„Ein Leuchtturm geht auf Reisen“

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„Ein Leuchtturm geht auf Reisen“
„Ein Leuchtturm geht
auf Reisen“
Leuchtturm
Eversand
Der Leuchtturm Eversand wechselt seinen Standort:
Abb. 1: Transport im Flachwasser
Der 34,78 m hohe Leuchtturm "Eversand Oberfeuer" wurde von TAGU - stehend - von der Außenweser ans Festland nach Dorum-Neufeld im
Kreis Cuxhaven versetzt.
Im August 2002 wurde TAGU beauftragt, das Versetzen des Leuchtturms "Eversand Oberfeuers" von
der Außenweser an das 40 km entfernte DorumNeufeld durchzuführen. In Auftrag gegeben wurde
die Erstellung der neuen, tiefgegründeten Leuchtturmfundamente in Dorum-Neufeld, die Errichtung
einer ca. 100m langen Seebrücke zum neuen Turmstandort und die eigentlichen Versetzarbeiten.
Das ursprüngliche Versetzungskonzept sah vor, den
ca. 120 t schweren Leuchtturm an seiner alten Position in der Außenweser mittels eines flachgehenden
Pontons, der mit einer Krankapazität von ca. 500 nt
auszurüsten war, im ganzen Stück anzuheben und
an Bord des Pontons zu stellen, um ihn dann zum
etwa 40 km entfernten neuen Standort zu schleppen. Dort sollte der Turm dann mit Hilfe des Krans
auf dem Ponton auf die neuen Fundamente abgesetzt werden.
Nach Auftragserteilung und Abschluss der arbeitsvorbereitenden Detailplanungen wurde dieses Konzept aufgrund der auch bei Hochwasser zu geringen
Wassertiefe verlassen und durch das von der TAGU
entwickelte „kranlose Transportkonzept“ ersetzt.
Dieses Transportkonzept musste im Wesentlichen
folgende Bedingungen erfüllen:
•
•
Die Schwimmkörper (Pontons) mit Ladung
(Leuchtturm) durften eine Eintauchtiefe von 80
cm nicht überschreiten.
Die Transportsicherheit und Schwimmstabilität
des Transportgerätes mit dem stehenden Turm
musste gewährleistet werden.
Die letztendlich zündende Idee war folgende:
Der Leuchtturm wurde nicht mehr mit einem zu
schweren und entsprechend tiefgehenden Kran, sondern mit einem Traggestell unter Nutzung der Auftriebskraft der Schwimmkörper (Pontons) bei Flut
angehoben und nach dem Aufschwimmen auf dem
Wasserweg verholt.. Die Transportpontons wurden
wie ein Katamaran nebeneinander angeordnet. Der
Freiraum zwischen den Pontons betrug 15,50 m. Das
Traggestell aus Rohren stand dabei auf einer Rahmenkonstruktion, die sich jeweils mittig auf den Ponton stützte. Unter dem oberen Tragrahmen des
Leuchtturms wurde ein Traggerüst eingebaut, auf
dem der Turm während des Transportes stand. Zwischen Traggestell und Tragrahmen wurden vier Zylinder eingebaut, die zunächst zum Anspannen des
Tragrahmens bei der Aufnahme des Turms dienten.
Alle Vorbereitungs-, Schweiß– und Montagearbeiten
wurden auf unserem an der Weser gelegenen Bauhof
in Großensiel durchgeführt.
Am 27. Februar 2003 wurden die Transportpontons mit dem Leuchtturm ohne Zwischenfälle auf das flache Watt bis auf wenige hundert Meter vor den Zielort geschleppt.
Nach einigen Tagen Warten auf geeignetes
Tidenhochwasser wurden die Pontons mit
Seilwinden über die neuen Fundamente gefahren und der Leuchtturm mittels der vier
Hydraulikzylinder abgesetzt (s.Abb.2 und 3).
Abb. 2: Vier Hydraulikzylinder dienen zur Verbindung zwischen Traggerüst und Tragrahmen
Zur Geschichte
Abb. 3: Das Traggerüst auf Pontons am alten Standort
An seinem neuen Standort steht der Leuchtturm Eversand nun als
Touristenattraktion am Ende einer Bäderbrücke, wo Besucher in luftiger Höhe einen grandiosen Blick über die einmalige Wattenmeerlandschaft genießen können.
Abb. 4: Der Leuchtturm wird an seinem neuen Standort abgesetzt
Der Leuchtturm Eversand Oberfeuer wurde
1913 erbaut und hatte seine Position 53
Grad und 45 Minuten Nord und 8 Grad 20
Minuten Ost in der Außenweser auf dem
Eversand. Bei mittlerem Hochwasser beträgt an dieser Stelle die Wassertiefe am
Fuße des Turms rund 1,80 m. Bei Ebbe
fällt der Standort trocken. Als Leuchtturm
dient Eversand schon lange nicht mehr.
Bereits 1924 wurde sein Licht gelöscht, die
Schifffahrtsroute war damals umgeleitet
worden. Vor der Verschrottung wurde der
Turm nur bewahrt, weil er noch bis zum
Jahr 2000 in den Seekarten als
„Zufluchtstätte für Schiffbrüchige“ verzeichnet war. Ein Schild an der Eingangstür
deutet noch heute darauf hin (s. Abb. 5)
Abb. 5: Der
Turm diente als Zufluchtstätte für Schiffbrüchige
Projektbeteiligte
Auftraggeber:
Samtgemeinde Land Wursten
Ausführung:
TAGU GmbH,
Oldenburg
Planung:
Planungsgruppe Kayser,
Rastede
Termine
Ausschreibung :
Beauftragung :
Baubeginn :
Gesamtfertigstellung:
Mai 2002
August 2002
Oktober 2002
April 2003
Techn. Daten
Gewicht des Turms:
Höhe des Turms:
Versetzungsstrecke:
ca. 120 t
34,78 m
ca. 40 km
Abb. 6: Turm am neuen Standort
Abb. vorne:
Seekarte vom alten Standort;
Antransport und neuer Standort auf einen Blick
Impressum:
Tiefbau GmbH Unterweser, Ammerländer Heerstraße 368, 26129 Oldenburg
Konzeption, Text und Gestaltung:
Tiefbau GmbH Unterweser, Ammerländer Heerstraße 368, 26129 Oldenburg
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