3.3 Auswahl externer Partner - TOPmedia Verlag + Publizistik GmbH
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3.3 Auswahl externer Partner - TOPmedia Verlag + Publizistik GmbH
CP Ratgeber Corporate Publishing Fakten, Trends und Perspektiven. Konzeption, Herstellung und Vertrieb von Kundenzeitschriften CP Ratgeber Fakten, Trends und Perspektiven CP Ratgeber Herausgeber Deutsche Post AG Presse Distribution 53105 Bonn Verantwortlich Richard Lücke, Leiter Marketing Presse Distribution Koordination Friederike Eichhorn-Groß, Marketing Presse Distribution Konzeption/Redaktion/Layout/Produktion dahlem + partner, München ©2003 Deutsche Post AG CP Ratgeber Corporate Publishing Editorial Ihr Erfolg ist unser Ziel Beinahe jedes zweite Unternehmen auf der Top-500 Liste in Deutschland gibt bereits ein oder mehrere Kundenmagazine heraus. 90 Prozent der Top-500 informieren auch ihre Mitarbeiter mit einem Magazin. Das Corporate Publishing trumpft unter den Kommunikationsinstrumenten in den vergangenen zehn Jahren mit den stärksten Wachstumsraten. Die Gründe für den Erfolg der Unternehmensmedien liegen nahe: Journalistisch und zielgruppennah aufbereitete Texte, kontinuierlich an diese Zielgruppe verbreitet, bieten ein hohes Maß an Transparenz durch Information. Das schafft Vertrauen – die zentrale Voraussetzung für eine dauerhafte Bindung an Unternehmen und Marke. Daher könne Vertreter von Mittelstand wie von Konzernen inzwischen bestätigen: Die Bindung von Kunden, Investoren, Partnern und Mitarbeitern über die Instrumente des Corporate Publishing funktioniert. Die Fangemeinde des Corporate Publishing wächst. Die Deutsche Post begleitet die Entwicklungen des Marktes seit seinen Anfängen mit vielfältigen Informationstools, die alle ein Ziel verfolgen: Sie bei der erfolgreichen Positionierung Ihrer Kunden- und Mitarbeiterzeitschrift zu unterstützen – aktuell, schnell und unkompliziert über das Internet. Mit dem vorliegenden »CP Ratgeber« präsentieren wir Ihnen die neuesten Trends im Markt der Kundenzeitschriften. Praxisnah und mit vielen Beispielen belegt, stellen wir Ihnen die einzelnen Stufen des Produktionsprozesses vor – von der Konzeption, über die Umsetzung bis hin zu Druck und Vertrieb. Auch folgende Informationstools sind für Sie online und gratis verfügbar: Woche für Woche informiert der Newsletter »CP Watch« über Erfolgskonzepte und branchenspezifische Dialoglösungen. Das ausgefeilte Dienstleisterverzeichnis »CP Partner« hilft bei der Suche nach spezialisierten Dienstleistern. Die CP Infomodule Zielgruppen analysieren anhand vieler aktueller Beispiele die Erfolge des Corporate Publishing in den Zielgruppen Consumer, Business-to-Business und Mitarbeiter. Sie finden das komplette – ständig aktualisierte und erweiterte – Angebot unter www.deutschepost.de/pressesendung Lassen Sie sich von den Wirkungsmechanismen des Corporate Publishing überzeugen. Der Weg in eine neue Dimension der Kunden- und Mitarbeiterbindung steht Ihnen offen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg Richard Lücke Leiter Marketing Presse Distribution Richard Lücke Leiter Marketing Presse Distribution CP Ratgeber Corporate Publishing Inhalt Editorial 3 1.0 Markt 9 1.1 Corporate Publishing 9 Formen der Kundenzeitschriften 1.2 Marktentwicklung 10 Studien und Forschungsergebnisse Wirkungsforschung: Emid will den Standard setzen 1.3 Chance Internet 15 Attraktive Ergänzung 2.0 2.1 Konzeption 18 Grundüberlegung 18 Check zur Kommunikations-Situation 2.2 Ziele 20 Imagebildung Verkaufsförderung Neukundengewinnung Kundenbindung 2.3 Zielgruppen 25 Consumer, Mitglieder B-to-B-Kunden, Mitarbeiter Investoren 2.4 Publikationsarten 31 Zeitung, Zeitschrift, Newsletter, Infoletter, Internet 2.5 Trend: Pooling 33 3.0 Dienstleister 34 3.1 Aufwand 34 Vom Konzept zur Produktion 3.2 Outsourcing oder Inhouse-Lösung 35 Ein wirksames Netzwerk aufbauen 3.3 Auswahl externer Partner 38 Vorteile und Nachteile verschiedener Konzepte 3.4 Verträge mit externen Partnern Die Spezialisten verpflichten 48 CP Ratgeber Corporate Publishing Inhalt 4.0 Briefing/Dummy/Pitch 50 4.1 Briefing externer Partner 50 Vorbereitung 4.2 Pitch 52 Elemente der Konzept-Präsentation 4.3 Dummy und Nullnummer 54 Zielgruppen-Check, Anzeigen-Check 5.0 5.1 Redaktion 56 Organisation 56 Die Abstimmungsprozesse im Unternehmen 5.2 Koordination mit Marketing, Vertrieb und Werbung 58 Übergreifende Contentpools 5.3 Jahresplanung 59 Themen sinnvoll vorausplanen 5.4 Heftplanung 62 Spannungsbogen und Heftdramaturgie 5.5 Journalistische Darstellungsformen 69 Nachricht, Bericht Magazingeschichte, Reportage, Feature Interview Personenporträt Kommentar, Glosse 5.6 Über- und Unterschriften 74 Die Einladungen zum Lesen 6.0 Dialog 76 6.1 Grundlagen 76 Dialog und Database 6.2 Responseelemente Antwortkarte, Bestellcoupon Preisausschreiben, Gewinnspiel Leserbrief, Leserbefragung Faxservice, Hotline Mitmach-Aktionen, Erfahrungsberichte, Community 79 CP Ratgeber Corporate Publishing Inhalt 7.0 Grafische Umsetzung 84 7.1 Die Rolle der Corporate Identity 84 Wirkung von Bild und Text 7.2 Typografische Richtlinien 86 Vorgaben im Einklang mit dem Unternehmensimage 7.3 Festlegen des Satzspiegels 89 Von Weißraum und Schwarzflächen 7.4 Ganzseitenlayout 91 Schlangenlinien und ihre Stopper 7.5 Bilder, Kästen und Grafiken 92 Gesichter und Eyecatcher 7.6 Anzeigenformate 95 Formate und ihre Wirkung 8.0 Produktion 96 8.1 Aktuelle Trends 96 Raffinierte Technik ermöglicht neue Strategien 8.2 Planung 97 Die größten Zeitfallen 8.3 Papierauswahl 101 Anmutung, Haptik und Oberfläche 8.4 Druckverfahren 104 Bogenoffset Rollenoffset Tiefdruck Digitaldruck Druckverfahren und Papier 8.5 Individualisierung Multicover Wechselseiten Ausklapper Booklet Tip-on-Card Geruchsprobe Stanzen Lackieren, Perforation, Finishing-Techniken 106 CP Ratgeber Corporate Publishing Inhalt 9.0 Vertrieb 112 9.1 Überblick 112 Zielgruppen-Segmentierung und Kundenwert 9.2 Zeitschriftenversand mit der Presse Distribution 114 Elektronische Adressberichtigung ADRESS UPDATE Formale und inhaltliche Voraussetzungen für die Pressesendung Budgetplaner im Internet Die Preise der Pressesendung Netze und Laufzeiten Anlieferung/Abholung Zustellung, Abrechnung VERSANDSERVICE Dienste und Informationen der Deutschen Post 9.3 Weitere Vertriebswege 118 Vertrieb über Niederlassungen Wurfsendung Außendienst Point of Sale 10.0 Anzeigen 120 10.1 Vorteile von Anzeigen im Kundenmagazin 120 Der Wunsch nach Refinanzierung 10.2 Marktanalyse 121 Wer inseriert wo? 10.3 Werbeformen 123 Beilagen, Beikleber, Beihefter, Print Promotion, Anzeigen 10.4 Anzeigenorganisation und -verkauf 124 Die Rolle des Anzeigenleiters 10.5 Preisbildung 126 Rabatte und ihre Wirkung 10.6 Haftung und Preisnachlässe 128 Mit Reklamationen umgehen 10.7 Medialeistung 130 Leserbefragung, Copytest, IVW, Allensbacher Werbeträgeranalyse (AWA), Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (MA) 10.8 Aufbau von Mediaunterlagen Format und Darstellung 137 CP Ratgeber Corporate Publishing Inhalt 11.0 Kosten 140 11.1 Planung und Vollkostenkalkulation 140 Personalkosten, Honorargliederung, Nebenrechnung Anzeigen, Herstellungskalkulation einer Ausgabe Kosten Konzeptentwicklung Agenturleistungen und die Kosten 11.2 Deckungsbeitrag 145 Musterrechnungen an drei verschiedenen Titeln Register 148 Bücherliste 150 An den so gekennzeichneten Stellen dieses Dokuments befinden sich Verlinkungen ins Internet. Ein Mausklick auf diese Stellen öffnet Ihren Standardbrowser und führt zu vertiefenden Informationen zum angesprochenen Thema. CP Ratgeber 1.1 Markt Corporate Publishing Sie liegen im Kaufhaus, im Fast-FoodLokal, beim Bäcker und in der Apotheke aus. Parfümerien, Autohersteller, Krankenkassen und Finanzdienstleister schicken sie ihren Kunden per Post direkt nach Hause. Und immer häufiger zählen die Mitarbeiter zur Zielgruppe: Kunden- und Mitarbeiterzeitschriften sind »in«. Unter dem Oberbegriff des Corporate Publishing (CP) werden alle Publikationen zusammengefasst, die der Kundenund Mitarbeiterbindung dienen. Sie festigen das Unternehmensimage, bauen Vertrauen auf, strahlen Kompetenz aus und bewirken letztlich neue Kaufimpulse bei den Kunden. Im wesentlichen lassen sich drei Konstellationen unterscheiden: 1. Herausgeber: Unternehmen, Organisation oder Verband Konzeption und Realisierung des Kundenmagazins erfolgt meist mit externen Dienstleistern. Vertrieben wird das Magazin vorwiegend über die Deutsche Post sowie über eingeführte Vertriebswege der eigenen Produkte. Der Herausgeber trägt das finanzielle Risiko. Eine Refinanzierung über Anzeigen kann im Einzelfall sinnvoll sein, wenn Zielgruppentrennschärfe, Auflagenhöhe, Vertriebsweg und Gesamtanmutung des Objekts stimmen (siehe Kapitel 10). Ein großer Teil der Kosten läuft dennoch meist über die Budgets von Marketing oder Öffentlichkeitsarbeit. 2. Herausgeber: Verlag Der Verlag initiiert, konzipiert und entwickelt die Kundenzeitschrift und sucht sich einen starken Vertriebspartner – ein Unternehmen, einen Verband oder eine Organisation. Dieser Partner zahlt in aller Regel einen Produktionsbeitrag, der deutlich unter den für ein vergleichbares Produkt selbst aufzuwendenden Kosten liegt, und vertreibt das Magazin mit eigenem Branding (Logo, Unternehmens-Stempel) kostenfrei an Kunden oder Mitglieder über seine Vertriebskanäle – etwa per Post. Klassische Kundenzeitschriften wie die ApothekenUmschau entstehen in dieser Konstellation. Finanziert werden diese Magazine über den Produktionsbeitrag des Vertriebspartners sowie über Erlöse aus der Anzeigenvermarktung. 3. Herausgeber: Verlag mit Unternehmen, Organisation oder Verband Beide Partner besiegeln ihre Kooperation mit einer gemeinsamen Gesellschaft. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: Das Unternehmen sichert sich mit der wirtschaftlichen Verflechtung den vollen Einsatz des Partners sowie die Nutzung des Know-hows zu. Der Verlag sichert sich die wirtschaftliche Basis für weitere Vermarktungsaktivitäten. Die Symbiosen LBS/Burda oder Schwäbisch Hall/Tomorow Focus sind Beispiele solcher Partnerschaften. Grundsätzlich bedeutet der Begriff des Corporate Publishing mehr als Kundenmagazine. Auch Bücher, Firmenvideos, Business-TV oder CD-ROM unterstützen die Kundenbindung und -akquise. Dieses Buch beschränkt sich dennoch auf Kundenmagazine und Kundenzeitungen. Denn in Vielfalt und zielgruppenspezifischer Umsetzung haben sie inzwischen eine außergewöhnliche Stellung erreicht. Die Vorteile der unternehmenseigenen Publikation sprechen für sich. Viele gezielt analysierte Erfolgsbeispiele liefern den Beweis. –9– Drei Kategorien von Relation Media: Beispiele für unterschiedlich konzipierte Magazine. CP Ratgeber Markt 1.2 Marktentwicklung Fachhochschulen und Universitäten entdecken das Corporate Publishing und präsentieren erste Studien. Erscheinungsweise 1.226 anzeigenführende Titel Den Anfang hat der Verband Forum Corporate Publishing gemacht, unterstützt von der Abteilung Presse Distribution der Deutschen Post: Mit einer Auflage 1.226 anzeigenführende Titel wöchentlich/ 14-tägig vierteljährlich 6% unter 80 Tsd. 31% 49% 80 Tsd. bis 300 Tsd. 24% 61% 11% 300 Tsd. bis unter 1 Mio. monatlich Beeindruckende Zahlen: Knapp die Hälfte aller anzeigenführenden Kundenmagazine erscheint vier Mal im Jahr, jedes Dritte Heft monatlich. Die Presse Distribution der Deutschen Post bietet Informationen rund um das Corporate Publishing. Die wichtigsten Adressen: Dienstleisterverzeichnis: www.deutschepost.de/cp-partner Aktuelles: www.deutschepost.de/cp-watch Termine: www.deutschepost.de/cp-event 4% 14% 1 Mio. und mehr 2-monatlich oder Mitarbeiterzeitschrift als Medium zur Umsetzung unternehmensspezifischer Kommunikationsziele etablieren würde, sollten allerdings noch fast 100 Jahre vergehen. Zwar ist die Zahl der Titel seit 1951 kontinuierlich gestiegen, doch der Boom hat erst Mitte der neunziger Jahre begonnen. Waren 1995 lediglich rund 400 Kundentitel bekannt, so publizieren – nach Beobachtungen des Verbands »Forum Corporate Publishing« – Unternehmen in Deutschland derzeit rund 2800 Magazine. Entgegen dem allgemeinen Trend mit gleichbleibender, leicht steigender Tendenz, trotz wirtschaftlich nicht gerade bester Voraussetzungen. Obwohl Vorteile und Wirkungsweisen des Corporate Publishing aus der Praxis bekannt sind, hat lange Zeit der theoretische Unterbau gefehlt. Das ändert sich zur Zeit spürbar. Die KommunikationsWissenschaftler an den Instituten, den – 10 – Studie, die zunächst einmal feststellte, dass Studien fehlten. Wichtigstes Ergebnis: Den Marketingleitern fehlt spezielles Werkzeug für Corporate Publishing. Gerade die Gruppe, die in der klassischen Werbung oder beim Direktmarketing jede Strategie mit zahlreichen Tools überprüfen und sie sich durch Studien belegen lässt, verlässt sich beim Corporate Publishing voll und ganz auf ihr Gefühl. Das ist grundsätzlich nicht falsch, denn erfahrene Journalisten können auch ohne theoretische Begleitung durchaus wirksame Magazine produzieren. Dennoch fehlt ohne Unterbau manchmal die nötige Überzeugungskraft gegenüber Geldgebern wie Vorständen oder Geschäftsführern. Bis dahin gab es lediglich die Allensbacher Relation-Media-Analyse – kurz ARMAda genannt –, die im Auftrag diverser Verlage Anfang 2000 durchgeführt worden ist. Sie bescheinigt den Quelle: dahlem + partner Das erste Kundenmagazin erschien im Januar 1895. Sein Titel: Norddeutsches Handwerk. Sein Herausgeber: die Handwerkskammern Niedersachsen und Magdeburg. Bis sich die Kunden- CP Ratgeber Markt 1.2 Marktentwicklung Kundenmagazinen generell eine attraktive, weil konsumfreudige und interessierte Leserschaft. In ihrer Zielgruppenaffinität sind Kundenmagazine den Publikumszeitschriften vielfach sogar überlegen, da sie meist von Intensivkonsumenten im jeweiligen Produktsegment gelesen werden, so die Studie. So haben etwa Kundenzeitschriften der Finanzdienstleister mehr als doppelt so viele Aktienbesitzer unter ihren Lesern, als sie der Bevölkerungsdurchschnitt aufweist. Kundenmedien zum Thema Verkehr kommen besonders bei Vielfahrern und Besitzern hochwertiger Autos gut an. Und die Leser von Musikmagazinen bekunden zu 57 Prozent ein ausgeprägtes Interesse an CDs – im Bevölkerungsdurchschnitt sind das nur 25 Prozent. Anfang 2003 trat das Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung an der Universität Zürich an die Öffentlichkeit. Die Forscher hatten die 400 größten Unternehmen der deutschsprachigen Schweiz befragt und aus den Antworten zwei deutliche Trends herausgearbeitet, die sich durchaus auch auf den deutschen Markt übertragen lassen: 1. Es findet eine starke Diversifizierung der Zielgruppen statt. Zwei Drittel der größten Schweizer Unternehmen geben mindestens ein Kundenmagazin heraus. 15 Prozent dieser Gruppe lassen mehrere Magazine für verschiedene Zielgruppen produzieren – mit steigender Tendenz. 2. Führende Unternehmen bauen eigene Abteilungen »Corporate Publishing« auf. Besonders in größeren Firmen wird das Corporate Publi- shing von den klassischen Abteilungen Unternehmenskommunikation, Marketing oder Presse abgekoppelt und eigene Strukturen ausgebaut. Ein Zeichen, dass Corporate Publishing eine zunehmend wichtigere Rolle spielt. Nahezu zeitgleich mit dem Züricher Institut hat das Bielefelder Marktforschungsinstitut TNS Emnid in den Räumen der Ingolstädter Audi AG eine Pilotstudie präsentiert. Die Studie, unterstützt vom Verband Forum Corporate Publishing, der Deutschen Post und Audi, kann die Wirkungsweise von Kundenmagazinen nachweisen. Sie arbeitet mit einer Mischung aus bewährten und erprobten Marketingtools, die allerdings für das Corporate Publishing erweitert, neu gewichtet und optimiert wurden. Die Instrumente wurde erstmals am Audi-Magazin angewendet. In ihrer Kombination sollen sie zum Standard für Untersuchungen von Kundenkommunikation werden. Daher auch der Name: »CP Standard«. Näheres siehe Seite 14. Damit nicht genug der Studien und Untersuchungen: Die Größe eines Unternehmens sagt nichts über dessen Aktivitäten im Corporate Publishing aus, so das Ergebnis der Studie »Kundenzeitschriften im Corporate Publishing« der Firma »plan p.« in Hamburg. An der Umfrage haben sich Firmen mit Jahresumsätzen von 3,5 Millionen bis knapp 40 Milliarden Euro und Mitarbeiterzahlen zwischen 250 bis mehr als 50 000 beteiligt. Die Prognose: Weiteres Wachstum Das Forum Corporate Publishing stellt fest, dass 90 Prozent der Unternehmen – 11 – Weitere Informationen zu beiden Studien finden in den Texten des Newsletters »CP Watch« unter der Adresse www.deutschepost.de/cp-watch CP Ratgeber Markt 1.2 Marktentwicklung die eigene Firmenzeitschrift schon heute als wichtigstes Instrument der Kundenpflege und als Ergänzung zu klassischen Werbeauftritten betrachten. Überzeugend ist für die Unternehmen vor allem der direktere Dialog mit der Zielgruppe und der im Vergleich mit der Publikumspresse geringere Streuverlust. Ein Ende des KundenzeitschriftenBooms ist also zunächst nicht zu erwarten. Mehr noch: Deutsche Unternehmen wollen künftig noch stärker auf journalistisch geprägte Medien setzen. Frischer Wind wird besonders den Mitarbeitermedien prognostiziert. Eine Umfrage des Verbands unter 163 der größten deutschen Unternehmen zeigt, dass 46,6 Prozent Kundenzeitschriften unterhalten, aber fast 90 Prozent Mitarbeitermagazine herausgeben. Die Realität: Werbe-Overkill Das Interesse für Corporate-PublishingMedien als Kundenbindungsinstrumente kommt nicht von ungefähr: Täglich prasselt ein Dauerregen von Werbebotschaften auf den potenziellen Konsumenten. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland mit 20 Milliarden US-Dollar an dritter Stelle der werbestärksten Länder weltweit. Nur in den USA und Japan wird mit einem Umsatz von 120,2 Milliarden bzw. 33,6 Milliarden Dollar mehr Geld in Werbung und Marketing investiert. Die Chance für Anbieter und Produkte, mit ihrer Werbebotschaft als Tropfen im Meer der Mitbewerber zu versinken und gar nicht wahrgenommen zu werden, wird immer wahrscheinlicher. Der Konsument reagiert auf die Flut. Er macht mental die Schotten dicht. – 12 – Die Gefahr: Preisdumping Ein Unternehmen darf sich daher über jeden neu gewonnenen Kunden freuen. Aber die Freude währt oft kurz. Mit steigenden Lebenshaltungskosten kaufen die Deutschen immer preisbewusster ein, zumal Qualitätsunterschiede zwischen gleichen Produkten unterschiedlicher Marken immer geringer werden. 46 Prozent ihrer Kunden, so sind sich deutsche Werbeleiter sicher, werden sich künftig weniger loyal verhalten als bisher. Das hat eine Studie der Fachhochschule Mainz ergeben, die das Team um dem BWL-Professor Dr. Lothar Rolke durchgeführt hat. Das technisch Machbare scheint erreicht, die Funktionalität bei allen Herstellern gewährleistet; die noch bestehenden Unterschiede werden als gering gewertet. Was zählt, ist der Preis. Und so wechselt der Käufer von einem Produkt zum andern, von einem Hersteller zum nächsten. Der Handel prägte den Begriff des allseits gefürchteten Smart Shopper. Der Mehrwert: Marke plus Service Fazit: Konkurrenzfähige Produkte und Dienstleistungen müssen mit deutlichem Mehrwert versehen und so gestärkt ins weitere Rennen um die Gunst des Konsumenten geschickt werden. Ein solcher Mehrwert basiert in der Regel auf der Kombination einer starken Marke mit einem guten Schuss Kundenservice. Stimmt der Service, wird auch die Produktqualität besser bewertet. Das gesamte Image verbessert sich. Nur, was nützt ein gutes Angebot, das keiner kennt? Apotheker haben schon seit längerem die Erfahrung gemacht, dass der Kunde schnell zur Konkurrenz CP Ratgeber 1.2 Marktentwicklung geht, wenn er beim Mittbewerber die gleichen Medikamente bekommt, aber zusätzlich gedruckte und spannend geschriebene Gesundheitsinformationen gratis mitnehmen kann. So werden von Verlagen in Eigenregie produzierte Kundenmagazine wie die ApothekenUmschau seit Jahren von den Apothekern gekauft und als Serviceleistung an ihre Kunden weitergegeben. Mit Erfolg für alle Beteiligten: Es profitieren Kunde, Apotheker und der Verlag. Marketing-Mix unverzichtbar Marketingstrategen anderer Branchen bemühen sich ebenso, ihren Kunden den Mehrwert ihres Unternehmens bekannt zu machen – und setzen zunehmend auf alternative Werbeformen. Formen, die eine informativere und weniger einseitige Kommunikation darstellen, als es die klassische Werbung kann, und für den Kunden tatsächlich auch Mehrwert bedeuten. In den Vereinigten Staaten – dem Dienstleistungsparadies schlechthin und Vorreiter in Sachen Marketing – investieren Unternehmen bereits mehr als die Hälfte ihrer Marketingbudgets in das Direktmarketing. Der direkte Weg zum Kunden ist heute im Marketing-Mix unverzichtbar. Auch in Deutschland sind die Aufwendungen für Direktmarketing in den Unternehmen kontinuierlich gestiegen – von 17,1 Milliarden Euro im Jahre 1997 bis auf 21,5 Milliarden Euro im Jahre 2000. Lediglich im Jahr 2001 flachte die Investitionskurve ab, so die Studie Direktmarketing der Deutschen Post aus 2001. 2002 und Anfang 2003 haben sich die Investitionen auf 21,2 Milliarden Euro eingependelt. Beobachter erwarten wieder steigende Investitionen. CP als Auflagenknüller An all diesen neuen Bedingungen und Bedürfnissen hat sich der Markt orientiert. Kunden- und Mitarbeitermagazine wurden professioneller und haben eine ganz neue Form journalistischer Darstellung geschaffen, die selbst von Herausgebern großer Publikums- und Fachzeitschriften aufmerksam beobachtet wird. Kein Wunder, erreichen diese Medien doch zum Teil beachtliche Auflagenzahlen: Rund 6,5 Millionen Exemplare des Mitgliedermagazins Bleib gesund vom AOK-Bundesverband rollen sechs mal pro Jahr aus der Druckerei, die Apotheken-Umschau wird alle zwei Wochen in einer Auflage von 5,2 Millionen Stück als klassisches Kundenmagazin an den Verkaufspulten der Apotheken ausgelegt. Zahlen, von denen stern, Focus, Spiegel & Co. nur träumen können. Quer durch den Branchenwald Kundenmagazine werden von Unternehmen der verschiedensten Branchen herausgegeben. Vereine und Organisationen geben mit Abstand die meisten Titel heraus, gefolgt von den Finanzdienstleistern und den Unternehmen rund um Verkehrsmittel und Verkehrseinrichtung. Hinter dieser Bezeichnung verbergen sich auch sämtliche Autohersteller, die inzwischen wohl ausnahmslos Kundenmagazine herausgeben. Rund zwei Drittel der Unternehmen, die Kundenmagazine herausgeben, gehören dem Mittelstand an. Gleichzeitig liegt hier auch das größte Wachstumspotenzial: Mittelständische Firmen haben den größten Anteil im Markt, und sie erkennen immer deutlicher die Vorteile des Corporate Publishing. – 13 – Markt CP Ratgeber Markt 1.2 Marktentwicklung Dass Kundenmagazine gerade bei den scharf rechnenden Mittelständlern regen Zuspruch finden, zeigt auch, dass zur Umsetzung eines qualitativ hochwertigen Printprodukts nicht zwingend Millionen-Etats notwendig sind. Natürlich kosten Zeitschriften Geld; sie lassen sich aber durchaus auch im vertretbaren Kostenrahmen realisieren. Test-Objekt: Das Audi Magazin wurde in der Emnid-Pilotstudie gründlich gecheckt. Wie viele Beispiele beweisen, sind ein klares Konzept, Zielgruppenorientierung und eine gute Portion Kreativität viel wichtiger als ein Mammutbudget. Denn der Kunde interessiert sich weniger dafür, wieviel Geld in ein Magazin hineingesteckt wird, als vielmehr für das Ergebnis, das er in Händen hält. Der deutsche Medienmarkt ist der dichteste der Welt. 3000 Magazintitel warten am Kiosk auf Käufer. Noch einmal so groß ist die Zahl der Fachzeitschriften, die nur im Abo vertrieben werden. Wer da nicht konkurrenzfähig ist, wird nicht beachtet. Darum müssen auch Kundenmagazine konzeptionell, inhaltlich und optisch dieselbe Qualität bieten wie ein Kiosk-Magazin. So wuchs mit der Herausgabe neuer Corporate-Publishing-Produkte auch die Zahl der inhaltlichen und gestalterischen Überarbeitungen. Je populärer die Kundenzeitschrift ist, desto essentieller erscheint eine regelmäßige Aktualisierung und Anpassung an Zielgruppe und Medienumfeld. Wirkungsforschung: Emnid will den Standard setzen Das Bielefelder Marktfor- tenkontaktchance und Titel- Folge das Unternehmens- an Marke und Unterneh- schungsinstitut TNS Emnid profil und fragen Struktur- image positiv aufbaut. Zum men, und teilt sie noch ein- hat ein Tool entwickelt, mit daten ab. Die Methoden ha- Beispiel werden die Image- mal in Bezieher und Nicht- dem sich die Wirkung von ben sich bei Fachzeitschrif- Bilder der Marke mit denen Bezieher. Je stärker die Be- Kundenmagazinen nachwei- ten bewährt. Anders aber als des Magazins verglichen. zieher in der Gruppe der sen lässt. »Wir verknüpfen bei Fachzeitschriften können Das entscheidende Ergebnis Stammkunden vertreten die Erfahrungen der Media- die Strukturdaten der Leser bringt der Vergleich der Ima- sind, umso ursächlicher trägt forschung mit den Erkennt- mit denen der Kundenda- gebilder zwischen den Kun- das Corporate Publishing zur nissen der Medienwirkung tenbank verglichen werden: den, die das Magazin bezie- Kundenbindung bei. Zusätz- und dem Know-how aus der Stimmen die Strukturdaten hen und Nicht-Beziehern: lich verrechnet eine Soft- Kundenzufriedenheits- und überein, ist das Magazin Unterscheiden sich die Ima- ware die Verteilung der vier Kundenbindungsforschung«, richtig auf die Zielgruppe gebilder von Lesern und Gruppen zu je einem Kun- erklärt Walter Freese von eingestellt. Nichtlesern stark, belegt dies denbindungsindex. Der Kun- die Wirkung des Kundenma- denbindungsindex muss bei gazins. Beziehern des Magazins Emnid. Auf drei Stufen baut »CP Impact«, die zweite auch das Forschungskonzept Stufe des Forschungspro- auf: »CP Basics«, »CP Im- gramms, untersucht die Wir- pact« und »CP Target«. kung kommunikativer Bot- Bunde, untersucht die Stärke ziehern, um die Wirkung zu beweisen. »CP Basis« untersucht, wie »CP Target«, dritter im höher sein als bei Nichtbe- schaften. Dieses Tool kommt der Kundenbindung im Zu- regelmäßig und intensiv das aus der Werbewirkungsfor- sammenhang mit dem Ma- Magazin genutzt wird und schung. Es beantwortet die gazin. Die hier angewandte nicht nur Dienstleister und wie positiv die Leser den Ti- Fragen, ob das Magazin Bot- Methode unterteilt die Kun- Auftraggeber, sondern auch tel bewerten. Die Forscher schaften überzeugend ver- den in vier Gruppen unter- den Anzeigenverkauf mit ermitteln Lesefrequenz, Sei- mittelt und ob sich in der schiedlich starker Bindung wertvollen Daten. – 14 – Die Resultate unterstützen CP Ratgeber Markt 1.3 Chance Internet Das Internet bietet zunehmend attraktive Ergänzungen zum Kundenmagazin. Manfred Hasenbeck, Geschäftsführer des Yukom-Verlags in München, bezeichnet die Kombination von Print, Online und E-Commerce gerne als »Königsweg der Kundenkommunikation«. Die einzelnen Etappen: _ Das Produkt wird in der Printausgabe kommuniziert, _ im Internet mit seiner riesigen Wissenswelt folgen weitere umfassende Informationen, _ per E-Commerce schließlich werden die Waren bestellt und per Post direkt nach Hause versandt. Der Internet-Markt ist in Deutschland noch jung, und bei weitem nicht alle Unternehmen haben die Chance des Mediums erkannt. Immer mehr Kundenmagazine ergänzen zwar ihre gedruckte Präsenz durch einen Internetauftritt. Oft geht es weniger um ausgefeilte Print-Online-Strategien als vielmehr um das Motto: »Hauptsache, wir sind drin«. Printmagazine werden kurz vorgestellt, vielleicht auch mal das Inhaltsverzeichnis hinterlegt. In einigen Online-Medien kann sich der Surfer auch via Datei die Print-Texte herunterladen. So etwa beim Transport Magazin von Mercedes-Benz oder dem Kundenmagazin Planet der Lufthansa Cargo. »Dass es uns gibt, wer uns liest, was wir machen, wer Ansprechpartner für Anzeigen ist – diese Informationen sind bei der Online-Präsentation integriert«, so Frank Ohlsen, Geschäftsführer der Agentur PRH Hamburg, die beide Magazine erstellt. Deutlich weiter ist Microsoft mit seinem gleichnamigen Magazin. Web-Links im Magazin füh- ren gezielt zu weiterführenden Informationen im Internet. Diese Informationen müssen nicht zwangsläufig aus der Microsoft-Welt sein. Mehrwert für Leser und Internet-User hat Priorität vor Eigenwerbung. Da manche Links nur im Magazin vorgestellt werden, ergeben die Zugriffszahlen zugleich Informationen über Akzeptanz und Relevanz des Printmediums für den Leser. Im Allgemeinen werden die spezifischen Eigenschaften des Mediums wie Aktualität und Interaktivität jedoch noch nicht voll ausgeschöpft. Die Chance, mehr Service, etwa durch Datenbanken, Textarchive, Links und Online-Bestellungen zu bieten, wird noch zu selten genutzt. Vorreiter in Sachen Internetmagazine sind laut plan p. die Branchen Informationstechnologie (IT) und Chemie sowie die Automobilindustrie. So verwundert es wenig, dass auch das erste Magazin, Die drei Wege zum Kunden: In einem gut konzipierten Auftritt ergänzen sich Print, Online und Media gegenseitig. Kundenkommunikation auf allen Wegen Print Online Media Buch Broschüre Geschäftsbericht Katalog Newsletter Magalog Magazin Zeitung Newsletter Internet-Magazin Shop-Konzept E-Commerce Web-TV Web-Radio Business-TV Consumer-TV Kunde das die Vernetzung mit dem Internet realisierte, aus der Welt der Kommunikationstechnologie kommt: das von Siemens herausgegebene Heft I and C World. Die große Euphorie der Anfangsphase ist inzwischen allerdings ein wenig gedämpft. – 15 – Quelle: Yukom, München CP Ratgeber Markt 1.3 Chance Internet renz, sondern als Ergänzung zu den gedruckten Kundenmagazinen zu sehen ist. Die gedruckten Hefte fallen dem Kunden allein schon wegen ihrer Periodizität regelmäßig auf und fungieren fast immer als Appetizer für das WebAngebot – siehe Microsoft-Magazin (links). Sie geben dem Kunden den Impuls, sich zusätzlich zu informieren: Wer mehr wissen will, geht ins Internet. Gekürzte Budgets führten auch bei Siemens dazu, dass derzeit im Internet lediglich die pdf-Dateien der Magazinbeiträge hinterlegt sind. Fazit: In Sachen Print-Internet-Kombination schlummern im Markt des Corporate Publishing derzeit branchenübergreifend noch große Potenziale. Symbiose: Microsoft ergänzt Themen aus dem Magazin im Internet. Allein im Magazin kommunizierte Links erlauben Rückschlüsse auf Lesegewohnheiten und Interessen der HeftBezieher. Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft weist immer wieder darauf hin, dass die Weiterentwicklung der technischen Kommunikationsmittel – insbesondere des Internets – wesentliche Auswirkungen auf Märkte, Mediennutzung und Werbung habe. Das gilt freilich auch für den Internet-Einsatz im Bereich Corporate Publishing, wobei das Internet nicht als Konkur- Weiterführende Infos: Produktlösungen zu Themen im Umfeld des Mittelstands gibt es im Intenet. Außerdem kann man dort auch das Magazin per E-Mail bestellen. – 16 – Gefährlich wird das Internet den Printprodukten also auch mittelfristig keineswegs. Im Gegenteil: Eher kämpfen viele Internet-Angebote kurzfristig ums Überleben. »Fast überall auf dem Zeitungsmarkt weht ein rauher Wind«, so Timothy Balding, Generaldirektor vom Weltverband für Zeitungen (WAN) anlässlich des 55. Weltkongresses der Zeitungen 2002 in Brüssel, »die Anzeigenflaute und das Ende der hohen Erträge aus den Boomjahren der Zeitung zwingen die Verlage zu schweren Entscheidungen über ihre Ausgaben und Konzepte für das Internet.« Die Situation des Zeitungsmarktes ist ebenso übertragbar auf Publikums- wie auf Kundenmagazine. CP Ratgeber Markt 1.3 Chance Internet Doch die aktuelle wirtschaftliche Flaute sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Internet Auswirkungen auf den Medienmarkt hat. Folgende Effekte gilt es daher zu beachten und in die Kommunikationsstrategie einzubinden: _ Das gesamte Kommunikationsnetz verfestigt sich durch das Internet zu einem wichtigen Einkaufsweg, den die Konsumenten wegen der großen Auswahl, der Zeitunabhängigkeit beim Bestellen und des transparenten Preisvergleichs zunehmend nutzen. _ Private Anwender dominieren die Internetnutzung. Daraus ergeben sich Vorteile vor allem in der Kombination mit klassischen Kundenmagazinen, die eine breite Öffentlichkeit ansprechen. Nachdem auch immer mehr Frauen und ältere Menschen das Internet nutzen, deckt sich die Gruppe der User in ihrer demographischen Zusammensetzung immer stärker mit der Gesamtbevölkerung. _ Es gibt kein besseres Marketinginstrument für das Internet als ein Printmagazin. Aufgrund seiner Periodizität fällt es dem Kunden regelmäßig in die Hände und fungiert als Anregung für das Web-Angebot. Internet den klassischen Medien das Wasser abgrabe, weil Leser und Hörer nur noch als User durch das Netz surfen, ist unberechtigt. Wenn bisher neue Medien auf den Markt kamen, habe immer auch die Gesamtmediennutzung (die addierte zeitliche Nutzung aller Medien) zugenommen. Im Internet-Mutterland USA ist der TVKonsum trotz Internet-Boom konstant geblieben. Das Internet wird also keine Printerzeugnisse, es wird sie vielmehr durch seine andere Dynamik und die unterschiedlichen Rezeptionsgewohnheiten der User ergänzen. Internet steht für knappe, schnelle und aktuelle Information sowie Interaktivität. Printmagazine dagegen für vertiefende Hintergrundberichterstattung und gefällige, emotionale Optik. Unternehmen bietet das Internet eine Chance, ihren Service zu erweitern und Kunden, Geschäftspartnern, Mitgliedern oder Mitarbeitern weiteren Mehrwert und Nutzen zu bieten. Das klassische Kundenmagazin kann es sicher nicht ersetzen. Intermediale Bindungen: Der Beitrag im Magazin printprocess (oben) der Heidelberger Druckmaschinen AG berichtet über den außerordentlich erfolgreichen Einsatz einer Digitaldruckmaschine. Der dazugehörige Internetauftritt printprocess.net (links) führt unter anderem auf die Vertriebs-Homepage dieser Maschine. _ Das Internet substituiert auch als Werbeträger nicht die anderen Medien. Vielmehr erhalten diese deutliche Impulse – sofern die interaktiven Vorteile des schnellen OnlineMediums sinnvoll in das werbliche Gesamtkonzept integriert werden. _ Der ZAW widerspricht der These, dass vom Internet ein Kannibalisierungseffekt bei der Mediennutzung ausgehe. Die Befürchtung, dass das – 17 – CP Ratgeber Konzeption 2.1 Grundüberlegung Der Kunde ist König. Er will hofiert, umsorgt und informiert werden. Schön und gut. Doch König ist nicht gleich König. »Den Kunden« als homogene Masse gibt es nicht. Wer den König zufrieden stellen möchte, muss seinen Geschmack kennen, muss wissen, mit welchen Informationen er ihn unterhalten kann und womit sich der König gerne verwöhnen lässt. Laut Jens de Buhr, Geschäftsführer der Hamburger JDB Mediapool GmbH, funktionieren Kundenzeitschriften »wie trojanische Pferde: außen freundlich und anziehend, innen aber gespickt mit den Waffen der Verkaufsstrategen.« Erfüllte Wünsche: Leseranalysen offenbaren wichtige Daten über die Bedürfnisse der Kunden. Wer also ein Kunden- oder Mitarbeitermagazin plant, sollte sich vor dem Start genau überlegen, welche Ziele er damit verfolgt und welche Zielgruppe er ansprechen möchte. Denn die formale, inhaltliche und redaktionelle Gestaltung des Printprodukts muss auf die Unternehmens- und Marketingziele abgestimmt und gleichzeitig zielgruppengenau konzipiert sein. Vor der Konzeption eines Kundenmagazins ist daher eine Analyse der Wettbewerbssituation (Stärken/Schwächen, Risiken/Chancen) des eigenen Unternehmens im Vergleich zur Konkurrenz notwendig, damit später im Magazin die eigenen Stärken entsprechend hervorgehoben werden können. Workshops: Diese und andere Termine finden sich unter www.deutschepost.de/cp-event Die Checkliste auf der gegenüberliegenden Seite soll eine Orientierung über die eigene Kommunikationssituation sowie Hinweise auf erforderliche Maßnahmen bieten. Sind alle Fragen dieser Liste beantwortet und das grundsätz– 18 – liche »Ja« und »Wie« des Kundenmagazins geklärt, gilt es, die Zielgruppe einzugrenzen. Denn nur wer seine Zielgruppe kennt, kann Inhalte – also Themen und Layout – so gestalten, dass sie der Leser gern liest. Tatsächlich scheitern die meisten Kundenmagazine daran, dass ihre Macher an der Zielgruppe vorbeiproduzieren. Natürlich muss niemand die Bedürfnisse seiner Leser erraten. Das angebotene Produkt lässt oft sehr klare Rückschlüsse zu: So ist der Golfspieler von Haus aus wohl eher qualitätsbewusst, ohnehin sportlich und besserverdienend. Ein passendes Themenumfeld ist verhältnismäßig leicht zu gestalten. Das ist gewiss nicht für jedes Produkt so einfach. Wertvolle Hilfe beim Ausloten von Interessen und Themenkomplexen bietet die klassische Marktforschung. Agenturen und Marktforschungsinstitute führen beispielsweise im Auftrag ihrer Kunden – meist Verlage oder Unternehmen – qualitative Untersuchungen in Gruppendiskussionen und Einzelbefragungen durch. Umfragen, Leserrunden und schriftliche Befragungen in regelmäßigen Abständen bringen Transparenz in die Interessen der Zielgruppe, ihre Lese- und Konsumgewohnheiten. So kann die Redaktion stets rechtzeitig auf Veränderungen reagieren. Für Redaktionen, die bei der Interpretation der gewonnenen Daten Hilfe brauchen, veranstalten Agenturen auch Workshops, in denen mit der betreffenden Redaktion die neuesten Marktforschungen diskutiert und Themen- sowie Layoutkonzept der Zeitschrift anhand der Forschungsergebnisse überarbeitet werden. CP Ratgeber Konzeption 2.1 Grundüberlegung Grundsätzlich bietet die Kundenzeitschrift einige Vorteile gegenüber klassischer Werbung: _ Das Magazin wird aus Neugier und Interesse aus einem Geschäft mitgenommen oder kommt per Post direkt nach Hause, weil sich der Kunde durch den Kauf eines Produkts oder die Mitgliedschaft in einem Verband für diese Marke entschieden hat. _ Der Konsument bestimmt selbst, ob und wann er sich Zeit für die Lektüre nimmt. Er liest das Magazin etwa zu Hause auf dem Sofa in entspannter Atmosphäre und hat schon dadurch dem Unternehmen gegenüber eine positivere Grundhaltung. Eine gute Basis, um das Wohlwollen des Kunden durch entsprechende Inhalte zu verstärken. _ Gerade Unternehmen mit erklärungsbedürftigen Produkten oder Dienstleistungen können sich in einer Zeitschrift viel umfassender präsentieren, als das mit einer Anzeigenseite in einem Publikumsmagazin möglich ist. Grundsätzlich gilt: Der Kunde erwartet von einer Kundenzeitschrift nicht nur Information, sondern gleichberechtigt auch Unterhaltung und Nutzwert. Selbstkritisch sollte die Kundenzeitschrift sein, auch über den Tellerrand blicken und Themen von allgemeinem Interesse aufbereiten. Sie darf sich nicht anbiedern, indem sie ständig die eigenen Produkte in den Vordergrund stellt. Die große Kunst des Profis ist es, die Marke selbst dezent im Hintergrund zu halten und sie doch so zu präsentieren, dass sie stets präsent und dem Leser bewusst ist. Checkliste zur Kommunikationssituation Quelle: Bayartz GmbH, Unternehmensberatung ja ❑ nein ❑ In unserem Markt herrscht eine hohe Wettbewerbsdynamik. ja ❑ nein ❑ Wir streben eine Erweiterung unseres Geschäftskundenstamms an. ja ❑ nein ❑ Wir haben offen liegendes Marktpotenzial bisher nicht genügend in Angriff genommen. ja ❑ nein ❑ Die Stabilität unseres Unternehmens muss angesichts des verschärften Wettbewerbs verbessert werden. ja ❑ nein ❑ Zunehmender Preisdruck zwingt uns zu ausgleichenden Maßnahmen im Bereich Dienstleistung/Service. ja ❑ nein ❑ Wir verzeichnen rückläufige Responsequoten bei DirectMailings. ja ❑ nein ❑ Wir haben hohe Streuverluste beim Einsatz klassischer Werbung. ja ❑ nein ❑ Bisherige Kommunikationsmaßnahmen erlauben uns nur eine ungenaue Zielgruppenansprache. ja ❑ nein ❑ Unsere fachliche Kompetenz wird nur unzureichend übermittelt. ja ❑ nein ❑ Der Anteil unserer C-Kunden ist prozentual sehr hoch. ja ❑ nein ❑ Erklärungsbedürftige Produkte verlangen von uns einen zusätzlichen Informationsdienst. ja ❑ nein ❑ Der Unternehmensname soll in unserer Zielgruppe stärker penetriert werden. ja ❑ nein ❑ Unser Unternehmens- und Produkt-Image bedarf eines Relaunchs. ja ❑ nein ❑ Wir benötigen neue Kommunikationswege zur verbesserten Kundenbindung. ja ❑ nein ❑ Glaubwürdigkeit und Akzeptanz unserer Kommunikationsaktivitäten lassen zu wünschen übrig. ja ❑ nein ❑ Unsere Kommunikationsaktivitäten sind eher auf kurzfristige Erfolge ausgelegt. ja ❑ nein ❑ Der Werbecharakter unserer bisherigen Marketingmaßnahmen ist zu offensichtlich. ja ❑ nein ❑ Ein aktiver Dialog mit unserem Kunden ist aufgrund zu geringer Response-Möglichkeiten nicht oder kaum gegeben. ja ❑ nein ❑ Unsere Kunden werden mit Informationen nicht ausreichend und schnell genug versorgt. ja ❑ nein ❑ Unsere eigenen Stärken gegenüber der Konkurrenz sollen deutlicher hervorgehoben werden. ja ❑ nein ❑ Die Profilierung unseres Unternehmens verlangt neue Wege. ja ❑ nein ❑ Unsere Zielgruppe wird über den USP und Produktnutzen nicht ausreichend und oft genug informiert. ja ❑ nein ❑ Eine zusätzliche Vor- und Nachbearbeitung unserer Verkaufsgespräche ist notwendig. ja ❑ nein ❑ Wir wollen positive Kundenberichte und -erfahrungen verstärkt einsetzen. ja ❑ nein ❑ Unsere Außendienst- und Telefonakquise soll durch zusätzliche Kommunikationswege unterstützt werden. – 19 – CP Ratgeber Konzeption 2.2 Ziele Die wichtigsten Funktionen der Kundenzeitschrift 56,4% Kundenbindung 31,9% Öffentlichkeitsarbeit 11,7% Akquisition Quelle: Redaktion Wirtschaft, Hamburg Eindeutige Ziele: Kundenbindung ist das herausragende Ziel des Corporate Publishing. Schnelle Quartalserfolge können von einem Kundenmagazin nicht erwartet werden. In vielen Unternehmen steht das allein schnelle Steigern der Verkaufszahlen im Vordergrund. Langfristig lassen sich Erfolg und Bestand in einer dynamischen Konkurrenzwelt so jedoch nicht sichern. Der Aufbau eines echten Dialogs mit der Zielgruppe ist dagegen kurzfristig kaum zu erreichen. Kundenbindung und Neukundengewinnung – und damit letztendlich Verkaufssteigerung – fordern Konsequenz und Kontinuität in allen Aktionen, um auf lange Sicht Vertrauen, Akzeptanz und ein positives Image beim Kunden aufzubauen. Eine Kundenzeitschrift kann folgende Ziele verfolgen und Aufgaben erfüllen: _ Imagebildung und Imagepflege, _ Verkaufsförderung, _ Neukundengewinnung, _ Kundenbindung. Imagebildung und Imagepflege In der Kommunikation mit dem Kunden mittels einer Kundenzeitschrift geht es darum, durch Inhalte und Gestaltung die ganze Erlebniswelt – das Image – der Marke zu transportieren. Diese Aufgabe kann eine Kundenzeitschrift sehr gut übernehmen und bei Kunden, Geschäftspartnern und Mitgliedern für eine positive Grundstimmung sorgen. Freude am Blättern: BMW verwendet außergewöhnliche Fotos und Aufmachungen, um mit seinem Magazin emotionale Bindungen zu erzeugen Das Forum Corporate Publishing in München befragte 94 Leiter von Kundenmagazinen in Herausgeber-Unternehmen nach der Bedeutung des Mediums für ihr Unternehmen: Demnach halten 71 Prozent Firmenzeitschriften als besonders geeignet für die Imagearbeit bei Endkunden, 59 Prozent finden sie hilfreich bei der Imagepflege im – 20 – Bereich des B-to-B. Ähnliche Ergebnisse zeigt eine Studie der Universität Zürich. Demnach sehen 65 Prozent der 400 Schweizer Top-Unternehmen die Aufgabe ihrer Kundenzeitschrift darin, emotionale Bindung zu den Kunden aufzubauen. An letzter Stelle der Rangliste rangieren Ziele wie Neukundengewinnung oder Daten-Generierung. Die Verantwortlichen erkennen immer deutlicher: Zum Image eines Unternehmens gehören neben Qualität und Preis des Produkts vor allem Emotionen, und zwar in Verbindung mit der Marke. Klassische Werbung kann zwar Inhalte vermitteln, zur festen Kundenbindung reichen die Instrumente jedoch nicht aus. Erst der direkte Dialog erfüllt eine Marke mit Leben. Wirksame Markentreue setzt eine tiefere emotionale Bindung voraus. Als beispielhaft in Imageaufbau, Imagepflege und konsequenter Corporate Identity gelten die deutschen Automobilhersteller. BMW etwa hat mit dem Motto »Freude am Fahren« das Herz seiner Kunden erwärmt. Schließlich identifizieren Autofahrer sich, so Werbepsychologen, gerne mit Werten wie Dynamik, Ästhetik und Innovation. Die Zutaten zu den Emotions-Cocktails: Reisereportagen sowie Artikel zu den Themen Food und Lifestyle in Deutschland und anderen Ländern. Gemixt mit einem Schuss Markenmythos und garniert mit einer Scheibe Technik. Umgesetzt in Gefühlswelten, werden diese Werte nicht allein vom BMWMagazin kommuniziert. Kreationen der Autohersteller – etwa das VW-Magazin, Christophorus von Porsche oder das Audi-Magazin – wollen den Lesestoff bieten, der den aktiven Menschen heute interessiert. Wichtig bei der Imagepflege: Die kom- CP Ratgeber Konzeption 2.2 Ziele plexen Erkenntnisse über Interessen, Gefühlswelten, Vorlieben und Abneigungen von Käufern bestimmter Marken, die für den Aufbau des richtigen Emotionsgefüges unabdingbar sind, wurden nicht ohne professionelle Werbepsychologie gewonnen. Wer also ein Markenimage aufbauen oder ändern möchte, sollte sich auf das Wissen und Können der Profis verlassen. Denn ein paar thematische Flops, unpassende Inhalte oder ein Layout, das die Zielgruppe nicht anspricht, lässt schnell die Glaubwürdigkeit des Unternehmens bröckeln. Und ein verpatztes oder an der Zielgruppe vorbeigehendes Image wieder zu bereinigen, ist kompliziert und teuer. Verkaufsförderung Soll das Magazin in erster Linie den Verkauf fördern, muss das Produkt im Vordergrund stehen. Entscheidend ist dabei der USP – Unique Selling Proposition –, der die Marke eindeutig von anderen unterscheidet. Doch Vorsicht: Kundenmagazine zu reinen Werbeblättern und Produktübersichten zu degradieren, ist garantiert der falsche Weg. Kundenmagazine können viel bewirken, wenn man Produkte in ein ansprechendes und passendes Themenumfeld verpackt. Dies belegten auch die Ergebnisse der ARMAda im Jahr 2000: (siehe auch Kapitel 10, S. 136f). Mehr als 40 Prozent der Leser von Kundenmagazinen fanden in dem Magazin nach eigener Aussage nützliche Tipps und Informationen. Fast jeder Dritte erinnerte sich, durch die Lektüre zu einem Kauf angeregt worden zu sein. Und jeder Vierte erklärte, er entdecke gute Angebote. Besonders hoch schätzten die Leser von Frauentiteln und Musikmagazinen den Nutzwert ein. Kundenmagazine, die der Verkaufsförderung dienen, werden oft am Point of Sale, also direkt im Geschäft, vertrieben. Ein Beispiel: das WOM Journal. Es erscheint seit 1985 monatlich – heute in einer Auflage von 270 000 Exemplaren –, liegt in allen 18 World-of-MusicFilialen aus und ist mit 620 000 Lesern pro Ausgabe laut AWA »Deutschlands meistgelesene Musikzeitschrift«. Ein gravierender Nachteil der PoS-Magazine: Der Kunde muss erst einmal die Ladentür durchschreiten, ehe er auf das Magazin aufmerksam wird. Da das vorgefundene Magazin nicht wie ein Prospekt zu handhaben ist, den man schon im Laden auf attraktive Angebote durchforstet, sieht die ideale Reaktionskette so aus: Der Kunde nimmt das Magazin mit nach Hause. Dort blättert er, wird in besinnlicher Umgebung zum Kauf motiviert, eilt schleunigst in das Geschäft und erwirbt dort die zuvor ausgewählten Produkte. Soweit die Theorie. Und nun die Praxis: Der Kunde entdeckt zuhause ein attraktives Produkt, will es beim nächsten Einkaufsbummel kaufen und ist enttäuscht, weil es inzwischen ausverkauft ist. Es ergibt also durchaus Sinn, guten Kunden das Verkaufsförderungs-Magazin regelmäßig mit der Post nach Hause zu schicken. Der Trend zum Vertrieb per günstiger Pressesendung ist daher auch bei den Verkaufsförderungsmagazinen ungebrochen. Beispiel ist Klassik Akzente, das Magazin für Liebhaber der E-Musik. Die Universal Music Group, Berlin, verschickt das 50-seitige Magazin viermal jährlich in einer Auflage von 120 000 Exemplaren an seine Kunden. Auch bei – 21 – Zielgruppenansprache. Neuere Tools zum Ermitteln der Zielgruppenaffinität auf Seite 14. Hintergründe unter www.deutschepost.de/cp-watch Im Trend: Das Verkaufsförderungs-Magazin Klassik Akzente bekommt der Kunde per Pressesendung nach Hause gebracht. CP Ratgeber Konzeption 2.2 Ziele Großer Auftritt: Universal Music sendet den Mitgliedern der JazzGemeinde eine eigene Zeitung in die Wohnzimmer. Klassik Akzente stehen die Produkte klar im Vordergrund. Ziel: möglichst viele Käufer in den Laden zu locken, sie für neu erschienene Alben zu interessieren und zum Kauf anzuregen. »Der redaktionelle Fokus richtet sich aber nicht auf einzelne Veröffentlichungen, sondern auf die Geschichte dahinter«, erklärt Christian Kellersmann, General Manager Classics & Jazz bei Universal. letzt zur klaren Abgrenzung – ein Zeitungsformat gewählt. Nicht vom Beckenrand singen Wer über kein entsprechend umfangreiches Warenangebot verfügt oder nur ausgewählte Produkte bewerben möchte, sollte die Artikel zu Themenblöcken zusammenfassen – als Ergänzung, vielleicht auch als Alternative zu Promotionaktionen am Point of Sale. Unter dem Motto »Winterträume« präsentiert so etwa ein Kaufhaus diverse Weihnachtsdekorationen, Glühwein, CDs mit Weihnachtsmusik und kuschelige Hauskleidung und liefert gleich noch ein Plätzchenrezept mit. Schon kurz nach dem viel versprechenden Beginn ihrer Karriere als Schwimmlehrerin hat MARIA JOÃO das Handtuch geworfen und ist Sängerin geworden. Unser Glück. V Experimentieren ist Maria Joãos Leidenschaft. ier Stimmen stehen für Portugal. Dulce Pontes ist die feinsinnige Grenzgängerin zwischen Tradition und Moderne. Mísia verkörpert das Artifizielle eines in literarische Sphären transponierten Fado. Teresa Salgueiro ist der Engel des Pop, der die bittersüße akustische Traurigkeit der Altstadtkneipen von Lissabon in die Hitparaden der Weltmusik katapultierte. Und Maria João hat längst alle Grenzen hinter sich gelassen. Sie ist die Botschafterin der musikalischen Symbiose, der kreativen Weitsicht, der kulturellen Toleranz. Dabei hätte es ganz anders kommen (1983), eine noch deutlich an den internationalen Vorbildern orientierte Platte, der zwei weitere in gleicher Besetzung folgten („Cem Caminhos“, 1985, „Conversa“, 1986). STANDARD-DESASTER Es waren Lehrjahre, in denen die Newcomerin viel durch die Lande tingelte und langsam ihre eigene Stimme fand. Bezeichnend war, dass ihr die gelernten Materialien amerikanischer Herkunft immer langweiliger, irgendwann sogar suspekt wurden. Als sie eines Abends als Eröffnungsact ihres Idols Betty Carter auf die ten Ausdrucksform führte, beeinflusst zugleich die klangkulturellen Ent deckungsreisen seines Gegenübers. Zum anderen konzentrierte sich Maria Joã darauf, ihre persönlichen musikalische Wurzeln zu finden. Nach dem Duo-Album „Danças“ (1995), das allein schon au Analogiegründen ihr künstlerisches Ver hältnis zu Takase neu definierte, folgte immer mehr Projekte, die die Verbin dungslinien zu Afrika, Indien und Süd amerika knüpften. Da Joãos Mutter aus Moçambiqu stammt, stieß sie schrittweise die Pforte zur musikalischen Welt des Schwarze Ein Porträt zum 100. Geburtstag von Eugen Jochum zum Beispiel, eine Hymne auf die Mezzosopranistin Cecilia Bartoli, ein neuer Zyklus mit Beethoven-Klavierkonzerten der Pianistin Mitsuko Uchida – typische Heftthemen. Die Kundenbindung an das Label findet auch über die Neugier der Leser auf die Künstler statt. Gleichzeitig ist die Verbindung zu den Universal-Produkten immer vorhanden. Die Verantwortlichen sind überzeugt, ihre Zielgruppe über das regelmäßig nach Hause verschickte Magazin besser zu erreichen als über den Point of Sale. Sie geben daher gleich noch eine zweite Publikation an eine klar definierte Musikliebhaber-Szene heraus, die sie ebenfalls per Presse Distribution verschicken: das JazzEcho. Und wieder steht die Promotion der CDs im Vordergrund. Im Unterschied zu Klassik Akzente wurde für das JazzEcho jedoch – nicht zu– 22 – Auch Unternehmen, die ihre Ware bisher ausschließlich über Kataloge, Anzeigen und Werbebeilagen für Tageszeitungen beworben haben, können mit einem solchen Verkaufsförderungsorientierten Magazin den Nutzwert ihrer Aktionen steigern und sie so aufwerten. Für ein Elektronikunternehmen denkbar wäre beispielsweise ein »SommerPicknick« in praktischer Kombination aus CD-Box, tragbarem Soundblaster und CDs mit Italo-Songs bis zu Handy und Taschenlampe. Und warum nicht als Extra ein paar schnelle Rezepte für Salate und Chicken-Wings? Neukundengewinnung Auch als Akquise-Instrument bei der Neukundengewinnung gewinnt das Kundenmagazin zunehmend an Bedeutung. Die Gretchen-Frage lautet hier: Wie kommt das Heft zum potenziellen Kunden? Eine mögliche Antwort: durch zufriedene Kunden. Das Stichwort lautet »Kunden werben Kunden«, eine bei Tageszeitungen sowie Publikums- und CP Ratgeber Konzeption 2.2 Ziele Special-Interest-Titeln gern genutzte Form der Abonnentenwerbung. Wer einen neuen Leser / Kunden gewinnt, darf sich unter verschiedenen Prämien ein Dankeschön aussuchen. Der Kunde wird so quasi zum Außendienstmitarbeiter, der neue Kunden mitunter besser von der Qualität des Angebots überzeugen kann als ein Unternehmensvertreter. Schließlich argumentiert er (fast) uneigennützig und würde einem Freund nichts Schlechtes empfehlen. Weitere Vertriebsvarianten sind die Auslage des Magazins auf Messen oder der Versand über gezielt eingekaufte Adressen. Bei der Adressauswahl ist zu beachten, dass die zugekauften Adressen zur Struktur der firmeneigenen Stammdatenbank passen. Im Probeheft sollten dann ein Faxbestellformular, eine Bestellkarte oder die Nummer der Bestell-Hotline zu finden sein, damit der Kunde den Weiterbezug der Zeitschrift sicherstellen kann. Generell gilt: Je unkomplizierter der angebotene Dialogweg, desto größer ist die Chance auf eine Reaktion. Nur wenige Kundenmagazine werden neben dem Vertrieb per Presse Distribution auch im Zeitschriftenhandel verkauft. Tatsächlich kann der Kioskverkauf Bekanntheitsgrad und Image einer Kundenzeitschrift noch zusätzlich steigern. Viele Exemplare werden auf diesem Weg jedoch nicht abgesetzt. Die AOL Bertelsmann Online GmbH setzt mit ihrem AOL Magazin dennoch ausschließlich auf den Kiosk: Die Zeitschrift für Internet-Einsteiger erscheint vierteljährlich als reines Akquiseinstru- ment (100 000 Exemplare, 148 Seiten, 20 Seiten Serviceteil). Das redaktionelle Konzept nach Eigenaussage: »Infotainment« rund um »die Online-Welt in ihrer ganzen faszinierenden Vielfalt...« Die Inhalte reichen von Shopping über E-Mail und Chat bis zu Online-Bankgeschäften. Natürlich nicht, ohne in den Beiträgen subtil auf die Vorteile von AOL hinzuweisen. 1,80 Euro kosten Magazin und CD-ROM mit InternetZugangssoftware. Regelmäßige E-MailNewsletter und das AOL-Portal (www.aol.de) ergänzen den KundenService. Immer mehr Firmen nutzen inzwischen das Internet zur Neukundenakquise. Auf vielfältige Weise wird dabei zunächst die eigene Webadresse bekannt gemacht: Anzeigen und Werbespots erinnern an den Webauftritt, Suchmaschinen führen über versteckte Schlagworte zur Homepage. Erst einmal auf dieser Seite angekommen, können Kunden und potenzielle Kunden einen Newsletter bestellen, der die Aufmerksamkeit auf neue Produkte und Branchennachrichten lenkt. Wer ins Internet geht, sucht schnelle und knappe Information. Für opulente Optik oder lange Reportagen bleibt das gedruckte Magazin unbestritten das bessere Medium; Print und Online entwickeln daher gerade auch in der Kombination ihre volle Stärke. Ein vierteljährlich erscheinendes hochwertiges Magazin pflegt das Image und baut Vertrauen auf. Der wöchentliche Newsletter überbrückt die Zeit zwischen den Erscheinungsterminen mit nützlichen Informationen und sorgt dafür, dass das Unternehmen beim Kunden auch während der drei Monate allzeit präsent bleibt. – 23 – Exklusiv: Das AOL-Magazin ist ausschließlich am Kiosk zu haben. Die Kundenpflege wird via Internet unterstützt. CP Ratgeber Konzeption 2.2 Ziele Kundenbindung Einen neuen Kunden zu gewinnen kostet im Schnitt zehn Mal mehr, als einen bestehenden Kunden zu behalten, so eine Umfrage der Universität St. Gallen. Darum sollte das Hauptziel einer Kundenzeitschrift die langfristige Kundenbindung sein. Das ist gerade in einer Zeit wichtig, in der Markentreue beim Konsumenten immer schwächer ausgeprägt und vom Preisbewusstsein überlagert wird. Kuchenbindung: Gugelhupf des Dr. Oetker-Backclubs vereint Freundinnen und Freunde feinen Kuchens und erzeugt Feedback um das Backblech. Kundenbindung: Clubmagazine wie go seven vermitteln dem Leser das wichtige Zusammengehörigkeitsgefühl, manchmal verstärkt durch ein Medium in Gestalt einer rothaarigen TV-Agentin. Den Kunden bei der Stange zu halten und nicht aus den Augen zu verlieren ist vor allem bei hochwertigen und langlebigen Gütern wichtig, wenn Käufer und Verkäufer nur unregelmäßig miteinander in Kontakt stehen. Dabei ist es nicht allein damit getan, interessante Inhalte zu bieten. Die Zeitschriften müssen Elemente integrieren, die dem Leser zusätzlichen Nutzen liefern. Ein Artikel über einen interessanten Event in einem anderen Land lässt sich beispielsweise mit einer Leserreise dorthin kombinieren, ein Porträt über einen Musiker mit Hinweisen auf dessen CDs oder auf kommende Konzerttermine. Auch ein Gewinnspiel mit Fragen zu Fakten aus dem Heft kann dem Leser das Gefühl geben, die Inhalte praktisch umsetzen zu können. Zeit- und Kostenaufwand für eine langfristige Kundenbindung lohnen sich in jedem Fall _ bei hochwertigen Produkten (Autos, HiFi, EDV, Maschinen) _ in langfristig gewünschten Handelsbeziehungen _ bei extrem starkem Konkurrenzdruck Beispiel Autoindustrie: Selbst Autofans kaufen nicht jedes Jahr einen Neuwa– 24 – gen, und auch Firmenfahrzeuge werden in aller Regel ein paar Jahre gefahren. Wer als Händler oder Hersteller verhindern will, dass der Kunde beim Neukauf zur Konkurrenz abwandert, kommt an dauerhafter Kundenpflege nicht vorbei. Der Kunde muss regelmäßig auf neue Produkte und Modelle aufmerksam gemacht werden, Markenkultur und Image müssen ihm über Jahre hinweg präsent bleiben. Ein Instrument, um Emotionen anzusprechen und die Beziehung zwischen Konsument und Unternehmen von der Transaktion in eine dauerhafte Kundenbindung zu verwandeln, ist der Club. Herzstück ist das Clubmagazin. Es informiert den Leser über alle Aktivitäten des Clublebens und enthält notwendige Feedback-Elemente. Das können neben Sonderaktionen auch Reisen und regionale Mitgliedertreffen sein. Daneben sollten im Magazin Hinweise auf mit der Mitgliedschaft verbundene Dienstleistungen – etwa eine Kreditkartenfunktion der Clubcard – ihren festen Platz haben. Hintergrundinformationen über das Unternehmen, Produkte und deren Entstehung geben dem Leser ein zusätzliches Gefühl des Eingeweihtseins und betonen ein positives, offenes Firmenimage. Die Gestaltung des Magazins orientiert sich an Zielgruppe und Produkten und kann ganz unterschiedlich ausfallen: Als Hochglanzprodukt wie das LufthansaMagazin mit dem Supplement Exclusive für Besitzer von Senator- oder Frequent-Traveller-Karten, als stark nutzwertiges Magazin wie der Gugelhupf von Dr. Oetker, Bielefeld, mit vielen Tipps rund ums Backen, oder als kurzweiliges Info-Magazin mit Merchandising-Katalog wie go seven von Pro Sieben. CP Ratgeber Konzeption 2.3 Zielgruppen Kundenzeitschrift ist nicht gleich Kundenzeitschrift: So unterschiedlich die Zielgruppen und deren Informationsbedürfnisse sind, so unterschiedlich sind auch die Medien, die um die Gunst der Leser werben. Erfolg wird nur haben, wer seine Zielgruppe möglichst genau kennt und ein professionell gemachtes und auf die Leserschaft zugeschnittenes Konzept entwickelt. Journalistisch gut umgesetzte Kundenzeitschriften sind Special-Interest-Titeln am Kiosk sehr ähnlich. Sie sind für eine klar definierte Zielgruppe im Umfeld eines konkret umrissenen Themas oder einer Produktpalette konzipiert. Je enger die Zielgruppe eingegrenzt werden kann, desto eher kann man den Leser gewinnbringend bedienen. Was letztendlich beiden Seiten nutzt. Eine Kundenzeitschrift, die genau die Themen bringt, für die sich der Leser interessiert, hat gute Chancen, ein Special-Interest-Magazin im selben Themenumfeld zu substituieren. Der Leser kauft sich nicht mehr seine Stammzeitschrift, weil die für ihn interessanten Themen von der Kundenzeitschrift abgedeckt werden. Er bezahlt nicht mehr für Inhalte, die er gar nicht lesen will. Die Wahl der Themen, der Aufmachung und des gesamten Stils hängt also stark davon ab, welcher Zielgruppe die Leser angehören. Die Unterschiede sind extrem. Consumer interessieren sich anders als Businesskunden, Investoren sind andere Informationen wichtig als Club-Mitgliedern oder Mitarbeitern des eigenen Unternehmens. Wer Kunden verschiedener Kategorie bedient, sollte sich also eventuell für zwei oder drei verschiedene Magazine entscheiden. Das gilt auch für Kunden verschiedener Altersgruppen. Die Mühe lohnt sich. Denn je exakter die Interessen erreicht werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Blatt gelesen wird. Der AOK-Bundesverband beispielsweise erstellt jeweils ganz eigene Magazine für Kinder, Jugendliche, Studenten, Mitglieder ab 30 Jahren und Senioren. Voraussetzung für die richtige Einteilung der Kunden in die verschiedenen Interessengruppen ist allerdings eine korrekte Datenbank (s. Kapitel Dialog). Nicht die Themen allein sind ausschlaggebend. Die Wirkung von Stil und Optik ist nicht zu unterschätzen und sollte sich an der Alters- und Zielgruppe der Kunden orientieren. Eine Zeitung für Heranwachsende hat sicher wenig Erfolg, wenn sie in hochgestochener Sprache, bravem Layout mit zu geringem Bildanteil daherkommt. Ein Anlegermagazin wiederum wird scheitern, wenn der Schreibstil salopp und die bunten Seiten zu innovativ gestaltet sind. Consumer Endverbraucher sind vielleicht die schwierigste und sensibelste Zielgruppe. Magazine für diese Leserschaft kommen am ehesten modernen Publikumstiteln gleich. Um die Leser nicht mit reinen Branchen-News und Produktneuheiten zu langweilen, berücksichtigt ein gutes und umfassendes redaktionelles Konzept auch unternehmens- und branchenunabhängige Texte: (kritische) Berichte über aktuelle Trends und Themen, die gerade in der öffentlichen Diskussion stehen, Lifestyle-Reportagen und Porträts interessanter Persönlich– 25 – Die CP Infomodule Zielgruppen der Deutschen Post Presse Distribution analysieren anhand vieler aktueller Beispiele die Erfolge des Corporate Publishing. Es gibt sie für die Zielgruppen »Consumer«, »Business-to-Business« und »Mitarbeiter«. Zum kostenlosen Download als PDFDateien von der Seite: www.deutschepost.de/ corporatepublishing CP Ratgeber Konzeption 2.3 Zielgruppen keiten, Ratgeber und Glossen, Cartoons, Rätsel und Buchtipps. Dabei können Kioskzeitschriften, die sich an die gleiche oder eine ähnliche Zielgruppe richten, durchaus als Ideengeber und Themenpool für die Heftplanung und Artikelauswahl zu Rate gezogen werden. Selbstverständlich sollen auch Beiträge aufgenommen werden, welche die Branche und die Produkte des Unternehmens fokussieren – ohne zu offensichtlich positiv und werblich zu schreiben. Auch sollte eine Anzeige zu einem Produkt (egal, ob es vom eigenen oder einem externen Unternehmen kommt) nicht neben Redaktion zum gleichen Produkt gestellt werden. Das sieht leicht nach billiger PR aus, die Neutralität der Redaktion wirkt nicht mehr glaubhaft. Multimedia: Mini International setzt jeweils eine Metropole als Schwerpunktthema. Geräusche, Musik und Videos – hier aus Brooklyn – auf einer beigeklebten CD-Rom lassen die jungen Nutzer mit allen Sinnen in die Stadt eintauchen. Ein Beispiel für die gelungene Ansprache der eigenen Zielgruppe ist Mini International, das Magazin des Kultfahrzeugs Mini aus dem Hause BMW, das als trendiges Lifestyle-Heft daherkommt. Die Themen decken sich mit den Freizeitinteressen seiner hauptsächlich jungen und jung gebliebenen Kunden: Musik, Kino, Restaurant-Tipps und Szene-Features. Monothematisch an einer Großstadt durchdekliniert. Das auffallend moderne Layout hebt sich von gängigen Magazinen ab. Wie die Inhalte, so signalisiert es: Wir Mini-Fahrer sind Großstädter und trendy. Dabei steht das Produkt keineswegs im Vordergrund. Nur auf speziell ausgewiesenen Seiten geht es um Mini pur, um Technik und Interieur, Speziallackierung und Ausstattung. Längst ist im Kundenzeitschriftenmarkt auch die Zielgruppe der Kinder entdeckt – geschätzt vor allem als Meinungsbildner. Zwar fehlt den Kids, auch zumeist den Jugendlichen, noch die – 26 – nötige Kaufkraft, um sich teure Produkte leisten zu können. Doch nicht selten überzeugen die Kleinen den Papi von einer Automarke, bestimmen, wo er tanken oder wohin der nächste Urlaub gehen soll. Kinder- oder Jugendseiten können den Nachwuchs – als potenzielle Kunden von übermorgen – an die Marke binden. Mitglieder Verbände, Institutionen und Unternehmen zählen heute zur stärksten Gruppe der Magazin-Herausgeber überhaupt. Etliche von ihnen, allen voran die Krankenkassen, setzen dabei verstärkt auf eine altersgerechte Ansprache in eigenen Magazinen. So auch die Gmünder Ersatzkasse (GEK). Mit ihrem Magazin Gekko will sie vor allem Jugendliche erreichen. Gerhard Rimmele, Marketingleiter bei der GEK, will seine Kasse als Partner der Jugend etablieren und setzt im redaktionellen Konzept von Gekko bei Themen wie Prüfungsangst oder Drogenmissbrauch auf viel Nutzwert und Dialogelemente. Mit großem Erfolg: Bei der GEK wurde errechnet, dass sich seit dem ersten großen Relaunch zehn Prozent mehr Familienversicherte für eine eigene Mitgliedschaft in dieser Kasse entschieden haben. Mit dem zweiten Relaunch im Jahr 2002 entschieden die Verantwortlichen, ihre jugendliche Zielgruppe nun noch exakter anzusprechen. Statt der 14- bis 24jährigen will Gekko heute nur noch die Gruppe der 14- bis19jährigen erreichen. Selbst innerhalb dieses Altersspektrums wird über Wechselseiten nochmals spezifiziert. Katrin Lange, beim SV Medien-Service in München zuständig für das Magazin: »Wir arbeiten mit vier Wechselseiten, auf denen CP Ratgeber 2.3 Zielgruppen die Themen nochmals auf die 14- bis 16jährigen und die 17- bis 19jährigen fokussiert sind.« Das sieht dann beim Thema Berufswahl beispielsweise so aus: Auf den Wechselseiten für die jüngere Zielgruppe finden sich vor allem Berufsporträts mit Ausbildungsberufen, auf denen der älteren Jugendlichen verstärkt auch akademische Berufe. Bleibt die Frage, warum es noch relativ wenige Kundenmagazine für die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen gibt. Schließlich sind Kinder nicht nur Kunden von morgen, sondern auch bereits ernst zu nehmende Konsumenten von heute. In aller Regel stehen nicht so sehr konkrete Produkte, als vielmehr ein ganzes Bündel von Dienstleistungen im Mittelpunkt von Vereinen, Organisationen und Institutionen. Beispiel ADAC: Mitglieder nutzen den Pannenservice, die Routenplanung oder den Versicherungsschutz. Mitglieder des Deutschen Alpenvereins leihen in den sektionseigenen Bibliotheken Führer und Karten aus, wohnen zu ermäßigten Preisen in Alpenvereinshütten, können Kurse und Gruppenreisen buchen und müssen im Notfall die hohen Kosten einer Bergrettung nicht selbst übernehmen. Eine Mitgliedschaft in (meist beruflichen) Interessenvereinigungen wie etwa dem Brauerbund oder dem Deutschen Journalistenverband bietet branchenbezogene Beratung, Rechtshilfe und Zugang zu Insiderinformationen. Für all diese Dienstleistungen werden Monats- oder Jahresbeiträge gezahlt, die sinnvollerweise die Kosten für das Mitgliedermagazin beinhalten. Jeder bekommt so regelmäßig, und ohne zusätzlich zur Kasse gebeten zu werden, sein Magazin nach Hause geschickt. Die Vielfalt der Dienst- leistungen und all die persönlichen Erfahrungen einzelner Mitglieder darum herum, sie sorgen dafür, dass die Themen nie ausgehen. Die Aufgaben eines Mitgliedermagazins bestehen in erster Linie darin, über Neuigkeiten und Ereignisse im Verein zu informieren, auf das Serviceangebot hinzuweisen und zusätzlichen Nutzwert zu bieten. Ziel: Das Mitglied soll davon überzeugt sein, dass der Beitritt in den Verein die richtige Entscheidung war, dass es dort gut aufgehoben ist und umsorgt wird – auch wenn aktuell keine Serviceleistung in Anspruch genommen wird. Was in keinem Inhaltskonzept einer Mitgliederzeitschrift fehlen sollte, ist die regionale Komponente: Jeder Mensch interessiert sich besonders für Themen, die ihm nahe stehen – räumlich oder geistig. Geistige Nähe besteht hier bereits durch die mit der Mitgliedschaft verbundene Zugehörigkeit zu einer Interessengruppe. Informationen über Einrichtungen oder Serviceangebote vor Ort, Berichte über interessante Ereignisse oder durchgeführte sowie geplante Aktionen der Ortsgruppen fördern das Gemeinschaftsgefühl und animieren den Leser zur Beteiligung an den Aktivitäten. Ein gutes Beispiel ist die zweimonatlich erscheinende Zeitschrift des Deutschen Alpenvereins (DAV). Panorama eröffnet einen weiten Rundblick über die verschiedensten Dimensionen des Alpinismus. Berichte über Aktionen der regionalen Sektionen schaffen Nähe, Materialtests und Sicherheitstipps bieten Nutzwert. Ein Jugend-Special in jedem Heft trägt den Interessen der jüngeren Mitglieder Rechnung. Reisereportagen – 27 – Konzeption CP Ratgeber Konzeption 2.3 Zielgruppen wecken das Leserinteresse für das Angebot des hauseigenen Reiseveranstalters DAV Summit Clubs. B-to-B-Kunde Waren früher Endverbraucher die Hauptzielgruppe, so haben sich Corporate-Publishing-Printprodukte längst auch im Bereich des Business-toBusiness etabliert. Geschäftskundenbereuung ohne Magazine ist heute kaum mehr denkbar. Dach heute Ein Kundenmagazin von Lafarge Dachsysteme, Braas und RuppKeramik Ausgabe 2/ 2002 Solidarität mit den Opfern der „Jahrhundertflut“ Aufbauarbeit: Dach heute vereint die Marken Braas und Rupp-Keramik und motiviert B-to-B-Kunden mit viel nutzwertiger Information zum Einsatz der Baustoffe. Perfekt zielgruppengerecht präsentiert sich etwa Dach heute – bei Fachleuten wie Architekten, Bauunternehmen, Dachdeckern und Zimmerleuten. Dach heute vereint die Marken Braas und Rupp-Keramik, beide gehören zur Lafarge Dachsysteme GmbH, Oberursel, die an 26 Standorten mit über 2000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von rund 500 Millionen Euro erwirtschaftet. Das 32-seitige Magazin bildet den Mittelpunkt eines stabilen Beziehungsgeflechts, von dem alle Beteiligten profitieren – Großhandel und Dachdecker, Zimmerleute, Außendienst und letztlich der Endkunde. Die Dachdecker und Zimmerleute finden Anwenderberichte im Heft, konkrete Hilfestellung auch über Wirtschaftsthemen, Förderungen, Finanzierungen, tiefgreifende – nicht werbliche – Information über die Braas- und Rupp-Produkte. Das Ziel: Die Marken bei den Handwerkern positiv besetzen, damit sie diese ihren Kunden empfehlen. Eine wichtige Rolle spielt Dach heute als Bindeglied zum Internet. Handwerker schauen nicht jeden Tag ins Netz – aber über das Printprodukt Dach heute werden sie immer wieder auf den digitalen – 28 – Nutzwert aufmerksam gemacht oder an spezielle Anwendungen erinnert. »Die Kombination Print/Internet scheint mir ideal, wenn die spezifischen Vorteile jedes Mediums speziell genutzt werden«, so Dr. Gabriele Grüner, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit bei Lafarge Dachsysteme und Projektleiterin des Magazins. B-to-B-Magazine lassen sich besonders gut zur Pflege langjähriger Geschäftsbeziehungen einsetzen, da das Unternehmen dem Kunden seine Stärken so ständig in Erinnerung rufen kann. Zur Neukundengewinnung wird das B-to-B-Magazin auch auf Messen, Seminaren und Ausstellungen verteilt. Das Magazin kann mindestens so attraktiv und informativ sein wie ein Prospekt, obendrein vermittelt es dem potenziellen Geschäftspartner erste Eindrücke von dem Mehrwert an Qualität und Service, mit dem er als Kunde rechnen darf. Noch ein Plus für das Kundenmagazin im B-to-B: Es kann aktueller berichten als der jährlich erscheinende Katalog, und fachlich detaillierter auf einzelne Produkte und Dienstleistungen eingehen als die allgemeine Unternehmenspräsentation. Wer ein Magazin für Geschäftskunden plant, sollte beachten, dass es anderen Gesetzmäßigkeiten folgt und anders aufgebaut sein muss als ein ConsumerMagazin. Geschäftskunden möchten weniger Lifestyle-Talk. Fakten sind gefragt. Was nicht bedeutet, dass das Magazin eine staubtrockene Sammlung von Fachtexten sein muss, durch die sich niemand durchkämpfen möchte. Auch sachliche Inhalte haben einen höheren Erinnerungswert, wenn sie unterhaltsam präsentiert und mit auflockernden Elementen versehen wer- CP Ratgeber Konzeption 2.3 Zielgruppen den. Fotos und Grafiken können den fachlichen Teil ansprechender gestalten, ein Resümee in einem Textkasten am Ende des Artikels fällt auf und bietet dem Kunden durch prägnante Auflistung der wichtigsten Inhalte zusätzlichen Service. Die Themenpalette in einem B-to-BMagazin reicht von der Vorstellung neuer Produkte über deren Handling, Marktstudien, Verkaufsunterstützung bis hin zur Anwenderstory eines ausgewählten Geschäftspartners. Auch hier – wie bei den Magazinen für Endverbraucher – sollte die eigene Firma nicht über den grünen Klee gelobt, sondern kritisch betrachtet werden. Wer etwa auf Probleme bei der Produktion oder im Umgang mit einem Produkt hinweist, Hilfestellungen zur Problemlösung gibt und vermittelt, dass das Unternehmen seinerseits an der Verbesserung arbeitet, hat sicher die Sympathien auf seiner Seite. sen der wachsenden Zielgruppe privater Investoren umfasste vor allem die Themen »Unternehmens-Strategie«, »allgemeine Branchenentwicklung«, »spezielle Positionierung des betreffenden Unternehmens« sowie aktuelle Informationen zur jüngsten Bilanzpressekonferenz und zum Geschäftsbericht. Da eine regelmäßige Bilanz-Berichterstattung für börsennotierte Unternehmen nicht nur wichtig, sondern auch vorgeschrieben ist, konnten so gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Allein der Abwärtstrend an den Börsen – die Börsianer sprechen blumig von einem fortwährenden Sieg des Bären über den Bullen – dämmte die Euphorie für Börse wie für Investorenmagazine gleichermaßen ein. Dazu kommt die finanziell angespannte Situation vieler Unternehmen, so dass derzeit nicht gerade von einer Boomphase in diesem Segment Investoren Investor-Relations-Magazine sind eine noch relativ junge Gruppe der Corporate-Publishing-Produkte. Als wichtiges Instrument der Kundenpflege etablierte es sich vor allem mit dem Börsenboom um die Jahrtausendwende. 1999 schickten noch 91 Prozent der Unternehmen ihre internen Mitarbeiterzeitschriften auch fallweise an Aktionäre. In den Jahren 2000 und 2001 fand eine Zielgruppendifferenzierung statt, die zu reinen Aktionärstiteln führte. Die Unternehmen hatten erkannt, dass sie ihr Glaubwürdigkeit und Image bei den eigenen Aktionären mit den spezifisch auf Aktionärsinteressen ausgerichteten Themen optimieren konnten. Die Interes- Für Produktions-Profis: Heidelberger Druckmaschinen AG setzt ihren Print Process gezielt auch zur Akquise von Neukunden ein. des Corporate Publishing gesprochen werden kann. US-Marktforschungen besagen zwar, dass rund 15 Prozent des Aktienwerts eines Unternehmens – 29 – CP Ratgeber Konzeption 2.3 Zielgruppen Geo-Imagery-Studie: Markt-Media-Untersuchung über die Verankerung von inneren Markenbildern in gehobenen Zielgruppen. imagebedingt seien. Ein Fakt, der sich auch in Deutschland durch erste Studien belegen lässt. Die Geo-Imagery-Studie etwa fand für den deutschen Unternehmensmarkt eine signifikante Beziehung zwischen Image- und Aktienwert heraus. nal of Marketing von 2002 fast 72 Prozent der Befragten an, dass sie sich wegen des offensichtlichen Desinteresses der Angestellten von einer Marke distanziert hatten. Nur neun Prozent begründeten ihren Markenwechsel mit einem interessanteren Angebot. Doch im Hinblick auf Investorenmagazine beweist sich einmal mehr der Unterschied zwischen Theorie und Praxis: Mögen noch so viele Dienstleister beteuern, dass das Image auch in wirtschaftlicher Schieflage nicht vernachlässigt werden darf, dass sich gerade in konjunkturellen Flauten der Einsatz in Image und Marke doppelt lohnt, und mögen die Verantwortlichen durchaus glauben, dass dies stimmt: Die Controller spitzen den Rotstift und setzen ihren Sparkurs zumeist auch durch. Große Unternehmen haben das erkannt. Rund 90 Prozent der 500 umsatzstärksten deutschen Unternehmen geben Mitarbeiterinformation heraus. Zwei Drittel der Mitarbeitermagazine werden mit der Post nach Hause gesandt, um auch die Familie mit einzubeziehen. Neue Anforderungen an die Unternehmen erfordern auch einen neuen Typ der Mitarbeiterinformation. Mitarbeitermedien sollen dem Angestellten eine Orientierung über Vorgänge und Veränderungen in der Firma geben. Daneben sind sie Plattform und Motor des Wandels in Unternehmen und besonders aktiv bei Restrukturierungen, Fusionen oder Identitätsfindung der Firmenphilosophie. Mitarbeiter Eine gut funktionierende interne Kommunikation ist ausschlaggebend für die Motivation und letztlich für die Rendite eines Unternehmens. »Wir-Gefühl« erzeugen: 90 Prozent der 500 größten deutschen Unternehmen geben Periodika für ihre Mitarbeiter heraus. Die Mitarbeiterfluktuation ist immer noch sehr hoch. Headhunter werben nach wie vor gute Leute ab, Mitarbeiter fürchten bei Restrukturierungen und Fusionen – häufig wegen mangelnder Transparenz der Unternehmenspolitik – um ihren Arbeitsplatz und sehen sich frühzeitig nach Alternativen um. Schließlich zählt es inzwischen zur Karrierestrategie vieler, das eigene Erfahrungsspektrum auch durch Firmenwechsel zu erweitern. Die Mitarbeiterbindung wird daher immer wichtiger. Zumal sich mangelnde Identifikation der Mitarbeiter auch auf den Markterfolg des Unternehmens auswirkt. So gaben in einer Kundenbefragung des Jour– 30 – Elektronische Mitarbeitermedien wie Inter- und vor allem Intranet ergänzen die Printvarianten, sie ersetzen die Magazine aber nicht: Die Bildschirm-Angebote bieten tagesaktuelle Informationen, halten stets abrufbares Wissen vor – etwa über Datenbanken – und leisten somit einen hervorragenden Beitrag zur allseits geforderten Lernenden Organisation. Mitarbeitermedien werden meist von der Presse- oder Kommunikationsabteilung produziert. Ziel ist, durch reichlich Transparenz ein »Wir-Gefühl« zu erzeugen. Ist das Magazin interessant, wird es gern zuhause gelesen und trägt so auch positive Signale in die Familie, in den Freundes- und Bekanntenkreis. CP Ratgeber Konzeption 2.4 Publikationsarten Ausgabe 3 Jahrgang 4 Herbst 2001 „Wenn ich groß bin, will ich auch so sein wie Sie. Typen wie Sie sind meine Helden.“ Russell Malone auf Seite 9 zu Clarence „Gatemouth“ Brown Aktuelle News, Tourdaten und Neuerscheinungen jeden Freitag neu unter http://www.jazzecho.de Wer seine Zielgruppe nun genauer unter die Lupe genommen hat, weiß schon, mit welchen Zielen und welchen Themen er an sie herantreten möchte. Noch nicht klar ist hingegen, welches Medium er dazu benutzt: eine Zeitung, eine Zeitschrift, einen Newsletter oder gar das Internet? Zeitung Eine Zeitung ist preiswert in der Herstellung. Sie kann in Farbe ebenso gedruckt werden wie schwarzweiß und genügt trotzdem gewissen Ansprüchen an Optik, Griffigkeit und Haltbarkeit. Das Format sollte nicht zu unhandlich sein – also in jedem Fall kleiner als eine gängige Tageszeitung à la FAZ oder Süddeutsche Zeitung. Sie wirkt als schneller Informationsträger und ist aufgrund ihrer klassischen Aufmachung sehr breit einsetzbar. world’s best-sounding newspaper Intro Classics Feedback Details Call & Response Porträt Planet Jazz Mix Die wichtigsten Neuerscheinungen Die schönsten Reissues Die Presseschau im JazzEcho Die Lümmel von der letzten Bank Lieder, Lügen, Lebensretter Seelensucher am Saxophon Mit der Gitarre durchs globale Dorf Kriminelle Kollaboration Neues aus der Welt des Jazz: Diesmal von und mit Susanne Abbuehl, Keith Jarrett, Richard Elliot (rechts), Eivind Aarset, Us3 und vielen anderen. Diesmal alt, aber neu: neue Titel in der herrlichen „Jazz In Paris“-Serie, weitere lang gesuchte Perlen in der Verve Master Edition und ein kleines Porträt zu Wolfgang Muthspiels österreichischem Label JazzArt. Diesmal im Visier der deutschsprachigen Weltpresse: das norwegische Projekt Beady Belle, Bluey Maunicks Incognito, der einmalige Michael Brecker, Götz Alsmann und Band und natürlich Bugge Wesseltoft, der mal wieder ein seltsames Pressefoto eingeschickt hat. Für alle, die es wirklich ganz, ganz genau wissen wollen, alle Songs und alle Musiker aller neuen Veröffentlichungen im Überblick – inklusive dem Typen, der auf Track 12 dieser brasilianischen Platte dieses komische Geräusch gemacht hat und dem anderen Typen, der es für Track 4 auf dem neuen Mojo-Vinyl gesampelt hat. Im großen JazzEcho Interview treffen diesmal zwei Generationen aufeinander. Clarence „Gatemouth“ Brown (*1924) und Russell Malone (*1963) sprechen über die gemeinsamen Musikvorlieben, ein gemeinsames Erlebnis mit Jimmy Smith und warum die beiden nicht mehr mit ihm spielen wollen. Der geniale John Coltrane wäre im September 75 geworden. Zu seinem Geburtstag erscheint eine ganze Reihe interessanter Compilations. Die Weltmusik-Seite im JazzEcho. Diesmal mit dem Paradiesvogel Ney Matogrosso, der FadoSängerin Cristina Branco, dem andalusischen Gitarristen Tomatito, einer Vier-CD -Rückschau auf die Höhepunkte der Musica Popular do Brasil und einem Abstecher nach Bombay mit Zakir Hussain und Remember Shakti. Das Beste zum Schluss! Unter anderem mit Helena, K. Joyce, dem Kool Ade Acid Test, der Dr. Brain hart auf den Fersen ist, und natürlich aktuellen Konzerttipps. John Coltrane Elliot Kelly Joyce The Look of Jazz Für gewöhnlich ist ein neues Album von DIANA KRALL eine kleine Sensation. „The Look Of Love“ ist eine große. W er Diana Krall zum ersten Mal hört, ist schockiert. Nicht, weil sie blond ist und gut aussieht und Klavier spielt und auch noch gut singt. Sondern weil sie erst 35 Jahre alt ist. Vor allem die Stimme straft ihr Lebensalter Lügen, mit ihrer verführerischen Wärme und einer gewissen coolen Eleganz und Abgeklärtheit. Das passt nicht zu den gängigen Klischees. Besonders im Jazz gilt: Charakter kommt mit dem Alter, Ausdruck mit Liebe, Leid und Lebenserfahrung. „Ich weiß, dass ich überhaupt nicht den Stereotypen entspreche“, stöhnt die Kanadierin mit gespielter Verzweiflung. „Ich höre Elton John und Willie Nelson genauso wie Billie Holiday und John Coltrane. Ich fahre Ski und schwimme und reite gerne. Ich habe sogar einen Bungee-Sprung hinter mir. Ich wandere durch Matsch, wenn‘s sein muss. Ein bisschen Dreck macht mir überhaupt nichts aus. Trotzdem hören mich die Leute und beschwören dieses in Haute Couture umherschwebende Image herauf. Es passiert mir oft, dass mich Journalisten am Telefon fragen: ‚Ist es eine große Belastung für Sie, immer so glamourös sein zu müssen?‘ Und ich versuche während der Antwort nicht zu lachen, weil ich im Pyjama mit völlig zerzaustem Haar und ohne Makeup auf einer Treppe sitze, neben mir einen Teller Mikrowellen-Makkaroni.” Irren ist menschlich. Und deshalb auch solche Missverständnisse. Immerhin ist Diana Krall ein Star. Ein Popstar. Sie hat zwei Millionen Alben verkauft, war als „Jazz Sensation“ mit Bruce-Weber-Fotos auf den Titeln sämtlicher Mode-, Musikund Newsmagazine. Sie gastiert in den Talk-Shows von Leno und Letterman, zu ihren Fans und Freunden zählen Bill Clinton und Clint Eastwood, Stevie Wonder und Elton John, Rosemary Clooney und Lawrence Fishburne. Ihre letzte CD „When I Look In Your Eyes“ thront seit über 100 Wochen souverän auf Platz 1 der Billboard-Jazzcharts und wurde sogar für den Grammy in der Kategorie „Album des Jahres“ nominiert (seit 20 Jahren das erste Jazzalbum in dieser wichtigsten aller Kategorien!). Menschen, die zu Madonna oder Eminem tanzen und Jazz für ein Parfüm halten, genießen Diana Kralls Musik als akustisches „Wellness“-Programm. „Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich sie zum ersten Mal hörte“, lacht Durch meine Brille Ehre, wem Ehre gebührt Bei meinem ersten Zusammentreffen mit dem Produzenten Tommy LiPuma erkannten wir schnell viele gemeinsame musikalische Vorlieben. Besonders natürlich für Antonio Carlos Jobim, João Gilberto, Dan Hicks und den großartigen deutschen Arrangeur Claus Ogerman. Ogerman hat auf unzähligen Platten mitgewirkt, die Tommy produzierte. So z.B. George Bensons „Breezin“ oder João Gilberto’s „Amoroso“. Ogermann veredelte mit seinen Arrange- ments auch die Produktionen von Sinatra-Jobim (eine meiner fünf Lieblingsplatten – wäre glatt ein Grund, bei der Firma Warner anzufangen und diese Platte noch mal in einem besonders schönen Schuber zu veröffentlichen), Barbra Streisand, Dr. John, Joyce, Wes Montgomery, Cal Tjader und eben etliche Jobim-Platten. Eine Produktion, auf der der Name Ogerman steht, kann man eigentlich immer blind kaufen. Nun hat sich Claus aber aus dem Jazz und Pop-Business rausgezogen. Er entwickelte seine Ambitionen im klassischen Bereich und arbeitete u.a. mit Gidon Kremer zusammen. Er bekam unendlich viele Angebote für Pop-Produktionen, winkte jedoch immer wieder ab. Er versuchte stattdessen ein klassisches Label für sein Piano Concerto zu gewinnen und Tommy LiPuma überzeugte Claus davon, dass er die Arrangements für das neue Diana-Krall-Al- bum übernehmen sollte. Und wir in der Jazzabteilung arbeiten nun schon seit über zwei Jahren an der „Claus Ogerman Anthology“: ein Vier-CD-Set, das seine wichtigsten Stationen porträtiert – angefangen mit Frühwerken über seine großen Erfolge bis hin zu seinen klassischen Kompositionen. Und endlich: 2001 scheint ein echtes Ogerman-Jahr zu werden: Er hat – nach 20 Jahren – wieder eine Jazzproduktion veredelt: Diana Krall mit Ogermans Strei- ihr Produzent Tommy LiPuma. „Ehrlich gesagt, war ich überhaupt nicht beeindruckt. Ihr erstes Album für dieses kleine Label Justin Time? Shit, das klang wie eine Holiday-Inn-Combo. Gott sei Dank hatte ihr Management ein Video mitgeschickt, auf dem sie sich selbst am Klavier begleitete. Das warf mich total um! Und als ich sie dann kennen lernte, war alles vorbei. Sie ist charmant und talentiert und bescheiden. Man kann sie nur mögen.“ Überzeugungsarbeit hat Diana Krall in den über 10 Jahren ihrer professionellen Jazz-Karriere immer wieder leisten müssen. Von der vierjährigen Klavierschülerin auf Vancouver Island zur Bigband-Pianistin mit 15, von der Musikstudentin am Berklee zu Jimmy Rowles’ singender Meisterschülerin, von Club-Gigs mit Ray Brown und Stanley Turrentine zu ausverkauften Headlinershows in der Carnegie Hall oder der Hollywood Bowl. „Zu Beginn ihrer Karriere veranstalteten wir im Iridium, einem kleinen Jazzclub in New York, einen Showcase für unsere internationalen Partner“, erinnert sich LiPuma. „Irgendwie sprang der Funke nicht über. Um so verwunderter waren wir, als zwei Wochen später ein französischer Promoter anrief, der sie für eine Woche in Paris buchen wollte. Jeder hielt ihn für verrückt, besonders natürlich unsere französischen Kollegen. Sie sahen sich bestätigt, als am ersten Abend nur eine Handvoll eiserner Fans zu ihrem Gig kam. Aber einer dieser Fans war ein Journalist. Er schrieb eine derart stürmische Hymne auf Diana, dass die Leute schon am nächsten Abend zweimal um den Block anstanden, um dieses Wunder zu erleben.“ Anders als in Paris kam der Erfolg im Rest der Welt, vor allem in den USA, nicht über Nacht. Es war ein langer, beschwerlicher Weg, und an jeder Gabelung schien ein Jazz-Polizist zu stehen, dem sie zu weiß, zu blond, zu altklug oder unerfahren klang. „Ich hatte auch bei diesem neuen Album meine Befürchtungen“, gesteht LiPuma. „Nicht, was die Musik angeht. Sondern, dass wieder irgendwelche Leute meinen könnten, es hätte zu viel Dekoration, zuviel Arrangement, zu viele Streicher. Anstatt es als das zu hören, was es ist. Eine Art musikalischer ‚Film noir‘ nämlich. Es sind dramatische Songs, die auf fast filmische Art und Weise präsentiert werden. Claus Ogerman hat es sehr schön ausge- chersätzen sind ein Gedicht. Sein „Piano Concerto“ erscheint im November beim legendären Decca-Label und wir veröffentlichen zeitgleich die „Claus OgermanAnthology“ auf dem Boutique-Label. Hoffentlich, wenn alles so läuft wie geplant. Und dann bringen wir auch eine große Ogerman-Story im nächsten JazzEcho. Aber erstmal kauft euch das neue Album von Diana Krall, denn das geht echt unter die Haut. drückt. Er meinte: ‚Sie erinnert mich an die französischen Chanteusen. Es ist, als verkörpere sie die Songtexte. So, wie es auch Frank Sinatra machte. Wenn er sang, gab er den Texten Gestalt. Und Diana Limitierte Erstauflage im Digipack ab dem 17.9. 2001 im Handel, inklusive Verlosungspostkarte für 2 Personen zum Konzert von Diana Krall im Pariser Olympia Theater am 1.12. 2001! Verlosung auch unter www.stern.de ab dem 17.9.2001 macht dasselbe.“ Der Vergleich macht doppelt Sinn. Viele der Standards des neuen Albums stammen nämlich wirklich aus Sinatras Songbook. Selbst der Swingklassiker „S’Wonderful“, die Balladen „Love Letters“ und „Cry Me A River“, der Gassenhauer „Besame Mucho“ und der Titelsong, Burt Bacharachs „The Look Of Love“, klingen bei der Anti-Diva Diana neu, frisch, anders und eben eigen. Begleitet wird sie von Jazzkoryphäen wie Christian McBride, Russell Malone, Peter Erskine und Jeff Hamilton sowie von dem London Symphony Orchestra und dem Los Angeles Session Orchestra, die die wunderbaren Arrangements von Maestro Claus Ogerman streichen. „Oh! Claus!“, schwärmt Diana. „Er ist schon immer einer meiner ganz großen Helden gewesen. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals mit ihm an einem Album zusammenarbeiten würde.“ Eine kleine Pause. „Aber so war mein Leben schon immer. Ich wünschte mir etwas und irgendwie passierte es einfach. Meine Mutter meint, ich müsse wohl eine Hexe sein.“ DIANA KRALL The Look Of Love 589 066-2 Christian Kellersmann Universal Jazz & Klassik Format-Variationen: Die Zeitung (oben) bietet schnelle Infos, das Magazin (link) signalisiert tiefer recherchierte Beiträge und der Newsletter weckt den Eindruck, wichtige Infos zu vermitteln. Zeitschrift Durch hochwertigeres Papier, bessere Druckqualität und Mehrfarbigkeit wirkt die Zeitschrift eleganter, qualitativ besser und hochwertiger. Sie bietet ganz andere Möglichkeiten der Präsentation. Zeitschriften haben eine längere Lebensdauer, werden meist von mehreren Lesern zur Hand genommen und eher aufbewahrt als Zeitungen. Eine Zeitschrift ist auch für Anzeigenkunden interessanter, da sie durch Farbe und Hochglanz mehr Gestaltungsanreize bietet. Infoletter Infoletter sind durch ihren geringen Bildanteil wenig aufwändig. Geeignet für eine häufige (oft wöchentliche oder 14-tägige) Erscheinungsweise mit neuesten Meldungen und kurzen Artikeln. – 31 – CP Ratgeber Konzeption 2.4 Publikationsarten Der Infoletter hat meist einen Umfang von vier oder acht Seiten und vermittelt den Eindruck, schnell wichtige Informationen zu bieten. Newsletter per Fax oder E-Mail Der Newsletter ist aufgrund des Übertragungsmediums noch kürzer und knapper angelegt als der Brief. Der Charakter eignet sich zum Übermitteln neuer und wichtiger Presse- und Servicethemen. Hinweise, wo man weitere oder vertiefende Informationen finden oder anfordern kann, sollten nicht fehlen. Internet In den letzten Jahren bietet sich ein weiteres Medium zur Unterstützung der Kundenpflege an: das Internet. Es ergänzt sich durchaus sinnvoll mit Printmedien. Während letztere vor allem Abrundung: Ein Internet-Auftritt kann das Kundenmagazin wirkungsvoll ergänzen. komplexere Zusammenhänge vermitteln, dient das Internet der schnellen Information und bietet durch die Interaktivität die Chance, zusätzlichen Nutzwert einzubauen. Dazu zählen unter anderem: _ Bestellmöglichkeit eines Newsletters per E-Mail: Er enthält die neuesten BranchenInfos, aktuelle Termine, News über Wirtschaftstrends. Er spart Papier und ist günstig zu versenden. – 32 – _ Newsletter-Archiv: Es bietet Zugriff auf Nachrichten der vergangenen Wochen.. _ Hilfe-Archiv bzw. Frequently Asked Questions (FAQs): Wer die häufigsten Fragen und Antworten sowie Probleme mit Lösungsvorschlägen im Internet auflistet, spart Call Center oder Hotline Arbeit und bietet dem Kunden einen Service, den er jederzeit komfortabel nutzen kann. _ Links zu »verwandten« Homepages: Das Unternehmen zeigt, dass es ihm darum geht, den Kunden zu informieren, ihm Service zu bieten, und nicht nur um Eigenwerbung. _ Diskussionsforum: Manche Themen – etwa neue gesetzliche Richtlinien – bewegen die ganze Branche. Eine Darstellung des Themas im Printmagazin, eventuell mit Gastkommentar oder Pro- und Kontra-Interviews, lässt sich gut mit einer Diskussion auf der Homepage verbinden. Jeder kann seinen Kommentar eintragen. Die Kunden fühlen sich dadurch ernst genommen. Nebenbei liefern die Beiträge der Redaktion vielleicht gleich noch interessante Anregungen für Themen im Heft. _ Online-Bestellung (E-Commerce): Ob nur die Printausgabe bestellt werden kann oder eine ganze Produktdatenbank mit detaillierten Beschreibungen in den Webauftritt integriert wird, richtet sich nach der Art des Unternehmens und seiner Logistik. Eine Online-Bestellung funktioniert in jedem Fall schnell, ohne »Papierkram« und unabhängig von Bürozeiten. Die Vorteile der Produktdatenbank: Der Kunde hat jederzeit einen aktuellen Überblick über Angebot und Preise. CP Ratgeber 2.5 Trend: Pooling Neue Trends dokumentieren die Dynamik im Wachstumsmarkt der Kundenzeitschriften. Die Kombination von Print und Internet war ein solcher Trend, der inzwischen in den Alltag eingeflossen ist. Eine ganz aktuelle Variante, die durchaus auch bei der Neukonzeption eines Magazins berücksichtigt werden sollte, ist das sogenannte Pooling. Das Prinzip: Mehrere Unternehmen, die die gleiche oder sehr ähnliche Zielgruppe ansprechen, schließen sich zusammen, um ein gemeinsames, mehr oder weniger multithematisches Kundenmagazin herauszugeben. Die Vorteile liegen auf der Hand: _ Die Produktionskosten werden unter den Partnern aufgeteilt. _ Jede der beteiligten Firmen profitiert vom erweiterten Kundenkreis. _ Der Kunde hat nicht den Eindruck, ihm werde nur ein Produkt beziehungsweise eine Marke vorgeführt. McDonald’s realisierte das Pooling bereits mit CinemaXX. Die Kino News lagen sowohl in den Fast-Food-Filialen wie in den Megakinos aus. Viele weitere Möglichkeiten sind denkbar. »Die Zeit ist reif für diesen Trend«, meint Thomas Schmitz, Geschäftsführer der Agentur Schmitz Kommunikation Print & Online in Hamburg, der sich auf dem Gebiet des Pooling sehr engagiert. »Im Zeitalter der Fusionen ist eine ganz andere Sensibilität bei den Unternehmen vorhanden. Natürlich geht es erst einmal um die Frage, ob auch wirklich keines der Unternehmen zu kurz kommt. Wenn man ihnen aber dann vorrechnet, wie viel sie durch das Kostensplitting sparen, wird man schnell auf offene Ohren stoßen.« Schmitz könnte sich beispielsweise ein Magazin vorstellen, das eine Bank mit einem großen Möbelhaus und einer Baumarktkette unter einem redaktionellen Konzept vereint. Auch Peter Haenchen von der Gruner+ Jahr-Tochter G+J Corporate Media Hamburg sieht darin eine große Chance für die Zukunft: »Wenn etwa 25 IkeaHäuser in Deutschland mit den 7000 Schlecker-Filialen kooperieren, bietet sich für beide ein weites Feld der Neukundengewinnung. Da sind tolle Möglichkeiten vorstellbar.« Natürlich ist ein Pooling-Magazin eine organisatorische Herausforderung für Verlag oder Agentur, die mit der Organisation betraut werden. Und das betrifft nicht nur die redaktionelle Abstimmung, sondern ebenso Zusammenarbeit in Dialogfunktionen, die Pflege der Database, Aktionen wie gemeinsame Gewinnspiele und nicht zuletzt den Vertrieb. Beurteilen die Unternehmen die Qualität der Publikation unterschiedlich, will vielleicht ein Unternehmen das Medium nur im persönlichen Gespräch an den Kunden weitergeben, die Partnerfirma aber am Point of Sale auslegen, hat der ausführende Dienstleister zunächst Koordinationsarbeit zu leisten. Werden die Magazine von allen drei Firmen per Postversand vertrieben, empfiehlt es sich, die Versanddatenbank vor der ersten Aussendung abzugleichen. Sonst kann es passieren, dass in einem Briefkasten drei Magazine landen – weil jedes der Unternehmen denselben Kunden in seiner Datenbank hat. – 33 – Konzeption CP Ratgeber Dienstleister 3.1 Aufwand Es bedarf eines beträchtlichen Aufwands, ein regelmäßig erscheinendes Druckwerk in guter Qualität herzustellen. Folgende Produktionsstufen sind in die Kalkulation von Zeit und Personal mit einzubeziehen: _ Konzept und Redaktion _ Bildredaktion _ Grafik _ Herstellung (Litho und Druck) _ Anzeigen _ Vertrieb Zunächst muss das Heft geplant und ein Konzept erstellt werden. Steht das Grundkonzept, und die Themenmischung spiegelt sich in einer Reihe von Rubriken, geht es an die Feinplanung der Themen für die einzelnen Ausgaben – hier sollte ausreichend zeitlicher Abstand zu Druck- und Erscheinungstermin einkalkuliert werVertrieb Produktion Schlussredaktion Redaktion Bildredaktion Parallele Prozesse: Die meisten Beteiligten an der Heftproduktion arbeiten parallel. Der zeitliche Rahmen für ein 32-seitiges Magazin – vom Erstellen des Themenplans bis zum Vertrieb – liegt bei etwa acht Wochen. Grafik Anzeigen den. Themen sind zu recherchieren, Texte zu schreiben. An einem Heft mit etwa 60 redaktionellen Seiten arbeiten drei Redakteure etwa einen Monat lang. Dazu kommen freie Mitarbeiter, die Texte liefern. Soll die Kundenzeitschrift alle drei Monate erscheinen, braucht es also mindestens einen festen Redakteur, der sich der – 34 – Kundenzeitschrift widmet. Texte brauchen Bilder, also müssen Fotos zu den Themen bei Agenturen bestellt oder Fotografen beauftragt werden. Parallel dazu bemüht sich die Anzeigenabteilung, Firmen zu akquirieren, die Anzeigenseiten im Heft buchen. Nun hat die Grafik die Aufgabe, Text und Bild zu einer Einheit zu fügen. Für ein Layout von 60 Seiten bei monatlichem Erscheinen arbeiten mindestens zwei Grafiker. Das ist nur ein ungefährer Wert. Der tatsächliche Aufwand richtet sich nach der Opulenz der Optik. Werden alle Texte nach »Schema f« layoutet, ohne dass jeder Artikel sein Gesicht erhält, ist das Heft freilich schnell fertig. Sollen die Seiten jedoch Blicke auf sich ziehen, den Leser immer neu für den Text gewinnen, ist mehr Einsatz nötig. Die von der Grafik gestalteten Seiten gehen als Layouts zurück an die Redaktion. Die gestalteten Artikel werden nun textlich gekürzt, Bildunterschriften, Headlines und Vorspänne getextet. Die Schlussredaktion liest alle Texte auf Rechtschreib- und formale Fehler hin. Spätestens ab jetzt wird außer Haus weiter gearbeitet. Die Layoutdateien gehen an die Lithoanstalt, wo die schon parallel zur redaktionellen Produktion erstellten Feindaten der Bilder eingebaut werden. Die Repro bereitet die Daten zur Belichtung auf Film oder direkt auf Druckplatte auf und schickt einen Kontrollausdruck – den Plott – an die Redaktion. Nach Freigabe des Plotts wird belichtet und gedruckt, die bedruckten Bögen schließlich gefalzt, geheftet und geschnitten. Das fertige Heft muss nun »nur« noch termingerecht zum Kunden – per Presse Distribution der Deutschen Post. CP Ratgeber Dienstleister 3.2 Outsourcing oder Inhouse-Lösung Planung und Realisation eines so komplizierten Ablaufs erfordern die Arbeit von Profis – ob im eigenen Haus oder außerhalb. Selbstgestrickten Low-Budget-Magazinen sieht man den geringen Kostenaufwand meist auch an. Nicht von ungefähr gibt es Verlage und Agenturen, die nichts anderes tun, als Zeitschriften zu planen und zu produzieren. Natürlich kosten Profis Geld, doch die Investition lohnt. Kunden sind verwöhnt. Wenn eine Zeitschrift nicht ihren Erwartungen entspricht, wird sie nicht gelesen. Im schlimmsten Fall distanziert sich der Leser nicht nur von der Kundenzeitschrift, sondern von der Marke gleich mit. Make or buy – das ist hier die Frage. Vor der Entscheidung, ob man die Magazinproduktion inhouse durchführt oder Dienstleister beauftragt, sollte man die oben genannten Arbeitsabläufe betrachten und die vorhandenen Ressourcen im Haus realistisch einschätzen. Eine Ideallösung gibt es nicht. Jedes Unternehmen muss im Einzelfall nach seinen speziellen Gegebenheiten und Anforderungen entscheiden: _ Redaktion und Produktion im Haus _ Outsourcing von Redaktion und Produktion Redaktion und Produktion im Haus Natürlich lässt sich für das Kundenmagazin eine eigene Abteilung im Haus neu aufbauen beziehungsweise vorhandene Abteilungen wie die Pressestelle ausbauen. Die Redaktion ist dicht am Unternehmensgeschehen, der Informationsaustausch zwischen Pressestelle, Abteilungen und Redakteuren gewähr- leistet. Vorteilhaft an dieser Konstellation ist auch der Vertrauensbonus für die Redakteure von Seiten der Angestellten und der Geschäftsführung. Mitarbeiter von PR-Abteilungen haben oft selbst als Journalisten gearbeitet, sollten also Recherche und zielgruppengerechtes Schreiben für eine bestimmte Leserschaft beherrschen. Andererseits ist die Redaktion sehr dicht am Geschehen, hat die eigene »Schere im Kopf«, versucht in die Rolle des Vorgesetzten zu schlüpfen: Was ist ihm genehm, was weniger. Umgekehrt versucht vielleicht die Geschäftsführung, auf die Inhalte des Magazins Einfluss zu nehmen – und schon wird aus der unabhängigen, kritischen Zeitschrift ein Verlautbarungsorgan. Außerdem: Ein PRMitarbeiter, der gute Pressemeldungen schreibt, hat noch lange keine Erfahrung mit Heftdramaturgie und Lifestyle-Themen. Wer gute Fachtexte verfasst, muss kein perfekter Redakteur sein, der gelieferten Texten den letzten Schliff gibt und Layouts gut und geistreich betextet. Für Grafik, Herstellung und Anzeigenabteilung müssten in aller Regel neue Stellen geschaffen werden. Im Fall von Produktion und Anzeigen sind das bei einer Publikation zwar keine Full-Time-Jobs, aber es muss Mitarbeiter geben, die etwas von Mediamarketing und Anzeigenverkauf verstehen. Und last but not least: Eine Mini-Redaktion ist als Kostenstelle schwer zu führen und verursacht allein durch den organisatorischen Aufwand der Abrechnung schon wieder Kosten. Outsourcing von Redaktion und Produktion Die Vergabe des gesamten Auftrags an externe Dienstleister hat den Vorteil der – 35 – Profis, die auf Corporate Publishing spezialisiert sind, findet man kostenlos im elektronischen Dienstleisterverzeichnis der Deutschen Post Presse Distribution. Die Adresse: www.deutschepost.de/cp-partner CP Ratgeber Dienstleister 3.2 Outsourcing oder Inhouse-Lösung Flexibilität, zugleich den Nachteil der erschwerten Kommunikation. Die Redaktion sitzt außerhalb der Firma – vielleicht sogar in einer anderen Stadt – und ist nicht automatisch in den firmeninternen Informationsfluss eingebunden. Sie ist zur Themenfindung und Herstellung der Kontakte auf die Presseabteilung oder eine andere Kontaktstelle angewiesen und muss sich erst einmal in die Themen und die Produktwelt der Firma einarbeiten. Fachwissen ist gefragt. Bei der Wahl des Dienstleisters sollte daher darauf geachtet werden, dass Verlag oder Redaktionsbüro eine gewisse Affinität zur Branche haben. Ein Verlag oder eine Agentur, die bereits Publikumsmagazine in diesem oder einem ähnlichen Fachbereich herausgeben, können die Synergien auf beiden Seiten gewinnbringend einsetzen. In diesem Fall hat auch das Outsourcing wirkliche Vorteile: Das Unternehmen muss lediglich die Themenplanung begleiten, Artikel gegenlesen und Seiten freigeben. Alles andere, von der Redaktion bis zum Vertrieb, erledigt der externe Dienstleister. Er kann außerdem die Marktforschung übernehmen, Leserumfragen durchführen, Leseranfragen beantworten sowie beim Aufbau der Database helfen. Hier einige Fragen, die vor der Entscheidung Inhouse oder Outsourcing beantwortet werden sollten: _ Ist das Know-how zur Erstellung einer Zeitschrift im Haus vorhanden (Erfahrung in Redaktion und Heftkonzeption)? _ Ist genug Manpower vorhanden, bzw. gibt es Zeitreserven bei den Angestell– 36 – ten der entsprechenden Abteilung? _ Lohnt sich die Einstellung neuer Mitarbeiter, wie Grafiker, Texter, Hersteller, Anzeigenverkäufer? _ Kann man sich die Einstellung neuer Mitarbeiter leisten? _ Ist das Einrichten ganzer Stellen (etwa für Grafik, Herstellung, Anzeigenverkauf) bei nicht monatlich erscheinenden Magazinen überhaupt nötig? _ Sind genug Arbeitsplätze bzw. Räumlichkeiten für eine Vollredaktion im Haus? _ Ist Budget zur Anschaffung zusätzlicher Computer vorhanden? Projektleitung im Haus Doch auch wenn die Kundenzeitschrift schließlich außer Haus gegeben wird, muss eine Abteilung im Unternehmen bestimmt werden, die sich um das »Projekt Kundenmagazin« kümmert und gegebenenfalls auch Texte aus dem Unternehmen liefern kann. Als Schaltzentrale bieten sich an: _ Geschäftsleitung _ Marketing _ Abteilung Presse/Öffentlichkeitsarbeit Eine Befragung des Verbandes Forum Corporate Publishing ergab, dass von den Top 500 der werbetreibenden Unternehmen Deutschlands etwa 37 Prozent ihre Kundenzeitschrift aus dem Gesamtetat Kommunikation finanzieren, rund 28 Prozent aus dem Marketingbudget und etwa 16 Prozent aus dem PR-Budget. Rund zwei Prozent bezahlen die Heftproduktion aus dem Etat der Verkaufsförderung. Die Budgetquelle legt nahe, dass auch die Organisation des Magazins in diesen Abteilungen angesiedelt ist. CP Ratgeber Dienstleister 3.2 Outsourcing oder Inhouse-Lösung Geschäftsleitung Dass die Herstellung des Unternehmensmagazins zur Chefsache erklärt wird, ist meist in (kleineren) Firmen der Fall, die keine eigene PR- oder Kommunikationsabteilung haben. Generell scheint der Chef die ideale Stelle, um das Kundenmagazin zu planen und zu koordinieren: Die Geschäftsführung bestimmt die Linie des Unternehmens, hier laufen alle wichtigen Informationen zusammen, nichts muss mit einer höheren Ebene abgestimmt werden. Fachabteilung Internet-Team Internet/Intranet Mitarbeiter-Zeitung Kommunikationsplattform Abteilung Presse und Public Relations Die Abteilung Presse und Öffentlichkeitsarbeit eines Unternehmens steht der Geschäftsleitung sehr nahe und verfügt über unternehmensinterne Informationen aus erster Hand. Fungiert die Pressestelle als Kontaktpunkt für eine externe Redaktion, dann ist sichergestellt, dass die inhaltliche Gestaltung des Magazins dem Stil des Unternehmens entspricht. Corporate Communication, Corporate Design und Imagetransport werden umgesetzt. Mitarbeiter der Pressestelle halten für Journalisten die richtigen Informationen bereit und wissen, welche Themen für Redak- Business-TV Produkt-Broschüren Vertrieb, Werbung Dennoch spricht auch einiges gegen die direkte Anbindung an die Geschäftsführung: Der Geschäftsführer und seine Mitarbeiter haben nicht genügend Abstand, um unterhaltsam und informativ über das Unternehmen zu schreiben. Ihr Zeitkontingent ist mit anderen Aufgaben mehr als ausgefüllt. Und schließlich ist ein Geschäftsführer schlicht zu teuer, um die strategische Zukunftsplanung und Unternehmensführung wegen der Planung des Kundenmagazins zu vernachlässigen. Personalabt., Betriebsrat, PR Newsletter Kundenmagazin Marketing, Presseabt. tionen interessant sind. In ihrer täglichen Pressearbeit schreiben sie Nachrichten und bereiten Texte zielgruppengerecht auf, so können sie auch Texte für das eigene Kundenmagazin beisteuern. Marketing Auch das Marketing beschäftigt sich damit, das Unternehmen nach außen zu präsentieren. Diese Abteilung zur verantwortlichen Abteilung zu ernennen macht dann Sinn, wenn das Magazin weniger zum Imagetransport als zur Kundenbindung und zum Neukundengewinn eingesetzt wird. Marketer arbeiten stets produkt- und absatzorientiert. Auf diese inhaltliche Richtung werden dann auch die Magazine ausgerichtet sein. Würde die Marketingabteilung das Heft in Eigenregie produzieren, bestünde allerdings die Gefahr, dass das Unternehmen zu stark in den Vordergrund rückt. Das Ergebnis wäre eher ein erweiterter Produktkatalog als ein unterhaltsames Magazin für eine breite Zielgruppe. – 37 – Marketing, Presseabt. Quelle: Yukom, München Kommunikationsplattform: Corporate Publishing umfasst längst nicht nur Kundenmagazine. Je breiter das Medienspektrum, desto mehr Abteilungen werden intern Verantwortung übernehmen müssen. CP Ratgeber Dienstleister 3.3 Auswahl externer Partner Ist die Entscheidung zum (zumindest teilweisen) Outsourcing gefallen, geht es um die Auswahl eines geeigneten Dienstleisters. Unterschiedliche Konstellationen sind denkbar. Redaktion im Haus, Grafik und Anzeigenverkauf außer Haus; Redaktion und Layout werden von einem – oder zwei unabhängigen – Dienstleister/n übernommen, der Anzeigenverkauf von einem Anzeigenbüro; und zuletzt: Outsourcing von Redaktion und Grafik, Anzeigenverkauf durch eine eigene Abteilung im Haus. Welcher Weg für welches Unternehmen schließlich der beste ist, muss im Einzelfall je nach Kapazitäten und Know-how entschieden werden. Im Folgenden sollen die einzelnen Dienstleister genauer analysiert werden. Dabei handelt es sich um: Kompetenz in Sachen Reisen: Der Hamburger Verlag Gruner und Jahr publiziert das Magazine Geo Saison und zeigt Reisekompetenz auch beim Lufthansa Magazin, das von der G+J-Tochter Corporate Media realisiert wird. _ Verlage _ Redaktionsbüros _ Werbeagenturen _ Freie Autoren und Fotografen _ Grafik _ Anzeigenbüros _ Litho und Prepress (Druckvorstufe) _ Druckerei Verlage Sehr viele Verlage haben in den vergangenen Jahren eigene Abteilungen zur Entwicklung und Produktion von Kundenmagazinen gegründet. Stagnierende oder gar rückläufige Anzeigen sowie enormer Konkurrenzdruck auf dem engen deutschen Zeitschriftenmarkt zwingt viele Unternehmen zu dünneren Heften und bringt Überkapazitäten in Redaktion, Grafik und Herstellung. – 38 – Kundenzeitschriften im Auftrag von Unternehmen zu produzieren, ist ein willkommenes Mittel, um die Umsatzrückgänge abzufangen. Die Verlage können eigene Ressourcen ausschöpfen, Synergien und vorhandenes Know-how nutzen – und haben nicht zuletzt eine von Auflagenzahlen und Anzeigenaufkommen unabhängige Einnahmequelle. Natürlich bringt es auch den Unternehmen Vorteile, wenn sie sich für ihr Kundenmagazin einen Verlag suchen, der bereits erfolgreiche Publikumszeitschriften oder Kundenmagazine aus derselben Branche herausgibt. Er verfügt über das erforderliche Fachwissen und hat sich das Image als professioneller Dienstleister erarbeitet. Verlage können zudem ihre gesamte Infrastruktur zur Verfügung stellen. Sie besitzen eine eingespielte Grafik und Herstellung, haben Sonderkonditionen bei Druckereien, Lithoanstalten, Papierlieferanten und bieten ein erprobtes Vertriebsnetz. Der Hamburger Verlag Gruner und Jahr bringt seine Kompetenz, die er bei Publikumstiteln wie Geo und Geo Saison in Sachen Reisen seit vielen Jahren beweist, auch in Kundenmagazine ein, etwa dem Lufthansa Magazin. Der Münchner Entertainment Media Verlag etwa hat sich getreu seinem Namen auf Unterhaltungsmedien spezialisiert: Neben Kundenmagazinen wie VideoTip, Treffpunkt Kino oder Gameshop entstehen bei den Münchnern auch die ausschließlich via Abonnements vertriebenen Fachmagazine Blickpunkt:Film und die Musikwoche.de Verlage kümmern sich meist um die gesamte Heftproduktion – von der Planung bis zum Vertrieb. Es bietet sich an, ihnen auch den Anzeigenverkauf zu CP Ratgeber Dienstleister 3.3 Auswahl externer Partner übergeben; personelle Ressourcen sind vorhanden, die Akquisiteure stehen mit der Redaktion in Kontakt und können den Anzeigenverkauf auch themenbezogen aufziehen. Und nicht zuletzt lassen sich Anzeigenkombinationen mit weiteren zielgruppenadäquaten Magazinen des Hauses oft besser verkaufen. auch für große Verlage und Zeitschriften arbeiten oder Beilagen für überregionale Zeitungen produzieren. Sie haben feste oder freie Grafiker im Team, fest angestellte Redakteure sowie Kontakte zu freien Journalisten der verschiedensten Fachrichtungen. Die Vorteile der Redaktionsbüros: Ob der Verlag klein oder groß ist, muss nichts über dessen Professionalität aussagen. Auch Kleinverlage verfügen über moderne Technik und gute Mitarbeiter, produzieren anspruchsvoll gestaltete Magazine und können intelligente Vertriebswege aufbauen. Die Vorteile eines Verlags: _ Zuverlässigkeit und Routine in der Heftproduktion _ Fachliches Know-how _ Personell und technisch gut ausgestattet _ Bestehende Sonderkonditionen für Papier und Herstellung _ Funktionierendes Vertriebsnetz Was zu beachten ist: _ Der Anzeigenverkauf über den Verlag bietet nur Vorteile, wenn die Zielgruppen der Verlagsobjekte die gleichen sind wie die des Kundenmagazins. _ Größere Verlage haben höhere Grundkosten (Gebäudemiete, Geräte, Personal etc.), die auf das Kundenmagazin umgelegt werden. Redaktionsbüros Redaktionsbüros sind – auf einen Nenner gebracht – schlanke Verlage. Meist handelt es sich um ausgegliederte Vollredaktionen, die mit festen Verträgen _ Redaktionsbüros arbeiten journalistisch professionell und verfügen über einen großen Stamm freier Mitarbeiter für die verschiedensten Themengebiete. _ Sie sind oft preisgünstiger und effizienter als Verlage, da sie eine schlankere Organisation besitzen. Was zu beachten ist: _ Es muss geprüft werden, ob das Büro genügend Personal hat beziehungsweise besorgen kann, um ein Kundenmagazin regelmäßig komplett zu stemmen. _ Anzeigenverkauf und Vertrieb müssen häufig von anderer Stelle aus organisiert werden. _ Die Organisations- und Produktionsstrukturen sollten geprüft werden. _ Ein Redaktionsbüro arbeitet in der Regel dann professionell, wenn das Team aus erfahrenen Journalisten besteht und mit magazinerfahrenen Grafikern arbeitet. _ Eine moderne technische Ausstattung – vernetzte Computer, aktuelle Software sowie ISDN-Leitungen zur Datenübertragung – signalisiert Professionalität. Werbeagenturen Werbeagenturen bieten ein breites Spektrum von Dienstleistungen: von – 39 – Dienstleister finden: Das Dienstleisterverzeichnis »CP Partner« der Presse Distribution erleichtert die Suche nach Spezialisten erheblich. Die Adresse: www.deutschepost.de/cp-partner CP Ratgeber Dienstleister 3.3 Auswahl externer Partner der Zielgruppenanalyse über Werbekampagnen in Print, Hörfunk und TV bis zur Gestaltung von Broschüren und Geschäftsberichten. Sie beraten außerdem in Sachen Sponsoring und Imagebildung, optimieren Mailings, kümmern sich bei Bedarf auch um die PR und organisieren Veranstaltungen. Eine Agentur zu beauftragen ist also dann sinnvoll, wenn zusätzlich zum Unternehmensmagazin weitere unterstützende Marketingmaßnahmen geplant sind. Denn übergreifende Kampagnen sind ihre Stärke, und eine Kundenzeitschrift ist schließlich auch ein Marketinginstrument. Wird in der Zeitschrift mit Response-Elementen gearbeitet, kann die Agentur genau die Daten erfragen, die sie dann zum Aufbau einer Database und für andere Aktionen (Mailings etc.) braucht. Dabei bieten nicht nur die ganz großen Agenturen den Full-Service. Viele kleine Werbebüros haben sich auf eine thematische Nische spezialisiert und bieten in ihrem Bereich erstklassige und kompetente Arbeit zu günstigen Preisen. Umgekehrt müssen die Mega-Agenturen nicht immer die teuersten sein. Die Vorteile der Agenturen: Corporate Identity: Das WunschImage eines Unternehmens in der Öffentlichkeit. Die CI wird transportiert von einer Kombination aus allen Kommunikationsbausteinen: Werbematerial, Anzeigen, Funk- und TV-Sports, Online-Aktivitäten, Pressemitteilungen oder eben auch der Kundenzeitschrift. _ Hat eine Agentur schon seit einigen Jahren die Gesamtverantwortung für den Werbeetat, kennt sie das Unternehmen und seine Produkte. Ihr sind die Verantwortlichen bekannt, sie hat die Firmenentwicklung immer aktuell miterlebt und weiß, in welche Richtung gedacht und geplant wird. _ Die Agentur kennt die Richtlinien der CI (Corporate Identity), hat sie in aller Regel selbst entwickelt, Kundenmagazin, Broschüren und sonstige – 40 – Kommunikationsmittel erscheinen aus einem Guss. _ Komplexe Werbemaßnahmen zur Markenpflege oder zum Aufbau neuer Marken sind ihr Metier. _ Agenturen bieten einen MarketingMix, wie ihn Verlage oder Redaktionsbüros nicht aufstellen können: Marketing, Kundenbindungsmaßnahmen, Database, Internet-Auftritte, Events, PR, Marktforschung und Erfolgskontrolle kommen aus einem Haus. Wenn nicht, hat die Agentur ihre eigenen vertrauten Dienstleister, die diese Aufgaben für sie erledigen. Was zu beachten ist: _ Meist haben die Agenturen keine eigene Abteilung im Haus, die ein Magazin zusätzlich zum Tagesgeschäft regelmäßig erarbeiten könnte. _ Werbetexter sind eher auf knackige Slogans und knappe Texte getrimmt als auf umfassende Recherche, Schreiben längerer Artikel und Redigieren. _ In der Werbung ist dominante Markenpräsenz gefordert, ein Kundenmagazin jedoch macht diese Dominanz schnell unglaubwürdig. Schließlich hat der Leser gegenüber einer Anzeige eine andere Erwartungshaltung als gegenüber einer journalistischen Publikation. _ In der Gestaltung von Anzeigen und Werbemitteln einerseits und dem Layout langer Magazinartikel liegen große Unterschiede. Redaktionelle Texte erfordern eine völlig andere Bildsprache als Werbemittel. Der Agentur-Grafiker, der beide Jobs macht, muss ständig zwischen den Stilen hin- und herspringen – wenn er Magazinlayout überhaupt beherrscht. CP Ratgeber Dienstleister Freie Autoren und Fotografen Hier findet man Autoren 3.3 Auswahl externer Partner Ist die Wahl erstmal auf einen Dienstleister gefallen, empfiehlt es sich, gleich zu Anfang ein Konzeptions- oder Entwicklungshonorar zu zahlen und zu vereinbaren, dass die Rechte am Konzept auf den Auftraggeber übergehen. Vorteil: Es gibt keine Auseinandersetzungen, wenn später einmal der Dienstleister gewechselt wird. Nachteil: Es wird gleich zu Beginn des Projekts eine größere Summe fällig. Egal, ob die Kundenzeitschrift im Haus oder bei einem Dienstleister produziert wird, es wird immer nötig sein, freie Mitarbeiter zu beschäftigen. Freie Autoren Freie Journalisten haben meist ein Spezialgebiet, in dem sie sich gut auskennen und bevorzugt ihre Artikel schreiben. Werbeagenturen, Verlage und Redaktionsbüros verfügen in der Regel aufgrund mehrjähriger Tätigkeit über einen Stamm freier Journalisten, von denen sie Spezialgebiete und Arbeitsweise kennen. Doch was, wenn das Unternehmen die Zeitschrift im eigenen Haus produziert? _ In der Datenbank des Deutschen Journalisten-Verbands im Internet. Adresse: http://www. djv.de/datenbanken/index_freie .shtml _ Im Handbuch »Freie Journalisten – DJV-Taschenbuch« (750 S., inkl. CD-Rom. Preis: 16,80 Euro für Nichtmitglieder. Bezug über den Online-Shop des DJV: http://www.djv.de Folgende Möglichkeiten bieten sich an: _ Schon bei der (Neu-)Einstellung eines Chefredakteurs für das Kundenmagazin sollte darauf geachtet werden, dass er gute Beziehungen in der Branche hat. _ Die unternehmenseigene PR-Abteilung oder das ausgelagerte PR-Büro haben durch ihre Pressearbeit meist Kontakte zu Fachjournalisten, die man bitten kann, für das Kundenmagazin zu schreiben. _ Wer mit dem Kundenmagazin thematisch verwandte Publikationen liest, kann versuchen, über die jeweiligen Redaktionen Kontakt zu den Autoren zu bekommen. _ Anzeigen im Stellenteil von Branchenblättern wie dem Journalist und dem Medium Magazin ergeben ebenfalls brauchbare Kontakte. _ Der Deutsche Journalistenverband (DJV) hat im Internet eine Daten– 41 – Ve r l a g R o m m e r s k i r c h e n Wo findet man Autoren? 2003 _ Werbegrafiker produzieren meist werblich, das heißt Produkt und Marke können leicht dominieren, und die journalistisch angelegten Kundenzeitschriften mutieren zur Werbebroschüre. _ Man muss prüfen, wer in der Agentur das Zeitschriftenobjekt leiten soll. Der zukünftige Chefredakteur sollte ein (ehemaliger) Journalist sein und Erfahrung als Blattmacher besitzen. _ Muss sich die Agentur einen redaktionellen Partner suchen, um die Unternehmenspublikation für ihren Kunden zu erstellen, ist das nicht immer unproblematisch. Wird mit den Artikeln ein Redaktionsbüro beauftragt, das Layout dagegen bei der Werbeagentur gestaltet (um Kosten zu sparen), besteht die Gefahr der Diskrepanz zwischen Redaktion und Grafik. _ Nicht selten kaufen Werbeagenturen redaktionelle Texte zu Billigstpreisen ein, um selbst noch ein paar Mark am Auftrag zu verdienen. Die inhaltliche Qualität ist entsprechend schlecht und kann auch durch ein ansprechendes Layout nicht kompensiert werden. _ Man muss auf alle Fälle prüfen, ob die Agentur auf einen Pool von kompetenten Journalisten und MagazinLayoutern zurückgreifen kann. 2003 IN KOOPERATION MIT VOLKSWAGEN KOMMUNIKATION Autoren-Quelle: Das Handbuch »Freie Journalisten« des Deutschen Journalistenverbands. CP Ratgeber Dienstleister 3.3 Auswahl externer Partner bank eingerichtet, auf der, geordnet nach Themen und Bundesland, mehr als 1000 Autoren mit Adressen und Tätigkeitsgebieten sowie etwa 100 Fotografen eingetragen sind. Mit dabei: Honorarempfehlungen und Tarifbestimmungen, Musterverträge und andere Adressen. _ Hilfe bietet auch: »Freie Journalisten – DJV-Taschenbuch«. Bundesverband der Pressebildagenturen und Bildarchive e.V. Lietzenburger Str. 91, 10791 Berlin, Tel. 030/3 24 99 17 www.bvpa-ev.de BFF – Bund Freischaffender Foto-Designer e.V Tuttlinger Straße 95, 70619 Stuttgart Tel. 07 11/47 34 22 Fax 07 11/47 52 80 E-Mail: [email protected] Internet: www.bff.de Freie Fotografen Texte brauchen Bilder. Oft kann man bei der Bebilderung von aktuellen oder zeitlosen Themen auf Agenturmaterial zurückgreifen. Große Bildagenturen wie Getty Images, Imagebank oder Corbis Stock Market versenden Kataloge an ihre Kunden, die das umfangreiche Archivmaterial – gegliedert nach Fachgebieten – im Miniformat abbilden und sind auch nahezu mit ihrer gesamten Bildauswahl im Internet. Zahlreiche Agenturen sind spezialisiert auf Naturfotografie, Astronomie, Reise und Sport, Reportage, Food etc. Zur Dokumentation aktueller Ereignisse (Aktionärsversammlungen, Betriebsfeiern, öffentliche PR-Aktionen) oder bei speziell produzierten Reportagen ist es jedoch unumgänglich, einen Fotografen exklusiv zu buchen. Nur, wie findet man den richtigen, der vor Ort wohnt und zuverlässig arbeitet? Bildredakteure in Redaktionsbüros, Agenturen und Verlagen können auf einen Stamm von Fotografen zurückgreifen, deren Bildsprache, Stärken und Schwächen sie seit Jahren kennen und die sie gezielt beauftragen. Wird das Kundenmagazin allerdings vom Unternehmen selbst produziert, lohnt sich in der Regel keine eigene Bildstelle und – 42 – somit kein erfahrener Bildredakteur, da die Redaktion zu klein ist. Die Bildbeschaffung wird dann meist von den Redakteuren mit erledigt. Wo findet man Fotografen? _ Auch hier ist es hilfreich, wenn ein (Bild-)Redakteur, der neu eingestellt wird, bereits Kontakte zu Fotografen und Agenturen mitbringt. _ Wer sich neu in die Materie einarbeiten muss, hat im Bundesverband der Pressebildagenturen und Bildarchive e.V. (BVPA) in Berlin eine gute Anlaufstelle. Der Verband gibt telefonisch bereitwillig Auskunft zu Fragen rund ums Bild. _ Der BVPA publiziert außerdem die jährlich aktualisierte 500 Seiten starke Broschüre »Der Bildermarkt«. Sie gibt einen Überblick über den deutschen Bildermarkt, mit grundsätzlichen Informationen zum Geschäft mit Fotos und Nutzungsrechten, BVPAMitgliedsagenturen mit Anschrift und Themenschwerpunkten. Zusammen mit den Bildhonoraren – wahlweise als Print- oder CD-ROM-Version kosten die Publikationen 33 Euro. _ Auf der Internetsite des Verbands (www.bvpa-ev.de) findet sich eine Liste aller Mitglieds-Bildagenturen sowie eine Jobbörse für Stellenangebote und -gesuche. _ Der BFF – Bund Freischaffender Foto-Designer e.V ist einer der renommiertesten Berufsverbände Europas, in dem mehr als 500 Fotografen organisiert sind. Er vermittelt Kontakte zu freien Fotografen. Honorarvereinbarungen Werden Archivfotos bei Fotografen oder Bildagenturen bestellt, wird neben einer CP Ratgeber Dienstleister 3.3 Auswahl externer Partner Bearbeitungsgebühr ein Honorar nur für die Fotos gezahlt, die auch abgedruckt werden. Die Höhe der Bildhonorare variiert dabei in der Regel nach der Größe der Abbildung sowie der Auflagenhöhe des Magazins. Die Nutzung auf dem Magazintitel ist außerdem teurer als im Innenteil. Wer eine Zeitschrift neu konzipiert, sollte von Anfang an die Honorare für verschiedene Bildgrößen (Doppelseite, ganze Seite, halbe Seite und kleiner) festlegen. Sie gelten dann für alle Fotos, die in der Zeitschrift erscheinen. Honorar-Richtlinien sind im Buch der BVPA zu finden. Wird ein Fotograf vom Verlag oder Unternehmen exklusiv für einen Termin, ein Projekt oder Event beauftragt, kann als Honorar ein Tagessatz plus Spesen und Material oder eine Gesamtpauschale vereinbart werden. Die Urheberrechte bleiben grundsätzlich beim Fotografen, zu klären sind dann die Nutzungsrechte: ob das Honorar die einmalige Nutzung beliebig vieler Fotos beinhaltet oder der Fotograf pro gedrucktem Foto ein zusätzliches Bildhonorar bekommt oder ob sogar eine Zweitverwertung (etwa im Internet) der Bilder erlaubt ist. Vorsicht: So genannte Knebelverträge, bei denen sämtliche Rechte für die beliebig häufige journalistische Nutzung der Fotos an den Auftraggeber übergehen, sind nach den Richtlinien der Berufsverbände nicht mehr zeitgemäß und sollten nicht abgeschlossen werden. Der Urheberverband für Fotografen FreeLens etwa geht mitunter radikal gegen Verlage vor, die Knebelverträge ausstellen und dies kann so auch dem Ruf des Unternehmens schaden. Derzeit ist überdies ein Gesetz zur Stärkung der vertraglichen Stellung von Urhe- bern und ausübenden Künstlern in der Entwurfphase. Kernpunkt des Entwurfs ist die Einführung eines gesetzlichen Anspruchs von Urhebern auf eine angemessene Vergütung für jede Nutzung ihrer Werke und in jeder Nutzungsart. Grafik Bei der Auswahl der Layouter beziehungsweise des Art Directors ist es wichtig, dass sie Magazinerfahrung mitbringen. Ein Werbegrafiker, der handwerklich und kreativ sehr gut arbeitet, in Sachen DTP-Programme auf dem neuesten Stand ist und sich auch mit der Produktion auskennt, muss noch kein guter Magazinlayouter sein. Bei Anzeigen ist die Grafik meist Selbstzweck, bei Magazinen hat sie eher dienende Funktion – sie unterstützt den Text. Magazine brauchen zusätzlich zur inhaltlichen eine grafische Dramaturgie, und lange Textstrecken müssen nach anderen Grundsätzen layoutet werden als Anzeigen und Werbemittel. Handbuch Der Bildermarkt: Herausgeber ist der Bundesverband der Pressebildagenturen und Bildarchive. Wo findet man Grafiker? Die Allianz deutscher Designer (AGD), ein Serviceverband für selbständige Designer aller Designbereiche, hat auf seiner Internetseite eine Datenbank mit allen 3300 Mitgliedern eingerichtet. Man kann die Suche nach Ort und Spezialgebiet eingrenzen. Wer lieber etwas Gedrucktes in Händen hält, kann das jährlich aktualisierte AGD-Handbuch mit umfangreicher Präsentation aller AGD-Mitglieder der Bereiche Grafik, Foto, Mode, Produkt und Text bestellen. Beurteilung des Grafikers Dass der Grafiker Arbeitsproben zum Gespräch mitbringt, ist selbstverständ– 43 – Allianz deutscher Designer (AGD) Steinstraße 3 38100 Braunschweig Tel.: 05 31/1 67 57 Fax: 05 31/1 69 89 Internet: www.agd.de CP Ratgeber Dienstleister 3.3 Auswahl externer Partner BDG – Bund Deutscher GrafikDesigner e.V. Flurstraße 30 22549 Hamburg Tel.: 040/83 29 30 43 Fax: 040/83 29 30 42 E-Mail: [email protected] Internet: www.bdg-deutschland.de lich. Diese sind natürlich immer vor dem Hintergrund zu bedenken, dass sich jedes Magazinlayout an den Bedürfnissen der Zielgruppe und den Gegebenheiten des Heftes (Fotobudget, Anzeigenvolumen, etc.) orientieren muss. Eine gute Möglichkeit, seine Eignung zu überprüfen, ist, den Grafiker eine Heftstrecke zur Probe layouten zu lassen (siehe nächstes Kapitel, »Pitch«). stelle der AGD (Adresse Seite 43) zu bestellen. Eine weitere interessante Publikation dieses Verbandes ist »Der Grafik-Design-Auftrag«. Das 20-seitige Informationsbüchlein im Pocketformat erläutert alle Fragen zum Urheber-und Nutzungsrecht, zu Eigentum und Änderung an Entwürfen sowie zu wettbewerbs- und zeichenrechtlichen Zulässigkeiten. Technisches Equipment Eine weitere Berufsvereinigung ist der BDG – Bund Deutscher Grafik-Designer e.V., der älteste deutsche Berufsverband im Bereich des Grafik-Designs. Er gibt beispielsweise die Software »Design-Honorar« heraus, ein Computerprogramm zur individuellen, leistungsbezogenen Vergütung von Honoraren nach den oben genannten Kriterien (siehe Kapitel 11 Kosten, Seite 142). Soll das Layout im Haus entstehen, muss die technische Ausrüstung angeschafft werden: ein leistungsfähiger Computer (Apple Macintosh) mit großem Bildschirm (20 Zoll), Layout(QuarkXPress, InDesign) sowie Bildbearbeitungsprogramm (PhotoShop), Flachbettscanner für Layoutscans und ein leistungsfähiger (evtl. Farb-)Laserdrucker. Zusätzlich eine ISDN-Karte und Datenübertragungssoftware zum Versenden und Empfangen von Daten über die Telefonleitung. Die Kosten für diese Minimalkonfiguration liegen zwischen 20 000 und 25 000 Euro. Honorarvereinbarungen Auch für Grafiker gibt es Richtlinien bei der Bezahlung von Layoutkonzept und regelmäßiger Heftproduktion. Die Honorare variieren hier nach Kriterien wie Art der Auftraggeber und Nutzung, Nutzungszeitraum, Auflagenzahlen und Ausmaß der Urheberrechtsübertragung. Bei der Orientierung über die Kosten der Entwicklung und Produktion eines Magazinlayouts kann der 95-seitige Tarifvertrag für Designleistungen helfen. Er ist mit einem Verrechnungsscheck über 30 Euro bei der Geschäfts– 44 – Im Gegensatz zu den Bildrechten bei freien Fotografen kann und sollte sich das Unternehmen unbedingt die Nutzungsrechte am Magazinkonzept sichern. Das Copyright für ein vom Grafiker entwickeltes Layout, einen Zeitschriftentitel und die Wortbildmarke des Titels (der Name der Zeitschrift in einem bestimmten Erscheinungsbild, Schriftzug) kann auf das Unternehmen überschrieben beziehungsweise von ihm gekauft werden. Natürlich kostet das Geld. Doch andernfalls kann ein Wechsel der Grafik unmöglich oder noch teurer werden. Am besten, man trennt Konzeption und Produktion gleich zu Beginn dadurch, dass man die Honorare sauber aufschlüsselt. Wer also ein Konzeptionshonorar zahlt, kauft damit die Rechte am Konzept und kann später leichter seinen Kreativ-Dienstleister wechseln. CP Ratgeber 3.3 Auswahl externer Partner Anzeigenbüros Auch bei den Anzeigen, die das Heft zumindest teilweise refinanzieren sollen, sollte man genau überlegen, ob es sinnvoll ist, selbst im Haus zu akquirieren oder einen professionellen Dienstleister damit zu beauftragen. Wer den Anzeigenverkauf nicht schon zusammen mit der gesamten Heftproduktion an eine Agentur oder einen Verlag vergeben hat (weil die Redaktion im eigenen Haus oder von einem Redaktionsbüro gemacht wird), kann ein Anzeigenbüro mit dieser Aufgabe betrauen. Anzeigenbüros oder selbständige Anzeigenverkäufer arbeiten meist für verschiedene Zeitschriften und Verlage. Sie haben gute Kontakte zu den werbetreibenden Unternehmen, kennen die Branche und haben sich häufig auf einen Bereich wie Medizin, Kultur, Jugend, Reise oder Ähnliches spezialisiert. Anzeigenabteilungen von Verlagen, die Publikumstitel herausgeben, treten manchmal auch als Anzeigenvermittler für Kundenmagazine auf, die nicht in ihrem Verlag entstehen. So hat beispielsweise Gruner+ Jahr in Hamburg neben der G+J Corporate Media eine selbstständige Anzeigenabteilung für Kundenzeitschriften. Diese verkauft unter anderem die Anzeigen für DB mobil, das Lufthansa Magazin, das DAK Magazin oder IKEA Room Deutschland. Vor allem dann, wenn Verlage mehrere Magazine mit ähnlichen Zielgruppen herausgeben, machen Anzeigenkombinationen, kurz auch Kombis genannt, durchaus Sinn. Der Werbetreibende kann eine Anzeige in mehreren Magazinen zugleich buchen und erhält sie dann zu einem günstigeren Preis. So ist jedem geholfen. Der Werbetreibende erreicht zeitgleich eine breite Öffentlichkeit mit geringerem organisatorischem Aufwand und günstigeren Tarifen als bei Einzelbuchungen. Die einzelnen Zeitschriften kommen zu neuen Anzeigenkunden, an die sie vielleicht im Alleingang nicht so leicht herangekommen wäre. Und nicht zuletzt freut sich der Anzeigenverkäufer: Er setzt mehr Anzeigenvolumen um und erhält insgesamt höhere Provisionen auf seinem Konto gutgeschrieben. Selbstverständlich können entsprechende Kombis auch über selbstständige Anzeigenmittler gebucht werden, die meist mit mehreren Verlagen zusammenarbeiten und ihre Kunden bei Kombis gut beraten und Empfehlungen aussprechen können. Die Vorteile der Anzeigenbüros: _ Ist ein Anzeigenbüro auf eine Branche spezialisiert, hat es viele und gute Kontakte. Die Kunden kennen den Verkäufer und vertrauen ihm. _ Branchennahe Anzeigen im Kundenmagazin können vielleicht auch von einem Mitarbeiter des Unternehmens akquiriert werden. Branchenfremde Anzeigen in einem Kundenmagazin zu verkaufen, dessen Auflage nicht so hoch ist, ist jedoch weitaus schwieriger und verlangt das Know-how eines Profis. Was zu beachten ist: _ Das Anzeigenbüro muss Erfahrungen und Kontakte zur jeweiligen Branche haben. _ An der Anzeigenentwicklung betreuter Objekte kann man erkennen, wie erfolgreich das Unternehmen arbeitet. – 45 – Dienstleister CP Ratgeber Dienstleister 3.3 Auswahl externer Partner _ Mindestens ein Anzeigenverkäufer muss für das Objekt verantwortlich und fester Ansprechpartner sein. _ Welche Marketingmaßnahmen – Mediadaten, Direct-Mailings, telefonische Verkaufsgespräche – wendet der Anzeigenvermittler an? _ Es sollte ein gut funktionierender Außendienst vorhanden sein. Litho und Prepress Litho-Kompetenz: Die wenigsten Fotos sind qualitativ ausreichend für den Druck. Bei der Bearbeitung zeigt der Lithograf, ob er sein Handwerk gelernt hat. Was sich aus einem Foto herausholen lässt, zeigt das Motiv unten: links das Original, rechts das bearbeitete Foto. Feinscans und Druckfilme werden in der Regel von professionellen Studios angefertigt. Die sogenannte Druckvorstufe oder Prepress im Unternehmen einzurichten lohnt sich nicht, da die Geräte sehr teuer sind und bei einem oder zwei Druckwerken nie ausgenutzt würden. Verfremdung oder sonstige Bildeffekte, die den Grafiker selbst allzuviel Zeit kosten würden. Was zu beachten ist: _ Wie groß sind die Kapazitäten der Lithoanstalt? Kann sie die Dias innerhalb der vorgegebenen Zeit scannen und bearbeiten? _ Ist die Litho gut ausgestattet in Sachen elektronischer Datenübertragung? _ Kann sie auf verschiedenen Datenträgerformen liefern (CD-ROM, Zip)? _ Werden die Feinscans archiviert, so dass man bereits erschienene Bilder ohne Aufwand noch einmal verwenden kann (sinnvoll z.B. bei Personenporträts)? _ Vergleichen Sie die Lithos mit den Bildvorlagen. Ist das Ergebnis genauso gut (farbtreu) – oder sogar besser? _ Werden Farbkorrekturen oder sonstige Änderungen an Scans wunschgemäß ausgeführt? Repro Litho Die Litho scannt Fotos und Dias, bearbeitet sie und fügt sie so in das Layout des Grafikers ein. Bildbearbeitung bedeutet, dass die Litho unter anderem Farben nachträglich optimieren, Bilder retuschieren oder freistellen kann. Zur Litho gehören außerdem Fotomontage, – 46 – Die Ausbelichtung der elektronisch gelieferten Layoutdaten auf Filme – die sogenannte Repro – sollte einem Dienstleister anvertraut werden, der einen attraktiven pauschalen Seitenpreis verlangt (viele Firmen bieten Litho und Repro unter einem Dach an). Dieser Preis variiert in der Regel nach Heftumfang und Häufigkeit der Erscheinungsweise der Zeitschrift – je größer der regelmäßige Auftrag, desto geringer wird der Seitenpreis. Man sollte also den genauen Seitenumfang des Magazins kennen, bevor man Angebote einholt und Preise vergleicht. Außerdem: Soll das ganze Heft vierfarbig gedruckt CP Ratgeber Dienstleister 3.3 Auswahl externer Partner werden oder bleibt ein gewisser Seitenanteil schwarzweiß oder zweifarbig (schwarzweiß plus Schmuckfarbe)? zeiten und weisen geringere Farbschwankungen innerhalb eines Druckdurchgangs auf. Man kann Litho und Belichtung testen, wenn man farblich schwierige Fotos (in denen etwa einzelne Farbbereiche zu dunkel oder zu hell sind) scannen und davon Proofs herstellen lässt. Daran ist einerseits zu erkennen, ob die Bilder professionell bearbeitet und wie farbliche Änderungswünsche ausgeführt wurden. Andererseits kann man die Qualität der Proofs selbst beurteilen (sehen Schriften ausgefranst aus, sind die Bilder scharf und brillant etc.). Was zu beachten ist: _ Sind Druckmaschinen und Druckvorstufe auf dem neuesten Stand der Technik? _ Wie hoch sind Kapazität und Druckgeschwindigkeit? Neutrale Information: Die Forschungsgesellschaft Druck e.V. (FOGRA) setzt Standards in Druck und Druckvorstufe. Bei Streitfällen bietet sie sich als neutraler Gutachter an. www.fogra.de Was zu beachten ist: _ Arbeitet das Belichtungsstudio schnell und sauber? _ Wie flexibel ist das Belichtungsstudio, wenn Seiten nachträglich noch einmal neu belichtet werden müssen oder wenn sich Termine verzögern? _ Wie hoch ist die Qualität der Proofs? Ob die Proofs eine verlässliche Aussage über das Endergebnis treffen – also ob die Farben des Proofs den Druckfarben auf dem Auflagenpapier entsprechen –, das kann natürlich erst nach Druck festgestellt werden. _ Wird im Schichtbetrieb gearbeitet? _ Wie viel kostet es, wenn die Maschinen stehen, das heißt, wenn das Heft später an die Druckerei geliefert wird als festgesetzt? _ Welche Möglichkeiten der Buchbindung gibt es (Klammerheftung, Klebebindung etc.) _ Welche Formen der Individualisierung und Personalisierung kann die Druckerei anbieten? _ Kann sie im Editorial die direkte Leseransprache realisieren und wenn ja, zu welchen Kosten? _ Wie wird die Regionalisierung versandtechnisch umgesetzt? Druckerei Zuverlässigkeit, termingerechtes Arbeiten und günstige Preise bei guter Qualität – das sind die zentralen Anforderungen an eine gute Druckerei. Moderne, computergesteuerte Maschinen benötigen in der Regel kürzere Druck-+- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 A B Ugra/FOGRA-Medienkeil CMYK-EPS V1.2 16 17 -+- 03 10 Mit genormten Prüfmitteln wie diesem Fogra-Kontrollkeil überwachen Produktioner und Drucker alle Produktionsschritte. 20 30 40 50 70 80 100 K G -+COPYRIGHT 2000 Liz.: 12FO100203 User: FOGRA-Eigentum - Demoversion: Publikationen – 47 – PS Level: 3 Resolution: Device: Mac Distiller 600 DPI / 42 µm CP Ratgeber Dienstleister 3.4 Verträge mit externen Partnern mensgröße ist zum Beispiel entscheidend, ob man einen kleinen oder einen großen Partner bevorzugt. Die zuvor genannten Kriterien können natürlich nur ein Leitfaden für die Beurteilung und Auswahl des Dienstleisters sein. Welcher Produktionspartner für welches Unternehmen und Magazin geeignet ist, kann nur individuell entschieden werden. Verträge helfen allen Beteiligten Eine dauerhaft erfolgreiche Zusammenarbeit sollte auf einem Vertrag basieren. Das bietet Vorteile für alle Beteiligten: Vorteile für den Auftraggeber Bei einer Kundenzeitschrift, die alle drei Monate mit 32 Seiten Umfang in Schwarzweiß erscheint, muss man sich keine Sorgen um die Kapazitäten der Druckerei machen. Und wie zuverlässig und termintreu ein Redaktionsbüro oder ein Litho-Studio arbeitet, lässt sich schließlich auch nur durch Erfahrung herausfinden. Dennoch muss zunächst eine Entscheidung getroffen werden. Keine leichte Aufgabe, denn jeder Dienstleister wird sich zunächst im Akquisegespräch bestmöglich verkaufen. Es macht daher wenig Sinn, zuviele Anbieter eines Genres einzuladen. Wer drei Verlage oder Redaktionsbüros beim Briefing antreten lässt, hat sicher genug zu tun, einen auszuwählen. Präsentieren gleich fünf oder noch mehr Anbieter, kostet allein das Bewerten, Auswählen und Absagen wieder viel Zeit. Bei der objektiven Einschätzung eines Dienstleisters kann ein Beurteilungsbogen helfen, der durch unterschiedliche Gewichtung einiger Kriterien (siehe Abbildung) zumindest eine Vorauswahl erleichtert. Für diese Beurteilung braucht man vom Dienstleister ein Agenturprofil, Arbeitsproben, ein Angebot – und einen persönlichen Eindruck. Die hier durchgeführte Gewichtung ist nicht verbindlich. Bei der Unterneh– 48 – _ Er lässt sich eine vereinbarte Leistung rechtlich zusichern und kann bei Nichteinhalten Haftung einklagen _ Er kann die Dienstleistung fest in seine Jahresplanung integrieren _ Er kann beim Dienstleister eine Identifikation mit dem vereinbarten Magazin erwarten und voraussetzen _ Festpreise mit der Redaktion/dem Verlag erleichtern die Kalkulation und sparen Zeit, da nicht ständig wegen Einzelhonoraren verhandelt werden muss Vorteile für den Dienstleister _ Er kann den Auftrag fest in seine Terminplanung und Kostenkalkulation einbeziehen. _ Der Dienstleister (auch Druckerei, Papierlieferant etc.) kann Sonderkonditionen gewähren, weil er seinerseits besser planen kann _ Er kann gegebenenfalls Unteraufträge an weitere Dienstleister vergeben Folgende Elemente sollte jeder Vertrag enthalten, den man, unabhängig von der Art der Leistung, einem externen Partner erteilt: _ Datum _ Auftraggeber _ Auftragnehmer CP Ratgeber Dienstleister 3.4 Verträge mit externen Partnern rund um den via Magazin initiierten Dialog und baut er gar im Kundenauftrag eine Database auf, dann ist ein Jahresvertrag möglicherweise zu kurz. _ Arbeitstitel _ Leistungsbeschreibung _ Leistungsumfang _ Liefertermine für Ausgangsmaterial und Endprodukt _ Lieferadresse _ Preis _ Evtl. Konventionalstrafen _ Zahlungsbedingungen, auch Skonti, Rabatte etc. Wer sich nicht von Beginn an zu fest binden will, schließt mit dem neuen Dienstleister einen Optionsvertrag ab. Man vereinbart, die ersten beiden Ausgaben zusammen zu produzieren und erst dann zu entscheiden, ob aus dem Optionsvertrag ein Jahresvertrag werden soll. So steht beiden Seiten noch ein Hintertürchen offen. Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen sind ebenfalls Bestandteil des Auftrags. Bewährt haben sich Verträge mit Dienstleistern mit Laufzeiten von mindestens einem Jahr. Das ist freilich dann zu kurz, wenn vom Dienstleister mehr erwartet wird, als Texte und Grafik zu liefern. Wird ein Magazin vom Dienstleister in mehrere Sprachen übersetzt, organisiert er das Datenmanagement Nun beginnt die Feinarbeit. Denn dass ein (oder mehrere) Dienstleister den Zuschlag für die Produktion des Kundenmagazins bekommt, heißt noch lange nicht, dass sein Konzept perfekt sein und ohne Änderungen umgesetzt werden muss. Stärken- und Schwächenanalyse für zwei Dienstleister Art der Dienstleistung: Redaktion Dienstleister: Redaktion Y Beurteilungskriterium Gew.kennzahl x -- Redaktion Z Bewertung*) - o + ++ = Ergebnis x 1 2 3 4 5 = x 1 2 3 4 5 = 20 30 x 1 2 3 4 5 = 40 40 x 1 2 3 4 5 = 40 60 x 1 2 3 4 5 = 120 90 x 1 2 3 4 5 = 50 40 x 1 2 3 4 5 = 100 40 Erreichte Gesamtpunktzahl: 370 300 Nach der vorgenommenen Beurteilung wäre Redaktion Y der richtige Partner. – 49 – _ Beurteilungskriterium: Hier trägt man die Beurteilungskriterien ein, die bei der Entscheidung eine Rolle spielen sollen. _ Gewichtungs-Kennzahl: Mit der Gewichtung legt man fest, wie wichtig das einzelne Kriterium im Vergleich zu den anderen ist. Man sollte dabei in Prozentkategorien denken. Die Addition der einzelnen Gewichtungen muss 100 Prozent ergeben. _ Bewertung: Je besser der Dienstleister ist, desto höher ist die Bewertung. Der Dienstleister, der anhand der vorgenommenen gewichteten und beurteilten Kriterien die höchste Gesamtpunktzahl erreicht, entspricht am ehesten den Anforderungen. CP Ratgeber Briefing/Dummy/Pitch 4.1 Briefing externer Partner Das Dienstleisterverzeichnis finden Sie unter der Adresse: www.deutschepost.de/cp-partner Informationen zu den genannten Datenbanken finden Sie unter den Adressen www.dapamedien.de und www.mediafinder.de Richtlinien für Entwurfswettbewerbe: Zu erhalten beim Bund Deutscher Grafik-Designer e.V. Flurstraße 30 22549 Hamburg www.bdg-deutschland.de Wer sich entschließt, seine Kundenzeitschrift – zumindest teilweise – außer Haus produzieren zu lassen, muss einen geeigneten Dienstleister finden, dem er das Projekt anvertrauen kann. Die Rede ist hier nicht von technischen Dienstleistern wie Lithoanstalt oder Druckerei, sondern von den kreativen Köpfen, die Wünsche und Ideen der Auftraggeber umsetzen in Texte, Seiten, Farben und Fotos. Das Wichtigste: Die Chemie muss stimmen zwischen Redakteuren und Ansprechpartnern im Unternehmen. Dazu brauchen die Dienstleister eine Affinität zu Produkt und Marke. Denn die Verlage und Redaktionsbüros sollen auch beraten können, Ideen liefern, Begeisterungsfähigkeit für das Objekt zeigen und nicht allein auf Anweisung des Unternehmens die Hefte umsetzen. Ideal für beide Seiten ist kein »Dienst-Leister«-Verhältnis nach dem Motto »wer zahlt, bestimmt«, sondern eine gleichberechtigte Partnerschaft des gegenseitigen Respektierens im kreativen Entstehungsprozess der Kundenzeitschrift. Auswahl der Dienstleister Diese Partnerschaft herzustellen, dazu dient der Pitch – der Wettbewerb zwischen den Dienstleistern um den Auftrag. Doch wen lädt man ein? Erste Wahl sind Anbieter, die bereits Kundenmagazine für ähnliche Branchen produzieren und Referenzen vorlegen können. Die Suche ist ein zunehmend geringeres Problem, da sich immer mehr Publikationen mit dem Kundenzeitschriftenmarkt befassen, Trends analysieren und Dienstleister vorstellen. – 50 – Außerdem gibt es Datenbanken. Etwa das Dienstleisterverzeichnis »CP-Partner« der Deutschen Post, die Kundenmagazin-Datenbank »Compass« von Dahlem & Partner in München, oder die Datenbank »MediaFinder« von MMM/Hamburg. Ziel der Vorauswahl sollte sein, drei bis vier potenzielle Dienstleister für das eigene Magazin zunächst zu einer Wettbewerbspräsentation einzuladen. Diese verschafft einen Überblick darüber, was ein kompetentes Produktionsteam tatsächlich zu leisten vermag, jenseits von kreativ gestalteten Imagebroschüren und Selbstdarstellungen. Und der Pitch zeigt, zu welchen Preisen die Dienstleister das Kundenmagazin anbieten können. Unternehmen, die einen solchen Wettbewerb zur Gestaltung der eigenen Kundenzeitschrift ausschreiben möchten, finden in der Publikation »Richtlinien für Entwurfswettbewerbe« vom Bund Deutscher Grafik-Designer (BDG) wertvolle Tipps. Die 36-seitige Broschüre ist gegen einen mit 1,44 Euro frankierten Briefumschlag bei der BDG-Geschäftsstelle kostenlos erhältlich (Adresse links). Die Richtlinien unterstützen die Veranstalter bei der Ausschreibung und Durchführung der Wettbewerbe, sie geben Hinweise über die Voraussetzungen für einen fairen und seriösen Wettbewerb. Neben Erläuterungen zu den Richtlinien enthält die Broschüre auch eine Musterausschreibung. Wer sich viel Koordinationsstress ersparen will, sucht sich einen Dienstleister, der möglichst alle Schritte der Heftproduktion aus einer Hand anbieten kann. Zumindest sollte der Dienstleister eine zentrale Funktion als Ansprechpartner CP Ratgeber Briefing/Dummy/Pitch 4.1 Briefing externer Partner übernehmen und weitere Dienstleister mit steuern. Das sind in aller Regel Verlage, Agenturen oder größere Redaktionsbüros. Vorbereitung des Briefings Die als Dienstleister für das Kundenmagazin in Frage kommenden Anbieter werden nach telefonischer Kontaktaufnahme zunächst zu einem vorbereitenden Gespräch ins Unternehmen eingeladen. Dieses Treffen dient dazu, dem möglichen Dienstleister das Projekt detailliert vorzustellen und die Aufgabe klarzumachen. Ein solches Briefing muss gut vorbereitet werden – schließlich soll der geeignetste Partner gefunden werden. Diese Infos sollte das Unternehmen für das Briefing-Gespräch vorbereiten: _ Größe, Struktur, Geschäftsbereiche und Kommunikationsstrategien des Unternehmens, _ Ziel der Kundenzeitschrift, _ Technische Eckdaten des Heftes (Seitenumfang, Format, Auflage), _ Zielgruppen, die erreicht werden sollen sowie deren soziodemographische Daten, _ Markeninhalte, die mit dem Magazin transportiert werden sollen, _ Informationsstrukturen des Unternehmens, _ Herkunft und Organisation unternehmensbezogenen Materials, auch Bildmaterials, _ Hinweise zum geplanten Vertrieb, _ Aussagen zum Thema Anzeigen und Organisation der Akquise, _ Evtl. Infos über CI, Hausschriften oder Hausfarben, die in das Layoutkonzept integriert werden sollen, _ Verbindung mit dem Internet, _ Zeitrahmen der Heftproduktion, _ Honorar für die Präsentation. Wer den Dienstleistern mit klaren Aussagen gegenübertritt, spart Zeit, da nicht immer wieder grundlegende Fragen diskutiert werden, und kann Leistungen und Preise der Anbieter besser miteinander vergleichen. Rahmendaten wie Heftformat oder Seitenumfang dienen beim Briefing zunächst als Anhaltspunkt, damit jeder Präsentator von denselben Bedingungen ausgeht. Gibt es stichhaltige Argumente, können diese Daten später noch einmal überprüft und ggfs. verändert werden. Wichtig: Niemand schreibt vor, dass der Verlag oder die Agentur, die das Konzept erstellt haben, auch den Auftrag bekommen müssen. Durchaus kann das Unternehmen das Konzept von einer Agentur erstellen lassen und die regelmäßigen Umsetzung einem anderen Dienstleister anvertrauen. Dann ist allerdings ein Entwicklungshonorar für den Ideengeber fällig. Das ist in aller Regel nicht mit dem Präsentationshonorar abgegolten. Mit Nachforderungen ist zu rechnen. Ein Briefingtermin dient auch dazu, die präsentierenden Dienstleister besser kennen zu lernen. Arbeitsschwerpunkte und Referenzen sollten abgefragt werden. Doch Gruppenbriefings sollten – falls irgend möglich – vermieden werden. Außer freundlichen Worten bringen sie nichts. Denn die Dienstleister stehen im Wettbewerb zueinander und werden nicht ihre Mitbewerber schlau machen, indem sie die wirklich wichtigen Fragen stellen. Ein Kompromiss: Die Dienstleister können nach dem Briefingtermin nochmals in einem Telefonat weitere Fragen klären. – 51 – Honorar: Manche Unternehmen glauben, kostenlos präsentieren lassen zu können. Das wird sicher ein Eigentor: Derlei sparsame Unternehmen bekommen oft Material präsentiert, das andere vor ihnen schon abgelehnt haben. Entwicklungshonorar: Richtwert sind die Kosten für Redaktion und Grafik einer Ausgabe. CP Ratgeber Briefing/Dummy/Pitch 4.2 Pitch den Abteilung (PR oder Marketing), _ evtl. der Geschäftsführer. Je nach Umfang und gewünschtem Umsetzungsgrad präsentieren die Dienstleister vier bis sechs Wochen nach dem Briefing ihre Entwürfe. Alle Präsentationen sollten an einem Tag stattfinden. Das erleichtert die Vergleichbarkeit der Anbieter, da die einzelnen Konzepte dann noch in den Köpfen der Juroren präsent sind. Für jede Präsenta- Lieferanten Kunden Ein ruhiges, technisch gut ausgestattetes Besprechungszimmer ist sicherlich der geeignetste Ort für die Präsentation. Welches technische Equipment benötigt wird – etwa Overhead-Projektor oder Beamer – sollte im Vorfeld mit dem präsentierenden Dienstleister abgesprochen werden. Die Präsentation muss nicht zwingend im ausschreibenden Unternehmen stattfinden. Lädt der Dienstleister in seine eigenen Räume ein, ist dies eine gute Gelegenheit, sich ein Bild von der Agentur/dem Verlag zu machen. Elemente der Konzept-Präsentation Außendienst Händler Corporate Publishing Investor Relations KooperationsPartner Ein professionelles Konzept sollte folgende Standards enthalten: Mitarbeiter Zielgruppen-Vielfalt: Wer immer die Zielgruppe darstellt – sie muss erreicht werden. Mit welchen Mitteln, das muss die Präsentation zeigen. Der Bewerber erstellt ein inhaltliches und grafisches Grundkonzept. Anhand dieser Arbeit lassen sich Konzeptfähigkeit, Ideenreichtum, Zielgruppenaffinität und professionelle Arbeit des Dienstleisters beurteilen. tion sollte ausreichend Zeit eingeplant werden (wenigstens eine Stunde) – ebenso für die anschließende Diskussion des Entwurfs mit dem Dienstleister. Diese Diskussion sollte dann intern nach jeder einzelnen Präsentation weitergeführt werden. Auch hierfür bildet eine Stunde den angemessenen Zeitrahmen. Aus dem Unternehmen sollten folgende Personen teilnehmen: _ der Projektleiter, _ ein weiterer Mitarbeiter der betreuen– 52 – Allgemein: _ Erläuterungen zur Zielgruppe, Interessen, Konsum- und Lesegewohnheiten; _ Ergebnisse aktueller Studien; _ Grundphilosophie des Magazins: Wer soll wie erreicht werden? Inhaltlich: _ Vorschläge für den Magazintitel und die Unterzeile,, _ inhaltliches Konzept, allgemeine Themenmischung, _ Aufteilung der Rubriken, _ Heftstruktur anhand eines beispielhaften Themenplans, CP Ratgeber Briefing/Dummy/Pitch 4.2 Pitch _ Themen für mehrere Ausgaben, _ Das Textkonzept sollte zumindest in Original-Headlines und Vorspännen ersichtlich sein, sonst darf mit Blindtext gearbeitet werden, _ Dialoginstrumente. Gestaltung: _ Layout-Grundzüge (Format, Satzspiegel, Spalten, Freiräume etc.), _ ausgewählte Schriften, Brotschrift, _ evtl. Verteilung der Farb- und Schwarzweiß-Seiten im Seitenplan, _ Bildsprache an Beispielen, _ Umsetzen der CI, _ optisches Umsetzen der Rubriken, _ Layout von Beispielseiten: Cover, Editorial, Inhalt, doppel- und einseitige Aufmacherseiten, Newsstrecken, _ beispielhaft: Form der Infografiken, Landkarten o. ä. Produktion: _ Vorschläge für Papierwahl und Druckverfahren _ besondere Druck- und Produktionseffekte? (Stanzungen, Ausklapper etc.) Vertrieb: _ Vorschläge für den Vertrieb der Kundenzeitschrift. An diesem Punkt sollte sich der Dienstleister mit dem Produkt Pressesendung der Deutschen Post vertraut zeigen. Kosten-Kalkulation: Relativ konkrete Produktionskosten für _ Text- und Bildredaktion, _ Grafik, _ Fotomaterial, _ evtl. Anzeigenakquise, _ Litho, _ Papier und Druck. Das Konzept wird in einer Präsentation theoretisch erläutert, Fakten durch Grafiken und Tabellen verdeutlicht. Das Lay- out sollte beispielhaft anhand mehrerer Seiten unterschiedlicher Rubriken (Titel, eine Magazindoppelseite, Inhaltsverzeichnis) präsentiert werden und erkennen lassen, wie einerseits kleinteilige Themen, etwa Nachrichtenmeldungen, auf einer Seite angeordnet werden und wie andererseits großteilige, etwa ein doppelseitiger Aufmacher mit großzügiger Optik, ihren Raum finden. Ist das Layout professionell gestaltet, zeigen alle inhaltlichen Varianten – ob Nachrichtenseite oder Bildstrecke – trotz ihrer Unterschiede auch gleiche Stilelemente. Dazu zählt etwa das Gestalten von Vorspännen, die Rubrikzeile oder ein durchgängig gleich gestalteter Hinweis auf die Webadresse. In solchen, scheinbar marginalen Elementen zeigt sich die konzeptionelle Stärke von Redaktion und Grafik. Allein hier entscheidet sich, ob der Leser später das Heft als Teil der Marke idenElektronische Präsentation über Beamer Immer häufiger weichen Präsentationspappen der Elektronik. Folgendes ist zu beachten: _ Passt der Präsentationsraum zum genutzten Beamer? Große Räume brauchen lichtstarke Projektoren. _ Lässt sich der Raum überhaupt verdunkeln? _ Ist eine Leinwand vorhanden – zumindest eine weiße Wandfläche? _ Welches Computersystem wird genutzt? DOS- und MAC-basierte Systeme brauchen unterschiedliche Adapter. Sicherheitshalber Adapter mitnehmen. _ Ist der Beamer so eingestellt, dass er dem Präsentierenden ausreichend Zeit für seine Ausführungen lässt, ohne dass er in den Sleep-Modus übergeht? Der Beamer muss in diesem Fall immer wieder hochgefahren werden. Das kostet Zeit und bringt Unruhe in den Präsentationsablauf. tifiziert oder ob er das Magazin als mehr oder weniger gelungene Spielerei registrieren wird. Die Entscheidung für einen Dienstleister sollte daher auch solche vermeintlichen Kleinigkeiten unbedingt berücksichtigen. – 53 – CP Ratgeber Briefing/Dummy/Pitch 4.3 Dummy und Nullnummer Erster Eindruck: Inhaltsverzeichnisse verraten schnell, ob ein Heft gut strukturiert ist. Klar sollen sie die Rubriken präsentieren, auf Höhepunkte wie Titelstories oder Interviews verweisen und auch allgemeinen Rubriken wie das Impressum nicht vergessen. Vorbildlich umgesetzt sind diese Anforderungen im Microsoft Magazin. Nach dem Pitch sollte die Entscheidung für einen Dienstleister zügig getroffen werden. Auf diese Weise können die organisatorischen Abläufe im Zusammenspiel zwischen Unternehmen und Dienstleister abgestimmt und Zeitverlust bei der Realisierung des Projekts für beide Seiten vermieden werden. Vor allem bei neuen hochauflagigen Kundenmagazinen, die einen beträchtlichen Teil des PR- oder Marketingbudgets verschlingen, ergibt ein Dummy vor Erscheinen der ersten Ausgabe durchaus Sinn. Sein Ziel: mit letztem Feinschliff das Heft noch weiter zu op- _ Wie liegt das Heft in der Hand? _ Wie wirkt das Format? _ Wie fühlt sich das Papier beim Durchblättern an? _ Wie wirkt der Druck auf dem Auflagenpapier? _ Wie wirken Farben und Fotos? _ Scheinen farbige Flächen (Bilder, Kästen, Grafiken) bei beidseitig bedruckten Seiten durch? _ Ist die Rubrizierung übersichtlich und inhaltlich nachvollziehbar _ Findet man sich anhand des Inhaltsverzeichnisses im Heft zurecht? Von einer sogenannten Nullnummer unterscheidet sich der Dummy dadurch, dass er weder verkauft noch verschickt wird. Die Seiten füllt in der Regel Blindtext. Doch Überschriften, Zwischentitel und Bildunterschriften werden real getextet. Layout, Produktion und Druck erfolgen wie beim »richtigen« Heft. Gedruckt wird jedoch nicht in Offset- oder Tiefdruck, wie später das fertige Heft, sondern im Digitaldruck. Der Zielgruppen-Check Wichtiger Einsatzbereich des Dummys ist die Marktforschung zum Titeltest: In Gruppendiskussionen oder Einzelbefragungen mittels Fragebögen äußern Vertreter der Zielgruppe ihre Meinung zu Gesamtwirkung und Themenmischung, zu einzelnen Rubriken und Themen. Dummy: Moderne Digitaldrucktechnik macht es heute möglich, die erste Probeausgabe auf Auflagenpapier drucken zu lassen. Damit vermittelt das Magazin die endgültige Anmutung. Allerdings ist ein kompletter Produktionsdurchgang notwendig. timieren und die Organisationsabläufe im Unternehmen wie auch bei den Dienstleistern vor dem Start zu testen. Der Dummy ist die erste Version des Heftes in gebundener Form. Er wird in der Regel erstellt, um die Anmutung des Magazins besser beurteilen zu können und soll helfen, die folgenden Fragen zu beantworten: – 54 – Professionelle Marktforschungsagenturen haben das geschulte Personal und die Ausrüstung, um Gruppendiskussionen oder Leserbefragungen zum Erfolg zu führen. Sie erstellen fundierte Aussagen zum Dummy, die dann wiederum für eine letzte Feinabstimmung eingesetzt werden können. CP Ratgeber Briefing/Dummy/Pitch 4.3 Dummy und Nullnummer Der Anzeigen-Check Für ein Publikumsmagazin existenziell, für ein Kundenmagazin nicht unwichtig: die Meinung der potenziellen Anzeigenkunden, ihre Akzeptanz des neuen Titels und ihr Interesse an Insertionen. Da der Anzeigenkunde in aller Regel seine Anzeigen nicht selbst schaltet, sondern eine Mediaagentur beauftragt, ist der Akzeptanz-Check direkt bei den Mediaplanern zu empfehlen. Deren Einstellung zum neuen Titel wird gern über eine Nullnummer erhoben, das erste komplett ausformulierte Magazin. Selbstverständlich kann die Nullnummer den Dummy ersetzen, zumal sie eine sehr viel höhere Fertigungstiefe bietet. Sie ist aufwändig und teuer in der Produktion, da nun alle Texte echt und die Bilder in Druckqualität vorliegen müssen. Nullnummern werden vor allem dann produziert, wenn ein Magazin sich stark über Anzeigen refinanzieren soll. Das ist bei Publikumstiteln der Fall, bei Kundenmagazinen eher weniger. braucht, sollte die Mediaplaner über einen Wettbewerb mit einigen attraktiven Preisen locken, zumindest telefonisch nachhaken. Freilich ist auch der Besuch des künftigen Anzeigenvertreters in der Mediaagentur denkbar. Das ergibt dann Sinn, wenn ohnehin schon Kontakte bestehen oder das Kundenmagazin eine namhafte Marke repräsentiert und das Anzeigengeschäft zu einem tragenden Faktor der Refinanzierung werden soll. Nach den diversen Checks kann das Heftkonzept in Layout und Inhalt noch einmal überarbeitet und verbessert werden. Zuvor sollten die Ergebnisse dieser Checks allerdings strukturiert zusammengefasst, den Fragekomplexen die wichtigsten Aussagen zugeordnet sein. Die Endrunde dient schließlich Umfrage zur Nullnummer Kriterien, nach denen Mediaplaner die Qualität eines Magazins checken: Preis Niveau Aktualität Erscheinungsrhythmus Umfang In den meisten Fällen wird die Nullnummer daher eher Ausnahme denn Regel sein. Wer die Ausgaben dennoch nicht scheut, kann sich zumindest damit trösten, dass er mit der Nullnummer auch Inhalt und Optik einer Erstausgabe nahezu vollständig bestreiten kann. Achtung: Da die Auflage der Nullnummer meist geringer ist als die der Erstauflage, verlangen Bildagenturen für die Erstausgabe Honorar nach. Der Nullnummer sollte immer ein Fragebogen beiliegen. Doch Vorsicht: Nur wenige machen sich gern zusätzliche Arbeit. Wer eine zügige Beantwortung Anzeigenformate Auflage Ausstattung Anspruch/Infogehalt Farbigkeit Text-Bild-Relation noch einem letzten Feinschliff und als Ideenpool für die ersten Ausgaben. Sind alle Fragen geklärt, der Vertrag mit dem Dienstleister unterschrieben und das Konzept überarbeitet, steht der Realisation nichts mehr im Weg. Der Startschuss ist gefallen. – 55 – Nullnummer: In Umfang, Inhalt und Aufmachung der endgültigen Version entsprechende Ausgabe einer Zeitschrift, vorwiegend mit Echttexten und Echtbildern. Die Nullnummer wird in einer kleinen Auflage gedruckt. Sie dient zum Test und zur Anzeigenakquise. CP Ratgeber 5.1 Redaktion Organisation Koordinationsstelle: Sie ist am besten in der Abteilung aufgehoben, die den größten Anteilam Budget für die Produktion des Magazins zur Verfügung stellt. Denn in dieser Abteilung wird auch das Interesse am und Identifikation mit dem Printprodukt am stärksten sein. Ist das Grundkonzept verabschiedet, sind die Dienstleister startbereit – dann geht es an die Produktion der Hefte. Dann muss sich das gutgeheißene Konzept im Alltag bewähren. Mit Reibungen und Verzögerungen im Abstimmungsprozess wird zu rechnen sein. Denn alle wollen nur das Beste: die Redaktion ein spannendes Heft, der Anzeigenverkäufer ein zielgruppenaffines Magazin, das Marketing die Realisierung der Markenwelt im Heft, der Vertrieb viele Hinweise auf seine Produkte. Akzeptable Kompromisse lassen sich gewiss finden – vorausgesetzt, Vertrauen und Akzeptanz prägen die Gruppe der Magazinverantwortlichen. Die beteiligten Unternehmensbereiche und das Redaktionsteam müssen sich als Partner verstehen, eventuelle Unstimmigkeiten im Zuge der Heftproduktion müssen im Interesse der gemeinsamen Aufgabe beigelegt werden. Falls nicht bereits während der Dummyphase geschehen, gilt es nun, einige grundsätzliche Parameter in der Organisation festzuklopfen, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Dabei sollten die Beteiligten immer das übergeordnete Ziel verfolgen, dem Redaktionsteam möglichst große Freiräume zu belassen – sobald der Themenplan verabschiedet ist. Denn die Journalisten verstehen ihr Handwerk, sie wissen, wie sie den Leser erreichen, wie sie Themen dramaturgisch aufbereiten, wo sie nutzwertige Zusatzinfos bieten und wann ein Interview angemessen ist. In der Praxis hat es sich sehr bewährt, folgende Parameter in der Organisation zu berücksichtigen: – 56 – _ Eine Koordinationsstelle im Unternehmen als Anlaufstelle für die Redaktion bei Rückfragen zu den Themen und beim Vermitteln von Kontakten zu den einzelnen Abteilungen. _ Eine Atmosphäre des Vertrauens gegenüber den Redakteuren und die Bereitschaft zur Kooperation. Das setzt voraus: Die Abteilungen müssen informiert sein, dass ein Kundenmagazin entstehen soll, welches Redaktionsteam es umsetzen wird und wie die Journalisten heißen, die recherchieren. _ Eine unkomplizierte und offene Kommunikation durch alle Hierarchieebenen. Auch und gerade Geschäftsführer oder Vorstand demonstrieren durch ihr eigenes Verhalten, was ihnen Transparenz und Offenheit tatsächlich bedeuten. _ Rechtzeitige Informationen über Unternehmensplanungen. Es ist wenig sinnvoll auch für die interne Kommunikation, wenn Mitarbeiter das Gefühl haben, die Tageszeitungen seien besser informiert über die eigene Firma als das Redaktionsteam der Kundenzeitschrift. Sicher unterscheiden sich Theorie und Praxis. Eine gewisse Gewöhnungsphase muss eingeräumt werden, bis das bisweilen ganz gesunde Misstrauen gegenüber »neugierigen« Journalisten überwunden ist und die Redakteure der Kundenzeitschrift bereitwillig und ungefiltert informiert werden. Auch Eitelkeiten können die Abläufe stören. So ist es für Mitarbeiter höherer Hierarchieebenen manchmal nicht nachvollziehbar, warum in einer Ausga- CP Ratgeber 5.1 Redaktion Organisation be der Pförtner – der in seiner Freizeit an Ultra-Triathlon Wettkämpfen teilnimmt – für eine Story interessanter ist als der Golf spielende Vorstand. Transparenz in der Redaktion Vertrauen und Offenheit ist keineswegs allein die Bringschuld der Unternehmensseite. Auch die Redakteure müssen dazu ihren Beitrag leisten. Das geschieht zum einen dadurch, dass sie die zuständigen Unternehmensvertreter, also die betreuende Abteilung in der Firma, regelmäßig über den Stand ihrer Arbeit informieren. Dazu empfiehlt sich ein kurzer Wochenbericht an den Koordinator im Unternehmen – zehn Zeilen reichen völlig aus. Der Koordinator erfährt, wo es in der aktuellen Heftproduktion klemmt, weil es entgegen der Planung keinen Ansprechpartner im Unternehmen gibt oder ein Thema kurzfristig gekippt werden muss, weil ein neues Produkt möglicherweise zu früh angekündigt worden wäre. Durchaus sinnvoll sind auch regelmäßige Treffen – einmal im Monat ist ein idealer Rhythmus. Der Koordinator sollte zu Redaktionskonferenzen eingeladen, in jedem Fall in die Themenplanung einbezogen und frühzeitig über eventuelle Veränderungen im Layout informiert werden. Auch die Gestaltung des Titelbildes sollte früh mit ihm abgestimmt werden. So hat der Auftraggeber stets das Gefühl, in die Heftproduktion einbezogen zu sein und rechtzeitig mitreden zu können. Diese Transparenz schafft Vertrauen beim Unternehmen und letztendlich auch die Gewissheit, dass der Dienstleister engagiert arbeitet und sein Geld wert ist. Die Abstimmungsprozesse Sind reibungslose Abläufe für den Zeitraum von Themenfindung und Recherche organisiert, ist noch der Abstimmungsprozess festzulegen. Zentrale Person ist auch hier der Koordinator. Er legt den an den jeweiligen Beiträgen beteiligten Abteilungen die fachlich relevanten Beiträge zur Abstimmung vor. Diese inhaltliche Abstimmung ist unbedingt notwendig, da sich schnell Zahlendreher, falsche Telefonnummern oder ein falscher Produktname beim Schreiben einschleichen können. Leider erleben Koordinatoren von Kundenmagazinen diese Phase oft als die schlimmste: Die nun einbezogenen Mitarbeiter nutzen die Chance, endlich einmal ihre eigene Bedeutung im Unternehmen zu demonstrieren und feilen gleich am ganzen Beitrag. Der Frust über – oft nur vermeintliche – Fehler führt schnell zur Diskussion über die Kompetenz des Dienstleisters – nach dem Motto: »So kann man das aber nicht machen.« Der Koordinator erleichtert sich erheblich das Leben, indem er exakt vorgibt, dass am Beitrag lediglich die Fakten zur Disposition stehen, nicht aber die Form der redaktionellen Umsetzung, ein Foto oder das Thema überhaupt. Exakte Zeitvorgaben für den Rücklauf aus den Abteilungen ist zwingend. Drei Tage sollten für diesen letzten Kontrollblick nicht überschritten werden. Die so korrekturgelesenen Texte gehen dann wieder an die Redaktion zurück, die Korrekturen werden übernommen, und der Koordinator erhält ein letztes Mal vor dem Druck die nun fehlerfreien Seiten. – 57 – Wochenbericht: Er enthält Informationen zu: • Wie weit sind die Themen produziert? • Wo fehlen noch Ansprechpartner? • Welches Thema muss evtl. ersetzt werden? CP Ratgeber Redaktion 5.2 Koordination mit Marketing, Vertrieb und Werbung Ein Kundenmagazin ist ein strategisches Instrument in der Kundenkommunikation. Daher müssen auch die Themen und Aktionen des Heftes mit der Kommunikationsstrategie des Unternehmens abgestimmt werden: _ Wann, zu welcher Jahreszeit oder zu welchen Ereignissen (Messen etc.) stehen welche Produkte im Vordergrund? _ Wann kommen neue Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt? _ Welche strategischen Neuansätze gibt es im Unternehmen? Stehen Fusionen oder Beteiligungen an? _ Wann sind Aktionen geplant? Empfiehlt sich eine Messe-Sonderausgabe? Contentpool: Datenbank, in der neben den üblichen Angaben wie Adresse und Telefonnummern weitere Informationen zu einem Kunden gesammelt werden. Neben Vermerken zu Konsumgewohnheiten interessieren auch Dinge wie Hobbys und Einkommen, wie lange er schon Kunde ist oder welchen Umsatz er dem Unternehmen bringt. _ Wie ist die aktuelle Werbekampagne angelegt – will sie eher sachlich informieren oder Image aufbauen und Emotionen wecken? Ist die Redaktion rechtzeitig informiert, kann sie den Werbedruck mit journalistischen Mitteln weiter verstärken. Ein Abstimmen ist daher vor allem mit Marketing, Vertrieb und Werbung nötig. Integrierte Kommunikation lautet das Stichwort, viel strapaziert und doch noch immer inkonsequent umgesetzt. So gibt in vielen Unternehmen noch immer jede Abteilung ihre eigenen Informationen an Partner und Kunden heraus: Marketing oder Presseabteilung betreuen das Kundenmagazin, Betriebsrat oder Personalabteilung erstellen die Mitarbeiterzeitschrift, der Vertrieb kümmert sich um die Außendienst– 58 – und Händlerinformationen per Newsletter, und die Werbeabteilung produziert Broschüren, Anzeigen, Geschäftsberichte. Dabei haben doch letztlich alle das eine gemeinsame Ziel: den Kunden zu erreichen. Mehr noch: Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen alle Abteilungen sogar dieselben Informationen. Lediglich die Aufbereitung wird sich unterscheiden. So wird beispielsweise die Mitarbeiterzeitschrift Informationen über einen andauernden Umstrukturierungsprozess detaillierter präsentieren als das Kundenmagazin. Denn das Mitarbeitermagazin hat die Aufgabe, gute Mitarbeiter auch in schwierigen Zeiten an das Unternehmen zu binden. Die Kundenzeitschrift verfolgt dagegen eher das Ziel, dem Kunden mit der Umstrukturierung die Innovationskraft des Unternehmens vorzuführen. Berater empfehlen den Unternehmen daher nicht mehr nur Daten- sondern auch Contentpools, in denen kommunikationsrelevante Inhalte gesammelt und zielgruppengerecht aufbereitet werden. Als Medien einer solchen integrierten Kommunikation kommen keineswegs nur Printmedien in Frage, sondern auch Internet oder Business-TV. Und selbst bei den Printmedien ist das Kundenmagazin nicht die allein seligmachende Lösung. Die Vorteile eines neuen Produkts mögen im Kundenmagazin exzellent aufbereitete sein, für den Vertrieb kann es sich dennoch empfehlen, den Beitrag nochmal als Newsletter zu präsentieren, der – unter dem Stichwort Produktneuheit präsentiert – vielleicht sogar gesammelt wird und so in der Vorbereitung auf ein Kundengespräch schnell parat ist. CP Ratgeber 5.3 Redaktion Jahresplanung ProduktEinführungen Die Erscheinungstage der einzelnen Ausgaben sollten für ein Jahr im Voraus festgelegt werden. Aus diesen Eckdaten ergeben sich Redaktions- und Anzeigenschluss, Anlieferung der Druckunterlagen von den Anzeigenkunden, Lieferungstermine für fertige Layouts inklusive Bildmaterial an Litho und Druckerei sowie die Termine für die Anlieferung der Hefte an die zuständige Einlieferungsstelle der Deutschen Post. Diese langfristige Planung ist nötig für die Kapazitätsplanung in allen beteiligten Bereichen, vor allem auch für das rechtzeitige Einbinden von freien Mitarbeitern. Vorausplanen der Themen Der Jahresplan sollte neben den Terminen die Themenschwerpunkte der einzelnen Ausgaben enthalten. Es ist weder nötig noch sinnvoll, immer nur die gerade zur Produktion anstehende Ausgabe zu planen. Folgende Planungen im Unternehmen sollten auch in die Jahresplanung des Kundenmagazins einbezogen werden: _ Produkt-Neueinführungen mit möglichst exaktem Zeitplan, inklusive des Zeitplans für entsprechende Werbeund Vertriebsmaßnahmen _ Fach- und Publikumsmessen sowie die anlässlich dieser Messen geplanten Aktionen _ Firmeninterne Aktionen sowie Aktivitäten wie Seminare für Kunden, Tag der offenen Tür und ähnliche Veranstaltungen Messen Werbekampagnen Jubiläen Jahresplan VertriebsAktionen KooperationsPartner Händler-Bindungsprogramm Die Jahresplanung optimiert vor allem auch die unter Punkt 5.2 geforderte Abstimmung mit Marketing, Vertrieb und Werbung und darüber hinaus auch reibungslose Abläufe. Denn er vermeidet ein Ad-hoc-Produzieren der Hefte, da zumindest Teile der einzelnen Ausgaben bereits fest eingeplant und im Voraus recherchiert werden können. Das hektische Galoppieren von einer Ausgabe zur andern fällt flach. Die Redaktion kann rechtzeitig die geeigneten Autoren auswählen und Kontakte zu Ansprechpartnern innerhalb und außerhalb des Unternehmens knüpfen. Auch für die Mitarbeiter im Unternehmen ist der Jahresplan von Vorteil, denn sie müssen nicht ständig das Kundenmagazin gedanklich präsent haben, um rechtzeitig Aktionen einzubringen, die eh schon lange bekannt sind. Sie wissen genau, bis wann sie welche Informationen liefern oder in anderer Form redaktionelle Unterstützung leisten können. Von der Jahresplanung profitiert auch die Bildredaktion. Sie kann rechtzeitig Fotomaterial aus Archiven und Bildagenturen anfordern, Fotografen beauftragen, – 59 – Jahresplan: Das Kundenmagazin muss in die Aktivitäten der wichtigsten Abteilungen einbezogen sein. Nahezu jedes Thema lässt sich im Kundenmagazin umsetzen. CP Ratgeber Redaktion 5.3 Jahresplanung Dias sichten und durch zusätzlich angefordertes Material ergänzen. Und nicht zuletzt braucht die Anzeigenabteilung eine Arbeitsgrundlage, um Werbekunden themenbezogen zu akquirieren. Ein professioneller Anzeigenvermarkter wird die Jahresplanung in seine Mediadaten mit einbeziehen, die er rechtzeitig zum Jahresende für das darauf folgende Jahr verschickt. Konkrete Themen überzeugen seine Kunden in aller Regel mehr als ungenaue Informationen zu allgemeinen Themenkomplexen. Die Jahresplanung hilft dem Anzeigenvermarkter, Mailings rechtzeitig vorzubereiten, neue Zielgruppen anzutesten und telefonisch Termin Umsetzung im Kundenmagazin Puffer sind die Kosten. Müssen etwa Fotografen kurzfristig für eine Fotoproduktion im Ausland beauftragt werden oder freie Autoren unter Zeitdruck umfangreiche Themen recherchieren, fallen erhöhte Honorare an. Wenn vielleicht sogar der Druck verschoben werden muss, weil sich ein kurzfristig geplantes Titelthema doch nicht als tragfähig erwies, dann wird es richtig teuer. Denn Druckereien planen die Auslastung ihrer Kapazitäten sehr genau – besonders im dritten und vierten Quartal des Jahres, wenn die Druckmaschinen bundesweit ausgebucht sind mit den zahlreichen Prospekten, Katalogen und Zeitungsbeilagen, die für das Weihnachtsgeschäft gebraucht werden. Stehen die Druckmaschinen einen halben Tag still, weil der fest zugesagte Liefertermin nicht eingehalten wurde, kann die Druckerei einen Ausgleichsbetrag einfordern. Das gilt auch für unvorhergesehene Nachtschichten. Produkteinführung Jubiläum Messen Abstimmen der Jahresplanung Kampagnen Der Chefredakteur des Magazins sollte darauf bestehen, dass kurz nach Fertigstellung eines groben Jahresplans zwei Redaktionskonferenzen abgehalten werden, bei denen der Koordinator aus dem Unternehmen anwesend ist: Vertriebsaktionen Händlerbindung Enge Verknüpfung von Marketing und Magazin: Anhand wichtiger Unternehmensereignisse wird der Jahresplan des Magazins erstellt. konkret nachzufassen. Anzeigenkunden nutzen eventuell gar die Zeit, Anzeigenmotive speziell auf die Themen des Magazins zuzuschneiden oder Druckunterlagen existierender Anzeigen auf das richtige Format zu bringen. In der ersten Sitzung werden zentrale Ereignisse des folgenden Jahres besprochen, die relevant für die Themenplanung sind; dieser Termin dient damit vorrangig der Ideen- und Stoffsammlung. Ein weiteres Argument für die Textproduktion mit ausreichend zeitlichem Vor der zweiten Konferenz setzt sich die Redaktion intern zusammen, ordnet die – 60 – CP Ratgeber 5.3 Jahresplanung Themensammlung und erstellt eine Grobplanung für die einzelnen Ausgaben. Diese Themenpläne werden dann mit den Unternehmensvertretern diskutiert und abgestimmt. Danach ist zumindet die Basis für eine zügige Heftproduktion im folgenden Jahr gelegt. Selbstverständlich darf der Jahresplan nicht als starres, unveränderbares Korsett gewertet werden. Kaum ein Unternehmen wird wohl ein noch nicht ausgereiftes Produkt auf den Markt bringen, nur weil es als Titelthema für eine Ausgabe des Kundenmagazins geplant ist. Realistischer ist der Austausch des Themas oder gegebenenfalls eine Verschiebung des Erscheinungstermins. Eine entsprechende Entscheidung sollte allerdings rechtzeitig kommuniziert werden. Vor allem den Anzeigenvermarktern drohen bei verspätet erschienenen Magazinen durchaus RegressAnsprüche. Anzeigenkunden inserieren schließlich nicht unbedingt aus Sympathie mit dem Unternehmen, sondern weil sie sich einen konkreten wirtschaftlichen Nutzen versprechen. Der könnte etwa darin liegen, rechtzeitig über das Kundenmagazin auf einen Messeauftritt hinzuweisen. Verspätet sich der Drucktermin, bleibt die Anzeige wirkungslos – so sind schnell mal zehntausend Mark und mehr in den Sand gesetzt. Die Redaktion sollte für Notfälle – wenn ein Beitrag doch nicht zum geplanten Termin veröffentlicht werden kann und kurzfristig gekippt wird – einige Themen in Reserve haben. Diese können relativ zeitlos sein, vielleicht sogar fast fertig recherchiert und geschrieben in der Schublade liegen. Es bieten sich auch Themen aus dem Spe- zialgebiet eines freien Journalisten an, der einen Text dann entsprechend schnell liefern kann. Doch Vorsicht: Solche eher aus der Not heraus geborene Themen müssen dennoch exakt auf die Zielgruppe zugeschnitten sein und dürfen niemals nur Seitenfüller sein. Erfahrene Redakteure planen bei terminkritischen Themen immer einen Ersatzbeitrag ein und lassen ihn parallel produzieren. Denn von zu vielen Faktoren hängt zum Beispiel eine Produkteinführung ab. Da kann es durchaus – und ohne böse Absicht – passieren, dass die geplante Neueinführung dann doch auf die nächste Ausgabe verschoben wird. Und die Kosten für den Ersatzbeitrag sind nicht umsonst ausgegeben. Wenn der Beitrag so gebrieft und geschrieben ist, dass er auch zu einem späteren Zeitpunkt gedruckt werden kann, dann ist ein Teil der folgenden Ausgabe schon so gut wie produziert. Fazit: Was für die Unternehmensplanung gilt, trifft auch für die Planung des Kundenmagazins zu. Der Jahresplan gibt dem gesamten Konzept erst die Kontur, gibt dem Heft über ein Jahr hinweg die Dramaturgie, die es als Markenmagazin eines Unternehmens auszeichnet. Ohne diese Planung würden wesentliche Chancen in der zielgruppengerechten Ansprache des Kunden verspielt. Die Zeit für die Jahresplanung sollten sich daher alle Beteiligten nehmen, auch wenn sie just in den Zeitrahmen fällt, in dem alle beteiligten Abteilungen in den Unternehmen erfahrungsgemäß stark belastet sind – im letzten Quartal des Jahres. – 61 – Redaktion CP Ratgeber Redaktion 5.4 Heftplanung _ Porträt (Einseitengeschichte) _ letzte Bildstrecke _ Ausstieg (Glosse, Vorschau, Rätsel) Der Jahresthemenplan bietet die grobe Richtschnur für die Grundstruktur der Ausgaben innerhalb eines Jahres. Was tatsächlich im aktuellen Heft stehen soll, wird in einer detaillierten Heftplanung festgelegt. Die einzelnen Schritte sind: _ Themenfindung _ Heftdramaturgie _ Optische Elemente _ Themenauswahl _ Briefing der Autoren _ Organisation der Bildbeschaffung Um genügend Zeit für die Vorbereitung des Heftes zu haben, sollte man mindestens drei Monate Vorlauf für eine Ausgabe einplanen. Nur so können plötzlich auftauchende Probleme flexibel gelöst werden. Die Namen der Rubriken sollten eine Verbindung mit der Branche und dem Stil des Heftes herstellen. Für Nachrichtenseiten eignen sich beispielsweise »Journal«, »News«, »Aktuelles« oder einfach »Nachrichten«. Das Editorial (das Vorwort des Herausgebers oder Chefredakteurs) könnte auch »Zur Sache« oder »Kommentar« genannt werden, das Titelthema heißt »Schwerpunkt«, »Titel« oder »Spezial«. Um möglichst vielfältige Themenideen zu erhalten und die Rubriken interessant mit Leben zu füllen, lassen sich verschiedene Quellen nutzen: _ Fach- und Publikumspresse _ Publikationen der Konkurrenz _ Verschiedene Abteilungen oder Niederlassungen des eigenen Unternehmens Themenfindung Das Grundgerüst eines jeden Heftes bilden die Rubriken oder Themenbereiche, die zuvor definiert wurden. Folgende Struktur ist typisch für ein Magazin und bietet eine grobe Orientierungshilfe für den Aufbau des Heftes: _ Seite 3: Editorial oder Gastkommentar _ Seite 4/5: Inhaltsverzeichnis _ vier bis sechs Seiten kurze Meldungen, neue Produkte, Kuriositäten _ vier bis zwölf Seiten Titelgeschichte _ Kurzporträt, Feature etc. _ Bildstrecke _ Textstrecke (Nutzwertseiten, längeres Interview, Tests, Tipps) _ Weitere Bildstrecke, Reportage, Feature, Historie – 62 – Eine Sammlung möglicher Themen – oft in einem »Brainstorming« aller Beteiligten zusammengetragen – soll durchaus auch unkonventionellen Ideen gegenüber offen sein. Wichtig: Alle relevanten Abteilungen des Unternehmens sollten eingebunden werden, vor allem die Marketingabteilung mit ihren oft kurzfristigen Aktionen bei der Sammlung künftiger Heftthemen berücksichtigt werden. Die Themen müssen zum Unternehmen passen und die Zielgruppe erreichen. Die Leser sollen das Heft interessant finden, nicht die Macher! Auch für die Themensuche gilt: Das Kundenmagazin ist kein Sprachrohr der CP Ratgeber Redaktion 5.4 Heftplanung Zum Magazin eines Kosmetikproduzenten passen beispielsweise Berichte über Fitness- oder Funsport. Sie können beim Kunden das Wir-Gefühl stärken, nach dem Motto »Uns ist unser Körper wichtig, wir kümmern uns um unser Aussehen«. Ein EDV-Konzern wird eher mit einem Bericht über Technologien rund um die Raumfahrt sein Image fördern, da sich sein Kundenkreis sicher vorrangig als innovativ denkend und am Fortschritt interessiert sieht. Wie weit der thematische Bogen tatsächlich gespannt werden kann, hängt vom Fingerspitzengefühl der Redaktion ab. Ihre Aufgabe ist es, die weiter entfernten Themen so im Heft umzusetzen, dass der Leser die Verbindung zum Unternehmen stets parat hat, obwohl weder Firma noch Produkt genannt wird. Die Markenwelt erfassen – das steht im Fokus dieser Themenfindungstechnik. Hier wird übrigens sehr schnell deutlich, inwieweit ein Unternehmen bereits ein erlebbares Markenimage aufweisen kann, sprich, ob die Marketingabteilung zuvor einen guten Job gemacht hat. Eine Automarke, die mit einem Slogan wie »Freude am Fahren« wirbt, will mit dem Kauf des Autos zugleich Lebensfreude vermitteln. Ist sie zudem im höherpreisigen Segment angesiedelt, wird sie im Kundenmagazin Themen umsetzen, die einer finanzstarken Zielgruppe Lebensfreude vermittelt. Und schon fällt die Themenfindung ganz leicht. Oft sind es kleine Meldungen, die bei näherer Recherche einen interessanten oder witzigen Gesichtspunkt ergeben oder durch einen anderen Dreh, eine andere Herangehensweise zu einem ganz neuen Thema werden. Heftdramaturgie Ein gern gelesenes Magazin, ein spannendes Theaterstück und ein gutes Essen haben eins gemeinsam: die Dramaturgie. Kein halbwegs genussfreudiger Mensch schätzt den Hauptgang vor der Vorspeise oder die Pointe im Prolog. Spannung Unternehmens-PR, sondern in erster Linie ein Imageträger. Und dieses anvisierte Image beeinflusst die Themenwahl und erweitert das Spektrum weit über die Unternehmenstore hinaus. Titelgeschichte Meldungen Heftmitte Und so erwartet auch der Leser von einem Magazin eine dramaturgische Spannung, einen Wechsel von kleinteiligen Nachrichten und tiefgehenden Reportagen, eine Spannung zwischen kleinen Fotos und großen, emotionalen Aufmacherbildern. Bei der Planung jeder neuen Ausgabe muss die Redaktion auf eine interessante und aktuelle Themenmischung achten und die Seitenverteilung auf die einzelnen Artikel so angelegen, dass die Heftdramaturgie stimmt: Das Heft muss einen Spannungsbogen haben. Schon Henri Nannen, Gründer des stern, lehrte seine Redakteure: »Ein Ma– 63 – Mehrseitengeschichte Ausstieg Spannungskurve: Die Heftdramaturgie in einem für den Leser spannenden Magazin. Sie ist weitgehend unabhängig von der Gesamtseitenzahl. CP Ratgeber Redaktion 5.4 Heftplanung gazin muss mit einem Vulkanausbruch beginnen und dann langsam die Spannung steigern.« entscheiden auch hier, ob das Magazin noch einmal zur Hand genommen wird oder nicht. Tatsächlich muss die Spannungskurve zu Beginn des Heftes schnell und stark ansteigen. Der Vulkanausbruch wäre also die Titelgeschichte als erste lange Strecke, mit der die Dramaturgie des Heftes auch schon ihren Höhepunkt erreicht. Nach einem Vulkanausbruch aber folgen auch Phasen der Ruhe, in denen die Lava nur langsam den Berg hinabfließt. Als ob der Vulkan Kräfte sammeln würde für die nächste Eruption. Im Heft bedeutet das, dass die Spannungskurve nach der Titelstory etwas abfällt und dann in großen Wellenbewegungen weiter läuft. In der Mitte des Heftes steigt sie kurz wieder an, flacht wieder etwas ab, um sich zum Heftende hin ein letztes Mal aufzuschwingen. Die Gliederung der Zeitschrift in einzelne Rubriken bildet – ebenso wie der Aufbau eines Dramas in fünf Akten – nur ein Grundgerüst, das variiert und immer wieder leicht zurecht gebogen werden muss, damit es nicht zum Korsett wird. Würde eine Zeitschrift etwa immer die selbe Seitenanzahl und Darstellungsform für die Titelgeschichte verwenden, immer auf Seite X ein Porträt, danach ein Feature und auf Seite Y ein Interview bringen: Es wäre ihr Tod. Und der Leser stürbe mit – vor Langeweile. Gewiss ist es illusorisch zu glauben, dass jeder Leser ein Heft konsequent Artikel für Artikel und von vorne nach hinten »durcharbeitet«. So manches Magazin erlaubte sich daher auch mal den Scherz, notorische »Von-HintenBlätterer« mit dem Editorial auf der letzten Seite zu begrüßen. Trotzdem fällt ein Hoch und Tief in der Struktur auf – und wenn es nur beim ersten Durchsehen ist. Am Zeitschriftenstand im Supermarkt wird ein Heft in wenigen Sekunden darauf hin überflogen, ob es sich lohnt, mitgenommen zu werden. Beim Kundenmagazin, das am Point of Sale ausliegt, ist das nicht anders. Und selbst wenn das Heft zu Hause im Briefkasten liegt, ist das noch längst keine Garantie, dass es auch gelesen wird. Das schnelle Durchblättern und der erste Eindruck – 64 – Beiträge verschiedener Länge und Darstellungsformen schaffen Dynamik, unterschiedliche »Schauplätze« und Blickwinkel bringen Abwechslung in den Heftablauf. Die Schauplätze des Magazins sind _ Titelgeschichte _ Meldungsseiten _ Bildstrecken _ Reportagen _ Nutzwertseiten _ Doppelseitenporträts _ Einseitenstücke und Ausstieg _ Cartoons, Rätsel oder Glossen können zusätzlich für Auflockerung und Lesespaß sorgen Das Magazin lebt also vom Wechsel und der Überraschung. An eine Geschichte, die durch opulente Optik und schöne Bilder besticht, sollten sich daher textbetonte Meldungsseiten anschließen. Einseitige Porträts oder Interviews können zu einer Vierseitenstrecke mit ruhigem Layout hinführen oder sie abschließen. CP Ratgeber Redaktion 5.4 Heftplanung Dramaturgisch angelegt sollte aber nicht allein das Heft insgesamt, sondern auch der einzelne Beitrag sein. Ein Feature über einen aktuellen Sachverhalt erhält einen spannenden Akzent durch einen Textkasten, in dem ein Beteiligter seine persönlichen Meinung äußert. Ein Bericht über die Neuentwicklung eines Produktes könnte mit einem Porträt des Entwicklers enden oder auch eine Umfrage unter potenziellen Anwendern integrieren. sicht abbilden, die zeigt, in welchem Monat welche Gemüse- und Obstsorten Saison haben. Für ein Gesundheitsmagazin wäre ein »Pollenflugplan« für Allergiker mit Tipps für die Heuschnupfenzeit passend, und eine Autofirma könnte die Internationalität ihrer Produktion darstellen, indem sie etwa zeigt, aus welchen Ländern welche Teile für das schicke Cabrio stammen, das am Ende der Grafik vom Band läuft. Abwechslung ist gefragt. Zu starre MusWeiss gegen Farbe, groß gegen klein: Diese Doppelseite lebt vom Gegensatz des Fotos links zur weißen Fläche rechts. Verstärkt wird der Spannungseffekt durch den Unterschied zwischen kleiner und großer Frucht. Die Headlineschrift nimmt die Farben der beiden Früchte auf. Die Heftmitte, also die Doppelseite, auf der die Klammerung der Zeitschrift sichtbar wird, bietet sich für eine starke Optik an. Der Leser hat das Gefühl, diese Seiten leicht herausnehmen und sie sich an die Wand hängen zu können. In einem Kindermagazin wäre hier etwa der beste Platz für ein eingeheftetes Poster – im Format der Doppelseite oder zusammengefaltet in doppelter Größe. Eine Nahrungsmittelkette kann eine ansprechend gestaltete Jahresüber- ter engen dagegen ein, machen das Heft berechenbar, gleichförmig und für den Leser langweilig. Nach dem Akzent in der Heftmitte sollte die Spannung zu Beginn des letzten Drittels erst einmal wieder sinken. Ab der Mitte des letzten Drittels schließlich darf wie beim Finale eines Feuerwerks noch einmal tief in die Trickkiste gegriffen werden – ohne jedoch der Titelgeschichte im vorderen Heftteil den Rang abzulaufen. – 65 – CP Ratgeber Redaktion 5.4 Heftplanung Auf der vorletzen Seite bekommt die Kurve noch einmal einen Kick nach oben – wie in einer daily soap, wenn kurz vor Schluss noch ein aufregendes Ereignis stattfindet, das nicht aufgelöst wird; der Zuschauer soll schließlich auf die nächste Folge gespannt sein und am Groß und klein: Gegensätze erzeugen Spannung, zwei Fotos sollten daher immer unterschiedlich groß sein. Dennoch muss es Gemeinsamkeiten geben: Der Layouter dieser Doppelseite hat auf gleiche Farbgebung geachtet und darauf, dass beide Fotos sich berühren. gar ärgern. Stattdessen lassen sich eine Glosse, ein Cartoon, das Foto des Monats oder ein Preisrätsel einplanen. Optische Elemente Auch die Optik spielt für die Gliederung eines Heftes eine große Rolle: Die einzelnen Geschichten sollen optisch auseinanderzuhalten sein, eine optische Dramaturgie sich schon beim Durchblättern erschließen. In Publikumsmagazinen beginnen große Themen – etwa Titelgeschichte, Reportage oder Produkttest – meist mit einer bis drei aufeinanderfolgenden Doppelseiten mit großformatigen Fotos. Der Blick des Lesers wird durch solche Aufmacher gefangen, mit Hilfe knapp formulierter, prägnanter Headlines und Seitentitel für das Thema interessiert. Bei einem 24-seitigen Magazin allerdings sollte auf opulente Aufmacher verzichtet werden, sie gingen doch klar zu Lasten der Texte. Tag darauf wieder einschalten. Genau so muss der Leser das Magazin zuklappen und sich schon auf die nächste Ausgabe freuen. Ein einfaches Mittel hierfür, das auch viele Publikumszeitschriften (außer den wochenaktuellen) einsetzen, ist die Vorschau auf die nächste Ausgabe. Schwerpunktthemen werden in ein, zwei Sätzen angerissen und wecken Interesse. Fotos unterstützen den Effekt. Erscheint ein Kundenmagazin allerdings nur alle drei Monate, ist eine Vorschauseite riskant, da sich die Themen über so lange Zeiträume doch leicht ändern könnten. Hier gilt: Besser keine Vorschau als eine falsche. Denn die würde den Leser nur enttäuschen oder – 66 – Als optischer Blickfang und dramaturgische Pause bietet sich durchaus auch eine Anzeige an. Ein schönes ganz- oder doppelseitiges Motiv dient damit nicht allein der Refinanzierung eines Kundenmagazins, sondern auch seiner Dynamik. Ganz- oder doppelseitige Anzeigen sollten beim Erstellen des Redaktionsplans also möglichst so platziert werden, dass sie nicht eine große Geschichte zerteilen oder auf andere Art den Heftaufbau zerstören, sondern als als optische Trennwände zwischen den einzelnen Beiträgen eingesetzt werden. Themenauswahl Die wichtigsten Themen im Heft, die Schwerpunktthemen, werden meist CP Ratgeber Redaktion 5.4 Heftplanung schon im Jahresplan festgelegt. In speziellen Messe-Ausgaben oder in Heften zu speziellen unternehmensrelevanten Ereignissen sind die Titel- oder Aufmacherthemen ebenfalls vorgegeben. Mitunter werden dennoch aktuelle Ereignisse »auf den Titel gehoben« – weil sie bedeutsam für das Unternehmen sind, oder, weil sie dem Magazin einen besonders aktuellen Anstrich geben. in der österreichischen Silvretta produziert; am 28. Dezember 1999 passierte ein weiteres Lawinenunglück mit neun Todesfällen direkt vor der Hütte. Das Heft war in der Druckerei, die Redaktion hatte keine Möglichkeit mehr, zu reagieren. Wäre das Unglück eine Wo- Bevor ein neues Thema aber definitiv in den Themenplan aufgenommen wird, sollten die Themenvorschläge anrecherchiert werden. Nur so geht die Redaktion sicher, dass Themen wirklich aktuell, interessant und umsetzbar sind. In der Planungsphase kann es durchaus passieren, dass ein Text »geschoben« (in ein späteres Heft) oder »gekippt« (nicht veröffentlicht) wird; etwa weil ein wichtiger Ansprechpartner nicht erreichbar ist oder seine Mitarbeit verweigert, weil interessante Entwicklungen sich erst anbahnen oder aktuelle Ereignisse einen Abdruck nicht mehr sinnvoll erscheinen lassen. Auch fehlendes oder ungenügendes Bildmaterial kann bewirken, dass ein guter Text zu einem guten Thema nicht veröffentlicht werden kann. Deshalb sollte die optische Umsetzung rechtzeitig geprüft werden. Schließlich leben Magazine zu einem großen Teil von der Optik. Bei aller Planung lassen sich Pannen doch nie ganz vermeiden. So hatte im vergangenen Jahr das DAV-Magazin Panorama Pech. Für die Ausgabe Januar 2000 war ein Artikel über die Anfang 1999 von einer Lawine verschüttete und inzwischen neu aufgebaute Jamtalhütte che zuvor passiert, hätte man den Text noch aus dem Heft genommen. So aber war es zu spät – und es hagelte empörte Leserbriefe, die die Artikel und Äußerungen im DAV Panorama als »geschmacklos« oder »makaber« anprangerten. Dass die Redaktion eine Geschichte ganz kippen muss, kommt zwar selten vor, ist aber nie ganz auszuschließen. Ursache könnte etwa sein, dass über ein neues Produkt berichtet werden sollte, das aber wegen Terminverschiebungen nicht rechtzeitig verfügbar ist. Bevor Kundenbestellungen nun zu lange liegen bleiben, sollte das Thema zumindest für eine Ausgabe aus dem Heft genommen werden. – 67 – Auch Anzeigen beeinflussen die Heftdramaturgie: Dieser Strukturplan eines Mitgliedermagazins nutzt die Form der Anzeigen als Stopper zwischen den Beiträgen. CP Ratgeber Redaktion 5.4 Heftplanung Stehsatz: Fertige, gesetzte Beiträge, die in der Regel zwar nicht topaktuell sind, sich aber grundsätzlich zum Abdruck eignen. Der Name stammt aus der Zeit, als die Beiträge noch aus Bleilettern waren und buchstäblich im Regal der Setzerei standen. Für solche Fälle empfiehlt es sich, ein oder zwei Beiträge im Stehsatz zu haben. Sie können kurzfristig einen Beitrag ersetzen, der – aus welchen Gründen auch immer – »geschoben« oder »gekippt« werden musste. _ Anzahl von Textkästen _ Verbindliches Lieferdatum (Zeit für eventuelle Änderungen einplanen) _ Höhe des Honorars und Berechnungsmodus (nach Manuskript-Seite, nach gedruckter Seite, nach Zeile) Professionelle Redaktionen haben solche Beiträge fertig layoutet inklusive Bildmaterial in der Schublade. Organisation der Bildbeschaffung Briefing der Autoren Es kommt immer wieder vor, dass ein Autor seinen Text nicht rechtzeitig oder nicht in der erforderlichen Qualität liefert. Das mag am Autor liegen, möglicherweise aber auch am unzureichenden Briefing. Deshalb sollten Themen exakt gebrieft werden, ganz besonders dann, wenn ein freier Journalist beauftragt wird, der nicht an der Themenplanung und -besprechung teilgenommen hat. Je mehr Einzelheiten vor der Recherche besprochen werden, desto weniger Überraschungen wird man mit dem vorgelegten Text erleben. Ein Briefing sollte folgende Informationen bieten: _ Zielgruppe des Heftes bzw. Heftteils _ Journalistische Darstellungsform (siehe Kapitel 5.5) _ Wichtige Aspekte des Beitrags, die herausgearbeitet werden sollen _ Ansprechpartner mit Namen und Telefonnummer _ Tabuzonen (z. B. Ansprechpartner der Konkurrenz) _ Länge des Beitrags (in Zeichen) _ Bildmaterial, eventuell selbst produzierte Fotos, Zusammenarbeit mit einem Profifotografen _ Daten und Fakten für Infografiken – 68 – Sorgen die freien Journalisten nicht selbst für die Bebilderung ihrer Beiträge – was oft der Fall ist –, müssen andere Wege der Bildbeschaffung beschritten werden, und zwar über: _ Bild- und Fotoagenturen _ Profi-Fotografen, _ eigene Mitarbeiter (nur selten zu empfehlen) bzw. den »Hausfotografen« _ Pressefotos, die gegen Bildnachweis kostenlos abgedruckt werden dürfen Kurzfristig Bildmaterial zu besorgen ist meist schwierig – und kostspielig. Deshalb ist auch hier eine langfristige Heftplanung von Vorteil. Bei häufigem Erscheinen des Kundenmagazins lohnt sich die Zusammenarbeit mit einem Profifotografen, der die Fotoproduktion der Reportagen übernimmt. Ist die Zeit knapp – und es fehlen noch wichtige Bilder –, bieten Fotoagenturen schnelle Hilfe. Gegen eine geringe Bearbeitungsgebühr liefern sie Vorschläge zu bestimmten Stichworten. Immer mehr Agenturen können Bildmaterial auch elektronisch via E-Mail oder ISDN (Leonardo-Karte bei Mac-Betriebssystemen) verschicken. Das eigentliche Abdruckhonorar wird erst fällig, wenn ein Bild im Magazin erscheint. Die Preise bewegen sich – je nach Auflage des Heftes, Platzierung und Größe – im allgemeinen zwischen hundert und mehreren tausend Mark. CP Ratgeber Redaktion 5.5. Journalistische Darstellungsformen Eine gute Redaktion sieht ihre Aufgabe nicht darin, Geschichten aus Publikumsblättern weiter zu verwerten. Vielmehr ist es ihr Ziel, interessante Informationen aus dem Unternehmen so zu bearbeiten und aufzubereiten, wie es ein Publikumsmagazin tun würde. Das Kundenmagazin soll ein Kommunikationsforum darstellen, das sowohl informiert als auch unterhält. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, muss Abwechslung ins Heft. Das geschieht durch eine spannende Themenmischung und durch den Wechsel in den journalistischen Darstellungsformen. Folgende Formen stehen zur Verfügung und werden – abhängig vom Inhalt – in Kundenmagazinen wie in Publikumszeitschriften eingesetzt: _ Nachricht _ Bericht _ Magazingeschichte (Servicegeschichte) _ Reportage _ Feature _ Interview _ Personenporträt _ Kommentar _ Glosse Hier die wesentlichen Einsatzbereiche der einzelnen Darstellungsformen: Nachricht Ein guter Nachrichtenschreiber macht, was er beim Witze-Erzählen bewusst vermeiden würde: Er platzt mit der Pointe heraus. Das heißt, das Wichtigste steht am Anfang, das Unwichtigste am Schluss. Gute Nachrichten zu schreiben, ist eine Kunst. Viel Information auf we- nig Platz sinnvoll zu gestalten, fällt oft schwerer, als ganze Textspalten zu formulieren. Anhand von sechs mit »W« beginnenden Fragewörtchen – der sechs Ws – erschließt sich der Schreiber den Inhalt. Er entscheidet auch über die Reihenfolge dieser »Ws«. Wichtig ist, dass der Leser schnell in den Sachverhalt hineingezogen wird. Das geschieht sehr oft über die Antwort auf die Frage nach dem »Was ist passiert«. Durchaus kann auch das »Wo ist etwas passiert« den entscheidenden Anreiz einer Meldung geben. Beispiel: »Ausgerechnet vor dem Rathaus landete gestern ein Rettungshubschrauber.« Bericht Der Bericht wird gerne als der größere Bruder der Nachricht bezeichnet. Er ist länger, bietet mehr Hintergrundinformationen, erklärt Zusammenhänge und Vorgeschichte eines Ereignisses und behandelt wichtige Aspekte, die den Leser über den Tellerrand der Meldung hinaus informieren. Der Aufbau des Berichts ist nicht so streng wie der einer Nachricht. Trotzdem sollten die wichtigsten Fakten – also Kern und damit Anlass für den Bericht – am Anfang stehen. Ein Bericht ist auch lockerer gestaltet, und darf durchaus unterhaltsam sein. Zitate sind nicht nur zulässig, wenn sie Informationen zum Sachverhalt bieten, sondern auch, wenn sie die Meinung der zitierten Person wiedergeben, etwas über deren Persönlichkeit preisgeben. Zitate sind gewünscht und tragen dazu bei, einen Bericht authentischer zu gestalten, ihn aufzulockern. Magazingeschichte Eine Magazingeschichte ist ein emotional aufgeladener Bericht. Gute Maga– 69 – Praxistipp Die Meldung beginnt mit dem Höhepunkt, erzählt die näheren Umstände und verliert sich dann in die Einzelheiten. Dabei werden mindestens sechs, besser sieben Ws beantwortet: wer? was? wo? wann? wie? warum? woher (stammt die Nachricht)? Die Reihenfolge der Ws richtet sich nach dem Inhalt der Meldung. Welches W das wichtigste ist und somit an den Anfang muss, entscheidet der Autor. Ein Sonderfall ist das hier an letzter Stelle genannte W für woher. Nur wenn es sich um eine Nachricht aus unsicherer Quelle handelt, muss der Autor die Quelle nennen. Dass etwa ein Verkehrsunfall von der Polizei gemeldet wird, ist eigentlich nichts Neues, daher kann man sich zum Beispiel diese Quellenangabe sparen. Die Quelle wird nur dann genannt, wenn sie außergewöhnlich oder die Nachricht unsicher ist. Die Ws müssen nicht im ersten Satz alle beantwortet werden. Schön immer der Reihe nach, in verschiedenen Sätzen, so, wie man eine Geschichte erzählen würde. Was aber ist zu tun, wenn ein W nicht beantwortet werden kann? Dann sollte es in der Meldung dennoch vorkommen. Beispiel: Wo die gestohlene Geldbörse ist, weiß niemand. Dann schreibt man eben, dass man dieses W nicht beantworten kann. Etwa so: »Ob die Geldbörse geraubt wurde oder ob sie nur aus der Tasche gerutscht ist, bleibt unklar.« CP Ratgeber Redaktion 5.5 Journalistische Darstellungsformen zingeschichten erhellen Hintergründe, berichten faktenreich und unterhaltsam zugleich. Sie können in lockerer Sprache geschrieben sein, erfordern nicht den sachlichen Tonfall, der den Bericht dominiert. Die Texte sollten auch Laien für Sachverhalte interessieren, mit denen sie sich ansonsten eher weniger beschäftigen, sie sollten gern gelesen und leicht verstanden werden und dabei gleichzeitig auch Experten noch neue und interessante Informationen bieten. te erzählen, ein themenrelevantes Ereignis schildern oder einfach eine konstruierte, thementypische Situation beschreiben. Magazingeschichten sind in der Regel mehrseitig, werden durch Kästen, Tabellen und/oder Grafiken aufgelockert, die im Text erörterte Sachverhalte pla- Bestandteile der Magazingeschichte: Wichtig: Es muss klar werden, worum es geht. Der gekonnte Einstieg zeigt sich übrigens erst am Schluss des Beitrags. Dort sollte er nämlich wieder aufgegriffen und mit einem abschließenden Satz – ähnlich einer Rahmenhandlung – zu einem Ende geführt werden. _ Headline: Knappe, witzige, wortspielende, provozierende, aber eindeutige Überschrift. _ Vorspann: Der Vorspann – auch Lead genannt – umreißt das Thema in knapper, prägnanter Form. Dem Leser muss klar werden, warum er diesen Artikel lesen soll – und warum gerade jetzt. Der Vorspann verrät jedoch nicht alles, denn er soll Spannung erzeugen und neugierig machen. Er verspricht dem Leser also in knapper Form das, was der Text (hoffentlich) hält. Ein Beispiel aus dem AOL-Magazin: Unter der Überschrift »Plaudertaschen-Paradies« folgt der Vorspann »Ob kleines Schwätzchen, Flirt, Expertenrunde: Chats sind in!« Klare Gliederung: Grafisch aufbereitete Magazinstory mit großem Aufmacherbild und Textkästen. kativ umsetzen oder ergänzen. Eine Magazingeschichte muss nicht mit dem Wichtigsten zu beginnen, wie Nachricht oder Bericht. Sie steigt vielmehr emotional mit einer Situation oder mit einem Zitat ein. Alle drei Formen führen zu einer These, die spätestens im zweiten Abschnitt genannt sein sollte. Beliebt sind szenische Einstiege, die eine witzige oder überraschende Anekdo– 70 – _ Einstieg: Er führt möglichst schnell zum Thema. Der Autor öffnet dem Leser die Tür und lockt ihn mit flott geschriebenen Sätzen in die Geschichte. Gefordert sind keine langen Erklärungen (die ausführlichen Fakten kommen später), damit der Leser die Geduld nicht verliert. Vielmehr sollte die Stimmung erzeugt werden, die sich dann idealerweise durch den ganzen Artikel zieht. Im Fall AOL be- CP Ratgeber Redaktion 5.5 Journalistische Darstellungsformen ginnt der Text so: »Kaffeekränzchen im Online-Zeitalter heißt plaudern, quatschen per Computer-Tastatur: besser bekannt als ‘Chat’. Diese Online-Gesprächsrunden haben sich zum echten Breitensport entwickelt.« _ These: Sie steht spätestens im zweiten Absatz. Der Leser erfährt, worum es in der Geschichte geht. _ Story: Sie enthält die Fakten und Einzelheiten des Themenbereichs, die Belege für die These. Dabei gilt: Komplizierte Sachverhalte müssen nicht kompliziert erklärt werden. Gute Texte zeichnen sich durch nicht zu lange Sätze aus, die jedoch nicht abgehackt wirken sollen. Auch durch flotte Formulierungen, ohne bemühten Witz. _ Schluss: Eine überraschende Wendung, ein witziges Zitat, ein saloppes Fazit – die Magazinstory braucht einen Farbtupfer als Abschluss. Schön ist es, wenn das Ende an den Einstieg anknüpft, etwa die Anfangssituation wieder aufgegriffen und weitergedreht wird, ein Ausblick oder die Auflösung eines im Einstieg skizzierten Problems gegeben wird. Reportage Die Reportage ist kein Ersatz für eine Nachricht oder einen Bericht, sie ist eine ergänzende Form. Die Grundzüge einer Reportage: Sie berichtet sozusagen live vom Ort des Geschehens, bietet die anschauliche Schilderung eines Ereignisses, angereichert mit Zitaten, Stimmungsbildern und Hintergrundinformationen. Der Autor sollte sich nicht in den Vordergrund drängen (Reportagen müssen keine Ich-Geschichten sein), er tritt jedoch als subjektives Me- dium auf, das die Situation wahrnimmt und an den Leser weitergibt. Obwohl die Reportage eine subjektive Darstellungsform ist, sollte der Autor so wenig wie möglich interpretieren, sondern vielmehr so genau und gut schildern, dass der Leser selbst die Vorgänge deuten kann. Anders als die Nachricht oder der Bericht ist eine Reportage nicht hierarchisch, sondern dramaturgisch aufgebaut. Also nicht das Wichtigste zu Anfang, sondern mit Höhepunkten, die sich über den gesamten Text verteilen. Der Leser soll bei Laune gehalten werden und bis zum Ende durchhalten und mit Spaß lesen. Üblich ist ein szenischer Einstieg – auch in Form eines Zitats – , der den Leser sofort mitten ins Geschehen katapultiert. Das kann eine spannende Situationsbeschreibung sein oder eine Szenerie, die den Leser zunächst – aber nicht zu lange – in die Irre führt. Ebenso fordert die Reportage einen gestalteten Schluss. Eine Pointe, die möglichst an den Anfang anknüpft und so den Bo– 71 – Fußballreportage: Die Story enthält zahlreiche zeitliche Hinweise auf den Tagesverlauf des Sportlers – typisches Element einer Reportage. CP Ratgeber Redaktion 5.5 Journalistische Darstellungsformen gen schließt, macht die Geschichte erst wirklich »rund«. Feature Das Feature ist eine Sonderform der Reportage. Oder besser: die Darstellung eines komplexen, allgemeinen Sachverhalts (im Gegensatz zum konkreten Einzelfall bei der Reportage) mit Reportage-Elementen. Während bei der Reportage der Journalist vor Ort gewesen sein muss – sonst schreibt er per Definition keine Reportage –, kann ein Feature nach gründlicher Recherche am Schreibtisch entstehen. Der Journalist nutzt die Werkzeuge aller journalisti- gebnisse und Statistiken, frühere Erkenntnisse und neuere Entwicklungen. Eingeflochtene Storys oder Zitate dienen der Illustration, der sachlichen Analyse, wollen unterhalten und informieren indem sie dem Leser Sachverhalte verdeutlichen. Interview Die strenge Form des Interviews gibt ein Gespräch zwischen einem Journalisten und einem Experten oder Prominenten im sprachlich bearbeiteten, meist auch gekürzten Dialog wieder. Die freie Form gibt das Gespräch zwar auch in der Form Frage-Antwort wieder, unterbricht aber durch eingeschobene Zusammenfassungen von Gesprächsphasen oder durch Beobachtungen, die der Interviewer an seinem Interviewpartner gemacht hat (Körpersprache, Veränderung der Stimme, Zögern oder eiliges Sprechen). Es gibt verschiedene Formen von Interviews: Das Interview »zur Sache« beziehungsweise »Experteninterview« bittet um Auskunft. Hier dominieren sachliche Informationen. Das »Meinungsinterview« soll zeigen, wie der Interviewpartner ein Problem oder einen Sachverhalt beurteilt. Das »Personeninterview« stellt einen Menschen vor, will ihn durch seine Antworten porträtieren. Zauberhaft: Die Überschrift ist im Rot des Kleids gehalten, das der Frau den Charakter einer Zauberkönigin verleiht – und »Zauberkönigin« lautet wiederum die Überschrift dieses Personenporträts. Es beschreibt Joanne K. Rowling, die den Zauberer Harry Potter erschaffen hat. schen Darstellungsformen. Das macht das Feature zwar lebendiger als ein Bericht, aber weniger subjektiv als die Reportage. Als Einstieg in das Feature eignet sich eine Szene oder ein konkretes Ereignis, das direkten Bezug zum Thema hat. Im Verlauf der Geschichte werden dann alle Informationen zu diesem Thema zusammengetragen: Untersuchungser– 72 – In der Praxis überschneiden sich diese drei Arten. Das Interview zur Person kommt ohne Sachauskünfte nicht aus, ein Experte, der über ein Projekt spricht, wird vielleicht auch darlegen, warum dieses Thema ihn persönlich interessiert. Die Umfrage ist eine Sonderform des Interviews. In der Regel wird eine un- CP Ratgeber 5.5 Journalistische Darstellungsformen terschiedlich große Anzahl von Menschen nach ihrer Meinung zu einem bestimmten Thema befragt. Personenporträt Ein Personenporträt entsteht in der Regel aus einem Personeninterview. Das Gespräch wird jedoch nicht wörtlich wiedergegeben, sondern der Autor zeichnet anhand der Unterhaltung und ergänzender Informationen (Biografie, evtl. bisherige Veröffentlichungen, Informationen von Freunden und Bekannten des Betreffenden) ein Bild von dessen Persönlichkeit. Porträts zu schreiben erfordert viel Fingerspitzengefühl. Der Journalist muss zunächst Vertrauen aufbauen, eine gemeinsame Wellenlänge zu seinem Gesprächspartner finden; ein vergleichbares Alter oder ein ähnlicher Werdegang mögen helfen. Es ist erstaunlich, wie offen Menschen Auskunft über sich geben, wenn sie erst Vertrauen in den Journalisten gefasst haben. Sie müssen nur sicher sein, dass kein Wort ohne ihre Zustimmung veröffentlicht wird. Dieses Gegenlesen ist im Journalismus nicht üblich, bei Kundenmagazinen aber eine Selbstverständlichkeit. Kommentar Im Gegensatz zu den berichtenden Darstellungsformen ist der Kommentar eine Meinungsäußerung. Geläufig ist er aus dem politischen Bereich, doch auch in einem Kundenmagazin kann er seinen berechtigten Platz finden. Der Kommentar setzt Information beim Leser voraus, da er Fakten kommentiert, aber nicht erläutert. Kommentare stehen daher oft unweit eines erläuternden Berichts. Ein guter Kommentator propagiert nicht, er argumentiert. Das heißt, er belegt seine Meinung. Dabei muss er sich nicht unbedingt von Anfang an auf eine Richtung festlegen, er kann durchaus in einem so genannten Einerseits-Andererseits-Kommentar verschiedene Aspekte eines Sachverhalts beleuchten. Wichtig ist allerdings, dass der Kommentator eine eindeutige Tendenz zeigt, sich zum Schluss für eine der vorgestellten Alternativen deutlich entscheidet und klar Stellung bezieht. Im Idealfall erfährt der Leser aus dem Kommentar mehr, als in einem Bericht zu schreiben möglich ist. Ein guter Kommentator nennt Zusammenhäge, ergänzt und erläutert, er bringt Hintergrundwissen an und wertet. Der Kommentar ist subjektiv, aber auch informativ und hilft dem Leser, Informations-Bruchstücke einzuordnen. Glosse Eine Glosse muß leicht und witzig, manchmal ironisch formuliert sein – und ist daher die schwierigste Darstellungsform überhaupt. Wenn eine Glosse ankommen soll, muss sie ebenso gut vorbereitet sein wie ein Kommentar. Von diesem unterscheidet sie sich nicht durch das Thema, sondern durch den Stil – gekrönt von einer humorvollüberzeichnenden, feuilletonistischen Sprache. Grundsätzlich gilt: lieber keine Glosse im Heft als eine schlechte. Die Versuchung, einen Sachverhalt zu glossieren, ist groß, gute Schreiber sind rar. Die Glosse kann ein hervorragendes Forum für Gastautoren sein – solche freilich, die bereits den Nachweis erbracht haben, dass sie diese Stilform beherrschen. Als Rubrik für Kommentare aus der Belegschaft wäre sie dagegen ganz sicher deplatziert. – 73 – Redaktion CP Ratgeber Redaktion 5.6 Über- und Unterschriften Punkt: Der typographische Punkt, genau 0,376065 Millimeter, stammt aus jener Zeit, als es noch keinen Meter gab – von Millimetern ganz zu schweigen. Schriftsetzer im Mittelalter arbeiteten nach diesem französischen Maßsystem. Diese Tradition hat sich erhalten, wenn sich der Punkt auch etwas abgeschliffen hat und heute, nach DINNorm, genau 0,375 Millimeter beträgt. Schrifthöhen und Zeilenabstände rechnet man auch in der Computerzeit nach Punkt, Spaltenbreiten und Papierformate hingegen nach Millimetern. Neben Bildern und Grafiken – und noch vor dem stilistisch ausgefeilten Text – spielen in einem Magazin auch Überschriften und Seitentitel sowie Bildunterzeilen eine wichtige Rolle. Denn sie werden auf einer Seite oft als erstes gelesen, sie entscheiden – zusammen mit der Optik – darüber, ob ein Beitrag als interessant und lesenswert eingestuft oder überblättert wird. Überschriften und Zwischentitel Sie sind die Eye-catcher in jeder Zeitung und Zeitschrift und zugleich der schwierigste Teil des journalistischen Handwerks. Die Kernaussage soll mit wenigen Buchstaben getroffen werden, möglichst viel Witz haben und muß genau in die vom Layout vorgegebenen Zeilen passen. Boulevardzeitungen, bei denen die Headline über Kauf oder Nichtkauf entscheidet, leisten sich daher gern eigene Überschriften-Redakteure und halten Headline-Konferenzen ab, deren einzige Aufgabe es ist, Titelzeilen zu diskutieren, zu bewerten, und schließlich zu bestätigen oder gegebenenfalls auch zu kippen und neue Vorschläge einzubringen. Headlines, aber auch Zwischentitel arbeiten mit den gleichen Mitteln am selben Ziel, doch auf unterschiedlichen Ebenen. Allein durch ihre Größe im Verhältnis zur Grundschrift des Fließtextes fallen sie unterschiedlich schnell ins Blickfeld des Lesers: Als erstes fällt der Blick auf die Headline, danach auf die strukturierenden Zwischentitel. Die Zwischentitel sind direkt in den Fließtext gestreut. Sie erfüllen die Funk– 74 – tion kleiner Unter-Headlines und strukturieren den Text. Wird auf sie verzichtet, erscheint ein langer Fließtext leicht als eine Bleiwüste und schreckt den Leser ab. Zwischentitel sollten etwa zwei Punkt größer sein als der Fließtext, damit sie sich deutlich abheben. Beim Formulieren und Gestalten der Headlines sollte auf Folgendes geachtet werden: _ Ein Begriff sollte in Überschrift und Unterzeile nicht mehrmals vorkommen. _ Die Unterzeile soll keine Variation der Hauptzeile sein sondern zusätzliche Information bieten. _ Headlines müssen keine vollständigen Sätze bilden. _ Fragesätze sollten Ausnahmen bleiben. _ Lange Überschriften meiden, falls das nicht möglich ist, sollte dringend ein Verb eingesetzt werden. _ Keine Fremdwörter in Überschriften. _ Überschriften sollen keine Mogelpackung sein. Sie dürfen dem Leser nicht versprechen, was der Text nicht hält. Die beste Kombination ist immer noch eine flott formulierte Überschrift mit einer erklärenden Unterzeile oder einem kurzen erklärenden Vorspann. Die Headline macht neugierig, die Unterzeile führt zum Thema hin. Moderne Layouts verzichten oft auf die bewährte leserfreundliche Hinführung zum Text – sie platzieren die Headline irgendwo an den Rand des Geschehens, verzichten auf Unterzeilen oder auch auf Vorspänne. In einem Jugendmagazin mag das »hip« sein, eine reifere Zielgruppe hat bestimmte Sehweisen beim Umgang mit einem Magazin ge- CP Ratgeber Redaktion 5.6 Über- und Unterschriften lernt und wird ungern darauf verzichten wollen. Bildunterschriften Nach den Bildern selbst sind die Bildunterschriften (kurz BUs genannt) das wichtigste Gestaltungselement eines Magazins. Es gibt sogar Untersuchungen, die zeigen, dass der Leser zunächst noch vor den Überschriften die Bilder und dann die Bildunterschriften betrachtet. Gut gewählte Bildunterschriften ziehen in den Text hinein, erzählen – aneinandergereiht – gar eine Geschichte und geben so eine erste Zusammenfassung des Textes. Die Schrift einer BU muss sich vom Fließtext des Beitrags abheben und zugleich optisch gegenüber dem Bild bestehen. Oft wird eine kursive Schrift gewählt. Das funktioniert generell auch. Sieht das Layout allerdings BUs vor, die zugleich längere erklärende Texte umfassen, sollte auf die kursive Schrift verzichtet werden, denn sie stoppt den Lesefluss. Optimal gliedert sich die Bildunterschrift in zwei Teile. In einem Teil liest sie das Bild quasi vor, erläutert, was auf dem Bild zu sehen ist. In einem zweiten Teil interpretiert sie das Bild und stimmt so bereits auf den Fließtext ein, der diese Verbindung zum Bild ebenfalls wieder aufgreift. Die BU ist daher ein wichtiges dramaturgisches Element eines Beitrags. Daher gilt die Grundregel: Kein Bild ohne BU. Der Name »Bildunterschrift« weist auf den klassischen Stand der BU hin, nämlich unter dem Bild. Grafiker wei- chen immer wieder gern davon ab, platzieren die BU neben dem Bild oder darüber. In jedem Fall aber sollte beachtet werden, daß die BU dem Bild zweifelsfrei zuzuordnen ist. In aller Regel steht die BU als schwarze Schrift auf weißem Grund. Immer öfter wird sie allerdings auch auf Farbflächen gestellt. Hier ist wichtig: Negativschrift (weiß auf Farbe) ist immer schwerer zu lesen, Schriften auf rotem Untergrund flimmern leicht. Bildunterschrift Dieser Text steht als Beispieltext für verschiedene Gestaltungsvarianten der Bildunterschrift. Dieser Text steht für eine Bildunterschrift. Bildunterschrift Dieser Text steht als Beispieltext für verschiedene Gestaltungsvarianten der Bildunterschrift. Dieser Text steht für eine Bildunterschrift. Praxistipps für gute Bildunterschriften Lesen Sie dem Betrachter das Bild scheinbar vor. Aber bitte kurze Sätze. Keine Übertreibungen, keine Epik. Jeder Mensch auf dem Foto, der deutlich zu erkennen ist, muss identifiziert werden. Zunächst das Auffällige (»mit offenem Mund steht Torwart Müller da...«), dann die wichtigste Person. Bei mehreren Personen von links nach rechts. Bildunterschriften sind Nachrichten. Jede Frage, die sich stellt, muss beantwortet werden: Was erscheint auf dem Bild, wer ist zu sehen, wann wurde das Foto aufgenommen, wo wurde es fotografiert, warum wurde es gemacht. Nehmen Sie sich eine Minute Zeit, einfach nur das Bild – wenn es geht, das Original, keine Fotokopie – zu betrachten. Lassen Sie es auf sich wirken. Schreiben Sie erst dann. Bildunterschrift Dieser Text steht als Beispieltext für verschiedene Gestaltungsvarianten der Bildunterschrift. Dieser Text steht für eine Bildunterschrift. Bildunterschrift Dieser Text steht als Beispieltext für verschiedene Gestaltungsvarianten der Bildunterschrift. Dieser Text steht für eine Bildunterschrift. Bildunterschrift Dieser Text steht als Beispieltext für verschiedene Gestaltungsvarianten der Bildunterschrift. Dieser Text steht für eine Bildunterschrift. Variationen unterschiedlicher Bildunterschriften – 75 – CP Ratgeber Dialog 6.1 Grundlagen Alles dreht sich um die Kundendatenbank: Diese Database – aktualisiert durch Response über das Kundenmagazin – bietet das Rüstzeug für die individuelle Kundenansprache. Immer mehr Medien drängen auf den Markt. Immer mehr Werbebotschaften prasseln auf den Konsumenten ein. Verständlich, dass Unternehmen die Entscheidung der Kunden gern zu ihren Gunsten lenken möchten. Doch welche Kundenmagazin mit Dialogwerkzeugen Neukunde Lesereaktion Red. Positionierung Vertrieb Dienstleister haben das Dilemma erkannt. Immer mehr Verlage und Agenturen stellen daher die Dialogstrategie in den Fokus ihrer Akquise. Ein Kundenmagazin, das keinen Dialog erzeugt, ist sein Geld nicht wert – so lautet zunehmend die Devise der Macher. Sinn macht der Dialog freilich nur dann, wenn er in ein Gesamtkonzept eingebunden ist, das heißt, wenn er einen Responsekreislauf in Gang setzt: 1. Initiieren eines Dialogs 2. Response bearbeiten 3. Einpflegen der Daten in die Database 4. Kundenwünsche realisieren 5. gezielten Dialog anbieten Kundendatenbank Anmietung neuer Adresspotentiale Control Circulation Call Center Service-Bereich Neuer Abonnent/ Interessent Quelle:Yukom DRTV Direct Response Television: Fernsehwerbespot mit eingeblendeter Bestell-Telefonnummer. Der Kunde kann das beworbene Produkt direkt ordern. Angebote überzeugen wirklich? Was will der Kunde? Marktstudien, die Verbrauchergewohnheiten untersuchen, sind nicht immer aktuell verfügbar, wenn sie gebraucht werden – zudem sind sie oft teuer. Einfacher ist es, den Dialog mit seinem Kunden über ein Kundenmagazin aufzubauen und ihn mit jeder Ausgabe konsequent weiter zu pflegen. Die Kundenzeitschrift bietet, richtig eingesetzt, ein breites Spektrum an Dialogmöglichkeiten. Fühlt sich der Kunde von Inhalt und Responseweg angesprochen, wird er den Dialog auch annehmen. Doch viele Unternehmen nutzen diese Chancen noch immer zu wenig. – 76 – Ist der Kreislauf erst einmal in diese Richtung angeschoben, wird er zu immer spezifischeren Kundeninformationen führen, die wiederum immer speziellere Angebote nach sich ziehen. Kaum ein anderes Medium ist dafür mehr geeignet als das Kundenmagazin: Der Kunde erhält es regelmäßig, und der Dialog wird ihm fast spielerisch angeboten, in einer von ihm positiv empfundenen Umgebung und zu einem Zeitpunkt, den er selbst bestimmt. Keine Aktion im Supermarkt und kein DRTV-Spot können da mithalten. Dialog initiieren Jeder Dialog besteht aus Aktion und Reaktion, aus dem Austausch von Information und Meinung. Der Dialog vermittelt dem Kunden das Gefühl, dass man sich um ihn kümmert, ihn persönlich umsorgt, an seiner Meinung, seinem Mitwirken interessiert ist. Möglichkeiten, Response zu generieren, gibt es viele: vom Leserbrief-Forum über Kreuzworträtsel, Gewinnspiele bis hin CP Ratgeber 6.1 Grundlagen zu Hotlines und Internet. American Express etwa schickt seinen Kunden regelmäßig ein Angebotsscheckheft, das BMW-Magazin veranstaltet Leserreisen, andere Firmen bieten Tickets zu Kulturevents. Und immer profitieren auch die Unternehmen: _ Sie stärken ihre Marke, weil sie mit Angeboten aus der Markenwelt aufwarten. BMW wird keine Pauschalreise verlosen, Audi vermutlich kein Ticket zum Hip-Hop-Konzert. _ Sie erfahren, ob ihr Magazin bei der Zielgruppe ankommt, ob es Response erzeugt. _ Und vor allem erfahren sie, welche Wünsche bei welchen Teilsegmenten ihrer Zielgruppe vorrangig sind. »Wir müssen tiefer gehende Services und Leistungen anbieten«, resümiert Peter Haenchen von G+J Corporate Media, Hamburg, die Anforderungen an die Riege der Dienstleister. Das Motto: verschiedene Strategien für unterschiedliche Zielgruppen. Ein Unternehmen der EDV-Branche kann via Magazin seinen Kunden anbieten, ihnen zum Besuch der CeBIT einen Parkplatz im Parkhaus zu reservieren. Und schon weiß das Unternehmen, wer ernsthaft am Messebesuch interessiert ist und per Mailing unbedingt direkt zum Stand eingeladen werden sollte. Über das Magazin einer Parfümeriekette können zum Beispiel Eintrittskarten zu einer Modenschau verlost werden. Am Interesse zeigt sich, ob das Themenspektrum möglicherweise auf die entsprechende Designer-Mode ausgedehnt, vielleicht sogar Cross-Promotions überlegt werden sollten. Mehrwert in Reinstform – für Unternehmen und Kunden. Response bearbeiten Die Rückläufe – die Responsequote – dienen als Indikator für Kundenloyalität und als Gradmesser für die Akzeptanz des Magazins. Denn das quantitative Messkriterium der Absatzzahlen lässt sich nicht auf die meist kostenfreien Kundenmagazine übertragen. Doch der einerseits erwünschte Response kann auch lähmen. Angenommen, ein Unternehmen fragt seinen Kunden/Leser, was ihn am Produkt X stört bzw. was ihm daran besonders gefällt. Waschkörbeweise treffen in den folgenden Wochen die Antworten ein. Die Mitarbeiter sind frustriert: So viel Mehrarbeit war nicht einkalkuliert. Der Kunde ist ebenfalls frustriert: Er erhält niemals eine Antwort. Response muss beantwortet werden. Wer diese Arbeit nicht selbst im Unternehmen leisten kann, holt sich aushilfsweise Unterstützung oder sucht sich einen Dienstleister. Vor allem, wenn im Magazin eine Hotline promotet wird, darf der Kunde, der zum Hörer greift, nicht enttäuscht werden. Call Center bieten professionelle Unterstützung an, können wichtige Informationen aus Kundengesprächen gleich in entsprechende Eingabemasken eintragen, die dann wieder in die Database des Unternehmens einfließen. Einpflegen der Daten in die Database Die Database, gefüllt mit individuellen Daten von Kunden und – möglichst – auch potenziellen Kunden, bietet das Rüstzeug für die individuelle Kundenansprache. Voraussetzung ist allerdings, dass sie entsprechend gepflegt ist. Akri– 77 – Dialog CP Ratgeber Dialog 6.1 Grundlagen bisch hegen und pflegen erfolgreiche Unternehmen daher ihre Datenbanken – unter anderem mit Unterstützung von Kundenzeitschriften. Die wichtigsten Aufgaben: _ neue Adressen und Adressänderungen aufnehmen _ soziodemographische Daten erheben _ Datum und Thema der Interaktionen verzeichnen _ persönliche Interessen aufnehmen _ Kaufverhalten dokumentieren Kundenwünsche realisieren Die intelligente Datensteuerung, wie sie die Databasesoftware heute ermöglicht, ortet Kundensegmente, verbindet soziodemographische Merkmale mit Informationen etwa über die Freizeitgestaltung und bildet so hoch spannende, vielleicht ganz neue Zielgruppen. Ergebnis einer gut gepflegten Database kann daher ein neues, ein ganz anderes Kundenmagazin sein. Nicht selten wird sich ein Unternehmen nach einer solchen Datenbank-Analyse für mehrere völlig unterschiedlich konzipierte und gestaltete Kundenmagazine entscheiden. Faxpolling: Dieser Service ermöglicht das Abrufen von Informationen unter einer angegebenen Faxnummer. Die Allgemeinen Ortskrankenkassen AOK erhöhen gleich auf fünf verschiedene Publikationen: Jo für Jugendliche, Vigo Unilife für Studenten mit Infos zu Studium, Gesundheit, Wellness. Und schließlich Bleib gesund für Twens und Ältere. So profitiert jedes Mitglied von »seiner« Zeitschrift mit »seinen« Themen. Streuverluste werden minimiert. Welches Responseelement die höchste Wirkung erzielt, lässt sich nur bedingt voraussagen. Das hängt stark von der Zielgruppe ab. Vermutlich ist der Leser – 78 – einer Computer-Zeitschrift eher geneigt, sich im Chat-Room über ein ihn interessierendes Thema zu äußern als die Leserin eines Fitness-Magazins. Auch die Anforderungen an die Dialogintensität sind von Branche zu Branche unterschiedlich. Erklärungsbedürftige, oft wechselnde Produkte sind beratungsintensiv – Banken und Versicherungen tun daher gut daran, dauerhaft mit dem Kunden in den Dialog zu treten. Kundenmagazine dienen hier oft als Initialzünder mehrstufiger Informationen. Die Dialogkette kann beispielsweise so aussehen: Über eine Hotline wird Informationsmaterial angefordert, dieses führt via Coupon zum Beratungsgespräch und – im Bestfall – schließlich zum Vertragsabschluss. Die AOK etwa zieht in Sachen Response alle Register: Ihr Magazin Bleib gesund integriert Bestell-Coupons für Gesundheitsgeräte und Verlosungen für Gesundheitsbücher, bietet Telefon-Hotlines oder ein Leserforum und führt »Mitglieder-werben-Mitglieder«-Aktionen durch. Hier die in Kundenmagazinen am häufigsten genutzten Response-Elemente: _ Antwortkarte/Coupon/ Online-Bestellformular _ Preisausschreiben/Gewinnspiele _ Leserbrief _ Leserbefragung _ Faxdienste/Faxpolling _ Telefon-Hotline _ Mitmach-Aktionen _ Erfahrungsberichte _ Verweis auf Chat-Foren im Umfeld redaktionell aufbereiteter Themen CP Ratgeber Dialog 6.2 Responseelemente Das Spektrum an Responseelementen ist breit. Vor allem mit dem Internet kommen immer neue Varianten ins Spiel. Unternehmen, die ein neues Kundenmagazin planen, sind gut beraten, sich in der Konzeptionsphase intensiv mit diesem Thema zu beschäftigen. Hier ein Überblick über Vor- und Nachteile einzelner Instrumente. Antwortkarte und Bestellcoupon Führend bei den Responseelementen sind immer noch Antwortkarte und Bestellcoupon. Sie haben meist ein sehr konkretes Ziel: Anmelden zu einer Messe oder zum Testen eines neuen Automodells, Anfordern von Informationsmaterial. Hohen Response erzeugen etwa beim AOK-Magazin Bleib gesund Umhefter auf der Titelseite mit dem Hinweis auf ein anzuforderndes Supplement. Antwortkarten bieten die Chance, mit geringem Streuverlust bestimmte Teilzielgruppen anzusprechen. Ideal, wenn in die Karte bereits die Kundenadresse gedruckt ist – vorausgesetzt, die Daten stimmen. Je weniger der Kunde ausfüllen muss, desto eher wird er antworten, zudem gibt der Aufdruck dem Kunden das Gefühl, persönlich angesprochen und umhegt zu werden. Auch der Vermerk »Gebühr zahlt Empfänger« oder das Angebot, einen Coupon zu faxen, erleichtern das Handling und erhöhen den Response. Elektronisches Pendant zur Antwortkarte: das Internet. Zielgruppen im Umfeld intensiver Internetnutzer soll- ten immer die Chance haben, per EMail oder per Bestellformular auf der Homepage zu antworten. Preisausschreiben und Gewinnspiele Vielfach totgesagt und doch immer wieder überraschend stark: die Preisausschreiben. Wer allerdings Toaster, Wasserkocher oder Reisewecker heute noch für geeignete Preise hält, muss sich über mangelnde Resonanz nicht wundern. Auch das Kreuzworträtsel auf der vorletzten Umschlagseite ist – auch wenn es noch immer Response erzeugt – nicht wirklich mehr der »letzte Schrei«. Nestlé Alete geht beispielsweise mit seinem Magazin Anton erfolgreich neue Wege: Die Zeitschrift des Kindernahrungsherstellers liegt in einer Auflage von etwa 60 000 Stück ausschließlich in Kinderarztpraxen und -kliniken aus. Teilnahmekarten für Gewinnspiele sind als Umhefter am Magazin befestigt und fallen daher sofort auf. Die Verantwort– 79 – Lockender Gewinn: Fragebögen kombiniert mit Preisausschreiben erzeugen oft erstaunlich großen Response. Vor allem dann, wenn man sie schnell ausfüllen und problemlos versenden kann. CP Ratgeber Dialog 6.2 Responseelemente lichen waren von der Resonanz überrascht: »Die Rückläufe hängen immer auch mit der Attraktivität des ausgelobten Gewinns zusammenliegen, liegen aber in aller Regel deutlich höher als bei Handels-Promotions« so Albrecht Basse von Basse & Lechner, die das Kundenmagazin produzieren. Wie beim Konzept einer Kundenzeitschrift sind auch bei den Responsewegen Kreativität und innovative Ideen gefragt. Passen Content und Leseraktivierung zusammen, ist die Resonanz am höchsten. Ein Beitrag über die Zukunft der Oper, gekoppelt mit einem Gewinnspiel mit Karten für die Salzburger Opernfestspiele – das passt. Ebenso ein Reisebericht, gekoppelt mit der Verlosung eines Paris-Wochenendes, oder ein politisches Thema mit der Chance, als Gewinner an einer TV-Diskussionsrunde teilzunehmen. Postkarte und Coupon haben allerdings Duft-Gewinn: Die Internet-Ausgabe des Parfümeriemagazins Yaska lädt zum Memory-Spielen ein. Der Gewinn: neue Produkte. Die Kundin spielt mit – und hinterlässt ihre Post- sowie ihre E-Mail-Adresse. inzwischen ernsthafte Konkurrenz: das Internet. Leserbriefe Für manche Unternehmen ist das Ausbleiben der Leserbriefe ein Indiz dafür, dass der Kunde nichts auszusetzen hat. – 80 – Das ist falsch. Zwar ist zu beobachten, dass grundsätzlich lieber »gemeckert« als gelobt wird, doch ist eine entsprechende Betonung und Platzierung der Lesermeinungen im Heft auch ausschlaggebend für die Bereitschaft der Kunden, sich zu äußern. Wer die Lesermeinung auf die letzte Seite oder in eine Randspalte verbannt, muss sich nicht wundern, wenn kein Leserbrief kommt. Mit der prominenten Veröffentlichung von – durchaus auch mal kritischen – Leserbriefen dagegen zeigt das Unternehmen Interesse an der Meinung seiner Kunden. Leserbefragung In einer Kundenzeitschrift sollte stets der Kunde mit seiner Meinung im Mittelpunkt allen Interesses stehen. Mit einem Leserforum oder regelmäßigen Umfragen untermauert ein Unternehmen diese Haltung. Sei es durch eine konkrete Frage zu einem kontroversen Thema, einen Fragebogen zur Akzeptanz der Kundenzeitschrift oder eine Beurteilung von Produkten, Marke und Dienstleistungen. Eine Bank, die ihre Kunden offen fragt: »Was erwarten Sie von Ihrem Kundenbetreuer?«, wird wertvolle Anregungen und Kritik erhalten. Werden diese Antworten auch über das Kundenmagazin kommuniziert, ausgewertet und von einem kompetenten Bankvertreter kommentiert, dann schafft das Transparenz und Vertrauen. Der Kunde hat das Gefühl, ernst und wichtig genommen zu werden. Konkrete Umfragen zur Akzeptanz der Kundenzeitschrift sollte ein Unternehmen etwa alle zwei Jahre durchführen. Mögliche Fragen: Welche Informationen erwartet der Leser? Werden die Erwartungen erfüllt? Welchen Nutzwert CP Ratgeber Dialog 6.2 Responseelemente haben die einzelnen Beiträge? oder: Wie wirkt das Layout? Die Antworten helfen dem Unternehmen, das Magazin noch feiner auf die Zielgruppe abzustimmen und zu produzieren. Wer dieser Umfrage noch die Frage nachschiebt, ob das Abonnement weiter gewünscht wird, kann dort Kosten sparen, wo Information ins Leere geht. Immer beliebter sind aktuelle Kurzumfragen im Internet. Jeder kann zu einer konkreten Frage schnell »Ja« oder »Nein« anklicken und sieht bald, ob er mit seiner Meinung im Trend liegt oder nicht. Das animiert zum häufigeren Besuch der Unternehmens-Homepage: erstens, um das Trendbarometer zu beobachten, zweitens aus Neugier auf das nächste Thema. Verbindung zum seltener erscheinenden Printmagazin: Die »Fragen der Woche« werden gesammelt, publiziert und daraus neue Themen abgeleitet. Faxservice Das Fax wird für Response gern in Anspruch genommen. Vor allem, wenn das Unternehmen noch nicht im Web vertreten ist oder die Zielgruppe keine häufigen Internetnutzer sind. Ein mögliches Serviceangebot ist etwa ein Themenarchiv mit Artikeln aus früheren Heften. Der Kundenclub einer Nahrungsmittelkette etwa kann jede Woche neue saisonale Kochrezepte bieten, eine Versicherung die aktuellen Policen, eine Bank täglich aktuelle Zinssätze und Anlageangebote. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass Faxe im Hausgebrauch noch nicht so üblich sind, wie Unternehmen sich das oft wünschen. Noch weniger wird das Faxpolling genutzt. Das Angebot von Faxdiensten hängt daher von der Zielgruppe ab. Im Business-to-Bu- siness ist die Resonanz sicher größer als im Consumerbereich. Hotline Telefonische Hotlines sind ein gern genutzter Dialogweg – im Consumerbereich wie im B-to-B. Bei BMW emotion, mit dem die 19 deutschen Niederlassungen der BMW AG Kunden und Interessenten informieren, sind TelefonHotlines ein wesentlicher Bestandteil des Dialogkonzepts. Eine Leserbefragung ergab, dass mehr als ein Viertel dieses Angebot nutzt. Vorteil des Kontakts am Telefon: Es können vom Kunden gleich weitere Daten abgefragt werden, um die Database zu ergänzen. Wer Hotlines schaltet, hat die Wahl zwischen verschiedenen Servicenummern, die den Kunden unterschiedlich stark mit Gebühren belasten; wer den Kunden wirklich zum König krönen möchte, der spendiert eine gebührenfreie 0800er Nummer. Die Einrichtung einer Hotline ist allerdings nicht nur eine Gebühren- sondern ebenso – oder vor allem – eine Ressourcen- bzw. – 81 – Direkter Kontakt: BMW pflegt die Telefon-Hotline als einen wichtigen Response-Kanal. CP Ratgeber Dialog 6.2 Responseelemente Personalfrage. Dabei müssen TelefonHotlines nicht unbedingt direkt in eine Abteilung des Unternehmens geleitet werden. Die Annahme und Bearbeitung der Anrufe kann auch an externe Dienstleister, so genannte Call Center, vergeben werden. Wichtig ist jedoch, dass am anderen Ende der Leitung ein kompetenter und freundlicher Ansprechpartner sitzt. Und, dass genügend Plätze besetzt sind, um dem Anrufer zu viele Runden in der Warteschleife zu ersparen. Manche Dienstleister – etwa der Philipp Morris Versand-Shop – schalten den Anrufer nach etwa einer Minute Wartezeit auf eine Voicemailbox, wo er Name und Telefonnummer hinterlassen kann und zurückgerufen wird. Andere Firmen belohnen die Geduld ihres Kunden mit einer kleinen Aufmerksamkeit, etwa der Gutschrift von fünf Euro auf das Kundenkonto oder einem Dankeschön mit der Produktlieferung (bei Bestell-Hotlines). Doch trotz netter Entschädigungen: Besser ist es, wenn der Kunde gar nicht warten muss. Tarife 0180 Call Freecall 0800 Bei 0180 Call übernehmen die Kunden einen Teil der Telefonkosten. Die Größe dieses Anteils kann das betreibende Unternehmen anhand fünf verschiedener Tarife selbst festlegen. Auf das Unternehmen kommen monatliche Grundkosten von 6,95 Euro, 14,95 Euro oder 29,95 Euro zu – je nachdem, für welche der drei Produktvarianten des 0180 Call es sich entscheidet. Während die preisgünstigste Version die Weiterschaltung auf einen beliebigen Telefonanschluss bietet, beinhaltet die Premium-Version Features wie ursprungsabhängiges Routing, Internet-Wartung oder Monatsstatistik via E-Mail. Beim Freecall 0800 entlastet das Unternehmen seinen anrufenden Kunden von den Telefonkosten. Die Grundgebühren für das Unternehmen sind identisch mit denen des 0180 Call. Auch die Produktvarianten mit ihren Leistungsmerkmalen sind dieselben wie beim 0180 Call. Service 0900 Der Service 0900 ersetzt den bisherigen Servive 190. Dabei zahlt der Anrufer nicht nur die Telefonkosten, sondern darüber hinaus auch Servicekosten, die an das Unternehmen weitergeleitet werden. Weitere Information: http://www.business.telekom.de – 82 – Mitmach-Aktionen Gemeinsame Aktionen schaffen Zusammenhalt. Der Deutsche Alpenverein veranstaltet regelmäßig Müllbeseitigungsaktionen in den Alpen. Tour und Termin werden im Mitgliedermagazin bekannt gegeben, mitmachen kann, wer will. Jedes Jahr wird ein anderes Tourengebiet ausgesucht. Die freiwilligen Helfer ziehen mit Mülltüten und Spießen bewaffnet los, um Wege und Wegränder zu säubern. Das stärkt den Gemeinschaftsgeist, die Verantwortlichen des Verbandes oder der jeweiligen Sektion kommen mit den Teilnehmern ins Gespräch und lernen so einige der Leser persönlich kennen. Und in der nächsten Ausgabe des DAV Panorama wird dann über die Aktion berichtet. Erfahrungsberichte Sie sorgen nicht nur für einen anregenden Austausch zwischen Redaktion, Unternehmen und Kunde/Leser. Sie erhöhen auch die Glaubwürdigkeit. Vorausgesetzt, sie münden nicht in eine Jubelarie auf Produkt und Unternehmen. Kunden sind mündige Bürger und wollen als solche behandelt werden. Sie akzeptieren, wenn ein kompliziertes Produkt nicht sofort optimal funktioniert – vorausgesetzt sie erkennen den Willen des Unternehmens, Mängel schnellstmöglich zu beseitigen. Entsprechende Erfahrungen, in Beiträgen präsentiert, helfen allen und bringen dem Unternehmen entscheidende Pluspunkte: Es erfährt, _ wo Produkte noch nachgebessert werden müssen _ wie der Außendienst damit umgeht _ wie der Kunde draußen darauf reagiert und kann entsprechend steuern. CP Ratgeber Dialog 6.2 Responseelemente Der Leser profitiert von echtem Nutzwert, fühlt sich an Produktion und Gestaltung der Zeitschrift beteiligt – vor allem, wenn sich auch mal ein Beitrag mit ihm und seiner Firma befasst. Club und Internet-Community Wirkungsvolles aber auch aufwändiges Kundenbindungsinstrument ist der Club. Eine Interaktion mit immer neuen Highlights, perfekt umgesetzt – eine enorme Herausforderung. Die Gemeinschaft lebt von der Motivation der (gleichgesinnten) Mitglieder, sich aktiv am Clubleben zu beteiligen. Service und Mehrwert lauten auch hier die Schlüsselbegriffe. Das Internet bietet hierzu hervorragende Möglichkeiten. Community heißt das Schlagwort – der Nutzer wird Teil dieser virtuellen Gemeinschaft und ihren Vorteilen. – auf einen kurzen Signalton erscheint auf dem Display die Gratis-Einladung zum Konzert nach Berlin. Begleitet werden die Clubs durch regelmäßig erscheinende Clubmagazine. Denn besser als das Internet versteht es das Magazin, via Optik und Haptik Emotionen zu erzeugen. Mit gezielten Querverweisen auf das Internet geht das Magazin eine erfolgversprechende Symbiose ein. Die Aufgabenteilung: _ Internet: informativ, interaktiv, aktuell _ Magazin: emotional, exklusiv, praktisch für unterwegs Ein Beispiel für die Kombination von Print und Internet bietet das Magazin I and C World der Siemens AG. Die Internet-Adresse ist bereits auf dem Titel deutlich abgedruckt. Auch im Innenteil In diesen virtuellen Gemeinschaften, auf dem Marktplatz, im Meinungsforum und beim Chat können die Kunden nicht nur mit dem Anbieter in Kontakt treten und Fragen stellen, sie können auch untereinander kommunizieren, Erfahrungen austauschen oder einfach nur plaudern. Und hat man erst mal einige Gesprächspartner in den Foren gefunden, entwickelt sich oft eine erstaunliche Treue. Auch Handys fassen allmählich im Clubgeschehen Fuß. Aktueller Trend: Der Short Message Service (SMS). Clubmitglieder erhalten auf ihren Handydisplays kurze Infos rund ums Clubleben: wann die nächste Party steigt, aktuelle Konzerttermine oder Einladungen zu einer Vernissage. Das Handy bietet noch viel mehr: Besonders treue Clubmitglieder dürfen sich über besondere Überraschungen freuen Doppelter Auftritt: Siemens verflechtet Print mit Internet. findet sich kaum ein Firmenname im Text, ohne dass in Klammern dahinter nicht die Homepage des Unternehmens angegeben wäre. – 83 – CP Ratgeber Grafische Umsetzung 7.1 Die Rolle der Corporate Identity Sicher ist das CD für das Layout eines Kundenmagazins nützlich – erfolgsentscheidend ist es nicht. Das Layout, das Gesicht eines Magazins, entscheidet ebenso wie Themenwahl und Textqualität, ob eine Kundenzeitschrift beim Leser ankommt. Das Layout prägt das Image der Zeitschrift und letztlich auch das Image des Unternehmens. Seine Basis sind die Gestaltungsgrundsätze. Generell gelten für ein Kundenmagazin die gleichen Grundsätze wie für ein Publikumsmagazin: Spaltenbreite und Zeilenabstand, Schrift und Schriftgröße prägen das Aussehen einer Zeitschrift nachhaltig. Aber auch weiche Faktoren wie Harmonie der Überschriften – bedingt durch Größe, Schriftarten und Anordnung – sowie Platzierung, Bildsprache und Aufmachung von Fotos und Illustrationen. Die Mischung prägt den Charakter. Die Publikation wirkt trendig oder zeitlos, flippig oder seriös. Das Layout korrespondiert mit der Branche: Ein Finanzmagazin wird den Leser optisch zurückhaltender ansprechen als das Kundenmagazin eines Skateboard-Herstellers. Einfluss von CI und CD Corporate Identity (CI) meint das Übereinstimmen von Selbstanspruch, Zielen und tatsächlichem Verhalten eines Unternehmens. Sicher drückt sich dieses Übereinstimmen in der Auswahl eines organisierten grafischen Systems aus, das sich aus vielen visuellen Bestandteilen zusammensetzt. Dieses so genannte Corporate Design besteht aus festgelegten Schrifttypen, dem Logo, exakt definiertem Raster für den Stand von Text und Logo, einer festgelegten Farbpalette und Ähnlichem. – 84 – Erfahrene Magazinlayouter, die Editorial-Designer, warnen gar vor einer zu sklavischen Übernahme der CD-Richtlinien. Denn was für Anzeigen und Broschüren essenziell ist – dass nämlich Unternehmen und Produkt sofort erfasst werden – kann über 30 oder gar 100 Seiten im Magazin völlig kontraproduktiv wirken: Die Gleichförmigkeit von Schrift und Farbe degradiert das Magazin zum unternehmerischen Verlautbarungsorgan ohne Geist und Witz. Mehr als auf das CD müssen sich die Macher von Kundenzeitschriften auf die CI konzentrieren, auf den Eindruck, den die Firma nach außen vermittelt. Ist sie jung und modern oder eher konservativ, gediegen? Edel oder flippig? Ernst oder lässig? Aufgabe des Grafikers ist es, die CI im Layout umzusetzen. Mit Erfahrung und Fingerspitzengefühl: Gibt sich die Kundenzeitschrift redaktionell oder grafisch älter als das Image der Firma, wirkt sie altbacken. Eilt das Magazin durch extravagantes und innovatives Layout oder »schräge« abgehobene Themen der Firmenphilosophie voraus, werden die Kunden durch die so entstandene Diskrepanz verunsichert. Fatale Folge: Weder das Magazin noch das Unternehmen werden verstanden. Das Corporate Design des Unternehmens soll also sinnvolle Anhaltspunkte bieten, ohne Vorschrift zu sein. Große Firmen schreiben ihre Gestaltungsgrundsätze meist in einem eigenen Corporate-Design-Handbuch fest. Wer solche Richtlinien nicht hat, besitzt zumindest Briefbögen, Prospekte und Broschüren, Bedienungsanleitungen und CP Ratgeber Grafische Umsetzung 7.1 Die Rolle der Corporate Identity Handbücher, aus denen Schriften und Hausfarben erkennbar sind. In aller Regel wird es sinnvoll sein, die Hausfarbe des Unternehmens im Magazin zu übernehmen – und sei es nur im Schriftzug auf dem Titel oder als Schmuckfarbe für Überschriften und Rubriken. Auch Hausschriften lassen sich im Konzept integrieren. In welchem Maß, sollte der Grafiker entscheiden. nierte Alltäglichkeitsfotografie« beschreiben lässt. Diese Art der Fotografie wird im Magazin aufgegriffen und weiter geführt. Teilweise werden Motive aus aktuellen Kampagnen direkt in einzelne Beiträge übernommen, teilweise werden Fotos in derselben Bildsprache neu zum Thema fotografiert. Das Ergebnis: ein durchgängig harmonischer Eindruck. HVB Values, das Magazin der Hypovereinsbank, ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass sich ein Magazin auch dann nahtlos in die Markenwelt des herausgebenden Unternehmens einfügen kann, wenn es nicht das hausinterne Markenhandbuch des Corporate Designs detailliert umsetzt. HVB Values präsentiert sich im modisch reduzierten Layout mit reichlich Weißraum. Bild und Text – alles hat hier seinen klar zugeordneten Platz. Kaum einmal rutscht ein Foto in den zwei- oder dreispaltigen Satz hinein. Das wirkt aufgeräumt, sachlich und – im Vergleich zu vielen noch stark bildmäßig überfrachteten Publikums- wie Kundenzeitschriften – innovativ. Selbstverständlich ist dieser optische Auftritt direkt mit der CI der Bank verbunden. Die Hypovereinsbank sieht sich als moderne Bank, bei der, so die Erläuterungen zur Markenphilosophie »der Mensch im Mittelpunkt steht.« Die Bank präsentiert sich »unterhaltsam, intelligent und einzigartig – mit Mut zu neuen Ideen, um auf einem traditionellen Markt Akzente zu setzen« und sich von Mitbewerbern abzuheben. Veränderte Positionierungen eines Unternehmens sollten immer auch im Kundenmagazin mit Stilkorrekturen am Layout umgesetzt werden. Davon unabhängig sollte das Erscheinungsbild einer Kundenzeitschrift aber auch von Zeit zu Zeit in einem Relaunch aktualisiert werden. Horst Moser, Chef der GrafikAgentur Independent, München, beobachtet, dass die Zyklen für einen solchen Relaunch immer kürzer werden: »Durch Das Kundenmagazin geht in dieser Konsequenz der Markenpräsentation sogar soweit, die Bildsprache, wie sie inzwischen durch diverse HVB-Kampagnen geprägt wurde, zu übernehmen, die sich vielleicht am ehesten als eine »insze- Übersättigung der Märkte steigt der Bedarf an aufmerksamkeitsheischenden Signalen. Insofern nützt sich die Optik immer schneller ab und macht Redesigns im Zwei- bis Dreijahrestakt erforderlich.« – 85 – Zusammenspiel von CI und CD: Die durchgängige Fotografie mit großzügigen Fotos (oben und unten) und gleichbleibender Bildsprache bringt eine starke Emotionalisierung in das Magazin. CP Ratgeber Grafische Umsetzung 7.2 Typografische Richtlinien Faustregel: nie mehr als drei Schriften gleichzeitig. Brotschrift: die Schrift, die für die fortlaufenden Texte verwendet wird. Sie dominiert im gesamten Magazin und kann auch in Abwandlungen (fett, kursiv, Versalien, Serifen) für Bildunterschriften, Headlines etc. verwendet werden. Der erste Schritt beim Erstellen eines Grundlayouts ist das Festlegen von Schriften und Schriftgrößen, Spaltenbreiten und Zeilenabständen. Dabei spielt die Brotschrift, also die Schrift, die hauptsächlich und für lange Texte verwendet wird, eine wichtige Rolle für den Gesamteindruck der Publikation. Sie muss gut lesbar sein und vom Charakter her zum Image des Magazins passen. Brotschrift und Schriftgröße sollten nicht beliebig verändert werden. Das gilt auch für Bildunterschriften, Kästen und Vorspänne. Magazine, die diese klassischen Regeln nicht berücksichtigen, vielleicht im Irrglauben, modern zu sein, wirken unruhig, beliebig und wenig professionell. Variationsmöglichkeiten bieten sich dagegen bei Headlines, die mit passenden Schriftarten das jeweilige Thema optisch unterstützen können. Doch auch hier gilt: Zu viel Spielerei wirkt überladen und konzeptlos. Schriftarten Auf dem Markt gibt es unzählige Schriften (allein für den Apple Macintosh, der meist von Grafikern zur Erstellung von Layouts und Anzeigen benutzt wird, sind es mehr als 3000). Reduziert man allerdings diese Zahl auf die tatsächlich verwendbaren, weil lesbaren, schrumpft sie sehr schnell. Innerhalb einer Publikation sollten nicht mehr als zwei Grundschriften eingesetzt werden plus ein bis zwei Schriften für die Headlines. Bezogen auf das Layout einer einzelnen Seite gilt daher die – 86 – Bei den Schriftarten gibt es zwei große Gruppen: _ Antiqua-Schriften mit Serifen _ Grotesk-Schriften ohne Serifen Serifen erleichtern die Lesbarkeit eines Textes, da die Buchstaben weniger gleichmäßig gestaltet, somit leichter zu unterscheiden und schneller erkennbar sind. Sie deuten außerdem eine Grundlinie unter den Wörtern an und führen so das Auge die Zeile entlang. Lange Zeit galt daher: Für Lauftexte sind ausschließlich Antiquaschriften zu verwenden. Die serifenlosen Groteskschriften waren dagegen Vorspännen, Über- und Bildunterschriften vorbehalten. Der Buchdruck hält bis heute an den Antiquaschriften für Lauftexte fest. Im Buch reihen sich Texte oft seitenweise aneinander, lediglich durch kleine Absätze unterbrochen. Das Auge findet kaum Ruhepunkte. In Groteskschrift ohne Serifen würden Buchtexte flimmern und unruhig wirken. Die Serifenschrift wirkt in der Regel klarer und geordneter. Für Magazintexte gelten die klassischen Regeln dagegen immer weniger. Denn: Texte werden immer kürzer und durch Elemente wie Zwischentitel oder hängende Initialen durchbrochen. Gleichzeitig zählt freier Raum auf der Seite, der Weißraum, heute zum Gestaltungsprinzip der Layouter. Bleiwüsten sind megaout! Das Verwenden von Groteskschriften für Lauftexte gilt als durchaus vertretbar. Zeitschriften, die ein trendiges, modernes oder sachliches Image aufbauen wollen, verwenden häufig serifenlose Brotschriften. CP Ratgeber Grafische Umsetzung 7.2 Typografische Richtlinien Da bietet sich beispielsweise die Helvetica an – eine der am besten lesbaren Groteskschriften. Die einst eigens für den Münchner Siemens-Konzern entworfene Schrift erfreut sich wieder zunehmender Beliebtheit. Weitere gern verwendete serifenlose Schriften sind Thesis oder Meta. Sie wirken etwas moderner und verspielter. Unter den Antiquas ist die Times der Klassiker. Auflagenstarke Zeitschriften wie stern, Spiegel oder Brigitte sind in Times gedruckt. Viele Grafiker schmähen die Times als »abgegriffen« und leicht »klumpig« in ihrer Wirkung. Sie ziehen ihr die Garamond vor, die Bembo, die Utopia oder die Minion, in der dieses Buch gesetzt ist. gewissermaßen der Brockhaus der Schriften. In ihm sind sehr viele Schriften mit entsprechenden Musterbeispielen abgebildet. Es gibt Schriften schon ab 50 Euro zu kaufen; wer jedoch eine ganze Schriftfamilie, also mit allen Schriftschnitten abcd abcd abcd 123 abcd abcd abcd 123 abcd abcd abcd 123 abcd abcd abcd 123 Times Helvetica Officina Sans Serif Ganz gleich, ob nun als Brotschrift eine Antiqua- oder eine Groteskschrift gewählt wird – im typografischen Gesamtkonzept sollten in jedem Fall beide Schriftarten berücksichtigt werden. Erst in der spannenden Mischung wird ein eintöniger, entweder zu nüchterner oder zu altbackener Eindruck vermieden. Sie gut zu kombinieren, ist allerdings nicht leicht. Wer in der Typografie nicht allzu bewandert ist, greift daher gern auf Schriften zurück, die es sowohl in Antiqua- als auch Groteskvarianten gibt. Die Antiqua bestreitet dann beispielsweise Fließtext und Bildunterschriften, die Grotesk dagegen eher Vorspänne und Headlines. Bei der Auswahl der passenden Schriften helfen Bücher, die jede Schrift in all ihren Schnitten darstellen, das heißt, ob die Schrift zum Beispiel auch kursive, halbfette und fette Varianten hat. Das »Font Book« der Firma Font Shop gilt hierzulande als das Standardwerk, Officina Serif von light bis extrafett, in kursiv anschaffen möchte, muss pro Familie mit 250 bis 53000 Euro rechnen. Meist kann man sie zur Ansicht bestellen, um Lesefluss und optischen Eindruck der Stile auf einer Layoutseite zu testen. Wie Schrift wirkt Neben der Entscheidung für eine Grotesk- und/oder Antiquaschrift ist auch die Entscheidung für den passenden Schriftschnitt zu treffen: kursiv, fett, halbfett und extrafett (häufig auch bold, semibold oder black genannt), versal (Großbuchstaben) oder condensed (die Buchstaben sind schlanker gestaltet, etwas in der Horizontale gestaucht). Diese Effekte beeinflussen das Lesetempo und können einzelne Wör– 87 – Serifen sind kleine Abschlussstriche an Dach, Kopf oder Fuß von Buchstaben. Eine Serifenschrift ist beispielsweise die Times, eine serifenlose die Helvetica. Antiqua-Schriften wirken klassischer, sind aber gut lesbar. Groteskschriften wirken moderner, sachlicher. CP Ratgeber Grafische Umsetzung 7.2 Typografische Richtlinien ter oder Passagen betonen und vom restlichen Text abheben. Für die Vielfalt der Schriftschnitte gilt generell: dosiert anwenden. Kursive, fette oder versale Schriftschnitte bremsen immer den Lesefluss. Was bei einer Bildunterschrift durchaus gewünscht ist – der Leser soll sich in Bild und begleitenden Text vertiefen – stört unnötig im Fließtext. Nicht jede Schrift sieht in allen Schriftschnitten gut aus. Bevor daher die Entscheidung für die Brotschrift getroffen wird, sollten kurze Texte auch einmal kursiv und fett ausgedruckt werden. Einsatz von kursiver Schrift Punkt: Er wurde im 18. Jahrhundert von Pierre Simon Fournier, einem Pariser Setzer, definiert. Ursache: Das damals bekannte Längenmaß war die Elle – ein viel zu grobes Maß für die Setzer. Der Punkt war im Zwölfersystem angelegt. Die Länge von zwölf Punkt ergab ein Cicero, so genannt, weil Cicero seine Reden in einer Schriftgröße niederschrieb, die etwa zwölf Punkt entsprach. Einzelne Wörter können kursiviert werden, um den Leser kurz abzubremsen und auf eine Besonderheit aufmerksam zu machen. Häufig werden Markennamen oder fremdsprachige Begriffe kursiv gesetzt. Eine kursivierte Schrift eignet sich auch als Bildunterschriften oder zum Kenntlichmachen von Zitaten im Text – wenn das Zitat nicht zu lang ist. Kursivieren ist eine wirksame Hervorhebung und dezenter als der Fettdruck. Einsatz von Fettdruck Vorspänne oder Interviewfragen werden häufig gefettet, Headlines ebenso. Bildunterschriften können ebenfalls fett gesetzt werden. Das bietet sich vor allem bei großen, dominanten Bildern an, da die Bildzeile sonst leicht untergeht. In kurzen Meldungen – etwa Personalien oder Produktnews – bietet es sich an, Namen oder Orte durch Fettdruck hervorzuheben. Der Leser, der die Seiten überfliegt, findet schnell die – 88 – für ihn relevanten Meldungen. In langen Lauftexten sind Fettungen allerdings zu vermeiden, weil sie den Lesefluss stoppen. Generell gilt: Fettdruck ist besser lesbar als etwa Kursivierung, längere Passagen in Fettdruck sollten vermieden werden. Am Anfang von Artikeln oder zu Beginn einzelner Absätze wird gerne der erste Buchstabe fett gedruckt und über zwei bis drei Zeilen vergrößert: die hängende Initiale. Sie soll das Auge darauf aufmerksam machen, dass hier etwas Neues beginnt. Lange Texte können dadurch optisch gegliedert werden, die Seite wirkt lockerer und der Leser lässt sich von Absatz zu Absatz durch den Text leiten. Größe und Abstand Schriftgrößen und Zeilenabstand werden in der Regel in Punkt gemessen. Ein Punkt ist mit 0,375 Millimetern festgelegt. Für die Brot- oder Laufschrift der Texte wird eine Schriftgröße zwischen sieben und maximal zwölf Punkt gewählt. Um die übereinander stehenden Zeilen lesbar zu gestalten, müssen sie ausreichenden Abstand zueinander haben – den Durchschuss. Auch der Durchschuss wird in Punktgrößen gemessen. Orientierung ist die Schriftgröße: Bei einer Brotschrift in elf Punkt braucht der Zeilenabstand oder Durchschuss mindestens ebenfalls elf Punkt. Meist gibt man einen Durchschuss von zwei bis drei Punkt hinzu, der Zeilenabstand läge also bei 13 bis 14 Punkt. Je breiter eine Spalte ist, desto größer muss der Durchschuss sein, damit das Auge die Leselinie nicht verliert. CP Ratgeber Grafische Umsetzung 7.3 Festlegen des Satzspiegels Publishing-Produkte, kurz CP-Produkte oder Relation-Media. Generell kann man drei Arten von Relation-Media unterscheiden. Sie liegen im CDShop und im Kaufhaus, im Fast-FoodLokal, beim Bäcker und in der Apotheke. Parfümerien, Autohersteller, Krankenkassen und Finanzdienstleister schicken sie direkt nach Hause, und große Firmen verteilen sie an ihre Angestellten: Kunden- und Mitarbeiterzeitschriften sind »in«. Und was in ist, bekommt auch neue Der Satzspiegel bezeichnet den Raum innerhalb eines festgelegten Rahmens, in dem die Textspalten angelegt werden. Auf jeder Seite wird oben und unten, links und rechts ein sogenannter Steg freigelassen, der zumeist weiß bleibt. In aller Regel ist der Bundsteg am schmalsten, Kopf- und Außensteg etwas breiter und der Fußsteg am breitesten. Publishing-Produkte, kurz CP-Produkte oder Relation-Media. Generell kann man drei Arten von Relation-Media unterscheiden. Sie liegen im CDShop und im Kaufhaus, im Fast-FoodLokal, beim Bäcker und in der Apotheke. Parfümerien, Autohersteller, Krankenkassen und Finanzdienstleister schicken sie direkt nach Hause, und große Firmen verteilen sie an ihre Angestellten: Kunden- und Mitarbeiterzeitschriften sind »in«. Und was in ist, bekommt auch neue Publishing-Produkte, kurz CP-Produkte oder RelationMedia. Generell kann man drei Arten von Relation-Media unterscheiden. Sie liegen im CD-Shop und im Kauf- Wer das Verhältnis der Stege zueinander nach dem »Goldenen Schnitt« berechnet, ist immer auf der sicheren Seite. Das bedeutet 3 zu 5 zu 5 zu 8. Dabei entspricht eine Einheit bei einem Einzelseitenformat von DIN A4 mindestens 2,5 Millimeter. Publishing-Produkte, kurz CP-Produkte oder Relation-Media. Generell kann man drei Arten von Relation-Media unterscheiden. Sie liegen im CDShop und im Kaufhaus, im Fast-FoodLokal, beim Bäcker und in der Apotheke. Parfümerien, Autohersteller, Krankenkassen und Finanzdienstleister schicken sie direkt Der Satzspiegel kann jedoch auch freier gestaltet werden. Je nachdem, wie viel Text pro Seite untergebracht werden muss, ob das Magazin vorrangig informationsorientert oder schöngeistig konzipiert ist, kann und sollte mit mehr oder weniger Weißraum gearbeitet werden. Wichtig für die Produktion ist, dass an den Rändern genug Weißraum für den Beschnitt in der Druckerei bleibt und kein Text abgekappt wird. Publishing-Produkte, kurz CP-Produkte oder Relation-Media. Generell kann man drei Arten von Relation-Media unterscheiden. Sie liegen im CD-Shop und im Kaufhaus, im Fast-FoodLokal, beim Bäcker und in der Apotheke. ParfüPublishing-Produkte, kurz CP-Produkte oder Relation-Media. Generell kann man drei Arten von Relation-Media unterscheiden. Sie liegen im CD-Shop und im Kaufhaus, im FastFood-Lokal, beim Bäcker und in der Apotheke. Parfümerien, Autohersteller, Krankenkassen und Finanzdienstleister schicken sie direkt nach Hause, und große Firmen verteilen sie an ihre Angestellten: Kunden- und Mitarbeiterzeitschriften sind »in«. Und was in ist, bekommt auch neue Namen: Kundenmagazine laufen ebenso unter der Bezeichnung Corporate Sie Publishing-Produkte, kurz CP-Produkte oder Relation-Media. Generell kann man drei Arten von Relation-Media unterscheiden. Sie liegen im CD-Shop und im Kaufhaus, im Fast-Food-Lokal, beim Bäcker und in der Apotheke. Parfümerien, Autohersteller, Krankenkassen und Finanzdienstleister schicken sie direkt nach Hause, und große Firmen verteilen sie an ihre Angestellten: Kunden- und Mitarbeiterzeitschriften sind »in«. Und was in ist, bekommt auch neue Namen: Kundenmagazine laufen ebenso unter der Bezeichnung Corporate Sie liegen im CD-Shop und im Kaufhaus, im Fast- Spaltenbreiten Über die ideale Breite von Textspalten gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse. Ist die Spalte zu schmal, ermüdet das Auge schnell, weil es ständig hin und her hüpfen muss. Ist sie zu breit, hält der Blick nicht bis zum Ende der Spalte durch und rutscht aus der Zeile. Der Mittelweg ist die Lösung, die ideale Spaltenbreite zählt 35 bis 38 Anschläge. Intuitiv wusste das schon Johannes Gutenberg. Er druckte seine berühmte Bibel mit einer Spaltenbreite von 35 Zeichen. Für ein Magazin ist eine dreispaltige Aufmachung üblich. Vierspalter werden gerne für News und kurze Meldungen verwendet, zweispaltige Seiten von manchen Magazinen für (feuilletonistische) Geschichten, die optisch ruhig wirken und bewusst an den Buchdruck erinnern sollen. – 89 – Oben ein Satzspiegel mit Spalten, Hilfslinien und Platzhalter für ein Bild – ein klassischer Vierer-Raster. Unten dagegen ein Satzspiegel im Zwölfer-Raster, der viele Variationsmöglichkeiten bietet. CP Ratgeber Grafische Umsetzung 7.3 Festlegen des Satzspiegels halb derselben Seite zu finden. Einspaltige Satzbreiten wechseln mit Zweispaltern oder lösen sich gar in Vierspalter auf. So werden Spannungen erzeugt, die auf den Leser modern wirken. Stand von Bildern Aufmacher mit angeschnittenem Foto: Die so erzeugte Spannung kommt der Aussage des Bildes entgegen. Die Downhill-Fahrt wird auf der zweiten Seite nochmals optisch aufgegriffen. Drei Varianten – ein Motiv (v.l.n.r.): Freisteller, halber Freisteller und Vollbild Die jüngeren Zeitschriften- und Zeitungsentwicklungen stellen allerdings nicht selten die gelernten Regeln in Frage. Echte Vierspalter werden immer seltener. Die Gründe sind recht pragmatisch: zu viele Trennungen am Zeilenende sind nötig. Im Blocksatz entstehen große Lücken zwischen den Wörtern. Zwei- und Dreispalter laufen den Vierspaltern daher längst den Rang ab. Immer häufiger ist gar ein Wechselspiel zwischen den Satzbreiten selbst inner- – 90 – Bilder müssen nicht unbedingt »im Rahmen bleiben«, also innerhalb des Satzspiegels platziert werden. Interessante Effekte lassen sich erzielen, wenn Fotos »angeschnitten« werden, das heißt, das Bild reicht mit einer oder zwei Seiten (bei Fotos, die über die ganze Seite gehen, rundum) bis zum Seitenrand. Fotos wirken so weniger begrenzt, es scheint, als setze sich das Bild außerhalb der Seite fort. Generell sollte ein Grafiker darauf achten, sich das eigene Layout nicht durch den – eventuell gewollt raffinierten – Satzspiegel einzuschränken. Wer etwa den Außen- oder Fußsteg betont breit anlegt, gibt dem Heft zwar ein unverwechselbares Gesicht, nimmt sich jedoch Flexibilität. Der Trend geht heute eher dahin, Seiten durch ungewöhnliche Fotos, Bildausschnitte und -formate interessant zu machen. CP Ratgeber Grafische Umsetzung 7.4 Ganzseitenlayout Wenn Kinder zum ersten Mal den Buchstaben S schreiben, dann fällt er immer seitenverkehrt aus. Intuitiv malt das Kind nämlich exakt in der Linie, wie das menschliche Auge eine Seite erfasst: Der Blick wandert von links oben nach rechts, macht einen bauchigen Schwung quer über die Fläche nach links unten und zieht dann in großem Bogen nach rechts aus der Seite hinaus. Mit Seite ist beim Magazin immer die gesamte Doppelseite gemeint. Bleibt das Auge auf diesem Weg nicht an interessanten Details hängen, schweift es auf der nächsten Seite wieder in dieser umgekehrten S-Kurve weiter, zur nächsten und übernächsten Seite – bis es am Ende des Heftes angelangt ist, und im schlechtesten Fall keine Zeile gelesen hat. Fazit: Dem Auge müssen interessante Details als Anreiz geboten werden, damit es beim Spaziergang über die Seite voller Neugier verweilen will. Solche Stopper können sein: _ hängende Initialen am Anfang eines neuen Absatzes _ fett oder farbig gedruckte Wörter am Anfang eines neuen Absatzes _ witzige, interessante oder knackige Zwischentitel _ prominent herausgestellte Zitate _ Bilder _ Grafiken und Infografiken _ Infokästen mit Text Damit sie wirklich bremsen und zum Text hin lenken, sollten diese Elemente außerhalb der S-Kurve liegen. Wenn Bilder, Grafiken oder andere starke »Eye-catcher« in den Ecken rechts oben und links unten platziert werden, wird die Aufmerksamkeit auch auf zunächst weniger beachtete Partien gelenkt und die gesamte Seite optimal ausgenutzt. Dort, wo das Auge auf seinem Streifzug ohnehin vorbei kommt, können dann weniger plakative Stopper wie Zwischentitel eingesetzt werden, um den Betrachter in den Text zu ziehen. Generell gilt: Erst, wenn der Leser zu lesen beginnt, hat das Layout tatsächlich sein Ziel erreicht. Wie eine längere Layoutstrecke wirkt, ob das gesamte Heft gar ausreichend Abwechslung für das Auge bietet und den Blick gezielt lenkt, lässt sich am besten beurteilen, wenn alle Doppelseiten als sogenannte Miniaturen (eine Doppelseite, die normalerweise DIN-A3Größe hätte, passt dann auf eine DINA5-Seite quer) ausgedruckt nebeneinander an der Wand hängen. Auch darauf sollte geachtet werden: Das Auge will bei seinem Spaziergang weder weite Wege zurücklegen noch große Sprünge machen oder den Rückwärtsgang einlegen. Bilder und Grafiken sollten also immer dort stehen, wo ihr textliches Pendant zu finden ist. Wird etwa eine mehrseitige Geschichte layoutet, sollten Fotos von Personen oder Schauplätzen in der Nähe der Textstellen stehen, in denen von ihnen berichtet wird, in jedem Fall jedoch auf derselben Seite. Das gilt auch für Infografiken: Sollen sie komplizierte Sachverhalte veranschaulichen, muss der Lesende von den gerade gelesenen Fakten schnell zur optischen Umsetzung finden. Das setzt voraus, dass der Grafiker den Text kennt und nicht nur überfliegt – was leider immer noch nicht alle Layouter für selbstverständlich halten. – 91 – Der Blick wandert in einer seitenverkehrten S-Kurve über die Seite. CP Ratgeber Grafische Umsetzung 7.5 Bilder, Kästen und Grafiken Damit jedes Bild für sich wirken kann, braucht die Seite eine optische Hierarchie. Die Bilder werden gewichtet. Bilder Mit Bildern lässt sich der Blick über eine Seite am leichtesten lenken. Fotos werden immer als erstes betrachtet, erst dann folgt der Text. Ebenso wie der Blick im seitenverkehrten S über eine Seite schweift, wandert er zunächst auch über ein Bild. Die Sprache des Bildes: Kaum ein anderes Motiv zieht den Blick des Lesers so stark an wie wie ein Gesicht. Eyecatcher: So wichtig sie auch sind, sie dürfen die Seite nicht überfrachten. Werden nämlich zu viele Reize und Bildinformationen auf einmal geboten, kehrt sich der anziehende Effekt ins Gegenteil um. Der Leser kann sich nicht entscheiden, was er zuerst ansehen soll, fühlt sich überfordert und blättert lieber gleich weiter. Aufmerksamkeit wecken Fotos, die den Betrachter durch interessante Details in ihren Bann ziehen und eine Geschichte erzählen, also eine Aussage haben. Blickfänger (Eyecatcher) in Bildern sind Gesichter, vor allem Augen und Mund, Farbtupfer, Perspektiven, unerwartete Details. Ist die Aufmerksamkeit geweckt, werden auch Bilder »gelesen« wie Text: Zeile für Zeile von links nach rechts. Bilder dürfen sich nicht gegenseitig behindern, eine Seite nicht »erdrücken«. – 92 – Folgende Regeln haben sich bewährt: _ Ein Bild pro Doppelseite sollte dominieren, die anderen kleiner bleiben. _ Das größte Bild sollte das wichtigste oder interessanteste sein. Von diesem Bild aus startet die Reise über die Seite. _ Je unterschiedlicher die Formate und Größen, desto lockerer und reizvoller wirkt das Layout. _ Ausgefallene Formate und Motive sind Eye-catcher _ Haben die Bilder einen inneren Zusammenhang, sollte das große Foto ein Detail abbilden, eins der kleineren die Totale. _ Man kann nicht jedes Foto in jedes Format pressen. Gute Fotos haben eine eigene Bildkomposition. Greift der Layouter zu sehr ein, wird unter Umständen die Bildaussage verändert oder geschmälert. _ Der Fokus eines Bildes sollte in die Heftmitte gerichtet sein; Personen sollten in die Seite hinein blicken, der optische Schwerpunkt eines Bildes – also die interessanten Details – eher innen liegen. Aber Vorsicht: »Kontern«, also das spiegelverkehrte Abdrucken eines Bildes, ist bei Personen und Landschaften tabu. Gute optische Effekte können auch erzielt werden durch: _ ungewöhnliche Bildausschnitte _ eng beschnittene Porträts _ ungewöhnliche Formate _ »zerschnittene« und zusammengesetzte Fotos – die Collagen _ Freisteller _ abgesoftete Bildränder _ abgesoftetes Bild hinter dem Text (der Text muss lesbar bleiben) CP Ratgeber 7.5 Bilder, Kästen und Grafiken _ Schwarzweißdruck _ Duplex (Graustufen beim Schwarzweißdruck werden durch Abstufungen einer anderen Farbe ersetzt) Info-Kästen Optisch hervorgehobene Kästen sind ideal, um eine weitere Informationsebene in einen Beitrag einzuziehen. Der Text in solchen Kästen geht stärker in die Tiefe, erläutert, definiert, bringt Vergleiche und vertieft so die Informationen des Haupttextes zusätzlich. Eine kurze Biographie, die Entwicklungsdaten eines Unternehmens – auch sie sind in Kästen gut aufgehoben. Im Text selbst würden sie den Fluss der Geschichte zu sehr stören. Kästen standardisieren auch Informationen. Der Querverweis zu Internetadressen in Infokästen gehört in vielen Magazinen heute schon zu jeder Story. Damit wertvolle Zusatzinformationen auch wirklich gelesen werden, bezieht sie der Grafiker in die Seitengestaltung ein. Mit farbigem (oder hellgrauem) Fond unterlegt und in einem anderen Schriftschnitt, eventuell auch in einer eigenen Schriftart gesetzt, lockern sie die Optik der Seite auf. Infografiken Auch Infografiken sind Eye-catcher, die in einen Text hineinziehen. Zudem bieten Grafiken durch ihre knapp und anschaulich informierende Darstellung einen zusätzlichen Nutzwert. Meist werden statistische Grafiken verwendet, gefolgt von Landkarten. Seltener, weil komplizierter und teurer zu produzieren, sind Schaubilder von Ge- schehensabläufen – etwa der Produktions- und Vertriebsweg einer Ware. Nicht jede Art von Grafik eignet sich für jedes Thema und jeden Sachverhalt. So gehört zu einer Reisereportage immer eine Landkarte, um den Leser eine Orientierung zu bieten. Auch Tabellen mit Wasser- und Lufttemperaturen, durchschnittlichen Niederschlagsmengen und Anzahl der Sonnenstunden nach Monaten sind Standards. Bietet man dagegen einen Überblick über Kulturevents in Deutschland, scheint eine geographische Zuordnung der Städte eher überflüssig, außer: Zielgruppe sind wiederum Touristen, die das Land nicht kennen. Infografiken zwingen damit Redakteur wie Layouter, sich zunächst intensiv mit der Zielgruppe auseinanderzusetzen. Zum Standardrepertoire im Zeitungsund Magazin-Layout zählen die statistischen Grafiken. Sie bringen Orientierung in stark zahlenlastige Informationen. Zu den statistischen Grafiken zählen: _ Tortendiagramme _ Balkendiagramme _ Kurven _ Tabellen Welche Form der Umsetzung gewählt wird, hängt von der Aussage ab, die getroffen werden soll. Tortendiagramme Torten- oder auch Kuchendiagramme eignen sich besonders für die Darstellung von Prozentverteilungen. Das vollständige Rund stellt 100 Prozent eines bestimmten Ganzen dar. Zu beachten: _ Wenn nur drei bis acht Elemente sich den Kuchen teilen, kann ein Torten– 93 – Grafische Umsetzung CP Ratgeber Grafische Umsetzung 7.5 Bilder, Kästen und Grafiken Grafische Varianten (v.l.n.r.): Säulen-, Torten- und Kurven-Grafiken diagramm die Größenverhältnisse sehr plastisch darstellen. Mehr Elemente machen aus dem Kuchen eine unübersichtliche Tortenschlacht. _ Die einzelnen Tortenstücke sollten keine langen Beschriftungen haben, da es sonst unübersichtlich wird und Zuordnungsprobleme entstehen. Tabellen Tabellen machen Zahlenmaterial mit Texten vergleichbar und übersichtlich _ Zahlen tabellarisch zu präsentieren ist ab einer gewissen Menge sinnvoller, als sie in den Text einzubauen. Sie brauchen weniger Platz und sind schneller erfassbar. Balken- und Säulendiagramme Beide verwendeten Grafiken eignen sich sehr gut, um Zahlen zu vergleichen. Zu beachten: _ Balken lassen sich gut unterteilen – etwa um die Entwicklung der männlichen und weiblichen Bevölkerung zu zeigen _ Balken sind meist klarer als Säulen, da sie sich farblich besser gestalten und beschriften lassen _ Zu umfangreiche Tabellen werden schnell unübersichtlich Kurven Kurven zeigen Daten im zeitlichen Verlauf. Auf Folgendes ist zu achten: _ Die Grafik wird unübersichtlich, wenn zu viele Kurven übereinander gelegt werden _ Die einzelnen Linien müssen gut unterscheidbar sein durch Farben oder Linienstruktur _ Legende nicht vergessen! – 94 – Die Kompetenz hinter der Grafik zeigt sich in folgenden Details _ Überschrift, die eine Kernaussage formuliert _ Quellenangabe _ Keine langen Erklärungen. Werden sie dennoch als nötig empfunden, ist die Grafik nicht aussagekräftig und verfehlt ihr Ziel _ Klare Struktur, keine Spielereien Alle Grafiken in einem Heft sollten, ähnlich wie die Textkästen, nach denselben Gestaltungsrichtlinien aufgebaut sein. Das Grundlayout der Grafiken inklusive der Farbgebung entsteht bereits mit dem Layoutkonzept und wird dann konsequent im gesamten Heft umgesetzt. CP Ratgeber Grafische Umsetzung 7.6 Anzeigenformate Formate: Die wichtigsten AnzeigenFormate auf einen Blick Die Geschäftsleitung freuen sie zweifellos mehr als den Grafiker: die Anzeigen. Sie nehmen Einfluss auf die Seitenkomposition, sind in Farbe und Stil nicht steuerbar und stehlen der Redaktion Platz. Steht bei einem Kundenmagazin der Anzeigenerlös nicht im Vordergrund, empfehlen sich Anzeigenformate, die die Gestaltung nicht allzu stark stören. Die Formate der Anzeigen werden nach dem Satzspiegel und der Spaltenbreite berechnet. Übliche Formate, die dem Grafiker keine allzu großen Schwierigkeiten bereiten dürften, sind: _ 2/1 Seite (Doppelseite) _ 1/1 Seite (ganze Seite) _ 1/2 Seite hoch und quer _ 1/3 Seite hoch und quer _ 1/4 Seite hoch und quer Ungewöhnlichere und unbequeme Formate schränken das Layout stark ein: _ 3/4 hoch und quer: Hier bleibt kaum Raum für Text oder Bild _ 2/3 hoch und quer: Auch hier besteht wenig Gestaltungsspielraum _ 1/4 Seite zweispaltig: Die Anzeige liegt auf der rechten oder linken unteren Ecke. Sie gibt der Seite starkes Ungleichgewicht, betont die Ecke _ 1/8 hoch, zweispaltig und quer: Ein ungeliebter Stopper, der auch dem Anzeigenkunden wenig Aufmerksamkeit verspricht Will man auf die Einnahmen aus kleinen Anzeigen nicht verzichten, bietet es sich an, ganze Seiten als »Markt« zu titulieren und die Kleinanzeigen gesammelt darauf zu platzieren. 1/1 3/4 hoch 3/4 quer 2/3 hoch 2/3 quer 1/2 hoch 1/2 quer 3/8 hoch 1/3 hoch 1/3 quer 1/4 quer 1/8 hoch 1/8 2-sp. 1/16 hoch 1/16 quer – 95 – 3/8 quer 1/4 hoch, 1/4 2-sp. 1/8 quer 2/1 CP Ratgeber Produktion 8.1 Aktuelle Trends Ob Altarfalz, Sechsfarbendruck, Personalisierung oder, als Werbegeschenk, ein Taschenrechner in den Umschlag des Kundenmagazins integriert – nahezu alles, was in Sachen Ausstattung und Druck beim Leser bleibenden Eindruck hinterlässt, ist in der modernen Drucktechnik heute machbar. Altarfalz: Es sollte schon eine besondere Idee dahinterstecken – eine pfiffige Anzeige, eine Eigenwerbung des Unternehmens – damit der Aufwand lohnt. Die Regionalisierung von Kundenzeitschriften zum Beispiel – verschiedene Absendereindrucke innerhalb einer Heftauflage, verbunden mit dem Wechsel regionalisierter Seiten – wird einfacher: Moderne Rollenoffsetmaschinen gehen davor längst nicht mehr in die Knie. Gut ausgestattete Maschinen müssen zum Plattenwechsel nicht einmal mehr angehalten werden; so genannte fliegende Druckwerke wechseln einzelne Platten in voller Fahrt. Derlei verfeinerte Technik macht Abweichungen von den üblichen Standards zugleich immer preisgünstiger. Der kompliziertere Altarfalz etwa oder der Wickelfalz sind in modernen Maschinen in einem Arbeitsgang während des Auflagendrucks machbar. So entstehen – von der etwas verlängerten Einrichtzeit abgesehen – keine nennenswerten Zusatzkosten. Wickelfalz: Für einen sechsseitigen Newsletter sicher sehr gut geeignet. Das Angebot der Druckereien wird dankbar angenommen. Der Trend geht zu immer individuelleren, produktionstechnisch ausgefalleneren Magazinen. Kunden investieren in besseres Papier, in kompliziertere Weiterverarbeitung und in außergewöhnliche Formate. Der Trend zur immer spezifischeren Zielgruppenansprache hat zwangsläufig – 96 – kleinere Auflagen zur Folge. Gute Zeiten für den Digitaldruck, der in Auflagengrößen bis rund 300 Exemplare seine Preisstärke gegenüber allen anderen Druckverfahren ausspielt. Schon zielen auch die großen Maschinen auf kleine Auflagen. Immer häufiger kommen sie ohne aufwändige und teure Druckplatten aus und belichten direkt auf die Zylinder. Mit tiefgreifenden Folgen: Sind heute noch drei, vier Stunden Rüstzeit erforderlich, um eine Fünffarb-Maschine einzurichten, so ist dieser Vorgang bei diesen direkt-belichtenden Maschinen bereits in einer Stunde abgeschlossen. Bei Stundenpreisen von üblicherweise rund 300 Euro für Maschine und Mannschaft im herkömmlichen Bogenoffset rechnen sich so auch kleinere Auflagen. Ob Wechselseiten im Kundenmagazin zur Regionalisierung einzelner Seiten, ob Personalisierung zur direkten Kundenansprache – das Umsetzen wird immer leichter. Billiger wird die Heftproduktion insgesamt durch die Personalisierung allerdings nicht. Denn Summen, die im Druck gespart werden, müssen verstärkt in Redaktion, Grafik und Druckvorstufe investiert werden. Die nötigen Wechselseiten sind zu schreiben und zu gestalten, die komplizierteren Produktionsabläufe und der vielseitigere Versand sind zu planen und zu überwachen. Auch die an die Druckerei gelieferten Daten müssen fehlerlos sein, soll es nicht zu Produktionspannen kommen. Wie die Druckereien, so müssen auch Redaktionsbüros, Verlage und Agenturen verstärkt in Hard- und Software und vor allem in Know-how investieren, um ein immer breiteres Spektrum an Individualisierung anbieten zu können. CP Ratgeber Produktion 8.2 Planung Zeitfallen sind auch Kostenfallen. Bei der komplexen Produktion einer Kundenzeitschrift gibt es viele Möglichkeiten, durch mangelnde Koordination und ungenaue Definition der Schnittstellen Zeit zu verlieren und Geld zu verschwenden. Wie viel Zeit die Produktion benötigt, hängt von Anzahl und Verweildauer in den jeweiligen Herstellungsstufen ab. Die Auflage der Kundenzeitschrift spielt dabei noch die geringste Rolle. Der erste Schritt ist also, anhand der obenstehenden Tabelle die jeweilige Veweildauer festzustellen: Nach dieser Verweildauerliste wird der Terminplan ausgehend vom Drucktermin aufgestellt. Beim ersten Mal sollten die Schritte streng aufeinander folgen, da die einzelnen Abteilungen und Dienstleister noch Bild- und Textproduktion Tage Festlegung des Seitenlayouts, Bildauswahl Tage Korrekturen/Grafik Tage Bildverarbeitung Tage Schlussredaktion Tage Reinzeichnung Tage Filmbelichtung Tage Druck Tage Koordination von Grafik und Herstellung Zur Terminplanung zählt auch, die Schnittstellen zwischen den Produktionspartnern zu optimieren. Spätestens nach der dritten Ausgabe müssen die Produktionsschritte ohne Reibungsverluste ineinanderfließen. Der Workflow lässt sich straffen, indem man etwa die Autorisierungsabläufe überprüft: Verzö- Zeitraster: Die Basis für eine realistische Terminplanung. Sie hilft, unnötigen Zeitdruck zu vermeiden. Es macht Sinn, zu den tatsächlich benötigten Tagen für die einzelnen Produktionsstufen mindestens einen Tag als Puffer einzuplanen. Derart ineinanderfließen sollten die einzelnen Schritte im Terminplan erst dann, wenn nach der dritten oder vierten Ausgabe die Gruppen und Dienstleister aufeinander eingespielt sind. nicht aufeinander eingespielt sind. Ab der zweiten oder dritten Ausgabe, wenn sich die Produktion eingespielt hat, können die einzelnen Schritte ineinanderfließen und sich verzahnen – etwa so, wie in untenstehendem Beispiel gut zu erkennen ist. gerungen haben ihre Ursache oft darin, dass niemand ger halbfertige Teile vorab weitergibt. Doch für die Grafik ist es durchaus hilfreich, auch schon Rohmanuskripte zu kennen, um sich Gedanken über die – 97 – CP Ratgeber Produktion 8.2 Planung Die Auflösung macht den Unterschied: Das gleiche Bildmotiv, links in druckfähiger Auflösung mit 300 dpi, rechts in Bildschirmauflösung mit 72 dpi. Die niedrige Auflösung reicht zur Darstellung im Internet völlig aus, nicht aber zum Druck. Tip-on-Card: aufgeklebte Postkarte, auch aufgeklebtes Booklet Proofs: Farbverbindliche Ausdrucke in höchster Qualität auf Papier – als Farbvorlage für den Drucker optische Umsetzung zu machen. Auch die Druckerei schätzt ein frühzeitiges Einbeziehen in kompliziertere Verarbeitungsschritte wie vielleicht einen Altarfalz oder eine aufgeklebte Postkarte. Zeitfalle: Sonderplatzierungen Je später Sonderwünsche kundgetan werden und je weiter fortgeschritten der Produktionsprozess dann ist, desto teurer werden eventuell nötige Ände- rungen. Ein Beispiel: Eine Tip-on-Card steht aus verarbeitungstechnischen Gründen immer am Bogenanfang. Ein Wissen, das durchaus nicht jeder Grafiker hat, sehr wohl aber – davon sollte man jedenfalls ausgehen dürfen – jeder Drucker. Weiß er, dass die herauslösbare Postkarte geplant ist, kann er den Grafiker informieren und so rechtzeitig verhindern, dass die Tip-on-Card etwa in die Bogenmitte rutscht und kurz vor Druck – schlimmstenfalls gar nach der Belichtung – das gesamte Layout geändert werden muss. Zeitfalle: Bildqualität Zeitaufwändig und teuer ist es, die Qualität des verwendeten Bildmaterials erst anhand von Proofs zu beurteilen. Sinnvoller ist es, schon in der Layoutphase Bilder kritisch zu betrachten. Bei – 98 – Papierabzügen eignet sich nach wie vor die Lupe zum Aufspüren von Unschärfen, bei Dias der Leuchttisch. Elektronisch geliefertes Bildmaterial lässt sich etwa mit der Bildsoftware Photoshop öffnen und auf Bildschärfe prüfen. Zum Drucken geeignet ist ein Bild mit einer Auflösung von 300 dpi. Vorsicht: Bilder aus dem Internet sind zwar in aller Regel kostenfrei, haben aber nur ei- ne Auflösung von 72 dpi und sind daher zum Drucken ungeeignet. Immer mehr Bildarchive scannen ihre Bilder und liefern sie auf CD-ROM. Das hat den Vorteil, dass man keine Originaldias verschicken muss. Teure Versicherungen fallen flach. Einige Bildagenturen brennen eine ganze Reihe ihrer Bilder auf eine CD-ROM, schalten aber nur wenige dieser Fotos frei. Scheinbar enthält die CD-ROM dann nur wenige Bilder, tatsächlich aber ist sie randvoll. Mit einem Code und gegen Rechnung sind alle Fotos freischaltbar. Zeitfalle: Redaktions- und Grafikequipment Die Rechnung ist einfach: Je mehr Arbeitsschritte im Produktionsprozess auf CP Ratgeber Produktion 8.2 Planung Seiten der Druckerei noch erfolgen, desto teurer wird das Kundenmagazin insgesamt. Zwar stehen in der Druckerei Hard- und Software zur Verfügung, auf denen sich auch Layoutkorrekturen durchführen lassen, doch die Druckerei ist zum Drucken da und soll nicht Defizite aus vorausgehenden Produktionsstufen ausgleichen – das lässt sie sich in aller Regel daher auch teuer bezahlen. Qualitätssicherung im Redaktions- und Layoutprozess – das setzt folgende Mindestanforderungen an das Equipment voraus: ein Computer mit 20-Zoll-Bildschirm und installiertem Layoutprogramm, zum Ausdrucken ein A3Drucker. Dazu braucht die Produktion einen Flachbettscanner mit Durchlichtaufsatz für Grobscans, das Bildbearbeitungsprogramm Photoshop und eine ISDN-Karte, die das LeonardoProtokoll beherrscht und rund 1000 Euro kostet. Insgesamt kostet eine vernünftige Minimalkonfiguration, mit der sich Zeitschriften bearbeiten lassen, zwischen 20 000 und 25 000 Euro. Noch teurer wird DTP, wenn es auch gleich die Bildbearbeitung mit leisten soll. Dann genügt kein Einsteiger-Macintosh mehr, dann muss es ein HighEnd-Gerät sein: ein Computer mit 20 Gigabyte Festplatte und mindestens 192 MB reichlich Arbeitsspeicher. Zum Vergleich: Eine Bildvorlage in der Größe DIN A4 braucht rund 24 Megabyte Speicher. Dazu kommen ein Hochleistungsscanner und ein Proofsystem, um von den Werken auch einen farbechten Ausdruck zu erhalten. Auch wenn die Technik immer weiter fortschreitet, unter 50 000 Euro ist eine Bildverarbeitungs-Anlage nicht zu haben. Zeitfalle: Belichtung Früher gab es keinen anderen Weg – Seite für Seite wurde belichtet. Nicht einmal, sondern gleich viermal, sofern es sich um eine farbige Seite handelte. Denn die setzt sich aus den Grundfarben Cyan, Gelb, Magenta und Schwarz zusammen. Inzwischen wird immer seltener belichtet. Immer mehr Druckereien sparen sich und ihren Kunden viel Zeit, indem sie Computer-to-Plate anbieten, also die Belichtung der gelieferten Daten direkt auf die Druckplatte. Dieses Verfahren spart nicht nur den Zwischenfilm, sondern auch die Arbeitszeit für die Montage der einzelnen Seiten auf die Druckbögen. Preisgünstiger wird der Druckauftrag dadurch nicht, denn die Druckereien haben weit über 50 000 Euro in Plattenbelichter und Software investiert. Nachteil für die Dienstleister: Mit Computer-to-Plate, kurz CtP, rückt die Verantwortung immer mehr zum Zulieferer. Die letzte Kontrolle liegt bei ihm, und was er freigegeben hat, wird gedruckt – mit allen Fehlern möglicherweise. Die Blaupause, also der letzte – 99 – Farbechter Ausdruck: Alle Geräte im Produktionsprozess – Scanner, Bildschirme, Drucker – sollten farbkalibriert sein. D.h., die Farbe auf dem Monitor und die Farbe des Ausdrucks entsprechen möglichst exakt dem späteren Druckergebnis. Vor allem Farbdrucker benötigen hochwertige Software, die ihre Farbspektren den verwendeten Druckverfahren und -papieren anpasst. DTP: Desktop Publishing = EDV-gestützte ZeitschriftenProduktion Blaupause: Der Name stammt noch von den blau schimmernden Kopien, die man von belichteten Filmen zog. Heute verwendet man Farbplots aus Großformatdruckern. Diese werden von derselben Software angesteuert wie Plattenbelichter. Mit der identischen Software gewährleistet man, dass Plot (Blaupause) und Platte übereinstimmen. Aus vier mach’ eins: Die Abbildungen zeigen von links nach rechts, wie sich das untenstehende Foto aus den Grundfarben Cyan, Gelb, Magenta und Schwarz zusammensetzt. CP Ratgeber Produktion 8.2 Planung Gestraffte Produktion: Die Abbildung zeigt, wie mit dem Desktop-Publishing (rechts) Arbeitsschritte zusammengefasst werden. Immer stärker wird dieser Produktionsprozess von Redaktion und Grafik übernommen. Farbausdruck vor der Belichtung auf die Platten, gewinnt immer mehr an Bedeutung. Denn mit dem Einzug der digitalen Datenbearbeitung in den Druckereien können sich immer wieder neue und vor allem kostspielige Fehler einschleichen. Denn zwischen den angelieferten Dateien und dem, was die Software der Druckerei mitunter daraus formt, liegen nicht selten Welten: Während verzerrte Schriften oder von der Software vertauschte Bilder auf der Blaupause noch leicht zu erkennen Der Produktionsablauf im Vergleich Produktion auf DTP-Basis Herkömmliche Produktion Textkorrektur/ Layoutkorrektur Redaktion Text-/Bildmaterial Grafik Text Redaktion Text-/Bildmaterial DTP Bild Layoutsetzerei Grafik Satz EDV Digital Proof Digitaler Andruck Labor Layoutprinter Rohsatz Layout Bild Text Setzerei Lithografie Lithos Satzfahnen Dateien Reinzeichnung Filme Andruckerei Filme Blaupause Filme Blaupause Montage-Kontrolle Montage Belichtung Andruckkontrolle/ Farbkorrektur RZ/Lithos sind, werden beispielsweise fehlerhafte Textverkettungen nur dann entdeckt, wenn der Kontrollierende weiß, dass es zu solchen Fehlern überhaupt kommen kann. Exakte und sorgfältige Kontrolle ist daher dringend geraten. Dabei wird die Druckvorstufe immer wichtiger. Umfangreiche Festplattensysteme, schnelle Netze, Sicherungsanlagen und teure Softwarepakete sind auch bei kleinen Verlagen, Redaktionsbüros und Agenturen nötig – eine große Chance der Lithoanstalten. Diese Spezialisten, die zunehmend Umsatzausfall durch wegfallende Belichtungen beklagen, finden ein neues Betätigungsfeld in der Erstellung von Daten für die Belichtung CtP. Denn CtP rentiert sich nur, wenn die Daten einwandfrei und geprüft sind. Fehlende Dateien, nicht in die Druckfarben Cyan, Gelb, Magenta und Schwarz separierte Bilddateien oder fehlende Schriften verursachen Rückfragen und kosten Geld. Die Dimensionen werden größer: Hat man früher nach einem Fehler eine Seite nachbelichtet, so tauchten im schlimmsten Fall Kosten von 17 Euro zusätzlich auf der Rechnung auf. Muss bei CtP nachbelichtet werden, so spricht man sofort von einem Druckbogen – also mindestens acht Seiten – und Kosten von mindestens hundert Euro . Filme Druckerei Filme Druckerei Fazit: Um Zusatzkosten und im schlimmsten Fall teure Neudrucke zu vermeiden, muss die Organisation der Abläufe so gut durchdacht werden, dass Fehler möglichst erst gar nicht erst passieren. Das heißt: Am Ende jeder Produktionszwischenstufe sollte immer auch eine Qualitätssicherung eingezogen werden. – 100 – CP Ratgeber Produktion 8.3 Papierauswahl Ganz am Anfang der Produktion steht das Papier. Lange vor dem eigentlichen Prozess des Drucks spielt es bereits eine wichtige und gewichtige Rolle. Denn: _ es prägt die Anmutung von Zeitschrift oder Zeitung _ es ist oft nur mit Wartezeit zu beschaffen _ es ist der kostenintensivste Teil der Produktion Papierauswahl Die Papiersorte muss zur Anmutung des Druckwerks passen. Diese Anmutung lässt sich zwar nicht messen, entscheidet aber den Erfolg erheblich mit. Eine Zeitschrift aus hochwertigem Papier scheint wertvoller. Sollen die Kunden das Magazin sammeln, dann führt an entsprechenden Mehrkosten für ein stabiles Papier kaum ein Weg vorbei. Wer sich für das Format der Zeitung entscheidet, sollte sich auch für Zeitungspapier entscheiden. Darunter versteht man keinesfalls nur das billige, holzhaltige Papier der Tageszeitungen. Es gibt pigmentierte oder leicht gestrichene Zeitungspapiere. Sie sind etwas heller und stabiler und machen einen nicht ganz so billigen Eindruck, erhalten dennoch die Anmutung einer Zeitung. Für Zeitschriften kommen nur beidseitig gestrichene Qualitäten in Frage. Das sind Papiere, die gleich nach ihrer Herstellung mit einer Oberfläche aus Kreide, Leim und Titanoxyd-Pigmenten versehen worden sind. Diese »Kaolin« genannte Oberfläche macht das Papier stabil und kaum durchscheinend. Gestrichenes Papier wird auch Kunstdruckpapier genannt, weil man auf der Kaolin-Schicht sehr feine Raster drucken kann. Die wichtigsten Papiersorten: Papier und Inhalt Wird besonderer Wert auf redaktionelle Inhalte gelegt, kann das mit einem mattgestrichenen Papier hervorgehoben werden. Weil es nicht glänzt, lässt sich die Schrift besser lesen. _ Bilderdruckpapier: Gestrichenes Papier hoher Qualität. Für hochwertige Kundenmagazine auch in kleinerer Auflage. Legt die Konzeption eines Blatts ihren Schwerpunkt aber auf die Bildwiedergabe, dann sind leicht glänzende Papierqualitäten vorzuziehen, sogenannte Bilderdruckpapiere. Beispiel: Die Zeitschrift Geo ist auf Bilderdruckpapier hergestellt. _ LWC-Papier: Gestrichenes Papier guter Qualität, geeignet für hochauflagige Magazine mit mindestens 80 Seiten Umfang. _ Werkdruckpapier: Für Bücher und Zeitschriften nicht zu hoher Auflage. Es wird in verschiedenen Dicken bei gleichbleibendem Gewicht angeboten. Vorteil dieses »Volumen« genannten Merkmals: Magazine wirken trotz beschränkten Umfangs voluminös, Portokosten bleiben trotz Volumenzunahme unverändert. Kommunikationswissenschaftler beharren auf einem Zusammenhang zwischen der Anmutung und der subjektiv erlebten Qualität: Leser unterstellen einer optisch und drucktechnisch gut gemachten Zeitschrift auch eine hohe inhaltliche Qualität. Doch die Zeit hat diese These überholt: Das Magazin eines Umweltverbandes hat ähnlich wie das Magazin eines Reformhauses auf einem gestrichenen, nicht ganz weißen Recyclingpapier höhere Glaubwürdigkeit als auf einem weiß gestrichenen Papier. Auf die Oberfläche kommt es an: Gewicht Das Papiergewicht für Kundenzeitschriften liegt meist zwischen 70 und 90 Gramm pro Quadratmeter; das Papier für den Druck des Umschlags kann zwischen 200 und 250 Gramm pro Quadratmeter schwer sein. Bei besonders dicken Heften wird man möglichst leichte und dünne Papiersor– 101 – _ Maschinenglatt: unbehandeltes Papier mit leicht rauher Oberfläche. Verwendung: Zeitung. _ Satiniert: oberflächen-gebügeltes Papier. Verwendung: Responseelemente, Formulare _ Gestrichen: Papier mit hochwertiger Oberfläche in den Ausführungen matt, semimatt, glänzend und hochglänzend. Verwendung: Magazine, Prospekte CP Ratgeber Produktion 8.3 Papierauswahl ten verwenden. Dünne Papiere können hohe Druckqualität ermöglichen, wie die großen Farbstrecken des stern zeigen. Sind die Hefte dagegen dünn – bis maximal 32 Seiten – sollte man ein etwas dickeres Papier bevorzugen. Dickeres Papier ist allerdings auch dichter, macht das Produkt schwerer und erhöht durch sein Gewicht die Portokosten. Leichteres Papier reduziert A1 Format: Die Maschinen- und Papierhersteller halten sich europaweit an die DIN-Norm 476 für Papiergrößen. Deren A-Reihe geht bei A 0 (841 x 1189 mm) von der Fläche eines Quadratmeters aus. Drucksachen in den A-Formaten haben kaum Papierabfall; je weiter sich ein Auftraggeber von diesen Formaten entfernt, umso mehr Papierabfall muss er bezahlen. A3 A6 Das Heftgewicht hängt aber nicht allein vom Faktor Papier ab. Auch die Druckfarbe und die Heftung – Klammern oder Leim – schlagen auf das Gewicht und damit auf das Porto. Hier sollte die Druckerei beraten. Referenzprodukte – Zeitschriften also, die in Format und Farbanteil dem geplanten Kundenmagazin ähnlich sind – geben ebenfalls Aufschluss. Wenn das Papiergewicht bekannt ist, sollte man zehn Hefte wiegen – um Messungenauigkeiten gleichmäßig zu verteilen – und dann das Gewicht durch zehn teilen, um das Gewicht eines Exemplars zu erfahren. Nun rechnet man mit den Angaben der Druckerei das Papiergewicht heraus und hat in der Differenz das Gewicht von Druckfarbe und Klammerung oder Leimung. Format Das Gewicht des Produkts und somit die Versandkosten lassen sich über das reine Papiergewicht, aber auch über das Format der Zeitschrift steuern. A2 A5 zwar die Portokosten, doch die buchbinderischen Arbeiten wie falzen, heften und schneiden werden langsamer, störanfälliger und damit teurer. Standardformat ist zwar DIN A4, also 210 auf 297 Millimeter. Als Zeitschriftenformat haben sich jedoch die Maße 210 auf 280 Millimeter durchgesetzt, das Heft wird also gegenüber dem DIN-A4-Format um 17 Millimeter beschnitten. Vorteil: Es wiegt weniger und rutscht mit etwas Glück in eine günstigere Portoklasse. A4 A6 Schneidet man eine 32-seitige Zeitschrift (Grundformat DIN A4, 210 x 297 mm) nur fünf Millimeter schmaler, so wird sie etwas mehr als zwei Gramm – 102 – CP Ratgeber Produktion 8.3 Papierauswahl leichter. Diese zwei Gramm können entscheidend sein, um in eine günstigere Gewichtstarifklasse zu kommen. Das Format ist auch wichtig für den Versand. Denn das Heft muss exakt in die Umschläge passen, die Weiterverarbeitung in der Druckerei darauf eingestellt sein. Umschlag Wertige Magazine erkennt man auch am separat auf Karton gedruckten Umschlag. Die Zeitschrift wird so deutlich haltbarer, bleibt länger ansehnlich und reizt dadurch zum wiederholten Gebrauch des Hefts. das Heft schließlich den gewünschten Umfang hat. Jede Papiersorte fühlt sich – abhängig von der Dicke des Hefts – anders an. Ein dünnes Heft von 32 Seiten sollte daher auf einem stabileren Papier gedruckt werden als ein 60- oder 84-Seiten-Heft. Hier gilt: Immer wieder auch Konkurrenzprodukte in die Hand nehmen und das Gefühl wirken lassen. Im Zweifelsfall hilft ein Druckfachmann. Sonderformat: Das Magazin room von Ikea signalisiert mit seinem quadratischen Format auf den ersten Blick das Besondere. Den Umschlag kann man nach dem Druck zusätzlich veredeln: Beim Cellophanieren wird die Außenseite des Umschlags mit einer durchsichtigen, glänzenden Cellophanschicht überzogen. Das Verfahren verleiht dem Heft ein sehr wertvolles Aussehen, ist aber teuer. Preisgünstiger ist das Lackieren: Die Titelseite bekommt einen starken Glanzeffekt. Auch für den Umschlag gilt: Anmutung und Optik sollen mit dem Inhalt des Magazins übereinstimmen. Für die Kundenzeitschrift eines Fotogeräteoder Filmherstellers oder eines Modehauses, das hochwertige Fotos abdruckt, mag das Lackieren sinnvoll sein, für einen Umweltverband eher weniger. Papier-Dummy In der Konzeptionsphase lässt sich die Anmutung des Papiers am besten an einem Dummy testen: Man nimmt einen Bogen des Papiers und faltet ihn, bis aus ihm acht Blätter, also 16 Seiten, geworden sind. Sie werden im Bund geheftet, die Ränder aufgeschnitten. Diese Bastelei wiederholt man solange, bis Der Papier-Dummy bietet sich immer auch dann an, wenn ein Sonderformat außerhalb des DIN-Bereichs gewählt werden soll. Haptik und Optik sollten nie allein den Ausschlag geben. Auch praktische Argumente zählen: _ Rutscht das Heft in eine höhere Gewichts- und Portoklasse? _ Passt es in gängige Versandumschläge? _ Passt es überhaupt in einen durchschnittlichen Briefkasten? _ Lässt es sich in einem Stehordner sammeln? _ Passt es auf ein durchschnittlich tiefes Regal? So manch schönes Magazinkonzept ist spätestens an diesen Fragen gescheitert. – 103 – CP Ratgeber Produktion 8.4 Druckverfahren Das wirtschaftlichste Druckverfahren hängt in erster Linie von der Auflage ab. Folgende vier Alternativen sind abzuwägen: _ Bogenoffset _ Rollenoffset _ Tiefdruck _ Digitaldruck Der Tiefdruck: Die druckenden Teile liegen vertieft in einem Kupferzylinder. Im Farbbad wird die dünnflüssige Druckfarbe in die Vertiefungen des sich drehenden Zylinders gepresst. Die überschüssige Farbe wird mit einem Rakelmesser abgestreift. Während die Stunde Bogendruck mit rund 300 Euro abgerechnet wird, kommt eine Stunde Rollenoffset auf 700 Euro. Die Rollenoffsetmaschine druckt 45 000 Exemplare in dieser Zeit, die Bogenmaschine 9000. Doch wenn die Rollenoffsetmaschine länger als geplant eingerichtet werden muss, wenn sie wegen Wechselseiten öfter stoppt, oder wenn eine schmalere Papierbahn gefahren wird als technisch möglich, dann kann sich der gemächlichere Bogenoffsetdruck wieder lohnen. Am besten ist es, sich verschiedene Angebote geben zu lassen und keine Scheu zu zeigen, die scheinbaren Grenzen der Druckverfahren zu überschreiten. Hier sind die wichtigsten Unterschiede: Bogenoffset Grundsätzlich ermöglicht der Offsetdruck hohe Druckqualität auch auf weniger anspruchsvollem Papier. Denn die Druckplatte kommt nicht mit dem Papier in Berührung: Sie druckt auf einen Zylinder, der mit einem Gummituch bespannt ist, und dieser Gummizylinder erst presst die Druckfarbe auf das Papier. Im Bogenoffset speziell werden einzelne Bögen bedruckt, daher sind mittlere Auflagen auf einer extrem brei– 104 – ten Palette von Papiersorten und Papierstärken möglich. Im allgemeinen eignet sich Bogenoffset für Prospekte und Magazine bis zu einer Auflage von etwa 30 000 Stück. Rollenoffset Die Druckstunde wird hier mit rund 700 Euro abgerechnet und ist damit deutlich teurer als der Bogenoffset mit rund 300 Euro. Das Tempo macht den Preisnachteil aber gleich wieder wett. Denn die Rollenoffsetmaschine zieht ihr Papier von einer Rolle und läuft mit bis zu 45 000 Umdrehungen wesentlich schneller als die Bogenmaschine (9000 Umdrehungen). Der Druck von Magazinen auf Rollenoffset kann schon bei Auflagen von 30 000 Exemplaren lohnen, da an Rollenmaschinen Falz- und Hefteinheiten angekoppelt sind. Zubehörteile wie Planoauslagen (Seite 105) oder fliegende Druckwerke (Seite 107) erweitern den Einsatzspielraum von Rollenoffsetmaschinen erheblich. Tiefdruck Dieses Verfahren eignet sich für Auflagen ab 200 000 Exemplaren. Tiefdruck hat extrem hohe Grundkosten, da die Bilder und Texte in die Druckzylinder eingeätzt werden. Die Stückpreise sind dagegen konkurrenzlos günstig. Auch die Druckqualität ist hoch: Die Stahlzylinder nutzen nicht ab, sie halten daher die Druckqualität bis zum letzten Blatt einer Millionenauflage. Vor allem bei Fotos ist Tiefdruck unschlagbar, da dieses Verfahren Halbtöne darstellen kann und daher keine Rasterpunkte benötigt wie der Offsetdruck. Magazine CP Ratgeber Produktion 8.4 Druckverfahren Dennoch muss man kein Magazin in Millionenauflage herausgeben, um eine Tiefdruckerei zu beauftragen. Manchmal genügt es schon, Auflage oder Umfang des Kundenmagazins unbeträchtlich zu erhöhen, um in den Genuss der konkurrenzlos günstigen Stückkosten des Tiefdrucks zu kommen. Gegensatz zu Offset- und Tiefruck, bei denen das Papier in der Farbe getränkt wird und so einen vollen und warmen Farbcharakter erhält, presst die Digitaldruckmaschine die Farbpartikel an die Papieroberfläche und schweißt sie dort fest. Nicht jedes Papier eignet sich für diese Behandlung. Mit dem falschen Papier kann ein digital gedrucktes Heft durchaus den Charakter einer farbigen Fotokopie erhalten. Die gute Beratung der Druckerei ist daher unersetzlich. Digitaldruck Druckverfahren und Papier Digitaldruck, der sich in jüngerer Zeit wachsender Beliebtheit erfreut, ist unschlagbar bei Auflagen bis zu 300 oder 500 Exemplaren. Der dynamische Druckzylinder erzeugt bei jeder Umdrehung das Druckbild neu, die Maschine könnte also mit jedem Durchgang ein völlig anderes Magazin ausgeben. Digitaldruck wird interessant, wenn der Auftraggeber eine gute Database über seine Kunden hat. Nicht jedes Druckverfahren eignet sich für jede Papierqualität. Die mit Abstand größte Papierauswahl bietet der Bogenoffsetdruck. Stark eingeschränkt ist die Bandbreite der für den Tiefdruck geeigneten Papiere. Und der Rollenoffsetdruck streikt normalerweise bei einer Gewichtsgrenze über 135 Gramm pro Quadratmeter. Das liegt am Falzapparat, der aus der Papierbahn binnen Sekunden ein Heft faltet und schneidet. Dieser Apparat kann schweres Papier nicht bearbeiten. wie stern, Spiegel oder Bunte werden im Tiefdruck hergestellt, aber auch das Mitgliedermagazin ADAC motorwelt. Extrem formuliert: Wenn ein Unternehmen zum Beispiel wüsste, dass ein Kunde gerne in die Toskana fährt, italienischen Rotwein schätzt und es ihm dann eine auf seine Interessen abgestimmte Kundenzeitschrift bieten wollte – dann wäre das eine Einsatzmöglichkeit für den Digitaldruck. Wirtschaftlich wäre dieses Heft allerdings nicht. Denn Digitaldruckmaschinen arbeiten langsam und sind bei hohen Auflagen teuer, da ihre Kosten linear zur Auflage steigen. Pro A4Seite muss man mit Kosten von 25 bis 50 Cent rechnen. Technisch bedingt ist auch die Bandbreite des Papiers eingeschränkt. Im Die Auflage entscheidet: Welches Druckverfahren sich für welche Auflagenhöhe anbietet. 550 Tiefdruck 500 450 400 350 300 Unternehmen, die bislang größere Mengen schweren Papiers zu bedrucken hatten, mussten daher immer auf langsamere Bogenoffsetmaschinen ausweichen. Doch die Technik entwickelt sich weiter. Zwischenzeitlich werden immer häufiger Planoauslagen in den Druckereien eingesetzt. Das sind Maschinen, die die bedruckte Papierbahn aus der Rollenoffsetmaschine herausleiten und zu Bögen schneiden. Vorteil: Planoauslagen verbinden die Schnelligkeit und Wirtschaftlichkeit der Rollenoffsetmaschine bei hohen Auflagen mit der Vielseitigkeit einer Bogenmaschine. – 105 – Rollenoffset 250 200 ab 200 000 150 100 50 Bogenoffset bis 50 000 35.000 bis 250 000 CP Ratgeber Produktion 8.5 Individualisierung Ganz gleich, welches Modewort die Marketingfachwelt gerade bewegt: ob One-to-One-Marketing oder Custo- tel des aktuellen Kundenmagazins ist eine dampfende Tasse abgebildet und in der Tasse – ein echtes Päckchen mit echtem Kaffee; bei Kunde X ein Mokka, bei Kunde Y ein Schonkaffee. Technisch machbar ist ein solcher Gag bereits. Mit dem Multicover-Verfahren. Bei Multicover wird die erste Umschlagseite eines Magazins so eingeschlagen, dass eine Mulde entsteht. In dieser Tasche lassen sich höchst verschiedene Produkte unterbringen: Warenproben etwa, eine CD-ROM, ein Kugelschreiber, ein flacher Taschenrechner oder auch nur ein Lesezeichen. »Im Prinzip alles, was den Zeitschriftenstapel nicht instabil macht«, so Helmut Wienand von der Heckel GmbH in Nürnberg, die das Patent auf Multicover hält. Multicover: So präsentiert sich beispielsweise eine CD-ROM auf dem Titel eines Magazins. Den technischen Vorteil in ein kreatives Ganzes einzubinden, ist nun Aufgabe des Grafikers. U2: Anzeigendeutsch für zweite Umschlagseite, eine begehrte Anzeigenseite mit hoher Kontaktwahrscheinlichkeit bei den Lesern. mer-Relationship-Management (CRM), ob Mass-Customization oder DatabaseMarketing – letztlich geht es immer um das eine: Der Kunde rückt mit seinen Ansprüchen an Produkt und Dienstleistung immer stärker ins Zentrum jeder Vermarktungsstrategie. Das gilt auch und vor allem für das Kundenmagazin. Personalisierung, individuelle Themenauswahl oder personalisierte Absender sind nur einige Stichwörter, die diesen Trend belegen. Und die Produktion stellt sich darauf ein – mit einer Vielfalt an technischen Raffinessen. Multicover Angenommen: Kaffeeverkäufer Müller aus München weiß, dass sein Kunde X vor allem einen schwarzgebrannten starken Mokka schätzt, Kunde Y aber eher einen magenschonenden Kaffee. Müller überrascht seine Kunden mit einer ganz besonderen Idee. Auf dem Ti– 106 – Der Vorteil von Multicover gegenüber dem üblichen Beikleben: Die zweite Umschlagsseite bleibt unbeschädigt. Den Anzeigenleiter freut’s, kann er doch die »U2« guten Gewissens verkaufen. Kaffeeverkäufer Müller sollte in München freilich schon viele Kunden haben, damit sich der Aufwand lohnt: Multicover rentiert sich bei Auflagen von 20 000 und mehr Exemplaren. Grenzen nach oben gibt es nicht. Begrenzender Faktor ist allerdings die Produktionszeit: Mehr als 100 000 Multicover-Umschläge pro Tag sind nicht produzierbar. Grund dafür ist die erforderliche Handarbeit, die dem automatischen Drucken, Stanzen und Falzen folgt. Noch gibt es keine Maschine, die das Einlegen der Waren übernimmt. Die Kosten für den Multicover-Umschlag steigen daher mit der Auflage CP Ratgeber 8.5 Individualisierung nahezu linear. Während der Preis für Druck und Weiterverarbeitung pro Stück mit steigender Auflage sinkt, bleiben die Stückkosten für das Stanzen und Einlegen der Ware wegen des Anteils der Handarbeit nahezu konstant. Kostensteigernd wirkt zudem, dass Multicover wegen der nötigen Stabilität auf starkem Papier (mindestens 170 g/m2) gedruckt werden muss und viel Papierabfall entsteht: Um einen Multicover-Umschlag für ein DIN-A4-großes Heft zu produzieren, muss ein DIN-A2Karton bedruckt werden. Preise lassen sich daher ohne genaue Kenntnis des Objekts nur schwer festlegen. Lösung 3: Die Redaktion produziert verschiedene Seiten, deren Inhalte regionalen Bezug haben, so genannte Wechselseiten. Acht Seiten pro gewechseltem Druckplattensatz können so maximal regionalisiert werden. Mit jeder Regionalausgabe wird die Maschine angehalten, einige Druckplatten gewechselt und danach weitergedruckt. Wechselseiten Man stelle sich folgende Aufgabe vor: Ein Kundenmagazin erscheint in einer Auflage von 500 000 Exemplaren. Trotz der hohen Auflage soll der Leser den Eindruck erhalten, er hätte sein Exemplar direkt vom Händler um die Ecke bekommen. Es bietet sich eine Reihe von Lösungen an: Lösung 1: Auf der letzten Umschlagseite bleibt ein weißes Feld. Dort drückt nun der regionale Händler seinen Stempel ein: + preisgünstige Lösung – erweckt beim Leser einen billigen Eindruck. Lösung 2: Man druckt individuelle Umschläge in verschiedenen Ausführungen und Auflagen, die später dem separat gedruckten Heft zugefügt werden: + Das Produkt sieht höchst professionell aus – Regionalisiert wird nur auf den Umschlagseiten, nicht aber auf den Innenseiten des Hefts. + Das Ergebnis wirkt professionell und überzeugend. – Bei Kosten von rund 700 bis 750 Euro, die eine Rollenoffsetmaschine pro Stunde kostet, wirken sich viele Regionalausgaben wegen der zahlreichen Maschinenstopps deutlich auf den Preis aus. Lösung 4: Ein zusätzliches Druckwerk in der Rollenoffsetmaschine, das sogenannte fliegende Druckwerk, bringt höchste Flexibilität. Es besteht aus zwei Zylindern. Während einer der beiden Druckzylinder in der Maschine mitläuft, steht der zweite still. Dort kann der Drucker eine Platte montieren. Innerhalb von Sekunden dreht dann bei Bedarf eine Mechanik den mitlaufenden Zylinder von der Papierbahn weg und führt den Stand-by-Zylinder an die – 107 – Produktion CP Ratgeber Produktion 8.5 Individualisierung Bahn heran. Ein Druckplattenwechsel bei laufender Maschine ist so möglich: + Pro Regionalaussgabe schlagen nur die Kosten für die Druckplatte zu Buche – etwa 125 Euro. + Acht Wechselseiten pro Heft können zu diesem Preis regionalisiert werden. + Das Heft erhält einen regionalen Charakter, ohne dass sich Kosten eines Maschinenstillstands summieren Zum Mehrpreis von zum Beispiel 2500 Euro lassen sich 20 Regionalausgaben verschiedener Auflagenhöhen realisieren, wenn die Maschine mit einem fliegenden Druckwerk ausgestattet ist. Die Regionalisierung gewinnt weiter an Bedeutung. Auch bei kleineren Auflagen, die nicht im Rollenoffsetdruck hergestellt werden, lohnt sich der Wechsel der Seiten. Im Bogenoffset ist kein fliegendes Druckwerk nötig, da die Maschinenzeiten nicht so hoch kalkuliert werden müssen. Oft werden ganze Heftteile gewechselt, während das Basisheft unverändert – 108 – bleibt. Im Magazin eines Versicherungsunternehmens etwa können die verschiedenen Regionalleiter über ihr eigenes Anliegen referieren, der Kunde wird direkt vom Berater aus seiner Region angesprochen. Wechselseiten verteuern die Produktion kaum: eine halbe Stunde Maschinenzeit (etwa 150 Euro im Bogenoffset) zur Einrichtung der gewechselten Seiten, dazu die Kosten eines Vierfarbsatzes Druckplatten (rund 600 Euro) sowie die festen Kosten für Redaktion, Grafik und Litho der Wechselseiten. Wechselseiten sind nicht nur für bundesweit tätige, regional strukturierte Unternehmen interessant. Auch kleinere Firmen können mit dieser preisgünstigen Anwendung eine Kundenzeitschrift gemeinsam herausgeben – und diese dem Unternehmen anpassen. Ein Systemhaus, das ungenannt bleiben will, hat ein solches Magazin bereits realisiert. Dort wird sogar die Titelseite gewechselt. So erhält jede Niederlassung schon vom Erscheinungsbild ihr eigenes Blatt, obwohl viele Seiten in allen Ausgaben identisch sind. Das Feld der Anwendungen scheint unendlich groß: Natürlich lassen sich auch Cluster-Bildungen für verschiedene Kunden durchführen. Beispielsweise Teilauflagen für Senioren, die bereits in Rente sind, für Menschen, die kurz vor der Pensionierung stehen und für junge Leute am Beginn des Berufslebens. Dabei werden Seiteninhalte ausgetauscht, die Kundenzeitschrift nach Altersgruppen individualisiert. Solche Cluster-Bildungen machen Sinn, weil so die Leser nie aus ihrer Zeitschrift herauswachsen. »Gerade wer breite Zielgruppen ansprechen will, sollte sich in Sachen Wechselseiten beraten lassen«, CP Ratgeber Produktion 8.5 Individualisierung so Erhard Dobmeier von der Münchner Druckerei Biehl & Söhne. gleichzeitig mit diesem durch Druckmaschine und Falzapparat – ist also preisgünstiger. Ausklapper Tip-on-Card Nahezu grenzenlos sind die Möglichkeiten bei der Gestaltung des Covers: Allein 16 Wege der technischen Umschlagsgestaltung bietet etwa der Würzburger Vogel Druck- und Medienservice. Der Auftraggeber kann wählen zwischen Gatefolder (Umschlag mit eingeklappter Vorderseite) über die halbseitige Schürze bis hin zum Fondfolder (Umschlag mit eingeklappter Rückseite). »Umschlagklappen und Umschlagschürzen finden sofort Beachtung«, erklärt Ulrich Schoor, Marketingleiter bei Vogel-Druck, die Vorzüge. »Sie sind auffällig und reaktionsstark und gute Anzeigenplätze.« Die Redaktionen weisen per Schürzen und Folder gerne auf Sonderberichte hin. So aufgewertete Hefte eignen sich besonders als Jubiläumsausgaben und zur Präsentation von neuen Produkten oder Dienstleistungen. Booklet Ein weniger auffälliges, aber anerkannt nutzwertiges Instrument ist das herausnehmbare Heft. Derlei Zugaben werden immer beliebter, weil sie beim Leser das angenehme Gefühl erzeugen, er habe mehr erhalten als erwartet. Technisch können die Drucker – je nach Format – bis zu 32 Seiten starke Extrahefte in Magazine einbinden. Je kleiner das beigelegte Booklet, um so aufwendiger die Gesamtproduktion. Bei unterschiedlichen Formaten von Booklet und Mutterobjekt muss das Booklet separat gedruckt, gefalzt, gebunden und geschnitten werden. Ein Heft-im-Heft im Format des Mutterobjekts läuft dagegen Die Responsekarte verursacht verhältnismäßig geringe Zusatzkosten. Die »ToC« wird separat gedruckt und nach der Erstellung des Hefts eingeklebt. Aus technischen Gründen kann die ToC nur auf der ersten oder letzten Seite eines Bogens eingeklebt werden. Perforation Nicht allein auf dem Umschlag, auch im Innern des Hefts lassen sich mit moderner Druck- und Bindetechnik neue Kommunikationsideen verwirklichen. Etwa perforierte Seiten. Sie laden zum Sammeln und Archivieren ein und verleihen dem Heft einen wertvollen Charakter – obwohl die Perforation nicht teuer ist. Die Vorteile: Informationen von bleibendem Wert oder Inhalte, die Heft für Heft fortgesetzt werden, stärken die Leser-Blatt-Bindung. Wür– 109 – Heft im Heft: Als Dreingabe zum Daimler Transport-Magazin erhält der Leser einen Stadtführer im A5-Format. CP Ratgeber Produktion 8.5 Individualisierung den Techniken wie das Perforieren öfter angewandt, dann hätte so manche Aktion mehr Erfolg, etwa mehr Response bei Leserbefragungen, weil sich die Antwortseiten leichter entnehmen ließen. Heraustrennbare Verzeichnisse in Fortsetzungsform regen den Jäger- und Sammlertrieb an, der in jedem Menschen steckt, und erhöhen die Neugier auf die nächste Folge. Finishing-Techniken Perforationen sind relativ einfach zu bewerkstelligen. Der Drucker klebt Perforationsstreifen auf die Druckplatte, damit die Perforierungen in einem Arbeitsgang zusammen mit dem Auflagendruck einstanzen. _ Das Latexrubbeln: Der Leser kann die Latexschicht mit einer Münze oder dem Fingernagel wegkratzen. _ Das Weißrubbeln: Die Münze ist Voraussetzung. Dafür entstehen hier keine Latexkrümel. Beide Varianten lassen sich sowohl im Bogenoffset als auch im Rollenoffset realisieren. Die Mehrkosten des Perforierens liegen in der etwas verlängerten Einrichtzeit der Maschine. Und der Grafiker ist in seiner Kreativität etwas eingeschränkt: Etwa fünf Millimeter um die Perforationslinie sollte er nicht die Farbe Gelb verwenden. Denn für das Einstanzen wird immer das letzte Druckwerk der Maschine verwendet, das Gelb-Druckwerk. Und an Stellen, wo das Druckwerk stanzt, kann es nicht gleichzeitig sauber drucken. Wirkung des Stanzens: Am Beispiel des ProSieben Club-Magazins zeigt sich die Spannung, die aus Stanzung, Bildauswahl und Layout resultiert. Das gestanzte Quadrat auf dem Titel, gibt hier den Blick frei auf die Inhaltsseite. – 110 – Auch bestimmte Finishing-Techniken können die Leser-Blatt-Bindung zusätzlich verstärken – etwa Rubbelfelder oder eingekapselte Duftstoffe. Abhängig von der Zielgruppe können Rubbelfelder durchaus positive Effekte erzeugen. Rubbeln weckt Neugier und Spieltrieb der Leser. Es gibt zwei Varianten: Geruchsprobe Steigender Beliebtheit erfreuen sich Duftstoffe in Zeitschriften. Die Zeit aufreißbarer Duftlaschen ist vorbei, Duftstoffe werden heute der Druckfarbe beigemischt. Sie heißen mikrogekapselte Duftstoffe und entfalten ihren Geruch, wenn der Leser mit seiner Hand leicht über die Seite streicht. Die Mo- CP Ratgeber Produktion 8.5 Individualisierung leküle sind klein und werden beim Druck nicht beschädigt. Erst beim Reiben der bedruckten Fläche mit den Fingern platzen die Kapseln auf und setzen den Duft frei. Dabei muss man sich bei weitem nicht auf Blumen- oder Früchteduft beschränken. Selbst weniger übliche Gerüche wie »Erde«, »Oldenburger Landluft«, »Diesel« oder gar »Schweiß« sind als Duftstoffe erhältlich. Stanzen Ob eine Öffnung im Papier, gestaltet in Schlüsselloch-Form, den Blick auf die nächste Seite freigibt oder einfach nur runde Formen gewünscht sind: Ungewöhnliche Formen erregen Aufmerksamkeit. Stanzen nach Maß ist hochaktuell auch bei schwierigen Materialien. Die individuelle Form hat ihren Preis: Werkzeug- und Rüstkosten sind hoch. Dafür lassen moderne Laseranlagen bei Formen und Perforationen jeglichen Spielraum für neue Kreationen. Lackierungen Wenige Tropfen Drucklack pro Exemplar verleihen jedem Kundenmagazin eine wertige Anmutung. Dabei muss die Palette der Veredelungs-Möglichkeiten nicht schon bei der Voll-Lackierung des Umschlags enden. Für glänzende Effekte sorgen auch partielle Lackflächen im Innern des Magazins. Wenn ein einzelner Gegenstand auf einem Foto – der goldene Ring am Finger, die Rosenblüte in der Vase – mit Lack bedruckt ist, zieht er sofort alle Aufmerksamkeit auf sich. Fazit Auch wenn vieles möglich ist: Add-ons oder Gimmicks müssen maßgeschneidert zur Zielgruppe passen. Experten empfehlen daher – auch wenn es manche Drucker nicht gerne hören: Manchmal lieber auf einen Gag verzichten. Denn Add-ons wie Booklets oder CDs, spezielle Umschlagklappen oder perforierte Seiten können nur dann als positiver Verstärker wirken, wenn sie passgenau ins redaktionelle Konzept der Zeitschrift integriert werden. Auch Bernd Schäfer, Leiter Publikationsservice bei Vogel-Druck, bestätigt: »Wirken kann letztendlich nur eine professionell gemachte Kundenzeitschrift. Entscheidend sind Inhalt, Konzeption und Layout. Die redaktionelle und gestalterische Qualität sind das A und O, der Rest ist Beiwerk.« Glänzende Effekte Drucker unterscheiden drei Formen der Glanzveredelung: die Folienkaschierung, die Drucklackierung und die partielle Lackierung. _ Folienkaschierung: Nach dem Druck wird der Bogen mit einer dünnen Folie überzogen. Vor allem bei Umschlägen wird dieses Verfahren angewendet. Folienkaschierung ist empfehlenswert bei strapazierten Drucksachen wie Nachschlagewerken. Folienkaschierung verlängert die Produktionszeit, da ein zusätzlicher Arbeitsgang notwendig ist. _ Drucklackierung: Im Auflagendruck wird eine Lackschicht wie eine weitere Farbe aufgedruckt. Drucklackierungen sind nicht so strapazierfähig wie Folienkaschierungen, aber sie erzielen nahezu die gleichen Effekte. Fast jede Druckerei kann in einem Arbeitsgang drucken und lackieren. Das macht diese Form der Veredelung schnell, problemlos und preisgünstig. _ Partielle Lackierung: Bei dieser Veredelung werden Teilflächen lackiert – in beliebigen Formen, auf mehreren Seiten. Technisch wird der Lack wie eine weitere Farbe aufgetragen, also mit einer eigenen Druckplatte in einem eigenen Druckwerk. Allerdings sind nur wenige Druckereien auf partielle Lackierungen spezialisiert. Auch größere Unternehmen geben derlei Teilaufträge außer Haus, was die Produktionszeit um drei bis vier Tage verlängert. – 111 – CP Ratgeber Vertrieb 9.1 Überblick fünf Prozent zum Umsatzes bzw. zur Investitionsbedeutung bei Schon während der Konzeptionsphase des Kundenmagazins gilt die Aufmerksamkeit dem Vertrieb. Ist die Zielgruppe umrissen, stellt sich die Frage: Wie ist diese Zielgruppe am besten zu erreichen? So viel vorweg: Keine Frage, A-Kunden müssen die Kundenzeitschrift regelmäßig bekommen! Aber auch B-Kunden sollten einbezogen werden, denn sie stehen unmittelbar an der Schwelle zum Premium-Kontakt (A-Kunde). Das Kundenmagazin soll regelmäßig und pünktlich beim Leser sein. Nur so etabliert es sich als ernst zu nehmendes Medium. Ob C-Kunden noch auf der Vertriebsliste stehen, hängt auch vom Produkt ab. Wer nur alle paar Jahr an seine Kunden verkaufen kann, wie das in der Automobilindustrie der Fall ist, wird den C-Kunden ebenso akribisch pflegen wie den A-Kunden. Der Vertrieb sollte niemals isoliert betrachtet werden. Es geht vielmehr darum 1. den (die) richtigen Vertriebsweg(e) zu wählen, 2. ihn (sie) inhaltlich zu gestalten, 3. Resonanz zu erzeugen (umgekehrter Vertriebsweg), 4. den Vertrieb mit Redaktion und Marketing zu kombinieren. Zielgruppen-Segmentierung und Kundenwert Pareto-Regel: Der italienische Philosoph Pareto stellte fest, dass in einem Unternehmen im Schnitt 20 Prozent der Kunden 80 Prozent des Umsatzes bewirken. Kunde ist nicht gleich Kunde – sein Wert für das Unternehmen ist entscheidend. Er bestimmt die Investitionswürdigkeit und Intensität des Dialogs. Nach der Pareto-Regel sind zu unterscheiden: _ High potentials oder A-Kunden: Sie machen von der Zahl der Kunden rund zehn Prozent aus, sorgen aber für wenigstens 70 Prozent des Umsatzes _ Medium potentials oder B-Kunden: Die Zahl der Kunden entspricht ihrer Umsatzbedeutung bzw. Investitionswürdigkeit _ Low potentials oder C-Kunden: Diese Zielgruppe macht 75 Prozent der Gesamtkunden aus, trägt aber nur – 112 – Der Wert des Kunden hängt schließlich auch davon ab, ob er nur einzelne Produkte kauft oder die breite Angebotspalette einer Dachmarke konsumiert. Ein Beispiel: Wer aus der Produktpalette der Marke XY immer nur seinen Becher Margarine kauft, kann weniger erwarten, dass sich der Hersteller permanent um ihn kümmert, als wenn er auch noch die Marmelade, den Quark und den Pudding konsumiert. Der clevere Vertriebsstratege weiß, ob der Konsument den vertrieblichen Mehraufwand für eine Kundenzeitschrift wert ist oder nicht. Kreativität und Fantasie sind gefragt Kundenmagazine haben einen großen Vorteil: Sie sind nicht in starre Vertriebskonzepte eingebunden. Mit Fantasie lassen sich ganz neue Wege finden, die Zielgruppe zu erreichen. Warum nicht einmal ein Kundenmagazin als nette Beigabe zum reparierten Küchengerät packen oder auf den Fahrersitz CP Ratgeber Vertrieb 9.1 Überblick legen, wenn das Auto von der Inspektion abgeholt wird? Auch Airlines haben den Sitz als Vertriebsweg schätzen gelernt und überraschen ihre Fluggäste mit Infos zu den jeweiligen Reisezielen. Der Postweg dominiert Keine Frage, Kunden schätzen unerwartete Aufmerksamkeiten. Und dennoch: Der klassische Weg des Vertriebs ist der per Presse Distribution der Deutschen Post. Rund Dreiviertel der Kundenmagazine kommen über diesen bequemen Weg direkt nach Hause zum Kunden. Die großen Vorteile: _ der Kunde wird zu Hause in behaglicher Atmosphäre erreicht, _ die Streuverluste sind gering, vorausgesetzt die Database ist ausreichend qualifiziert, _ das Unternehmen dokumentiert, dass ihm viel am Kontakt mit der konkreten Person / dem konkreten Kunden liegt, _ der Vertrieb per Post ist ein geschickter Akquiseweg, um potenzielle Neukunden zu erreichen, auf Basis zugekaufter Adressen beispielsweise. Per Deutsche Post verschickte Kundenmagazine landen allerdings nicht nur im häuslichen Briefkasten. Selbstverständlich können sie auch an Unternehmen direkt verschickt werden – im Business-to-business keine Seltenheit. Zwangsläufig ist hier die Hürde höher, die gewünschte Zielgruppe zu erreichen. Denn je größer das Unternehmen, je mehr Abteilungen es hat, desto anspruchsvoller wird der gezielte Vertrieb, umso wichtiger wird der korrekte Ansprechpartner auf der Anschrift. Wieder sind Ideen gefragt: Man kann beispielsweise auf die Titelseite des Hef- tes gleich eine Verteilerliste kleben, die die Namen von Abteilungen enthält, die sich auch für das Heft interessieren könnten – wie Einkauf, Administration, Warenlager etc. –, und an die der Adressat das Heft weitergeben könnte, schlägt Peter Haenchen von G+J Corporate Media, Hamburg, vor. Man erreicht so die Zielgruppe und multipliziert sogleich ohne großen Aufwand die Leserschaft. Oder man verweist mit einem »Bitte aufheben«-Aufkleber darauf, dass Consumer 40% POI/POS 60% Postvertrieb B-to-B 13% POI/POS 87% Postvertrieb Quelle: Compass, dahlem + partner die Inhalte des Magazins auch noch in ein paar Monaten wertvoll sein können. »Man muss sich Gedanken über die Empfangssituation beim Kunden machen, sich den Markt vorstellen«, stellt Peter Haenchen grundsätzlich fest. – 113 – Vertrieb per Deutsche Post: siehe Seite 114 »Die Post als Partner« Postweg trumpft: Sowohl im Bereich Consumer (links) als auch im Business-to Business (unten) werden die meisten Magazine über die Presse Distribution der Deutschen Post versandt. CP Ratgeber Vertrieb 9.2 Zeitschriftenversand mit der Presse Distribution Exklusiv für die Presse – die Voraussetzungen: Die Vorteile der Pressesendung + 100 Prozent Flächendeckung + Zustellung innerhalb von zwei Tagen nach Einlieferung der Sendung – an sechs Tagen in der Woche + Personalisierung und Individualisierung + Exakte Zielgruppenansprache durch Berücksichtigen individueller Interessen, Integration vorbereiter Responselelemente, hochwertige Anmutung + Noch mehr Service in der Kombination mit dem VERSANDSERVICE (siehe auch Seite 117) + Möglichkeit zur Teilnahme am ADRESS UPDATE – ein Service der Deutschen Post zur elektronischen Adressaktualisierung (siehe Randspalte S.115) Die Deutsche Post AG empfiehlt sich auch in Sachen Kundenzeitschriften als leistungsstarker Vertriebspartner. Aus der Angebotspalette der Post ist das Produkt »Pressesendung« ein schneller, zuverlässiger und preisgünstiger Vertriebsweg für Kundenmagazine und Kundenzeitungen. Die Vorzüge: Zustellung innerhalb von zwei Tagen, gegen Aufpreis auch am nächsten Tag. Selbst die Zustellung am Tag der Einlieferung ist möglich. Die gesamte Bundesrepublik wird abgedeckt, selbstverständlich ist der Transport ins Ausland möglich. Der Transport einer Sendung von 110 Gramm, das entspricht etwa dem Gewicht eines 38-seitigen Magazins inklusive Umschlag, kostet rund einen halben Euro. Allerdings sind einige formelle und inhaltliche Rahmenbedingungen sowie Vorschriften zur Versandvorbereitung zu berücksichtigen. Auch Werbemittel sind willkommen Mit der Kundenzeitschrift kommen auch Werbemittel wie Beilagen, Beihefter oder Beikleber zum Empfänger – wie das Magazin zum günstigen Tarif der Pressesendung. Die Voraussetzung: Die Beilagen dürfen nicht Hauptzweck der Sendung und daher keinesfalls schwerer als das Kundenmagazin selbst sein. Die Beilagen müssen – im wörtlichen Sinne – dem Magazin beiliegen und nicht umgekehrt. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, werden die Beilagen mitgewogen und der günstige Tarif auf das Gewicht der kompletten Sendung angewendet. Das Produkt Pressesendung ist damit eine der günstigsten Versandarten für Kundenzeitschriften. – 114 – Da die »Pressesendung« nur Magazinen offen steht, gelten klar definierte formale und inhaltliche Voraussetzungen. Dazu zählen im einzelnen: Formale Voraussetzungen Grundsätzlich muss das Kundenmagazin mindestens quartalsweise erscheinen. Es muss eine »kontinuierliche innere und äußere Gestaltung« aufweisen, also aus gleich großen und beidseitig bedruckten Blättern bestehen. Das Mindestformat beträgt 90 auf 140 Millimeter – das entspricht etwa DIN A6. Ein presseübliches Druckverfahren ist gefordert sowie die presseübliche buchbinderische Verarbeitung. Die Titelseite braucht neben dem Titel auch eine Heftnummer, dazu wahlweise Erscheinungstag, Erscheinungsmonat oder Erscheinungs-Quartal. Auch die Bezeichnung »Sondernummer« ist erlaubt, wenn die Sondernummer wiederum formal und inhaltlich die Voraussetzungen der Pressesendung erfüllt. Dazu zählt auch das Höchstgewicht von einem Kilogramm pro Sendung und die Mindestmenge von 1000 Sendungen pro Einlieferung. Inhaltliche Voraussetzungen Der Herausgabezweck darf geschäftlich sein, die Inhalte müssen aber der Unterhaltung und der Information dienen. Ausdrücklich ausgeschlossen vom Produkt Pressesendung sind reine Bestellkataloge, Prospekte oder personalisierte Werbepost. Wegen der Voraussetzungen empfehlen Fachleute, schon bei der Konzeption CP Ratgeber Vertrieb 9.2 Zeitschriftenversand mit der Presse Distribution der Kundenzeitschrift Kontakt mit der Presse Distribution aufzunehmen. Für einen ersten Kontakt empfiehlt sich die kostenlose Servicenummer 0800/500 600 3. Doch vor dem Vertragsabschluss benötigen die Berater ein Belegexemplar eines bereits erschienenen Hefts oder, falls es das Heft noch nicht gibt, einen Dummy. So lässt sich am leichtesten feststellen, ob die Zeitschrift die Voraussetzungen erfüllt und fortan als Pressesendung zum Kunden geschickt werden darf. Sind Anforderungen nur teilweise erfüllt, wird der Berater gemeinsam mit dem Kunden nachdenken, ob konzeptionelle Änderungen den Versand als Pressesendung ermöglichen oder welche andere Versandarten der Deutschen Post sich alternativ anbieten. Oft sind es nur kleine Änderungen, die den Weg zum Produkt Pressesendung ebnen. Pressesendung international Auch können Pressesendungen ins Ausland geschickt werden. Auskünfte dazu gibt es im Internet unter der genannten Adresse, oder unter der kostenlosen Telefonnummer 0800/500 600 3 der Presse Distribution. Der Weg zur Presse Distribution Über die Versandplanung und -vorbereitung berät die Kundenberatung der Presse Distribution ausführlich. Im folgenden ein Überblick über: Netze und Laufzeiten Versandvorbereitung Anlieferung/Abholung Zustellung Abrechnung Versandservice Fragen. Was ist, wenn...? Die Vorteile des Adress Update Die Teilnahme an der elektronischen Adressaktualisierung ADRESS UPDATE bietet folgende Vorteile: + Mühsames Sichten und Sortieren der von den Zustellern handberichtigten Adressen sowie fehlerhafte manuelle Eingaben gehören der Vergangenheit an. + Die Übernahmen der neuen Adressen in den Adressdatenbestand kann vollautomatisch erfolgen. Die Überprüfung der aktualisierten Adressen ist jedoch jederzeit möglich. + Nach Feststellung der Unzustellbarkeit stehen die berichtigten Kundenadressen schon ab dem nächsten Tag zur Verfügung. Weitere Information: www. deutschepost.de/adressupdate Netze und Laufzeiten Die Preise der Pressesendung Der konkrete Preis hängt allein vom Gewicht der Sendung ab, lässt sich aber leicht errechnen. Dabei hilft der Budgetplaner, eine kostenlose Anwendung im Internet, welche anhand der Format- und Umfangsangaben das Gewicht der Sendungen und die Versandkosten errechnet. Zu finden ist der Budgetplaner unter der Adresse: www.deutschepost.de/pressedistribution. Der Budgetplaner berücksichtigt keine Rabatte, macht aber auf die Möglichkeiten von Nachlässen aufmerksam, etwa auf den Ballungsraumrabatt. Nachlässe gibt die Presse Distribution bei besonders hohen Auflagen ab 100 000 Exemplaren und bei der Einlieferung mit einem Einlieferungsdatensatz. Welches Netz für den Transport genutzt wird, hängt von der gewünschten Laufzeit ab. Das ist das Leistungsangebot der Presse Distribution: _ Der Second-day-service im Express Logistik Netz Im Express Logistik Netz wird der größte Teil der Zeitschriften transportiert. Die Sendungen werden dem Leser zuverlässig spätenstens zwei Tage nach der Übernahme der Magazine zugestellt. _ Der Next-day-service im Schnellläufernetz Gegen einen geringen Aufpreis pro Exemplar sind Zeitungen und Maga– 115 – Budgetplaner: Mit dem kostenlosen Budgetplaner lassen sich die Versandkosten errechnen. Zu finden auf www.deutschepost.de/ pressedistribution. Stück Vertriebskennzeichen Titel PRESSE ELN 80339 München 12 ZBG Muster eines Zustellbezirksgruppenbundes im Express-LogistikNetz (ELN) CP Ratgeber Vertrieb 9.2 Zeitschriftenversand mit der Presse Distribution zine garantiert schon einen Tag nach der Einlieferung in den Briefkästen der Empfänger. _ Der Same-day-service im Briefnetz Dieser Service garantiert die Zustellung noch am selben Tag, wenn die gramm wiegen und sollten robust – am besten in Folie – verpackt werden. Jeder Bund wird mit einem hellgrünen Bundaufschriftzettel (siehe Muster) versehen. Auf diesem sind die Sendungsart, das Netz und – zur Kennzeichung des Zielgebiets – die Postleitzahl anzugeben. Für das Vorsortieren von weniger als 5000 Exemplaren genügt es, die Transportnetze im Überblick Express-Logistik-Netz Schnellläufernetz Transport im Zielgebiet (LR) Versandvorbereitung Bunde- und Gebindebildung Datei ZEBU ELN Bei Sendungsmengen < 5000 ZEBU man Datei ZEBU SLN Datei ZEBU ELN / SLN (hängt von der Versandstruktur ab) Kennzeichnung der Bunde/Gebinde durch hellgrüne Aufschriftzettel Netzkennung: ELN PLZ je nach Fertigungsstufe Netzkennung: EMS SLN + Depotnr. der »Post Euroexpress« PLZ je nach Fertigungsstufe Abholung > 5 t kostenlos < 5 t gegen Entgelt > 1000 Sendungen kostenlos keine Einlieferung bei definierten Einlieferungsstellen Sendungsmenge < 1000 bei definierten Einlieferungsstellen der Post Euroexpress Der Absender liefert die Sendungen im Zielgebiet selbst ein Druckerei die Zeitschriften am Morgen im Briefzentrum des Zielgebiets selbst anliefert. Dieser Dienst ist für regionale Publikationen gedacht und kommt für Kundenzeitschriften weniger in Frage. Versandvorbereitung Die Zeitschriften werden nicht wie Briefe lose transportiert, sondern müssen vor dem Transport nach Postleitzahlen vorsortiert und zu Bunden zusammengefasst werden. Die einzelnen Bunde sollen nicht mehr als zehn Kilo– 116 – SLN fünfstellige PLZ Hefte nach den ersten beiden Ziffern der Postleitzahlen zu sortieren und zu bündeln. Dafür stellt die Presse Distribution die Liste »ZEBU manuell« zur Verfügung. »ZEBU« ist das Kürzel für »Zeitungsbunde«. Bei mehr als 5000 Exemplaren rentiert sich eine computergestützte Beschriftung der Bunde. Sie ermöglicht eine feinere Sortierung als nach der Liste »ZEBU manuell«: der Computer sortiert nicht nur nach den ersten beiden Ziffern der Postleitzahlen, sondern stellt gleich Bunde für komplette fünfstellige Postleitzahlen zusammen. CP Ratgeber Vertrieb 9.2 Zeitschriftenversand mit der Presse Distribution Die Datei dazu heißt ZEBU. Es gibt sie kostenlos bei der Presse Distribution. Da ZEBU eine Datei und kein Programm zur Bundebildung ist, bedarf es zusätzlicher Software, die aber am Markt zu haben ist. Die Versandvorbereitungen sind für alle drei Netze nahezu identisch. unadressierten Hefte bei der Druckerei bis zum Zustellen der personalisierten Hefte bei den Lesern. Die Presse Distribution übernimmt das Adressieren und sämtliche Vorbereitungen für den Versand im Express Logistik Netz und stellt den Lesern die Sendungen pünktlich zu. Anlieferung/Abholung Die Standardleistungen Ab einem Einlieferungsgewicht von fünf Tonnen holt die Deutsche Post die Sendungen kostenlos beim Kunden ab. Dazu braucht sie einen Einlieferungsdatensatz (EDS). Die Software dazu ist auf dem Markt verfügbar. Bei weniger als fünf Tonnen Einlieferungsgewicht können entweder ein Einlieferungsdatensatz oder ein Versandplan erstellt werden. Wird ein Einlieferungsdatensatz verwendet, braucht die Presse Distribution keine weiteren Versandunterlagen auf Papier. Bei einer Versandmenge von weniger als fünf Tonnen berechnet die Post das Abholen mit einem entfernungsabhängigen Entgelt. Konkrete Preise finden Sie auf den InternetSeiten der Presse Distribution. _ Abholen der unadressierten Hefte bei der Druckerei _ Übernahme und Verarbeitung der Adressdatei _ Adressieren der Hefte (Cheshire oder Video-Jet) _ Fertigen eines Einlieferungsdatensatzes (EDS) _ Versandvorbereitung nach Datei ZEBU _ Leitgerechtes Zusammenfassen der Hefte zu Bunden und Paletten _ Bereitstellen für den Transport im Express Logistik Netz _ Abrechnen der LeistungenVERSANDSERVICE und der Transportentgelte Abrechnung _ Kuvertierung Jedes Exemplar kommt in einen Umschlag oder eine Folie; _ Belegung mit Beilagen Beigelegt wird, was der Kunde liefert oder auf Wunsch von der Deutschen Post gegen Entgelt abgeholt wird; _ Produktion von Werbemitteln z. B. Versandhüllen mit dem Firmenlogo des Kunden. Die Presse Distribution rechnet per Lastschriftverfahren ab. VERSANDSERVICE Die Presse Distribution übernimmt die gesamte Versandvorbereitung. Liegt die Postauflage zwischen 10 000 und 100 000 Exemplaren? Dann ist der komfortable und bequeme VERSANDSERVICE gerade richtig. Der Kunde gibt nur noch seine Zeitschriften ab, die Presse Distribution erledigt den Rest: vom Abholen der Die Extraleistungen Die Preise der Standardleistung richten sich nach der Auflagenhöhe. Aktuelle Informationen hält die Presse Distribution im Internet bereit. Adresse: www. deutschepost.de/pressedistribution – 117 – Die Presse Distribution bietet zahlreiche Dienste und Informationen auf ihren Internetseiten an. Hier eine Auswahl: CP Partner Das kostenlose Dienstleisterverzeichnis. www.deutschepost.de/cp-partner CP Watch Jede Woche neu – aktuelles zum Corporate Publishing www.deutschepost.de/cp-watch CP Event Alle Termine im Griff www.deutschepost.de/cp-event CP Infomodule Zielgruppen: • Business-to-Business • Consumer • Mitarbeiter Dazu zahlreiche Informationen zu den Themen Adress-Update und Versand von Kundenmagazinen. CP Ratgeber Vertrieb 9.3 Weitere Vertriebswege Kundenzeitschriften können – abhängig von der beabsichtigten Wirkung und der angepeilten Zielgruppe – über diverse Vertriebswege distribuiert werden: _ Vertrieb per Presse Distribution _ Vertrieb über Niederlassungen und eigene Geschäfte _ Zustellen über Trägerorganisationen (Prospektverteiler) _ Wurfsendung _ Außendienst _ Auslage an Traffic Points _ Point of Sale (PoS) Eine Konkurrenz zwischen den Vertriebswegen muss es gar nicht geben. Die parallele Nutzung mehrerer Wege ist oft sinnvoll und von großem Vorteil. Vertrieb über Niederlassungen und eigene Geschäfte Einem Kunden, der im Geschäft, in der Niederlassung oder beim Vertragshändler ein höherwertiges Konsum- oder Investitionsgut kauft, soll die Kundenzeitschrift gleich zum Beginn der Geschäftsbeziehung signalisieren, dass er »dazugehört«. Der erste Schritt zur Kundenbindung ist getan. Kommt der Kunde selbst zum Händler, um beispielsweise sein teuer erstandenes Auto abzuholen, sollte ihm das Kundenmagazin am Point of Sale persönlich überreicht werden. Kauft er dagegen eine Maschine, wird er sie kaum selbst beim Hersteller abholen. Er erhält das Magazin dann nach Vertragsabschluss oder Montage, aber spätestens, sobald die Rechnung beglichen ist, per Presse Distribution. – 118 – Das Vertriebskonzept so mancher Kundenzeitschrift ist noch sehr viel ausgetüftelter. Ein Beispiel: Wer ein Produkt mit einem durchschnittlichen Lebenszyklus von drei bis fünf Jahren neu kauft, hat drei Jahre lang einen Anspruch auf das Kundenmagazin des Unternehmens. Im ersten Jahr wird es ihm gratis nach Hause geschickt. Ende des ersten Jahres muss er durch seine Unterschrift auf einer Postkarte aktiv kundtun, dass er das Magazin auch noch während der verbleibenden zwei Jahre beziehen möchte. Nach Ablauf des dritten Jahres wird er entweder zum Wiederkäufer – das Ziel der Kundenbindung wäre erfüllt – oder er zahlt das Abonnement. Eine solche Strategie hat Vorteile: _ Sie spart Kosten, wenn dem Kunden das Magazin nicht gefällt _ Sie signalisiert dem Hersteller, ob das Magazin die Zustimmung des Kunden findet _ Sie hebt die Wertigkeit des Magazins und tritt der immer noch weit verbreiteten Meinung entgegen, »was nichts kostet, das taugt nichts« _ Sie bietet eine gute Basis für das Anzeigenmarketing, weil das Argument »das liest doch keiner« zwar nicht widerlegt, aber doch abgeschwächt wird Wird das Kundenmagazin schließlich noch mit einer »Leser werben Leser«Aktion verbunden, besteht gleich noch die Chance, potenzielle Neukunden zu akquirieren. Kundenzeitschriften sollten beim Außenauftritt des Unternehmens nie fehlen. Anlässe, in denen sich das Unternehmen mit seiner Kundenzeit- CP Ratgeber 9.3 Weitere Vertriebswege schrift positionieren kann sind u.a.: _ Messen und Ausstellungen _ Seminare _ Events Wer den Kundenzeitschriftenstapel lieblos auf den Tisch packt, signalisiert, dass er das Blatt nicht für wichtig hält. Das Magazin sollte besser unter dem Tisch liegen und erst hervorgezaubert werden, wenn sich zwischen Interessent und Firmenvertreter ein Gespräch ergibt, das weitere Kontakte verspricht. Die Wurfsendung Ein Vertriebskanal, für den sowohl interne als auch externe Logistik eingesetzt werden kann, ist die Wurfsendung. Die Deutsche Post oder Haushaltwerber verteilen die Zeitschriften in vorgegebenen Gebieten. Die Wurfsendung zeigt ihre Stärke, wenn unaddressierte hohe Auflagen flächendeckend verteilt werden. Der Außendienst Er ist als direkter Überbringer der Kundenzeitschrift von zentraler Bedeutung. Im Dialog mit dem Kunden erfährt er am ehesten, welche Schwierigkeiten der Kunde mit dem Produkt des eigenen Hauses hat und wo er Verbesserungen wünscht, die dann wieder im Themenkatalog des Magazins auftauchen. Mehr noch: Der oft über Jahre gewachsene Kontakt reicht oft in die Privatsphäre. Der Außendienstprofi kennt die Interessen seines Kunden. Hobbys und Reisen sind Fundgruben für neue Themen. Perspektive: Der Direktvertrieb bietet noch große, vielfach ungenutzte Potenziale zur Kundenbindung. Ein Beispiel: Warum sollte das Magazin nicht fest in- tegriert werden in Beschwerdemanagement und Reklamationsmarketing? Ein Kunde, der dem Unternehmen vermittelt, wo sein Produkt im Handling versagt, löst einen Verbesserungsprozess aus und sollte dafür gelobt werden. Ein kleines Präsent im Paket mit einem netten Anschreiben und einer Kundenzeitschrift vertreibt seinen Ärger und vermittelt ihm Zugehörigkeit. Point of Sale oder Traffic Point Bei Gütern des täglichen Bedarfs, wo der Kunde ohnehin regelmäßig, wenn nicht sogar täglich vorbeikommt, bietet es sich an, das Magazin direkt am Verkaufsort auszulegen. Ziel dieser Zeitschriften ist es, den Kunden an den konkreten Supermarkt, an die Bäckerei oder die Apotheke zu binden. Entsprechende Angebote im Magazin haben verkaufsfördernden Charakter, sollen den Kunden – nach aufmerksamem Lesen zu Hause – erneut zum gezielten Kauf an den PoS locken. Die Verkaufsförderung steht hier also klar im Fokus. Wo viele Menschen sind, sind viele potenzielle Leser. Diese Überlegung steht vor der Auslage oder dem Verteilen eines Kundenmagazins an stark frequentierten Orten, den so genannten Traffic Points. Diese Form eignet sich besonders für das Gewinnen neuer Kunden. Mögliche Verteil-Orte: _ Flughafen, Bahnhof _ Bahn, Leihwagen, Flugzeug _ Sportveranstaltung, Konzerte _ Uni, Schule, Leihbibliothek, VHS _ Arztpraxen. – 119 – Vertrieb CP Ratgeber Anzeigen 10.1 Vorteile von Anzeigen im Kundenmagazin Rund 50 Prozent der im Compass von dahlem + partner erfassten Kundenmagazine werden heute als Werbeplattform genutzt. Vor allem Unternehmen mit starken Marken zeigen einen Trend, ihre Magazine zugleich als Werbeplattform anzubieten. Christophorus, das Kundenmagazin der Zuffenhausener Porsche AG, soll sich, so wollen Insider wissen, sogar komplett aus Anzeigeneinnahmen refinanzieren. Dienstleister führen: Anzeigen bei den Top-5-Branchen (absolute Zahlen) Ein Vorbild für viele herausgebende Unternehmen. Doch Vorsicht: Es wäre fatal, würden Unternehmen die Qualität ihrer Dienstleister fortan einzig noch nach Anzeigenumsätzen bemes- Dienstleistungen 453 keine Anzeigen Anzeigen 126 Finanzen 262 Büro/EDV/ Kommunikation 228 122 180 327 Automobil/ Verkehr 231 116 Ausbildung/ Medien 159 87 140 48 72 115 Quelle: dahlem + partner, München sen. Das Kundenmagazin ist eine Kommunikationsmaßnahme. Bei keiner Pressemitteilung, bei keinem PR- oder Werbefolder käme ein Verantwortlicher auf die Idee, sogleich nach einer werblichen Refinanzierung zu rufen, warum also bei einem Kundenmagazin, das seine Priorität in der Imageförderung hat? Das schließt zwar eine teilweise Refinanzierung nicht per se aus, vermeidet aber oft enttäuschte Hoffnungen der Verantwortlichen. – 120 – Das Image als Werbeplattform muss sich jedes Magazin erst einmal erwerben. Mediaagenturen schauen sich den neuen Markt der Kundenmagazine inzwischen sehr genau an und werden dann mit Anzeigen reagieren, wenn sie sicher sind, die Werbegelder ihrer Kunden erfolgreich einsetzen zu können, d.h., wenn sie sicher sein können, die Zielgruppe ihres Kunden zu erreichen. Anzeigenvorteile für das herausgebende Unternehmen: _ höhere Akzeptanz beim Leser durch stärkere Annäherung an Kauftitel _ eine Aufwertung des Magazins, denn eine gute Anzeige ist auch eine zusätzliche Informationsquelle _ eine teilweise Refinanzierung des Magazins Anzeigenvorteile für den Inserenten: _ in aller Regel eine klar definierte Zielgruppe – nämlich die Kunden des herausgebenden Unternehmens _ garantierte Verbreitung _ im Vergleich mit Publikums- und Fachtiteln meist deutlich niedrigere Anzeigenpreise Für Kauftitel gilt die Faustregel, dass der Prozentsatz von Anzeigen maximal 50 Prozent des Heftumfangs betragen soll. Das ist ein Erfahrungswert, den man auch bei Kundenmagazinen nicht vernachlässigen sollte. Denn: Nimmt die Werbung überhand, wird das Magazin als Informationsmedium nicht mehr ernst genommen. Zwar dürften die meisten Unternehmen eher mit dem Problem eines Anzeigenmangels kämpfen. Einige Titel, die für den Vertrieb am Point of Sale in Fachmärkten konzipiert wurden, haben den gerade noch akzeptablen Anzeigenumfang aber bereits erreicht. CP Ratgeber 10.2 Marktanalyse Anzeigenmarketing erfordert Professionalität. Gut ausgebildete, professionelle Verkäufer analysieren zunächst das Anzeigenpotenzial eines Marktes. Basisanalyse Eine praxisorientierte und erfolgreiche Methode, Anzeigenpotenziale zu ermitteln, ist das Kategorisieren der Kunden in A-, B- oder C-Kunden. Beispiel: Ein Unternehmen der Kosmetikbranche gibt eine frauenorientierte Kundenzeitschrift heraus und möchte sich in einem Sonderteil erstmals mit Neuen Medien und Computern auseinander setzen. Der Anzeigenverkäufer soll potenzielle Inserenten aus dieser Branche ausfindig machen und für das entsprechende Magazin gewinnen. Er wird erstmal alle Werbetreibenden in diesem Segment aufspüren. Das geschieht am besten durch die Analyse unterschiedlicher Titel, nämlich _ Frauentitel (die vielleicht schon mal einen vergleichbaren Schwerpunkt hatten) _ Computer- und Techniktitel, die einen grundsätzlichen Überblick geben, wer überhaupt inseriert _ Publikumstitel, in denen Werbetreibende inserieren, die weniger den Experten als vielmehr den Endverbraucher erreichen Ergebnis ist eine Kategorisierung in A-, B- und C-Kunden nach folgendem Schema: _ A-Kunden: Unternehmen, die bereits für ihre Produkte in diversen Frauentiteln werben _ B-Kunden: Unternehmen, die in Pub- likumstiteln inserieren und damit signalisieren, dass sie den Endverbraucher erreichen wollen _ C-Kunden: Unternehmen, die bislang ausschließlich in Fachtiteln werben Der Anzeigenverkäufer wird die potenziellen Anzeigenkunden auch in dieser Reihenfolge ansprechen. Denn er weiß, dass der A-Kunde leichter zu gewinnen sein wird als der C-Kunde. Soweit das gängige Geschäft. Bei der Akquisition von Anzeigen für ein Kundenmagazin kommt jetzt aber eine weitere Variante ins Spiel: die Kundendatei. Ein Abgleich der Kundenliste des Unternehmens mit den A-, B- oder CKunden auf Basis der analysierten Titel ergänzt die Adressdatei mit weiteren potenziellen Anzeigenkunden und führt so zu einer zusätzlichen Feinjustierung. Zufriedene Kunden des Unternehmens, ob bereits inseraterprobt oder nicht, werden sich möglicherweise leichter für eine Anzeige entscheiden. Immer vorausgesetzt, dass auch die Werbewirkung plausibel dargestellt werden kann. Konkurrenzanalyse Die realistische Einschätzung des Anzeigenpotenzials setzt eine vergleichende Wettbewerbsanalyse voraus. Zuallererst ist festzustellen, welche Werbeträger überhaupt in Konkurrenz zum eigenen Titel stehen. Das können Kundenmagazine der Mitbewerber ebenso sein wie Fachzeitschriften. Allein zu prüfen, ob die begehrte Anzeige im Konkurrenztitel auch für das eigene Objekt disponiert ist, reicht noch nicht aus. Der Anzeigenvertreter sollte schon genau beobachten, wie die Werbekampagne des Inserenten geplant und durchgeführt wird, wie oft und in – 121 – Anzeigen CP Ratgeber Anzeigen 10.2 Marktanalyse welchen Titeln geschaltet wird und welche Werbeaussagen darin verbreitet werden. Beispiel: Wer eine Imagekampagne plant, will sich in der Öffentlichkeit positiv positionieren. Er hat daher mit seiner Werbebotschaft eine breite Zielgruppe im Visier. Eine reine Fachzeitschrift kann diesem Ziel nur bedingt genügen. Mehr Erfolg verspricht ein Wirtschafts- oder Publikumstitel. Beispiel für eine Anzeigenumfanganalyse der ZAS Titel AUDI Magazin Bäckerblume GARTENKURIER Journal für perfektes Haushalten Lukullus Neue Apotheken-Illu/ Gesundheit Journal Ratgeber/ Amphora-Kombi Erscheinungsweise un wo 2m Heftumfang 360 468 80 Anzeigenseiten Gesamt 66,4 79,3 3.9 Anteil in % 18,4 16,9 4,9 schwarz/ weiß 26,9 2,7 43,6 wo wo 468 468 78,3 106,8 8,6 13,7 16,7 22,8 0,1 0,1 50 76 mo 424 144,5 30,0 34,1 42,4 59 mo 380 155,9 23,4 41,0 26,7 120 davon: ZusatzFarbe 0,0 0,1 0,0 4-farb. 39 52 3 Wer Anzeigen akquirieren möchte, sollte daher die Werbeziele des begehrten Kunden kennen, um sich dann durch die Präsentation der eigenen Leistung rechtzeitig für die nächste Planung ins Gespräch zu bringen. Den besten Überblick über die Werbetrends der Anzeigenkunden bieten Anzeigenstatistiken. Sofern sie sorgfältig geführt werden, signalisieren sie frühzeitig Entwicklungstrends und deren Auswirkungen auf das eigene Geschäft. Über die Entwicklung des gesamten Anzeigenmarktes informiert der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger ZAS Anzeigenstatistik im Vergleich von 2002 (linke Spalte) und 2001 Titel AUDI Magazin Bäckerblume Journal für perfektes Haushalten Ratgeber/ Amphora-Kombi Heftumfang Anzeigen seiten davon: s/w Zusatzfarbe 4-farbig Umfang (VDZ) unter www.pz-online. de auch im Internet Die ZAS-Statistik bringt noch weit größere Transparenz: In welchen Branchen nimmt das Anzeigengeschäft zu, welche zeigen generelle Abwärtstrends? Welche Magazine müssen mit Einbrüchen kämpfen? Verfügt der Anzeigenverkäufer über fundierte Marktkenntnisse, wird er die aktuellen Entwicklungen richtig interpretieren und daraus seine Schlüsse für das ihm anvertraute Kundenmagazin ziehen, wird er gezielt in Wachstumsbranchen akquirieren, ganz neue Branchen als Inserenten erschließen oder – vielleicht auch die Akquise ablehnen. Verkäufer, die ihr Handwerk verstehen, können die Akquisechancen recht gut abschätzen. Leider beurteilen herausgebende Unternehmen den Markt oft zu rosig, vermuten Inkompetenz beim Anzeigenverkäufer, wenn sich die erhoffte Refinanzierung auch nach der dritten Ausgabe noch immer nicht abzeichnet. Nicht selten kommt es dann zum Austausch des gesamten Anzeigenteams. Zu Unrecht, wie schon mancher MagazinVerantwortliche erkennen musste. Denn die Nachfolger können auch keinen Anzeigenmarkt zaubern. Der muss langsam und mit Bedacht aufgebaut werden. So manches Kundenmagazin erntete erst nach Jahren die Früchte seiner Kontinuität. Anzeigenseiten s/w Zusatzfarbe 4-farbig Seiten Veränderung % 448 624 91,3 87,7 7,4 18,3 0,0 6,0 61,3 63,5 568 624 121,7 108,1 6,5 37,5 0,0 6,6 77,2 63,95 30,4 -20,4 33,3 -18,91 624 82,2 22,0 5,6 54,52 624 96,8 41,3 2,6 52,9 -14,6 -15 548 213,1 4,1 40,2 168,8 592 234,1 10,9 46,4 176,8 – 122 – -21 -8,9 CP Ratgeber Anzeigen 10.3 Werbeformen denmagazin per Pressesendung vertrieben wird. Anzeigen Die Anzeige ist die gängigste Werbeform in Kundenmagazinen. In welchem Format sie sich präsentiert, ob in 1/1 4c oder 1/6 quer, legt der Anzeigenverkäufer im Schulterschluss mit Grafik und Redaktion fest. Interessenskonflikte sind programmiert. Denn: Für Redaktion und Grafik bedeutet die Anzeige zunächst einen massiven Eingriff in die inhaltliche und optische Gestaltung. Der Anzeigenverkäufer ist dagegen interessiert, seinem Werbekunden möglichst weit entgegenzukommen. Beikleber Hier wird auf eine Basisanzeige – meist im Format einer ganzen Seite – ein Beikleber aufgeklebt. Dieser Beikleber hat, je nachdem, was der Herausgeber des Kundenmagazins akzeptiert, unterschiedliche Formen. Das kann eine Drucksache, etwa eine Postkarte sein, ein Briefumschlag mit und ohne Inhalt, eine Warenprobe in fester, flüssiger oder pulvriger Form – mit Verpackung, versteht sich. Beikleber können nicht auf jeder Seite aufgebracht werden, sondern nur auf der ersten oder auf der letzten Seite eines Druckbogens. Da Kundenmagazine nicht unter dem wirtschaftlichen Druck eines Publikumstitels stehen, sollte der Optik große Bedeutung beigemessen werden – auch Anzeigen sind Imagefaktoren. Am wenigsten stören Anzeigendoppelseiten oder Einzelseiten das Layout. Beihefter Der Beihefter wird auch als Durchhefter oder angelieferte Anzeigenstrecke bezeichnet. Der Auftraggeber fertigt ihn an und liefert ihn verarbeitungsfertig beim Herausgeber/Verlag an. Grundsätzlich gilt aber bezüglich der Formate nur eine Regel: Die Größe der Anzeigen ist beliebig wählbar, solange sie sich an Satzspiegelhöhe und Spaltenbreite orientiert. Beihefter müssen eine Reihe von technischen Anforderungen erfüllen, die von den Produktionsbedingungen des jeweiligen Titels abhängen. Dazu zählen Format, Umfang und Papiergewicht. Beilagen Beilagen sind Drucksachen, die der Auftraggeber nach seinen eigenen Vorstellungen herstellen lässt und verarbeitungsfertig beim Verlag oder Herausgeber des Kundenmagazins anliefert. Bei Beilagen müssen unbedingt Vorschriften des Verlags über _ Höchst- und Mindestformat, _ Seitenumfang, _ Gewicht und _ Falzung beachtet werden. Postvorschriften für Beilagen gibt es nicht, sofern das Kun- Print Promotion Verarbeitungstechnisch gelten die gleichen Bedingungen wie beim Beihefter. Bei dieser Anzeigenform erbringt allerdings der Anbieter des Kundenmagazins selbst die Leistung – von Idee über Textherstellung und grafische Gestaltung bis zur Vorlagenherstellung, Druck und schließlich dem Beiheften selbst. Vorsicht: Ist eine redaktionell gestaltete Anzeige nicht als solche erkennbar, dann muss sie deutlich mit dem Zusatz »Anzeige« gekennzeichnet werden. Das gilt auch für Beihefter. – 123 – Formate: Siehe auch Kapitel 7. »Grafische Umsetzung«, Seite 95 CP Ratgeber Anzeigen 10.4 Anzeigenorganisation und -verkauf Die Rolle des Anzeigenleiters Die Anzeigen sind die tragenden Säulen der Refinanzierung. Nur eine straffe Organisation der Anzeigenabteilung gewährleistet den Erfolg. Jeder Herausgeber eines Kundenmagazins sollte sich daher die Organisationsstruktur seines Anzeigenpartners genauer anschauen, bevor er ihm sein Produkt anvertraut. Entscheidende Größen sind – abhängig von der Anzahl der betreuten Objekte – Struktur, Zahl der Mitarbeiter und Organisationsform. Zur Organisation einer Anzeigenabteilung gehören _ die Anzeigenannahme (in Abstimmung mit der vom Werbetreibenden beauftragten Agentur), ggf. die typografische Beratung, etwa bei Kleinanzeigen, _ die Aufbereitung der Anzeigenaufträge für die Druckerei, sowie _ die Zahlungsabwicklung in der Buchhaltung. Verlag oder freier Anzeigenvertreter? Vorteile der großen Verlage + breit gefächertes Know-how durch langjährige Erfahrung + Expertenwissen im Innen- und Außendienst + gute Kontakte + etablierte Titel als Türöffner + großes Außendienstnetz, national und international + zumeist eine homogene Titelpalette + finanzielle Stabilität Vorteile des freien Anzeigenvertreters + hervorragende Kontakte in Schwerpunktbereichen + Expertenwissen im Schwerpunktbereich + in aller Regel etablierte Titel als Türöffner + meist homogene Titelpalette im entsprechenden Segment – 124 – Wer die Anzeigenakquise einem Verlag überträgt, sollte darauf achten, dass er nicht viele verschiedene Gesprächspartner hat, sondern einen kompetenten – den Anzeigenleiter. Der trägt die Gesamtverantwortung für das Anzeigengeschäft des Verlags. Er untersteht der Geschäftsführung oder der Verlagsleitung und hat die entsprechende Marktkenntnis, um in Zusammenarbeit mit dem Geschäftsleiter die Anzeigenpreise für die Titel seines Hauses festzulegen. Das gilt auch für das Kundenmagazin. Der von Unternehmensseite verantwortliche Projektleiter stimmt in enger Zusammenarbeit mit dem Anzeigenleiter des beauftragten Verlags die Preise für die Anzeigenformate ab. Zur Aufgabe des Anzeigenleiters gehört außerdem das Entwickeln eines Verkaufsförderungskonzepts für die Anzeigen im Kundenmagazin sowie das Motivieren der Mitarbeiter im Innen- und Außendienst. Er muss dafür sorgen, dass die Anzeigenverkäufer stets mit Mediadaten und Konkurrenzauswertungen ausgestattet sind, um den Anzeigenkunden von den Vorteilen des Kundenmagazins überzeugen zu können. Zu seinen wichtigen Aufgaben gehört auch die Pflege der Großkunden. Hier erfährt er, ob und wie die geschalteten Anzeigen im Kundentitel im Vergleich zu anderen Medien wirken, ob der Kunde mit dem Kundenmagazin zufrieden ist und ob das Magazin inhaltlich in seinem Sinne positioniert ist. Er erfährt frühzeitig konjunkturelle Trends und kann daraus Rückschlüsse für seine Verkaufsstrategie ableiten. Der An- CP Ratgeber Anzeigen 10.4 Anzeigenorganisation und -verkauf zeigenleiter ist quasi das direkte »Ohr im Markt«, denn er hat in aller Regel häufiger Kontakt zu den Key-accounts als die Redaktion. Ein regelmäßiger Informationsaustausch zwischen ihm und dem Chefredakteur des Kundenmagazins sollte deshalb unbedingt eingeplant werden. Im Falle von Reklamationen ist der Anzeigenleiter Ansprechpartner für Preisnachlässe oder eine Ersatzanzeige. Der Anzeigenverkauf Die Vielzahl der Daten im Anzeigenmarketing müssen jederzeit situationsbezogen abrufbar sein. Ganz gleich, ob es sich um die Verteilung einer Kampagne auf die einzelnen Ausgaben eines Jahres handelt oder um den Geburtstag eines guten Kunden. Ausgetüftelte Software zum Managen der Anzeigendaten steht im Markt zur Verfügung. Es macht Sinn, sich rechtzeitig zu informieren, mit welchem System Verlag oder freier Anzeigenverkäufer arbeiten. _ Ist das System mit der Software des eigenen Unternehmens kompatibel? _ Können die Informationen aus der Anzeigendatei in die eigene Database übernommen werden? rechnung, Vorauskasse) _ in welchen Themenumfeldern Interesse besteht, eine Anzeige zu schalten _ ob besonderes Interesse besteht, zu bestimmten Terminen zu schalten (Messe, Seminare) _ Ansprechpartner beim Werbetreibenden (mit Position, Geburtstag, ggfs. unterschiedliche Ansprechpartner für unterschiedliche Themenumfelder) _ Umsatzstatistik _ Anzeigenart (Image- oder Produktanzeige) _ Anmerkungen (z.B. Kunde erhöht Volumen nicht, weil...) Management: Beispiel eines umfangreichen Programms zur Verwaltung von Anzeigen. Kunde Quart Elektronik Name 1: Name 2: Name 3: Straße : P L Z Str.: P L Z PF : P L Z GK : O R T: Adreß-Art: P r i orität : G e b i e t: Kunden N r.: Umsatzst.ID: Konzern: Lager Services Quart Elektronik GmbH N r: 3 5 Schwere-Reiter-Strasse Zusatz Straße: -> 8 0 7 9 7 Postfach: Land: Telefon : FAX : WWW: E-MAIL : Weitere Gebiete Haus 14 I N T E R N - Kennzeichen: Sammel- Rechnung: D Bezirk: München Deutsch 089/579858-0 089/579858-20 www.quart.de [email protected] A8 (A) B2 (B) Seiten Nr.: Datum: Objektinteresse Verlag Erscheinungsweise Botenverlag monatlich Journal Botenverlag Ansprechpartner Vorname Akad. Beier Leimer Weiler Gerd Heinz Silke Dr. Vertreter Merkmale Bemerkungen 180000 Mitarbeiter bis 100 Abteilungen Durchwahl -100 -255 -256 Wert L a n d / P l z Postfach / Straße / Ort Bemerkungen Bemerkungen Telefon/Fax Geschäftsleitung Es wäre schade, wenn wichtige Daten über den Anzeigenkunden dem eigenen Unternehmen verloren gehen, nur weil sich niemand rechtzeitig um die Software gekümmert hat. Folgende Informationen über den Anzeigenkunden sollte das Verwaltungsprogramm in jedem Fall enthalten: D 80797 Schwere-Reiter-Strasse München 35 Haus D 80797 Schwere-Reiter-Strasse München 35 Haus Betreuende Werbeagenturen Gebiet La./Plz Postfach / Straße / Ort Meier & Gerber Meier & Gerber Gbr Werbeagentur 4 D 80556 089/579858-0 089/579858-20 Marketing Elsenheimerstraße München Telefon/Fax/Ku-Nr 89 11001 Zuständig beim Kunden Betreuende Haustechnik Beier Leimer Weiler Meier & Gerber Produkte: Haus-Komfort 089/579858-0 089/579858-20 Bemerkungen Produktbereiche GF PR Ass PreisKat. GF PR Ass Text EDV-Beratung Bereich RL M/W Position M M W 1 31.10.2000 16:06:40 RL 14-tägig Budget 2000 Nein Nein Z V M - I n f o: Der Bote Branche 4 0 Werbeagentur 4 Home Secure Art Zuständig bei der WA SA Lucius Paul CD GF Torres 2000 ABSCHLÜSSE im Zeitraum: 31.10.97 bis 31.10.03 Stat AbschlußNr 421 Objekt SKR Der Bote K Beginn 01.10.00 Ende Rabatt 30.09.01 Menge mm UM mm Bis 0 0 12% Summe: SE UM SE Bis 12,0 2,0 12 2 BUCHUNGEN im Zeitraum: 31.10.97 bis 31.10.03 _ Name und Adresse _ Nielsen-Gebiet _ Bankverbindung _ Fibu-Informationen (Rechnungsanschrift, Sammelrechnung, Voraus- Ausgabe Objekt Wo G 12/2000 Der Bote 11/2000 Der Bote Produkt BL Home Secure Home Secure TOTAL mm SE Art 1,00 1/1 Seite vi 1,00 1/1 Seite vi 2,00 Brutto RB SR W A - N e t t o AA 143.520,00 12 143.520,00 12 107.352,96 A 107.352,96 A 287.040 214.705 MEMOS im Zeitraum: 31.10.97 bis 31.10.03 Datum /Dik./WV Abschluß-Nr AN/VON betrifft WA/PE Betrifft ./. Seite 2 © Müller & Prange, Softwareverlag, München – 125 – CP Ratgeber Anzeigen 10.5 Preisbildung Das Festlegen des Anzeigenpreises erfordert Fingerspitzengefühl und eine gute Marktkenntnis. Kriterien zur Berechnung des Anzeigenpreises sind: _ Format des gebuchten Seitenanteils _ tatsächliche Veröffentlichung und Verbreitung der Auflage _ Platzierung (für Umschlagsseiten wird in aller Regel ein Aufpreis berechnet) _ Farbanteil (schwarzweiß, Schmuckfarbe, bis zu vier Zusatzfarben _ Anzahl der Buchungen Mengen- und Malstaffel Mengenrabatte beleben das Geschäft und vermitteln das Gefühl von gutem Kundenservice. Sie werden abhängig vom gesamten Jahresauftragsvolumen des Anzeigenkunden – grundsätzlich nur für gewerbliche Anzeigen – gewährt und müssen den Grundsätzen der Preislistentreue folgen. Basis zum Berechnen des Rabatts ist eine festgelegte Mengen- und Malstaffel. Als Jahresbeginn gilt der Tag der ersten Anzeigenschaltung. Die Rabattstaffeln sind nicht überall einheitlich. Sie sind vielmehr Teil einer strategischen Anzeigenpreispolitik. nicht zu schalten, muss er den bereits gewährten Rabatt zurückzahlen, es sei denn, die Anzeigenpreise wurden während dieses Jahres erhöht und der Kunde argumentiert mit seinem leider inzwischen erschöpften Etat. Der Herausgeber des Kundenmagazins kann dann zwar auf das Rückzahlen des gewährten Rabatts bestehen, wird das aber in aller Regel nicht tun, um den Anzeigenkunden nicht zu verärgern und für spätere Aufträge zu verlieren. Beispiel einer Malstaffel: ab 3 Anzeigen 2% ab 6 Anzeigen 4% ab 9 Anzeigen 6% ab 12 Anzeigen 8% ab 18 Anzeigen 10 % ab 24 Anzeigen 12 % ab 48 Anzeigen 14 % Beispiel einer Mengenstaffel: ab 1 Seite 3% ab 3 Seite 5% ab 6 Seite 10 % ab 9 Seite 15 % ab 12 Seiten 20 % ab 15 Seiten 21 % ab 18 Seiten 22 % ab 21 Seiten 23 % ab 24 Seiten 24 % ab 27 Seiten 25 % Beispiel: Ein Kundenmagazin, das viermal jährlich erscheint, gewährt ab einer Zweifach-Buchung zehn Prozent Rabatt. Wer seine Anzeigen für alle vier Ausgaben bucht, erhält bereits den doppelten Rabatt, also 20 Prozent. Mehrseitenrabatt Veröffentlicht ein Inserent in einer Ausgabe eine zusammenhängende Anzeigenstrecke, so erhält er in Fortführung der Rabattstaffel z.B. folgenden Nachlass: Entscheidet sich der Werbetreibende dagegen im Laufe des Jahres, die zunächst angekündigten Anzeigen doch – bei mindestens 4 zusammenhängenden Anzeigenseiten: 5 % _ bei mindestens 6 zusammenhängen- – 126 – CP Ratgeber Anzeigen 10.5 Preisbildung den Anzeigenseiten: 7,5 % _ bei mindestens 8 zusammenhängenden Anzeigenseiten: 10 % _ bei mindestens 12 zusammenhängenden Anzeigenseiten: 15 % Der Mehrseitenrabatt wird vom BruttoAnzeigenpreis abzüglich Abschlussrabatt errechnet. Eine Anzeige muss nur dann bezahlt werden, wenn sie tatsächlich in der vereinbarten Auflagenhöhe erschienen ist. Ein Preisnachlass bis hin zum erneuten Schalten der Anzeige wird sicher dann fällig, wenn die Druckqualität mangelhaft, die Farben entsprechend unzureichend gedruckt wurden. _ technische Hinweise _ die der Preisliste zugrunde liegende Auflage _ Zahlungsbedingungen und Bankverbindungen _ Anzeigenformate inklusive Farbdruckmöglichkeiten _ Bruttopreise der Anzeigen inklusive Aufschlägen für Farbgestaltung _ Nachlass-Staffelung _ Geschäftsbedingungen 5% 10% 56% _ Gültigkeit in Form einer Preislistennummer _ Verlagsadresse _ Erscheinungsweise _ Heftformat _ Druckverfahren 29% Verkehrsmittel über 250 Euro Agenturrabatt Agenturen, die im Auftrag des Werbetreibenden Anzeigen in den Medien platzieren, sind dem Verlag gegenüber verpflichtet, ihren Kunden den Listenpreis für die Anzeigen zu berechnen. Umgekehrt gewährt der Verlag den Agenturen dafür einen Rabatt. Er liegt heute ungefähr bei 15 Prozent. Anzeigenpreisliste Sie nennt Preise und Bedingungen, unter denen die Anzeige veröffentlicht wird. Der Herausgeber verpflichtet sich, diese Preisliste allen Auftraggebern gegenüber einheitlich anzuwenden. Willkürliches Abweichen ist mit den geltenden Gesetzen nicht vereinbar. Die Anzeigenpreisliste enthält immer folgende Informationen: Soviel kostet es, 1000 Leser zu erreichen in den folgenden Branchen: über 50 Euro über 25 Euro bis 25 Euro 10% 12% 65% 13% Dienstleistungen über 250 Euro über 50 Euro über 25 Euro bis 25 Euro 14% 34% 34% 18% Finanzen über 250 Euro über 50 Euro über 25 Euro Quelle: Compass, Dahlem&Partner, München – 127 – bis 25 Euro CP Ratgeber Anzeigen 10.6 Haftung und Preisnachlässe Soviel vorweg: Pannen sind menschlich und werden immer wieder passieren. Wichtig ist, dass sie schnell, unbürokratisch und möglichst zu aller Zufriedenheit wieder behoben werden können. Professionelle Anzeigenvermarkter werden auch in schwierigen Situationen Ruhe bewahren. Mit Erteilen und Annehmen eines Anzeigenauftrags kommt zwischen dem Auftraggeber und dem Herausgeber des Kundenmagazins ein Vertrag zustande. Der Herausgeber verpflichtet sich, die Anzeige zu veröffentlichen, und der Auftraggeber verpflichtet sich, sie zu bezahlen. Was so einfach klingt, birgt im Tagesgeschäft viele Stolpersteine. Daher sollten einige Detailfragen frühzeitig geklärt werden. Auftragsbestätigung Sie sollte alle gewünschten und vereinbarten Konditionen zusammenfassen. Dazu zählen _ Name und Anschrift des Werbungsmittlers _ Name und Anschrift des Inserenten _ Abschluss _ Abruf _ Laufzeit des Abschlusses _ Format/Größe der Anzeige/Farbgebung/Farbausstattung _ Preis _ Rabatte _ Mittlerprovision _ Disposition/Erscheinungstermin/ Häufigkeit des Erscheinens _ Platzierung _ Termine für Druckunterlagen – 128 – _ Hinweis auf die AGB _ Erfüllungsort und Gerichtsstand _ Zahlungsbedingungen bzw. -vereinbarungen Der Verlag muss eine einwandfreie drucktechnische Ausführung des Anzeigenauftrags im Rahmen der üblichen Druckqualität gewährleisten. Wird die Anzeige des Kunden ganz oder teilweise unleserlich, unrichtig oder unvollständig abgedruckt, kann der Kunde unter Umständen argumentieren, dass der Anzeigenzweck beeinträchtigt wurde. Ist der Anspruch gerechtfertigt, muss eine Zahlungsminderung oder gar eine Ersatzanzeige gewährt werden. Pannenhilfe Der Anzeigenkunde reklamiert. Keine Sorge, das meiste lässt sich richten. Mangelhafte Heftqualität Durch einen Verarbeitungsfehler wurden Exemplare fehlerhaft geheftet oder geklebt. Nun steht der Satzspiegel nicht mehr korrekt. Lösung: Die Druckerei, der verarbeitende Betrieb und der Verlag/Herausgeber geben eine verbindliche Erklärung über die Heftqualität der Auflage ab und versichern, dass die Mängel auf einzelne wenige Hefte beschränkt sind. Falsches Anzeigenmotiv Die Anzeigenverantwortlichen drucken ein anderes Anzeigenmotiv ab als das für die Ausgabe vorgesehene. Lösung: Zunächst wird das Ausmaß der Beeinträchtigung geklärt. Sollte die Anzeige eine terminierte Verkaufsaktion unter- CP Ratgeber 10.6 Haftung und Preisnachlässe stützen, ist es ratsam, in der nächsten Ausgabe ersatzweise ein anderes Motiv einzuschalten. Ist das Motiv aber nur eins von fünf zeitgleich in anderen Magazinen laufenden (auch Stagger-Motiv genannt), dann sollte im Sinne guter Geschäftsbeziehungen auf eine Nachlassforderung verzichtet werden. Falsche Ausgabe Die Anzeige wurde früher als beabsichtigt geschaltet und damit eine Nachfrage nach einem Produkt mobilisiert, das es noch gar nicht gibt. Lösung: Eine kostenlose Ersatzanzeige sollte dann gewährt werden, wenn sichergestellt ist, dass der Inserent diesen Fauxpas nicht dadurch provozierte, dass er erst nach Anzeigenschluss auf ein Verschieben seiner Anzeige drängte. Falsche Platzierung Die Anzeige wurde – statt auf einer rechten Seite – aus Platzgründen auf einer linken Seite platziert. Lösung: Generell wird den Platzierungswünschen der Inserenten immer entsprochen werden. Vorausgesetzt, der Kunde gibt den Wunsch auch rechtzeitig bekannt. Dies muss im Reklamationsfall überprüft werden, um dann gegebenenfalls einen Preisnachlass zu gewähren. Die Auflage sinkt Wider Erwarten muss aus Kostengründen die Auflage reduziert werden. Die Anzeigenpreise stehen nicht mehr im Verhältnis zur Auflage. Lösung: Eine Preisminderung sollte in jedem Fall gewährt werden, wenn ein Anzei- genabschluss über mehrere Seiten vorliegt und die durchschnittliche Auflage im Insertionsjahr – beginnend mit der ersten Anzeigenschaltung des Kunden – unter der in der Preisliste genannten liegt. Voraussetzung für eine Preisminderung ist, dass eine Auflagenminderung einen bestimmten Prozentsatz erreicht: bis zu 50 000 Exemplaren: 20% bis zu 100 000 Exemplaren: 15% bis zu 500 000 Exemplaren: 10% über 500 000 Exemplaren: 5% Zweifelsfälle Das herausgebende Unternehmen ist verpflichtet, Anzeigentexte daraufhin zu prüfen, ob Straftatsbestände berührt werden oder erkennbare Wettbewerbswidrigkeiten vorliegen. Selbst wenn dem herausgebenden Unternehmen in diesem Sinne tatsächlich ein Fehlverhalten vorzuwerfen wäre – was nahezu auszuschließen ist –, könnte ein Gericht maximal Fahrlässigkeit erkennen. Anders bei Anzeigen für Arzneimittel. Hier ist das herausgebende Unternehmen verpflichtet, auf unzulässige Irreführung zu achten. Das ist dann der Fall, wenn mit großen Worten Wirkungen versprochen werden, die fachwissenschaftlich nicht gesichert sind, oder Angaben über Nebenwirkungen täuschend und irreführend formuliert sind. Doch auch hier dürfte im Ernstfall ein schuldhaftes Verhalten sehr schwer nachweisbar sein. Bleibt der gesunde Menschenverstand und der Abgleich mit dem Firmenimage – zwei sicher sehr vernünftigte Anzeigen-Zensoren. – 129 – Anzeigen CP Ratgeber Anzeigen 10.7 Medialeistung Die Leserbefragung Was geschieht mit meinem Werbe-Euro? Ist er wirklich effizient eingesetzt? Erreiche ich damit meine Zielgruppe? Das fragt sich jeder Inserent in Anbetracht der Vielfalt von Werbemöglichkeiten. Wer deshalb Anzeigenkunden für sein Objekt gewinnen will, muss mit den entsprechenden Belegen überzeugen. In Konsequenz entstand ein ganz eigener Markt von Studien und Analysen, der vielfach kaum noch überschaubar ist. Die zentralen Fragen lassen sich reduzieren auf: _ wer liest das Magazin? _ wie nutzt der Leser das Magazin? _ wie ist das Magazin im Vergleich zu anderen Titeln zu bewerten? Über zwei unterschiedliche Ansätze versucht man, diesen Erkenntnissen auf die Spur zu kommen. Nämlich über _ qualitative Leseranalysen: Sie geben Aufschluss über die soziologische Schichtung der Leserschaft (Leserbefragung, Copytest, Allensbacher Werbeträgeranalyse = AWA) _ quantitative Leseranalysen: mengenbezogene Aussagen über die Heftauflagen (Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern = IVW) Die qualitativen Analysen sind wiederum zu untergliedern in heftbezogene Untersuchungen und heftübergreifende, etwa branchenbezogene. Der Markt der Kundenzeitschriften ist – mit wenigen Ausnahmen – derart inhomogen, dass sich die Gruppenauswertung nur in wenigen Fällen anbietet. – 130 – Der Anzeigenleiter hat eine ganz bestimmte Gruppe von Werbetreibenden im Visier. Er muss diesen Anzeigenkunden den Beweis liefern, dass sich die Leserschaft des Magazins mit deren Zielgruppen decken. Das erreicht er über zielorientierte Fragen im Rahmen einer Leserbefragung. Beispiel: Ein Mobilfunkmagazin möchte Markenartikler im oberen Preissegment als Anzeigenkunden gewinnen. Es entschließt sich zu einer Leserbefragung. In den Fragen verbergen sich die Argumente für die anvisierte Anzeigenklientel: _ Alter? Zielargument: Die Leser stehen mitten im Leben _ Stellung im Betrieb? Zielargument: Die Leser sind Entscheider _ Haushalts-Nettoeinkommen? Zielargument: Die Leser können sich was leisten _ Familienstand? Zielargument: Die meisten Leser haben Familie. Sie tragen privat Verantwortung und haben durch ihre familiäre Situation Mehrfachkontakte – auch zu jüngeren Zielgruppen _ Nutzung des Handys? Zielargument: Die Leser sind kommunikativ _ Nutzung von Auto, Flugzeug, Bahn? Zielargument: Die Leser fahren Autos deutscher Nobelmarken und fliegen oft mit dem Flugzeug _ Nutzung von PC, Fax, Laptop? Zielargument: Die Leser nutzen modernste Technik CP Ratgeber Anzeigen 10.7 Medialeistung _ Kaufbereitschaft? Zielargument: Die Leser leben gerne gut _ Ausbildung? Zielargument: Die Leser haben Niveau _ Werbeerinnerung? Zielargument: Die Leser nehmen gute Werbung wahr Die Befragung beantwortet auch: _ Wie hoch ist die tatsächlich verbreitete Auflage? _ Wie teuer ist es, 1000 Leser zu erreichen? (der sogenannte Tausendkontaktepreis) _ Wie teuer ist die Anzeige im Vergleich zu Fach-/Publikumstiteln? Der Copytest Neben Befragungen zur Lebenssituation des Lesers gibt es die Variante des Copytests. Ein Interviewer stellt gezielte Fragen nach den Lesegewohnheiten anhand eines konkreten Exemplars des betreffenden Magazins. Ein starres Frageschema existiert nicht. Der Test kann stets den jeweiligen Informationsbedürfnissen angepasst werden. Der Copytest gibt Aufschluss über die Akzeptanz der Beiträge und ist daher auch ein Instrument für die redaktionelle Arbeit. Daher sollte der Fragebogen zusammen mit der Redaktion gestaltet werden, und es sollte ein Marktforschungsinstitut mitarbeiten. In einem Interview befragt werden repräsentative Leser, die die betreffende Ausgabe der Kundenzeitschrift bestimmt schon gelesen oder mindestens »etwa die Hälfte« gelesen haben. Heftnutzung 1. Was würden Sie schätzen, wie viele Beitragsseiten vom ganzen Heft Sie ungefähr gelesen oder angeschaut haben? etwa die Hälfte etwa drei Viertel fast alle/alle 2. Wie oft nehmen Sie eine Ausgabe dieser Zeitschrift normalerweise in die Hand, bis Sie sie nicht mehr anschauen? 1-2mal 3-5mal 6mal und mehr 3. Wie lange haben Sie sich insgesamt mit dieser Ausgabe beschäftigt, also darin gelesen oder geblättert? bis zu einer Stunde bis zu zwei Stunden bis zu drei Stunden 4. Haben Sie in diesem Heft schon alles gelesen, was Sie lesen wollten? ja nein Heftzuwendung/-bewertung 5. Bitte bewerten Sie folgende Aussagen. Inwieweit treffen sie auf Ihr persönliches Leseverhalten für dieses Heft zu? 1 = trifft genau/überwiegend zu 2 = trifft weniger zu 3 = trifft nicht zu 1 2 3 Beim Lesen dieser Zeitschrift brauche ich Ruhe und will nicht gestört werden Diese Zeitschrift enthält häufig Beiträge, die Gesprächsstoff liefern Die Zeitschrift bringt mir die Informationen, die ich von einer guten Zeitschrift dieser Art verlange Diese Zeitschrift enthält häufig Beiträge, die mich noch lange beschäftigen In dieser Zeitschrift lese ich für gewöhnlich sämtliche Beiträge Ich würde notfalls viel Mühe darauf verwenden, jede Ausgabe dieser Zeitschrift zu erhalten 6. Wie nahe steht Ihnen diese Kundenzeitschrift allgemein? Skala von 1 (= sehr nahe) bis 7 (= sehr fern) 1 Ein professionelles Institut hat die Routine, Fragen treffend zu formulieren und die Ergebnisse auszuwerten. Es kann auch beurteilen, ob bei der betreffenden Zielgruppe beispielsweise ein Gewinnspiel sinnvoll ist, um die Rücklaufquote zu erhöhen. länger 2 3 4 5 6 7 7. Welche (Schul-) Note würden Sie speziell dieser Ausgabe geben? Skala von 1 (= sehr gut) bis 6 (= sehr schlecht) 1 2 3 – 131 – 4 5 6 Beispiel für einen Copytest CP Ratgeber Anzeigen 10.7 Medialeistung Die Kontrollinstanzen Informationsverhalten 8. Ich nenne Ihnen einige Zeitschriftentitel. Welche davon kennen Sie und wie häufig lesen Sie sie? 1 = lese ich häufig 2 = ab und zu 3 = selten 4 = nie Bekanntheit ja nein 1 2 3 4 Zeitschrift A Zeitschrift B Zeitschrift C Zeitschrift D Zeitschrift E Redaktionelle Fragen 9. Welche der folgenden Artikel haben Sie gesehen? ja nein Artikel A Artikel B Artikel C Artikel D 10. Wie viel haben Sie von folgenden Artikeln gelesen? 1 = ganz/Hälfte oder mehr 2 = weniger als die Hälfte 3 = nur Bilder gesehen 1 Artikel Artikel Artikel Artikel 2 1 = sehr stark 2 = durchschnittlich 3 = gering 1 2 3 A B C D 12. Über welche Themen, die immer wieder in der Kundenzeitschrift behandelt werden, würden Sie in Zukunft gerne mehr oder weniger lesen? 1 = mehr 2 = gleich viel 3 = weniger 1 Thema Thema Thema Thema 2 IVW-Prüfung Industrie, Handel und Dienstleistungsgewerbe wollen vor der Durchführung einer Werbekampagne genau wissen, in welchem Maße welche Medien Kontakte zur gewünschten Zielgruppe ermöglichen. Schon im Jahre 1949 wurde zu diesem Zweck die IVW gegründet. 3 A B C D 11. Wie stark würden Sie Ihr Interesse an diesen Artikeln einschätzen? Artikel Artikel Artikel Artikel Die drei großen Kontrollinstanzen sind _ die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW), Bonn _ Die Allensbacher Werbeträgeranalyse (AWA) vom Institut für Demoskopie Allensbach _ Die Media-Analyse der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse in Frankfurt/Main 3 A B C D Abschluss: Der Copytest wird mit der detaillierten Abfrage der statistischen Daten wie in der Leserbefragung abgeschlossen. – 132 – Die Bonner Mediaplaner prüfen Auflagen und geben einen Überblick über deren Entwicklung. Zur IVW-Prüfung wird niemand gezwungen. Sie ist eine freie Entscheidung der Verleger, eine Art freiwilliger Selbstkontrolle. Vor allem bei kleineren Titeln und Zeitschriftenneugründungen, für die noch keine Reichweitenuntersuchungen vorliegen, gilt die IVW-Prüfung als wichtigstes Kontrollinstrument der tatsächlich verkauften Auflage. Die IVW-Zahlen werden so zum Nachweis der Leistungsfähigkeit des entsprechenden Titels als Werbeträger. Auch immer mehr Kundenmagazine lassen inzwischen ihre Auflagen von der IVW prüfen: Anfang 2003 zählte die Interessengemeinschaft knapp über 100 Magazine. Die Auflagenmeldungen erfolgen nach einem vorgegebenen Schema. Darin sind die durchschnittlichen Auflagenzahlen je Quartal einzutragen. Exem- CP Ratgeber Anzeigen 10.7 Medialeistung Titel Apotheken Magazin für Senioren Apotheken Kurier Apotheken-Umschau Komb A Verkauf 102785 Verbreitung 104435 Druckauflage 105075 123250 206899 211467 5209967 5270347 5292667 Apotheken-Umschau-B 2596792 2627507 2638667 Diabetiker Ratgeber 1147017 1167038 1171467 Gesundheit medizini 523050 537784 541216 2127417 2144169 2152500 Neue Apotheke Gesundheit 1505027 1536892 1570666 Senioren Ratgeber 1654150 1688403 1694208 Quelle: IVW plare, die vor oder nach diesem Zeitraum verbreitet wurden, dürfen im Berichtsquartal nicht gemeldet werden. IVW-Mitglieder erhalten das in Werbekreisen geschätzte IVW-Siegel. Die so geprüfte Auflage ist für Mediaplaner in Agenturen und Unternehmen Voraussetzung für das Schalten einer Anzeige. Nun ist aber Auflage nicht gleich Auflage. Differenziert wird zwischen _ Druckauflage _ verbreiteter Auflage und _ verkaufter Auflage Den Anzeigenkunden interessiert immer die verbreitete Auflage. Sie errechnet sich bei Kauftiteln aus Druckauflage abzüglich unverkaufter Exemplaren oder aus verkaufter Auflage zuzüglich unentgeltlich verbreiteter Exemplare. Bei den noch überwiegend kostenlos verbreiteten Kundenzeitschriften kann davon ausgegangen werden, dass die Druckauflage auch der verbreiteten Auflage entspricht. Denn kein Unternehmen will die teuer produzierten Magazine im Keller verrotten lassen. Die Tatsache, dass die Verlage bzw. die Herausgeber von Kundenzeitschriften ihre Auflage selbst melden, birgt freilich auch die Gefahr von Falschmeldungen. Die IVW-Verantwortlichen können nicht jede Meldung überprüfen. Falschmelder können aber per Stichprobe identifiziert werden. Allensbacher Werbeträgeranalyse (AWA) Während die IVW-Prüfung über das Messen von Auflagengrößen ausschließlich Aussagen zur Quantität treffen kann, gibt die AWA Auskunft über Reichweiten. Das heißt, der Werbetreibende erfährt nicht nur, wieviel Exemplare in der Zielgruppe verbreitet werden, sondern auch, wer das Kundenmagazin tatsächlich liest. Solche Reichweiten werden entweder in Prozenten dargestellt – als Leser pro Ausgabe (LpA) – oder als Hochrechnung in absoluten Zahlen. Leser ist nach Definition der Makrtforschung, wer eine Ausgabe des betreffenden Magazins gelesen oder auch nur durchgeblättert hat. Denn auch beim Blättern ist die Chance gegeben, daß der Leser Kontakt mit der Anzeige hat. Die AWA ist eine jährlich erscheinende Markt-Media-Untersuchung zu Mediennutzung und Konsumverhalten. Untersucht wird – repräsentativ für die – 133 – Das Beispiel aus einer IVW-Statistik zeigt das Verhältnis der drei Auflagenarten zueinander. Die höchste Zahl ist die Druckauflage, gefolgt von der Verbreitung, welche die verkauften und die weitergegebenen Exemplare beinhaltet. Normalerweise gibt es bei Kundenmagazinen keine verkaufte Auflage, es sei denn, der Titel wird auch am Kiosk angeboten. Die Gruppe dieser Tabelle ist eine Ausnahme. Diese Magazine werden tatsächlich an die Apotheker verkauft, welche die Hefte dann kostenlos weitergeben. IVW: Postfach 201414 53144 Bonn Tel: 0228 / 820 921 50 Fax: 0228 / 365 141 E-Mail: [email protected] www.ivw.de Institut für Demoskopie Allensbach: 78472 Allensbach am Bodensee Tel.: 07533 / 805-0 Fax: 07533 / 3048 E-mail: [email protected] www.ifd-allensbach.de CP Ratgeber Anzeigen 10.7 Medialeistung Bevölkerung ab 14 Jahren – die Nutzung von 221 Printtiteln und 66 Tarifkombinationen, Werbefernsehen und Werbefunk. Ähnlich wie die Verbraucher-Analyse (VA) enthält auch die AWA Konsumdaten für mehrere hundert Märkte und marktpsychologische Zielgruppen. Basis der Untersuchung sind 20 000 Fälle. Die AWA untersucht unter anderem _ Mediendaten (Nutzung von Fernsehen, Zeitungen, Zeitschriften) _ Soziodemografische Zielgruppen (Geschlecht, Alter, Netto-Haushaltseinkommen) _ Einstellungen/Eigenschaften (Kaufbereitschaft für exklusive Produkte, Einstellung zu Markenartikeln) _ Freizeitbeschäftigung _ Besonderes Informationsinteresse (Geld-, Kapitalanlagen, Hautpflege) Durchschnittswerte für die Relation Media im jeweiligen Segment, weiteste Leserkreise Intensivleser vor allem in den Segmenten Gesundheit und Verkehr Drei Viertel aller Seiten oder mehr 55% 46% 39% 43% 38% 38% Musik Kino, Video 47% 24% Frauentitel Moderner Haushalt Gesundheit Bauen, Wohnen 54% 42% 36% 36% 35% Finanzen Verkehr 30% 18% Frauentitel Moderner Haushalt Gesundheit Bauen, Wohnen Musik Kino, Video – 134 – Im Vergleich zu einer internen Beschreibung der Leserschaft wirkt die AWA auf Anzeigenkunden professioneller und sicher auch objektiver. Für Kundenzeitschriften ist sie vor allem dann interessant, wenn die tatsächliche Reichweite die Auflagenzahl weit übertrifft und/oder auf eine genaue Beschreibung der Leserschaft Wert gelegt wird. Ähnlich wie die Leser-Analyse Entscheidungsträger (LAE) bietet auch die AWA mit der AWA »First class« ein Instrument zur Untersuchung von Top-Entscheidern. Grundgesamtheit ist der in der AWA festgelegte Personenkreis mit dem gesellschaftlich-wirtschaftlichen Status 1. Das heißt: 68 Prozent haben Abitur, 53 Prozent verfügen über ein HaushaltsNettoeinkommen von über 2500 Euro. 60 Prozent leben in Haushalten, in denen der Hauptverdiener monatlich über 2000 Euro verfügt. Das Konsumverhalten der Gruppe repräsentiert einen Absatzmarkt in Milliardenhöhe. Verkehr Quelle: ARMAda, IfD Allensbach Relation Media mit hohem Nutzwert Bekomme nützliche Anregungen, Tipps 59% Finanzen _ Produkte und Dienstleistungen (ich kaufe gern Produkte einer exklusiven Marke, ich entscheide allein bei Geldund Kapitalanlagen usw.) Erfassung der Medialeistung von Kundenzeitschriften Im März 2000 stellten die Allensbacher Werbeforscher erstmals eine Pilotstudie der Allensbacher-Relation-Media-Analyse, ARMAda, vor. In diese Pilotstudie wurden zunächst insgesamt 18 von 61 Titeln aufgenommen, die unter den Begriff der Relation Media fallen. Die untersuchten Titel sind nach folgenden acht Segmenten gruppiert: CP Ratgeber Anzeigen 10.7 Medialeistung _ Frauen _ Gesundheit _ Kino und Video _ Moderner Haushalt _ Musik _ Verkehr _ Wirtschaft _ Bauen und Wohnen In insgesamt 2239 Interviews in einer Nachbefragung zur AWA wurden standardisierte Fragen zum Thema »Kundenzeitschriften« gestellt. Hier einige Ergebnisse der Pilotstudie: Lesebereitschaft Die Gattung Relation Media, also kostenlose Publikationen, hat sich in vielen Punkten als den Publikumszeitschriften ebenbürtige Werbeträger erwiesen. Die Annahme von manchen Werbetreibenden und Werbemittlern, kostenlose Blätter würden nicht gelesen, trifft nicht zu. Weiter Leserkreis Mehr als vier Fünftel der über 14-Jährigen liest die kostenlosen Magazine. Nutzwert Mehr als zwei Fünftel der Leser von Relation Media loben, sie hätten darin nützliche Tipps und Informationen gefunden. Jeder Vierte erklärt, man finde dort ebensogute Angebote wie in Tageszeitungen und Magazinen. Fast jeder Dritte erinnert sich, durch die Lektüre in einem kostenlosen Magazin zu einem Kauf angeregt worden zu sein. Leider ist der Pilotstudie keine Hauptstufe der ARMAda gefolgt. Doch ganz gleich, ob die Kundenzeitschriften in die AWA integriert sind oder in einer eigenen ARMAda untersucht werden: Agenturen sehen in der Allensbacher Relation Media erreichen die Intensiv-Konsumenten Beispiel: Musik – Tonträger, Hifi-Geräte Relation Media Bevölkerung im Segment insges. % Musik % CD’s – Besonderes Interesse 24,9 57,4 Walkman-Besitz 28,9 57,5 CD-Kauf (letzte 3 Monate) 42,2 70,6 5,7 20,4 Musikveranstaltungen, Konzerte Index (Bev. = 100) 231 199 168 358 Relation Media erreichen die Intensiv-Konsumenten Beispiel: Pkw-Markt Relation Media Bevölkerung im Segment insges. % Musik % Index (Bev. = 100) Auto, Autotests – Besonderes Interesse 19,9 30,6 Neuwagenfahrer 30,1 40,2 Hochwertige Pkw-Ausstattung 14,8 22,9 155 Vielfahrer (20 Tsd. km und mehr) 10,1 15,5 153 8,4 14,7 Autokauf: Entscheider mit Fachkompetenz 154 134 175 Quelle: ARMAda, IfD Allensbach Mediaforschung in jedem Fall ein großes Stück Planungssicherheit, auf das sie ungern verzichten. Mediaplaner entscheiden auf Basis der AWA über den Media-Mix, also über den Budgetanteil, der für die einzelnen Mediengattungen vorgesehen ist. Im Printbereich ist die AWA Grundlage der anschließenden Detailplanung; sie wird zur Auswahl, Bewertung und Wirtschaftlichkeitsprüfung der einzelnen Zeitschriften herangezogen. Die AWA-Analysen bieten auch für die redaktionelle Gestaltung wichtige Informationen, z.B. zur Interessenstruktur der Leser oder zur Entwicklung der Leser-Blatt-Bindung. Ob mit der Herausgabe der Kundenzeitschrift verbundene unternehmerische Ziele erreicht werden? Auch zur Beantwortung dieser Frage können AWA-Daten beitragen. – 135 – CP Ratgeber Anzeigen 10.7 Medialeistung Auszüge aus einer AWA-Strukturzählung Zielgruppen Bevölkerung Leser der ab 14 Jahre Kundenzeitschrift gesamt DBmobil % % Soziodemographie Männer Frauen Abitur, Hochschulstudium Haushaltseinkommen (netto) 2500 Euro und mehr 47,7 52,3 19,7 59,2 40,8 43,9 29,1 44,8 Ganz besonders interessiert an Informationen über Berufliche Weiterbildung 25,9 Bücher 30,6 Computernutzung 18,8 Fotografieren 10,9 Kunst und Kulturszene 11,0 Menschenkenntnis, Psychologie 33,1 Moderne Telekommunikation 14,8 Telefax, Mobilfunk 10,8 Natur-und Umweltschutz 24,0 Politik 20,9 Urlaub und Reisen 39,7 Versicherungen 24,1 Weltanschauung, Philosophie 13,2 Wirtschaftsthemen 14,6 Wissenschaft und Forschung 16,1 Radfahren, Radtouren 18,0 40,6 51,0 26,9 21,2 22,3 48,5 21,1 16,3 34,3 42,0 52,3 33,8 26,1 29,7 32,1 27,6 Besitz – Geldanlagen u.ä. Aktienbesitz Festverzinsliche Wertpapiere (Besitz) Private Lebensversicherung mit über 25 000 Euro Versicherungssumme Internationale Kreditkarte 15,5 11,6 30,4 22,9 21,6 21,2 33,3 43,1 Besitz – persönlich oder im Haushalt Computer Anrufbeantworter Handy Videorecorder 44,7 36,5 28,2 68,2 61,3 45,9 39,1 66,8 Freizeitbeschäftigung – häufig oder ab und zu Golf 1,9 Malen und Zeichnen 30,5 Schach spielen 18,9 Segeln 5,1 Tennis 10,7 3,8 36,0 33,7 9,5 17,3 Basis: Bevölkerung ab 14 Jahre Die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (MA) Die MA der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (AG.MA) in Frankfurt am Main gilt heute als die allgemein anerkannte »Währung« für Medialeistung sowie als Basis-Forschungsinstrument zur Transparenz der Massenmedien. In der Arbeitsgemeinschaft sind die Publikumsmedien, Werbeagenturen und werbungtreibende Unternehmen aus der Markenartikelindustrie, den Dienstleistungsunternehmen und des Handels zusammengeschlossen. Gemeinsam mit der Media Micro Census GmbH stellt die AG.MA jährlich auf der Basis einer repräsentativen Umfrage für die Gesamtbevölkerung eine umfassende Analyse bereit, deren Ergebnisse in Berichtsbänden dargestellt werden. Der nationalen Darstellung von Printmedien und Kino dient etwa der rote Band. Vorteil der MA: Mediadaten aus verschiedenen Befragungsquellen sind zu einem Gesamtdatensatz fusioniert und erlauben so eine über die einzelnen Mediengattungen hinausreichende Interpretation der Werbewirkung. Im Unterschied zur AWA beschreibt die MA die Zielgruppen hauptsächlich mit rein demografischen Merkmalen. Zusätzlich zu den Lesern pro Ausgabe (LpA) weist die MA inzwischen auch Leser pro Seite (LpS) aus. Vorteil: Im Unterschied zum Leser pro Ausgabe, der nur eine Kontaktwahrscheinlichkeit mit der Anzeige signalisiert, geht der LpS tiefer und versucht, den tatsächlichen Kontakt mit der Anzeigenseite zu belegen. Für die meisten Kundenmagazine kommt die MA wegen restriktiver Aufnahmebedingungen weniger in Frage. Quelle: Allensbacher Markt-und Werbeträgeranalyse – 136 – CP Ratgeber Anzeigen 10.8 Aufbau von Mediaunterlagen Die Mediaunterlagen sind die Visitenkarte des Verlags/Herausgebers eines Kundenmagazins. Sie präsentieren – im Überblick – die wichtigsten Leistungen des Kundenmagazins, nennen Anzeigenformate, -preise und -termine. Wer seine Mediadaten auf einem DIN A4Blatt zusammenschustert, muss sich nicht wundern, wenn kein Werbetreibender das so präsentierte Kundenmagazin für seriös hält und auf das Schalten einer Anzeige verzichtet. Hier ein Überblick, was in den Mediaunterlagen auf keinen Fall fehlen sollte: Format Handlich und verlagsüblich sind Mediaunterlagen im DIN-A5-Format. Die Beschriftung bietet sich im übersichtlichen und für tabellarische Darstellungen gut geeigneten Querformat an. Titelgestaltung _ Logo des herausgebenden Unternehmens (zieht sich durch die gesamten Mediaunterlagen durch) _ Name und ggf. Logo der Anzeigenorganisation _ Gültigkeit der Preisliste: mit Angabe des ersten Tages der Gültigkeit und der Preislistennummer Inhaltsverzeichnis _ Klar und übersichtlich – mit Seitenangaben Verlagsangaben _ Herausgebendes Unternehmen und der presserechtlich verantwortliche _ Name, Anschrift, Telefon und Faxverbindung der Anzeigenorganisation _ Bankverbindungen _ Zahlungsbedingungen: Fälliger Zahlungstermin ist in aller Regel der Erscheinungstag des Kundenmagazins. Hier wird auch auf die übliche Skontogewährung hingewiesen oder auf die Möglichkeit eines Bankeinzugsverfahrens _ Hinweis auf Mehrwertsteuer _ Erscheinungsweise _ Geschäftsbedingungen (siehe auch ab Seite 139) Allgemeine Angaben _ Preis für die 1/1 Seite schwarzweiß und die 1/1 Seite mehrfarbig _ Auflage: Hier steht die garantiert verbreitete Auflage und – falls IVW-geprüft – die exakte Auflagenzahl in dem zum Datum der Drucklegung der Mediadaten aktuellsten Quartal _ Nachlässe: Mengen- oder Malstaffel _ Druckverfahren: Rollenoffset oder Tiefdruck _ Verarbeitung: Klebebindung oder Klammerheftung _ Anzeigenschluss, Druckunterlagenund Rücktrittstermine: Meist ist der Rücktrittstermin identisch mit dem Anzeigenschlusstermin _ Sonderplatzierungen: Hier könnte ein Verweis stehen, dass Anzeigen auf den Umschlagseiten nur mehrfarbig akzeptiert werden Anzeigenformate und -preise _ klare Formatgrößenangaben _ Preise für alle Formate und Zusatzpreise für Farbe Druckunterlagen _ Filmanlieferung: In aller Regel seitenglatte Positivfilme in 60er Rasterweite oder – in Reminiszenz an die Weiterentwicklung der Technik – die Datenanlieferung auf Datenträger – 137 – Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (AG.MA): Am Weingarten 25 60487 Frankfurt/Main Tel.: 069 / 15 68 05-0 Fax: 069 / 15 68 05-40 E-Mail: [email protected] www.agma-mmc.de CP Ratgeber Anzeigen 10.8 Aufbau von Mediaunterlagen _ Abwicklung: Um späteren Reklamationen vorzubeugen, empfiehlt sich hier der Hinweis, dass die Verantwortung für Farb- und Tonwerte sowie die sachliche Richtigkeit beim Auftraggeber liegt – Ansprechpartner: Hier steht der kompetente Techniker der Anzeigenorganisation mit Name und Telefonnummer – Lieferanschrift: An diese Adresse werden die fertigen Filme angeliefert. Das kann die Anzeigenorganisation sein oder die Druckerei. Wird – aus Zeitmangel – direkt an die Druckerei geliefert, sollte in jedem Fall parallel auch der Anzeigenorganisation eine Kopie per Fax zugestellt werden Beikleber – Annahmebedingungen: In aller Regel werden Beikleber nur in Verbindung mit einer Basisanzeige, zumeist im 1/1 Format, angenommen – Platzierung: Sie gilt nach Absprache mit der Anzeigenorganisation Beispiel: Die Anzeigenpreise und – Beikleberformat: Hier steht das For-formate eines großen Publikumsmat, sofern es nicht im Einzelfall frei titels sind übersichtlich aufgebaut. ausgehandelt werden soll Der Nutzer kann sich leicht einen Überblick verschaffen. _ Technische Bedingungen: Wichtig ist Formate im Satzspiegel Größe in Seitenteilen 1/1 2/3 hoch 1/2 quer 1/3 hoch 1/3 quer Formate über Bund 2/1 2 x 1/2 quer Schwarzweiß Anzeigen Anzeigen mit Zusatzfarbe (2c/3c) Breite in mm 187 122 187 60 187 Höhe in mm 230 230 111 230 76 22.050,16.800,12.600,8.400,8.400,- 28.660,21.840,16.380,10.920,10.920,- 392 392 230 111 39.690,25.200,- 51.600,32.760,- die Angabe des Papiergewichts – Beikleberpreise: Die Preise beziehen sich jeweils auf 1000 Stück – Anlieferung: Wer genaue Angaben macht, spart sich viel Ärger. Beikleber sollten auf Europaletten angeliefert werden und innerhalb der Lage nicht kreuzweise gelegt sein. Die Lieferscheine sollten folgende Angaben enthalten: Zeitschriftentitel, Heft-Nummer, Name des Beiklebers, Anzahl der Exemplare auf der Palette, Anzahl der Paletten, Gesamtstückzahl der Beikleber, Absender und Empfänger. Beihefter und Beilagen _ Belegungsmöglichkeiten: Falls nicht nur die Gesamtauflage, sondern auch Teilauflagen belegt werden können, sollte hier ein Hinweis stehen _ Formate: Beim Beihefter ist die Angabe des unbeschnittenen sowie des Endformats nötig _ Papiergewicht: Das Papiergewicht muß bei Beiheftern wie Beilagen in aller Regel entsprechend ihrem Seitenumfang reduziert werden _ Technische Bedingungen: Sie sind äußerst vielfältig, sollten hier aber möglichst konkret dargestellt werden, Mehrfarbige Anzeigen(4c) 33.075,25.200,18.900,12.600,12.600,- Breite in mm 210 132 210 72 210 Höhe in mm 265 265 130 265 85 59.535,37.800,- 420 420 265 130 * 2- und 3-farbige laut Farbskala. Andere Formate auf Anfrage. Mindestformat 1/3 Seite.Die gesetzliche Mehrwertsteuer wird auf die Nettopreise aufgeschlagen. – 138 – Anschnittanzeigen Beschnittzugabe an allen Seiten je 5mm CP Ratgeber Anzeigen 10.8 Aufbau von Mediaunterlagen um eventuelle Haftungsansprüche bei Pannen leichter klären zu können _ Preise: Sie richten sich bei Beiheftern nach Seiten, bei Beilagen dagegen nach Gewicht _ Anlieferung: regelt etwa die Beschriftung auf den Europaletten _ Lieferadresse: Sinnvollerweise wird an die Buchbinderei geliefert. Geschäftsbedingungen Zu unterscheiden sind die Allgemeinen Geschäftsbedingungen und die Zusätzlichen Geschäftsbedingungen der Anzeigenorganisation. Die allgemeinen Geschäftsbedingungen Sie stimmen bei vielen Printmedien im Kern überein. Basis sind in der Regel die »Allgemeinen Geschäftsbedingungen für Anzeigen und Fremdbeilagen in Zeitungen und Zeitschriften«, die vom Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) erarbeitet wurden. Zu den wesentlichen Inhalten zählen: _ Auftrag, Abschluss, Laufzeit: Aus der zeitlichen Zuordnung von Anzeigenveröffentlichungen leiten sich Ansprüche auf Gewährung oder Erstattung der in der Preisliste festgelegten Nachlässe ab. _ Kontrahierung: Hier sind Fragen im Zusammenhang mit Annahme und Ablehnung eines Anzeigenauftrags geregelt. Die willkürliche Ablehnung von Anzeigen ist verboten. Der Verlag muss die Anzeige aber nicht annehmen, wenn klare Vorbehalte gegen Inhalt, Herkunft oder technische Form geltend gemacht werden können oder wenn etwa der Anzeigeninhalt gegen Gesetze oder behördliche Bestimmungen verstößt. _ Technische Durchführung: Regelt bei- derseitige Pflichten bei Lieferung der Anzeige bzw. der Druckunterlagen, _ Reklamationen, Ersatzleistungen _ Rechnung, Zahlung, _ Zusatzleistungen: Regelt den Fall, dass Zusatzleistungen vom Auftraggeber bezahlt werden müssen, _ Druckauflage: Der Verlag kann nicht aufgrund einer Auflagensteigerung automatisch die Anzeigenpreise erhöhen, _ Gerichtsstand. Die zusätzlichen Geschäftsbedingungen Sie sind von Verlag zu Verlag unterschiedlich. Trotzdem bleiben einige Kernaussagen weitgehend gleich. Sie regeln: _ die Verpflichtung von Werbemittlern, sich an die Preislistenbedingungen zu halten _ das Inkrafttreten einer neuen Anzeigenpreisliste bei laufenden Aufträgen _ die Freistellung der Anzeigenorganisation gegenüber Ansprüchen Dritter _ die beiderseitigen Ansprüche in Fällen von Betriebsstörungen aus unterschiedlichen Anlässen _ die Vorbehalte der Anzeigenorganisation, wenn die in der Preisliste festgelegten Bedingungen über die Lieferung von Druckunterlagen nicht erfüllt werden (Quelle »Geschäftsbedingungen« Verband Deutscher Zeitschriftenverleger e.V., Bonn) Die Vertreter der Nielsen-Gebiete Größere Verlage haben ihre Anzeigengebiete den Nielsen-Gebieten angeglichen und weisen die jeweiligen Repräsentanzen mit Ansprechpartnern, Adressen und Telefonnummern in den Mediaunterlagen aus. – 139 – Zentralverband der deuschen Werbewirtschaft (ZAW): Postfach 20 14 14 53177 Bonn Tel.: 0228 / 820 92-0 Fax: 0228 / 35 75 83 E-Mail: [email protected] www.zaw.de CP Ratgeber Kosten 11.1 Planung und Vollkostenkalkulation Statistisch ist das Segment Kundenzeitschriften kaum analysiert. Branchenkennziffern, wie sie im sonstigen Pressemarkt üblich sind, existieren nicht. Somit liegen auch keine Vergleichsdaten vor, an denen die Kosten für die eigene Kundenzeitschrift gemessen werden könnten. Verlagsfremde Entscheider und Dienstleister (Abteilungen für Öffentlichkeitsarbeit, Agenturen oder Redaktionsbüros) haben daher häufig das Problem, vorhandene Kundenzeitschriften betriebswirtschaftlich einzuschätzen, sie kostenoptimal zu steuern oder neue Objekte realistisch und marktgerecht zu planen. Die Planung Start beziehungsweise Fortführung einer Kundenzeitschrift entwickeln sich aus einer Aufgabenstellung des Unternehmens/der Institution heraus und erfordern gleichermaßen neue Konzepte oder Überprüfungen, die neben der inhaltlichen auch betriebswirtschaftliche Relevanz haben: _ Ziel definieren: Bindung an ein bestimmtes Produkt/an das Unternehmen; Imagepflege, Dialog, Kontakt, Service, _ Zielgruppe/Positionierung/Konzept festlegen: Kundenpotenzial und Interessenten, langfristige Blattphilosophie, eindeutiges Positionieren im Lesersegment, zielgruppengerechte Informations- und Aufmachungsqualität, _ Strategie bestimmen: zum Beispiel Distributions- und Vertriebsstrategie, Produktion, _ Prämissen definieren: Rahmenbedin– 140 – gungen zur Umsetzung der Strategie, zum Beispiel eigene Redaktion oder komplettes Outsourcing, Auflage, Frequenz, nationale und internationale Verbreitung, _ Strategie umsetzen: Entwickeln des Anzeigengeschäfts, Einsatz von Marktforschung, _ Steuerung initiieren: Projektmanagement-Plan nach Maßnahmen, Terminen und Kosten. Modell: Organisationsstruktur der Zeitschrift SchuhReport Der folgende Leitfaden zeigt anhand eines häufig praktizierten Organisationsmodells den kompletten Ablauf einer Zeitschriftenkalkulation, gibt Praxishinweise zum Berichtswesen, zur Ablauforganisation und zur Verwendung von Kennziffern. Das Beispiel ist fiktiv. Die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Schuh AG hat den Auftrag, das Kundenmagazin SchuhReport als Monatsmagazin zu organisieren. Die inhaltliche, kaufmännische und organisatorische Geschäftsführung wird von einem kleinen Team wahrgenommen. Die Abwicklung wird im Outsourcing an Dienstleister vergeben. Die Chefredaktion arbeitet auf der Basis von Jahresbudgets und kontrolliert über monatliche Soll-Ist-Vergleiche die wirtschaftliche Entwicklung der Zeitschrift. Kostenkalkulation SchuhReport Das Herstellen und Verbreiten einer Kundenzeitschrift ist – abhängig von Auflage, Erscheinungsfrequenz, Ausstattung des Objekts sowie Organisation – meist mit nicht geringen Kosten verbunden. Eine Refinanzierung durch Anzeigen- und Vertriebserlöse ist teilweise möglich, aber nicht kostendeckend und selten sinnvoll. CP Ratgeber Kosten 11.1 Planung und Vollkostenkalkulation Das Budget wird nach der Methode der Deckungsbeitragsrechnung unter Vollkosten erstellt (Kostenträgerrechnung). In der Planung werden Erlöse und Kosten, letztere nach Kostenarten und -stellen, ermittelt und periodengerecht (z.B. nach Erscheinungsmonaten) budgetiert. Mit Beginn eines Geschäftsjahres entstehen Ist-Werte in der Finanzbuchhaltung, die abgegrenzt mit den Planwerten verglichen werden können (periodengerechter Soll-/Ist-Vergleich). Das fiktive Beispiel des SchuhReports hat nebenstehende Objektkennziffern. Die relevanten Kostenblöcke: _ Kosten Redaktion _ Kosten Personal _ Erlöse/Kosten Anzeigen _ Kosten Versand _ Kosten Herstellung Kosten Redaktion Die redaktionelle Leistung für eine Kundenzeitschrift wird je nach Objekttyp mehr oder weniger aufwendig erbracht. Aufgrund der kumulativen Wirkung von Honoraren für Autoren, Fotografen, Abbildungsrechte und Übersetzer sowie der redaktionellen Umfänge sollte der Auftraggeber mit der Redaktion ein tiefer gegliedertes verbindliches Bugdet vereinbaren und kontrollieren. Objektkennziffern Frequenz Auflage Umfang Format Farbigkeit Die von der internen Redaktion über ein Redaktionsbüro gesteuerte Zeitschrift ist trotz geringen Umfangs aufwändig gestaltet. Der geplante Gesamtumfang des Beispiels beträgt 384 Seiten p.a, davon 72 Anzeigenseiten. Für die verbleibenden 312 redaktionellen Seiten ist vorgesehen, dass die interne Redaktion rund acht Seiten, die Agentur 18 Seiten pro Ausgabe erstellt. Regiekosten der externen Redaktion sind vor allem dann einzukalkulieren, wenn diese die Steuerung der nachgelagerten Dienstleister wie GrafikStudio, Druckerei, Autoren- und Fotografennetzwerk übernimmt. Zu beachten ist, dass laut Künstlersozialversicherungsgesetz (KSVG) auf Ho- 12 Ausgaben p.a. 30 000 Ex. 32 Seiten 21 x 28 cm 4c Kosten Redaktion Kostenarten T EUR Honorare 80 Personalkosten, anteilig 95 Regiekosten Redaktionsbüro 25 Summe 200 Deutsche Schuh AG Abteilung Presse und Publikationen Referat Redaktion Chefredaktion Kundenmagazin sonstige Publikationen Sekretariat Rechnungskontrolle Kontierung Redaktionsassistenz Hausmitteilung extern: Redaktion, Layout und Druckvorstufe Redaktionsbüro Autoren Fotografen Fotoagenturen extern: Verlagsmanagement extern: Anzeigenagentur Anzeigenmarketing Repro Druckerei Unternehmensleitung Controlling Budgets Reporting Marktforschung Service – 141 – Abo-Vertrieb Versandabwicklung Kontrollierte Verbreitung Adressmanagement CP Ratgeber Kosten 11.1 Planung und Vollkostenkalkulation norare an »selbstständige Künstler und Publizisten« die Künstlersozialabgabe pauschal in Form von Prozentsätzen erhoben wird. Der Satz liegt 2003 bei 3,9 Prozent. Bemessungsgrundlage sind die in einem Kalenderjahr an den genannten Personenkreis gezahlten Honorare, ohne Auslagen und Nebenkosten. Beim Beispiel unten wird die Zahlung rund 3700 Euro betragen. Personalkosten Funktion Chefredakteur Redakteur Bruttopersonalkosten Anteilige T-EUR p.a. Kapazität 74 70% 51 60% Sekretärin Summe 44 169 50% Anteilige Kosten SchuhReport (T-EUR) 51,8 30,6 21 103,4 Honorargliederung Umfang inkl. Umschlag Redaktionsseiten Anzeigenseiten Textanteil Bildanteil Interne Seitenleistung Externe Seitenleistung Bildvolumen s/w Seitenhonorar extern (18x) Bildhonorar (30x) Pressedienste (Online) Schlußredaktion Sonstige Summe Honorare Fremdhonorar pro Redaktionsseite* 320,0 50,0 Ausgabe 32 26 6 60% 40% 8 18 30 Jahr (x12) 384 312 72 60% 40% 96 216 360 EUR/Ausgabe 5 760 1 500 250 600 500 9 110 EUR/Jahr 69 120 18 000 3 000 7 200 6 000 103 320 350,4 *Summe Honorare dividiert durch Anzahl der redaktionellen Seiten; Honorare in EUR Kosten Personal Die Bruttopersonalkosten (Gehalt plus soziale/freiwillige Nebenkosten) der internen Redaktion werden in diesem Beispiel anteilig kalkuliert, da die Personen noch andere Aufgaben wahrnehmen. Erlöse/Kosten Anzeigen Beschließt das herausgebende Unternehmen, Anzeigen im Kundenmagazin aufzunehmen, und bringt das Magazin die mediatechnischen Voraussetzungen mit, dann wird das übliche Belegartenspektrum von Zeitschriften angeboten: Flächenanzeigen, Beilagen, Durchhefter, Anzeigen mit Tip-on-Elementen usw. Ein erfolgreiches Anzeigengeschäft setzt professionelles Marketing, Abwicklung und Verwaltung voraus. Kundenmagazine sollten das Anzeigengeschäft über eine erfahrene Anzeigenagentur abwickeln. Basis ist in der Regel eine Teilung des Anzeigen-Nettoerlöses im Verhältnis 60 Prozent Auftraggeber und 40 Prozent Agentur – aber nur dann, wenn die Agentur die Werbemittel – etwa Mediadaten – produziert, drucken lässt und versendet. Übernimmt dies der Auftraggeber, sind Provisionen von 25 bis 30 Prozent üblich. Zu beachten ist § 89b HGB, der »angemessene« Ausgleichszahlungen zuspricht, wenn der Auftraggeber der Agentur kündigt. Und zwar dann, wenn die Agentur dem Auftraggeber Verträge vermittelt hat, die nach der Kündigung weiterlaufen und dem Auftraggeber weiterhin »erhebliche Vorteile« bringen. Folgende Kosten fallen generell beim Beschaffen von Anzeigen an: _ Anzeigenmarketing _ Marktforschung _ Anzeigenprovision _ Anzeigenverwaltung – 142 – CP Ratgeber Kosten 11.1 Planung und Vollkostenkalkulation Wird eine Fullservice-Agentur eingeschaltet, kalkuliert der Auftraggeber nur den vereinbarten Erlösanteil vom erzielten Anzeigennetto (= Erlöse minus Mehrwertsteuer, Boni, Skonti, Rabatte), bei diesem Beispiel 60 Prozent. In aller Regel entwickelt die Agentur eine Preisliste (Tarif), die jährlich im III. bis IV. Quartal für das Folgejahr angepasst wird. Zum Vereinfachen der Budgetplanung wird aus den nach Belegarten, Mengen- und Malstaffeln sowie Farbigkeit unterschiedlichen Erlösen ein rechnerischer Durchschnitt pro Anzeigenseite gebildet. Kosten Versand/Adresspflege Der optimale Versandweg für Kundenund Mitarbeiterzeitschriften ist das Produkt »Pressesendung« der Deutschen Post Presse Distribution. Die Pressesendung ist die preisgünstigste Versandform für Produkte des Corporate Publishing (siehe Kapitel 9, ab Seite 112). Wer diesen Vertriebsweg nutzt, hat zusätzlich die Möglichkeit, seine Kundenadresse über ADRESS UPDATE pflegen zu lassen. Im Rahmen des Adress Update-Verfahrens findet die Berichtigung von fehlerhaften Abonnentenadressen auf elektronischem Wege statt. Anschriftenfehler werden korrigiert, unzustellbare Adressen gegen die Umzugsdatenbank abgeglichen und gegebenenfalls um die neue Adresse ergänzt. In der Regel stehen die aufbereiteten Adressen einen Tag nach Feststellung der Unzustellbarkeit als elektronischer Datensatz bereit und können in die Adressdatenbank automatisch eingepflegt werden. Kosten Herstellung Etwa die Hälfte der Druckkosten sind die reinen Papierkosten. Bei der Papierauswahl – und im Einkauf – lässt sich al- Nebenrechnung Anzeigen (Agenturkonzept) T-EUR Tarif pro Seite in EUR: 2 500 Durchschnittlicher Nettoerlös pro Seite: 2 150 Anzeigenseiten je Ausgabe: 6 Anzeigenseiten pro Jahr: 72 Provision der Anzeigenagentur (40%) pro Jahr: Anzeigenerlös (60%) für den Auftraggeber p.A. 154,8 61,9 92,9 Nebenrechnung Versand Nebenrechnung Versand Auflage 30 000 Ex. an Einzelempfänger, 32-Seiten-Objekt, 74 Gramm Porto Pressesendung Druckereiversand Versandaufbereitung + Etiketten Adressbearbeitung neu/ändern Summe Versand Nebenrechnung Adressenverwaltung Maßnahme Adressänderungen 20% p.a. EUR/Exemplar 0,4867 0,0614 0,0100 0,0050 0,5631 Menge, ca. 6 000 16 893,00 EUR/Ex. 0,36 EUR/Jahr 2160,00 Herstellungskalkulation eine Ausgabe Auflage/Ex. Frequenz p.a. Umfang inkl. Umschlag/ Seiten Format/cm Farbe, Euroskala Rollenoffsetdruck, matt Recyclingpapier, g/qm, Rückendrahtbindung Vorstufe, fertige Redaktionsseite/EUR 30 000 12 32 21 x 28 4/4 Kalkulation (in EUR) Vorstufe: imprimierter Datenträger Papier Druck Digitalproofs Gesamtkosten pro Ausgabe Gesamkosten pro Jahrgang 75 200 so am besten sparen. Hier sollte man auch auf den Rat des Druckers hören, denn er weiß am besten, wir das gewünschte Papier in den Maschine läuft. Wichtig, da er seine Preise nach Maschinenstunden kalkuliert. Computer to Plate, Belichtung direkt auf die Druckplatte also, ist preisgünstig, erfordert aber hohe Disziplin in den Korrekturdurchläufen. – 143 – 2 650 3 600 6 400 800 13 450 161 400 Adress Update: Mehr über die elektronische Adressberichtigung speziell für Herausgeber von Kundenmagazinen finden Sie auf den Internetseiten der Deutschen Post: www. deutschepost.de/adressupdate CP Ratgeber Kosten 11.1 Planung und Vollkostenkalkulation Die Vollkostenkalkulation Die auf der folgenden Seite beginnende Zeitschriftenkalkulation zeigt nun im Überblick den Gesamtaufbau der auf Monate periodisierten Deckungsbeitragsrechnung sowie im unteren Teil die Multiplikatoren, die sich aus den Objektkennziffern ergeben. petenz des Unternehmens aufgreift, steht am Anfang der Planungsphase. Die Entwicklungskosten sind abhängig von der Intensität, mit der sich das beauftragte Beratungsunternehmen mit der Breite des Leistungsangebots und den Erwartungshaltungen der potenziellen Leser beschäftigt. Vorlaufkosten für die Konzeptionsentwicklung sowie Gemeinkostenanteile des Unternehmens (Umlage) wurden in diesem Beispiel nicht berücksichtigt. Das Betriebsergebnis entspricht der budgetierten Investition für das Magazin. Das Budget ist mit einem Tabellenkalkulationsprogramm erstellt worden. Auf dieser Basis können in der Planungsphase problemlos Varianten gerechnet werden, beispielsweise , um die Effekte bei Auflagen- und Umfangsveränderungen zu analysieren. Häufig ist die Konzeption einer Kundenzeitschrift Bestandteil eines Corporate-Identity-Projekts. Mit dem Konzept soll auch die langfristige Sicherstellung der redaktionellen Qualität definiert werden. Die dafür notwendige verlegerische Infrastruktur ist in den meisten Unternehmen nicht vorhanden. Es bietet sich deshalb an, die Konzeptentwicklung und Produktion Spezialisten zu übertragen. Checkliste: Entwicklungskosten Kundenzeitschriften Eine Business-to-Business-Publikation soll die Öffentlichkeitsarbeit eines Unternehmens wirksam unterstützen. Ein leserorientiertes Konzept, das die Kom- Der Verantwortliche im Unternehmen vertritt den Herausgeber, übernimmt die presserechtliche Verantwortung und steuert den oder die Dienstleister inhaltlich und betriebswirtschaftlich. Kostenrechnerisch bietet das Outsourcing der zentralen Dienstleistungen meist Vorteile. Kosten für die Konzeptentwicklung Leistungen der Agentur Konzeptionsentwicklung Preise EUR ab 4 500 Titelentwicklung Logo-Entwicklung Umsetzung der Konzeption ab 1 800 ab 2 000 ab 9 000 Full-run-Konzept ab 4 000 Vorlaufplanung gesamt ab 1 500 ab 22 800 Inhalte Einmalige Kosten; Magazinkonzept redaktionell, grafisch, technisch, logistisch, individuell auf die Publikationsziele des Unternehmens zugeschnitten (Positionierung) Variantenkonzept für Haupt- und Untertitel, urheberrechtliche Prüfung Verwendungsvarianten für Titel, Geschäftsdokumentation und Werbung Musterseiten Titel, Inhaltsverzeichnis, Überschriften, Vorspänne Zwischentitel und Bildunterschriften in Echttext, Fließtext blind, tragende Beiträge mit Echtfotos aufgemacht; Rubriken, Anzeigen inkl. Abstimmungs- und Präsentationskosten der Agentur; Verlegerische Planung für die Organisation inkl. Outsourcing von Leistungen, Markteinführung des Objekts, Versand- und Vertriebsabwicklung, Verträge, Budgetierung und Controlling Druck einiger Musterexemplare Entscheidungsgrundlage für Auftraggeber Quelle: Dahlem & Partner, München – 144 – CP Ratgeber Kosten 11.2 Deckungsbeitrag SchuhReport – Frequenz zwölf Ausgaben p.a., Auflage 30 000 Ex., Umfang 32 Seiten 4c, Rollenoffsetdruck Deckungsbeitragsrechnung – Budget 2003/periodisiert Jan in tausend Euro 1 Vertriebserlöse Ausland 0 2 Vertriebserlöse Inland 0 3 Vertriebserlöse gesamt 0 4 Sonstige Erlöse 0 5 Anzeigenerlöse 5,5 6 Zuschüsse 0 7 Summe Erlöse 5,5 8 Herstellung extern 14,2 9 Herstellung Vorstufe 2,4 10 Honorare Text/Bild 9,2 11 Anzeigenprovision 2 12 Porti/Versandkosten 14,2 13 Kosten Redaktionsbüro 7 14 SA Einzelkosten 1 49 15 Deckungsbeitrag 1 -43,5 16 Werbekosten Abo. 0 17 Tel./Port./Spedition 0,5 18 Büro/Verwaltung 0,5 19 Beiträge, Versicherungen 0 20 Drucksachen/Werbemittel 0 21 Reisekosten 0,5 22 Vertriebsprov. 23 Bewirtung/Messe/Präs. 24 Sonstige Aufwendungen 25 Summe Einzelkosten 2 26 Deckungsbeitrag 2 27 Umlage Personal 28 Umlage Gemeinkosten 29 Summe Umlage 30 Betriebsergebnis v. St. 1. Anzeigen-/Heftumfang 31 Anzeigenseiten bez. 32 Redaktionsseiten 33 Gesamtseiten 34 Anteil Anzeigen in % 35 Seitenpreis in Euro 36 Nettoerlös/Seite 37 Nettoerlös/Seitenpreis 2. Abo/Aboerlöse 38 Abonnenten Ausland bez. 39 Abonnenten Inland bez. 40 Abo 41 Abo-Preis/Inland 42 Erlös/Abo/Ausl. 43 Erlös/Abo/Inl. 3. Auflagenstruktur 44 Verkaufte Auflage 45 Freiexemplare/Frei-Abos 46 Streuversand 47 Beleg-/Werbeexemplare 48 Archiv-/Restexemplare 49 Druckauflage Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Kum. 0 0 0 0 5,5 0 5,5 14,2 2,4 9,2 2 14,2 7 49 -43,5 0 0,5 0,5 0 0 0,5 0 0 0 0 5,5 0 5,5 14,2 2,4 9,2 2 14,2 7 49 -43,5 0 0,5 0,5 0 0 0,5 0 0 0 0 5,5 0 5,5 14,2 2,4 9,2 2 14,2 7 49 -43,5 0 0,5 0,5 0 0 0,5 0 0 0 0 5,5 0 5,5 14,2 2,4 9,2 2 14,2 7 49 -43,5 0 0,5 0,5 0 0 0,5 0 0 0 0 5,5 0 5,5 14,2 2,4 9,2 2 14,2 7 49 -43,5 0 0,5 0,5 0 0 0,5 0 0 0 0 5,5 0 5,5 14,2 2,4 9,2 2 14,2 7 49 -43,5 0 0,5 0,5 0 0 0,5 0 0 0 0 5,5 0 5,5 14,2 2,4 9,2 2 14,2 7 49 -43,5 0 0,5 0,5 0 0 0,5 0 0 0 0 5,5 0 5,5 14,2 2,4 9,2 2 14,2 7 49 -43,5 0 0,5 0,5 0 0 0,5 0 0 0 0 5,5 0 5,5 14,2 2,4 9,2 2 14,2 7 49 -43,5 0 0,5 0,5 0 0 0,5 0 0 0 0 5,5 0 5,5 14,2 2,4 9,2 2 14,2 7 49 -43,5 0 0,5 0,5 0 0 0,5 0 0 0 0 5,5 0 5,5 14,2 2,4 9,2 2 14,2 7 49 -43,5 0 0,5 0,5 0 0 0,5 0 0 0 0 66 0 66 170,4 28,8 110,4 24 170,4 84 588 -522 0 6 6 0 0 6 0 0,2 0 1,7 -45,2 17 0 17 -62,2 0 0,2 0 1,7 -45,2 17 0 17 -62,2 0 0,2 0 1,7 -45,2 17 0 17 -62,2 0 0,2 0 1,7 -45,2 17 0 17 -62,2 0 0,2 0 1,7 -45,2 17 0 17 -62,2 0 0,2 0 1,7 -45,2 17 0 17 -62,2 0 0,2 0 1,7 -45,2 17 0 17 -62,2 0 0,2 0 1,7 -45,2 17 0 17 -62,2 0 0,2 0 1,7 -45,2 17 0 17 -62,2 0 0,2 0 1,7 -45,2 17 0 17 -62,2 0 0,2 0 1,7 45,2 17 0 17 -62,2 0 0,2 0 1,7 -45,2 17 0 17 -62,2 6 26 32 6 26 32 6 26 32 6 26 32 6 26 32 6 26 32 6 26 32 6 26 32 6 26 32 6 26 32 6 26 32 6 26 32 0 2,4 0 20,4 -542,4 204 0 204 746,4 0 72 312 384 0 29500 0 200 300 30000 0 29500 0 200 300 30000 0 29500 0 200 300 30000 0 29500 0 200 300 30000 0 29500 0 200 300 30000 0 29500 0 200 300 30000 0 29500 0 200 300 30000 0 29500 0 200 300 30000 0 29500 0 200 300 30000 2.500 2.100 84% 0 0 0 0 29500 0 200 300 30000 – 145 – 0 0 2950029500 0 0 200 200 300 300 30000 30000 0 354000 0 2400 3600 360000 CP Ratgeber Kosten 11.2 Deckungsbeitrag SchuhReport – Frequenz sechs Ausgaben p.a., Auflage 7 500 Ex., Umfang 88 Seiten 4c, Bogenoffsetdruck Deckungsbeitragsrechnung – Budget 2003/periodisiert Jan in tausend Euro 1 1 Vertriebserlöse Ausland 0 2 Vertriebserlöse Inland 0 3 Vertriebserlöse gesamt 0 4 Sonstige Erlöse 0 5 Anzeigenerlöse 1,3 6 Zuschüsse 0 7 Summe Erlöse 1,3 8 Herstellung extern 24,3 9 Herstellung Vorstufe 4,5 10 Honorare Text/Bild 24 11 Anzeigenprovision 0,4 12 Porti/Versandkosten 3,6 13 Kosten Redaktionsbüro 7 14 SA Einzelkosten 1 63,8 15 Deckungsbeitrag 1 -62,5 16 Werbekosten Abo. 0 17 Tel./Port./Spedition 0,5 18 Büro/Verwaltung 0,5 19 Beiträge, Versicherungen 0 20 Drucksachen/Werbemittel 0 21 Reisekosten 0,5 22 Vertriebsprov. 23 Bewirtung/Messe/Präs. 24 Sonstige Aufwendungen 25 Summe Einzelkosten 2 26 Deckungsbeitrag 2 27 Umlage Personal 28 Umlage Gemeinkosten 29 Summe Umlage 30 Betriebsergebnis v. St. 1. Anzeigen-/Heftumfang 31 Anzeigenseiten bez. 32 Redaktionsseiten 33 Gesamtseiten 34 Anteil Anzeigen in % 35 Seitenpreis 36 Nettoerlös/Seite 37 Nettoerlös/Seitenpreis 2. Abo/Aboerlöse 38 Abonnenten Ausland bez. 39 Abonnenten Inland bez. 40 Abo 41 Abo-Preis/Inland 42 Erlös/Abo/Ausl. 43 Erlös/Abo/Inl. 3. Auflagenstruktur 44 Verkaufte Auflage 45 Freiexemplare/Frei-Abos 46 Streuversand 47 Beleg-/Werbeexemplare 48 Archiv-/Restexemplare 49 Druckauflage 0 0,2 0 1,7 -64,2 10 0 10 -74,2 10 78 88 1.750 1.350 77% 0 0 0 0 7000 0 400 100 7500 Feb 0 10 0 10 -10 Mär 2 0 0 0 0 1,3 0 1,3 24,3 4,5 24 0,4 3,6 7 63,8 -62,5 0 0,5 0,5 0 0 0,5 0 0,2 0 1,7 -64,2 10 0 10 -74,2 0 10 78 88 0 1750 1350 0,77 0 0 0 0 0 0 0 0 0 7000 0 400 100 7500 Apr 0 10 0 10 -10 Mai 3 0 0 0 0 1,3 0 1,3 24,3 4,5 24 0,4 3,6 7 63,8 -62,5 0 0,5 0,5 0 0 0,5 0 0,2 0 1,7 -64,2 10 0 10 -74,2 0 10 78 88 0 1750 1350 0,77 0 0 0 0 0 0 0 0 0 7000 0 400 100 7500 Jun 0 10 0 10 -10 – 146 – Jul 4 0 0 0 0 1,3 0 1,3 24,3 4,5 24 0,4 3,6 7 63,8 -62,5 0 0,5 0,5 0 0 0,5 0 0,2 0 1,7 -64,2 10 0 10 -74,2 0 10 78 88 0 1750 1350 0,77 0 0 0 0 0 0 0 0 0 7000 0 400 100 7500 Aug 0 10 0 10 -10 Sep 5 0 0 0 0 1,3 0 1,3 24,3 4,5 24 0,4 3,6 7 63,8 -62,5 0 0,5 0,5 0 0 0,5 0 0,2 0 1,7 -64,2 10 0 10 -74,2 0 10 78 88 0 1750 1350 0,77 0 0 0 0 0 0 0 0 0 7000 0 400 100 7500 Okt 0 10 0 10 -10 Nov 6 0 0 0 0 1,3 0 1,3 24,3 4,5 24 0,4 3,6 7 63,8 -62,5 0 0,5 0,5 0 0 0,5 0 0,2 0 1,7 -64,2 10 0 10 -74,2 0 10 78 88 0 1750 1350 0,77 0 0 0 0 0 0 0 0 0 7000 0 400 100 7500 Dez Kum. 0 0 0 0 0 8 0 8 146 27 144 2 22 42 383 -375 0 3 3 0 0 3 10 0 10 -10 0 1 0 10 -385 60 0 60 -445 0 60 468 528 0 10500 8100 5 0 0 0 0 0 0 0 0 0 42000 0 2400 600 45000 CP Ratgeber Kosten 11.2 Deckungsbeitrag SchuhReport – Frequenz vier Ausgaben p.a., Auflage 10 500 Ex., Umfang 48 Seiten 4c, Bogenoffsetdruck Deckungsbeitragsrechnung – Budget 2003/periodisiert Jan in tausend Euro 1 Vertriebserlöse Ausland 2 Vertriebserlöse Inland 3 Vertriebserlöse gesamt 4 Sonstige Erlöse 5 Anzeigenerlöse 6 Zuschüsse 7 Summe Erlöse 8 Herstellung extern 9 Herstellung Vorstufe 10 Honorare Text/Bild 11 Anzeigenprovision 12 Porti/Versandkosten 13 Kosten Redaktionsbüro 14 SA Einzelkosten 1 15 Deckungsbeitrag 1 16 Werbekosten Abo. 17 Tel./Port./Spedition 18 Büro/Verwaltung 19 Beiträge, Versicherungen 20 Drucksachen/Werbemittel 21 Reisekosten 22 Vertriebsprov. 23 Bewirtung/Messe/Präs. 24 Sonstige Aufwendungen 25 Summe Einzelkosten 2 26 Deckungsbeitrag 2 27 Umlage Personal 8 28 Umlage Gemeinkosten 0 29 Summe Umlage 8 30 Betriebsergebnis v. St. -8 1. Anzeigen-/Heftumfang 31 Anzeigenseiten bez. 32 Redaktionsseiten 33 Gesamtseiten 34 Anteil Anzeigen in % 35 Seitenpreis 2.000 36 Nettoerlös/Seite 1.600 Feb 0 0 0 0 3,2 0 3,2 7,4 4 13 0,8 4,5 3,6 33,3 -30,1 0 0,5 0,5 0 0 0,5 0 0,2 0 1,7 -31,8 8 0 8 -39,8 8 40 48 Mär 8 0 8 -8 Apr 8 0 8 -8 Mai 0 0 0 0 3,2 0 3,2 7,4 4 13 0,8 4,5 3,6 33,3 -30,1 0 0,5 0,5 0 0 0,5 0 0,2 0 1,7 -31,8 8 0 8 -39,8 0 8 40 48 Jun 8 0 8 -8 – 147 – Jul 8 0 8 -8 Aug 0 0 0 0 3,2 0 3,2 7,4 4 13 0,8 4,5 3,6 33,3 -30,1 0 0,5 0,5 0 0 0,5 0 0,2 0 1,7 -31,8 8 0 8 -39,8 0 8 40 48 Sep 8 0 8 -8 Okt 8 0 8 -8 Nov 0 0 0 0 3,2 0 3,2 7,4 4 13 0,8 4,5 3,6 33,3 -30,1 0 0,5 0,5 0 0 0,5 0 0,2 0 1,7 -31,8 8 0 8 -39,8 0 8 40 48 Dez 8 0 8 -8 Kum. 0 0 0 0 13 0 13 30 16 52 3 18 14 133 -120 0 2 2 0 0 2 0 1 0 7 -127 32 0 32 -159 0 32 160 192 CP Ratgeber Anhang Register Abstimmung 57 Adressen 23 Adress Update 115, 143 Aktionäre 29 Allensb. Werbeträgeranalyse (AWA) 133 Allianz deutscher Designer (AGD) 43 Altarfalz 96 Anmutung 54 Antiqua-Schriften 86f Antwortkarte 79 Anzeigen 121 Check 55 -abteilungen 45 -büros 45 -formate 95 -preis 126 -verkauf 125 Arbeitsgem.Media-Analyse (MA) ARMAda 10 Aufwand 34 Ausklapper 109 Autoren 41 B-to-B-Kunde 28 Beihefter 123 Beikleber 123 Beilagen 123 Belichtung 99 Bericht 69 Bestellcoupon 79 Beurteilungskriterien 49 Bild 92f -beschaffung 68 -unterschriften 75 Blaupause 99 Bogenoffset 104 Booklet 109 Briefing 49ff, 68 -Vorbereitung 50 Business-to-Business 28 Club 83 -magazin 24 Community 83 Consumer 25 Contentpool 58 Copytest 131 Corporate Identity 84 Corporate Publishing 9 Coupon 79 CP-Watch 10 – 148 – Datenbank, Database 76f Deckungsbeitrag 145ff Deutscher Journalistenverband (DJV) 41 Dialog 76 Dienstleisterverzeichnis 34, 39 Digitaldruck 54, 105 Druckerei 47 Druckverfahren 104ff Dummy, Papier 54, 103 Einstieg 70 Emnid 14 Erfahrungsberichte 82 externe Partner 38ff Faxpolling 78 -service 81 Feature 72 Finishing-Techniken 110 Formate 102 Forschungsgesellschaft Druck (FOGRA) 47 Fotografen 41f Freisteller 90 Geo-Imagery-Studie 30 Geruchsprobe 110 Geschäftsleitung 37 Gewinnspiele 79 Glosse 73 Grafiken 93ff Grafiker 43 Grotesk-Schriften 86f Headline 70 Heftdramaturgie 63 -planung 62ff Honorar 44 Hotline 81 Imagebildung 20 -pflege 20 Individualisierung 106ff Infografiken 93ff Infoletter 31 Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) 132f Inhouse 35 Internet 15ff, 32 Interview 72 Investor-Relations-Magazin 29 Investoren 29 Jahresplanung 59ff Journalistische CP Ratgeber Anhang Register Darstellungsformen Kommentar Kommunikationsplattform Kommunikationssituation Konzeption Koordinationsstelle Kosten Kunden werben Kunden Kundenakquise Kundenbindung Kundenwünsche Lackieren Leserbefragung -briefe Litho Magazingeschichte Marketing Marktentwicklung Marktforschung Medialeistung Mediaunterlagen, Aufbau Mengen- und Malstaffel Mitarbeiter -magazine Mitglieder Mitmach-Aktionen Multicover Nachricht Neukundengewinnung Newsletter Nullnummer Optische Elemente Organisation Outsourcing Papierauswahl -gewicht Pareto-Regel Perforation Personenporträt Pitch Point of Sale Pooling Post -versand Prämien Präsentation -elektronische Preisausschreiben Prepress Presse Distribution Presseabteilung 69 73 37 19 18ff 56 140ff 22 23 24 78 111 80, 130ff 80 46 69 37 10 18 130ff 139 128 30 11, 30 26 82 106 69 22, 28 32 54f 66 57 35 101 101 112 109 73 52 21 33 114 113 23 52 53 79 46 114 37 Print Promotion Projektleitung Proof Public Relations Publikationsarten Redaktionsbüros Relation Media Reportage Repro Response Rollenoffset Satzspiegel Schriftarten Seminarangebote Spaltenbreiten Stanzen Stehsatz Tarife Telefontarife Themenauswahl -findung Tiefdruck Tip-on-Card Transportnetze Typografie Überschriften Verkaufsförderung Verlage Versandservice -vorbereitung Verträge Vertrieb -Außendienst -Point of Sale -Wurfsendung Vollkostenkalkulation Vorspann Wechselseiten Werbeagenturen Werbeformen Wickelfalz Wochenbericht Zeitschrift Zeitung Zielgruppen Zielgruppen-Check -Segmentierung – 149 – 123 36 98 37 31 39 9 71 46 77 104 89 86 119 89 111 68 82 82 66 62 104 98, 109 116 86ff 74 21 38 118 115 48 112ff 119 119 119 144ff 70 107 39 123ff 96 57 31 31 25f 54 112 CP Ratgeber Anhang Bücherliste Bildjournalismus heute – Beruf, Ausbildung, Praxis Rolf Sachsse (Hrsg.) List Verlag, München 2003 König Kunde – angeschmiert und abserviert Günter Ogger, Droemer Knaur, München 1996 Call Center Praxis – den telefonischen Kundenservice erfolgreich organisieren Wolfgang Wiencke, Dorothee Koke, Schäffer-Verlag, Stuttgart 1999 Marketing: eine Einführung Philip Kotler, Gary Armstrong, Service Fachverlag, Wien 1999 Corporate Design. Kosten und Nutzen Rayan Abdullah / Roger Hübner, Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2002 Crashkurs Typo und Layout Cyrus Dominik Khazaeli, Rowohlt, 2001 Die Marketing-Konzeption Jochen Becker, Vahlen, München 2001 Marketing-Praxis für Manager Andreas Preißner, Campus Verlag, Frankfurt/M. 1997 Maximarketing Stan Rapp, Thomas L. Collins, McGraw-Hill Verlag, New York 1996 Einführung in den praktischen Journalismus Walther von LaRoche, List Verlag, München 2001 Media Planung für Märkte Hörzu (Hrsg.), Axel-Springer-Verlag, Hamburg 1995 Erfolgsfaktoren neuer Zeitschriften Thomas Bleis, Reinh. Fischer Verlag, München 1996 Neue Anzeigenpraxis Hansjoachim Hoebel, ZV Zeitungs-Verlag Service, Bonn 1996 Führungsaufgaben in Redaktionen E. Maseberg, S. Reiter, W. Teichert (Hrsg.), Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 1996 Strategie und Technik der Markenführung Franz-Rudolf Esch, Vahlen 2003 Grundwissen Buchhandel - Verlage Die Herstellung, Hubert Blana, KG Saur, München, London, New York, Paris 1998 Handbuch des Journalismus Wolf Schneider, Paul-Josef Raue, Rowohlt 1998 Jahrbuch Deutscher Werberat 2000 Verlag edition ZAW, Bonn 2000 Journalismus von heute Werner Meyer, Jürgen Frohner (Hrsg.), Verlag R.S. Schulz, Starnberg 1997 – 150 – Die Überschrift Wolf Schneider, Detlef Essinger, List Verlag, München 2002 Der Verlagskaufmann Reinhard Mundhenke, Societäts-Verlag, Frankfurt/M. 2002 Zeitung selber machen Bernhard Pfendtner/Gerd Klimmer, Augustus Verlag, Augsburg 1996