Pressedossier Die Erweiterung des Musée Unterlinden

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Pressedossier Die Erweiterung des Musée Unterlinden
Pressedossier Die Erweiterung des Musée Unterlinden Herzog & de Meuron Inhalt Praktische Informationen S. 3 S. 5 Colmar und das neue Musée Unterlinden Das neue museographische Konzept S. 7 Das Bauprojekt von Herzog & de Meuron S. 18 Das Architekturbüro Herzog & de Meuron S. 19 Die Renovierung des alten Klosters von Richard Duplat S. 21 Die Außenanlagen von Herzog & de Meuron S. 22 Dossier de presse – Extension du musée Unterlinden confiée au cabinet Herzog & de Meuron
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Praktische Informationen Musée Unterlinden 1 rue Unterlinden F-­‐68000 Colmar Tel.: +33 (0)3 89 20 15 51 info@musee-­‐unterlinden.com www.musee-­‐unterlinden.com Bauherr Bauleiter Träger des Museums Stadt Colmar Herzog & de Meuron Schongauer-­‐Gesellschaft www.ville-­‐colmar.fr France SARL www.musee-­‐unterlinden.com 1, Place de la Mairie www.herzogdemeuron.com 1 rue d’Unterlinden BP 50528 Rheinschanze 6 F-­‐68000 Colmar F-­‐68021 Colmar Cedex CH-­‐4056 Basel Senior partner Bürgermeister Vorsitzender Christine Binswanger Gilbert Meyer Jean Lorentz Monuments historiques Atelier d’architecture Richard Duplat 11 quater boulevard Beaumarchais F-­‐78330 Fontenay-­‐le-­‐Fleury Architekt Richard Duplat Pressekontakte Stadt Colmar Musée Unterlinden Delphine Sivignon Murielle Rousseau Medienbeauftragte – Stadt Colmar Buch Contact +33 (0) 69 99 56 21 Rosastr. 21 -­‐ 79098 Freiburg [email protected] 0761-­‐ 29 60 4-­‐0 www.colmar.fr [email protected] www.buchcontact.de Marie-­‐Hélène Siberlin Medienbeauftragte – Musée Unterlinden +33 (0) 89 20 22 74 mhsiberlin@musee-­‐unterlinden.com www.musee-­‐unterlinden.com Dossier de presse – Extension du musée Unterlinden confiée au cabinet Herzog & de Meuron
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Colmar und das neue Musée Unterlinden Kulturelle und wirtschaftliche Auswirkungen des Projekts Im Herzen des Elsass gelegen, ist Colmar ein bedeutender kultureller und wirtschaftlicher Treffpunkt in Ostfrankreich. In zentraler Lage in Europa und in unmittelbarer Nachbarschaft zu Deutschland und der Schweiz zieht Colmar alljährlich mehr als 3 Millionen Besucher aus Europa (Deutschland, Schweiz, Belgien, Niederlande, Italien, Russland, Spanien), Nordamerika (USA und Kanada) und Asien (China, Japan) an. Mit ihrem großartigen Bauerbe und kulturellen Reichtum präsentiert sich die Geburtsstadt des Schöpfers der New Yorker Freiheitsstatue Auguste Bartholdi als Aushängeschild der Region. Hier kann der Besucher Gebäude und Kunstwerke aus 8 Jahrhunderten bewundern. Colmar hat auch Ausstellungen, ambitionierte Theateraufführungen und musikalische Events von internationalem Ruf wie das von Vladimir Spivakov geleitete Musikfestival zu bieten. In diesem Kontext trägt das Musée Unterlinden zur Attraktivität der Stadt Colmar wesentlich bei. Tragweite des Projekts Das Musée Unterlinden, Aushängeschild des rheinischen Kulturerbes und eines der renommiertesten und meistbesuchten Museen Frankreichs, verfügt nicht mehr über den Rahmen für eine angemessene Präsentation seiner Sammlungen und die Besucherfreundlichkeit, die einem Museum seiner Kategorie gebühren. Darüber hinaus sind die Ausstellungsräume und das Depot gesättigt und die Arbeitsräume völlig unzureichend. Eine einmalige Gelegenheit zur Erweiterung bot sich, als das alte Stadtbad, ein schönes Gebäude aus dem Jahr 1906, nach dem Bau eines neuen Hallenschwimmbads frei wurde. Die Arbeiten, welche die beiden Gebäude und die unmittelbare Umgebung umfassen, bringen eine bedeutende strukturelle Veränderung mit sich, die sowohl die Stadtplanung als auch den Tourismus in Colmar betrifft. Mit ca. 180 000 Besuchern pro Jahr steht das Museum an zweiter Stelle auf der Rangliste der meistbesuchten Museen Frankreichs außerhalb von Paris. Seine in Frankreich einmalige Sammlung deutscher Kunst des Mittelalters und der Renaissance wartet mit einem Hauptwerk der Weltkunstgeschichte auf: dem Isenheimer Altar von Matthias Grünewald (1512-­‐1516). Die Sammlungen sind in der gotischen Kirche und dem Kreuzgang eines Klosters aus dem 13. Jh. untergebracht. Mit Arbeiten von Dubuffet, Nicolas de Staël, Picasso usw. hat die im Lauf der Jahre stark gewachsene Sammlung moderner Kunst inzwischen das Niveau großer französischer Sammlungen erreicht. Dazu kommen mehrere außerordentlich bedeutende Schwenkungen, die eine Erweiterung des Museums unabdinglich machen. Colmar ist eine der touristischen Hochburgen Frankreichs. Allein schon seine geographische Lage im Herzen des Elsass und Europas rechtfertigt die derzeitigen Bauarbeiten, die als prioritäres Projekt in das Investitionsprogramm Contrat de Projets Etat-­‐Region 2007/2013 aufgenommen wurden. Das Kostenziel, das sich unter Einbeziehung der Stadtbildplanung in unmittelbarer Umgebung auf 42 Millionen € zuzügl. MwSt. beziffert, wird von der Stadt Dossier de presse – Extension du musée Unterlinden confiée au cabinet Herzog & de Meuron
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Colmar als Bauherrin in Partnerschaft mit dem Staat, der Region Elsass, dem Departement Haut-­‐Rhin und der Schongauer-­‐Gesellschaft, die das Museum verwaltet, getragen und von privaten Sponsoren unterstützt. Nach einer mehrjährigen Vorbereitungs-­‐ und Programmierungsphase wurde die Bauleitung dem weltweit renommierten Schweizer Architekturbüro Herzog & de Meuron anvertraut. Nach Abschluss der Erweiterungsarbeiten werden in einer ersten Etappe 320 000 Besucher anvisiert. Damit wäre die Rentabilitätsschwelle entsprechend der neuen Zielsetzung gewährleistet. Die Qualität des „neuen Unterlinden“ wird dazu beitragen, dass diese Besucherzahl alsbald steigen wird. Durch die Erweiterung wird die derzeitige Fläche des Museums auf rund 8000 m2 verdoppelt. So können zahlreiche vor allem moderne und zeitgenössische Meisterwerke, die derzeit im Depot aufbewahrt werden, in einer innovativen Präsentation dem Publikum endlich zugänglich gemacht werden. Damit wird der nie endende Dialog zwischen alter Kunst und modernen und zeitgenössischen Tendenzen nunmehr deutlich sichtbar. Die Geschlossenheit der Räume wie auch die vollkommene Symmetrie zwischen altem Flügel und neuem Gebäude fördern die Gegenüberstellung zwischen alten und neuen Meistern in einem ewigen Wettstreit. Die Wechselausstellungen, die sich nun endlich in angemessenen Räumlichkeiten entfalten können, da ihnen gegebenenfalls die Gesamtheit der Räume im neuen Flügel und dem Stadtbad zur Verfügung steht, werden im Wechsel der alten und der modernen Kunst gewidmet sein. Darüber hinaus werden sie den Reichtum der eigenen Sammlungen wie auch die kulturelle Nähe zu Deutschland für Themen nutzen, die mehrere Jahrhunderte umspannen (Ritter, Tod und Teufel nach dem gleichnamigen Meisterstich von Albrecht Dürer). Mit der Erweiterung positioniert sich das Museum in der Gegenwart und bekräftigt seine Berufung, ein offenes Museum für alle zu sein. Für die Stadt Colmar und die touristische Attraktivität der Region Elsass ist die Neugestaltung des Museums ein wichtiges Vorhaben. Sie stellt nicht nur eine kulturelle Bereicherung für den oberrheinischen Raum dar, sondern sie leistet ebenfalls einen Beitrag zur urbanistischen und wirtschaftlichen Entwicklung wie auch zum sozialen Zusammenhalt der Region dar. Dossier de presse – Extension du musée Unterlinden confiée au cabinet Herzog & de Meuron
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Le Retable d’Issenheim de Grünewald (1512/1516) Wichtige Zahlen 2014 werden 17 815 000 € von insgesamt 42 417 000 € (Gestaltung der Außenbereiche einbegriffen) investiert. Dossier de presse – Extension du musée Unterlinden confiée au cabinet Herzog & de Meuron
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Das neue museographische Konzept : Eröffnung den 12. Dezember 2015 Dossier de presse – Extension du musée Unterlinden confiée au cabinet Herzog & de Meuron
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Das alte Dominikanerinnenkloster Unterlinden: Eingangsbereich Geschoss 0 Der neue Eingang liegt im Erdgeschoss der Nordfassade des alten Klosters gegenüber dem ehemaligen Stadtbad. Er gewährt den Zugang zu sämtlichen Gebäuden des Museums und bringt die gotische Architektur des Klosters zur Geltung. Neue Räumlichkeiten stehen dem Besucher zur Verfügung (Garderobe, Orientierung im Museum, Multimediabereich, Kunstvermittlungsraum, Museumsshop). Vue du hall d’accueil, ancien couvent © Herzog & de Meuron
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Das alte Dominikanerinnenkloster Unterlinden: Sammlungen Geschoss -­‐1 Archäologie Das Untergeschoss des Klosters ist der regionalen Archäologie von der Jungsteinzeit bis zum Mittelalter gewidmet. Anhand zahlreicher Gebrauchsgegenstände und Grabbeigaben gibt die Sammlung einen umfassenden Einblick in die Vergangenheit der Colmarer Region. Unter den bedeutendsten Exponaten: ein extrem seltener Eisendolch, ein goldener Wendelring und ein Armreif aus einem keltischen Fürstengrab, ein Mosaik aus römischer Zeit, ein silbertauschiertes Eisengeschirr sowie eine bronzene Pyxis aus der merowingischen Zeit. Geschosse -­‐1 und 0 Kunst des Mittelalters und der Renaissance Die Kunst des Mittelalters und der Renaissance wird auf zwei Ebenen gezeigt, dem Unter-­‐ und dem Erdgeschoss. Diese Sektion, deren Museographie von Herzog & de Meuron in Zusammenarbeit mit Jean-­‐François Chevrier neu konzipiert wurde, zeigt die Entwicklung der oberrheinischen Kunst (zwischen Straßburg und Basel) von der romanischen Epoche bis zu den 1530er Jahren. Der Besucher entdeckt Gemälde, Skulpturen (Teile von Altaraufsätzen oder einzelne Stücke), Wandteppiche, Goldschmiedearbeiten, Glasmalereien, die im Kontext des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation entstanden sind. Damit präsentiert sich das Colmarer Haus als Schaufenster deutscher Kunst in der französischen Museumslandschaft. In der chronologischen Anordnung der Exponate liegt der Schwerpunkt auf den Produktionszentren (Straßburg, Colmar und Basel) und auf den Künstlerwerkstätten (Jost Haller, Caspar Isenmann, Veit Wagner). Der Martin-­‐Schongauer-­‐Saal unterbricht diesen Rhythmus. Der Colmarer Maler Schongauer (um 1445-­‐1491), nach dem die Trägergesellschaft des Museums benannt ist, ist eine zentrale Figur der Kunst des ausgehenden Mittelalters. Dieser Saal ist seinen Werken und deren Nachleben gewidmet: In den Arbeiten von Malern, Bildhauern und Glaskünstlern spiegelt sich der Einfluss seiner Stiche wider. Dossier de presse – Extension du musée Unterlinden confiée au cabinet Herzog & de Meuron
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Das alte Dominikanerinnenkloster Unterlinden: der Isenheimer Altar Geschoss 0 Kapelle Der Chor der Kapelle gehört allein dem Isenheimer Altar, dessen Form, Technik und Ikonographie den Höhepunkt künstlerischen Schaffens seiner Epoche erreichen. Humanismus, Naturalismus, Expressionismus: Für sie ist er wegweisend. Um den Zuschauern die Unverwechselbarkeit dieses Meisterwerks von Grünewald und Niklaus von Hagenau zu vermitteln, werden Werke von Zeitgenossen wie Veit Wagner oder Wilhelm Stetter im Schiff der Kapelle gezeigt. Auf der Empore über dem Schiff steht multimediales Material bereit, das dem Besucher die Ikonographie und den Kontext der Entstehung des Isenheimer Altars erläutert. Der Isenheimer Altar: ein Meisterwerk der Kunst Zwischen 1512 und 1516 führten Niklaus von Hagenau (Schnitzfiguren) und Grünewald (gemalte Tafeln) den berühmten Altar für die Antoniterpräzeptorei in Isenheim 20 km südlich von Colmar aus. Im Klosterspital der Antoniter wurden Menschen gepflegt, die am Antoniusfeuer litten. Diese Krankheit wurde durch einen Roggenpilz, das sogenannte Mutterkorn, verursacht. Der Flügelaltar, der vor der Französischen Revolution den Hochaltar der Klosterkirche schmückte, wurde von Guy Guers in Auftrag gegeben, der dem Isenheimer Haus von 1490 bis 1516 als Präzeptor vorstand. Dossier de presse – Extension du musée Unterlinden confiée au cabinet Herzog & de Meuron
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Vue du retable d'Issenheim, chapelle du musée Unterlinden © Herzog & de Meuron
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Geschoss +1 Kunstgewerbe und Volkskunst Im Obergeschoss sind besonders schöne Exponate aus den Kunstgewerbe-­‐ und Volkskunst-­‐
Sammlungen ausgestellt, darunter die Renaissance-­‐Schränke der Ritter von Rappoltstein, das Rückers-­‐Cembalo mit der Jahreszahl 1624, den Schatz von Trois-­‐Epis und eine der schönsten Sammlungen von Renaissance-­‐Goldschmiedearbeiten, die in einem öffentlichen Museen Frankreichs aufbewahrt werden. Der Zugang zu den drei Geschossen des alten Klosters wird durch einen Fahrstuhl und eine Treppe im zeitgenössischen Design von Herzog & de Meuron erleichtert und verschönert. Die unterirdische Galerie Die unterirdische Verbindung ist in drei Ausstellungsräume unterteilt. Neben der Darstellung der Geschichte des Museums werden Kunstwerke des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts gezeigt. Geschichte des Musée Unterlinden Ein Übergangsraum eröffnet die Galerie, die das alte Kloster mit dem neuen Flügel verbindet. Als Bindeglied zwischen der Vergangenheit des Klosters und der Ausrichtung des Museums in die Zukunft ist er wie geschaffen, um die Geschichte des Museums zu erzählen. Hier werden die großen Etappen der Museumsgründung und der Aufbau der reichen Sammlungen geschildert, angefangen vom Leben der Dominikanerinnen im Kloster über die Beschlagnahme des Gebäudes unter der Französischen Revolution bis hin zur spektakulären Erweiterung der Sammlungen im 19. Jh. unter der Schirmherrschaft der Schongauer-­‐
Gesellschaft und bedeutenden Schwenkungen im 20. Jh, darunter das Legat Jean-­‐Paul Person (2008) und die Schenkung Emmanuel Wardi (2009). Dossier de presse – Extension du musée Unterlinden confiée au cabinet Herzog & de Meuron
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Das Kleine Haus Das Kleine Haus versorgt die unterirdische Galerie in ihrer Mitte mit natürlichem Licht. Weil es sozusagen als Gelenk des Museums funktioniert, wurde eine gewagte museographische Entscheidung getroffen. Nur drei emblematische Werke werden in dem Gebäude gezeigt: Der Wagen des Todes (1851) von Théophile Schuler beschwört die Geschichte herauf; Der 12-­‐jährige Jesus unter den Schriftgelehrten (1894) von Georges Rouault steht für die Vielzahl an religiösen Werken in den Sammlungen des Museums; und schließlich verweist Nicolas de Staëls Bildnis von Anne (1953) auf einen weiteren Schwerpunkt des Hauses, nämlich die moderne und zeitgenössische Kunst. Vue de la salle sous la maison, galerie souterraine © Herzog & de Meuron
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19. und 20. Jahrhundert Im dritten Teil der Galerie werden Landschaften und Porträts größer Meister des 19. und des frühen 20. Jh. gezeigt. Landschaftsmaler der elsässischen Romantik (Lebert, Ortlieb) sind ebenso vertreten wie die großen Künstler und Bildnismaler des Elsass (Henner, Pabst, Brion, Stoskopff). Impressionistische Landschaften von Guillaumin, Rivière und Martin wie auch die Plastiken von Rodin und Renoir stimmen den Besucher auf die Moderne und die Avantgarden des 20. Jh. ein (Bissière, Delaunay, Dufy, Fautrier, Hélion, Reichel, Rouault), die ihrerseits zur Kunst des 20. Jh. führen, die im neuen Flügel des Museums untergebracht ist. Des weiteren verfügt die Galerie über drei Kabinette, die wie drei unabhängige Zellen gestaltet sind. Hier wird der große Reichtum an graphischen Arbeiten und Fotografien im Besitz des Museums zur Schau gestellt. Dieses Panorama der Kunst des 19. und frühen 20. Jh. wird durch kunstgewerbliche Meisterstücke in Vitrinen ergänzt (Daum, Gallé, Deck, Marinot). e
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Vue de la salle XIX et du début du XX siècle, galerie souterraine © Herzog & de Meuron
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Der neue Flügel Der mit Zeigelsteinen und Kupfer ausgekleidete moderne Neubau hat drei Stockwerke. Die ersten beiden nehmen die Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst auf. Das oberste Stockwerk bietet Raum für bedeutende Wechselausstellungen. Geschoss -­‐ 1 Der von Jacqueline de La Baume-­‐Dürrbach nach Picassos Gemälde geschaffene berühmte Guernica-­‐Wandteppich wird ständig zu sehen sein – sozusagen als Auftakt zur Kunst der 1930 er Jahre, der Kriegsjahre (Baumeister, Dix, Hartung, Léger, Rouault, Van Velde) wie auch zu den Werken Picassos im Besitz des Museums. Unter den bedeutenden Kunstrichtungen der Nachkriegszeit sind die Art Brut (Chaissac, Dubuffet), der Surrealismus (Victor Brauner), die Nouvelle Ecole de Paris (Atlan, Bazaine, Bissière, Manessier, de Staël) sowie die abstrakten Bewegungen (Degottex, Kupka, Magnelli, Saby, Soulages, Bram und Geer Van Velde) vertreten. Den Gemälden werden die Skulpturen der Sammlung (Boisecq, César, Longuet, Richier usw.) gegenübergestellt. Vue de la salle d’art moderne, niveau -1 de l’Aile nouvelle © Herzog & de Meuron
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Geschoss 0 Der Rundgang geht weiter mit den Vertretern der verschiedenen abstrakten Bewegungen, welche die französische Kunstszene in den 1950-­‐1970er Jahren beherrscht haben (Bazaine, Debré, Hantaï, Hartung, Lanskoy, Matthieu, Poliakoff, Saby, Vieira da Silva). Ein Raum ist Jean Dubuffet gewidmet, von dem das Musée Unterlinden zahlreiche Werke besitzt, von den Anfängen des Hourloupe-­‐Zyklus (1962) über Don Coucoubazar bis hin zu seinen letzten Arbeiten. Geschoss 1 Im obersten Geschoss des Neuen Flügels werden Wechselausstellungen in einem eigens zu diesem Zweck gestalteten Raum gezeigt. Vue de la salle d’exposition temporaire, niveau +1 de l’Aile nouvelle © Herzog & de Meuron
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Das Stadtbad Vue de la salle événementielle, les bains © Herzog & de Meuron
Das Innere des alten Stadtbades wird in seiner ursprünglichen Pracht zu Beginn des 20. Jh. erstrahlen, um einen angemessenen Rahmen für Veranstaltungen (Ausstellungen, Konzerte, Vorträge usw.) zu bieten. Der prachtvolle Raum ist über Geschoss 1 des Neuen Flügels oder über das Café vom Garten aus zu erreichen. Geschichte des Stadtbades In den ersten Jahren des 20. Jh. wurde das Stadtbad in der Rue d’Unterlinden neben dem gleichnamigen Museum gebaut. Das 1906 eröffnete eigenwillige Jugendstilgebäude fand alsbald großen Anklang. Hinter der imposanten neobarocken Fassade kündigt bereits der Vorraum den monumentalen Dekor mit antikisierenden Wassermotiven an, der das Innere des Gebäudes beherrscht. Bei der Renovierung des Stadtbades werden die Fassade, die Räumlichkeiten wie auch die Anlage des Unterlinden-­‐Schwimmbades bewahrt. Dossier de presse – Extension du musée Unterlinden confiée au cabinet Herzog & de Meuron
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Das Bauprojekt von Herzog & de Meuron Das Projekt verbindet drei Dimensionen, die eng miteinander verknüpft sind: die städteplanerische, die museografische und die architektonische Dimension. Da ist zuerst der Ort des Musée Unterlinden selbst. Einfache bauliche Eingriffe sollen ihn neu definieren, wobei versucht wird, die Anordnung der Nebengebäude (Gehöft, Mühle) des mittelalterlichen Unterlinden-­‐Klosters teilweise zu rekonstruieren. Mit einem modernen Neubau hinter den Städtischen Bädern, dessen Form und Dimensionen denen der heutigen Museumskapelle ähneln, wird der Grundriss des einstigen Hofes nachgezeichnet. Dieses neue architektonische Ensemble wird mit dem Kreuzgang und den Baulichkeiten, die ihn umgeben, vergleichbar sein. Die beiden Einheiten werden durch den Unterlinden-­‐Platz verbunden, dem durch die Öffnung des Kanals ein neuer gartenkünstlerischer Reiz verliehen wird. Damit dieser Platz seinen Namen wirklich verdient, werden das historische Tor und das der ehemaligen Mühle entsprechende Gebäude in einem resolut modernen Stil neu errichtet. In der Kapelle ist Grünewalds monumentaler Altar aufgestellt, der die Hauptattraktion des Museums ist. Mit dem neuen Gebäude, in dem die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts untergebracht werden soll und das symmetrisch zur Kapelle auf der gegenüberliegenden Seite des Komplexes liegen wird, wird eine rhythmische Folge von drei Raumeinheiten geschaffen: das alte Kloster, die Städtischen Bäder und der Neubau. Diesen drei Einheiten, die im urbanen Umfeld klar erkennbar sind, entsprechen die drei Schwerpunkte der Sammlungen in ihrer neuen museografischen Anordnung. Dossier de presse – Extension du musée Unterlinden confiée au cabinet Herzog & de Meuron
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Das Architekturbüro Herzog & de Meuron Jacques Herzog und Pierre de Meuron, beide 1950 geboren, schlossen 1975 ihr Architekturstudium an der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH Zürich ab und gründeten 1978 ihr gemeinsames Büro, welches 1997 zu Herzog & de Meuron Architekten AG wurde. Herzog & de Meuron wird heute von den Gründungspartnern Jacques Herzog und Pierre de Meuron, gemeinsam mit den Senior Partnern Christine Binswanger, Ascan Mergenthaler und Stefan Marbach geführt. Das Büro mit Stammsitz in Basel und Niederlassungen in Hamburg, London, Madrid und New York beschäftigt 340 Mitarbeiter, die an über 30 Projekten in Europa, Nord-­‐ und Südamerika und Asien arbeiten. Christine Binswanger ist gemeinsam mit Jacques Herzog und Pierre de Meuron verantwortlich für die Erweiterung des Musée Unterlinden. Christine Binswanger, Jahrgang 1964, trat nach Abschluss ihres Architekturstudiums an der ETH Zürich 1991 bei Herzog & de Meuron ein. Als Partner war sie ab 1994 unter anderem verantwortlich für die Projekte Wohnhäuser an der Rue des Suisses, Paris, Frankreich (2000), die Erweiterung des Walker Art Center in Minneapolis, Minnesota, USA, die neue Bibliothek IKMZ BTU Cottbus, Deutschland (beide 2005) und 1111 Lincoln Road, Miami Beach, USA (2009). Aktuell begleitet Christine Binswanger Museumsprojekte wie Espacio Goya in Zaragoza, Spanien (geplante Fertigstellung 2010), das neue Miami Art Museum in Florida, USA (geplante Fertigstellung 2013) sowie städtebauliche Projekte wie der Stadtentwicklungsplan für Burgos, Spanien (2010) und der Masterplan für Lyon Confluence, Frankreich (2010). Ausgewählte Projekte Erste internationale Aufmerksamkeit erhielten Herzog & de Meuron mit dem Lagerhaus Ricola in Laufen, Schweiz (1987), Dominus Winery in Yountville, Kalifornien, USA (1998), Prada Aoyama Epicenter in Tokyo, Japan (2003), dem Nationalstadion in Peking, China (2008), Austragungsort der Olympischen Spiele 2008 und kürzlich dem VitraHaus, ein Gebäude für die Präsentation der Vitra "Home Collection" in Weil am Rhein, Deutschland (2010). Museumsprojekte Die Sammlung Goetz, eine Privatsammlung für Zeitgenössische Kunst in München, Deutschland (1992) steht zu Beginn einer Reihe international beachteter Museumsbauten. Es folgten das Museum Küppersmühle für die Sammlung Grothe in Duisburg, Deutschland (1999, Erweiterung geplant bis 2010), Schaulager, Laurenz-­‐Stifung in Basel/Müchenstein, Schweiz (2003), eine neue Art von Raum für Kunst, ein Lagerhaus für die offene Lagerung von zeitgenössischer Kunst, das de Young Museums in San Francisco, Kalifornien, USA (2005), das CaixaForum Madrid, ein neuer Ausstellungsraum für die Fundación „la Caixa“ in Madrid, Spanien (2008),TEA, Tenerife Espacio de las Artes, Kanarische Inseln, Spanien (2008) sowie das Parrish Art Museum in Southampton, New York, USA (2014). Mit dem kürzlich erhaltenen Auftrag für das Kolkata Museum of Modern Art, KMOMA, wird das erste Projekt in Indien realisiert werden (2013). Grösste Beachtung fand die Umgestaltung der Bankside Powerstation zur Tate Modern, London, England (2000). 2005 beauftragte Tate Herzog & de Meuron mit der Weiterentwicklung der Tate Modern und deren Umgebung: die Fertigstellung von „Transforming Tate Modern“ ist geplant. Das Werk von Herzog & de Meuron wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der "Pritzker Architecture Prize" 2001, der "RIBA Royal Gold Medal" und der "Praemium Imperiale" 2007. Werke von Herzog & de Meuron wurden in zahlreichen Publikationen und Ausstellungen präsentiert. Dossier de presse – Extension du musée Unterlinden confiée au cabinet Herzog & de Meuron
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Die Renovierung des unter Denkmalschutz stehenden Klosters von Richard Duplat Richard Duplat, Chefarchitekt der Monuments Historiques (Denkmalpflege), Bauleiter der Renovierung des Klosters aus dem 13. Jh. Das alte Kloster der Dominikanerinnen, dessen Kirche 1269 von Albrecht dem Großen geweiht wurde, wurde am 14. Mai 1852 unter Denkmalschutz gestellt. Seit dem 13. Jh. hat das alte Nonnenkloster zahlreiche Veränderungen erfahren. Im Laufe der Jahrhunderte wurde es vergrößert und nach der Französischen Revolution neuen Bestimmungen zugeführt. 1792 ging das Gebäude in weltlichen Besitz über. Erst wurden dort Kriegsgefangene untergebracht, 1793 wurde es in ein Militärspital umgewandelt, 1795 zog die 4. Lanzenreiter-­‐Schwadron ein, die bis 1847 blieb. Am 3. April 1853 wurde das Musée Unterlinden eröffnet. Im Rahmen der Erweiterung gab die Direction Régionale des Affaires Culturelles d’Alsace (elsässische Regionaldirektion für kulturelle Angelegenheiten) 2006 eine Vorstudie über den Zustand der Gebäude beim Chefarchitekt der französischen Denkmalpflege Richard Duplat in Auftrag. Richard Duplat leitet derzeit die Restaurierungsarbeiten an den Klostergebäuden in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Herzog & de Meuron. Die Zuständigkeitsbereiche der beiden Bauleitungen wurden nach Abspreche festgelegt. Das endgültige Projekt betrifft: -­‐ die Restaurierung des Nordflügels und die Restaurierung der Innenverkleidung der Klostergebäude (Arbeiten, die durch das Projekt von Herzog & de Meuron notwendig geworden und gerechtfertigt sind) -­‐ die Restaurierung der Kapelle sowohl im Außenbereich (Dach, Kirchenfenster) als auch im Innenbereich (Absenkung des Bodens unter der Empore, Innenverkleidung usw.) -­‐ Das Dach wird mit Biberschwanzziegeln originalgetreu restauriert. Über dem Chor wird eine geometrische Zierdeckung mit eingefärbten Ziegeln durchgeführt. Bei der Restaurierung des Gebälks werden die alten Strukturen bewahrt. In diesem Sinne werden auch fehlende Teile ersetzt. Die Kosten der Renovierungsarbeiten sowie die damit verbundenen Honorare im Rahmen der Monuments Historiques beziffern sich auf 3 200 000 €. Dossier de presse – Extension du musée Unterlinden confiée au cabinet Herzog & de Meuron
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Herzog & de Meuron: Bauleiter der Außenanlagen im Rahmen der Erweiterung des Musée Unterlinden Im Rahmen der Erweiterung des Musée Unterlinden, von der das Kloster, die Städtischen Bäder, der neue Flügel sowie die Einrichtung einer unterirdischen Galerie, welche die verschiedenen Gebäude miteinander verbindet, betroffen sind, drängt sich die Notwendigkeit auf, dem Place Unterlinden und dem Place de la Sinn besondere Aufmerksamkeit zu schenken und grundsätzliche Überlegungen über die unmittelbare Umgebung des Museums anzustellen. Ziel ist es, die Außenbereiche der Erweiterung des Museums harmonisch aufeinander abzustimmen, um die urbane, architektonische und funktionale Geschlossenheit des Projekts und seines äußeren Umfelds zu gewährleisten und gleichzeitig seine Eingliederung in den allgemeinen Kontext des denkmalgeschützten Sektors zu fördern. Die vom Büro Herzog & de Meuron, dem Bauleiter der Erweiterung des Musée Unterlinden, eingereichte Entwurfsplanung zur Gestaltung der Außenanlagen umfasst drei Sektoren: Sektor I – Rue Unterlinden Sektor II – Rue Unterlinden/Place de la Sinn Sektor III – denkmalgeschützter Sektor – Studie: Räumliche Wirkung Die Kosten der für die Gestaltung der Außenanlagen durchzuführenden Arbeiten sowie die damit verbundenen Honorare beziffern sich auf 3 600 000 €. Dossier de presse – Extension du musée Unterlinden confiée au cabinet Herzog & de Meuron
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