1-2007 berlin - Humanistischer Verband Deutschlands
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ZEITSCHRIFT DES HUMANISTISCHEN VERBANDES A 59349; 21. Jahrgang; 1. Quartal, Nr. 78/2007; E 4,- HUMANISTINNEN ZEITSCHRIFT DES HUMANISTISCHEN VERBANDES Humanistischer Verband Deutschlands Nr. 78 / Februar / 07 Inhalt Editorial Patricia Block 1 Landauf/landab 2 Menschen im Diesseits 5 Aus den Ländern Berlin – Aktionswoche gegen Armut 6 Dortmund – Stolperstein für Paul Winzen 7 Berlin – HVD-Jugendhotel bekommt zwei Sterne 8 Hannover – Humanisten fusionieren 9 Internationales Kampf gegen Tempelprostituierte Silvana Uhlrich 10 Titel Frauenpolitik im Humanistischen Verband Ines Scheibe 13 Gender Mainstreaming theoretisch Heike Weinbach 17 Gender Mainstreaming praktisch Ursula Sillge 19 20/21 Mittelfoto Einblicke / Ausblicke Dokumentation in Kindertagesstätten Kerstin Volgmann 22 Magazin Religiöse Symbole in der Werbung Corinna Telkamp 25 Garten und Weltanschauung Renate Hücking 29 Angesehen Glauben ohne Gott Patricia Block 32 Nachgefragt Können Atheisten kirchlich heiraten? 33 34 Kreuz/quer Diesseits-Gedanke Edith Piaf 35 Auslese 36 Aussprache 39 Adressen 40 Gedicht Sidonie Grünwald-Zerkowitz Humanisten im Internet: http://www.humanismus.de 41 E-Mail: [email protected] Herausgeber: Humanistischer Verband Deutschlands, Wallstraße 61-65, 10179 Berlin, Telefon 030-613 904-41. Verantwortlich im Sinne des Berliner Pressegesetzes: Patricia Block. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wider. Redaktion: Ralf Bachmann, Michael Bauer, Patricia Block, Gerd Eggers, Jürgen Gerdes, Jürgen Springfeld, Christian John, JensPeter Krüger, Corinna Telkamp. Verwaltung: Bettina Kebschull. Titelgestaltung/Grafik/Layout: Jürgen Holtfreter, Berlin. Fotos: Bertram Bölkow, Patricia Block, Titel; Eva Schmidt, Bertram Bölkow, Timme-Hänsel S.9; Frank Spade, S.5; Subha Gora, S. 10, Robert Michel, S. 15; Bilderbox S. 16,18; David Hornback, S. 20/21; Zeichnungen: Lexa S. 12; Harm Bengen, S. 33; Amelie Glienke, S. 41 diesseits erscheint vierteljährlich am 1. März, 1. Juni, 1. September und 1. Dezember. Redaktionsschluss ist sechs Wochen vor dem Erscheinen. Bezugspreise: Jahresabonnement 12,- E (inklusive Porto und Mehrwertsteuer), Ausland zuzüglich Portomehrkosten. Einzelexemplar 4,- E. Satz/Reinzeichnung: Michael Pickardt, Berlin. Druck: H & P Druck, Körtestr. 10, 10967, Telefon 030-693 77 37. ISSN 0932-6162., diesseits wird auf umweltfreundlichem, zu 50 % chlorfrei gebleichtem Papier mit 50 % Recyclingfaseranteilen gedruckt. Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, am Anfang war Google. Per Zufall fand sich dort ein Hinweis auf einen Gedenktag. Vor 150 Jahren, am 8. März 1857 wurde eine Demonstration New Yorker Textilarbeiterinnen brutal niedergeschlagen. Später, im August 1910 wurde auf der Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen von der Frauenrechtlerin und Sozialistin Clara Zetkin die Idee ins Leben gerufen, jährlich einen Internationalen Frauentag zu begehen. Zunächst bestimmte man den 19. März zum Kampftag für das Frauenwahlrecht. Ab 1921 verlegte man diesen Tag auf den 8. März, um an diese große Demonstration zu erinnern. Allerdings gibt es auch Quellen, die den Frauentag auf ein anderes Ereignis zurückführen, den Brand in einer Textilfabrik am 8. März 1908, bei dem 129 Arbeiterinnen ums Lebens kamen, die während eines Streiks von den Fabrikbesitzern dort eingeschlossen wurden. So oder so, die Idee war geboren: Der Tag sollte Anlass für eine besondere diesseits sein – eine „Frauendiesseits“. Kein Heft, das sich in aller Ausführlichkeit mit diesem historischen Datum beschäftigt und auch keines, das nur „Frauenthemen“ aufgreift, sondern eine diesseits, in der sich ausschließlich Autorinnen zu Wort melden. Zu Themen, die Sie sonst hier auch lesen können. Frauen haben mehr zu sagen, als Kommentare zum Kindergeld und fehlenden Betreuungseinrichtungen abzugeben. Dass sie das noch viel zu selten tun, zeigt ein Blick auf die Inhaltsverzeichnisse aller diesseits-Jahrgänge. Eigens für diese Ausgabe wurde einer „Sonderredaktion“ ins Leben gerufen, an der viele engagierte Mitarbeiterinnen ihren Anteil haben, auch wenn sich ihre Namen im Heft nicht wiederfinden. Ihnen möchte ich auf diesem Wege herzlich Danke sagen. Vielleicht geht ja auch die stille Hoffnung in Erfüllung, dass einige von Ihnen in Zukunft öfter in diesem Heft vertreten sein werden. Dass das Thema Frau nicht gänzlich unter den Tisch fällt, dafür hat die Frauengruppe des Humanistischen Verbandes Berlin gesorgt. Ines Scheibe hält Rückschau auf die Arbeit dieser ehrenamtlich Aktiven und Heike Weinbach und Ursula Sillge, beide selbst Mitglied in diesem Arbeitskreis, beleuchten den Begriff Gender Mainstreaming theoretisch und praktisch. Nicht alle Rubriken ließen sich in diesem Heft füllen, auf einige Stammautoren müssen Sie diesmal leider verzichten. So ist zum Beispiel der kleine Beitrag unter „angesehen“ über die ARD-Filmproduktion über Gita Neumann kein Ersatz für die gewohnte Filmkritik von Gernoth Schmidt. Der Autor geht derweil ins Kino und wird Sie im nächsten Heft wieder über ein Filmereignis informieren. Und auch Ralf Bachmann wird Sie im nächsten Heft wieder mit auf literarische Entdeckungsreisen nehmen. Ich hoffe, dass auch alle anderen Männer, denen wir für diese Ausgabe eine Abfuhr erteilen mussten, uns trotzdem weiterhin die Treue halten, als Autor und als Leser. Ich freue mich, wenn Sie auch diese Ausgabe mit Gewinn lesen und grüße Sie herzlich Patricia Block 1/2007 1 Symposium turmdersinne 2007 Nürnberg – Vom 5.-7. Oktober dieses Jahres ist es wieder soweit: Bereits zum zehnten Mal treffen sich Neurowissenschaftler aus der gesamten Republik in Nürnberg und diskutieren mit der interessierten Öffentlichkeit über aktuelle Themen – dieses Jahr zum StandardThema des turmdersinne: Wahrnehmung und Gehirn. Titel der Veranstaltung lautet: „Nicht wahr?! Sinneskanäle, Hirnwindungen und Grenzen der Wahrnehmung“. Zugesagt haben bereits jetzt eine Reihe hochkarätiger Wissenschaftler. So wird Prof. Dr. Heinrich H. Bülthoff, Direktor am Tübinger Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik über die Psychophysik der Wahrnehmung sprechen. Für Sehen, Hören, Rie- chen/Schmecken und Tasten sind die Professoren Karl Gegenfurtner, Gießen, Birger Kollmeier, Oldenburg, Hans Hatt, Bochum und Hubert Dinse, Bochum eingeladen. Prof. Dr. Bernd Lingelbach aus Aalen, Erfinder des allseits bekannten Szintillationsgitters, wird über die Hintergründe und Erklärungsansätze seiner Entdeckung berichten und ein gut sortiertes Paket aus verblüffenden Wahrnehmungstäuschungen stellt Prof. Michael Bach aus Freiburg vor. Aktuellste wissenschaftliche Erkenntnisse zu einem der faszinierendsten Themen des Wochenendes, dem Phänomen der Synästhesie, hat Prof. Dr. Dr. Hinderk M. Emrich von der Medizinischen Hochschule Hannover im Gepäck. Die Studien laufen soeben (Anfang 2007) an und die noch unveröffentlichten Ergebnisse werden auf dem Sym- posium Anfang Oktober erstmals präsentiert. Weitere hochkarätige Referenten sind angefragt, das aktuelle Programm finden Sie unter www.turmdersinne.de. Anmeldung ab sofort möglich. brainWEEK Nürnberg – Als lokaler Veranstalter im Rahmen der „Internationalen Woche des Gehirns“, der brainWEEK vom 12.-18. März 2007, bietet der turmdersinne ein buntes Programm rund um die komplexeste Materie des Universums. Eine Lesung mit Experimenten und optischen Täuschungen von Thomas Ditzinger im Buchhaus Campe bildet am Mittwoch, 14. März, den Auftakt, am Freitag präsentieren sich im Foyer des Planetariums verschiedene Selbsthilfe- gruppen, Vereine und Organisationen, deren Arbeit sich um Denken, Lernen und Erinnern und damit in Zusammenhang stehenden neurologischen Störungen dreht. Erkrankte und deren Angehörige sind dabei ebenso angesprochen wie alle anderen an dieser Thematik Interessierten. Ab 19. 30 Uhr laden die Veranstalter dann zu einem Vortrag zum Thema „Ausfall im Zentralorgan – Schlaganfall und Gehirn“ in den Kuppelsaal des Planetariums ein. Referent ist der Direktor der Neurologischen Klinik an der Universität Erlangen Prof. Dr. Stefan Schwab. Am Samstag, 17. März, weiht Werner Fleischer, Profi der Täuschungskunst, in grundlegende Techniken und Kunststücke seines Faches ein. Die Teilnehmerzahl an dem ZauberWorkshop ist begrenzt, Anmeldung erforderlich. Während der ge- Werner Fleischer samten Woche, auch am üblicherweise geschlossenen Montag, hat der turmdersinne von 13-17 Uhr, Samstag und Sonntag von 11-17 Uhr geöffnet und bietet Sonderführungen durch das Museum an. Im Anschluss daran gibt es die Möglichkeit zum Spieleabend mit Spielen der Ravensburger „Think“Serie, die Konzentration, Gedächtnis und Kreativität trainieren. Gute Unterhaltung und größere mentale Fitness sind garantiert! Bei allen Aktivitäten sind „Menschen ab ca. 14 Jahren“ herzlich willkommen. Da die Teilnehmerzahl für die Vorträge, Workshops und Sonderführungen begrenzt ist, bitten wir um rechtzeitige Anmeldung im turmdersinne-Büro unter 0911 / 944 32 81. Aktuelle Informationen zu den Veranstaltungen, Anmeldefristen und Verfügbarkeit finden sich regelmäßig unter www.turmdersinne.de. 2 1/2007 IHEU – Mitgliederversammlung Berlin – Die für das Frühjahr in Berlin geplante Mitgliederversammlung der Internationalen Ethischen und Humanistischen Union (IHEU) und der damit verbundene Kongress mussten aus Gründen der Terminüberschneidung abgesagt werden. Die IHEUMitgliederversammlung wird voraussichtlich im Juni stattfinden. Ehrung für Hugo Goersch Halle – Am 20. Oktober 2006, dem 72. Todestag des Direktors der Weltlichen Schule Halle-Nord, wurde im Garten des Bürgerhauses „alternativE“ des HRV Halle-Saalkreis eine Gedenkstätte für diesen Vorkämpfer einer humanistischen und freien Erziehung und Bildung eingeweiht. Das Grab von Hugo Goersch sollte beräumt werden, da die Liegezeit lange abgelaufen war. Auf Bitten des Verbandes hat sein Sohn Herbert Goersch den Grabstein für die Gestaltung einer Gedenkstätte zur Verfügung gestellt. In seiner Anwesenheit wurde diese Stätte von ehemaligen weltlichen Schülern und Mitgliedern des Humanistischen Verbandes eingeweiht. Humanismus an der Ostsee Stockholm – Soll nur der Staat Schulen betreiben dürfen oder sollen auch Organisationen wie die Kirchen oder Humanistische Verbände dieses Recht haben? Ist der Werteunterricht an öffentlichen Schulen Aufgabe des Staates oder der Weltanschauungsgemeinschaften? Die Haltung Humanistischer Verbände zu schulpolitischen Fragen war nur eines der Themen, die bei der ersten Konferenz von Humanisten des Ostseeraumes und Skandinaviens am 10. bis 12. November 2006 in Stockholm auf der Tagesordnung standen. Gerade in diesem Bereich werden jedoch die unterschiedlichen Traditionen der einzelnen Länder im Verhältnis von Staat und Kirchen besonders deutlich. Auch wenn die verschiedenen historischen Ausgangsbedingungen unterschiedliche Arbeitswege notwendig machen, so ist das gemeinsame Interesse an einer aufgeklärten, säkularen Gesellschaft mit voller Glaubens- und Nichtglaubensfreiheit für alle als gemeinsames Ziel von Humanistinnen und Humanisten benannt. Um auch für die praktische Arbeit im jeweiligen Heimatland von den Erfahrungen der anderen Länder lernen zu können, wird es weitere Konferenzen dieser Art geben. Darüber hinaus wird es 2007 ein gemeinsames Sommercamp humanistischer Jugendverbände in Norwegen geben (siehe folgende Meldung). Jugendcamp Oslo – Vom 28. Juni bis 8. Juli 2007 findet in Norwegen ein internationales Sommercamp für Jugendliche/Junge Erwachsene (1824 Jahre) humanistischer Organisationen in Europa statt. Wer also Lust hat, andere Jugendliche bzw. junge Erwachsene kennen zu lernen, die in anderen Bundesländern sowie in unseren europäischen Nachbarländern in humanistischen Verbänden aktiv sind, wer den norwegischen Sommer erleben und neue Erfahrungen sammeln möchte, der/die ist eingeladen, nach Norwegen zu reisen. Motto: „Investigate your life!“ Es ist also nicht schlicht ein „Urlaub“, sondern ein Arbeiten an Fragen eines humanistischen Lebensentwurfes. Kosten entstehen allen Teilneh- mern wie folgt: 50 Euro Campgebühr, 30 Prozent der Reisekosten, sowie persönliches Taschengeld. Ebenso entstehen Kosten für ein nationales Vorbereitungstreffen – voraussichtlich im Juni in Berlin (An- und Abreise, Unterkunft). Insgesamt ist mit einem Eigenbeitrag von ca. 320 bis 350 Euro zu rechnen. (Das Camp wird durch das „Europäische Jugendprogramm“ gefördert.) Wer grundsätzliches Interesse an diesem Camp hat, melde sich also am besten schnell bei Bundes-JuHu (verantwortlich Margrit Witzke), damit die Zahl der deutschen Teilnehmer in etwa abgeschätzt werden kann. Letzter offizieller Anmeldeschluss ist der 1. April 2007. Anmeldung: 030-61390476 oder mwitzke.hvd-berlin@humanismus. de 1/2007 3 Theatersolo „freitot“ Berlin – Der Monolog freitot basiert auf einem Bericht im Magazin „Stern“ über den Weg einer schwerstkranken Frau in den Tod mithilfe einer schweizerischen Organisation. Er spürt auf sensible und ehrliche Weise den Fragen nach einem würdigen Leben und einem würdigen Tod nach. Die Schauspielerin Eva Mannschott schildert den qualvollen Leidensweg einer nach einem Unfall vom Hals an gelähmten Frau. Auf dem Weg zwischen Auto und Haustür stürzte sie und brach sich den Nacken. Grauenvolle Schmerzen, Wahnvorstellungen, Hilflosigkeit und Scham hatte sie drei Jahre zu erdulden, bis ihr beim Suizid geholfen wurde. Die eindringliche und sehr bewegende Aufführung hat Autor Lars Wernecke auf leise, unspektakuläre Weise in Szene gesetzt. Anschließend Gespräch mit dem Regisseur Lars Wernecke, der Schauspielerin Eva Mannschott, RA Dieter Graefe, Rechtsanwalt von DIGNITAS, und Gita Neumann, Bundesbeauftragte des HVD für Patientenverfügungen. Sonntag, 18. März, 18 Uhr, Vagantenbühne, Kantstr. 12a, 10623 Berlin-Charlottenburg (neben Theater des Westens) S- + U-Bhf. Zoologischer Garten Eintritt: 10 Euro/erm. 7 Euro Kartenreservierungen ab sofort unter Tel.: 030/61390423 Unterbringung im Hotel / Weingut Klostermühle in Ockfen. Der Reisepreis (Ü / HP, Fahrt, Programm etc.) wird bei 450,- Euro liegen. Anmeldungen in der Geschäftsstelle des HVD 030-613 904-17. Bfg im Rundfunk München – Die Rundfunksendungen des Bundes für Geistesfreiheit (bfg) Bayern sind 2007 zu hören am 1. April, 20. Mai, 8. Juli, 19. August, 30. September, 11. November und 23. Dezember jeweils um 7.05 im Programm Bayern II / UKW. Von der Straßengang zur Jugendgruppe Bernau – Am 26.01.2007 feierte die Eastside-Fun-Crew aus Bernau bei Berlin, Kinder- und Jugendgruppe des Freidenker Barnim e.V., ihr 10-jähriges Bestehen. Um 18.00 Uhr öffneten sich die Saaltüren der Stadthalle Bernau für rund 200 geladene Gäste: Mitglieder der Tanzgruppe (Break- und Streetdance) vom kleinsten (5 Jah- re) bis zum ältesten (30 Jahre) Mitglied, Sponsoren und Ehrengäste. Nach der sehr emotionalen Rede der Kinder- und Jugendgruppenleiterin Karina Berg und der Ansprache von Norbert Weich, Vorsitzender des Freidenker Barnim e.V. zeigte ein 45-minütiger Film einen Rückblick über die 10-jährige Entwicklung der Eatside-Fun-Crew. In einer Sonderausgabe waren alle Original-Zeitungsberichte der letzten Jahre vereint. Dieser Abend wurde auch dafür genutzt, sich bei den Sponsoren zu bedanken. Die Stadtwerke Bernau GmbH, das Opel Autohaus Bernau sowie die Glaserei Gahl aus Berlin erhielten kleine Präsente zur Erinnerung. Nachdem alle das leckere Bufett, hergerichtet von der Bernauer Ausflugsgaststätte „Waldkater“ genossen hatten, gab es noch ein umfangreiches Programm, eine Tanzeinlage von den Berliner Meistern im Bereich Newcomer Streetdance, DJ Solo und MC Noize, Beatbox von Seven aus Berlin und dem Berliner Sänger Nydal. Im Anschluss wurde noch bis in die Morgenstunden ausgelassen gefeiert. Die Eastside-Fun-Crew gründete sich 1997 aus einer Handvoll Ju- gendlicher und glich eher einer Straßengang. Heute besteht die Gruppe aus ca. 70 Mitgliedern zwischen fünf und 30 Jahren. Seit 1999 gehört das Team zum Freidenker Barnim e.V. und ist anerkannter Träger der freien Jugendarbeit. Zu den jährlich großen Auftritten gehören u. a. das internationale Kinderfest „Nisan 23“ am Brandenburger Tor, das Barnimer Kinder- und Jugendfestival sowie die Jugendfeiern des Freidenker Barnim e. V. Da die Eastside-Fun-Crew sich selbst finanziert, sind Sponsoren willkommen. Weitere Informationen: www.eastside-fun-crew.de, oder Tel. 0172-325 93 09. Ferien an der Ostsee Ludwigshafen – Die Freireligiöse Landesgemeinde Pfalz bietet im nächsten Sommer wieder, wie alle zwei Jahre, eine Familienfreizeit in der Jugend- und Bildungsstätte Klingberg in Scharbeutz/Ostsee an, und zwar vom 14. bis 28. Juli 2007. Optional ist bereits davor, vom 7. bis 14. Juli, eine Freizeitvorwoche buchbar. Die Preise bewegen sich zwischen 190 (Kinder unter 4 Jahre) und 720 Euro (Erwachsene im Einzelzimmer), je nach Alter und Zimmerart (bitte bei Interesse erfragen). Information und Anmeldung über die Freireligiöse Landesgemeinde Pfalz, Wörthstr. 6 a, 67059 Ludwigshafen, Tel. 0621-512582, Fax 0621-626633, E-Mail: [email protected] Bildungsreise „Erleben – Entdecken – Erkunden“ Berlin – Vom 14. bis 21. Oktober 2007 veranstaltet der HVD Berlin eine Reise an die Obermosel – Saar. Neben Wanderungen durch das Saartal mit seinem einzigartigen Charme geht es auf Entdeckungstour durch Deutschlands älteste Stadt Trier mit ihren Kulturdenkmälern und zu den altrömischen Tawether Tempelanlagen nach Saarburg. Geplant ist ein Ausflug nach Luxemburg. 4 1/2007 Der Neue Reisekatalog der Jungen HumanistInnen Berlin informiert über Kinder- und Jugendreisen 2007, unter anderem nach Frankreich, Finnland, Polen, Österreich und Holland. Nähere Information und Buchung unter www.juhu-berlin.de oder 030-4423493. Menschen im Diesseits Nachruf fen und anderen und sich selbst helfen. Engler, Christa: Die Sehnsucht bleibt. – Berlin : edition weisse seiten, 2006. – ISBN 978-39811227-0-1. – www.die-sehnsucht-bleibt.de Bei der Verleihung des nach Ossip K. Flechtheim benannten Humanismuspreises des Humanistischen Verbandes Berlin an Seyran Ates und die vier Schüler der Berliner Fritz-Karsen-Schule stellte sich überraschend heraus, dass Jürgen Schulz, der zu Recht stolze Vater Christa Engler, Jahrgang 1937, arbeitet seit neun Jahren ehrenamtlich beim Berliner Seniorentelefon, einem der vielen sozialen Projekte des Humanistischen Verbandes Berlin. Sie begann damit, als sie nach dem Ende ihrer Berufstätigkeit nach neuen Aufgaben suchte. Musik und Literatur hatten schon immer ihr Leben geprägt und wurden noch wichtiger für sie, als ihr ältester Sohn tödlich verunglückt und ihr Mann kurz darauf an einem Hirntumor gestorben war. Diesen schmerzhaften Lebenseinschnitt bewältigte sie durch die Herausgabe eines Buches, das den Briefwechsel mit ihrem Ehemann zum Inhalt hat. Ihr zweites Buch, ein Tagebuch-Roman, soeben erschienen, spiegelt wider, mit welchen Lebenskräften sie sich gegen das grausame Schicksal zur Wehr setzte. Die Geschichte erzählt nicht nur von den tragischen Unglücksfällen in ihrer Familie, von der Trauer danach, vom Weiterleben. Sie beschreibt auch eine neue, komplizierte Liebe und berichtet über interessante Reiseerlebnisse und alltägliche Probleme der älteren Generation: alt werden, Verluste erleiden, Krankheiten hinnehmen, sich der Vergänglichkeit bewusst sein – und dennoch Höhepunkte schaf- der ausgezeichneten Wanda Lehmann, seit langen Jahren bei der Firma H&P-Druck für die Produktion unserer Zeitschrift diesseits verantwortlich ist. Unbürokratisch stellte die Firma der FritzKarsen-Schule mehrere diesseitsKlassensätze zur Verfügung. Dr. Frieder Otto Wolf, den diesseits-Lesern als Autor theoretischer Überlegungen zum Humanismus bekannt, ist im November 2006 nach 33 Jahren Lehre als Privatdozent von seiner Universität, der Freien Universität Berlin, zum Honorarprofessor für Philosophie ernannt worden. Diesseits gratuliert herzlich! Wiebke Berking Sich erinnern und die Tatsache, dass etwas zu Ende gegangen ist, gehören untrennbar zusammen. Sich an einen verstorbenen Menschen zu erinnern, bedeutet außerdem zumindest zweierlei: Dem vergangenen Leben eines Individuums Aufmerksamkeit und Achtung schenken und sich selbst bewusst zu sein, dass jeder von uns eines Tages nur noch als Erinnerung existieren wird. Wiebke Berking, die am Neujahrstag an den Folgen einer Krebserkrankung verstorben ist, wird manchen diesseits-Lesern vor allem als Autorin, als Delegierte auf Bundesversammlungen, als Mitgestalterin von bundesweiten Seminaren in Freudenberg und als häufige Teilnehmerin von sokratischen Gesprächen in Erinnerung sein. Der Kern ihrer Arbeit lag im Berliner Landesverband; sie war Lebenskundelehrerin und erarbeitete viele didaktische Handreichungen, sie war Mitglied des Landesvorstands und engagierte sich in der Berliner Frauengruppe. Über die Grenzen des HVD war sie in Berlin bekannt als Humanistin, die mit großer Neugier und organisatorischer Kraft den Dialog mit den vielen in dieser Stadt vertretenen Religionen suchte. Der HVD, in dem sie ihren Platz gefunden hatte, war ein wichtiger Teil ihres Lebens; aber eben nur ein Teil. Es gab auch ein Leben außerhalb von Ämtern und Funktionen; und sicherlich bestärkte sie das darin, neugierig zu bleiben auf andere Menschen, andere Überzeugungen, andere Lebensstile. Nicht wenige diesseits-Leser werden die Erfahrung gemacht haben, einem Menschen angesichts einer lebensgefährlichen Erkrankung beizustehen. Ohne Routine, ohne Botschaften, ohne Perfektion. Und einige werden wissen, wie es ist, wenn der Kampf gegen die Krankheit verloren geht. Einige Wünsche, die Wiebke angesichts der Bedrohung äußerte, sind noch in Erfüllung gegangen. Einer nicht, den sie auch in Zeiten von Erschöpfung und Niedergeschlagenheit hatte: Unter Menschen sein, in der Welt sein, weiterleben. 1/2007 5 Farbe bekennen Berlin – Aktionstage des HVD Berlin gegen Armut und soziale Ausgrenzung vom 19. bis 25. März ■ Armut ist ein Thema, dass jeden von uns mehr oder weniger betrifft. Gerade in einer Stadt wie Berlin begegnet uns Armut heute in vielen alltäglichen Situationen: in der UBahn der Verkäufer der Obdachlosenzeitung, die allein erziehende Mutter auf dem Sozialamt oder das Straßenkind im Park. Die sozialen Missstände sind in den letzten Jahren deutlich gewachsen. Vor allem die hohe Kinderarmut ist Besorgnis erregend, denn hier trifft es die Schwächsten in unserer Gesellschaft, die immer unverschuldet in diese Situation geraten sind. Von Kinderarmut (d. h. Eltern sind abhängig von Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld II) sind in Deutschland fast 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren betroffen. Das ist ein unzumutbarer Zustand und schnelles Handeln der Politik wäre gefragt. Man hat allerdings nicht den Eindruck, dass sich etwas zum Besseren bewegt, so dass Organisationen – wie auch der HVD – das Problem der Armut in Deutschland immer wieder öffentlich machen müssen. 6 1/2007 In den einzelnen Arbeitsbereichen wird bereits seit Jahren durch konkrete Hilfestellungen für Betroffene viel getan. Jetzt ist es allerdings an der Zeit, ein deutliches Ausrufezeichen zu setzen. Deshalb wird der HVD Berlin in der Märzwoche vom 19. bis 25. März 2007 mit seinen Aktionstagen auf die massiven sozialen Probleme aufmerksam machen. Viele Aktionen sind dafür geplant, so z. B. Informations- und Beratungsstände auf zentralen öffentlichen Plätzen, eine Kleider- und Spielzeugtauschbörse in einer HVD-Kita, ein integratives Jugendcamp und kostenlose Hausaufgabenhilfe von unseren Jungen HumanistInnen, die Behandlung des Themas Armut im Lebenskundeunterricht und als besonderer Höhepunkt die Mathe-Show der Theatergruppe Rumpelstil am 25. März im Friedrichstadtpalast für fast 2000 sozial benachteiligte Kinder. Langfristig will der HVD Berlin ein Familienzentrum errichten, in dem dann einige der für die Aktionswoche initiierten Projekte weiterlaufen können. Die Mitglieder des Humanistischen Verbandes sind herzlich eingeladen, bei den Aktionstagen mitzumachen und vor allem mitzuhelfen. Wir wollen gemeinsam ein Zeichen setzen – Armut ist ein Thema, dass uns alle angeht. ● Stolperstein für Paul Winzen Dortmunder FreidenkerJugend im Widerstand gegen den Nationalsozialismus Dortmund – Angeregt durch den Humanistischen Verband Nordrhein-Westfalen ist im Beisein zahlreicher Mitglieder am 6. Februar ein Stolperstein für den Freidenker Paul Winzen gelegt worden, für den der Verband die „Patenschaft“ übernommen hat. ■ Der Kölner Bildhauer Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir verlegt. Finanziert werden die Stolpersteine durch Spenden, Sammlungen und Patenschaften von einzelnen Bürgern, Zeitzeugen, Schulklassen, Berufsgruppen und Kommunen. Am 6. Februar wurde ein Stolperstein für den Freidenker Paul Winzen gelegt. Die Patenschaft hat der Humanistische Verband NRW übernommen. Wir erinnern damit an Paul Winzen und weitere Mitglieder der Freidenker-Jugend, eine Vorläufer-Organisation unseres Verbandes, die mutig Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft geleistet hat. Die Gruppe war eine spezifische Dortmunder Widerstandsorganisation. Gründer, Leiter und organisatorischer Kopf war Paul Winzen. Als 17-Jähriger trat er in die Freidenkerjugend ein und scharte bald einen Kreis Gleichgesinnter um sich. Man besuchte gemeinsam Theaterstücke, Ausstellungen, Bibliotheken, bildete Diskussionsund Lesezirkel. Der Marxismus wurde als allgemeine weltanschauliche Basis im Hinblick auf eine humanistische Gesellschaftsordnung akzeptiert. Das Modell des sowjetischen Kommunismus lehnten sie jedoch ebenso ab wie die praktische Politik der Sozialdemokratie. Ansätze einer neuen sozialistischen Theorie wurden von Winzen entwickelt. In den Jahren nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten traf sich die Gruppe illegal in verschiedenen Wohnungen; der „Freie Wanderbund“ zur Tarnung wurde gegründet; es wurden Flugblätter gegen den Nationalsozialismus gedruckt und verteilt und ausländische Rund- funksender abgehört. In der Zeit von Juni bis August 1940 wurden sämtliche Mitglieder der Gruppe festgenommen. Ein Spitzel hatte sich in die Gruppe eingeschlichen. Am 7. Juni 1941 verhängte der 1. Strafsenat des Oberlandesgerichts Hamm gegen vierzehn Angehörige der Winzen-Gruppe sehr hohe Zuchthausstrafen. Der Prozess gegen Paul Winzen, Josef Kasel und Franz Becker fand am 21. Februar 1942 in Berlin vor dem Volksgerichtshof statt. Paul Winzen und Josef Kasel wurden wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ in Verbindung mit „Vorbereitung zum Hochverrat“, im Fall Winzen noch in Verbindung mit einen „Rundfunkverbrechen“, zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 12. Juni 1942 in Berlin-Plötzensee vollstreckt. Franz Becker als dritter Angeklagter vor dem Volksgerichtshof wurde mit zehn Jahren Zuchthaus bestraft, kam aber 1943 in das KZ Mauthausen, wo er am 1. April 1944 ermordet wurde. In einem eindrucksvollen Video, das 1988 von der Landeszentrale für Politische Bildung NRW aufgenommen wurde, schildert Hilde Schimschok, selbst Mitglied der Gruppe „Neuer Sozialismus“ um Winzen, bis zu ihrem Tod Mitglied des Humanistischen Verbandes, die Aktivitäten und die Widerstandsarbeit der Winzen-Gruppe und ihre langjährige Haftzeit. In der Nachkriegszeit war Hilde Schimschok für die SPD im Rat der Stadt Dortmund. Von 1965 bis 1976 saß sie als Abgeordnete im Deutschen Bundestag. ● Freidenker Paul Winzen Interessenten für den Film wenden sich bitte an die Geschäftstelle des HVD in 44135 Dortmund, Küpferstraße 1, Telefon 0231-527248. 1/2007 7 Sternenglanz Berlin – Das Hotel4YOUTH greift nach den Sternen – zwei gab es schon. ■ Zwei Sterne auf dem Türschild verheißen dem Hotelgast: Hier wohnt er in der Kategorie Standard. Darauf kann er sich verlassen – in Buxtehude, Baden-Baden und auch in Berlin. Gäste sind damit für die Urlaubsplanung auf der auf der sicheren Seite. Leistungen und Angebote lassen sich leicht überprüfen und der Kunde weiß genau, was ihn erwartet. Vor mehr als zehn Jahren wurde die bundesweit gültige Deutsche Hotelklassifizierung eingeführt. Um einen oder auch 5 der begehrten Sternchen zu erhalten, werden 280 Kriterien in den Bereichen Gebäude/Raumangebot, Einrichtung/Ausstattung, Service, Freizeit und Angebotsgestaltung und hauseigener Tagungsbereich überprüft. Auch das Jugendhotel „Hotel4Youth“ unterzog sich im vergangenen Jahr diesem freiwilligen Check. Anvisiert waren zwei Sterne – die es dann auch gab. Dafür muss ein Hotel festgelegte Standards erreichen. Dazu zählt die vorgeschriebene Zimmergröße (Einzelzimmer 12 qm, Doppelzimmer 16 qm) und die Ausstattung aller Zimmer mit Dusche/WC oder Bad/WC, mit Wäschefächern, mit Farb-TV samt Fernbedienung, mit einer Sitzgelegenheit pro Bett, Nachttischlampe oder Leselicht am Bett. Die Zimmer werden täglich gereinigt, Badetücher stehen ebenso wie Hygieneartikel (Zahnbürste, Zahncreme, Einmal-Rasierer etc.) zur Verfügung. Die Gäste werden durch einen Empfangsdienst betreut. Dort steht auch ein Telefax zur Verfügung. Ein dem Gast zugängliches Telefon muss nicht zwingend auf dem Zimmer sein. Für das leibliche Wohl der Gäste ist gesorgt, wenn ein Frühstücksbuffet angeboten wird und die Gäste Getränke erwerben können. Im Frühstücksraum gibt es einen ausgewiesenen Nichtraucherbereich. Wertsachen können deponiert werden und die Rechnung kann mit Karte bezahlt werden. Die Klassifizierung ist drei Jahre gültig, dann muss man sich erneut den strengen Blicken der Prüfer unterwerfen, denn auch die Kriterien gehen mit der Zeit. Sicher gehört es in naher Zukunft zum Mindeststandard, dass für jeden Gast ein sepa- 8 1/2007 rater Internetzugang im Zimmer vorhanden ist. Im gesamten Bundesgebiet nahmen bisher rund 8500 Hotelbetriebe an der freiwilligen Überprüfung teil. Von insgesamt 240 in Berlin klassifizierten Beherbergungsbetrieben haben noch 30 weitere Häuser die gleiche Sternenzahl, allerdings gibt es auch 14 Häuser der obersten Kategorie, die allerdings sind dann keine Jugendhotels mehr und passen wohl auch nicht so recht zum Profil des Humanistischen Verbandes. Soweit möchte das Jugendhotel auch gar nicht gehen. Der tatsächliche Standard ist zwar schon höher als für die klassifizierte Stufe nötig wäre. Doch ist eine Höherstufung in naher Zukunft nicht geplant. Das Team um Hotelchef Boerger bleibt lieber im oberen Bereich der zwei Sterne und übertrifft die Erwartungen ihrer Gäste. Die Beliebtheit des Hauses gibt ihnen Recht. Auf der unten angegeben Internetseite finden sich gesammelte Kritiken, die Gäste zu diesem Haus abgaben. Mit einem Durchschnittsrating von 90 Prozent ist es das bestbewerteste Jugendhotel der Stadt. Glückwunsch! ● www.hostelbookers.com/hostels/germany/ berlin/5389/reviews/ www.hotel4youth.de Am 7. Juni 2006 überreichte Annemarie van der Hoff und Christine Vitt vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband das Klassifizierungsschild an Alberto Enrique Boerger, Geschäftsführer des Hotel4YOUTH in der Schönhauser Allee 103 in Prenzlauer Berg. +DQV(EHUKDUG+HQNHO 6SlWVHQGXQJPLW *LRUGDQR%UXQR =ZHL )UHXQGH NRPPHQ EHL HLQHP 7UHIIHQ LQ /RQGRQ ]XIlOOLJ DXI *LRU GDQR %UXQR ]X VSUHFKHQ 'LH NK QHQ *HGDQNHQ GHV UHYROXWLRQlUHQ 3KLORVRSKHQ UHJHQ GLH EHLGHQ DQ VHLQH ,GHHQ HLQHP EUHLWHUHQ 3XEOL NXP ]XJlQJOLFK ]X PDFKHQ 'D HU GHQPHLVWHQQXUGXUFKVHLQHQ0lU W\UHUWRGDXIGHP6FKHLWHUKDXIHQGHU ,QTXLVLWLRQ EHNDQQW LVW HQWVWHKW GLH ,GHHVHLQHZLFKWLJVWHQ7KHPHQGLH YRU -DKUHQ XPZlO]HQG ZDUHQ XQGDXFKKHXWHQRFKDNWXHOOVLQGLQ HLQH )HUQVHKVHQGXQJ ]X YHUSD FNHQ'LH(U]lKOXQJYHUELQGHWHLQH VSDQQHQGH *HVFKLFKWH PLW YLHOHQ ,QIRUPDWLRQHQ EHU GHQ EHUKPWHQ 3KLORVRSKHQ*LRUGDQR%UXQR Der Vorstand des Humanistischen Verbandes Wesermarsch (v.l.): Wolfgang Böner, Hergen Paradies, Dieter Hashagen, Christiane von Perger und Hans-Hermann Reil Humanisten beschließen die Fusion Hannover – Die Freien Humanisten Brake und Elsfleth haben sich zum Humanistischen Verband Wesermarsch zusammengeschlossen. ■ Am 10. Januar fand in der Begegnungsstätte Brake die Hauptversammlung zur Gründung des Humanistischen Verbandes Wesermarsch statt. Rund 40 Mitglieder der Gemeinschaften beschlossen einstimmig die Fusion der Ortsgemeinschaften Brake und Elsfleth. Die so einvernehmlich geschlossenen Vereinbarungen zeigen, dass die Vorstände beider Gemeinschaften im Vorfeld ganze Arbeit geleistet hatten. Zum Vorsitzenden des Humanistischen Verbandes Wesermarsch wurde Dieter Hashagen (Brake) gewählt. Zur 1. stellvertretenden Vorsitzenden wählte die Versammlung Christiane von Perger (Elsfleth), 2. Stellvertreter wurde Hergen Paradies (Brake). Mit dem Amt des Kassenwartes wurde Hans-Hermann Reil (Brake) betraut, als Schriftführer fungiert Wolfgang Böner (Elsfleth). In den Beirat wurden Gerold Klein, Karin Knorr, Irma Dettmar, Christin Schwarz, Karin Hashagen, Antje Claußen, Rudolf Kaplan, Sabine Klopp und KarlHeinz Wunderlich gewählt. Die neue Satzung entspricht weitgehend den bisherigen Regelungen und wurde redaktionell an die neue Verbandsstruktur angepasst. Änderungen sind zum Beispiel dass die Bezeichnung „Gemeinschaftsleiter“ entfällt und künftig ein Vorsitzender den aus rund 400 Mitgliedern bestehenden Verband leiten wird. Gefeiert wurde die Gründung am 24. Februar mit einer zünftigen Boßeltour über den Elsflether Sand und einem deftigen Kohlessen im Bootshaus am Elsflether Yachthafen. Weitere Höhepunkte im Veranstaltungsprogramm für 2007 sind die Jugendfeier am 13. Mai, das Mittsommerfest am 23. Juni und die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Weser-Ems der Humanisten im September. Im August will sich der Verband mit einer Veranstaltung an der Ferienpass-Aktion der Stadt Elsfleth beteiligen. An jedem dritten Mittwoch im Monat treffen sich die Mitglieder zum Kaffee-Klönschnack in der Begegnungsstätte in Brake. Beginn ist jeweils um 15 Uhr. ● 6,6%1;¼ )ULHGKHOP6FKHQLW] (Q W G]DXEHUXQJ +HUEVWGHV5HOLJLRQV]HLWDOWHUV $QWZRUWHQDXIYHUORUHQJHJDQJHQH%ULHIH ,P -DKU ± ZLH ZLUG HV GDQQ ZRKO DXI GHU (UGH DXVVHKHQ" 6WHO OHQ6LHVLFKYRUHVJlEHNHLQH.LU FKHQPHKUNHLQHQ-HQVHLWVJODXEHQ :lUHGLH:HOWGDQQXQPRUDOLVFKHU" 1HLQ ± VLH ZlUH EHVVHU RKQH GLH 'RJPHQ XQG 0DFKWNlPSIH GHU 5HOLJLRQHQ 1XU HLQH 8WRSLH" 9LHO OHLFKW$EHUDXFKHLQ=LHO ,Q ILNWLYHQ %ULHIHQ DXV GHU =XNXQIW HQWZLFNHOW VLFK HLQH NULWLVFKH %H VWDQGVDXIQDKPH GHU PRQRWKHLVWL VFKHQ 5HOLJLRQHQ KDXSWVlFKOLFK GHV &KULVWHQWXPV ± HLQ 6SLHJHOELOG DXFKXQVHUHU7DJH0LWGHU9RUVWHO OXQJ ZLU ZUGHQ LP -DKUH DOVRLQUXQG-DKUHQDXIXQVHUH KHXWLJH =HLW ]XUFNEOLFNHQ VFKDIIW GHU$XWRUHLQHZRKOWXHQGH'LVWDQ] $XV GHU 3RVLWLRQ GHV XQEHWHLOLJWHQ %HREDFKWHUV ILQGHW GHU /HVHU $QW ZRUWHQ DXI YLHOH GHU XQV KHXWH EHGUlQJHQGHQ)UDJHQ (LQ %XFK GDV KLOIW GHQ HLJHQHQ 6WDQGSXQNW]XNOlUHQ 6,6%1¼ $QJHOLND/HQ]9HUODJ )DVDQHQZHJ1HXVWDGW 7HO)D[ ZZZOHQ]YHUODJGH HPDLOLQIR#OHQ]YHUODJGH )RUGHUQ6LHXQVHUHQ.DWDORJDQ 1/2007 9 INTERNATIONALES Silvana Uhlrich Ein Lächeln für die Zukunft ■ Vieles hat sie in ihrem Leben schon erlebt, viele Hürden genommen, beruflich wie privat. Ihr gesundheitlicher Zustand legt davon Zeugnis ab. Dennoch, eines konnte ihr niemand nehmen, ihren Stolz und ihre Würde. Mit einem Leuchten in den Augen und mit großer Überzeugungskraft erzählt sie mir und anderen Zuhörern von der nun schon über 25 Jahre andauernden Arbeit von Samskar. Eine Jogini ist ein junges Mädchen, meist aus der mittellosen Kaste der Unberührbaren, was mit dem Gott Yellama verheiratet wird, um die Familie vor Unheil zu bewahren. In einer feierlichen Zeremonie werden sie von Hindu-Priestern dem Tempel geweiht. In der Hochzeitsnacht gehört sie einem höher gestellten Landbesitzer des Dorfes, später hat sie für alle Männer des Dorfes „verfügbar“ zu sein. Dem Alter des Kindes sind dabei keine Grenzen gesetzt. Die Riten variieren in den Bundesstaaten Indiens. Aufklärung und praktische Hilfe Zwar ist seit 1988 das jahrhundertealte System verboten, wird aber dennoch praktiziert. Die Regierung gab unlängst zu, dass allein in fünf Regionen von Andhra Pradesh über 20.000 Joginis leben. Den Menschen in abgelegenen Dörfern ist die Illegalität ihres Handelns gar nicht bewusst. Hier hat Samskar schon erstaunliches geleistet, sie klären auf, vermitteln Wohnmöglichkeiten, helfen beim Landerwerb und sorgen für Rehabilitationsmaßnahmen. Damit tragen sie zwar zu einer Verbesserung der Lebensumstände von Jogini-Frauen bei. Schwerer ist es jedoch, das kollektive Bewusstsein und den tiefen Glauben an die Richtigkeit dieser Praxis zu verändern. Das Problem ist ähnlich wie bei der Forderung zur Abschaffung der Kasten und der Heiratsmitgift. Es dauert. Und welche Alternativen sind vorstellbar? Ihre Körper sind kaputt durch die 10 1/2007 Aufrecht und stolz sitzt mir Hemalata Lavanam gegenüber und erzählt von ihrer Arbeit in der Organisation Samskar. Dies heißt übersetzt Reform und ist ein Projekt des Atheist Centre (www.atheistcentre.in) in Vijayawada im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh. Neben der Resozialisierung von Straffälligen werden dort unter anderem Tempel-Prostituierte betreut. schwere Arbeit, die sie verrichten müssen und durch die ständige sexuelle Bedrängnis. Manchmal verdienen sie nur eine Rupee (55 Rupees entsprechen einem Euro) durch einen „Kunden“. Hier ist die Hilfe von Samskar gefragt. Sozio-psychologische Programme haben es geschafft, dass den Jogini-Frauen in den Dörfern inzwischen Respekt entgegengebracht wird. Bildungs- und Aufklärungsprogramme sowie konkrete Gesundheitsfürsorge haben ihr Los in den letzten Jahren verbessert. Als besonderer Erfolg kann gewertet werden, dass ehemalige Joginis erneut verheiratet werden konnten. So fanden mehrere Hochzeiten von Jogini-Frauen unter Teilnahme von hochrangigen Regierungspersönlichkeiten statt. Vision von einem kastenlosen Indien Hemalata Lavanam, die Präsidentin von Samskar blickt mit Stolz auf die Erfolge ihrer Organisation. Alle Joginis, die von ihr betreut wurden – über 2000 Frauen in 15 Jahren – sind heute rehabilitiert. Doch noch immer gibt es Regionen, die sich von dieser Tradition nicht verabschieden möchten. Eine Veränderung ist nicht allein durch die Stärkung der Frauenrolle zu erreichen. Selbst zählt Hemalata zu den starken Persönlichkeiten ihrer Gesellschaft, aber auch sie hat es nicht leicht gehabt. Sie kommt aus einer sozial engagierten Familie. Ihr Vater Gurram Joshua kämpfte mit literarischen Mitteln gegen gesellschaftliche Missstände. Geführt durch eine Vision von einem Leben in einer kastenlosen Gesellschaft, nahm sie an unendlich vielen Weltkonferenzen zum Humanismus teil. Als Rationalistin glaubt sie fest an soziale Gleichberechtigung und Gleichberechtigung der Geschlechter. Sie erhielt den Telugu University Literary Award for Jeevana Prabhatam and Atma Gourava Puraskaram von der Regierung von Andhra Pradesh neben vielen weiteren Auszeichnungen. Ihr Lebenswerk macht sie zufrieden. Zwar ist noch nicht alles getan, aber sie ist sich sicher: Dieser Weg ist nicht aufzuhalten. ● Silvana Uhlrich ist beim Humanistischen Freidenkerbund Havelland e.V. für internationale Kontakte zuständig. Weiterhin ist sie 2. VizePräsidentin der IHEYO (International Humanist and Ethical Youth Organization). Kolloquium / Öffentliche Fachtagung Die Mär von der „Rückkehr der Religion“? 17. März 2007, 10.00 bis ca. 13.30 Uhr Eintritt 2,50 Euro Mitglieder der Akademie haben freien Eintritt Ermäßigungen wie üblich Tagungsort: alte feuerwache studiobühne, Marchlewskistr. 6, 10243 Berlin Fahrverbindungen: U5 bis Haltestelle Weberwiese Buslinie 340 bis Haltestelle Karl-Marx-Allee, Tram Linie 20 bis Frankfurter Tor Jahrzehntelang galt es als ausgemacht: Die Säkularisierung schreitet voran, ist quasi „gesetzmäßig“, während die Religionen auf dem Rückzug sind. Spätestens nachdem ein Deutscher den römischen Bischofssitz erklomm und Medien riefen „Wir sind Papst“ heißt es, Religion kehre zurück, die Zahl der Kircheneintritte steige, gerade die Jugend gehe voran. Anderslautende Meldungen gehen weitgehend unter, so die Befunde der letzten Shell-Jugendstudie. Manche sagen, Religion sei nie fort gewesen, brauche also gar nicht wieder zu kommen. Wieder andere meinen, neue Religionen kämen auf und das aktuelle Geschrei sei nur auf den Vormarsch des Islam im „christlichen Abendland“ zurückzuführen. Ist bei denen, die sich von jeder Religion verabschiedet haben, eine Leerstelle vorhanden? Was empfinden Menschen, die stolz auf ihren Atheismus sind, angesichts von immer mehr „Religiotainment“ und religiösen Belehrungen? Was hat es auf sich mit dieser neuen Religiosität, falls sie denn da ist? Ist sie, wie Karl Marx vor über 150 Jahren meinte, „Opium des Volkes“ oder ist sie „Opium fürs Volk“ und wenn ja, von wem für welches Volk, für die Oberschichten, für das Prekariat? Referate Dr. Claudia Schulz (Bremen) Dr. Carsten Frerk (Hamburg) Weitere Veranstaltungen 2007 10. Mai Blasphemie heute Fachtagung Gunnar Schedel, Literaturwissenschaftler, Leiter alibri Verlag, Aschaffenburg Dr. Roland Seim, Kulturwissenschaftler, Leiter telos Verlag, Münster 16.00 bis ca. 20.00 Uhr, Ort noch offen Juni (genauer Termin noch offen) Renaissance der wichtigsten humanistischen Feier Über die Praxis eines weltlichen Passagerituals in Deutschland – ein Dialog über Jugendweihen und Jugendfeiern Fachtagung 23. Juni Hartz IV und Wertedebatte Menschenbilder in der Sozialpolitik – Beiträge zum Streit um „Leitkultur“ Humanistische Akademie Deutschland mit Rosa-Luxemburg-Stiftung Fachtagung 10.00 bis ca. 17.30 Uhr Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin 17./18. November Säkularisation und Freiheitsgarantien des Staates Humanistische Kritik am „Böckenförde-Diktum“ Humanistische Akademie Deutschland mit Politische Akademie der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Humanistischen Akademie Berlin Fachtagung 17. November: ab 10.00 Uhr fes, Hiroshimastr. 17, 10785 Berlin 18. November: 10.00-13.00 Uhr alte feuerwache studiobühne 1/2007 11 12 1/2007 TITEL Ines Petra Scheibe Frauenpolitik im Humanistischen Verband Berlin – ein Rückblick auf ereignisreiche Jahre ■ Ein ehrenamtlicher Zusammenhang des Vereins, der durch die Maueröffnung und später durch die Vereinigung einen Aufschwung nahm, war die Frauengruppe. Dafür interessierte ich mich von Anfang an sehr. Mich begeisterten die Inhalte und die für mich neue Form der selbstbestimmten Gruppenarbeit sowie die positiven Erfahrungen des menschlichen Umgangs der Freidenkerinnen und Freidenker. In der Frauengruppe trafen Freidenkerinnen und weitere interessierte Frauen aus dem West– und Ostteil der Stadt aufeinander, tauschten gleichberechtigt ihre Gedanken, Gefühle und Ideen aus, entwarfen gemeinsam Projekte, mit denen freidenkerische Positionen frauenspezifisch untersetzt und damit bereichert werden sollten. Aktivistinnen der Frauengruppenarbeit in dieser Zeit waren Siggi Fries, Wiebke Berking und Sabine Schermele. Professionelle Beratung Ein Projekt, das wir in dieser Anfangszeit konzipiert haben, ist die Schwangerschaftskonflikt-Beratungsstelle, die im August 1992 in Prenzlauer Berg, in der Pappelallee 15, eröffnet werden konnte. Damals gab es zwei Beraterinnen, heute arbeiten drei Beraterinnen in der Behmstraße 73 und leisten eine anerkannte Arbeit zur Stärkung der Selbstbestimmung und zur Aufklärung von Frauen und Männern. Aus dem Freidenkerverband wurde 1993 der Humanistische Verband Deutschlands.. Motiviert durch den Aufbau der Beratungsstelle gab es in den folgenden Jahren zahlreiche durch die Frauengruppe des Verbandes initiierte frauenpolitische Aktivitäten. Zur Professionalisierung der Frauenarbeit im Verband beantragte die Frauengruppe beim Landesvorstand Anfang der 90er-Jahre die Einrichtung einer Stelle für eine Referentin für Frauenfragen. Im Frühjahr 1994 wurde Brigitta Kasse als erste Frauen- Im Jahr 1990, kurz nach Maueröffnung, gewann – ausgelöst durch das mich damals sehr interessierende Fach Lebenskunde – der Deutsche Freidenkerverband Westberlin (DFV) meine Aufmerksamkeit. Ich besorgte mir Materialien des Vereins und nahm Kontakt zur Geschäftsstelle in der Neuköllner Hobrechtstraße auf. Mich interessierte nicht nur die Bildungsarbeit, sondern alle Angebote dieses Vereins, seine Grundlagen und Ziele, mit denen ich mich recht schnell gut identifizieren konnte. Am 1. März 1992 wurde ich Mitglied. referentin des HVD, LV Berlin eingestellt und unterstützte hauptamtlich die ehrenamtliche Frauengruppenarbeit. Am 8. März 1994 beteiligten wir uns als Humanistinnen am bundesweiten Frauenstreiktag. Wir organisierten an diesem Tag in der Pappelallee einen offenen Frühstückstreff für Frauen, führten um 13.00 Uhr eine Demonstration durch unter dem Motto „Nun schlägt´s 13 – Frauen sagen uns reicht’s – gegen Sozialabbau auf den Schultern der Frauen“ und anschließend gab es eine Lesung von Dr. Angelika Haas aus Interviews mit Frauen über Brüche in ihren Biographien. Wenige Tage später, am 16. März 1994, fand die von den Humanistinnen geplante Podiumsdiskussion „Wie weiter mit dem § 218?“ im Haus der Demokratie, damals in der Friedrichstraße, statt. Zu dieser gut besuchten Veranstaltung luden wir Berliner Politikerinnen aller Parteien des Abgeordnetenhauses sowie Beraterinnen aus Schwangerschaftsberatungsstellen verschiedener Träger ein und führten kontroverse Diskussionen. Internationale Arbeit Die Frauenreferentin nahm Kontakt zu den anderen Mitgliedsverbänden der Europäischen Humanistischen Föderation (EHF) auf, um – mit dem Ziel einer europaweiten Vernetzung von Humanistinnen – die Situation von Frauen in anderen Verbänden zu erkunden. Im Frühjahr 1994 nahmen wir auch am internationalen Frauenkongress in Paris teil, auf dem zahlreiche Reso- lutionen zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen, zur Selbstbestimmung von Frauen bei der Geburtenregulation und zu ihrem Recht auf körperliche Unversehrtheit verabschiedet wurden. Mitte der 90er-Jahre wurden von der Frauengruppe in Zusammenarbeit mit der Frauenreferentin unterschiedlichste Seminare und Veranstaltungen durchgeführt. Zielgruppe waren Mitglieder, Mitarbeiterinnen und weitere interessierte Frauen. Es gab Rhetorikseminare, Seminare zur Selbstverteidigung, zur Körperwahrnehmung sowie zu Entspannungstechniken und zu naturheilkundlichem Wissen, die ebenso gut besucht waren wie die Lesungen mit Diskussion zu frauenspezifischen Themen, z.B.: – 1994 „Mütter und Töchter“ mit Elke Harre und Ines Schmidt – 1995 „Und nun noch ein Kind?“ mit Dagmar Scharsich – 1996 „Wahrheit und Legende einer umstrittenen Frau – Tina Modotti“ mit Christiane Barkhausen. In Zusammenarbeit mit einer Studentin aus Russland, die in Berlin studierte, entwickelte die Frauengruppe ein binationales Frauenprojekt „BALANS“ zur Verbesserung der Lebenssituation von Frauen in Moskau, das durch die EU jedoch leider nicht finanziell gefördert wurde. Es entstand in dieser Zeit auch die frauenpolitische Veranstaltungsreihe „Aufeinander zugehen – Frauenleben in anderen Ländern und Kulturen“, bei der uns die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Migrantinnen in ihren Herkunftsländern und 1/2007 13 8. März 1994, Beraterinnen und Unterstützerinnen der Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle nehmen teil am bundesweiten Frauenstreiktag. in Deutschland interessierten und in deren Rahmen wir auch landestypische Speisen kennen lernen konnten: Im Frühjahr 1996 trafen wir Frauen aus Russland, im Herbst Frauen aus Polen. 1997 fand im Frühjahr ein Gesprächskreis mit Iranerinnen statt und im Herbst befassten wir uns mit dem Leben von Frauen in Gambia. In den folgenden Jahren waren es Frauen aus Vietnam, der Türkei, Ex-Jugoslawien und Afghanistan, die uns eindrucksvoll von ihrem Leben berichteten. Vielfältige Aktivitäten Krankheitsbedingt musste die Frauenreferentin Ende 1995 ihre Tätigkeit leider beenden und es wurde vom Landesvorstand die Entscheidung getroffen, die Frauenarbeit künftig wieder nur ehrenamtlich zu leisten. Die Frauengruppe erhält jährlich auf Antrag ein kleines finanzielles Budget für ihre Arbeit. Damit können Gesprächsreihen, frauenpolitische Veranstaltungen und Seminare durchgeführt werden. 14 1/2007 Die Angebote nicht nur für Berliner Humanistinnen waren seit Mitte der 90er-Jahre sehr vielfältig. Sie reichten von in Seminarform organisierten persönlichen Begegnungen von Frauen aus dem Ost- und Westteil der Stadt mit Biographiearbeit (1999), über einen Workshop zum kreativen Schreiben (1999) bis hin zu einer von der Frauengruppe initiierten MitarbeiterInnenbefragung im LV Berlin zu Arbeitsbedingungen und Arbeitszufriedenheit. Beginnend mit dem neuen Jahrtausend stellte sich die ehrenamtlich arbeitende Frauengruppe neuen Fragen und organisierte Veranstaltungen zu Gender Mainstreaming (2000 und 2001) zu Aspekten der Arbeitsmarktpolitik (2000) und zum Humanismus aus weiblicher Sicht. Wir beschäftigten uns mit Frauen, die in ihrer Zeit für Aufklärung, Selbstbestimmung und Chancengleichheit eintraten. In diesem Kontext besuchten wir im März 2000 die Ausstellung „Philosophinnen – Liebhaberinnen der Weisheit“, organisierten im März 2001 eine Veranstaltung zu „Helene Stöcker – Frau als Gelehrte, Geliebte und Mutter“ und im März 2003 begegnete uns in einem musikalisch-literarischen Programm „Die Utopie der Rosa Luxemburg. Eine Frau zwischen Liebe, Freundschaft und Politik“. Im Jahr 2002 begannen wir mit der frauenpolitischen Veranstaltungsreihe „Humanistinnen gestern und heute“, die wir bis heute jährlich mit Seminaren oder Workshops fortsetzen. Dabei geht es uns um das Wirken und Schaffen von aufgeklärten Frauen, die ihrer Zeit voraus waren und sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Frauen einsetzten. Leider fehlen aus früheren Zeiten häufig Aufzeichnungen zum frauenpolitischen Wirken, denn bis 1908 gab es ein Verbot der politischen Betätigung von Frauen in Deutschland. Spärlich vorhandene Dokumente von und über fortschrittliche Frauen aus der Zeit der Aufklärung bis zur Weimarer Republik müssen gesichtet und aufgearbeitet werden. Die Frauengruppe plant diesbezügliche Aktivitäten und ist auf der Suche nach Materialien zum frauenpolitischen Wirken im Verband. Leider wurde auch in der Festschrift 100 Jahre Humanistischer Verband Berlin „Humanismus ist die Zukunft“ aus dem Jahr 2006 die Arbeit der Frauengruppe nicht berücksichtigt. Aktuelle frauenpolitische Themen wegen ihrer Erkrankung den Preis dort nicht persönlich entgegennehmen, weshalb Vertreterinnen der Frauengruppe ihr den Dank und die Auszeichnung im Krankenhaus übergaben. Sie war überrascht und hat sich über diese Auszeichnung sehr gefreut. Ihr Tod am Neujahrstag 2007 (siehe Nachruf S. 5) hinterlässt eine Lücke in der Frauengruppe. Alle Treffen und Veranstaltungen der Frauengruppe sind grundsätzlich für Interessentinnen offen, Ideen und aktive Mitarbeit sind erwünscht. Kontakt: Ines Scheibe, Tel. 030-44 17 992 oder E-mail: [email protected] ● Aktuelle Themen wurden von der Frauengruppe immer wieder aufgegriffen und in öffentlichen Veranstaltungen diskutiert. Zum Beispiel beschäftigten wir uns im Oktober 2001 mit dem Thema „Frauen und Krieg – Die aktuelle politische Situation und das Leben von Frauen in Afghanistan und Pakistan nach dem 11. September 2001“. Nach einer Frauenveranstaltung organisierten wir eine Spendenaktion im Berliner LV zugunsten von Roma-Kindern in Ex-Jugoslawien. Knapp 4.000 DM wurden dem Verein AMICA Tuzlanska im Dezember 2001 übergeben. Und wir führten in den Jahren 2002 bis 2004 zahlreiche Diskussionsveranstaltungen mit islamischen Frauen durch. Dort ging es z.B. um Frauenrechte, die Stellung der Frau in der Gesellschaft und um einen weltanschaulichen Dialog zur Rolle des Kopftuchs und anderer religiöser Symbole. Zu einer guten Tradition sind auch die seit dem Jahr 2002 einmal jährlich stattfindenden Frauen–Wochenendseminare geworden, die für Humanistinnen aus allen Landesverbänden offen sind. Wir beschäftigten uns in den Seminaren in Form des Sokratischen Gesprächs mit Begriffen wie Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und Toleranz. In diesen Seminaren können Humanistinnen die philosophische Methode des Sokratischen Gesprächs kennen lernen und praktisch erproben und sich dabei durch klarere Begriffsbestimmungen für weltanschauliche Auseinandersetzungen stärken. Ein erfreulicher Nebeneffekt ist, dass sich Humanistinnen aus verschiedenen Arbeitsbereichen und Bundesländern in diesen Frauenseminaren persönlich begegnen und gemeinsam neue frauenpolitische Ideen entwickeln. Anlässlich der Matinee für Ehrenamtliche am 10. Dezember 2006 wurde Wiebke Berking für ihr jahrelanges frauenpolitisches Wirken innerhalb und außerhalb des HVD, LV Berlin e.V. mit dem Berliner Freiwilligenpass ausgezeichnet. Leider konnte sie 1/2007 15 16 1/2007 TITEL Heike Weinbach Geschlechter-Emanzipation Gender-Mainstreaming in humanistischen Organisationen ■ Mit „Gender“ werden all die sozialen Prozesse beschrieben, mit denen Männer und Frauen auf tradierte und immer wieder neu erfundene starre Geschlechterrollen festgelegt werden sollen. Dies hatte und hat massive Konsequenzen. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war unter Wissenschaftlern und Politikern in Deutschland die Meinung verbreitet, Frauen seien weder zum Studieren noch zur politischen Stimmabgabe fähig. Dies erscheint uns heute absurd, war aber gesetzlich verankerte Mehrheitsmeinung mit realen Konsequenzen für das Leben der Frauen. Bis heute sind deren Folgen spürbar, wie die Gender-Statistiken der Bundesregierung ausweisen: Seit kurzem erst beginnen annähernd so viele Frauen wie Männer ein Studium, nämlich jetzt 49,5 Prozent, die Zahl der Hochschullehrerinnen ist gerade mal bei um die 15 Prozent Frauenanteil angekommen; in den deutschen Parlamenten sind seit kurzem Frauen mit 30 Prozent vertreten; das Erwerbseinkommen von Frauen liegt bei gleicher Arbeitszeit noch immer 20 Prozent unter dem der Männer. Im Alltagsleben beobachten wir nach wie vor oft noch eine Selbstverständlichkeit, mit der Geschlechterrollen zugeordnet werden: Männer- und Frauenabteilungen suggerieren eindeutige Kleidungswünsche, wer davon abweichen möchte, muss mit mangelnder Akzeptanz rechnen. Die Farben blau und rosa werden nebst entsprechenden Spielzeugen in Kaufhäusern und Kinderzimmern noch immer als Jungen- und Mädchenecken angeordnet. Die Gesellschaft und ihre Mitglieder stellen also Geschlecht, das heißt was und wie Geschlechter sein sollen, auf allen Ebenen immer wieder her. Geschlechterperspektive in der Politik In der Geschichte der internationalen Frauenbewegungen waren es gerade Atheistinnen, Freidenkerinnen, Agnostikerinnen und Humanistinnen, die sich sowohl für Unsere Gesellschaft besteht nicht, wie HumanistInnen sich das gerne wünschen, aus Menschen, sondern aus Frauen und Männern. Oder im Geiste der Kämpfe der Frauenbewegungen gegen die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern formuliert: Aus Menschen, die zu Frauen und Männern gemacht werden – durch Sozialisation, Erziehung, Operation, Zuschreibungen, Kontrolle, Belohnung und Bestrafung. Für diese Zurichtungsprozesse, denen die Geschlechter unterliegen, steht der Begriff Gender, der sich auch im Deutschen zunehmend etabliert hat. die Gleichberechtigung der Frauen eingesetzt haben als auch für eine Vielfalt der Lebens- und Liebesformen. Denn, wie die amerikanische radikale Freidenkerin Susan B. Wixon Ende des 19. Jahrhunderts formuliert hat, Religionen und Theologien sind der Frauenemanzipation nie hilfreich gewesen. Die Weltfrauenkonferenzen von Nairobi 1985 und Beijing 1995 haben aus der Erkenntnis heraus, dass sich trotz Frauenbewegungen und vielen durch sie erkämpften Veränderungen die Gleichberechtigung von Frauen und Männern nicht annähernd hergestellt hat, die Strategie des Gender-Mainstreaming (im folgenden GM) erfunden. Mit Mainstreaming ist gemeint, dass alle Bereiche der Gesellschaft von der Gender-Thematik durchzogen sein sollen und für alle die Aufgabe steht, Ungleichheit und starre Rollengefüge zwischen Frauen und Männern durchgängig zu thematisieren und Veränderungsprozesse einzuleiten. In der Sprache der Europäischen Union heißt dies dann: „Der Begriff GM bezeichnet den Prozess und die Vorgehensweise, die Geschlechterperspektive in die Gesamtpolitik aufzunehmen. Dies bedeutet, die Entwicklung, Organisation und Evaluierung von politischen Entscheidungsprozessen und Maßnahmen so zu betreiben, dass in jedem Politikbereich und auf allen Ebenen die Ausgangsbedingungen und Auswirkungen auf die Geschlechter berücksichtigt werden, um auf das Ziel einer tatsächlichen Gleichstellung von Frauen und Männern hinwirken zu können.“ Umgesetzt wurde GM zuerst in entwicklungs- politischen Organisationen und auf UNEbene, dann folgte ab 1996 die Umsetzungsstrategie auf EU-Ebene, zunächst in den skandinavischen Ländern und den Niederlanden. Die rot-grüne Bundesregierung gab 1999 GM als Leitlinie aus, erste Schulungen in den Ministerien begannen im Jahr 2000. Realer Erfolg Gleichstellungspolitik hat sich damit zur offiziellen Leitlinie europäischer und auch internationaler Politik entwickelt, und das ist eine neue Qualität in der Geschichte der Frauenbewegungen. Die Frauenbewegungen könnten als realen Erfolg werten, dass ihre an die Staatspolitik gerichteten Forderungen nun endlich von dieser in eine globale und universale Dimension erhoben worden sind. Bemerkenswert bei der offiziellen Präsentation dieser Politik ist jedoch die Ausblendung ihrer Geschichte und die der Frauenbewegungen. In den Dokumenten wird kein Bezug genommen auf die Entwicklung des Gender-Begriffs, auf die unterschiedlichen Diskussionen, die darum geführt werden und auf seine differenzierenden Inhalte. Es erfolgen keine Verweise auf feministische Theoretikerinnen, die diesen Begriff entwickelt haben, keine Erwähnung des Begriffs Feminismus in irgendeiner Form. Im Mainstream zu schwimmen galt in der Geschichte der Frauenpolitik immer eher als etwas, was zu vermeiden ist, weil der gesellschaftliche Mainstream eher als Demonstration von Macht und Unterdrückung angesehen wurde. 1/2007 17 Als Begründungen für diese neue Geschlechterpolitik werden von offizieller staatlicher Seite angegeben: bisherige Verschwendung von Ressourcen, das heißt der Arbeitskraft und Potenziale von Frauen; die Menschenrechte; die Langsamkeit der bisherigen Entwicklung der Frauengleichstellung (bei bisherigem Tempo wäre nach UN-Statistik im Jahr 2490 gleiche Beteiligung in allen Bereichen hergestellt); der unzureichende und nicht weit genug greifende Charakter der bisherigen Frauenförderpolitik und ihr Mangel an Konsequenz und Überprüfbarkeit. Aus diesen Erkenntnissen setzt GM-Politik auf den Einsatz differenzierter Instrumente: – Öffentlichkeitsarbeit: Kampagnen, Publikationen, Broschüren, Schulbücher – Netzwerkarbeit: Zusammenarbeit von Nichtregierungsorganisationen, staatlichen und privatwirtschaftlichen Institutionen – spezielle Programme: Ausschreibungen für Projekte auf den Ebenen EU, Bund, Land, Kommune – Monitoring: Evaluation aller Maßnahmen, Qualitätssicherung, Erstellung, Einhaltung und Kontrolle von Ziel- und Zeitplänen – Bildungsarbeit: Gender-Trainings – Bewusstseinsherstellung, Instrumentevermittlung, Wissensvermittlung, Herstellung von Gender-Kompetenz für Frauen und Männer – Wissenschaft: Verstärkung der Forschung zu Geschlechter- und Gleichstellungspolitik, Etablierung als Wissensgebiet, wissenschaftliche Begleitforschung – umfassende Gleichstellungsstatistiken – top-down-Prinzip: sichtbares Engagement der Führungsebene (von Männern und Frauen) – Schulung, Vorbildcharakter, Verantwortlichkeit, Transparenz der Umsetzungswege. Schaffung von Koordinierungs- und Kontrollstrukturen, GM-Beauftragte, GM soll regelmäßig auf die Tagesordnung der Gremien gesetzt werden. – Gleichstellungsprüfung: Gender Impact Assessment (GIA) = Gleichstellungsverträglichkeitsprüfung – Bewertung der geschlechterbezogenen Relevanz einer Maßnahme oder eines Projektes – Gender-Budgeting: Analyse der Haushalte und Finanzpläne hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Frauen und Männer oder Mädchen und Jungen; Neuvertei- 18 1/2007 lung der Gelder gemäß eines geschlechtergerechten Haushaltes. GM-Instrumente sind auch (analog zu den Maßnahmen, denen derzeit der gesamte öffentliche und öffentlich geförderte Sektor unterworfen ist) Qualitätssicherungsprozesse mit dem Ziel einer leistungsorientierten Mittelvergabe. Dies bietet zwar zum ersten Mal die Möglichkeit, dass Gleichstellungspolitik nicht nur dem Zufall und gutem Willen eventuell konsequenzlos überlassen bleibt, sondern sich legitimieren muss, aber andererseits wird die Frage nach demokratischer Kontrolle und Umverteilungsprozessen als Aushandlungsprozesse wenig gestellt. Die Fassung von politischen Prozessen in eine Art Kennzifferpolitik kann jedoch vorteilhaft sein, da die Sinnhaftigkeit und der Nutzen politischen Handelns fassbar werden. Im Unterschied zu den Strategien der neueren Frauenbewegungen fordert GM ein aktives Eintreten von Männern für die Gleichberechtigung und zum anderen auch eine Analyse und Kritik von Männlichkeitsbildern. Insbesondere dieser Umstand hat im letzten Jahr, lanciert durch Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zei- tung und im Spiegel einen großen Widerstand und deutliche Abwertungen des Konzepts von GM hervorgerufen. In den Artikeln werden vor allem die Ängste deutlich, die plötzlich wach werden, wenn tatsächliche gesellschaftliche Veränderungen in den Machtverhältnissen der Geschlechter gefordert sind. Diese Debatten erinnern in ihrer rückwärtsgewandten Schärfe an die antifeministischen Statements zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Beispiel Humanistischer Verband Dabei hat GM bislang nicht einmal unmittelbar verpflichtende Wirkung für privatwirtschaftliche Organisationen. Für die staatlichen Institutionen und alle Organisationen, die wie der Humanistische Verband öffentliche Gelder erhalten, besteht die Notwendigkeit GM in allen Bereichen umzusetzen und hierfür Verantwortliche zu benennen, Arbeitskreise zu gründen und Rechenschaft in Berichten über die durchgeführten Maßnahmen abzulegen. Auch in der Öffentlichkeitsarbeit und in den Grundsätzen der Organisation muss GM verankert werden. Obwohl GM zunächst eine europäische Strategie gewesen ist, ist der Umsetzungsprozess in den europäischen humanistischen Organisationen noch sehr am Anfang. 2003 wurde auch von der EHF (European Humanist Federation) die Notwendigkeit erkannt, einen GM-Prozess zu lancieren. Sie hat 2003 ein europäisches Frauennetzwerk gegründet mit dem Ziel, Gender auf die Agenda der europäischen Humanisten zu setzen und Frauen in der Partizipation humanistischer Organisationen auf Leitungsebenen zu stärken. Die Frauengruppe des Humanistischen Verbandes Deutschlands hat in der Vergangenheit zwei Veranstaltungen dazu durchgeführt. Im 2001 verabschiedeten Huma- nistischen Selbstverständnis des Humanistischen Verbandes ist das GM-Prinzip verankert worden: „Humanistische Lebensauffassungen verlangen die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Emanzipation von Frauen und Männern in allen Lebensbereichen. Alle Denk- und Verhaltensstrukturen sind zu überwinden, durch die eine gesellschaftliche Herrschaft der Männer über die Frauen aufrechterhalten wird. Die gegenwärtige Benachteiligung der Frauen deformiert beide Geschlechter gleichermaßen. Humanistinnen und Humanisten beginnen deshalb, sich selbst und ihre geschlechtsspezifische Rolle in Partnerschaft, Familie, Beruf und Politik in Frage zu stellen.“ Diese im bundesdeutschen GM-Prozess schon frühzeitig erhobene, weitreichende Formulierung und Aufforderung zur Infragestellung von Geschlechterrollen und ihrer Folgen bietet eine ausgezeichnete Basis für eine Umsetzung in die Praxis humanistischen Alltagshandelns. Für die Zukunft sind hier kreative Aktionen für alle Mitglieder gefragt, die Geschlechterfragen anregend thematisieren. Dabei sollten auch die neueren Entwicklungen (das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz) sowie neuere feministische Debatten (Queer; Cyberfeminismus; Kritische Männerforschung) aufgegriffen werden. ● Dr. Heike Weinbach ist freie Philosophin. Ursula Sillge Gender Mainstreaming – ganz praktisch ■ Eine kommunale Galerie stellt aus. Flyer und Aufsteller informieren am Eingang ausführlich über Biografien und Werke der Künstler und Künstlerinnen, die hier ausstellen dürfen. Es sind acht Männer und zwei Frauen, der übliche Schnitt. Was hat das mit GM zu tun? Der Begriff steht für eine Strategie, bei der alle Vorhaben, Entscheidungen und Projekte geprüft werden sollen, wie sie sich auf Männer und Frauen auswirken. Eine Kunstausstellung gilt landläufig als geschlechterneutrale Veranstaltung. Es wird Geld ausgegeben für Raummiete, Bewachung, Licht, Druckerei, Organisation, Werbung usw. Im konkreten Fall kommt dies acht Männern zugute, aber nur zwei Frauen. Ein anderes Beispiel: Eine Kommune plant ihre Ausgaben. Der Gemeinderat ist unschlüssig, ob das Geld für den Sport oder für die Bibliothek ausgegeben werden soll. Für den Sport wird bereits zehnmal mehr aufgewendet als für die Bibliothek. In den Sportgruppen sind überwiegend Jungs und Männer. Die Bibliothek wird zu drei Vierteln von Mädchen und Frauen genutzt. Faktor Geld Gender budget ist ein wesentlicher Aspekt bei GM. Wer bekommt das Geld? Am Gelde hängt’s, zum Gelde drängt’s. Ohne Geld geht gar nichts. Geld brauchen wir alle, für das täglich Brot, für das Dach Es heißt, die Hälfte des Himmels sei weiblich. Da wollen wir doch lieber auf dem Boden der Tatsachen bleiben und die Hälfte auf die Erde holen. GM soll dabei helfen. Ursula Sillge zeigt, wie die im voranstehenden Artikel von Heike Weinbach benannten Forderungen ganz praktisch umgesetzt werden können. über dem Kopf, für den Müll, für die Mobilität usw. Wenn Frauen eigenständig und selbstbestimmt leben wollen, brauchen sie eigenes Geld. Als Hausfrau haben sie das nicht. Eigenes Geld hat Frau in aller Regel durch Berufstätigkeit. Noch immer hat die Mehrheit der Frauen Kinder. Das ist aber nur dann gut so, wenn es ausreichend bezahlbare Kinderbetreuungseinrichtungen gibt. Gleichberechtigung von Frauen geht nur, wenn es ihnen ermöglicht wird, berufstätig zu sein. Ein Kindergarten der um neun öffnet und um zwei schließt oder unbezahlbar ist, nützt gar nichts. Vielen gefällt es nicht, bei allem zu prüfen, wie es sich auf Männer und Frauen auswirkt. Für Gerechtigkeit sind fast alle, aber GM missverstehen einige und manche wollen das Prinzip missverstehen. Männer setzen sich oft laut und aggressiv, manchmal auch subtil für ihre Interessen ein. Es bedarf einiger Regeln, um auch den Frauen Chancen zu geben und Benachteiligungen zu beseitigen. Hilfreich für die Umsetzung von GM ist die geschlechterparitätische Besetzung von Gremien, als da sind Parlamente, Beiräte, Vorstände, Aufsichtsräte, Gerichte usw. usf. Die unterschiedlichen Erfahrungen und Sichtweisen von Frauen und Männern helfen beim Finden von geschlechtergerechten Lösungen. Eine berufstätige Mutter hat mit hoher Wahrscheinlichkeit andere Prioritäten, als ein kinderloser Single-Mann. Und selbst Familienväter haben oft Anderes im Blick. Wären die Manager von VW Frauen, wäre kein Geld für Bordellbesuche ausgegeben worden. Herr Hartz hat das nach ihm benannte System erfunden. Das Geld für die Bedarfsgemeinschaft wird an den „Haushaltsvorstand“ ausgezahlt. Das ist in gar nicht so schöner Regelmäßigkeit der Mann. Die Frau ist darauf angewiesen, dass er ihr etwas abgibt. Dadurch ist die Frau existenziell abhängig vom Mann. Da hat Herr Hartz nicht überlegt, wie sich sein System auf Männer und Frauen auswirkt, obwohl es GM zu der Zeit schon gab. Es sollte uns in Fleisch und Blut übergehen, jeden Sachverhalt auf seine Wirkung in Bezug auf die Geschlechter zu prüfen. ● Dr. Ursula Sillge ist Landwirtin, Soziologin und Kulturhistorikerin. 1/2007 19 Kerstin Volgmann Das gläserne Kind oder die Chance, auch andere Wege zu gehen Beobachtung und Dokumentation ist seit einigen Jahren ein Schwerpunktthema in der frühkindlichen Erziehung. Alle Bundesländer haben dieses Thema aufgegriffen und mit Hilfe wissenschaftlicher Begleitung unterschiedliche Konzepte entwickelt. Ob dem vorbehaltlos zuzustimmen ist, diskutieren die Kitaerzieherinnen im Humanistischen Verband Berlin. ■ Seit 2006 ist der Humanistische Verband Berlin nunmehr Träger von 22 Kindertagesstätten und somit direkt von den zahlreichen bundesweiten Neuerungen in der frühkindlichen Bildung betroffen, die spätestens seit der Pisastudie immer mehr in den Fokus von Wissenschaft und Politik gerückt ist. Kindertagesstätten werden jetzt ernsthaft als Bildungseinrichtungen angesehen, woraus sich neue Anforderungen an das professionelle Handeln ergeben. Als eine wichtige Arbeitsaufgabe der ErzieherInnen wird das Beobachten und Dokumentieren angesehen. Das heißt, es muss wahrgenommen, beschrieben und gedeutet, reflektiert und dann aufgeschrieben werden, wie Kinder sich verhalten und wie ihr Entwicklungsstand ist. Für das Land Berlin wurde eigens das Sprachlerntagebuch entwickelt und im Sommer 2006 für alle Kitas in Berlin verbindlich eingeführt. In diesem Beobachtungsinstrument wird der Sprachstand festgestellt und gleichzeitig ein Austausch mit Eltern und Kindern über deren Wahrnehmung ihrer häuslichen sowie der institutionellen Situation über entsprechende Formulare eingefordert. Flächendeckende Beobachtung Inzwischen ist Beobachtung und Dokumentation in allen Bildungsplänen der frühkindlichen Erziehung verankert. Es sind 22 1/2007 sehr schnell eine Unmenge verschiedener Beobachtungs- und Dokumentationskonzepte auf den „Markt“ geraten, die meines Erachtens in vielen Fällen von einem defizitären Bild vom Kind ausgehen. Grundlagen sind hier in der Regel Einschätzskalen, Entwicklungskurven bzw. Arten von Multiplechoice-Verfahren, das heißt eine Reduzierung auf Ja- oder Nein-Antworten, um zu analysieren und in einigen Fällen sogar zu diagnostizieren, was das Kind kann bzw. nicht kann, um es dann zielgerichtet in seiner Entwicklung zu fördern. Aber wird damit dem Kind wirklich eine Chance gegeben, seine individuelle Geschichte zu erzählen und zu entwickeln? Oder wird es nicht ausschließlich nach seinen sichtbaren Leistungen und seinem Verhalten, das durch den Erwachsenen eingeschätzt wird, charakterisiert und somit fremdgesteuert? Und das mit dem „einfach nur Spielen“ hat sich damit auch erledigt. Nun beobachten wir die Kinder und gestalten die entsprechenden pädagogischen Angebote. Und wer nicht ständig beobachtet und dokumentiert, ist nicht professionell. Aber ist das wirklich so einfach? Setzt dieses professionelle Handeln nicht die Auseinandersetzung mit der wichtigen Frage nach der ethischen Grundhaltung im Prozess von Beobachtung und Dokumentation voraus? Und wie steht es mit dem rechtlichen Hintergrund? Sind uns nicht aus der eigenen Geschichte oder aus den Medien genügend Beispiele für Verletzungen der Persönlichkeitsrechte bekannt? Abhorch-, Aushorchbzw. Ausforschgeschichten sind immer wieder in der aktuellen öffentlichen Diskussion. Bevor wir daher unsere Kitas mit dieser Thematik konfrontierten, stellte sich für uns als Fachbereich Kindertagesstätten des Humanistischen Verbandes Berlin vor allem die Aufgabe der Positionierung zu dieser Fragestellung. Ausgehend vom humanistischen Menschenbild standen dabei die ethischen Verpflichtungen im Vordergrund, die wir gegenüber den Menschen haben, in diesem Fall insbesondere gegenüber den Kindern, und wie wir die Rechte der Kinder im Beobachtungs- und Dokumentationsprozess beachten sowie schützen können und müssen. Aus unserer Sicht darf Beobachtung und Dokumentation, auch wenn es vielleicht überspitzt klingt, nicht zu einer Art Überwachungsmechanismus im Kitaalltag werden. Nicht das „gläserne Kind“ ist das pädagogische Ziel, sondern durch die Beteiligung und Mitbestimmung der Kinder und Erwachsenen muss Beobachtung und Dokumentation vielmehr ein „gläserner Prozess“ sein. Ohne Frage verlangt diese Herangehensweise eine hohe Sensibilität bei allen Beteiligten. Der Zugang zu diesem Thema ist immer durch die eigene biographische Erfahrung und der daraus resultierenden persönlichen ethischen Haltung geprägt. Doch unser humanistisches Selbstverständnis erfordert von uns ein reflexives Handeln, um die Kinder, aber auch die Erwachsenen, nicht zu Beobachtungsobjekten zu machen. Das erscheint einleuchtend, aber wie gelingt es uns in der Praxis, die Forderungen des Landes Berlin, die individuellen Erfahrungen der Erwachsenen und die Bedürfnisse und Rechte der Kinder im Alltag mit unseren humanistischen Grundauffassungen in Übereinstimmung zu bringen? Die Würde des Kindes Dass alle Menschen das Recht haben, als Subjekt wahrgenommen zu werden, steht in der Verfassung. Damit sollte eigentlich die Partizipation der Betroffenen im Beobachtungs- und Dokumentationsprozess eine Selbstverständlichkeit sein. Auch das Kind hat demnach dieses Recht, unabhängig von seinen Eigenschaften, seinem körperlichen oder geistigen Zustand, seinen Leistungen oder sozialen Status. Aber so selbstverständlich scheint diese Position doch nicht zu sein, denn erleben wir nicht auf allen Ebenen immer wieder das Gegenteil? So wurden gerade in letzter Zeit verschiedene Gesetze verabschiedet, die heftig diskutiert wurden, ob der Artikel 1 des Grundgesetzes hinreichend berücksichtigt wurde. Also eine immer wiederkehrende und aktuelle Diskussion. Nicht zuletzt deshalb ist es für uns im Kitabereich ein wichtiges Thema. Es spiegelt unsere Menschenhaltung, unser humanistisches Menschenbild wider. Es prägt unseren pädagogischen Alltag und entscheidet über die Qualität unserer gelebten Beziehung. Wenn ich das Recht der Menschen ernst nehme, über die sie betreffenden Angelegenheiten entscheiden bzw. partizipieren zu können, dann muss eine authentische Reziprozität, das heißt eine gleichwürdige Wechselseitigkeit im Alltag auf allen Ebenen gelebt werden. Auch wenn es keine Gleichberechtigung zwischen Erwachsenen und Kindern geben wird, so verfügen Kinder doch als Menschen über die gleiche Würde. Das heißt für uns, die Verschiedenartigkeit, Individualität anzuerkennen und zu achten, reziproke befriedigende Beziehungen zu gestalten und zu leben sowie die individuellen Bedürfnisse wahrzunehmen und anzuerkennen. In der Kita sind gerade die Bedürfnisse der Kinder zu achten und zu respektieren. Es dürfen keine gedankenlosen Dokumentationen über Menschen angefertigt werden, die dann demütigend sind. Es liegt eine große Verantwortung in diesem pädagogischen Auftrag, der nur mit großem Bewusstsein zu unseren biographischen Erfahrungen sowie zu unserer ethischen Haltung angenommen werden darf. schaftlicher Begleitung uns diesem Thema stellen. Hier werden in der Empirie alle Erfahrungen und Forschungsfragen gesammelt, dann in der Forschungsgruppe bearbeitet und zur Überprüfung in die Praxis gegeben. Darüber hinaus beschäftigt sich die Gruppe mit altem und neuem theoretischen Wissen, um im Ergebnis eine humanistische Beobachtungsphilosophie für unseren Fachbereich zu erarbeiten. Ziel ist es, ein handhabbares Beobachtungs- und Dokumentationsgerüst für den pädagogischen Alltag zu entwickeln. Eine unserer wichtigsten erarbeiteten Handlungsmaxime ist, dass Beobachtung und Dokumentation vor allem als Beachtung und Wertschätzung der kindlichen Persönlichkeit zu verstehen ist, weg vom professionellen systematischen Erfassen kindlicher Daten – hin zum professionellen, achtsamen Wahrnehmen. Es geht um eine beachtende, neugierige Begegnung von Kindern und Erwachsenen, nur so haben Kinder und Erwachsene die Chance, eine individuelle Begleitung und Stärkung ihrer Person zu erfahren. Dieses Verständnis von Pädagogik impliziert unser humanistisches Menschenbild und wirkt handlungsweisend bei der Erarbeitung unserer Beobachtungs- und Dokumentationsphilosophie. Wir sind sehr an einer breiten Diskussion interessiert und suchen immer Mitstreiter. ● Kerstin Volgmann ist Referentin im Fachbereich Kita des Humanistischen Verbandes in Berlin. Achtsame Wahrnehmung Darum widmen wir uns seit Monaten intensiv diesen Themen und es findet dabei auf allen Ebenen ein konstruktiver Austausch statt. Es gibt Foren, in denen an den Zielen und Handlungsmaximen von Beobachtung und Dokumentation gearbeitet wird. So wurde zum Beispiel eine Forschungsgruppe ins Leben gerufen, in der wir zusammen mit Erzieherinnen aus unseren Kitas bei gleichzeitiger externer wissen- 1/2007 23 24 1/2007 MAGAZIN Corinna Telkamp Welche Wäsche trägt die Nonne? Die Verwendung religiöser Symbole in der Werbung Produkte mit Heiligenschein Die Gründe lassen sich in zwei Kategorien zusammenfassen: „Spiritueller Mehrwert“ und Aufmerksamkeit durch Provokation. Werber versuchen die mit Religion assoziierten positiven Aspekte mit bestimmten Marken in Verbindung zu bringen. Das Produkt wird so zusätzlich mit einer quasireligiösen Bedeutung aufgeladen. Daniel Adolph, Geschäftsführer der Werbeagentur Jung von Matt/Neckar, erläutert diese These folgendermaßen: „Marken versuchen immer mehr Leitbild- oder Leuchtturmfunktionen für die Menschen einzunehmen. Sie wollen Halt und Orientierung bieten. Darum liegt es nahe, sich an religiösen Symboliken zu orientieren und zu versuchen, ihre Strahlkraft und die positiven Gefühle, die sie transportieren, auf die eigene Marke zu übertragen.“ Diese Deutung wird auch von Andreas Fuchs und Hagen Horoba geteilt. Die beiden Theologen haben auf ihrer Website www.glauben-und-kaufen.de eine riesige Anzahl an Werbungen mit religiösen Elementen zusammengestellt. In ihren sechs Thesen, mit denen sie das Phänomen religiöser Motive in der Werbung zu erklären versuchen, sprechen sie von einem „spirituellen Mehrwert“, den die Produkte durch den um eine Marke entstehenden Mythos erhalten. Dieser solle sie aus der Masse qualitativ gleichwertiger Konkurrenzprodukte herausheben. Was die Nonne unter ihrer hochgeschlossenen Ordenstracht trägt, erfahren wir aus einer Werbeanzeige: Unterwäsche der Modefirma Mey. Die junge, hübsche Frau schaut den Betrachter an, in den Händen einen Rosenkranz haltend. Daneben der Slogan: „Unsere Wäsche gefällt der Dame. Und dem Herrn.“ Immer wieder begegnen uns religiöse Motive in der Werbung. Produkte bekommen Engelsflügel, Adam und Eva sehen von Plakatwänden herab, Nonnen und Priester sollen die potenziellen Konsumenten zum Kauf animieren. Angesichts einer weitgehend säkularisierten Gesellschaft stellt sich die Frage, warum die Werbung religiöse Anspielungen verwendet und welche Ergebnisse sie damit erzielt. Provokation als Hingucker Damit sich das beworbene Produkt von der Masse abhebt, sucht die Werbung nach immer neuen Grenzüberschreitungen. „Werbung ringt in Zeiten der Informationsüberflutung um Aufmerksamkeit“, so Daniel Adolph. Im Kampf um die Aufmerksamkeit werden die Grenzen stetig ein Stück nach vorne verschoben, Tabus aufgeweicht. Die Werbung setzt auf Provokation. „Sex sells“ hieß es früher. Doch ganz so einfach ist es heute nicht mehr. Sex und Gewalt gelten unter Werbeprofis schon seit 1/2007 25 den 1980er-Jahren als enttabuisiert. Ein besonderer Provokationseffekt lässt sich mit sexuellen Anspielungen alleine kaum noch erzeugen. Religion hingegen gilt als letzte moralische Bastion, die die Werbewirtschaft noch stürmen kann. Mit der Verwendung von Symbolen, die manchen als „heilig“ gelten, lässt sich provozieren. „Stellen Sie sich zwei Anzeigen für einen Unterwäschehersteller vor: Beides Mal ist eine nackte Frau zu sehen – nur einmal trägt sie Engelsflügel und ein Kreuz um den Hals. Erfahrungsgemäß wird dieses Motiv deutlich mehr Aufmerksamkeit erregen“, so Werber Daniel Adolph. Schaut sich der Betrachter die Werbeanzeigen an, die sich einer religiösen Symbolik bedienen, so lässt sich der Schluss ziehen, dass es vor allem die Mischung verschiedener provokanter Elemente macht. Durch eine Kombination aus Sex und Religion oder Gewalt und Religion versucht die Werbung den Provokationseffekt noch zu steigern. Diese Strategie verfolgen zum Beispiel zwei von der Agentur Jung von Matt entworfene Printanzeigen. Die eingangs erwähnte Unterwäschewerbung der Firma Mey ist eine davon. Das Bild und der doppeldeutige Slogan verbinden bereits Erotik und Religion vortrefflich. Noch deutlicher wird der dazugehörige Werbetext: „Ob Dominik, Franz, August oder Benedikt – die Herren der Schöpfung sinken reihenweise in die Knie, wenn eine Frau in Mey erscheint. Das ist kein Wunder, sondern Soft Shape. Diese neuartigen Mikrofasern sind besonders fein und leicht und ganz nebenbei eine glänzende Versuchung für den Angebeteten. Hat das keinen Orden verdient? Eintreten auf www.mey.de.“ Der Orden geht hier vor allem an die Werbetexter. Der Text strotzt nur so vor religiösen und erotischen Anspielungen und vermag es zugleich, die Verbindung zum Produkt herzustellen. Die Grenzen der Provokation Die Kampagne gegen Tierversuche von „Noah Menschen für Tiere e.V.“ will mit der Kombination aus Gewalt und Religion Aufmerksamkeit erregen. Die Anzeige zeigt eine am Bauch aufgeschlitzte Ratte. Es sieht aus als sei sie an ein Kreuz gespannt. Daneben steht: „Nicht jedes Opfer hilft der Menschheit.“ Die Anzeige wirkt schockierend, die Provokation ist heftig, Aufmerksamkeit garantiert. 26 1/2007 Doch Aufmerksamkeit ist nicht alles. Die Rechnung geht nur auf, wenn der Zusammenhang zwischen Anliegen und Botschaft für den Betrachter erkennbar und glaubhaft ist. Dies schafft die Tierschutzkampagne. Anders verhielt es sich bei Benetton. Der Modehersteller hatte in einer berüchtigten Kampagne auf stetige Provokation gesetzt. Die Anzeigen bestanden aus Bildern, die unter anderem den Kuss zwischen einer Nonne und einem Priester, einen Soldatenfriedhof, einen Aidskranken oder einen zum Tode Verurteilten zeigten. Das Produkt suchte der Betrachter vergeblich. Die Kampagne schaffte es nicht, den Sinnzusammenhang zwischen Marke und Markenbot- schaft herzustellen. Am Ende zogen die Händler vor Gericht, da sie durch diese Werbung ihren Verkaufserfolg gefährdet sahen. Die Kampagne war alles andere als erfolgreich. Sinnentstellende Zusammenhänge und die Verletzung der Gefühle von Glaubensgemeinschaften zeigen die Grenzen der Verwendung religiöser Motive in der Werbung auf. Auch wenn offenbar die Toleranzgrenzen der einzelnen Religionsgemeinschaften variieren – dieser Eindruck entstand zum Beispiel angesichts des Aufruhrs um die Mohammed-Karikaturen – und die Grenze zur Verletzung religiöser Gefühle individuell unterschiedlich empfunden wird, scheint es so etwas wie eine selbstregulative Kraft des Marktes zu geben. Dr. Henning von Vieregge, Geschäftsführer des Gesamtverbands der Kommunikationsagenturen, meint zu diesem Thema: „Der Konsument mag prinzipiell herausfordernde, überraschende, aber keine verletzende Werbung. Werbung, die Aufmerksamkeit um jeden Preis erreichen will, ist vielleicht aufmerksamkeitsstark, aber selten auch wirklich wirksam. Sie kann Bumerang-Effekte auslösen. (…) Insoweit regelt der Markt am Ende die moralische Frage verlässlich.“ Zur Unterstützung der Ethik in der Werbung hat der Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft 1972 den Deutschen Werberat ins Leben gerufen. Die selbstdisziplinarische Institution der Werbeschaffenden nimmt Beschwerden aus der Bevölkerung entgegen. Um einen Beschwerdevorgang in die Wege zu leiten, reichen der Grund und ein Hinweis auf die konkrete Werbemaßnahme. Der Werberat fordert die betroffene Firma zu einer Stellungnahme auf und entscheidet dann, ob der Beschwerde stattgegeben wird. Ist das der Fall, wird die Firma aufgefordert, die Werbung zurückzuziehen. Ansonsten spricht der Werberat eine Rüge aus. Beschwerden wegen Verletzung religiöser Gefühle machen im Schnitt etwa vier bis fünf Prozent der Klagen aus. Der Großteil der Beschwerden geht wegen Frauenfeindlichkeit ein (ca. 34 Prozent). Der Fernsehsender MTV löste letztes Jahr mit der Werbung zum Start seiner Serie „Popetown“ eine ganze Beschwerdeflut aus. Die Printanzeige zeigte den gerade vom Kreuz herabgestiegenen Jesus mit Fernbedienung in der Hand vorm Fernseher sitzend. Er krümmt sich vor Lachen. Dazu der Slogan „Lachen statt rumhängen“. Der Werberat forderte daraufhin MTV auf, die Werbung zu unterlassen. Der Sender zog die Anzeige zurück. bar gewesen seien. Die Grenze der Provokation war oft überschritten oder Motive wie Paradies, Engel, Teufel, Heiligenschein und Wolken seien so austauschbar, dass sie kaum eine Wirkung erzielen. In diese seichte Kategorie fällt eine Werbung für die Marke Brunch. Neben der gekreuzigten Ratte und der von Mey eingekleideten Nonne wirkt diese vergleichsweise harmlos. Im Sommer letzten Jahres brachte Brunch zwei Sorten Brotaufstrich auf den Markt. Die leichte Variante mit Schnittlauch und Buttermilch hieß Himmel, die scharfe mit Chili taufte man Hölle. Mit dem Spruch „Nur für kurze Zeit auf Erden erhältlich“ wurden die Konsumenten zum Kauf angeregt. Von Vieregge macht in solchen Werbungen noch ein humoriges Element aus. Dem Käufer würde vermittelt: „Diese Versuchung ist zwar süß, aber noch im statthaften Bereich.“ Vermutlich lässt sich so mit zeitlicher Begrenzung noch ein Werbeeffekt erzielen. Als Grund für ein leichtes Abnehmen religiöser Symbolik in der Werbung nennt Adolph auch den Bedeutungsverlust von Glaube und Religion gerade bei jungen Menschen. Damit ließe auch die Zugkraft religiöser Symbole nach. Religionswissenschaftler bemühen sich im Zusammenhang von Bedeutung der Religion und der Verwendung religiöser Symbole in der Werbung einen positiven Zusammenhang zu sehen: „Es wäre bezeichnend, wenn Religion in der Werbung überhaupt nicht mehr vorkäme, weil das zugleich bedeuten würde, dass sie in der Lebenswelt der Menschen keine Bedeutung mehr hätte“, meinen die Theologen von „glauben und kaufen“. Die Gleichung, dass Religion in der Werbung für die Bedeutung von Religion in der Gesellschaft spricht, geht jedoch nicht ganz auf. Um den Werbeeffekt wahrzunehmen reicht schließlich allein das Wissen um religiöse Symbole. Und das besteht selbst bei den meisten Atheisten. Noch. ● Bedeutungsverlust der Religion in der Werbung Insgesamt stellt Agenturchef Adolph einen leichten Rückgang religiöser Symboliken in der Werbung fest. Dies begründet er mit einer Übersättigung durch religiöse Motive: „Die Vielzahl von Kampagnen mit religiösen Symbolen der Vergangenheit führt dazu, dass sich Werbekreative in ihrem Drang neues zu schaffen, anderen Mechaniken zuwenden.“ Hinzu kommt, dass die meisten Versuche nicht sonderlich frucht- 1/2007 27 Zen-Garten 28 1/2007 MAGAZIN Renate Hücking Im Paradies versteckt: Die Anschauung der Welt ■ Tausende strömen auf Gartenfestivals, an Sommerwochenenden locken landauf, landab „Offene Gartenpforten“ den Freizeitmenschen in die Gärten wildfremder Leute. Der Garten hat sich zum Massenspaß entwickelt. Garten ist Lifestyle. Und ein Geschäft. 99 Cent für sechs Stiefmütterchen, wie soll das gehen? Indem man die Pflänzchen massenweise turboschnell vermehrt, sie in Asien aufziehen lässt, um sie dann vollgepumpt mit Chemie hierzulande auf Gartencenter zu verteilen. Und wenn sie die ersten sechs Wochen nicht überstehen, werden sie weggeworfen, steht doch der Nachschub schon im Regal. Die Industrieware Billigpflanze ist ein Wegwerfprodukt. Mit „Natur“ hat das wenig zu tun. Das zu vergessen helfen Gartenzeitschriften mit ihren schönen Bildern. Sie zeigen den Trend: Wie hätten Sie’s gern? Romantisch, postmodern oder Zen? Mit üppigem Rosenbogen oder ein Design fast ohne Pflanzen? Vielleicht eine Venus oder einen Buddha als Dekoration? Die Konsumgesellschaft produziert eine Gartenmode nach der anderen. Fast alles ist erlaubt. Fast alles ist erschwinglich: Schöne demokratische Gartenwelt! Auch Gartenbücher verkaufen sich blendend: Prächtige „Tablebooks“ für das „Gardening“ im Sessel und jede Menge Ratgeber: „Easy Gardening“ für Anfänger, die ein Veilchen kaum vom Stiefmütterchen unterschieden können; „Lazy Gardening“ für Zeitgestresste, die sich weismachen lassen, Gärtner könnten ungestraft faulenzen. Duft- und Heilgärten, Wellness- und Wohlfühlgärten – wo Zeit ein Luxusgut ist, haben Oasen paradiesischer Ruhe und Entspannung Hochkonjunktur. Herrscht in der Natur nicht ein anderer Zeittakt als im „wirklichen“ Leben? Wird der Rhythmus im Garten nicht nach wie vor von den Jahreszeiten bestimmt? Überliefertes Gärtnerwissen und handgeschmiedetes Werkzeug stehen hoch im Kurs, Kräuter für die Küche und Heilpflanzen für die Ge- Das Paradies ist in den meisten Religionen ein Garten. Im Christentum ist es der Garten Eden, im Islam erwarten den Märtyrer Jungfrauen an kühlenden Bächen, die Kelten hatten Avalon, den Apfelgarten, die Griechen den Garten der Hesperiden. Und der Esoteriker heutzutage verspricht sich sein Heil eher von unberührter Wildnis. Da stellt sich die Frage, wie sich die jeweils herrschende Weltanschauung in der Gestaltung von Gärten und Parks widerspiegelt. Konnte man in vergangenen Zeiten den Glauben eines Landesherren an seinem Garten erkennen? In loser Folge wird sich diesseits in verschiedenen Gärten umschauen. Klostergarten 1/2007 29 sundheit scheinen unwiderstehlich – „Gutes aus Klöstern“ verspricht eine Produktgruppe des Edelversands „Manufactum“ der mit dem Versprechen wirbt: „Es gibt sie noch, die guten Dinge“. Doch Nostalgie kann die verlorene Beziehung zur Natur nicht ersetzen. Das Lebewesen Pflanze eignet sich nicht fürs „Instant gardening“. Auch wenn es wenig anspruchsvolle Arten sind, ihre Pflege ist immer zeitintensiv: Ständig ist etwas zu tun, es wird gegraben und gehackt, gedüngt und gewässert, hier frisst die Schnecke, dort muss die Schere schon wieder für Ordnung zu sorgen. Nur durch die gewaltige Investition an Arbeit und Zeit wird der Gärtner seinen Garten fühlen, erleben und seine Schönheit erkennen. Oft lässt diese Belohnung lange auf sich warten – doch dann ist es im Garten wie im „irdischen Paradies“. Der „Garten Gottes“ Dieses Bild vom „irdischen Paradies“ taucht in den unterschiedlichsten Kulturen und Sprachen auf. Gemeint ist der Ort, in dem sich der Traum des Menschen, mit der Natur in Einklang zu leben, erfüllt. Dabei ist ein Garten immer ein umfriedetes, vom Menschen bearbeitetes Stück Natur, das von der „wilden“ Natur draußen abgegrenzt ist. Der 825 entstandene St. Gallener Klosterplan zeigt uns vier ummauerte Gärten in der nach außen völlig abgeschlossenen Welt einer Benediktinerabtei. Ein stilisierter Garten Eden liegt im Zentrum des Klosters: Es ist die vom Kreuzgang umgebene, durch ein Wegekreuz gevierteilte Fläche, in deren Mitte ein Baum steht (später ist es meist ein Brunnen). Die Wege symbolisieren die vier Hauptströme, die im Paradies entspringen (1. Mose, 2,8-15). Dieser schmucklose Garten gehört ganz dem Schöpfer, ist ein Ort des Gebets und der Andacht. Wenn der Mönch Pachomius im 4. Jahrhundert schreibt: „Der Ort im Kloster, wo man Gott am nächsten ist, ist nicht die Kirche, sondern der Garten“, dann könnte das auch auf den Baumgarten zutreffen, der in unmittelbarer Nähe zur Kirche liegt. Hierbei handelt es sich um einen Gartenraum, der zu Recht als ein erster christlich-abendländischer Gartenentwurf gedeutet wird: Zwischen 14 Laub- und Obstbäumen, die um ein Kreuz gruppiert sind, liegen Mönche begraben. Eine Schrift erinnert an die Kreuzigung, die Auferstehung Christi und 30 1/2007 das Ewige Leben. Trauer und Hoffnung, Tod und Auferstehung – dieser Garten symbolisiert sowohl das Paradies als auch den Garten Gethsemane, in dem die Leidensgeschichte Christi begann. Auch die beiden Nutzgärten auf dem Klosterplan sind „Gärten Gottes“, beziehen doch die angebauten Gemüse, Würz- und Heilkräuter, die die Menschen ernähren und ihre Krankheiten heilen, ihre Kräfte „von Gott als höchstem Gärtner“. Er ist ihr Schöpfer, und die Aufgabe der Mönche ist es, die Pflanzen zu hegen und zu pflegen, Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt. Jorge Luis Borges um dadurch die Schöpfung zu preisen. Nicht zu übersehen auf den Beeten sind die weiße Lilie und die rote Rose: Die eine steht für die Reinheit Marias; in der roten Rose begegnet uns das Bild von Rosenkranz und Dornenkrone: Martyrium und strahlender Glaube – beide Blumen verweisen darauf, dass selbst Nutzgärten hinter Klostermauern sakrale Räume sind. Die Verherrlichung Gottes ist ihre Daseinsberechtigung. Der „Garten des Königs“ Die Daseinsberechtigung des Barockgartens ist dagegen die Repräsentation der Macht seiner Eigentümer. Darüber hinaus feiert der Mensch sich in diesen feudalen Anlagen selbst. Die Naturwissenschaften haben das mittelalterliche Weltbild über den Haufen geworfen: Nicht mehr Gott, sondern der menschliche Genius ist die zentrale Kraft. Sie hat die Erkundung der Welt vorangetrieben; neue Kontinente sind entdeckt, fremdartige Pflanzen und Tiere haben Europa erreicht. Politisch hat sich der Absolutismus durchgesetzt: Es ist das Jahrhundert eines Sonnenkönigs, und wenn Ludwig XIV. (1638-1715) in Versailles Hof hält, dann ist er mit seinem Schloss und seinem Park der Mittelpunkt der Welt. Einen ganzen Landstrich hat sein Architekt Le Nôtre mit einem geometrischen Muster aus Hecken, Wegen und Wasserläufen überzogen. Dieser monumentale Garten hat Blickachsen, die sich bis an den Horizont erstrecken und die Macht des absoluten Herrschers demonstrieren, eine Macht, sie sich offenbar auch auf die Beherrschung der Natur erstreckt. Denn nichts in diesem Garten ist dem Zufall überlassen. Alles ist berechnet, den Gesetzen der Perspektive unterworfen. Keine Pflanze wächst so wie sie wachsen möchte – egal ob Baum oder Strauch, Berg oder Tal – allem hat der Mensch seinen Willen aufgezwungen. Sogar dem Wasser, das aus Brunnen stürzt oder aus der Ebene viele Meter hoch in den Himmel steigt. Unentbehrlich im Barockgarten sind Pflanzen, die dem Diktat der Heckenschere gehorchen. Hainbuchen etwa, die zu hohen Hecken gezogen werden oder Buchsbaum, der zu schmalen, nur zehn Zentimeter hohen Bändern gestutzt, in einer Art Stickmuster auf farbigen Kies gepflanzt wird. Weder in den Hecken noch in diesen „BroderieParterres“ zählt die einzelne Pflanze; sie verschwindet in der grünen Architektur oder im Ornament der abstrakten Linien, deren Raffinesse und Perfektion der Hausherr am besten aus der erhöhten Position der Beletage überblickt. Der „Garten des Königs“ ist eine Fortsetzung der Repräsentationsräume ins Freie und die Bühne für ein aristokratisches Publikum, das Musik, Theater und rauschende Feste liebt. Unverzichtbare Kulisse solcher Vergnügungen ist der „Jardin d’Oranges“. Die in Kübeln wachsenden Orangenbäume sind nicht nur äußerst kostbar; die Bäumchen mit dem glänzenden Laub, den stark duftenden Blüten und den orangefarbenen Früchten gelten als Sinnbilder der Herrschaft, denn die „pommes d’oranges“ deutet man als die goldenen Äpfel aus dem legendären Göttergarten der Hesperiden, die Herkules aus strengster Bewachung rauben konnte. Und da der Held mit seinem Wagemut, seiner Tatkraft und Stärke die Tugenden eines barocken Herrschers verkörpert, dürfen Orangen in keinen fürstlichen Garten fehlen. Sofern die Pflanzen des Südens selbst im Norden überleben, blühen und Früchte tragen, wird erneut bewiesen, dass der Mensch die Natur spielend beherrschen kann. Der „Garten der Freiheit“ Der Aufstand gegen die „Vergewaltigung der Natur“ durch Schere und Lineal im formalen französischen Garten kommt im 18. Jahrhundert aus England. „Fürstliche Lau- ne hat all das erfunden, und höfische Sklaverei und Abhängigkeit hält es am Leben“, schreibt 1711 der Naturphilosoph Shaftesbury (1671-1713), und die englische „Gartenrevolution“ versteht sich ausdrücklich als Spiegel der gewaltigen politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen im Land: Die Macht des Monarchen wird zugunsten des Parlaments beschnitten, und die bis heute gültige konstitutionelle Monarchie wird eingeführt. Aus dem friedlichen und einträglichen Nebeneinander von feudalem Großgrundbesitz und neureichem, städtischem Bürgertum erwachsen wirtschaftliche und politische Freiheiten, so dass England technisch, wirtschaftlich und politisch zum liberalsten und fortschrittlichsten Land Europas wird. Die neue Gartenkunst propagiert das harmonische Nebeneinander gleichberechtigter Naturbilder; statt grüner Architektur und beschnittener Pflanzen wird im englischen Landschaftspark die natürliche Entfaltung der einzelnen Pflanze gefordert. Hatte der „Garten des Königs“ die Natur sorgfältig ausgegrenzt, so propagiert der „Garten der Freiheit“ die Öffnung des Parks zur Landschaft und ihren Naturschönheiten. Hügel, Täler, Bäche, Bäume und Waldstücke werden wie Gemälde betrachtet. Die großen Vorbilder sind Claude Lorrain und die Gebrüder Poussin. In diesem Sinne ist der ideale Landschaftspark als eine fließende Abfolge von begehbaren „Bildern“ gestaltet. Dazu wird das Terrain modelliert, das Wasser gelenkt, das Pflanzenmaterial sorgfältig gewählt und kunstvoll im Raum komponiert. Die Natur wird inszeniert, doch soll man die Arbeit des Regisseurs nicht erkennen. Alles soll wie zufällig, möglichst natürlich wirken. Religiös werden die idealisierten Landschaftsbilder als Abbilder der Schöpfung interpretiert, und so schleicht sich erneut eine Paradies-Vorstellung in die Gartenkunst ein. Häufig werden die Landschaftsparks als „Kathedralen der göttlichen Natur“ beschrieben, wobei dieser Gott sich in der Schönheit seiner Schöpfung offenbart. Die ist mit allen Sinnen erfahrbar, und wir nehmen sie nicht mit dem Verstand, sondern mit dem Gefühl wahr. In dieser Hinwendung zur Innerlichkeit erweist sich der Garten erneut als kulturhistorisches Dokument, in dem man die sozialen und politischen Verhältnisse seiner Entstehungszeit ablesen kann: So reagiert das 18. Jahrhundert mit der Empfindsamkeit auf die Herrschaft der bürgerlichen Vernunft und der Glorifizierung der ökonomischen Effizienz. Damals hat der Weg in die Industriegesellschaft und die damit einhergehende Ausbeutung der Natur begonnen. Ungeheure Zerstörungsprozesse wurden in Gang gesetzt und die Entfremdung von Mensch und Natur ist das Ergebnis. ● Von Renate Hücking und ihrer Co-Autorin Kej Hielscher sind im Piper Verlag erschienen: Süchtig nach Grün. Gärtnerinnen aus Leidenschaft; 2007 (19.80) Oasen der Sehnsucht. Von Gärten im Verborgenen; 2006 (8,90) Pflanzenjäger. In fernen Welten auf der Suche nach dem Paradies; 2004 (8,90) angesehen Patricia Block Glauben ohne Gott Ein Film über Gita Neumann ■ „Glauben ohne Gott“, so heißt die Reportage, die am 25. Februar 2007 um 17.30 Uhr zur exklusiven sonntagnachmittäglichen Sendezeit in der ARD zu sehen war. Für das knapp halbstündige Feature begleitete der RBB-Redakteur Christian Modehn Gita Neuman, Bundesbeauftragte für Patientenverfügung und humanes Sterben beim Humanistischen Verband Berlin, über mehrere Monate mit der Kamera zu verschiedenen Wirkungsstätten ihrer Arbeit bis hin in ihr Privatleben mit dem Bildhauer Rudolf Valenta. Zu sehen ist sie auf einer humanistischen Totengedenkfeier, beim Besuch eines älteren, schwerkranken Herren, der sich mit ihr unterhält, wann für ihn die Grenze des noch ertragbaren Leidens gekommen ist. Der Film beobachtet Frau Neumann in einem Gesprächskreis von ehrenamtlichen Teilnehmern des Visite-Hos- 32 1/2007 pizkurses, beim Besuch der Pankower Demenz-Wohngemeinschaft und in der Diskussion mit Schülern einer Lebenskundegruppe. Auch dort steht das Thema Tod auf dem Stundenplan. Etwas todeslastig das Ganze. Der Titel „Sterben ohne Gott“ hätte wohl besser gepasst. Über Monate begleitete das Filmteam Veranstaltungen und Aktionen des HVD mit der Kamera, doch nur wenige gedrehte Szenen, Statements und Interviews konnten in dem knapp 30-minütigem Beitrag untergebracht werden. Es ist kein Film über den Humanistischen Verband, das hatten sicher viele erwartet, die die Arbeit der Filmemacher über lange Zeit beobachtet hatten. Es ist ein Film über Gita Neumann und ihre Arbeit. Die Dominanz des Themas Krankheit und Sterben ist damit logisch vorgegeben. Nur lassen sich Rückschlüsse auf entsprechende Projekte beim HVD, in die Gita Neumann eingebettet ist, von Verbandsfremden nicht so ohne weiteres ziehen. Was fehlt, ist ein wenigstens dezenter Hinweis auf Adressen, Telefonnummern oder Kontaktpersonen. Der Film „Glauben ohne Gott“ von Christian Modehn möchte ein breites Publikum von der schlichten Wahrheit über- zeugen, dass nicht-religiöse Menschen normalerweise sehr gut ohne jegliches Eiferertum auskommen. Modehn zeigt Humanisten, Atheisten und Agnostiker, exemplarisch an Situationen aus dem Leben einer Referentin des HVD, von ihrer unverbissenen, dialogorientierten, freundlichen Seite. Ecken und Kanten fehlen – damit fallen allerdings auch alle politisch, ethisch oder intellektuell zugespitzten Positionen des HVD dem harmonisierend-ästhetischen Konzept des Autors zum Opfer. Unerwähnt bleibt auch Gita Neumanns großes politisches Engagement, ihre Vorreiterrolle im Kampf um die gesetzliche Regelung der Patientenverfügung. Trotzdem: sehenswert und diskussionswürdig. Und diskutiert wird in den Reihen des Berliner Verbandes, die Meinungen gehen weit auseinander. Während die Befürworteter sich darüber freuen, dass Humanismus als Herzensangelegenheit vorgestellt wird, vermissen andere, dass jegliches Konfliktpotenzial ausgeblendet ist, was unweigerlich vorhanden ist, wenn man mit alten, kranken und sterbenden Menschen arbeitet. Bedenkt man jedoch die Zielgruppe – der Film lief im Kirchenfunk – ist es schon erstaunlich, wie sensibel der HVD und seine Mitglieder gezeichnet werden. Doch bei aller Sympathie für Nicht-Religiöse scheint der Filmemacher hier an die Grenzen seiner eigenen Vorstellungskraft zu stoßen und so versucht er stetig, das bei Atheisten fehlende Göttliche mit etwas anderem zu füllen: mit Spiritualität und Ritualen, bei denen sicher einige Humanisten erschrocken fragen: „Sind das noch wir?“ Eine salbungsvolle Stimme aus dem Off suggeriert eine mystische Naturverbundenheit, mit der sich pragmatische Materialisten nicht identifizieren können. Nur wissen wir ja auch, wie schwer sich die Suche nach eigenen Ritualen gestaltet. Der Film kann eine gute Gelegenheit sein, innerhalb der eigenen Reihen die Debatte über Spiritualität – was sie sein soll oder kann – anzustoßen. Ich verstehe die Aussagen Gita Neumanns so, dass eine Öffnung hier auch mit Grenzziehung und Auseinandersetzung einhergehen sollte, z. B. gegenüber esoterischem Harmonisierungsstreben und grenzenloser Beliebigkeit. Ob nun Mandalas und buddhistische Klangschalen zu uns passen oder nicht, wird Thema vieler zukünftiger Diskussionen sein. Die Grundüberzeugung bleibt, – mit dem Tod ist alles vorbei. ● Nachgefragt ■ Ständige Leser der diesseits erinnern sich sicher an den Beitrag „in nomine domini“ von Rainer Rosenzweig in Heft 77 über katholische Heiratswillige und Ehehindernisse. Es wurde viel gelacht über diesen Text, aber auch diskutiert. Die Meinungen, ob konfessionslose Menschen mit einem gläubigen Partner vor einen kirchlichen Traualtar treten können, gingen weit auseinander. Ja, sie können, sagten auf Nachfrage sowohl die Pressestelle der Deutschen Bischofskonferenz als auch das Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland. Mit gewissen Einschränkungen, selbstverständlich. Lesen Sie hier die Antworten der beiden Kirchen. zwischen einem katholischen und einem nichtgetauften Partner erteilen. Eine solche Dispens (amtliche Befreiung) darf nur erteilt werden, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind (vgl. Can. 1125 CIC): 1. Der katholische Partner hat sich bereitzuerklären, Gefahren des Glaubensabfalls zu beseitigen, und er hat das aufrichtige Versprechen abzugeben, nach Kräften alles zu tun, dass alle seine Kinder in der katholischen Kirche getauft und erzogen werden; 2. von diesen Versprechen, die der katholische Partner abgeben muss, ist der andere Partner rechtzeitig zu unterrichten, so dass feststeht, dass er wirklich um das Versprechen und die Verpflichtung des katholischen Partners weiß; 3. beiden Partnern sind die Zwecke und Wesenseigenschaften der Ehe darzulegen, die von keinem der beiden Eheschließenden ausgeschlossen werden dürfen.“ Möglich ist auch die amtliche Befreiung von der kirchlichen Eheschließungsform, so dass die Ehe gültig auch vor dem Standesamt geschlossen werden kann. Sollte der Wunsch bestehen, die Eheschließung mit einem konfessionslosen Partner in einer li- turgischen Feier vorzunehmen, gibt es einen eigenen Trauungsritus. (…) Die vom nichtglaubenden Partner zu sprechenden Texte sind dabei so gehalten, dass sie den Glauben an Gott nicht voraussetzen. (…)“ „In der Regel setzt eine evangelische Trauung in der Kirche die Kirchenmitgliedschaft beider Ehepartner voraus. (…) Sollte sich allerdings für einen der beiden Ehepartner keine Möglichkeit abzeichnen, wieder oder erstmals in die evangelische Kirche einzutreten, gibt es die Möglichkeit eines „Gottesdienstes anlässlich einer Eheschließung zwischen einem Christen und einem Nichtchristen“. In der Feier eines solchen Gottesdienstes wird Gottes Wort verkündigt, gebetet und gesungen und um Gottes Segen für das Brautpaar gebeten. Die nähere Gestaltung dieses Gottesdienstes aber – auch im Unterschied zur Trauung – fällt in den verschiedenen Landeskirchen und Gemeinden in Deutschland unterschiedlich aus. Um hier also eine konkrete Vorstellung zu bekommen, müssen die jeweiligen Paare zu ihrer Gemeinde bzw. zu der Kirchengemeinde gehen, in der sie getraut werden wollen; dort erfahren sie alles Nötige.“ ● „Nach katholischem Verständnis unterliegt eine kirchliche Eheschließung, auch wenn nur ein Partner katholisch ist, dem Kirchenrecht. Wer also kirchlich heiraten möchte, unterliegt den kirchlichen Rechtsvorschriften (Codex Iuris Canonici, kurz: CIC), auch wenn einer der Partner konfessionslos ist, also keiner Religion oder einer anderen Religion angehört. Die Eheschließung eines katholischen Partners mit einem Nichtgetauften ist ein Ehehindernis. Der Bischof der jeweiligen Diözese (oder sein rechtlicher Vertreter) kann eine Sondererlaubnis für die Trauung 1/2007 33 Blickdicht Stille Nacht Köln – Der Staatsanwaltschaft Köln liegt eine Strafanzeige gegen den Kabarettisten Jürgen Becker vor. Ein muslimischer Kulturverein aus Bergheim hatte die Anzeige wegen Volksverhetzung und Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgemeinschaften und Weltanschauungsvereinigungen erstattet. Becker soll sich in seiner Sendung „Mitternachtsspitzen“ in der Novembersendung 2006 über islamische Frauen, die ein Kopftuch tragen, lustig gemacht haben. Unter anderem hatte der Kabarettist vorgeschlagen, das Kopftuch den islamischen Männern um die Augen zu binden, um sich so vor den visuellen Reizen ihrer Frauen zu schützen. Der gesamte Text kann unter www.comedy.wdr.de, Sendungstext vom 4. November 2006 eingesehen oder unter 0231-527248 angefordert werden. Bergen – Ein technischer Fehler war die Ursache für ein ungewöhnliches „Dauergeläut“ am vergangenen Weihnachtsabend. So geschehen in einer Kirche in der norwegischen Stadt Bergen. Die dortige Salhus-Kirche läutete am Heiligen Abend fünf Stunden ohne Unterbrechung. Zwischen 17 und 22 Uhr waren die Glocken nicht zu bremsen. Erst nachdem der Pastor der Kirchengemeinde, Arvid Andreas Fosse, in dem entlegenen Gotteshaus eintraf und die Automatik abstellte, fanden die Bürger ihre Ruhe. Schiet Barcelona – Den bekannten Figuren, die in einer Krippe zur Darstellung der Weihnachtsgeschichte platziert werden, wird in Katalonien eine eher ungewöhnliche Gestalt an die Seite gestellt: der so genannte „Caganer“, übersetzt: „Scheißerchen“. Bitte ohne Turban lächeln Itsy bitsy teeny weeny Honululu-Strandburkini Sydney – Eine Mischung aus Bikini und Burka ermöglicht es muslimischen Frauen an Australiens Stränden künftig als Rettungsschwimmerin zu arbeiten. Der so genannte Burkini ist ein Badezweiteiler, verhüllt aber wie die Burka den gesamten Körper. Demnächst soll das 120 Euro teure Stück dort in die Läden kommen. Die Herstellerin Aheda Zanetti hofft, ihre Käuferschicht auch auf NichtMuslime auszuweiten. In Australien sei nicht nur die Sittsamkeit ein Grund, einen Burkini zu tragen, sondern auch die starke Sonneneinstrahlung. Er schütze auch vor Sonnenbrand. 34 1/2007 Paris – In Frankreich ist ein Mitglied der Sikh-Religion erneut mit einer Klage gegen die Vorgabe gescheitert, für ein Führerscheinfoto seinen Turban abzunehmen. Der Staatsrat als oberstes Verwaltungsgericht lehnte die Beschwerde, die sich auf die Religionsfreiheit und das Diskriminierungsverbot in der Europäischen Menschenrechtskonvention berief, jetzt endgültig ab. Laut Gericht sieht die Menschenrechtskonvention selbst vor, dass die dort garantierten Freiheiten Ziel von Beschränkungen sein können. Dies gelte für „notwendige Maßnahmen in einer demokratischen Gesellschaft zum Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung“. Zugbegleiter Rom – Der römische Hauptbahnhof Termini ist in einer feierlichen Zeremonie dem verstorbenen Papst Johannes Paul II. gewidmet worden. Der Bahnhof heißt von nun an „Stazione Termini – Giovanni Paulo II“, berichtete Radio Vatikan. Abseits Rom – Das Fußball-Fieber grassiert neuerdings auch im Vatikan. Die rechte Hand des Papstes, der vatikanische Staatssekretär Tarcisio Bertone, träumt von einem vatikanischen Fußballteam: „Ich schließe nicht aus, dass der Vatikan in Zukunft eine Fußballmannschaft organisiert, die auf dem Niveau von AS Rom, Inter Mailand und Sampdoria Genua spielen kann“. Die vatikanische Staatsangehörigkeit ist für die Berufung ins päpstliche Nationalteam nicht zwingend erforderlich, wohl aber die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche. Zu Gast bei Freunden Stuttgart – Das Magazin „Reader’s Digest“ veröffentlichte die Resultate einer Umfrage von Emnid, für die etwa 1.000 Bundesbürger über 14 Jahren nach ihrer Meinung über außerirdische Lebensformen befragt wurden. Vier von zehn Befragten sind der Ansicht, dass es Aliens gibt. Dass die eventuell auf anderen Planeten lebenden Wesen intelligent sind, nehmen 47 Prozent der befragten Männer und 35 Prozent der Frauen an. 37 Prozent gaben zur Antwort, dass sie davon ausgehen, dass Außerirdische schon auf der Erde waren. Knapp 66 Prozent vermuten bei den möglicherweise existierenden fremden Lebewesen eine positive Einstellung gegenüber den Bundesbürgern. Die Figur ist nicht nur sinnbildlich so genannt, sie stellt auch das dar, wonach sie benannt wurde: Der „Caganer“ verrichtet seinen Stuhlgang im Stall. Diese Ergänzung hat in dem Land eine lange Tradition, ihr Ursprung geht auf die Legende zurück, dass die Aufregung über die Geburt des Jesuskindes einem der Hirten auf den Magen geschlagen sein soll. Ein besonderer Spaß für die Katalanen ist, das versteckte Scheißerchen aufzufinden. Krönung Warschau – In Polen haben sich 46 Abgeordnete verbündet und händigten im Januar dem Präsidenten des Parlaments Marek Jurek einen Entwurf aus, wonach Jesus Christus der König von Polen werden soll. Der Entwurf wurde – obwohl seit Wochen fertig – bis jetzt geheim gehalten. Die Initiatoren hinter diesem Entwurf sind verschiedene Mitglieder der rechtskonservativen Regierungsparteien PIS, der national-katholischen LPR sowie der Bauernpartei PSL. Erzbischof Marian Golebiewski wundert sich über diese Idee: „Das ist eigentlich eher die Domäne der Kirche als der Abgeordneten“. Schnittig Istanbul – Das islamische Opferfest „Eid al-Adha“ endete in diesem Jahr für über 1.000 Menschen in der Türkei mit einem Krankenhausaufenthalt. Wie türkische Medien berichten, haben sich mindestens 1.413 „Hobby-Metzger“ diverse Verletzungen zugezogen. Beim Schlachten von Kühen, Schafen, Stieren und Ziegen gab es in erster Linie Schnittwunden an Händen und Füßen zu beklagen. Allerdings wurden auch beispielsweise vier Menschen verletzt, als sie von schwereren Tieren begraben wurden. Derartige „Hausschlachtungen“ stehen in der Türkei eigentlich unter Strafe, sie werden mit Geldstrafen geahndet. Mein Freund der Baum Bangkok – Laut den Bewohnern der abgelegenen Stadt Koh Sireh in Thailand kann ein Bananenbaum, der in der Stadt beheimatet ist, die Lottozahlen vorhersagen. Menschen aus allen Regionen des Landes pilgern zu dieser Attraktion. Um sich die Nummern vorhersagen zu lassen, muss man den Baum mit einem Mix aus Puder und Wasser beschmieren und warten, dass sich Zahlen aus der Masse ergeben. Für das Dorf ist der Baum ein Segen. Die Tourismusindustrie in Koh Sireh freut sich über große Gewinne. Ort zum Touristenmagneten machen will. Eine Papststatue im öffentlichen Raum sei „ein Angriff auf die Trennung von Staat und Kirche“, erklärt die Lehrerin Marylène Guillaume, die den Widerstand mit organisiert. Eine Bürgerinitiative zog vor Gericht. Eine Konzession hat der Bürgermeister allerdings gemacht: Die Einweihung des Denkmals wurde um einen Tag verschoben, um nicht auf den symbolträchtigen Jahrestag der Trennung von Staat und Kirche am 9. Dezember 1905 zu fallen. Dafür nannte er an diesem Tag den Bahnhofsplatz von Ploërmel in Tsereteli-Platz um. Die streitbaren Gallier wollen aber weiter Widerstand leisten. Ihnen wäre am liebsten, das Standbild könne zerstört werden wie 2001 die Riesenstatue im „Aschram“ Mandarom bei Castellane in den französischen Alpen. Damals hatten Behördenvertreter trotz Proteste das Riesendenkmal einer Sekte gesprengt. Die Luft ist rein Berlin – Auch buddhistische Häftlinge haben kein Recht auf Räucherstäbchen in ihren Zellen. Das hat das Kammergericht Berlin entschieden. Ein Häftling der in der Justizvollzugsanstalt Tegel zwei Freiheitsstrafen verbüßt, hatte sich beschwert, dass er keine Stäbchen mehr bekam. Im Strafvollzugsgesetz steht zwar, dass dem Gefangenen Gegenstände des religiösen Gebrauchs in angemessenem Umfang zu belassen sind, teilte das Gericht mit. Die Juristen bezweifeln aber, dass dies für Räucherstäbchen gilt. Der Besitz des Stäbchens kann laut Gericht untersagt werden, wenn deren starker Duft die Kontrollen auf Drogen und Alkohol behindert. Der klagende Häftling wurde bereits wegen Cannabismissbrauchs auf einer Abschirmstation untergebracht. Gallier gegen Römer Ploërmel – Ein kleines gallisches Dorf leistet hartnäckigen Widerstand gegen Papst Johannes Paul II. Der verstorbene polnische Pontifex soll als neun Meter hohe Bronzestatue über den Ort wachen. Die Statue ist ein Geschenk des 72jährigen georgischen Bildhauers Zurab Tsereteli – bekannt für Denkmäler in gigantischen Ausmaßen – mit dem der 75-jährige Bürgermeister Paul Anselin seinen Ick steh’ auf Berlin Interlaken – Der vom Bestsellerautor Erich von Däniken gestaltete Mystery-Park bei Interlaken in der Schweiz ist wegen massiven Geldmangels am Ende. Der finanzielle Engpass habe von Däniken gezwungen, den nach seinen Ideen entstandenen Park mit rätselhaften Erscheinungen aufzugeben. Nun erwägt der UFO-Forscher einen Mystery-Park in Berlin zu bauen. Der Diesseits -Gedanke Moral ist, wenn man so lebt, dass es gar keinen Spaß macht, so zu leben. Edith Piaf, französische Chansonsängerin (1915-1963) bedauerte nichts: «Non, rien de rien, non, je ne regrette rien.» 1/2007 35 Auf der Suche nach Antwort funden, der von Jugend auf gelernt hat, sich immer wieder neue Schneisen in den kapitalistischen Arbeitsmarkt zu schlagen, „als sei der Gelderwerb im Gehirn eingeschrieben.“ Er kann sich als Tankstellengehilfe, Bandgründer, Hamburgerverkäufer, Weihnachtsbudenverkäufer, Fliesenfabrikarbeiter, Stromzählerableser, wissenschaftliche Hilfskraft, Kulturreporter und dank jeder Menge anderer Jobs im Kulturbereich irgendwie materiell erhalten. Spaß, Solidarität und angenehmen oder gar sicheren Arbeitsbedingungen begegnet er nirgendwo. Durch welche Arbeitsbedingungen der Erzähler auch immer taumelt, überall drohen Ausbeutung, Macht, prekäre Arbeitsverhältnisse, die aus den Menschen Objekte, austauschbare Figuren machen: „Das Essen schmeckte immer gleich, das Personal sah immer gleich aus. Die Mitarbeiter waren gehalten ständig zu lächeln.“ Der Autor entlarvt das von Intellektuellen oft propagierte kreative Nomadendasein als ein Monadenleben: Jeder und jede denkt nur an sich, kämpft nur für sich und kennt am Ende nur noch sich. Einzelkämpfertum und Konkurrenz werden so zu einem gesellschaftlichen Wert, den alle Figuren des Romans verinnerlicht haben. Sexismus, Rassismus und Klassismus sind Bestandteile des Arbeitsalltags. Sympathisch kann auf diese Weise keine Figur den LeserInnen werden und das ist auch die Absicht. Der Autor ist inspiriert von Elfriede Jelineks Techniken der literarischen Montage und der Produktion von Kunstfiguren: Typen, die gesellschaftliche Verhältnisse repräsentieren und durch die sprachliche Form der Darstellung Widerspruch hervorrufen sollen: nicht gegen die Menschen, sondern gegen die unmenschlichen Verhältnisse. Heike Weinbach Kiontke, Jürgen : Little Class. – Berlin : Verbrecher Verlag, 2005. – 13.00 Euro „Wenn die Wahrheit ein Wachsmalstift wäre ...“, so beginnt die jugendliche Ich-Erzählerin ihre Geschichte einer Suche, die in einem überraschenden Findungsprozess endet. Heidi lebt mit ihrer Mutter „So be it“ und der Nachbarin „Bernadette“ in zwei miteinander verbundenen Wohnungen von der Umwelt ziemlich abgeschottet. Bernadette ist klaustrophobisch und verlässt nie die Wohnung, sie unterrichtet Heidi und versorgt sie und deren Mutter. Heidis Mutter wird von ihr so beschrieben: „Ich mochte meine Mutter und ich bin sicher, sie mochte mich auch, aber ohne Bernadette wären wir aufgeschmissen gewesen. Mama wusste nicht viel. Sie hatte keine Ahnung von Zahlen. Sie konnte weder die Uhrzeit sagen noch Geld zählen oder ein Telefon benutzen. Sie kannte nur die Farbe Blau, und obwohl sie ein paar Buchstaben erkannte, A und S, manchmal noch H, konnte sie nicht lesen, nicht mal ihren eigenen Namen“. Heidi, für die die geistige Behinderung ihrer Mutter Normalität ist, fängt irgendwann an, sich Fragen zu stellen: was sie eigentlich über ihre Mutter weiß und nicht weiß; was der Name der Mutter „So be it“ und ihr eigener Familienname „It“ zu bedeuten haben und vor allem, was ihre Mutter mit dem von ihr ständig wiederholten Wort „Soof“ wohl meinen könnte. Zutiefst überzeugt davon, dass die Welt ihrer Mutter Bedeutung hat, macht sie sich auf der Grundlage eines Fotos und einer Heim-Adresse, weit weg von ihrem Zuhause, auf die Suche nach Antworten auf ihre im Notizbuch systematisch aufgezeichneten Fragen. Heidi trifft auf Menschen, die sie unterstützen und erlangt das Wissen, dem sie auf der Spur war. Dabei erschließt sie sich und den LeserInnen die Welt von geistig behinderten Menschen als eine zutiefst bedeutungsvolle. Die großartig erzählte Botschaft dieses Bücher fürs Diesseits... Aktuelle Kirchenkritik, Studien zur Geschichte von Atheismus & Humanismus, Gedanken humanistischer Philosophen, z.B. Aufklärung ist Ärgernis, Karlheinz Deschner – Leben, Werk, Wirkung, sorgfältig ausgewählt und kommentiert unter: www.denkladen.de 36 1/2007 Jugendbuches erinnert uns daran, dass wir uns in die Welt und das Denken von geistiger Behinderung als normaler Herstellung von Bedeutung und Sinn hineinführen lassen müssen. Das Buch endet traurig und hinterlässt das Gefühl, für einige Lesestunden der Humanität in der Welt ganz nahe gekommen zu sein. Heike Weinbach Weeks, Sarah: So B. it. Heidis Geschichte. – München, Wien : Carl Hanser Verlag, 2005. – 15.90 Euro Einzelkampf und Konkurrenz Berlin gilt als Hauptstadt des Prekariats. Dazu gibt es jetzt den passenden Roman. Der Berliner Autor, Journalist und Jungle WorldHerausgeber hat in seiner Groteske einen männlichen Ich-Erzähler er- Männlicher Monismus Es ist ein repräsentativer Sammelband, der sich umfänglich als eine Art Festschrift „100 Jahre Deutscher Monistenbund“ (DMB) versteht und den Folgen von Haeckel und Darwin widmet. Er wendet sich also der Evolutionstheorie und den Theorien über den Urgrund des Lebens zu. In einem solchen Buch auf das Weibliche, nicht nur auf Frauen als menschliche Gattungswesen, so prinzipiell zu verzichten, ist schon sehr erstaunlich. Da helfen auch Zitate aus drei Briefen von Ida Altmann an Ernst Haeckel aus einem wohl recht einseitigen Briefwechsel mit dem „Hochverehrten Herrn Geheimrat“ nicht hinweg, zumal die arme Frau Altmann gleich noch einen Rüffel bekommt: Sie „hat sich allerdings kaum ... mit den philosophischen und naturwissenschaftlichen Differenzierungen innerhalb der monistischen Bewegung ... auseinandergesetzt (S. 300). Noch eine zweite Frau wird kurz erwähnt, Hedda Eulenberg, die Gattin des Humanisten und Pazifisten, in den 1920ern berühmten rheinischen Dichters Herbert Eulenberg, dem Schöpfer auch der Monistenhymne „Lied der Monisten“. Ihren Stichworten (vgl. S. 131: Strafrecht, Schule, Mutterschutzbewegung, uneheliche Kinder) nachzugehen, hätte die Herausgeber auf den „Mutterschutzbund“ und seine geistigen wie personellen Verquickungen mit dem Monismus und auf zitierfähige Frauen stoßen lassen. Solche Sachen geschehen, wenn Monismus weitgehend mit dem DMB identifiziert wird. Das wiederum ist von anderem Vorteil: Die negativen Folgen von Haeckels Theorien (nur zwei Winke: „unwertes Leben“, „spartanische Selection“) können dadurch weit hinter seine ja nicht zu unterschätzenden glänzenden naturwissenschaftlichen Entdeckungen und deren vorteilhafte Wirkungen auf das Freidenkertum zurücktreten. Aber sie gehören nun einmal zu den „Folgen“, was Eckhart Pilick andeutet, wenn er auf die Ambivalenz der „Monismen im Monismus“ und darauf verweist, dass es Monisten unter Liberalen, Sozialisten und Deutschnationalen gab (vgl. S. 135) – eben; und auch unter Frauenrechtlern und Herrenmenschen. Das soll nun nicht davon abhalten, diesen informativen Sammelband und seine einzelnen Studien namhafter Autoren (u.a.: Rudolf Bährmann, Olaf Breidbach, Heiko Weber, Franz Wuketits) beiseite zu tun. Gabriele Groschopp Darwin, Haeckel und die Folgen. Monismus in Vergangenheit und Gegenwart / Hrsg. von Arnher E. Lenz u. Volker Mueller. – Neustadt a. Rbg : Angelika Lenz Verlag, 2006. – 24,90 Euro Ein wirklich guter Rat Die Stiftung Warentest hatte in ihrer Zeitschrift FINANZtest (Nr. 9, September-Ausgabe 2006) Ratsuchende informiert, was man im Umfeld einer Patientenverfügung beachten sollte. Unter die Lupe genommen wurden Leistungsspektrum und Gebühren von fünf ausgewählten Anbietern, unter den gemeinnützigen die Deutsche Hospiz Stiftung, das Deutsche Rote Kreuz und der Humanistische Verband Deutschlands. Dem letztgenannten (HVD) wurde als einzigem bescheinigt, „individuelle Hilfe beim Verfassen einer Verfügung“ zu leis- ten. Nun hat das Verbrauchermagazin „Guter Rat“, in seiner aktuellen Februarausgabe dieses Ergebnis noch bekräftigt. Das Magazin nennt den Verband nun als erste von nur zwei empfohlenen Bestelladressen – neben der des Bundesjustizministeriums. Positiv hervorgehoben wird, dass der Humanistische Verband Deutschlands auf gemeinnütziger Basis Anstöße böte, „um Lebensperspektiven zu entwickeln“. Sein Fragebogen- und Textbaustein-Modell wird wie folgt beschrieben: „... Ausgefeilter in seinen Denkanstößen und quasi eine Weiterentwicklung des Forderungskatalogs aus dem Justizmini- sterium ist der Ansatz des Humanistischen Verbandes Deutschlands. Der Verein, der sich seit langem mit dem Themenkreis des selbstbestimmten Sterbens befasst, hat auf Basis der offiziellen Empfehlungen einen nur vierseitigen Fragebogen erstellt, der einerseits alle Aspekte des Themas verdeutlicht, andererseits den Leser auch immer wieder anstößt, Lebensperspektiven zu entwickeln und zum Ausdruck zu bringen. Der Fragebogen dient dann dazu, eine detaillierte Patientenverfügung ausfertigen zu lassen...“ (Quelle: Guter Rat, Heft 2 Februar 2007, Schicksalsfrage Patientenverfügung, S. 36 ff) 1/2007 37 Neue Armut, Unterschicht und Prekariat – Aspekte sozialer und ökonomischer Unterprivilegierung Frühjahrstagung 2007 der Humanistischen Akademie Bayern e.V. vom 23.3.-25.3.07 Tagungsort: Karl-Bröger-Centrum, Karl-Bröger-Str. 9, 90459 Nürnberg, Teilnahmegebühr: Freitag: 5 Euro; Samstag: 30 Euro; Sonntag: 15 Euro; gesamte Tagung: 49 Euro Vorläufiges Programm (Stand 25.01.07) Freitag, 23.3.07 20.00 Uhr Eröffnung der Tagung, Begrüßung durch den Präsidenten der Humanistischen Akademie Bayern, Dr. Alexander Endreß. 20.20 Uhr Einführungsvortrag: [...], Referent: Prof. Dr. Christoph Butterwegge (Köln), Professur und Leitung der Abteilung für Politikwissenschaft am Seminar für Sozialwissenschaften der Universität zu Köln ca. 21.30 Uhr Geselligkeit beim kleinen Imbiss zum gegenseitigen Kennen lernen Samstag 24.3.07 9.30 Uhr Armut in verschiedenen Lebensphasen Kindheitsarmut, Referentin: Dr. Claudia Wenzig (Nürnberg), Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit Armut und familiäre Lebensverläufe, Referentin: Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe (Gießen), Professur und Lehrstuhlleitung für Wirtschaftslehre des Haushalts und Familienwissenschaft an der Justus-LiebigUniversität Gießen 11.00 Uhr Armut im diachronen und synchronen Vergleich Armut im europäischen Vergleich, Referent: Prof. Dr. Walter Hanesch (Darmstadt), Professor für Sozialpolitik und Sozialverwaltung an der Fachhochschule Darmstadt (angefragt) „Vocies of the poor“ hören – Mögliche geschichtswissenschaftliche Beiträge zur lösungsorientierten Armutsforschung, Referent: Dr. Christoph Kühberger (Salzburg), Mitarbeiter am Fachbereich für Geschichts- und Politikwissenschaft, Universität Salzburg 12.30 Uhr Mittagspause 14.00 Uhr Politische Themen zur Armut Die Wiederentdeckung der sozialen Frage durch Rechtsextremisten, Referent: Prof. Dr. Armin PfahlTraughber (Swisttal), Professor am Fachbereich Öffentliche Sicherheit der Fachhochschule des Bundes in Swisttal „Dolchstoßlegenden“ des Sozialstaats: „Hartz IV“, „Agendapolitik“ und „Lafontainismus“, Referent: N.N. 15.30 Uhr Kaffeepause 16.00 Uhr Armut und Gesundheit Psychosoziale Auswirkung der Armut, Referentin: Prof. Dr. Sabine Walper (München) Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München (angefragt) Müssen Arme früher sterben?, PD Dr. Uwe Helmert (Bremen), Mitarbeiter am Zentrum für Sozialpolitik, Gesundheitspolitik, Arbeits- und Sozialmedizin der Universität Bremen 18.00 Uhr – 20.00 Uhr Pause 20.00 Uhr Kulturprogramm Sonntag, 25.3.07 09.30 Uhr Armut und bürgerschaftliches Engagement Die Verantwortung von Wirtschaftseliten, Referent: Prof. Dr. Peter Imbusch (Marburg), Professur für sozialwissenschaftliche Konfliktforschung am Zentrum für Konfliktforschung der Phillips-Universität Marburg (angefragt) Zivilgesellschaft, bürgerschaftliches Engagement und Sozialkapital, Referent: Prof. Dr. Dr. Sebastian Braun (Paderborn), Forschungszentrum für Bürgerschaftliches Engagement, Universität Paderborn 11.00 Uhr Von der Suppenküche zum Sozialstaat und zurück: Bürgerschaftliches Engagement anstelle des Wohlfahrtstaats? Podiumsdiskussion unter andrem mit dem Jugend- und Sozialreferenten der Stadt Nürnberg, Reiner Prölß, und dem Gründer des „Zentrums aktiver Bürger“ und Leiter des Landesnetzwerkes Bürgerschaftliches Engagement, Dr. Thomas Röbke. 13.00 Uhr Ende der Tagung 13.15 Uhr Spin-Off-Treffen „Schuldnercoach“ – Projekt für bürgerschaftliches Engagement Den jeweils aktuellen Stand des Programms und eine Anmeldemöglichkeit finden Sie im Internet unter www.humanistische-akademie-bayern.de oder Sie fordern die Anmeldeunterlagen telefonisch an: 0911/43104-0 38 1/2007 in ‚Hannöverscher’ Mundart. Seine vielen gesellschaftskritischen Beiträge verschweigt man dagegen.“ gesellschaftlichen Gruppen, zu denen ich den Humanistischen Verband zähle. (…) Aus einem Brief des Regierenden Bürgermeisters von Berlin an den Landesvorsitzenden des Humanistischen Verbandes Berlin, Oktober 2006 Werden Stammbuchinhalte angepasst? Wir haben tatsächlich einen Konflikt zwischen der islamischen Zivilisation in ihrem jetzigen Zustand und der säkular demokratischen Kultur. Die Hausordnung einer Gesellschaft, in der Menschen verschiedener Kulturen und Religionen leben, muss aber weltlich sein. Bassam Tibi, Professor für Internationale Beziehungen an der Universität Göttingen, im Interview mit Westfälischen Rundschau am 28.12.2006 Aussprache (…) Auch ich erinnere mich gern an die gelungene Jubiläumsveranstaltung des Humanistischen Verbandes am 24. Juni diesen Jahres. Trotz des negativen Urteils des Bundesverfassungsgerichts wird Bildung ein Schwerpunkt der Arbeit des künftigen Senats sein. Dafür brauchen wir die Zusammenarbeit mit wichtigen Als Körperschaft des öffentlichen Rechts kann der Humanistische Verband Nordrhein-Westfalen weltliche Trauungszeremonien begleiten und entsprechend im Familienstammbuch beurkunden. Ein entsprechendes Urkundenblatt in den handelsüblichen Stammbüchern sucht man dabei allerdings vergebens. Aus diesem Grunde kreierte der Landesverband ein eigenes Urkundenblatt, auf dem der Begriff „Kirchliche Trauung“ durch „Weltliche Trauung“ ersetzt wurde. NRW-Mitglied Wolf Sieberichs regte nun bei einem Familienstammbücher produzierenden Verlag an: „…sollten Sie mindestens einen Alternativsatz ohne Vordrucke für kirchliche Einträge und ohne entsprechenden Hinweis im Inhaltsverzeichnis anbieten.“ Überaschenderweise antwortete der Verlag: „Ihr Schreiben zeigt, wie weit sich die Wirklichkeit des standesamtlichen Alltags heute von den Verhältnissen entfernt hat, die es Anfang des vorigen Jahrhunderts zu regeln galt ... Wir werden Ihre Anmerkungen aber nun zum Anlass nehmen, eine zeitgemäße Lösung für den Inhalt der Stammbücher zu finden.“ Sehr geehrte Damen und Herren, regelmäßig erhalte ich Ihre Zeitschrift, die ich mit Interesse lese und auch an Bekannte weitergebe. (…) Alfons Schwarzenböck, Aschau Der Gewinner unseres Weihnachtsrätsels ist Burkhard Woltersdorf aus Hannover. Er erhielt einen Büchergutschein vom denkladen.de. Herzlichen Glückwunsch! Er schickte uns folgendes Zitat: „Religion ist Reklame für den Tod“, gefunden bei Theodor Lessing, in „Europa und Asien – Unglaubensbekenntnis“, Leipzig 1923. Herr Woltersdorf teilte uns dazu noch mit: „Theodor Lessing war übrigens Mitbegründer der Hannoverschen Volkshochschule und wurde von den Nazis in Ungarn ermordet. Hier in Hannover publiziert man ‚sicherheitshalber’ nur seine Geschichtchen Liebe Leserinnen, liebe Leser der diesseits, wir wüssten gern mehr darüber, wie Ihnen unsere Hefte gefallen. Bitte teilen Sie uns mit, welches Titelbild aus dem Jahr 2006 Sie am meisten angesprochen hat. Kleben Sie die Auswahl auf eine Postkarte, mailen Sie uns oder rufen Sie uns an. Unter den Teilnehmern verlosen wir das im vergangenen Heft vorgestellte Hörbuch von Max Kruse: »Im weiten Land der Zeit«. Redaktion Diesseits Wallstraße 61-65 10179 Berlin 030-61390441 [email protected] 1/2007 39 HUMANISTISCHER VERBAND DEUTSCHLANDS (HVD) Bundesvorstand Wallstr. 61-65, 10179 Berlin Fon 030-613 904-34, Fax 613 904-50 http://www.humanismus.de [email protected] Bundesverband Junge HumanistInnen Wallstraße 61-65, 10179 Berlin Fon 030-613904-76, Fax 613904-50 mwitzke.hvd-berlin@humanismusde BADEN-WÜRTTEMBERG HVD Baden-Württemberg Postfach 2307, 89013 Ulm Fon 0179-4014500 [email protected] Die Humanisten Württemberg K.d.ö.R Mörikestraße 14, 70178 Stuttgart Fon 0711-6493-780, Fax -886 [email protected], www.dhuw.de BAYERN HVD Bayern e.V. ■ Landesgeschäftsstelle Äußere Cramer-Klett-Str. 11-13, 90489 Nürnberg Fon 0911-43104-0, Fax 43104-15 [email protected], www.hvd-bayern.de Humanistische Akademie Bayern e.V. Äußere Cramer-Klett-Str. 11-13, 90489 Nürnberg Fon 0911-43104-0, Fax -15 www.humanistische-akademie-bayern.de [email protected] HVD Nürnberg K.d.ö.R. ■ Geschäftsstelle Äußere Cramer-Klett-Str. 11-13, 90489 Nürnberg Fon 0911-43104-0, Fax 43104-15 [email protected] www.hvd-nuernberg.de ■ Bestattungsreden: 0911-43104-14 ■ Service-Line 0180-11 123 11 ■ Jugendfeier-Team und Junge HumanistInnen: 0911-43104-11 [email protected] www.jugendfeier.net Stadtmauerturm der JuHus: Spittlertormauer 7, 90402 Nürnberg ■ Humanistischer Kindergarten Nbg.-St. Peter Burgerstr. 6, 90478 Nürnberg Fon 0911-42 45 68-0, Fax -3 [email protected] ■ Humanistischer Kindergarten Nbg.-Mögeldorf Ziegenstr. 28, 90482 Nürnberg Fon 0911-95 33 58-0, Fax -3 [email protected] ■ Humanistisches Haus für Kinder Am Südpark Dr. Meyer-Spreckels-Str. 5, 90763 Fürth Telefon 0911-97791013, Fax -17 [email protected] ■ Turm der Sinne gGmbH Büro: Spittlertorgraben 45 90429 Nürnberg Fon 0911-441620, Fax 9443269 [email protected] www.turmdersinne.de Adresse des Turms: Mohrenturm am Westtor, Nürnberg, Spittlertormauer 17 HVD Würzburg Bukarester Str. 12, 97084 Würzburg www.hvd-wuerzburg.de.vu [email protected] BERLIN/BRANDENBURG Humanistischer Verband Berlin-Brandenburg Wallstr. 61-65, 10179 Berlin Fon 030-613 904-0 Fax 030-613 904-50 BERLIN HVD Berlin Landesgeschäftsstelle Wallstr. 61-65, 10179 Berlin Fon 030-613 904-0 Fax 030-613 904-50 [email protected] Direkte Durchwahlnummern: ■ Abteilung Kitas -39 ■ Abteilung Gesundheit/Soziales –25 ■ Abteilung Lebenskunde -60 ■ Abteilung Jugend/Jugendfeier Fon 030-613 904-74, Fax -89 ■ Patientenverfügungen/Trauergruppen -11, -19, Fax -36 www.patientenverfuegung.de [email protected] ■ V.I.S.I.T.E. Besuchs- und Hospizdienst -32 www.visite-hospiz.de [email protected] ■ Öffentlichkeitsarbeit -26 ■ Kultur -23 ■ Fundraising -38 ■ Freiwilligenarbeit/Mitgliederbetreuung/Seniorenkoordinatorin -15 ■ Junge HumanistInnen Berlin Danziger Str. 50, 10437 Berlin Fon 030-442 72 16, Fax 442 34 93 [email protected] [email protected] ■ Jugendtreff „PPZ“ der Jungen HumanistInnen, Marzahner Chaussee 9 10315 Berlin, Fon/Fax 030-510 17 76 ■ Schulklub Sakura-Grundschule Rochstraße 7, 10178 Berlin Fon 030-42 85 21 79 ■ Café Rix GmbH Karl-Marx-Straße 141, 12043 Berlin Fon/Fax 030-686 90 20 ■ Sozialstation „Die Brücke“ Wallstr. 61-65, 10179 Berlin Fon 030-613 904-93 /-97, Fax -91 ■ Mobilitätshilfedienst Berlin-Mitte Wallstr. 61-65, 10179 Berlin Fon 030-613 904-95 /-96, Fax -91 ■ Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle, Behmstr. 73 10439 Berlin, Fon/Fax 030-441 79 92 [email protected] ■ Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (KIS) Nachbarschaftshaus Pfefferwerk Fehrbelliner Str. 92, 10119 Berlin Fon 030-443 43 17, Fax 44 34 04 78 ■ Betreuungsverein Alt-Moabit 108 a, 2. Etg., 10559 Berlin Fon 030-441 30 57, Fax 441 30 59 [email protected] ■ Brückentreff Psychosoziale Kontaktund Beratungsstelle Torstraße 158, 10115 Berlin Fon 030-280 74 42/ -43, Fax -44 Kitas: ■ Adlershofer Marktspatzen Helbigstr.31, 12489 Berlin Fon/Fax 030-677 42 09 ■ Am Park Engelhardtstr. 10, 12487 Berlin Fon/Fax 030-631 66 99 ■ Bornsdorfer Str. 14, 12053 Berlin Fon 030-56 82 86 63 ■ Dreikäsehoch Johanna-Tesch-Str. 20, 12439 Berlin Fon 030-671 70 33, Fax 67 89 45 28 [email protected] ■ Friedenauer Strolche Sponholzstraße 16, 12159 Berlin Fon/Fax 030-75 60 62 09 ■ Gartenstadtfrösche Zur Gartenstadt 239, 12526 Berlin Fon 030-67 82 45 03, Fax 67 82 45 04 [email protected] ■ General-Woyna-Str. 48 13403 Berlin, Fon/Fax 030-413 30 72 ■ Holtheimer Weg 6-8, 12207 Berlin Fon 030-712 49 30, Fax 71 09 74 92 ■ Hopsekäse Scharnweberstr. 60, 10247 Berlin Fon/Fax 030-291 61 64 ■ Kastanienallee 28/30, 12627 Berlin Fon/Fax 030-995 22 69 [email protected] ■ Kinderhaus Felix Zühlsdorfer Str. 16, 12679 Berlin Fon 030-935 80 35, Fax 93 02 78 16 [email protected] ■ Knirpsenstadt am Glitzerbach Geraer Ring 50/52, 12689 Berlin Fon/ Fax 030-933 91 98 ■ Landreiterweg 55, 12353 Berlin Fon 030-667 90 90, Fax 66 79 09 33 ■ Michel-Klinitz-Weg 18 12349 Berlin, Fon 030-743 10 14 ■ Mühlengeister Thomas-Mann-Str. 17/19, 10409 Berlin Fon 030-424 17 31, Fax 42 16 15 86 [email protected] ■ Pillnitzer Weg 6, 13593 Berlin Fon 030-20 91 48 90, Fax 209 14 89 20 [email protected] ■ PrenzlZwerge Stahlheimer Str. 27, 10439 Berlin Fon 030-445 71 94, Fax 40 00 30 61 [email protected] ■ Stadtfüchse Jablonskistr. 11, 10405 Berlin Fon/Fax 030-441 42 82 erzieherinnen.stadtfuechse @web.de ■ Wasserwerkstr. 3, 13589 Berlin Fon 030-37 49 90 30, Fax 374 99 03 24 [email protected] ■ Rappelkiste Alfred-Randt-Str.15/17, 12559 Berlin Fon 030-654 35 58, Fax 654 60 49 ■ Wirbelwind, Friedrich-EngelsStr. 45/47, 13156 Berlin Fon 030-916 51 24, Fax 47 03 68 69 [email protected] ■ Zum Hasenhügel Waldheimer Str. 10/12, 12627 Berlin Fon 030-994 28 49, Fax 99 28 50 79 [email protected] ■ Konfliktberatung für Paare Fon über 030-613 904-15 ■ Neustart – Betreutes Wohnen für Obdachlose Holzhauser Straße 72, 13509 Berlin Fon 030-4 14 68 74, Fax -75 [email protected] www.wp-neustart.de ■ Humanistische Akademie e.V. Redaktion „humanismus aktuell“ Wallstr. 61-65, 10179 Berlin Fon/Fax 030-44 34 09 41 www.humanistische-akademie.de ■ Koordinierungsstelle für ambulante Rehabilitation älterer Menschen in Neukölln Haus des älteren Bürgers Werbellinstraße 12, 12053 Berlin Fon 030-689 77 00, Fax 68 97 70 20 ■ Berliner Seniorentelefon Fehrbelliner Straße 92, 10119 Belin Fon 030-279 63 93, Fax 44 02 49 97 Sprechzeiten: Mo, Fr, So 14-16 Uhr, Mi 12-16 Uhr unter Fon 030-279 64 44 www.berliner-seniorentelefon.de [email protected] ■ HOTEL4YOUth Schönhauser Allee 103, 10439 Berlin Fon 030-446 77 -83, Fax -859 www.hotel4youth.de, [email protected] ■ Kinder- und Jugendbüro Marzahn Kastanienallee 55, 12627 Berlin [email protected] ■ Internetcafé für Senioren Weltenbummler, Werbellinstraße 42, 12053 Berlin-Neukölln Fon 030-68054287 ■ Gesundheitliche und soziale Dienste des HVD in Tempelhof, Friedrich-Wilhelm-Straße 59 12103 Berlin, Fon 030-71096852 BRANDENBURG Humanistischer Regionalverband Ostbrandenburg e.V. PF 1142, 15701 Königs Wusterhausen Fon 03375-29 77 78, Fax 29 33 35 [email protected] www.hro-kwh.de ■ Aktionskita „Knirpsenstadt“ Goethestr. 5, 15711 Königs Wusterhausen Fon 03375-87 28 45 ■ Jugend-Freizeit-Zentrum Scheederstr. 47, 15711 Königs Wusterhausen Fon 03375-29 67 69 HVD Regionalverband Brandenburg Nord e.V. Mühlenfeld 12, 16515 Oranienburg Fon 03301-83 41 11, Fax 83 41 20 ■ Humanistisches Musikzentrum ■ Feierkultur ■ Schuldnerberatung, Vermeidung von Obdachlosigkeit ■ Jugend- und Sozialwerk gGmbH Kanalstr. 20, 16515 Oranienburg Fon 03301-58 28 94 ■ Berufsbildungswerk Nordost gGmbH Albert-Buchmann-Str. 1, 16515 Oranienburg Fon 03301-53 54 40 ■ Betreutes Jugendwohnen Bernauer Str. 146, Haus 106, 16515 Oranienburg Fon 03301-80 70 56 Nebenstelle Neuruppin Fehrbelliner Str. 139, 16816 Neuruppin Fon 03391-50 38 42, Fax 35 05 13 ■ Feierkultur ■ Selbsthilfe-Kontaktstelle ■ Schulsozialarbeit Humanistischer Regionalverband Brandenburg/Belzig e.V. Willibald-Alexis-Str. 28 14772 Brandenburg Fon 03381-73 03 80, Fax 73 03 79 [email protected] Kinder- und Jugendclub, Jugendfeier, Seniorenarbeit, Junge Humanisten, Schulsozialarbeit, Bereich „Hilfe zur Erziehung“ Stadtteilbüro im Bürgerzentrum Große Gartenstraße 42a 14776 Brandenburg an der Havel Fon 03381-25 09-62, Fax -63 Humanistischer Regionalverband Potsdam/Potsdam-Mittelmark e.V. ■ Geschäftsstelle Potsdam Jägerstr. 36, 14467 Potsdam Büro und Patientenverfügung: Fon 0331-290 94 76 Jugendfeier: Fon 0331-270 98 04 Fax 0331-280 58 81 [email protected] [email protected] Humanistischer Regionalverband Teltow-Fläming e.V. Goethestr. 8, 14959 Trebbin Fon/Fax 033731-805 24 Humanistischer Regionalverband Märkisch-Oderland e.V. „Arche“, Carl-Schmäcke-Straße 33 15366 Neuenhagen Tel. 03342-21584, Fax 21586 Humanistisches Internationales Begegnungs- und Beratungszentrum (HIBBZ) Eisenbahnstr.14, 16225 Eberswalde Fon und Fax 03334-212491 www.hibbz.de, [email protected] Humanistischer Freidenkerbund Brandenburg e.V. Postfach 600 813, 14408 Potsdam Fon 03321-45 07 46, Fax 45 07 47 Fon 03338-396 31, Fax 03338-396 32 Humanistischer Freidenkerbund Havelland e.V. ■ Geschäftsstelle Karl-Thon-Str. 42, 14641 Nauen Fon 03321-45 07 46, Fax 45 07 47 [email protected] ■ Jugendtreff Miteinander, Frauen- und Selbsthilfetreff Berliner Str. 41, 14712 Rathenow Fon 03385-51 55 31 ■ Treff: Suchthilfe, Kleiderkammer, Obdachlosenarbeit, Suppenküche Ritterstr. 9, 1641 Nauen Fon 03321-45 07 46 Freidenker Barnim e.V. ■ Geschäftsstelle Rüdnitzer Chaussee 48-50, 16321 Bernau Fon 03338-3 96 31, Fax 3 96 32 ■ Informations- und Beratungspunkt Berliner Str. 48, 16321 Bernau Fon/Fax 03338-2416 Jugendarbeit, Jugendfeier, Senioren- und Rentenberatung, Patientenverfügung, Sozialberatung HAMBURG HVD Hamburg Beim Schlump 23, 20144 Hamburg Fon 040-5312850, Fax 53320430 MECKLENBURG-VORPOMMERN [email protected] NIEDERSACHSEN Freie Humanisten K.d.ö.R. Landesgeschäftsstelle Otto-Brenner-Str. 22, 30159 Hannover Fon 0511-16 76 91-60, Fax -78 [email protected] www.freie-humanisten.de ■ Studentenwohnheim „Haus Humanitas” Fon -61 ■ Feierservice für weltliche Familienfeiern, Fon -63 ■ JugendFEIER (Landeskoordination) ■ Junge Humanisten, Fon 0511-1 85 61 www.junge-humanisten.de Freie Humanisten Osnabrück [email protected] Humanistischer Verband Wesermarsch Postfach 1125, 26926 Elsfleth Fon 04401-695817 Regionalgeschäftsstellen Hannover Otto-Brenner-Str. 22, 30159 Hannover Fon 0511-1 61 40 12, Fax 16 76 91 78 Emden c/o Eckhard Kühl An der Sporthalle 1, 26759 Hinte Fon 04925-8725, Fax 2146 NORDRHEIN-WESTFALEN HVD Nordrhein-Westfalen K.d.ö.R. Landesgeschäftsstelle Küpferstr. 1, 44135 Dortmund Fon 0231-52 72 48, Fax 57 20 72 [email protected] www.hvd-nrw.de Ortsgruppen in vielen Städten! Tel. erfragen! ■ Humanitas-Verlag www.humanitas-verlag.de ■ Junge HumanistInnen NRW Fon 0231-5 86 15 70 HVD Bergisches Land Chlodwigstr. 28 42119 Wuppertal-Elberfeld Fon 0202-46 04 555 HVD Bielefeld Fon 05234-203761 [email protected] HVD Duisburg Fon 0203-29 82 440 SACHSEN HVD Sachsen Großenhainer Straße 88 01127 Dresden, Fon 0351-2198100 [email protected] SACHSEN-ANHALT Humanisten Sachsen-Anhalt c/o Junge Humanisten Magdeburg e.V. Johannes-R.-Becher-Straße 57 Fon 0391-2515938, Fax 2516338 humanisten.sachsen-anhalt@ juhu-magdeburg.de Humanistischer Regionalverb. Halle-Saalkreis e.V. Bürgerhaus „alternativE“ Gustav-Bachmann-Straße 33 06130 Halle Fon 0345-1 31 94 73 Fax 0345-1 31 94 75 [email protected] ■ Frauen Kommunikationszentrum ■ Offener Kinder- und Jugendtreff ■ Trauerberatung, Patientenverfügungen, Fon 0345-2023168 ■ Begegnungsstätte Fon 0345-12 26 90 22 ■ Schuldnerberatung Fon 0345-1319053 ■ Musikinstrumentenkabinett ■ Jugendfeier Fon 0345-1319473 Humanistischer Regionalverb. Südliches Sachsen-Anhalt e.V. ■ Bürger und Jugendhaus/Herberge Huttenstraße 12, 06217 Merseburg Fon 03461-21 35 19 [email protected] ■ Jugendlub „Die Hütte“ Unter den Eichen, 06217 Merseburg Fon/Fax 03461-50 28 75 ■ Jugendfeier Fon 03461-213519 ■ Jugendclub „Elofant“ Häuerstraße 33, 06242 Braunsbedra Fon 0177-2115619 ■ Projekt Schulsozialarbeit Sekundarschule „Unteres Geiseltal“ Häuerstr. 39, 06242 Braunsbedra Fon 034633-2 26 09 Junge Humanisten Magdeburg e.V. ■ KJFE „Kannenstieg“ Johannes-R.-Becher-Straße 57 39128 Magdeburg Fon 0391-2 51 59 38, Fax -63 38 [email protected] ■ Schülertreff „Rothensee“ Badeteichstraße, 39126 Magdeburg Fon 0391-5 05 00 44 ■ Jugendfeier Fon 0391-2515938 Humanistischer Regionalverb. Mansfelder Land e.V. ■ Jugendclub „Die Leuchte“ Beethovenstraße 1, 06333 Hettstedt Fon 03476-85 11 49 ■ Jugendtreff „Bombastic“ Friedenstraße 1, 06456 Sandersleben Fon 034785-2 02 59 Sidonie Grünwald-Zerkovitz wurde am 7. Februar in Tobitschau (Tovacov, Mähren) geboren, sie starb vor einhundert Jahren am 12. Juni 1907 in Karlsbad (Karlovy Vary, Böhmen). Sie betrieb in ihrer Jugend Sprach- und Literaturstudien und ließ sich nach längerem Aufenthalt in Budapest und Athen um 1880 in Wien nieder. Dort leitete sie eine Sprachschule. Als Schriftstellerin erregte sie Aufsehen durch ihre erotischen Dichtungen, in denen sie die Doppelmoral der Männer und ihr Los als Ehefrau in einer Vernunftehe beklagte. Sidonie Grünwald-Zerkowitz Was frag’ ich nach Unsterblichkeit Was frag’ ich nach Unsterblichkeit! Zerstäubt der Unsterbliche nicht? Für einen Tag voll Seligkeit Ich gern auf sie verzicht’! Lasst lieben mich, wie das Herz es will, So lang es wollend sich regt! Frommt ihm „Unsterblichkeit“, wann es still Vermodert, von Würmern zersägt? Nach Vollgenuss der Lebenslust Mein durstend Herz begehrt! Seht, wie es die Schale glückbewusst, In langen Zügen leert! Drum geht mir mit Unsterblichkeit, Der Zukunft Glorienschein! Genieß ich nur mein Stückchen Zeit, Ist nur – das Leben mein! Name, Vorname Anschrift Datum Selbst denken – Gemeinsam leben Humanistinnen und Humanisten gestalten ihr Leben selbstbestimmt und verantwortlich, frei von Religion. Es liegt am Menschen selbst, ethische und moralische Entscheidungen zu treffen. Diese Freiheit haben wir den Gedanken der Aufklärung zu verdanken, in deren Tradition der Humanistische Verband Deutschlands steht. Unterschrift Als Humanistinnen und Humanisten stehen wir zu unserer Verantwortung für die Menschen, das Leben und die Natur. Über die Grenzen von Sprachen und Kulturen hinweg setzen wir auf den friedlichen Austausch von Ideen und Erfahrungen. Dabei achten und respektieren wir alle weltanschaulichen und religiösen Lebensauffassungen. Toleranz hat jedoch dort Grenzen, wo Menschenrechte missachtet und Positionen der Intoleranz vertreten werden. Unterschrift ● Ich bin über die Garantie informiert, dass ich diesen Abonnementauftrag innerhalb von 10 Tagen ohne Angabe von Gründen schriftlich widerrufen kann. Datum A B O N N E M E N T- C O U P O N ● Ich abonniere hiermit die Zeitschrift diesseits zum Jahrespreis von E 12,- inkl. Porto und Mehrwertsteuer (Ausland zuzüglich Portomehrkosten). diesseits erscheint vierteljährlich, jeweils am 1. März, 1. Juni, 1. Oktober und 1. Dezember. Das Abonnement verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr, sofern es nicht spätestens 6 Wochen vor Ende des Kalenderjahres schriftlich gekündigt wird. für ein Jahr und zwar für ● Ich bestelle ein Geschenkabonnement ab Name, Vorname Anschrift Das Geschenkabonnement läuft automatisch aus, sofern es nicht schriftlich verlängert wird. Humanistischer Verband Deutschlands, Wallstraße 61-65, D-10179 Berlin Humanistischer Verband Deutschlands Wallstraße 61-65,10179 Berlin Unterschrift ● Ich möchte diesseits – Zeitschrift des Humanistischen Verbandes kennenlernen. Bitte senden Sie mir ein kostenfreies Probeexemplar zu Name, Vorname I N F O R M AT I O N S - C O U P O N ● Ich bin konfessionsfrei und fühle mich einer humanistischen Lebensauffassung verbunden. ● Ich möchte Mitglied im Humanistischen Verband Deutschlands werden. ● Ich möchte im Humanistischen Verband Deutschlands mitarbeiten. Meine Interessen liegen im Bereich Anschrift Datum Humanistischer Verband Deutschlands, Wallstraße 61-65, D-10179 Berlin Wir arbeiten eng mit unseren Partnerverbänden in der ganzen Welt zusammen, die wie wir der Internationalen Humanistischen und Ethischen Union (IHEU) angehören. Der Humanistische Verband Deutschlands ist eine überparteiliche, demokratische Organisation, die sich in allen Bereichen des gesellschaftlichen und politischen Lebens engagiert, in denen weltanschauliche Fragen berührt sind. Humanistinnen und Humanisten beziehen Stellung in den ethischen Debatten unserer Zeit. Der Humanistische Verband Deutschlands organisiert Kulturund Bildungsangebote und bietet soziale Unterstützung und humanistische Beratung für Menschen in allen individuellen Lebenslagen. Wir richten weltliche Namens-, Jugend-, Hochzeitsund Trauerfeiern aus. In Berlin ist der Humanistische Verband Träger des Schulfaches Lebenskunde und bundesweit von vielen Kindertagestätten. Besonders gefragt ist das Angebot der Patientenverfügung. Die „Jungen HumanistInnen“ unterstützen Kinder und Jugendliche auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Leben. Bundesweit werden zirka 250.000 Menschen pro Jahr durch die Dienstleistungen des Verbandes erreicht.