Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko

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Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko
Herausgeber
Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)
Wilhelmstr. 54
10117 Berlin
Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko
Ansprechpartner
Referat 624 (Internationale Projekte,
Koordinierung der Exportangelegenheiten)
Wilhelmstr. 54
10117 Berlin
Tel.: +49-(0)30-18529-4654
Text
Deutsche Industrie- und Handelskammer in Marokko
140, Bd Zerktouni, 6ème étage
20 070 Casablanca/Marokko
Tel.: +212 (522) 42 94 00 / 01
Fax: +212 (522) 47 53 99
E-Mail: [email protected]
Umschlagsgestaltung
design_idee, büro_für_gestaltung, Erfurt
Druck
BMELV, April 2010
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter
www.bmelv.de oder www.agrarexportfoerderung.de
Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ist
für den Inhalt der Studie nicht verantwortlich. Es werden ausschließlich Meinungen und
Auffassungen des Verfassers wiedergegeben.
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12.04.10 14:32
Die Agrar- und Ernährungswirtschaft
in Marokko
Autor
Deutsche Industrie- und Handelskammer Marokko
Auftraggeber
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Deutsche Industrie- und Handelskammer in Marokko - DIHK | Chambre Allemande de Commerce et d’Industrie au Maroc
140, Bd Zerktouni, | 20070 Casablanca | Tel: +212 522 42 94 00/01| Fax: +212 522 47 53 99 | E-Mail: [email protected]
Internet: http://marokko.ahk.de
Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko
März 2010
Autoren
Stefanie Sohm, Sofia Höhn
Deutsche Industrie- und Handelskammer in Marokko
140 Bd. Zerktouni, 6ème Etage
20070 Casablanca, Marokko
Tel.: +212 (0) 5 22 42 94 00
Email:
[email protected]
Internet:
http://marokko.ahk.de
Auftraggeber
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Referat 624
Internationale Projekte, Koordinierung der Exportangelegenheiten
Dienstsitz Berlin
Wilhelmstraße 54
10117 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 18 52 90
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Vorwort
Zusammenfassung: Wichtiges in Kürze
1
Landesportrait Marokko
1.1
Geographie und Klima
1.2
Bevölkerung
1.3
Politik
1.3.1
Staatssystem und Verwaltung
1.3.2
Innenpolitik
1.3.3
Außenpolitik
1.4
Wirtschaftliche Lage Marokkos
1.4.1
Gesamtwirtschaftliche Lage
1.4.2
Wirtschaftszweige
1.4.3
Außenwirtschaft
1.5
Rechtliche Rahmenbedingungen
1.5.1
Steuersystem
1.5.2
Unternehmensformen
1.5.3
Investitionsanreize
1.5.4
Rechtsstaatlichkeit
2
Der Agrar- und Lebensmittelsektor
2.1
Wirtschaftsleistung
2.2
Exporte
2.3
Importe
2.4
Bedingungen in der Landwirtschaft
3
Agrarpolitik: Strategie und Akteure
3.1
Ausgangslage
3.2
Entwicklungsprogramm „Plan Maroc Vert“
3.3
Organisation und Profile wichtiger Einrichtungen im Agrarsektor
3.4
Subventionen und Steuerpolitik
3.5
Finanzierung
4
Ausgewählte Agrar- und Lebensmittelsektoren
4.1
Landtechnik
4.1.1
Einsatzbedingungen
4.1.2
Bestand im Markt
4.1.3
Wettbewerber und Kundenprofil
4.1.4
Distributionsnetzwerke
4.1.5
Importbedingungen
4.1.6
Finanzierung
4.1.7
Trends und Marktchancen
V
VI
VII
VIII
1
1
2
3
3
4
4
6
6
7
8
9
9
10
11
12
13
13
14
16
18
22
22
22
27
31
33
35
35
35
35
37
38
39
39
40
III
4.2
Pflanzenproduktion
4.2.1
Anbau und Erträge
4.2.2
Produktion und Vermarktung von Saatgut
4.2.3
Import
4.2.4
Marktchancen und Trends
4.3
Agrarchemie
4.3.1
Pflanzenschutzmittel
4.3.2
Düngemittel
4.3.3
Distribution
4.3.4
Gebrauch agrochemischer Produkte
4.3.5
Importbedingungen und Zulassung
4.3.6
Trends und Marktchancen
4.4
Tierproduktion
4.4.1
Tierbestand
4.4.2
Tierzucht
4.4.3
Importbedingungen und Finanzierung
4.4.4
Trends und Marktchancen
4.5
Lebensmittelhandel
4.5.1
Warenangebot
4.5.2
Distribution
4.5.3
Konsumverhalten
4.5.4
Marketing
4.5.5
Import
4.5.6
Trends und Marktchancen
5
Plan Maroc Vert: Chance für den Markteintritt
41
41
45
46
48
51
51
52
52
54
55
56
59
59
62
63
64
67
67
69
71
73
76
76
78
6
7
81
87
Ansprechpartner
Literaturverzeichnis
IV
Tabellenverzeichnis
1.1
Makroökonomische Daten 2005 bis 2009
7
1.2
Haupthandelspartner 2008
8
1.3
Einkommenssteuer 2010
9
2.1
Entwicklung des BIP im Agrarsektor und Wachstumsrate 2005 bis 2009
13
2.2
Wichtige Agrarexporte Marokko 2008
14
2.3
Beispiele Ausfuhren Agrargüter Marokko - Deutschland
15
2.4
Beispiele Ausfuhren Agrargüter Deutschland - Marokko
17
2.5
Niederschläge nach Regionen
19
2.6
Wirtschaftsleistung in Abhängigkeit der Regenfälle 1996 bis 2007
20
2.7
Tropfbewässerung 2008 / Ausblick 2020
21
3.1
Plan Maroc Vert - Ziele in den Sektoren bis 2020
26
4.1
Bestand Landtechnik 2008
36
4.2
Subventionen für Landtechnik
39
4.3
Entwicklung Produktionsmengen Getreide
41
4.4
Getreideanbau in den Regionen 2008
41
4.5
Hülsenfrüchte in den wichtigen Regionen 2008
42
4.6
Gemüseanbau 2008
43
4.7
Obstanbau 2008
43
4.8
Zitrusfrüchte 2008
44
4.9
Anbaukalender Zitrusfrüchte, Obst und Gemüse
44
4.10
Weitere Anbaukulturen 2008
45
4.11
Importunternehmen für Saatgut
47
4.12
Einsatz zertifiziertes Saatgut
48
4.13
Angestrebte Produktion von zertifiziertem Saatgut bis 2020
49
4.14
Geplanter Olivenanbau bis 2020
49
4.15
Auszug angebotener Agrarchemie
54
4.16
Einsatz Dünger 2008 und geplanter Einsatz 2020
57
4.17
Bestand Zuchttiere für die Fleischproduktion 2008 nach Regionen
60
4.18
Subventionstarife für die Tierzucht
64
4.19
Tierbestand und Fleischproduktion Plan 2020 nach Regionen
65
4.20
Angestrebte Bestände Milchvieh und Milchproduktion 2020 nach Regionen
66
4.21
Beispiele lokaler und importierter Lebensmittel
68
4.22
Anzahl und Entwicklung Handelsketten 2008
70
4.23
Preisbeispiele Lebensmittel
75
4.24
Importeure Lebensmittel
76
V
Abbildungsverzeichnis
1.2
Landkarte Marokko
1
1.2
Verwaltungsbezirke Marokko
3
2.1
Entwicklung BIP im Agrarsektor 2002 bis 2009
13
2.2
Importe Agrarerzeugnisse und Lebensmittel 2008
16
2.3
Vegetationszonen Marokkos
19
3.1
Organigramm Agrarministerium
27
4.1
Vegetationszonen Marokkos
35
4.2
Verkaufte Landmaschinen 2009 nach Marken
37
4.3
Vertriebsstruktur Sektor Agrarchemie
53
4.4
Typischer Markt und Einzelhändler
69
4.5
Zusammensetzung der Ernährung
72
4.6
Beispiele lokaler Werbeanzeigen
74
VI
Vorwort
Der vorliegende Überblick zum Agrar- und Ernährungssektor Marokkos wurde im Auftrag
des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)
erstellt. Er umreißt die wirtschaftliche Situation des Sektors und beschreibt aktuelle Entwicklungstendenzen. Darüber hinaus werden Marktpotenziale für deutsche Erzeugnisse
sowie die Rahmenbedingungen für Exporte und Investitionen dargestellt. Dieser Überblick
kann nur ein Einstieg in den Sektor sein. Eine detaillierte Sektor- und Marktanalyse sowie
einen persönlichen Besuch kann er nicht ersetzen. Festzuhalten bleibt, dass der Leser
einen guten und detaillierten Überblick über den Agrar- und Ernährungssektor erhält. Die
Daten und Fakten des Sektors waren bislang nicht oder nicht ausreichend erhoben und
dokumentiert worden; auch stößt man bei den Recherchen auf unterschiedliche Zahlen.
Dies bedeutete auch eine Herausforderung bei Erstellung des Überblicks dar.
Marokkos Agrarsektor spielt nach wie vor eine überaus wichtige Rolle für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung des Landes. Die landwirtschaftlich nutzbare Fläche beträgt über
9,5 Mio. Hektar bei über 1,5 Mio. in diesem Bereich tätigen Unternehmen und gut 4 Mio.
Arbeitern. Dieser Sektor trägt derzeit noch gut ein Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt bei
und das wirtschaftliche Wachstum Marokkos in dem generell schwierigen Jahr 2009 wurde fast zur Hälfte von diesem Bereich getragen.
Im April 2008 fanden zum ersten Mal landwirtschaftlichen Tagungen in Marokko statt.
Dabei wurde auch zum ersten Mal der „Plan Maroc Vert“ vorgestellt, der den Agrarbereich
als prinzipiellen Motor des nationalen Wirtschaftswachstums für das kommende Jahrzehnt
darstellt. Bis 2020 sollen über 13 Milliarden Euro investiert, ca. 1,5 Mio. neue Arbeitsplätze geschaffen und ein jährliches BIP von 10 Mrd. erreicht werden. Gleichzeitig möchte
man damit auch die natürlichen Ressourcen in den Regionen, vor allem im Souss-MassaDrâa und Meknès-Tafilalet, schützen. Erklärtes Ziel ist es, den Agrarsektor zu modernisieren und eine Einkommensverbesserung für die kleinen landwirtschaftlichen Betriebe zu
erreichen. Um dies zu erreichen sollen die veralteten Infrastrukturen weiter ausgebaut, die
Mitarbeiter aus- und weitergebildet als auch eine verstärkte technische Unterstützung
eingesetzt werden.
Selbstverständlich gibt es zu diesem „Plan Maroc Vert“ auch einige kritische Stimmen. Es
werde zu sehr auf Investitionen (materielle und immaterielle) gesetzt, wobei dies nicht
gleichbedeutend sein kann mit einer dauerhaften positiven Entwicklung des Sektors. Ebenso werde im Rahmen dieses Plans vergessen, dass die Akteure in dem Sektor oft in
„familiären Strukturen“ funktionieren. Ebenso dürfte die stringente Umsetzung des Plans
einige Fragen aufwerfen. Trotz alledem bleibt festzuhalten, dass mit dem „Plan Maroc
Vert“ zum ersten Mal eine Strategie für den Agrarsektor entwickelt und derzeit umgesetzt
wird. Dass eine solche Strategie nicht alle Punkte berücksichtigen kann und bei der Umsetzung regelmäßig Anpassungsbedarf besteht, liegt in der Natur der Sache.
Insgesamt bedeutet die Strategie ein erhebliches Entwicklungs- und auch für deutsche
Firmen Geschäftspotenzial in diesem Bereich. Deutsche Firmen können dabei eine
Schlüsselrolle einnehmen und besitzen bereits in einigen Teilsektoren führende Positionen. Deutschen Firmen kommt dabei u.a. der häufig verfolgte partizipative Ansatz bei
dem Eintritt in neue Märkte zugute. Dies gepaart mit dem sehr guten Ruf von Produkten
„Made in Germany“ ist eine hervorragende Ausgangsbasis für eine stärkere Zusammenarbeit im Agrar- und Ernährungswirtschaftssektor.
Marco Wiedemann
Geschäftsführer AHK Marokko
VII
Zusammenfassung: Wichtiges in Kürze
Der Agrarsektor ist mit einem Anteil von 12% bis 15% am nationalen BIP einer der bedeutendsten Wirtschaftsektoren in Marokko. Die überdurchschnittlich gute Wachstumsrate im
Jahr 2009 von 26% bescherte dem Sektor einen Umsatz von 9,3 Mrd. Euro. Dennoch
leidet der Sektor an einer strukturellen Schwäche. Besonders die große Abhängigkeit von
den unregelmäßigen Niederschlägen lässt ihn großen Schwankungen unterliegen, da von
9,5 Mio. Hektar Anbaufläche lediglich 1,4 Mio. Hektar mit Bewässerungsanlagen ausgestattet sind. Der hohe Fragmentierungsgrad der Anbauflächen erschwert die wirtschaftliche
Bearbeitung. Der Großteil der marokkanischen Landwirtschaftsbetriebe arbeitet traditionell.
Die staatlichen Subventionen fielen bislang eher gering aus. Mit dem im Jahr 2008 ins
Leben gerufene Entwicklungsprogramm „Plan Maroc Vert“ will die Regierung den Agrarsektor nun zur treibenden Wirtschaftskraft machen: 13 Mrd. Euro staatliche und private
Gelder sollen in den nächsten zehn Jahren in den Sektor fließen. Um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, müssen vor allem Investitionen in die Ausstattung mit Produktionsfaktoren
getätigt werden.
Die Studie stellt den Plan Maroc Vert vor und beleuchtet die Subsektoren Landtechnik,
Pflanzenproduktion, Agrarchemie, Tierproduktion und Lebensmittelhandel. Sie liefert Informationen zur aktuellen Lage dieser Bereiche und den zu erwartenden Entwicklungen:
-
Der Plan Maroc Vert setzt auf das Engagement privater Investoren und stellt staatliche
Fördermittel bereit.
-
Viele Produktionsgüter für die Landwirtschaft sind von den Einfuhrzöllen sowie der
Mehrwertsteuer befreit und werden subventioniert. Agrarbetriebe sind vorübergehend
von der Umsatzsteuer befreit.
-
Der Bestand an Landmaschinen ist unterdurchschnittlich. Die Mechanisierung wird mit
bis zu 60% subventioniert, wobei die Regierung Anreize für den überbetrieblichen Einsatz von Landtechnik setzt.
-
Der Getreideanbau soll bis 2020 zurück gebaut werden bei gleichzeitigem Anstieg der
Produktion von 5,3 Millionen auf 7,6 Millionen Tonnen. Der Einsatz von zertifiziertem
Saatgut soll ebenso gesteigert werden wie der Einsatz von Dünger.
-
Der Ausbau der Oliven-, Zitrusfrüchte- und Gemüseplantagen sowie die Exportorientierung der produzierenden Betriebe werden besonders gefördert.
-
Die professionelle Fleischproduktion ist in Marokko noch nicht verbreitet und soll in
den nächsten Jahren ausgebaut werden. Seit März 2010 können Mastrinder eingeführt werden. Der Kauf von Tiergenetik und Stalltechnik wird subventioniert.
-
Mit der Gründung des Büros für Lebensmittelsicherheit macht der Staat einen wichtigen Schritt in Richtung Annäherung an die europäischen Lebensmittelrichtlinien.
-
Im Sommer 2010 plant die Regierung, Agrarland zu günstigen Konditionen zu verpachten.
VIII
1 Landesportrait Marokko
1.1
Geographie und Klima
Marokko liegt im Nordwesten Afrikas an den Küsten des Mittelmeers und des Atlantiks. Im
Norden bei Tanger wird das Königreich lediglich durch die Straße von Gibraltar um 14 km
von Europa getrennt. Die Staatsfläche beträgt ohne das umstrittene Gebiet der Westsahara im Süden (ca. 250.000 km²) rund 446.550 km². Hauptstadt ist Rabat mit ca. 1,5 Mio.
Einwohnern, das Wirtschaftszentrum befindet sich in Casablanca, der größten Stadt Marokkos (ca. 4 Mio. Einwohner). Weitere Millionenstädte sind Fès, Marrakesch und Tétouan
im Landesinnern. Die Landschaft ist mit dem Rifgebirge, dem hohen, mittleren und AntiAtlas zu großen Teilen gebirgig (Höchsterhebung Dschebel Toubkal: 4.165 m).
In Marokko herrscht vorwiegend mediterranes Klima mit heißen und trockenen Sommern
sowie milden und feuchten Wintern. Grob kann man das Land in vier Zonen unterteilen:
-
Norden / Rifgebirge: typisch mediterranes Klima. An der Küste sehr viel Niederschlag, im Osten trockener.
-
Atlantikküste: ebenfalls feuchte und milde Winter, allerdings im Sommer durch den
Einfluss des Atlantiks nicht ganz so heiß.
-
Kontinental: sehr trockene und heiße Sommer, im Winter oft kalt und viel Regen, im
Atlasgebirge Schnee.
-
Grenzgebiete der Sahara: wüstenhaftes Klima, kaum Niederschlag. Starke Temperaturschwankungen mit kalten Nächten und sehr heißen Tagen.
Abb. 1.1: Landkarte Marokko
Quelle: Microsoft Encarta (1996)
1
1.2
Bevölkerung
Laut letzten Schätzungen lebten 2009 31,5 Millionen Menschen in Marokko, etwa 57,3%
von ihnen in Städten. Ca. 52% der Bevölkerung sind unter 25 Jahren alt, während der
Anteil der über 65-jährigen nur etwa 5,5% beträgt. Das Bevölkerungswachstum ging in
den letzten Jahren auf nur noch 1,4% im Jahr 2004 zurück.1 Ungefähr zwei Millionen Marokkaner leben im Ausland, der Großteil in Frankreich, Holland, Belgien, Italien und
Deutschland. Die Überweisungen dieser Bevölkerungsgruppe stellen eine der wichtigsten
Devisenquellen des Landes dar.
Die Amtssprache ist Arabisch; Französisch ist insbesondere als Geschäftssprache geläufig. In ganz Marokko wird die Umgangssprache Darija – eine lokale Variante des Arabischen – gesprochen. Während in den Städten die meisten Menschen zumindest Grundlagen des Französischen beherrschen, dominiert in den ländlichen Regionen Darija. Im
Norden, dem ehemaligen Protektorat Spanisch-Marokko, wird außerdem auch häufig
Spanisch gesprochen.
Trotz vieler Reformen und einem zusätzlichen Budget liegt die Analphabetenrate immer
noch bei ca. 43%. Von den marokkanischen Frauen können etwa 60% nicht lesen und
schreiben. Obwohl 1963 eine allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde, besuchten viele
Kinder, vor allem junge Mädchen, weiterhin nicht die Schule. 1999 wurde von der Regierung und König Mohammed VI eine Kampagne zur Reform der Schulausbildung initiiert.
Die Einschulungsrate ist bis 2002 zwar auf 92% angestiegen, das ehrgeizige Ziel von
100% konnte jedoch nicht erreicht werden. Außerdem besucht von der Gruppe der 15jährigen nur noch die Hälfte die Schule. Das Erziehungsministerium verabschiedete 2008
einen Notfallplan, der die Schulausbildung weiter fördern soll. Erschwerend hinzukommt,
dass die Schulen und Universitäten seit Jahren völlig überfüllt sind und der Arbeitsmarkt
nicht alle Absolventen aufnehmen kann. Durch eine Universitätsreform sollen für den
Ausbau weitere Mittel zur Verfügung gestellt, sowie die Qualität der Ausbildung verbessert
werden.2
In Marokko ist der Islam Staatsreligion. Etwa 99% der Marokkaner sind Muslime, davon
ein Großteil Sunniten malikitischer Richtung. Hinzu kommen kleinere Gruppen von Christen und Juden.
1
2
Haut Commissariat au Plan, 2009
Auswärtiges Amt, Länderinformationen Marokko 2010
2
1.3
Politik
1.3.1 Staatssystem und Verwaltung
Marokko ist gemäß der Verfassung von 1972 eine konstitutionelle Monarchie mit der
Staatsreligion Islam. Dem König wird danach eine Doppelrolle als Staatsoberhaupt und
geistiger Führer zugewiesen (Amir Al Mu’minin). Weiter werden in der Verfassung Gewaltenteilung, Meinungsfreiheit, Gleichheit der Geschlechter, Streikrecht, Recht auf Eigentum
und Bildung festgeschrieben. Durch die Verfassungsänderung im September 1996 wurde
ein Zweikammersystem eingeführt. Die Abgeordneten der ersten Kammer werden direkt
vom Volk gewählt. Die zweite Kammer wird hingegen indirekt durch Gemeindevertreter
und Berufsvertretungen zusammengesetzt. Trotzdem bleibt der Einfluss des Königs, der
nach Belieben Regierungschefs ein- und absetzen kann und mit Hilfe von Notverordnungen auch alleine regieren kann, beherrschend.
Im Zuge der 1992 angestoßenen Verwaltungsreform wurde Marokkos Verwaltungssystem
1997 in 16 Provinzen (Wilayas) unterteilt: Chaouia-Ouardigha, Doukala-Abda, FèsBoulemane, Grand Casablanca, Guelmim-Es-Semara, Gharb-Cherarda-Beni Hsan, Laayoune-Boujdour-Sakia El Hamra et-Tétouan, Marrakesch-Tensift-Al Haouz, MeknèsTafilalet, Oued-Eddahab-Lagouira, l’Oriental, Rabat-Salé-Zemmour-Zaër, Souss-MassaDraa, Tadla-Azilal, Tanger-Tétouan, Taza-Taounate-Al Hoceima.
Abb. 1.2: Verwaltungsbezirke
Quelle: Eigene Darstellung
3
Die Provinzen besitzen eigene Rechtspersönlichkeit und finanzielle Autonomie, allerdings
keine legislativen Befugnisse. Für die nächsten Jahre sind weitere Reformen zur Regionalisierung vorgesehen. Einige Verwaltungsabläufe wurden bereits in den letzten Jahren
zugunsten der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes verbessert. So bieten z.B. die
regionalen Investitionszentren eine konzentrierte Anlaufstelle für Investoren und Unternehmensgründer und der Zoll eine weitgehend funktionale Internetplattform. Jedoch bleibt
der Verwaltungsapparat im Allgemeinen recht schwerfällig; das System trägt trotz der
formalen Dezentralisierung die typischen Züge einer zentralisierten und hierarchischen
Bürokratie:3 bürokratische Hindernisse, hierarchische Strukturen und lange Entscheidungswege verzögern die Abläufe.
1.3.2 Innenpolitik
Innenpolitisch verfolgt König Mohammed VI. einen Kurs der bewussten Modernisierung
und (jedenfalls partiell) Demokratisierung. Ziel ist die Bekämpfung von Armut und Bildungsnotstand, die Aufarbeitung der Staatsverbrechen unter König Hassan II und die
Gleichberechtigung der Frau. Ein wichtiger Schritt in diesem Modernisierungsprozess
stellte im Februar 2004 die Reform des Familienrechts (Moudawana) dar. Das Gesetz
postuliert die rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau in der Ehe, die starke Einschränkung der Polygamie, ein rechtsförmliches Scheidungsverfahren mit Antragsrecht
beider Partner, die gleichmäßige Aufteilung der in der Ehe erworbenen Güter auf beide
Ehepartner bei der Scheidung, die Stärkung der Rechte der Kinder und die Schaffung
einer selbständigen Familiengerichtsbarkeit. Auch wenn die Umsetzung des Gesetzes
immer noch Defizite aufweist, bedeutet es doch einen großen Schritt für die Gleichberechtigung der Frauen in Marokko. Hinzu kommt die im Mai 2005 vom König angestoßene
„Nationale Initiative für menschliche Entwicklung“. Mit diesem Programm soll die Armut
und Ausgrenzung in den ärmsten ländlichen Gebieten und städtischen Armenvierteln bekämpft werden. Zu diesem Zweck stellt die Regierung über fünf Jahre verteilt finanzielle
Mittel in Höhe von 1 Mrd. Euro zur Verfügung.
Die Mehrheit im Parlament besitzt seit den Parlamentswahlen im September 2007 die
konservative „Parti d’Istiqlal“ – Partei der Unabhängigkeit. Neuer Premierminister ist der
Generalsekretär der Partei, Abbas El Fassi, der sein Kabinett aus 35 Ministern zusammensetzte. Bei den Parlamentswahlen gingen 10% der Sitze an Frauen und auch der
Anteil der Frauen im Kabinett wurde auf sieben gesteigert.4
1.3.3 Außenpolitik
In der Außenpolitik betont Marokko eine strategische Westorientierung mit der EU als
gesellschaftspolitischem Vorbild und den USA als sicherheitspolitischem Partner. Die EU
nimmt dabei eine besondere Stellung als wichtigster Exportmarkt sowie führender privater
und öffentlicher Auslandsinvestor ein. Um die herausgehobene Stellung Marokkos ge-
3
4
Bertelsmannstiftung (2008)
Auswärtiges Amt (2010)
4
genüber Europa weiter zu fördern, beteiligt sich Marokko aktiv am Barcelona-Prozess und
an der Mittelmeerunion. Außerdem hat die Europäische Union zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung der südlichen Mittelmeerstaaten und Marokkos ein Programm
namens „MEDA“ eingerichtet. Für den Zeitraum 1996 bis 1999 waren für Marokko insgesamt 624 Mio. Euro vorgesehen, für die erst zum Teil Ausschreibungen erfolgt sind.
MEDA II (2002- 2004) ist eine Fortsetzung der bisherigen Hilfe mit Schwerpunktsetzung
auf Gesundheit, Erziehung, Finanzwirtschaft, Umwelt und vor allem Unterstützung des
Privatsektors. Zusätzlich finanziert die europäische Investitionsbank mit Krediten vor allem
große Infrastrukturprojekte.5
Freihandel mit der EU
Ein Meilenstein in den Handelsbeziehungen zwischen Marokko und der EU war das 1996
unterzeichnete Assoziierungsabkommen, welches am 01.03.2000 in Kraft trat. Es beinhaltet unter anderem eine schrittweise Einrichtung einer Freihandelszone bis 2012, sowie
weitere Regelungen zum Zahlungs-, Kapital- und Dienstleistungsverkehr. Außerdem soll
durch das Abkommen der politische Dialog und die Zusammenarbeit in den Bereichen
Soziales, Kultur und Bildung gefördert werden. Von der Absenkung der Zölle sind vorerst
insbesondere Maschinen, Ausrüstungen und industrielle Zulieferungen betroffen.
Im Dezember 2009 unterzeichneten die EU und Marokko ein Handelsabkommen für
landwirtschaftliche Produkte. In den nächsten zehn Jahren sollen die Zölle für zwei Drittel
der Agrarprodukte, die Marokko aus der EU importiert, stufenweise abgebaut werden.
Einige Produkte wurden sofort befreit (z.B. Saatgut), für andere wie z.B. Eier, Milchprodukte und Schokolade sollen die Zölle langsam sinken. Die Einfuhren aus Marokko nach
Europa wurden bis auf sieben Produkte begünstigt: Einfuhrquoten bestehen weiterhin für
Tomaten, Knoblauch, Clementinen, Erdbeeren, Gurken, Zucchini und Zucker. Orangen
und Artischocken unterliegen weiterhin einem Einfuhrpreis. Insgesamt können 67% der
Produkte frei eingeführt werden.
Freihandel mit den USA
Das Freihandelsabkommen mit den USA wurde 2004 unterzeichnet und trat am 01. Januar 2006 in Kraft. 95% der Waren wurden sofort von den Zöllen befreit, für einige Waren
soll die Absenkung stufenweise über neun bzw. 15 Jahre umgesetzt werden.6
Besonders die Freihandelsabkommen mit der EU und den USA sollen dazu dienen, den
Produktionsstandort Marokko besser zu positionieren. Gleichzeitig stellen sie jedoch eine
Herausforderung für die größtenteils noch nicht wettbewerbsfähige einheimische Industrie
dar. Ziel ist deshalb die Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit durch in- und
ausländische Investitionen.
5
6
Außenwirtschaftszentrum Bayern (2009)
Export.Gov (2009)
5
Agadirabkommen
Im März 2007 unterzeichneten Marokko, Tunesien, Ägypten und Jordanien das von der
EU geförderte Agadirabkommen. Teilfinanziert aus MEDA-Mitteln soll es ein wesentlicher
Schritt in Richtung einer euro-mediterranen Freihandelszone sein.
Weitere Handelsabkommen
Weitere Freihandelsabkommen bestehen mit der Türkei (2006 in Kraft getreten) und mit
den Ländern der Arabischen Liga (1998 in Kraft getreten).
1.4
Wirtschaftliche Lage Marokkos
1.4.1 Gesamtwirtschaftliche Lage
Marokko erlebte in den 1990er Jahren einen wirtschaftlichen Aufschwung, so dass die
Inflationsrate und Arbeitslosigkeit zurückgingen. In den Jahren 2007 und 2008 konnten
sogar geringfügige Budgetüberschüsse erzielt werden. Insgesamt konnte bis 2008 die
Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP auf 57% gesenkt werden. Dies gelang durch
ein von einigen Gläubigerstaaten und vom internationalem Währungsfond unterstützten
Stabilisierungsprogramm, welches eine restriktive Geld- und Budgetpolitik, Bankenreform
und Liberalisierung des Außenhandels beinhaltete. Viele ehemalige Staatsunternehmen
wurden privatisiert und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbessert.
Im Jahr 2008 gingen die ausländischen Direktinvestitionen um 37% auf umgerechnet etwa 2,4 Mrd. Euro zurück. Diese konzentrieren sich zum größten Teil auf die Sektoren Telekommunikation, Tourismus und zu einem geringeren Anteil industrielle Direktinvestitionen. Zu dem starken Rückgang der ausländischen Direktinvestitionen kam es durch einen
Einbruch im Bereich Immobilien und Tourismus. Viele der großen Bauprojekte wurden
aufgrund der aktuellen weltweiten Wirtschaftslage auf Eis gelegt. Auch der Produktionsbeginn des neuen Fertigungswerks von Renault in Tanger wurde auf 2011 verschoben.
Trotz Finanz- und Wirtschaftskrise konnte 2009 ein Bruttoinlandsprodukt von 64 Mrd. Euro erzielt werden, was ein Wachstum von 5% zum Vorjahr bedeutet. Die Inflationsrate
sank auf 1%.
6
Tab. 1.1: Makroökonomische Daten 2005 bis 2009
Einheiten
BIP pro Kopf
Euro
BIP
Mrd. Euro
Wachstumsrate BIP
2005
2006
2007
2008
2009
1.555
1.682
1.777
1.964
2.073
46,9
51,32
54,78
61,23
64,26
%
3,0
7,8
2,7
5,6
5,0
Inflationsrate
%
1,0
3,3
3,9
5,9
1,0
Arbeitslosenquote
%
11,1
9,7
9,8
9,6
n.a.
Quelle: Haut Commissariat au Plan (2010)
1.4.2 Wirtschaftszweige
Der wichtigste Sektor in Marokko ist mit über 50% am BIP der Dienstleistungssektor, gefolgt von der Industrie mit 15% bis 20% und der Landwirtschaft und Fischerei mit 12% bis
15%, in 2009 sogar über 20%. Der Dienstleistungssektor konnte 2009 ein Wachstum in
Höhe von 4% verbuchen. Potenzial wird in den Sektoren Telekommunikation und Tourismus erwartet, die insbesondere für ausländische Investoren interessant sind. Die verarbeitende Industrie mit einem Anteil am BIP von 18% ist hauptsächlich von kleinen und
mittelständischen Unternehmen in den Bereichen Lebensmittelverarbeitung, Chemie und
Textil geprägt. Der Großteil von ihnen ist in privater Hand, auch wenn die etwa 50 staatlichen Unternehmen mit 19% zur Gesamtproduktion beitragen. Ebenso von Bedeutung ist
der Abbau der Phosphatbestände, auf die die staatliche Phosphatgruppe OCP das Monopol hat. Marokko verfügt zusammen mit der Westsahara über mehr als 70% der weltweiten Phosphatvorkommen.
Trotz fortschreitender Industrialisierung hat die Landwirtschaft als Wirtschaftszweig eine
große Bedeutung für Marokko. Der landwirtschaftliche Anteil am BIP lag in den letzten
Jahren bei 12% bis 15% und belief sich in 2009 auf ca. 9,3 Mrd. Euro. Die Wertschöpfung
der Landwirtschaft stieg um 26% gegenüber 2008. Den Agrarsektor ausgenommen, liegt
das Wirtschaftswachstum bei lediglich 1,6% im Vergleich zu 3,9% 2008 und 6,7% 2007.
Der Sektor beschäftigt etwa 49% der Bevölkerung.
Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise spürt auch Marokko. Zum einen sanken die Tourismuseinnahmen sowie die Exporterlöse im Textil- und Automobilbereich.7 Ebenso gingen erstmals die jährlichen Geldtransfers der im Ausland lebenden Marokkaner zurück,
die eine bedeutende Einnahmequelle des Landes darstellen. Um den Abschwung abzufangen, plant die Regierung die Ausgaben um 16% für neue Infrastrukturprojekte und eine
Lohnerhöhung im öffentlichen Sektor auszuweiten. Es bestehen Wirtschaftsförderungsprogramme für den Automobil-, den Textil-, und den Tourismussektor, sowie für Unternehmen mit Exportorientierung.
Die Banken in Marokko blieben von den Einbrüchen an den Finanzmärkten weitgehend
verschont. Die fallenden Rohstoffpreise wirkten sich positiv aus, da Subventionen für
7
Agueniou (2010)
7
Grundnahrungsmittel (z.B. Getreide) eingespart wurden. Auch in anderen Bereichen fördert der sinkende Preisdruck die inländische Nachfrage, die somit auch die sinkende
Nachfrage im Ausland abdämpfen kann.
1.4.3 Außenwirtschaft
Wichtigster Außenhandelspartner ist die EU, sowohl für Importe als auch Exporte, wohingegen der Handel mit den arabischen Ländern eher gering ist. Die wichtigsten Importwaren sind Erdöl, Getreide, Fahrzeuge, Maschinen, Zucker, Speiseöl und Rohholz. Insbesondere die Importe von thermischen Energieträgern sind von großer Bedeutung, da diese nahezu 90% der Stromproduktion ausmachen und Marokko kaum eigene Rohstoffreserven besitzt. Wichtigste Exportgüter sind Phosphat, Düngemittel, Phosphatsäure, Bekleidung, Obst, Gemüse und Fisch. Seit Jahren ist die Außenhandelsbilanz negativ, mittlerweile wird doppelt so viel importiert wie exportiert. Der wichtigste Handelspartner ist die
EU; Frankreich und Spanien verzeichnen die größten Handelswerte.
Tab.1.2: Haupthandelspartner 2008
Import
in Mrd. Euro
EU
17,64
- davon Frankreich
4,32
- davon Spanien
3,17
- davon Deutschland
1,10
Asien
6,51
USA
2,94
Afrika
1,42
Ozeanien
0,10
Quelle: Haute Commissariat au Plan (2009)
Export
in Mrd. Euro
8,99
3,02
2,71
0,51
2,04
1,43
0,7
0,57
Defizit/
Überschuss
-8,65
-1,30
-0,46
-0,50
-4,47
-1,51
-0,72
0,47
8
1.5
Rechtliche Rahmenbedingungen
1.5.1 Steuersystem
Zwischen Marokko und Deutschland besteht seit 1972 ein Doppelbesteuerungsabkommen. Das Finanzjahr in Marokko läuft vom 1. Januar bis zum 31. Dezember.
Mehrwertsteuer
Die Mehrwertsteuer (TVA) ist in Marokko in vier Stufen gestaffelt:
-
20% allgemeiner Mehrwertsteuersatz
-
14% z.B. für Immobilienunternehmen, Warentransporte, etc.
-
10% z.B. auf einige Nahrungsmittel und für Gastronomie, Banken, freiberufliche
Personen
-
7% z.B. für bestimmte Dienstleistungen/Produkte: Wasser, Strom, Ölprodukte,
Pharmaprodukte
Von der Mehrwertsteuer befreit sind unter anderem einige Grundnahrungsmittel, z.B. Brot,
Mehl, Couscous, Milch, Zucker, Öl etc..
Einkommenssteuer
Die Einkommenssteuer betrifft physische Personen, Kommanditgesellschaften sowie de
facto - Unternehmen, die sich für die Einkommenssteuer anstelle der Körperschaftssteuer
entscheiden. Seit dem 01.01.2010 gelten folgende Steuersätze (abgesenkt i.Vgl. zu
2009):
Tab.1.3: Einkommenssteuer 2010
Jahreseinkommen
MAD
Bis 30.000
30.001 - 50.000
50.001 - 60.000
60.001 - 80.000
80.001 - 180.000
Über 180.000
EUR
Bis 2.678
2.679 - 4.464
4.465 - 5.657
5.358 - 7.142
7.143 - 16.071
Über 16.071
Steuersatz
%
0
10
20
30
34
38
9
Körperschaftsteuer
Die Körperschaftsteuer beträgt 30% und wird auf Grundlage des Unternehmensgewinns
berechnet. Für Kredit- und Versicherungsgesellschaften gelten 37%.
Um unter anderem die Exportwirtschaft und den Tourismus zu fördern, wurden einige
Steuervergünstigungen erlassen:
-
Befreiung für Exportunternehmen und Hotelbetriebe während der ersten fünf Jahre
ihrer Tätigkeit, danach 17,5%.
-
Für Unternehmen, die in der Freihandelszone in Tanger ansässig sind:: Befreiung
während der ersten fünf Jahre, in den folgenden 20 Jahren 8,75%.
Gewerbesteuer
Handels- und Industrieunternehmen unterliegen einer Gewerbesteuer von 10% bis 30%,
die auf Basis des Mietwerts von Gebäude und Maschinenausstattung berechnet wird. Die
ersten fünf Jahre ab Unternehmensgründung wird die Gewerbesteuer ausgesetzt.
Liegenschaftssteuer
Die Gemeindesteuer fällt auf die der Gewerbesteuer unterlegenen Ausstattung an und
beträgt je nach Lage in ländlichen Gebieten 6,5% und im städtischen Raum 10,5%.
1.5.2 Unternehmensformen
Das marokkanische Gesellschaftsrecht orientiert sich am europäischen Vorbild. Die wichtigsten Gesellschaftsformen sind:
-
SA - „Société Anonyme“ (AG)
-
SARL – „Société à Responsabilité Limite“ (GmbH)
-
SNC – „Société en Nom Collectif“ (OHG)
-
SCS – „Société en Commandite Simple“ (KG)
-
„Société en Commandite par Actions“ (KGaA)
-
„Etablissement stable“ (Zweigniederlassung)
-
GIE - „Groupement d’Intérêt Economique“ - GIE (Wirtschaftsinteressengruppierung, ähnlich einer OHG)
Die Gründung einer Aktiengesellschaft (SA) erfordert ein Startkapital von 300.000 MAD
und 3.000.000 MAD bei an der Börse gehandelten Unternehmen. Sie erfordert mindestens fünf Aktionäre; die Berufung eines Abschlussprüfers ist bei der Gründung einer AG
Pflicht.
10
Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (SARL) und die Aktiengesellschaft gehören
derzeit zu den häufigsten Gesellschaftsformen. Das erforderliche Mindeststammkapital
zur Gründung einer GmbH beträgt 10.000 MAD. Die Berufung eines Abschlussprüfers ist
ab einem Stammkapital von mehr als 50 Mio. MAD Pflicht.
Eine juristische Person kann in Form einer „Ein-Mann-GmbH“ (associé unique) gegründet
werden, die Gründung einer Tochter-„Ein-Mann-GmbH“ ist jedoch untersagt.
Die zur Gründung benötigten Dokumente liegen in den regionalen Investitionszentren
(CRI - Centre Régional d’Investissement) aus. Beantragt werden dort eine Steuernummer,
der Eintrag ins Handelsregister und der Beitritt zur Sozialversicherung.
1.5.3 Investitionsanreize
Es besteht die Möglichkeit, ein Investitionsabkommen mit dem marokkanischen Staat
abzuschließen, durch welches Sondervergünstigungen gewährt werden, falls mindestens
eine der folgenden Bedingungen erfüllt wird:
-
Investitionssumme von mindestens 200 Mio. MAD (ca. 17,8 Mio. Euro),
-
Schaffung von mind. 250 festen Arbeitsplätzen,
-
Technologietransfer,
-
Beitrag zum Umweltschutz.
Folgende Vergünstigungen können gewährt werden:
-
Bis zu 20% Beitrag zum Grundstückserwerb,
-
Beitrag zur Infrastrukturschaffung (bis 5% der Gesamtinvestitionssumme),
-
bis zu 20% Beitrag zu den Kosten für im Investitionsprogramm vorgesehene Berufsbildung/Ausbildung.
Die Vergünstigungen können kumuliert werden bis zu einem Betrag von max. 5% der Gesamtinvestitionssumme bzw. 10% bei Ansiedlung im ländlichen und vorstädtischen Raum.
Der Fond Hassan II, der 1999 für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes
gegründet wurde, fördert Investitionen in einigen Sektoren, z.B. Automobil, Elektronik und
Luftfahrttechnik. Kriterien für die Förderung sind:
-
Die Gesamtinvestionen betragen über 5 Mio. MAD (ca. 446.000 Euro),
-
davon über 2,5 Mio. MAD (ca. 223.000 Euro) für Maschinen und Ausrüstung.
Die Investitionsprojekte können bis zu einer Gesamtsumme von 20 Mio. MAD (ca. 1,78
Mio. Euro) unterstützt werden mit
-
30% der Gebäudekosten (bis zur Grenze von ca. 178 Euro/m2),
-
10% der Kosten für neue Ausrüstungsgüter.
11
Weitere steuerliche Vergünstigungen
-
Befreiung von der Körperschaftssteuer für Exportunternehmen während der ersten
fünf Jahre (Zeitraum beginnt mit der ersten Exportoperation), danach 17,5%,
-
Befreiung von der Körperschaftssteuer für Agrarbetriebe bis Ende 2013,
-
Mehrwertsteuerfreie Einfuhr der Investitionsgüter innerhalb der ersten 24 Monate,
-
Freihandelszonen: Befreiung der Körperschaftssteuer während der ersten fünf
Jahre, in den folgenden 20 Jahren 8,75%.
1.5.4 Rechtsstaatlichkeit
Per Verfassungstext liegt eine Teilung der Gewalten innerhalb des Staates vor, ohne die
Kontrollrechte des Monarchen über die Legislative und Judikative einzuschränken. Die
Gerichte des Landes sind formal unabhängig. An höchster Stelle steht der Oberste Gerichtshof (auf Französisch Cour Suprême). Seiner Kompetenz obliegt u.a. die juristische
Organisation des Landes und die Zivil- und Militärprozessordnung. Das marokkanische
Rechtssystem beinhaltet weiter ein Berufungsgericht (franz. Cours d’Appel) für die Neuverhandlung in erster Instanz schon entschiedener Rechtsfälle. Die Gerichte erster Instanz (franz. Tribunaux de Première Instance) sind zuständig für Angelegenheiten des
Zivil,-, Immobilien-, und des Strafrechts. Zusätzlich bestehen noch weitere Gerichtshöfe,
wie zum Beispiel der Handelsgerichtshof. Der Zuständigkeitsbereich eines Gerichthofs
erster Instanz umfasst in der Regel drei bis vier Wilayas (Verwaltungsregionen), der spezieller Gerichtshöfe meistens weniger. Die weitere Hierarchie des marokkanischen
Rechtssystems kennt zudem Amtsgerichte auf kommunaler Ebene (franz. Juridictions
Communales et d’Arrondissement). Die Amtsgerichte sind für mindere Vergehen gemäß
der Straf- und Zivilprozessordnung zuständig.8 Bislang werden alle juristischen Ämter vom
König ernannt.
Das marokkanische Rechtssystem basiert auf dem islamischen Recht und unterscheidet
sich nur geringfügig vom französischen. Die offizielle Gerichtssprache ist Arabisch. Der
Gerichtsstand wird durch den Wohnsitz des Beklagten bestimmt. Besitzt der Beklagte
weder einen marokkanischen Wohnsitz noch Aufenthaltsort, so kann die Klage bei dem
örtlich zuständigen Gericht des Wohnsitzes oder des gewöhnlichen Aufenthaltsortes des
Klägers anhängig gemacht werden (Art. 27 Satz 3 CPC - Code de Procédure Civile).
Grundsätzlich besteht vor den marokkanischen Zivilgerichten kein Anwaltszwang. Der den
Strafprozess vertretende Anwalt kann auch die Zivilrechtsklage übernehmen. Ein Urteil
ergeht im Namen des Königs. Die Verkündung ist mündlich und öffentlich. Jedes Urteil
ergeht mit Kostenfolge. Die unterlegene Partei ist kostenpflichtig. Die regelmäßige Verjährungsfrist für Ansprüche aus Schuldverhältnissen beträgt 15 Jahre. Grundsätzlich gewährleistet die Rechtssprechung die allgemeinen Bürger- und Gleichheitsrechte. Überdies sind
die Eigentumsrechte gut definiert und der Erwerb von Eigentum ausreichend reguliert.9
8
Ministère de la Justice (2008)
9 Bertelsmannstiftung (2010)
12
2 Der Agrar- und Lebensmittelsektor
2.1
Wirtschaftsleistung
Der Agrarsektor ist mit einem Anteil von 12% bis 15% am BIP einer der bedeutendsten
Wirtschaftsektoren in Marokko. Im Jahr 2009 erreichte der Sektor einen Umsatz von 9,3
Mrd. Euro, im Vorjahr 7,3 Mrd. Euro. Die Wachstumsrate des Sektors lag 2009 bei 26%,
einem Rekordwert gegenüber den Vorjahren mit 3,9% im Jahr 2008 und 6,7% im Jahr
2007.10 Die überdurchschnittliche Wachstumsrate 2009 wird sich auch positiv auf die Bilanz der letzten 10 Jahre auswirken, deren durchschnittliches Wachstum bei 4% lag.
Tab.2.1 Entwicklung des BIP im Agrarsektor und Wachstumsrate 2005 bis 2009
2005
2006
2007
2008
2009
BIP Agrarsektor (in Mrd. Euro)
Wachstum BIP Agrarsektor (in %)
Quelle: L’Economist (2010)
5,8
8
6,3
7,3
9,3
-17,7
28,8
-21,3
15,8
26,2
Etwa zwei Drittel der Wirtschaftsleistung stammen aus dem Subsektor Tierproduktion, ein
Drittel leistet die Pflanzenproduktion.
Abb. 2.1: Entwicklung BIP im Agrarsektor 2002 bis 2009
10000
9000
8000
in Mio. Euro
7000
6000
5000
4000
3000
2000
1000
0
2002
2003
BIP gesamt
2004
2005
2006
BIP Tierproduktion
2007
2008
2009
BIP Pflanzenanbau
Quelle: Ministère de l’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
10
Agueniou (2010)
13
Die Wertschöpfung im Agrarsektor belief sich 2008 auf 3,4 Mrd. Euro und blieb damit hinter den Erwartungen zurück. Ziel der Regierung ist es, nicht nur das BIP des Sektors zu
erhöhen, sondern auch die höheren Wertschöpfungsstufen auszubauen. Die vier bedeutendsten Regionen sind hier Souss, Meknes, Marrakesch und Doukala. Die Gebiete im
Süden des Landes und in der Westsahara, Guelmim, Laayoune und Oued haben so gut
wie keine wirtschaftliche Bedeutung.
2.2
Exporte
Marokkos Agrarexporte beliefen sich 2008 auf 1,09 Mrd. Euro und repräsentierten 8% der
gesamten Exporte Marokkos. Wichtige Exportgüter sind Fisch, Zitrusfrüchte, Gemüse,
darunter vor allem Tomaten, sowie bereits verarbeitete Produkte wie Gemüsekonserven
oder gelierte, bzw. konservierte Früchte. Weltweit rangiert Marokko auf Platz 2 der Exporteur für Zitrusfrüchte. Daneben belegt das Land Platz 10 aller Tomatenexporteure, Platz
11 für Erdbeeren und Platz 12 für den Export von Melonen.
Tab. 2.2: Agrarexporte Marokko 2008
Produkt
Zitrusfrüchte
Fisch frisch
Gemüse frisch
Tomaten frisch
Früchte frisch, geliert, eingelegt
Gemüsekonserven
Total
Export Total 2008
Anteil Agrarexporte (in %)
Mio. Euro
285
188
172
163
153
132
1.093
1.3794
7,9
Quelle: Haut Commissariat au Plan (2009)
Marokkos größter Exportmarkt ist mit 75% die EU, wobei die nationalen Exportmärkte
Frankreich und Spanien dominieren.11 17% der ausgeführten Agrarerzeugnisse fließen
nach Deutschland. Mit 144 Mio. Euro registrierten Importen im Jahr 2008 scheint
Deutschland einer der kleineren Exportmärkte Marokkos zu sein. Allerdings fließen zusätzliche Exporte über Frankreich und Spanien nach Deutschland, die somit nicht in der
deutsch-marokkanischen Handelsstatistik verzeichnet sind. Tomaten, Sardinen und Paprika dominieren die Liste der nach Deutschland exportierten Güter, gefolgt von Erdbeeren,
Orangen, Trauben und Oliven. Verarbeitete Lebensmittel liegen weiter abgeschlagen.
Tabelle 2.3 zeigt einen Auszug der größten Exporte von Marokko nach Deutschland.
11
Haut Commissariat au Plan (2009)
14
Tab. 2.3 Beispiele Ausfuhren Agrargüter Marokko - Deutschland
Jan. – Okt. 2008
in Tausend Euro
Produkte
Tomaten
26.917
Bohnen
2.589
Gemüsepaprika
10.896
Zucchini
3.263
Süßorangen
4.569
Tafeltrauben
3.391
Erdbeeren
8.513
Sardinen
18.917
Oliven
3.356
Verarbeitete Lebensmittel
791
Gesamt
124.939
Jan. – Okt. 2009
in Tausen Euro
23.327
1.683
3.229
2.388
2.044
2.482
2.175
14.601
2.554
736
99.160
Quelle: Statistisches Bundesamt (2010)
Marokko weiß um das Potenzial des weltweiten Exportmarktes und möchte seine Position
stärken. Um sicher zu stellen, dass die nationalen Produkte auch den internationalen
Standards, vor allem denen der EU, für Qualität und Verbraucherschutz entsprechen,
wurde die Autonome Behörde zur Kontrolle und Koordinierung der Exporte (Etablissement
Autonome de Contrôle et de Coordination des Exportations; EACCE) gegründet. Die für
den Export bestimmten Waren werden von der EACCE auf ihren Belastungsgrad durch
Pestizide und Schwermetalle sowie auf die Einhaltung hygienischer Standards bei der
Produktion und des Transports der Produkte geprüft.12 90% der Exportware stammt aus
den fünf Regionen Souss, Gharb, Oriental, Marrakesch und Tadla,13 wo i.d.R. große und
überdurchschnittlich professionalisiert Betriebe für den Export produzieren.
Die Exporte von Obst und Gemüse in die EU unterliegen Quotenregelungen und Eintrittszöllen, die zuletzt im Dezember 2009 neu verhandelt wurden. Vor allem Tomaten und
Erdbeeren führen immer wieder zu Auseinandersetzungen mit den Agrarländern Europas,
allen voran Spanien, das seine eigene Wirtschaft schützen möchte. Dennoch konnten
Absenkungen der Einfuhrbarrieren erzielt werden, so dass Marokko nun leichteren Zugang nach Europa hat.
12
13
EACCE (2009)
ADA (2009)
15
2.3
Importe
Die nach Marokko eingeführten Lebensmittel und Agrarprodukte beliefen sich im Jahr
2008 auf 2,8 Mrd. Euro; dies bedeutet einen Anstieg von 26% gegenüber dem Vorjahr.
Die wichtigsten importierten Agrarerzeugnisse sind Weizen, Mais, Zucker und Ölpflanzen.14 Der wichtigste Zulieferer unbearbeiteter Agrarerzeugnisse ist mit Abstand Frankreich mit Importen im Wert von 612 Mio. Euro. Weiter folgen die USA mit 189 Mio. Euro,
Brasilien mit 123 Mio. Euro und Deutschland mit 94 Mio. Euro Importwert.
Abb. 2.2: Agrar- und Lebensmittelimporte nach Ländern
Importe Agrarerzeugnisse und Lebensmittel der größten Importländer 2008
Frankreich
USA
Brasilien
Deutschland
Spanien
Niederlande
Großbritannien
Russland
China
Italien
Türkei
0
100
200
300
400
500
600
700
in Mio Euro
Importe reine Agrarerzeugnisse
Importe Lebensmittel
Quelle: Eigene Darst. auf Basis Ministère de Commerce Exterieur (2010)
Im Bezug auf die Lebensmittelimporte führt die USA die Gruppe der Importländern mit
Einfuhren im Wert von 298 Mio. Euro gefolgt von Brasilien mit 245 Mio. Euro und Frankreich mit 117 Mio. Euro. Die Länder China und Spanien belegen Rang vier und fünf mit 73
Mio. Euro Importwert bzw. 62 Mio. Euro.
Der Handel von Agrarprodukten mit Deutschland belief sich für den Zeitraum Januar bis
Oktober 2009 auf 79 Mio. Euro deutsche Importe. Im Vorjahr wurden Güter im Wert von
94 Mio. importiert.15 Tabelle 2.4 zeigt einen Auszug der wichtigen deutschen Importgüter.
14
15
Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
Statistisches Bundesamt (2010)
16
Tab. 2.4: Ausfuhren Agrargüter Deutschland – Marokko
Jan. – Okt. 2008
in Tausend Euro
Produkte
Färsen reinrassige Zuchttiere
7.783
Milch in Pulverform
1.659
Spelz, Weichweizen
40.371
Gerste
1.066
Samen von Zuckerrüben
1.639
Rohes Sojaöl
0
Kartoffelchips
1.703
Kaffeezubereitungen
1.697
Verarbeitete Lebensmittel
1.043
Gesamt
70.823
Jan. – Okt. 2009
in Tausend Euro
14.754
999
8.325
0
2.257
40.684
2.362
889
817
79.252
Quelle: Statistisches Bundesamt (2010)
Weizen und Zuchttiere sind die wichtigsten deutschen Exportgüter nach Marokko, aber
auch Sojaöl, Samen für Zuckerrüben und Milchpulver. Die stark schwankenden Getreideeinfuhren erklären sich durch Marokkos Zollpolitik in Zeiten guter inländischer Erträge.
Den größten Anteil stellen die Getreideimporte gefolgt von Saatgut für Kartoffeln und verschiedene Fruchtsorten. Milchprodukte, Milch, Butter und Käse stellen mit 33 Mio. Euro
Umsatz den größten Anteil von weiterverarbeiteten Agrarprodukten dar. Im Bereich Lebensmittelimporte kommt Deutschland lediglich auf einen Importwert von 19. Mio Euro.
Hinzu kommen Importe anderer Sektoren, die in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen:
chemische Produkte im Wert von 71 Mio. Euro und Düngemittel im Wert von 18,4 Mio.
Euro im Jahr 2008.16
Wie die EU regelt auch Marokko den Zugang zum Markt über Einfuhrzölle und schützt
damit vor allem seine nationale Fleischproduktion und in Zeiten guter Erträge den Getreidemarkt. Im extrem schlechten Jahr 2007 setzte die Regierung jedoch die Einfuhrzölle auf
Getreide vollständig aus. Dagegen haben Produktionsgüter und Betriebsmittel für die
Landwirtschaft, wie Landmaschinen, Zuchttiere, Basissaatgut und Agrochemie freien Zugang.
16
Ministère de Commerce Extérieur (2010)
17
2.4
Bedingungen in der Landwirtschaft
Gesellschaftliche Bedeutung der Landwirtschaft
80% der 18 Mio. Einwohner zählenden Landbevölkerung arbeiten im Agrarsektor; sie beziehen 82% der Einkommen aus der Landwirtschaft. Der Verdienst in der kleinen Landwirtschaft liegt im unteren Einkommenssegment und wird auch von der marokkanischen
Regierung als arm eingestuft. Die Stagnation, die der Sektor in den vorangegangenen
Jahren erlebt hat, führt zu Landarmut und auch Landflucht.
Die Entwicklung des Sektors wird sowohl von externen Faktoren als auch von strukturellen Defiziten gebremst. Die schwierigen Bodenverhältnisse in den Bergen und den trockenen Gebieten auf zwei Drittel der Anbaufläche des Landes hemmt 70% der überwiegenden Kleinstbetriebe. Nur 2,5 Mio. Hektar der insgesamt 9,5 Mio. Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche werden als günstige Gebiete eingestuft. Die ausbleibenden und unregelmäßigen Niederschläge verschärfen die Situation für die zahlreichen Kleinbauern. Auf
der strukturellen Ebene ist die Fragmentierung des Landbesitzes, die Finanzschwäche
und die kaum vorhandene Professionalisierung bei den kleinen und mittleren Betrieben
ein Hindernis für die Entwicklung des Sektors.17
Struktur der landwirtschaftlichen Betriebe
Marokko zählt 1,5 Mio. landwirtschaftliche Betriebe. 75% von ihnen besitzt weniger als 2
Hektar, 53% besitzen sogar weniger als 3 Hektar Land. Die Anzahl der Betriebe mit größerer Anbaufläche fällt dahinter rapide ab. 3% besitzen 20-50 Hektar Land, lediglich 0,7%
über 50 Hektar. Aufgrund der großen Anzahl familiärer Betriebe fällt die Einordnung teilweise schwer, da Landwirtschaft oftmals neben anderen Aktivitäten zum Lebensunterhalt
betrieben wird. Schätzungen gehen davon aus, dass lediglich 10%, also 150.000 Betriebe, in professionelle Handelsstrukturen eingebunden sind. Eine wichtige Form der Organisation des Sektors sind die Kooperativen, in denen sich kleine Landwirte zusammenschließen, um gemeinsam ein besseres Ergebnis bei der Produktion bis hin zur Kommerzialisierung zu erreichen. Gerade Betriebe mit geringen Erträgen können in der Gruppe
Produktion und Verkauf und vorantreiben. Die wohl bekannteste Kooperative ist die
COPAG in Taroudant, die über 10.000 Milchbauern vereint.18
17
18
ADA (2008)
Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
18
Niederschläge
Die Niederschläge in Marokko variieren über die einzelnen Regionen hinweg erheblich.
Sie reichen von 578 Milliliter pro Quadratmeter im regenreichen Rifgebirge bis zu minimalen Niederschlagraten von 81 Milliliter pro Quadratmeter in den südlichen Sahararegionen
des Landes.
Tab. 2.5: Niederschläge nach Regionen
Region
Niederschläge
in (mm/ m²)
Rifgebirge
Gharb- Zaer
Saïs
Chaouia- Doukala
Tadla- Tensif
Oriental
Mittlerer Atlas
Hoher Atlas
Sahararegionen
Quelle: Ministère d’Agriculture (2009)
578
538
528
378
321
236
986
355
81-160
Damit unterteilt sich Marokko für
die Landwirtschaft in fünf Gebiete:
Die trockenen und halbtrockenen
Zonen an der nördlichen Atlantikküste, die Zonen mit für die Landwirtschaft günstigen klimatischen
Bedingungen, z.B. Chaouia und
Gharb mit reichhaltigem Boden
westlich des Atlasgebirges. Zu den
halbtrockenen Regionen zählen
Tadla, Tensif im Westen und Oriental im Osten des Atlasgebirges.
Die Sahararegion erstreckt sich
entlang der Grenze zu Algerien.
Abb. 2.3: Vegetationszonen
Quelle: Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
Die Produktivität des Sektors unterliegt den relativ großen klimatischen Schwankungen.
Geringe Niederschlagsraten wirken sich negativ auf die Höhe der Erträge aus und lassen
das landwirtschaftliche BIP merklich schrumpfen. Besonders betroffen von niedrigen Niederschlagsraten sind Getreidekulturen, die auf drei Viertel der landwirtschaftlich genutzten
Fläche angebaut werden. In Zeiten guter Niederschläge wächst der Sektor 25% bis 28%,
im Spitzenjahr 1996 betrug das Wachstum sogar 78%. Dagegen schrumpft die Agrarwirtschaft in den Jahren mit schlechten Niederschlägen um bis zu 18% und zieht umgehend
die wirtschaftliche Gesamtleistung in Mitleidenschaft.
19
Tabelle 2.6 zeigt die Entwicklung der Niederschläge zusammen mit der wirtschaftlichen
Entwicklung des Sektors.
Tab. 2.6: Wirtschaftsleistung in Abhängigkeit der Regenfälle 1996 bis 2007
Wachstum landwirtWachstum BIP
schaftliches BIP in
Jahr
Regenfälle
gesamt in Prozent
Prozent
1996
sehr stark
78,0
12,2
1997
schwach
-27,0
-2,2
1998
mittel bis gut
25,0
7,7
1999
schwach
-16,7
-0,1
2000
schwach
-15,7
1,0
2001
gut
27,6
6,3
2002
mittel bis gut
5,6
3,2
2003
gut
18,8
5,2
2004
mittel
1,9
4,6
2005
schwach
-17,7
1,9
2006
gut
28,8
7,8
2007
schwach
6,7
2,5
Quelle: The Economist Intelligence Unit (2008)
Bewässerung
Im Jahr 2007 standen der Landwirtschaft 7,3 Mrd. Kubikmeter Wasser zur Verfügung, die
sich auf 18 Bassins verteilten. Die großen staatlichen Bewässerungssysteme liegen in
den Einzugsgebieten Moulouya, Gharb, Doukala, Haouz, Tadla, Tafilalet, Quarzazate,
Souss-Massa und Loukkos. Hinzu kommen weitere kleinere, teilweise durch künstliche
Dämme geschaffene Wasserspeicher. Diese Wasserreserven werden nur teilweise für die
Landwirtschaft genutzt. Tatsächlich fließen mit 5 Mrd. Kubikmeter nur 68% der gespeicherten Wassermenge in die landwirtschaftlichen Bewässerungsanlagen. Der Bedarf an
Bewässerung konnte im Jahr 2007 nur zu 65% gedeckt werden.
Die großen und mittleren Wasserreserven werden vom Staat kontrolliert und durch die
regionalen Büros für Landbewirtschaftung (Offices Réginaux de Mise en Valeur Agricole,
kurz ORMVA) verwaltet. Sie speisen 1,01 Mio. Hektar bewässertes Land. Hinzu kommen
ca. 0,44 Mio. Hektar Land, die von privater Hand bewässert werden, sie machen insgesamt 43% der gesamten Bewässerungsfläche aus.
20
Tab. 2.7:Tropfbewässerung 2008 / Ausblick 2020
Region
Fläche 2008 in
Hektar
Chaouia
4.500
Doukala
6.500
Fes
0
Gharb
500
Marrakesch
24.000
Meknes
25.100
Oriental
8.000
Rabat
22.000
Souss
47.500
Tadla
10.660
Taza
2.000
Quelle : ADA (2009)
Fläche 2020 in
Hektar
21.600
96.000
30.000
86.500
110.000
38.600
46.200
40.000
97.500
83.030
15.000
Die bisherige Ausstattung mit
Bewässerungsanlagen kann die
Ernten nicht sicherstellen. Die
derzeit mit Tropfbewässerung
versorgte Fläche von 154.000
Hektar soll deshalb bis 2020
über das Vierfache auf 690.000
Hektar
ausgebaut
werden.
Während sich bislang 90% dieser bewässerten Flächen auf
die Provinzen Souss, Meknes,
Marrakesch, Rabat, Tadla und
Oriental verteilen, sollen künftig
mehr Regionen mehr Tropfbewässerung haben. Hier profitiert
Doukala voraussichtlich mit fast
90.000 Hektar zu schaffender
Fläche am stärksten, gefolgt
von Gharb (von 500 auf 86.500
Hektar und Fes (von 0 auf
30.000 Hektar bewässerter Fläche).19
19
Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
21
3 Agrarpolitik: Strategie und Akteure
3.1
Ausgangslage
Trotz der wirtschaftlichen Bedeutung des Agrarsektors (i. d. R. 12% bis 15% des BIP)
verzeichnet er eine unterdurchschnittliche Wertschöpfung und leidet an einer strukturellen
Schwäche. Die Regierung sieht die Chancen, die Marokko aufgrund seiner klimatischen
Bedingungen und auch der Nähe zum europäischen Markt hat, nicht ausgeschöpft. Lediglich bei 20% der bewirtschafteten Fläche kann man von modernen Produktionsverfahren
auf vorteilhaftem Terrain sprechen; die restlichen 80% sind kleine Betriebe, die traditionell
arbeiten und mit ungünstigen Anbaubedingungen zu kämpfen haben. Der Wassermangel,
die Fragmentierung des Landbesitzes (75% der Landbesitze sind unter 2 Hektar) und der
Mangel an modernen Produktionsmethoden behindern eine effiziente Bewirtschaftung.
Die staatlichen Subventionen fielen, verglichen mit anderen Ländern, bislang mit 2% bis
3% des BIP des Sektors sehr gering aus. In den vorangegangenen Jahren wurden immer
wieder Initiativen zur Förderung verschiedener Subsektoren gestartet und Gelder für den
Anbau bestimmter Kulturen, der Aufbereitung des Bodens und den Ausbau der Wasserversorgung bereitgestellt. Allerdings blieben die erhofften Auswirkungen oft aus.
3.2
Entwicklungsprogramm „Plan Maroc Vert“
Das Herzstück der marokkanischen Agrarpolitik ist der Plan Maroc Vert (PMV). Er wurde
im April 2008 mit einem geplanten Investitionsvolumen von 13,1 Mrd. Euro verabschiedet;
voraussichtlich sollen ca. 40% der Gelder vom Staat kommen, der Rest aus privaten Investitionen zufließen.20 Ziel ist es, die Landwirtschaft in den nächsten zehn Jahren zum
Wirtschaftsmotor zu machen. Damit soll das landwirtschaftliche BIP verdoppelt und der
Wert der Exporte auf ca. 4 Mrd. Euro gesteigert werden. Der Plan Maroc Vert plant die
bislang umfassendste Modernisierung des Sektors. Die größten Herausforderungen, die
überwunden werden müssen, sind die Sicherstellung der Bewässerung, die Professionalisierung der Landwirte und die Modernisierung der Anbau- und Verarbeitungsverfahren.
Die Regierung nimmt dabei sowohl die ökonomische als auch die soziale Dimension ins
Visier: Zum einen unterstützt sie die Entwicklung einer modernen Landwirtschaft durch
subventionierte Investitionen, die die Produktivität und den Wert der Erzeugnisse (z.B.
Qualität, Veredelung) steigern. Zum anderen erhofft man sich, mit den Maßnahmen 1,5
Mio. neuer Arbeitsplätze zu schaffen, die Lebensmittelversorgung zu verbessern, und
durch die größeren Gewinnmargen hochwertigerer Produkte die Armut unter den Kleinbauern und den Landarbeitern bekämpfen zu können.
Der Plan setzt neben staatliche Subventionen und Vorzugskrediten auf die Restrukturierung und Professionalisierung des Sektors. Die Aggregation, d.h. die Bündelung der
Kleinbauern unter einander und als Vertragszulieferer von Großbetrieben und der verarbeitenden Industrie, spielt dabei eine zentrale Rolle.
20
Boukhalef, A. (2010)
22
Um den zwei unterschiedlichen Zielgruppen gerecht zu werden, zum einen die Großbetriebe, die bereits moderne Produktionsmethoden einsetzen, zum anderen die Kleinbetriebe, die traditionell arbeiten – gliedert sich der PMV in zwei Säulen:
Säule I
Entwicklung einer international wettbewerbsfähigen, modernen Landwirtschaft: Die weitere Professionalisierung der Großbetriebe hin zu einer großen Wertschöpfung und Produktivität, vor allem über private Investoren.
Säule II
Armutsbekämpfung bei den Kleinbauern: Unterstützung und Professionalisierung der
Landwirte, die mit geringen Erträgen und ungünstigen Anbaubedingungen zu kämpfen
haben.
Die Erreichung dieser Ziele und die Annäherung der zwei Landwirtschaften soll über Kooperationsvereinbarungen zwischen Staat und Privatwirtschaft (als „Contrat Programme“
bezeichnet) und über das Modell der Aggregation gewährleistet werden.
Die Aggregation von Betrieben auf Zulieferer- und Abnehmerseite soll die Fragmentierung
als Entwicklungsbarriere des Sektors überwinden: Größere Interessengemeinschaften
haben leichteren Zugang zur Finanzierung von Boden und moderner Produktionstechnik
und können ihr Investitionsrisiko teilen. Durch die Konsolidierung ihrer Erträge können sie
die Nachfrage von Großkunden bedienen und die für den Export nötige Menge erreichen.
Die Kleinbauern lernen von der Professionalität der industriellen Betriebe, profitieren von
deren Produktionskapital und können ihren Absatz weitgehend sicherstellen. Auf der anderen Seite gibt die Aggregation den Großkunden (weiterverarbeitende Industrie und
Großhändler) die Möglichkeit, die Produktion der Ware und deren Qualitätsniveau zu beeinflussen, indem sie bei der Anbaumethode und den eingesetzten Produktionsmittel mitsprechen können. Sie erhalten mehr Erzeugnisse gemäß ihrer Anforderungen, ohne in
weitere Anbaufläche investieren zu müssen. Das Modell der Aggregation wird durch den
Staat finanziell unterstützt, indem er Land zu Vorzugskonditionen verpachtet, Kredite zu
niedrigen Zinssätzen anbietet und Subventionen bereitstellt. Organisatorisch fördert die
Regierung die Aggregation mittels der ins Leben gerufenen Agentur für landwirtschaftliche
Entwicklung (Agence pour le Développement d’Agriculture, kurz ADA), die unter anderem
die Aggregation als Modell bekannt macht, die Aggregateure (große Unternehmen) und
die Aggregierten (kleine Betriebe) zusammenführt und sie bei der Gestaltung ihrer Zusammenarbeit unterstützt.
Die Entscheidung der Regierung für die Aggregation als Entwicklungsmodell des Landwirtschaftssektors hat zwei Gründe: Zum einen bestand diese Form der Zusammenarbeit
bereits traditionell, allerdings nicht flächendeckend oder formalisiert und nicht in dem Maße subventioniert. Zum anderen beruft sich der Staat auf die positiven Erfahrungen, die
andere Länder (z.B. USA, Frankreich, China) in der Vergangenheit mit diesem Modell
gemacht haben.
Die Kooperationen zwischen Staat und Wirtschaft führen die staatliche Einrichtungen,
allen voran das Landwirtschaftsministerium und private Banken, Investoren und Interes-
23
sensverbände zusammen. Dabei sollen sich die Großbetriebe und Privatinvestoren dafür
engagieren, im Interesse der nationalen Wirtschaft zu agieren, einen Wissenstransfer hin
zu den Kleinbauern durch die Zusammenarbeit in der Aggregation zu schaffen, und den
Agrarsektor durch eine weitere Professionalisierung der Logistik, Weiterverarbeitung und
des Vertriebs zu stärken. Der Staat stellt zu diesem Zweck Subventionen und vergünstigte Kredite bereit, und unterstützt Forschungskooperationen zwischen Wissenschaft und
Wirtschaft. Die erste Evaluation der Zielerreichung des PMV ist im Sommer 2010 geplant.
Projekte Säule I – Zielgruppe 562.000 Betriebe
Bislang wurden drei Schwerpunktsektoren für die staatlich-privatwirtschaftliche Zusammenarbeit und die Erreichung der Ziele für Säule I ausgewählt: Zitrusfrüchte, Zuckeranbau und Geflügelproduktion.
Zitrusfrüchte
Die Unternehmen investieren ca. 800 Millionen Euro: Sie erweitern die Anbaufläche von
85.000 Hektar um ca. 50%, statten 50.000 Hektar mit Bewässerungsanlagen aus, steigern die Produktion von 1,3 Millionen Tonnen auf 3 Millionen Tonnen und die Exporte von
580.000 Tonnen auf 1,3 Millionen Tonnen.
Der Staat subventioniert dazu den Kauf von Pflanzen und Bewässerungsanlagen sowie
Konditionierungs- und Weiterverarbeitungsanlagen. Er unterstützt bei der Professionalisierung, z.B. Einrichtung eines Forschungszentrums und Ausbau des Qualitätsmanagements.
Zuckeranbau
Die Unternehmen erweitern die Anbaufläche von ca. 68.000 Hektar auf knapp 85.000
Hektar, steigern die Produktion von ca. 3 Millionen Tonnen auf ca. 6 Millionen Tonnen und
verbessern ihr Wassermanagement.
Der Staat schützt den Zuckersektor durch Einfuhrzölle und subventionierte Preise und
stellt Gelder aus dem Fond für die Entwicklung der Landwirtschaft (Fonds de Développement Agricole, kurz FDA) bereit, um die Ausbildung und Forschung zu unterstützen.
Geflügelproduktion
Die Unternehmen investieren ca. 900 Millionen Euro in die Steigerung der Produktion um
140% und die Anhebung des Konsums auf 25 kg/Kopf.
Der Staat stellt dafür Vorzugskredite bereit, bezuschusst Investitionen mit insgesamt 11
Millionen Euro, subventioniert Forschungsprojekte und Werbekampagnen und unterstützt
die Entwicklung eines Qualitätsmanagements der Geflügelproduktion.
24
Ansatzpunkte Säule II – Zielgruppe 855.000 Betriebe
Für Säule II, die die Situation der Kleinbetriebe verbessern möchte, wurden bislang drei
Hebel identifiziert:
Umstellung der Anbaukulturen
Auf einer Fläche von 400.000 Hektar sollen künftig anstelle von Getreide hochwertigere
und weniger sensible Kulturen (z.B. Oliven) angebaut werden, um so die Abhängigkeit der
Niederschläge zu reduzieren. Der Staat unterstützt den Wechsel unter anderem mit einem
Sonderkredit.
Ertragssteigerung
Sowohl im Bereich der Anbaukulturen als auch der Tierproduktion soll durch bessere Anbau- bzw. Aufzuchtmethoden die Produktivität der Kleinbetriebe gesteigert werden.
Diversifizierung
Die zusätzliche Produktion regionaler Produkte (z.B. Safran, Honig) soll gefördert werden,
um die Abhängigkeit von einer Kultur zu verringern.
Die Projekte in Säule II werden teilweise über das von den USA im Rahme des Millennium Challenge Account bereitgestellte Budget (270 Mio. Euro) und mit Geldern des International Fund for Agricultural Development der UNO (90 Mio. Euro) finanziert.21
Bewässerung
Grundvoraussetzung für eine leistungsfähige Landwirtschaft in Marokko und die Erreichung der Ziele des PMV ist die weitgehende Unabhängigkeit der Niederschläge. Deshalb
soll die mit Tropfbewässerung ausgestattete Fläche von 154.000 Hektar bis 2020 über
das Vierfache auf 690.000 Hektar ausgebaut werden. Während sich bislang 90% dieser
Flächen auf die Regionen Souss, Meknes, Marrakesch, Rabat, Tadla und Oriental konzentrieren, sollen künftig mehr Regionen mehr Fläche haben. Hier profitiert Doukala voraussichtlich mit fast 90.000 Hektar zu schaffender Fläche am stärksten. Gharb (von 500
auf 86.500 Hektar) und Fes (von 0 auf 30.000 Hektar).
Ziele auf regionaler Ebene
Der PMV soll auf regionaler Ebene in jedem der 16 Wilayas (Verwaltungsregionen) als
Plan Agricole Regional bedarfsspezifisch umgesetzt werden. D.h., jeder Wilaya hat eigene Schwerpunktsektoren, eigene Zielvorgaben und ein eigenes Budget zur Umsetzung
der Projekte.
21
Calas (2009)
25
Die Regionen, die aktuell mit 90% der 3,4 Mrd. Wertschöpfung im Agrarsektor die größte
wirtschaftliche Bedeutung haben, sind die Regionen Souss, Meknes, Marrakesch, Doukala, Gharb, Chaouia, Tadla, Oriental und Tanger. Entsprechend fokussiert der PMV bei der
Verteilung der Gelder diese 10 Regionen und wird 90% des Budgets dorthin fließen lassen. Alleine die Region Gharb soll mit 3,4 Mrd. Euro ein Viertel der Gelder erhalten und
damit die Region Souss auf Platz 1 der Wirtschaftsleistung ablösen.
Tab.3.1: Plan Maroc Vert: Ziele in den Sektoren bis 2020
Kategorie
Werte
Planwerte
Projekte
2008
2020
Säule I
Tropfbewässerung
154.000 ha
692.000 ha
Einsatz Dünger
0,85 Mio t
1,6 Mio t
Getreide
Anbaufläche
Ertrag
5 Mio ha
5,3 Mio t
4 Mio ha
7,6 Mio t
Zitrusfrüchte
Anbaufläche
Ertrag
165
Projekte
Säule II
Mrd.
Euro
57
1
54
85 T ha
1,5 Mio t
0,8
128 T ha
3,8 Mio t
Oliven
Anbaufläche
Ertrag
145
169
1,5
730 T ha
1 Mio t
1,3 Mio ha
1,4 Mio t
Milchproduktion
Milchvieh
Rasse
Milch
1,4 Mio
22%
2,1 Mio t
1,7 Mio
37%
5Mio t
87
9
1
390 T t
490 T t
562 T t
792 t
Gesamt
Säule I
Säule II
Übergreifend
Projekte
961
545
Mrd. Euro
Quelle: ADA (2009)
6,7
1,8
Fleischproduktion
Rotes Fleisch
Weißes Fleisch
4,6
26
3.3
Organisation und Profile wichtiger Einrichtungen im Agrarsektor
Um die Vorraussetzungen für die Umsetzung des PMV auch auf organisatorischer Ebene
zu schaffen, rief die Regierung neue Organisationen ins Leben, gliederte Zuständigkeiten
aus dem Ministerium aus und definierte bestehender Organisationen neu.
Ministerium für Landwirtschaft und Hochseefischerei
Das Ministerium für Landwirtschaft und Hochseefischerei (Ministère d l’Agriculture et de la
Pêche Maritime) steht seit Oktober 2007 unter der Leitung des Agrarminister Aziz Akhanouch. Sei Beginn seiner Amtszeit hat er mehrere Reformen angestoßen und den Plan
Maroc Vert ins Leben gerufen.
Beratend zur Seite steht im der Generalrat für landwirtschaftliche Entwicklung unter Vorsitz von Mohammed Ait Kadi. Dieses Gremium berät den Minister und sein Kabinett in
wichtigen Fragen bezüglich der Landwirtschaft.
Weiter gliedert sich das Agrarministerium in acht Zentraldirektionen mit verschiedenen
Verantwortungsbereichen, die in etwa den Referaten in deutschen Ministerien entsprechen. Abbildung 3.1 zeigt die Struktur des marokkanischen Agrarministeriums.
Abb. 3.1: Organigramm des Agrarministeriums
Quelle: Eigene Darstellung auf Basis der Informationen des Agrarministeriums (2010)
27
Die 21 öffentlichen Einrichtungen sind dem Ministerium angegliedert und besitzen Finanzautonomie. Sie ergänzen die Kompetenzen des Ministeriums um wichtige Bereiche
wie beispielsweise Forschung oder die Durchführung von Kontrollen. Die wichtigsten unter ihnen sind die folgenden Einrichtungen:
-
Regionale Büro für Landbewirtschaftung (Office Régional de Mise en Valeur Agricole, ORMVA),
-
Agentur für landwirtschaftliche Entwicklung (Agence pour le Développement Agricole, ADA)
-
Büro für Lebensmittelsicherheit (Office National de Sécurité Sanitaire des Produits
Alimentaire, ONSSA)
-
Nationaler Verband für den Anbau für Getreide und Hülsenfrüchten (Office National Interprofessionnel des Céréales et des Légumineuses, ONICL)
-
staatliches Saatgutunternehmen (Société Nationale de Commercialisation de Semences, SONACOS)
-
Nationales Institut für Agrarforschung (Institut National de la Recherche Agricole ;
INRA)
-
Institut für landwirtschaftliche und veterinäre Forschung Hassan II (Institut Agronomique et Vétérinaire Hassan II; IAV H II)
-
Nationale Hochschule für Forstwirtschaft (Ecole Nationale Forestière d’ Ingénieurs,
ENFI)
-
Königliche Gesellschaft zur Förderung der Pferdezucht (Société Royale
d’Encouragement du Cheval, SOREC)
-
offiziellen Analyse- und Forschungslaboren von Casablanca (Laboratoire Officiel
d’Analyses et de Recherches de Casablanca ; LOARC)
-
Staatliche Pharmaunternehmen BIOPHARMA Maroc
-
Behörde zur Kontrolle und Koordinierung der Exporte (Etablissement Autonome
de Contrôle et des Exportations, EACCE)
Das Generalsekretariat fungiert als Schnittstelle zwischen der dem Ministerium angegliederten öffentlichen Einrichtungen, der Regional- sowie Provinzdirektionen, den Zentraldirektionen und dem Minister dar. Derzeitig wird es von Moha Marghi geleitet.
Agence pour le Développement Agricole
Für die Begleitung des PMV wurde die Agentur für die Entwicklung der Landwirtschaft
(Agence pour le Développement Agricole, kurz ADA) ins Leben gerufen. Sie wurde im
Januar 2009 vom Landwirtschaftsministerium geschaffen und ist im Frühsommer desselben Jahres aktiv geworden. Die Zentrale der ADA unter der Leitung von Ahmed Hajiji befindet sich in Rabat. Jede Verwaltungsregion Marokkos (Wilaya) hat eine Vertretung der
ADA vor Ort. Die Agentur ist im Wesentlichen für die Umsetzung und die Ergebnisverfolgung des PMV zuständig. Dabei blieb die Zuständigkeit für den Ausbau der Bewässerung
im Agrarministerium. Die Agentur ist Kommunikations- und Verwaltungsorgan sowie An-
28
sprechpartner für Investoren auf nationaler und internationaler Ebene, die in Projekte im
Sinne des PMV investieren wollen. Sie führt die Kooperationspartner für Aggregationsprojekte zusammen, berät und unterstützt bei der Ausarbeitung der Kooperationsvereinbarung und der konkreten Umsetzung vor Ort. Außerdem prüft sie Anträge auf finanzielle
Förderung und entscheidet über die Mittelvergabe. Die Überwachung der Zielerreichung
des PMV liegt ebenso in ihrem Kompetenzbereich. Die erste Evaluation der Zielerreichung des PMV ist für Sommer 2010 geplant.
Regionaldirektionen des Agrarministeriums
Auf regionaler Ebene stellen die 16 Regionaldirektionen (Directions Régionales Agricoles;
kurz DRA), den verlängerten Arm des Agrarministeriums dar. Sie unterstützen die ADA
bei der Projektarbeit, sind dieser jedoch nicht unterstellt. Die DRA ist u.a. zuständig für die
Ausführung der durch die ADA bewilligten Subventionsanträge und der Betreuung der
Projekte auf regionaler Ebene. Der DRA nachgeordnet agieren die Provinzdirektionen der
Landwirtschaft (Direction Provincial de l’Agriculture, kurz DPA).
Provinzdirektionen und Regionalbüro für Landbewirtschaftung
Auf Ebene der Provinzen und somit der DRA nachgeordnet gibt es 41 Provinzdirektionen
(Directions Provinciales Agricole; kurz DPA), bei denen ebenfalls Anträge auf Subventionen eingereicht werden können und die Projekte auf Provinzialebene betreuen. Auf der
gleichen Ebene gibt es zusätzlich die regionalen Büros für Landbewirtschaftung (Office
Regional de Mise en Valeur Agricole; kurz ORMVA). Sie sind für die Verwaltung der staatlichen Wasserressourcen zuständig. Das ORMVA ist damit in den Regionen der neun
großen Bewässerungsanlagen angesiedelt. Diese befinden sich Moulouya, Gharb, Doukala, Haouz, Tadla, Tafilalet, Quarzazate, Souss-Massa und Loukkos. Zu ihrer Tätigkeit
gehören die Distribution der Wasserressourcen sowie die Organisation und Wartung bestehender Bewässerungsanlagen. Zudem führt die ORMVA das Register über den Bestand an Bewässerungsanlagen und unterstützt Landwirte bei der Unterhaltung und Nutzung der staatlichen, aber auch der kleineren privaten Bewässerungssysteme.
Büro für Lebensmittelsicherheit ONSSA
Das neu gegründete Büro für Lebensmittelsicherheit (Office National de Sécurité Sanitaire
des Produits Alimentaires; ONSSA) wurde im Zuge einer Umstrukturierung durch Agrarminister Akhannouch im Dezember 2009 ins Leben gerufen und ist seit Januar 2010 formal aktiv; die Behörde befindet sich derzeit jedoch noch im Aufbau. Die ehemaligen Direktionen des Landwirtschaftsministeriums für Pflanzenschutz und die Überwachung und
Verfolgung von Verstößen (Direction de la Protection Végétaux, des Contrôles Techniques et de la Répression des Fraudes) und die bisherige Veterinärabteilung (Direction de
l’Elevage) sind die tragenden Säulen der ONSSA. Diese Direktionen wurden aus dem
Landwirtschaftsministerium ausgegliedert und in einer nachgeordneten Behörde zusammengefasst. Das ONSSA wird vom ehemaligen Leiter der Veterinärabteilung und Chefveterinär (CVO) Dr. Hamid Benazzou im Range eines Directeur Général geführt. Das Büro
29
überwacht die Einhaltung der internationalen Standards der WTO (World Trade Organisation) und der FAO (Food and Agriculture Organisation) sowie der WHO (World Health
Organisation) ebenso wie die der im Assoziierungsabkommen mit der EU festgelegten
Standards. Ziel der ONSSA ist damit die Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit und
des Verbraucherschutzes.
Darunter fallen folgende Aufgabenbereiche:
-
-
Überwachung und Schutz von pflanzlichem sowie tierischem Erbgut,
-
Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit von der Herstellung bis zum Verbraucher,
-
Genehmigung und Kontrolle aller landwirtschaftlichen Einsatzstoffe (Saatgut, Pestizide, Düngemittel, sowie veterinärer Medikamente),
Umsetzung der ministeriellen Gesetzgebung und Vorschriften im Bereich Tier- und
Pflanzenschutz.
Die Schwerpunkte, laut des Aktionsplans für 2010, liegen auf der Qualitätssicherung von
Saatgut und die Anpassung der Kulturen an die bodenklimatischen Bedingungen, eine
verbesserte Situation der nationalen Zuchtbestände, wie auch verstärkte Qualitätskontrollen im Bereich der Lebensmittel.
Nationales Institut für Agrarforschung
Das nationale Institut für Agrarforschung (Institut National de la Recherche Agronomique;
kurz INRA) ist eine öffentliche Forschungseinrichtung für die Entwicklung im Bereich
Landwirtschaft und Tierzucht. Das vom Staat gegründete Institut sieht sich als Zentrum
der Agrarforschung und der sozio-ökonomischen Entwicklung des Landes.
Der Auftrag der INRA umfasst folgende Tätigkeitsbereiche:
-
Erstellung von Studien mit dem Schwerpunkt auf die natürlichen Bedingungen Marokkos und der verbesserten Nutzung durch Landwirtschaft und Tierzucht,
-
Ausbildung von Experten auf nationalem Niveau zur Gewährleistung fundierter
Wissenschaft,
-
Verbreitung und Zugänglichkeit von Studien und wissenschaftlichen Ergebnissen,
-
Kommerzialisierung der wissenschaftlichen Ergebnisse und Studien.
Aktuell verfolgt die INRA Projekte im nationalen Interesse zu den Themen Biotechnologie,
Forschung zu Variationen der großen Anbaukulturen, sowie zum Oliven- und Zitrusfruchtanbau, Programmen zur Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten, der Tierproduktion und
der Verbesserung der Zuchtbestände und Tiergenetik. Die Realisation der einzelnen Projektschwerpunkte obliegt überwiegend den lokalen Außenstellen der INRA in Tanger,
Meknes, Ouida, Settat, Rabat, Kenitra, Tadla, Marrakesch, Agadir und Errachidia. Die
Zentrale in Rabat koordiniert die verschiedenen Stellen und repräsentiert das INRA nach
Außen hin.
30
Behörde zur Kontrolle und Koordinierung der Exporte
Die autonome Behörde zur Kontrolle und Koordinierung der Exporte (Etablissement Autonome de Contrôle et de Coordination des Exportations; EACCE) wurde 1986 gegründet.
Sie soll gewährleisten, dass die zum Export produzierten Waren den internationalen
Richtlinien entsprechen. Die EACCE führt pro Exportperiode über 250.000 Einzeltests an
frischen Obst- und Gemüse, eingefrorenen, dehydrierten and verarbeiteten Pflanzen- sowie Meeresprodukten durch. Gegenstand der Labortests sind vor allem Belastungsgrad
durch Pestizide, Schwermetalle, sowie die hygienischen Standards bei der Produktion
und des Transports. Im Zuge der Dezentralisierungsreformen der letzten Jahre wurde die
vormals stark zentralisierte Struktur der EACCE durch vorwiegend regionale Dienststellen
ersetzt, die eine schnellere und direktere Bearbeitung erlauben. Die EACCE beeinflusst
durch ihre Tätigkeit auch die Produktion für den nationalen Markt, auf dem sich internationale Standards mehr und mehr durchsetzten.
3.4
Subventionen und Steuerpolitik
Subventionen
Der Fonds für die Entwicklung der Landwirtschaft (Fonds de Développement Agricole,
kurz FDA) wurde 1986 eingerichtet und durchlief seit seines Bestehens verschiedene
Ausrichtungen; oft blieb seine Wirkung hinter den Erwartungen zurück. Die letzten Anpassungen wurden im Zuge des PMV im Dezember 2009 veröffentlicht.22 Diese versprechen
ein vereinfachtes Verfahren zur Beantragung der Subventionen und ermöglicht den
Landwirten schneller auf die Fördergelder zugreifen zu können. Die Regierung erhofft sich
durch die bessere Funktionalität und gezielte Ausrichtung entlang des PMV mehr Investoren in der Landwirtschaft anzulocken.23
Der FDA stellt u.a. Mittel für folgende Maßnahmen bereit:
-
-
Verbesserung des Bodens,
-
Ausbau der Bewässerung,
-
Kauf von Landwirtschaftsmaschinen,
-
Umstellung auf weniger niederschlagsabhängige Kulturen (z.B. Oliven),
-
Einsatz von zertifiziertem Saatgut,
-
Anlagen zur Weiterverarbeitung und Lagerung,
-
Stallausrüstung,
Verbesserung der Tiergenetik.
Im Sinne des PMV schaffen die Subventionskonditionen der FDA Anreize für das Modell
der Aggregation: Sowohl die Subventionsgrenze als auch der Subventionssatz ist für Zu-
22
23
Touahri (2008)
FDA (2009)
31
sammenschlüsse aus mehreren Betrieben höher als die entsprechenden Sätze für Einzelunternehmen oder –personen.
Steuerpolitik
Einkünfte aus Agrarbetrieben sind bis Ende 2003 von der Körperschaftssteuer befreit.24
Dauerhaft von der Steuer befreit sind Einnahmen aus Plantagen (außer Fruchtplantagen)
und Wälder unter 1 Hektar sowie aus Plantagen (außer Fruchtplantagen) und Wälder, die
der Verneidung von Bodenerosion dienen.25 Zudem sind derzeit Einsatzstoffe und Produktionsmaterial für die Landwirtschaft von der Umsatzsteuer befreit.
Einfuhrzölle
Der Staat schützt und fördert die nationale Landwirtschaft über das Instrument der Einfuhrzölle. Güter, die der landwirtschaftlichen Produktion dienen oder die nicht vom lokalen
Markt bezogen werden können, werden i.d.R. mit dem Mindestsatz von 2,5% bezollt. Beispiele sind neue Landmaschinen, Pflanzenschutzmittel, Saatgut und Material für die Tierzucht. Einige Auszüge befinden sich in den Sektorkapiteln. Dagegen werden Güter, die
eine Konkurrenz für den lokalen Markt darstellen, mit Einfuhrzöllen von bis zu 304% belegt. Hierzu gehören vor allem Tiere für die Schlachtung oder Fleisch. Auch einige Lebensmittel werden mit ca. 50% bezollt. Im Rahmen des im Dezember 2009 von Marokko
und der EU unterzeichneten Abkommens für den Handel mit Agrarprodukten stehen weitere Neuregelungen an. In den nächsten 10 Jahren sollen die Zölle für zwei Drittel der
Agrarprodukte, die Marokko aus der EU importiert werden, stufenweise abgebaut werden.
Einige Produkte wurden sofort befreit, für andere wie z.B. Eier, Milchprodukte und Schokolade sollen die Zölle langsam sinken.
Eine wichtige Neuregelung, die im März 2010 in Kraft trat, ist die Zollsenkung für Mastrinder. Bislang unterlagen diese einem Einfuhrzoll von 233,5%. Dieser Zollsatz wurde voraussichtlich für eine Testphase von einem Jahr auf 2,5% herabgesetzt, sofern die Tiere
von einem professionellen Mastbetrieb eingeführt werden.
Eventuell wird es ebenso eine Absenkung der Einfuhrzölle auf Getreide geben. In der
Vergangenheit wurde der Zoll für Weizen immer wieder in Abhängigkeit der lokalen Ernten angepasst, so dass in Zeiten der Unterversorgung durch die nationale Produktion Getreide aus dem Ausland bezogen werden kann. Zum Beispiel wurde Weizen im Jahr 2007
aufgrund der miserablen Ernten zeitweise völlig von der Einfuhrsteuer befreit. Aktuell liegt
der saisonale Einfuhrzoll für den Sommer bei 170%, für den Winter bei 80%. Aufgrund der
zu lange anhaltenden und zum falschen Zeitpunkt eingetretenen Regenfälle wird – entgegen der ursprünglichen Prognose – in diesem Jahr mit einer geringeren Ernte gerechnet.
Vermutlich wird die Regierung die Zölle deshalb absenken.
24
25
Steuergesetz Artikel 92
Steuergesetz Artikel 47
32
Verkauf/ Verpachtung von Agrarland
Ausländer können in Marokko kein Agrarland erwerben, lediglich pachten. Der Staat stellt
im Rahmen von Sonderaktionen immer wieder Land zur Verpachtung bereit. Eine weitere
Kampagne ist anscheinend für den Zeitraum April und Mai 2010 geplant; nach inoffiziellen
Angaben sollen 20.000 Hektar Land zur langfristigen Anpachtung zu günstigen Konditionen bereitgestellt werden. Ein offizielles Communiqué liegt derzeit noch nicht vor.
3.5
Finanzierung
Staatliches Budget
Die bisher vom Staat bereitgestellten Gelder für den Agrarsektor fielen relativ gering aus,
gemessen an der wirtschaftlichen Bedeutung des Sektors für die Entwicklung des Landes.
In den Jahren 2005 bis 2007 stagnierten die staatlichen Investitionen bei 130 Mio. Euro
pro Finanzjahr. Im Jahr 2007 beliefen sie sich damit auf 6,1% der gesamten staatlichen
Investitionen in Marokko. Das staatliche Budget für den Agrarsektor machten die Investitionen nur ca. 2% des BIP des Sektors aus und blieben damit weit hinter den für die Entwicklung notwendigen Aufwendungen zurück. Sofern der PMV, dessen staatliches Budget
mit ca. 6 Mrd. Euro veranschlagt wird, entsprechend umgesetzt wird, würde dies ein jährliches Budget von ca. 550 Mio. Euro bedeuten, was fast dem Vierfachen des über die
letzten Jahre dem Agrarsektor zur Verfügung gestellten Budget entspräche.
Private Finanzierung
Die Bankengruppe Crédit Agricole du Maroc ist der wichtigste Akteur in der Finanzierung
des Agrarsektors. Insgesamt hält das Kreditinstitut für die nächsten fünf Jahre Gelder im
Wert von 1,8 Mrd. Euro bereit. Derzeit bietet Crédit Agricole du Maroc verschiedene Finanzierungsmodelle für Landwirte an, die im Zusammenspiel mit den Subventionen der
FDA und des von der Regierung eingesetzten Budgets die Umsetzung des PMV unterstützen sollen, unter anderem:
Kredit für die Mechanisierung
Der Kredit ist für Landwirte verfügbar, die Agrarfläche als Besitzer oder Pächter bewirtschaften. Der Kredit unterstützt gezielt die Anschaffung von Landmaschinen und modernem Arbeitsmaterial für eine effizientere Bestellung der Felder. Die Bank übernimmt bis
zu 100% der Finanzierung des Materials, sowie die Vorfinanzierung der zu erwartenden
Subventionen.
Kredit für die Bewässerung
Der Kredit richtet sich an Landwirte, die in moderne Bewässerungstechnik investieren
möchten, unterstütz aber auch gezielt die Umstellung von gravitärer Bewässerung auf
Tropfbewässerung. Eine Finanzierung bis zu 100% ist möglich bei bis zu einer 80%igen
Vorfinanzierung zu erwartenden staatlichen Subventionen.
33
Kredit für den Anbauwechsel
Der Kredit unterstützt den Anbauwechsel von Getreide hin zu weniger niederschlagsabhängigen Oliven. Die Finanzierung kann bis zu 100% des Anbauwechsels betragen und
beinhaltet die Vorschüsse auf die zu erwatenden staatlichen Subventionen.
Kredit für die Unternehmensgründung in ländlichen Gebieten
Personen und Unternehmen, die in ländlichen Gebieten ein (Agrar-) Unternehmen gründen möchten, können einen Kredit bis zu 90% der Projektkosten (max. 260.000 Euro) in
Anspruch nehmen.
Crédit Agricole du Maroc ist auch für Importe im landwirtschaftlichen Bereich der wesentliche Ansprechpartner, um Geschäfte abzuwickeln.
34
4 Ausgewählte Agrar- und Lebensmittelsektoren
4.1
4.1.1
Landtechnik
Einsatzbedingungen
Die Bedingungen für die Bearbeitung von Agrarland sind sehr unterschiedlich, sowohl
aufgrund der geographischen Vorraussetzungen als auch aufgrund der Fragmentierung
der Agrarfläche. In den landwirtschaftlich günstigen Regionen der Ebenen ist der Zugang
mit Maschinen gut möglich, in den Bergregionen schwieriger. In manchen Regionen erschwert der teilweise steinige Boden die Bearbeitung der Felder. Um dieses Hemmnis
aus dem Weg zu räume, subventioniert der Staat die Entsteinung mit bis zu 30% pro Hektar.
Abb 4.1: Vegetationszonen
Quelle: Ministère de l’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
Die Fragmentierung der Agrarfläche – 75% der Betriebe bearbeiten unter 2 Hektar Land –
führt dazu, dass der Einsatz von Maschinen für einen einzelnen Landwirt nicht wirtschaftlich oder nicht finanzierbar ist. Die Umstrukturierung des Sektors soll deshalb auch dahingehend vorangetrieben werden, dass mehrere Bauern im Zusammenschluss Maschinen
anschaffen und zu moderneren Produktionsmethoden übergehen.
4.1.2 Bestand im Markt
Der marokkanische Markt für Landmaschinen befindet sich im Wandel. Während vor einigen Jahren der Großteil der landwirtschaftlich genutzten Anbaufläche mit traditionellen
Methoden wie Scheibenegge bestellt wurde, hat der Einsatz von Maschinen, wenn auch
eher der einfachen Modelle, deutlich zugenommen:26 Marokko ist 2009 zweitgrößter Importeur (mit Südafrika auf dem ersten Rang) von Landmaschinen auf dem afrikanischen
26
Socoprim (2010)
35
Markt. Die Verkäufe explodierten erstmalig in 2007, als fast 4.000 Traktoren abgesetzt
wurden. Im Vergleich zu 2006 war dies eine Steigerung von fast 50%, zu 2005 sogar um
fast 300%. Im Rekordjahr 2009 verkauften sich insgesamt 6.791 Maschinen, wohingegen
10 Jahre zuvor nur ein Jahresdurchschnitt von 1.460 Maschinen abgesetzt wurde. Diese
Entwicklungen sind vor allem den staatlichen Subventionen geschuldet, die bis zu 40%
des Kaufwertes angehoben wurden (die aktuellen Subventionen sind in weiter unten dargestellt). Aber auch die Finanzierungsmodelle der Hersteller und Händler trugen entscheidend zu diesen Entwicklungen bei.
Der Import von Gebrauchtmaterial spielte lange Zeit eine große Rolle. In 2007 belief sich
der Bestand im Markt auf 53% importierte Gebrauchtmaschinen. Auf einen neuen Mähdreschers kamen circa 13 gebrauchte Maschinen. Die Dank der Subventionen enorm
angestiegenen Verkäufe neuen Materials verdrängten die Käufe von gebrauchten Maschinen: Während die Nachfrage vor 10 Jahren noch zu 80% durch Gebrauchtkäufe gedeckt wurde, hat sich dieses Verhältnis in den letzten Jahren umgekehrt: 80% der Käufe
sind neue Maschinen. Insgesamt wuchs der Markt jedoch kaum; es fand vielmehr eine
Verschiebung von Gebraucht- zu Neukäufen statt.27
Das Niveau der Mechanisierung lässt sich noch nicht mit europäischen Standards vergleichen. In Spanien kommen elf Mal mehr Agrarmaschinen zum Einsatz als in Marokko. Die
Anzahl der eingesetzten Traktoren erhöhte sich seit dem Jahr 1972 von 13.000 auf
43.000 Maschinen, bleibt mit 0,27 PS pro Hektar aber hinter der von der Ernährungs- und
Landwirtschaftsorganisation der Vereinten
Nationen (FAO) empfohlenen Zahl von 0,5
Tab. 4.1:Bestand Landtechnik 2008
PS pro Hektar zurück.28 Legt man die zu
Landmaschine
Anzahl
bearbeitende Fläche zugrunde, beläuft sich
Traktoren
43.000
die Unterversorgung mit Traktoren auch
Mähdrescher
3.900
heute noch auf geschätzte 70.000 Stück.
Sämaschinen
3.300
Zerstäuber
9.500
Der Bestand an Sämaschinen beläuft sich
Gesamt
59.700
auf circa 3.300 Maschinen, dies entspricht
Quelle: AMIMA (2009)
einer Verteilung von einer Sämaschine auf
13 Traktoren mit bisherigen Verkaufszahlen
von durchschnittlich 250 Maschinen pro
Jahr. Der Bestand an Material zur Behandlung der Anbaukulturen beträgt 9.500 Zerstäuber. Die Anzahl von Mähdrescher wird zurzeit mit 3.900 Maschinen beziffert. Diese Zahl
bleibt ebenfalls hinter den Empfehlungen der FAO von 500 Hektar Land pro Mähdrescher
zurück. Momentan bedient ein Mähdrescher 1.500 Hektar Land in Marokko.29
Durch die in den letzten Jahren in die Höhe geschossenen Neukäufe ist die Altersstruktur
im Markt recht heterogen. Die Maschinen, die schon länger im Markt sind und bereits damals gebraucht gekauft wurden, treiben das Durchschnittsalter enorm nach oben, so dass
ein mittlerer Wert keine Aussage hat. In der Regel werden die Maschinen über ihre eigentliche Lebensdauer hinaus genutzt und immer wieder provisorisch repariert.
27
Guennouni (2009)
Guennouni (2009)
29
IAV Hassan II (2008)
28
36
4.1.3 Wettbewerber und Kundenprofil
Wettbewerber
Neben den zahlreichen ausländischen Marken präsentiert sich das marokkanische Unternehmen Atmar auf dem Markt für Landmaschinen. Das 1947 gegründete Unternehmen
produziert verschiedene Pflüge, Zerstäuber, Erntemaschinen, Anhänger sowie auch Betonmischer. Atmar konkurriert weniger über die Qualität mit den importierten Produkten
als vielmehr über den Preis. Das von Atmar angebotene Zubehör wird auch häufig mit
den importierten Maschinen eingesetzt.
Im Wesentlichen hängt der Markt, gerade was qualitativ hochwertigere Produkte betrifft,
vollständig von Importen ab. Die meisten der Importe stammen aus den USA und der EU.
Die meisten Verkäufe verzeichnete in 2009 die Marke New Holland (über 2.000 Stück),
gefolgt von Massey Fergueson, Landini, Deutz, Same, John Deere und Belarus. Außerdem ist Claas auf dem Markt präsent. New Holland und Massey Fergueson haben den
größten Marktanteil. Der Einzug einiger Marken aus dem asiatischen Raum, wenn auch
mit vergleichsweise kleinen Marktanteilen, fand erst kürzlich statt: Medioto und Kuboto
aus Japan, Foton aus China sowie Maschinen von Mahindra und Tafe aus Indien werden
in Marokko angeboten. Gerade chinesische Marken leiden an einem schlechten Image
bezüglich der Qualität ihrer Produkte.
Abb. 4.2: Verkaufte Landmaschinen 2009 nach Marken (in Stück)
New Holland
Massey Fergueson
Landini
Deutz
John Deere
Same
Belarus
0
500
1000
1500
2000
2500
Quelle: Eigene Darst. auf Basis von AMIMA (2009)
Viele nach Marokko importierende Hersteller bieten speziell auf den Markt südlicher Länder angepasste Modelle an. Zu diesen Anpassungen gehören unter anderem einfachere
Motoren. Die schlechte Treibstoffqualität und die nicht vorhandenen Emissionsstandards
sprechen für die einfachere Ausstattung. Zudem muss von einem generell niedrigeren
Know-How der Landwirte im Bezug auf die Bedienung der Maschinen ausgegangen werden. Eine elektronische Ausstattung wird deshalb, aber auch wegen der hohen Luftfeuchtigkeit und vor allem dem höheren Preis, nur von sehr wenigen Kunden nachgefragt. Einfache, maschinelle Funktionen, eine robuste Bauweise und ein geringer Wartungsaufwand stehen i.d.R. über technologischen Neuerung und Bedienkomfort. Auch bei größeren und finanziell gut gestellten Betrieben fällt die Entscheidung öfter zugunsten einfacher
37
Modelle, da nicht der Entscheidende selbst die Maschine bedienen wird, sondern ein angestellter, evtl. ungelernter Arbeiter.30
Die am häufigsten verkauften Maschinen sind Traktoren zwischen 55 und 80 PS. Traktoren europäischer oder amerikanischer Marken von 70 PS werden in Marokko im Wert von
circa 17.000 € verkauft. Stärkere Modelle von 90 PS für 22.000€ und große Maschinen
mit 200 PS werden zum Preis von ca. 89.000€ verkauft. Auch die Verkaufszahlen des
Zubehörs und der Arbeitsmaterialien speziell zur Bearbeitung und Aussaat sind im Steigen.
Kunden
Die überwiegende Zahl der potenziellen Kunden sind eher finanzschwache Landwirte. Die
Anschaffung größere Maschinen befinden sich meistens außerhalb ihrer Finanzierungskraft, womit der Preis das vorherrschende Auswahlkriterium darstellt. Langsam scheint
sich dies zu wandeln: Heute machen Qualitätseinkäufe nach Einschätzung von Experten
circa. 15-20% aus. Bei nachgefragter Qualität genießen vor allem deutsche Maschinen
ein sehr gutes Image im Bezug auf hohe Qualitätsstandards. Neben den Großbetrieben
kommt auch eine wachsende Zahl von Landwirten als Kunden in Frage, die eigentlich
eine zu geringe Anbaufläche besitzt, sich jedoch in Verbünden organisiert, mit dem Ziel im
Zusammenschluss ein höheres Produktionsniveau zu erreichen. Zudem ist es gängige
Praxis Landmaschinen nur für die Ernte oder Aussaat zu mieten. Spezielle Lohnunternehmer mit eigenen Maschinen fahren zu diesem Zwecke von Süden nach Norden durchs Land und vermieten die entsprechenden Maschinen für 15 bis 18 Euro den Hektar
and lokale Landwirte.
Service- und Wartungsverträge werden von den wenigsten Kunden abgeschlossen und
auch der Handel mit originalen Eratzteilen ist keine wesentliche Einkommensquelle der
Händler und Hersteller. Die vorbeugende Instandhaltung ist so gut wie nicht existent und
notwendige Reparaturen lassen die Landwirte überwiegend von vertragsfreien Werkstätten durchführen; Ersatzteile werden meist gebraucht beschafft.
4.1.4 Distributionsnetzwerke
Die fünft großen Importunternehmen für Landmaschinen sind ComiCom zuständig für den
Vertrieb von AGO Ltd. und Massey Fergueson, Auto Hall für den Vertrieb von Nardi und
Welger aus den USA, Stockvis für die Marken Same, Deutz und Claas, sowie Socopim für
Maschinen von John Deere und Soma für Maschinen der Marke New Holland der FordFiat Gruppe. Der weitere Vertriebsweg läuft über verschiedene Händlernetze ab. Die Firma Socopim beispielsweise ist neben dem Hauptsitz in Casablanca mit vier weiteren Regionalen Geschäftsstellen vertreten und arbeitet mit insgesamt 11 Händlern zusammen.
Oftmals erfolgt der Einkauf auch über die Importeure direkt, ohne Zwischenhändler.
30
John Deere (2010)
38
4.1.5 Importbedingungen
Im Interesse der Modernisierung der Landwirtschaft wird auf die meisten Maschinen lediglich ein Einfuhrzoll von 2,5% erhoben. Voraussichtlich bis Ende 2013 ist Produktionsmaterial für den Agrarsektor von der Umsatzsteuer befreit.
4.1.6 Finanzierung
Mit dem Ziel den Einsatz von landwirtschaftlichen Maschinen auf moderndem technischem Niveau anzukurbeln, verfolgt die Regierung in den letzten Jahren eine intensive
Subventionspolitik. Über den Entwicklungsfond für die Landwirtschaft stellt sie Subventionen für zahlreiche Maschinen bereit und fördert dabei besonders die gemeinschaftlichen
Käufe. Die Regierung möchte hier gezielt Anreize setzen, damit sich kleine Landwirte zu
effizienteren Kooperativen zusammenschließen oder in ein Aggregationsverhältnis mit
großen Betrieben eintreten.
Tab. 4.2: Subventionen für Landtechnik
Tarif
Allgemein
Arbeitsmaterial
Landtechnik
Material zur Aussaat und Pflanzung
Material zur Behandlung mit
Pflanzenschutzmitteln
Traktoren
Kartoffelerntemaschinen
Mähmaschinen
Material zur Bodenbestellung
(Ausnahme Scheibenegge)
Material zur Zusetzung von Mineralstoffen/ organischen Elementen
Mähdrescher
Material zur Aufbereitung
Saatgut
Material zur Lagerung von Saatgut
Anlagen zur Konditionierung von Gemüse
Kühlanlagen
Quelle: FDA (2009)
Tarif
Gemeinschaftskäufe
Subvention Grenze Subvention Grenze
(in %)
(in Euro)
(in %)
(in Euro)
50
4.290
70
5.980
50
30
30
30
5.360
6.430
1.520
1.070
70
40
40
40
7.500
8.570
1.960
1.430
30
1.520
40
1.960
30
20
4.290
19.000
40
30
5.710
27.860
10
10
134.000
285.000
10
10
134.000
285.000
10
10
219.640
200.000
10
10
219.640
200.000
Neben den Subventionen haben Landwirte Zugang zu günstigen Kredite zur Restfinanzierung über die Agrarbank Crédit Agricole du Maroc, die die Konditionen mit dem Verband
der Importeure von Landmaschinen (Association Marocaines des Importateurs des Machines Agricoles; kurz AMIMA) abgestimmt hat. Eine Bevorzugung bestimmter Ursprungsländer gibt es dabei nicht. Neben den Bankkrediten bieten auch einige Hersteller oder
Händler eigene Finanzierungsmodelle an.
39
4.1.7 Trends und Marktchancen
Die Mechanisierung Marokkos Landwirtschaft ist wesentlicher Bestandteil der geplanten
Entwicklung. Zwar wurden im Zuge des Plan Maroc Vert keine konkreten Zielwerte für die
Steigerung der Mechanisierung formuliert. Die Ziele der Ertragssteigerungen sind jedoch
auf eine stärkere Mechanisierung angewiesen. Die sehr günstigen Kaufbedingungen –
Subventionen, Sonderkredite und Steuerbefreiung – weisen auf einen wachsenden Markt
für Landmaschinen hin. Auch wenn in den letzten Jahren viele der veralteten Maschinen
bereits ausgetauscht wurden, ist zu erwarten, dass dieser Trend weiterhin anhält. Da in
den Jahren zuvor überwiegend gebrauchte Maschinen eingekauft wurden, kann davon
ausgegangen werden, dass diese in den nächsten Jahren ausgetauscht werden müssen.
Vor allem die Projekte der Aggregation – kleine Betriebe schließen sich unter einander
oder mit großen Betrieben zusammen – sollen dazu dienen, die Fragmentierung der Fläche, die Finanzschwäche des einzelnen Landwirts und das oft mangelhafte technische
Verständnis zu überwinden. Mit der Umsetzung dieser Projekte würde sich dem überbetrieblichen Einsatz von Landmaschinen ein gestiegenes Potenzial bieten.
Qualitätskäufe haben nicht zuletzt aufgrund der Subventionen für neue Maschinen bereits
in den letzten Jahren zugenommen und werden mit steigender Professionalisierung des
Sektors vermutlich langsam weiter zunehmen. Allerdings werden die Ansprüche an technologische Ausstattung – mit Ausnahme weniger Großbetriebe – vermutlich weiterhin
hinter den europäischen Ansprüchen zurück bleiben. Zum einen wird nicht unbedingt ein
hoher Bedienkomfort nachgefragt werden, da die Maschinen meistens von Arbeitern,
nicht dem Käufer bedient werden; zudem ist Wartungsarmut und Unempfindlichkeit auch
gegen klimatische Bedingungen gefragt.
Für das Geschäft mit Serviceverträgen und Ersatzteilen ist eher davon auszugehen, dass
dieses auf dem bislang verhaltenen Niveau bleibt.
40
4.2
Pflanzenproduktion
4.2.1 Anbau und Erträge
Die landwirtschaftlich genutzte Fläche Marokkos belief sich im Jahr 2008 insgesamt auf
9,5 Millionen Hektar, von denen ca. 2 Millionen Hektar brach lagen. Der Anteil der bewässerten Fläche macht 14% (1,4 Mio. Hektar) der gesamten Agrarfläche aus.
Die Getreideproduktion, die 55% der NLF in Anspruch nimmt und wirtschaftlichen nur ca.
10% bis 15%31 zu den Umsätzen des Sektors beiträgt, unterliegt den Schwankungen der
Niederschläge und beeinflusst damit die Leistung der Landwirtschaft enorm. Die wichtigsten Anbaukulturen des Landes ist Weichweizen, Hartweizen und Gerste.
Tab. 4.3: Entwicklung Produktionsmengen Getreide
Produktion in Tt
2005/2006
2006/2007
2007/2008
Weichweizen
4.231
1.069
2.608
Hartweizen
2.095
513
1.220
Gerste
2.535
762
1.353
Gesamt
9.159
2.440
5.301
Quelle: Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
2008/2009
4.340
2.030
3.780
10.200
Die Ernte in der Saison 2008/2009 betrugen fast das Doppelte der miserablen Saison
2007-2008 und lag um fast 80% über dem Durchschnitt der letzten 5 Jahre (5.750 Tt). Im
Schnitt der Jahre 2002 bis 2006 wurden Erträge von 1,3 Tonnen Getreide pro Hektar erzielt. Während in der Periode 2005/2006 relativ gute Erträge von 1,67 Tonnen pro Hektar
erreicht wurden, haben die ungünstigen klimatischen Bedingungen in 2006/2007 zu einer
Abnahme der Erträge um 62% auf nur 0,5 Tonnen pro Hektar geführt. Durch eine außergewöhnlich gute Niederschlagsrate der Saison 2008/2009 erholten sich die Ertragsraten
wieder. Mit durchschnittlich 1,97 Tonnen pro Hektar erreichten sie sogar ein Rekordniveau seit Beginn der Aufzeichnungen. Die wichtigsten Regionen sind Marrakesch, Doukala, Chaouia und Taza, wo 54% der Anbaufläche liegen und die für 60% der Gesamtproduktion aufkommen. Die Erträge schwanken dabei stark über die Regionen hinweg und
reichten in 2008 von 0,3 Tonnen pro Hektar in Marrakesch bis zu 1,9 Tonnen pro Hektar
in Gharb, wobei auf einzelnen Felder auch bis zu 3 Tonnen pro Hektar erzielt werden.
Tab. 4.4: Getreideanbau in den Regionen 2008
Region
Produktion Tt
Fläche Tha
Marrakesch
226,9
870,4
Doukala
521,1
801,2
Chaouia
525,9
707,9
Taza
824,5
512,1
Gharb
772,1
399,5
Meknes
595,6
345,5
Orient
255,5
328,9
Tadla
398,9
319,0
Quelle: Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
31
Tonne / Hektar
0,3
0,7
0,7
1,6
1,9
1,7
0,8
1,3
ADA 2009
41
Die wichtigsten Getreidekulturen sind mit 95% des gesamten Getreideanbaus Hartweizen,
Weichweizen und Gerste; weit abgeschlagen folgen Mais, Hafer und Hirse mit 5%.32 Es
werden sowohl nationale (z.B. Arrehane, Mehdia, Irden) als auch ausländische Sorten
(z.B. Mulero, Nabila, Parsifal) angebaut.
Die Olivenproduktion steht flächenmäßig mit 546.000 Hektar und knapp 6% der LNF an
zweiter Stelle. Hier sind vor allem die Regionen Marrakesch, Oriental, Tanger und Taza
relevant. Mit einem durchschnittlichen Ertrag von 1,4 Tonnen pro Hektar wurden 2008
insgesamt 765.000 Tonnen geerntet.
Hülsenfrüchte werden auf ca. 4% der LNF angebaut; wobei die größten Felder in den Regionen Taza, Gharb und Fes liegen; die Regionen kommen für 50% der Produktion des
Landes auf. Mit 181.000 Hektar sind Bohnen Spitzenreiter der Hülsenfrüchte, gefolgt von
Kichererbsen (ca. 70.000 Hektar). Des Weiteren werden Linsen und Erbsen angebaut.
Tab. 4.5: Hülsenfrüchte in den wichtigen Regionen 2008
Region
Produktion Tt
Fläche Tha
Taza
80,9
137,4
Gharb
33,2
45,4
Fes
25,1
42,5
Doukala
10,1
32,8
Meknes
15,8
26,7
Tanger
10,7
19,0
Gesamt
190,5
372,9
Quelle: Ministère de l’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
Tonne / Hektar
1,7
1,4
1,7
3,3
1,7
1,8
n.a.
Zuckerrüben belegen mit 56.000 Hektar unter 1% der LNF, stellen aber einen wichtigen
Absatzmarkt für deutsche Zuckerrübensamen dar. Während in 2008 auf 12% weniger
Fläche als in 2007 angebaut wurde, stieg die Produktion um 17%. Die großen Anbauregionen sind Tadla, Doukala und Gharb. Insgesamt belief sich die Produktion im Jahr 2008
auf 2,9 Mio Tonnen.
Die Fläche für den Gemüseanbau beläuft sich auf 250.000 Hektar und macht somit 2,6%
der LNF aus. Die Anbaufläche für Frühkulturen wurde in den letzten Jahren ausgebaut
(um 3.500 Hektar seit 2005), so dass eine Produktionssteigerung von 20% erreicht wurde.
Fläche und Produktion der Saisonkulturen waren dagegen rückläufig. Marokko bietet eine
breite Auswahl an Sorten; vor allem Tomaten, Kartoffeln, Zwiebeln und Karotten fallen
wirtschaftlich ins Gewicht. Tabelle 4.6 zeigt einen Überblick der angebauten Gemüsesorten.
32
Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
42
Tab. 4.6: Gemüseanbau 2008
Anbaukultur
Produktion Tt
Fläche Tha
Tonne / Hektar
Frühkulturen
1710,0
32,0
Tomaten
Kartoffeln
Bohnen
Paprika
Zucchini
Erbsen
Saisonkulturen
810,0
165,0
133,5
114,6
90,5
6,5
4982,0
6,1
7,5
4,3
1,9
1,8
1,1
217,0
132,8
22,0
31,0
60,3
50,3
5,9
Kartoffeln
1371,5
55,3
Zwiebeln
662,0
27,8
Tomaten
299,7
8,7
Karotten
247,0
9,0
Zucchini
143,7
7,0
Erbsen
110,0
15,8
Rüben
94,3
5,3
Paprika
93,2
5,4
Quelle : Ministère de l’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
24,8
23,8
34,4
27,4
20,5
7,0
17,8
17,3
Obstbäume belegen mit ca. 60.000 Hektar nur 0,6% der LNF; die die wichtigsten Kulturen
sind Äpfel und Aprikosen.
Tab. 4.7: Obstanbau 2008
Obstanbau
Produktion Tt
Fläche Tha
Äpfel
404,3
26,7
Aprikosen
113,2
11,2
Pfirsiche / Nektarinen
75,2
4,9
Pflaumen
65,5
8,1
Gesamt
729,6
58,3
Quelle : Ministère de l’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
Tonne / Hektar
15,1
10,1
15,3
8,1
n.a.
Der Zitrusfrüchteanbau brachte im Jahr 2008 eine Ernte von ca. 1,3 Mio. Tonnen ein und
hielt sich damit im Vergleich zu den Vorjahren recht stabil. Die Plantagen wurden in den
letzten drei Jahren um 10% ausgebaut. Souss ist hier die führende Region, die auf einer
Fläche von 33.000 Hektar 605.300 Tonnen produzierte. Vor allem die Produktion der kleinen Zitrusfrüchte nahm in den letzten Jahren zu, während die Produktion von Orangen
eher rückläufig war. Die Zitrusfrüchte leisten einen wichtigen Beitrag zu Marokkos Agrarexporten: Im Jahr 2008 verließen 43% (582.000 Tonnen) der Produktion das Land, 65%
davon nach Europa.33
33
Communiqué ASPAM
43
Tab. 4.8: Zitrusfrüchte
Zitrusfrüchte
Produktion Tt
Fläche Tha
Clémentine
337,0
25,3
Navels
202,0
15,6
Salustiana
46,0
1,4
Sanguines
71,4
3,1
Maroc-late
413,0
21,7
Andere
168,6
10,3
Gesamt
1.355,0
88,0
Quelle: Ministère de l’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
Tonne / Hektar
13,3
12,9
32,9
23,0
19,0
16,4
15,4
Marokkos Erntekalender für Obst und Gemüse ist fast ganzjährig. Für Zitrusfrüchte erstreckt er sich über den Zeitraum von Ende September bis Mai. Zu den frühen Sorten
gehören Clementinen und Navel, gefolgt von Salustiana und Sanguinelli. Die späten Sorten sind Nour und Maroc Late, die zum Teil im Juni noch geerntet werden. Anderes Obst
steht ebenfalls von ca. Oktober bis ca. Juli zur Verfügung, z.B. Erdbeeren bereits im Februar, viele Gemüsearten sind ganzjährig verfügbar.
Tab. 4.9: Anbaukalender einiger Zitrusfrüchte, Obst und Gemüse
Sept
Okt
Nov
Dez
Jan
Feb
Mär
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Zitrusfrüchte
Clementinen
Orange- Salustia
Orange- Navel
Orange- Maroc
Late
Zitronen
Obst
Melonen
Wassermelonen
Erdbeeren
Pfirsiche
Gemüse
Tomaten
Erbsen
Paprika
Auberginen
Zucchini
Gurken
Salate
Kartoffeln
Quelle :Maroc Export (2010))
Weitere wichtige Anbaukulturen Kulturen sind Mandeln, Wein, Feigen, Datteln und Bananen. Darüber hinaus werden vereinzelt regionale Kleinkulturen angebaut, wie z.B. Kaktus,
Safran, Kümmeln und Lavendel.
44
Tab. 4.10: Weitere Anbaukulturen 2008
Weitere Kulturen
Produktion Tt
Fläche Tha
Mandeln
17,3
144,2
Wein
346,1
58,0
Feigen
69,7
42,3
Datteln
72,7
37,3
Bananen
214,7
5,7
Quelle: Ministère de l’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
Tonne / Hektar
0,1
6,0
1,6
1,9
37,8
4.2.2 Produktion und Vermarktung von Saatgut
Produktion und Vermehrung
Das nationales Institut für Agrarforschung (Institute National de la Recherche Agricole,
kurz INRA) ist die einzige Einrichtung in Marokko, die neue Variationen, hauptsächlich
Getreidekulturen, entwickelt. Die Vermehrung des Basissaatguts und die Herstellung von
zertifiziertem Saatgut werden vertraglich mit den ca. 700 Vermehrungszüchtern geregelt
und auf einer Fläche von 50.000 Hektar durchgeführt. Die Behandlung und Lagerung des
Saatguts wird vom staatlichen Saatgutunternehmen (Société Nationale de Commercialisation de Semences, kurz SONACOS) und drei privaten Unternehmen durchgeführt. Zusammen kommen sie auf eine Kapazität von 120.000 Tonnen.
Vermarktung
Die Vermarktung wird von SONACOS und ca. 80 Privatunternehmen betrieben, die eine
Genehmigung für den Import und den Vertrieb von Saatgut haben. Zu den größeren Unternehmen gehören z.B. Sogeta, Forafic, Marosem, Amaroc, und Casem. Während sich
SONACOS auf die die Kommerzialisierung der großen Kulturen (Getreide, Kartoffeln und
Zuckerrübe) konzentriert, importieren und vertreiben die privaten Unternehmen hauptsächlich in den Bereichen Gemüsesaat, Ölpflanzen, Kartoffeln, Futterkulturen und Mais.
Regelungen für Produktion und Vertrieb von Saatgut
In Marokko darf nur Saatgut eingesetzt werden, das im Sortenkatalog (Catalogue Officiel)
gelistet ist. Dieser Katalog wurde 1989 eingeführt und führt aktuell mehr als 2.000 Sorten,
90% davon wurden von ausländischen Unternehmen eingetragen. Der Katalog unterscheidet zwei Kategorien: die „definitive Liste“ (liste definitive) führt die Sorten, denen die
Genehmigung nach der Testphase erteilt wurde. Die „provisorische Liste“ (liste provisoire)
führt Sorten, die neu aufgenommen werden und vorerst zugelassen sind. Dieses Saatgut
45
kann bis zu drei Jahren vertrieben werden. Nach Ablauf der Frist entscheidet die Ergiebigkeit der neuen Saat, ob ein Transfer zur definitiven Liste stattfinden kann.34
Um Saatgut vertreiben zu können, ist eine Zulassung notwendig, die erteilt wird, sofern
eine berufliche Qualifikation nachgewiesen werden kann. Die Anforderungen für die Zertifizierung und für die Zulassung zur Vermehrung von Saatgut sind gesetzlich geregelt.
Weiter muss darf sie ausschließlich Saatgut herstellen und/oder vertreiben, das auf einer
der Listen des Calatolgue Officiel geführt wird. Zudem darf Samen nur in Geschäften mit
angemessenen Lagerungsstandards für Samen abgesetzt werden.35
Die Verkäufe von zertifiziertem Saatgut schwanken zwischen 75.000 und 85.000 Tonnen.
Ungefähr 80% davon sind Weichweizen, 18% Hartweizen und 2% Gerste. Die nationale
Produktion wuchs um 13% und lieferte damit 93% des Saatguts. Lediglich 7% wurden
importiert. Bisher stammen noch geschätzte 55% der Aussaat aus dem Erntebestand des
Vorjahres.36
Seit 2006/2007 wird jede Tonne der drei großen Getreidekulturen mit 90 Euro subventioniert, so dass zertifiziertes Saatgut für die lokalen Bauern erschwinglich wird. 2007 kostete eine Tonne Hartweizen 316 Euro, Weichweizen 280 Euro und Gerste wurde zum Preis
von 177 Euro pro Tonne verkauft. Die Preise fielen damit im Vergleich zum Vorjahr.37
Für Hülsenfrüchte standen in 2007 307 Tonnen zertifiziertes Saatgut zur Verfügung, von
dem allerdings nur 180 Tonnen verkauft wurden. Die Preise blieben über die letzten Jahre
relativ stabil. In 2007 wurde eine Tonne Saatgut Linsen zu 611 Euro, Bohnen zu 470 Euro
und Kichererbsen zu 700 Euro verkauft. Die Verfügbarkeit von Saatgut von Futterkulturen,
das zu 90% von SONACOS vertrieben wird, belief sich in 2007 auf 1.800 Tonnen und
verzeichnete damit einen Anstieg von 13% zum Vorjahr. Der Verkauf ging dagegen zurück und blieb mit 1.200 Tonnen weit hinter dem verfügbaren Angebot zurück; die Bauern
griffen auf ihre Eigenproduktion aus dem ertragreichen Vorjahr zurück. Die Preise bewegen sich relativ stabil z.B. bei 446 Euro pro Tonne Hafer und 357 Euro pro Tonne Tritical.
4.2.3 Import
Aus dem Ausland importiertes Saatgut stammt vor allem aus Frankreich oder Spanien;
Deutschland ist außer bei Saatgut für Zuckerrüben weniger vertreten. In Tabelle 4.11 sind
Beispiele einiger Importunternehmen für Saatgut in Marokko aufgelistet.
34
Gesetz Dahir n°.1-69-169 vom 25.7.1969
Gesetz Dahir Nr. 1.76.472 vom 19.09.1977
36
Bennani (2010)
37
Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
35
46
Tab. 4.11: Beispiele Importunternehmen für Saatgut
Sorte
Hartweizen
Weichweizen
Gerste
Zuckerrüben
Hülsenfrüchte
Unternehmen
Ets. C. C. Benoist
Agrosa Semillas SA
Pioneer Hi Breed Inc
Semillas Battle
Pioneer Hi Breed Inc
Florimond Desperez
Florimond Desperez
Semillas Battle
K.W.S
Danisco Seed
A. Dieckmann
Strube
VanderHave
Asgrow Seed
Semillas Battle
Semillas Fito
Herkunftsland
Frankreich
Spanien
USA
Spanien
USA
Frankreich
Frankreich
Spanien
Deutschland
Dänemark
Deutschland
Deutschland
Holland
USA
Spanien
Spanien
Der Import von Saatgut und Pflanzen muss genehmigt werden. Zuständig ist die Abteilung
für technische Kontrolle und Pflanzenschutz (Division des Contrôles Techniques et Phytosanitaire, DCTP), die im Januar 2010 in das Büro für Lebensmittelsicherheit (ONSSA)
eingegliedert wurde. Anlaufstelle für die Zulassung von Pflanzen und Saatgut auf Ebene
des Zolls ist die Direktion für Qualitätskontrolle (Direction de Contrôle de la Qualité, kurz
DCQ), unter der das DCTP in den Einfuhrhäfen Agadir, Casablanca und Tanger agiert.
Die Einfuhr und Vermarktung von Saatgut ist folgenden Bedingungen unterworfen:
-
Der Importeur benötigt eine Genehmigung.
-
Die Sorte muss im offiziellen Katalog geführt sein.
-
Das Saatgut muss eine dem System der OECD entsprechende Zertifizierung haben und den Standards der EU entsprechen.
-
Bei neuen Sorten, die noch nicht im Katalog geführt sind, muss ein Muster eingereicht und ein Testanbau auf die Verantwortung des Antragstellers durchgeführt
werden.
-
Die festgelegte Menge des zu Testzwecken eingeführten Saatguts darf nicht überschritten werden.
Die Importzölle auf Vorstufen- und Basissaatgut für Getreide, auf Saatgut für andere Anbaukulturen und auf Pflanzen betragen in den meisten Fällen 2,5%, bei manchen Ausnahmen 17,5%. Einfuhrzölle von 2,5% fallen an bei Hartweizen, Weichweizen, Gerste,
Hafer, Mais, Tritical, Soja, Sonnenblumen, Zuckerrüben, Luzerne, Gemüse sowie bei
Weinreben und Obstbäumen. 17,5% Einfuhrzoll unterliegen z.B. Roggen, Buchweizen,
Hirse, Rüben, Kichererbsen und Linsen.
47
4.2.4 Marktchancen und Trends
Einsatz von zertifiziertem Saatgut
Neben dem Ausbau der Bewässerung und dem verstärkten Einsatz von Dünger ist die
Aussaat von ertragreichem Saatgut der dritte Stellhebel, der die angestrebten Ertragssteigerungen bei landesweit fast gleich bleibender Anbaufläche möglich machen soll. Zum
Beispiel soll beim Getreideanbau bis 2020 bei gleichzeitigem Rückbau der Anbaufläche
mehr produziert (+ 2,3 Mio. Tonnen) werden. Chaouia, Gharb, Tadla und Meknes sollen
künftig die ertragreichsten Regionen sein. Der landesweite Einsatz von zertifiziertem
Saatgut soll bis 2020 von durchschnittlich 75.000 Tonnen auf ca. 182.000 Tonnen gesteigert werden.38
Tab. 4.12: Einsatz zertifiziertes Saatgut
Region
2008 in Tt
2020 in Tt
Gharb
9.750
29.850
Chaouia
15.000
31.600
Doukala
6.811
22.500
Tanger
1.000
12.000
Taza
7.600
18.400
Rabat
6.200
16.000
Tadla
5.000
12.458
Meknes
7.100
13.900
Marrakesch
3.000
8.000
Oriental
3.500
6.000
Fes
7.300
9.200
Quelle: Ministère de l’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009
Delta
20.100
16.600
15.689
11.000
10.800
9.800
7.458
6.800
5.000
2.500
1.900
Mittelfristig soll nicht nur der Einsatz von zertifiziertem Saatgut gesteigert werden, sondern
vor allem auch dessen nationale Produktion. Allen voran strebt man die Unabhängigkeit
bei der Getreideproduktion und beim Zuckerrohr an: Der Bedarf an zertifiziertem Saatgut
soll hier bis 2020 vollständig aus eigener Produktion gedeckt werden können. Dementsprechend bevorteilen die Einfuhrzölle Vorstufen- und Basissaatgut, so dass die Vermehrung im Inland vorangetrieben werden kann.
38
ADA 2009
48
Tab. 4.13: Angestrebte Produktion von zertifiziertem Saatgut bis 2020
Kultur
Angestrebte Produktion zertifiziertes Saatgut
(%)
Menge (in t)
Getreide
100
280.000
Weichweizen
100
140 000
Hartweizen
90.000
100
Gerste
100
50.000
Hülsenfrüchte
50
1.900
Futterkulturen
30
1.800
Zuckerrohr
100
5.200
Kartoffeln
66
8.000
Mais
30
1.200
Sonnenblumen
670
60
Gemüse
30
120
Quelle: Association Marocaine des Semences et Plants (AMSP)
Auch wird der Anbau von Oliven stark forciert. Da diese weniger niederschlagsabhängig
sind als Getreide, sollen 400.000 Hektar Getreidefläche für den Olivenanbau umgewandelt werden. Insgesamt soll die Anbaufläche für Oliven in 2020 1,3 Mio. Hektar betragen
und Erträge von über 4 Millionen einbringen. Insbesondere die Plantage in Marrakesch,
Taza und Fes sollen die treibende Kraft sein und Erträge von bis zu 5 Tonnen pro Hektar
erwirtschaften.
Tab. 4.14: Geplanter Olivenanbau 2020
Region
Produktion Tt
Marrakesch
861,0
Taza
660,0
Fes
540,0
Meknes
413,0
Tadla
400,0
Tanger
350,0
Gesamt
4.120,0
Fläche Tha
172,1
318,5
120,0
86,4
80,0
150,0
1.285,6
Tonne / Hektar
5,0
2,1
4,5
4,8
5,0
2,3
3,2
Quelle: ADA 2009
Der Obst- und Gemüseproduktion soll bis 2020 auf 500.000 Hektar erweitert werden, um
die Erträge auf mehr als das Doppelte zu steigern. Der Zitrusfrüchteanbau soll vor allem
in der Region Gharb stark ausgebaut werden und sich im Jahr 2020 auf eine Fläche von
110.000 Hektar (ca. + 30.000 zu 2008) belaufen; die Produktion soll 3,7 Mio. Tonnen erreichen (+ 2,2 Mio. Tonnen). Um die Vorraussetzungen für die Ertragssteigerungen zu
49
schaffen, möchte die Zitrusfrüchteindustrie von 2009 bis 2018 insgesamt 50.000 Hektar
Plantagen erneuern und 800 Millionen Euro investieren.3940
Regionen für den Export
Ein weiteres Potenzial bietet die Produktion speziell für den Export, wo bislang höhere
Anforderungen an die Produktqualität gestellt werden, als dies i.d.R. vom nationalen
Markt nachgefragt wird. Aktuell kommen die fünf Regionen Souss, Gharb, Oriental, Marrakesch und Tadla zusammen für 90% der Exporte auf. Für 2020 rechnet die Regierung
damit, dass Gharb den größten Exportzuwachs verzeichnen wird und 95% seiner zusätzlichen Wirtschaftsleistung in den Außenhandeln einfließen. Souss, das bei der Obst und
Gemüseproduktion an erster Stelle steht, soll seine Exportkapazitäten um ein Drittel steigern und so seine Spitzenposition halten. Doukala und Meknes werden neu in der Riege
der Exportregionen aufgenommen und mit 9% bzw. 8% in die marokkanischen Agrarexporte 2020 eingeplant.
Da die Exporte bislang strengeren Qualitätskontrollen unterliegen als die Produktion für
den nationalen Konsum, und die im Export tätigen Betriebe i.d.R. stärker professionalisiert
sind, kann davon ausgegangen werden, dass diese Regionen in weiterentwickelte Produktionsverfahren investieren werden.
Neben diesen Zielen der Ertragssteigerung verfolgt die Regierung auch Änderungen auf
struktureller Ebene und in Zusammenarbeit mit der Industrie: der Ausbau der Forschung,
die Harmonisierung der Regelungen und die Ausweitung der Kontrollen, die Verbesserung der Vertriebsbedingungen, sowie die berufliche Bildung stehen auf dem Programm.
Chancen bestehen somit für Zulieferer, die mit ihren Produkten dazu beitragen können,
die Anbaubedingungen zu verbessern oder die ertragreichere Pflanzen zu Verfügung stellen können. Ebenso ist Marokko auf der Suche nach Investoren, die evtl. mit einem lokalen Partner die Plantagen und Felder ausbauen und deren Bewirtschaftung professionalisieren.
39
40
ASPAM (2009)
ADA (2009)
50
4.3
Agrarchemie
4.3.1 Pflanzenschutzmittel
Marokko stellt bislang einen der kleineren Absatzmärkte für phytosanitäre Produkte dar.
Schätzungen zufolge werden Pflanzenschutzmittel im Wert von 80 Mio. Euro im Jahr umgesetzt. Zum Vergleich: In Deutschland werden im Jahr 1,1 Mrd. Euro, in Frankreich 1
Mrd. Euro und auf kleineren europäischen Märkten wie Portugal immer noch 120 Mio.
Euro pro Jahr abgesetzt.41 Dennoch präsentiert sich der marokkanische Markt als der am
weitesten entwickelte Markt innerhalb der Region Maghreb. Er ist in weiten Teilen von
Importen abhängig und verspricht, in den kommen Jahren stark zu wachsen.
Das Land hat keine eigene Produktion für Pflanzenschutzmittel, so dass die Importquote
von phytosantitären Produkten bei 95% liegt. In 2008 wurden 71 Millionen Euro Importe
registriert. 5% des Marktes sind eingeführte Konzentrate die von wenigen kleineren Firmen in Marokko aufbereitet und vertrieben werden. Produktpiraterie spielt keine relevante
Rolle; die nicht registrierten Einfuhren machen nach Schätzungen von Experten ungefähr
10% der gehandelten Produkte aus.42 Generika kommen ca. für 50% des Marktes für
Pflanzenschutzmittel auf. Angewandt werden die phytosanitären Generika überwiegend
von kleineren Betrieben und denen, die nicht für den Export produzieren. Da die Exportware den Richtlinien der EU entsprechen muss, schließt dies die Anwendung älterer Produkte, die in der EU nicht mehr zugelassen sind, aus.
Größter Anbieter von Pflanzenschutzmitteln ist mit 25% Marktanteil das deutsche Unternehmen Bayer, gefolgt von der Firmengruppe Syngenta sowie BASF. Weitere vertretene
Hersteller sind Dow und Dupont aus den USA, seit Kurzem Aresta und Nissan aus Japan.
Die Hersteller bieten weitgehend die gleichen Produkte an wie auf dem europäischen
Markt. Die größte Gruppe von Pflanzenschutzmitteln stellt in Marokko die Insektizide dar,
gefolgt von Herbiziden, sowie Fungiziden. Beliebte Insektizide sind beispielsweise die
Produkte Penntsyl und Akito. Seit neustem erfolgt auch der Vertrieb von Bioinsektiziden
wie Biophytos oder Phytrole. Der Markt für den biologischen Anbau stellt allerdings noch
eine absolute Nische ohne wirtschaftliche Bedeutung dar. Im Bereich der Fungizide werden die Produkte Trimangol, Trimanoc bleu, Cuprofix-M, Trotoftorol und SVT vertrieben.
Die Preise für Pflanzenschutzmittel großer Marken wie BASF, Bayer oder Syngenta lassen sich mit dem Preisniveau auf dem europäischen Markt vergleichen.
Der größte Anteil der angewandten phytosanitären Produkte wird zum Schutz von Obst
eingesetzt (20%), gefolgt von Getreide (15%) und Gemüse (13%).43 In geringeren Mengen auch bei wie Zuckerrüben, Weintrauben und Kartoffeln.
Gemäß den Angaben des Agrarministeriums bezahlten die Landwirte in 2007 für Herbizide gegen Unkraut durchschnittlich 9 Euro pro Hektar, für Herbizide gegen Gräser 63 Euro
pro Hektar, für leichte Fungizide 23 Euro und für Insektizide 26 Euro pro Hektar.
41
Bayer (2010)
BASF (2010)
43
Bayer (2010)
42
51
4.3.2 Düngemittel
Der Markt für Düngemittel beläuft sich auf ca. 850.000 Tonnen.44 Die registrierten Importe
von Düngemittel beliefen sich 2008 auf 18,4 Millionen Euro. Anders als bei den Pflanzenschutzmitteln verfügt Marokko über eine große Düngemittelindustrie, die den Bedarf an
phosphatbasierten Düngern vollständig decken kann. Grund hierfür ist die starke staatliche Phosphatindustrie (OCP), an die sich die Düngerproduktion anschließt. Den größten
Absatzmarkt für Düngemittel stellt die Weizenproduktion. Der Absatz koppelt sich damit
eng an die Bestellung der Weizenfelder, die wiederum stark von den schwankenden Niederschlägen des Landes abhängen. Während die abgesetzte Menge über die letzten 10
Jahre relativ stabil blieb, brach der Markt aufgrund der Dürre im Jahr 2007 vorübergehend
um 20% ein.45
Lokale Produkte sind Düngemittel auf der Basis von:
-
Stickstoff-, Phosphor-, Kalium (NPK 14-28-14)
-
Amonium- Phosphate (ASP 19-38-0)
-
Di- Amonium- Phosphate (DAP 18-46-0)
-
Monoamonium- Phosphate (MAP 11-55-0)
-
Triple- Super- Phosphate (TSP 045-0)
-
Harnstoff
Weitere Sorten wie Dünger auf Stickstoffbasis oder Mineraldünger werden importiert. Bei
der Einfuhr von stickstoffbasiertem Dünger spielen die Importländer Russland, Lybien und
Ukraine eine Rolle. Mineraldünger hat bisher kaum nennenswerte Marktanteile, verzeichnet aber eine positive Tendenz.46 Neu auf dem Markt präsentieren sich wasserlösliche
Düngemittel auf Stickstoff-Phosphor-Kaliumbasis (NKP).47
Durchschnittlich werden 0,1 Tonnen Dünger pro Hektar Ackerland ausgebracht. Zum Vergleich: In Frankreich werden die Felder im Durchschnitt mit der vierfachen Menge an
Düngemitteln behandelt.48 Spitzenreiter beim Einsatz von Dünger ist die Region Doukala
(231.000 Tonnen in 2008), gefolgt von Meknes und Oriental (eine Übersicht über den regionalen Einsatz von Dünger findet sich im Kapitel Marktchancen und Trends).
4.3.3 Distribution
Die Distribution agrochemischer Produkte von den Unternehmen bis zu den einzelnen
Landwirten läuft über verschiedene Handelswege ab. Der Vertrieb erfolgt zu 85% über
Händler; lediglich 15% des Marktes werden direkt von den Herstellern bedient. Hauptakteure sind neben den größeren Unternehmen kleinere Zwischenhändler, Agenturen und
44
ADA (2009)
Ministère de l’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
46
Agritrade Maroc (2010)
47
Agritrade Maroc (2010)
48
ADA & Haut Commissariat au Plan (2010)
45
52
Einzelhändler.49 Der wichtigste Vertriebsweg läuft über Zwischenhändler, die zum Großteil
direkt an Landwirte weiterverkaufen aber auch über den Einzelhandel gehen. Daneben
bedienen Vertriebsagenturen der Hersteller ca. 20% des Marktes entweder im Direktverkauf oder über den Einzelhandel. Der Direktverkauf vom Hersteller zum Landwirt macht
lediglich einen Anteil von 15% aus. Insgesamt nehmen ca. 70 Zwischenhändler, 25 Agenturen und 600 Einzelhändler am Vertriebsnetz teil.
Abb. 4.3: Vertriebsstruktur Sektor Agrarchemie
50 Unternehmen
60%
15%
20%
70 Zwischenhändler
25 Agenturen
30%
70%
600 Einzelhändler
40%
60%
1,5 Mio. Landwirtschaftsbetriebe
Quelle: Darstellung in Anlehnung an BASF (2010)
Der Vertrieb über Zwischen- sowie Einzelhändler ist in Marokko wesentlich, da 75% aller
Landwirte Ackerland unter 2 Hektar bestellen und entsprechend nur geringe Mengen an
Produkten abnehmen. Große Mengen an Pflanzenschutz- und Düngemitteln werden von
den wenigen Kunden mit über 50 Hektar Landbesitz abgenommen, sie bestellen allerdings nur 15% der LNF.50
49
50
BASF (2010)
Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
53
Tab. 4.15: Auszug angebotener Agrarchemie (Stand 2010)
Kategorie
Herbizide, Insektizide,
Fungizide
Herbizide, Insektizide,
Fungizide
Unternehmen
Agrimatco
Herbizide, Insektizide,
Fungizide
Bayer
Herbizide, Insektizide,
Fungizide
Syngenta
Herbizide, Insektizide,
Fungizide Düngemittel
Agritrade Maroc
Düngemittel
CanTech
Düngemittel
Comercial Quimica
Massó S.A.
Düngemittel
TAMC
Düngemittel
Timac Agro Maroc
Düngemittel
Tecniferti Maroc
S.A.R.L.
Fertima
Düngemittel
BASF
Beispiele für Produkte
Avaunt 150ES
Gramstar
Aodrin 40
Opus
Cycocel
Anachol 70WP
Atlantis WG
Prinazol 75
Decis 25 EC
Nemathorin 10G
Boxer 800 EC
Lintur 70WG
Topas 100 EC
Trimangol
Cuprofix
Pennstyl
Biophytos
Vivianna
Phytogreen
Phytofert
Humiforrt
CanFer
Welgro Micromix
Welgro Complex
Welgro Fruit
Welgro Humus
Vigor-LRapido
Hydro Gold Super
FOS K 50
BASIfertil 35 (8-35-6+ 6SO3)
BIO ACTYL Superbe
Flüssigdünger
Verschiedene Dünger
4.3.4 Gebrauch agrochemischer Produkte
Kontrollen der Anwendung
Der Großteil der Landwirte produziert für den nationalen Markt, der bislang nicht den
strengen Vorschriften bezüglich Belastungen durch Pflanzenschutz- und Düngemittel der
Europäischen Union unterliegt. Lediglich Unternehmen, die für den Export produzieren,
unterliegen den EU-Richtlinien. Kontrollen der Pestizidbelastung werden von der Behörde
EACCE durchgeführt. Vor allem bei den Kleinbauern bleibt die Dosierung als auch die
54
Häufigkeit der Anwendung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln aus Kostengründen
ohnehin deutlich hinter den Empfehlungen der Hersteller zurück.51
Entsorgung
Zur Entsorgung von Behältern für agrochemische Produkte existieren keine gesetzlichen
Regelungen. Große Unternehmen wie Bayer oder BASF bieten den Kunden an, die Behälter abzuholen und professionell in Verbrennungsanlagen zu entsorgen. Allerdings geschieht dies bislang mit der Einschränkung, dass alle Produkte exklusiv beim Versorger
eingekauft werden müssen.
Finanzierung
Für agrochemische Produkte wurden keine Subventionsgelder bereitgestellt; lediglich der
Kauf von Pheromonen für die Bekämpfung der Tomatenseuche Tuta Absoluta kann mit
bis zu 60% subventioniert werden. Außerdem wird Material, das der Ausbringung von
phytosanitären Produkten dient, mit bis zu 70% subventioniert. Agrochemische Produkte
sind bis voraussichtlich Ende 2013 von der Umsatzsteuer befreit.
4.3.5 Importbedingungen und Zulassung
Da Marokko stark auf den Import agrochemischer Produkte angewiesen ist, werden diese
mit 2,5% bei der Einfuhr nur leicht bezollt.
Der Import phytosanitärer Produkte muss genehmigt werden. Zuständig ist die Abteilung
für technische Kontrolle und Pflanzenschutz (Division des Contrôles Techniques et Phytosanitaire, DCTP), die im Januar 2010 in das Büro für Lebensmittelsicherheit (ONSSA)
eingegliedert wurde. Anlaufstelle für die Zulassung auf Ebene des Zolls ist die Direktion
für Qualitätskontrolle (Direction de Contrôle de la Qualité, kurz DCQ), unter der das DCTP
in den Einfuhrhäfen Agadir, Casablanca und Tanger agiert.
Das Zulassungsverfahren orientiert sich an den Richtlinien der OECD. Das Produkt muss
einer Untersuchung auf Wirksamkeit sowie Unschädlichkeit für Menschen, Tieren und
Umwelt unterzogen werden. Dazu muss für jedes Produkt ein eigener Antrag gestellt werden, der zusammen mit Unterlagen und Proben des Produktes eingereicht wird. Die Musterprobe darf nach Beantragung und Autorisation eingeführt werden.
Der Antrag Akte muss folgende Informationen enthalten:
51
-
Name des Fachhandels,
-
Name und Adresse des Patenhalters,
-
Genehmigungs- und Verkaufsfreigabenummer (falls schon an anderer Stelle autorisiert),
Agriculture Stat Guichet (2009)
55
-
Angaben aller Inhaltsstoffe,
-
Angaben zu den Angestellten,
-
Angaben zur toxologischen Klassifizierung,
-
Angaben zu Vorsichtsmaßnahmen bei der Verwendung des Produkts.
Die Ergebnisse werden an die zuständige Abteilung der ONSAA übermittelt, die letztendlich über die Zulassung entscheidet .Diese kann in folgenden Abstufungen erteilt werden:
-
Eine Genehmigung bis maximal 10 Jahre, vorausgesetzt das Produkt entspricht
den Anforderungen von Unschädlichkeit und Wirksamkeit.
-
Eine Genehmigung über den Zeitraum von 4 Jahren für importierte Produkte, die
bereits eine Genehmigung in ihrem Herkunftsland vorweisen können.
-
Bei Unstimmigkeiten besteht die Möglichkeit weitere Untersuchungen einzuleiten
und die Entscheidung der Commission um bis zu zwei Monaten zu verschieben.
Eine erteilte Genehmigung kann auch wieder entzogen werden.
Bisher konnte die Zulassung von agrochemischen Produkten kostenfrei beantragt und
erworben werden. Voraussichtlich Ende 2010 soll jedoch ein Gesetz in Kraft treten, das
eine Zulassungsgebühr erhebt. Die Höhe der Gebühr ist noch nicht bekannt; in Fachkreisen rechnet man mit 2000 bis 4000 Euro.
4.3.6 Trends und Marktchancen
Zwar sieht der Plan Maroc Vert für phytosanitäre Produkte keine expliziten Quoten vor,
jedoch kann davon ausgegangen werden, dass alle Hilfsmittel, die dazu beitragen, die
angestrebten Erträge zu erreichen, gute Chancen haben.
Für den Einsatz von Dünger formuliert der PMV dagegen konkrete Zahlen. Der Markt für
Dünger soll bis 2020 von derzeit ca. 850.000 Tonnen ausgebrachtem Dünger auf 1,6 Millionen Tonnen anwachsen. Neben dem Ausbau von Bewässerung und dem Einsatz
hochwertigeren Saatguts ist dies ein weiterer Stellhebel, Marokkos Landwirtschaft produktiver zu machen.
Bei fast gleich bleibender Anbaufläche soll z.B. in Gharb das Dreifache an Dünger eingesetzt werden, so dass die Region ihre Erträge überdurchschnittlich steigern kann. Ebenso
werden die Regionen Meknes und Doukala mit geplanten 253.000 Tonnen und 388.000
Tonnen zu den größten Düngerkunden unter Marokkos Regionen werden.
56
Tab. 4.16: Einsatz Dünger 2008 und geplanter Einsatz 2020
Region
2008 in Tt
2020 in Tt
Doukala
Meknes
Gharb
Taza
Tanger
Oriental
Tadla
Souss
Gesamt
231.000
150.000
66.307
35.000
18.000
90.830
64.000
71.800
857.042
388.000
253.353
179.727
160.000
130.000
107.685
100.000
97.300
1.646.840
Delta
157.000
103.353
113.420
125.000
112.000
16.855
36.000
25.500
789.798
Quelle: ADA (2009)
Die Ertragssteigerungen sind alle Anbaukulturen geplant. So soll z.B. die Fläche für den
Getreideanbau in den kommenden 10 Jahren um 20% zurückgebaut werden; dennoch
soll die Getreideproduktion auf von derzeit 5,3 Mio. Tonnen auf 7,6 Mio. Tonnen steigen.
Tadla, Gharb und Doukala sollen dabei auf Ertragswerte von vier bis fünf Tonnen pro
Hektar gebracht werden. Derzeit bringen die Landwirte in vielen Regionen ca. eine Tonne
pro Hektar ein.
Auch die Olivenkultur ist ein großer Hoffnungsträger für die Zukunft Marokkos Landwirtschaft. Die derzeitigen Erträge von ein bis zwei Tonnen pro Hektar sollen in den wichtigen
Regionen Fes, Marrakesch und Meknes auf bis zu fünf Tonnen pro Hektar gebracht werden.
Beim Obst- und Gemüseproduktion sollen die Erträge bis 2020 auf mehr als das Doppelte
steigen. Der Zitrusfrüchteanbau soll vor allem in der Region Gharb stark ausgebaut werden und sich im Jahr 2020 auf eine Fläche von 110.000 Hektar (ca. + 30.000 zu 2008)
belaufen; die Produktion soll 3,7 Mio. Tonnen erreichen (+ 2,2 Mio. Tonnen).52
Ein weiteres Potenzial bietet die Produktion speziell für den Export, wo höhere Anforderungen an die Produktqualität gestellt werden, als dies i.d.R. vom nationalen Markt nachgefragt wird. Der Markt für hochwertige Agrochemie wird vermutlich besonders in diesen
Regionen überdurchschnittlich anwachsen, die schon heute maßgeblich für den Export
produzieren, allen voran Souss und Gharb, in Zukunft auch Doukala. Auch für den lokalen
Markt können mit der Neugründung des Büros für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz einige Neuerungen bezüglich der Rückstände erwartet werden, was die Wahl
der Agrochemie beeinflussen wird.
Relativ jung sind die Bemühungen der integrierten Schädlingsbekämpfung. Hier werden
bereits Produkte von BASF und Bayer bereitgestellt und das nationale Agrarforschungsinstitut engagiert sich ebenfalls auf diesem Gebiet. Mit der angestrebten Entwicklung hin zu
einer nachhaltigen Landwirtschaft, wird diesem Bereich in Zukunft sicherlich eine größere
Bedeutung zukommen.
52
ADA (2009)
57
Der rein biologische Anbau hat für die nationale Produktion bislang keine wirtschaftliche
Bedeutung. Auch bei den Exporten fällt dieser Anteil noch wenig ins Gewicht, was sich in
Zukunft jedoch ändern soll. Der PMV sieht vor, allein im Raum Casablanca 1.000 Hektar
Bioanbaufläche anzulegen. Produkte für den Bioanbau können somit interessant werden.
Aufgrund der starken Phosphatindustrie ist davon auszugehen, dass der zusätzliche Bedarf an Dünger auf Phosphatbasis aus dem nationalen Angebot gedeckt werden wird.
Andere Dünger und Pflanzenschutzmittel werden dagegen weiterhin importiert werden
müssen.
58
4.4
Tierproduktion
4.4.1 Tierbestand
Die wichtigen landwirtschaftlichen Nutztierrassen in Marokko sind Schafe, Ziegen, Rinder
und Geflügel; Schweine spielen keine Rolle. Der nationale Bestand in 2008 belief sich auf
ca. 25 Mio. Tiere, davon 2,8 Mio. Rinder, 17 Mio. Schafe und 5,3 Mio. Ziegen. Tendenziell
ist der Bestand an Rindern leicht zunehmend (+2,2%) während die Bestände an Schafen
und Ziegen leicht zurückgehen (ca. –1,4%). Der Bestand an Kühen zur Reproduktion betrug 1,5 Millionen.53 Ein Herdbuch besteht in der in Europa bekannten Form noch nicht;
die Regierung startete allerdings 2003 eine Kampagne zur Zählung und Registrierung des
Rinderbestands, die bis Ende 2013 abgeschlossen werden soll. Bis 2007 waren 531.000
Tiere erfasst worden. Die Unterscheidung zwischen Milchvieh und Fleischvieh ist aufgrund der Überschneidungen bei der Verwendung der Tiere nur schwer zu bestimmen.
Tabelle 4.17 auf der folgenden Seite gibt einen Überblick über die Tierbestände, die
Fleisch- und Milchproduktion in den Regionen Marokkos.
Rotes Fleisch
Die Produktion von rotem Fleisch belief sich 2008 auf ca. 390.000 Tonnen; die bedeutendsten Regionen sind Marrakesch, Meknes, Chaouia und Oriental, die mit einem Bestand von 11,5 Mio. Tieren knapp 110.000 Tonnen Fleisch lieferten. Allerdings sind genaue Zahlen aufgrund der lückenhaften Erfassung und der zahlreichen unregistrierten
Schlachtungen schwierig zu bestimmen. Folgendes Beispiel verdeutlicht die Tragweite: In
der Region Grand Casablanca schätzt man den Fleischkonsum auf ca. 53.000 Tonnen.
Dieser Bedarf wird zu knapp 50% aus den registrierten Schlachthöfen gedeckt. Über 20%
entstammen den Schlachtungen auf den Märkten und Souks, weitere 20% den privaten
Hammelschlachtungen anlässlich des religiösen Festes Aid al Adha (zu diesem Fest werden 50% der gesamten Hammelschlachtungen im Kreis der Familie durchgeführt). Der
Ursprung der restlichen geschätzten 10% ist unbekannt.54 Insgesamt wird deutlich, dass
mindestens 50% der Schlachtungen nicht unter professionellen Bedingungen vorgenommen werden.
Die professionelle Fleischproduktion stellt in Marokko somit noch eine Ausnahme dar.
Nach Angaben des Ministeriums für Landwirtschaft sind 80% der Züchter Bauern, die
Fleisch in kleinen Mengen produzieren. Die Produktion von Rindfleisch ist bislang häufig
ein Nebenprodukt der Milchproduktion. Bislang stellt die Ranch Adarouch in der Region
Meknes das einzige professionalisierte und integrierte Aufzuchtzentrum für Schlachtvieh.
Weitere größere Schlachthöfe gibt es in der Region um Grand Casablanca. Zwei weitere
integrierte Mast- und Schlachtzentren sind nach Angaben des Ministeriums geplant.55
Trotz der strukturellen Schwäche des lokalen Marktes wird dieser vor Importen mit Importzöllen auf Fleisch von fast 300% geschützt. Eine Öffnung des Marktes für Mastvieh
53
Ministère de l’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
EL Maâroufi (2010)
55
Tandia.A (2008)
54
59
wurde erst Ende 2009 beschlossen. Dies führte zu einem Aufschrei der Milchbauern, für
die die Fleischproduktion ein relevantes Nebengeschäft darstellt, und die sich einer neuen
Konkurrenz ausgesetzt sehen. Die Reform des Sektors wird nun forciert und ist mit Bestandteil des landwirtschaftlichen Entwicklungsplanes Maroc Vert. Ein bedeutender Schritt
wurde im Januar mit der Gründung des Büros für Lebensmittelsicherheit gemacht
(ONSSA).
Geflügel
Im Vergleich zur Rinderzucht ist die Geflügelzucht Marokkos überwiegend modern aufgestellt. 2008 wurden ca. 490.000 Tonnen Geflügelfleisch hergestellt, von denen lediglich
ca. 12% aus traditionellen Schlachtungen kamen. Die Geflügelproduktion spielt sich im
Wesentlichen in den Regionen Chaouia, Meknes und Rabat ab, die zusammen fast die
Hälfte der Produktion stellen. Aktuell zählt Marokko 43 Brutanstalten für Kücken mit einem
Fassungsvermögen von 300 Mio. Kücken pro Jahr. Hinzukommen 5.439 Betriebe für die
Hühneraufzucht, 234 Betriebe der Putenzucht, sowie 40 Betriebe zur Herstellung von Geflügelfutter.56 Im Bereich der Geflügelzucht importiert Marokko jährlich circa. 2,7 Mio.
Hühner zur Fleischproduktion, vorwiegend aus Frankreich und Spanien, sowie 165.000
Hühner für Legebetriebe aus Frankreich und Holland. Hinzukommen noch 57.000 importierte Tiere für die Aufzucht von Puten.57 Die größten Akteure des Sektors sind die Unternehmen Koutoubia, C.i.a.v., Mavi, Al Atlas und Zalagh.
Tab. 4.17: Überblick Tierbestände, Fleisch- und Milchproduktion nach Regionen
Region
Chaouia
Doukala
Fes
Gharb
Grand Casa
Marrakesch
Meknes
Oriental
Souss
Tadla
Tanger
Taza
Gesamt
- Rinder
- Schafe
- Ziegen
Rotes
Rotes
Geflügel
Milchvieh
MilchMilch l/Tier
Fleisch
Fleisch
Produktion Bestand in produktion
2008
Bestand in Produktion
Tt 2008
T 2008
Tt 2008
T 2008
Tt 2008
2.180
38
85
109
115
1.055,0
756
29
34
133
341
2.563,9
1.300
12
25
65
36
553,8
1.400
26
16
157
280
1.783,4
35
5
34
28
32
1.142,9
3.164
35
0
158
339
2.145,6
3.497
34
45
116
109
939,7
2.982
29
28
36
85
2.361,1
2.100
17
30
118
246
2.084,7
2.313
42
15
95
210
2.210,5
1.524
19
14
144
220
1.527,8
2.190
16
0
209
55
263,2
24.499
390
490
1.475
2.158
1.463
950
148
16.984
42
5.284
13
Quellen: ADA (2009), Landwirtschaftsministerium (2009), Haut Commissariat au Plan (2009)
56
57
Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
60
Fleischkonsum
Der Fleischkonsum liegt in Marokko deutlich unter dem Verbrauch in Europa. Ingesamt
beläuft sich der durchschnittliche Fleischverbrauch auf 28,8 kg pro Jahr (in Deutschland
wurden im selben Zeitraum 84,6 kg Fleisch verzehrt), davon 11,4 kg rotes Fleisch und
13,4 kg Geflügel. In den 1990er Jahren lag der Jahresdurchschnitt bei ungefähr 8,2 kg pro
Person. Die Steigerung des Fleischkonsums steht jedoch auf der Agenda des Reformprogramms; bis 2014 soll der Verzehr von rotem Fleisch auf 13,4 kg und bei Geflügel auf 25
kg pro Jahr pro Person erreicht werden.58
Halal
Bei allen Arten von Fleisch ist in Marokko die islamkonforme Schlachtmethode von besonderer Bedeutung. Muslimen ist es untersagt, Fleisch zu konsumieren, das nicht halal
ist. Dies bedeutet, dass ein Tier mit einem einzigen Schnitt durch die Kehle geschlachtet
werden muss. Danach muss das Tier vollkommen ausbluten. Wichtig ist auch, dass die
Schlachtung von einem Moslem durchgeführt oder zumindest überwacht wird. Nicht direkt
am Ort der Schlachtung verkauftem Fleisch fügt man oftmals ein Zertifikat als Beleg für
halal bei.
Milchproduktion
In 2008 wurden 2,1 Mio. Tonnen Milch erzeugt bei einem Milchviehbestand von 1,5 Mio.
Tieren. Die Milchproduktion ist dank einer schon seit Jahren gut ausgebauten Infrastruktur
auf relativ modernem Niveau. Sowohl multinationale europäische Firmen, vor allem aus
Frankreich, als auch nationale Firmen von beachtlicher Größe beherrschen den Markt.
Der Marktführer Centrale Laitière vereinigt insgesamt 850 Sammelstellen, die von über
100.000 Produktionsbetrieben gespeist werden. Die größten Bestände an Milchvieh stehen in den Regionen Gharb, Taza, Marrakesch und Tadla. Die größte Milchleistung pro
Kuh wird in Doukala, der Heimat von Centrale Laitière erbracht.
Dennoch kommen die großen Betriebe mit Beständen von 100 bis 2000 Tieren für nur
20% der nationalen Produktion auf.59 80% entstammt den mittleren und kleinen Betrieben.
Neben der modernen Milchindustrie besteht daher weiterhin eine große Anzahl kleiner
traditioneller Betriebe, die mit kleinen Tierbeständen arbeiten und wenig mechanisiert
sind. Die Zahlen aus 2005 werden auch mit aktuellen Schätzungen belegt: 80% der Betriebe besitzen lediglich bis zu fünf Kühen. Mit der großen Kluft zwischen moderner und
traditioneller Milchindustrie variiert auch die Milchleistung pro Kuh drastisch in den einzelnen Regionen. Mit dem landesweiten Durchschnitt von 1.400 Litern pro Tier bleibt Marokko weit hinter den europäischen Mengen zurück.
Trotz der gut ausgebauten Infrastruktur Marokko existieren zwei Vertriebswege für Milchprodukte. Ein inoffizieller Vertriebsweg bringt die Milch vom Hersteller über Kolporteure
58
59
Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
El Himdy, Agriculture du Maghreb, Nr. 40, Januar 2010
61
direkt zu den Cafés oder zu kleinen handwerklichen Molkereien und schlussendlich zu
den Konsumenten. Ungefähr ein Viertel der nationalen Produktion wird auf diesem inoffiziellen Weg vertrieben. Viele Milchproduzenten bevorzugen die Distribution durch Kolporteure aus praktischen Gründen. Sie sind von der Organisation des Transports befreit, da
die Kolporteure die Milch direkt am Produktionsort abholen, die Verträge werden mündlich
geschlossen basierend auf den Preisen der großen Weiterverarbeitungsfirmen. Der zweite, formelle Vertriebsweg repräsentiert die industrielle Weiterverarbeitung von Milch. Der
Hersteller bringt die produzierte Milch zunächst zu zentralen Sammelstellen, von wo aus
sie dann entweder zu privaten Unternehmen oder landwirtschaftlichen Kooperativen weiterverarbeitet werden. Die wichtigsten Organisationen in diesem Zusammenhang sind
COPAG, Superlait, Coalinord, Le Bon Lait.
4.4.2 Tierzucht
Die künstliche Besamung für die Zucht von Milchvieh stieg in den letzten Jahren stark an
und belief sich in 2007 auf fast 270.000 Besamungen in 30.000 Betrieben (verglichen mit
170.000 Besamungen im Jahr 2000). Die zwei nationalen Besamungsstationen (Centre
Regional d’Insémination Artificielle, kurz CRIA) sind in Casablanca und Kenitra nördlich
von Rabat angesiedelt. Marokkos Bestrebungen, den lokalen Bestand an Tiergenetik zu
verbessern, reichen bis in die 1970er Jahre zurück, blieben aber lange ohne Wirkung. In
den letzten Jahren greift Marokko verstärkt auf Importe von sowohl Samen als auch Färsen zurück. 2007 wurden knapp 10.000 Färsen importiert, wobei 52% aus Deutschland,
22% aus Frankreich, 11% aus den Niederlanden und 15% aus den USA stammten. Im
gleichen Jahr beliefen sich die Importe von Samen auf 138.250 Dosen, aus den USA,
Kanada, Frankreich und Deutschland. Nach Angaben eines Importeurs wurden in 2009
60.000 Dosen aus Deutschland eingeführt.60 Reinrassige Rinder machen nach Schätzungen jedoch nur ein Viertel des nationalen Bestands aus. Verbreitete Rassen sind Holstein,
Montbéliard und Frisonne sowie die lokale Rasse Blondes Oulmes. Der wichtigste Zulieferer aus Deutschland ist Masterrind.
Gesundheit von Zuchttieren
Im Hinblick auf die Gesundheit der Tierbestände und ihren Erhalt engagiert sich die Regierung bei Vorbeugung von Tierkrankheiten und führt Impfkampagnen oder gezielte Behandlungen, wie z.B. bei Schafpocken, Tollwut, Blauzungenkrankheit, Milzbrand und Parasitenbefall durch.
Im Jahr 2007 wurden folgende Krankheitsfälle bei Zuchttieren registriert:
60
-
5.222 Fälle von Blauzungenkrankheit,
-
932 Fälle von Schafpocken,
-
355 Fälle von Tollwut (aller Zuchtarten),
Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
62
-
8.698 Fälle von Tuberkulose bei Rindern,
-
299 Fälle von Maltafieber bei Rindern,
-
8 Fälle von Milzbrand.61
Tierfutter
Die Verfügbarkeit von Futter für den Tierbestand hängt in Marokko stark von den klimatischen Bedingungen ab. In klimatisch günstigen Jahren beläuft sich die insgesamt verfügbare Futtermenge auf circa 14 Mrd. Futtereinheiten, bei ungünstigen Witterungsbedingungen dagegen lediglich auf 10 Mrd. Futtereinheiten. Das Jahr 2007 verzeichnete ungünstige Witterungsbedingungen und kam lediglich auf 10 Mrd. Futtereinheiten. Die Preise für Futtermittel variieren je nach Art. Einfaches Futterstroh kostete 2007 0,12 Euro/kg
lokal produzierte Gerste 2, 80 Euro/kg, importierte 2,50Euro/kg.62
4.4.3 Importbedingungen und Finanzierung
Alle Tiere müssen mit den Papieren eingeführt werden, die auch der Identifikation im Ausfuhrland dienen. Bei ihrer Einfuhr nach Marokko unterliegen die Tiere einer veterinärärztliche Kontrolle, seit Neuestem unter der Zuständigkeit des Büros für Lebensmittelsicherheit
(ONSSA), das Anfang 2010 gegründet wurde. Unter anderem sind die zuständigen veterinärärztlichen Büros auf Ebene des Zoll in den Häfen von Casablanca, Tanger und Agadir eingegliedert.
Um die Entwicklung des Sektors voranzutreiben, fällt auf Ausstattungen und Produktionsfaktoren für die Agrarwirtschaft lediglich ein Zollsatz von 2,5% an. Die gilt auch für die
Ausstattungen und Maschinen, die für die Tier- und Milchproduktion eingesetzt werden.
Um den niedrigen Zollsatz auch bei Tierimporten anwenden zu können, muss es sich um
Tiere für die Zucht handeln. Der Satz von 2,5% gilt für Rinder, Schafe, Ziegen und Geflügel, die für die Zucht bestimmt sein. Ebenso müssen die importierten Zuchttiere reinrassig
sein; ansonsten fallen Zölle von 233% bis zu 304% an. Mastschafe und Mastziegen werden mit 304%, Mastgeflügel mit 101% und Kücken mit 34% besteuert.
Eine Ausnahme ist die für 2010 verabschiedete Neuregelung der Zölle für Mastrinder, die
in einer Testphase in 2010 nur 2,5% betragen sollen und für Tiere gilt, die von Mastbetrieben eingeführt werden.63
Zu der Steuerbefreiung kommen die Subventionen und Vorzugskredite, die die Modernisierung der Betriebe begünstigen soll. Insgesamt sind für die Herstellung von rotem sowie
weißem Fleisch Fördergelder in Höhe von 1,2 Milliarden Euro vorgesehen. Auf die
61
Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
63
Economiste 13. Januar 2010
62
63
Fleischproduktion von Rindern, Schafen und Ziegen fällt ein Anteil von circa 700.000 Euro, für die Herstellung von Geflügelfleisch ist eine Summe von 500.000 Euro angesetzt.64
Die Tabelle 4.18 zeigt einen Auszug der Subventionen für die Tier- und Milchproduktion.
Zudem werden importierte Färsen mit ca. 360 Euro subventioniert.
Tab. 4.18: Subventionstarife für die Tierzucht
Subventionen Arbeitsmaterial Tierzucht: 30%
Mahlmaschine zur Futteraufbereitung
Mischmaschine zur Futteraufbereitung
Aufbewahrungsbehälter Samen
Besamungssatz
Material zur Besamung der Tiere
Pad Cooling Systeme
Melkmaschinen
Aufbewahrungsbehälter Milch
Subventionen Bestallung: 25%
Moderne Rinderbestallung
traditionelle Rinderbestallung
Bestallung für Schafe / Ziegen
Quelle: FDA (2009)
Subventionsgrenze (Euro)
540
1.340
540
180
1.600
2.680
5.360
1.340
70
28
10
4.4.4 Trends und Marktchancen
Fleischproduktion und Schlachtung
Bislang ist die Fleischproduktion wenig professionalisiert und kontrolliert, was sich jedoch
bis 2020 ändern soll. Im Sinne des PMV soll die Fleischproduktion bis 2020 von 390.000
Tonnen um über 40% auf ca. 560.000 Tonnen gesteigert werden. Der Bestand soll von
derzeit ca. 25 Millionen Tieren auf 27 Millionen Tiere anwachsen. Zudem sollen die
Schlachtungen in Zukunft besser kontrolliert – dies ist unter anderem Aufgabe des neu
geschaffenen Büros für Lebensmittelsicherheit (ONSSA) – und der Schwarzmarkt eingedämmt werden.
Am stärksten soll die Fleischproduktion in Tadla, Doukala und Marrakesch ausgebaut
werden. In Tadla sollen mit einem Bestand von knapp 3.900 Tieren 90.000 Fleisch produziert werden. In Doukala soll sich zwar der Bestand nicht verändern, jedoch die Produktion um 31.000 Tonnen auf 60.000 Tonnen angehoben werden. Marrakesch wird mit über 4
Millionen Tieren 64.000 Tonnen rotes Fleisch produzieren. Zudem sollen zwei weitere
integrierten Mast- und Schlachtzentren entstehen.
Neben der Verbesserung der Haltungsbedingungen und der Qualität und Verfügbarkeit
von Futtermitteln soll die Produktionssteigerung auch über den Einsatz von Tiergenetik
64
ADA (2009)
64
beeinflusst werden. Bislang gibt es von marokkanischer Seite keine Anzeichen dafür,
dass der Fleischmarkt über die Einfuhr von geschlachtetem Fleisch bedient werden soll;
die Zölle für Schlachtfleisch liegen bei 233% und wollen dazu anregen, die Schlachtungen
ins Inland zu bewegen.
Geflügel
Die Geflügelproduktion soll bis 2020 von 490.000 Tonnen um ca. 60% auf 790.000 Tonnen und der Geflügelkonsum damit auf 25 kg/Kopf steigen. Fast 70% des Geflügelfleisches wird in den Regionen Chaouia, Fes, Meknes, Doukala und Rabat produziert werden, wobei Chaouia mit fast 200.000 Tonnen angestrebter Produktion der Geflügelstall
des Landes bleiben wird.
Zur weiteren Professionalisierung des Sektors schlossen der Geflügelzüchterverband
(Fédération Interprofessionnelle du Secteur Avicole, kurz FISA) und die Regierung ein
Abkommen, insbesondere die hygienischen Bedingungen der Produktion weiter zu
verbessern, den Markt stärker zu organisieren und seine Akteure zu professionalisieren.65
Tab. 4.19: Tierbestand Fleischproduktion Plan 2020 nach Regionen
Region
Rotes
Delta RoRotes
Delta RoGeflügel
Fleisch
tes Fleisch
Fleisch
tes Fleisch Produktion
Bestand in Bestand in Produktion Produktion
Tt 2020
T 2020
T zu 2008
Tt 2020
Tt zu 2008
Chaouia
2.180
0
60
22
196
Doukala
756
0
60
31
64
Fes
1.300
0
20
8
113
Gharb
1.900
500
44
18
27
Grand Ca44
9
7
2
48
sa
Marra4.096
932
64
29
0
kesch
Meknes
3.000
-497
61
27
107
Oriental
2.982
0
38
9
47
Rabat
360
0
33
17
58
Souss
2.218
118
28
11
40
Tadla
3.827
1.514
90
48
32
Tanger
1.524
0
22
3
48
Taza
2.190
0
26
10
0
Gesamt
27.102
2.603
562
170
792
Delta Geflügel Produktion Tt
zu 2008
111
30
88
11
14
0
62
19
22
10
17
34
0
302
Quelle: eigene Berechnungen aufgrund ADA (2009)
65
Tandia.A (2008).
65
Milch
Der Bestand an Milchvieh soll von 1,8 Mio. Tiere auf 2 Mio. Tiere ausgebaut werden. Die
für 2020 anvisierte Milchproduktion beträgt mit fast 5 Mio. Tonnen über das Doppelte der
heutigen Produktion. Die bedeutendsten Regionen für die Milchproduktion gemessen in
Milchviehbestand, Milchproduktion und Milchleistung pro Kuh sind schon heute und auch
in Zukunft Gharb, Marrakesch, Tadla, Tanger und Doukala. In Gharb soll demnach mit
290.000 Tieren über eine Million Liter Milch produziert werden. Insgesamt soll die bislang
schwache Milchleistung pro Kuh auf durchschnittlich knapp 1.800 Liter, in den leistungsfähigen Regionen auf 4.000 bis 5.000 Liter angehoben werden. Bessere Tiergenetik, Haltung und Fütterung spielen hier ebenso eine Rolle wie bei der Fleischproduktion. Tabelle
4.20 gibt einen Überblick über die angestrebten Bestände und Produktionsmengen sowie
die im Vergleich zur aktuellen Situation überbrückenden Differenzen.
Tab. 4.20: Angestrebte Bestände Milchvieh und Milchproduktion 2020 nach Regionen
Region
Bestand in Delta BeMilchDelta MilchMilch Delta Milch
T 2020
stand in T produktion produktion Tt l/Tier
l/Tier zu
zu 2008
Tt 2020
zu 2008
2020
2008
Chaouia
Doukala
Fes
Gharb
Grand Casa
Marrakesch
Meknes
Oriental
Rabat
Souss
Tadla
Tanger
Taza
Gesamt
109
133
65
289
28
186
119
36
107
130
171
157
209
1.739
0
0
0
132
0
28
3
0
0
12
76
13
0
298
241
500
63
1.100
63
738
208
195
210
361
750
385
170
4.984
126
159
27
820
31
399
99
110
120
115
540
165
115
2.826
2.211
3.759
969
3.806
2.250
3.968
1.748
5.417
1.963
2.777
4.386
2.452
813
1.764
1.156
1.195
415
2.023
1.107
1.822
808
3.056
1.121
692
2.175
924
550
789
Quelle: Eigene Berechnungen aufgrund ADA (2009)
Die Marktchancen in Marokko bestehen damit für alle Güter, die zur Entwicklung des Sektors notwendig sind. Zuchttiere und Samen werden ebenso benötigt, um die Ziele des
PMV erreichen zu können, wie auch Ausstattung für Zucht-, Mast-, Schlacht- und Milchbetrieben. Allerdings ist nicht zu erwarten, dass der Zugang zum Markt flächendeckend sein
wird. Viel mehr wird dies über die großen Akteure des Sektors gelingen, die ihre eigenen
Produktionsfaktoren oder die ihrer Zulieferer verbessern möchten.
66
4.5
Lebensmittelhandel
4.5.1 Warenangebot
Das Angebot und die Abteilungen in den modernen Supermärkten lassen sich in Struktur
und Produktkategorien weitgehend mit den europäischen Supermärkten vergleichen.
Obst- und Gemüseabteilungen bieten vor allem lokale Ware, aber auch importiertes Obst,
z. B. Äpfel und Birnen aus Italien. Die Qualität des Angebots liegt hier (außer bei Importware) allerdings unter dem europäischen Niveau. In der Frischeabteilung finden sich
Fleischwaren offen und abgepackt, hauptsächlich Geflügel, Rind, Lamm und Hammel,
wobei das angebotene Fleisch „Halal“ ist. Da die islamische Bevölkerung kein Schweinefleisch konsumiert, ist das Angebot äußerst gering und nur in großen Supermärkten vorhanden. Das Angebot an Fisch sowohl frisch, tiefgefroren und vor allem in Konserven ist
aufgrund Marokkos starker Fischindustrie relativ groß.
Milchprodukte sind in einem breiten Angebot verfügbar. Hier ist ein französische Einfluss
zu erkennen: lokale Molkereien haben ein ähnliches Portfolio an Joghurt und anderen
milchbasierten Süßspeisen auf den Markt gebracht wie z.B. Danone. Käse als lokales
Produkt ist meist Frisch- und Weichkäse aus Kuh- oder Ziegenmilch. Das nationale Angebot an Schnitt- und Hartkäse ist äußerst gering und wird bei den größeren Handelsketten
durch einige Importprodukte vor allem aus Frankreich und auch Holland ergänzt.
Unter den Backwaren finden sich neben den traditionellen Brotformen fast ausschließlich
französische Produkte: Baguettes, Croissants, Brioches und die unter dem Begriff Patisserie zusammengefassten Obst- und Cremetörtchen. Ein Pendant der deutschen Backwaren wird nicht angeboten. Bei den Beilagen werden einige Sorten Nudeln und Reis
angeboten und von einer Vielfalt an Couscous, Linsen, Kichererbsen und Bohnen ergänzt. Das Angebot an Gemüsekonserven ähnelt der europäischen Auswahl.
Entsprechend der Beliebtheit von Zucker ist das Angebot an Süßwaren recht umfangreich, wobei traditionell viel Trockenobst wie Datteln, Aprikosen und Feigen angeboten
wird. Lokale Schokolade findet sich neben einem größeren Angebot von Importware. Den
größeren Teil der Süßwaren stellt die Kategorie Confisérie mit und ohne Fettanteil. Das
lokale Gebäck auf der Basis von Mandeln ist berühmt und beliebt, wird aber dennoch von
einigen den französischen und deutschen ähnliche Kekse ergänzt. Salziges beschränkt
sich beim lokalen Angebot auf geröstete und gesalzene Kernen und Hülsenfrüchten und
wird durch ein relativ großes Angebot an Chips, Salzstangen und ähnliches ergänzt.
Fertiggerichte und -mischungen lassen sich wenige finden, ob im Glas, als Tellergericht
oder tiefgefroren. Ein kleines Angebot an Convenience Food wie z.B. Tiefkühlpizzen,
Pommes Frites oder Hähnchen Nuggets besteht; allerdings ist Tiefkühlkost aufgrund der
Anforderungen der Tiefkühlkette wenig verbreitet und nur in den großen Vertriebsstrukturen zu finden. Fertigsaucen bestehen in einer geringen Auswahl von lokalen und internationalen Herstellern.
Die größeren Supermärkte verfügen über ein kleines Feinkostangebot unter anderem aus
Kaviar, Räucherlachs und Entenleber.
67
Generell besteht das Sortiment auch in den Handelsketten überwiegend aus lokalen /
maghrebinischen Produkten. Der Anteil der importierten Produkte beläuft sich auf lediglich
ca. 20%. In den kleinen Gemischtwarenläden sind ausländische Produkte in wesentlich
geringerem Ausmaß vertreten. Tabelle 4.21 zeigt Beispiele einiger lokaler und importierter
Marken und Hersteller.
Tab. 4.21: Beispiele lokaler und importierter Lebensmittel
Kategorie
Beispiele lokaler
Marken / Herstellern
Obst / Gemüse
Les Domaines
Groupe Kantari
Agri Souss
Milchprodukte
La Centrale Laitière Danone
Chergui
Jaouda
Margafrique
Fisch
Joly
Suzanna
Fleisch
Koutoubia
Soßen / verarbeitete Pro- Aicha
dukte
Star
Kaffee / Tee
DuBois
Saumar
Süßwaren / Gebäck / Salzi- Délice
ges
Aiguebelle
Kervan
Pastor Macao
Arcor
Gaumar
Beilagen / Hülsenfrüchte
Mineralwasser / Softdrinks
Tria
Rosana
Sania
Sidi Ali
Beispiele importierter
Marken / Herstellern
Frico
Président
Heinz
Nescafe
Lavazza
Teekanne
Lipton
Ferrero
Ritter
Haribo
Kraft Foods
Nestlé
Lindt
Lays
Crunchips
Uncle Bens
Barilla
Gallo
Volvic
Coca Cola
Eine Konsumstudie aus 200966 zeigte, dass das Herkunftsland der Marke keine all zu
große Rolle spielt. Bei gleichem Preis und Qualität bevorzugen jedoch 65% der Bevölkerung marokkanische Produkte. Bei ausländischen Produkten genießen diejenigen aus
Frankreich bei 59% der Befragten das größte Vertrauen, gefolgt von Deutschland (40%),
Italien (31%), den USA (28%) und Spanien (18%). Produkte aus Japan, China und der
Türkei werden dagegen als wenig vertrauenswürdig angesehen. Es ist allerdings anzunehmen, dass die Studie keinen Querschnitt der marokkanischen Bevölkerung darstellt,
66
DS Marketing (2009)
68
sondern vielmehr das Konsumverhalten des besser gestellten Bevölkerungsanteils, der
Zugang zu den großen Vertriebsstrukturen und importierten Waren hat.
4.5.2 Distribution
Traditionelle Vertriebswege
Die Mehrheit der Bevölkerung kauft bei kleinen Einzelhändlern, auf den Märkten und
Souks ein, auch in den Großstädten. So gibt es in Casablanca ca. 48 Märkte und Souks,
in Agadir sogar 53; in kleineren Städten wie Essaouira zählt man 35 Märkte.67 Mit über
85% Marktanteil und ca. 400.000 Händlern68 ist dieser Vertriebsweg noch mit Abstand der
wichtigste und erreicht vor allem den Teil der Bevölkerung, der über eine schwache Kaufkraft verfügt, nicht motorisiert ist und / oder auf dem Land lebt.
Abb. 4.4: Typischer Markt und Einzelhändler
In jedem Viertel findet man unzählige dieser Lebensmittelhändler, Metzgereien, Gemüsehändler, Bäckereien oder auch Gemischtwarenhändler. Auf einer Verkaufsfläche von 15
bis 50 m² werden hauptsächlich Produkte für den täglichen Gebrauch angeboten, wie
Brot, lokales Gemüse, Milchprodukte, Kaffee, Tee, Zucker und Mehl sowie abgefüllte Getränke, Wasch- und Putzmittel. Preise sind hier in der Regel nicht ausgezeichnet. Als
Gründe für diese anhaltende Beliebtheit der kleinen Vertriebsstrukturen sind zum einen
die niedrigen Preise zu nennen, besonders im Hinblick auf das relative geringe Einkommen vieler Marokkaner. Einige der in den Kleinststrukturen und auf den Märkten angebotenen Produkte kaufen die Händler auf Großmärkten ein, die nicht von den Behörden erfasst sind. Zum anderen spielen auch traditionelle Gründe eine Rolle. Die kleinen Läden
werden als sozialer Ort angesehen, an dem man sich austauscht, verhandelt sowie spezielle Serviceleistungen in Anspruch nehmen kann, z.B. Kredite für Stammkunden etc..69
Demgegenüber stehen das Fehlen sanitären Standards, sowie eine mangelnde Transparenz bezüglich Preisen und Herkunft der Produkte.
67
US Aid (2008)
Oxford Business Group (2009)
69
Metro Cash& Carry (2010)
68
69
Moderne Vertriebswege
Große und mittlere Supermärkte existieren in Marokko erst seit Beginn der 1990er Jahren. Der erste Supermarkt im Jahr 1990 wurde von der Handelskette „Marjane“ eröffnet.
Heute machen Groß- und Supermärkte 12% des Marktanteils aus mit geschätzten 10.500
Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 2,3 Mrd. Euro.70
Bei der modernen mittleren bis großen Vertriebsstruktur werden vier Kategorien unterschieden, wobei die kleinen mittleren Läden im Jahr 2006 mit einer deutlichen Mehrheit
von 39% im Markt vertreten waren. An zweiter Stelle standen mit 26% Marktanteil die so
genannten Supérettes mit 120- 400 m², gefolgt von Supermärkten von der Größe 400 bis
2500 m² mit 18%. Hypermarché mit einer Verkaufsfläche von über 2500 m² sind mit 7%
noch relativ wenig vertreten.71
Im Prinzip teilt sich der Markt in Marokko unter den großen Ketten Marjane, Aswak Assalam, Metro, Acima, Label’Vie und Hanouty auf; im Jahr 2009 kam die französische Kette
Carrefour mittels einer mit der marokkanischen Kette Label’ Vie geschlossenen Partnerschaft auf den Markt und eröffnete die erste Filiale.72
Tab. 4.22: Anzahl und Entwicklung Handelsketten in Marokko 2008
Handelskette
Kategorie
Eigentümer
Marjane*
Aswak
Assalam
Metro
Maroc
Acima*
Hypermarché
Hypermarché
ONA (MA)
Chaabi (MA)
Hypermarché
Supermarché
Supérette
Supermarché
Supérette
Supérette
Label’ Vie
Hanouty
Seit
Umsatz 2008 (in
Mrd. Euro)
1990
1998
Anzahl
Geschäfte
2008
17
8
Metro (D)
1991
8
0,23
ONA (MA)
2001
31
0,16
Hyper S.A.
(MA)
Finance Com
(MA)
2001
29
0,10
2007
170
n.a.
0,66
n.a.
Bis Mitte 2007 hielt der Franzose Auchan jeweils 49% an Acima und Marjane, zog sich
dann aber vollständig aus dem marokkanischen Markt zurück.
Aufgrund der modernen Infrastruktur sowie der dort überdurchschnittlichen Kaufkraft sind
die meisten Läden auf der Achse zwischen den beiden Städten Rabat-Casablanca angesiedelt; aber auch in den großen Städte wie Marrakesch, Agadir und Tanger lassen sich
die Handelsketten zunehmend nieder. Hypermarchés wie Metro und Marjane eröffnen am
Stadtrand und sind weitgehend nur dem motorisierten Teil der Bevölkerung zugänglich.
70
Ministère de L’Industrie, du Commerce et des Novelles Techniques-( 2008-2009).
Label Vie (2008)
72
Label Vie (2008)
71
70
Das Angebot der Supermärkte präsentiert sich dem Verbraucher mit zunehmender Attraktivität. Hierzu zählen Fest- und vor allem ausgeschriebene Preise, ein großes Sortiment,
sowie frische Produkte aus der Gefrier- und Frischeabteilung (z.Bsp. Fleisch- bzw. Milchprodukte).
Der Vertrieb durch Supermärkte ist vor allem für importierte Produkte von großer Bedeutung. Ungefähr 15% bis 20% des Angebots von Supermärkten machen Produkte aus dem
Ausland aus. Die Produkte werden entweder als Eigenmarken direkt von den Handelsketten eingeführt oder über Importeure bezogen. Durch ihre relativ hohen Preise können sie
nicht mit einheimischen Produkten konkurrieren. Somit sind sie für einen Großteil der Bevölkerung nicht erschwinglich. Groß- und Supermärkte sind dabei Strategien zu entwickeln, sich auch in diesem Marktsegment zu etablieren. Hierzu zählt die Entwicklung und
Promotion von preisgünstigen Eigenmarken, sowie bewusst Niederlassungen in Viertel,
die noch überwiegend von traditionellen Läden und Märkten geprägt sind.73
Im Zuge dieser Entwicklung drängen seit 2008 auch Hard-Discounter auf den Markt. Die
türkische Kette BIM, eine Kopie des Konzeptes ALDI, hat innerhalb einer Periode von
zwei Jahren 32 neue Märkte eröffnet. Die deutsche Kette LIDL ist gerade dabei sich in der
Stadt Fès zu etablieren.74
4.5.3 Konsumverhalten
Ess- und Kochgewohnheiten
Die Essgewohnheiten sind vor allem durch eine mediterrane Küche im Allgemeinen geprägt, dennoch überwiegt der Konsum von Getreideprodukten. Insgesamt 62% der Ernährung wird durch Getreide gedeckt. Überdies ist der hohe Anteil an Zucker, von 11% an der
Ernährung auffallend. Pflanzliches Öl kommt ebenfalls auf einen hohen Prozentsatz von
8%. Obst und Gemüse rangiert mit jeweils 3% weit hinter diesen Ernährungsbausteinen.
Der Fleischkonsum fällt mit 3% gleich gering aus75. Durchschnittlich konsumiert der Marokkaner 28,8 kg Fleisch pro Jahr. Davon 11,4 kg Rindfleisch und 13,4 kg Geflügel, der
restliche Anteil fällt auf den Konsum von Hammel- bzw. Lammfleisch.76
73
Clair, F. (2008)
Anastassov, A. (2008)
75
CIHEAM (2008)
76
Ministère d’Agriculture et de la Pêche Maritime (2009)
74
71
Abb. 4.5: Zusammensetzung der Ernährung
Gemüse
3%
Obst
3%
Andere
10%
Fleisch
3%
Getreide
62%
Pflanzliche Öle
8%
Zucker
11%
Quelle: CIHEAM (2008)
Wenn Gemüse konsumiert wird, dann überwiegend Tomaten, Karotten, Zwiebeln; bei
Obst dominieren Orangen, Mandarinen, Bananen und Äpfel. Bei den pflanzlichen Ölen
handelt es sich meistens um Olivenöl, gesättigte Fette werden dagegen wenig verwendet.
Auffallend wenig konsumiert werden alle Arten von Milchprodukten. Alkohol wird wenig
getrunken, da die islamische Religion den Konsum offiziell verbietet.77
Mit dem ansteigenden Lebensniveau haben sich in den letzen Jahren auch die Ausgaben
für Nahrungsmittel verändert. Während für Getreide im Jahr 1985 noch der größte Ausgabenanteil anfiel (23%), belief sich dieser im Jahr 2007 auf nur 18% und machte damit den
ersten Rang frei für Fleisch (25% in 2007 im Vergleich zu 21% in 1985) gefolgt von Obst
und Gemüse (resp. 19%, 17%).78
Das Kochen nimmt in traditionellen Haushalten eine zentrale Rolle ein und ist für die
Frauen eine zeitintensive Beschäftigung. Dementsprechend wird alles frisch zubereitet
und nur wenig mit Fertigprodukten (falls diese für den Haushalt überhaupt erschwinglich
sind) ergänzt. In modernen, westlich orientierten und finanziell besser situierten Haushalten der oberen Mittelschicht spielen importierte und fertige Produkte eine etwas größere
Rolle. Da jedoch diese Haushalte sehr häufig eine Haushälterin beschäftigen, die auch
teilweise die Einkäufe und das Kochen erledigt, greifen auch hier das traditionelle Einkaufen auf den Märkten und bei den kleinen Einzelhändlern sowie das aufwändige Kochen.
Einkaufsverhalten
Das Konsumverhalten der marokkanischen Bevölkerung hängt zum einen von Einkommen und Kaufkraft der Haushalte und zum anderen von der geographischen Lage des
77
78
Anzid, K. et al. (2009)
Food Magazin (2008)
72
Wohnsitzes ab. Besonders groß fällt hierbei der Unterschied zwischen urbanen und ruralen Gebieten aus. Während in städtischen Regionen im Durchschnitt jährlich pro Haushalt
5.260 Euro (438 Euro im Monat) für die Ernährung ausgegeben wird sind es auf dem
Land lediglich 3.035 Euro (253 Euro pro Monat). Als Gründe sind vor allem die gestiegene
Kaufkraft der städtischen Bevölkerung anzuführen, sowie die Tatsache, dass eine geringere Auswahl an Produkten auf dem Land erhältlich sind.
Der in den 1980er Jahren einsetzenden Europäisierung des Konsumverhaltens der städtischen Mittelschicht ist es unter anderem geschuldet, dass sich die moderne Vertriebsstruktur über Handelsketten und Supermärkte seit den 1990er Jahren in Marokko etablieren konnte. Auch heute stellt die neue Mittelschicht, die mit einem monatlichen Einkommen von ca. 1.000 Euro (in 2006) weit über dem nationalen Durchschnitt liegt, die Zielgruppe der Supermärkte dar.
Mit dem ansteigenden Lebensniveau haben sich in den letzen Jahren auch die Ausgaben
für Nahrungsmittel verändert. Während für Getreide im Jahr 1985 noch der größte Ausgabenanteil anfiel (23%), belief sich dieser im Jahr 2007 auf nur 18% und machte damit den
ersten Rang frei für Fleisch (25% in 2007 im Vergleich zu 21% in 1985) gefolgt von Obst
und Gemüse (resp. 19%, 17%).79 Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass ca. 15%
der Bevölkerung über die finanziellen Mittel verfügen, importierte Lebensmittel zu den
vergleichsweise hohen Preisen einzukaufen. Ein durchschnittlicher Einkauf bei Label Vie
und Acima belief sich in 2008 auf 10 bis 12 Euro.80 Bei Marjane gaben die Kunden ca. 24
Euro pro Besuch aus.
4.5.4 Marketing
Werbung
Die Werbebranche insgesamt in Marokko belief sich in 2008 auf ein Volumen von 378
Millionen Euro (+ 23% zu 2007). Während die Ausgaben für Fernsehwerbung bei 204 Mio.
Euro lagen und nur geringfügig angestiegen waren, profitierten vor allem die Print- und
Radiowerbung vom Wachstum der Branche: 95 Mio. Euro fielen der Presse zu (22%
Marktanteil, 88 Mio. Euro (20% Marktanteil) gingen an die Plakatwerbung und 48 Mio Euro (11% Marktanteil) an die Radiowerbung, die dank der zunehmenden Motorisierung im
Aufschwung ist. Die größten Werbebudgets in der Lebensmittelbranche hatten Centrale
Laiterie Danone mit ca. 10 Mio. Euro, Coca Cola und Unilever mit ca. 9 Mio. Euro.81
Der Umfang von Werbeanzeigen für Lebensmittel in Zeitschriften befindet sich noch auf
niedrigerem Niveau im Vergleich zu Europa. Neben den Printmedien wirbt die Lebensmittelindustrie mit Plakaten und im Fernsehen. Als einflussreichster Werbekanal gilt in Marokko jedoch die Mund zu Mund Propaganda. Große Kampagnen, die das Produkt auf
einen Schlag bekannt machen und Gesprächsstoff bieten, sind erfolgsträchtiger als eine
schleichende Bewerbung des Produkts.
79
Food Magazin (2008)
Lavel Vie (2008a), Oxford Business Group (2009)
81
Oxford Business Group (2009)
80
73
Abb. 4.6: Beispiele lokaler Werbeanzeigen
Zielgruppe für Marketing im Lebensmittelbereich sind eindeutig Frauen. Werbung spricht
sowohl traditionell marokkanische Frauen als auch westlich orientierte Frauen, vor allem
im Bereich der Fertigprodukte, an. Der Großteil aller Werbeanzeigen ist in Französischer
wie auch in arabischer Sprache verfasst. Vereinzelt finden sich auch einsprachige Anzeigen, abhängig vom Medium ihrer Veröffentlichung.
Promotion
Promotionskampagnen sind ein beliebtes Mittel der
Handelsketten, um Kunden anzulocken. So führte z.B.
die Kette Label Vie allein in 2008 40 Kampagnen wie
z.B. Verlosungen und Sonderrabatte auf die Einkäufe
zu besonderen Anlässen. Beginn und Ende des Ramadan (in 2009 Mitte August und Mitte September), das
islamische Hammelfest (ähnliche Relevanz wie das
christliche Weihnachten), und die Feiertage zum Jahreswechsel nach europäischem Kalender werden gerne
mit Sonderangeboten eingerahmt. Nebenstehend eine
Promotionkampagne zum Hammelfest.
Preis
Aus Kundensicht stehen bei der Auswahl der Produkte der Preis an erster Stelle (88%);
dementsprechend rangiert auch z.B. bei der Handelkette Label Vie (kein Discounter) der
Preis als Wettbewerbsinstrument ganz oben. Die Qualität nennen die Kunden an zweiter
Stelle als Element der Kaufentscheidung (83%) gefolgt von der Marke (65%). Die folgende Tabelle gibt einige Preisbeispiele für gängige Produkte in einem Hypermarché in Casablanca.
74
Folgende Preise wurden im Februar in einem Hypermarché in Casablanca angeboten:
Tab. 4.23: Preisbeispiele Lebensmittel
Produkt
Schokolade 100 g
Nudeln 500 g
Couscous 1 kg
Zucker 1 kg
Orangensaft 1 l
Kaffee 250 g
Äpfel / Birnen 1 kg
Ananas 1 kg
Bananen 1 kg
Paprika
Gurken
Rote Beete
Ganzes Hähnchen 1 kg
Putenfilet 1 kg
Mortadella 500g
Lachs Frisch 1 kg
Brot 400 g
Gouda 100 g
Milch 1 l
Mehl 5 kg
Preis lokales Produkt
(in Euro)
0,50
1,16
0,90 – 1,30
0,50
1,50
1,50
1,50
1,60
0,90
1,30
1,00
0,50
2,40
2,90
1,10- 2,20
9,40
0,40- 0,90
1,15
0,90
3,10
Preis importiertes Produkt
(in Euro)
1,80
1,80
2,70
2,30
1,10
Verpackung
Viele Produkte, vor allem auf den Märkten, werden lose angeboten: Obst und Gemüse,
Fleisch, Reis, Hülsenfrüchte, Oliven und Gewürze. In den kleinen Läden und den Supermärkten variieren von Kleinstmengen bis zu Supergrößen. Auch wenn Haushalte i.d.R.
aus größeren Familien bestehen für die in entsprechenden Mengen eingekauft wird, finden die kleineren Packungsgrößen Anklang, da sie weniger Kapital binden. Günstige
Grundnahrungsmittel wie Mehl, Couscous oder Zucker werden auch in Einheiten von
mehren Kilogramm angeboten. Die Anforderungen an die Beschriftung der Verpackung
sind gesetzlich geregelt.82 Erforderlich sind Name und Sitz des Herstellers oder Importeurs, Herkunftsland, Angaben der Inhaltsstoffe, Nettogewicht, Produktions- und Verfallsdatum und Hinweise zur Aufbewahrung und evtl. der Anwendung. Die Beschriftung in
arabischer Sprache ist obligatorisch; die zweisprachige Ausführung mit Französisch ist
empfehlenswert.
82
Verordnung 2-01-1016 vom 06.06.2002, Bulletin Officiel No 50100
75
4.5.5 Import
Der Import von Lebensmitteln erfolgt hauptsächlich über Importeure und Distributoren die
i.d.R. die Hersteller zum Potenzial des Produkts, dessen Positionierung im Markt beraten
und die Listung bei den Handelsketten übernehmen. Tabelle 4.24 zeigt einige dieser Importeure.
Tab. 4.24: Importeure Lebensmittel
Importeur
Produktportfolio
Extaport Company S.A.R.L.
Milcherzeugnisse, Samen, Konfitüren, Gelees, Meeresfrüchte
Procodi S.A.R.L.
Süßwaren
Foods & Goods
Spirituosen, Nahrungsmittel
ETS Boulaid PP
Tee, Kaffee, Getränke
Jessy Diffussion
Nahrungsmittel, Feinkost
Sitz
Casablanca
Casablanca
Casablanca
Casablanca
Casablanca
Der Großteil der Lebensmittel wird mit 49% bezollt, z.B. Gebäck, Nudeln, Gemüse, Backwaren, Obst und Süßigkeiten. Auf Milch und Milchprodukte fallen 102% an, auf Fleisch bis
zu 304%.
4.5.6 Trends und Marktchancen
Im internationalen Vergleich zählt der marokkanische Markt mit Tunesien und Ägypten zu
der Spitzengruppe der sich entwickelnden Märkte. 2009 fiel Marokko allerdings von Platz
15 in 2007 auf Platz 19 laut des von AT Kearney jährlich erstellten Global Retail Development Index zurück.
Die Herausforderungen, mit denen sich der Handel konfrontiert sieht, sind
-
Der Mangel an geeigneten Standorten, die adäquat an eine Infrastruktur angebunden sind.
-
Die sinkenden Margen für Nahrungsmittel.
-
Die Vielfalt der Zwischenhändler und die mangelnde Organisation der Branche in
Interessenverbänden.
-
Der Mangel an qualifiziertem Personal.83
Die Modernisierung des Handels soll jedoch mit dem Regierungsprogramm „Rawaj Vision
2020“ weiter vorangetrieben werden. Das ambitionierte Projekt wird Handelsministerium
zusammen mit den Handelskammern und dem Berufsverband der Einzelhändler betrieben und möchte mit einem Maßnahmenpaket von 81 Millionen Euro den Jahresumsatz
des gesamten Sektors bis 2020 auf 15,5 Milliarden Euro zu erhöhen, was eine Verdreifachung des aktuellen Umsatzes bedeutet.84 Im Zentrum steht die Verbesserung der Situa-
83
84
Label Vie (2008)
Ministère de L’Industrie, du Commerce et des Nouvelles Techniques
76
tion der kleinen und mittleren unabhängigen Einzelhändler, die Modernisierung und Standardisierung des Sektors. Ziel ist es, bis 2020 600 kleine und mittelgroße Läden sowie 50
Hypermarchés entstehen zu lassen, die 80.000 Arbeitsplätze schaffen. Metro Maroc beteiligt sich im Interesse dieser Kundschaft an der Umsetzung des Plans, indem es ihre
Qualifizierung durch Weitergabe von Wissen unterstützt.
Die steigenden Bevölkerungszahlen – für den Zeitraum von 2005 bis 2015 schätzen die
Vereinten Nationen das Wachstum in Marokko auf 12,5% - zusammen mit dem steigenden Lebensniveau, der Verstädterung (geschätzt 65% in 2015) bedeuten für den modernen Lebensmittelhandel eine wachsende Klientel. Neben diesen quantitativen Veränderungen erwartet man auch steigende qualitative Ansprüche.
In den größeren Städten wie Casablanca, Rabat und Marrakesch setzt derzeit eine neue
Entwicklung ein. In Reaktion auf mehr und mehr wohlhabende Kunden eröffnet eine ansteigende Zahl von spezialisierten Feinkostläden, mit ausgewählten lokalen und ausländischen Produkten85, wie z.B. die Feinkostkette Fauchon, Neuhaus Pralinen oder der Nescafé Store. Solche Spezialitätenläden mit dem entsprechenden Ambiente sind bei der
kaufkräftigen Klientel sehr beliebt.
Zudem eröffnet das steigende Bewusstsein für Lebensmittelhygiene, die Nachfrage nach
einer größeren Produktvielfalt gebündelt auf einer einzigen kundenfreundlichen Verkaufsstelle, sowie die Nachfrage nach einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis Chancen auf
dem marokkanischen Markt.
85
Anastassov.A (2008)
77
5
Plan Maroc Vert: Chance für den Markteintritt
Gehen die Pläne der Regierung auf, steht Marokkos Landwirtschaft vor einem grundlegenden Wandel. Die Modernisierung und Restrukturierung des Sektors soll das Land anschlussfähig an die Weltwirtschaft machen und die sozialen Herausforderungen im Inneren überwinden – allen voran die Armut unter der Landbevölkerung eindämmen und die
Nahrungsmittelversorgung sichern. Der Plan Maroc Vert ist das bislang umfassendste
Reformvorhaben. Es konzertiert die finanzielle und strukturelle Förderung, indem Organisationen neu geschaffen oder umstrukturiert werden. Es öffnet den Markt für die nötigen
Produktionsfaktoren und möchte Marokkos Landwirtschaft professionalisieren. Die gezielte Ansprache der zwei Zielgruppen, moderne Großbetriebe und die traditionelle Landwirte, verspricht eine Annäherung der beiden Landwirtschaften. Das Vorhaben setzt auf die
Zusammenarbeit von Staat und Wirtschaft, von nationalen und internationalen Investoren.
Der Plan Maroc Vert wurde im Frühjahr 2008 verabschiedet, bislang gibt es noch keine
offizielle Zwischenbilanz. Die Agentur für landwirtschaftliche Entwicklung (ADA), die eigens für die Begleitung des PMV geschaffen wurde, wird planmäßig im Sommer 2010 die
erste Evaluierung durchführen. Auf der Ebene der modernen Landwirtschaft sind bereits
durchaus Entwicklungen erkennbar; so wurden z.B. zwischen Staat und den Vertretern
der Geflügelproduktion, des Zitrusfrüchte- und des Zuckeranbaus Vereinbarungen über
Investitionen getroffen.
Schwer nachzuvollziehen ist jedoch, ob die geplanten Maßnahmen bis auf die Ebene der
mittleren und kleinen landwirtschaftlichen Betriebe durchdringen. Wie eine Befragung Mitte letzten Jahres86 zeigte, waren dessen Inhalte nur teilweise und nur bei der Hälfte der
befragten großen und kleinen Betriebe bekannt. Nur 33% der Großbetriebe waren über
die Möglichkeiten der Finanzierung informiert. Vom Ansatz der zwei Säulen, der Neustrukturierung der Sektoren oder den Entwicklungspläne für einzelne Regionen wusste nur
eine Minderheit. Besonders bei den Kleinbauern herrschte ein enormer Informationsmangel: über die Hälfte gab an, nichts über den PMV zu wissen. Mit der Einrichtung der ADA
im Frühjahr des vergangenen Jahres, die unter anderem für den Plan Maroc wirbt, dürfte
sich der Informationsstand bei den Akteuren deutlich verbessert haben.
Bereits im letzten Jahren waren einige Aggregationsprojekte von Großbetrieben zusammen mit kleinen Landwirten angelaufen. Als Motivation gaben die Großbetriebe an, mehr
Agrarprodukte zur Weiterverarbeitung zu bekommen, die ihren Qualitätsanforderungen
entsprechen. Die Kleinbauern sahen in der Kooperation vor allem die Chance, ihre Absätze zu sichern und von der Professionalisierung der Großen zu lernen und zu profitieren.
Die Erwartungen lagen also ganz im Sinne des Plan Maroc Vert. Die von den Großbetrieben vorgebrachten Kritikpunkte waren die Unzuverlässigkeit der Qualität der zugelieferten
Produkte; die kleinen Landwirte fühlten sich dagegen oft in ein Abhängigkeitsverhältnis
gedrängt, in dem nicht ausreichend kommuniziert wurde. Fast 60% der Befragten beider
Seiten bewerteten ihre Erfahrungen in der Aggregation dennoch als positiv.
Doch in der öffentlichen Debatte bleibt der Plan Maroc Vert nicht frei von Kritik. Man diskutiert, ob die Vorhaben nicht allein zu Gunsten der modernen Großbetriebe sind, und die
kleinen Landwirte dabei ins Hintertreffen geraten. Bereits die Unterscheidung der land-
86
Bouabid (2009)
78
wirtschaftlichen Betriebe in zwei Klassen, die produktiven Großbetriebe und die traditionellen Landwirte, könnte den Sektor mehr spalten als einen. Auch scheinen manche Ziele
nicht leicht vereinbar. Auf der einen Seite müssen enorme Investitionen in die Bewässerung und in Wasseraufbereitungsanlagen getätigt werden, damit der schon heute bedrohliche Wassermangel den Sektor nicht lähmt. Niederschlagsabhängige Kulturen wie das
Getreide werden zurück gebaut, um Oliven Platz zu machen. Auf der anderen Seite soll
die Fleischproduktion um 75% gesteigert werden. Diese benötigt pro Tonne Ertrag die 30fache Menge Wasser im Vergleich zu Getreide, sogar die 85-fache Menge im Vergleich
zu Oliven87 und ist damit eine Gefahr für die Wasserbilanz des Sektors.
Wie die angestrebte Professionalisierung des Sektors in der Kürze der Zeit erreicht werden soll, scheint noch nicht vollständig geklärt. Allein die angestrebte Ausstattung mit modernen Produktionsmitteln – sofern diese bei den traditionell arbeitenden Landwirten stattfinden wird – heißt nicht, dass diese auch professionell zum Einsatz kommen. Sicherlich
soll das Modell der Aggregation den Wissenstransfer zwischen moderner und traditioneller Landwirtschaft gewährleisten. Dafür bedarf es jedoch des Engagements der beiden
Seiten, formalisierte Transferprogramme und vor allem Zeit. Zeit, in der auch das nationale Bildungssystem die Grundlagen schaffen muss, damit die künftige Generation der
Landwirte Zugang zu Schulabschlüssen und einer Berufsbildung hat.
Die Kommunikation über die genauen Inhalte des Plan Maroc Vert und über die Kriterien,
die bei der Auswahl der zu fördernden Projekte angelegt werden, ist noch ausbaufähig.88
Auch die Regionalplanung für die einzelnen Subsektoren lässt einige Fragen unbeantwortet.
Dennoch, der Plan Maroc Vert sorgt für Aufbruchstimmung und Zuversicht in die Entwicklung der Landwirtschaft. Diese Dynamik wird sicherlich bei vielen Betrieben und Landwirten dafür sorgen, die ambitionierten Ziele der Regierung in Angriff zu nehmen. Zudem
entsteht durch die kontinuierliche Erwähnung des Plan Maroc Vert in der Presse ein enormer Druck, den selbst auferlegten Ansprüchen standzuhalten. Alles und jeder, der zur
Erreichung der ehrgeizigen Ziele beitragen kann, wird den Initiatoren der Reform willkommen sein.
In den einzelnen Kapiteln wurde deutlich, welche Chancen der Plan Maroc Vert für Investoren, Importeure und Exporteure bietet: Um sich von der Macht der unberechenbaren
Niederschläge befreien zu können, werden Bewässerungsanlangen und Wasseraufbereitungsanlagen installiert werden müssen. Die anvisierten Ertragssteigerungen erfordern
eine stärkere Mechanisierung, hochwertige Pflanzen, und effektive Agrochemie. Der Sektor der Tierproduktion wird auf den Einkauf besserer Tiergenetik und modernerer Betriebsausstattung zurückgreifen müssen, sollen die Produktionsziele erreicht werden. Der
Lebensmittelhandel befindet sich im Aufbau und die Kunden werden mit steigendem Lebensniveau hochwertigere Produkte und solche, die nicht auf dem lokalen Markt angeboten werden, nachfragen.
Auch wenn der Markt für einige Produkte erst im Entstehen begriffen ist, muss der Markteinstieg frühzeitig stattfinden. Geschäftsbeziehungen in Marokko benötigen Zeit um zu
fruchten; die Präsenz vor Ort ist entscheidend. Persönliche Besuche und Auftritte auf
87
88
Weltbank
Aloui (2009)
79
Messen wie z.B. der SIAM, Marokkos größter Landwirtschaftsmesse, legen den Grundstein für die weitere Zusammenarbeit mit lokalen Partnern. Denn die persönlichen Beziehungen spielen bei der Handlungsfähigkeit eines Unternehmens eine enorme Rolle; so
wird es immer einfacher gelingen, über einen Intermediär, der den Markt, seine Strukturen
und wichtigen Akteure kennt, Fuß zu fassen. Es darf jedoch nicht davon ausgegangen
werden, dass sich die Produkte selbsterklärend im Markt etablieren werden. Die Unternehmen sollten in Erwägung ziehen, den Landwirten Schulungen zu den Produkten anzubieten. Bei dem großen Teil der traditionellen Landwirtschaft besteht Informationsbedarf
zu modernen Produktionsmethoden; die damit entstehende Mund zu Mund Propaganda
ist ein wesentlicher Werbekanal, der nicht unterschätzt werden sollte.
Unternehmen, die entlang der Ziele des Plan Maroc Vert investieren wollen, können sich
direkt an die Agentur für landwirtschaftliche Entwicklung (ADA) oder an die Regional- und
Provinzdirektionen wenden (Kontakte im Anhang). Das Wissen darum, welche Sektoren
der Plan Maroc Vert entwickeln möchten und welche Subventionen den lokalen Partnern
dazu zur Verfügung stehen, wird nur von Vorteil sein. Die Büros können dann dabei unterstützen, Finanzierungshilfen zu beantragen und lokale Partner für die Zusammenarbeit
zu finden.
Selbstverständlich steht die AHK Marokko als Ansprechpartner für Informationen zum
marokkanischen Markt zur Verfügung. Mit ihrer lokalen Kompetenz berät und unterstützt
sie die Unternehmen bei ihren Investitionen, Importen oder Einkäufen.
80
6 Ansprechpartner
Deutsche Einrichtungen in Marokko
Institution
Kontakt
Homepage
Deutsche Industrie- und Handelskammer
140 Bd. Zerktouni, 6ème Etage http://marokko.ahk.de
20070 Casablanca
Tel.: +212 (0) 5 22 42 94 00
Fax: +212 (0) 5 22 47 53 99
Email: [email protected]
Deutsche Botschaft
7, Zankat Madnine
10000 Rabat
www.rabat.diplo.de
Tel.: +212 (0) 537 2186-00
Fax: +212 (0) 537 7068-51
Staatliche Institutionen in Marokko
Institution
Name auf Deutsch
Homepage
Ministère de l'Agriculture et de Ministerium für Landwirtschaft
la Pêche Maritime
und Hochseefischerei
Seite im Aufbau
+212 537 760102
Agence pour le Développement Agricole
Agentur für landwirtschaftliche
Entwicklung
Keine Seite
+212 537 670991
Ministère de Commerce
Extérieur
Ministerium für Außenhandel
www.mce.gov.ma
Ministère de l'Economie et de
Finances
Ministerium für Wirtschaft und
Finanzen
www.finances.gov.ma
Ministère d'Industrie, du
Commerce et des Nouvelle
Technologies
Ministerium für Industrie, Handel und neue Technologien
www.mcinet.gov.ma
Ministère de l’Intérieur
Innenministerium
www.cri.ma
Office des Changes
Büro für Außenhandel
www.oc.gov.ma
Douane
Zollbehörde
www.douane.gov.ma
81
Wichtige Interessenvereinigungen
Interessenvereinigung
Name auf Deutsch
Homepage
AMIMA
Association des Marchands
Importateurs de Matériel Agricole
ANEB
Association Nationale des
Eleveurs de Bovin
Vereinigung der Handelsimpor- Seite im Aufbau
teure für Landtechnik
APEFEL
Association Marocaine des
Producteurs et Exporteurs de
Fruits et Légumes
Marokkanischer Verband der
Obst und Gemüse Hersteller
und Exporteure
www.apefel.com
ASPAM
Associations des Producteurs
d'Agrumes du Maroc
Verband der Zitrusfruchtanbauer in Marokko
Seite im Aufbau
CETIA
Centre Technique des
Industries Agroalimentaires
Technisches Zentrum der
Nahrungsmittelindustrie
www.cetia.ma
COMADER
Confédération Marocaine de
Développement Agricole
Marokkanische Vereinigung für Seite im Aufbau
Agrarentwicklung
EACCE
Etablissement Autonome de
Contrôle et de Coordination
des Exportations
FENAGRI
Fédération National de l'Agroalimentaire
Autonome Behörde für Kontrol- www.eacce.org.ma
le
und Koordinierung der Exporte
Nationaler Verband der Rinder- www.amppmaroc.org
züchter
Nationaler Nahrungsmittelverband
FISA
Interprofessioneller Verband
Féderation Interprofessionelle der Geflügelzucht
du Secteur Avicole
www.fenagri.org
www.fisa.org.ma
FICOPAM
Industrieverband für Konserven www.ficopam.ma
Fédération des Industries de
landwirtschaftlicher Produkte in
Conserve des Produits Agrico- Marokko
les du Maroc
Maroc Export
Centre Marocain de Promotion des Exportations
Zentrum für Promotion marokkanischer Exporte
www.marocexport.ma
ONICL
Office National Interprofessionnel des Céréales et des
Légumineuses
SONACOS
Société Nationale de Commercialisation de Semences,
Nationaler Verband für den
Anbau für Getreide und Hülsenfrüchten
www.onicl.org.ma
staatliches Saatgutunternehmen
www.sonacos.ma
82
Provinzdirektionen des Agrarministeriums (DPA)
DPA
Agadir
Al Hoceima
Azila
Beni Mellal
Boulemane
Bensimane
Boujdour
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05 35 58 60 27
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05 23 45 80 35 [email protected]
0523 48 28 26 bmella@menara-ma
05 35 58 53 13 [email protected]
05 23 29 19 61 dpanesil,[email protected]
[email protected]
05 28 89 62 36 [email protected]
05 22 24 77 85 [email protected]
05 39 98 61 26 [email protected]
05 24 35 34 97 [email protected]
[email protected]
05 28 89 73 09 [email protected]
05 28 89 73 09 [email protected]
05 35 54 31 32 [email protected]
05 24 78 48 42 [email protected]
05 24 41 20 52 [email protected]
05 35 62 46 80 [email protected]
05 36 79 81 83 [email protected]
05 28 87 21 59 [email protected]
05035 56 21
[email protected]
94
05 37 55 26 08 [email protected]
05 23 56 19 10 [email protected]
05 35 58 67 09 [email protected]
05 28 89 31 86 [email protected]
05 24 44 78 20 [email protected]
83
Meknès
Nador
Oujda
Rabat
Safi
Sefrou
Settat
Semara
Sidi Kacem
Tanger
Tetouan
Taza
Tiznit
Tata
Taounate
Tantan
05 35 52 12 92
05 35 52 08 71
05 36 60 64 13
05 36 60 64 14
05 36 68 31 39
05 37 75 98 00
05 24 62 49 61
05 24 62 31 88
05 35 68 26 73
05 23 40 22 87
05 28 89 97 95
05 37 59 38 06
05 39 94 02 06
05 39 94 01 80
05 39 96 50 03
05 39 96 57 22
05 35 67 32 32
05 35 67 31 96
05 28 86 20 76
05 28 86 54 58
05 28 80 20 90
05 35 62 76 92
05 35 68 80 26
05 28 87 75 44
05 28 87 75 11
05 24 44 78 20 [email protected]
05 36 33 14 81 [email protected]
05 36 68 49
[email protected]
02
05 37 75 22 71 [email protected]
05 24 62 29 34 [email protected]
05 35 68 26 74
05 23 40 35 13
05 28 89 97 94
05 37 59 30 46
05 37 59 30 46
[email protected]
[email protected]
[email protected]
[email protected]
[email protected]
05 39 96 29 91 tetouan@menara.
05 35 67 36 38 dpa.taza@menara-ma
05 28 86 24 23 [email protected]
05 28 80 20 57 [email protected]
05 35 62 76 91 [email protected]
05 28 87 73 70 [email protected]
84
Konsultierte Experten
Unternehmen/ Institution
Experte- Kontakt
Funktion
ADA
Agence pour le Développement Agricole
Hakim TAZI
Direktor Projektplanung
BASF
Tel.: +212 (0) 537 67 79 67
Mobil: +212 (0) 661 69 50 30
E-Mail :[email protected]
[email protected]
Mohammed CHETOUANI
Bayer CropScience
7, Rue des Orchidées
20250 Aïn Sebâa
Casablanca
Tel : +212 522 66 94 05
Mobil :+212 522 35 01 36
E-Mail : [email protected]
Eric BUREAU
Crédit Agricole
du Maroc
Crédit Agricole
du Maroc
Food Magazin
Regionalmanager
Marokko-AlgerienTunesien
Managing Director
Tours Balzac
Angle Bd d’Anfa & Rue de L’Espargne
20050 Casablanca
Tel : +212 522 95 48 10
Mobil : +212 661 32 91 36
E-Mail : [email protected]
Abdel Hakim HAIMEUR
Direktor CA Agri Business
Place des Alaouites
B.P. 49 Rabat
Tel : +212 (0) 522 47 75 74
Mobil: +212 (0) 665 28 02 26
[email protected]
Abdelilah SAIDI
Abteilungsleiter spezialisiert auf GetreidePlace des Alaouites
und Pflanzenanbau
B.P. 49 Rabat
Tel : +212 (0) 537 20 96 77
E-Mail: [email protected]
Fr. Florence CLAIR
Chefredakteurin
119, Avenue des F.A.R.
Espace Sofia, B1
20 000 Casablanca
Tel : + 212 (0) 522 54 47 20
E-Mail : f.clair@ foodmagazine.ma
85
Magideutz
Bernd Breves
Geschäftsführer
6,Rue Sergent Khalich
20 300 Casablanca
Tel: +212 522 30 06 06
E-Mail: [email protected]
Masterrind
Salah AWADA
Regionalmanager
355, Bd MedV, Espace Yousra
20 000 Casablanca
Tel:
+ 212 (0) 522 63 34 30
Mobile: + 212 (0) 661 21 32 5
Metro Cash& Carry
Morocco
Younes ALAMI
Qualitätsmanagement
Route Secondaire 1029
Minicipalité Sidi Ma1arouf
20 180 Casablanca
Tel : +212 (0) 22 63 98 98
E-Mail : [email protected]
Ministère de l'Agricultu- Abdenahinau BENHEKHAL
re et de la Pêche Maritime
Rabat
Tel:
+212 (0) 537 29 29 42
Mobile: +212 (0) 661 56 02 63
Promoseeds
Mohammed BENNANI
Leiter der Divison für
Tierproduktion
Geschäftsführer
Km 4 rte Tamessna
A.Atik
Rabat
Tel: +212 (0) 537 29 057 5
Socopim
Mohammed DEROUICH
Geschäftsführer
5 rue Amir Abdelkader
20300 Casablanca
Tel:
+212 522 63 37 00
Mobile: +212 679 89 55 11
E-Mail: mohammed.derouich_at_
premium.net.ma
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e-02
88
Herausgeber
Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV)
Wilhelmstr. 54
10117 Berlin
Die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Marokko
Ansprechpartner
Referat 624 (Internationale Projekte,
Koordinierung der Exportangelegenheiten)
Wilhelmstr. 54
10117 Berlin
Tel.: +49-(0)30-18529-4654
Text
Deutsche Industrie- und Handelskammer in Marokko
140, Bd Zerktouni, 6ème étage
20 070 Casablanca/Marokko
Tel.: +212 (522) 42 94 00 / 01
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E-Mail: [email protected]
Umschlagsgestaltung
design_idee, büro_für_gestaltung, Erfurt
Druck
BMELV, April 2010
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter
www.bmelv.de oder www.agrarexportfoerderung.de
Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ist
für den Inhalt der Studie nicht verantwortlich. Es werden ausschließlich Meinungen und
Auffassungen des Verfassers wiedergegeben.
US_Marokko_zD.indd 1
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