Jahresbericht 2014 - Stiftung Liebenau
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Jahresbericht 2014 - Stiftung Liebenau
Anstifter Jahresbericht 2014 Jahresbericht 2014 Stiftung Liebenau | Stiftung Hospital zum Heiligen Geist | Stiftung Helios – Leben im Alter Inhalt 3 Vorwort 4 6 Bericht des Aufsichtsrates der Stiftung Liebenau Mitglieder Aufsichtsrat und Vorstand 8 10 In unserer Mitte – Der Mensch. Eine Vergewisserung Bericht des Vorstandes der Stiftung Liebenau 22 24 Soziale Dienstleistungen – Kostentreiber oder lohnende Investition Bericht des Aufsichtsrates der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist mit Stiftung Kulturdenkmal Schloss Bad Wurzach Bericht des Stiftungsrates der Stiftung Helios – Leben im Alter 26 28 Kennzahlen Stiftung Liebenau | Stiftung Hospital zum Heiligen Geist | Stiftung Helios – Leben im Alter 30 Altenhilfe: Lebensqualität im Heim – Erfahrungen St. Anna-Hilfe für ältere Menschen, Deutschland; Liebenau – Leben im Alter Heilig Geist – Leben im Alter St. Anna-Hilfe für ältere Menschen, Österreich Casa Leben im Alter Einrichtungen der Stiftung Helios – Leben im Alter, Schweiz Genossenschaft DORFPLATZ Oberhelfenschwil, Schweiz 32 35 36 38 39 39 40 42 45 46 48 49 Hilfe für Menschen mit Behinderung: Teilhabe – Unterstützung beim persönlichen Lebensweg St. Gallus-Hilfe für behinderte Menschen; Liebenau – Dienste für Menschen mit Behinderung Christliches Sozialwerk Gesundheit: Emotionen als Schlüssel für ein besseres Verständnis St. Lukas-Klinik; Liebenau Kliniken Gesellschaft für Entwicklungspsychiatrie und Integration Bildung: Zwischen Freiarbeit und basaler Stimulation 52 Berufsbildungswerk Adolf Aich 54 fortbilden & entwickeln 55 Institut für Soziale Berufe 50 57 58 60 61 Hilfen für Kinder und Jugendliche: Frühe Hilfen, damit Kinder gesund aufwachsen Liebenauer Netzwerk Familie St. Nikolaus – Süddeutsches Kinderhospiz Franz von Assisi Dienstleister und Stiftungsbetriebe: Essen – Mehr als nur Nahrung 64 Liebenau Service 65 Liebenau Objektservice 66 Liebenauer Landleben 68 Forstbetriebe 69 Liebenau Beratung und Unternehmensdienste 69 Liebenau Gebäude- und Anlagenservice 62 72 73 74 74 75 Stiftungen und sonstige Tätigkeiten: Voneinander lernen – deutsch-österreichischer Austausch Fondazione S. Elisabetta Bulgarisch-Deutsches Sozialwerk St. Andreas St. Andreas-Stiftung Christliche Hospizstiftung – Leben und Sterben in Würde Bürgerstiftungen Oberteuringen, Eriskirch, Deggenhausertal, Maikammer 76 81 81 82 Ansprechpartner und Kontaktdaten Wichtige Internetadressen Impressum Standorte 70 Altenhilfe | Deutschland Altenhilfe | Österreich Altenhilfe | Schweiz Altenhilfe | Slowakei Gesundheit Bildung fortbilden & entwickeln St. Martin Sozialwissenschaftliches Gymnasium gGmbH Dienstleister und Stiftungsbetriebe Stand: Juli 2015 Institut für Soziale Berufe gGmbH Stiftungen Aufgeführt sind alle operativ tätigen Tochtergesellschaften sowie Stiftungen und sonstige zugeordnete Rechtsträger der Stiftung Liebenau, Stiftung Hospital zum Heiligen Geist und Stiftung Helios – Leben im Alter. Überblick 2014 A: Summe der Einzeldaten ohne Berücksichtigung der Beteiligungsquoten B: Summe der Einzeldaten unter Berücksichtigung der Beteiligungsquoten Hilfe für Menschen mit Behinderung Stiftung Liebenau A Standortkommunen Einrichtungen und Dienste Mitarbeiter/-innen Stiftung Liebenau (Kopfzahlen)* Ehrenamtliche Umsatz (in TEUR), konsolidiert * Hinzu kommen: Mitarbeiter/-innen Bulgarisch-Deutsches Sozialwerk Mitarbeiter/-innen Fondazione S. Elisabetta Mitarbeiter/-innen Franz von Assisi 95 290 6 889 2 532 B 6 166 2 501 298.889 35 143 762 12 47 127 Stiftung Hospital zum Heiligen Geist Hilfen für Kinder und Jugendliche Liebenauer Netzwerk Familie 3 7 233 150 10.104 Standortkommunen Einrichtungen und Dienste Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen)* Ehrenamtliche Umsatz (in TEUR), konsolidiert Stiftung Helios – Leben im Alter 4 4 168 28 8.675 Standortkommunen Einrichtungen und Dienste Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen)* Ehrenamtliche Umsatz (in TEUR), konsolidiert und sonstige Tätigkeiten Steinach Tübach Bregenz Goldach Gaissau Stiftung Liebenau** – Stiftung Hospital zum Heiligen Geist – Oberhelfenschwil Nüziders Brunnadern Stiftung Helios – Leben im Alter Vandans Bartholomäberg Schruns St. Gallenkirch B A Standortkommunen Einrichtungen und Dienste Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen)* Ehrenamtliche St. Andreas-Stiftung Fondazione S. Elisabetta Fondaziun S. Elisabetta Bürgerstiftung Deggenhausertal 102 301 8 530 2 756 6 753 Nals 2 694 Bozen Girlan ** einschließlich aller Tochtergesellschaften, Beteiligungen und sonstigen zugeordneten Rechtsträger Bürgerstiftung Maikammer Ausführliche Fakten aus den verschiedenen Tätigkeitsbereichen befinden sich auf den Seiten 28 und 29. Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, ist es Ihnen auch schon einmal so gegangen, dass Sie in den Spiegel schauen und sich mit einem Mal ganz neu sehen? Hier eine neue Falte, dort ein Gesichtszug, der Ihnen bisher noch gar nicht aufgefallen ist. Sie fangen an zu bewerten: Gefällt mir das, was ich sehe? War das früher auch schon so? Und – vielleicht eine Frage, auf die wir keine Antwort haben: Woher kommt das? Kurzum: Wir erleben Wandel am eigenen Leib. Wir vergleichen einen früheren Zustand mit dem aktuellen. Auch viele der von unseren Mitarbeitern in zahlreichen Diensten betreuten Menschen erfahren Wandel. Oft kommen sie erst durch so einen Wandel in die Situation, Hilfe zu benötigen. Da ist die junge Familie mit ihrem kranken Neugeborenen, die wir im Rahmen der sozialmedizinischen Nachsorge betreuen. Der ältere Mensch, der Schlag auf Schlag pflegebedürftig wurde und seine eigenen vier Wände für immer verließ, um in eines unserer Pflegeheime zu ziehen. Und da sind neue Erfahrungen, die einen Wandel in Gang setzen: So gelingt es Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der St. Lukas-Klinik beispielsweise mit dem Modell der emotionalen Entwicklung einer Patientin zu helfen, an die sie vorher nicht herankamen. Da ist die Erfahrung, dass auch Menschen, die sehr eingeschränkt sind, mit entsprechender Unterstützung andere Menschen teilhaben lassen können an ihren Interessen und Talenten. Oder stellen Sie sich vor, was es bewirkt, wenn der Schüler der Don-Bosco-Schule, der eine Inklusionsklasse besucht, dort zum zweiten Klassensprecher gewählt wird? Auch wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Deutschland und Österreich sich zum fachlichen Austausch treffen, hat das verändernde Wirkungen. Eines steht dabei fest: Manchen Wandel können Menschen nicht allein stemmen. Dazu brauchen sie andere Menschen – und Gottes Hilfe. In unserem Jahresbericht, den wir zusammen mit den uns verbundenen Stiftungen Hospital zum Heiligen Geist und Helios – Leben im Alter herausgeben, können Sie sich ein Bild von den verschiedenen Formen von Wandel machen. Manches wird Ihnen vertraut sein, anderes neu. Wir wünschen uns, dass sie aus der Lektüre viele neue Erkenntnisse gewinnen und wir so „Wandel“ hervorrufen können. Der Vorstand Prälat Michael H. F. Brock Dr. Berthold Broll Dr. Markus Nachbaur VORWORT 3 Bericht des Aufsichtsrates Der Aufsichtsrat der Stiftung Liebenau nahm auch im Geschäftsjahr 2014 die ihm nach dem Stiftungsgesetz von Baden-Württemberg, der Stiftungsordnung der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der Satzung sowie der Geschäftsordnung obliegenden Aufgaben mit großer Sorgfalt wahr. Als unabhängiges Kontrollorgan im Sinne von § 8 Abs. 2 des Stiftungsgesetzes von Baden-Württemberg begleitete er den Vorstand während des Geschäftsjahres kontrollierend und beratend und genehmigte die zustimmungspflichtigen Maßnahmen und Geschäfte. Der Vorstand informierte den Aufsichtsrat durch mündliche und schriftliche Berichte über die aktuellen Geschehnisse und Entwicklungen im Stiftungsverbund sowie über die laufenden Veränderungen der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen. Zusammensetzung des Aufsichtsrates Im Jahr 2014 hatte der Aufsichtsrat der Stiftung Liebenau, der laut Satzung (§ 8 Abs. 1) aus 9 bis 15 natürlichen Personen besteht, 14 Mitglieder. Die Aufsichtsratsmitglieder Domkapitular Matthäus Karrer, Dekan Sigmund Schänzle und Dekan Ekkehard Schmid wurden am 12. Dezember 2014 für weitere fünf Jahre in den Aufsichtsrat der Stiftung Liebenau gewählt. Des Weiteren erfolgte am 4. April 2014 die Wahl von Professor Dr. Volker Faust zum stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden. Am selben Tag wurde Professor Dr. Bruno Schmid zum Vorsitzenden des Sozialausschusses und Paul Locherer zu seinem Stellvertreter gewählt. Im Februar 2014 verstarb der stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates und langjährige Vorstand der Stiftung Liebenau Helmut Staiber. Der Aufsichtsrat würdigt in hoher Anerkennung die außerordentlichen Leistungen Helmut Staibers für die Stiftung Liebenau. Durch seine Persönlichkeit, sein Wissen und seine Erfahrungen hat er unsere Arbeit im Laufe seiner langjährigen Tätigkeit geprägt und sehr bereichert. Beratungen und Genehmigungen Im Geschäftsjahr 2014 trat der Aufsichtsrat zu vier regulären Aufsichtsratssitzungen und zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Wichtige Themen und Beratungsgegenstände waren im vergangenen Jahr neben der allgemeinen Geschäftsentwicklung der Austausch mit dem Bischöflichen Ordinariat zum Positionspapier „Stiftung Liebenau – eine Lebens- und Wesensäußerung von Kirche“ und die Ergebnisse einer markensoziologischen Analyse im Zuge des Markenstärkungsprozesses. Zentral waren außerdem die Auflösung der Liebenau Teamwork Kommunikation GmbH, die Beteiligung der Stiftung Liebenau an einer neu zu gründenden gemeinnützigen GmbH als Träger eines sozialwissenschaftlichen Gymnasiums an der Bodensee-Schule St. Martin, Friedrichshafen sowie Fragen der Anlage- und Investitionsentwicklung. Dazu gehörten unter anderem Grundstückskäufe. Der Aufsichtsrat widmete sich zudem dem politischen und gesellschaftlichen Handeln der Stiftung Liebenau und setzte sich mit dem Stand der internationalen Entwicklungen und Aktivitäten der Stiftung auseinander. Dabei prüfte er insbesondere die Rahmenbedingungen und Möglichkeiten für ein verstärktes Engagement in Italien. Wandel Der Koffer ist in Rosenharz seit Beginn der großen Umbauarbeiten Symbol für den Wandel, der im Zuge der Dezentralisierung der Hilfen für Menschen mit Behinderung dort stattfindet. Allein im Jahr 2014 werden drei Häuser abgerissen, viele Bewohner müssen umziehen. Abschied Am 8. Februar stirbt Helmut Staiber. Er war seit 1968 für die Stiftung an verantwortungsvoller Stelle tätig: von 1968 bis 1992 als Verwaltungsleiter, von 1992 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2002 als Vorstand. Von 2002 bis 2014 stellte er seine vielfältigen Erfahrungen als Mitglied des Aufsichtsrates und seit 2004 als stellvertretender Vorsitzender dieses Gremiums zur Verfügung. Unter großer Anteilnahme wird er am 14. Februar in Liebenau beerdigt. 4 A U F S I C H T S R AT S T I F T U N G L I E B E N A U Arbeit in den Ausschüssen Neben der Arbeit im Plenum fanden themen- und anlassbezogene Ausschusssitzungen statt: Zweimal tagte der Wirtschaftsausschuss, zweimal der Ausschuss Soziale Dienste und jeweils einmal der Personal- und Markenausschuss. Der Wirtschaftsausschuss befasste sich umfassend mit dem Konzernjahresabschluss und den Jahresabschlüssen der Tochtergesellschaften für das Geschäftsjahr 2013. Weitere Schwerpunkte waren die intensive Beschäftigung mit den Wirtschaftsplänen der Stiftung Liebenau und ihrer Gesellschaften für das Jahr 2015, die Berichterstattung zum Internen Kontrollsystem sowie die Steuerprüfung 2007-2011. Darüber hinaus reflektierte der Ausschuss die Tätigkeit des Aufsichtsrates im Hinblick auf Corporate Governance. Der Ausschuss Soziale Dienste setzte sich unter anderem mit der aktuellen Debatte um Inklusion und Komplexeinrichtungen auseinander und beschäftigte sich mit den sozialpolitischen Themenstellungen des Koalitionsvertrages der Bundesregierung. Entlastung des Vorstandes Für das Rechnungsjahr 2013 erteilte der Aufsichtsrat auf der Grundlage des Jahresabschlusses und des Prüfberichts mit uneingeschränktem Bestätigungsvermerk der Rettenmayr Treuhand GmbH, Schwäbisch Gmünd, dem Vorstand Entlastung. Die Jahresabschlüsse der verbundenen Unternehmen wurden zustimmend zur Kenntnis genommen. Für das Rechnungsjahr 2015 beauftragte der Aufsichtsrat die Rettenmayr Treuhand GmbH zur Prüfung des Jahresabschlusses der Stiftung Liebenau Holding und des Konzernabschlusses. Mit der Prüfung der verbundenen Unternehmen wurden die WEKO respond GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und Steuerberatungsgesellschaft in Lörrach, die Rettenmayr Treuhand GmbH, die Curacon GmbH in Bregenz, die Kern Treuhandpartner AG in Reineck und die KPMG in Bukarest beauftragt. Dank an den Vorstand, die Mitarbeiter und Partner Der Aufsichtsrat dankt allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stiftung Liebenau und ihrer Gesellschaften sowie den Vorständen Prälat Michael H. F. Brock, Dr. Berthold Broll und Dr. Markus Nachbaur für ihr großes Engagement, ihren steten Einsatz und ihre hohe Motivation, die es ermöglichen, einer Vielzahl von Menschen mit wichtigen und innovativen Leistungen in unterschiedlichen Lebenssituationen und Problemlagen zur Seite zu stehen. Überdies gilt der Dank des Aufsichtsrates allen Partnern aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Gesellschaft sowie allen Freunden, Förderern und Spendern, die die Arbeit der Stiftung Liebenau unterstützen. Ohne ihren Beitrag wäre eine so vielfältige und umfassende Arbeit der Stiftung Liebenau nicht möglich. Dr. Joachim Senn Vorsitzender des Aufsichtsrates Deggenhausertal Die ersten Bewohnerinnen und Bewohner ziehen in die neu gebaute Wohnund Pflegegemeinschaft St. Sebastian. Freude 50.000 Euro aus der Spendenaktion der Stiftung Liebenau gehen an die Sozialmedizinische Nachsorge. Die Nachsorge ist eine Kooperation der Oberschwabenklinik und der Stiftung Liebenau. Der Dienst ist auf Spenden angewiesen. A U F S I C H T S R AT S T I F T U N G L I E B E N A U 5 Mitglieder des Aufsichtsrates Stand: Juli 2015 Dr. Joachim Senn Vorsitzender des Aufsichtsrates Verleger Mitglied seit 5. Dezember 1990 Vorsitzender seit 9. Dezember 1996 Professor Dr. Volker Faust Stellvertretender Vorsitzender Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie, Medizinaldirektor i. R. Franz Bernhard Bühler Tanja Gönner Vorstand der Sparkasse Bodensee Mitglied seit 28. Juni 1996 Vorstandssprecherin der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Mitglied seit 20. Juli 2012 Domkapitular Matthäus Karrer Domkapitel Diözese Rottenburg-Stuttgart Mitglied seit 11. Dezember 2009 Paul Locherer Landtagsabgeordneter, ehemaliger Bürgermeister von Amtzell und Ehrenzeichenträger der Stiftung Liebenau Mitglied seit 20. Juli 2012 Mitglied seit 12. Februar 1993 6 M I T G L I E D E R A U F S I C H T S R AT U N D V O R S TA N D S T I F T U N G L I E B E N A U Dekan Sigmund Schänzle Professor Dr. Bruno Schmid Dekan Ekkehard Schmid Dekanat Biberach Katholische Kirchengemeinde St. Georg, Ochsenhausen Mitglied seit 11. Dezember 2009 Ehemaliger Professor für Katholische Theologie/ Religionspädagogik (Schwerpunkt Religionspädagogik und theologische Ethik) an der PH Weingarten Mitglied seit 10. Dezember 1993 Dekanat Allgäu-Oberschwaben Basilikagemeinde St. Martin, Weingarten Mitglied seit 11. Dezember 2009 Mitglieder des Vorstandes Stand: Juli 2015 Lic. iur. Emil Nisple Rechtsanwalt und AltVizepräsident des Kantonsgerichts AppenzellInnerrhoden Mitglied seit 18. Juni 2010 Dr. Franz Steinle Präsident des Oberlandesgerichts Stuttgart Mitglied seit 19. Januar 2007 Dr. Gabriele Nußbaumer Vizepräsidentin des Vorarlberger Landtags Mitglied seit 20. März 2015 S. D. Johannes Fürst von Waldburg-WolfeggWaldsee Unternehmensgruppe Waldburg-Wolfegg Sr. M. Birgit Reutemann Prälat Michael H. F. Brock Dr. Berthold Broll Dr. Markus Nachbaur Schulleiterin Mädchengymnasium und -realschule St. Gertrudis in Ellwangen, Kloster Sießen Mitglied seit 20. März 1998 Vorstand seit 1. Mai 2011 Vorstand seit 10. Oktober 2005 Vorstand seit 1. Januar 2002 I. K. H. Mathilde Erbgräfin von Waldburg-Zeil Mitglied seit 19. September 1997 Mitglied seit 17. Dezember 1998 M I T G L I E D E R A U F S I C H T S R AT U N D V O R S TA N D S T I F T U N G L I E B E N A U 7 In unserer Mitte – Der Mensch. Eine Vergewisserung „In unserer Mitte – Der Mensch: Das ist für uns die blanke Selbstverständlichkeit. Die größte Herausforderung, der Maßstab unseres Scheiterns, die Vision unserer Stiftung, die Grundlage unseres Selbstverständnisses, der Urgrund tiefster Missverständnisse und Zerrbilder und Anlass genug, dass wir uns vergewissern.“ Vorstand Michael H. F. Brock gibt Impulse für ein zeitgemäßes Verständnis des Leitworts der Stiftung Liebenau. Die richtige Haltung Der entschiedene Mensch rafisch verdichtet findet sich das Leitwort in unserem Logo. Es stützt sich biblisch auf ein Bild des Künstlers Roland Peter Litzenburger, ist seine Interpretation des Gleichnisses vom barmherzigen Samariter. Zwei Menschen, der Helfer und der Hilfebedürftige, wenden sich einander zu. Allerdings beugt sich der Helfer niemals herab zu dem Bedürftigen, sondern die beiden begegnen sich auf Augenhöhe. Das Logo bringt damit zum Ausdruck, dass die richtige Haltung immer eine partnerschaftliche Zuwendung bedeutet. Nicht die barmherzige Herablassung von oben, sondern die vornehmste Haltung des Stützens, des Sich-Begegnens, auch des Helfens auf Augenhöhe. Im Bewusstsein der eigenen Verletzbarkeit sollte sich kein Mensch von oben einem anderen Menschen herablassend zuwenden. Denn der Satz: „Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst!“, ist eben nicht die gönnerhafte Herablassung und barmherzige Zuwendung des einen zum anderen, sondern ist geradezu Ausdruck des partnerschaftlichen Verhältnisses auf Augenhöhe. Das heißt gleichzeitig: Die Liebe zum anderen, die Zuwendung oder die Einlassung auf einen Menschen, setzt die eigene Einlassung auf sich selbst voraus. Sorge für einen Menschen setzt die Sorge für sich selber voraus. Vertrauen in einen Menschen zu investieren, setzt voraus, dass ich innerlich vertraut bin, auch mit mir. Die Grundentscheidung des Christlichen ist eine Grundentscheidung zur Selbstfindung nur im Gegenüber des anderen. Partnerschaftlich und auf Augenhöhe. Auf der Grundlage eigener Begrenztheit, Fehlerhaftigkeit und jeweils dem Augenblick und der Erneuerung verpflichtet. Der Mensch, der sich zum christlichen Menschenbild bekennt, unterscheidet sich nicht grundlegend vom Menschen an sich. In seiner ganzen Gebrochenheit, in seinen Ängsten, Hoffnungen, Zweifeln und Sehnsüchten. Nur dass er sich entschieden hat, dass er sich auf eine ganz bestimmte Weise entschieden hat, die Welt zu sehen, sich selbst in der Welt zu sehen und sich selbst in Beziehung zu sehen zur Welt, zu seinem Gegenüber und zu Gott. In seiner christlichen Entschiedenheit will der entschiedene Mensch ans Licht bringen die Wunden dieser Welt. Heilen, was verwundet ist. Jeder Mensch lebt in seiner Gebrochenheit, muss vertrauen lernen und Verletztheiten heilen. Auch die Stiftung muss vertrauen lernen und Verletztheiten heilen. Jeder Mensch muss sich selbst entscheiden, welchen Platz und welche Sichtweise er von sich selbst und vom anderen einnehmen möchte. Auch die Stiftung muss sich entscheiden, welchen Platz und welche Sichtweise sie von sich selbst und von anderen einnehmen will. Und weder Zerrbilder noch Überhöhungen dürfen dazu führen, Ideale preiszugeben oder zu pervertieren. Am Ende darf das individuelle und institutionelle Scheitern eines Menschen an seinen eigenen Ansprüchen nicht zur Negierung seiner Ideale führen. So bleibt das Leitwort „In unserer Mitte – Der Mensch“ unverzichtbar, auch dort, wo es für Augenblicke oder Zeiten nicht eingehalten werden kann. G 8 Über die Balance Auch bleibt das Ideal der Zuwendung des Menschen zum Menschen immer den Gesetzmäßigkeiten einer Das Logo der Stiftung Liebenau geht zurück auf das Gleichnis vom barmherzigen Samariter: In der Bibel liegt der Hilfebedürftige (links) auf dem Boden. Wir sehen ihn aufgerichtet. Der Helfer beugt sich nicht herab, um zu helfen. So können sich die beiden Menschen partnerschaftlich einander zuwenden. gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen, auch materiellen Welt unterworfen. Das Christliche gibt es nie außerhalb der Welt und wird ihr nicht einfach hinzugestellt, sondern ist ihr immanent. Begriffe wie Wirtschaftlichkeit, Fachlichkeit, Finanzstärke und Menschlichkeit oder Kirchlichkeit sind in einem Unternehmen wie der Stiftung Liebenau nicht untereinander austauschbar. Unverzichtbar ist es, dass wir uns am Menschenbild des Evangeliums orientieren, unverzichtbar, dass wir uns um Fachlichkeit bemühen, unverzichtbar, wirtschaftlich höchst solide zu sein. Wenn wir eines dieser Ziele streichen würden, könnten wir die je anderen nicht mehr verwirklichen. Eine Fachlichkeit, die auf der Höhe der Zeit ist. Eine Finanzstärke, die das ermöglicht, aber sich nicht in den Vordergrund spielt. Eine Menschlichkeit, die auch die Gebrechlichkeit derer einschließt, die wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nennen und Kolleginnen und Kollegen, die ebenfalls bedürftig sind wie jene, die uns anvertraut sind. Drei Werte, die gleicher- maßen wichtig sind. Aber sie alle dürfen immer nur für den Augenblick ihre Wichtigkeit beanspruchen, in dem sie für die Ermöglichung des jeweils anderen Raum brauchen. Nur im Wechselspiel von Fürsorge und Versorgung, von Kompetenz und Barmherzigkeit, von verantwortlichem Umgang mit Gewinnen und der freigiebigen Ausschüttung, wo es nottut, entsteht eine Münze, die wir spielen können und die da heißt: Bei uns steht immer und überall im Mittelpunkt der Mensch – hoffentlich in all seinen Schattierungen, Hoffnungen, Sehnsüchten, Notwendigkeiten und Gebrochenheiten ernst genommen und im besten Sinne des Wortes menschlich. Der Mensch lebt im Chaos seiner eigenen Existenz, niemals im Gleichgewicht – so wie die Stiftung auch. Und so gilt es für uns als Stiftung wie als Menschen, stets auszubalancieren: unsere Menschlichkeit, unsere Werte und unsere Ideale und eben auch unser Leitwort „In unserer Mitte – Der Mensch“. Der vollständige Essay von Michael H. F. Brock ist unter dem Titel „In unserer Mitte – Der Mensch“ als Buch erschienen. Erhältlich ist es bei der Stiftung Liebenau, Abteilung Kommunikation und Fundraising, Telefon: 07542 10-1207, E-Mail: [email protected] 9 Bericht des Vorstandes Im 145. Jahr ihres Bestehens blickt die Stiftung Liebenau in Dankbarkeit zurück auf ein gelungenes und erfolgreiches Jahr 2014. Auf vielfältige Weise konnten wir Menschen begleiten und unterstützen und unsere Aufgabenfelder weiterentwickeln. Dabei stellen wir uns dem Anspruch, gesellschaftliche Entwicklungen und deren Erfordernisse zu antizipieren und proaktiv neue Ansätze der Hilfe zu entwickeln. Nach unserem Selbstverständnis schließt das auch die Einflussnahme auf gesellschaftliche, politische und kirchliche Diskussionen sowie auf die Entwicklung der politisch gesetzten Rahmenbedingungen für das soziale Miteinander ein. Diese Strategie verfolgt die Stiftung Liebenau auf allen Ebenen des Gemeinwesens – auf kirchlicher, kommunaler und Landesebene sowie auf nationalstaatlicher und europäischer Ebene. Fachliche Entwicklungen Inklusion im Fokus Die Begriffe Inklusion und Teilhabe prägten die bundesweite sozial- und fachpolitische Debatte im Jahr 2014. In der Stiftung Liebenau wurde intensiv daran gearbeitet, wie dieser Inklusionsbegriff von unserer Seite zu verstehen und zu füllen ist. Den Auftrag der Stiftung Liebenau sehen wir insbesondere darin, auch im Zuge der Dezentralisierungsbemühungen eine fachlich kompetente Unterstützung für Menschen, vor allem für Menschen mit hohem Hilfebedarf, sicherzustellen. Insbesondere im Gesundheits- oder Bildungsbereich sind die bestehenden Systeme der Regelversorgung nicht ausreichend auf die angemessene Versorgung für diese Gruppe ausgelegt, das erfahren wir in unserer Arbeit immer wieder. Um Teilhabe und Autonomie für die Betroffenen im Sinne der UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderung zu ermöglichen, sind bedarfsgerechte, spezialisierte Bildungs- oder Gesundheitsangebote erforderlich. Diese sind am sinnvollsten in Kompetenzzentren zu bündeln. Wollte man hier entsprechende kleinteiligere und individualisiertere Hilfestrukturen schaffen, wären nicht zuletzt erheblich höhere finanzielle Aufwendungen erforderlich. Das zeigt zum Beispiel der Blick etwa in die skandinavischen Länder, in denen deutlich mehr Unterstützungsmittel zur Verfügung gestellt werden. So haben wir in der Stiftung Liebenau im vergangenen Jahr wieder zwei parallele Entwicklungsstränge verfolgt: Einerseits wurden unsere spezialisierten Angebote und Kompetenzzentren für Menschen mit Behinderung fachlich weiterentwickelt. Parallel wurden viele bauliche Maßnahmen ergriffen, um dezentrale Wohn- und Beschäftigungsangebote für Menschen mit Behinderung in Gemeinden zu verorten. In DENKort An die Greueltaten der Nationalsozialisten am Bodensee erinnert ein Weg, der historisch wichtige DENKorte miteinander verknüpft. Dieser Weg beginnt im Schlosspark Liebenau. Aus Liebenau wurden damals 501 Menschen umgebracht. Kräutertage Die Liebenauer Kräutertage in den Gewächshäusern des Liebenauer Landlebens lassen zahlreiche Besucher in die Welt der Kräuter eintauchen. Bei Vorträgen und Führungen erfahren sie Wissenswertes über ihre Heilwirkungen und den Anbau. 10 V O R S TA N D S T I F T U N G L I E B E N A U solchen sozialraumorientierten Strukturen soll die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung erleichtert werden. Das wird aber nur dann gelingen, wenn in der Gesellschaft ein hohes Maß an Bereitschaft besteht, auf vor Ort lebende Menschen mit Behinderung zuzugehen und diese in den Alltag mit einzubeziehen. Hier erkennen wir noch deutlichen Entwicklungsbedarf, insbesondere vor dem Hintergrund einer intensiv durchorganisierten Arbeits- und Leistungsgesellschaft. Einen Rückblick in die Geschichte der Liebenauer Einrichtungen haben wir mit einem Forschungsprojekt zur Heimerziehung in der Nachkriegszeit, speziell zum Umgang mit Gewalterfahrungen, geworfen. Die Ergebnisse zeigen, dass in den Jahren 1945 bis 1975 auch in Liebenau Menschen Gewalt und Leid erfahren mussten. Eine Erkenntnis, die einerseits Betroffenheit hervorruft und gleichzeitig Aufforderung ist an alle heute Tätigen in Leitungspositionen und in der Betreuungsarbeit, achtsam zu sein und zu bleiben für alle Formen von Gewalt. Zukunftsentwicklung der Altenpflege Die stationären Einrichtungen und ambulanten Dienste der Altenhilfe der Stiftung Liebenau waren im vergangenen Jahr stark nachgefragt und erzielten eine gute Auslastung. Fachliche Schwerpunkte lagen in der Weiterentwicklung der Pflegequalität ebenso wie in der Schaffung neuer Modelle für die Altenhilfe der Zukunft. Die Stiftung Liebenau ist an verschiedenen Forschungsvorhaben beteiligt, im Bereich technischer Assistenzsysteme ebenso wie in Bezug auf psychologische Fragestellungen (siehe auch Seite 34). Dem Umgang mit Sterben, Tod und Trauer in der Pflege beispielweise widmete sich eine Erhebung durch die Hochschule Ravensburg-Weingarten in Zusammenarbeit mit der Liebenauer Altenhilfe unter Leitung von Prof. Dr. Michael Wissert und ein Fachtag für Pflegekräfte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. In allen Ländern stehen die Altenhilfe-Verantwortlichen vor der Herausforderung, die Zukunft der Pflege personell zu sichern. Im Fokus liegt die Gewinnung von neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – hauptamtlichen wie ehrenamtlichen – ebenso wie die Personalentwicklung der bestehenden Mitarbeiterschaft. Beispielhaft für die Bemühungen auf diesem Gebiet sind die Aktivitäten der deutschen Altenhilfegesellschaften zu nennen, die etwa in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit intensiv daran arbeiten, Wiedereinsteigerinnen nach der Familienphase den Zugang zur Altenhilfe zu ermöglichen. Erste Erfahrungen auf dem Gebiet der internationalen Personalakquise sind – wenn auch noch nicht repräsentativ – momentan eher erwartungsdämpfend. Umso größeres Augenmerk wird auf die Weiterqualifizierung der vorhandenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerichtet. Hier wird auch in den kommenden Jahren ein wesentliches Betätigungsfeld liegen. Bad Waldsee Spatenstich für das Bildungs-, Begegnungs- und Förderzentrum (BBF) der St. Gallus-Hilfe und der Integrations-Werkstätten-Oberschwaben (IWO). Bewegung Wer sich bewegt, bleibt gesund: Der Arbeitskreis „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ lädt die Mitarbeiter der Stiftung Liebenau zum „Aktionstag Radeln“ ein. Die Fahrräder werden außerdem auf Wunsch überprüft und gereinigt. V O R S TA N D S T I F T U N G L I E B E N A U 11 Spezialisten für Krisenintervention Die medizinischen und therapeutischen Angebote der St. Lukas-Klinik und der Liebenau Kliniken waren auch im Jahr 2014 ohne Einschränkung aufs Höchstmaß nachgefragt. Hier zeigt sich eine enge Verbindung zur Inklusionspolitik, deren Zielrichtung im Moment hauptsächlich in einer bloßen Dezentralisierung und Stückelung von Angebotssegmenten zu bestehen scheint. Umso dringlicher, so die Beobachtungen in der Stiftung Liebenau, wird die auf Krisenintervention spezialisierte Hilfeleistung unserer Klinik in Liebenau. Beide Gesellschaften haben im vergangenen Jahr die Bemühungen intensiviert, ihre Angebote an zusätzlichen Standorten zu entwickeln und damit ihre medizinischen und therapeutischen Leistungen näher an die Menschen heranzubringen. Um hier neue Projekte realisieren zu können, sind teilweise auch Partnerschaften mit anderen Trägern in Planung. Verantwortung für die berufliche Bildung Das Berufsbildungswerk Adolf Aich in Ravensburg mit seinen unterschiedlichen Maßnahmen und Zweigstellen konnte 2014 eine gegenüber dem Vorjahr höhere Zahl Jugendlicher neu in der Ausbildung begrüßen. Grundlegende strukturelle Probleme – eine auskömmliche Finanzierung der Berufsschule im Sinne einer Schule für Erziehungshilfe ebenso wie eine nachhaltige Sicherung der personellen und sächlichen Ausstattung – sind jedoch nach wie vor ungelöst. Die Stiftung Liebenau weist daher auf breiter Ebene weiterhin auf die große Verantwortung aller beteiligten öffentlichen Stellen hin, gerade für junge Menschen mit einer Lernbehinderung oder einer anderweitigen Einschränkung Sorge zu tragen und ihnen eine solide Ausbildung zu finanzieren. Gerade für diese Gruppe ist Bildung, insbesondere ein anerkannter Berufsabschluss, die grundlegende Voraussetzung für die gesellschaftliche Integration und ein selbstständiges Leben. Wichtige Unterstützung für ihre Bemühungen hat die Stiftung im vergangenen Jahr mit Dr. Stefan Sommer, dem Vorstandsvorsitzenden der ZF Friedrichshafen AG, bekommen. Dr. Sommer hat die Schirmherrschaft für den Bereich der beruflichen Bildung der Stiftung Liebenau übernommen und, neben der öffentlichen Positionierung für die Belange der von uns betreuten Personen, auch innerhalb der ZF neue Wege für diese jungen Menschen eröffnet. Am Standort Friedrichshafen haben wir gemeinsam mit zwei weiteren katholischen Partnern – den Sießener Schulen mit ihrer Realschule St. Elisabeth und der Bodensee-Schule St. Martin Schulstiftung – ein neues Sozialwissenschaftliches Gymnasium ins Leben gerufen. Mit diesem zusätzlichen Angebot möchten wir Schülern in der Region eine ganzheitliche, wertorientierte Bildung über alle Bildungsabschlüsse hinweg ermöglichen. Nach dem Marchtaler Plan der katholischen Schulen werden sie individuell gefördert und zur eigenständigen, Engagement ZF-Chef Dr. Stefan Sommer (Mitte) übernimmt die Schirmherrschaft für die berufliche Bildung in der Stiftung Liebenau. Startschuss ist ein Werkstattfrühstück mit zahlreichen Firmenvertretern der Region. World-Café Die St. Gallus-Hilfe und die Diakonie Pfingstweid laden erstmals zu einem Dialog in Form eines „World-Café“ ein. Die Veranstaltung findet in der Stadtbücherei Tettnang statt und initiiert einen Erfahrungsaustausch rund um das Thema Inklusion. Protest Seit fünf Jahren organisieren die Heimbeiräte der St. GallusHilfe und die Werkstatträte der Liebenauer Arbeitswelten einen Infostand von Aktion Mensch auf dem Wochenmarkt in Meckenbeuren anlässlich des Europäischen Tags der Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Immer dabei: Bürgermeister Andreas Schmid. 12 V O R S TA N D S T I F T U N G L I E B E N A U aktiven Auseinandersetzung mit der Wissenschaft und mit ihrem Umfeld befähigt. Praktika und Projektarbeiten schaffen zudem Zugänge zu sozialen Arbeitsfeldern. Vernetzte Hilfen im Sozialraum Seit einigen Jahren orientieren sich die verschiedenen Tätigkeitsfelder der Stiftung Liebenau verstärkt an einem sozialräumlichen Denken, ausgehend vom Individuum in seinem jeweiligen Umfeld. Fachliche und leistungsrechtliche Grenzen weichen dabei allmählich einer stärker vernetzten und vernetzenden Arbeit. Zwei modellhafte Vorhaben seien hier genannt: In Oberteuringen im Bodenseekreis wurden 2014 die Grundlagen für einen „Lebensraum Campus“ gelegt, auf dem Wohn- und Begegnungsräume für Bürger der Gemeinde jeden Alters, mit und ohne Behinderung, entstehen. Die Stiftung Liebenau, die St. Gallus-Hilfe und die Liebenau – Leben im Alter sind an diesem Projekt ebenso beteiligt wie die Gemeinde Oberteuringen und die lokale Bürgerstiftung, die vor acht Jahren von der Gemeinde und der Stiftung Liebenau gegründet wurde. In den Liebenauer Arbeitswelten finden Menschen mit Behinderung die Angebote aller Werkstätten für Menschen mit Behinderung im Verbund der Stiftung, darüber hinaus einen differenzierten Berufsbildungsbereich und vielfältige Leistungen zur Förderung und Betreuung. Hier arbeiten die Fachleute der Stiftung Liebenau, der St. Gallus-Hilfe und der Liebenau Service unternehmensübergreifend zusammen. Dieser Zusammenschluss bietet den betroffenen Personen deutlich erweiterte Perspektiven in der Berufswahl und in der Wahl der Arbeitsstätte – vom geschützten Arbeitsplatz in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung bis zum begleiteten Schritt auf den ersten Arbeitsmarkt. Schwerpunktsetzung im Dienstleistungsbereich Die Servicegesellschaften innerhalb der Stiftung Liebenau haben zwei wesentliche Aufgaben: Sie sichern qualitativ hochwertige Serviceleistungen für die Unternehmen im Stiftungsverbund und bieten attraktive, marktnahe Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung. Ihr Unternehmenszweck ist auf diese Weise direkt an den Satzungsauftrag der Stiftung gebunden. Insgesamt haben sich die Dienstleistungsgesellschaften 2014 qualitativ auf hohem Niveau weiterentwickelt und ihre Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis gestellt. Allein der Betrieb der Liebenau Teamwork Kommunikation als Kommunikationsagentur des Stiftungsverbundes wurde nach einer umfassenden fachlichen und wirtschaftlichen Unternehmensanalyse aufgegeben. Startschuss Die drei Werkstattträger der Stiftung Liebenau treten in gleichberechtigter Kooperation unter dem Namen „Liebenauer Arbeitswelten“ auf. Erkennungszeichen sind die bunten Würfel, die für Vielfalt stehen. Fachgespräch Die Stiftung Liebenau lädt zum Fachgespräch anlässlich der Europawahl ein. Hauptthemen der Vertreter aus Politik und Wirtschaft sind Fachkräftemangel und Zuwanderung. V O R S TA N D S T I F T U N G L I E B E N A U 13 Das Jahr in Zahlen Sechs europäische Länder, 95 Standortkommunen, 290 soziale Dienste und Einrichtungen: In diesen Zahlen lassen sich die sozialen Tätigkeiten der Stiftung Liebenau, ihrer Tochter- und Beteiligungsgesellschaften sowie aller sonstigen zugeordneten Rechtsträger im Jahr 2014 abbilden. Dabei entfallen auf die Stiftung selbst und ihre 100-prozentigen Tochtergesellschaften sowie Mehrheitsbeteiligungen 187 Einrichtungen und Dienste in 66 Städten und Gemeinden. Über die Beteiligungsgesellschaften und weiteren zugeordneten Unternehmen kommen 103 Einrichtungen und Dienste in 29 Standortkommunen hinzu. Mehr als 20 000 Menschen haben 2014 ein Angebot der verschiedenen Unternehmen in Anspruch genommen. (Mehrfache Zählung ist möglich, wenn zum Beispiel Betreuung im Wohn- und im Arbeitsbereich erfolgt.) Gemeinsam für eine bessere Gesellschaft Politische Impulse für die soziale Arbeit Wie in den Vorjahren hat sich die Stiftung Liebenau auch 2014 zu verschiedenen sozialpolitischen Entwicklungen positioniert. Im Fokus standen die geplanten Reformen zur Pflege und zur Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung. Eine zentrale Rolle spielte auch die bereits seit 2012 laufende Novellierung des baden-württembergischen Heimgesetzes (Wohn-, Teilhabe und Pflegegesetz – WTPG). Der finale Gesetzentwurf hat die Grundkritik der Stiftung Liebenau nicht entkräftet: Die hohen ordnungsrechtlichen Anforderungen erhöhen nicht nur die administrativen Belastungen für Träger stationärer Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe, sondern sie konterkarieren auch gerade die flächendeckende Entwicklung ambulanter Wohn- und Betreuungsformen, die der Gesetzgeber als eines der wesentlichen sozialpolitischen Ziele formuliert hat. Um unsere Positionen zu kommunizieren, führten wir zahlreiche Gespräche mit Fachpolitikern auf Landesund Bundesebene. Zu Gast in Liebenau waren die Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen Verena Bentele, der behindertenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion MdB Uwe Schummer, Vertreter der Enquetekommission Zukunft der Pflege des Baden-Württembergischen Landtags, oberschwäbische Bundestagsabgeordnete der Koalitionsfraktionen von CDU und SPD sowie der Sozialausschusses des Kreistages des Bodenseekreises. Spurensuche Sieben Jugendliche aus der St. Gallus-Hilfe begeben sich gemeinsam mit Mitarbeitern auf eine Erinnerungsreise von Meckenbeuren nach Grafeneck zur dortigen Gedenkstätte für Euthanasieopfer. Jubiläum Topfgucker Vogter Kindergartenkinder besuchen das Ausbildungsrestaurant im Berufsbildungswerk Adolf Aich und kochen mit den Chefs. 14 V O R S TA N D S T I F T U N G L I E B E N A U Der ehemalige Vorstand Pfarrer Dieter Worrings (Mitte) feiert sein 50-jähriges Priesterjubiläum in der Kirche St. Maria in Liebenau. Monsignore Norbert Huber (links), ebenfalls ehemaliger Vorstand, und Prälat Michael H. F. Brock zelebrieren gemeinsam den Festgottesdienst. Im Rahmen einer politischen Podiumsdiskussion zur Europawahl 2014 diskutierten die Kandidaten der CDU sowie Bündnis 90/Die Grünen mit Vertretern der IHK Bodensee-Oberschwaben und der Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg in Liebenau über das Thema Fachkräftemangel und Zuwanderung als aktuelle Handlungsfelder europäischer Sozialpolitik. Zudem gab es ein Fachgespräch mit MdEP Michael Theurer (FDP) über verschiedene Themen zur gegenwärtigen europäischen Sozial- und Förderpolitik sowie zur EU-Donauraumstrategie. Nationale und internationale Partner Die Stiftung Liebenau arbeitet traditionell in Partnerschaften, sowohl in ihrer fachlichen als auch in der politischen Arbeit. Diese Vorgehensweise, einschließlich der Schaffung entsprechender gesellschaftsrechtlicher Verbindungen, hat sich besonders außerhalb Deutschlands als sehr sinnvoll erwiesen. Sie ermöglicht die Entwicklung im jeweiligen nationalen Kontext. Seit Anfang 2014 ist die Stiftung Liebenau in einer solchen Verbindung in der Slowakei in einer ersten stationären Altenpflegeeinrichtung tätig. Die Dom Seniorov Pezinok n.o. wurde als Beteiligung der Wiener Casa Leben im Alter und der Casa Sozialeinrichtungen und daher in Partnerschaft mit der Caritas der Erzdiözese Wien gegründet. Für die Gründungsphase wurde außerdem die Partnerschaft mit einem erfahrenen slowakischen Unternehmer gesucht. Zunächst wurde ein begrenztes slowakisches Engagement als Erfahrungsfeld in diesem neuen Land vereinbart, um in überschaubarem Rahmen das jeweilige Handlungsumfeld, die Gegebenheiten und die Kultur des Landes kennenzulernen. Bewährt hat sich auch die partnerschaftliche Zusammenarbeit im kirchlichen Kontext. Im Zukunftsforum der Caritas, in dem die Stiftung Liebenau Mitglied ist, haben wir im vergangenen Jahr beispielsweise gemeinsam mit anderen Trägern die Finanzierung der Seelsorge in katholischen Einrichtungen diskutiert. Im Ergebnis konnte eine Finanzierungszusage des Bischöflichen Ordinariats erwirkt werden. Langjährig etabliert ist die Partnerschaft im Netzwerk: Soziales neu gestalten (SONG). SONG konzentriert sich auf die Schaffung einer konsequenten sozialraum- und quartiersorientierten Politik. Im Jahr 2014 veröffentlichte SONG mit weiteren Partnern ein Positionspapier zu Teilhabe und guter Pflege trotz knapper Ressourcen. Ziel ist, vor dem Hintergrund einer immer größer werdenden Personallücke, die Handlungskompetenz der kommunalen Ebene zu stärken, um vor Ort einen tragfähigen und flexiblen Hilfemix aus Familien, Nachbarschaft, bürgerschaftlich Engagierten und Profis organisieren zu können. In Anlehnung an die SONG-Forderungen hat die Stiftung Liebenau zusammen mit weiteren württembergischen Altenhilfeträgern ein Positionspapier „Soziale Zukunft Wohnquartier“ veröffentlicht, um damit Impulse für eine Quartiersstrategie im Land zu geben. Eine weitere regionale Vernetzung der Initiative mit quartiersorientiert tätigen Trägern in Baden-Württemberg ist geplant. Sozialraumorientierte Qualifizierungsmaßnahmen ergänzen die SONG-Initiativen. (siehe auch Seite 54) Friedrichshafen In der Marienstraße in Friedrichshafen beginnt der Bau eines Wohnhauses für 18 Menschen mit einer geistigen Behinderung. Kooperationspartner der St. Gallus-Hilfe ist die Katholische Gesamtkirchengemeinde Friedrichshafen. Gewonnen Das Mehrgenerationenhaus der „Lebensräume für Jung und Alt“ am Gänsbühl in Ravensburg erhält den 3. Platz beim 1. Landesinklusionspreis. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert. V O R S TA N D S T I F T U N G L I E B E N A U 15 Die Mitgliedschaft im Brüsseler Kreis, einem Netzwerk aus dreizehn großen gesundheits- und sozialwirtschaftlichen Unternehmen aus Diakonie und Caritas, bot wieder viele Kooperations- und Austauschmöglichkeiten. Als erstes großes Unternehmensnetzwerk in der Sozialwirtschaft ließen die Mitgliedsunternehmen ihre ökonomische Bedeutung – den „Social Return on Investment (SROI)“ – analysieren und präsentierten die Ergebnisse auf einem Parlamentarischen Abend in Berlin. Weitere Tätigkeitsschwerpunkte waren die Erarbeitung von Grundsatzpositionen zu Markt und Wettbewerb, Thesen zu Konfessionsbindung und Überzeugungspluralismus sowie das Managementsymposium auf der ConSozial-Fachmesse. Durch die enge Vernetzung mit europäischen Fachverbänden behält die Stiftung Liebenau die europäischen Entwicklungen stets verlässlich im Blick. Mitarbeiter: Träger von Verantwortung und Innovation Berufen zur Beziehungsarbeit Die Arbeit der Stiftung Liebenau wird von Menschen getragen. Entscheidend für die Qualität der Arbeit ist ihre fachliche Kompetenz, ebenso wie ihre Menschlichkeit, ihr partnerschaftliches, respektvolles Verständnis vom Gegenüber. Daher legen wir besonderen Wert auf die Aus-, Fort- und Weiterbildung geeigneter Fach- und Führungskräfte. Personalgewinnung und –entwicklung sind strategische Schwerpunkte aller verbundenen Unternehmen. Außerdem halten wir ein umfangreiches Angebot interner Bildungsangebote vor (siehe auch S. 54), fördern interne und externe Qualifizierungsmöglichkeiten und bilden unseren Führungskräftenachwuchs in eigens dafür konzipierten Führungswerkstätten aus. Im Jahr 2014 waren insgesamt 6 352 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Stiftung Liebenau einschließlich aller Tochtergesellschaften, zugeordneten Unternehmen und sonstigen Rechtsträger beschäftigt (berücksichtigt jeweils gemäß der Beteiligungsquote). Bezieht man die beiden „Schwesterstiftungen“ Stiftung Hospital zum Heiligen Geist und Stiftung Helios – Leben im Alter mit ein, ergibt sich eine Gesamtzahl von 6 753. Der größte Anteil, bezogen auf die drei Stiftungen, entfällt auf die Altenhilfe-Unternehmen mit rund 44 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Hilfen für Menschen mit Behinderung erbringen rund 28 Prozent der Mitarbeiterschaft. Im Gesundheitsbereich arbeiten 7, im Bildungsbereich 6 Prozent, und in den Dienstleistungsunternehmen sind 13 Prozent beschäftigt. Hinzu kommen mehr als 2 500 ehrenamtlich Tätige. Ausbildungsstart 110 neue Azubis beginnen ihre Ausbildung in der Stiftung Liebenau und ihren Tochtergesellschaften. Mittagstisch Jugendliche mit Beeinträchtigungen kochen und servieren im Ulmer Weststadthaus das Mittagessen für Senioren und Mitarbeiter von Betrieben in der Nachbarschaft sowie Schüler der angrenzenden Schulen. Die Kooperation zwischen der AG West, dem Regionalen Ausbildungszentrum des Berufsbildungswerks Adolf Aich, der Berufsvorbereitenden Einrichtung (BVE) und der St. Gallus-Hilfe ist ein großer Erfolg. 16 V O R S TA N D S T I F T U N G L I E B E N A U Gesunde Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Seit 2007 wird über eine Mitarbeiterumfrage regelmäßig stiftungsweit die Zufriedenheit mit betrieblichen Gegebenheiten ermittelt. Im Jahr 2014 gaben 94 Prozent der Teilnehmer an, ihre Arbeit als sinnvoll zu empfinden, 91,4 Prozent empfinden Freude bei ihrer Tätigkeit. 85 Prozent bezeichnen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als möglich. Aufschluss gibt die Umfrage auch über gesundheitliche Beeinträchtigungen. Entsprechend dem hohen Anteil pflegender Berufe dominieren Nacken- und Rückenbeschwerden. Mit vielfältigen Angeboten zum betrieblichen Gesundheitsmanagement reagieren wir auf die genannten Belastungen. Die Krankheitsquote sank 2014 gegenüber dem Vorjahr um 35 Prozent auf 3,8 Prozent. Handeln auf christlicher Grundlage Eine christliche Grundhaltung bedarf nach unserem Verständnis der stetigen Erneuerung. Daher bieten wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zahlreiche Veranstaltungen zur Reflexion und zum Austausch, Exerzitien, Besinnungstage und fachliche Fortbildungen. Das Leitwort als Richtschnur Zentrales Thema im vergangenen Jahr: das Leitwort der Stiftung Liebenau „In unserer Mitte - Der Mensch“. Es gibt seit mehr als zwei Jahrzehnten die Handlungsleitlinie nach innen und außen vor. Es sollte, so die damals Verantwortlichen, „eine Aufforderung, Hilfestellung sein, ein Anspruch, an dem sich jeder Mitarbeiter der Stiftung, auf seinem Platz, in seiner Art und Weise orientieren kann“. Der Stiftungstag 2014, die jährliche Zusammenkunft der Führungskräfte und Mitarbeitervertretungen im Verbund der Stiftung Liebenau, wurde für eine aktualisierte Grundlegung des Leitworts im Sinne einer ethisch fundierten Sichtweise auf die Arbeit mit Menschen genutzt. Deutlich wurde: Wenn wir in der Stiftung Liebenau vom Menschen sprechen, meinen wir die ganze Vielfalt menschlichen Daseins, seine Widersprüche und Ambivalenzen. Im Zentrum steht dabei immer der Mensch in Beziehung mit anderen Menschen, aber auch in Beziehung zu den Regelsystemen dieser Welt. Vorstand und Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Tätigkeitsbereichen der Stiftung Liebenau reflektierten vor diesem Hintergrund Begegnungen, fachliche Entwicklungen, Bemühungen um individuelle Lösungen in der täglichen Beziehungsarbeit. Dabei kamen auch Spannungsfelder zur Sprache, die entstehen, wenn abgewogen werden muss, zum Beispiel zwischen Kundenwunsch und Arbeitsbelastung. Sommerfest Geschafft Als Auftakt zum Liebenauer Sommerfest findet das traditionelle Fußballturnier statt. Hermann Ohlicher (3. v. l.) vom VfB Stuttgart pfeift das Fußballturnier an und ehrt die Sieger. Acht Schüler der Don-Bosco-Schule meistern zusammen mit ihren Lehrern und Betreuern die 56 Kilometer lange „Verwall-Runde“ von St. Christoph bis Pettneu am Arlberg. Weinprojekt Der neue „Creativo“, der Wein der Stiftung Liebenau, wird präsentiert. Vier Euro pro verkaufter Flasche Wein kommen sozialen Projekten in der Stiftung Liebenau zugute. Mit dem Erlös von 2.930 Euro aus dem Jahrgang 2011 wurden Schneewanderungen und Boxstunden in der St. Gallus-Hilfe Rosenharz gefördert und Sitzgelegenheiten im Café Klatsch im Heim St. Hildegard in Hegenberg angeschafft. V O R S TA N D S T I F T U N G L I E B E N A U 17 Achtung vor dem Leben Ein solches Spannungsfeld, dem sich die Stiftung Liebenau als christlicher Träger stellen muss, ist die Diskussion über die Neufassung des § 217 Strafgesetzbuch und das Thema der Beihilfe zur Selbsttötung. Das Ethikkomitee der Stiftung erörterte im Auftrag des Vorstands die rechtlichen und ethischen Aspekte der Suizidbeihilfe und legte eine Stellungnahme vor. Es verweist auf die Abwägung zwischen der für Christen unverfügbaren Gabe des Lebens einerseits und dem Respekt vor der persönlichen Autonomie des Einzelnen auch in der Entscheidung zur Selbsttötung andererseits. Eine strafrechtliche Verfolgung ist aufgrund dieser Respekthaltung aus Sicht der Stiftung Liebenau nicht erstrebenswert, gleichzeitig muss jedoch der Entstehung einer organisierten Sterbehilfe entschieden entgegengewirkt werden. In ihrer Arbeit setzt die Stiftung Liebenau auf Suizidprävention, Hospizarbeit und Palliativpflege als bessere Antworten auf den Wunsch nach einem würdevollen Lebensende. Eine aktive Beihilfe zum Suizid ist Mitarbeitern der Stiftung in jedem Fall untersagt. Wirtschaftlich handeln Vorausschauendes Haushalten Die nachhaltige fachliche Entwicklung der Stiftung Liebenau wäre nicht möglich ohne eine solide wirtschaftliche Grundlage. Sie langfristig zu stabilisieren, erfordert eine vorausschauende und angemessene Ressourcenpolitik. Auf diese Weise konnte auch im Jahr 2014 im Verbund der Stiftung Liebenau ein insgesamt zufriedenstellendes Ergebnis erzielt werden, mit einer moderaten Umsatzsteigerung in Höhe von 3 Prozent. Die Erlöse, die im Stiftungsverbund zu verzeichnen waren, lagen wie in den Vorjahren überwiegend – zu mehr als 95 Prozent – in Leistungsentgelten für soziale Tätigkeiten. Hinzu kamen ergänzende Einnahmen aus Dienstleistungen und Verkäufen, vor allem aus der sozialen Tätigkeit, zum Beispiel Erlöse im Bereich der Werkstätten für Menschen mit Behinderung und im Bereich der Ausbildung, außerdem aus Vermietungen und Verpachtungen sowie aus Vermögenserträgen. Die Aufwendungen entfallen zu rund 67 Prozent auf Personalkosten. Glaskunst Ein Team der Werkstatt für Menschen mit Behinderung Rosenharz entwickelt dekorative Gartenelemente aus Weidengeflecht. In Kombination mit handgefertigten Gläsern eines Überlinger Glaskünstlers entstehen einzigartige Objekte. Musiktherapie Chorjubiläum Der Liebenauer Chor feiert sein 30-jähriges Jubiläum. Der Chor tritt zu vielerlei Gelegenheiten auf und besteht aus alt eingesessenen und neuen Sängerinnen und Sängern. 18 V O R S TA N D S T I F T U N G L I E B E N A U Seit zehn Jahren gibt es das Angebot Musiktherapie in Liebenau. Musiktherapie wird als Einzelangebot oder als Gruppentherapie gestaltet. Investitionen in Wohnen und Arbeiten Im Zuge der Dezentralisierung von Hilfen für Menschen mit Behinderung wurden im Jahr 2014 zahlreiche Bauvorhaben begonnen: In Meckenbeuren-Brochenzell und Friedrichshafen entstehen neue Wohnhäuser, in Bad Waldsee ein Bildungs-, Begegnungs- und Förderzentrum und in Bodnegg-Rosenharz neue Räume für den Förder- und Betreuungsbereich. Bezogen werden konnte ein neues dezentrales Wohnhaus in Bad Waldsee. In der Altenhilfe wurde ein Neubau für ein Pflegeheim in St. Gallenkirch (Vorarlberg) begonnen, der Bau der neuen Pflegeheime in Ailingen und Wittenhofen in 2014 wurde abgeschlossen. Wertvolle finanzielle Unterstützung in Höhe von insgesamt 1,95 Mio. Euro erhielt die Stiftung Liebenau für diese und weitere Bauprojekte vom Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg sowie von Aktion Mensch, der Deutschen Fernsehlotterie und der Glücksspirale. Investitionen wurden auch zur nachhaltigen Energieversorgung getätigt. Am Standort Liebenau wurde die Außenbeleuchtung auf energiesparende LED-Technik umgestellt, sodass der Stromverbrauch deutlich reduziert werden konnte. Gefördert wurde diese Maßnahme vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Vorsichtige Anlagepolitik Das Finanzergebnis hat sich in 2014 grundsätzlich noch zufriedenstellend entwickelt. Allerdings wird es aufgrund der stark gefallenen Zinssätze immer schwieriger, ausreichende Erträge zu generieren. Für die nächsten zwei bis drei Jahre ist mit weiter rückläufigen Zinserträgen zu rechnen. Die vorsichtige Anlagepolitik der Stiftung Liebenau wird jedoch fortgesetzt. Für die Anlage des Stiftungsvermögens gelten ausdrücklich risikoreduzierende Restriktionen entsprechend der ordentlichen Vermögensanlage nach dem Stiftungsgesetz. Spekulative Geschäfte sind ausgeschlossen, auf gute Bonität und eine breite Streuung der Anlagen wird geachtet. Darüber hinaus steuern wir die Anlageentscheidungen über einen speziellen Nachhaltigkeitsfilter. So bildet die Anlagepolitik auch weiterhin ein stabiles Fundament für das primäre Ziel: die Erhaltung des Stiftungsvermögens für die nachhaltige Zweckerfüllung im Sozial-, Gesundheits-, und Bildungsbereich. Kunstprojekt Im Mehrgenerationenwohnhaus „Lebensräume für Jung und Alt“ im Ruländerweg in Ulm wird das Kunstprojekt „Ich, Ulm“ ins Leben gerufen. Einmal im Monat treffen sich Menschen mit und ohne Behinderung zum gemeinsamen Malen. Geschwisterzeit Die Bundesbeauftragte für die Belange behinderter Menschen Verena Bentele ist zu Gast bei der „Geschwisterzeit“ im Ravensburger Spieleland. Rund 250 Familien erleben unbeschwerte Stunden. V O R S TA N D S T I F T U N G L I E B E N A U 19 Chancen- und Risikomanagement Besondere Aufmerksamkeit gilt der Identifikation und Bewertung möglicher Chancen und Risiken im Verbund der Stiftung Liebenau. Das Chancen- und Risikomanagementsystem der Stiftung Liebenau wurde 2014 strategisch wie operativ weiterentwickelt. Mit Hilfe eines Risikobewertungsbogens, der sich an der Strategie der Stiftung Liebenau orientiert, können Einschätzungen und Erkenntnisse der einzelnen Geschäftsfelder strukturiert erfasst und analysiert werden. Interne Sicherungsmaßnahmen und Kontrollen, die Interne Revision und das operative Controlling ergänzen, neben dem umfangreichen Qualitätsmanagement, das Führungs- und Steuerungssystem der Stiftung Liebenau. Spenden für soziale Projekte Der Finanzbedarf im sozialen Bereich steigt nach wie vor kontinuierlich, die Finanzierungslücken, insbesondere für Projekte außerhalb oder am Rande von staatlichen Regelleistungssystemen, werden größer. Daher hat die Stiftung Liebenau auch im vergangenen Jahr um gesellschaftliche Unterstützung und um Spenden geworben. Insgesamt flossen 2014 rund 540.000 Euro aus Spenden und Bußgeldern in die Finanzierung sozialer Projekte im Verbund der Stiftung Liebenau. Die Stiftung Liebenau selbst erhielt rund 323.000 Euro, die sie zum großen Teil zur Finanzierung von Projekten des Liebenauer Netzwerks Familie (siehe auch S. 58) verwendet hat. Für diese vor allem präventiv angelegten Hilfen fehlen auskömmliche staatliche Leistungsstrukturen, und die vorhandenen Versicherungspauschalen – zum Beispiel für die Versorgung von Frühgeborenen durch die Sozialmedizinische Nachsorge – decken vielfach nicht den Bedarf. Ohne regelmäßige Spenden könnten diese Hilfsdienste nicht aufrechterhalten werden. Unterstützt wurden aus den Spendenerträgen außerdem die vielfältigen Ferien- und Betreuungsangebote, die Kindern und Erwachsenen gemeinsame, unbehinderte Freizeiterlebnisse ermöglichen, und die Förderung benachteiligter Jugendlicher im Berufsbildungswerk Adolf Aich. Mit rund 217.000 Euro unterstützten Spender direkt die Tochtergesellschaften der Stiftung Liebenau, vor allem die Altenhilfe mit ihrem stationären Hospiz in Friedrichshafen. „wellcome“ „wellcome“ im Landkreis Ravensburg feiert seinen fünften Geburtstag. Der Dienst unterstützt junge Familien. Erfolgsgeschichte Das Pflege- und Kurzentrum Dorfplatz in Oberhelfenschwil feiert mit einem Festakt und einem umfangreichen Unterhaltungsprogramm sein 25-jähriges Jubiläum. 20 V O R S TA N D S T I F T U N G L I E B E N A U Dank und Ausblick Die fachlichen, strukturellen und organisatorischen Entwicklungen der vergangenen Jahre werden auch die Zukunft prägen. Weiterhin werden wir über die Ausrichtung der Hilfen für Menschen mit Behinderung, aber auch der übrigen sozialen Aufgabenfelder der Stiftung Liebenau diskutieren. Wir werden das Hilfeangebot der Stiftung Liebenau im Sinne eines differenzierten Systems fachlich weiterentwickeln, mit dem Ziel, dem Einzelnen in seiner jeweiligen Situation sachgerechte Hilfe anbieten zu können. Die Dezentralisierung von Hilfen wird fortgeführt, ohne dabei die fachlich notwendigen Kompetenzzentren und spezialisierten Einrichtungen aufzugeben. Fortsetzen werden wir auch die internationalen Aktivitäten der Stiftung Liebenau. Im Erfahrungsaustausch über die Landesgrenzen hinweg liegt ein großer Erfahrungsschatz, den die Stiftung Liebenau verstärkt nützen kann. Auch die Qualifizierung der Mitarbeitenden wird ein wesentlicher Schwerpunkt bleiben, ebenso wie die Frage der Personalentwicklung und Personalgewinnung insgesamt. Wir sind dankbar, dass wir uns bei der Bewältigung dieser Zukunftsaufgaben auf das Engagement unserer haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und auf die große Unterstützung der Mitglieder des Aufsichtsrates und aller weiteren Partner, Freunde und Förderer verlassen können. Einen wertvollen Beitrag zur Stiftungsentwicklung leistet auch die konstruktive Begleitung durch die kirchliche Stiftungsaufsicht. Das große tragfähige Netzwerk erfüllt uns mit Freude und gibt uns Anlass, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Der Vorstand der Stiftung Liebenau bedankt sich bei allen Beteiligten, ohne deren tatkräftige Mitwirkung die sozialen Aufgaben der Stiftung nicht erfüllt werden könnten. Prälat Michael H. F. Brock Dr. Berthold Broll Dr. Markus Nachbaur Ethikkomitee Das Ethikkomitee der Stiftung Liebenau legt eine Stellungnahme zur Beihilfe zum Suizid vor. Austausch Die zweite Stufe der Pflegereform, berufliche Bildung und Inklusion: Das sind die Themen, über die Vertreter der Stiftung Liebenau mit fünf oberschwäbischen Bundestagsabgeordneten im Rahlentreff im Ravensburger Quartier Galgenhalde diskutieren. Adventskonzert Die Mädchenkantorei an der Domkirche St. Eberhard aus Stuttgart und das Barockorchester „La Banda“ aus Augsburg führen in Liebenau Bachs Weihnachtsoratorium auf. V O R S TA N D S T I F T U N G L I E B E N A U 21 Soziale Dienstleistungen – Kostentreiber oder lohnende Investition? Wirtschaftsbetriebe haben in Politik und Öffentlichkeit einen hohen Stellenwert. Ihnen wird Wertschöpfung zugeschrieben: Sie bringen Arbeitsplätze, regionale Nachfrage und Einkommen wachsen, die Einnahmen für die öffentlichen Kassen steigen. Sozialunternehmen hingegen stehen in dem Ruf, dass sie die öffentlichen Haushalte ausschließlich belasten. Eine groß angelegte Studie, an der auch die Stiftung Liebenau als Mitgliedsunternehmen im Brüsseler Kreis teilgenommen hat, zeigt mittels der SROI-Analysemethode, dass auch soziale Dienstleistungen einen gewichtigen Beitrag zur Wertschöpfung leisten. W er, wie Sozialunternehmen, zu einem erheblichen Teil aus öffentlichen Mitteln gespeist wird, steht unter Rechtfertigungsdruck. Gerade in sozialpolitischen Debatten ist immer wieder zu beobachten, dass öffentliche Ausgaben für den Sozialbereich als Kostentreiber und weniger als lohnendes Investment in die Gesellschaft dargestellt werden. Aber Wertschöpfung für eine Gesellschaft entsteht nicht nur durch das Wirken von Industriebetrieben. Sozialunternehmen wie die Stiftung Liebenau, die für qualitativ hochwertige soziale Dienstleistungen in der Alten-, Behinderten-, Jugendhilfe und im Gesundheitsbereich stehen, sind ebenfalls wertschöpfend. Auch wenn diese sehr personalintensiv sind und kein materielles Produkt am Ende der Wertschöpfungskette steht, produzieren sie gesellschaftlichen Mehrwert und tragen zur Wohlstandssteigerung der Gesamt- Fiskalische und parafiskalische Effekte sozialer Dienstleistung Quelle: xit (nach Brüsseler Kreis 2014) fiskalische und parafiskalische Wirkung ökonomische Wirkung direkte und induzierte Beschäftigungswirkung direkte und induzierte Nachfragewirkung 22 gesellschaft bei. Nur, dies lässt sich nicht mit einem klaren (Preis)Maß beziffern, wie zum Beispiel über den konkreten Marktpreis eines Industrieprodukts, als Messgröße für die Berechnung des Bruttoinlandsproduktes. Hierzu braucht es einen erweiterten Zugang. Die Stiftung Liebenau hat sich hier mit ihren Partnerunternehmen im Brüsseler Kreis gemeinsam auf den Weg gemacht, um den hohen Wertschöpfungsbeitrag sozialer Arbeit transparent zu machen. Um zu zeigen, dass Sozialausgaben (hochwirksame) Investitionen sind, müssen die tatsächlichen Kosten sozialer Dienstleistungen transparent dargestellt werden. Denn solche sind für die öffentliche Hand nicht so hoch, wie es zunächst den Anschein erweckt. An vielen Stellen erzeugen sie direkte - und wiederum hierdurch ausgelöste - Mittel-Rückflüsse. Die öffentliche Hand beziehungsweise Sozialversicherungen finanzieren die sozialen Dienstleistungen. Hieraus entstehen zunächst direkte Effekte durch Sozialunternehmen wie die Stiftung Liebenau selbst: Beschäftigung und Einkommenswirkungen (Lohnzahlungen), Nachfragewirkung (eigene Einkäufe von Gütern und Dienstleistungen zum Beispiel Handwerkerleistungen), fiskalische und parafiskalische Effekte (vom Arbeitgeber abgeführte Steuern und Sozialversicherungsbeiträge). Hierdurch werden wiederum in mehreren Stufen Effekte ausgelöst (induziert): Einkommen wird in der Region ausgegeben und die direkte Nachfrage führt zu Beschäftigungseffekten in der umliegenden Wirtschaft. Zusätzlich werden die so genannten vermiedenen Kosten durch die Sicherung von Arbeitsplätzen durch die Stiftung Liebenau berücksichtigt (eingesparte Kosten bei der öffentlichen Hand durch vermiedene Arbeitslosigkeit). In der Studie wurden für den Brüsseler Kreis als Ganzes und die Stiftung Liebenau mit ihren deutschen Tochter- gesellschaften mit den entsprechenden Unternehmenskennziffern für diese Effekte die Zahlungsströme analysiert. Ziel war darzustellen, wieviel der eingesetzten öffentlichen Mittel durch die direkten und induzierten Effekte refinanziert sind. So kann die effektive Kostenlast beleuchtet werden. Hohe Refinanzierung Für die Modellberechnung wurden Einnahmen und Ausgaben der Stiftung Liebenau und ihrer Tochtergesellschaften in Deutschland in Höhe von rund 211 Mio. Euro (2012) zugrunde gelegt. Wie sieht es nun mit dem Rückfluss der eingesetzten öffentlichen Mittel, bemessen anhand der benannten direkten und induzierten Effekte aus? Von den 211 Mio. Euro Umsatz stammten 149 Mio. Euro aus öffentlichen Mitteln. 50 Prozent davon flossen in Form von Sozialversicherungsbeiträgen und diversen Steuern direkt zurück (74,9 Mio. Euro). Die Belastung der öffentlichen Hand betrug also noch 74 Mio. Euro. Nimmt man nun die induzierten fiskalischen und parafiskalischen Effekte (72,8 Mio. Euro) sowie die vermiedenen Kosten (4,7 Mio. Euro) hinzu, ergibt sich eine Refinanzierungsquote von circa 102 Prozent. Diese Quote ist allerdings mit Vorsicht zu bewerten. Sie ist eine rechnerische Annäherung und nicht für alle Sozialunternehmen gleich. Das liegt daran, dass der tatsächliche Anteil öffentlicher Mittel je nach sozialem Hilfefeld unterschiedlich ist. Die Hilfe für Menschen mit Behinderung hat zum Beispiel eine höhere öffentliche Refinanzierung als die Altenhilfe. In der Einzelbetrachtung eines Sozialunternehmens kommt es dann darauf an, in welchen Hilfsbereichen es tätig ist. Aber davon unbenommen, sind die Schlussfolgerungen generalisierbar: Die Kenntnis monetärer Wertschöpfung sozialer Dienstleistungen rückt Sozialausgaben in ein neues Licht. In Soziales zu investieren ist weniger teuer als häufig geglaubt: Investitionen in soziale Dienstleistungen für hilfebedürftige Menschen und in lokale Gemeinwesen lohnen sich nicht nur ideell, sondern auch monetär. Stiftung Liebenau als Standortfaktor Die Sozialwirtschaft mit ihren Diensten und Einrichtungen und ihren hochqualifizierten Mitarbeitern ist ein wesentlicher regionalökonomischer Standortfaktor: Die direkte (sozial)wirtschaftliche Tätigkeit in den berücksichtigten Gesellschaften der Stiftung Liebenau sicherte in Bezug auf 2011 direkt rund 4 800 Arbeitsplätze, wofür eine Arbeitnehmerbrutto-Gesamtlohnsumme von 109 Mio. Euro eingesetzt wurde. Die Stiftung Liebenau selbst bezog Güter und Dienstleistungen im Wert von rund 56 Mio. Euro. Diese Zahlungen induzierten wiederum bei Lieferanten und Vorleistern der Stiftung Liebenau die Sicherung von rund 3 300 Arbeitsplätzen in der Region, einer hierdurch ausgelösten Einkommenswirkung von rund 101 Mio. Euro sowie einer durch die Stiftung Liebenau ausgelösten Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen in Höhe von rund 105 Mio. Euro. Social Return on Investment Der Social Return on Investment (SROI) ist ein Verfahren zur Berechnung der gesellschaftlichen, insbesondere monetären Wertschöpfung sozialer Unternehmen und Einrichtungen. Zur Abbildung dieser Wertschöpfung hat das Beratungsinstitut „xit GmbH forschen.planen.beraten.“ gemeinsam mit der Evangelischen Hochschule Nürnberg und der Katholischen Universität Eichstätt das aus den USA stammende Konzept SROI für die Situation des deutschen Wohlfahrtsstaates adaptiert und über 60 Organisationen unterschiedlichster Dienstleistungsbereiche der Sozialen Arbeit analysiert. In soziale Unternehmen fließen diverse Arten öffentlicher Transferleistungen: Leistungsentgelte, Zuschüsse, Erstattungen, Zuwendungen, Subventionen, Steuerprivilegien etc. Nach SROI interpretiert man diese Transfers als Sozialinvestitionen und fragt nach den Rückflüssen (Returns), die die öffentliche Hand einnimmt und nach den gesellschaftlich eingesparten Kosten. So werden viel geringere tatsächliche Gesamtkosten für die Gesellschaft sichtbar. SROI ermöglicht somit einen Perspektivwechsel bei der Betrachtung sozialer Dienstleistungen von der Output-Orientierung zur Wirkungsorientierung. Der entstehende Mehrwert fällt dabei auf mehreren Wirkungsebenen an. Im Fokus der Einzelanalyse für die Stiftung Liebenau standen insbesondere zunächst die (regional)ökonomischen Wirkungen ihrer sozialen Dienstleistungen. SROI und Brüsseler Kreis An der SROI-Studie haben 12 der 13 Mitgliedsunternehmen des Brüsseler Kreises teilgenommen. Die Ergebnisse wurden erstmals im April 2014 bei einem Parlamentarischen Abend in Berlin vorgestellt. Sie können unter www.bruesseler-kreis.de „Aktuell“ heruntergeladen werden. 23 Bericht der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist Die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist ist die älteste rechtsfähige Stiftung bürgerlichen Rechts im Landkreis Ravensburg. Gegründet wurde sie im Jahr 1575 von Hans Ulrich von Schellenberg und seiner Gattin Anna von Weiler. Mit der Verehelichung der Maria Anna von Schellenberg ging die Kuratur für die Stiftung im Jahr 1708 auf das Fürstliche Haus zu Waldburg-Wolfegg und Waldsee über und wurde im Jahr 1999 auf die Stiftung Liebenau übertragen. Seit 2010 wird die Aufsicht über die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist von einem eigenständigen Aufsichtsrat wahrgenommen. In enger Verbundenheit mit der Stiftung Liebenau und der schweizerischen Stiftung Helios – Leben im Alter setzt sich die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist ein für Menschen, die der Hilfe bedürfen, im Sinne einer möglichst umfassende Teilhabe an der Gesellschaft. Sie ist Mehrheitsgesellschafterin (80 Prozent) der Heilig Geist – Leben im Alter gemeinnützige GmbH, gemeinsam mit der Deutschen Provinz der Salvatorianer, sowie seit Jahresbeginn 2015 alleinige Gesellschafterin der Rhein-Main-Bildung gemeinnützige GmbH. Aufsichtsrat Der Aufsichtsrat der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist umfasste 2014 14 Mitglieder. Elf Mitglieder wurden nach Ablauf ihrer ersten Amtszeit für eine erneute Wahlperiode von fünf Jahren wiedergewählt. Der Aufsichtsratsvorsitzende und sein Stellvertreter wurden im Amt bestätigt. Schwerpunkte der Stiftungsarbeit Im Jahr 2014 fanden drei reguläre Aufsichtsratssitzungen und zwei Wirtschaftsausschusssitzungen statt. Darin wurden vor allem Themen der strategischen Weiterentwicklung sowie Anlage- und Investitionsentscheidungen beraten. Über die laufenden Geschäftsvorgänge berichtete der Vorstand dem Aufsichtsrat während des Geschäftsjahres sowohl schriftlich als auch mündlich. Ein wesentliches Thema war die Beratung und Entscheidung über die Übernahme eines Bildungs- und Sozialunternehmens in Frankfurt am Main, die zu Beginn des Jahres 2015 vollzogen wurde: Die Rhein-Main-Bildung gemeinnützige GmbH bietet ambulante Hilfen zur Erziehung, ambulante Dienste für Menschen mit Behinderung sowie Hilfen für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen im Raum Frankfurt/Main und ist Trägerin einer Grund-, Haupt- und Realschule in Offenbach. Aufgrund interner Neuausrichtungen hatten die bisherigen Verantwortlichen einen verlässlichen Partner für die Übernahme ihres Unternehmens gesucht und Kontakt zur Stiftung Hospital zum Heiligen Geist aufgenommen, deren satzungsgemäße Aufgaben neben der Altenhilfe ebenfalls in den Bereichen Bildung, Erziehung und Hilfe für Menschen mit Behinderung liegen. Entlastung des Vorstands Für das Rechnungsjahr 2013 erteilte der Aufsichtsrat dem Vorstand Entlastung auf der Grundlage des Jahresabschlusses und des Prüfberichtes mit uneingeschränktem Bestätigungsvermerk der WEKO respond GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und Steuerberatungsgesellschaft Aufsichtsrat der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist (V.l.) Dekan Sigmund Schänzle, Prof. Dr. Bruno Schmid, Tanja Gönner, Lic. iur. Emil Nisple, Sr. M. Birgit Reutemann, Paul Locherer, Prof. Dr. Volker Faust, I.K.H. Erbgräfin Mathilde von Waldburg-Zeil, Dr. Joachim Senn (stellv. Vorsitzender), Domkapitular Matthäus Karrer, Franz Bernhard Bühler, S. D. Johannes Fürst von Waldburg-Wolfegg-Waldsee (geborenes Mitglied und Vorsitzender). Auf dem Bild fehlen Pfr. Ekkehard Schmid und Dr. Franz Steinle. 24 S T I F T U N G H O S P I TA L Z U M H E I L I G E N G E I S T in Lörrach. Der Jahresabschluss des verbundenen Unternehmens wurde zustimmend zur Kenntnis genommen. Für das Rechnungsjahr 2015 beauftragte der Aufsichtsrat die WEKO respond GmbH mit der Prüfung der Buchhaltung und des Jahresabschlusses der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist sowie der Heilig Geist – Leben im Alter und der Rhein-Main-Bildung. S. D. Johannes Fürst von WaldburgWolfegg-Waldsee Vorsitzender des Aufsichtsrates Prälat Michael H. F. Brock Vorstand Dr. Berthold Broll Vorstandsvorsitzender, Kurator der Stiftung Dr. Markus Nachbaur Stellvertretender Vorstandsvorsitzender Bericht der Stiftung Kulturdenkmal Schloss Bad Wurzach Aufgabe der 2004 gegründeten, rechtlich unselbstständigen Stiftung Kulturdenkmal Schloss Bad Wurzach ist, das als bedeutendes Monument barocker Architektur anerkannte Schloss Bad Wurzach zu erhalten. Wesentlicher Anziehungspunkt ist das prächtige Barocktreppenhaus, in dem die Stadt Bad Wurzach standesamtliche Trauungen vornimmt. Im Berichtsjahr 2014 konnte aufgrund nur geringer Instandhaltungen ein ausgeglichenes Ergebnis erreicht werden. Für den zukünftigen Erhalt des Schlosses und anstehende Instandhaltungen ist die Stiftung Kulturdenkmal weiterhin auf Spenden angewiesen. Spendenkonto: Kreissparkasse Ravensburg, IBAN: DE65 6505 0110 0000 1575 06 Das Schloss dient als Ort der Bildung, Begegnung, Spiritualität und der sozialen Arbeit und hat einen festen und wichtigen Platz in der Stadt Bad Wurzach und weit darüber hinaus. Für die Bewahrung seiner Schönheit engagieren sich Persönlichkeiten aus Kirche, Wirtschaft und Gesellschaft im Kuratorium. Im Jahr 2014 trat der Unternehmer Udo Vetter dem Kuratorium bei. Die Oberstufe und das Hochbegabteninstitut des Salvatorkollegs sind dort untergebracht. Das Institut für Soziale Berufe Ravensburg gGmbH(IfSB) bildet Fachschüler für Heilerziehungs- und Altenpflege aus. Darüber hinaus ist im Schloss ein Bankettbereich mit stilvollem Ambiente beheimatet, der für Hochzeiten, Firmenjubiläen, Tagungen und Seminare zur Verfügung steht. Im Westflügel sind 13 heimgebundene Wohnungen untergebracht, die an das von der Heilig Geist - Leben im Alter betriebene Dr. Berthold Broll Tobias Holeczek Philip Kling Kuratoriumsvorsitzender Geschäftsführer Geschäftsführer Pflegeheim neben dem Schloss angebunden sind. bis 31.12.2014 seit 1.1.2015 S T I F T U N G K U LT U R D E N K M A L S C H L O S S B A D W U R Z A C H 25 Bericht der Stiftung Helios – Leben im Alter Die Stiftung Helios – Leben im Alter mit Sitz in Goldach im Schweizer Kanton St. Gallen wurde 1982 gegründet. Damals hieß sie noch Stiftung Villa Helios, benannt nach dem Alters- und Pflegeheim in Goldach. Seit 2004 arbeitet die Stiftung Helios mit der Stiftung Liebenau zusammen. Durch diese Unterstützung konnte die Jugendstilvilla in Goldach saniert und um einen Neubau erweitert werden. 2011 übernahm die Stiftung Helios den Betrieb des Alters- und Pflegeheims Brunnadern von der Gemeinde Neckertal. In den Gemeinden Tübach und Steinach ist sie zudem mit ihrem ambulanten Spitex-Dienst tätig. Schwerpunkte der Stiftungsarbeit Die selbstständige und gemeinnützige Stiftung Helios betreibt soziale Einrichtungen und betreut hilfebedürftige Menschen in deren Wohnungen. Im Gegensatz zu anderen gemeinnützigen Organisationen ist sie nicht an einzelne Gemeinden gebunden, sondern kann Städten und Gemeinden ihre Unterstützung als Alternative zu privatgewerblichen Organisationen bieten. In ihren Pflegeheimen in Goldach und Brunnadern setzt sie das Hausgemeinschaftsmodell um und nimmt damit eine Vorreiterrolle in der Schweiz ein. Inhaltliche Hauptaufgabe ist es, dieses Konzept laufend den Bedürfnissen von Bewohnern und auch von Mitarbeitern anzupassen. Dabei berücksichtigt die Stiftung Helios aktuelle gerontologische Forschungsergebnisse und versteht sich als Kooperationspartner von Kommunen und sonstigen Akteuren bei der Gestaltung des Gemeinwesens. Satzungszweck ist außerdem die Förderung und Unterstützung von Humanität und Kultur. Entwicklungen im Geschäftsjahr 2014 Am Standort Brunnadern wurde die zweite Bauetappe fertiggestellt: Im Mai 2014 konnten drei neue Wohngruppen bezogen und die provisorische Nutzung des Altbaus beendet werden. Durch die Einführung des Hausgemeinschaftskonzepts mussten die Mitarbeiter neu organisiert und aufgrund des höheren Platzangebots zusätzliche gefunden werden. Im Rahmen einer dritten Bauetappe wird der Altbau bis Mai 2015 saniert. Das künftige „Haus am Necker“ bietet dann neben dem neu erstellten Pflegeheim auch Raum für ein Dorfcafé, die örtliche Spitex und acht heimgebundene Wohnungen. Brunnadern Die Zeit der Baustellen in Brunnadern sind Geschichte: Der Neubau wird bezogen, der Altbau saniert. Festakt Das Pflegeheim Helios feiert sein 30-jähriges Bestehen. Mit dabei: der Jödlichor. 26 S T I F T U N G H E L I O S – L E B E N I M A LT E R Wirtschaftliche Situation Durch den Bezug des Neubaus am Standort Brunnadern sind Mietmehraufwendungen entstanden, höhere Vorleistungen waren zu tätigen, die Vollauslastung des Hauses erfolgte nur langsam. Das dadurch entstandene Defizit konnte durch einen Ertragsüberschuss des Pflegeheims Helios ausgeglichen werden. Insgesamt wurde in der gesamten Stiftung Helios ein Überschuss erwirtschaftet. Tätigkeit des Stiftungsrates Die Stiftung Helios – Leben im Alter wird von einem achtköpfigen Stiftungsrat verwaltet und nach außen vertreten. Die Stiftungsratsmitglieder stammen aus der Schweiz, aus Deutschland und aus Österreich. Der Stiftungsrat unterliegt der Aufsicht des Departements des Innern. Im Berichtsjahr fanden mehrere Sitzungen und eine Klausur statt, in welchen die strategische Weiterentwicklung der Stiftung Helios geplant und ausgearbeitet wurde. Mitglieder des Stiftungsrates Dr. Berthold Broll Stiftungsratspräsident Lic. jur. Emil Nisple Vizepräsident Prälat Michael H. F. Brock Dr. Christa Köppel Verena Kubat-Müller Marguerite Meier-Waldstein Klaus Müller Dr. Markus Nachbaur Dr. Berthold Broll Präsident des Stiftungsrates Lic. iur. Emil Nisple Vizepräsident des Stiftungsrates Goldach Neu- und Altbau des Pflegeheims Helios bilden eine gelungene architektonische Einheit. S T I F T U N G H E L I O S – L E B E N I M A LT E R 27 Kennzahlen Stiftung Liebenau | Stiftung Hospital zum Heiligen Geist | Stiftung Helios – Leben im Alter Stiftung Liebenau (Zahlen in TEUR) Umsatz Personalaufwand Bilanzsumme EK-Quote EK-Quote inkl. SoPo Investitionen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) Ehrenamtliche Tätigkeitsbereiche 2013 2014 289.912 193.896 650.385 63,3% 76,4% 34.300 6 080 2 345 298.889 201.485 659.629 64,7% 77,2% 41.301 6 166 2 500 Die konsolidierte Bilanz für die Stiftung Liebenau gesamt umfasst: 1. Vollkonsolidierung Holding, St. Gallus-Hilfe gGmbH, Liebenau – Dienste für Menschen mit Behinderung gGmbH, St. Lukas-Klinik gGmbH, Liebenau Kliniken gGmbH, Berufsbildungswerk Adolf Aich gGmbH, St. Anna-Hilfe gGmbH (Deutschland), Liebenau – Leben im Alter gGmbH, St. Anna-Hilfe gGmbH (Österreich), St. Anna-Sozialzentren gGmbH (Österreich), St. AnnaService gGmbH (Österreich), Genossenschaft DORFPLATZ (Schweiz), Liebenau Investment S.R.L., Liebenau Service GmbH, Liebenau Gebäude- und Anlagenservice GmbH, Liebenau Beratung und Unternehmensdienste GmbH, Liebenau Teamwork Kommunikation GmbH i. L., Liebenau Objektservice GmbH, Liebenauer Landleben GmbH, Liebenau Timberland Management Inc., Liebenau Timberland LLC 2. Quotenkonsolidierung Christliches Sozialwerk gGmbH, Casa Leben im Alter gGmbH, Casa Sozialeinrichtungen gGmbH, St. Nikolaus süddeutsches Kinderhospiz gGmbH, Gesellschaft für Entwicklungspsychiatrie und Integration gGmbH, SH Development s.r.o., Dom Seniorov n.o. 3. Equity LBU Systemhaus AG, Institut für Soziale Berufe gGmbH Stiftung Liebenau Holding (Zahlen in TEUR) Umsatz Aufwendungen/Betriebsaufwand Anlagevermögen Umlaufvermögen EK-Quote EK-Quote inkl. SoPo Verbindlichkeiten Bilanzsumme Investitionen in Sachanlagevermögen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) 2013 2014 45.696 41.796 497.742 42.841 68,1% 78,2% 117.828 540.583 21.637 164 48.067 43.266 512.763 40.584 68,3% 78,0% 121.739 553.347 24.040 152 Altenhilfe (Zahlen in TEUR) Umsatz Personalaufwand Bilanzsumme EK-Quote EK-Quote inkl. SoPo Investitionen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) Ehrenamtliche 2013 2014 114.084 69.543 73.489 22,6% 38,8% 7.400 2 413 1 590 119.171 71.964 74.855 26,3% 41,5% 3.100 2 479 1 611 1. Vollkonsolidierung St. Anna-Hilfe gGmbH (Deutschland), Liebenau – Leben im Alter gGmbH, St. Anna-Hilfe gGmbH (Österreich), St. Anna-Sozialzentren gGmbH (Österreich), St. Anna-Service gGmbH (Österreich), Genossenschaft DORFPLATZ (Schweiz) 2. Quotenkonsolidierung Casa Leben im Alter gGmbH, Casa Sozialeinrichtungen gGmbH, SH Development s.r.o., Dom Seniorov n.o. Hilfe für Menschen mit Behinderung (Zahlen in TEUR) Umsatz Personalaufwand Bilanzsumme EK-Quote EK-Quote inkl. SoPo Investitionen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) Ehrenamtliche 2013 2014 94.206 65.516 51.991 45,2% 74,4% 1.800 1 795 746 95.777 67.738 49.650 47,7% 76,0% 3.300 1 804 890 1. Vollkonsolidierung St. Gallus-Hilfe gGmbH, Liebenau – Dienste für Menschen mit Behinderung gGmbH 2. Quotenkonsolidierung Christliches Sozialwerk gGmbH Gesundheit (Zahlen in TEUR) Umsatz Personalaufwand Bilanzsumme EK-Quote EK-Quote inkl. SoPo Investitionen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) 2013 2014 26.246 17.539 10.785 44,3% 50,3% 300 464 27.256 18.725 11.179 47,1% 52,8% 250 472 1. Vollkonsolidierung St. Lukas-Klinik gGmbH, Liebenau Kliniken gGmbH 2. Quotenkonsolidierung Gesellschaft für Entwicklungspsychiatrie und Integration gGmbH 28 K E N N Z A H L E N Stiftung Hospital zum Heiligen Geist Bildung (Zahlen in TEUR) Umsatz Personalaufwand Bilanzsumme EK-Quote EK-Quote inkl. SoPo Investitionen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) 2013 2014 26.551 17.322 11.853 14,2% 27,3% 400 357 27.249 17.470 11.132 15,3% 28,8% 500 383 2013 2014 9.778 5.471 17.410 63,7% 77,1% 202 228 143 10.104 5.740 17.885 66,4% 78,2% 155 233 150 1. Vollkonsolidierung Heilig Geist – Leben im Alter gGmbH 1. Vollkonsolidierung Berufsbildungswerk Adolf Aich gGmbH Stiftung Helios – Leben im Alter Dienstleistungsgesellschaften (Zahlen in TEUR) Umsatz Personalaufwand Bilanzsumme EK-Quote EK-Quote inkl. SoPo Investitionen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) (Zahlen in TEUR) Umsatz Personalaufwand Bilanzsumme EK-Quote EK-Quote inkl. SoPo Investitionen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) Ehrenamtliche 2013 2014 31.912 15.809 6.838 43,3% – 700 827 32.967 16.706 7.120 43,1% – 710 821 1. Vollkonsolidierung Liebenau Service GmbH, Liebenau Gebäude- und Anlagenservice GmbH, Liebenau Beratung und Unternehmensdienste GmbH, Liebenau Teamwork Kommunikation GmbH i. L., Liebenau Objektservice GmbH, Liebenauer Landleben GmbH (Zahlen in TEUR) Umsatz Personalaufwand Bilanzsumme EK-Quote EK-Quote inkl. SoPo Investitionen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) Ehrenamtliche 2013 2014 8.769 6.367 9.906 18,4% – 20 159 28 8.675 6.513 9.569 19,9% – 330 168 28 K E N N Z A H L E N 29 Altenhilfe Lebensqualität im Heim – Erfahrungen Wer satt, sauber und schmerzfrei ist, dem könnte es richtig gut gehen. Doch sorgt das allein für ein gutes Lebensgefühl? Gar für Glück? Sicher nicht. Jeder von uns will auch im Alter und bei Pflegebedürftigkeit selbstbestimmt handeln, sich sinnvoll beschäftigen, sich ernst genommen fühlen und mit anderen zusammen sein. All diese Wünsche lassen sich unter den Begriff Lebensqualität fassen. Eine möglichst hohe Lebensqualität zu erreichen, unterliegt jedoch nicht dem Zufall: Sie zu erreichen steht im Zentrum der fachlich fundierten Arbeit der Liebenauer Altenhilfe. Bewohner des Franziskuszentrums schildern, was ihr individuelles Wohlbefinden im Heim ausmacht. D a ist zunächst der Vergleich mit dem ehemaligen Zuhause: „Hier im Franziskuszentrum können wir uns viel freier bewegen, viel entspannter zusammen sein als zu Hause“, berichtet Liselotte Zimmermann. Ihr Mann Günter, 88, ist gestolpert – die zwei Stufen vom Esszimmer ins Wohnzimmer – und hat sich den Oberschenkelhals gebrochen. Mit jeder Narkose habe man die Demenz mehr gespürt. Zuerst wollte er nicht ins Heim, nicht ohne sie. „Das ging dann jedoch ohne Übergang: Krankenhaus, Reha, Kurzzeitpflege im Franziskuszentrum“, erklärt sie. Und dann hatte er auch schon einen Heimplatz im Franziskuszentrum. Sie sind sehr oft zusammen. Alles sei ganz normal: der Tagesablauf, die Menschen. Zum einen kann die 79-Jährige auf die professionelle Hilfe „mit all den Hilfsmitteln“ vertrauen, die Verantwortung teilen. Zum anderen ist sie einfach nicht allein. Nicht mit ihren Fragen und Ängsten und auch nicht bei Kaffee und Kuchen am Nachmittag. Zwar kann sich ihr Mann nicht mehr aktiv an Gesprächen beteiligen, doch habe sie das Gefühl, 30 A LT E N H I L F E dass er die Gesellschaft genieße. „Vielleicht einfach, weil ich sie genieße“, sagt Liselotte Zimmermann. Sich einbringen dürfen Auch Bewohner Johann Dollhopf schätzt vor allem die anderen, die nun um ihn herum sind. „Zuhause war ich lange allein. Hier musste ich mich erst wieder an Menschen gewöhnen. Das ist schön so, sehr heimelig“, sagt er. Der 78-jährige an Diabetes erkrankte Mann nimmt viele Angebote des Hauses wahr, geht zum Singen, in die Gymnastik und zum Nachmittagskaffee. Außerdem hilft er sehr gerne, macht mal jemandem eine Sprudelflasche auf, unterstützt seine Mitbewohner beim Essen oder ruft die „Schwester“, wenn dies nötig sei. „Apropos Essen“, sagt er, „zuhause habe ich kaum Gemüse oder Salat gegessen. Hier mache ich das, weil ich es ausprobiert und gemerkt habe, dass es mir auch schmeckt.“ Johann Dollhopf ist zufrieden, auch wenn er ein wenig mehr Ordnung in seinem Zimmer halten muss als zuhause, „wegen der Putzfrau“. Das einzige, was er sich wünscht, sind ein paar andere Sender auf seinem Fernseher. Doch das habe er schon gemeldet und hoffe, dass er sie bald bekomme. Ein Teil des Ganzen sein „Ich fühle mich wohl hier im Haus und lasse mir viel helfen, denn alle sind sehr freundlich“, sagt Bewohnerin Lotte Schneitenberger. Aufgrund mehrerer Schlaganfälle kann sich die 81-Jährige nicht mehr so gut ausdrücken, hat auch beim Essen Probleme. Trotzdem macht sie bei allen Aktivitäten mit und hält sich gern im Garten auf. Lotte Schneiten„Lebensqualität bedeutet, dass zwiberger genießt es, Besuch zu schen dem pflegebedürftigen Menbekommen, auch, dass sich der schen und seinen Bezugspersonen, das Besuch so frei bewegen kann im heißt den Pflege- und Betreuungskräf- Haus. Und obwohl die ehemalige ten, tatsächlich eine Beziehung stattErzieherin keine eigenen Kinfindet. Dass er sich in Gesprächen ernst der hat, fragt immer wieder ein genommen fühlt und sicher sein kann, ehemaliges „Kindergartenkind“, dass das Personal auch im Falle einer das zu Besuch im Haus ist, nach Demenz weiß, was er braucht.“ ihr und schaut kurz vorbei. „Ich Monika Paulus, Hausleiterin des gehöre einfach dazu“, sagt sie. Franziskuszentrums, Friedrichshafen Sinnvolle Beschäftigung Individuelles Wohlbefinden Lebensqualität entsteht durch viele Faktoren. Im stationären Kontext eines Pflegeheims besteht ein großer Teil der fachlichen Betreuung und Pflege darin, Bewohner individuell darin zu unterstützen, die größtmögliche Lebensqualität zu erreichen. Denn durch die Pflegebedürftigkeit gibt es in der Regel Einschränkungen, die sich auf das Gleichgewicht der für die Lebensqualität wichtigen Faktoren auswirkt. Nach einer grundlegenden Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) umfasst Lebensqualität das körperliche, psychische und soziale Befinden eines Individuums (WHO 1949). Gesundheit Sicherheit Bewohner Grundbedürfnisse Wohnen Soziale Kontakte ALT ENHILF E 31 St. Anna-Hilfe gemeinnützige GmbH, Deutschland Liebenau – Leben im Alter gemeinnützige GmbH Die St. Anna-Hilfe Deutschland und die Liebenau – Leben im Alter betreiben im Stiftungsverbund den größten Teil der stationären Altenpflegeeinrichtungen, Sozialstationen und ergänzenden Wohnformen wie den Heimgebundenen Wohnungen. Das Portfolio wird ergänzt durch weitere Angebote wie Wohnen mit Service, ein Hospiz, eine Seniorenwohngemeinschaft, ambulant betreute Wohnformen, Tages-, Kurzzeit- und Schwerstpflege. Neben den generationenübergreifenden Wohnanlagen nach dem Konzept „Lebensräume für Jung und Alt“ werden Quartiersprojekte umgesetzt. Stefanie Locher Geschäftsführerin 20 Jahre „Lebensräume für Jung und Alt“ Die Wohnanlagen nach dem Konzept „Lebensräume für Jung und Alt“ feierten im Berichtsjahr ihr 20-jähriges Bestehen. Die erste Wohnanlage wurde im Herbst 1994 St. Anna-Hilfe, Deutschland Liebenau – Leben im Alter Gerhard Schiele Geschäftsführer Bewohner, Mieter, Gäste, Kunden Bewohner in Heimen (Dauer-, Kurzzeit- und Schwerstpflege) Gäste Tagesbetreuung Gäste Hospiz Patienten/Kunden Sozialstationen Mieter Heimgebundene Wohnungen Bewohner Wohnanlagen „Lebensräume für Jung und Alt“ Bewohner Wohnanlagen „Leben am See“ Einrichtungen/Platzzahlen Heime Dauer- und Kurzzeitpflegeplätze Schwerstpflegeplätze Plätze Tagesbetreuung Plätze Hospiz Standorte Heimgebundene Wohnungen Anzahl Heimgebundene Wohnungen Wohnanlagen „Lebensräume für Jung und Alt“ Anzahl der Wohnungen Wohnanlagen „Leben am See“ Wohnungen „Leben am See“ Sozialstationen Mitarbeiterzahlen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) Ehrenamtliche 32 A LT E N H I L F E 2013 2014 3 256 3 334 90 102 857 313 1 414 83 89 827 322 1 414 124 124 29 1 556 46 60 9 19 241 26 30 1 620 46 60 9 19 241 26 832 2 73 3 832 2 73 3 1 564 1 285 1 612 1 290 in Vogt (Landkreis Ravensburg) bezogen. Im Jahr 2014 gibt es 26 Wohnanlagen im süddeutschen Raum. In Fachkreisen hat sich das Konzept als Erfolgsmodell etabliert. Die Lebensräume sind Orte, in denen beispielhaft Selbst- und Nachbarschaftshilfe gelebt werden. Geprägt sind die Mehrgenerationenhäuser von einem hohen Sozialkapital. Das heißt: Die entwickelten sozialen Kräfte stehen dem Gemeinwesen zur Verfügung. Vor allem für ältere Bewohner bedeutet das, dass Pflegebedürftigkeit abgemildert und der Einsamkeit vorgebeugt wird. Da Bürger heutzutage auch im höheren Lebensalter sehr aktiv sind, stehen die Kommunen immer mehr in der Verantwortung, im Rahmen ihrer Sorge und Mitverantwortung neue Modelle zu unterstützen und anzustoßen. Die Liebenauer Altenhilfe mit ihrer umfangreichen Erfahrung ist daher nach wie vor ein attraktiver Geschäftspartner für Kommunen. Zwei neue Wohn- und Pflegegemeinschaften In Deggenhausertal sind im Frühjahr 2014 die ersten Bewohner in das neue Haus St. Sebastian eingezogen. Die Wohn- und Pflegegemeinschaft bietet 30 Dauer- pflegeplätze. Das Haus steht in unmittelbarer Nachbarschaft der „Lebensräume für Jung und Alt“. In Ailingen – ein Ortsteil von Friedrichshafen – zogen zum Ende des Berichtsjahres die Bewohner in das neue Haus St. Martin. Mitten im Zentrum stehen hier 36 stationäre Pflegeplätze und Heimgebundene Wohnungen zur Verfügung. Qualität stetig verbessert Einen wichtigen Schwerpunkt bildete im Berichtsjahr die Einführung des Expertenstandards „Pflege von Menschen mit chronischen Wunden“. Durch die systematische Wundversorgung unter fachgerechten, hygienischen und aseptischen Bedingungen können wir das Wohlbefinden und die Lebensqualität von älteren Menschen weiter erhöhen. In punkto Entbürokratisierung konnte ein eigens entwickeltes Assessment-Instrument in die Praxis implementiert werden. Mit Hilfe solcher Instrumente werden pflegerelevante Variablen und Auffälligkeiten eingeschätzt. Das Ziel dieser Bewertung ist die nachfolgende Ableitung von Behandlungs- und Pflegemethoden. 2014 erfolgte eine erste Evaluation bei etwa 200 Pflegefachkräften. Die Ergebnisse bestätigten neben einer zeitlichen Entlastung eine fachliche Stärkung der Pflegenden. Der Notendurchschnitt der MDK-Prüfungen ist nach wie vor sehr gut. Er lag 2014 bei 1,1 im stationären sowie bei 1,0 im ambulanten Bereich. Fachkräfte gewinnen durch Weiterbildung Das gemeinsam mit der Abteilung „fortbilden und entwickeln“ erarbeitete Programm zur Führungskräfteentwicklung für die Pflege konnte konzeptionell abgeschlossen werden. Mit diesem Instrument möchte die Altenhilfe der Stiftung Liebenau engagierten Mitarbeitern berufliche Aufstiegsmöglichkeiten in ihren Unternehmen bieten. Für die akademische Nachwuchsförderung ist die Altenhilfe mit entsprechenden Hochschulen in Kontakt. Kundenbefragung Sozialstationen Zufriedenheit mit der Pflege 2014 2011 93,5% 91,9% Zufriedenheit mit der fachlichen Beratung 2014 2011 ALT ENHILF E 88,3% 87,7% 33 Nach 20 Jahren haben sich die heute 27 Wohnanlagen nach dem Konzept „Lebensräume für Jung und Alt“ etabliert. Zuwachs bei Sozialstationen Die Sozialstationen St. Anna konnten im Berichtsjahr einen Umsatzzuwachs verzeichnen. Diese Tendenz kann als Zeichen gewertet werden, dass die Kunden mit den mobilen Dienstleistungen zufrieden sind, was auch die Kundenbefragung 2014 bestätigt. Über 90 Prozent waren sehr zufrieden oder zufrieden. Der Trend zeigt, dass Menschen mit Unterstützungsbedarf ungebrochen so lange wie möglich zu Hause wohnen möchten. Um diesen Wunsch zu erfüllen, setzen sie zunehmend auf fachliche Hilfen. Forschung und Entwicklung Die Altenhilfe der Stiftung Liebenau erprobt technische Assistenzsysteme im Rahmen der Projekte KoopAs in Amtzell in Zusammenarbeit mit T-Systems International und der Universität Göttingen. Neu hinzugekommen ist das Projekt „intelligenter Rollator“. Erste Gespräche fanden auch zum Thema „Smart Home“ statt. Die intelligente Technik mit Sensoren könnte in der Zukunft zur Ausstattung in neu gebauten Wohnungen für ältere Menschen gehören. 34 A LT E N H I L F E Auch am bundesweiten Forschungsprojekt „EQiSA“ der Caritas in Köln in Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld, bei dem die Entwicklung und die Messung von Ergebnisqualität in der stationären Altenhilfe im Fokus stehen, nimmt die Altenhilfe teil. Beteiligungen in Forschung und Entwicklung gab es im Berichtsjahr in der „Trauerbewältigung“, die 2015 weitergeführt wird. Wirtschaftliche Situation Die Liebenau – Leben im Alter ist aufgrund steigender Auslastung und Nachfrage wirtschaftlich gut aufgestellt. Im Berichtsjahr wurde im Vergleich zum Vorjahr der Umsatz erhöht. Für die St. Anna-Hilfe konnte ein positives Ergebnis erzielt werden, unter anderem weil die Tariferhöhungen im Pflegesatz (stationär) umgesetzt werden konnten. Die angefragten Leistungen der Sozialstationen St. Anna zeigten im Berichtsjahr eine steigende Tendenz, was sich ebenfalls positiv auf die Ergebnisse der St. Anna-Hilfe auswirkte. Heilig Geist – Leben im Alter gemeinnützige GmbH Hospitalstiftung zum Heiligen Geist (80 % Beteiligung), Deutsche Provinz der Salvatorianer (20 % Beteiligung) Zu den Angeboten der Heilig Geist – Leben im Alter gehört neben den stationären Pflegeeinrichtungen mit Heimgebundenen Wohnungen eine Sozialstation, die mit ihren Leistungen Menschen zu Hause versorgt. Zusätzlich betreibt die Gesellschaft eine Einrichtung in Neutann, die sich auf die Begleitung von Menschen mit schweren demenziellen Erkrankungen spezialisiert hat. Heimat für Menschen mit schwerer Demenz Das Domizil Neutann ist ein spezialisiertes Pflegeheim und Heimat für 30 Menschen mit mittlerer bis schwerer Demenz. Räumlich und fachlich ist es angegliedert an das Pflegeheim Spital Neutann. Die Architektur und das Betreuungskonzept sind bewusst auf die Bedürfnisse der Bewohner ausgerichtet. Die Mitarbeiter lassen sich auf den einzelnen Menschen ein, ohne sich von ungewohnten Verhaltensweisen irritieren zu lassen. Den an Demenz erkrankten Menschen geben sie so ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Das Domizil genießt Wertschätzung nicht nur vor Ort, sondern weit darüber hinaus. Im Sommer 2014 hat das Mitarbeiterteam mit Angehörigen, Ehrenamtlichen, Vertretern der Stadt und der Stiftung Liebenau das zehnjährige Bestehen der Einrichtung gefeiert. Stefanie Locher Geschäftsführerin Gerhard Schiele Geschäftsführer Kundenbefragung Sozialstationen Heilig Geist – Leben im Alter Zufrieden mit der Erreichbarkeit im Bedarfs- und Notfall 2014 2011 96,8% 94,5% Zufrieden mit der Zuverlässigkeit 2014 2011 87,1% 93,5% Gefühl, autonom leben zu können 2014 2011 84,9% 80,7% 2013 2014 415 322 192 47 218 47 Einrichtungen/Platzzahlen Heime Dauer- und Kurzzeitpflegeplätze Schwerstpflegeplätze Heimgebundene Wohnungen Sozialstationen 3 184 30 36 1 3 187 30 36 1 Mitarbeiterzahlen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) Ehrenamtliche 228 143 232 150 Bewohner, Mieter, Gäste, Kunden Bewohner in Heimen (Dauer-, Kurzzeitpflege) Patienten/Kunden Sozialstationen Mieter Heimgebundene Wohnungen Kundenzuwachs bei Sozialstation Im Berichtsjahr haben ältere Menschen noch häufiger die Unterstützung durch die Sozialstation Heilig Geist angefragt. Dies kann als Zeichen gewertet werden, dass Kunden mit den mobilen Dienstleistungen der Sozialstation Heilig Geist zufrieden sind. Bestätigt wird dies auch mit der Kundenbefragung 2014 (siehe Grafik links), bei der über 90 Prozent der Kunden mit der Pflege zufrieden sind. Die vermehrte Nachfrage zeigt auch, dass Menschen mit Unterstützungsbedarf nach wie vor so lange wie möglich zu Hause wohnen möchten. Um dies zu ermöglichen, werden zunehmend professionelle Dienste hinzugezogen. Wirtschaftliche Situation Die Nachfrage nach allen Angeboten der Sozialstation Heilig Geist – Leben im Alter ist unverändert hoch. Im Berichtsjahr 2014 konnte sie daher ein positives Ergebnis verbuchen. ALT ENHILF E 35 St. Anna-Hilfe für ältere Menschen gemeinnützige GmbH, Österreich Die St. Anna-Hilfe betreibt in Vorarlberg und Oberösterreich zehn Altenpflegeheime mit rund 600 Pflegeplätzen, eine Wohnanlage „Lebensräume für Jung und Alt“, insgesamt 36 Heimgebundene Wohnungen an drei Standorten sowie eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung in Spittal an der Drau in Kärnten. Klaus Müller Geschäftsführer Neubau des Pflegeheims Innermontafon Anfang September war der Spatenstich für den Neubau des Pflegeheims Innermontafon in St. Gallenkirch. Das neue Pflegeheim entsteht auf dem von den Gemeinden St. Gallenkirch und Gschurn zur Verfügung gestellten Grundstück hinter dem alten Gebäude und bietet 32 älteren und pflegebedürftigen Menschen ein neues St. Anna-Hilfe, Österreich St. Anna-Service Bewohner, Mieter, Gäste, Kunden Bewohner in Heimen (Dauer- und Kurzzeitpflege) Gäste Tagesbetreuung Mieter Heimgebundene Wohnungen Bewohner Wohnanlagen „Lebensräume für Jung und Alt“ Einrichtungen/Platzzahlen Altenpflegeheime Dauer- und Kurzzeitpflegeplätze Heimgebundene Wohnungen Wohnanlagen „Lebensräume für Jung und Alt“ Anzahl der Wohnungen Betreuungseinrichtungen für Menschen mit Behinderung Plätze Wohnwelt Plätze Arbeitswelt Dienstleistungen St. Anna-Service Mittagessen Abendessen Mitarbeiterzahlen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) davon: Mitarbeiter/-innen mit Behinderung (geförderte Arbeitsplätze) Ehrenamtliche 36 A LT E N H I L F E 2013 2014 957 927 8 38 59 8 36 59 11 592 36 1 10 562 36 1 39 1 39 1 18 24 18 24 331 169 199 370 339 448 204 354 652 9 644 8 281 290 Zuhause. Nach dem Konzept der Hausgemeinschaften leben dann je 16 Senioren in einem Wohnbereich rund um die gemeinsame Wohnküche. Der Umzug vom alten in das neue Haus ist für das Frühjahr 2016 geplant. Haus San Marco musste schließen Die Enttäuschung am Übergangsstandort in Bad Goisern war groß, als Mitarbeiter, Bewohner und Angehörige im Dezember 2013 erfuhren, dass das Haus San Marco endgültig schließen muss. Zwei Drittel (20) der älteren Menschen und die Hälfte der Pflegekräfte aus dem Haus San Marco zogen im August gemeinsam in das vom Sozialhilfeverband Gmunden neu erbaute Haus der Sarsteinerstiftung nach Bad Ischl. Acht ältere Menschen blieben auf eigenen Wunsch in Bad Goisern und haben dort einen Platz im evangelischen Pflegeheim bekommen. Ein Bewohner zog nach Gmunden ins Haus St. Josef und ein Bewohner nach Stadl-Paura ins Sozialzentrum Kloster Nazareth. Die andere Hälfte der Mitarbeiter hat durch eigene Initiative oder mit Unterstützung der St. Anna-Hilfe eine neue Anstellung gefunden. St. Anna-Hilfe ist ein familienfreundlicher Betrieb: Landeshauptmann Markus Wallner (links) und Soziallandesrätin Greti Schmid (rechts) überreichen die Zertifikate an Hausleiter Florian Seher (2. v. l.) und den Gesundheitsbeauftragten der St. Anna-Hilfe, Winfried Grath. Spatenstich für das neue Haus Innermontafon (v.l.): Florian Seher, Hausleiter; Monika Vonier, ÖVP Kandidatin; Ewald Tschanhenz, Bürgermeister von St. Gallenkirch; Dr. Berthold Broll, Vorstand der Stiftung Liebenau; Klaus Müller, Geschäftsführer der St. Anna-Hilfe; Martin Netzer, Bürgermeister von Gaschurn; Dietmar Walser, Architekt des Architekturbüros walser und werle architekten zt; Landeshauptmann Markus Wallner; Baumeister Helmut Vonbank; Landesrätin Dr. Greti Schmid; Werner Egele, Bauleiter für das Pflegeheim Innermontafon; Dr. Hans-Peter Lorenz, Geschäftsführer der Vogewosi sowie Kinder aus St. Gallenkirch und Gaschurn. Als familienfreundlicher Betrieb prämiert Die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist ein zentrales Anliegen der St. Anna-Hilfe. Aufgrund der anhaltenden Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu finden und zu binden, hatte die Geschäftsführung in den vergangenen Jahren gleich zwei Klausuren zu diesen Themen einberufen. Ein wichtiger Aspekt betraf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das Engagement der Führungskräfte und Mitarbeiter hat sich gelohnt: Im Januar des Berichtsjahrs ist die St. Anna-Hilfe als „Ausgezeichneter familienfreundlicher Betrieb“ prämiert worden. Das Projekt „Job & Kids“ ermöglicht den Mitarbeitern, ihr Kind mit zur Arbeit zu bringen. Groß angelegte Schulungsprojekte fördern die wertschätzende Unternehmenskultur. Individuell angepasste Arbeitszeitmodelle ermöglichen sowohl jungen Müttern als auch Wiedereinsteigerinnen, Beruf und Familie besser miteinander zu vereinbaren. Wirtschaftliche Situation Auch in 2014 haben sich die Einrichtungen der St. AnnaHilfe Österreich gut weiterentwickelt. Vorrangiges Thema war nach wie vor, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und längerfristig zu binden. Personallücken wurden teilweise mit Leasingpersonal überbrückt. Inhaltlich ging es außerdem um die Umsetzung von pflegerischen Leitlinien zum Risikomanagement und die Weiterentwicklung von Betreuungs- und Pflegekonzepten. ALT ENHILF E 37 Casa Leben im Alter Tochter der CaSa Sozialeinrichtungen gemeinnützige GmbH, Österreich Caritas der Erzdiözese Wien (50 % Beteiligung), Stiftung Liebenau (50 % Beteiligung) Die Casa Leben im Alter gGmbH betreibt in Wien und Niederösterreich vier Seniorenhäuser und einen Privatkindergarten. Am Seniorenhaus DS Pezinok in der Slowakei ist sie mit 50 Prozent beteiligt. Des Weiteren verwaltet die Casa Leben im Alter eine Einrichtung der Caritas der Erzdiözese Wien in Baden bei Wien per Managementvertrag. Markus Platzer Geschäftsführer Klaus Müller Geschäftsführer Wachstum Die Bauvorhaben nahmen 2014 konkretere Formen an: Während in Niederösterreich der Spatenstich für das Seniorenhaus Casa Kirchberg / Rabenstein mit 42 Betten erfolgte, gingen in Wien die Planungen an Casa Sonnwendviertel ins Detail. Das mit Jahresbeginn eröffnete DS Pezinok nahe Bratislava konnte bereits im September eine Vollbelegung der 78 Betten konstatieren. Strategie und Marketing Im Berichtsjahr hat die Casa Leben im Alter neben ihrer Strategie auch ihr Leitbild weiterentwickelt. Letzteres wurde in allen Häusern verankert und das neue Corporate Design in allen Kommunikationskanälen umgesetzt. Im Interesse der Mitarbeiter Zur langfristigen Etablierung eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements wurde eine Befragung unter allen Mitarbeitern durchgeführt und erste gesundheitsfördernde Maßnahmen umgesetzt. Außerdem wurden die Wiener Seniorenhäuser für die Auditierung „Vereinbarkeit von Pflegeberuf & Familie“ für den Betrieblichen Sozialpreis nominiert. Pflegequalität Mit der Fertigstellung des Pflege- und Betreuungskonzepts sowie von Risk-Management-Unterlagen werden Standards für eine hohe Pflegequalität in allen Häusern gesetzt. Auch das am Wiener Pflegekongress vorgestellte Hospiz- und Palliativprojekt der Casa Waldkloster zeigt im Sinne der Lebensqualität aller Bewohner positive Auswirkungen. Wirtschaftliche Situation Das Unternehmen hat mit einem positiven Betriebsergebnis abgeschlossen. Casa Leben im Alter 2013 Bewohner Bewohner (Dauer, Kurzzeitpflege) 362 (394)* 361 (394)* Einrichtungen/Platzzahlen Heime Dauer- und Kurzzeitpflegeplätze Heimgebundene Wohnungen Kindergartenplätze 4 (5)* 362 (394)* 21 85 Mitarbeiterzahlen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) Ehrenamtliche Mitarbeiter ( )*: inklusive Haus Baden 38 A LT E N H I L F E 4 (5)* 362 (394)* 21 85 308 (324)* 48 2014 316 (333)* 62 DS Pezinok 2013 2014 Bewohner Bewohner (Dauer, Kurzzeitpflege) 0 76 Einrichtungen/Platzzahlen Heime Dauer- und Kurzzeitpflegeplätze 0 0 1 78 Mitarbeiterzahlen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) 0 30 Einrichtungen der Stiftung Helios – Leben im Alter, Schweiz Genossenschaft DORFPLATZ Oberhelfenschwil, Schweiz Die Genossenschaft DORFPLATZ betreibt ein gemeinnütziges Pflegeheim sowie ein Kurzentrum mit angegliedertem öffentlichen Soleschwimmbad und Restaurationsbetrieb mit Sitz in Oberhelfenschwil im unteren Toggenburg im Kanton St. Gallen. Die Stiftung Helios – Leben im Alter betreibt zwei zwei Pflegeheime in Brunnadern (Toggenburg) und in Goldach sowie den ambulanten Pflegedienst Spitex in den Gemeinden Tübach und Steinach. Karl Eugster Hausleiter Goldach Anton Hirschi Hausleiter Brunnadern Klaus Müller Stiftungsrat Stiftung Helios – Leben im Alter Jubiläum: 30 Jahre Pflegeheim Helios Vertreter des Pflegeheims und Stiftungsrats Helios haben Ende Oktober gemeinsam mit Vertretern der Gemeinde Goldach und rund 120 Bewohnern, Mitarbeitern und Angehörigen das 30-jährige Jubiläum des Hauses gefeiert. Heute leben in dem renovierten Altund einem Neubau jeweils elf ältere Menschen in einer von fünf Hausgemeinschaften so familiär und alltagsnah wie möglich. Neu: Alters- und Pflegeheim Brunnadern In Brunnadern konnte der zweite Bauabschnitt abgeschlossen werden. In dem neuen Haus der Gemeinde Neckertal und der Stiftung Helios als Betreiberin sind fünf Wohngruppen für ein möglichst alltagsnahes Leben mit 68 Einzelzimmern entstanden. Zusätzlich sollen bis Frühjahr 2015 neun heimgebundene Wohnungen und ein Stützpunkt für den örtlichen Spitex-Dienst realisiert werden. Großes Jubiläumsfest Im Berichtsjahr feierte die Genossenschaft DORFPLATZ ihr 25-jähriges Bestehen. Der Andrang und das Interesse am Jubiläumsprogramm waren groß und zeigten die Verbundenheit der Institution mit der örtlichen Bevölkerung und der gesamten Region. Auch im Jahr 2014 wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt. So wurde im alten, 300-jährigen Hausteil das gesamte Treppenhaus rückgebaut und nach modernen Richtlinien zweckmäßig neu gestaltet. Die vier angrenzenden Zimmer wurden dabei ebenfalls umgebaut und erhielten behindertengerechte Nasszellen. Mit dem Neubau wurden auch drei Pflegewohnungen realisiert. Es handelt sich um Pflegewohnungen mit À-la-carte-Service. Die Bewohner können autonom wohnen oder Vollpflege beanspruchen. Wirtschaftliche Situation Der Pflege- und Kurbetrieb blieb während der langen Umbauzeit aufrechterhalten, sodass durch eine gute Belegung und sparsames Wirtschaften das Jahresergebnis wiederum positiv ausfiel. Genossenschaft DORFPLATZ Stiftung Helios – Leben im Alter 2013 2014 Bewohner, Kunden Bewohner (Dauer- und Kurzzeitpflege) Kunden Sozialstation (Spitex) 122 72 137 67 Einrichtungen/Platzzahlen Heime Dauer- und Kurzzeitpflegeplätze Sozialstationen (Spitex) 2 122 2 2 123 2 Mitarbeiterzahlen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) Freiwillige Mitarbeiter Renate Klein Geschäftsführerin, Vizepräsidentin des Verwaltungsrates 159 28 168 28 Bewohner, Mieter, Gäste, Kunden Bewohner in Dauerpflege Bewohner Pflegewohnungen Gäste Rehabilitation Gäste Soleschwimmbad/Vitalcenter 2013 2014 38 – 146 19 000* 45 5 111 20 000* * zusätzlich Gruppen, die pauschal erfasst werden Platzzahlen Dauerpflegeplätze und Rehabilitation 40 40 Mitarbeiterzahlen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) 49 50 ALT ENHILF E 39 Hilfe für Menschen mit Behinderung Teilhabe – Unterstützung beim persönlichen Lebensweg Den eigenen Interessen nachgehen, sich mit anderen Menschen austauschen oder ganz einfach „sein Ding machen“: Für gesunde, mobile Menschen ist das „normal“. Der Begriff dafür ist „Teilhabe“, ein Schlagwort aus der Fachwelt, das vor allem seit dem vergangenen Jahr in einem Atemzug mit Inklusion genannt wird. Doch wie sieht Teilhabe aus bei Menschen, die auf vielerlei Unterstützung angewiesen sind, um ihr Leben zu leben? Ein Beispiel aus dem stationären Bereich der St. Gallus-Hilfe. D er Frühling dringt durch die Türen und Fenster der Kreativwerkstatt Rosenharz. Es wird fleißig gemalt: Die einen sind dabei in sich versunken, die anderen im Austausch mit den Kollegen. Engel sind derzeit Monika Krugs Lieblingsmotive. Mit viel Enthusiasmus malt sie ihnen Gesichter und Röcke und lässt so viele bunte Wesen entstehen. „Sie strengt sich richtig an, damit sie den Pinsel halten kann“, schildert Irmgard Stegmann, die Kunsttherapeutin. Bei Monika Krug will das was heißen. Die 37-jährige Frau mit einer Behinderung sitzt im Rollstuhl und ist stark übergewichtig. Daran ist die Troyer Krankheit schuld, bei der im Körper Muskeln in Fett umgewandelt werden. Unter den körperlichen Symptomen leidet Monika Krug oft. Ihre Kraft schwindet. Auch psychisch macht ihr die Krankheit häufig zu schaffen. Der Alltag in der Kreativwerkstatt wird mitunter unterbrochen durch Besucher. Monika Krug und die Künstler genießen es, wenn Interessierte kommen, um zu erfahren, wo die Bilder entstehen und vor allem wer sie gemalt hat. Besonders spannend wird es dann, wenn sie selbst ihre Bilder auswärts bei Ausstellungen zeigen oder bei Kooperationen auf Schüler und Auszubildende treffen. „Rausgehen ist ein Ergebnis von dem, was wir hier 40 H I L F E F Ü R M E N S C H E N M I T B E H I N D E R U N G tun“, schildert Irmgard Stegmann. Auch Monika Krug ist dann gerne in der Öffentlichkeit. Umso mehr, wenn sie bei einer Ausstellung ihre Bilder zeigen kann, wie Anfang des Jahres im „Kulturzentrum Linse“ in Weingarten. Ausflug ist logistische Meisterleistung Damit Monika Krug an solchen Veranstaltungen teilhaben kann, ist viel Unterstützung und ein gewisser Aufwand nötig, von Mitarbeitern der Wohngruppe und der Kreativwerkstatt wie auch der externen Partner. Und es ist eine logistische Meisterleistung: Zunächst benötigt es einen Rollstuhlbus mit Lifter, der nicht im Hof steht, sondern organisiert werden muss. Mit Monika ia l Krug sollten zwei Begleit- „Im Zusammenhang mit der Umsetzung von Inklusion und Teilhabe sind ambulante Angebote nicht autopersonen mitfahren, matisch als gute und stationäre Hilfen nicht automatisch als schlechte zu bezeichnen. Entscheidend ist was wiederum Einfluss doch, ob der Einzelne die ihm gemäße Hilfe und Unterstützung verlässlich bekommt, damit er seinen ganz auf den Dienstplan hat. persönlichen Lebensweg gehen kann.“ Die Reise kann erst los- Jörg Munk, Geschäftsführer der St. Gallus-Hilfe gehen, wenn die Frau Inklusion und mit den notwendigen Medikamenten versorgt ist. Muskulatur und die Beweglichkeit erhalten bleiben. Lebensbereiche Eventuell müssen Getränke sowie Ersatzwäsche für den Monika Krug kann krankheitsbedingt nur noch ihren Notfall eingepackt werden. Vor Ort muss nicht nur der Oberkörper bewegen, auch dies nur eingeschränkt. E i ge n s t ä n d i Eingang, sondern auch die Toilette zugänglich sein. Ihre Beine kann sie nicht mehr benutzen. Auf der S i c h e r g k ei t h ei t Lift und breite Türen sind daher ein architektonisches B e zie h u n ge Hin- oder Heimfahrt von der Kreativwerkstatt, die sie n/ so Wo h Muss, um Teilhabe gewährleisten zu können. vier Mal die Woche nachmittags besucht, stoppt sie ne z Sin n n Monika Krug hat den Rummel um sich und die anderen hin und wieder an der Kantine, um sich Kekse oder Ges un Künstler sehr genossen. Irgendwann strengte es sie Getränke zu kaufen. Besonders wichtig ist ihr die Ar b aber auch an: „Es war nett, aber es war auch eng.“ EinBeziehung zu ihren Eltern, die im Allgäu leben. Ihre fühlungsvermögen und Flexibilität der BegleitperBezugsbetreuerin Franziska Schuler schildert, dass sonen sind da gefordert. Falls es ihr schlecht gegangen Monika Krug mehrmals am Tag mit ihrer Mutter telewäre, hätten sie ein vorzeitiges Heimfahren erwägen foniert. Ein eigenes Telefon im Zimmer, das sie selbst müssen. bedienen kann, macht ihr das möglich. Das Mittagessen nimmt sie mit den anderen BewohAlles an einem Ort nern der Gruppe ein. Ansonsten hält sich sie sich gerne Inklusion und Teilhabe sind aber keine Sache der außer- in ihrem eigenen Zimmer auf, verbringt viel Zeit im gewöhnlichen Ereignisse: Auch im Alltag will sie Bett und schaut ihre Lieblingssendungen an. In ihrem gestaltet und organisiert werden. Der überwiegende Zimmer sitzt sie auch mit ihrer Freundin, die in einer Teil des Lebens von Monika Krug spielt sich – bedingt anderen Gruppe in Rosenharz lebt und ein- bis zweidurch ihre Krankheit – vor allem in Rosenharz ab, wo mal in der Woche zu Besuch kommt. Dann stecken die sie sich mit ihrem E-Rolli selbstständig bewegen kann. beiden ihre Köpfe zusammen, um über alles Mögliche Zweimal in der Woche kommt eine Krankengymnastin zu plaudern. zu ihr ins Zimmer. Die Therapie dient dazu, dass die eK ont a dh 41 kte e it eit HILFE FÜR MENSCHEN MI T BEHINDERUNG St. Gallus-Hilfe für behinderte Menschen gemeinnützige GmbH Liebenau – Dienste für Menschen mit Behinderung gemeinnützige GmbH Die St. Gallus-Hilfe und die Liebenau – Dienste für Menschen mit Behinderung sind Träger von Diensten und Einrichtungen für Menschen mit geistigen und mehrfachen Behinderungen. Neben stationären, ambulanten und gemeindeintegrierten Wohnmöglichkeiten bieten sie schulische Ausbildung sowie vielfältige Ausbildungs- und Arbeitsplätze, eine Reihe von Freizeitaktivitäten sowie Hilfen für Familien mit einem Angehörigen mit Behinderung. Jörg Munk Geschäftsführer Stammorte und gemeindeintegrierte Einrichtungen Neben den bereits umfangreichen laufenden Maßnahmen zur Ortsentwicklung Rosenharz (Abbruch von drei Häusern, Bezug des modernisierten Hauses St. VinzenzOst, umfassende Modernisierung St. Vinzenz-West, Neuanlage der Außenanlagen) hat uns im vergangenen Jahr vor allem die zukunftssichernde Entwicklung des Ortes Hegenberg intensiv beschäftigt. Hierbei geht es insbesondere um die fachlich-konzeptionelle Neuausrichtung und die daraus folgenden Maßnahmen für die kommenden Jahre. In unseren Bemühungen vor Ort, in den jeweiligen Städten und Gemeinden teilhabeorientierte Dienste und Einrichtungen für Menschen mit Behinderung aufzubauen, sind wir einige gute Schritte vorangekommen. Für insgesamt fünf gemeindeintegrierte Einrichtungen konnten wir die notwendigen Planungen beziehungsweise Förderverfahren positiv abschließen. Angesichts deutlich gestiegener Kosten und einer zunehmenden Zahl gesetzlicher Regelungen und Verordnungen bestand die Notwendigkeit zur Neuvereinbarung der erforderlichen Vergütungen unserer Betreuungsleistungen. Dabei konnte das Hauptverfahren erst im Oktober durch die Herbeiführung eines Schiedsstellenentscheides abgeschlossen werden. Fachzentrum für Kinder und Jugendliche Um die notwendige Weiterentwicklung des Ortes Hegenberg in eine gute Bahn zu lenken, wurde einem Expertenkreis von öffentlichen Vertretern eine neu entwickelte Fachkonzeption vorgestellt. Diese Konzeption fand positive Resonanz. Hegenberg wird sich künftig wieder verstärkt der Begleitung und Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen widmen. Dabei sollen differenziert pädagogische, therapeutische und fachmedizinische Hilfen aus einer Hand den jungen Menschen die notwendige Unterstützung bieten. 42 H I L F E F Ü R M E N S C H E N M I T B E H I N D E R U N G Gemeindeintegrierte Hilfen gefragt Die stationär betreuten Wohneinrichtungen in Friedrichshafen und in Brochenzell befinden sich im Bau. Das in einem ruhigen Wohngebiet gelegene Wohnhaus in Bad Waldsee wurde im Oktober von den ersten Bewohnerinnen und Bewohnern bezogen. Eine Bildungs-, Begegnungs- und Förderstätte entsteht im Gewerbegebiet von Bad Waldsee. Im engen Zusammenspiel mit dem Sozialdezernat des Landkreises Konstanz und Angehörigenvertretungen wurde das öffentliche Förderverfahren für eine sozialtherapeutisch gestützte Wohn- und Betreuungseinrichtung in der Stadt Singen erfolgreich abgeschlossen. Teilhabe am Arbeitsleben Lebenslanges Lernen und „das Seine beitragen können“ sind zentrale Forderungen der ratifizierten Behindertenrechtskonvention. Um die vielfältigen und in sich durchlässigen Hilfeangebote zur Bildung und Teilhabe am Arbeitsleben deutlich zu machen, gibt es den neuen Internetauftritt „Liebenauer Arbeitswelten“. Dort werden themenspezifisch und barrierearm die Hilfen und Angebote der drei Werkstätten unter dem Dach der Stiftung Liebenau gebündelt und präsentiert. Mit dem St. Gallus-Hilfe Liebenau – Dienste für Menschen mit Behinderung Betreute Menschen – Lebensbereich Wohnen Stationäre Hilfen für Erwachsene in Wohnheimen (Liebenau, Hegenberg, Rosenharz) für Kinder und Jugendliche (Hegenberg) gemeindeintegrierte Wohnhäuser/Wohngemeinschaften Ambulant Betreutes Wohnen Betreutes Wohnen in Familien Erwachsene Kinder und Jugendliche Leistungen im Rahmen des persönlichen Budgets Betreute Menschen – Lebensbereiche Schule, Bildung, Arbeit, Förderung (z. T. Doppelnennungen mit dem Lebensbereich Wohnen) Frühförder- und Beratungsstelle Schüler der Don-Bosco-Schule in Hegenberg in Regelschulen in Berufsvorbereitender Einrichtung (BVE) in Schule für Kranke Tagesbetreuung externer Schüler Integrationsberatung in Regelkindergärten/-schulen Berufsbildungsbereich/KoBV Arbeitsbereich WfbM in Betriebsstätten der WfbM auf betriebsintegrierten Arbeitsplätzen Qualifizierungsmaßnahmen Förder- und Betreuungsbereiche Tagesbetreuung Senioren Familienunterstützende Dienste Einzel-, Gruppen-, Familienangebote * Betreute Familien der Sozialmedizinischen Kindernachsorge 2013 2014 675 665 98 280 96 284 190 95 60 35 41 202 102 72 30 39 187 189 101 20 7 36 4 111 100 19 12 41 5 90 74 333 10 313 222 73 336 314 22 11 324 232 628 37 638 37 16 16 19 20 6 3 17 6 3 17 1 373 746 1 380 890 *mit allen Angeboten der Ferien- und Freizeitbetreuung Einrichtungen & Dienste Wohnhäuser in Liebenau, Hegenberg und Rosenharz Gemeindeintegrierte Wohnhäuser/Wohngemeinschaften Betriebsstätten der WfbM Schulen Beratungs- und Unterstützungsdienste Mitarbeiterzahlen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) Ehrenamtliche neuen Angebot Jobcoaching unterstützen wir in der Zwischenzeit über 70 Menschen mit Behinderung in den Landkreisen Bodensee, Ravensburg und Schwarzwald-Baar. Von Fachkräften begleitet, arbeiten und lernen die Menschen mit Behinderungen in Betrieben, Firmen oder öffentlichen Einrichtungen arbeitsmarktnah. Neue Wege in der Schule Dass die Erfahrungen bei der Schulentwicklung sehr unterschiedlich aussehen können, erlebt die DonBosco-Schule der St. Gallus-Hilfe jeden Tag aufs Neue. Im Berichtsjahr ergaben sich hierzu zwei interessante fachliche Entwicklungen. Eine Intensivklasse wurde außerhalb der Räumlichkeiten der Schule eingerichtet, um jungen Schülerinnen und Schülern wieder den Zugang zu einer schulorientierten Tagesstruktur zu ermöglichen. Aufgrund ihrer Biografien, die von häufigem Scheitern und Schulabbrüchen gekennzeichnet sind, ist ein regulärer Schulunterricht, selbst innerhalb der Don-Bosco-Schule, nicht möglich. Fast parallel hierzu hat sich zwischen der Manzenberg-Gemeinschaftsschule und der Don-Bosco-Schule ein Modellprojekt „Inklusionsorientierte Schul- und Unterrichtsentwicklung“ vor Ort in Tettnang entwickelt. Die ersten Erfahrungen machen Mut, die inklusiv ausgerichteten Unterrichtsstrukturen weiter zu entwickeln. Das Projekt wird aufgrund seiner Modellhaftigkeit wissenschaftlich begleitet. HILFE FÜR MENSCHEN MI T BEHINDERUNG 43 Die Ortsentwicklung von Rosenharz im Zuge der Dezentralisierung ist in vollem Gange: Die großen, alten Gebäude wurden abgerissen, neue kleinere gebaut. Herausforderung Landesheimbauverordnung Die Landesheimbauverordnung hat die Standards an ein zeitgemäßes stationäres Wohnen deutlich nach oben gesetzt. Die damit verbundenen und notwendigen baulichen Anpassungs- beziehungsweise Neubaumaßnahmen bedingen innerhalb der Frist 2019 einen enormen Investitionsbedarf bei den Trägern der Eingliederungshilfe innerhalb Baden-Württembergs. Diese aus Sicht der betroffenen Menschen durchaus wünschenswerte Entwicklung erfordert dafür aber eine Verdoppelung der notwendigen öffentlichen Investitionsmittel. Bisher gibt es keine konkreten Anzeichen, dass dies von Seiten der Landesregierung umgesetzt wird. Reduzierung von Plätzen Bei den Trägern von Komplexstandorten kommt noch ein ergänzendes Thema hinzu. Die Politik und die entsprechenden Ministerien und Ämter fordern einen strukturellen Abbau der vorhandenen Wohnund Betreuungsplätze an den Komplexstandorten, zugunsten von kleinteiligen, gemeindeintegrierten Lösungen. Dies soll bei gleichzeitig hohen Anfrage- 44 H I L F E F Ü R M E N S C H E N M I T B E H I N D E R U N G zahlen nach diesen Betreuungsangeboten geschehen. Gemeinsam mit dem Diözesan-Caritasverband und dem neuen Verband „Die Initiative – Verband der Komplexeinrichtungen der Behindertenhilfe Baden-Württemberg“ versuchen wir der Politik und den maßgeblichen Behörden und Ämtern dieses inhaltliche, zeitliche und finanzielle Dilemma deutlich zu machen und mögliche Lösungen vorzuschlagen. Wirtschaftliche Situation Die wirtschaftliche Situation ist als zunehmend angespannt zu bezeichnen. Derzeit gelingt es kaum noch die entstandenen Kostenerhöhungen, insbesondere die tariflichen Personalkostenerhöhungen, in die notwendigen Vergütungen und Pflegesätze einzuarbeiten. Gleichzeitig werden von den unterschiedlichen öffentlichen Ämtern und Behörden die Versorgungs- und Sicherheitsstandards laufend nach oben angepasst. Parallel dazu möchte die Sozialpolitik des Landes Baden-Württemberg einen Umbau der Versorgungsstruktur für Menschen mit Behinderung vorantreiben. Es liegt auf der Hand, dass dies mit gegebenen finanziellen Mitteln nicht gut bewerkstelligt werden kann. Christliches Sozialwerk (CSW) gemeinnützige gGmbH St. Josefskongregation Ursberg (50 % Beteiligung), Stiftung Liebenau (50 % Beteiligung) Das Christliche Sozialwerk (CSW) ist das einzige landesweit tätige karitative Sozialunternehmen im Freistaat Sachsen. Tätigkeitsschwerpunkt sind differenzierte stationäre und ambulante Angebote der Eingliederungshilfe, Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe sowie Bildungsangebote für Schüler und pädagogische Fachkräfte. Der Pferde- und Straußenhof bei Zwickau ermöglicht Menschen mit Behinderung ein Leben und Arbeiten in besonderem Umfeld. Peter Leuwer Geschäftsführer Verhandlungen weiterhin nötig Im Jahr 2014 war die Auslastung gut. Fehlende Kostenzusagen behinderten jedoch den Ausbau ambulanter Wohnangebote. Um unsere Angebote dennoch weiterzuentwickeln, haben wir auch in 2014 gerichtliche und außergerichtliche Verhandlungen mit unterschiedlichen Kostenträgern geführt. Neubauten Der Ersatzneubau der Wermsdorfer Werkstatt wurde zum Ausbildungsjahr 2014/15 in Betrieb genommen. Christliches Sozialwerk (CSW) Lebensbereich Wohnen Bewohner/-innen Wohnheime Betreute Wohngruppen Ambulant Betreutes Wohnen Lebensbereich Arbeiten Mitarbeiter/-innen WfbM Werkstätten Standorte Bereich Lernen Kinder und Schüler Kindertagesstätten Förderschule Fachdienst Interdisziplinäre Frühförderung Standorte in Sachsen Mitarbeiterzahlen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) 2013 2014 683 10 17 134 665 10 17 132 1 177 5 11 1 130 5 11 672 2 1 – 1 650 2 1 1 1 10 10 844 840 Für unsere Dresdner Werkstatt ist ein hochwassersicherer Standort gefunden worden. Die Fertigstellung ist für 2017 vorgesehen. Für den Ersatzneubau eines Eingliederungshilfewohnheimes in Dresden sowie für die geplante Tagesklinik für die psychiatrische Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung werden weiterhin geeignete Grundstücke gesucht. Wirtschaftliche Situation Erfolgreiche Leistungsvereinbarungen ermöglichten dem Christlichen Sozialwerk im Jahr 2014 Investitionen in Höhe von fast 3,4 Mio. Euro in die Infrastruktur sowie von 188.000 Euro in die Mitarbeiterqualifikation. Sämtliche Entgeltvereinbarungen stehen aber unter Vorbehalt, da der Kommunale Sozialverband Sachsen einen Schiedsstellenspruch angefochten hat. Wegen der Aufgabe des alten Werkstattstandortes an der Elbe sind im Jahresabschluss 2014 Sonderabschreibungen in Höhe von über 2,3 Mio. Euro zu verkraften. Für die nächsten zwei Jahre rechnen wir mit einer insgesamt zufriedenstellenden Auftragslage in allen Geschäftsbereichen. Die Nachfrage nach WerkstattArbeitsplätzen wird in den nächsten Jahren stagnieren oder zurückgehen. Der Bedarf an Praktikums- und Außenarbeitsplätzen bei kooperierenden Unternehmen wird weiter wachsen. Begleitete, individuelle Wohnformen werden verstärkt nachgefragt werden. HILFE FÜR MENSCHEN MI T BEHINDERUNG 45 Gesundheit Emotionen als Schlüssel für ein besseres Verständnis Warum macht der das denn jetzt? Ist sein Benehmen Ausdruck einer psychischen Störung – oder steckt vielleicht doch etwas anderes dahinter? Um das Verhalten von Menschen mit geistiger Behinderung besser zu verstehen, spielen nicht nur die kognitiven und sozialen Fähigkeiten eine Rolle, sondern auch die emotionalen. Das ist die Kernaussage des Schemas der emotionalen Entwicklung – kurz: SEO. Mit diesem Konzept hat die St. Lukas-Klinik der Stiftung Liebenau Erfolge bei der Behandlung von psychischen Störungen und Verhaltensauffälligkeiten erfahren. D er Reisekoffer muss immer und überall dabei sein. Ohne ihren Trolley geht Sonja Martin (Name v. d. Redaktion geändert) nicht einmal ins Badezimmer. Das fiel den Fachleuten in der Lukas-Klinik bei Sonja Martins stationären Aufenthalten auf. Die 32-Jährige hat eine leichte Intelligenzminderung. Sie kann schlecht einschlafen, hat nachts Ängste, fürchtet sich wie ein kleines Mädchen vor „Schattenfiguren“ im dunklen Zimmer und wird ständig von Albträumen geplagt. Ein klarer Fall einer paranoiden Schizophrenie? Und was ist mit dem Mittzwanziger, der in manchen Situationen plötzlich wie ein Kleinkind nach seiner Mama ruft? Der Verhaltensweisen an den Tag legt, die vielleicht zu seinem sonstigen Auftreten und seinen geistigen Fähigkeiten gar nicht so recht passen wollen? Und der dadurch in der WfbM nicht zurecht kommt? Neuland in der Diagnostik Verhaltensprobleme bei Menschen mit geistiger Behinderung werden oft in Zusammenhang mit bekannten psychischen Störungen gesehen. „Aber es kann ja nicht sein, dass alle Schizophrenien haben“, so Dr. Jürgen Kolb, Chefarzt in der St. Lukas-Klinik. Sind einige dieser Auffälligkeiten also auch auf ganz andere Ursachen zurückzuführen? Ein solches Erklärungsmodell formulierte Prof. Dr. Anton Došen, ein niederländischer Facharzt für Kinder-, Jugend- und Erwachsenenpsychiatrie, schon vor Jahren mit seinem „Schaal voor Emotionele Ontwikkeling“ (SEO). Mit dem auf mehrere entwicklungspsychologische Theorien aufbauenden Ansatz betrat Došen seinerzeit Neuland. Die Kernaussage: Neben der sozialen und kognitiven spielt die emotionale Entwicklung eine ganz entscheidende Rolle bei der „Ich-Werdung“ des Menschen. 46 G E S U N D H E I T Fünf Stufen der emotionalen Entwicklung Došens Schema unterscheidet fünf Entwicklungsebenen (s. Grafik). Jede Stufe ist einem gewissen (virtuellen) Lebensalter zugeordnet, in welchem ein Kind bestimmte emotionale Bedürfnisse hat und damit verbundene Verhaltensmuster aufweist. „Kennt man den emotionalen Entwicklungsstand eines jugendlichen oder erwachsenen Menschen mit geistiger Behinderung, können Motivationen und Verhaltensweisen besser verstanden werden“, so Dr. Kolb. Dementsprechend kann zuverlässiger diagnostiziert und passgenauer behandelt werden. Gerade wenn die Kluft zwischen emotionaler und kognitiver Entwicklung besonders groß ist, erhöht sich ohne entsprechende Behandlung das Risiko für das Auftreten von Problemverhalten – und letztendlich auch von psychischen Störungen. „Das kann durchaus in einer Psychose enden“, weiß Dr. Kolb. St. Lukas-Klinik setzt auf SEO Um den emotionalen Entwicklungsstand ihrer Patienten zu bestimmen – wobei Dr. Kolb eher von „Fähigkeitsprofilen“ sprechen will –, übernahm die St. Lukaslinik vor rund fünf Jahren in modifizierter Form Došens Konzept. Schon vorher hätten die Fachkräfte aus ihrer Erfahrung und Intuition heraus häufig das Richtige getan. Mit dem SEO-Konzept gebe es nun aber „eine Landkarte zur Orientierung“ und „eine gemeinsame Sprache“, wie Dr. Kolb erläutert. „Das intuitive Handeln des Teams wird objektivierbar, und der Klient wird noch bedürfnisgerechter wahrgenommen.“ Hauptinstrument sind selbst entwickelte Fragebögen für klinische Interviews (s. Grafik). Sie erfassen anhand mehrerer Kriterien und über einige Wochen hinweg die Ist-Situation der Patienten. Die fünf Ebenen des sozio-emotionalen Entwicklungsstandes Sonja Martin – eine „verbale Blenderin?“ Hier taucht er dann auch auf, Sonja Martins Reisekoffer – als „ständig begleitendes Übergangsobjekt“, als Gegenstand, auf den sie Bindung überträgt, ganz wie es auch ein zweijähriges Kind mit seinem Kuschelteddy tut. Ebenfalls wie eine unter Dreijährige verhält sie sich innerhalb ihrer Peergroup. Einen deutlichen Ausschlag nach oben gibt es im Bereich Kommunikation: Sonja Martin spricht volle Sätze, sucht gezielt den Dialog mit anderen – typisch für eine Drei- bis Siebenjährige. Sie gebraucht Grammatik, unterhält sich über einfache abstrakte Themen, initiiert Gespräche über selbstgewählte Themen. Das passt sogar in SEO-Stufe 5 („betreute Selbstständigkeit“). Doch so weit wie bei ihrem sprachlichen Niveau ist sie in den meisten anderen Bereichen nicht annähernd – sie ist also eine „verbale Blenderin“, wie es die Fachleute nennen. Das wird zum Problem, wenn dadurch die Erwartungen von außen zu hoch werden und es zur Überforderung kommt. SEO will genau das verhindern. Arbeit mit SEO fruchtet Auf Grundlage der SEO-Einstufung werden in der St. Lukas-Klinik dann die entsprechenden Maßnahmen erarbeitet. Bei Sonja Martin lag der Schwerpunkt in der Milieutherapie. Während die medikamentöse Behandlung reduziert wurde, erfolgte ein intensives Verhaltenstraining. Unerwünschtes Verhalten wurde von den Bezugspersonen widergespiegelt, erwünschtes zeitnah bestärkt – und das ohne Moralisierung, ohne längere Kontaktpausen und auch ohne Wegnehmen des Übergangsobjektes. Die nächtliche Präsenz einer Betreuungsperson ließ auch die Ängste weniger werden. Die erfreuliche Konsequenz: Seit 2010 waren bei Sonja Martin keine stationären Aufenthalte mehr nötig. SEO 1 Adaption (Symbiose) SEO 2 Sozialisation (Bindung) 6 bis 18 Monate SEO 3 Individuation (Autonomie) 1,5 bis 3 Jahre SEO 4 Identifikation (betreute Peergroup) SEO 5 Realitätsbewusstsein (betreute Selbstständigkeit) 0 bis 6 Monate 3 bis 7 Jahre 7 bis 12 Jahre Bei einer anderen Patientin, die komplett die Nahrungsaufnahme verweigerte, konnte durch die SEOEinstufung eine drohende Zwangsernährung per Sonde verhindert werden. Auch viele andere auf den ersten Blick unerklärliche Verhaltensweisen rückt das Wissen um den SEO-Stand plötzlich in ein ganz anderes Licht, wie Anton Došen bei einem Besuch in Liebenau einmal betonte: „Verhaltensauffälligkeiten können tolerierbar werden, wenn man erst die Ursachen verstanden hat und merkt: Diese Person kann gar nicht anders handeln.“ Klinisches Interview erfasst Ist-Stand Mit Checklisten wird der sozio-emotionale Entwicklungsstand festgestellt. Beruhigt und entspannt sich die Person bei Körperkontakt, zum Beispiel Berührungen, Massagen? Ist ein ungerichtetes Entdecken des eigenen Körpers durch Greifen, Fühlen oder (am Daumen) Saugen zu beobachten? Das wären klassische Anzeichen des SEO 1. Wird mit Fäkalien geschmiert? SEO 2. Trifft es zu, dass der Patient Dinge ihrem Zweck zuordnet und sie entsprechend benutzt, dass er gegenständlich und funktional zeichnet, malt und baut? Das verbindet man mit SEO 4. Kennt die Person Schamgefühl? Findet sie sich auch in unbekanntem Umfeld zurecht und kann bekannte Verhaltensweisen übertragen? SEO 5. Mit Fragen zu den folgenden 10 Themenbereichen wird die SEO herausgearbeitet: 1. Umgang mit dem eigenen Körper 2. Umgang mit Bezugspersonen 3. Interaktionen 4. Veränderungen im Umfeld 5. Angstregulation 6. Umgang mit Gleichaltrigen/Peers 7. Umgang mit Dingen 8. Kommunikation 9. Affektdifferenzierung 10. Aggressionsregulation GESUNDHEIT 47 St. Lukas-Klinik gemeinnützige GmbH Liebenau Kliniken gemeinnützige GmbH Dr. Edgar Kessler Geschäftsführer (St. Lukas-Klinik bis 28.2.2015) Die St. Lukas-Klinik im Verbund mit den Liebenau Kliniken ist eine Fachklinik und ein sozialtherapeutisches Zentrum für Menschen mit Behinderungen, die körperlich oder psychisch erkrankt sind. Unsere Klinik verfügt über Abteilungen für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, für Erwachsenenpsychiatrie und Innere Medizin. Eng verbunden mit dem klinischen Bereich sind die sozialtherapeutischen Wohngruppen unseres Heimbereiches. Unsere Ambulanzen bieten allgemeinmedizinische, kinder- und jugendpsychiatrische, neurologische, erwachsenenpsychiatrische und gerontopsychiatrische Behandlungen. Sämtliche Angebote haben einen regionalen Bezug. Wegen unseres Charakters als Spezialklinik und Kompetenzzentrum sind wir auch überregional tätig. Neue Angebote für optimale Versorgung Wie in den vergangenen Jahren auch, hatten wir in allen Bereichen eine hohe Nachfrage nach unseren Behandlungsangeboten. Die Kinder- und Jugendpsychiatrische Abteilung entwickelte ein neues psychoedukatives ambulantes Angebot zur Stärkung von Eltern mit behinderten Wolfgang Oppolzer Geschäftsführer (St. Lukas-Klinik bis 28.2.2015) St. Lukas-Klinik Liebenau Kliniken 2013 2014 535 194 162 207 497 188 172 207 3 677 416 3 629 469 1 447 2 100 1 441 2 100 Einrichtungen/Platzzahlen Krankenhausbetten Innere Medizin Kinder- und Jugendpsychiatrie Erwachsenenpsychiatrie 20 22 20 20 22 20 Mitarbeiterzahlen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) 450 455 Betreute Menschen stationär im Krankenhaus Innere Medizin Kinder- und Jugendpsychiatrie Erwachsenenpsychiatrie in sozialstationären Bereichen Irmgard Möhrle-Schmäh Geschäftsführerin St. Lukas-Klinik seit 1.3.2015 Sebastian Schlaich Geschäftsführer St. Lukas-Klinik seit 1.3.2015 48 G E S U N D H E I T ambulant behandelt (Scheine) Allgemeinmedizinische Ambulanz Kinder- und Jugendpsychiatrische Ambulanz Erwachsenenpsychiatrische Ambulanz Physiotherapie Kindern. Auch kommunikationsunterstützende Alltagsbegleitung sollen manche Verhaltensauffälligkeiten positiv beeinflussen. Die Allgemeinpsychiatrische Abteilung hat sich in den vergangenen Jahren ein hohes Renommee in der Fachwelt erworben: Insbesondere die Beachtung der sozioemotionalen Entwicklung von behinderten Menschen bei der Entstehung von Verhaltensauffälligkeiten hat sich als eine wertvolle Ergänzung in der Diagnostik und Therapie unserer Patienten herausgestellt. Vorbereitungen für neues Entgeltsystem In unserer Inneren Abteilung konnten wir trotz anhaltender Schwierigkeiten, die ärztlichen Stellen zu besetzen, das Angebot, Menschen mit Behinderungen auch bei schwerer Einschränkung ihrer sozialen Kompetenzen aufrecht erhalten und ihnen eine adäquate medizinische Behandlung zukommen lassen. Bedauerlich ist, dass die Vergütung im gültigen Finanzierungssystem nicht kostendeckend erfolgen kann. In Zukunft ist mit dem für alle psychiatrischen Kliniken geplanten Entgeltsystem PEPP (Pauschalierendes Entgeltsystem für Psychiatrie und Psychosomatik) eine neue Hürde für unsere Arbeit zu meistern. Ähnliche Auswirkungen, wie das DRG-System auf die Innere Abteilung hat, befürchten wir mit unseren hochspezifischen psychiatrischen Behandlungsangeboten ab 2017 auf uns zukommen. Hierauf müssen wir uns bereits jetzt intensiv vorbereiten. Gesellschaft für Entwicklungspsychiatrie und Integration gemeinnützige GmbH Liebenau Kliniken gemeinnützige GmbH (50 % Beteiligung), Mariaberger Fachkliniken gemeinnützige GmbH (50 % Beteiligung) Sozialtherapeutisches Heim: Umbauten nötig Das Jahr 2014 stand für das sozialtherapeutische Heim der St. Lukas-Klinik unter dem Zeichen der Anpassung an gesetzliche und vertragsrechtliche Vorgaben. Gespräche mit Heimaufsichten und den örtlich zuständigen Sozialbehörden führten zu ersten baulichen Umsetzungen in Liebenau. Für unser pflegeorientiertes Haus in Weingarten wurde ein Ersatzneubau projektiert. Weitere bauliche Qualifikationsmaßnahmen haben im Therapiehof Weiler begonnen und sollen in 2015 abgeschlossen werden. Dr. Edgar Kessler Geschäftsführer Die Gesellschaft für Entwicklungspsychiatrie und Integration ist mit ihrer Tagesklinik Bernsteinstraße in Stuttgart ein Kooperationsunternehmen der Mariaberg Fachkliniken und der Liebenau Kliniken. In der kinder- und jugendpsychiatrischen Tagesklinik im Stuttgarter Süden behandeln wir Kinder und Jugendliche mit Intelligenzminderung und gleichzeitig bestehenden behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankungen. Die Tagesklinik hat 20 Behandlungsplätze. Sie ist in ihrer Aufgabenstellung und Konzeption die einzige ihrer Art in Deutschland. Dr. Martin Menzel Geschäftsführer Dies alles geschieht unter dem Druck permanenter inhaltlicher Weiterentwicklung und Differenzierung und einer nach wie vor nicht befriedigend zu bedienenden Nachfrage nach therapeutischen Wohnplätzen für Menschen mit kognitiven Einschränkungen, psychiatrischen Problemstellungen und schwierigen Verhaltensweisen. Die Umsetzung des Leistungsbereiches längerfristig intensiv betreutes Wohnen (LIBW) konnte weitergeführt werden und wird 2015 durch eine weitere Profilierung der einzelnen Wohnbereiche abgeschlossen werden. Wirtschaftliche Entwicklung Generell gehen wir von einer fachlich profilierten und wirtschaftlich zufriedenstellenden Zukunft aus. Die Erschließung von Lebensperspektiven für unsere meist mehrfach stigmatisierten Bewohnerinnen und Bewohner unter dem Aspekt der Inklusion bleibt dabei unser Ziel. Größere Umbauarbeiten (Garten, Ruheräume, Dienstzimmer) kennzeichneten das Jahr in der Tagesklinik. Im ärztlichen Bereich und in der Verwaltung wurden neue Mitarbeiter eingestellt. Zur Nachwuchsförderung wurde mit dem Studienzentrum Verhaltensmedizin und Psychotherapie (SZVT) eine Kooperation eingegangen. Wirtschaftliche Situation Die Warteliste belegte auch im Jahr 2014 einen hohen Bedarf. Der Rückgang der Patientenzahlen im Vergleich zum Vorjahr erklärt sich aus einer Zunahme des Schweregrades der Erkrankungen, wodurch eine längere Behandlung notwendig war. In der psychiatrischen Institutsambulanz lässt sich ein deutlicher Zuwachs der Fallzahlen verzeichnen. Dieser ergibt sich sowohl aus den steigenden Fallzahlen am Standort der Tagesklinik in Stuttgart als auch aus einer Kooperation mit der Diakonie Stetten. Dadurch ist die Versorgung der in der Diakonie Stetten lebenden Kinder und Jugendlichen gewährleistet. Gesellschaft für Entwicklungspsychiatrie und Integration Behandelte Kinder und Jugendliche Tagesklinik Plätze Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) 2013 2014 102 20 27 93 20 34 GESUNDHEIT 49 Bildung Zwischen Freiarbeit und basaler Stimulation Kinder, die nicht sprechen, Kinder mit schweren geistigen und körperlichen Einschränkungen: Die Don-Bosco-Schule und ihre Außenklassen unterrichten Schüler, die viel Unterstützung brauchen. „Es ist unsere selbstverständliche und gesellschaftliche Aufgabe, diese Schüler zu beschulen. Unser Ziel ist es, mit ganzheitlichen und individuellen Methoden ihre Fähigkeiten zu stärken und sie auf das Leben in der Gesellschaft vorzubereiten“, bringt Rektor Wolfgang Közle die pädagogischen und therapeutischen Herausforderungenan der Don-Bosco-Schule auf den Punkt. S chaut die Figur auf dem Übungsbogen nach links oder nach rechts? Muss für die richtige Antwort der gelbe oder der rote Stein in den Logico-Rahmen gesetzt werden? Fabian kommt ganz schön ins Grübeln bei der Freiarbeit an diesem Montagmorgen. Nur gut, dass Andrea Haspel in der Nähe ist. Die Lehrerin gibt Fabian ein paar Tipps, und schon lassen sich die Aufgaben viel leichter lösen. Ein bisschen Unterstützung tut gut – das findet auch Andreas in der Schulbank davor: Er winkt mit seinem „Hilfe“-Schildchen, denn die Buchstaben, die er aus dem Holz-Lernkasten geholt hat, wollen einfach nicht so recht zu Wörtern werden. Doch mit Andrea Haspels Hilfe klappt’s dann doch. Sonderpädagogischer Lernbedarf Es ist ein ganz normaler Vormittag in der Don-BoscoSchule in Hegenberg. Träger ist die St. Gallus-Hilfe der Stiftung Liebenau. In unterschiedlichen Abteilungen 50 B I L D U N G und an verschiedenen Standorten erhalten Kinder und Jugendliche mit einem sonderpädagogischen Lernbedarf die jeweils angemessene schulische Förderung. Förderschwerpunkte, erklärt Schulleiter Wolfgang Közle, sind einmal der Bereich geistige Entwicklung (bisher Schule für Geistigbehinderte) und zum anderen der Bereich, der neuerdings unter dem Begriff sozial-emotionale Entwicklung und Lernen firmiert (bisher Schule für Erziehungshilfe mit dem Bildungsgang Förderschule). Dazu kommen die Schule für Kranke an der St. Lukas-Klinik in Liebenau für Schüler mit psychiatrischen Diagnosen und die Schule für Kranke am Klinikum Friedrichshafen für Schüler mit chronischen sowie psychosomatischen Erkrankungen. Weiter ist am Standort Weißenau die Berufsvorbereitende Einrichtung (BVE) eingerichtet, die Schülerinnen und Schüler aus beiden Schularten auf den allgemeinen Arbeitsmarkt vorbereitet. Die derzeit rund 120 Schüler in Hegenberg haben alle speziellen und individuellen sonderpädagogischen Förderbedarf. Die Schule am Heim besuchen nicht nur Kinder und Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“, sondern auch solche mit sozialemotionalem Förderbedarf, die zum Teil „biografisch erheblich vorbelastet sind“, wie der Schulleiter sagt. Etwa, weil sie traumatische Erfahrungen haben oder aus prekären Verhältnissen stammen. Marchtaler Plan wird umgesetzt In einer vierjährigen Grund-, einer fünfjährigen Hauptund einer dreijährigen Berufsschulstufe sollen sie ihrer Leistungsfähigkeit entsprechend gefördert werden. Grundlage für den Unterricht ist der themenorientierte Marchtaler Plan. Nach dem Morgenkreis mit Kerze und Blumen, einer Geschichte oder einem Gedicht stehen Lesen, Rechnen, Bewegung und individuelle Freiarbeit auf dem Plan. Jeder sucht sich selbst aus, was er in der Freiarbeit machen will und kann sich dabei auch selbst kontrollieren. Für den kleinen Nico (Name geändert) gilt das nicht: Er ist geistig so schwer eingeschränkt, dass er eine 1:1-Betreuung braucht. Und er hat einen enormen Bewegungsdrang. Lehrerin Ingrid Renz läuft mit ihm durchs Schulgelände, nimmt ihn mit zum Kreisspiel, „damit er sich aufgenommen fühlt“, stellt sich ganz auf seine Bedürfnisse ein. Sinnesorgane werden stimuliert Individuellen therapeutischen Förderbedarf haben auch Dina und Nikita. Beide sprechen nicht, doch die Ergotherapeutinnen Cosima Arnold und Muriel Schott setzen auf unterstützte Kommunikation mittels Sprachausgabegeräten und basale Stimulation der Sinnesorgane. Wenn die Rotlichtlampe angeht und als „Sonne“ Helligkeit und Wärme erzeugt, dann beginnt Dina zu lächeln. Wenn es „regnet“, weil sie auf die Sprühflasche drückt, zuckt sie zusammen. „Die Kinder lernen: Wenn ich etwas tue, bewirkt das eine Reaktion, es passiert etwas“, erklärt Cosima Arnold. Dass dafür sehr viel Geduld nötig ist, verschweigen die Ergotherapeutinnen nicht. Aber schon kleine Erfolge bestärken sie darin, wertvolle Arbeit zu leisten. Inklusionsklasse in der Manzenbergschule Unterrichtet werden die Kinder und Jugendlichen nicht nur in Hegenberg selbst, sondern in der Kooperativen Organisationsform (vormals Außenklasse) an der EduardMörike-Schule (Langentrog), der Schillerschule (Tettnang) und der Merianschule Friedrichshafen. Eine weitere wird an der Tettnanger Manzenbergschule seit dem Schuljahr 2014/2015 als Inklusionsklasse geführt. „Eine große Herausforderung“, sagt Rektor Közle, „ist das vor allem deshalb, weil Gemeinschaftsschulen mit ihrem Ganztagesbetrieb schon vom Auftrag her Inklusionsschulen sind. Eltern können ihre Kinder mit Förderbedarf an dieser Schulform anmelden.“ Allerdings hätten Gemeinschaftsschulen bislang keinerlei Erfahrung mit Schülern, die einen speziellen Förderbedarf haben. Deshalb werden die fünf Schüler aus der Don-Bosco-Schule, die aktuell die fünfte Klasse der Manzenbergschule besuchen, durch Sonderpädagogen der Don-Bosco-Schule unterrichtet. Lehrer sind Lernbegleiter Lehrer in der Gemeinschaftsschule sehen sich als Lernbegleiter, um den unterschiedlichen Niveaus und der heterogenen Schülerschaft vom Förderschüler bis zum Gymnasiasten gerecht zu werden. „Dies erfordert eine veränderte Lernkultur“ erklärt Közle. Nötig sei neben „Teamteaching“ (verschiedene Professionen arbeiten eng in der Klasse zusammen) ein „zieldifferenter Unterricht“, der jedem Schüler erlaube, die seinem Leistungsvermögen entsprechende Entwicklung zu gewährleisten. Martin zum Beispiel (Name geändert), hat einen sozialemotionalen Förderbedarf. Seit Jahren lebt der 13-Jährige stationär in Hegenberg, seit dem laufenden Schuljahr besucht er die Inklusionsklasse in Tettnang. Jeden Morgen nimmt er den Bus und sitzt pünktlich zu Unterrichtsbeginn um 8 Uhr in der Manzenbergschule. Dort arbeitet er an seinem Einzelarbeitsplatz weitgehend selbstständig mit Arbeitsmaterial, das auf sein Lernniveau zugeschnitten ist. „Je nach Bedarf leisten der Sonderpädagoge oder ein Regelschullehrer Hilfe“, erklärt Wolfgang Közle. Rückzugsort ist wichtig Ganz wichtig für die individuelle Förderung ist das Raumkonzept: Schüler mit einer schweren Behinderung halten oft keinen ganzen Schultag durch. Sie können deshalb jederzeit in den so genannten Differenzierungsraum für alle Schüler wechseln, einen Rückzugsort zum Ausruhen oder Arbeiten in aller Ruhe. Martin jedenfalls hat sich in der Inklusionsklasse so gut eingelebt, freut sich Közle, dass er bereits zum zweiten Klassensprecher gewählt wurde. BILDUNG 51 Berufsbildungswerk Adolf Aich gemeinnützige GmbH (BBW) Das Berufsbildungswerk Adolf Aich (BBW) bietet vornehmlich für junge Menschen mit besonderem Förderund Teilhabebedarf Maßnahmen zur Berufsvorbereitung, Qualifizierung und Ausbildung. Herbert Lüdtke Geschäftsführer Gute Neubelegung Der Bereich der beruflichen Rehabilitation befand sich auch 2014 generell in vielen Umbrüchen und Anpassungsprozessen. Das erste Halbjahr im Ravensburger Berufsbildungswerk war von großer Unsicherheit hinsichtlich der Belegungssituation geprägt. Im September kam es bezüglich der Belegungszahl zu einer Wende: Im Vergleich zum Vorjahr ist die Neubelegung mit über 100 angemeldeten Jugendlichen in der BBW-Ausbildung zwar höher, dennoch bleibt die Refinanzierungsproblematik nach wie vor bestehen. Die höhere Belegungssituation kann auch als Beleg dafür gewertet werden, wie positiv die Kostenträger die Arbeit der Berufsbildungswerke und speziell die Qualität im Ravensburger BBW sehen. Vielfalt und Differenzierung Es zeigt sich, dass die Entwicklungen und Investitionen der letzten Jahre in neue Konzepte sowie die Schwerpunktsetzung auf Menschen mit psychischen Störungen richtig waren. Auch die weitere Differenzierung der Angebote, der Ausbau in den Bereichen Diagnostik und Jugendhilfe, die Ausrichtung auf Maßnahmen im SGB-II-Bereich und im Rahmen des Europäischen Sozialfonds (ESF) sowie das breite Leistungsspektrum der Schule machten sich bezahlt. Zudem fruchtete unser Engagement in den unterschiedlichen Gremien, Arbeitskreisen und Netzwerken. 52 B I L D U N G Berufsbildungswerk Adolf Aich (BBW) 2013 2014 194 74 3 53 2 253 124 210 81 4 60 0 293 106 50 9 10 1 22 63 7 14 0 16 8 0 50 70 10 20 85 87 34 39 105 110 33 33 32 33 Wohnbereich BBW-Wohnheim Jugendhilfe-Wohnheim 138 173 70 68 Kooperationsbetriebe 217 225 Mitarbeiterzahlen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) 357 383 Betreute Teilnehmer Ausbildung BBW Ravensburg RAZ integrativ Ravensburg RAZ kooperativ Ravensburg RAZ integrativ Ulm RAZ kooperativ Ulm Sonstige Ausbildungsmaßnahmen Absolventen Ausbildung Vermittlungsquote in Prozent* im erlernten Beruf berufsfremd Weiterbildung nicht suchend arbeitsuchend unbekannt *nur Absolventen der BBW-Maßnahme Berufsvorbereitung in Berufsvorbereitung Ravensburg in Berufsvorbereitung Ulm Sonderberufsvorbereitungsjahr (SVAB) Ravensburg Sonderberufsvorbereitungsjahr (SVAB) Ulm Sonstige Externe Schüler Ravensburg Externe Schüler Ulm Arbeitserprobung Sie haben die Eintrittskarte fürs Berufsleben: 106 Absolventen feiern den Abschluss ihrer Ausbildung am Berufsbildungswerk Adolf Aich in Ravensburg. Gelebte Inklusion Inklusion darf kein Schlagwort sein, das dazu dient, Kosten zu sparen und alle gleich zu behandeln. Stattdessen geht es darum, sich am einzelnen Menschen und an dessen individuellen Bedürfnissen zu orientieren. Das entspricht dem Gleichheitsgrundsatz, nachdem die gleichen Dinge gleich und die ungleichen Dinge ungleich zu behandeln sind. Wir sind der festen Überzeugung, dass Berufsbildungswerke als Kompetenzzentren auch in Zukunft für die Ausbildung und die Vorbereitung auf den Beruf eine wichtige Rolle spielen. Denn sie leisten ihren Beitrag dazu, auch jungen Menschen mit hohem und speziellem Förderbedarf die Teilhabe am Arbeits- und Berufsleben nachhaltig zu ermöglichen. Und das ist gelebte Inklusion. Wirtschaftliche Situation Obwohl die Schulen einen deutlichen Zuschuss benötigten, wurde das Wirtschaftsjahr 2014 nicht mit einem Negativergebnis abgeschlossen. Das ist einerseits ein Erfolg, aber andererseits auch unbefriedigend. So kann es nicht sein, dass ein gut belegtes und am Markt erfolgreiches Unternehmen mit dem Existenzminimum zu kämpfen hat. Für eine nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens ist es notwendig, dass die Kostensätze auch eine gute Instandhaltung sowie die nötigen Investitionen in Anlagen und Innovationen ermöglichen – was aktuell nicht der Fall ist. BBW-Absolventen 2014 – das wurde aus ihnen: (Umfrage November 2014, Rücklaufquote 86 Prozent) im Beruf 63% berufsfremd 7% Weiterbildung 14% Problemfall Schulfinanzierung Sehr beschäftigt hat uns auch im Jahre 2014 die nicht ausreichende und nicht angemessene Refinanzierung und Bezuschussung unserer Schulen. Als private Sonderberufs- und Sonderberufsfachschulen werden sie wie allgemeine öffentliche Berufsschulen bezuschusst. Unserer Meinung nach sind diese aktuellen Regelungen jedoch nicht sachgerecht und entsprechen nicht dem Gleichheitsgrundsatz. So beschulen wir eine deutlich andere Klientel und halten damit Konzepte, Strukturen und Raumangebote vor, die einem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum mit Internat entsprechen. arbeitslos 16% BILDUNG 53 fortbilden und entwickeln (f&e) Die Abteilung fortbilden & entwickeln der Stiftung Liebenau bietet Fort- und Weiterbildung für Führungskräfte, Mitarbeiter, bürgerschaftlich Engagierte und Menschen mit Behinderung an. Willibald Hafner-Laux Abteilungsleiter Sozialraum im Fokus Neu im Programm von f&e waren im Jahr 2014 die Weiterbildungen „Sozialräumlich unterwegs zur Inklusion – Qualifikation für Dienstleistungs- und Netzwerkmanagement“, „Sozialraumorientierte Assistenz“ und „Bürger in der Gemeinde“. Diese Kurse wurden im Rahmen des Projektes „Lokale Verantwortungsgemeinschaften“ im Netzwerk: Soziales neu gestalten (SONG) entwickelt, durchgeführt und ausgewertet. Im Zentrum stehen dabei der Mensch in seinem Lebensraum sowie die damit verbundenen Herausforderungen für zukünftige Konzepte in der Altenhilfe und bei Angeboten für Menschen mit Behinderung. Dazu gehören Aspekte wie die wohnortnahe Unterstützung, der HilfeMix aus sozialräumlichen und professionellen Ressourcen, eine inklusive Infrastruktur sowie ein gesellschaftliches Umfeld, in dem Unterschiedlichkeit und Anderssein als Lernchance begriffen wird. Thema Inklusion Getragen werden all diese Herausforderungen von der Leitidee der Inklusion, wie sie in der UN-Behindertenkonvention rechtlich verankert ist. Welche Bedeutung dieser Leitidee in der Stiftung Liebenau und ihren Gesellschaften beigemessen und nach welchen Hand- fortbilden & entwickeln (f&e) Leistungen Zahl der Fortbildungen Zahl der Weiterbildungen Teilnehmer/-innen an Fortbildungen Teilnehmer/-innen an Weiterbildungen Teilnehmer-Fortbildungstage Mitarbeiterzahlen Mitarbeiter/-innen Dozenten/-innen 54 B I L D U N G 2013 2014 137 11 1 812 278 8 058 179 16 2 130 289 8 457 3 149 3 149 lungsleitlinien sie umgesetzt wird, das war das Thema einer Klausur des Vorstandes mit Führungskräften von St. Gallus-Hilfe und Berufsbildungswerk Adolf Aich. Die Abteilung f&e begleitete diesen Prozess durch Moderation und fachliche Inputs. Darüber hinaus wurden zum Beispiel in der Altenhilfe alle Mitarbeiter der Sozialstationen von f&e in kundenorientierter Beratung geschult. Und auf Basis der Reflexion von Kursen mit der St. Lukas-Klinik wurde eine Vereinbarung für die künftige Gestaltung von Inhouse-Fortbildungen getroffen. Institut für Soziale Berufe gemeinützige GmbH (IfSB) Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz Allensbach-Hegne (25 % Beteiligung), Kongregation der Franziskanerinnen von Sießen e. V. (25 % Beteiligung), St. Elisabeth-Stiftung Bad Waldsee (25 % Beteiligung), Stiftung Liebenau (25 % Beteiligung) Das Institut für Soziale Berufe (IfSB) mit seinen Unterrichtsstandorten Ravensburg, Wangen und Bad Wurzach bildet Fachkräfte in verschiedenen sozialpädagogischen und -pflegerischen Arbeitsfeldern aus und bietet zudem Fachweiterbildungen und Zusatzqualifikationen an. Kurt Brust Geschäftsführer Philip Kling Geschäftsführer Das Institut wächst Das Ausbildungs-, Fort- und Weiterbildungsangebot des IfSB wurde auch 2014 weiterentwickelt und noch einmal deutlich ausgeweitet, wodurch sich die Gesamtschülerzahl um 77 Auszubildende erhöhte. Im Schuljahr 2014/15 waren somit 1 254 Fachschüler/-innen am Institut, während weitere 141 Fachschüler/-innen ihr Anerkennungsjahr beziehungsweise Berufspraktikum absolvierten. Die Akademie für Fort- und Weiterbildung stellte im vergangenen Jahr 616 Plätze zur Verfügung, sodass erstmals in der Geschichte des IfSB insgesamt mehr als 2 000 Plätze im Bereich der Aus-, Fort- und Weiterbildung bereitgestellt und in Anspruch genommen wurden. Großes Interesse an berufsbegleitender Ausbildung Zu den neuen Angeboten am IfSB zählte eine weitere Klasse für Erzieher/-innen mit praxisintegrierter Aus- Institut für Soziale Berufe (IfsB) Fachschule für Sozialpädagogik Fachrichtung Erzieherinnen zzgl. Berufskolleg Fachrichtung Jugend- und Heimerziehung Fachrichtung Heilerziehungspflege Fachschule für Altenpflege (inkl. HEP-AP-Kurs) Fachschule für Organisation und Führung Heilpädagogik Anerkennungsjahr Fortbildungen Berufsfachschule BFQ Mitarbeiterzahlen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) Nebenamtliche Dozenten/-innen 2013 2014 252 75 148 276 274 83 166 279 244 252 75 65 151 666 42 90 70 141 616 36 86 100 83 100 bildung (PIA). Und an der Fachschule für Jugend- und Heimerziehung startete das IfSB mit zwei Unterkursen in die Ausbildungsform WTP, die über drei Jahre hinweg einen Wechsel zwischen Theorie und Praxis vorsieht. Hierbei war die Bewerberzahl so hoch, dass die Schule eine weitere Klasse hätte anbieten können. Dies war aber aus schulorganisatorischen Gründen und aufgrund der Raumprobleme am Institut nicht möglich. Neuer Ausbildungsberuf An der Fachschule für Heilerziehungspflege begann im September 2014 für 22 Berufsfachschüler/-innen der neue zweijährige Ausbildungsberuf Heilerziehungsassistent/-in. Er bietet Hauptschulabsolventen eine gute Möglichkeit, den mittleren Bildungsabschluss zu erreichen und die Ausbildung anschließend mit der Fachkraftausbildung weiterzuführen. Die Heilerziehungsassistenz soll künftig jährlich mit einer Klasse am Institut angeboten werden. Bildungsreise Die Bildungsreise des Fachbereichs Heilerziehungspflege ging im Jahr 2014 an den Gardasee: 27 Fachschüler, sechs Dozentinnen und Dozenten und 53 Menschen mit Assistenzbedarf nahmen vom 15. bis 19. April an der Reise nach Italien teil. Ausgangsort für Ausflüge nach Venedig, Verona und auf den Monte Baldo war Garda. BILDUNG 55 Hilfen für Kinder, Jugendliche und Familien Frühe Hilfen, damit Kinder gesund aufwachsen Als Kristina Schröder, die damalige Familienministerin, am 5. November 2012 die Bundesinitiative Frühe Hilfen startete, war das Liebenauer Netzwerk Familie bereits fünf Jahre alt. Die Zusammenarbeit im Verbund der Stiftung Liebenau zugunsten belasteter Familien funktionierte, und schon zu Beginn konnten einige Dienste mit familienunterstützendem Charakter neu eingerichtet werden. Zum Beispiel „wellcome“. I hr ältester Sohn war drei Jahre alt, als Claudia Rümmler-Krause Anfang 2014 Zwillinge auf die Welt brachte. „Schon nach ein paar Tagen mit den Kindern zu Hause und einem arbeitenden Mann war ich mit den Nerven am Ende“, erinnert sie sich an die Zeit kurz nach der Geburt. Die Familie war aus Dresden an den Bodensee gezogen und hatte niemanden, der sie zuverlässig unterstützen konnte. Lange hatte Claudia Rümmler-Krause gezögert, sich an „wellcome“ zu wenden, aber heute ist sie überglücklich, die Hilfe in Anspruch genommen zu haben. Ein ehrenamtlicher „wellcome-Engel“ kam im ersten Lebensjahr der Zwillinge regelmäßig ins Haus, um die Eltern zu entlasten. So wie Familie Rümmler-Krause geht es etwa drei Viertel aller Familien, die sich an „wellcome“ wenden, berichtet Marion Behrendt, die als Koordinatorin für das Hilfenetzwerk im Bodenseekreis zuständig ist. Überfordert mit der neuen Familiensituation und dabei oftmals auf sich gestellt, sind sie in eine Krise geraten. Die „wellcome“-Idee ist mittlerweile an 250 Standorten in Deutschland vertreten. Im Bodenseekreis wird sie von der Stiftung Liebenau getragen, im Landkreis Ravensburg in Kooperation zwischen Stiftung Liebenau und Stiftung St. Anna Leutkirch. In den ersten fünf Jahren haben die ehrenamtlichen „wellcome-Engel“ insgesamt fast 7500 Stunden Arbeit in den Familien geleistet. 162 Familien wurden auf diese Weise in den beiden Landkreisen unterstützt. „In unserem Sozialsystem ist für viele Lebenslagen gesorgt“, weiß Christoph Gräf, Koordinator des Liebenauer Netzwerks Familie. „Im Normalfall der Geburt helfen Geburtsvorbereitungskurse, Hebammen, Gynäkologen und Kinderärzte. Auch im Krisenfall funktioniert das System: die Klinik bei gesundheitlichen Problemen, das Jugendamt, wenn Eltern vorübergehend nicht aus- 56 H I L F E N F Ü R K I N D E R , J U G E N D L I C H E U N D FA M I L I E N reichend für ihr Kind sorgen können.“ Was aber ist mit dem Leben dazwischen? Es ist ja nicht wünschenswert, dass man erst ein dickes Problem haben muss, um Hilfe zu bekommen, die dann für vieles zu spät kommt. Das gilt für Erschöpfungszustände wie auch für manche gescheiterte Ehe. Aber: Wie lässt sich vorbeugen? Wann ist der richtige Zeitpunkt? Und wer entscheidet darüber? Der Zwischenraum zwischen dem Wunsch nach Hilfe und dem Anspruch durchzuhalten, zwischen der Verunsicherung, ob mit dem Kind und sich selbst alles normal ist, und der Angst, sich beim Hilferuf eine Blöße zu geben – dieser Raum zwischen schwarz und weiß, zwischen normal und interventionswürdig ist sozial- oder leistungsrechtlich das, was man mit Prävention umschreibt: Prävention ist eine Hilfe, die im Wortsinn vor der Krise kommt, die dazu beiträgt, dass eine im Grunde bewältigbare Situation bewältigbar bleibt. Und genau das meinte Kristina Schröder als sie bei der Auftaktveranstaltung der Bundesinitiative Frühe Hilfen in Berlin appellierte: „Wir müssen Eltern und ihren kleinen Kindern rechtzeitig und umgehend helfen, wenn sie Unterstützung benötigen.“ Frühe Hilfen sind Prävention. „Natürlich gibt es keine Prävention für alle Risikobereiche“, weiß Gräf. „Menschen können trotz Prävention krank werden.“ Dennoch lohnen sich präventive Anstrengungen, die möglichst früh einsetzen und möglichst niederschwellig gestaltet sein müssen. So wie zum Beispiel die Ferien- und Samstagsfreizeiten, die im Verbund der Stiftung Liebenau an vielen Orten angeboten werden. Mit solchen Freizeitangeboten will die Stiftung Liebenau Eltern ganz konkrete Entlastung anbieten. Entlastung in den Spannungsfeldern, in denen Eltern nun mal stehen: zwischen Partnerschaft und Elternschaft, zwischen Beruf und Familie. Gut angekommen im Leben: Junge Geburtstagsgäste beim 5-jährigen Jubiläum von „wellcome“. Frühe Hilfen: Damit die Krise ausbleibt Frühe Hilfen bilden lokale und regionale Unterstützungssysteme mit koordinierten Hilfsangeboten für Eltern und Kinder ab Beginn der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren mit einem Schwerpunkt auf der Altersgruppe der 0- bis 3-Jährigen. Sie zielen darauf ab, Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Eltern in Familie und Gesellschaft frühzeitig und nachhaltig zu verbessern. Neben alltagspraktischer Unterstützung wollen Frühe Hilfen insbesondere einen Beitrag zur Förderung der Beziehungs- und Erziehungskompetenz von (werdenden) Müttern und Vätern leisten. Damit tragen sie maßgeblich zum gesunden Aufwachsen von Kindern bei und sichern deren Rechte auf Schutz, Förderung und Teilhabe. Frühe Hilfen umfassen vielfältige sowohl allgemeine als auch spezifische, aufeinander bezogene und einander ergänzende Angebote und Maßnahmen. Grundlegend sind Angebote, die sich an alle (werdenden) Eltern mit ihren Kindern im Sinne der Gesundheitsförderung richten (universelle/primäre Prävention). Darüber hinaus wenden sich Frühe Hilfen insbesondere an Familien in Problemlagen (selektive/sekundäre Prävention). Frühe Hilfen tragen in der Arbeit mit den Familien dazu bei, dass Risiken für das Wohl und die Entwicklung des Kindes frühzeitig wahrgenommen und reduziert werden. Wenn die Hilfen nicht ausreichen, eine Gefährdung des Kindeswohls abzuwenden, sorgen Frühe Hilfen dafür, dass weitere Maßnahmen zum Schutz des Kindes ergriffen werden. Frühe Hilfen basieren vor allem auf multiprofessioneller Kooperation, beziehen aber auch bürgerschaftliches Engagement und die Stärkung sozialer Netzwerke von Familien mit ein. Zentral für die praktische Umsetzung Früher Hilfen ist deshalb eine enge Vernetzung und Kooperation von Institutionen und Angeboten aus den Bereichen der Schwangerschaftsberatung, des Gesundheitswesens, der interdisziplinären Frühförderung, der Kinder- und Jugendhilfe und weiterer sozialer Dienste. Frühe Hilfen haben dabei sowohl das Ziel, die flächendeckende Versorgung von Familien mit bedarfsgerechten Unterstützungsangeboten voranzutreiben, als auch die Qualität der Versorgung zu verbessern. Nationales Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) – Begriffsbestimmung 2009 H I L F E N F Ü R K I N D E R , J U G E N D L I C H E U N D FA M I L I E N 57 Liebenauer Netzwerk Familie Das Liebenauer Netzwerk Familie ist eine fachliche Klammer aller Dienste und Einrichtungen innerhalb des Stiftungsverbundes, die Hilfen für Kinder, Jugendliche und Familien sicherstellen. Ihre gemeinsame Vision: Alle Kinder und Familien sollen möglichst uneingeschränkt teilhaben können am gesellschaftlichen Leben und an den Regelangeboten der Bildung, Erziehung und Betreuung. Das gilt vor allem auch für Familien, deren Alltag durch eine schwere Krankheit oder Behinderung eines Kindes oder psychosoziale Belastungen erschwert ist. Christoph Gräf Koordinator Liebenauer Netzwerk Familie Konkrete Hilfe bei Belastung Auch im Jahr 2014 konnten die Dienste des Liebenauer Netzwerks Familie dazu beitragen, belastende Situationen in Familien aufzufangen, von der alltagspraktischen Unterstützung in der Familie über Gruppenangebote, bis hin zu den therapeutischen Leistungen der Frühförderstelle oder der St. Lukas Klinik. Komplexe Förderung besser finanziert Eine besondere Herausforderung war die Vorbereitung zur Umstellung der interdisziplinären Frühförderung auf die neue Landesrahmenvereinbarung Frühförderung in Baden-Württemberg, die im Sommer 2014 in Kraft getreten ist. Künftig beteiligen sich die Krankenkassen stärker an der Finanzierung der Frühförderung, wenn es sich um eine Komplexleistung handelt, also das koordinierte Zusammenwirken mehrerer Disziplinen für die Förderung des Kindes nötig ist. Leider wurde keine verbindliche Vereinbarung darüber getroffen, wie die Gesamtfinanzierung dieser wichtigen präventiven Hilfe sichergestellt werden kann. Je nach Land- kreis bleibt den Trägern einer Frühförderstelle ein hohes finanzielles Risiko. Hilfe in der Trauer Der Anlass ist traurig. Erfreulich aber ist die Akzeptanz der Kindertrauergruppe für Kinder, die ein Elternteil oder Geschwister verloren haben. Der ambulante Kinderhospizdienst Amalie (getragen von den Maltesern und der Stiftung Liebenau) hatte dieses Angebot gemeinsam mit der Sonja Reischmann Stiftung ins Leben gerufen. Inzwischen hat eine zweite Gruppe begonnen, ergänzt um ein offenes Gesprächsangebot für die Eltern. Für 2015 ist ein weiteres Angebot für betroffene Familien im Bodenseekreis geplant. Liebenauer Netzwerk Familie Hilfen für Familien Sozialmedizinische Nachsorge Frühförderung (laufende Förderungen) wellcome (begleitete Familien) Fachdienst Teilhabe AMALIE – Ambulanter Kinderhospizdienst (begleitete Familien) Trauergruppe (Teilnehmer) Geschwisterzeit (Teilnehmer) Samstags- und Ferienbetreuung Hegenberg und Wangen (Teilnehmer) davon Kinder mit Behinderung 58 H I L F E N F Ü R K I N D E R , J U G E N D L I C H E U N D FA M I L I E N 2013 2014 35 189 54 135 17 37 189 52 150 18 – 28 160 23 32 160 36 42 Verena Bentele: Schirmherrin für Geschwisterkinder Ihren Bekanntheitsgrad deutlich steigern konnte die „Geschwisterzeit“, die die Stiftung Liebenau gemeinsam mit drei weiteren Trägern in der Region ins Leben gerufen hat. Die regelmäßigen Gruppenangebote für Geschwister von Kindern mit einer Behinderung oder schweren Krankheit erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Zum „Tag für besondere Familien“ im Spieleland, der seit 2014 unter der Schirmherrschaft von Verena Bentele, der Beauftragten der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, steht, hatten sich 177 Familien mit über 700 Familienmitgliedern angemeldet. „Familienzeit“ – neu für belastete Familien Konzeptionell neu entwickelt wurde unter dem Titel „Familienzeit“ ein Angebot für Familien, die psychosozial hoch belastet sind, zum Beispiel als Folge von geringem Familieneinkommen oder Arbeitslosigkeit, gesundheitlichen Belastungen eines Elternteils oder eines Kindes, junger Elternschaft oder als Alleinerziehende. Im Vordergrund stehen die Förderung der Beziehungs- und Erziehungskompetenz und der alltagsbezogene Bildungscharakter. Die Realisierung ist jedoch abhängig von der Bewilligung der beantragten Zuschüsse. Wirtschaftliche Situation Die Nachfrage nach den vielfältigen familienunterstützenden Diensten und Angeboten bewegte sich auf dem hohen Niveau des Vorjahres. Auch die finanzielle Situation blieb strukturell unverändert. Während ein großer Teil der Netzwerk-Dienste über Leistungen der Eingliederungs- und Jugendhilfe oder der Krankenversicherung finanziert ist, sind die Frühen Hilfen und die Angebote zur Entlastung von Eltern jedoch auf Spenden angewiesen. Ein Großteil der Erlöse aus den Liebenauer Spendenaktionen floss im Jahr 2014 in diese Projekte. H I L F E N F Ü R K I N D E R , J U G E N D L I C H E U N D FA M I L I E N 59 St. Nikolaus – süddeutsches Kinderhospiz gemeinnützige GmbH Süddeutsche Kinderhospiz-Stiftung (50 % Beteiligung), Stiftung Liebenau (50 % Beteiligung) Das Kinderhospiz St. Nikolaus in Bad Grönenbach im Allgäu ist eine Anlauf- und Erholungsstätte für Familien mit unheilbar und lebensbegrenzt erkrankten Kindern und Jugendlichen. Das Haus begleitet die gesamte Familie im Leben, in der Sterbephase und über den Tod hinaus. Es können gleichzeitig acht Kinder und ihre Familien das Haus nutzen. Sabine Colberg Geschäftsführerin Schweres Schicksal gemeinsam tragen Im Jahr 2014 konnten 160 Familien Aufenthalte im Kinderhospiz ermöglicht werden, darunter 51 Aufenthalte für Familien, die sich zum ersten Mal dafür entschieden haben, das Angebot des Kinderhospizes wahrzunehmen. Mit der Diagnose „unheilbar und lebensbegrenzt erkrankt“ bricht für die Eltern erst mal eine Welt zusammen. Mit der erforderlichen 24-Stunden-Betreuung des erkrankten Kindes ändert sich der Alltag der Familie auf einen Schlag grundlegend. In dieser Situation eine verlässliche und nachhaltige Unterstützung bieten zu können, war auch im Jahr 2014 wieder das Hauptanliegen unseres Hauses. Im Kinderhospiz können Eltern einmal durchschnaufen und sich mit anderen Eltern austauschen, das schwere Schicksal gemeinsam tragen und für kurze Zeit von der Pflege entlastet werden. Das multiprofessionelle Team der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgt dafür, dass der Aufenthalt für alle Gäste etwas Besonderes wird. Neben den verschiedenen Therapieformen und vielfältigen Kreativangeboten St. Nikolaus – süddeutsches Kinderhospiz 2013 2014 Auslastung in Prozent Belegungstage erkrankter Kinder Belegungstage Eltern Belegungstage Geschwisterkinder Familien pro Jahr davon neue Familien 81,03 2 364 3 378 1 332 163 44 80,81 2 360 3 270 1 308 160 51 Mitarbeiterzahlen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) Personalstellen (Vollzeit) Ehrenamtliche 47 28,5 17 51 29,2 12 60 H I L F E N F Ü R K I N D E R , J U G E N D L I C H E U N D FA M I L I E N konnte mit der gemeinsamen Zubereitung von spanischen Tapas ein besonderes Highlight gesetzt werden, das für „spanisches Urlaubsfeeling“ sorgte. Wirtschaftliche Situation Dank der Finanzierung des Fördervereins Kinderhospiz im Allgäu e. V. und seiner Süddeutschen KinderhospizStiftung mit Sitz in Memmingen, ist der Betrieb des Kinderhospizes nachhaltig gesichert. Es gibt leider nach wie vor keine kostendeckende Finanzierung für Kinderhospize in Deutschland. Die Kranken- und Pflegekassen übernehmen einen Teil der Kosten für den Aufenthalt der erkrankten Kinder. Die darüber hinausgehenden Kosten sowie die Kosten für die Aufenthalte der Eltern und Geschwister werden komplett über Spenden finanziert. Allein für den laufenden Betrieb sind dabei Spenden und Fördermittel in Höhe von bis zu 1 Mio. Euro jährlich erforderlich. Franz von Assisi gemeinnützige GmbH Franziskanerinnen der ewigen Anbetung Schwäbisch Gmünd e. V. (33 % Beteiligung), Kongregation der Franziskanerinnen vom Kloster Sießen (25 % Beteiligung), Stiftung St. Vinzentiuspflege Donzdorf (25 % Beteiligung), Stiftung Liebenau (17 % Beteiligung) Die Franz von Assisi Gesellschaft umfasst im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe und Schulen die Canisiusund Vinzentius-Einrichtungen sowie die St. Josef Gesellschaft. Sie ist außerdem beteiligt an St. Loreto, Institut für Soziale Berufe Schwäbisch Gmünd/Aalen/Ellwangen/Ludwigsburg. Hans-Dieter Beller Geschäftsführer bis 31.12.2014 Canisius- und Vinzentius-Einrichtungen Die Canisius- und Vinzentius-Einrichtungen bieten Kinder- und Jugendhilfe im Ostalbkreis und Landkreis Göppingen an. Die stationäre und ambulante Hilfe zur Erziehung wird durch die Schulen für Erziehungshilfe sowie die Beratungsstellen – mit Familienberatung und Frühförderung – ergänzt. Hierdurch wird ein Franz von Assisi Detlev Wiesinger Geschäftsführer seit 1.1.2015 Michael Leibinger Geschäftsführer 2013 2014 653 721 264 241 107 342 127 358 329 337 457 268 111 141 448 249 111 132 Vinzentius-Einrichtungen im Landkreis Göppingen Betreute Kinder und Jugendliche 208 Vinzentius-Schüler 173 214 170 Canisius-Einrichtungen im Ostalbkreis und Vinzentius-Einrichtungen im Landkreis Göppingen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) 339 345 St. Loreto, Schwäbisch Gmünd/Ellwangen (ohne Bildungsakademie) Schüler 869 Mitarbeiter/-innen (inkl. Honorarkräfte) 174 887 162 St. Josef Gesellschaft, Stuttgart Kindertagesstätte und Schülerhaus (Betreute Kinder) Ambulant betreute Kinder und Jugendliche (Familienzähler) Stationäre Hilfen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) Canisius-Einrichtungen im Ostalbkreis Betreute Kinder und Jugendliche (ohne Schulsozialarbeit) Canisius-Beratungsstellen: Klienten Erziehungs- und Familienberatung Klienten Frühförderung Franziskus-Grundschüler Canisius-Schüler ganzheitliches Angebotsspektrum geschaffen. Im Jahr 2014 wurde das 80-jährige Jubiläum einer Canisius-Einrichtung, dem Jugend- und Kinderdorf St. Josef, gefeiert. Bis heute hat es sich zu einem Standort der stationären und ambulanten Kinder- und Jugendhilfe mit Schule entwickelt, das sich durch die Schaffung von Intensivgruppen beispielsweise für Kinder und Jugendliche mit Borderline-Symptomatik, traumatischen Belastungen oder Autismus auf die Bedürfnisse der heutigen Zeit eingestellt hat. St. Josef Gesellschaft Im Stuttgarter Osten und in Bad Cannstatt bietet die St. Josef Gesellschaft ein umfangreiches Angebot an stationären und ambulanten Hilfen zur Erziehung sowie an Kinder- und Schülerbetreuung an. 2014 wurde eine weitere Kindertagesstätte mit Krippe am Standort Stuttgart – Bad Cannstatt eröffnet. Für die Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen wurden im Stadtgebiet Stuttgart Hilfen und Angebote geschaffen, um diesen Kindern und Jugendlichen die nötige Begleitung zukommen zu lassen. St. Loreto Das Institut für Soziale Berufe Schwäbisch Gmünd/ Aalen/Ellwangen/Ludwigsburg bietet als Fachschule fünf verschiedene Ausbildungsgänge an. Im Jahr 2014 schritten die Sanierungsmaßnahmen des Schulgebäudes voran. Hierfür mussten die Lehrräume in drei Ausweichquartiere in Schwäbisch Gmünd verlagert werden. Mitte 2015 werden die Maßnahmen abgeschlossen sein. Personalien Ende des Jahres 2014 verabschiedete sich Hans-Dieter Beller nach über 20 Jahren in der Geschäftsführung der Franz von Assisi gGmbH in den Ruhestand. Sein Nachfolger in der Geschäftsführung ist seit Januar 2015 Detlev Wiesinger. H I L F E N F Ü R K I N D E R , J U G E N D L I C H E U N D FA M I L I E N 61 Dienstleister und Stiftungsbetriebe Essen – Mehr als nur Nahrung Essen verbindet. Auch in der Stiftung Liebenau und ihren Gesellschaften. Es bringt Mitarbeiter, Auszubildende, Menschen mit Behinderung oder Jugendliche mit besonderem Teilhabebedarf und auch Gäste zusammen – ob in der Lebensmittelproduktion oder in der Gastronomie. Knackige Salate, vitaminreiches Gemüse und frisches Obst, eine eigene Weinmarke, gesunde, leckere Menüs und Snacks in verschiedenen Kantinen, Cafés und beim Catering: Die Stiftung Liebenau und ihre Gesellschaften sind bekannt für kulinarischen Genuss und regionale Köstlichkeiten. D ie Sonne spiegelt sich in einem Meer aus Glasdächern, darunter wächst und gedeiht es prächtig und in beeindruckender Vielfalt – ob Wurzel-, Kohlund Blattgemüse, Gurken, Paprika, Kräuter, knackige Tomaten oder sogar Honigmelonen. Auf einer Fläche von mehreren Fußballplätzen erstrecken sich die Gewächshäuser der Stiftung Liebenau. Zahlreiche fleißige Hände mit dem sprichwörtlichen „grünen Daumen“ kümmern sich hier und im Freiland-Anbau um Kulturpflege und Ernte – darunter viele Mitarbeiter mit Behinderung. Das hat Tradition in der Stiftung Liebenau. Schon seit vielen Generationen werden in und um Liebenau Nutzpflanzen gesät, aufgezogen und geerntet. Aus den sogenannten „Garten- und Feldgeschäften“ von einst, die in erster Linie der Eigenver- 62 D I E N S T L E I S T E R U N D S T I F T U N G S B E T R I E B E sorgung der Heimbewohner dienten, sind längst viele weitere Aktivitäten rund um das Thema Essen entstanden. Und zugekauft wird inzwischen natürlich auch. Gesundes aus und für die Region Heute profitiert die ganze Umgebung von Obst, Fleisch und Gemüse aus dem stiftungseigenen Liebenauer Landleben, das als einer der größten Obstbaubetriebe in der Bodenseeregion gilt. Vor allem der Apfel findet auf den Plantagen zwischen Argen- und Schussental beste klimatische Bedingungen. Auf über 80 Hektar Fläche werden die verschiedensten Sorten angebaut – gut 20 Prozent davon biologisch. Meist über Großmärkte und Wiederverkäufer gelangt das Obst und Gemüse dann zum Verbraucher. Und natürlich auch über den Verkaufsladen des Liebenauer Landlebens, der jährlich rund 115 000 Kunden anlockt. In den Regalen stehen zudem Eigenprodukte wie die aus dem Obstanbau gewonnenen Säfte und Apfelringe sowie die aus eigener Rinder- und Schweinehaltung hergestellte Wurst und der eigene, bei Kressbronn am Bodensee, angebaute Wein. Beliebte Treffpunkte in Liebenau Spätestens seit der Empfehlung durch den „Seezunge“Gastroführer 2008 kein Geheimtipp mehr ist das benachbarte „Glashauscafé“ – ein beliebter Treffpunkt zum Mittagessen oder zu Kaffee und Kuchen am Nachmittag für ein bunt gemischtes Publikum nicht nur aus Liebenau. 120 bis 150 Essen servieren Küchenchef Theo Menges und sein Team am Tag. Gekocht wird frisch, überwiegend mit eigenen Produkten und mit einem relativ hohen Anteil an vegetarischen Gerichten. Nur wenige hundert Meter weiter befindet sich die Liebenauer Kantine – betrieben von der Liebenau Service GmbH (LiSe). Seit 2013 erstrahlt sie in neuem Glanz. Kerngeschäft der LiSe-Köche ist die Versorgung der Wohngruppen von St. Gallus-Hilfe und St. LukasKlinik. Außerdem begrüßen sie täglich im Schnitt 400 Gäste. Ob Vegetarier, Fleisch-Liebhaber oder Salat-Fan – auf der abwechslungsreichen Speisekarte ist garantiert für jeden etwas dabei. Snacks sowie Kaffee und Kuchen aus der eigenen Konditorei runden das vielfältige Angebot ab. Die Pflegeheime der Liebenauer Altenhilfe unterhalten eigene Produktionsküchen. Attraktive Arbeitsplätze Dass jeden Tag das Mittagessen auch pünktlich an der Ausgabetheke bereitsteht, dass die Qualität der Lebensmittel stimmt sowie Verkauf und Service funktionieren – dafür arbeiten vor und hinter den Kulissen unter dem Dach der Stiftung Liebenau mehrere hundert Menschen mit und ohne Behinderung, darunter neben den zahlreichen WfbM-Beschäftigten auch viele Azubis. So bildet allein das Liebenauer Landleben im Auftrag des Berufsbildungswerks Adolf Aich (BBW) derzeit zum Beispiel 34 Lehrlinge mit besonderem Teilhabebedarf aus, etwa zum Landwirtschaftsfachwerker. Am BBW-Hauptsitz in Ravensburg ist die Betriebsgastronomie (aktuell 30 Azubis) seit jeher ein wichtiger Ausbildungsbereich. Ob in der Küche, Backstube oder im Service: Im BBW selbst oder in seinem Regionalen Ausbildungszentrum (RAZ) in Ulm lernen die Auszubildenden von Anfang an unter absoluten Praxisbedingungen. So versorgt die BBW-Küche nicht nur die hauseigene Kantine und das BBW-Restaurant, sondern beliefert täglich auch zahlreiche Kindergärten, Firmen und Schulen im ganzen Schussental mit warmem Essen, darunter die Spohn-Mensa in Ravensburg. „Wir achten dabei auf einen ausgewogenen Speiseplan“, so BBW-Küchenchef Dirk Eberhard. Dazu gehören auch fleischlose Alternativen und ein kindgerechtes Essen. Als Träger des „Vitalzunge“-Zertifikats setzt man zudem verstärkt auf regionale Zutaten. Catering für jeden Anlass Unterwegs auf den Straßen der Region trifft man neben den BBW-Kleintransportern auch auf die Cateringfahrzeuge der LiSe. Sie steuern täglich ihre externen Kunden – vornehmlich Firmenkantinen – an. In der Liebenauer Zentralküche werden die Speisen im „Cook & Chill“-Verfahren gekocht und ausgegeben. Beim Event-Catering kann das LiSe-Team fast alle Veranstaltungsgrößen stemmen – von der kleinen Feierstunde im Liebenauer Schloss bis hin zum Festzelt auf dem Konstanzer Oktoberfest. Überhaupt findet man in der Region an den verschiedensten Stellen Lebensmittel und Gastronomieangebote mit Verbindung zur Stiftung Liebenau. Im Bad Wurzacher „Kurhaus am Kurpark“ kocht die LiSe, in Ravensburg betreibt sie das Restaurant „Kochwerk“ und das BBW seinen Ausbildungsbetrieb „Café Miteinander“. Und das Liebenauer Landleben ist mit seinen Obst- und Gemüseständen auf mehreren Wochenmärkten von Wangen bis Friedrichshafen vertreten. Dort trifft man sie dann wieder – die knackigen Tomaten aus den Liebenauer Gewächshäusern. DIENSTLEISTER UND ST IF TUNGSBETRIEBE 63 Liebenau Service GmbH Das Dienstleistungsunternehmen Liebenau Service (LiSe) bedient stiftungsinterne sowie externe Kunden mit Leistungen aus dem infrastrukturellen Facility-Management. Dazu gehören im Einzelnen die Bereiche Gebäude-, Textilservice, Catering, Organisationsberatung und Training. Frank Moscherosch Geschäftsführer 15 Jahre LiSe Mit einem großen „Tag der offenen Tür“ feierte die LiSe 2014 ihr 15-jähriges Bestehen. Das Unternehmen hat sich von den ursprünglichen, rein stiftungsintern ausgerichteten Aufgaben des „Ver- und Entsorgers“ zu einem vielfältigen und auch extern orientierten Anbieter im Bereich des infrastrukturellen FacilityManagements entwickelt. Catering Das Jahr 2014 stand für das LiSe-Catering unter anderem im Zeichen der Europäischen Lebensmittelinformationsverordnung, wonach in Speisen vorhandene Allergene und Zusatzstoffe gekennzeichnet werden müssen. Zudem wurde das Projekt „ISSI“ gestartet, das sich mit der Vernetzung der Individual- und Systemgastronomie befasst. Bei Großveranstaltungen wie dem Kreisverbandsmusikfest Amtzell konnte das LiSeCatering seine Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Sehr gut angenommen wurde im ersten Jahr ihres Bestehens die neue Kantine Liebenau. Gebäudeservice In der Bau- und Sonderreinigung gelang es, die positive Entwicklung auch im Jahr 2014 fortzusetzen. Zudem wurde die technische Fachkompetenz weiter gebündelt. Für einen noch besseren Service gegenüber 64 D I E N S T L E I S T E R U N D S T I F T U N G S B E T R I E B E dem Kunden gibt es in den Betriebsstätten der LiSe nun „technikverantwortliche Mitarbeiter“. Sie führen monatlich wichtige Prüfungen für einen reibungslosen und sicheren Ablauf durch. Dazu gehört beispielswiese die Prüfung vorhandener Brand- und Rauchschutztüren sowie von FI-Schaltern. Transport und Textilservice Der Kundenstamm der LiSe wächst beständig, weshalb die Fahrzeugflotte um einen 7,5-Tonnen-LKW erweitert wurde. Durch ihr einheitliches Design sind die LiSeFahrzeuge bereits von weitem zu erkennen und transportieren so nicht nur Wäsche und Essen sondern auch das Image der GmbH mit ihren zentralen Ankerpunkten: aufmerksam, menschlich und zugewandt. Auch im Textilservice setzte sich das Wachstum weiter fort. Dies spiegelt sich in den Leistungszahlen wider: Im Monat Dezember 2014 wurde beispielsweise bei der bearbeiteten Wäsche erstmals die Marke von 200 Tonnen überschritten. LiSeplus Organisationsberatung und Training Seit über fünf Jahren am Markt ist LiSeplus. Zunehmend werden die Leistungen der Organisationsberatung auch von Einrichtungen und Unternehmen außerhalb des LiSe-Einzugsgebietes – von Böblingen bis St. Anton (A) – nachgefragt. Die Anerkennung als Liebenau Objektservice GmbH Das Angebotsspektrum der Liebenau Objektservice GmbH (LOS) umfasst hauswirtschaftliche Dienstleistungen für Einrichtungen der Altenhilfe. Frank Moscherosch Geschäftsführer kompetenter Ansprechpartner für Fragestellungen im hauswirtschaftlichen Bereich wächst. Beispielsweise stieß das 2014 erstmals stattgefundene Seminar Wäschekreislauf für die Altenhilfe der Stiftung Liebenau“ auf großes Interesse. Auch die Liebenau Objektservice GmbH konnte im Jahr 2014 ein weiteres Wachstum generieren. Das Unternehmen hat sich zu einem wichtigen Partner der Altenhilfe im Bereich der hauswirtschaftlichen Dienstleistungen entwickelt. Stefanie Locher Geschäftsführerin seit 29.1.2015 Wirtschaftliche Situation Im Wirtschaftsjahr 2014 konnte der Umsatz in nahezu allen Geschäftsbereichen gesteigert werden. Liebenau Service (LiSe) und Liebenau Objektservice (LOS) Mittagessen Abendessen Wäsche in Kilogramm Gebäudereinigung in Arbeitsstunden Mitarbeiterzahlen Mitarbeiter/-innen (mit LOS) davon Mitarbeiter mit Vermittlungshemmnissen Mitarbeiter/-innen (WfbM) Teilnehmer an arbeitsbegleitenden Maßnahmen Teilnehmer Schul- und Berufspraktika 2013 2014 541 675 283 880 2 168 173 100 172 529 308 227 258 2 222 224 1027 539 598 55 617 40 94 118 94 129 150 175 D I E N S T L E I S T E R U N D S T I F T U N G S B E T R I E B E 65 Liebenauer Landleben Das Liebenauer Landleben umfasst die Bereiche Gärtnerei, Obst- und Weinbau, Landwirtschaft mit Tierhaltung, Garten- und Landschaftsbau, Verkaufseinrichtungen sowie Gastronomieangebote. Rainer Wöhrle Geschäftsführer Beliebtes Glashauscafé Das Glashauscafé mit seinem besonderen Ambiente war auch im vergangenen Jahr ein Besuchermagnet. Durch einen für 2015 geplanten kleinen Verbindungsbau zwischen Küche und Gastraum soll das Platzangebot künftig erweitert werden. Unverändert großer Beliebtheit erfreuen sich die Veranstaltungen „Cook & Swing“ und „Gartentrödelei“. Auch bei den „Liebenauer Kräutertagen“ rund um die Gärtnerei wurden zahlreiche Besucher mit Informationen und einem vielfältigen Angebot an Garten- und Küchenkräutern versorgt. Durch das 2014 mit Verzögerung fertiggestellte neue Gewächshaus konnten zwar teilweise die Anbauund Arbeitsbedingungen verbessert werden, jedoch noch nicht die Wirtschaftlichkeit. Liebenauer Landleben 2013 Leistungen Verkaufsladen (Kunden) 120 600 Gärtnerei* 7,8 Gärtnerei – Umsatz pro m² 8,72 € Obstbau* 83 Obstbau – Erntemenge in t 1 775 Ackerbau, Grünland* 485 Ackerbau, Grünland – Erntemenge in t 6 149 Liebenauer Weiderinder – 116/333 Verkauf/Bestand Liebenauer Landschweine – 660/248 Verkauf/Bestand Mitarbeiterzahlen Mitarbeiter/-innen (sozialversicherungspflichtige Arbeit) Auszubildende (BBW) Mitarbeiter/-innen (WfbM) *Bewirtschaftungsfläche in ha 66 D I E N S T L E I S T E R U N D S T I F T U N G S B E T R I E B E 2014 115 600 9,5 8,38 € 84 2 447 497 5 394 109/334 997/390 264 265 43 77 34 78 Reiche Ernte, niedrige Preise Das warme Frühjahr und ein verhältnismäßig kühler Sommer bescherten ein gutes Ernteergebnis für die kleine Weinanbaufläche bei Kressbronn. Die Weinbestände sowie der Schloss-Secco wurden vollständig verkauft. Im Obstbau führte der herausragende Ernteertrag in Verbindung mit dem embargobedingten Wegfall des Absatzmarktes Russland jedoch zu einem Überangebot und damit zu einem drastischen Preisverfall. In der Hoffnung auf eine positive Preisentwicklung wird das Obst möglichst lange in den eigenen CA-Lagern bevorratet. Die Dienstleistung mit der 2013 in Betrieb genommenen Obstsortieranlage wuchs im vergangenen Jahr leicht an. Die Rinder- und Schweinestallungen am Landwirtschaftsstandort Kloster Sießen wurden zugunsten der tiergerechten Strohhaltung saniert. Im Garten- und Landschaftsbau war die Auftragslage der neuen Außenstelle Friedrichshafen bereits nach einem Jahr sehr gut und trug positiv zur Entwicklung des Bereichs bei. Erfolgreiche Integration Aus dem Bereich des „Jobcoaching“ der Liebenauer Arbeitswelten konnte ein Teilnehmer auf den allgemeinen Arbeitsmarkt vermittelt und einer Teilnehmerin der Besuch der Hauptschule zur Erlangung des entsprechenden Bildungsabschlusses ermöglicht werden. Die Zahl der im Auftrag des Berufsbildungswerks ausgebildeten Fachwerker war im abgelaufenen Geschäftsjahr im Bereich Landwirtschaft stark rückläufig. Wirtschaftliche Situation Der Preisverfall auf dem Obstbausektor wirkte sich ebenfalls negativ auf das Jahresergebnis des Liebenauer Landlebens aus. Marktkonträre Rahmenbedingungen belasten nach wie vor die wirtschaftliche Situation im Geschäftsbereich Gärtnerei. Im Bereich Landwirtschaft führten die Kürzungen von EU-Flächenzuschüssen sowie der Preisrückgang für Ernteerzeugnisse und Schweine zu einer Verschlechterung des Bereichsergebnisses. Zum ersten Mal seit seiner Eröff- nung im Jahr 2003 stagnierte der Umsatz des Verkaufsladens. Während die Erlöse in der Lebensmittelsparte rückläufig waren, entwickelten sich die Bereiche Floristik, Accessoires und Bücher positiv. DIENSTLEISTER UND ST IF TUNGSBETRIEBE 67 Forstbetriebe Die Forstbetriebe der Stiftung Liebenau bieten sämtliche Dienstleistungen rund um den Wald wie Pflanzung, Waldpflege sowie Holzernte an und erledigen Spezialfällungen sowie Baumschnittarbeiten auf Gartengrundstücken. Der Stiftungswald umfasst 1 500 Hektar. Die Waldflächen verteilen sich auf den Bodenseekreis, den Landkreis Ravensburg, den Alb-Donau-Kreis und den Landkreis Oberallgäu. Die Hälfte der Waldfläche ist mit Nadelwald (Fichte) bestockt, die andere Hälfte mit Laubwald (hauptsächlich Buche). Markus Bertele Leiter Forstbetriebe Im Geschäftsjahr 2014 wurden in den Wäldern der Stiftung Liebenau 8 540 Festmeter Rundholz eingeschlagen sowie 3 000 Schüttraummeter Hackschnitzel zur energetischen Verwertung bereitgestellt. Der Hiebsatz für die nachhaltige jährliche Holzmenge wurde dank der hohen Holzvorräte und Zuwächse von 10 000 auf 12 000 Festmeter erhöht. Holzhöfe Der Brennholzumsatz ist gegenüber 2013 wegen des milden und kurzen Winters zurückgegangen. So wurden in den Holzhöfen in Liebenau und Burgrieden 4 034 Raummeter ofenfertiges Brennholz produziert und vermarktet. Die Kunden sind hauptsächlich Privatkunden. Gewerbliche Kunden sind Pizzerien, Bäckereien, Metzgereien und Brennstoffhändler. Im Holzhof Liebenau arbeiten 14 betreute Mitarbeiter. Sie sind in der Produktion, Kommissionierung und Auslieferung des Brennholzes beschäftigt. Forstbetriebe Forstdienstleistungen Waldbetreuung, Pflanzung, Waldpflege, Holzernte, Holzvermarktung, Baumschule, Produktion von Kaminholz, Bereitstellung von Hackschnitzeln 2013 2014 Mitarbeiterzahlen 12 12 Auszubildende 3 4 Freiwilliges Soziales Jahr 4 2 Mitarbeiter/-innen WfbM 13 14 Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) 68 D I E N S T L E I S T E R U N D S T I F T U N G S B E T R I E B E Hochwertige Ausbildung Die Forstbetriebe bilden junge Forstwirte aus, sind Praktikumsstelle für Studenten der Forstwirtschaft und bieten Plätze für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) an. Die Qualität der Forstwirtausbildung wurde vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg mit der Note „sehr gut“ beurteilt. Liebenau Beratung und Unternehmensdienste GmbH Liebenau Gebäudeund Anlagenservice GmbH Die Liebenau Gebäude- und Anlagenservice (LiGAS) bietet unter anderem technische Dienstleistungen sowie Handwerksleistungen in den Bereichen Elektro, MSR (Regelungstechnik) und Sanitär/Heizung an. Die Liebenau – Beratung und Unternehmensdienste (LBU) ist als Dienstleister in den Bereichen IT-Services, Rechnungswesen und Personalabrechnung für den Stiftungsverbund aktiv. Matthias Schyra Michael Staiber Geschäftsführer Geschäftsführer Mehr Großprojekte Immer mehr Kernleistungsbereiche arbeiten EDV-unterstützt. Dadurch entsteht eine herausfordernd hohe Anzahl von gesellschaftsübergreifenden Großprojekten, die von den IT-Services der LBU gesteuert und aufeinander abgestimmt werden müssen. In der Personalabrechnung wurde eine Software für die „digitale Personalakte“ ausgewählt, die derzeit eingeführt wird. Sie vereinfacht die Arbeit in der Personalabrechnung, aber auch für alle Personaler im Stiftungsverbund – und das bei deutlich höherer Datensicherheit. Im Rechnungswesen sorgte das immer komplexere Steuerrecht für zusätzlichen Aufwand. In Planung ist ein Projekt, um noch mehr bisher papiergebundene Prozesse zeit- und ressourcensparend digital abzubilden. Wirtschaftliche Situation Die LBU GmbH konnte auch im Jahr 2014 die hohen Herausforderungen meistern und einen Gewinn erwirtschaften. Im Jahr 2014 führten die LiGAS-Abteilungen MSR, Elektro sowie Heizung/Sanitär umfangreiche Installationen im Bereich von Neuund Umbauten durch. Bedingt durch die große Nachfrage bei der Gebäudeleittechnik verzeichnete der MSR-Bereich ein weiteres Wachstum. Mit Hilfe von webbasierter Anlagenvisualisierung können Anlagenparameter auf einfachste Art kontrolliert werden. Bei den Sonderanlagen konnte unsere Rechenreinigung für Kleinwasserkraftwerke extern vermarktet werden. Wirtschaftliche Situation Für das Wirtschaftsjahr 2015 gehen wir von einer ähnlich guten Entwicklung wie im vergangenen Jahr aus. Liebenau Gebäude- und Anlagenservice (LiGAS) Leistungen Liebenau Beratung und Unternehmensdienste (LBU) 2013 Leistungen IT-Services Betreute Server Betreute PCs Betreute Telefonanschlüsse Rechnungswesen Verbuchte Belege Personalabrechnung Personalabrechnungsfälle pro Jahr Mitarbeiterzahlen Mitarbeiter/-innen 2014 157 1 506 2 720 168 1 543 2 820 967 000 1 029 000 74 500 75 300 • Wartung und Instandhaltung, Prüfung von Anlagen und Geräten • Arbeitssicherheit, Umwelt- und Brandschutz, Trinkwasserhygiene • Systemhaus für Regelungstechnik (MSR), Betriebstechnik, Elektroinstallationen, Heizungs-/Sanitärinstallationen • Beratung in technischen Fragen, fachtechnische Bauüberwachung, Entwicklung und Bau von Sonderanlagen sowie Hausmeisterdienste Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) davon Auszubildende 32 33 2013 2014 61 64 Mitarbeiterzahlen Mitarbeiter/-innen (WfbM) 8 10 13 12 D I E N S T L E I S T E R U N D S T I F T U N G S B E T R I E B E 69 Stiftungen und sonstige Tätigkeiten Voneinander lernen – deutsch-österreichischer Austausch Was in Oberösterreich als „Harpfn“ und in Vorarlberg als „Näscht“ bezeichnet wird, dazu sagt man in Deutschland „Bett“. Wer das als deutsche Pflegekraft in Österreich nicht weiß, ist irritiert. Doch nicht nur sprachlich gibt es Unterschiede zwischen den Regionen. Auch in der Pflege. Trotz regionaler Unterschiede sind die Rahmenbedingungen in Österreich insgesamt besser als in Deutschland. Um zu vergleichen, sich kennenzulernen und voneinander zu lernen, haben deutsche und österreichische Führungskräfte aus dem Verbund der Stiftung Liebenau an einem Austausch teilgenommen. F ortbildungen, Kongresse, Tagungen: Das sind üblicherweise die Gelegenheiten, bei denen sich Fachkräfte untereinander austauschen können. Man kommt ins Gespräch, tauscht sich aus, doch Vergleiche bleiben letztlich abstrakt, ein hautnaher Eindruck kann nicht stattfinden. Der Blick über den sprichwörtlichen Tellerrand ist zu kurz. Anders ist es bei gegenseitigen Besuchen. Doch auch das ist oftmals zu aufwändig und kommt eher selten vor. Im Wissen darum, dass ein gegenseitiger Austausch für alle Beteiligten fruchtbar sein kann, hat die deutsche Altenhilfe ihren Hausleiterinnen und -leitern angeboten, sich mit den Fachkollegen aus Österreich bei gegenseitigen Besuchen auszutauschen. „Im Gegensatz zu vielen anderen Trägern kann die Stiftung Liebenau durch ihre Tätigkeit in mehreren Ländern diese Form des Austausches ermöglichen“, so Gerhard Schiele, Geschäftsführer der Liebenauer Altenhilfe in Deutschland. Seit Mai 2014 hat es bereits drei solcher Treffen gegeben: Zuerst fuhren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Deutschland und Vorarlberg nach Wien. Sie besuchten dort das Marienheim sowie das Seniorenhaus Kagran. Im Oktober dann der Gegenbesuch der Österreicher im Friedrichshafener Franziskuszentrum, im neuen Haus St. Sebastian und den „Lebensräumen für Jung und Alt“ in Wittenhofen. Außerdem besuchten sie das Spital Neutann in Wolfegg und das Stift zum Heiligen Geist in Bad Wurzach. Im März 2015 standen dann für deutsche Führungskräfte aus Weingarten, Vogt, München, Maikammer und Ailingen sowie aus Nüziders in Vorarlberg Häuser der St. AnnaHilfe im oberösterreichischen Stadl Paura und Gmunden auf dem Programm. 70 S T I F T U N G E N U N D S O N S T I G E TÄT I G K E I T E N Da das österreichische Pendant zur St. Anna-Hilfe auch in der Hilfe für Menschen mit Behinderungen tätig ist, bot sich auch hier die Möglichkeit für einen Austausch: Im April 2015 besuchten Mitarbeiter aus der St. Lukas-Klinik in Liebenau die Einrichtung der österreichischen St. Anna-Hilfe Lebenswelt St. Antonius in Spittal (Kärnten) und auch – quasi fachübergreifend – Altenpflegeheime in Oberösterreich. Der Gegenbesuch ist bereits in Planung. Themen bei den Besuchen waren die jeweiligen Rahmenbedingungen der Arbeit, wie etwa die Pflegestufensystematik, die Finanzierung, die Vergütungssysteme und die Personalausstattung. Auch Fragen der Dokumentation und Schnittstellen zwischen Hauswirtschaft und Pflege standen auf der Tagesordnung. Darüber hinaus wurden verschiedene Konzepte vorgestellt und diskutiert: In Neutann das Demenzkonzept, am Beispiel Wittenhofen unter anderem das Verständnis der Liebenauer von Sozialraumorientierung sowie in beiden Ländern verschiedene Formen von Wohnund Hausgemeinschaften. Was nehmen die Mitarbeiter nun mit? Welche Erfahrungen haben sie gemacht? Jutta Unger, Hausleiterin im Haus St. Josef in Schruns (A) fand es „echt lässig“ und würde sofort wieder teilnehmen. Sie war neugierig auf die Begegnung mit den deutschen Kollegen und denen aus Wien, hatte keine speziellen Erwartungen. „Es war ein Austausch auf gleicher Ebene. Niemand wollte sich profilieren“, berichtet sie. Und es sei auch Raum dafür gewesen, Schwachpunkte zu benennen. In Vorarlberg ist die Altenpflege, was zum Beispiel den Personalschlüssel angeht, um einiges besser ausgestattet. Ihr wurde bewusst, auf welch „goldenem Boden“ bereits gearbeitet wird. „Wenn wir mal jam- angepasst werden“ lautet sein Fazit. Beeindruckt hat ihn auch, dass diplomierte Fachkräfte nur Funktionspflege leisten, sie oft allein unterwegs seien und Entscheidungen mit hoher Verantwortung treffen dürften. Altenfachbetreuer und Pflegehelfer leisten ausschließlich Grundpflege und Betreuung. mern, das weiß ich jetzt: Es ist ein Jammern auf hohem Niveau.“ Diese Erkenntnis würde wiederum zufriedener machen. Die Stiftung Liebenau kannte sie bereits von ihrer Ausbildung zur Wohnbereichsleitung, die in Liebenau stattfand. Auch bei den jährlichen Stiftungstagen für Führungskräfte geht es ihr so, dass sie sagt: „Ich fahre zur Mutter.“ Abgesehen vom fachlichen Austausch war es in Bad Wurzach die architektonische Kombination aus Alt und Neu, die sie begeistert hat. er damals nach Spittal, um den Aufbau der Betreuungseinrichtung für Menschen mit Behinderungen zu begleiten. Damals sei er „mit offenen Armen“ empfangen worden, erinnert er sich. Angetan ist er von der Konzeption im Arbeitsbereich der Lebenswelt St. Antonius: „Mich begeistert, dass im Arbeitsbereich selbst gekocht wird.“ Dadurch, dass Kärnten in Sachen Inklusion weiter ist als Baden-Württemberg, könnten auch Gefahren und Probleme besser gesehen werden. So habe es zum Beispiel eine Bewohnerin gegeben, die, als sie in Spittal nicht mehr adäquat betreut werden konnte, in die Steiermark ziehen musste. „Wenn die konzentrierte Vielfalt an Angeboten nicht mehr vorhanden ist, hat das seine Konsequenzen“, warnt Trebitscher. Den Kontakt mit der österreichischen Altenhilfe empfand er damals wie beim aktuellen Besuch als sehr bereichernd. Vor zwei Jahren konnte er sogar sein Know-how als Deeskalationstrainer in Oberösterreich in einer Mitarbeiterschulung weitergeben. Einen Austausch unter Fachkräften kann er sich auch für Mitarbeiter an der Basis vorstellen. Klaus Sonntag, Hausleiter des Stifts zum Heiligen Geist in Bad Wurzach hatte besonders großes Interesse am Modell der Hausgemeinschaften, wie es in Österreich praktiziert wird. „Ich wollte einen Eindruck bekommen, wie ein funktionierendes Hausgemeinschaftsmodell dort umgesetzt wird“, erläutert er. Dies auch vor dem Hintergrund der Rahmenbedingungen in Österreich. Und er ist nicht enttäuscht worden: Er habe gesehen und auch gespürt, dass dieses Modell dort funktioniert. Eines aber ist für ihn sicher: „Das Hausgemeinschaftsmodell kann in Deutschland besser adaptiert werden, wenn die Stellenschlüssel etwas Für Teilnehmer Holger Trebitscher, Wohngruppenleiter im sozialtherapeutischen Heim der St. Lukas-Klinik in Liebenau, war die Lebenswelt St. Antonius kein unbekanntes Terrain. Er hatte bereits im Jahr 2013 einen „Austausch“ absolviert: Für acht Monate ging S T I F T U N G E N U N D S O N S T I G E TÄT I G K E I T E N 71 Fondazione S. Elisabetta – Stiftung St. Elisabeth – Fundaziun S. Elisabetta Die Fondazione S. Elisabetta ist eine gemeinsame Stiftung der Stiftung Liebenau und der Caritas BozenBrixen mit Sitz in Bozen. Ihr Stiftungszweck liegt im Sozial- und Bildungsbereich. Getragen von einem christlichen Menschenbild, ist die Tätigkeit darauf ausgerichtet, Menschen zu begleiten, die aufgrund ihres Alters oder ihrer Erkrankung Pflege und Betreuung brauchen. Zu den Schwerpunkten der Stiftung gehören neben der Pflege auch die Bildung und die Betreuung von Kleinkindern. Dr. Christian Klotzner Stiftungspräsident 5 Jahre Fondazione S. Elisabetta Am 19. November 2014, dem Tag der Hl. Elisabeth von Thüringen, feierte die Fondazione S. Elisabetta fünfjähriges Bestehen. Seit 2010 führt sie das Bildungshaus Lichtenburg in Nals und seit 2013 die Pflegeeinrichtung Jesuheim in Girlan. Zur Zeit befinden sich gleich mehrere Projekte in Planung. Jesuheim, Girlan Das Jesuheim in Girlan ist ein Pflegeheim mit landesweitem Einzugsgebiet und bietet Senioren- und Behindertenbetreuung für derzeit 130 Bewohner an. Neu im Jesuheim ist die Kurzzeitpflege, die es pflegenden Angehörigen erlaubt, sich eine Auszeit zu nehmen und neue Kraft zu schöpfen. Bildungshaus Lichtenburg, Nals Die Lichtenburg ist nach den Richtlinien des EFQM 2014 wieder mit vier Sternen ausgezeichnet worden. Im Bildungshaus werden jährlich bis zu 200 eigene Seminare angeboten. Der Schwerpunkt liegt auf der beruflichen Weiterbildung. Die Lichtenburg wird zunehmend von Unternehmen aus dem In- und Ausland für Klausuren, Tagungen, interne Weiterbildungen oder für Feierlichkeiten genutzt. Die gute Küche und das Ambiente im Haus wird von vielen sehr geschätzt. Neu und sehr interessant für Gruppen aus nah und fern ist das Angebot: www.bildungsferien.com. Grieserhof – Leben im Alter, Bozen Im Grieserhof in Bozen entsteht in zentraler und ruhiger Lage ein modernes, innovatives Seniorenzentrum mit umfangreichem Wohn- und Dienstleistungsangebot. Es entstehen 60 Pflegeplätze, Tages- und Kurzzeitpflege, ein Seniorentreffpunkt für Haus- und Stadtviertelbewohner, Seniorenwohnungen für autonomes Wohnen und für begleitetes und betreutes Wohnen, Arztpraxen und eine Kinderspielgruppe. Die Bauarbeiten beginnen im Herbst 2015. Die Eröffnung der Einrichtung ist für das Jahr 2017 vorgesehen. Fondazione S. Elisabetta Bildungshaus Lichtenburg Übernachtungen im Bildungshaus Teilnehmertage Ausgegebene Essen Betreute Menschen im Jesuheim Senioren Menschen mit Behinderung Betreute Kinder in den Spielgruppen Mitarbeiterzahlen Mitarbeiter/-innen (Kopfzahlen) 72 S T I F T U N G E N U N D S O N S T I G E TÄT I G K E I T E N 2013 2014 10 419 20 293 25 000 11 259 19 516,5 24 000 90 40 40 100 30 42 132 143 „Lebensräume für Jung und Alt“, Meran Das Modell des Mehrgenerationenhauses ist in Südtirol noch kaum bekannt. So plant die Fondazione S. Elisabetta zusammen mit dem Eucharistinerorden und vier weiteren kirchlichen Organisationen im Eucharistinerkloster in Meran die erste Wohnanlage nach dem Modell „Lebensräume für Jung und Alt“. Die Gemeinde Meran hat 2014 bereits mit der Errichtung eines Kindergartens in der Wohnanlage begonnen. Bulgarisch-Deutsches Sozialwerk St. Andreas e. V. (BDS) Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn, Stiftung Liebenau, Metropolie von Varna und Veliki Preslav Das Bulgarisch-Deutsches Sozialwerk St. Andreas e. V. (BDS) unterstützt seit 16 Jahren benachteiligte Kinder und Erwachsene an der bulgarischen Schwarzmeerküste mit fachlich fundierter und kirchlich orientierter Sozialarbeit. Zwei Drittel der nicht gedeckten Kosten werden von der Stiftung Liebenau getragen, ein Drittel von der Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn. 2012 haben die beiden Stiftungen und das BDS gemeinsam mit dem Caritasverband Magdeburg Mitverantwortung für das Kinderzentrum Roncalli e. V. in Burgas übernommen. Axel Sans Vorstand Kinder-, Jugend- und Familienarbeit Bei der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen in Varna und Burgas gelingt es zunehmend, an die Grundschulbildung eine Oberschulbildung beziehungsweise eine Berufsausbildung anzuschließen. Die Einbindung der Eltern wurde erfolgreich forciert, und einige Kinder konnten in ihre Ursprungsfamilien integriert werden. Neben den laufenden Projekten in der mobi- len Arbeit wurden die Fluthilfeopfer im Varnaer Stadtteil Asparuchovo mit medizinischer Hilfe, Lernmitteln und mit einem mobilen Kindergarten unterstützt. Der Freundeskreis des BDS hat dazu Spenden von mehr als 13.000 Euro gesammelt. Institut für Soziale Berufe im Aufbau Im Berichtsjahr hat das BDS die Planung eines Instituts für Soziale Berufe in Bulgarien weitergeführt und Gespräche mit den entscheidenden Stellen in Politik Bulgarisch-Deutsches Sozialwerk St. Andreas e. V. (BDS) und Verwaltung in Bulgarien geführt. Ab Herbst 2015 mit Kinderzentrum Roncalli e. V. soll dort eine duale Ausbildung zum Alten- und Heilerziehungspfleger angeboten werden. 2013 Betreute Menschen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Kinderzentrum Kitschevo Kinderzentrum Roncalli, Burgas Mobile Kinder-, Jugend- und Familienarbeit Sozialstation Sonstige Hilfen Suppenküche Balchik (Lebensmittelzuteilung) Mitarbeiterzahlen Mitarbeiter/-innen (Personenzahl) BDS Kinderzentrum Roncalli Honorarkräfte BDS Kinderzentrum Roncalli Ehrenamtliche BDS Kinderzentrum Roncalli Fortbildungen in Deutschland und Bulgarien 2014 84 15 195 84 15 576* 85 85 400 27 400 27 23 13 24 11 17 30 – – 57 – 41 5 22 76 Personalien Im Herbst 2014 wurde die erste Mitgliederversammlung im Beisein des neuen Metropoliten Ioan abgehalten. Wir können davon ausgehen, dass die Zusammenarbeit mit der Metropolie in der bewährten Weise fortgeführt wird. Mitte 2014 hat die langjährige Leiterin des Kinderhauses in Kitschevo, Margarita Dragneva, auch die Leitung des Kinderzentrums Roncalli übernommen. Sie löste damit Nina Piperova-Seipt ab, die in den Ruhestand gegangen ist. Wirtschaftliche Situation Die wirtschaftliche Situation des BDS entspricht der im Vorjahr, ebenso die Höhe der finanziellen Mittel seitens der Stadt Varna. Vertrauen und finanzielle Mittel bringen insbesondere der Freundeskreis des BDS, die Agnes Philippine Walter Stiftung, der Verein Renovabis und die Aktion Mensch der täglichen Arbeit des BDS und neuen Projekten entgegen. Mittlerweile finden sich auch immer mehr bulgarische Partner, die unsere Arbeit mit Sachmitteln unterstützen. *Steigerung durch Fluthilfeengagement S T I F T U N G E N U N D S O N S T I G E TÄT I G K E I T E N 73 St. Andreas-Stiftung Christliche Hospizstiftung – Leben und Sterben in Würde Die St. Andreas-Stiftung wurde 2012 gegründet. Ziel ist die langfristige Förderung des Bulgarisch-Deutschen-Sozialwerks St. Andreas. Hubert Bernhard Vorstandsvorsitzender Die St. Andreas Stiftung hat im Jahre 2014 keine Zustiftungen erhalten. lm Oktober 2014 kam jedoch die Mitteilung, dass im Rahmen einer Testamentsvollstreckung die St. Andreas Stiftung Anfang 2015 mit 150.000 Euro unterstützt wird. Der Jahresüberschuss aus dem Jahre 2014 wird entsprechend dem Vorstandsbeschluss vom Mai 2014 in Höhe von 13.489 Euro zur Mitfinanzierung der Aufwendungen des Bulgarisch-Deutschen Sozialwerks St. Andreas e. V. zur Verfügung gestellt und in Höhe von 6.600 Euro der freien Rücklage im Sinne der Abgabenordnung zugeführt. Thomas Kaldenbach Vorstand Die Christliche Hospizstiftung – Leben und Sterben in Würde fördert und unterstützt die ambulante und stationäre Hospizarbeit im Bodenseekreis. Schwerkranken und sterbenden Patienten soll ein Leben in Geborgenheit und Würde bis zum Tod ermöglicht werden. Da Pflege- und Krankenkassen die Kosten der stationären Hospizarbeit nicht deckend finanzieren, ist die Stiftung auf Zustiftungen angewiesen. Seit ihrer Gründung im Jahr 2005 generiert die Christliche Hospizstiftung – Leben und Sterben in Würde einen Vermögensstock aus Zustiftungen. Mit den Erträgen daraus kann der Hospizgedanke und insbesondere das Josef Weißhaupt Vorstand stationäre Hospiz im Franziskuszentrum in Friedrichshafen unterstützt werden. Im Laufe der Jahre gelang es der Christlichen Hospizstiftung – Leben und Sterben in Würde beinahe flächendeckend alle Kommunen des Bodenseekreises für eine Zustiftung zu gewinnen. Darüber hinaus konnten ebenfalls mehrere Unternehmen wie auch Privatpersonen für eine Zustiftung gewonnen werden. Das Stiftungskapital belief sich am 31.12.2014 auf 1.219.035,94 Euro. Trotz widriger Umstände am Finanzmarkt wurde das Stiftungsvermögen im Sinne eines langfristigen Kapitalerhalts bei einem beschränkten Risiko angelegt. Auch im Jahr 2014 konnten angemessene Erträge zur Erfüllung des Stiftungszwecks ausgewiesen werden. Um den Stiftungszweck weiterhin nachhaltig zu verfolgen, ist die Christliche Hospizstiftung - Leben und Sterben in Würde nach wie vor auf weitere Zustiftungen angewiesen. 2013 2014 98 93 % 102 Jahre 28 Jahre 69 Jahre 89 88 % 92 Jahre 37 Jahre 70 Jahre Gäste im Hospiz Gäste mit der Diagnose Krebs Ältester Gast Jüngster Gast Durchschnittsalter 74 S T I F T U N G E N U N D S O N S T I G E TÄT I G K E I T E N Bürgerstiftungen Oberteuringen, Eriskirch, Deggenhausertal, Maikammer Seit Einführung der ersten Wohnanlagen nach dem Konzept „Lebensräume für Jung und Alt“ wurde die Gemeinwesenarbeit durch Sozialfonds finanziert. Als weiteres Instrument der nachhaltigen Förderung der Gemeinwesenarbeit in den Wohnanlagen wurden ab dem Jahre 2006 anstelle von Sozialfonds Bürgerstiftungen in den jeweiligen Gemeinden gegründet. Die Bürgerstiftungen unterstützen darüber hinaus auch eigene Projekte und Aktionen. Alois Gohm Vertreter der Stiftung Liebenau im Vorstand der Bürgerstiftungen Oberteuringen und Eriskirch (Eriskirch bis 9.3.2015) Monika Paulus Vertreterin der Stiftung Liebenau im Vorstand der Bürgerstiftung Eriskirch (seit 9.3.2015) Gerhard Schiele Vertreter der Stiftung Liebenau im Vorstand der Bürgerstiftungen Deggenhausertal (seit 19.8.2014) und Maikammer (seit 3.11.2014) Die Bürgerstiftung Maikammer erweitert seit 2014 den Kreis der Bürgerstiftungen als Instrument der nachhaltigen Förderung der Gemeinwesenarbeit und des bürgerschaftlichen Engagements. Bürgerstiftungen gab es bereits in Oberteuringen (2006), Eriskirch (2007) und Deggenhausertal (2013). Gründungsstifter waren jeweils die Gemeinde, die Stiftung Liebenau und Bürger. Grundlage der Bürgerstiftungen sind die jeweiligen Satzungen. Die Bürgerstiftung Oberteuringen beteiligte sich am Projekt „Bildung und Teilhabe“ und trat als Sponsor für das EU-Schulfruchtprogramm an der Grundschule auf. Auch am Großprojekt der Gemeinde „Soziale Mitte“ ist die Bürgerstiftung beteiligt. Ein Reparatur-Café und einen Seniorenwegweiser hat die Bürgerstiftung Eriskirch im Rahmen des Projektes „BesT“ des Landes Baden-Württemberg auf den Weg gebracht. Außerdem hat sie ein Musikevent im Strand- bad organisiert und bei der jährlichen Bürgerversammlung den sozialen Ehrenpreis verliehen. Die Bürgerstiftung Deggenhausertal hat sich im August 2014 konstituiert. In enger Kooperation mit dem Pflegeheim St. Sebastian und dem Familientreff Deggenhausertal ist es im ersten Jahr bereits gelungen, vielfältige Angebote für Jung und Alt im Gemeinschaftsraum der „Lebensräume für Jung und Alt“ zu entwickeln, zu fördern und fest zu installieren. Die jüngste Bürgerstiftung, die Bürgerstiftung Maikammer, hat sich im November 2014 konstituiert und ist noch im Aufbau. Sie hat ein Stiftungskapital von 249.700 Euro. Zweck der Stiftung ist die Förderung der Jugend- und Altenhilfe, der Bildung und Erziehung, der Wohlfahrtspflege, der Kultur, Kunst und Denkmalpflege sowie des Natur- und Umweltschutzes. S T I F T U N G E N U N D S O N S T I G E TÄT I G K E I T E N 75 Ansprechpartner und Kontaktdaten Stand: Juli 2015 Stiftung Liebenau Siggenweilerstraße 11, D 88074 Meckenbeuren Vorstand Prälat Michael H. F. Brock Telefon: 07542 10-1200 Telefax: 07542 10-1106 E-Mail: [email protected] Vorstand Dr. Berthold Broll Telefon: 07542 10-1203 Telefax: 07542 10-1106 E-Mail: [email protected] Vorstand Dr. Markus Nachbaur Telefon: 07542 10-1210 Telefax: 07542 10-1106 E-Mail: [email protected] Ethik/Geschäftsführung Ethikkomitee Dr. Hans-Martin Brüll Telefon: 07542 10-1261 Telefax: 07542 10-1953 E-Mail: [email protected] Kommunikation und Fundraising Leitung: Helga Raible Telefon: 07542 10-1238 Telefax: 07542 10-1117 E-Mail: [email protected] Strategischer Einkauf Leitung: Rainer Wöhrle Telefon: 07542 10-1209 Telefax: 07542 10-1269 E-Mail: [email protected] fortbilden & entwickeln (f&e) Leitung: Willibald Hafner-Laux Telefon: 07542 10-1268 Telefax: 07542 10-1953 E-Mail: [email protected] Politik und Internationales Leitung: Ulrich Dobler Telefon: 07542 10-1172 Telefax: 07542 10-981172 E-Mail: [email protected] Pastorale Dienste/Seelsorge Ulrich Gebert Telefon: 07542 10-2030 Telefon: 07542 10-2031 E-Mail: [email protected] Rechts- und Vertragswesen/ Grundstücksverwaltung Leitung: Thomas Kaldenbach Telefon: 07542 10-1101 Telefax: 07542 10-1231 E-Mail: [email protected] Zentrale Finanzen und Vermögen/ Stiftungsverwaltung Leitung: Matthias Schyra/Philip Kling Telefon: 07542 10-1220/1287 Telefax: 07542 10-1190 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Personalmanagement Leitung: Axel Sans Telefon: 07542 10-1204 Telefax: 07542 10-1184 E-Mail: [email protected] Stiftung Hospital zum Heiligen Geist Sozialpolitik/Geschäftsstelle Netzwerk: Soziales neu gestalten (SONG) Leitung: Ulrich Kuhn Telefon: 07542 10-1206 Telefax: 07542 10-1231 E-Mail: [email protected] Stiftung Helios – Leben im Alter Siggenweilerstraße 11, D 88074 Meckenbeuren Vorstand Dr. Berthold Broll (Vorsitzender) Dr. Markus Nachbaur (Stv. Vorsitzender) Prälat Michael H. F. Brock (Vorstand) Telefon: 07542 10-1203 Telefax: 07542 10-1106 E-Mail: [email protected] Stiftungsrat Dr. Berthold Broll (Präsident) Siggenweilerstraße 11, D 88074 Meckenbeuren Telefon: 07542 10-1203 Telefax: 07542 10-1106 E-Mail: [email protected] Lic. iur. Emil Nisple (Vizepräsident) Oberer Graben 26, CH 9000 St. Gallen Telefon: 0041-71 2224033 E-Mail: [email protected] 76 A N S P R E C H PA R T N E R U N D K O N TA K T DAT E N ZustifterRente und Konzeptentwicklung Leitung: Christoph Sedlmeier Telefon: 07542 10-1205 Telefax: 07542 10-1819 E-Mail: [email protected] Altenhilfe Deutschland St. Anna-Hilfe für ältere Menschen gemeinnützige GmbH (Deutschland) und Liebenau – Leben im Alter gemeinnützige GmbH Siggenweilerstraße 11 D 88074 Meckenbeuren Geschäftsführung Stefanie Locher Gerhard Schiele Telefon: 07542 10-4006 Telefax: 07542 10-4009 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Heilig Geist – Leben im Alter gemeinnützige GmbH Emmelhoferstraße 1 D 88353 Kißlegg Geschäftsführung Stefanie Locher Gerhard Schiele Telefon: 07542 10-4006 Telefax: 07542 10-4009 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Österreich St. Anna-Hilfe für ältere Menschen gemeinnützige GmbH (Österreich) und St. Anna-Service gemeinnützige GmbH Kirchstraße 9a A 6900 Bregenz Slowakei Casa Leben im Alter gemeinnützige GmbH Albrechtskreithgasse 19-21 A 1160 Wien Dom Seniorov n.o. Kucisdorfska dolina 6 SK 90201 Pezinok Geschäftsführung Mag. Markus Platzer Klaus Müller Telefon: 0043-1 87812-0 Telefax: 0043-1 87812-9161 E-Mail: [email protected] Vorstand Mag. Markus Platzer Telefon: 0042-1 336402937 Telefax: 0042-1 918911675 E-Mail: [email protected] Pflegeheim Helios Goldach Industriestraße 46 CH 9400 Rorschach Alters- und Pflegeheim Brunnadern Dorfstraße 43 CH 9125 Brunnadern Genossenschaft DORFPLATZ Dorfstraße 2 CH 9621 Oberhelfenschwil Hausleitung Karl Eugster Telefon: 0041-71 8440101 Telefax: 0041-71 8440102 E-Mail: [email protected] Hausleitung Anton Hirschi Telefon: 0041-71 3756010 Telefax: 0041-71 8440102 E-Mail: [email protected] Geschäftsführung Renate Klein Telefon: 0041-71 375-6161 Telefax: 0041-71 375-6180 E-Mail: [email protected] Geschäftsführung Klaus Müller Telefon: 0043-5574 42177-0 Telefax: 0043-5574 42177-9 E-Mail: [email protected] Schweiz Schweiz A N S P R E C H PA R T N E R U N D K O N TA K T DAT E N 77 Hilfe für Menschen mit Behinderung St. Gallus-Hilfe für behinderte Menschen gemeinnützige GmbH und Liebenau – Dienste für Menschen mit Behinderung gemeinnützige GmbH Siggenweilerstraße 11 D 88074 Meckenbeuren Geschäftsführung Jörg Munk Telefon: 07542 10-2000 Telefax: 07542 10-2020 E-Mail: [email protected] Christliches Sozialwerk gemeinnützige GmbH (CSW) Dornblüthstraße 30 D 01277 Dresden Geschäftsführung Peter Leuwer Telefon: 0351 3195-60 Telefax: 0351 3195-61 E-Mail: [email protected] Gesundheit St. Lukas-Klinik gemeinnützige GmbH Siggenweilerstraße 11 D 88074 Meckenbeuren Liebenau Kliniken gemeinnützige GmbH Siggenweilerstraße 11 D 88074 Meckenbeuren Geschäftsführung Irmgard Möhrle-Schmäh Sebastian Schlaich Telefon: 07542 10-5395 Telefax: 07542 10-5333 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Geschäftsführung Dr. Edgar Kessler Wolfgang Oppolzer Telefon: 07542 10-5350/5340 Telefax: 07542 10-5333 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Gesellschaft für Entwicklungspsychiatrie und Integration gemeinnützige GmbH Tagesklinik Bernsteinstraßestraße Bernsteinstraße 108-112 D 70619 Stuttgart Geschäftsführung Dr. Edgar Kessler Dr. Martin Menzel Telefon: 0711 633449-0 Telefax: 0711 633449-10 E-Mail: [email protected] Bildung Berufsbildungswerk Adolf Aich gemeinnützige GmbH (BBW) Schwanenstraße 92 D 88214 Ravensburg Geschäftsführung Herbert Lüdtke Christian Braun Telefon: 0751 3555-6100 Telefax: 0751 3555-6109 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] fortbilden & entwickeln (f&e) Siggenweilerstraße 11 D 88074 Meckenbeuren Leitung Willibald Hafner-Laux Telefon: 07542 10-1268 Telefax: 07542 10-1953 E-Mail: [email protected] St. Martin Sozialwissenschaftliches Gymnasium gGmbH Zeisigweg 1 D 88045 Friedrichshafen Geschäftsführung Gerhard Schöll Lothar Maximilian Kramer Sabine Schuler-Seckinger Telefon: 07541 9216-12 E-Mail: [email protected] 78 A N S P R E C H PA R T N E R U N D K O N TA K T DAT E N Institut für Soziale Berufe gemeinnützige GmbH (IfSB) Kapuzinerstraße 2 D 88212 Ravensburg Geschäftsführung Kurt Brust Philip Kling Telefon: 0751 36156-29 Telefax: 0751 36156-27 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Hilfen für Kinder und Jugendliche Liebenauer Netzwerk Familie Hegenberg 1 D 88074 Meckenbeuren Koordination Christoph Gräf Telefon: 07542 10-2400 Telefax: 07542 10-2407 E-Mail: [email protected] St. Nikolaus – Süddeutsches Kinderhospiz gemeinnützige GmbH Gerberstraße 28 D 87730 Bad Grönenbach Franz von Assisi gemeinnützige GmbH Heugenstraße 5 D 73525 Schwäbisch Gmünd E-Mail: [email protected] Geschäftsführung Sabine Colberg Telefon: 08334 98911-0 Telefax: 08334 98911-29 E-Mail: [email protected] Geschäftsführung Michael Leibinger Telefon: 0711 16665-13 Telefax: 0711 16665-14 E-Mail: [email protected] Detlev Wiesinger Telefon: 07171 1808-34 Telefax: 07171 1808-9834 E-Mail: [email protected] Rhein-Main-Bildung Mousonstraße 14 D 60316 Frankfurt Geschäftsführung Jörg Munk Telefon: 069 4898128-0 Telefax: 069 4898128-9 E-Mail: [email protected] Dienstleister und Stiftungsbetriebe Liebenau Beratung und Unternehmensdienste GmbH (LBU) Siggenweilerstraße 11 D 88074 Meckenbeuren Liebenau Service GmbH (LiSe) Siggenweilerstraße 11 D 88074 Meckenbeuren Liebenau Objektservice GmbH (LOS) Siggenweilerstraße 11 D 88074 Meckenbeuren Geschäftsführung Frank Moscherosch Telefon: 07542 10-7000 Telefax: 07542 10-7999 E-Mail: [email protected] Geschäftsführung Frank Moscherosch Stefanie Locher Telefon: 07542 10-7000/4006 Telefax: 07542 10-7999/4009 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Liebenau – Gebäude- und Anlagenservice GmbH (LiGAS) Siggenweilerstraße 11 D 88074 Meckenbeuren Geschäftsführung Michael Staiber Telefon: 07542 10-1444 Telefax: 07542 10-1188 E-Mail: [email protected] Geschäftsführung Matthias Schyra Telefon: 07542 10-1220 Telefax: 07542 10-1951 E-Mail: [email protected] Liebenauer Landleben GmbH Siggenweilerstraße 11 D 88074 Meckenbeuren Forstbetriebe Siggenweilerstraße 11 D 88074 Meckenbeuren Geschäftsführung Rainer Wöhrle Telefon: 07542 10-1209 Telefax: 07542 10-1269 E-Mail: [email protected] Leitung Markus Bertele Telefon: 07542 10-1659 Telefax: 07542 10-1655 E-Mail: [email protected] A N S P R E C H PA R T N E R U N D K O N TA K T DAT E N 79 Stiftungen und sonstige Tätigkeiten Stiftung Kulturdenkmal Schloss Bad Wurzach Siggenweilerstraße 11 D 88074 Meckenbeuren Kuratorium Dr. Berthold Broll (Vorsitzender) Telefon: 07542 10-1203 Telefax: 07542 10-1106 E-Mail: [email protected] Fondazione S. Elisabetta Vilpianerstraße 27 I 39010 Nals (BZ) Christliche Hospizstiftung – Leben und Sterben in Würde Franziskusplatz 1 D 88046 Friedrichshafen Stiftungspräsident Dr. Christian Klotzner Telefon: 0039-0471 057-110 Telefax: 0039-0471 678-108 E-Mail: [email protected] Vorstand Thomas Kaldenbach Telefon: 07542 10-1101 Telefax: 07542 10-1231 E-Mail: [email protected] Geschäftsführung Philip Kling Telefon: 07542 10-1287 Telefax: 07542 10-1298 E-Mail: [email protected] St. Andreas Stiftung Kloster 2 D 78713 Schramberg Vorstandsvorsitzender Hubert Bernhard Telefon: 07422 569-200 Telefax: 07422 569-300 E-Mail: [email protected] Geschäftsstelle Netzwerk: Soziales neu gestalten (SONG) Siggenweilerstraße 11 D 88074 Meckenbeuren Geschäftsführung Ulrich Kuhn Telefon: 07542 10-1206 Telefax: 07542 10-981206 E-Mail: [email protected] Vorstand Josef Weißhaupt Telefon: 07541 54384 Bulgarisch-Deutsches Sozialwerk St. Andreas e.V. (BDS) Siggenweilerstraße 11 D 88074 Meckenbeuren Vorstand Axel Sans Telefon: 07542 10-1204 Telefax: 07542 10-1184 E-Mail: [email protected] Kinderzentrum Roncalli e. V. Siggenweilerstraße 11 D 88074 Meckenbeuren Vorstand Axel Sans Telefon: 07542 10-1204 Telefax: 07542 10-1184 E-Mail: [email protected] Geschäftsstelle Brüsseler Kreis e.V. Siggenweilerstraße 11 D 88074 Meckenbeuren Geschäftsführer Daniel Kiesel Telefon: 07542 10-1256 Telefax: 07542 10-981256 E-Mail: [email protected] Bürgerstiftungen Bürgerstiftung Eriskirch Rathaus Eriskirch Schussenstraße 18 D 88097 Eriskirch Bürgerstiftung Oberteuringen Rathaus Oberteuringen St.-Martin-Platz 9 D 88094 Oberteuringen Bürgerstiftung Deggenhausertal Rathaus Deggenhausertal Badener Straße 14 D 88693 Deggenhausertal Stiftungsvorstand Bürgermeister Markus Spieth Monika Paulus Heinrich Janke Telefon: 07541 9708-0 Telefax: 07542 9808-77 E-Mail: [email protected] Stiftungsvorstand Bürgermeister Karl-Heinz Beck Irmgard Dollansky Alois Gohm Telefon: 07546 299-30 Telefax: 07546 299-88 E-Mail: [email protected] Stiftungsvorstand Bürgermeister Knut Simon Christof Gartmann Gerhard Schiele Telefon: 07555 9200-0 Telefax: 07555 9200-99 E-Mail: [email protected] 80 A N S P R E C H PA R T N E R U N D K O N TA K T DAT E N Bürgerstiftung Maikammer Immengartenstraße 24 D 67487 Maikammer Stiftungsvorstand Bürgermeister Karl Schäfer Gerhard Schiele Rudi Gadinger Telefon: 06321 589935 E-Mail: [email protected] Wichtige Internetadressen www.stiftung-liebenau.de www.zustifterrente.de www.ausbildung-stiftung-liebenau.de www.stiftung-heilig-geist.de www.stiftung-helios.ch Altenhilfe www.altenhilfe-liebenau.de www.st.anna-hilfe.at www.gaestehaus-st-anna.at www.casa.or.at www.aphbrunnadern.ch www.pflegeheim-helios.ch www.dorfplatz-sg.ch Hilfen für Kinder und Jugendliche www.netzwerkfamilie.de www.kindernachsorge-rv.de www.kinderhospizdienst-bodensee.de www.kinderhospizdienst-ravensburg.de www.kinderhospiz-nikolaus.de www.franzvonassisi.de www.geschwisterzeit.de www.wellcome-online.de www.st-josefggmbh.de www.st-canisius.de www.st-vinzentiuspflege-donzdorf.de www.soziale-berufe-ostalb.de Dienstleister und Stiftungsbetriebe Hilfe für Menschen mit Behinderung www.st.gallus-hilfe.de www.christliches-sozialwerk-ggmbh.de www.don-bosco-schulen.de www.liebenauer-arbeitswelten.de www.lise-gmbh.de www.kochwerk-rv.de www.kurhaus-badwurzach.de www.lbu-gmbh.de www.lbu.ag www.ligas-gmbh.de www.liebenauer-landleben.de www.liebenauer-brennholz.de Gesundheit www.st.lukas-klinik.de www.kjp-bernsteinstrasse.de Bildung www.bbw-rv.de www.ausbildung-bbw.de www.bbw-produkte.de www.cafe-miteinander.de www.fortbilden-entwickeln.de www.raz-ulm.de www.ifsb.rv.schule-bw.de www.marianne-frostig-schule.de www.max-gutknecht-schule.de www.rheinmainbildung.de Stiftungen und sonstige Tätigkeiten www.bulgarisch-deutsches-sozialwerk.de www.schloss-badwurzach.de www.christliche-hoszpizstiftung.de www.bruesseler-kreis.de www.netzwerk-song.de www.caritas.bz.it www.lichtenburg.it www.bildungsferien.com www.buergerbuerokontakt3.de Impressum Anstifter mit dem Jahresbericht 2014 Herausgeber Stiftung Liebenau Stiftung Hospital zum Heiligen Geist Stiftung Helios – Leben im Alter Redaktion Stiftung Liebenau Abteilung Kommunikation Susanne Droste-Gräff, Helga Raible (verantwortlich) Gestaltung BrainDesign, Meckenbeuren, www.brain-design.net Fotos Elke Benicke Casagranda Felix Kästle Leonie Kästle (Fotomontage Titelbild) Fotolia, Nuli_k Christof Klaus Svenja Kranz Anne Oschwald Lioba Scheidel Stiftung Liebenau Fotoarchiv Claudia Wörner Druck Bodensee Medienzentrum, Tettnang Auflage 6 500 Stand Juli 2015 Informationen Stiftung Liebenau Abteilung Kommunikation Siggenweilerstraße 11 D 88074 Meckenbeuren Telefon: 07542 10-1207 Telefax: 07542 10-1117 E-Mail: [email protected] W I C H T I G E I N T E R N E TA D R E S S E N 81 Standorte Deutschland Aalen Bopfingen Schwäbisch Gmünd Stuttgart Böblingen Ehningen Weil im Schönbuch Göppingen Eislingen Salach Donzdorf Dußlingen Ulm Burladingen Burgrieden Straßberg Veringenstadt Gosheim Biberach Villingen-Schwenningen Scheer Mengen Hohentengen Bad Saulgau Tuttlingen Bad Waldsee Bad Wurzach Singen Baindt Leutkirch Baienfurt Wolfegg Deggenhausertal Weingarten Ravensburg Vogt Kißlegg Salem Waldburg Oberteuringen Grünkraut Bodnegg Bermatingen Markdorf Meckenbeuren/ Isny Amtzell Liebenau Wangen Tettnang Immenstaad Ailingen Friedrichshafen Eriskirch Kressbronn Stand: Juli 2015 82 S TA N D O R T E BadenWürttemberg Deutschland Slowakei Schweiz Österreich Bulgarien Italien Torgau Sitzenroda Kamenz Schmeckwitz Elstra Bautzen Leipzig Wermsdorf Dresden Dippoldiswalde Königswalde Zwickau Frankfurt a.M. Offenbach Maikammer Oberhausen Neu-Ulm München Ottobeuren Bad Grönenbach Kreuzthal Hergensweiler Opfenbach Wasserburg Lindau Rheinland-Pfalz Stadl-Paura Gmunden Hessen Bayern Sachsen Pezinok Wien Guntramsdorf Baden Spittal an der Drau Stadl-Paura Gmunden Steinach Tübach Bregenz Goldach Gaissau Oberhelfenschwil Nüziders Brunnadern Vandans Schweiz Bartholomäberg Schruns St. Gallenkirch Pezinok Wien Guntramsdorf Baden Slowakei Österreich Spittal an der Drau Nals Bozen Girlan Italien Kicevo Varna Bulgarien Burgas Verbreitungsgebiet Stiftung Liebenau | Stiftung Hospital zum Heiligen Geist | Stiftung Helios – Leben im Alter Deutschland Bulgarien y Baden-Württemberg y y y y y y y y y y y y y y y y y y y y y y y y Bulgarisch-Deutsches Sozialwerk St. Andreas e. V.* Stiftung Liebenau Stiftung Hospital zum Heiligen Geist St. Anna-Hilfe gemeinnützige GmbH Liebenau – Leben im Alter gemeinnützige GmbH Heilig Geist – Leben im Alter gemeinnützige GmbH** St. Gallus-Hilfe gemeinnützige GmbH Liebenau – Dienste für Menschen mit Behinderung gemeinnützige GmbH St. Lukas-Klinik gemeinnützige GmbH Liebenau Kliniken gemeinnützige GmbH Gesellschaft für Entwicklungspsychiatrie und Integration gemeinnützige GmbH* Berufsbildungswerk Adolf Aich gemeinnützige GmbH Institut für Soziale Berufe gemeinnützige GmbH* Stiftung Kulturdenkmal Schloss Bad Wurzach Franz von Assisi gemeinnützige GmbH* St. Martin Sozialwissenschaftliches Gymnasium gGmbH* Italien Liebenau Beratung und Unternehmensdienste GmbH Liebenau Gebäude- und Anlagenservice GmbH Liebenauer Landleben GmbH Liebenau Service GmbH Liebenau Objektservice GmbH Slowakei y Fondazione S. Elisabetta Österreich y y y St. Anna-Hilfe gemeinnützige GmbH St. Anna-Service gemeinnützige GmbH Casa Leben im Alter gemeinnützige GmbH* Schweiz y y y Stiftung Helios – Leben im Alter Genossenschaft DORFPLATZ* Betriebsgesellschaft „Dom Seniorov n.o.“*** Bürgerstiftung Oberteuringen Bürgerstiftung Eriskirch Bürgerstiftung Deggenhausertal Bürgerstiftung Maikammer Bayern y y y y St. Anna-Hilfe gemeinnützige GmbH Liebenau – Leben im Alter gemeinnützige GmbH St. Nikolaus – süddeutsches Kinderhospiz gemeinnützige GmbH* St. Gallus-Hilfe gemeinnützige GmbH Hessen y Rhein-Main-Bildung gGmbH Rheinland-Pfalz y Liebenau – Leben im Alter gemeinnützige GmbH Sachsen y Christliches Sozialwerk gemeinnützige GmbH* * Beteiligung der Stiftung Liebenau ** Beteiligung der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist *** Beteiligung der Casa Leben im Alter (Stand: Juli 2015)