1-2007 berlin - Humanistischer Verband Deutschlands

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1-2007 berlin - Humanistischer Verband Deutschlands
ZEITSCHRIFT DES HUMANISTISCHEN VERBANDES
A 59349; 21. Jahrgang; 1. Quartal, Nr. 78/2007; E 4,-
HUMANISTINNEN
ZEITSCHRIFT DES HUMANISTISCHEN VERBANDES
Humanistischer Verband
Deutschlands
Nr. 78 / Februar / 07
Inhalt
Editorial
Patricia Block
1
Landauf/landab
2
Menschen im Diesseits
5
Aus den Ländern
Berlin – Aktionswoche gegen Armut
6
Dortmund – Stolperstein für Paul Winzen
7
Berlin – HVD-Jugendhotel bekommt zwei Sterne
8
Hannover – Humanisten fusionieren
9
Internationales
Kampf gegen Tempelprostituierte
Silvana Uhlrich
10
Titel
Frauenpolitik im Humanistischen Verband
Ines Scheibe
13
Gender Mainstreaming theoretisch
Heike Weinbach
17
Gender Mainstreaming praktisch
Ursula Sillge
19
20/21
Mittelfoto
Einblicke / Ausblicke
Dokumentation in Kindertagesstätten
Kerstin Volgmann
22
Magazin
Religiöse Symbole in der Werbung
Corinna Telkamp
25
Garten und Weltanschauung
Renate Hücking
29
Angesehen
Glauben ohne Gott
Patricia Block
32
Nachgefragt
Können Atheisten kirchlich heiraten?
33
34
Kreuz/quer
Diesseits-Gedanke
Edith Piaf
35
Auslese
36
Aussprache
39
Adressen
40
Gedicht
Sidonie Grünwald-Zerkowitz
Humanisten im Internet: http://www.humanismus.de
41
E-Mail: [email protected]
Herausgeber: Humanistischer Verband Deutschlands, Wallstraße 61-65, 10179 Berlin, Telefon 030-613 904-41. Verantwortlich im Sinne des Berliner Pressegesetzes: Patricia Block. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers
wider. Redaktion: Ralf Bachmann, Michael Bauer, Patricia Block, Gerd Eggers, Jürgen Gerdes, Jürgen Springfeld, Christian John, JensPeter Krüger, Corinna Telkamp. Verwaltung: Bettina Kebschull. Titelgestaltung/Grafik/Layout: Jürgen Holtfreter, Berlin. Fotos:
Bertram Bölkow, Patricia Block, Titel; Eva Schmidt, Bertram Bölkow, Timme-Hänsel S.9; Frank Spade, S.5; Subha Gora, S. 10, Robert
Michel, S. 15; Bilderbox S. 16,18; David Hornback, S. 20/21; Zeichnungen: Lexa S. 12; Harm Bengen, S. 33; Amelie Glienke,
S. 41 diesseits erscheint vierteljährlich am 1. März, 1. Juni, 1. September und 1. Dezember. Redaktionsschluss ist sechs Wochen vor dem
Erscheinen. Bezugspreise: Jahresabonnement 12,- E (inklusive Porto und Mehrwertsteuer), Ausland zuzüglich Portomehrkosten. Einzelexemplar 4,- E. Satz/Reinzeichnung: Michael Pickardt, Berlin. Druck: H & P Druck, Körtestr. 10, 10967, Telefon 030-693 77 37.
ISSN 0932-6162., diesseits wird auf umweltfreundlichem, zu 50 % chlorfrei gebleichtem Papier mit 50 % Recyclingfaseranteilen gedruckt.
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
am Anfang war Google. Per Zufall fand sich dort ein Hinweis auf
einen Gedenktag. Vor 150 Jahren, am 8. März 1857 wurde eine
Demonstration New Yorker Textilarbeiterinnen brutal niedergeschlagen. Später, im August 1910 wurde auf der Internationalen
Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen von der Frauenrechtlerin und Sozialistin Clara Zetkin die Idee ins Leben gerufen, jährlich einen Internationalen Frauentag zu begehen.
Zunächst bestimmte man den 19. März zum Kampftag für das
Frauenwahlrecht. Ab 1921 verlegte man diesen Tag auf den 8.
März, um an diese große Demonstration zu erinnern. Allerdings
gibt es auch Quellen, die den Frauentag auf ein anderes Ereignis
zurückführen, den Brand in einer Textilfabrik am 8. März 1908,
bei dem 129 Arbeiterinnen ums Lebens kamen, die während eines Streiks von den Fabrikbesitzern dort eingeschlossen wurden.
So oder so, die Idee war geboren: Der Tag sollte Anlass für eine
besondere diesseits sein – eine „Frauendiesseits“. Kein Heft, das
sich in aller Ausführlichkeit mit diesem historischen Datum beschäftigt und auch keines, das nur „Frauenthemen“ aufgreift, sondern eine diesseits, in der sich ausschließlich Autorinnen zu Wort
melden. Zu Themen, die Sie sonst hier auch lesen können. Frauen haben mehr zu sagen, als Kommentare zum Kindergeld und
fehlenden Betreuungseinrichtungen abzugeben. Dass sie das noch
viel zu selten tun, zeigt ein Blick auf die Inhaltsverzeichnisse aller
diesseits-Jahrgänge. Eigens für diese Ausgabe wurde einer „Sonderredaktion“ ins Leben gerufen, an der viele engagierte Mitarbeiterinnen ihren Anteil haben, auch wenn sich ihre Namen im
Heft nicht wiederfinden. Ihnen möchte ich auf diesem Wege
herzlich Danke sagen. Vielleicht geht ja auch die stille Hoffnung
in Erfüllung, dass einige von Ihnen in Zukunft öfter in diesem
Heft vertreten sein werden.
Dass das Thema Frau nicht gänzlich unter den Tisch fällt, dafür
hat die Frauengruppe des Humanistischen Verbandes Berlin gesorgt. Ines Scheibe hält Rückschau auf die Arbeit dieser ehrenamtlich Aktiven und Heike Weinbach und Ursula Sillge, beide
selbst Mitglied in diesem Arbeitskreis, beleuchten den Begriff Gender Mainstreaming theoretisch und praktisch.
Nicht alle Rubriken ließen sich in diesem Heft füllen, auf einige
Stammautoren müssen Sie diesmal leider verzichten. So ist zum
Beispiel der kleine Beitrag unter „angesehen“ über die ARD-Filmproduktion über Gita Neumann kein Ersatz für die gewohnte
Filmkritik von Gernoth Schmidt. Der Autor geht derweil ins Kino
und wird Sie im nächsten Heft wieder über ein Filmereignis informieren. Und auch Ralf Bachmann wird Sie im nächsten Heft
wieder mit auf literarische Entdeckungsreisen nehmen. Ich hoffe,
dass auch alle anderen Männer, denen wir für diese Ausgabe eine Abfuhr erteilen mussten, uns trotzdem
weiterhin die Treue halten, als Autor und als Leser.
Ich freue mich, wenn Sie auch diese
Ausgabe mit Gewinn lesen und
grüße Sie herzlich
Patricia Block
1/2007
1
Symposium turmdersinne
2007
Nürnberg – Vom 5.-7. Oktober
dieses Jahres ist es wieder soweit: Bereits zum zehnten Mal treffen sich
Neurowissenschaftler aus der gesamten Republik in Nürnberg und
diskutieren mit der interessierten
Öffentlichkeit über aktuelle Themen – dieses Jahr zum StandardThema des turmdersinne: Wahrnehmung und Gehirn. Titel der
Veranstaltung lautet: „Nicht wahr?!
Sinneskanäle, Hirnwindungen und
Grenzen der Wahrnehmung“.
Zugesagt haben bereits jetzt eine
Reihe hochkarätiger Wissenschaftler. So wird Prof. Dr. Heinrich H.
Bülthoff, Direktor am Tübinger
Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik über die Psychophysik der Wahrnehmung sprechen. Für Sehen, Hören, Rie-
chen/Schmecken und Tasten sind
die Professoren Karl Gegenfurtner,
Gießen, Birger Kollmeier, Oldenburg, Hans Hatt, Bochum und
Hubert Dinse, Bochum eingeladen. Prof. Dr. Bernd Lingelbach
aus Aalen, Erfinder des allseits bekannten Szintillationsgitters, wird
über die Hintergründe und Erklärungsansätze seiner Entdeckung
berichten und ein gut sortiertes Paket aus verblüffenden Wahrnehmungstäuschungen stellt Prof.
Michael Bach aus Freiburg vor. Aktuellste wissenschaftliche Erkenntnisse zu einem der faszinierendsten
Themen des Wochenendes, dem
Phänomen der Synästhesie, hat
Prof. Dr. Dr. Hinderk M. Emrich
von der Medizinischen Hochschule Hannover im Gepäck. Die Studien laufen soeben (Anfang 2007)
an und die noch unveröffentlichten
Ergebnisse werden auf dem Sym-
posium Anfang Oktober erstmals
präsentiert. Weitere hochkarätige
Referenten sind angefragt, das aktuelle Programm finden Sie unter
www.turmdersinne.de. Anmeldung
ab sofort möglich.
brainWEEK
Nürnberg – Als lokaler Veranstalter im Rahmen der „Internationalen Woche des Gehirns“, der brainWEEK vom 12.-18. März 2007,
bietet der turmdersinne ein buntes
Programm rund um die komplexeste Materie des Universums.
Eine Lesung mit Experimenten
und optischen Täuschungen von
Thomas Ditzinger im Buchhaus
Campe bildet am Mittwoch, 14.
März, den Auftakt, am Freitag präsentieren sich im Foyer des Planetariums verschiedene Selbsthilfe-
gruppen, Vereine und Organisationen, deren Arbeit sich um Denken,
Lernen und Erinnern und damit in
Zusammenhang stehenden neurologischen Störungen dreht. Erkrankte und deren Angehörige sind
dabei ebenso angesprochen wie alle
anderen an dieser Thematik Interessierten. Ab 19. 30 Uhr laden die
Veranstalter dann zu einem Vortrag zum Thema „Ausfall im Zentralorgan – Schlaganfall und Gehirn“ in den Kuppelsaal des Planetariums ein. Referent ist der Direktor der Neurologischen Klinik an
der Universität Erlangen Prof. Dr.
Stefan Schwab. Am Samstag, 17.
März, weiht Werner Fleischer, Profi der Täuschungskunst, in grundlegende Techniken und Kunststücke seines Faches ein. Die Teilnehmerzahl an dem ZauberWorkshop ist begrenzt, Anmeldung erforderlich. Während der ge-
Werner Fleischer
samten Woche, auch am üblicherweise geschlossenen Montag, hat
der turmdersinne von 13-17 Uhr,
Samstag und Sonntag von 11-17
Uhr geöffnet und bietet Sonderführungen durch das Museum an.
Im Anschluss daran gibt es die
Möglichkeit zum Spieleabend mit
Spielen der Ravensburger „Think“Serie, die Konzentration, Gedächtnis und Kreativität trainieren. Gute
Unterhaltung und größere mentale
Fitness sind garantiert! Bei allen
Aktivitäten sind „Menschen ab ca.
14 Jahren“ herzlich willkommen.
Da die Teilnehmerzahl für die Vorträge, Workshops und Sonderführungen begrenzt ist, bitten wir
um rechtzeitige Anmeldung im
turmdersinne-Büro unter 0911 /
944 32 81. Aktuelle Informationen
zu den Veranstaltungen, Anmeldefristen und Verfügbarkeit finden
sich regelmäßig unter www.turmdersinne.de.
2
1/2007
IHEU –
Mitgliederversammlung
Berlin – Die für das Frühjahr in
Berlin geplante Mitgliederversammlung der Internationalen
Ethischen und Humanistischen
Union (IHEU) und der damit verbundene Kongress mussten aus
Gründen der Terminüberschneidung abgesagt werden. Die IHEUMitgliederversammlung wird voraussichtlich im Juni stattfinden.
Ehrung für Hugo Goersch
Halle – Am 20. Oktober 2006,
dem 72. Todestag des Direktors der
Weltlichen Schule Halle-Nord,
wurde im Garten des Bürgerhauses
„alternativE“ des HRV Halle-Saalkreis eine Gedenkstätte für diesen
Vorkämpfer einer humanistischen
und freien Erziehung und Bildung
eingeweiht.
Das Grab von Hugo Goersch sollte
beräumt werden, da die Liegezeit
lange abgelaufen war. Auf Bitten
des Verbandes hat sein Sohn Herbert Goersch den Grabstein für die
Gestaltung einer Gedenkstätte zur
Verfügung gestellt. In seiner Anwesenheit wurde diese Stätte von ehemaligen weltlichen Schülern und
Mitgliedern des Humanistischen
Verbandes eingeweiht.
Humanismus an der Ostsee
Stockholm – Soll nur der Staat
Schulen betreiben dürfen oder sollen auch Organisationen wie die
Kirchen oder Humanistische Verbände dieses Recht haben? Ist der
Werteunterricht an öffentlichen
Schulen Aufgabe des Staates oder
der Weltanschauungsgemeinschaften?
Die Haltung Humanistischer Verbände zu schulpolitischen Fragen
war nur eines der Themen, die bei
der ersten Konferenz von Humanisten des Ostseeraumes und Skandinaviens am 10. bis 12. November
2006 in Stockholm auf der Tagesordnung standen. Gerade in diesem
Bereich werden jedoch die unterschiedlichen Traditionen der einzelnen Länder im Verhältnis von
Staat und Kirchen besonders deutlich.
Auch wenn die verschiedenen historischen Ausgangsbedingungen
unterschiedliche Arbeitswege notwendig machen, so ist das gemeinsame Interesse an einer aufgeklärten, säkularen Gesellschaft mit voller Glaubens- und Nichtglaubensfreiheit für alle als gemeinsames
Ziel von Humanistinnen und Humanisten benannt. Um auch für die
praktische Arbeit im jeweiligen
Heimatland von den Erfahrungen
der anderen Länder lernen zu können, wird es weitere Konferenzen
dieser Art geben. Darüber hinaus
wird es 2007 ein gemeinsames
Sommercamp humanistischer Jugendverbände in Norwegen geben
(siehe folgende Meldung).
Jugendcamp
Oslo – Vom 28. Juni bis 8. Juli
2007 findet in Norwegen ein internationales Sommercamp für Jugendliche/Junge Erwachsene (1824 Jahre) humanistischer Organisationen in Europa statt.
Wer also Lust hat, andere Jugendliche bzw. junge Erwachsene kennen
zu lernen, die in anderen Bundesländern sowie in unseren europäischen Nachbarländern in humanistischen Verbänden aktiv sind, wer
den norwegischen Sommer erleben
und neue Erfahrungen sammeln
möchte, der/die ist eingeladen,
nach Norwegen zu reisen. Motto:
„Investigate your life!“ Es ist also
nicht schlicht ein „Urlaub“, sondern ein Arbeiten an Fragen eines
humanistischen Lebensentwurfes.
Kosten entstehen allen Teilneh-
mern wie folgt: 50 Euro Campgebühr, 30 Prozent der Reisekosten,
sowie persönliches Taschengeld.
Ebenso entstehen Kosten für ein
nationales Vorbereitungstreffen –
voraussichtlich im Juni in Berlin
(An- und Abreise, Unterkunft).
Insgesamt ist mit einem Eigenbeitrag von ca. 320 bis 350 Euro zu
rechnen. (Das Camp wird durch
das „Europäische Jugendprogramm“ gefördert.)
Wer grundsätzliches Interesse an
diesem Camp hat, melde sich also
am besten schnell bei Bundes-JuHu
(verantwortlich Margrit Witzke),
damit die Zahl der deutschen Teilnehmer in etwa abgeschätzt werden
kann. Letzter offizieller Anmeldeschluss ist der 1. April 2007.
Anmeldung: 030-61390476 oder
mwitzke.hvd-berlin@humanismus.
de
1/2007
3
Theatersolo „freitot“
Berlin – Der Monolog freitot basiert auf einem Bericht im Magazin
„Stern“ über den Weg einer
schwerstkranken Frau in den Tod
mithilfe einer schweizerischen Organisation. Er spürt auf sensible
und ehrliche Weise den Fragen
nach einem würdigen Leben und
einem würdigen Tod nach. Die
Schauspielerin Eva Mannschott
schildert den qualvollen Leidensweg einer nach einem Unfall vom
Hals an gelähmten Frau. Auf dem
Weg zwischen Auto und Haustür
stürzte sie und brach sich den
Nacken. Grauenvolle Schmerzen,
Wahnvorstellungen, Hilflosigkeit
und Scham hatte sie drei Jahre zu
erdulden, bis ihr beim Suizid geholfen wurde. Die eindringliche
und sehr bewegende Aufführung
hat Autor Lars Wernecke auf leise,
unspektakuläre Weise in Szene gesetzt.
Anschließend Gespräch mit dem
Regisseur Lars Wernecke, der
Schauspielerin Eva Mannschott,
RA Dieter Graefe, Rechtsanwalt
von DIGNITAS, und Gita Neumann, Bundesbeauftragte des
HVD für Patientenverfügungen.
Sonntag, 18. März, 18 Uhr, Vagantenbühne, Kantstr. 12a, 10623
Berlin-Charlottenburg
(neben
Theater des Westens)
S- + U-Bhf. Zoologischer Garten
Eintritt: 10 Euro/erm. 7 Euro
Kartenreservierungen ab sofort unter Tel.: 030/61390423
Unterbringung im Hotel / Weingut Klostermühle in Ockfen. Der
Reisepreis (Ü / HP, Fahrt, Programm etc.) wird bei 450,- Euro
liegen. Anmeldungen in der Geschäftsstelle des HVD 030-613
904-17.
Bfg im Rundfunk
München – Die Rundfunksendungen des Bundes für Geistesfreiheit
(bfg) Bayern sind 2007 zu hören
am 1. April, 20. Mai, 8. Juli, 19.
August, 30. September, 11. November und 23. Dezember jeweils
um 7.05 im Programm Bayern II /
UKW.
Von der Straßengang zur
Jugendgruppe
Bernau – Am 26.01.2007 feierte
die Eastside-Fun-Crew aus Bernau
bei Berlin, Kinder- und Jugendgruppe des Freidenker Barnim e.V.,
ihr 10-jähriges Bestehen. Um
18.00 Uhr öffneten sich die Saaltüren der Stadthalle Bernau für
rund 200 geladene Gäste: Mitglieder der Tanzgruppe (Break- und
Streetdance) vom kleinsten (5 Jah-
re) bis zum ältesten (30 Jahre) Mitglied, Sponsoren und Ehrengäste.
Nach der sehr emotionalen Rede
der Kinder- und Jugendgruppenleiterin Karina Berg und der Ansprache von Norbert Weich, Vorsitzender des Freidenker Barnim e.V.
zeigte ein 45-minütiger Film einen
Rückblick über die 10-jährige Entwicklung der Eatside-Fun-Crew. In
einer Sonderausgabe waren alle
Original-Zeitungsberichte der letzten Jahre vereint. Dieser Abend
wurde auch dafür genutzt, sich bei
den Sponsoren zu bedanken. Die
Stadtwerke Bernau GmbH, das
Opel Autohaus Bernau sowie die
Glaserei Gahl aus Berlin erhielten
kleine Präsente zur Erinnerung.
Nachdem alle das leckere Bufett,
hergerichtet von der Bernauer Ausflugsgaststätte „Waldkater“ genossen hatten, gab es noch ein umfangreiches Programm, eine Tanzeinlage von den Berliner Meistern
im Bereich Newcomer Streetdance, DJ Solo und MC Noize, Beatbox von Seven aus Berlin und dem
Berliner Sänger Nydal. Im Anschluss wurde noch bis in die Morgenstunden ausgelassen gefeiert.
Die Eastside-Fun-Crew gründete
sich 1997 aus einer Handvoll Ju-
gendlicher und glich eher einer
Straßengang. Heute besteht die
Gruppe aus ca. 70 Mitgliedern zwischen fünf und 30 Jahren. Seit
1999 gehört das Team zum Freidenker Barnim e.V. und ist anerkannter Träger der freien Jugendarbeit. Zu den jährlich großen Auftritten gehören u. a. das internationale Kinderfest „Nisan 23“ am
Brandenburger Tor, das Barnimer
Kinder- und Jugendfestival sowie
die Jugendfeiern des Freidenker
Barnim e. V.
Da die Eastside-Fun-Crew sich
selbst finanziert, sind Sponsoren
willkommen. Weitere Informationen: www.eastside-fun-crew.de,
oder Tel. 0172-325 93 09.
Ferien an der Ostsee
Ludwigshafen – Die Freireligiöse
Landesgemeinde Pfalz bietet im
nächsten Sommer wieder, wie alle
zwei Jahre, eine Familienfreizeit in
der Jugend- und Bildungsstätte
Klingberg in Scharbeutz/Ostsee an,
und zwar vom 14. bis 28. Juli 2007.
Optional ist bereits davor, vom 7.
bis 14. Juli, eine Freizeitvorwoche
buchbar.
Die Preise bewegen sich zwischen
190 (Kinder unter 4 Jahre) und 720
Euro (Erwachsene im Einzelzimmer), je nach Alter und Zimmerart
(bitte bei Interesse erfragen).
Information und Anmeldung über
die Freireligiöse Landesgemeinde
Pfalz, Wörthstr. 6 a, 67059 Ludwigshafen, Tel. 0621-512582, Fax
0621-626633, E-Mail: [email protected]
Bildungsreise „Erleben –
Entdecken – Erkunden“
Berlin – Vom 14. bis 21. Oktober
2007 veranstaltet der HVD Berlin
eine Reise an die Obermosel – Saar.
Neben Wanderungen durch das
Saartal mit seinem einzigartigen
Charme geht es auf Entdeckungstour durch Deutschlands älteste
Stadt Trier mit ihren Kulturdenkmälern und zu den altrömischen
Tawether Tempelanlagen nach
Saarburg. Geplant ist ein Ausflug
nach Luxemburg.
4
1/2007
Der Neue Reisekatalog der Jungen HumanistInnen Berlin informiert über Kinder- und Jugendreisen
2007, unter anderem nach Frankreich, Finnland, Polen, Österreich und Holland.
Nähere Information und Buchung unter www.juhu-berlin.de oder 030-4423493.
Menschen
im Diesseits
Nachruf
fen und anderen und sich selbst helfen.
Engler, Christa: Die Sehnsucht
bleibt. – Berlin : edition weisse
seiten, 2006. – ISBN 978-39811227-0-1. – www.die-sehnsucht-bleibt.de
Bei der Verleihung des nach Ossip
K. Flechtheim benannten Humanismuspreises des Humanistischen
Verbandes Berlin an Seyran Ates
und die vier Schüler der Berliner
Fritz-Karsen-Schule stellte sich
überraschend heraus, dass Jürgen
Schulz, der zu Recht stolze Vater
Christa Engler, Jahrgang 1937, arbeitet seit neun Jahren ehrenamtlich beim Berliner Seniorentelefon,
einem der vielen sozialen Projekte
des Humanistischen Verbandes
Berlin. Sie begann damit, als sie
nach dem Ende ihrer Berufstätigkeit nach neuen Aufgaben suchte.
Musik und Literatur hatten schon
immer ihr Leben geprägt und wurden noch wichtiger für sie, als ihr
ältester Sohn tödlich verunglückt
und ihr Mann kurz darauf an einem
Hirntumor gestorben war. Diesen
schmerzhaften Lebenseinschnitt
bewältigte sie durch die Herausgabe eines Buches, das den Briefwechsel mit ihrem Ehemann zum
Inhalt hat. Ihr zweites Buch, ein
Tagebuch-Roman, soeben erschienen, spiegelt wider, mit welchen
Lebenskräften sie sich gegen das
grausame Schicksal zur Wehr setzte.
Die Geschichte erzählt nicht nur
von den tragischen Unglücksfällen
in ihrer Familie, von der Trauer danach, vom Weiterleben. Sie beschreibt auch eine neue, komplizierte Liebe und berichtet über interessante Reiseerlebnisse und alltägliche Probleme der älteren Generation: alt werden, Verluste erleiden, Krankheiten hinnehmen, sich
der Vergänglichkeit bewusst sein –
und dennoch Höhepunkte schaf-
der ausgezeichneten Wanda Lehmann, seit langen Jahren bei der
Firma H&P-Druck für die Produktion unserer Zeitschrift diesseits verantwortlich ist. Unbürokratisch stellte die Firma der FritzKarsen-Schule mehrere diesseitsKlassensätze zur Verfügung.
Dr. Frieder Otto Wolf, den diesseits-Lesern als Autor theoretischer
Überlegungen zum Humanismus
bekannt, ist im November 2006
nach 33 Jahren Lehre als Privatdozent von seiner Universität, der
Freien Universität Berlin, zum Honorarprofessor für Philosophie ernannt worden. Diesseits gratuliert
herzlich!
Wiebke Berking
Sich erinnern und die Tatsache, dass etwas zu Ende gegangen
ist, gehören untrennbar zusammen. Sich an einen verstorbenen Menschen zu erinnern, bedeutet außerdem zumindest
zweierlei: Dem vergangenen Leben eines Individuums Aufmerksamkeit und Achtung schenken und sich selbst bewusst
zu sein, dass jeder von uns eines Tages nur noch als Erinnerung existieren wird.
Wiebke Berking, die am Neujahrstag an den Folgen einer
Krebserkrankung verstorben ist, wird manchen diesseits-Lesern vor allem als Autorin, als Delegierte auf Bundesversammlungen, als Mitgestalterin von bundesweiten Seminaren
in Freudenberg und als häufige Teilnehmerin von sokratischen Gesprächen in Erinnerung sein. Der Kern ihrer Arbeit
lag im Berliner Landesverband; sie war Lebenskundelehrerin
und erarbeitete viele didaktische Handreichungen, sie war
Mitglied des Landesvorstands und engagierte sich in der Berliner Frauengruppe. Über die Grenzen des HVD war sie in
Berlin bekannt als Humanistin, die mit großer Neugier und
organisatorischer Kraft den Dialog mit den vielen in dieser
Stadt vertretenen Religionen suchte.
Der HVD, in dem sie ihren Platz gefunden hatte, war ein
wichtiger Teil ihres Lebens; aber eben nur ein Teil. Es gab
auch ein Leben außerhalb von Ämtern und Funktionen; und
sicherlich bestärkte sie das darin, neugierig zu bleiben auf andere Menschen, andere Überzeugungen, andere Lebensstile.
Nicht wenige diesseits-Leser werden die Erfahrung gemacht haben, einem Menschen angesichts einer lebensgefährlichen Erkrankung beizustehen. Ohne Routine, ohne
Botschaften, ohne Perfektion. Und einige werden wissen, wie
es ist, wenn der Kampf gegen die Krankheit verloren geht. Einige Wünsche, die Wiebke angesichts der Bedrohung äußerte, sind noch in Erfüllung gegangen. Einer nicht, den sie auch
in Zeiten von Erschöpfung und Niedergeschlagenheit hatte:
Unter Menschen sein, in der Welt sein, weiterleben.
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5
Farbe bekennen
Berlin – Aktionstage des HVD Berlin gegen
Armut und soziale Ausgrenzung vom 19. bis
25. März
■ Armut ist ein Thema, dass jeden von uns
mehr oder weniger betrifft. Gerade in einer
Stadt wie Berlin begegnet uns Armut heute
in vielen alltäglichen Situationen: in der UBahn der Verkäufer der Obdachlosenzeitung, die allein erziehende Mutter auf dem
Sozialamt oder das Straßenkind im Park.
Die sozialen Missstände sind in den letzten
Jahren deutlich gewachsen. Vor allem die
hohe Kinderarmut ist Besorgnis erregend,
denn hier trifft es die Schwächsten in unserer Gesellschaft, die immer unverschuldet in
diese Situation geraten sind. Von Kinderarmut (d. h. Eltern sind abhängig von Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld II) sind in
Deutschland fast 2,5 Millionen Kinder und
Jugendliche unter 18 Jahren betroffen. Das
ist ein unzumutbarer Zustand und schnelles
Handeln der Politik wäre gefragt. Man hat
allerdings nicht den Eindruck, dass sich etwas zum Besseren bewegt, so dass Organisationen – wie auch der HVD – das Problem der Armut in Deutschland immer wieder öffentlich machen müssen.
6
1/2007
In den einzelnen Arbeitsbereichen wird
bereits seit Jahren durch konkrete Hilfestellungen für Betroffene viel getan. Jetzt ist
es allerdings an der Zeit, ein deutliches Ausrufezeichen zu setzen. Deshalb wird der
HVD Berlin in der Märzwoche vom 19. bis
25. März 2007 mit seinen Aktionstagen auf
die massiven sozialen Probleme aufmerksam machen. Viele Aktionen sind dafür geplant, so z. B. Informations- und Beratungsstände auf zentralen öffentlichen Plätzen, eine Kleider- und Spielzeugtauschbörse in einer HVD-Kita, ein integratives Jugendcamp und kostenlose Hausaufgabenhilfe von unseren Jungen HumanistInnen,
die Behandlung des Themas Armut im Lebenskundeunterricht und als besonderer
Höhepunkt die Mathe-Show der Theatergruppe Rumpelstil am 25. März im Friedrichstadtpalast für fast 2000 sozial benachteiligte Kinder. Langfristig will der
HVD Berlin ein Familienzentrum errichten, in dem dann einige der für die Aktionswoche initiierten Projekte weiterlaufen
können. Die Mitglieder des Humanistischen Verbandes sind herzlich eingeladen, bei
den Aktionstagen mitzumachen und vor allem mitzuhelfen. Wir wollen gemeinsam
ein Zeichen setzen – Armut ist ein Thema,
dass uns alle angeht.
●
Stolperstein für
Paul Winzen
Dortmunder FreidenkerJugend im Widerstand gegen
den Nationalsozialismus
Dortmund – Angeregt durch den Humanistischen Verband Nordrhein-Westfalen ist im
Beisein zahlreicher Mitglieder am 6. Februar ein Stolperstein für den Freidenker Paul
Winzen gelegt worden, für den der Verband
die „Patenschaft“ übernommen hat.
■ Der Kölner Bildhauer Gunter Demnig
erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem
er vor ihrem letzten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir verlegt. Finanziert werden die Stolpersteine durch
Spenden, Sammlungen und Patenschaften von einzelnen Bürgern, Zeitzeugen,
Schulklassen, Berufsgruppen und Kommunen.
Am 6. Februar wurde ein Stolperstein
für den Freidenker Paul Winzen gelegt. Die
Patenschaft hat der Humanistische Verband
NRW übernommen.
Wir erinnern damit an Paul Winzen und
weitere Mitglieder der Freidenker-Jugend,
eine Vorläufer-Organisation unseres Verbandes, die mutig Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft geleistet hat.
Die Gruppe war eine spezifische Dortmunder Widerstandsorganisation. Gründer, Leiter und organisatorischer Kopf war
Paul Winzen. Als 17-Jähriger trat er in die
Freidenkerjugend ein und scharte bald einen Kreis Gleichgesinnter um sich. Man besuchte gemeinsam Theaterstücke, Ausstellungen, Bibliotheken, bildete Diskussionsund Lesezirkel. Der Marxismus wurde als
allgemeine weltanschauliche Basis im Hinblick auf eine humanistische Gesellschaftsordnung akzeptiert. Das Modell des sowjetischen Kommunismus lehnten sie jedoch
ebenso ab wie die praktische Politik der Sozialdemokratie. Ansätze einer neuen sozialistischen Theorie wurden von Winzen entwickelt.
In den Jahren nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten traf sich
die Gruppe illegal in verschiedenen Wohnungen; der „Freie Wanderbund“ zur Tarnung wurde gegründet; es wurden Flugblätter gegen den Nationalsozialismus gedruckt und verteilt und ausländische Rund-
funksender abgehört. In der Zeit von Juni
bis August 1940 wurden sämtliche Mitglieder der Gruppe festgenommen. Ein Spitzel
hatte sich in die Gruppe eingeschlichen.
Am 7. Juni 1941 verhängte der 1. Strafsenat des Oberlandesgerichts Hamm gegen
vierzehn Angehörige der Winzen-Gruppe
sehr hohe Zuchthausstrafen. Der Prozess gegen Paul Winzen, Josef Kasel und Franz
Becker fand am 21. Februar 1942 in Berlin
vor dem Volksgerichtshof statt. Paul Winzen und Josef Kasel wurden wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ in Verbindung mit
„Vorbereitung zum Hochverrat“, im Fall
Winzen noch in Verbindung mit einen
„Rundfunkverbrechen“, zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 12. Juni 1942 in
Berlin-Plötzensee vollstreckt. Franz Becker
als dritter Angeklagter vor dem Volksgerichtshof wurde mit zehn Jahren Zuchthaus
bestraft, kam aber 1943 in das KZ Mauthausen, wo er am 1. April 1944 ermordet
wurde.
In einem eindrucksvollen Video, das
1988 von der Landeszentrale für Politische
Bildung NRW aufgenommen wurde, schildert Hilde Schimschok, selbst Mitglied der
Gruppe „Neuer Sozialismus“ um Winzen,
bis zu ihrem Tod Mitglied des Humanistischen Verbandes, die Aktivitäten und die
Widerstandsarbeit der Winzen-Gruppe und
ihre langjährige Haftzeit. In der Nachkriegszeit war Hilde Schimschok für die
SPD im Rat der Stadt Dortmund. Von
1965 bis 1976 saß sie als Abgeordnete im
Deutschen Bundestag.
●
Freidenker Paul Winzen
Interessenten für den Film wenden sich bitte an
die Geschäftstelle des HVD in 44135 Dortmund, Küpferstraße 1, Telefon 0231-527248.
1/2007
7
Sternenglanz
Berlin – Das Hotel4YOUTH greift nach den
Sternen – zwei gab es schon.
■ Zwei Sterne auf dem Türschild verheißen
dem Hotelgast: Hier wohnt er in der Kategorie Standard. Darauf kann er sich verlassen – in Buxtehude, Baden-Baden und auch
in Berlin. Gäste sind damit für die Urlaubsplanung auf der auf der sicheren Seite. Leistungen und Angebote lassen sich leicht
überprüfen und der Kunde weiß genau, was
ihn erwartet.
Vor mehr als zehn Jahren wurde die bundesweit gültige Deutsche Hotelklassifizierung eingeführt. Um einen oder auch 5 der
begehrten Sternchen zu erhalten, werden
280 Kriterien in den Bereichen Gebäude/Raumangebot, Einrichtung/Ausstattung, Service, Freizeit und Angebotsgestaltung und hauseigener Tagungsbereich überprüft.
Auch das Jugendhotel „Hotel4Youth“
unterzog sich im vergangenen Jahr diesem
freiwilligen Check. Anvisiert waren zwei
Sterne – die es dann auch gab. Dafür muss
ein Hotel festgelegte Standards erreichen.
Dazu zählt die vorgeschriebene Zimmergröße (Einzelzimmer 12 qm, Doppelzimmer 16 qm) und die Ausstattung aller Zimmer mit Dusche/WC oder Bad/WC, mit
Wäschefächern, mit Farb-TV samt Fernbedienung, mit einer Sitzgelegenheit pro Bett,
Nachttischlampe oder Leselicht am Bett.
Die Zimmer werden täglich gereinigt, Badetücher stehen ebenso wie Hygieneartikel
(Zahnbürste, Zahncreme, Einmal-Rasierer
etc.) zur Verfügung. Die Gäste werden
durch einen Empfangsdienst betreut. Dort
steht auch ein Telefax zur Verfügung. Ein
dem Gast zugängliches Telefon muss nicht
zwingend auf dem Zimmer sein. Für das
leibliche Wohl der Gäste ist gesorgt, wenn
ein Frühstücksbuffet angeboten wird und
die Gäste Getränke erwerben können. Im
Frühstücksraum gibt es einen ausgewiesenen Nichtraucherbereich. Wertsachen können deponiert werden und die Rechnung
kann mit Karte bezahlt werden.
Die Klassifizierung ist drei Jahre gültig,
dann muss man sich erneut den strengen
Blicken der Prüfer unterwerfen, denn
auch die Kriterien gehen mit der Zeit. Sicher gehört es in naher Zukunft zum Mindeststandard, dass für jeden Gast ein sepa-
8
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rater Internetzugang im Zimmer vorhanden ist.
Im gesamten Bundesgebiet nahmen bisher rund 8500 Hotelbetriebe an der freiwilligen Überprüfung teil. Von insgesamt 240
in Berlin klassifizierten Beherbergungsbetrieben haben noch 30 weitere Häuser die
gleiche Sternenzahl, allerdings gibt es auch
14 Häuser der obersten Kategorie, die allerdings sind dann keine Jugendhotels mehr
und passen wohl auch nicht so recht zum
Profil des Humanistischen Verbandes.
Soweit möchte das Jugendhotel auch gar
nicht gehen. Der tatsächliche Standard ist
zwar schon höher als für die klassifizierte
Stufe nötig wäre. Doch ist eine Höherstufung in naher Zukunft nicht geplant. Das
Team um Hotelchef Boerger bleibt lieber
im oberen Bereich der zwei Sterne und
übertrifft die Erwartungen ihrer Gäste. Die
Beliebtheit des Hauses gibt ihnen Recht.
Auf der unten angegeben Internetseite finden sich gesammelte Kritiken, die Gäste zu
diesem Haus abgaben. Mit einem Durchschnittsrating von 90 Prozent ist es das bestbewerteste Jugendhotel der Stadt. Glückwunsch!
●
www.hostelbookers.com/hostels/germany/ berlin/5389/reviews/
www.hotel4youth.de
Am 7. Juni 2006 überreichte Annemarie van der Hoff und Christine Vitt vom Deutschen
Hotel- und Gaststättenverband das Klassifizierungsschild an Alberto Enrique Boerger,
Geschäftsführer des Hotel4YOUTH in der Schönhauser Allee 103 in Prenzlauer Berg.
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Der Vorstand des Humanistischen Verbandes Wesermarsch (v.l.): Wolfgang Böner, Hergen
Paradies, Dieter Hashagen, Christiane von Perger und Hans-Hermann Reil
Humanisten
beschließen die
Fusion
Hannover – Die Freien Humanisten Brake
und Elsfleth haben sich zum Humanistischen
Verband Wesermarsch zusammengeschlossen.
■ Am 10. Januar fand in der Begegnungsstätte Brake die Hauptversammlung zur
Gründung des Humanistischen Verbandes
Wesermarsch statt. Rund 40 Mitglieder der
Gemeinschaften beschlossen einstimmig die
Fusion der Ortsgemeinschaften Brake und
Elsfleth. Die so einvernehmlich geschlossenen Vereinbarungen zeigen, dass die Vorstände beider Gemeinschaften im Vorfeld
ganze Arbeit geleistet hatten.
Zum Vorsitzenden des Humanistischen
Verbandes Wesermarsch wurde Dieter Hashagen (Brake) gewählt. Zur 1. stellvertretenden Vorsitzenden wählte die Versammlung Christiane von Perger (Elsfleth), 2.
Stellvertreter wurde Hergen Paradies (Brake). Mit dem Amt des Kassenwartes wurde
Hans-Hermann Reil (Brake) betraut, als
Schriftführer fungiert Wolfgang Böner (Elsfleth). In den Beirat wurden Gerold Klein,
Karin Knorr, Irma Dettmar, Christin
Schwarz, Karin Hashagen, Antje Claußen,
Rudolf Kaplan, Sabine Klopp und KarlHeinz Wunderlich gewählt.
Die neue Satzung entspricht weitgehend
den bisherigen Regelungen und wurde redaktionell an die neue Verbandsstruktur angepasst. Änderungen sind zum Beispiel dass
die Bezeichnung „Gemeinschaftsleiter“ entfällt und künftig ein Vorsitzender den aus
rund 400 Mitgliedern bestehenden Verband leiten wird. Gefeiert wurde die Gründung am 24. Februar mit einer zünftigen
Boßeltour über den Elsflether Sand und einem deftigen Kohlessen im Bootshaus am
Elsflether Yachthafen.
Weitere Höhepunkte im Veranstaltungsprogramm für 2007 sind die Jugendfeier am 13. Mai, das Mittsommerfest am
23. Juni und die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Weser-Ems der Humanisten
im September. Im August will sich der Verband mit einer Veranstaltung an der Ferienpass-Aktion der Stadt Elsfleth beteiligen.
An jedem dritten Mittwoch im Monat treffen sich die Mitglieder zum Kaffee-Klönschnack in der Begegnungsstätte in Brake.
Beginn ist jeweils um 15 Uhr.
●
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INTERNATIONALES
Silvana Uhlrich
Ein Lächeln für die Zukunft
■ Vieles hat sie in ihrem Leben schon erlebt,
viele Hürden genommen, beruflich wie privat. Ihr gesundheitlicher Zustand legt davon
Zeugnis ab. Dennoch, eines konnte ihr niemand nehmen, ihren Stolz und ihre Würde.
Mit einem Leuchten in den Augen und mit
großer Überzeugungskraft erzählt sie mir
und anderen Zuhörern von der nun schon
über 25 Jahre andauernden Arbeit von Samskar.
Eine Jogini ist ein junges Mädchen, meist
aus der mittellosen Kaste der Unberührbaren, was mit dem Gott Yellama verheiratet
wird, um die Familie vor Unheil zu bewahren. In einer feierlichen Zeremonie werden
sie von Hindu-Priestern dem Tempel geweiht. In der Hochzeitsnacht gehört sie einem höher gestellten Landbesitzer des Dorfes, später hat sie für alle Männer des Dorfes „verfügbar“ zu sein. Dem Alter des Kindes sind dabei keine Grenzen gesetzt. Die
Riten variieren in den Bundesstaaten Indiens.
Aufklärung und praktische Hilfe
Zwar ist seit 1988 das jahrhundertealte System verboten, wird aber dennoch praktiziert. Die Regierung gab unlängst zu, dass
allein in fünf Regionen von Andhra Pradesh
über 20.000 Joginis leben. Den Menschen
in abgelegenen Dörfern ist die Illegalität ihres Handelns gar nicht bewusst. Hier hat
Samskar schon erstaunliches geleistet, sie
klären auf, vermitteln Wohnmöglichkeiten,
helfen beim Landerwerb und sorgen für Rehabilitationsmaßnahmen. Damit tragen sie
zwar zu einer Verbesserung der Lebensumstände von Jogini-Frauen bei. Schwerer ist
es jedoch, das kollektive Bewusstsein und
den tiefen Glauben an die Richtigkeit dieser
Praxis zu verändern. Das Problem ist ähnlich wie bei der Forderung zur Abschaffung
der Kasten und der Heiratsmitgift. Es dauert. Und welche Alternativen sind vorstellbar? Ihre Körper sind kaputt durch die
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Aufrecht und stolz sitzt mir Hemalata Lavanam gegenüber und erzählt von ihrer Arbeit in der
Organisation Samskar. Dies heißt übersetzt Reform und ist ein Projekt des Atheist Centre
(www.atheistcentre.in) in Vijayawada im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh. Neben
der Resozialisierung von Straffälligen werden dort unter anderem Tempel-Prostituierte betreut.
schwere Arbeit, die sie verrichten müssen
und durch die ständige sexuelle Bedrängnis.
Manchmal verdienen sie nur eine Rupee (55
Rupees entsprechen einem Euro) durch einen „Kunden“.
Hier ist die Hilfe von Samskar gefragt.
Sozio-psychologische Programme haben es
geschafft, dass den Jogini-Frauen in den
Dörfern inzwischen Respekt entgegengebracht wird. Bildungs- und Aufklärungsprogramme sowie konkrete Gesundheitsfürsorge haben ihr Los in den letzten Jahren
verbessert. Als besonderer Erfolg kann gewertet werden, dass ehemalige Joginis erneut verheiratet werden konnten. So fanden
mehrere Hochzeiten von Jogini-Frauen unter Teilnahme von hochrangigen Regierungspersönlichkeiten statt.
Vision von einem kastenlosen Indien
Hemalata Lavanam, die Präsidentin von
Samskar blickt mit Stolz auf die Erfolge ihrer Organisation. Alle Joginis, die von ihr
betreut wurden – über 2000 Frauen in 15
Jahren – sind heute rehabilitiert. Doch
noch immer gibt es Regionen, die sich von
dieser Tradition nicht verabschieden
möchten. Eine Veränderung ist nicht allein
durch die Stärkung der Frauenrolle zu erreichen.
Selbst zählt Hemalata zu den starken
Persönlichkeiten ihrer Gesellschaft, aber
auch sie hat es nicht leicht gehabt. Sie
kommt aus einer sozial engagierten Familie. Ihr Vater Gurram Joshua kämpfte mit
literarischen Mitteln gegen gesellschaftliche Missstände. Geführt durch eine Vision
von einem Leben in einer kastenlosen Gesellschaft, nahm sie an unendlich vielen
Weltkonferenzen zum Humanismus teil.
Als Rationalistin glaubt sie fest an soziale
Gleichberechtigung und Gleichberechtigung der Geschlechter. Sie erhielt den Telugu University Literary Award for Jeevana Prabhatam and Atma Gourava Puraskaram von der Regierung von Andhra Pradesh neben vielen weiteren Auszeichnungen.
Ihr Lebenswerk macht sie zufrieden.
Zwar ist noch nicht alles getan, aber sie ist
sich sicher: Dieser Weg ist nicht aufzuhalten.
●
Silvana Uhlrich ist beim Humanistischen Freidenkerbund Havelland e.V. für internationale
Kontakte zuständig. Weiterhin ist sie 2. VizePräsidentin der IHEYO (International Humanist and Ethical Youth Organization).
Kolloquium / Öffentliche Fachtagung
Die Mär von der „Rückkehr der Religion“?
17. März 2007, 10.00 bis ca. 13.30 Uhr
Eintritt 2,50 Euro
Mitglieder der Akademie haben freien Eintritt
Ermäßigungen wie üblich
Tagungsort: alte feuerwache studiobühne, Marchlewskistr. 6, 10243 Berlin
Fahrverbindungen: U5 bis Haltestelle Weberwiese
Buslinie 340 bis Haltestelle Karl-Marx-Allee, Tram Linie 20 bis Frankfurter Tor
Jahrzehntelang galt es als ausgemacht: Die Säkularisierung schreitet voran, ist quasi „gesetzmäßig“, während die Religionen auf dem Rückzug sind. Spätestens nachdem ein Deutscher den römischen Bischofssitz erklomm und Medien riefen „Wir sind Papst“ heißt es,
Religion kehre zurück, die Zahl der Kircheneintritte steige, gerade die Jugend gehe voran.
Anderslautende Meldungen gehen weitgehend unter, so die Befunde der letzten Shell-Jugendstudie.
Manche sagen, Religion sei nie fort gewesen, brauche also gar nicht wieder zu kommen.
Wieder andere meinen, neue Religionen kämen auf und das aktuelle Geschrei sei nur auf
den Vormarsch des Islam im „christlichen Abendland“ zurückzuführen. Ist bei denen, die
sich von jeder Religion verabschiedet haben, eine Leerstelle vorhanden? Was empfinden
Menschen, die stolz auf ihren Atheismus sind, angesichts von immer mehr „Religiotainment“ und religiösen Belehrungen? Was hat es auf sich mit dieser neuen Religiosität, falls
sie denn da ist? Ist sie, wie Karl Marx vor über 150 Jahren meinte, „Opium des Volkes“
oder ist sie „Opium fürs Volk“ und wenn ja, von wem für welches Volk, für die Oberschichten, für das Prekariat?
Referate
Dr. Claudia Schulz (Bremen)
Dr. Carsten Frerk (Hamburg)
Weitere Veranstaltungen 2007
10. Mai
Blasphemie heute
Fachtagung
Gunnar Schedel, Literaturwissenschaftler, Leiter alibri Verlag, Aschaffenburg
Dr. Roland Seim, Kulturwissenschaftler, Leiter telos Verlag, Münster
16.00 bis ca. 20.00 Uhr, Ort noch offen
Juni (genauer Termin noch offen)
Renaissance der wichtigsten humanistischen Feier
Über die Praxis eines weltlichen Passagerituals in Deutschland – ein Dialog über
Jugendweihen und Jugendfeiern
Fachtagung
23. Juni
Hartz IV und Wertedebatte
Menschenbilder in der Sozialpolitik – Beiträge zum Streit um „Leitkultur“
Humanistische Akademie Deutschland mit Rosa-Luxemburg-Stiftung
Fachtagung
10.00 bis ca. 17.30 Uhr
Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin
17./18. November
Säkularisation und Freiheitsgarantien des Staates
Humanistische Kritik am „Böckenförde-Diktum“
Humanistische Akademie Deutschland mit Politische Akademie der
Friedrich-Ebert-Stiftung und der Humanistischen Akademie Berlin
Fachtagung
17. November: ab 10.00 Uhr
fes, Hiroshimastr. 17, 10785 Berlin
18. November: 10.00-13.00 Uhr
alte feuerwache studiobühne
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TITEL
Ines Petra Scheibe
Frauenpolitik im Humanistischen
Verband Berlin – ein Rückblick auf
ereignisreiche Jahre
■ Ein ehrenamtlicher Zusammenhang des
Vereins, der durch die Maueröffnung und
später durch die Vereinigung einen Aufschwung nahm, war die Frauengruppe.
Dafür interessierte ich mich von Anfang an
sehr. Mich begeisterten die Inhalte und die
für mich neue Form der selbstbestimmten
Gruppenarbeit sowie die positiven Erfahrungen des menschlichen Umgangs der
Freidenkerinnen und Freidenker. In der
Frauengruppe trafen Freidenkerinnen und
weitere interessierte Frauen aus dem West–
und Ostteil der Stadt aufeinander, tauschten
gleichberechtigt ihre Gedanken, Gefühle
und Ideen aus, entwarfen gemeinsam Projekte, mit denen freidenkerische Positionen
frauenspezifisch untersetzt und damit bereichert werden sollten. Aktivistinnen der
Frauengruppenarbeit in dieser Zeit waren
Siggi Fries, Wiebke Berking und Sabine
Schermele.
Professionelle Beratung
Ein Projekt, das wir in dieser Anfangszeit
konzipiert haben, ist die Schwangerschaftskonflikt-Beratungsstelle, die im August
1992 in Prenzlauer Berg, in der Pappelallee
15, eröffnet werden konnte. Damals gab es
zwei Beraterinnen, heute arbeiten drei Beraterinnen in der Behmstraße 73 und leisten
eine anerkannte Arbeit zur Stärkung der
Selbstbestimmung und zur Aufklärung von
Frauen und Männern.
Aus dem Freidenkerverband wurde 1993
der Humanistische Verband Deutschlands..
Motiviert durch den Aufbau der Beratungsstelle gab es in den folgenden Jahren zahlreiche durch die Frauengruppe des Verbandes initiierte frauenpolitische Aktivitäten.
Zur Professionalisierung der Frauenarbeit
im Verband beantragte die Frauengruppe
beim Landesvorstand Anfang der 90er-Jahre die Einrichtung einer Stelle für eine Referentin für Frauenfragen. Im Frühjahr
1994 wurde Brigitta Kasse als erste Frauen-
Im Jahr 1990, kurz nach Maueröffnung, gewann – ausgelöst durch das mich damals sehr interessierende Fach Lebenskunde – der Deutsche Freidenkerverband Westberlin (DFV) meine
Aufmerksamkeit. Ich besorgte mir Materialien des Vereins und nahm Kontakt zur Geschäftsstelle in der Neuköllner Hobrechtstraße auf. Mich interessierte nicht nur die Bildungsarbeit, sondern alle Angebote dieses Vereins, seine Grundlagen und Ziele, mit denen
ich mich recht schnell gut identifizieren konnte. Am 1. März 1992 wurde ich Mitglied.
referentin des HVD, LV Berlin eingestellt
und unterstützte hauptamtlich die ehrenamtliche Frauengruppenarbeit.
Am 8. März 1994 beteiligten wir uns als
Humanistinnen am bundesweiten Frauenstreiktag. Wir organisierten an diesem Tag
in der Pappelallee einen offenen Frühstückstreff für Frauen, führten um 13.00
Uhr eine Demonstration durch unter dem
Motto „Nun schlägt´s 13 – Frauen sagen
uns reicht’s – gegen Sozialabbau auf den
Schultern der Frauen“ und anschließend
gab es eine Lesung von Dr. Angelika Haas
aus Interviews mit Frauen über Brüche in
ihren Biographien.
Wenige Tage später, am 16. März 1994,
fand die von den Humanistinnen geplante
Podiumsdiskussion „Wie weiter mit dem §
218?“ im Haus der Demokratie, damals in
der Friedrichstraße, statt. Zu dieser gut besuchten Veranstaltung luden wir Berliner
Politikerinnen aller Parteien des Abgeordnetenhauses sowie Beraterinnen aus
Schwangerschaftsberatungsstellen verschiedener Träger ein und führten kontroverse
Diskussionen.
Internationale Arbeit
Die Frauenreferentin nahm Kontakt zu den
anderen Mitgliedsverbänden der Europäischen Humanistischen Föderation (EHF)
auf, um – mit dem Ziel einer europaweiten
Vernetzung von Humanistinnen – die Situation von Frauen in anderen Verbänden
zu erkunden. Im Frühjahr 1994 nahmen
wir auch am internationalen Frauenkongress in Paris teil, auf dem zahlreiche Reso-
lutionen zur Verbesserung der Lebens- und
Arbeitsbedingungen von Frauen, zur Selbstbestimmung von Frauen bei der Geburtenregulation und zu ihrem Recht auf körperliche Unversehrtheit verabschiedet wurden.
Mitte der 90er-Jahre wurden von der
Frauengruppe in Zusammenarbeit mit der
Frauenreferentin unterschiedlichste Seminare und Veranstaltungen durchgeführt.
Zielgruppe waren Mitglieder, Mitarbeiterinnen und weitere interessierte Frauen. Es
gab Rhetorikseminare, Seminare zur Selbstverteidigung, zur Körperwahrnehmung sowie zu Entspannungstechniken und zu naturheilkundlichem Wissen, die ebenso gut
besucht waren wie die Lesungen mit Diskussion zu frauenspezifischen Themen, z.B.:
– 1994 „Mütter und Töchter“ mit Elke
Harre und Ines Schmidt
– 1995 „Und nun noch ein Kind?“ mit
Dagmar Scharsich
– 1996 „Wahrheit und Legende einer umstrittenen Frau – Tina Modotti“ mit
Christiane Barkhausen.
In Zusammenarbeit mit einer Studentin
aus Russland, die in Berlin studierte, entwickelte die Frauengruppe ein binationales
Frauenprojekt „BALANS“ zur Verbesserung der Lebenssituation von Frauen in
Moskau, das durch die EU jedoch leider
nicht finanziell gefördert wurde.
Es entstand in dieser Zeit auch die frauenpolitische Veranstaltungsreihe „Aufeinander zugehen – Frauenleben in anderen
Ländern und Kulturen“, bei der uns die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Migrantinnen in ihren Herkunftsländern und
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8. März 1994, Beraterinnen und Unterstützerinnen der Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle nehmen teil am bundesweiten
Frauenstreiktag.
in Deutschland interessierten und in deren
Rahmen wir auch landestypische Speisen
kennen lernen konnten: Im Frühjahr 1996
trafen wir Frauen aus Russland, im Herbst
Frauen aus Polen. 1997 fand im Frühjahr
ein Gesprächskreis mit Iranerinnen statt
und im Herbst befassten wir uns mit dem
Leben von Frauen in Gambia. In den folgenden Jahren waren es Frauen aus Vietnam, der Türkei, Ex-Jugoslawien und Afghanistan, die uns eindrucksvoll von ihrem
Leben berichteten.
Vielfältige Aktivitäten
Krankheitsbedingt musste die Frauenreferentin Ende 1995 ihre Tätigkeit leider beenden und es wurde vom Landesvorstand
die Entscheidung getroffen, die Frauenarbeit künftig wieder nur ehrenamtlich zu leisten. Die Frauengruppe erhält jährlich auf
Antrag ein kleines finanzielles Budget für
ihre Arbeit. Damit können Gesprächsreihen, frauenpolitische Veranstaltungen und
Seminare durchgeführt werden.
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Die Angebote nicht nur für Berliner Humanistinnen waren seit Mitte der 90er-Jahre sehr vielfältig. Sie reichten von in Seminarform organisierten persönlichen Begegnungen von Frauen aus dem Ost- und
Westteil der Stadt mit Biographiearbeit
(1999), über einen Workshop zum kreativen Schreiben (1999) bis hin zu einer von
der Frauengruppe initiierten MitarbeiterInnenbefragung im LV Berlin zu Arbeitsbedingungen und Arbeitszufriedenheit.
Beginnend mit dem neuen Jahrtausend
stellte sich die ehrenamtlich arbeitende
Frauengruppe neuen Fragen und organisierte Veranstaltungen zu Gender Mainstreaming (2000 und 2001) zu Aspekten der
Arbeitsmarktpolitik (2000) und zum Humanismus aus weiblicher Sicht. Wir beschäftigten uns mit Frauen, die in ihrer Zeit
für Aufklärung, Selbstbestimmung und
Chancengleichheit eintraten. In diesem
Kontext besuchten wir im März 2000 die
Ausstellung „Philosophinnen – Liebhaberinnen der Weisheit“, organisierten im
März 2001 eine Veranstaltung zu „Helene
Stöcker – Frau als Gelehrte, Geliebte und
Mutter“ und im März 2003 begegnete uns
in einem musikalisch-literarischen Programm „Die Utopie der Rosa Luxemburg.
Eine Frau zwischen Liebe, Freundschaft
und Politik“.
Im Jahr 2002 begannen wir mit der frauenpolitischen Veranstaltungsreihe „Humanistinnen gestern und heute“, die wir bis
heute jährlich mit Seminaren oder Workshops fortsetzen. Dabei geht es uns um das
Wirken und Schaffen von aufgeklärten
Frauen, die ihrer Zeit voraus waren und sich
für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen einsetzten. Leider fehlen aus
früheren Zeiten häufig Aufzeichnungen
zum frauenpolitischen Wirken, denn bis
1908 gab es ein Verbot der politischen
Betätigung von Frauen in Deutschland.
Spärlich vorhandene Dokumente von und
über fortschrittliche Frauen aus der Zeit der
Aufklärung bis zur Weimarer Republik
müssen gesichtet und aufgearbeitet werden.
Die Frauengruppe plant diesbezügliche Aktivitäten und ist auf der Suche nach Materialien zum frauenpolitischen Wirken im
Verband. Leider wurde auch in der Festschrift 100 Jahre Humanistischer Verband
Berlin „Humanismus ist die Zukunft“ aus
dem Jahr 2006 die Arbeit der Frauengruppe nicht berücksichtigt.
Aktuelle frauenpolitische Themen
wegen ihrer Erkrankung den Preis dort
nicht persönlich entgegennehmen, weshalb
Vertreterinnen der Frauengruppe ihr den
Dank und die Auszeichnung im Krankenhaus übergaben. Sie war überrascht und hat
sich über diese Auszeichnung sehr gefreut.
Ihr Tod am Neujahrstag 2007 (siehe Nachruf S. 5) hinterlässt eine Lücke in der Frauengruppe.
Alle Treffen und Veranstaltungen der
Frauengruppe sind grundsätzlich für Interessentinnen offen, Ideen und aktive Mitarbeit sind erwünscht. Kontakt: Ines Scheibe,
Tel. 030-44 17 992 oder E-mail: [email protected]
●
Aktuelle Themen wurden von der Frauengruppe immer wieder aufgegriffen und in
öffentlichen Veranstaltungen diskutiert.
Zum Beispiel beschäftigten wir uns im Oktober 2001 mit dem Thema „Frauen und
Krieg – Die aktuelle politische Situation
und das Leben von Frauen in Afghanistan
und Pakistan nach dem 11. September
2001“. Nach einer Frauenveranstaltung organisierten wir eine Spendenaktion im Berliner LV zugunsten von Roma-Kindern in
Ex-Jugoslawien. Knapp 4.000 DM wurden
dem Verein AMICA Tuzlanska im Dezember 2001 übergeben. Und wir führten in
den Jahren 2002 bis 2004 zahlreiche Diskussionsveranstaltungen mit islamischen
Frauen durch. Dort ging es z.B. um Frauenrechte, die Stellung der Frau in der Gesellschaft und um einen weltanschaulichen
Dialog zur Rolle des Kopftuchs und anderer religiöser Symbole.
Zu einer guten Tradition sind auch die
seit dem Jahr 2002 einmal jährlich stattfindenden Frauen–Wochenendseminare geworden, die für Humanistinnen aus allen
Landesverbänden offen sind. Wir beschäftigten uns in den Seminaren in Form des
Sokratischen Gesprächs mit Begriffen wie
Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und Toleranz. In diesen Seminaren können Humanistinnen die philosophische Methode des Sokratischen Gesprächs kennen lernen und praktisch erproben und sich dabei durch klarere Begriffsbestimmungen für weltanschauliche Auseinandersetzungen stärken. Ein erfreulicher
Nebeneffekt ist, dass sich Humanistinnen
aus verschiedenen Arbeitsbereichen und
Bundesländern in diesen Frauenseminaren
persönlich begegnen und gemeinsam neue
frauenpolitische Ideen entwickeln.
Anlässlich der Matinee für Ehrenamtliche am 10. Dezember 2006 wurde Wiebke
Berking für ihr jahrelanges frauenpolitisches
Wirken innerhalb und außerhalb des HVD,
LV Berlin e.V. mit dem Berliner Freiwilligenpass ausgezeichnet. Leider konnte sie
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TITEL
Heike Weinbach
Geschlechter-Emanzipation
Gender-Mainstreaming in humanistischen Organisationen
■ Mit „Gender“ werden all die sozialen Prozesse beschrieben, mit denen Männer und
Frauen auf tradierte und immer wieder neu
erfundene starre Geschlechterrollen festgelegt werden sollen. Dies hatte und hat massive Konsequenzen. Noch zu Beginn des 20.
Jahrhunderts war unter Wissenschaftlern
und Politikern in Deutschland die Meinung
verbreitet, Frauen seien weder zum Studieren noch zur politischen Stimmabgabe
fähig. Dies erscheint uns heute absurd, war
aber gesetzlich verankerte Mehrheitsmeinung mit realen Konsequenzen für das Leben der Frauen. Bis heute sind deren Folgen
spürbar, wie die Gender-Statistiken der
Bundesregierung ausweisen: Seit kurzem
erst beginnen annähernd so viele Frauen wie
Männer ein Studium, nämlich jetzt 49,5
Prozent, die Zahl der Hochschullehrerinnen ist gerade mal bei um die 15 Prozent
Frauenanteil angekommen; in den deutschen Parlamenten sind seit kurzem Frauen
mit 30 Prozent vertreten; das Erwerbseinkommen von Frauen liegt bei gleicher Arbeitszeit noch immer 20 Prozent unter dem
der Männer. Im Alltagsleben beobachten
wir nach wie vor oft noch eine Selbstverständlichkeit, mit der Geschlechterrollen
zugeordnet werden: Männer- und Frauenabteilungen suggerieren eindeutige Kleidungswünsche, wer davon abweichen
möchte, muss mit mangelnder Akzeptanz
rechnen. Die Farben blau und rosa werden
nebst entsprechenden Spielzeugen in Kaufhäusern und Kinderzimmern noch immer
als Jungen- und Mädchenecken angeordnet. Die Gesellschaft und ihre Mitglieder
stellen also Geschlecht, das heißt was und
wie Geschlechter sein sollen, auf allen Ebenen immer wieder her.
Geschlechterperspektive in der Politik
In der Geschichte der internationalen Frauenbewegungen waren es gerade Atheistinnen, Freidenkerinnen, Agnostikerinnen
und Humanistinnen, die sich sowohl für
Unsere Gesellschaft besteht nicht, wie HumanistInnen sich das gerne wünschen, aus Menschen, sondern aus Frauen und Männern. Oder im Geiste der Kämpfe der Frauenbewegungen gegen die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern formuliert: Aus Menschen, die zu
Frauen und Männern gemacht werden – durch Sozialisation, Erziehung, Operation, Zuschreibungen, Kontrolle, Belohnung und Bestrafung. Für diese Zurichtungsprozesse, denen
die Geschlechter unterliegen, steht der Begriff Gender, der sich auch im Deutschen zunehmend etabliert hat.
die Gleichberechtigung der Frauen eingesetzt haben als auch für eine Vielfalt der Lebens- und Liebesformen. Denn, wie die
amerikanische radikale Freidenkerin Susan
B. Wixon Ende des 19. Jahrhunderts formuliert hat, Religionen und Theologien
sind der Frauenemanzipation nie hilfreich
gewesen. Die Weltfrauenkonferenzen von
Nairobi 1985 und Beijing 1995 haben aus
der Erkenntnis heraus, dass sich trotz Frauenbewegungen und vielen durch sie erkämpften Veränderungen die Gleichberechtigung von Frauen und Männern nicht
annähernd hergestellt hat, die Strategie des
Gender-Mainstreaming (im folgenden
GM) erfunden. Mit Mainstreaming ist gemeint, dass alle Bereiche der Gesellschaft
von der Gender-Thematik durchzogen sein
sollen und für alle die Aufgabe steht, Ungleichheit und starre Rollengefüge zwischen
Frauen und Männern durchgängig zu thematisieren und Veränderungsprozesse einzuleiten. In der Sprache der Europäischen
Union heißt dies dann: „Der Begriff GM
bezeichnet den Prozess und die Vorgehensweise, die Geschlechterperspektive in die
Gesamtpolitik aufzunehmen. Dies bedeutet, die Entwicklung, Organisation und
Evaluierung von politischen Entscheidungsprozessen und Maßnahmen so zu betreiben, dass in jedem Politikbereich und
auf allen Ebenen die Ausgangsbedingungen
und Auswirkungen auf die Geschlechter
berücksichtigt werden, um auf das Ziel einer
tatsächlichen Gleichstellung von Frauen
und Männern hinwirken zu können.“ Umgesetzt wurde GM zuerst in entwicklungs-
politischen Organisationen und auf UNEbene, dann folgte ab 1996 die Umsetzungsstrategie auf EU-Ebene, zunächst in
den skandinavischen Ländern und den Niederlanden. Die rot-grüne Bundesregierung
gab 1999 GM als Leitlinie aus, erste Schulungen in den Ministerien begannen im
Jahr 2000.
Realer Erfolg
Gleichstellungspolitik hat sich damit zur offiziellen Leitlinie europäischer und auch internationaler Politik entwickelt, und das ist
eine neue Qualität in der Geschichte der
Frauenbewegungen. Die Frauenbewegungen könnten als realen Erfolg werten, dass
ihre an die Staatspolitik gerichteten Forderungen nun endlich von dieser in eine globale und universale Dimension erhoben
worden sind. Bemerkenswert bei der offiziellen Präsentation dieser Politik ist jedoch
die Ausblendung ihrer Geschichte und die
der Frauenbewegungen. In den Dokumenten wird kein Bezug genommen auf die Entwicklung des Gender-Begriffs, auf die unterschiedlichen Diskussionen, die darum geführt werden und auf seine differenzierenden Inhalte. Es erfolgen keine Verweise auf
feministische Theoretikerinnen, die diesen
Begriff entwickelt haben, keine Erwähnung
des Begriffs Feminismus in irgendeiner
Form. Im Mainstream zu schwimmen galt
in der Geschichte der Frauenpolitik immer
eher als etwas, was zu vermeiden ist, weil der
gesellschaftliche Mainstream eher als Demonstration von Macht und Unterdrückung angesehen wurde.
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Als Begründungen für diese neue Geschlechterpolitik werden von offizieller
staatlicher Seite angegeben: bisherige Verschwendung von Ressourcen, das heißt der
Arbeitskraft und Potenziale von Frauen; die
Menschenrechte; die Langsamkeit der bisherigen Entwicklung der Frauengleichstellung (bei bisherigem Tempo wäre nach
UN-Statistik im Jahr 2490 gleiche Beteiligung in allen Bereichen hergestellt); der unzureichende und nicht weit genug greifende
Charakter der bisherigen Frauenförderpolitik und ihr Mangel an Konsequenz und
Überprüfbarkeit. Aus diesen Erkenntnissen
setzt GM-Politik auf den Einsatz differenzierter Instrumente:
– Öffentlichkeitsarbeit: Kampagnen, Publikationen, Broschüren, Schulbücher
– Netzwerkarbeit: Zusammenarbeit von
Nichtregierungsorganisationen, staatlichen und privatwirtschaftlichen Institutionen
– spezielle Programme: Ausschreibungen
für Projekte auf den Ebenen EU, Bund,
Land, Kommune
– Monitoring: Evaluation aller Maßnahmen, Qualitätssicherung, Erstellung,
Einhaltung und Kontrolle von Ziel- und
Zeitplänen
– Bildungsarbeit: Gender-Trainings – Bewusstseinsherstellung, Instrumentevermittlung, Wissensvermittlung, Herstellung von Gender-Kompetenz für Frauen
und Männer
– Wissenschaft: Verstärkung der Forschung zu Geschlechter- und Gleichstellungspolitik, Etablierung als Wissensgebiet, wissenschaftliche Begleitforschung
– umfassende Gleichstellungsstatistiken
– top-down-Prinzip: sichtbares Engagement der Führungsebene (von Männern
und Frauen) – Schulung, Vorbildcharakter, Verantwortlichkeit, Transparenz
der Umsetzungswege. Schaffung von
Koordinierungs- und Kontrollstrukturen, GM-Beauftragte, GM soll regelmäßig auf die Tagesordnung der Gremien gesetzt werden.
– Gleichstellungsprüfung: Gender Impact
Assessment (GIA) = Gleichstellungsverträglichkeitsprüfung – Bewertung der geschlechterbezogenen Relevanz einer
Maßnahme oder eines Projektes
– Gender-Budgeting: Analyse der Haushalte und Finanzpläne hinsichtlich ihrer
Auswirkungen auf Frauen und Männer
oder Mädchen und Jungen; Neuvertei-
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lung der Gelder gemäß eines geschlechtergerechten Haushaltes.
GM-Instrumente sind auch (analog zu
den Maßnahmen, denen derzeit der gesamte öffentliche und öffentlich geförderte Sektor unterworfen ist) Qualitätssicherungsprozesse mit dem Ziel einer leistungsorientierten Mittelvergabe. Dies bietet zwar zum
ersten Mal die Möglichkeit, dass Gleichstellungspolitik nicht nur dem Zufall und gutem Willen eventuell konsequenzlos überlassen bleibt, sondern sich legitimieren muss,
aber andererseits wird die Frage nach demokratischer Kontrolle und Umverteilungsprozessen als Aushandlungsprozesse
wenig gestellt. Die Fassung von politischen
Prozessen in eine Art Kennzifferpolitik kann
jedoch vorteilhaft sein, da die Sinnhaftigkeit
und der Nutzen politischen Handelns fassbar werden. Im Unterschied zu den Strategien der neueren Frauenbewegungen fordert GM ein aktives Eintreten von Männern
für die Gleichberechtigung und zum anderen auch eine Analyse und Kritik von
Männlichkeitsbildern. Insbesondere dieser
Umstand hat im letzten Jahr, lanciert durch
Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zei-
tung und im Spiegel einen großen Widerstand und deutliche Abwertungen des Konzepts von GM hervorgerufen. In den Artikeln werden vor allem die Ängste deutlich,
die plötzlich wach werden, wenn tatsächliche gesellschaftliche Veränderungen in den
Machtverhältnissen der Geschlechter gefordert sind. Diese Debatten erinnern in ihrer
rückwärtsgewandten Schärfe an die antifeministischen Statements zu Beginn des
20. Jahrhunderts.
Beispiel Humanistischer Verband
Dabei hat GM bislang nicht einmal unmittelbar verpflichtende Wirkung für privatwirtschaftliche Organisationen. Für die
staatlichen Institutionen und alle Organisationen, die wie der Humanistische Verband
öffentliche Gelder erhalten, besteht die Notwendigkeit GM in allen Bereichen umzusetzen und hierfür Verantwortliche zu benennen, Arbeitskreise zu gründen und Rechenschaft in Berichten über die durchgeführten Maßnahmen abzulegen. Auch in
der Öffentlichkeitsarbeit und in den
Grundsätzen der Organisation muss GM
verankert werden. Obwohl GM zunächst
eine europäische Strategie gewesen ist, ist
der Umsetzungsprozess in den europäischen
humanistischen Organisationen noch sehr
am Anfang. 2003 wurde auch von der EHF
(European Humanist Federation) die Notwendigkeit erkannt, einen GM-Prozess zu
lancieren. Sie hat 2003 ein europäisches
Frauennetzwerk gegründet mit dem Ziel,
Gender auf die Agenda der europäischen
Humanisten zu setzen und Frauen in der
Partizipation humanistischer Organisationen auf Leitungsebenen zu stärken.
Die Frauengruppe des Humanistischen
Verbandes Deutschlands hat in der Vergangenheit zwei Veranstaltungen dazu durchgeführt. Im 2001 verabschiedeten Huma-
nistischen Selbstverständnis des Humanistischen Verbandes ist das GM-Prinzip verankert worden: „Humanistische Lebensauffassungen verlangen die Gleichberechtigung
der Geschlechter und die Emanzipation von
Frauen und Männern in allen Lebensbereichen. Alle Denk- und Verhaltensstrukturen
sind zu überwinden, durch die eine gesellschaftliche Herrschaft der Männer über die
Frauen aufrechterhalten wird. Die gegenwärtige Benachteiligung der Frauen deformiert beide Geschlechter gleichermaßen.
Humanistinnen und Humanisten beginnen
deshalb, sich selbst und ihre geschlechtsspezifische Rolle in Partnerschaft, Familie, Beruf und Politik in Frage zu stellen.“
Diese im bundesdeutschen GM-Prozess
schon frühzeitig erhobene, weitreichende
Formulierung und Aufforderung zur Infragestellung von Geschlechterrollen und ihrer
Folgen bietet eine ausgezeichnete Basis für
eine Umsetzung in die Praxis humanistischen Alltagshandelns. Für die Zukunft sind
hier kreative Aktionen für alle Mitglieder gefragt, die Geschlechterfragen anregend thematisieren. Dabei sollten auch die neueren
Entwicklungen (das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz) sowie neuere feministische Debatten (Queer; Cyberfeminismus;
Kritische Männerforschung) aufgegriffen
werden.
●
Dr. Heike Weinbach ist freie Philosophin.
Ursula Sillge
Gender Mainstreaming – ganz praktisch
■ Eine kommunale Galerie stellt aus. Flyer
und Aufsteller informieren am Eingang ausführlich über Biografien und Werke der
Künstler und Künstlerinnen, die hier ausstellen dürfen. Es sind acht Männer und
zwei Frauen, der übliche Schnitt.
Was hat das mit GM zu tun? Der Begriff
steht für eine Strategie, bei der alle Vorhaben, Entscheidungen und Projekte geprüft
werden sollen, wie sie sich auf Männer und
Frauen auswirken. Eine Kunstausstellung
gilt landläufig als geschlechterneutrale Veranstaltung. Es wird Geld ausgegeben für
Raummiete, Bewachung, Licht, Druckerei,
Organisation, Werbung usw. Im konkreten
Fall kommt dies acht Männern zugute, aber
nur zwei Frauen.
Ein anderes Beispiel: Eine Kommune
plant ihre Ausgaben. Der Gemeinderat ist
unschlüssig, ob das Geld für den Sport oder
für die Bibliothek ausgegeben werden soll.
Für den Sport wird bereits zehnmal mehr
aufgewendet als für die Bibliothek. In den
Sportgruppen sind überwiegend Jungs und
Männer. Die Bibliothek wird zu drei Vierteln von Mädchen und Frauen genutzt.
Faktor Geld
Gender budget ist ein wesentlicher Aspekt
bei GM. Wer bekommt das Geld?
Am Gelde hängt’s, zum Gelde drängt’s.
Ohne Geld geht gar nichts. Geld brauchen
wir alle, für das täglich Brot, für das Dach
Es heißt, die Hälfte des Himmels sei weiblich. Da wollen wir doch lieber auf dem Boden der
Tatsachen bleiben und die Hälfte auf die Erde holen. GM soll dabei helfen. Ursula Sillge
zeigt, wie die im voranstehenden Artikel von Heike Weinbach benannten Forderungen ganz
praktisch umgesetzt werden können.
über dem Kopf, für den Müll, für die Mobilität usw. Wenn Frauen eigenständig und
selbstbestimmt leben wollen, brauchen sie
eigenes Geld. Als Hausfrau haben sie das
nicht. Eigenes Geld hat Frau in aller Regel
durch Berufstätigkeit. Noch immer hat die
Mehrheit der Frauen Kinder. Das ist aber
nur dann gut so, wenn es ausreichend bezahlbare Kinderbetreuungseinrichtungen
gibt. Gleichberechtigung von Frauen geht
nur, wenn es ihnen ermöglicht wird, berufstätig zu sein. Ein Kindergarten der um neun
öffnet und um zwei schließt oder unbezahlbar ist, nützt gar nichts.
Vielen gefällt es nicht, bei allem zu prüfen, wie es sich auf Männer und Frauen auswirkt. Für Gerechtigkeit sind fast alle, aber
GM missverstehen einige und manche wollen das Prinzip missverstehen. Männer setzen sich oft laut und aggressiv, manchmal
auch subtil für ihre Interessen ein. Es bedarf
einiger Regeln, um auch den Frauen Chancen zu geben und Benachteiligungen zu beseitigen.
Hilfreich für die Umsetzung von GM ist
die geschlechterparitätische Besetzung von
Gremien, als da sind Parlamente, Beiräte,
Vorstände, Aufsichtsräte, Gerichte usw. usf.
Die unterschiedlichen Erfahrungen und
Sichtweisen von Frauen und Männern helfen beim Finden von geschlechtergerechten
Lösungen.
Eine berufstätige Mutter hat mit hoher
Wahrscheinlichkeit andere Prioritäten, als
ein kinderloser Single-Mann. Und selbst Familienväter haben oft Anderes im Blick.
Wären die Manager von VW Frauen, wäre
kein Geld für Bordellbesuche ausgegeben
worden.
Herr Hartz hat das nach ihm benannte
System erfunden. Das Geld für die Bedarfsgemeinschaft wird an den „Haushaltsvorstand“ ausgezahlt. Das ist in gar nicht so
schöner Regelmäßigkeit der Mann. Die
Frau ist darauf angewiesen, dass er ihr etwas
abgibt. Dadurch ist die Frau existenziell abhängig vom Mann. Da hat Herr Hartz nicht
überlegt, wie sich sein System auf Männer
und Frauen auswirkt, obwohl es GM zu der
Zeit schon gab.
Es sollte uns in Fleisch und Blut übergehen, jeden Sachverhalt auf seine Wirkung in
Bezug auf die Geschlechter zu prüfen. ●
Dr. Ursula Sillge ist Landwirtin, Soziologin und
Kulturhistorikerin.
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Kerstin Volgmann
Das gläserne Kind oder die Chance,
auch andere Wege zu gehen
Beobachtung und Dokumentation ist seit einigen Jahren ein Schwerpunktthema in der
frühkindlichen Erziehung. Alle Bundesländer
haben dieses Thema aufgegriffen und mit
Hilfe wissenschaftlicher Begleitung unterschiedliche Konzepte entwickelt. Ob dem
vorbehaltlos zuzustimmen ist, diskutieren
die Kitaerzieherinnen im Humanistischen
Verband Berlin.
■ Seit 2006 ist der Humanistische Verband
Berlin nunmehr Träger von 22 Kindertagesstätten und somit direkt von den zahlreichen bundesweiten Neuerungen in der
frühkindlichen Bildung betroffen, die spätestens seit der Pisastudie immer mehr in
den Fokus von Wissenschaft und Politik
gerückt ist. Kindertagesstätten werden jetzt
ernsthaft als Bildungseinrichtungen angesehen, woraus sich neue Anforderungen an
das professionelle Handeln ergeben. Als eine
wichtige Arbeitsaufgabe der ErzieherInnen
wird das Beobachten und Dokumentieren
angesehen. Das heißt, es muss wahrgenommen, beschrieben und gedeutet, reflektiert
und dann aufgeschrieben werden, wie Kinder sich verhalten und wie ihr Entwicklungsstand ist. Für das Land Berlin wurde
eigens das Sprachlerntagebuch entwickelt
und im Sommer 2006 für alle Kitas in Berlin verbindlich eingeführt. In diesem Beobachtungsinstrument wird der Sprachstand
festgestellt und gleichzeitig ein Austausch
mit Eltern und Kindern über deren Wahrnehmung ihrer häuslichen sowie der institutionellen Situation über entsprechende
Formulare eingefordert.
Flächendeckende Beobachtung
Inzwischen ist Beobachtung und Dokumentation in allen Bildungsplänen der frühkindlichen Erziehung verankert. Es sind
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sehr schnell eine Unmenge verschiedener
Beobachtungs- und Dokumentationskonzepte auf den „Markt“ geraten, die meines
Erachtens in vielen Fällen von einem defizitären Bild vom Kind ausgehen. Grundlagen sind hier in der Regel Einschätzskalen,
Entwicklungskurven bzw. Arten von Multiplechoice-Verfahren, das heißt eine Reduzierung auf Ja- oder Nein-Antworten, um
zu analysieren und in einigen Fällen sogar zu
diagnostizieren, was das Kind kann bzw.
nicht kann, um es dann zielgerichtet in seiner Entwicklung zu fördern. Aber wird damit dem Kind wirklich eine Chance gegeben, seine individuelle Geschichte zu erzählen und zu entwickeln? Oder wird es
nicht ausschließlich nach seinen sichtbaren
Leistungen und seinem Verhalten, das
durch den Erwachsenen eingeschätzt wird,
charakterisiert und somit fremdgesteuert?
Und das mit dem „einfach nur Spielen“ hat
sich damit auch erledigt. Nun beobachten
wir die Kinder und gestalten die entsprechenden pädagogischen Angebote. Und wer
nicht ständig beobachtet und dokumentiert, ist nicht professionell. Aber ist das
wirklich so einfach? Setzt dieses professionelle Handeln nicht die Auseinandersetzung mit der wichtigen Frage nach der ethischen Grundhaltung im Prozess von Beobachtung und Dokumentation voraus? Und
wie steht es mit dem rechtlichen Hintergrund? Sind uns nicht aus der eigenen Geschichte oder aus den Medien genügend
Beispiele für Verletzungen der Persönlichkeitsrechte bekannt? Abhorch-, Aushorchbzw. Ausforschgeschichten sind immer wieder in der aktuellen öffentlichen Diskussion.
Bevor wir daher unsere Kitas mit dieser
Thematik konfrontierten, stellte sich für uns
als Fachbereich Kindertagesstätten des Humanistischen Verbandes Berlin vor allem
die Aufgabe der Positionierung zu dieser
Fragestellung. Ausgehend vom humanistischen Menschenbild standen dabei die
ethischen Verpflichtungen im Vordergrund, die wir gegenüber den Menschen haben, in diesem Fall insbesondere gegenüber
den Kindern, und wie wir die Rechte der
Kinder im Beobachtungs- und Dokumentationsprozess beachten sowie schützen
können und müssen. Aus unserer Sicht darf
Beobachtung und Dokumentation, auch
wenn es vielleicht überspitzt klingt, nicht zu
einer Art Überwachungsmechanismus im
Kitaalltag werden. Nicht das „gläserne
Kind“ ist das pädagogische Ziel, sondern
durch die Beteiligung und Mitbestimmung
der Kinder und Erwachsenen muss Beobachtung und Dokumentation vielmehr ein
„gläserner Prozess“ sein.
Ohne Frage verlangt diese Herangehensweise eine hohe Sensibilität bei allen Beteiligten. Der Zugang zu diesem Thema ist
immer durch die eigene biographische Erfahrung und der daraus resultierenden persönlichen ethischen Haltung geprägt. Doch
unser humanistisches Selbstverständnis erfordert von uns ein reflexives Handeln, um
die Kinder, aber auch die Erwachsenen,
nicht zu Beobachtungsobjekten zu machen.
Das erscheint einleuchtend, aber wie gelingt
es uns in der Praxis, die Forderungen des
Landes Berlin, die individuellen Erfahrungen der Erwachsenen und die Bedürfnisse
und Rechte der Kinder im Alltag mit unseren humanistischen Grundauffassungen in
Übereinstimmung zu bringen?
Die Würde des Kindes
Dass alle Menschen das Recht haben, als
Subjekt wahrgenommen zu werden, steht in
der Verfassung. Damit sollte eigentlich die
Partizipation der Betroffenen im Beobachtungs- und Dokumentationsprozess eine
Selbstverständlichkeit sein. Auch das Kind
hat demnach dieses Recht, unabhängig von
seinen Eigenschaften, seinem körperlichen
oder geistigen Zustand, seinen Leistungen
oder sozialen Status.
Aber so selbstverständlich scheint diese
Position doch nicht zu sein, denn erleben
wir nicht auf allen Ebenen immer wieder
das Gegenteil? So wurden gerade in letzter
Zeit verschiedene Gesetze verabschiedet, die
heftig diskutiert wurden, ob der Artikel 1
des Grundgesetzes hinreichend berücksichtigt wurde. Also eine immer wiederkehrende und aktuelle Diskussion.
Nicht zuletzt deshalb ist es für uns im Kitabereich ein wichtiges Thema. Es spiegelt
unsere Menschenhaltung, unser humanistisches Menschenbild wider. Es prägt unseren
pädagogischen Alltag und entscheidet über
die Qualität unserer gelebten Beziehung.
Wenn ich das Recht der Menschen ernst
nehme, über die sie betreffenden Angelegenheiten entscheiden bzw. partizipieren zu
können, dann muss eine authentische Reziprozität, das heißt eine gleichwürdige
Wechselseitigkeit im Alltag auf allen Ebenen gelebt werden. Auch wenn es keine
Gleichberechtigung zwischen Erwachsenen
und Kindern geben wird, so verfügen Kinder doch als Menschen über die gleiche
Würde. Das heißt für uns, die Verschiedenartigkeit, Individualität anzuerkennen
und zu achten, reziproke befriedigende Beziehungen zu gestalten und zu leben sowie
die individuellen Bedürfnisse wahrzunehmen und anzuerkennen. In der Kita sind
gerade die Bedürfnisse der Kinder zu achten und zu respektieren. Es dürfen keine gedankenlosen Dokumentationen über Menschen angefertigt werden, die dann demütigend sind. Es liegt eine große Verantwortung in diesem pädagogischen Auftrag, der
nur mit großem Bewusstsein zu unseren
biographischen Erfahrungen sowie zu unserer ethischen Haltung angenommen werden darf.
schaftlicher Begleitung uns diesem Thema
stellen. Hier werden in der Empirie alle Erfahrungen und Forschungsfragen gesammelt, dann in der Forschungsgruppe bearbeitet und zur Überprüfung in die Praxis gegeben. Darüber hinaus beschäftigt sich die
Gruppe mit altem und neuem theoretischen
Wissen, um im Ergebnis eine humanistische
Beobachtungsphilosophie für unseren
Fachbereich zu erarbeiten. Ziel ist es, ein
handhabbares Beobachtungs- und Dokumentationsgerüst für den pädagogischen
Alltag zu entwickeln.
Eine unserer wichtigsten erarbeiteten
Handlungsmaxime ist, dass Beobachtung
und Dokumentation vor allem als Beachtung und Wertschätzung der kindlichen
Persönlichkeit zu verstehen ist, weg vom
professionellen systematischen Erfassen
kindlicher Daten – hin zum professionellen,
achtsamen Wahrnehmen. Es geht um eine
beachtende, neugierige Begegnung von
Kindern und Erwachsenen, nur so haben
Kinder und Erwachsene die Chance, eine
individuelle Begleitung und Stärkung ihrer
Person zu erfahren.
Dieses Verständnis von Pädagogik impliziert unser humanistisches Menschenbild
und wirkt handlungsweisend bei der Erarbeitung unserer Beobachtungs- und Dokumentationsphilosophie. Wir sind sehr an einer breiten Diskussion interessiert und suchen immer Mitstreiter.
●
Kerstin Volgmann ist Referentin im Fachbereich
Kita des Humanistischen Verbandes in Berlin.
Achtsame Wahrnehmung
Darum widmen wir uns seit Monaten intensiv diesen Themen und es findet dabei
auf allen Ebenen ein konstruktiver Austausch statt. Es gibt Foren, in denen an den
Zielen und Handlungsmaximen von Beobachtung und Dokumentation gearbeitet
wird. So wurde zum Beispiel eine Forschungsgruppe ins Leben gerufen, in der wir
zusammen mit Erzieherinnen aus unseren
Kitas bei gleichzeitiger externer wissen-
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MAGAZIN
Corinna Telkamp
Welche Wäsche trägt die Nonne?
Die Verwendung religiöser Symbole in der Werbung
Produkte mit Heiligenschein
Die Gründe lassen sich in zwei Kategorien
zusammenfassen: „Spiritueller Mehrwert“
und Aufmerksamkeit durch Provokation.
Werber versuchen die mit Religion assoziierten positiven Aspekte mit bestimmten
Marken in Verbindung zu bringen. Das
Produkt wird so zusätzlich mit einer quasireligiösen Bedeutung aufgeladen. Daniel
Adolph, Geschäftsführer der Werbeagentur
Jung von Matt/Neckar, erläutert diese These folgendermaßen: „Marken versuchen immer mehr Leitbild- oder Leuchtturmfunktionen für die Menschen einzunehmen. Sie
wollen Halt und Orientierung bieten. Darum liegt es nahe, sich an religiösen Symboliken zu orientieren und zu versuchen, ihre
Strahlkraft und die positiven Gefühle, die
sie transportieren, auf die eigene Marke zu
übertragen.“ Diese Deutung wird auch von
Andreas Fuchs und Hagen Horoba geteilt.
Die beiden Theologen haben auf ihrer
Website www.glauben-und-kaufen.de eine
riesige Anzahl an Werbungen mit religiösen
Elementen zusammengestellt. In ihren sechs
Thesen, mit denen sie das Phänomen religiöser Motive in der Werbung zu erklären
versuchen, sprechen sie von einem „spirituellen Mehrwert“, den die Produkte durch
den um eine Marke entstehenden Mythos
erhalten. Dieser solle sie aus der Masse qualitativ gleichwertiger Konkurrenzprodukte
herausheben.
Was die Nonne unter ihrer hochgeschlossenen Ordenstracht trägt, erfahren wir aus einer
Werbeanzeige: Unterwäsche der Modefirma Mey. Die junge, hübsche Frau schaut den Betrachter an, in den Händen einen Rosenkranz haltend. Daneben der Slogan: „Unsere Wäsche
gefällt der Dame. Und dem Herrn.“ Immer wieder begegnen uns religiöse Motive in der Werbung. Produkte bekommen Engelsflügel, Adam und Eva sehen von Plakatwänden herab,
Nonnen und Priester sollen die potenziellen Konsumenten zum Kauf animieren. Angesichts
einer weitgehend säkularisierten Gesellschaft stellt sich die Frage, warum die Werbung religiöse Anspielungen verwendet und welche Ergebnisse sie damit erzielt.
Provokation als Hingucker
Damit sich das beworbene Produkt von der
Masse abhebt, sucht die Werbung nach immer neuen Grenzüberschreitungen. „Werbung ringt in Zeiten der Informationsüberflutung um Aufmerksamkeit“, so Daniel Adolph. Im Kampf um die Aufmerksamkeit werden die Grenzen stetig ein
Stück nach vorne verschoben, Tabus aufgeweicht. Die Werbung setzt auf Provokation. „Sex sells“ hieß es früher. Doch ganz
so einfach ist es heute nicht mehr. Sex und
Gewalt gelten unter Werbeprofis schon seit
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den 1980er-Jahren als enttabuisiert. Ein besonderer Provokationseffekt lässt sich mit
sexuellen Anspielungen alleine kaum noch
erzeugen. Religion hingegen gilt als letzte
moralische Bastion, die die Werbewirtschaft noch stürmen kann. Mit der Verwendung von Symbolen, die manchen als
„heilig“ gelten, lässt sich provozieren. „Stellen Sie sich zwei Anzeigen für einen Unterwäschehersteller vor: Beides Mal ist eine
nackte Frau zu sehen – nur einmal trägt sie
Engelsflügel und ein Kreuz um den Hals.
Erfahrungsgemäß wird dieses Motiv deutlich mehr Aufmerksamkeit erregen“, so
Werber Daniel Adolph.
Schaut sich der Betrachter die Werbeanzeigen an, die sich einer religiösen Symbolik
bedienen, so lässt sich der Schluss ziehen,
dass es vor allem die Mischung verschiedener provokanter Elemente macht. Durch
eine Kombination aus Sex und Religion
oder Gewalt und Religion versucht die Werbung den Provokationseffekt noch zu steigern. Diese Strategie verfolgen zum Beispiel
zwei von der Agentur Jung von Matt entworfene Printanzeigen. Die eingangs erwähnte Unterwäschewerbung der Firma
Mey ist eine davon. Das Bild und der doppeldeutige Slogan verbinden bereits Erotik
und Religion vortrefflich. Noch deutlicher
wird der dazugehörige Werbetext: „Ob Dominik, Franz, August oder Benedikt – die
Herren der Schöpfung sinken reihenweise
in die Knie, wenn eine Frau in Mey erscheint. Das ist kein Wunder, sondern Soft
Shape. Diese neuartigen Mikrofasern sind
besonders fein und leicht und ganz nebenbei eine glänzende Versuchung für den Angebeteten. Hat das keinen Orden verdient?
Eintreten auf www.mey.de.“ Der Orden
geht hier vor allem an die Werbetexter. Der
Text strotzt nur so vor religiösen und erotischen Anspielungen und vermag es zugleich, die Verbindung zum Produkt herzustellen.
Die Grenzen der Provokation
Die Kampagne gegen Tierversuche von
„Noah Menschen für Tiere e.V.“ will mit
der Kombination aus Gewalt und Religion
Aufmerksamkeit erregen. Die Anzeige zeigt
eine am Bauch aufgeschlitzte Ratte. Es sieht
aus als sei sie an ein Kreuz gespannt. Daneben steht: „Nicht jedes Opfer hilft der
Menschheit.“ Die Anzeige wirkt schockierend, die Provokation ist heftig, Aufmerksamkeit garantiert.
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Doch Aufmerksamkeit ist nicht alles. Die
Rechnung geht nur auf, wenn der Zusammenhang zwischen Anliegen und Botschaft
für den Betrachter erkennbar und glaubhaft
ist. Dies schafft die Tierschutzkampagne.
Anders verhielt es sich bei Benetton. Der
Modehersteller hatte in einer berüchtigten
Kampagne auf stetige Provokation gesetzt.
Die Anzeigen bestanden aus Bildern, die
unter anderem den Kuss zwischen einer
Nonne und einem Priester, einen Soldatenfriedhof, einen Aidskranken oder einen zum
Tode Verurteilten zeigten. Das Produkt
suchte der Betrachter vergeblich. Die Kampagne schaffte es nicht, den Sinnzusammenhang zwischen Marke und Markenbot-
schaft herzustellen. Am Ende zogen die
Händler vor Gericht, da sie durch diese
Werbung ihren Verkaufserfolg gefährdet sahen. Die Kampagne war alles andere als erfolgreich.
Sinnentstellende Zusammenhänge und
die Verletzung der Gefühle von Glaubensgemeinschaften zeigen die Grenzen der Verwendung religiöser Motive in der Werbung
auf. Auch wenn offenbar die Toleranzgrenzen der einzelnen Religionsgemeinschaften
variieren – dieser Eindruck entstand zum
Beispiel angesichts des Aufruhrs um die
Mohammed-Karikaturen – und die Grenze
zur Verletzung religiöser Gefühle individuell unterschiedlich empfunden wird, scheint
es so etwas wie eine selbstregulative Kraft des
Marktes zu geben. Dr. Henning von Vieregge, Geschäftsführer des Gesamtverbands
der Kommunikationsagenturen, meint zu
diesem Thema: „Der Konsument mag prinzipiell herausfordernde, überraschende, aber
keine verletzende Werbung. Werbung, die
Aufmerksamkeit um jeden Preis erreichen
will, ist vielleicht aufmerksamkeitsstark,
aber selten auch wirklich wirksam. Sie kann
Bumerang-Effekte auslösen. (…) Insoweit
regelt der Markt am Ende die moralische
Frage verlässlich.“
Zur Unterstützung der Ethik in der Werbung hat der Zentralverband der Deutschen
Werbewirtschaft 1972 den Deutschen Werberat ins Leben gerufen. Die selbstdisziplinarische Institution der Werbeschaffenden
nimmt Beschwerden aus der Bevölkerung
entgegen. Um einen Beschwerdevorgang in
die Wege zu leiten, reichen der Grund und
ein Hinweis auf die konkrete Werbemaßnahme. Der Werberat fordert die betroffene Firma zu einer Stellungnahme auf und
entscheidet dann, ob der Beschwerde stattgegeben wird. Ist das der Fall, wird die Firma aufgefordert, die Werbung zurückzuziehen. Ansonsten spricht der Werberat eine
Rüge aus. Beschwerden wegen Verletzung
religiöser Gefühle machen im Schnitt etwa
vier bis fünf Prozent der Klagen aus. Der
Großteil der Beschwerden geht wegen Frauenfeindlichkeit ein (ca. 34 Prozent). Der
Fernsehsender MTV löste letztes Jahr mit
der Werbung zum Start seiner Serie „Popetown“ eine ganze Beschwerdeflut aus. Die
Printanzeige zeigte den gerade vom Kreuz
herabgestiegenen Jesus mit Fernbedienung
in der Hand vorm Fernseher sitzend. Er
krümmt sich vor Lachen. Dazu der Slogan
„Lachen statt rumhängen“. Der Werberat
forderte daraufhin MTV auf, die Werbung
zu unterlassen. Der Sender zog die Anzeige
zurück.
bar gewesen seien. Die Grenze der Provokation war oft überschritten oder Motive wie
Paradies, Engel, Teufel, Heiligenschein und
Wolken seien so austauschbar, dass sie kaum
eine Wirkung erzielen. In diese seichte Kategorie fällt eine Werbung für die Marke
Brunch. Neben der gekreuzigten Ratte und
der von Mey eingekleideten Nonne wirkt
diese vergleichsweise harmlos. Im Sommer
letzten Jahres brachte Brunch zwei Sorten
Brotaufstrich auf den Markt. Die leichte Variante mit Schnittlauch und Buttermilch
hieß Himmel, die scharfe mit Chili taufte
man Hölle. Mit dem Spruch „Nur für kurze Zeit auf Erden erhältlich“ wurden die
Konsumenten zum Kauf angeregt. Von
Vieregge macht in solchen Werbungen
noch ein humoriges Element aus. Dem
Käufer würde vermittelt: „Diese Versuchung ist zwar süß, aber noch im statthaften
Bereich.“ Vermutlich lässt sich so mit zeitlicher Begrenzung noch ein Werbeeffekt erzielen.
Als Grund für ein leichtes Abnehmen religiöser Symbolik in der Werbung nennt
Adolph auch den Bedeutungsverlust von
Glaube und Religion gerade bei jungen
Menschen. Damit ließe auch die Zugkraft
religiöser Symbole nach. Religionswissenschaftler bemühen sich im Zusammenhang
von Bedeutung der Religion und der Verwendung religiöser Symbole in der Werbung einen positiven Zusammenhang zu sehen: „Es wäre bezeichnend, wenn Religion
in der Werbung überhaupt nicht mehr vorkäme, weil das zugleich bedeuten würde,
dass sie in der Lebenswelt der Menschen
keine Bedeutung mehr hätte“, meinen die
Theologen von „glauben und kaufen“. Die
Gleichung, dass Religion in der Werbung
für die Bedeutung von Religion in der Gesellschaft spricht, geht jedoch nicht ganz auf.
Um den Werbeeffekt wahrzunehmen reicht
schließlich allein das Wissen um religiöse
Symbole. Und das besteht selbst bei den
meisten Atheisten. Noch.
●
Bedeutungsverlust der Religion in der
Werbung
Insgesamt stellt Agenturchef Adolph einen
leichten Rückgang religiöser Symboliken in
der Werbung fest. Dies begründet er mit einer Übersättigung durch religiöse Motive:
„Die Vielzahl von Kampagnen mit religiösen Symbolen der Vergangenheit führt
dazu, dass sich Werbekreative in ihrem
Drang neues zu schaffen, anderen Mechaniken zuwenden.“ Hinzu kommt, dass die
meisten Versuche nicht sonderlich frucht-
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Zen-Garten
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MAGAZIN
Renate Hücking
Im Paradies versteckt:
Die Anschauung der Welt
■ Tausende strömen auf Gartenfestivals, an
Sommerwochenenden locken landauf,
landab „Offene Gartenpforten“ den Freizeitmenschen in die Gärten wildfremder
Leute. Der Garten hat sich zum Massenspaß
entwickelt. Garten ist Lifestyle. Und ein Geschäft.
99 Cent für sechs Stiefmütterchen, wie
soll das gehen? Indem man die Pflänzchen
massenweise turboschnell vermehrt, sie in
Asien aufziehen lässt, um sie dann vollgepumpt mit Chemie hierzulande auf Gartencenter zu verteilen. Und wenn sie die ersten sechs Wochen nicht überstehen, werden
sie weggeworfen, steht doch der Nachschub
schon im Regal. Die Industrieware Billigpflanze ist ein Wegwerfprodukt. Mit „Natur“ hat das wenig zu tun.
Das zu vergessen helfen Gartenzeitschriften mit ihren schönen Bildern. Sie zeigen
den Trend: Wie hätten Sie’s gern? Romantisch, postmodern oder Zen? Mit üppigem
Rosenbogen oder ein Design fast ohne
Pflanzen? Vielleicht eine Venus oder einen
Buddha als Dekoration? Die Konsumgesellschaft produziert eine Gartenmode nach
der anderen. Fast alles ist erlaubt. Fast alles
ist erschwinglich: Schöne demokratische
Gartenwelt!
Auch Gartenbücher verkaufen sich blendend: Prächtige „Tablebooks“ für das „Gardening“ im Sessel und jede Menge Ratgeber: „Easy Gardening“ für Anfänger, die ein
Veilchen kaum vom Stiefmütterchen unterschieden können; „Lazy Gardening“ für
Zeitgestresste, die sich weismachen lassen,
Gärtner könnten ungestraft faulenzen.
Duft- und Heilgärten, Wellness- und
Wohlfühlgärten – wo Zeit ein Luxusgut ist,
haben Oasen paradiesischer Ruhe und Entspannung Hochkonjunktur.
Herrscht in der Natur nicht ein anderer
Zeittakt als im „wirklichen“ Leben? Wird
der Rhythmus im Garten nicht nach wie vor
von den Jahreszeiten bestimmt? Überliefertes Gärtnerwissen und handgeschmiedetes
Werkzeug stehen hoch im Kurs, Kräuter für
die Küche und Heilpflanzen für die Ge-
Das Paradies ist in den meisten Religionen ein Garten. Im Christentum ist es der Garten
Eden, im Islam erwarten den Märtyrer Jungfrauen an kühlenden Bächen, die Kelten hatten
Avalon, den Apfelgarten, die Griechen den Garten der Hesperiden. Und der Esoteriker heutzutage verspricht sich sein Heil eher von unberührter Wildnis.
Da stellt sich die Frage, wie sich die jeweils herrschende Weltanschauung in der Gestaltung von Gärten und Parks widerspiegelt. Konnte man in vergangenen Zeiten den Glauben
eines Landesherren an seinem Garten erkennen?
In loser Folge wird sich diesseits in verschiedenen Gärten umschauen.
Klostergarten
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sundheit scheinen unwiderstehlich – „Gutes aus Klöstern“ verspricht eine Produktgruppe des Edelversands „Manufactum“ der
mit dem Versprechen wirbt: „Es gibt sie
noch, die guten Dinge“.
Doch Nostalgie kann die verlorene Beziehung zur Natur nicht ersetzen. Das Lebewesen Pflanze eignet sich nicht fürs „Instant gardening“. Auch wenn es wenig anspruchsvolle Arten sind, ihre Pflege ist immer zeitintensiv: Ständig ist etwas zu tun, es
wird gegraben und gehackt, gedüngt und
gewässert, hier frisst die Schnecke, dort muss
die Schere schon wieder für Ordnung zu
sorgen. Nur durch die gewaltige Investition
an Arbeit und Zeit wird der Gärtner seinen
Garten fühlen, erleben und seine Schönheit
erkennen. Oft lässt diese Belohnung lange
auf sich warten – doch dann ist es im Garten wie im „irdischen Paradies“.
Der „Garten Gottes“
Dieses Bild vom „irdischen Paradies“ taucht
in den unterschiedlichsten Kulturen und
Sprachen auf. Gemeint ist der Ort, in dem
sich der Traum des Menschen, mit der Natur in Einklang zu leben, erfüllt. Dabei ist
ein Garten immer ein umfriedetes, vom
Menschen bearbeitetes Stück Natur, das
von der „wilden“ Natur draußen abgegrenzt
ist.
Der 825 entstandene St. Gallener Klosterplan zeigt uns vier ummauerte Gärten in
der nach außen völlig abgeschlossenen Welt
einer Benediktinerabtei. Ein stilisierter Garten Eden liegt im Zentrum des Klosters: Es
ist die vom Kreuzgang umgebene, durch ein
Wegekreuz gevierteilte Fläche, in deren
Mitte ein Baum steht (später ist es meist ein
Brunnen). Die Wege symbolisieren die vier
Hauptströme, die im Paradies entspringen
(1. Mose, 2,8-15). Dieser schmucklose Garten gehört ganz dem Schöpfer, ist ein Ort
des Gebets und der Andacht.
Wenn der Mönch Pachomius im 4. Jahrhundert schreibt: „Der Ort im Kloster, wo
man Gott am nächsten ist, ist nicht die Kirche, sondern der Garten“, dann könnte das
auch auf den Baumgarten zutreffen, der in
unmittelbarer Nähe zur Kirche liegt. Hierbei handelt es sich um einen Gartenraum,
der zu Recht als ein erster christlich-abendländischer Gartenentwurf gedeutet wird:
Zwischen 14 Laub- und Obstbäumen, die
um ein Kreuz gruppiert sind, liegen Mönche begraben. Eine Schrift erinnert an die
Kreuzigung, die Auferstehung Christi und
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das Ewige Leben. Trauer und Hoffnung,
Tod und Auferstehung – dieser Garten symbolisiert sowohl das Paradies als auch den
Garten Gethsemane, in dem die Leidensgeschichte Christi begann.
Auch die beiden Nutzgärten auf dem
Klosterplan sind „Gärten Gottes“, beziehen
doch die angebauten Gemüse, Würz- und
Heilkräuter, die die Menschen ernähren
und ihre Krankheiten heilen, ihre Kräfte
„von Gott als höchstem Gärtner“. Er ist ihr
Schöpfer, und die Aufgabe der Mönche ist
es, die Pflanzen zu hegen und zu pflegen,
Das Paradies habe ich mir
immer als eine Art Bibliothek
vorgestellt.
Jorge Luis Borges
um dadurch die Schöpfung zu preisen.
Nicht zu übersehen auf den Beeten sind die
weiße Lilie und die rote Rose: Die eine steht
für die Reinheit Marias; in der roten Rose
begegnet uns das Bild von Rosenkranz und
Dornenkrone: Martyrium und strahlender
Glaube – beide Blumen verweisen darauf,
dass selbst Nutzgärten hinter Klostermauern sakrale Räume sind. Die Verherrlichung
Gottes ist ihre Daseinsberechtigung.
Der „Garten des Königs“
Die Daseinsberechtigung des Barockgartens
ist dagegen die Repräsentation der Macht
seiner Eigentümer. Darüber hinaus feiert
der Mensch sich in diesen feudalen Anlagen
selbst. Die Naturwissenschaften haben das
mittelalterliche Weltbild über den Haufen
geworfen: Nicht mehr Gott, sondern der
menschliche Genius ist die zentrale Kraft.
Sie hat die Erkundung der Welt vorangetrieben; neue Kontinente sind entdeckt,
fremdartige Pflanzen und Tiere haben Europa erreicht.
Politisch hat sich der Absolutismus
durchgesetzt: Es ist das Jahrhundert eines
Sonnenkönigs, und wenn Ludwig XIV.
(1638-1715) in Versailles Hof hält, dann ist
er mit seinem Schloss und seinem Park der
Mittelpunkt der Welt. Einen ganzen Landstrich hat sein Architekt Le Nôtre mit einem
geometrischen Muster aus Hecken, Wegen
und Wasserläufen überzogen. Dieser monumentale Garten hat Blickachsen, die sich
bis an den Horizont erstrecken und die
Macht des absoluten Herrschers demonstrieren, eine Macht, sie sich offenbar auch
auf die Beherrschung der Natur erstreckt.
Denn nichts in diesem Garten ist dem Zufall überlassen. Alles ist berechnet, den Gesetzen der Perspektive unterworfen. Keine
Pflanze wächst so wie sie wachsen möchte –
egal ob Baum oder Strauch, Berg oder Tal –
allem hat der Mensch seinen Willen aufgezwungen. Sogar dem Wasser, das aus Brunnen stürzt oder aus der Ebene viele Meter
hoch in den Himmel steigt.
Unentbehrlich im Barockgarten sind
Pflanzen, die dem Diktat der Heckenschere
gehorchen. Hainbuchen etwa, die zu hohen
Hecken gezogen werden oder Buchsbaum,
der zu schmalen, nur zehn Zentimeter hohen Bändern gestutzt, in einer Art Stickmuster auf farbigen Kies gepflanzt wird. Weder
in den Hecken noch in diesen „BroderieParterres“ zählt die einzelne Pflanze; sie verschwindet in der grünen Architektur oder
im Ornament der abstrakten Linien, deren
Raffinesse und Perfektion der Hausherr am
besten aus der erhöhten Position der Beletage überblickt.
Der „Garten des Königs“ ist eine Fortsetzung der Repräsentationsräume ins Freie
und die Bühne für ein aristokratisches Publikum, das Musik, Theater und rauschende Feste liebt. Unverzichtbare Kulisse solcher Vergnügungen ist der „Jardin d’Oranges“. Die in Kübeln wachsenden Orangenbäume sind nicht nur äußerst kostbar; die
Bäumchen mit dem glänzenden Laub, den
stark duftenden Blüten und den orangefarbenen Früchten gelten als Sinnbilder der
Herrschaft, denn die „pommes d’oranges“
deutet man als die goldenen Äpfel aus dem
legendären Göttergarten der Hesperiden,
die Herkules aus strengster Bewachung rauben konnte. Und da der Held mit seinem
Wagemut, seiner Tatkraft und Stärke die
Tugenden eines barocken Herrschers verkörpert, dürfen Orangen in keinen fürstlichen Garten fehlen. Sofern die Pflanzen des
Südens selbst im Norden überleben, blühen
und Früchte tragen, wird erneut bewiesen,
dass der Mensch die Natur spielend beherrschen kann.
Der „Garten der Freiheit“
Der Aufstand gegen die „Vergewaltigung
der Natur“ durch Schere und Lineal im formalen französischen Garten kommt im 18.
Jahrhundert aus England. „Fürstliche Lau-
ne hat all das erfunden, und höfische Sklaverei und Abhängigkeit hält es am Leben“,
schreibt 1711 der Naturphilosoph Shaftesbury (1671-1713), und die englische „Gartenrevolution“ versteht sich ausdrücklich als
Spiegel der gewaltigen politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen im Land:
Die Macht des Monarchen wird zugunsten
des Parlaments beschnitten, und die bis heute gültige konstitutionelle Monarchie wird
eingeführt. Aus dem friedlichen und einträglichen Nebeneinander von feudalem
Großgrundbesitz und neureichem, städtischem Bürgertum erwachsen wirtschaftliche und politische Freiheiten, so dass England technisch, wirtschaftlich und politisch
zum liberalsten und fortschrittlichsten Land
Europas wird.
Die neue Gartenkunst propagiert das
harmonische Nebeneinander gleichberechtigter Naturbilder; statt grüner Architektur
und beschnittener Pflanzen wird im englischen Landschaftspark die natürliche Entfaltung der einzelnen Pflanze gefordert.
Hatte der „Garten des Königs“ die Natur
sorgfältig ausgegrenzt, so propagiert der
„Garten der Freiheit“ die Öffnung des Parks
zur Landschaft und ihren Naturschönheiten.
Hügel, Täler, Bäche, Bäume und Waldstücke werden wie Gemälde betrachtet. Die
großen Vorbilder sind Claude Lorrain und
die Gebrüder Poussin. In diesem Sinne ist
der ideale Landschaftspark als eine fließende Abfolge von begehbaren „Bildern“ gestaltet. Dazu wird das Terrain modelliert,
das Wasser gelenkt, das Pflanzenmaterial
sorgfältig gewählt und kunstvoll im Raum
komponiert. Die Natur wird inszeniert,
doch soll man die Arbeit des Regisseurs
nicht erkennen. Alles soll wie zufällig, möglichst natürlich wirken.
Religiös werden die idealisierten Landschaftsbilder als Abbilder der Schöpfung interpretiert, und so schleicht sich erneut eine
Paradies-Vorstellung in die Gartenkunst
ein. Häufig werden die Landschaftsparks als
„Kathedralen der göttlichen Natur“ beschrieben, wobei dieser Gott sich in der
Schönheit seiner Schöpfung offenbart. Die
ist mit allen Sinnen erfahrbar, und wir nehmen sie nicht mit dem Verstand, sondern
mit dem Gefühl wahr.
In dieser Hinwendung zur Innerlichkeit
erweist sich der Garten erneut als kulturhistorisches Dokument, in dem man die sozialen und politischen Verhältnisse seiner Entstehungszeit ablesen kann: So reagiert das
18. Jahrhundert mit der Empfindsamkeit
auf die Herrschaft der bürgerlichen Vernunft und der Glorifizierung der ökonomischen Effizienz. Damals hat der Weg in die
Industriegesellschaft und die damit einhergehende Ausbeutung der Natur begonnen.
Ungeheure Zerstörungsprozesse wurden in
Gang gesetzt und die Entfremdung von
Mensch und Natur ist das Ergebnis.
●
Von Renate Hücking und ihrer Co-Autorin Kej
Hielscher sind im Piper Verlag erschienen:
Süchtig nach Grün. Gärtnerinnen aus Leidenschaft; 2007 (19.80)
Oasen der Sehnsucht. Von Gärten im Verborgenen; 2006 (8,90)
Pflanzenjäger. In fernen Welten auf der Suche
nach dem Paradies; 2004 (8,90)
angesehen
Patricia Block
Glauben
ohne Gott
Ein Film über Gita Neumann
■ „Glauben ohne Gott“, so heißt die Reportage, die am 25. Februar 2007 um 17.30
Uhr zur exklusiven sonntagnachmittäglichen Sendezeit in der ARD zu sehen war.
Für das knapp halbstündige Feature begleitete der RBB-Redakteur Christian Modehn
Gita Neuman, Bundesbeauftragte für Patientenverfügung und humanes Sterben beim
Humanistischen Verband Berlin, über
mehrere Monate mit der Kamera zu verschiedenen Wirkungsstätten ihrer Arbeit bis
hin in ihr Privatleben mit dem Bildhauer
Rudolf Valenta. Zu sehen ist sie auf einer
humanistischen Totengedenkfeier, beim
Besuch eines älteren, schwerkranken Herren, der sich mit ihr unterhält, wann für ihn
die Grenze des noch ertragbaren Leidens gekommen ist. Der Film beobachtet Frau
Neumann in einem Gesprächskreis von ehrenamtlichen Teilnehmern des Visite-Hos-
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1/2007
pizkurses, beim Besuch der Pankower Demenz-Wohngemeinschaft und in der Diskussion mit Schülern einer Lebenskundegruppe. Auch dort steht das Thema Tod auf
dem Stundenplan. Etwas todeslastig das
Ganze. Der Titel „Sterben ohne Gott“ hätte wohl besser gepasst.
Über Monate begleitete das Filmteam
Veranstaltungen und Aktionen des HVD
mit der Kamera, doch nur wenige gedrehte
Szenen, Statements und Interviews konnten
in dem knapp 30-minütigem Beitrag untergebracht werden. Es ist kein Film über den
Humanistischen Verband, das hatten sicher
viele erwartet, die die Arbeit der Filmemacher über lange Zeit beobachtet hatten. Es
ist ein Film über Gita Neumann und ihre
Arbeit. Die Dominanz des Themas Krankheit und Sterben ist damit logisch vorgegeben. Nur lassen sich Rückschlüsse auf entsprechende Projekte beim HVD, in die Gita
Neumann eingebettet ist, von Verbandsfremden nicht so ohne weiteres ziehen. Was
fehlt, ist ein wenigstens dezenter Hinweis
auf Adressen, Telefonnummern oder Kontaktpersonen.
Der Film „Glauben ohne Gott“ von
Christian Modehn möchte ein breites Publikum von der schlichten Wahrheit über-
zeugen, dass nicht-religiöse Menschen normalerweise sehr gut ohne jegliches Eiferertum auskommen. Modehn zeigt Humanisten, Atheisten und Agnostiker, exemplarisch an Situationen aus dem Leben einer
Referentin des HVD, von ihrer unverbissenen, dialogorientierten, freundlichen Seite.
Ecken und Kanten fehlen – damit fallen allerdings auch alle politisch, ethisch oder intellektuell zugespitzten Positionen des
HVD dem harmonisierend-ästhetischen
Konzept des Autors zum Opfer. Unerwähnt
bleibt auch Gita Neumanns großes politisches Engagement, ihre Vorreiterrolle im
Kampf um die gesetzliche Regelung der Patientenverfügung.
Trotzdem: sehenswert und diskussionswürdig. Und diskutiert wird in den Reihen
des Berliner Verbandes, die Meinungen gehen weit auseinander. Während die Befürworteter sich darüber freuen, dass Humanismus als Herzensangelegenheit vorgestellt
wird, vermissen andere, dass jegliches Konfliktpotenzial ausgeblendet ist, was unweigerlich vorhanden ist, wenn man mit alten,
kranken und sterbenden Menschen arbeitet.
Bedenkt man jedoch die Zielgruppe –
der Film lief im Kirchenfunk – ist es schon
erstaunlich, wie sensibel der HVD und seine Mitglieder gezeichnet werden. Doch bei
aller Sympathie für Nicht-Religiöse scheint
der Filmemacher hier an die Grenzen seiner
eigenen Vorstellungskraft zu stoßen und so
versucht er stetig, das bei Atheisten fehlende Göttliche mit etwas anderem zu füllen:
mit Spiritualität und Ritualen, bei denen sicher einige Humanisten erschrocken fragen:
„Sind das noch wir?“ Eine salbungsvolle
Stimme aus dem Off suggeriert eine mystische Naturverbundenheit, mit der sich
pragmatische Materialisten nicht identifizieren können. Nur wissen wir ja auch, wie
schwer sich die Suche nach eigenen Ritualen gestaltet. Der Film kann eine gute Gelegenheit sein, innerhalb der eigenen Reihen
die Debatte über Spiritualität – was sie sein
soll oder kann – anzustoßen. Ich verstehe
die Aussagen Gita Neumanns so, dass eine
Öffnung hier auch mit Grenzziehung und
Auseinandersetzung einhergehen sollte, z.
B. gegenüber esoterischem Harmonisierungsstreben und grenzenloser Beliebigkeit.
Ob nun Mandalas und buddhistische
Klangschalen zu uns passen oder nicht, wird
Thema vieler zukünftiger Diskussionen
sein. Die Grundüberzeugung bleibt, – mit
dem Tod ist alles vorbei.
●
Nachgefragt
■ Ständige Leser der diesseits erinnern sich
sicher an den Beitrag „in nomine domini“
von Rainer Rosenzweig in Heft 77 über katholische Heiratswillige und Ehehindernisse. Es wurde viel gelacht über diesen Text,
aber auch diskutiert. Die Meinungen, ob
konfessionslose Menschen mit einem gläubigen Partner vor einen kirchlichen Traualtar treten können, gingen weit auseinander.
Ja, sie können, sagten auf Nachfrage sowohl
die Pressestelle der Deutschen Bischofskonferenz als auch das Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland. Mit gewissen Einschränkungen, selbstverständlich.
Lesen Sie hier die Antworten der beiden Kirchen.
zwischen einem katholischen und einem
nichtgetauften Partner erteilen. Eine solche
Dispens (amtliche Befreiung) darf nur erteilt werden, wenn bestimmte Bedingungen
erfüllt sind (vgl. Can. 1125 CIC):
1. Der katholische Partner hat sich bereitzuerklären, Gefahren des Glaubensabfalls zu beseitigen, und er hat das aufrichtige Versprechen abzugeben, nach
Kräften alles zu tun, dass alle seine Kinder in der katholischen Kirche getauft
und erzogen werden;
2. von diesen Versprechen, die der katholische Partner abgeben muss, ist der andere Partner rechtzeitig zu unterrichten, so
dass feststeht, dass er wirklich um das
Versprechen und die Verpflichtung des
katholischen Partners weiß;
3. beiden Partnern sind die Zwecke und
Wesenseigenschaften der Ehe darzulegen, die von keinem der beiden Eheschließenden ausgeschlossen werden
dürfen.“
Möglich ist auch die amtliche Befreiung
von der kirchlichen Eheschließungsform, so
dass die Ehe gültig auch vor dem Standesamt geschlossen werden kann. Sollte der
Wunsch bestehen, die Eheschließung mit
einem konfessionslosen Partner in einer li-
turgischen Feier vorzunehmen, gibt es einen
eigenen Trauungsritus. (…) Die vom nichtglaubenden Partner zu sprechenden Texte
sind dabei so gehalten, dass sie den Glauben
an Gott nicht voraussetzen. (…)“
„In der Regel setzt eine evangelische Trauung in der Kirche die Kirchenmitgliedschaft beider Ehepartner voraus. (…) Sollte sich allerdings für einen der beiden Ehepartner keine Möglichkeit abzeichnen, wieder oder erstmals in die evangelische Kirche
einzutreten, gibt es die Möglichkeit eines
„Gottesdienstes anlässlich einer Eheschließung zwischen einem Christen und
einem Nichtchristen“. In der Feier eines
solchen Gottesdienstes wird Gottes Wort
verkündigt, gebetet und gesungen und um
Gottes Segen für das Brautpaar gebeten.
Die nähere Gestaltung dieses Gottesdienstes aber – auch im Unterschied zur Trauung – fällt in den verschiedenen Landeskirchen und Gemeinden in Deutschland unterschiedlich aus. Um hier also eine konkrete Vorstellung zu bekommen, müssen
die jeweiligen Paare zu ihrer Gemeinde
bzw. zu der Kirchengemeinde gehen, in der
sie getraut werden wollen; dort erfahren sie
alles Nötige.“
●
„Nach katholischem Verständnis unterliegt eine kirchliche Eheschließung, auch
wenn nur ein Partner katholisch ist, dem
Kirchenrecht. Wer also kirchlich heiraten
möchte, unterliegt den kirchlichen Rechtsvorschriften (Codex Iuris Canonici, kurz:
CIC), auch wenn einer der Partner konfessionslos ist, also keiner Religion oder einer
anderen Religion angehört.
Die Eheschließung eines katholischen
Partners mit einem Nichtgetauften ist ein
Ehehindernis. Der Bischof der jeweiligen
Diözese (oder sein rechtlicher Vertreter)
kann eine Sondererlaubnis für die Trauung
1/2007
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Blickdicht
Stille Nacht
Köln – Der Staatsanwaltschaft
Köln liegt eine Strafanzeige gegen
den Kabarettisten Jürgen Becker
vor. Ein muslimischer Kulturverein
aus Bergheim hatte die Anzeige wegen Volksverhetzung und Beschimpfung von Bekenntnissen,
Religionsgemeinschaften und Weltanschauungsvereinigungen erstattet. Becker soll sich in seiner Sendung „Mitternachtsspitzen“ in der
Novembersendung 2006 über islamische Frauen, die ein Kopftuch
tragen, lustig gemacht haben. Unter anderem hatte der Kabarettist
vorgeschlagen, das Kopftuch den
islamischen Männern um die Augen zu binden, um sich so vor den
visuellen Reizen ihrer Frauen zu
schützen.
Der gesamte Text kann unter
www.comedy.wdr.de, Sendungstext
vom 4. November 2006 eingesehen
oder unter 0231-527248 angefordert werden.
Bergen – Ein technischer Fehler
war die Ursache für ein ungewöhnliches „Dauergeläut“ am vergangenen Weihnachtsabend. So geschehen in einer Kirche in der norwegischen Stadt Bergen. Die dortige
Salhus-Kirche läutete am Heiligen
Abend fünf Stunden ohne Unterbrechung. Zwischen 17 und 22
Uhr waren die Glocken nicht zu
bremsen. Erst nachdem der Pastor
der Kirchengemeinde, Arvid Andreas Fosse, in dem entlegenen Gotteshaus eintraf und die Automatik
abstellte, fanden die Bürger ihre
Ruhe.
Schiet
Barcelona – Den bekannten Figuren, die in einer Krippe zur Darstellung der Weihnachtsgeschichte
platziert werden, wird in Katalonien eine eher ungewöhnliche Gestalt
an die Seite gestellt: der so genannte „Caganer“, übersetzt: „Scheißerchen“.
Bitte ohne Turban lächeln
Itsy bitsy teeny weeny
Honululu-Strandburkini
Sydney – Eine Mischung aus Bikini und Burka ermöglicht es muslimischen Frauen an Australiens
Stränden künftig als Rettungsschwimmerin zu arbeiten. Der so
genannte Burkini ist ein Badezweiteiler, verhüllt aber wie die Burka
den gesamten Körper. Demnächst
soll das 120 Euro teure Stück dort
in die Läden kommen. Die Herstellerin Aheda Zanetti hofft, ihre
Käuferschicht auch auf NichtMuslime auszuweiten. In Australien sei nicht nur die Sittsamkeit ein
Grund, einen Burkini zu tragen,
sondern auch die starke Sonneneinstrahlung. Er schütze auch vor
Sonnenbrand.
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Paris – In Frankreich ist ein Mitglied der Sikh-Religion erneut mit
einer Klage gegen die Vorgabe gescheitert, für ein Führerscheinfoto
seinen Turban abzunehmen. Der
Staatsrat als oberstes Verwaltungsgericht lehnte die Beschwerde, die
sich auf die Religionsfreiheit und
das Diskriminierungsverbot in der
Europäischen Menschenrechtskonvention berief, jetzt endgültig ab.
Laut Gericht sieht die Menschenrechtskonvention selbst vor, dass
die dort garantierten Freiheiten
Ziel von Beschränkungen sein können. Dies gelte für „notwendige
Maßnahmen in einer demokratischen Gesellschaft zum Schutz der
öffentlichen Sicherheit und Ordnung“.
Zugbegleiter
Rom – Der römische Hauptbahnhof Termini ist in einer feierlichen
Zeremonie dem verstorbenen Papst
Johannes Paul II. gewidmet worden. Der Bahnhof heißt von nun an
„Stazione Termini – Giovanni Paulo II“, berichtete Radio Vatikan.
Abseits
Rom – Das Fußball-Fieber grassiert
neuerdings auch im Vatikan. Die
rechte Hand des Papstes, der vatikanische Staatssekretär Tarcisio
Bertone, träumt von einem vatikanischen Fußballteam: „Ich schließe
nicht aus, dass der Vatikan in Zukunft eine Fußballmannschaft organisiert, die auf dem Niveau von
AS Rom, Inter Mailand und Sampdoria Genua spielen kann“. Die vatikanische Staatsangehörigkeit ist
für die Berufung ins päpstliche Nationalteam nicht zwingend erforderlich, wohl aber die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche.
Zu Gast bei Freunden
Stuttgart – Das Magazin „Reader’s
Digest“ veröffentlichte die Resultate einer Umfrage von Emnid, für
die etwa 1.000 Bundesbürger über
14 Jahren nach ihrer Meinung über
außerirdische Lebensformen befragt wurden. Vier von zehn Befragten sind der Ansicht, dass es Aliens gibt. Dass die eventuell auf anderen Planeten lebenden Wesen intelligent sind, nehmen 47 Prozent
der befragten Männer und 35 Prozent der Frauen an. 37 Prozent gaben zur Antwort, dass sie davon
ausgehen, dass Außerirdische schon
auf der Erde waren. Knapp 66 Prozent vermuten bei den möglicherweise existierenden fremden Lebewesen eine positive Einstellung gegenüber den Bundesbürgern.
Die Figur ist nicht nur sinnbildlich
so genannt, sie stellt auch das dar,
wonach sie benannt wurde: Der
„Caganer“ verrichtet seinen Stuhlgang im Stall. Diese Ergänzung hat
in dem Land eine lange Tradition,
ihr Ursprung geht auf die Legende
zurück, dass die Aufregung über die
Geburt des Jesuskindes einem der
Hirten auf den Magen geschlagen
sein soll. Ein besonderer Spaß für
die Katalanen ist, das versteckte
Scheißerchen aufzufinden.
Krönung
Warschau – In Polen haben sich
46 Abgeordnete verbündet und
händigten im Januar dem Präsidenten des Parlaments Marek Jurek einen Entwurf aus, wonach Jesus
Christus der König von Polen werden soll. Der Entwurf wurde – obwohl seit Wochen fertig – bis jetzt
geheim gehalten. Die Initiatoren
hinter diesem Entwurf sind verschiedene Mitglieder der rechtskonservativen Regierungsparteien
PIS, der national-katholischen LPR
sowie der Bauernpartei PSL. Erzbischof Marian Golebiewski wundert
sich über diese Idee: „Das ist eigentlich eher die Domäne der Kirche als der Abgeordneten“.
Schnittig
Istanbul – Das islamische Opferfest „Eid al-Adha“ endete in diesem
Jahr für über 1.000 Menschen in
der
Türkei
mit
einem
Krankenhausaufenthalt. Wie türkische Medien berichten, haben sich
mindestens 1.413 „Hobby-Metzger“ diverse Verletzungen zugezogen. Beim Schlachten von Kühen,
Schafen, Stieren und Ziegen gab es
in erster Linie Schnittwunden an
Händen und Füßen zu beklagen.
Allerdings wurden auch beispielsweise vier Menschen verletzt, als sie
von schwereren Tieren begraben
wurden. Derartige „Hausschlachtungen“ stehen in der Türkei eigentlich unter Strafe, sie werden
mit Geldstrafen geahndet.
Mein Freund der Baum
Bangkok – Laut den Bewohnern
der abgelegenen Stadt Koh Sireh in
Thailand kann ein Bananenbaum,
der in der Stadt beheimatet ist, die
Lottozahlen vorhersagen. Menschen aus allen Regionen des Landes pilgern zu dieser Attraktion.
Um sich die Nummern vorhersagen zu lassen, muss man den Baum
mit einem Mix aus Puder und Wasser beschmieren und warten, dass
sich Zahlen aus der Masse ergeben.
Für das Dorf ist der Baum ein Segen. Die Tourismusindustrie in
Koh Sireh freut sich über große Gewinne.
Ort zum Touristenmagneten machen will. Eine Papststatue im öffentlichen Raum sei „ein Angriff
auf die Trennung von Staat und
Kirche“, erklärt die Lehrerin Marylène Guillaume, die den Widerstand mit organisiert. Eine Bürgerinitiative zog vor Gericht.
Eine Konzession hat der Bürgermeister allerdings gemacht: Die
Einweihung des Denkmals wurde
um einen Tag verschoben, um
nicht auf den symbolträchtigen
Jahrestag der Trennung von Staat
und Kirche am 9. Dezember 1905
zu fallen. Dafür nannte er an diesem Tag den Bahnhofsplatz von
Ploërmel in Tsereteli-Platz um. Die
streitbaren Gallier wollen aber weiter Widerstand leisten. Ihnen wäre
am liebsten, das Standbild könne
zerstört werden wie 2001 die Riesenstatue im „Aschram“ Mandarom bei Castellane in den französischen Alpen. Damals hatten Behördenvertreter trotz Proteste das Riesendenkmal einer Sekte gesprengt.
Die Luft ist rein
Berlin – Auch buddhistische Häftlinge haben kein Recht auf Räucherstäbchen in ihren Zellen. Das
hat das Kammergericht Berlin entschieden. Ein Häftling der in der
Justizvollzugsanstalt Tegel zwei
Freiheitsstrafen verbüßt, hatte sich
beschwert, dass er keine Stäbchen
mehr bekam. Im Strafvollzugsgesetz steht zwar, dass dem Gefangenen Gegenstände des religiösen Gebrauchs in angemessenem Umfang
zu belassen sind, teilte das Gericht
mit. Die Juristen bezweifeln aber,
dass dies für Räucherstäbchen gilt.
Der Besitz des Stäbchens kann laut
Gericht untersagt werden, wenn
deren starker Duft die Kontrollen
auf Drogen und Alkohol behindert.
Der klagende Häftling wurde bereits wegen Cannabismissbrauchs
auf einer Abschirmstation untergebracht.
Gallier gegen Römer
Ploërmel – Ein kleines gallisches
Dorf leistet hartnäckigen Widerstand gegen Papst Johannes Paul II.
Der verstorbene polnische Pontifex
soll als neun Meter hohe Bronzestatue über den Ort wachen. Die
Statue ist ein Geschenk des 72jährigen georgischen Bildhauers
Zurab Tsereteli – bekannt für
Denkmäler in gigantischen Ausmaßen – mit dem der 75-jährige
Bürgermeister Paul Anselin seinen
Ick steh’ auf Berlin
Interlaken – Der vom Bestsellerautor Erich von Däniken gestaltete
Mystery-Park bei Interlaken in der
Schweiz ist wegen massiven Geldmangels am Ende. Der finanzielle
Engpass habe von Däniken gezwungen, den nach seinen Ideen
entstandenen Park mit rätselhaften
Erscheinungen aufzugeben. Nun
erwägt der UFO-Forscher einen
Mystery-Park in Berlin zu bauen.
Der Diesseits -Gedanke
Moral ist,
wenn man so lebt,
dass es gar keinen Spaß
macht, so zu leben.
Edith Piaf, französische
Chansonsängerin (1915-1963)
bedauerte nichts:
«Non, rien de rien,
non, je ne regrette rien.»
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Auf der Suche nach Antwort
funden, der von Jugend auf gelernt
hat, sich immer wieder neue
Schneisen in den kapitalistischen
Arbeitsmarkt zu schlagen, „als sei
der Gelderwerb im Gehirn eingeschrieben.“ Er kann sich als Tankstellengehilfe, Bandgründer, Hamburgerverkäufer, Weihnachtsbudenverkäufer, Fliesenfabrikarbeiter,
Stromzählerableser, wissenschaftliche Hilfskraft, Kulturreporter und
dank jeder Menge anderer Jobs im
Kulturbereich irgendwie materiell
erhalten. Spaß, Solidarität und angenehmen oder gar sicheren Arbeitsbedingungen begegnet er nirgendwo. Durch welche Arbeitsbedingungen der Erzähler auch immer taumelt, überall drohen Ausbeutung, Macht, prekäre Arbeitsverhältnisse, die aus den Menschen
Objekte, austauschbare Figuren
machen: „Das Essen schmeckte immer gleich, das Personal sah immer
gleich aus. Die Mitarbeiter waren
gehalten ständig zu lächeln.“ Der
Autor entlarvt das von Intellektuellen oft propagierte kreative Nomadendasein als ein Monadenleben:
Jeder und jede denkt nur an sich,
kämpft nur für sich und kennt am
Ende nur noch sich. Einzelkämpfertum und Konkurrenz werden so
zu einem gesellschaftlichen Wert,
den alle Figuren des Romans verinnerlicht haben. Sexismus, Rassismus und Klassismus sind Bestandteile des Arbeitsalltags. Sympathisch kann auf diese Weise keine
Figur den LeserInnen werden und
das ist auch die Absicht. Der Autor
ist inspiriert von Elfriede Jelineks
Techniken der literarischen Montage und der Produktion von
Kunstfiguren: Typen, die gesellschaftliche Verhältnisse repräsentieren und durch die sprachliche
Form der Darstellung Widerspruch
hervorrufen sollen: nicht gegen die
Menschen, sondern gegen die unmenschlichen Verhältnisse.
Heike Weinbach
Kiontke, Jürgen : Little Class. –
Berlin : Verbrecher Verlag, 2005.
– 13.00 Euro
„Wenn die Wahrheit ein Wachsmalstift wäre ...“, so beginnt die jugendliche Ich-Erzählerin ihre Geschichte einer Suche, die in einem
überraschenden Findungsprozess
endet. Heidi lebt mit ihrer Mutter
„So be it“ und der Nachbarin „Bernadette“ in zwei miteinander verbundenen Wohnungen von der
Umwelt ziemlich abgeschottet.
Bernadette ist klaustrophobisch
und verlässt nie die Wohnung, sie
unterrichtet Heidi und versorgt sie
und deren Mutter. Heidis Mutter
wird von ihr so beschrieben: „Ich
mochte meine Mutter und ich bin
sicher, sie mochte mich auch, aber
ohne Bernadette wären wir aufgeschmissen gewesen. Mama wusste
nicht viel. Sie hatte keine Ahnung
von Zahlen. Sie konnte weder die
Uhrzeit sagen noch Geld zählen
oder ein Telefon benutzen. Sie
kannte nur die Farbe Blau, und obwohl sie ein paar Buchstaben erkannte, A und S, manchmal noch
H, konnte sie nicht lesen, nicht mal
ihren eigenen Namen“. Heidi, für
die die geistige Behinderung ihrer
Mutter Normalität ist, fängt irgendwann an, sich Fragen zu stellen: was sie eigentlich über ihre
Mutter weiß und nicht weiß; was
der Name der Mutter „So be it“
und ihr eigener Familienname „It“
zu bedeuten haben und vor allem,
was ihre Mutter mit dem von ihr
ständig wiederholten Wort „Soof“
wohl meinen könnte. Zutiefst
überzeugt davon, dass die Welt ihrer Mutter Bedeutung hat, macht
sie sich auf der Grundlage eines Fotos und einer Heim-Adresse, weit
weg von ihrem Zuhause, auf die
Suche nach Antworten auf ihre im
Notizbuch systematisch aufgezeichneten Fragen. Heidi trifft auf
Menschen, die sie unterstützen und
erlangt das Wissen, dem sie auf der
Spur war. Dabei erschließt sie sich
und den LeserInnen die Welt von
geistig behinderten Menschen als
eine zutiefst bedeutungsvolle. Die
großartig erzählte Botschaft dieses
Bücher fürs Diesseits...
Aktuelle Kirchenkritik, Studien zur
Geschichte von Atheismus & Humanismus, Gedanken humanistischer
Philosophen, z.B. Aufklärung ist
Ärgernis, Karlheinz Deschner –
Leben, Werk, Wirkung, sorgfältig
ausgewählt und kommentiert unter:
www.denkladen.de
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1/2007
Jugendbuches erinnert uns daran,
dass wir uns in die Welt und das
Denken von geistiger Behinderung
als normaler Herstellung von Bedeutung und Sinn hineinführen
lassen müssen. Das Buch endet
traurig und hinterlässt das Gefühl,
für einige Lesestunden der Humanität in der Welt ganz nahe gekommen zu sein.
Heike Weinbach
Weeks, Sarah: So B. it. Heidis
Geschichte. – München, Wien :
Carl Hanser Verlag, 2005. –
15.90 Euro
Einzelkampf und Konkurrenz
Berlin gilt als Hauptstadt des Prekariats. Dazu gibt es jetzt den passenden Roman. Der Berliner Autor, Journalist und Jungle WorldHerausgeber hat in seiner Groteske
einen männlichen Ich-Erzähler er-
Männlicher Monismus
Es ist ein repräsentativer Sammelband, der sich umfänglich als eine
Art Festschrift „100 Jahre Deutscher Monistenbund“ (DMB) versteht und den Folgen von Haeckel
und Darwin widmet. Er wendet
sich also der Evolutionstheorie und
den Theorien über den Urgrund
des Lebens zu. In einem solchen
Buch auf das Weibliche, nicht nur
auf Frauen als menschliche Gattungswesen, so prinzipiell zu verzichten, ist schon sehr erstaunlich.
Da helfen auch Zitate aus drei Briefen von Ida Altmann an Ernst Haeckel aus einem wohl recht einseitigen Briefwechsel mit dem „Hochverehrten Herrn Geheimrat“ nicht
hinweg, zumal die arme Frau Altmann gleich noch einen Rüffel bekommt: Sie „hat sich allerdings
kaum ... mit den philosophischen
und naturwissenschaftlichen Differenzierungen innerhalb der monistischen Bewegung ... auseinandergesetzt (S. 300).
Noch eine zweite Frau wird kurz erwähnt, Hedda Eulenberg, die Gattin des Humanisten und Pazifisten,
in den 1920ern berühmten rheinischen Dichters Herbert Eulenberg,
dem Schöpfer auch der Monistenhymne „Lied der Monisten“. Ihren
Stichworten (vgl. S. 131: Strafrecht, Schule, Mutterschutzbewegung, uneheliche Kinder) nachzugehen, hätte die Herausgeber auf
den „Mutterschutzbund“ und seine
geistigen wie personellen Verquickungen mit dem Monismus
und auf zitierfähige Frauen stoßen
lassen.
Solche Sachen geschehen, wenn
Monismus weitgehend mit dem
DMB identifiziert wird. Das wiederum ist von anderem Vorteil: Die
negativen Folgen von Haeckels
Theorien (nur zwei Winke: „unwertes Leben“, „spartanische Selection“) können dadurch weit hinter
seine ja nicht zu unterschätzenden
glänzenden naturwissenschaftlichen Entdeckungen und deren vorteilhafte Wirkungen auf das Freidenkertum zurücktreten. Aber sie
gehören nun einmal zu den „Folgen“, was Eckhart Pilick andeutet,
wenn er auf die Ambivalenz der
„Monismen im Monismus“ und
darauf verweist, dass es Monisten
unter Liberalen, Sozialisten und
Deutschnationalen gab (vgl. S.
135) – eben; und auch unter Frauenrechtlern und Herrenmenschen.
Das soll nun nicht davon abhalten,
diesen informativen Sammelband
und seine einzelnen Studien namhafter Autoren (u.a.: Rudolf Bährmann, Olaf Breidbach, Heiko Weber, Franz Wuketits) beiseite zu
tun.
Gabriele Groschopp
Darwin, Haeckel und die Folgen.
Monismus in Vergangenheit und
Gegenwart / Hrsg. von Arnher E.
Lenz u. Volker Mueller. – Neustadt a. Rbg : Angelika Lenz Verlag, 2006. – 24,90 Euro
Ein wirklich guter Rat
Die Stiftung Warentest hatte in ihrer Zeitschrift FINANZtest (Nr. 9,
September-Ausgabe 2006) Ratsuchende informiert, was man im
Umfeld einer Patientenverfügung
beachten sollte. Unter die Lupe genommen wurden Leistungsspektrum und Gebühren von fünf ausgewählten Anbietern, unter den gemeinnützigen die Deutsche Hospiz
Stiftung, das Deutsche Rote Kreuz
und der Humanistische Verband
Deutschlands. Dem letztgenannten
(HVD) wurde als einzigem bescheinigt, „individuelle Hilfe beim Verfassen einer Verfügung“ zu leis-
ten. Nun hat das Verbrauchermagazin „Guter Rat“, in seiner aktuellen Februarausgabe dieses Ergebnis
noch bekräftigt. Das Magazin
nennt den Verband nun als erste
von nur zwei empfohlenen Bestelladressen – neben der des Bundesjustizministeriums. Positiv hervorgehoben wird, dass der Humanistische Verband Deutschlands auf
gemeinnütziger Basis Anstöße böte,
„um Lebensperspektiven zu entwickeln“. Sein Fragebogen- und
Textbaustein-Modell wird wie folgt
beschrieben: „... Ausgefeilter in seinen Denkanstößen und quasi eine
Weiterentwicklung des Forderungskatalogs aus dem Justizmini-
sterium ist der Ansatz des Humanistischen Verbandes Deutschlands. Der Verein, der sich seit langem mit dem Themenkreis des
selbstbestimmten Sterbens befasst,
hat auf Basis der offiziellen Empfehlungen einen nur vierseitigen
Fragebogen erstellt, der einerseits
alle Aspekte des Themas verdeutlicht, andererseits den Leser auch
immer wieder anstößt, Lebensperspektiven zu entwickeln und zum
Ausdruck zu bringen. Der Fragebogen dient dann dazu, eine detaillierte Patientenverfügung ausfertigen
zu lassen...“ (Quelle: Guter Rat,
Heft 2 Februar 2007, Schicksalsfrage Patientenverfügung, S. 36 ff)
1/2007
37
Neue Armut, Unterschicht und Prekariat –
Aspekte sozialer und ökonomischer Unterprivilegierung
Frühjahrstagung 2007 der Humanistischen Akademie Bayern e.V. vom 23.3.-25.3.07
Tagungsort: Karl-Bröger-Centrum, Karl-Bröger-Str. 9, 90459 Nürnberg,
Teilnahmegebühr: Freitag: 5 Euro; Samstag: 30 Euro; Sonntag: 15 Euro;
gesamte Tagung: 49 Euro
Vorläufiges Programm (Stand 25.01.07)
Freitag, 23.3.07
20.00 Uhr Eröffnung der Tagung, Begrüßung durch den Präsidenten der Humanistischen Akademie Bayern, Dr.
Alexander Endreß.
20.20 Uhr Einführungsvortrag: [...], Referent: Prof. Dr. Christoph Butterwegge (Köln), Professur und Leitung der
Abteilung für Politikwissenschaft am Seminar für Sozialwissenschaften der Universität zu Köln
ca. 21.30 Uhr Geselligkeit beim kleinen Imbiss zum gegenseitigen Kennen lernen
Samstag 24.3.07
9.30 Uhr
Armut in verschiedenen Lebensphasen
Kindheitsarmut, Referentin: Dr. Claudia Wenzig (Nürnberg), Institut für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit
Armut und familiäre Lebensverläufe, Referentin: Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe (Gießen), Professur und
Lehrstuhlleitung für Wirtschaftslehre des Haushalts und Familienwissenschaft an der Justus-LiebigUniversität Gießen
11.00 Uhr Armut im diachronen und synchronen Vergleich
Armut im europäischen Vergleich, Referent: Prof. Dr. Walter Hanesch (Darmstadt), Professor für
Sozialpolitik und Sozialverwaltung an der Fachhochschule Darmstadt (angefragt)
„Vocies of the poor“ hören – Mögliche geschichtswissenschaftliche Beiträge zur lösungsorientierten
Armutsforschung, Referent: Dr. Christoph Kühberger (Salzburg), Mitarbeiter am Fachbereich für
Geschichts- und Politikwissenschaft, Universität Salzburg
12.30 Uhr Mittagspause
14.00 Uhr Politische Themen zur Armut
Die Wiederentdeckung der sozialen Frage durch Rechtsextremisten, Referent: Prof. Dr. Armin PfahlTraughber (Swisttal), Professor am Fachbereich Öffentliche Sicherheit der Fachhochschule des
Bundes in Swisttal
„Dolchstoßlegenden“ des Sozialstaats: „Hartz IV“, „Agendapolitik“ und „Lafontainismus“,
Referent: N.N.
15.30 Uhr Kaffeepause
16.00 Uhr Armut und Gesundheit
Psychosoziale Auswirkung der Armut, Referentin: Prof. Dr. Sabine Walper (München) Lehrstuhl für
Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München
(angefragt)
Müssen Arme früher sterben?, PD Dr. Uwe Helmert (Bremen), Mitarbeiter am Zentrum für
Sozialpolitik, Gesundheitspolitik, Arbeits- und Sozialmedizin der Universität Bremen
18.00 Uhr – 20.00 Uhr Pause
20.00 Uhr Kulturprogramm
Sonntag, 25.3.07
09.30 Uhr Armut und bürgerschaftliches Engagement
Die Verantwortung von Wirtschaftseliten, Referent: Prof. Dr. Peter Imbusch (Marburg), Professur für
sozialwissenschaftliche Konfliktforschung am Zentrum für Konfliktforschung der Phillips-Universität
Marburg (angefragt)
Zivilgesellschaft, bürgerschaftliches Engagement und Sozialkapital, Referent: Prof. Dr. Dr. Sebastian
Braun (Paderborn), Forschungszentrum für Bürgerschaftliches Engagement, Universität Paderborn
11.00 Uhr Von der Suppenküche zum Sozialstaat und zurück: Bürgerschaftliches Engagement anstelle des
Wohlfahrtstaats? Podiumsdiskussion unter andrem mit dem Jugend- und Sozialreferenten der Stadt
Nürnberg, Reiner Prölß, und dem Gründer des „Zentrums aktiver Bürger“ und Leiter des
Landesnetzwerkes Bürgerschaftliches Engagement, Dr. Thomas Röbke.
13.00 Uhr Ende der Tagung
13.15 Uhr Spin-Off-Treffen „Schuldnercoach“ – Projekt für bürgerschaftliches Engagement
Den jeweils aktuellen Stand des Programms und eine Anmeldemöglichkeit finden Sie im Internet unter
www.humanistische-akademie-bayern.de oder Sie fordern die Anmeldeunterlagen telefonisch an: 0911/43104-0
38
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in ‚Hannöverscher’ Mundart. Seine
vielen gesellschaftskritischen Beiträge
verschweigt man dagegen.“
gesellschaftlichen Gruppen, zu denen
ich den Humanistischen Verband
zähle. (…)
Aus einem Brief des Regierenden
Bürgermeisters von Berlin an den
Landesvorsitzenden des Humanistischen Verbandes Berlin, Oktober
2006
Werden Stammbuchinhalte
angepasst?
Wir haben tatsächlich einen Konflikt zwischen der islamischen Zivilisation in ihrem jetzigen Zustand und der säkular demokratischen Kultur. Die Hausordnung
einer Gesellschaft, in der Menschen verschiedener Kulturen und
Religionen leben, muss aber weltlich sein.
Bassam Tibi, Professor für Internationale Beziehungen an der
Universität Göttingen, im Interview mit Westfälischen
Rundschau am 28.12.2006
Aussprache
(…) Auch ich erinnere mich gern an
die gelungene Jubiläumsveranstaltung des Humanistischen Verbandes
am 24. Juni diesen Jahres. Trotz des
negativen Urteils des Bundesverfassungsgerichts wird Bildung ein
Schwerpunkt der Arbeit des künftigen Senats sein. Dafür brauchen wir
die Zusammenarbeit mit wichtigen
Als Körperschaft des öffentlichen
Rechts kann der Humanistische Verband Nordrhein-Westfalen weltliche
Trauungszeremonien begleiten und
entsprechend im Familienstammbuch beurkunden. Ein entsprechendes Urkundenblatt in den handelsüblichen Stammbüchern sucht man
dabei allerdings vergebens. Aus diesem Grunde kreierte der Landesverband ein eigenes Urkundenblatt, auf
dem der Begriff „Kirchliche Trauung“ durch „Weltliche Trauung“ ersetzt wurde. NRW-Mitglied Wolf
Sieberichs regte nun bei einem Familienstammbücher produzierenden
Verlag an: „…sollten Sie mindestens
einen Alternativsatz ohne Vordrucke
für kirchliche Einträge und ohne entsprechenden Hinweis im Inhaltsverzeichnis anbieten.“ Überaschenderweise antwortete der Verlag: „Ihr
Schreiben zeigt, wie weit sich die
Wirklichkeit des standesamtlichen
Alltags heute von den Verhältnissen
entfernt hat, die es Anfang des vorigen
Jahrhunderts zu regeln galt ... Wir
werden Ihre Anmerkungen aber nun
zum Anlass nehmen, eine zeitgemäße
Lösung für den Inhalt der Stammbücher zu finden.“
Sehr geehrte Damen und Herren,
regelmäßig erhalte ich Ihre Zeitschrift, die ich mit Interesse lese und
auch an Bekannte weitergebe. (…)
Alfons Schwarzenböck, Aschau
Der Gewinner unseres Weihnachtsrätsels ist Burkhard Woltersdorf aus
Hannover. Er erhielt einen Büchergutschein vom denkladen.de. Herzlichen Glückwunsch! Er schickte uns
folgendes Zitat: „Religion ist Reklame
für den Tod“, gefunden bei Theodor
Lessing, in „Europa und Asien – Unglaubensbekenntnis“, Leipzig 1923.
Herr Woltersdorf teilte uns dazu noch
mit: „Theodor Lessing war übrigens
Mitbegründer der Hannoverschen
Volkshochschule und wurde von den
Nazis in Ungarn ermordet. Hier in
Hannover publiziert man ‚sicherheitshalber’ nur seine Geschichtchen
Liebe Leserinnen, liebe Leser der
diesseits,
wir wüssten gern mehr darüber, wie
Ihnen unsere Hefte gefallen. Bitte teilen Sie uns mit, welches Titelbild aus
dem Jahr 2006 Sie am meisten angesprochen hat. Kleben Sie die Auswahl
auf eine Postkarte, mailen Sie uns
oder rufen Sie uns an. Unter den
Teilnehmern verlosen wir das im vergangenen Heft vorgestellte Hörbuch
von Max Kruse: »Im weiten Land der
Zeit«.
Redaktion Diesseits
Wallstraße 61-65
10179 Berlin
030-61390441
[email protected]
1/2007
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HUMANISTISCHER VERBAND
DEUTSCHLANDS (HVD)
Bundesvorstand
Wallstr. 61-65, 10179 Berlin
Fon 030-613 904-34, Fax 613 904-50
http://www.humanismus.de
[email protected]
Bundesverband Junge
HumanistInnen
Wallstraße 61-65, 10179 Berlin
Fon 030-613904-76, Fax 613904-50
mwitzke.hvd-berlin@humanismusde
BADEN-WÜRTTEMBERG
HVD Baden-Württemberg
Postfach 2307, 89013 Ulm
Fon 0179-4014500
[email protected]
Die Humanisten Württemberg
K.d.ö.R
Mörikestraße 14, 70178 Stuttgart
Fon 0711-6493-780, Fax -886
[email protected], www.dhuw.de
BAYERN
HVD Bayern e.V.
■ Landesgeschäftsstelle
Äußere Cramer-Klett-Str. 11-13,
90489 Nürnberg
Fon 0911-43104-0, Fax 43104-15
[email protected], www.hvd-bayern.de
Humanistische Akademie
Bayern e.V.
Äußere Cramer-Klett-Str. 11-13,
90489 Nürnberg
Fon 0911-43104-0, Fax -15
www.humanistische-akademie-bayern.de
[email protected]
HVD Nürnberg K.d.ö.R.
■ Geschäftsstelle
Äußere Cramer-Klett-Str. 11-13,
90489 Nürnberg
Fon 0911-43104-0, Fax 43104-15
[email protected]
www.hvd-nuernberg.de
■ Bestattungsreden: 0911-43104-14
■ Service-Line 0180-11 123 11
■ Jugendfeier-Team und Junge
HumanistInnen: 0911-43104-11
[email protected]
www.jugendfeier.net
Stadtmauerturm der JuHus:
Spittlertormauer 7, 90402 Nürnberg
■ Humanistischer Kindergarten
Nbg.-St. Peter
Burgerstr. 6, 90478 Nürnberg
Fon 0911-42 45 68-0, Fax -3
[email protected]
■ Humanistischer Kindergarten
Nbg.-Mögeldorf
Ziegenstr. 28, 90482 Nürnberg
Fon 0911-95 33 58-0, Fax -3
[email protected]
■ Humanistisches Haus für Kinder
Am Südpark
Dr. Meyer-Spreckels-Str. 5,
90763 Fürth
Telefon 0911-97791013, Fax -17
[email protected]
■ Turm der Sinne gGmbH
Büro: Spittlertorgraben 45
90429 Nürnberg
Fon 0911-441620, Fax 9443269
[email protected]
www.turmdersinne.de
Adresse des Turms: Mohrenturm am
Westtor, Nürnberg, Spittlertormauer 17
HVD Würzburg
Bukarester Str. 12, 97084 Würzburg
www.hvd-wuerzburg.de.vu
[email protected]
BERLIN/BRANDENBURG
Humanistischer Verband
Berlin-Brandenburg
Wallstr. 61-65, 10179 Berlin
Fon 030-613 904-0
Fax 030-613 904-50
BERLIN
HVD Berlin
Landesgeschäftsstelle
Wallstr. 61-65, 10179 Berlin
Fon 030-613 904-0
Fax 030-613 904-50
[email protected]
Direkte Durchwahlnummern:
■ Abteilung Kitas -39
■ Abteilung Gesundheit/Soziales –25
■ Abteilung Lebenskunde -60
■ Abteilung Jugend/Jugendfeier
Fon 030-613 904-74, Fax -89
■ Patientenverfügungen/Trauergruppen
-11, -19, Fax -36
www.patientenverfuegung.de
[email protected]
■ V.I.S.I.T.E.
Besuchs- und Hospizdienst -32
www.visite-hospiz.de
[email protected]
■ Öffentlichkeitsarbeit -26
■ Kultur -23
■ Fundraising -38
■ Freiwilligenarbeit/Mitgliederbetreuung/Seniorenkoordinatorin -15
■ Junge HumanistInnen Berlin
Danziger Str. 50, 10437 Berlin
Fon 030-442 72 16, Fax 442 34 93
[email protected]
[email protected]
■ Jugendtreff „PPZ“ der Jungen
HumanistInnen, Marzahner Chaussee 9
10315 Berlin, Fon/Fax 030-510 17 76
■ Schulklub Sakura-Grundschule
Rochstraße 7, 10178 Berlin
Fon 030-42 85 21 79
■ Café Rix GmbH
Karl-Marx-Straße 141, 12043 Berlin
Fon/Fax 030-686 90 20
■ Sozialstation „Die Brücke“
Wallstr. 61-65, 10179 Berlin
Fon 030-613 904-93 /-97, Fax -91
■ Mobilitätshilfedienst Berlin-Mitte
Wallstr. 61-65, 10179 Berlin
Fon 030-613 904-95 /-96, Fax -91
■ Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle, Behmstr. 73
10439 Berlin, Fon/Fax 030-441 79 92
[email protected]
■ Kontakt- und Informationsstelle für
Selbsthilfe (KIS)
Nachbarschaftshaus Pfefferwerk
Fehrbelliner Str. 92, 10119 Berlin
Fon 030-443 43 17, Fax 44 34 04 78
■ Betreuungsverein
Alt-Moabit 108 a, 2. Etg., 10559 Berlin
Fon 030-441 30 57, Fax 441 30 59
[email protected]
■ Brückentreff Psychosoziale Kontaktund Beratungsstelle
Torstraße 158, 10115 Berlin
Fon 030-280 74 42/ -43, Fax -44
Kitas:
■ Adlershofer Marktspatzen
Helbigstr.31, 12489 Berlin
Fon/Fax 030-677 42 09
■ Am Park
Engelhardtstr. 10, 12487 Berlin
Fon/Fax 030-631 66 99
■ Bornsdorfer Str. 14, 12053 Berlin
Fon 030-56 82 86 63
■ Dreikäsehoch
Johanna-Tesch-Str. 20, 12439 Berlin
Fon 030-671 70 33, Fax 67 89 45 28
[email protected]
■ Friedenauer Strolche
Sponholzstraße 16, 12159 Berlin
Fon/Fax 030-75 60 62 09
■ Gartenstadtfrösche
Zur Gartenstadt 239, 12526 Berlin
Fon 030-67 82 45 03, Fax 67 82 45 04
[email protected]
■ General-Woyna-Str. 48
13403 Berlin, Fon/Fax 030-413 30 72
■ Holtheimer Weg 6-8, 12207 Berlin
Fon 030-712 49 30, Fax 71 09 74 92
■ Hopsekäse
Scharnweberstr. 60, 10247 Berlin
Fon/Fax 030-291 61 64
■ Kastanienallee 28/30, 12627 Berlin
Fon/Fax 030-995 22 69
[email protected]
■ Kinderhaus Felix
Zühlsdorfer Str. 16, 12679 Berlin
Fon 030-935 80 35, Fax 93 02 78 16
[email protected]
■ Knirpsenstadt am Glitzerbach
Geraer Ring 50/52, 12689 Berlin
Fon/ Fax 030-933 91 98
■ Landreiterweg 55, 12353 Berlin
Fon 030-667 90 90, Fax 66 79 09 33
■ Michel-Klinitz-Weg 18
12349 Berlin, Fon 030-743 10 14
■ Mühlengeister
Thomas-Mann-Str. 17/19, 10409 Berlin
Fon 030-424 17 31, Fax 42 16 15 86
[email protected]
■ Pillnitzer Weg 6, 13593 Berlin
Fon 030-20 91 48 90, Fax 209 14 89 20
[email protected]
■ PrenzlZwerge
Stahlheimer Str. 27, 10439 Berlin
Fon 030-445 71 94, Fax 40 00 30 61
[email protected]
■ Stadtfüchse
Jablonskistr. 11, 10405 Berlin
Fon/Fax 030-441 42 82
erzieherinnen.stadtfuechse @web.de
■ Wasserwerkstr. 3, 13589 Berlin
Fon 030-37 49 90 30, Fax 374 99 03 24
[email protected]
■ Rappelkiste
Alfred-Randt-Str.15/17, 12559 Berlin
Fon 030-654 35 58, Fax 654 60 49
■ Wirbelwind, Friedrich-EngelsStr. 45/47, 13156 Berlin
Fon 030-916 51 24, Fax 47 03 68 69
[email protected]
■ Zum Hasenhügel
Waldheimer Str. 10/12, 12627 Berlin
Fon 030-994 28 49, Fax 99 28 50 79
[email protected]
■ Konfliktberatung für Paare
Fon über 030-613 904-15
■ Neustart – Betreutes Wohnen
für Obdachlose
Holzhauser Straße 72, 13509 Berlin
Fon 030-4 14 68 74, Fax -75
[email protected]
www.wp-neustart.de
■ Humanistische Akademie e.V.
Redaktion „humanismus aktuell“
Wallstr. 61-65, 10179 Berlin
Fon/Fax 030-44 34 09 41
www.humanistische-akademie.de
■ Koordinierungsstelle für ambulante Rehabilitation älterer Menschen in Neukölln
Haus des älteren Bürgers
Werbellinstraße 12, 12053 Berlin
Fon 030-689 77 00, Fax 68 97 70 20
■ Berliner Seniorentelefon
Fehrbelliner Straße 92, 10119 Belin
Fon 030-279 63 93, Fax 44 02 49 97
Sprechzeiten: Mo, Fr, So 14-16 Uhr, Mi
12-16 Uhr unter Fon 030-279 64 44
www.berliner-seniorentelefon.de
[email protected]
■ HOTEL4YOUth
Schönhauser Allee 103, 10439 Berlin
Fon 030-446 77 -83, Fax -859
www.hotel4youth.de, [email protected]
■ Kinder- und Jugendbüro Marzahn
Kastanienallee 55, 12627 Berlin
[email protected]
■ Internetcafé für Senioren
Weltenbummler, Werbellinstraße 42,
12053 Berlin-Neukölln
Fon 030-68054287
■ Gesundheitliche und soziale Dienste
des HVD in Tempelhof,
Friedrich-Wilhelm-Straße 59
12103 Berlin, Fon 030-71096852
BRANDENBURG
Humanistischer Regionalverband
Ostbrandenburg e.V.
PF 1142, 15701 Königs Wusterhausen
Fon 03375-29 77 78, Fax 29 33 35
[email protected]
www.hro-kwh.de
■ Aktionskita „Knirpsenstadt“
Goethestr. 5,
15711 Königs Wusterhausen
Fon 03375-87 28 45
■ Jugend-Freizeit-Zentrum
Scheederstr. 47,
15711 Königs Wusterhausen
Fon 03375-29 67 69
HVD Regionalverband Brandenburg
Nord e.V.
Mühlenfeld 12, 16515 Oranienburg
Fon 03301-83 41 11, Fax 83 41 20
■ Humanistisches Musikzentrum
■ Feierkultur
■ Schuldnerberatung, Vermeidung von
Obdachlosigkeit
■ Jugend- und Sozialwerk gGmbH
Kanalstr. 20, 16515 Oranienburg
Fon 03301-58 28 94
■ Berufsbildungswerk Nordost gGmbH
Albert-Buchmann-Str. 1,
16515 Oranienburg
Fon 03301-53 54 40
■ Betreutes Jugendwohnen
Bernauer Str. 146, Haus 106,
16515 Oranienburg
Fon 03301-80 70 56
Nebenstelle Neuruppin
Fehrbelliner Str. 139, 16816 Neuruppin
Fon 03391-50 38 42, Fax 35 05 13
■ Feierkultur
■ Selbsthilfe-Kontaktstelle
■ Schulsozialarbeit
Humanistischer Regionalverband
Brandenburg/Belzig e.V.
Willibald-Alexis-Str. 28
14772 Brandenburg
Fon 03381-73 03 80, Fax 73 03 79
[email protected]
Kinder- und Jugendclub, Jugendfeier,
Seniorenarbeit, Junge Humanisten,
Schulsozialarbeit, Bereich „Hilfe zur
Erziehung“
Stadtteilbüro im Bürgerzentrum
Große Gartenstraße 42a
14776 Brandenburg an der Havel
Fon 03381-25 09-62, Fax -63
Humanistischer Regionalverband
Potsdam/Potsdam-Mittelmark e.V.
■ Geschäftsstelle Potsdam
Jägerstr. 36, 14467 Potsdam
Büro und Patientenverfügung:
Fon 0331-290 94 76
Jugendfeier: Fon 0331-270 98 04
Fax 0331-280 58 81
[email protected]
[email protected]
Humanistischer Regionalverband
Teltow-Fläming e.V.
Goethestr. 8, 14959 Trebbin
Fon/Fax 033731-805 24
Humanistischer Regionalverband
Märkisch-Oderland e.V.
„Arche“, Carl-Schmäcke-Straße 33
15366 Neuenhagen
Tel. 03342-21584, Fax 21586
Humanistisches Internationales
Begegnungs- und
Beratungszentrum (HIBBZ)
Eisenbahnstr.14, 16225 Eberswalde
Fon und Fax 03334-212491
www.hibbz.de, [email protected]
Humanistischer Freidenkerbund
Brandenburg e.V.
Postfach 600 813, 14408 Potsdam
Fon 03321-45 07 46, Fax 45 07 47
Fon 03338-396 31, Fax 03338-396 32
Humanistischer Freidenkerbund
Havelland e.V.
■ Geschäftsstelle
Karl-Thon-Str. 42, 14641 Nauen
Fon 03321-45 07 46, Fax 45 07 47
[email protected]
■ Jugendtreff Miteinander, Frauen- und
Selbsthilfetreff
Berliner Str. 41, 14712 Rathenow
Fon 03385-51 55 31
■ Treff: Suchthilfe, Kleiderkammer,
Obdachlosenarbeit, Suppenküche
Ritterstr. 9, 1641 Nauen
Fon 03321-45 07 46
Freidenker Barnim e.V.
■ Geschäftsstelle
Rüdnitzer Chaussee 48-50, 16321 Bernau
Fon 03338-3 96 31, Fax 3 96 32
■ Informations- und Beratungspunkt
Berliner Str. 48, 16321 Bernau
Fon/Fax 03338-2416
Jugendarbeit, Jugendfeier, Senioren- und
Rentenberatung, Patientenverfügung,
Sozialberatung
HAMBURG
HVD Hamburg
Beim Schlump 23, 20144 Hamburg
Fon 040-5312850, Fax 53320430
MECKLENBURG-VORPOMMERN
[email protected]
NIEDERSACHSEN
Freie Humanisten K.d.ö.R.
Landesgeschäftsstelle
Otto-Brenner-Str. 22, 30159 Hannover
Fon 0511-16 76 91-60, Fax -78
[email protected]
www.freie-humanisten.de
■ Studentenwohnheim „Haus Humanitas”
Fon -61
■ Feierservice für weltliche Familienfeiern, Fon -63
■ JugendFEIER (Landeskoordination)
■ Junge Humanisten, Fon 0511-1 85 61
www.junge-humanisten.de
Freie Humanisten Osnabrück
[email protected]
Humanistischer Verband
Wesermarsch
Postfach 1125, 26926 Elsfleth
Fon 04401-695817
Regionalgeschäftsstellen
Hannover
Otto-Brenner-Str. 22, 30159 Hannover
Fon 0511-1 61 40 12, Fax 16 76 91 78
Emden
c/o Eckhard Kühl
An der Sporthalle 1, 26759 Hinte
Fon 04925-8725, Fax 2146
NORDRHEIN-WESTFALEN
HVD Nordrhein-Westfalen K.d.ö.R.
Landesgeschäftsstelle
Küpferstr. 1, 44135 Dortmund
Fon 0231-52 72 48, Fax 57 20 72
[email protected]
www.hvd-nrw.de
Ortsgruppen in vielen Städten!
Tel. erfragen!
■ Humanitas-Verlag
www.humanitas-verlag.de
■ Junge HumanistInnen NRW
Fon 0231-5 86 15 70
HVD Bergisches Land
Chlodwigstr. 28
42119 Wuppertal-Elberfeld
Fon 0202-46 04 555
HVD Bielefeld
Fon 05234-203761
[email protected]
HVD Duisburg
Fon 0203-29 82 440
SACHSEN
HVD Sachsen
Großenhainer Straße 88
01127 Dresden, Fon 0351-2198100
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SACHSEN-ANHALT
Humanisten Sachsen-Anhalt
c/o Junge Humanisten Magdeburg e.V.
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Fon 0391-2515938, Fax 2516338
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Humanistischer Regionalverb.
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■ Offener Kinder- und Jugendtreff
■ Trauerberatung, Patientenverfügungen,
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■ Begegnungsstätte
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Südliches Sachsen-Anhalt e.V.
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■ Jugendfeier Fon 03461-213519
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Johannes-R.-Becher-Straße 57
39128 Magdeburg
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Humanistischer Regionalverb.
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Sidonie Grünwald-Zerkovitz wurde am 7. Februar in Tobitschau (Tovacov, Mähren) geboren, sie starb vor einhundert Jahren am 12. Juni
1907 in Karlsbad (Karlovy Vary, Böhmen). Sie betrieb in ihrer Jugend Sprach- und Literaturstudien und ließ sich nach längerem Aufenthalt
in Budapest und Athen um 1880 in Wien nieder. Dort leitete sie eine Sprachschule. Als Schriftstellerin erregte sie Aufsehen durch ihre
erotischen Dichtungen, in denen sie die Doppelmoral der Männer und ihr Los als Ehefrau in einer Vernunftehe beklagte.
Sidonie Grünwald-Zerkowitz
Was frag’ ich nach Unsterblichkeit
Was frag’ ich nach Unsterblichkeit!
Zerstäubt der Unsterbliche nicht?
Für einen Tag voll Seligkeit
Ich gern auf sie verzicht’!
Lasst lieben mich, wie das Herz es will,
So lang es wollend sich regt!
Frommt ihm „Unsterblichkeit“, wann es still
Vermodert, von Würmern zersägt?
Nach Vollgenuss der Lebenslust
Mein durstend Herz begehrt!
Seht, wie es die Schale glückbewusst,
In langen Zügen leert!
Drum geht mir mit Unsterblichkeit,
Der Zukunft Glorienschein!
Genieß ich nur mein Stückchen Zeit,
Ist nur – das Leben mein!
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Selbst denken – Gemeinsam leben
Humanistinnen und Humanisten gestalten ihr Leben
selbstbestimmt und verantwortlich, frei von Religion. Es liegt am
Menschen selbst, ethische und moralische Entscheidungen zu
treffen. Diese Freiheit haben wir den Gedanken der Aufklärung
zu verdanken, in deren Tradition der Humanistische Verband
Deutschlands steht.
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Als Humanistinnen und Humanisten stehen wir zu unserer
Verantwortung für die Menschen, das Leben und die Natur. Über
die Grenzen von Sprachen und Kulturen hinweg setzen wir auf
den friedlichen Austausch von Ideen und Erfahrungen. Dabei
achten und respektieren wir alle weltanschaulichen und religiösen
Lebensauffassungen. Toleranz hat jedoch dort Grenzen, wo
Menschenrechte missachtet und Positionen der Intoleranz
vertreten werden.
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Humanistischer Verband Deutschlands, Wallstraße 61-65, D-10179 Berlin
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humanistischen Lebensauffassung verbunden.
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Wir arbeiten eng mit unseren Partnerverbänden in der ganzen
Welt zusammen, die wie wir der Internationalen Humanistischen
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Der Humanistische Verband Deutschlands ist eine
überparteiliche, demokratische Organisation, die sich in allen
Bereichen des gesellschaftlichen und politischen Lebens engagiert,
in denen weltanschauliche Fragen berührt sind. Humanistinnen
und Humanisten beziehen Stellung in den ethischen Debatten
unserer Zeit.
Der Humanistische Verband Deutschlands organisiert Kulturund Bildungsangebote und bietet soziale Unterstützung und
humanistische Beratung für Menschen in allen individuellen
Lebenslagen. Wir richten weltliche Namens-, Jugend-, Hochzeitsund Trauerfeiern aus. In Berlin ist der Humanistische Verband
Träger des Schulfaches Lebenskunde und bundesweit von vielen
Kindertagestätten. Besonders gefragt ist das Angebot der
Patientenverfügung. Die „Jungen HumanistInnen“ unterstützen
Kinder und Jugendliche auf dem Weg zu einem selbstbestimmten
Leben. Bundesweit werden zirka 250.000 Menschen pro Jahr
durch die Dienstleistungen des Verbandes erreicht.