22. – 27.11.16 · Musical Theater Basel Dienstag
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22. – 27.11.16 · Musical Theater Basel Dienstag
Film. BaZ Kompakt | Donnerstag, 12. Januar 2017 | Seite 15 Kino Eine Verneigung vor den Vorbildern «La La Land» ist ein hinreissendes Musical und eine tolle Liebesgeschichte truktion, das den Tanz- und Songeinlagen eine anrührende Nicht-Perfektion verleiht. Von Anke Leweke Kann man heutzutage noch ein Musical drehen? Einen Film, in dem Gefühl zu Bewegung wird und Bewegung zu Gefühl? Damien Chazelles «La La Land», der grosse Gewinner bei den Golden Globes vom Sonntagabend, gibt eine klare Antwort: Ja, wenn man sich vor den grossen Vorbildern des Genres verneigt und dabei dennoch nicht nostalgisch ist. Und ja, wenn man nicht nur die Träume, sondern auch die Albträume überhöht, die das Leben in Hollywood prägen. Schon die erste Szene von «La La Land» setzt auf verwegene Weise die Tonlage: Aus einem der Staus, die tagtäglich die Highways von Los Angeles verstopfen, entwickelt sich eine ausgelassene Tanzszene. Junge schöne Menschen springen aus ihren Autos, verwandeln die Blechlawine unter dem strahlend blauen kalifornischen Himmel in eine Party. In eine ausgelassene Choreografie, die sich wieder in den Alltag einer Stadt verwandelt, in der jeder vorankommen will: Eine junge Frau – Emma Stone – sucht im Auto hektisch nach einer Adresse. Ihr ungeduldiger Hintermann – Ryan Gosling – überholt sie hupend. Sie zeigt ihm den Mittelfinger. Willkommen in Hollywood! «La La Land» handelt von Mia und Sebastian, die in Los Angeles für ihre Träume kämpfen. Er arbeitet als Barpianist, doch statt seicht zu klimpern, möchte er lieber seinen eigenen Jazzclub eröffnen. Sie arbeitet in einem Coffee-Shop, hangelt sich von Vorsprechen zu Vorsprechen, um Überhöhung und Dekonstruktion. Bevor Sebastian (Ryan Gosling) und Mia (Emma Stone) zusammenkommen, sind sie schon von Bildern und Ikonen umgeben, mit denen Hollywood immer wieder die Ur-Geschichte erzählt: Boy meets girl. endlich die erste Rolle zu ergattern. Bevor diese beiden Glücksritter zusammenkommen, sind sie schon von Bildern und Ikonen umgeben, von Verweisen und Zitaten der Geschichten, mit denen Hollywood immer wieder die Ur-Geschichte erzählt hat: Boy meets girl. Kleider wie Audrey Hepburn Überlebensgross hängt das Gesicht von Ingrid Bergman in Mias Zimmer, während im Flur die Namen von Burt Lancaster und Ava Gardner auf dem Plakat von «The Killers» prangen. Zur Arbeit im Café eines Filmstudios läuft die junge Frau vorbei an einer Wand, auf der Charlie Chaplin und Marilyn Monroe zu sehen sind. Ihr Kleidungsstil Träume und Sehnsüchte Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto deutlicher werden die Schwierigkeiten, denen die beiden Traumsucher in Hollywood begegnen. «Stadt der Sterne, scheinst du nur für mich?», singt Sebastian am Piano zu einer von ihm selbst komponierten Melodie: «Wer weiss, ist es der Beginn von etwas Wundervollem und Neuem? Oder ein weiterer Traum, den ich nicht verwirklichen kann?» Mit geradezu gnadenloser Klarheit stellt «La La Land» die Frage, ob man sich von gewissen Sehnsüchten und Idealen verabschieden muss, wenn sich die Karriere endlich in die Tat umsetzen lässt. Und wann der Aufstieg einem Ausverkauf gleichkommt. Während Sebastian seinen Traum vom eigenen Jazzclub als Mitglied einer mittelmässigen, aber erfolgreichen Band beiseitelegt, versucht sich Mia in einem Theater mit einem selbst geschriebenen Soloabend – und wird dort von einer Castingagentin entdeckt. Immer höher klettern die beiden auf ihren unterschiedlichen Karriereleitern und werden sich dabei aus den Augen verlieren. «La La Land» ist ein Film über das Wesen des Showbusiness. Er zeigt die Arbeit, die Enttäuschungen und Niederlagen im Innern der Traumfabrik, deren Bestimmung ja gerade darin besteht, all dies auf glamouröse Weise vergessen zu machen. wiederum erinnert an Audrey Hepburn. In einer Liebesszene taucht Chazelle die Hügel von Hollywood sogar in pinkfarbene Romantik und lässt seine beiden Figuren durch Tricktechnik in den siebten Himmel schweben – dennoch wird die Überhöhung immer wieder klug gebrochen. Emma Stone und Ryan Gosling versuchen nämlich erst gar nicht, als Nachfolger von Ginger Rogers und Fred Astaire aufzutreten (wie sollte das auch funktionieren?). In ungeschnittenen Tanzszenen erscheinen sie als das, was sie sind: Zwei junge Stars, die wacker das Tanzen geübt haben und mit Leidenschaft bei der Sache sind. Es ist dieses Oszillieren zwischen Überhöhung und Dekons- | ★★★★☆ | Atelier, Basel (ab Donnerstag) Kinotipps Berührend Arrival Zwölf mächtige Raumschiffe schweben über der Erdoberfläche, und die ganze Menschheit fragt sich, was die darin vermuteten Aliens wohl wollen. Denis Villeneuves «Arrival» ist ein berührender und ruhiger Science-Fiction-Film über Sprache und Kommunikation. nj | ★★★★★ | Central, Basel Welträumlich A Star Wars Story Jyn Erso (Felicity Jones) sucht nach den Plänen, welche die verwundbare Stelle des Todessterns aufzeigen. Der zweite «Star Wars»-Film unter der Obhut der Walt Disney Pictures hat packende Bilder, aber Längen in der gar absehbaren Handlung. mat | ★★★☆☆ | Capitol/Küchlin, Basel Brutal Assassin’s Creed Eine Zeitmaschine katapultiert den Mörder Lynch in die Vergangenheit, wo er im Spätmittelalter Spaniens einen Templerorden bekämpft. Videospiel-Verfilmung mit Michael Fassbender. ase | ★★★☆☆ | Capitol/Küchlin/Plaza, Basel Träumerisch Café Society Bobby (Jesse Eisenberg) versucht es im Filmgeschäft. Weil sein Onkel Phil (Steve Carell), ein Filmagent, keine Zeit für ihn hat, wendet sich Phil an die hübsche Sekretärin Vonnie (Kristen Stewart). Ein Drama von Woody Allen. sr | ★★☆☆☆ | Atelier, Basel Bewegend Dancer In Steven Cantors dokumentarischem Film geht es nicht bloss um den Tanz, es geht um eine Leidenschaft, eine Liebe, ein Leben – und die zerbrochene Seele des jungen Ukrainers Sergej Polunin, eines rebellischen Ballettstars. nsu | ★★★★☆| Atelier, Basel Animiert Sing Singwettbewerbe wie «The Voice of Germany» sind ja nun hinlänglich bekannt. Den Anfang nahm diese Manie in den USA. Und von dort kommt jetzt auch eine Variante mit gezeichneten Tieren. mw | ★★★★☆ | Küchlin, Basel Heroisch Sully Kurz nach dem Start auf dem New Yorker Flughafen La Guardia gerät Flug 1549 der US Airways in grosse Nöte. Captain Chesley «Sully» Sullenberger (Tom Hanks) ist aufs Äusserste gefordert. mat | ★★☆☆☆ | Küchlin, Basel