PDF zum - Ökumenischer Arbeitskreis Enneagramm eV

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PDF zum - Ökumenischer Arbeitskreis Enneagramm eV
Nr. 34
November 2008
EnneaForum
Wüstenzeit
Rundbrief des Ökumenischen Arbeitskreises Enneagramm e.V.
theater – ein Schreibaufruf
Im der Frühjahrsausgabe des EnneaForums soll es
um „theater“ gehen. Theater im weiteren Sinne. Unser
Typentheater, die Rollen, die wir immer wieder spielen,
die Masken, die wir aufsetzen, um etwas zu erreichen,
etwas zu vermeiden, um die Kontrolle zu behalten, die
Angst einzudämmen, unsere Außenwirkung zu verfeinern.... Jeder Typ hat da sein eigenes „theater“, das
er in der Regel perfekt spielt. Lasst die anderen einmal
hinter eure Kulissen schauen und schreibt, auch wenn’s
nicht leicht fällt, etwas über euer persönliches Typentheater.
Auch Theater in jeder anderen Form ist gefragt. Gibt
es vielleicht ein Stück, einen Film, ein Buch, das euch
typspezifisch angesprochen habt, wo ihr euch oder
jemanden, der euch sehr nahe steht, wieder entdeckt
habt? Dann erzählt darüber, damit auch andere ihre
Freude daran haben.
Gedacht sind nicht große und mehrseitige Artikel,
eher kürzere Statements, dafür aber von jedem Typen,
auch Gedichte und, bei diesem Thema mehr denn je,
auch humoristische Beiträge.
Bitte nehmt den Redaktionsschluss 1. März diesmal
sehr ernst, es ist wieder Kirchentag und das Heft muss
spätestens Mitte Mail fertig sein. Wir freuen uns schon
auf eure Beiträge.
Inhalt
4
Bei den Wüstenvätern zur Schule gehen
9
Ein Mensch in der Wüste
16
Wüüüste !!!
17
Abba, gib mir ein Wort
18
Eine Nacht und einen Tag in der Sahara
19
Wüstenzeit
20
Bergwüsten
23
Zwei moderne Wüstenväter – Inspirationen
zur Spiritualität des Enneagramms
26
Segen des Sinai
27
Jahreshauptversammlung Rückblick
31
Termine
36
Neuer ÖAE-Vorstand gewählt
40
Buchrezensionen
45
Enneatainment
46
Das EnneaMann
47
Netzwerk Richard Rohr
48
Das Enneagramm und der interreligiöse
Dialog
51
Wüsten-Erfahrungen
Impressum Herausgeber : Ökumenischer Arbeitskreis Enneagramm e.V.
Vorsitzende : Doris Wetzig
Geschäftsstelle : Eveline Schmidt
Wehlstr. 23
29221 Celle
Tel+Fax (0 51 41) 4 22 34
[email protected]
Sparkasse Celle
BLZ 257 500 01
Kto 4 006 813
Internet : www.enneagramm.eu
Bildernachweis (jegliche Vervielfältigung nur mit vorheriger ausdrücklicher schriftlicher Genehmigung des Rechteinhabers!):
Titelbild, Umschlagrückseite, 3, 5, 8, 9, 10/11, 13, 14, 15, 18/19, 26,
38/39, 41, 43, 46/47, 49, 51: Michael Schlierbach, schriftbildwort.de.
S. 7: Holger Forssman.
S. 20/21, 27–29, 36 oben: Hans-Peter Heinze.
S. 23–25: Michael Schulz.
Karikaturen S. 35: Philipp Buchheister.
EnneaForum 34
Redaktion : Heike Heinze
Am Graßdorfer Wäldchen 71
04425 Taucha,
Tel. (03 42 98) 1 43 59
[email protected]
Co-Redaktion & Layout :
Michael Schlierbach
Druck : Rapp-Druck, Flintsbach, Auflage : 750
Probeexemplare und Vertrieb über die Geschäftsstelle.
Enneaforum erscheint halbjährlich (Mai/Nov). Beiträge und
Termine bitte bis 1.3. bzw. 1.9. an die Redaktion.
Liebe Leserinnen und Leser!
Wüstenzeit. Eine Zeit der Stille und Leere, der Einsamkeit. Eine Zeit, die manchmal
freiwillig gesucht wird, manchen aber auch unfreiwillig überfällt. Keine einfache
Zeit, aber eine Zeit, die die Chance des Wachstums in sich birgt.
Einige Leserinnen haben ihre Erfahrungen mit Wüste und mit Wüstenzeiten
aufgeschrieben, zu lesen ab S. 16. Dank an die engagierten Vierer- und Neunerfrauen (Was machen die anderen? Trauen sie sich nicht in die Wüste?).
Wüste bzw. die Wüstenväter waren auch das Thema der diesjährigen Jahreshauptversammlung in Hünfeld, wer dort war erinnert sich an die intensive und dichte
Atmosphäre, die spannenden Vorträge von Anselm Grün und Andreas Ebert und
die wunderschöne Thomasmesse am Sonntagvormittag im Klostergarten. Berichte
dazu findet ihr ab S. 27.
Holger Forssman war so nett, das Thema Wüstenväter noch einmal für unser
Heft zusammenzufassen (S. 4) und Michael Schulz stellt uns noch zwei moderne
Wüstenväter daneben (S. 23)
Dietrich Koller hat das Thema der Versuchungen Jesu in der Wüste aufgegriffen
und enneagrammatisch weiter geführt, zu lesen auf S. 9. Außerdem ist sein neues
Buch zum Thomasevangelium endlich erschienen. In diesem Heft gleich zwei
Besprechungen dazu, mit ganz unterschiedlichen Eindrücken (S. 40).
Ganz wichtig für uns ist natürlich auch der neu gewählte Vorstand des ÖAE.
Während Rainer Fincke und Werner Lambach auf der JHV mit gebührendem Dank
verabschiedet wurden, haben nun Arno Kohlhoff und Ruth Maria Michel mit ihrer
Arbeit begonnen. Für dieses Heft habe ich unsere neue erste Vorsitzende Doris
Wetzig und den zweiten Vorsitzenden Arno Kohlhoff interviewt. Ab S. 36 könnt ihr
die beiden etwas genauer kennen lernen und von ihren Vorstellungen ihrer Arbeit
für den ÖAE erfahren.
Schließlich kommt auf S. 48 auch noch mal Rainer Fincke zu Wort mit seinen Vorstellungen, wie das Enneagramm im interreligiösen Dialog hilfreich sein kann.
Schaut bitte auch auf die Terminseiten, es steht einiges an, vom ÖAE-Kirchentagsstand über einen Regionaltag in Köln bis hin zur Männerinitiation in Norddeutschland.
Für unser Mai-EnneaForum möchte ich wieder um rege Mitarbeit bitten, und
zwar von möglichst vielen unterschiedlichen Enneagrammtypen. Es ist wieder Kirchentag, das Heft soll also besonders auch für Außenstehende interessant werden.
Wer neben dem vorgegebenen Thema (s. o.) noch andere interessante Beiträge hat,
schicke mir sie gern zu, wie immer unter [email protected]
Zum Ende des Jahres wünsche ich euch und ihnen allen eine gesegnete Adventsund Weihnachtszeit.
Herzliche Grüße Eure/Ihre
EnneaForum 34 Bei den Wüstenvätern zur Schule gehen
von Holger Forssman
Die Anfänge des christlichen Mönchtums liegen in der ägyptischen Wüste. Dorthin zogen sich gegen Ende des 3. Jahrhunderts Einsiedler zurück, um zu fasten, zu beten und nebenher einfache Handarbeiten zu verrichten. Als es immer mehr wurden, die diesen Vätern folgten, wurden lose Siedlungen gegründet und Regeln für das Zusammenleben aufgestellt. Bereits
um das Jahr 320 gab es die ersten Klöster. Frauen waren die Ausnahme, aber es gab auch Wüstenmütter und Nonnenklöster.
ein paar kleine Schritte – in ihre Fußtapfen treten. Bei den
Was kann ich – ein lutherischer Theologe – von den
Wüstenvätern begegnet uns immer wieder das Thema des
Wüstenvätern und -müttern lernen? Von evangelischen
„Anfangs“.
Kirchengeschichtlern werden sie eher ungünstig bewertet.
Zum Wegbereiter dieser Aussteigerbewegung wurde
Kein Wunder. Die Wüstenväter gingen von der selben Frage
Antonius. Später nannte man ihn dafür den „Großen“. Antoaus, die auch Martin Luther umgetrieben hat: „Wie kann ich
nius war ein einfacher Mann aus Mittelägypten, der vielgerettet werden?“ Aber ihre Antworten wiesen genau den
leicht nie lesen und schreiben gelernt hat. Aber gerade seine
Weg, den der Reformator bewusst verließ: strenge Askese,
Schlichtheit machte ihn schon zu Lebzeiten zum denkbar
Rückzug aus der Welt, Hinwendung zu Gott in unbedingter
Einseitigkeit. Alles das hatte Martin Luther zuerst selber ver- besten Vorbild. Er sprach so, dass ihn jeder verstand. Und
er konnte erklären, was das Asketenleben für einen Gewinn
sucht und dann als Heilsweg abgelehnt.
mit sich brachte. Das machte es anderen leichter, ihm zu
Auch anderes finden wir bei diesen Vätern, was Bauchfolgen. Berühmt wurde er später vor allem, weil er so vielen
grimmen verursacht: ein Zwei-Klassen-Christentum, in
dem die frommen Asketen selbstgerecht auf die „Weltkinder“ „Versuchungen“ trotzte. Mich beeindruckt an ihm mehr, dass
er immer bescheiden blieb und kein Eiferer wurde.
herab blicken; ein Heilsegoismus, der die bedürftigen MitBetrachten wir ein paar Beispiele aus den Überlieferunmenschen aus dem Blick verliert; eine kriegerische Frömgen.
migkeit, die den Kampf gegen die teuflischen Mächte in den
Immer wieder kamen Ausstiegswillige zu Antonius. Er
Mittelpunkt des Glaubenslebens rückt.
hatte offenbar keine einheitliche Vorgehensweise, sondern
Die Wüstenväter und -mütter waren freilich nicht in
gab praktische Hinweise zum Anfangen, die auf die jeweilige
allen Dingen einer Meinung. Zu den überlieferten Worten
Persönlichkeit zugeschnitten waren. Einer Gruppe von junund Taten, die mich ärgern und wurmen, lassen sich immer
gen Männern sagte er zum Beispiel „Hört die Heilige Schrift,
auch Gegenbeispiele finden. Die Wüstenväter waren eigendie ist gut für euch.“ Leichter kann ein Anfang nicht sein, als
ständige Persönlichkeiten. Manches, was einer gut heißt,
wenn einer sagt: „Du hast doch schon mit dem ersten Schritt
wird von einem anderen deutlich getadelt. Sie sind mitbegonnen. Bleib dabei und geh ihn weiter.“ Den Männern
einander im Gespräch. Und deshalb laden sie ein, mit ihnen
in dieser kleinen Geschichte war das ein wenig zu einfach.
ins Gespräch zu kommen. Immer wieder folge ich dieser
Enttäuscht sagten sie: „Auch von dir wollen wir etwas hören,
Einladung, lerne von ihnen, reibe mich an ihnen, lasse mich
Vater!“ Antonius nahm seinen Rat nicht zurück, sondern
in Frage stellen und auf neue Gedanken bringen.
gab ihnen daraufhin ein einzelnes Wort aus der Heiligen
Schrift: „Wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann
Vier Dinge will ich aufzählen, die ich an diesen Vätern
biete ihm auch die andere dar.“ (Antonius 19)
und Müttern bedeutsam finde. Die vier dazu abgebildeten
Einem anderen Fragesteller gab er eine dreifache AntIkonen stellen heilige Wüstenväter dar. Sie stammen vom
wort: „Wohin immer du gehst, habe überall Gott vor Augen.
Dionysius-Kloster auf der nur von Mönchen bewohnten
Was du auch tust, oder was du auch redest: für alles suche
Halbinsel des Athos, wo man sich bis heute in dieser Nachein Zeugnis in den Heiligen Schriften. Wenn du dich an
folge sieht.
einem Orte niederlässt, dann entferne dich nicht leicht.“
Erstens: Anfangen
(Antonius 3) Oftmals ist gar nicht das Anfangen selber die
Schwierigkeit, sondern das Dabeibleiben. Die Ortsfestigkeit,
Aller Anfang ist schwer. Vorbilder machen die Sache eindie Antonius empfiehlt, ist eine wertvolle Hilfe.
facher. Wir können ihnen nachfolgen und – wenigstens
EnneaForum 34
Dass in der einfachen Handarbeit auch eine Hilfe für das
Anfangen liegt, erfahren wir aus dem Gespräch zweier
anderer Wegbereiter: Altvater Moses fragte den Altvater
Silvanos: „Kann der Mensch täglich einen neuen Anfang
machen?“ Der Greis antwortete: „Wenn er ein Arbeiter ist,
kann er sogar jede Stunde einen Anfang machen.“ (Silvanos
11) Die Handarbeit hilft also nicht nur, Ablenkungen zu vermeiden. Sie wird zum anschaulichen Zeichen dafür, dass ein
Neubeginn jederzeit möglich ist.
In einem weiteren Spruch erinnert uns Antonius daran,
dass in jedem Anfang schon eine Vorstellung vom Ziel enthalten sein soll. Es gibt auch in der Frömmigkeit eine fruchtlose Betriebsamkeit. „Wer ein Stück Eisen hämmert, überlegt
zuerst, was er machen will, eine Sichel, ein Schwert oder
ein Beil. So müssen auch wir überlegen, welche Tugend wir
anstreben wollen, damit wir uns nicht ins Leere bemühen.“
(Antonius 35)
Zweitens: Selbsterkenntnis
Damit sind wir auch schon bei einem zweiten Punkt: Welche
Tugend ich anstreben will, weiß ich ja erst, wenn ich mich
kenne. Die Wüstenväter bemühten sich um schonungslose
Offenheit gegenüber den eigenen Schwächen.
Von keinem Wüstenvater werden mehr Sprüche überliefert als von Poimen. Er wurde uralt und hatte viele Schüler.
„Der Anfang“ sagt Poimen, „ist die Trauer.“ (Poimen 10)
Damit meint er die Trauer über sich selbst. Der Selbstzufriedene und Selbstgerechte hat keinen Anlass zur Veränderung.
Die Selbsterkenntnis geht dem eigentlichen Anfang also
noch voraus.
Vater Sarmata sagt dazu: „Mir ist ein Mensch lieber, der
zwar gesündigt hat, aber einsieht, dass er gesündigt hat und
bereut, als ein Mensch, der zwar nicht gesündigt hat, sich
aber für einen hält, der Gerechtigkeit übt.“ (Sarmata 1)
EnneaForum 34 In welchem Maße die Wüstenväter zur Selbstkritik fähig
waren, zeigt folgende Geschichte:
Vater Olympios nahm einmal über Nacht einen heidnischen Priester bei sich auf. Der war sehr beeindruckt
vom asketischen Leben der Mönche und fragte: „Seht ihr
bei solchem Verhalten nichts von eurem Gott?“ Olympios
antwortete „Nein“. Da sprach der Priester: „Wenn wir in
unserem Tempel Dienst tun und opfern, offenbart unser
Gott uns seine Geheimnisse. Und ihr nehmt ohne Ergebnis
so viel Mühe auf euch. Sicher habt ihr schlechte Gedanken,
die euch von eurem Gott trennen.“ Olympios berichtete von
diesem Erlebnis den Altvätern. Diese wunderten sich über
die Weisheit des Heidenpriesters und bestätigten: „So ist
es, die unreinen Gedanken trennen Gott vom Menschen.“
(Olympios 1)
Gerne suche ich in den Überlieferungen auch nach Einsichten, die mich selber treffen. So ist für mich als Herztyp ein Ausspruch der Wüstenmutter Sarrha bedeutsam
geworden, der von großer Selbsterkenntnis zeugt: „Wenn
ich Gott anflehe, dass ich mit den Menschen gut stehe, dann
wird man mich vor der Tür eines jeden finden, um Buße zu
tun. Aber noch mehr werde ich bitten, dass mein Herz gegen
alle rein sei.“ (Sarrha 5) Ich verstehe das so: In dem Wunsch
nach Liebe und Anerkennung („dass ich mit den Menschen
gut stehe“), begegne ich meiner eigenen Bedürftigkeit. Ich
muss erkennen und zugeben, dass ich immer in Versuchung
stehe, Menschen zu manipulieren und das auch oft getan
habe. In der Bitte „dass mein Herz gegen alle rein sei“ wende
ich mich an Gott mit dem Wunsch, dass er mich frei macht,
anderen Menschen offen zu begegnen, ohne heimliche
eigene Absichten.
Und Vater Ammonas zeigt mir in einer Begebenheit,
wie frei er sich von der allgemeinen Meinung gemacht hat.
Einmal kamen Leute, um sich von ihm Recht sprechen zu
lassen. Er aber stellte sich dumm, um sich nicht in ihre
Angelegenheiten verwickeln zu lassen. Da trat eine Frau nah
an ihn heran und rief: „Dieser Alte ist verrückt!“ Ammonas
sagte zu ihr: „Ich habe mir in der Einsamkeit viel Mühe
gegeben, diese Verrücktheit zu erlangen, nun will ich sie
nicht deinetwegen heute wieder verlieren.“ (Ammonas 9)
Aber auch die Selbstkritik hat Grenzen. Darauf weist der
Wüstenvater Agathon hin. Er war weit und breit für seine
Milde und Freundlichkeit bekannt. Es wird erzählt, dass einmal Besucher kamen, um ihn zu reizen und damit das Maß
seiner Geduld zu erforschen. „Bist du Agathon?“ fragten
sie ihn. „Wir haben gehört, du seist ein geiler Bock.“ – „Ja,
so ist es!“ sagte Agathon in aller Ruhe. Andere gaben vor,
noch mehr Gerüchte gehört zu haben. „Es heißt, du seist ein
stolzer Mensch, ein Schwätzer, ein Verleumder…“ Alle diese
Vorwürfe hörte Agathon sich an und bestätigte sie: „Das
bin ich.“ Erst als einer sagte: „Dann bist du also Agathon
der Ketzer“, widersprach er. „Ein Ketzer bin ich nicht.“ Als
sie daraufhin in ihn drangen und wissen wollten, warum
er sich die anderen Anschuldigen alle gefallen ließe, sagte
er: „Diese nutzen meiner Seele. Aber Ketzerei … das ist die
Trennung von Gott, und ich will nicht von Gott getrennt
sein.“ (Agathon 5)
EnneaForum 34
Drittens: Einfachheit
In der Wüste ist das Leben auf das Grundsätzliche
beschränkt: Trinken und Essen, Schutz vor Hitze und Kälte.
Durch ihre einfachen Handarbeiten (Seile oder Körbe
flechten, Netze knüpfen, Matten weben) und feste Gebetszeiten nach dem Sonnenstand haben die Väter und Mütter
des Mönchtums die Ablenkungen von außen noch weiter
vermindert. Von ihnen zu lernen, heißt auch, in die Schule
der Einfachheit und Anspruchslosigkeit zu gehen.
Drei von den Vätern hatten die Angewohnheit, jährlich
gemeinsam zu Antonius zu kommen. Zwei von ihnen trugen
ihm bei dieser Gelegenheit ihre Gedanken vor, um sie beurteilen zu lassen. Außerdem hatten sie Glaubensfragen, die sie
an ihn richteten. Der dritte kam immer mit, sagte aber kein
Wort. Nach vielen Jahren wandte sich schließlich Antonius
an ihn: „Siehe, jetzt kommst du schon so lange Zeit hierher
und fragst mich nichts.“ Er aber gab ihm zur Antwort: „Es
genügt mir schon, dich zu sehen, Vater!“ (Antonius 27)
Die Väter und Mütter haben in der Wüste also nicht nur
die körperlichen Bedürfnisse reduziert. Das einfache Leben
ermöglichte ihnen auch, einfach zu denken. Das zeigt unter
anderem die häufig gegenüber Älteren vorgetragene Bitte
„Gib mir ein Wort!“ Ein Gedanke auf einmal genügt. Mit
diesem geht man dann wieder in die Einsamkeit. Erst wenn
er eingedrungen, durchgekaut und verarbeitet ist, macht
man sich wieder auf den Weg und holt sich ein neues Wort.
Manche Väter spendeten bereitwillig solche Worte.
Andere waren mit der Zeit so versunken, dass es schwierig
wurde, sie zu Äußerungen zu bewegen. Zu den großen
Schweigern gehörte Vater Pambo, der von sich sagen konnte:
„Seit ich mit Gottes Gnade der Welt entsagt habe, hat mich
kein Wort gereut, das ich gesagt habe.“ (Pambo 5) Allerdings
heißt es von ihm eben auch, dass er nie auf der Stelle antwortete und wenn einer ungeduldig weiterfragte, ganz
verstummte. (Pambo 9) Um so wertvoller sind dann die einzelnen Worte, die von ihm überliefert werden. Zum Beispiel
sagte er zu Vater Theodor von Pherme, der ihn um ein Wort
gebeten hatte, nach langer Zeit und mit viel Überwindung:
„Theodor, geh, und hab mit allen Erbarmen.“ (Pambo 14) Ein
anderes Mal sprach er: „Wenn du ein Herz hast, kannst du
gerettet werden.“ (Pambo 10)
Vater Paphnutios erzählte, wie er selber die Einfachheit
gelernt hat: Als ich ein junger Mönch war, lebten die Altväter
noch. Ich pflegte zweimal im Monat zu ihnen zu gehen
– die Entfernung betrug 12 Meilen – um ihnen mein ganzes
Denken darzulegen. Sie gaben immer die selbe Antwort:
„An welchen Ort du auch hinkommst, vergleiche dich nicht
mit anderen, und du wirst Ruhe finden.“ (Paphnutios 3)
Viertens: Herausforderung
Gerne lasse ich mich von den Wüstenvätern und -müttern
zu Anfängen ermutigen. Auch Selbsterkenntnis und
Einfachheit möchte ich bereitwillig von ihnen lernen. In
manchen anderen Dingen fällt es mir sehr schwer, ihnen zu
folgen. Ich ärgere mich über sie und empfinde den Wunsch,
zu ihnen und ihren Verhaltensweisen deutlichen Abstand
zu wahren. Meine Widerstände können allerdings auch Hinweise auf Punkte sein, an denen ich das Lernen besonders
nötig habe.
Antonius der Große
Euthymios der Große
Theodosiud der Koinobiarch
Johannes vom Sinai
EnneaForum 34 Ein Beispiel für diese Herausforderung möchte ich an den
Schluss stellen. Die Überlieferungen aus der Wüste erwähnen zahlreiche Beispiele für vorbildlichen Gehorsam. Mich
Autoritäten unterzuordnen ist mir immer schon schwer
gefallen. Mit zunehmendem Alter wird es nicht leichter. Im
Gegenteil. Darum plage ich mich mit den Überlieferungen
zum Thema Gehorsam, ärgere mich und lasse mich in Frage
stellen.
Da gibt es eine Geschichte vom Altvater Zacharias, der
besonders mystisch begabt war. Als er eines Tages eine
Vision hatte, ging er zu Vater Karion, der eher als Mann der
Tat bekannt war.
Karion hatte kein Verständnis für den feurigen Bericht.
Seiner Ansicht nach kamen Visionen von Dämonen und
führten Menschen in die Irre. Zacharias ging zurück an
seinen Ort, aber der Gedanke blieb. Also wandte er sich an
Altvater Poimen und berichtete ihm von der Vision und den
Gedanken, die seither in ihm brannten. Poimen erkannte
sofort, dass Zacharias eine Botschaft von Gott empfangen
hatte, schickte ihn aber weiter und sagte: „Geh zu einem
dritten Altvater. Was der dir sagt, das tue.“ Dieser – in der
Geschichte hat er keinen Namen – empfing Zacharias, noch
ohne von ihm gehört zu haben, mit den Worten: „Du hast
etwas von Gott geschaut. Aber geh hin und unterwirf dich
deinem Vater!“ (Zacharias 4) Zacharias wird getadelt, weil
er die Meinung von Vater Karion nicht gelten lassen will,
obwohl er ihn selber um Rat gefragt hatte. Der unbekannte
Altvater – und wahrscheinlich auch der berühmte Poimen
– schätzen den Wert des Gehorsams höher ein als die Vision
des Zacharias. Der ist im Recht. Aber vielleicht sehen die
Väter die Gefahr, dass er es sich zur Gewohnheit macht, so
lange andere um deren Meinung zu fragen, bis er an einen
kommt, dessen Rat ihm gefällt. Das könnte mir jedenfalls
unterlaufen. Ich neige dazu, nur die um Rat zu fragen, von
denen ich mir passende Antworten erwarte. Die Schule des
Gehorsams geht einen anderen Weg. Hier habe ich etwas zu
lernen.
EnneaForum 34
Ein anderes Beispiel: Der junge Johannes Kolobos zog sich
zu einem ägyptischen Greis in die Wüste zurück, um ein
Einsiedlerleben zu führen. Dieser Vater nahm ein dürres
Stück Holz, pflanzte es ein und trug seinem Novizen auf, es
täglich mit einem Eimer Wasser zu begießen „bis es Frucht
bringt“. Sie waren so weit vom Wasser entfernt, dass Johannes seine Nachtruhe opfern musste. Spätabends ging er los,
um frühmorgens zurückzukehren und den trockenen Ast zu
begießen. Nach drei Jahren kam Leben in das Holz und noch
später trug es Früchte. Die erste Frucht pflückte der Alte
und brachte sie in den Gottesdienst mit. Dort sprach er zu
den versammelten Brüdern: „Nehmt und esst die Frucht des
Gehorsams!“ (Johannes Kolobos 1)
Diese Erzählung scheint zunächst von einer sinnlosen
Plackerei zu berichten, ja sogar von einem bösen oder grausamen Spiel. Der Neuling wird jahrelang gedemütigt und
gequält. Er tut mir
herzlich leid. Ich
möchte nicht an seiner
Stelle gewesen sein.
Die Geschichte lohnt
aber einen zweiten
Blick. Das Ziel des
Lehrmeisters ist nicht
die Frucht aus dem
dürren Ast, sondern
„die Frucht des Gehorsams“. Johannes
bekommt in diesen
Jahren des Gehorsams
die Gelegenheit, an
sich selber zu arbeiten.
Er nimmt sie wahr
und hat am Ende
etwas hervorgebracht,
von dem er nicht
wusste, dass es in ihm
steckte. Dass mich der Gehorsam zu verborgenen Möglichkeiten des Wachstums führt, habe ich noch zu lernen.
Ein letztes Beispiel: Vier Wüstenmönche kamen einmal
zum bedeutenden Altvater Pambo. Jeder von ihnen lobte die
Tugenden der drei anderen. Der eine war ein großer Faster,
der zweite liebte die Armut, der dritte hatte es in der Nächstenliebe weit gebracht. Vom vierten sagten sie nur, dass er
seit zweiundzwanzig Jahren einem Altvater diene. Pambo
antwortete ihnen: „Die Tugend dieses letzten ist die größte.
Jeder andere von euch hat seine Tugend frei gewählt. Er aber
hat auf seinen Willen verzichtet und folgt dem eines anderen.“
(Pambo 3) Eine schöne Geschichte für Enneagrammkundige.
Wie leicht halte ich das für meine Tugend, was ich besonders
gut kann! Dafür lasse ich mich auch besonders gerne von
anderen loben. In Wirklichkeit steht mir meine Tugend gar
nicht zur Verfügung. Meistens erkenne ich sie nicht einmal
selber. Sie tritt unwillkürlich ans Licht. Andere freuen sich
daran. Welche Tugend steckt in mir? Das könnte sich zeigen,
wenn ich weniger meinem eigenen Willen folgte. Ich habe bei
den Wüstenvätern und -müttern noch nicht ausgelernt.
Ein Mensch
in der Wüste
Die neun Versuchungen Jesu von Dietrich Koller
I Wüste
Wüste – kein schönes deutsches Wort für eine majestätische
Schönheit. Desert – im Englischen klingt es schon interessanter. Kommt aus dem Latein. desero – sich aus der Verbindung mit Personen oder Sachen lösen. Ein desertor ist
ein Ausreißer, ein Deserteur, ein Verräter an der Kultur der
Verbindlichkeit. Endlich frei, endlich allein! Endlich angelangt, wo es keine Ablenkungen gibt, dem Wichtigsten zu
begegnen: Mir selbst - und das heißt zugleich: Gott selbst.
Auf griechisch heißt ein solcher Mensch mit spirituellen
Absichten Eremit; ereemos ist die (überwiegend gefährliche)
Einsamkeit. Oder Ana-Choret, der zurückgezogen Lebende.
Heute besucht man die Wüste touristisch, motorisiert
oder mit Kamelen. Der Stadtmensch (auch auf dem Dorf
bist du heute ein Stadtmensch) sieht in seiner künstlich
erhellten Nacht nie den überwältigend leuchtenden Sternenhimmel. Du lebst in einem Dauergeräuschmantel, in
einem technischen Tinnitus ohne Ende und erlebst kaum
die Tiefe einer völligen Stille. Auch in dir selber ist es selten
still. So sehnst du dich nach der Wüste, aber gleichzeitig
vermeidest du sie. Du willst dich von ihrer Übermacht bis an
deine Grenzen herausfordern lassen, und doch hängst du an
deinen lieben Gewohnheiten. Die Wüste ist eine Welt für sich,
gleichsam ein anderer Planet.
Es gibt Sandwüsten mit ihren grandios gekurvten
Sicheldünen, blendend hell auf der Sonnenseite, tief schwarz
auf der Schattenseite. Immer weht ein zarter Sandschleier
an den Hängen der unmerklich wandernden Dünen. Es gibt
Steinwüsten, mit Aberbillionen von nie gleichen Steinchen,
einer schöner in Form und Farbe als der andere, glatt poliert
von Wind und Sonne. Auch versteinerte Schneckenhäuschen
EnneaForum 34 dort, wo vor Millionen Jahren mal ein Meer war. Es gibt
schwarze Wüsten, weiße Wüsten, gelbe, Wüsten, rosa Wüsten.
Wüsten mit bizarren, pilzartig erodierten Felsgestalten. Es
gibt harte Ebenen, die vor zehntausend Jahren Savannen mit
Nilpferden waren; du kannst noch die Faustkeile und Speerspitzen an den Rastplätzen der Jäger und Sammler finden,
unberührt bis zu dem Moment, wo der Jeep darüber braust.
Kommst du weit genug in die ägyptisch-lybische
Sandwüste, die Sahara, findest du, wenn du Glück hast,
kleine oder gar faustgroße, in der Sonne grünlich leuchtende Glassteine. Es ist extra-terristisches, buchstäblich
überirdisches, chalzedon-artig leuchtendes Glas, nicht von
Menschen geschmolzen, sondern von einem verdampfenden und flüssig gewordenen Meteor vor 19 Millionen
Jahren stammend. So ein unberührtes Silicium hob ich vom
Erdboden, als sei ein Stück vom Perlentor des himmlischen
Jerusalem vor meine Füße zur Erde gefallen. Du kannst auch,
kurz bevor du sinnlich wahnsinnig wirst, anfangen, die
Anzahl der Sandkörner in deiner Hand zu schätzen.
Du verstehst, dass dein Tagwerk zuhause dem einer
Wüsten-Ameise gleicht, die von früh bis Nacht nur Sandkörner ein paar Zentimeter von einem Ort zum andern
schleppt. Bestenfalls bist du ein Käfer, der seine Eier in
seinen Mist legt und durch den Sand vor sich hin rollt.
(Die Pharaonen hielten den Skarabäus für ein Symbol des
ewigen Lebens und ließen ihn aus lybischem Meteorglas
nachbilden.) Nein, du wirst klein und bescheiden. Aber das
Viele wird dir eins. Du würdest nie an viele Götter glauben,
nur noch an den All-Einen. Du staunst über das eigentlich
unmögliche Wunder des Lebens. Die Zeit steht still, Gegenwart ist göttlich, denn Gott ist gegenwärtig. Du wirst nicht
depressiv, du wirst glücklich - fürs erste; aber dahinter lauert
der Wahnsinn und der Tod durch Verdursten.
Aber ich will ja gar nicht von meinen winzigen Wüstenerfahrungen sprechen, in Ägypten, im Sinai, in der marokkanischen Sahara. Ich will von Jesus in der Wüste sprechen.
II Dämonenluft
Der erste historisch ziemlich genau bekannte Christ, der
wie Jesus „vom Geist getrieben“ in die Wüste ging, war der
etwa 24 jährige ägyptische Jüngling Antonius aus Kome,
einem Fellachendorf im Niltal zwischen Alexandria und
Luxor. Antonius der Große wurde 105 Jahre alt (251 bis 356).
Nach dem Tod seiner Eltern verkaufte er seinen geerbten
Bauernhof. Der Analphabet hatte im Gottesdienst das
Evangelium vom Reichen Jüngling vernommen, der es trotz
seiner Sehnsucht nicht schaffte, Jesus nachzufolgen. Seine
Sehnsucht war offenbar größer. Es war die Sehnsucht nach
Jesus in der Wüste. Keiner der Freunde ging mit. „Dafür gibt
es keine Tradition!“ sagten sie und warnten ihn. Antonius
war kein Weltflüchtiger, kein Kulturverächter, kein Abenteurer. Aber ein Radikaler. Er wollte Klarheit über sich
selbst und über Gott selbst. Es ging ihm offenbar wie dem
stoischen Philosophen, die von sich sagten: Immer wenn ich
unter den Menschen verweile, komme ich unmenschlicher
draus hervor; er meinte wohl: geschwätzig, eitel, verärgert,
eingeschüchtert, aufgewühlt, lüstern, furchtsam jedenfalls
durch alle „Todsünden“ von „Gott“ getrennt. Das eigene
Seelenmuster und das Muster der anderen verunmöglicht
10 EnneaForum 34
die reine Begegnung. Nicht den Menschen wollte Antonius
entfliehen, nicht sich selber wollte er entfliehen, er wollte
sich dem Muster stellen und sich davon befreien. Das war
eine kopernikanische Wende von außen nach innen. Zehntausende sind ihm später darin gefolgt, die vielen bekannten
und die zahllosen unbekannten Wüstenväter (Abbas) und
Wüstenmütter (Ammas) des 3. bis 7. Jahrhunderts in der
ägyptischen, syrischen und judäischen Wüste. Es war ein
500jähriger spiritueller, mitunter modischer Wüstentrend,
in dem auch Tausende körperlich, nervlich und geistlich
zugrunde gingen. Denn: die Wüste ist erst einmal der Ort
der Dämonen. Ob die Touristenscharen das merken, wenn
sie heute zu den erneuerten und wieder voll besetzten koptischen Wüstenklöstern pilgern und sich dort von jüngeren,
oft akademisch gebildeten Mönchen betreuen lassen . . .?
Ich will hier kurz die Dämonenerfahrung des Antonius
wiedergeben, wie sie sein Biograph, der große Konzilsbischof Athanasius von Alexandrien überliefert hat.
Dämonen, Dämonien – es gibt sie und es gibt sie nicht.
Sie sind körperlos, aber erscheinen tiergestaltig. Sie sind
pure Luft, aber sie können einen halb zu Tode prügeln.
Sie sind Phantome in den Nerven, aber auch Phantomschmerzen können rasend sein und die Muskeln lähmen.
Der Böse bläst sich gewaltig auf („Böse“ und „Blase“ sind
wortverwandt), aber „ein Wörtlein kann ihn fällen“ - wie ein
Nadelstich in einen Luftballon. Die Dämonen sind mehr als
nur animalische Symbole für die menschlichen Triebe und
Leidenschaften. Sie sind eine okkulte Realität, aber sie haben
keine eigene Wirklichkeit, sie können nur bluffen. „Als ob...“
ist die gängige Formel, mit denen Antonius dem Athanasios
ihre Wirksamkeit beschrieb. Sie haben keinen realen, von
Gott erschaffenen Körper, sie sind gefallene Engel und
brauchen einen menschlichen Körper und eine menschliche
Seele, um sich zu realisieren. Sie benötigen die schlechten
Gedanken der Menschen, unsere negativen Gefühlsreaktionen das sind die begehrten Einfallstore der nichtigen
Geister. Neurologisch passiert alles an den Synapsen, den
Verbindungspunkten, wo eine Erregung überspringt von
einem Neuron auf ein anders oder auf ein Organ. An den
Nervenenden sind wir „versuchlich“ zum Guten oder zum
Bösen. Wenn sich die „Dämonen“ in unsren ungeheilten
Seelenwunden einmal festgesetzt haben, automatisieren
und tyrannisieren sie uns, obwohl sie eigentlich „Nichtse“
sind. Die großen Maler der Versuchungen des Hl. Antonius
(M.Grünewald, H. Bosch, Max Ernst) sind fasziniert von
den im Wortsinn „phantastischen“ Erscheinungsbildern der
Dämonen; aber leider malen sie Antonius immer als wehrlosen Greis, ein am Boden liegendes Opfer der brutalsten
Überfälle.
In Wahrheit war der gealterte Antonius immer Herr
über die Dämonen. Nur der junge Mann, der Anfänger bis
zu seinem 35. Lebensjahr, der sich zuerst in eine leere tem-
pelchenartige Grabgruft am Dorfrand und dann in ein verlassenes römisches Kastell am Rande der Wüste eingeschlossen hatte, der lag hilflos am Boden und lernte, die Peinigungen zu ertragen und ihr Wesen zu erkennen. Nach zwanzig
Jahren , in denen ihn die Dämonen immer verzweifelter
anschrieen: „Geh weg aus unserem Reich! Was hast du in
der Wüste zu schaffen!“ – trat Antonius aus seiner Verschanzung „wie aus einem Heiligtum hervor, eingeweiht in tiefe
Geheimnisse und von Gott erfüllt.“ Die sich um das Schanzwerk versammelt hatten, „wunderten sich, dass er keine
Spuren vom Fasten noch vom dem Kampf mit den Dämonen zeigte... Die Verfassung seines Inneren aber war rein,
denn weder war er durch den Missmut grämlich geworden
noch in seiner Freude ausgelassen ... er war vielmehr ganz
Ebenmaß, wie vom Geist der nüchternen Überlegung
geleitet, und sicher in seiner ihm eigenen Natürlichkeit.“ Der
Bericht sagt weiterhin, dass der Herr nun durch Antonius
Kranke heilte, Dämonisierte reinigte, durch seine freundliche Rede Depressive tröstete und Zerstrittene versöhnte.
Viele gewann er für ein Leben in der Wüste - „und die
Wüste bevölkerte sich mit Einzelgängern (monachoi), die
... sich einzeichneten für das Leben im Himmel.“ (Kap.14)
Antonius hat immer betont, „das Werk ist leicht“, es sei keine
schwere Arbeit, der schlechten Geister Herr zu werden kraft
der in uns wohnenden, von Gott geschaffenen „Natur.“ Sie
ist eine spirituelle Kraft, eine kriegerische Energie, lateinisch
virtus, griechisch aretee genannt, die in jedem Menschen
meist ungenutzt und untrainiert „virtuell“ vorhanden ist.
(Kap.20). Und mit der Geistesgabe der Unterscheidung
könnten wir lernen, „welche von den Geistern weniger böse
sind, welche schlechter, mit welcher Aufgabe sich jeder von
ihnen besonders eifrig beschäftigt, wie jeder von ihnen verscheucht und vertrieben werden kann.“ (Kap.22) Es ist auch
zu unterscheiden, was ich tun soll, „wenn die Leidenschaften
an mich herankommen? Soll ich ihnen widerstehen oder sie
eintreten lassen?“ Zu dem, der schon in der Meisterschule
ist, sagt der Altvater Joseph: „Lass sie eintreten und kämpfe
mit ihnen!“ Aber zu den, der noch Lehrling ist und ungeübt,
warnt derselbe Seelsorge vor näherer Einlassung: „Lass sie
ganz und gar nicht hereinkommen, sondern haue sie auf der
Stelle fort!“ (Apophtegmata Nr. 386).
Dazu muss keiner in die Wüste gehen, aber täglich in die
Stille. Keiner muss asketische Leistungen vollbringen, aber
dauerhaft in der Übung der Wahrnehmung und Unterscheidung seiner Gedanken, Gefühle, Worte und Werke verbleiben. Keiner muss besonders fromm sein (es gibt ja auch
religiöse Geister, Fundamentalismus genannt); aber jeder
braucht die Anrufung des Namens dessen, der die Geister
benannt und gebannt hat und einst erlösen wird.
Darum will ich nicht länger bei Antonius dem Großen
verweilen, sondern zu einem Größeren kommen: Jesus von
Nazaret.
III Jesus in der Wüste
„… und sofort (nach Jesu Taufe und Geistempfang am Jordan)
trieb ihn der Gottesgeist in die Wüste hinaus und er war in
der Wüste 40 Tage lang versucht vom Satan und war bei den
wilden Tieren und die Engel bedienten ihn.“ (Mk 1,12 f)
„Sofort!“ Wem sich der Himmel aufgetan hat, der wird
EnneaForum 34 11
schier gleichzeitig in seinen eigenen Abgrund schauen
können und müssen. Wer keinen Funken Heiligen Geistes
hat, braucht nicht getestet werden, er gehört eh schon zu
den Besiegten. Wer auf eigene Faust in die Wüste geht, um
spirituelle Erfahrungen zu machen, wird besiegt werden.
Das ist tausendfache Erfahrung der Wüstenmönche. Jesus
begibt sich nicht aus eigenem Antrieb in die existentielle
und spirituelle Gefahrenzone. Er wird vom Hl. Geist hinausgetrieben. „Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes
Söhne und Töchter.“(Röm 8,14)
Getrieben sein, das ist eines der bevorzugten Worte
Luthers. Alle Sprüche und Erzählungen der Gesamtbibel
sind ihm ein einziger Beweis für den unfreien Willen. Der
Mensch ist ein Wesen, das nur zum Schein einen freien
Willen hat, ein Gaul, der entweder vom Teufel oder von
Gott zugeritten wird. Ein humanistisches „Zwischenreich“,
für den liberalen Humanisten Erasmus wichtig, kennt der
anfechtungserfahrene Luther nicht. In unsrer Ersten Geburt
werden wir vom Ego (vom Nichtigen und Illusionären)
getrieben, in unsrer Zweiten Geburt vom Wahren Selbst
(vom göttlichen Seinsgrund). Die Lehre vom unfreien
Willen ist für Luther der Kernpunkt der Frohbotschaft: Die
Alleinwirksamkeit der Gnade als die höchste und letzte
Kraft im Universum bestimmt alles, wirkt auch durch unser
Böses, ihr muss auch der Teufel wider willen dienen. Wir
werden erlöst von der Illusion, wir könnten uns aus eigener
Kraft vervollkommnen oder könnten andere Menschen mit
unserem Willen und nach unsren Vorstellungen bekehren.
Ohne die Erfahrung vom unfreien Willen gibt es auch keine
Erfahrung eines durch die Gnade befreiten Willens. Die
Gnade des Hl. Geistes treibt uns in die Anfechtungen, die
Gnade des Geistes stürzt uns in die Niederlagen unsres
heillosen Ego und schenkt uns darin die Auferstehung
einer neuen Identität. Antonius hat es allen seinen Schülern
immer wieder gesagt: „Nehmt die Versuchung weg und
ihr nehmt eure Erlösung weg!“ Abbas Poimen sprach: „Die
Dämonen kämpfen nicht mit uns, solange wir unseren Willen tun. Denn unsere Willensneigungen sind die Dämonen,
und sie sind es, die uns bedrängen, unseren Willen zu tun.
Wenn du aber sehen willst, mit wem die Dämonen kämpfen:
Mit Moses und seinesgleichen!“ (Apophtegmata patrum Nr.
641)
Und nun erscheint also mutterseelenallein ein neuer
Mensch mosesgleich in der Wüste, ein geistgetaufter, geistgetriebener, damit er, ja genau dies ist der göttliche Wille,
damit er mit allen Versuchungen der adamitischen Menschheit angegriffen wird. Er sollte, meint der Hebräerbrief
(4,15), „mitleiden können mit unsren Schwächen“; darum
musste er versucht werden „in allem!“ „So wie wir!“ 40
Tage hält er es aus, jeder Tag eine stellvertretende Reue
und Buße für ein Jahr des Versagens Israels in der Wüstenzeit. 40 Tage kann der Mensch ohne Schaden fasten. Dann
setzt eine irreversible Schädigung der Gehirnzellen ein.
Die Wüste hat 40 Tage geschwiegen. Jesus hat geschwiegen,
die Dämonen haben geschwiegen, vielleicht hat Gott auch
geschwiegen. Große Stille. Wir kennen das: Erst wenn wir
ganz still geworden sind, auch unsre Gewohnheitsgebete
aufgehört haben, dann kommt - ja dann kommt erst einmal
1 EnneaForum 34
ein Überfall an innerer Geschwätzigkeit, auch religiöser Art,
an inneren Bildern, auch völlig abstruser und zwanghafter
Art. Alle schlafenden Ungeister, von deren innerer Existenz
wir bisher nichts ahnten, steigen in uns hoch. Darum ist
die Stille eine spirituelle Macht. Spirituell ist nicht dasselbe
wie geistlich. Spirituell ist auch der Teufel, er gibt sich sogar
fromm und bibelfest.
Nun also taucht er vor Jesu Augen auf. Oder müssen
wir nicht besser sagen: in Jesu Psyche taucht er auf, als des
Menschen Jesu eigene Potentialität, eigene mögliche Sünde
(nur – meint der dogmatisch und nicht psychologisch denkende Hebräerbrief – „nur ohne Sünde“, also ohne dass Jesus
eine ihm mögliche Eigenmächtigkeit realisierte.) Sollen wir
uns den Schatan (eine persisch-hebräische Bezeichnung
für „Versucher“) als leibhaftige Erscheinung, eine Intelligenz
mit Pferdefuß und Tierschwanz vorstellen? Handelt es
sich vielleicht eher um den eigenen inneren „Schatten“ des
Menschen Jesus? Wenn’s nicht so wäre, müssten wir dann
nicht an der wirklichen Menschwerdung Gottes in Jesus
zweifeln? Nichts Menschliches war ihm fremd. Daher seine
spätere Erbarmungsfähigkeit. Der versucherische Angriff
beginnt (nach Wüstenvätererfahrung) meistens zuerst am
(bzw. im) Körper, dann am (bzw. im) Herzen, dann am (bzw.
im) Geist - drei konzentrische Kreise der zu erstürmenden
„Seelenburg“. Die Evangelisten Matthäus und Lukas haben
in je verschiedener Weise versucht, dies innere Geschehen
frei zu erzählen. Kein Mensch war Augenzeuge und es gibt
auch keinen autobiographischen Bericht Jesu. So wage ich
aufgrund des Ennegramms mit seiner Lehre über die neun
Hauptsünden eine freie theologisch-psychologische Erzählstudie, selbstverständlich ohne Anspruch auf Historizität
und ohne die unvergleichliche Fähigkeit der Evangelisten,
knapp und keusch verdichtet, Wahrheit zu „dichten“.
IV Die dreimal drei Versuchungen Jesu
Sofort nach seiner Taufe im Jordan wurde Jesus vom Geist
Gottes in die Wüste getrieben, um von Satan, dem Prüfmeister Gottes getestet zu werden. Vierzig Tage schwieg die
Wüste, schwieg Jesus, schwieg Gott, schwiegen die Geister.
Da versank er in der glühenden Mittagshitze seines 41.
Wüstentages in eine große Leere. Ein Geist unendlicher
Trägheit suchte seine Eingeweide auf. Die Schwerkraft der
Erde überwältigte ihn, bis er willenlos auf dem Sandboden
lag, über ihm eine kaum wahrgenommene unbarmherzige
Sonne. Ein schwermütige Stimme sprach in seiner Leber:
„Es ist alles so maßlos traurig. Gib auf, du bist nicht besser
als deine Väter!“ Da durchzuckte ihn ein Blitz, als hätte ihn
ein Engel berührt. Er sprang auf mit den Worten: „Tödliches
Selbstmitleid, verschwinde! Ich habe noch einen langen Weg
vor mir!“
Kräftig ausschreitend durchmaß er den Nachmittag bis zum
Abend und schlief die Nacht über unter einem Tamariskenbaum in tiefem Frieden. Doch am Morgen des 42.Tages
erwachte er mit einem fressenden Hunger im Gedärm, als
säße ein Geist der Gier hinter seinem Nabel. Galiläas Basare
mit ihren Broten und Fischen, Feigen und Trauben, Käse
und Oliven tauchten vor ihm auf. Zorn über seinen Hunger,
über die Unerreichbarkeit eines asketischen Ideals, über
die Abgezehrtheit seines athletischen Körpers erfüllte ihn.
Ingrimmig ergriff er einen rotbraunen, vom Wüstenwind
rund geschliffenen Stein und schrie ihn an: „Verflucht seist
du, wenn du mir nicht zum Brote wirst!“ (vgl. Matth 21,19)
Schon wollte er wütend seine Zähne in den Stein schlagen,
als der Geist des Fanatismus ihm zurief: „Nur zu! Du bist
der Übermensch, der alles kann!“ Als Jesus das hörte, hielt
er blitzartig inne, spie den Stein aus und erwiderte: „Kein
Mensch lebt vom Brot allein. Wir leben zuerst und zuletzt
vom Wort des Lebens aus dem Munde des Schöpfers.
Gepriesen seist du, Gott des Lebens!“ Und siehe, da verlor
sich die Gier, auch wenn der Hunger noch blieb. Er wusch
seinen Körper mit dem nachtkühlen Sand. Da sah er im
Schatten der Tamariske die weißen Kügelchen des zarten
Manna, wie sie täglich mit dem Morgentau und den süßen
Sekreten der Blattgallerte zu Boden fallen. Er nahm sie, sah
auf zum Himmel, dankte und ließ sie sanft auf der Zunge
zergehen. Dabei wurde ihm klar, dass er niemals für sich selber ein Speisungswunder tun wollte, sondern nur dem Volk
zuliebe, das Hunger hat auf Gottes Wort und Gerechtigkeit.
In der Nacht zum 43. Tag verwunderte er sich über die
Erregung seines Geschlechts und noch träumenden Auges
sah er die berückende Schönheit der vielbrüstigen Aschera.
Sie trug das Antlitz seiner Jugendfreundin aus Magdala,
die streckte ihre Arme nach ihm aus. Er wich zurück mit
den Worten: „Rühre mich nicht an, ich bin noch nicht an
meinem Ziel!“ Sich umdrehend stieß er auf einen Türsteher,
der sprach mit feierlicher Stimme: „Komm herein, siehe,
sie ist deine Göttin, nimm sie, denn du bist ihr Gott!“ Jesus
erwiderte kalt: „Vielleicht bin ich schwul.“ - und ging an ihm
vorüber. Auch der Traum war vorüber. Er stand vom Nachtlager auf, erhob seine Arme zum Sternenhimmel und rief in
die Wüstennacht hinauf: „Mein Abba, du meine Amma, ich
liebe dich!“ Da strömte in ihn ein Geist der Liebe, der ihn
für immer bedingungslos zum Männerfreund, zum Frauenfreund und zum Kinderfreund machte.
Da nun Jesus wusste, dass er gegen Satan bis jetzt nur
die Zone seines Leibes behauptet hatte und dass nun die
Prüfungen des Herzens kommen würden, die denjenigen
nicht widerfahren , die schon auf körperliche Weise mitsamt
ihrer ganzen Kultur niedergestreckt sind – da wappnete er
sich für den 44. Tag. Er gelangte an eine Oase, an der sich
allerlei beduinische Händler und jüdische Siedler eingefunden hatten. Er gesellte sich zu ihnen, bekam frisches
Wasser und Datteln geschenkt und hörte ihren Gesprächen
zu. Sie redeten zuerst von Krankheiten und Missernten,
dann von Steuerlasten und Rechtsbrüchen, von Militärgewalt und Priesterherrschaft und schließlich vom Ausbleiben
des Messias. Das ging Jesus zu Herzen und es war ihm, als
trüge ihn sein Herz nach Jerusalem auf den heiligen Berg
und auf die höchste Zinne des Tempels. Und er sah im Geist
unter sich eine riesige Volksmenge, die schaute auf zu ihm
und er hörte ihre Sprechchöre: „Komm Heiland hilf! Komm,
spring herab, dann wollen wir dir folgen!“ Sein Herz schlug
im Vorgefühl des Erfolges. Es sang in ihm der Psalm: „Denn
er hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich auf
Händen tragen!“ Schon wollte er springen, um ein Bad in
der Menge zu nehmen und sich als Führer des Volkes feiern
zu lassen, da ging ein Blitz durch sein Herz, die betrügerischen Bilder verschwanden und er begriff: „Ich darf meinen
EnneaForum 34 1
Gott nicht zu meinen Zwecken herausfordern ich darf ihn
nicht zu eigenem Ruhme missbrauchen! Ich darf mein Volk
nicht durch Schauwunder verführen!“ Als er wieder den
Rastenden lauschte und es um die jüngsten Folter- und
Kreuzigungsgeschichten ging, überkamen ihn neue Bilder
und er sah sich hoch an einen Pfahl gefesselt hängen und
die Priester und Theologen unter ihm riefen hinauf: „Steig
herab vom Pfahl, dann wollen wir dir glauben!“ Er aber
wollte nicht springen, sondern erwartete seinen Tod und
seine Auferweckung durch die Hand Gottes. Da wurde sein
aufgewühltes Herz ganz ruhig und er erhob sich und verließ die Oase und ging mit gefülltem Beutel und gefüllter
Flasche wieder in die Wüste hinaus.
Am 45.Tag sah er auf seiner Wanderung einen sterbenden
Hirten liegen, beugte sich über ihn, gab ihm zu trinken, so
viel noch in der Flasche war, hob ihn auf seinen Rücken
und trug den Halbtoten bis zur totalen Erschöpfung. Er
legte seine Last ab und sank in Schlaf. Im Traum sah er die
Familie des Hirten, wie sie sich freuten über den vermissten
Vater, sich vor Jesus niederknieten und ihm die Hände
küssten. Ein glitzerndes Glücksgefühl rührte sein Herz, wie
er es noch nicht kannte. Aber blitzartig merkte er, es war
nichts als hohler selbstzufriedener Stolz., den er mit einem
bewussten Stich ins Herz zum Platzen brachte. Als Jesus
aus dem Traum erwachte, war die Sonne schon untergegangen, der Hirte war verschwunden. Ebenso der Beutel mit
den restlichen Broten samt seinen Sandalen. Ein Geist der
Enttäuschung, der Verärgerung, ja der Kränkung wollte in
ihn fahren, aber er setzte ihm blitzschnell den Riegel vor des
Herzens Tür mit den Worten „Lass mich in Ruhe, du furcht-
1 EnneaForum 34
barer Geist, ich hasse dich! Niemals wieder rühre mich an!“
Der 46. Tag brach an. Die Morgensonne zeigte zwischen
den Wellen der Sandhügel einen See. Jesus eilte ihm entgegen, der See aber floh vor ihm. Da merkte er, der See war
eine Fata Morgana seines sehnsüchtigen Herzens. Aber da
fand er in der Mulde eines großen Steins eine alte Pfütze
von Regenwasser. Er neigte sich, daraus zu schlürfen, da
sah er sein Gesicht gespiegelt. Wie gebannt betrachtete er
sich. Er zweifelte, ob er es wäre: Bin ich ein Johannes der
Täufer, ein wiedergekommener Prophet Elias, oder gar ein
zweiter Moses ? In der rechten Herzkammer hörte er eine
Stimme, die sprach: „Du bist ganz klein und jämmerlich!“
Die Stimme kam aus einem Quälgeist des Neides auf die
großen Streiter der Wüste. In der linken Herzkammer aber
sprach das befreiende Gebot: „Du sollst nicht vergleichen!“
Da zerstörte er den Spiegel, indem er ihn austrank. „Amen,
Amen!“ sprach er, „Du Gott allein weißt, wer ich bin - und
das genügt.“
Als nun Jesus alle Lügen des Herzens aufgelöst und
alle Wahrheit des Herzens vollbracht hatte, wusste er, dass
nun die feinsten und schwersten Verführungen über ihn
kommen würden, die Prüfungen seines Geistes.
Und so kam der 47. Tag der Wüste. Er musste eine hohe
Bergkette überwinden und während er aufstieg, überzog
sich der Himmel mit einer grauen Wolkendecke. Es wurde
unerträglich schwül und ein heftiger Kopfschmerz setzte ein.
Auf dem Kamm des Berges empfing ihn ein mörderischer
Sandsturm, der verfinsterte das Mittagslicht. Er warf sich zu
Boden. Todesangst überfiel ihn und er glaubte zu sterben. Er
zitterte und zagte und betete: „ Vater, ist´s möglich, so lass
mich leben! Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!
Ich lege meinen Geist in deine Hände!“ Im Fieberwahn sah
er die Wüste tief unter sich, er sah ihre Ränder, er sah in
der Ferne die blühenden Städte und Dörfer, die Wälder und
Flüsse, er sah die Tempel und Dome, die Königsschlösser
und Präsidentenpaläste, die Wolkenkratzer der Bankhäuser
und die Büchereien der Universitäten bis ans Ende der
Erde. Ein gleißendes Licht lag über allem und aus dem Licht
erschien ihm der herrliche Fürst dieser Welt. Da fürchtete er
sich sehr. Er spürte alle seine Neigung zu Unterwerfung und
Gehorsam, zu Hingabe und Treue. Die Angst trieb ihn, dem
Angebot des Fürsten zu willfahren, als dieser majestätisch
und gnädig sprach: „Das alles, was du geschaut hast, will
ich dir geben. Du wirst die Welt zur Kirche machen und die
Kirche zur Welt, und dein Christusname wird über allem
leuchten und niemand wird dir widerstehen - wenn du mir
jetzt Treue schwörst und mir huldigst!“ Da zuckte ein Blitz
in Jesu Gehirn, er stand auf und sprach mit fester Stimme:
„Nein! Ich will die Welt nicht beherrschen, sondern erleiden
und lieben und alles von meinem Gott empfangen, wenn
ich einst von einem höheren Berg aus gen Himmel fahre, du
aber fahre in deine Höllen!“ Da war das Fieber samt dem
Kopfschmerz von ihm gewichen und er lief im verebbenden
Sandsturm die andere Seite des Berges hinab.
Jesus wusste, er hatte der größten, nämlich der messianischen Versuchung widerstanden, die ganze Welt mit
physischer und psychischer Gewalt, mit Schwert, Geld und
Magie zu christianisieren. Er dachte, nun sei er für bewährt
genug befunden und strebte dem Ende der Wüste zu.
Tags drauf, dem 48. Tag, kam er in den Bergen vor dem
Ende der Wüste an einer Höhle vorbei, drin saß ein Eremit
beim Meditieren. Eine feine Magie zog ihn hinein, er setzte
sich schweigend neben den Greis. Nach fünf Stunden bat
er ihn um Einweihung in die Geheimnisse der Meditation.
Lange verweilte er beim Einsiedler und lernte von ihm die
Weisheit der uralten Lehrer aus Ägypten und Mesopotamien,
Indien, Persien, China. Dann sprach der Greis:„Bleibe bei
mir, junger Mann, du bist gelehrig! Geh nicht in die Welt
zurück, verachte sie! Nur hier findet dein Geist die Erleuchtung!“ Jesus schaute ihm in die Augen und in einer Blitzerleuchtung erkannte er den Missbrauch der Weisheit und
verließ die Höhle mit den Worten: „Mensch, du bist von
einem religiösen Geist besetzt, das ist nicht der Geist der
Liebe!“
Nun nahte der letzte, der 49.Wüstentag. Jesus freute sich
auf das Heimkommen ins fruchtbare Grünland. Er dachte,
er habe genug gelitten, nun dürfe er es sich wohl sein
lassen. Das habe er wahrlich verdient. Freudig dahineilend
machte er Pläne, wie er seine siegreiche Rückkehr feiern
würde. Er würde ein Fest veranstalten und alle Freunde und
Freundinnen einladen. Zuerst müsste er sich beim Geldverleiher großzügig ausstatten, um alle Gäste auf seine Rechnung reich bewirten zu können. Er überschlug die Summe,
die Speisen und Getränke. Er würde mit allen singen und
tanzen und so die Leiden der Vergangenheit vergessen. Und
wenn die Moralisten sagen werden: „Seht den Fresser und
Weinsäufer!“ dann wird er ihnen fröhlich zurufen: „Seht die
Miesmacher und Mückenseiher!“ Sein Kopf schwirrte von
tausend Ideen. Plötzlich blieb er stehen, stutzte, nahm sich
wahr wie ein Fremder und erkannte den Geist des falschen
Trostes, den Geist der Völlerei.
Er wusste nun, dass er bis in seine Todesstunde angefochten
und in Versuchung sein würde wie alle Menschenkinder.
Erst am Ende seines Lebens würde er im Angesicht seiner
Feinde ein Festmahl stiften, ein schlichtes Mahl mit Brot
und Wein. An seinem Tisch sollten die Menschen ihre
Leiden und Sünden nicht verdrängen und vergessen,
sondern bedenken und verwandeln. Er würde mit ihnen den
unumgänglichen Weg der Anfechtungen gehen, denn ohne
Anfechtung gibt es keine Entwicklung. Und alle würden
erkennen, dass es ohne Versuchung keine Schuld und
ohne Schuld keine Vergebung und ohne Vergebung keine
Erlösung und ohne Erlösung vom Bösen keine bleibende
Freude gibt.
Mit dieser Quint-Essenz begann der Fünfzigste Tag, der
erste der öffentlichen Wirksamkeit Jesu.
Nachwort für dogmatische Bedenkenträger unter den
Lesern: Ich liebe Jesus als meinen Meister und menschgewordenen Gott, der unentwegt in mir an meiner Reinigung arbeitet.
Mir ist wichtig, dass Jesus als Mensch selbst erfahren darin ist,
wie Sünde entstehen will und wie sie schon im Keim erstickt
werden kann. Entsprechend sagt der Jakobusbrief (Kap 1) über
die Versuchung, dass ihr Ursprung nicht in Gott oder in einem
Teufel liegt. Vielmehr: „Wer versucht wird, wird von der eigenen
Leidenschaftlichkeit gereizt. Erst wenn die Reizung zur Empfänglichkeit geworden ist und den (verfälschten) Samen aufgenommen hat, entsteht die Sünde; und erst wenn die Sünde
durch eine Tat vollendet ist, gebiert sie den Tod.“ In diesem
Sinne ist der Jesus meiner Erzählung sowohl sündenerfahren
als auch unschuldig, und damit auch frei zur Schuldübernahme.
Und wichtig ist mir, dass mir der innere Christus Anteil gibt an
seiner Erleuchtung und an seiner Autorität. So ist es immer
möglich, dass ein Mensch aus seinem langjährigen Schlaf
erwacht und aufsteht zur täglichen Arbeit der Wahrnehmung
und täglichen Übung der Aufmerksamkeit in allen Situationen.
Dazu ist ihm gegeben das (so oft ungenutzte) Werkzeug der
Unterscheidung der Geister. Denn unsere Versuchung sieht
oft zum Verwechseln ähnlich unserer Berufung. Wir werden ja
gerade an unsrer Berufung versucht. Unsere Berufung aber ist
der Ruf von den individuellen oder kollektiven Ego-Mächten
zur Macht des wahren menschlichen und göttlichen Selbst.
Einfacher gesagt: von der automatischen, anspruchsvollen
Eigenliebe zur freien, bedingungslosen Menschenliebe. In allen
neun Versuchungen entschied sich Jesus statt der egoistischen
Selbstliebe für die Gottes- und Menschenliebe – und das ist nie
ein Triumphzug, sondern ein Kreuzweg.
EnneaForum 34 1
Wüüüste !!!
Simsalabim, man schickt uns in die Wüste!
Ach, liebe Leute, was sollen wir da?
Ein Meer aus Land, hat Ufer nicht, nicht Küste!
Ob Abraham das auch so sah?
Fata Morgana, Glut in mir steige!
Tausend-und-eine-Nacht dunkel sich neige,
Sinkend zu Boden, das Firmament,
Stillt unser Herz, wenn blutend es brennt!
Der Wüste schulden wir größte Ehre:
Den Wüstenvätern wurd’ sie Ziel und Heim,
In Zuflucht vor menschlicher Misere
Entstand der Typen Ursprung, Sinn und Keim.
Ich sah die Wüsten Sahara,
Atacama und Hammada,
Die Kalahari, Nevada,
Die Panama und Chihuahua!
***********
Im Morgenland träumt meine Seele leise ...
Unendlich weit im Nirgendwo ein Hauch von Sein ...
Verschmelz’ ich in der Dünen sanften Weise ...
Und tauche in den Frieden dieser Welten ein ...
Ach nein, ich nehm’ das Zepter in die Hand,
Throne auf höchstem Berg, der mir bekannt,
Man baue Highways quer durch’ s ganze Land,
Nach meinem Namen werden sie benannt!
Schon zieht die Karawane weiter,
Oasenfrüchte, Palmenhain,
Weihrauch, Basare, Tänze heiter,
Zehntausend Sterne laden ein!
Kein Wegweiser! Ich irre, bange!
Woher nun Wasser? Woher Brot?
Wohin? Verloren! Wüstenschlange!!
Ich ende als Gerippe, tot!!!
Bist du gelehrt? Denk’ an Philosophie,
Den Stein der Weisen, die Astronomie,
Auch Satellitenwüstenkarten:
So kann getrost die Reise starten.
1 EnneaForum 34
Der Brunnen Wasser, täglich Segen,
Konnt’ ich den Dürstenden hergeben,
Nahm daraus Kraft und gab sie weiter,
Als Wasserträger stolz und heiter.
Ich strebe, nach solch wüster Tour,
Nach Al Masyaf, Perfektion pur,
Sechs Sternen im Hotel Palace Endlich Vollkommenheit am Platz.
Studier’ die Verse, ihre Ordnung,
Romantik, Poesie und Schwung,
Der Typen NEUN bis EINS Geschichten,
Um ihr Geheimnis hier zu lichten.
*********
Dem Wagnis Wüste folgt Vertrauen,
Hier Heilung, dort Verwundbarkeit.
An allen Wegen kannst du bauen,
Bist du zum ersten Schritt bereit.
Dagmar Levsen
Abba, gib mir ein Wort
von Heike Breunig-Bußmann
Die Silhouetten der Großstadt Kairo liegen hinter mir. Ich
betrete die Wüste. Mein Vorhaben, den Eremiten, den
Wüstenvater, in seiner Höhle aufzusuchen, kommt mir im
Moment doch sehr abenteuerlich vor. Die Wanderung durch
die Wüste, so ganz alleine, ohne vermeintlichen Schutz,
betrachte ich als ordentliche Herausforderung. Ich versuche
meine Gedanken zu ordnen und die Fragen meines Kopfes
gleich zu beantworten. Ich habe vorgesorgt, Wasser bei
mir, trockne Fladen, entsprechende Kleidung. Orientierung
geben mir die Sonne und die Sterne, da kenne ich mich aus.
Den Kompass habe ich selbstverständlich auch dabei.
Das sind meine Stützen, die mir die Wanderung durch die
Wüste ermöglichen.
Also, wovor fürchtest du dich? Vor der eigenen Fantasie, die
Sonne könnte dich verbrennen? Du könntest dich verlaufen?
Wahrscheinlich ist es der Gedanke an die Einsamkeit, der
mir Furcht einflößt. Ganz alleine mit mir selbst, ganz alleine
mit der kargen Natur. Wie halte ich das aus?
Der Wüstenvater, zu dem ich wandern will, hat sich freiwillig für ein Leben auf Sparflamme entschieden. Freiwillig aus
der sozialen Gemeinschaft ausgeklinkt, freiwillig auf seine
materiellen Güter verzichtet, freiwillig entschieden für «All
ein(s) sein».
Ich betrete die Wüste und laufe los. Die Sonne, der Wind,
die Ruhe. Ruhe ist nicht geräuschlos. Ich atme die Wüste, ich
rieche die Wüste. Unendliche Weite? Begrenzte Weite!
Horizont oder Himmel? Sand, Sandkorn. Ein Korn ist klein,
viele Körner sind Sand. Sand rinnt zwischen die Zehen.
Es schmerzt. Sand ist wie ein Teppich. Er ist weich und
bedeckt den Boden. Dieser Teppich hier ist hügelig. Hügel,
Berg, Sanddüne. Kann ich sie erklimmen? Oben stehen und
rufen? Der Rufer in der Wüste. Werde ich gehört? Von wem?
Bekomme ich Antwort? Will ich Antwort oder habe ich
Fragen?
Einsamkeit, Alleinsein, Unendlichkeit, Endlichkeit. Das
Ende - der Anfang. Wo? Überall und immer, nimmer. Hoffnung - das Licht.
Ich erreiche die Oase. Unter Palmen ruhe ich aus. Das
Wasserbecken, die Quelle als Zentrum der kleinen Oase,
bietet auch den Kamelen der Nomaden Erfrischung. Hier
sind fröhliche Menschen versammelt. Lebendigkeit hält
wieder Einzug.
Noch einmal betrete ich die Wüste und laufe los. Diesmal in
der sternenklaren Nacht.
Ich nähere mich der Höhle meines Wüstenvaters. Mein Herz
klopft aufgeregt. Ich beschließe, vor dem Eingang der Höhle
bis zum nächsten Morgen zu verweilen und rolle mich
zusammen.
Am nächsten Morgen betrete ich die Höhle. Zunächst
umgibt mich nur Dunkelheit. Als meine Augen sich daran
gewöhnen, erkenne ich die Umrisse meines Wüstenvaters.
Er sitzt aufrecht und entspannt, er erwartet mich. Sein
dunkelblauer Turban sitzt tief auf dem Kopf und lässt nur
einen Sehschlitz für die Augen frei.
Ich schaue in diese unergründlichen Augen und stelle die
Frage, die schon seit 2000 Jahren gestellt wurde: «Abba, gib
mir ein Wort!?»
„Wenn der Baum nicht von den Winden geschüttelt wird,
wächst er nicht und trägt keine Wurzeln.» So der Mönch:
«Wenn er nicht versucht wird und die Versuchung nicht
erträgt, wird er kein Mann.»
Ich spüre, wie sich diese Worte in mein Herz graben. Mein
Herz ist es, das mich durch mein Leben führt. Mit dem Herzen erspüre ich die Menschen meiner Umgebung, erfasse
Situationen und Räume. Hier ist ein guter Platz. Hier ist ein
guter Platz für die Worte des Wüstenvaters, sie zu bewahren
und zu wiegen.
Ich fühle diese Augen auf mir. Wärme steigt in meinen
Körper. «Abba, gib mir ein Wort!» Der Turbanmann bleibt
stumm. Da begreife ich. Natürlich, nur ein Wort.
Und dieses Wort brennt jetzt in meinem Herzen. Mir wird
klar, es ist für mich und für niemanden sonst. Es ist mir
ganz allein.
Langsam entlasse ich die Augen des Turbanmannes in
seinen Sehschlitz. Ich drehe mich um. Ich habe mein Wort,
ich habe meine Heilung, und ich habe die Wüste durchquert.
Ich verlasse die Höhle und betrete noch einmal die Wüste,
die wüste Wüste. Der Heimweg liegt vor mir. Bevor ich
meine Füße in Gang setze, erhebe ich meine Stimme und
schreie gegen den Wüstensand:
«Wenn der Baum nicht geschüttelt... «
Ich sehe die Worte mit dem Wind verfliegen. Sie werden die
nächste Oase erreichen, wo die Bäume stehen, deren Kronen
geschüttelt werden und deren Wurzeln halten und stark
werden. Ich laufe los. Ich brenne. Die Höhle im Hintergrund
wird kleiner, zuletzt nur noch ein Punkt. Sie liegt hinter mir.
Jetzt bin ich ganz sanft und stark. Die Wüste erwartet mich.
Die Herausforderung liegt vor mir. Ich nehme sie an - ich
habe den Wind bei mir.
EnneaForum 34 1
Eine Nacht und einen Tag in der Sahara
Wüsten-Eindrücke einer NEUN von Ria Müller-Österreich
Nach überstandenen wüsten Zeiten und durchlebten Wüstenzeiten war es für mich an der Zeit, meine Erfahrung mit
der (natürlichen) Wüste zu machen. Sie beginnt in der Oase.
Ich dachte immer, das sei ein Durchgangsort: ankommen
- ausruhen - weiter gehen. Aber Oase ist ein sicherer Lebensraum in Wüstennähe.
Die Oase, in meinem Fall das Draa-Tal in Marokko, das
sind Dattelpalmen, so weit das Auge sehen kann, gestampfte
Lehmhäuser, tiefe Brunnen, Esel, Ziegen, Spatzen. Und
schlanke Menschen (ich habe keinen einzigen dicken
gesehen), die aufrecht gehen und mit großen freundlichen
Augen in die Welt blicken.
Vom Dach unserer Herberge konnte ich beides sehen, die
Oase und die Wüste - wie zwei Seiten einer Medaille.
Wir fuhren einmal nachts mit dem Jeep in die Sandwüste
in den Süden Marokkos. Der Fahrer kannte sich aus, ohne
Zweifel, denn er fuhr ohne Licht wegen der Nähe zur
algerischen Grenze. Gott sei Dank schien der Mond! Die
Wüste kam uns entgegen, was heißt, der Weg war verweht;
ein Fahrgefühl wie bei Neuschnee. Mit viel Anlauf, unzähligen Stoßgebeten, Dauergequieke (hysterische Weiber)
kamen wir ans Ziel. Das war ein wirklich netter Ort mit
vielen Dünen und mit ein paar Tamarisken. Diese hielten
mit ihren Wurzeln den Sand fest. Am Morgen sang sogar ein
Moula-Moula auf den spärlichen Zweigen.
Übermütig wie Dreijährige sind wir erst mal die Dünen
rauf und runter. Bei zwanzig Grad Celsius um einundzwanzig Uhr ein echtes Vergnügen. Unsere Gastgeber richteten
für uns derweil ein Lager und machten Feuer für den Tee.
Dieses Nationalgetränk aus Grüntee mit viel Zucker vom
Zuckerhut wird zu jeder Mahlzeit und als Willkommensgruß gereicht. Der erste Aufguss, so sagt es die Tuareg-Tradition, ist streng wie das Leben. Der zweite Aufguss ist süß
wie die Liebe und der dritte ist sanft wie der Tod. Wir baten
immer anschließend um einen milden Verbenen-Tee.
Während für uns eine wohlschmeckende Linsensuppe
gekocht wurde, suchten wir nach bekannten Sternbildern
und aßen Safrankekse. So schön kann Wüste sein! Selbst die
Nacht im Schlafsack in den Dünen war genussvoll. Der in
der Wüste so unerklärlich nahe Sternenhimmel animierte
mich immer wieder zum Schauen.
So richtig heiß wurde es am nächsten Tag ab zehn Uhr
morgens. Wir waren unterwegs zu einer Einsiedlerhütte, die
vor achthundert Jahren bewohnt gewesen war. Unterwegs
gab es tolle Fundstücke; in schwarzen Stein eingeschlossene
Schnecken, Tonscherben, leere Insektenpanzer und – als ich
zu Hause den Sand durch ein Sieb schüttete, blieben Fischschuppen hängen.
Das Bücken fiel immer schwerer, obwohl auch in der
Wüste eine frische Brise weht. Wir krochen, heimgekehrt,
1 EnneaForum 34
schnell ins Beduinenzelt und genossen dort erst mal nur
Wasser, köstliches Wasser! Dann lagen wir zu Tische.
Was mir lange nachging war die Stille der Wüste, so still,
dass das eigene Herz zu hören war. Im Angesicht der Wüste
drängte sich mir der Gedanke auf, ein Teil des Ganzen zu
sein und nicht die Krone der Schöpfung. Und wie verloren
wir ohne unseren Reisebegleiter gewesen wären! Wüste verlangt viel weise Voraussicht und Anpassung.
Jede Landschaft prägt ihre Bewohner. Fülle und Überfluss
tun es und Mangel und Entbehrung ebenso. Ich habe den
Eindruck gewonnen, dass die wirklichen menschlichen Qualitäten aus dem Verzicht wachsen. Demut ohne Unterwürfigkeit und Stolz als Ausdruck innerer Stärke spiegeln sich in
den schönen dunklen Augen und im aufrechten Gang der
Menschen, die mit (der) Wüste vertraut sind.
Wüste
terrakottafarbener Sand
immer auf Wanderschaft
Ich bin es auch
Müllerin
Wüste
eine Erfahrung
mitten im Alltag
Ich suche die Oase
Durststrecke
Oase
sicherer Lebensraum
nahe der Wüste
Ich kenne jetzt beides
Respekt
Esel
will nicht
muss aber doch
Ich bin auch störrisch
Verwandtschaft
Kamel
ein Lastenträger
zeigt keinerlei Emotion
Ich würde mich wehren
Lebensaufgabe
Wüstenzeit
von Karin Fuest
Vor einigen Jahren hätte ich zu diesem Thema noch gar
nichts schreiben können, da es für mich, eine mittlerweile
dreiundvierzigjährige soziale Neun, noch stark angstbesetzt
gewesen ist. Damals strebte ich nach der Fülle des Lebens,
die sich für mich in dem Wunsch des Miterlebens ausdrückte. Jahrelang habe ich mich damit überfrachtet, zu viel
Anteil am Leben anderer zu nehmen, mit ihnen zu leiden
und ihre Sorgen zu meinem Lebensmittelpunkt zu machen.
Eigene Bedürfnisse und Gefühle unterdrückte ich durch
zu viel essen, zu viel arbeiten und zu viel Zeit, die ich mit
Nebensächlichkeiten verbrachte. Ich konnte die notwendigen Grenzen nicht mehr setzen.
Durch den anschließenden psycho-physische Zusammenbruch wurde mir plötzlich mein Beschäftigungsmaterial
entzogen. Ich konnte der Konfrontation mit meiner Angst
vor dem Alleinsein und Abgelehntwerden nicht länger ausweichen. Bisher hatte ich es vermieden, mich mit mir selbst
auseinander zu setzen, weil mein Selbstbild deprimierend
ausfiel. Ich hielt mich für minderwertig, körperlich unattraktiv und unbedeutsam. Um so wichtiger in meinem
Leben war die Gemeinschaft mit anderen. Ohne die anderen
war ich ein Nichts. Einsamkeit fühlte sich existenzbedrohend für mich an.
So wie ich in meiner Jugend übermäßig zum Flügel Eins
tendiert habe, indem ich mich vollkommen anpasste und
sehr brav gewesen bin, nutzte ich als Erwachsene meinen
Flügel Acht übermäßig stark, um mich für die Belange
anderer Menschen einzusetzen. Für meine eigenen Belange
fehlte mir dazu der Antrieb. Ich hielt mich nicht für wertvoll genug, auch nahm ich mich nicht wichtig. Das sieht
nach außen wie Bescheidenheit oder Gleichgültigkeit aus,
ist in Wahrheit aber viel schlimmer. Meine Bewunderung
galt Menschen, die etwas aus ihren Fähigkeiten gemacht
hatten. An mir selbst konnte ich keine besonderen Vorzüge
erkennen und machte mich daher abhängig von der Gunst
der anderen. Wollten sie mich dabei haben, ging es mir
gut, lehnten sie mich ab, ging es mir schlecht. Über lange
Lebensstrecken war ich anderen ein guter Freund und mir
selbst der beste Feind.
In meiner vom Schicksal erzwungenen Auszeit merkte
ich, dass ich die Welt und die anderen Menschen nicht
wirklich brauchte, um glücklich zu sein. Erstaunt stellte ich
fest, dass ich mir selbst genügte und entdeckte Wesenszüge,
die ich niemals an mir vermutet hätte. Ich war ja überhaupt
nicht so, wie ich es mir selbst eingeredet hatte oder wie es
mir Menschen, die es nicht gut mit mir meinten, versucht
haben weis zu machen. Es war nicht notwendig, dass ich
den Erwartungen von irgend jemandem entsprach, noch
musste ich in eine ganz bestimmte Gruppe hineinpassen,
EnneaForum 34 1
um überleben zu können. Zum ersten Mal hatte ich mir
die Tarnkappe vom Kopf gerissen und festgestellt, dass ich
auch ohne sie leben konnte. Meine Konturen verschärften
sich. Natürlich eckte ich an und wurde abgelehnt. Doch
gerade das, was ich früher so sehr gefürchtet hatte, gab mir
nun Auftrieb und Kraft. Ich begann mich zu zeigen und eine
eigene Meinung zu vertreten. Durch Sport bekam ich mein
Körperbewusstsein zurück und verspürte immer häufiger
ein Sättigungsgefühl. Ich wurde genährt und es gab endlich
ein „Ich bin satt geworden“. Kein Vergleich zu der Pseudofülle, die meinen Hunger nie hat wirklich stillen können.
Auf einmal wusste ich ganz genau, was und wie viel ich
wollte. Ich fing an zu mir selbst zu stehen. Heute weiß ich
ganz genau, wann es genug ist - nicht nur beim Essen oder
bei der Arbeit, sondern auch bei egoistischen Menschen,
die sich meine naturgemäß naive Gutmütigkeit zu Nutze
machen wollen. Ich traue meinem Bauchgefühl wieder! Dass
ich selbst die wichtigste Person in meinem eigenen Leben
bin habe ich erst durch die Wüstenzeit begreifen können.
Seitdem ich auf mich selbst konzentriert bleibe, erfüllt sich
mein Wunsch von anderen wahr-genommen zu werden. Die
Besessenheit mit der ich versucht hatte unbedingt Teil einer
Gruppe zu werden ist mir allerdings abhanden gekommen,
ebenso wie de Angst vor Ablehnung und Ausgrenzung, weil
ich nun erfahren habe, dass Trennung nur in der menschlichen Vorstellung existiert. In Wahrheit sind wir alle auf
ewig untrennbar miteinander verbunden.
So kann ich es heute zulassen, nicht überall Mitglied
zu sein oder von jemandem nicht gemocht zu werden. Ich
suche die Einsamkeit und Stille, um bei mir selbst zu sein.
Auch bewundere ich keinen anderen mehr oder fühle mich
kleiner im Vergleich mit ihm, weil ich weiß, dass alles, was
ich an anderen sehe, auch in mir selbst verborgen ist.
Die Wüste hat sich für mich in einen Ort der Fülle verwandelt, weil ich selbst sie jetzt lieben und annehmen kann.
Ich grenze sie nicht mehr aus meinem Leben aus und renne
einer Fata Morgana hinterher, sondern lade sie täglich zu
mir ein. In der Wüste habe ich mich von meinem Irrglauben
der Minderwertigkeit befreien können und zu mir selbst
zurückgefunden. Ich erlebe jeden Tag neu, dass ich ich selbst
bleiben kann und gleichzeitig bei dem Selbst der anderen.
Es gibt ein Sowohl - Als auch, wo es früher für mich nur ein
Entweder-Oder gegeben hat, wobei ich immer leer ausgegangen bin, zugunsten der anderen. Jetzt bin ich wieder
im Gleichgewicht. Die Wüste hat mich mit Einklang erfüllt.
0 EnneaForum 34
Bergwüsten
von Heike Heinze
Was ist Wüste? Ist es ein Ort der Einsamkeit, der Stille, des
Friedens? Oder eine Ort der Furcht, des Ausgeliefertseins?
Ein Ort der grenzenlosen Weite oder einer, der mich meine
Grenzen erfahren lässt? Ein Ort gar, wo die Dämonen wach
werden und mich quälen bis fast zum Zusammenbruch?
Oder doch ein Ort von großer Gottesnähe und Vertrauen?
Ich habe noch keine der großen Wüsten unserer Erde
kennen gelernt. Wüste aber, so scheint es mir nach den
Erfahrungen dieses Sommers, kann man überall erleben.
Auch dort, wo man es gar nicht erwartet.
Wir waren in den Osttiroler Alpen unterwegs, zu zweit,
mit Rucksack von Hütte zu Hütte. Ich hatte die Tour gut vorbereitet und mit Hilfe meiner Karte geplant. Aber schon am
Abend des ersten Tages lief alles ganz anders.
„Über das Kalser Törl wollen Sie gehen?“ Die Hüttenwirtin schüttelte den Kopf. „Nicht zu empfehlen. Zu gefährlich.
Und auch nicht markiert!“ Nein, da sollten wir schon besser
die Route übers Schobertörl nehmen, das seien allerdings
elfhundert Höhenmeter und dann ein Weg über steiles
Geröll um einen Gletscher herum. Oben hatte es frisch
geschneit. Keiner wusste, wie der Weg jetzt aussah.
Während Hans in Ruhe seinen Apfelstrudel aß, war ich
ziemlich frustriert. Nun mussten wir gleich am zweiten
Tag alles umplanen. Es war mir auch peinlich. Dass meine
neu gekaufte Karte so fehlerhaft war, dafür konnte ich zwar
nichts. Aber trotzdem, wie hatte ich mich auch nur auf eine
einzige Karte verlassen können? War ich denn das erste Mal
in den Bergen? Ich war einfach zu sorglos gewesen, und nun
mussten wir einen Weg gehen, der für den zweiten Tag viel
zu lang, zu steil und zu schwierig war. Da hatte ich uns ja
was Schönes eingebrockt. Hoffentlich ging alles gut.
Als wir am folgenden Morgen früh zeitig und bei
strahlendem Sonnenschein aufbrachen, war die Angst
mit im Gepäck. Was würde uns erwarten? Nicht nur die
Anstrengung machte mir Sorgen. Einen Weg um den
Gletscher, hatte die Hüttenwirtin gesagt, der war sicher steil
und schwierig. Und dazu der viele Schnee. Natürlich waren
da auch wieder die Selbstvorwürfe. Hättest du dich bei
deiner Vorbereitung nicht ein bisschen besser informieren
können? Warum hast du nicht gleich daran gedacht, eine
Alpenvereinskarte zu kaufen? Du weißt doch, dass die viel
genauer sind. Am Ende müsst ihr noch umkehren und die
Tour abbrechen. Was Hans dann sagen würde?
Je weiter wir nach oben stiegen, umso mulmiger wurde
mir, nicht nur von der Steigung und der Hitze. Einzig eine
Gruppe von fünf Frauen hatte uns überholt, sonst lag das
Tal in einsam schweigender Weite unter verschneiten Dreitausendern. Zum Glück kamen wir zügig voran. Gegen elf,
nachdem wir ein paar Schneefelder und eine Felskuppe
überwunden hatten, sahen wir es schließlich von weitem,
das Törl. Allerdings lag vor uns, in gleißendem Weiß unter
tiefblauem Himmel und das ganze Tal ausfüllend der
Gletscher. Eiswüste, fiel mir in dem Moment ein. Groß,
erhaben - und zum Fürchten. Denn wir mussten ja weiter,
da oben, nur noch 150 Höhenmeter über uns war das Törl
– und Gott sei Dank, links davon, auf einer Felsnase sahen
wir jetzt fünf kleine Gestalten auftauchen. Der Weg war
also begehbar. Plötzlich in meinem Kopf die Melodie des
Mendelsohn-Chores: „Und er hat seinen Engeln befohlen
über dir...“ Aber überzeugte mich das Psalmwort? Würden
die Engel mich auch dann behüten und auf Händen tragen,
wenn ich den Berg herausforderte, meine Kräfte und Fähigkeiten überschätzte?
Mit meinen Fragen und Zweifeln im Kopf und dem
Psalm im Herzen ging es über Schneefelder und Steine weiter nach oben, zunehmend rutschiger und steiler, am Ende
war es nur noch eine rutschende Masse aus kleinen Steinen
und Neuschnee. Als wir endlich das Seilende erreichten,
war es allerhöchste Zeit. Noch steiler wäre nicht mehr ohne
Hilfe möglich gewesen. Aber auch nachdem wir mit Hilfe
des Seils die schlimmste Strecke überwunden hatten, ging es
weiter, teilweise nur auf Händen und Füßen über Fels und
Neuschnee, zuerst nach oben, später nach unten. Erst weit
hinter dem Törl endeten Schneefelder und glattes Blockgestein und man konnte langsam wieder von einem begehbaren Pfad sprechen. Aber da zitterten die Knie bereits, die
Nerven lagen blank. Erst als wir die Hütte erreicht, unser
EnneaForum 34 1
Zimmer bezogen und uns mit eiskaltem Wasser die Strapazen des Tages abgewaschen hatten, als wir schließlich mit
einem kühlen Radler draußen in der Sonne saßen, fielen
Anspannung und Stress langsam von mir ab. Gott sei Dank,
dass du uns begleitet und behütet hast, ob mit oder ohne
Engel. Mit dem Berg ist nicht zu spaßen.
Auch die nächsten Tage verliefen nicht wie geplant.
Die Besteigung des einen Gipfels mussten wir kurz vorm
Ziel abbrechen, weil ein aufkommendes Gewitter uns in
die Flucht jagte, beim nächsten begann es unterwegs zu
schneien und wir mussten streckenweise auf dem Hintern
rutschen, um über den nassen Fels heil wieder nach unten
zu kommen. Den Weg zur nächsten Hütte schließlich legten
wir im Dauerregen zurück. Die Angst blieb immer dabei,
eingenistet im Kopf, obwohl ich doch gar kein Kopfmensch
bin. Was da alles passieren könnte! Abends in der Hütte,
erleichtert und mit meinem Tagewerk zufrieden dann gar
nicht mehr nachzuvollziehen. Im Alltag vertraute ich doch
auch auf Gottes Führung und Begleitung. Warum nicht hier,
in den Bergen, wo ich sie doch um so vieles nötiger hatte?
Für den sechsten Tag unserer Tour waren Gewitter
angesagt. Die Schafhirten vor der Hütte meinten, bis zwei
oder drei würde sich das Wetter halten, vielleicht. Wir
hatten einen langen Weg vor uns, gingen sehr früh los,
kamen zügig voran. Es war ein wunderschönes Tal, die
Wolken, die umherzogen, boten herrliche Fotomotive, vom
Gipfel konnten wir weit ins Land schauen. Mit der Angst
als Begleiterin konnte ich nun schon langsam leben - sie
ließ sich ja wohl doch nicht abstellen. Erst auf dem Abstieg
wurde mir bewusst, was mir solche Angst einjagte. Ich war
ja sozusagen nicht „im Dienst“, sondern ging meinem ganz
privaten Vergnügen nach, war dabei, meine Grenzen auszuloten und vielleicht weiter zu stecken. Ob der Herr dafür
Verständnis hatte? Wäre ich nicht sozusagen selber schuld,
wenn mir was passieren würde? War das nicht schlicht und
ergreifend Leichtsinn, was ich hier trieb?
Gegen vier, kurz vor dem Ziel, wurde es noch einmal steil
und unwegsam. Die sich im Süden zusammenballenden
Wolken waren näher gekommen, es gab erste Wassertropfen
und ich war erschöpft. Man sah schon den Talweg zur Hütte,
aber die Hütte selber war einfach nicht zu entdecken. Auf
den glatten Steinen war das Gehen so mühsam. Und das
Gewitter kam immer näher. Doch dann, mitten hinein in die
aufkommende Panik plötzlich die Gewissheit, das Erkennen,
die Zusage: es wird nichts passieren, du wirst heil ankommen. Mach dir doch nicht immer solche Sorgen. Vertrau
einfach! Alles wird gut. „Ja, er hat seinen Engeln befohlen
über dir...“ Und plötzlich ging es. Ohne nachzudenken
trottete ich hinter Hans her, kurze Zeit später kam die Hütte
in Sicht, und erst kurz nachdem wir sie erreicht hatten
tobte das Unwetter los, tobte mit Hagel, Blitz und Donner
den ganzen Abend und bis in die Nacht hinein, in der wir
friedlich und entspannt in unseren Wolldecken schliefen.
Für den Rest der Tour war es, als ob ich die Verantwortung abgegeben hätte an einen, der größer ist als ich.
Freilich war die Angst noch da, als wir am nächsten Tag mit
unserem Bergführer über den Gletscher und am Drahtseil
über steile verschneite Felsen nach oben zur letzten Hütte,
350 Meter unter dem Großglockner, hinaufstiegen. Mir war
EnneaForum 34
beinahe übel als ich von dort aus den Gipfel sah, den wir am
nächsten Tag besteigen wollten, oder gar die 1500 Höhenmeter hinab ins Tal blickte. Aber in mir war das Wissen,
dass alles so wie es geschehen würde gut war. Ich war nicht
leichtsinnig, wenn ich bei dieser Tour ein paar mal an
meine Grenzen geraten war. Und ich fühlte mich gehalten,
auch in meinem so genannten Leichtsinn. Und als uns der
kommende Morgen mit minus 8 Grad und Schneetreiben
begrüßte und der Bergführer meinte, da sollten wir wohl
doch lieber absteigen, da war es für mich in Ordnung. Der
Gipfel, nein, der musste jetzt nicht auch noch sein. Es war
genug. Beinahe schon fröhlich machte ich mich mit Handschuhen, Seil und Steigeisen an den mühsamen Abstieg, und
als wir am Nachmittag unten im Tal ankamen, strahlte ich
vor Erleichterung übers ganze Gesicht. Es war eine intensive
Zeit gewesen, die mich an meine Grenzen und darüber
hinaus geführt hatte. Aber erst einmal hatte ich wieder
festen Boden unter den Füßen.
Lange habe ich hinterher noch über das nachdenken
müssen, was ich in dieser einen Woche oben in den Bergen
erlebt habe. Der Begriff „Wüste“ ist mir immer wieder in
den Sinn gekommen. Ausgeliefert sein, den eigenen Ängsten
und Selbstzweifeln ins Gesicht schauen müssen. Wüste
als ein Ort, wo nichts mehr sicher ist, wo sich Ängste und
Befürchtungen über ihr Maß hinaus aufblähen und die Sicht
auf die Realität verstellen. Wo sie eine eigene dämonische
Kraft entwickeln und dich damit konfrontieren, wie klein,
wie ausgeliefert, wie hilflos du eigentlich bist. Und doch gab
es auch diese Ahnung von Vertrauen, wie ein Geschenk. Ein
klein wenig ist davon übrig geblieben und begleitet mich
seither durch den Alltag. Vielleicht bleibt es eine Weile.
Und im nächsten Jahr, so viel ist gewiss, geht es wieder
auf den Berg. Vielleicht diesmal bis zum Gipfel.
Zwei moderne Wüstenväter –
Inspirationen zur Spiritualität des
Enneagramms
von Dr. Michael Schulz
Seit dem Aufbruch der frühen Wüstenväter hat es immer
wieder vielfältige Wege in die Wüste gegeben. Bis in die
Moderne hinein. So will ich heute zwei moderne Wüstenväter zu Wort kommen lassen, die uns in unserer christlichen
Enneagramm-Arbeit in die Tiefe und die Gegenwart Gottes
führen können.
Carlo Carretto war sechs Jahre Präsident der katholischen Jugend Italiens. 1954, mit 44 Jahren, tritt er in die
Gemeinschaft der Kleinen Brüder Charles de Foucauld’s ein.
Zehn Jahre lebt er in der Wüste Sahara. 1964 kehrt er nach
Italien zurück und gründet das inzwischen viel besuchte
Gebets- und Meditationszentrum in Spello bei Assisi. Als
Kleiner Bruder Jesu in der Nachfolge Charles de Foucauld’s
erinnert er in seinem Buch „Geistliche Briefe aus der
Wüste – Wo der Dornenbusch brennt“ (Freiburg 1974, 44)
an das, was so bedrängend eben auch durch die christliche
Enneagramm-Arbeit offenbart wird: Nämlich jene, unsere
Blindheit, Verbohrtheit und Verblendung, die auch das
Enneagramm aufdeckt. Carlo Carretto sagt: „Blind und
verbohrt – der Zustand kann Jahre, Jahrzehnte dauern. Er
verführt uns zu einer pharisäerhaften Doppelrolle: Habgier
im Herzen und in der Hand den Rosenkranz; Egoismus,
aber im Kopf schöne Ideen für die Reform der Kirche. Dem,
der die Wahrheit ist, bieten wir Lüge an. Die Glut des Evangeliums ersticken wir unter dem dunstigen Schleier einer
Religiosität, die den Willen Gottes weder sucht noch erfüllt.
Das ist der springende Punkt. Dort beginnt das wahre Gebet,
wo der Wille Gottes gesucht wird. Im Grunde sind die Dinge
einfach, äußerst einfach… Kurz: Es geht um den Willen,
nicht um Worte. Der göttliche Geist sucht in uns den guten
Willen. Der Geist Jesu findet sich dort ein, wo der Wille
danach verlangt, denn er ist die Liebe und zur Liebe gehören
zwei. Wenn ich mich seiner Liebe zuneige, zögert er nicht.
Ja, er kommt mir schon entgegen. Er ist schon da, denn er
liebt mich viel mehr als ich, Geschöpf der Armut, ihn lieben
kann. Liebe erweist sich in Taten. So war es beim verlorenen
Sohn: Aufstehen ist eine Tat, die Schweine verlassen ist eine
Tat. Mit ganzer Tatbereitschaft muss die Seele sagen: ‚Ich will
zu meinem Vater gehen’ (Lk 15, 28).“
Carlo Carretto lebte viele Jahre in der Wüste. Nur ganz
wenige werden das als ihren Weg ansehen können. Und
EnneaForum 34 kaum einer von uns wird das als seinen spirituellen Weg
gehen können, aber Carlo Carretto leitet uns an, auch in
unseren Groß- und Kleinstädten die ‚Wüste’ zu entdecken.
In seinem Buch „In deiner Stadt ist deine Wüste – geistliche Erfahrungen“ (Freiburg 1980, 22f, 74ff) sagt er: „Das
Wort ‚Wüste’ ist freilich mehr als geographischer Ausdruck,
der uns einen unbewohnten, ausgedorrten, unfruchtbaren
und leeren Landstrich vor Augen führt. Wer sich vom Geist
führen lässt, der das Wort Gottes beseelt, für den ist ‚Wüste’
dass ich forthin mit Gott zusammen den Weg gehe… Wenige
stellen Gott in die Mitte und halten die Augen des Glaubens
fest auf ihn gerichtet. Um uns ein wenig dorthin zu befördern,
stößt uns die raue Wirklichkeit in die Armut, in die Schwäche, in die Sünde, aber wir triefen dermaßen von Stolz...“
„Nicht umsonst ist die Demut die Königin der Tugenden…
Ein Riesenschritt ist getan, wenn wir einmal im Glauben
erfahren, dass wir unsere Geschichte nicht allein machen.
Wir machen sie zusammen mit Gott und er ist der Erste
die schweigende Suche nach Gott. Ein Wurfseil, das die in
Gott verliebte Seele über den finsteren Abgrund der eigenen
Gedanken wirft, über die bizarren, tiefen Klüfte der Versuchung, über die bodenlosen Schluchten der Ängste, die
den Weg zu Gott ungangbar machen… Die Russen, die
sich darauf verstehen und darin Meister sind, nennen sie
‚Pustinia’. Pustinia kann einen geographischen Ort bezeichnen, zugleich aber auch einen Ort, wohin die Wüstenväter
sich zurückgezogen haben, es kann auch Einöde bedeuten,
irgendeinen ruhigen Ort, die Wüste ist der Ort, wo wir Mut
fassen können, wo wir mit unseren Worten die Wahrheit
sagen, weil es uns bewusst wird, dass Gott die Wahrheit
ist. Die Wüste ist der Ort, wo wir uns läutern und uns zum
Handeln rüsten als würden wir mit der glühenden Kohle
berührt, die der Engel auf die Lippen des Propheten legte…“
(Jes 6, 1 ff). Carlo Carretto sagt weiter: „Meine Schwäche
liegt darin, dass ich mich in der großen Stadt alleine fühle…
Die Wirklichkeit bestand schon, aber was soll die Wirklichkeit, wenn ich nicht reif bin, sie zu fassen. Gott bedeutet mir
nichts, wenn ich nicht entdecke, dass er der Lebendige ist.
Es nützt mir nichts, wenn er zu mir kommt, und ich sehe
ihn nicht.“
und wir sind die zweiten, die zugreifen, wenn überhaupt“.
Carretto leitet nicht nur an, in deiner Stadt deine ‚Wüste’
zu entdecken, sondern auch zur „Kontemplation auf den
Straßen“ (in: Lebenswege des Glaubens, Freiburg 1978, 61)
„Die ständige Annahme der Gegenwart Gottes in den Dingen
um uns ist nur ein Anfang“.
Ich ergänze: Unser Enneagramm offenbart uns neun Weisen unserer Blindheit für die Wirklichkeit und unserer Gottesblindheit. Natürlich dann auch unsere unterschiedlichen
Gaben, Gott zu suchen. Carretto sagt uns deshalb: „Meine
spirituelle Geschichte beginnt in dem Augenblick, indem ich
im Glauben erfahren habe, dass ich nicht mehr allein bin,
EnneaForum 34
Nun bin ich seit vielen Jahren Pfarrer in der Mitte, im Zentrum einer unserer deutschen Hauptstädte. Das geöffnete
Portal unserer Marktkirche, das zur Stille einlädt, liegt gerade
mal 50 m gegenüber dem Haupteingang des Landtags, des
politischen Zentrums unseres Landes. Das ist gefährlich, der
Geist der ‚roten Teppiche’ kann abfärben, aber es ist auch
eine Chance, immer wieder den geistlichen Weg zwischen
Markt und ‚Kirche’ zu suchen. Das Erlebnis, dass auch
die Großstadt fähig ist, Stille in sich zu bergen, dass selbst
Wolkenkratzer aufleuchten können wie Diamanten, war
für Carlo Carretto von ähnlich einschneidender Bedeutung
geworden wie sein Aufenthalt in der Wüste Sahara. Seine
Schriften sind konkrete Antwort und praktische Hilfe für alle,
die von ihrem Alltag so in Anspruch genommen sind, dass
sie nicht mehr wissen, wie ein geistliches Leben bei ihnen
Raum gewinnen kann.
Um die Einübung in die Gegenwart Gottes vor allem ging
es auch Charles de Foucauld (1858-1916), der als zweiter
moderner Wüstenvater zur Einübung in die Präsenz Gottes
zu Wort kommen soll. Charles de Foucauld, der mit einer
besonderen persönlichen Geschichte in der Sahara unter den
erwarten alles von ihm allein…“ (Die Schriften von Charles
de Foucauld, D. Barrat Hg., Einsiedeln 1961, 128f).
Tuareg im Hoggar lebte, wurde durch Senussikrieger, denen
er ebenfalls mit der Präsenz der Gegenwart Gottes dienen
wollte, getötet. Er verfasste eine geistliche Regel. Zu seinen
Lebzeiten aber fand sich kein einziger Bruder. Später, nach
seinem Tod, entstanden auf seine Inspiration und Regel hin
geistliche Gemeinschaften und Bewegungen.
Charles de Foucauld schreibt einmal über die Einübung
ins Sterben, im ‚Jetzt’ des Glaubens, in dem zugleich das
allzeit präsente ‚Jetzt’ unseres Sterbens vergegenwärtigt wird:
Diese fast naiven geistlichen Ermahnungen zum Leben aus
der Gegenwart Gottes sind provokativer und revolutionärer
als sie anmuten. Es sei versucht, sie aus dem Geist von Charles
de Foucauld in ‚Theologie’ und ‚Spiritualität’ zu ‚übersetzen’:
Einübung in ein Leben aus der Gegenwart Gottes und der
Beziehung zu Gott.
„Lasst uns niemals um die Zukunft besorgt sein; Lasst uns in
jedem Augenblick unseres Lebens das Vollkommenste tun,
d.h. das tun, was der Wille Gottes uns im gegenwärtigen
Augenblick aufgibt. Ist das getan, brauchen wir uns so wenig
um die Zukunft zu sorgen, als würden wir in der nächsten
Stunde sterben… Beim Gedanken an die Zukunft wollen
wir nur Gott bitten, dass wir in jedem Augenblick unserer
Existenz seinen Willen tun und ihn so auf die bestmögliche
Art verherrlichen… Im übrigen aber lasst uns so wenig um
die Zukunft besorgt sein, als wäre das Leben dieser Welt für
uns zu Ende: leben wir ganz und einzig dem gegenwärtigen
Augenblick.
Wenn – was häufig vorkommt – der Wille Gottes uns
im gegenwärtigen Moment zur Aufgabe stellt, uns materiell
(z.B. durch Handarbeit, Ausruhen, Nahrung, Pflege der
Gesundheit usw.) oder geistig (Studium, Betrachtung) auf
die Zukunft vorzubereiten, gut, widmen wir uns zur rechten
Zeit dieser Vorbereitung, doch nicht um unserer selbst
und der Zukunft willen, sondern um Gottes willen, um zu
tun, was er gegenwärtig von uns verlangt. Widmen wir uns
diesen Dingen, weil das, gleich ob es sich um materielle
oder geistige Arbeit handelt, gegenwärtig der Auftrag Gottes
für uns ist. Auf diese Weise wird die Zukunft manchmal,
häufig, fast unaufhörlich durch uns vorbereitet; aber nie
aus uns heraus und nie durch unsere Sorge… sondern
immer dadurch, dass wir die Erfüllung des Willens Gottes
in der Gegenwart wollen… Darin besteht Leben aus dem
Glauben… Wir verlassen uns nicht mehr auf uns oder
irgendein Geschöpf, sondern überlassen uns ganz Gott und
Carlo Carretto, Charles de Foucauld, auch unsere ganze
christliche Enneagramm-Arbeit erinnern uns daran, dass
unsere Verstrickungen und Verhärtungen (unser Muster) sich
nur langsam etwas abmildern und aufgeweicht werden. Wir
bleiben Sünder. Dennoch, notwendige Heilungsarbeit im Hinblick auf den eigenen Schatten und ‚Balken’ suchen, geschehen lassen, Selbsterkenntnis und Gotteserkenntnis suchen.
Nicht die Konzentration auf das Wesentliche und das Wenige,
das es gerade zu tun gilt in der Gegenwart, durch in die
Zukunft jagende und sorgende Gedanken vereiteln; vielmehr
aufmerksam, dankbar und erwartungsvoll präsent werden, im
tiefen Wissen um die Präsenz Gottes. Nach seinem Willen
fragen und versuchen, ihn zu tun (Liebe, und tue was du
willst!), bescheidene Einübungen in Meditation und Kontemplation. Sich in die Gegenwart Gottes fallen lassen, seine
Führung suchen. Sich in das Vertrauen, den Glauben einüben:
Dass er besser für dich sorgen kann als du mit deinem oftmals
zwanghaften eigenen Willen. Nicht das tun, was ängstliches
Sorgen aus dem Haben-Modus vorgaukelt, sondern das tun,
was wirklich ‚dran’ ist! First things first!“. Aber auch dann die
zweiten und dritten Dinge nicht vergessen (und tun).
Wir sehen, hier ist eine Tradition, die bis in unsere Gegenwart führt. Als normale Christen sollen wir uns allerdings vor
jeglichem spirituellen Idealismus und geistlicher Perfektion
hüten; nüchtern immer wieder dem Aufblitzen von ‚Wüste’
in unserem eigenen Leben ansichtig werden, aber auch die
‚Oasen’ dankbar genießen lernen.
Dieser Artikel wurde gekürzt. Die ausführliche
Fassung findet sich unter www.enneagramm.eu
EnneaForum 34 Segen des Sinai
Auf der Lebensreise sind wir im Rasthaus SINAI angekommen.
Ein reiches GASTMAHL hat uns empfangen,
das das Auge erfreut und den Körper nährt.
Der WIND hat uns die Musik gespielt
und ein Lied aus uralter Zeit gesungen.
Die SONNE hat uns die Wärme ins Herz getragen
und uns mit Kraft gefüllt.
Das WASSER hat uns die sanfte Stärke gezeigt,
die aus dem Fließen erwächst.
Die WÜSTE hat uns die Ruhe und das Schweigen gelehrt.
Wir haben den Klang der Stille gehört
und das Wunder ihrer Farbigkeit bestaunt.
In der GEMEINSCHAFT haben wir Geborgenheit erlebt,
Beduinenfrauen haben uns die Lebensfreude
in Bescheidenheit vorgelebt.
Auch die VERBUNDENHEIT mit den Elementen
und aller Schöpfung haben wir gespürt.
Das WORT hat unseren Geist beglückt,
neue Türen geöffnet und unseren Blick geschärft.
Mit der Fülle des SINAI IM HERZEN
können wir nun getrost weiter reisen.
Jutta-Verena Jacobi
EnneaForum 34
Jahreshauptversammlung 6.–8. Juni 2008
im Kloster Hünfeld
Rückblick
Als Neu(n)ling auf der JHV
Ja, da kam ich nun an jenem Freitagabend in einen Riesensaal voller Leute. Völlig unübersichtlich. Da kenne ich
niemand. Hilfe, ich gehe unter.
Und da verlasse ich dann am Sonntag einen Riesensaal
voller Leute. So viele gute Bekanntschaften, tolle Gespräche,
viel zu Lachen, und eine Menge Erfahrungen. Hilfe, ich
werde Euch vermissen.
Und was lag dazwischen?
Am meisten überrascht hat mich, dass es so leicht war, ins
Gespräch zu kommen, denn ich kannte nur zwei Personen
schon vorher. Gut, zugegeben, durch eifriges Studium der
Bilder im EnneaForum waren mir doch einige zumindest
optisch bekannt. Jetzt denke ich mit Freude an die guten
Tischgespräche und Pausengespräche, und an alle Erkenntnisse, die ich dabei gewann, weil andere freimütig von sich
und ihrem Leben erzählten. Oder mir sehr großzügig Einblicke in ihre Religion gewährten. Danke, Margitta.
Ich weiß jetzt auch nicht nur mehr über die Wüstenväter,
sondern ich weiß auch, wie viele Einsichten es schenkt,
wenn man gemeinsam einen biblischen Text, schon hundert
mal gehört, durchfühlt und durchspricht mit Hilfe des
Bibliologs. Danke, Andreas.
Am meisten beruhigt hat mich in der geschlossenen Sitzung der JHV die Erkenntnis: es wird auch hier mit Wasser
gekocht. Das war am Samstag.
Am Sonntag dann erfuhr ich ganz deutlich: es sind
Ströme lebendigen Wassers. Die Thomasmesse, die mir
vorher niemand erklären wollte, hat mich insgesamt am
meisten beeindruckt. Ich trage sie heute noch in mir. In
das Labyrinth wäre ich erst gerne alleine reingegangen, in
meinem Tempo. Und dann ging ich dort mit vielen, im allgemeinen Tempo. Danke an alle, mit denen zusammen ich
erfuhr, wie schön es ist, gemeinsam zur Mitte unterwegs zu
sein. Danke für den Segen, Ruth. Danke für alle Lieder, Gisela
und Beppo. Und danke für Brot und Wein, an den zuerst, der
sie uns eigentlich spendet, und dann an alle, die die Gaben
austeilten. Irgendwann konnte ich nur noch weinen, so schön
war’s. Tränen als Dank an unseren Schöpfer, der so fühlbar
anwesend war, der alle Zwischenräume zwischen uns ausfüllte.
Und: alle, die mir gesagt hatten, man kann die Thomasmesse
nicht erklären, man muss sie erleben, alle diese hatten recht.
Das Abschiednehmen zog sich auch heraus, denn es waren
ja so viele, denen ich noch was sagen wollte, durfte, konnte.
Und von denen ich noch etwas gesagt bekam. Und dann
haben wir doch noch mal grandios gesungen, in der Klosterkirche. Und auch ich als Bauchtyp kann sagen: Mein Herz
wollte gar nicht mehr aufhören zu singen. Es war hellwach.
Zur Abrundung des Ganzen fand ich bei der Abfahrt noch
einen Zettel an der Windschutzscheibe mit der Aufschrift „Es
war schön, Dich kennen zu lernen.“ Danke, Almut. Diesen
Satz möchte ich wohl auch weitergeben an alle: Es war schön,
Euch kennen zu lernen.
Barbara Gitzinger
EnneaForum 34 Meine Erfahrungen bei der JHV in Hünfeld
Leben in der Gegenwart Christi Als Absolvent des Pilotkurses und schon lange tätiger
Enneagrammtrainer war ich nun zum ersten Mal bei der
Jahreshauptversammlung. Ich hoffte zum einen, viele liebe
Menschen wieder zu treffen. Zum anderen wollte ich mich
nach einem sehr tief gehenden inneren Heilungsweg neu in
der Enneagrammarbeit orientieren und positionieren. „Die
Heilungswege des Enneagramms“, so nenne ich meine Seminare, und so lockten mich natürlich auch die angekündigten
Vorträge von Anselm Grün und Andreas Ebert.
Ich muss sagen, meine Begeisterung wuchs ständig.
Die Beschreibung der Wüstenväter, das Übersetzen ihrer
Erfahrungen und der Erkenntnisse mit Ihrer Heilungsarbeit, ist Anselm Grün hervorragend gelungen. Es hat mich
beeindruckt und tief berührt, dass die Heilungsschritte und
Heilungserfahrungen scheinbar zeitlos sind. Auch wenn wir
heutzutage nicht mehr diese tiefe Askese leben müssen, so
geht auch jetzt der Heilungsweg durch all die Leidenschaften,
oft sehr „steinig“ zurück zum inneren Heil werden. Gott
liebt mich, so wie ich bin! Ich lasse mich auf Gottes Weg ein
und bin begleitet. In tiefer Dankbarkeit dafür, wie Anselm
Grün beschreibt, was mir unbeschreibbar scheint, konnte
ich meine eigenen Heilungserfahrungen still und leise dazu
legen. In dieser Intensität ging es mit Andreas Ebert weiter:
Von meinem Zweier-Bruder (wie Andreas mich liebevoll
nannte) durfte ich erstmals die Methode des Bibliologs
kennen und schätzen lernen. Seine Konkretisierungen zu
der Lehre der Leidenschaften brachte mir weitere Vertiefung,
die ich mit meinen Erinnerungen an schmerzhafte Momente
und zaghafte innere Schritte gut in Verbindung bringen
konnte. So ist mir der „Gewissenscheck nach Evagrius
Pontikus“, diesem großen Begleiter des inneren Heilungswegs eine gute Hausaufgabe zur Weiterarbeit.
Es war für mich ein Geschenk, als YaBeppo bei dem
bewegenden und mitreißenden Gospelabend, mit uns seine
Heilungserfahrung teilte. Hier durfte ich unmittelbares
Einlassen und körperbezogene Gotteserfahrung hautnah
miterleben.
Nach all diesen dichten Erfahrungen, all den lieben
Begegnungen, hatte ich nicht erwartet, dass dann am Sonntag „unsere“ Thomasmesse, dem ganzen noch ein Sahnehäubchen aufsetzt: So viele Momente zum Sein, so viele
Möglichkeiten die innere Bewegung auszudrücken und sich
heilsam beschenken zu lassen! Nun bin ich gesegnet und
reich beschenkt, gestärkt in der Gewissheit, am richtigen Ort
gewesen zu sein und mit dem richtigen Thema ausgestattet
zu sein, in meinen Alltag zurück gekehrt.
Franz Habig
Bei kaltem Wetter bin ich unterwegs ins Bonifatiuskloster
Hünfeld bei Fulda, wo die Jahresversammlung des ÖAE
stattfindet. Bei sehr warmem Wetter fahre ich wieder zurück.
Und dazwischen ? Hat sich die lange Reisezeit gelohnt ?
Ja, im klösterlichen Gebäude spürte ich im weitesten
Sinn eine spirituelle Heimat. Die beiden Erfolgs-Referenten
Pater Anselm Grün und Pfr. Andreas Ebert versammelten
magnetartig viele Mitglieder und Neugierige zu einer aufmerksamen Runde. Das Wiedersehen mit Freunden und
Begegnungen mit neuen Enneagramm-Interessierten war
spannend und voller Überraschungen.
Pater Anselm Grün konnte dank seiner charismatischen
Art sein Wissen über die Entwicklung der spirituellen und
psychologischen Arbeit der Wüstenväter und Wüstenmütter
bildhaft ausdrücken. Persönliche Worte einzelner Wüstenväter bereicherten die Ausführungen.
Wer hätte gedacht, dass der damalige Rückzug in die
Wüste unter einfachsten Lebensbedingungen so viele
Jahrhunderte später wieder unterschiedlichste Menschen
berühren und zum Nachdenken bringen würde? Sogar zu
eigenen Wüstenerfahrungen!
Pfarrer Andreas Ebert hat uns mit der biblischen Verbundenheit geradezu herausgefordert. Er ergänzte den
Vorredner, korrigierte liebevoll, und seine seelsorgerliche
Ausstrahlung hat sicher manche/manchen berührt.
Eine mir unbekannte Art, einem biblischen Text näher
zu kommen in Form eines Bibliologs, war informativ und
auch für Theologen/Theologinnen herausfordernd. Ich war
von dieser Annäherung an einen Bibeltext, seine Einbettung
ins tägliche Leben und die Hinführung zum Mitmenschen
fasziniert. Bibelarbeit im weitesten Sinn, seelsorgerliches
Denken und Eingehen auf Menschen waren sicher für viele
von uns ein intensives Erlebnis.
Die eigentliche Jahresversammlung war für mich als
EnneaForum 34
Der Himmel auf Erden
Mitglied aus der Schweiz informtiv. Ich wünsche mir vermehrt Kontaktmöglichkeiten zwischen dem ÖAE und dem
E-Forum-Schweiz. Der Wechsel im Vorstand und ihre
Verabschiedung wurden sehr sympathisch gestaltet. Im Verlaufe der Thomas-Messe am Sonntag, die wir gemeinsam im
bewaldeten Park rund ums Kloster erlebten, wurde der neue
Vorstand gesegnet, und ihre zukünftige intensive Arbeit
richtig gewürdigt.
Erfüllt von inneren und äußeren Begegnungen sende ich
allen OrganisatorInnen und Mitbeteiligten einen herzlichen
Dank.
Barbara Hugentobler-Rudolf
Und hier noch einen persönlichen Text dazu:
Leben in der gegenwart christi
Gelassen den eigenen weg gehen
Leben in der kraft christi
Sich seiner führung ganzheitlich anvertrauen.
Leben in der gegenwart christi
Für ihn einen herzensplatz frei halten
Leben in der kraft christi
Sich von dieser lebensenergie berühren lassen
Leben in der gegenwart und kraft christi
Geleitet, getragen, geliebt dank seiner segnenden nähe
bhr
Eindrücke einer Vier: Nur wegen der Thomasmesse mehr
als 10 Stunden Autofahrt hinnehmen? JA, JA, JA! Sie wäre es
wert gewesen – und gab es noch viele andere Highlights bei
der JHV 2008. Die Messe unter freiem, blauen Himmel, die
frühsommerliche Atmosphäre, das frische Grün der Wiesen
und Bäume, die Vögel, die tanzenden Hummeln … der
Himmel kam zu uns!
Und das war nur der Rahmen, dazu kam die mitreißende
Musik, die afrikanischen Klänge, die YaBeppo und Gisela
inszenierten und uns mit einbezogen. Ich bekam eine
Ahnung von dem leidenschaftlichen Musizieren in afrikanischen Gemeinden.
Im Kern des Ereignisses stand die lustvolle aber auch
herausfordernde Predigt Rainer Finkes über Luk 9, 57–61,
eingebettet in wohltuende Anweisungen einer spürbar
erlösten Acht: Friedrich Karl Völkner. Glückwunsch an
Friedrich Karl und auch an Barbara! P.S. Ich wünsche mir
für meinen Achtermann und für mich selbst auch diesen
erlösten Zustand!
Andreas Ebert gab der ganzen Messe durch die gesungene Abendmahlsliturgie einen feierlichen Rahmen wie er
schöner nicht sein konnte.
Es gäbe noch viel zu sagen zur Messe- mein Herz ist
übervoll von Eindrücken, aber ich bremse mich, weil ich
auch noch zu anderen Teilen der JHV etwas bemerken
möchte aus meiner 4er Sicht.
Ich empfand Anselm Grüns Vortrag sehr informativ, sehr
tiefgehend und er gibt mir viele positive Anstöße. Jedoch,
ohne Andreas Ergänzungen und seiner unnachahmlichen
Fähigkeit, komplizierte Sachverhalte «ins Leben zu holen»,
bliebe der erste Vortrag für mich ein Fragment. So aber
hoffe und denke ich, kann ich wirklich etwas «mit nach
Hause nehmen».
Ich werde diese JHV in bester Erinnerung behalten. Sie
war gespickt mit Highlights, wie glücklich kann ich mich
nennen, dabei gewesen zu sein! Ein Stück
Himmel auf Erden! Großer Dank an alle, die
dieses Ereignis möglich machten!
Heide Förster
EnneaForum 34 EnneaForum
Rundbrief des Ökumenischen Arbeitskreises Enneagramm e.V.
Nr. 34 November 2008
Ökumenischer Arbeitskreis Enneagramm e.V.,
Geschäftsstelle : Eveline Schmidt, Wehlstr. 23, 29221 Celle, Tel./Fax : (0 51 41) 4 22 34, [email protected], www.enneagramm.eu
Regionale Gesprächskreise
Raum Aachen:
Gisela Engel/Regina Walz
Ofdener Gracht 7
52477 Alsdorf
Tel. 02404/55 64 2
[email protected]
Raum Ahrensburg/
Hamburg-Nord:
Doris Wetzig
Diekskamp 3 h
22949 Ammersbek
Tel. (040) 60 55 92 96
[email protected]
Raum Bielefeld:
Friedrich-Karl Völkner
Tel. (0 52 01) 30 87
[email protected]
Raum Bodensee:
ca. alle 6 Wochen.
Gabriela v. Witzleben
Mannheimer Str. 22
78467 Konstanz
[email protected]
www.von-witzleben-coaching.de
Tel. 07531-7 26 04 87
Mobil: 0171-42 11 462
20149 Hamburg
Tel. 040/4 80 80 99
[email protected]
Hamburg-West:
Margitta Conradi
Tönninger Weg 106
22609 Hamburg
Tel. 040/8007658
[email protected].
Kassel:
Werner u. Heidrun Lambach
Am Heilhaus 1
34127 Kassel
Tel. 0561-98326-352
[email protected]
Raum Köln/Bonn:
Gerd Heck u. Ute Fassbender-Heck
Kantstr. 8
53332 Bornheim
Tel. 02222/93 67 75
[email protected]
Enneagramm und was dann?
Sr. Marie-Helene Hüben MSC
Haus Josef (auf dem Terrain
von Haus Blegge)
Paffrather Str. 261
51469 Bergisch-Gladbach
Dortmund:
in geraden Monaten am 2. Donnerstag ab 19.30 Uhr bei
Julia Çiçekli
Bergmeisterstraße 15b
44269 Dortmund
Tel. (0231) 4772030
[email protected]
Marburg:
Barbara Melnyk
In der Gemoll 42
35037 Marburg
Tel. 06421/3 49 35
[email protected]
Duisburg:
(Treffen einmal monatlich)
Herbert Friedrich
Innsbrucker Allee 40
47249 Duisburg
Tel. 0203/70 40 34
Münster:
Adelheid Weller
Keltenweg 44
48167 Münster
Tel. 0251 / 624163
[email protected]
Raum Göttingen:
Inge und Ludger Temme
37139 Adelebsen
Tel. 0 55 06 – 76 44 62
[email protected]
Reutlingen:
(Offene Gruppe, jeweils am 3.
Mittwoch im Monat, 19.30–22
Uhr, im Kath. Bildungswerk,
Schulstr. 28, 72764 Reutlingen)
Gisela Eichner
Hesseweg 2
72581 Dettingen
Tel. 07123/87 86 1
[email protected]
Hamburg:
Pamela Michaelis
Isestr. 55
Wiesbaden:
Enneagramm Wiesbaden mit
Pfr. Dr. Michael Th. Schulz.
Ansprechpartner:
Yvonne Herget
Tel. 0611/20 572 98 (abends)
[email protected] oder
christa.schuld.marktkirchengemeinde.
[email protected]
Tessin (CH):
Ruth Maria Michel
Kurs- und Ferienzentrum VBG
Casa Moscia
CH-6612 Ascona
Tel. 0041 (0)91 791 29 44
[email protected]
Toggenburg (CH) und Umgebung: monatliches Treffen in
ungezwungener Atmosphäre im
Wohnzimmer.
Ruth Niederbäumer
Waisenhausstrasse 17
9630 Wattwil, CH
Tel. (071) 988 76 00
[email protected]
Raum Zürich:
Ludwig Zink
Theseacher Str. 50
CH-8126 Zumikon
Tel. 0041/043 288 08 30
[email protected]
Raum Bad Vilbel:
Marianne Nitsche
Vogelsbergstr. 8
61184 Karben
Tel. 06039/3700
[email protected].
Im folgenden die Enneagramm-Angebote der kommenden Monate. Genauere Angaben finden Sie im Internet unter www.enneagramm.eu. In Klammern sind die Leiter genannt, deren Kontaktdaten finden Sie auf Seite IV.
Dezember 2008
1.–5.12.2008
3.–7.12.2008
5.12.2008
Exerzitien mit dem Enneagramm, Geistliches Zentrum
Hünfeld, Tel. 06652/94 0 (Sr. Marie-Helene Hübben)
Miteinander wachsen. Basiskurs für Paare. Hirschberg (bei
Heidelberg), www.Hans-Neidhardt.de (Karin Kunze-Neidhardt und Hans Neidhardt)
Enneagramm und Wertimagination, Spirituelles Zentrum
St. Martin , 80469 München, www.stmartin-muenchen.de
(Marion Küstenmacher, Andreas Ebert)
Januar 2009
6.1.2009
9.–11.1.2009
15.–20.1.2009
21.–25.1.2009
23.–25.1.2009
30.1.–1.2.2009
Enneagramm-Einführung, ESG Essen, 45141 Essen, www.
esg-essen.de (Julia Çiçekli)
Neun Wege zur Ganzheit, 53721 Siegburg, Tel. 02241/125-0
(Sr. Marie-Helene Hübben)
Enneagramm Professional Training bei Heidelberg
(Gündel/Moore)
Enneagramm-Intensivtraining. www.Hans-Neidhardt.de
(Karin Kunze-Neidhardt und Hans Neidhardt)
Enneagramm und Trauma-Aufstellung, Konstanz, www.
von-witzleben-coaching.de (Gabriela v. Witzleben)
Enneagramm I (Einführungskurs) im St. Ansgar-Haus,
Hamburg, [email protected], Telefon (040)
24877–460 (Doris Wetzig)
Februar
13.–14.2.2009
13.–14.2.2009
14.–15.2.2009
Enneagramm I (Einführungskurs), 22926 Ahrensburg,
[email protected], Tel. (04102) 8002-20 (Doris
Wetzig)
Grundlagenseminar, Konstanz, www.von-witzlebencoaching.de (Gabriela v. Witzleben)
„Der Ego-freie Beziehungsraum“ - das Enneagramm in
Beratung und Therapie, Gilching (Maria-Anne Gallen, Ass.
Lidschreiber-Granato, Eva)
März
6.–9.3.2009
7.3.2009
7.3.2009
7.3.2009
13.–15.3.2009
20.–22.3.2009
26.–29.3.2009
27.–28.3.2009
Out of the maze – heraus aus dem Labyrinth – Entwicklungswege mit demEnneagramm und angrenzenden
Methoden, Intensivphase 1, im Allgäu (Gündel/Moore)
Erster Regionaltag des ÖAE in Köln (siehe Randspalte)
Enneagramm-Tag zum Kennenlernen (Wally Kutscher,
www.exerzitienhaus-cham.de)
Schnupperkurs zum Kennenlernen des Enneagramms, Ev.
Gemeinschaftsverband Hessen-Nassau, 34626 Neukirchen/Knüll, www.eghn.de (Margit Lambach-Bialowons)
„Sich selbst und andere besser verstehen lernen“ – Einführung ins Enneagramm, Schönblick – Christliches Gästezentrum Württemberg, 73527 Schwäbisch Gmünd, www.
schoenblick-info.de (Margit Lambach-Bialowons)
Jahrestagung des ÖAE in Hünfeld
Enneagramm-Intensivtraining. www.Hans-Neidhardt.de
(Karin Kunze-Neidhardt und Hans Neidhardt)
Enneagramm-Einführungskurs, VHS, 44137 Dortmund, vhs.
domap.de (Julia Çiçekli)
Termine
Richard on the Road
Deutscher Evangelischer Kirchentag in
Bremen 20. – 24. Mai 2009
Der ÖAE wird auch auf diesem Jahr
wieder mit einem Stand präsent sein,
diesmal einem Doppelstand zusammen
mit dem EMT, den EnneagrammlehrerInnen in der mündl. Tradition nach Helen
Palmer. Iris Gramberg, Dipl.-Psychologin
aus Oldenburg wird für den EMT diese
Aufgabe übernehmen, Doris Wetzig seitens
des ÖAE.
Anlässlich des Kirchentags in Bremen
steht der 20. Jahrestag des Standardwerks von Andreas Ebert und Richard
Rohr „Das Enneagramm“ an und wie ich
hörte, soll es eine überarbeitete Sonderausgabe gebe. Der ÖAE hat dieses Mal
für Bremen keine Einzelveranstaltung mit
Richard Rohr geplant, denn 2010 folgt
bereits der ökumenische Kirchentag in
München. Andreas Ebert hat dort dem ÖAE
freundlicherweise sein Spirituelles Zentrum St. Martin als Enneagrammzentrum
zur Verfügung gestellt und wir sind sicher,
dass dort neben Andreas und Richard noch
weitere Persönlichkeiten unsere Arbeit mit
dem Enneagramm in München bekannt
machen werden.
«Renew the Face of the Earth» eine
Internationale Tagung in Assisi
29. Mai bis 1. Juni 2009
Das «Center for Action and Contemplation» des Franziskanerpaters Richard
Rohr und «Caritas international» laden
ein zu einer Konferenz mit spirituellen
LehrerInnen aus verschiedenen Religionen,
um über die großen Probleme dieser Welt
(Armut, Krieg und Gewalt, Klimawandel)
vor einem spirituellen Hintergrund zu
diskutieren, um zu beten und eine - wie
auch immer geartete Stimme - gegen die
Zerstörung der Welt zu erheben. Jeder
ist eingeladen, an dieser Konferenz teilzunehmen. Nähere Informationen auf der
Homepage des cac: www.cacradicalgrace.
org oder bei Ulla Peffermann-Fincke und
Rainer Fincke in Lübeck [email protected]
„Einweihung in das Wahre Selbst“
3.–7. Juni 2009
Männerinitiation mit Richard Rohr in
Norddeutschland in Zusammenarbeit mit
dem Gemeindedienst der Nordelbischen
Kirche, dem Nordelbischen Männerforum
und der Erzbistum Hamburg, Referat
Männer und Frauen.
Informationen s.u., unter www.maennerpfade.de sowie bei Klaus Wetzig, Diekskamp 3 h, 22949 Ammersbek/Hamburg
„Emerging Church“ Montag, 8.6. 2009
10–17 Uhr
Ein Studientag mit Richard Rohr zu
neuen Konzepten von Gemeindeaufbau für
Menschen der postmodernen Gesellschaft
Birgitta Haus des Erzbistums Hamburg,
Schmilinskystr. 80, 20099 Hamburg
EnneaForum Termine
1
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit
des ÖAE mit dem Referat für Frauen und
Männer des Erzbistums Hamburg. Nähere
Informationen bei Rainer Fincke und Ulla
Peffermann-Fincke, Dummersdorfer Str. 2a,
23569 Lübeck, [email protected]
Detailliertere Informationen zu vorstehenden Terminen werden noch rechtzeitig auf unserer Internetseite veröffentlicht bzw. sind ab ca. Mitte Januar 2009
auch in der Geschäftsstelle erfragbar.
April
2.–5.4.2009
17.–19.4.2009
27.4.–1.5.2009
29.4.–3.5.2009
30.4.–3.5.2009
Männerinitiation – Was ist das?
Was macht den Mann zum Mann Was
macht wahre Männlichkeit aus?
Lässt sie Stärke und Schwäche in
gleicher Weise zu? Immer mehr Männer
stellen sich diese Fragen. Unsicher und
unzufrieden mit unseren Rollen als Mann
in Familie, Kirche und Gesellschaft sind
Männer auf der Suche nach Sinn und
Identität, unserer innersten Wahrheit, der
tiefsten Leidenschaft eines Mannes. Und
nicht selten erspüren wir dabei, dass wir in
einer Krise stecken. Diese Krise ist vor allem
auch eine spirituelle Krise.
Außerhalb unserer modernen westlichen Gesellschaften wurden und
werden junge Männer in die wesentlichen
Mysterien und Geheimnisse des Lebens
initiiert, eingeweiht. Die Erfahrung dieser
Initiation macht den Jungen zum Mann.
„Als ich ein Kind war, redete ich wie ein
Kind, dachte wie ein Kind und urteilte wie
ein Kind. Als ich ein Mann wurde, legte
ich ab, was Kind an mir war.» Initiationsriten sind die ältesten bekannten Systeme
spiritueller Unterweisung. Sie gehen allen
institutionellen Religionen voraus. In
unseren westlichen Gesellschaften haben
wir allerdings keine echten Initiationsriten
mehr. Wir schaffen stattdessen Pseudobilder vom Mann, die seine innere Leere
und seine wahre Sehnsucht nicht zu füllen
vermögen.
Der amerikanische Franziskanerpater
Richard Rohr gehört zu den Pionieren einer
christlichen Männerbewegung und ist
Vorkämpfer dieser spirituellen Erneuerung.
Seine Bücher „Der Wilde Mann», „Masken
des Maskulinen», „Endlich Mann werden»,
„Vom Wilden Mann zum Weisen Mann» und
andere sind auch im deutschsprachigen
Raum zu Bestsellern geworden.
Wer nun nach diesen Ausführungen
Lust und Interesse auf mehr bekommen
hat, der findet unter
www.maennerpfade.de
weitere Angaben.
Gekürzter Beitrag von Ludger Temme
EnneaForum Termine
Enneagramm-Einführung Hohenstein-Ernstthal, Evangelische Erwachsenenbildung Sachsen, landesstelle@
eeb-sachsen.de, Tel. 0351 / 47 17 295 (Heike Heinze /
Roberto Schreiber)
„Wieder neu sehen lernen …“ – Biblische Geschichten
mit Bibliodrama-Methoden erleben (enneagrammatische Auswertung möglich), Bildungsstätte St.
Bonifatius, 59955Winterberg, www.bst-bonifatius.de
(Margit Lambach-Bialowons)
„Ich bin so und Du ganz anders – ist das okay?“
– Einführungskurs ins Enneagramm mit Stress- und
Trostpunkt-Integration, Bildungsstätte St. Bonifatius,
59955Winterberg, www.bst-bonifatius.de (Margit
Lambach-Bialowons)
Miteinander wachsen. Basiskurs für Paare. Schwanberg (bei Würzburg). www.Hans-Neidhardt.de (Karin
Kunze-Neidhardt und Hans Neidhardt)
Enneagramm-Grundkurs mit Elke Kauschinger
(Enneagramm-Trainerin, ÖAE) (Wally Kutscher, www.
exerzitienhaus-cham.de)
Mai
7.–10.5.2009
20.–24.5.2009
29.5.–1.6.2009
3.–7.6.2009
Enneagramm-Intensivtraining. www.Hans-Neidhardt.
de (Karin Kunze-Neidhardt und Hans Neidhardt)
Deutscher Evangelischer Kirchentag in Bremen (siehe
Randspalte)
„Renew the Face of the Earth“ eine Internationale
Tagung in Assisi (siehe Randspalte)
„Einweihung in das Wahre Selbst“. Männerinitiation
mit Richard Rohr (siehe Randspalte)
Juni
8.6.2009
11.–14.6.2009
22.–24.6.2009
25.–30.6.2009
„Emerging Church“. Studientag mit Richard Rohr
(siehe Randspalte)
Enneagramm-Aufbaukurs mit Reinhard Wetzel
(Betriebswirt und Master Coach): Das Enneagramm in
Beruf und Alltag (Wally Kutscher, www.exerzitienhauscham.de)
„Noch einmal neu beginnen …” Biblische Geschichten
mit Bibliodrama-Methoden erleben, Schönblick
– Christliches Gästezentrum Württemberg, 73527
Schwäbisch Gmünd, www.schoenblick-info.de (Margit
Lambach-Bialowons)
Enneagramm Intensiv bei Heidelberg (Gündel/Moore)
Juli
2.–5.7.2009
Enneagramm-Intensivtraining. www.Hans-Neidhardt.
de (Karin Kunze-Neidhardt und Hans Neidhardt)
August
2.–8.8.2009
26.–28.8.2009
Enneagramm und Familienaufstellung, Berggasthof Höchsten/Bodenseenähe, www.von-witzlebencoaching.de (Gabriela v. Witzleben)
„Mit Stress- und Trostpunkten umgehen lernen”
– Weiterführungs-Seminar Enneagramm, Schönblick
– Christliches Gästezentrum Württemberg, 73527
Schwäbisch Gmünd, www.schoenblick-info.de (Margit
Lambach-Bialowons)
Erster Regionaltag des ÖAE in Köln
am Samstag, 7. März 2009
September
5.9.2009
14.–18.9.2009
18.–21.9.2009
„Aus Lähmungen zur Lebendigkeit …“ – BibliodramaWorkshop, Ev. Gemeinschaftsverband Hessen-Nassau,
34626 Neukirchen/Knüll, www.eghn.de (Margit Lambach-Bialowons)
„Ich bin so und Du ganz anders – das ist okay!“ – Wie das
Enneagramm Beziehungen leichter macht, Bildungsstätte St. Bonifatius, 59955Winterberg, www.bst-bonifatius.de (Margit Lambach-Bialowons)
Out of the maze – heraus aus dem Labyrinth – Entwicklungswege mit demEnneagramm und angrenzenden
Methoden, Intensivphase 2, Weinheim (Gündel/Moore)
Oktober
8.–11.10.2009
8.–15.10.2009
16.–18.10.2009
23.–25.10.2009
Enneagramm-Beziehungskurs Naundorf (Sächs.
Schweiz), Evangelische Erwachsenenbildung Sachsen,
[email protected], Tel. 0351 / 47 17 295 (Heike
Heinze / Roberto Schreiber)
Enneagramm Professional Training bei Hamburg
(Gündel/Moore)
„Sich selbst und andere besser verstehen lernen” – Einführung ins Enneagramm, Bildungsstätte St. Bonifatius,
59955Winterberg, www.bst-bonifatius.de (Margit
Lambach-Bialowons)
Enneagramm I (Einführungskurs), 27711 OsterholzScharmbeck, [email protected], Tel. (04791) 96 18-0
(Doris Wetzig)
November
5.–8.11.2009
6.–8.11.2009
6.–9.11.2009
Enneagramm-Vertiefungskurs in Hohenstein-Ernstthal,
Evangelische Erwachsenenbildung Sachsen, [email protected], Tel. 0351 / 47 17 295 (Heike Heinze
/ Roberto Schreiber)
Enneagramm live. Basiskurs, Hirschberg (bei Heidelberg).
www.Hans-Neidhardt.de (Karin Kunze-Neidhardt und
Hans Neidhardt)
Out of the maze – heraus aus dem Labyrinth – Entwicklungswege mit demEnneagramm und angrenzenden
Methoden, Intensivphase 2, Weinheim (Gündel/Moore)
2010/2011
19.–21.2.2010
4.–6.2.2011
Jahrestagung des ÖAE in Rothenburg/T.
Jahrestagung des ÖAE in Wiesbaden-Naurod
Einladung zur Jahrestagung 2009
20.–22.3.2009 im Bonifatiuskloster Hünfeld bei Fulda
Liebe ÖAE-Mitglieder,
wir werden uns auch zur folgenden
Jahrestagung wieder in Hünfeld treffen
und freuen uns ganz besonders, dass Heidi
von Wedemeyer uns an der Jahrestagung
der Unterschiedlichkeiten und unterschiedliche Weltsichten der neun Enneagrammtypen in Panels näher bringen wird
– wie zuletzt im Jahr 1999.
Wir reagieren damit auf vielfach geäußerte
Wünsche von alten und neuen Mitgliedern,
wie auch auf den Wunsch der zuletzt abgeschlossenen Enneagrammtrainer (ÖAE),
denen dieser Unterrichtsbeitrag gefehlt
hat.
Details könnt ihr der dem Heft beigefügten Einladung zur Jahrestagung und
zur JHV entnehmen.
Eure Doris Wetzig
Liebe ÖAE Mitglieder und interessierte
Gäste,
es ist endlich soweit, am 7. März 2009 ab
14 Uhr findet nun unser erster Regionaltag
statt und zwar in Köln-Klettenberg. Zu
diesem Treffen sind vor allem alle ÖAE-Mitglieder, die nicht zur JHV kommen können,
aber auch alle Menschen, die am Enneagramm Interesse haben, herzlich eingeladen. Die Teilnahme ist kostenlos. Wir
beginnen mit einer kleinen Kurzeinführung
ins Enneagramm und die Arbeit des ÖAE.
Anschließend stehe ich für Fragen und Diskussionen zur Verfügung.
Interessanterweise entstand der Kontakt anlässlich der Enneagramm-Tagung
in Assisi mit Andrea Becker aus Köln und
mittlerweile gibt es schon weitere Interessenten aus dem Umfeld von ÖAE und EMT.
Ziel ist, dass sich dort eine aktive
Regionalgruppe bildet, die sich regelmäßig
austauscht. Eine Mitgliedschaft im ÖAE ist
nicht Voraussetzung. Damit wir den Platzbedarf planen können bitten wir, dass Ihr
Euch bis Ende Januar bei Eveline Schmidt
in der Geschäftsstelle anmeldet, gerne
auch per E-Mail an [email protected].
Im Februar erhaltet Ihr dann die genaue
Adresse des Treffpunkts.
Ich würde mich natürlich besonders
freuen, wenn das der Start für weitere
Aktivitäten wäre. Wenn also Bedarf oder
auch einfach Lust auf ein Regionaltreffen
besteht, meldet Euch doch gerne in der
Geschäftstelle bei Eveline. Vor Ort ist
eigentlich nur Raum für den Tag zu organisieren (Gemeindehaus, Praxisräume o.ä.).
Um alles andere kümmert sich der ÖAE.
Eure Doris Wetzig
Losung: Mensch, wo bist Du (1. Mose 3,9)
Der ÖAE wird auf dem 32. Deutschen Evangelischen Kirchentag im Bereich „Markt der
Möglichkeiten“ wieder vertreten sein und
sich einen Doppelstand mit dem EMT teilen.
Das hat den Vorteil, dass wir die Kurzeinführungen ins Enneagramm wechselseitig
durchführen können und es eigentlich
immer eine Standbesetzung geben wird.
Zwei Unterstützer haben sich
schon gemeldet, ich selbst werde auch
anwesend sein, wir brauchen aber noch
Helfer am Stand, die Interessierten Infos
zum Enneagramm und zum ÖAE geben
können. Am Stand hat sich schon so manch
interessantes Gespräch entwickelt und die
Menschen, die wir dort treffen haben meist
ein Anliegen, das auch uns am Herzen liegt.
Die Losung des Kirchentags weist auf die
Frage, die sich Menschen heutzutage mehr
und mehr stellen und auf die Suche nach
uns selbst.
Ich würde mich über jede kostenfreie
Mithilfe freuen. Bitte meldet Euch telefonisch bei Eveline Schmidt in der Geschäftsstelle oder bei mir per E-Mail unter
[email protected]
Eure Doris Wetzig
EnneaForum Termine
Adressliste Enneagrammtrainer (Genaueres unter www.enneagramm.eu)
Brigitte Beyer
NLP Trainerin und Coach (DVNLP), Enneagrammtrainerin (IPE)
Holtruperstr. 43
48308 Senden
Tel. (0 25 97) 17 12,
Fax (0 25 97) 9 67 07
[email protected]
www.nlp-enneagramm.de
Michaele Casselmann Dipl. Psych., Dipl.
Theol., Europ. Zertifikat für Psychotherapie
Norbert Lomb, Pfarrer, Europ. Zertifikat für
Psychotherapie
Kasseler Str. 28
37247 Großalmerode
Tel. 05604-6389
[email protected]
Çiçekli, Julia (ehemals Wendzinski)
Enneagramm-Trainerin (ÖAE)
Bergmeisterstraße 15b
44269 Dortmund
0231/4772030
[email protected]
Andreas Ebert
Spirituelles Zentrum St. Martin
Arndtstr. 8
80469 München
[email protected]
Tel. 089 20244294
www.stmartin-muenchen.de
Gisela Eichner
Erwachsenenbildnerin und Lektorin
Hesseweg 2
72581 Dettingen
Tel. (07123) 87861
[email protected],
Rainer Fincke
und Ulla Peffermann-Fincke
Dummersdorfer Str. 2a
23569 Lübeck
Tel. (04 51) 30 42 92
Gotthard Fuhrmann
Supervisor, DGSv
Winzerstraße 82 A
01445 Radebeul
Tel. (03 51) 8 30 13 68
[email protected].
Maria-Anne Gallen
Dipl.-Psych., Psycholog. Psychotherapeutin,
Praxis
Laubanerstr. 1 a
82205 Gilching
Tel. 08105 77 77 37
Fax. 08105 77 77 38
[email protected]
www.gallen-praxis.de
Sr. Marie-Helene Hübben msc
Haus Josef (auf dem Terrain von Haus
Blegge)
Paffrather Str. 261
51469 Bergisch-Gladbach
[email protected]
Barbara Hugentobler-Rudolf/
Gustav Etter
VDM
Lettenstr. 3
CH-8126 Zumikon/ZH
Tel. +41.44.918.05.88
FAX +41.44.918.21.49,
[email protected]
Dr. Samuel Jakob
Halden 132
CH 5728 Gontenschwil
Tel. 0041 (0)62 773 13 31
Fax 0041 (0)62 773 82 68
[email protected];
Dipl. Päd. Johanna Jesse-Goebel
Sauerbruchstr. 12
45470 Mühlheim/Ruhr
Tel. (02 08) 38 10 56
Fax 38 10 57
[email protected]
www.praxis-jesse-goebel.de
Justine Krause
Beratung – Supervison – Coaching – Seminare
Niendorfer Kirchenweg 5e
22459 Hamburg
Tel. 040/588009
[email protected]
Wally Kutscher
Enneagramm-Trainerin (ÖAE)
Königsberger Str. 7
93413 Cham
Tel. 09971/32541
[email protected]
Werner Lambach
Am Heilhaus 1
34127 Kassel
Tel. 0561-98326-352
[email protected]
Carola Modrejewski
Lebenswerkstatt
Steinbergstr. 87, 31139 Hildesheim
05121-6986155
www.lebenswerkstatt-seminare.de
[email protected]
Hans Neidhardt
und Karin Kunze-Neidhardt
Moltkestr. 18
69469 Weinheim
Tel. (0 62 01) 18 68 05 (H.N.)
Fax (0 62 01) 18 68 06
www.hans-neidhardt.de
[email protected]
Tel. (0 62 01) 50 72 78 (K. K.-N.)
Fax (0 62 01) 50 72 99
www.mensch-und-system.de
[email protected]
Hans Peter und Anna Maria Niederhäuser
Obere Hardstrasse 16
CH-8570 Weinfelden
Tel. 0041 71 622 43 01
[email protected]
www.niederhaeuser.ch.vu
Roberto Schreiber
Roberto Schreiber, Supervision nach DGSv,
Coaching, Organisationsentwicklung,
Zertifizierter Enneagrammtrainer (IPE), Dipl.
Sozialarbeiter/Sozialpädagoge (FH)
Friebelstr. 8
01219 Dresden
Tel. 0162/9051761
[email protected]
Friedrich-Karl Völkner
Enneagramm-Trainer (ÖAE), Halle/Westfalen,
Evangelischer Pfarrer, Bibliodramaleiter
(ZHL), Tel. 05201-3087, Fax -849634
[email protected]
Dipl.-Päd. Gerald Weidner
Im Kammerfest 3
63628 Bad Soden Salmünster
Tel. ( 0 66 60) 17 42
[email protected]
Doris Wetzig
Enneagramm-Trainerin (ÖAE)
Diekskamp 3 h
22949 Ammersbek (U-Bahn: Hoisbüttel)
Tel. (040) 60 55 92 96
[email protected]
www.k-und-g.net
Margit Lambach-Bialowons
Enneagramm- und Bibliodrama-Kurse
Pangesweg 11
34132 Kassel
Tel. (05 61) 4 00 37 77
[email protected]
Pamela Michaelis
zert. Enneagrammlehrerin, Supervisorin,
Trainerin
Isestrasse 55
20149 Hamburg
Tel. (0 40) 4 80 80 99
Fax (0 40) 4 80 17 87
[email protected]
Agentur für Kommunikation
EnneaForum Termine
Heike Heinze
Heike Heinze, Dipl. Religionspädagogin,
Enneagrammtrainerin (ÖAE)
Am Graßdorfer Wäldchen 71
04425 Taucha
Tel. 034298 14359
[email protected]
Dagmar Levsen
Enneagramm Trainerin, Typisierung
Gothastr. 46
53757 Sankt Augustin
Tel./Fax 02241-332254
[email protected]
K+G
Gündel/Moore EnneagrammWorks
S6,25
68161 Mannheim
Tel./Fax (06 21) 1 44 49
[email protected]
www.enneagrammportal.de
Gerd Heck und Ute Faßbender-Heck
Arena-Praxis für psycholog. Fortbildung
(aipf )
Kantstr. 8
53332 Bornheim
Tel. (0 22 22) 93 67 75
Fax (0 22 22) 93 67 73
[email protected].
Plansecur zum Thema – Geld und Beratung
„Das Maß jeder Plansecur-Beratung sind
die Menschen, die sie in Anspruch nehmen.
Überzeugen Sie sich selbst!“
Berater und Begleiter zu
sein – das ist meine
eigentliche Berufung.
K+G
Agentur für Kommunikation
www.k-und-g.net
Zwei Dinge haben
mir immer Freude
bereitet: der Umgang mit Zahlen
und die Beratung
und Begleitung
von Menschen.
Deshalb war ich
nach meiner Tätigkeit als Bankkaufmann und einer
theologisch-pädagogischen Ausbildung im diakonischen und kirchlichen Bereich tätig.
Dabei wurde mir klar: „Berater und
Begleiter zu sein – das ist meine
eigentliche Berufung.“ Seit 1995 bin
ich selbstständiger Plansecur-Berater,
seit 1998 auch Gesellschafter der
bundesweit tätigen Unternehmensgruppe. Hier kann ich diese beiden
Begabungen gleichermaßen leben:
Ich möchte nicht nur ein Experte für
Finanzfragen sein, sondern auch ein
Ratgeber, dem man vertrauen kann
und der sich dauerhaft um die anstehenden Fragen gewissenhaft kümmert. Ich sehe es als ein Geschenk
an, dass dies auch die Beratungsphilosophie der Plansecur ist.
Ganzheitliche Vermögensberatung und systematische Finanzplanung, wie sie
die Plansecur seit mehr als 20 Jahren praktiziert, beginnt nicht immer mit einem
Vermögen. Aber stets mit einem fachkundigen Rat und einem individuellen Plan.
Denn kein Mensch gleicht dem anderen. Entsprechend vielfältig sind die Wünsche
und Ziele, die unsere Kunden mit Hilfe ihres persönlichen Beraters verwirklichen:
■ Vernünftige Grundabsicherung der ganzen Familie ■ Kapitalaufbau mit Maß
und System ■ Ertragreiche Geldanlagen ■ Vorsorge fürs Alter ■ Tragfähige Hausfinanzierungen ■ Solide Konzepte für Existenzgründer ■ Kurzum – beruhigende
Sicherheit in allen persönlichen und beruflichen Geldangelegenheiten.
Doch bei aller Vielfalt, eines haben unsere Kunden gemeinsam: den Wunsch, verantwortungsvoll und erfolgreich mit ihrem Geld umzugehen, um das Beste aus
ihrer jeweiligen Vermögenslage zu machen. Darum vertrauen sie der Plansecur.
Sie haben erfahren, dass sie hier nicht nur bedarfsgerecht und kompetent beraten
werden, sondern auch glaubwürdig.
Falls auch Sie Sicherheit in all Ihren privaten und beruflichen Geldfragen wünschen und individuellen Rat suchen, dann sollten wir uns einmal näher kennen
lernen. Bei dieser Gelegenheit können wir über die Plansecur, unser Beratungsangebot und ebenso ausführlich über Ihre Ziele und Wünsche sprechen. Rufen
Sie doch einfach einmal an. Zeit für ein gutes Gespräch findet sich immer.
Plansecur-Beratung · Werner Lambach · Brandaustraße 10 · 34127 Kassel
Fon 05 61 / 8 61 65 91 · Fax 05 61 / 4 00 92 26 · [email protected]
www.plansecur-beratung.de/w.lambach
Neuer ÖAE-Vorstand gewählt
Ludger Temme, Arno Kohlhoff, Doris Wetzig, Ruth Maria Michel, Friedrich-Karl Völkner
Auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung in Hünfeld wurde der Vorstand neu gewählt.
Zum besseren Kennen Lernen wollen wir die einzelnen Mitglieder in persönlichen Interviews vorstellen. In diesem Heft unsere erste Vorsitzende Doris Wetzig und den zweiten
Vorsitzenden Arno Kohlhoff.
Doris Witzig, 1. Vorsitzende
Doris, nach drei Jahren Vorstandsarbeit bist du nun zur ersten Vorsitzenden gewählt worden. Was ist dir in
den drei Jahren wichtig geworden?
Mir war und ist es wichtig, das Enneagramm weiterzugeben.
Es ist ja nicht nur ein gutes und verständliches Mittel, sich
selbst „auf die Schliche“ zu kommen und an sich zu arbeiten
sondern auch, non-duales Denken zu fördern, einem Weg,
das Gebot „Liebe deinen Nächsten“ in das tägliche Miteinander zu integrieren.
Meine Bestrebungen bekamen durch die Wahl vor drei
Jahren ein reales Feld, das es zu beackern gab und gibt.
Wollte ich früher nie einem Verein beitreten macht es mir
heute Freude, meine Kenntnisse und Erfahrungen aus
meinem beruflichen Umfeld sowie meine Energie und freie
Zeit in eine wirklich gute Sache zu stecken und zu sehen,
wie sich etwas bewegt und entwickelt. Diese ehrenamtliche
Arbeit gibt mir mehr zurück als man mit Geld bezahlen
kann.
Der Vorstand hat sich im September zu einer Klausurtagung getroffen. Was sind eure Ziele und Anliegen für die
kommenden drei Jahre?
Wir haben an unserer diesjährigen Klausur drei volle Tage
wirklich hart gearbeitet und ich bin dankbar, dass meine
Kollegen diesen straffen Zeitplan mitgetragen haben. Wir
ergänzen uns untereinander sehr gut und obgleich wir alle
vollberuflich tätig sind, hat jeder von uns zusätzliche Aufgaben übernommen. Die Ausrichtung des ÖAE war neben
der Weiterbildung, den Jahrestagungen und Kirchentagsveranstaltungen der wichtigste Punkt und dies ist zusammengefasst in:
- Weiterführung, aber auch Professionalisierung der Weiterbildung durch Trainerbegleitung
- Das interne Netzwerk stärken und regional präsent sein.
- Kontakt nach außen national und international fördern, um den ÖAE einerseits bekannter zu machen und
andererseits auch die Mitglieder über aktuelle und auch
internationale Entwicklungen zu informieren.
- Spiritualität und Enneagramm stärker miteinander zu
verbinden, im Verein wie auch in der Weiterbildung.
Du hast damals am Pilotkurs der ÖAE-Trainerausbildung
bei Gerd und Ute Heck teilgenommen. Magst du uns etwas
über deine Enneagramm-Geschichte erzählen?
Das Enneagramm habe ich, wie so viele, durch das Buch
von Rohr/Ebert kennen gelernt und dort 1994 erst einmal
meinen Mann als Typ gefunden – das war einfacher, als sich
selbst zu entdecken. Nach einem Anfängerkurs bei Pfr. Dr.
Michael Schulz nahm ich einige Jahre an seinem regelmäßigen Arbeitskreis in Wiesbaden teil. Nach meinem Umzug
nach Hamburg Ende 1999 führte ich dies in der regelmäßigen Gruppe bei Pamela Michaelis weiter und besuchte
dazwischen drei Kurse bei Sr. Anneliese Heine bevor ich
in den Pilotkurs bei Gerd und Ute Heck einstieg. Bereits
während des Pilotkurses führte mich mein persönlicher Weg
erneut zu Sr Anneliese Heine auf den 3jährigen „Weg der
Heilung“.
So habe ich direkt nach dem Abschluss meine ersten
Kurse gegeben und ich glaube, das ist wichtig für den ersten
Einstieg. Seit 2005 gebe ich nun Kurse in Bildungseinrichtungen sowie katholischen und evangelischen Kirchengemeinden. Für so ein ziemlich anstrengendes Kurswochenende ist der größte Lohn die Freude und oft auch die
Hoffnung, mit der die Menschen dann den Kurs verlassen
mit einem doch deutlichen positiven Blick auf sich und ihre
Umwelt. Und es sind immer einige wenige dabei wo man
weiß, für sie ist das erst der Anfang auf dem Weg der Selbsterkenntnis.
Auf dem Weg nach Assisi im Juni diesen Jahres gab ich
zusammen mit Pfr. Martin Möslein einen Anfängerkurs an
der Chiesa Luterana in Florenz. Die Atmosphäre in diesem
Refugium direkt neben dem Fluss Arno in Florenz, die
Offenheit und die Freunde, die mir die Menschen entgegenbrachten, die es vor z.T. mehreren Jahrzehnten nach Florenz
verschlagen hatte, das alles sind wunderschöne Begegnungen mit Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben und
die ich in mein Herz geschlossen habe.
Du wohnst in der Nähe von Hamburg und bist beruflich
in einem ganz anderen Umfeld als deine Vorgänger tätig.
Erzähl uns ein bisschen über Doris Wetzig privat!
Mit privat meinst Du sicher die Doris außerhalb des ÖAE.
Auch dort lässt sich privates und berufliches oft nicht
trennen. Aber zu den Fakten: Ich bin in mit meinem Mann
Klaus glücklich verheiratet und habe eine erwachsene
Tochter. Seit meinem Umzug aus Wiesbaden arbeite ich bei
einem Hamburger Hafenbetreiber als Sekretärin/Assistentin
im Vorstand. Die Arbeit erfordert neben Loyalität und
Zuverlässigkeit Verantwortungsbewusstsein und Organisationstalent und bietet einen großen Freiraum für Kreativität
– selten künstlerisch sondern eher in Bezug auf die Lösung
von Aufgaben und Problemen.
Mein ganz privates Leben sieht dann schon eher wie das
einer SIEBEN aus, um im Enneagramm zu bleiben. Mein
Mann und ich singen in zwei Gospelchören, der eine ist
einmal wöchentlich in der Kirchengemeinde, der andere
alle vier Wochen am Wochenende zuzüglich gelegentlicher
Konzerte. Dazu besuchen wir einmal in der Woche je einen
Tango-Argentino Kurs und einmal ein Sport-Studio.
Mein Mann ist aktiv in der Männerarbeit von Richard
Rohr tätig und in die Organisation der ersten Männerinitiation 2009 hier im Norden in seiner Freizeit stark
eingebunden. Zudem macht er derzeit die Ausbildung als
Enneagrammlehrer in der mündlichen Tradition und lernt
für die anstehende Prüfung.
So gibt es natürlich viel Gemeinsames, aber auch viel
Diskussionsstoff. Haben wir beide zusammen freie Zeit,
sind wir an schönen Tagen im Garten, gehen mit unserem
Hütehund, einem Bobtail spazieren oder fahren an die
Ostsee, was trotz der Nähe leider selten vorkommt.
Im Enneagramm bekennst du dich zu Typ VIER. Wo siehst
du deine Stärken und Schwächen?
Ich habe seit meiner Kindheit auf meinem Stresspunkt, dem
Muster Zwei gelebt. Aber im tiefsten Inneren hatte ich ganz
andere Vorstellungen vom Leben und dieses Helfen fand
ich eigentlich nicht stimmig für mich. Im Weiterbildungskurs hatte ich mehr mit Menschen des Typs Vier zu tun
und stellte fest, dass so typische Dinge sich bei mir bereits
im Kindesalter gezeigt hatten. Ich sah mich schon als Kind
immer als einsam und alleine – einfach anders halt.
Durch die Teilnahme an verschiedenen Panels kristallisierten sich deutlich mein starker Dreierflügel und der
selbsterhaltende Subtypus heraus. Und mit einem Augenzwinkern könnte ich sagen, meine Entwicklung in Richtung
zur Eins ist erkennbar und zwar positiv, weil ich mit dem
Enneagramm eine deutliche Weltverbesserung suche, aber
auch negativ, weil ich sehr perfektionistisch sein kann – was
beides meiner Umwelt auch nicht entgeht.
Meine Schwächen? Auch ich habe die Neigung, gelegentlich aus einer Mücke einen Elefanten zu machen. Ich glaube,
es war für meinen Mann eine große Erleichterung, dass
diese Mini-Dramen nichts mit ihm sondern mit Typ Vier zu
tun haben.
Meine Stärken kommen sicher einerseits aus dem Dreierflügel, der mich Dinge binnen kürzester Zeit effizient planen
und durchführen lässt. Andererseits muss ein Ergebnis nicht
nur gut sein, sondern auch etwas Besonderes haben.
Arno Kohlhoff, . Vorsitzender
Arno, die EnneaForum-Leser kennen
dich schon aus deinen Artikeln
übers Prozessmodell. Auch beruflich
arbeitest du mit dem Enneagramm.
Erzähl uns ein bisschen über diese
Arbeit! Gibt es auch bei dir so eine
Art Enneagramm-Geschichte?
Möglicherweise hat der eine oder die andere auch noch
meinen Artikel zu Integrität in der Ausbildung oder meinen
persönlichen Erfahrungsbericht über das Neujahrstreffen
mit R.Rohr in Prag („Pension Sprint“) in Erinnerung.
Wichtiger ist mir jedoch, dass ich in den nächsten Jahren
viele der älteren und neueren Mitglieder unter uns per-
EnneaForum 34 sönlich kennen lernen kann und ein Gespür dafür bekomme,
wie unsere Mitglieder aktiv in die Arbeit mit dem Enneagramm und im ÖAE eingebunden werden können.
Zur Frage: Als Kind habe ich am meisten darunter
gelitten, nicht verstanden (und damit „gesehen“) worden
zu sein. Nach dem kompensatorischen Motto „gib anderen
das, wonach du dich immer gesehnt hast“ habe ich früh
begonnen, mich in andere Menschen hinein zu versetzen
und sie aus ihrem Bezugsrahmen heraus zu verstehen. Diese
Fähigkeit habe ich ausgebaut, professionalisiert und so bin
ich Psychotherapeut geworden. Die Entdeckung des Enneagramms war für mich auf diesem Wege eine wunderbare
Offenbarung, weil es Menschen und deren Motive so präzise
(durch-)schauen kann. Dadurch wird meine Welt ein wenig
berechenbarer. In meinen Gesprächen mit Klienten erwähne
ich das Enneagramm eher selten, vielmehr dient es mir als
Hintergrundwissen. Manchmal bekomme ich Gänsehaut,
wenn Klienten genau die zu ihrem Typen gehörige spirituelle Aufgabe formulieren und leben lernen, ohne explizite
Kenntnis des Enneagramms zu haben. Zum Beispiel der
DREIER-Mann, der stets wie aus dem Ei gepellt daher
kommt, sich selbst die Maske vom Gesicht gezogen hat und
tränenreich und verunsichert um Wahrhaftigkeit ringt und
sich langsam der Frage zuwendet: „wer bin ich wirklich“?
Oder die kämpferische ACHTER-Frau, die die Seifenblase
ihrer vermeintlichen Stärke durchstochen hat, sich haltlos
und ausgeliefert fühlt, um sich doch in wundervoller Weise
gehalten weiß, ohne zu verstehen, was sie hält. Oder der in
seiner Steifheit so clownesk wirkende EINSER-Mann, der
sich täglich in Gelassenheit übt, weil - so sagt er grinsend
- „dies die einzige Disziplin ist, in der ich noch nicht versucht
habe, Perfektion zu erzielen“.
Um keinen falschen Eindruck zu erwecken: nicht immer
spielt das Enneagramm in meiner Arbeit eine große Rolle,
die unmittelbare Begegnung mit dem Menschen jedoch
immer. Das Enneagramm ist immer nur so wertvoll, wie der
Resonanzboden, auf den es fällt. Und das ist von Begegnung
zu Begegnung sehr unterschiedlich.
Was hat dich bewogen, im ÖAE-Vorstand mitzuarbeiten?
Was werden deine Schwerpunkte sein?
Es kommt der Punkt, wo selbst eine NEUN wie ich nicht
mehr verleugnen kann, dass sie etwas beizutragen hat. Auch
wenn es sich oft nicht wahr anfühlt. Ich habe gerade auch im
ÖAE viel Wertschätzung und Ermutigung erfahren durch
mein Engagement als Autor und Mit-Ausbilder bei der ÖAEAusbildung zum/r Enneagrammtrainer/in.. Nicht zu vergessen das eine oder andere 4-Augen-Gespräch a la „Arno,
du bist doch Psychologe, ich hätte mal eine Frage…“.
Sandra Maitri, eine Schülerin von A.H.Almaas bezeichnet den Punkt, der uns als Trostpunkt vertraut ist, als
unser „Seelenkind“. Das ist der Teil von uns, der in unserer
Entwicklung am meisten verletzt wurde, sich deshalb nicht
weiter entwickeln konnte und darum der Heilung durch
liebevolle Zuwendung bedarf. Das ausgelassene DREIERKind, das sich auf der Bühne des Lebens in der bewundernden Aufmerksamkeit der Anderen sonnt, ist genau dasjenige
Kind, welches wir NEUNER nie sein durften. Die Sehnsucht
EnneaForum 34
Die anderen Vorstandsmitglieder im Kurzporträt, sie werden
im kommenden Heft ausführlich vorgestellt:
Ludger Temme, Schatzmeister
Ru
Jahrgang 1960, im Ruhrgebiet aufgewachsen,
Studium der kath. Theologie, Arbeit als Seelsorger im
Bistum Essen, später Ausstieg und Ausbildung zum Kaufmann, seit 2003 Einrichtungsleitung im Altenhilfebereich in
Südniedersachsen.
Wurde durch seine Frau Inge Mitglied im ÖAE, seitdem
regelmäßiger Besuch von Tagungen, Jahreshauptversammlungen, ÖAE-Trainerausbildung.
Ja
Friedrich Karl Völkner, Beisitzer
Jahrgang 1947, verheiratet mit Barbara, 5 erwachsene Söhne,
Gemeindepfarrer in Halle/Westfahlen, EnneagrammTrainer ÖAE, Ausbildung für Bibliodrama, gibt regelmäßig
Bibliodrama-Kurse im Kloster Damme.
Ist im ÖAE für die Trainerausbildung zuständig, begleitet
die Ausbildung unter dem Schwerpunkt Enneagramm und
Spiritualität.
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ist da, jedoch meist verdrängt oder verleugnet. Die Gewahrwerdung dieses Mangels wäre zu schmerzhaft. Mich dem zu
stellen versöhnt mich mit mir und meinem Leben. Auf den
Punkt gebracht: ich arbeite im ÖAE-Vorstand mit, weil mein
Beitrag anderen etwas bedeutet und ich mich dadurch selbst
beschenke.
Meine Schwerpunkte liegen bei der individuell zu
gestaltenden Kontaktpflege mit den Mitgliedern sowie
internationaler Kooperationen, der Vorbereitung und
Durchführung der Jahrestagung (mein persönliches highlight!) sowie die Professionalisierung und Mitgestaltung des
ÖAE-Ausbildungskonzepts inklusive der Entwicklung und
Durchführung eines train-the-trainer-Konzepts, dass den
ausgebildeten Trainern Lernperspektiven eröffnen wird.
Du bist Psychologe in eigener Praxis und wohnst in Amberg.
Was gibt es noch über Arno Kohlhoff privat zu berichten?
Arno privat ist sehr selbst erhaltend, schläft gerne lange,
braucht es gemütlich warm am Holzkamin und baut sein
eigenes Gemüse an. Ich bin bekennender Fußballfan vom
KSC, liebe Tiere und Hunde im Besonderen und spiele im
Verein Tischtennis. Mich fasziniert Astronomie, und der
klare Sternenhimmel über der australischen Wüste war ein
unvergessenes Erlebnis.
Ich bin verheiratet mit Susanne, einer SECHS, ebenfalls
Psychotherapeutin. Meistens treffen wir uns in der HerzTriade und lieben uns. Streit gibt es dann, wenn mein
Autonomie-Bedürfnis sich nicht mit ihrem Bedürfnis nach
Sicherheit verträgt.
Unser kleiner Spitzmischling Lulu ist ein Mitbringsel von
einer Enneagramm-Tagung in Asissi. Dieser Tage haben wir
unseren Adoptivsohn in spe aus Äthiopien (10 Monate alt)
das erste Mal im Arm halten können. Im November werden
wir ihn ein zweites Mal in Addis Abeba besuchen können
und ihn nach Hause mitnehmen. Aufregende Zeiten!
n
Ruth Maria Michel, Schriftführerin
Jahrgang 1958, lebt in der Schweiz,
Ausbildung in Theologie und Exerzitienbegleitung,
Enneagrammtrainerin ÖAE. Verantwortlich für das Ressort
Spiritualität in den VBG (Vereinigte Bibelgruppen in Schule,
Universität und Beruf, die das Evangelium in die Welt der
Bildung tragen will.
Die VBG-Enneagramm-Arbeit lässt sich leiten von den
drei E, in denen eine Dynamik innewohnt: E für Evangelium,
E für Enneagramm, E für Exerzitien.
40 % Theologische Mitarbeiterin im christlichen Kurs- und
Ferienzentrum Casa Moscia am Lago Maggiore, Kursleiterin
von Exerzitien- und Kontemplationskursen, Geistliche Begleiterin, Mitarbeit im Redaktionsteam der Zeitschrift INSIST
(Integriert denken - ganzheitlich glauben - werteorientiert
handeln).
Im Enneagramm bekennst du dich zu Typ NEUN. Wo siehst
du deine Stärken und Schwächen?
Diese Frage langweilt mich ein wenig, weiß doch jeder
Enneagramm-Interessierte, was er/sie von einer NEUN
erwarten kann und was nicht. Da bin ich keine Ausnahme.
Wichtiger als festlegende Stärken und Schwächen sind die
Liebe, der lebendige Weg, die Entwicklung und die Begegnung. Darauf baue ich im ÖAE und im Leben allgemein.
EnneaForum 34 Buchrezensionen
Dietrich Koller
Das Thomasevangelium für heute. Ein spiritueller Begleiter
Stuttgart 00 (ISBN -1-1-1)
Das Neue Testament ist eine Sammlung von sehr verschiedenen Texten. Erst um das Jahr 350 herum stand
endgültig fest, welche Schriften die Kirche mehrheitlich
als „Heilige Schriften“ in dieser Sammlung behalten wollte.
Die Gründe für das Ausscheiden anderer Bücher konnten
sehr unterschiedlich sein: Manche waren nur regional
bekannt. Manche waren zweifelhafter Herkunft beziehungsweise mehr oder weniger offensichtlich gefälscht. Manche
wiederum lieferten die Stichworte für die damaligen Gegner
des „rechtgläubigen“ Christentums. Dieser letzte Grund gab
wahrscheinlich den Ausschlag, das Thomasevangelium zu
verwerfen. Dieses ist eine Sammlung von 114 Jesusworten,
die einen sehr alten und ursprünglichen Eindruck machen.
Forscher datieren das Thomasevangelium heute mehrheitlich ins 1. Jahrhundert und stellen es damit neben die
biblischen Evangelien. Weil in dieser Spruchsammlung die
Heilungen Jesu ebenso fehlen wie Geburt, Passion und Auferstehung, konnte es passieren, dass sich die „Gnosis“ darauf
berief, eine esoterische Unterströmung der frühen Kirche,
von der man sich später deutlich und klar distanzierte. Die
Gnosis beschrieb den Heilsweg als persönlichen Erleuchtungs- und Erkenntnisweg und hatte an der Heilsgeschichte
entsprechend wenig Interesse.
Über 1500 Jahre lang war die Schrift verschollen. Erst
1945 wurde zufällig eine koptische Übersetzung des vollständigen Buches in Ägypten gefunden, zusammen mit anderen
frühchristlichen Texten.
Dietrich Koller hat dieses Buch in den letzten Jahren
zunächst für sich selber neu entdeckt. Gemeinsam mit seiner
Frau hat er die Jesusworte des Thomasevangeliums Tag für
Tag seiner morgendlichen stillen Zeit zu Grunde gelegt. Die
Ergebnisse dieser Meditation bilden den ersten Teil des
Buches „Betrachtungen der 114 Jesusworte des Thomasevangeliums“. Hier stellt Koller jedes Wort an den Anfang einer
Seite und fügt eine persönliche Auslegung hinzu, vielfach
in Gebetsform, in Zwiesprache mit Jesus. Tatsächlich laden
diese Jesusworte zum Gespräch ein. Jesus spricht uns neu
an, in unvertrauten, weil lange vergessenen Worten. Kollers Auslegungen sind Antworten, Rückfragen und Selbstbefragungen.
Der zweite Teil des Buches bietet eine kurze Einführung
in die Hintergründe des Thomasevangeliums. Koller hat
sich erst nach der unmittelbaren Begegnung mit dem
Stand der wissenschaftlichen Forschung vertraut gemacht.
Diese Reihenfolge behält er für die Leserinnen bei. Das ist
ungewöhnlich, aber das Ergebnis gibt ihm Recht. Er erzählt
also im zweiten Teil von der Auffindung des Buches und
von den Interpretationen. Er berichtet, wie es dazu kommen
0 EnneaForum 34
konnte, dass dieses Evangelium in Vergessenheit geriet. Und
er verteidigt es gegen moderne Deutungen, die es antikirchlich missbrauchen wollen. Das ist Populärwissenschaft im
besten Sinne.
Dem Buch ist als erster Anhang ein weiterer frühchristlicher Text beigefügt, das „Perlenlied der Gnosis“. Hier wäre
eine kurze Auslegung und Einordnung ebenfalls hilfreich
gewesen. Den zweiten Anhang bildet eine Anleitung zu
einer meditativen Übung.
Das Buch ist in gewohnter Sorgfalt verfasst und wird
herzlich empfohlen. Allerdings teile ich Kollers Einschätzung hinsichtlich der Zielgruppe nicht. Koller legt das
Thomasevangelium den Suchenden ans Herz, „denen die
kirchliche Erlösungslehre nicht mehr verständlich ist“. Aber
wollen wir wirklich die Zersplitterung der christlichen
Landschaft weiter fördern und am Ende lauter kleine
Territorien vorfinden, die alle ihren eigenen Jesus verehren?
Mir erscheint es eher angebracht, das Thomasevangelium
als Heilmittel gegen eine Vereinnahmung Jesu zu betrachten.
Jesus gehört uns nie, sondern tritt uns immer wieder neu
entgegen, mit seinem Trost und seiner Zumutung. So kann
uns das Thomasevangelium einen neuen Blick auf ihn
schenken und uns lehren, neu auf ihn zu hören.
Holger Forssman, München
Spirituell erwachsen werden - Dietrich Kollers Thomasevangelium Wer die Worte Jesu in der Überlieferung des apokryphen
Thomasevangeliums zum ersten Mal liest, hat ein besonderes Leseerlebnis: dieser Jesus fasziniert. Manche der
Sprüche und Kurz-Dialoge erinnern zwar an Worte aus den
synoptischen Evangelien, andererseits tritt da einer mit einer
Autorität auf, die frisch, frech und bisweilen unerhört ist. So
etwas provoziert spontane Zuwendung oder Ablehnung. Es
bedarf deshalb der behutsamen, methodischen Annäherung
an die 114 Sprüche des Thomas-Evangeliums, um sich der
Sache dieser Botschaft zu nähern. Hier setzt die Arbeit
von Dietrich Koller an. Koller ist Gestaltpsychologe und
emeritierter evangelischer Pfarrer in Erfurt. Soeben ist sein
Buch „Das Thomasevangelium für heute“ im Kreuz-Verlag
erschienen.
Der erste Teil bietet den sorgfältig überarbeiteten Text der
114 Sprüche mit Hinweisen auf verwandte Texte in den Evangelien und in anderen Sprüchen des Thomas-Evangeliums.
Jeder Spruch wird interpretiert, aber nicht trocken exegetisch, sondern mit meditativer Intuition. Koller begreift den
Sinn des Textes aus der eigenen Lebenserfahrung. Da er
über beachtliche sprachliche und theologische Kompetenz
verfügt, sind dabei originelle Texte mit eigener Aussagekraft
entstanden.
Dazu ein Beispiel:
Logion 1:
Wer die Bedeutung dieser Worte findet,
wird den Tod nicht schmecken.
Erkenntnis ist Geschmack des Lebens (D.Koller)
Soviel und so wenig verstehe ich:
Wer mit seinen Kopfgedanken bei der dogmatischen
und moralischen Bedeutung dieser Worte der göttlichen
Weisheit stehen bleibt,
der bleibt in der Welt des Todes.
Wer den Weg des Vertrauens wagt,
wer den Verstand seines Kopfes dem Verstand seines
Herzens einordnet,
der kann mit diesen Worten die tödlich-kalte Welt
der Berechnungen überschreiten
und schmeckt das Leben selbst.
Zwei Drittel des Buches sind auf diese Weise gestaltet. Wer
zunächst nur den Kontakt zu den 114 Sprüchen sucht,
sollte den Weg über diese Begleittexte suchen: ein Gewinn
für die eigene spirituelle Praxis kann sich wie von selbst
einstellen. Er führt den Leser zu Gedanken, welche einen
unentwickelten Glauben herausfordern: es geht um spirituelles Erwachsenwerden. Leser, die sich zur Geschichte des
Thomasevangeliums informieren wollen, finden im zweiten
Teil des Buches Ausführungen, wie es 1945 im ägyptischen
Nag Hammadi/Luxor entdeckt wurde. Obwohl es von der
Zeit seiner Entstehung - vor 70 n.Chr.- wie von der Art
seiner Theologie her hinein gepasst hätte, haben die frühen
Kirchenväter das Thomasevangelium nicht in den Kanon
der neutestamentlichen Schriften aufgenommen; eine Entscheidung, die Koller relativiert.
Ferner entfaltet Dietrich Koller die Theologie des
Thomasevangeliums. Nach dieser Lektüre hat man den
Eindruck, das Buch erscheine heute zur rechten Zeit. Um
das verständlich zu machen, sei an Beiträge erinnert, die seit
Anfang der neunziger Jahre die theologische Diskussion in
beiden Kirchen beeinflusst haben.
1991 veröffentlichte der irische Theologe Peter de Rosa
„Der Jesus Mythos“, eine Bestandsaufnahme über „die Krise
des christlichen Glaubens“. Seine Grundfrage lautete: „Wie
kann das Christentum verstanden und gelebt werden, damit
es das dritte Jahrtausend überlebt?“ Er war nicht der einzige, der eine grundsätzliche Neuorientierung der christlichen Theologie forderte: David Steindl-Rast, Benediktiner,
und sein Mitautor, der Physiker Frithjof Capra, sahen
eine „Wendezeit im Christentum“(1993). Ausgehend von
der Naturwissenschaft fordern sie in der Theologie einen
„Paradigmenwechsel“.
Der emeritierte evangelische Theologie-Professor K.P.
Jörns veröffentlichte 2004 „Notwendige Abschiede“. Wie die
anderen Kritiker befindet auch er sich „auf dem
Weg zu einem glaubwürdigen Christentum“. Die
überlieferte Dogmatik und die von ihr bestimmte
kirchliche Praxis werden als nicht mehr glaubwürdig angesehen. Es bedarf eines generell neuen
Konzeptes für Kirche und Christentum, wenn es in
absehbarer Zukunft nicht implodieren oder überrollt werden soll. Als eines von vielen Beispielen
für diese Sicht nennt Jörns den “Abschied vom
Verständnis der Hinrichtung Jesu als Sühnopfer
und von dessen sakramentaler Nutzung in einer
Opfermahlfeier“.
gegenüber anderen Religionen (P.Schmidt-Leukel, Gott
ohne Grenzen.2005) bis hin zur christologischen ZweiNaturen-Lehre (H.M.Kuitert, Kein zweiter Gott, Jesus und
das Ende des kirchlichen Dogmas. 2004) kommt alles auf
den Prüfstand. Das ist wohl unvermeidlich in einer Zeit, in
der sich zum Beispiel von den größeren evangelischen Landeskirchen jährlich bis zu 10.000 Mitglieder verabschieden.
Wie passt nun Kollers „Thomasevangelium“ in diese
Situation?
Er setzt die theologische Diskussion der Experten ebenso
voraus wie die Abwanderung derer, welche die historischen Kirchen verlassen. Abrissarbeiten auf der „Baustelle
Christentum“ interessieren ihn wenig. Er stellt fest, dass sich
„bei Thomas kein Wort (findet), das auf eine Erbsündenlehre
oder Sündenfallgeschichte hinwiese“, kein Wort auch über
die Heilsbedeutung des Todes Jesu, keine Erlösungslehre,
welche die„Satisfaktion“ Gottes durch das stellvertretende
Sühnopfer Jesu als zentrale christliche Glaubenslehre verkündet. Im Thomasevangelium werden die Worte Jesu noch
vor aller christlichen Theologie überliefert. Nur Jesus selbst,
der „Lebendige“ tritt hervor. Noch ist aus dem Verkündiger
des Reiches Gottes nicht der Verkündigte geworden, dessen
Heilsbedeutung zu entfalten war, damit er selbst als Inhalt
der Botschaft verkündigt werde. Hinter diese Stufe der Überlieferung, deren wichtigster Repräsentant der Apostel Paulus
war, geht das Interesse an „Jesus, dem Lebendigen“ zurück.
Koller versucht die christliche Ursituation, die Begegnung
mit Jesus selbst, herbeizuführen. Das Thomasevangelium
ist besonders geeignet, diese Begegnung zu ermöglichen, da
es nur eine Sammlung von Sprüchen Jesu, also die früheste
Form schriftlicher Überlieferung von Jesus darstellt.
Koller konzentriert sich auf die urchristliche Situation
vor aller christlichen Theologie, auf abgrenzende Polemik
kann er verzichten. Ob die Verwendung des Thomasevangeliums um eine Verortung im Zusammenhang der 2000
Jahre kirchlicher Entfaltung der Jesus-Botschaft herum
kommt, muss bezweifelt werden. Sollen dogmatische Aussagen, die heute als Hindernis für eine Begegnung mit Jesus
empfunden werden, in den Keller für Verpackungsmüll?
Welche sollen da hinein? Wie steht es mit neuen Verpackungen? Allerdings sind das wohl Fragen, die nur noch Theologen interessieren. Wer sich auf der Suche nach Jesus selbst
befindet, für den wird das „Thomasevangelium für heute“
von Dietrich Koller eine willkommene Hilfe sein.
Gerhard Heck
Vom Absolutheitsanspruch des Christentums
EnneaForum 34 1
Andreas Ebert
Die Spiritualität des Enneagramms
Claudius-Verlag 00
erste Eindrücke von Marie Helene Hübben
Dieses Buch muss ich mir einver-leiben, dann bin ich bei
Evagrius Pontikus und der Heimkehr zu mir selbst und zu
Gott, denn die Heimkehr fängt nach Evagrius immer im
Leib an. Ich muss es mir einverleiben, aber dazu brauche
ich mehr als die 14 Tage, die mir bis zum Redaktionsschluss
noch bleiben.
Mit Spannung habe ich es erwartet und als ich bekam
schlug ich es einfach auf, dabei bin ich als Zwei bei der Zwei
gelandet. Wie damals 1990 als ich das erste Buch bekam.
Andreas beschreibt die Erfahrung des Ennesgramms
an seinem eigenen Leib und an seiner Seele, er vermittelt
Erfahrungen aus der Seelsorge und spirituelle Hilfen zur
Weiterentwicklung. Es kann sich beim Lesen eine innere
Verwandtschaft zwischen der LeserIn und dem Verfasser
entwickeln.
Mich besticht die einfache klare „Gestalt“ des Buches.
Was mir besonders gut gefällt ist die einfache, klare, ver-
ständliche und schöne Sprache, die dazu anregt, gerne darin
zu lesen. Das Buch ist auch mit Graphiken ausgestattet,
einem Bild und außerdem auf vielen Seiten mit einem
Freiraum. Beim Kapitel über die Wüstenväter, hier besonders über Evagrius, sind wichtige Sätze als Lesehilfe sehr
prägnant zusammengefasst.
Der ganze „Wüstenvätertext“ besteht aus Verbindungen
zwischen damals und heute. Unter dem Blickwinkel: ökonomisch, sozialkritisch und spirituell. Die LeserIn wird
hinein genommen in eine spannende Geschichte. Man hat
den Eindruck, die Zeit der Wüstenväter sei unsere Zeit.
Kirchengeschichtlich ist die Situation um Origines und
Evagrius sehr erhellend dargestellt, so dass alle Vorbehalte
gegen Evagrius wegfallen können. Das Buch kann nicht
gelesen werden ohne den eigenen Standpunkt zu erkennen
und zu überdenken.
Fortsetzung folgt, weil ich noch Zeit brauche für die Ein-verLEIBUNG.
Beim nächsten Mal eine kurze Rezension über:
- Die neun Typen des Enneagramms und die neun
logismoi des Evagrius.
- Evagrius und das Prozessmodell des Enneagramms.
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Stephen Mitchell. Wer Gott sucht, hat ihn schon gefunden: Die spirituellen Wurzeln des Alltags. München: Claudius Verlag, 00. ( S.)
Der anglikanische Pfarrer Stephen Mitchell schreibt über
Gott und die Welt. Das, was diese Begriffe bezeichnen, sind
für ihn nicht zwei getrennte Bereiche, weil er Gott in unserer
Lebenswelt allgegenwärtig auffindet. Das Erkennen der Präsenz Gottes in der Welt ist für ihn das Heilmittel, dem sonst
überall erkennbaren Rückzug des Glaubens aus dem Alltag
der Neuzeit entgegen zu treten. Der englische Originaltitel
«Gott im Bad» thematisiert die Grundaussage des Buches:
Gott ist an jedem Ort schon da in unseren Lebensumständen, «wir leben, weben und sind» (S. 16) in ihm.
Abgeleitet vom englischen Begriff «to believe in» (Vertrauen setzen in) ist Glaube kein «Glaube an» Gott, sondern «in ihn» bzw. im eigentlichen Sinne «in ihm». Die in
dieser Weise als Lokalisierung verstandene Auffassung des
Glaubens führt dazu, Gott nicht als ein mögliches/gedachtes
Gegenüber zu begreifen, sondern als die Wirklichkeit selbst,
in der wir hier und heute existieren. Das rechte Verständnis
von Gottes schon immer «Drinnensein» wird in 12 verschiedenen Stationen (gleich Kapiteln) abgeschritten und bewusst
gemacht.
Der gedachte Gesprächspartner ist für den Autor der
intellektuelle, «aufgeklärte» Kirchenferne oder Agnostiker,
der zu den traditionellen Glaubensaussagen keinen Zugang
mehr hat. Für ihn schaufelt Mitchell auf 79 Seiten dicht
gedrängt den Weg zu einem neuen Verständnis und damit
einer anderen Art von Aufklärung frei. Die «lang vergessene
EnneaForum 34 Wahrheit über Gott» (S. 15) ist seine Präsenz in unseren
sinnlichen Erfahrungen. Gott ist kein Konzept, sondern die
erfahrene Realität unseres gelebten Lebens. Die «revolutionären Folgen: Es gibt keine Suche nach Gott, denn wir sind
schon in Gott» (S. 21).
Dass im lateinischen Glaubensbekenntnis «credere
in deum» steht, ist für ihn ein Hinweis, dass die «Orthodoxie der christlichen Tradition» die kirchlichen Dogmen
untergrabe und sich auf die Annahme des ganzen Lebens
ausrichte (S. 27). Aus dieser Haltung heraus müssten einerseits Aussagen christlicher Tradition neu gesehen werden,
andererseits dürfte der wahre Charakter des Lebens auch
in seiner Tragik nicht verdreht werden. «Das Risiko, dass
alles schief geht, bedroht jede unserer Entscheidungen» (S.
33). «In Christus» gehen wir - aus unserem Kopf heraus
- hinunter auf die Erde und nehmen unser Menschsein
an. Das Personsein ist das gemeinsame Geheimnis Gottes
und des Menschen. Die Radikalität der Liebe erweist sich
ihrer Bedingungslosigkeit, die es ermöglicht, «alle Dinge zu
umarmen» (S. 54).
Dass man keine Angst haben solle in jedweder Berührung mit der Welt, dem Leben - denn es ist Gott -, ist eine
der Kernaussagen des Buches. Religion ist hier nicht die
Bewegung über die Welt hinaus, sondern ganz hinein. Das
finde ich als Leser richtig, weil es auch eine Gegenbewegung
zu einer lange gepflegten, lebensfeindlichen Einseitigkeit
westlicher Religiosität ist. Aber wenn wir unsere Bilder von
Gott und Welt in dieser Weise übereinander legen und feststellen, dass da gar kein Unterschied ist, geht gleichzeitig
wieder etwas Wesentliches verloren. Und das ist es auch, was
mich beim Lesen gestört hat: hier fehlt etwas. Mein inneres
Gefühl für Balance rief nach so viel (kataphatischer) Fülle
von Gottes- und Weltbeschreibung nach (apophatischer)
Entleerung, um Raum zu machen für die Dimension des
Unsagbaren. Wo liegt das Problem?
«Die Religion muss ihren Platz in der heutigen schnelllebigen und vielschichtigen Welt behaupten, wenn sie weiter
existieren will ... und verhindern will, dass sie von der Kultur
abgelöst wird» (S. 77). Wenn Kultur zur Religion wird und
diese dann auch ersetzt (als Ergebnis dieser Entwicklung
könnte man wohl auch einige Erscheinungsformen von
«Esoterik» bezeichnen), was ist dann verloren gegangen?
Warum ist damit ein «Verlust der Moral und des politischen
Impetus» verbunden? Welche Inhalte vermittelt die Kirche
dann noch als «eine prophetische Stimme in der heutigen
Kultur»? Diese Fragen, die sich aus seinem Text heraus
ergeben, werden leider von Mitchell nicht beantwortet.
Welche Kriterien zur Unterscheidung zwischen Religion und
Kultur bzw. zwischen Sehen und prophetischem Hellsehen
kann ich denn benutzen oder genauer: wo bekomme ich sie
her? Was ist das unterscheidend Religiöse?
Im indischen Rigveda (X,90,3) wird über die Größenverteilung des Urwesens gesagt: «Ein Viertel sind alle Wesen,
drei Viertel ist Unsterbliches im Himmel.» Daran habe ich
mich erinnert, als mir bewusst wurde, das die im Buch vertretenen Größenverhältnisse so nicht stimmen können. Der
Autor taucht in das eine Viertel in seiner ganzen Vielfalt ein,
aber auf das Gewicht und die Auswirkungen der verbleibenden drei Viertel auf das Gesamtbild wird nicht richtig Bezug
EnneaForum 34
genommen. Ohne den Blick auf Transzendenz vermittelt die
in dem Buch eindrücklich beschriebene Immanenz Gottes
ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit. Mitchells religiöse Weltanschauung ist panentheistisch (bedeutet: alles im Universum ist Teil Gottes, doch Gott ist mehr als das Universum),
jedoch kommt das „Mehr Gottes“ nicht zum Tragen.
Vor lauter Integration des Gottesbildes in unsere Lebenswelt wird die Dimension der notwendigen Transformation
des Menschen vergessen. Wenn aufgrund von Ähnlichkeit die Gefahr einer voreiligen Vergottung des Menschen
besteht, ist für Selbstüberwindung gar kein Raum mehr.
Wenn ich (nur im Kopf) meine, ich wäre schon da, dann
muss ich mich nicht mehr auf den Weg machen. Erst die
auch mögliche Erfahrung einer abgrundtiefen Getrenntheit
zwischen mir und Gott lässt die paradoxe Widersprüchlichkeit der Wirklichkeit zum Vorschein kommen und kann
einen Impetus zur Überwindung der Trennung hervorrufen.
Aus der daraus entstehenden kreativen Spannung haben
sehr viele religiöse Phänomene ihren Ursprung genommen,
die bei Mitchell keine Erwähnung finden. Askese z.B., die
spirituelle Einübung in eine innere Haltung, bei der auch
der Verzicht auf sonst übliche («weltliche») Verhaltensweisen eine Rolle spielt. Oder Kontemplation, in der die
in der „Welt“ tätigen Seelenkräfte zur Ruhe kommen und
dem Übenden ein reines Schauen widerfahren kann. Auf
die in dieser Hinsicht grundlegende mystische Tradition
wird nicht explizit Bezug genommen. Aus der Erkenntnis
eines nur begrenzt möglichen Sprechens über Gott weist
der Verfasser nicht auf das Schweigen, sondern zieht eher
den Schluss, dass man Sinnlosigkeit ignorieren und sich auf
die gute Tat konzentrieren solle (S. 85). Die protestantische
Ethik schimmert durch.
Mitchell will Missverständnisse über eine falsche Aufgespaltenheit der Wirklichkeit in der christlichen Tradition
beseitigen und wendet sich dabei an Menschen, die an
der Kirche leiden oder denen sie nichts mehr sagt. Diese
Leserschaft kann dieses Buch ansprechen und ein Stück
weit tragen. Beim Blick auf den Lebensbaum werden dessen
spirituelle Wurzeln allerdings nicht freigelegt. Wie kann eine
heilsame Sichtweise (Welt und Gott sind nicht getrennt)
nicht nur im Kopf, sondern im ganzen Menschen verankert
werden? Eine Transformation des Bewusstseins setzt eine
spirituelle Praxis voraus, die nicht in Salongesprächen eingeübt wird. Wer an dieser Stelle Weiterbringendes kennen
lernen möchte, dem würde ich die Werke Richard Rohrs
empfehlen. Und wer mehr über die drei Viertel wissen will,
gehe in die Wüste oder ersatzweise auf die nächste Jahrestagung des ÖAE.
Peter Pfandt
Enneagrammatische Witzvarianten:
Pauline Widmann, Schrobenhausen.
Zeichnungen: Philipp Buchheister, Hamburg.
Als ein achtjähriges Mädchen das Taschengeld dafür verwendet, ihrer ZWEIERmutter ein Geschenk zu kaufen, ist
diese sehr dankbar und glücklich, denn im allgemeinen
tut ein ZWEIER alles für andere, bekommt aber nie die
Dankbarkeit und Anerkennung, die er sich eigentlich insgeheim wünscht.
Das Mädchen scheint das verstanden zu haben, denn sie
sagt:
„Dafür, dass du so schwer arbeitest, Mutter, und es keiner
richtig würdigt.“
Die ZWEIERfrau entgegnet: „Dein Vater arbeitet auch
schwer.“
Da meint das Mädchen: „Ja, aber er macht nicht so viel
Aufhebens davon.“
Enneatainment
Zwei SIEBENER kommen von einer feuchtfröhlichen Party. Sie
sind etwas unsicher auf den Beinen und warten spät nachts
ungeduldig an der Bushaltestelle, lange nachdem die Busse den
Verkehr eingestellt haben.
Mehrere Stunden vergehen, ehe sie, sinnlos betrunken wie sie
sind, bemerken, dass der letzte Bus schon lange weg ist. Aber sie
sehen mehrere Wagen im Depot geparkt und beschließen, einen
auszuleihen und selbst nach Hause zu fahren.
Enttäuscht stellen sie fest, dass sie den richtigen Bus nicht finden
können.
„Ist das zu glauben,“ sagt der eine SIEBENER, „da stehen Hunderte von Bussen und nicht ein 36er ist darunter.“
„Das ist jetzt egal“, sagt der andere SIEBENER. „Lass uns jetzt den
22er bis zur Endstelle nehmen und die letzten paar Kilometer
nach Hause laufen.“
Eine feine EINSERdame sieht einen kleinen
ACHTERjungen auf der Straße eine Zigarette
rauchen. Sie schimpft empört:
„Was machst du denn da, Bengel! Das werde ich
deiner Mutter erzählen!“
Der ACHTERjunge raucht genüsslich weiter
und meint:
„Wie Sie wollen. Aber dann erzähle ich Ihrem
Mann, dass Sie fremde junge Männer auf der
Straße anquatschen.“
EnneaForum 34 Das EnneaMann
von Arno Kohlhoff
Das EnneaMann ist die Enneagramm-Version für den Mann.
Nur existiert es leider nicht.
Das Enneagramm kommt seltsam geschlechtsneutral
daher, was ich schon immer irritierend fand. Während das
Spannungsverhältnis zwischen dem Weiblichen und dem
Männlichen vieles in unserem Leben bestimmt, bleibt die
Geschlechterfrage beim Studium des Enneagramms meist
außen vor. Dabei müssten wir doch zwingend annehmen,
dass geschlechtsgebundene genetische und soziokulturelle
Faktoren entscheidenden Einfluss auf die Ausgestaltung
eines Typmusters nehmen. Hinzu kommt, dass wir dazu
tendieren, bestimmte Muster einem bestimmten Geschlecht
zuordnen. Diese Geschlechterstereotypie äußert sich etwa
darin, dass die Vier und die Zwei spontaner mit Frauen in
Zusammenhang gebracht werden, während Muster Fünf
und besonders die Acht eher an einen Mann denken lassen.
Nebenbei bemerkt, vielleicht ist das einer der Gründe,
weswegen sich Achter-Frauen häufig für eine Vier halten
und Vierer-Männer sich oft allzu gern als Drei wahrnehmen
(besonders, wenn sie einen starken 3er-Flügel haben).
Ich hatte das Glück, Männerarbeit und das Enneagramm
zeitgleich ca.1989 kennen zu lernen, weil der amerikanische
Franziskanerpater Richard Rohr in seinem Wirken beides
in seiner Person vereint. Fast zeitgleich veröffentlichte
er zusammen mit Andreas Ebert seinen EnneagrammKlassiker und „Der Wilde Mann - Geistliche Reden zur
Männerbefreiung“ (1987, Claudius Verlag). Damals trafen
sich wöchentlich Männer im Rahmen der autonomen evangelischen Studentengemeinde in Heidelberg. Anfangs lasen
wir wöchentlich ein Kapitel aus Rohrs Buch, später wurden
die Gespräche immer persönlicher. Die Männergruppe
half mir, Solidarität und Freundschaft unter Männern einzuüben, einen differenzierteren Blick auf mein Mann-Sein
zu bekommen und meine männliche Identität zu fördern.
Wir jungen Männer erlaubten uns, „schwach“ zu sein in dem
Sinne, dass wir offen über Gefühle, Ängste und Sehnsüchte
sprachen. Das war nicht leicht und manchmal recht stockend. Auch sprachen wir über unsere Beziehungen zu
unseren Müttern (dazu fanden die Söhne kaum Worte) und
unseren Vätern (sehr emotionale Gespräche).
Am Beispiel der Vaterbeziehungen wird deutlich, wozu
ein EnneaMann gut wäre, warum es Sinn machen kann,
Enneagrammm und Männerarbeit zusammen zu führen:
einige aus unserer Gruppe berichteten von abwesenden
Vätern – Väter, die emotional (oder auch körperlich) abwesend waren, dem Sohn also nur unzureichend als Modell
für Männlichkeit zur Verfügung standen. Je nach Enneagramm-Muster fielen unsere Antworten auf diesen erlebten
Mangel unterschiedlich aus: einem Neuner Mann fehlt die
männliche Energie, sich von der Mutter zu lösen, was in den
Beziehungen zu Frauen zur Folge hat, dass er in ihnen vor
allem einen Mutterersatz sucht. Seine Beziehungen halten
nicht lange. Der Dreier-Mann hingegen spürt den Zwang,
EnneaForum 34
seinem Vater seine Daseinsberechtigung als Mann quasi zu
beweisen, indem er kompromisslos erfolgreich wird. Die
innere Not des Einser-Mannes wiederum treibt den Ehrgeiz
an, ein besserer Vater zu werden. Der Sechser- Mann kompensiert den gefühlten Vater-Mangel, indem er die Führung
in der Beziehung an seine Frau ab tritt, um ja kein Macho
zu sein. Der Siebener-Mann will erst gar nicht erwachsen
werden, möchte „aus Überzeugung“ kinderlos bleiben, weil
er weiß, dass er keinen guten Vater abgeben würde.
Ich selber lernte und lerne immer noch, gut mit Autorität
und Aggression umzugehen. Dabei ist mir das Enneagramm
der Spiegel, der Selbsterkenntnis fördert, die Männerarbeit,
wie sie R. Rohr verkörpert, mein Wegweiser, der meinem
Handeln Kraft und Richtung verleiht.
Arbeit von Richard Rohr zu unterstützen, ist der ÖAE.
Was bedeuten diese Erfahrungen mit Richard Rohr für die
Frage nach einer Erneuerung der Kirche? Ein wesentliches Problem unserer Großkirchen ist ja, dass der Apparat, die Organisation, die Gebäude, die Repräsentanz im öffentlichen Leben…
einen so großen zeitlichen und finanziellen Raum einnehmen,
dass geistliches Leben in der Gemeindearbeit immer mehr „eingequetscht“ wird in die wenigen freien Lücken des vorgegeben
Arbeitsplans einer Gemeinde.
Genau so oft habe ich aber eine große Müdigkeit erlebt bei den
Pastorinnen sowie bei den leitenden haupt- und ehrenamtlichen
MitarbeiterInnen. Die Sorge um die Zukunft der Gemeinde, Verlustängste beim Verkauf von kirchlichen Gebäuden, Zorn über
kirchenleitende Entscheidungen belasten enorm. Und das spüren
dann auch die „normalen“ Gemeindeglieder. Viele Gemeindepastoren und Ehrenamtliche sind geistlich und seelisch „ausgebrannt“
und können so nur schwer ihrer Aufgabe als geistliche Begleiter,
Seelsorger und inspirierende Prediger des Evangeliums nachkommen. Und sie haben oft niemanden, der ihnen aus diesem
Dilemma heraus hilft.
Vielleicht ist das eine wichtige Aufgabe von christlichen Gemeinschaften
wie dem Netzwerk Richard Rohr:
Welchen Beitrag leistet es für einen zeitgemäßen, erwachsenen Glauben einen Rahmen zu bieten für neue
einerseits und für eine positive Entwicklung der Situation der Kirche heute? Erfahrungen
mit dem Glauben in der
Statement von Rainer Fincke beim Katholikentag in Osnabrück
Begegnung mit inspirierten Lehrern,
Ich will Ihnen zur Beantwortung dieser Frage zunächst aus
und für den Austausch von „Schülern“ über die Inhalte. Unsere
meinem eigenen spirituellen Werdegang erzählen. Ich bin 53
Kirche braucht geistlich inspirierte Lehrer, Pfarrer und geistJahre alt, seit 25 Jahren ordinierter evangelischer Pfarrer und
liche Begleiter für die Menschen in unseren Gemeinden. Und
seit 7 Jahren leite ich in Lübeck eine große Kirchengemeinde sie braucht Orte, wo diese Menschen ihrerseits Orientierung,
mit 10.600 Gemeindegliedern.
Inspiration und Kraft bekommen. Ein solcher Ort ist das Center
Ich glaube, ich war 4 Jahre Gemeindepastor, als ich in eine
for action and contemplation in Albuquerque. Ein solcher Lehrer
tiefe spirituelle Krise geriet. Ich rackerte und machte eine
ist Richard Rohr.
Aktion nach der anderen. Es kamen viele Menschen zu
Es geht ihm gerade in seiner spirituellen Arbeit darum, den
meinen Veranstaltungen. Und doch habe ich mich immer
Glauben sprachfähig zu machen. Eine Sprache zu finden, die es
stärker gefragt: was machst Du da eigentlich. Ist das nicht
Menschen neu ermöglicht, einen Zugang zu Gott zu finden. Wer
alles nur eine Inszenierung? Ich kam mir blind vor - und wie ist Gott? Wo ist Gott? Wie kann ich von Gott reden in einer Weise,
soll ein Blinder einen Blinden führen? So konnte es nicht
die die Menschen heute jenseits aller Konfessionalität verstehen?
weiter gehen. Ich überlegte ernsthaft, aus dem Pfarrdienst
Wie kann ich von Gott reden in einer globalisierten Welt, in
auszuscheiden.
der wir in einer früher nicht gekannten Intensität Kontakt mit
Damals begegnete ich einem Menschen, der mir sehr
Menschen aus dem muslimischen, buddhistischen oder hinduistigeholfen hat, dass ich heute hier stehe und sagen kann, ich
schen Kontext haben? Die Antwort finden wir - so Richard Rohr
bin gerne Pastor, ich bin überzeugt von dem was ich sage
- in der Dualität von action and contemplation, von Kampf und
und lebe. Das war der amerikanische Franziskaner Richard
Kontemplation. Nur wenn wir uns ganz einlassen auf den Schmerz
Rohr. Ich lernte Richard Anfang der neunziger Jahre kennen
und die Freude dieser Welt und uns genauso ganz zurückziehen
über die Beschäftigung mit dem Enneagramm. 1993 habe ich können in die Welt der Stille und des Loslassens, können wir den
dann das erste große Seminar mit ihm auf dem Koppelsberg
Gott erleben, der uns in allen Erfahrungen des Lebens ganz nahe
bei Plön organisiert: „Sehnsucht nach Gott?“ mit zweiist. Wir können mit ihm und durch ihn und um ihn unser Leben
hundert jungen Teilnehmern aus allen Konfessionen. Ich
als Geschenk annehmen und feiern.
war fasziniert wie dieser Franziskaner eine Sprache fand, um
Lassen Sie mich zum Schluss noch anmerken, dass es mir
über wesentliche Dinge des Glaubens zu sprechen, so dass
keineswegs um Heiligenverehrung geht. Richard Rohr ist auch nur
ganz unterschiedliche – oft sehr kritische - junge Menschen
ein Mensch mit vielen Haken und Ösen. Dennoch tut es unserer
ihm an den Lippen hingen. So ist der Kontakt zu ihm und
Gesellschaft gut, eine neue Kultur von Lehrerschaft zu entwickeln.
später zu seinem „Center for action and contemplation“ entMan könnte auf die Frage nach der Rettung der Kirche antworten:
standen.
Wir brauchen nicht immer effektivere Manager, keine noch besIn Deutschland ist Richard Rohr vor allem durch seine
seren Entertainer, neue geistliche Lehrer und Lehrerinnen braucht
Männerarbeit bekannt, aber auch durch viele Auftritte bei
die Kirche!
Kirchentagen und Seminar- und Vortragsreisen zu spiritu(Dieser Beitrag wurde gekürzt. Die ausführliche Fassung
ellen Themen. Ein wichtiger Kreis in Deutschland, um die
findet sich unter www.enneagramm.eu)
Netzwerk Richard Rohr
Das Enneagramm und der
interreligiöse Dialog
Wenn ich mich zurück erinnere an mein Theologiestudium,
so war die Frage nach anderen Religionen damals weitgehend uninteressant. Seminare über die Theologie des
Islam, des Hinduismus oder Buddhismus wurden selbst an
der renommierten Universität Göttingen kaum angeboten
und wenn ja nur von wenigen Kommilitonen besucht. Auch
in meiner beruflichen Laufbahn als Pastor bin ich bis vor
wenigen Jahren kaum tiefer mit anderen Religionen konfrontiert worden. Sicher – es gab Besuche in einer Moschee
oder im Urlaub in einem indischen Ashram. Doch tieferes
Wissen um die mystischen Geheimnisse der verschiedenen
Religionen hatte ich nicht und ist auch bis heute unzureichend vorhanden.
Dass es mir nicht alleine so geht wurde mir deutlich
im Vorstand der ACK (Arbeitsgemeinschaft christlicher
Kirchen) Lübeck, als wir vor einem Jahr planten, den Dialog
mit den muslimischen Gemeinden in Lübeck zu beginnen.
Es ist erschreckend, wie wenig wir von einander wissen.
Und gleichzeitig wird immer mehr Menschen klar, dass wir
mehr von einander wissen müssen, dass wir nicht mehr wie
vor einigen Jahrzehnten in religiös gleichen Gruppen leben
– hier in Mitteleuropa z.B. als evangelische und katholische
Christen, sondern dass die Globalisierung zu einer direkten
Begegnung mit Menschen anderen Glaubens geführt hat.
Und das ist nicht immer einfach, wir stehen z.B. vor der
Frage ob in Lübeck eine Moschee mit einem Minarett gebaut
wird.
Deduktive Theologie - die Sackgasse der Dogmatik
Also haben wir mit der ACK Lübeck begonnen, zwischen
Muslimen, Christen und Juden eine regelmäßige Begegnung zu organisieren. Doch rasch zeigte sich, dass das
mit enormen Schwierigkeiten verbunden ist. Eins unserer
Ziele, eine Art religiöse Landkarte Lübecks zu erstellen, wo
alle Kirchen und Moscheen und alle Verantwortlichen der
Gemeinden eingetragen werden mit Namen und Adresse,
stieß rasch auf Widerspruch der muslimischen Seite. Man
vermutete hier offensichtlich ein Ausschnüffeln von christlicher Seite. Erschwerend kommt hinzu, dass in Lübeck keiner
der muslimischen Geistlichen deutsch spricht und - wie wir
dann erfuhren - auch nicht deutsch sprechen soll. Die muslimischen Geistlichen werden alle paar Monate ausgetauscht,
damit sie sich nicht zu sehr integrieren. Alle Gespräche
laufen also über Dolmetscher.
Also ließen wir das zunächst einmal ganz ohne große
Ansprüche losgehen und sprachen über mögliche Gemeinsamkeiten im Glauben, z.B. über Abraham. Doch auch hier
wurde es rasch schwierig. Die anwesenden Sunniten und
Aleviten gerieten darüber so heftig in Streit, dass unsere
ökumenischen Unterschiede geradezu lächerlich wirkten. Zu
den nächsten Treffen kamen immer weniger Muslime und
zuletzt saßen wir Christen mit dem Vertreter der jüdischen
Gemeinde alleine.
EnneaForum 34
von Rainer Fincke
So kann Begegnung also nicht gelingen.
Inzwischen habe ich mich mit der Problematik des interreligiösen Dialogs näher befasst und erkenne manche Grundprobleme, die auch schon im ökumenischen Dialog zwischen den
verschiedenen christlichen Konfessionen deutlich werden, im
interreligiösen Bereich nur noch verschärfter sind. Auch hier
gibt es ja die dogmatische Ebene, die politisch-diakonische
Ebene und die mystische Ebene.
Und auch im interreligiösen Dialog wird deutlich, dass
der Weg über die Diskussion dogmatischer Grundsätze nicht
zusammen führt. Es ist der Weg deduktiver Theologie also
einer Theologie, die von absoluten Glaubenssätzen kommt, die
dann auf die konkrete Situation „hinunter gebrochen“ wird.
Ein typisches Beispiel für deduktive Theologie ist im letzten
Jahrhundert die Dogmatik des Schweizer reformierten Theologen Karl Barth gewesen. Sein Gott war der „Ganz Andere“.
Gott als jemand der „ist“ wie sein treuer Schüler Hellmut Gollwitzer sagte, der nicht „geschieht“. Von diesem ganz anderen
Gott ist die Welt her zu erklären. Dieses Glaubenssystem von
Karl Barth hat ganze Theologengenerationen geprägt und war
historisch gesehen als kritisches Instrument gegen die idealistische Theologie der deutschen Christen wichtig gewesen, weil
es sich nicht in die totalitäre Ideologie des Faschismus eingliedern ließ. Aber es war ein theologisches Denken, das „von
Gott her“ zu erklären war, von absoluten Glaubensaussagen
ausging. Man musste seine Aussagen teilen, es ging ihm um
ein klares Bekenntnis. Kompromisse gab es nicht, das war mit
Karl Barth in Glaubensfragen nicht zu machen.
Solche deduktiven Systeme gibt es heute in allen religiösen
Glaubensschulen. Man wird mit absoluten Glaubenssätzen
konfrontiert und entweder kannst du sie annehmen und dich
dazu bekennen oder eben nicht. Man kann auf diesem Weg
vielleicht zu einem Nebeneinander kommen, sich vielleicht
tolerieren. Aber es kann nicht zu einem Miteinander kommen.
Induktive Theologie – die Weite der Mystik
Ein anderer Weg wird in der Mystik der Religionen deutlich.
Hier finden wir einen induktiven Weg des Glaubens. Ein
solcher „induktiver Weg“ geht davon aus, dass ich als Mensch
Erfahrungen mit Gott mache. Spirituelle Erfahrungen hängen
immer mit dem Menschen zusammen, der diese Erfahrungen
macht. Spiritualität gibt es nicht „an sich“. Den Mystiker der
Religionen ging es deshalb nicht um dogmatische Aussagen,
sondern um Erfahrungsräume. Theologie wird somit immer
auch zu Anthropologie. Hier öffnet sich nun das Feld der
Begegnung von Psychologie und Spiritualität, in dem auch das
Enneagramm seine Bedeutung hat.
Einer der interessantesten zeitgenössischen Theologen ,
die sich mit dem interreligiösen Dialog auf solche induktive
Weise beschäftigen, ist der indische Jesuit Sebastian Painadath.
Seit über 20 Jahren kommt er jedes Jahr für 3 Monate nach
Deutschland und gibt Kurse über das Miteinander der Religionen, die andere Zeit des Jahres lebt er in einem christlichen
Ashram in Südindien. Sein bekanntestes Buch „Der Geist
reißt Mauern ein“ beschreibt einen ganz anderen Weg des
religiösen Miteinanders als den der Dogmatik.
Painadath beschreibt ein gemeinsames Ziel von Mystikern aller großen Religionen. Es geht hier immer um Weg
der Vergöttlichung des Menschen. Durch den Glauben,
durch religiöse Praxis kann der Mensch in eine höhere Stufe
des Bewusstseins kommen, wir können auch sagen: Gott
näher kommen. Das bedeutet nicht, dass der Mensch Gott
ist, aber „göttlich“. Painadath gibt eine große Zahl an Beispielen aus verschiedenen Religionen, die das Ziel der „Vergöttlichung des Menschen“ zeigen:
Christliche Meister
Paulus: „Wenn jemand in Christus ist, dann ist er
eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, siehe,
es ist alles neu geworden.“ (2. Kor 5,17)
„Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“
(Galater 2,20)
Johannes: „Wie du Vater in mir bist und ich in dir
bin, sollen auch sie in uns sein“ (Joh 17,22- 23, 26)
Irenäus von Lyon (11-0): Dazu ist das Wort
Gottes Mensch geworden und der Sohn Gottes zum
Menschensohn, damit der Mensch das Wort in sich
aufnehme und, an Kindesstatt angenommen, zum
Sohn Goittes werde (Adv. Heres.III.18.7
Klemens v. Alexandrien (10 – 1): Es gibt einen göttlichen Samen im Menschen. Der Mensch wird nicht zum
Gott werden, aber er wird vergöttlicht (Stromata 7.10.31)
Origenes (1-): „Durch die Inkarnation wurde die
menschliche Natur in Jesus und in uns göttlich“ (Schönborn, 31)
Augustinus ( – 0): „Gott ist Mensch geworden,
damit der Mensch Gott werde“ (Pl.38, 1997)
Thomas von Aquin (1225 – 1274)
Der eingeborene Sohn nahm menschliche Natur an im
Hinblick darauf, uns die Teilnahme an seiner Göttlichkeit
zu ermöglichen, damit er durch seine Menschwerdung
uns zu Göttern verwandelt. (Opus 57, 1-4)
Meister Eckhart (10 – 1): Gott und ich – wir sind
eins. Er wirkt und ich werde. (Quint,187)
Martin Luther (1 – 1): Der Mensch mit Gnaden
beholfen ist mehr als ein Mensch. Ja die Gnade Gottes
macht in gottförmig und vergöttlicht ihn (WA. 2.248.1)
Thomas Merton (11 – 1): Weil unser Innerstes Ich
das vollkommene Bild von Gott ist, findet man, wenn das
icIch wach werde, in sich selbst die Gegenwart von dem,
dessen Bild es ist (Ruhbach, 504- 508)
EnneaForum 34 Hindu Meister
Upanishaden (00 – 00 v. Chr.): „Wer alle
Lebewesen im Atman (Geist) sieht, und den Atman
in allen Lebewesen, vor dem sucht sich das Eine
nicht zu verbergen“ (Isa Up. 1,6,7)
„Brahaman ist Freude. Denn aus Freude werden alle
Lebewesen geboren (Tait.Up.1.11)
Baghagavad Gita (um 00 v. Chr.): Ich bin das
Selbst, das allen Wesen innewohnt. Ich bin der
Anfang, Mitte und Ende aller Wesen (10:20)
Islamische Sufis
Fariduddin Attar (- 10): Du wohnst in meiner
Seele immer drinnen, ich bin die Schale, Du der
Kern tief drinnen. Nichts will ich, Liebster, als dich
zu beschreiben, und dann allein mit deiner Gnade
bleiben. (Schimmel, Gärten der Erkenntnis, 124)
Dschelaluddin Rumi (-1): Die Färbung Gottes
ist das Farbfass ER, in ihm gibt eine Farbe es nur
mehr. Wer in das Fass fiel – sprich: Erhebe dich!“
Der ruft voll Freude: „Lass, das Fass bi ich!“
Ich bin das Fass“, heißt: Ich bin Gott“ zu sagen –
Das Eisen wird des Feuers Farbe tragen (Schimmel,
Gärten der Erkenntnis, 151)
Ähnliche Texte findet man auch im Buddhismus, Jainismus,
Taoismus, Sikkhismus und anderen Religionen.
Die Vergöttlichung des Menschen - wir können auch
sagen die Einheit von Gott und Mensch - scheint ein
wichtiges Anliegen der Mystiker aller Religionen zu sein.
Die spannende Frage ist nun, auf welchem Weg komme ich
zur Einheit mit Gott. Offensichtlich liegt allen Religionen
eine Wahrheit zugrunde. Es wäre ja auch geradezu blasphemisch, wenn wir das religiöse Leben außerhalb des christlich-jüdischen Kulturkreises als unabhängig von Gott sehen
würden. Dann wäre Gott ja ein Provinzgott der westlichen
Kultur und nicht der allmächtige Schöpfer des Himmels und
der Erde.
Welche Wahrheit könnte das sein? Und könnte das
Wissen um die Persönlichkeitsstruktur des Menschen, die
das Enneagramm uns bietet, eine Hilfe sein auf dem Weg
zur Entdeckung unserer „göttlichen Strukturen?“
Sebastian Painadath beschäftigt sich viel mit der Verbindung von Psychologie und Spiritualität. Wie sieht die
moderne Psychologie die Psyche des Menschen und wie
kann dies in Einklang gebracht werden mit alten spirituellen
Erkenntnissen?
Der Artikel wird im nächsten Heft fortgesetzt.
Die vollständige Fassung ist schon jetzt unter
www.enneagramm.eu zu finden.
0 EnneaForum 34
Ich BIN SEINE Sehnsucht
Und so richte ich „mein Eigenes“ aus
Gott zu begegnen
lege mein Herz –
weißes Blatt Papier –
in die Stille,
in die hinein
SEINE Liebe
göttliche Weisheit schreibt.
Wie im Dunkeln des Erdreichs nur
der Same keimt,
nimmt in der Nacht der Stille
meiner Seele Kraft zu
sich mir eröffnend
ihr Licht durchfluteter Grund.
Zulassen,
werden lassen,
was in göttlicher Liebe
mein Leben ausmacht,
das Sorgen IHM überlassen
heißt aus dem Glauben
mein Hier-Sein leben.
Ursula Möckel
Wüsten-Erfahrungen
von Barbara Hugentobler-Rudolf
Nein, ich habe keine äußeren Wüstenerfahrungen. Ich war
nie in Tunesien, Algerien, Marokko, noch in der Wüste Gobi
oder im Altai Gebirge
Ja, ich habe und mache immer wieder innere Wüstenerfahrungen. Meine intensiven Vorbereitungsarbeiten zum
Wochenendkurs «Lebensweisheit der Wüstenväter» haben
mich inspiriert. So habe ich für mich eine Meditationsform
entwickelt, die mir im schwierigen Alltag kleine Oasen
– eben Wüstenerfahrungen – ermöglicht zum Überleben.
Gerne lasse ich euch daran teil haben :
Nach einer Einstimmung, um mit dem Atem achtsam umzugehen und der inneren Ruhe viel Raum zu geben, mache
ich mich auf den Weg in die Wüste. Ich verlasse das Dorf,
zunächst gehe ich auf einem steinigen Weg. Er wird immer
schmaler, sandiger. Ich muss meine Schritte verlangsamen,
es wird steil. Allmählich nähere ich mich den einsamen
Kellions. Ich spüre, eine große Stille – im wahrsten Sinne
des Wortes. Der Blick in die Natur ist überwältigend. Hier
bin ich, ganz allein, aber nicht einsam, sondern umgeben
von einer geheimnisvollen Aura. Ich stehe vor dem Eingang,
dem Weitblick zugekehrt und bewege Worte von Bruder
Klaus:
«Herr und mein Gott, nimm alles von mir, das mich
hindert zu dir». Ich lasse los: so gut es geht. Befreie mich
von Ballast: nur so kann ich meinem Innersten wirklich
begegnen. – Stille
Mit einer Verneigung beende ich die Stille und drehe
mich der Öffnung des Kellions zu. Ich blicke ins Dunkel
hinein und lasse nächste Worte erklingen:
«Herr und mein Gott, gib alles mir, was mich fördert zu
dir.»
Ja, nur DU, kannst mir hier in der Stille der Wüstenoase
den Blick nach innen weiten, mich stärken, Gelassenheit
erahnen lassen. Eine große Ruhe ist in mir und um mich.
Ich fühle mich geborgen. Stille
Mit einer Verneigung beende ich diese Stille und setze
mich auf eine kleine Erhöhung am Boden, wie wenn ein
Gebetskissen oder ein Schemel da wären. Ich richte meine
Aufmerksamkeit auf den Atem und verweile in meinem
ureigenen Rhythmus. Letzte Worte erklingen in diese Stille
hinein :
«Herr und mein Gott, nimm mich mir und gib mich ganz
zu eigen dir.»
Ja, dieses kleine, fensterlose Kellion wurde mir wichtig. In
ihm kann ich zur Ausgeglichenheit finden, mitten im Alltag
Kräfte sammeln und getrost den Anforderungen entgegen
sehen. Für eine Vier ein gewaltiges Erlebnis.
EnneaForum 34 1
Leer-reich
Nichts wunderbarer
Als die Wüste.
Ruhig, farbig,
lebendig,
voller Klänge
und Überraschungen.
Auch die
Innere Wüste
Verbirgt Schätze,
die es zu entdecken gilt.
Lass Dich beschenken.
Jutta-Verena Jacobi