Wie alles Begann... - neuenahr
Transcription
Wie alles Begann... - neuenahr
Die Vereins-Chronik berichtet: Es war im Sommer 1957, als die Herren Willi Noppeney, Theo Ley und Rainer Schmidt sowie Herr Konrad Poppelreuter als Sponsor sich in den Kopf setzten, einen Fliegerverein ins Leben zu rufen. Dem Gedanken folgte die Tat und am 1. Juli 1957 wurde im Cafe Bell in Ahrweiler der Luftsportverein „Ahrweiler-Bad Neuenahr“ mit dem Ziel, Sportfliegerei zu betreiben und zu pflegen, gegründet. Zum 1. Vorsitzenden wurde Willi Noppeney gewählt. Da zunächst weder Platz noch Gerät und Fluglehrer vorhanden waren, wurde in Wershofen mit gecharterten Flugzeugen und Fluglehrern der Flugbetrieb aufgenommen. Nach einem von Herrn Konrad Poppelreuter eingebrachten Werkplan zum Bau eines Segelflugzeuges, wurde unter der technischen Leitung von Herrn Theo Havenith der Bau der ersten Maschine – d.h. der Einzelteile in Angriff genommen. Gebaut wurde zunächst im Ahrweiler Schwimmbad und – als es zu kalt wurde – in einem Raum über der Backstube im Cafe Bell. Die Finanzierung erfolgte sowohl durch den Verkauf von Bausteinen als auch durch Nachtarbeit beim Appolinaris-Brunnen und sonstigen persönlichen Opfern der Gruppe. Der Jahresbericht 1958 würdigte dieses Engagement: „Trotz unzähliger Baustunden unserer Stammarbeiter Schmidt, Roth, Rheindorf, Ley, Josten und Wanninger unter der Leitung von Leo Havenith wurde es doch Hochsommer, ehe die im Sommer 1957 begonnene Arbeit fertig war.“ Die Bauteile wurden nach Fertigstellung einer strengen Prüfung unterworfen und anschließend nach Poppenhausen/Rhön transportiert. Dort wurde das Flugzeug – eine 2-sitzige Rhönlerche – bei der Firma Schleicher zusammengebaut. Der erste Start mit eigenem Flugzeug erfolgte am 2. November 1958 in Hangelar. Als Fluglehrer wurde Herr Bruno Weber vom LSV Bonn angeheuert. Die Maschine erflog noch in diesem Spätherbst bis zum 30. November an sieben Schulungstagen 72 Starts, davon 69 an der Seilwinde des LSV Bonn und 3 im F-Schlepp; dabei wurde eine Gesamtflugzeit von 7 ½ Stunden erzielt. Im folgenden Jahr – am 15. März 1959 – wurde das Flugzeug auf dem Marktplatz Ahrweiler von Landrat Urbanus im Beisein von Karl von der Elz auf den Namen „Georg Kreuzberg“ getauft. Doch bereits am 25. Januar 1959 begann der Luftsportverein – jetzt mit Theo Ley als 1. Vorsitzenden – den Flugbetrieb auf dem Flugplatz Bonn-Hangelar. Die Bonner schraubten die Schleppgebühren so hoch, dass sich der Verein nach einem anderen Platz umsehen musste. Er landete am 28. Juni 1959 in Wershofen/Eifel. Dort wurde dann bis zur Winterruhe (22. November 1959) mit Fluglehrer F. Müller weitergeflogen. Aus dieser Zeit rührt auch die freundschaftliche Verbundenheit mit der Fluggruppe Wershofen und ihrem „Boss“ Karl Brenner. Das Jahr 1959 ermöglichte an 41 Tagen Flugbetrieb mit 407 Starts = 58 Stunden Flugzeit. Versuche, einen Flugplatz bei Ramersbach einzurichten, scheiterten am Widerstand eines Grundstückeigentümers endgültig. Die Wanderjahre des Vereins hatten noch kein Ende gefunden, denn am 27. Januar 1960 wird der Flugbetrieb in Bonn-Hangelar wieder aufgenommen; aber bereits im April erfolgt der Umzug nach Eudenbach. 1. Vorsitzender des Vereins ist nunmehr Dr. Wolfgang Ernst. Immerhin wurden bis zum 27. November an 45 Flugbetriebstagen 821 Starts = 84 Stunden Flugzeit erflogen. Die „Georg Kreuzberg“ startete in diesem Jahr zu ihrem 1000. Flug, gesteuert von Willi Noppeney, der neben Arno Melzer und K. Kittel in diesem Jahr den Luftfahrerschein Klasse I erhielt. H. Wershofen erwarb den Luftfahrerschein Klasse II. R. Wanninger ist nach Teilnahme eines Lehrganges auf der Wasserkuppe der erste Segelfluglehrer des LSV. Nun kann regelmäßiger Schulbetrieb durchgeführt werden. 1960 wurde außerdem die Anschaffung einer eigenen Schleppwinde ins Auge gefasst: ein 8-ZylinderChevrolet-Motor aus einem Unfallwagen der amerikanischen Armee wurde auf einem Schrottplatz bei Frankfurt/Main geborgen, das Windengetriebe wurde auf einem Schrottplatz bei Weilerswist aus einem englischen Armeefahrzeug ausgebaut und die Seiltrommel ist ein Meisterstück von Karl Brenner, dem Vorsitzenden des befreundeten LSV Wershofen. Leider wurde die Winde nicht ganz fertig und so stand sie – laut Jahresbericht 1960 – „halbfertig in Schnee und Eis“. Inzwischen hatte der Verein auch 5 Mitglieder mit Motorflugschein; Willi Weber legte eine Kunstflugprüfung ab. Erstmalig wurde ein Lärmbelästigungsflug über der Badstadt durchgeführt. Die dabei eingesetzte Maschine, eine PA 18 mit C 90-Motor erbrachte bei 300 m Flughöhe im Reiseflug 65 Phon und unter Volllast 68 Phon. Man glaubte, dass damit die bei allen Möglichkeiten angeführten Lärmbelästigungen durch Sportflugzeuge endgültig gegenstandslos geworden wären. Die Ahnungslosen!!! Im Jahre 1961 konnte erstmalig eine ganze Flugsaison auf nur einem Flugplatz (Eudenbach) durchgeführt werden. Im ganzen gesehen war es ein erfolgreiches Jahr: im Sommer kehrten die Flieger Dr. Ernst, Bernd Schmickler und E. Weiske mit L-Schein Klasse I und Flugzeugschleppgenehmigung vom ersten Österreichtrip nach Zell am See zurück. Im Herbst wurde auch die Schleppwinde fertig. Eine funkelnagelneue K 8 wurde erworben. Mit Herrn Otto Kaiser stand ein zweiter Fluglehrer zur Verfügung. Weitere Anschaffungen waren ein zweiter Fallschirm und ein Barograph. Im August war ein Wechsel des Vereinsvorstandes erforderlich, da Herr Dr. Ernst aus beruflichen Gründen zurücktrat. Herr J. Weyer übernahm nun das Amt des 1. Vorsitzenden. Für besondere Verdienste konnte 1961 Herr Theo Ley mit der „Silbernen Ehrennadel“ des deutschen Aero-Clubs ausgezeichnet werden. Die Saison 1962 konnte gut ausgerüstet beginnen und wie der Jahresbericht ausweist, waren die Leistungen und Erfolge entsprechend. Nachdem am 25. März 1962 die neue Ka 8 D-7009 in Ahrweiler auf den Namen „Ahrschwärmer“ getauft worden war, konnte man erstmals mit eigenem Gerät und Lehrern unabhängigen Vereinsflugbetrieb in Eudenbach durchführen. Einschließlich zweier in Zell am See durchgeführter Lehrgänge betrug die Startzahl 1102 und die erflogene Zeit rd. 207 Stunden. Dies entspricht einer Verdoppelung der Leistungen gegenüber 1961. Dabei haben 8 Schüler ihre ersten Alleinflüge durchgeführt und 3 die C-Prüfung bestanden; 5 Piloten erwarben den L-Schein Klasse I und 4 den LSchein Klasse II. Die Windenfahrerberechtigung wurde 4 Vereinsmitgliedern erteilt. Das Leistungsabzeichen für Segelflieger „Silber-C“ erflogen sich K. Kirchhoff, H. Wershofen und B. Schmickler in Zell am See. Für Letzteren wurde die Sache ziemlich teuer, da seine Kameraden die vereinseigene Ka 8 bereits abgerüstet hatten und er die letzte Bedingung für 300 DM auf einer gecharterten Maschine erfliegen musste. Dass der Verein schon damals Wert auf Jugendarbeit und Ausbildung legte, beweist die Aufnahme eines Jugendleiters in den erweiterten Vorstand; Herr Theo Ley übernahm dieses Amt. Der Luftsportverein hat seit Bestehen immer nach einem eigenen Landeplatz in Stadtnähe Ausschau gehalten. Anfang 1963 schien man auf der „Bengener Heide“ den geeigneten Platz gefunden zu haben. Im März wurden Probeflüge durchgeführt, aber es bedurfte noch langwieriger Verhandlungen und viel Geduld, ehe der Flugplatz „vor der Haustür“ Wirklichkeit wurde. Bis dahin wurde weiterhin in Eudenbach geflogen. Der ab April wieder begonnene Flugbetrieb wurde jäh unterbrochen, denn nach einigen Flügen wurde die Rhönlerche am Boden unfreiwillig in Einzelteile zerlegt und fiel für den Rest des Jahres aus. Der geplante Sommerlehrgang in Zell am See konnte so nur mit der Ka 8 durchgeführt werden. Die daran Beteiligten hatten trotz schlechtem Wetter – wie auch bei allen früheren Besuchen in Österreich – unvergesslich schöne Tage und fliegerischen Erfolg. Im Oktober wurde ein Föhnlehrgang in Zell am See durchgeführt. Die Ka 8 überwinterte in Österreich; sie sollte im Frühjahr den Leistungsfliegern bei Föhneinfall ohne größere Transportschwierigkeiten zur Verfügung stehen. Um Flüge in ungeahnte Höhen durchführen zu können, wurde eigens ein Sauerstoffgerät angeschafft. Wenn auch im September 1963 laut einem Rundschreiben den Vereinsmitgliedern mitgeteilt wurde „ein greifbares Ergebnis können wir heute leider noch nicht mitteilen …“, ging es doch mit dem Ausbau des Landeplatzes „Bengener Heide“ los. Man erzählt, dass Bernd Schmickler nicht nur mit Öl handeln könne, sondern es auch sehr gut verstünde, mit den Bauern erfolgreiche Verhandlungen zu führen. Die benötigten Felder wurden zum Erntepreis von Kartoffeln, Korn und Rüben angepachtet. Da das Gelände tatsächlich zum großen Teil aus Heideland, bestückt mit Büschen und Dornengestrüpp bestand, musste etwas geschehen: Eine in Koblenz stationierte Pioniereinheit musste zum Manöver ausrücken. Die Verladung dauerte einige Tage. Merkwürdig war nur, dass der schwerste Zug als Erster aus der Kaserne ausrückte, aber erst als Letzter verladen wurde. Die Lösung war einfach! In der Zwischenzeit hatte die Besatzung die „Bengener Heide“ gerodet und im groben planiert; der Verein musste lediglich für die Spritkosten aufkommen. Wie man sieht, waren die Flieger nicht ideenlos und so wundert es nicht, dass auch sehr bald eine Halle auf dem Platz erschien! Die erste Halle stammte von der ausgebrannten Lackfabrik „Rotkäppchen“ an der Ringener Straße, die zweite wurde von den Mitgliedern Stratmann und Noppeney bei der belgischen Armee in Euskirchen organisiert. Jedenfalls hat man über „Fliegerei“ in der Chronik 1964 nicht viel finden können, denn die Platzkultivierung hatte Vorrang. Trotz der von den Pionieren geleisteten Vorarbeiten blieb noch eine Menge zu tun. Am meisten zu schaffen machte aber die von der Firma Karl Steinborn überlassene Planierraupe, denn sie war „ewig kaputt“ (laut den Angaben der als wahrheitsliebend bekannten Clubmitglieder). Erhebliche Beiträge zur Platzerschließung wurden auch von den Mitgliedern Rudolf Salwender, Arnold Melzer, Bernd Schmickler, H. Naumann, Josef Stump und Robert Klaus – um einige stellvertretend für andere zu nennen – geleistet. Am 27. August 1965 hieß es „ die Halle steht“! Nach Errichtung eines Flugleiterturmes und der Ankunft der Rhönlerche aus Gütersloh konnte der Flugbetrieb auf dem Landeplatz „Bengener Heide“ beginnen. Die Reparatur der alten Rhönlerche hatte sich doch als schwieriger und umständlicher erwiesen als vorher erwartet und so wurde um die Zulassungsnummer D-7196 ein neues Flugzeug „herumgebaut“. 25 Flugschüler mit Karl Heuser, der inzwischen Fluglehrer geworden war, hatten sehnlichst auf diese Stunde gewartet, um in die Geheimnisse des Segelfliegens eingeweiht zu werden.