Die zukünftige Rolle von Kabelfernsehen bei der
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Die zukünftige Rolle von Kabelfernsehen bei der
Die zukünftige Rolle von Kabelfernsehen bei der Gestaltung des Digital-Home-Marktes in Europa POLICY SERIES Liberty Global Policy Series Die zukünftige Rolle von Kabelfernsehen bei der Gestaltung des Digital-Home-Marktes in Europa von Booz Allen Hamilton INHALT I. Zusammenfassung 1 II. Entwicklung des Digital-Home-Marktes bis 2010 in Europa 7 1. Vision der Zukunft: das Digital Home 2010 7 2. Hohe Akzeptanz zu erwarten: Verbraucher steigen in die neue Technik ein 9 3. Handlungsbedarf: Europa hinkt den USA und Asien hinterher III. 10 Neue Wettbewerbslandschaft für den Digital-Home-Markt 15 1. Konvergenz der Industrie: eine wirtschaftliche Realität 15 2. Neue Spielregeln: Herausbildung veränderter Strukturen 17 3. Premium-Inhalte als Schlüssel zum Erfolg: verschärfter Wettbewerb 25 IV. Herausforderungen für Regulierungsbehörden bei der Gestaltung des Digital Home 2010 29 V. „Digitale Dividenden“ des Digital-Home-Marktes 33 1. Szenarien für die Entwicklung des Digital Home 2010 33 2. Durchbruch verspricht hohe „digitale Dividenden“: Wachstum, Investitionen und Beschäftigung 36 3. Verzögerungen haben großen Einfluss auf „digitale Dividenden“: VI. Regulierung ist wichtige Stütze oder Barriere 43 3.1 Auswirkungen durch langsame Anpassung des rechtlichen Rahmens 44 3.2 Verzögerungen durch unausgewogene Industriestrukturen 44 Empfehlungen 45 1. Empfehlungen für politische Entscheidungsträger und Regulierungsbehörden 45 1.1 Verschiebung der Prioritäten von Breitband auf Konvergenz/DTV 45 1.2 Sicherstellen einer ausgewogenen Marktstruktur und eines fairen Wettbewerbs im Konvergenzmarkt 45 1.3 Ausbalancieren von Verbraucherschutz und langfristigen Investitionen sowie Beschäftigungszielen 2. 48 1.4 Stärkere Forderung eines Wettbewerbs auf Infrastrukturbasis 48 Empfehlungen für Kabel-TV-Anbieter 49 I. ZUSAMMENFASSUNG Der Digital-Home-Markt in Europa — Wichtigste Ergebnisse Nach Breitband-Internet und Telefonie ist die TV-Distribution der nächste Markt, der von der digitalen Revolution erfasst wird und neue Wettbewerber wie Telekommunikationsanbieter anzieht. In Europa wird Breitband bezüglich der Marktdurchdringung voraussichtlich in den nächsten fünf Jahren vom Digitalfernsehen (DTV) überholt. Damit wird DTV zur treibenden Kraft des Digital-Home-Marktes und einer integrierten digitalen Gesellschaft. Die Entwicklung des Digital Home bringt Verbrauchern erhebliche Vorteile: Mehr Auswahl, bessere Kontrolle und höheren Unterhaltungswert. Fortgeschrittene Märkte zeigen, dass Verbraucher die neuen Dienste schnell annehmen, wenn ihnen die Vorteile einleuchten. Der Wettbewerb wird zunehmend auf Produkt-Bündeln basieren, die alle Anforderungen der Haushalte an TV, Internet und Telefonie abdecken und damit zu einem einheitlichen Digital-Home-Markt führen. Unternehmensgröße wird in der konvergenten Wettbewerbslandschaft an Bedeutung gewinnen. Sie ermöglicht die notwendigen Investitionen und dadurch den Aufbau von Wettbewerbsvorteilen. Die etablierten Telekommunikationsanbieter sind gut positioniert, den Digital-Home-Markt zu dominieren. Als die mit Abstand größten Player in diesem Sektor überragen sie ihre Konkurrenten, z.B. aus dem Kabel-TVMarkt, um das mindestens Zehnfache. Dennoch werden Kabel-TV-Anbieter in vielen Märkten die einzigen ernsthaften Wettbewerber für die ehemaligen Telekom-Incumbents sein. Die Vorteile, das Digital Home voranzutreiben, sind enorm: Gesamtinvestitionen von bis zu 100 Mrd. Euro würden bis 2010 rund 100.000 neue Arbeitsplätze in Europa schaffen. Damit wird die Entwicklung des Digital Home – maßgeblich von der Entwicklung des Digitalfernsehens getrieben – zum entscheidenden Faktor bei der Implementierung der EU-Initiative i2010. Kabel-TV-Anbieter würden zur wichtigsten Job-Maschine. Auf sie entfallen mehr als ein Drittel aller Arbeitsplätze, die von Infrastrukturanbietern geschaffen werden. Verzögerungen beim Digital-Home-Markt bergen indes erhebliche Risiken: Gesamtinvestitionen von 39 Mrd. Euro und fast 90.000 Arbeitsplätze könnten erheblich verzögert werden oder ganz verloren gehen. Zur Beschleunigung des Digital-Home-Marktes in Europa sollten sich politische Entscheidungsträger und Regulierer ausschließlich auf vier Schlüsselbereiche konzentrieren: 1. Verschiebung der Prioritäten von Breitband auf Konvergenz/DTV 2. Sicherstellen einer ausgewogenen Marktstruktur und eines fairen Wettbewerbs im Konvergenzmarkt 3. Ausbalancieren von Verbraucherschutz und langfristigen Investitionen sowie Beschäftigungszielen 4. Stärkere Forderung eines Wettbewerbs auf Infrastrukturbasis Seite 1 Entwicklung des Digital Home in Europa In den meisten europäischen Ländern lief die digitale Revolution nur zögerlich an, entwickelt sich jetzt jedoch mit zunehmendem Tempo. Verbraucher investieren ihre Zeit und ihre Budgets in die neuen digitalen Medien. Vor dem Hintergrund stetig wachsender PC-Zahlen und zunehmender Breitbandanschlüsse gib es in den meisten westlichen Volkswirtschaften drastische Änderungen beim Abruf von Informationen, beim Empfang von Unterhaltung und beim Einkauf: Konsumenten verbringen mehr Zeit online als mit dem Lesen von Zeitungen oder Zeitschriften. In den USA erfolgt bereits nahezu die Hälfte aller Käufe von Konsumelektronik und Software online. Und in Großbritannien und Deutschland wird in diesem Jahr eine von fünf Musik-CDs über den PC bestellt. Jetzt vollzieht sich dank der digitalen Revolution auch in einem weiteren zentralen Bereich unseres Alltags, dem Fernsehen, ein radikaler Wandel. Einige europäische Länder wie Großbritannien, und in geringerem Umfang auch Frankreich, weisen bedeutende Fortschritte bei der Marktdurchdringung des Digitalfernsehens auf. Im internationalen Marktvergleich hinkt Europa jedoch anderen Regionen, vor allem den USA und einigen Ländern Asiens, bezüglich Verbreitungsraten und Serviceverfügbarkeit bedeutend hinterher. Mehr als 50 Prozent der US-Haushalte empfangen bereits digitale TV-Dienste, und eine Abschwächung des Wachstums ist nicht absehbar. Der europäische Durchschnitt liegt dagegen bei nur 20 Prozent. Unsere Analyse der Entwicklungen in fortgeschritteneren Märkten sowie in Europa deutet an, dass die Entwicklung zum Digitalfernsehen (DTV) die treibende Kraft für Innovation und Wachstum im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) sein wird: (1) DTV wird schon bald eines der größten Wachstumssegmente auf dem IKTMarkt sein. (2) DTV wird eine Wachstumsplattform für die lokale Content-Industrie sein, auf der eine noch nie da gewesene Vielfalt an Programmangeboten entstehen wird. (3) DTV wird als vorherrschendes Massenmedium und führende Technologie der Schlüssel zur digitalen Gesellschaft sein und das volle Potenzial interaktiver Dienste auch den Teilen der Gesellschaft zugänglich machen, denen andernfalls in einer rein PC-basierten digitalen Welt der Anschluss fehlen würde. (4) Und schließlich wird DTV ein Katalysator für die Konvergenz sein, wodurch die Wettbewerbslandschaft für Kommunikations- und Unterhaltungsdienstleistungen neu definiert wird. Gleichzeitig wird es bedeutendes Wirtschaftswachstum und zunehmende Beschäftigungszahlen bringen. Unsere mittelfristige Vision: das „Digital Home 2010“ Obwohl sich der Wandel beschleunigt, zeichnen sich Seite 2 klare Wegweiser für die zukünftige Landschaft ab: Werden die Datenpunkte aus unseren Untersuchungen auf fortgeschrittenen Märkten mit ausgereiften wirtschaftlichen Prognosemodellen verbunden, erhalten wir eine robuste mittelfristige Vision für das „Digital Home 2010“, wie wir es nennen. Dieser Ausblick auf die zukünftige Entwicklung soll einen Beitrag zu den Überlegungen der Entscheidungsträger in der Industrie sowie den Regulierungsbehörden leisten. In den nächsten fünf Jahren ist ein Anschluss der meisten europäischen Haushalte an moderne Kommunikationsdienste möglich, darunter sowohl BreitbandInternet als auch Digitalfernsehen. Wir erwarten, dass das Digitalfernsehen Breitband-Internet bis 2010 bereits überholt haben wird. Diese Entwicklung bringt Verbrauchern erhebliche Vorteile: Mehr Auswahl, höhere Qualität wie auch bessere Kontrolle und Interaktivität werden das Fernseherlebnis von morgen revolutionieren. Die Mehrheit der europäischen Konsumenten wird Zugang zu einer Programmvielfalt erhalten, von der man heute in den meisten Teilen Europas nur träumen kann. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Fernsehkanäle in Europa bereits auf Schwindel erregende 1.600 Kanäle verdoppelt: Im fortschrittlichsten TV-Markt Europas, Großbritannien, stehen Konsumenten mehr als 400 Fernsehsender zur Auswahl. Es geht aber nicht allein um Quantität. Auch die Qualität der Inhalte wird steigen: von Premium-Sport- oder Spielfilmkanälen bis zu preisgekrönten Dokumentarfilmen und Programmen mit europäischem oder lokalem Inhalt. Das hoch auflösende Fernsehen (HDTV, High Definition-TV) wird sicherstellen, dass diese hochwertigen Inhalte auch in besserer Bildqualität angeboten werden. Stetig wachsende Nutzerzahlen von HDTV in den USA und Japan sowie eine steigende Nachfrage nach HDTV-Geräten in Europa unterstreichen das Verbraucherinteresse an derartigen Diensten. Darüber hinaus werden Verbraucher ihr Seherlebnis besser kontrollieren können. Interaktive Programmführer (IPG, Interactive Program Guide) helfen bei der Navigation durch die Fülle der neuen Inhalte. Daneben werden viele Inhalte entweder „on demand“ angeboten oder es besteht die Möglichkeit, sie auf einem PVR (Personal Video Recorder) aufzuzeichnen und zu einem späteren Zeitpunkt anzusehen. Auch in diesem Bereich zeigen Markterfahrungen in den USA, dass Konsumenten in die neuen Dienste einsteigen, sobald sie verfügbar sind. Gemstar, der führende IPG-Anbieter und in den USA 12 Millionen Haushalten zugänglich, vermeldet Nutzerzahlen, die der Gesamtzahl privater Internet-Nutzer in den USA entsprechen. Comcast, der führende US-Kabelfernsehanbieter, erwartet 2005 mehr als eine Milliarde On-Demand-Sessions in seinem Netzwerk – monatlich mehr als 20 Sessions pro aktiven Abonnenten. Dazu kommt Interaktivität: Ver- braucher reagieren und interagieren direkt über die Tasten ihrer Fernbedienung. Dies betrifft jedoch nicht nur kommerzielle Unterhaltungsdienste: Die interaktive Entwicklung gibt der öffentlichen Hand (T-Government) und anderen Informationsanbietern die Möglichkeit, eine weitaus größere Zahl von Haushalten zu erreichen. So können die Zuschauer des Community Channel in Großbritannien seit August 2004 interaktiv über die Set-Top-Box auf ihren Fernsehgeräten an eine Reihe verschiedener Wohlfahrtsorganisationen spenden. Einer der größten Erfolge war die Hilfsaktion nach dem Tsunami im Dezember 2004, die 1,25 Mio. Pfund aufgebracht hat. Ähnliche Entwicklungen sind auch in einigen asiatischen Ländern und in den USA zu sehen, in denen zum Beispiel Material von den nationalen Konferenzen der demokratischen und der republikanischen Partei sowie die TV-Duelle der Präsidentschaftskandidaten im Wahlkampf über Videoon-Demand (VoD) 20 Millionen Haushalten zur Verfügung standen. Neue Wettbewerbslandschaft für den Digital-HomeMarkt Nicht nur die angebotenen Dienstleistungen werden sich ändern, sondern auch die Art und Weise, wie sie vermarktet und an den Konsumenten gebracht werden. Die meisten digitalen Haushalte werden in der Lage sein, die genannten Video- und TV-Dienste zusammen mit Breitband-Internet und erweiterten Telefoniediensten über einen einzigen Anbieter zu beziehen. In fortgeschrittenen Märkten, die diese Entwicklung anführen, werden Konsumenten aus einer Fülle von Anbietern – in den meisten Fällen Telekommunikationsdienstleister und Kabelnetzbetreiber – sowie verschiedenen Technologien (Hybrid Fibre Coax (HFC) oder Digital Subscriber Line (DSL)) wählen können. Infrastrukturanbieter werden eine sehr wichtige und proaktive Rolle bei der Gestaltung dieses neuen konvergenten Marktumfelds spielen. Die Entwicklung im Breitbandbereich in Europa hat bereits gezeigt, dass Länder mit starkem Wettbewerb auf Infrastrukturbasis häufig eine Führungsposition bei der Marktdurchdringung dieser Dienstleistungen einnehmen. Wie in anderen Wirtschaftsbereichen auf Infrastrukturbasis werden ihre Investitionen den Weg für weitere Marktteilnehmer wie Anbieter von Technologie, Geräten und Inhalten ebnen. Sämtliche Anbieter von Telekommunikationsinfrastruktur, einschließlich der Incumbents im Telekommunikationsbereich, setzen alles daran, eine möglichst gute Position auf dem Digital-Home-Markt zu erobern. Das heißt: Sie investieren, um so genannte „Triple Play“Dienste (Telefonie, Internet und Fernsehen) zu liefern – dabei fügen sie den jeweils fehlenden Teil ihren Portfolios hinzu. Dahinter stecken jedoch sehr verschiedene Motive: Während Kabelfernsehbetreiber und alternative Telekomanbieter den Digital-Home-Markt vor allem als Möglichkeit sehen, ihre Umsätze zu steigern, geht es bei Incumbents eher um defensive Aspekte: Da ihre Festnetzdienste bereits durch Mobilfunkservices sowie Anbieter von entbündelten Teilnehmeranschlussleitungen (Unbundled Local Loop, ULL) und die Angebote für digitale Telefoniedienste (VoIP) von Kabelnetzbetreibern bedroht werden, sehen sie Videodienste einschließlich TV nicht nur als einen potenziellen Wachstumsweg, sondern auch als effektives Mittel, ihren Kundenstamm zu verteidigen, indem sie alternative Akteure mit alternativen Infrastrukturen davon abhalten, ihre Kundenbeziehung zu übernehmen. Erfahrungen von anderen Märkten zeigen, dass Verbraucher bereit sind, alle Dienste (d.h. TV, Breitband-Internet und Telefonie) von einem Anbieter zu erwerben, wenn das gebündelte Angebot preislich attraktiv ist. Dies hat zwei wichtige Auswirkungen auf die neue Wettbewerbslandschaft: Erstens wird es für Anbieter zunehmend schwierig werden, im Wettbewerb um das Digital Home zu bestehen, wenn nicht das vollständige Portfolio von Diensten zur Verfügung gestellt werden kann. Mittelfristig bleiben damit Kabel-TV-Betreiber die einzig glaubhaften Mitstreiter für die Incumbents. Alle anderen Wettbewerber (z.B. DTH und DTT – Satellitendirektempfang und digitale terrestrische Verbreitung) nehmen auf einer Technologiebasis am Wettbewerb teil, die (noch) nicht in der Lage ist, Triple-Play-Dienste anzubieten. Zweitens wird Größe als Wettbewerbsfaktor zunehmend an Bedeutung gewinnen, da digitale Dienste erhebliche Skaleneffekte mit sich bringen. Einfacher gesagt: Je größer die versorgte Zahl an Abonnenten, desto höher die zu erreichenden Margen. Dies wiederum vergrößert die Möglichkeiten zu Investitionen in die Modernisierung von Netzen, den Aufbau von alternativen Plattformen und das Angebot von Inhalten hoher Qualität, um den Wettbewerbsvorsprung weiter auszubauen. Größenvorteile sind ebenfalls ausschlaggebend, um ein attraktiver Partner für andere Player in der Digital-Home-Wertschöpfungskette (wie z.B. Inhalteanbieter) zu werden, und bilden die Grundlage für Vertrauen in neue Geschäftsmodelle. Reine Größe als maßgebliches Kriterium setzt die Incumbents ganz klar an die Spitzenposition im Rennen um den Digital-HomeMarkt. In den meisten Märkten überragen führende Anbieter wie die Deutsche Telekom, France Télécom, BT oder KPN ihre Kabelfernsehkonkurrenten um das mindestens Zehnfache, was Einnahmen oder Kundenzahlen anbelangt. Herausforderungen für Regulierungsbehörden bei der Unterstützung des Digital Home 2010 Technologische Entwicklungen sowie Handlungen von Wettbewerbern und Verbrauchern verändern viele Grundannahmen des gegenwärtigen regulativen Rahmens in Seite 3 immer schnellerer Abfolge. So galt traditionell die Distribution als Engpass. Dies führte dazu, dass sich Regulierungsorgane schützend vor Inhalteanbieter stellten. Im Umfeld des Digital Home hat sich hier ein Wandel vollzogen: Die Verfügbarkeit von Spektrum und Bandbreite ist auf Sicht kein großes Problem mehr. Vielleicht liegen inzwischen sogar eine Überversorgung mit Distributionskapazität und eine Unterversorgung von Inhalten vor. Zum Schutz der Verbraucher wurden Preisniveaus bisher häufig reguliert und Konsolidierung im Bereich der Distribution ein Riegel vorgeschoben. In der Ära des Digital Home haben Verbraucher verschiedene Mediendistributoren zur Auswahl, und Preise werden immer mehr durch Marktkräfte reguliert. Bleiben die rechtlichen Rahmen der Vergangenheit bestehen, kann dies den Fortschritt des Digital Home erheblich hemmen und damit letztlich Industriewachstum und Kundenzufriedenheit aufs Spiel setzen. Regulierungsbehörden auf nationaler und EU-Ebene erkennen langsam, dass Wettbewerb zunehmend in einem konvergenten Marktumfeld stattfindet und versuchen, die Implikationen für den regulativen Rahmen zu verstehen. Auf EU-Ebene wurden wichtige öffentliche Grundsatz- und Regulierungsinitiativen vorgestellt, bei denen es um das konvergierende Marktumfeld geht. Dazu gehörten die Vorstellung des Aktionsplans i2010, Grundsatzinitiativen zur Überbrückung der digitalen Gräben, die Kommunikation zur Beschleunigung des Übergangs von analoger zu digitaler (terrestrischer) Ausstrahlung und die Anwendung von Prinzipien aus der Wettbewerbspolitik auf Zugang zu (und Ausnutzung von) Inhaltsrechten für verschiedene Distributionsplattformen. In naher Zukunft steht die Überarbeitung der Richtlinie „Fernsehen ohne Grenzen“ (Fernsehrichtlinie) und die Revision des Rechtsrahmens für elektronische Kommunikationsnetze und -dienste (Rahmenrichtlinie) angesichts der „Next Generation Networks“ bevor. Auf Empfehlung der Kommission wird im Zusammenhang mit der Rahmenrichtlinie auch eine Überprüfung der Liste relevanter Produkt- und Dienstmärkte stattfinden. Das Vorgenannte wird zu einer Anpassung des rechtlichen Rahmens auf EU-Ebene führen. Dennoch haben die meisten politischen Entscheidungsträger und Regulierungsorgane auf nationaler Ebene große Mühe, eine konsistente mittelfristige Politik zu implementieren. Regulierungsinstrumente müssen mit Technologieund Marktentwicklungen Schritt halten und somit faire Spielregeln für alle Unternehmen sicherstellen, die bereit sind, in diesem Bereich zu investieren. Die EU-Kommission hat bereits einen ersten Schritt in die richtige Richtung unternommen, indem sie einer EU-Kommissarin die Verantwortung für Informationsgesellschaft und Medien übertragen hat. Damit ist diese EU-Kommissarin effektiv die Kommissarin für Konvergenz. In den meisten europäischen Ländern erfolgt die Regulierung bei Medien und Telekommunikation jedoch weiterhin ohne ausreichende Seite 4 Absprache zwischen den unterschiedlichen Behörden. Dies macht die Ausgestaltung des regulativen Rahmens in der konvergenten Welt häufig äußerst schwierig und führt sehr leicht zu falschen Entscheidungen. „Digitale Dividenden“ des Digital-Home-Marktes Booz Allen Hamilton hat umfassende Untersuchungen durchgeführt und die zukünftige Marktentwicklung beim Digital Home in ganz Europa unter Anwendung modernster Szenarioverfahren analysiert. Die Ergebnisse sind ermutigend, zeigen jedoch auch dringenden Handlungsbedarf. Ausgehend von einem günstigen Wirtschaftsklima sowie einem unterstützenden rechtlichen Rahmen lassen sich erhebliche Gewinne („Digitale Dividenden“) aus der Entwicklung des Digital Home schlagen: Mehr als 60 Prozent der europäischen Haushalte können bis 2010 mit Digitalfernsehdiensten versorgt sein. Bis dahin ist zu erwarten, dass Breitband bezüglich der Marktdurchdringung vom Digitalfernsehen überholt werden wird. Damit wird DTV zur treibenden Kraft einer integrierten digitalen Gesellschaft. Gesamtinvestitionen durch die Industrie von bis zu 100 Mrd. Euro werden die Weichen für das Digital Home 2010 stellen. Rund 100.000 neue Arbeitsplätze werden geschaffen, Kabelnetzbetreiber haben daran den größten Anteil. Lokale Inhalte könnten stark zunehmen. Angetrieben durch die rasche Ausbreitung von DTV werden bis zum Jahr 2010 35 Mrd. Euro für Programminhalte ausgegeben. Die Förderung eines günstigen Klimas für den DigitalHome-Markt birgt sicherlich große Chancen, es gilt vorher jedoch, einige Barrieren zu überwinden. Die verschiedenen Glieder der Wertschöpfungskette müssen ihre Strategien und Geschäftsmodelle abstimmen, damit alle Akteure dem wirtschaftlichen Risiko entsprechend entlohnt werden. Unsere Analyse zeigt indes, dass ein ausgewogener rechtlicher Rahmen, der die gleichen Spielregeln für alle Akteure sicherstellt, die bereit sind, in diese Chance zu investieren, den wichtigsten Anstoß geben wird. Fast zwei Drittel der Gesamtinvestitionen müssen von Netzwerkbetreibern getragen werden. Diese Investitionen werden einen wichtigen Dominoeffekt haben, beispielsweise im Bereich der Content-Entwicklung und bei Innovationen von Heimelektronik. Der Sicherstellung eines fairen Wettbewerbs auf Infrastrukturebene muss daher besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Ein Blick auf die Breitbandentwicklung in Europa und auf die Entwicklung weiter fortgeschrittener DTV-Märkte wie die USA ist besonders aufschlussreich: Nur ein ausgewogener Wettbewerb auf Infrastrukturbasis wird eine schnelle und nachhaltige Marktentwicklung sichern. Länder mit starkem Infrastrukturwettbewerb um Breitbandverbindungen, zum Beispiel beim Kabelfernsehen, genießen schnellere Gesamtverbreitung und Verbraucher erhalten normalerweise ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis. Gleiches lässt sich mit fortschreitendem Wettbewerb um das Digital Home erreichen: Nur wenn mehr als ein Wettbewerber den Konsumenten vergleichbare Triple-PlayDienste anbieten kann, kommen ähnliche Marktdynamiken zum Tragen wie in den meisten fortgeschrittenen Breitbandmärkten, z.B. Belgien oder Großbritannien. Dies birgt auch ein erhebliches Risiko für Regulierungsbehörden. Werden Infrastrukturinvestitionen nicht angeregt und – im angemessenen Umfang – durch rechtliche Rahmenbedingungen geschützt, sind bedeutende Verzögerungen zu erwarten: Weiter bestehende oder zusätzlich aufgestellte regulative Schranken würden bedeuten, dass fast die Hälfte der Gesamtinvestitionen – fast 40 Mrd. Euro – in Europa hinausgeschoben würden oder ganz verloren gingen. Die Wirkung auf dem Stellenmarkt wäre noch gravierender: 90.000 der 100.000 Arbeitsplätze, die in den konvergenten Industrien geschaffen werden sollen, könnten verloren gehen. Empfehlungen für politische Entscheidungsträger und Regulierungsbehörden Es steht viel auf dem Spiel: Sowohl politische Entscheidungsträger als auch Branchenvertreter müssen entschlossen handeln. Ausgehend von unserer Analyse sollten sich Regulierungsorgane auf vier Schlüsselbereiche konzentrieren. 1. Verschiebung der Prioritäten von Breitband auf Konvergenz/DTV Bislang haben sich politische Entscheidungsträger und Regulierungsorgane sehr stark auf Breitband konzentriert, um ihre Ziele für die digitale Wirtschaft zu verwirklichen. Unsere Analyse zeigt, dass das Digitalfernsehen zunehmende Bedeutung erlangt und Breitband bezüglich der Marktdurchdringung voraussichtlich bis 2010 vom Digitalfernsehen (DTV) überholt werden wird. Damit wird DTV zur treibenden Kraft einer integrierten digitalen Gesellschaft werden, eine ausgewogene regulative Sicht auf Breitband und DTV ist gerechtfertigt. Politische Entscheidungsträger und nationale Regierungen müssen die Bedeutung des Umstiegs vom analogen zum digitalen Fernsehen erkennen und sollten daher Bemühungen von Industrievertretern zu einer solchen Migration unterstützen. 2. Sicherstellen einer ausgewogenen Marktstruktur und eines fairen Wettbewerbs im Konvergenzmarkt Eine ausgewogene Marktstruktur lässt sich nur sicherstellen, wenn politische Entscheidungsträger die Konvergenz der TV-, Breitband- und Telefonie-Märkte widerspiegeln. Die Beziehungen zwischen verschiedenen horizontalen Märkten (z.B. TV-Distribution und Breitband) und auch die dabei zunehmend stärkeren Abhängigkeiten müssen berücksichtigt werden. Was heute eine beträchtliche Marktmacht zu sein scheint, kann schon morgen durch den Einstieg eines Wettbewerbers mit zehnfacher Größe und zehnfachem wirtschaftlichen Gewicht in den Schatten gestellt werden. Zudem muss das Wechselspiel über die Wertschöpfungskette, vor allem zwischen Infrastrukturbetreibern und Inhalteanbietern, ausbalanciert werden. Traditionell bedeuteten nahezu monopolistische Marktstrukturen in der Distribution eine Vorteilsstellung der Plattformen, und sie wurden folglich daran gehindert, in den Content-Markt einzusteigen. Diese Abhängigkeit sollte jedoch im Konvergenzraum neu überdacht werden, da die Distribution keinen Engpass mehr darstellt. Die veränderten Tatsachen von heute ebnen den Weg für eine neue Beziehung und die Integration von Content und Distribution, bei der nur extreme Fälle unfairer Blockierung von Plattformen oder Bevorzugung von eigenen gegenüber anderen Inhalten reguliert werden müssen. Daher dürfen bei regulativen Entscheidungen über vertikale und horizontale Konsolidierung diese neuen Marktrealitäten nicht vergessen werden. Eine weitere Konsolidierung der Industrie wird in den meisten europäischen Ländern für einen fairen Wettbewerb erforderlich sein. Der konvergente Markt stellt Regulierungsbehörden vor eine besondere Herausforderung, da der Digital-Home-Markt häufig im Rahmen unterschiedlicher politischer Zielsetzungen von verschiedenen Behörden reguliert wird (z.B. eine Regulierungsbehörde für Telekommunikation, eine andere für Medien). Die Konvergenz von TV, BreitbandInternet und Telefonie wird jedoch weitaus engere Absprache, vielleicht sogar eine Zusammenführung, zwischen verschiedenen Regulierungsbehörden erfordern. Es wird auch notwendig sein, dass die Politik neue strategische Zielvorgaben für die Industrie definiert, unterstützt durch eine damit konsistente Medienpolitik. Die Analog-Digital-Umstellung ist für alle Player der Industrie eine riskante Herausforderung. Jede ungleichmäßige Unterstützung von Technologien und/ oder Plattformen kann zu mangelndem Gleichgewicht in der Industriestruktur und einer Verlangsamung der Gesamtmarktentwicklung führen. Daher sollten politische Entscheidungsträger eine schnelle Verbrauchermigration zum Digital Home unabhängig von Seite 5 der Technologie der Distributionsplattform unterstützen. Beispiele dafür wären Werbekampagnen oder klare Terminvorgaben für die Abschaltung der analogen Signale. Die Unterstützung für den digitalen Wechsel sollte grundsätzlich technologieneutral sein. 3. Ausbalancieren von Verbraucherschutz und langfristigen Investitionen sowie Beschäftigungszielen Politische Entscheidungsträger stehen vor der Herausforderung, kurzfristige Verbraucherinteressen (z.B. niedrige Preise) mit mittelfristigen Zielsetzungen bezüglich Wirtschaftswachstum und Beschäftigung ins Gleichgewicht zu bringen. Für Regulierungsbehörden bedeutet dies: Sie müssen das Gleichgewicht unterstützen, indem sie kohärente rechtliche Rahmenbedingungen schaffen, die Dienste (TV, Breitband-Internet, Telefonie), Distributionsinfrastrukturen (Kabel, DSL, Satellit, terrestrisch) sowie die gesamte Wertschöpfungskette (Inhalte gegenüber Distribution) umfassen. Wenn Entscheidungen über Positionen von beträchtlicher Marktmacht oder Verbraucherschutz gefällt werden, müssen politische Entscheidungsträger kurzfristige Gewinne und positive langfristige Effekte auf Investitionen, Arbeitsplätze und Industriestruktur gegeneinander abwägen. Sie müssen sicherstellen, dass kurzfristige Maßnahmen (z.B. Preisregulierung, Netzzugang) keine Investitionen in langfristiges Wachstum verhindern, was andernfalls zu einer erheblichen Verzerrung des fairen Marktwettbewerbs führen würde. 4. Stärkere Forderung eines Wettbewerbs auf Infrastrukturbasis Politische Entscheidungsträger sollten Wettbewerb auf Infrastrukturbasis stimulieren, statt sich zu stark auf dienstbasierten Wettbewerb zu konzentrieren, der Verbraucherwahlfreiheit fördern soll. Infrastrukturwettbewerb bringt die besten Ergebnisse im Hinblick auf Investitionen und technologische Innovation sowie nationale Arbeitsplatzschaffung. Verschärfter Wettbewerb zwischen Diensten in einer Infrastruktur wird die Distributoren davon abhalten, umfangreiche Investitionen zu tätigen, da sie unter Umständen keine ausreichenden Renditen erwirtschaften können. Weniger Infrastrukturinvestitionen bedeuten eine geringere Gesamtdurchdringung des Digital Home. Da das Digital Home weitaus mehr als nur ein weiterer kurzlebiger Unterhaltungstrend ist, hat eine langsame Marktpenetration gravierende Auswirkungen: Beträchtliche Investitionen in digitale Inhalte und neue Unternehmungen werden hinausgeschoben, kleine und mittelständische Unternehmen erhalten keine zeitgemäßen Seite 6 Kommunikationsdienste und der digitale Anschluss wird nicht im eigentlich möglichen Umfang realisiert. Daneben müssen Regulierungsbehörden erkennen, dass Wettbewerb von Services in einem Netz zur Abnahme der Dienstgüte sowohl für die Kunden des Diensteanbieters als auch für die Kunden des Infrastrukturanbieters führen kann. Das Öffnen von Netzen für Fremdanbieter kann zudem den wirksamen Schutz der Urheberrechte vermindern. Empfehlungen für die Kabel-TV-Industrie Die Player der Industrie müssen sich ebenfalls an die neuen Realitäten gewöhnen, um die Entwicklung des Digital Home voranzutreiben. Die Kabel-TV-Industrie befindet sich heute auf einem Konsumgütermarkt, in dem Unternehmen vielfältige und schnell wechselnde Verbraucheransprüche erfüllen müssen. Und für jedes einzelne Produkt versuchen mehrere ernst zu nehmende Wettbewerber, sich ihren Teil des Markts zu sichern. Um die Entwicklung des Digital Home erfolgreich voranzutreiben, müssen sich Kabelnetzbetreiber daher auf drei Schlüsselbereiche konzentrieren: (1) Große Anfangsinvestitionen effizient tätigen; (2) den Massenmarkt schnell erobern; (3) Einnahmequellen diversifizieren. Diese Herausforderungen gilt es zu bewältigen, um eine Führungsposition im Digital-Home-Markt einzunehmen. Dazu sollten Kabelnetzbetreiber sechs strategische Gebote beachten: 1. Den Kunden verstehen: Verbraucherorientierte Unterhaltungsangebote entwickeln 2. Das gesamte Digital Home versorgen: Attraktive Bündel anbieten 3. Den Verbraucher überzeugen: Marketing- und Vertriebsfähigkeiten ausbauen 4. Verbrauchern nahe bringen, was sie wollen: Einstieg der Kunden in die digitale Technik aktiv fördern 5. Größe zählt: Kritische Größe auf nationaler Ebene aufbauen 6. Zusammenarbeit ist angesagt: Neue Geschäftsmodelle und Partnerschaften für herausragende digitale Dienste entwickeln Regulierungsbehörden sind gefordert, Chancengleichheit und Investitionssicherheit für alle Player, die bereit sind, in die Verwirklichung des Digital Home zu investieren, sicherzustellen. Sobald dies garantiert ist und die Marktteilnehmer diese Chance nutzen, wird Europa auf dem Weg in das digitale Zeitalter ein sehr aufregendes Jahrzehnt erleben. II. ENTWICKLUNG DES DIGITAL HOME 2010 IN EUROPA 1. Vision der Zukunft: das Digital Home 2010 Digitalisierung und Konvergenz sind keine Modewörter mehr, sondern zur wirtschaftlichen Realität geworden: Die Kommunikations- und Medienbranchen erleben weiterhin schnelle technologische Innovationen bei digitalen Diensten, digitalen Distributionsnetzen und Endgeräten. Die TV-Distributionstechnologie wird zunehmend von analog auf digital umgestellt. Anbieter führen mehr und mehr Dienste ein und dehnen somit ihre traditionelle Produktpalette in die Domänen verschiedener Konkurrenten aus. Alle diese Entwicklungen unterstützen einen fundamentalen Trend: die digitale KonDie digitale Konvergenz von vergenz von UnterhalTV-, Breitband- und Telefonietung, Kommunikation infrastrukturen ist die Grundund Computertechnik – lage für die Entwicklung des eine neue Markt-KonDigital Home 2010 stellation, die wir das „Digital Home“ nennen. Die Konvergenz wird hauptsächlich zu einer Erhöhung des Infrastrukturwettbewerbs führen, indem sie den Markteintritt mehrerer Distributionsplattformen in die Bereitstellung von Digital-TV-, Breitband- und Telefoniediensten ermöglicht. Diese Dienste, die zuvor als eigenständige Angebote über verschiedene Distributionsnetze geliefert wurden, erreichen die zunehmend digitalen Haushalte in Europa in Form von Multiplay-Paketen und werden über eine inte- grierte Hochgeschwindigkeits-Distributionsinfrastruktur (Schaubild 1) geliefert. Verbraucher werden daher die Wahl zwischen verschiedenen Distributionsplattformen wie Kabel-, Telekommunikations-, Satelliten- oder terrestrischen Infrastrukturen haben, die alle ein Portfolio vergleichbarer Unterhaltungs-, Kommunikations- und Informationsdienste anbieten und damit in die früheren Kernmärkte der anderen Anbieter eindringen. Das, wovon die Industrie die letzten 10 Jahre gesprochen hat, wird jetzt endlich Marktrealität. Verbraucher in Belgien können bereits aus einem kompletten TV-, Breitband- und Telefoniepaket (Triple Play) ihres Kabelnetzbetreibers (z.B. Telenet) oder vom führenden Telekommunikationsanbieter Belgacom wählen. Gleichermaßen können französische Konsumenten Triple-Play-Angebote wahlweise von Kabelnetzbetreibern (z.B. UPC Noos) oder France Télécom abonnieren. Um die neuen digitalen Dienste wie interaktives TV, VoD oder interaktive Spiele in das Zuhause zu bringen, sind starke digitalisierte Distributionsinfrastrukturen erforderlich. Die Versorgung von Millionen von Haushalten mit konvergierenden Diensten erfordert enorme Investitionen, sei es für die Modernisierung existierender oder für den Aufbau neuer Infrastrukturen. Um diese Investitionen zu verzinsen, müssen sich Netzbetreiber sehr stark für die Vermarktung ihrer Angebote einsetzen und schnell hohe Verbreitungsraten erzielen. Dieser Push der Anbieter ist für die Erschließung des Massenmarktes wichtig. Schaubild 1: Konvergenz des Digital Home Heute: Silos im Haushalt DTH Fernsehen Morgen: Triple-Play-Dienste für das Digital Home Terrestrisch Kabel Digital Home Fernsehen BreitbandInternet Kabel, DSL, DTH, DTT Telefonie Quellen: Forrester Research, Booz Allen Analyse Triple Play Telefonie BreitbandInternet Fernsehen Seite 7 Das schnelle Erreichen einer ausreichenden Größe, um Multiplay-Dienste über modernste Distributionsplattformen so vielen Abonnenten wie möglich anzubieten, ist die einzig machbare Strategie in dieser fixkostenorientierten Infrastrukturbranche. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass ein großer Teil der Gesamtkostenbasis im Grunde genommen gleich bleibt, unabhängig von der Zahl der Kunden. Angesichts der riesigen Investitionen in Infrastruktur und Inhalte, die bereits von vielen etablierten Akteuren und neuen Markteinsteigern getätigt werden, ist die Konvergenz zum Digital Home ein unumkehrbarer Trend. Content spiegelt die Fragmentierung des Publikums wider. Die Reichweite und Vielfalt von Premium-Inhalten wird ebenfalls bedeutend zunehmen. Zuschauer werden in der Lage sein, bewusstere Entscheidungen über das, was sie ansehen wollen, zu treffen. Um diese fragmentierten Kundenvorlieben zu erfüllen, werden die Investitionen in Programminhalte steigen. Gleichzeitig werden mit der Einführung größerer Interaktivität über modernste Netze innovative Dienste verfügbar. Fortschrittlichere digitale Dienste geben die Kontrolle von Medien zunehmend direkt in die Hände von Verbrauchern – Die Entwicklung des Digital Home Die potenziellen Verbrauchervorder Kunde kann auf das, was er will, bringt Verbrauchern erhebliche teile bei der Entwicklung des Digiwann er will zugreifen. Technologien wie Vorteile tal Home in Europa sind bedeuIPG, PVR, VoD schaffen hierfür die Voraustend. Verbraucher können aus setzung. Ferner ist zu erwarten, dass mehreren modernen interaktiven digitale Haushalte Zugang zu verbesDistributionsplattformen, die alle gleichermaßen gut ausserter Bild- und Klangqualität auch für traditionell ausgegerüstet sind, ihren Komplettanbieter für die Bereitstellung strahlte Unterhaltungsangebote erhalten (z.B. HDTV und von Triple-Play-Diensten auswählen. Jede DistributionsAudio), sobald ausreichend Bandbreite verfügbar wird. plattform wird eine Vielzahl der gegenwärtig verfügbaren Abonnenten von digitalen Diensten in den USA verfükostenlosen Programme mit einem bedeutenden Anteil gen bereits heute über diese Optionen (Schaubild 3) – an europäischen, nationalen und lokalen Inhalten in den und machen davon ausgiebigen Gebrauch. Verbraucher Bereichen Unterhaltung, Kultur und Bildung liefern. In den werden letztendlich auch kontrollieren, auf welchem letzten Jahren hat die Digitalisierung bereits zu einem Gerät sie die Inhalte ihrer Wahl in ihren eigenen vier bedeutenden Anstieg bei der Einführung neuer Kanäle Wänden abrufen und genießen. Digitale Haushalte werden geführt. Seit 2003 wurden in Europa jährlich mehr als zusätzlich Zugang zu weiteren interaktiven Diensten er200 neue Kanäle eingeführt (Schaubild 2). Diese Entwickhalten, auch über audiovisuelle Dienste hinaus. Digitale lung verspricht das Aufkommen von mehr NischeninhalTelefoniedienste (VoIP) werden zum Alltag gehören, wie ten, wodurch Kulturvielfalt gefördert wird (z.B. Inhalte in auch die Auswahl aus verschiedenen ZugangsgeschwinSondersprachen oder für Minderheiten). Dieser spezielle digkeitsstufen beim Breitband-Internet (symmetrisch Schaubild 2: Entwicklung europäischer Fernsehkanäle (1995-2005) Anzahl Kanäle 1.800 1.600 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 0 1995 1996 1997 Vorhandene TV-Kanäle Quelle: Screen Digest Seite 8 1998 1999 Neueinführungen 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Schaubild 3: Digitale TV-Dienste in den USA (Beispiele) EPG elektronischer Programmführer Mini-Guide Informationen beim Fernsehen Beispiel Comcast Digitales Kino kostenpflichtige Spielfilme und andere Programme in HDTV (8-15 Kanäle) Kostenpflichtige und kostenlose On-Demand-Pakete Spezielle Spielfilmkanäle Interaktiver Gateway E-Mail Wetter Spiele Unterhaltung mit Breitband-Internetzugriff mit 6 MBit/s Geschwindigkeit Digital TV mit mehr als 150 Kanälen Fremdsprachige Programmpakete z.B. Latino, Chinesisch Quellen: comcast.com, Booz Allen Analyse oder asymmetrisch), zugeschnitten auf die besonderen Bedürfnisse der Verbraucher. Schließlich wird die Entwicklung zum Digital Home helfen, den so genannten „Digital Divide“ zu verhindern. Jedes Digital Home erhält einen interaktiven Zugang zu Inhalten und Diensten von öffentlichem Interesse (z.B. lokale Regierungsdienste, medizinische Dienste, Regierungs- und Parlamentskanäle) und die Option zur Interaktion mit öffentlichen Behörden/Verwaltungen sowie die proaktive Teilnahme an einer demokratischen Gesellschaft (z.B. durch e-Wahl). In Italien können Verbraucher bereits über ihr Fernsehgerät auf lokale Informationen zugreifen. Nützliche Telefonnummern und Öffnungszeiten von Regierungsbehörden werden genauso angezeigt wie die Stellenangebote des lokalen Job Centers. mal ein attraktives Angebot zur Verfügung. Im Musikbereich brachte Apple mit iPod und iTunes attraktive Angebote auf den Markt und änderte damit die Musikbranche fast über Nacht. Die Zahl der Gesamtdownloads liegt bisher bei über 500 Millionen Songs. Apple verwandelte digitale Musikdownloads in einen erstaunlichen kommerziellen Erfolg. Im zweiten Quartal 2005 realisierte das Unternehmen mit dem iPod Einnahmen von 1,2 Mrd. US-Dollar – mehr als ein Drittel der Gesamteinnahmen von Apple. Im Oktober 2005 präsentierte Apple den Video-iPod, der die (mobile) digitale Videoindustrie auf ähnliche Weise umwälzen könnte. Verbraucher verstehen die Vorteile digitaler Dienste und sind an ihnen interessiert. Allerdings zeigen sie wesentlich mehr Interesse an digitalen Diensten und Funktionen, nachdem sie Gelegenheit hatten, diese zu erleben (Schau2. Hohe Akzeptanzraten zu erwarten: Verbraucher bild 5). Die Industrie muss sich der passiven Art der Versteigen in die neue Technik ein brauchernachfrage bewusst sein, proaktiv neue digitale Dienste mit niedrigen Eintrittsschranken für Verbraucher Trotz einer gewissen Trägheit der Verbraucher zeigen anbieten und diese Dienste dann aktiv vermarkten. Ein Ausgabentrends an, dass eurogutes Beispiel für die Verbraucherreakpäische Konsumenten in neue tion ist „TiVo“, der PVR-Dienst in den Verbraucher sind bereit, sich an Technologien investieren, die ihr USA: Zunächst hatte es das Unternehneue Geräte für interaktive Dienste Fernseherlebnis verbessern, wie men schwer, Kunden vom Mehrwert des oder erweiterten Medienkonsum Widescreen-LCD- und PlasmaDienstes zu überzeugen. Doch als man anzupassen – und sie sind bereit, Fernsehgeräte (Schaubild 4). Das dazu überging, den Dienst während der dafür zu zahlen Verbraucherinteresse für digitale ersten Testmonate gebührenfrei anzubieDienste ist hoch – steht erst einten, stellte sich heraus, dass das Abon- Seite 9 das Kinoerlebnis in die eigenen vier Wände. Die Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland, die in HDTV ausgestrahlt wird, führt voraussichtlich zu einer erheblichen Steigerung des Verbraucherinteresses an diesem Dienst. Japan und die USA sind bei HDTV derzeit führend. Bereits Ende 2004 stand HDTV in mehr als 90 Prozent aller US-Haushalte zur Verfügung. Schaubild 4: EU-Verbraucherakzeptanz von TV-Geräten der „nächsten Generation“ Erfolg von Widescreen-LCD- und Plasma-TV-Geräten (Westeuropa) Einheiten (000) CAGR 83 % 3.000 2.000 CAGR 88 % 1.000 LCD Plasmafernseher 0 2003 2004 2005e Quellen: IDC 2004, Booz Allen Analyse nement selten gekündigt wurde. Inzwischen finden 93 Prozent der TiVo-Kunden den Dienst fantastisch und dabei schätzen sie besonders die überlegene TiVo-Benutzeroberfläche, die das Produkt so benutzerfreundlich macht. High-Definition-TV (HDTV) liefert den Verbrauchern Bilder in Kinoqualität und Klang in CD-Qualität – und bringt damit On-Demand-Dienste werden die Akzeptanz und Nutzung von Digital-TV weiter vorantreiben. Die Vorteile von VoD sind für Verbraucher einfach zu verstehen, Neue TV-Dienste: da VoD den existierenVerbraucher schätzen sie, den Video/DVD-Verdoch man muss es erst leihdiensten nahe erlebt haben … kommt – nur verbunden mit größerer Bequemlichkeit. Daher gilt VoD als einer der ersten interaktiven Dienste mit echtem Massenmarktappeal. In den USA bietet Industrieführer Comcast eine umfangreiche Bibliothek mit kostenpflichtigen und kostenlosen On-Demand-Inhalten. Von allen Comcast-VoD-fähigen Haushalten sind mehr als 65 Prozent aktive Nutzer, und neue Comcast-VoD-Kunden bestellen durchschnittlich 23 Videos pro Monat. 3. Handlungsbedarf: Europa hinkt den USA und Asien hinterher Obwohl Europa ganz klar in Richtung Digital Home geht, Schaubild 5: Verbrauchereinschätzung neuer digitaler und interaktiver Dienste Sehr attraktiv B Eexis pie am l NNieede ple therlrlaannde ds 9 8 Überlegene Bildqualität 7 R Attraktivität 6 PV 5 EPG SVoD 4 3 2 1 Sehr unattraktiv 0 0% Nur analoge Benutzer 10% 20% Digital-TV-Benutzer Quellen: SKIM Research 2004, Booz Allen Analyse Seite 10 30% 40% 50% Kenntnis 60% 70% 80% 90% 100% zeigt ein internationaler Marktvergleich, dass andere Regionen im Hinblick auf Verbreitungsraten und Dienstverfügbarkeit weit voraus sind. Viele europäische Länder hinken den USA bei der Verbreitungsrate von Digital-TV stark hinterher (Schaubild 6). Europas durchschnittliche Verbreitungsrate von etwa 20 Prozent beim digitalen Fernsehen schneidet schlecht ab im Vergleich zu den USA, in denen die Hälfte aller Haushalte Digital-TV-Dienste abonnieren. Der US-Markt ist nicht nur größer, er wächst auch schneller. Während in den USA bei der Entwicklung digitaler Dienste und Inhalte ein starkes Wachstum besteht, werden erweiterte Dienste wie elektronischer Programmführer (EPG), VoD und PVR auf den meisten europäischen Märkten gerade erst eingeführt. Bei Breitbanddiensten liegt Europa weit hinter Asien. Mit knapp 24 Prozent durchschnittlicher Verbreitungsrate rangiert Europa zwar knapp hinter den USA, aber weit hinter führenden Ländern Asiens wie Japan, Taiwan, Hongkong und vor allem Europa liegt bei DigitalKorea. TV-Durchdringung weit hinter den USA und bei Mit einer MarktdurchBreitbanddiensten hinter dringung von fast 80 ProAsien zurück zent bildet Korea ein gutes Beispiel dafür, wie Breitband die Gesellschaft positiv beeinflussen kann. Dort macht Online-Shopping fast 12 Prozent aller Einzelhandelsverkäufe aus. Betreiber wie Korea Telecom reagieren auf das fast erreichte Penetrationslimit und zielen nun darauf ab, ein „Breitband-Kommunikationsdienstleister“ zu werden. Sie bieten Breitband-Kommunikationsdienste mit hoher Geschwindigkeit und hoher Qualität sowie Dateitransfer, Videodienste und Peer-zu-Peer-Kommunikation an. Koreas Regierung Korea veranschaulicht die übernimmt die VorVorteile der Digital-Homereiterrolle, um ETechnologien: Breitband ist Business zu stimuKatalysator für Bildung, lieren. Schon frühInnovation, Wirtschaftsund zeitig setzte die Beschäftigungswachstum Regierung einen öffentlichen Beschaffungsdienst auf E-Commerce-Basis ein. Mehr als 80 Prozent aller Einkäufe im öffentlichen Sektor wurden 2001 online ausgeführt. Die Nutzung von E-Commerce führte zu einem „Spillover-Effekt“ auf die Geschäftswelt. Unternehmen bieten online für Regierungsaufträge, aber die Regierung nutzt auch B2B-Sites, um Waren und Dienstleistungen zu beschaffen. Diese Beispiele aus einer moderneren Breitbandwirtschaft unterstreichen die Bedeutung von Breitband als Schaubild 6: Digital-TV- und Breitband-Marktdurchdringung 2004 Digital-TV-Durchdringung 2004 – Reifekurve – 100% Digital-TV-Durchdringung (% der TV-Haushalte) Breitbanddurchdringung 2004 – Reifekurve – 100% Tschechische Republik 2,1% Ungarn 4,0% Griechenland 5,2% 80% Niederlande 5,8% Österreich 7,0% Polen 7,4% Belgien 9,5% Deutschland 11,4% 60% Japan 13,7% Schweiz 14,7% Portugal 15,2% Spanien 17,1% Italien 18,3% 40% Dänemark 19,2% Frankreich 21,5% Finnland 26,6% Hongkong 32,0% Neuseeland: 36,0% Malaysia 36,0% Schweden 37,8% Kanada: 42,0% Irland1) 45,3% USA 47,0% GB1) 57,2% 20% Breitbanddurchdringung (% der Haushalte) Portugal 25,6% Schweden 25,8% 80% China 4,0% Tschechische Republik 4,1% Frankreich 26,5% USA 27,4% Malaysia 4,6% Dänemark 34,9% Polen 6,9% Belgien 37,1% Ungarn 9,6% 60% Irland 9,8% Slowenien 16,3% Deutschland 19,1% UK 23,1% Spanien 23,9% Österreich 24,1% 40% 20% 0% Korea 79,2% Schweiz 41,4% Niederlande 44,3% Singapur 42,2% Japan 43,0% Taiwan 56,1% Hongkong 65,5% 0% aufstrebend wachsend reif aufstrebend Digital-TV-Entwicklungsstufen Europäische Länder wachsend reif Breitband-Entwicklungsstufen Nichteuropäische Länder (1) Digitalisierung hauptsächlich durch DTH in GB und Irland vorangetrieben Quellen: Informa 2004, ADL Broadband Update 2005, Forrester European Residential Broadband Forecast 2005, Screen Digest 2005, JP Morgan 2005, Booz Allen Analyse Seite 11 Katalysator für Bildung, Innovation, Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum. Rund um die BreitbandZugangsanbieter entsteht ein ganzes Ökosystem von Unternehmen, die aus der Breitband-Infrastruktur Kapital schlagen. Ein Umfeld, das zu Wirtschaftswachstum und neuen Beschäftigungsmöglichkeiten führt. Anfänglich wurde das Digital-TV-Wachstum durch größere Sendervielfalt und verbesserte Bild- und Tonqualität getrieben, die Konsumenten erlaubte, von ihren privaten Investitionen in Widescreen-Fernsehgeräte und verbesserte Home-Entertainment-Systeme zu profitieren. Die Zahl der digitalen Kanäle stieg erheblich, vor allem aufgrund der Konsolidierung in der Kabelindustrie nach 1996. Die Investitionen der Kabelindustrie führten zu einer zunehmenden Zahl von Kabel-TV-Sendern, also Sendeanbieter, die ausschließlich für Kabelbetreiber produzieren. Nach Angaben der National Cable and Telecommunications Association (NCTA) und der U.S. Federal Communications Commission (FCC) ist die Zahl nationaler Kabelsender, die Inhalte für Kabelbetreiber liefern, von 145 im Jahr 1996 auf 390 bis Ende 2004 geklettert – Die zweite Wachstumswelle – im Anschluss an Qualitätsverbesserung und Erweiterung des Kanalangebots – wird durch den Erfolg der PVR-Funktionalität und von VoDDiensten angetrieben. (SchauDie USA haben die Vorteile und bild 7). Beide Verbraucherakzeptanz erweiterter Technologien geDigital-TV-Dienste unter Beweis ben Verbrauchern gestellt: Mehr Verbraucherwahlmehr Kontrolle freiheit, mehr Verbraucherüber das, was sie kontrolle, höherer Unterhaltungswollen, wann sie wert und Industriewachstum – es wollen. ZusätzDigital-TV wird zu einem wichtigen lich bieten interMittel zur Überbrückung der aktive Dienste digitalen Spaltung der Gesellschaft den Verbrauchern ein lohnenderes Seherlebnis mit einer aktiven Teilnahme (Schaubild 3). Andere interaktive Dienste helfen effektiv, die digitale Spaltung zu überwinden, weil sie auf dem TV-Bildschirm, statt auf dem PC angeboten werden. So bietet Cablevision, ein Kabelbetreiber mit starker Präsenz in New York, interaktive Schaubild 7: Nutzung von PVR und VoD in den USA im Vergleich zu Europa 17,9% PVR-Verbreitung in % der Haushalte VoD-Verbreitung in % der Haushalte 13,0% 11,3% 6,5% 6,0% 3,8% 0,0% 1,0% 2001 Europa 0,2% 2005 USA Quellen: EMEA 2004, Kagan Research 2005, Screen Digest 2005, Booz Allen Analyse eine Steigerung von 269 Prozent in 8 Jahren (Schaubild 8). Dabei sind die Programminhalte mit den Jahren immer vielfältiger geworden. So wurde das Angebot um zahlreiche Optionen für Minderheiten erweitert, darunter „Black Family Channel“, „Black Starz!“ oder „Discovery en Espanol“. Auch lokale und regionale Inhalte haben in den vergangenen 19 Jahren stark zugenommen. 25 staatliche Public-Affairs-Netze und 30 regionale Kabelsender bieten jetzt eine detaillierte Berichterstattung zu lokalen, regionalen und bundesstaatlichen Themen sowie öffentlichen Angelegenheiten. Seite 12 0,3% 2001 Europa 2002 1,0% 2003 1,7% 2004 USA Quellen: EMEA 2004, Kagan Research 2005, Screen Digest 2005, Booz Allen Analyse Dienste über seine Digitalplattform Interactive Optimum (iO) an, darunter „Metro Weather Interactive“ mit lokalisierten Wettervorhersagen, „Metro Traffic Interactive“, ein Staumeldedienst, der Live-Aufnahmen blockierter Straßen ausstrahlt sowie das „iO Dashboard“, das Benutzern Zugriff auf Nachrichten, Sport, Wetter und Horoskope ermöglicht. Die Wettbewerbsgrundlage verlagert sich daher von der Anzahl der Kanäle zu Umfang und Qualität fortschrittlicher digitaler Dienste und damit zu mehr Interaktivität. Schaubild 8: Entwicklung der Fernsehkanäle der nationalen US-Kabelnetze1) (1996-2004) Anzahl der Kabelnetze 400 350 300 250 200 150 100 50 0 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 (1) Kabelnetze sind Programminhaltsdienste, die Informations- oder Unterhaltungspakete per Satellit in lokale Kabelfernsehsysteme einspeisen. Die Kabelsysteme verbreiten die Netzwerkprogramme dann über Leitungen weiter an individuelle Haushalte in ihren lokalen Franchise-Gebieten Quellen: FCC, NCTA Führende Digital-TV-Länder wie Großbritannien haben eine starke Kultur des Bezahlfernsehens entwickelt, die schnelles Wachstum neuer Inhalte ermöglicht. Die Analyse der Programmausgaben großer britischer Fernsehsender während der Anfänge der Digitalisierung unterstreicht diesen Trend ganz klar, da sich die Ausgaben für Originalprogramminhalte zwischen 1998 und 2003 verdoppelt haben (Schaubild 9). Deshalb hat Großbritannien etwa viermal so viele PayTV-Kanäle wie Deutschland, wo die digitale Verbreitungsrate nur knapp über 10 Prozent liegt (Schaubild 10). Wie in Schaubild 10 illustriert, ist die Zahl der Pay-TVKanäle eng mit der Digital-TV-Durchdringung eines Landes verknüpft und bildet damit einen positiven Kreislauf: Attraktive Pay-TV-Inhalte ziehen Zuschauer an und treiben den digitalen Durchbruch Vereinzelte Erfolge in Europa voran, während eine zeigen, dass europäische hohe digitale DurchVerbraucher interaktive dringung die finanPC- und TV-Dienste schnell zielle Attraktivität für annehmen – wenn die „Value Inhalteanbieter erProposition“ attraktiv ist und höht, mehr Kanäle zu gut vermittelt wird entwickeln. Die hohen Verbreitungsraten im Digitalfernsehen in Großbritannien und Irland haben ihre Ursache hauptsächlich im Erfolg des satellitenbasierten BSkyB, der mit 7,3 Millionen Abonnenten zur größten Digital-TV-Plattform Großbritanniens geworden ist. BSkyB besitzt und betreibt 22 Kanäle, die sich auf kostenpflichtige Unterhaltung (z.B. Sky Movies) und Sport (Sky Sports) konzentrieren. Um weiteres Wachstum zu fördern, hat das Unternehmen Freeview auf den Markt gebracht, ein Joint Venture mit der British Broadcasting Corporation (BBC), das Kunden Zugang zu digitalen Kanälen bietet, ohne eine monatliche Gebühr zu verlangen. Die Strategie ist, dass FreeviewKunden auf Sky aufrüsten können, um eine noch breiter gefächerte Auswahl an TV-Kanälen zu empfangen. Das Unternehmen führte ebenfalls Sky+ ein, einen PVR, mit dem Kunden Fernsehsendungen digital auf eine integrierte Festplatte aufnehmen können. Diese Strategien sind mit ein Grund dafür, dass nun 57 Prozent der britischen Haushalte über Digitalfernsehen verfügen (Schaubild 6). Der Erfolg von BSkyB baut auf drei Schlüsselfaktoren auf, die allen Akteuren beim Übergang zu digitalen Diensten wertvolle Einsichten geben. Erstens hat BSkyB von Anfang an starken Wert auf Programme mit hoher Qualität gelegt. BSkyB bietet eine breite Vielfalt hochwertiger Kanäle, darunter auch Sender mit Premium-Inhalten Seite 13 (vor allem Sport und Spielfilme). Besonders angesichts der eingeschränkten Programmauswahl von frei empfangbaren TV-Kanälen in Großbritannien konnte BSkyB ein sehr attraktives und differenziertes Angebot etablieren. In europäischen Ländern mit vielen analogen Free-TVSendern finden es Betreiber gewöhnlich schwieriger, das digitale Angebot zu differenzieren und den hohen Wert gegenüber dem aktuellen analogen Angebot herauszustellen. Wie jedoch in den USA zu sehen ist, hindert eine große Zahl von analogen Kanälen Digital-TV nicht unbedingt daran, zu einem Massenmarkterfolg zu werden. Zweitens verfügt BSkyB über ein attraktives Geschäftsmodell für Bezahlprogramme. Abonnenten digitaler Basispakete empfangen nur ein einfaches Programmbouquet und haben die Möglichkeit, ihr Paket „à la carte“ zu erweitern – entsprechend ihren Anforderungen und ihrem verfügbaren Budget. Von gleicher Bedeutung ist die Attraktivität des BSkyB-Modells für andere Inhalteanbieter. Bei Nutzung der satellitenbasierten Plattform von BSkyB erhalten Inhalteanbieter einen fairen Anteil der Einnahmen und werden mit langfristigen Verträgen und damit Stabilität belohnt. Drittens hat BSkyB die Bedeutung ausgezeichneter Vertriebs- und Marketingfähigkeiten aufgezeigt. BSkyB ist es gelungen, eine starke Marke mit hoher Qualität in Übereinstimmung mit den PremiumContent-Angeboten zu entwickeln. Zusammenfassend lässt sich zur Infrastrukturdiskussion folgendes sagen: Es ist wichtig, dass sich Industrie und Regulierungsbehörden nicht ausschließlich auf Breitband als die einzige verfügbare digitale Infrastruktur konzentrieren. Der Verbraucherbedarf an Unterhaltung, Informationen und interaktiven Diensten kann sowohl Schaubild 9: Entwicklung von Originalprogrammen, angetrieben durch Digitalisierung (in Mio. Pfund, Beispiel GB) 4.305 Beispiel GB 1.560 Andere digitale Kanäle +97% 48 118 436 Digitale BBC-Kanäle 153 Five Channel 4 817 ITV 1 356 BBC 2 665 774 BBC 1 1998 2003 209 2.185 380 691 331 Analoge Programminhalte Digitale Programminhalte Quelle: Booz Allen Analyse durch Breitband als auch durch Digital-TV erfüllt werden. In weiter fortgeschrittenen Ländern wie Großbritannien hat Digital-TV bereits begonnen, Breitband im Hinblick auf die Verbreitung zu überflügeln. Es ist davon auszugehen, dass dem Großteil der Bevölkerung digitale Dienste per Digital-TV zur Verfügung gestellt werden. Schaubild 10: Spezielle Pay-TV-Kanäle im Vergleich zu digitaler Durchdringung (ausgewählte europäische Länder) Digitale Durchdringung in % Anzahl Kanäle 450 60 400 50 350 300 40 250 30 200 150 20 100 10 50 0 0 GB Anzahl Kanäle Quelle: Screen Digest Seite 14 Frankreich Digitale Durchdringung Italien Spanien Deutschland III. NEUE WETTBEWERBSLANDSCHAFT IM DIGITAL-HOME-MARKT 1. Konvergenz der Industrie: eine wirtschaftliche Realität In vielen europäischen Ländern haben Kabelnetzbetreiber ihren traditionellen TV-Markt verlassen und ihr Dienstangebot zunächst um breitbandigen Internetzugang, danach um Telefonie erweitert. Für Kabelnetzbetreiber war dieser Schritt zu Breitband und Telefonie ein Weg, ihre Marktanteile zu steigern – und ihren Kunden zusätzliche Dienste anzubieten. Besonders auf Märkten mit starkem Infrastrukturwettbewerb konnten Kabelnetzbetreiber die Breitbandakzeptanz erfolgreich vorantreiben (Schaubild 11). Daher weisen Länder mit einem hohen Anteil an BreitViele Kabelnetzbetreiber in ganz bandzugang über Europa haben Breitband- und Kabel auch insgeTelefoniedienste erfolgreich samt hohe Breiteingeführt – ausgewogener bandverbreitungsInfrastrukturwettbewerb hat raten auf nationaInnovation und den Grad der ler Ebene auf. Dienstenutzung vorangetrieben „Kabelfreundliche“ Länder wie die Niederlande, Belgien oder die Schweiz haben in Europa mit Verbreitungsraten von über 37 Prozent eine deutliche Führungsposition bei Breitband inne. Schaubild 11: Breitband- und Kabel-Breitband-Anteile (Europa 2004) Breitbanddurchdringung (in % der Gesamthaushalte) 50 NL CH 40 B DK FIN 30 F E S 20 AT UK LUX EE D Sl 10 HU IRE PL 0 0 10 20 30 40 Kabel-Breitbanddurchdringung (in % der Gesamtbreitbandhaushalte) Quellen: Screen Digest 2005, Booz Allen Analyse 50 Dagegen hat die Konzentration auf dienstbasierten Breitbandwettbewerb (z.B. Entbündelung der so genannten „letzten Meile“) in Deutschland und Frankreich zu durchschnittlichen Verbreitungsraten von nur 19 bzw. 27 Prozent geführt. Die Rolle der Kabelnetzbetreiber als treibender Motor für die Akzeptanz der Dienste wird noch deutlicher, wenn man Zugangsgeschwindigkeiten und durchschnittliche Preise vergleicht (Schaubild 12). Das Angebot der Kabelnetzbetreiber ist generell attraktiver für Verbraucher: In Ländern mit starker Kabelpräsenz ist der Breitbandzugang im Vergleich mit Incumbents schneller (mehr als die doppelte Zugangsgeschwindigkeit) und gleichzeitig preiswerter. Die Telekommunikationsanbieter holen jedoch schnell auf, da sie in Netzmodernisierung investieren und mit ihren TV-über-DSL-Diensten aggressiv in die Welt des Digital-TVs einsteigen (Schaubild 13). Ein Beispiel dafür ist France Télécom mit seinem TV-über-DSL-Angebot namens „MaLigne“. France Télécom investierte kürzlich 50 Mio. Euro in einen 3-jährigen Fußball-Exklusivvertrag für das Festnetz mit Canal+ Incumbents reagieren und bieten (Schaubild 26). TV- und Video-Dienste an Telekommunikationsbetreiber investieren ebenfalls in Netzmodernisierungen, das zeigen beispielsweise die 300 Mio. Euro, die Belgacom bis 2007 in den geplanten Ausbau von digitalen Subscriber Lines mit sehr hohen Geschwindigkeiten (VDSL) steckt. Der Schritt zu TV und Video ist für ehemalige Monopolanbieter vorwiegend ein defensiver Zug, um ihren Festnetzkundenstamm zu schützen (Schaubild 14). In den vergangenen Jahren gefährdeten nicht nur attraktive Alternativangebote von Kabelnetzbetreibern ihre Kundenbasis, sondern auch Produkte von Anbietern im Bereich der entbündelten Teilnehmeranschlussleitungen sowie Mobilfunkbetreibern. Da der TV-Distributionsmarkt mit rund 21 Mrd. Euro im Vergleich zum Festnetztelefoniemarkt von etwa 90 Mrd. Euro in Europa relativ klein ist, sind für ehemalige Monopolisten keine großen Einnahmesteigerungen durch den Einstieg in den Fernsehmarkt zu erwarten. France Télécom führte zum Beispiel im Dezember 2003 sein „MaLigne TV“-Angebot ein, um auf den Verlust von Breitbandmarktanteilen und fallende Wholesale-Preise zu reagieren. Die Zahl der Kunden stieg schnell auf 100.000 Abonnenten im ersten Quartal 2005 an. Rasche geografische Ausdehnung auf die großen französischen Seite 15 Schaubild 12: Vergleich von Breitbandangeboten – Kabel zu Telco (Flatrates für unbegrenzten Zugang, Sep. 05) GB CH B NL AT 20,4 Max. DownloadGeschwindigkeit (MBit/s) 10,0 2,0 6,0 4,0 2,4 12,3 8,0 4,0 2,0 32,37 26,80 26,70 20,70 18,57 13,73 Preis pro Monat pro MBit/s (€) 9,99 5,99 7,24 3,90 Quellen: Unternehmensinformationen, Booz Allen Analyse Schaubild 13: TV-Angebote von ehemaligen Monopolanbietern (Beispiele) Betreiber Preise und Pakete MaLigne TV-Basispaket für 16 Euro (umfasst eine Reihe von VoD-Filmen und spezielle TV-Sendungen) Kommerzielle Markteinführung von TVoDSLDiensten Ende 2003, bedeutender Rollout „TPS Panoramic” für 35 Euro (exklusive Fußballübertragungen, Spielfilm-kanäle, Musiksendungen, alle französischen und viele internationale Sender) Umfangreiche VoD-Bibliothek (A-la-carte-Modell) BTiPlayer plus Freeview für 126 Euro Angebot umfasst EPG und Interaktivitätsfunktionen wie Anrufbeantworter, SMS und E-Mail über TV Sky+ Box plus Sky TV für 125 Euro (inklusive Sky+ Programmpaket, PVR, Anhalten von Live-TV und Sofort-Wiederholung) TV - und VoD over ADSL: „Classic+“-Paket für 9,95 Euro pro Monat Fußballpaket für 15-25 Euro pro Monat Fußball-PPV (Samstagabendspiele) für 8 Euro pro Spiel VoD von 2-6 Euro pro Programm und 24 Stunden Bieten derzeit ein VoD-Angebot an Filme für 0,95-4,95 Euro pro Spielfilm und Ausstrahlung Quellen: Firmenwebsites, Communications Week International, Booz Allen Analyse Seite 16 Anmerkungen Sky-Angebot schließt PVR ein Angebot schließt PVR ein Interaktive Dienste umfassen Abstimmungen, E-Commerce, Informationsdienste, E-Mail und SMS über TV Ermöglicht VoD, zusätzliche TV-Programme, Web-Mail-Dienste Voraussichtlich in 4Q05: EPG, Triple Play, Interaktivität (E-Mails über TV, Informationen am TV) Schaubild 14: Triple-Play-Motivation für Telco-Betreiber BreitbandInternet Telefonie Kundenbeziehung verteidigen TV Preisnachlässe für mehrere Dienste anbieten Attraktivität von Diensten für Breitband-Internet erhöhen Programmpakete/gebündelte Angebote Ziel: Zum einzigen Anbieter für Kommunikationsdienste für das Digital Home werden Quelle: Booz Allen Analyse Städte gibt dem TV-Dienst eine potenzielle Reichweite von 8,5 Millionen Haushalten (33 Prozent), die laut Erwartungen bis Ende des Jahres 2005 auf 10 Millionen Haushalte angewachsen sein wird. Zur gleichen Zeit erweitern alternative Telekommunikationsanbieter ihre Angebotspalette. Fastweb, Italiens zweitgrößter Festnetzbetreiber, war Alternative Telekommunikationsdort der Vorreiter dienstleister nutzen zunehmend für Fernsehen Triple-Play-Angebote, um sich vom über BreitbandWettbewerb zu differenzieren verbindungen. Er führte bereits 2001 erste VoD-Dienste ein, im Sommer 2003 folgte ein vollständiges TV-über-DSL-Angebot. Eine starke strategische Ausrichtung auf Unterhaltungsinhalte ist für den Erfolg von Fastweb ausschlaggebend (BroadcastTV, Pay-TV, VoD), da diese die Akzeptanz von zentralen Telekommunikationsprodukten (VoIP, Breitband-Internetzugang) antreiben. Um sich von Telecom Italia zu differenzieren, bietet Fastweb jetzt erfolgreich ein umfangreiches Triple-Play-Unterhaltungsportfolio über sein Glasfasernetz an: 2004 abonnierten 35 Prozent aller privaten Kunden das gebündelte Angebot „Tutto Senza Limiti“, das unbegrenzte Telefonanrufe und Internet umfasst. 10 Prozent der neuen Kunden wählten das Premium-Paket „Fastweb Total“. Geringe PC-Verbreitung (rund 50 Prozent in Italien) hat dem Wachstum dabei keine Grenzen gesetzt: Attraktive TV-Inhalte sind entscheidend, um auch Nicht-PC-Benutzer von dem Angebot zu überzeugen. So verfügen etwa 20 Prozent der Kunden von Fastweb nicht über einen PC. Ähnlich bietet Illiads „Free“ in Frankreich ein Triple-PlayPortfolio für gegenwärtig 29,99 Euro pro Monat an. Am Ende des zweiten Quartals 2005 hatte Free 1,3 Millionen ADSL-Abonnenten, 1,1 Millionen Telefonnutzer, eine Million Triple-Play-Abonnenten mit TV-Basispaket (80 Kanäle) und 130.000 Pay-TV-Abonnenten (bis zu 260 TV-Kanäle). Mit diesen operativen Zahlen ist Illiad die Nummer 1 für TV-über-DSL und Telefon-über-DSL in Europa. 2. Neue Spielregeln: Auswirkung neuer Marktstrukturen Breitbandiger Internetzugang war in diesem neuen konvergenten Raum der erste hart umkämpfte Bereich (Schaubild 15). Im Breitbandbereich konkurrieren Kabelnetzbetreiber und Telekom-Unternehmen um Anteile, indem sie die Zugangsgeschwindigkeiten – zum Vorteil der Verbraucher – kontinuierlich erhöhen. Danach kam die Sprachtelefonie und als Nächstes werden sich die Konkurrenten dem TV/Video-Markt zuwenden. Mehrere Infrastrukturanbieter stehen im Wettbewerb um den zukünftigen TV-Distributionsmarkt. Der Umstieg von analog auf digital wird die Veränderung der TV-Marktstrukturen beschleunigen. Digitalfernsehdienste erfordern eine digitale Set-Top-Box (STB). Dies stellt Verbraucher vor eine neuerliche Kaufentscheidung, die Einstiegschancen Nach Breitband und Telefonie für Wettbewerber ist die TV-Distribution der bietet. Verschiedenächste Schauplatz des neuen ne Arten von neuWettbewerbs en Anbietern nutzen den Wandel Seite 17 Schaubild 15: Wettbewerb im Konvergenzraum (ausgewählte europäische Märkte) Festnetztelefonie BreitbandInternet TV Kabelbetreiber Telcos Telco-Einstieg bei TV Vollständiger Wettbewerb auf Breitband-Markt TV-Marktanteil Frankreich – Einnahmen 2004 € 1,178 Mio. – France Télécom MaLigne TV 1% (geschätzt) Breitband-Marktanteil Österreich – Einnahmen 2004 € 317 Mio. – KabelInternet 49% Beispiele Kabel-Einstieg bei Telefonie Telefoniemarktanteil Belgien – Einnahmen 2004 € 920 Mio. – Kabel Telefonie 12% Telekom Austria DSL 51% Belgacom Festnetz 88% Kabel-TV 99% Hinweis: Die Gesamteinnahmen stellen nicht den Gesamtmarkt dar, sondern nur die Einnahmen der ehemaligen Telekom-Incumbents und der Kabelindustrie Quellen: Screen Digest, Firmenwebsites, Booz Allen Analyse Etablierte Anbieter Incumbents Schaubild 16: Unterschiedliche Anbieter auf dem TVDistributionsmarkt Art des Akteurs Strategische Richtung Kabelbetreiber Kernbereiche verteidigen/erweitern Plattform Incumbents Gute Verbraucherakzeptanz, wenn richtig gemacht Comcast, US Kernbereiche verteidigen/ erweitern Digitaler Satellit (DTH) Guter Erfolg für Free-TV- und Pay-TVDienste in Europa Astra, paneuropäisch Sky, UK Kernbereiche (Telefonie/Internet) verteidigen TVoDSL Erste erfolgreiche Tests France Télécom, F Telefónica, ES Möglichkeit, um mobile Distribution zu erweitern Neueinsteiger New Entrants Einstieg in TriplePlay-Markt Neue Telco-Akteure DTT-Anbieter Quelle: Booz Allen Analyse Seite 18 Beispiele Digitales Kabel Einstieg in TriplePlay-Markt DTH Erste Erfolge Eintritt in TriplePlay-Markt TVoDSL Fibre to the Home (FTTH) Bedeutender Abonnentenanstieg innerhalb des Franchises Fastweb, IT Free, F Neue Geschäftsmöglichkeiten beim Digitalfernsehen erschließen DTT Wechselnder Erfolg – gute Anziehungskraft hauptsächlich auf dem Markt der FreeTV-Kanäle Freeview, UK Digitenne, NL Schaubild 17: Erfolgreiche Beispiele im Bereich Triple Play und gebündelte Angebote Erfolgsbeispiel: gebündeltes Angebot (US) Erfolgsbeispiele: Triple Play (UK) Vorgehensweise Umfassende Bündelungsstrategie Integration/Ausrichtung von Wireline/Wireless-Aktivitäten Partnerschaften mit Yahoo (DSL) und EchoStar (Sat.-TV) Gebündelte Dienste: Telefonie, Anrufmanagementdienste, Wireless-Dienste, Satelliten-TV, DSL – à-la-carte-Vorgehensweise Integrierte Produkte: Kombinierte Wireline/Wireless-Mailbox, Device-based Forwarding, Mehrfachzugriff auf Daten Effekt Starke Nutzerakzeptanz gebündelter Angebote Verbreitung gebündelter Schlüsselprodukte1) 2Q05 bei 66% Starker Absatz gebündelter Angebote mit Wireless-Komponente Erhöhte Einnahmen: Kunden kaufen mehr Dienstleistungen Senkung der Abwanderungsrate: Kunden mit drei Kernprodukten wandern mit einer um 40% geringeren Wahrscheinlichkeit zu anderen Betreibern ab, als Kunden mit nur zwei Kernprodukten Triple-Play-Akzeptanz – %, 1Q04 – 1Q05 – 22% 24% 27% 30% 19% 1Q04 2Q04 3Q04 4Q04 1Q05 Triple-Play-Kunden (on-net) – %, 1Q04 – 1Q05 – 24% 25% 22% SBC-Akzeptanz gebündelter Kernprodukte (%)1) 23% 31% 36% 44% 50% 54% 58% 61% 64% 1Q04 66% Quellen: Unternehmensinformationen, Booz Allen Analyse 1Q05 Kundenverteilung (on-net) – 000’, 1Q04 – 1Q05 – 1Q03 2Q03 3Q03 4Q03 1Q04 2Q04 3Q04 4Q04 1Q05 2Q05 (1) Prozentsatz von Kunden mit handelsüblicher Zugangsleitung plus mind. 1 Kerndienst (Telefonfernverbindungen, DSL, gemeinsam abgerechnetes Cingular Wireless, SBC/DISH Network-Satelliten-TV) 4Q04 2.923 3.008 3P 632 740 2P 1448 1375 1P 843 900 1Q04 1Q05 25% 3P-Abonnenten von analog auf digital, um den TV-Distributionsmarkt Allerdings haben nicht alle Plattformen das gleiche zu betreten (Schaubild 16). Der zukünftige Wettbewerb technische Potenzial, Triple Play anzubieten. Terresin der konvergenten Landschaft wird sich vorwiegend trisches digitales Fernsehen (DTT) hat zwar eine erhebliche auf Triple-Play- oder Multiplay-Angebote konzentrieren. geografische Verbreitung erreicht. Die Plattform weist Verbraucher können aus einer Reihe modernster jedoch auch große Nachteile auf: Sie hat im Vergleich Distributionsplattformen wählen, die sämtlich Komplettzu anderen Technologien eine geringere Videokapaanbieter von Triple-Play-Diensten sind. Auf fortgeschritzität und keine Fähigkeiten, Telefonie oder Breitband zu tenen Märkten sind bereits Erfolge zu beobachten, liefern. Ähnliche Beschränkungen gelten für digitale darunter zum Beispiel das Telewest-Angebot in GroßSatellitenübertragung (DTH), der es ebenfalls an vollbritannien oder das SBC/Bell South/Cingular-Bündel ständiger Triple-Play-Kapazität mangelt und die nur eingein den USA (Schaubild 17). Multiplay-Pakete spielen schränkte Breitband- und Telefoniemöglichkeiten bietet. eine zentrale Rolle im Dienstleistungsangebot von TeleWeiter-hin ist mittelfristig selbst dann eine Modernisiewest. Von seinen aktuellen Kunden abonrung der vorhandenen Sanieren 30 Prozent ein gebündeltes Tripletelliten notwendig, wenn nur Der Wettbewerb wird zunehmend Play-Angebot; und von allen neuen Kunden, begrenzte Breitbandfähigauf gebündelten Angeboten die Telewest akquiriert, abonnieren sogar keiten und erhöhte Bandbasieren, die alle Anforderungen 80 Prozent mehr als einen Dienst. Ähnbreite angeboten werden der Haushalte an TV, Internet und liches gilt auch für NTL in Großbritannien, sollen – mit allen Risiken, Telefonie abdecken – Triple-Playwo 25 Prozent der Abonnenten Triple-Playdie mit dem Einsatz von SaErfolgsgeschichten werden weltKunden sind und mehr als 70 Prozent telliten- und Raumfahrzeugweit zur Realität aller Abonnenten mehr als einen Dienst technologie verknüpft sind. nutzen. Satellitenfernsehanbieter Seite 19 gelangen auf der anderen Seite dafür sehr schnell auf den Markt, genießen niedrige Betriebskosten und entwickelten bereits innovative, differenzierte Videofunktionen wie PVRs oder near-VoD. Andere Plattformanbieter mussten entsprechend auf den frühzeitigen Digitalisierungserfolg von DTH reagieren. Dank der niedrigeren Investitionskosten pro Haushalt gegenüber Kabel und den damit einhergehenden kurzfristigen Renditen gelang es DSL schneller, BreitbandInternet in europäische Haushalte zu bringen. Will diese Plattform jedoch auf dem Digitalfernsehmarkt einsteigen, sind erhebliche Modernisierungen erforderlich, um ausreichend Kapazität für erweiterte digitale Dienste bereitzustellen. Kabelfernsehtechnik ist gegenwärtig die Messlatte für eine mögliche Differenzierung Infrastrukturen, die keine mit Videoangeboten. Triple-Play-Dienste liefern Neben PVR, VoD, EPG können, sind im Nachteil und Ähnlichem bietet Kabel eine integrierte Triple-Play-Kapazität und sehr hohe Bandbreite für Video und Daten. Obwohl auch hier mittelfristig Netzmodernisierungen notwendig sind, bietet Kabel als Distributionsplattform überlegene technische Fähigkeiten. Um erfolgreich im Triple-Play-Marktumfeld konkurrieren zu können, wird die wirtschaftliche Größe und Stärke der Player zunehmend an Bedeutung gewinnen. im Vorteil. Ein großer Abonnentenbestand ist darüber hinaus ein zusätzlicher Hebel, große Investitionen wieder hereinzuholen, da die durchschnittlichen Kosten pro Abonnent geringer sind. Und schließlich können größere Player ihre existierende Kundenbasis als Sprungbrett für neue Dienste nutzen. Es gilt also, die notwendige kritische Masse aufzubauen, um erfolgreich an ein Massenmarktpublikum zu verkaufen, z.B. um Unternehmensgröße nationale TV-Werbewird in der konvergenten kampagnen effektiv Wettbewerbslandschaft einsetzen zu können. zunehmend an Bedeutung gewinnen, um die notObwohl Kabelnetzwendigen Investitionen sowie und Telekommunikadas Angebot kompletter Tripletionsbetreiber beide Play-Dienste anbieten die Migration zum zu können Digital Home vorantreiben werden, konkurrieren sie nicht auf gleicher Augenhöhe. In der konvergenten Industrie, in der gebündelte Triple-Play-Angebote die Grundlage des Wettbewerbs bilden, konkurrieren Betreiber unter Ausnutzung ihrer ganzen finanziellen Stärke in den kombinierten Geschäftsbereichen Telefonie, Breitband und TV. Die etablierten nationalen TelekomIncumbents haben in dieser neuen Industrie eine günstigere Ausgangslage. In vielen Ländern, darunter auch „kabelfreundliche“ Länder wie die Niederlande und Belgien, ist der Incumbent mehr als siebenmal so groß wie die gesamte Kabelindustrie zusammengenommen (Schaubild 19). Verschlimmert wird die Situation dadurch, dass die Kabelindustrie regional zersplittert Für den Aufbau des Digital Home sind große Investitionen notwendig, die nicht mit der Kundenbasis skalierbar sind. Das heißt, dass sie bereits getätigt werden Schaubild 18: Bedeutung von Größe bei der Entwicklung müssen, bevor der erste des Digital Home Kunde den Dienst abonniert. Zu den wichtigsten Kernbereiche Festkosten gehören NetzUpgrades, die Entwicklung Größere Netzabdeckung/Abonnentenbasis neuer digitaler Inhalte soInfrastruktur/ ermöglicht schnellere Verbreitung neuer Dienste Abonnentenbasis Verbreitungsgeschwindigkeit ist Kerntreiber der wie Marketingkosten, um Wirtschaftlichkeit neuer Dienste Verbraucher vom Umstieg auf die digitale Plattform Große Abonnentenbasis ermöglicht Verwendung zu überzeugen (Schaueffektiverer Marketingwerkzeuge, z.B. Fernsehwerbung, Marketing/Vertrieb die für regionale Franchisen nicht geeignet ist; dazu bild 18). Anbieter benötigen eine erhebliche finanzielle Stärke, um die genannten erheblichen Investitionen ausführen und die vorhandenen Risiken handhaben zu können. Betreiber mit großen und stabilen Cashflows sowie offenem Zugang zu Kapitalmärkten sind dabei Seite 20 besseres Cross-Selling durch große Abonnentenbasis möglich (niedrigere Kosten pro Kunde) Operations Finanzielle Stärke Im Bereich der Operations, z.B. Kundendienst, bieten IT-Plattformen Skaleneffekte, die zu niedrigeren Kosten pro Abonnent führen Infrastrukturbasierte Geschäftsbereiche sind kapitalintensiv – höhere Cashflows und besserer Zugang zu Kapitalmärkten erhöht die Flexibilität, im Bedarfsfall schnell zu handeln Quelle: Booz Allen Analyse Größe wird im Wettbewerb um das Digital Home zunehmende Bedeutung erlangen (d.h. Triple Play) Schaubild 19: Einnahmen der führenden Telekommunikationsanbieter im Vergleich zur Kabelindustrie (€ Mrd., 2004) Gesamte Inlandseinnahmen der Incumbents D Gesamte Einnahmen der Kabelindustrie 35,1 32,7 F 8,7 NL 4,8 B 3,6 AT 0 20 3,5 23:1 4 1,4 8:1 24,2 GB 10:1 Kabelfragmentierung (Anzahl Kabelnetzbetreiber, um kombinierten Marktanteil von 80% zu erhalten) 3 2,9 2 7:1 1,2 3 7:1 0,7 >5 9:1 0,4 >5 40 0 20 40 Hinweis: Einnahmen enthalten Festnetztelefonie, Mobilfunktelefonie, Internetzugang und TV-Distribution Quellen: ABN Amro 2004, Screen Digest 2005, Unternehmensinformationen, Booz Allen Analyse Schaubild 20: Konvergierende Märkte in Europa1) Festnetztelefonie Etablierte Telekomanbieter Größe: 90 Mrd. Euro Verteidigen Kernmärkte Neue Märkte BreitbandInternet Größe: 14 Mrd. Euro Angreifen (1) Neuer Markt Kabel-TV-Betreiber Angreifen TV-Distribution Größe: 21 Mrd. Euro n ige eid rt Ve Verteidigen DTTBetreiber Verteidigen DTHBetreiber Kernmarkt Umfasst: Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik und Ungarn Quellen: EITO 2005, Booz Allen Analyse Seite 21 ist, aber gegen einen ehemaligen Monopolisten mit nationaler Präsenz konkurriert. Beim Vergleich des Telekommunikationsanbieters KPN mit dem größten niederländischen Kabelnetzbetreiber UPC ist das Verhältnis z.B. 14:1. Die führenden Telekommunikationsanbieter erwirtschaften mit ihren Festnetz- und Mobilfunktelefondiensten noch immer enorme Cashflows, die sie für den Einstieg in den Digital-Home-Markt nutzen können. Dieses Ungleichgewicht, wie in Schaubild 19 gezeigt, könnte sich als problematisch für die Entwicklung des Digital Home erweisen. Eine ganzheitlichere Sichtweise bezüglich des Konvergenzraums wird damit entscheidend. Bevor ein innovatives EPG- oder VoD-Angebot entwickelt und an den Verbraucher gebracht werden kann, muss die notwendige bidirektionale Infrastruktur vorhanden sein. DTH (Satellit) und DTT (terrestrisch) mangelt es an Rückkanal- und Punktzu-Punkt-Fähigkeiten, die für digitale Mehrwer tdienste (z.B. VoD, interaktive Dienste) erforderlich sind. Daher sind die Hauptplattformanbieter, die die notwendigen Anstöße zur Digitalisierung im Konvergenzraum geben werden, die Telekommunikations- sowie die Kabelnetzbetreiber: Nur sie können integrierte Triple-Play-Pakete mit Breitband-Internet, Digitalfernsehdiensten und FestnetzDie etablierten Telekommunikationsanbieter sind gut positioniert, den Digital-HomeMarkt zu dominieren Schaubild 21: Plattformteilnehmer in Europa1) (Millionen Teilnehmer 2004) 160 151,5 2) 140 120 100 80 51,2 60 40 20 0 5,6 36,2 45,6 20,7 15,5 Telco Digital Kabel DTH 6,7 DTT Analog (1) Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Niederlande, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz und Spanien (2) Zahl für Telco umfasst nur Teilnehmerzahlen Incumbents Quellen: Screen Digest 2005, ABN Amro 2004, Informa 2004, Booz Allen Analyse Seite 22 telefonie anbieten. Es ist daher die Aufgabe dieser beiden Anbieter, neue Geschäftsmodelle für die gesamte Industrie zu entwickeln. Sie müssen dafür sorgen, dass die Konvergenz in der gesamten WertschöpfungsIn vielen Märkten werden kette umgesetzt Kabelfernsehbetreiber wird und Windie einzigen glaubhaften win-Lösungen für Wettbewerber für ehemalige alle Parteien entIncumbents auf dem Digitalwickelt werden. Home-Markt sein Diese Plattformanbieter zeigen darüber hinaus auch die höchsten Investitionsquoten in Infrastruktur: Investitionsausgaben in Höhe von etwa 20 Prozent des Umsatzes. Letzten Endes werden die Player im Kabel- und Telekommunikationsbereich in allen drei Märkten – Breitband, Telefonie und TV – direkt miteinander konkurrieren. Die Voraussetzung ist allerdings, dass Kabel die notwendige Größe erreichen kann, um die Marktmacht der Telekommunikationsplattform auszugleichen. Beide Player sind bestrebt, ihren gegenwärtigen Anteil zu verteidigen, während sie neue Einnahmequellen außerhalb ihrer jeweiligen Kernmärkte entwickeln. DTH wird aufgrund der starken vertikalen Integration der Anbieter eine wichtige Plattform für digitale Basis- und digitale PremiumDienste bleiben. In den meisten Ländern wird DTT jedoch wohl ein Nischenkandidat sein (Schaubild 21). Sowohl DTH- als auch DTT-Anbieter werden nur auf dem Markt für TV-Distribution am Wettbewerb teilnehmen (Schaubild 20). Gegenüber europäischen Ländern zeigen die USA die Vorteile einer homogeneren und ausgewogeneren Industrielandschaft, in der Kabelnetzbetreiber im Wettbewerb mit Playern aus dem Telekommunikationsbereich die notwendige Größe erreichen konnten (Schaubild 22). Im Gegensatz zur Situation in den meisten Ländern Europas hat die US-Kabelindustrie in den vergangenen 10 Jahren eine bedeutende Konsolidierungsphase durchlaufen, die hauptsächlich von der Deregulierung nach 1996 ausgelöst wurde. Diese Konsolidierung erIndustriekonsolidierung möglicht hohe und konwürde die Konkurrenztinuierlich zunehmende fähigkeit von KabelnetzInvestitionen in Inhalte betreibern im Vergleich sowie die Entwicklung mit Telekom-Incumbents neuer digitaler Dienste verbessern und die Markt(Schaubild 23). Die Inentwicklung ankurbeln vestitionen von US-Kabelnetzbetreibern in Programminhalte sind kontinuierlich gestiegen, von 3,8 Mrd. Dollar (1992) auf fast 12,7 Mrd. Dollar (2004). Daraus haben sich für die Verbraucher eine größere Wahlfreiheit Gesamtvideoeinnahmen pro Grundabonnent Schaubild 22: Wettbewerbslandschaft in den USA Vergleich der Einnahmen von US-Telcos mit Kabel-TV-Betreibern – Mrd. Dollar 2004 – Telcos 20,3 71,3 1. Verizon 2. Time Warner Cable 11,1 40,8 27,4 3. Cox 6,4 4. Charter 5,0 5. Cablevision 3,1 6. MediaCom 1,1 13,8 5. Qwest Der größte nationale Kabelbetreiber in Europa (KDG) hat eine ähnliche Größe wie der sechstgrößte US-Anbieter (KDG Einnahmen 2004 = 1,044 Mrd. Euro) Die Digitalisierung des Fernsehens erfordert neue „Win-win“-Geschäftsmodelle und Partnerschaften entlang der gesamten Wertschöpfungskette, damit alle Player ihre hohen Investitionen wieder erwirtschaften können Schaubild 23: Investitionen in Kabelprogramminhalte, USA (1992-2004) in Mrd. Dollar 14 12 10,9 10 8,8 8 7,4 2002 2003 2004 11,5 15% 10% Comcast 5% 0% ches, in der Grundgebühr enthaltenes On-Demand-Angebot, das Verbrauchern die Gelegenheit gibt, sich mit den zukunftsorientierten Diensten vertraut zu machen. Verglichen mit US-Kabelnetzbetreibern sind europäische Kabelnetzakteure von erheblich kleinerer Größe. Die Einnahmen des größten US-Kabelanbieters Comcast übersteigen die von Kabel Deutschland (KDG), dem größten nationalen Kabelanbieter in Europa, um das 12,6 Zwanzigfache. 9,2 8,0 6,4 6 4 $ 60,0 PVR-Verbreitung von digitalen Abonnenten – 1Q03 – 1Q05 – 4. Bellsouth Hinweis: Player konkurrieren nicht unbedingt in der gleichen geografischen Region Quellen: Vintage Research, A.G. Edwards, Geschäftsberichte, Booz Allen Analyse und Programminhalte höherer Qualität ergeben. So war zum Beispiel die Größe von Comcast hilfreich, um neue digitale Dienste und Inhalte voranzubringen. Dazu gehört auch ein umfangrei- $ 56,3 3. Sprint 20,3 1,0 7. Insight 2. SBC PVR-Verbreitung (in % des digitalen Abonnen-tenbestands) 1. Comcast $ 53,7 1Q 03 3Q 03 1Q 04 3Q 04 1Q 05 Kabelbetreiber Video-ARPU-Entwicklung - Comcast – 2002–2004 – 3,8 4,0 4,3 4,9 5,6 2 0 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Hinweis: Aufwendungen für Programmausgaben umfassen Lizenzgebühren, Urheberrechtsgebühren und Investitionen in lokale Programme Quellen: NCTA-Schätzungen basierend auf Daten von Kagan Research, LLC und dem U.S. Copyright Office Die Aussichten sind vielversprechend, verlangen jedoch ein großes Maß an Entrepreneurship. Viele unterschiedliche Player müssen in die gleiche Gewinnchance investieren. Hard- und Softwarehersteller müssen kostengünstige STBs und Infrastruktur entwickeln. Distributoren müssen in neue Infrastruktur und den Aufbau bzw. die Migration ihrer Kundenbasis investieren. Seite 23 Schaubild 24: Neue Geschäftsmodelle in der digitalen Welt Werbeeinnahmen Analoge Welt (heute) Bezahlung für Content/ Urheberrechte InhalteProduzent Rundfunkanbieter Bezahlung für Content/ Urheberrechte Distributor Abonnementgebühren Einspeisungsgebühren Migration ist mit hohem Risiko verbunden Werbeeinnahmen Digitale Welt (morgen) Inhalte-Produzent/ Diensteanbieter Bezahlung für Content/ Urheberrechte + Anteil der Abonnementgebühr Rundfunkanbieter Bezahlung für Content/ Urheberrechte Einnahmen aus interaktiven Diensten (z.B. T-Commerce) Distributor Einspeisungsgebühren Abonnentengebühren und Pay-per-View/ -per-Use-Gebühr Quelle: Booz Allen Analyse Inhalteanbieter müssen neue digitale und interaktive Inhalte entwickeln, unter Umständen mit anfangs nur geringen Zuschauerzahlen. Alle Mitspieler müssen daher an den Vorteilen durch den Anstieg der Gesamteinnahmen beteiligt werden. Die Bereitstellung von Diensten für das Digital Home ist komplex und verlangt das Zusammenspiel der unterschiedlichen Player entlang der Wertschöpfungskette: Dies sind Netzbetreiber, Rundfunkanbieter, Inhalte-Produzenten sowie Serviceanbieter. Alle Akteure in der konvergenten digitalen Welt sind herausgefordert, neue Geschäftsmodelle und Partnerschaften zu entwickeln. Schaubild 24 zeigt zur Veranschaulichung einen Ausschnitt aus den Einnahmen, die zwischen Distributoren und Inhalteanbietern fließen. Rundfunkanbieter stützen sich heute auf das bewährte Geschäftsmodell der analogen Welt, das sich stark auf Werbeeinnahmen verlässt. Die Voraussetzung dafür ist, die Inhalte an so viele Zuschauer wie möglich auszustrahlen. Die digitale Migration stellt sowohl Distributoren als auch Rundfunkanbieter vor finanzielle Herausforderungen. Für Distributoren erfordert der digitale Umstieg große Investitionen (Fixkosten), die nicht einfach wieder hereinzuholen sind. Daher werden sie versuchen, neue und attraktive Dienste auf Per-View- oder Per-Use-Basis zu entwickeln. Inhalte-Produzenten und Rundfunkanbietern geht dagegen ein Teil der Werbeeinnahmen verloren, da das Digitalfernsehen mehr auf Indi- Seite 24 vidualität setzt: Die Anzahl der Zuschauer ist dabei nicht mehr ausschlaggebend. Vielmehr geht es um die Frage, ob man die richtigen Zuschauer hat. In der digitalen Welt von morgen machen höhere Einnahmen aus Abonnementgebühren sowie niedrigere Einspeisungsgebühren diese potenziellen Verluste aber mehr als wett. Die Entwicklung dieser neuen Geschäftsmodelle ist die zentrale Herausforderung. Fortgeschrittene Märkte haben gezeigt, dass sie sich durchaus meistern lässt. Vor allem kleine bis mittelgroße Rundfunkanbieter werden die Gelegenheit erhalten, an den zunehmenden Einnahmequellen zu partizipieren, indem sie zum Beispiel ihr Kanalportfolio vergrößern. Ihre Schwierigkeiten aus der analogen Welt, verursacht durch Engpässe in der Distributionskapazität, werden gelöst. Kleinere Rundfunkanbieter werden einfacheren Zugang zu den Verbrauchern erhalten, da sie nun frei aus alternativen Distributionsplattformen wählen können. Ein gutes Beispiel für ein erfolgreiches Geschäftsmodell ist die Partnerschaft zwischen BSkyB und Eurosport, in der Sky die kostenpflichtigen, Eurosport die nicht kostenpflichtigen Sportinhalte bereitstellt. Auf Basis einer langfristigen strategischen Partnerschaft und einem fairen Beteiligungsmodell an den Einnahmen von BSkyB konnte Eurosport einen neuen digitalen Kanal, Eurosport 2, entwickeln, der sich mehr auf Live-Veranstaltungen und Sportnachrichten konzentriert. Alle Glieder der Wertschöpfungskette müssen daher Schaubild 25: Kosten für Fußballrechte1) (Gesamtkosten pro Land) in Mio. Euro CAGR (’95-’05) 800 GB 16% 700 Frankreich2) 45% 600 500 400 300 Deutschland 14% Niederlande 14% 200 100 0 '94- '95- '96- '97- '98- '99- '00- '01- '02- '03- '04- '05- '06- '07- '95 '96 '97 '98 '99 '00 '01 '02 '03 '04 '05 '06 '07 '08 (1) Rechtekosten als Gesamtpreis aller angebotenen Pakete für die nationalen Fußballligaübertragungen, d.h. von den verschiedenen Parteien bezahlter Inklusivpreis (2) Französische Rechtekosten vor '99 mit 10 Mio. Euro geschätzt, basierend auf TF1-Angebot 1999 von 10,7 Mio. Euro Quellen: E&Y, KeK, Euromarketing Crain Communications, Reuters, Booz Allen Analyse die Wachstumsaussichten erkennen, die die digitale Welt bietet, und sich für sie engagieren. Dieses Wachstum stimulieren zielgruppengerichtete und interaktive Werbung, höhere abonnementbasierte Einnahmen für verbesserte Dienste und Inhalte sowie gänzlich neue Einnahmequellen, nämlich interaktive Dienste wie zielgruppenorientierte Informationen, Shopping und Spiele. In Italien bietet die Sendergruppe Mediaset bereits Premium-Inhalte auf Pay-per-ViewBasis über das Conditional Access Modul (CAM) in der Set-Top-Box an. Eine spezielle und anonyme Prepaid-Karte kann in jedem Geschäft gekauft und dann für eine einzelne Veranstaltung oder ein spezielles Paket verwendet werden, das der Kunde ansehen möchte. Die Karte kann mehrere Male aufgeladen, muss nach ihrem Ablaufdatum aber ersetzt werden – die Einnahmen werden unter allen Beteiligten aufgeteilt. Der Erfolg dieses „kostengünstigen“ interaktiven Angebots ist verblüffend: 4 Monate nach seiner Markteinführung waren bereits 1,2 Millionen Prepaid-SmartCards verkauft. 3. Premium-Inhalte als Schlüssel zum Erfolg: verschärfter Wettbewerb Auf dem konvergenten Markt sind unterschiedliche Infrastrukturen in der Lage, zunehmend ähnliche Angebote zu liefern. Verbraucher müssen nicht mehr Kunde bei einem Telekommunikationsdienstleister werden, um zuverlässige Telefondienstleistungen zu erhalten. Die Infrastruktur und die zugrunde liegende Technologie werden an Inhalt wird der wichtigste Bedeutung verlieren. Das Differenzierungsfaktor einzige echte Interesse im Wettbewerb um das der Konsumenten wird Digital Home sein Inhalten und Diensten gelten. In diesem Umfeld müssen sich alle Distributoren von ihren Konkurrenten differenzieren. Dazu gibt es im Wesentlichen drei Möglichkeiten: (1) ContentAngebot, einschließlich On-Demand-Content, (2) Dienstleistungsmerkmale (z.B. HDTV, IPG, PVR) und (3) Preis. Seite 25 Schaubild 26: Wettbewerb um exklusive FußballÜbertragungsrechte (Beispiele) France Télécom 50 Mio. Euro für 3 Jahre Belgacom 36 Mio. Euro Canal+ erwarb Exklusivrechte an der französischen Liga für 600 Mio. Euro pro Jahr von 2005 bis 2008 FT erhielt Festnetzexklusivität für 7 von 10 Spielbegegnungen für, laut Berichten, 50 Mio. Euro für 2005 bis 2008 Exklusivrechte an der Jupiler League als Flaggschiff von Belgacoms TV-Angebot, das es Mitte 2005 auf den Markt brachte pro Jahr Nationale Abdeckung dürfte jedoch nicht vor Ende 2006 zu erwarten sein Versatel Vor dem groß angelegten DSL TV-Rollout wurden die Rechte auf exklusiver Basis verkauft 30 Mio. Euro für 3 Jahre In der Startphase haben nur einige Zehntausend niederländische Abonnenten Zugang zu den Livebegegnungen der Eredivisie Quellen: Unternehmensinformationen, Booz Allen Analyse Zunehmender Grad an Exklusivität Schaubild 27: Verschiedene Grade der Inhaltsexklusivität Grade der Rechteexklusivität Pro Kontra 1. Plattformexklusivität: Exklusive Rechte für eine oder wenige Plattformen, Rechte werden anderen Plattformen nicht zur Verfügung gestellt (z.B. Versatel mit Live-Eredivisie in NL) Fördert Akzeptanz neuer Plattformen/Technologien Beschränkt die Verfügbarkeit dieser Inhalte auf eine elitäre Gruppe von Zuschauern Schafft ungleiche Wettbewerbslandschaft 2a. Vollständige Exklusivität für Sender und Kanalkundenbindung: Rechte werden exklusiv von einem Sender erworben. Dieser Sender unterhält die Kundenbeziehung (z.B. Canal+ in Frankreich) Hilft, wettbewerbsfähige Sender zu schaffen Vertrieb an großes Publikum möglich Erweitert die Abhängigkeit von Distributoren von Inhabern der Premiumrechte Höhere Komplexität für Nutzer 2b. Senderexklusivität und Distributorkundenbindung: Rechte werden exklusiv von einem Sender erworben, wobei Inhalte zu günstigen kommerziellen Bedingungen an alle anderen Plattformen weiterverkauft werden (z.B. Sky Movies und Sports in GB) Hilft, wettbewerbsfähige Sender zu schaffen Vertrieb an großes Publikum möglich Erfordert Eingriffe durch Regulierungsbehörden, um „faire und angemessene“ Bedingungen aufzustellen 3. Aufteilung von Rechten nach Plattformen: Rechte werden geteilt und nach Zugangsplattform getrennt ausgeschrieben (d.h. spezifische Rechte für Mobiltelefone der 3. Generation, für DSL usw.) Stellt breite Verfügbarkeit der Inhalte sicher Begrenzt Differenzierungsfähigkeit für neue Plattformen 4. Alle Rechte sind allen Sendern und Plattformen zugänglich Größtmögliche Verfügbarkeit der Inhalte Beschränkt den Wert für Rechteinhaber Beschränkt Chancen zum Markteinstieg für neue Plattformen Quelle: Booz Allen Analyse Seite 26 Schaubild 28: Exklusive Plattformvergabe im Vergleich zur Kanalvergabe Plattformexklusivität: Beispiel Foot+ in Frankreich Senderexklusivität: Beispiel SKY Sports in GB Canal+ erwarb Exklusivrechte an der französischen Liga für 600 Mio. Euro pro Jahr für 2005 bis 2008 Sky Sports hat exklusive Inhalte auf seinem eigenen Kanal Der Kanal wird an alle anderen Plattformen (z.B. Kabel wie NTL) zu günstigen kommerziellen Bedingungen weiterverkauft Content für alle Plattformen zugänglich, sollten sie sich entscheiden, diese Kanäle zu übernehmen Stimuliert Nutzung der neuen Plattform (TV-über-DSL) Pro Pro FT erhielt Festnetzexklusivität für 7 von 10 Spielbegegnungen (foot+) für, laut Berichten, 50 Mio. Euro für 2005 bis 2008 Breite Verfügbarkeit von Inhalten Verbraucher müssen mehrere Technologien verwenden, um Zugang zum gesamten verfügbaren Content zu erhalten Ermöglicht Sendern, ihre Marke auf mehreren Plattformen herauszubilden Kontra Kontra Beschränkt die Verfügbarkeit spezifischer Inhalte auf eine elitäre Gruppe von Zuschauern Fragmentierter (Premium-) Content wird über mehrere Plattformen verteilt, was für Verbraucher verwirrend und komplex ist Kunden können die bevorzugte Distributionsplattform ohne Beschränkungen der Content-Verfügbarkeit wählen Kann Eingriffe durch Regulierungsbehörden erfordern, um „faire und angemessene“ Bedingungen aufzustellen Quellen: Unternehmensinformationen, Booz Allen Analyse In dieser Hinsicht ist Content der bei weitem wichtigdringung nicht vorantreiben. Dies geschieht über ein ste Differenzierungsfaktor für Distributoren, da er die gutes Verhältnis von Preis zu Leistung. Attraktive Inhalte Gesamtattraktivität eines Angebots und letztendlich die zu akzeptablen Preisen werden damit mit eine zentrale Marktanteile bestimmt. Alle fortgeschrittenen Digital-TVRolle spielen. Märkte zeigen, dass Inhalte hoher Qualität erforderlich sind, um die Nachfrage zu stimulieren. In den USA Der Wettbewerb bei Inhalten, vor allem Premium wurde die erste Erfolgswelle hervorgerufen, indem Content, wird zunehmen, weil alle Distributoren bestrebt den Verbrauchern mehr Kanäle zur Verfügung gestellt sind, die Marktpenetration digitaler Dienste zu fördern wurden. Verbraucher abonnieren Digitalfernsehdienste, und einen Marktanteil im Distributionsmarkt zu erobern. um Zugang zu mehr und besseren Inhalten zu erhalWie oben zu sehen, ist die Zahl der (Premium-) Pay-TVten. Die Funktionalität der Dienstleistungen allein reicht Sender eng mit den Gesamtverbreitungsraten digitaler jedoch nicht aus, die Verbreitungsraten weiter zu Dienste in verschiedenen europäischen Ländern versteigern, da sie (am Anfang) eher Nischenzuschauer statt knüpft (Schaubild 10). ein Massenpublikum anziehen. Sie sind zudem auch eher ein wichtiger „Zusatznutzen“, Zu den zentralen Bereichen des Preder den eigentlichen Genuss der mium-Content in ganz Europa zählen Der Wettbewerb um Inhalte und damit das Gesamterlebnis die Fußballrechte. Der Wettbewerb (Premium) Content wird mit Digitalfernsehen verbessert. Einige der um Ligarechte hat stark zugenomder Entwicklung des Digital Funktionen wie IPG sind erforderlich, men, sodass die Preise in die Höhe Home zunehmen um der gesteigerten Inhaltsvielfalt geschnellt sind (Schaubild 25). In Herr zu werden. Attraktive Inhalte sind Großbritannien führte Sky das Pay-TVdamit ein „Muss“, weitere Dienstleistungsmerkmale eine Modell erfolgreich vom bloßen Konzept zur Marktführerwichtige Nebensache. Darüber hinaus kann auch der schaft und steht jetzt vor Beschränkungen beim Erwerb Preis im Wettbewerbsumfeld differenzierend eingesetzt von Ligarechten für die Zukunft. In Deutschland (1997) werden. Der Preis an sich wird jedoch die Marktdurchund Frankreich (1999) kletterten die Preise für die Liga- Seite 27 rechte mit dem Markteintritt von Premiere und Canal+ von 10 bis 20 Millionen auf Hunderte von Millionen. In jüngster Zeit sollen Fußball-Premium-Inhalte die TVDSL-Angebote antreiben: In den Niederlanden drehen sich die TV-DSL-Angebote von Versatel hauptsächlich um Live-Spiele der Eredivisie (die niederländische 1. Liga). Belgacom will die Nutzung von TV-über-DSL ebenfalls durch exklusive Berichterstattung über die Jupiler League (Belgiens 1. Liga) vorantreiben. Exklusive Premium-Sportrechte geben demnach eindeutig Anstöße für Plattformen, sind aber häufig für sich gesehen nicht profitabel für Content-Aggregatoren oder Distributoren. Der verschärfte Wettbewerb um Premium-Content wird für Distributoren in der Zukunft sehr wahrscheinlich zu zusätzlichen Preiserhöhungen führen. Im Wettbewerb um Premium-Inhalte wird damit die Größe und finanzielle Stärke eines Distributors zunehmend an Bedeutung gewinnen, ein eindeutiger Vorteil für Ex-Monopolanbieter. Fairer Zugang zu Premium-Inhalten ist eine wichtige Voraussetzung, um einen ausgewogenen Wettbewerb sicherzustellen. Der Wert von Premium-Content wird gewöhnlich durch Exklusivrechte geschützt und manchmal auch erweitert. Es gibt jedoch verschiedene Grade der Exklusivität, die von strikter Plattformexklusivität zur Verfügbarkeit von Rechten für alle Sender und Plattformen (Schaubild 27) reichen. Diese haben sehr unterschiedliche (positive und negative) Auswirkungen auf die Distributionsbranche sowie die Verfügbarkeit von Seite 28 Inhalten für Verbraucher. Obwohl ein zunehmender Grad an Plattformexklusivität die Nutzung neuer Dienste (auf dieser Plattform) vorantreiben kann, kann es durchaus auch dazu führen, dass Verbrauchern der Zugang auf die Inhalte verwehrt wird, da sie eine andere Distributionsplattform abonniert haben. France Télécom ist zum Beispiel die exklusive Wireline-Plattform zum Vertrieb von Erstligafußball in Frankreich. Damit sind Kabelabonnenten von diesen attraktiven Inhalten ausgeschlossen (Schaubild 28). Am anderen Ende der Skala steht die Verfügbarkeit von Premium-Inhalten für alle Sender und Plattformen. Dies bedeutet im Endeffekt keine Exklusivität und führt zu einer größeren Publikumsreichweite. Es verringert jedoch den Wert der Rechte für den ursprünglichen Content-Inhaber und verhindert damit potenziell die Entwicklung von Premium-Rechten. Es kann auch den Einstieg neuer Sender oder Plattformen beschränken, da diese nicht in der Lage sind, sich von vorhandenen Angeboten zu differenzieren. Eine weitere Alternative ist die Senderexklusivität (Schaubild 28). In diesem Fall hat ein Sender exklusive Inhaltsrechte, die Inhalte werden jedoch über mehrere alternative Plattformen verbreitet, um eine große Verbraucherreichweite sicherzustellen. Durch den Exklusivvertrag kann sich der Sender differenzieren und eine Marke herausbilden, zum Beispiel Sky Sports als Marke für Premium-Sportereignisse. Die Schwierigkeit bei der Senderexklusivität liegt darin, faire Bedingungen für Sender und Distributoren aufzustellen. Vor allem wenn der Sender an eine bestimmte Distributionsplattform angegliedert oder mit ihr vertikal integriert ist, könnte der faire Zugang von Drittvertreibern zu einem Problem werden. IV. HERAUSFORDERUNGEN FÜR REGULIERUNGSBEHÖRDEN BEI DER GESTALTUNG DES DIGITAL HOME 2010 Technologische Entwicklungen, Wettbewerbsstrategien und Verbraucherverhalten ändern immer schneller die Voraussetzungen des gegenwärtigen rechtlichen Rahmens. Angesichts der Entwicklung des Digital Home und der Konvergenz der Medien- und KommuDer Aufbruch zum Digital nikationsmärkte müsHome hat die sen politische EntVoraussetzungen, auf denen scheidungsträger eider aktuelle rechtliche nige Grundlagen der Rahmen aufbaut, geändert traditionellen Medienund Telekommunikationsregularien überdenken und anpassen. Industrie erhöhen. Da Distributoren bestrebt sind, sich durch ihre Content-Angebote zu differenzieren, wird eine Fülle neuer Inhalte entstehen. Einige Länder wie Deutschland, Italien, Schweden und Österreich haben zuletzt die Ansicht vertreten, dass öffentliche Unterstützung erforderlich ist, um bestimmte digitale Distributionstechnologien, wie DTT, in die Haushalte zu bringen. Distributionsmärkte entwickeln sich jedoch bereits allein auf Wettbewerbsbasis weiter. Damit besteht durch eine nicht objektive und nicht technologisch neutrale Unterstützung das Risiko, ein künstliches Marktungleichgewicht zu schaffen und Wettbewerbsverzerrungen herbeizuführen. In der Entscheidung vom 9. NovemTraditionell wird die Distribution in Medienmärkten als ber 2005 entschied die Europäische Kommission, dass Engpass gesehen. In der Vergangenheit stellten sich staatliche Zuschüsse für kommerzielle RundfunkanbieRegulierungsbehörden daher häufig schützend vor Inhalteter zur Nutzung der digitalen terrestrischen Verbreitung anbieter. Grundlage dafür waren Beschränkungen der (DVB-T) in Berlin-Brandenburg gegen die BeihilfevorschrifDistributionskapazität und mangelnde Innovationen bei ten des EG-Vertrags verstoßen. Zuvor hatte die Kommisaudiovisuellen Diensten. Damit sollte sichergestellt wersion Unterstützung für DTT in Österreich gebilligt. Die den, dass sie eine faire Chance erhielten, ihre Inhalte Kommission unterstrich, dass staatliche Förderung, die zu verbreiten. Dies hat sich im Umfeld des Digital Home mit den Beihilferegeln des EG-Vertrags vereinbar sein geändert: Frequenz und Bandbreite sind kein großes und den Übergang zum digitalen Fernsehen unterstütProblem mehr. Es könnte sogar eine Überversorgung zen soll, auf folgende Dinge zu beschränken ist: Eingriffe mit Distributionskapazität und eine Unterversorgung mit durch (technologisch neutrale) Regulierung, Zuschüsse Inhalten vorliegen. Das traditionelle Paradigma ist, an Verbraucher, Informationskampagnen oder finanzielle dass Mediendistributoren (regioKompensation, um spezifische Probleme nale) Monopole sind. In der digianzugehen, für die der Markt keine LösunBestehende Regelungen talen Welt hat sich jedoch auch der gen bereithält oder um die Flächendeckung könnten den Fortschritt des Wettbewerb fundamental gewansicherzustellen. Digital Home behindern delt. Es gibt deutliche Anzeichen für Wettbewerb auf Vertriebsebene, Die Industriestruktur rund um das Digital der sich auch noch verschärfen wird. Home ist sehr dynamisch, und technoloDie Marktmacht des Distributionssektors gegenüber den gische Fortschritte passieren sehr schnell. Damit steInhalteanbietern wird zunehmend durch neue Plattforhen Regulierungsbehörden vor der Herausforderung, die men, die den Markt betreten, beschränkt werden. Verregulativen Voraussetzungen kontinuierlich zu überbraucher können selbständig aus verschiedenen Mediendenken und an neue Realitäten anzupassen. distributoren und damit dem besten Angebot wählen. Wenn dabei die sich ändernden Realitäten rund um das Eine weitere traditionelle ordnungspolitische SichtweiDigital Home nicht widergespiegelt werden, kann sein se besteht darin, dass die europäische audiovisuelle Fortschritt erheblich verlangsamt werden. Dies könnte Industrie Regierungs- und Regulierungsunterstützung signifikante Auswirkungen auf das IKT-Wachstum haben. benötigt, z.B. über Sendequoten für lokale Inhalte. In der Eine zu eng gefasste Marktdefinition kann zu Fehlentdigitalen Welt trifft dies nicht unbedingt zu, da Zugangsscheidungen im Hinblick auf das Konzept der beträchtlibarrieren für europäische Inhalteanbieter weitaus kleiner chen Marktmacht führen und damit das Industriewachssind und sich Nischenprogramme entwickeln können. tum potenziell durch falsch ansetzende regulative KorrekVerschärfter Wettbewerb von mehreren Plattformen und turen hemmen. Triple Play werden zu einer stark steigenden Nachfrage nach neuen Inhalten sowie einer starken Wertsteigerung Die isolierte Betrachtung eines Marktes mit einem von Premium-Inhaltsrechten, vor allem im Sport, führen. einzigen Kabelnetzbetreiber und folglich eine zurückEs besteht daher echter Spielraum, dass Marktkräfte haltende Einstellung gegenüber horizontaler Konsoliden Wettbewerb in der europäischen audiovisuellen dierung mag beispielsweise in der Vergangenheit eine Seite 29 statthafte Entscheidung gewesen sein: Ein regionaler Incumbent wird davon abgehalten, größer zu werden und seine Macht gegenüber dem Verbraucher auszubauen und gegebenenfalls zu missbrauchen. In einem konvergierenden Marktumfeld wird dieser Konsolidierungsfall komplexer. Der Kabelanbieter steht in Konkurrenz mit einem Incumbent, der eine nationale Abdeckung hat und um ein Vielfaches größer als der Kabelnetzbetreiber selbst ist. In diesem Zusammenhang zementiert die gleiche Regulierungsmaßnahme eine unausgewogene Marktstruktur – letztlich also zum möglichen Nachteil der Verbraucher. Mehrere Konsolidierungsbemühungen der Kabelindustrie in Deutschland wurden zum Beispiel vom Bundeskartellamt blockiert. Dies hat zu erheblich reduzierten Investitionsniveaus und einer langsameren Einführung von digitalen Diensten geführt – zum Nachteil der Verbraucher. Auf ähnliche Weise kann auch die vertikale Integration zwischen Inhalteanbietern und Distributoren die Verbreitung des Digital Home antreiben. Grund dafür ist, Die EU hat die dass sich die InfraHerausforderung erkannt und struktur-Player in mehrere Initiativen gestartet, einem zunehmend speziell den Aktionsplan i2010 umkämpften Distributionsmarkt differenzieren müssen. Content wird eines der Hauptunterscheidungsmerkmale sein. Somit wäre mehr Freiheit bei der Inhaltsakquisition, einschließlich vertikaler Integration, von Vorteil, um die Entwicklung des Digital Home zu fördern. Distribution ist eindeutig kein Monopol mehr, alternative Infrastrukturen sind vorhanden. Auf ihrem Gipfel in Lissabon 2000 setzte sich die Europäische Union (EU) zum Ziel, die EU „bis zum Jahr 2010 zur dynamischsten und wettbewerbsfähigsten Wirtschaft der Welt zu machen“. Zur Halbzeit hat es nur wenig Fortschritt bei Anstößen zur Verbreitung von Breitband-Internet, E-Commerce und in jüngster Zeit Digitalfernsehen gegeben. Daher definieren Regierungen und Regulierungsbehörden derzeit ihre Rollen in dieser sich schnell entwickelnden Industrie neu. Sie stehen vor der Herausforderung, ein gesundes und ausgewogenes Wettbewerbsumfeld zu fördern sowie die Interessen der Verbraucher zu schützen. Die Europäische Kommission hat erkannt, dass proaktive Vorgehensweisen erforderlich sind, um auf diese fundamentalen Änderungen der technologischen Entwicklung und ihre Akzeptanz durch die Verbraucher zu reagieren. Während die digitale Konvergenz zur Realität wird, müssen auch die rechtlichen Rahmenbedingungen konvergieren und die neue digitale Wirtschaft widerspiegeln. Unter Anerkennung des bedeu- Seite 30 tenden Beitrags des Informations- und Kommunikationssektors (IKT) zum langfristigen Wachstum und zur Beschäftigung in Europa verabschiedete die Kommission im Mai 2005 einen neuen strategischen Rahmen: „i2010: Europäische Informationsgesellschaft 2010“. Innerhalb dieses Rahmens schlägt die Kommission drei übergeordnete Prioritäten für die europäische Politik im Rahmen der Informationsgesellschaft und der Medien vor: 1. Einen einheitlichen europäischen Informationsraum verwirklichen, um einen offenen und wettbewerbsfähigen Binnenmarkt für die Informationsgesellschaft und die Medien gewährleisten zu können. 2. Innovation und Investitionen bei der Forschung im IKTBereich stärken, um Wachstum sowie mehr und bessere Arbeitsplätze zu fördern. 3. Eine integrierte europäische Informationsgesellschaft schaffen, die Wachstum und Beschäftigung in kohärenter Weise mit der nachhaltigen Entwicklung in Einklang bringt und der Verbesserung der öffentlichen Dienste sowie der Lebensqualität Vorrang einräumt. Auch andere EU-Leitlinien- und-Regulierungsinitiativen spiegeln die Herausforderungen einer neuen konvergenten Informationsgesellschaft wider. Dazu gehört, die digitale Kluft zu überbrücken und den Übergang von analoger zu digitaler (terrestrischer) Ausstrahlung zu beschleunigen. Auf der Inhaltsseite arbeitet die Kommission an einem laufenden Prozess, um Grundsätze der Wettbewerbspolitik auf Zugang zu (und Ausnutzung von) Inhalt(-srechten) für verschiedene Distributionsplattformen anzuwenden sowie an einer bevorstehenden Überarbeitung der Richtlinie „Fernsehen ohne Grenzen“. Der aktuelle Rechtsrahmen für elektronische Kommunikationsnetze und -dienste („Rahmenrichtlinie“) wird in Erwartung der „Netze der nächsten Generation“ überprüft. Während der bevorstehenden Überprüfung der Liste relevanter Produkt- und Dienstleistungsmärkte werden auf Empfehlung der Kommission ebenso die Effekte von Konvergenz und Multiplattformwettbewerb auf gegenwärtig regulierte Märkte berücksichtigt werden. Die potenziellen Vorteile der Entwicklung des Digital Home in Europa sind bedeutend. Verbraucher werden Zugang zu diversifiziertem Inhalt sowohl für Bildung als auch für Unterhaltung haben. Digitalisierung und Konvergenz versprechen das Aufkommen von Nischenprogrammen zur Förderung der Kulturvielfalt (z.B. Minderheitenprogramme, Fremdsprachenprogramme, europäische und lokale Inhalte). Indem es die am meisten genutzte Medienplattform um ein interaktives Element erweitert, wird Digitalfernsehen zur Überwindung der digitalen Kluft beitragen: Fernsehen hat das Potenzial, ein Massenpublikum mit interaktiven Diensten zu erreichen, die gegenwärtig nur Haushalten mit PC und Internetzugang zur Verfügung stehen. Damit werden alle europäischen Konsumenten eine realistische Möglichkeit haben, auf interaktive Dienste wie On-Demand-Content, Bildungsprogramme, Regierungs- und ParlamentsinforDie Entwicklung des Digital mationen oder Home kann zu einem Motor Transaktionsalterfür die Weiterentwicklung der nativen zuzugreiInitiative i2010 werden, mit ihren fen. Das Vorhagroßen Ambitionen, nachhaltiges ben der EuropäiWachstum und Beschäftigung in schen KommisEuropa durch Informations- und sion, Leitlinien für Kommunikationstechnologien zu die digitale Migrafördern tion von terrestrischen Fernsehdiensten bis zum Jahr 2012 zu formulieren, sollte diese Entwicklung erleichtern und die Grundlage für Rahmenbedingungen bilden, die eine kohärente Sicht auf den Digitalisierungsprozess aller Übertragungsnetze bieten. Parallel dazu hat die Entwicklung des Digital Home das Potenzial, bedeutendes Industriewachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen anzukurbeln. Den Anstoß hierzu wird ein intensiver Wettbewerb um den Zugang zum Kunden geben. Dieser Wettbewerb wird große Investitionen erfordern, denn sowohl Mediendistributoren als auch Inhalteanbieter machen sich daran, neue digitale Dienste zu entwickeln und einzuführen, um die Verbrauchererwartungen zu erfüllen. Konvergenz erfordert bedeutende Anstrengungen, die Medien- und Telekommunikationspolitiken miteinander zu koordinieren. Die EU-Kommission hat bereits einen ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht, indem sie einer EU-Kommissarin die Verantwortung für Informationsgesellschaft und Medien übertragen hat und damit effektiv eine Kommissarin für Konvergenz geschaffen hat. Auf ähnliche Weise ist Ofcom in Großbritannien die einzige Regulierungs- und Wettbewerbsbehörde für die britische Kommunikationsindustrie mit umfassender Verantwortung in den Bereichen Fernsehen-, Radio-, Telekommunikationsund drahtlose Kommunikationsdienste. Die meisten europäischen Länder regulieren jedoch weiterhin Medien und Telekommunikation ohne ausreichende Absprache zwischen den verschiedenen Behörden, was es äußerst schwierig macht, Regelungen und Leitlinien für die konvergente Welt aufzustellen und auf der anderen Seite sehr leicht macht, falsche Entscheidungen zu treffen. Nach der Konzentration auf die Liberalisierung der europäischen Telekommunikationsmärkte in den 1990ern war ein erheblicher Teil der EU-Leitlinien zur Informationsgesellschaft auf die Stimulierung der Breitbandverbreitung in der gesamten EU ausgerichtet. Sowohl EU-Leitlinien als auch Vorschriften haben wichtige Parameter gesetzt, um europaweiten Infrastrukturwettbewerb zu stimulieren und damit die Verbreitung von Breitband (-diensten) voranzutreiben. Vor allem in Ländern mit starkem Kabel- und DSL-Wettbewerb wurde die Breitbanddurchdringung beschleunigt und hat fassbare Verbrauchervorteile gebracht (Schaubild 9). Obwohl große Schritte gemacht wurden, die Breitbandverbreitung zu stärken, hat die Breitbandpolitik der EU die ehrgeizigen Wachstumsziele für die europäische digitale Wirtschaft vom Lissabon-Gipfel 2000 nicht erreicht. Der digitale Graben ist in den meisten europäischen Ländern noch immer ein großes Problem. Damit steht dies in scharfem Gegensatz zur politischen Zielsetzung einer vollkommen integrierten Informationsgesellschaft. Verbraucher, Industrievertreter und politische Entscheidungsträger sind sich einig, dass es erheblicher Arbeit bedarf, das Niveau des Digitalfernseh- und BreitbandInternetzugangs in den USA und Asien zu erreichen und die Zielsetzungen von i2010 durchzusetzen. Es besteht jedoch eine starke Spaltung: Einerseits gibt es politische Entscheidungsträger, die mehr Regulierung bevorzugen, die darauf abzielt, vorhandene Player einzuschränken. Die andere Seite baut auf einen Abbau von Regulierung und zielt auf verschärften, vom Markt bestimmten Wettbewerb ab. Einige der Regulierungsinstrumente der Vergangenheit, wie die Entbündelung der so genannten „letzten Meile“,haben sich nicht überall als erfolgreich erwiesen und konnten das Kräftegleichgewicht zwischen den führenden Telekommunikationsanbietern und Neueinsteigern (im Bereich Infrastruktur) auf dem Breitbandmarkt nicht herstellen. Im Zuge des neuen Rechtsrahmens für elektronische Kommunikationsnetze und -dienste (Rahmenrichtlinie) prüfen die nationalen Regulierungsbehörden (NRB), ob neue regulative Eingriffe notwendig sind, um Marktprobleme auf einer Reihe relevanter Märkte zu beheben, die von der Europäischen Kommission empfohlen wurden. Regulierungsbehörden auf allen Ebenen müssen dabei jedoch die Konvergenz von Märkten berücksichtigen und bei der Bestimmung von beträchtlicher Marktmacht eines Betreibers vermeiden, zu eng gefasste Marktdefinitionen zu verwenden. Durch die Ausweitung der Regulierung von linearen zu nicht linearen Inhalten läuft die Überarbeitung der Richtlinie „Fernsehen ohne Viele laufende Initiativen Grenzen“ (Fernsehgehen in die richtige Richtung, richtlinie) Gefahr, Aneinige Bereiche müssen aber bietern neuer konnoch den Marktrealitäten vergenter Dienste angepasst werden (On-Demand) ungerechtfertigte regulative Bürden aufzuerlegen. Dazu gehört die erzwungene Einhaltung europäischer Inhalts- und Produktionsquoten. Dies könnte potenziell die Entwicklung der aufstrebenden europäischen neuen Medienbranche ersticken. Was die Seite 31 Bereitstellung von Inhalten betrifft, könnten nicht ausgewogene, regulative Belastungen der traditionellen Rundfunkübertragungsplattformen (Kabel, Satellit und Terrestrik) gegenüber neuen Übertragungsplattformen (TV über IP) weiter zu Wettbewerbsnachteilen führen. In diesem Fall würden die Kosten der Inhalte für Betreiber traditioneller Rundfunkübertragungsplattformen angehoben und damit potenziell ihre Flexibilität bei Programmen und neuen Geschäftsmodellen reduziert. Die Richtlinie würde daher über ihr ursprüngliches Ziel, einen Binnenmarkt für Content zu schaffen, hinausgehen, in dem sie so weit geht, die Wettbewerbsfähigkeit der verschiedenen Anbieter von Videoübertragungsplattformen zu beeinflussen. Damit könnte die Richtlinie im Widerspruch zum neuen Rechtsrahmen für elektronische Kommunikationsnetze und -dienste stehen. Fairer Zugang zu Premium-Inhalten steht ebenfalls auf der Agenda der Regulierungsbehörden. Er muss weiter überwacht werden, um den Missbrauch einer beherrschenden Marktposition zu verhindern, indem konkurrierenden Distributionsplattformen der Zugang Seite 32 auf attraktive Inhalte verwehrt wird. Besonders im Falle einer unausgewogenen Marktstruktur könnten Eingriffe erforderlich sein, um den Missbrauch der Marktdominanz bei der Akquisition und Nutzung von Premium-Inhaltsrechten zu verhindern. Dies könnte zum Beispiel in unterentwickelten Pay-TV-Märkten vorkommen, in denen ein dominanter Player versucht, langfristige Verträge zur Exklusivvermarktung einzugehen, um den Markteinstieg neuer Wettbewerber zu verhindern. In diesem Fall könnten Regulierungsbehörden eine zeitliche Begrenzung der Exklusivvereinbarungen verlangen. Auf ähnliche Weise veranschaulichen „unverwertete“ Inhaltsrechte eine typische, exklusive Marktmacht. Ein dominanter Player erwirbt Inhaltsrechte, ohne sie nutzen zu wollen. Sein Ziel besteht hauptsächlich darin, Wettbewerbern zu schaden und er hat keinerlei Absicht, die Inhalte zu senden. Dies könnte der Fall sein, wenn große Betreiber bedeutende Premium-Content-Pakete erwerben, ohne sie zu verwerten und ohne sie anderen Distributoren zur Verfügung zu stellen (so genanntes „Warehousing of Rights“). V. „DIGITALE DIVIDENDEN“ DES DIGITAL-HOME-MARKTES 1. Szenarien für die Entwicklung des Digital Home 2010 (Must-Carry-Regelung), Preisbeschränkungen oder offene Netzvorkehrungen, wurden analysiert. Die vorliegende Studie will die „digitalen Dividenden“ abschätzen, die sich durch eine beschleunigte Marktdurchdringung des Digital Home in Europa erzielen lassen oder die bei hinausgeschobener Verbreitung entsprechend verloren gehen könnten: Industriewachstum, Investitionen, Arbeitsplatzschaffung und Verbreitung neuer Dienste. Änderungen im Wettbewerbsumfeld Im Wettbewerbsumfeld gibt es zwei ungeklärte Bereiche: das Wettbewerbsniveau im Distributionsbereich und das Wettbewerbsniveau entlang der Wertschöpfungskette zwischen Inhalte-Produzenten und Distributoren. In beiden Fällen ist die zentrale Frage, ob dominante Player entstehen werden oder ob eine Reihe gleich starker Anbieter koexistieren und um Kunden konkurrieren werden. Das Wettbewerbsumfeld wird durch den Fragmentierungsgrad (z.B. von Distributoren oder Inhalteanbietern) und den Einstieg neuer Marktakteure beeinflusst werden. Von besonderem Interesse ist die Wirkung von Playern im Telekommunikationsbereich (ehemalige Monopolanbieter), die ihre finanzielle Stärke und ihren Kundenstamm als Hebel verwenden, sowie die Wirkung der zunehmend mächtigen Content-Anbieter. Strategien von Unterhaltungsunternehmen wie Time Warner veranschaulichen die potenziell wachsende Macht integrierter Content-Anbieter, die Infrastruktur und Inhalte vereinen. Schließlich könnten auch Hardwareund Softwarehersteller wie Sony oder Microsoft die Chance ergreifen, ihre jeweiligen Stellungen auszubauen, um sich einen Anteil des neuen Marktes zu sichern. Bei der quantitativen Beurteilung wurden Digitalisierung, Einnahmen und Industriestruktur bis 2010 projiziert. Die Quantifizierung basiert auf Marktforschung sowie unseren laufenden Untersuchungen und Projektarbeiten in diesem Bereich, auf den aktuellen Zahlen von Medienund Kommunikationsforschungsgesellschaften, auf Analyse- und Finanzberichten sowie auf über 30 eingehenden Befragungen von Industrieexperten. Diese reichen von führenden Plattformdienstleistern wie Comcast und Inhalteanbietern wie MTV zu leitenden Mitarbeitern der verschiedenen Regulierungsbehörden sowie erfahrenen Beratern. Die Analyse des Digital Home beinhaltet Top-DownDie Szenarioplanung ist eine strukturierte Zwei unsichere Faktoren prägen sowie Bottom-Up-Methoden zur Vorgehensweise, um das Verständnis komdie Entwicklung des Digital Beurteilung verschiedener Märkplexer zukünftiger Situationen zu ermögHome 2010: Regulierungs- und te und das umfassende Benchlichen. Dieser Ansatz wird bei der Arbeit Wettbewerbsumfeld marking der verschiedenen eurovon Booz Allen Hamilton häufig genutzt. päischen Player, um die FeinheiSzenarioplanung baut auf dem gründlichen ten der verschiedenen Faktoren Verständnis und der Analyse von Industriewie Technologie, Verbraucher oder Regulierung zu vertrends auf, die sich bereits auf dem Markt abzeichnen stehen. (Schaubild 29). Sichere Trends werden von unsicheren Trends getrennt, Die Marktentwicklung – und mit ihr die „digitalen Divium die Unsicherdenden“ – hängt in der Zukunft stark von unsicheren heiten deutlich zu Modernste Szenarioplanung Faktoren ab: dem Regulierungsumfeld und den Ändemachen. Um sich diente dazu, die Wirkung rungen im Wettbewerbsumfeld. Um die Auswirkungen mit den oben beungewisser Entwicklungen zu dieser unsicheren Faktoren zu beurteilen, haben wir schriebenen unanalysieren und zu quantifizieren, Szenarien entwickelt, die die wichtigsten Fragen rund um sicheren Trends indem eine solide faktische diese Bereiche beantworten: zu befassen, werGrundlage geschaffen und den einheitliche unsichere Faktoren bei der Regulierungsumfeld Szenarien auf der Entwicklung des Digital Home Basis eines tief durchleuchtet wurden Welche Wirkung zeigt ein stark reguliertes Umfeld? gehenden VerstänWelche Vor- und Nachteile gibt es, wenn im Rahmen der dnisses der treiRegulierung ein liberaler Ansatz verfolgt wird? Spezielle benden Faktoren ungewisse Bereiche und Ansatzpunkte rund um die und Hemmnisse für die Entwicklung des Digital Home Regulierung wie Barrieren zur horizontalen oder vertientwickelt. Die Szenarien bilden dann die Basis für „Was kalen Integration und die Auferlegung von Pflichtinhalten wäre wenn“-Einblicke, die wiederum in ein ökonomisches Die zukünftige Entwicklung des Digital Home verspricht „digitale Dividenden“ in vier Bereichen: Industriewachstum, Investitionen, Arbeitsplatzschaffung und Diensteverbreitung Seite 33 Szenario 1: Digitaler Wettbewerb – „Kopf an Kopf“ Schaubild 29: Methodologie der Szenarioplanung Trendidentifizierung Trends mit geringerer Ungewissheit Szenarien Trends mit hoher Ungewissheit Optionsraum Quantifizierung der Wirkung (Modell) Empfehlungen Unterstützende Analysen und Nachweise Quelle: Booz Allen Analyse Modell umgesetzt werden. Der Ansatz des Modells wird durch empirische Nachweise unterstützt. Im Verlauf dieser Studie wurde ein vollständiges Bild von vier verschiedenen Zukunftsoptionen aufgebaut (Schaubild 30). Es wurden vier getrennte Szenarien entwickelt, um die „digitalen Dividenden“ zu beurteilen, die mit der Evolution des Digital Home in ganz Europa einhergehen (Schaubild 30). Jedes Szenario stellt ein mögliches, zukünftiges Aussehen des Digital-Home-Marktes im Jahr 2010 dar. Im Szenario des Wettbewerbs „Kopf an Kopf“ führt Chancengleichheit zu fairem Wettbewerb gleich starker Player und schafft damit ein sehr positives Umfeld für Investitionen und Arbeitsplatzschaffung. Dieses Szenario baut auf einem Regulierungsansatz auf, der schnell an das neue Marktumfeld angepasst wird und dabei einen zurückhaltenden Ansatz bei Fragen des Wettbewerbsrechts und Distributionsbeschränkungen verfolgt, um Konsolidierung und fairen Infrastrukturwettbewerb zu ermöglichen. Der Rechtsrahmen baut auf einem Konvergenzmarktszenario für zentrale EntscheiEs wurden vier Szenarien dungen auf. Man entwickelt, um die kann es sich als wahrscheinliche Evolution eine Mischung aus des Digital Home in Europa zu zurückhaltender Reumreißen und zu quantifizieren gulierung, wie im Beispiel von Großbritannien zu sehen, kombiniert mit einem Schwerpunkt auf infrastrukturbasiertem Wettbewerb, wie er beispielsweise in der Schweiz oder Österreich zu beobachten ist, vorstellen. Damit wird in den meisten Ländern eine Marktstruktur etabliert, in der verschiedene, starke Player in der Distribution auf der Basis relativ gleicher Kräfteverteilung miteinander im Wettbewerb stehen. Sie tätigen große Investitionen, damit sie in der Lage sind, gebündelte Programmpakete anzubieten und um über neuen und digitalen Content auf Augenhöhe verhandeln zu können. Diese Aussichten locken neue Inhalte-Produ- Schaubild 30: Vier Szenarien für das Digital Home in Europa im Jahr 2010 Szenario 1 Beschreibung Zurückhaltende Regulierung: horizontale Konsolidierung erlaubt, lediglich sehr begrenzte Eingriffe „Kopf-an-Kopf“ Ausgewogener Wettbewerb auf Infrastrukturbasis Starke Investitionen, Dienstleistungsvielfalt, schnelle Verbraucherakzeptanz 2 „Erschwerte Bedingungen“ 3 „TelcoDominanz“ Dominanz“ 4 Starke Regulierung: Konsolidierung blockiert, strikter Verbraucherschutz Digitalisierungspatt (abwartende Haltung) Sehr geringe Innovation und Investitionen, träge Verbraucherakzeptanz Nationale Telco-Dominanz auch auf dem Digital-Home-Markt Unausgewogener Wettbewerb: Kabel von nationaler Konsolidierung ausgeschlossen Monopolistische Preise, geringe Diensteentwicklung, normale Verbraucherakzeptanz Ungleichgewicht in der Wertschöpfungskette: fragmentierte Distributoren verglichen mit dominanten „ContentDominanz“ (konsolidierten) Playern im Content-Bereich Player im Content-Bereich setzen (überhöhte) Preise durch, begrenzte Investitionen durch Distributoren Geringe Inhalts-/Dienstleistungsentwicklung, träge Verbraucherakzeptanz Quelle: Booz Allen Analyse Seite 34 zenten mit lokalen und Nischenangeboten zum Markteinstieg. Das wiederum zieht Kunden an, die die Dienste nutzen und damit noch mehr Investitionen ankurbeln. So wird ein sich selbst verstärkender Kreislauf geschaffen. Im Allgemeinen verbessern sich die Dienstangebote an den Konsumenten erheblich in Bezug auf Umfang des Angebots, Qualität und Preis. Gleiches gilt für die Nachfrage nach neuen Diensten und höheren Breitbandgeschwindigkeiten. Konsumenten sind bereit, Geld für die stetig zunehmende Zahl von attraktiven digitalen Diensten auszugeben und ergänzen ihre Basisabonnements für TV um kostenpflichtige und interaktive Pakete. Damit steigen Digitalfernseh- und Breitbandverbreitungsraten rapide, während der durchschnittliche Preis pro Dienst sogar sinkt (wie bei der bisherigen europäischen Breitbandentwicklung zum Beispiel in Österreich und den Niederlanden zu sehen, Schaubild 11 und Schaubild 12). Szenario 2: „Erschwerte Bedingungen” Szenario 3: „Telco-Dominanz” Das „Telco-Dominanz“-Szenario konzentriert sich auf europäische Telekommunikationskonzerne wie die Deutsche Telekom, France Télécom oder KPN, die ihre Größe aggressiv einsetzen, um das Digital Home zu dominieren. Kabelnetzbetreiber werden dagegen von der Konsolidierung auf nationaler Ebene ausgeschlossen und können mit den Ressourcen und der Marketingmacht der ehemaligen Monopolanbieter nicht fair konkurrieren. Während Kabelnetz- und Telekommunikationsbetreiber in die Kernmärkte des anderen einziehen, steigen Investitionen in Breitband- und Triple-Play-Angebote zunächst, um dann merklich abzuflachen, sobald die Kabelnetzbetreiber den Incumbents unterlegen sind. Es ist somit zu erwarten, dass Abonnementgebühren innerhalb von 5 Jahren langsam steigen werden, wenn sich die Stellung der Telekommunikationsbetreiber festigt und ihnen ermöglicht, monopolistische Preise durchzusetzen. Dies führt wiederum zu geringerer Verbraucherakzeptanz der digitalen Dienste. Szenario 4: „Content-Dominanz” Ein Patt kommt der tatsächlichen Situation in einigen europäischen Ländern (zum Beispiel Deutschland), die Im Szenario „Content-Dominanz“ findet durch die im Bereich der digitalen Verbreitung und der innovaInhalteanbieter eine Abschöpfung der Gesamtwertschöptiven digitalen Dienstangebote zu den fung in bedeutendem Umfang statt, was Schlusslichtern gehören, sehr nahe. die Investitionsanreize und -möglichDie Analyse der „digitalen In diesen Ländern werden Investitionen keiten der Distributoren stark einDividenden“ basiert auf durch ungünstige und unsichere Reschränkt. Dominante Content-Produzeneinem umfassenden gulierungsverfahren behindert. Neue ten schaffen es, ihre Preise stetig zu erquantitativen Modell, das Dienste werden nicht entwickelt, da höhen, da sie ihre Marktgröße und Pro19 europäische Länder Ausbaumöglichkeiten in der digitalen grammmarken ausnutzen können. Letztund damit 99 Prozent der Infrastruktur fehlen und es nur endlich bestimmen Rechteinhaber und Fernsehhaushalte Europas begrenzte Abonnentenzahlen der digivertikal integrierte Pay-TV-Anbieter die abdeckt talen Plattformen gibt, was wiederum Bedingungen in der Industrie und die Anreize zum Investieren verringert. beschränken damit gravierend die Im Szenario der „Erschwerten Bedingungen“ gehen wir Investitionsfähigkeiten und -anreize der Player im davon aus, dass diese Länder die aufgestellten Infrastrukturbereich. Da Marketinginvestitionen von Barrieren nicht beseitigen und dass eine Reihe von Distributoren (z.B. Zuschüsse zu STBs oder große weiteren Ländern restriktive Regulierungsverfahren verMarketingausgaben) beschränkt sind, greifen Verbraufolgen. In diesem Umfeld liegt das Hauptaugenmerk cher nur allmählich auf die neuen Dienste zurück. der Regulierungsbehörde auf der Kontrolle der TV-Plattformen, hauptsächlich durch Durchsetzung kurzfristiger Die Analyse der „digitalen Dividenden“ gründet sich Verbraucherschutzmaßnahmen wie Must-Carry-Regeln, auf eine erschöpfende Beurteilung jedes Szenarios Inhaltsquoten, Preisbeschränkungen und blockierte Konfür sechs Länder (Österreich, Frankreich, Deutschland, solidierung. Diese Situation führt zur Selbstgefälligkeit Niederlande, Polen und Großbritannien) sowie eine der wichtigsten Branchenvertreter und ergibt einen ManExtrapolation zusätzlicher 13 Länder (Belgien, Tschegel an Wettbewerb, der marktabschöpfende Strategien chische Republik, Dänemark, Finnland, Griechenland, statt hoher Investitionen mit sich bringt. Neben der Ungarn, Irland, Italien, Portugal, Rumänien, Spanien, Distribution und den Content-Industrien nehmen auch Schweden und Schweiz). Die europäische Aggregation die Verbraucher eine abwartende Haltung ein, da sie nur umfasst damit insgesamt 19 Länder und 186,6 Milliobegrenzt Gelegenheit haben, den Dienst zu erleben und nen Fernsehhaushalte (Schaubild 31). so den Mehrwert des digitalen Dienstes schätzen zu lernen. Damit wird der Verbrauchernutzen durch diesen Regulierungsansatz langfristig stark reduziert. Seite 35 Schaubild 31: Länderabdeckung des Quantifizierungsmodells für das Digital Home Länder im Erfassungsbereich und Ländergruppen Gruppe Kabel schwach, stark digitalisiert Kabel und DSL stark Gruppe Länder Frankreich GB Italien Spanien Ein wenig Kabel, DSL aufstrebend (Ost-EU) Niederlande Deutschland Schweden Schweiz Dänemark Belgiem Finnland Im Detail modelliert Länder Ein wenig Kabel, DSL aufstrebend (West-EU) Polen Rumänien Tschechische Republik Ungarn Österreich Dänemark Niederlande Finnland Portugal Irland Griechenland Schweden Irland Extrapolation über Gruppen GB Europäische TV-Haushalte1) - in Millionen 2004 - 21 13 13 7 7 4 4 4 4 4 3 3 3 3 2 1 1 1 0,2 187 Deutschland Belgien Polen Ungarn France Rumänien Italien Portugal 25 Tschechische Republik Griechenland Spanien 26 38 Schweiz D GB F I E PL ROM NL B CZ S HU GR AT P CH DK FIN IRE Sl EE LUX Total Im Detail modelliert Österreich Extrapolation über Gruppen Im Detail modelliert: 60% der TV HH Extrapolation über Gruppen: 39% der TV HH (1) Repräsentiert sind die EU-25-Haushalte plus Rumänien und die Schweiz, aber ohne Lettland, Litauen, Malta, Slowakei und Zypern Quellen: Screen Digest 2005, Booz Allen Analyse 2. Durchbruch verspricht hohe „digitale Dividenden“: Wachstum, Investitionen und Beschäftigung Unsere Analyse der unterschiedlichen Szenarien zeigt, dass drei unabhängige Faktoren das Ergebnis maßgeblich beeinflussen: 1. Das regulative Umfeld 2. Das resultierende Wettbewerbsumfeld 3. Die Verbraucherakzeptanz (teilweise durch Wettbewerb getrieben, da es sich um einen „Push“-Markt handelt) Die Ergebnisse zeigen, dass ein ausgewogener Wettbewerb, vor allem auf Infrastrukturebene, der wichtigste treibende Faktor einer gesunden Entwicklung ist. Das oben beschriebene Szenario des „Kopf an Kopf“ zeigt die erreichbaren Ergebnisse, wenn solch ein Umfeld schnell auf europäischem Niveau etabliert werden kann. Alle anderen Szenarien führen zu einer Verlangsamung oder zu ungleichen Kräfteverhältnissen in der Marktstruktur und damit zu ungünstigeren Ergebnissen. Nachfolgend Seite 36 werden die zu erwartenden „digitale Dividenden“, wenn die Bedingungen für einen Wettbewerb „Kopf-an-Kopf“ in den meisten Ländern geschaffen werden können, im Detail beschrieben. Anschließend werden wir uns auf die wichtigsten Treiber mit potenziell negativem Effekt und die Analyse ihrer Wirkung auf die Marktentwicklung konzentrieren. Eine erfolgreiche Migration Die richtige Umstelhin zum Digital Home 2010 lung auf das Digital hat auf europäischem Niveau Home hat auf euroerhebliche Vorteile: Umsätze, päischem Niveau eiInvestitionen und Arbeitsplätze nen erheblichen Vorwerden in diesem Sektor teil. Das „Kopf an rasant zunehmen Kopf“-Szenario weist die besten Ergebnisse auf und kann als das ideale Szenario für die Industrieentwicklung betrachtet werden. In diesem Szenario ist zu erwarten, dass sich Einnahmen, Investitionen, Arbeitsplätze und Verbreitungsraten bis 2010 mehr als verdoppeln werden. Durchschnittliche jährliche Wachstumsraten werden weit über 10 Prozent betragen – und damit weitaus höher als das durchschnittliche BSP-Wachstum liegen. Der Zugang zu digitalen Diensten wird stark zuBreitband-Internet wird vorausnehmen und bis sichtlich in den nächsten 2010 zwei Drittel 5 Jahren vom Digitalfernsehen der europäischen überholt: 64 Prozent (DTV) vgl. Haushalte erreimit 53 Prozent (Breitband) chen, wobei BreitAnteil in Haushalten: DTV ist band durch das die treibende Kraft für die Digitalfernsehen Schließung der „digitalen als die wichtigGräben“ ste Plattform der digitalen Welt abgelöst wird. Die zusammengefassten Ergebnisse des „Kopf an Kopf“Szenarios zeigt Schaubild 32. Im Breitbandbereich werden Kabelinternet-Abonnentenzahlen weit schneller steigen als DSL-Anschlüsse – vorangetrieben durch höhere Geschwindigkeiten und attraktive gebündelte Angebote der Kabelnetzbetreiber (Schaubild 33). Im entwickelten Digital-TV-Markt der USA kann man diese Situation bereits auf dem Markt sehen: Comcast ergänzt Internetzugang mit attraktiven Inhalten – VoiceMail, PhotoShow Deluxe, Multimedia-Player und Premium Content von führenden Verlagen – und liefert Online-Games von führenden Verlegern wie Atari und Strategy First. Dieses Angebot umfasst unbegrenzten Zugang für Verbraucher, die ohne zusätzliche Gebühren so lange spielen können, wie sie wolBei optimaler len. Akzeptanz werden Abonnenteneinnahmen bis Die Abonnenten2010 80 Mrd. Euro erreichen einnahmen werden – DTV wird rund 50 Mrd. Euro jährlich 14 Prozent ausmachen steigen und bis 2010 die Marke von 80 Mrd. Euro erreichen. Die mehr als doppelte Steigerung bei Gesamtabonnenteneinnahmen wird zum größten Teil durch den Verkauf umfassenderer Dienste vorangetrieben, nicht durch höhere Preise. Up-Selling ist im Wesentlichen eine Funktion der Verbrauchernachfrage: Mehr und bessere digitale Dienste, die die Verbrauchernachfrage erfüllen, heizen die Akzeptanz von gebündelten Angeboten an und veranlassen die Kunden Schaubild 32: Zusammenfassende Ergebnisse für das Szenario „Kopf-an-Kopf“ Jährliche Abonnenten-Gesamteinnahmen – in Mrd. Euro, Europa1) 2004 & 2010 – 100 Jährliche Gesamtinvestitionen2) – in Mrd. Euro, Europa1) 2004 & 2010 – Gesamte inkrementelle Arbeitsplatzschaffung – in Tausend Jobs, Europa1) 2004–2010 – 30 80 23 15-30 20 50 60 35 10 0 Status quo (2004) „Kopf-an-Kopf” (2010) 0 50% 40% 30% 20% 10% 0% Status quo (2004) 64% „Kopf-an-Kopf” (2010) „Kopf-an-Kopf” (2010) Gesamt- Inhalte distribution Multi- Gesamt plikatoreffekte3) Gesamte Breitbanddurchdringung – %, Europa1) 2004 & 2010 – 70% 60% 50% 40% 30% 20% 20% Status quo (2004) 9-17 7 Gesamte Digital-TV-Durchdringung – %, Europa1) 2004 & 2010 – 70% 60% 84-107 10% 0% 53% 24% Status quo (2004) „Kopf-an-Kopf” (2010)- (1) Umfasst: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Spanien, Tschechische Republik und Ungarn (2) Investitionen in Capex und programmbezogene Opex (3) Multiplikatoreffekte erfassen die zusätzliche Beschäftigung bei Lieferanten und anderen verknüpften Aktivitäten im Zusammenhang mit einer Erweiterung der Distributionsbranche, z.B. Netzinfrastruktur oder STB Quelle: Booz Allen Analyse Seite 37 Schaubild 33: Verbreitung der Dienste für das Digital Home im „Kopf-an-Kopf“-Szenario Anzahl Digital-TV-Haushalte nach Plattform – Millionen, Europa1) 2004 & 2010 – Anzahl Breitband-Haushalte nach Plattform – Millionen, Europa1) 2004 & 2010 – 121 14 Gesamte Digitalisierungsrate 2004: 20% 2010: 64% Gesamte BB-Durchdringung 2004: 24% 2010: 53% 39 101 24 71 45 36 6 22 1 7 2004 Kabel DSL DTH 44 36 2010 9 2004 DTT DSL-Breitband 30 2010 Kabelbreitband (1) Umfasst: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Spanien, Tschechische Republik und Ungarn Quelle: Booz Allen Analyse Schaubild 34: Abonnenteneinnahmen im „Kopf-an-Kopf“Szenario Split der Abonnenteneinnahmen nach Distributionsplattform – 2010 – Gesamtabonnenteneinnahmen – Mrd. €, Europa1) 2004 und 2010 – 80 DTT 7% 30 35 19 14 DSL (TV/BB) 37% 3 9 25 9 2004 Kabel (TV/BB) 36% DTH 20% 4 2 2010 Analoges Basispaket Digitales Basispaket Interaktive Dienste Breitband (Kabel & DSL) Premium-Pakete (1) Umfasst: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Spanien, Tschechische Republik und Ungarn Hinweis: Zahlen ohne MwSt. und ohne Inflation Quelle: Booz Allen Analyse Seite 38 zum Upgrade ihres aktuellen Programmpakets. Dies ist bereits in den USA zu sehen, in denen VoD- und HDTVVerbreitungsraten stark ansteigen. Die neuen oder verbesserten Dienste für das Digital Home werden HDTVSender, Premium-Sport- und Spielfilmpakete, thematische und fremdsprachige Kanäle sowie interaktive Dienste wie VoD/PPV, EPG, Spiele, Voting, Dating und Informationsdienste umfassen (Schaubild 34). Material von den nationalen Konferenzen der demokratischen und der republikanischen Parteien sowie TVDuelle der Präsidentschaftskandidaten im Wahlkampf über VoD 20 Millionen Haushalten zur Verfügung standen. Wie bei jeder anderen Umwälzung großen Maßstabs der Industrielandschaft wird die digitale Akzeptanz zu verlagerten Marktanteilen führen. Die Zahl der digitalen Satellitenhaushalte wird sich trotz der Nachteile der Diese neuen Dienste werden den Charakter des Plattform in einem Triple-Play-Umfeld noch um fast 20 Fernsehens verändern. Statt eine passive UnterhaltungsMillionen erhöhen. Dies spiegelt die sehr starke Contentplattform zu sein, wird digitalisiertes Fernsehen zu einer Stellung großer Player wie BSkyB wider, die hauptsächinteraktiven Informations-, Kommunikations- und Unterlich über gemietete Satellitenkapazität operieren. Auch haltungsplattform werden. Abgesehen von rein kommerder Durchbruch von TV-über-DSL beschleunigt sich durch ziellen Diensten bietet die interaktive Entwicklung auch erfolgreiches Up-Selling an den großen Breitbandeine Gelegenheit für T-Commerce, T-Government und Abonnentenbestand (sobald die technischen Probleme andere Informationsleistungen, eine weitaus größere Zahl vollständig gelöst sind, was ab 2007 erwartet wird). von Haushalten zu erreichen, Die Zahl der Kabelabonnenten wird am als das bisher über das Interschnellsten zunehmen. Die wichtigsten net möglich ist. In einer Reihe Erfolgsfaktoren werden hierbei technische Starke Zunahme der Dienste von Regionen in Italien könReife und schnelles Erreichen der notfür das Digital Home wird zu nen Zuschauer bereits über wendigen Größe sein, um in Infrastruktur und verlagerten Marktanteilen ihr Fernsehgerät und ihre FernContent investieren zu können. Auch beim sowohl bei Breitband als auch bedienung Kontakt zu Komterrestrisch digitalen Fernsehen werden bei Digital-TV führen munalbehörden aufnehmen sich die Abonnentenzahlen verdoppeln. Die (wichtige Telefonnummern und beschränkten Rückkanalfähigkeiten und Öffnungszeiten überprüfen, Vordrucke laden, usw.). Ähnnicht abgestimmten wirtschaftlichen Interessen der liche Entwicklungen sind auch in einigen asiatischen verschiedenen Interessenvertreter halten sie jedoch Ländern und in den USA zu sehen, in denen zum Beispiel insgesamt auf eher niedrigem Niveau. Schaubild 35: Gesamtarbeitsplatzschaffung im „Kopf-an-Kopf“-Szenario Inkrementelle Arbeitsplätze pro Distributionsplattform – Tausend, Europa1) 2004-2010 – Gesamte inkrementelle Arbeitsplatzschaffung – Tausend, Europa1) 2004–2010 – DTT 5 15-30 84-107 Multiplikatoreffekte2) Gesamt 9-17 DTH 15 Cable 22 DSL 18 60 Gesamtdistribution Inhalte (1) Umfasst: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Spanien, Tschechische Republik und Ungarn (2) Multiplikatoreffekte erfassen die zusätzliche Beschäftigung bei Lieferanten und anderen verknüpften Aktivitäten im Zusammenhang mit einer Erweiterung der Distributionsbranche, z.B. Netzinfrastruktur oder STB Quelle: Booz Allen Analyse Seite 39 Der letzte Punkt zeigt deutlich, wie wichtig Partnerschaften Die Bereitstellung von mehr Diensten an mehr Kunden und Allianzen in der digitalen Welt sind. Verschiedene wird zur Schaffung von 100.000 Arbeitsplätzen führen – Unternehmen müssen sich abstimmen, um den Durchdavon allein 60.000 bei den Distributionsplattformen. bruch des Digital Home voranzutreiben. Die globale Allianz Kabel wird mit 22.000 das größte Stellenwachstum von Microsoft und Alcatel, die im Februar 2005 bekannt aufweisen. (Diese Zahl berücksichtigt bereits die damit gegeben wurde, ist ein Beispiel: „Die beiden Unternehmen einhergehende Konsolidierung.) Zusätzlich werden 9.000 werden gemeinsam eine integrierte Lösung für die Verbreibis 17.000 Stellen aus der Content-Industrie stammen. tung von IPTV an Breitbandanbieter weltweit vermarkten, Dies spiegelt die Verbrauchernachfrage nach lokalen bei der Alcatels Netzzugangsgeräte und Systemintegradigitalen Inhalten, die zugehörigen Investitionen von tionsdienste und die Microsoft TV IPTV Edition-SoftwareDistributoren sowie die Anreize der Inhalte-Produzenten, plattform genutzt werden.“ Zusammen erwarten Microinnovative Dienste zu entwickeln, wider. Darüber hinaus soft und Alcatel, die „IPTV-Kosten zu senken, sind zusätzliche Dominodie Time-to-Market zu beschleunigen und die effekte durch die Lieferanten In diesem günstigen Umfeld Einführung innovativer neuer Dienste für Verder Industrie und andere verwürden 100.000 Stellen braucher zu ermöglichen“ (Quelle: microsoft. bundene Aktivitäten im Zusamgeschaffen – Kabel-TV com). Andere Partnerschaften, wie zum Beispiel menhang mit der Erweiterung hat dabei den größten Nokia und mehrere lokale asiatische Rundder Distributionsindustrie, zum Arbeitsplatzeffekt funkanbieter, unterstützen dieses Argument Beispiel bei der Netzinfrastrukzusätzlich. Fehlende Allianzen oder ungleiche tur oder den EndverbraucherKräfteverhältnisse auf dem Markt werden die geräteherstellern, zu erwarten. Entwicklung des Digital Home stark verzögern. Sollten Diese werden weitere 15.000 bis 30.000 neue ArbeitsInhalteanbieter oder Rundfunkanbieter neue digitale plätze in ganz Europa schaffen und die Rolle der AnbieInhalte nur zögerlich produzieren, wird sich der Netzter im Infrastrukturbereich als Hauptkatalysatoren für ausbau für digitale Dienste verlangsamen, da attraktiver Investitionen und Stellenwachstum in anderen Industrien Inhalt wichtig ist, um die Verbrauchernutzung zu stimuunterstreichen (Schaubild 35). lieren. Der Machtkampf zwischen großen Rundfunkanbietern und Kabelnetzbetreibern um simultane BereitstelNeben den Auswirkungen für digitalen Zugang und lung von analogen und digitalen Signalen in Deutschland Beschäftigung, die sich aus der Erweiterung der Disunterstreicht diese gegenseitige Abhängigkeit. tributionsindustrie ergeben, ist der Investitionsgrad von großer Bedeutung. Eine moderne Kommunikationsinfrastruktur ist Teil der Zielsetzungen von i2010, da sie eine treibende Kraft für die Entwicklung anderer Schaubild 36: Gesamte kumulierte Investitionen (Mrd. Geschäftsbereiche ist. Gesamtinvestitionen, die KapitalEuro, Europa1), 2004-2010) einsatz (Capital Expenditure, Capex) und programmbezogene Betriebskosten (Operational Expenditure, Opex) 6 98 umfassen, werden sich in diesem optimalen Szenario über 18 7 Jahre auf 98 Mrd. Euro belaufen. Jährliche Investitionen der Distributionsindustrie werden zwischen 2004 und Programm35 33 Opex 2010 von 7,5 Mrd. Euro auf 23 Mrd. Euro steigen. Kabel wird aufgrund von Aufwendungen für Breitband-Infrastruktur- und auch digitale Inhalte die 41 größten InvestiDie Gesamtinvestitionen Infrastrukturtionen aller Platt63 belaufen sich bei beschleunigter Capex formen aufweisen. Marktentwicklung auf fast DSL-Investitionen 100 Mrd. Euro in 7 Jahren werden hauptsächlich durch Infrastruktur-Capex angetrieDTH DTT GesamtKabel DSL investitionen ben (beginnend mit einer sehr kleinen TV-Kunden‘04 - ’10 basis). DTH-Investitionen werden dagegen hauptsächlich (1) Umfasst: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, für Premium- oder „exklusive“ Inhalte aufgewendet werden Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Österreich, (Schaubild 36). BSkyB ist ein hervorragendes Beispiel, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Spanien, Tschechische Republik und Ungarn das insgesamt 85 bis 90 Prozent der Einnahmen als Quelle: Booz Allen Analyse Betriebskosten ausweist. Das Anmieten von Satellitenkapazität ist einer der Posten der Betriebskosten, Seite 40 doch mit fast 60 Prozent haben Programminhalte den weitaus größten Anteil daran. Diese Erwartung wird durch vergangene Entwicklungen in den USA und Großbritannien deutlich unterstützt. Zwischen 1990 und 2002 sind die Grundprogramminvestitionen der USKabelnetzbetreiber In einem Zeitraum von 7 Jahren von 1,4 Mrd. Dollar sind 35 Mrd. Euro an auf 9,2 Mrd. Dollar Programminvestitionen zu gestiegen (durcherwarten – ein bedeutender schnittliche jährSchub auch für die Entwicklung liche Wachstumsvon lokalen Inhalten rate gleich 17 Prozent, Schaubild 23). Der Zuwachs bei Content-Investitionen ist jedoch nicht auf die USA beschränkt. Im entwickelten Digitalfernsehmarkt von Großbritannien war zwischen 1998 und 2003 (dem Zeitraum, in dem die Digitalisierung an Geschwindigkeit zunahm) eine Verdopplung der Ausgaben für Originalprogramminhalte zu beobachten (Schaubild 9). Industrieschätzungen gehen davon aus, dass 30 bis 60 Prozent aller originären Programmaufwendungen in die Entwicklung von lokalen Inhalten gesteckt werden. Dies sind etwa 10 Mrd. bis 20 Mrd. Euro an zusätzlichen Investitionen in europäische (lokale) Inhalte. Diese Investitionen werden die europäische audiovisuelle Industrie bedeutend stärken. Eine beschleunigte Digitalisierung ist für Europa als Ganzes von Vorteil. 2004 reichten die verschiedenen Verbreitungsraten von Digital-TV von 2 bis 6 Prozent (Tschechische Republik oder NiederlanIn einem günstigen Umfeld de) bis 57 Prozent wird jedes Land mindestens (Großbritannien). Bis 40 Prozent Verbreitungsrate 2010 werden die bei DTV erreichen – Länder, digital aufstrebenden die 2004 bereits stark Länder Verbreitungsdigitalisiert sind, werden raten von 45 Prozent bis 2010 fast vollständig oder mehr erreichen, digitalisiert sein die reifen Länder werden sich der Sättigung und vollständigen Digitalisierung mit weit über 90 Prozent Durchdringung nähern. Differenzen zwischen den Ländern werden damit ein wenig kleiner. Vor allem für die osteuropäischen Länder zeigt die Entwicklung des Digital Home großartige Aussichten und Wachstumschancen: die Zuwachsraten, um von 2 auf mehr als 40 Prozent Marktdurchdringung zu gelangen, werden dabei im Bereich über 50 Prozent durchschnittliche jährliche Schaubild 37: Qualifikatoren und treibende Faktoren einer beschleunigten Entwicklung zum Digital Home Voraussetzungen Investitions- und Innovationsfreundliche rechtliche Rahmenbedingungen Ausgewogene Marktstruktur Investitionen und proaktiver Marketingansatz, um Einstieg der Verbraucher zu fördern Aufkommen neuer Geschäftsmodelle/ Partnerschaften Logische Grundlage Rechtsrahmen muss Wettbewerb im konvergenten Markt widerspiegeln, d.h. weiter gefasste Marktdefinitionen bei der Entscheidung über Marktbeherrschung oder SMP anwenden Regulierung muss Investitionsanforderungen berücksichtigen und Investitionssicherheit bieten Investitionen treiben neue digitale Dienste an Höchste Investitionsgrade treten in einer ausgewogenen Landschaft mit vorhandenem Infrastrukturwettbewerb auf Hohe Investitionen sind erforderlich, um die Nutzung voranzutreiben Dienste sollten auf Wünsche und Anforderungen des Kunden zugeschnitten sein Proaktives Marketing ist erforderlich, um Kunden zu informieren und zu überzeugen Verlagerung des Umsatzes zu Abonnenteneinnahmen erfordert neue Geschäftsmodelle Player im Content-Bereich und Distributoren müssen „Win-win“-Partnerschaften schaffen, um neue digitale Dienste zu entwickeln und zu vermarkten „Qualifikatoren“ Wenn nicht erfüllt, können diese Voraussetzungen die Akzeptanz des Digital Home behindern, sie werden aber die Akzeptanz nicht von sich aus antreiben „Treibende Faktoren“ Diese Voraussetzungen sind ausschlaggebend, um Wachstum von Einnahmen, Investitionen und Arbeitsplätzen durch die Akzeptanz des Digital Home zu erreichen. Sie können ihre Wirkung nur entfalten, wenn die „Qualifikatoren“ vorhanden sind Quelle: Booz Allen Analyse Seite 41 Schaubild 38: Investitionen und Arbeitsplätze „in Gefahr“ im Szenario „Erschwerte Bedingungen“ Inkrementelle Arbeitsplätze – ‘000, Europa2), 2004-2010 – Kumulierte Investitionen1) – Mrd. Euro, Europa2), 2004-2010 – 98 107 39 89 59 18 „Kopf-an-Kopf“Szenario Investitionen „in Gefahr“ „Erschwerte Bedingungen“ „Kopf-an-Kopf“Szenario Arbeitsplätze „in Gefahr“ „Erschwerte Bedingungen“ (1) Investitionen in Capex und programmbezogene Opex (2) Umfasst: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Spanien, Tschechische Republik und Ungarn Quelle: Booz Allen Analyse Schaubild 39: Investitionen „in Gefahr“ in den Szenarios Telco-Dominanz und Content-Dominanz Jährliche Investitionen Distributionsindustrie – Mrd. Euro, Europa1) 2010 – Jährliche Investitionen Distributionsindustrie – Mrd. Euro, Europa1) 2010 – 23 23 Jährliche Investitionslücke -11 Mrd. Euro Jährliche Investitionslücke -8 Mrd. Euro 15 12 „Kopf-an-Kopf“Szenario Investitionen „in Gefahr“ „Telco-Dominanz“Szenario „Kopf-an-Kopf“Szenario Investitionen „in Gefahr“ Szenario „Content-Dominanz“ (1) Umfasst: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, Schweiz, Spanien, Tschechische Republik und Ungarn Quelle: Booz Allen Analyse Seite 42 Wachstumsrate (CAGR) liegen. Die Möglichkeit, einige ihrer westlichen Pendants einzuholen, ist für diese Länder eine attraktive Aussicht. müssen vorhanden sein, um die Akzeptanz des Digital Home nicht zu behindern, werden die Akzeptanz aber nicht selbst vorantreiben. Deutschland ist von höchster Bedeutung, damit Europa seine Digitalisierungsziele erreicht. Es ist die größte europäische Volkswirtschaft und mit mehr als 38 Millionen TV-Haushalten stellt DeutEntwicklungen in Deutschland schland etwa 21 werden ausschlaggebend Prozent der gefür das Erreichen der EUsamten europäiDigitalisierungsziele sein schen TV-Haushalte dar. Leider hinkt das Land nicht nur bei den gegenwärtigen Verbreitungsraten für Breitband und Digitalfernsehen, sondern auch bei den Investitionsaktivitäten hinterher. Im Vergleich zum nächst größten Markt, Großbritannien, investiert Deutschland gegenwärtig nur halb so viel in Infrastruktur und innovative digitale Inhalte. Es ist für den gesamten Kontinent ausschlaggebend, dass die deutschen Player ihr Investitionspatt überwinden und die Lücke zu entwickelten digitalen Volkswirtschaften wie Großbritannien und Schweden schließen. Für einen beschleunigten Durchbruch des Digital Home müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden (Schaubild 37). Erstens ist eine ausgewogene Marktstruktur maßgeblich, um Investitionen in die Entwicklung neuer digitaler Dienste anzukurbeln. Investitionen sind am höchsten, wenn mehrere starke Rechtliche Rahmenbedingungen, nationale Player die eine ausgewogene chancengleich Industriestruktur sichern, sind ko n k u r r i e r e n . der zentrale „Hygienefaktor“, um Zweitens müsdiese beschleunigte Verbreitung sen rechtliche des Digital Home zu erzielen Rahmenbedingungen zugunsten von Investitionen und Innovation vorliegen. Akzeptanz tritt letztlich nur ein, Verzögerungen beim Digital Home wenn zwei zubergen erhebliche Risiken: Gesamtsätzliche Vorausinvestitionen von 39 Mrd. Euro und setzungen erfüllt 89.000 Arbeitsplätze könnten sind - „treibende verloren gehen oder wesentlich Faktoren“, die verzögert werden ausschlaggebend sind, um Wachstum von Investitionen, Einnahmen und Arbeitsplätzen zu erreichen (sie können ihre Wirkung nur entfalten, wenn die „Hygienefaktoren“ vorliegen). Damit kommen wir zum dritten Punkt: Distributoren müssen Investitionen tätigen und einen proaktiven Marketingansatz verfolgen, damit die Kunden in digitale Dienste einsteigen. Hierbei geht es auch darum, die neuen Dienste genau auf die Wünsche und Anforderungen der Kunden zuzuschneiden und die Barrieren zum Erwerb der Dienste für das Digital Home so niedrig wie möglich zu setzen, indem man zum Beispiel die Vorteile proaktiv vermarktet oder SetTop-Boxen bezuschusst (wie BSkyB dies tut). Viertens müssen alle Player neue Geschäftsmodelle und Partnerschaften entwickeln und sich darauf vorbereiten. Die Abnahme der traditionellen (WerEin zu dominanter Player auf dem be-) EinnahmeMarkt bringt die Entwicklung des quellen erhöht Digital Home ernsthaft die Notwendigin Gefahr, mit erheblichen keit für neue GeAuswirkungen auf Investitionen schäftsmodelle. und Arbeitsplätze Es müssen Winwin-Situationen für Player im Content-Bereich, Rundfunkanbieter und Distributoren geschaffen werden, damit sie die neuen digitalen Dienste erfolgreich entwickeln und vermarkten können (Schaubild 37). Dieser regulative Ansatz muss auch die neue Wettbewerbslandschaft in einem konvergenten Markt berücksichtigen. Beispielsweise sollten dazu bei der Entscheidung über Konsolidierung weiter gefasste Marktdefinitionen berücksichtigt und das Investitionen, proaktives Vertrauen unter alMarketing und neue len Playern aufgePartnerschaften werden „Hauptbaut werden, dass Treiber“ für eine optimale Regulierung den Verbreitung des Digital Home Wert ihrer Investisein tionen nicht durch Preisregulier ung oder den Zwang zur Netzöffnung erodieren wird, um nur einige zu nennen. Diese beiden Voraussetzungen kann man als „Hygienefaktor“ betrachten: Diese Elemente 3. Verzögerungen haben großen Einfluss auf „digitale Dividenden“: Regulierung ist wichtige Stütze – oder Barriere Richtiges Management der Umstellung auf das Digital Home bietet der europäischen Gesellschaft erhebliche Vorteile. Alternative Szenarien zeigen eindeutig die potenziellen Investitionen oder Arbeitsplätze, die in Gefahr sind. Die Entwicklung eines neuen Marktes erfordert optimales Management durch Unternehmen und Regulierungsbehörden sowie das Zusammenspiel von technologischen Innovationen und Verbrauchern. Von den verschiedenen treibenden Faktoren wie Technologie, Verbraucher und Regulierungsbehörden haben die rechtlichen Rahmenbedingungen das höchste Poten- Seite 43 zial, um die Entwicklung zu verlangsamen. Werden diese Probleme gelöst, ist die Industrie an der Reihe und kann die Geschwindigkeit selbst bestimmen. digitale Inhalte zu entwickeln. Keine Interessensgruppe wird in dieser Konstellation den ersten Schritt unternehmen. 3.1 Auswirkungen durch langsame Anpassung des rechtlichen Rahmens 3.2 Verzögerungen durch unausgewogene Branchenstrukturen Im Szenario „Erschwerte Bedingungen“ wird die abwartende Haltung von Verbrauchern und Branchenvertretern die Gesamtinvestitionen im Vergleich zum Szenario „Kopf an Kopf“ um 39 Mrd. Euro drücken. Dies sind umgerechnet 89.000 weniger Arbeitsplätze (Schaubild 38). Der Hauptgrund für die enormen Differenzen gegenüber dem optimalen Umfeld ist der fehlende Infrastrukturausbau. Die rückständige digitale Infrastruktur begrenzt die Möglichkeiten der Plattformanbieter, innovative und gebündelte Dienste anzubieten. Dies wiederum reicht nicht aus, um die Verbraucher zu überzeugen, in die digitale Welt einzusteigen, was die Anreize für Produzenten senkt, Sowohl im Szenario „Telco-Dominanz“ als auch im Szenario „Content-Dominanz“ werden ungleiche Kräfteverhältnisse auf dem Markt die Branchenentwicklung verzerren. Beide Szenarios auf dem Digital-Home-Markt führen letztendlich zu monopolistischen Marktstrukturen, Selbstzufriedenheit und Wertabschöpfung durch dominierende Player. Fehlende Anreize und fehlendes Kapital der Distributionsindustrie werden zu weniger Investitionen in innovative Inhalte und Infrastruktur führen. Die „Gewinner“ werden Incumbents oder die Content-Industrie sein, zu den „Verlierern“ gehören jedoch alle europäischen Gesellschaften mit geringeren jährlichen Investitionen von 8 Mrd. bzw. 11 Mrd. Euro (Schaubild 39). Seite 44 VI. EMPFEHLUNGEN 1. Empfehlungen für politische Entscheidungsträger und Regulierungsbehörden Die rechtlichen Rahmenbedingungen haben eine besonders starke Auswirkung auf die Entwicklung des Marktes, und die Einsätze sind hoch: Ungünstige Regulierungsentscheidungen könnten Gesamtinvestitionen von bis zu 39 Mrd. Euro (2004–2010) verhindern und damit zu einem bedeutend langsameren Beschäftigungswachstum in der Industrie (2 Prozent statt 8 Prozent pro Jahr) führen. Im Konvergenzraum wird die negative Wirkung „falscher“ Entscheidungen einen weitaus größeren Markt als je zuvor beeinflussen: Die Abonnementgebühren für Fernsehen und Breitband-Internet stellten im Jahr 2004 einen europäischen Markt von 35 Mrd. Euro dar, die Industrie bietet ca. 100.000 Arbeitsplätze. Die Einnahmen der Festnetz-Sprachtelefonie belaufen sich auf weitere 90 Mrd. Euro, die der Mobilfunkkommunikation auf etwa 125 Mrd. Euro. Politische Entscheidungsträger müssen sich der Auswirkungen ihrer Entscheidungen bewusst sein. Entscheidungen müssen daher unter Berücksichtigung konvergierender Märkte sowie der europäischen Perspektive getroffen werden. Die Fehlertoleranz wird immer geringer. Zur Beschleunigung des Digital Home in Europa sollten sich politische Entscheidungsträger auf vier Schlüsselbereiche konzentrieren: 1. Verschiebung der Prioritäten von Breitband auf Konvergenz/DTV 2. Sicherstellen einer ausgewogenen Marktstruktur und eines fairen Wettbewerbs im Konvergenzmarkt 3. Ausbalancieren von Verbraucherschutz und langfristigen Investitionen sowie Beschäftigungszielen 4. Stärkere Forderung eines Wettbewerbs auf Infrastrukturbasis 1.1 Verschiebung der Prioritäten von Breitband auf Konvergenz/DTV Bisher haben sich politische Entscheidungsträger und Regulierungsorgane zum großen Teil auf Breitband konzentriert, um ihre Ziele für die digitale Wirtschaft zu erreichen. Der regulative Rahmen wurde darauf ausgerichtet, die Breitbandnutzung in der gesamten EU voranzutreiben. Unsere Analyse zeigt, dass Digitalfernsehen zunehmend an Bedeutung gewinnt und Breitband voraussichtlich bis 2010 überholt. Damit wird das Digitalfernsehen zur treibenden Kraft auf dem Weg zur integrierten digitalen Gesellschaft, was eine ausgewogenere Perspektive zu Breitband und Digital-TV rechtfertigt. Politische Entscheidungsträger und nationale Regierungen müssen die Bedeutung der Umstellung von analogem auf digitales Fernsehen erkennen und sollten daher Migrationsbemühungen der Branche noch stärker unterstützen. 1.2 Sicherstellen einer ausgewogenen Marktstruktur und eines fairen Wettbewerbs im Konvergenzmarkt Die Szenarioanalyse zeigt, dass ein ausgewogener Wettbewerb im direkten Vergleich der starken nationalen Player zu den größten wirtschaftlichen Vorteilen, dem größten digitalen Durchbruch und der größten Verbreitung neuer Dienste führt. Unangefochtene Dominanz (z.B. durch Telekommunikations-, Kabel-, DTH- oder Inhalteanbieter) im Kampf um das Digital Home führt dagegen zu geringeren Investitionen, hat einen geringeren Beschäftigungseffekt und erzeugt weniger Vielfalt bei Diensten. Fünf zentrale konkrete Handlungsmaxime werden helfen, eine ausgewogene Industriestruktur sicherzustellen: 1. Marktdefinitionen ausweiten, um die Konvergenz der TV-, Breitband- und Telefoniemärkte widerzuspiegeln 2. Nationale Konsolidierung ermöglichen, um die Schaffung starker nationaler Distributoren zu ermöglichen 3. Einseitige Unterstützung für bestimmte Distributionstechnologien vermeiden, um eine Verzerrung bei der Entwicklung der Industrie zu verhindern 4. Exklusivvermarktung von Inhalten und vertikale Integration zulassen, um Differenzierung zu ermöglichen – nur eingreifen, wenn Marktmacht missbraucht wird 5. Fragmentierte Regulierungsbehörden konsolidieren Die Konvergenz von Märkten (TV, Breitband, Telefonie) erfordert neue Definitionen der „relevanten Märkte“, vor allem, wenn man Konzepte wie „beträchtliche Marktmacht“ anwendet. Früher überwiegend voneinander getrennte Industrien, wie Telekommunikations- oder Fernsehdistribution, konkurrieren nun auf ihren jeweiligen Kernmärkten direkt und schließen die verschiedenen Dienste in einer Industrie des Digital Home zusammen. Auf diesem neuen Spielfeld wird wirtschaftliche Größe zunehmend wichtig – vor allem für frühere Nischenplayer, die nun gegen ehemalige Monopolanbieter konkurrieren müssen. Die Größe der Player muss jedoch an der konvergierenden Basis gemessen werden. Diese neuen Marktrealitäten müssen berücksichtigt werden, beson- Seite 45 ders wenn es darum geht, Marktdominanz oder den Missbrauch von Marktmacht zu definieren. In den meisten europäischen Ländern stellen sowohl DTH- als auch Telekommunikations-Player ihre Dienste auf nationaler Ebene bereit, während Kabelnetzbetreiber im Rahmen eines regional beschränkten Franchisemodells arbeiten. Gleichzeitig ist Größe Marktdefinitionen ausweiten, in einem Land ausum die Konvergenz der schlaggebend, um TV-, Breitband- und die großen InvestitiTelefoniemärkte wideronen im Konvergenzzuspiegeln markt wirtschaftlich rechtfertigen zu können. Um gleichen und fairen Wettbewerb sicherzustellen, benötigen Kabelnetzbetreiber die Freiheit, Größe zu erreichen und eine nationale Präsenz aufzubauen. Schaut man sich die Festnetztelefonie heute an, konkurrieren verschiedene Anbieter bereits mit dem gleichen Dienst auf dem gleichen Markt um den gleichen Kunden: Incumbents, Kabelnetzbetreiber und potenzielle VoIP-Diensteanbieter wie Skype. Bei der Größe der Unternehmen gibt es jedoch auffallende Unterschiede. Die kleinen Player von der Konsolidierung abzuhalten, bedeutet, die ungleiche Situation von heute in der Zukunft um ein Vielfaches verNationale Konsolidierung stärkt zu finden. ermöglichen, damit gleich Im Gegensatz dazu starke nationale Distributoren führt eine gleiche geschaffen werden Verteilung von Investitionen und Marketingmacht zu funktionierendem Wettbewerb und Vorteilen für alle: Der Verbraucher hat größere Auswahl zu niedrigeren Preisen, die Industrie erreicht weitaus höhere Grade an Investitionen und Beschäftigung und die Gesellschaft erreicht einen höheren Digitalisierungsgrad. Im vergangenen Jahrzehnt hat Vermeiden von ungleicher sich die britische Unterstützung bestimmter Kabelindustrie erDistributionstechnologien heblich konsoliverhindert Verzerrung der diert: Aus 29 UnIndustrieentwicklung ternehmen (1992) wurden erst 13 (1997) und dann 2 (2003). Vor kurzem gaben die zwei verbleibenden Betreiber (NTL und Telewest) ihre Fusion bekannt, um auf nationalem Niveau besser mit BSkyB und British Telecom konkurrieren zu können. Auf ähnliche Weise führte frühe Deregulierung in den USA (Telecommunications Act 1996) zu einer Konsolidierungswelle unter Kabelnetzbetreibern und lieferte damit die Größe für erhebliche Investitionen in Inhalte. Die Programm- Seite 46 investitionen stiegen dabei von 1,4 Mrd. Dollar (1992) auf 9,2 Mrd. Dollar (2002). Diese Investitionen haben dazu geführt, dass die US-Kabelnetzbetreiber eine Fülle fortschrittlicher digitaler Dienste anbieten, darunter VoD, PVR, EPG, HDTV, Informationsdienste und Spiele. Eine ähnliche Entwicklung ist in Europa zu erwarten. Der schnelle Einstieg der Verbraucher in digitale Technologien muss erreicht werden, um das Industriepatt zu durchbrechen und die Investitionen anzukurbeln, die Industriewachstum und digitalen Anschluss umsetzen. Es gibt keinen Grund, weshalb die digitale Plattformverteilung (DSL, Exklusivität von Inhalten Kabel, DTH und DTT) und vertikale Integration den analogen Marktzulassen, um anteilen ähneln sollte. Dienstdifferenzierung Stattdessen sollten zu ermöglichen – nur Regulierungsbehörden eingreifen, wenn Marktmacht darauf achten, dass missbraucht wird Verbraucher ihre Distributionsplattformentscheidungen auf der Basis vollständiger Informationen über die Fähigkeiten der jeweiligen Plattform treffen können. Satelliten sind noch nicht zu einem vollständigen VoD-Dienst fähig, terrestrisches Digitalfernsehen bietet kein Breitband-Internet und die Technologie TVüber-DSL steckt bei der Einführung auf den Massenmarkt noch in den Kinderschuhen. Letztendlich führt schneller kommerzieller Erfolg einer Plattform zu starken Reaktionen der anderen Distributoren. Das war in den USA zu sehen, wo ein starkes digitales Satellitenangebot die Kabelnetzbetreiber veranlasste, erheblich zu investieren, um den Wettbewerb aufrecht zu erhalten (dies schloss Investitionen in Kabelinfrastruktur von etwa 1.300 Dollar pro Kunde ein). Politische Entscheidungsträger sollten daher den schnellen Einstieg von Verbrauchern beim Digital Home unabhängig von der Technologie der Distributionsplattform unterstützen, zum Beispiel durch Werbekampagnen oder klare Terminvorgaben für die Abschaltung der analogen Signale. Die digitale Migration sollte damit technologisch neutral sein. Die meisten Länder legen jedoch einen einseitigen Schwerpunkt allein auf terrestrische Umschaltung. Gleichermaßen muss eine ungleiche Unterstützung für bestimmte Distributionstechnologien vermieden werden (z.B. Zuschüsse nur für DTT). Es verzerrt die gesunde Marktentwicklung und widerspricht EU-Leitlinien, wie die jüngste Entscheidung der europäischen Kommission zu den DTT-Zuschüssen in Berlin-Brandenburg gezeigt hat. Die Analog-Digital-Umstellung birgt Risiken für alle Branchenvertreter. Jede ungleiche Unterstützung von Technologien und/oder Plattformen kann zu mangelndem Gleichgewicht in der Industriestruktur und damit zu einer Verlangsamung der Gesamtmarktentwicklung führen. Politische Entscheidungsträger müssen zudem ausgewogenen und fairen Wettbewerb in der gesamten Wertschöpfungskette sicherstellen, insbesondere zwischen Inhalteanbietern und Distributoren. Unsere Szenarioanalyse deutet an, dass eine sehr einseitige Dominanz von Playern im Content-Bereich auch zu bedeutend geringeren Investitionsniveaus durch Distributoren führen kann (11 Mrd. Euro jährliche Investitionen im Szenario „Content-Dominanz“ in Gefahr). Dies führt wiederum dazu, dass die Entwicklung neuer Inhalte und Dienste verzögert wird, was die Gesamtakzeptanz des Digital Home verlangsamt und das Diensteangebot für Verbraucher verringert. Generell befinden sich die Content-Industrie und die Distributionsindustrie in gegenseitiger Abhängigkeit: Die Player im Content-Bereich benötigen große Reichweite und daher starke Distributionsanbieter, während Distributoren zugkräftige Inhalte als Grundlage für eine attraktive Value Proposition brauchen. Traditionell bedeuteten nahezu monopolistische Marktstrukturen in der Distribution eine Vorteilsstellung der Plattform-Anbieter, und sie wurden damit daran gehindert, in den ContentMarkt einzusteigen. Diese Abhängigkeit sollte jedoch im Konvergenzraum neu überdacht werden, da die Distribution keinen Engpass mehr darstellt. Im Gegenteil: Wenn konkurrierende Infrastrukturen vorhanden sind, wird Content, vor allem Premium-Content, zu einem zentralen Differenzierungsfaktor. Die sich ändernde Realität von heute ebnet den Weg für eine neue Beziehung und Integration von Inhalt und Distribution. Unsere Analyse zeigt, dass Marktkräfte in den meisten Fällen zu einem ausgewogenen Kräfteverhältnis zwischen Inhalteanbietern und Distributoren führen werden. Daher erfordern nur extreme Fälle unfairer Blockierung von Plattformen oder unfairer Behandlung des eigenen gegenüber anderem Inhalt die Aufmerksamkeit der Regulierungsbehörde. Inhalten unfair in der Distribution ausgenutzt wird oder alternativ, wenn eine dominante Stellung in der Distribution zur Kontrolle von Inhalten unfair ausgenutzt wird. Die neue Realität eines konvergenten Marktes sollte die Basis für die Entscheidungen über eine dominante Stellung widerspiegeln. Differenzierung durch Exklusivvermarktung von Inhalten wird helfen, den Durchbruch bestimmter Plattformen voranzutreiben. Unausgewogene Exklusivvermarktung von Inhalten kann jedoch in einigen Fällen fairen Wettbewerb beeinträchtigen. Daher sollten politische Entscheidungsträger die Exklusivvermarktung von Inhalten nur beschränken, wenn große Marktmacht missbraucht wird. Wie zuvor erwähnt, sollte der Missbrauch beträchtlicher Marktmacht im Kontext eines konvergenten Markts definiert werden. Um Missbrauch zu verhüten, können Regulierungsbehörden gegebenenfalls eingreifen, um den Umfang und die Länge einer Vereinbarung über Exklusivvermarktung zu beschränken oder Rechteinhaber zu verpflichten, Inhalte anderen Player zu fairen Tarifen zur Verfügung zu stellen. Der regulative Eingriff in der Telepíu/Stream-Fusion in Italien ist ein gutes Beispiel für die Sicherung fairen Wettbewerbs: Das fusionierte DTH-Unternehmen darf keine Exklusivrechte für andere Distributionsplattformen erwerben (und lagern) zugunsten eines fairen Wettbewerbs und letztendlich des Verbrauchers. Bisher wird der Digital-Home-Markt häufig von verschiedenen Behörden getrennt reguliert (z.B. von einer Regulierungsbehörde für Telekommunikation und von einer anderen für Medien). Die Konvergenz von TV, BreitbandInternet und Telefonie wird jedoch weitaus engere Absprache, vielleicht sogar eine Zusammenführung, zwischen verschiedenen Regulierungsbehörden erfordern. Großbritannien hat positiv auf diese neuen Herausforderungen der Marktkonvergenz reagiert: 2003 wurden fünf Regulierungsbehörden für Telekommunikation und Medien – die Broadcasting Standards Commission, die Neue Dienste wie VoD und PVR werden Verbrauchern Independent Television Commission, Oftel, die Radio größere Kontrolle über ihr Seherlebnis geben. Sie Authority und die Radiocommunications Agency – unter können entscheiden, wann sie welche Art von Inhalten einer einzigen Organisation (Ofcom) zusammengeschlossehen möchten. Ähnlich bietet Breitband Verbrauchern sen. Ofcom ist die neue alleinige Aufsichts- und WettZugang zu einer Fülle von Informationen und Diensten, bewerbsbehörde für die britische Kommunikationsdie sie nach eigenem Ermessen abrufen und kontrollieindustrie, mit Verantwortung für Fernsehen, Radio, ren können. Um die Entwicklung neuer digitaler Dienste Telekommunikation und drahtlose Kommunikationszu fördern und Differenzierung zu ermöglichen, sollten dienste. Dies ermöglicht Ofcom eine ganzheitliche SichtRegulierungsbehörden geweise auf Marktdominanz oder den Missbrauch nerell vertikale Integravon Marktmacht in allen Marktsegmenten. AnaFragmentierte Regulierungstion zwischen Inhalteanlog dazu hat die EU-Kommission eine Kommisbehörden konsolidieren, um bietern und Distributoren sarin mit der Verantwortung für Informationseine ganzheitliche Aufsicht zulassen. Politische Entgesellschaft und Medien betraut. des Konvergenzmarktes zu scheidungsträger sollten gewährleisten nur eingreifen, wenn eine Sehr häufig ist diese Konsolidierung schwierig, dominante Stellung bei da fest verwurzelte Strukturen oder eine Auf- Seite 47 teilung von Rechtskompetenzen wie in Deutschland vorliegen, wo Telekommunikation unter Bundesgesetzgebung fällt, Fernsehen auf Landesebene geregelt wird. Dennoch müssen Lösungen gefunden werden, da Marktund Technologieentwicklungen in Gefahr stehen, stark abgebremst zu werden. 1.3 Ausbalancieren von Verbraucherschutz und langfristigen Investitionen sowie Beschäftigungszielen Politische Entscheidungsträger stehen vor der Herausforderung, kurzfristige Verbraucherinteressen (z.B. niedrige Preise) mit mittelfristigen Zielsetzungen bezüglich Wirtschaftswachstum und Beschäftigung ins Gleichgewicht zu bringen. Für Regulierungsbehörden bedeutet das: Sie müssen dieses Gleichgewicht fördern, indem sie kohärente rechtliche Rahmenbedingungen schaffen, die alle Dienste (TV, Breitband-Internet, Telefonie), verschiedene Distributionsinfrastrukturen (Kabel, DSL, Satellit, terrestrisch) sowie die gesamte Wertschöpfungskette (Inhalte gegenüber Distribution) abdecken. Regulative Entscheidungen müssen im Zusammenhang gesehen und langfristige Auswirkungen berücksichtigt werden. Die Konzentration auf langfristige Industrieentwicklung schafft größere Dienstleistungsvielfalt, die auf lange Sicht die Auswahl für Verbraucher erhöhen wird. Es gibt keinen Grund, zu hohe Preise in monopolartigen Situationen zuzulassen. Wenn jedoch Entscheidungen über Verbraucherschutz getroffen werden, müssen politische Entscheidungsträger die kurzfristigen Gewinne und positive langfristige Effekte auf Investitionen, Arbeitsplätze und Industriestruktur abwägen. Sie sollten sicherstellen, dass kurzfristige Maßnahmen (z.B. Preisregulierung, Netzzugang) nicht die Investitionen in langfristiges Wachstum einRegulative Maßnahmen schränken, vor allem auf langfristige in einem sehr wettIndustrieentwicklung bewerbsstarken Umkonzentrieren, um feld. Im Fall von maximalen Nutzen für die Preisregulierung Gesellschaft zu erzielen müssen Regulierungsbehörden zum Beispiel berücksichtigen, dass regulierte Preisniveaus einen Effekt auf den Cashflow von Distributoren und damit ihre Investitionsfähigkeiten haben. In der Ära isolierter regionaler Franchise-Unternehmen war dies kein so großes Problem. Auf dem Konvergenzmarkt müssen beispielsweise Kabelnetzbetreiber jedoch verstärkt in zukünftiges Wachstum investieren, um nicht gegenüber anderen Plattformen (DSL, DTH) benachteiligt zu werden, die häufig eine viel höhere CashflowBasis haben, von der sie operieren können. Strenge kurzfristige Verbraucherschutzmaßnahmen werden zu reduzierter Verbreitung des Digital Home führen, was Seite 48 sogar potenziell den beabsichtigten Nutzen solcher Maßnahmen wettmachen kann. Regulative Entscheidungen müssen damit in einen weiteren Marktzusammenhang gesetzt werden und die Auswirkung auf verwandte Märkte sowie die mittel- bis langfristige Perspektive der gesamten Industrie berücksichtigen. 1.4 Stärkere Forderung eines Wettbewerbs auf Infrastrukturbasis Wettbewerb auf Infrastrukturbasis bringt die besten Ergebnisse bei Investitionen und technologischer Innovation sowie bei der nationalen Schaffung von Arbeitsplätzen. Starker infrastrukturbasierter Wettbewerb hat die Schweiz zu einem der führenden Breitband- und Digitalfernsehländer in Europa gemacht. Die schweizerische Cablecom bot Breitbanddienste bereits 1998 und Telefonie 2003 an. Digital-TV-Angebote umfassen mehr als 130 digitale Kanäle und mehrere PremiumPakete (Spielfilmkanäle, Fremdsprachenbündel). Auf ähnliche Weise begünstigt die Telekommunikationsbehörde in Österreich starken Infrastrukturwettbewerb bei Breitband. Dienstleistungsbasierter Wettbewerb führt dagegen typischerweise zu geringeren Investitionen durch Infrastrukturanbieter, da sie ihre Vermögenswerte nicht ausreichend schützen können. Der Beschäftigungseffekt wird ebenfalls niedriger sein und es ist wahrscheinlicher, dass Stellen außerhalb der Landesgrenzen geschaffen werden. Zusätzlich müssen sich Regulierungsbehörden darüber im Klaren sein, dass Dienstleistungswettbewerb in einem Netz zur Verschlechterung der Dienstgüte sowohl für die Kunden des Diensteanbieters als auch für die Kunden des Infrastrukturanbieters führen kann. Darüber hinaus kann das Öffnen von Netzen für Fremdanbieter ebenfalls den effektiven Schutz der Urheberrechte beschränken, da neue Akteure aus anderen Hoheitsgebieten in den Markt kommen können. Zum Antrieb der Innovation und des Industriewachstums im Land müssen politische Entscheidungsträger die Anforderungen der Infrastrukturanbieter berücksichtigen, ihre Vermögenswerte und Investitionen ausreichend zu schützen. Verschärfter Dienstewettbewerb auf der Infrastruktur von Distributoren wird sie davon abhalten, bedeutende Investitionen zu tätigen, da sie nicht mehr in der Lage sind, eine ausWettbewerb auf Infrastrukturreichende Rendite statt Dienstebasis stimulieren, um zu erwirtschaften. Angebotsvielfalt zu fördern Wenn die Infrastrukturinvestitionen reduziert werden, wird die Gesamtverbreitungsrate des Digital Home niedriger sein. Da das Digital Home weitaus mehr als nur ein weiterer kurzlebiger Unterhaltungstrend ist, ist der Einfluss einer langsamen Marktdurchdringung enorm: Erhebliche Investitionen in digitale Inhalte und neue Unternehmungen werden hinausgeschoben, der Zugang zu digitalen Diensten wird nicht im eigentlich möglichen Ausmaß ermöglicht. 2. Empfehlungen für die Kabel-TV-Anbieter Die Kabel-TV-Anbieter müssen mit den sich schnell ändernden Spielregeln fertig werden. Kabel-TV-Anbieter operierten in einem stark regulierten Markt mit einem versorgerähnlichen Geschäftsmodell: Ein gut gestaltetes Produkt an so viele Haushalte wie möglich liefern. Das Ausreichende InvestitionsTempo der Kundensicherheit bieten, um Anreize stammerweiterung zur Modernisierung der Netze wurde größtenteils für die Branche zu geben durch den Infrastrukturausbau bestimmt. Heute findet sich die Industrie auf einem Konsumgütermarkt, in dem Unternehmen mit vielen verschiedenen Produkten auf vielfältige und wechselnde Verbraucheranforderungen reagieren müssen. Und für jedes einzelne dieser Produkte versuchen mehrere ernst zu nehmende Wettbewerber, sich ihren Teil des Marktes zu sichern. Um die Entwicklung des Digital Home erfolgreich voranzutreiben, stehen Kabelnetzbetreiber somit vor drei Hauptherausforderungen: Große Investitionen tätigen, den Massenmarkt schnell erschließen und neue Geschäftsmodelle etablieren. Große Investitionen erforderlich: Der Weg zur digitalen Welt erfordert große Investitionen von der Kabeldistributionsindustrie, darunter Netzmodernisierungen, Verbraucherendgeräte, Marketingkampagnen und (gemeinsam mit Inhalte-Produzenten) neue digitale Inhalte und interaktive Dienste. Die meisten dieser Investitionen müssen im Voraus erfolgen, was zu erheblichen Risiken und Ungewissheit in den Business Cases der Kabelinvestoren führt. Zusätzlich stellt die Mehrheit dieser Investitionen Fixkosten dar, d.h. sie sind zum größten Teil unabhängig von der Zahl der Abonnenten. Dies bedeutet besondere Schwierigkeiten für stark fragmentiertere Kabel-TV-Märkte. Schnelle Erschließung des Massenmarktes: Die meisten Konsumenten, die Digitalfernsehdienste genutzt haben, haben ein starkes Interesse an diesen Diensten ausgedrückt. Positive Zeichen, z.B. dass Konsumenten in Geräte des Digital Home investieren, um ihr Seh- und Breitbanderlebnis zu verbessern, sind zunehmend ersichtlich. Verbraucher, die noch keine digitalen interaktiven Dienste wie PVR, EPG und On-Demand-Inhalte erlebt haben, wissen ihren Mehrwert jedoch nicht zu schätzen. Daher besteht eine bedeutende Herausforderung darin, die Nachfrage auf dem Massenmarkt für das Digital Home zu stimulieren. Neue Geschäftsmodelle: Die digitale Welt schafft die Chance für neue digitale Dienste und damit neue Einnahmequellen wie zielgruppengerichtete Informationen, Online-Spiele oder Videotelefonie. Diese neuen Informations- und Unterhaltungsdienste auf den Markt zu bringen, erfordert die gemeinsamen Anstrengungen vieler Player entlang der Wertschöpfungskette: Sie müssen zahllose Partnerschaften managen und faire Modelle für die Aufteilung von Einnahmen- und/oder Kosten entwickeln. Dies stellt eine große Herausforderung dar. Neben der steigenden Komplexität durch neue Dienste und Partnerschaften wird der Digital-Home-Markt ein vollkommen neues Wettbewerbsfeld für viele der Unternehmen sein. Telekommunikationsfirmen haben bisher beschränkte Erfahrung mit Fernsehinhalten, in vielen Ländern sind Kabelanbieter mit dem Telefoniemarkt noch recht wenig vertraut. Neue Fähigkeiten müssen schnell aufgebaut werden. Diese Herausforderungen gilt es zu bewältigen, um eine Führungsposition im Digital-Home-Markt einzunehmen. Dazu sollten Kabelnetzbetreiber sechs strategische Gebote erfüllen: 1. Den Kunden verstehen: Verbraucherorientierte Unterhaltungsangebote entwickeln 2. Das gesamte Digital Home versorgen: Attraktive Bündel anbieten 3. Den Verbraucher überzeugen: Marketing- und Vertriebsfähigkeiten ausbauen 4. Verbrauchern bringen, was sie wollen: Einstieg der Kunden in die digitale Technik aktiv fördern 5. Größe zählt: Kritische Größe auf nationaler Ebene aufbauen 6. Zusammenarbeit ist angesagt: Neue Geschäftsmodelle und Partnerschaften für herausragende digitale Dienste 2.1 Den Kunden verstehen: Verbraucherorientierte Unterhaltungsangebote entwickeln Um die nötige Kundenanziehungskraft für digitale Dienste zu schaffen und das Versprechen von mehr und besseren digitalen Diensten zu erfüllen, müssen Kabelnetzbetreiber attraktive, verbraucherorientierte Unterhaltungsangebote entwickeln. Diese können sich auf Seite 49 drei zentrale Differenzierungsfaktoren konzentrieren: (1) Inhalte, (2) Funktionen/Dienste (z.B. HDTV, PVR, IPG) und (3) Preis. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal sind die Inhalte, da sie die Verbreitung voranbringen und ein zentraler Bestimmungsfaktor für Marktanteile sein werden. Eine wichtige Erfolgsvoraussetzung ist das Angebot eines soliden digitalen Basispakets, das mehr als das analoge Paket zum gleichen Preis bietet. Für die Abonnenten, die mehr Inhaltsvielfalt und neue Dienste wollen, wird die Möglichkeit zum Upgrade ausschlaggebend sein. Dies erfordert, dass die Angebote auf bestimmte Kundensegmente zugeschnitten sind. Verbraucher müssen einen klaren Mehrwert in den erweiterten digitalen Diensten sehen, der weit über dem des aktuellen analogen Angebots liegt und unabhängig von ihrer aktuellen TV-Plattform ist. Die Industrie sollte sich auf die Dienste konzentrieren, die neben attraktiven Inhalten das Potenzial haben, Verbraucher anzuziehen (z.B. VoD, HDTV). Das schließt die Entwicklung von Diensten ein, die nicht netzbasiert sind, sondern ein wesentliches Element des digitalen Seherlebnisses darstellen werden (z.B. EPG, PVR). und TV, die von einem einzigen Unternehmen bereitgestellt werden. Diese Konvergenz der verschiedenen Dienste auf einzelnen Plattformen macht eine Differenzierung nach Technologie überflüssig. Natürlich wird es immer einige technologische Unterschiede geben, Verbraucher wissen aber, dass sie ein gutes und zuverlässiges Digitalfernsehangebot als Basispaket von Satelliten- und auch Kabelnetzbetreibern erhalten können. DSL wird schon bald dazu stoßen. In den USA konzentriert sich der Wettbewerb bereits auf gebündelte Angebote und den besten Service, bei dem ein integriertes Triple-Play-Angebot mit einer einzigen Rechnung und einer einzelnen Anlaufstelle den großen Unterschied macht. Natürlich wird neben der Dienstleistung ein attraktiver Preis der Schlüssel sein, um den Verbraucher zufrieden zu stellen. Sobald sich die Verbrauchervorlieben ändern und sich die Technologie weiter entwickelt, müssen auch diese gebündelten Angebote geändert werden. In der Zukunft wird mobile Telefonie wohl ein Muss sein. Der nächste wichtige Meilenstein: ein überzeugendes Home Network. Die Kabel-TV-Anbieter sind in einer besonders guten Position, um diese Entwicklung voranzubringen. Sie unterhalten sehr enge Beziehungen zu traditionellen und innovativen Content-Produzenten sowie zu Rundfunkanbietern. Diese Nähe zum TV-Unterhaltungssektor kann ausgespielt werden, um erfolgreich neue Produkte auf den Markt zu bringen und eine glaubwürdige Marke für die digitale Welt herauszubilden. Der Ruf des Kabels für modernstes Fernsehen und Internetverbindungen hoher Geschwindigkeit ist ein sehr guter Ausgangspunkt. Anders als bei früheren Erfahrungen in der analogen Welt muss die Kabelindustrie jedoch auch lernen, mit Angeboten und Diensten umzugehen, die von den Kunden nicht angenommen werden. Vielleicht wird die Online-Abstimmung die hohen Erwartungen, die mit diesem Dienst verknüpft sind, nicht erfüllen. Dann müssen der Preis und der Dienst selbst geändert und an die Anforderungen der Kunden angepasst werden. Im Laufe der Zeit muss so die Entwicklung einer großen Palette verschiedener Dienste verfolgt und angesichts einer wachsenden Kundenbasis „gemanagt“ werden. Eine einzige „Killer-Anwendung“, die alle Kunden dazu bringt, auf digital umzustellen, wird es nicht geben. Stattdessen müssen komplexe Produktfunktionen kombiniert sein und erfolgreich gehandhabt werden: eine Vielzahl neuer Dienste (VoD, HDTV, EPG), Premium-Inhalte, neue Hardware wie STB und PVR sowie die richtigen Preise für alle diese Anwendungen. 2.3 Den Verbraucher überzeugen: Marketing- und Vertriebsfähigkeiten ausbauen 2.2 Das gesamte Digital Home versorgen: Attraktive Bündel anbieten Das Digital Home wird durch integrierte Triple-PlayDienste charakterisiert: Telefonie, Breitband-Internet Seite 50 Marketingmacht ist ein wichtiger Faktor des digitalen Erfolgs. Gleiches gilt aber auch für eine überzeugende Vertriebsstrategie. Der Kabelindustrie hat es insgesamt in vielen Regionen an ausreichender Kundenorientierung gemangelt. Die Entwicklung und die erfolgreiche Einführung neuer Unterhaltungsangebote erfordern jedoch tief gehende Marketing- und Vertriebsfähigkeiten. Kabelnetzbetreiber müssen eine stärkere Kundenorientierung entwickeln, in der die Wünsche und Anforderungen der Verbraucher mit ihren Angeboten und ihrer Marktkommunikation klar erfüllt werden. Dies erfordert einen hoch entwickelten Ansatz zur Kundensegmentierung und die Entwicklung von Angeboten, die entsprechend zugeschnitten sind. Nicht jeder Verbraucher entscheidet sich unbedingt sofort für das vollständige Triple-Play-Angebot und nicht jeder Verbraucher ist unbedingt bereit, den gleichen Preis zu zahlen. Technologieargumente finden bei Verbrauchern keine Resonanz. Stattdessen werden die Verbraucher in bedeutendem Umfang über die Vorteile der neuen digitalen Unterhaltungsdienste aufgeklärt werden müssen. Um aktiv auf den Markt zu dringen und eine schnelle digitale Akzeptanz voranzutreiben, müssen Kabelnetzbetreiber fokussierte Marketingkampagnen entwickeln und umsetzen. Zusätzlich wird erhöhter Wettbewerb auf einem konvergenten Markt von den Kabelnetzbetreibern verlangen, eine starke Unterhaltungsmarke für ihre Produkte und auch ihr Unternehmen herauszubilden. Ein Bereich, in dem viele Player hinter neuen potenziellen Konkurrenten herhinken. 2.4 Verbrauchern nahe bringen, was sie wollen: Einstieg der Kunden in die digitale Technik aktiv fördern Verbesserte Marketing- und Vertriebsfähigkeiten bilden die Grundlage für eine ausgereifte digitale Migrationsstrategie – der Markt für Digital Home muss zu einem guten Teil „gemacht“ werden. Zielgruppengerichtetes Marketing und Umstieg zum Beispiel nach Region oder Kundensegment kann eine gute wirtschaftliche Rendite sowie zeitnahe Einführung gewährleisten. Eine schnelle Ausführung wird ausschlaggebend sein, um die mit den hohen Investitionen verknüpften Risiken zu minimieren. Die Einführungsgeschwindigkeit muss jedoch an Konkurrenzdruck und lokale Gegebenheiten (z.B. andere digitale Plattformen, nationale Regulierung) angepasst werden. 2.5 Größe zählt: Kritische Größe auf nationaler Ebene aufbauen Skaleneffekte werden zunehmend an Bedeutung gewinnen. Nur eine konsolidierte Kabelindustrie wird die Größe und Ressourcen haben, mit alternativen Plattformen nationaler Ausbreitung zu konkurrieren. Die geografische Erweiterung, um eine erhebliche Zahl der Haushalte – oder sogar vollständige nationale Abdeckung – zu erreichen, sollte daher eine Priorität für Kabelnetzbetreiber sein. Um die Abdeckung zu erweitern, müssen Kabelnetzbetreiber durch Akquisitionen expandieren (Kabel, alternative Plattformen) und/oder zusätzliche Infrastrukturen aufbauen, möglicherweise auch durch den Einsatz alternativer Distributionstechnologien. Bei der Expansion sollten Betreiber der Größenausdehnung im jeweiligen Land Vorrang vor der Standbeinausweitung in neue Märkte geben. Hauptgrund für diese Konzentration auf Größe sind die Investitionen, die mit der Analog-Digital-Migration verknüpft sind. Die notwendige Infrastruktur ist nur ein wichtiger Faktor, die anderen Faktoren sind die beträchtlichen Anstrengungen im Marketingbereich sowie die Kaufkraft. Um den Zugang zu (Premium-) Content zu sichern, müssen Kabelnetzbetreiber mit etablierten Betreibern auf Satellitenbasis wie BSkyB oder Canal+ konkurrieren. Im vergangenen Jahrzehnt bestand ihre Strategie darin, die Akzeptanz ihrer Plattform mit exklusiven Inhalten voranzutreiben. Doch ihre eigene Kaufkraft wird von den ehemaligen Monopolanbietern im Telekommunikationsbereich bei weitem übertroffen. Falls diese sich entscheiden, mit ihren riesigen Cash-flows in den Digital-HomeMarkt einzusteigen, müssen alternative Plattformbetreiber überlegene Produkte und eine clevere Marktstrategie haben. Vor allem benötigen sie jedoch ausreichende Größe. 2.6 Zusammenarbeit ist angesagt: Neue Geschäftsmodelle und Partnerschaften für herausragende digitale Dienste Der digitale Durchbruch wird neue Geschäftschancen schaffen, die zu Verschiebungen in Geschäftsmodellen und der Industriestruktur insgesamt führen werden. Während neue Player auftauchen und auf den Markt gehen (vor allem bei Content und Diensten), müssen sich traditionelle Akteure anpassen. Dies wird die Entwicklung neuer „Win-win“-Geschäftsmodelle mit Content-/ Dienstleistungs- und Rundfunkanbietern erfordern, die faire Einnahmen- und/oder Kostenteilungspläne enthalten. Eine langfristige Verpflichtung zu Partnerschaften und Kooperation könnte helfen, die dieser aufstrebenden digitalen Landschaft eigenen Risiken abzuschwächen. Über die Kooperation mit Content- und Diensteanbietern hinaus müssen Kabelnetzbetreiber Partnerschaften mit verschiedenen Hard- und Softwareanbietern suchen, um benutzerfreundliche Endgeräte zu entwickeln. Einfache Navigation im konvergierenden Digital Home ist entscheidend, um eine befriedigende Verbrauchererfahrung sicherzustellen und letztlich die Akzeptanz voranzubringen. Regulierungsbehörden sind gefordert, Chancengleichheit und Investitionssicherheit für alle Player zu sichern, die bereit sind, in die Verwirklichung des Digital Home zu investieren. Sobald dies garantiert ist und alle Player diese Marktchance nutzen, wird Europa auf dem Weg in das digitale Zeitalter ein sehr aufregendes Jahrzehnt erleben. Seite 51 Verfasser der Studie Thomas Künstner Vice President [email protected] Tel: +49 211 3890 143 Seite 52 Gero Steinröder Senior Associate [email protected] Tel: +49 89 54525 545 Dr. Hannes Gmelin Associate [email protected] Tel: +49 211 3890 263 Niederlassungen weltweit Abu Dhabi Brisbane Frankfurt Madrid 971-2-6-270882 61-7-3230-6400 49-69-97167-0 34-91-411-8450 Molly Finn 1-267-330-7900 Amsterdam Buenos Aires Helsinki McLean, VA Rio de Janeiro Sydney 31-20-504-1900 54-1-14-131-0400 358-9-61-54-600 Eric Spiegel 1-703-902-5000 55-21-2237-8400 61-2-9321-1900 Atlanta Caracas Hongkong Melbourne Rom Tampa 58-212-285-3522 852-2251-8892 61-3-9221-1900 39-06-69-20-73-1 Joe Garner 1-813-281-4900 Chicago Honolulu Mexico Stadt San Diego Tokio 808-545-6800 52-55-9178-4200 Dave Karp 1-619-725-6500 Houston Mailand San Francisco Charles El-Hage Marco Kesteloo Lee Falkenstrom 1-404-659-3600 Bangkok Tim Jackson Tim Jackson Ivan De Souza José Gregorio Baquero 66-2-653-2255 Vinay Couto 1-312-346-1900 Beijing Cleveland Edward Tse 8610-8520-0036 Mark Moran 1-216-696-1900 Beirut Colorado Springs Charles El-Hage Rainer Bernnat Timo Leino Edward Tse Chuck Jones Matt McKenna 1-713-650-4100 562-445-5100 48-22-630-6301 Lexington Park New York São Paulo Washington, DC Bogotá Dallas London Düsseldorf Thomas Künstner 49-211-38900 GEDRUCKT IN DEUTSCHLAND © 2006 Booz Allen Hamilton GmbH Wien 49-89-54525-0 45-33-18-70-00 John Harris 1-617-428-4400 81-3-3436-8631 6221-577-0077 49-30-88705-0 Boston Steve Wheeler Warschau Cynthia Broyles 1-301-862-3110 57-1-628-5050 Tim Jackson Santiago Kopenhagen Mitch Rosenbleeth 1-214-746-6500 46-8-506-190-00 München Tim Jackson Enrico Strada Fernando Napolitano Jan-Olof Dahlén Jakarta Berlin Jaime Maldonado Jaime Maldonado Paolo Pigorini Stockholm 390-2-72-50-91 961-1-336433 Torsten Moe Tim Jackson Philadelphia Paul Kocourek 1-415-391-1900 Glen Bruels 1-719-597-8005 René Perillieux Mercedes Mostajo Jörg Krings Adrian Foster Eric Spiegel 1-703-902-5000 Oslo Seoul Wellington 44-20-7393-3333 47-23-11-39-00 82-2-6050-2500 Tim Jackson 1-64-4-915-7777 Los Angeles Paris Schanghai Zürich 33-1-44-34-3131 86-21-6340-6633 41-1-20-64-05-0 Tom Hansson 1-310-297-2100 Karl Høie Bertrand Kleinmann Letícia Costa 43-1-518-22-900 55-11-5501-6200 Shumeet Banerji David Knott 1-212-697-1900 Letícia Costa Helmut Meier Jong Chang Edward Tse Jens Schädler