und Abwasserentsorgung in Serbien, Montenegro

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und Abwasserentsorgung in Serbien, Montenegro
Wasserver - und Abwasserentsorgung
in Serbien, Montenegro und Albanien
Länder-, Markt- und Brancheninformationen 2013
1
Impressum
Herausgeber
Delegation der Deutschen Wirtschaft in Serbien
(AHK Serbien)
Topličin Venac 19-21, 11000 Belgrad/Serbien
Telefon:+381 11 2028 010
Fax: +381 11 3034 780 E-mail:
[email protected]
www.serbien.ahk.de
Stand
November 2013
Redaktion/Autor/en
Vlastimir Stojanović (Autor)
Danilo Šuput (Autor)
Anette Kasten (Autor)
Bledar Mankollari (Autor)
Dr. Ulrich Wild (Redaktion)
Die Studie wurde im Rahmen des BMWi-Markterschließungsprogramms für das Projekt „Wasserver- und
Abwasserentsorgung in Serbien, Montenegro und Albanien“ erstellt und aufgrund eines Beschlusses des
Deutschen Bundestages durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert.
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2
INHALTSVERZEICHNIS
SERBIEN .................................................................................................................................................5
1. Überblick über Politik und Wirtschaft in Serbien .............................................................................5
1.1 Politischer Hintergrund ....................................................................................................................6
1.2 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung ...............................................................................................7
1.2.1 Aussichten ................................................................................................................................7
1.2.2 Wirtschaftswachstum ................................................................................................................7
1.2.3 Außenhandel ............................................................................................................................9
1.2.4 Arbeitsmarkt ...........................................................................................................................11
1.3 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Serbien ....................................................11
1.4 Investitionsklima und -förderung im Serbien ..................................................................................14
1.5 Stärken-Schwächen Analyse.........................................................................................................18
2. Wasser und Abwasser in Serbien: Branchenüberblick .................................................................19
2.1 Marktsituation und Struktur ...........................................................................................................19
2.1.1 Wasserversorgung..................................................................................................................19
2.1.2 Abwasserentsorgung ..............................................................................................................25
2.1.3 Preise der Grunddienstleistungen ...........................................................................................30
2.2 Kommunale Dienstleistungen ........................................................................................................33
2.2.1 Beschreibung der aktuellen Lage............................................................................................33
2.2.2 Restrukturierung der kommunalen Unternehmen....................................................................35
2.3 Gesetzlich-institutioneller Rahmen der Branche ............................................................................36
2.3.1 Relevante Gesetze und Vorschriften.......................................................................................36
2.3.2 Institutioneller Rahmen ...........................................................................................................38
2.4 Öffentliche Ausschreibungen und Förderung .............................................................................39
2.5 Profile relevanter Institutionen .......................................................................................................40
2.6 Geschäftschancen und Empfehlungen für deutsche Unternehmen in Serbien ..............................44
MONTENEGRO .....................................................................................................................................45
1. Überblick über Politik und Wirtschaft in Montenegro ...................................................................45
1.1. Politischer Hintergrund ................................................................................................................45
1.2. Wirtschaft, Struktur und Entwicklung ...........................................................................................46
1.3. Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Montenegro ...............................................48
1.4. Investitionsklima und – Förderung in Montenegro ........................................................................51
1.5. Stärken-Schwächen Analyse........................................................................................................53
3
2. Wasser und Abwasser in Montenegro: Branchenüberblick ..........................................................53
2.1 Marktsituation und Struktur ...........................................................................................................53
2.1.1 Wasserversorgung..................................................................................................................54
2.1.2 Abwasserentsorgung ..............................................................................................................55
2.1.3 Marktbarrieren und Vorteile ....................................................................................................55
2.2 Gesetzlich-institutioneller Rahmen ................................................................................................56
2.3 Projekte und Fördermaßnahmen ...................................................................................................58
2.4 Profile relevanter Institutionen in Montenegro ...............................................................................62
2.5 Empfehlungen für potentielle deutsche Unternehmer / Investoren ................................................64
ALBANIEN .............................................................................................................................................66
1. Überblick über Politik und Wirtschaft in Albanien .........................................................................66
1.1
Politischer Hintergrund .............................................................................................................68
1.2
Wirtschaft, Struktur und Entwicklung ........................................................................................69
1.3
Investitionsklima in Albanien ....................................................................................................72
1.4
SWOT-Analyse ........................................................................................................................74
1.5
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Albanien .................................................74
2. Wasser und Abwasser in Albanien: Branchenüberblick ...............................................................75
2.1
Marktsituation und Struktur .......................................................................................................75
2.1.1
Wasserversorgung ............................................................................................................75
2.1.2
Abwasserentsorgung.........................................................................................................80
2.1.3
Das Wasserleitungs- und Kanalisationsnetz ......................................................................81
2.1.4
Die Wasserbetriebe in Albanien ........................................................................................82
2.1.5
Aktuelle Investitionen ........................................................................................................84
2.2
Gesetzliche Rahmenbedingungen und Zuständigkeiten ...........................................................85
2.2.1
Gesetze und Verordnungen ..............................................................................................85
2.2.2
Institutionen der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Albanien ......................87
2.3
Markt- und Absatzpotenziale ....................................................................................................88
2.3.1
Investitionsbedarf ..............................................................................................................89
2.3.2
Geschäftschancen und Empfehlungen für deutsche Unternehmen ...................................91
4
SERBIEN
1. Überblick über Politik und Wirtschaft in Serbien
Serbien hat Grenzen zu acht Nachbarstaaten, so viele wie kein anderer Staat der Region, und damit
eine geostrategisch wichtige Lage im Zentrum des Balkans. Der Standortvorteil führt dazu, dass
besonders ausländische Firmen ihre Präsenz immer stärker ausbauen, wie zum Beispiel der russische
Energiegigant Gazprom oder der Automobilhersteller Fiat. Serbien ist Mitglied der SchwarzmeerWirtschaftskooperation und der CEFTA. Zudem gibt es ein Abkommen der besonderen Beziehungen mit
der Republika Srpska (in Bosnien und Herzegowina).
Serbien ist das einzige europäische Land, welches ein Freihandelsabkommen mit Russland besitzt, das
2007 in Kraft getreten ist. Die Republik Serbien ist heute ein demokratisches Transitionsland in
Südosteuropa mit einer Regierung, die einen eindeutigen EU-Kurs hält.
Im Jahr 2008 unterzeichnete und ratifizierte Serbien das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen
(SAA). Das europäische Parlament hat Serbien durch seine Entscheidung am 19. Dezember 2009 die
Visumspflicht für die Staaten des Schengener Abkommens abzuschaffen, weiter gestärkt. Kurz darauf,
am 22. Dezember 2009 stellte Serbien den Antrag auf den EU-Kandidatenstatus. Serbien hat im
Dezember 2011 den EU-Kandidatenstatus erhalten, mit einem Beitritt ist jedoch realistischer Weise nicht
vor 2018 zu rechnen.
Die wirtschaftlichen Probleme Europas beeinflussen auch die serbische Wirtschaft, treffen sie jedoch
nicht mit voller Wucht. Serbien ist im südosteuropäischen Vergleich vielmehr – nicht zuletzt aufgrund der
restriktiven Politik der Zentralbank - relativ gut vorbereitet. Das BIP-Wachstum lag 2011 bei 2,2%. Die
serbische Wirtschaft wird 2013 voraussichtlich aus der Rezession herausfinden, wieder leicht wachsen
und in den Folgejahren sogar deutlich an Fahrt gewinnen.
Landwirtschaft und ländliche Entwicklung sind ein Entwicklungsschwerpunkt in der Republik Serbien.
Die Agroindustrie ist mit einem Anteil von 20% am BIP und einem bedeutendem
Außenhandelsüberschuss einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes.
Die guten Ergebnisse des serbischen Landwirtschaftssektors sind vor allem auf den Handel mit der EU,
den CEFTA-Staaten und der sich erholenden Weltwirtschaft zurückzuführen. Hauptexportprodukte von
Serbien sind Eisen, Stahl, Textilien, Gummiprodukte, Weizen, Obst, Gemüse und Nichteisen-Metalle.
Hauptimportgüter sind Öl und Ölderivate, Kraftfahrzeuge, Gas, Elektrogeräte und Industriemaschinen.
5
1.1 Politischer Hintergrund
Serbien ist der völkerrechtliche Nachfolgestaat Ex-Jugoslawiens.
Staatsform
Fläche
Einwohnerzahl
Offizielle Sprache
Währung
Belgrad (Hauptstadt)
Bedeutende Städte und
Ethnische Gruppierungen
Religion
Rohstoffe
Mitglied in internat. Organisationen
Parlamentarische Republik (Einkammerparlament)
77.474 km² (ohne Kosovo)
7,3 Mio (Volkszählung 2011) / Dichte: 96 Einwohner / km²
Die Hauptamtssprache in Serbien ist Serbisch
1 Dinar (RSD) = 100 Para (Serbien)
1,7 Mio. Einwohner
Niš 237.000, Novi Sad 250.000, Kragujevac 147.000,
82,9% Serben, 3,9% Ungarn, 1,8% Jugoslawen (Eigenbezeichnung),
Mehrheitlich Serbisch-Orthodoxe; Katholiken, Muslime; Minderheiten
Braunkohle, Kupfererze, Bauxit, Erdöl und -gas, Agrarprodukte
UNO, IWF, OSZE, EBRD, IBRD, IFC, CEFTA, ICAO , EAN,
Serbien hat seit August 2012 eine Regierung
unter der Leitung des Premierministers Ivica
Dačić.
Das Parlament ist ein Einkammerparlament mit
250 Abgeordneten, die auch die Regierung mit
dem Premierminister wählen. Die letzten
Parlamentswahlen
und
vorgezogene
Präsidentschaftswahlen fanden am 6. Mai 2012
gemeinsam mit den Gemeindewahlen statt.
Das
aktuelle
Parlament
ist
in
14
Parlamentsgruppen organisiert. Die Aufteilung
der Abgeordneten ist wie folgt: 58 SNS
(Fortschrittspartei von Aleksandar Vučić), 48 DS
(Demokratische Partei), 21 SPS (Sozialistische
Partei Serbiens), 18 DSS (Demokratische Partei
Serbiens),
16
parteilos,
14
LDP
(LiberalDemokratische
Partei),
12
URS
(Vereinigte Regionen Serbiens), 5 SDLV
(Sozialdemokrat. Liga Vojvodina) und 5 Bund
der Ungarn aus Vojvodina und andere.
Ziel der neuen Regierung und des Präsidenten Tomislav Nikolić ist der möglichst schnelle EU–Beitritt.
Die Europäische Integration, Wirtschaftsreformen und Entwicklung der sozialen Verantwortlichkeit sind
auch wichtige Ziele. Weiterhin wird intensiv an der Verbesserung des Geschäftsumfeldes und
Investitionsklimas in Serbien gearbeitet.
Die Vojvodina im Norden und der Kosovo im Süden bilden nach der Verfassung aus dem Jahr 2006 die
zwei autonomen Provinzen Serbiens.
6
Kosovo (in Serbien Kosovo und Metohija) steht seit 1999 und dem Ende des Kosovokrieges unter UNund NATO Verwaltung. Das Parlament in Priština erklärte im Februar 2008 die Unabhängigkeit der
Republik Kosovo, deren völkerrechtlicher Status umstritten ist. Die serbische Regierung und viele
andere
Staaten sahen in dem Vorgehen Kosovos einen Verstoß gegen die UN-Resolution 1244 und den
Grundsatz der territorialen Integrität.
Entsprechend den Bemühungen der serbischen Regierung, ihre Territorialansprüche auf dem Gebiet
geltend zu machen, wird in offiziellen Dokumenten stets vom Kosovo als einem besetzten Teil Serbiens
gesprochen1.
1.2 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung
1.2.1 Aussichten
Obwohl die Auslaufeffekte der vergangenen Weltwirtschaftskrise kaum mehr zu spüren sind, steigt die
Angst vor einer neuen Krise und trübt die Erwartungen eines Wirtschaftsbooms. So mussten aufgrund
neuer Unsicherheiten wegen der Schuldenkrise in der Eurozone einige Zahlen nach unten korrigiert
werden. Dennoch kann positiv in die Zukunft geblickt werden. Der IWF rechnet langfristig mit einer
grundlegenden Stabilisierung der serbischen Wirtschaft und mit ähnlichen Wachstumsraten wie in den
Vorkrisenjahren. Vieles hängt von den Entwicklungen in der Eurozone ab, da Serbien mehr als die
Hälfte des Exportes in die EU tätigt. Falls die Schuldenkrise in Europa gelöst wird, wird auch die
serbische Wirtschaft langfristig davon profitieren.
1.2.2 Wirtschaftswachstum
Das Wirtschaftswachstum Serbiens stieg in den ersten drei Monaten 2013 um fast 2% im Vergleich
zum
Jahr 2012. Der Export ist sogar um 22% gestiegen und die Industrieproduktion wuchs um 5% im
Vergleich zum vergangenen Jahr. Es wurde offiziell bekannt gegeben, dass Serbien die Rezession
überwunden hat.
Projektionen für 2013 versprechen ein ruhigeres Jahr mit einem höheren Wachstum. Insgesamt soll eine
Wachstumsrate von etwa 2% erreicht werden. Ob diese Ziffern aufgrund einer näherkommenden
Wirtschaftskrise revidiert werden müssen, bleibt abzuwarten. Die Langzeitprognosen für Serbien fallen
jedoch sehr positiv aus. So sagt der IWF ab 2016 jährliche Wachstumsraten für die serbische Wirtschaft
von 5% voraus, ein Wert von dem heute nur geträumt werden kann.2
1
Vgl: IWF
2
Quellen: Finanzministerium der Republik Serbien, Nationalbank Serbiens, Economist Intelligence Unit, IWF
7
Wachstumsraten der Wirtschaft in Serbien, 2007-2014
8
%
6,9
6
5,5
4
3
2
Serbien
1,9
1
1
0
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
-2
-2
-3
-4
Quelle: Economist Intelligence Unit
Wechselkurs
Der Wechselkurs zum Euro war trotz verschiedener interner und externer makroökonomischer
Umwälzungen in diesem Jahr stabil. Ende Mai ist eine Abwertung des serbischen Dinar erfolgt, die sich
auch im Juni fortgesetzt hat. Der Euro-Kurs des Dinar hat sich in diesem Jahr zwischen 110,5 und 114,5
bewegt.
Kursentwicklung des serbischen Dinar im Jahr 2013
XX
Höchster Kurs
Niedrig. Kurs
Schluss
15.01.2013
112,71
111,44
111,93
14.02.2013
111,97
110,42
111,19
15.03.2013
112,57
111,00
111,79
15.04.2013
112,52
110,95
111,73
15.05.2013
111,78
110,23
111,00
14.06.2013
115,04
113,44
114,24
15.07.2013
114,55
112,96
113,76
15.08.2013
114,68
113,09
113,88
16.09.2013
115,58
113,98
114,78
8
Makroökonomische Daten und Prognosen
Quelle: Ministerium für Finanzen der Republik Serbien, Nationalbank Serbiens, IWF
* Prognosen des Ministerium für Finanzen
2
Stand: 11.10.2011
** Langfristigen Prognosen des IWF
1
Umgerechnet zum offiziellen Wechselkurs vom 10.10.2011
3
Stand: August 2011 (NBS-Nationalbank Serbiens)
4
Angaben des IWF
Inflation und Zinssätze
Die Inflation ist bis Ende 2012 auf 13% angestiegen, die Staatsverschuldung nähert sich der kritischen
Grenze von 60% an. Die Stabilisierung der Inflationsrate, die im Jahr 2012 durch eine schlechte Ernte
und steigende Lebensmittelpreise bedingt war, sowie die Reduzierung des Haushaltsdefizits sind
Prioritäten der Wirtschaftspolitik der serbischen Regierung. Die Nationalbank Serbiens muss in diesem
Jahr stark gegen den Inflationstrend ankämpfen. Doch auch dieser scheint sich allmählich zu
stabilisieren und dem Zielwert der Zentralbank von 5,8% +/- 1,8% anzupassen. Die Annäherung an den
Zielwert wird jedoch erst Anfang nächsten Jahres erwartet. Dieses Jahr kann als ziemlich turbulent im
Bezug auf die Inflation bezeichnet werden, doch die höchsten Inflationswerte scheinen überwunden zu
sein. Die Aussichten sagen eine weitere Verlangsamung des Inflationstrends voraus, besonders
begünstigt durch die Stabilisierung der Lebensmittelpreise. Langfristig sollte sich die Inflation nach
Aussagen des IWF und des Finanzministeriums der Republik Serbien bei rund 4% einpendeln. Aufgrund
der positiven Inflationsmeldungen ist es in den letzten Monaten zu einer Lockerung der Geldpolitik
gekommen.
1.2.3 Außenhandel
Der Außenhandel Serbiens scheint sich allmählich zu stabilisieren und dem Umfang der Vorkrisenjahre
anzunähern. Die serbische Wirtschaft leidet jedoch immer noch unter einem strukturellen
Handelsbilanzdefizit. Das Außenhandels-volumen 2011 ist im Vergleich zu 2010 um ca. 0,4 Mrd. Euro
leicht gewachsen und betrug 20,4 Mrd. Euro. Die Importe sind im Vergleich zum Vorjahr wieder stärker
gestiegen als die Exporte, wodurch sich das Handelsbilanzdefizit nochmals um 0,2 Mrd. Euro auf 5,4
9
Mrd. Euro vergrößert hat. Das Handelsvolumen in 2012 legte im Vergleich zum Vorjahr um 4,1% zu und
erreichte rund 23,7 Mrd. Euro. Damit wurde 2012 erstmals wieder das Niveau der
Außenhandelsumsätze von vor der Krise im Jahr 2009 übertroffen. Die erhoffte Verringerung des
Außenhandelsdefizits blieb jedoch aus. Serbien wies nach den vom staatlichen Statistikamt für 2012
veröffentlichten Daten ein Minus in der Warenhandelsbilanz von gut 5,9 Mrd. Euro aus. Während die
Exporte um 4,7% und Importe um 3,7% zunahmen, stieg das Defizit in der Handelsbilanz gegenüber
dem Vorjahr um 2,4%.
Handelsbilanz 2007-2012
Quelle: Nationalbank Serbien
Die geographische Struktur der serbischen Exporte, sowie auch der Importe hat sich im Jahr 2012 wenig
verändert. Der mit Abstand wichtigste Handelspartner Serbiens blieb die EU. Der Anteil der EU-27 an
den serbischen Importen ist von 55,5% im Jahr 2011 auf 58,2% im darauffolgenden Jahr gestiegen.
Deutschland festigte in 2012 seine Rolle als einer der wichtigsten Handelspartner des Landes mit einem
Gesamthandelsvolumen von knapp 2,5 Mrd. Euro. Bei den Exporten war der deutsche Markt im zweiten
Jahr in Folge das Hauptziel für Lieferungen aus Serbien, vor Italien sowie Bosnien und Herzegowina.
Bei den serbischen Importen konnte Deutschland erstmals seit längerem wieder mit Russland an der
Spitze gleichziehen.
Im Bereich der Strom-, Gas- und Wärmeversorgung hat der Export in 2012 nachgelassen, der Import
jedoch zugelegt. Die Export/Import-Deckung in diesem Bereich hat sich 2012 im Vergleich zum Vorjahr
von 104% (ganzjähriger Exportüberschuss) auf 58% verschlechtert. 2012 war allerdings wegen des
äußerst rauen Winters in Südosteuropa kombiniert mit grundsätzlicher Abhängigkeit Serbiens von
(teuren) Gasimporten aus Russland ein Ausnahmejahr.
10
Aus- und Einfuhr nach Branchen in Mio. Euro (2011/2012)
Branchen
Export 2011
Export 2012
Export
2012/ 2011
Import 2011
Import 2012
Import 2012
/ 2011
Gesamt
8.441,4
8.836,8
+4,7
14.250
14.782,3
+3,7
Bergbau
65,7
58,9
-10,4
1.796,1
1.516,7
-15,6
Kohleabbau
3,5
2,8
-21,3
57,1
64,4
+12,8
Öl-Gasförderung
0,4
1,3
+261,2
1.511,6
1.353,00
-10,5
Strom, Gas,
Wärmeversorgung
127,6
98,2
-23,00
122,8
175,8
+43,00
Wasserversorgung
207,3
215,7
+4,00
44,9
58,8
+30,9
7.305,7
7.637,3
+4,5
11.135,4
11.358,3
+2,00
Verarb. Industrie
Quellen: Statistikamt Serbien
1.2.4 Arbeitsmarkt
Im Zuge der Wirtschaftskrise stieg die Arbeitslosigkeit. Während die Arbeitslosenquote in 2008 14%
betrug, stieg sie in 2010 auf 19,2%. Im Jahr 2011 erreichte sie den Wert von 23,7%, um in 2012 auf
22,4% zu sinken. Im Januar 2013 blieb die Quote bei 22,4%. Der durchschnittliche Nettolohn betrug
offiziell im Januar 2013 etwa 353 Euro.
Der Arbeitsmarkt ist auch weiterhin von Turbulenzen und Entlassungen gekennzeichnet, doch neue
Tendenzen scheinen den Weg für positive Ergebnisse in der Zukunft zu ebnen. Im Hinblick auf ihr
Lebensalter sind Personen zwischen 25 und 34 Jahren (28,2%) am häufigsten von der Arbeitslosigkeit
betroffen. An zweiter Stelle sind diejenigen zu finden, die zwischen 45 und 54 Jahre alt sind (21,7%). Es
folgen die 34- bis 44-jährigen mit einem Anteil von 20,8%, 15- bis 24-jährige mit 18,7% und das
Schlusslicht bilden 55- bis 64-jährige mit 10,4%.
Ein weiteres Problem auf dem Arbeitsmarkt ist die technisch schwierige Erfassung der Beschäftigten in
der Schattenwirtschaft. Rund 20% der insgesamt Beschäftigten soll in der Grauzone der Wirtschaft tätig
sein. Die letzten Daten lassen jedoch den Schluss zu, dass sich der Arbeitsmarkt allmählich stabilisiert.
Serbische Unternehmen sind meistens von Aufträgen aus EU-Unternehmen abhängig und würden bei
einer sinkenden Exportnachfrage Angestellte entlassen müssen. Die serbische Regierung muss deshalb
notfalls intervenieren und die negativen Effekte auf die Bevölkerung abfedern.3
1.3 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Serbien
Nach dem demokratischen Wechsel im Jahr 2000 folgte die deutsche Wirtschaft auch institutionell den
deutschen Unternehmen nach. Zwischen der neuen demokratischen Regierung Serbiens und
Deutschland entwickelte sich die bilaterale wirtschaftliche Zusammenarbeit. Deutschland war auch vor
3
Quelle: Finanzministerium der Republik Serbien, IWF
11
dem Zerfall von Ex-Jugoslawien einer der wichtigsten Handelspartner Serbiens. Dieser Trend wird bis
heute beibehalten. Deutschland ist nach Italien Serbiens wichtigster Handelspartner. Serbien hat
erhebliche Direktinvestitionen aus Deutschland vorzuweisen (über 1,6 Mrd. Euro). Inzwischen sind auf
dem serbischen Markt etwa 400 deutsche Unternehmen aktiv, welche über 25.000 Menschen
beschäftigen. In den vergangenen Jahren investieren immer mehr mittelgroße exportorientierte deutsche
Unternehmen in Serbien – diese nehmen mit 350 Mio. Euro am serbischen Gesamtexport teil. Deutsche
Unternehmen sind in Serbien fast in allen Branchen vertreten.
Laut einer Mitteilung des Deutschen Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie erreichte das
Handelsvolumen im vergangenen Jahr (2012) einen Wert von 2,5 Mrd. Euro. Deutschland hat im Jahr
2012 Waren im Wert von 971 Mio. Euro aus Serbien importiert wobei sich das Exportvolumen nach
Serbien auf 1,5 Mrd. Euro belief:
Warenaustausch Deutschland – Serbien von 2006 bis Juli 2013
BMWi,
EB3
In Mio. Euro
Veränd. z.
Vorjahr in %
In Mio. Euro
Veränd. z.
Vorjahr in %
In Mio. Eur0
Veränd. z.
Vorjahr in
%
In Mio. Euro
Jahr
Umsatz
Einfuhr aus
Serbien
Ausfuhr nach
Serbien
2006
1.717,78
519,21
1.198,57
2007
2.116,01
23,2
657,16
26,6
1.458,85
21,7
801,69
2008
2.501,01
18,2
766,36
16,6
1,734,65
18,9
968,29
2009
1.804,94
-27,8
586,82
-23,4
1.218,11
-29,8
631,29
2010
1.987,55
10,1
714,51
21,8
1.273,04
4,5
558,52
2011
2.343,20
17,9
875,66
22,6
1.467,54
15,3
591,88
2012
2.495,42
6,5
971,44
10,9
1.523,98
3,8
552,54
2013*
1.605,23
-35,7
681,20
-29,9
924,03
-39,4
242,83
679,36
3.000
Aussenhandel Serbiens mit DE in Mio Euro
2.500
2.000
Exporte nach DE
1.500
Importe aus DE
1.000
500
0
2007
2008
2009
2010
2011
*Von Januar 2011 bis Juli 2013
Quelle: StBuA, Länderverzeichnis für die Außenhandelsstatistik
12
2012
Saldo
Serbien
Serbische Hauptexportartikel nach Deutschland
Elektrische Maschinen,
Apparate und Geräte
Gefärbte Metalle
11,2%
10,8%
10,1%
Obst und Gemüse
12,1%
Eisen und Stahl
Betriebsanlagen und -geräte
39,2%
16,6%
Sonstiges
Quelle: Serbische Wirtschaftskammer
Serbische Hauptimportartikel aus Deutschland
Landfahrzeuge
Elektrische Maschinen,
Apparate und Geräte
Medizinische und
Pharmazeutische Produkte
Spezielle Maschinen für
vereinzelte Industriezweige
6,6%
6,7%
6,2%
7,6%
16,8%
56,1%
Industrielle Maschinen für
den allgemeinen Gebrauch
Sonstiges
Quelle: Serbische Wirtschaftskammer
13
1.4 Investitionsklima und -förderung im Serbien
Gekennzeichnet von vielen Konflikten und betroffen von langjähriger politischer und wirtschaftlicher
Isolation in den 90er Jahren, befand sich Serbien nach dem Umsturz der Sozialisten im Jahr 2001 in
einer allgemein sehr schlechten Position. Jeder Bereich im Staat war im Sinne einer Verbesserung der
Lebenslage des Volkes veränderungsbedürftig. Eine Öffnung zur Welt, eine Etablierung der
Beziehungen zu europäischen und weltweiten Institutionen und eine Schaffung neuer gesetzlicher
Rahmenbedingungen waren die ersten Schritte zur Erholung der serbischen Industrie. Im Jahr 2002
wurde das Gesetz für ausländische Direktinvestitionen (ADI), das „Law on Foreign Investment“
verabschiedet und zum wichtigsten Akt gekennzeichnet, der die Pflichten und Rechte des ausländischen
Investors regelte. Diese Liberalisierung des ADI umfasste die Gleichstellung von Unternehmen und
Privatpersonen aus dem Ausland mit denen aus dem Inland. Dadurch wurde es ausländischen
Investoren ermöglicht, sich an Unternehmen zu beteiligen, diese zu erwerben und in Serbien
Niederlassungen zu gründen. Weiterhin gründete 2001 die neue, demokratische Regierung die
Serbische Agentur für Investitions- und Exportförderung (SIEPA), wodurch die Bemühungen Serbiens
zur Entwicklung eines offenen, wettbewerbsfähigen und kooperationsbereiten Staates bekräftigt wurden.
Um möglichst viele potenzielle Investoren anzuziehen, ist es notwendig, vielfältige Investitionsanreize zu
schaffen, um so die Kosten für Investitionsprojekte in Serbien zu reduzieren und damit günstige
Bedingungen zur Durchführung der Investitionen zu ermöglichen. Die niedrigen Gemeinkosten sind ein
wichtiges Motiv für die Entscheidung der Investoren. Darüber hinaus sind weitere Anreize vorhanden,
die den Entschluss multinationaler Unternehmen beeinflussen.
Nach dem starken Rückgang der Investitionen von 14,5% in 2012 rechnet die Regierung für die
Folgejahre mit einer Trendwende. Für 2013 bis 2015 wird eine reale Zunahme der Investitionen von
8,7%, 7,8% und 8,3% jeweils gegenüber dem Vorjahr erwartet. Grund dafür sollte ein neuer
Investitionszyklus der staatlichen Unternehmen sein, während der Privatsektor etwas später folgen
würde. Die serbische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die öffentliche Verschuldung zu senken und
das Haushaltsdefizit deutlich zu reduzieren. Im Vordergrund ihrer Bemühungen werden deshalb zum
Teil regulatorische Maßnahmen (Verringerung des administrativen Aufwands für Investoren) stehen.
Von 2001 bis 2009 wurden aus dem Ausland netto 12,2 Mrd. Euro in Serbien investiert. Nach dem
krisenbedingten Rückgang im Jahre 2010, als die ausländischen Direktinvestitionen nur knapp 1 Mrd.
Netto betrugen, hat Serbien in 2011 mehr ausländische Direktinvestitionen anziehen können als im Jahr
davor. Nach Angaben der Nationalbank sind in dieser Periode netto über 1,8 Mrd. Euro ins Land
geflossen, nach 830 Mio. Euro 2010. Im Jahr 2012 hat der Zufluss aber wieder deutlich abgenommen,
u.a. auch deshalb, da in diesem Jahr keine großen Transaktionen wie im Vorjahr (Verkauf der größten
lokalen Einzelhandelskette an die belgische Delhaize für knapp 900 Mio. Euro) stattfanden. Zwischen
Januar und August 2012 seien Vorhaben im Volumen von 600 Mio. Euro ins Land gelockt worden, laut
Angaben der Serbischen Agentur für Ausländische Investitionen und Exportförderung (SIEPA). Das
waren 50% weniger als im Vorjahreszeitraum. Der größte Teil davon entfalle auf die verarbeitende
Industrie (Automobil- und Zulieferindustrie, Textil, Elektronik- und Elektrotechnik). Diese Investitionen
sollten der Industrie neue Impulse geben.
14
Steuerliche Anreize
Der serbische Körperschaftssteuersatz von 10% ist der zweitniedrigste in Europa. Außerdem bestehen
im Rahmen der Besteuerung von Gewinnen verschiedene steuerliche Anreize:






Steuerpause für Großinvestoren: Die Unternehmen, die in das Anlagevermögen mehr als 600 Mio.
RSD (ca. 7,5 Mio Euro) investieren und mind. 100 zusätzliche Vollzeitstellen im Laufe von
Investitionsprojekten schaffen, sind für die ersten 10 Jahre ab dem ersten Investitionjahr von der
Körperschaftssteuer befreit.
Steuerliche Gutschriften von 20%, 40% (für KMU) und 80%.4
Steuerermäßigung für Neubeschäftigte: Zweijährige Steuerermäßigung bis zu 100% der Bruttolöhne
bei Beschäftigung neuer Arbeitskräfte, wenn diese in diesem Zeitraum nicht verringert wird.
Steuerbefreiung für Konzessionen: Fünfjährige Steuerpause für die Tätigung einer Kozession.
Zehnjährige Übertragung von steuerlichen Verlustvorträgen, welche gegen die künftigen Gewinne
verrechnet werden können.
Vermeidung von Doppelbesteuerung durch Doppelbesteuerungsabkommen.
Der Lohnsteuersatz beträgt 12% für Gehälter und der Steuersatz für andere Einkommensarten beläuft
sich vorwiegend auf 20%. Ein weiterer steuerlicher Voteil für Arbeitgeber ist die Befreiung von der
Lohnsteuer, für jeden auf Vollzeit neueingestellten Arbeitnehmer (1 Jahr: für jede Person, unabhängig
von allen Kriterien; 2 Jahre: Personen unter 30 Jahren, die mehr als 3 Monate bei der Nationalen
Agentur für Arbeit (NSZ) angemeldet sind oder bei Personen mit 45 und älter, die mehr als 6 Monate bei
NSZ angemeldet sind oder Gehaltsabfindung beziehen; 3 Jahre: für Behinderte oder Auszubildende
unter 30 Jahren, die als Arbeitslose bei der NSZ angemeldet sind).
Daneben besteht für die Arbeitgeber die Möglichkeit einer zwei- bzw. dreijährigen Befreiung von
Sozialversicherungsbeiträgen, abhängig von der Angestelltenklassifizierung. Eine dreijährige Befreiung
wird genehmigt, wenn Lehrlinge unter 30 Jahren, die beim NSZ angemeldet sind oder behinderte
Personen angestellt werden. Eine zweijährige Befreiung von Sozialsicherungsbeiträgen erfolgt, wenn
der Arbeitgeber Personen unter 30 Jahren, die beim NSZ mehr als 3 Monate arbeitslos angemeldet
sind, Personen, die 50 oder älter sind und mind. 6 Monate beim NSZ angemeldet sind und Arbeitnehmer
zwischen 45-50 Jahren (80% Befreiung), beschäftigt.5 Fast alle arbeitsintensiven Investitionen werden
außerhalb der Hauptstadt und meistens auch außerhalb der Großstädte getätigt. Die Investoren, die sich
für kleinere Gemeinden entscheiden, nutzen den Vorteil der niedrigen Lohnkosten und die Kleinstädte
bekommen somit die Gelegenheit die Arbeitslosenquote wesentlich zu reduzieren.
Um die Wirtschaft in den unterentwickelten Städten anzukurbeln und damit die Menschen in diesen
Gebieten bleiben und von ihrer Arbeit leben können, war es notwendig, Fördermaßnahmen im Form von
staatlichen Zuschüssen für alle Investoren, sowohl inländische als auch ausländische, die in diese
unterentwickelte Regionen investieren wollen, zu entwickeln. Das serbische Ministerium für Wirtschaft
und Entwicklung entwickelte das staatliche Förderprogramm zur Unterstützung von Investoren, die neue
Arbeitsplätze eröffnen wollen. Im letzten Jahr wurde beschlossen, finanzielle Zuschüsse von 2.000 –
10.000 Euro für jeden neugeschaffenen Arbeitsplatz bei Investitionsprojekten zu vergeben.
Vgl.: SIEPA: Steuerliche Gutschriften von 20%: Die Höhe der Steuerschuld kann um 20% des in Sachanlagen investierten Betrages für den jeweiligen steuerlichen
Zeitraum reduziert werden. Diese Steuersenkung kann nicht mehr als 50% der gesamten Steuerpflicht betragen und kann über den Zeitraum von höchstens 10
Jahren übertragen werden. Steuerliche Gutschriften von 80%: Eine große Anzahl der Wirtschaftssektoren haben das Recht auf eine Steuergutschrift in Höhe von
80% der Investition in Sachanlagen. Der nicht genutzte Teil der Gutschrift kann über den Zeitraum von 10 Jahren übertragen werden. Steuerliche Gutschriften von
40% für KMU: Die Steuergutschrift von 40% ist für Investitionen in Sachanlagen im laufenden Jahr vorgesehen und darf nicht mehr als 70% der Steuerschuld
betragen.
5 Vgl.: SIEPA (2009): Investitionsanreize in Serbien
4
15
Diese Verordnung wird, wie üblich, von SIEPA
durchgeführt. Sowohl inländischen als auch
ausländischen Unternehmen, die im Bereich der industriellen Produktion, der Forschung und
Entwicklung und im Bereich international vermarktbarer Dienstleistungen tätig sind, erhalten für jeden
neueingestellten Mitarbeiter folgende Zuschüsse:
Überblick finanzieller Förderungen der Investoren in Republik Serbien
Internationale
Industrielle
Sektoren
vermarktbare
Produktion
Dienstleistungen
Fördersumme pro
2.000 – 5.000€
2.000 – 10.000€
Arbeitsplatz
min.
1 - 3 Mio.€
0,5 Mio.€
Investitionsvolumen
min. Anzahl der
neugeschaffenen
50
10
Arbeitsplätze
F&E
5.000 – 10.000€
0,25 Mio.€
10
Eigene Darstellung in Anlehnung an SIEPA 2011, S. 3
Natürlich werden diese staatlichen Mittel zu Investitionsprojekten vergeben, die bestimmte Kriterien
erfüllen, wie z.B. Einfluss der Investition auf inländische Firmen, Nachhaltigkeit der Investition,
Auswirkung der Investition auf das Humankapital, Auswirkungen der Investition auf Forschung und
Entwicklung, Auswirkungen auf die unterentwickelten Gemeinden, Umweltschutzaspekte usw. In den
vergangenen fünf Jahren wurden 106 Mio.€ für Investitionen im Wert von 700 Mio.€ genehmigt, wodurch
23.000 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Viele ausländische Unternehmen nahmen diesen Vorteil
in Anspruch, wie z.B.: Henkel (Deutschland), Gorenje (Slowenien) und Yura Corporation (Südkorea).
Laut Angaben von SIEPA haben, in den Jahren 2010 und 2011, 87 Projekte staatliche Mittel zur
Eröffnung neuer Arbeitsplätze erhalten, wodurch 15.507 neuer Arbeitsplätze geschaffen wurden. Allein
aus Deutschland wurden Mittel für 14 neue Projekte, die eine Eröffnung von 4.859 neuen Arbeitsplätzen
in Serbien ermöglichten, genehmigt.
Die Nationale Agentur für Arbeit (Nacionalna služba za zapošljavanje, NSZ) Serbiens bietet ebenfalls
unterschiedliche Beschäftigungsprogramme an, wodurch sowohl für Investoren finanzielle Anreize
geschaffen werden, als auch die Möglichkeit einer Verringerung der Arbeitslosenzahl in Serbien
geschaffen wird. Das regionale Beschäftigungsprogramm umfasst staatliche Zuschüsse für eine
unbefristete Vollzeitbeschäftigung von mindestens fünf arbeitslosen Personen. Für jeden neu
geschaffenen Arbeitsplatz wird im Subventionsprogramm eine Summe von 100.000 RSD (ca. 1.000
Euro) vorgesehen. Dabei werden Unternehmen bevorzugt, die von besonderer Bedeutung für die
regionale Entwicklung sind und Unternehmen, die Personen aus einer Risikogruppe einstellen. Das
„Beschäftigung duch Abfindung Programm“ bietet staatlich Zuschüsse für die Beschäftigung von
Personen, deren Arbeitsvertrag ab dem 1. September 2006 gekündigt wurde. Der Arbeitgeber, der
nachweisen kann, dass er durch das Einstellen arbeitsloser Mitarbieter die Gesamtzahl seiner
Beschäftigten gesteigert hat, bekommt staatliche Zuschüsse von 100.000 RSD (1.000 Euro). Die NSZ
unterstützt die Unternehmen ebenfalls durch die Organisation von unterschiedlichen
Ausbildungsprogrammen für Lehrlinge und Umschulungsprogramme für Mitarbeiter.
Was für viele Investoren, vor allem für Produktionsunternehmen, von großem Interesse ist, ist die Art
und Weise der Abschreibung. In Serbien hat der Steuerzahler das Recht eine beschleunigte
16
Abschreibung, die bis zu 25% über der gesetzlich geregelten liegt, zu beantragen. Weiterhin müssen für
die Ausrüstung und Wirtschaftsgüter, die Teil einer Investition sind, keine Zölle bezahlt werden. Der Zoll
entfällt ebenfalls für Waren, die nicht in Serbien hergestellt wurden, jedoch für den Wiederaufbau nach
einer Naturkatastrophe, für Bildungs-, Forschungs- und Gesundheitszwecke geeignet sind. Die
Kombination aus niedrigen Lohnkosten, einem beträchtlichen Angebot an Arbeitskräften und
qualifizierten Fachkräften ist einer der wichtigsten Faktoren für die Verwirklichung einer starken
Geschäftsleistung. Der hohe Prozentsatz an hochqualifizierten Arbeitssuchenden bietet, aufgrund der
leichten Verfügbarkeit und des niedrigen Lohnniveaus, einen Anreiz für Investoren in Serbien zu
investieren. Das monatliche Durchschnittseinkommen in Serbien beläuft sich auf ca. 340 Euro und liegt
damit unter dem Durchschnitt von Nachbarländern wie Rumänien, Bulgarien und Kroatien. Das Thema
Arbeitsmarkt in Serbien wird im kommenden Kapitel näher beschrieben und erläutert. Der Standort
Serbien bietet ausländischen Investoren eine sehr gute logistische Anbindung zu sehr vielen Städten
Europas. Die geographische Lage des Landes ermöglicht eine schnelle Verbindung sowohl mit der EU
als auch mit dem Mittleren Osten und eröffnet somit neue Konsummärkte.
Ein weiterer Vorteil des Landes ist die hohe Verfügbarkeit von Wasserkraftwerken, Kohle, Eisen und
anderen Rohstoffen, die für viele Industrien von hoher Bedeutung sind und die sie zu günstigeren
Preisen als in vielen anderen Ländern Europas bekommen können. Die Strom- und Wasserpreise in
Serbien gehören zu den niedrigsten in Europa und liegen durchschnittlich bei 0,05 €/kWh und 0,2 €/m 3.
Die GasVersorgung deckt 50% der größeren Städte ab. Eine Ausweitung des Gasnetzes unter
Versorgung mit russischem Gas ist geplant, wobei das Erdgas über das Schwarze Meer, Bulgarien und
Serbien in das europäische Festland fließt. Der derzeitige Preis für Gas in Serbien beträgt 0,42 €/m 3. Bis
2015 soll eine Leitung von 63 Mio. m3 /Jahr abgeschlossen werden.4
Bei ihrer Entscheidung über den Markteintritt, sollten die potenziellen Investoren und Unternehmen, die
nach Serbien exportieren wollen, das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit
verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen.5
4
5
Vgl.: SIEPA (2009): Investitionsanreize in Serbien
SWOT-Analyse für Serbien 2011; Eigene Darstellung in Anlehnung an GTaI 2013
17
1.5 Stärken-Schwächen Analyse
SWOT-Analyse Serbien
SWOT–Analyse Serbien
S t ä r k e n:
S c h w ä c h e n:

Attraktive geografische Lage und gute logistische
Anbindung
 Relativ günstige Lohnkosten
 Gezielte Anreize für ausländische Investitionen
 Attraktive Steuersätze


C h a n c e n:
R i s i k e n:




Mittelfristig winkt EU-Integration
Mitgliedschaft in der Freihandelszone CEFTA
Zahlreiche Freihandelsabkommen, darunter mit
Russland, Weißrussland und Kasachstan sowie
der Türkei
 Handelsliberalisierung duch das
Stabilisierungs- und
Assoziierungsabkommen
mit
der EU
 Gute geographische Lage in der Nähe der EU
und ost- und mitteleuropäischer Städte
Geringe Größe des Binnenmarktes
Infrastruktur ausbau- und modernisierungsbedürftig
 Hohe Abhängigkeit von Energieimporten
 Relativ hohe Arbeitlosigkeit
Pollitische Instabilität
“Kosovo-Problematik” bleibt trotz Ansätzen zur
Normalisierung belastend
 Abhängigkeit von Kapitalzuflüssen aus dem
Ausland
 Hohes Außenhandelsdefizit

18
2. Wasser und Abwasser in Serbien: Branchenüberblick
2.1 Marktsituation und Struktur
2.1.1 Wasserversorgung
Das wichtigste Planungsdokument in Serbien im Wasserbereich ist die sogenannte
„Wasserwirtschaftliche Grundlage der Republik Serbien bis zum Jahr 2021“ (Amtsblatt der Republik
Serbien 11/02), wo die wichtigsten natürlichen und infrastrukturellen Gegebenheiten in der Branche
definiert wurden.
Die organisierte Wasserversorgung der Bevölkerung und moderne Wasserleitungen wurden in Serbien
Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt, während die aktuellen Wasserversorgungs- und
Kanalisationssysteme größtenteils zwischen den 50-er und 80-er Jahren des 20. Jahrhunderts gelegt
worden sind. Die Kapazität von Oberflächengewässern für die Trinkwassergewinnung beträgt 250 Mio.
m3 pro Jahr, während die Kapazität von Grundwasser für Trinkwasserzwecke 714 Mio. m 3 pro Jahr
beträgt. Die Grundwasservorkommen werden in Serbien als ungenügend eingestuft, während die
Verteilung von hochwertigen Oberflächengewässern und unterirdischen Gewässern für die
Trinkwassergewinnung als nicht vorteilhaft eingeschätzt wird. Dort, wo das Wasser gebraucht wird, ist es
nicht zur Genüge vorhanden, während größere Vorkommen insbesondere an den Randbereichen des
Landes zu finden sind. Deswegen wird es in Zukunft notwendig sein, ein regionales
Wasserversorgungssystem mit langen Transitsystemen zu entwickeln. Das Wasser wird in Serbien
größtenteils aus unterirdischen Gewässern und Quellen gewonnen (siehe Abbildung).
Art der Wassergewinnung in Serbien, 2012
9%
Unterirdische Gewässer und
Quellwasser
22%
Flüsse
69%
Seen und Akkumulierungen
Quelle: Statistisches Amt Serbiens
Schätzungen der KfW zufolge, werden zur Instandhaltung und Verbesserung der Wasserversorgung für
die kommenden Jahre 1,2 Mrd. EUR benötigt. 6 Rund 84% der serbischen Bevölkerung sind an das
Wassernetz angeschlossen, wobei es einen großen Unterschied zwischen Stadt und Land gibt. So sind
6
Quelle: Aussenwirtschaftscenter Belgrad, WKÖ 2012
19
fast 100% der städtischen Haushalte, aber nur knapp 70% der Haushalte am Land an die zentrale
Wasserversorgung angeschlossen. Derzeit werden für die Bevölkerung etwa 750 Mio. m3 Wasser pro
Jahr zur Verfügung gestellt, während man davon ausgeht, dass der Bedarf an Trinkwasser bis zum Jahr
2021 auf 2,4 Mrd. m3 pro Jahr ansteigen wird. Öffentliche Statistiken gehen von einer Liefermenge von
etwa 450 Mio. m3 Wasser pro Jahr aus (siehe Tabelle und Abbildung). Die Anzahl von Haushalten, an
die Wasser geliefert wurde, war im Jahr 2012 um 3,1% höher als im Jahr 2011. Die Wasserverluste in
der Gewinnung waren im Jahr 2012 um 4,9% niedriger als im Jahr 2011.
Wasserversorgung in Serbien, 2010-2012
2010
2011
2012
Gewonnene Wassermengen (in Tsd. m3)
666 867
672 737
681 585
Gelieferte Wassermengen (in Tsd. m3)
470 399
457 119
455 442
Haushalte
330 563
319 882
323 870
Industrie
62 655
63 579
65 541
Andere Nutzer
77 181
73 658
66 031
Wasserverluste (in Tsd. m3)
216 162
215 619
226 143
Länge des öffentlichen
Wasserversorgungsnetzwerks
34 761
37 663
38 575
2 101 766
2 158 182
2 225 191
Anzahl von Haushalten, die an das
Versorgungsnetz angeschlossen sind
Quelle: Statistisches Amt Serbiens
Quelle: Statistisches Amt Serbiens
20
In Serbien existieren fast 1.000 Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung, jedoch entspricht ihre Verteilung
und ihre Technik nicht den aktuellen Anforderungen der Trinkwasserversorgung, weshalb die Qualität
des Trinkwassers, insbesondere in kleineren Ortschaften, nicht zufriedenstellend ist. Vor allem die
Landbevölkerung wird zum Teil mit Wasser versorgt, welches qualitativ unzureichend ist, den
chemischen und mikrobiologischen Anforderungen nicht entspricht und als Trinkwasser sogar eine
Gefahr darstellt.9 Die regionalen Wasseraufbereitungsanlagen sind Großteils veraltet und nicht
ordnungsgemäß gewartet. Der Wasserverbrauch in Serbien liegt bei 300 Litern pro Einwohner pro Tag,
während die Werte in der EU zwischen 180-200 Liter pro Einwohner pro Tag liegen. Schätzungen
zufolge beträgt der Wasserverbrauch in Belgrad im Sommer bis zu 500 Liter pro Einwohner. Das
Belgrader Wasserwerk ist auf Grund von Verlusten in den Leitungen auf 560 Liter pro Einwohner
ausgelegt.
Für Industrie und Bergbau wird das Wasser vor allem aus Flüssen gewonnen, etwa 613 Mio. m3 pro Jahr
(vor dem Jahr 1991 wurden 1,1 Mrd. m3 verbraucht), während für die Kühlung von Heizkraftwerken etwa
2,65 Mrd. m3 pro Jahr genutzt werden. Im Jahr 2012 wurde in der Industrie 9,5% mehr Wasser
gewonnen als im Jahr 2011. Davon betrug die Steigerungsrate im Bereich der unterirdischen Gewässer
und Quellen 7,1% und im Bereich der Oberflächengewässer 9,5%.
Gewinnung, Nutzung, Abwasser und Wiedernutzung und Wasserverluste in der Industrie Serbiens,
2010-2012 (in Tsd. m3)
2010
2011
2012
232 257
155 904
170 698
18
19
20
232 239
155 885
170 678
31
28
30
232208
155857
170648
-
-
2
232257
155904
170696
232247
155893
170684
229114
152423
167630
3032
3368
2951
48
48
52
10
10
10
53
55
51
10
11
12
3134
3446
3046
Abwasser
102
78
95
Kühlwasser
3032
3368
2951
165
136
119
-
-
1
Gewonnene Wassermengen10
Aus öffentlichen
Versorgungsnetzwerken
Aus eigenen Quellen
Aus unterirdischen
Gewässern und Quellen
Aus Oberflächengewässern
Wasserverluste
Wassernutzung
Für Produktion genutzes Wasser
Durchlaufende Gewässer in
Wasserkraftwerken11
Für Kühlung
Wasser im technologischen
Prozess
Wasser als Rohstoff
Wasser für andere Zwecke
Wasser für Sanitärzwecke
Ausgelassenes Wasser
12
Geklärtes Wasser
Wiederbenutztes Wasser
Quelle: Statistisches Amt Serbiens
9
Quelle: Aussenwirtschaftscenter Belgrad, WKÖ 2012
Einschließlich des Durchlaufwassers in Wasserkraftwerken
11
Im Prozess der Energieherstellung und in technologischen Prozessen
10
21
Von insgesamt 3.067.446 Tsd. m3 gewonnenem Wasser, das für Industriezwecke gewonnen wurde,
kommen 99,4% aus eigenen Quellen (98,4% aus Oberflächengewässern und 1,6% aus unterirdischen
Gewässern), während nur 0,6% aus dem öffentlichen Wasserversorgungsnetzwerk gezogen wurden
(siehe Tabelle). Dabei sind insbesondere folgende Industriezweige relevant: Stromversorgung, Gas- und
Dampversorgung, Herstellung von Grundmetallen, Herstellung von Nahrungsmitteln und Herstellung von
Chemikalien und anderen Chemieprodukten. Diese Branchen sind für 98,6% des Wasserverbrauchs in
der Industrie verantwortlich.
Wasser für Industriezwecke nach Art der Wassergewinnung, Serbien 2012 (in Tsd. m3)
Sonstige
Wassergewinnung
Gewonnenes
Wasser
Aus
öffentlichen
Versorgungsn
etzwerken
Unterirdisch
Oberfläche
3.067.446
19.555
30.007
3.017.884
Bergbau
11.297
891
2.339
8.067
Verarbeitende Industrie
78.128
16.398
24.691
37.039
Strom-, Gas- und
Dampfversorgung
2.978.021
2.266
2.977
2.972.778
Industriezweige mit der
größten Wassergewinnung
3.025.587
8.411
17.093
3.000.083
Strom-, Gas- und
Dampfversorgung
2.978.021
2.266
2.977
2.972.778
Herstellung von
Grundmetallen
21.475
1.381
717
19.377
Herstellung von
Nahrungsmitteln
17.341
2.526
12.434
2.381
Herstellung von Chemikalien
und chemischen Produkten
8.750
2.238
965
5.547
Gewonnene
Wassermengen13
Quelle: Statistisches Amt Serbiens
Vom insgesamt genutzten Wasser in der Industrie werden 97,1% in der Strom-, Gas- und
Dampfverarbeitung genutzt, 2,5% in der Verarbeitenden Industrie und 0,4% im Bergbau.
12
13
Durchlaufwasser in Wasserkraftwerken wurde hier nicht miteinbezogen.
Daten für Durchlaufwasser in Wasserkraftwerken sind hier nicht miteinbezogen und betragen 167.630 Mio. m 3
22
Wassernutzung in der Industrie, Serbien 2012 (in Tsd. m3)
Gesamt
Gewonnene
Wassermengen7
Kühlwasser
Im
bei der
Sonstiges technologis
chen
Stromhers Kühlwasser
Prozess
tellung
Sanitärwas
ser
Wasser für
andere
Zwecke
Wasserverl
ust
3.065.813
2.929.346
21.657
51.603
11.900
51.307
1.633
Bergbau
10.933
0
205
8.378
1.469
881
364
Verarbeitende
Industrie
76.870
73
20.680
35.079
8.658
12.380
1.258
2.978.010
2.929.273
772
8.146
1.773
38.046
11
3.024.458
2.929.338
19.026
26.612
4.862
44.620
1.129
2.978.010
2.929.273
772
8.146
1.773
38.046
11
Herstellung von
Grundmetallen
20.510
-
14.499
4.857
928
226
965
Herstellung von
Nahrungsmitteln
17.188
65
2.157
8.107
1.345
5.514
153
Herstellung von
Chemikalien und
chemischen
Produkten
8.750
-
1.598
5.502
816
834
-
Strom-, Gas- und
Dampfversorgung
Industriezweige
mit der größten
Wassergewinnun
g
Strom-, Gas- und
Dampfversorgung
Quelle: Statistisches Amt Serbiens
7
Daten für Durchlaufwasser in Wasserkraftwerken sind hier nicht miteinbezogen und betragen 167.630 Mio. m 3
23
Quelle: Statistisches Amt Serbiens
Wasseraufbereitung
Die häufigsten Methoden zur Wasserreinigung sind Chlorieren (in 820 Aufbereitungsanlagen), Filtrieren
(in rund 500 Anlagen) und Absetzung („Deposition“ - in rund 280 Anlagen).8 Das Entfernen von Eisen
wird nur in rund 50 Anlagen durchgeführt. Anlagen mit anderen Aufbereitungsmethoden sind nur in
kleiner Zahl präsent. In den Wasserwerken der Dörfer im Bezirk von Süd Backa und Srem (Vojvodina)
wird das Wasser zum Beispiel mit Natriumhypochlorid behandelt. Ein akutes Problem betrifft auch die
ungenügende Kapazität des Belgrader Wasserwerkes, welches rund 2 Mio. Einwohner versorgt.
Probleme am Land treten vor allem während der heißen Sommermonate auf, wenn mikrobiologische
Verunreinigungen das Wasser teilweise nicht trinkbar machen. Um die Qualität der Trinkwasserreserven
zumindest auf gleichem Niveau zu halten, ist die Errichtung von Kläranlagen dringend notwendig.
Die vorhandenen Kläranlagen sollten theoretisch ca. 14% des gesamten kommunalen Abwassers
reinigen. In der Realität werden allerdings nur ca. 8 bis 9% des Abwassers geklärt.
Durch Investitionen der EU (IPA-Programm) und teilweise aus dem Nationalen Investitionsplan NIP
(www.nip.rs) wurden seit 2007 neue Kläranlagen gebaut. Außerdem wurden bestehende Anlagen
modernisiert. Die nachstehende Grafik gibt einen Überblick über den Anstieg der Kapazitäten sowie über
die Veränderung der qualitativen Verarbeitung (mehr tertiäre statt sekundäre Verarbeitung von
Abwasser). Belgrad verfügt bis dato über keine Kläranlage, wobei der erste Schritt der Aufbau eines
funktionierenden Kanalisationssystems sein sollte, um die Abwässer getrennt vom Regenwasser
ableiten zu können.
Derzeit wird nur 3-4% des industriellen Abwassers geklärt, was im europäischen Vergleich einen der
niedrigsten Werte darstellt. Auch hier besteht dringender Investitionsbedarf!
8
Quelle zu folgenden Ausführungen: Aussenwirtschaftscenter Belgrad, WKÖ 2012
24
2.1.2 Abwasserentsorgung
Die Abwasserentsorgung wird in der Regel noch durch separate Kanalisationssysteme vorgenommen
(getrennte Kanäle für Abwässer und Oberflächenwässer). 58% der Bevölkerung ist durch
Kanalisationssysteme abgedeckt. Allerdings sind lediglich 35% der Haushalte an das Kanalisationsnetz
angeschlossen. 9 75% der städtischen Bevölkerung ist an das öffentliche Kanalisationsnetz
angeschlossen, aber nur 16% der Landbevölkerung.1011 Auch wenn bereits die Trinkwasserversorgung
teilweise ausgebaut wurde, so wurde noch kaum in den Abwasserbereich investiert. Die Anzahl der
Anschlüsse ans Abwassernetz beträgt nur 1,357 Mio. In der nordserbischen Provinz Vojvodina ist die
Lage nicht besser. Von 465 Ortschaften sind 420 nicht an das Kanalisationsnetz angeschlossen.
Untersuchungen haben gezeigt, dass die Flüsse zu Abwasserkanälen geworden sind, wobei die
Industrie zu den größten Verschmutzern gehört. Die Verabschiedung der Verordnung über Grenzwerte
von Schadstoffen in Abwässern im Jahr 2011 sollte die Verschmutzer dazu verpflichten, Abwasser vor
ihrer Ableitung in die Vorfluter zu behandeln. Um eine Abwasserkläranlage zu entwickeln und zu bauen
sind allerdings einige Jahre notwendig und die Anlagen sind ausgesprochen teuer. Deshalb wird die
Frage nach den finanziellen Möglichkeiten der öffentlich-kommunalen Unternehmen gestellt, welche
diese Anlagen bereitstellen sollen. Hierzu gibt es einige Finanzierungsmöglichkeiten, wobei eine
Möglichkeit der Budgetfonds für Umweltschutz ist. IPA-Fonds der Europäischen Union sind eine andere
Möglichkeit, während die Lösung des Problems auch durch Umweltschutz-Aktionen wie „Očistimo Srbiju“
(„Reinigen wir Serbien“) angegangen wird.
Die Gesamtproduktion von Abwässern beträgt in Serbien etwa 3,5 Mio. m3 pro Jahr, wovon etwa 70% in
der Industrie anfallen. Offiziellen Quellen zufolge betrug allerdings die Gesamtmenge an Abwasser im
Jahr 2012 4,35 Mio. m3, wovon der größte Teil in Haushalten entstanden ist (siehe Tabelle und Graphik).
Im Vergleich zum Vorjahr stellt dies einen Rückgang von 2,2% dar, wobei der Rückgang in Gemeinden
mit öffentlichem Kanalisationsnetzwerk 7,5% beträgt. In Gemeinden ohne ein öffentliches
Kanalisationsnetzwerk war im Jahr 2012 ein Anstieg von Abwasserengenerierung von 13,8% im
Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Dabei haben Haushalte um 9,2% weniger Abwasser produziert
als im Vorjahr, während der Rückgang in der Industrie 1,1% betrug. Andere Nutzer haben um 4,9%
weniger Abwasser generiert als im Vorjahr. Im Jahr 2012 wurden um 10,2% weniger Abwasser
behandelt als im Vorjahr.
9
Quelle zu folgenden Ausführungen: http://www.ekobalans.net/teme/problem-otpadnih-voda/109-upravljanje-vodamausrbiji.html
10
Quelle: Aussenwirtschaftscenter Belgrad, WKÖ 2012
11
Andere Nutzer schließen folgende Bereiche ein: Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei, Krankenhäuser, Schulen, Handel
und kommunale Unternehmen, sowie Wasser aus eigenem Verbrauch
25
Abwasser in Serbien, 2010-2012 (in Tsd. m3)
2010
2011
2012
Gesamtmenge an Abwassern
438.493
444.893
434.958
Aus Gemeinden mit
Kanalisationsnetzwerken
328.582
334.864
309.745
Aus Haushalten
236.010
247.085
224.260
Aus der Industrie
54.906
52.094
51.540
Von anderen Nutzern18
37.666
35.685
33.945
48.011
52.971
47.511
5.456
12.734
8.594
Bearbeitetes Abwasser
Primäre Bearbeitung
Sekundäre Bearbeitung
37.411
34.235
33.171
Terziäre Bearbeitung
5.144
6.002
5.746
14.512
14.948
15.125
Haupkollektor
2.208
2.341
2.393
Sammelleitungen
12.304
12.607
12.732
1.359.385
1.419.482
1.475.677
Kanalisationsnetzwerk
Länge des Kanalisationsnetzwerkes (km)
Anzahl
von
an
das
angeschlossenen Haushalten
Netzwerk
Quelle: Statistisches Amt Serbiens
Quelle: Statistisches Amt Serbiens
26
Der Gesamtbetrag von konzentrierten Abwässern, die aktuell behandelt werden sollten, beträgt etwa
13,5 Mio. EW (Einwohnergleichwerte), jedoch werden in Serbien lediglich 2-3% der Abwässer behandelt,
während der Rest direkt in die Vorfluter geleitet wird. Die am häufigsten angewandte
Bearbeitungsmethode von Abwässern ist die sekundäre Bearbeitung, unabhängig von der
Entstehungsart (siehe Abbildung).
Quelle: Statistisches Amt Serbiens
27
Es existieren nur 37 zentrale Kläranlagen für Abwässer, die im Durchschnitt über 20 Jahre alt sind und
von denen etwa die Hälfte in schlechtem Zustand oder außer Funktion ist, wobei von den aktiven
Anlagen fast alle technologie- und kapazitätsmäßig überholt sind. Bis zum Jahr 2021 wird aufgrund der
Industrieentwicklung und der Erweiterung des Kanalisationsnetzes, ein 3,2-facher Anstieg der
Abwassermenge erwartet. Die bestehenden Kanalisationssysteme, die eine Länge von 8.000 km haben,
sollten deshalb um weitere 17.000 km erweitert werden, um so 83% der Bevölkerung abzudecken und
die Voraussetzungen für eine rationale Sammlung und Bearbeitung von Abwässern zu gewährleisten.
Von der Gesamtmenge an Abwasser in der Industrie hat die Strom-, Gas- und Dampfversorgung einen
Anteil von 45,7%, die Verarbeitende Industrie einen Anteil von 48,7% und der Bergbau einen Anteil von
5,6% (siehe Tabelle).
Abwasserentstehung12 in der Industrie, Serbien 2012 (in Tsd. m3)
Entstandenes Abwasser
Gesamt
Für
Kühlungszwecke
Rezirkulierendes
Wasser
3.046.166
2.951.003
215
95.163
Bergbau
5.546
205
-
5.341
Verarbeitende Industrie
67.121
20.753
23
46.368
Strom-, Gas- und
Dampfversorgung
2.973.499
2.930.045
192
43.454
Industriezweige mit der
größten
Abwasserentstehung
3.014.351
2.948.364
-
65.987
Strom-, Gas- und
Dampfversorgung
2.973.499
2.930.045
8
43.454
Herstellung von
Grundmetallen
19.485
14.499
-
4.986
Herstellung von
Nahrungsmitteln
15.493
2.222
-
13.271
Herstellung von Chemikalien
und chemischen Produkten
5.874
1.598
-
4.276
Abwassermengen
Quelle: Statistisches Amt Serbiens
12
Ohne Durchlaufwasser in Wasserkraftwerken
28
Abwasser
Behandeltes und wiederbenutztes Abwasser, Serbien 2012 (in Tsd. m3)
Behandeltes Abwasser
Wiederbenutz
tes Abwasser
Gesamt
Primäre
Behandlung
Sekundäre
Behandlung
Terziäre
Behandlung
118.953
108.508
3.985
6.460
966
Bergbau
3.564
1.566
1.998
-
2
Verarbeitende Industrie
38.016
30.070
1.486
6.460
100
Strom-, Gas- und
Dampfversorgung
77.373
76.872
501
-
864
Industriezweige mit der
größten Behandlung und
Wiedernutzung von Abwasser
106.769
101.135
1.701
3.933
871
Strom-, Gas- und
Dampfversorgung
77.373
76.872
501
-
864
Herstellung von Grundmetallen
14.275
13.431
2
842
-
Herstellung von
Nahrungsmitteln
8.510
5.776
1.050
1.684
1
Herstellung von Papier und
Pappe-Produkten
4.605
4.555
-
50
6
Herstellung von Chemikalien
und chemischen Produkten
2.006
501
148
1.357
-
Behandeltes und
Wiederbenutztes Abwasser
Quelle: Statistisches Amt Serbiens
Im Rahmen des Prozesses der EU-Annäherung hat sich Serbien verpflichtet, den Zustand des
Umweltschutzes bedeutend voranzubringen, was auch mit die hier beschriebenen Tätigkeiten umfasst.
Die Nationale Strategie der serbischen Regierung für die Annäherung im Bereich des Umweltschutzes
mit den europäischen Standards (Amtsblatt der Republik Serbien 80/11) beziffert die Gesamtkosten auf
10,6 Mrd. Euro, was fast ein Drittel des geschätzten Bruttosozialproduktes Serbiens im Jahr 2011
beträgt (32,9 Mrd. Euro, Schätzung des serbischen Finanzministeriums für die Zwecke der
Budgetfestlegung im Jahr 2012, Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 101/11). Um die hier betrachteten
Tätigkeitenn mit europäischen Standards in Einklang zu bringen, werden etwa 5,5 Mrd. Euro benötigt –
etwas mehr als die Hälfte der geschätzten Gesamtkosten der Annäherung.
Die Strategie des Serbischen Ministeriums für Umweltschutz und Raumplanung bezüglich der
Abwasserbehandlung hat zwei grundlegende Bestandteile – klare Vorschriften und effiziente Kontrolle
auf der einen Seite und Unterstützung für jene, die sich bei der Umsetzung von Vorschriften stark
engagieren, auf der anderen Seite. Eine Form der Unterstützung stellt auch das neue Gesetz über
kommunale Tätigkeiten dar. Dem Nationalen Programm für Umweltschutz zufolge sollten bis zum Jahr
2014 1.000 Kilometer Kanalisation für Siedlungen gebaut werden, 700 Kilometer für Oberflächenwässer,
200 Kilometer allgemeiner Kanalisation, sowie Anlagen zur primären und sekundären Behandlung von
Abwässern in den größten Gebietskörperschaften, die am meisten betroffen sind.
29
2.1.3 Preise der Grunddienstleistungen
Zur Preisabbildung der Dienstleistungen in den branchenrelevanten Tätigkeiten wurde eine Studie in 15
größeren Städten in Serbien (dem Gesetz über die teritorialle Organisation der Republik Serbien nach,
Amtsblatt RS 129/07, hat Serbien, ohne die Provinz Kosovo, 145 Einheiten lokaler Selbstverwaltungen
und zwar: die Hauptstadt, 22 Städte und 122 Gemeinden), mittels Erhebung der Tarifangaben in den
Internetpräsentationen der öffentlichen Unternehmen, durchgeführt.
Übersicht der Tarifstruktur: Die Tarife (Preise) werden seitens des öffentlichen Unternehmens
vorbereitet, sowie vorgeschlagen und seitens der Gemeinde dann zugelassen.
Alle Tarife unterscheiden zwei Hauptkategorien von Dienstleistungsnutzern: Haushalte und Geschäfts- /
Gewerbeverbraucher. Das Unterscheiden dieser beiden Kategorien stammt noch aus dem früheren
System. Bisher haben nur sehr wenige Städte begonnen die Preise gleicher Dienstleistungen für alle
Verbraucherkategorien anzugleichen, wehalb auch die Preise dieser beiden Dienstleistungskategorien
sehr unterschiedlich sind. Die Mehrzahl der Tarife hat Unterkategorien der Nutzer: in der Kategorie der
Haushalte sind die Unterkategorien Haushalte mit oder ohne Wasseruhr/-messgerät; bei den
Gewerbeverbrauchern sind die Unterkategorie die regelmässigen und begünstigten Nutzer (wie z.B.
Schul-, Gesundheits- und Sozialeinrichtungen, andere öffentlichen Unternehmen deren Betreiber die
Gemeinde ist, Schwimmbäder u.ä.). Der Preis für die begünstigten Verbraucher ist in der Regel
vergleichbar mit dem Preis für die Haushalte.
Bei der Trinkwasserversorgung, weisen die Tarife in der Regel, neben dem Trinkwasserpreis pro m³,
auch eine besonderen Art der Gebühren auf, wie z. B.: die Gebühr für den Wasseraufbereitungsfond,
Gebühr für den Trinkwassernetzanschluss oder die Gebühr für die Stabilitätserhaltung des
Leitungsnetzdrucks für alle Nutzerkategorien. Die Höhe dieser Gebühr ist fest und hängt nicht vom
Verbrauch ab. Dieser Betrag unterscheidet sich von Gemeinde zu Gemeinde, aber bei der
Haushaltskategorie ist sie meistens maximal bis zum Preis eines Kubikmeters Trinkwasser, während
man diese bei der Kategorie der Geschäftsverbraucher entweder es auf die gleiche Weise bestimmt
oder nach dem Durchmesser des Netzanschlusses. Zweck der Gebühr ist die Gerechtfertigung der
Rechnungsausstellung jenen Nutzern, die nicht das Trinkwasser nutzen, doch einen aktiven Anschluss
an das Netz haben. Diese Gebühr wird versteuert wie das Trinkwasser und zwar mit dem niedrigeren
Mehrwertsteuersatz von 8%.
Die Mehrzahl der Tarife in der Kategorie Haushalte beinhaltet auch einen möglichen zusätzlichen,
höheren Preis für einen Wasserverbrauch, der über dem Niveau des Standardverbrauchs (der sgn.
„Blocktarif“) liegt und ist zwei bis drei Mal höher als der Grundpreis. Der Zweck des höheren Preises ist
es den Trinkwassermißbrauch zu verhindern (Gartenbewässerung, Autowäsche, u.ä.) und auch zu
helfen, die Stabilität der Auffang- und Aufbereitungsanlagen für das Trinkwasser, sowie der
Netzversorgung, zu erhalten.
Bei der Entsorgung und Behandlung des Abwassers werden einheitliche Preise angestrebt, wenn es
keine Anlage zur Abwasserbehandlung gibt. Sollte eine Anlage vorhanden sein, dann erfolgt eine
Veranlagung die Abführung und Behandlung getrennt betrachtet. Neben diesen Preisen werden in
einigen Gemeinden auch Beiträge für den Schutz vor Wasserverschmutzung oder andere besonderen
Gebühren erhoben, deren Betrag pro Nutzer jedoch vernachlässigbar ist. Die Preise werden mit dem
niedrigeren Mehrwertsteuersatz von 8% versteuert.
30
Grundangaben zu den Dienstleistungspreisen
Tarife für relevante Dienstleistungen in 15 Städten, Mai 2013
Nr.
2. Abwasser
(Kanalisation)
1. Wasser
Stadt
3. Gesamt 1+2
Haushalte
Gewerbe
Haushalte
Gewerbe
Haushalte
Gewerbe
1.
Subotica
45,68
50,76
48,52
72,36
94,20
123,12
2.
Novi Sad
53,57
126,23
33,77
79,41
87,34
205,64
3.
Becej
43,20
121,95
37,58
106,71
80,78
228,66
4.
Uzice
54,56
138,01
13,77
34,60
68,33
172,61
5.
Vrbas
42,88
85,75
21,44
42,88
64,32
128,63
6.
Belgrad
41,57
74,97
16,80
40,35
58,37
115,32
7.
Valjevo
35,14
102,84
20,90
42,86
56,04
145,70
8.
Leskovac
45,81
96,94
9,18
23,74
54,99
120,68
9.
Krusevac
39,38
94,50
14,15
23,12
53,53
110,62
10.
S. Mitrovica
37,01
71,28
15,57
37,01
52,58
108,29
11.
Nis
40,67
101,77
7,72
19,35
48,39
121,12
12.
Zajecar
35,43
141,70
7,07
28,33
46,29
183,63
13.
Smederevo
38,16
114,33
7,88
23,02
46,04
137,35
14.
Paracin
21,84
70,96
8,74
77,21
30,58
148,17
15.
Kraljevo
19,13
64,09
8,82
26,73
27,95
90,82
Die Preisangaben sind in Dinar für 1 m³ mit MwSt. von 8%. Die Gesamtpreise sind in manchen Städten etwas
höher, weil in einzelnen Preislisten nicht alle Gebühren aufgeführt sind, die zu jedem Dienstleistungspreis in
Rechnung gestellt werden. Die Städte sind, nach dem Gesamtpreis in der Haushaltskategorie verteilt/aufgelistet,
welche die größte Anzahl der Einzelverbraucher haben.
Der Trinkwasserpreis für Haushalte in den betrachteten Städten liegt zwischen 19,13 bis 54,56 Dinar
(ca. 0,20 – 0,50 Eur). Für Gewerbeverbraucher kostet das Trinkwasser von 64,09 bis 141,70 Dinar (ca.
0,60 – 1,30 Eur). Der Trinkwasserpreis für beide Leistungen ist in der Regel bedeutend höher für
Gewerbeverbraucher im Vergleich mit den Preisen für Haushalte: das Durchschnittsverhältnis, ist ca. 1 :
2,5. Die Ausnahme ist die Stadt Subotica, wo mit dem Preisausgleich, bei gleichartigen Dienstleistungen
für alle Verbraucherkategorien, begonnen wurde.
Der Preis für das Entsorgen und Behandeln / Klären des Abwassers für Haushalte in den betrachteten
Städten liegt zwischen 7,07 bis 21,44 Dinar (ca. 0,06 – 0,20 Eur), während der Preis für
Gewerbeverbraucher im Bereich 19,35 bis 42,88 Dinar (ca. 0,18 – 0,4 Eur) liegt. Auch bei dieser
Dienstleistung liegt das durchschnittliche Preisverhältnis für die Haushalte und Gewerbeverbraucher bei
ca. 1 : 2,5.
Bei dem Dienstleistungspreis für das Entsorgen und die Behandlung des Abwassers istein Unterschied
zwischen den ersten drei und den anderen Städten sichtbar. In den ersten drei Städten funktioniert die
Klärananlage und der Preis der Diensleistung Abführung und Klärung des Abwassers ist viel näher dem
Trinkwasserpreis für beide Grundkategorien von Nutzern. In Städten, die keine Kläranlage haben, sind
die Preise dieser Dienstleistung viel niedriger als der Trinkwasserpreis bzw. durchschnittlich ist das
Verhältnis 1 : 3 oder mehr.
31
Die Preisunterschiede zwischen den Städten beider relevanten Tätigkeiten sind, neben den
Arbeitskosten, Energie, Verbrauch verschiedener Chemikalien und anderen Faktoren, auch Folge von
geografischen Charakteristiken und der Wasserverfügbarkeit. In Gebirgsgebieten kann für die
Trinkwasserversorgung und die Abwasserentsorgung das Gravitationsgefälle genutzt werden. Weiterhin
besteht die Möglichkeit Trinkwasserspeicher anzulegen. Im Flachland wird das Wasser aus großer Tiefe
gewonnen (Grundwasser), wobei es für die Gewinnung größere Pumpenleistung benötigt wird und was
insgesamt die Kosten für die Wassergewinnung- und Verteilung verteuert.
Dem Dokument „Preise für Wasser und Abwasser“ aus dem Jahr 2009 nach, das von der
Geschäftsvereinigung Komdel vorbereitet wurde, sind die Preise für relevante Dienstleistungen in
kleineren Städten durchschnittlich um ca. 5% niedriger im Vergleich zu größeren Städten. In den
gleichen Unterlagen wurde angemerkt, daß das Preisniveu, das von den Betreibern gewünscht wurde,
um ca. 57% höher ist im Vergleich zum aktuellen Niveu, was wiederum bedeutet, daß fast alle Betreiber
relevanter Tätigkeiten mit einem bestimmten Verlust arbeiten bzw. dass das Betreiben relevanter
Tätigkeiten nach bestehenden Preisen unrentabel ist.
Die Preise der relevanten Dienstleistungen sind allerdings in der Mehrzahl der Gemeinden gleich
geblieben, obwohl es eigentlich keine formellen Hindernisse mehr für eine Anpassung an die
tatsächlichen Bedürfnisse gibt. Die Mehrheit der Gemeindeverwaltungen setzt die Politik niedriger Preise
fort, wie auch im Zeitraum von 2005 bis 2011. Damals wurden die Preise für diese Tätigkeiten indirekt
seitens der Regierung gesteuert, und zwar aufgrund einer Bestimmung (Amtsblatt RS 6/06 und 108/08).
Dieser Bestimmung nach wurden die Dienstleistungspreise für die relevanten Tätigkeiten begrenzt,
zusammen mit den Gehältern in den öffentlichen Unternehmen. Als Instrument dieser Begrenzung
wurde die Verbindlichkeit genommen, daß alle Betreiber kommunaler Tätigkeiten, so auch der
relevanten Tätigkeiten, sich in ihren Jahresplänen an die Richtlinien der Wirtschaftspolitik für Preise,
Gehälter und Beschäftigung der Regierung halten müssen, welche jedes Jahr die Preise und die
Gehaltsmasse aller Beschäftigten bis zum jährlich projeziertem Inflationsniveu begrenzt hatte. Im Fall,
dass sich der einzelne Betreiber nicht an diese Verpflichtung gehalten hat, konnte die Regierung,
aufgrund der genannten Bestimmung, den Zahlungtransfer des Gehaltssteuerteils, der eigentlich den
Gemeinden gehörte, einstellen. Das Gesetz über die kommunalen Tätigkeiten aus dem Jahr 2011 hat
diese Bestimmung und die Begrenzung der Preisbestimmung aufgrund der Wirtschaftspolitikrichtlinie
aufgehoben, während die Begrenzung für Gehälter und Anzahl der Beschäftigten bei Betreibern
beibehalten wurde. Die Mehrheit der Gemeinden aber hat die Art der Preisgestaltung, wie sie während
der Bestimmungszeit galt, beibehalten. Im Augenblick zeigen die lokalen Verwaltungen keine Neigung
diese Praxis zu ändern, was das Ergebnis verschiedener Faktoren ist (Wirtschaftskrise, politisches
Risiko bei Preiserhöhung u.a.). Doch ist eine Änderung dieser Praxis ausschlaggebend für die Zukunft
des Wasser- und Abwassersektors in Serbien. Die Veränderung in der Politikführung der kommunalen
Tätigkeiten bei lokalen Gemeindeverwaltungen ist besonders wichtig für relevante Aktivitäten, weil, wie
schon erwähnt, die geschätzten Kosten für die Anpassung der relevanten Tätigkeiten mit den
europäischen Standards ca. 5,5 Mlrd. Euro betragen. Unter anderem bedeutet das auch, daß die Preise
aller kommunalen Dienstleistungen, so auch der relevanten Dienstleistungen, bedeutend steigen
müssen und die Sozialpolitik aus diesen relevanten Aktivitäten ausgeschlossen werden muss.
32
2.2 Kommunale Dienstleistungen
2.2.1 Beschreibung der aktuellen Lage
Die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung wird in Serbien grundsätzlich von öffentlichen
Unternehmen durchgeführt. Ihre rechtliche Stellung wird durch das Gesetz über öffentliche Unternehmen
definiert (Amtsblatt der Republick Serbien Nr. 119/12). Ein öffentliches Unternehmen führt eine Tätigkeit
von öffentlichem Interesse und von strategischer Wichtigkeit für die Republik Serbien aus. Diese
Unternehmen können durch den Staat, durch die autonome Provinz Vojvodina oder durch Gemeinden
gegründet werden, abhängig von den entsprechenden Zuständigkeiten. Auch Privatunternehmen
können diese Tätigkeiten ausführen, wenn ihnen die entsprechende Zuständigkeit durch den Staat, die
autonome Provinz oder Gemeinden zugegeteilt wird. Eine Ausnahme stellt hierbei die
Trinkwasserversorgung dar.
Lokale Selbstverwaltungen in Serbien sind somit für ein breites Spektrum von öffentlich-kommunalen
Dienstleistungen zuständig. Das Gesetz definiert die kommunalen Dienstleistungen wie folgt bzw. ihr
Dienstleistungsspektrum umfasst folgendes: Wasserbehandlung und – Verteilung, Behandlung und
Entsorgung von Abwasser, Herstellung des Warmwassers und Dampfversorgung, Transport im
Stadtverkehr, Müllabfuhr in Städten und Gemeinden sowie Instandhaltung von Mülldeponien,
Instandhaltung von Parks und Grünflächen, Straßenreinigung, Einrichtung und Instandhaltung von
Friedhöfen.
Durchführer dieser kommunalen Dienstleistungen sind also die sogenannten „JKP-s“ (serbisch: „Javna
komunalna preduzeca“ – Übersetzung: Öffentlich-kommunale Unternehmen). Nach Angaben des
Handelsregisters aus dem Jahr 2011, gibt es ca. 310 solcher Unternehmen. In größeren lokalen
Selbstverwaltungen gibt es auch spezialisierte JKP-s, z. B. 50 davon sind aus dem Bereich
Wasserwerke und Kanalisation. Im kommunallen Dienstleistungsbereich arbeiten ca. 2,5% aller
Beschäftigten im Lande, wobei die JKP Belgrad mit ca. 1/3 an dieser Gesamtzahl partizipiert. Ein
durchschnittliches Kommunalunternehmen in Serbien hat ca. 176 Beschäftigte, obwohl einige in Belgrad
auch über 2000 haben.
Funktionsweise eines öffentlichen Unternehmens
Ein öffentliches Unternehmen führt seine Geschäfte auf der Grundlage eines langfristigen und
mittelfristigen Entwicklungs- und Arbeitsplans. Diesen Plänen entsprechend erstellen die Unternehmen
einen Jahresplan, den sie den Gemeinden spätestens zum 1. Dezember des jeweiligen Vorjahres zur
Verabschiedung zustellen müssen. Wenn ein öffentliches Unternehmen in einem Geschäftsjahr einen
Gewinn erzielt, wird die Entscheidung über die Verteilung des Gewinns durch den Aufsichtsrat mit
Zustimmung der Gemeinde getroffen. Ein Teil des Gewinns wird dem Unternehmensgründer
zugesprochen und auf das Bankkonto der Verwaltungsbehörde für öffentliche Einnahmen überwiesen.
Das öffentliche Unternehmen kann, mit Genehmigung der Gemeinde, Kapital in andere
Kapitalgesellschaften, welche Tätigkeiten von öffentlichem Interesse aber auch andere Tätigkeiten
ausführen, investieren.
Die Preise von kommunalen Dienstleistungen werden auf Grundlage des Gesetzes über kommunale
Tätigkeiten festgelegt. Die Prinzipien sind folgende: „der Verbraucher zahlt“; „der Verschmutzer zahlt“;
die Preise sollen die Geschäftsauslagen decken; Einklang mit dem Prinzip der Verfügbarkeit; keine
Preisunterschiede zwischen verschiedenen Verbraucherkategorien, außer wenn der Unterschied durch
unterschiedliche Kosten für die Sicherstellung der kommunalen Dienstleistungen begründet werden
kann. Weitere Prinzipien sind die Geschäftskosten, die Ausgaben für den Bau und die Instandhaltung
33
der kommunalen Infrastruktur und die Beschaffung der Ausrüstung, sowie der Gewinn des
Trägerunternehmens der kommunalen Tätigkeit. Die Gemeinde ist dazu verpflichtet, die Entwicklung von
Preisen für kommunale Tätigkeiten und insbesondere den Einklang der Preise mit den Grundlagen für
Ihre Festlegung zu verfolgen. Um die Verfügbarkeit von kommunalen Dienstleistungen sicherzustellen,
kann die Gemeinde Verbraucherkategorien, die subventioniert werden, sowie auch das Ausmaß der
Subvention festlegen. Allerdings werden die Optionen, die im Gesetz aufgeführt sind, nicht zur Genüge
genutzt, da die Gemeindeverwaltungen in der Regel die Preise von kommunalen Dienstleistungen in
ihren Jahresplänen niedrig halten.
Die Gemeinde schützt das öffentliche Interesse in öffentlichen Unternehmen durch ihre
Zustimmungsbefugnis für alle wichtigen Geschäftsentscheidungen der Unternehmen (z.B. für das Statut,
die Verordnung über die allgemeinen Bedingungen der Lieferung von Produkten und Dienstleistungen
und die Tarife, die Vergabe von Garantien, Bürgschaften und anderen finanziellen Absicherungen, die
Nutzung von wertvollem
Unternehmenseigentum,
Kapitalinvestitionen, Statusänderungen
(Unternehmenszusammenschlüsse etc.) und anderen wichtige Entscheidungen).
Dem Gesetz zufolge verwalten öffentliche Unternehmen das Distributionsnetz, die Anlagen zur
Wasseraufbereitung, Anlagen zur Behandlung von Abwässern und anderen Anlagen, die für das
Funktionieren des Netzes und die Ausführung der entsprechenden Tätigkeit unabdingbar sind. Der Bau
der kommunalen Infrastruktur wird größtenteils durch die Gebühr für die Nutzung von Baugrund
finanziert. Nach den Änderungen des Gesetzes über Raumplanung und Bau im Jahr 2009, der die
Institution des Privateigentums von Baugrund wieder eingeführt hat, soll diese Gebühr durch eine
„Kommunalabgabe“ ersetzt werden, die das Immobilieneigentum für Zwecke der Instandhaltung der
kommunalen Infrastruktur belasten soll. Die Finanzierung des Baus der kommunalen Infrastruktur ist
aktuell, nach den Regeln des Budgetgesetzes, lediglich durch Bankkredite möglich, sowie aus Mitteln,
welche durch staatliche Organe, Europäische Fonds und ausländischen Geldgebern zur Verfügung
gestellt werden.
Aufsicht über die Ausführung von kommunalen Tätigkeiten und Aufsicht der öffentlichen Unternehmen
Das Gesetz über kommunale Tätigkeiten schreibt vor, dass die allgemeine Aufsicht über die Einhaltung
von Vorschriften von Seiten des ausführenden Unternehmens, der Gründer bzw. die Gemeinde
vorzunehmen ist. Für kommunale Tätigkeiten ist das Ministerium für Bau und Urbanismus zuständig. Es
beaufsichtigt die Qualität und den Umfang der angebotenen kommunalen Dienstleistungen, die Effizienz
der ausführenden Unternehmen, die Preisentwicklung, die Arbeitnehmerzahl und das Niveau an
Investitionen in die Instandhaltung und den Bau der kommunalen Infrastruktur und berichtet darüber
mindestens einmal pro Jahr gegenüber der Regierung und der Öffentlichkeit. Die Gemeinden und alle
Kommunalunternehmen sind dazu verpflichtet, dem zuständigen Ministerium einen Jahresbericht über
Ihre Tätigkeiten vorzulegen, sowie auf Anfrage auch Daten und Benachrichtigungen in Bezug auf Ihre
Tätigkeiten. Die Inspektionsaufsicht über kommunale Tätigkeiten in Bezug auf die Anwendung
staatlicher Vorschriften obliegt dem Inspektorat des Ministeriums für Bau und Urbanismus, während für
die Anwendung von Vorschriften das kommunale Inspektorat zuständig ist.
Bei Hindernissen im Geschäftsablauf von öffentlichen Unternehmen, kann die Gemeinde Maßnahmen
wie den Austausch des Managements und Nominierung eines Krisenmanagements, Änderungen in der
internen Organisation, Beschränkungen bei der Nutzung von staatlichem Eigentum und andere
Maßnahmen vornehmen. Falls die Auswirkungen dieser Hindernisse Leben und Gesundheit von
Angestellten beeinflussen können, und die Gemeinde nicht rechtzeitig entsprechende Konsequenzen
zieht, können diese von Seiten der Regierung vorgenommen werden. Wenn diese Auswirkungen eine
Folge von Streiks sind, können Maßnahmen wie die Einführung einer Arbeitspflicht und das Engagement
von Arbeitnehmern aus anderen öffentlichen Unternehmen und andere Maßnahmen vorgenommen
werden.
34
Das Gesetz über öffentliche Unternehmen schreibt eine besondere finanzielle Kontrolle für kommunale
Unternehmen vor. Ein öffentliches Unternehmen, welches auf Unterstützung aus dem Budget
angewiesen ist oder angewiesen sein will, hat für die Benutzung von Budgetmitteln ein besonderes
Programm für die Nutzung dieser Mittel vorzuweisen, das den jeweils zuständigen Behörden
(Ministerium für Bau und Urbanismus, Ministerium für Handel, Arbeit, Finanzen und lokale
Selbstverwaltung) vorzulegen ist.
Obwohl die Aufsicht von öffentlichen Unternehmen detailliert geregelt ist, sind mögliche
Geschäftsverluste nicht reguliert. Das Gesetz über öffentliche Unternehmen schreibt lediglich das Recht
des Aufsichtsrates vor, mit Zustimmung des Gründers über die Verteilung von Gewinn und die Deckung
von Verlust zu befinden. Diese Lücke ist eine direkte Folge der Ambivalenz von öffentlichen
Unternehmen. Einerseits sind das Unternehmen, die eine profitorientierte Tätigkeit ausführen, also
Marktsubjekte, bei denen lang andauernde Verluste zur Insolvenz führen. Andererseits sind ihre
Tätigkeiten für die Funktionsweise von staatlichen und gemeindlichen Behörden notwendig, was sie vom
Markt trennt und eine Insolvenz ausschließt, sie also zum Teil des Staatsapparates macht. Die
Notwendigkeit dieser Tätigkeiten für die Funktionsweise von staatlichen Behörden ist die Begründung für
staatliche Unterstützung, welche die meisten öffentlichen Unternehmen in Serbien in Anspruch nehmen.
Ein regelmäßiges Problem in der Geschäftstätigkeit von öffentlichen Unternehmen sind ihre
ungenügenden Einnahmen, bzw. im Durchschnitt zu niedrige Preise. Die aktuellen Preise waren unter
indirekter staatlicher Kontrolle bis hin zur Verabschiedung des Gesetzes über kommunale Tätigkeiten im
Jahr 2011 und wurden in den vergangenen 10 Jahren lediglich um den jährlichen Inflationsbetrag
erhöht. Dem neuen Gesetz über kommunale Tätigkeiten zufolge muss nun die Gemeinde die Deckung
von Geschäftskosten durch Preise von kommunalen Dienstleistungen beaufsichtigen und hat die
Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden mit dem Ziel einer effizienteren Funktionsweise von
kommunalen Dienstleistungen (Größenvorteile) anzstreben. Die gleiche Verordnung im Gesetz
ermöglicht es der Regierung bei Nichterfüllung dieser Ziele den Gemeinden den Transfer von
finanziellen Mitteln zu beschränken, die ihnen von einkommenssteuerrechtlicher Seite zustehen. Die
Preise von kommunalen Dienstleistungen sollen also in den Zuständigkeitsbereich der Gemeinden
zurückkehren, bei gleichzeitiger Einflussmöglichkeit von Seiten der Regierung im Sinne einer Kontrolle
des Budgetdefizits. Die Möglichkeit der Preiskontrolle von staatlicher Seite bestätigt in Serbien den
ambivalenten Charakter von öffentlichen Unternehmen, bzw. Einschränkungen in der Geschäftstätigkeit
auf Basis des Schutzes von öffentlichem Interesse.
2.2.2 Restrukturierung der kommunalen Unternehmen
Spezifische Probleme in den Bereichen Wasser und Abwasser, mit denen kommunale Unternehmen
konfrontiert sind:
•
•
•
•
•
Hoher Wasserverbrauch im Netz ist die Folge mangelhafter Instandhaltung bzw. es fehlen Mittel
zum Ersatz defekter Systemteile, womit auch die Herstellungskosten höher sind und nicht aus
den Betriebseinnahmen gedeckt werden können;
Wasserauf bereitung bzw. die Versorgungsquellen bedürfen regionaler Lösungen;
Netzwerkerweiterungen in ländlichen Gebieten bedürfen großer Investitionen, bei begrenzten
Möglichkeiten der Reinvestition durch aktuelle Dienstleistungspreise;
Niedrige
Preise,
ungenügende
Erfassung
von
Verbrauchern
und
schwierige
Zahlungseinforderung sind die Hauptgründe verminderter Einnahmen;
Finanzierung einer verhältnissmässig zu großer Zahl von Beschäftigten lässt keinen Spielraum
für eine Umleitung von Mitteln auf Instandhaltung und Kapitalinvestitionen;
35
In diesem Zusammenhang wurde im Jahr 2011 ein Vorschlag zur sog. „Strategie der Restruktuierung
der JKPs in Serbien“ erstellt und in einem öffentlichen Dialog diskutiert. Leider kam es damals zu keinen
Beschlüssen, doch die Thematik ist weiterhin aktuell. In den Empfehlungen dieser Strategie, wie z.B.
einer Reform der Eigentums- und Managementstruktur der JKPs, Förderung und Steigerung der
Kapitalinvestitionen, Standardisierung und Einführung von Methoden der Tarifgestaltung, sowie
Verbesserung der Effizienz der JKPs, wird aber auch die Einbindung des Privatsektors angesprochen.
So heißt es, daß der Privatsektor eine wichtige Quelle bei der Finanzierung der Kapitalinvestitionen und
des technischen und operativen „know-how“ sein kann. Der Privatsektor kann sich dem Sektor der
kommunalen Dienstleistungen durch PPP (public-privat partnership) Projekte anschließen und der
rechtliche Rahmen dafür soll förderlich sein. Der Staat soll die Festlegung für die Dienstleistungspreise
definieren und ein entsprechendes Gesetz über die Eigentumsrückerstattung für die lokalen
Selbstverwaltungen verabschieden. Die Gemeinden können dann selbst entscheiden, wo und in
welchen Bereichen sie in PPP Projekte eintreten bzw. diese durchführen wollen. Der Staat sollte nur die
entsprechende technische Unterstützung geben und die lokalen Selbstverwaltungenwiederum sollten
genügend Kapazität haben, die entsprechenden Vereinbarungen selbst zu schließen. Ein
entsprechender Aktionsplan, der den rechtlichen und institutionellen Bedarf definiert, wird erarbeitet
werden.
2.3 Gesetzlich-institutioneller Rahmen der Branche
2.3.1 Relevante Gesetze und Vorschriften
Die wichtigsten Status- und öffentlich-rechtlichen Vorschriften
 Das Gesetz über die kommunale Selbstverwaltung
(Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 129/07),
 Das Gesetz über öffentliche Betriebe
(Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 119/12),
 Das Gesetz über öffentliches Eigentum
(Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 72/11) (Dieses bestätigt die vollen Eigentumsrechte der
Gemeinden gegenüber den öffentlichen Betrieben, die relevante Tätigkeiten ausführen, wenn die
Gemeinden ihre Betreiber oder Mehrheitseigentümer sind.)
 Das Gesetz über Handelsgesellschaften
(Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 36/11
Geschäftsführung relevanter Tätigkeiten)
und
99/11)
(Regelt
die
auszuführende
 Das Gesetz über das Haushaltssystem
(Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 54/09, 73/10, 101/10 i 101/11)
o
o
Beeinflusst zusammen mit dem System der Rechtsverordnungen die Geschäftsführung
der öffentlichen Betriebe als Auszuführende der kommunalen Tätigkeiten,
Die Rechtsverordnungen schreiben vor, dass diese Betriebe indirekte Nutzer der
Haushaltsmittel sind, über welche die Gemeinde die Verwaltungskontrolle ausübt, womit
ihre Geschäftsführung unter allgemeine Pflichten der Haushaltssubjekte geführt wird.
36
o
Das Gesetz regelt präzise insbesondere die Bedingungen für das Verfahren und die
Subventionsvergabe und andere Formen finanzieller Unterstützung, die Art und Weise
der Verwendung dieser Mittel.
 Das Gesetz über die öffentlich-private Partnerschaft und Konzessionen (Amtsblatt der
Republik Serbien Nr. 86/11)
o
Das Ziel dieses Gesetzes ist es, Privatinvestitionen zu fördern und zu erleichten und zwar
im allgemeinen Interesse. Sein größter Vorteil ist die Ermöglichung der Investitionen im
öffentlichen Verbrauch ohne die öffentliche Verschuldung und das Haushaltsdefizit zu
erhöhen.
 Das Gesetz über die öffentliche Anschaffung (Amtsblatt der Republik Serbien Nr.
124/12)
o
Das Verfahren der öffentlichen Anschaffung wird unbedingt bei jeder Güteranschaffung,
Dienstleistung und Arbeiten, deren geschätzter Wert über 400.000 RSD (etwas weniger
als 4.000 EUR) liegt, angewendet.
 Das Gesetz über den Zugang zu Informationen von öffentlicher Bedeutung
(Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 120/04, 54/07, 104/09 und 36/10)
Die wichtigsten technischen Vorschriften
 Das Wassergesetz
(Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 30/10)
o
Drei öffentliche Wasserversorgungsunternehmen sind die am meisten verantwortlichen
juristischen Personen in der Wasserverwaltung, während die wichtigste juristische Person
das Hydrometeorologische Institut der Republik ist, die den Zustand des Wassers
überwacht.
 Die Verordnung über die Bedingungen der technisch-technologischen Ausstattung,
der organisatorischen und personellen Kapazitäten für die Durchführung der Tätigkeiten im
Wasserbereich und der Art der Evidenzführung der genehmigten und widerrufenen
Lizenzen erlassen (Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 23/12).
o
Damit man in der Wasserwirtschaft tätig werden kann, ist die Einverständniserklärung des
Gesundheitsministeriums und des Ministeriums für Umweltschutz erforderlich.
 Das Umweltschutzgesetz (Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 135/04 und 36/09),
o
Es wurde der europäischen Gesetzgebung angepasst.
 Das Gesetz über die Fluoridierung des Trinkwassers (Amtsblatt der Republik Serbien
Nr. 35/94, 38/94, 25/96 und 101/05),
o
Schreibt vor, dass öffentliche Betriebe und andere Organisationen, die mehr als 20.000
Einwohner mit Trinkwasser versorgen, verpflichtet sind, das Trinkwasser mit minimalem
37
Fluorinhalt (0,8≤1,2 mg/l) zu gewährleisten. Von Organisationen, die eine
Trinkwasserversorgung für weniger als 20.000 Einwohner betreiben, verlangt der
Gesundheitsminister eine besondere Art der Sicherstellung des präventiven Zahn- und
Gesundheitsschutzes.
Andere bedeutende Gesetze aus dem Umweltschutzbereich
Das sind Gesetze mit denen die Aarhus-Konvention (Übereinkommen über den Zugang zu
Informationen, die Öffentlichkeitsbeteiligung an Entscheidungsverfahren und Anspruch auf Rechtschutz
in Umweltangelegenheiten) umgesetzt wird:
 Das Gesetz über die strategische Einschätzung des Einflusses auf die Umwelt
(Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 135/04 und 88/10)
 Das Gesetz über die Einschätzung des Einflusses auf die Umwelt (Amtsblatt der
Republik Serbien Nr. 135/04 i 36/09).
 Die Richtlinie über die Bestimmung der Projektliste
(Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 114/08)
o
wichtig für den Bau bestimmter Projekte. Dabei sind Umweltverträglichkeitsprügungen
obligatorisch. Die Richtlinie wurde gemäß des Gesetzes über die Einflusseinschätzung
erlassen.
 Das Gesetz über das integrierte Verhindern und Kontrolle der Umweltverschmutzung
(Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 135/04)
 Wird entscheidende Bedeutung für den Gewässerschutz und die Prävention von
Verschmutzungen haben. Es soll ab 2015 in Kraft treten.Die Verordnung über
Immissionsgrenzwerte der Verunreinigungen im Wasser und der Fristen für ihr Erreichen,
o
Diese Verordnung ermöglicht Serbien die Planung von Lösungen für den erwähnten
schlechten Zustand im Bereich der Abwasserreinigung.
Die Frage des Grundwassers und der Gefahrenstoffe im Wasser ist überhaupt nicht geregelt. Die
Zuständigkeiten hinsichtlich des Gewässerschutzes vor Verunreinigungen ist in Serbien bisher
vollkommen unzureichend geregelt..
2.3.2 Institutioneller Rahmen

Die kommunale Ebene der Durchführung relevanter Aktivitäten ist im Gesetz über kommunale
Tätigkeiten geregelt. Die Gemeinden und ihre Organe sind am wichtigsten, sowie die öffentlichen
Betriebe für die Ausführung der relevanten Tätigkeiten.

Die regionale Ebene im Bereich der Durchführung relevanter Aktivitäten ist nicht verbunden mit
der regionalen Regierungsebene, die in Serbien so auch nicht existiert. Mit der regionalen Ebene
ist die geographische Abdeckung gemeint. Die Grundvorschriften, die die Zuständigkeiten auf
dieser Ebene bestimmen, beruhen auf dem Wassergesetz.
38
o Die regionalen Wasserversorgungssysteme sind mit der Wasserwirtschaftlichen Grundlage der
Republik Serbien bis zum Jahre 2021 geplant. Es ist der Bau von 16
Regionalsystemen als wichtigste Trinkwasserversorger geplant.
Alle regionalen Systeme sind in der Umsetzungsphase, während ihr geplanter Umfang noch nicht
ausgebaut ist. Das öffentliche Wasserversorgungsunternehmen Rzav aus Arlije, das fünf
Gemeinden (Arlije, Požega, Lučani und Gornji Milanovac und die Stadt Čačak) mit Trinkwasser
versorgt, ist aktiv.

Regionale Systeme für die Abwasserbehandlung existieren zurzeit nicht, aber der Bau eines
solchen Systems in Vrbas für die Gemeinden Vrbas und Kula hat begonnen. Das Gesetz über
kommunale Tätigkeiten enthält Regelungen, nach denen die Gemeinde an der Durchführung der
kommunalen Tätigkeiten sowie am Bau der Infrastruktur beteiligt werden soll.

Die öffentlichen wasserwirtschaftlichen Unternehmen (Serbien Wasser, Vojvodina Wasser und
Belgrad Wasser) sind die wichtigsten Träger in der Wasserverwaltung.
Auf der regionalen Ebene sind ebenfalls die Institute für die öffentliche Gesundheit wichtig.

Die zentrale Ebene – Ministerien
o In der jetztigen Organisation werden die hier untersuchten kommunalen Tätigkeiten von 7
Ministerien geregelt (insgesamt gibt es 17 Ministerien):






Das Ministerium für Bau und Stadtplanung inspiziert und überwacht die Anlagen
der kommunalen Infrastruktur und die Ausführung der kommunalen Tätigkeiten.
Das Ministerium für Umweltschutz, Bergbau und Raumplanung hat die weitesten
Zuständigkeiten bei der Ausführung der relevanten Tätigkeiten.
Im Rahmen dieses Ministeriums, als besonderer Organ, ist die Agentur für
Umweltschutz,
Das Ministerium für Landwirtschaft, Handel, Forst- und Wasserwirtschaft ist das
zuständige Organ für die Wasserverwaltung,
Das Ministerium für natürliche Ressourcen, Bergbau und Raumplanung,
Das Ministerium für regionale Entwicklung und kommunale Selbstverwaltung, 
Das Finanz- und Wirtschaftsministerium,  Das Gesundheitsministerium.
2.4 Öffentliche Ausschreibungen und Förderung
In Serbien sind alle Institutionen, welche aus dem staatlichen Budget finanziert werden, verpflichtet ihre
Anschaffungen über öffentliche Ausschreibungen durchzuführen. Die Anschaffung muss im öffentlichen
Amtsblatt und in einer lokalen Zeitung (nach freier Wahl) veröffentlicht werden. Hinsichtlich der
Tatsache, dass Serbien immer noch kein EU-Mitglied ist, sollte bei Ausschreibungen darauf geachtet
werden, dass das serbische Beschaffungsgesetz zur Anwendung kommt.
Des Weiteren ist es oft nicht möglich von Vorankündigungen zu erfahren, da diese meist nur bei großen
Projekten veröffentlicht werden. Informationen zu Ausschreibungen werden in der Regel 15 Tage vor der
Abgabefrist veröffentlicht. Zu Informationen über Ausschreibungen kommt man oft nur durch gute
Kontakte mit den öffentlichen Unternehmen. Bei öffentlichen Ausschreibungen werden meistens
serbische Firmen um 20% bevorzugt. D.h. ein inländischer Bieter erhält auch dann den Zuschlag, wenn
sein Angebot um bis zu 20% teurer ist als die günstigste ausländische Offerte. Um unter den gleichen
39
Bedingungen mitbieten zu können, eröffnen viele ausländische Unternehmen eine Niederlassung in
Serbien. Dies gilt vor allem für Infrastrukturprojekte.
Weitere Informationen zu Ausschreibungen kann man über das Webportal der serbischen Verwaltung
für das Beschaffungswesen erhalten: http://www.ujn.gov.rs/en.html
Dieses Gesetz kommt bei internationalen Ausschreibungen multilateraler Finanzinstitutionen (Weltbank,
EBRD, etc.) jedoch nicht zum Einsatz. International finanzierte Projekte unterliegen nicht dem
serbischen Gesetz für öffentliche Ausschreibungen und sind daher von größerem Interesse für deutsche
Unternehmen. Die Projekte werden außerdem rechtzeitig mittels so genannter „Forecasts“ angekündigt.
Die internationale Gemeinschaft und internationale Finanzinstitute finanzieren bzw. fördern verschiedene
Bereiche in Serbien. Für Finanzierungen im Bereich der Wasserver- und –entsorgung halten die
folgenden Institutionen Förderprogramme bereit: Serbische Regierung – Nationaler Investitionsplan
(NIP), Europäische Investitionsbank (EIB), KfW Bank – Darlehen für kommunale Infrastruktur und für
Wasserwirtschaft, EU – Instrument of Pre-Accesion (IPA), jährlich 200 Mio. Euro.
2.5 Profile relevanter Institutionen
Wissenschaftliche Einrichtungen
Institut „Jaroslav Černi“
Adresse: Jaroslava Černog 80
PLZ / Stadt: 11226 Pinosava, Beograd
Telefon: +381 11 3906484
Internet: http://www.jcerni.org/index.php?lang=sr
Ansprechperson: Dušan Đurić
Funktion: Leiter des Instituts für Wasserversorgung, Kanalisation und Wasserschutz E-Mail:
[email protected]
Fakultät für Geologie und Bergbau der
Universität in Belgrad, Lehrstuhl für
Hydrogeologie
Adresse: Đušina 7
PLZ / Stadt: 11000 Beograd
Telefon: +381 11 3219-125
Internet: http://www.rgf.bg.ac.rs/profesor.php?menu=about&id=2225&lang=sr
Ansprechpartner: Prof. Dr. Dušan Polomčić
Funktion: Leiter des Lehrstuhl für Hydrogeologie E-Mail:
[email protected]
40
Staatliche Institutionen
Ministerium für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Wasserwirtschaft der Republik
Serbien Direktorat für Wasserwirtschaft
Adresse: Bulevar umetnosti 2a
PLZ / Stadt: 11070 Beograd
Telefon: +381 11 2134903
Internet: http://www.rdvode.gov.rs/?menu_id=65#
Ansprechpartner: Dragana Milovanović
Funktion: Abteilungsleiterin, Abteilung für strategische Planung und internationale Zusammenarbeit im
Wasserbereich
E-Mail: [email protected]
Ministerium für Bau und Urbanismus der Republik Serbien
Inspektorat für kommunale Angelegenheiten
Adresse: Nemanjina 22-26
PLZ / Stadt: 11000 Beograd
Telefon: +381 11 3614652
Internet: http://www.mgu.gov.rs/
Ansprechpartner: Miloje Vojinović
Funktion: Leiter des Inspektorats für kommunale Angelegenheiten
Ministerium für regionale Entwicklung und lokale Selbstverwaltung der Republik
Serbien Abteilung für regionale Entwicklung
Adresse: Vlajkovićeva 10
PLZ / Stadt: 11000 Beograd
Telefon: +381 11 3334110
Internet: http://www.mrrls.gov.rs/
E-Mail: [email protected]
Ministerium für Energie, Entwicklung und Umweltschutz
Agentur für Umweltschutz
Adresse: Ruže Jovanovića 27a
PLZ / Stadt: 11000 Beograd
Telefon: +381 11 2861080
Internet: http://www.sepa.gov.rs/
E-Mail: [email protected]
41
Wirtschaftskammern und Verbände
Inter-Institutional Professional Network in Water Sector of Serbia
- IPM
Adresse: Ul.13.oktobra br 7
PLZ / Stadt: 35230, Ćuprija
Telefon: +381 11 3943064, +381 63 442535
Internet: www.ipm.org.rs
Ansprechpartner: Aleksandar Krstić
Funktion: Leiter
E-Mail: [email protected]
Verband für Wassertechnologie und Sanitärtechnik - UTVSI
Adresse: Sinđelićeva 21
PLZ / Stadt: 11000, Belgrad
Telefon: +381 11 2442228, +381 64 2181711
Internet: http://www.utvsi.com/
Ansprechpartner: Tomislav Slavković
Funktion: Leiter
E-Mail: [email protected]
Wirtschaftskammer Serbiens
Verband für kommunale Tätigkeiten
Adresse: Resavska 13-15
PLZ / Stadt: 11000, Belgrad
Telefon: +381 11 3300975, +381 66 8751120
Internet: http://www.pks.rs/Default.aspx
Ansprechpartner: Tatjana Ercegović-Petrić
Funktion: Verbandssekretärin
E-Mail: [email protected]
NALED
Adresse: Makedonska 30/VII
PLZ / Stadt: 11000, Belgrad
Telefon: +381 11 3373063, +381 63 1075173
Internet: http://www.naled-serbia.org/index.php
Ansprechpartner: Violeta Jovanović
Funktion: Geschäftsführerin
E-Mail: [email protected]
42
Central European Development Forum - CEDEF
Adresse: Zorza Klemensoa 13
PLZ/ Stadt: 11000, Belgrad
Telefon: +381 11 3036 133, 3036 134
Internet: www.cedeforum.org
Ansprechpartner: Frau Vesna Markovic
Funktion: Projekt Manager E-Mail:
[email protected]
Finanzinstitutionen
Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung EBRD
Adresse: Bulevar Zorana Đinđica 64a
PLZ/ Stadt: 11070, Belgrad
Telefon: +381 11 2120 873
Fax: +381 11 2120 534
Internet: http://www.ebrd.com/pages/country/serbia.shtml
Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) – Büro Belgrad
Adresse: Brzakova 20
PLZ/ Stadt: 11000 Belgrad
Telefon/ Fax : +381 11 3698122
Internet: www.kfw-entwicklungsbank.de/serbia
Ansprechpartner: Jürgen Welschof
Funktion: Geschäftsführer
E-Mail: [email protected]
Weltbank – Büro Belgrad
Adresse: Bulevar Kralja Aleksandra 86
PLZ/ Stadt: 11000, Belgrad
Telefon: +381 11 3023700
Internet: http://www.worldbank.org/en/country/serbia
Ansprechpartner: Frau Vesna Kostic
Funktion: Außendienstmitarbeiter
E-Mail: [email protected]
Municipal Infrastructure Support Programme – MISP
Adresse: Šumatovačka 3a
PLZ/Stadt: 11000, Belgrad
Telefon: +381 11 2405789
Internet: http://www.misp-serbia.rs/?lang=sr
E-Mail: [email protected]
43
2.6 Geschäftschancen und Empfehlungen für deutsche Unternehmen in Serbien
Die bevorstehende Reform im Sektor der Kommunaltätigkeiten, die vor allem bedeutend für den
Wasser- und Abwassersektor sein und unter anderem auch zu Zusammenschlüssen von Unternehmen
führen wird (die Dienstleistungen werden dann von einem Unternehmen in mehreren Gemeinden
angeboten), könnte für die deutschen Unternehmer sehr interessant sein.
Serbien muss tragfähige Konzepte zur Verbesserung der Wasserwirtschaft verwirklichen, um eine Basis
für die wirtschaftliche Entwicklung zu legen. Besonders im Lichte der anstehenden EU Beitrittsgespräche Serbiens, müssen bei der Realisierung der Projekte EU Vorschriften und Standards erfüllt
werden.
Die Wasserwirtschaft ist in einem desolaten Zustand und Ergebnis einer jahrzehntelangen
Vernachlässigung: Wartung, Instandhaltung und Neuinvestitionen wurden nicht durchgeführt. Große
Chancen für deutsche Unternehmen bieten sich im Bereich der Trinkwasserversorgung und zwar bei der
Zulieferung von Rohren, Mess- und Regelsystemen, wie auch der Ausrüstung für Instandhaltung und
Wartung von Netzen. Ebenfalls besteht großer Bedarf an „Effizienterer Ressourcennutzung“ bzw. dem
„Know-How-Transfer“ in diesem Bereich. Die Abwasserentsorgung entspricht nicht den europäischen
Standards, ist in weiten Teilen des Landes nicht vorhanden und muss spätestens bis zum anvisierten
EUBeitritt ausgebaut und komplett neu organisiert werden. Im Bereich der Abwasserentsorgung und
Aufbereitung sind die zwei größten Städte, Belgrad und Novi Sad, immer noch ohne einer Kläranlage.
Die Industrie tätigt bereits Investitionen, um die gesetzlichen Normen zu erfüllen.
Für deutsche Unternehmen bieten sich sehr gute Möglichkeiten im Vorfeld der geplanten
Umstrukturierungen, möglicher Ausschreibungen, eigene Produktlösungen einzubringen und im Rahmen
der Ausschreibung durchzusetzen. Deutsche Unternehmen erhalten Informationen über den
Beschaffungsbedarf und haben die Möglichkeit konkrete Kontakte mit den serbischen
Entscheidungsträgern herzustellen, aus denen sich Geschäftsbeziehungen entwickeln können.
Deutsche Technologien und Ausrüstungen sind in Serbien hoch im Kurs – sehr geschätzt wird die
Brandmarke „MADE IN GERMANY“. Die Tatsache, dass die technologischen Standards in der
serbischen Industrie schon seit den Zeiten des ehemaligen Jugoslawiens sehr stark an deutsche
Standards angelehnt sind, und dass der Maschinen- und Anlagenpark, sowie auch die technische
Ausrüstung von deutschen Produkten dominiert wird, stellt einen wichtigen Vorteil für den Markteinstieg
weiterer deutscher Technologie-Anbieter in Serbien dar. Diese jahrzehntelange Verbundenheit
erleichtert auch die Annäherung der serbischen Standardsetzung an die EU-Standards.
Die Märkte sind derzeit noch nicht aufgeteilt und es bieten sich noch gute Möglichkeiten langfristige
Strategien umzusetzen. Nur im direkten Kontakt mit den verantwortlichen Vertretern der serbischen
Unternehmen, Institutionen und Behörden können aktuelle Projektprioritäten in Erfahrung gebracht
werden (Projektfrühinformationen).
44
MONTENEGRO
1. Überblick über Politik und Wirtschaft in Montenegro
Montenegro ist eine Republik an der südöstlichen
Adriaküste in Südosteuropa. Sie grenzt an Kroatien,
Bosnien und Herzegowina, Serbien, Albanien sowie an den
(völkerrechtlich umstrittenen) Kosovo.
Montenegro hat etwa 620.000 Einwohner und ist
flächenmäßig etwas kleiner als Schleswig-Holstein. Die
Republik gehörte fast 90 Jahre zu Jugoslawien und bildete
später einen Staatenbund mit Serbien, wobei Montenegro
über eine weitgehende Autonomie verfügte, die sukzessive
erweitert wurde. Am 03. Juni 2006 erklärte Montenegro
seine Unabhängigkeit und trat aus der Staatenunion mit
Serbien aus. Dem vorausgegangen war ein Referendum, in
dem 55,5 Prozent der Wahlbeteiligten für die
Unabhängigkeit stimmten.
1.1. Politischer Hintergrund
Am 6. April 2008 fanden die ersten Präsidentschaftswahlen seit der Unabhängigkeit statt. Wahlsieger
wurde der bisherige Amtsinhaber Filip Vujanović. Er wurde am 7. April 2013 wiedergewählt.
Am 19. Oktober 2007 wurde erstmals seit 1905 wieder eine Verfassung für einen unabhängigen
montenegrinischen Staat beschlossen und drei Tage darauf feierlich verkündet. Ihr Beschluss war einer
der wichtigsten Punkte, die dem Balkanstaat von europäischer Seite für eine weiterführende Integration
in die euro-atlantischen Strukturen auferlegt worden war. Sie regelt nicht nur den Gebrauch der
Amtssprachen, sondern entflechtet auch die Probleme um die doppelte Staatsangehörigkeit der
Bewohner zu Montenegro bzw. Serbien.
Seit der Unabhängigkeit bemüht sich Montenegro um die Aufnahme in die Europäische Union. Als erster
Schritt wurde dazu am 15. Oktober 2007 ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA) mit der
EU unterzeichnet. Am 15. Dezember 2008 wurde offiziell die Bewerbung um eine EU-Mitgliedschaft
durch den montenegrinischen Premierminister Milo Đukanović in Brüssel eingereicht. Nachdem im
November 2010 die Europäische Kommission Grünes Licht bzgl. des Kandidatenstatus des Landes
gegeben hatte, stimmten am 17. Dezember 2010 die europäischen Staats- und Regierungschefs zu,
Montenegro den Kandidatenstatus zu verleihen. In ihrem jährlichen Fortschrittsbericht zu den
Kandidatenländern vom 12. Oktober 2011 schlug die EU-Kommission vor, Beitrittsverhandlungen mit
Montenegro aufzunehmen. Für einen EU-Beitritt müsste Montenegro jedoch seine Reformen
vorantreiben, die Pressefreiheit stärken und sich um bessere Zusammenarbeit in der Balkan-Region
bemühen.
Außerdem bemüht sich Montenegro um eine Aufnahme in die NATO. Auf dem Gipfeltreffen der Staatsund Regierungschefs der NATO-Mitgliedstaaten im April 2008 in Bukarest wurde die Aufnahme von
Beitrittsverhandlungen mit Montenegro beschlossen und am 3. Dezember 2009 erklärten die
Außenminister der NATO-Mitgliedstaaten bei ihrem Treffen in Brüssel Montenegro offiziell zum
45
Beitrittskandidaten, nannten jedoch noch kein mögliches Beitrittsdatum. Das Land hat die Mitgliedschaft
bis 2014 anvisiert.
Die vorzeitigen Parlamentswahlen im Oktober 2012 brachten die Rückkehr von Milo Djukanović als
Premierminister. Djukanović bestimmt seit über zwei Jahrzehnten wechselnd als Premier und Präsident
die Geschicke des Landes und hatte sich Ende 2010 von seinen Funktionen zurückgezogen, das Amt
des Parteivorsitzenden der regierenden DPS aber behalten. Mit dem Wahlsieg kehrt Djukanović wieder
in das politische Rampenlicht zurück. In den Präsidentschaftswahlen im April 2013 konnte sich der
Amtsinhaber und Djukanović-Vertraute Filip Vujanović knapp behaupten. Seitens der Opposition wurde
speziell die Präsidentschaftswahl bzw. deren Stimmauszählung allerdings als intransparent kritisiert.
1.2. Wirtschaft, Struktur und Entwicklung
Montenegro ist seit der Erklärung der Unabhängigkeit im Jahr 2006 Mitglied der Vereinten Nationen, der
Weltbank, des Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie der Organisation für Sicherheit und
Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Seit April 2012 gehört das Land der WTO an.
In den ersten beiden Jahren nach der Unabhängigkeit 2006 verzeichnete Montenegro einen
regelrechten Wirtschaftsboom mit Zuwachsraten von bis zu 8,7 Prozent des realen
Bruttoinlandsprodukts (BIP) jährlich. Dies lag sowohl an den in das Land fließenden ausländischen
Direktinvestitionen als auch am rasanten Ausbau des Tourismus und des Bausektors. Die Küstenregion
erlebte einen regelrechten Investitionsboom. Russische Staatsbürger benötigen für Montenegro kein
Visum. Auch deshalb investierten russische Unternehmer viel Geld in den Ausbau von Hotels und
Appartements.
2012 konnte Montenegro nur ein schwaches Wachstum von ca. 0,3 Prozent erreichen. Für 2013 geht
der IWF von einem Plus von 1,5 Prozent aus. Die Arbeitslosigkeit im Land liegt offiziell bei etwa 19
Prozent, wobei es einen großen informellen Arbeitsmarkt gibt. Der Durchschnittslohn liegt etwa bei 240
Euro im Monat (Stand: 2012).
Die wichtigsten Wirtschaftszweige Montenegros liegen in den Bereichen Dienstleistungen (Tourismus)
mit 70 Prozent. Das Land verfügt über Vorkommen an Braunkohle, Bauxit, Erdöl und Erdgas.
Hauptexportgüter sind Aluminium und landwirtschaftliche Erzeugnisse. Die Exporte lagen 2012 bei
11,6 Prozent des BIP. Aluminium, Stahl und Treibstoff machten dabei rund 70 Prozent aller Exporte aus.
Montenegro führt seine Erzeugnisse in erster Linie nach Kroatien, Serbien, Slowenien, Deutschland, und
Italien aus. Die Europäische Union ist mit rund 40 Prozent Hauptexporteur von Montenegro.
Hauptlieferländer sind dabei Italien, Deutschland, Slowakei und Griechenland.
Die Republik importiert in erster Linie Maschinen und Fahrzeuge, Brennstoffe und Mineralöle,
Nahrungsmittel sowie chemische Erzeugnisse. Russland konzentriert sich primär auf den
Immobiliensektor. Montenegros Wirtschaft wird durch ein relativ hohes Außenhandelsdefizit belastet
(ca.1,4 Milliarden Euro).
Der Tourismus soll auch zukünftig Schwerpunkt der montenegrinischen Wirtschaft sein. Dazu sind hohe
Investitionen in Hotelbau und Infrastruktur (vor allem Straßen/Autobahnbau) sowie Wasserversorgung
notwendig. Des Weiteren sollen große Investitionen im Energiesektor getätigt werden. Geplant sind der
Bau von Wasserkraftwerken sowie konventionellen Kraftwerken. Auch mehrere Windparks sollen in den
nächsten Jahren mit Hilfe ausländischer Investoren gebaut werden.
Die Wiederherstellung der Energieversorgung des Landes war das wichtigste Ziel der bilateralen
Entwicklungszusammenarbeit in den ersten Jahren nach den Balkankriegen in den 1990er Jahren.
46
Mittlerweile
verlagert
sich die
Zusammenarbeit
dahingehend, eine ökologisch
nachhaltige Energieproduktion und die Steigerung der Energieeffizienz zu erreichen.
So werden beispielsweise mit deutscher Hilfe die Wasserkraftwerke Perucica und Piva modernisiert. Ein
weiterer Schwerpunkt liegt in der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung der Küstenregion, da
dies eine unverzichtbare Voraussetzung für den Tourismus darstellt. Bereits seit 2003 besteht eine
bilaterale Zusammenarbeit auf diesem Gebiet.
Wirtschaftskennzahlen13:
2011
2012
2013e
2014e
2,5
-0,6
1-2
2,0
19,5
18,1
18,9
3,1
4,1
3,0
3,3
Arbeitslosigkeit (%)
19,7
20,0
20,0
20,0
Exporte (Mio. EUR)
477
367
-
-
Importe (Mio. EUR)
1783
1820
-
-
Zinsen %
10,0
8,0
-
-
BIP real (%)
Investitionen in % BIP
Inflation (%)
Nach zwei Rezessionen (2009 und 2012) versucht Montenegro 2013 wieder auf einen leichten
Wachstumspfad von 1-2% zurückzufinden. Die Staatsverschuldung ist mit 51% des BIP vergleichsweise
niedrig, im Vergleich zu den Vorjahren (2008 stand man auf 29%) aber deutlich gestiegen. Selbiges trifft
auch auf das Budgetdefizit (2012 bei -6%) zu. Für 2013 werfen strukturelle Probleme und der weitere
Verlauf der EU-Konjunktur Fragezeichen auf die montenegrinische Wirtschaft.
Der montenegrinische Außenhandel ist chronisch defizitär. Exporten i.H. von EUR 367 Mio. stehen 2012
Importe i.H. von EUR 1.820 Mio. gegenüber. Die montenegrinischen Exporte werden von den
Hauptexportprodukten Aluminium und Strom dominiert. Über 40% des montenegrinischen Exportes wird
mit Aluminium aus einem einzigen Betrieb, dem verstaatlichten Werk KAP in Podgorica, erzielt. Das
besagte Werk kann aufgrund von veralteten Produktionsmethoden und hohem Strombedarf nur durch
staatliche Unterstützung am Leben erhalten werden. KAP konsumiert ca. 30% des montenegrinischen
Stroms und hat EUR 350 Mio. Schulden, was in etwa einem Drittel des BIP des Landes entspricht. KAP
steht nicht nur für den o.e. Großteil der montenegrinischen Exporte, sondern ist auch ein wichtiger
Arbeitgeber. Aktuell soll ein neuer Investor gefunden werden - im November 2012 wurde als möglicher
Interessent die türkische Tosyali-Gruppe sowie die deutsche HGL genannt, im Januar 2013 machten
Gerüche über einen Einstieg von polnischen Investoren die Runde. Ende Dezember 2012 wurden
Streitigkeiten zwischen den russischen Drittel-Anteilsvertretern (Oleg Deripaska) im KAP-Management
und den montenegrinischen Staat (ebenfalls Dritteleigentümer) über einen möglichen kompletten
Produktionsstopp publik, nachdem die Produktion im Oktober schon auf die Hälfte zurückgefahren
worden war.
13
Quellen: WIIW, Monstat, Montenegrin. Nationalbank, EIU
47
Mit der (von der Opposition als intransparent kritisierten) Teilprivatisierung des staatlichen
Energiemonopols EPCG, das 2009 an den italienischen Energiekonzern A2A verkauft wurde, haben
Italien und Montenegro eine Vereinbarung zur Verlegung eines 300 Kilometer langen Stromkabels
zwischen der italienischen Hafenstadt Pescara und der Stadt Bar in Montenegro bis zum Jahr 2015
getroffen. 2010 konnte Montenegro erstmals Strom exportieren. Montenegro profitiert dabei davon, dass
Italien beim Erreichen seiner CO2-Ziele 2020 auf den Zukauf von Strom aus erneuerbaren Quellen aus
anderen Ländern angewiesen ist. A2A hat 2011 allerdings auf die Option verzichtet, EPCG ganz zu
übernehmen. Als neuer Player auf dem montenegrinischen Strommarkt wird der chinesische
Anlagenbauer Gezhouba genannt, der mit chinesischer Finanzierung den zweiten Kohlekraftwerksblock
„Pljevlja“ mit 200 MW Leistung bauen will.
Ein wichtiger BIP-Aktivposten ist der montenegrinische Tourismus. Montenegro wird mit dem Slogan
„wild beauty“ international beworben und generiert je nach Berechnungsart ca. 15-20% seines BIPs
direkt und indirekt durch Tourismus. Das Ziel dabei ist, sich als „Monaco des Balkans“ zu positionieren,
wobei die generelle Infrastruktur dem Ziel noch etwas hinterherhinkt. Bei dem Vorzeigeprojekt „Porto
Montenegro“ in Tivat, einem u.a. vom kanadischen Milliardär Peter Munk investierten und von der
österreichischen Baufirma Strabag gebauten Luxusressort mit Anlegeplätzen für Superyachten von über
100 Metern Länge wurden die ersten Ausbaustufen erfolgreich eröffnet. Im Mai 2013 erfolgte der
Startschuss für ein weiteres Tourismus-Vorzeige-Großprojekt (Luštica Bay durch die Orascom-Gruppe).
Der Tourismus selbst spielt sich überwiegend im Sommer und in der Küstenregion ab, der deutlich
weniger entwickelte Norden des Landes hat vom Tourismus noch kaum profitieren können.
Der Tourismussaison 2012 verlief erfreulich: Montenegro konnte um 4,8% mehr Ankünfte und 4,3%
mehr Nächtigungen gegenüber der Vorjahresperiode verzeichnen. Die Mehrheit der Gäste kam dabei
aus Serbien (27%) sowie aus Russland (23%).
Inflation gestiegen: Die Teuerungsrate, die 2010 krisenbedingt auf ein Rekordtief zurückging, hat sich
im Jahr 2012 durch Preissteigerungen bei Strom sowie Lebensmitteln (Dürreperiode im Sommer) auf
4,1% beschleunigt. Die Arbeitslosigkeit betrug Anfang Juni 2013 offiziell 13,5%, wird aber von IWF und
WIIW bei über 20% gesehen. Die Kreditvergabe der Banken ist gebremst, was auch mit der
Neubewertung der Immobilien nach dem Ende des Grundstücksbooms sowie der deutlich gestiegenen
Kreditausfallsrate zu tun hat.
Montenegro hat bisher auf Unterstützung durch den IWF verzichtet. Der IWF sieht momentan keine
Notwendigkeit für ein precautionary agreement, hat der montenegrinischen Regierung aber neben
Kürzungen bei Löhnen und Renten empfohlen, die Mehrwertsteuer von 17% auf 19% zu erhöhen, um
die zu hohe Ausgabendynamik (u.a. für fällig werdende Staatsgarantien und sonstige Zahlungen für das
Aluminiumwerk KAP) zu kompensieren. Ende Mai 2013 wurde diese Erhöhung in die Tat umgesetzt,
nachdem Anfang 2013 bereits Einkommenssteuererhöhungen für Besserverdiener in Kraft getreten
waren.
1.3. Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Montenegro
Im Vordergrund der deutschen und europäischen Politik gegenüber Montenegro steht die Unterstützung
für den politischen und wirtschaftlichen Reformkurs im Rahmen der EU-Annäherung. Nach dem
demokratischen Umbruch im Jahre 2000 wurde die entwicklungspolitische Zusammenarbeit (EZ)
zunächst mit der Staatenunion Serbien und Montenegro aufgenommen.
48
Nach der Unabhängigkeit Montenegros im Juni 2006 wurde die EZ mit beiden Ländern fortgesetzt. Mit
Montenegro wurde eine gute und erfolgreiche entwicklungspolitische Zusammenarbeit etabliert und
Deutschland wurde zum größten bilateralen Geber. Schwerpunktbereiche der EZ:
•
•
•
Förderung von öffentlicher Infrastruktur, insbesondere im Energiesektor und bei der Trinkwasserund Abwasserentsorgung
Tourismusentwicklung
Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen
Mit dem Stipendienprogramm der Deutschen Wirtschaft für den Westbalkan bietet der Ost-Ausschuss
der Deutschen Wirtschaft jungen Nachwuchskräften aus Montenegro die Möglichkeit, im Rahmen von
Berufspraktika in deutschen Unternehmen Erfahrungen zu sammeln. Das Programm ist eine
gemeinsame Initiative mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Aufgrund des Kurses einer Integration in internationale Strukturen gestaltete sich die Zusammenarbeit
Montenegros mit dem Ost-Ausschuss im Jahr 2012 und 2013 intensiv. Am 31. Mai 2012 fand in Pržno
an der montenegrinischen Küste erstmals ein Montenegrinisch-Deutsches Wirtschaftsforum statt. Aus
Deutschland reisten mehr als 40 Vertreter von Unternehmen, Verbänden und aus der Politik an. Die
Initiative für das Wirtschaftsforum ging von der montenegrinischen Regierung und der
montenegrinischen Handelskammer aus. Der Ost-Ausschuss war gemeinsam mit der Delegation der
Deutschen Wirtschaft in Serbien und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie sowie der
Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) als Partner an der Organisation
beteiligt. Insgesamt folgten mehr als 200 Vertreter von deutschen und montenegrinischen Unternehmen
sowie Vertreter aus der Politik und von Verbänden der Einladung zu diesem Wirtschaftsforum, das durch
den damaligen montenegrinischen Premierminister Igor Lukšić eröffnet wurde. Ziel war die
Intensivierung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und die Vorstellung von Investitionsprojekten. Im
Mittelpunkt standen dabei vier Wirtschaftsbereiche, in denen besonders gute Chancen für eine
wirtschaftliche Zusammenarbeit gesehen werden: Energie und Energieeffizienz, die Entwicklung von
Infrastruktur, Tourismus und Finanzen.
Im weiteren Verlauf des Jahres intensivierte sich der Austausch zwischen Ost-Ausschuss und der
montenegrinischen Regierung. Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Rainer Lindner war mehrfach vor Ort
und traf neben dem montenegrinischen Premierminister wiederholt Staatspräsident Filip Vujanović.
Dieser wiederum war Ehrengast bei der 60-Jahrfeier des Ost-Ausschusses im Oktober 2012.
Laut einer Mitteilung des Deutschen Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie erreichte das
Handelsvolumen im vergangenen Jahr (2012) einen Wert von 104,14 Millionen Euro. Deutschland hat im
Jahr 2012 Waren im Wert von 32,25 Millionen Euro aus Montenegro importiert wobei sich das
Exportvolumen nach Montenegro auf 71,90 Millionen Euro belief:
49
Warenaustausch Deutschland – Montenegro von 2006 bis Juli
2013
BMWi,
EB3
In Mio. Eur
In Mio. Eur
Veränd. z.
Vorjahr in %
In Mio. Eur
In Mio. Eur
Veränd. z.
Veränd. z.
Ausfuhr
nach
Saldo
Vorjahr in %
Vorjahr in %
Montenegro
Montenegro
Einfuhr aus
Montenegro
Jahr
Umsatz
2006
73,06
2007
107,06
46,5
5,63
41,3
101,42
46,8
95,79
2008
156,54
46,2
6,20
10,1
150,33
48,2
144,13
2009
78,34
-50,0
3,94
-36,5
74,40
-50,5
70,46
2010
65,52
-16,4
5,27
33,8
60,24
-19,0
54,97
2011
78,07
19,2
16,88
220,1
61,19
1,6
44,31
2012
104,14
33,4
32,25
91,0
71,90
17,5
39,65
2013*
61,52
-40,9
18,62
-42,3
42,90
-40,3
24,27
3,99
69,08
65,09
* Von Januar 2011 bis Juli 201314
Deutsche Direktinvestitionen in Montenegro (Netto, in Mio. Euro) von 2002 bis 201215:
Jahr
14
15
Investitionsvolumen
2002
20,9
2003
5,5
2004
7,8
2005
5,1
2006
26,9
2007
40
2008
21,5
2009
17,7
2010
11,2
2011
8,1
2012
14,6
Gesamt
179,3
Quelle: StBuA, Länderverzeichnis für die Außenstatistik
Quelle: Zentralbank Montenegros
50
1.4. Investitionsklima und – Förderung in Montenegro
Dank der Tatsache, dass der Euro die offizielle Währung Montenegros ist, dem wettbewerbsfähigen
Steuersystem, dem ständig geförderten Arbeitsklima und dem freien Kapitaltransfer, stellt Montenegro
ein gutes Geschäftsumfeld in diesem Teil Europas zur Verfügung. Außerdem kann der Hafen in Bar als
eine sinnvolle Verbindung von verschiedenen Arten von Handelsprozessen zwischen Montenegro und
Europa betrachtet werden.
Im Laufe der Jahre erreichte Montenegro einen riesigen Fortschritt, der sich im gestiegenen Einkommen
pro Kopf, der Minderung der Armut, dem Fortschritt in strukturellen Reformen und der Vorbereitung für
den EU-Beitritt und die NATO widerspiegelt.
Seit 2003 hat Montenegro sein Bruttosozialprodukt je Einwohner verdreifacht, von 2400 auf 7160 Dollar
im letzten Jahr. Montenegro nimmt heute den 51. Platz laut Maßstab der Qualität des Arbeitsklimas der
Weltbank an. Somit ordnet sich Montenegro unter die 25% der führenden Weltwirtschaften nach der
Qualität des Arbeitsklimas ein.
Um das wirtschaftliche Wachstum, die Beschäftigung und die Investitionen in den nächsten Jahrzehnten
zu beschleunigen, muss sich Montenegro schneller in Richtung einer wirtschaftlichen, auf Produktivität
basierenden Politik umorientieren, die das Wissen, die Fertigkeiten und die Stabilität des fiskalen und
finanziellen Sektors fördert.
Ein große Anzahl von direkten Fremdinvestitionen, die Montenegro in letzter Zeit gewonnen hat, ist in
den Immobilienbereich geflossen und nicht in den Green-Field-Bereich oder in den Bereich der
produktiven Investitionen. Dadurch wird Montenegros reale und relative Investitionsatraktivität in
Immobilien im Vergleich zu der Produktion und Geschäftstätigkeit widergespiegelt.
Deshalb nutzten die internationalen Unternehmen Montenegro weder als Produktionsstätte, Forschungs,
Informations-, Entwicklungs-, Transport- noch als Speditionszentrum gerne.
Die Außenwahrnehmung und die Attraktivität Montenegros kann durch strengere Reformen geändert
werden. Montenegro ist im Wettbewerb mit vielen anderen Investitionsstätten in der Region, die
internationalen Unternehmen wählen die Länder aus, in denen Investitionen am schnellsten zu der
unpolitischen und effektiven wirtschaftlichen Tätigkeit führen.
Diese Unternehmen können einen großen Vorsprung für die schnellere Verbindung Montenegros mit
dem Außenhandel und den neuen Erkenntnissen sein, welche unentbehrlich für den wirtschaftlichen
Wettbewerb in der modernen Welt sind.
Montenegro hat 2002 den Euro als Währung eingeführt, ohne Teil der Eurozone zu sein. Damit ist das
Land bei der Regulierung seiner Kapitalflüsse auf ausländische Investitionen, den Export von Gütern,
Einnahmen aus dem Tourismus sowie Überweisungen der montenegrinischen Diaspora angewiesen.
Seit dem Rekordjahr 2009 waren die Auslandsinvestitionen deutlich zurückgegangen. 2012 wurde aber
eine Trendumkehr geschafft und Montenegro verzeichnete mit Auslandsinvestitionen in Höhe von EUR
454 Mio. ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 16,6%.
51
Ausländische Direktinvestitionen in Montenegro (Netto, in Mio. Euro) von 2007 bis 2012:16
16
Jahr
Nettozufluss pro Jahr
2001
4,7
2002
76,4
2003
43,8
2004
52,6
2005
392,7
2006
644,3
2007
1008
2008
832
2009
1068
2010
643
2011
378,6
2012
454
Quelle: Zentralbank Montenegros
52
1.5. Stärken-Schwächen Analyse
2. Wasser und Abwasser in Montenegro: Branchenüberblick
2.1 Marktsituation und Struktur
Gemäß dem Gesetz über die lokale Selbstverwaltung regelt und gewährleistet die Gemeinde, bzw. die
Einheit der lokalen Selbstverwaltung die Tätigkeit und Entwicklung von kommunalen Dienstleistungen,
die Instandhaltung von kommunalen Objekten und die kommunale Ordnung, was auch Tätigkeiten in
Bezug auf Wasserversorgung und Abwasserentsorgung umfasst. Auf diese Weise legen die
Gemeinden, unter Berücksichtigung eigener Besonderheiten und Bedürfnisse, die Art und Weise der
Organisation und Funktionsweise kommunaler Tätigkeiten fest. Die aktuellen Gesetze ermöglichen die
Ausführung kommunaler Tätigkeiten durch Gesellschaften, welche von der Gemeinde gegründet
werden, aber auch durch externe Gesellschaften und Unternehmer auf Grundlage von besonderen
Verträgen. In Montenegro sind aktuell die Gemeinden Gründer und Träger öffentlicher Gesellschaften,
denen in Gründungsbeschlüssen die Tätigkeiten der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung
zugewiesen wurden. In 15 Gemeinden werden diese Tätigkeiten von spezialisierten Unternehmen
ausgeführt, während in sechs, vor allem kleineren, Gemeinden diese Tätigkeiten von gemischten
Unternehmen ausgeführt werden, die auch andere kommunale Tätigkeiten ausführen.
Da es sich hierbei um Tätigkeiten handelt, welche die Eigenschaften eines natürlichen Monopols
aufweisen, sind im Entwurf für das neue Gesetz über kommunale Tätigkeiten öffentlichte
Ausschreibungen für die Wahl des kommunalen Dienstleisters vorgesehen, welche marktgerechte
Geschäftsbedingungen sicherstellen sollen.
53
2.1.1 Wasserversorgung
Die gewonnenen und übernommenen Wassermengen in Montenegro betrugen im Jahr 2011 109.449
Tsd. m3, was einem Anstieg von 2,7% im Vergleich zum Jahr 2008 darstellt.
Die gelieferten Wassermengen betrugen im Jahr 2011 49.677 Tsd. m3, was einem Rückgang von 0,3%
im Vergleich zum Jahr 2008 darstellt.
Das Wasser wird größtenteils aus unterirdischen Gewässern und Quellen gewonnen – im Jahr 2011 zu
80,8%. Der kleinste Anteil wird aus Oberflächengewässern gewonnen (2,4%), während 16,8% aus
anderen Wasserversorgungssystemen gewonnen wird.
Die Wasserverluste im Jahr 2011 waren im Vergleich zum Jahr 2008 um 5,3% höher und betrugen
59.772 Tsd. m3.
Die Länge des öffentlichen Wasserversorgungsnetzwerks wurde im Zeitraum 2008-2011 um 5,4%
ausgebaut.
2008
2011
Unterirdische Gewässer und Quellen
93.980
88.490
Oberflächengewässer
2.459
2.577
10.140
18.382
49.829
49.677
56.750
59.772
4.054
4.272
106.579
109.449
Gewonnene Wassermengen (in Tsd. m3)
Andere Wasserversorgungssysteme
Gelieferte Wassermengen (in Tsd. m3)
Wasserverluste
Länge des öffentlichen
Wasserversorgungsnetzwerks, in km
Gesamte Gewonnene Wassermengen
54
2.1.2 Abwasserentsorgung
Die Abwassermenge in Wohnsiedlungen im Jahr 2011 verzeichnete im Vergleich zum Jahr 2008 einen
Rückgang von 9,1%. So sind auch die behandelten Wassermengen um 20% zurückgegangen und
betrugen im Jahr 2011 8.642 Tsd. m3. Im Jahr 2011 betrug die Menge an unbehandeltem Wasser
21.859 Tsd. m3, was einem Anstieg von 0,9% im Vergleich zum Jahr 2008 entspricht. Das
Kanalisationsnetzwerk wurde im Zeitraum 2008-2011 um 7,1% ausgebaut.
2008
2011
Behandeltes Abwasser aus Wohnsiedlungen
10.830
8.642
Unbehandeltes Abwasser aus Wohnsiedlungen
21.660
21.859
Länge des öffentlichen
Wasserversorgungsnetzwerks, in km
1.063
1.138
Gesamte Abwassermengen aus
Wohnsiedlungen
33.553
30.501
2.1.3 Marktbarrieren und Vorteile
Nach dem Wassergesetz, dem gültigen Gesetz über kommunale Tätigkeiten, sowie gemäß dem neuen
Gesetzesvorschlag über kommunale Tätigkeiten, besteht die Möglichkeit der Dienstleistung in der
Wasserversorgung (außer der Trinkwassergewinnung in Wasserschutzgebieten) und der Verwaltung
des Abwassers durch Handelsgesellschaften, die von der Gemeinde, anderen Handelsgesellschaften
oder Betrieben gegründet worden sind. Diese müssen allerdings technische und personelle
Bedingungen für die Durchführung dieser Tätigkeiten erfüllen. Diese Bedingungen werden vertraglich
zwischen Gemeinde und Handelsgesellschaft geregelt. Diese Veträge werden mit der Person, die
55
kommunale Tätigkeiten ausführt, nach dem durchgeführten Verfahren der öffentlichen Bekanntmachung
bzw. Bewerbung, geschlossen.
Infolgedessen bestehen keine Marktbarrieren für Handelsgesellschaften oder Betriebe für die
Bewerbung zur Auswahl von ausführendenen Rechtspersonen der Wasserversorgung und Verwaltung
des Abfallwassers, sofern sie die notwendigen Voraussetzungen erfüllen.
Mit dem Gesetzesvorschlag über kommunale Tätigkeiten ist die Möglichkeit eines Konzessionsvertrags
zwischen der Gemeinde und der jeweiligen Handelsgesellschaft/Betrieb im Einklang mit dem Gesetz
über Konzessionen eröffnet worden. Die Konzession kann für ein bestimmtes Gebiet, wo der Bau, die
Erhaltung und Benutzung oder Rekonstruktion, Modernisierung, Erhaltung und Benutzung der
kommunalen Infrastruktur vorgenommen wird, erteilt werden. Die kommunale Infrastruktur wird nach der
Zeit, für die der Konzessionsvertrag geschlossen bzw. gekündigt wurde, zum lokalen Gut für den
Allgemeingebrauch, also ein Gut über das jede Einheit der lokalen Selbstverwaltung verfügen kann.
2.2 Gesetzlich-institutioneller Rahmen

Das Wassergesetz
(Amtsblatt der Republik Montenegro, 27/07 und Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 73/10, 32/11,
47/11)

o
Die wichtigsten Rechtsinstrumente, die geplant sind, um eine vollständige Umsetzung zu
erreichen, sind die Änderungen des Wassergesetzes sowie die Definierung des Gesetzes
über den Schutz des Grundwassers vor Verschmutzung und Verschlechterung. Dies ist
für das Jahr 2017 geplant. Die Richtlinie (2006/118/EC) soll vollständig bis 2020
umgesetzt werden.
o
Gemäß den Bestimmungen dieses Gesetzes ist die zuständige lokale Selbstverwaltung
verpflichtet, die öffentliche Wasserversorgung im eigenen Gebiet für alle
Wohnsiedlungen, die mehr als 200 Einwohner haben oder deren durchschnittlicher
Trinkwasserbedarf größer als 100 m3/Tag (1.16 l/s) ist, zu organisieren und
sicherzustellen.
Gesetz über das Finanzieren der Wasserverwaltung (Amtsblatt der Republik
Montenegro Nr. 65/08)

Das Gesetz über kommunale Tätigkeiten
(Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 12/95)
Im Verhältnis zu den kommunalen Tätigkeiten befinden sich auch u.a. folgende Gesetze:

Gesetz über die Teilnahme des privaten Sektors in der öffentlichen Dienstleistung
(Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 30/02 und Amtsblatt der Republik Montenegro Nr.
08/09),
 Gesetz über öffentliche Anschaffungen
(Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 42/11),
 Gesetz über die lokale Selbstverwaltung
(Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 42/03, 28/04, 75/05, 13/06 und Amtsblatt der Republik
Montenegro Nr. 88/09, 03/10, 73/10, 38/12),
 Gesetz über die Wasserverwaltung
56
(Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 64/11).
Die vielen genannten Gesetze stellen einen der Gründe dar, warum dieses neue Gesetz über
kommunale Tätigkeiten erlassen wurde. Da das Gesetz über kommunale Tätigkeiten mit den
sektorspezifischen Rechtsvorschriften nicht in Einklang war, wurden erforderliche Bedingungen für
die effektive und hochwertige Durchführung von kommunalen Tätigkeiten nicht sichergestellt. Die
heutige Praxis hat vor langer Zeit das Bedürfnis nach Veränderungen und Ergänzungen der
gesetzlichen Vorschriften in diesem Bereich gezeigt.
Vor allem gewährleistet der gesetzliche Rahmen die Sicherheit und die Vorhersagbarkeit von
Geschäftsprozessen im privaten Sektor nicht. Zudem sollten die Preise für die kommunalen
Dienstleistungen nach Wirtschaftlichkeitskriterien angepasst werden. Demzufolge hat die Regierung
der Republik Montenegro einen Gesetzesvorschlag über kommunale Tätigkeiten vorbereitet, der
Ende 2011 dem Parlament der Republik Montenegro zur Verabschiedung überreicht wurde.

Das Gesetz über die Raumplanung und Bau
(Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 51/08; 40/10;34/11; 35/13 und 39/13)
Dieses regelt Fragen bezüglich der kommunalen Ausstattung des Baulandes. Die lokale
Selbstverwaltung hat die Pflicht dem Investor die kommunalen Anlagen und Installationen bis
zum Anschluss an die städtischen Grundstücke zu gewährleisten. Dazu gehört ebenfalls der
Zugang zur Wasserversorgung, Abwasser- und Regenwasserleitungen. Mit den letzten
Änderungen und Ergänzungen des Gesetzes über Raumplanung und Bau, wurden einige
Investoren von der Gebührenzahlung für die kommunale Ausstattung des Baulandes befreit. In
diesem Fall ist die lokale Selbstverwaltung nicht verpflichtet die vorgenannten Anschlüsse und
Zugänge sicherzustellen.

Gesetz über Konzessionen
(Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 08/09)

Trinkwasserverordnung
(Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 24/2012) o die europäische Trinkwasser - Richtlinie
98/83/EC wurde in dieser Verordnung umgesetzt

Europäische Badegewässer-Richtlinie 2006/7/EC
o Ist die nächste EU-Richtlinie, die umgesetzt werden muss (z.Z. keine Frist bekannt) o Die
Republik Montenegro muss noch die europäische Badegewässer-Richtlinie 2006/7/EC
umsetzen. Dabei müssen erst alle Badegewässer als solche qualifiziert werden. Dann
bestimmt man das Profil der Orte mit Badewasserqualität. Sodann wird die Überprüfung
dieser Stellen durchgeführt; die Informationen müssen der europäischen Kommission
zugestellt werden. Wenn bekannt ist, das Abwasser ins Meer eingeleitet wird, müssen
Kontrollen in der Nähe der Einleitungsstelle erfolgen.

Zuständige Institutionen für
die
Bereich der Trinkwasserqualität :
Politik
und
Gesetzgebung
im
o Das Gesundheitsministerium
 Ist verantwortlich für die Aufgaben im Zusammenhang mit der Gesundheit und
Sicherheit von Lebensmitteln von allgemeinen Gebrauch.
o Das Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung
57

Ist verantwortlich für die Aufgaben im Zusammenhang mit der Nutzung von
Wasser, Boden und Wasserquellen für die Wasserversorgung, den Schutz des
Wassers vor Verunreinigung,

Ist verantwortlich für den Schutz von Wasserquellen und für sanitäre
Schutzgebiete (Wassergesetz, Artikel 54-57).
o Das Ministerium für nachhaltige Entwicklung und Tourismus

Ist zuständig für Projekte aus dem Bereich der kommunalen Infrastruktur und
Umeltschutz.
2.3 Projekte und Fördermaßnahmen
Übersicht der Projekte von hoher Priorität
Für den Ausbau der kommunalen Infrastruktur in Montenegro hat das zuständige Ministerium folgende
Projekte aus den Bereichen Wasserversorgung und Abwasserregelung mit hoher Wichtigkeit
gekennzeichnet, deren Durchführung für die Jahre 2013 und 2014 vorgesehen ist:
Wasserversorgungsprojekte
Nr.
Projektwert in €
Projektbeschreibung
1.
Ausbau und Rekonstruktion des
Stadtgemeinden Golubovci und Tuzi
Wasserversorgungsystems
der
2.
Lösung der Wasserversorgung der Stadt Cetinje
ca. 3,7 Mio.
3.
Rekonstruktion des städtischen Wasserwerks „Krkori“ – Gemeinde
Andrijevica
ca. 832 Tsd.
4.
Verbesserung des Wasserversorgungsystems in der Gemeinde Tivat durch
Ausbau eines Wasserreservoirs „Djurasevici“ und „Gradiosnica“
ca. 3,0 Mio.
5.
Fortsetzung des Ausbaus des regionalen Wasserwerks für die Gemeinde
Herceg Novi
ca. 3,5 Mio.
6.
Verbesserung des Wasserversorgungsystems in der Gemeinde Pljevlja
ca. 10,5 Mio.
7.
Lösung der Wasserversorgung von Zabljak
ca. 474 Tsd.
bis 2,2 Mio.
8.
Verbesserung des Wasserversorgungsystems in der Stadt Rozaje
ca. 12,8 Mio.
k.A.
Abwasserprojekte
Nr.
Projektbeschreibung
Projektwert in €
1.
Ausbau einer Kläranlage und des Kanalisationsnetzes in der Gemeinde
Niksic
ca. 20,14 Mio.
58
2.
Ausbau einer Kläranlage und Fortsetzung des Ausbaus einzelner Segmente
der Kanalisationsinfrastruktur auf dem Gebiet der Gemeinde Herceg Novi
ca. 29,74 Mio.
3.
Ausbau einer Kläranlage für die Gemeinden Kotor und Tivat
ca. 13,05 Mio.
4.
Fortsetzung des Ausbaus einzelner Segmente der Kanalisationsinfrastruktur
auf dem Territorium der Gemeinde Kotor
ca. 7,6 Mio.
5.
Ausbau einer Kläranlage und einiger Segmente des Kanalisationnetzes in
der Stadt Pljevlja
ca. 14,7 Mio.
6.
Ausbau
einer
Kläranlage
und
einzelner
Segmente
Kanalisationinfrastruktur auf dem Territorium der Gemeinde Bar
ca. 35,31 Mio.
7.
Ausbau einer Kläranlage und einiger Segmente des Kanalisationnetzes in
der Gemeinde Bijelo Polje
ca. 17,5 Mio.
8.
Ausbau des Kanalisations- und Wassersystems im südlichen Teil der
Gemeinde Tivat
ca. 9,87 Mio.
9.
Ausbau einer Kläranlage in der Gemeinde Zabljak
ca. 0,95 Mio.
10.
Ausbau einer Kläranlage und einiger Segmente des Kanalisationnetzes in
der Gemeinde Plav
ca. 10,04 Mio.
11.
Ausbau einer Kläranlage und einiger Segmente des Kanalisationnetzes in
der Gemeinde Berane
ca. 9,083 Mio.
der
Finanzierungsmöglichkeiten
Eine entsprechende Infrastruktur ist die Voraussetzung für die Hochwertigkeit kommunaler
Dienstleistungen. Dies ist besonders für die Bereiche der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung
relevant, bzw. für die Implementation von EU-Direktiven in diesen Bereichen, welche aufgrund von
außergewöhnlich hohen finanziellen Mitteln, die in den Bau der entsprechenden Infrastruktur investiert
werden müssen, „schwere“ (heavy) Direktiven genannt werden.
Master-Pläne im Bereich der Abwasserentsorgung und einzelne Studien im Bereich der
Wasserversorgung haben gezeigt, dass für die Realisierung von Aktivitäten, welche ein gewisses
Qualitätsniveau haben und den geltenden EU-Standards und –Direktiven entsprechen sollen,
Montenegro in den nächsten 25 Jahren fast 700 Mio. Euro investieren müsste.
Die Bemühungen einzelner Gemeinden, die Aktivitäten der montenegrinischen Regierung und
insbesondere die technische Unterstützung internationaler Organisationen und Finanzinstitutionen
haben in den vergangenen Jahren zu einer Verbesserung der Lage in den hier beschriebenen
Bereichen geführt. In den vergangenen Jahren wurde ein dynamischer Investitionsprozess initiiert, der
eine vollständige Koordination von Aktivitäten aller relevanten Stellen voraussetzt. Die Grundlage dieses
Prozesses bilden strategische Plandokumente in den untersuchten Bereichen.
Derzeit wird in Montenegro, aus Kreditmitteln internationaler Finanzinstitutionen (insbesondere der KfW
und EIB) und aus dem Beitritts-Fonds der Europäischen Union sowie mit Eigenbeteiligung des Staates
59
Montenegro, eine Vielzahl von Projekten in den Bereichen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung
realisiert:
Projekte, die aus Mitteln der KfW-Bank realisiert wurden bzw. realisiert werden sollen
Im Rahmen der Unterstützung der Deutschen Bundesregierung wurde in Montenegro seit dem Jahr
2000 eine Reihe von Projekten realisiert, die sich vor allem auf eine Verbesserung der
Wasserversorgung und Abwasserentsorgung an der montenegrinischen Küste bezogen:
•
•
•
•
•
•
•
Mit Mitteln in Höhe von 5,1 Mio. Euro, welche von der KfW-Bank sichergestellt und im Jahr 2001
realisiert wurden, wurde gewisse Aktivitäten mit dem Ziel der Verringerung von Verlusten in lokalen
Distributionsnetzwerken, der Effizienzsteigerung bei der Einforderung von Zahlungen und einer
verbesserten Geschäftstätigkeit öffentlicher Wasserversorgungsunternehmen realisiert. Das
Wasserversorgungsnetzwerk an der montenegrinischen Küste wurde rekonstruiert.
Die KfW-Bank hat ebenfalls die Ausarbeitung des Master-Plans zur Wasserversorgung in
Gemeinden an der montenegrinischen Küste und in der Gemeinde Cetinje, der von der
montenegrinischen Regierung im Juli 2006 verabschiedet wurde, gefördert.
Für die Realisierung der 2. Phase des Projektes „Verbesserung der Wasserversorgung und
Abwasserentsorgung an der Adria-Küste“, welche die Verbesserung der Wasserversorgung in den
Gemeinden Herceg Novi, Bar, Kotor und Budva und die Abwasserentsorgung in Tivat zum Ziel hatte,
hat die KfW-Bank Mittel in Höhe von 16 Mio. Euro sichergestellt; das Projekt wurde im Zeitraum
zwischen den Jahren 2006 und 2008 realisiert.
Im Rahmen der 3. Phase des Projektes „Verbesserung der Wasserversorgung und
Abwasserentsorgung an der Adriaküste“, deren Gesamtwert sich auf 95,5 Mio. Euro beläuft, ist der
Bau des Wasserversorgungs- und Kanalisationsnetzwerkes in den Gemeinden Bar, Herceg Novi,
Kotor und Tivat und der Bau von Pumpenstationen und Abwasserkläranlagen in den Gemeinden Bar
und Herceg Novi geplant. Die KfW-Bank hat für die Realisierung dieses Projekts Mittel in Höhe von
53 Mio. Euro sichergestellt; die restlichen Mittel kamen von der montenegrinischen Regierung (6 Mio.
Euro) und den einzelnen Gemeinden. Der Realisierungszeitraum sind die Jahre 2008 bis 2015. Der
Bau des Kanalisationsnetzwerks in Kotor wurde fertiggestellt, während die Arbeiten am Bau der
Abwasserkläranlage und des Kanalisationsnetzwerks in Herceg Novi im Gange sind, sowie auch die
Arbeiten am Bau des Kanalisationsnetzwerks in Tivat; das öffentliche Ausschreibungsverfahren für
die Wahl des ausführenden Unternehmens für das Projekt in Bar wurde durchgeführt (Bau einer
Abwasserkläranlage und des Kanalisationsnetzwerks).
Die KfW-Bank hat für die Realisierung folgender Projekte Mittel in Höhe von etwa 10 Mio. Euro
sichergestellt: Verbesserung der Abwasserentsorgung in Tivat in Höhe von 2,5 Mio. Euro im Rahmen
der 2. Phase des Projektes „Verbesserung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung an der
Adriaküste“; 6,05 Mio. Euro für die Unterstützung der Ausarbeitung der Projektdokumentation und
der Aufsicht in der Realisierung der 3. Phase des Projektes „Verbesserung der Wasserversorgung
und Abwasserentsorgung an der Adriaküste“; das Projekt zur institutionalen Unterstützung der
Kapazitäten
von
„Vodacom
d.o.o.“
und
der
lokalen
Wasserversorgungsund
Kanalisationsunternehmen an der montenegrinischen Küste im Rahmen der Realisierung der 3. und
4. Phase des Projektes „Verbesserung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung an der
Adriaküste“ im Wert von 2 Mio. Euro, sowie die Ausarbeitung der Studie für die Ablagerung von
Schlamm aus Abwasserkläranlagen in Gemeinden an der montenegrinischen Küste.
Die 4. Phase des Projektes „Verbesserung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung an der
Adriaküste“ umfasst den Bau einer gemeinsamen Abwasserkläranlage in den Gemeinden Kotor und
Tivat; der geschätzte Wert der 4. Phase des Projektes beträgt 14,5 Mio. Euro, davon 7 Mio. Euro aus
Mitteln der KfW und der Rest aus Budgetmitteln der Gemeinden Tivat und Kotor; der Tender für den
Bau einer Abwasserkläranlage ist hier abgeschlossen.
Die 5. Phase des Projektes „Verbesserung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung an der
Adriaküste“ wird die Lösung des Abwasserproblems in Ulcinj einschließlich des Baus eines
60
Kanalisationsnetzwerkes und einer Abwasserkläranlage umfassen. Der Rahmenwert des Projektes
beträgt 20 Mio. Euro.
Projekte aus Finanzmitteln der Europäischen Investitionsbank (EIB)
Bedeutende finanzielle Unterstützung hat Montenegro von der Europäischen Investitionsbank durch
Kredite in Höhe von 57 Mio. Euro für die Realisierung von Projekten aus den Bereichen der
Wasserversorgung und Abwasserentsorgung erhalten. Aus Kreditmitteln und Donierungen aus
verschiedenen Finanzarrangements wird der Bau einer Abwasserkläranlage in Nikšić realisiert, während
eine Reihe weiterer Projekte in anderen Gemeinden vorbereitet wird. Detaillierte Informationen über
diese Projekte sind in der „Übersicht von Prioritätsprojekten im Bereich der kommunalen Infrastruktur für
die Jahre 2013/2014“ enthalten.
Projekte aus Finanzmitteln der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD)
Nicht weniger wichtig ist die Unterstützung, die Montenegro von der EBRD erhalten hat und die den Bau
des Nordflügels des regionalen Wasserversorgungssystems in Höhe von 18 Mio. Euro und den Bau der
Abwasserkläranlage und des Wasserversorgungs- und Kanalisationsnetzwerks in der Gemeinde
Danilovgrad in Höhe von 5,35 Mio. Euro (der Bau ist noch im Gange) umfasst.
Projekte aus Finanzmitteln der Beitrittsfonds der Europäischen Union
Seit 2007 nutzt Montenegro das Instrument für Beitrittshilfe - „IPA“, bzw. das Finanzinstrument der EU,
welches die bisherigen Unterstützungsprogramme (wie z.B. CARDS, Phare, ISPA, SAPARD) für die
Kandidaten- und potentiellen Beitrittsländer, abgelöst hat. Ziel ist es, Unterstützung für die Abstimmung
bzw. Einklangbringung der einheimischen Vorschriften mit denen der EU, dem institutionellen Ausbau,
der Entwicklung der Zivilgesellschaft, der Förderung regionaler und grenzüberschreitender
Zusammenarbeit, sowie der Entwicklung von Humankapital und der Ruralentwicklung zu geben.
Der Status des potentiellen EU-Kandidaten hat es Montenegro ermöglicht, teilweise an den verfügbaren
IPA-Programmmitteln zu partizipieren. Die Mittel waren Montenegro zugänglich auf der Grundlage des
sog. „Multiannual Indicative Financial Framework (MIFF)“ durch die Komponente I – „Unterstützung der
Transition und Stärkung der Institutionen“ und der Komponente II – „Regionale und
grenzüberschreitende Zusammenarbeit“.
Im Nationalprogramm für Montenegro im Rahmen der IPA Komponente I aus dem Jahr 2008 wurden,
dem Sekor für Umweltschutz, Mittel für die beiden Prioritärprojekte bewilligt: „Förderung der Infrastruktur
im Umweltbereich“, welche sich auf den Ausbau des 22 km langen Kanalisationsnetzes für die Stadt
Niksic (3,5 Mil. Eur sind IPA-Fonds) bezogen und das Twinning-Projekt „Unterstützung der Steuerung im
Umweltbereich“, welche sich auf die Stärkung der institutionellen Kapazitäten im Umweltbereich, im Wert
von 1 Million Euro (das Projekt wird ganz aus IPA-Mitteln finanziert), bezogen. Dieses Projekt setzte sich
aus drei Segmenten zusammen: (i) Kapazitätenstärkung der Agentur für Umweltschutz, (ii)
Entwicklungsförderung der Einheit für die Implementierung des Projekts „Procon DOO“ und (iii)
Kapazitätenstärkungdes Ministeriums für Tourismus und Umweltschutz.
Die Mittel des IPA - Programms für das Jahr 2009 waren für das Projekt „Verbesserung der
Abfallsteuerung im nördlichen Teil von Montenegro“ bestimmt, aus welchen die Anschaffung
kommunaler Ausstattung (bzw. zur Verbesserung der technischen Ausstattung) für 16 Gemeinden in
Montenegro (Investitionswert 4 Mil. Euro) finanziert wurde. Durch diese Zuwendung wurden 35
Müllabfuhrfahrzeuge und ca. 2.400 Mülltonnen (verschiedener Art und Volumen) bereitgestellt.
61
Die IPA Mittel für das Jahr 2010, im Wert von 3,5 Mil. Euro, sind für die Regelung des Abwassers in der
Gemeinde Pljevlja bestimmt und die Mittel aus IPA 2011, im Wert von 6,8 Mil. Euro, für Projekte aus
dem Bereich Abwassersteuerung in den Gemeinden Cetinje und Bijelo Polje.
Im März 2008, hat die europäische Kommision ein neues Instrument im Rahmen des IPA, als
Unterstützung für Infrastrukturprojekte, eingesetzt – das IPF (Infrastructure Project Facility). Dieses
unterstützt die Realisation von Projekten, die durch Kredite internationaller Finanzinstitutionen finanziert
werden, wie z.B. EIB (Europäische Investitionsbank), EBRD (Europäische Bank für Wiederaufbau und
Entwicklung), KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) und CEB (Entwicklungsbank des Europarats). Das
Programm hatte das Ziel, den Ländern Westbalkans und der Türkei, Unterstützung bei der Ausarbeitung
von Unterlagen für den Ausbau von Infrastrukturprojekten, zu bieten. Das Programm beinhaltete zwei
Komponenten: (i) IPF – TA (technical assistence) vorgesehen für die Ausarbeitung der
Projektdokumentation und (ii) IPF – MF (Municipal Windows) vorgesehen für die Projektdurchführung in
den genannten Bereichen.
Im Rahmen des IPF Programms für Unterstützung der Infrastrukturprojekte, die die Ausarbeitung der
Projektunterlagen (Machbarkeitsstudie und Studie über die Einschätzung des Einflusses auf die Umwelt)
unterstützt, wurden im Jahr 2008 Mittel für die Ausarbeitung der genannten Unterlagen für eine
Kläranlage und die Förderung der Wasserinfrastruktur in der Stadt Podgorica, bewilligt. Im Rahmen des
IPF MW (Municipal Window) für das Jahr 2009, wurden Mittel in Höhe von 5 Mill. Euro für Projekte aus
dem Bereich Abwasserregelung in den Gemeinden Pljevlja, Bijelo Polje, Plav, Cetinje und Ulcinj, sowie
für die technische Unterstützung bei der Studienvorbereitung für die Kläranlage in den Städten Berane
und Rozaje, bewilligt. Die Aktivitäten des IPF hat die WBIF (Western Balkans Investment Framework)
fortgesetzt. WBIF wurde im Dezember 2009 ins Leben gerufen und zwar als innovative Finanzinitiative,
die das Ziel hat, alle erhaltetenen Kredite zur Finanzierung von Prioritätsprojekten in der Infrastruktur auf
dem Westbalkan, zu vereinigen. Aus dieser Quelle wurden Montenegro bisher Mittel für mehrere
Projekte aus den Bereichen Wasserversorgung, Abwasserregelung und Abfall, zur Ausarbeitung der
Projekt- und Ausschreibungsdokumentation, zugeteilt.
2.4 Profile relevanter Institutionen in Montenegro
Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung der Republik Montenegro
Direktorat für Wasserwirtschaft
Adresse: Bulevar Revolucije br.24
PLZ / Stadt: 81000 Podgorica
Telefon: :+382 20 224 593
Internet: http://www.minpolj.gov.me/en/organization/water-managment?alphabet=lat
Ministerium für nachhaltige Entwicklung und Tourismus der Republik Montenegro Direktorat
für Abfall und kommunale Entwicklung
Adresse: IV proleterske brigade 19
PLZ / Stadt: 81000 Podgorica
Telefon: +382 20 446 208
Internet: http://www.mrt.gov.me/organizacija/komunalni_razvoj
62
Wirtschaftskammer der Republik Montenegro
Adresse: Novaka Miloševa 29/II
PLZ / Stadt: 81000 Podgorica
Telefon: +382 20 230 545
Internet: http://www.privrednakomora.me/privredna-komora
Agentur für Umweltschutz von Montenegro
Adresse: IV Proleterske 19
PLZ / Stadt: 81000 Podgorica
Telefon: +382 20 618 400
Internet: http://www.epa.org.me/
Statistikamt von Montenegro
Adresse: IV Proleterske 2
PLZ / Stadt: 81000 Podgorica
Telefon: +382 20/230-811
Internet: http://www.monstat.org/eng/index.php
Hydrometeorologisches Amt von Montenegro
Adresse: IV proleterske 19
PLZ / Stadt: 81000 Podgorica
Telefon: +382 20 655 183
Internet: http://www.meteo.co.me/
Regionales Wassernetzwerk der montenegrinischen Küste
Adresse: Trg Sunca bb
PLZ / Stadt: 85310 Budva
Telefon: +382 86 451 921; +382 86 451 460
Internet: http://www.pewmc.com/home_e.htm
Öffentliches Unternehmen „Morsko dobro“
Adresse: Ulica Popa Jola Zeca bb
PLZ / Stadt: 85310 Budva Telefon:
+382 33 452 709 Internet:
http://www.morskodobro.com
63
Unternehmen „Vodacom“
Adresse: Luke Tomanovića 2
PLZ / Stadt: 85320 Tivat
Telefon: +382 32 672 779
Internet: http://www.vodacom.co.me/eng
Unternehmen „Procon“
Adresse: Ivana Milutinovica bb
PLZ / Stadt: 81000 Podgorica
Telefon: +382 20 201 545
Internet: http://www.procon.me/index.php/en/
Zentrum für ökologisch-toksikologische Untersuchungen von Montenegro
Adresse: Put Radomira Ivanovića br. 2
PLZ / Stadt: 81000 Podgorica
Telefon: +382 20 658 090; 658 091; 658 108;
Internet: http://www.ceti.co.me/en/
2.5 Empfehlungen für potentielle deutsche Unternehmer / Investoren
Die wichtigsten Potenziale für deutsche Unternehmen liegen im Ausbau der Infrastruktur für die
Wasserversorgung und Abwasserregelung. In diesem Zusammenhang soll darauf hingewiesen werden,
dass die Durchführungsgesellschaft für jedes Projekt aufgrund eines ausgeschriebenen Tenders
definiert/gewählt wird. Aus der „Übersicht der Prioritätsprojekte“ kann man sehen, in welcher Phase sich
ein aktuelles Projekt befindet und abschätzen, wann eine Ausschreibung erwartet werden kann und zu
welcher sich ein Investor anmelden/bewerben könnte.
Es ist auch zu bemerken, daß bei der Projektdurchführung an der montenegrinischen Küste die KfWBank einbezogen ist, sodaß wir allen interessierten Investoren aus Deutschland empfehlen in Kontakt
mit den Vertretern dieser Bank zu treten, damit sie ein kompletteres Bild über die Möglichkeiten einer
Teilnahme bei den Ausschreibungen in Montenegro bekommen.
Sowie auch in Serbien entspricht die Abwasserentsorgung in Montenegro nicht den europäischen
Standards, ist in weiten Teilen des Landes nicht vorhanden und muss spätestens bis zum anvisierten
EUBeitritt (Montenegro hat, im Gegensatz zu Serbien, die Beitrittsverhandlungen mit der EU bereits
aufgenommen) ausgebaut und komplett neu organisiert werden. Vor allem in diesem Bereich besteht
großes Potenzial für deutsche Unternehmen (siehe Projekttabelle). Große Chancen bieten sich für
deutsche Unternehmen aber auch im Bereich der Trinkwasserversorgung, und zwar bei der Zulieferung
von Rohren, Mess- und Regelsystemen, wie auch der Ausrüstung für Instandhaltung und Wartung von
Netzen. Ebenfalls besteht großer Bedarf an „Effizienterer Ressourcennutzung“ bzw. an „KnowHowTransfer“ in diesem Bereich.
Deutsche Technologien und Ausrüstungen sind in Montenegro, ähnlich wie in Serbien, hoch im Kurs –
sehr geschätzt wird die Brandmarke „MADE IN GERMANY“. Die Tatsache, dass die technologischen
64
Standards in der montenegrinischen Industrie schon seit den Zeiten des ehemaligen Jugoslawiens sehr
stark an deutsche Standards angelehnt sind, und dass der Maschinen- und Anlagenpark, sowie auch die
technische Ausrüstung von deutschen Produkten dominiert wird, stellt einen wichtigen Vorteil für den
Markteinstieg weiterer deutscher Technologie-Anbieter in Serbien dar. Diese jahrzehntelange
Verbundenheit erleichtert auch die Annäherung der montenegrinischen Standardsetzung an die
EUStandards.
Wie auch in Serbien sind die Märkte derzeit noch nicht aufgeteilt und es bieten sich noch gute
Möglichkeiten langfristige Strategien umzusetzen. Nur im direkten Kontakt mit den verantwortlichen
Vertretern der montenegrinischen Unternehmen, Institutionen und Behörden können aktuelle
Projektprioritäten in Erfahrung gebracht werden (Projektfrühinformationen).
65
ALBANIEN
1. Überblick über Politik und Wirtschaft in Albanien
Kurzprofil
Amtl. Bezeichnung
Republika e Shqiperise (Republik Albanien)
Kurzform
Shqiperia (Albanien)
Amtssprache:
Albanisch
Geschäftssprachen
Italienisch, Englisch, Griechisch (im Süden)
Bevölkerung:
2.83 Mio. Einwohner* (Volkszählung Okt. 2011)
Durchschnittsalter:
31,2 Jahre
Urbanisierungsrate
53,5% Stadtbevölkerung (wachsende Tendenz)
Hauptstadt:
Tirana (ca. 600.000 Einw.)
Großraum Tirana-Durres (ca. 40 km Entfernung): ca. 1,2 Mio. Einw.
Landesfläche:
28.748 km² (davon Wasserfläche: 1.350 km²)
Größenvergleich: etw. kleiner als Belgien
Landesgrenzen
717 km (Griechenland 282 km, Mazedonien 151 km, Montenegro 172
km, Kosovo 112 km), Küste: 326 km (Adria/Ionisches Meer)
Währung:
Albanischer Lek (ALL) -
Bruttoinlandsprodukt:
9,1 Mrd. Euro, ca. 13 Mrd. USD (2012)
Pro Kopf-Einkommen:
3.415 Euro (2012) (in Kaufkraftparität: ca. 8.200 EUR)
Wechselkurs: 1 EUR = ca. 140 ALL
66
Verwaltungsstruktur & Städte
12
36
74
310
Präfekturen
Bezirke
Städte
Gemeinden
Präfekt
Bezirksrat
Bürgermeister
Bürgermeister
vom Ministerrat ernannt
Direktwahl
Direktwahl
Direktwahl
*(Städte gem. Volkszählung 2011, Großraum: Schätzung Tirana, Durres u. Gemeinden)
67
1.1
Politischer Hintergrund
Albanien ist nach der Verfassung vom November 1998 eine parlamentarische Republik und ein
demokratischer Rechtsstaat auf der Grundlage von Pluralismus und Gewaltenteilung.
Demokratischer Wandlungsprozess
Über 40 Jahre lang herrschte die Partei der Arbeit Albaniens unter dem kommunistitischen Diktator
Enver Hoxha, der das Land bis 1990 in eine totale Isolation führte. Mit den Studentendemonstrationen
1990/91 setzte ein Wandlungsprozess ein. Im Dezember 1990 wurde ein Mehrparteiensystem
eingeführt, erste freie Wahlen fanden 1991 statt.
Die Politik wird heute von den beiden großen Parteien Demokratische Partei Albaniens (PD – Parteichef
Lulzim Basha) und Sozialistische Partei Albaniens (PS – Parteichef Edi Rama) bestimmt. Die PD ging
1990 aus der antikommunistischen Studentenbewegung hervor, während die PS die Nachfolgepartei der
Partei der Arbeit Albaniens ist. Zur Erlangung der absoluten Mehrheit im Parlament sind sie in der Regel
auf Koalitionspartner angewiesen, wobei die Sozialistische Bewegung für Integration (LSI - Parteichef)
zunehmend die Rolle des „Königsmacher“ einnimmt. In der voherigen Legislaturperiode war sie der
Regierungskoalition mit der PD aktuell mit der PS.
In der albnanischen Gesellschaft wie auch in der Wirtschaft spielt das Wissen um die
Parteizugehörigkeit der jeweiligen Ansprechpartner eine große Rolle, besonders, wenn es um
öffentliche Einrichtungen geht.
Aktuelle politische Lage
Erklärte Ziele der seit September 2013 amtierenden Regierung unter Führung von Edi Rama
(Sozialistischen Partei) sind die Annäherung an die Europäische Union und die Durchsetzung der dazu
notwendigen Reformen auf allen politischen Ebenen. Dazu gehören der Aufbau einer effizienteren
Verwaltung, die Verbesserung der Rechtssicherheit und die Bekämpfung der Korruption. Daneben
bleiben die Verbesserung der rückständigen Infrastruktur (Straßen-, Brücken-, Hafenbau, Wasser,
Umwelt, Energie, Telekommunikation, u. v. m.), die Schaffung eines günstigen Wirtschaftsklimas und
damit die Anwerbung von ausländischen Investoren die wichtigsten Aufgaben.
Staatsoberhaupt:
Regierungschef:
Kabinett:
Parlament:
Parlamentspräsident:
Regierungskoalition:
Opposition:
Präsident Bujar NISHANI (seit 24.07.2012 – Wahl alle 5 Jahre)
Pemierminister Edi RAMA (SP) (seit 16.09.2013 – Wahl alle 4 Jahre)
Ministerrat (Vorschlag durch den Premierminister, Nominierung durch den
Präsidenten, Verabschiedung durchs Parlament
Ein-Kammerparlament mit 140 Sitzen (Versammlung der Republik)
Ilir Meta (LSI) (seit 10.09.2013)
seit September 2013
Sozialistischen Partei (SP): 66 Abgeordnete;
Sozialistische Bewegung für Integration (LSI), 16 Abgeordnete,
Menschenrechtspartei (PBDNJ), 1 Abgeordneter;
Christdemokratische Partei (PKDSH), 1 Abgeordneter.
seit September 2013 Demokratische Partei (DP)
Republikanische Partei (RP), 3 Abgeordnete;
Partei für Gerechtigkeit, Integration und Einheit (PDIU): 4
Abgeordnete.
68
1.2
Wirtschaft, Struktur und Entwicklung
Durch Albaniens strikte Abschottung besonders in der spät-kommunistischen Phase (1978-1992) waren
selbst die Bereiche der industriellen Produktion und der Technologie, die anderen postkommunistischen
Ländern eine Basis für eine Transformation geboten haben, so zurückgeblieben und vernachlässigt,
dass Neu-Investoren kaum darauf aufbauen konnten. In den 90er Jahren entwickelte sich ein
„KleinsthändlerKapitalismus“, gepaart mit einigen Großstrukturen, der 1997 in einem dramatischen
Zusammenbruch der Geldwirtschaft mündete.
Seit 1998 hat Albanien jedoch bedeutende Fortschritte auf dem Weg der Transformation von einer
kommunistischen in eine marktwirtschaftlich orientierte Wirtschaft erzielt. Ab 2000 wuchs die Wirtschaft,
in den Jahren 2004-2008 konnte das Land Wachstumsraten von über 6 Prozent erzielen, im
Finanzkrisenjahr 2009 immer noch 3,3 Prozent.
Wirtschaftsaufschwung von 2004-2008
Bruttoinlandsprodukt – Reales Wachstum
Veränderung in % zum Vorjahr
in %
Albaniens Wirtschaftsboom ist zu einem
nicht unerheblichen Teil den großen
Investitionsprogrammen internationaler
Geber - Organisationen und -Länder
geschuldet, wobei Deutschland eine
herausragende Stellung einnimmt. Aber
gleichzeitig lebt das Land von der
Dynamik albanischer Unternehmen,
den Transfer Zahlungen der
Auslandsalbaner, ein wichtiger
Bestandteil des albanischen BIP.
7,5
2008
3,3
3,5
3
2009
2010
2011
1,3
1,8
2,5
2012*
2013**
2014**
* Schätzwerte
** Vorhersagen
Nach 2012 hat sich aber auch in Albanien die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise mit schwächeren
Wachstumsraten niedergeschlagen, zumal Albaniens wichtigste Wirtschaftspartner - Italien und
Griechenland - von der Krise stark betroffen sind. Der Anteil der Transferzahlungen der
Auslandsalbaner im albanischen BIP – der zu einem großen Teil aus diesen Ländern kommt – ist von
12-15 % vor 2010 nunmehr auf 8 % (2012) gesunken.
Fiskalpolitik
Die albanische Fiskalpolitik muss für 2013 ein auf über 6 % geschätztes Haushaltsdefizit und eine auf
über 60 % geschätzte Verschuldung des BIP in Angriff nehmen, da die Vorgänger-Regierung noch
breite Lohn- und Pensionserhöhungen für den öffentlichen Dienst durchgesetzt und im Zuge der Wahl im
Juni 2013 darüber hinaus viele Infrastrukturarbeiten durchgeführt hat. Zur Finanzierung dieser
Haushaltslücken werden ausländische Investitionen und Finanzierungen der internationalen
Geldgeber benötigt.
Geldpolitik
Die Zentralbank betreibt weiter eine umsichtige Geldpolitik. Der Lek blieb gegenüber dem Euro stabil.
Die Inflationsrate liegt um die 3%. Der Basiszinssatz mit 3,5 % auf einem Tiefststand, um die Konjunktur
anzukurbeln. Die albanischen Banken haben eine hohe Liquidität, jedoch stieg der Anteil der
notleidenden Kredite auf über 23 % - deshalb sind sie in den letzten Jahr restriktiver bei der
Kreditvergabe geworden.
69
Inflationsrate
in
%
3.4
2008
3.6
2.3
2009
3.5
2
2010
2011
2012
Arbeitskosten in Albanien
Die Löhne sind in Albanien sehr niedrig, der Mindestlohn in Albanien
liegt seit dem 3. Quartal 2012 bei 21.000 Lek (142€). Der
Durchschnittslohn lag im Jahr 2012 bei 257 €.
Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Regionen – je nach
wirtschaftlicher Attraktivität – und nach Berufsgruppen erheblich.
Die Gehälter im Dienstleistungssektor sind höher, betragen aber immer
noch fast ein Fünftel des Niveaus der EU-Länder. Investoren können
erhebliche Einsparungen bei den Personalkosten, im Vergleich zu
anderen osteuropäischen Ländern, realisieren.
Die Wirtschaftssektoren
Das starke Wachstum in Albanien in den Jahren 2004-2008 war im Wesentlichen von den Bereichen
Bauwirtschaft, Handel und Service (bes. Hotellerie und Restauration) ausgegangen, die aktuell einen
gewissen Sättigungsgrad erreicht haben – in Zukunft aber mehr Qualität als Quantität erfordern. Der
Anteil der Industrie (inkl. Bergbau) am BIP ist trotz wachsender Tendenz mit 12 % relativ klein. Der Anteil
der Landwirtschaft an der Entstehung des BIPs hat sich während des letzten Jahrzehnts auf 19.5%
halbiert. Sie bindet jedoch noch 47% der Arbeitskräfte und wird zumeist in Subsistenzwirtschaft
betrieben. Dies birgt allerdings Potenzial für Produktivitätssteigerung und Bereitstellung von
Arbeitskräften.
Wirtschaftssektoren in Albanien
70
Albaniens Rohstoffe und Produkte
Rohstoffe
mineralisch: Erdöl (Schweröl), Erdgas, Chrom, Kupfer, Eisenerz, Nickel, Salz
agrarisch: Milchprodukte, Fleisch, Obst/Gemüse, Heilpflanzen, Weizen, Mais, Kartoffeln, Holz
Produkte
Energie aus Wasserkraft, Zement, Bitumen, verarb. Metalle, Chemische Erzeugnisse, Lebensmittel,
Importe und Exporte
Albaniens wirtschaftliche Entwicklung ist eng mit der Außenwirtschaft verbunden. Rund ein Drittel trägt
der Außenhandel zum Bruttoinlandsprodukt bei. Die Handelsbilanz ist jedoch chronisch defizitär.
Albanien importiert fast dreimal so viel wie es exportiert.
2012 wurden Waren im Wert von 2.298 Millionen Euro importiert und 471 Millionen Euro exportiert.
Albaniens Außenhandel ist dabei schwerpunktmäßig auf Europa ausgerichtet.
Im Jahr 2012 machte der Handel mit den EU-Mitgliedsstaaten über 66 Prozent des albanischen GesamtAußenhandelsvolumens aus. Wichtigste Handelspartner sind Italien und Griechenland. Deutschland
rangiert bei den Importländern an 3. Bei den Exportländern an 6. Stelle.
71
1.3 Investitionsklima in Albanien
Alle albanischen Regierungen haben zum Ziel, die Rahmenbedingungen für das Investitionsklima im
Land zu verbessern. So wurde durch die Einrichtung eines Nationalen Registrierungszentrums OneStop-Shop - die die Frist für die Anmeldung und Gründung eines Unternehmens erheblich verkürzt
(im Idealfall auf 1 Tag). Ebenfalls wurde ein nationales Lizenzierungszentrum für lizenzpflichtige
Wirtschaftsaktivitäten eingeführt.
Die im Jahre 2008 eingeführte Flat-Tax von 10 % auf alle privaten und körperschaftlichen Steuerarten
(bis auf die 20 %ige MwSt) wird seit September 2013 im Amt befindlichen neuen albanischen Regierung
diskutiert. Sie erwägt eine Progressionssteuer für private Einkünfte und für Großbetriebe.
Der Erwerb von Grundeigentum durch Ausländer ist möglich, wenn die Investition mindestens dreimal
so hoch ist, wie der Wert des Grundstückes.
Möglich ist auch der Rücktransfer von Gewinnen und Vermögen. Allerdings wird darauf eine 10 %ige
Steuer erhoben.
Mit Deutschland besteht seit 1995 ein Investitionsschutzabkommen. Das Deutsch-albanische
Doppelbesteuerungsabkommen vom 6. April 2010 ist am 23. Dezember 2011 in Kraft getreten.
Zur
deutlichen
Verbesserung
des
Investitionsklimas
72
hat
das
Stabilisierungs-
und
Assoziierungsabkommen von 2007 – und als Übergang das Interimshandelsabkommen – beigetragen.
Das Abkommen ist zum 1. April 2009 in Kraft getreten. Mit der Umsetzung bekennt sich Albanien zur
Einführung von EU-konformen rechtlichen Standards und zum Abbau von Barrieren für den
Außenhandel (z. B. Zollabbau bis April 2014).
Die wichtigsten Investorenländer - 2010
Schweiz, 2, 2%
Frankreich, 2,
2%
And. Länder, 9,
9%
Griechenland,
27 , 27%
Kuwait, 3, 3%
Niederlande, 3,
3%
Deutschland, 3,
3%
Österreich, 15,
15%
Türkei, 11, 11%
Italien, 11, 11%
Kanada , 14,
14 %
Am 16. Oktober 2013 wurde der Fortschrittsbericht von der Europäischen Kommission vorgelegt.
Insgesamt hat die EU-Kommission das Engagement der albanischen Regierung bereits positiv bewertet,
was einen Schritt näher zum Kandidatenstatus für Albanien bedeutet.
Auch im Ranking des jährlich von der „Internationalen Finanz-Corporation“ publizierten „Doing Business
Report" kletterte Albanien im internationalen Vergleich der Investitionsstandorte in dem Zeitraum 2007
bis 2012 von Rang 136 auf Platz 82.
Die Summe der Auslandsinvestitionen ist konstant gestiegen und betrug im Jahr 2011 1,03 Mrd. USD.
Im Jahr 2012 waren es allerdings nur 960 Mio. USD (Schätzung).
73
1.4
SWOT-Analyse
Stärken
 Hohe Rohstoffvorkommen
 Tourismus
 Leichtindustrie
 Potenzial für Erneuerbare Energien (bes.
Wasserkraft)
 Entwicklungspotential im Agrarsektor,
 Junge und flexible Arbeitskraft
 Konstante Wachstumsraten
 Niedrige Löhne und Gehälter
Schwächen
 Technische Infrastruktur (Abfallentsorgung,
Wasser und Abwasser, Energieversorgung,
Verkehrsinfrastruktur)
 Bildungs-, Gesundheits- und Rechtssystem)
 Schwache Integration in die Weltwirtschaft
 Hohes Budgetdefizit (63 % des BIP)
 Mangel an Fachkräften
Chancen
 Modernisierung von Energiekapazitäten
 Hoher Investitionsbedarf im Bereich
Abfall- und Wasserwirtschaft
 CEFTA-Mitgliedschaft
 Stabilisierungs- und
Assoziierungsabkommen mit der EU
 Logistikdrehscheibe im Westbalkan
Risiken
 Korruption
 Intransparenz von politischen und
wirtschaftlichen Interessen
 Unfairer Wettbewerb
 Ungeklärte Eigentumsfragen
 Copyright/ Intellectual Property Rights
 Migration
 Schwacher Staat – Gesetze werden nicht
umgesetzt
1.5
Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Albanien
Infrastruktur, Handel und Logistik sind aktuell die Bereiche, die von deutschen Unternehmen bevorzugt in
Albanien anvisiert werden. Der Flughafen Tirana International Airport (TIA) wurde mehrheitlich von
der deutschen Firma HochTief errichtet. Seine Erweiterung erfolgte aufgrund rasant steigender
Passagier- und Cargozahlen zwei Jahre frührer als geplant. Bis jetzt wurden über 80 Mio. EUR investiert.
Durch den Ausbau des Adriahafens Durres, der von der Hamburg Port Consulting beraten wurde –
haben sich neue Handlungfelder der Tochterunternehmen des niedersächsischen Reedereibetriebs EMS
Shipping & Trading ergeben, (ASC - Albanian Stevedoring Company) als deutsch-albanisches Joint
Venture, GALA – German Albanian Logistics Agency und EMS APO – für Albanian Port Operator), die
alle im Bereich Cargo und Logistics tätig sind. Das Personenterminal im Hafen wird seit September 2013
von der schleswig-holsteinischen FWS (Förde Reederei Seetouristik) betrieben. Die deutsche Lindner
Gruppe hat mit dem Bau des Tirana Business Park in der Nähe des Tirana Flughafens begonnen, der
mit einem anvisierten Investitionsvolumen von 120 Mio. € die aktuelle größte Investition des Landes
darstellt. Die Lindner Gruppe setzt auf die Stellung des Landes als Eingangstor für Rohstoff-, Warenund Energielieferungen hin zum gesamten südlichen Balkan.
Im produzierenden Gewerbe sind die deutschen Unternehmen – anders als in den anderen SOELändern
- nur sehr beschränkt tätig. Dies liegt an der schwachen Ausstattung des industriellen Sektors. Hier hat
die deutsche Dermapharm, den albanischen Pharmaproduzenten Profarma übernommen hat. Baustoffe
werden von Röfix produziert. Meggle hat eine albanische Milchproduktion erworben und die bayerische
PSZ-Elektronik fertigt Kabelbaummodule.
74
Eine kleinere aber viel beachtete Investition wurde von dem deutschen Drogeriemarkt Rossmann
getätigt. Ansonsten gibt es einige Kleinproduktionen in der Metall- und Medizintechnik.
An dem Mobilfunkbetreiber AMC ist über die griechischen Cosmote die deutsche Telekom beteiligt. Das
umfangreichste Finanzprojekt der nahen Zukunft ist die Gasleitung des Konsortiums TAP (Trans Adriatik
Pipeline), die vom Schwarzen Meer kommend aserbeidjanisches Gas über Nordgriechenland,
Südalbanien durch die Adria bis nach Italien leiten wird. An TAP ist die deutsche E.ON mit 9 % beteiligt
ist und wird die Verlegung der Pipeline durch das albanische Festland übernehmen.
Das Außenhandelsvolumen zwischen Albanien und Deutschland gehört mit 237 Mio. EUR (2012) zu
den niedrigsten weltweit. In Südosteuropa liegen nur noch Montenegro aufgrund seiner Größe und
Ausrichtung auf den Tourismus und Kosovo mit seinem Aufbaustatus hinter Albanien.
Nach
Deutschland exportiert
Albanien
hauptsächlich Textilien und Bekleidung (39 %);
Mineralien (Erdöl & Chrom) (19 %), Pflanzl.
Rohstoffe (Gemüse/Obst, Heilpflanzen) (11 % ),
Schuhe (3 %), Metalle (3 %).
Außenhandel DeutschlandAlbanien 2012 (in Mio. EUR)
236,98
159,78
Die Importwaren aus Deutschland entsprechen
auch in Albanien derjenigen der meisten andern
Länder, also KFZ und KFZ-Teile (45 %),
Mechanische Maschinen (19 %), chemische
Erzeugnisse (12 %), Nahrungsmittel (8 %),
Textilien (5 %).
77,20
Umsatz
Einfuhr aus Albanien
Ausfuhr nach Albanien
2.
Wasser und Abwasser in Albanien: Branchenüberblick
2.1
Marktsituation und Struktur
2.1.1
Wasserversorgung
Kurze Geschichte der Wasserversorgung in Albanien
Die erste Phase des Wasserversorgung in Albanien geht in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts
zurück, als italienische Firmen Wasserleitungen einfacher Bauart von Bergquellen zu den wichtigsten
Städten des Landes verlegten. Einige dieser Leitungen sind noch heute im Gebrauch.
Zwischen 1950-1978 wurde die Wasserversorgung im Rahmen der Zusammenarbeit mit den
sozialistischen Staaten Osteuropas (bes. Russlands) und später mit massiver chinesischer Hilfe stark
ausgebaut. Die Qualität der Versorgung war vergleichweise gut. Allerdings bezog sich diese
hauptsächlich auf die Städte und die Industriezentren. Der ländliche Raum wurde traditionnell
vernachlässigt, die gesamte Planung war zentralistisch – beides hat bis heute Nachwirkungen.
Die Phase der „Eiszeit“ von 1978-1991, d. h. der völligen Isolation Albaniens nach dem Bruch mit China,
bewirkte auch einen Stopp von ausländischen Investitionen. Fehlende Ersatzteile, mangelhafte Wartung
und fehlendes Know-How bei Neubauten führten zur stetigen Verschlechterung der
Versorgungseinrichtungen und der Service-Qualität in der Wasserversorgung.
75
Eine Kombination von künstlich niedrig gehaltenen Wassertarifen und Verschwendung durch die Kunden
führte zu der völligen Gleichgültigkeit gegenüber der Ressource „Wasser“ .sowohl bei Verbrauchern als
auch bei Produzenten.
In der postkommunistischen Zeit schließlich erreichte die Wasser-Infrastruktur einen Tiefpunkt, da die
meisten technischen Ausrüstungen – Leitungen, Wasserzähler, Pumpstationen, etc. – nicht mehr
repariert werden konnten. Trotz internationaler Hilfe verschlechterte sich die allgemeine Situation bis ins
Jahr 2003, lt. Angaben der Weltbank.
Die Wasservorkommen
Albanien ist reich an Wasservorräten, in Form von natürlichen Quellen, Grundwasser, Flüssen und
Seen. Durch seine Lage im Südosten Europas ist sein Klima durch heiße Sommer und milde Winter in
den Tiefebenen gekennzeichnet. Im ganzen Land gibt es hohe Niederschlagsmengen. Die Qualität des
Grundwassers in Albanien ist sehr gut. In den meisten Teilen des Landes entspricht sie den WHORichtlinien. Bis auf Chlorierung aus Sicherheitsgründen müssten die meisten Quell- und Grundwässer
nicht weiter behandelt werden.
Das durchschnittliche Wasservorkommen pro Kopf beträgt 8.700 m3 pro Jahr und ist damit eines der
höchsten in Europa. Trotz einer großen Anzahl von noch ungenutzten Quellen ist das Land in der Lage,
seinen Trinkwasserbedarf zu decken. Für die die Trinkwasserversorgung wird fast ausschließlich Quellund Grundwasser gebraucht. Nur die Wasserversorgung der albanischen Hauptstadt Tirana wird durch
das Oberflächenwasser eines angrenzenden Sees gewährleistet.
Untenstehend eine Darstellung der albanischen Wasserquellen, aufgeteilt nach Beständen (Inventory)
und den Aussagen einer Umfrage (Questionnaire). Diese großangelegte Umfrage bei den 57
lizensierten Wasserbetrieben und den nicht-lizensierten Installationen wurde von den Autoren eines
durch die KfW finanzierten Masterplanes zur Wasserver- und Abwasser-Entsorgung durchgeführt und
im Januar 2013 fertiggestellt.
76
77
Die Versorgungssituation in Albanien 2012
Trotz der großen natürlichen Wasserreserven des Landes ist die Versorgungssituation für die albanische
Bevölkerung sehr unbefriedigend.
Die Gesamtanzahl der Wasserbetriebe Albaniens versorgt ca. 80% der Einwohner (2,24 von insgesamt
2,8 Mio. Einw.). Jedoch haben nur 10,8 % der Einwohner eine 24stündige Versorgung mit Wasser. Für
38,5 % beträgt die Versorgungleistung nur 1-10 Stunden/Tag.
Bevölkerung
in %
Wasserversorgung
Stunden/Tag
Zahl der
Anschlüsse
Personenzahl
10.8 %
24
65,080
279,843
5.3 %
20 - 23
31,999
137,595
6.9 %
15 - 20
41,682
179,231
38.5 %
10 - 15
238,190
1,024,217
38.5 %
1 - 10
234,315
1,007,546
Dabei gibt es markante Unterschiede zwischen Land und Stadt. In den Städten werden 90,7 % der
Bevölkerung mit Wasser versorgt, auf dem Land nur 57 %.
In der Wasserversorgungskarte
werden die Gebiete in mittelblau
dargestellt,
die
zu
dem
Einzugsbereich
der
57
lizensierten Wasserbetriebe (WU
- Water Utilities)
Albaniens
gehören. Es sind hauptsächlich
städtische Zentren, zum Teil mit
ländlichen Einzugsgebieten. Die
in hellblau dargestellen Gebiete
werden als OJ (Outside the
Jurisdiction of the Utilities)
bezeichnet. Sie sind nicht im
Zuständigkeitsbereich
der
Wasserbetriebe. Dort wird die
Wasserversorgung
von
der
jeweiligen
Gemeinde
oder
individuell von der Bevölkerung
(Zugriff
auf
Quellen)
durchgeführt.
78
Wasserabgabe ohne Einnahmen
Eine Besonderheit im albanischen Wassersektor ist der hohe Anteil von produziertem Trinkwasser,
welches nicht in Rechnung gestellt wird – und offiziell als „Wasserabgabe ohne Einnahmen“ in den
Statistiken geführt wird.
Die Gründe sind technischer (Wasserverluste im Netz, wenige Zähler), krimineller (gestohlenes
Wasser) oder administrativer Art (Pauschalabrechnung, kostenlose Lieferung).
90
80
70
Wasserabgabe ohne Einnahmen von 57
Wasserbetrieben in %
60
50
40
30
20
10
0
1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 51 53 55 57
Die größten Probleme der albanischen Wasserversorgung











Unbefriedigender Zugang zur Wasserversorgung im Vergleich zu anderen europäischen Ländern,
besonders in ländlichen Gebieten.
Unterbrechungen der Versorgung – durch fehlenden Druck in den Wasserleitungen
Mangelhafte Desinfizierung von Wasser aus alten Leitungen
Schlechte finanzielle Ausstattung der Wasserbetriebe
Hoher Anteil von produziertem aber nicht verrechnetem Wasser
Mangel an Wasserzählern bei Verbrauchern, aber auch bei den Anlagen selbst (viele
Wasserbetriebe besitzen keine Großwasserzähler)
Schlechtes Managament und geringe Effiziens beim Personal der Wasserwirtschaft
Niedrige Tarife, die nicht den realen Verbrauch widerspiegeln
34 % der Betriebskosten der Wasserbetriebe werden staatlich subventioniert
Investitionen im Wasserbereich orientieren sich nicht an den Regionen mit
Bevölkerungswachstum und Tourismuspotenzial
Die Wartung des Wassernetzwerks wird nicht fachgerecht durchgeführt
79
Kennziffern der Wasserversorgung
Kennziffern der Wasserversorgung 2012
Wert
80 %
Anteil der Bevölkerung mit Trinkwasser-Anschluss
Wasserdargebot
606 Mio./m³
Gesamte Wasserproduktion
277 Mio./m³
Gesamtmenge “Verkauftes Wasser”
Trinkwasser-Bedarf
Trinkwasser-Anschlüsse
91,5 Mio./m³
215 Mio./m³
454.819
Haushalte
412.414
Unternehmen
40.334
Öffentliche Institutionen
2.071
7.100 km
Gesamtlänge des Wasserversorgungsnetzes
0,77
Anzahl Defekte im Wasserversorgungsnetz pro km
2.1.2
Abwasserentsorgung
Während die Trinkwasserversorgung auch unter schwierigen Bedingungen eine 80jährige Entwicklung
hatte, war eine moderne Abwasserentsorgung mit Kläranlagen bis in die jüngste Vergangenheit gar
nicht, ein Kanalisationsnetz nur teilweise vorhanden. Auch heute noch gehen viele Abwässer der
Haushalte und der schwach ausgebauten Industrie direkt in die Flüsse.
Aktuell haben ca. 49% der Bevölkerung einen Anschluss an das Abwasser-Kanalisationnetz, von denen
wiederum 83% in den Städten und 10,9% auf dem Land leben.
Kläranlagen
Der Bedarf an neuen Kläranlagen verschiedenster Größe ist in Albanien ist sehr hoch. Die folgende
Tabelle zeigt die aktuellen 14 Projekte im Betrieb, in der Fertigstellung, im Bau und in der Planung:
Zone
Unterstützt von
Kosten
Bevölkerung
1
Kavaja 1
KfW
5.0 Mio. €
25.000
4.500
in Betrieb
2
Pogradec
KfW
5.0 Mio. €
60.000
4.500
in Betrieb
3
Korça
EIB/KfW
8.7 Mio. €
85.000
15.000
in Betrieb
4
Durres
BB/LUX/EIB/IPA
11,1 Mio. €
250.000
60.000
in Betrieb
5
Vlora (2006)
CARDS (2006)
2,7 Mio. €
170.000
42.000
teilweise in Betrieb
6
Lezha+Shengjin
BB/LUX/EIB/IPA
4,9 Mio. €
50.000
12.400
Bau ist beendet
7
Saranda+Ksamil
BB/LUX/EIB/IPA
3,8 Mio. €
70.000
12.240
Bau ist beendet
8
Kavaja 2
IPA
10.0 Mio.€
75.000
13.500
Baustart
9
Tirana
JBIC
67 Mio. €
350.000
94.000
Baustart
10
Velipoja
IPA (2007)
3.5 Mio. €
2,000-50,000
15.800
im Bau
11
Orikum
Islamische Bank
3.2 Mio. €
55.000
4.000
im Bau
12
Shiroka
KfW, SECO, ADA
1.0 Mio. €
2,500-12,000
320
im Bau
13
Shkodra
KfW, SECO, ADA
10 Mio. €
100.000
N/I
Machbarkeitsstudie
14
Divjake BB
JICA, BB
N/I
N/I
N/I
Machbarkeitsstudie
80
Q=m3/Tag
Status
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind sieben Kläranlagen fertiggestellt. Die in Abb. 6 aufgeführten ersten
vier Anlagen (Kavaja, Pogradec, Korca und Durres) mit einer Gesamtverarbeitung von 84.000 m³/Tag
verfügen auch über eine biologische sekundäre Behandlungsphase. In der Kläranage Nr. 5 (Vlora, nur
teilweise in Betrieb) gibt es nur eine mechanische primäre Behandlung. Zwei weitere fertig gestellte
Kläranlagen konnten u. a. aufgrund fehlender technischer Anschlüsse noch nicht in Betrieb gehen. Alle
Kläranlagen sind von ausländischen Finanzinstitutionen ganz oder teilfinanziert worden.
Kennziffern der Abwasserentsorgung
Kennziffern Abwasserentsorgung 2012
Anschlussgrad der Bevölkerung an die Kanalisation
Gesamtlänge des Kanalisationsnetzes (ca.)
Anschlüsse an das Kanalisationsnetz
Haushalte
Unternehmen
Öffentliche Institutionen
Defekte an Kanalisationsnetz pro km
Kläranlagen (in Betrieb)
Verarbeitungskapazität
2.1.3
Wert
49 %
1.700 km
348.628
311.883
34.822
1.923
0,83
4
84.000 m3/Tag
Das Wasserleitungs- und Kanalisationsnetz
Das albanische Wasserleitungsnetz weist wegen seines Alters (Bau in den 30er und 50-70er Jahre),
veralteter Technik, Materialverschleiß, Ersatzteilmangel, fehlender Wartung und Wasserdiebstahl hohe
Wasserverluste auf.
Experten gehen davon aus, dass 30 % der existierenden Wasserleitungen und 50 % der
Kanalisationsleitungen in den nächsten 10 Jahren ersetzt werden müssen.
In den untenstehenden Darstellungen werden die am häufigsten verwendeten Materialien für den
Leitungsbau aufgeführt.
Wasserleitungen
Länge und Material der Wasserleitungen
(km)
7.124
3.948
Länge
Stahl
1.265
1.678
Eisen
Polyethylen
233
Sonstige
81
Kanalisationsleitungen
Länge und Material der Kanalisationsleitungen
(km)
1.692
Länge
2.1.4
1.408
Beton
158
127
Polyethylen
Sonstige
Die Wasserbetriebe in Albanien
Versorgungsgrad durch die Wasserbetriebe
In Albanien hatte im Jahr 2012 58 lizensierte Wasserbetriebe, die ca. 80% der Bevölkerung mit Wasser
versorgen. 30 Betriebe bieten für insgesamt 49% der Bevölkerung auch Abwasserentsorgung an, d. h.
den Anschluss an die Kanalisation oder an eine der Kläranlagen im Land.
Noch bis vor kurzem wurden die Wasserbetriebe zentralisiert und auf nationalem Niveau von der
Generaldirektion für Wasserversorgung und Kanalisation (DPUK, Drejtoria e Përgjithshme e
Ujesjellës Kanalizimeve) verwaltet. Im Zuge der aktuell stattfindenden Dezentralisierung des
albanischen Wassersektors geht die Verwaltung an lokale Behörden über.
Die 58 Betriebe versorgen 53 aller 72 Städte in Albanien, z. T. mit deren ländlichem Einzugsgebiet. Die
Unterschiede der Wasserversorgung auf dem Land und in der Stadt sind erheblich, wie aus den
Abbildungen 10 und 11 hervorgeht. Sie stellen den Versorgungsgrad in Prozent dar.
120
120
Wasserversorgung auf dem Land in %
100
100
80
80
60
60
40
40
20
20
0
Wassersorgung in Städten in %
0
1 3 5 7 9 111315171921232527293133353739414345474951535557
1 3 5 7 9 111315171921232527293133353739414345474951535557
-20
-20
Quelle: DPUK (Angaben von 57 der insgesamt 58 Betriebe)
Monitoring und Benchmarking
Seit dem Jahr 2006 müssen sich die Wasserbetriebe einem von der Wasser-Regulierungsagentur
(ERRU – Enti Rregullator i Ujit) durchgeführten Monitoring und Benchmarking Programm unterziehen,
82
in dem folgende Leistungsindikatoren überprüft und mit den Vorjahresergebnissen abgeglichen und
veröffentlicht werden:
1. Betriebs- und Wartungskosten-Deckung
 Deckungsgrad der B&W-Kosten durch Einahmen
2. Gesamtkostev-Deckung
 Deckungsgrad der Gesamtkosten (inkl. Abschreibungen und Kapitalkosten) durch
Einnahmen
3. Hebeeffiziens-Anteil
 Verhältnis der Kundenrechnungen zu dem aktuell eingenommen Einnahmen
4. Personal-Effiziens
 Anzahl der Mitarbeiter des Wasserwerks pro 1000 Anschlüsse
5. Wasserabgaben ohne Einnahmen
 Anteil der Waserabgaben, die Kunden nicht in Rechnung gestellt werden.
6. Zähler-Anteil
 Anteil der mit den Zählern ausgestatteten Anschlüsse als Prozentsatz zu allen KundenAnschlüssen.
7. Versorgungszeit
 Durchschnittliche Verfügbarkeit von Wasser in Std./Tag
8. Trinkwasser-Qualität
 Anteil der Wasser-Qualitätstests die den bakteriologischen (koliformen) und den
zulässigen Restchlor-Standards entsprechen
9. Abwasserversorgung
 Anteil der Bevölkerung eines Wasserbetriebs-Gebiet, dem Abwasser-Service geboten wird
(nur z. T. Kläranlage)
10. Wahrnehmung des Regulators
 Indexwert zur Messung, inwieweit ein Wasserwerk den allgemeinen regulatorischen
Vorgaben entspricht.
Die wichtigsten Ergebnisse des 2012er-Rankings
2011
2012
Trend
Trinkwasserversorgung
80,8 %
80,8 %
=
Abwasserentsorgung
50,8 %
51,0 %
↗
Trinkwasserqualität
k.A.
k.A.
k.A.
Versorgung Stunden/Tag
10,9
10,8
↘
Gesamtkostendeckung der Wasserbetriebe
79,4 %
82,7 %
↗
Kostendeckung für Betrieb/Wartung
105,2 %
106,3 %
↗
Hebe-Effiziens (Collection Efficiency)
79,9 %
90,9 %
↗
9,3
9,3
=
Wasserabgabe ohne Einnahmen
63,5 %
67,1 %
↘
Einsatz von Messgeräten
50,6 %
55,1 %
↗
Leistungsindikatoren - Wasserbetriebe
Personaleffizienz (Mitarbeiter/1000 Anschlüsse)
Die Prozentsätze für Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung, ebenso wie die Versorgungszeit
pro Tag haben sich von 2011 auf 2012 kaum verändert. Zur Trinkwasserqualität gab es keine Aussage.
Die besten finanziellen Leistungen wurden von den großen Wasserwerken erzielt, während die kleinen
Betriebe weiterhin – aber in unterschiedlichen Maße – von staatlichen Subventionen abhängig sind.
Grundsätzlich sind die Wasserwerke personell zu stark ausgestattet.
Die Akzeptanz der Kunden für Wasserrechnungen steigt in dem Maße, wie die Service-Leistungen
zunehmen – auch bei kleinen Betrieben.
83
Ein Alarmsignal war die Verschlechterung der „Wasserabgabe ohne Einnahmen“. Es ist ein Zeichen
dafür, dass große Wassermengen produziert werden, die nicht in Rechnung gestellt werden können.
Dem entspricht die nur leichte Verbesserung der Installation von Messgeräten beim Kunden, die
überwiegend in den großen Wasserwerken installiert werden konnten.
Wassertarife
Die Wassertarife werden von den Wasserbetrieben errechnet, danach der WasserRegulierungsagentur (ERRU – Enti Rregullator i Ujit) zur Überprüfung und Genehmigung vorgelegt.
Die sozio-ökonomischen Bedingungen erlauben es aktuell noch nicht, gesamtkostendeckende WasserTarife zu erheben. Dieses Ziel wurde in den letzten Jahren allerdings von 6 der insgesamt 58
Wasserbetriebe erreicht. Alle andern benötigen staatlichen Subventionen (18 Mio. EUR im Jahre 2010).
Untenstehend die Tarife des (in Euro-Cent) für Wasser- und Abwasserdienstleistungen:
Tarife für Dienstleistungen
in (€ ) Cent pro m³
Haushalte
70
Unternehmen
Institutionen
59
24
3
Wasserversorgung
2.1.5
6
5
Abwasserentsorgung
Aktuelle Investitionen
Für die Investitionen in die lokalen Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungs-Infrastruktur sind
staatliche Behörden zuständig. Der Großteil der Investitionen für Sanierung und Ausbau ist bis jetzt
von der albanischen Regierung (Ministerium für Transport und Infrastruktur) finanziert worden.
Die ausländischen Investitionen hingegen konzentrieren sich auf den Neubau. Die untenstehende
Tabelle (Abb.14) gibt eine Übersicht der Investitionen und Programme im Wasser- und
Kanalisationsbereich in Albanien für die Zeitperiode 2010-2012.
84
No.
INVESTMENT PROGRAM
ZONE
1.0
IPA Program 2010
Velipojë,
Lushnjë,
Berat+Kuçovë, Fier,
Sarandë,
Elbasan,
Korçë
2.0
3.1
IPA Program 2011
Service Provision Program
Ongoing
Durrës, Tiranë
4.0
Protocol with Germany
4.1
Drinking Water Supply for
rural zones I and II
Program
Commune / Local / Rural
Infrastructure Program I
Rural and urban
zones
Rural zones
4.2
Fier,
Gjirokastër,
Sarandë, Lezhë
4.3
FOUNDER OR COFOUNDER
EU, KfW, QSH
COST
EUR)
50.0 M
Ongoing
World Bank (in
process)
German Government
(KfW)
Ongoing
Ongoing
50.0 M
Ongoing
Ongoing
KfW
IPA-IPF/MW
IPA – 2009
KfW
16,0M
4,7 M
20,0 M
4,0 M
Loan
Grant
Grant
Grant
16,0M
Grant + Loan
10,0 M
3,5 M
7,5 M
11,0 M
Loan
Loan
14,4 M
2,4 M
Grant
Grant
67,0 M
Loan
Drinking Water Supply Berat and Kuçovë
Program
for
Middle
Albania
4.4
Program
for
the Shkodër
Protection of Shkodra
Lake
4.5
Program
for
the Pogradec
KfW
Protection of Ohrid Lake
IPA – IPF/MW
5.0
Protocol with Austria
Bilisht
Austrian Gov.
German Gov. (KfW)
6.0
Albanian
Development Village in 3 regions
Fund
7.0
Program for Albania
Orikum
Islamic Bank
8.0
Integrated
Regional Vlorë
EU
Program
9.0
Sewerage Program
Tiranë
JICA
Foreign Investment ≈ 280 M EURO + ≈ 20% State Budget ≈ 340 Million EURO
2.2
Gesetzliche Rahmenbedingungen und Zuständigkeiten
2.2.1
Gesetze und Verordnungen
(in
GRANT/LOAN
Grant + Loan
Ongoing
Grant + Loan
Grant + Loan
Die gesetzlichen Rahmenbedingungen Wassersektor in Albanien werden von einer großen Anzahl von
Gesetzen und Verordnungen reglementiert, die oft nicht konsistent sind. Im Folgenden werden die
wichtigsten Bereiche der Wasserversorgung mit den ihnen zugrundeliegenden Gesetzen, Verordnungen
und Prozesse aufgeführt:






Organisation und Management des Wassersektors und Übertragung der Verantwortlichkeit an
die lokale Regierung (Gesetz Nr. 8652 „Über Organisation und Funktion von lokaler Regierung“,
vom 31.07.2000, aktualisiert durch Gesetz Nr. 9208, vom 18.03.2004.)
Status von Staatsunternehmen (Gesetz zur Umwandlung von staatlichen Unternehmen in
Handelsgesellschaften, Nr.7926 vom 20.04.1995, geändert durch Gesetz Nr.8099 vom
20.03.1996). Über den Status von Staatsunternehmen (Verordnung Nr. 271 vom 09.05.1998).
Übertragung von Eigentum (Gesetz über die Privatisierung von Unternehmen der
Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Nr.8103, vom 28.03.1996).
Branchenspezifische Vorschriften für Tarife, etc. (Gesetz zur Regulierung der Dienstleistungen
der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung (Nr. 8102, vom 28.03.1996, geändert durch
Gesetz Nr.9915, vom 23.03.2005).
Umweltrecht (Gesetz über die Umweltschutz, Nr. 8934 vom 05.09.2002).
Bewirtschaftung der Wasserressourcen (Gesetz über die Wasserreserven, Nr. 8093, vom
21.03.1996).
85


Änderung und Anpassung der Zustand der Wasserbetriebe (über die Bestimmung der Regeln
von Wasserversorgung und Abwasserentsorgung von Handelsgesellschaften Verordnung Nr.
1304 vom 11.12.2009).
Dezentralisierung und Regionalisierung (zur Übergabe der Anteile von Gesellschaften für
Wasserversorgung und Abwasserentsorgung an die Kommunen: Verordnung Nr. 660 vom
12.09.2007).
Übereinstimmungen mit EU-Richtlinien
Unter dem Aspekt der Erlangung eines EU-Kandidatenstatus müssen die albanischen
Rahmenbedingungen mit den EU-Richtlinien des Sektors und angrenzender Bereiche in Einklang
gebracht werden. Dies sind insbesondere:




Wasser-Rahmenrichtlinie (2000/60/EG) vom 23. Oktober 2000
Trinkwasser-Richtlinie (98/83/EG) vom 3. November 1998
Behandlung von kommunaler Abwassern. Richtlinie (91/271/EWG) vom 21. Mai 1991
Grundsätze der vollen Kostendeckung unter COM (20000) 477
Dezentralisierung und Regionalisierung
Die Reform zur Dezentralisierung hat in Albanien gerade erst begonnen und umfasst den Transfer von
Institutionen des Wassersektors auf lokale Behörden. Dazu gehört auch die Übertragung der
Eigentumsrechte von staatlichen Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungseinrichtungen auf die
Kommunen.
Ziel dabei ist eine effektivere Koordination aller Akteure und ein größeres Bewusstsein in den Kommunen
darüber, dass dieser Bereich in ihrem Kompetenzbereich liegt.
Jedoch kann es bei der schwachen finanziellen Ausstattung der Kommunen auch gegenteilige Wirkungen
haben. Es gibt aktuell Städte, wie Korca, die mit Hilfe der GIZ einen vorbildlichen Wasser- und
Abwassersektor aufgebaut haben, während andere keinerlei Verantwortung in diesem Bereich
übernehmen wollen oder können.
Regulierung
Gleichzeitig sollen jedoch die Institutionen der Adminstration und Regulierung des Wassersektors
gestärkt werden.
Die Institutionen für das Management der Wasser-Ressourcen sind der Nationale Wasser-Rat (KKU –
Keshilli Kombetar i Ujit), das Technische Sekretariat dieses Wasserrats und die Aufsichtsräte der
Wassereinzugsgebiete. Den Aufsichtsbehörden der Wassereinzugsgebiete sollen in Zukunft mehr
Kompetenzen zugeordnet werden.
Da sie aktuell unterbesetzt sind, können sie ihren Aufsichtspflichten nicht nachkommen, wodurch in
Albanien Eingriffe nicht-autorisierter Institutionen/Personen in das Leitungsnetzwerk (inkl. dem
eigenmächtigen Bohren von Wasserschächten) zu Alltag des Wassersektors gehört.
Diese Institutionen befinden sich in einer Phase der Reorganisation. Deshalb werden sie in der folgenden
Insitutionen-Liste nicht gesondert aufgeführt.
86
2.2.2 Institutionen der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Albanien
Staatliche Institutionen
Ministerium für Umwelt
Rr. e Durresit, Nr 27, Tirana
Τel: +355 4 2270630,
Fax : +355 4 2270627
www.moe.gov.al
Ministerium für Transport und Infrastruktur
Sheshi Skënderbej, Nr. 5, Tirana
Τel: +355 4 2380833,
Fax : +355 4 2232389
http://www.mppt.gov.al/
Generaldirektion für Wasserversorgung und Kanalisation
(DPUK – Drejtoria e Përgjithshme e Ujesjellës Kanalizimeve)
Rr. Sami Frasheri Nr. 4, Tirana
Tel./Fax: +355 4 2256091
http://www.dpuk.gov.al
Wasser-Regulierungsagentur
(ERRU – Enti Rregullator i Ujit)
Blv: “Gjergj Fishta”,
Godina Nr. 10, Kati IV, Tirana
Tel. : +355 4 2258046
http://www.erru.al
Finanzinstitutionen
KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau)
Rruga „Skënderbej“ Nr. 21/1 Tirana
Tel./Fax: +355 42 227 869
[email protected]
www.kfw-entwicklungsbank.de
World Bank
Ibrahim Rugova St. 34, Tirana
Tel. +355 4 2280 650/1
Fax. +355 4 2240 590
European Bank for Reconstruction and Development
Rruga Abdi Toptani, Torre Drin Building,Tirana, Albania
Tel: +355 4 2232 898
Fax: +355 4 2230 580
Islamic Bank
Deshmoret e Kombit 8, P.O. Box 128, Tirana
Tel: +355 4227408
Fax: +355 42 28460
Islamic Bank
87
Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit
GIZ – Deutsche Ges. für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Rruga „Skënderbej“, Nr. 21/1, P. O. Box 2391, Tirana
Tel: +355 42 230 414/ 417
Fax: +355 42 251 792
[email protected]
www.giz.de
ADA – Austrian Development Agency
Rruga “Mustafa Matohiti”, P.1/7
Tirana, Albania
Tel: +355 4/23 57 17
Fax: +355 4/23 45 46
[email protected]
www.ada.gv.at
Wissenschaftliche Einrichtungen
Regionales Umweltzentrum
Rr. Ismail Qemali, Nr.27, Postfach 127, Tirana
Tel/Fax: 04 223 29 28
[email protected]
www.albania.rec.org
Verbände
Vereinigung Wasserver- und Abwasserentsorgung in Albanien
“Pjeter Bogdani” Street, Tirana
Tel: +355 4 2245 101
Fax: +355 4 2245 101
[email protected]
www.shukalb.org
2.3
Markt- und Absatzpotenziale
Das albanische Wasserversorgungs- und Abwassersystem benötigt Investitionen auf breiter Ebene. Es
ist einer der drei Prioritätsbereiche der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, und zwar sowohl von
der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) als auch der KfW (Kreditanstalt für
Wiederaufbau) in Albanien.
Auch die seit September 2013 im Amt befindliche albanische Regierung hat den Sektor zu ihren
Prioritäten erklärt – besonders im Zusammenhang mit der Entwicklung von dem Bereichen: Ländliche
Entwicklung , Ausbau des Tourismus.
88
2.3.1
Investitionsbedarf
In folgenden Bereichen besteht konkreter Investitionsbedarf

Wasser-Versorgung
Wasser-Erfassung in den Wassereinzugsgebieten, Wasserbehandlung, Zuleitungen, Wasserspeicher,
Pumpstationen, Wasserverteilung, Zähler (Kundenzähler, Wassergroßzähler)
Abwasser-Entsorgung
Entsorgung vor Ort, Kanalisationsnetze, Pumpstationen, Regenwasserableitungen, Kläranlagen (Primäru. Sekundärbehandlung), Verbindungsstationen, Klärschlamm-Behandlung
Nach der Situationsanalyse (Ergebnisse der Umfrage der Wasserbetriebe, negative Wasserbilanz,
Infrastrukturmangel) eruierten die Berater der KfW über 1,730 Maßnahmen-Sets (eine konkrete
Investition in ein System) im Bereich Renovierung. Erweiterung oder Neubau.Im Bereich Renovierung
müssen 30 % der existierenden Wassersysteme und 50 % der existierenden Abwassersysteme
ersetzt werden.
Nach Abzug der aktuellen Finanzierungen von 323 Mio EUR, d. h. ca. 86 Mio. EUR/Jahr, wird der
verbleibende Finanzierungsbedarf für Albanien bis zum Jahr 2040 auf ca. 5 Mrd. EUR eingeschätzt,
wobei ca. 1 Mrd. Für Wasserversorgung und 4 Mrd. Für Abwasserentsorgung benötigt werden. Mit den
Kosten für Sonstiges und Technische Ausführung steigt die Summe auf 6,4 Mrd. EUR.
Sektor
Renovierung Erweiterung Neue Anlagen
Wasserversorgung
Abwasserentsorgung
Insgesamt
Sonstiges & Tech.
Durchführung
Mio €
530
286
817
Mio €
352
1.916
2.268
Mio €
158
1.847
2.005
Summe
Mio €
1.041
4.039
5.080
in %
20,50%
79,50%
100%
1.320
6.400
Allerdings beruhen diese Angaben auf den Einschätzungen der Experten, die den Bedarf analysiert
haben. Die konkrete Umsetzung wird sich an den Budgets kommender Regierungen und den
Möglichkeiten der internationaler Donor-Organisation orientieren.
Geplante inländische Investitionen
Die von der albanischen Regierung kurzfristig geplanten Investitionen im Rahmen des Budgets für
Wasserversorgung und Abwasserentsorgung betragen von 2014 bis 2017 über 200 Mio. EUR.
Die in nächster Zukunft anstehenden Ausschreibungen werden einen Umfang von ca. 40 Mio. EUR
umfassen und können u. a. im Portal der GTAI (Ausschreibungen) eingesehen werden.
Kurzfristig geplante Investitionen
Kurzfristigte Investitionen
2011
2015
2017
Neubau
Sanierung
Technischer Unterstützung
Mio. €
33
42
-
Mio. €
65
42
3
Mio. €
70
42
4
75
110
116
Insgesamt
89
Geografische Verteilung der kurzfristig geplanten Projekte für Wasser- und Abwasser
90
2.3.2
Geschäftschancen und Empfehlungen für deutsche Unternehmen
Albanien hat einen großen Bedarf an Neubau und Modernisierungsmaßnahmen von Anlagen und
Ausrüstungen der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung.
Das Land strebt den EU-Kandidatenstatus an, weshalb es seine Gesetzgebung an EU-Regulierungen
anpassen die Implementierung dieser Regelungen durchsetzen muss.
Hieraus ergeben sich folgende Chancen für deutsche Unternehmen:
 Lieferung von technischen Ausrüstungen: Rohre, Mess- und Regelsysteme (bes. Wasserzähler)
 Technologie für Wasserwerke
 Sanierungstechnik für Wasser- und Kanalisationsleitungen
 Lieferung und Aufbau neuer Kläranlagen (Anpassung an regional unterschiedlichen Bedarf)
 Beratung für die Effizienzsteigerung der Wasserbetriebe
 Beratung für die Anpassung der Gesetze an die EU-Normen
Durch die Präsenz der großen Institutionen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit GIZ (Deutsche
Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit), der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau), der DIHA
(Deutsche Industrie- und Handelsvereinigung in Albanien), sowie der GTAI (Germany Trade and Invest),
die nicht vor Ort präsent ist, jedoch über das Land berichtet, besteht die Möglichkeit, sich im im Vorfeld
über interessanten Ausschreibungen und Markteintrittsstrategien zu informieren.
Deutsche Technologie und Marken sind in Albanien sehr geschätzt. Albanische Behörden und
Institutionen ziehen deutsche Produkte und Beratungslösungen allen anderen vor. Allerdings ist dies von
der finanziellen Ausstattung der jeweiligen Projekte abhängig.
Deutsche Unternehmen sollten immer auch einen Blick auf die Konkurrenz italienischer und
österreichischer Firmen werfen, die in diesem Markt als klassischer Handelspartner und Investor sehr
aktiv sind.
In der derzeitigen Umstrukturierungsphase des Wassersektors ist es nicht ganz einfach, konsistente
Aussagen über die aktuelle Situation zu erlangen. Trotzdem liegt gerade hier eine Chance für
Unternehmen, sich gut im Vorfeld zu positionieren.
Die Informationsrecherche muss allerdings frühzeitig beginnen und sollte konsistent sein. Präsenz im
Markt ist unerlässlich. Das bedeutet in Albanien physische Präsenz und konsequente Aufsuchung der
Ansprechpartner und Informationsquellen.
91
Quellen
Water Supply and Sanitation Sector Strategy- 2003
The World Bank
Water Supply and Sewerage Masterplan for Albania – Final Report January 2013
Autoren: Igr AG und iC Consulenten
Finanzierung:
KfW
Auftraggeber:
Ministerium für öffentliche Arbeiten und Transport
Seit Regierungswechsel Sept. 2013:
Ministerium für Transport und Infrastruktur
Report on the Perfomance of the Water Supply and Sewerage Companies 2012
Erstellt:
GIZ, Büro Albanien
Auftraggeber:
Wasser-Regulierungsagentur
Generaldirektion für Wasserversorgung und Kanalisation
(DPUK, Drejtoria e Përgjithshme e Ujesjellës Kanalizimeve)
Wasser-Regulierungsagentur
(ERRU – Enti Rregullator i Ujit)
92
Markteinstieg - Aktuelle Dienstleistungen der AHK Serbien
Die AHK Serbien (www.serbien.ahk.de) bietet über ihre Service-GmbH DE International d.o.o. folgende
Dienstleistungen an:
Informationen im Bereich Recht, Finanz- und Zollangelegenheiten
Standortrecherchen (Standortauswahl, Analysen des lokalen Arbeitsmarktes, Besichtigung und
Begleitung vor Ort, in Kooperation mit Behörden und der Investitionsagentur) insbesondere im
Energiebereich
Adressrecherchen und Geschäftspartnersuche
Firmengründung und Bankkonteneröffnung
Beschaffung von Handelsregisterauszügen und Bonitätsauskünften
Korrespondenz mit relevanten nationalen und lokalen serbischen Behörden (Ministerien, Katasteramt,
Energieagentur, Gemeinden) sowie mit finanziellen Institutionen und Banken
Beschaffung von Ausschreibungsunterlagen
u.v.m.
Die o.g. Dienstleistungen bieten wir im Rahmen unseres AHK-„Bezirks“auch für andere Westbalkanländer an:
Mazedonien, Montenegro, Albanien und/oder Kosovo.
Da diese Leistungen je nach Größe des Projektes mit unterschiedlichem Aufwand verbunden und sehr umfangreich
sein können, ist es empfehlenswert, sich einen Kostenvoranschlag von der AHK Serbien geben zu lassen.
Kontaktpersonen:
Vlastimir Stojanović
Delegation der Deutschen
Wirtschaft in Serbien
Messen und Projekte
[email protected]
+381 11 2028 015
Danilo Šuput
Delegation der Deutschen
Wirtschaft in Serbien
Messen und Projekte
[email protected]
+38111 2028015
Anette Kasten
Geschäftsführung der Deutschen
Industrie- und Handelsvereinigung in
Albanien
[email protected]
+355 (0) 4 222 7146
93
Bledar Mankollari
Deutsche Industrie- und
Handelsvereinigung in Albanien
Business Consulting
[email protected]
+355 (0) 4 222 7146
94