Gesundheits- und PflegeGespräche mit lokalen und regional
netzwerk“ in erste, konkrete Einzelthemen eingestiegen. Eine Lenkungs- wichtigen Organisationen, Verbängruppe „Pflegenetzwerk“ wurde De- den, Vereinen, Kontaktpersonen und
zember 2003 installiert, die die Fra- Einrichtungen der Sozialarbeit vorbegestellungen im Januar 2004 vertieft reitet; die Interviews fanden noch im
diskutiert und die Grundlagen für das gleichen Monat statt.
Gesundheits- und Pflegenetzwerk ge- Grenzüberschreitende Bezüge des
Impulsprojektes „Gesundheits- und
legt hat.
Pflegenetzwerk Selb“ wurden mit den
zuständigen regionalen Gremien
ebenfalls erörtert und ein erster Gedankenaustausch über mögliche UmAUFTRAG
setzungsstrategien und eine punktuell
Mit Schreiben vom 12.Mai 2004 hat beginnende Zusammenarbeit mit
tschechischen Nachbargemeinden
Herr Oberbürgermeister Kreil die
Stadt- und Sozialplaner der interdis- begonnen.
ziplinären Gutachtergruppe beauftragt, ein Gesundheits- und Pflegenetzwerk für die Gesamtstadt Selb zu
konzipieren. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden in dieser Broschüre vorgelegt.
VORGEHEN
Zukunftswerksatt
Eine Zukunftswerkstatt zum Thema
„Gesundheits- und Pflegenetzwerk“
fand am 21.Juli 2004 statt. Persönlichkeiten aus Politik, Verwaltung, lokalen und regionalen Trägern sozialer Einrichtungen sowie der Wirtschaft
waren dazu eingeladen.
Städtebaulich-räumliche Planungen
Nach einer weiteren demografischen
Auswertung der BevölkerungsentwickDie inhaltlichen Definition des Imlung auf Stadtteilebene, der Analyse
pulsprojektes „Gesundheits- und
gesamtstädtischer und regionaler EinPflegenetzwerk“ und Fragen der funk- flussfaktoren auf Art, Kapazitäten und
Interne Fachdiskussion
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Einführung
6
dem Hintergrund sozialpolitischer
UMSETZUNG
Vorgaben in einem „dynamischen
Planungsprozess“ das Konzept für
Hochbauliche Planungen
Selb und dessen Bausteine entwickelt.
Parallel zur Diskussion eines räumliDer prognostizierte Bedarf bis 2010 chen Gesamtkonzepts „Gesundheitssowie Art und Standorte gesamtstäd- und Pflegenetzwerk Selb“ hat die
tischer Einrichtungen wurden mit der Stadt bereits intensiv damit begonnen, bauliche SanierungsmaßnahStadtverwaltung diskutiert und mit
Hilfe räumlicher Festlegungen defi- men vorzubereiten. In diesem Zusammenhang sind drei Maßnahmen
niert. Dabei sind die Stadtbezirke
im Stadtteil Vorwerk zu nennen.
Selbs einzeln betrachtet und deren
Besonderheiten berücksichtigt worPflegestützpunkt
den.
Die Eingabeplanungen für einen ersUmnutzungspotentiale leer stehender ten Pflegestützpunkt im Stadtteil Vorwerk sind weit gediehen und stehen
Bausubstanz
kurz vor der Genehmigung. Das UmGemäß den Zielen der Integrierten
bauprojekt eines Wohngebäudes in
Stadtentwicklungsplanung insbeson- der Vorwerkstraße 44 soll als vorgedere über die Wiederverwendung leer zogene Maßnahme 2005 realisiert
stehender Wohngebäude und deren und bezogen werden.
Umnutzungspotentiale zur Wiederverwendung werden Sanierungskon- Neugestaltung des Egerer Platzes
zepte für die Bausubstanz entwickelt. Daneben plant die Stadt im Zentrum
des Vorwerks am Egerer Platz einen
Bei allen fachlichen und räumlichen Gemeinschaftsraum neu zu bauen.
Aussagen und Vorschlägen ist die Situation im Landkreis / Region einbe- Inselkonzept Vorwerkstraße
zogen sowie qualitativ und quantitativ Darüber hinaus ist geplant, die Bauberücksichtigt.
substanz der Wohngebäude VorwerkParallel dazu sind in der internen
Fachdiskussion erste Ansätze grenzüberschreitender Synergien und die
mögliche Zusammenarbeit mit tschechischen Gemeinde besprochen
worden; sie sollten öffentlich diskutiert werden.
straße 40 bis 48, die 1957 bis 1962
errichtet wurde und in der rd 60
Wohnungen vorhanden sind zu sanieren und mit einem Energieversorgungskonzept aufzuwerten. Erste
Überlegungen dazu sind in der Diskussion.
Städtebaulich kann festgehalten werden, dass der Standort Vorwerkstraße
44 richtig gewählt wurde. Der Betreiber, das BRK Kreisverband Wunsiedel, wird die Einrichtung nutzen.
7
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Ziele
2
ÜBERGEORDNETE SOZIALPOLITISCHE ZIELE
„Altenhilfe muss möglichst lange
Selbstständigkeit garantieren"
schnitten und passgenau abgestimmt
werden. Eine umfassende Beratung
älterer Menschen und ihrer Familien
ist notwendig. Die notwendige KoDie steigende Lebenserwartung be- operation und Vernetzung zwischen
deutet für die meisten älteren Men- Gesundheitswesen und Altenhilfe
schen aktive und gesunde Jahre. Mit muss vorangetrieben werden. Funder Zahl der Hochaltrigen nimmt a- dament hierfür ist eine neue Kultur
ber auch die Zahl der Pflege- und
des Helfens, die durch die Förderung
Betreuungsbedürftigen zu. Bis zum
der großen Bereitschaft zu freiwilliJahr 2050 wird sich die Zahl der
gem Engagement gerade auch bei
Menschen über 80 Jahre voraussicht- der Betreuung demenzkranker Menlich von 3,2 auf 9,1 Millionen fast
schen gestärkt werden soll.
verdreifachen. Dies stellt die Altenhilfe vor neue Herausforderungen. Im Ein wesentlicher Schwerpunkt in der
Altenhilfe betrifft dabei das altersgedreijährigen Modellprogramm ''Altenhilfestrukturen der Zukunft'' wurden rechte Wohnen. Die Barrierefreiheit,
in 20 Projekten innovative Konzepte die Einrichtung sowie die Lage der
Wohnung bestimmen über die Selbder Altenhilfe erprobt. Im Zentrum
standen die bessere Vernetzung der ständigkeit, Zufriedenheit und soziale
einzelnen Anbieter, die Stärkung des Integration der Senioren. Die den
Verbraucherschutzes, die Gestaltung Wünschen und Bedürfnissen älterer
stationärer Wohn- und Betreuungs- Menschen entsprechende Wohnsituaformen und die Betreuung und Ver- tion - also in erster Linie ein mögsorgung Pflegebedürftiger im häusli- lichst langes Wohnen in den eigenen
chen Bereich. Allein acht Projekte be- vier Wänden – muss ermöglicht werzogen sich auf die Verbesserung der den . Die Verwirklichung des Grundsatzes ‚ambulant vor stationär’ ist die
Situation Demenzkranker.
Leitlinie einer Altenpolitik, die durch
Die meisten älteren Menschen erviele Modellprojekte gefördert wird.
freuen sich nach dem Renteneintritt
langer 'gewonnener Jahre. PflegeDie im Modellprogramm gewonneund hilfsbedürftig werden sie meist
nen Lösungsansätze zur Weiterenterst als Hochaltrige. Doch gerade
wicklung der Strukturen der Altenhilfe
aufgrund der steigenden Zahl der
beziehen sich auf folgende sechs
Menschen über 80 Jahre müssen sich Handlungsfelder:
die Altenhilfestrukturen der Zukunft
enger an den Bedürfnissen und Wünschen älterer Menschen orientieren.
Hilfe- und Pflegebedürftigen soll ein KOOPERATION UND VERNETZUNG
selbstbestimmtes Leben bis ins hohe
Alter ermöglicht werden. Die Modell- Zu oft verlieren ältere hilfebedürftige
Menschen und ihre Angehörigen im
projekte zeigen, dass ältere Menschen unmittelbar profitieren, wenn Geflecht der Pflege- und Hilfsdienste
den Überblick. Deswegen müssen die
die Hilfsangebote individuell zugelokal verfügbaren Angebote zur Hilfe
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Ziele
und Unterstützung von alten Menschen und ihren Familien stärker miteinander verbunden und für die
''Kunden und Kundinnen'' transparenter werden. Im Modellprogramm
wurden für Verbundnetze Qualitätsstandards entwickelt und Strukturen
zur besseren Organisation komplexer
einzelfallbezogener Hilfen aufgebaut.
8
NEUE WOHNUND BETREUUNGSFRORMEN
Im Bereich der stationären Betreuung
gibt es erhebliche Spielräume für Veränderungen. Dies gilt gerade auch
für die Entwicklung und Ausgestaltung von adäquaten ''Betreuungsmilieus'' für demenzkranke Bewohnerinnen und Bewohner. Hausgemeinschaften, eine aktive Angehörigenarbeit, die Mobilisierung ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer sind
VERKNÜPFUNG
Stichworte aus dem umfassenden
VON REHABILITATION UND PFLEGE Handlungsfeld. Entscheidend war bei
allen neuen Betreuungsformen die
Gezielt eingesetzte Maßnahmen der Weiterbildung der beteiligten BetreuRehabilitation können präventiv wir- ungs- und Pflegekräfte.
ken und die Pflegebedürftigkeit reduzieren. Dazu ist jedoch eine stärkere
Kooperation zwischen Krankenhaus,
stationärer Rehabilitation und ambu- HÄUSLICHE PFLEGE
lanter Nachsorge bzw. der Betreuung UND ANGEHÖRIGUNENARBEIT
durch die niedergelassenen Ärzte erforderlich. Im Modellprogramm zeig- In der häuslichen Pflege kommt es
darauf an, die familiären Rahmenbete sich, dass auf der Grundlage
eines guten Case Managements, d.h. dingungen zu berücksichtigen und
einer individuellen Fallbetreuung, ei- insbesondere für Entlastungsmöglichkeiten pflegender Angehöriger zu
ne weitgehend zielgenaue und angemessene Versorgung möglich ist. sorgen. Hierzu gehören Schulungs-,
Beratungs- und Gesprächsangebote
ebenso wie ehrenamtliche Betreuergruppen. Die Hilfestrukturen müssen
niedrigschwellig angelegt sein, um
VERBRAUCHERSCHUTZ
angenommen zu werden. Eine FlanUND INTERESSENVERTRETUNG
Der Verbraucherschutz kann vor al- kierung derartiger Ansätze durch gelem durch umfassende und qualifi- meinwesenorientierte Altenarbeit im
zierte Beratungsangebote für Hilfe- Wohnquartier erweist sich als wichtig
und Pflegebedürftige und deren An- und förderlich.
gehörige verbessert werden. Wichtige
Voraussetzungen sind neben der
Fachkompetenz die Unabhängigkeit
und Neutralität gegenüber den Kostenträgern und den Leistungserbringern.
9
FREIWILLIGENARBEIT
Durch die Mobilisierung von bürgerschaftlichem Engagement lässt sich
eine stabile und die professionelle
Pflege ergänzende Möglichkeit zur
Betreuung von hilfe- und pflegebedürftigen Menschen schaffen. Es gibt
eine unerwartet hohe Bereitschaft von
Freiwilligen, sich ehrenamtlich an der
Betreuung von Hilfebedürftigen und
hierbei insbesondere von demenziell
erkrankten älteren Menschen zu
beteiligen. Die Tätigkeit dieser freiwilligen Helferinnen und Helfer entlastet
die Angehörigen und hat im Verhältnis zur professionell erbrachten Pflegeleistung ihre eigene soziale Qualität. Voraussetzung ist eine hinreichende Qualifikation und kontinuierliche Begleitung. Diese gelingen in
erster Linie über den Aufbau einer
professionellen Infrastruktur.
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Ziele
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Ziele
10
11
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Ziele
LOKALE SOZIALPOLITISCHE ZIELE
DAS GESUNDHEITS- UND PFLEGENETZWERK SELB
Ausgangslage
Innenentwicklung
Die Innenentwicklung Selbs soll mit
Die Zukunft der Bevölkerung von Selb Hilfe des Gesundheits- und
wird folgendermaßen aussehen. In
Pflegenetzwerkes in der Kernstadt, dh
der Stadt werden
in der historischen Altstadt und in den
Altstadtrandgebieten wieder gestärkt
* mehr alte Menschen;
werden.
* mehr alte Erwerbstätige;
Durch Sanierung, Modernisierung
* mehr alte Singles;
und durch kleine bauliche Maßnah* mehr gesunde Alte;
men an bestehenden, leer stehenden
* mehr Menschen mit Pflegebedarf Gebäuden und Wohnungen soll die
im hohen Alter;
vorhandene Bausubstanz wieder
* mehr Menschen mit Gesundheits- nutzbar gemacht werden. Das innerrisiken leben.
städtische Wohnen soll intensiv gefördert, die ambulante Betreuung soll
In Zukunft wird aber auch der Geausgebaut und die Zusammenarbeit
sundheitsmarkt von Selb deutlich
aller bestehenden öffentlichen und
mehr Wert auf Prävention legen.
privaten Einrichtungen soll intensiviert
werden.
Die Prognose für die nächsten Jahre
wird deutliche Auswirkungen auf das
städtische Leben haben. Auf diese
Leerstand
Entwicklung will die Stadt vorbereitet Nach den Zielen des Integrierten
sein und bereits heute reagieren. Ne- Stadtentwicklungskonzeptes sollen in
ben den sozialen, wirtschaftlichen
Selb bauliche Einrichtungen für das
und kulturellen Ziele sind auch städ- Gesundheits- und Pflegenetzwerk vortebauliche, räumliche und bauliche rangig in leer stehenden Gebäuden
Aktivitäten aus dem Integrierten
eingerichtet werden. Im Rahmen des
Stadtentwicklungskonzept weiter zu Netzwerkes sollen von den alten
verfolgen und umzusetzen.
Menschen zentral nutzbare EinrichWichtigstes Ziel ist, die Hilfen für älte- tungen in leer stehender Bausubstanz
re Menschen in Selb generell bezahl- eingerichtet werden.
bar zu erhalten und deren Lebensqualität zu verbessern. Die Hilfen
müssen deshalb niederschwellig und
kostengünstig zu erhalten sein.
13
3
BESTAND
Zur Erfassung des Bestandes an relevanten Einrichtungen für das Pflegenetzwerk Selb wurden relevante Daten aus dem I n t e g r i e r t e n
Stadtentwicklungs–
k o n z e p t 2 0 0 4 verwendet und
aufbereitet, wie die Entwicklung der
Bevölkerung über 80 Jahre bis zum
Jahr 2010 und die vorhandenen Einrichtungen im Gesundheits- und
Pflegebereich mit dem räumlichen
Bezug zu den jeweiligen Stadtteilen.
Weitere Einrichtungen, die der
Gesundheit dienen, wurden für das
ganze Stadtgebiet dargestellt.
Um die Einbindung des Pflegenetzwerks in die Region zu erfassen, wurden die wichtigen Einrichtungen im
Landkreis besucht. Mit der Leitung
dieser Einrichtungen wurden in ausführlichen
I n t e r v i e w s die wesentlichen
Fragen erörtert wie Auslastung, Wirtschaftlichkeit, Personalsituation, Zusammenarbeit, zukünftiger Bedarf,
neue Entwicklungen, Koordination,
Probleme und gute Erfahrungen.
Daraus entstand ein lebendiges Bild
des Zustands und der zukünftigen
Entwicklungstrends im Landkreis.
Für die räumliche Umsetzung des
Pflegenetzwerks in Selb wurden die
Umnutzungspotentiale in den einzelnen Stadtteilen aus dem
Stadtentwicklungskonzept
entnommen und angewendet.
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bestand
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Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bestand und Prognosen
BEVÖLKERUNGSANTEIL
DER ALTERSGRUPPE ÜBER 80 JAHRE IM JAHR 2003
Aus der Gesamtbevölkerung wird der
Anteil der Menschen mit über 80 Lebensjahren besonders dargestellt, da
diese die Zielgruppe von Einrichtungen für Pflege und Hilfe im Alter sind.
Ihre Zahl bestimmt im wesentlichen
die Dimensionierung der erforderlichen Einrichtungen.
In Selb lag der Anteil der über 80
Jährigen im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung im Jahr 2003 mit 954 Personen bei 18.848 Einwohnern bei rd
5%.
Große Unterschiede bestehen jedoch
bei der Verteilung der alten Menschen in den unterschiedlichen Stadtbezirken.
Bezirke mit stark
überdurchschnittlichem
Anteil
In den Bezirken Kappel, Jahn-Straße
und Vorwerk liegt der Anteil der über
80 Jährigen stark über dem städtischen Durchschnitt. Die Ursachen
liegen einerseits in der Bewohnerstruktur, werden aber auch durch einzelne Einrichtungen, wie zB dem Senioren- und Pflegeheim in Kappel
beeinflusst.
Bezirke mit überdurch–
schnittlichem Anteil
In der Innenstadt ist der Anteil der
über 80 Jährigen ebenfalls überdurchschnittlich. Auch hier gibt es ein
Senioren- und Pflegeheim. Eine Besonderheit in diesem Bezirk bildet der
überproportional hohe Anteil der
Frauen in dieser Altersgruppe.
Bezirke mit
durchschnittlichem
Anteil
Die Bezirke Wittelsbacher Straße,
Reuthberg-Siedlung, Erkersreuth und
Selb-Plößberg liegen mit ihren Bevölkerungsanteilen dieser Altersgruppe
jeweils im Durchschnitt.
Bezirke mit unter–
durchschnittlichem
Anteil
In den Bezirken Selb-West, Krötenwiese, Selb-Ost, Carl-Netzsch-Straße,
Stopfersfurth und Siedlung-Süd ist der
Anteil derzeit noch unterdurchschnittlich.
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Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bestand und Prognosen
PROGNOSE
BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG
DER ALTERSGRUPPE ÜBER 80 JAHRE BIS 2010
Der Anteil der Menschen über 80
Jahre in Selb an der Gesamtbevölkerung wird innerhalb dieser Altersgruppe bis zum Jahr 2010 mit 1.142
von 17486 Einwohnern um rd 20%
ansteigen und bei rd 6,5% Anteil an
der Gesamtbevölkerung liegen. Bei
der Verteilung auf die einzelnen
Stadtbezirken wird es große Unterschiede geben.
Bezirke mit starker
Zunahme
In den Bezirken Selb-Plößberg und
Vorwerk wird der Anteil der Menschen über 80 Jahren bis ins Jahr
2010 am meisten steigen. Insbesondere in Selb-Plößberg sind die Infrastruktureinrichtungen für ältere Menschen nur sehr unzureichend vorhanden, so dass ein Teil dieser Bevölkerungsgruppe in die gut versorgten
Bezirke in und um die Innenstadt ziehen wird.
Bezirke mit gleich–
bleibendem Anteil
oder leichter Zunahme
In den innenstadtnahen Bezirken Wittelsbacher Straße, Jahn Straße, SelbOst und Carl-Netzsch-Straße, wird
der Anteil der Menschen über 80
Jahren ebenso leicht ansteigen wie in
den äußeren Bezirken Siedlung Süd
und Erkersreuth.
In den Bezirken Reuthberg-Siedlung,
Selb-West und Krötenwiese wird der
Anteil der über 80 Jährigen im wesentlichen stabil bleiben.
Bezirke mit Abnahme
In der Innenstadt und in den Bezirken
Kappel und Stopfersfurth wird es einen Rückgang der über 80 Jährigen
geben. Eventuell frei werdende Einrichtungen können von Bewohnern
anderer Stadtbezirke mit wachsendem Bedarf genutzt werden.
19
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bestand und Prognose
GESUNDHEITS-, SOZIAL- UND
PFLEGEEINRICHTUNGEN
Selb besitzt eine Vielzahl von Einrichtungen im Gesundheits- und Pflegebereich. Bis auf wenige Ausnahmen
konzentrieren sich die Standorte auf
die Innenstadt und die benachbarten
Stadtbezirke. In den äußeren Stadtbezirken sind bis auf wenige Gesundheitsdienstleiser keine Angebote vorhanden.
Ärzte und Apotheken
Ein breites Angebot an AllgemeinFach- und Zahnärzten konzentriert
sich auf die Innenstadt und die benachbarten Stadtbezirke.
Weitere Gesundheitsund Pflegedienstleister
Krankenhaus
Über das gesamte Stadtgebiet ist ein
großes Angebot unterschiedlicher
Selb besitzt ein Krankenhaus der Ver- Dienstleistungen im Gesundheitssorgungsstufe II, das im Verbund mit und Pflegebereich verteilt. Von Hedem Krankenhaus im benachbarten bammen, Krankengymnasten, LogoMarktredwitz der Versorgungsstufe III päden, Ergotherapeuten, Heilpraktisteht. Das Krankenhaus in Selb hat kern bis zu Fußpflegern und Friseuren
175 Betten. Es liegt westlich der
werden Dienstleistungen angeboten.
Innenstadt.
Stationäre
Einrichtungen
Wohnen im Alter
Das Angebot besteht bisher aus an
die Seniorenheime angeschlossenen
Die beiden Senioren- und Pflegehei- Appartements und Wohnplätzen .
me der Stadt, in der Innenstadt und Weitere Formen des Wohnens im Alim nördlich angrenzenden Bezirk
ter wie zB Altenwohngemeinschaften,
Kappel gelegen, bieten insgesamt
Servicewohnen, Betreutes Wohnen,
243 Plätze, davon 161 Pflegeplätze Wohngemeinschaften für Demenzsowie Wohnungen und Appartekranke sind noch unbekannt, sollen
ments für 82 Personen.
aber geschaffen werden.
Pflegedienste und
Servicestellen
Weitere Einrichtungen
Neben den Wohlfahrtsverbänden
Drei ambulante Dienste sind in der betreiben insbesondere die Kirchen
Innenstadt, Selb-West und Jahnstraße und Glaubensgemeinschaften soziale
lokalisiert. Der Innenstadtdienst ist mit Einrichtungen, insbesondere in den
Serviceangeboten an die zentrale Di- äußeren Stadtbezirken, die für eine
akoniestation Selb angeschlossen.
Kooperation oder als Baustein des
Die BRK-Sozialstation in der JahnPflegenetzwerkes potentiell in Frage
straße wird zukünftig in die geplante kommen.
Sozialstation im Vorwerk verlagert.
21
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bestand und Prognose
PRÄVENTION - EINRICHTUNGEN FÜR DIE
GESUNDHEITSVORSORGE ALTER MENSCHEN
Die Möglichkeiten, in Selb Aktivitäten
zur Gesundheitsvorsorge alter Menschen zu initiieren und zu fördern,
sind nahezu unbegrenzt. Zur Anregungen sollen einige Beispiele genannt werden:
Soziales Engagement
Das Grünsystem, die Wasserflächen
und viele Einrichtungen im Grünen
sind bestens für das Gesundheitsund Pflegenetzwerk geeignet. Da sie
wegen schrumpfender Bevölkerungszahlen nicht mehr vollständig ausgelastet sind, richten Sportvereine für
Senioren eigene Sektionen ein: für
Gymnastik und Leichtathletik ebenso
wie für Eislauf, Fußball oder Tennis.
Im Hallenbad wird wellness und fitness für alte Menschen angeboten.
Seniorentanzkurse und -radwanderungen führt die VHS ebenso durch
wie faunistische und floristische Streifzüge.
Der Wunsch in der Bevölkerung nach
sozialem Engagement ist groß. Rüstige alte Menschen verwenden sich für
Jugendliche oder bieten Nachhilfeunterricht an. Sie engagieren sich in
Kirchengemeinden oder wirken als
coach bei der Vermittlung von Schulabgängern in Selber Firmen mit. Sie
engagieren sich für gebrechliche Alte K u l t u r u n d F r e i z e i t
und für Randgruppen in der Selber
Gesellschaft.
Das bürgerschaftliche Engagement
wird mit Hilfe der Kontaktstelle stark
ausgebaut. Das Theater, die MusikDie öffentlichen
und die Volkshochschule bieten zuG r ü n- u n d F r e i f l ä c h e n künftig kulturelle Veranstaltungen an.
Alte Menschen lesen, referieren aus
Die bewegte Topografie und das fein ihren Interessensgebieten oder hören
verzweigte Grünsystem bieten für die Vorträge zu kulturellen, politischen
Gesundheitsvorsorge im Alter beste und wissenschaftlichen Themen. Sie
Voraussetzungen. Von den Stadträn- organisieren Deutschkurse für Selber
dern können die Menschen im Grü- Türken und Aussiedler.
nen in die freie Landschaft mit hohem
Erholungspotential gelangen und
Aktive alte Menschen musizieren zuumgekehrt. Die Qualitäten der
sammen oder mit interessierten JuLandschaft können für die Prävention gendlichen der Stadt. Sie organisieweiter erschlossen werden. Alle ein- ren mit der Kontaktstelle Konzerte
gestreuten Einrichtungen wie Parks, und Theaterveranstaltungen und laKleingärten, Spiel- und Sportanlagen den Partnergruppen aus der Region
sind für alte Menschen gut erreichoder Tschechien ein. Sie bieten Porbar. Kleingärten werden für die Ge- zellanmalkurse an oder wirken bei
sundheitsvorsorge ebenso eingesetzt. Bildhauerwerkstätten mit.
Gesunde Nahrungs- und Lebensmittel werden erzeugt und vermarktet
sowie Kleintiere gehalten.
23
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bedarf
INTERVIEWS MIT SCHLÜSSELPERSONEN
BEWERTUNG
BESTEHENDER EINRICHTUNGEN
UND
EINSCHÄTZUNGEN
DES ZUKÜNFTIGEN BEDARFS
Um eine möglichst genaue Abbildung des Status quo bei Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen in
Selb und im Landkreis Wunsiedel zu
erhalten, wurden Gespräche mit den
politischen Vertretern im Landkreis,
mit Sozialverbänden und Trägern von
sozialen Einrichtungen und ambulanten Dienste geführt.
* Die Aufgeschlossenheit der Gesprächspartner für die Aktualität in
Selb ist groß.
* Eine qualifizierte unabhängige Beratungs- und Kontaktstelle für individuelle Fallbetreuung fehlt (CaseManagement).
* Im Landkreis besteht ein Überangebot an Plätzen für die Altenpflege.
Allein in Bad Alexandersbad sind
große Kapazitäten vorhanden, die in
Teilen ungenutzt sind.
* Die Tendenz, alte Menschen wieder zu Hause zu pflegen, nimmt bei
wachsender Arbeitslosigkeit stark zu.
Vom 19. bis 21. Juli 2004 wurden
* Der Dienstleistungssektor für Pflege
mit den führenden Fachleuten in
und Hilfen im Alter entwickelt sich
den folgenden Institutionen Interviews
aufgrund des Arbeitsmarktgefälles
geführt und ausgewertet:
nach Tschechien.
* Landratsamt Wunsiedel
* Die Nachfrage nach Senioren geHerr Dr. Widenmayer
rechtem Wohnen (barrierefrei)setzt
erst langsam und sporadisch ein.
* Gemeinde Bad Alexandersbad
Andererseits sind Anlagen mit ServiBürgermeister Lehner
* Klinikum Fichtelgebirge, Marktred- ce-Wohnen ausgebucht.
witz
* Eine Zunahme von demenziell erHerr Dr. Schmid
krankten Menschen über 80 Jahren
ist deutlich erkennbar. Besonders
* Euregio Egrensis, Marktredwitz
ausgebildetes Personal und neue
Frau Dr. Seelbinder, Herr Ehm
* Bayerisches Rotes Kreuz, Marktred- Wohnformen werden für diesen Personenkreis erforderlich.
witz
Direktor Bernd Rössl
* Altenheim St.Elisabeth, Wunsiedel
Frau Fröhlich
* Die beiden Krankenhäuser im
Landkreis bangen um Auslastung.
Neue Nutzungen sind gesucht.
* AWO-Zentrum, Marie-Bauer-Haus, * REHA-Einrichtungen fehlen.
* Einrichtungen und ambulante
Selb
Frau Stein-Sommerfeldt
Dienste für den lückenlosen Behand* Diakonisches Werk, Innere Mission lungspfad von den stationären Einrichtungen zum selbständigen WohPaul-Gerhard-Haus, Selb
nen fehlen.
Frau Lenk, Herr Bayreuther
Selb ist als Sport- und Freizeitstadt
herauszustellen und kann für PrävenDie detaillierten Aussagen lassen sich tion im Alter Einrichtungen anbieten
und Seniorenprogramme starten.
wie folgt zusammenfassen:
25
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bedarf
STATUS QUO
Allgemeiner Gesundheitsdienst
Der Sozialstaat alter Prägung ist in
Auflösung begriffen. Die Wohlfahrtsverbände kämpfen mit dem Problem,
ihren Auftrag weiter erfüllen zu können. Das Angebot muss wegen der
spezifischen Bevölkerungsstruktur
daher niederschwellig sein.
Der Dienstleistungsgedanke muss
erst aufgebaut werden. Die Einstellung auf deutscher Seite zum guten
Service am Menschen ist zur tschechischen Mentalität grundverschieden. Die Konkurrenz aus dem Osten
ist groß und günstige Angebote bei
Massagen, beim Zahnersatz und in
Apotheken werden wachsen: ein Gesundheitstourismus entsteht.
Regionale Aspekte
Aus regionaler Sicht sind Einrichtungen und Dienste mit umfassenden
Angeboten vorhanden. Die Vernetzung aller Aktivitäten ist jedoch nur
schwach ausgeprägt; die Informationen der Träger untereinander sind
selten und eine traditionell gewachsene Abgrenzung ist spürbar. Wirtschaftliche Aspekte spielen dabei eine wichtige Rolle. Die Kirchen als federführende Träger mit Kompetenz
haben die ambulante Pflege, die Altenheime und Einrichtungen übernommen und erleben derzeit neue
Impulse als Konkurrenz.
Sozialökonomische Lage
Die Menschen in der Region haben
mentale Probleme mit dem Thema
Dienstleistung. Industriearbeiter sind
keine Dienstleister. Sie waren bis vor
kurzem daran gewöhnt, an Maschinen zu arbeiten. Frauen waren zusätzlich noch gezwungen, mittags die
Familien zu bekochen. Obwohl die
Region in den vergangenen 10 Jahren rd 18.000 Arbeitsplätze verloren
hat, wollen die Frauen keine andere
als Industriearbeit. Offene Stellen in
Sozial- und Pflegeberufen, aber auch
Ärzte werden zunehmend aus Tschechien eingenommen.
Landkreisebene
Bei geringem Bedarf und wenig
Nachfrage ist der Landkreis Wunsiedel auf dem Sektor Altenpflege überversorgt, sowohl im öffentlichen als
auch im privatgewerblichen Bereich.
Mängel bei der Versorgung bestehender Einrichtungen mit qualifiziertem Personal sind jedoch die Regel.
Die Zunahme älterer Menschen im
Landkreis stellt die Verantwortlichen
vor große Herausforderungen. Wegen geringer Renten und hoher Arbeitslosigkeit wachsen die psychischen Probleme; die Sozialhilfeempfänger und Betreuungsverfügungen
nehmen zu. Die offene Sozialarbeit
wird immer wichtiger. Diese Entwicklung hat zur Folge, dass die Betreuungsfälle von 350 (1997) auf 720
(2004) angestiegen sind; sie konzen
trieren sich auf den Raum Selb.
Geriatrische Angebote fehlen. Ein Pilotprojekt „Geriatrische Rehabilitation“ ist mit schweren Folgen für den
Landkreis. Alte Menschen werden in
der Regel einschließlich der REHA in
den Krankenhäusern behandelt.
Das Versorgungsangebot der ambulanten Dienste ist stark.
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bedarf
Vernetzung
26
tem Pflegeservice soll den Behandlungspfad ergänzen und vorhandene
BRK, Caritas, Innere Mission und ArLücken schließen. Neue Betriebsforbeiterwohlfahrt sichern die Versormen und Spezialisierungsschwergung alter Menschen. Der ganzheitlipunkte werden langfristig für beide
che Ansatz fehlt jedoch. Vorrangig ist
Häuser unumgänglich sein.
die „rechtliche Betreuung“ der alten
Menschen gewährleistet. Für die seelische Betreuung fehlt die Zeit, trotz
Stationäre Einrichtungen
der Besuchsdienste, des Hospizvereins oder des Blauen Kreuzes. WeDer Einzugsbereich der Altenheimen
gen der Zunahme von Demenzerin Marktredwitz, Selb und Wunsiedel
krankungen müsste ein gerontoerstreckt sich auf die Städte und depsychiatrischer Arbeitskreis aufgebaut ren Hinterland. Das Durchschnittsalwerden. Derzeit wird Demenzerter der Bewohner ist 86 Jahre mit
krankten mit Tagesbetreuung und
steigender Tendenz. Die Verweildauambulanten Diensten geholfen.
er der Bewohner wird immer kürzer.
Neue Netzwerke müssen aufgebaut
werden. Die karitativen Gruppen sind Die Tagespflege kann in einigen Einrichtungen auch von ambulanten
an ihre Grenzen gelangt.
Diensten abgedeckt werden. Pflegebedürftige Menschen ein ZweibettKrankenhäuser
Zimmer erleben im Heim häufig den
Eine Fusion der Krankenhäuser
Familienersatz und blühen nochmals
Marktredwitz (Versorgungsstufe II) und
auf.
Selb (Versorgungsstufe III) brächte sinnAn eines der Pflegeheime ist eine
volle Synergieeffekte im Landkreis,
da das Haus in Selb teilweise nur zu sehr gut nachgefragte Senioren gerechte Wohnanlage mit 24 Apparte60% belegt ist. Rationalisierungsments angeschlossen. Die Dienste
maßnahmen und neue Nutzungen
kommen ins Haus.
sind gefragt. Die deutschen Krankenhäuser stehen zusätzlich noch in Der Landkreis ist mittlerweile auch
Konkurrenz zum Krankenhaus Eger, Ruhesitz für alte Menschen aus andedas zu deutlich günstigeren Konditio- ren Regionen geworden. Dennoch ist
nen und mit deutsch sprechendem
der Landkreis überversorgt. Neben
Personal bereits von deutschen Pati- den großen Einrichtungen nimmt paenten genutzt wird.
rallel die gemeindenahe Versorgung
Das Klinikum Marktredwitz hat Abtei- mit Altenheimen wieder zu.
lungen für innere Medizin (124 Betten)
und chirurgische Medizin (80 Betten). Ambulante Dienste
Das Konzept sieht vor, dass die beiDie Versorgung mit ambulanten
den Häuser spezifische Funktionen
Diensten ist gut. Flächendeckend und
erhalten und mit neuer Ausstattung
effizient werden alle Patienten einbespeziell auf die Bedürfnisse der ältezogen. Bei den Diensten sind zwei
ren Generation ausgerichtet sind. EiEntwicklungen zu beobachten:
ne Nachsorgestation mit ambulan-
27
* wegen der hohen Arbeitslosigkeit
im Landkreis übernimmt die Familie
verstärkt wieder die Leistungen der
Pflege;
* mit steigender Tendenz schließen
sich Familien zusammen und beschäftigen Personal aus Tschechien.
Die Entwicklung wird vermutlich dazu
führen, dass auch ambulanten
Dienste ihren Sitz in Tschechien haben und im bayerischen Grenzland
Leistungen anbieten werden. Deutsche Investitionen in Asch scheinen
ein erstes Bespiel dafür zu sein.
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bedarf
met sich Mitarbeiter den alten Menschen, organisieren Feste, Behördengänge und Arztbesuche. Die Bewohner wohnen selbverantwortlich,
essen im Stammhaus und wählen ihren ambulanten Pflegedienst frei.
Gründe für die gute Annahme durch
alte Menschen sind:
* Die familiäre Atmosphäre;
* Die Nähe zum Stadtzentrum;
* Das Gefühl, noch in das öffentliche Leben der Stadt integriert zu sein.
Die Kosten für betreutes Wohnen
können nicht von allen Bewerbern
aufgebracht werden. Bei bescheideHauswirtschaftliche Hilfen
nen Renten bleiben die alten MenKostenlose Hilfen wurden angeboten schen daher möglichst lange in der
eigenen Wohnung.
und organisiert; sie liefen gut. Das
Gesetz zur tariflichen Entlohnung von
Das Angebot für betreutes Wohnen
Leistungen bei der Nachbarschaftsim Landkreis ist derzeit ausreichend,
hilfe hat diese positiven Aktivitäten
obwohl lokaler Bedarf noch abgejedoch zunichte gemacht. Private
deckt werden sollte. Umzüge in BeDienste werden derzeit als „Schwarztreutes Wohnens sind derzeit jedoch
arbeit“ eingestuft. Eine GmbH soll
rückläufig.
nun gegründet werden, die Dienste
Wegen der Armut vieler Menschen in privaten Haushalten anbietet.
und sie werden immer ärmer- werden dagegen viele kostengünstigen
Das Ehrenamt - Sozialarbeit
und barrierefreien ZweizimmerDie Diakonie macht auf freiwilliger
Wohnungen benötigt. Einige EinrichBasis über den Landkreis verteilt
tungen im Landkreis sind komplett
Hausbesuche bei alten Menschen.
ausgelastet. Auch Einzelzimmer sind
im Trend, während die Nachfrage
Hospiz_Verein
nach Doppelzimmern stagniert. Alte
Sehr engagierte Menschen, die die
Menschen lassen sich häufig lieber
Freiheit der Entscheidung des Einzel- ins Krankenhaus verlegen als andere
nen schützen wollen, arbeiten ehren- Einrichtungen der Altenpflege in Anamtlich bei der Sterbebegleitung. Die spruch zu nehmen.
Begleiter sind auch in Heimen tätig.
Wohnen im Alter
Die Nachfrage beim „Betreuten
Wohnen“ ist gut. Neu geschaffene
Einheiten sind belegt. Punktuell wid-
Wohnpflegegruppen für Demente
Im Landkreis arbeiten zwei beschützende Einrichtungen mit geschlossenen Abteilungen, deren Kapazität
nicht ausgelastet ist. Die Pflegesätze
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bedarf
sind bei der aufwändigen Betreuung
zu gering.
Tagespflege
Die privatwirtschaftlich organisierte
Tagespflege ist problematisch, weil
die Nachfrage fehlt und letztendlich
kein Bedarf vorhanden ist.
Grenzüberschreitende
Kooperationen
mit Tschechien
Die grenzüberschreitende Regionalplanung mit Tschechien steht erst am
Anfang. Das Bäderangebot der „Euregio Egrensis“ und das „Kurherz Europas“ mit seinen Kur- und Heilbädern stellt bei den länderübergreifenden Überlegungen einen besonderen Magneten dar. Ein EU-Projekt
„Gesundheit“ ist dennoch bisher
nicht gelungen. Als konkrete Infrastrukturmaßnahme läuft derzeit nur
das Spiegelprojekt der Gartenschau
Eger-Marktredwitz.
Beim Thema „Beschäftigung von
tschechischem Pflegepersonal“ sind
die Meinungen der Interviewten geteilt: Einerseits wird betont, dass genügend gut ausgebildete deutsche
Pflegefachkräfte vorhanden sind, andererseits wird ein Mangel konstatiert. Der Einsatz tschechischer Pflegekräfte ist notwendig, aber auch
von einer sehr guten Qualifikation
abhängig gemacht. Pflegepersonal
aus Tschechien sollte, so eine andere
Meinung, bessere Startbedingungen
in Alteneinrichtungen erhalten, um
die Pflege in deutschen Heimen wirtschaftlicher zu gestalten. Zusätzlich
drängen Ärzte aus der Tschechischen
Republik auf den regionalen Markt
28
und steigern das Gesundheitsangebot. Aber auch die Meinung, dass
man müsste Rücksicht auf seelische
Wunden der Vergangenheit nehmen
müsse, wurde vertreten.
Das deutsche Arbeitsrecht und die
Tarifbindung deutscher Träger wirken
sich nachteilig gegenüber den Möglichkeiten tschechischer Mitbewerbern aus. Die Zusammenarbeit mit
Kooperationspartnern ist geplant und
wird aktiv gefördert, um zB gemeinsam Krankentransporte aufzubauen.
Einer Kooperation mit den Bädern
wird keine Zukunftsaussichten gegeben. Wegen der völlig unterschiedlichen Ausgangslage, der schwierigen
Arbeitsplatzsituation und des Lohngefälles wird die gemeinsame Vermarktung nicht möglich sein.
Weitere Aspekte
Gesundheitsangebot:
Kur, Erholung, Wellness
Die Euregio Egrensis ist auch eine
Gesundheitsregion. Das Kurnetz EUROPA sollte aufgebaut und die Bäder der Region verknüpft werden.
Der Bekanntheitsgrad der fünf Kurfranken (Bad Berneck, Bad Alexandersbad,
Bad Rodach, Bad Staffelstein und Bad Steben) sollte verstärkt gefördert werden.
Allgemeiner Gesundheitsbereich
Die Potentiale der Region liegen in
den vielfältigen Reizen ihrer Mittelgebirgslandschaft auf Urgestein. Seen
und Bädern einschließlich Kneipp /
Mooranwendungen, die Höhenklinik
und die Hippotherapie sowie Angebote für Urlauber, Wanderer, Fitness
und Wellness machen den Raum att-
29
raktiv. Die Region eignet sich bei
sehr guter ärztlicher Versorgung für
den klassischen Herzpatienten und
für Allergiker. Zusätzlich ist ein Dialysezentrum des Landkreises vorhanden, das sehr gut ausgenutzt wird.
Hotels sowie die Kur- und Heilbäder
in der Region sind sehr attraktiv.
Obwohl das Radon-Aufkommen in
der Region groß ist, fehlen die Investitionen. Das Radon-Projekt sollte
dennoch weitergetrieben werden.
Beiderseits der Staatsgrenze müsste
ein Verbund aufgebaut werden.
Rehabilitation
Die gerätegesteuerte Rehabilitation
mit Unterwassermassagen und Orthopädie wird in Häusern der Versicherer durchgeführt.
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bedarf
Reize der Region, die im Kulturangebot, bei der Natur, bei Gesundheit,
Sport, Wellness und beim gesunden
Essen geboten werden, sind längst
nicht optimal genutzt. Die Region
wäre stärker, wenn gemeinsam gehandelt würde und kommunale Allianzen entstünden. Anstatt zusammenzuarbeiten konkurrieren die Träger miteinander.
Vorgeschlagen wird, im Rahmen von
Netzwerken in das Vorhandene zu
investieren und das endlich das
„Kirchturmdenken der Kommunen“
zu beenden.
Die unterschiedlichen Sprachen bilden derzeit noch eine Barriere, die
jedoch von tschechischer Seite bereits gut überwunden wird.
PROBLEME UND SCHWÄCHEN
ZUKUNFSTVORSTELLUNGEN
Probleme der Region
Vernetzung
Aufgrund der wirtschaftsteiligen Gesellschaftsstruktur nimmt verstärkt
und zum Nachteil ihren alten Menschen die räumliche Entfernung der
Jungen weiter zu. Ehrenamtlich Tätige müssen einspringen und für die
alten Menschen sorgen. Bei 25-30%
Beratungstätigkeit ist die Entlohnung
von Leistungen nach Tarif ein großes
Problem.
Alte Menschen müssen wieder lernen, die Verantwortung für ihr Leben
selbst in die Hand zu nehmen. Hausgemeinschaften mit einem eigen
Kommunikationsnetzwerk sind das
Modell der Zukunft. Der neu zu gründende Verein „Freunde von älteren
Menschen“ wird gemischte Hausund Nachbargemeinschaften auf
bauen, in denen jung und alt zusammenlebt.
Schwächen der Region
Ein regionales Management für
Hochfranken, das einzelne positive
Aktivitäten vernetzen könnte, fehlt.
Ein Schwachpunkt scheint zu sein,
dass die Stadt Hof häufig in regionale Überlegungen nicht einbezogen
ist. Die vielfältigen Angebote und
Psycho-soziale Beratung
Dringend müsste die psychosoziale
Beratung für alte Menschen und ihrer
Angehörigen aufgebaut werden.
Einsamkeit im Alter
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bedarf
Der Besuchsdienst von Kirchengemeinden im Krankenhaus ist auszubauen. Projekte wie „Oma lesen“
oder die Arbeit der Klangtherapeuten
bilden wichtige Ansätze bei der Seniorenarbeit.
30
haltung das Service_Wohnen angeboten werden;
* Wohngemeinschaften für Alzheimer Kranke sollten dringend geschaffen werden.
Die angedachten Einrichtungen sollten für die Stadtbewohner in den
Zentren, für die Landbevölkerung auf
Der Hatzel (60-70Jährige) und andegeeigneten Bauernhöfen entstehen.
re Selbsthilfegruppen einschließlich
Teile dieser neuen Angebotspalette
Der Gruppe des BUND sind die
für den Landkreis wären im Rahmen
kommenden Selbsthilfegruppen, die
des Modellvorhabens „Stadtumbau
neue Projekte auf die Beine stellen.
West“ bei entsprechender kommunaChöre sind mittlerweile ebenfalls zu
ler Unterstützung der Vorhaben im
Selbsthilfegruppen und Seniorenclubs
Stadtzentrum Selb einzurichten.
geworden.
Das Angebot der Zukunft muss niederschwellig sein, gepaart mit ehrenPotentiale
amtlichen Diensten und mit Strukturen, die Senioren auch selbständig
Der zukünftig weiter schrumpfende
Markt im Landkreis muss bei höheren organisieren können. Die aktiven SeQualitätsstandards mit eigenem Per- niorenClubs sind sehr gefragt und in
sonal lückenlos bedient werden. Bei das Konzept einzubinden.
gegenseitiger Nutzung der Vorteile
Alle für ein Gesundheits- und Pflegemuss die Kommunikation unter den
netzwerk notwendigen Angebote und
Trägern ausgebaut und neue AngeEinrichtungen wie Ärzte, das Kranbote müssten aufgebaut werden wie:
kenhaus und Ergonometrie sind vor* Tagesheime für demenziell Erhanden. Die integrative medizinische
krankte mit speziellen Programmen; Versorgung als Behandlungspfad Wohlfahrtsverbände und Kranken* Gemeinsamer Rettungsdienst in
haus- wäre ohne Altersbegrenzung
der Region;
aufzubauen.
* Gemeinsame Dienste für den
grenzüberschreitenden Bädertourismus;
Krankenhaus
* Koordination aller Träger beim reund stationäre
gionalen / grenzüberschreitenden
Einrichtungen
Katastropheneinsatz;
Die Zukunft einiger Einrichtungen
* Gemeinsame regionale / grenzliegt im geronto-psychiatrischen Beüberschreitende Notfallrettung und
reich (Demenz), die mit eigenen
Krankentransporte;
Wohnbereichen ausgebaut werden.
* anstelle von Betreutem Wohnen
sollte wegen der hohen Erwartungs- In einem Pflegeheim im Landkreis
Selbsthilfegruppen
31
liegt eine Warteliste auf, in die 40
Personen aufgenommen sind.
Ambulante Dienste
Um die Schwellenängste der Menschen zu überwinden, soll eine unabhängige, ambulante Beratung für
alte Menschen angeboten werden.
Ratsuchende erhalten eine neutrale
Beratung zu Stärken und Schwächen
aller Einrichtungen. Der Träger dieser
Beratungsstelle könnte die Stadtverwaltung oder das Diakonische Werk
sein.
Wohnen im Alter
Zusätzlich zu Appartements werden
Senioren gerechte Wohnungen benötigt. Die von einem Träger gewünschten Einheiten sollten im Stadtzentrum liegen.
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bedarf
ger von der Krankheit betroffen. Zukünftig werden Wohnbereiche für
diesen Personenkreis vorzuhalten
sein. Hausgemeinschaften sind das
Modell für demenziell Erkrankte.
Kooperation mit
Tschechien
In Silberbach ist ein Hotel zum Haus
für Sozialarbeit und Fortbildung umgewandelt worden. In den Räumen
werden ua Seminare zu Themen wie
die deutsch-tschechische Zusammenarbeit oder sozialen Fragen der
Gerontopsychiatrie angeboten. Besuche von tschechischen GerontoFachleuten haben bereits stattgefunden. Die guten Kontakte des städtischen LIONS-Club nach Tschechien
sollen darüber hinaus weiter ausgebaut werden.
Weitere Projekte
Ein Modellprojekt sollte entwickelt
werden, bei dem der Arzt und die
Apotheke in die Wohnungen integriert sind. Der Telefondienst soll ehrenamtlich abgewickelt werden.
Projekt: „Fitness für Senioren“
Das Thema „Gesundsein im Alter“
soll bei dem großen Sportflächenangebot der Stadt ausgebaut werden.
Alten spezifische Angebote für MenIn der Innenstadt wären kurzfristig 10 schen mit Übergewicht, aber auch
bis 15 Zweizimmer-Wohnungen mit die Drogenprävention werden aufgebaut, wobei der Sport die wesentliche
kleinem Gärtchen und Abstellkammer vermietbar. Mit allen Einrichtun- Rolle spielen sollte.
gen vor der Tür und eingebunden in
Projekt: „Jugend ins Altenheim“
das öffentliche Leben würden die alIn Zusammenarbeit mit der Sportjuten Menschen aus den Vororten gergend werden bei Veranstaltungen
ne wieder in die Kernstadt zurückzieEishockey- und Handballmannschafhen. Sie hätten die Verantwortung für
ten im Altenheim aufgenommen.
einander und die freie Entscheidung,
Die Zusammenarbeit von allein eraufeinander zu achten.
ziehenden Müttern mit Senioren wird
ausgebaut.
Demenziell Erkrankte
70% der Bewohner in Senioren- und Projekt: Kultur/Kunst/Musik
Pflegeheimen sind mehr oder weni-
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bedarf
Während einer Nacht der Senioren
wird das Wiesenfest ins Heim geholt
und man feiert gemeinsam. Der Kulturaustausch mit dem Seniorenclub
Cheb wird aufgebaut. Musikfreizeiten
können in den Räumen der Einrichtungen abgehalten werden. Das
Theaterpädagogische Zentrum verbringt in einem Haus der Altenpflege
Herbstferien. Das deutsch-tschechische Theater EI aus Nürnberg
kommt ebenfalls ins Zentrum.
Projekt: Sporteinrichtungen
Selb als Sportstadt sollte die Möglichkeiten des Gesundheits- und Pflegenetzwerkes aktiv aufgreifen und alle Arten der Prävention und der medizinischen Betreuung aufgreifen.
Gemeinsame Aktivitäten bei der
Leichtathletik, beim Fußball, Handball, Eishockey und beim Tennis mit
den tschechischen Nachbarstädten
sollten angeboten werden. Das Europäische Gymnasium Selb könnte
dabei mit Langzeitwirkung unterstützen, indem deutsch-tschechische
Neigungsgruppen aufgebaut und gefördert werden.
Ähnlich der bayrisch-tschechischen
Sprachoffensive in Weiden, dem KIGA-Projekt in Schirnding und der
deutsch-tschechischen Fußballschule
Hof/Franzensbad könnte in Selb das
Thema „Seniorensport“ aufgebaut
werden und Vorbildcharakter für die
Region haben.
Das Europäischen Förderprogramm
INTERREG IIIa sollte Selb nach seinen Chancen für die Stadt ausloten
und das Alleinstellungsmerkmal mit
bayrisch-tschechischen Bezug herausarbeiten.
32
Das Ehrenamt
Die sozialen Probleme bei der Betreuung alter Menschen in der Stadt
werden langfristig nicht ohne Personen zu schultern sein, die sich ehrenamtlich engagieren. Das Ehrenamt
muss wieder aufgewertet werden,
Motor für die im Sozialbereich professionell Tätigen wirken und mitreißend sein. Die Gefahr, ins „Professionelle“ abzugleiten, ist dabei jedoch
sehr groß. Bei diesem Ansatz stehen
die Professionellen grundsätzlich jedoch im Hintergrund.
35
UMNUTZUNGSPOTENTIALE
Der in Teilen sehr hohe Wohnungsund Gebäudeleerstand eröffnet vielfältige Möglichkeiten, bestehende
Bausubstanz für Einrichtungen des
Gesundheits- und Pflegenetzwerkes
umzunutzen.
Stadtteile, die einen hohem Leerstand, d.h. weit über 12% der Wohnungen aufweisen, sind die Bezirke
Innenstadt, Wittelsbacher Straße,
Selb-Ost, Selb-West und Vorwerk.
In diesen Bezirken werden die Gebäude verstärkt umgenutzt und saniert. Gesamtmaßnahmen ... wie
niederschwellige Einzelmaßnahmen
sowohl ...in ... wie Wohnen, Gewerbe als auch Privateigentum
Ebenfalls hoher Leerstand (9%-12%)
wurde in den Bezirken Krötenwiese
und Jahnstraße. Festgestellt. Auch
diese beiden Stadtteile eignen sich
besonders für Sanierung und Umnutzungsmaßnahmen.
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bestand und Prognose
37
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bedarf
4
BEDARF
ALTERSGERECHTES WOHNEN MIT
HÄUSLICHEN HILFEN UND PFLEGE
Weeber + Partner
Institut für Stadtplanung und Sozialforschung
Das Angebot an stationären Einrichtungen ist nach übereinstimmender
Aussage der Fachleute vor Ort ausreichend. Es hat sich in den letzten
Jahren zum Beispiel mit den angebundenen Angeboten von Betreutem
Wohnen und einer zunehmenden Berücksichtigung demenziell Erkrankter
differenziert.
schiedener Art, aus denen kleine Hilfeleistungen aber auch gegenseitiger
Rückhalt gewonnen werden können.
Entsprechend den Bedürfnissen werden Hilfen im hauswirtschaftlichen
Bereich und auch Pflegedienstleistungen benötigt.
Es gibt in zunehmendem Maße rüstige alte Menschen, die auch in fortgeDementsprechend konzentrieren wir schrittenem Rentenalter vielseitigen
uns im Folgenden auf die Frage, wel- Interessen nachgehen, Sport treiben
cher Bedarf für das altersgerechte
und reisen. Es wächst jedoch auch
Wohnen und Hilfen im ambulanten die Zahl der Hochbetagten über 80
Bereich besteht. Dazu gibt es keine Jahren, die sehr stark auf Hilfen und
gesicherten Planungsrichtwerte. Die Pflege angewiesen sind.
Angebotsstrukturen sowie die Nachfrage wandeln sich, dementspreWelche Gruppen von älteren Menchend unsicher sind die Bedarfsab- schen haben Bedarf an altersgerechschätzungen. Die neu zu schaffenden tem Wohnraum und ergänzenden
Angebote müssen deswegen sukzes- Hilfen und wie hoch ist ihre Zahl in
sive entwickelt werden, so dass pro- der Stadt Selb?
zesshaft überprüft werden kann, wie
sich die Nachfrage entwickelt. Die
Die Bevölkerungshochrechnung im
Bedarfabschätzungen dienen damit integrierten Stadtumbaukonzept Selb
lediglich der Übersicht und Einord- kommt auf eine sinkende Bevölkenung in einen quantitativen Rahmen. rungszahl in Selb, jedoch für die Zahl
Darüber hinaus gilt es, eine Basis für der älteren Menschen wird ein Andie ersten Realisierungsschritte zu ha- stieg prognostiziert.
ben.
Anhand von Richtgrößen für einzelne
Merkmale älterer Menschen, die in
Ältere Menschen benötigen mit stei- dem Zusammenhang wichtig sind,
und der Abschätzung für die entspregendem Alter und nachlassenden
Kräften zunehmend Hilfen und gege- chenden Personenzahlen in Selb für
benenfalls Pflegedienstleistungen. Die das Jahr 2010 im Vergleich zur Datenbasis 2003 wird versucht, AnWohnung rückt stärker in den Lebensmittelpunkt, sie sollte ihren Be- haltspunkte für voraussichtliche Entdürfnissen entgegenkommen, einge- wicklung zu bekommen.
schränkte Beweglichkeit sollte die
Möglichkeiten selbstständig zu leben Die Menschen werden älter, sie bleinicht behindern. Dementsprechend ben aber länger jung
sollten die Wohnungen verstärkt barrierefrei gebaut bzw. umgebaut sein. "Alle werden weniger, nur die Alten
Wichtig ist aber auch der Kontakt,
nicht", fasst die erwartete demografider Zugang zu Gemeinschaften ver- schen Entwicklung zusammen. Wer
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bedarf
aber ist alt? Was bedeutet es, zu den
älteren zu gehören? Bei der Beantwortung dieser Fragen, müssen wir
auf Denkgewohnheiten verzichten.
Die Altersphase beginnt nach der
derzeitigen sozialstaatlichen Tradition
ab 60 oder 65 Jahren und reicht
mittlerweile über eine lange Zeit: Ein
60-jähriger Mann hat heute noch eine Lebenserwartung von 19 Jahren,
eine gleichaltrige Frau von über 23
Jahren.1 Auch auf Grund der wachsenden Zahl von Frühverrentungen ist
die Altersphase länger geworden. Als
im Rahmen von Bismarcks Sozialreform1889 die Altersgrenze von 65
Jahren festgelegt wurde, erreichten
nur 3 Prozent der Bevölkerung dieses
Alter.2
1
Deutscher Bundestag, Enquete-Kommission „Demographischer Wandel“ 2002, S. 19
2
Süddeutsche Zeitung 4. Januar 2003
38
39
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bedarf
Ältere Menschen
in Selb
Voraussichtlich wird die Zahl der
Menschen über 65 von 4.150 im
Jahr 2003 bis ins Jahr 2010 um rund
5% anwachsen, was etwas mehr als
200 Personen entspricht. Von diesem
Zuwachs machen den weitaus größten Teil mit über 80% hochbetagte
Menschen mit über 80 Jahren aus.
ABSCHÄTZUNG: ÄLTERE MENSCHEN IN SELB 2003 UND 2010
Innenstadt und
innenstadtnahe
Bezirke
Stadtrand- und
Außenbezirke
Vorwerk und
Siedlung Süd
Selb-Gesamt
unter 65
65 bis 80
über 80
Ältere
gesamt
unter 65
65 bis 80
über 80
Ältere
gesamt
unter 65
65 bis 80
über 80
Ältere
gesamt
unter 65
65 bis 80
über 80
Ältere
gesamt
Anteil derAbschätzung
Anteil der Differenz
Stand
2003 Hochbetagte
2010 Hochbetagte 2010 minus
5.522
5.172
- 350
1.129
1.159
+ 30
365
+ 24%
410
+ 26%
+ 45
1.494
4.117
902
324
1.226
2.305
704
164
868
14.270
3.197
954
4.151
+ 26%
1.569
3.687
958
351
+ 19%
1.309
2.082
634
244
+ 23%
878
13.111
3.233
1.142
4.376
In Prozent von
2003
- 6%
+ 3%
+ 12%
+ 27%
+ 75
- 430
+ 56
+ 27
+ 5%
- 10%
+ 6%
+ 8%
+ 28%
+ 83
- 223
- 70
+ 80
+ 7%
- 10%
- 10%
+ 49%
+ 26%
+ 10
- 1.159
+ 36
+ 188
+ 1%
- 8%
+ 1%
+ 20%
+ 225
+ 5%
Quelle: eigene Berechnungen, Datenquelle Stadt Selb Januar 2003, Abschätzung Weeber+Partner 2003.
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bedarf
40
Allein lebende ältere
Menschen
ßerhalb der Familie mehr netzwerken
müssen, wenn sie nicht vereinsamen
will. Dazu gehören auch Formen geInsbesondere allein lebende ältere
meinschaftlichen Wohnens in HausMenschen sind auf ambulante Diens- gemeinschaften mit Gleichgesinnten.
te angewiesen. Aber die Vorstellung – Dabei ist das Interesse älterer Menalt und einsam sein – ist differenziert schen oftmals auch darauf gerichtet,
zu sehen. Alte Menschen leben zwar selbst im hohen Alter wieder eine eheute überwiegend alleine oder mit heähnliche neue Partnerschaft
ihrem Ehepartner in einem Haushalt. einzugehen.3 Die Bereitschaft, sich im
Mehrgenerationenhaushalte und ge- und für das Alter neu zu orientieren
meinschaftliches Wohnen in einem
und etwas Neues anzufangen, ist
Haushalt mit Verwandten und famili- gewachsen.
enfremden Personen sind die Ausnahme.
Für die Jahre 2020 und 2040 hat
das Bundesinstitut für BevölkerungsIn Heimen lebten in der Bundesrepu- forschung eine Modellrechnung zu
blik im Jahr 2000 3,3 Prozent der
den Lebensformen der Männer und
Menschen ab 65 Jahre, vor allem
Frauen im Alter von 65 Jahren und
über 80-jährige und Frauen. Die
mehr vorgelegt.4 Auch wenn danach
wenig grundlegende Verschiebungen
Familienforschung belegt, dass die
bei den Wohnformen erwartet wermeisten alten Menschen in weitere
familiäre Netze – Kinder, Geschwister den, zeigt sich, wie groß der Bedarf
– gut eingebunden sind. Die in unter- insgesamt ist. Nicht nur viel mehr
Menschen werden auf altengerechte
schiedlichen selbständigen KleinHaushalten an unterschiedlichen Or- Wohnungen und ein barrierefreies
ten lebende "multi-lokale Mehrgene- Wohnumfeld angewiesen sein, auch
der Bedarf an gemeinschaftlichen
rationenfamilie" sorgt nach wie vor
wesentlich für gegenseitige Unterstüt- Wohnformen und an Wohnen mit
zung und Einbindung – alleine Woh- Pflege wird zunehmen.
nen heißt also für die meisten nicht,
im Leben alleine da zu stehen.
Es ist aber abzusehen, dass die Verwandtschaftsnetze der künftigen älteren Bevölkerung kleiner werden.
Durch wachsende Mobilität und häufigere Erwerbstätigkeit der Töchter
und Schwiegertöchter werden sie
auch weniger leistungsfähig sein. In
Selb wird dies wegen der besonders
ausgeprägten Abwanderung jüngerer
Menschen überproportional der Fall
sein. Die zukünftige Generation der
alten Menschen wird also auch au-
3
Weeber+ Partner: Gemeinschaftliches Wohnen
im Alter, Stuttgart 2001
4
Vierter Bericht zur Lage der älteren Generation
2002, S. 124ff
41
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bedarf
Schätzt man anhand der heutigen Situation für die Altersgruppen ab 65
Jahren5 die Größenordnungen für
Selb im Jahr 2010 ab, so ergibt sich
folgendes Bild:
EINPERSONENHAUSHALTE IN
DEUTSCHLAND 2000
(in Prozent der Bevölkerung gleichen Alters)
65 - unter 70jährige
70 - unter 75jährige
75 - unter 80jährige
80jährige und ältere
Frauen
31%
44%
59%
73%
wird sich der Anteil der Männer ebenso wie der Anteil der Hochaltrigen
etwas erhöhen. Besonders zu beachten ist, dass es vor allem deutlich
mehr Einpersonenhaushalte von
80jährige und älteren in Selb geben
wird. Hier ist davon auszugehen, dass
die meisten auf Hilfen angewiesen
sein werden.
Männer
13%
14%
19%
31%
Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 2000
ABSCHÄTZUNG DER EINPERSONENHAUSHALTE IN SELB 2003 UND 2010
Frauen
Männer
Gesamt
2003
2010
2003
2010
2003
2010
65 - unter 70jährige
205
176
62
67
268
242
70 - unter 75jährige
271
308
61
66
332
374
75 - unter 80jährige
294
276
55
58
349
334
80jährige und ältere
Summe
502
561
72
97
573
658
1272
1321
287
1521
1608
Veränderung
+49
250
Veränderung
+37
Veränderung
+87
+6%
+4%
+15%
Quelle: eigene Berechnungen, Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 2000, Bevölkerung Stadt
Selb, Stand Januar 2003
In Selb leben, wenn man diese Quoten voraussetzt, im Jahr 2003 schätzungsweise 1.500 ältere Menschen in
Einpersonenhaushalten. Bis 2010
wird sich diese Zahl etwas erhöhen,
davon werden der überwiegende Teil
Frauen sein – über 80% –, jedoch
5
Quelle: Stat. Bundesamt, Mikrozensus 2000, zitiert aus: Deutsches Zentrum für Altersfragen: Zur
Lebenssituation älterer Menschen in Deutschland.
Ausgewählte Daten und Kurzinformation. DZADiskussionspapier Nr. 37, Juli 2002, S. 8f.
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bedarf
42
Menschen mit starken
gesundheitlichen
Beeinträchtigungen
Erst mit hohem Alter wächst die Zahl
der Hilfe- und Pflegebedürftigen
stark. Während von den 60- bis unter
65-jährigen nur 1,5 Prozent pflegeDie Gleichsetzung von alt und gebedürftig sind, sind es bei den 90brechlich, stimmt schon lange nicht jährigen und älteren 55 Prozent7. Damehr. "80 Prozent der Menschen im zu kommen die Hilfebedürftigen, die
Alter von 70 Jahren oder älter sind zu ihre alltäglichen Verrichtungen nicht
einer weitgehend selbständigen Le- mehr alleine erledigen können.
bensführung in der Lage. Der größte
Teil der älteren Bevölkerung lebt die
ersten 15 bis 20 Jahre nach dem
Ausscheiden aus dem Berufsleben
unabhängig von Hilfe und Pflege".6
LEISTUNGSEMPFÄNGER DER PFLEGEVERSICHERUNG IN DEUTSCHLAND AM 31.12.2003
5 4 ,6 %
9 0 u n d ä lt e r
3 4 ,5 %
1 7 ,9 %
8 ,6 %
4 ,5 %
2 ,4 %
1 ,5 %
1 ,0 %
0 ,7 %
0 ,6 %
0 ,5 %
A n t e il a n d e r 0 ,4 %
B e v ö lk e r u n g 0 ,4 %
g le ic h e n A lt e r s
0 ,4 %
0 ,5 %
0 ,6 %
0 ,5 %
8 0 b is u n t e r 8 5
Altersgruppen
7 0 b is u n t e r 7 5
6 0 b is u n t e r 6 5
5 0 b is u n t e r 5 5
4 0 b is u n t e r 4 5
P e rs o n e n
za h l
a b s o lu t
nach
3 0 b is u n t e r 3 5
2 0 b is u n t e r 2 5
I
II
II I
b is u n t e r 1 5
0
100.
000
200.
000
300.
000
400.
000
500.
000
600.
000
700.
000
800.
000
A n z a h l d e r L e is t u n g s e m p f ä n g e r
Quelle: eigene Berechnungen, Datengrundlage Bundesgesundheitsministerium: Bericht zur Pflegeversicherung: Leistungsempfänger nach Altersgruppen Stand 31.12.2003, BBR (Hrsg.) 2002: INKAR-Bevölkerungsprognose für Deutschland
6
Pressemitteilung zum 3. Bericht zur Lage der älte- 7 entsprechend den Definitionen des Sozialgesetzren Menschen 17.1.2001
buches XI, Leistungsempfänger
43
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bedarf
Von den rund 21 Millionen im Jahr
2040 erwarteten älteren Menschen
ab 65 Jahre werden 72 Prozent mit
65 bis 79 Jahren zu den jüngeren,
überwiegend relativ rüstigen Alten
gehören, 24 Prozent zu den älteren
Alten (80 bis 89 Jahre) und 4 Prozent
zu den hochaltrigen 90-jährigen und
älteren. In absoluten Zahlen heißt
das: die große Zahl der jüngeren Alten nimmt etwa um ein Drittel zu, die
Zahl der älteren Alten und der Hochaltrigen wird sich jeweils etwa verdoppeln.8
Wenn man die Leistungsempfängerquoten für Ende 2003 auf Selb umrechnet, ergibt sich eine Zahl von
rund 500 Pflegebedürftigen im Jahr
2003, nach der Abschätzung steigt
die Zahl bis ins Jahr 2010 um 13%
an. Davon wären - nach einer Umrechnung aktueller Größenordnungen - rund zwei Drittel in ambulanter
Pflege, d.h. nicht in Heimen untergebracht, sondern sie wohnen in Privatwohnungen. Bei diesen beläuft
sich die Schätzung bis 2010 auf einen Anstieg von 36 Personen, was
etwas über 10% entspricht.
Personen mit Hilfe- und Pflegebedarf Über den Personenkreis der regelmäßig Pflegebedürftigen hinaus muss
von einem rund doppelt so großen
Die Pflegeversicherungsgesetz teilt
Menschen, die gepflegt werden müs- Kreis an Personen ausgegangen wersen, nach Pflegestufen ein – erhebli- den, der einen hauswirtschaftlichen
cher (Stufe I) oder außergewöhnlicher Hilfebedarf hat9. Von rund 1000 PerPflegebedarf (Stufe II), Schwerstpfle- sonen mit hauswirtschaftlichem Hilfebedarf 2003 würde danach die Zahl
gebedarf (Stufe III).
bis 2010 um ca. 125 weitere Menschen ansteigen.
Geschätzte Zahl von Pflegebedürftigen und Personen mit hauswirtschaftlichem Hilfebedarf in Selb 2003 und 2010
2003
2010
Differenz
in %
ambulant
337
372
+36
+11%
Pflegebedürftige
stationär
67%
66%
162
192
+30
+18%
Summe
33%
34%
499
564
+66
+13%
hauswirtschaftlicher
Hilfebedarf
963
1089
+127
+13%
Summe
gesamt
1461
1654
+192
+13%
Quelle: Eigene Berechungen, Datengrundlage: BMGS Leistungsempfänger der Pflegeversicherung Stnd 31.12.2003, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
1996: Hilfe- und Pflegebedürftige in privaten Haushalten, Bevölkerung Stadt Selb, Stand
Januar 2003
9
8
Statistisches Bundesamt 1999, Bevölkerungsstatistik B15, Berechnungen Weeber+Partner
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend: Hilfe- und Pflegebedürftige in priva-
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bedarf
Bestand und Bedarf
an stationären
Pflegeplätzen
Wenn man die Fallzahlen aus der
Statistik der Leistungsempfänger der
Pflegeversicherung auf Selb überträgt, ergibt sich für 2003 in Selb ein
Bedarf an 162 stationären Pflegeplätzen. Der Bestand von 161 Plätzen in Selb (2004) entspricht dem.
Nach dieser Berechnungsgrundlage
würde bis 2010 ein zusätzlicher Bedarf von rund 30 Plätzen bestehen.
Bislang wurde bei den Bedarfsermittlungen meist mit niedrigeren Orientierungswerten gerechnet, z.B. im
Landespflegeplan BadenWürttemberg 2000. Diese Werte sind
möglicherweise heute bereits überholt.
Menschen mit
Behinderungen
Personen mit Schwerbehindertenausweis, die stark gehbehindert sind,
sollten eine barrierefreie Wohnung
haben. Überträgt man die Zahl der
Personen mit Schwerbehindertenausweis und dem Merkmal "aG" für "außergewöhnlich gehbehindert" (Auskunft des Landesversorgungsamts
Stuttgart), so kommt man auf einen
Bedarf an 187 rollstuhlgerechten
Wohnungen in Selb. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sehr viele alte
Leute sich keinen Schwerbehindertenausweis ausstellen lassen. Auch ist
nicht bekannt, wie viele Menschen
mit Schwerbehindertenausweis, die
ten Haushalten, Schriftenreihe 111.2, Bonn
1996, S. 66 ff.
44
auch als außergewöhnlich gehbehindert gelten, in Heimen leben. Da es
in Selb kaum barrierefreie Wohnungen außerhalb von besonderen Einrichtungen gibt, ist zukünftig von einem erheblichen Bedarf auszugehen.
Orientierungswerte: Quoten der Inanspruchnahme stationärer
Pflegeleistungen
unter 65
65 - unter 70jährige
70 - unter 75jährige
75 - unter 80jährige
80 - unter 85jährige
85jährige und ältere
Landespflegeplan BW 2000
untere Variante
obere Variante
0,03
0,025
0,42
0,56
0,89
1,01
2,1
2,53
5,28
6,11
13,59
14,83
Abschätzung für Selb nach den Quoten des Landespflegeplan Baden-Württemberg 2000
Bedarf an stationären Pflegeplätzen
Untere Variante Landespflegeplan 2000
2003
unter 65
4
65 - unter 70jährige
5
70 - unter 75jährige
10
75 - unter 80jährige
18
80 - unter 85jährige
33
85jährige und ältere
46
Bedarf untere Variante gesamt
116
2005
4
6
9
19
35
47
120
2010
4
5
11
17
35
66
138
Bedarf an stationären Pflegeplätzen
obere Variante Landespflegeplan 2000
2003
unter 65
4
65 - unter 70jährige
7
70 - unter 75jährige
11
75 - unter 80jährige
22
80 - unter 85jährige
38
85jährige und ältere
50
Bedarf obere Variante gesamt
131
2005
3
8
10
23
40
51
136
2010
3
6
13
21
40
72
155
Quelle: Eigene Berechungen, Datengrundlage: Landespflegeplan BadenWürttemberg 2000, Bevölkerungszahlen Stadt Selb, Stand Januar 2003
45
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bedarf
Personen mit demenziellen Erkrankungen
Mit der Zunahme hochaltriger Menschen sind die demenziellen Erkrankungen viel häufiger geworden, in
der Mehrzahl der Fälle sind 80jährige und ältere betroffen.10 Anfangs benötigen diese Kranken noch
wenig Pflegeleistungen, sie kommen
mit etwas Hilfestellung und Betreuung
zurecht. Mit zunehmendem Auftreten
der demenziellen Symptome ist jedoch eine verstärkte Pflege vonnöten,
so dass sich Hochrechnungen für
Personen mit Demenz zu größeren
Teilen mit den Zahlen für die Pflegebedürftigen überschneiden.
Anhand von Quoten für Altersgruppen, die aus wissenschaftlichen Untersuchungen in anderen Regionen
stammen11, kann man die Zahl für
Selb abschätzen. Es ergibt sich für
2003 eine Zahl von rund 275 Personen mit mittelschweren bis schweren
demenziellen Erkrankungen. Bis
2010 ist mit einem Anstieg um ca.
18% zu rechnen, der auf die wachsende Zahl der Hochbetagten zurückzuführen ist.
Abschätzung der Zahl für Personen mit demenziellen Erkrankungen
in Selb
2003
276
Zahl demenziell Erkrankter in Selb
Differenz
in Prozent
2010
324
+49
+18%
Quelle: eigene Berechnungen, Datenquellen: 4. Altenbericht der Bundesregierung 2002, Bevölkerung Stadt Selb, Stand Januar 2003
10
vgl. Weeber+Partner 1998: Demenziell erkrankte ältere Menschen, Versorgungssituation und
Versorgungskonzepte, eine Untersuchung zur Situation in Baden-Württemberg. Hrsg. Sozialministerium Baden-Württemberg, Stuttgart
11
Vierter Altenbericht der Bundesregierung 2002,
S. 167
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Bedarf
Schlussfolgerungen
Die aufgeführten Zahlen belegen einen wachsenden Bedarf an altersgerechtem Wohnangeboten, auch
kombiniert mit häuslichen Hilfen und
Pflege in Selb. Dies hängt in erster Linie mit dem zu erwartenden Anwachsen der Zahl der hoch betagten Menschen zusammen.
Als Größenordnung für den zusätzlichen Bedarf im Vergleich zur heutigen Situation kann der abgeschätzte
erhöhte Bedarf im ambulanten Pflegebereich herangezogen werden, der
bis 2010 um geschätzte 36 Personen
wächst.
Dazu kommt die größere Zahl an
Menschen, die auf häusliche Hilfen
angewiesen sind, dies werden im Jahr
2010 schätzungsweise ca. 125 mehr
als heute sein.
Die Dunkelziffer – bereits heute in
Selb lebende Menschen, die eine altersgerechte Wohnung und häusliche
Hilfe und Pflege benötigen, aber
nicht in Anspruch nehmen – ist nicht
bekannt. Die bisher festgestellte
wachsende Nachfrage nach betreutem Wohnen in Selb zeigt, dass mit
dem Angebot auch der Bedarf offensichtlich wird. Auch die örtlichen
Fachleute haben immer wieder darauf hingewiesen, dass Wohnmöglichkeiten von älteren Menschen gesucht
werden, wo sie selbständig leben
können, durch eine zentrale Lage
und gutes Umfeld Besorgungen und
Kontakte leicht gemacht sind und Ansprechpartner und Hilfe zur Verfügung steht.
46
47
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Umsetzung
5
UMSETZUNG
KONZEPT
Das Gesundheits- und Pflegenetzwerkes Selb wird die übergeordneten sozialpolischen Ziele von Bund und
Freistaat Bayern in einem Projekt umsetzen, das soziologisch und räumlich
durch die Struktur kleiner Städte und
den ländlichen Raum definiert ist und
das über die Landesgrenze hinausgehen wird.
LEISTUNGSBILD
Mit Schwerpunkt in Selb wird im
Landkreis Wunsiedel ein soziales
Netzwerk für alte Menschen auf- und
ausgebaut, das neben dem Angebot
in der Stadt auch die Einrichtungen
der Region nutzt. Das Netzwerk ist
zusammengesetzt aus einer Kontaktstelle, die bestehende stationäre und
Das Netzwerk wird in einer schrump- ambulante Einrichtungen und ihre
fenden Region aufgebaut mit einer
Dienste mit neuen Wohnformen verBevölkerung, die vor der Phase Dein- knüpft. Das Potential des bürgerdustrialisierung überwiegend auf in- schaftlichen Engagements wird dabei
dustriellen Arbeitsplätzen beschäftigt verstärkt einbezogen, um die Vernetwar und für die das Thema „Dienst- zung vorhandener Aktivitäten in Stadt
leistungen“ bisher noch schwer zu
und Region besser und gezielter zu
vermitteln ist.
erreichen.
Die Aufgabe des Netzwerkes wird
Das Netzwerk wird ausloten, wie die
daher sein, mit kleinen Bausteinen
Aktivitäten der Euregio Egrensis
bei den unterschiedlichen Funktionen grenzüberschreitend eingebunden
und Angeboten zu beginnen, die
werden können. Möglichkeiten und
Möglichkeiten des Ehrenamtes bei al- Grenzen von Kooperationen mit
len Aktivitäten des Netzwerkes aufzu- Tschechischen Kommunen und Einzeigen, Vorstellungen in der Bevölke- richtungen werden aktiv angedacht
rung zu wecken und hilfsbereite Men- und sukzessive wird entschieden, welschen stark in den Verbund einzube- che Spiegelprojekte zur Prävention
ziehen. In der Anlaufphase sollte da- und zur Pflege alter Menschen initiiert
her das Angebot niederschwellig sein. werden könnten. Denkbar ist, auch
mit den nahen tschechischen Kurbädern enge Partnerschaften mit festen
Kontingenten auf beiden Seiten auf
den Sektoren Sport und Freizeitangebot (Prävention), Bäderwesen (wellness) und medizinische Versorgung
einzugehen und beidseitig der Grenze gemeinsame Angebote aufzulegen. Die Kurszene in Kooperation
mit Franzensbad wird wiederbelebt.
Um das vorhandene Angebot der
Klinik Selb weiter auszulasten und
langfristig zu stärken, soll von deutscher Seite die Zusammenarbeit mit
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Umsetzung
der tschechischen Stadt Asch gesucht
und vorangetrieben werden.
Die Ausbildung von Fachkräften für
die Altenpflege wird beiderseits der
Grenze aufgebaut und in einem weiteren Spiegelprojekt gefördert.
In Selb wird mit der innovativen Tätigkeit der „Fachhauswirtschafterin“
begonnen und weitere Ausbildungszweige für andere, neu zu schaffende
Berufe werden sukzessiv aufgebaut
und den alten Menschen im Gesundheits- und Pflegenetzwerk angeboten.
Durch das Gesundheits- und Pflegenetzwerk werden die unterschiedlichen Einrichtungen im Gesundheitsund Pflegebereich miteinander vernetzt und koordiniert.
48
Krankenhaus
Das Krankenhaus wird über die Kontaktstelle in das Pflegenetzwerk eingebunden. Patienten werden bei ihrer
Entlassung individuell beraten und zu
den nötigen Fachärzten und REHAEinrichtungen weitervermittelt.
Im Krankenhaus besteht die Möglichkeit nach Bedarf eine örtliche Anlaufstelle für die Bewohner des Stadtbezirks einzurichten.
Langfristig kann das Krankenhaus um
eine Palliativstation erweitert werden.
Auch die Hospizbewegung kann in
den Gebäude untergebracht werden.
Stationäre
Das Gesundheits- und Pflegenetzwerk P f l e g e i n r i c h t u n g e n
Selb wird auf folgenden Ebenen aufIn der Innenstadt und im Bezirk Kapgebaut:
pel bestehen bereits zwei Seniorenund Pflegeheime, die den stationären
Z e n t r a l e K o n t a k t s t e l l e Bedarf am Betreuungsangebot abdeIn einer Beratungsstelle werden An- cken. Darüber hinaus gibt es im
Landkreis ein Überangebot an statiogebote für die Prävention und die
Pflege alter Menschen gemacht; hier nären Pflegeeinrichtungen, so dass in
Selb kein weiterer Bedarf besteht.
werden die wichtigsten informellen
Hilfen für diesen Personenkreis in der Die Heime dienen über ihre WohnStadt gebündelt. Die Kontaktstelle ist und Pflegefunktion hinaus bereits als
Servicestellen und Pflegestützpunkte
räumlich zentral in der Innenstadt
angesiedelt und nutzt alle Synergien, in den Bezirken. Weiter Angebote
könne angegliedert werden.
die das Stadtzentrum bietet.
Die Kontaktstelle koordiniert alle Aktivitäten des Gesundheits- und Pflegenetzwerkes, vernetzt die integrierte
Versorgung und vermittelt Hilfen. Sie
verfügt über eine Datenbank aller
Anbieter in Stadt und Region.
Auch kleine Dienste wie die Vermittlung des Frisörs, der Fußpflege, Hilfen beim Einkaufen, bei der Wäscheoder der Wohnungsreinigung werden
in der Kontaktstelle vermittelt.
Pflegestützpunkte
In den Stadtbezirken Vorwerk und
Selb-Ost, die räumlich von der Innenstadt getrennt sind, werden örtliche Pflegestützpunkte eingerichtet,
die im Verbund mit der Kontaktstelle
stehen. Die persönliche Betreuung
vor Ort erfolgt über ehrenamtliche
Mitarbeiter.
49
Die Räumlichkeiten sind im Vorwerk
an eine Wohngruppe für demenziell
erkrankte Menschen, in Selb-Ost an
eine noch zu bestimmende Einrichtung angeschlossen und können von
ambulanten Diensten nach Bedarf
genutzt werden können.
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Umsetzung
Nach den Untersuchungen über die
aktuelle Belegung der Bausubstanz in
der Innenstadt (vgl auch: Band 5.3: Wohnungswirtschaft des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes) stehen 2003 rd 36%
der Wohnflächen leer. Eine Vielzahl
dieser Gebäude soll für das Gesundheits- und Pflegenetzwerk als ExperiA m b u l a n t e V e r s o r g u n g mentierfeld für unterschiedliche Formen des altengerechten Wohnens
Die weiter entfernten Stadtbezirke
genutzt werden.
werden entweder über Einrichtungen
in benachbarten Bezirken oder über Das Wohnen für alte, gebrechliche
und behinderte Menschen besteht
ambulante Dienste versorgt.
aus unterschiedlichen Angeboten:
Angegliederte
* Wohnungsanpassung bestehender
Anlaufstellen
Wohnungen nach individuellem BeIn den räumlich vom Zentrum weiter darf, in denen alte und behinderte
entfernten Stadtbezirken Selb-Plöß- Menschen bereits wohnen;
berg und Erkersreuth werden, ange- * Umbauten zu barrierefreien Wohgliedert an bestehende soziale oder nungen im Bestand leerstehender
kirchliche Einrichtungen, Anlaufstellen Gebäude für das Wohnen im Alter;
auf ehrenamtlicher Basis für ältere
oder pflegebedürftige Menschen ein- * Hausgemeinschaften für alte Menschen mit Hilfe- und Pflegebedarf gerichtet. Die Erreichbarkeit einer
persönlichen Betreuung auch für we- Wohn- und Pflegegemeinschaften
insbesondere für demenziell erkrankte
niger mobile Menschen wird somit
Menschen im historischen Bestand;
gewährleistet.
* selbstverwaltetes Wohnen im Alter;
Wohnen im Alter
* gemeinschaftliches Wohnen für
Für das Wohnen im Alter wird sukzes- jung und alt – leerstehende Gebäude
sive ein differenziertes Angebot auf- werden für das Zusammenleben von
gebaut. Oberste Priorität besitzt da- jungen Menschen mit alten, gebrechbei die Innenstadt, da im Zentrum al- lichen und behinderten Personen umle sozialen, kulturellen und wirtschaft- und ausgebaut;
lichen Einrichtungen einschließlich
* Kontakt und tägliche Hilfe für alte
der Verkehrsinfrastruktur vorhanden Menschen, die in der Innenstadt als
sind. Die Verwaltungen und alle
Mieter oder Eigentümer bereits leben,
Dienstleistungen konzentrieren sich ohne dass baulicher Anpassungsbedort, die die unterschiedlichen Grup- darf der Wohnungen besteht.
pen alter Menschen sowohl für ihre
Versorgung als auch für ihre Freizeit Dieses differenzierte Angebot wird
über die Kontaktstelle in der Innenbenötigen.
stadt vermittelt, die aufgrund ihrer
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Umsetzung
50
Aufgabenfelder eng mit den örtlichen Im Rahmen der Stärkung von DienstSozialstationen und Trägern der Al
leistungsfunktionen in der Innenstadt
tenhilfe zusammenarbeitet.
wird überregional auch mit dem
günstigen Preis-Leistungsverhältnis in
Stärkung
Selb und in der Region geworben.
der Dienstleistungen
in der Innenstadt
Die Luftkurregion
Mit dem Netzwerk ist auch das städ- Die Stadt Selb und ihr Umland haben
tebauliche Ziel verknüpft, den Dienst- aufgrund der klimatischen und landleistungssektor in der Selber Innen- schaftlichen Bedingungen alle Vorstadt zu stärken. Die alten Menschen, aussetzungen für Luftkuren. Mit dem
die in den Innenstadtwohnungen le- Gesundheits- und Pflegenetzwerk
ben, sollen sich so lange wie möglich könnte auch in diesem Sektor langselbst versorgen und dabei die gefristig ein Kompetenzzentrum initiiert
samte Palette des Angebotes nutzen werden. Denkbar sind
können.
Da die sportlichen Einrichtungen in * ein Kompetenzzentrum „Diabetesbetreuung“;
Selb gut ausgebaut, aber nicht mehr
*
ein Kompetenzzentrum „Asthma“;
vollständig ausgelastet sind, wird sich
das Netzwerk bei der Prävention im * ein Kompetenzzentrum „DepressiAlter mit tangierenden sportlichen Ak- onen“.
tivitäten profilieren. Die präventiven Diese und ähnliche Einrichtungen
Angebote aus den Bereichen Bildung, könnten langfristig auch in leer steFreizeit und Kultur runden die Palette henden industriellen Komplexen bzw
der vorbeugenden Maßnahmen ab. in leer stehenden GeschosswohDie bestehenden Bausteine der Pflege nungsbauten eingerichtet werden.
alter Menschen, beginnend bei niederschwelligen Angeboten über diffe- E v a l u i e r u n g
renzierte Hilfen im häuslichen Bereich Um die notwendigen Erfahrungen zu
bis zur geriatrischen Medizin werden sammeln, ist die Kontaktstelle des
gestärkt und gezielt weiterentwickelt, Gesundheits- und Pflegenetzwerkes
indem alle bestehenden medizinials Einrichtung zur Altenpflege zu beschen Dienste in das Netzwerk einbe- trachten, in der prozesshaft und ähnzogen werden. Eine Plattform
lich einem Quartiersmanagement,
„Dienstleistungen im Alter“ wird ge- über mehrere Jahre die Auswirkungründet, in der die öffentlichen und gen beobachtet und in der neue Erprivaten Anbieter eng zusammenar- fahrungen mit dem Ehrenamt in der
beiten und über die alle Fragen, die Stadt und im ländlichen Raum gevon alten Menschen an das „Gemacht werden.
sundheits- und Pflegenetzwerk Selb“
herangetragen werden, im Verbund Nach einer noch festzulegenden Zeit
kommuniziert und beantwortet wer- wird zu bilanzieren sein, in wieweit
das Angebot der Kontaktstelle die Siden.
tuation der alten Menschen in Selb
51
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Umsetzung
verbessert und wie die Arbeit der
Kontaktstelle noch optimiert werden
kann.
Kirchen sowie das Stadtbauamt und
Vertretern der Gutachtergruppe die
lokalen, fachlichen Fragestellungen.
Bei Aspekten mit regionalem bzw
ZUSAMMENARBEIT MIT TSCHEgrenzüberschreitenden Auswirkungen
CHISCHEN GEMEINDEN
wird die Lenkungsgruppe fallweise
durch zusätzliche Vertreter aus dem
Der Wunsch tschechischer Nachbar- Landkreis, der Region oder den bestädten an der Grenze zu Deutschnachbarten tschechischen Städten
land scheint vorhanden zu sein, im
erweitert.
Rahmen der noch jungen EuropäiEbene PROJEKTSTEUERUNG
schen Einigung alte soziale Beziehungen wieder aufleben zu lassen. In Die Projektsteuerung setzt die lokalen
der nur 7 Kilometer entfernten Stadt bzw überörtlichen sozialpolitischen
Asch gibt es Stimmen, die wieder mit Vorgaben der Lenkungsgruppe um
der Nachbarstadt Selb zusammenar- und leitet fachlich alle notwendigen
beiten wollen. Ob diese ersten Ein- Maßnahmen ein, die von der Lenschätzungen einen tragfähigen Hin- kungsgruppe für das Netzwerk beschlossen wurden.
tergrund haben, wäre durch interkommunale Fachgespräche der beiDer Leiter des Stadtbauamtes und der
den Städte vertieft zu untersuchen
Koordinator des Integrierten Stadtund mit Hilfe der Euregio Egrensis an
entwicklungskonzeptes übernehmen
Spiegelprojekten auszuloten.
gemeinschaftlich die Projektsteuerung
dieser beschlossenen Maßnahmen
und koordinieren die fachlichen VorORGANISATIONSSTRUKTUR
gaben der Oberbehörden. Das BauDas Gesundheits- und Pflegenetzwerk
amt übernimmt die hoheitlichen AufSelb hat zwei Organisationsebenen:
gaben und arbeitet eng mit allen Reeine Lenkungsgruppe mit zwei räumferaten der Stadtverwaltung zusamlichen Ebenen sowie die Projektsteuemen.
rung.
Die externen Fachplaner steuern die
Ebene LENKUNGSGRUPPE
Aufgaben der Verbände, koordinieDie Lenkungsgruppe definiert, koor- ren deren Vorschläge der Objektpladiniert und kontrolliert alle Aktivitäten ner und begleiten in enger Abstimdes Netzwerkes. Sie hat Aufgaben auf mung mit dem Bauamt die Einhalzwei Fachebenen zu betreuen. Neben tung von Inhalten und fachlichen
Themen mit lokalem Bezug sind pa- Vorgaben bis zur Umsetzung.
rallel auch Aspekte mit überörtlichen Fallweise berichtet die ProjektsteueBezug zu behandeln.
rung der Lenkungsgruppe über den
Unter Leitung des Oberbürgermeisters erarbeiten in dem Gremium Vertreterinnen und Vertreter der Stadtratsfraktionen, des Landkreises, der
Sozial- und Wohlfahrtsverbände, der
Stand von Maßnahmen und holt
nach endgültiger Freigabe von Projekten durch die Lenkungsgruppe die
entsprechenden Beschlüsse des Stadtrats ein.
53
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Umsetzung
RÄUMLICHE UMSETZUNG
INNENSTADT
Das breites Angebot an Gesundheitsund Pflegeeinrichtungen der Innenstadt bildet die Grundlage für alle
weiteren Einrichtungen. Das Altenund Pflegeheim der Diakonie „PaulGerhardt-Haus“ mit Betreutem Wohnen mit zentraler Diakoniestation
steht hier und der überwiegende Teil
der niedergelassenen Ärzte, Apotheken praktiziert in der Innenstadt.
Ergänzt wird dieses Angebot um eine
zentrale Kontaktstelle mit der Kompetenzen für das „case-management“,
dh der individuellen Fallbetreuung.
In der Innenstadt wird zusätzlich ein
breites Angebot unterschiedlicher
Formen des Altenwohnens bedarfsorientiert aufgebaut. Der öffentliche
Raum und die öffentlichen Einrichtungen werden barrierefrei umgestaltet sein und die Gesundheits- und
Pflegeeinrichtungen, Wohnanlagen
und die Grün- und Freiflächen der
Innenstadt werden miteinander vernetzt. Selbst die Grünphasen von
Ampeln werden zukünftig den Bedürfnissen alter Menschen angepasst
sein.
STADTBEZIRKE MIT STATIONÄREN
GESUNDHEITS- UND PFLEGEEINRICHTUNGEN
pflegebedürftige Menschen ausgebaut ist.
Aufgrund des heute hier lebenden
Bevölkerung und der Prognose bis
2010 besteht kein Bedarf an weiteren
stationären Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen an oder Altenwohnungen. In Selb-West befindet sich zusätzlich noch die Rettungsstation des
BRK.
STADTBEZIRKE MIT BEDARF AN
SERVICEEINRICHTUNGEN
Die Bezirke Selb-Ost und Vorwerk
haben bislang keine Einrichtungen im
Gesundheits- und Pflegebereich. In
beiden Bezirken besteht auf Grund
des Bevölkerungsaufbaus und der
Entwicklung bis 2010 Bedarf an einer
Servicestation und einem breitem Angebot an unterschiedlichen Wohnungen für ältere, gebrechliche und pflegebedürftige Menschen. Bestehende,
leerstehende Geschosswohnungsbauten werden für deren Bedürfnisse saniert und umgenutzt.
Im Bezirk Vorwerk hat der Prozess der
Umnutzung bestehender Bausubstanz
begonnen. Unterschiedliche Planungen zur Sanierung von Gebäuden für
den Bedarf alter Menschen laufen
bereits.
Im Bezirk Selb-Ost sind im Rahmen
Die Bezirke Kappel und Selb-West mit eines Stadtbezirksentwicklungskonzeptes Einrichtungen für alte Mendem Alten- und Pflegeheim der Arbeiterwohlfahrt, dem „Maria-Bauer- schen in Planung.
Sozialzentrum“ und dem Krankenhaus besitzen große stationäre Einrichtungen, die mit einer Servicestation bzw Anlaufstelle für ältere und
54
RÄUMLICHE UMSETZUNG
STADTBEZIRKE DIE DURCH EINRICHTUNGEN IN BENACHBARTEN
BEZIRKEN VERSORGT WERDEN
Die Bezirke Wittelsbacherstraße,
Jahn-Straße, Carl-Netzsch-Straße,
Krötenwiese und Siedlung Süd werden über Serviceeinrichtungen in benachbarten Bezirken versorgt. Die
fußläufigen Verbindungen werden
barrierefrei ausgebaut.
In einigen Bezirken wird bedarfsorientiert ein Angebot an Altenwohnformen aufgebaut.
Im Bezirk Jahnstraße wird eine Anlaufstelle für ältere- und pflegebedürftige Bürger in den Räumen des
ehemaligen kirchlichen Kindergartens, angebunden an das Pfarrzentrum, eingerichtet.
STADTBEZIRKE MIT MOBILER VERSORGUNG
Die außenliegenden Bezirke Stopfersfurth, Reuthbergsiedlung, SelbPlößberg und Erkersreuth werden mit
Hilfe ambulanter Dienste mobil versorgt.
In Selb-Plößberg und in Erkersreuth
entstehen, angelagert an bestehende
soziale Einrichtungen, Anlaufstellen
für ältere und pflegebedürftige Bürger. In Plößberg werden hierfür
Räumlichkeiten in der für ein Nachbarschaftszentrum in Umnutzung begriffenen Volksschule verwendet.
In diesen beiden Vierteln werden bedarfsorientiert in den nächsten Jahren
Wohnangebote für ältere und pflegebedürftige Bürger eingerichtet.
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Umsetzung
55
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Umsetzung
BAUSTEINE DER VERSORGUNG
Das Gesundheits- und Pflegenetzwerk 1
soll -wie das Bild eines Netzes anWohngemeinschaften im Alter
schaulich aufzeigt- alle EinzeleleNicht pflegebedürftige Menschen
mente miteinander verbinden und
wohnen in einem barrierefrei umgeverknüpfen und zu einem Ganzen zubauten Wohngebäude und versorgen
sammenführen. Das Netz soll sowohl
sich selbst. Eine Variante zu diesem
die Prävention anbieten als auch die
Angebot ist die Selbstverwaltung, zB
Pflege einschließlich der Hilfen für alals Genossenschaft. Eine andere Vate Menschen einschließen. Keine
riante ist das Wohnen von Jungen
Einrichtung soll isoliert sein. Alle Teile
und alten Menschen.
sind eingebettet in ein Beratungsund Kommunikationsnetz, das über
2
alle Möglichkeiten der Nutzung inWohnen mit Service, Betreutes Wohformiert und individuell berät. Nur
nen
auf diese Weise kann der Grundsatz
„ambulant vor stationär“ und „Reha- In einem altengerecht eingerichteten
bilitation vor Pflege“ umgesetzt wer- Gebäude wohnen nicht pflegebedürftige Menschen selbständig in ihrer
den.
Wohnung. Je nach Wunsch können
Die „Gitterpunkte“ im Netz sind die Dienstleistungen in Anspruch angenommen werden, die ambulant zu
Bausteine im Pflegenetzwerk. Dazu
bestimmten Zeiten angeboten wergehören sowohl die baulichen Einrichtungen wie Krankenhaus, Alten- den.
und Pflegeheime, Altenzentren als
3
auch Betreutes Wohnen, Wohngebäude für Wohngruppen und barrie- Wohngemeinschaften für demenziell
refreies Wohnen wie auch die ambu- Erkrankte
lanten Dienste. Als unabhängige Be- Bei den etablierten Wohngemeinratungsstelle für alle, die Einrichtun- schaftsformen lassen sich folgende
gen in Anspruch nehmen und Einrich- Typen unterscheiden (meist in Gruppen
tungen betreiben,l dient die Konmit 6-12 Personen und ein Raumbedarf pro
taktsztelle.
Person 30 qm).
* Integrierter
stationä rer Typ
Eingliederung der alten Menschen in
teilautonomen Pflegeeinheiten, die
familienähnlichen Charakter haben
und sich weitgehend selbst versorgen.
Der Herd ist das Herzstück des GeDie Fülle möglicher Einrichtungen ei- meinschaftslebens.
nes Gesundheits- und Pflegenetzwer* Ausgegliederter
kes werden im Folgenden benannt
und folgende Bausteine der Versor- s t a t i o n ä r e r T y p
Die heimverbundene Hausgemeingung werden vorgeschlagen:
schaft versucht in einem normalen
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Umsetzung
56
Wohnumfeld (Mehrfamilienhaus) die
pflegerische Versorgung der Demenzkranken unter dem organisatorischen Dach einer stationären Einrichtung zu realisieren.
6
Ambulante Pflegedienste
Verbund von mehreren Angeboten
wie zB von stationären Einrichtungen
eines Pflegeheims -mit Beratungsund Betreuungseinrichtungen wie
Nachbarschaftshilfe, wie Mittagstisch
für Außenstehende, Tagesbetreuung,
Veranstaltungen- und mit Appartements für Betreutes Wohnen.
8
Rehabilitationen
5
Altentagesstätten
* selbständig
Mobiles ambulantes Rehabilitationsteam
Verschiedene Träger und private Firmen bieten Pflegeleistungen in den
og Einrichtungen an. An baulichen
Einrichtungen ist dafür nur ein Ver* Ambulanter Typ mit
z e n t r a l e r B e z u g s p e r s o n waltungsbüro erforderlich, einige
Stellplätze für die Pkw der Pflegerin(Hausmutter)
Wohngruppen von alten oder pflege- nen und Pfleger.
bedürftigen Menschen, die eine
Haushälterin(Sozialarbeiterin) als konti- 7
nuierliche Ansprechperson angestellt Kontaktstelle für das CaseManagehaben. Die pflegerische Versorgung ment
wird von selbst gewählten ambulanIndividuelle Fallbetreuung in einer
ten Diensten erbracht.
unabhängigen Beratungs- und Kon* Ambulanter Typ
taktstelle, möglichst im Verbund mit
mit ambulantem
einer vorhandenen stationären EinPflegedienst
richtung und am besten zentral in der
Ausgehend vom tatsächlichen Pfle- Innenstadt gelegen. Für die individugebedarf der Bewohner wird Pflege elle Fallbetreuung werden die Angebei ambulanten Diensten eingekauft. hörigen und Ehrenamtlichen einbeDas Modell eignet sich am besten für zogen und die Einschaltung aller
bereits erheblich pflegebedürftige
notwendigen Fachstellen organisiert.
Menschen (Pflegestufe II)
Die Kontaktstelle verknüpft auch Anbieter untereinander und überprüft
4
die Angebote.
Altenservicezentrum
Das Ziel ist, nach stationärem Aufenthalt den Patienten so zu unterstützen, dass er alleine selbständig leben
kann: Rehabilitation statt Pflege!
Dafür gibt es die folgenden möglichen Kooperationsstrukturen:
Einrichtung mit Pflege- und Unterhal*v e r n e t z t
tungsprogrammAlle Dienstleistungen
mit Arztpraxen
einschließlich der ehrenamtlichen
mobiles ambulantes RehabilitationsAngebote wie die „Nachbarschaftshilteam
fe“ können angegliedert werden.
57
*v e r n e t z t m i t d e m
Akutkrankenhaus
Mobiles ambulantes Rehabilitationsteam
9
Krankenhaus
Zuständig für alle stationär zu behandelnden Krankheiten und gesundheitlichen EinschränkungenVerbund mit Rehabilitationseinrichtungen.
10
Pflegeheim
Einrichtung für Pflegebedürftige aller
Pflegestufen mit Langzeit-, KurzzeitTages- und Nachtpflegeplätzen;
Verbund mit Tagesklinik, SeviceWohnen und anderen Angeboten.
11
Hospiz
Begleitung Schwerkranker beim Sterben. Meist stationär, ambulante
Betreuung zu Hause ist angestrebt.
Gesundheitseinrichtungen
Arzt-Praxen, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Schwimmbad,
Gymnastik, Rückenschule, Herzschule
Autogenes Training, Feldenkrais,
Fußpflege, Frisör, Garten, grüner
Hof, Park.
Ö f f e n t l ic h e r R a u m u n d
soziales Umfeld
Verkehrsberuhigte Lage, intakte
Nachbarschaft, Nachbarschaftshilfe
Nähe zu Dienstleistern und Einkaufsmöglichkeiten, zu Kirchen, zu Grünflächen, barrierefreier öffentlicher
Raum, Bushaltestellen, ÖPNV.
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Umsetzung
59
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Umsetzung
PRIORITÄTEN
Bei der Umsetzung von Einrichtungen
des Gesundheits- und Pflegenetzwerkes wird für die Innenstadt und die
diversen Stadtbezirke ein Vorgehen
nach Dringlichkeit vorgeschlagen.
Die Einrichtungen werden in vier Stufen geschaffen.
wird für 8 bis 16 alte Menschen in
einem sanierten Gebäude angeboten.
Alle Einrichtungen werden in enger
Zusammenarbeit mit der städtischen
Wohnungsbaugesellschaft, der Genossenschaft oder mit privaten HausEinen Sonderfall bildet dabei der Be- besitzern leerstehende Bausubstanz
zirk Vorwerk. In dem Stadtbezirk sind erstellt.
bereits erste, konkrete Sanierungen
umgesetzt, weitere Baumaßnahmen Darüber hinaus werden fallweise besind in Vorbereitung und Konzepte für stehende Wohnungen niederschwelzusätzliche Umbauten werden disku- lig an die Bedürfnisse alter, gebrechlicher und behinderter Menschen
tiert.
baulich angepasst.
DIE INNENSTADT STADTBEZIRK
MIT ERSTER PRIORITÄT
STADTBEZIRKE
MIT ZWEITER PRIORITÄT
Das niederschwellige Angebot an
angepassten und umgebauten WohÜbereinstimmend mit den Zielen des nungen für alte, gebrechliche und
Integrierten Stadtentwicklungskonzep- behinderte Menschen wird bedarfstes vom Oktober 2003 und begrün- und nachfrageorientiert schrittweise
auf die an die Innenstadt angrenzendet durch die prognostizierten Entden Bezirke Wittelsbacherstraße,
wicklung bei den Einwohnerzahlen
Jahnstraße und Selb-Ost ausgedehnt.
stehen Einrichtungen in der Innenstadt an oberster Priorität. Zentrales
Konkrete Angaben zum Umfang des
Element wird eine Kontakt- und BeraUmbaubedarfs können erst auf der
tungsstelle sein.
Grundlage von Erfahrungen bei
Entsprechend dem Umsetzungskon- Baumaßnahmen in der Innenstadt
zept und auf der Grundlage der Be- und im Vorwerk gemacht werden.
darfsermittlungen werden in der ers- (siehe Kapitel 4: Bedarf)
ten Stufe folgende Einrichtungen ent- Für den Stadtbezirk Selb-Ost wird
stehen:
derzeit ein Konzept erarbeitet (siehe
Kapitel Umsetzung.)
* ein Wohnangebot in einer HausDas Gesundheits- und Pflegekonzept
gemeinschaft mit 8 bis16 demenziell
sieht für den Bezirk eine Anlaufstelle/
erkrankten Menschen;
Pflegestützpunkt (Beispiel Vorwerk) vor,
* 8 bis16 Einheiten beim Betreuten angegliedert an eine öffentlichen EinWohnen mit Serviceangeboten;
richtung bzw an einem Stadtbezirks* eine Einrichtung für gemeinschaft- laden, der möglicherweise dort entliches, barrierefreies Wohnen im Alter stehen wird.
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Umsetzung
STADTBEZIRKE
MIT DRITTER PRIORITÄT
In den Stadtbezirken Krötenwiese,
Selb-Plößberg und Erkersreuth wird
der Anteil der über 80-jährigen Menschen erst in einigen Jahren deutlicher zunehmen. Auf diese Entwicklung stellt sich die Stadt rechtzeitig
ein.
60
STADTBEZIRK VORWERK EINRICHTUNGEN
IN DER UMSETZUNG
Im Stadtbezirk Vorwerk sind eine Reihe von Einrichtungen geplant.
Eine erste Baumaßnahme am Gebäude Vorwerkstraße 44 steht kurz
vor der Umsetzung. (vergleiche auch Kapitel Umsetzung). Bei der Sanierung des
In der dritten Phase werden in den
Gebäudes werden folgende Vorstelbenannten Stadtbezirken unterschied- lungen umgesetzt:
liche Wohnungsangebote und Wohnformen nach ähnlichen Kriterien wie * Im Erdgeschoss wird eine Sozialstafür die zweite Priorität erstellt. Dabei tion für ambulante Dienste eingerichsollen die Erfahrungen aus den älte- tet;
ren Projekten ebenso einfließen wie * Neben der Sozialstation entstehen
neue Entwicklungen aufgenommen drei Tages-Betreuungsgruppen für an
demenziell erkrankte Menschen;
werden.
* Im Erdgeschoss wird zusätzlich für
Darüber hinaus werden, niederdie Bewohner und für die Sozialstatischwellig eingerichtet, in Selb-Plößon ein allgemein nutzbares Bad einberg und in Erkersreuth Räume alten
gebaut;
Menschen zur Verfügung stehen, geleitet von ehrenamtlichen Mitarbei- * Im 1. und 2.Obergeschoss sollen
8 Wohnungen barrierefrei und altentern.
gerecht umgerüstet werden. Pro EtaIn Plößberg werden die Räume für
den Aufenthalt, für gemeinsame Ver- ge sind drei 2-Zimmer Wohnungen
und eine 3-Zimmer Wohnung eingeanstaltungen und für Spiel in eine
umgenutzte Schule eingegliedert, in plant, jeweils mit Balkon.
Erkersreuth in Gebäuden der KirDas Angebot für das Wohnen im Alchengemeinde eingerichtet.
ter wird im sog. „Inselprojekt“ be-
STADTBEZIRKE
MIT VIERTER PRIORITÄT
darfsorientiert und schrittweise weiter
ausgedehnt. Konkrete Angaben zur
Anzahl der Wohneinheiten können
erst nach Erfahrungen mit den Projekten in der Innenstadt und in der
Vorwerkstraße 44 gemacht werden.
Die Stadtbezirke vierter Priorität sind
entweder bereits gut mit Einrichtungen versorgt oder werden auch langfristig ambulant betreut. Einrichtunen
des Gesundheits- und Pflegenetzwerkes sind nicht geplant.
Darüber hinaus soll im Gebäude Einsteinstraße 1 eine Sozialstation umgesetzt werden. Eine zusätzliche Betreuungsgruppe für demenziell erkrankte Menschen wäre damit möglich.
61
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Umsetzung
INTEGRATION BESTEHENDER PLANUNGEN
Text folgt
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Umsetzung
62
63
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Umsetzung
EINRICHTUNGEN IM STADTBEZIRK VORWERK
(Quelle: ghws Architekten / Hof)
Allgemeines
Für das Wohnquartier an der Vorwerkstraße ist ein übergreifendes
Funktions- und Gestaltungskonzept
erforderlich, das sich insgesamt
in das Konzept „Pflegenetzwerk“ einfügt.
schoss des Gebäudes Vorwerkstraße
44 (1.Bauabschnitt) untergebracht
werden.
Für die sozialen Einrichtungen im Pilotprojekt Vorwerkstraße 44 übernimmt das Bayerische Rot Kreuz die
Trägerschaft.
Dieses betrifft die Häuser Vorwerkstraße 40, 42, 44, 46/48, sowie
die Einsteinstr. 1, und ist Voraussetzung zur endgültigen Planfeststellung
für die bevorstehende Baumaßnahme
an den Gebäuden Vorwerkstraße 44
und 40.
Die derzeit vorliegende Planung für
Vorwerk 44 soll, nach neuesten Erkenntnissen, neben der Sozialstation
im Erdgeschoss, um eine Tagesbetreuungseinrichtung, für 3 Gruppen an Demenz erkrankter Menschen, ergänzt werden.
Das Architekturbüro Greim, Hilbert,
Sörgel, Wendland ist beauftragt, das
Gesamtkonzept der Gebäude- und
Freiflächengestaltung für das Quartier an der Vorwerkstraße zu erstellen.
Das Gesamtkonzept und die weitere
Vorgehensweise wird im Einvernehmen mit der Stadt Selb entwickelt und
ist mit der Regierung von Oberfranken abzustimmen. Die nächste gemeinsame Planungs-. bzw. Konzeptbesprechung ist für Ende Januar
2005 vorgesehen.
Das Architekturbüro Resch und
Stiefler aus Bayreuth ist mit der Gestaltung des in unmittelbarer Nähe
neu anzulegenden „Egerer Platzes“
beauftragt. Hier wäre ein übergreifendes Konzept, das bis an das
Wohnquartier Vorwerkstraße insbesondere, an das Gebäude Einsteinstraße 1 heranreicht, wünschenswert.
Für die gesamten, oben erwähnten,
Gebäude wird vom Ing. Büro Berndörfer aus Kronach bis Mitte Januar
2005, in Absprache mit der ESM, ein
Energieversorgungskonzept erstellt
und in die Gesamtplanung integriert.
Herrn Berndörfer, bzw. Herrn Welscher liegen Plangrundlagen vom Architekturbüro ghsw vor, um das Konzept auszuarbeiten. Laut ersten Aussagen von Herrn Berndörfer ist es
sinnvoll, für das gesamte Quartier
ein BHKW zu installieren. Die Zentrale könnte idealerweise im Kellerge-
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Umsetzung
64
65
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Umsetzung
Z u k ü n f t i g e s N u t z u n g s - stalliert. Diese versorgt alle übrigen
konzept
Gebäude mittels Erdleitungen.
Vorwerkstraße 44
Im Gebäude Vorwerk 44 sind im
Erdgeschoss eine Sozialstation für
ambulante Dienste eingeplant, sowie
drei Tages-Betreuungsgruppen für an
Demenz erkrankte Menschen vorhanden.
Einsteinstraße 1 (Haus der Begegnung / „Junges Wohnen“)
Das Gebäude Einsteinstr. 1 integriert
später, zusätzlich erforderliche, und
allgemein genutzte, infrastrukturelle
Einrichtungen im Sinne der LeitlinienDie Entwurfsverfasser erweitern die
für eine soziale Stadt. Durch die Ererforderliche Raumgestaltung und
weiterung und Modernisierung nimmt
den gewünschten Bedarf für die De- dieses Gebäude einen übergeordnemenz Betreuungsgruppen, um die
ten Stellenwert als „Haus der BegegMöglich der wirtschaftlichen, aber
nung“ ein und kann dem Wohnquarauch kommunikativen, Zusammenle- tier unter anderem das vollständige
gung von zwei Tagesgruppen, so
Raumprogramm nach den Anfordedass eine maximale Flexibilität gerungen des Betreuten Wohnens erwährleistet ist. Für die Bewohner und gänzend bereit stellen.
für die Sozialstation wird im Erdgeschoss ein allgemein nützliches Bad Daraus resultiert die Überlegung, den
eingebaut. Die Sozialstation soll spä- in unmittelbarer Nähe neugeplanten
ter in das Gebäude Einsteinstraße
„Egerer Platz“ gedanklich zu erwei1.umgesetzt werden. Dieses lässt
tern und von seiner Ausrichtung und
dann eine vierte Demenz BetreuGestaltung an das Gebäude
ungsgruppe zu.
Einsteinstr.1 anzudocken, so dass der
Platz mit dem „Wohnquartier VorWeitere 8 Wohnungen im 1. und
werkstraße“ städtebaulich übergrei2.Obergeschoss sollen zu Barriere
fend verknüpft wird.
freien, auch Senioren gerechten
Wohneinheiten umgerüstet werden.
Pro Etage sind drei 2-Zimmer Wohnungen mit etwa 62m² und eine 3- D a s S a n i e r u n g s k o n z e p t
Zimmer Wohnung mit ca. 74,5m²
eingeplant, jeweils mit Balkon in
Gebäude Vorwerkstraße 44
praktikabler Größe. Die Betreuungsgruppen haben Anschluss an einen Eine geringfügige Vergrößerung der
eigenen geschützten Garten, direkt vorhandenen Zugangssituation
aus dem Aufenthaltsräumen heraus. schafft in jedem Gebäude Platz für
einen Aufzug und entschärft das beIn das Untergeschoss dieses Hauses engte Raumangebot in den bestewird eine kleine BHKW– Zentrale in- henden Treppenhäusern. Durch die-
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Umsetzung
sen Eingriff werden die Eingänge zusätzlich wettergeschützt überdeckt
und die Gebäude gestalterisch aufgewertet. Der neu eingebaute Aufzug
erschließt die drei Wohngeschosse
und das Kellergeschoss. Gegenüber
dem Eingang wird vor die Nord-West
Fassaden eine zweite Treppe angebaut, um die erforderlichen Fluchtweglängen sicher zu gewährleisten.
Diese Treppe korrespondiert als zusätzliches Gestaltungselement mit der
neuen Eingangssituation und den
transparent verglasten Erschließungsfluren.
Um den Anforderungen der aktuellen
Wärmeschutzverordnung zu genügen, ist es erforderlich die Außenfassaden mit einem Vollwärmeschutz zu
versehen. Das Problem der durchlaufenden, und ungedämmten Geschossdecken im Bereich der Laubengänge und der Loggien lässt es
als sinnvoll erscheinen, diese Flächen
aus bauphysikalischer und funktionaler Sicht einzuhausen. Dieses hat zum
Vorteil, dass einerseits der Wohnraum vergrößert wird, dadurch besser
möbliert werden kann, und die geschlossenen „Laubengänge“ als eine
Art Klimapuffer bzw. Windfang die
Wohnungen witterungsunabhängig
erschließen. Die Wohnungen erhalten
ersatzweise, der bestehenden Fassade vorgestellt, Balkone die von ihren
Abmessungen praktikabel nutzbar
sind, ebenfalls direkt vom Wohnraum
aus begehbar, jedoch bauphysikalisch wie konstruktiv vom Gebäude
abgelöst sind.
Im Kellergeschoss jedes Gebäudes
sind zusätzlich, zu den erforderlichen
Lagerflächen für die Wohnungen, ein
66
zentraler Wasch- und Trockenraum
und die Übergabe für die Heizung
eingeplant. Der Dachboden bietet
jeweils Platz für den zentralen, Gebäude internen, Technikraum, sowie
für weitere, den Nutzungen zugeordnete Abstellflächen.
Die vorhandenen Kamine werden zurückgebaut. Dadurch entstehen Deckendurchbrüche, die in verminderter
Größe als vertikale Versorgungstrassen dienen.
67
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Umsetzung
EINRICHTUNGEN IM STADTBEZIRK SELB-OST
Text folgt
69
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Baumodelle
6
BAUMODELLE DER ALTENHILFE UND DER
BEHINDERTENHILFE
(Quelle:: www.baumodelle-bmfsfj.de )
.
Der Auszug aus dem Internet-Portal
des Bundesministeriums für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend bietet
Informationen über 4 der 22 zukunftsweisende Baumodelle der Alten- und Behindertenhilfe, die mit
Mitteln des Bundesministeriums gefördert wurden.
Die Modelle stehen beispielhaft für
ähnliche Projekte, die im Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb geplant sind.
Gemeinschaftliches
Wohnen im Alter
(umgebautes Wohnhaus, barrierefrei)
"Olga" — Oldies leben gemeinsam
aktiv
Wohnprojekt der wbgWohnungsbaugesellschaft der Stadt
Nürnberg und engagierten Seniorinnen Gemeinschaftliches Wohnen in
einem umgebauten Wohnhaus — eigenständige Verwaltung des Hauses
durch die Bewohnerinnen und Bewohner — Selbstorganisation und
nachbarschaftliche Hilfe — interessantes und abwechslungsreiches Leben — vielfältige Kontakte im Stadtteil
Chemnitzer Straße 2-4
90491 Nürnberg
– Nutzungskonzept –
Starke Partnerschaft
In Nürnberg fanden zwei engagierte
Partnerinnen und Partner zusammen:
Zum einen die städtische Wohnungsbaugesellschaft wbg, die — inspiriert
durch internationale Erfahrungen —
offen und investitionsbereit für innovative Wohnformen ist. Auf der anderen Seite suchte eine Gruppe tatkräftiger Frauen nach einer Möglichkeit,
ihren Wunsch vom gemeinsamen
Wohnen im Alter zu verwirklichen.
"Aktiv — Miteinander — Füreinander"
— so das Motto der elf Initiatorinnen
für ihr Wohnprojekt. Gemeinsam mit
der wbg wurde nach einem für den
Umbau und die spätere Nutzung geeigneten Wohnhaus gesucht und in
der Chemnitzer Straße 2-4 gefunden.
Eigenverantwortlich mit nachbarschaftlicher Hilfe
"Einzeln und frei wie ein Baum — und
brüderlich wie ein Wald" — dies ist
der Leitgedanke, der dem Konzept für
das gemeinschaftliche und vor allem
selbstbestimmte Wohnen im Alter zu
Grunde liegt. Jedes Mitglied der
Gemeinschaft bewohnt eine eigene
Wohnung, fühlt sich aber für das Zusammenleben im Haus
mitverantwortlich. Dazu gehört die
eigenständige Organisation
nachbarschaftlicher Hilfe vor allem
bei Krankheit und Pflegebedürftigkeit,
soweit es möglich ist. Um dies zu
gewährleisten, planen die Beteiligten
eine systematische Qualifizierung,
indem sie u.a. an Pflegekursen
teilnehmen. Darüber hinaus ist eine
Kooperation mit einem benachbarten
ambulanten Pflegedienst geplant.
Das Wohnkonzept schließt ein, sich
an der Organisation gemeinsamer
Aktivitäten zu beteiligen. Denn Ziel
des gemeinsamen Wohnens ist es,
auch im Alter aktiv, erfüllt und
geborgen zu leben. Um diese
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Baumodelle
men Wohnens ist es, auch im Alter
aktiv, erfüllt und geborgen zu leben.
Um diese Vorhaben in die Tat umzusetzen, sollen intensive Kontakte zu
Einrichtungen und Diensten im Stadtteil aufgebaut und gepflegt werden.
Das Wohnprojekt wird durch die Evangelische Fachhochschule Nürnberg wissenschaftlich begleitet.
Ein Wohnhaus in Selbstverwaltung
Die Gemeinschaft der Nutzerinnen
gründet eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) und mietet in dieser Form das gesamte Wohnhaus
von der wbg. Dazu werden entsprechende vertragliche Regelungen getroffen. Das Mietverhältnis wird auf
unbestimmte Zeit geschlossen. Die
Grundmiete soll monatlich 6,20 €
/m² betragen. Die Betriebskosten von
anfangs 1,30 €/m² werden jährlich
abgerechnet und durch die GbR
selbstständig auf die Mieterinnen
aufgeteilt. Scheidet eine Mieterin aus,
so entscheiden die übrigen über die
Nachfolge.
Gegenwärtig zählen ausschließlich
Frauen zur Bewohnerschaft. Das Projekt steht aber ausdrücklich auch interessierten Männern offen.
70
– Architektur –
Für die Auswahl des Standortes waren eine Reihe wichtiger Faktoren zu
berücksichtigen: Zunächst musste ein
Wohnhaus gefunden werden, das
sich für die geplante gemeinschaftliche Wohnform eignet. Größe, baulicher Zustand und mögliche Umbaukosten sollten in einem angemessenen Verhältnis stehen. Auch Lage und
Qualität des Wohnumfeldes zählten
zu den Auswahlkriterien des Standortes.
Zentral gelegen mit guter Infrastruktur
Das Wohnhaus liegt inmitten einer
historisch gewachsenen Umgebung
im Nordosten Nürnbergs. Das
Wohngebiet bietet mit zahlreichen
Läden, Arztpraxen und sozialen Einrichtungen sowie dem nahe gelegenen Krankenhaus eine gute und für
das Projekt sehr geeignete Infrastruktur. Bus, U-Bahn und Fernbahn sind
problemlos zu erreichen. Der Stadtteil
ist auch Fördergebiet des Programms
Soziale Stadt, in dem unter anderem
ein Quartiersmanagement arbeitet.
Aus alt mach neu
Das Wohnhaus ist Bestandteil einer
Wohnanlage mit einem Gebäudeensemble von 11 Wohnhäusern aus
den 1930er Jahren. Es hat drei Geschosse und gliedert sich in zwei
Wohngebäudeteile, die separat erschlossen werden.
Die vorhandenen 12 Wohnungen
wurden nach Maßgabe ihrer künfti
71
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Baumodelle
.
gen Nutzung grundlegend moderni- Fazit
siert. Im Ergebnis entstanden — beim
Bauen im Bestand eine schwierige
Mit dieser gemeinschaftlichen neuen
Aufgabe — elf weitestgehend barrie- Wohnform wird eine praktikable und
refreie Wohnungen unterschiedlicher zukunftsorientierte Alternative zum
Größe. Jede Wohnung verfügt über Pflegeheim und zum betreuten Wohein bis drei Zimmer mit Küche und
nen aufgezeigt. Besonders innovativ
Bad. Die Wohnzimmer haben eine
ist das Nutzungs- und BetreuungsFläche von etwa 14m². Die Größe
konzept, das auf Eigeninitiative, Mitder Schlafzimmer liegt zwischen 11m² wirkung und Selbstverwaltung basiert
und 14m². Die Dreiund in enger Kooperation mit einem
Zimmerwohnungen haben noch ein städtischen Wohnungsunternehmen
kleines Zimmer mit ca. 11m² für
realisiert werden konnte.
Gäste oder für einen Arbeitsplatz.
Die Bäder sind mit Dusche oder Badewanne ausgestattet. Nach dem
Umbau verfügt jede Wohnung über
einen Balkon auf der Südwest-Seite.
Eine Wohnung im Erdgeschoss — mit
Zugang zum Garten — steht für gemeinsame Aktivitäten zur Verfügung.
Damit ein barrierefreier Zutritt in das
Wohnhaus möglich ist, mussten dibeiden vorhandenen Eingangsbereiche grundlegend verändert werden.
Die Wohnungen erreicht man nun
über einen neuen zentralen Eingangsbereich mit angebautem Aufzug und einem mit ihm verbundenen
Laubengang auf jeder Etage.
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Baumodelle
Wohnen mit Service
Betreutes Wohnen
72
-
hierfür waren günstig: In einem
Nachbargebäude des Pflegeheims
waren bereits der Kindergarten sowie
eine Bücherei untergebracht, die sich
Ergänzung des Altenpflegeheims "St. ebenfalls in Trägerschaft der Kirchengemeinde befinden. Auch die
Raphael" durch betreutes Wohnen
Caritas-Sozialstation hat hier ihren
und Gemeinschaftsangebote
Sitz. Der gesamte Komplex liegt nur
wenige Gehminuten vom Zentrum
des Wallenhorster Ortsteils Hollage
der Katholischen Kirchengemeinde
entfernt, wo sich Geschäfte, Ärzte
St. Josef Hollage Bau seniorengerechter Wohnungen angegliedert an und Apotheke befinden.
Altenpflegeheim, Kindergarten und
Bücherei — betreutes Wohnen, Pflege-, Gemeinschafts- und Kommuni- Betreutes Wohnen
kationsbereiche — Teilhabe älterer
In dem neu errichteten Gebäudeteil
Menschen am gemeinschaftlichen
sind 15 barrierefreie Zwei–Zimmer–
Leben — Stätte der Begegnung für
Wohnungen für das betreute Wohnen
unterschiedliche Generationen
entstanden — ein Angebot, das das
Leben im Ortsteil wesentlich bereiBergstraße 8
chert. Die Wohnungen sind jeweils
49134 Wallenhorst
für zwei Personen konzipiert. Die BeTel. 05407 / 8400
wohnerinnen und Bewohner leben
hier selbstständig, haben aber gleichzeitig die Sicherheit, dass ihnen jederzeit bedarfsgerechte Hilfe und
Betreuung aus der benachbarten Sozialstation zur Verfügung steht. Für
– Nutzungskonzept –
eine eventuell notwendige ambulante
Pflege gibt es auf jeder Etage nicht
Verbindung von Pflege, Wohnen,
zuletzt ein Therapiebad. Die WohKommunikation
nungen selbst sind mit einer Dusche
Das bestehende Altenpflegeheim "St. ausgestattet. Sollte eine stationäre
Raphael" mit 39 Plätzen für stationäre Pflege erforderlich werden, bleibt
beim Umzug in das unmittelbar anPflege und 5 Kurzzeitpflegeplätzen
wurde durch Angebote für betreutes gegliederte Heim das vertraute UmWohnen und Gemeinschaftsaktivitä- feld erhalten. Vor allem Paare schätten ergänzt. Kern des Nutzungskon- zen den räumlichen und organisatorischen Zusammenhang von Pflegezeptes ist es, Wohnen, Pflege und
generationenübergreifende Kommu- heim und Wohnung, gerade wenn
nikation zu bündeln und den älteren ein Partner stationäre Pflege benötigt.
Menschen eine vielfältige Teilhabe
am gemeinschaftlichen Leben zu ermöglichen. Die Rahmenbedingungen
73
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Baumodelle
.
Reges Gemeinschaftsleben
knüpft an vorhandene Interessen und
Fähigkeiten an und stärkt die aktive
Betätigung und gegenseitige Unterstützung der Bewohnerinnen und Bewohner.
Kontakte der Bewohnerinnen und
Bewohner untereinander und ihre
Einbindung in das Leben der Gemeinde sind wichtige Ziele des Konzepts. Das BMFSFJ hat deshalb spe- Die unmittelbare räumliche Nähe
ziell den Neubau der Gemeinschafts- zum Kindergarten und zur Bücherei
bereiche gefördert.
ist eine Chance für die Begegnung
der Generationen und für die TeilhaAls Zentrum für Begegnung und
be am sozialen Leben. So ist es beKommunikation wurde das Café im reits Tradition geworden, dass SenioEingangspavillon konzipiert. Hier
rinnen und Senioren regelmäßig im
können zum Beispiel die Bewohne- Kindergarten vorlesen oder in der
rinnen und Bewohner des betreuten Bücherei helfen.
Wohnens gemeinsam zu Mittag essen
oder Geburtstage feiern. Das Café
steht darüber hinaus der Bewohner- – Architektur –
schaft des Pflegeheims sowie allen
Gemeindemitgliedern offen. Betrieben wird es ehrenamtlich — zur Zeit Die Gesamtanlage
einmal wöchentlich — von Frauen
aus der Gemeinde und einer Bewoh- Pflegeheim und Kindergarten sind
nerin des betreuten Wohnens. Auch durch einen dreigeschossigen NeuAusstellungen und ähnliches finden bau verbunden worden. Dadurch ist
hier statt.
eine U–förmige Anlage entstanden.
Der Neubau wurde in die Hanglage
Zwei Clubräume erfüllen vielfältige des Geländes eingepasst. Er besteht
Funktionen: Sie dienen als Aufentaus dem Wohngebäude, das sich in
haltsraum für die Bewohnerinnen und zwei Teile gliedert, und einem RundBewohner des betreuten Wohnens, bau mit dem zentralen Eingangsbeals Gästezimmer für ihre Angehöri- reich für das betreute Wohnen und
gen oder auch als Besprechungsdem übergreifenden Kommunikatiraum für das Personal. Vor allem die onszentrum. Der Rundbau ist präNutzung als Gästezimmer ist für die gend für die gesamte Anlage. Durch
älteren Menschen wichtig, weil sie
die großflächige Verglasung wirkt er
dadurch engen Kontakt zu Angehöri- transparent und einladend. Vom
gen halten können.
Rundbau aus erreicht man das zentrale Treppenhaus und den Aufzug.
Rege genutzt wird die Therapieküche. Ein weiteres Treppenhaus befindet
Sie dient nicht nur dem Zubereiten
sich im westlichen Teil des Neubaus.
der täglichen Mahlzeit, sondern dort Das Wohngebäude ist auf jeder Etatrifft man sich, um gemeinsam zu ba- ge mit dem Pflegeheim verbunden.
cken, zu kochen und zu plauschen. Die Gesamtanlage wird im Süden
Sie ist willkommenes Freizeitangebot, durch einen Wald begrenzt.
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Baumodelle
Der Wohnbereich
Im Erdgeschoss und in den beiden
oberen Etagen des Neubaus befinden sich jeweils fünf Wohnungen. Sie
haben unterschiedliche Grundrisse
und sind ca. 62m² groß. Alle Wohnungen verfügen über eine großzügige Diele als Eingangsbereich, einen
Wohn– und einen Schlafraum, eine
Küche, ein Duschbad und einen Balkon. Die Wohnbereiche und Balkone
sind nach Süden ausgerichtet. Etwa
auf der Mitte jeder Etage ist das Therapiebad angeordnet, das dadurch
von allen Wohnungen aus gut zu erreichen ist. Für jede Wohnung gibt es
auf der Etage oder im Hanggeschoss
separate Räume, wo die Bewohnerinnen und Bewohner Waschmaschine und Trockner aufstellen können.
Zu jeder Wohnung gehört außerdem
ein Kellerraum im Hanggeschoss.
Die Gemeinschaftsräume
Im Erdgeschoss des Rundbaus befindet sich neben einer großzügigen
Eingangshalle das ca. 50m² große
Café. Es wird über seine gesamte
Breite von einer 27m² großen überdachten Sommerterrasse umschlossen. Neben dem Café befinden sich
die behindertengerechten WC–
Anlagen. Die beiden multifunktionalen Clubräume mit jeweils ca. 22m²
finden Platz im ersten und zweiten
Obergeschoss des Rundbaus.
Im Hanggeschoss ist neben den
Funktionsräumen und den Mieterkellern auch die Therapieküche untergebracht. Außerdem gibt es hier einen Friseur für die gesamte Bewohnerschaft des Pflegeheims und des
74
betreuten Wohnens. Durch die Hanglage des Gebäudes sind diese Räume
natürlich belichtet.
Fazit
Mit dem Neubau ist es gelungen, eine gewachsene Einrichtung durch eine interessante Architektur und eine
Vielfalt der Angebote attraktiv zu ergänzen. Das Projekt hat die Voraussetzungen dafür geschaffen, ein aufeinander abgestimmtes Konzept —
Wohnen, Pflege, Kommunikation und
Gemeinschaft — zu verwirklichen.
Der nach der Fertigstellung nunmehr
seit einigen Jahren erfolgreich laufende Betrieb zeigt, dass die Idee
funktioniert und Jung und Alt zueinander finden.
75
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Baumodelle
.
Wohngemeinschaften
- integrierter stationärer Typ
( Gruppen mit 6-12 Personen,
Raumbedarf pro Person 30 qm)
- ausgegliederter stationärer Typ
- ambulanter Typ mit zentraler Bezugsperson
- ambulanter Typ mit ambulantem
Pflegedienst
Krumbholzvillen –
Wohnen mit Service –
der Volkssolidarität Verwaltungs–
gGmbH Sachsen Anhalt
Wohngemeinschaften für gerontopsychiatrisch erkrankte Menschen —
"Wohnen vor Pflege" — Kleinräumigkeit und Überschaubarkeit —
Integration statt Isolation —
Beteiligung von Angehörigen
Klosterwinkel 7–9
06406 Bernburg (Saale)
– Nutzungskonzept – Die Einrichtung
"Seniorenzentrum Krumbholzblick"
bietet insgesamt verschiedene Wohn–
und Betreuungsformen für demenziell
erkrankte ältere Menschen: ein gerontopsychiatrisches Pflegezentrum,
altengerechte Wohnungen und die
Wohngemeinschaften. Die neuen
Wohngemeinschaften sollen den Bewohnerinnen und Bewohnern ein
Höchstmaß an normaler Wohn– und
Lebensqualität bieten.
Wohngemeinschaften mit permanenten Ansprechpartnern
In den Wohngemeinschaften leben
die Bewohnerinnen und Bewohner
wie in einer großen Familie zusammen. Die Wohnumgebung und das
Gemeinschaftsleben sind für sie überschaubar. Die Wohngemeinschaft
gewährleistet Kleinräumigkeit, Vertrautheit, Aktivität und menschliche
Nähe. Das Angebot richtet sich an
Menschen, die aufgrund ihrer demenziellen Erkrankung betreut, aber
noch nicht unbedingt in einem Altenpflegeheim versorgt werden müssen.
Zielgruppe sind Menschen, die gut in
einer Gruppe zusammen leben können, wenn mindestens ein permanenter Ansprechpartner als Pflegeperson
vorhanden ist. Im Mittelpunkt des
Konzepts steht das Wohnen, das im
Bedarfsfall durch eine adäquate Pflege und Betreuung erweitert werden
kann. Die Refinanzierung von Leistungen, die über das Mietverhältnis
hinausgehen, erfolgt über gesonderte
Abrechnungen. Das Konzept ist Beispiel für die auch international viel
diskutierten Ansätze, kleinteilige
Wohn– und Betreuungsangebote im
Rahmen eher ambulant ausgerichteter Hilfen zu schaffen.
Hilfe zur Selbsthilfe
Das Prinzip der Wohngemeinschaften
ist: so viel Normalität und Eigenverantwortung wie möglich und so wenig Hilfe und Betreuung wie nötig.
Schwerpunkt der betreuenden Tätigkeit ist die Förderung der Hilfe zur
Selbsthilfe. Die Bewohnerinnen und
Bewohner sollen möglichst selbstän-
Gesundheits- und Pflegenetzwerk Selb
Baumodelle
dig ihren Lebensalltag bewältigen.
Nach ihren Fähigkeiten und Vorlieben helfen sie mit, ihren Wohngemeinschafts–Haushalt zu führen.
76
Neubau geschaffen. Zwei Stadtvillen
werden vollständig entkernt, saniert
und mit einem neuen Zwischenbau
verbunden. Das Umbauprojekt ist ein
interessantes und wegweisendes Beispiel für die Schaffung moderner
Integration statt Isolation
Wohn– und Pflegestandards — in einem bestehenden kleinteiligen bauliAngehörige der Bewohnerinnen und chen Ensemble in kleinstädtischer LaBewohner sollen regelmäßig in den ge. Ansicht Nordwest
Alltag der Wohngemeinschaft eingebunden werden. Idee ist, dass bei
den Wohngemeinschaftsmitgliedern "Normale" Wohnungen
an jedem Tag der Woche ein anderer
Angehöriger die Betreuung der
Das Gebäudeensemble hat drei barWohngemeinschaft übernehmen
rierefreie Geschosse, die mit einem
kann. Die fachliche Begleitung und Aufzug erreichbar sind. Im ErdgeSupervision der Angehörigenarbeit ist schoss und ersten Obergeschoss gibt
durch den Verbund der Einrichtung es jeweils eine Wohnung mit ca.
unter dem Dach des gerontopsychi- 250m² für eine Wohngemeinschaft
atrischen Pflegezentrums abgesichert. mit sieben Bewohnerinnen und BeLässt sich das Konzept der Angehöri- wohnern. Zwei weitere Bewohnerapgenarbeit so nicht umsetzen, wird für partements sind im Dachgeschoss,
die Einrichtung während des Tages sie eignen sich gut für Ehepaare. Die
eine feste Bezugsperson als "Alltags- Wohnungen bieten vertraute Struktumanagerin" oder "Alltagsmanager"
ren einer "normalen" Wohnumgezuständig sein. Die bestehenden, ko- bung. Zentraler Lebens– und Komoperativen Beziehungen zur benach- munikationsraum jeder Wohngebarten Schule für Kinder mit Behinde- meinschaft ist die große Wohnküche.
rung sollen weiter ausgebaut werden. Auch ein Wohnzimmer bietet Raum
Auch Kontakte zu einer Einrichtung für gemeinschaftliches Beisammendes betreuten Wohnens für Jugendli- sein. An Funktionsräumen gibt es im
che mit geistiger Behinderung werden Erd– und Obergeschoss jeweils ein
angestrebt.
Pflegebad, ein Arbeitszimmer für die
Bezugsperson, ein Gäste–WC und
Abstellräume. Im Untergeschoss befinden sich neben Abstell–, Hauswirt– Architektur –
schafts– und Technikräumen auch
Therapieflächen für externe Anbieter.
Sanierte Stadtvillen mit neuem Zwischenbau
Die Wohngemeinschaften im Stadthaus am Krumbholz wurden durch
eine Kombination aus Umbau und
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.
Viel Privatsphäre im Einzelzimmer
Fazit
Die Einzelzimmer mit Wohn– und
Schlafraum sind privater Bereich. Die
Zimmergröße variiert zwischen 14m²
und 27m². Zu jedem Zimmer gehört
ein Bad mit Waschbecken, Dusche
und WC (5–10m²). Um eine individuelle, vertraute Umgebung zu
schaffen, sollen die Zimmer mit eigenen Möbeln und Gegenständen eingerichtet werden. Jedes Zimmer hat
einen eigenen Telefon– und Fernsehanschluss und einen eigenen Briefkasten. Auf jedem Geschoss können
zwei Einzelzimmer zur gemeinsamen
Nutzung — zum Beispiel für ein Ehepaar — verbunden werden. Ein Zimmer im Erdgeschoss ist rollstuhlgerecht gestaltet.
Gute und richtungsweisende Verbindung von Alt und Neu: In eine bestehende Altbausubstanz wurden zukunftsweisende Standards gelungen
implementiert. Das Haus schafft eine
beispielgebende Atmosphäre der Privatheit, Individualität und Geborgenheit für die Bewohnerinnen und Bewohner
Freibereiche im Garten und auf dem
Dach
Vor der Wohnküche im Erdgeschoss
liegt eine Terrasse mit direktem Zugang zum Garten, das Flachdach des
Zwischenbaus ist als eine große
Dachterrasse angelegt. Beide Freibereiche sind von allen Bewohnerinnen
und Bewohnern nutzbar. Die großzügige Gartenanlage auf der Südseite
liegt in einem geschützten Bereich, an
den der öffentliche Krumbholzpark
unmittelbar angrenzt. Der Garten ist
durch Hecken zum Park hin geschützt
und bietet mit Gemüsebeeten, Sitzgruppen, schattenspendenden Bäumen, Sport– und Spielbereichen viel
Abwechslung.
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Haus am Kappelberg
des Wohlfahrtswerks für Baden–
Württemberg
tionärer, teilstationärer, ambulanter
und familialer, professioneller und
privater Hilfesysteme. Ziel ist es, aus
einer Vielzahl unterschiedlicher AnNeubau nach Abriss an selber Stelle gebote Leistungspakete schnüren zu
können, die sich am individuellen
— Pflegewohngruppen — Schwerpunkt Dementenbetreuung — inte- Bedarf der Pflegebedürftigen und der
Pflegenden orientieren." (Herr Mätzgrativer Ansatz — Netzwerk unterschiedlicher Hilfesysteme — Einbe- ke, Einrichtungsleiter)
ziehung von Angehörigen und Bürgern Stettener Straße 23–25
Differenziertes Betreuungs– und Pfle70735 Fellbach
gekonzept
Tel. 0711 / 57541–0
– Nutzungskonzept –
Vernetztes Dienstleistungsangebot
Das jetzige Haus am Kappelberg ist
seit 1962 in Betrieb, später wurde es
zu einer so genannten dreigliedrigen
Einrichtung erweitert. Nach und nach
hat sich die Einrichtung vom Heim
zum Dienstleistungszentrum weiterentwickelt. Durch Ergänzung und
Umwandlung wurden Angebote für
Tagespflege, Kurzzeitpflege, Nachtpflege und betreutes Wohnen geschaffen. Dennoch entspricht das
Haus nicht mehr den heute gültigen
baulichen Standards. Für die geplante Neustrukturierung des stationären
Pflegebereichs — mit gerontopsychiatrischer Ausrichtung — ist daher der
Abriss des veralteten Pflegeheimtraktes und ein Neubau notwendig geworden.
Ziel ist es, bessere Wahlmöglichkeiten für Hilfe– und Pflegebedürftige
und für Pflegende zu eröffnen: "Die
Pflege der Zukunft wird auf verschiedene Schultern verteilt werden müssen. Dies erfordert ein Netzwerk sta-
Das Haus am Kappelberg verfolgt einen milieutherapeutischen Ansatz:
"Ziel der Pflege und Betreuung Dementer kann nicht die Anpassung an
ein vorgegebenes Milieu sein, sondern die Anpassung des Milieus an
die Lebenssituation Dementer. ... Zu
beachten sind insbesondere: Kleinräumigkeit, Überschaubarkeit, Tagesstrukturierung, Erwartbarkeit, Alltagsorientierung, Balance zwischen Nähe
und Distanz, Orientierung an Normalität, Integration in der Gruppe, Sicherheitsempfinden." Aus diesen Anforderungen ergibt sich die Aufteilung
in überschaubare Pflegewohngruppen mit 14 Bewohnerinnen und Bewohnern.
Die den Wohngruppen zugeordnete
Betreuung erfolgt primär durch
hauswirtschaftliches Personal, das
daneben auch grundpflegerische
Leistungen erbringt. Die Bewohnerinnen und Bewohner werden an diesen
Tätigkeiten entsprechend ihren Wünschen und Fähigkeiten aktiv beteiligt,
die Erfordernisse des Alltags stehen
im Vordergrund des Tuns und des Erlebens. Die medizinisch–pflegerische
Versorgung leisten Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, die zentral eingesetzt
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werden. In den Wohngruppen ist
auch die Pflege Schwerstpflegebedürftiger möglich. Therapeutische
Angebote finden grundsätzlich außerhalb der Wohngruppe statt.
Aufgrund der Bewohnerstruktur liegt
der inhaltlich–konzeptionelle Schwerpunkt im Bereich der Dementenbetreuung. Entsprechend seiner Pflegephilosophie hat sich das Haus am
Kappelberg grundsätzlich für eine
gemeinsame Betreuung Demenzkranker und geistig Rüstiger entschieden. Dafür sprechen insbesondere
die Förderung gegenseitiger Hilfe
und Akzeptanz sowie die Vermeidung
jedweder potenziellen Ausgrenzung
Demenzkranker.
Beteiligung von Angehörigen und
engagierten Bürgerinnen und Bürgern
In die Betreuung demenziell erkrankter Bewohnerinnen und Bewohner
sollen Angehörige und engagierte
Bürgerinnen und Bürger aktiv einbezogen werden. Sie sollen sich sowohl
bei der Alltagsgestaltung als auch bei
der Pflege und Betreuung in der
Wohngruppe beteiligen. Wichtiges
Anliegen ist es, engagierte Bürgerinnen und Bürger möglichst früh in die
Entwicklung dieses Beteiligungs–
Modells einzubeziehen. Das Zusammenführen von Ressourcen aus den
Bereichen Familie, bürgerschaftliches
Engagement und professioneller Angebote soll zu Synergien führen, die
nicht nur die Pflegesituation erleichtern, sondern vor allem die Lebenssituation der Pflegebedürftigen und der
Pflegenden verbessern.
– Architektur –
Neubau nach Abriss
Das als Fremdkörper wirkende, veraltete Gebäude wird durch einen städtebaulich integrierten Neubau ersetzt.
Die beiden fünfgeschossigen Gebäudeteile des Neubaus werden durch
einen Übergang verbunden. Im Erdgeschoss sind neben den Räumen
der Tagespflege die Verwaltung, Veranstaltungsräume usw. untergebracht, die Wohngruppen verteilen
sich auf vier Obergeschosse.
Überschaubare Wohneinheiten
Die Aufteilung in spezifisch gestaltete
Wohngruppen bietet die Möglichkeit,
unterschiedliche Wohnmilieus zu
schaffen — ein großer Vorteil gegenüber herkömmlichen Pflegeheimen.
Insgesamt entstehen acht räumlich
voneinander getrennte Wohngruppen
— sieben für die stationäre Pflege
und eine für die Kurzzeitpflege. Zu
einer Wohngruppe gehören 14 Einzelzimmer, ein Wohn–Ess–Zimmer
und eine separate Küche. Jeweils
zwei Einzelzimmern wird ein Sanitärraum mit Dusche, Waschbecken und
WC zugeordnet, in der Wohngruppe
gibt es außerdem ein Bad mit separater Dusche. Bei der baulichen Gestaltung wird auf das Prinzip der räumlichen Trennung von privatem, halböffentlichem und öffentlichem Raum
Wert gelegt.
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QUELLEN
Verzeichnis der verwendeten Schriften (unvollständig)
1
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend:
Lotsendienst im Hilfenetz
Case-Management, eine neue Form der sozialen Dienstleistung
für Pflegebedürftige , Stand Januar 2003
2
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend:
Ambulant betreute Wohngemeinschaften für demenziell erkrankte Menschen, Berlin 2003
3
Kuratorium Deutsche Altershilfe (Hrsg)
Wohnungsanpassung – Maßnahmen zur Erhaltung der Selbständigkeit älterer Menschen, Köln 1986
4
Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und
Frauen
Leitfaden für Altenservicezentren und Altentagesstätten in Bayern, München
2004
5
Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und
Frauen:
Mobile ambulante geriatrische Rehabilitation in Bayern
I+G Gesundheitsforschung, München 2001
6
Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und
Frauen (Hrsg) und Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Oberbayern:
Alltagsorientierte Wohngruppenkonzepte für pflegebedürftige ältere Menschen in stationären Einrichtungen – Leitfaden zur organisatorischen Gestaltung und Umsetzung
7
Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und
Frauen:
Kooperation von Hauswirtschaft und Pflege in stationären Einrichtungen der
Altenhilfe, München 2000
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8
Pressemitteilung 06.05.2004
Bundesministerin Renate Schmidt
„Altenhilfe muss möglichst lange Selbständigkeit garantieren“
Ergebnisse des Modellprogramms Altenhilfestrukturen der Zukunft
9
Pressemitteilung 29.06.2004
Sozialministerin Stewens
„Landespflegegesetz kontraproduktiv für gute PflegePflegestandards besser kreativ weiterentwickeln“
10
Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft Hof/Wunsiedel:
Gerontopsychiatrische Angebote
11
Landratsamt Wunsiedel, Abteilung Gesundheitswesen
Psychosozialer Ratgeber für den Landkreis Wunsiedel:„Auswege“
12
Freistaat Bayern
Förderung von teil- und vollstationären Altenpflegeeinrichtungen nach dem AGPflegeVG
13
Freistaat Bayern
Gesetz zur Ausführung des Elften Buchs Sozialgesetzbuch
Soziale Pflegeversicherung
14
Landespflegegesetz Nordrhein Westfalen
15
Kreis Borken
Pflegebedarfsplan des Kreises Borken für die Jahre 2002 - 2005
16
Wüstenrot Stiftung
Ausstellung „Selbständigkeit durch betreutes Wohnen im Alter“
17
Bayerisches Staatsministerium des Innern, Oberste Baubehörde
Barrierefreie Wohnungen, 1992
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