und Abwasserentsorgung in Serbien, Montenegro
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und Abwasserentsorgung in Serbien, Montenegro
Wasserver - und Abwasserentsorgung in Serbien, Montenegro und Albanien Länder-, Markt- und Brancheninformationen 2013 1 Impressum Herausgeber Delegation der Deutschen Wirtschaft in Serbien (AHK Serbien) Topličin Venac 19-21, 11000 Belgrad/Serbien Telefon:+381 11 2028 010 Fax: +381 11 3034 780 E-mail: [email protected] www.serbien.ahk.de Stand November 2013 Redaktion/Autor/en Vlastimir Stojanović (Autor) Danilo Šuput (Autor) Anette Kasten (Autor) Bledar Mankollari (Autor) Dr. Ulrich Wild (Redaktion) Die Studie wurde im Rahmen des BMWi-Markterschließungsprogramms für das Projekt „Wasserver- und Abwasserentsorgung in Serbien, Montenegro und Albanien“ erstellt und aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert. Disclaimer Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Die Zielmarktanalyse steht dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und Germany Trade & Invest sowie geeigneten Dritten zur unentgeltlichen Verwertung zur Verfügung. Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Für Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann. 2 INHALTSVERZEICHNIS SERBIEN .................................................................................................................................................5 1. Überblick über Politik und Wirtschaft in Serbien .............................................................................5 1.1 Politischer Hintergrund ....................................................................................................................6 1.2 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung ...............................................................................................7 1.2.1 Aussichten ................................................................................................................................7 1.2.2 Wirtschaftswachstum ................................................................................................................7 1.2.3 Außenhandel ............................................................................................................................9 1.2.4 Arbeitsmarkt ...........................................................................................................................11 1.3 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Serbien ....................................................11 1.4 Investitionsklima und -förderung im Serbien ..................................................................................14 1.5 Stärken-Schwächen Analyse.........................................................................................................18 2. Wasser und Abwasser in Serbien: Branchenüberblick .................................................................19 2.1 Marktsituation und Struktur ...........................................................................................................19 2.1.1 Wasserversorgung..................................................................................................................19 2.1.2 Abwasserentsorgung ..............................................................................................................25 2.1.3 Preise der Grunddienstleistungen ...........................................................................................30 2.2 Kommunale Dienstleistungen ........................................................................................................33 2.2.1 Beschreibung der aktuellen Lage............................................................................................33 2.2.2 Restrukturierung der kommunalen Unternehmen....................................................................35 2.3 Gesetzlich-institutioneller Rahmen der Branche ............................................................................36 2.3.1 Relevante Gesetze und Vorschriften.......................................................................................36 2.3.2 Institutioneller Rahmen ...........................................................................................................38 2.4 Öffentliche Ausschreibungen und Förderung .............................................................................39 2.5 Profile relevanter Institutionen .......................................................................................................40 2.6 Geschäftschancen und Empfehlungen für deutsche Unternehmen in Serbien ..............................44 MONTENEGRO .....................................................................................................................................45 1. Überblick über Politik und Wirtschaft in Montenegro ...................................................................45 1.1. Politischer Hintergrund ................................................................................................................45 1.2. Wirtschaft, Struktur und Entwicklung ...........................................................................................46 1.3. Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Montenegro ...............................................48 1.4. Investitionsklima und – Förderung in Montenegro ........................................................................51 1.5. Stärken-Schwächen Analyse........................................................................................................53 3 2. Wasser und Abwasser in Montenegro: Branchenüberblick ..........................................................53 2.1 Marktsituation und Struktur ...........................................................................................................53 2.1.1 Wasserversorgung..................................................................................................................54 2.1.2 Abwasserentsorgung ..............................................................................................................55 2.1.3 Marktbarrieren und Vorteile ....................................................................................................55 2.2 Gesetzlich-institutioneller Rahmen ................................................................................................56 2.3 Projekte und Fördermaßnahmen ...................................................................................................58 2.4 Profile relevanter Institutionen in Montenegro ...............................................................................62 2.5 Empfehlungen für potentielle deutsche Unternehmer / Investoren ................................................64 ALBANIEN .............................................................................................................................................66 1. Überblick über Politik und Wirtschaft in Albanien .........................................................................66 1.1 Politischer Hintergrund .............................................................................................................68 1.2 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung ........................................................................................69 1.3 Investitionsklima in Albanien ....................................................................................................72 1.4 SWOT-Analyse ........................................................................................................................74 1.5 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Albanien .................................................74 2. Wasser und Abwasser in Albanien: Branchenüberblick ...............................................................75 2.1 Marktsituation und Struktur .......................................................................................................75 2.1.1 Wasserversorgung ............................................................................................................75 2.1.2 Abwasserentsorgung.........................................................................................................80 2.1.3 Das Wasserleitungs- und Kanalisationsnetz ......................................................................81 2.1.4 Die Wasserbetriebe in Albanien ........................................................................................82 2.1.5 Aktuelle Investitionen ........................................................................................................84 2.2 Gesetzliche Rahmenbedingungen und Zuständigkeiten ...........................................................85 2.2.1 Gesetze und Verordnungen ..............................................................................................85 2.2.2 Institutionen der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Albanien ......................87 2.3 Markt- und Absatzpotenziale ....................................................................................................88 2.3.1 Investitionsbedarf ..............................................................................................................89 2.3.2 Geschäftschancen und Empfehlungen für deutsche Unternehmen ...................................91 4 SERBIEN 1. Überblick über Politik und Wirtschaft in Serbien Serbien hat Grenzen zu acht Nachbarstaaten, so viele wie kein anderer Staat der Region, und damit eine geostrategisch wichtige Lage im Zentrum des Balkans. Der Standortvorteil führt dazu, dass besonders ausländische Firmen ihre Präsenz immer stärker ausbauen, wie zum Beispiel der russische Energiegigant Gazprom oder der Automobilhersteller Fiat. Serbien ist Mitglied der SchwarzmeerWirtschaftskooperation und der CEFTA. Zudem gibt es ein Abkommen der besonderen Beziehungen mit der Republika Srpska (in Bosnien und Herzegowina). Serbien ist das einzige europäische Land, welches ein Freihandelsabkommen mit Russland besitzt, das 2007 in Kraft getreten ist. Die Republik Serbien ist heute ein demokratisches Transitionsland in Südosteuropa mit einer Regierung, die einen eindeutigen EU-Kurs hält. Im Jahr 2008 unterzeichnete und ratifizierte Serbien das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA). Das europäische Parlament hat Serbien durch seine Entscheidung am 19. Dezember 2009 die Visumspflicht für die Staaten des Schengener Abkommens abzuschaffen, weiter gestärkt. Kurz darauf, am 22. Dezember 2009 stellte Serbien den Antrag auf den EU-Kandidatenstatus. Serbien hat im Dezember 2011 den EU-Kandidatenstatus erhalten, mit einem Beitritt ist jedoch realistischer Weise nicht vor 2018 zu rechnen. Die wirtschaftlichen Probleme Europas beeinflussen auch die serbische Wirtschaft, treffen sie jedoch nicht mit voller Wucht. Serbien ist im südosteuropäischen Vergleich vielmehr – nicht zuletzt aufgrund der restriktiven Politik der Zentralbank - relativ gut vorbereitet. Das BIP-Wachstum lag 2011 bei 2,2%. Die serbische Wirtschaft wird 2013 voraussichtlich aus der Rezession herausfinden, wieder leicht wachsen und in den Folgejahren sogar deutlich an Fahrt gewinnen. Landwirtschaft und ländliche Entwicklung sind ein Entwicklungsschwerpunkt in der Republik Serbien. Die Agroindustrie ist mit einem Anteil von 20% am BIP und einem bedeutendem Außenhandelsüberschuss einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes. Die guten Ergebnisse des serbischen Landwirtschaftssektors sind vor allem auf den Handel mit der EU, den CEFTA-Staaten und der sich erholenden Weltwirtschaft zurückzuführen. Hauptexportprodukte von Serbien sind Eisen, Stahl, Textilien, Gummiprodukte, Weizen, Obst, Gemüse und Nichteisen-Metalle. Hauptimportgüter sind Öl und Ölderivate, Kraftfahrzeuge, Gas, Elektrogeräte und Industriemaschinen. 5 1.1 Politischer Hintergrund Serbien ist der völkerrechtliche Nachfolgestaat Ex-Jugoslawiens. Staatsform Fläche Einwohnerzahl Offizielle Sprache Währung Belgrad (Hauptstadt) Bedeutende Städte und Ethnische Gruppierungen Religion Rohstoffe Mitglied in internat. Organisationen Parlamentarische Republik (Einkammerparlament) 77.474 km² (ohne Kosovo) 7,3 Mio (Volkszählung 2011) / Dichte: 96 Einwohner / km² Die Hauptamtssprache in Serbien ist Serbisch 1 Dinar (RSD) = 100 Para (Serbien) 1,7 Mio. Einwohner Niš 237.000, Novi Sad 250.000, Kragujevac 147.000, 82,9% Serben, 3,9% Ungarn, 1,8% Jugoslawen (Eigenbezeichnung), Mehrheitlich Serbisch-Orthodoxe; Katholiken, Muslime; Minderheiten Braunkohle, Kupfererze, Bauxit, Erdöl und -gas, Agrarprodukte UNO, IWF, OSZE, EBRD, IBRD, IFC, CEFTA, ICAO , EAN, Serbien hat seit August 2012 eine Regierung unter der Leitung des Premierministers Ivica Dačić. Das Parlament ist ein Einkammerparlament mit 250 Abgeordneten, die auch die Regierung mit dem Premierminister wählen. Die letzten Parlamentswahlen und vorgezogene Präsidentschaftswahlen fanden am 6. Mai 2012 gemeinsam mit den Gemeindewahlen statt. Das aktuelle Parlament ist in 14 Parlamentsgruppen organisiert. Die Aufteilung der Abgeordneten ist wie folgt: 58 SNS (Fortschrittspartei von Aleksandar Vučić), 48 DS (Demokratische Partei), 21 SPS (Sozialistische Partei Serbiens), 18 DSS (Demokratische Partei Serbiens), 16 parteilos, 14 LDP (LiberalDemokratische Partei), 12 URS (Vereinigte Regionen Serbiens), 5 SDLV (Sozialdemokrat. Liga Vojvodina) und 5 Bund der Ungarn aus Vojvodina und andere. Ziel der neuen Regierung und des Präsidenten Tomislav Nikolić ist der möglichst schnelle EU–Beitritt. Die Europäische Integration, Wirtschaftsreformen und Entwicklung der sozialen Verantwortlichkeit sind auch wichtige Ziele. Weiterhin wird intensiv an der Verbesserung des Geschäftsumfeldes und Investitionsklimas in Serbien gearbeitet. Die Vojvodina im Norden und der Kosovo im Süden bilden nach der Verfassung aus dem Jahr 2006 die zwei autonomen Provinzen Serbiens. 6 Kosovo (in Serbien Kosovo und Metohija) steht seit 1999 und dem Ende des Kosovokrieges unter UNund NATO Verwaltung. Das Parlament in Priština erklärte im Februar 2008 die Unabhängigkeit der Republik Kosovo, deren völkerrechtlicher Status umstritten ist. Die serbische Regierung und viele andere Staaten sahen in dem Vorgehen Kosovos einen Verstoß gegen die UN-Resolution 1244 und den Grundsatz der territorialen Integrität. Entsprechend den Bemühungen der serbischen Regierung, ihre Territorialansprüche auf dem Gebiet geltend zu machen, wird in offiziellen Dokumenten stets vom Kosovo als einem besetzten Teil Serbiens gesprochen1. 1.2 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung 1.2.1 Aussichten Obwohl die Auslaufeffekte der vergangenen Weltwirtschaftskrise kaum mehr zu spüren sind, steigt die Angst vor einer neuen Krise und trübt die Erwartungen eines Wirtschaftsbooms. So mussten aufgrund neuer Unsicherheiten wegen der Schuldenkrise in der Eurozone einige Zahlen nach unten korrigiert werden. Dennoch kann positiv in die Zukunft geblickt werden. Der IWF rechnet langfristig mit einer grundlegenden Stabilisierung der serbischen Wirtschaft und mit ähnlichen Wachstumsraten wie in den Vorkrisenjahren. Vieles hängt von den Entwicklungen in der Eurozone ab, da Serbien mehr als die Hälfte des Exportes in die EU tätigt. Falls die Schuldenkrise in Europa gelöst wird, wird auch die serbische Wirtschaft langfristig davon profitieren. 1.2.2 Wirtschaftswachstum Das Wirtschaftswachstum Serbiens stieg in den ersten drei Monaten 2013 um fast 2% im Vergleich zum Jahr 2012. Der Export ist sogar um 22% gestiegen und die Industrieproduktion wuchs um 5% im Vergleich zum vergangenen Jahr. Es wurde offiziell bekannt gegeben, dass Serbien die Rezession überwunden hat. Projektionen für 2013 versprechen ein ruhigeres Jahr mit einem höheren Wachstum. Insgesamt soll eine Wachstumsrate von etwa 2% erreicht werden. Ob diese Ziffern aufgrund einer näherkommenden Wirtschaftskrise revidiert werden müssen, bleibt abzuwarten. Die Langzeitprognosen für Serbien fallen jedoch sehr positiv aus. So sagt der IWF ab 2016 jährliche Wachstumsraten für die serbische Wirtschaft von 5% voraus, ein Wert von dem heute nur geträumt werden kann.2 1 Vgl: IWF 2 Quellen: Finanzministerium der Republik Serbien, Nationalbank Serbiens, Economist Intelligence Unit, IWF 7 Wachstumsraten der Wirtschaft in Serbien, 2007-2014 8 % 6,9 6 5,5 4 3 2 Serbien 1,9 1 1 0 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 -2 -2 -3 -4 Quelle: Economist Intelligence Unit Wechselkurs Der Wechselkurs zum Euro war trotz verschiedener interner und externer makroökonomischer Umwälzungen in diesem Jahr stabil. Ende Mai ist eine Abwertung des serbischen Dinar erfolgt, die sich auch im Juni fortgesetzt hat. Der Euro-Kurs des Dinar hat sich in diesem Jahr zwischen 110,5 und 114,5 bewegt. Kursentwicklung des serbischen Dinar im Jahr 2013 XX Höchster Kurs Niedrig. Kurs Schluss 15.01.2013 112,71 111,44 111,93 14.02.2013 111,97 110,42 111,19 15.03.2013 112,57 111,00 111,79 15.04.2013 112,52 110,95 111,73 15.05.2013 111,78 110,23 111,00 14.06.2013 115,04 113,44 114,24 15.07.2013 114,55 112,96 113,76 15.08.2013 114,68 113,09 113,88 16.09.2013 115,58 113,98 114,78 8 Makroökonomische Daten und Prognosen Quelle: Ministerium für Finanzen der Republik Serbien, Nationalbank Serbiens, IWF * Prognosen des Ministerium für Finanzen 2 Stand: 11.10.2011 ** Langfristigen Prognosen des IWF 1 Umgerechnet zum offiziellen Wechselkurs vom 10.10.2011 3 Stand: August 2011 (NBS-Nationalbank Serbiens) 4 Angaben des IWF Inflation und Zinssätze Die Inflation ist bis Ende 2012 auf 13% angestiegen, die Staatsverschuldung nähert sich der kritischen Grenze von 60% an. Die Stabilisierung der Inflationsrate, die im Jahr 2012 durch eine schlechte Ernte und steigende Lebensmittelpreise bedingt war, sowie die Reduzierung des Haushaltsdefizits sind Prioritäten der Wirtschaftspolitik der serbischen Regierung. Die Nationalbank Serbiens muss in diesem Jahr stark gegen den Inflationstrend ankämpfen. Doch auch dieser scheint sich allmählich zu stabilisieren und dem Zielwert der Zentralbank von 5,8% +/- 1,8% anzupassen. Die Annäherung an den Zielwert wird jedoch erst Anfang nächsten Jahres erwartet. Dieses Jahr kann als ziemlich turbulent im Bezug auf die Inflation bezeichnet werden, doch die höchsten Inflationswerte scheinen überwunden zu sein. Die Aussichten sagen eine weitere Verlangsamung des Inflationstrends voraus, besonders begünstigt durch die Stabilisierung der Lebensmittelpreise. Langfristig sollte sich die Inflation nach Aussagen des IWF und des Finanzministeriums der Republik Serbien bei rund 4% einpendeln. Aufgrund der positiven Inflationsmeldungen ist es in den letzten Monaten zu einer Lockerung der Geldpolitik gekommen. 1.2.3 Außenhandel Der Außenhandel Serbiens scheint sich allmählich zu stabilisieren und dem Umfang der Vorkrisenjahre anzunähern. Die serbische Wirtschaft leidet jedoch immer noch unter einem strukturellen Handelsbilanzdefizit. Das Außenhandels-volumen 2011 ist im Vergleich zu 2010 um ca. 0,4 Mrd. Euro leicht gewachsen und betrug 20,4 Mrd. Euro. Die Importe sind im Vergleich zum Vorjahr wieder stärker gestiegen als die Exporte, wodurch sich das Handelsbilanzdefizit nochmals um 0,2 Mrd. Euro auf 5,4 9 Mrd. Euro vergrößert hat. Das Handelsvolumen in 2012 legte im Vergleich zum Vorjahr um 4,1% zu und erreichte rund 23,7 Mrd. Euro. Damit wurde 2012 erstmals wieder das Niveau der Außenhandelsumsätze von vor der Krise im Jahr 2009 übertroffen. Die erhoffte Verringerung des Außenhandelsdefizits blieb jedoch aus. Serbien wies nach den vom staatlichen Statistikamt für 2012 veröffentlichten Daten ein Minus in der Warenhandelsbilanz von gut 5,9 Mrd. Euro aus. Während die Exporte um 4,7% und Importe um 3,7% zunahmen, stieg das Defizit in der Handelsbilanz gegenüber dem Vorjahr um 2,4%. Handelsbilanz 2007-2012 Quelle: Nationalbank Serbien Die geographische Struktur der serbischen Exporte, sowie auch der Importe hat sich im Jahr 2012 wenig verändert. Der mit Abstand wichtigste Handelspartner Serbiens blieb die EU. Der Anteil der EU-27 an den serbischen Importen ist von 55,5% im Jahr 2011 auf 58,2% im darauffolgenden Jahr gestiegen. Deutschland festigte in 2012 seine Rolle als einer der wichtigsten Handelspartner des Landes mit einem Gesamthandelsvolumen von knapp 2,5 Mrd. Euro. Bei den Exporten war der deutsche Markt im zweiten Jahr in Folge das Hauptziel für Lieferungen aus Serbien, vor Italien sowie Bosnien und Herzegowina. Bei den serbischen Importen konnte Deutschland erstmals seit längerem wieder mit Russland an der Spitze gleichziehen. Im Bereich der Strom-, Gas- und Wärmeversorgung hat der Export in 2012 nachgelassen, der Import jedoch zugelegt. Die Export/Import-Deckung in diesem Bereich hat sich 2012 im Vergleich zum Vorjahr von 104% (ganzjähriger Exportüberschuss) auf 58% verschlechtert. 2012 war allerdings wegen des äußerst rauen Winters in Südosteuropa kombiniert mit grundsätzlicher Abhängigkeit Serbiens von (teuren) Gasimporten aus Russland ein Ausnahmejahr. 10 Aus- und Einfuhr nach Branchen in Mio. Euro (2011/2012) Branchen Export 2011 Export 2012 Export 2012/ 2011 Import 2011 Import 2012 Import 2012 / 2011 Gesamt 8.441,4 8.836,8 +4,7 14.250 14.782,3 +3,7 Bergbau 65,7 58,9 -10,4 1.796,1 1.516,7 -15,6 Kohleabbau 3,5 2,8 -21,3 57,1 64,4 +12,8 Öl-Gasförderung 0,4 1,3 +261,2 1.511,6 1.353,00 -10,5 Strom, Gas, Wärmeversorgung 127,6 98,2 -23,00 122,8 175,8 +43,00 Wasserversorgung 207,3 215,7 +4,00 44,9 58,8 +30,9 7.305,7 7.637,3 +4,5 11.135,4 11.358,3 +2,00 Verarb. Industrie Quellen: Statistikamt Serbien 1.2.4 Arbeitsmarkt Im Zuge der Wirtschaftskrise stieg die Arbeitslosigkeit. Während die Arbeitslosenquote in 2008 14% betrug, stieg sie in 2010 auf 19,2%. Im Jahr 2011 erreichte sie den Wert von 23,7%, um in 2012 auf 22,4% zu sinken. Im Januar 2013 blieb die Quote bei 22,4%. Der durchschnittliche Nettolohn betrug offiziell im Januar 2013 etwa 353 Euro. Der Arbeitsmarkt ist auch weiterhin von Turbulenzen und Entlassungen gekennzeichnet, doch neue Tendenzen scheinen den Weg für positive Ergebnisse in der Zukunft zu ebnen. Im Hinblick auf ihr Lebensalter sind Personen zwischen 25 und 34 Jahren (28,2%) am häufigsten von der Arbeitslosigkeit betroffen. An zweiter Stelle sind diejenigen zu finden, die zwischen 45 und 54 Jahre alt sind (21,7%). Es folgen die 34- bis 44-jährigen mit einem Anteil von 20,8%, 15- bis 24-jährige mit 18,7% und das Schlusslicht bilden 55- bis 64-jährige mit 10,4%. Ein weiteres Problem auf dem Arbeitsmarkt ist die technisch schwierige Erfassung der Beschäftigten in der Schattenwirtschaft. Rund 20% der insgesamt Beschäftigten soll in der Grauzone der Wirtschaft tätig sein. Die letzten Daten lassen jedoch den Schluss zu, dass sich der Arbeitsmarkt allmählich stabilisiert. Serbische Unternehmen sind meistens von Aufträgen aus EU-Unternehmen abhängig und würden bei einer sinkenden Exportnachfrage Angestellte entlassen müssen. Die serbische Regierung muss deshalb notfalls intervenieren und die negativen Effekte auf die Bevölkerung abfedern.3 1.3 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Serbien Nach dem demokratischen Wechsel im Jahr 2000 folgte die deutsche Wirtschaft auch institutionell den deutschen Unternehmen nach. Zwischen der neuen demokratischen Regierung Serbiens und Deutschland entwickelte sich die bilaterale wirtschaftliche Zusammenarbeit. Deutschland war auch vor 3 Quelle: Finanzministerium der Republik Serbien, IWF 11 dem Zerfall von Ex-Jugoslawien einer der wichtigsten Handelspartner Serbiens. Dieser Trend wird bis heute beibehalten. Deutschland ist nach Italien Serbiens wichtigster Handelspartner. Serbien hat erhebliche Direktinvestitionen aus Deutschland vorzuweisen (über 1,6 Mrd. Euro). Inzwischen sind auf dem serbischen Markt etwa 400 deutsche Unternehmen aktiv, welche über 25.000 Menschen beschäftigen. In den vergangenen Jahren investieren immer mehr mittelgroße exportorientierte deutsche Unternehmen in Serbien – diese nehmen mit 350 Mio. Euro am serbischen Gesamtexport teil. Deutsche Unternehmen sind in Serbien fast in allen Branchen vertreten. Laut einer Mitteilung des Deutschen Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie erreichte das Handelsvolumen im vergangenen Jahr (2012) einen Wert von 2,5 Mrd. Euro. Deutschland hat im Jahr 2012 Waren im Wert von 971 Mio. Euro aus Serbien importiert wobei sich das Exportvolumen nach Serbien auf 1,5 Mrd. Euro belief: Warenaustausch Deutschland – Serbien von 2006 bis Juli 2013 BMWi, EB3 In Mio. Euro Veränd. z. Vorjahr in % In Mio. Euro Veränd. z. Vorjahr in % In Mio. Eur0 Veränd. z. Vorjahr in % In Mio. Euro Jahr Umsatz Einfuhr aus Serbien Ausfuhr nach Serbien 2006 1.717,78 519,21 1.198,57 2007 2.116,01 23,2 657,16 26,6 1.458,85 21,7 801,69 2008 2.501,01 18,2 766,36 16,6 1,734,65 18,9 968,29 2009 1.804,94 -27,8 586,82 -23,4 1.218,11 -29,8 631,29 2010 1.987,55 10,1 714,51 21,8 1.273,04 4,5 558,52 2011 2.343,20 17,9 875,66 22,6 1.467,54 15,3 591,88 2012 2.495,42 6,5 971,44 10,9 1.523,98 3,8 552,54 2013* 1.605,23 -35,7 681,20 -29,9 924,03 -39,4 242,83 679,36 3.000 Aussenhandel Serbiens mit DE in Mio Euro 2.500 2.000 Exporte nach DE 1.500 Importe aus DE 1.000 500 0 2007 2008 2009 2010 2011 *Von Januar 2011 bis Juli 2013 Quelle: StBuA, Länderverzeichnis für die Außenhandelsstatistik 12 2012 Saldo Serbien Serbische Hauptexportartikel nach Deutschland Elektrische Maschinen, Apparate und Geräte Gefärbte Metalle 11,2% 10,8% 10,1% Obst und Gemüse 12,1% Eisen und Stahl Betriebsanlagen und -geräte 39,2% 16,6% Sonstiges Quelle: Serbische Wirtschaftskammer Serbische Hauptimportartikel aus Deutschland Landfahrzeuge Elektrische Maschinen, Apparate und Geräte Medizinische und Pharmazeutische Produkte Spezielle Maschinen für vereinzelte Industriezweige 6,6% 6,7% 6,2% 7,6% 16,8% 56,1% Industrielle Maschinen für den allgemeinen Gebrauch Sonstiges Quelle: Serbische Wirtschaftskammer 13 1.4 Investitionsklima und -förderung im Serbien Gekennzeichnet von vielen Konflikten und betroffen von langjähriger politischer und wirtschaftlicher Isolation in den 90er Jahren, befand sich Serbien nach dem Umsturz der Sozialisten im Jahr 2001 in einer allgemein sehr schlechten Position. Jeder Bereich im Staat war im Sinne einer Verbesserung der Lebenslage des Volkes veränderungsbedürftig. Eine Öffnung zur Welt, eine Etablierung der Beziehungen zu europäischen und weltweiten Institutionen und eine Schaffung neuer gesetzlicher Rahmenbedingungen waren die ersten Schritte zur Erholung der serbischen Industrie. Im Jahr 2002 wurde das Gesetz für ausländische Direktinvestitionen (ADI), das „Law on Foreign Investment“ verabschiedet und zum wichtigsten Akt gekennzeichnet, der die Pflichten und Rechte des ausländischen Investors regelte. Diese Liberalisierung des ADI umfasste die Gleichstellung von Unternehmen und Privatpersonen aus dem Ausland mit denen aus dem Inland. Dadurch wurde es ausländischen Investoren ermöglicht, sich an Unternehmen zu beteiligen, diese zu erwerben und in Serbien Niederlassungen zu gründen. Weiterhin gründete 2001 die neue, demokratische Regierung die Serbische Agentur für Investitions- und Exportförderung (SIEPA), wodurch die Bemühungen Serbiens zur Entwicklung eines offenen, wettbewerbsfähigen und kooperationsbereiten Staates bekräftigt wurden. Um möglichst viele potenzielle Investoren anzuziehen, ist es notwendig, vielfältige Investitionsanreize zu schaffen, um so die Kosten für Investitionsprojekte in Serbien zu reduzieren und damit günstige Bedingungen zur Durchführung der Investitionen zu ermöglichen. Die niedrigen Gemeinkosten sind ein wichtiges Motiv für die Entscheidung der Investoren. Darüber hinaus sind weitere Anreize vorhanden, die den Entschluss multinationaler Unternehmen beeinflussen. Nach dem starken Rückgang der Investitionen von 14,5% in 2012 rechnet die Regierung für die Folgejahre mit einer Trendwende. Für 2013 bis 2015 wird eine reale Zunahme der Investitionen von 8,7%, 7,8% und 8,3% jeweils gegenüber dem Vorjahr erwartet. Grund dafür sollte ein neuer Investitionszyklus der staatlichen Unternehmen sein, während der Privatsektor etwas später folgen würde. Die serbische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, die öffentliche Verschuldung zu senken und das Haushaltsdefizit deutlich zu reduzieren. Im Vordergrund ihrer Bemühungen werden deshalb zum Teil regulatorische Maßnahmen (Verringerung des administrativen Aufwands für Investoren) stehen. Von 2001 bis 2009 wurden aus dem Ausland netto 12,2 Mrd. Euro in Serbien investiert. Nach dem krisenbedingten Rückgang im Jahre 2010, als die ausländischen Direktinvestitionen nur knapp 1 Mrd. Netto betrugen, hat Serbien in 2011 mehr ausländische Direktinvestitionen anziehen können als im Jahr davor. Nach Angaben der Nationalbank sind in dieser Periode netto über 1,8 Mrd. Euro ins Land geflossen, nach 830 Mio. Euro 2010. Im Jahr 2012 hat der Zufluss aber wieder deutlich abgenommen, u.a. auch deshalb, da in diesem Jahr keine großen Transaktionen wie im Vorjahr (Verkauf der größten lokalen Einzelhandelskette an die belgische Delhaize für knapp 900 Mio. Euro) stattfanden. Zwischen Januar und August 2012 seien Vorhaben im Volumen von 600 Mio. Euro ins Land gelockt worden, laut Angaben der Serbischen Agentur für Ausländische Investitionen und Exportförderung (SIEPA). Das waren 50% weniger als im Vorjahreszeitraum. Der größte Teil davon entfalle auf die verarbeitende Industrie (Automobil- und Zulieferindustrie, Textil, Elektronik- und Elektrotechnik). Diese Investitionen sollten der Industrie neue Impulse geben. 14 Steuerliche Anreize Der serbische Körperschaftssteuersatz von 10% ist der zweitniedrigste in Europa. Außerdem bestehen im Rahmen der Besteuerung von Gewinnen verschiedene steuerliche Anreize: Steuerpause für Großinvestoren: Die Unternehmen, die in das Anlagevermögen mehr als 600 Mio. RSD (ca. 7,5 Mio Euro) investieren und mind. 100 zusätzliche Vollzeitstellen im Laufe von Investitionsprojekten schaffen, sind für die ersten 10 Jahre ab dem ersten Investitionjahr von der Körperschaftssteuer befreit. Steuerliche Gutschriften von 20%, 40% (für KMU) und 80%.4 Steuerermäßigung für Neubeschäftigte: Zweijährige Steuerermäßigung bis zu 100% der Bruttolöhne bei Beschäftigung neuer Arbeitskräfte, wenn diese in diesem Zeitraum nicht verringert wird. Steuerbefreiung für Konzessionen: Fünfjährige Steuerpause für die Tätigung einer Kozession. Zehnjährige Übertragung von steuerlichen Verlustvorträgen, welche gegen die künftigen Gewinne verrechnet werden können. Vermeidung von Doppelbesteuerung durch Doppelbesteuerungsabkommen. Der Lohnsteuersatz beträgt 12% für Gehälter und der Steuersatz für andere Einkommensarten beläuft sich vorwiegend auf 20%. Ein weiterer steuerlicher Voteil für Arbeitgeber ist die Befreiung von der Lohnsteuer, für jeden auf Vollzeit neueingestellten Arbeitnehmer (1 Jahr: für jede Person, unabhängig von allen Kriterien; 2 Jahre: Personen unter 30 Jahren, die mehr als 3 Monate bei der Nationalen Agentur für Arbeit (NSZ) angemeldet sind oder bei Personen mit 45 und älter, die mehr als 6 Monate bei NSZ angemeldet sind oder Gehaltsabfindung beziehen; 3 Jahre: für Behinderte oder Auszubildende unter 30 Jahren, die als Arbeitslose bei der NSZ angemeldet sind). Daneben besteht für die Arbeitgeber die Möglichkeit einer zwei- bzw. dreijährigen Befreiung von Sozialversicherungsbeiträgen, abhängig von der Angestelltenklassifizierung. Eine dreijährige Befreiung wird genehmigt, wenn Lehrlinge unter 30 Jahren, die beim NSZ angemeldet sind oder behinderte Personen angestellt werden. Eine zweijährige Befreiung von Sozialsicherungsbeiträgen erfolgt, wenn der Arbeitgeber Personen unter 30 Jahren, die beim NSZ mehr als 3 Monate arbeitslos angemeldet sind, Personen, die 50 oder älter sind und mind. 6 Monate beim NSZ angemeldet sind und Arbeitnehmer zwischen 45-50 Jahren (80% Befreiung), beschäftigt.5 Fast alle arbeitsintensiven Investitionen werden außerhalb der Hauptstadt und meistens auch außerhalb der Großstädte getätigt. Die Investoren, die sich für kleinere Gemeinden entscheiden, nutzen den Vorteil der niedrigen Lohnkosten und die Kleinstädte bekommen somit die Gelegenheit die Arbeitslosenquote wesentlich zu reduzieren. Um die Wirtschaft in den unterentwickelten Städten anzukurbeln und damit die Menschen in diesen Gebieten bleiben und von ihrer Arbeit leben können, war es notwendig, Fördermaßnahmen im Form von staatlichen Zuschüssen für alle Investoren, sowohl inländische als auch ausländische, die in diese unterentwickelte Regionen investieren wollen, zu entwickeln. Das serbische Ministerium für Wirtschaft und Entwicklung entwickelte das staatliche Förderprogramm zur Unterstützung von Investoren, die neue Arbeitsplätze eröffnen wollen. Im letzten Jahr wurde beschlossen, finanzielle Zuschüsse von 2.000 – 10.000 Euro für jeden neugeschaffenen Arbeitsplatz bei Investitionsprojekten zu vergeben. Vgl.: SIEPA: Steuerliche Gutschriften von 20%: Die Höhe der Steuerschuld kann um 20% des in Sachanlagen investierten Betrages für den jeweiligen steuerlichen Zeitraum reduziert werden. Diese Steuersenkung kann nicht mehr als 50% der gesamten Steuerpflicht betragen und kann über den Zeitraum von höchstens 10 Jahren übertragen werden. Steuerliche Gutschriften von 80%: Eine große Anzahl der Wirtschaftssektoren haben das Recht auf eine Steuergutschrift in Höhe von 80% der Investition in Sachanlagen. Der nicht genutzte Teil der Gutschrift kann über den Zeitraum von 10 Jahren übertragen werden. Steuerliche Gutschriften von 40% für KMU: Die Steuergutschrift von 40% ist für Investitionen in Sachanlagen im laufenden Jahr vorgesehen und darf nicht mehr als 70% der Steuerschuld betragen. 5 Vgl.: SIEPA (2009): Investitionsanreize in Serbien 4 15 Diese Verordnung wird, wie üblich, von SIEPA durchgeführt. Sowohl inländischen als auch ausländischen Unternehmen, die im Bereich der industriellen Produktion, der Forschung und Entwicklung und im Bereich international vermarktbarer Dienstleistungen tätig sind, erhalten für jeden neueingestellten Mitarbeiter folgende Zuschüsse: Überblick finanzieller Förderungen der Investoren in Republik Serbien Internationale Industrielle Sektoren vermarktbare Produktion Dienstleistungen Fördersumme pro 2.000 – 5.000€ 2.000 – 10.000€ Arbeitsplatz min. 1 - 3 Mio.€ 0,5 Mio.€ Investitionsvolumen min. Anzahl der neugeschaffenen 50 10 Arbeitsplätze F&E 5.000 – 10.000€ 0,25 Mio.€ 10 Eigene Darstellung in Anlehnung an SIEPA 2011, S. 3 Natürlich werden diese staatlichen Mittel zu Investitionsprojekten vergeben, die bestimmte Kriterien erfüllen, wie z.B. Einfluss der Investition auf inländische Firmen, Nachhaltigkeit der Investition, Auswirkung der Investition auf das Humankapital, Auswirkungen der Investition auf Forschung und Entwicklung, Auswirkungen auf die unterentwickelten Gemeinden, Umweltschutzaspekte usw. In den vergangenen fünf Jahren wurden 106 Mio.€ für Investitionen im Wert von 700 Mio.€ genehmigt, wodurch 23.000 neue Arbeitsplätze geschaffen wurden. Viele ausländische Unternehmen nahmen diesen Vorteil in Anspruch, wie z.B.: Henkel (Deutschland), Gorenje (Slowenien) und Yura Corporation (Südkorea). Laut Angaben von SIEPA haben, in den Jahren 2010 und 2011, 87 Projekte staatliche Mittel zur Eröffnung neuer Arbeitsplätze erhalten, wodurch 15.507 neuer Arbeitsplätze geschaffen wurden. Allein aus Deutschland wurden Mittel für 14 neue Projekte, die eine Eröffnung von 4.859 neuen Arbeitsplätzen in Serbien ermöglichten, genehmigt. Die Nationale Agentur für Arbeit (Nacionalna služba za zapošljavanje, NSZ) Serbiens bietet ebenfalls unterschiedliche Beschäftigungsprogramme an, wodurch sowohl für Investoren finanzielle Anreize geschaffen werden, als auch die Möglichkeit einer Verringerung der Arbeitslosenzahl in Serbien geschaffen wird. Das regionale Beschäftigungsprogramm umfasst staatliche Zuschüsse für eine unbefristete Vollzeitbeschäftigung von mindestens fünf arbeitslosen Personen. Für jeden neu geschaffenen Arbeitsplatz wird im Subventionsprogramm eine Summe von 100.000 RSD (ca. 1.000 Euro) vorgesehen. Dabei werden Unternehmen bevorzugt, die von besonderer Bedeutung für die regionale Entwicklung sind und Unternehmen, die Personen aus einer Risikogruppe einstellen. Das „Beschäftigung duch Abfindung Programm“ bietet staatlich Zuschüsse für die Beschäftigung von Personen, deren Arbeitsvertrag ab dem 1. September 2006 gekündigt wurde. Der Arbeitgeber, der nachweisen kann, dass er durch das Einstellen arbeitsloser Mitarbieter die Gesamtzahl seiner Beschäftigten gesteigert hat, bekommt staatliche Zuschüsse von 100.000 RSD (1.000 Euro). Die NSZ unterstützt die Unternehmen ebenfalls durch die Organisation von unterschiedlichen Ausbildungsprogrammen für Lehrlinge und Umschulungsprogramme für Mitarbeiter. Was für viele Investoren, vor allem für Produktionsunternehmen, von großem Interesse ist, ist die Art und Weise der Abschreibung. In Serbien hat der Steuerzahler das Recht eine beschleunigte 16 Abschreibung, die bis zu 25% über der gesetzlich geregelten liegt, zu beantragen. Weiterhin müssen für die Ausrüstung und Wirtschaftsgüter, die Teil einer Investition sind, keine Zölle bezahlt werden. Der Zoll entfällt ebenfalls für Waren, die nicht in Serbien hergestellt wurden, jedoch für den Wiederaufbau nach einer Naturkatastrophe, für Bildungs-, Forschungs- und Gesundheitszwecke geeignet sind. Die Kombination aus niedrigen Lohnkosten, einem beträchtlichen Angebot an Arbeitskräften und qualifizierten Fachkräften ist einer der wichtigsten Faktoren für die Verwirklichung einer starken Geschäftsleistung. Der hohe Prozentsatz an hochqualifizierten Arbeitssuchenden bietet, aufgrund der leichten Verfügbarkeit und des niedrigen Lohnniveaus, einen Anreiz für Investoren in Serbien zu investieren. Das monatliche Durchschnittseinkommen in Serbien beläuft sich auf ca. 340 Euro und liegt damit unter dem Durchschnitt von Nachbarländern wie Rumänien, Bulgarien und Kroatien. Das Thema Arbeitsmarkt in Serbien wird im kommenden Kapitel näher beschrieben und erläutert. Der Standort Serbien bietet ausländischen Investoren eine sehr gute logistische Anbindung zu sehr vielen Städten Europas. Die geographische Lage des Landes ermöglicht eine schnelle Verbindung sowohl mit der EU als auch mit dem Mittleren Osten und eröffnet somit neue Konsummärkte. Ein weiterer Vorteil des Landes ist die hohe Verfügbarkeit von Wasserkraftwerken, Kohle, Eisen und anderen Rohstoffen, die für viele Industrien von hoher Bedeutung sind und die sie zu günstigeren Preisen als in vielen anderen Ländern Europas bekommen können. Die Strom- und Wasserpreise in Serbien gehören zu den niedrigsten in Europa und liegen durchschnittlich bei 0,05 €/kWh und 0,2 €/m 3. Die GasVersorgung deckt 50% der größeren Städte ab. Eine Ausweitung des Gasnetzes unter Versorgung mit russischem Gas ist geplant, wobei das Erdgas über das Schwarze Meer, Bulgarien und Serbien in das europäische Festland fließt. Der derzeitige Preis für Gas in Serbien beträgt 0,42 €/m 3. Bis 2015 soll eine Leitung von 63 Mio. m3 /Jahr abgeschlossen werden.4 Bei ihrer Entscheidung über den Markteintritt, sollten die potenziellen Investoren und Unternehmen, die nach Serbien exportieren wollen, das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen.5 4 5 Vgl.: SIEPA (2009): Investitionsanreize in Serbien SWOT-Analyse für Serbien 2011; Eigene Darstellung in Anlehnung an GTaI 2013 17 1.5 Stärken-Schwächen Analyse SWOT-Analyse Serbien SWOT–Analyse Serbien S t ä r k e n: S c h w ä c h e n: Attraktive geografische Lage und gute logistische Anbindung Relativ günstige Lohnkosten Gezielte Anreize für ausländische Investitionen Attraktive Steuersätze C h a n c e n: R i s i k e n: Mittelfristig winkt EU-Integration Mitgliedschaft in der Freihandelszone CEFTA Zahlreiche Freihandelsabkommen, darunter mit Russland, Weißrussland und Kasachstan sowie der Türkei Handelsliberalisierung duch das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der EU Gute geographische Lage in der Nähe der EU und ost- und mitteleuropäischer Städte Geringe Größe des Binnenmarktes Infrastruktur ausbau- und modernisierungsbedürftig Hohe Abhängigkeit von Energieimporten Relativ hohe Arbeitlosigkeit Pollitische Instabilität “Kosovo-Problematik” bleibt trotz Ansätzen zur Normalisierung belastend Abhängigkeit von Kapitalzuflüssen aus dem Ausland Hohes Außenhandelsdefizit 18 2. Wasser und Abwasser in Serbien: Branchenüberblick 2.1 Marktsituation und Struktur 2.1.1 Wasserversorgung Das wichtigste Planungsdokument in Serbien im Wasserbereich ist die sogenannte „Wasserwirtschaftliche Grundlage der Republik Serbien bis zum Jahr 2021“ (Amtsblatt der Republik Serbien 11/02), wo die wichtigsten natürlichen und infrastrukturellen Gegebenheiten in der Branche definiert wurden. Die organisierte Wasserversorgung der Bevölkerung und moderne Wasserleitungen wurden in Serbien Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt, während die aktuellen Wasserversorgungs- und Kanalisationssysteme größtenteils zwischen den 50-er und 80-er Jahren des 20. Jahrhunderts gelegt worden sind. Die Kapazität von Oberflächengewässern für die Trinkwassergewinnung beträgt 250 Mio. m3 pro Jahr, während die Kapazität von Grundwasser für Trinkwasserzwecke 714 Mio. m 3 pro Jahr beträgt. Die Grundwasservorkommen werden in Serbien als ungenügend eingestuft, während die Verteilung von hochwertigen Oberflächengewässern und unterirdischen Gewässern für die Trinkwassergewinnung als nicht vorteilhaft eingeschätzt wird. Dort, wo das Wasser gebraucht wird, ist es nicht zur Genüge vorhanden, während größere Vorkommen insbesondere an den Randbereichen des Landes zu finden sind. Deswegen wird es in Zukunft notwendig sein, ein regionales Wasserversorgungssystem mit langen Transitsystemen zu entwickeln. Das Wasser wird in Serbien größtenteils aus unterirdischen Gewässern und Quellen gewonnen (siehe Abbildung). Art der Wassergewinnung in Serbien, 2012 9% Unterirdische Gewässer und Quellwasser 22% Flüsse 69% Seen und Akkumulierungen Quelle: Statistisches Amt Serbiens Schätzungen der KfW zufolge, werden zur Instandhaltung und Verbesserung der Wasserversorgung für die kommenden Jahre 1,2 Mrd. EUR benötigt. 6 Rund 84% der serbischen Bevölkerung sind an das Wassernetz angeschlossen, wobei es einen großen Unterschied zwischen Stadt und Land gibt. So sind 6 Quelle: Aussenwirtschaftscenter Belgrad, WKÖ 2012 19 fast 100% der städtischen Haushalte, aber nur knapp 70% der Haushalte am Land an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen. Derzeit werden für die Bevölkerung etwa 750 Mio. m3 Wasser pro Jahr zur Verfügung gestellt, während man davon ausgeht, dass der Bedarf an Trinkwasser bis zum Jahr 2021 auf 2,4 Mrd. m3 pro Jahr ansteigen wird. Öffentliche Statistiken gehen von einer Liefermenge von etwa 450 Mio. m3 Wasser pro Jahr aus (siehe Tabelle und Abbildung). Die Anzahl von Haushalten, an die Wasser geliefert wurde, war im Jahr 2012 um 3,1% höher als im Jahr 2011. Die Wasserverluste in der Gewinnung waren im Jahr 2012 um 4,9% niedriger als im Jahr 2011. Wasserversorgung in Serbien, 2010-2012 2010 2011 2012 Gewonnene Wassermengen (in Tsd. m3) 666 867 672 737 681 585 Gelieferte Wassermengen (in Tsd. m3) 470 399 457 119 455 442 Haushalte 330 563 319 882 323 870 Industrie 62 655 63 579 65 541 Andere Nutzer 77 181 73 658 66 031 Wasserverluste (in Tsd. m3) 216 162 215 619 226 143 Länge des öffentlichen Wasserversorgungsnetzwerks 34 761 37 663 38 575 2 101 766 2 158 182 2 225 191 Anzahl von Haushalten, die an das Versorgungsnetz angeschlossen sind Quelle: Statistisches Amt Serbiens Quelle: Statistisches Amt Serbiens 20 In Serbien existieren fast 1.000 Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung, jedoch entspricht ihre Verteilung und ihre Technik nicht den aktuellen Anforderungen der Trinkwasserversorgung, weshalb die Qualität des Trinkwassers, insbesondere in kleineren Ortschaften, nicht zufriedenstellend ist. Vor allem die Landbevölkerung wird zum Teil mit Wasser versorgt, welches qualitativ unzureichend ist, den chemischen und mikrobiologischen Anforderungen nicht entspricht und als Trinkwasser sogar eine Gefahr darstellt.9 Die regionalen Wasseraufbereitungsanlagen sind Großteils veraltet und nicht ordnungsgemäß gewartet. Der Wasserverbrauch in Serbien liegt bei 300 Litern pro Einwohner pro Tag, während die Werte in der EU zwischen 180-200 Liter pro Einwohner pro Tag liegen. Schätzungen zufolge beträgt der Wasserverbrauch in Belgrad im Sommer bis zu 500 Liter pro Einwohner. Das Belgrader Wasserwerk ist auf Grund von Verlusten in den Leitungen auf 560 Liter pro Einwohner ausgelegt. Für Industrie und Bergbau wird das Wasser vor allem aus Flüssen gewonnen, etwa 613 Mio. m3 pro Jahr (vor dem Jahr 1991 wurden 1,1 Mrd. m3 verbraucht), während für die Kühlung von Heizkraftwerken etwa 2,65 Mrd. m3 pro Jahr genutzt werden. Im Jahr 2012 wurde in der Industrie 9,5% mehr Wasser gewonnen als im Jahr 2011. Davon betrug die Steigerungsrate im Bereich der unterirdischen Gewässer und Quellen 7,1% und im Bereich der Oberflächengewässer 9,5%. Gewinnung, Nutzung, Abwasser und Wiedernutzung und Wasserverluste in der Industrie Serbiens, 2010-2012 (in Tsd. m3) 2010 2011 2012 232 257 155 904 170 698 18 19 20 232 239 155 885 170 678 31 28 30 232208 155857 170648 - - 2 232257 155904 170696 232247 155893 170684 229114 152423 167630 3032 3368 2951 48 48 52 10 10 10 53 55 51 10 11 12 3134 3446 3046 Abwasser 102 78 95 Kühlwasser 3032 3368 2951 165 136 119 - - 1 Gewonnene Wassermengen10 Aus öffentlichen Versorgungsnetzwerken Aus eigenen Quellen Aus unterirdischen Gewässern und Quellen Aus Oberflächengewässern Wasserverluste Wassernutzung Für Produktion genutzes Wasser Durchlaufende Gewässer in Wasserkraftwerken11 Für Kühlung Wasser im technologischen Prozess Wasser als Rohstoff Wasser für andere Zwecke Wasser für Sanitärzwecke Ausgelassenes Wasser 12 Geklärtes Wasser Wiederbenutztes Wasser Quelle: Statistisches Amt Serbiens 9 Quelle: Aussenwirtschaftscenter Belgrad, WKÖ 2012 Einschließlich des Durchlaufwassers in Wasserkraftwerken 11 Im Prozess der Energieherstellung und in technologischen Prozessen 10 21 Von insgesamt 3.067.446 Tsd. m3 gewonnenem Wasser, das für Industriezwecke gewonnen wurde, kommen 99,4% aus eigenen Quellen (98,4% aus Oberflächengewässern und 1,6% aus unterirdischen Gewässern), während nur 0,6% aus dem öffentlichen Wasserversorgungsnetzwerk gezogen wurden (siehe Tabelle). Dabei sind insbesondere folgende Industriezweige relevant: Stromversorgung, Gas- und Dampversorgung, Herstellung von Grundmetallen, Herstellung von Nahrungsmitteln und Herstellung von Chemikalien und anderen Chemieprodukten. Diese Branchen sind für 98,6% des Wasserverbrauchs in der Industrie verantwortlich. Wasser für Industriezwecke nach Art der Wassergewinnung, Serbien 2012 (in Tsd. m3) Sonstige Wassergewinnung Gewonnenes Wasser Aus öffentlichen Versorgungsn etzwerken Unterirdisch Oberfläche 3.067.446 19.555 30.007 3.017.884 Bergbau 11.297 891 2.339 8.067 Verarbeitende Industrie 78.128 16.398 24.691 37.039 Strom-, Gas- und Dampfversorgung 2.978.021 2.266 2.977 2.972.778 Industriezweige mit der größten Wassergewinnung 3.025.587 8.411 17.093 3.000.083 Strom-, Gas- und Dampfversorgung 2.978.021 2.266 2.977 2.972.778 Herstellung von Grundmetallen 21.475 1.381 717 19.377 Herstellung von Nahrungsmitteln 17.341 2.526 12.434 2.381 Herstellung von Chemikalien und chemischen Produkten 8.750 2.238 965 5.547 Gewonnene Wassermengen13 Quelle: Statistisches Amt Serbiens Vom insgesamt genutzten Wasser in der Industrie werden 97,1% in der Strom-, Gas- und Dampfverarbeitung genutzt, 2,5% in der Verarbeitenden Industrie und 0,4% im Bergbau. 12 13 Durchlaufwasser in Wasserkraftwerken wurde hier nicht miteinbezogen. Daten für Durchlaufwasser in Wasserkraftwerken sind hier nicht miteinbezogen und betragen 167.630 Mio. m 3 22 Wassernutzung in der Industrie, Serbien 2012 (in Tsd. m3) Gesamt Gewonnene Wassermengen7 Kühlwasser Im bei der Sonstiges technologis chen Stromhers Kühlwasser Prozess tellung Sanitärwas ser Wasser für andere Zwecke Wasserverl ust 3.065.813 2.929.346 21.657 51.603 11.900 51.307 1.633 Bergbau 10.933 0 205 8.378 1.469 881 364 Verarbeitende Industrie 76.870 73 20.680 35.079 8.658 12.380 1.258 2.978.010 2.929.273 772 8.146 1.773 38.046 11 3.024.458 2.929.338 19.026 26.612 4.862 44.620 1.129 2.978.010 2.929.273 772 8.146 1.773 38.046 11 Herstellung von Grundmetallen 20.510 - 14.499 4.857 928 226 965 Herstellung von Nahrungsmitteln 17.188 65 2.157 8.107 1.345 5.514 153 Herstellung von Chemikalien und chemischen Produkten 8.750 - 1.598 5.502 816 834 - Strom-, Gas- und Dampfversorgung Industriezweige mit der größten Wassergewinnun g Strom-, Gas- und Dampfversorgung Quelle: Statistisches Amt Serbiens 7 Daten für Durchlaufwasser in Wasserkraftwerken sind hier nicht miteinbezogen und betragen 167.630 Mio. m 3 23 Quelle: Statistisches Amt Serbiens Wasseraufbereitung Die häufigsten Methoden zur Wasserreinigung sind Chlorieren (in 820 Aufbereitungsanlagen), Filtrieren (in rund 500 Anlagen) und Absetzung („Deposition“ - in rund 280 Anlagen).8 Das Entfernen von Eisen wird nur in rund 50 Anlagen durchgeführt. Anlagen mit anderen Aufbereitungsmethoden sind nur in kleiner Zahl präsent. In den Wasserwerken der Dörfer im Bezirk von Süd Backa und Srem (Vojvodina) wird das Wasser zum Beispiel mit Natriumhypochlorid behandelt. Ein akutes Problem betrifft auch die ungenügende Kapazität des Belgrader Wasserwerkes, welches rund 2 Mio. Einwohner versorgt. Probleme am Land treten vor allem während der heißen Sommermonate auf, wenn mikrobiologische Verunreinigungen das Wasser teilweise nicht trinkbar machen. Um die Qualität der Trinkwasserreserven zumindest auf gleichem Niveau zu halten, ist die Errichtung von Kläranlagen dringend notwendig. Die vorhandenen Kläranlagen sollten theoretisch ca. 14% des gesamten kommunalen Abwassers reinigen. In der Realität werden allerdings nur ca. 8 bis 9% des Abwassers geklärt. Durch Investitionen der EU (IPA-Programm) und teilweise aus dem Nationalen Investitionsplan NIP (www.nip.rs) wurden seit 2007 neue Kläranlagen gebaut. Außerdem wurden bestehende Anlagen modernisiert. Die nachstehende Grafik gibt einen Überblick über den Anstieg der Kapazitäten sowie über die Veränderung der qualitativen Verarbeitung (mehr tertiäre statt sekundäre Verarbeitung von Abwasser). Belgrad verfügt bis dato über keine Kläranlage, wobei der erste Schritt der Aufbau eines funktionierenden Kanalisationssystems sein sollte, um die Abwässer getrennt vom Regenwasser ableiten zu können. Derzeit wird nur 3-4% des industriellen Abwassers geklärt, was im europäischen Vergleich einen der niedrigsten Werte darstellt. Auch hier besteht dringender Investitionsbedarf! 8 Quelle zu folgenden Ausführungen: Aussenwirtschaftscenter Belgrad, WKÖ 2012 24 2.1.2 Abwasserentsorgung Die Abwasserentsorgung wird in der Regel noch durch separate Kanalisationssysteme vorgenommen (getrennte Kanäle für Abwässer und Oberflächenwässer). 58% der Bevölkerung ist durch Kanalisationssysteme abgedeckt. Allerdings sind lediglich 35% der Haushalte an das Kanalisationsnetz angeschlossen. 9 75% der städtischen Bevölkerung ist an das öffentliche Kanalisationsnetz angeschlossen, aber nur 16% der Landbevölkerung.1011 Auch wenn bereits die Trinkwasserversorgung teilweise ausgebaut wurde, so wurde noch kaum in den Abwasserbereich investiert. Die Anzahl der Anschlüsse ans Abwassernetz beträgt nur 1,357 Mio. In der nordserbischen Provinz Vojvodina ist die Lage nicht besser. Von 465 Ortschaften sind 420 nicht an das Kanalisationsnetz angeschlossen. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Flüsse zu Abwasserkanälen geworden sind, wobei die Industrie zu den größten Verschmutzern gehört. Die Verabschiedung der Verordnung über Grenzwerte von Schadstoffen in Abwässern im Jahr 2011 sollte die Verschmutzer dazu verpflichten, Abwasser vor ihrer Ableitung in die Vorfluter zu behandeln. Um eine Abwasserkläranlage zu entwickeln und zu bauen sind allerdings einige Jahre notwendig und die Anlagen sind ausgesprochen teuer. Deshalb wird die Frage nach den finanziellen Möglichkeiten der öffentlich-kommunalen Unternehmen gestellt, welche diese Anlagen bereitstellen sollen. Hierzu gibt es einige Finanzierungsmöglichkeiten, wobei eine Möglichkeit der Budgetfonds für Umweltschutz ist. IPA-Fonds der Europäischen Union sind eine andere Möglichkeit, während die Lösung des Problems auch durch Umweltschutz-Aktionen wie „Očistimo Srbiju“ („Reinigen wir Serbien“) angegangen wird. Die Gesamtproduktion von Abwässern beträgt in Serbien etwa 3,5 Mio. m3 pro Jahr, wovon etwa 70% in der Industrie anfallen. Offiziellen Quellen zufolge betrug allerdings die Gesamtmenge an Abwasser im Jahr 2012 4,35 Mio. m3, wovon der größte Teil in Haushalten entstanden ist (siehe Tabelle und Graphik). Im Vergleich zum Vorjahr stellt dies einen Rückgang von 2,2% dar, wobei der Rückgang in Gemeinden mit öffentlichem Kanalisationsnetzwerk 7,5% beträgt. In Gemeinden ohne ein öffentliches Kanalisationsnetzwerk war im Jahr 2012 ein Anstieg von Abwasserengenerierung von 13,8% im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Dabei haben Haushalte um 9,2% weniger Abwasser produziert als im Vorjahr, während der Rückgang in der Industrie 1,1% betrug. Andere Nutzer haben um 4,9% weniger Abwasser generiert als im Vorjahr. Im Jahr 2012 wurden um 10,2% weniger Abwasser behandelt als im Vorjahr. 9 Quelle zu folgenden Ausführungen: http://www.ekobalans.net/teme/problem-otpadnih-voda/109-upravljanje-vodamausrbiji.html 10 Quelle: Aussenwirtschaftscenter Belgrad, WKÖ 2012 11 Andere Nutzer schließen folgende Bereiche ein: Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei, Krankenhäuser, Schulen, Handel und kommunale Unternehmen, sowie Wasser aus eigenem Verbrauch 25 Abwasser in Serbien, 2010-2012 (in Tsd. m3) 2010 2011 2012 Gesamtmenge an Abwassern 438.493 444.893 434.958 Aus Gemeinden mit Kanalisationsnetzwerken 328.582 334.864 309.745 Aus Haushalten 236.010 247.085 224.260 Aus der Industrie 54.906 52.094 51.540 Von anderen Nutzern18 37.666 35.685 33.945 48.011 52.971 47.511 5.456 12.734 8.594 Bearbeitetes Abwasser Primäre Bearbeitung Sekundäre Bearbeitung 37.411 34.235 33.171 Terziäre Bearbeitung 5.144 6.002 5.746 14.512 14.948 15.125 Haupkollektor 2.208 2.341 2.393 Sammelleitungen 12.304 12.607 12.732 1.359.385 1.419.482 1.475.677 Kanalisationsnetzwerk Länge des Kanalisationsnetzwerkes (km) Anzahl von an das angeschlossenen Haushalten Netzwerk Quelle: Statistisches Amt Serbiens Quelle: Statistisches Amt Serbiens 26 Der Gesamtbetrag von konzentrierten Abwässern, die aktuell behandelt werden sollten, beträgt etwa 13,5 Mio. EW (Einwohnergleichwerte), jedoch werden in Serbien lediglich 2-3% der Abwässer behandelt, während der Rest direkt in die Vorfluter geleitet wird. Die am häufigsten angewandte Bearbeitungsmethode von Abwässern ist die sekundäre Bearbeitung, unabhängig von der Entstehungsart (siehe Abbildung). Quelle: Statistisches Amt Serbiens 27 Es existieren nur 37 zentrale Kläranlagen für Abwässer, die im Durchschnitt über 20 Jahre alt sind und von denen etwa die Hälfte in schlechtem Zustand oder außer Funktion ist, wobei von den aktiven Anlagen fast alle technologie- und kapazitätsmäßig überholt sind. Bis zum Jahr 2021 wird aufgrund der Industrieentwicklung und der Erweiterung des Kanalisationsnetzes, ein 3,2-facher Anstieg der Abwassermenge erwartet. Die bestehenden Kanalisationssysteme, die eine Länge von 8.000 km haben, sollten deshalb um weitere 17.000 km erweitert werden, um so 83% der Bevölkerung abzudecken und die Voraussetzungen für eine rationale Sammlung und Bearbeitung von Abwässern zu gewährleisten. Von der Gesamtmenge an Abwasser in der Industrie hat die Strom-, Gas- und Dampfversorgung einen Anteil von 45,7%, die Verarbeitende Industrie einen Anteil von 48,7% und der Bergbau einen Anteil von 5,6% (siehe Tabelle). Abwasserentstehung12 in der Industrie, Serbien 2012 (in Tsd. m3) Entstandenes Abwasser Gesamt Für Kühlungszwecke Rezirkulierendes Wasser 3.046.166 2.951.003 215 95.163 Bergbau 5.546 205 - 5.341 Verarbeitende Industrie 67.121 20.753 23 46.368 Strom-, Gas- und Dampfversorgung 2.973.499 2.930.045 192 43.454 Industriezweige mit der größten Abwasserentstehung 3.014.351 2.948.364 - 65.987 Strom-, Gas- und Dampfversorgung 2.973.499 2.930.045 8 43.454 Herstellung von Grundmetallen 19.485 14.499 - 4.986 Herstellung von Nahrungsmitteln 15.493 2.222 - 13.271 Herstellung von Chemikalien und chemischen Produkten 5.874 1.598 - 4.276 Abwassermengen Quelle: Statistisches Amt Serbiens 12 Ohne Durchlaufwasser in Wasserkraftwerken 28 Abwasser Behandeltes und wiederbenutztes Abwasser, Serbien 2012 (in Tsd. m3) Behandeltes Abwasser Wiederbenutz tes Abwasser Gesamt Primäre Behandlung Sekundäre Behandlung Terziäre Behandlung 118.953 108.508 3.985 6.460 966 Bergbau 3.564 1.566 1.998 - 2 Verarbeitende Industrie 38.016 30.070 1.486 6.460 100 Strom-, Gas- und Dampfversorgung 77.373 76.872 501 - 864 Industriezweige mit der größten Behandlung und Wiedernutzung von Abwasser 106.769 101.135 1.701 3.933 871 Strom-, Gas- und Dampfversorgung 77.373 76.872 501 - 864 Herstellung von Grundmetallen 14.275 13.431 2 842 - Herstellung von Nahrungsmitteln 8.510 5.776 1.050 1.684 1 Herstellung von Papier und Pappe-Produkten 4.605 4.555 - 50 6 Herstellung von Chemikalien und chemischen Produkten 2.006 501 148 1.357 - Behandeltes und Wiederbenutztes Abwasser Quelle: Statistisches Amt Serbiens Im Rahmen des Prozesses der EU-Annäherung hat sich Serbien verpflichtet, den Zustand des Umweltschutzes bedeutend voranzubringen, was auch mit die hier beschriebenen Tätigkeiten umfasst. Die Nationale Strategie der serbischen Regierung für die Annäherung im Bereich des Umweltschutzes mit den europäischen Standards (Amtsblatt der Republik Serbien 80/11) beziffert die Gesamtkosten auf 10,6 Mrd. Euro, was fast ein Drittel des geschätzten Bruttosozialproduktes Serbiens im Jahr 2011 beträgt (32,9 Mrd. Euro, Schätzung des serbischen Finanzministeriums für die Zwecke der Budgetfestlegung im Jahr 2012, Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 101/11). Um die hier betrachteten Tätigkeitenn mit europäischen Standards in Einklang zu bringen, werden etwa 5,5 Mrd. Euro benötigt – etwas mehr als die Hälfte der geschätzten Gesamtkosten der Annäherung. Die Strategie des Serbischen Ministeriums für Umweltschutz und Raumplanung bezüglich der Abwasserbehandlung hat zwei grundlegende Bestandteile – klare Vorschriften und effiziente Kontrolle auf der einen Seite und Unterstützung für jene, die sich bei der Umsetzung von Vorschriften stark engagieren, auf der anderen Seite. Eine Form der Unterstützung stellt auch das neue Gesetz über kommunale Tätigkeiten dar. Dem Nationalen Programm für Umweltschutz zufolge sollten bis zum Jahr 2014 1.000 Kilometer Kanalisation für Siedlungen gebaut werden, 700 Kilometer für Oberflächenwässer, 200 Kilometer allgemeiner Kanalisation, sowie Anlagen zur primären und sekundären Behandlung von Abwässern in den größten Gebietskörperschaften, die am meisten betroffen sind. 29 2.1.3 Preise der Grunddienstleistungen Zur Preisabbildung der Dienstleistungen in den branchenrelevanten Tätigkeiten wurde eine Studie in 15 größeren Städten in Serbien (dem Gesetz über die teritorialle Organisation der Republik Serbien nach, Amtsblatt RS 129/07, hat Serbien, ohne die Provinz Kosovo, 145 Einheiten lokaler Selbstverwaltungen und zwar: die Hauptstadt, 22 Städte und 122 Gemeinden), mittels Erhebung der Tarifangaben in den Internetpräsentationen der öffentlichen Unternehmen, durchgeführt. Übersicht der Tarifstruktur: Die Tarife (Preise) werden seitens des öffentlichen Unternehmens vorbereitet, sowie vorgeschlagen und seitens der Gemeinde dann zugelassen. Alle Tarife unterscheiden zwei Hauptkategorien von Dienstleistungsnutzern: Haushalte und Geschäfts- / Gewerbeverbraucher. Das Unterscheiden dieser beiden Kategorien stammt noch aus dem früheren System. Bisher haben nur sehr wenige Städte begonnen die Preise gleicher Dienstleistungen für alle Verbraucherkategorien anzugleichen, wehalb auch die Preise dieser beiden Dienstleistungskategorien sehr unterschiedlich sind. Die Mehrzahl der Tarife hat Unterkategorien der Nutzer: in der Kategorie der Haushalte sind die Unterkategorien Haushalte mit oder ohne Wasseruhr/-messgerät; bei den Gewerbeverbrauchern sind die Unterkategorie die regelmässigen und begünstigten Nutzer (wie z.B. Schul-, Gesundheits- und Sozialeinrichtungen, andere öffentlichen Unternehmen deren Betreiber die Gemeinde ist, Schwimmbäder u.ä.). Der Preis für die begünstigten Verbraucher ist in der Regel vergleichbar mit dem Preis für die Haushalte. Bei der Trinkwasserversorgung, weisen die Tarife in der Regel, neben dem Trinkwasserpreis pro m³, auch eine besonderen Art der Gebühren auf, wie z. B.: die Gebühr für den Wasseraufbereitungsfond, Gebühr für den Trinkwassernetzanschluss oder die Gebühr für die Stabilitätserhaltung des Leitungsnetzdrucks für alle Nutzerkategorien. Die Höhe dieser Gebühr ist fest und hängt nicht vom Verbrauch ab. Dieser Betrag unterscheidet sich von Gemeinde zu Gemeinde, aber bei der Haushaltskategorie ist sie meistens maximal bis zum Preis eines Kubikmeters Trinkwasser, während man diese bei der Kategorie der Geschäftsverbraucher entweder es auf die gleiche Weise bestimmt oder nach dem Durchmesser des Netzanschlusses. Zweck der Gebühr ist die Gerechtfertigung der Rechnungsausstellung jenen Nutzern, die nicht das Trinkwasser nutzen, doch einen aktiven Anschluss an das Netz haben. Diese Gebühr wird versteuert wie das Trinkwasser und zwar mit dem niedrigeren Mehrwertsteuersatz von 8%. Die Mehrzahl der Tarife in der Kategorie Haushalte beinhaltet auch einen möglichen zusätzlichen, höheren Preis für einen Wasserverbrauch, der über dem Niveau des Standardverbrauchs (der sgn. „Blocktarif“) liegt und ist zwei bis drei Mal höher als der Grundpreis. Der Zweck des höheren Preises ist es den Trinkwassermißbrauch zu verhindern (Gartenbewässerung, Autowäsche, u.ä.) und auch zu helfen, die Stabilität der Auffang- und Aufbereitungsanlagen für das Trinkwasser, sowie der Netzversorgung, zu erhalten. Bei der Entsorgung und Behandlung des Abwassers werden einheitliche Preise angestrebt, wenn es keine Anlage zur Abwasserbehandlung gibt. Sollte eine Anlage vorhanden sein, dann erfolgt eine Veranlagung die Abführung und Behandlung getrennt betrachtet. Neben diesen Preisen werden in einigen Gemeinden auch Beiträge für den Schutz vor Wasserverschmutzung oder andere besonderen Gebühren erhoben, deren Betrag pro Nutzer jedoch vernachlässigbar ist. Die Preise werden mit dem niedrigeren Mehrwertsteuersatz von 8% versteuert. 30 Grundangaben zu den Dienstleistungspreisen Tarife für relevante Dienstleistungen in 15 Städten, Mai 2013 Nr. 2. Abwasser (Kanalisation) 1. Wasser Stadt 3. Gesamt 1+2 Haushalte Gewerbe Haushalte Gewerbe Haushalte Gewerbe 1. Subotica 45,68 50,76 48,52 72,36 94,20 123,12 2. Novi Sad 53,57 126,23 33,77 79,41 87,34 205,64 3. Becej 43,20 121,95 37,58 106,71 80,78 228,66 4. Uzice 54,56 138,01 13,77 34,60 68,33 172,61 5. Vrbas 42,88 85,75 21,44 42,88 64,32 128,63 6. Belgrad 41,57 74,97 16,80 40,35 58,37 115,32 7. Valjevo 35,14 102,84 20,90 42,86 56,04 145,70 8. Leskovac 45,81 96,94 9,18 23,74 54,99 120,68 9. Krusevac 39,38 94,50 14,15 23,12 53,53 110,62 10. S. Mitrovica 37,01 71,28 15,57 37,01 52,58 108,29 11. Nis 40,67 101,77 7,72 19,35 48,39 121,12 12. Zajecar 35,43 141,70 7,07 28,33 46,29 183,63 13. Smederevo 38,16 114,33 7,88 23,02 46,04 137,35 14. Paracin 21,84 70,96 8,74 77,21 30,58 148,17 15. Kraljevo 19,13 64,09 8,82 26,73 27,95 90,82 Die Preisangaben sind in Dinar für 1 m³ mit MwSt. von 8%. Die Gesamtpreise sind in manchen Städten etwas höher, weil in einzelnen Preislisten nicht alle Gebühren aufgeführt sind, die zu jedem Dienstleistungspreis in Rechnung gestellt werden. Die Städte sind, nach dem Gesamtpreis in der Haushaltskategorie verteilt/aufgelistet, welche die größte Anzahl der Einzelverbraucher haben. Der Trinkwasserpreis für Haushalte in den betrachteten Städten liegt zwischen 19,13 bis 54,56 Dinar (ca. 0,20 – 0,50 Eur). Für Gewerbeverbraucher kostet das Trinkwasser von 64,09 bis 141,70 Dinar (ca. 0,60 – 1,30 Eur). Der Trinkwasserpreis für beide Leistungen ist in der Regel bedeutend höher für Gewerbeverbraucher im Vergleich mit den Preisen für Haushalte: das Durchschnittsverhältnis, ist ca. 1 : 2,5. Die Ausnahme ist die Stadt Subotica, wo mit dem Preisausgleich, bei gleichartigen Dienstleistungen für alle Verbraucherkategorien, begonnen wurde. Der Preis für das Entsorgen und Behandeln / Klären des Abwassers für Haushalte in den betrachteten Städten liegt zwischen 7,07 bis 21,44 Dinar (ca. 0,06 – 0,20 Eur), während der Preis für Gewerbeverbraucher im Bereich 19,35 bis 42,88 Dinar (ca. 0,18 – 0,4 Eur) liegt. Auch bei dieser Dienstleistung liegt das durchschnittliche Preisverhältnis für die Haushalte und Gewerbeverbraucher bei ca. 1 : 2,5. Bei dem Dienstleistungspreis für das Entsorgen und die Behandlung des Abwassers istein Unterschied zwischen den ersten drei und den anderen Städten sichtbar. In den ersten drei Städten funktioniert die Klärananlage und der Preis der Diensleistung Abführung und Klärung des Abwassers ist viel näher dem Trinkwasserpreis für beide Grundkategorien von Nutzern. In Städten, die keine Kläranlage haben, sind die Preise dieser Dienstleistung viel niedriger als der Trinkwasserpreis bzw. durchschnittlich ist das Verhältnis 1 : 3 oder mehr. 31 Die Preisunterschiede zwischen den Städten beider relevanten Tätigkeiten sind, neben den Arbeitskosten, Energie, Verbrauch verschiedener Chemikalien und anderen Faktoren, auch Folge von geografischen Charakteristiken und der Wasserverfügbarkeit. In Gebirgsgebieten kann für die Trinkwasserversorgung und die Abwasserentsorgung das Gravitationsgefälle genutzt werden. Weiterhin besteht die Möglichkeit Trinkwasserspeicher anzulegen. Im Flachland wird das Wasser aus großer Tiefe gewonnen (Grundwasser), wobei es für die Gewinnung größere Pumpenleistung benötigt wird und was insgesamt die Kosten für die Wassergewinnung- und Verteilung verteuert. Dem Dokument „Preise für Wasser und Abwasser“ aus dem Jahr 2009 nach, das von der Geschäftsvereinigung Komdel vorbereitet wurde, sind die Preise für relevante Dienstleistungen in kleineren Städten durchschnittlich um ca. 5% niedriger im Vergleich zu größeren Städten. In den gleichen Unterlagen wurde angemerkt, daß das Preisniveu, das von den Betreibern gewünscht wurde, um ca. 57% höher ist im Vergleich zum aktuellen Niveu, was wiederum bedeutet, daß fast alle Betreiber relevanter Tätigkeiten mit einem bestimmten Verlust arbeiten bzw. dass das Betreiben relevanter Tätigkeiten nach bestehenden Preisen unrentabel ist. Die Preise der relevanten Dienstleistungen sind allerdings in der Mehrzahl der Gemeinden gleich geblieben, obwohl es eigentlich keine formellen Hindernisse mehr für eine Anpassung an die tatsächlichen Bedürfnisse gibt. Die Mehrheit der Gemeindeverwaltungen setzt die Politik niedriger Preise fort, wie auch im Zeitraum von 2005 bis 2011. Damals wurden die Preise für diese Tätigkeiten indirekt seitens der Regierung gesteuert, und zwar aufgrund einer Bestimmung (Amtsblatt RS 6/06 und 108/08). Dieser Bestimmung nach wurden die Dienstleistungspreise für die relevanten Tätigkeiten begrenzt, zusammen mit den Gehältern in den öffentlichen Unternehmen. Als Instrument dieser Begrenzung wurde die Verbindlichkeit genommen, daß alle Betreiber kommunaler Tätigkeiten, so auch der relevanten Tätigkeiten, sich in ihren Jahresplänen an die Richtlinien der Wirtschaftspolitik für Preise, Gehälter und Beschäftigung der Regierung halten müssen, welche jedes Jahr die Preise und die Gehaltsmasse aller Beschäftigten bis zum jährlich projeziertem Inflationsniveu begrenzt hatte. Im Fall, dass sich der einzelne Betreiber nicht an diese Verpflichtung gehalten hat, konnte die Regierung, aufgrund der genannten Bestimmung, den Zahlungtransfer des Gehaltssteuerteils, der eigentlich den Gemeinden gehörte, einstellen. Das Gesetz über die kommunalen Tätigkeiten aus dem Jahr 2011 hat diese Bestimmung und die Begrenzung der Preisbestimmung aufgrund der Wirtschaftspolitikrichtlinie aufgehoben, während die Begrenzung für Gehälter und Anzahl der Beschäftigten bei Betreibern beibehalten wurde. Die Mehrheit der Gemeinden aber hat die Art der Preisgestaltung, wie sie während der Bestimmungszeit galt, beibehalten. Im Augenblick zeigen die lokalen Verwaltungen keine Neigung diese Praxis zu ändern, was das Ergebnis verschiedener Faktoren ist (Wirtschaftskrise, politisches Risiko bei Preiserhöhung u.a.). Doch ist eine Änderung dieser Praxis ausschlaggebend für die Zukunft des Wasser- und Abwassersektors in Serbien. Die Veränderung in der Politikführung der kommunalen Tätigkeiten bei lokalen Gemeindeverwaltungen ist besonders wichtig für relevante Aktivitäten, weil, wie schon erwähnt, die geschätzten Kosten für die Anpassung der relevanten Tätigkeiten mit den europäischen Standards ca. 5,5 Mlrd. Euro betragen. Unter anderem bedeutet das auch, daß die Preise aller kommunalen Dienstleistungen, so auch der relevanten Dienstleistungen, bedeutend steigen müssen und die Sozialpolitik aus diesen relevanten Aktivitäten ausgeschlossen werden muss. 32 2.2 Kommunale Dienstleistungen 2.2.1 Beschreibung der aktuellen Lage Die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung wird in Serbien grundsätzlich von öffentlichen Unternehmen durchgeführt. Ihre rechtliche Stellung wird durch das Gesetz über öffentliche Unternehmen definiert (Amtsblatt der Republick Serbien Nr. 119/12). Ein öffentliches Unternehmen führt eine Tätigkeit von öffentlichem Interesse und von strategischer Wichtigkeit für die Republik Serbien aus. Diese Unternehmen können durch den Staat, durch die autonome Provinz Vojvodina oder durch Gemeinden gegründet werden, abhängig von den entsprechenden Zuständigkeiten. Auch Privatunternehmen können diese Tätigkeiten ausführen, wenn ihnen die entsprechende Zuständigkeit durch den Staat, die autonome Provinz oder Gemeinden zugegeteilt wird. Eine Ausnahme stellt hierbei die Trinkwasserversorgung dar. Lokale Selbstverwaltungen in Serbien sind somit für ein breites Spektrum von öffentlich-kommunalen Dienstleistungen zuständig. Das Gesetz definiert die kommunalen Dienstleistungen wie folgt bzw. ihr Dienstleistungsspektrum umfasst folgendes: Wasserbehandlung und – Verteilung, Behandlung und Entsorgung von Abwasser, Herstellung des Warmwassers und Dampfversorgung, Transport im Stadtverkehr, Müllabfuhr in Städten und Gemeinden sowie Instandhaltung von Mülldeponien, Instandhaltung von Parks und Grünflächen, Straßenreinigung, Einrichtung und Instandhaltung von Friedhöfen. Durchführer dieser kommunalen Dienstleistungen sind also die sogenannten „JKP-s“ (serbisch: „Javna komunalna preduzeca“ – Übersetzung: Öffentlich-kommunale Unternehmen). Nach Angaben des Handelsregisters aus dem Jahr 2011, gibt es ca. 310 solcher Unternehmen. In größeren lokalen Selbstverwaltungen gibt es auch spezialisierte JKP-s, z. B. 50 davon sind aus dem Bereich Wasserwerke und Kanalisation. Im kommunallen Dienstleistungsbereich arbeiten ca. 2,5% aller Beschäftigten im Lande, wobei die JKP Belgrad mit ca. 1/3 an dieser Gesamtzahl partizipiert. Ein durchschnittliches Kommunalunternehmen in Serbien hat ca. 176 Beschäftigte, obwohl einige in Belgrad auch über 2000 haben. Funktionsweise eines öffentlichen Unternehmens Ein öffentliches Unternehmen führt seine Geschäfte auf der Grundlage eines langfristigen und mittelfristigen Entwicklungs- und Arbeitsplans. Diesen Plänen entsprechend erstellen die Unternehmen einen Jahresplan, den sie den Gemeinden spätestens zum 1. Dezember des jeweiligen Vorjahres zur Verabschiedung zustellen müssen. Wenn ein öffentliches Unternehmen in einem Geschäftsjahr einen Gewinn erzielt, wird die Entscheidung über die Verteilung des Gewinns durch den Aufsichtsrat mit Zustimmung der Gemeinde getroffen. Ein Teil des Gewinns wird dem Unternehmensgründer zugesprochen und auf das Bankkonto der Verwaltungsbehörde für öffentliche Einnahmen überwiesen. Das öffentliche Unternehmen kann, mit Genehmigung der Gemeinde, Kapital in andere Kapitalgesellschaften, welche Tätigkeiten von öffentlichem Interesse aber auch andere Tätigkeiten ausführen, investieren. Die Preise von kommunalen Dienstleistungen werden auf Grundlage des Gesetzes über kommunale Tätigkeiten festgelegt. Die Prinzipien sind folgende: „der Verbraucher zahlt“; „der Verschmutzer zahlt“; die Preise sollen die Geschäftsauslagen decken; Einklang mit dem Prinzip der Verfügbarkeit; keine Preisunterschiede zwischen verschiedenen Verbraucherkategorien, außer wenn der Unterschied durch unterschiedliche Kosten für die Sicherstellung der kommunalen Dienstleistungen begründet werden kann. Weitere Prinzipien sind die Geschäftskosten, die Ausgaben für den Bau und die Instandhaltung 33 der kommunalen Infrastruktur und die Beschaffung der Ausrüstung, sowie der Gewinn des Trägerunternehmens der kommunalen Tätigkeit. Die Gemeinde ist dazu verpflichtet, die Entwicklung von Preisen für kommunale Tätigkeiten und insbesondere den Einklang der Preise mit den Grundlagen für Ihre Festlegung zu verfolgen. Um die Verfügbarkeit von kommunalen Dienstleistungen sicherzustellen, kann die Gemeinde Verbraucherkategorien, die subventioniert werden, sowie auch das Ausmaß der Subvention festlegen. Allerdings werden die Optionen, die im Gesetz aufgeführt sind, nicht zur Genüge genutzt, da die Gemeindeverwaltungen in der Regel die Preise von kommunalen Dienstleistungen in ihren Jahresplänen niedrig halten. Die Gemeinde schützt das öffentliche Interesse in öffentlichen Unternehmen durch ihre Zustimmungsbefugnis für alle wichtigen Geschäftsentscheidungen der Unternehmen (z.B. für das Statut, die Verordnung über die allgemeinen Bedingungen der Lieferung von Produkten und Dienstleistungen und die Tarife, die Vergabe von Garantien, Bürgschaften und anderen finanziellen Absicherungen, die Nutzung von wertvollem Unternehmenseigentum, Kapitalinvestitionen, Statusänderungen (Unternehmenszusammenschlüsse etc.) und anderen wichtige Entscheidungen). Dem Gesetz zufolge verwalten öffentliche Unternehmen das Distributionsnetz, die Anlagen zur Wasseraufbereitung, Anlagen zur Behandlung von Abwässern und anderen Anlagen, die für das Funktionieren des Netzes und die Ausführung der entsprechenden Tätigkeit unabdingbar sind. Der Bau der kommunalen Infrastruktur wird größtenteils durch die Gebühr für die Nutzung von Baugrund finanziert. Nach den Änderungen des Gesetzes über Raumplanung und Bau im Jahr 2009, der die Institution des Privateigentums von Baugrund wieder eingeführt hat, soll diese Gebühr durch eine „Kommunalabgabe“ ersetzt werden, die das Immobilieneigentum für Zwecke der Instandhaltung der kommunalen Infrastruktur belasten soll. Die Finanzierung des Baus der kommunalen Infrastruktur ist aktuell, nach den Regeln des Budgetgesetzes, lediglich durch Bankkredite möglich, sowie aus Mitteln, welche durch staatliche Organe, Europäische Fonds und ausländischen Geldgebern zur Verfügung gestellt werden. Aufsicht über die Ausführung von kommunalen Tätigkeiten und Aufsicht der öffentlichen Unternehmen Das Gesetz über kommunale Tätigkeiten schreibt vor, dass die allgemeine Aufsicht über die Einhaltung von Vorschriften von Seiten des ausführenden Unternehmens, der Gründer bzw. die Gemeinde vorzunehmen ist. Für kommunale Tätigkeiten ist das Ministerium für Bau und Urbanismus zuständig. Es beaufsichtigt die Qualität und den Umfang der angebotenen kommunalen Dienstleistungen, die Effizienz der ausführenden Unternehmen, die Preisentwicklung, die Arbeitnehmerzahl und das Niveau an Investitionen in die Instandhaltung und den Bau der kommunalen Infrastruktur und berichtet darüber mindestens einmal pro Jahr gegenüber der Regierung und der Öffentlichkeit. Die Gemeinden und alle Kommunalunternehmen sind dazu verpflichtet, dem zuständigen Ministerium einen Jahresbericht über Ihre Tätigkeiten vorzulegen, sowie auf Anfrage auch Daten und Benachrichtigungen in Bezug auf Ihre Tätigkeiten. Die Inspektionsaufsicht über kommunale Tätigkeiten in Bezug auf die Anwendung staatlicher Vorschriften obliegt dem Inspektorat des Ministeriums für Bau und Urbanismus, während für die Anwendung von Vorschriften das kommunale Inspektorat zuständig ist. Bei Hindernissen im Geschäftsablauf von öffentlichen Unternehmen, kann die Gemeinde Maßnahmen wie den Austausch des Managements und Nominierung eines Krisenmanagements, Änderungen in der internen Organisation, Beschränkungen bei der Nutzung von staatlichem Eigentum und andere Maßnahmen vornehmen. Falls die Auswirkungen dieser Hindernisse Leben und Gesundheit von Angestellten beeinflussen können, und die Gemeinde nicht rechtzeitig entsprechende Konsequenzen zieht, können diese von Seiten der Regierung vorgenommen werden. Wenn diese Auswirkungen eine Folge von Streiks sind, können Maßnahmen wie die Einführung einer Arbeitspflicht und das Engagement von Arbeitnehmern aus anderen öffentlichen Unternehmen und andere Maßnahmen vorgenommen werden. 34 Das Gesetz über öffentliche Unternehmen schreibt eine besondere finanzielle Kontrolle für kommunale Unternehmen vor. Ein öffentliches Unternehmen, welches auf Unterstützung aus dem Budget angewiesen ist oder angewiesen sein will, hat für die Benutzung von Budgetmitteln ein besonderes Programm für die Nutzung dieser Mittel vorzuweisen, das den jeweils zuständigen Behörden (Ministerium für Bau und Urbanismus, Ministerium für Handel, Arbeit, Finanzen und lokale Selbstverwaltung) vorzulegen ist. Obwohl die Aufsicht von öffentlichen Unternehmen detailliert geregelt ist, sind mögliche Geschäftsverluste nicht reguliert. Das Gesetz über öffentliche Unternehmen schreibt lediglich das Recht des Aufsichtsrates vor, mit Zustimmung des Gründers über die Verteilung von Gewinn und die Deckung von Verlust zu befinden. Diese Lücke ist eine direkte Folge der Ambivalenz von öffentlichen Unternehmen. Einerseits sind das Unternehmen, die eine profitorientierte Tätigkeit ausführen, also Marktsubjekte, bei denen lang andauernde Verluste zur Insolvenz führen. Andererseits sind ihre Tätigkeiten für die Funktionsweise von staatlichen und gemeindlichen Behörden notwendig, was sie vom Markt trennt und eine Insolvenz ausschließt, sie also zum Teil des Staatsapparates macht. Die Notwendigkeit dieser Tätigkeiten für die Funktionsweise von staatlichen Behörden ist die Begründung für staatliche Unterstützung, welche die meisten öffentlichen Unternehmen in Serbien in Anspruch nehmen. Ein regelmäßiges Problem in der Geschäftstätigkeit von öffentlichen Unternehmen sind ihre ungenügenden Einnahmen, bzw. im Durchschnitt zu niedrige Preise. Die aktuellen Preise waren unter indirekter staatlicher Kontrolle bis hin zur Verabschiedung des Gesetzes über kommunale Tätigkeiten im Jahr 2011 und wurden in den vergangenen 10 Jahren lediglich um den jährlichen Inflationsbetrag erhöht. Dem neuen Gesetz über kommunale Tätigkeiten zufolge muss nun die Gemeinde die Deckung von Geschäftskosten durch Preise von kommunalen Dienstleistungen beaufsichtigen und hat die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden mit dem Ziel einer effizienteren Funktionsweise von kommunalen Dienstleistungen (Größenvorteile) anzstreben. Die gleiche Verordnung im Gesetz ermöglicht es der Regierung bei Nichterfüllung dieser Ziele den Gemeinden den Transfer von finanziellen Mitteln zu beschränken, die ihnen von einkommenssteuerrechtlicher Seite zustehen. Die Preise von kommunalen Dienstleistungen sollen also in den Zuständigkeitsbereich der Gemeinden zurückkehren, bei gleichzeitiger Einflussmöglichkeit von Seiten der Regierung im Sinne einer Kontrolle des Budgetdefizits. Die Möglichkeit der Preiskontrolle von staatlicher Seite bestätigt in Serbien den ambivalenten Charakter von öffentlichen Unternehmen, bzw. Einschränkungen in der Geschäftstätigkeit auf Basis des Schutzes von öffentlichem Interesse. 2.2.2 Restrukturierung der kommunalen Unternehmen Spezifische Probleme in den Bereichen Wasser und Abwasser, mit denen kommunale Unternehmen konfrontiert sind: • • • • • Hoher Wasserverbrauch im Netz ist die Folge mangelhafter Instandhaltung bzw. es fehlen Mittel zum Ersatz defekter Systemteile, womit auch die Herstellungskosten höher sind und nicht aus den Betriebseinnahmen gedeckt werden können; Wasserauf bereitung bzw. die Versorgungsquellen bedürfen regionaler Lösungen; Netzwerkerweiterungen in ländlichen Gebieten bedürfen großer Investitionen, bei begrenzten Möglichkeiten der Reinvestition durch aktuelle Dienstleistungspreise; Niedrige Preise, ungenügende Erfassung von Verbrauchern und schwierige Zahlungseinforderung sind die Hauptgründe verminderter Einnahmen; Finanzierung einer verhältnissmässig zu großer Zahl von Beschäftigten lässt keinen Spielraum für eine Umleitung von Mitteln auf Instandhaltung und Kapitalinvestitionen; 35 In diesem Zusammenhang wurde im Jahr 2011 ein Vorschlag zur sog. „Strategie der Restruktuierung der JKPs in Serbien“ erstellt und in einem öffentlichen Dialog diskutiert. Leider kam es damals zu keinen Beschlüssen, doch die Thematik ist weiterhin aktuell. In den Empfehlungen dieser Strategie, wie z.B. einer Reform der Eigentums- und Managementstruktur der JKPs, Förderung und Steigerung der Kapitalinvestitionen, Standardisierung und Einführung von Methoden der Tarifgestaltung, sowie Verbesserung der Effizienz der JKPs, wird aber auch die Einbindung des Privatsektors angesprochen. So heißt es, daß der Privatsektor eine wichtige Quelle bei der Finanzierung der Kapitalinvestitionen und des technischen und operativen „know-how“ sein kann. Der Privatsektor kann sich dem Sektor der kommunalen Dienstleistungen durch PPP (public-privat partnership) Projekte anschließen und der rechtliche Rahmen dafür soll förderlich sein. Der Staat soll die Festlegung für die Dienstleistungspreise definieren und ein entsprechendes Gesetz über die Eigentumsrückerstattung für die lokalen Selbstverwaltungen verabschieden. Die Gemeinden können dann selbst entscheiden, wo und in welchen Bereichen sie in PPP Projekte eintreten bzw. diese durchführen wollen. Der Staat sollte nur die entsprechende technische Unterstützung geben und die lokalen Selbstverwaltungenwiederum sollten genügend Kapazität haben, die entsprechenden Vereinbarungen selbst zu schließen. Ein entsprechender Aktionsplan, der den rechtlichen und institutionellen Bedarf definiert, wird erarbeitet werden. 2.3 Gesetzlich-institutioneller Rahmen der Branche 2.3.1 Relevante Gesetze und Vorschriften Die wichtigsten Status- und öffentlich-rechtlichen Vorschriften Das Gesetz über die kommunale Selbstverwaltung (Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 129/07), Das Gesetz über öffentliche Betriebe (Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 119/12), Das Gesetz über öffentliches Eigentum (Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 72/11) (Dieses bestätigt die vollen Eigentumsrechte der Gemeinden gegenüber den öffentlichen Betrieben, die relevante Tätigkeiten ausführen, wenn die Gemeinden ihre Betreiber oder Mehrheitseigentümer sind.) Das Gesetz über Handelsgesellschaften (Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 36/11 Geschäftsführung relevanter Tätigkeiten) und 99/11) (Regelt die auszuführende Das Gesetz über das Haushaltssystem (Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 54/09, 73/10, 101/10 i 101/11) o o Beeinflusst zusammen mit dem System der Rechtsverordnungen die Geschäftsführung der öffentlichen Betriebe als Auszuführende der kommunalen Tätigkeiten, Die Rechtsverordnungen schreiben vor, dass diese Betriebe indirekte Nutzer der Haushaltsmittel sind, über welche die Gemeinde die Verwaltungskontrolle ausübt, womit ihre Geschäftsführung unter allgemeine Pflichten der Haushaltssubjekte geführt wird. 36 o Das Gesetz regelt präzise insbesondere die Bedingungen für das Verfahren und die Subventionsvergabe und andere Formen finanzieller Unterstützung, die Art und Weise der Verwendung dieser Mittel. Das Gesetz über die öffentlich-private Partnerschaft und Konzessionen (Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 86/11) o Das Ziel dieses Gesetzes ist es, Privatinvestitionen zu fördern und zu erleichten und zwar im allgemeinen Interesse. Sein größter Vorteil ist die Ermöglichung der Investitionen im öffentlichen Verbrauch ohne die öffentliche Verschuldung und das Haushaltsdefizit zu erhöhen. Das Gesetz über die öffentliche Anschaffung (Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 124/12) o Das Verfahren der öffentlichen Anschaffung wird unbedingt bei jeder Güteranschaffung, Dienstleistung und Arbeiten, deren geschätzter Wert über 400.000 RSD (etwas weniger als 4.000 EUR) liegt, angewendet. Das Gesetz über den Zugang zu Informationen von öffentlicher Bedeutung (Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 120/04, 54/07, 104/09 und 36/10) Die wichtigsten technischen Vorschriften Das Wassergesetz (Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 30/10) o Drei öffentliche Wasserversorgungsunternehmen sind die am meisten verantwortlichen juristischen Personen in der Wasserverwaltung, während die wichtigste juristische Person das Hydrometeorologische Institut der Republik ist, die den Zustand des Wassers überwacht. Die Verordnung über die Bedingungen der technisch-technologischen Ausstattung, der organisatorischen und personellen Kapazitäten für die Durchführung der Tätigkeiten im Wasserbereich und der Art der Evidenzführung der genehmigten und widerrufenen Lizenzen erlassen (Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 23/12). o Damit man in der Wasserwirtschaft tätig werden kann, ist die Einverständniserklärung des Gesundheitsministeriums und des Ministeriums für Umweltschutz erforderlich. Das Umweltschutzgesetz (Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 135/04 und 36/09), o Es wurde der europäischen Gesetzgebung angepasst. Das Gesetz über die Fluoridierung des Trinkwassers (Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 35/94, 38/94, 25/96 und 101/05), o Schreibt vor, dass öffentliche Betriebe und andere Organisationen, die mehr als 20.000 Einwohner mit Trinkwasser versorgen, verpflichtet sind, das Trinkwasser mit minimalem 37 Fluorinhalt (0,8≤1,2 mg/l) zu gewährleisten. Von Organisationen, die eine Trinkwasserversorgung für weniger als 20.000 Einwohner betreiben, verlangt der Gesundheitsminister eine besondere Art der Sicherstellung des präventiven Zahn- und Gesundheitsschutzes. Andere bedeutende Gesetze aus dem Umweltschutzbereich Das sind Gesetze mit denen die Aarhus-Konvention (Übereinkommen über den Zugang zu Informationen, die Öffentlichkeitsbeteiligung an Entscheidungsverfahren und Anspruch auf Rechtschutz in Umweltangelegenheiten) umgesetzt wird: Das Gesetz über die strategische Einschätzung des Einflusses auf die Umwelt (Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 135/04 und 88/10) Das Gesetz über die Einschätzung des Einflusses auf die Umwelt (Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 135/04 i 36/09). Die Richtlinie über die Bestimmung der Projektliste (Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 114/08) o wichtig für den Bau bestimmter Projekte. Dabei sind Umweltverträglichkeitsprügungen obligatorisch. Die Richtlinie wurde gemäß des Gesetzes über die Einflusseinschätzung erlassen. Das Gesetz über das integrierte Verhindern und Kontrolle der Umweltverschmutzung (Amtsblatt der Republik Serbien Nr. 135/04) Wird entscheidende Bedeutung für den Gewässerschutz und die Prävention von Verschmutzungen haben. Es soll ab 2015 in Kraft treten.Die Verordnung über Immissionsgrenzwerte der Verunreinigungen im Wasser und der Fristen für ihr Erreichen, o Diese Verordnung ermöglicht Serbien die Planung von Lösungen für den erwähnten schlechten Zustand im Bereich der Abwasserreinigung. Die Frage des Grundwassers und der Gefahrenstoffe im Wasser ist überhaupt nicht geregelt. Die Zuständigkeiten hinsichtlich des Gewässerschutzes vor Verunreinigungen ist in Serbien bisher vollkommen unzureichend geregelt.. 2.3.2 Institutioneller Rahmen Die kommunale Ebene der Durchführung relevanter Aktivitäten ist im Gesetz über kommunale Tätigkeiten geregelt. Die Gemeinden und ihre Organe sind am wichtigsten, sowie die öffentlichen Betriebe für die Ausführung der relevanten Tätigkeiten. Die regionale Ebene im Bereich der Durchführung relevanter Aktivitäten ist nicht verbunden mit der regionalen Regierungsebene, die in Serbien so auch nicht existiert. Mit der regionalen Ebene ist die geographische Abdeckung gemeint. Die Grundvorschriften, die die Zuständigkeiten auf dieser Ebene bestimmen, beruhen auf dem Wassergesetz. 38 o Die regionalen Wasserversorgungssysteme sind mit der Wasserwirtschaftlichen Grundlage der Republik Serbien bis zum Jahre 2021 geplant. Es ist der Bau von 16 Regionalsystemen als wichtigste Trinkwasserversorger geplant. Alle regionalen Systeme sind in der Umsetzungsphase, während ihr geplanter Umfang noch nicht ausgebaut ist. Das öffentliche Wasserversorgungsunternehmen Rzav aus Arlije, das fünf Gemeinden (Arlije, Požega, Lučani und Gornji Milanovac und die Stadt Čačak) mit Trinkwasser versorgt, ist aktiv. Regionale Systeme für die Abwasserbehandlung existieren zurzeit nicht, aber der Bau eines solchen Systems in Vrbas für die Gemeinden Vrbas und Kula hat begonnen. Das Gesetz über kommunale Tätigkeiten enthält Regelungen, nach denen die Gemeinde an der Durchführung der kommunalen Tätigkeiten sowie am Bau der Infrastruktur beteiligt werden soll. Die öffentlichen wasserwirtschaftlichen Unternehmen (Serbien Wasser, Vojvodina Wasser und Belgrad Wasser) sind die wichtigsten Träger in der Wasserverwaltung. Auf der regionalen Ebene sind ebenfalls die Institute für die öffentliche Gesundheit wichtig. Die zentrale Ebene – Ministerien o In der jetztigen Organisation werden die hier untersuchten kommunalen Tätigkeiten von 7 Ministerien geregelt (insgesamt gibt es 17 Ministerien): Das Ministerium für Bau und Stadtplanung inspiziert und überwacht die Anlagen der kommunalen Infrastruktur und die Ausführung der kommunalen Tätigkeiten. Das Ministerium für Umweltschutz, Bergbau und Raumplanung hat die weitesten Zuständigkeiten bei der Ausführung der relevanten Tätigkeiten. Im Rahmen dieses Ministeriums, als besonderer Organ, ist die Agentur für Umweltschutz, Das Ministerium für Landwirtschaft, Handel, Forst- und Wasserwirtschaft ist das zuständige Organ für die Wasserverwaltung, Das Ministerium für natürliche Ressourcen, Bergbau und Raumplanung, Das Ministerium für regionale Entwicklung und kommunale Selbstverwaltung, Das Finanz- und Wirtschaftsministerium, Das Gesundheitsministerium. 2.4 Öffentliche Ausschreibungen und Förderung In Serbien sind alle Institutionen, welche aus dem staatlichen Budget finanziert werden, verpflichtet ihre Anschaffungen über öffentliche Ausschreibungen durchzuführen. Die Anschaffung muss im öffentlichen Amtsblatt und in einer lokalen Zeitung (nach freier Wahl) veröffentlicht werden. Hinsichtlich der Tatsache, dass Serbien immer noch kein EU-Mitglied ist, sollte bei Ausschreibungen darauf geachtet werden, dass das serbische Beschaffungsgesetz zur Anwendung kommt. Des Weiteren ist es oft nicht möglich von Vorankündigungen zu erfahren, da diese meist nur bei großen Projekten veröffentlicht werden. Informationen zu Ausschreibungen werden in der Regel 15 Tage vor der Abgabefrist veröffentlicht. Zu Informationen über Ausschreibungen kommt man oft nur durch gute Kontakte mit den öffentlichen Unternehmen. Bei öffentlichen Ausschreibungen werden meistens serbische Firmen um 20% bevorzugt. D.h. ein inländischer Bieter erhält auch dann den Zuschlag, wenn sein Angebot um bis zu 20% teurer ist als die günstigste ausländische Offerte. Um unter den gleichen 39 Bedingungen mitbieten zu können, eröffnen viele ausländische Unternehmen eine Niederlassung in Serbien. Dies gilt vor allem für Infrastrukturprojekte. Weitere Informationen zu Ausschreibungen kann man über das Webportal der serbischen Verwaltung für das Beschaffungswesen erhalten: http://www.ujn.gov.rs/en.html Dieses Gesetz kommt bei internationalen Ausschreibungen multilateraler Finanzinstitutionen (Weltbank, EBRD, etc.) jedoch nicht zum Einsatz. International finanzierte Projekte unterliegen nicht dem serbischen Gesetz für öffentliche Ausschreibungen und sind daher von größerem Interesse für deutsche Unternehmen. Die Projekte werden außerdem rechtzeitig mittels so genannter „Forecasts“ angekündigt. Die internationale Gemeinschaft und internationale Finanzinstitute finanzieren bzw. fördern verschiedene Bereiche in Serbien. Für Finanzierungen im Bereich der Wasserver- und –entsorgung halten die folgenden Institutionen Förderprogramme bereit: Serbische Regierung – Nationaler Investitionsplan (NIP), Europäische Investitionsbank (EIB), KfW Bank – Darlehen für kommunale Infrastruktur und für Wasserwirtschaft, EU – Instrument of Pre-Accesion (IPA), jährlich 200 Mio. Euro. 2.5 Profile relevanter Institutionen Wissenschaftliche Einrichtungen Institut „Jaroslav Černi“ Adresse: Jaroslava Černog 80 PLZ / Stadt: 11226 Pinosava, Beograd Telefon: +381 11 3906484 Internet: http://www.jcerni.org/index.php?lang=sr Ansprechperson: Dušan Đurić Funktion: Leiter des Instituts für Wasserversorgung, Kanalisation und Wasserschutz E-Mail: [email protected] Fakultät für Geologie und Bergbau der Universität in Belgrad, Lehrstuhl für Hydrogeologie Adresse: Đušina 7 PLZ / Stadt: 11000 Beograd Telefon: +381 11 3219-125 Internet: http://www.rgf.bg.ac.rs/profesor.php?menu=about&id=2225&lang=sr Ansprechpartner: Prof. Dr. Dušan Polomčić Funktion: Leiter des Lehrstuhl für Hydrogeologie E-Mail: [email protected] 40 Staatliche Institutionen Ministerium für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Wasserwirtschaft der Republik Serbien Direktorat für Wasserwirtschaft Adresse: Bulevar umetnosti 2a PLZ / Stadt: 11070 Beograd Telefon: +381 11 2134903 Internet: http://www.rdvode.gov.rs/?menu_id=65# Ansprechpartner: Dragana Milovanović Funktion: Abteilungsleiterin, Abteilung für strategische Planung und internationale Zusammenarbeit im Wasserbereich E-Mail: [email protected] Ministerium für Bau und Urbanismus der Republik Serbien Inspektorat für kommunale Angelegenheiten Adresse: Nemanjina 22-26 PLZ / Stadt: 11000 Beograd Telefon: +381 11 3614652 Internet: http://www.mgu.gov.rs/ Ansprechpartner: Miloje Vojinović Funktion: Leiter des Inspektorats für kommunale Angelegenheiten Ministerium für regionale Entwicklung und lokale Selbstverwaltung der Republik Serbien Abteilung für regionale Entwicklung Adresse: Vlajkovićeva 10 PLZ / Stadt: 11000 Beograd Telefon: +381 11 3334110 Internet: http://www.mrrls.gov.rs/ E-Mail: [email protected] Ministerium für Energie, Entwicklung und Umweltschutz Agentur für Umweltschutz Adresse: Ruže Jovanovića 27a PLZ / Stadt: 11000 Beograd Telefon: +381 11 2861080 Internet: http://www.sepa.gov.rs/ E-Mail: [email protected] 41 Wirtschaftskammern und Verbände Inter-Institutional Professional Network in Water Sector of Serbia - IPM Adresse: Ul.13.oktobra br 7 PLZ / Stadt: 35230, Ćuprija Telefon: +381 11 3943064, +381 63 442535 Internet: www.ipm.org.rs Ansprechpartner: Aleksandar Krstić Funktion: Leiter E-Mail: [email protected] Verband für Wassertechnologie und Sanitärtechnik - UTVSI Adresse: Sinđelićeva 21 PLZ / Stadt: 11000, Belgrad Telefon: +381 11 2442228, +381 64 2181711 Internet: http://www.utvsi.com/ Ansprechpartner: Tomislav Slavković Funktion: Leiter E-Mail: [email protected] Wirtschaftskammer Serbiens Verband für kommunale Tätigkeiten Adresse: Resavska 13-15 PLZ / Stadt: 11000, Belgrad Telefon: +381 11 3300975, +381 66 8751120 Internet: http://www.pks.rs/Default.aspx Ansprechpartner: Tatjana Ercegović-Petrić Funktion: Verbandssekretärin E-Mail: [email protected] NALED Adresse: Makedonska 30/VII PLZ / Stadt: 11000, Belgrad Telefon: +381 11 3373063, +381 63 1075173 Internet: http://www.naled-serbia.org/index.php Ansprechpartner: Violeta Jovanović Funktion: Geschäftsführerin E-Mail: [email protected] 42 Central European Development Forum - CEDEF Adresse: Zorza Klemensoa 13 PLZ/ Stadt: 11000, Belgrad Telefon: +381 11 3036 133, 3036 134 Internet: www.cedeforum.org Ansprechpartner: Frau Vesna Markovic Funktion: Projekt Manager E-Mail: [email protected] Finanzinstitutionen Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung EBRD Adresse: Bulevar Zorana Đinđica 64a PLZ/ Stadt: 11070, Belgrad Telefon: +381 11 2120 873 Fax: +381 11 2120 534 Internet: http://www.ebrd.com/pages/country/serbia.shtml Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) – Büro Belgrad Adresse: Brzakova 20 PLZ/ Stadt: 11000 Belgrad Telefon/ Fax : +381 11 3698122 Internet: www.kfw-entwicklungsbank.de/serbia Ansprechpartner: Jürgen Welschof Funktion: Geschäftsführer E-Mail: [email protected] Weltbank – Büro Belgrad Adresse: Bulevar Kralja Aleksandra 86 PLZ/ Stadt: 11000, Belgrad Telefon: +381 11 3023700 Internet: http://www.worldbank.org/en/country/serbia Ansprechpartner: Frau Vesna Kostic Funktion: Außendienstmitarbeiter E-Mail: [email protected] Municipal Infrastructure Support Programme – MISP Adresse: Šumatovačka 3a PLZ/Stadt: 11000, Belgrad Telefon: +381 11 2405789 Internet: http://www.misp-serbia.rs/?lang=sr E-Mail: [email protected] 43 2.6 Geschäftschancen und Empfehlungen für deutsche Unternehmen in Serbien Die bevorstehende Reform im Sektor der Kommunaltätigkeiten, die vor allem bedeutend für den Wasser- und Abwassersektor sein und unter anderem auch zu Zusammenschlüssen von Unternehmen führen wird (die Dienstleistungen werden dann von einem Unternehmen in mehreren Gemeinden angeboten), könnte für die deutschen Unternehmer sehr interessant sein. Serbien muss tragfähige Konzepte zur Verbesserung der Wasserwirtschaft verwirklichen, um eine Basis für die wirtschaftliche Entwicklung zu legen. Besonders im Lichte der anstehenden EU Beitrittsgespräche Serbiens, müssen bei der Realisierung der Projekte EU Vorschriften und Standards erfüllt werden. Die Wasserwirtschaft ist in einem desolaten Zustand und Ergebnis einer jahrzehntelangen Vernachlässigung: Wartung, Instandhaltung und Neuinvestitionen wurden nicht durchgeführt. Große Chancen für deutsche Unternehmen bieten sich im Bereich der Trinkwasserversorgung und zwar bei der Zulieferung von Rohren, Mess- und Regelsystemen, wie auch der Ausrüstung für Instandhaltung und Wartung von Netzen. Ebenfalls besteht großer Bedarf an „Effizienterer Ressourcennutzung“ bzw. dem „Know-How-Transfer“ in diesem Bereich. Die Abwasserentsorgung entspricht nicht den europäischen Standards, ist in weiten Teilen des Landes nicht vorhanden und muss spätestens bis zum anvisierten EUBeitritt ausgebaut und komplett neu organisiert werden. Im Bereich der Abwasserentsorgung und Aufbereitung sind die zwei größten Städte, Belgrad und Novi Sad, immer noch ohne einer Kläranlage. Die Industrie tätigt bereits Investitionen, um die gesetzlichen Normen zu erfüllen. Für deutsche Unternehmen bieten sich sehr gute Möglichkeiten im Vorfeld der geplanten Umstrukturierungen, möglicher Ausschreibungen, eigene Produktlösungen einzubringen und im Rahmen der Ausschreibung durchzusetzen. Deutsche Unternehmen erhalten Informationen über den Beschaffungsbedarf und haben die Möglichkeit konkrete Kontakte mit den serbischen Entscheidungsträgern herzustellen, aus denen sich Geschäftsbeziehungen entwickeln können. Deutsche Technologien und Ausrüstungen sind in Serbien hoch im Kurs – sehr geschätzt wird die Brandmarke „MADE IN GERMANY“. Die Tatsache, dass die technologischen Standards in der serbischen Industrie schon seit den Zeiten des ehemaligen Jugoslawiens sehr stark an deutsche Standards angelehnt sind, und dass der Maschinen- und Anlagenpark, sowie auch die technische Ausrüstung von deutschen Produkten dominiert wird, stellt einen wichtigen Vorteil für den Markteinstieg weiterer deutscher Technologie-Anbieter in Serbien dar. Diese jahrzehntelange Verbundenheit erleichtert auch die Annäherung der serbischen Standardsetzung an die EU-Standards. Die Märkte sind derzeit noch nicht aufgeteilt und es bieten sich noch gute Möglichkeiten langfristige Strategien umzusetzen. Nur im direkten Kontakt mit den verantwortlichen Vertretern der serbischen Unternehmen, Institutionen und Behörden können aktuelle Projektprioritäten in Erfahrung gebracht werden (Projektfrühinformationen). 44 MONTENEGRO 1. Überblick über Politik und Wirtschaft in Montenegro Montenegro ist eine Republik an der südöstlichen Adriaküste in Südosteuropa. Sie grenzt an Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Serbien, Albanien sowie an den (völkerrechtlich umstrittenen) Kosovo. Montenegro hat etwa 620.000 Einwohner und ist flächenmäßig etwas kleiner als Schleswig-Holstein. Die Republik gehörte fast 90 Jahre zu Jugoslawien und bildete später einen Staatenbund mit Serbien, wobei Montenegro über eine weitgehende Autonomie verfügte, die sukzessive erweitert wurde. Am 03. Juni 2006 erklärte Montenegro seine Unabhängigkeit und trat aus der Staatenunion mit Serbien aus. Dem vorausgegangen war ein Referendum, in dem 55,5 Prozent der Wahlbeteiligten für die Unabhängigkeit stimmten. 1.1. Politischer Hintergrund Am 6. April 2008 fanden die ersten Präsidentschaftswahlen seit der Unabhängigkeit statt. Wahlsieger wurde der bisherige Amtsinhaber Filip Vujanović. Er wurde am 7. April 2013 wiedergewählt. Am 19. Oktober 2007 wurde erstmals seit 1905 wieder eine Verfassung für einen unabhängigen montenegrinischen Staat beschlossen und drei Tage darauf feierlich verkündet. Ihr Beschluss war einer der wichtigsten Punkte, die dem Balkanstaat von europäischer Seite für eine weiterführende Integration in die euro-atlantischen Strukturen auferlegt worden war. Sie regelt nicht nur den Gebrauch der Amtssprachen, sondern entflechtet auch die Probleme um die doppelte Staatsangehörigkeit der Bewohner zu Montenegro bzw. Serbien. Seit der Unabhängigkeit bemüht sich Montenegro um die Aufnahme in die Europäische Union. Als erster Schritt wurde dazu am 15. Oktober 2007 ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA) mit der EU unterzeichnet. Am 15. Dezember 2008 wurde offiziell die Bewerbung um eine EU-Mitgliedschaft durch den montenegrinischen Premierminister Milo Đukanović in Brüssel eingereicht. Nachdem im November 2010 die Europäische Kommission Grünes Licht bzgl. des Kandidatenstatus des Landes gegeben hatte, stimmten am 17. Dezember 2010 die europäischen Staats- und Regierungschefs zu, Montenegro den Kandidatenstatus zu verleihen. In ihrem jährlichen Fortschrittsbericht zu den Kandidatenländern vom 12. Oktober 2011 schlug die EU-Kommission vor, Beitrittsverhandlungen mit Montenegro aufzunehmen. Für einen EU-Beitritt müsste Montenegro jedoch seine Reformen vorantreiben, die Pressefreiheit stärken und sich um bessere Zusammenarbeit in der Balkan-Region bemühen. Außerdem bemüht sich Montenegro um eine Aufnahme in die NATO. Auf dem Gipfeltreffen der Staatsund Regierungschefs der NATO-Mitgliedstaaten im April 2008 in Bukarest wurde die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit Montenegro beschlossen und am 3. Dezember 2009 erklärten die Außenminister der NATO-Mitgliedstaaten bei ihrem Treffen in Brüssel Montenegro offiziell zum 45 Beitrittskandidaten, nannten jedoch noch kein mögliches Beitrittsdatum. Das Land hat die Mitgliedschaft bis 2014 anvisiert. Die vorzeitigen Parlamentswahlen im Oktober 2012 brachten die Rückkehr von Milo Djukanović als Premierminister. Djukanović bestimmt seit über zwei Jahrzehnten wechselnd als Premier und Präsident die Geschicke des Landes und hatte sich Ende 2010 von seinen Funktionen zurückgezogen, das Amt des Parteivorsitzenden der regierenden DPS aber behalten. Mit dem Wahlsieg kehrt Djukanović wieder in das politische Rampenlicht zurück. In den Präsidentschaftswahlen im April 2013 konnte sich der Amtsinhaber und Djukanović-Vertraute Filip Vujanović knapp behaupten. Seitens der Opposition wurde speziell die Präsidentschaftswahl bzw. deren Stimmauszählung allerdings als intransparent kritisiert. 1.2. Wirtschaft, Struktur und Entwicklung Montenegro ist seit der Erklärung der Unabhängigkeit im Jahr 2006 Mitglied der Vereinten Nationen, der Weltbank, des Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Seit April 2012 gehört das Land der WTO an. In den ersten beiden Jahren nach der Unabhängigkeit 2006 verzeichnete Montenegro einen regelrechten Wirtschaftsboom mit Zuwachsraten von bis zu 8,7 Prozent des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) jährlich. Dies lag sowohl an den in das Land fließenden ausländischen Direktinvestitionen als auch am rasanten Ausbau des Tourismus und des Bausektors. Die Küstenregion erlebte einen regelrechten Investitionsboom. Russische Staatsbürger benötigen für Montenegro kein Visum. Auch deshalb investierten russische Unternehmer viel Geld in den Ausbau von Hotels und Appartements. 2012 konnte Montenegro nur ein schwaches Wachstum von ca. 0,3 Prozent erreichen. Für 2013 geht der IWF von einem Plus von 1,5 Prozent aus. Die Arbeitslosigkeit im Land liegt offiziell bei etwa 19 Prozent, wobei es einen großen informellen Arbeitsmarkt gibt. Der Durchschnittslohn liegt etwa bei 240 Euro im Monat (Stand: 2012). Die wichtigsten Wirtschaftszweige Montenegros liegen in den Bereichen Dienstleistungen (Tourismus) mit 70 Prozent. Das Land verfügt über Vorkommen an Braunkohle, Bauxit, Erdöl und Erdgas. Hauptexportgüter sind Aluminium und landwirtschaftliche Erzeugnisse. Die Exporte lagen 2012 bei 11,6 Prozent des BIP. Aluminium, Stahl und Treibstoff machten dabei rund 70 Prozent aller Exporte aus. Montenegro führt seine Erzeugnisse in erster Linie nach Kroatien, Serbien, Slowenien, Deutschland, und Italien aus. Die Europäische Union ist mit rund 40 Prozent Hauptexporteur von Montenegro. Hauptlieferländer sind dabei Italien, Deutschland, Slowakei und Griechenland. Die Republik importiert in erster Linie Maschinen und Fahrzeuge, Brennstoffe und Mineralöle, Nahrungsmittel sowie chemische Erzeugnisse. Russland konzentriert sich primär auf den Immobiliensektor. Montenegros Wirtschaft wird durch ein relativ hohes Außenhandelsdefizit belastet (ca.1,4 Milliarden Euro). Der Tourismus soll auch zukünftig Schwerpunkt der montenegrinischen Wirtschaft sein. Dazu sind hohe Investitionen in Hotelbau und Infrastruktur (vor allem Straßen/Autobahnbau) sowie Wasserversorgung notwendig. Des Weiteren sollen große Investitionen im Energiesektor getätigt werden. Geplant sind der Bau von Wasserkraftwerken sowie konventionellen Kraftwerken. Auch mehrere Windparks sollen in den nächsten Jahren mit Hilfe ausländischer Investoren gebaut werden. Die Wiederherstellung der Energieversorgung des Landes war das wichtigste Ziel der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit in den ersten Jahren nach den Balkankriegen in den 1990er Jahren. 46 Mittlerweile verlagert sich die Zusammenarbeit dahingehend, eine ökologisch nachhaltige Energieproduktion und die Steigerung der Energieeffizienz zu erreichen. So werden beispielsweise mit deutscher Hilfe die Wasserkraftwerke Perucica und Piva modernisiert. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung der Küstenregion, da dies eine unverzichtbare Voraussetzung für den Tourismus darstellt. Bereits seit 2003 besteht eine bilaterale Zusammenarbeit auf diesem Gebiet. Wirtschaftskennzahlen13: 2011 2012 2013e 2014e 2,5 -0,6 1-2 2,0 19,5 18,1 18,9 3,1 4,1 3,0 3,3 Arbeitslosigkeit (%) 19,7 20,0 20,0 20,0 Exporte (Mio. EUR) 477 367 - - Importe (Mio. EUR) 1783 1820 - - Zinsen % 10,0 8,0 - - BIP real (%) Investitionen in % BIP Inflation (%) Nach zwei Rezessionen (2009 und 2012) versucht Montenegro 2013 wieder auf einen leichten Wachstumspfad von 1-2% zurückzufinden. Die Staatsverschuldung ist mit 51% des BIP vergleichsweise niedrig, im Vergleich zu den Vorjahren (2008 stand man auf 29%) aber deutlich gestiegen. Selbiges trifft auch auf das Budgetdefizit (2012 bei -6%) zu. Für 2013 werfen strukturelle Probleme und der weitere Verlauf der EU-Konjunktur Fragezeichen auf die montenegrinische Wirtschaft. Der montenegrinische Außenhandel ist chronisch defizitär. Exporten i.H. von EUR 367 Mio. stehen 2012 Importe i.H. von EUR 1.820 Mio. gegenüber. Die montenegrinischen Exporte werden von den Hauptexportprodukten Aluminium und Strom dominiert. Über 40% des montenegrinischen Exportes wird mit Aluminium aus einem einzigen Betrieb, dem verstaatlichten Werk KAP in Podgorica, erzielt. Das besagte Werk kann aufgrund von veralteten Produktionsmethoden und hohem Strombedarf nur durch staatliche Unterstützung am Leben erhalten werden. KAP konsumiert ca. 30% des montenegrinischen Stroms und hat EUR 350 Mio. Schulden, was in etwa einem Drittel des BIP des Landes entspricht. KAP steht nicht nur für den o.e. Großteil der montenegrinischen Exporte, sondern ist auch ein wichtiger Arbeitgeber. Aktuell soll ein neuer Investor gefunden werden - im November 2012 wurde als möglicher Interessent die türkische Tosyali-Gruppe sowie die deutsche HGL genannt, im Januar 2013 machten Gerüche über einen Einstieg von polnischen Investoren die Runde. Ende Dezember 2012 wurden Streitigkeiten zwischen den russischen Drittel-Anteilsvertretern (Oleg Deripaska) im KAP-Management und den montenegrinischen Staat (ebenfalls Dritteleigentümer) über einen möglichen kompletten Produktionsstopp publik, nachdem die Produktion im Oktober schon auf die Hälfte zurückgefahren worden war. 13 Quellen: WIIW, Monstat, Montenegrin. Nationalbank, EIU 47 Mit der (von der Opposition als intransparent kritisierten) Teilprivatisierung des staatlichen Energiemonopols EPCG, das 2009 an den italienischen Energiekonzern A2A verkauft wurde, haben Italien und Montenegro eine Vereinbarung zur Verlegung eines 300 Kilometer langen Stromkabels zwischen der italienischen Hafenstadt Pescara und der Stadt Bar in Montenegro bis zum Jahr 2015 getroffen. 2010 konnte Montenegro erstmals Strom exportieren. Montenegro profitiert dabei davon, dass Italien beim Erreichen seiner CO2-Ziele 2020 auf den Zukauf von Strom aus erneuerbaren Quellen aus anderen Ländern angewiesen ist. A2A hat 2011 allerdings auf die Option verzichtet, EPCG ganz zu übernehmen. Als neuer Player auf dem montenegrinischen Strommarkt wird der chinesische Anlagenbauer Gezhouba genannt, der mit chinesischer Finanzierung den zweiten Kohlekraftwerksblock „Pljevlja“ mit 200 MW Leistung bauen will. Ein wichtiger BIP-Aktivposten ist der montenegrinische Tourismus. Montenegro wird mit dem Slogan „wild beauty“ international beworben und generiert je nach Berechnungsart ca. 15-20% seines BIPs direkt und indirekt durch Tourismus. Das Ziel dabei ist, sich als „Monaco des Balkans“ zu positionieren, wobei die generelle Infrastruktur dem Ziel noch etwas hinterherhinkt. Bei dem Vorzeigeprojekt „Porto Montenegro“ in Tivat, einem u.a. vom kanadischen Milliardär Peter Munk investierten und von der österreichischen Baufirma Strabag gebauten Luxusressort mit Anlegeplätzen für Superyachten von über 100 Metern Länge wurden die ersten Ausbaustufen erfolgreich eröffnet. Im Mai 2013 erfolgte der Startschuss für ein weiteres Tourismus-Vorzeige-Großprojekt (Luštica Bay durch die Orascom-Gruppe). Der Tourismus selbst spielt sich überwiegend im Sommer und in der Küstenregion ab, der deutlich weniger entwickelte Norden des Landes hat vom Tourismus noch kaum profitieren können. Der Tourismussaison 2012 verlief erfreulich: Montenegro konnte um 4,8% mehr Ankünfte und 4,3% mehr Nächtigungen gegenüber der Vorjahresperiode verzeichnen. Die Mehrheit der Gäste kam dabei aus Serbien (27%) sowie aus Russland (23%). Inflation gestiegen: Die Teuerungsrate, die 2010 krisenbedingt auf ein Rekordtief zurückging, hat sich im Jahr 2012 durch Preissteigerungen bei Strom sowie Lebensmitteln (Dürreperiode im Sommer) auf 4,1% beschleunigt. Die Arbeitslosigkeit betrug Anfang Juni 2013 offiziell 13,5%, wird aber von IWF und WIIW bei über 20% gesehen. Die Kreditvergabe der Banken ist gebremst, was auch mit der Neubewertung der Immobilien nach dem Ende des Grundstücksbooms sowie der deutlich gestiegenen Kreditausfallsrate zu tun hat. Montenegro hat bisher auf Unterstützung durch den IWF verzichtet. Der IWF sieht momentan keine Notwendigkeit für ein precautionary agreement, hat der montenegrinischen Regierung aber neben Kürzungen bei Löhnen und Renten empfohlen, die Mehrwertsteuer von 17% auf 19% zu erhöhen, um die zu hohe Ausgabendynamik (u.a. für fällig werdende Staatsgarantien und sonstige Zahlungen für das Aluminiumwerk KAP) zu kompensieren. Ende Mai 2013 wurde diese Erhöhung in die Tat umgesetzt, nachdem Anfang 2013 bereits Einkommenssteuererhöhungen für Besserverdiener in Kraft getreten waren. 1.3. Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Montenegro Im Vordergrund der deutschen und europäischen Politik gegenüber Montenegro steht die Unterstützung für den politischen und wirtschaftlichen Reformkurs im Rahmen der EU-Annäherung. Nach dem demokratischen Umbruch im Jahre 2000 wurde die entwicklungspolitische Zusammenarbeit (EZ) zunächst mit der Staatenunion Serbien und Montenegro aufgenommen. 48 Nach der Unabhängigkeit Montenegros im Juni 2006 wurde die EZ mit beiden Ländern fortgesetzt. Mit Montenegro wurde eine gute und erfolgreiche entwicklungspolitische Zusammenarbeit etabliert und Deutschland wurde zum größten bilateralen Geber. Schwerpunktbereiche der EZ: • • • Förderung von öffentlicher Infrastruktur, insbesondere im Energiesektor und bei der Trinkwasserund Abwasserentsorgung Tourismusentwicklung Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen Mit dem Stipendienprogramm der Deutschen Wirtschaft für den Westbalkan bietet der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft jungen Nachwuchskräften aus Montenegro die Möglichkeit, im Rahmen von Berufspraktika in deutschen Unternehmen Erfahrungen zu sammeln. Das Programm ist eine gemeinsame Initiative mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Aufgrund des Kurses einer Integration in internationale Strukturen gestaltete sich die Zusammenarbeit Montenegros mit dem Ost-Ausschuss im Jahr 2012 und 2013 intensiv. Am 31. Mai 2012 fand in Pržno an der montenegrinischen Küste erstmals ein Montenegrinisch-Deutsches Wirtschaftsforum statt. Aus Deutschland reisten mehr als 40 Vertreter von Unternehmen, Verbänden und aus der Politik an. Die Initiative für das Wirtschaftsforum ging von der montenegrinischen Regierung und der montenegrinischen Handelskammer aus. Der Ost-Ausschuss war gemeinsam mit der Delegation der Deutschen Wirtschaft in Serbien und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie sowie der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) als Partner an der Organisation beteiligt. Insgesamt folgten mehr als 200 Vertreter von deutschen und montenegrinischen Unternehmen sowie Vertreter aus der Politik und von Verbänden der Einladung zu diesem Wirtschaftsforum, das durch den damaligen montenegrinischen Premierminister Igor Lukšić eröffnet wurde. Ziel war die Intensivierung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und die Vorstellung von Investitionsprojekten. Im Mittelpunkt standen dabei vier Wirtschaftsbereiche, in denen besonders gute Chancen für eine wirtschaftliche Zusammenarbeit gesehen werden: Energie und Energieeffizienz, die Entwicklung von Infrastruktur, Tourismus und Finanzen. Im weiteren Verlauf des Jahres intensivierte sich der Austausch zwischen Ost-Ausschuss und der montenegrinischen Regierung. Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Rainer Lindner war mehrfach vor Ort und traf neben dem montenegrinischen Premierminister wiederholt Staatspräsident Filip Vujanović. Dieser wiederum war Ehrengast bei der 60-Jahrfeier des Ost-Ausschusses im Oktober 2012. Laut einer Mitteilung des Deutschen Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie erreichte das Handelsvolumen im vergangenen Jahr (2012) einen Wert von 104,14 Millionen Euro. Deutschland hat im Jahr 2012 Waren im Wert von 32,25 Millionen Euro aus Montenegro importiert wobei sich das Exportvolumen nach Montenegro auf 71,90 Millionen Euro belief: 49 Warenaustausch Deutschland – Montenegro von 2006 bis Juli 2013 BMWi, EB3 In Mio. Eur In Mio. Eur Veränd. z. Vorjahr in % In Mio. Eur In Mio. Eur Veränd. z. Veränd. z. Ausfuhr nach Saldo Vorjahr in % Vorjahr in % Montenegro Montenegro Einfuhr aus Montenegro Jahr Umsatz 2006 73,06 2007 107,06 46,5 5,63 41,3 101,42 46,8 95,79 2008 156,54 46,2 6,20 10,1 150,33 48,2 144,13 2009 78,34 -50,0 3,94 -36,5 74,40 -50,5 70,46 2010 65,52 -16,4 5,27 33,8 60,24 -19,0 54,97 2011 78,07 19,2 16,88 220,1 61,19 1,6 44,31 2012 104,14 33,4 32,25 91,0 71,90 17,5 39,65 2013* 61,52 -40,9 18,62 -42,3 42,90 -40,3 24,27 3,99 69,08 65,09 * Von Januar 2011 bis Juli 201314 Deutsche Direktinvestitionen in Montenegro (Netto, in Mio. Euro) von 2002 bis 201215: Jahr 14 15 Investitionsvolumen 2002 20,9 2003 5,5 2004 7,8 2005 5,1 2006 26,9 2007 40 2008 21,5 2009 17,7 2010 11,2 2011 8,1 2012 14,6 Gesamt 179,3 Quelle: StBuA, Länderverzeichnis für die Außenstatistik Quelle: Zentralbank Montenegros 50 1.4. Investitionsklima und – Förderung in Montenegro Dank der Tatsache, dass der Euro die offizielle Währung Montenegros ist, dem wettbewerbsfähigen Steuersystem, dem ständig geförderten Arbeitsklima und dem freien Kapitaltransfer, stellt Montenegro ein gutes Geschäftsumfeld in diesem Teil Europas zur Verfügung. Außerdem kann der Hafen in Bar als eine sinnvolle Verbindung von verschiedenen Arten von Handelsprozessen zwischen Montenegro und Europa betrachtet werden. Im Laufe der Jahre erreichte Montenegro einen riesigen Fortschritt, der sich im gestiegenen Einkommen pro Kopf, der Minderung der Armut, dem Fortschritt in strukturellen Reformen und der Vorbereitung für den EU-Beitritt und die NATO widerspiegelt. Seit 2003 hat Montenegro sein Bruttosozialprodukt je Einwohner verdreifacht, von 2400 auf 7160 Dollar im letzten Jahr. Montenegro nimmt heute den 51. Platz laut Maßstab der Qualität des Arbeitsklimas der Weltbank an. Somit ordnet sich Montenegro unter die 25% der führenden Weltwirtschaften nach der Qualität des Arbeitsklimas ein. Um das wirtschaftliche Wachstum, die Beschäftigung und die Investitionen in den nächsten Jahrzehnten zu beschleunigen, muss sich Montenegro schneller in Richtung einer wirtschaftlichen, auf Produktivität basierenden Politik umorientieren, die das Wissen, die Fertigkeiten und die Stabilität des fiskalen und finanziellen Sektors fördert. Ein große Anzahl von direkten Fremdinvestitionen, die Montenegro in letzter Zeit gewonnen hat, ist in den Immobilienbereich geflossen und nicht in den Green-Field-Bereich oder in den Bereich der produktiven Investitionen. Dadurch wird Montenegros reale und relative Investitionsatraktivität in Immobilien im Vergleich zu der Produktion und Geschäftstätigkeit widergespiegelt. Deshalb nutzten die internationalen Unternehmen Montenegro weder als Produktionsstätte, Forschungs, Informations-, Entwicklungs-, Transport- noch als Speditionszentrum gerne. Die Außenwahrnehmung und die Attraktivität Montenegros kann durch strengere Reformen geändert werden. Montenegro ist im Wettbewerb mit vielen anderen Investitionsstätten in der Region, die internationalen Unternehmen wählen die Länder aus, in denen Investitionen am schnellsten zu der unpolitischen und effektiven wirtschaftlichen Tätigkeit führen. Diese Unternehmen können einen großen Vorsprung für die schnellere Verbindung Montenegros mit dem Außenhandel und den neuen Erkenntnissen sein, welche unentbehrlich für den wirtschaftlichen Wettbewerb in der modernen Welt sind. Montenegro hat 2002 den Euro als Währung eingeführt, ohne Teil der Eurozone zu sein. Damit ist das Land bei der Regulierung seiner Kapitalflüsse auf ausländische Investitionen, den Export von Gütern, Einnahmen aus dem Tourismus sowie Überweisungen der montenegrinischen Diaspora angewiesen. Seit dem Rekordjahr 2009 waren die Auslandsinvestitionen deutlich zurückgegangen. 2012 wurde aber eine Trendumkehr geschafft und Montenegro verzeichnete mit Auslandsinvestitionen in Höhe von EUR 454 Mio. ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 16,6%. 51 Ausländische Direktinvestitionen in Montenegro (Netto, in Mio. Euro) von 2007 bis 2012:16 16 Jahr Nettozufluss pro Jahr 2001 4,7 2002 76,4 2003 43,8 2004 52,6 2005 392,7 2006 644,3 2007 1008 2008 832 2009 1068 2010 643 2011 378,6 2012 454 Quelle: Zentralbank Montenegros 52 1.5. Stärken-Schwächen Analyse 2. Wasser und Abwasser in Montenegro: Branchenüberblick 2.1 Marktsituation und Struktur Gemäß dem Gesetz über die lokale Selbstverwaltung regelt und gewährleistet die Gemeinde, bzw. die Einheit der lokalen Selbstverwaltung die Tätigkeit und Entwicklung von kommunalen Dienstleistungen, die Instandhaltung von kommunalen Objekten und die kommunale Ordnung, was auch Tätigkeiten in Bezug auf Wasserversorgung und Abwasserentsorgung umfasst. Auf diese Weise legen die Gemeinden, unter Berücksichtigung eigener Besonderheiten und Bedürfnisse, die Art und Weise der Organisation und Funktionsweise kommunaler Tätigkeiten fest. Die aktuellen Gesetze ermöglichen die Ausführung kommunaler Tätigkeiten durch Gesellschaften, welche von der Gemeinde gegründet werden, aber auch durch externe Gesellschaften und Unternehmer auf Grundlage von besonderen Verträgen. In Montenegro sind aktuell die Gemeinden Gründer und Träger öffentlicher Gesellschaften, denen in Gründungsbeschlüssen die Tätigkeiten der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung zugewiesen wurden. In 15 Gemeinden werden diese Tätigkeiten von spezialisierten Unternehmen ausgeführt, während in sechs, vor allem kleineren, Gemeinden diese Tätigkeiten von gemischten Unternehmen ausgeführt werden, die auch andere kommunale Tätigkeiten ausführen. Da es sich hierbei um Tätigkeiten handelt, welche die Eigenschaften eines natürlichen Monopols aufweisen, sind im Entwurf für das neue Gesetz über kommunale Tätigkeiten öffentlichte Ausschreibungen für die Wahl des kommunalen Dienstleisters vorgesehen, welche marktgerechte Geschäftsbedingungen sicherstellen sollen. 53 2.1.1 Wasserversorgung Die gewonnenen und übernommenen Wassermengen in Montenegro betrugen im Jahr 2011 109.449 Tsd. m3, was einem Anstieg von 2,7% im Vergleich zum Jahr 2008 darstellt. Die gelieferten Wassermengen betrugen im Jahr 2011 49.677 Tsd. m3, was einem Rückgang von 0,3% im Vergleich zum Jahr 2008 darstellt. Das Wasser wird größtenteils aus unterirdischen Gewässern und Quellen gewonnen – im Jahr 2011 zu 80,8%. Der kleinste Anteil wird aus Oberflächengewässern gewonnen (2,4%), während 16,8% aus anderen Wasserversorgungssystemen gewonnen wird. Die Wasserverluste im Jahr 2011 waren im Vergleich zum Jahr 2008 um 5,3% höher und betrugen 59.772 Tsd. m3. Die Länge des öffentlichen Wasserversorgungsnetzwerks wurde im Zeitraum 2008-2011 um 5,4% ausgebaut. 2008 2011 Unterirdische Gewässer und Quellen 93.980 88.490 Oberflächengewässer 2.459 2.577 10.140 18.382 49.829 49.677 56.750 59.772 4.054 4.272 106.579 109.449 Gewonnene Wassermengen (in Tsd. m3) Andere Wasserversorgungssysteme Gelieferte Wassermengen (in Tsd. m3) Wasserverluste Länge des öffentlichen Wasserversorgungsnetzwerks, in km Gesamte Gewonnene Wassermengen 54 2.1.2 Abwasserentsorgung Die Abwassermenge in Wohnsiedlungen im Jahr 2011 verzeichnete im Vergleich zum Jahr 2008 einen Rückgang von 9,1%. So sind auch die behandelten Wassermengen um 20% zurückgegangen und betrugen im Jahr 2011 8.642 Tsd. m3. Im Jahr 2011 betrug die Menge an unbehandeltem Wasser 21.859 Tsd. m3, was einem Anstieg von 0,9% im Vergleich zum Jahr 2008 entspricht. Das Kanalisationsnetzwerk wurde im Zeitraum 2008-2011 um 7,1% ausgebaut. 2008 2011 Behandeltes Abwasser aus Wohnsiedlungen 10.830 8.642 Unbehandeltes Abwasser aus Wohnsiedlungen 21.660 21.859 Länge des öffentlichen Wasserversorgungsnetzwerks, in km 1.063 1.138 Gesamte Abwassermengen aus Wohnsiedlungen 33.553 30.501 2.1.3 Marktbarrieren und Vorteile Nach dem Wassergesetz, dem gültigen Gesetz über kommunale Tätigkeiten, sowie gemäß dem neuen Gesetzesvorschlag über kommunale Tätigkeiten, besteht die Möglichkeit der Dienstleistung in der Wasserversorgung (außer der Trinkwassergewinnung in Wasserschutzgebieten) und der Verwaltung des Abwassers durch Handelsgesellschaften, die von der Gemeinde, anderen Handelsgesellschaften oder Betrieben gegründet worden sind. Diese müssen allerdings technische und personelle Bedingungen für die Durchführung dieser Tätigkeiten erfüllen. Diese Bedingungen werden vertraglich zwischen Gemeinde und Handelsgesellschaft geregelt. Diese Veträge werden mit der Person, die 55 kommunale Tätigkeiten ausführt, nach dem durchgeführten Verfahren der öffentlichen Bekanntmachung bzw. Bewerbung, geschlossen. Infolgedessen bestehen keine Marktbarrieren für Handelsgesellschaften oder Betriebe für die Bewerbung zur Auswahl von ausführendenen Rechtspersonen der Wasserversorgung und Verwaltung des Abfallwassers, sofern sie die notwendigen Voraussetzungen erfüllen. Mit dem Gesetzesvorschlag über kommunale Tätigkeiten ist die Möglichkeit eines Konzessionsvertrags zwischen der Gemeinde und der jeweiligen Handelsgesellschaft/Betrieb im Einklang mit dem Gesetz über Konzessionen eröffnet worden. Die Konzession kann für ein bestimmtes Gebiet, wo der Bau, die Erhaltung und Benutzung oder Rekonstruktion, Modernisierung, Erhaltung und Benutzung der kommunalen Infrastruktur vorgenommen wird, erteilt werden. Die kommunale Infrastruktur wird nach der Zeit, für die der Konzessionsvertrag geschlossen bzw. gekündigt wurde, zum lokalen Gut für den Allgemeingebrauch, also ein Gut über das jede Einheit der lokalen Selbstverwaltung verfügen kann. 2.2 Gesetzlich-institutioneller Rahmen Das Wassergesetz (Amtsblatt der Republik Montenegro, 27/07 und Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 73/10, 32/11, 47/11) o Die wichtigsten Rechtsinstrumente, die geplant sind, um eine vollständige Umsetzung zu erreichen, sind die Änderungen des Wassergesetzes sowie die Definierung des Gesetzes über den Schutz des Grundwassers vor Verschmutzung und Verschlechterung. Dies ist für das Jahr 2017 geplant. Die Richtlinie (2006/118/EC) soll vollständig bis 2020 umgesetzt werden. o Gemäß den Bestimmungen dieses Gesetzes ist die zuständige lokale Selbstverwaltung verpflichtet, die öffentliche Wasserversorgung im eigenen Gebiet für alle Wohnsiedlungen, die mehr als 200 Einwohner haben oder deren durchschnittlicher Trinkwasserbedarf größer als 100 m3/Tag (1.16 l/s) ist, zu organisieren und sicherzustellen. Gesetz über das Finanzieren der Wasserverwaltung (Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 65/08) Das Gesetz über kommunale Tätigkeiten (Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 12/95) Im Verhältnis zu den kommunalen Tätigkeiten befinden sich auch u.a. folgende Gesetze: Gesetz über die Teilnahme des privaten Sektors in der öffentlichen Dienstleistung (Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 30/02 und Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 08/09), Gesetz über öffentliche Anschaffungen (Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 42/11), Gesetz über die lokale Selbstverwaltung (Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 42/03, 28/04, 75/05, 13/06 und Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 88/09, 03/10, 73/10, 38/12), Gesetz über die Wasserverwaltung 56 (Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 64/11). Die vielen genannten Gesetze stellen einen der Gründe dar, warum dieses neue Gesetz über kommunale Tätigkeiten erlassen wurde. Da das Gesetz über kommunale Tätigkeiten mit den sektorspezifischen Rechtsvorschriften nicht in Einklang war, wurden erforderliche Bedingungen für die effektive und hochwertige Durchführung von kommunalen Tätigkeiten nicht sichergestellt. Die heutige Praxis hat vor langer Zeit das Bedürfnis nach Veränderungen und Ergänzungen der gesetzlichen Vorschriften in diesem Bereich gezeigt. Vor allem gewährleistet der gesetzliche Rahmen die Sicherheit und die Vorhersagbarkeit von Geschäftsprozessen im privaten Sektor nicht. Zudem sollten die Preise für die kommunalen Dienstleistungen nach Wirtschaftlichkeitskriterien angepasst werden. Demzufolge hat die Regierung der Republik Montenegro einen Gesetzesvorschlag über kommunale Tätigkeiten vorbereitet, der Ende 2011 dem Parlament der Republik Montenegro zur Verabschiedung überreicht wurde. Das Gesetz über die Raumplanung und Bau (Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 51/08; 40/10;34/11; 35/13 und 39/13) Dieses regelt Fragen bezüglich der kommunalen Ausstattung des Baulandes. Die lokale Selbstverwaltung hat die Pflicht dem Investor die kommunalen Anlagen und Installationen bis zum Anschluss an die städtischen Grundstücke zu gewährleisten. Dazu gehört ebenfalls der Zugang zur Wasserversorgung, Abwasser- und Regenwasserleitungen. Mit den letzten Änderungen und Ergänzungen des Gesetzes über Raumplanung und Bau, wurden einige Investoren von der Gebührenzahlung für die kommunale Ausstattung des Baulandes befreit. In diesem Fall ist die lokale Selbstverwaltung nicht verpflichtet die vorgenannten Anschlüsse und Zugänge sicherzustellen. Gesetz über Konzessionen (Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 08/09) Trinkwasserverordnung (Amtsblatt der Republik Montenegro Nr. 24/2012) o die europäische Trinkwasser - Richtlinie 98/83/EC wurde in dieser Verordnung umgesetzt Europäische Badegewässer-Richtlinie 2006/7/EC o Ist die nächste EU-Richtlinie, die umgesetzt werden muss (z.Z. keine Frist bekannt) o Die Republik Montenegro muss noch die europäische Badegewässer-Richtlinie 2006/7/EC umsetzen. Dabei müssen erst alle Badegewässer als solche qualifiziert werden. Dann bestimmt man das Profil der Orte mit Badewasserqualität. Sodann wird die Überprüfung dieser Stellen durchgeführt; die Informationen müssen der europäischen Kommission zugestellt werden. Wenn bekannt ist, das Abwasser ins Meer eingeleitet wird, müssen Kontrollen in der Nähe der Einleitungsstelle erfolgen. Zuständige Institutionen für die Bereich der Trinkwasserqualität : Politik und Gesetzgebung im o Das Gesundheitsministerium Ist verantwortlich für die Aufgaben im Zusammenhang mit der Gesundheit und Sicherheit von Lebensmitteln von allgemeinen Gebrauch. o Das Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung 57 Ist verantwortlich für die Aufgaben im Zusammenhang mit der Nutzung von Wasser, Boden und Wasserquellen für die Wasserversorgung, den Schutz des Wassers vor Verunreinigung, Ist verantwortlich für den Schutz von Wasserquellen und für sanitäre Schutzgebiete (Wassergesetz, Artikel 54-57). o Das Ministerium für nachhaltige Entwicklung und Tourismus Ist zuständig für Projekte aus dem Bereich der kommunalen Infrastruktur und Umeltschutz. 2.3 Projekte und Fördermaßnahmen Übersicht der Projekte von hoher Priorität Für den Ausbau der kommunalen Infrastruktur in Montenegro hat das zuständige Ministerium folgende Projekte aus den Bereichen Wasserversorgung und Abwasserregelung mit hoher Wichtigkeit gekennzeichnet, deren Durchführung für die Jahre 2013 und 2014 vorgesehen ist: Wasserversorgungsprojekte Nr. Projektwert in € Projektbeschreibung 1. Ausbau und Rekonstruktion des Stadtgemeinden Golubovci und Tuzi Wasserversorgungsystems der 2. Lösung der Wasserversorgung der Stadt Cetinje ca. 3,7 Mio. 3. Rekonstruktion des städtischen Wasserwerks „Krkori“ – Gemeinde Andrijevica ca. 832 Tsd. 4. Verbesserung des Wasserversorgungsystems in der Gemeinde Tivat durch Ausbau eines Wasserreservoirs „Djurasevici“ und „Gradiosnica“ ca. 3,0 Mio. 5. Fortsetzung des Ausbaus des regionalen Wasserwerks für die Gemeinde Herceg Novi ca. 3,5 Mio. 6. Verbesserung des Wasserversorgungsystems in der Gemeinde Pljevlja ca. 10,5 Mio. 7. Lösung der Wasserversorgung von Zabljak ca. 474 Tsd. bis 2,2 Mio. 8. Verbesserung des Wasserversorgungsystems in der Stadt Rozaje ca. 12,8 Mio. k.A. Abwasserprojekte Nr. Projektbeschreibung Projektwert in € 1. Ausbau einer Kläranlage und des Kanalisationsnetzes in der Gemeinde Niksic ca. 20,14 Mio. 58 2. Ausbau einer Kläranlage und Fortsetzung des Ausbaus einzelner Segmente der Kanalisationsinfrastruktur auf dem Gebiet der Gemeinde Herceg Novi ca. 29,74 Mio. 3. Ausbau einer Kläranlage für die Gemeinden Kotor und Tivat ca. 13,05 Mio. 4. Fortsetzung des Ausbaus einzelner Segmente der Kanalisationsinfrastruktur auf dem Territorium der Gemeinde Kotor ca. 7,6 Mio. 5. Ausbau einer Kläranlage und einiger Segmente des Kanalisationnetzes in der Stadt Pljevlja ca. 14,7 Mio. 6. Ausbau einer Kläranlage und einzelner Segmente Kanalisationinfrastruktur auf dem Territorium der Gemeinde Bar ca. 35,31 Mio. 7. Ausbau einer Kläranlage und einiger Segmente des Kanalisationnetzes in der Gemeinde Bijelo Polje ca. 17,5 Mio. 8. Ausbau des Kanalisations- und Wassersystems im südlichen Teil der Gemeinde Tivat ca. 9,87 Mio. 9. Ausbau einer Kläranlage in der Gemeinde Zabljak ca. 0,95 Mio. 10. Ausbau einer Kläranlage und einiger Segmente des Kanalisationnetzes in der Gemeinde Plav ca. 10,04 Mio. 11. Ausbau einer Kläranlage und einiger Segmente des Kanalisationnetzes in der Gemeinde Berane ca. 9,083 Mio. der Finanzierungsmöglichkeiten Eine entsprechende Infrastruktur ist die Voraussetzung für die Hochwertigkeit kommunaler Dienstleistungen. Dies ist besonders für die Bereiche der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung relevant, bzw. für die Implementation von EU-Direktiven in diesen Bereichen, welche aufgrund von außergewöhnlich hohen finanziellen Mitteln, die in den Bau der entsprechenden Infrastruktur investiert werden müssen, „schwere“ (heavy) Direktiven genannt werden. Master-Pläne im Bereich der Abwasserentsorgung und einzelne Studien im Bereich der Wasserversorgung haben gezeigt, dass für die Realisierung von Aktivitäten, welche ein gewisses Qualitätsniveau haben und den geltenden EU-Standards und –Direktiven entsprechen sollen, Montenegro in den nächsten 25 Jahren fast 700 Mio. Euro investieren müsste. Die Bemühungen einzelner Gemeinden, die Aktivitäten der montenegrinischen Regierung und insbesondere die technische Unterstützung internationaler Organisationen und Finanzinstitutionen haben in den vergangenen Jahren zu einer Verbesserung der Lage in den hier beschriebenen Bereichen geführt. In den vergangenen Jahren wurde ein dynamischer Investitionsprozess initiiert, der eine vollständige Koordination von Aktivitäten aller relevanten Stellen voraussetzt. Die Grundlage dieses Prozesses bilden strategische Plandokumente in den untersuchten Bereichen. Derzeit wird in Montenegro, aus Kreditmitteln internationaler Finanzinstitutionen (insbesondere der KfW und EIB) und aus dem Beitritts-Fonds der Europäischen Union sowie mit Eigenbeteiligung des Staates 59 Montenegro, eine Vielzahl von Projekten in den Bereichen Wasserversorgung und Abwasserentsorgung realisiert: Projekte, die aus Mitteln der KfW-Bank realisiert wurden bzw. realisiert werden sollen Im Rahmen der Unterstützung der Deutschen Bundesregierung wurde in Montenegro seit dem Jahr 2000 eine Reihe von Projekten realisiert, die sich vor allem auf eine Verbesserung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung an der montenegrinischen Küste bezogen: • • • • • • • Mit Mitteln in Höhe von 5,1 Mio. Euro, welche von der KfW-Bank sichergestellt und im Jahr 2001 realisiert wurden, wurde gewisse Aktivitäten mit dem Ziel der Verringerung von Verlusten in lokalen Distributionsnetzwerken, der Effizienzsteigerung bei der Einforderung von Zahlungen und einer verbesserten Geschäftstätigkeit öffentlicher Wasserversorgungsunternehmen realisiert. Das Wasserversorgungsnetzwerk an der montenegrinischen Küste wurde rekonstruiert. Die KfW-Bank hat ebenfalls die Ausarbeitung des Master-Plans zur Wasserversorgung in Gemeinden an der montenegrinischen Küste und in der Gemeinde Cetinje, der von der montenegrinischen Regierung im Juli 2006 verabschiedet wurde, gefördert. Für die Realisierung der 2. Phase des Projektes „Verbesserung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung an der Adria-Küste“, welche die Verbesserung der Wasserversorgung in den Gemeinden Herceg Novi, Bar, Kotor und Budva und die Abwasserentsorgung in Tivat zum Ziel hatte, hat die KfW-Bank Mittel in Höhe von 16 Mio. Euro sichergestellt; das Projekt wurde im Zeitraum zwischen den Jahren 2006 und 2008 realisiert. Im Rahmen der 3. Phase des Projektes „Verbesserung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung an der Adriaküste“, deren Gesamtwert sich auf 95,5 Mio. Euro beläuft, ist der Bau des Wasserversorgungs- und Kanalisationsnetzwerkes in den Gemeinden Bar, Herceg Novi, Kotor und Tivat und der Bau von Pumpenstationen und Abwasserkläranlagen in den Gemeinden Bar und Herceg Novi geplant. Die KfW-Bank hat für die Realisierung dieses Projekts Mittel in Höhe von 53 Mio. Euro sichergestellt; die restlichen Mittel kamen von der montenegrinischen Regierung (6 Mio. Euro) und den einzelnen Gemeinden. Der Realisierungszeitraum sind die Jahre 2008 bis 2015. Der Bau des Kanalisationsnetzwerks in Kotor wurde fertiggestellt, während die Arbeiten am Bau der Abwasserkläranlage und des Kanalisationsnetzwerks in Herceg Novi im Gange sind, sowie auch die Arbeiten am Bau des Kanalisationsnetzwerks in Tivat; das öffentliche Ausschreibungsverfahren für die Wahl des ausführenden Unternehmens für das Projekt in Bar wurde durchgeführt (Bau einer Abwasserkläranlage und des Kanalisationsnetzwerks). Die KfW-Bank hat für die Realisierung folgender Projekte Mittel in Höhe von etwa 10 Mio. Euro sichergestellt: Verbesserung der Abwasserentsorgung in Tivat in Höhe von 2,5 Mio. Euro im Rahmen der 2. Phase des Projektes „Verbesserung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung an der Adriaküste“; 6,05 Mio. Euro für die Unterstützung der Ausarbeitung der Projektdokumentation und der Aufsicht in der Realisierung der 3. Phase des Projektes „Verbesserung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung an der Adriaküste“; das Projekt zur institutionalen Unterstützung der Kapazitäten von „Vodacom d.o.o.“ und der lokalen Wasserversorgungsund Kanalisationsunternehmen an der montenegrinischen Küste im Rahmen der Realisierung der 3. und 4. Phase des Projektes „Verbesserung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung an der Adriaküste“ im Wert von 2 Mio. Euro, sowie die Ausarbeitung der Studie für die Ablagerung von Schlamm aus Abwasserkläranlagen in Gemeinden an der montenegrinischen Küste. Die 4. Phase des Projektes „Verbesserung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung an der Adriaküste“ umfasst den Bau einer gemeinsamen Abwasserkläranlage in den Gemeinden Kotor und Tivat; der geschätzte Wert der 4. Phase des Projektes beträgt 14,5 Mio. Euro, davon 7 Mio. Euro aus Mitteln der KfW und der Rest aus Budgetmitteln der Gemeinden Tivat und Kotor; der Tender für den Bau einer Abwasserkläranlage ist hier abgeschlossen. Die 5. Phase des Projektes „Verbesserung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung an der Adriaküste“ wird die Lösung des Abwasserproblems in Ulcinj einschließlich des Baus eines 60 Kanalisationsnetzwerkes und einer Abwasserkläranlage umfassen. Der Rahmenwert des Projektes beträgt 20 Mio. Euro. Projekte aus Finanzmitteln der Europäischen Investitionsbank (EIB) Bedeutende finanzielle Unterstützung hat Montenegro von der Europäischen Investitionsbank durch Kredite in Höhe von 57 Mio. Euro für die Realisierung von Projekten aus den Bereichen der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung erhalten. Aus Kreditmitteln und Donierungen aus verschiedenen Finanzarrangements wird der Bau einer Abwasserkläranlage in Nikšić realisiert, während eine Reihe weiterer Projekte in anderen Gemeinden vorbereitet wird. Detaillierte Informationen über diese Projekte sind in der „Übersicht von Prioritätsprojekten im Bereich der kommunalen Infrastruktur für die Jahre 2013/2014“ enthalten. Projekte aus Finanzmitteln der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) Nicht weniger wichtig ist die Unterstützung, die Montenegro von der EBRD erhalten hat und die den Bau des Nordflügels des regionalen Wasserversorgungssystems in Höhe von 18 Mio. Euro und den Bau der Abwasserkläranlage und des Wasserversorgungs- und Kanalisationsnetzwerks in der Gemeinde Danilovgrad in Höhe von 5,35 Mio. Euro (der Bau ist noch im Gange) umfasst. Projekte aus Finanzmitteln der Beitrittsfonds der Europäischen Union Seit 2007 nutzt Montenegro das Instrument für Beitrittshilfe - „IPA“, bzw. das Finanzinstrument der EU, welches die bisherigen Unterstützungsprogramme (wie z.B. CARDS, Phare, ISPA, SAPARD) für die Kandidaten- und potentiellen Beitrittsländer, abgelöst hat. Ziel ist es, Unterstützung für die Abstimmung bzw. Einklangbringung der einheimischen Vorschriften mit denen der EU, dem institutionellen Ausbau, der Entwicklung der Zivilgesellschaft, der Förderung regionaler und grenzüberschreitender Zusammenarbeit, sowie der Entwicklung von Humankapital und der Ruralentwicklung zu geben. Der Status des potentiellen EU-Kandidaten hat es Montenegro ermöglicht, teilweise an den verfügbaren IPA-Programmmitteln zu partizipieren. Die Mittel waren Montenegro zugänglich auf der Grundlage des sog. „Multiannual Indicative Financial Framework (MIFF)“ durch die Komponente I – „Unterstützung der Transition und Stärkung der Institutionen“ und der Komponente II – „Regionale und grenzüberschreitende Zusammenarbeit“. Im Nationalprogramm für Montenegro im Rahmen der IPA Komponente I aus dem Jahr 2008 wurden, dem Sekor für Umweltschutz, Mittel für die beiden Prioritärprojekte bewilligt: „Förderung der Infrastruktur im Umweltbereich“, welche sich auf den Ausbau des 22 km langen Kanalisationsnetzes für die Stadt Niksic (3,5 Mil. Eur sind IPA-Fonds) bezogen und das Twinning-Projekt „Unterstützung der Steuerung im Umweltbereich“, welche sich auf die Stärkung der institutionellen Kapazitäten im Umweltbereich, im Wert von 1 Million Euro (das Projekt wird ganz aus IPA-Mitteln finanziert), bezogen. Dieses Projekt setzte sich aus drei Segmenten zusammen: (i) Kapazitätenstärkung der Agentur für Umweltschutz, (ii) Entwicklungsförderung der Einheit für die Implementierung des Projekts „Procon DOO“ und (iii) Kapazitätenstärkungdes Ministeriums für Tourismus und Umweltschutz. Die Mittel des IPA - Programms für das Jahr 2009 waren für das Projekt „Verbesserung der Abfallsteuerung im nördlichen Teil von Montenegro“ bestimmt, aus welchen die Anschaffung kommunaler Ausstattung (bzw. zur Verbesserung der technischen Ausstattung) für 16 Gemeinden in Montenegro (Investitionswert 4 Mil. Euro) finanziert wurde. Durch diese Zuwendung wurden 35 Müllabfuhrfahrzeuge und ca. 2.400 Mülltonnen (verschiedener Art und Volumen) bereitgestellt. 61 Die IPA Mittel für das Jahr 2010, im Wert von 3,5 Mil. Euro, sind für die Regelung des Abwassers in der Gemeinde Pljevlja bestimmt und die Mittel aus IPA 2011, im Wert von 6,8 Mil. Euro, für Projekte aus dem Bereich Abwassersteuerung in den Gemeinden Cetinje und Bijelo Polje. Im März 2008, hat die europäische Kommision ein neues Instrument im Rahmen des IPA, als Unterstützung für Infrastrukturprojekte, eingesetzt – das IPF (Infrastructure Project Facility). Dieses unterstützt die Realisation von Projekten, die durch Kredite internationaller Finanzinstitutionen finanziert werden, wie z.B. EIB (Europäische Investitionsbank), EBRD (Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung), KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) und CEB (Entwicklungsbank des Europarats). Das Programm hatte das Ziel, den Ländern Westbalkans und der Türkei, Unterstützung bei der Ausarbeitung von Unterlagen für den Ausbau von Infrastrukturprojekten, zu bieten. Das Programm beinhaltete zwei Komponenten: (i) IPF – TA (technical assistence) vorgesehen für die Ausarbeitung der Projektdokumentation und (ii) IPF – MF (Municipal Windows) vorgesehen für die Projektdurchführung in den genannten Bereichen. Im Rahmen des IPF Programms für Unterstützung der Infrastrukturprojekte, die die Ausarbeitung der Projektunterlagen (Machbarkeitsstudie und Studie über die Einschätzung des Einflusses auf die Umwelt) unterstützt, wurden im Jahr 2008 Mittel für die Ausarbeitung der genannten Unterlagen für eine Kläranlage und die Förderung der Wasserinfrastruktur in der Stadt Podgorica, bewilligt. Im Rahmen des IPF MW (Municipal Window) für das Jahr 2009, wurden Mittel in Höhe von 5 Mill. Euro für Projekte aus dem Bereich Abwasserregelung in den Gemeinden Pljevlja, Bijelo Polje, Plav, Cetinje und Ulcinj, sowie für die technische Unterstützung bei der Studienvorbereitung für die Kläranlage in den Städten Berane und Rozaje, bewilligt. Die Aktivitäten des IPF hat die WBIF (Western Balkans Investment Framework) fortgesetzt. WBIF wurde im Dezember 2009 ins Leben gerufen und zwar als innovative Finanzinitiative, die das Ziel hat, alle erhaltetenen Kredite zur Finanzierung von Prioritätsprojekten in der Infrastruktur auf dem Westbalkan, zu vereinigen. Aus dieser Quelle wurden Montenegro bisher Mittel für mehrere Projekte aus den Bereichen Wasserversorgung, Abwasserregelung und Abfall, zur Ausarbeitung der Projekt- und Ausschreibungsdokumentation, zugeteilt. 2.4 Profile relevanter Institutionen in Montenegro Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung der Republik Montenegro Direktorat für Wasserwirtschaft Adresse: Bulevar Revolucije br.24 PLZ / Stadt: 81000 Podgorica Telefon: :+382 20 224 593 Internet: http://www.minpolj.gov.me/en/organization/water-managment?alphabet=lat Ministerium für nachhaltige Entwicklung und Tourismus der Republik Montenegro Direktorat für Abfall und kommunale Entwicklung Adresse: IV proleterske brigade 19 PLZ / Stadt: 81000 Podgorica Telefon: +382 20 446 208 Internet: http://www.mrt.gov.me/organizacija/komunalni_razvoj 62 Wirtschaftskammer der Republik Montenegro Adresse: Novaka Miloševa 29/II PLZ / Stadt: 81000 Podgorica Telefon: +382 20 230 545 Internet: http://www.privrednakomora.me/privredna-komora Agentur für Umweltschutz von Montenegro Adresse: IV Proleterske 19 PLZ / Stadt: 81000 Podgorica Telefon: +382 20 618 400 Internet: http://www.epa.org.me/ Statistikamt von Montenegro Adresse: IV Proleterske 2 PLZ / Stadt: 81000 Podgorica Telefon: +382 20/230-811 Internet: http://www.monstat.org/eng/index.php Hydrometeorologisches Amt von Montenegro Adresse: IV proleterske 19 PLZ / Stadt: 81000 Podgorica Telefon: +382 20 655 183 Internet: http://www.meteo.co.me/ Regionales Wassernetzwerk der montenegrinischen Küste Adresse: Trg Sunca bb PLZ / Stadt: 85310 Budva Telefon: +382 86 451 921; +382 86 451 460 Internet: http://www.pewmc.com/home_e.htm Öffentliches Unternehmen „Morsko dobro“ Adresse: Ulica Popa Jola Zeca bb PLZ / Stadt: 85310 Budva Telefon: +382 33 452 709 Internet: http://www.morskodobro.com 63 Unternehmen „Vodacom“ Adresse: Luke Tomanovića 2 PLZ / Stadt: 85320 Tivat Telefon: +382 32 672 779 Internet: http://www.vodacom.co.me/eng Unternehmen „Procon“ Adresse: Ivana Milutinovica bb PLZ / Stadt: 81000 Podgorica Telefon: +382 20 201 545 Internet: http://www.procon.me/index.php/en/ Zentrum für ökologisch-toksikologische Untersuchungen von Montenegro Adresse: Put Radomira Ivanovića br. 2 PLZ / Stadt: 81000 Podgorica Telefon: +382 20 658 090; 658 091; 658 108; Internet: http://www.ceti.co.me/en/ 2.5 Empfehlungen für potentielle deutsche Unternehmer / Investoren Die wichtigsten Potenziale für deutsche Unternehmen liegen im Ausbau der Infrastruktur für die Wasserversorgung und Abwasserregelung. In diesem Zusammenhang soll darauf hingewiesen werden, dass die Durchführungsgesellschaft für jedes Projekt aufgrund eines ausgeschriebenen Tenders definiert/gewählt wird. Aus der „Übersicht der Prioritätsprojekte“ kann man sehen, in welcher Phase sich ein aktuelles Projekt befindet und abschätzen, wann eine Ausschreibung erwartet werden kann und zu welcher sich ein Investor anmelden/bewerben könnte. Es ist auch zu bemerken, daß bei der Projektdurchführung an der montenegrinischen Küste die KfWBank einbezogen ist, sodaß wir allen interessierten Investoren aus Deutschland empfehlen in Kontakt mit den Vertretern dieser Bank zu treten, damit sie ein kompletteres Bild über die Möglichkeiten einer Teilnahme bei den Ausschreibungen in Montenegro bekommen. Sowie auch in Serbien entspricht die Abwasserentsorgung in Montenegro nicht den europäischen Standards, ist in weiten Teilen des Landes nicht vorhanden und muss spätestens bis zum anvisierten EUBeitritt (Montenegro hat, im Gegensatz zu Serbien, die Beitrittsverhandlungen mit der EU bereits aufgenommen) ausgebaut und komplett neu organisiert werden. Vor allem in diesem Bereich besteht großes Potenzial für deutsche Unternehmen (siehe Projekttabelle). Große Chancen bieten sich für deutsche Unternehmen aber auch im Bereich der Trinkwasserversorgung, und zwar bei der Zulieferung von Rohren, Mess- und Regelsystemen, wie auch der Ausrüstung für Instandhaltung und Wartung von Netzen. Ebenfalls besteht großer Bedarf an „Effizienterer Ressourcennutzung“ bzw. an „KnowHowTransfer“ in diesem Bereich. Deutsche Technologien und Ausrüstungen sind in Montenegro, ähnlich wie in Serbien, hoch im Kurs – sehr geschätzt wird die Brandmarke „MADE IN GERMANY“. Die Tatsache, dass die technologischen 64 Standards in der montenegrinischen Industrie schon seit den Zeiten des ehemaligen Jugoslawiens sehr stark an deutsche Standards angelehnt sind, und dass der Maschinen- und Anlagenpark, sowie auch die technische Ausrüstung von deutschen Produkten dominiert wird, stellt einen wichtigen Vorteil für den Markteinstieg weiterer deutscher Technologie-Anbieter in Serbien dar. Diese jahrzehntelange Verbundenheit erleichtert auch die Annäherung der montenegrinischen Standardsetzung an die EUStandards. Wie auch in Serbien sind die Märkte derzeit noch nicht aufgeteilt und es bieten sich noch gute Möglichkeiten langfristige Strategien umzusetzen. Nur im direkten Kontakt mit den verantwortlichen Vertretern der montenegrinischen Unternehmen, Institutionen und Behörden können aktuelle Projektprioritäten in Erfahrung gebracht werden (Projektfrühinformationen). 65 ALBANIEN 1. Überblick über Politik und Wirtschaft in Albanien Kurzprofil Amtl. Bezeichnung Republika e Shqiperise (Republik Albanien) Kurzform Shqiperia (Albanien) Amtssprache: Albanisch Geschäftssprachen Italienisch, Englisch, Griechisch (im Süden) Bevölkerung: 2.83 Mio. Einwohner* (Volkszählung Okt. 2011) Durchschnittsalter: 31,2 Jahre Urbanisierungsrate 53,5% Stadtbevölkerung (wachsende Tendenz) Hauptstadt: Tirana (ca. 600.000 Einw.) Großraum Tirana-Durres (ca. 40 km Entfernung): ca. 1,2 Mio. Einw. Landesfläche: 28.748 km² (davon Wasserfläche: 1.350 km²) Größenvergleich: etw. kleiner als Belgien Landesgrenzen 717 km (Griechenland 282 km, Mazedonien 151 km, Montenegro 172 km, Kosovo 112 km), Küste: 326 km (Adria/Ionisches Meer) Währung: Albanischer Lek (ALL) - Bruttoinlandsprodukt: 9,1 Mrd. Euro, ca. 13 Mrd. USD (2012) Pro Kopf-Einkommen: 3.415 Euro (2012) (in Kaufkraftparität: ca. 8.200 EUR) Wechselkurs: 1 EUR = ca. 140 ALL 66 Verwaltungsstruktur & Städte 12 36 74 310 Präfekturen Bezirke Städte Gemeinden Präfekt Bezirksrat Bürgermeister Bürgermeister vom Ministerrat ernannt Direktwahl Direktwahl Direktwahl *(Städte gem. Volkszählung 2011, Großraum: Schätzung Tirana, Durres u. Gemeinden) 67 1.1 Politischer Hintergrund Albanien ist nach der Verfassung vom November 1998 eine parlamentarische Republik und ein demokratischer Rechtsstaat auf der Grundlage von Pluralismus und Gewaltenteilung. Demokratischer Wandlungsprozess Über 40 Jahre lang herrschte die Partei der Arbeit Albaniens unter dem kommunistitischen Diktator Enver Hoxha, der das Land bis 1990 in eine totale Isolation führte. Mit den Studentendemonstrationen 1990/91 setzte ein Wandlungsprozess ein. Im Dezember 1990 wurde ein Mehrparteiensystem eingeführt, erste freie Wahlen fanden 1991 statt. Die Politik wird heute von den beiden großen Parteien Demokratische Partei Albaniens (PD – Parteichef Lulzim Basha) und Sozialistische Partei Albaniens (PS – Parteichef Edi Rama) bestimmt. Die PD ging 1990 aus der antikommunistischen Studentenbewegung hervor, während die PS die Nachfolgepartei der Partei der Arbeit Albaniens ist. Zur Erlangung der absoluten Mehrheit im Parlament sind sie in der Regel auf Koalitionspartner angewiesen, wobei die Sozialistische Bewegung für Integration (LSI - Parteichef) zunehmend die Rolle des „Königsmacher“ einnimmt. In der voherigen Legislaturperiode war sie der Regierungskoalition mit der PD aktuell mit der PS. In der albnanischen Gesellschaft wie auch in der Wirtschaft spielt das Wissen um die Parteizugehörigkeit der jeweiligen Ansprechpartner eine große Rolle, besonders, wenn es um öffentliche Einrichtungen geht. Aktuelle politische Lage Erklärte Ziele der seit September 2013 amtierenden Regierung unter Führung von Edi Rama (Sozialistischen Partei) sind die Annäherung an die Europäische Union und die Durchsetzung der dazu notwendigen Reformen auf allen politischen Ebenen. Dazu gehören der Aufbau einer effizienteren Verwaltung, die Verbesserung der Rechtssicherheit und die Bekämpfung der Korruption. Daneben bleiben die Verbesserung der rückständigen Infrastruktur (Straßen-, Brücken-, Hafenbau, Wasser, Umwelt, Energie, Telekommunikation, u. v. m.), die Schaffung eines günstigen Wirtschaftsklimas und damit die Anwerbung von ausländischen Investoren die wichtigsten Aufgaben. Staatsoberhaupt: Regierungschef: Kabinett: Parlament: Parlamentspräsident: Regierungskoalition: Opposition: Präsident Bujar NISHANI (seit 24.07.2012 – Wahl alle 5 Jahre) Pemierminister Edi RAMA (SP) (seit 16.09.2013 – Wahl alle 4 Jahre) Ministerrat (Vorschlag durch den Premierminister, Nominierung durch den Präsidenten, Verabschiedung durchs Parlament Ein-Kammerparlament mit 140 Sitzen (Versammlung der Republik) Ilir Meta (LSI) (seit 10.09.2013) seit September 2013 Sozialistischen Partei (SP): 66 Abgeordnete; Sozialistische Bewegung für Integration (LSI), 16 Abgeordnete, Menschenrechtspartei (PBDNJ), 1 Abgeordneter; Christdemokratische Partei (PKDSH), 1 Abgeordneter. seit September 2013 Demokratische Partei (DP) Republikanische Partei (RP), 3 Abgeordnete; Partei für Gerechtigkeit, Integration und Einheit (PDIU): 4 Abgeordnete. 68 1.2 Wirtschaft, Struktur und Entwicklung Durch Albaniens strikte Abschottung besonders in der spät-kommunistischen Phase (1978-1992) waren selbst die Bereiche der industriellen Produktion und der Technologie, die anderen postkommunistischen Ländern eine Basis für eine Transformation geboten haben, so zurückgeblieben und vernachlässigt, dass Neu-Investoren kaum darauf aufbauen konnten. In den 90er Jahren entwickelte sich ein „KleinsthändlerKapitalismus“, gepaart mit einigen Großstrukturen, der 1997 in einem dramatischen Zusammenbruch der Geldwirtschaft mündete. Seit 1998 hat Albanien jedoch bedeutende Fortschritte auf dem Weg der Transformation von einer kommunistischen in eine marktwirtschaftlich orientierte Wirtschaft erzielt. Ab 2000 wuchs die Wirtschaft, in den Jahren 2004-2008 konnte das Land Wachstumsraten von über 6 Prozent erzielen, im Finanzkrisenjahr 2009 immer noch 3,3 Prozent. Wirtschaftsaufschwung von 2004-2008 Bruttoinlandsprodukt – Reales Wachstum Veränderung in % zum Vorjahr in % Albaniens Wirtschaftsboom ist zu einem nicht unerheblichen Teil den großen Investitionsprogrammen internationaler Geber - Organisationen und -Länder geschuldet, wobei Deutschland eine herausragende Stellung einnimmt. Aber gleichzeitig lebt das Land von der Dynamik albanischer Unternehmen, den Transfer Zahlungen der Auslandsalbaner, ein wichtiger Bestandteil des albanischen BIP. 7,5 2008 3,3 3,5 3 2009 2010 2011 1,3 1,8 2,5 2012* 2013** 2014** * Schätzwerte ** Vorhersagen Nach 2012 hat sich aber auch in Albanien die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise mit schwächeren Wachstumsraten niedergeschlagen, zumal Albaniens wichtigste Wirtschaftspartner - Italien und Griechenland - von der Krise stark betroffen sind. Der Anteil der Transferzahlungen der Auslandsalbaner im albanischen BIP – der zu einem großen Teil aus diesen Ländern kommt – ist von 12-15 % vor 2010 nunmehr auf 8 % (2012) gesunken. Fiskalpolitik Die albanische Fiskalpolitik muss für 2013 ein auf über 6 % geschätztes Haushaltsdefizit und eine auf über 60 % geschätzte Verschuldung des BIP in Angriff nehmen, da die Vorgänger-Regierung noch breite Lohn- und Pensionserhöhungen für den öffentlichen Dienst durchgesetzt und im Zuge der Wahl im Juni 2013 darüber hinaus viele Infrastrukturarbeiten durchgeführt hat. Zur Finanzierung dieser Haushaltslücken werden ausländische Investitionen und Finanzierungen der internationalen Geldgeber benötigt. Geldpolitik Die Zentralbank betreibt weiter eine umsichtige Geldpolitik. Der Lek blieb gegenüber dem Euro stabil. Die Inflationsrate liegt um die 3%. Der Basiszinssatz mit 3,5 % auf einem Tiefststand, um die Konjunktur anzukurbeln. Die albanischen Banken haben eine hohe Liquidität, jedoch stieg der Anteil der notleidenden Kredite auf über 23 % - deshalb sind sie in den letzten Jahr restriktiver bei der Kreditvergabe geworden. 69 Inflationsrate in % 3.4 2008 3.6 2.3 2009 3.5 2 2010 2011 2012 Arbeitskosten in Albanien Die Löhne sind in Albanien sehr niedrig, der Mindestlohn in Albanien liegt seit dem 3. Quartal 2012 bei 21.000 Lek (142€). Der Durchschnittslohn lag im Jahr 2012 bei 257 €. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Regionen – je nach wirtschaftlicher Attraktivität – und nach Berufsgruppen erheblich. Die Gehälter im Dienstleistungssektor sind höher, betragen aber immer noch fast ein Fünftel des Niveaus der EU-Länder. Investoren können erhebliche Einsparungen bei den Personalkosten, im Vergleich zu anderen osteuropäischen Ländern, realisieren. Die Wirtschaftssektoren Das starke Wachstum in Albanien in den Jahren 2004-2008 war im Wesentlichen von den Bereichen Bauwirtschaft, Handel und Service (bes. Hotellerie und Restauration) ausgegangen, die aktuell einen gewissen Sättigungsgrad erreicht haben – in Zukunft aber mehr Qualität als Quantität erfordern. Der Anteil der Industrie (inkl. Bergbau) am BIP ist trotz wachsender Tendenz mit 12 % relativ klein. Der Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIPs hat sich während des letzten Jahrzehnts auf 19.5% halbiert. Sie bindet jedoch noch 47% der Arbeitskräfte und wird zumeist in Subsistenzwirtschaft betrieben. Dies birgt allerdings Potenzial für Produktivitätssteigerung und Bereitstellung von Arbeitskräften. Wirtschaftssektoren in Albanien 70 Albaniens Rohstoffe und Produkte Rohstoffe mineralisch: Erdöl (Schweröl), Erdgas, Chrom, Kupfer, Eisenerz, Nickel, Salz agrarisch: Milchprodukte, Fleisch, Obst/Gemüse, Heilpflanzen, Weizen, Mais, Kartoffeln, Holz Produkte Energie aus Wasserkraft, Zement, Bitumen, verarb. Metalle, Chemische Erzeugnisse, Lebensmittel, Importe und Exporte Albaniens wirtschaftliche Entwicklung ist eng mit der Außenwirtschaft verbunden. Rund ein Drittel trägt der Außenhandel zum Bruttoinlandsprodukt bei. Die Handelsbilanz ist jedoch chronisch defizitär. Albanien importiert fast dreimal so viel wie es exportiert. 2012 wurden Waren im Wert von 2.298 Millionen Euro importiert und 471 Millionen Euro exportiert. Albaniens Außenhandel ist dabei schwerpunktmäßig auf Europa ausgerichtet. Im Jahr 2012 machte der Handel mit den EU-Mitgliedsstaaten über 66 Prozent des albanischen GesamtAußenhandelsvolumens aus. Wichtigste Handelspartner sind Italien und Griechenland. Deutschland rangiert bei den Importländern an 3. Bei den Exportländern an 6. Stelle. 71 1.3 Investitionsklima in Albanien Alle albanischen Regierungen haben zum Ziel, die Rahmenbedingungen für das Investitionsklima im Land zu verbessern. So wurde durch die Einrichtung eines Nationalen Registrierungszentrums OneStop-Shop - die die Frist für die Anmeldung und Gründung eines Unternehmens erheblich verkürzt (im Idealfall auf 1 Tag). Ebenfalls wurde ein nationales Lizenzierungszentrum für lizenzpflichtige Wirtschaftsaktivitäten eingeführt. Die im Jahre 2008 eingeführte Flat-Tax von 10 % auf alle privaten und körperschaftlichen Steuerarten (bis auf die 20 %ige MwSt) wird seit September 2013 im Amt befindlichen neuen albanischen Regierung diskutiert. Sie erwägt eine Progressionssteuer für private Einkünfte und für Großbetriebe. Der Erwerb von Grundeigentum durch Ausländer ist möglich, wenn die Investition mindestens dreimal so hoch ist, wie der Wert des Grundstückes. Möglich ist auch der Rücktransfer von Gewinnen und Vermögen. Allerdings wird darauf eine 10 %ige Steuer erhoben. Mit Deutschland besteht seit 1995 ein Investitionsschutzabkommen. Das Deutsch-albanische Doppelbesteuerungsabkommen vom 6. April 2010 ist am 23. Dezember 2011 in Kraft getreten. Zur deutlichen Verbesserung des Investitionsklimas 72 hat das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen von 2007 – und als Übergang das Interimshandelsabkommen – beigetragen. Das Abkommen ist zum 1. April 2009 in Kraft getreten. Mit der Umsetzung bekennt sich Albanien zur Einführung von EU-konformen rechtlichen Standards und zum Abbau von Barrieren für den Außenhandel (z. B. Zollabbau bis April 2014). Die wichtigsten Investorenländer - 2010 Schweiz, 2, 2% Frankreich, 2, 2% And. Länder, 9, 9% Griechenland, 27 , 27% Kuwait, 3, 3% Niederlande, 3, 3% Deutschland, 3, 3% Österreich, 15, 15% Türkei, 11, 11% Italien, 11, 11% Kanada , 14, 14 % Am 16. Oktober 2013 wurde der Fortschrittsbericht von der Europäischen Kommission vorgelegt. Insgesamt hat die EU-Kommission das Engagement der albanischen Regierung bereits positiv bewertet, was einen Schritt näher zum Kandidatenstatus für Albanien bedeutet. Auch im Ranking des jährlich von der „Internationalen Finanz-Corporation“ publizierten „Doing Business Report" kletterte Albanien im internationalen Vergleich der Investitionsstandorte in dem Zeitraum 2007 bis 2012 von Rang 136 auf Platz 82. Die Summe der Auslandsinvestitionen ist konstant gestiegen und betrug im Jahr 2011 1,03 Mrd. USD. Im Jahr 2012 waren es allerdings nur 960 Mio. USD (Schätzung). 73 1.4 SWOT-Analyse Stärken Hohe Rohstoffvorkommen Tourismus Leichtindustrie Potenzial für Erneuerbare Energien (bes. Wasserkraft) Entwicklungspotential im Agrarsektor, Junge und flexible Arbeitskraft Konstante Wachstumsraten Niedrige Löhne und Gehälter Schwächen Technische Infrastruktur (Abfallentsorgung, Wasser und Abwasser, Energieversorgung, Verkehrsinfrastruktur) Bildungs-, Gesundheits- und Rechtssystem) Schwache Integration in die Weltwirtschaft Hohes Budgetdefizit (63 % des BIP) Mangel an Fachkräften Chancen Modernisierung von Energiekapazitäten Hoher Investitionsbedarf im Bereich Abfall- und Wasserwirtschaft CEFTA-Mitgliedschaft Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der EU Logistikdrehscheibe im Westbalkan Risiken Korruption Intransparenz von politischen und wirtschaftlichen Interessen Unfairer Wettbewerb Ungeklärte Eigentumsfragen Copyright/ Intellectual Property Rights Migration Schwacher Staat – Gesetze werden nicht umgesetzt 1.5 Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Albanien Infrastruktur, Handel und Logistik sind aktuell die Bereiche, die von deutschen Unternehmen bevorzugt in Albanien anvisiert werden. Der Flughafen Tirana International Airport (TIA) wurde mehrheitlich von der deutschen Firma HochTief errichtet. Seine Erweiterung erfolgte aufgrund rasant steigender Passagier- und Cargozahlen zwei Jahre frührer als geplant. Bis jetzt wurden über 80 Mio. EUR investiert. Durch den Ausbau des Adriahafens Durres, der von der Hamburg Port Consulting beraten wurde – haben sich neue Handlungfelder der Tochterunternehmen des niedersächsischen Reedereibetriebs EMS Shipping & Trading ergeben, (ASC - Albanian Stevedoring Company) als deutsch-albanisches Joint Venture, GALA – German Albanian Logistics Agency und EMS APO – für Albanian Port Operator), die alle im Bereich Cargo und Logistics tätig sind. Das Personenterminal im Hafen wird seit September 2013 von der schleswig-holsteinischen FWS (Förde Reederei Seetouristik) betrieben. Die deutsche Lindner Gruppe hat mit dem Bau des Tirana Business Park in der Nähe des Tirana Flughafens begonnen, der mit einem anvisierten Investitionsvolumen von 120 Mio. € die aktuelle größte Investition des Landes darstellt. Die Lindner Gruppe setzt auf die Stellung des Landes als Eingangstor für Rohstoff-, Warenund Energielieferungen hin zum gesamten südlichen Balkan. Im produzierenden Gewerbe sind die deutschen Unternehmen – anders als in den anderen SOELändern - nur sehr beschränkt tätig. Dies liegt an der schwachen Ausstattung des industriellen Sektors. Hier hat die deutsche Dermapharm, den albanischen Pharmaproduzenten Profarma übernommen hat. Baustoffe werden von Röfix produziert. Meggle hat eine albanische Milchproduktion erworben und die bayerische PSZ-Elektronik fertigt Kabelbaummodule. 74 Eine kleinere aber viel beachtete Investition wurde von dem deutschen Drogeriemarkt Rossmann getätigt. Ansonsten gibt es einige Kleinproduktionen in der Metall- und Medizintechnik. An dem Mobilfunkbetreiber AMC ist über die griechischen Cosmote die deutsche Telekom beteiligt. Das umfangreichste Finanzprojekt der nahen Zukunft ist die Gasleitung des Konsortiums TAP (Trans Adriatik Pipeline), die vom Schwarzen Meer kommend aserbeidjanisches Gas über Nordgriechenland, Südalbanien durch die Adria bis nach Italien leiten wird. An TAP ist die deutsche E.ON mit 9 % beteiligt ist und wird die Verlegung der Pipeline durch das albanische Festland übernehmen. Das Außenhandelsvolumen zwischen Albanien und Deutschland gehört mit 237 Mio. EUR (2012) zu den niedrigsten weltweit. In Südosteuropa liegen nur noch Montenegro aufgrund seiner Größe und Ausrichtung auf den Tourismus und Kosovo mit seinem Aufbaustatus hinter Albanien. Nach Deutschland exportiert Albanien hauptsächlich Textilien und Bekleidung (39 %); Mineralien (Erdöl & Chrom) (19 %), Pflanzl. Rohstoffe (Gemüse/Obst, Heilpflanzen) (11 % ), Schuhe (3 %), Metalle (3 %). Außenhandel DeutschlandAlbanien 2012 (in Mio. EUR) 236,98 159,78 Die Importwaren aus Deutschland entsprechen auch in Albanien derjenigen der meisten andern Länder, also KFZ und KFZ-Teile (45 %), Mechanische Maschinen (19 %), chemische Erzeugnisse (12 %), Nahrungsmittel (8 %), Textilien (5 %). 77,20 Umsatz Einfuhr aus Albanien Ausfuhr nach Albanien 2. Wasser und Abwasser in Albanien: Branchenüberblick 2.1 Marktsituation und Struktur 2.1.1 Wasserversorgung Kurze Geschichte der Wasserversorgung in Albanien Die erste Phase des Wasserversorgung in Albanien geht in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts zurück, als italienische Firmen Wasserleitungen einfacher Bauart von Bergquellen zu den wichtigsten Städten des Landes verlegten. Einige dieser Leitungen sind noch heute im Gebrauch. Zwischen 1950-1978 wurde die Wasserversorgung im Rahmen der Zusammenarbeit mit den sozialistischen Staaten Osteuropas (bes. Russlands) und später mit massiver chinesischer Hilfe stark ausgebaut. Die Qualität der Versorgung war vergleichweise gut. Allerdings bezog sich diese hauptsächlich auf die Städte und die Industriezentren. Der ländliche Raum wurde traditionnell vernachlässigt, die gesamte Planung war zentralistisch – beides hat bis heute Nachwirkungen. Die Phase der „Eiszeit“ von 1978-1991, d. h. der völligen Isolation Albaniens nach dem Bruch mit China, bewirkte auch einen Stopp von ausländischen Investitionen. Fehlende Ersatzteile, mangelhafte Wartung und fehlendes Know-How bei Neubauten führten zur stetigen Verschlechterung der Versorgungseinrichtungen und der Service-Qualität in der Wasserversorgung. 75 Eine Kombination von künstlich niedrig gehaltenen Wassertarifen und Verschwendung durch die Kunden führte zu der völligen Gleichgültigkeit gegenüber der Ressource „Wasser“ .sowohl bei Verbrauchern als auch bei Produzenten. In der postkommunistischen Zeit schließlich erreichte die Wasser-Infrastruktur einen Tiefpunkt, da die meisten technischen Ausrüstungen – Leitungen, Wasserzähler, Pumpstationen, etc. – nicht mehr repariert werden konnten. Trotz internationaler Hilfe verschlechterte sich die allgemeine Situation bis ins Jahr 2003, lt. Angaben der Weltbank. Die Wasservorkommen Albanien ist reich an Wasservorräten, in Form von natürlichen Quellen, Grundwasser, Flüssen und Seen. Durch seine Lage im Südosten Europas ist sein Klima durch heiße Sommer und milde Winter in den Tiefebenen gekennzeichnet. Im ganzen Land gibt es hohe Niederschlagsmengen. Die Qualität des Grundwassers in Albanien ist sehr gut. In den meisten Teilen des Landes entspricht sie den WHORichtlinien. Bis auf Chlorierung aus Sicherheitsgründen müssten die meisten Quell- und Grundwässer nicht weiter behandelt werden. Das durchschnittliche Wasservorkommen pro Kopf beträgt 8.700 m3 pro Jahr und ist damit eines der höchsten in Europa. Trotz einer großen Anzahl von noch ungenutzten Quellen ist das Land in der Lage, seinen Trinkwasserbedarf zu decken. Für die die Trinkwasserversorgung wird fast ausschließlich Quellund Grundwasser gebraucht. Nur die Wasserversorgung der albanischen Hauptstadt Tirana wird durch das Oberflächenwasser eines angrenzenden Sees gewährleistet. Untenstehend eine Darstellung der albanischen Wasserquellen, aufgeteilt nach Beständen (Inventory) und den Aussagen einer Umfrage (Questionnaire). Diese großangelegte Umfrage bei den 57 lizensierten Wasserbetrieben und den nicht-lizensierten Installationen wurde von den Autoren eines durch die KfW finanzierten Masterplanes zur Wasserver- und Abwasser-Entsorgung durchgeführt und im Januar 2013 fertiggestellt. 76 77 Die Versorgungssituation in Albanien 2012 Trotz der großen natürlichen Wasserreserven des Landes ist die Versorgungssituation für die albanische Bevölkerung sehr unbefriedigend. Die Gesamtanzahl der Wasserbetriebe Albaniens versorgt ca. 80% der Einwohner (2,24 von insgesamt 2,8 Mio. Einw.). Jedoch haben nur 10,8 % der Einwohner eine 24stündige Versorgung mit Wasser. Für 38,5 % beträgt die Versorgungleistung nur 1-10 Stunden/Tag. Bevölkerung in % Wasserversorgung Stunden/Tag Zahl der Anschlüsse Personenzahl 10.8 % 24 65,080 279,843 5.3 % 20 - 23 31,999 137,595 6.9 % 15 - 20 41,682 179,231 38.5 % 10 - 15 238,190 1,024,217 38.5 % 1 - 10 234,315 1,007,546 Dabei gibt es markante Unterschiede zwischen Land und Stadt. In den Städten werden 90,7 % der Bevölkerung mit Wasser versorgt, auf dem Land nur 57 %. In der Wasserversorgungskarte werden die Gebiete in mittelblau dargestellt, die zu dem Einzugsbereich der 57 lizensierten Wasserbetriebe (WU - Water Utilities) Albaniens gehören. Es sind hauptsächlich städtische Zentren, zum Teil mit ländlichen Einzugsgebieten. Die in hellblau dargestellen Gebiete werden als OJ (Outside the Jurisdiction of the Utilities) bezeichnet. Sie sind nicht im Zuständigkeitsbereich der Wasserbetriebe. Dort wird die Wasserversorgung von der jeweiligen Gemeinde oder individuell von der Bevölkerung (Zugriff auf Quellen) durchgeführt. 78 Wasserabgabe ohne Einnahmen Eine Besonderheit im albanischen Wassersektor ist der hohe Anteil von produziertem Trinkwasser, welches nicht in Rechnung gestellt wird – und offiziell als „Wasserabgabe ohne Einnahmen“ in den Statistiken geführt wird. Die Gründe sind technischer (Wasserverluste im Netz, wenige Zähler), krimineller (gestohlenes Wasser) oder administrativer Art (Pauschalabrechnung, kostenlose Lieferung). 90 80 70 Wasserabgabe ohne Einnahmen von 57 Wasserbetrieben in % 60 50 40 30 20 10 0 1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 49 51 53 55 57 Die größten Probleme der albanischen Wasserversorgung Unbefriedigender Zugang zur Wasserversorgung im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, besonders in ländlichen Gebieten. Unterbrechungen der Versorgung – durch fehlenden Druck in den Wasserleitungen Mangelhafte Desinfizierung von Wasser aus alten Leitungen Schlechte finanzielle Ausstattung der Wasserbetriebe Hoher Anteil von produziertem aber nicht verrechnetem Wasser Mangel an Wasserzählern bei Verbrauchern, aber auch bei den Anlagen selbst (viele Wasserbetriebe besitzen keine Großwasserzähler) Schlechtes Managament und geringe Effiziens beim Personal der Wasserwirtschaft Niedrige Tarife, die nicht den realen Verbrauch widerspiegeln 34 % der Betriebskosten der Wasserbetriebe werden staatlich subventioniert Investitionen im Wasserbereich orientieren sich nicht an den Regionen mit Bevölkerungswachstum und Tourismuspotenzial Die Wartung des Wassernetzwerks wird nicht fachgerecht durchgeführt 79 Kennziffern der Wasserversorgung Kennziffern der Wasserversorgung 2012 Wert 80 % Anteil der Bevölkerung mit Trinkwasser-Anschluss Wasserdargebot 606 Mio./m³ Gesamte Wasserproduktion 277 Mio./m³ Gesamtmenge “Verkauftes Wasser” Trinkwasser-Bedarf Trinkwasser-Anschlüsse 91,5 Mio./m³ 215 Mio./m³ 454.819 Haushalte 412.414 Unternehmen 40.334 Öffentliche Institutionen 2.071 7.100 km Gesamtlänge des Wasserversorgungsnetzes 0,77 Anzahl Defekte im Wasserversorgungsnetz pro km 2.1.2 Abwasserentsorgung Während die Trinkwasserversorgung auch unter schwierigen Bedingungen eine 80jährige Entwicklung hatte, war eine moderne Abwasserentsorgung mit Kläranlagen bis in die jüngste Vergangenheit gar nicht, ein Kanalisationsnetz nur teilweise vorhanden. Auch heute noch gehen viele Abwässer der Haushalte und der schwach ausgebauten Industrie direkt in die Flüsse. Aktuell haben ca. 49% der Bevölkerung einen Anschluss an das Abwasser-Kanalisationnetz, von denen wiederum 83% in den Städten und 10,9% auf dem Land leben. Kläranlagen Der Bedarf an neuen Kläranlagen verschiedenster Größe ist in Albanien ist sehr hoch. Die folgende Tabelle zeigt die aktuellen 14 Projekte im Betrieb, in der Fertigstellung, im Bau und in der Planung: Zone Unterstützt von Kosten Bevölkerung 1 Kavaja 1 KfW 5.0 Mio. € 25.000 4.500 in Betrieb 2 Pogradec KfW 5.0 Mio. € 60.000 4.500 in Betrieb 3 Korça EIB/KfW 8.7 Mio. € 85.000 15.000 in Betrieb 4 Durres BB/LUX/EIB/IPA 11,1 Mio. € 250.000 60.000 in Betrieb 5 Vlora (2006) CARDS (2006) 2,7 Mio. € 170.000 42.000 teilweise in Betrieb 6 Lezha+Shengjin BB/LUX/EIB/IPA 4,9 Mio. € 50.000 12.400 Bau ist beendet 7 Saranda+Ksamil BB/LUX/EIB/IPA 3,8 Mio. € 70.000 12.240 Bau ist beendet 8 Kavaja 2 IPA 10.0 Mio.€ 75.000 13.500 Baustart 9 Tirana JBIC 67 Mio. € 350.000 94.000 Baustart 10 Velipoja IPA (2007) 3.5 Mio. € 2,000-50,000 15.800 im Bau 11 Orikum Islamische Bank 3.2 Mio. € 55.000 4.000 im Bau 12 Shiroka KfW, SECO, ADA 1.0 Mio. € 2,500-12,000 320 im Bau 13 Shkodra KfW, SECO, ADA 10 Mio. € 100.000 N/I Machbarkeitsstudie 14 Divjake BB JICA, BB N/I N/I N/I Machbarkeitsstudie 80 Q=m3/Tag Status Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind sieben Kläranlagen fertiggestellt. Die in Abb. 6 aufgeführten ersten vier Anlagen (Kavaja, Pogradec, Korca und Durres) mit einer Gesamtverarbeitung von 84.000 m³/Tag verfügen auch über eine biologische sekundäre Behandlungsphase. In der Kläranage Nr. 5 (Vlora, nur teilweise in Betrieb) gibt es nur eine mechanische primäre Behandlung. Zwei weitere fertig gestellte Kläranlagen konnten u. a. aufgrund fehlender technischer Anschlüsse noch nicht in Betrieb gehen. Alle Kläranlagen sind von ausländischen Finanzinstitutionen ganz oder teilfinanziert worden. Kennziffern der Abwasserentsorgung Kennziffern Abwasserentsorgung 2012 Anschlussgrad der Bevölkerung an die Kanalisation Gesamtlänge des Kanalisationsnetzes (ca.) Anschlüsse an das Kanalisationsnetz Haushalte Unternehmen Öffentliche Institutionen Defekte an Kanalisationsnetz pro km Kläranlagen (in Betrieb) Verarbeitungskapazität 2.1.3 Wert 49 % 1.700 km 348.628 311.883 34.822 1.923 0,83 4 84.000 m3/Tag Das Wasserleitungs- und Kanalisationsnetz Das albanische Wasserleitungsnetz weist wegen seines Alters (Bau in den 30er und 50-70er Jahre), veralteter Technik, Materialverschleiß, Ersatzteilmangel, fehlender Wartung und Wasserdiebstahl hohe Wasserverluste auf. Experten gehen davon aus, dass 30 % der existierenden Wasserleitungen und 50 % der Kanalisationsleitungen in den nächsten 10 Jahren ersetzt werden müssen. In den untenstehenden Darstellungen werden die am häufigsten verwendeten Materialien für den Leitungsbau aufgeführt. Wasserleitungen Länge und Material der Wasserleitungen (km) 7.124 3.948 Länge Stahl 1.265 1.678 Eisen Polyethylen 233 Sonstige 81 Kanalisationsleitungen Länge und Material der Kanalisationsleitungen (km) 1.692 Länge 2.1.4 1.408 Beton 158 127 Polyethylen Sonstige Die Wasserbetriebe in Albanien Versorgungsgrad durch die Wasserbetriebe In Albanien hatte im Jahr 2012 58 lizensierte Wasserbetriebe, die ca. 80% der Bevölkerung mit Wasser versorgen. 30 Betriebe bieten für insgesamt 49% der Bevölkerung auch Abwasserentsorgung an, d. h. den Anschluss an die Kanalisation oder an eine der Kläranlagen im Land. Noch bis vor kurzem wurden die Wasserbetriebe zentralisiert und auf nationalem Niveau von der Generaldirektion für Wasserversorgung und Kanalisation (DPUK, Drejtoria e Përgjithshme e Ujesjellës Kanalizimeve) verwaltet. Im Zuge der aktuell stattfindenden Dezentralisierung des albanischen Wassersektors geht die Verwaltung an lokale Behörden über. Die 58 Betriebe versorgen 53 aller 72 Städte in Albanien, z. T. mit deren ländlichem Einzugsgebiet. Die Unterschiede der Wasserversorgung auf dem Land und in der Stadt sind erheblich, wie aus den Abbildungen 10 und 11 hervorgeht. Sie stellen den Versorgungsgrad in Prozent dar. 120 120 Wasserversorgung auf dem Land in % 100 100 80 80 60 60 40 40 20 20 0 Wassersorgung in Städten in % 0 1 3 5 7 9 111315171921232527293133353739414345474951535557 1 3 5 7 9 111315171921232527293133353739414345474951535557 -20 -20 Quelle: DPUK (Angaben von 57 der insgesamt 58 Betriebe) Monitoring und Benchmarking Seit dem Jahr 2006 müssen sich die Wasserbetriebe einem von der Wasser-Regulierungsagentur (ERRU – Enti Rregullator i Ujit) durchgeführten Monitoring und Benchmarking Programm unterziehen, 82 in dem folgende Leistungsindikatoren überprüft und mit den Vorjahresergebnissen abgeglichen und veröffentlicht werden: 1. Betriebs- und Wartungskosten-Deckung Deckungsgrad der B&W-Kosten durch Einahmen 2. Gesamtkostev-Deckung Deckungsgrad der Gesamtkosten (inkl. Abschreibungen und Kapitalkosten) durch Einnahmen 3. Hebeeffiziens-Anteil Verhältnis der Kundenrechnungen zu dem aktuell eingenommen Einnahmen 4. Personal-Effiziens Anzahl der Mitarbeiter des Wasserwerks pro 1000 Anschlüsse 5. Wasserabgaben ohne Einnahmen Anteil der Waserabgaben, die Kunden nicht in Rechnung gestellt werden. 6. Zähler-Anteil Anteil der mit den Zählern ausgestatteten Anschlüsse als Prozentsatz zu allen KundenAnschlüssen. 7. Versorgungszeit Durchschnittliche Verfügbarkeit von Wasser in Std./Tag 8. Trinkwasser-Qualität Anteil der Wasser-Qualitätstests die den bakteriologischen (koliformen) und den zulässigen Restchlor-Standards entsprechen 9. Abwasserversorgung Anteil der Bevölkerung eines Wasserbetriebs-Gebiet, dem Abwasser-Service geboten wird (nur z. T. Kläranlage) 10. Wahrnehmung des Regulators Indexwert zur Messung, inwieweit ein Wasserwerk den allgemeinen regulatorischen Vorgaben entspricht. Die wichtigsten Ergebnisse des 2012er-Rankings 2011 2012 Trend Trinkwasserversorgung 80,8 % 80,8 % = Abwasserentsorgung 50,8 % 51,0 % ↗ Trinkwasserqualität k.A. k.A. k.A. Versorgung Stunden/Tag 10,9 10,8 ↘ Gesamtkostendeckung der Wasserbetriebe 79,4 % 82,7 % ↗ Kostendeckung für Betrieb/Wartung 105,2 % 106,3 % ↗ Hebe-Effiziens (Collection Efficiency) 79,9 % 90,9 % ↗ 9,3 9,3 = Wasserabgabe ohne Einnahmen 63,5 % 67,1 % ↘ Einsatz von Messgeräten 50,6 % 55,1 % ↗ Leistungsindikatoren - Wasserbetriebe Personaleffizienz (Mitarbeiter/1000 Anschlüsse) Die Prozentsätze für Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung, ebenso wie die Versorgungszeit pro Tag haben sich von 2011 auf 2012 kaum verändert. Zur Trinkwasserqualität gab es keine Aussage. Die besten finanziellen Leistungen wurden von den großen Wasserwerken erzielt, während die kleinen Betriebe weiterhin – aber in unterschiedlichen Maße – von staatlichen Subventionen abhängig sind. Grundsätzlich sind die Wasserwerke personell zu stark ausgestattet. Die Akzeptanz der Kunden für Wasserrechnungen steigt in dem Maße, wie die Service-Leistungen zunehmen – auch bei kleinen Betrieben. 83 Ein Alarmsignal war die Verschlechterung der „Wasserabgabe ohne Einnahmen“. Es ist ein Zeichen dafür, dass große Wassermengen produziert werden, die nicht in Rechnung gestellt werden können. Dem entspricht die nur leichte Verbesserung der Installation von Messgeräten beim Kunden, die überwiegend in den großen Wasserwerken installiert werden konnten. Wassertarife Die Wassertarife werden von den Wasserbetrieben errechnet, danach der WasserRegulierungsagentur (ERRU – Enti Rregullator i Ujit) zur Überprüfung und Genehmigung vorgelegt. Die sozio-ökonomischen Bedingungen erlauben es aktuell noch nicht, gesamtkostendeckende WasserTarife zu erheben. Dieses Ziel wurde in den letzten Jahren allerdings von 6 der insgesamt 58 Wasserbetriebe erreicht. Alle andern benötigen staatlichen Subventionen (18 Mio. EUR im Jahre 2010). Untenstehend die Tarife des (in Euro-Cent) für Wasser- und Abwasserdienstleistungen: Tarife für Dienstleistungen in (€ ) Cent pro m³ Haushalte 70 Unternehmen Institutionen 59 24 3 Wasserversorgung 2.1.5 6 5 Abwasserentsorgung Aktuelle Investitionen Für die Investitionen in die lokalen Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungs-Infrastruktur sind staatliche Behörden zuständig. Der Großteil der Investitionen für Sanierung und Ausbau ist bis jetzt von der albanischen Regierung (Ministerium für Transport und Infrastruktur) finanziert worden. Die ausländischen Investitionen hingegen konzentrieren sich auf den Neubau. Die untenstehende Tabelle (Abb.14) gibt eine Übersicht der Investitionen und Programme im Wasser- und Kanalisationsbereich in Albanien für die Zeitperiode 2010-2012. 84 No. INVESTMENT PROGRAM ZONE 1.0 IPA Program 2010 Velipojë, Lushnjë, Berat+Kuçovë, Fier, Sarandë, Elbasan, Korçë 2.0 3.1 IPA Program 2011 Service Provision Program Ongoing Durrës, Tiranë 4.0 Protocol with Germany 4.1 Drinking Water Supply for rural zones I and II Program Commune / Local / Rural Infrastructure Program I Rural and urban zones Rural zones 4.2 Fier, Gjirokastër, Sarandë, Lezhë 4.3 FOUNDER OR COFOUNDER EU, KfW, QSH COST EUR) 50.0 M Ongoing World Bank (in process) German Government (KfW) Ongoing Ongoing 50.0 M Ongoing Ongoing KfW IPA-IPF/MW IPA – 2009 KfW 16,0M 4,7 M 20,0 M 4,0 M Loan Grant Grant Grant 16,0M Grant + Loan 10,0 M 3,5 M 7,5 M 11,0 M Loan Loan 14,4 M 2,4 M Grant Grant 67,0 M Loan Drinking Water Supply Berat and Kuçovë Program for Middle Albania 4.4 Program for the Shkodër Protection of Shkodra Lake 4.5 Program for the Pogradec KfW Protection of Ohrid Lake IPA – IPF/MW 5.0 Protocol with Austria Bilisht Austrian Gov. German Gov. (KfW) 6.0 Albanian Development Village in 3 regions Fund 7.0 Program for Albania Orikum Islamic Bank 8.0 Integrated Regional Vlorë EU Program 9.0 Sewerage Program Tiranë JICA Foreign Investment ≈ 280 M EURO + ≈ 20% State Budget ≈ 340 Million EURO 2.2 Gesetzliche Rahmenbedingungen und Zuständigkeiten 2.2.1 Gesetze und Verordnungen (in GRANT/LOAN Grant + Loan Ongoing Grant + Loan Grant + Loan Die gesetzlichen Rahmenbedingungen Wassersektor in Albanien werden von einer großen Anzahl von Gesetzen und Verordnungen reglementiert, die oft nicht konsistent sind. Im Folgenden werden die wichtigsten Bereiche der Wasserversorgung mit den ihnen zugrundeliegenden Gesetzen, Verordnungen und Prozesse aufgeführt: Organisation und Management des Wassersektors und Übertragung der Verantwortlichkeit an die lokale Regierung (Gesetz Nr. 8652 „Über Organisation und Funktion von lokaler Regierung“, vom 31.07.2000, aktualisiert durch Gesetz Nr. 9208, vom 18.03.2004.) Status von Staatsunternehmen (Gesetz zur Umwandlung von staatlichen Unternehmen in Handelsgesellschaften, Nr.7926 vom 20.04.1995, geändert durch Gesetz Nr.8099 vom 20.03.1996). Über den Status von Staatsunternehmen (Verordnung Nr. 271 vom 09.05.1998). Übertragung von Eigentum (Gesetz über die Privatisierung von Unternehmen der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Nr.8103, vom 28.03.1996). Branchenspezifische Vorschriften für Tarife, etc. (Gesetz zur Regulierung der Dienstleistungen der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung (Nr. 8102, vom 28.03.1996, geändert durch Gesetz Nr.9915, vom 23.03.2005). Umweltrecht (Gesetz über die Umweltschutz, Nr. 8934 vom 05.09.2002). Bewirtschaftung der Wasserressourcen (Gesetz über die Wasserreserven, Nr. 8093, vom 21.03.1996). 85 Änderung und Anpassung der Zustand der Wasserbetriebe (über die Bestimmung der Regeln von Wasserversorgung und Abwasserentsorgung von Handelsgesellschaften Verordnung Nr. 1304 vom 11.12.2009). Dezentralisierung und Regionalisierung (zur Übergabe der Anteile von Gesellschaften für Wasserversorgung und Abwasserentsorgung an die Kommunen: Verordnung Nr. 660 vom 12.09.2007). Übereinstimmungen mit EU-Richtlinien Unter dem Aspekt der Erlangung eines EU-Kandidatenstatus müssen die albanischen Rahmenbedingungen mit den EU-Richtlinien des Sektors und angrenzender Bereiche in Einklang gebracht werden. Dies sind insbesondere: Wasser-Rahmenrichtlinie (2000/60/EG) vom 23. Oktober 2000 Trinkwasser-Richtlinie (98/83/EG) vom 3. November 1998 Behandlung von kommunaler Abwassern. Richtlinie (91/271/EWG) vom 21. Mai 1991 Grundsätze der vollen Kostendeckung unter COM (20000) 477 Dezentralisierung und Regionalisierung Die Reform zur Dezentralisierung hat in Albanien gerade erst begonnen und umfasst den Transfer von Institutionen des Wassersektors auf lokale Behörden. Dazu gehört auch die Übertragung der Eigentumsrechte von staatlichen Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungseinrichtungen auf die Kommunen. Ziel dabei ist eine effektivere Koordination aller Akteure und ein größeres Bewusstsein in den Kommunen darüber, dass dieser Bereich in ihrem Kompetenzbereich liegt. Jedoch kann es bei der schwachen finanziellen Ausstattung der Kommunen auch gegenteilige Wirkungen haben. Es gibt aktuell Städte, wie Korca, die mit Hilfe der GIZ einen vorbildlichen Wasser- und Abwassersektor aufgebaut haben, während andere keinerlei Verantwortung in diesem Bereich übernehmen wollen oder können. Regulierung Gleichzeitig sollen jedoch die Institutionen der Adminstration und Regulierung des Wassersektors gestärkt werden. Die Institutionen für das Management der Wasser-Ressourcen sind der Nationale Wasser-Rat (KKU – Keshilli Kombetar i Ujit), das Technische Sekretariat dieses Wasserrats und die Aufsichtsräte der Wassereinzugsgebiete. Den Aufsichtsbehörden der Wassereinzugsgebiete sollen in Zukunft mehr Kompetenzen zugeordnet werden. Da sie aktuell unterbesetzt sind, können sie ihren Aufsichtspflichten nicht nachkommen, wodurch in Albanien Eingriffe nicht-autorisierter Institutionen/Personen in das Leitungsnetzwerk (inkl. dem eigenmächtigen Bohren von Wasserschächten) zu Alltag des Wassersektors gehört. Diese Institutionen befinden sich in einer Phase der Reorganisation. Deshalb werden sie in der folgenden Insitutionen-Liste nicht gesondert aufgeführt. 86 2.2.2 Institutionen der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Albanien Staatliche Institutionen Ministerium für Umwelt Rr. e Durresit, Nr 27, Tirana Τel: +355 4 2270630, Fax : +355 4 2270627 www.moe.gov.al Ministerium für Transport und Infrastruktur Sheshi Skënderbej, Nr. 5, Tirana Τel: +355 4 2380833, Fax : +355 4 2232389 http://www.mppt.gov.al/ Generaldirektion für Wasserversorgung und Kanalisation (DPUK – Drejtoria e Përgjithshme e Ujesjellës Kanalizimeve) Rr. Sami Frasheri Nr. 4, Tirana Tel./Fax: +355 4 2256091 http://www.dpuk.gov.al Wasser-Regulierungsagentur (ERRU – Enti Rregullator i Ujit) Blv: “Gjergj Fishta”, Godina Nr. 10, Kati IV, Tirana Tel. : +355 4 2258046 http://www.erru.al Finanzinstitutionen KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) Rruga „Skënderbej“ Nr. 21/1 Tirana Tel./Fax: +355 42 227 869 [email protected] www.kfw-entwicklungsbank.de World Bank Ibrahim Rugova St. 34, Tirana Tel. +355 4 2280 650/1 Fax. +355 4 2240 590 European Bank for Reconstruction and Development Rruga Abdi Toptani, Torre Drin Building,Tirana, Albania Tel: +355 4 2232 898 Fax: +355 4 2230 580 Islamic Bank Deshmoret e Kombit 8, P.O. Box 128, Tirana Tel: +355 4227408 Fax: +355 42 28460 Islamic Bank 87 Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit GIZ – Deutsche Ges. für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Rruga „Skënderbej“, Nr. 21/1, P. O. Box 2391, Tirana Tel: +355 42 230 414/ 417 Fax: +355 42 251 792 [email protected] www.giz.de ADA – Austrian Development Agency Rruga “Mustafa Matohiti”, P.1/7 Tirana, Albania Tel: +355 4/23 57 17 Fax: +355 4/23 45 46 [email protected] www.ada.gv.at Wissenschaftliche Einrichtungen Regionales Umweltzentrum Rr. Ismail Qemali, Nr.27, Postfach 127, Tirana Tel/Fax: 04 223 29 28 [email protected] www.albania.rec.org Verbände Vereinigung Wasserver- und Abwasserentsorgung in Albanien “Pjeter Bogdani” Street, Tirana Tel: +355 4 2245 101 Fax: +355 4 2245 101 [email protected] www.shukalb.org 2.3 Markt- und Absatzpotenziale Das albanische Wasserversorgungs- und Abwassersystem benötigt Investitionen auf breiter Ebene. Es ist einer der drei Prioritätsbereiche der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, und zwar sowohl von der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) als auch der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) in Albanien. Auch die seit September 2013 im Amt befindliche albanische Regierung hat den Sektor zu ihren Prioritäten erklärt – besonders im Zusammenhang mit der Entwicklung von dem Bereichen: Ländliche Entwicklung , Ausbau des Tourismus. 88 2.3.1 Investitionsbedarf In folgenden Bereichen besteht konkreter Investitionsbedarf Wasser-Versorgung Wasser-Erfassung in den Wassereinzugsgebieten, Wasserbehandlung, Zuleitungen, Wasserspeicher, Pumpstationen, Wasserverteilung, Zähler (Kundenzähler, Wassergroßzähler) Abwasser-Entsorgung Entsorgung vor Ort, Kanalisationsnetze, Pumpstationen, Regenwasserableitungen, Kläranlagen (Primäru. Sekundärbehandlung), Verbindungsstationen, Klärschlamm-Behandlung Nach der Situationsanalyse (Ergebnisse der Umfrage der Wasserbetriebe, negative Wasserbilanz, Infrastrukturmangel) eruierten die Berater der KfW über 1,730 Maßnahmen-Sets (eine konkrete Investition in ein System) im Bereich Renovierung. Erweiterung oder Neubau.Im Bereich Renovierung müssen 30 % der existierenden Wassersysteme und 50 % der existierenden Abwassersysteme ersetzt werden. Nach Abzug der aktuellen Finanzierungen von 323 Mio EUR, d. h. ca. 86 Mio. EUR/Jahr, wird der verbleibende Finanzierungsbedarf für Albanien bis zum Jahr 2040 auf ca. 5 Mrd. EUR eingeschätzt, wobei ca. 1 Mrd. Für Wasserversorgung und 4 Mrd. Für Abwasserentsorgung benötigt werden. Mit den Kosten für Sonstiges und Technische Ausführung steigt die Summe auf 6,4 Mrd. EUR. Sektor Renovierung Erweiterung Neue Anlagen Wasserversorgung Abwasserentsorgung Insgesamt Sonstiges & Tech. Durchführung Mio € 530 286 817 Mio € 352 1.916 2.268 Mio € 158 1.847 2.005 Summe Mio € 1.041 4.039 5.080 in % 20,50% 79,50% 100% 1.320 6.400 Allerdings beruhen diese Angaben auf den Einschätzungen der Experten, die den Bedarf analysiert haben. Die konkrete Umsetzung wird sich an den Budgets kommender Regierungen und den Möglichkeiten der internationaler Donor-Organisation orientieren. Geplante inländische Investitionen Die von der albanischen Regierung kurzfristig geplanten Investitionen im Rahmen des Budgets für Wasserversorgung und Abwasserentsorgung betragen von 2014 bis 2017 über 200 Mio. EUR. Die in nächster Zukunft anstehenden Ausschreibungen werden einen Umfang von ca. 40 Mio. EUR umfassen und können u. a. im Portal der GTAI (Ausschreibungen) eingesehen werden. Kurzfristig geplante Investitionen Kurzfristigte Investitionen 2011 2015 2017 Neubau Sanierung Technischer Unterstützung Mio. € 33 42 - Mio. € 65 42 3 Mio. € 70 42 4 75 110 116 Insgesamt 89 Geografische Verteilung der kurzfristig geplanten Projekte für Wasser- und Abwasser 90 2.3.2 Geschäftschancen und Empfehlungen für deutsche Unternehmen Albanien hat einen großen Bedarf an Neubau und Modernisierungsmaßnahmen von Anlagen und Ausrüstungen der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung. Das Land strebt den EU-Kandidatenstatus an, weshalb es seine Gesetzgebung an EU-Regulierungen anpassen die Implementierung dieser Regelungen durchsetzen muss. Hieraus ergeben sich folgende Chancen für deutsche Unternehmen: Lieferung von technischen Ausrüstungen: Rohre, Mess- und Regelsysteme (bes. Wasserzähler) Technologie für Wasserwerke Sanierungstechnik für Wasser- und Kanalisationsleitungen Lieferung und Aufbau neuer Kläranlagen (Anpassung an regional unterschiedlichen Bedarf) Beratung für die Effizienzsteigerung der Wasserbetriebe Beratung für die Anpassung der Gesetze an die EU-Normen Durch die Präsenz der großen Institutionen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit), der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau), der DIHA (Deutsche Industrie- und Handelsvereinigung in Albanien), sowie der GTAI (Germany Trade and Invest), die nicht vor Ort präsent ist, jedoch über das Land berichtet, besteht die Möglichkeit, sich im im Vorfeld über interessanten Ausschreibungen und Markteintrittsstrategien zu informieren. Deutsche Technologie und Marken sind in Albanien sehr geschätzt. Albanische Behörden und Institutionen ziehen deutsche Produkte und Beratungslösungen allen anderen vor. Allerdings ist dies von der finanziellen Ausstattung der jeweiligen Projekte abhängig. Deutsche Unternehmen sollten immer auch einen Blick auf die Konkurrenz italienischer und österreichischer Firmen werfen, die in diesem Markt als klassischer Handelspartner und Investor sehr aktiv sind. In der derzeitigen Umstrukturierungsphase des Wassersektors ist es nicht ganz einfach, konsistente Aussagen über die aktuelle Situation zu erlangen. Trotzdem liegt gerade hier eine Chance für Unternehmen, sich gut im Vorfeld zu positionieren. Die Informationsrecherche muss allerdings frühzeitig beginnen und sollte konsistent sein. Präsenz im Markt ist unerlässlich. Das bedeutet in Albanien physische Präsenz und konsequente Aufsuchung der Ansprechpartner und Informationsquellen. 91 Quellen Water Supply and Sanitation Sector Strategy- 2003 The World Bank Water Supply and Sewerage Masterplan for Albania – Final Report January 2013 Autoren: Igr AG und iC Consulenten Finanzierung: KfW Auftraggeber: Ministerium für öffentliche Arbeiten und Transport Seit Regierungswechsel Sept. 2013: Ministerium für Transport und Infrastruktur Report on the Perfomance of the Water Supply and Sewerage Companies 2012 Erstellt: GIZ, Büro Albanien Auftraggeber: Wasser-Regulierungsagentur Generaldirektion für Wasserversorgung und Kanalisation (DPUK, Drejtoria e Përgjithshme e Ujesjellës Kanalizimeve) Wasser-Regulierungsagentur (ERRU – Enti Rregullator i Ujit) 92 Markteinstieg - Aktuelle Dienstleistungen der AHK Serbien Die AHK Serbien (www.serbien.ahk.de) bietet über ihre Service-GmbH DE International d.o.o. folgende Dienstleistungen an: Informationen im Bereich Recht, Finanz- und Zollangelegenheiten Standortrecherchen (Standortauswahl, Analysen des lokalen Arbeitsmarktes, Besichtigung und Begleitung vor Ort, in Kooperation mit Behörden und der Investitionsagentur) insbesondere im Energiebereich Adressrecherchen und Geschäftspartnersuche Firmengründung und Bankkonteneröffnung Beschaffung von Handelsregisterauszügen und Bonitätsauskünften Korrespondenz mit relevanten nationalen und lokalen serbischen Behörden (Ministerien, Katasteramt, Energieagentur, Gemeinden) sowie mit finanziellen Institutionen und Banken Beschaffung von Ausschreibungsunterlagen u.v.m. Die o.g. Dienstleistungen bieten wir im Rahmen unseres AHK-„Bezirks“auch für andere Westbalkanländer an: Mazedonien, Montenegro, Albanien und/oder Kosovo. Da diese Leistungen je nach Größe des Projektes mit unterschiedlichem Aufwand verbunden und sehr umfangreich sein können, ist es empfehlenswert, sich einen Kostenvoranschlag von der AHK Serbien geben zu lassen. Kontaktpersonen: Vlastimir Stojanović Delegation der Deutschen Wirtschaft in Serbien Messen und Projekte [email protected] +381 11 2028 015 Danilo Šuput Delegation der Deutschen Wirtschaft in Serbien Messen und Projekte [email protected] +38111 2028015 Anette Kasten Geschäftsführung der Deutschen Industrie- und Handelsvereinigung in Albanien [email protected] +355 (0) 4 222 7146 93 Bledar Mankollari Deutsche Industrie- und Handelsvereinigung in Albanien Business Consulting [email protected] +355 (0) 4 222 7146 94