Reisebericht Norwegen, Juni 2013 Auf zum äußeren Sognefjord

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Reisebericht Norwegen, Juni 2013 Auf zum äußeren Sognefjord
Reisebericht Norwegen, Juni 2013
Auf zum äußeren Sognefjord!
Freitag, 15.06.2013, 04.00 Uhr. Das Auto ist bis unters Dach voll gepackt mit Angelsachen,
Verpflegung und guter Laune. Nach wenigen Kilometern geht es auf die A 13 in Richtung
Berlin. Unser Ziel; die Insel Sula am äußeren Sognefjord in Norwegen. Doch bis dahin ist es
noch ein langer Weg.
“Unser” heißt in diesem Falle mal keine Männerrunde, sondern meine Ines und ich. Ines war
noch nie angeln, ist nicht voreingenommen und will den “Test” in Form des Volleinstieges
probieren. Na denn…
Ohne Zwischenfälle kommen wir rechtzeitig am Norwegenkai in Kiel an, wo unsere Fähre
nach Oslo um 14.00 Uhr ablegen soll. Entsprechend eher geht es zum Check In und mit ColorLine und der “Color-Magic” legen wir pünktlich ab und genießen dieses herrliche Schiff.
Genau wie auf der Schwesternfähre, der “Color-Fantasie” bekommt man hier das Feeling
einer Kreuzfahrt! Die noch recht neuen “Boote” wurden 2007 eingesetzt und fahren ständig
zwischen Kiel und Oslo über die Nordsee und den Oslofjord.
Auf der Fähre kommt man sich manchmal wie in einer Ladenpassage vor, Geschäfte,
Restaurants, Fitnessstudio inkl. Whirlpool und Bad. Wem das nicht reicht, der kann die halbe
Nacht Shows ansehen oder sich in den Nachtklub verdrücken.
Wir haben uns beim Italiener die Mägen gefüllt und nach einer kleinen Show-Gucke es
vorgezogen, ordentlich auszuschlafen. Ein paar Wellen schunkelten uns in den Schlaf. Die
Kabine mit Doppelbett, Dusche/WC und TV ist perfekt!
Morgens gegen 07.30 Uhr ging es zum Frühstück. Pünktlich 10.00 Uhr waren wir im
Fährhafen von Oslo. Die lange Einfahrt in den Oslofjord konnten wir auf Deck bei bestem
Wetter genießen.
Nun hieß es noch ohne Probleme durch den Zoll zu gelangen, aber da wir uns ja (fast) an die
Gesetze hielten, waren wir optimistisch zumal selten PKWs mit Pärchen heraus gezogen
werden. Aber wir sahen viele, viele Transporter mit den lustigen Männerrunden, die nur nicht
mehr so lustige Gesichter machten. Ja man hätte ja seine Ware auch durch das Benutzen der
roten Zollgasse noch verzollen können. Das ist zwar auch recht teuer, aber unter Umständen
noch mehrere tausend Eus zu bezahlen, wohl die bessere Lösung.
Weiter ging es bei aller bestem Sonnenscheinwetter über die E 16 in Richtung Norden.
Normalerweise nutzt man für die Anfahrt zum westlichen Sognefjord die Fähre von Hirtshals
(DK) nach Bergen, aber wir wählten bewusst die großen Fähre um nach Norwegen zu
kommen.
Durch unzählige Tunnel ging es bergauf, bergab. Der längste war satte 26 km lang! Wer das
nicht mag, sollte lieber zu Hause bleiben !
Ja und nun, nach ca. acht, neun Stunden, kam es etwas anders als geplant. Das Navi war
natürlich (nicht) schuld! In Norge gibt es, wie in Deutschland, Orte, die kommen 100 mal vor
- das sollte man beachten. Uns kostete der Ort “Dale” gute zwei Stunden und der Höllenritt
zur letzten kleinen Fähre auf die Insel war ein wenig riskant. Die Straße “569”, ca. 40 km
lang, war der Wahnsinn. Man hätte sich auch in Bolivien oder Guatemala wägen können.
Norwegen ist echt wild! Tiefste Schluchten, “Fahrbahnen breit für maximal zwei Trabbis,
manchmal noch schmaler, Kurven ohne Ende, wilde Wasserfälle und Tunnel einfach mal so in
den Fels gehauen! Leider konnten wir von dieser Strecke kaum Bilder machen, weil uns die
Zeit im Nacken saß.
Ende gut-alles gut! Zwei Minuten vor Abfahrt der Fähre von Rutledal nach Krakhalla waren
wir da! Der Fähr-Onkel lachte und wir waren das einzigste Auto auf der Überfahrt. Eine
Übernachtung im Autositz hätte ich wirklich nicht noch haben müssen…!
Kurzum den Vermieter angerufen und unsere verspätete Ankunft kund getan - kein Problem.
Eine weitere gute Stunde später zeigte er uns das Haus und sogar noch das Boot. Selbst eine
kurze Bootseinführungsrunde vor der Haustür gab es noch um Mitternacht! Es war ja hell, ja
sehr hell - es war Juni.
Irgendwann dann gegen 02.30 Uhr (Sonntag) war das Bierchen auch alle, vielleicht auch das
zweite und es ging ab ins Bett. Ich glaub wir schliefen bis zehn oder elf Uhr am Vormittag.
Da ich ja nun, bei meiner mittlerweile 14. Norwegenfahrt, mit meinem Frauchen unterwegs
war, wurde von Anfang an vereinbart, kein Hardcorfischen durchzuführen. Das heißt unser
erster Bootsausflug erfolgte erst am Montag. Generell fuhren wir meist nur einmal am Tag, es
sei denn das Tidenhochwasser lag günstig.
Ungewohnt waren auch für mich die vielen Untiefen, besonders im Bereich des
Bootsanliegers. Aber dank GPS Kartenplotter ist das kein Problem. Zum Haus gehörte ein
schönes, großes 18 Fuss Ojien-Boot mit 25 PS Motor. Um so erstaunter waren wir, als uns
Rune, der Vermieter, das Boot zeigte und sich ein nagelneuer Suzuki Viertakter mit satten 40
PS am Heck befand! Super! Das Teil war noch keine zwei Stunden gelaufen und wir mussten
uns mit maximal 4000 U/min begnügen, was aber auch mehr als ausreichend war! So fix war
ich noch nie in Norwegen auf dem Wasser unterwegs J !
Die erste Ausfahrt bracht auch gleich Erfolg. Ines - das erste Mal eine Angel in der Hand fing gleich mal ein paar Fische. Dabei ein Dorsch von ungefähr 50 cm. Viel ist da nicht dran,
zumal ja auch das Mindesmaß 44 cm beträgt, sie war aber stolz wie Atze! Noch ein paar
mittlere Pollacks rundeten den ersten Angelausflug ab.
Das Wetter spielte fast immer mit, zwei, drei Tage waren wir nicht auf See, weil der Wind zu
stark war und wir uns ja auch keinen Druck machen wollten. Jedenfalls waren die ersten
Tage derart anstrengend, das mein Frauchen sagte, “ich hätte nie gedacht, dass das ja richtig
Sport ist!” …und sie ist Sport gewöhnt!
Das Gebiet selbst ist zum Fischen recht schwierig. Der Sognefjord ist in diesem Bereich sehr
windanfällig und direkt draußen auf einem Plateau waren wir leider nur drei Mal. In den
beiden kleineren Seitenarmen (Nessefjord) ist es nicht wirklich so tief, um hier auf bessere
Leng und Lumb zu angeln. Aber dafür ist man hier mit dem feinen Geschirr gut dran.
In bis zu 120 Metern mit einer 40 bis 100 Gramm-Rute und Pilkern bis max. 135 Gramm zu
fischen macht richtig Spaß! Mittlere und gute Pollacks bis 76 cm, Dorsche bis 67 cm und
Seelachse bis ca. 65 cm konnten wir verhaften. Besonders die Seelachse (Köhler) sollten zum
Essen auch nicht unbedingt größer sein. An der Angel natürlich machen die dann richtig
Spaß!
Außer den o.g. Fischen fingen wir noch Makrelen, einen schönen Knurrhahn, ´nen Seestern,
einen kleinen Leng und Rotbarsch. Von der Vielfalt her waren es dieses Mal recht wenige
Fischarten, zumal das Gebiet auch bekannt für seine Rochen ist. Aber Rochen und auch Haie
sind geschützt und so legten wir es auch nicht darauf an.
Das Nachbarteam der ersten Woche (Potsdamer) fing wohl nicht so gut und so ist man dann
auf den Massenhaifang gegangen…ein Schlachtefest mit schlechten Vorbild! Zumal am Hai
nicht wirklich viel dran ist, was verwertet werden kann.
Nun gut, wir fischten uns so durch die knappen zwei Urlaubswochen, legten zwei kleinere
Wandertage ein und wollten eigentlich noch einen Ausflug zum Gletscher oder nach Bergen
machen. Dies ließen wir dann aber doch sein, weil preiswert anders ist…. Außerdem wollten
wir nicht mit dem Buss fahren / umsteigen und noch mit verschiedenen Fähren schippern. Zu
umständlich und zeitraubend. So wurde zwei Mal der Grill angeworfen und mit dem super
netten Vermieterehepaar gequatscht.
Als dann seitens meiner Gutsten, zum Ende unseres schönen Aufenthaltes auf Sula, im
Gespräch die Worte fielen…nächstes Mal in Norwegen…und dass ihr das Fischen richtig
Spaß gemacht habe, stand für mich fest; Ziel erreicht!
Es hätte auch anders kommen können!
Immerhin habe ich ihr das Nötigste nur kurz erklärt, den Rest hat sie sich abgeschaut. Selbst
das Fischeabschlagen und Kehlen war kein Problem mehr - auch wenn immer der
Kommentar kam “Ach Fischi, du tust mir leid…aber hättest ja nicht beißen müssen…!
Allerdings filetieren musste ich alle Fische allein. Na mal sehen, man (Frau) lernt ja nie aus…
Na ja und den Drillingshaken hat Ines ja auch nur einmal so ziemlich ordentlich in den Finger
bekommen… nicht sehr oft J !
Da wir leider schon am Freitag (28.06.) abends mit der letzten Fähre von der Insel mussten,
war am Donnerstag davor die letzte Ausfahrt. Die lief noch einmal richtig gut und wir
konnten noch zehn ordentliche Flossenträger überreden mit nach Deutschland zu reisen.
Zuvor hatten wir noch bei Rune drei Seiten Räucherlachs bestellt. Dieser war - so kann ich
inzwischen berichten - der Beste den ich bekommen habe in all den Jahren.
Für die Heimfahrt wählten wir dann eine etwas andere Route. Diese belohnte uns mit noch
mehr herrlicher Landschaft obwohl es einen Großteil der Strecke regnete. Ja übrigens Regen,
in fast 14 Tagen so gut wie kein Regen, das ist nicht immer so hier oben!
Am Samstag 14.00 Uhr startete dann wieder die “Color Magic” gen Kiel. Die Rücktour war
ein wenig schaukliger, aber noch weit, weit im grünen Bereich!
Durch die lange Fahrt über Nacht bis zur Fähre waren wir dann mehr als müde und so
reichte uns die eigene Reiseverpflegung und die Koje für die Überfahrt. Nur noch ein
Kurzbesuch im Tax Free, ansonsten nur noch schlafen!
Insgesamt nahmen wir zusammen 21 kg Filets mit nach Hause, also noch unter dem
möglichen Limit von 30 kg. Aber das war auch nicht unser Ziel. Dieses wurde ja, wie schon
gesagt erreicht :-) ! Außerdem bin ich dieses Jahr begnadet, das gelobte Land noch einmal zu
besuchen.
Als kleinen Abschlussgedanken möchte ich euch, die ihr auch mehr oder weniger regelmäßig
gen Norden fahrt, wirklich ans Herz legen;
*
Investiert lieber ein wenig mehr an der Sicherheitsausrüstung, das ist wichtig, sie hält
lange und kann unter Umständen lebensrettend sein! Ich kann nicht verstehen, dass
heute noch Leute da oben herum schippern, die die einfachen Feststoffwesten der
Vermieter nutzen und dazu diese noch nicht einmal um haben. Vorgeschrieben ist nur
das Mitführen einer Rettungsweste, aber wenn ich sie brauche nutzt sie nichts im
Bootskasten! Weste, Floatinganzug, eine Leine und Handys mit entsprechenden
Notrufnummern sind ein Muss!
*
Alkohol hin und her, wer mehr “benötigt” sollte ihn verzollen und auf keinen Fall
angetrunken Boot fahren - auch nicht mitfahren!
Leider gehen Jahr für Jahr ein paar Zinksärge von Norwegen nach Deutschland - zollfrei!
In diesem Sinne bis zum nächsten Bericht im Herbst.
Karsten