Beispiel 3.5 • Betrachte die Folgen aus Beispiel 3.1 Die Folgen a
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Beispiel 3.5 • Betrachte die Folgen aus Beispiel 3.1 Die Folgen a
Beispiel 3.5 • Betrachte die Folgen aus Beispiel 3.1 Die Folgen a und d mit an = n2 und dn = 2n sowie die Fibonacci-Folge sind streng monoton wachsend. • Die Folge b mit bn = 1 n ist streng monoton fallend. • Die Folge c mit cn = (−1)n ist weder monoton wachsend noch monoton fallend. Sie ist alternierend. • Die Folge x mit xn = (1 + n1 )n ist streng monoton wachsend. Das wird zumindest durch den Graphen angedeutet und es lässt sich auch nachrechnen. • Außerdem ist auch die Folge der Kapitalmengen in Beispiel 3.3 bei konstanter jährlicher Verzinsung streng monoton wachsend. Das sollte natürlich auch so sein! Für die besonders wichtigen geometrischen Folgen ist das Monotonieverhalten wie folgt: 143 Sei a0 > 0. Die geometrische Folge a mit an = a0q n ist streng monoton wachsend, wenn q > 1 ist, streng monoton fallend, wenn q ∈ (0, 1) ist, und konstant, wenn q = 0 oder q = 1 ist. Für q < 0 ist die geometrische Folge an = a0q n alternierend. Sei a0 < 0. Die geometrische Folge a mit an = a0q n ist streng monoton fallend, wenn q > 1 ist, streng monoton wachsend, wenn q ∈ (0, 1) ist, und konstant, wenn q = 0 oder q = 1 ist. Für q < 0 ist die geometrische Folge an = a0q n alternierend. Beispiel 3.6 • Die Folge an = 5 Folgenglieder sind 1 n 2 ist streng monoton fallend. Die ersten 5 5 5 5 5 a1 = , a2 = , a3 = , a4 = , . . . , a10 = . 2 4 8 16 1024 n • Für an = 5 − 21 erhalten wir 5 5 5 5 5 a1 = − , a2 = , a3 = − , a4 = , a5 = − . . . . 2 4 8 16 32 144 Die Folge ist alternierend. Wir halten fest, dass die Folge (|an|) der Beträge von an monoton fallend ist. Eine Folge (an)n∈N heißt beschränkt, falls es eine Konstante M ∈ R gibt, so dass |an| ≤ M für alle n ∈ N, d. h. alle Folgenglieder liegen im Intervall [−M, M ]. Beispiel 3.7 • Die Folgen a und d mit an = n2 und dn = 2n sowie die Fibonacci-Folge aus Beispiel 3.1 sind nicht beschränkt. 1 1 • Die Folge b mit bn = n ist beschränkt, denn n < 1 für alle n ∈ N. • Die Folge c mit cn = (−1)n ist beschränkt: |(−1)n| = 1 für alle n ∈ N. • Die Kapitalzuwachsfolge aus Beispiel 3.3 ist unbeschränkt. Wenn man nur lange genug wartet, wird das Kapital beliebig groß. • Eine geometrische Folge a mit an = a0q n ist unbeschränkt, wenn |q| > 1 ist und beschränkt, wenn q ∈ [−1, 1] ist. 145 Zur Beschreibung des Verhaltens einer Folge bei wachsendem Index wird der Begriff Konvergenz eingeführt. Zunächst einige anschauliche Beispiele von Konvergenz. Beispiel 3.8 • Die Folgenglieder aus Beispiel 3.1.1, 3.1.4 und 3.1.7 werden für wachsende n immer größer. Anders gesagt: “sie gehen nach +∞”. • Die Folgenglieder aus Beispiel 3.1.2 kommen für wachsende n immer näher an die x-Achse, anders: “die Werte kommen der Null immer näher”. • In der Folge aus Beispiel 3.1.3 wechseln sich die Werte 1 und −1 ab. Die Folge kommt weder dem Wert 1 noch dem Wert −1 beliebig nahe, weil immer wieder der jeweils andere Wert angenommen wird. • Die Folgenglieder aus Beispiel 3.1.5 wechseln sich mit dem Vorzeichen ab, aber wie in Beispiel 2 kommen die Werte der Null, also der x-Achse, immer näher. • Der Graph der Folge aus Beispiel 3.1.6 deutet an, dass die Folgenglieder zwar stets anwachsen, aber nicht beliebig groß werden, sondern sich einem Wert nähern. Was ist der genaue Wert? Diesen Wert nennen wir den Grenzwert der Folge: 146 Grenzwert (Limes) von Folgen Eine reelle Zahl a heißt Grenzwert oder Limes einer Folge (an)n∈N, wenn es zu jedem vorgegebenen ǫ > 0 einen von ǫ abhängigen Index n(ǫ) ∈ N gibt, so dass |an − a| ≤ ǫ für alle n ≥ n(ǫ). Eine Folge (an)n∈N heißt konvergent wenn sie einen Grenzwert a ∈ R besitzt. In diesem Fall schreiben wir: lim an = a n→∞ an → a für n → ∞. oder Sprechweise: Limes n gegen unendlich von an ist gleich a, oder: an konvergiert gegen a für n gegen unendlich. Ist der Grenzwert a = 0, so heißt die Folge eine Nullfolge. Ist eine Folge nicht konvergent, so heißt sie divergent. Man sagt auch die Folge divergiert. Wir können auch noch verschiedene Arten der Divergenz unterscheiden. Die Folge an = n verhält sich sicherlich anders als die Folge (−1)n · n oder (−1)n. 147 Eine Folge (an)n∈N heißt bestimmt divergent nach ∞, falls es zu jedem M ein n0 so gibt, dass an ≥ M für alle n ≥ n0, gilt, d.h. die Folgenglieder werden beliebig groß. Entsprechend wird bestimmte Divergenz nach −∞ erklärt. Schreibweise: lim an = ∞, bzw. lim an = n→∞ n→∞ −∞. Achtung: Wir sagen nicht, dass die Folge gegen ∞ konvergiert. Wenn wir von Konvergenz sprechen, meinen wir stets Konvergenz gegen eine reelle Zahl, nie gegen ±∞! Man kann sich die Konvergenz gegen a auch folgendermaßen klar machen: 148 Eine Folge (an)n∈N konvergiert gegen ein a ∈ R genau dann, wenn für alle ǫ > 0 nur endlich viele Folgenglieder nicht im Intervall [a−ǫ, a+ǫ] liegen; ein solches Intervall heißt auch eine ǫ-Umgebung von a. Alternative Sprechweise: fast alle Folgenglieder (d.h. mit Ausnahme von höchstens endlich vielen) liegen im Intervall [a − ǫ, a + ǫ]. Insbesondere gibt es also nur einen Grenzwert für eine konvergierende Folge. Beispiel 3.9 • Die Folge a mit an = n2 aus Beispiel 3.1.1 ist divergent (bestimmte Divergenz nach ∞). • Die Folge b mit bn = 1 n ist eine Nullfolge. • Die Folge c mit cn = (−1)n ist divergent. • Die Folge d mit dn = 2n ist bestimmt divergent nach ∞. 1 n • Die Folge y mit yn = − 3 ist eine Nullfolge. 149 • Die Folge x mit xn = (1 + n1 )n ist konvergent, ihr Grenzwert ist die Eulersche Zahl e, also e := lim 1 + n→∞ 1 n ≈ 2.7182818 n Wir gehen darauf später noch genauer ein. • Die Fibonacci-Folge ist bestimmt divergent gegen ∞. Aus der Definition der Konvergenz folgt sofort Jede konvergente Folge ist beschränkt. Wir wollen im nächsten Beispiel das Konvergenzverhalten der arithmetischen und n zusammenfassen. geometrischen Folgen sowie der Folgen n1 und (−1) n 150 Beispiel 3.10 1 n an a + nd aq n (a > 0) monoton steigend d ≥ 0 q≥1 streng monoton steigend d > 0 monoton fallend d ≤ 0 nein nein q>1 0≤q≤1 nein nein ja nein streng monoton fallend d < 0 0 < q < 1 beschränkt d = 0 −1 ≤ q ≤ 1 konvergent d = 0 −1 < q < 1 q = 1 Limes a 0 (−1)n n a ja ja ja nein ja ja 0 0 Wir geben jeweils an, für welche Werte von a, d, q die Folgen die entsprechende Eigenschaft haben. Ein sehr wichtiges Konvergenzkriterium ist das folgende: Jede beschränkte und monotone Folge (an)n∈N konvergiert, d.h. es gibt ein a ∈ R, so dass lim an = a. n→∞ 151 Beispiel 3.11 Die Folge 3 (n+1) ist monoton (fallend) und beschränkt, also kon2 (−1)n 7n ist nicht monoton (aber bevergent, und der Grenzwert ist 0. Die Folge schränkt). Diese Folge ist auch konvergent (ihr Grenzwert ist ebenfalls 0). Es kann also durchaus nicht monotone Folgen geben, die konvergieren. Unbeschränkt kann eine konvergente Folge aber nicht sein! Rechenregeln für Grenzwerte Seien (an)n∈N, (bn)n∈N konvergente Folgen mit lim an = a und lim bn = b. Dann gilt: n→∞ n→∞ 1. (an ± bn)n∈N ist konvergent mit lim (an ± bn) = a ± b . n→∞ 2. (an · bn)n∈N ist konvergent mit lim (an · bn) = a · b . n→∞ 152 3. Sei b 6= 0. Dann gibt es ein n0 ∈ N mitbn 6= an 0 für alle n ≥ n0, und die Folge bn n≥n0 ist konvergent mit an a = . n→∞ bn b lim 4. Sei λ ∈ R. Dann ist auch die Folge (λan)n∈N konvergent mit lim (λan) = λa . n→∞ Wir geben gleich eine Menge an Beispielen an, wie wir die oben angegebenen Sachverhalte ausnutzen können. Wir müssen, grob gesagt, den algebraischen Ausdruck, der die Folgenglieder an definiert, in Teilausdrücke zerlegen, von denen wir dann jeweils die Grenzwerte kennen. Bevor wir zu den Beispielen kommen, hier ein weiteres wichtiges Konvergenzkriterium: 153 Ausquetschen Seien (a′n), (a′′n) konvergente Folgen mit lim a′n = a = lim a′′n . n→∞ n→∞ Ist (an) eine Folge mit a′n ≤ an ≤ a′′n für alle n , dann gilt auch lim an = a . n→∞ Als Spezialfall erhalten wir für Nullfolgen: Sei (a′n) eine Nullfolge. Ist (an) eine Folge mit |an| ≤ a′n für alle n , dann ist auch (an) eine Nullfolge. 154 Beispiel 3.12 (1) Für k ∈ N ist (2) 1 = 0. n→∞ nk lim 3n2 + 1 1 1 lim = lim (3 + ) = lim 3 + lim = 3. n→∞ n→∞ n→∞ n→∞ n2 n2 n2 (3) Für a ∈ R mit |a| < 1 ist lim an = 0. n→∞ √ √ (4) Sei an = n + 1 − n, n ∈ N. Bei dieser Folge hilft ein Umformungstrick weiter: √ n+1− √ n = = und daher ist √ √ √ √ ( n+1− n)( n+1+ n) √ √ n+1+ n √n+1−n √ n+1+ n = √ 1 √ n+1+ n √ √ lim ( n + 1 − n) = 0. n→∞ 155