SAP R/3 - Universität Bern
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SAP R/3 - Universität Bern
Vorgehensweisen und Erfahrungen bei der Einführung von Enterprise-Management-Systemen dargestellt am Beispiel von SAP R/3 INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung der Würde eines Doctor rerum politicarum an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern vorgelegt von Reto C. von Arb von Neuendorf (SO) Bern, Dezember 1997 Abstracts Abstract Eine Reduktion der "Time-to-Market" und hohe Flexibilität zählen heute für viele Unternehmen zu den wichtigsten Stützen ihres Erfolges. Enterprise-Management-Systeme (EMS) bieten dazu die notwendige Flexibilität zur informationstechnischen Abdeckung der Geschäftsprozesse. Das R/3-System der SAP AG ist auf dem europäischen und dem amerikanischen Markt für EMS weit verbreitet und hat sich in diesem Bereich zu einem "De-facto-Standard" entwickelt. Durch den hohen Integrationsgrad dieses Systems können Geschäftsprozesse durchgängig abgebildet werden und umfangreiche CustomizingMöglichkeiten bieten die zur Anpassung an neue Prozessvorgaben erforderliche Flexibilität. Gleichzeitig müssen die genannten Vorteile durch einen hohen Grad an Komplexität erkauft werden. Die Einführung eines solchen Systems ist daher kein einfaches Unterfangen und stellt hohe Anforderungen an das Management. Dieses Arbeit gibt einen Überblick über die Funktionalität und den Einführungsprozess von SAP R/3. Ferner werden in einem empirischen Teil die Erfahrungen von Schweizer R/3-Anwendern bei der Einführung von SAP R/3 dargelegt und daraus kritische Erfolgsgrössen für die Durchführung solcher Projekte abgeleitet. Abstract A reduction in the ”time to market” and great flexibility are today among the most important factors for the success of many companies. Enterprise Management Systems (EMS) provide the flexibility required for supporting business processes through technical information. The R/3 system from SAP AG is widely used for EMS on the European and American markets and has become the de-facto standard in this field. Through the high level of integration offered by this system complete business processes and procedures can be shown in their entirety and comprehensive customizing facilities provide the flexibility necessary for adapting to changing process requirements. At the same time the benefits provided inevitably necessitate a high degree of complexity. The introduction of such a system is therefore not an easy matter and imposes considerable demands on company management personnel. This document gives an overview of the functionality of SAP R/3 and its introduction. In addition, an empirical section illustrates the experiences of Swiss R/3 users on introducing the system and derives from those experiences the factors critical to the successful implementation of such projects. I Abstracts Résumé A l’heure actuelle, la clé du succès réside, pour de nombreuses entreprises, dans une réduction des cycles de commercialisation («Time to Market») et dans une flexibilité accrue. Les systèmes EMS (Enterprise Management System) vous apportent la souplesse requise pour une prise en charge informatique des processus opérationnels. Très répandu sur les marchés européen et américain de l’EMS, le système R/3 de SAP AG est devenu un standard «de facto» dans ce domaine. Grâce à une forte intégration, ce système permet de reproduire des processus opérationnels dans leur totalité; en outre, des options personnalisées très complètes procurent la flexibilité indispensable à l’intégration des nouvelles données de processus. Mais tous ces bénéfices sont le fruit d’un haut niveau de complexité. L’introduction d’un tel système n’est pas une mince affaire et constitue un véritable défi pour les dirigeants. Cet ouvrage présente les fonctionnalités et le processus d’introduction du système SAP R/3. Une partie plus empirique relate les expériences vécues par des utilisateurs suisses avec l’introduction de SAP F/3 et en déduit des facteurs critiques pour la réussite de tels projets. Riassunto Per molte aziende la riduzione del "time-to-market" e una grande flessibilita fanno parte dei fondamenti importanti del loro successo. Per i sistemi di gestione aziendale (Enterprise Management System, EMS) la flessibilita e necessaria per il sostegno informatico dei processi aziendali. Il sistema R/3 della SAP S.p.a. e molto diffuso sul mercato americano e europeo degli EMS e si e sviluppato verso uno standard di fatto in questo settore. L'alto grado d'integrazione di questo sistema permette di modellare i processi aziendali in una maniera continua. Le ampie possibilita di parametrizzazione offrono la flessibilita necessaria per l'adattamento alle nuove situazioni dei processi aziendali. Nello stesso tempo, il prezzo da pagare per i vantaggi sopra indicati e una maggiore complessita. L'introduzione di un tale sistema non e semplice e pone delle esigenze considerevoli alla direzione. Questo lavoro da una visione generale sulla funzionalita et sul processo d'introduzione di SAP R/3. Inoltre, una parte empirica presenta le esperienze fatte dagli utenti svizzeri di R/3 durante l'introduzione di SAP R/3. Da li vengono dedotti i fattori di successo critici per l'esecuzione di tale progetti. II Vorwort Vorwort Die vorliegende Publikation ist Resultat einer mehrjährigen intensiven Beschäftigung mit dem Einführungsprozess von Enterprise-Management-Systemen in Schweizer Unternehmungen aller Grössenordnungen. Im Mittelpunkt der Betrachtungen steht das R/3System der SAP AG, welches in der Abteilung Information Engineering des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität Bern seit 1993 für Forschung und Lehre aktiv eingesetzt wird. Die vorliegende Fassung entspricht weitgehend einer 1998 an der rechts- und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern eingereichten Inaugrual-Dissertation. In Abweichung zur Dissertationsfassung wurde die detaillierte Beschreibung der Funktionalität von SAP R/3 in der vorliegenden Version in das Kapitel 3 eingebunden. Speziell danken möchte ich meinem Doktorvater Prof. Dr. G. Knolmayer für die Betreuung der Arbeit und die Gewährung eines optimalen Arbeitsumfeldes. Herrn Prof. Dr. N. Ragaz danke ich für die Erstellung des Zweitgutachtens. Ferner möchte ich besonders Myriam Hess, Frank Wimmer, Martin Meyer und Dr. Thomas Myrach und für das Korrekturlesen und die Hilfe beim Erstellen der Grafiken danken. Meinen ehemaligen Studenten Stefan Altendorfer, Benno Flury, Jean-Pierre Gerber, Markus Jaun, Rolf Marchand, Raymond Stebler, Michael Stettler und Susanne Strebi möchte ich meine Anerkennung für die Bearbeitung einzelner Themengebiete aussprechen. Hervorheben möchte ich auch die Herren Rico Portner und Christoph Zimmerli, welche Im Rahmen von Lizentiatsarbeiten die empirischen Grundlagen für diese Arbeit erarbeitet haben. Danken möchte ich ferner der SAP (Schweiz) AG für die Bereitstellung und Betreuung des R/3-Systems an der Universität Bern sowie der IDS Prof. Scheer GmbH, Saarbrükken für die Bereitstellung des ARIS-Toolsets. Nicht zuletzt möchte ich einen speziellen Dank an meine Eltern Othmar (†) und Verena von Arb-Isenschmid richten, welche für mich während den ganzen Jahren eine wichtige Stütze waren. III Vorwort Ferner möchte ich allen weiteren Personen danken, welche mich in irgendeiner Weise unterstützt haben und nicht namentlich erwähnt sind. IV Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 EINLEITUNG .......................................................................................................................................... 1 1.1 PROBLEMSTELLUNG............................................................................................................................. 1 1.2 ZIELSETZUNGEN.................................................................................................................................. 2 1.3 FORSCHUNGSMETHODE ...................................................................................................................... 3 1.4 AUFBAU ............................................................................................................................................ 4 2 EVALUATION UND AUSWAHL VON EMS ........................................................................................... 7 2.1 EINLEITUNG ....................................................................................................................................... 7 2.2 ENTERPRISE-MANAGEMENT-SYSTEME (EMS) .......................................................................................... 7 2.2.1 Standardsoftware ..................................................................................................................... 7 2.2.2 Merkmale von EMS................................................................................................................. 10 2.2.3 Vor- und Nachteile von EMS .................................................................................................. 12 2.2.4 Der Markt für Enterprise-Management-Systeme..................................................................... 14 2.2.5 Alternativen zum Einsatz von EMS.......................................................................................... 17 2.2.5.1 Individualsoftware ......................................................................................................................... 17 2.2.5.2 Component Ware.......................................................................................................................... 19 2.3 AUSWAHL VON EMS......................................................................................................................... 25 2.3.1 Vorgehen................................................................................................................................ 25 2.3.2 Ist-Analyse und Soll-Konzept.................................................................................................. 26 2.3.3 Informationsbeschaffung zur Evaluation von EMS .................................................................. 33 2.3.4 Nutzwertanalyse zur Auswahl von EMS.................................................................................. 41 2.3.5 Neuformulierung des Projektauftrages ................................................................................... 44 2.3.6 Begründung der Wahl von SAP R/3 ........................................................................................ 44 2.3.6.1 Beschränkung der Betrachtungen auf ein einziges System ............................................................ 44 2.3.6.2 Argumente für SAP R/3.................................................................................................................. 45 2.3.6.3 Argumente gegen SAP R/3............................................................................................................. 46 3 DAS R/3-SYSTEM.................................................................................................................................. 51 3.1 EINLEITUNG ..................................................................................................................................... 51 3.2 UNTERNEHMENSPROFIL DER SAP AG ................................................................................................. 52 3.2.1 Geschichte ............................................................................................................................. 52 3.2.2 Unternehmensstrategie .......................................................................................................... 53 3.2.3 Produkte ................................................................................................................................ 54 3.2.4 Partnerkonzept....................................................................................................................... 56 3.3 HAUPTANWENDUNGSBEREICHE DES R/3-SYSTEMS ................................................................................ 58 V Inhaltsverzeichnis 3.3.1 Überblick................................................................................................................................58 3.3.2 Organisationsstrukturen des R/3-Systems ...............................................................................61 3.3.2.1 Grundlegende Organisationseinheiten .......................................................................................... 61 3.3.2.2 Organisationseinheiten der Logistik ............................................................................................... 62 3.3.2.3 Organisationseinheiten des Finanzwesens..................................................................................... 63 3.3.2.4 Organisationseinheiten des Personalwesens.................................................................................. 66 3.3.3 Rechungswesen ......................................................................................................................68 3.3.3.1 FI - Finanzwesen (Financial Accounting) ....................................................................................... 70 3.3.3.2 TR - Treasury ................................................................................................................................. 73 3.3.3.3 CO - Controlling............................................................................................................................ 77 3.3.3.4 IM - Investitionsmanagement ........................................................................................................ 82 3.3.3.5 EC - Unternehmenscontrolling...................................................................................................... 83 3.3.4 Logistik....................................................................................................................................86 3.3.4.1 LO - Logistik allgemein .................................................................................................................. 88 3.3.4.2 SD - Vertriebsabwicklung (Sales & Distribution)............................................................................ 93 3.3.4.3 MM - Materialwirtschaft (Materials Management) ......................................................................... 97 3.3.4.4 PP - Produktionsplanung und -steuerung (Production Planning)................................................ 101 3.3.4.5 QM - Qualitätsmanagement........................................................................................................ 112 3.3.4.6 PM - Instandhaltung (Plant Maintenance) ................................................................................... 115 3.3.4.7 PS - Projektsystem ....................................................................................................................... 119 3.3.5 Personal................................................................................................................................123 3.3.5.1 PA - Personaladministration und - abrechnung ........................................................................... 124 3.3.5.2 PD - Personalplanung und -entwicklung..................................................................................... 127 3.3.6 CA - Anwendungsübergreifende Funktionen ........................................................................129 3.3.6.1 WF - Workflow............................................................................................................................ 130 3.3.6.2 Weitere anwendungsübergreifende Funktionen ......................................................................... 132 3.3.7 IS- Branchenlösungen (Industry Solutions)............................................................................139 3.3.8 BC- Basissystem ....................................................................................................................140 3.3.8.1 Systemverwaltung........................................................................................................................ 140 3.3.8.2 Datenbankverwaltung ................................................................................................................. 141 3.3.8.3 ABAP/4 Development Workbench ............................................................................................. 141 3.3.8.4 Business Engineer ........................................................................................................................ 143 3.4 SYSTEM-ARCHITEKTUR .....................................................................................................................148 4 EINFÜHRUNG VON SAP R/3.............................................................................................................155 4.1 EINLEITUNG ....................................................................................................................................155 4.2 ARTEN VON VORGEHENSMODELLEN ..................................................................................................156 4.3 SAP-VORGEHENSMODELL ................................................................................................................160 4.3.1 Darstellung des SAP-Vorgehensmodells ................................................................................160 VI Inhaltsverzeichnis 4.3.1.1 Übersicht ..................................................................................................................................... 160 4.3.1.2 Organisation und Konzeption...................................................................................................... 162 4.3.1.3 Detaillierung und Realisierung..................................................................................................... 167 4.3.1.4 Produktionsvorbereitung ............................................................................................................. 171 4.3.1.5 Inbetriebnahme ........................................................................................................................... 174 4.3.2 Kritik am SAP-Vorgehensmodell ........................................................................................... 176 4.4 KRITISCHE ERFOLGSFAKTOREN BEI DER EINFÜHRUNG VON SAP R/3 ..................................................... 178 4.4.1 Das Konzept der kritischen Erfolgsfaktoren .......................................................................... 178 4.4.2 Mögliche Erfolgsfaktoren bei der Einführung von SAP R/3.................................................... 179 4.4.3 Methodische Faktoren.......................................................................................................... 182 4.4.4 Systemtechnische Faktoren .................................................................................................. 200 4.5 BEURTEILUNG DER CSF AUS DER SICHT DER BETROFFENEN ................................................................. 205 4.5.1 Expertenbefragung................................................................................................................ 205 4.5.2 Darstellung der Ergebnisse ................................................................................................... 207 5 BEFRAGUNG ZUR EINFÜHRUNG VON R/3 .................................................................................... 211 5.1 EINLEITUNG ................................................................................................................................... 211 5.2 UNTERSUCHUNGSZIELE ................................................................................................................... 213 5.3 BEFRAGUNGSKONZEPT .................................................................................................................... 214 5.3.1 Bezugsrahmen...................................................................................................................... 214 5.3.1.1 Bezugsrahmen im Überblick ....................................................................................................... 214 5.3.1.2 Unternehmensbezogene Einflussgrössen ..................................................................................... 215 5.3.1.3 Projektbezogene Einflussgrössen.................................................................................................. 216 5.3.1.4 Technische Einflussgrössen (Informatik-Situation)........................................................................ 217 5.3.1.5 Aktionsparameter ........................................................................................................................ 217 5.3.1.6 Zielgrössen................................................................................................................................... 218 5.3.2 Untersuchungshypothesen................................................................................................... 219 5.3.2.1 Hypothesenbildung ..................................................................................................................... 219 5.3.2.2 Hypothesen zu unternehmensbezogenen Bedingungsgrössen .................................................... 219 5.3.2.3 Hypothesen zu Bedingungsgrössen der bisherigen Informatiksituation........................................ 221 5.3.2.4 Hypothesen zu projektbezogenenen Bedingungsgrössen............................................................ 222 5.3.2.5 Hypothesen zu Aktionsparametern ............................................................................................. 223 5.3.3 Methodisches Vorgehen ....................................................................................................... 225 5.3.3.1 Stichprobe ................................................................................................................................... 225 5.3.3.2 Datenerhebung ........................................................................................................................... 226 5.3.3.3 Datenauswertung ........................................................................................................................ 228 5.3.3.4 Statistische Analyseverfahren ....................................................................................................... 228 5.4 DARSTELLUNG DER ERGEBNISSE ........................................................................................................ 232 5.4.1 Konzeptionelle Grundlagen.................................................................................................. 232 VII Inhaltsverzeichnis 5.4.2 Profil Schweizer R/3-Anwender ............................................................................................232 5.4.2.1 Unternehmensgrösse ................................................................................................................... 232 5.4.2.2 Branchenherkunft........................................................................................................................ 236 5.4.2.3 Umfang des R/3-Einsatzes ........................................................................................................... 238 5.4.3 Evaluation und Produktentscheid.........................................................................................243 5.4.3.1 Auslösende Faktoren ................................................................................................................... 243 5.4.3.2 Intensität der Evaluation .............................................................................................................. 245 5.4.3.3 Konkurrenzprodukte ................................................................................................................... 246 5.4.3.4 Gründe für die Wahl von R/3...................................................................................................... 248 5.4.4 Projektmanagement..............................................................................................................252 5.4.4.1 Hauptproblembereiche ............................................................................................................... 252 5.4.4.2 Rechtliche Aspekte...................................................................................................................... 256 5.4.4.3 Projektorganisation ...................................................................................................................... 258 5.4.4.3.1 Projektgrösse ....................................................................................................................... 258 5.4.4.3.2 Projektverantwortung .......................................................................................................... 259 5.4.4.3.3 Lenkungsausschuss .............................................................................................................. 261 5.4.4.3.4 Zusammensetzung der Projektteams ................................................................................... 262 5.4.4.3.5 Projektleiter ......................................................................................................................... 264 5.4.4.3.6 Unterstützung des Managements ........................................................................................ 267 5.4.4.4 Projektdauer ................................................................................................................................ 268 5.4.4.5 Personaleinsatz während eines Projekts ...................................................................................... 272 5.4.4.6 Beratereinsatz .............................................................................................................................. 274 5.4.4.7 Projektkosten............................................................................................................................... 276 5.4.4.8 Einhaltung der Projektziele.......................................................................................................... 277 5.4.4.9 Methoden und Werkzeuge ......................................................................................................... 280 5.4.4.10 Kritische Erfolgsfaktoren............................................................................................................. 283 5.4.5 Systemtechnisches Umfeld ...................................................................................................285 5.4.5.1 Bisherige Systemarchitektur......................................................................................................... 285 5.4.5.2 Bisherige Softwarearchitektur ...................................................................................................... 286 5.4.5.3 Eingesetzte Systemkomponenten ................................................................................................ 288 5.4.5.4 Systemgrösse................................................................................................................................ 290 5.4.5.5 Integration von Desktop-Applikationen....................................................................................... 291 5.4.5.6 Outsourcing................................................................................................................................. 292 5.4.6 Anpassung des R/3-Systems ..................................................................................................295 5.4.6.1 Anpassung der Organisation und/oder der Software ................................................................... 295 5.4.6.2 Art der Anpassung ....................................................................................................................... 298 5.4.6.3 Schnittstellen ............................................................................................................................... 299 5.4.7 Produktionsvorbereitung und Inbetriebnahme.....................................................................300 5.4.7.1 Datenübernahme ........................................................................................................................ 300 VIII Inhaltsverzeichnis 5.4.7.2 Schulung...................................................................................................................................... 302 5.4.7.3 Inbetriebnahme ........................................................................................................................... 306 6 MANAGEMENTEMPFEHLUNGEN FÜR DIE ABWICKLUNG VON R/3-PROJEKTEN....................... 309 6.1 EINLEITUNG ................................................................................................................................... 309 6.2 BEDINGUNGSGRÖSSEN .................................................................................................................... 313 6.2.1 Unternehmensgrösse............................................................................................................ 313 6.2.2 Kostenbestimmende Faktoren.............................................................................................. 315 6.2.3 Zeitbestimmende Faktoren................................................................................................... 318 6.3 AKTIONSPARAMETER........................................................................................................................ 320 6.3.1 Übersicht.............................................................................................................................. 320 6.3.2 Projektorganisation .............................................................................................................. 321 6.3.3 Projektabwicklung................................................................................................................ 327 6.3.4 Würdigung der kritischen Erfolgsfaktoren............................................................................. 331 7 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK .......................................................................................... 333 7.1 ZUSAMMENFASSUNG ....................................................................................................................... 333 7.2 AUSBLICK....................................................................................................................................... 338 LITERATURVERZEICHNIS..................................................................................................................... 341 ANHANG A : ERFOLGSFAKTOREN ...................................................................................................... 353 ANHANG B : FRAGEBOGEN DER UMFRAGE VOM JULI 1996 .......................................................... 355 ANHANG C : STATISTISCHE ANALYSEN ............................................................................................. 367 INDEX .....................................................................................................................................................407 IX Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abb. 1-1: Aufbau. ...................................................................................................................................... 5 Abb. 2-1: Marktanteile von EMS-Herstellern im Industriesektor 1995. ................................................... 15 Abb. 2-2: Die Positionierung verschiedener Anbieter von EMS 1995. .................................................... 16 Abb. 2-3: Component-Ware-Architektur der OMG. ............................................................................... 21 Abb. 2-4: Beispiel für ein auf dem Component-Ware-Prinzip basierendes PPS-System. ........................ 22 Abb. 2-5: Business Framework der SAP................................................................................................... 23 Abb. 2-6: Anwendungsbereiche von Add-On-Produkten für das R/3-System......................................... 24 Abb. 2-7: Auswahlverfahren von EMS. .................................................................................................... 25 Abb. 2-8: Continous System Engineering vs. Business Process Reengineering......................................... 27 Abb. 2-9: Ergebnisse einer Internet-Recherche mit Hotbot nach dem Suchbegriff 'ERP'........................ 36 Abb. 2-10: Web-Seite einer Online-Zeitschrift zum Thema 'ERP'........................................................... 37 Abb. 2-11: Auszug R/3-WWW-Seite des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität Bern (Stand: 17.03.1997)............................................................................................................... 39 Abb. 2-12: Verwendung der Nutzwertanalyse für die Auswahl von EMS. .............................................. 42 Abb. 3-1: Entstehungsgeschichte der SAP AG.......................................................................................... 52 Abb. 3-2: Das Vertriebskonzept der SAP AG........................................................................................... 56 Abb. 3-3: Modulgliederung des R/3-Systems........................................................................................... 59 Abb. 3-4: Grundlegende Organisationseinheiten des R/3-Systems. ........................................................ 62 Abb. 3-5: Organisationseinheiten der Logistik. ........................................................................................ 63 Abb. 3-6: Rechtliche Organisationsstruktur des Finanzwesens. ............................................................... 64 Abb. 3-7: Organisationseinheiten des Personalwesens............................................................................ 67 Abb. 3-8: Module des Rechnungswesens. ............................................................................................... 69 Abb. 3-9: Komponenten des Finanzwesens............................................................................................. 70 Abb. 3-10: Teilkomponenten des Treasury-Moduls. ............................................................................... 73 Abb. 3-11: Komponenten des Controllings. ............................................................................................ 78 Abb. 3-12: Prinzip der Prozesskostenrechnung. ...................................................................................... 81 Abb. 3-13: Komponenten des Unternehmenscontrollings. ..................................................................... 83 Abb. 3-14: Module des Hauptanwendungsbereichs Logistik................................................................... 86 Abb. 3-15: Komponenten des Anwendungsbereichs "Logistik allgemein". .............................................. 88 Abb. 3-16: Komponenten des Logistikinformationssystems..................................................................... 92 XI Abbildungsverzeichnis Abb. 3-17: Komponenten der Vertriebsabwicklung.................................................................................93 Abb. 3-18: Komponenten der Materialwirtschaft.....................................................................................98 Abb. 3-19: Komponenten der Produktionsplanung und -steuerung......................................................102 Abb. 3-20: Spezielle Komponenten der Produktionsplanung und -steuerung.......................................109 Abb. 3-21: Komponenten der Qualitätssicherung..................................................................................113 Abb. 3-22: Komponenten der Instandhaltung. .......................................................................................115 Abb. 3-23: Komponenten des Projektsystems........................................................................................120 Abb. 3-24: Komponenten der Personaladministration und -abrechnung. .............................................124 Abb. 3-25: Komponenten der Personalplanung und -entwicklung........................................................127 Abb. 3-26: ALE-Szenarien. .....................................................................................................................135 Abb. 3-27: Zugriffsmöglichkeiten auf R/3 über Intra-/Internet...............................................................136 Abb. 3-28: Anbindung an R/3 über einen Internet Transaction Server. .................................................137 Abb. 3-29: Anbindung an R/3 über SAP-Automation. ...........................................................................138 Abb. 3-30: Komponenten von SAP Business Workflow.........................................................................146 Abb. 3-31: Schichtenarchitektur des R/3-Systems..................................................................................148 Abb. 3-32: Mögliche Hardware- und Systemsoftwareplattformen für das R/3-System..........................149 Abb. 3-33: Konfigurationsmöglichkeiten des R/3-Systems. ....................................................................150 Abb. 3-34: Integration von R/3 in das Internet.......................................................................................152 Abb. 4-1: Grundtypen von Vorgehensmodellen zur Einführung von Informationsystemen. .................157 Abb. 4-2: SAP-Vorgehensmodell............................................................................................................161 Abb. 4-3: Aktivitäten der Phase "Organisation und Konzeption"............................................................162 Abb. 4-4: Aktivitäten der Phase "Detaillierung und Realisierung"...........................................................167 Abb. 4-5: Aktivitäten in der Phase "Produktionsvorbereitung". ..............................................................171 Abb. 4-6: Aktivitäten in der Phase "Inbetriebnahme". ............................................................................174 Abb. 4-7: Mögliche Erfolgsfaktoren bei der Einführung von SAP R/3.....................................................181 Abb. 4-8: Einbeziehung des Managements in R/3-Einführungsprojekte ................................................183 Abb. 4-9: BPR-Varianten bei der Einführung von EMS. .........................................................................185 Abb. 4-10: Mögliche Evaluationskriterien für die Bewertung von EMS..................................................189 Abb. 4-11: Big Bang vs. Step-by-Step-Einführung. .................................................................................192 Abb. 4-12: Mögliches Anforderungsprofil an einen R/3-Projektleiter. ...................................................194 Abb. 4-13: Paarweise Bewertung von Erfolgsfaktoren bei der Einführung von SAP R/3. .......................206 XII Abbildungsverzeichnis Abb. 4-14: Bewertung der Erfolgsfaktoren (Anwender und Berater). .................................................... 207 Abb. 4-15: CSF aus der Sicht von Anwendern und Beratern. ............................................................... 208 Abb. 5-1: Explorativer Forschungsprozess.............................................................................................. 212 Abb. 5-2: Bezugsrahmen für die Einflussgrössen von Kosten und Dauer einer R/3-Einführung. ........... 215 Abb. 5-3: Vorgehen bei der Datenerhebung. ........................................................................................ 226 Abb. 5-4: Jahresumsatz der untersuchten Unternehmungen. ............................................................... 233 Abb. 5-5: Beschäftigtenzahl der untersuchten Unternehmen................................................................ 234 Abb. 5-6: Grössenverteilung der Unternehmen mit maximal 500 Beschäftigten. ................................. 234 Abb. 5-7: Branchenzugehörigkeit der R/3-Anwender............................................................................ 236 Abb. 5-8: Eingeführte Module. .............................................................................................................. 239 Abb. 5-9: Moduleinsatz in der Industrie. ............................................................................................... 240 Abb. 5-10: Moduleinsatz im Handel. .................................................................................................... 240 Abb. 5-11: Moduleinsatz in der Dienstleistungssektor........................................................................... 241 Abb. 5-12: Ausdehnung des R/3-Einsatzes (Heute - In Zukunft). .......................................................... 242 Abb. 5-13: Auslösende Faktoren für die Evaluation von EMS................................................................ 244 Abb. 5-14: In Konkurrenz zu R/3 evaluierte Produkte........................................................................... 247 Abb. 5-15: Ausschlaggebende Argumente für SAP R/3.......................................................................... 249 Abb. 5-16: Bedeutung von Internet Computing (Sommer 1996). ......................................................... 250 Abb. 5-17: Bedeutung von Internet Computing in Zukunft................................................................... 251 Abb. 5-1: Kritische Problembereiche in den R/3-Einführungsprojekten. ............................................... 252 Abb. 5-2: Hauptprobleme des Projektleiters. ........................................................................................ 253 Abb. 5-3: Rechtliche Probleme bei Einführung von R/3. ....................................................................... 257 Abb. 5-4: Budgets der einführenden Unternehmen.............................................................................. 258 Abb. 5-5: Anzahl Projekte in den Unternehmungen. ............................................................................ 259 Abb. 5-6: Projektverantwortungen......................................................................................................... 260 Abb. 5-7: Mitglieder des Lenkungsausschusses...................................................................................... 262 Abb. 5-8: Typische Projektgruppe.......................................................................................................... 263 Abb. 5-9: Herkunft des Projektleiters..................................................................................................... 265 Abb. 5-10: Eigenschaften eines Projektleiters. ....................................................................................... 266 Abb. 5-11: Unterstützung des Projektleiters durch das Management.................................................... 267 Abb. 5-12: Einführungszeiten von R/3-Projekten 1995 weltweit (Anbieterangaben). ........................... 268 XIII Abbildungsverzeichnis Abb. 5-13: Einführungszeit von SAP R/3-Projekten in der Schweiz. ......................................................269 Abb. 5-14: Vergleich des Projektaufwands im Zeitablauf. .....................................................................272 Abb. 5-15: Personaleinsatz während der Durchführung von R/3-Projekten..........................................273 Abb. 5-16: Beratungspartner in R/3-Projekten. ......................................................................................274 Abb. 5-17: Kostenaufteilung bei der Einführung von R/3.......................................................................276 Abb. 5-18: Zieleinhaltung in R/3-Projekten............................................................................................278 Abb. 5-19: Reaktion auf Zielabweichungen...........................................................................................279 Abb. 5-20: Verwendete Vorgehensmodelle...........................................................................................281 Abb. 5-21: Verwendete Tools. ...............................................................................................................282 Abb. 5-22: Kritische Erfolgsfaktoren bei der Einführung von SAP R/3....................................................283 Abb. 5-23: Ursprüngliche Hardwarekonfiguration.................................................................................286 Abb. 5-24: Durch R/3 ersetzte Softwarekategorien................................................................................287 Abb. 5-25: Eingesetzte Systemkomponenten.........................................................................................289 Abb. 5-26: Anteile der Unix-Betriebssysteme ........................................................................................290 Abb. 5-27: Entwicklung der Systemgrösse.............................................................................................291 Abb. 5-28: Integration von Fremdprodukten. ........................................................................................292 Abb. 5-29: Outsourcingvarianten von R/3..............................................................................................294 Abb. 5-30: Organisatorische Anpassung.................................................................................................296 Abb. 5-31: Art der Anpassung von R/3 an die betriebliche Umgebung. ................................................299 Abb. 5-32: Übernahme von Stammdaten und Bewegungsdaten. .........................................................301 Abb. 5-33: Probleme bei der Datenübernahme. ...................................................................................301 Abb. 5-34: Art der Schulung. .................................................................................................................304 Abb. 5-35: Verwendetes Schulungssystem.............................................................................................305 Abb. 5-36: Form der Anwenderunterstützung. ......................................................................................307 Abb. 6-1: Bedingungsgrössen und Aktionsparameter bei der Einführung von SAP R/3. ........................312 Abb. 6-2: Einsatz von R/3 im Mittelstand. ..............................................................................................314 Abb. 6-3: Kritische Erfolgsfaktoren bei der Einführung von SAP R/3......................................................321 Abb. 6-4: Reengineering-Varianten bei der Einführung von SAP R/3.....................................................329 XIV Tabellenverzeichnis Tabellenverzeichnis Tab. 2-1: Alternative Begriffe für Enterprise-Management-Systeme. ....................................................... 12 Tab. 2-2: Vor- und Nachteile von Enterprise-Management-Systemen. ................................................... 13 Tab. 2-3: Prozessbeschreibung der Nachbestellung eines Lagerartikels................................................... 28 Tab. 2-4: Kriterien zur Auswahl von EMS. ............................................................................................... 33 Tab. 2-5: Mögliche Informationsquellen zur Auswahl von EMS. ............................................................. 34 Tab. 2-6: Internet Search Engines. ........................................................................................................... 35 Tab. 2-7: Übersicht über weltweit eingesetzte EMS. ............................................................................... 38 Tab. 3-1: R/3-Module und deren Komponenten..................................................................................... 60 Tab. 5-1: Übersicht zu den verschiedenen Skalentypen........................................................................ 228 Tab. 5-2: Masszahlen der deskriptiven Statistik. .................................................................................... 229 Tab. 5-3: Irrtumswahrscheinlichkeiten und Signifikanzniveaus. ............................................................ 230 Tab. 5-4: Übersicht über die verwendeten Korrelationsanalyseverfahren. ........................................... 231 Tab. 5-5: Hersteller von in der Schweiz evaluierten EMS...................................................................... 248 Tab. 5-6: Prozessmodellierungswerkzeuge zur Unterstützung der R/3-Einführung............................... 280 Tab. 6-1: Unterschiede bei R/3-Einführungen zwischen KMUs und Grossunternehmen...................... 313 XV Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis ABAP/4 Advanced Business Application Programming (4. Generation) ALE Application Link Enabling AM Anlagenwirtschaft AMR Advanced Manufacturing Research API Application Programming Interface ASAP Accelerated SAP ATP Available To Promise BAPI Business Application Programming Interface BEW Business Engineering Workbench BOR Business Object Repository BPCS Business Planning and Control System CA Computer Associates CA Cross Applications CAD Computer Aided Design CASE Computer Aided Software Engineering CATT Computer Aided Test Tool CCMS Computing Center Management System CI Coded Information CIQ Computer Integrated Quality Management CO Controlling CO-ABC Controlling - Activity Based Costing CO-CCA Controlling - Kostenstellenrechnung CO-OPA Controlling - Order Project Accounting CO-PA Controlling - Ergebnis- und Marktsegmentrechnung (Profitability Analysis) CO-PC Controlling - Product Costing CO-PCA Controlling - Profit-Center-Rechnung (Profit Center Accounting) CORBA Common Object Request Broker Architecture CPI-C Common Programming Interface-Communication CSE Continous System Engineering CSF Critical Success Factors (Kritische Erfolgsfaktoren) DAX Deutscher Aktienindex DCE Distributed Computing Environment DTA Datenträgeraustausch DVS Dokumentenverwaltungssystem EDI Electronic Data Interchange EIS Executive Information System EPK Ereignisgesteuerte Prozessketten ERM Entity-Relationship-Modell FAZ Frankfurter Allgemeine Zeitung FI Finanzwesen GES Geschäftsprozessorientierte Einführung von Standardsoftware GIS Geographisches Informationssystem XVII Abkürzungsverzeichnis GL Geschäftsleitung GUI Graphical User Interface HIPO Hierarchy of Input-Process-Output HR Personalwirtschaft HTTP Hypertext Transfer Protocol IBIS Integriertes Börsenhandels- und Informationssystem IDES International Demo and Education System IDoc Intermediate Document IH Instandhaltung IMG Implementation Guide IPP Iteratives Prozess-Prototyping IS Branchenlösungen (Industry Solutions) ISW Individualsoftware IT Information Technology IV Informationsverarbeitung JDE JD Edwards JIT Just in Time KMU Kleine und mittelgrosse Unternehmungen MM Materialwirtschaft MS Microsoft NC Network Computer NCI Non Coded Information OLE Object Linking and Embedding OMG Object Management Group OMT Object Modeling Technique OOP Objektorientierte Programmierung ORB Object Request Broker OSS Online Support System PDC Plant Data Collection PM Instandhaltungssystem PP Produktionsplanungs- und -steuerungssystem PP-PI Produktionsplanung für die Prozessindustrie PPS Produktionsplanung und -steuerung PS Projektsystem PSP Projektstrukturplan QM Qualitätssicherungssystem R/2 Realtime-System 2 R/3 Realtime-System 3 RDBMS Relationales Datenbank-Management-System RFC Remote Function Call ROI Return on Investment SA Structured Analysis SADT Structured Analysis and Design Technique SAP System, Anwendungen und Produkte in der Datenverarbeitung XVIII Abkürzungsverzeichnis SAPGUI Graphische Benutzeroberfläche der SAP SD Vertriebssystem SD-IS Vertriebsinformationssystem SERM Strukturiertes Entity-Relationship-Modell SMA Servicemanagement SOP Sales & Operation Planning SSA Systems Software Accociates SSW Standardsoftware TCP/IP Transfer Control Protocol/Internet Protocol USD U.S. Dollar WF Workflowmanagementsystem WWW World Wide Web XXL Extended Export of Lists XIX Einleitung 1 Einleitung 1.1 Problemstellung Eine veraltete betriebswirtschaftliche Anwendungsplattform ist in vielen Unternehmen der Auslöser für die Beschaffung eines modernen integrierten Standardanwendungssystems.1 Die Gründe für die unzureichende Abdeckung der betrieblichen Erfordernisse durch die vorhandenen Altsysteme sind vielfältig. Häufig sind hohe Kosten, fehlende Integration, unzureichende Flexibilität ("Jahr 2000-Problem", Veränderung gesetzlicher Vorschriften etc.) oder eine veraltete Systemarchitektur die Hauptgründe für den Ersatz der bisherigen Systeme. Enterprise-Management-Systeme (EMS) der neuesten Generation (z.B. SAP R/3, Oracle Applications oder Baan) decken weite Bereiche des betriebswirtschaftlichen Anwendungsspektrums ab. Sie bilden dadurch gleichzeitig eine Basis für die Optimierung von Geschäftsprozessen.2 Durch die Integration der betriebswirtschaftlichen Funktionen und die Online-Verarbeitung der Daten sind entscheidrelevante Informationen schneller und in besserer Qualität verfügbar. Die Einführung solcher Systeme verursacht aber meist hohe Kosten und stellt dementsprechend hohe Anforderungen an das Projektmanagement.3 In vielen Unternehmungen ist das Know-how für die Abwicklung von Grossprojekten nicht vorhanden.4 Dies führt zu entsprechenden Problemen bei der Einführung eines EMS. Die Probleme sind mannigfaltig und wirken sich primär auf die Kosten und die Dauer eines Projektes aus.5 Der Grund für die grossen Zeit- und Kostenabweichungen ist vor allem auf den Mangel an Erfahrungen mit solchen Projekten im Hinblick auf die Abschätzung der Projektdimension und das Fehlen von Hinweisen auf die erfolgsentscheidenden Faktoren zurückzuführen. 1 2 3 4 5 Vgl. Knolmayer/Portner/von Arb (1995), S. 12. Vgl. Brenner/Keller (1995); Hammer/Champy (1994) S. 48; Österle (1995), S. 13; Zencke (1994). Vgl. Balmer/Mirchandani (1996); Keller et al. (1996). Mirchandani/Digrius (1996). Vgl. z.B. Cameron et al. (1996); Eberlein/Koopmann/Okroy (1995); Mirchandani/Digrius (1996). 1 Einleitung Da im Bereich des Einsatzes von EMS Wachstumsraten6 von 30-40% bis weit über den Jahrtausendwechsel hinweg prognostiziert werden, ist ein entsprechend hohes Interesse an Untersuchungen bezüglich Erfahrungen mit solchen Systemen zu erwarten. Der Gegenstand der vorliegenden Arbeit setzt sich aus diesem Grund vor allem mit der Problematik der Einführung von EMS auseinander. 1.2 Zielsetzungen Die Einführung von EMS wird durch die verschiedensten Faktoren beeinflusst. Darunter fallen u.a. betriebswirtschaftliche, systemtechnische und arbeitspsychologische Aspekte. Dieser Facettenreichtum macht es schwierig, auf Anhieb die Ursachen für die vorhandenen Probleme zu bestimmen. Aus diesem Grund soll mit dieser Publikation das Ziel verfolgt werden, die massgebenden Einfluss- und Regelgrössen für das Management von EMS-Projeken zu bestimmen, um daraus Handlungsanweisungen für die konkrete Gestaltung des Einführungsprozesses abzuleiten. Die sich daraus ergebenden Ziele können wie folgt formuliert werden: • Schaffung eines Bewusstseins für die Komplexität und den Nutzen von EMS • Sensibilisierung auf die Problemstellungen von EMS-Projekten durch Skizzierung des Einführungsprozesses • Untersuchung des Problemspektrums bei der Einführung von EMS • Ableitung der projektbestimmenden Faktoren und Ermittlung der kritischen Erfolgsgrössen • Herleitung von Schätzgrössen und Regeln für das Management zur erfolgreichen Abwicklung von EMS-Projekten. EMS-Projekte werden insbesondere von Anwendern häufig mit der Einführung von integrierten Anwendungssystemen für den Bürokommunikationsbereich (z.B. MS-Office) verglichen. Diesem schwerwiegenden Irrtum soll durch die ausführliche Darstellung der verschiedenen Anwendungsbereiche von SAP R/3 entgegengewirkt werden. 6 2 Vgl. Shepard (1996). Einleitung Die Einführung und Wartung eines EMS kann bis zu dreistelligen Millionenbeträgen erfordern und mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Die Abwicklung von EMS-Projekten unterscheidet sich in Teilbereichen deutlich von herkömmlichen Softwareentwicklungsprojekten. Durch die Darstellung des Einführungsprozesses von EMS anhand des SAPVorgehensmodells werden die Eigenheiten solcher Projekte deutlich. Da bisher kaum strukturierte Informationen zu Erfahrungen bei der Einführung von EMS vorliegen, wird mit der Durchführung von Expertenbefragungen und einer quantitativen Untersuchung das Sammeln von Informationen zu Erfahrungen mit der Einführung von R/3 bezweckt. Aus den daraus gewonnen Informationen sollen anschliessend die Bestimmungsgrössen und die erfolgsbeeinflussenden Steuergrössen von R/3-Projekten ermittelt und daraus Gestaltungsempfehlungen für den Einführungsprozess abgeleitet werden. 1.3 Forschungsmethode Zur Erreichung der gesetzten Ziele muss ein entsprechendes Forschungskonzept entworfen werden. Dieses stützt sich auf Gestaltungsempfehlungen zur Aufstellung eines Konzeptionsrahmens und der Ableitung eines Entscheidungsrahmens.7 Der Konzeptionsrahmen umfasst das Begriffs- und Hypothesenschema. Dieses ist primär auf die "Beschreibung und Erklärung realer Phänomene"8 ausgerichtet. Die nachfolgende Ableitung eines Entscheidungsrahmen bezweckt die Angabe von Handlungsempfehlungen auf der Grundlage der ermittelten Ergebnisse. Die Aufstellung des Begriffs- und Hypothesenschemas erfolgt in einem mehrstufigen Prozess. Vorerst werden auf der Basis von Literaturrecherchen die theoretischen Grundlagen (begriffliches Instrumentarium) erarbeitet. Ergänzend dazu werden die Ergebnisse einer empirischen Voruntersuchung und eigene Erfahrungen zur Aufstellung des Bezugsrahmens herangezogen. 7 8 Grochla (1978), S. 62 f. Grochla (1978) S. 62. 3 Einleitung Auf der nächsten Stufe folgt eine Präzisierung des Bezugsrahmens durch eine qualitative Untersuchung unter Anwendung teilstandardisierter Interviews. Aufgrund dieser Ergebnisse lässt sich der vorhandene Bezugsrahmen vervollständigen und damit wird die Grundlage für die Durchführung einer quantitativen Untersuchung geschaffen. Diese wird durch schriftliche Befragung aller Schweizer R/3-Anwender9 vorgenommen. Die Auswertung der gesammelten Daten erfolgt mit den Methoden der empirischen Sozialforschung. Aus diesen Ergebnissen werden anschliessend Handlungsempfehlungen für den Einführungsprozess von EMS abgeleitet.10 1.4 Aufbau Die Gliederung dieser Arbeit richtet sich an den dargestellten Zielsetzungen und der gewählten Forschungsmethode (vgl. Abb. 1-1). Die Kapitel 2, 3 und 4 dienen der Erarbeitung der Grundlagen. In Kapitel 2 wird der Evaluationsprozess von EMS dargestellt und die Wahl von SAP R/3 für die weiteren Untersuchungen begründet. Kapitel 3 widmet sich der Beschreibung der Hauptanwendungsbereiche und der Systemarchitektur von SAP R/3. In Kapitel 4 wird zunächst der Einführungsprozess von EMS am Beispiel des SAP-Vorgehensmodells näher betrachtet. Die Beschreibung möglicher Erfolgsfaktoren für R/3-Projekte und die Darstellung der Ergebnisse einer Expertenbefragung erfolgt im zweiten Teil des Kapitels. In Kapitel 5 werden die Ergebnisse der quantitativen Untersuchung zu Erfahrungen bei der Einführung von SAP R/3 in Schweizer Unternehmungen dargestellt. Dabei werden alle Aspekte des Einführungprozesses mit einem Schwergewicht auf den im vorangehenden Kapitel untersuchten Erfolgsfaktoren behandelt. In Kapitel 6 werden aus den gewonnenen Erkenntnissen Schätzgrössen zur Ermittlung des Projektvolumens und Management-Regeln zur Gestaltung des Einführungsprozesses abgeleitet. 9 10 4 Mit dem Begriff R/3-Anwender werden im folgenden Unternehmungen bezeichnet, welche auf der betriebswirtschaftlichen Anwendungsplattform das R/3-System der SAP AG einsetzen. Weitere Details zum Forschungsdesign können Abschnitt 5.3 entnommen werden. Einleitung Die Zusammenfassung in Kapitel 7 widmet sich den grundlegenden Erkenntnissen dieser Arbeit und in einem kurzen Ausblick werden mögliche Entwicklungstendenzen im Umfeld von EMS aufgezeigt. 1 Einleitung Problemstellung, Zielsetzungen, Forschungsmethode, Aufbau 2 Evaluation und Auswahl von EMS Def. Enterprise-Managment-Systeme (EMS), Marktübersicht, Alternativen zum Einsatz von EMS, Auswahl von EMS, Begründung der Wahl von SAP R/3 3 Das R/3-System Unternehmensprofil der SAP AG, Hauptanwendungsbereiche des R/3-Systems, Systemarchitektur 4 Einführung von SAP R/3 Arten von Vorgehensmodellen, SAP-Vorgehensmodell, Kritische Erfolgsfaktoren bei der Einführung von SAP R/3 (Expertenbefragung) 5 Befragung zur Einführung von SAP R/3 Untersuchungsziele, Befragungskonzept, Darstellung der Ergebnisse 6 Management-Empfehlungen für R/3-Projekte Bedingungsgrössen (Unternehmensgrösse, zeit- und kostenbestimmende Faktoren), Aktionsparameter zur Projektorganisation und Projektdurchführung 7 Zusammenfassung und Ausblick Abb. 1-1: Aufbau. 5 Evaluation und Auswahl von EMS 2 Evaluation und Auswahl von EMS 2.1 Einleitung Für die Bezeichnung von betriebswirtschaftlich-administrativer Standardanwendungssoftware sind in der Literatur sehr unterschiedliche Begriffe11 (z.B. ERP, EMS oder IBSIS) zu finden.12 Im folgenden Kapitel werden die Eigenschaften solcher Systeme (Vor- und Nachteile) beschrieben und eine Begriffsabgrenzung vorgenommen. Der zweite Teil dieses Kapitels setzt sich mit Auswahlkriterien und Informationsbeschaffungsmöglichkeiten für die Evaluation von solchen Systemen auseinander. Dabei wird ein grober Überblick über die aktuell auf dem Markt befindlichen Systeme gegeben und mögliche Alternativen zum Einsatz von Enterprise-Management-Systemen (EMS) diskutiert. 2.2 Enterprise-Management-Systeme (EMS) 2.2.1 Standardsoftware Der Begriff "Standardsoftware" (SSW) stammt aus dem Marketingumfeld und war während langer Zeit in den einschlägigen Begriffsnormen nicht zu finden.13 Dessen unklare Bedeutung14 wurde erst im Verlaufe der achtziger Jahre konkreter beschrieben.15 Zwei Definitionen, welche das heutige Verständnis von Standardsoftware im betrieblichen Umfeld recht gut umschreiben, werden im folgenden wiedergegeben.16 11 12 13 14 15 16 Vgl. z.B. Barbitsch (1996), S. 9; www.gartner.com; www.ramco.com. Vgl. Barbitsch (1996), S. 13. Vgl. Ludewig (1994), S. 4. Vgl. Horváth/Petsch/Weihe (1983), S. 6. Vgl. Heinrich/Roithmayr (1986), S. 383; Horváth/Petsch/Weihe (1983), S. 4f.; Mertens et al. (1990), S. 400 ff.; Österle (1990a), S. 15. Vgl. Ludewig (1994), S. 4 ff.; Stahlknecht (1995), S. 312 ff. 7 Evaluation und Auswahl von EMS Ludewig definiert Standardsoftware als "komplexe Anwendungssoftware, die ein Hersteller für den Markt entwickelt und anbietet, ein Anbieter kauft, anpasst oder häufiger vom Hersteller anpassen lässt und einführt. Die Anpassung kann auf verschiedene Weise erfolgen; lassen sich kleine Software-Systeme schon durch Parametrisierung oder durch gezielte Eingriffe an definierten Schnittstellen adaptieren, so wird sie bei grösseren Systemen kaum ohne erhebliche Eingriffe in die Software zu erreichen sein. Der Anwender muss sich umgekehrt auch der Software anpassen. Anpassung und Wartung werden um so aufwendiger, je mehr "freie" Eingriffe in der Software nötig sind, also Änderungen an Stellen, die nicht speziell dafür gemacht waren. Der Einsatz einer Standard-Software macht den Anwender wegen des Wartungsbedarfs für lange Zeit sehr abhängig vom Hersteller."17 Mertens versteht unter Standardsoftware "Computerprogramme ("Standardprogramme"), die • eine definierte Funktion, d.h. eine genau beschriebene Problemlösung übernehmen, • generell, d.h. für unterschiedliche Hardware bzw. Betriebssysteme sowie weitgehend branchenunabhängig einsetzbar sind, • in der Regel zu einem Festpreis angeboten werden und • sich mit geringem, zeitlich und finanziell fixierbarem Aufwand organisatorisch anpassen lassen."18 Anhand der Definitionen wird deutlich, dass bei der Beschreibung des Begriffs "Standardsoftware" verschiedenste Dimensionen berücksichtigt werden müssen. Grundsätzlich wird Standardsoftware für einen anonymen Markt entwickelt und lässt sich weitgehend branchen- und plattformunabhängig einsetzen. Die Preise sind im voraus festgelegt und hängen meist von der Anzahl Nutzer und bei modularisierten Systemen in der Regel auch vom funktionalen Nutzungsgrad ab. Den unterschiedlichen Bedürfnissen der Anwender wird durch vielfältige Anpassungmöglichkeiten (Customizing) Rechnung 17 18 8 Vgl. Ludewig (1994) S. 8. Vgl. Mertens (1990), S. 400. Evaluation und Auswahl von EMS getragen. Ferner wird davon ausgegangen, dass sich der Anwender ebenfalls in einem gewissen Grad an die durch die erworbenen Produkte vorgegebenen Abläufe anpasst. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte wird der Begriff "Standardsoftware" in dieser Arbeit wie folgt definiert: Definition: Unter Standardsoftware sind komplexe Anwendungssysteme zu verstehen, die für den anonymen Markt entwickelt werden und sich weitgehend branchen- und plattformunabhängig verwenden lassen. Das Einsatzgebiet bezieht sich entweder auf einen oder mehrere Funktionsbereiche eines Unternehmens. Beim Erwerb solcher Systeme gilt in der Regel ein aufgrund der Benutzerzahl und des Nutzungsumfangs angesetzter Festpreis. Die Integration von Standardsoftware kann sowohl durch Abstimmung des Anwendungspaketes auf die Unternehmensprozesse (Customizing) als auch durch Anpassung der betrieblichen Organisation an das erworbene Produkt erfolgen. Die Einsatzgebiete von Standardsoftware lassen sich grundsätzlich in die Bereiche • Systemsoftware • mathematisch-technische Anwendungssoftware und • betriebswirtschaftlich-administrative Anwendungssoftware unterteilen.19 Zur Systemsoftware werden u.a. Betriebssysteme (z.B. Unix oder Windows NT) und Datenbanksysteme (z.B. Oracle) gezählt. Mathematisch-technische Anwendungssoftware umfassen vor allem auf mathematischen und statistischen Methoden basierende Softwarepakete des technisch-wissenschaftlichen Anwendungsbereichs (z.B. CAD-Systeme, Baustatik-Systeme oder Optimierungspakete). Das Einsatzgebiet der betriebswirtschaftlich-administrativen Anwendungssoftware bezieht sich auf die klassischen betrieblichen Funktionsbereiche wie z.B. Finanz- und Rechnungswesen, Personalwesen, Beschaffung, Produktion und Vertrieb. Im den folgenden Ausführungen ist der Begriff "Standardsoftware" immer unter dem Hintergrund von betriebswirtschaftlich-administrativer Anwendungssoftware zu verstehen. 19 Vgl. Mertens (1990), S. 401. 9 Evaluation und Auswahl von EMS 2.2.2 Merkmale von EMS Enterprise-Management-Systeme richten sich in ihrem Wesen grundsätzlich nach dem im vorangegangenen Unterkapitel für Standardsoftware im betriebswirtschaftlichadministrativen Umfeld dargestellten Begriffsverständnis. Darüber hinaus verfügen solche Systeme aber über zusätzliche gemeinsame Merkmale20, welche vor einer eigentlichen Begriffsdefinition näher betrachtet werden sollen. • Integration EMS decken die administrativen Funktionen (Finanz- und Rechnungswesen, Beschaffung, Produktion, Vertrieb und Personalwesen) eines Unternehmens breit ab und orientieren sich an durchgängigen Geschäftsprozessen. Alle Anwendungsbereiche verfügen über die gleiche Datenbasis. Dadurch kann eine redundante Datenhaltung weitgehend verhindert und die Datenkonsistenz in hohem Masse gewährleistet werden. Ferner erfolgt die Integration auch in vertikaler Richtung, indem sämtliche Führungsebenen (von der Unternehmensleitung bis zum Sachbearbeiter) bei der Informationsverarbeitung berücksichtigt werden. Auf der Ebene der Führung findet ebenfalls eine Integration statt. Die verschiedenen Aktivitäten während des Führungsprozesses auf strategischer und operativer Ebene (Planung, Durchführung und Kontrolle) werden durch EMS unterstützt.21 • Flexibilität Die Flexibilität eines EMS bezieht sich grundsätzlich auf die Anpassungsfähigkeit eines Systems in technischer und betriebswirtschaftlicher Sicht. In technischer Hinsicht lassen sich EMS meist auf mehreren Hardwarewareplattformen und Betriebssystemen einsetzen. Durch die generelle Orientierung an den Prinzipien von Client/Server-Architekturen und durch die Unterstützung offener Standards (z.B. CORBA, COM oder DCE) entstehen umfangreiche Skalierungsmöglichkeiten. 20 21 10 Vgl. Barbitsch (1996), S. 3 f.; Buck-Emden/Galimow (1995), S. 88; CDI (1996b), S. 21 ff. Vgl. Österle (1990a), S. 15. Evaluation und Auswahl von EMS Auf betriebswirtschaftlicher Ebene bieten EMS zur Abdeckung von Geschäftsprozessen meist verschiedene Alternativen an. Die Anpassung (Customizing) erfolgt dabei entweder durch Parametersetzung oder durch Eingriffe an definierten Schnittstellen. In Ausnahmefällen können sogar Veränderungen am Source Code vornehmen. Im letztgenannten Fall erhöht sich aber der Wartungsaufwand (Releasewechsel) in erheblichem Umfang. • Internationalität Durch die Globalisierung der Märkte operieren viele grössere Unternehmen im internationalen Umfeld. Zur Abdeckung der damit verbundenen Bedürfnisse unterstützen EMS meist mehrere Sprachen und erfüllen die gesetzlichen Anforderungen der wichtigsten Industriestaaten. Verbunden mit der organisatorischen Flexibilität (Abbildung von komplexen Unternehmensstrukturen) eignen sich EMS für den Einsatz in international tätigen Konzernen. Die oben dargestellten Hauptmerkmale stellen zusammen mit den im vorangehenden Unterkapitel beschriebenen Grundeigenschaften von Standardsoftware die wesentlichen Kennzeichen von EMS dar. Daraus lässt sich folgende Definition für EnterpriseManagement-Systeme ableiten: Definition: Enterprise-Management-Systeme (EMS) decken sämtliche betriebswirtschaftlichen Anwendungsbereiche eines Unternehmens (Finanzwesen, Logistik und Personalwesen) ab und verbinden diese durch eine gemeinsame Datenbasis. Durch die Ausrichtung auf die Grundprinzipien von Client/Server-Architekturen (Portabilität, Offenheit, Skalierbarkeit) lassen sich EMS in technischer Hinsicht beliebig an unternehmensspezifische Bedürfnisse anpassen. Auf betriebswirtschaftlicher Ebene findet eine Anpassung (Customizing) durch Parametrisierung und ggf. durch Eingriffe an definierten Schnittstellen statt. In der Regel erfolgt parallel zur Anpassung des Systems eine Annäherung der Unternehmensorganisation an die Prozessvorgaben des EMS (Business Process Reengineering). Durch das Vorhandensein verschiedener Landesversionen (Erfüllung der gesetzlichen Vorschriften des jeweiligen Landes) und die Unterstützung mehrerer Sprachen lassen sich EMS auch in international tätigen Unternehmen einsetzen. 11 Evaluation und Auswahl von EMS Alternativ zum Begriff "Enterprise-Management-System" sind in der Literatur eine Vielzahl weiterer Begriffe für solche Systeme anzutreffen.22 In Tab. 2-1 sind die am häufigsten verwendeten Bezeichnungen angegeben. Deutscher Sprachraum Englischer Sprachraum • Integrierte betriebswirtschaftliche Standardsoftware • Enterprise Resource Planning Systems (ERP) • Betriebswirtschaftliche Anwendungssoftware • Enterprise Applications (EA) • Betriebswirtschaftliches (Standard-)anwendungen/ Standardpakete/Lösungen • Packaged Applications • Integrierte betriebliche Standardinformationssysteme (IBSIS) • Betriebswirtschaftlich-administrative Anwendungssoftware • Packaged Client/Server Applications • Business Software Solutions • Enterprise-Wide Client/Server Software Tab. 2-1: Alternative Begriffe für Enterprise-Management-Systeme. Einige Beispiele für Enterprise-Management-Systeme sind SAP R/3, Baan IV, Oracle Applications, SSA BPCS, Marcam Prism, JDEdwards OneWorld, Peoplesoft Solutions oder CA-PRMS. All diesen Systemen sind die oben genannten Merkmale in unterschiedlicher Ausprägung gemeinsam. In Kap. 2.2.4 wird eine Marktübersicht über solche Systeme gegeben. 2.2.3 Vor- und Nachteile von EMS Der Einsatz von Enterprise-Management-Systemen ist im Vergleich zur Entwicklung von Individualsoftware mit wesentlichen Vorteilen verbunden. Gleichzeitig sind aber auch Einschänkungen zu machen, welche bei der Evaluation von EMS berücksichtigt werden müssen. Tab. 2-2 gibt einen Überblick über die in der Literatur erwähnten Vor- und Nachteile von EMS. 23 22 23 12 Vgl. z.B. Barbitsch (1996), S. 9; Horváth/Petsch/Weihe (1983), S. 6; Keller (1995). Vgl. dazu Adler (1990), S. 163; Barbitsch (1996), S. 13 ff.; Blume (1997), S. 16 ff.; Buck-Emden/ Galimow (1995), S. 22 ff.; Engels/Gresch/Nottenkämpfer (1996), S. 22 ff.; Gronau (1996), S. 13 ff.; Horváth/Petsch/Weihe (1983), S. 7 f.; Keller/Teufel (1997), S. 68 ff.; Kirchmer (1996), S. 14 f.; Knolmayer (1995a); Ludewig (1994), S. 1 ff.; Österle (1990a), S. 21 ff.; Stahlknecht (1995), S. 313. f.; Scheer/Berkau/Kraemer (1990), S. 93 ff. Evaluation und Auswahl von EMS Vorteile von EMS • EMS bieten eine Vielzahl von Prozessvarianten und ermöglichen dadurch die Abdeckung aktueller und künftiger Anforderungen (Höhere Flexibilität). • Die von einem EMS unterstützten Prozesse können als "Best in Practice" bezeichnet werden, da bei der Entwicklung die Erfahrungen sehr vieler Anwender eingeflossen sind (Zukauf von org. Know-how). • Horizontale und vertikale Integration ist weitgehend gewährleistet. • Meist höhere Softwarequalität durch Praxiserprobung und höheres Know-how bei der Softwareentwicklung. • Schnellere Verfügbarkeit und somit kürzere Einführungsdauer. • In der Regel bestehen Kostenvorteile beim Einsatz von EMS und die Einführungskosten sind durch Festpreise besser kalkulierbar. • Weiterentwicklung und Wartung sind weitgehend gewährleistet (Zukunftssicherheit). • Schnittstellenproblematik ist durch hohen Integrationsgrad weniger gravierend. • Erfahrungsaustausch mit andern Anwendern (User Groups) lässt das Risiko kalkulierbarer werden. • Die Nutzung neuer Technologien ist durch die auf dem Markt für EMS herrschende Konkurrenz schneller gewährleistet (Innovationsdruck). • Auf dem Markt sind erfahrene Experten zu finden (Diese müssen nicht zuerst ausgebildet werden). • Grosses Schulungsangebot auf dem Markt (höhere Qualität der Schulung, Einsatz von CBT-Software). • Unternehmensübergreifender Datenaustausch wird durch weitgehende Standardisierung (z.B. EDIFACT) vereinfacht. Nachteile von EMS • Kritische Unternehmensprozesse (Core Processes) lassen sich unter Umständen nicht "optimal" in der SSW abbilden und müssen angepasst werden. Strategische Differenzierung gegenüber Wettbewerbern entfällt. • Gefahr der Gleichmacherei bei Prozessen in verschiedenen Unternehmungen unter Vernachlässigung betriebsindividueller Besonderheiten durch mangelnde Übereinstimmung der vom EMS angebotenen Funktionalität mit den betrieblichen Gegebenheiten. • Durch EMS erzwungene Änderungen der Geschäftsprozesse können erheblich sein und sind meist schwer absehbar (Chance + Gefahr). • EMS hat viel überflüssige Funktionalität (Hindernis für schlanke Einführung). • Akzeptanzprobleme in den IV-Abteilungen durch das Obsoletwerden bisheriger Kenntnisse (Verlust von internem IV-Know-how, Rollenänderung) • Release-Politik des Softwareanbieters ist wenig transparent und vielfach muss mit Verzögerungen von angekündigten Versionen gerechnet werden. • Die Nutzung neu verfügbar gewordener Funktionen kann mit dem Zwang zum Release-Wechsel des gesamten Systems verbunden sein. • Starke Abhängigkeit vom Anbieter durch mangelnde Transparenz der Standardsoftware. • Der Quellcode ist häufig nicht verfügbar. • Verschwenderischer Umgang mit Hardwareressourcen durch eine Vielzahl von ungenutzten Funktionen (generell höherer Ressourcenbedarf). • Schnittstellen zu veralteter Individual- oder Standardsoftware sind oftmals schwierig realisierbar. • Bessere Softwareergonomie durch die Verwendung einheitlicher grafischer Benutzeroberflächen. • Integration mit Produkten anderer Hersteller durch die Verwendung von standardisierten Schnittstellen besser gewährleistet (z.B. DCOM oder CORBA). • SSW ist in der Regel besser dokumentiert und dadurch ist die Verständlichkeit besser gewährleistet. Auf dem Markt ist eine Vielzahl von Zusatzliteratur vorhanden. • Datenschutz und Datensicherheit sind in hohem Masse gewährleistet • Durch Fremdbezug werden Personalressourcen in den IV-Abteilungen freigesetzt (Verringerung des Anwendungsstaus, Konzentration auf Probleme, welche nicht mit EMS gelöst werden können) Tab. 2-2: Vor- und Nachteile von Enterprise-Management-Systemen. 13 Evaluation und Auswahl von EMS Die dargestellten Merkmale können nicht in jedem Fall als allgemein gültig betrachtet werden. Die betriebsspezifische Situation muss bei der Auswahl und Gewichtung dieser Faktoren unbedingt mitberücksichtigt werden. 2.2.4 Der Markt für Enterprise-Management-Systeme Der Markt von Enterprise-Management-Systemen wurde 1995 auf rund 4 Mia. USD geschätzt.24 Bei Betrachtung der Marktentwicklung lässt sich eine Wachstumsrate zwischen 30% und 40% feststellen. In einer Studie von AMR (Advanced Manufacturing Research) wurde geschätzt, dass das Marktvolumen im Jahr 2000 über 15 Mia USD betragen werde.25 Diese Zahlen beziehen sich nur auf die verkauften Softwarelizenz- und Wartungsverträge. Darüber hinaus ist anzunehmen, dass die Nebenleistungen (Hardwareverkäufe, Schulung und Beratungsdienstleistungen) die Basis-Werte um ein Mehrfaches übersteigen werden.26 Da die einzelnen Produkte teilweise sehr unterschiedliche Bedürfnisse abdecken, lässt sich der Markt für EMS nicht eindeutig abgrenzen. Einerseits sind die verschiedenen Hersteller generell bestrebt, ihre Produkte auf eine möglichst grosse potentielle Kundengruppe auszurichten. Andererseits kann ein EMS unmöglich alle branchenspezifischen Merkmale in einem internationalen Umfeld abdecken und gleichzeitig auch für KMUs geeignet sein. Daher muss der Markt für EMS differenziert betrachtet werden. Als Gliederungsmerkmale können u.a. Unternehmensgrösse, Branchenzugehörigkeit und der Grad der internationalen Ausrichtung herangezogen werden. 24 25 26 14 George (1996). Shepard (1996). Vgl. AFOS (1996), S. 36; vgl. dazu auch Kapitel. 5.3. Evaluation und Auswahl von EMS Wird beispielsweise der weltweite Markt von EMS im Industriesektor für das Jahr 1995 betrachtet, ist eine klare Dominanz von SAP festzustellen (vgl. Abb. 2-1). Wird dagegen z.B. nur die Automobilindustrie betrachtet, erscheint in diesem Kundensegment SSA mit BPCS als Marktführer.27 Dieser Vergleich soll verdeutlichen, dass über die Marktanteile auf dem EMS-Markt je nach Sichtweise sehr unterschiedlich sind und die dargestellten Vergleiche in der Regel nur für sehr grosse, über mehrere Branchen vertretene und international tätige Unternehmen repräsentativ sind. Marktanteile von 27 EMS-Herstellern 1995 im Industriesektor (weltweit) Other 19% SAP 34% Peoplesoft 3% Oracle 5% JDE 5% Marcam 5% Baan 7% SSA 9% CA 13% Quelle: AMR 1996 Abb. 2-1: Marktanteile von EMS-Herstellern im Industriesektor 1995. 27 Vgl. George (1996). 15 Evaluation und Auswahl von EMS Rebuild High Remain J.D. Edwards American Software SSA BPCS C/S QAD Marcam non-OOT Functionality SAP R/3 JBA Cincom CA-PRMS Datalogix WDS Baan Ross CA-MMX MDIS Fourth Shift JIT Symix Oracle Avalon DBS SCT Spectrum Marcam Protector SSA DOCA Low Low Review Reinforce High Technology Quelle: Gartner Group (1995) Abb. 2-2: Die Positionierung verschiedener Anbieter von EMS 1995. In einer von der Gartner Group veröffentlichten Gegenüberstellung verschiedener EMS28 im Hinblick auf die vorhandene Funktionalität und die dem EMS zugrundeliegende Technologie entsteht ein vergleichbares Bild (vgl. Abb. 2-2). SAP R/3 nimmt hier ebenfalls die Führungsposition ein. Aber auch diese Einschätzungen beziehen sich vor allem auf sehr grosse, international tätige Konzerne; häufig wird allerdings eher die Mittelstandsfähigkeit von SAP R/3 als seine Konzernfähigkeit in Frage gestellt.29 Bei der Evaluation mag zwar die Markposition des Anbieters eine gewisse Rolle spielen, dennoch sollte bei der Entscheidfindung primär die Abdeckung der unternehmensspezifischen Bedürfnisse im Vordergrund stehen. Da sich eine EMS-Einführung, wie bereits darauf hingewiesen wurde (vgl. Tab. 2-2), nur mit grossem Aufwand wieder rückgängig machen lässt und hohe Kosten verursacht, wird in der Regel nach einer Vorselektion, 28 29 16 Vgl. Keller (1995). Vgl. Hufgard (1995), S. 44. Evaluation und Auswahl von EMS welche die generelle Eignung der auf dem Markt befindlichen Produkte überprüft, eine detaillierte Evaluation von maximal 3 Produkten empfohlen. 30 Bevor sich ein Unternehmen für den Einsatz eines EMS entscheidet, sollten alternative Lösungen geprüft und gegebenenfalls in die Betrachtungen einbezogen werden. Denkbar ist dabei die Entwicklung von Individualsoftware oder die Verwendung von Component Ware als Basis für den Bau von integrierten Systemen. Beide Alternativen werden im folgenden Abschnitt ausführlich diskutiert. 2.2.5 Alternativen zum Einsatz von EMS 2.2.5.1 Individualsoftware Durch die Entwicklung von Individualsoftware können die Bedürfnisse eines Unternehmens exakt abgebildet werden. Verbesserte Softwareentwicklungsmethoden und -werkzeuge (CASE-Tools, Repositories, objektorientierte Programmiersprachen) ermöglichen die Realisierung von Kosten- und Zeiteinsparungen im Entwicklungsprozess. Die gesamten Entwicklungskosten liessen sich in der Vergangenheit durch die Verwendung der genannten Methoden und Werkzeuge nur geringfügig reduzieren, da die finanziellen Aufwendungen für die Programmierung in Grossprojekten nur ca. 10-20% ausmachen. Die Hauptvorteile bei der Verwendung von modernen Softwarenetwicklungsmethoden und -werkzeugen gegenüber herkömmlichen Vorgehensweisen liegen vor allem bei der besseren Beherrschbarkeit der Komplexität von Entwicklungsprojekten.31 Durch die Dynamik der Märkte und die Geschwindigkeit der technischen Entwicklung werden die Entwickler ständig mit neuen Anforderungen konfrontiert. Der damit verbundene Wartungsaufwand von existierenden Anwendungssystemen ist erheblich und bindet einen Grossteil der vorhandenen Entwicklungsressourcen. Für Neuentwicklungen stehen zunehmend weniger personelle Ressourcen zur Verfügung. Dies führt mit der Zeit zu einem schwer überwindbaren Anwendungsstau.32 30 31 32 Vgl. Brenner (1990), S. 13. Vgl. Österle (1990a), S. 27. Vgl. Füller/Thomae (1990), S. 39; Hüttenhain (1990), S. 132. 17 Evaluation und Auswahl von EMS Für die Entwicklung von komplexen Anwendungssystemen mit vergleichbarem Leistungsumfang, Integrationsgrad und entsprechender Qualität, wie sie heute von Standardsoftware geboten wird, muss mit einer Entwicklungsdauer von 5 - 10 Jahren gerechnet werden.33 Während dieser Zeit müssen die Anforderungen durch die Dynamik im betrieblichen Umfeld ständig angepasst und erweitert werden. Dieser Umstand erhöht die Entwicklungsdauer zusätzlich. Dem steht die relativ kurze Einführungszeit von EMS (in der Regel 1-2 Jahre) gegenüber. Hohe Entwicklungskosten, fehlende personelle Ressourcen und lange Entwicklungszeiten sind die wesentlichsten Nachteile von Individualsoftware. Weitere Vor- und Nachteile von Individuallösungen können Tab. 2-1 entnommen werden. Der Hauptvorteil von Individuallösungen liegt in der Erlangung von Wettbewerbsvorteilen durch Verwendung von einzigartigen und speziell auf das Unternehmen zugeschnittenen Anwendungssystemen. Dieser Aspekt spricht stark für die Entwicklung von Individuallösungen. Können solche Potentiale durch den vorhandenen Anwendungsstau nicht genutzt werden, gehen Wettbewerbsvorteile verloren und die Konkurrenzfähigkeit wird geschwächt. Werden hingegen die für die Weiterentwicklung von administrativen Systemen notwendigen Entwickler durch die Beschaffung eines EMS freigesetzt, können diese Ressourcen für strategisch wichtige und standardmässig nicht lösbare Aufgaben eingesetzt werden.34 Moderne EMS decken die betrieblichen Anforderungen in den Anwendungsfeldern des Rechnungs- und Personalwesens in hohem Masse ab. Selbst im Bereich der Produktion und Logistik sind heutige EMS in den meisten Fällen in der Lage, alle erforderlichen Funktionen für die Beschaffung, die Fertigung und den Vertrieb zu unterstützen, so dass sich auch in diesem, in der Vergangenheit eher durch Individualsoftware geprägten Anwendungsbereich Standardsoftware einsetzen lässt.35 Ist die funktionale Abdeckung gegeben und werden die bereits erwähnten Vorteile Einführungsgeschwindigkeit, geringere Kosten und höhere Flexibilität in die Betrachtungen 33 34 35 18 Vgl. Österle (1990a), S. 23. Vgl. z.B. Kirchmer (1996), S. 14; Mertens/Knolmayer (1995), S. 32 f.; Österle (1990a), S 22 ff. Vgl. z.B. Losbichler (1988), S. 91. Evaluation und Auswahl von EMS einbezogen, fällt die Beantwortung der "Make-or-Buy"-Frage36 ist in den meisten Fällen zugunsten des EMS-Einsatzes eindeutig aus. 2.2.5.2 Component Ware Das Prinzip der Verwendung einzelner Softwarebausteine (Component Ware) bei der Anwendungskomposition entstammt der Objektorientierten Programmierung (OOP). Die Wiederverwendbarkeit stellt eines der Grundprinzipien der OOP dar.37 Die einzelnen Softwarebausteine sollen nach der Idee der Object Management Group (OMG) in Form von Objekten an einer Börse gehandelt werden und für die Anwendungsentwicklung zur Verfügung gestellt werden. Die Vertreter dieses Ansatzes erhoffen sich dadurch eine erhebliche Verkürzung der Entwicklungszeiten.38 In der Literatur besteht keine einheitliche Auffassung bezüglich des angemessenen Umfangs einzelner Anwendungskomponenten. Das Spektrum reicht von einfachen Softwarebausteinen ohne betriebswirtschaftliche Logik (z.B. Objektbibliotheken zur Oberflächensteuerung) bis hin zu komplexen Anwendungskomponenten in Form von vollständigen Business Objekten39 (z.B. für die Offerterstellung, Kundenbestellung oder Kreditwürdigkeitsprüfung). Eines der Grundprinzipien der Component-Ware-Architektur ist die Wiederverwendbarkeit der Anwendungskomponenten.40 Das ComponentWare Consortium schlägt vor, zur Gewährleistung der Wiederverwendbarkeit folgende Bedingungen einzuhalten:41 • Unabhängigkeit von einem Object Framework (z.B. COM, CORBA, OpenDoc) • Plattformunabhängigkeit auf Client- und auf Server-Ebene • Sprach- und Werkzeugunabhängigkeit • Gewährleistung von Datenrobustheit und Performance 36 37 38 39 40 41 Vgl. z.B. Mertens/Knolmayer (1995), S. 31 ff. Vgl. Udell (1994), S. 46. Vgl. Froitzheim (1994), S. 188. Dodd (1994), S. 7. (Dodd definiert Business Objekte wie folgt: "A business object is a software unit that corresponds to a real world entity from the user's domain." ) Vgl. Keller/Teufel (1997), S. 64 f. Vgl. ComponentWare Consortium (1995). 19 Evaluation und Auswahl von EMS • Gewährleistung unternehmensübergreifender Wiederverwendbarkeit. Neben das Kriterium der Wiederverwendbarkeit treten zusätzlich die Kriterien Anpassbarkeit und Erweiterbarkeit.42 Der Anpassbarkeit sind insofern Grenzen gesetzt, als Modifikationen nicht vollständig frei vorgenommen werden können, sondern sich diese nach dem vom Hersteller bereitgestellten Beziehungswissen richten sollen. Bei der Erweiterung von Anwendungskomponenten gilt es zu berücksichtigen, dass die Konsistenz des Gesamtprozessmodells nicht gefährdet werden sollte. Zur technischen Realisierung des Component-Ware-Konzepts schlägt die Object Management Group die in Abb. 2-3 beispielhaft dargestellte Grundarchitektur vor. Framework-Komponenten (z.B. CORBA43) stellen die Drehscheibe zwischen den ClientApplikationen und den RDBMS-Komponenten (Application Components) dar. Die zusätzliche Schicht ermöglicht die Loskoppelung zwischen den Desktop-Application und den RDBMS-Applikations-Komponenten. Dadurch können die einzelnen Komponenten unabhängig voneinander ausgetauscht werden. Der Object Request Broker (ORB) übernimmt dabei eigentliche Vermittler- und Transportfunktion. Die Verbindung zwischen den Framework-Komponenten und dem ORB wird durch spezifische APIs (Application Programming Interfaces) hergestellt. 42 43 20 Vgl. Keller/Teufel (1997), S. 65 f. CORBA = Common Object Request Broker Architecture. Evaluation und Auswahl von EMS Desktop Applications Framework Component CW C++ APP. Application Component Enterprise RDBMS OTHER SYBASE CW CORBA RDBMS ORACLE OBJECT REQUEST BROKER Naming Persistence Transaction Event Object Services Common Facilities Abb. 2-3: Component-Ware-Architektur der OMG. Ein Beispiel für die Umsetzung des Component-Ware-Prinzips stellt das von der Universität Erlangen mit wissenbasierenden Ansätzen entwickelte Produktionsplanungssystem GEPRODEX dar. Die Entwicklung der PPS-Funktionalitäten erfolgte bei diesem Anwendungsbeispiel auf der Basis von Microsoft-Standardanwendungskomponenten (insbes. MS-Project, MS-Excel, MS-Access). Die in den einzelnen Softwarebausteinen enthaltenen Funktionen werden gezielt durch Visual-Basic-Komponenten erweitert und an die Bedürfnisse der Produktionsplanung angepasst. Durch die Verwendung von Standardanwendungskomponenten, welche sich bereits tausendfach auf dem Markt bewährt haben und bei den Endanwendern ausreichend bekannt sind, ist mit einer geringeren Fehleranfälligkeit und kürzeren Einführungszeiten zu rechnen. 44 44 Vgl. Möhle et al. (1996), S. 30 ff. 21 Evaluation und Auswahl von EMS PPS-System MSExcel MSAccess Visual Basic MSProject MSExchange Abb. 2-4: Beispiel für ein auf dem Component-Ware-Prinzip basierendes PPS-System. Ein weiteres Beispiel für die Umsetzung des Component-Ware-Prinzips auf der Grundlage von Business Objekten stellt das Business Framework der SAP dar. Die bereitgestellten Business Objekte (z.B. Kundenbestellung oder Stellenbewerbung) werden von einem Business Object Repository (BOR) verwaltet und kommunizieren über sogenannte Business Application Programming Interfaces (BAPIs). Die einzelnen Business Objekte können nach dem "Lego-Prinizp" zu ganzen Applikationen z.B. für den Bereich des Electronic Commerce oder für die Unterstützung des Workflow Managements erstellt werden. 22 Evaluation und Auswahl von EMS R/3 Anwendungen R/3 Anwendungen, SAP Business Workflow CORBA Client Visual Basic, MS-Excel, MS Project,.... Internet Explorer, Netscape,... JavaAnwendungen CORBA COM DCOM Object Bridge DCOM Component Connector HTML Internet Transaction Server Java Java Component Connector B r o k e r BAPI Lieferantenauftrag BAPI BAPI Bedarfsanforderung BAPI BAPI Material Business Object Repository R/3 Datenbank Abb. 2-5: Business Framework der SAP.45 Einige Autoren46 sprechen bereits bei der Integration von herstellerfremden Softwarebausteinen in bestehende EMS von der Anwendung des Component-Ware-Prinzips. Im R/3-Umfeld stellen Drittanbieter eine grosse Zahl von Add-Ons (z.B. Archivierungsoder Zeiterfassungssysteme) zur Ergänzung von einzelnen Funktionen des R/3-Systems bereit (vgl. Abb. 2-6). Durch Hinzufügen von weiteren Softwarekomponenten soll ein besser auf die Anwenderbedürfnisse zugeschnittenes Informationssystem entstehen. Teilweise werden solche Add-Ons vom Hersteller zu einem späteren Zeitpunkt in ein EMS übernommen. 45 46 Vgl. SAP AG (1996e), S. 19. Vgl. dazu Froitzhein (1994), S. 188 ff.; Udell (1994), S. 56. 23 Evaluation und Auswahl von EMS BDE BDE ZeitZeitwirtschaft wirtschaft EDI EDI BOR ... ... R/3 Reise Reise kostenkostenabrechnung abrechnung ZugangsZugangskontrolle kontrolle CAD CAD Electronic Electronic Banking Banking Abb. 2-6: Anwendungsbereiche von Add-On-Produkten für das R/3-System.47 In anderen Bereichen (z.B. bei Textverarbeitungssystemen) ist es ebenfalls möglich durch die Objekt-Technologie einzelne Anwendungskomponenten (z.B. den Formeleditor) durch andere Komponenten zu ersetzen. Die sich durch Component Ware eröffnenden Möglichkeiten sind sehr vielfältig und bieten insbesondere beim Customizing von grösseren Anwendungssystemen entscheidende Vorteile durch die rasche Verfügbarkeit und die bessere Robustheit der am Markt erhältlichen Zusatzkomponenten. Für die Realisierbarkeit der Entwicklung von komplexen Anwendungssystemen nach dem "Lego-Prinzip" sind allerdings einige Fragezeichen zu setzen. Es ist zu befürchten, dass solche Vorhaben an den gleichen Problemen scheitern werden wie der Versuch der Integration von getrennt entwickelten Anwendungssystemen.48 47 48 24 Ein Überblick über Add-on-Produkte für SAP R/3 ist unter den WWW-Adressen www.sap.com oder www.logimedia.com zu finden. Vgl. Meinhardt/Teufel (1995), S. 71. Evaluation und Auswahl von EMS 2.3 Auswahl von EMS 2.3.1 Vorgehen Die Einführung eines EMS ist meist nur mit grossem Aufwand wieder rückgängig zu machen. Einer sorgfältigen Auswahl des zu beschaffenden System kommt deswegen erhebliche Bedeutung zu. Der Auswahlprozess erfolgt in der Regel anhand eines mehrstufigen Verfahrens (vgl. Abb. 2-7), welches durch den Projektauftrag ausgelöst wird. Auf der Grundlage einer Ist-Analyse und der daraus resultierenden Schwachstellenanalyse wird ein Soll-Konzept erstellt. Basierend auf dem Sollkonzept werden für das Anforderungsprofil Muss-Kriterien (K.O.-Kriterien) formuliert. Anhand dieser Kriterien wird eine Vorselektion getroffen und die Auswahl auf wenige Produkte (z.B. drei49) eingeschränkt. Die Bewertung der noch übrig gebliebenen Produkte kann anhand der restlichen Kriterien (Kann-Kriterien) durch die Anwendung entscheidtheoretischer Verfahren (z.B. Nutzwertanalyse) erfolgen. Nach Auswahl des EMS sind Projektauftrag und Zielsetzungen zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Projektauftrag Kriterienkatalog Erhebungstechniken, Darstellungstechniken IstAnalyse Nutzwertanalyse Schwachstellenanalyse Auswahl SollKonzept Überprüfung Projektauftrag/ Zielsetzungen Ermittlung von Mängeln und Ursachen Darstellungstechniken (z.B. ERM und EPK) Grad der Detaillierung ist unterschiedlich Zielformulierung Rahmenbedingungen Leistungsumfang EMS, Konzeption des EMS, Anwendererfahrungen, Stellung des Lieferanten, Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, etc. Abb. 2-7: Auswahlverfahren von EMS. 49 Vgl. Brenner (1990), S. 13. 25 Evaluation und Auswahl von EMS 2.3.2 Ist-Analyse und Soll-Konzept Die Art und Weise der Erstellung eines Soll-Konzepts ist in der Literatur umstritten.50 Einige Autoren51 empfehlen die Anwendung des gleichen Vorgehens wie bei der Softwareentwicklung (Detaillierte Analyse der Ist-Situation, Ableitung eines Soll-Konzepts, Erstellung eines Pflichtenhefts). SAP hingegen empfiehlt ihren Kunden, auf eine detaillierte Ist-Analyse zu verzichten und schlägt vor, die Anforderungen an das System aufgrund der vorhandenen Referenzmodelle festzulegen.52 Diese Vorgehensweise setzt allerdings voraus, dass der Systementscheid bereits gefallen ist. Grundlage für ein Projekt stellt der Projektauftrag dar. Darin werden Projektbezeichnung, Zielsetzungen, Inhalt des Anwendungssystems und Rahmenbedingungen für die Projektdurchführung festgelegt. Durch eine einfache und möglichst treffende Projektbezeichnung wird dem Vorhaben eine eindeutige Identität gegeben. Die Formulierung von Zielsetzungen verdeutlicht Zweck eines Projektes. Zielsetzungen in Zusammenhang mit Informatikprojekten beziehen sich häufig auf Kosteneinsparungen, eine Erhöhung der Durchlaufzeiten, Verbesserung der Kundenserviceleistungen oder Produktequalität etc. Anhand einer fachlichen Abgrenzung werden in groben Zügen die betrieblichen Funktionen beschrieben, welche durch das neue Anwendungssystem abgedeckt werden sollen. Ferner werden alle für das Projekt relevanten Rahmenbedingungen (z.B. Einbezug von Beratungsunternehmen, Projektdauer, Berichterstattung, verfügbare personelle und finanzielle Ressourcen, Kompetenzen des Projektleiters) festgehalten. Die Grundlage für die Erstellung des Soll-Konzepts stellen die Ergebnisse der Ist-Analyse dar. Das Ziel der Ist-Analyse ist die Aufnahme und Bewertung der vorhandenen Abläufe (Geschäftsprozesse) und der damit verbundenen Daten.53 Der Detaillierungsgrad der Ist-Analyse hängt im wesentlichen vom Ausmass der beabsichtigten organisatorischen und technischen Änderungen während der Einführung eines EMS ab. Von einer reinen Automatisierung ohne Veränderung der betrieblichen Ablauforganisation ist erfahrungs- 50 51 52 53 26 Vgl. Stahlknecht (1995), S. 315. Vgl. z.B. Losbichler (1988), S. 90; Stahlknecht (1995), S. 315. Vgl. Vaske (1996), S. 7. Vgl. Stahlknecht (1995), S. 252. Evaluation und Auswahl von EMS gemäss eher abzuraten.54 Alternativ dazu wird die Anpassung der Organisation im Rahmen der EMS-Einführung der reinen Automatisierung vorgezogen. Bezüglich der Wahl der Anpassungsstrategien herrscht keine einheitliche Auffassung. Während die Anhänger des Business Process Reengineering (BPR) quantensprungartige Verbesserung von Geschäftsprozessen55 fordern, ziehen die Verfechter des Continous System Reengineering (CSE) kurzfristige Verbesserungen in kleinen Schritten vor56 (vgl. Abb. 2-8). Während beim CSE behauptet wird, dass durch ständige Anpassung des EMS eine bessere Übereinstimmung zwischen Betriebsorganisation und Informationsverarbeitung57 erreicht werden kann, sind die Anhänger des BPR der Auffassung, dass Verbesserungen nur durch eine radikale Änderung der Organisation58 realisiert werden können. Informationsund OrganisationsQualität CSE BPR Ausgangslage Heute Zeit Abb. 2-8: Continous System Engineering vs. Business Process Reengineering. Diese beiden Denkansätze setzen auch unterschiedliche Auffassungen bezüglich der Durchführung einer Ist-Analyse voraus. Während beim BPR gefordert wird, dass die Ablauforganisation weitgehend unabhängig von der Ist-Situation neu entworfen werden 54 55 56 57 58 Vgl. Buxmann/König (1997), S. 166. Vgl. Brenner/Keller (1995), S. 27; Hammer/Stanton (1995), S. 3. Thome/Hufgard (1996), S. 79 f. Thome/Hufgard (1996), S. 83 f. Hammer/Champy (1994), S. 49 f. 27 Evaluation und Auswahl von EMS soll,59 wird beim CSE die Bedeutung der Ist-Analyse nicht grundsätzlich in Frage gestellt.60 SAP empfiehlt ihren Kunden die Ist-Analyse wie auch das Soll-Konzept nicht zu detaillieren, sondern für die Festlegung der notwendigen Funktionen das vom Hersteller zur Verfügung Referenzmodell zu nutzen.61 Aber auch diese Empfehlung ist kritisch zu betrachten, da für die anforderungsgerechte Festlegung der zu nutzenden Funktionen eine detaillierte Kenntnis der betrieblichen Abläufe vorausgesetzt werden muss.62 Für und gegen die Durchführung einer detaillierten Ist-Analyse sprechen viele einleuchtende Argumente. Ungeachtet dieser Diskussion wird im folgenden kurz dargestellt, wie eine Ist-Analyse im Zusammenhang mit einer EMS-Einführung aussehen könnte. In der Literatur lässt sich zum Beispiel folgender Vorschlag finden:63 • Beschreibung der Arbeitsabläufe (mit zeitlichem Ablauf und beteiligten Stellen) • Entstehung, Verwendung und Mengengerüst aller relevanten Daten • Schnittstellen zu internen und externen Stellen sowie • bei der Prozessabwicklung anfallenden Kosten. Im Zentrum der Ist-Analyse steht die Darstellung der betrieblichen Prozesse und der mit einem Prozess verbundenen Organisationseinheiten. Diese können beispielsweise anhand verschiedener "W-Fragen" beschrieben werden. Am Beispiel der Nachbestellung eines Lagerartikels könnte diese Prozessbeschreibung wie folgt aussehen:64 W-Frage Antwort W-Frage Antwort Wer? Abteilung Einkauf Wozu? Nachbestellung An Wen? Lieferanten Wann? Falls Meldebestand erreicht Was? Lagerartikel Wie? Schriftliche Bestellung Tab. 2-3: Prozessbeschreibung der Nachbestellung eines Lagerartikels. 59 60 61 62 63 64 28 Davenport/Stoddard (1994), S. 122 f. Thome/Hufgard (1996), S. 20. Stahlknecht (1995), S. 315. Thome/Hufgard (1996), S. 20. Stahlknecht (1995), S. 254 ff. Stahlknecht (1995), S. 256. Evaluation und Auswahl von EMS Ein weiterer Kernbereich der Ist-Analyse stellt die Beschreibung der relevanten Daten dar. Dabei wird die Frage gestellt, welche Daten für die Durchführung eines Prozesse notwendig sind und welche Daten allenfalls bei der Durchführung eines Prozesses erzeugt werden. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage nach dem Mengengerüst, d.h. über die Menge der benötigten resp. erzeugten Daten. Diese Angaben sind insbesondere für die Dimensionierung der Rechenleistung, des Massenspeichers und der Kommunikationsleitungen massgebend. Zusätzlich zu Ermittlung der Prozesse und der Daten sind die von einem Prozess tangierten internen (z.B. Abteilung Rechnungswesen) und externen Schnittstellen (z.B. Lieferant) betreffend Datenaustausch und bei der Abwicklung eines Prozesses entstehenden Kosten zu erfassen. Für die Erfassung und Beschreibung der Ist-Situation können verschiedene Erhebungsund Darstellungstechniken zum Einsatz kommen. Die wichtigsten Techniken zur Erhebung des Ist-Zustandes sind65 • Unterlagenstudium • Fragebogen • Interview • Konferenz • Beobachtung und • Selbstaufschreibung. Für die Darstellung der vorhandenen Geschäftsprozesse und der damit verbundenen Daten sind ebenfalls die verschiedensten Techniken einsetzbar. Grundsätzlich können • verbale • tabellarische oder • grafische 65 Vgl. Schmidt (1991), S. 116 ff.; Stahlknecht (1995), S. 259 f. 29 Evaluation und Auswahl von EMS Beschreibungswerkzeuge eingesetzt werden.66 Einige Beispiele für heute gebräuchliche Darstellungstechniken aus dem Umfeld der Informationsverarbeitung sind: • Entity-Relationship-Modell67 (ERM • Structured Analysis68 (SA) • Structured Analysis and Design Technique69 (SADT) • Hierarchy of Input-Process-Output70 (HIPO) • Petri-Netze71 • Object Modeling Technique72 (OMT) • Ereignisgesteuerte Prozessketten73 (EPK). Neben den IT-basierten Darstellungstechniken können eine grosse Zahl BWL-orientierter Methoden zur Aufgaben- und Aufbauorganisationsbeschreibung herangezogen werden. 74 Darunter fallen z.B. • Organigramme • Stellenbeschreibungen • Kommunikationsdiagramme • Belegflussdiagramme oder • GANTT-Diagramme (Balkendiagramme). Die genannten Methoden stellen eine Auswahl möglicher Darstellungstechniken für die betrieblichen Prozesse und die Aufbauorganisation dar. Bei der Einführung von EMS (z.B. SAP R/3) wird häufig die Methode der Ereignisgesteuerten Prozessketten75 verwendet. 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 30 Vgl. Keller/Teufel (1997), S. 137 ff.; Stahlknecht (1995), S. 261 ff. Chen (1976), S. 9-36. De Marco (1978), S. 15-178. Marca/McGowan (1988), S. 1-72. Stevens/Myers/Constantine (1974), S. 115 ff. Petri (1962). Rumbaugh (1991), S. 21 ff. ASAP World Consultancy/Blain, S. 94 ff.; Keller/Teufel (1997), S. 158 ff.; Scheer (1995), S. 49 ff. Vgl. z.B. Keller/Teufel (1997), S. 145 ff.; Schmidt (1991), S. 263 ff. Vgl. Kap. 4.3.1.2. Evaluation und Auswahl von EMS Parallel zur Erfassung des Ist-Zustandes erfolgt die Ermittlung der existierenden Mängel in der vorhandenen Ablauforganisation. Im Rahmen einer nachfolgend durchgeführten Schwachstellenanalyse müssen die Ursachen dieser Mängel bestimmt und die daraus resultierenden Folgeschäden quantifiziert werden. Beispiele für Mängel sind durch ein mangelhaftes Mahnwesen verursachte hohe Debitorenausstände. Die sich daraus ergebenden Schäden sind Liquiditätsengpässe und damit verbunden die Notwendigkeit der Beschaffung von teurem Fremdkapital (z.B. Bankkredite) zur Überwindung dieser Engpässe. Durch Erfassung und Bewertung der Schwachstellen wird die Möglichkeit geschaffen, die festgestellten Mängel bei der Festlegung des Soll-Konzepts zu beseitigen. Das Soll-Konzept legt auf der Basis der ermittelten Bedürfnisse und Schwachstellen sowie aufgrund der erkennbaren Potentiale des aktuellen Entwicklungsstandes der Informationstechnologie die Anforderungen an das neue System fest. Zusätzlich zur Anforderungsdefinition werden die Wirtschaftlichkeit des aktuellen und des geplanten Zustandes verglichen. Der Übergang von der Analyse der Ist-Situation zum Soll-Konzept ist eine schwierige Aufgabe.76 Für die Ableitung der Anforderungen sind verschiedene Vorgehensweisen denkbar: • Ableitung eines auf eigenen Überlegungen basierenden Sollkonzepts (Einsatz von Kreativitätstechniken). • Ableitung eines auf allgemeinem Erfahrungswissen basierenden Sollkonzepts (Einsatz von branchenspezifischen Referenzmodellen). • Ableitung eines Sollkonzepts auf der Basis eines produktbezogenen Referenzmodells (z.B. R/3-Referenzmodell). 76 Vgl. Thome/Hufgard (1996), S. 21. 31 Evaluation und Auswahl von EMS Das erstgenannte Verfahren bietet zwar den Vorteil, dass unternehmensspezifische Merkmale meist besser berücksichtigt und damit Wettbewerbsvorteile erhalten oder neu dazu gewonnen werden können. Gleichzeitig verbirgt sich hinter dieser Vorgehensweise ein enormer Aufwand und es besteht die Gefahr der Zementierung der vorgedachten Prozesse. EMS decken die aufwendig erarbeiteten Soll-Prozesse meist in anderer Form ab, so dass der in den kreativen Prozess investierte Aufwand obsolet wird. Bei der Verwendung von branchenspezifischen Referenzmodellen für die Anforderungsdefinition kann ein Grossteil des durch den kreativen Gestaltungsprozesses verursachten Aufwandes eingespart werden. Der Abdeckungsgrad mit der Funktionalität der am Markt erhältlichen EMS wird durch die Verwendung von standardisierten Prozessen erheblich grösser sein. Allerdings wird die Chance zur strategischen Differenzierung durch die Angleichung der Geschäftsprozesse an branchenübliche Vorgehensweisen vertan. Die Ableitung des Anforderungskatalogs aufgrund eines produktspezifischen Referenzmodells garantiert bei der Einführung den geringsten Anpassungsaufwand. Allerdings ist diese Vorgehensweise als Grundlage für die Evaluation mehrerer Produkte wenig sinnvoll, da die zu wählende Alternative präjudiziert wird. Dieses Vorgehen kommt eigentlich nur bei der strategischen Auswahl einer Produktefamilie zur Ermittlung des Funktionsabdeckungsgrades in Frage. Ein Anforderungskatalog für die Evaluation von EMS orientiert sich primär an den formulierten Zielsetzungen und kann die in Tab. 2-4 dargestellten Kriterien umfassen. Damit eine Vorselektion von EMS möglich ist, wird zwischen Muss- (K.O.-) und KannKriterien unterschieden. Der Kriterienkatalog umfasst neben fachlichen, technischen und wirtschaftlichen Anforderungen auch Erfordernisse, welche sich auf die Eigenschaften des Lieferanten beziehen. Für die Evaluation von EMS ist der Beizug externer Berater lohnenswert. Die Bewertung der in die Betrachtungen einbezogenen Systeme erfolgt aufgrund dieses Kriterienkatalogs. Für die Auswahl des am besten geeignetsten Produkts wird häufig die Nutzwertanalyse eingesetzt. 32 Evaluation und Auswahl von EMS Kriterienkatalog zur Auswahl von EMS • Leistungsumfang − Daten, Funktionen − Integrationsgrad − Anpassungaufwand − Schnittstellen zu anderen Anwendungen • Konzeption des EMS − Basisarchitektur (Portabilität, Offenheit, Skalierbarkeit) − Systemvoraussetzungen − Erfüllung bestimmter Softwarestandards − Benutzerfreundlichkeit − Antwortzeitverhalten − Dokumentation (Benutzerdokumentation, technische Dokumentation) − Weitere Softwarekomponenten (Data Dictionary, Referenzmodelle, Einführungsunterstützungswerkzeuge, Office-Komponenten etc. • Erfahrungen von Anwendern − Fachliche Erfahrungen − Branchenbezogene Erfahrungen − Länderbezogene Erfahrungen − Herstellerbezogene Erfahrungen • Lieferant − Stellung des Lieferanten am Markt − Qualifikation der Mitarbeiter des Lieferanten − Branchenerfahrung − geographische Nähe − Vertragsbedingungen, Garantien − Zusatzleistungen des Anbieters (Beratung, Schulung etc.) • Kosten/Nutzen-Relation − Anschaffungskosten (Lizenzen) − Einführungskosten − Hardwarekosten − Betriebs- und Wartungskosten Tab. 2-4: Kriterien zur Auswahl von EMS.77 2.3.3 Informationsbeschaffung zur Evaluation von EMS Für die Informationsbeschaffung zur Evaluation von EMS steht eine Vielzahl von Informationsquellen zur Verfügung. Diese eignen sich aufgrund ihrer Sichtweise und aufgrund des Detaillierungsgrades in unterschiedlichem Ausmass zur Wissensgewinnung in den verschiedenen Phasen des Evaluationsprozesses. Darüber hinaus wurden in den letzten Jahren die Informationsbeschaffungsmöglichkeiten durch die starke Ausdehnung elektronischer Medien (insbes. Internet) grundlegend verändert. Tab. 2-5 zeigt eine Auswahl verschiedener Informationsquellen für die Evaluation von EMS und bewertet diese nach Eignung für die verschiedenen Phasen des Evaluationsprozesses. 77 Vgl. z.B. Brenner (1990), S. 15 ff.; Horváth/Petsch/Weihe (1983), S. 12 ff.; Stahlknecht (1995), S. 318. 33 Evaluation und Auswahl von EMS Informationsquellen Produktsuche Vorselektion Produktbeurteilung Softwarekataloge (z.B. ISIS-Report) l ¤ ¡ Fachzeitschriften ¤ ¤ ¤ Messen (z.B. CeBIT) ¤ ¤ ¡ World Wide Web / Compuserve l l ¤ Konferenzen/Seminare/Tagungen ¡ ¤ ¤ Fachliteratur ¡ ¤ l Herstellerinformationen (Informationsmaterial) ¡ ¤ ¤ Beratungsunternehmen ¤ ¤ ¤ Marktforschungsinstitute (z.B. Gartner Group) l l ¡ Universitäten (Fallstudien, empirische Studien) ¤ l ¤ Erfahrungsberichte von Anwendern (Usergroups) − ¡ l Testinstallation − ¡ l ¡ ungeeignet ¤ teilweise geeignet l gut geeignet Tab. 2-5: Mögliche Informationsquellen zur Auswahl von EMS.78 Zur Produktsuche bieten sich Verzeichnisse in Software-Katalogen79, Marktübersichten in Fachzeitschriften80 oder von Marktforschungsunternehmungen an. Die dabei gewonnen Information haben einen sehr geringen Detaillierungsgrad und geben nur groben Hinweise auf die allfällige Eignung eines Produktes im konkreten Anwendungsfall. Die Produktsuche auf dem World Wide Web (WWW) ist grundsätzlich auch möglich. Mit Hilfe von Search Engines können alle über das Internet ansprechbaren WWWServer nach bestimmten Inhalten durchsucht werden. Da die Präsenz der einzelnen IV-Anbieter auf dem Internet relativ gross ist, können mit einer seriösen Recherche viele für eine Evaluation von EMS in Frage kommende Produkte ausfindig gemacht werden.81 Tab. 2-6 zeigt ist eine Auswahl verschiedener Search Engines für die Suche nach bestimmten Begriffen auf dem Internet. Die einzelnen Search Engines unterscheiden sich 78 79 80 81 34 In Anlehnung an Horvàth/Petsch/Weihe (1983), S. 15. Vgl. Nomina Information Services (1995a-c). Vgl. z.B. Chen/Geitner (1993), S. 52 ff. Vgl. Knolmayer (1996a); Knolmayer (1996b); Knolmayer (1996c). Evaluation und Auswahl von EMS hauptsächlich nach dem bereitgestellten Datenvolumen und den Suchmechanismen. Die Bedienung ist relativ einfach und in einigen Fällen ausführlich dokumentiert. Internet Search Engines Name WWW-Adresse Besonderes Merkmal Alta Vista http://www.altavista.digital.com/ - Lycos http://www.lycos.com/ - Hotbot http://www.hotbot.com/ - WebCrawler http://webcrawler.com/ - Yahoo! http://www.yahoo.com/ Kategorisierte Auflistung der Einträge Infoseek Ultra http://ultra.infoseek.com/ - Excite http://www.excite.com - Cyber 411 http://www.cyber411.com/search/ Parallele Suche auf mehreren Search Engines DejaNews http://www.dejanews.com/ Suche in News-Archiven (Newsgroups) Lycos (CH,D,A) http://www.lycos.de Server mit Extensionen ch, de, at Tab. 2-6: Internet Search Engines. Mehrere Suchbegriffe können durch boolsche Verknüpfungsopertoren (AND, OR, NOT) kombiniert werden (z.B. ERP AND "Market Share") und erlauben so eine Präzisierung der gesuchten Informationen. Bei der Wahl der Suchbegriffe müssen verschiedene Überlegungen angestellt werden. Meistens existieren für einen Suchbegriff (z.B. Integrierte betriebswirtschaftliche Standardsoftware) verschiedene Synonyme82 (z.B. Betriebswirtschaftliche Anwendungssoftware) nach welchen ebenfalls gesucht werden sollte. Bei Akronymen (z.B. ERP) und mehrdeutig verwendeten Begriffen (z.B. Sun) besteht darüber hinaus das Problem von Homonymen83. Die Ergebnisse einer Suche sind in solchen Fällen durchmischt mit Fundstellen, welche in einem völlig anderen Zusammenhang stehen.84 82 83 84 Vgl. dazu Tab. 2-1. Vgl. dazu Abb. 2-3; Beispiel: Anstelle von Enterprise Management Systems steht dieses Akronym auch für Begriffe wie Eligibility Review Program, Event-Related Potential, Evoked Response Potential etc. Vgl. Knolmayer (1996), S. 87 ff. 35 Evaluation und Auswahl von EMS Ferner muss bei der Auswahl von Suchbegriffen die für das entsprechende Fachgebiet am meisten verbreitete Sprache verwendet werden. In den Publikationen zur Themen der Wirtschaftsinformatik dominiert auf dem Internet die englische Sprache. Aus diesem Grund sind bei der Suche nach englischen Suchbegriffen die meisten Fundstellen zu erwarten. Eine weiterer Aspekt stellt das Problem der Aktualität der durch Search Engines ermittelten Informationen dar. Durch die Dynamik im Internet und durch den Time Lag der Informationsbereitstellung auf Search Engines ist es wahrscheinlich, dass einzelne Fundstellen zum Zeitpunkt der Recherche gar nicht mehr aufrufbar sind. Ausserdem besteht das Problem der Aktualität der Informationen. Auf schlecht gewarteten Web Servern befinden sich häufig inhaltlich überholte Informationen.85 Abb. 2-9: Ergebnisse einer Internet-Recherche mit Hotbot nach dem Suchbegriff 'ERP'. 85 36 Vgl. Knolmayer/Buchberger (1997). Evaluation und Auswahl von EMS Abb. 2-9 zeigt einen Ausschnitt aus den Ergebnissen einer konkreten Internet-Recherche nach dem Suchbegriff ERP (Enterprise Ressource Planning). In dieser eher allgemein gefassten Suche mit der Search Engine HotBot wurden zum Zeitpunkt der Recherche 10'425 Fundstellen eruiert. Die gefundenen Web-Seiten werden hauptsächlich nach Häufigkeit der darin aufgefundenen Suchbegriffe aufgelistet. Daneben sind das Erscheinen von Suchbegriffen im Titel und im Keyword-Bereich des Codes, die Dokumentenlänge sowie weitere Kriterien für die Bestimmung der Reihenfolge relevant. An erster Stelle steht bei dieser Recherche eine Online-Publikation zur ERP-Systemen für den mittleren Leistungsbereich (Midrange ERP Magazine). Der Ausschnitt aus der Recherche in Abb. 2-9 zeigt auch deutlich die Homonymproblematik. Der Begriff ERP kann in einem anderen Zusammenhang eine abweichende Bedeutung haben. Abb. 2-10: Web-Seite einer Online-Zeitschrift zum Thema 'ERP'. 37 Evaluation und Auswahl von EMS Abb. 2-10 zeigt einen Auszug einer Web-Seite (News) des bereits erwähnten MidrangeERP-Magazins. Darin sind aktuelle Produkt- und Herstellerinformationen enthalten. Anhand solcher Übersichten können Informationen zu meisten auf dem Markt existierenden Systemen gesammelt werden. In einem zweiten Schritt lassen sich durch eine gezielte Suche nach bestimmten Produkten weitergehende Informationen finden. Tab. 2-7 stellt die WWW-Adressen verschiedener international operierender EMS-Hersteller zusammen. Auf den zugehörigen Web Sites können aktuelle Informationen zu den erhältlichen Produkten betrachtet werden und aufgrund der vorliegenden Informationen eine Vorselektion getroffen werden. Natürlich besteht auch bei diesem Medium keine Gewähr, dass die Hersteller aller für den konkreten Fall relevanten Systeme auf dem Internet präsent sind oder deren WWW-Adresse eruiert werden kann. Das Internet überzeugt aber vor allem durch die Schnelligkeit des Zugriffs und die Aktualität solcher Informationen. Produkt Hersteller WWW-Adresse R/3 SAP AG http://www.sap-ag.de/ CA-PRMS Computer Associates http://www.cai.com/ BPCS SSA http://www.ssax.com/ Baan IV Baan http://www.baan.com/ PRISM Marcam http://www.marcam.com/ JDE J.D. Edwards http://www.jdedwards.com/ Oracle Applications Oracle http://www.oracle.com/ PeopleSoft PeopleSoft http://www.peoplesoft.com/ QAD QAD http://www.qad.com/ CINCOM Cincom http://www.cincom.com/ Tab. 2-7: Übersicht über weltweit eingesetzte EMS. Neben den eigentlichen Produktbeschreibungen sind auch Informationen zu Nebenleistungen (Beratungsfirmen, Ausbildungsangebote, Hardwarelieferanten etc.) auf dem Internet verfügbar.86 Durch vorhandene Links können auf einer Web-Seite Bezüge zu 86 Vgl. Knolmayer (1996), S. 87 ff. 38 Evaluation und Auswahl von EMS thematisch verwandten Seiten hergestellt werden. Auf der SAP R/3 WWW-Seite des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität Bern (vgl. Abb. 2-11) sind z.B. Links zu vielfältigen Informationen im SAP-Umfeld vorhanden. Diese können direkt durch Anklicken auf den entsprechenden Servern aufgerufen werden. Abb. 2-11: Auszug R/3-WWW-Seite des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität Bern (Stand: 17.03.1997). Unter Berücksichtigung der genannten Einschränkungen stellt die Informationsbeschaffung über Internet eine echte Alternative zu den herkömmlichen, eher umständlichen Informationsbeschaffungsmöglichkeiten dar. Weitere Information für die Vorselektion von in Frage kommenden Produkten können z.B. auch auf Messen (z.B. CeBIT), auf Informationsveranstaltungen der entsprechenden Anbieter oder im Rahmen von Seminarien produkteunabhängiger Veranstalter beschafft 39 Evaluation und Auswahl von EMS werden. Ferner stellen auch Hochschulen Informationen in Form von empirischen Studien87, Kundenzufriedenheitsuntersuchungen88 oder Fallstudien zur Verfügung. Für die eigentliche Produktbeurteilung eignen sich bei einfachen Systemen am besten Testinstallationen, bei welchen die vorhandene Funktionalität an konkreten Beispielen beurteilt werden kann. Dieses Vorgehen ist allerdings sehr aufwendig und bei EMS kaum durchführbar. Eine weitere Möglichkeit der Informationsbeschaffung zur konkreten Beurteilung eines Produkts stellen Besuche bei Referenzkunden dar. In diesen Fällen können allerdings nur generelle Aspekte betrachtet werden und die Beurteilung der Eignung eines Systems in Hinblick auf den individuellen Einsatz kommt eher zu kurz. Für gewisse Produkte sind in der Literatur89 umfangreiche Publikationen zu finden, in welchen die Funktionalität und Einsatzmöglichkeiten im Detail beschrieben werden. Aber auch bei diesen Darstellungen fehlt ein direkter Bezug zu den Prozessen des betrachteten Unternehmens und es können nur Mutmassungen über die Eignung eines Produktes angestellt werden. Nicht zuletzt soll auch die Möglichkeit des Einbezugs von Beratungsunternehmen in den Evaluationsprozess diskutiert werden. Dabei muss allerdings beachtet werden, dass das gewählte Unternehmen nicht nur Beratungsdienstleistungen für ein bestimmtes Produkt anbietet, weil dadurch die Unabhängigkeit der Evaluation leiden könnte. Ferner muss darüber nachgedacht werden, ob für die Produktebeurteilung und die Einführung unterschiedliche Beratungsunternehmen herangezogen werden sollen, damit produktbezogene Präferenzen der Beratungsunternehmungen bei der Auswahl im Hinblick auf die nachfolgende Einführung des Systems und die damit verbundenen Beratungsdienstleistungen weniger stark zum Ausdruck kommen. 87 88 89 40 Vgl. Knolmayer/Portner/von Arb (1995); Knolmayer/von Arb/Zimmerli (1997). Vgl. Strebi (1996). Vgl. z.B. Wenzel (1995a); ASAP World Consultancy/Blain (1997). Evaluation und Auswahl von EMS 2.3.4 Nutzwertanalyse zur Auswahl von EMS Bei der Nutzwertanalyse90 handelt es sich um ein Verfahren, das mit Hilfe der Multifaktorentechnik eine Lösungsfindung auf systematischem und nachvollziehbarem Weg ermöglicht. Der Einsatz dieser Technik zur systematischen Lösungsfindung von Entscheidproblemen aller Art bietet grundsätzlich die gleichen Vorteile wie die Punktbewertung:91 • Gleichzeitige Betrachtung mehrerer Auswahlkriterien • Berücksichtigung quantitativer und qualitativer Auswahlkriterien • Beteiligung verschiedener Personen an der Auswahlentscheidung. Der Hauptvorteil der Nutzwertanalyse ist die parallele Berücksichtigung von quantitativen und qualitativen Entscheidkriterien. Der Nutzen von EMS kann in den meisten Fällen nur teilweise quantitativ bestimmt werden, weil Faktoren wie beispielsweise Wettbewerbsvorteile, Informationsnutzen und Benutzerfreundlichkeit sich nur schwer monetär messen lassen. Das Vorgehen bei der Nutzwertanalyse umfasst in vier Phasen. Im ersten Schritt werden die Bewertungskriterien für die Auswahl der Alternativen festgelegt.92 Die Unterteilung der Kriterien in Muss-Kriterien (Auswahlkriterien, welche die Gestaltungsalternative auf jeden Fall erfüllen muss) und Kann-Kriterien ermöglicht die Durchführung einer Vorauswahl. Beispiele für Muss-Kriterien (K.O.-Kriterien) sind z.B. Preisobergrenzen, zwingend geforderte Funktionen oder die Gewährleistung von Wartungsleistungen (vgl. Abb. 2-12). Durch die Beschränkung der für eine detaillierte Evaluation in Frage kommenden Produkte (z.B. auf drei bis maximal fünf Produkte93) kann der Aufwand für den Auswahlprozess reduziert werden. Es konnte z.B. empirisch nachgewiesen werden, dass Entscheidträger meist nur eine geringe Zahl von Bewertungskriterien in ihre Betrachtun- 90 91 92 93 Vgl. z.B. Brenner (1990), S. 12 ff.; Grochla (1982), S. 401 ff.; Litke (1995), S. 144 ff.; Schmidt (1991), S 254 ff.; Stahlknecht (1995), S. 319 ff. Vgl. Grochla (1982), S. 400. Vgl. Kap. 2.3. Vgl. Stahlknecht (1995), S. 318. 41 Evaluation und Auswahl von EMS gen einbeziehen. Deshalb wird häufig empfohlen, nicht mehr als 5-10 Zielkriterien für die Bewertung der verschiedenen Alternativen zu verwenden.94 Im Rahmen einer mehrstufigen Nutzwertanalyse95 besteht die Möglichkeit, einzelne Kriterien (z.B. die Lieferantenbeurteilung) noch weiter zu unterteilen (z.B. in Marktstellung, Branchenerfahrung, Vertragsbedingungen, Zusatzleistungen). Durch diese Verfeinerung können die einzelnen Hauptkriterien differenzierter ausgewertet werden. Lösungsvarianten EMS A EMS B EMS C Muss-Kriterien Maximalkosten 2 Mio. SFr. Client/Server-Architektur Oracle Datenbankunterstützung . . . Kann-Kriterien Wirtschaftlichkeit · Einführungskosten · Wartungskosten Systemmerkmale · Integrationsgrad · Funktionsabdeckungsgrad · Flexibilität Anwenderzufriedenheit Herstellerbeurteilung · Marktanteil · Potential für Weiterentwicklung · Serviceleistungen 1.9 Mio. Ja Ja 1.7 Mio. Ja Nein 1.2 Mio. Ja Ja Gewichtungsfaktor Punkte Gewichtete Punktzahl Punkte Gewichtete Punktzahl Punkte Gewichtete Punktzahl 10 20 2 4 20 80 5 6 50 120 9 8 90 160 10 10 100 6 60 3 30 10 10 10 10 100 100 6 6 60 60 2 2 20 20 5 10 50 8 40 8 40 5 10 50 7 35 4 20 20 10 10 8 200 80 5 8 100 80 5 6 100 60 100 780 605 Abb. 2-12: Verwendung der Nutzwertanalyse für die Auswahl von EMS. 94 95 42 Vgl. Grochla (1982), S. 402. Vgl. Stahlknecht (1995), S. 319 f. 540 Evaluation und Auswahl von EMS Im zweiten Schritt wird die prozentuale Gewichtung der einzelnen Kriterien nach vorgenommen. Die Summe aller Gewichtungsfaktoren muss dabei 100% ergeben. Das Problem dieses Schrittes stellen die subjektiven Einflüsse bei der Zuweisung der Einzelgewichte dar. Mögliche Verzerrungen lassen sich durch die Übertragung dieser Aufgabe an mehrere Personen reduzieren.96 Anschliessend erfolgt im dritten Schritt die Bewertung der zur Auswahl stehenden Produkte durch Punktzuweisung. Häufig wird eine Punkteskala von 0 bis 10 für die Bewertung der Einzelkriterien verwendet (10 = höchster Zielerreichungsgrad).97 Im letzten Schritt werden die Werte der einzelnen Kriterien addiert und daraus die gewichteten Punkttotale errechnet. Für alle gewählten Produkte lässt sich anschliessend eine Rangordnung aufstellen. Durch die Durchführung einer Sensitivitätsanalyse kann untersucht werden, wie sich eine Veränderung der Gewichtungs- oder Punktebewertung auf die das Gesamtergebnis auswirkt. Dadurch lässt sich überprüfen, wie stabil oder empfindlich sich die favorisierte Variante bei veränderten Bedingungen verhält.98 Die Vorteile dieses Verfahrens liegen in der Berücksichtigung quantiativer und qualitativer Aspekte bei der Bewertung der Alternativen. Als Nachteil mag sich die nicht unproblematische Bemessung der Gewichtungsfaktoren erweisen.99 96 97 98 99 Vgl. Grochla (1982), S. 401. Vgl. Grochla (1982), S. 404; Schmidt (1991), S. 254. Vgl. Schmidt (1991), S. 257. Vgl. Brenner (1990), S. 13. 43 Evaluation und Auswahl von EMS 2.3.5 Neuformulierung des Projektauftrages Ähnlich wie beim Entwicklungszyklus von Anwendungssystemen erfolgt vor Abschluss der Analysephase die Präzisierung resp. Neuformulierung des Projektauftrags.100 Erkenntnisse aus der Analysephase und spezielle Erfordernisse des gewählten Systems machen diesen Schritt meist notwendig, weil dadurch entscheidende Weichen gestellt werden. Unterlassungen in dieser Hinsicht können während des Projekts schwerwiegende Auswirkungen haben.101 Parallel zur Neuformulierung des Projektauftrags werden die Vertragsverhandlungen mit den involvierten Parteien durchgeführt. Diese Gesichtspunkte werden hier allerdings nicht näher betrachtet, sondern in Kapitel 4 ausführlich dargestellt. 2.3.6 Begründung der Wahl von SAP R/3 2.3.6.1 Beschränkung der Betrachtungen auf ein einziges System Für die weitere Untersuchung des Einführungsprozesses von EMS werden die Ausführungen auf die Betrachtung eines einzigen Systems (SAP R/3) beschränkt. Der Grund für diese Einschränkung ist vor allem im Funktionsumfang und in der Komplexität von EMS zu suchen. Im folgenden Kapitel wird ein kurzer Überblick über den Funktionsumfang von SAP R/3 gegeben. Mit dieser Darstellung soll ein Bewusstsein für die Komplexität solcher Systeme geschaffen werden und gleichzeitig zum Ausdruck gebracht werden, dass mit dem Einsatz von R/3 nahezu das ganze Spektrum betriebswirtschaftlich notwendiger Funktionen integrativ abgedeckt werden kann. Vergleichende Darstellungen verschiedener Systeme würden den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Die Wahl des R/3System für die Untersuchung von Einführungsprojekten wird in den folgenden Abschnitten ausführlich begründet. 100 101 44 Vgl. Stahlknecht (1995), S. 252. Vgl. Groth et al. (1983), S. 89. Evaluation und Auswahl von EMS 2.3.6.2 Argumente für SAP R/3 Als Massstab für die Bewertung des R/3-Systems soll der in Kap. 2.3.2 dargestellte Kriterienkatalog als Rahmen herangezogen werden. Die Hauptkriterien in dieser Aufstellung waren Leistungsumfang Das R/3-System deckt aus betriebswirtschaftlicher Sicht die meisten Funktionen in den Bereichen Finanzwesen, Logistik und Personalwesen ab. Für verschiedene Branchen (z.B. Chemische Industrie, Automobilindustrie, Banken, Versicherungen oder Öffentliche Verwaltungen) existieren Speziallösungen, welche die Grundfunktionen des R/3Systems entsprechend den Bedürfnissen einer Branche ergänzen. Durch die Unterstützung verschiedener Sprachen und die Abdeckung der gesetzlichen Bestimmungen mehrerer Länder lässt sich das R/3-System auch in international tätigen Firmen und Konzernen einsetzen. Der grosse Funktionsumfang ermöglicht verbunden mit dem hohen Integrationsgrad der einzelnen Module die durchgängige Unterstützung der Geschäftsprozesse eines Unternehmens. Architektur des R/3-Systems Die Architektur des R/3-Systems basiert auf einer mehrstufigen Client/Server-Architektur, welche sich flexibel an den Leistungsbedarf eines Unternehmens anpassen lässt. Die Benutzerinteraktion erfolgt über eine einheitlich gestaltete graphische Oberfläche, was zu einer Erhöhung der Akzeptanz und einer Reduktion der Einarbeitungszeit führt. Die Verarbeitung der Daten erfolgt, wie der Name des Systems andeutet (R = Realtime) in Echtzeitverarbeitung. Darüber hinaus bietet R/3 einen hohen Grad an Offenheit durch die Möglichkeit der Verwendung verschiedener Betriebssysteme, Datenbanken, Benutzeroberflächen und Programmiersprachen. In technischer Hinsicht sind die Umsetzung der Client/Server-Architektur und die relative Offenheit Hauptargumente für den Einsatz des R/3-Systems. 45 Evaluation und Auswahl von EMS Stellung des Anbieters Die SAP AG hat auf dem Markt für Enterprise-Management-Systeme in vielen Branchen über 30% Marktanteil erreicht. Gleichzeitig ist auf dem Markt für EMS ein stetiges Wachstum zu beobachten und eine Fortsetzung dieses Trends wird bis über die Jahrtausend-Grenze hinaus prognostiziert. Hohe Gewinne ermöglichen der SAP AG einen überdurchschnittlich grossen Teil ihres Budgets in Forschung und Entwicklung zu investieren. Ansehnliche Marktanteile, die hohe Finanzkraft und im Verhältnis zur Grösse des Unternehmens überdurchschnittliche Serviceleistungen vermitteln einen soliden Eindruck und geben eine gewisse Sicherheit für die Weiterentwicklung von R/3. 2.3.6.3 Argumente gegen SAP R/3 Durch die starke Stellung der SAP AG auf dem Markt für Enterprise Management Systeme wird z.B. in Fachzeitschriften viel zum Thema R/3 publiziert. Neben teilweise unkritischen und stark positiven Darstellungen ("Success Stories") wird die Diskussion vereinzelt auf einem eher unsachlichen Niveau geführt. Einseitig recherchierte Berichte102 verbreiteten Gerüchte haben in der Vergangenheit zu Gegendarstellungen der SAP AG und sogar zu mittelfristigen Beeinflussungen des SAP-Aktienkurses geführt.103 Es gibt etliche Argumente gegen den Einsatz des R/3-Systems. Das Gewicht der meisten Argumente konnte in den letzten Jahren durch die Weiterentwicklung des Systems reduziert werden. Im folgenden sollen einige dieser Argumente kurz betrachtet werden: Komplexität/Inflexibilität Zu hohe Komplexität, mangelnde Flexibilität und eine damit verbundene Zementierung der implementierten Geschäftsprozesse sind Vorwürfe, die im Zusammenhang mit dem Einsatz von R/3 häufig zu hören sind.104 Das R/3-System deckt die betriebswirtschaftliche Anwendungsebene breit ab. 102 103 104 46 Vgl. Böndel (1995); Cameron et al. (1996). Vgl. NN (1996a). Vgl. z.B. Böndel (1995), S. 114; Eberlein/Koopmann/Okroy (1995), S. 8. Evaluation und Auswahl von EMS Der Vorwurf der Komplexität hängt mit der Funktionsvielfalt zusammen. Wird die vorhandene Komplexität derjenigen einer Eigenentwicklung mit vergleichbarem Funktionsumfang gegenübergestellt, dann lässt sich diese Aussage relativieren. Der Vorwurf der Inflexibilität ist eher unzutreffend, denn gerade der grosse Funktionsumfang ermöglicht den Einsatz eines einzigen EMS auch wenn ein Unternehmen z.B. über unterschiedliche Fertigungstypen verfügt. Sicherlich ist der Umstellungsaufwand bei konzeptionellen Fehlern relativ gross und einige wenige Einstellungen lassen sich nach durchgeführtem Customizing nicht mehr verändern. Dennoch können einmal implementierte Geschäftsprozesse in der Regel in relativ kurzer Zeit an die veränderten Bedürfnisse angepasst werden.105 Der Vorwurf, das R/3-System sei monolithisch106, ist eher unverständlich. Durch die weitgehende Modularisierung der betriebswirtschaftlichen Anwendungskomponenten, die Möglichkeit der Integration von Internet- und Intranet-Applikationen und das bereits teilweise umgesetzte Business-Framework-Konzept lässt sich das R/3-System an viele Bedürfnisse anpassen und besitzt einen hohen Grad an Offenheit. Fragwürdige Mittelstandsfähigkeit Das R/3-System ist in seiner Struktur auf den Einsatz in Grossunternehmen ausgerichtet. Versuche, eine Mittelstandversion ("Heidelberg") zu entwickeln sind an den zu unterschiedlichen Anforderungen von KMUs gescheitert.107 Durch teilweise vorkonfigurierte Systeme und den Einsatz Softwareunterstützungswerkzeugen wird nun versucht, eine Vereinfachung des Einführungprozesses zu bewirken. Dennoch ist es ratsam, in KMUs eine detaillierte Kosten-Nutzen-Betrachtung zu machen und sich die Frage zu stellen, ob sich der Einsatz von R/3 lohnt oder ob kostengünstigere Systeme die notwendigen Bedürfnisse nicht auch abdecken können. 105 106 107 Vgl. Böndel (1995), S. 118; Eberlein/Koopmann/Okroy (1995), S. 6. Vgl. Böndel (1995), S. 112; Cameron et al. (1996). Vgl. Vaske (1996), S. 7, 10. 47 Evaluation und Auswahl von EMS Einsatz veralteter Technologien Die Vorwürfe der Verwendung veralteter Technologien beziehen sich vorwiegend auf die scheinbar fehlende Prozess- und Objektorientierung.108 Das R/3-System ist funktionsorientiert gegliedert. Dies ist schon an den Modulbezeichnungen (z.B. Vertrieb, Materialwirtschaft oder Personalwesen) erkennbar.109 Durch die Integration der einzelnen Funktionen können im R/3-System durchgängige Geschäftsprozesse abgebildet werden. Die Transparenz über die einzelnen Prozesse wird durch entsprechende Werkzeuge (Business Navigator, ARIS-Toolset etc.) sichergestellt. Die Aussage, das R/3System sei nicht prozessorientiert, muss relativiert werden. Die Prozessorientierung hängt im wesentlichen von der Art der Einführung ab. Bezüglich der Objektorientierung gilt es anzuführen, dass R/3 nicht objektorientiert implementiert wurde. Allerdings werden verschiedene konzeptionelle Überlegungen der Objektorientierung (z.B. Objektbindung und Objektkapselung) bei der Implementierung von Business Objekten berücksichtigt.110 Die Datenspeicherung erfolgt in relationalen Datenbanksystemen. Dies ist vor allem dadurch begründet, dass auf dem Markt zum aktuellen Zeitpunkt keine kommerziell verwendbare, objektorientierte Datenbanksysteme mit hinreichender Stabilität und Funktionalität verfügbar sind.111 Lange Einführungszeiten Die Einführung von R/3 dauert im Vergleich zu anderen EMS relativ lange.112 Dies ist vor allem auf den grossen Funktionsumfang zurückzuführen, welcher sich bei der Ermittlung und Implementierung der benötigten Funktionen als Ballast auswirkt. Darüber hinaus erfordert die Integration des Systems den Einbezug weiter Bereiche eines Unternehmens. Dies führt zu einem erhöhten Koordinationsaufwand und damit verbunden oft zu einer nicht unerheblichen Einführungsdauer. Auch hier steht die Komplexität des R/3Systems im Konflikt mit der Flexibilität. Durch Softwareunterstützungswerkzeuge 108 109 110 111 112 48 Vgl. Eberlein/Koopmann/Okroy (1995), S. 12. Vgl. Eberlein/Koopmann/Okroy (1995), S. 7. Vgl. Eberlein/Koopmann/Okroy (1995), S. 6 ff. Vgl. Böndel (1995), S. 118. Vgl. Böndel (1995), S. 117; Eberlein/Koopmann/Okroy (1995), S. 12; Vaske (1996), S. 7 ff. Evaluation und Auswahl von EMS (Business Engineering Workbench; BEW) wird versucht, den Einführungsprozess besser zu strukturieren und dadurch zu vereinfachen, damit eine Verkürzung der Einführungszeiten realisierbar wird. Zentrale Datenhaltung Die Vor- und Nachteile dezentraler Datenhaltung sind grundsätzlich umstritten.113 Daher bietet das R/3-System durch das ALE-Konzept ansatzweise die Möglichkeit verschiedene R/3-Systeme zu koppeln und damit eine teilweise dezentrale Datenhaltung zu ermöglichen. Schlechte Qualität neu ausgelieferter Versionen Die schlechte Qualität ist vielen auf dem Markt verfügbaren Anwendungssystemen festzustellen. Der grosse Konkurrenzdruck und die gegenüber der Vergangenheit gestiegene Erwartungshaltung der Anwender verleitet die Standardsoftware-Hersteller schlecht getestete Versionen freizugeben. Aus diesen Gründen sind die ersten Putlevel-Stände meist stark fehleranfällig und viele Anwender ziehen das Warten auf einen stabilen Putlevel vor. 113 Vgl. Codd (1990), S. 391 ff.; Eberlein/Koopmann/Okroy (1995), S. 7; Elmasri/Navathe (1994), 703 ff.; Scheer (1995), S. 79 ff.; Stahlknecht (1995), S. 226 ff. 49 Das R/3-System 3 Das R/3-System 3.1 Einleitung Im folgenden Kapitel wird die Funktionalität des betriebswirtschaftlichen Anwendungssystems R/3 der SAP AG dargestellt. Der erste Teil dieses Kapitels beschreibt die Geschichte, die Unternehmensstrategie und die Marktstellung der SAP AG. Im zweiten Teil des Kapitels werden die grundlegenden Organisationsstrukturen, die Hauptanwendungsbereiche und die Architektur des R/3-Systems dargestellt. Die Beschreibung des R/3-Systems basiert auf der Funktionalität des 1998 auf dem Markt verfügbar gewordenen Release 4.0. Die ausführliche Darstellung der betriebswirtschaftlichen Funktionalität dient der Verdeutlichung der im vorangehenden Kapitel genannten Vor- und Nachteile von Enterprise Management Systemen. Insbesondere soll dadurch ein Verständnis für die Funktionsvielfalt, den hohen Integrationsgrad und die damit verbundene Komplexität eines solchen Systems geschaffen werden. Gleichzeitig stellt dieses Kapitel die Wissensgrundlage für die in den folgenden Kapiteln behandelten Themenbereiche (Einführung von EMS und Erfahrungen mit der Einführung von EMS) dar. 51 Das R/3-System 3.2 Unternehmensprofil der SAP AG 3.2.1 Geschichte SAP wurde 1972 von 4 ehemaligen IBM-Technikern gegründet. Das Unternehmen, welches anfänglich unter dem Namen "Systemanalyse und Programmentwicklung" existierte, wurde 1977 in die SAP GmbH (SAP = Systeme, Anwendungen und Produkte in der Datenverarbeitung) mit Firmensitz in Walldorf umgewandelt. 1988 erfolgte eine nochmalige Änderung der Rechtsform in eine börsennotierte Aktiengesellschaft. 1993 wurde die SAP-Aktie sogar mit einem Gewicht von 0.94 Prozentpunkten in den Deutschen Aktienindex (DAX 100) und in den FAZ-Index einbezogen. Seit Mitte 1994 ist die SAP-Aktie auch im integrierten Börsenhandels- und Informationssystem (IBIS) vertreten und kann dadurch auch international gehandelt werden. Die wichtigsten Meilensteine des Unternehmens können Abb. 3-1 entnommen werden. Jahr Ereignis 1972 Gründung der SAP unter dem Namen "Systemanalyse und Programmentwicklung" Ab 1973 Stufenweise Entwicklung und Einführung verschiedener Module einer betriebswirtschaftlichen Gesamtlösung 1976 Umwandlung in die SAP GmbH mit Sitz in Walldorf (D) 1979 Markteinführung des R/2-Systems 1984 Gründung der Holdinggesellschaft SAP (International) AG mit Sitz in Biel/CH (Zweck: Errichtung eines Netzes von Landesgesellschaften) 1987 Entwicklungsbeginn von R/3 1988 Umwandlung in eine AG mit Börsennotierung 1992 Integration der Holdinggesellschaft in die SAP AG 1992 Einführung des R/3-Systems (Release 1.0) Ab 1989 Gründung von und Beteiligung an verschiedenen Gesellschaften 1994 SAP durchbricht die 1'000 Mio USD Umsatzgrenze 1996 SAP wird zum viertgrössten unabhängigen Softwarehersteller Abb. 3-1: Entstehungsgeschichte der SAP AG. 52 Das R/3-System 3.2.2 Unternehmensstrategie Von Anfang an wurde die Idee verfolgt, Standardsoftware für betriebliche Abläufe zu entwickeln. Dabei standen vor allem folgende Aspekte im Vordergrund: • Branchenneutralität (durch Customizing individuell anpassbar) • Internationale Einsetzbarkeit (rechtliche Anforderungen, Sprach- und Währungsunabhängigkeit) • Vollständige funktionale Integration aller betrieblichen Bereiche • Modularer Aufbau • Zentrale Datenhaltung • Einheitliche Benutzeroberfläche • Offene Systemarchitektur • Hardwareunabhängigkeit durch klare Trennung von Basis- und betriebswirtschaftlichen Anwendungen Mittlerweile ist die SAP zu einem der grössten Softwarehäuser der Welt herangewachsen. Lange Zeit stand der deutsche Markt im Zentrum der Aktivitäten. Durch die Internationalisierung der Anwendungssoftware hat die SAP ihren Absatzmarkt zunehmend ausgedehnt. Das Unternehmen ist heute in über 50 Ländern auf sämtlichen Kontinenten der Welt vertreten. Der nordamerikanische Markt zählt aufgrund des zu erwartenden Wachstumspotentials zu den Schlüsselmärkten. Der technologische Vorsprung ist vor allem auf das hohe Forschungs- und Entwicklungsbudget zurückzuführen, welches gegen 20% des Umsatzes ausmacht. Hinzu kommt, dass in den Entwicklungszentren in Deutschland, Japan und den Vereinigten Staaten (verschiedene Zeitzonen) rund um die Uhr entwickelt werden kann. Mit dem Release 4.0 deckt das R/3-System über 1'000 verschiedene betriebliche Geschäftsprozesse ab. Mit dieser Funktionsvielfalt können praktisch sämtliche Informationsbedürfnisse moderner Industriebetriebe abgedeckt werden. Zusätzlich vermindert der hohe Integrationsgrad der einzelnen Funktionen die Datenredundanz und vereinfacht gleichzeitig die Abwicklung der betrieblichen Prozesse. Die im R/3-System vor53 Das R/3-System handenen Prozesse können dabei als Referenzprozesse (Best Practice in Business) betrachtet werden und bieten die ideale Grundlage für Business Reengineering-Projekte. Dem Aspekt der kundengerechten Lösungen trägt die SAP vor allem durch lange Tradition mit strategischen Partnerschaften Rechnung. Mit Hilfe dieser Partnerschaften kann die Integration zu anderen Systemen erweitert werden. Zusätzlich wird indirekt die Offenheit des Systems gefördert und erfolgversprechende neue Technologien können innert kürzester Zeit in das R/3-System integriert werden. Der geregelte Erfahrungsaustausch ermöglicht gleichzeitig eine bessere Berücksichtigung der Kundenbedürfnisse bei der Entwicklung des R/3-Systems. 3.2.3 Produkte SAP bietet auf dem Markt für betriebswirtschaftliche Standardsoftware 2 Produktelinien an. Für Grossrechneranwendungen ist das funktionsorientierte R/2-System (R steht für Realtime) und für offene Architekturen (Client/Server) das eher prozessorientierte R/3System vorgesehen. Die beiden Systeme unterstützen folgende Hauptanwendungsgebiete: • Rechnungswesen • Logistik (Beschaffung-, Produktions- und Vertriebslogistik) • Personalwirtschaft. SAP R/2 Das R/2-System kam 1979 auf den Markt. Es verfügt über eine funktionale Gliederung und eignet sich speziell für grosse, zentralistisch organisierte Unternehmen mit einer hostbasierten Datenverarbeitung und einem hohen Transaktionsvolumen. Die grössten Installationen ermöglichen bis zu 4'000 Endbenutzern einen gleichzeitigen Zugriff auf die betrieblichen Daten. Das R/2-System wurde seit 1973 kontinuierlich weiterentwickelt und hat mit dem Release 6.0 seine endgültige Version erreicht. Das Produkt soll allerdings noch über die Jahrtausendwende hinaus aktualisiert und um neue Funktionen erweitert werden. 54 Das R/3-System SAP R/3 Parallel zur Entwicklung des R/2-Systems wurde 1985 mit der Entwicklung des R/3Systems begonnen. R/3 stellt dabei eine konsequente Weiterentwicklung des R/2Systems dar und wurde primär für den Client/Server-Markt konzipiert. Mit dem Release 3.0 hatte R/3 ungefähr den gleichen Funktionsumfang erreicht, wie das R/2-System zum Releasestand 5.0. Da sich SAP bei der Weiterentwicklung primär auf das R/3-System konzentrieren wird, stellt dies auch den Standard-Migrationspfad für den Umstieg von R/2 auf R/3 dar. Entgegen allen Gerüchten114, dass zum heutigen Zeitpunkt bereits an der Entwicklung eines Nachfolgesystems gearbeitet wird, stellt SAP in Aussicht, dass R/3 weit über die Jahrtausendwende hinaus produktiv genutzt werden kann.115 Eine Weiterentwicklung soll evolutionär stattfinden und neben der Erweiterung der betriebswirtschaftlichen Funktionalität soll R/3 zunehmend für den Betrieb in unternehmensweiten und globalen Netzen116 (Internet und Corporate Intranets) ausgerüstet werden. 114 115 116 Vgl. Cameron et. al. (1996). Vgl. NN (1996a), S. 4. Vgl. Bartholomew (1996a), S. 22. 55 Das R/3-System 3.2.4 Partnerkonzept Viele Unternehmen haben erkannt, dass die Marktposition nur mit Hilfe von strategischen Allianzen erhalten und gestärkt werden kann. Durch entsprechende Kooperationen können Ressourcen gemeinsam verwendet und damit Zeit und Kosten eingespart werden. Erfolgreiche Allianzen beruhen dabei auf den besonderen Fähigkeiten der Partner und ermöglichen es durch Ausnutzung der eintretenden Synergieeffekte Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Aus diesem Grund hat die SAP ein Partnerkonzept entwikkelt, welches diese Vorteile voll zum Tragen bringen soll. Dabei werden verschiedene Arten von Partnern unterschieden (Abb. 3-2). Vertriebsund Entwicklungspartner Logopartner BULL AT&T COMPAQ SEQUENT SNI IBM IBM INFORMIX Hardwarepartner SUN APPLE DATA GENERAL HP DIGITAL Technologiepartner iXOS SOFTWARE AG MICROSOFT ORACLE Abb. 3-2: Das Vertriebskonzept der SAP AG. Die Vertriebs- und Entwicklungspartner bieten ergänzende Produkte zu R/3 an. Diese Systeme weisen eine zertifizierte Schnittstelle zu R/3 auf. Einige Beispiele sind: • Archivierungssysteme • CAD-Systeme • Geographische Informationssysteme • Mobile Datenerfassungssysteme. 56 Das R/3-System Die Beratungspartner (Logopartner) unterstützen R/3-Anwender bei der Implementierung und Schulung des Systems. Es werden dabei je nach Grösse und Marktabdekkung des Unternehmens folgende Arten unterschieden: • Globale R/3-Logopartner • Regionale R/3-Logopartner • Nationale R/3-Logopartner • R/3-Implementierungspartner. Als offenes System basiert R/3 auf verschiedenen Betriebssystemen und unterstützt mehrere Datenbanken und graphische Benutzeroberflächen. Zur Förderung der Kommunikation mit den Herstellern dieser komplementären Softwarekomponenten, hat SAP diese Beziehungen institutionalisiert. Der Hauptzweck besteht im Austausch von Informationen zu neuen Funktionen und Produkten. Dabei wird zwischen Technologie- und Plattform-Partnern unterschieden. Als Technologie-Partner gelten die Hersteller der Datenbanken (z.B. Oracle oder Informix) und der graphischen Benutzeroberflächen (z.B. Microsoft, Apple oder IBM). Die Plattform-Partner sind meist mit einem Competence Center bei SAP in Walldorf vertreten und stellen die Kommunikation zu den Hardware-Herstellern sicher. Dabei geht es darum, das R/3-System optimal an die verschiedenen Betriebssystemplattformen anzupassen, resp. diese Plattformen für den produktive Gebrauch zu zertifizieren. Einige dieser Plattform-Partner sind DEC, HP oder IBM. Ein Value Added Reseller (dt. R/3-Systemhaus) zeichnet sich dadurch aus, dass er über Ressourcen für den Verkauf, die Beratung, die Schulung und den Support verfügt. Zusätzlich besitzt er ein eigenes Produkt, welches R/3 ergänzt. In dieser Eigenschaft unterstützt er in Zusammenarbeit mit anderen Beratungspartnern vor allem mittelständische Unternehmen bei der Einführung von R/3. 57 Das R/3-System 3.3 Hauptanwendungsbereiche des R/3-Systems 3.3.1 Überblick Das R/3-System deckt einen Grossteil der von Unternehmen verschiedener Branchen benötigten betriebswirtschaftlichen Funktionen ab. Auf organisatorischer Ebene können im R/3-System sowohl einzelne Unternehmensbereiche (z.B. die Vertriebsorganisation) als auch ganze Konzerne mit einer Vielzahl von Tochtergesellschaften abgebildet werden. Der Aufbau des R/3-Systems ist grundsätzlich funktionsorientiert und richtet sich nach den allgemein üblichen Hauptanwendungsbereichen Rechnungswesen, Logistik und Personalwesen. Unter diesen sind die einzelnen Module (z.B. Materialwirtschaft, Vertrieb oder Instandhaltung) angesiedelt. Neben den eigentlichen Hauptanwendungsbereichen werden alle übergreifenden Applikationen (z.B. Branchenlösungen) und das Basissystem in separaten Anwendungsbereichen geführt. Dies ergibt folgende Grundgliederung für das R/3-System:117 • Rechnungswesen (FI, TR, CO, IM, EC) • Logistik (LO, SD, MM, PP, QM, PM, PS) • Personalwesen (PA, PD) • Branchenlösungen (IS) • Übergreifende Lösungen (CA) • Basissystem (BC). In Abb. 3-3 sind die einzelnen Module und in der folgenden Tabelle (vgl. Tab. 3-1) deren Bedeutung und Einzelkomponenten im Detail dargestellt. Die folgenden Ausführungen richten sich grundsätzlich an dieser Gliederung. 117 58 Auf die Bedeutung der einzelnen Modulbezeichnungen wird in Tab. 3-1 eingegangen. Das R/3-System IS LO FI MM TR CO SD PP SAP R/3 IM QM PM EC PS PA PD BC CA Abb. 3-3: Modulgliederung des R/3-Systems. 59 Das R/3-System • • • FI - Finanzwesen • • • QM - Qualitätsmanagement − Qualitätsplanung Konsolidierung − Umweltdaten − Qualitätsprüfung − Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung − Prognose − Qualitätslenkung − Variantenkonfiguration − Qualitätszeugnisse − Anlagenbuchhaltung − Änderungsdienst − Qualitätsmeldungen − Spezielle Ledger − Logistikinformationssystem − TR - Treasury − Cashmanagement − Finanzbudgetmanagement − Treasury Management • CO - Controlling − Gemeinkosten-Controlling − Produktkosten-Controlling − Ergebnis- und Marktsegementrechnung • − Technische Objekte Verbrauchsgesteuerte Disposition − Vorbeugende Instandhaltung Instandhaltungsabwicklung − Einkauf − − Bestandsführung − Instandhaltungsprojekte Service Management − Lagerverwaltung − − Rechnungsprüfung − Informationssystem − Informationssystem Versand − Transport − Aussenhandel EC - Enterprise Controlling − Fakturierung − Profit-Center-Rechnung − Vertriebsunterstützung − Unternehmensplanung − Informationssystem − Managementkonsolidierung − Executive Information System Sachinvestitionen PA - Personaladministration und -abrechung − Personaladministration − Arbeitgeberleistungen − Personalbeschaffung − Zeitwirtschaft − Leistungslohn − Reise − Abrechnung PD - Personalplanung und -entwicklung • • SD - Vertrieb − IM - Investitionsmanagement PM - Instandhaltung − Verkauf Prozesskostenrechnung • MM - Materialwirtschaft − − • LO - Logistik allgmein Grunddaten Logistik Hauptbuchhaltung − • • − − • PP - Produktionsplanung und -steuerung PS - Projektmanagement − Grunddaten − Operative Strukturen − Projektplanung − Projektbudgetierung − Projektrealisierung/Integration − Informationssystem BC - Basissystem − Kernel-Komponenten − Systemadministration − Betriebssystemplattformen − Datenbankplattformen − Frontend-Plattformen − ABAP/4 Development Workbench − Business Engineering Workbench (Workflow Management) − Stücklisten, Arbeitsplätze und Arbeitspläne − Absatz- und Produktionsgrobplanung − Produktionsplanung − Kapazitätsplanung − Bedarfsplanung CA - Anwendungsübergreifende Komponenten − Kanban − Dokumentenverwaltung − Planung- und Steuerung bei Serienfertigung − Klassensystem − CAD-Integration − Montage − ALE − Produktionsplanung Prozessindustrie − Organisationsmanagement − Personalentwicklung − Betriebsdatenerfassung − Personaleinsatz − Informationssystem − Veranstaltungsmanagement − Raumbelegungsplanung • • IS - Branchenlösungen (Beispiele) − IS-Oil (Ölverarbeitung) − IS-Banking − IS-Retail − ... Tab. 3-1: R/3-Module und deren Komponenten. Neben der Gliederung der Funktionen in einzelne Module verfügt das R/3-System über eine grosse Zahl verschiedener Organisationseinheiten als Grundlage für die Abbildung der betrieblichen Ausbauorganisation. Dabei existieren einerseits grundlegende Organisationseinheiten (z.B. zur Abbildung eines Konzerns), welche grundsätzlich im Rechtssystem verankert sind und andererseits Organisationseinheiten zur Abbildung einzelner Anwendungsbereiche (z.B. der Vertriebsorganisation). Diese verschiedenen Arten von Organisationseinheiten werden im folgenden dargestellt. 60 Das R/3-System 3.3.2 Organisationsstrukturen des R/3-Systems 3.3.2.1 Grundlegende Organisationseinheiten Die Abbildung komplexer Unternehmensstrukturen wird im R/3-System durch die Existenz flexibler Organisationseinheiten sichergestellt. Das organisatorische Konzept des R/3-Systems basiert auf einer Konzernstruktur. Diese wird durch Verknüpfung von einzelnen Organisationseinheiten charakterisiert. Neben den grundlegenden organisatorischen Einheiten (z.B. Konzern oder Tochtergesellschaft) verfügt jeder Bereich des R/3Systems (Rechnungswesen, Logistik und Personalwesen) über spezifische Organisationseinheiten. Von der organisatorischen Gliederung ist die systemtechnische Gliederung zu unterscheiden. Diese ist der organisatorischen Gliederung übergeordnet hat nur einen indirekten Einfluss auf die organisatorische Struktur eines Unternehmens. Die Grundeinheit von R/3 stellt das System dar. Ein System ist eine in sich abgeschlossene Installation von R/3 mit eigenem Datenbestand. Innerhalb eines Systems können mehrere Mandanten angelegt werden. Diese stellen jeweils einen Konzern dar. Bei einer R/3-Einführung werden in der Regel mehrere Mandanten (Referenzmandant118, Testmandant und Produktivmandant) gleichzeitig verwendet. Auf organisatorischer Ebene stellt der Mandant (Konzern) das übergeordnete Element aller Organisationseinheiten dar. Verschiedene Datenbestände (z.B. Materialstamm) können auf Mandantenebene geführt werden. Dadurch wird eine redundante Datenhaltung verhindert. Die einzelnen Tochtergesellschaften eines Konzerns werden Buchungskreise genannt und stellen rechtlich unabhängige Gesellschaften (z.B. eine AG oder GmbH) dar. Die Betriebsstätten oder Niederlassungen einer Gesellschaft werden als Werke bezeichnet. Auf dieser Ebene findet die Materialdisposition und die Bestandsführung statt. 118 Referenzmandant = voreingestellter Mandant mit einem Referenzdatenbestand (z.B. IDESDemosystem, vgl. Kapitel 3.3.6). 61 Das R/3-System Grundlegende Organisationseinheiten Mandant (Konzern) 001 0001 Buchungskreis Werk 0001 0002 0002 0003 Abb. 3-4: Grundlegende Organisationseinheiten des R/3-Systems. 3.3.2.2 Organisationseinheiten der Logistik Im Bereich der Logistik (LO, SD, MM, PP, QM, PM, PS) existieren weitere Organisationseinheiten, welche vorwiegend zur Strukturierung des Beschaffungs- und Vertriebsprozesses dienen. In der folgenden Darstellung werden nur die wichtigsten Elemente genannt: • Einkaufsorganisation • Verkaufsorganisation • Lager. Die Einkaufsorganisation ist den einzelnen Werken übergeordnet und dient zur zentralen Beschaffung von Materialien oder Dienstleistungen. Durch die Konzentration des Einkaufs lassen sich bessere Konditionen aushandeln und der Einkauf kann für mehrere Werke gleichzeitig abgewickelt werden. In einer Verkaufsorganisation wird ähnlich wie bei der Einkaufsorganisation der Verkauf einer Gesellschaft zentralisiert, resp. auf die Bedürfnisse des Marktes zugeschnitten. Einem Werk können verschiedene Lager zugeordnet werden. In diesen werden die Materialbestände eines Werkes räumlich zusammengefasst und verwaltet. 62 Das R/3-System 001 Mandant (Konzern) 0001 Unternehmen Buchungskreis 0001 0002 0003 1000 Einkaufsorganisation 2000 3000 Verkaufsorganisation Werk 0002 0001 Lager Lagerort 4000 0002 0001 0003 0002 100-1 0004 0005 0003 100-2 100-3 100-4 Abb. 3-5: Organisationseinheiten der Logistik. Eine Strukturierung der dargestellten Bereiche (Einkaufs- und Verkaufsorganisation) kann durch zusätzlich vorhandene Organisationseinheiten vorgenommen werden (z.B. Verkaufsbüro, Verkäufergruppe, Vertriebsweg oder Sparte). Auf diese soll aber in diesem Kontext nicht näher eingegangen werden. 3.3.2.3 Organisationseinheiten des Finanzwesens Im Bereich des Finanzwesens (FI, CO, TR, EC und IM) wird grundsätzlich zwischen einer rechtlichen Organisationsstruktur und einer internen Organisationsstruktur unterschieden. Daneben existieren weitere Organisationseinheiten für die Zusammenfassung bestimmter Merkmale des Finanzwesens. Folgende Organisationseinheiten dienen zur Abbildung der rechtlichen Struktur: • Gesellschaft • Buchungskreis • Kostenrechnungskreis. 63 Das R/3-System Die Gesellschaft stellt ein rechtlich selbständiges Unternehmen dar, für das nach handelsrechtlichen Gesichtspunkten eine Bilanz sowie ein Gewinn- und Verlustrechnung erstellt werden kann. Dabei kann eine Gesellschaft aus einem oder mehreren Buchungskreisen bestehen. Durch diese Zuordnungsmöglichkeit werden Buchungskreise für eine gemeinsame Konzernrechnungslegung zusammengefasst. Ein Buchungskreis ist in der Regel ebenfalls eine rechtlich selbständige Einheit (Ausnahme: ausländische Betriebsstätte mit eigener Währung und speziellen steuerrechtlichen Anforderungen), für die eine abgeschlossene Buchhaltung (Bilanz, Gewinnund Verlustrechnung) geführt werden kann. Für jeden Mandanten können mehrere Buchungskreise eingerichtet werden. Dabei muss für jeden Mandanten mindestens ein Buchungskreis angelegt sein. Der Kostenrechnungskreis definiert die organisatorische Einheit, für die eine eigenständige Kostenrechnung erstellt werden kann. Ein Kostenrechnungskreis entspricht entweder einem Buchungskreis oder umfasst bei buchungskreisübergreifender Abrechnung mehrere Buchungskreise. Der zweite Fall ist anzutreffen, wenn für verschiedene selbständig bilanzierende Gesellschaften eine Kostenrechnung geführt wird. Rechtliche Organisationsstruktur Mandant (Konzern) 0001 Kontenplan CACH Kostenrechnungskreis Buchungskreis CADE CH01 0001 CH02 0002 0003 DE01 0004 Abb. 3-6: Rechtliche Organisationsstruktur des Finanzwesens. 64 0005 Das R/3-System Folgende Organisationseinheiten dienen zur Abbildung der internen Struktur: • Geschäftsbereich • Kreditkontrollbereich • Mahnbereich. Zu Auswertungszwecken kann eine Gesellschaft in Geschäftsbereiche untergliedert werden. Für diese können eigene Bilanzen sowie Gewinn- und Verlustrechnungen erstellt werden. Aus handelsrechtlicher Sicht hat dies jedoch keine Bedeutung; somit hat diese Organisationseinheit nur internen Charakter. In einem Mandanten können mehrere Geschäftsbereiche angelegt werden. Die Kontierung der einzelnen Geschäftsbereiche kann dabei in allen vorhandenen Buchungskreisen, d.h. buchungskreisübergreifend erfolgen. Ein Geschäftsbereich lässt sich zusätzlich zu einem Konsolidierungsgeschäftsbereich zusammenfassen. Innerhalb eines Kreditkontrollbereiches existieren einheitliche Kreditlimiten für Debitoren. Für die Kreditlimiten kann pro Kreditkontrollbereich eine Währung festgelegt werden. Zu einem Kreditkontrollbereich können ein oder mehrere Buchungskreise zugeordnet werden. Umgekehrt kann ein Buchungskreis aber nicht mehrere Kreditkontrollbereiche umfassen. Innerhalb eines Mahnbereichs wird das Mahnwesen einheitlich geregelt. Grundsätzlich entspricht der Mahnbereich einem Buchungskreis. Kann das Mahnwesen auf Buchungskreisebene nicht einheitlich geregelt werden, erfolgt eine Untergliederung des Buchungskreises in Mahnbereiche. Diese können z.B. Sparten oder Verkaufsorganisationen entsprechen. Weitere wesentliche Organisationseinheiten des Finanzwesens sind: • Finanzkreis • Ergebnisbereich. Der Finanzkreis ist eine organisatorische Einheit des Finanzmanagements (Treasury). Durch diesen wird der Geltungsbereich für die Planung der finanziellen Mittel 65 Das R/3-System (Budgetierung) festgelegt. Einem Finanzkreis muss mindestens einem Buchungskreis zugeordnet sein. Für die buchungskreisübergreifende Budgetierung können einem Finanzkreis mehrere Buchungskreise zugewiesen werden. Der Ergebnisbereich entspricht einem Segment des Absatzmarktes innerhalb eines Kozerns, für welches durch Gegenüberstellung von Kosten und Erlösen ein Ergebnis ausgewiesen wird (Ergebnis- und Marktsegmentrechnung). Je nach Gliederung des Konzerns kann der Ergebnisbereich entweder einem oder mehreren Kostenrechnungskreisen entsprechen. 3.3.2.4 Organisationseinheiten des Personalwesens Die verschiedenen Organisationseinheiten des Personalwesens unterteilen diesen Bereich nach personaladministrativen, zeitwirtschaftlichen und abrechnungstechnischen Gesichtspunkten. Das R/3-System stellt für diesen Zweck folgende Organisationseinheiten zur Verfügung: • Personalbereich • Personalteilbereich. Personalbereiche werden auf Buchungskreisebene eingerichtet und stellen Unternehmensbereiche mit gemeinsamen Merkmalen bezüglich der oben genannten Kriterien dar. Innerhalb eines Personalbereichs sind z.B. die Tarif- und Lohnartenstruktur sowie die Sollarbeitszeit einheitlich geregelt. Zudem stellt der Personalbereich ein Berechtigungsobjekt für den Zugriffsschutz dar. Ein Personalbereich kann weiter in Personalteilbereiche untergliedert werden. Diese zusätzliche Untergliederung kann insbesondere aus abrechnungstechnischen Gründen erfolgen (z. B. können durch die geographische Gliederung eines Unternehmens mehrere Sozialversicherungseinrichtungen für einen Personalbereich zuständig sein). Ausserdem können für jeden Personalteilbereich u.a. verschiedene Lohnarten, Zeitmodelle oder Feiertagskalender eingerichtet werden. 66 Das R/3-System Organisationseinheiten des Personalwesens Mandant (Konzern) 001 0001 Buchungskreis Personalbereich 0001 Personalteilbereich 0002 0002 0001 0002 0003 0003 Abb. 3-7: Organisationseinheiten des Personalwesens. Durch zusätzliche organisatorische Einheiten des Personalwesens können Merkmalsgruppen für die Erfassung von Vorschlagswerten, für spezielle Auswertungen und für die Verfeinerung des Berechtigungskonzepts gebildet werden. Für diese Zusatzaufgaben stellt das R/3-System folgende Organisationsstrukturen zur Verfügung: • Mitarbeitergruppe • Mitarbeiterkreis. Durch die Mitarbeitergruppe erfolgt eine Grobeinteilung der Arbeitnehmer nach deren Stellung innerhalb des Unternehmens (z.B. Unterteilung in Voll- und Teilzeitbeschäftigte). Diese Gliederung wird insbesondere für die Erzeugung von Vorschlagswerten bei der Datenerfassung und für die Bildung von Selektionskriterien bei Auswertungen vorgenommen. Zusätzlich stellt auch die Mitarbeitergruppe ein Berechtigungsobjekt für die Regelung des Zugriffsschutzes dar. Mitarbeitergruppen können weiter in Mitarbeiterkreise unterteilt werden. Durch diese Feingliederung lassen sich z.B. verschiedene Hierarchieebenen innerhalb eines Unternehmens abbilden. Für Mitarbeiterkreise sind u.a. folgende Unterscheidungsmerkmale vorgesehen:119 119 Vgl. SAP AG (1996a), Abschnitt: Mitarbeiterkreis pflegen. 67 Das R/3-System • Festlegung der Behandlung in der Abrechnung • Festlegung der Gültigkeit von Primärlohnarten • Festlegung der Gültigkeit von Arbeitszeitplänen • Festlegung der Gültigkeit von Tarifgruppen • Festlegung der Gültigkeit von Zeitkontingententypen. Ähnlich wie für Mitarbeitergruppen können auch hier Vorschlagswerte zur einfacheren Stammdatenerfassung definiert werden. Ferner stellen Mitarbeiterkreise zusätzliche Selektionskriterien für Auswertungen und eigene Berechtigungsobjekte für den Zugriffsschutz dar. 3.3.3 Rechungswesen Das Rechnungswesen stellt ein klassisches Anwendungsgebiet für betriebswirtschaftliche Anwendungssoftware dar. Neben der Rechnungslegung, dem eigentlichen Kern des Rechnungswesens, spielt zunehmend auch die Planung, Abwicklung und Kontrolle des Finanzmitteleinsatzes eine wichtige Rolle (vgl. Abb. 3-8). Das in den meisten Industrieländern anerkannte Prinzip der doppelten Buchführung sowie das Vorhandensein von teilweise ähnlichen Bilanzierungsvorschriften hat zu einer starken Vereinheitlichung der Rechnungslegung geführt. Dieser Bereich wird im R/3System durch das Finanzwesen abgedeckt. Für die zielgerichtete Anlage der brach liegenden und für die Bereitstellung der notwendigen finanziellen Mittel steht das Finanzmanagementmodul (Treasury) zur Verfügung. Neben der herkömmlichen Buchführung und dem Management der finanziellen Mittel spielt auch die Auswertung der gesammelten Daten durch das Controlling als Basis für die Unternehmensplanung und führung eine wichtige Rolle. Ferner muss die Planung, Realisierung und Abrechnung von Investitionsprojekten (Sachanlagen) durch entsprechende Funktionen unterstützt werden. Dieser Bereich wird im R/3-System durch das Investitionsmanagement abgedeckt. 68 Das R/3-System Durch die zunehmende Tendenz der Unternehmenskonzentration, hat ein weiteres Anwendungsgebiet des Rechnungswesens - die Konzernrechnungslegung (Unternehmenscontrolling) - an Bedeutung gewonnen. EC Konzernrechnungswesen FI CO TR Finanzwesen Controlling Treasury IM Investitionsmanagement Abb. 3-8: Module des Rechnungswesens. Die dargestellten Anwendungsgebiete decken praktisch alle betrieblichen Bedürfnisse im Bereich des Rechnungswesen ab und gewährleisten durch einen hohen Integrationsgrad bessere Transparenz und schnellere Verfügbarkeit der notwendigen Informationen. 69 Das R/3-System 3.3.3.1 FI - Finanzwesen (Financial Accounting) Das R/3-System arbeitet mit einer einheitlichen Datenbasis und ermöglicht dadurch die integrierte Verarbeitung eines jeden Geschäftsvorgangs. Dabei werden bei der Verbuchung einzelner Geschäftsvorgänge sämtliche damit verbundenen Buchungen automatisch durchgeführt. Durch die Integration aller Teilbereiche des Finanzwesens (vgl. Abb. 3-9) können Geschäftsvorfälle schneller abgewickelt und präziser ausgewertet werden. FI - Finanzwesen FIGL FIAP Hauptbuchhaltung FILC FIAA Konsolidierung Kreditorenbuchhaltung Anlagebuchhaltung FIAR Debitorenbuchhaltung FISL Special Ledger Abb. 3-9: Komponenten des Finanzwesens. Die Hauptbuchhaltung (FI-GL) beinhaltet die laufende Geschäftsbuchhaltung (Führung der Haupt- und Nebenbücher) und ermöglicht die Erfassung der Buchungsvorgänge für den Jahresabschluss. Die Kontengliederung kann sowohl auf Firmenebene als auch auf Konzernebene frei gewählt werden. Die Geschäftsvorfälle werden als Einzelbelege erfasst und unmittelbar nach jeder Buchung synchron fortgeschrieben, damit die betroffenen Kontostände, Summen- und Saldenlisten sowie Bilanz- und GuV-Auswertungen jederzeit auf dem aktuellen Stand sind und vom Anwender eingesehen werden können. Gleichzeitig werden die Nebenbücher und die relevanten Kostenbereiche mitgebucht. Die Kreditoren- (FI-AP) und die Debitorenbuchhaltung (FI-AR) ermöglichen die rationelle Überwachung der Lieferantenverbindlichkeiten und der Kundenguthaben. Dabei werden offene Posten verfolgt und fällige Kreditorenrechungen automatisch beglichen. Bei fälligen Kundenguthaben lassen sich die ausstehenden Zahlungen mit einem 70 Das R/3-System flexiblen Mahnwesen eintreiben. Zahlungsein- und Ausgänge können sowohl manuell als auch über Datenfernübertragung verarbeitet werden. Entsprechende Schnittstellen zur Ergebnis- und Marktsegmentrechnung sowie zur Finanzmittelüberwachung (TR-FM) erlauben die ständige Überwachung des Verkaufs und ermöglichen die aktive Bewirtschaftung der vorhandenen flüssigen Mittel. Die Konsolidierung (FI-LC) fasst die Abschlüsse einzelner Unternehmen zu einem Konzernabschluss zusammen. Durch die Ausnutzung von Bewertungswahlrechten haben Konzerne die Möglichkeit, das Gruppenergebnis aufgrund einer eigenen Bilanzpolitik zu beeinflussen. Die Konsolidierung ist sowohl mit dem Finanzwesen als auch mit der Anlagenwirtschaft verknüpft. Mit der Komponente Anlagenbuchhaltung (FI-AA) können die im Unternehmen vorhandenen Investitionsgüter über ihre ganze Lebensdauer verwaltet und kostenmässig überwacht werden. Die vorhandenen Schnittstellen zum Finanzwesen und zum Logistiksystem erhöhen die Transparenz und verbessern die Nutzung der vorhandenen Anlagen. Dabei beginnt die Unterstützung bereits bei der Investitionsplanung und setzt sich über den gesamten Lebenszyklus eines Investitionsgutes fort. Die Anlagenwirtschaft besteht aus folgenden Teilkomponenten: • Klassische Anlagenbuchhaltung und -bewertung • Leasingabwicklung. Die klassische Anlagenbuchhaltung und -bewertung protokolliert alle Wertzu- und -abgänge eines Investitionsgutes über dessen ganze Lebensdauer. Dabei werden sämtliche anfallenden Kosten (Zinsen, Abschreibungen, Versicherungen etc.) ermittelt und als Grundlage für die Investitionsrechnung bereitgestellt. Eine weitere Aufgabe der Anlagenbuchhaltung stellt die Bereitstellung von Grundlageninformationen für die Planung der Wertentwicklung im Anlagevermögen dar (vgl. IM-Investitionsmanagement). Die Integration der Anlagenbuchhaltung zu den anderen R/3-Modulen ist relativ hoch. Einerseits werden Informationen wie z.B. der Preis einer Anlage über die Einkaufskomponente des R/3-Systems bezogen und andererseits werden R/3-Module mit entsprechenden Daten versorgt. Beispielsweise werden Informationen über Zinsen und Abschrei71 Das R/3-System bungen direkt an das Finanzwesen und an das Controlling weitergegeben. Die technische Betreuung der Anlagen stellt einen erheblichen Kostenfaktor für ein Unternehmen dar. Neben den eigentlichen Wartungskosten sind natürlich auch die Ausfallzeiten in die Kostenbetrachtungen miteinzubeziehen. Zur besseren Überwachung dieser Kosten stellt die technische Anlagenverwaltung verschiedene Werkzeuge zur Verfügung. Die technische Instandhaltung kann entweder über CO-OM-OPA (Controlling-Order Project Accounting) oder über PM (Plant Maintenance) abgewickelt werden. Ein weiterer Schwerpunkt der Anlagenbuchhaltung stellt die Leasingabwicklung dar. Dabei können Leasinganlagen erfasst und entweder als Anlagevermögen aktiviert (Capital Lease) oder ohne Aktvierung (Operation Lease) als Mietaufwand in der Gewinn- und Verlustrechung verbucht werden. Die zu leistenden Leasinggebühren werden automatisch verwaltet und zur Zahlung termingerecht an die Finanzbuchhaltung weitergeleitet. Ferner können bei einer Vertragsänderung oder bei Vertragsablauf die bestehenden Anlagenstammsätze entfernt und wenn notwendig neu angelegt werden. Über die Komponente Special Ledger (FI-SL) werden die Standardauswertungsmöglichkeiten (Standard Ledger) im Rechnungswesen durch ein flexibel einsetzbares Informationssystem zusätzlich erweitert. Konkret stellt FI-SL Funktionen für die Plausibilitätsprüfung und die Substitution bei der Datenerfassung, für die Sammlung von Daten aus verschiedenen Anwendungen sowie für das Erstellen von aussagekräftigen Berichten (Report Painter und Report Writer) zur Verfügung. Die Plausibilitätsprüfung der erfassten Daten erfolgt anhand der in einem Regel-Manager erfassten Validierungsregeln. Die Verprobung der Daten wird während der Erfassung durchgeführt und bietet dadurch Gewähr, dass das Auftreten von Fehlern bei der Verbuchung reduziert werden kann. Analog dazu können einzelne oder mehrere Werte beim Erfüllen von vorher festgelegten Bedingungen im Regel-Manager auch durch andere ersetzt werden. Dadurch werden die Datenqualität erhöht und wichtige Voraussetzungen für die zielgerichtete Auswertung der Daten geschaffen. 72 Das R/3-System 3.3.3.2 TR - Treasury An verschiedenen Beispielen aus der Praxis kann gezeigt werden, dass durch geschickten Einsatz der brach liegenden finanziellen Mittel in einigen Fällen sogar höhere Gewinne erwirtschaftet werden können als bei der Ausübung des Kerngeschäfts. Daneben muss ein Unternehmen bei finanziellen Engpässen zur Bewahrung der Glaubwürdigkeit am Markt in der Lage sein, rechtzeitig auf Fremdmittel zurückgreifen zu können. Diese Aufgaben werden durch das Finanzmanagement wahrgenommen. Treasury Management Instrumente TRTM Geldhandel - Termingeld - Kündigungsgeld FI Ein-/Auszahlungen - Forderungen / Verbindlichkeiten - Zahlungsbedingungen - Zahlwege Derivative Instrumente Forex - Kassageschäft - Termingeschäft - Swap - Swap - Option - Future - ... TRCM Cash Management - Bankkonten - Kassenstand - Ausgleich - Kontrolle Wertpapiere - Aktie - Anleihe - Optionsschein - ... Darlehen - Hypotheke - Police - Schuldschein - ... TRFM Finanzmittelüberwachung - Planung - Prognose - Controlling Abb. 3-10: Teilkomponenten des Treasury-Moduls. Für die aktive Bewirtschaftung der finanziellen Mittel stellt die Treasury-Komponente (TR) verschiedene Funktionen zur Verfügung. Obwohl Treasury grundsätzlich in das Finanzwesen eingegliedert ist, wird es entsprechend dem Funktionsumfang als eigenes 73 Das R/3-System Modul (TR) im R/3-System geführt. Für die Erfüllung der angesprochenen Aufgaben stellt Treasury folgende Teilkomponenten zur Verfügung: • Cash-Management • Finanzmittelrechnung und -planung • Finanzbudgetmanagement • Market Risk Management. Das Cash Management (TR-CM) bildet durch die ständige Auswertung der Debitorenund Kreditorenzahlungsströme die Grundlage für eine kurz- und mittelfristige Finanzdisposition. Voraussetzung für die aktuelle Ermittlung dieser Informationen ist die weitgehend automatisierte Abwicklung des Zahlungsverkehrs. Dabei können Bankkontenbewegungen (inkl. Valutenabgleich) für die Erhebung des Tagesfinanzstatus direkt in das System eingespiesen und Zahlungen auf elektronischem Weg abgewickelt werden (Electronic Banking). Daneben werden der Scheckverkehr und die Wechselverwaltung (Schuld- und Besitzwechsel) weitgehend automatisiert durchgeführt. Zusätzlich ist es möglich, die für das Tagesgeschäft relevanten Fremdwährungskurse maschinell zu pflegen und entstandene Kursdifferenzen automatisch auszubuchen. Durch ein integriertes Kontenclearing (Konzentration der Salden verschiedener Konten auf ein Zielkonto) können kurzfristig Tagesgeldanlagen oder mehrtägige Festgeldanlagen resp. Geldaufnahmen getätigt werden. Etwas längerfristige Aussagen über die Liquiditätsentwicklung werden anhand der Liquiditätsvorschau (Liquidity Forecast) getroffen. Diese wird auf der Grundlage der zu erwartenden Zahlungsein- und -ausgänge ermittelt, welche ihrerseits wiederum durch die zur Verfügung stehenden Dispositionsquellen (offene Posten, geplante Lohn- und Gehaltszahlungen, MWST-Verbindlichkeiten etc.) geschätzt werden. Die dargestellten Instrumente bilden die Basis zur Sicherung der Liquiditätsreserven und zur Verbesserung der Kapitalerträge. Während die Finanzdisposition kurzfristig ausgerichtet ist, stellt die Finanzmittelrechnung und -planung (TR-FM) eine eher mittel- und langfristige Betrachtung der liquiden Mittel dar. Die Hauptaufgabe stellt dabei das rechtzeitige Aufdecken von drohender Illiquidität oder absehbaren Finanzmittelüberschüssen dar. Basis für diese Prognosen 74 Das R/3-System sind alle realisierten und unmittelbar absehbaren Zahlungsein- und Zahlungsausgänge (z.B. Rechnungsausgänge oder -eingänge), welche einander gegenübergestellt werden, und die Liquiditätsentwicklung, die aufgrund der vereinbarten Zahlungsziele abgeschätzt wird. Darauf aufbauend kann für eine beliebige Anzahl Perioden eine Planung der Zahlungsströme (Finanzmittelplanung) erstellt werden. Das Finanzbudgetmanagement knüpft direkt an die Ergebnisse der Finanzmittelplanung an und bezweckt die buchungskreisübergreifende Budgetierung und Kontrolle (Finanzkreis) der finanziellen Mittel. Die Zuweisung der Budgetwerte erfolgt an die im Unternehmen festgelegten Verantwortungsbereiche (Finanzstellen) auf der Basis der in der Finanzmittelplanung veranschlagten Werte. Die Budgetplanung gilt jeweils für ein Geschäftsjahr und wird durch Soll-/Ist-Vergleich der Zahlungsströme ständig überwacht. Im Unterschied zur Finanzplanung ist die Budgetierung absolut verbindlich und Anpassungen werden nur bei Veränderung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen vorgenommen. Das R/3-System bietet für diesen Fall die Möglichkeit, durch Umbuchung der budgetierten Werte Korrekturmassnahmen vorzunehmen. Während das Cash Management (TR-CM) und das Funds Management (TR-FM) die Grundlageninformationen für Kapitalaufnahmen und -anlagen liefern, unterstützt die Treasury Management-Komponente (TR-TM) die Verwaltung der angelegten oder von dritter Seite zur Verfügung gestellten Gelder. Das R/3-System stellt zur Bewältigung dieser Aufgaben folgende Funktionsbereiche bereit: • Geldhandel • Devisenhandel • Wertpapiermanagement • Darlehensmanagement • Derivative Finanzinstrumente. Der kurzfristige Anlagebereich wird durch Funktionen zur Aufnahme resp. zur Anlage von Termingeldern (Geld- und Devisenhandel) unterstützt. Durch die effiziente Ab- 75 Das R/3-System wicklung dieser Transaktionen ist ein schnelles Reagieren auf Veränderungen an den Finanzmärkten sichergestellt. Im langfristigen Anlagebereich deckt TR-TM sowohl den Handel und die Verwaltung von börsennotierten Wertpapieren als auch die Aufnahme und Vergabe von Darlehen ab. Bei den börsengehandelten Wertpapieren gewährt das R/3-System Hilfe beim Kauf und Verkauf, bei der Haltung von Depots und bei der Verwaltung von Portfolios. Auf der Seite der Darlehensverwaltung können neben der Erfassung von Darlehensverträgen auch die dazugehörigen Sicherheiten (Grundpfandrechte und Bürgschaften) mit dem R/3-System verwaltet werden. Für die verschiedenen derivativen Finanzinstrumente (Hedginggeschäfte wie z.B. Swaps, Caps, Floors, Optionen oder Futures) stellt das R/3-System ebenfalls entsprechende Funktionen zur Verfügung. Im Vordergrund steht dabei die Bewertung der einzelnen Finanzanlagen. Daneben können durch verschiedene Analyseinstrumente z.B. Fälligkeitsanalysen, "What-If"-Analysen oder sogar komplexe Simulationen durchgeführt werden. Durch die Integration der Branchenlösung für Versicherungen (IS-IS) kann diese Funktionsvielfalt noch erweitert werden. Zusätzlich ermöglicht die direkte Anbindung an das Rechnungswesen die Synchronisation der entstehenden Finanzströme mit der Buchhaltung und der Liquiditätsplanung. Das Market Risk Management (TR-MRM), welches zur Risikominimierung der verschiedenen Kapitalanlagen dient, rundet die verschiedenen Möglichkeiten des TreasuryFunktionsbausteins ab. Aktuelle Marktdaten lassen sich automatisch in das System einlesen und können neben der Bewertung der herkömmlichen Kapitalanlagen vor allem für die Wertbestimmung der eher komplexen derivativen Finanzinstrumente herangezogen werden. Finanzaktiva werden dabei zum Veräusserungspreis und Finanzpassiva zum Rückkaufswert verrechnet. Durch verschiedene Risikoanalysen ("What-If"- und "Worst Case"-Analysen) wird die Basis für Dispositionsentscheidungen an den Kapitalmärkten geschaffen. Ausserdem können durch Standardreports die relevanten Kennzahlen (z.B. Barwert, Internal Rate of Return, Liquiditätsentwicklung, Durchschnittskurse oder Sensitivitätsanalysen) ermittelt werden. Durch den Einbezug fiktiver Geschäfte kann das Ri- 76 Das R/3-System sikopotential und die Festlegung der richtigen Strategie bei Marktveränderungen zusätzlich verringert werden. Die verschiedenen Werkzeuge des Treasury-Moduls sorgen für eine effiziente Abwicklung der Finanztransaktionen und erhöhen durch gezielte Auswertung aller verfügbaren Daten die Markttransparenz. Dadurch können sowohl die Rentabilität des eingesetzten Kapitals verbessert, als auch die Kosten für Kapitalaufnahmen möglichst niedrig gehalten werden. Da das Treasury ein relativ neuer Funktionsbaustein im R/3-Sytem darstellt, ist zu erwarten, dass die Funktionalität in Zukunft in diesem Bereich noch erheblich erweitert wird. 3.3.3.3 CO - Controlling Die Bedeutung des Controllings hat in letzter Zeit erheblich zugenommen. Durch die zunehmende Dynamisierung der Märkte, immer kürzer werdende Produktlebenszyklen und den allgemein steigenden Wettbewerbsdruck werden die Unternehmen gezwungen ihre Kosten, Erlöse und die Verwendung ihrer Ressourcen permanent zu planen, zu überwachen und zu steuern. Damit diese Forderung erfüllt werden kann, ist jeder einzelne Geschäftsvorfall vollständig in die verschiedenen Controllingbereiche einzubetten. Nur unter Berücksichtigung dieser Integrationsbedingungen lassen sich auch wirklich aussagekräftige Plan/Ist-Analysen erheben und daraus die richtigen Massnahmen ableiten. Die dafür verwendbaren Kostenrechnungssysteme sind im R/3-System in die in Abb. 3-11 dargestellten Bereiche untergliedert: 77 Das R/3-System CO - Controlling COOM Gemeinkostencontrolling COPC COABC Produktkostencontrolling COPA Ergebnis- und Marktsegmentrechnung Prozesskostenrechnung Abb. 3-11: Komponenten des Controllings. Das Gemeinkostencontrolling (CO-OM) umfasst die Teilkomponenten Kostenarten-, Kostenstellen- und Leistungsrechnung sowie Gemeinkostenaufträge und -projekte. Die Kostenartenrechnung erfasst die für das Controlling relevanten Grundlagen. Dabei wird zwischen primären und sekundären Kostenarten unterschieden. Die primären Kostenarten bilden auf Kostenrechnungsseite das Spiegelbild zu den betrieblichen Aufwandkonten. Die sekundären Kostenarten hingegen dienen ausschliesslich der Kostenrechnung und stellen die Basis für die Ermittlung des kalkulatorischen Werteflusses dar. Dadurch stellt die Kostenartenrechnung quasi ein Grundgerüst für die anderen Kostenrechnungssysteme zur Verfügung. Nachdem die Kostenartenrechnung die Frage beantwortet, welche Kosten angefallen sind, gibt die Kostenstellenrechnung Auskunft, wo, d.h. von welchen betrieblichen Leistungseinheiten die Kosten verursacht wurden. Kern der Betrachtung bilden dabei die immer wichtiger werdenden Gemeinkosten. Da die entstandenen Ist-Kosten in der Regel mit einem vorgängig erstellten Plan (Plankostenrechnung) korrespondieren müssen, werden die Abweichungen auf der Basis eines einfachen Plan-/Ist-Vergleich ermittelt und durch die Auswertung von verschiedenen, vom System gelieferten Berichten analysiert. 78 Das R/3-System Die herkömmliche Leistungsrechnung dient zur Planung, Bewertung und Verrechnung von innerbetrieblichen Leistungen. Die Kostenstellen lassen sich dadurch leistungsbezogen planen und abrechnen. Durch die sofortige Umlage der Ist-Kosten können die Abweichungen zu den Plankosten umgehend offengelegt werden und verschiedene Berichtmöglichkeiten helfen, die Abweichungsursachen zu ermitteln. Die im R/3-System vorgesehenen Leistungsarten bilden die Grundlage für die Leistungsverrechnung. Durch die Festlegung der Planleistung, der Kapazität und der Ausbringungsmenge wird eine Leistungsart definiert und dadurch die Ableitung der für die Leistungsverrechnung relevanten Grössen ermöglicht. Im Unterschied zum PS-Modul (Projekt System) des R/3-Systems, welches für das Planen und Überwachen von komplexen Projekthierarchien vorgesehen ist, dient die Teilkomponente Gemeinkostenaufträge und -projekte zur Planung und Kontrolle einstufiger Projekte. Zwischen Aufträgen und Projekten im letztgenannten Sinn wird im R/3System kein Unterschied gemacht. Da Aufträge und Projekte sehr unterschiedlichen Aufgabenstellungen dienen können, bietet das R/3-System die Möglichkeit, diese verschiedenen Auftragsarten zuzuordnen. Die Auftrags- und Projektkostenrechnung verfolgt dabei unterschiedliche Ziele. Im Rahmen einer Kostenkontrolle sollen die angefallen Kosten ermittelt und in einem Plan-/Ist-Vergleich die Abweichungen dargestellt werden. Ferner stellt diese Teilkomponente verschiedene Kalkulationsvarianten und Kostenanalysefunktionen als Entscheidungshilfen zur Verfügung. Ausserdem können im Rahmen einer Leistungsverrechnung die angefallenen Kosten auf verschiedene Zielobjekte (z.B. Kostenstelle, Anlage, Kundenauftrag, Projekt) umgelagert werden. In der Komponente Produktkostencontrolling (CO-PC) werden die internen Kosten über ein Umlageverfahren an die kostenverursachenden Leistungseinheiten des Betriebes (z.B. Produkte oder Aufträge) zugewiesen. In diesem Zusammenhang wird auch von Kostenträgerrechnung gesprochen. Ein Kostenträger stellt demnach die zur Ermittlung der Herstell- und Selbstkosten zu kalkulierende Einheit dar, d.h. die Kosten werden stückbezogen ermittelt. Im R/3-System kann die Kostenträgerrechnung für folgende Objekte (Kostenträger) durchgeführt werden: 79 Das R/3-System • Materialien • Fertigungsversionen eines Materials • Fertigungsaufträge • Netzpläne • Instandhaltungsaufträge • Serienaufträge • Prozessaufträge • Kundenaufträge • Innenaufträge • Kostenträger-Identnummern • Kostenträgerhierarchien • Projekte • Projektstrukturplanelemente. Pro Kostenträger können Plankosten aufgestellt (Vorkalkulation) und Ist-Kosten (Nachkalkulation) ermittelt werden. In einer Plan-/Ist-Analyse werden die gesammelten Daten einander gegenübergestellt und durch integrierte Berichts- und Analysesysteme verdichtet und ausgewertet. Das Ergebnis sind Informationen, die zur Optimierung der Prozesse sowohl unter wirtschaftlichen als auch unter qualitativen Aspekten verwendet werden können. Die Ergebnis- und Marktsegmentrechnung (CO-PA) liefert Informationen (z.B. Nettoergebnisse und Deckungsbeiträge) von verschiedenen Produkten oder ganzen Märkten. CO-PA basiert auf sogenannten Ergebnisobjekten, welche eine Kombination von ganz bestimmten Auswertungsmerkmalen darstellen. Solche Auswertungsmerkmale können: • artikelbezogen (Artikel, Artikelgruppe, Sortiment, Erzeugnisform) • kundenbezogen (Kunde, Kundengruppe, Branche) • vorgangsbezogen (Auftragsart, Auftragsgrösse) oder • organisationsbezogen (Vertretergebiet, Vertriebsweg, Profit Center) sein. Für einzelne oder für Gruppen von Ergebnisobjekten lassen sich Kennzahlen definieren. Durch diese werden sowohl Erlös- als auch Kostenkomponenten für die Bestimmung des Ergebnisses ermittelt. Die Fixkosten werden periodisch von der Kosten- 80 Das R/3-System stellenrechnung bereitgestellt und können direkt in die Ergebnisrechnung miteinbezogen werden. Vor der Ist-Kostenerfassung kann periodisch eine Absatz- und Ergebnisplanung aufgestellt werden. Der Plan-/Ist-Vergleich dient zur Überwachung der vorher definierten Ergebnisobjekte. Durch Standardanalysen und flexible Auswertungsmöglichkeiten der Ergebnisrechnung (Berichte) lassen sich sehr detaillierte Informationen zu Produkten und Märkten gewinnen. Nutzniesser dieser Erkenntnisse sind vor allem der Vertrieb, das Marketing und das Produktmanagement. Selbst strategische Unternehmenseinheiten sind für die Planung auf das Vorhandensein dieser Informationen angewiesen. Die Prozesskostenrechnung120 (CO-ABC) stellt eine Erweiterung zur herkömmlichen Leistungsverrechnung dar und ist auf die kostenmässige Erfassung der Leistungen in bereichsübergreifenden Unternehmensprozessen ausgerichtet (vgl. Abb. 3-12). Die Kostenzuordnung erfolgt über sogenannte Aktivitäten, welche einen Preis haben und von den Geschäftsprozessen verbraucht werden. Unter der Voraussetzung, dass die Gemeinkosten mit der Anzahl der verbrauchten Aktivitäten variieren, lassen sich die Kosten über Kostentreiber auf die Kostenobjekte verteilen. Gemeinsam mit den direkten Kosten ergeben die Kosten der verbrauchten Aktivitäten die Prozesskosten. Durch diese Art der Umlegung der Gemeinkosten soll eine verursachergerechtere Verteilung der Kosten ermöglicht werden. Kostenbasis Was wird verbraucht? Kostenzuordnung Aktivitäten Kostentreiber Kostenobjekte Maschinenumstellung Maschinenumstellung Anzahl AnzahlUmstellungen Umstellungen Bestellung Bestellung Qualitätsbericht Qualitätsbericht Anzahl Bestellungen Anzahl Bestellungen Produkt Produkt Reporting Reporting Anzahl AnzahlLose Lose Prozess Prozess Materialtransport Materialtransport Materialvolumen Materialvolumen Teil Teil Inspektion Inspektion Produktionsausstoss Produktionsausstoss Auftrag Auftrag Weshalb wird es verbraucht? Wer verbraucht es? Abb. 3-12: Prinzip der Prozesskostenrechnung. 120 Vgl. Busin (1996). 81 Das R/3-System 3.3.3.4 IM - Investitionsmanagement Durch den zunehmenden Technisierungsgrad der für den Leistungserstellungsprozess benötigten Anlagen und die damit verbundene hohe Kapitalbindung hat auch die Bedeutung des Investitionsmanagements (IM) zugenommen. Der ganze Prozess einer Investition für eine Sachanlage wird im R/3-System von der Planung, über die Beschaffung und Nutzung bis zum Ende der Lebensdauer einer Anlage durch folgende Teilkomponenten unterstützt: • Investitionsanforderungen • Investitionsprogramme • Investitionsmassnahmen. Anträge für Investitionen können als Investitionsanforderungen im System erfasst und für die Berücksichtigung der Planung vorgemerkt werden. Durch verschiedene Formen der Rentabilitätsrechnung werden die Grundlagen für Investitionsentscheide geschaffen. Ferner kann anhand einer Statusverwaltung jederzeit der aktuelle Stand eines Investitionsantrages ermittelt werden. Diese Funktionen bilden die Grundlage für die Investitionsplanung. Durch die systemgestützte Erstellung von Investitionsprogrammen können konzernweit Budgets vergeben und Kosten geplant werden. Durch die Verknüpfung von Investitionsmassnahmen und -programmen sowie die Möglichkeit der Aggregation einzelner Investitionsvorhaben können jederzeit die budgetierten Werte mit den bereits entstandenen Ist-Kosten verglichen werden. Investitionsmassnahmen werden im Rahmen von Innenaufträgen oder Projekten umgesetzt. Die in diesen Komponenten verfügbaren Instrumente (Ressourcen- und Kostenplanung sowie Kostenüberwachung) bilden ideale Werkzeuge für die Unterstützung bei der Realisierung von Investitionsprojekten. Ausserdem ist durch die Integration mit dem Unternehmenscontrolling eine transparente und verursachergerechte Abrechnung der getroffenen Investitionsmassnahmen möglich. Die Wertbestimmung einer Anlage erfolgt durch Zuweisung der für jede einzelne Anlage benötigten Fremd- und Eigenleistungen. 82 Das R/3-System Dadurch steht nach der Endabrechnung ein vollständiger Herkunftsnachweis zur Verfügung. Bei der Wertbestimmung wird zusätzlich zwischen aktivierungspflichtigen und nicht aktivierungspflichtigen Anlagen resp. Anlageteilen unterschieden. Die aktivierungspflichtigen Anlagen können zur wertmässigen Fortschreibung in der Anlagenbuchhaltung (FI-AA) verwaltet werden, und die nicht aktivierungspflichtigen Anlageteile fliessen der Kostenrechnung zu. Die Wertentwicklung einer Anlage kann durch Simulation von Abschreibungen (Abschreibungsvorschau) vorgängig ermittelt und durch Aggregation der Einzelwerte zur Schätzung des gesamten Anlagevermögens herangezogen werden. Damit bildet das Investitionsmanagement zusammen mit der Anlagenbuchhaltung und der Instandhaltung ein abgerundetes Instrumentarium für die finanzielle und technische Verwaltung der in einem Unternehmen vorhandenen Anlagen während deren ganzen Lebensdauer. 3.3.3.5 EC - Unternehmenscontrolling Die verschiedenen Instrumente des Unternehmenscontrollings (EC) erlauben eine zeitnahe Überwachung aller Unternehmensaktivitäten anhand kritischer Erfolgsfaktoren (CSF) und bilden dadurch die Grundlage für die strategische Planung auf Konzernebene. Das EC-Modul gliedert sich in die in Abb. 3-13 dargestellten Bereiche. EC - Unternehmenscontrolling ECEIS Führungsinformationssysteme (EIS) ECMC ManagementKonsolidierung ECPCA Profit Center Rechnung Abb. 3-13: Komponenten des Unternehmenscontrollings. Durch das in R/3 vorhandene Führungsinformationssystem (EC-EIS) können entscheidrelevante Informationen über alle Aktivitäten eines Unternehmens ermittelt werden. Dabei ermöglicht das System die Zusammenführung von Daten aus externen und internen Quellen in einer speziell dafür vorgesehenen EIS-Datenbank. Dieser Daten- 83 Das R/3-System pool ist frei definierbar und bietet dadurch die Möglichkeit, Informationen bedürfnisgerecht zu sammeln. Die meist sehr heterogene Struktur der gesammelten Daten erfordert eine Gruppierung von gleichartigen Daten. Zur Abdeckung dieses Bedürfnisses können Teilbereiche der EIS-Datenbank in sogenannte "Aspekte" zusammengefasst werden. Diese bilden die Grundlage für die Datenanalyse. Dabei können die entscheidrelevanten Informationen entweder über eigene Auswertungen (flexible Analysen) oder über sogenannte Standardreports ermittelt werden. Durch das EIS wird dem Management ein unverzichtbares Mittel für die operative und strategische Führung eines Unternehmens zur Verfügung gestellt. Die Management-Konsolidierung121 (EC-MC) dient zur Erstellung einer Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung sowie einer Kapitalflussrechnung auf Konzernebene. Dabei können für die Verdichtung der Werte beliebige Konsolidierungseinheiten (z.B. Gesellschaft, Geschäftsbereich oder Region) definiert werden. Für die Währungsumrechnung, Aufwands- und Ertragskonsolidierung, Schuldenkonsolidierung, Eliminierung von Zwischengewinnen und für die Kapitalkonsolidierung lassen sich die Konsolidierungsverfahren und die einzelnen Konsolidierungsschritte frei auswählen. Die dafür notwendigen Daten werden in den operativen Anwendungen zur Konsolidierung vorbereitet und an EC-MC weitergeleitet. Ferner können auch Daten aus Fremdsystemen in die Betrachtungen miteinbezogen werden. Durch Monitoring und umfangreiche Analysefunktionen werden die einzelnen Erfolgsfaktoren ständig überwacht und gezielt ausgewertet. Die Behandlung von auftretenden Meldedifferenzen wird durch EC-MC ebenfalls unterstützt. 121 84 Vgl. Sinzig (1996). Das R/3-System Die Profit-Center-Rechnung (EC-PCA) stellt dabei eine Sonderform der Ergebnisrechnung dar. Wesentliche Zielsetzung ist die kosten- und ergebnisbezogene Abbildung eines selbständig am Markt operierenden Unternehmensbereichs. Zur Ergebnisermittlung kann entweder das Gesamtkostenverfahren oder das Umsatzkostenverfahren verwendet werden. Dabei werden die Gesamtkosten einer Periode den Leistungen einer Unternehmenseinheit (Profit Center) gegenübergestellt. Dadurch kann der Erfolg einer quasi eigenständigen Unternehmenseinheit ermittelt werden. Für die Budgetierung und Zuteilung der Ressourcen auf Konzernebene steht im ECModul die Komponente Business Planning (EC-BP) zur Verfügung. Dabei können sowohl Planvorschläge aus den operativen Anwendungen übernommen (Bottom up) als auch die auf Konzernebene ermittelten Vorgabewerte an diese übergeben werden (Top down). Im Bereich der Investitionsplanung besteht zudem die Möglichkeit, Investitionsbedarfe aus den operativen Bereichen zu übernehmen, zu überprüfen, freizugegeben und anschliessend zu überwachen. Ferner kann zur Unterstützung der Planung ein modellbasiertes Planungsinstrument verwendet werden. Durch die dargestellten Komponenten stehen flexible Instrumente für die rasche Ermittlung der steuerungsrelevanten Daten und zur Vereinheitlichung des gesamten Controllings im Konzern zur Verfügung. Damit sind neben den operativen Bereichen auch die strategischen Bedürfnisse des Rechnungswesens mehrheitlich abgedeckt. 85 Das R/3-System 3.3.4 Logistik Die Logistik stellt einen weiteren Hauptanwendungsbereich innerhalb des R/3-Systems dar. Durch die Integration der einzelnen Module (vgl. Abb. 3-14) ist die Durchgängigkeit des gesamten Prozesses von der Beschaffung, über die Fertigung, die Lagerhaltung und den Vertrieb gewährleistet. Somit gehören im wesentlichen die Fertigungsbetriebe zu den primären Anwendern dieses Bereichs. Ohne das Modul Produktionsplanung und -steuerung ist aber auch ein Einsatz von R/3 in Handels- und Dienstleistungsunternehmen möglich. Grunddaten SD Absatzplanung Kundenauftrags-verwaltung Ergebnisplanung Kundenbedarf Planbedarf Prognose - Kunden - Lieferanten Projektsystem - Netzplan - Projekte - Material - Stückliste - Arbeitsplan - Fertigungshilfsmittel PP QM - Planungsprofil SOP - Equipment Programmplanung - Dokument - Prüflos - Prüfauftrag - Klassifizierung Bedarfsplanung Grobkapazitätsplanung MM Direktanforderung Einkauf PlanAufträge Rechnungsprüfung Eröffnungshorizont - Textverarbeitung Auftrag: - Eröffnung - Freigabe - Rückmeldung - Mail - Kommunikation - EDI Fertigungssteuerung Kapazitätsabgleich CAM Bestandesführung Wareneingang Bewertung PM - Instandsetzung - Wartung SD - Erzeugniskalkulation - Versand Fakturierung Transport Abb. 3-14: Module des Hauptanwendungsbereichs Logistik. 86 Lagerverwaltung Das R/3-System Im Bereich der Beschaffungslogistik steht das Modul Materialwirtschaft (MM) im Zentrum. MM stellt alle nötigen Funktionen zur Einkaufsabwicklung (Bestellanforderungsverwaltung, Angebotsanfragen, Offertvergleich, Bestellung, Bestellverfolgung, Wareneingang, Lagerverwaltung, Rechnungsprüfung etc.) zur Verfügung. Die Datenbasis (Materialstamm) und weitere Grundfunktionen werden durch das Modul Logistik allgemein (LO) bereitgestellt. Im Zentrum der Produktionslogistik steht das Modul Produktionsplanung (PP). PP deckt sowohl den gesamten Planungsprozess (SOP-Sales and Operation Planning/Programmplanung, Bedarfsplanung und Kapazitätsplanung) als auch die eigentliche Abwicklung der Produktion (Fertigungssteuerung, Kapazitätsabgleich) ab. Im Hinblick auf die Vertriebslogistik stellt das Modul Sales and Distribution (SD) einerseits Funktionen im Bereich des Marketings sowie des Verkaufs (Offert- und Kundenauftragsabwicklung) zur Verfügung. Der sich aus diesem Prozess ergebende Kundenbedarf wird in Abhängigkeit vom verwendeten Fertigungstypen als Inputgrösse für die Produktionsplanung verwendet. Andererseits deckt SD alle zur Vertriebsabwicklung notwendigen Funktionen (Versand, Transport, Fakturierung) ab. Zur Sicherung der Qualität im Rahmen der gesamten Logistikkette stellt das Qualitätsmanagement (QM) Funktionen zur Qualitätsicherung zur Verfügung. Dabei werden Qualitätssicherungsmassnahmen sowohl im Bereich Produktionslogistik als auch in den Bereichen der Beschaffungs- und Vertriebslogistik zur Verfügung gestellt. Zur Instandhaltung der eigenen Anlagen und für die Abwicklung von Wartungs- und Servicedienstleistungen veräusserter Anlagen stellt das Modul Instandhaltung (PM) entsprechende Funktionen zur Verfügung. Zur Wartung der eigenen Anlagen werden Möglichkeiten zur Anlagenstrukturierung, zur Definition von Arbeits- und Wartungsplänen und zur Durchführung von Instandhaltungsaufträgen geboten. Für die Erbringung von Wartungs- und Serviceleistungen im Bereich der veräusserten Anlagen dient das Service-Management. Diese Anwendung unterstützt die Bearbeitung von Servicemeldungen, die Abwicklung von Serviceaufträgen und deren Abrechnung resp. Fakturierung. 87 Das R/3-System Das Projektsystem (PS) ist ein weiterer Bestandteil des Logistiksystems und bezweckt die branchenneutrale Unterstützung der Projektdurchführung. PS besitzt eine starke Integration zu den Anwendungsbereichen Finanz- und des Personalwesen. PS unterstützt verschiedene Projektarten (z.B. Forschungs und Einzelprojekte, Kundeneinzelfertigung, Investitionsvorhaben, EDV-Projekte) und stellt dafür Funktionen sowohl für die Projektstrukturierung als auch für die Projektplanung, -durchführung, -überwachung und -abrechnung zur Verfügung. 3.3.4.1 LO - Logistik allgemein Das Modul Logistik allgemein stellt als Basis für den gesamten Logistikbereich die in Abb. 3-15 dargestellten Komponenten zur Verfügung. Im Zentrum steht insbesondere die Erfassung der Materialstammdaten und die Auswertung sämtlicher für den Logistikbereich relevanten Daten. Daneben beinhaltet LO weitere, durch verschiedene Module genutzte Komponenten wie die Chargenverwaltung, den Änderungsdienst, die Variantenkonfiguration und die Montageabwicklung. LO - Logistik Allgemein LOMD LOVC Grunddaten der Logistik Variantenkonfiguration LOBM LOLIS Chargenverwaltung Logistikinformationssystem LOECH Änderungsdienst LOAP Montageabwicklung Abb. 3-15: Komponenten des Anwendungsbereichs "Logistik allgemein". Im Zentrum der Grunddatenerfassung (LO-MED) des Logistikbereichs steht der Materialstamm. Über ein ausgeklügeltes Sichtenkonzept lassen sich für die einzelnen Unternehmensbereiche (z.B. Einkauf, Konstruktion oder Buchhaltung) die relevanten Materialstammdaten erfassen. Dabei ist die Nutzung der Materialstammdaten nicht auf die 88 Das R/3-System Materialwirtschaft beschränkt, sondern umfasst den ganzen Logistikbereich. Der Aufbau des Materialstamms ist hierarchisch und entspricht den verschiedenen Organisationsebenen des R/3-Systems. Dadurch ist klar definiert, welche Datenelemente des Materialstamms für welche Unternehmensbereiche (Organisationseinheiten) gültig sind. Gewisse grundlegende Angaben (z.B. Materialkurztexte, Gewicht und Volumen) sind auf Mandantenebene festgelegt und gelten dadurch konzernweit. Andere wiederum gelten nur auf Werks-, auf Lagerort- oder auf Vertriebsebene. Darüber hinaus lässt sich der Materialstamm nach Branchen (z.B. Maschinenbau, Anlagenbau oder Chemie) und nach Materialarten (z.B. Rohmaterial, Fertigerzeugnisse oder Handelswaren) untergliedern. Durch diese Gliederungsmöglichkeiten lassen sich branchen- und materialartabhängige Datenfelder in den Masken ein- resp. ausblenden. Damit die steigenden Anforderungen in den Bereichen des Verbraucher- und Umweltschutzes (Produktehaftpflicht) erfüllt werden können, müssen die in einem Herstellungsgang gefertigten Erzeugnisse eindeutig einer Charge zugeordnet und entsprechend dokumentiert werden können. Die integrierte Chargenverwaltung (LO-BM) des R/3Systems kann im ganzen Logistikbereich eingesetzt werden und erlaubt die Nachverfolgung einer Charge von der Beschaffung der Rohstoffe bis zur Auslieferung des Enderzeugnisses. Dadurch herrscht absolute Transparenz über den Fertigungsprozess und Detailinformationen über einzelne Fertigungsschritte einer Charge können auch nachträglich jederzeit zur Abklärung rekonstruiert werden. Durch den Änderungsdienst (LO-ECH) wird die Mutation von Stammdaten (z.B. Materialstamm oder Stücklisten) lückenlos protokolliert. Dabei wird zwischen Änderungen mit und ohne Historie unterschieden. Ein Änderung ohne Historie ist vor allem für Produkte in der Entwicklungsphase sinnvoll. Der Zustand vor der Änderung wird nicht festgehalten. Bei Änderungen mit Historie gilt ein Zustand für einen ganz bestimmten Gültigkeitszeitraum. Dadurch existiert beispielsweise für Produktehaftpflichtfälle eine vollständige Dokumentation aller erfolgten Änderungen. Die Forderung der Konsumenten nach mehr Individualität hat bei gewissen Produkten (z.B. Fahrzeugen) zu einer enormen Variantenvielfalt geführt. Oftmals sind aber aus 89 Das R/3-System technischen oder sonstigen Rahmenbedingungen nicht alle denkbaren Varianten möglich bzw. sinnvoll (z.B. die Kombination Cabriolet und Klimaanlage). Die Möglichkeit der Abdeckung dieses Bedürfnisses durch die Variantenkonfiguration (LO-VC) stellt einen idealen Kompromiss zwischen der teuren Einzel- und der oftmals nicht bedürfnisgerechten Serienfertigung dar. Das zur Konfiguration eines Produkts notwendige Beziehungswissen muss daher in einer Regeldatenbank abgelegt werden können. In Maximalstücklisten und -arbeitsplänen sind alle möglichen Komponenten und Arbeitsgänge festgehalten. Über frei definierbare Merkmale werden den einzelnen Produkten verschiedene Eigenschaften zugewiesen. Durch das vorhandene Beziehungswissen kann die Zulässigkeit einer Variante überprüft und anschliessend eine entsprechende Stückliste erzeugt werden. Parallel zum Konfigurationsprozess erfolgt die Preisbestimmung für die gewählte Variante. Diese wird auf der Basis der festgelegten Variantenkonditionen durchgeführt. Neben Materialien kann die Variantenkonfiguration auch für Standardnetze innerhalb des Projektsystems (PS) eingesetzt werden. Standardnetze sind projektneutrale Abläufe, die mehrfach verwendet werden können. Durch die Kombination von verschiedenen Standardnetzen entstehen individuelle Netzpläne, deren Aufbau in gleicher Weise über Merkmale und ein entsprechendes Beziehungswissen gesteuert werden kann. Im Bereich der Kundeneinzelfertigung kommt es oft vor, dass bei einer Kundenbestellung verlässliche Terminzusagen gemacht werden müssen. Da das Enderzeugnis in den meisten Fällen aber nicht am Lager liegt und zuerst gefertigt werden muss, kann nur die Verfügbarkeit von Baugruppen resp. einzelnen Komponenten überprüft werden. Durch die Montageabwicklung (LO-AP) im R/3-System können die angesprochenen Überprüfungen vorgenommen werden. Dabei orientiert sich die Verfügbarkeitsprüfung an der Menge und am gewünschten Liefertermin. Bei der Prüfung der Auftragsmenge wird jene Komponente mit der geringsten Verfügbarkeitsmenge ermittelt. Die Bestimmung des Liefertermins orientiert sich an jener Komponente, welche voraussichtlich als letzte für die Montage bereitstehen wird. Für die Überprüfung des Liefertermins kann beim Erfassen des Kundenauftrags ebenfalls bereits die Kapazitätsplanung durchgeführt werden. Bei gleichzeitiger Verwendung der Variantenkonfiguration wird im System nach 90 Das R/3-System der Festlegung einer Variante für die Terminermittlung ebenfalls ein Montageauftrag erzeugt. Neben Montageaufträgen in Form von Fertigungs- oder Planaufträgen können auch Netzpläne zeitlich terminiert werden. Das Logistikinformationssystem (LO-LIS) dient zur Auswertung der im Logistikbereich vorhandenen Daten und besteht aus den in Abb. 3-16 dargestellten Teilkomponenten. Zur Auswertung der vorhandenen Daten werden in allen Informationssystemen dieselben zentralen Auswertungswerkzeuge verwendet. Darüber hinaus sind für jedes einzelne Informationssystem speziell zugeschnittene Auswertungstechniken verfügbar. Zusätzlich zur Auswertung der Ist-Daten können mit einem gut ausgebauten Prognoseinstrument122 auch Planwerte ermittelt werden. Ferner steht für die kundenindividuelle Gestaltung des LO-LIS das sogenannte Logistics Data Warehouse zur Verfügung. Mit diesem Instrument kann eine eigene Datenbasis mit individuellen Fortschreibungsregeln aufgebaut und für Auswertungen bereitgestellt werden. 122 Die Prognoserechnung wurde mit Release 3.0 zu einem zentral verfügbaren Instrument zusammengefasst und entsprechend erweitert. 91 Das R/3-System LOLIS LIS - Logistikinformationssystem Vertriebsinformationssystem Einkaufsinformationssystem Bestandscontrolling Fertigungsinformationssystem Qualitätsmanagementinformationssystem Instandhaltungsinformationssystem Planung / Prognose Frühwarnsystem Logistikinformationsbibliothek Abb. 3-16: Komponenten des Logistikinformationssystems. Ein integriertes Frühwarnsystem ermöglicht die Überwachung von ausgewählten Kennzahlen mit dem Zweck, Ausnahmesituationen und Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen. Das Frühwarnsystem ist in allen Teilbereichen des Logistikinformationssystems verfügbar. Für die verschiedenen Bereiche des LIS ist im R/3-Standard eine grosse Zahl von Kennzahlen vorhanden. Diese sind in der Logistikinformationsbibliothek (LIB) in Klassen zusammengefasst und dadurch übersichtlich strukturiert. Komfortable Suchroutinen gewährleisten das rasche Auffinden der gesuchten Kennzahl. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, benutzerdefinierte Kennzahlen in die Logistikinformationsbibliothek einzubinden und allgemein zugänglich zu machen. Durch diese Funktionen wird die Transparenz über die im R/3-System vorhandenen Auswertungsmöglichkeiten erheblich verbessert und gleichzeitig ist genügend Spielraum für die Integration von eigenentwickelten Kennzahlen vorhanden. 92 Das R/3-System 3.3.4.2 SD - Vertriebsabwicklung (Sales & Distribution) Das Vertriebssystem von R/3 unterstützt den Verkauf und den Versand von Produkten und Dienstleistungen an verschiedene Geschäftspartner. Eine Vielzahl von organisatorischen Gestaltungsmöglichkeiten gewährleisten die optimale Abbildung der eigenen Verkaufs- und Versandorganisation. Die Integration des Vertriebsbereichs ist recht ausgeprägt und insbesondere zur Materialwirtschaft und zum Finanzwesen existieren wesentliche Verknüpfungen. Aus der Materialwirtschaft werden sämtliche Informationen über Produkte und Dienstleistungen (Materialstamm) entnommen und über das Finanzwesen erfolgt die Zahlungsüberwachung und -abwicklung. Auch zu andern Modulen des R/3Systems (CO, PP, PS und PM) erfolgt ein Datenaustausch. Das Vertriebssystem besteht aus den Abb. 3-17 in dargestellten Teilbereichen. SD - Vertriebsabwicklung SDMD SDBF Grunddaten SDSHP SDSLS SDBIL Versand Verkauf Grundfunktionen SDCAS Fakturierung Vertriebsunterstützung Abb. 3-17: Komponenten der Vertriebsabwicklung. Bei der Vertriebsabwicklung muss entweder auf bereits bestehende Grunddaten (SDMD) - z.B. Materialstamm - zurückgegriffen werden können oder während des Verkaufsprozesses ist die Erfassung von neuen Daten (z.B. Kunden, Konditionen, Absprachen) notwendig. Die gesammelten Grunddaten bilden somit die Basis für alle weiteren Schritte. Die Grundfunktionen (SD-BF) der Vertriebsabwicklung stellen dem Vertriebsmitarbeiter ein breites Instrumentarium für die Unterstützung des Verkaufsprozesses zur Verfü93 Das R/3-System gung. In diesem Zusammenhang sind im wesentlichen folgende Funktionsbausteine relevant: • Materialfindung • Preisfindung • Verfügbarkeitsprüfung • Kreditmanagement. Durch die Materialfindung kann ein bei der Verkaufsabwicklung erfasstes Material automatisch durch ein anderes ersetzt werden. Dieser Fall ist z.B. bei Aktionen oder saisonal bedingten Verpackungsänderungen (z.B. Ostern oder Weihnachten) sinnvoll. Wird ein Produkt bestellt, substituiert das System automatisch den gewählten Artikel durch einen andern. Die Preisfindung dient zur Berechnung der Nettopreise. Diese werden auf der Basis der Bruttopreise und der zusätzlich vorhandenen Preiselemente (Zu- und Abschläge, Fracht, Steuern) bestimmt. Die Bruttopreise und die einzelnen Preiselemente sind entweder fix vorgegeben oder werden kundenindividuell anhand eines speziellen Konditionsschemas bestimmt. Dabei können die Faktoren Kunde, Produkt und Bestellmenge für die Bestimmung des Endpreises relevant sein. Ferner besteht die Möglichkeit, die Preise von einem Gültigkeitszeitraum abhängig zu machen (z.B. Gültigkeitszeitraum von Aktionen oder Preislisten). Durch die dargestellten Möglichkeiten können praktisch alle Facetten der Preisbestimmung abgedeckt werden. Eine integrierte Verfügbarkeitsprüfung unterstützt den Verkaufsangestellten bei der Zusicherung von Lieferterminen während des Verkaufsprozesses. Für die Ermittlung der Materialverfügbarkeit stellt das System verschiedene Verfahren zur Verfügung. Bei der Überprüfung eines gewünschten Liefertermins auf der Basis der ATP-Menge123 werden der aktuelle Lagerbestand und die geplanten Zu- und Abgänge für die Berechnungen herangezogen. Bei der Prüfung gegen die Vorplanung wird die Materialverfügbarkeit 123 94 ATP = Available To Promise. Das R/3-System aufgrund eines kundenanonymen Primärbedarfs ermittelt. Dieser wird im Rahmen der Produktionsprogrammplanung anhand von Erfahrungswerten bestimmt und sukzessive gegen die eingehenden Aufträge verrechnet. Darüber hinaus kann eine Verfügbarkeitsprüfung mit oder ohne Einbeziehung der Wiederbeschaffungszeit durchgeführt werden. Durch ein integriertes Kreditmanagement kann das Kreditrisiko bei der Vertriebsabwicklung verringert werden. Eine direkte Verbindung zur Finanzbuchhaltung liefert Informationen zum Stand der offenen Posten und ermöglicht dadurch die Überprüfung der Einhaltung von Kreditlimiten und die Beurteilung der finanziellen Situation eines Kunden. Bei kritischen Kreditsituationen wird der Vertriebsmitarbieter durch das System via Mail benachrichtigt. Dadurch kann die Verkaufsabwicklung beschleunigt und das Kreditrisiko minimiert werden. Das R/3-System unterstützt den Verkauf (SD-SLS) mit einer ganze Palette von Möglichkeiten. Durch verschiedene Arten von Verkaufsbelegen können alle Stadien der Auftragsabwicklung (Anfrage, Angebot, Auftrag, Rahmenverträge und Reklamationen) dargestellt werden. Die aus der Verkaufsabwicklung resultierenden Informationen (Preis, Konditionen, Versandtermine, zugesicherte Mengen, etc.) erscheinen im Verkaufsbeleg und bilden die Basis für die ganze Vertriebsabwicklung. Zur Unterstützung der für den Versand (SD-SHP) erforderlichen Aktivitäten stellt das R/3-System folgende Grundfunktionen zur Verfügung: • Terminverfolgung der fälligen Aufträge • Erstellung und Bearbeitung von Lieferungen • Überwachung der Verfügbarkeit eines Artikels • Transportdisposition • Unterstützung der Kommissionierung (Anbindung an das Lagerverwaltungssystem) • Verpacken der Lieferungen • Druck und Übermittlung der Versandpapiere • Abwicklung des Warenausgangs • Überwachung des Arbeitsvorrats im Versand. 95 Das R/3-System Der Versand basiert im wesentlichen auf den Versandbelegen Lieferung und Warenausgang. Mit der Eröffnung eines Lieferbelegs wird der Versand eingeleitet. Falls der Lieferung die Erfassung eines Auftrags vorangegangen ist (Regelfall), werden sämtliche versandrelevanten Informationen übernommen. Andernfalls muss eine manuelle Erfassung durchgeführt werden. Nach der Erstellung des Lieferbelegs erfolgt der Warenausgang und der Druck der Versandpapiere. Der Warenausgang als solches wird über das Materialwirtschaftsmodul (MM) abgewickelt, da es sich dabei um eine Materialbewegung handelt. Nach dem Warenausgang ist der Versand abgeschlossen und die Lieferung kann fakturiert werden. Als letzte Aktivität des Vertriebs sind bei der Fakturierung (SD-BIL) Rechnungen aufgrund der erbrachten Lieferungen und Leistungen zu erstellen. Die dafür relevanten Informationen werden aus dem Verkaufs- und aus dem Versandbeleg entnommen. Auch Sonderformen der Fakturierung (Proformarechnungen, Gut- und Lastschriften) sind im System vorgesehen. Weiter kann die Stornierung von Rechnungen und die Bonusabwicklung durchgeführt werden. Nach der Erstellung der Faktura erfolgt die Übergabe der Daten an die Finanzbuchhaltung (FI). Die Vertriebsunterstützung (SD-CAS) bietet für alle Aktivitäten im Rahmen der Akquisition und der Kundenbetreuung entsprechenden Support. Die gesammelten Informationen werden in strukturierter Form hinterlegt und können durch die Mitarbeiter des Vertriebs und des Marketings in vielfältiger Weise genutzt werden. Dabei werden vor allem Daten zu Kunden und Interessenten erfasst. Neben den eigentlichen Stammdaten (Firmenname, Adresse, Ansprechpartner etc.) werden auch marketingrelevante Informationen (Umsatz, Anzahl Mitarbeiter, Branche etc.) erfasst. Zur Pflege des Kundenverhältnisses erlaubt das R/3-System die Erfassung von sämtlichen Informationen aus Kundenkontakten. Die Auswertung dieser Daten ermöglicht die bessere Planung und Koordination der Vertriebsaktivitäten. Durch Mailingaktionen, welche ebenfalls im System verwaltet werden können, lassen sich Kunden und Interessenten spezifischer bearbeiten. Neben der Sammlung und Auswertungen von kundenspezifischen Daten bietet das R/3-System auch die Möglichkeit, Informationen über Wettbewerber und deren Pro- 96 Das R/3-System dukte zu hinterlegen. Sämtliche Daten (inkl. Texte) müssen in strukturierter Form erfasst werden. Dadurch ist die bessere Auswertbarkeit der Informationen gewährleistet, und es können dadurch zuverlässigere Aussagen über die eigene Wettbewerbssituation und über die Erfolgschancen bei der Erschliessung neuer Märkte gemacht werden. Neben den dargestellten Grundelementen zur Vertriebsabwicklung unterstützt das R/3System zusätzliche Funktionen für die Anforderungen international ausgerichteter Unternehmen. Darunter fallen insbesondere Instrumente zur Abwicklung von Aussenhandelsgeschäften. Im Zentrum steht dabei nicht nur die Veräusserung von Waren über die Landesgrenzen hinweg, sondern auch um den Import von Gütern aus dem Ausland. Die Teilkomponente Aussenhandel berücksichtigt diese besonderen Bedürfnisse durch spezielle Datenfelder in den relevanten Stammdaten (Kundenstamm, Lieferantenstamm, Materialstamm, Einkaufsinfosatz), eine integrierte Ausfuhrkontrolle, ein weitgehend automatisiertes Meldeverfahren für behördliche Vorgänge und eine Herkunftsermittlung der verwendeten Teile und Baugruppen (Präferenzabwicklung). Dadurch werden die Vertriebsaktivitäten bei der Abwicklung von Aussenhandelsgeschäften erheblich erleichtert und durch Automatisierung gewisser Vorgänge beschleunigt. 3.3.4.3 MM - Materialwirtschaft (Materials Management)124 Innerhalb des Logistikbereichs nimmt die Materialwirtschaft zentrale Aufgaben wahr. Sie ist vorwiegend auf die Beschaffungsseite in der Logistikkette ausgerichtet und stellt in diesem Kontext Funktionen für den Einkauf von Gütern und Dienstleistungen sowie für die Lagerverwaltung und Bewertung der beschafften Materialien dar. In Abb. 3-18 sind die einzelnen Komponenten im Überblick dargestellt. 124 Vgl. dazu CDI (1996a) S. 113 ff.; Engels/Gresch/Nottenkämpfer (1996), S. 270 ff.; SAP AG (1996a); SAP AG (1993a). 97 Das R/3-System MM - Materialwirtschaft MMPUR Einkauf MMIM MMCBP MMSRV Bestandesführung Dienstleistung MMWM MMIV Lagerverwaltung Verbrauch Disposition Rechnungsprüfung Abb. 3-18: Komponenten der Materialwirtschaft. Neben dem Einkauf (MM-PUR) von materiellen Gütern unterstützt das R/3-System auch die Beschaffung von extern bezogenen Dienstleistungen (MM-SRV). Für diesen Zweck existiert ein eigens dafür vorgesehener Dienstleistungsstamm, welcher eine ähnliche Struktur aufweist wie der Materialstamm. Die Bedarfsermittlung von Dienstleistungen stützt sich im Unterschied zu materiellen Gütern eher auf Begehren der Instandhaltung (PM) oder des Projektsystems (PS). Für die Einkaufsabwicklung benötigt das R/3System neben Materialstamm und Dienstleistungsstamm weitere Grunddaten. Dazu gehören insbesondere der Lieferantenstamm und die Einkaufsinfosätze. Der Lieferantenstamm bildet die Grundlage für den Einkauf und für die Buchhaltung. Er ist in Analogie zum Materialstamm ebenfalls hierarchisch organisiert und die einzelnen Datenbereiche sind für verschiedene Organisationsebenen gültig (Mandant, Buchungskreis oder Einkaufsorganisation). Für den Einkauf sind vorwiegend Informationen zu Ansprechpartnern, Konditionen und Lieferbedingungen von Interesse. Die Buchhaltung benötigt vor allem Daten zu Bankverbindungen und Zahlungsbedingungen für die Rechnungsprüfung und die Zahlungsabwicklung. Für die Lieferantenermittlung werden im R/3-System sogenannte Einkaufsinfosätze verwendet. Diese stellen eine Beziehung zwischen den benötigten Produkten und den dafür in Frage kommenden Lieferanten her. Der Einkaufsinfosatz enthält zusätzlich In- 98 Das R/3-System formationen zu Preisen, Konditionen, Lieferfristen und Lieferantenbeurteilungsdaten. Die im Einkaufsinfosatz vorhandenen Daten werden als Grundlage für eine Bestellung verwendet. Die Abwicklung der Logistikprozesse erfolgt auf der Basis der erfassten Grunddaten. Aufgrund der Informationen aus anderen R/3-Modulen (SD, PP, PS oder PM) oder anhand der aktuellen Bestandssituation wird eine Materialdisposition (MM-CBP) durchgeführt. Diese löst in Abhängigkeit des verwendeten Dispositionsverfahrens (Verbrauchsgesteuerte Disposition oder Plangesteuerte Disposition) Bestellvorschläge aus. Die verbrauchsgesteuerte Disposition stellt ein relativ einfaches Verfahren zur Bedarfsermittlung dar und wird vorzugsweise in Betrieben ohne eigene Fertigung oder in Produktionsbetrieben für die Beschaffung von B- und C-Teilen, resp. Hilfs- und Betriebsstoffen verwendet. Die plangesteuerte Disposition richtet sich am effektiven Bedarf und wird in Produktionsbetrieben vorwiegend für die Beschaffung von A-Teilen verwendet. Die aus der Materialdisposition resultierenden Bestellvorschläge, welche unter Berücksichtigung des gewählten Dispositionsverfahrens und eines entsprechenden Losgrössenverfahrens ermittelt werden, können in Abhängigkeit von der Beschaffungsart des Materials (Fremdbeschaffung oder Eigenfertigung) entweder in eine Bestellanforderung oder in einen Planauftrag umgewandelt werden. Dadurch kann entweder der Beschaffungs- oder der Produktionsprozess ausgelöst werden. Innerhalb der Materialwirtschaft setzt sich der Logistikprozess mit der Einkaufsabwicklung fort. Durch die Bestellanforderung sind für die zu bestellenden Materialien die Menge und der Termin festgelegt worden. Ausgehend von diesen Rahmenbedingungen hat der Einkäufer die Möglichkeit, über das System eine oder mehrere Bezugsquellen zu ermitteln und Anfragen zu formulieren. Nach dem Eintreffen der verschiedenen Offerten lassen sich diese im System miteinander vergleichen, und eine Lieferantenauswahl kann getroffen werden. Die nachfolgende Bestellabwicklung basiert auf den bereits erfassten Daten und ermöglicht ein weitgehend automatisiertes Vorgehen (Erstellen der Bestellung und Bestellüberwachung). Die physische Einkaufsabwicklung wird durch den Wareneingang abgeschlossen. 99 Das R/3-System Jeder Vorgang der eine Veränderung des Warenbestandes bewirkt, wird im R/3-System im Rahmen der Bestandesführung (MM-IM) erfasst. In diesem Zusammenhang wird von Warenbewegungen gesprochen. Dabei werden verschiedene Arten von Warenbewegungen unterschieden: • Wareneingang (Erhöhung des Lagerbestands) • Warenausgang (Verminderung des Lagerbestands) • Umlagerung zwischen verschiedenen Lagerorten • Umbuchung (z.B. Übernahme von Konsignationsmaterial in den eigenen Bestand). Zur Unterscheidung der verschiedenen Warenbewegungen sind im R/3-System sogenannte Bewegungsarten vorgesehen. Diese beinhalten zugleich eine Steuerungsfunktion für die Fortschreibung der Bestände. Die Bestandsführung berücksichtigt aber nicht nur die mengenmässigen Auswirkungen einer Warenbewegung, sondern schreibt auch die wertmässigen Veränderungen fort. Aus diesem Grund wird vom System neben dem Materialbeleg zusätzlich ein Buchhaltungbeleg erzeugt. Durch diese mengen- und wertmässige Erfassung jeder Warenbewegung sind die Lagerbestände und der aktuelle Wert des Lagers jederzeit bekannt. Ein Abgleich zwischen den Buchungsbeständen und den effektiven Beständen im Lager kann über verschiedene Inventurverfahren (Stichtagsinventur, Stichprobeninventur, Cycle-Counting) erfolgen. Das Lagerverwaltungssystem (MM-WM) ergänzt die Möglichkeiten der Bestandsführung. Hier werden zusätzlich zu den rein mengen- und wertmässigen auch räumliche Bewegungen erfasst und gesteuert. Dabei lassen sich die verschiedensten Lagertypen (Hochregallager, Freilager, Blocklager etc.) mit dem R/3-System abbilden und verwalten. Zusätzlich können sämtliche Lagerbewegungen initiiert, gesteuert und überwacht werden. Die Bestandsführung und das Lagerverwaltungssystem stellen eine wichtige Informationsbasis für andere R/3-Komponenten dar. Beispielsweise wird die Verfügbarkeitsprüfung bei Kundenbestellungen (SD) oder bei kundenanonymen Fertigungsaufträgen (PP) aufgrund der im Rahmen der Bestandsführung fortgeschriebenen Werte durchge- 100 Das R/3-System führt. Aber auch andere R/3-Module (FI, CO, AM, PS, QM, PM, LIS) beziehen für die Abwicklung bestimmter Geschäftsprozesse Informationen aus der Bestandsführung. Endgültig abgeschlossen wird die Einkaufsabwicklung mit der Rechnungsprüfung (MMIV), welche ebenfalls ein Bestandteil von MM darstellt. Dabei werden eingehende Rechnungen erfasst, auf sachliche, preisliche und rechnerische Richtigkeit geprüft und in der Kreditorenbuchhaltung (FI) verbucht. Darüber hinaus können auch Rechnungen, welche ausserhalb der ordentlichen Materialbeschaffung angefallen sind, über die Rechnungsprüfung abgewickelt werden. Im Rahmen der Materialbewertung wird der Bestandswert eines Materials errechnet und in der Finanzbuchhaltung fortgeschrieben. Die dafür benötigten Informationen bezieht die Materialbewertung vom Einkauf, von der Bestandsführung und von der Rechnungsprüfung. Durch die aktuelle Berechnung der Bestandswerte kann der Wert des Lagers für die Aufstellung von Zwischenbilanzen jederzeit ermittelt werden. Im Material Ledger wird als alternative Methode zur Materialbewertung eine Art Nebenbuchhaltung für Materialien geführt. Dies hat den Vorteil, dass der Materialpreis für einen bestimmten Zeitraum konstant gehalten werden kann. Ferner wird die Möglichkeit geboten die Materialbewertung in 3 verschiedenen Währungen zu führen, was die Konsolidierung der einzelnen Bilanzen in einem Konzern erheblich erleichtert. 3.3.4.4 PP - Produktionsplanung und -steuerung (Production Planning)125 Zwischen dem Einkauf und der Lagerung von Rohstoffen und Baugruppen und dem Vertrieb der Endprodukte spielt die DV-gestützte Planung und Steuerung des Fertigungsprozesses eine zentrale Rolle. In diesem Kontext trägt ein PPS-System wesentlich zur Qualität, zur Variantenvielfalt und zur Erhaltung der Lieferbereitschaft in einem Fertigungsbetrieb bei. Aufgrund der Komplexität der Planung und Steuerung von Fertigungsprozessen haben viele Betriebe bereits frühzeitig erkannt, dass sich diese Problemstellung nur sinnvoll mit IV-Unterstützung lösen lässt. PPS-Systeme sind dementspre- 125 Vgl. dazu Wenzel (1995a), S. 299 ff., SAP AG (1996a), SAP AG (1994a). 101 Das R/3-System chend komplex und stellen ein klassisches Anwendungsgebiet für betriebswirtschaftliche Applikationen dar. Die allgemeine Produktionsplanung und -steuerung des R/3-Systems lässt sich in die in Abb. 3-19 dargestellten Einzelkomponenten untergliedern. PP - Produktionsplanung und -steuerung PPBD PPMP PPSOP Absatz- und Produktionsgrobplanung Grunddaten PPMRP PPCRP Lagerverwaltung PPSFC Kapazitätsplanung Produktionsplanung Fertigungsaufträge COPC Produktkalkulation Abb. 3-19: Komponenten der Produktionsplanung und -steuerung. Für die Planung und Abwicklung von Fertigungsprozessen benötigt ein PPS-System entsprechende Grunddaten. Dazu werden insbesondere Informationen über das Produkt und dessen Bestandteile (Materialstamm, Stücklisten), über das Vorgehen bei der Fertigung (Arbeitspläne) sowie über die Art und Kapazitäten der vorhandenen Arbeitsplätze benötigt. Auf die Bedeutung des Materialstamms wurde bereits im Rahmen der Materialwirtschaft hingewiesen. In diesem Zusammenhang ist sicherlich noch erwähnenswert, dass neben den Einzelteilen und Baugruppen im Materialstamm auch sämtliche Enderzeugnisse erfasst werden. Die unterschiedliche Rolle wird den Materialien über die Zuordnung zu einer Materialart (z.B. ROH, HALB, FERT) zugeschrieben. 102 Das R/3-System Die Struktur eines Endprodukts wird durch die Erfassung von Stücklisten dargestellt. Eine Stückliste definiert die Menge und Art der Einzelbestandteile eines Enderzeugnisses. Im R/3-System werden verschiedene Arten von Stücklisten unterschieden: • Einfache Stückliste • Variantenstückliste • Mehrfachstückliste. Bei einer einfachen Stückliste existiert zu einem Produkt nur eine Stückliste, bzw. diese wird für kein anderes Produkt verwendet. Variantenstücklisten werden bei der Herstellung von ähnlichen Erzeugnissen, d.h. wenn die Grundstruktur identisch ist und nur geringe Abweichungen in Einzelbereichen existieren (z.B. Variantenkonfiguration von Fahrzeugen in der Automobilindustrie). Mehrfachstücklisten werden für Produkte verwendet, die je nach Losgrösse in unterschiedlichen Verfahren und unterschiedlichen Mengenverhältnissen hergestellt werden. Diese Anwendung ist insbesondere bei Erzeugnissen aus der Chemischen Industrie üblich. Neben der Art einer Stückliste wird auch der Verwendungszweck als Differenzierungsmerkmal herangezogen. Unterschieden wird dabei zwischen Verwendungen für die Fertigung, die Konstruktion, die Instandhaltung, den Vertrieb oder die Kalkulation. Durch Arbeitspläne wird die Reihenfolge einzelner Arbeitsgänge festgelegt. Gleichzeitig erfolgt eine Zuordnung der Arbeitsgänge zu den im Betrieb vorhandenen Arbeitsplätzen. Zudem können in einem Arbeitsplan auch die benötigten Fertigungshilfsmittel (Werkzeuge etc.) berücksichtigt werden. Für die Terminierung und Kalkulation des Herstellungsprozesses lassen sich für jeden Arbeitsgang Vorgabewerte erfassen. Im eigentlichen Fertigungsprozess werden die erfassten Arbeitspläne als Vorlage verwendet und können gegebenenfalls nach der Übernahme in den Fertigungsauftrag noch angepasst werden. In den für die Erfassung der Arbeitspläne notwendigen Arbeitsplätzen wird festgelegt, welche personellen oder maschinellen Ressourcen verfügbar sind. Dabei werden nicht nur die Kapazitäten bestimmt, sondern auch die Kosten, welche bei der Nutzung dieser 103 Das R/3-System Faktoren entstehen. Diese Informationen bilden die Grundlage für verschiedene R/3Komponenten. Insbesondere bilden sie die Grundlage für die Kalkulation, für die Terminierung und für die Kapazitätsplanung. Am Anfang des Produktionsplanungs- und -steuerungszyklusses steht die Absatz- und Produktionsgrobplanung (SOP = Sales & Operations Planning). Deren Ziel ist es auf der Basis einer mittel- oder langfristigen Absatzmengenplanung die dazu notwendigen Produktionsaktivitäten festzulegen. Dabei können die voraussichtlichen Absatzmengen entweder manuell erfasst werden (z. B. geplante Absatzwerte) oder auf der Grundlage von Vergangenheitswerten über verschiedene Prognoseverfahren bestimmt werden. Die Planung kann wahlweise für einzelne Materialien oder ganze Produktgruppen durchgeführt werden. Ausgehend von den in der Absatzmengenplanung ermittelten Werten wird anschliessend ein Produktionsgrobplan erstellt. Dieser bildet einen Richtwert für nachgelagerte Planungsphasen. Die Langfristplanung stellt eine Art simulative Planung für eine längere Zeitspanne (ca. 1 Jahr) dar. Dabei wird das Ziel verfolgt, längerfristig abzuschätzen, ob für einen gegebenen Absatzplan ausreichend Kapazitäten zur Verfügung stehen oder ob diese Kapazitäten allenfalls erweitert werden müssen (z.B. durch Zukauf neuer Maschinen). Ausserdem kann der Einkauf anhand der Planwerte das Bestellvolumen für einzelne Lieferanten ableiten und wird dadurch in die Möglichkeit versetzt, Kontrakte zu günstigen Konditionen auszuhandeln. Die Langfristplanung wird simulativ, d.h. losgelöst von der operativen Planung durchgeführt. Es besteht allerdings die Möglichkeit ein bestehendes Produktionsprogramm durch eine bevorzugte Version der Langfristplanung zu ersetzen. Bei der eigentlichen operativen Planung (Produktionsprogrammplanung) werden die Bedarfsmengen und die Liefertermine für Enderzeugnisse und wichtige Baugruppen festgelegt. Die Absatzzahlen zur Ermittlung des Produktionsprogramms entstammen entweder der Prognoserechnung oder werden von der Ergebnis- und Marktsegmentrechnung (CO-PA) bzw. von der Planungskomponente des Vertriebsinformationssystems (SD-IS) geliefert. Auch Absatzzahlen aus externen Datenquellen können als Inputwerte für die Produktionsprogrammplanung verwendet werden. 104 Das R/3-System Beeinflusst wird die Planung von der gewählten Planungsstrategie. Dabei können grundsätzlich folgende Strategien unterschieden werden: • Anonyme Lagerfertigung • Kundeneinzelfertigung • Losfertigung für Kunden- und Lageraufträge. Über die Auswahl einer Vorplanungstrategie wird bestimmt, ob gegebenenfalls gewisse Baugruppen auftragsneutral vorproduziert werden und wie diese vorproduzierten Baugruppen gegen eingehende Kundenaufträge verrechnet werden sollen. Die Bedarfsplanung hat dafür zu sorgen, dass das richtige Material zum richtigen Zeitpunkt und in der richtigen Menge vorhanden ist. Dabei steht die Gewährleistung eines möglichst optimalen Lagerbestands im Vordergrund. Bei der Durchführung der Materialbedarfsplanung können im R/3-System verschiedene Dispositionsverfahren verwendet werden: • Plangesteuerte Disposition • Leitteileplanung • Verbrauchsgesteuerte Disposition. Durch die plangesteuerte Disposition (oder auch deterministische Disposition genannt) werden die exakten Bedarfsmengen ermittelt. Dies ermöglicht eine Produktion mit minimalen Sicherheitsbeständen. Ausgangspunkt für die plangesteuerte Disposition sind Kundenaufträge, Planprimärbedarfe oder Materialreservierungen. Für Teile, die einen erheblichen Einfluss auf den Produktionsprozess haben, wird eine separate Disposition (Leitteileplanung) durchgeführt. Diese Differenzierung wird insbesondere aufgrund der Tatsache vorgenommen, dass bei vollständiger Erfassung aller Teile die eingeplanten Puffer und Sicherheitsbestände zu einer hohen Kapitalbindung führen. Im Rahmen der verbrauchsgesteuerten Disposition wird der künftige Bedarf anhand vergangener Verbrauchswerte durch verschiedene Prognoseverfahren bestimmt. Das 105 Das R/3-System Verfahren basiert auf den aktuellen Beständen und errechnet die Primär- und Sekundärbedarfe bei Unterschreitung eines Meldebestandes. Auf die zeitliche und mengenmässige Festlegung der zu produzierenden Güter (Kapazitätsbedarf) folgt die Abstimmung mit den vorhandenen Kapazitäten (Kapazitätsangebot). In diesem Zusammenhang wird von Kapazitätsplanung gesprochen. Eine Kapazität stellt dabei eine Ressource (z.B. Person oder Maschine) dar, deren Angebot für einen Zeitraum festgelegt werden kann. Über die Arbeitspläne erfolgt die Zuordnung der einzelnen Arbeitsgänge zu den verfügbaren Arbeitsplätzen. Für alle Arbeitsplätze ist somit über die zugewiesenen Kapazitäten ein bestimmtes Kapazitätsangebot verfügbar. Dieses Kapazitätsangebot wird im Rahmen der Kapazitätsplanung den aus den Vorgabewerten ermittelten Bedarfen gegenübergestellt (Kapazitätsauswertung). Die einzelnen Bedarfe werden vor allem aus folgenden Anwendungsbereichen des R/3-Systems erzeugt: • Vertrieb (Kundenaufträge) • Absatz- und Produktionsgrobplanung (Produktionsgrobplanmengen) • Langfristplanung (Planaufträge) • Leitteileplanung (Planaufträge) • Materialbedarfsplanung (Planaufträge) • Serienfertigung (geplante Produktionsmengen) • Fertigungssteuerung (Fertigungsaufträge) • Projektsystem (Netzpläne) • Instandhaltung (Instandhaltungsaufträge) • Personalplanung (Personalplanungsaufträge). 106 Das R/3-System Durch den Vergleich von Kapazitätsangebot und Kapazitätsbedarf lassen sich Über- und Unterbelastungen innerhalb des Fertigungsprozesses bestimmen. Es ist das Ziel des Kapazitätsabgleichs, diese Schwankungen auszugleichen. Ferner werden folgende Ziele verfolgt: • Hohe Kapazitätsauslastung • Hohe Termintreue • Kurze Durchlaufzeit • Niedrige Bestände. Diese teilweise gegenläufigen Ziele erschweren die Planung. Werden Kapazitätsengpässe festgestellt, kann diesen durch verschiedene Massnahmen entgegengewirkt werden. Ist der durchzuführende Auftrag bezüglich Endtermin flexibel, reicht eine einfache Umplanung der Arbeitsgänge. Bei fixen Endterminen können Kapazitätsengpässe nur durch Ausweitung des Kapazitätsangebots (Überstunden, Schichtarbeit, temporäre Aushilfskräfte) überwunden werden. Die Auswirkungen auf die Planung können bei Änderung des Kapazitätsangebots simulativ ermittelt werden. Nach erfolgter Kapazitätsplanung werden die Fertigungsaufträge freigegeben und zur Überwachung der Auftragsabwicklung an die Fertigungssteuerung übergeben. In einem Fertigungsauftrag sind sämtliche Daten, welche für die Erbringung einer innerbetrieblichen Leistung relevant sind, zusammengefasst. Zusätzlich sind auch kostenrelevante Informationen zur Auftragsabrechnung hinterlegt. Die Auftragsabwicklung ist in drei Phasen unterteilt: • Auftragseröffnung (Umsetzung von Planaufträgen, Stücklistenauswahl und Arbeitsplanselektion, Materialreservierungen, Ermittlung der Plankosten, Erzeugung von Kapazitätsbedarfen, Bestellanforderungen für Nichtlagerpositionen und fremdbearbeitete Vorgänge) • Auftragsabwicklung (Materialentnahme, Auftragsdurchführung, Rückmeldungen, Lagerzugang) • Auftragsabschluss (technischer Abschluss, Auftragsabrechnung) 107 Das R/3-System Mit der Abrechnung ist der Fertigungsauftrag abgeschlossen und sämtliche Daten können einem elektronischen Archiv zugeführt werden. Zur Preis- und Kostenbestimmung von Enderzeugnissen wird im R/3-System die Produktkalkulation (CO-PC) herangezogen. Diese besteht aus der Erzeugniskalkulation und der Bauteilekalkulation. Die Erzeugniskalkulation126 dient primär zur Ermittlung der Einzelpreise von gefertigten Produkten. Dabei werden die Herstell- (Material-, Fertigungs- und Gemeinkosten) und die Selbstkosten errechnet. Die dazu notwendigen Informationen bezieht das R/3System aus den Materialstamm (Materialpreise), aus den Stücklisten (Mengenangaben), aus den Arbeitsplänen (Zeitvorgabewerte für die Durchführung des Arbeitsgangs), aus den Arbeitsplätzen und aus der Kostenstellenrechnung (Leistungstarife). Die Gemeinkosten (Material- und Fertigungsgemeinkosten) werden über ein Kalkulationsschema als Zuschlagssätze berücksichtigt. Die daraus resultierenden Herstellkosten bilden die Preisbasis (Standardpreis) im Materialstamm. Während die Erzeugniskalkulation in der Regel gemeinsam mit der Produktionsplanung verwendet wird (Kalkulation von Materialien, Fertigungsaufträgen oder Kundenaufträgen), ist die Einzelkalkulation für die Bearbeitung von kalkulationsrelevanten Daten aus Fremdsystemen vorgesehen. Die Bauteilekalkulation, welche die Funktionalität der Einzelkalkulation nutzt, stellt ebenfalls ein Instrument zur Kostenplanung und Preisbildung für Produkte dar. Im Gegensatz zur Erzeugniskalkulation ist bei der Bauteilekalkulation aber eine Kostenermittlung ohne Bezug zu Stücklisten und Arbeitsplänen (resp. Netz- und Wartungspläne) möglich. Zusätzlich lassen sich einzelne Kalkulationspositionen (Bauteile) hierarchisch zusammenfassen. Dadurch besteht die Möglichkeit der Wiederverwendung einzelner Kalkulationselemente. Neben den Standardfunktionen der Produktionsplanung und -steuerung unterstützt das R/3-System in diesem Bereich spezielle produktionswirtschaftliche Bedürfnisse durch Zusatzkomponenten. Darunter fallen die in Abb. 3-20 dargestellten PP-Komponenten: 126 Vgl. Wenzel (1995a), S. 385 ff. 108 Das R/3-System Spezielle Komponenten von PP PPREM PPKAP Serienfertigung PPPI Kanban Produktionsplanung Prozessindustrie Abb. 3-20: Spezielle Komponenten der Produktionsplanung und -steuerung. Die Komponente Serienfertigung basiert auf den Ergebnissen der Gesamtbedarfsplanung und stellt für die Planung und Steuerung der Fertigungsabwicklung spezielle Funktionen zur Verfügung. Der als Grundlage für die Serienfertigung notwendige Gesamtbedarf wird anhand von Bedarfsprognosen und Planprimärbedarfen bestimmt. Diese werden mit den eingehenden Kundenaufträgen verrechnet und stellen als Gesamtergebnis das Produktionsprogramm dar. Ausgehend von diesem Produktionsprogramm werden periodenbezogen die Produktionsmengen für jedes Erzeugnis festgelegt. Die kurzfristige Einplanung erfolgt mit Hilfe einer grafischen Plantafel. Für die Abwicklung der Serienfertigung stehen grundsätzlich zwei verschiedene Varianten zur Verfügung. Bei der ersten Variante können Serienaufträge durch Zusammenfassung von selbständigen Plan- oder Fertigungsaufträgen erstellt werden. Die Sammlung der Ist-Daten erfolgt dabei auf Basis der Fertigungsaufträge. Bei der zweiten Variante entfallen die Fertigungsaufträge. Ein Serienauftrag besteht aus mehreren Produktionseinteilungen, welche in gewissem Sinn mit Planaufträgen vergleichbar sind. Die Zuweisung der während der Produktion anfallenden Kosten erfolgt in diesem Fall über sogenannte Produktionskostensammler. Die zeitraumbezogene Betrachtungsweise in der Planung und die Vereinfachung bei der Ist-Datenerfassung ermöglicht im Unterschied zur Einzel- und Werkstattfertigung eine entsprechende Reduktion des Aufwands bei der Abwicklung von Serienaufträgen. Die Produktionssteuerung mit Kanban stellt eine elektronische Variante des bekannten Kanban/Just-in-Time-Verfahrens (Kanban/JIT) dar. Dabei wird das für die Fertigung benötigte Material in Behältern direkt am Fertigungsort zwischengelagert. Entsteht bei der 109 Das R/3-System Fertigung ein Materialbedarf, kann dieser durch Entnahme aus einem bereitgestellten Behälter gedeckt werden. Die Materialentnahme wird über einen Barcode-Leser sofort an das R/3-System weitergemeldet (analog der Weiterleitung einer Kanban-Karte). Dieser Impuls löst im System entweder einen Lagernachschub oder die externe Beschaffung resp. die innerbetriebliche Fertigung des entsprechenden Teils aus. Die administrativen Bereiche eines Unternehmens werden durch dieses Vorgehen entlastet und das Fehlerrisiko wird vermindert. Gleichzeitig bewirkt die Rückwärtsverkettung des Materialnachschubs eine Verringerung der Lagerbestände sowie eine Verkürzung der Durchlaufzeiten. Ein entsprechendes Informationssystem zur Überwachung des Materialflusses schafft zusätzliche Transparenz, indem die Disponenten auf Engpässe und Störsituationen bei der Materialversorgung aufmerksam gemacht werden. Die Produktionsplanung für die Prozessindustrie (PP-PI) richtet sich primär nach den Bedürfnissen der chemischen, der pharmazeutischen, der Nahrungs- und Genussgüterindustrie sowie der prozessorientierten Elektronikbetriebe. Hauptmerkmale dieser Unternehmen sind: • Der Fertigungsprozess ist nicht kontinuierlich (Chargenfertigung). • Produktionsanlagen sind variabel einsetzbar. • Durch die aufwendigen Reinigungsvorgänge steht die Reihenfolgeplanung im Vordergrund. • In der Produktion fallen Kuppel- und Abfallstoffe an. • Die Rezepturen sind umgebungsabhängig und müssen auch nachträglich jeder Charge zugeordnet werden können. Diese Besonderheiten werden durch entsprechende Funktionen in der PP-PI-Komponente unterstützt. In der Ressourcenverwaltung werden sämtliche für den Produktionsprozess benötigten Produktionsmittel verwaltet. Anstelle von Stücklisten und Arbeitsplänen werden die Produktionsverfahren mit den dafür benötigten Ressourcen (inkl. Kuppel- und Abfallprodukte) in sogenannten Planungsrezepten beschrieben. Die Prozessplanung (Absatz- 110 Das R/3-System und Produktionsgrobplanung, Langfristplanung, Programmplanung, Materialbedarfsplanung und Kapazitätsplanung) erfolgt mit den Planungsinstrumenten der Standard-R/3PP-Komponente. Die Prozessaufträge übernehmen in PP-PI die Funktion von Fertigungsaufträgen und beschreiben durch Übernahme und Anpassung der Planungsrezepte den konkreten Herstellungsvorgang. Die Prozesskoordination stellt die Schnittstelle zwischen PP-PI und automatisierten, teilautomatisierten sowie manuell gesteuerten Prozesssteuerungsanlagen dar. Dabei werden Steuerrezepte an die Prozesssteuerungsanlagen weitergeleitet und Prozessmeldungen von diesen entgegengenommen, damit laufend der Prozessfortschritt überwacht werden kann. Zur Gewährleistung eines weitgehend automatisierten Informationsflusses existieren für die Anbindung an Prozessleitsysteme und die Übernahme von Rückmeldedaten entsprechende Schnittstellen. Die Prozessdokumentation und -auswertung wird durch die Anbindung von optischen Archivierungssystemen sichergestellt. Gesetzliche Vorschriften verlangen, dass z.B. in der pharmazeutischen Industrie die zum Prozessauftrag gehörenden Daten fälschungssicher archiviert und jederzeit für Nacherhebungen verfügbar gemacht werden können. Die PP-PI-Komponente stellt somit ein leistungsfähiges Planungs- und Steuerungsinstrument für die spezifischen Bedürfnisse der Prozessindustrie dar. 111 Das R/3-System 3.3.4.5 QM - Qualitätsmanagement127 Neben der Optimierung des Produktionsabläufe und der Minimierung der Kosten spielt auch die Qualität der Enderzeugnisse eine wichtige Rolle. Das Qualitätsmanagement bezieht sich gemäss den ISO 9000 - Richtlinien nicht nur auf den Fertigungsprozess von Enderzeugnissen, sondern erfasst die Qualitätssicherungsmassnahmen im gesamten Auftragsabwicklungsprozess. Darunter fallen die Lieferantenbeurteilung bei der Beschaffung, die fertigungsbegleitenden Prüfungen während der Produktion und die Qualitätsprüfung unmittelbar vor der Auslieferung (Vertrieb). Durch die Integration von Qualitätssicherungsfunktionen in die betroffenen R/3Komponenten, können die bei der ISO-Zertifizierung festgehaltenen Massnahmen weitgehend über das System abgewickelt werden. Die dabei unterstützten CIQ-Aufgaben (Computer Integrated Quality Management) lassen sich im Überblick wie folgt darstellen:128 • Integration der Qualitätsdaten im Materialstamm • Verwaltung der materialbezogenen Qualitätsinformationen zu Lieferanten und Kunden bzw. Vertriebsbereichen • Verknüpfung von Prüfmerkmalen und Qualitätsmerkmalen in den Materialspezifikationen • Verwaltung von qualitätsbezogenen Dokumenten • Integration der Qualitätsprüfung in den SAP Business Workflow. In erster Linie geht es um die Erfassung und Verwaltung der Qualitätsdaten und entsprechenden Richtlinien, um die kontrollierte Durchführung von Qualitätsprüfungen und um die Verwaltung von qualitätsbezogenen Dokumenten. Zur Bewältigung dieser Auf- 127 128 Vgl. dazu Wenzel (1995a), S. 392 ff.; SAP AG (1996a), Abschnitt: Qualitätsmanagement; SAP AG (1994a), S. 10-1 ff. Vgl. SAP AG (1996a), Abschnitt: CIQ-Aufgaben des Moduls QM. 112 Das R/3-System gabenbereiche stellt das R/3-System die in Abb. 3-21 dargestellten Komponenten zur Verfügung. QM - Qualitätsmanagement QMPT QMIM QMQC Prüfplanung Prüfabwicklung QMCA QMQN Qualitätszeugnisse Qualitätslenkung Qualitätsmeldungen Abb. 3-21: Komponenten der Qualitätssicherung. Die Grundlage für die Prüfplanung (QM-PT) bilden der Prüfplan und die Prüfmerkmale. Die Prüfmerkmale bestimmen, welche Sollwerte vorgegeben sind und welche Toleranzwerte eingehalten werden müssen. Zusätzlich können Stichprobenmerkmale festgehalten werden. Die Prüfmerkmale können anschliessend entweder Prüfplänen oder Arbeitsplänen zugeordnet werden. In einem Prüfplan wird der Ablauf einer Prüfungsdurchführung festgelegt. Einige wesentliche Grunddaten der Qualitätssicherung sind auch im Materialstamm (Sicht - Qualitätsmanagement) zu finden. Es handelt sich dabei vor allem um Beschaffungs- und Prüfdaten. Diese Grunddaten bilden die Voraussetzung für die eigentliche Prüfabwicklung (QMIM). Diese unterstützt die Funktionen Prüfungsverwaltung und Qualitätsdatenerfassung. Die Prüfungsverwaltung löst Prüfungen aus und steuert deren Ablauf und sorgt für eine entsprechende Bewertung der Prüfergebnisse. Im Rahmen der Qualitätsdatenerfassung werden die Daten der zu prüfenden Merkmale abgelegt. Als Abschluss des Prüfprozesses erfolgt eine Bewertung der Prüfergebnisse und damit der Entscheid über die Verwendung eines Teils. 113 Das R/3-System Parallel zur Durchführung der Qualitätsprüfung können die Prüfkosten ermittelt werden. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, den während der Fertigung entstandenen Fehlleistungsaufwand zu bestimmen. Die Ermittlung dieser Kostenwerte bildet die Grundlage für ein effizienteres Qualitätssicherungsmanagement (Qualitätslenkung QM-QC) und trägt damit wesentlich zur Verbesserung der Kundenzufriedenheit und zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit bei. Durch Qualitätszeugnisse (QM-CA) werden bestimmte Eigenschaften eines Produktes oder die Einhaltung eines genau festgelegten Herstellungsprozesses ausgewiesen. Es wird zwischen kundenspezifischen Qualitätszeugnissen und Zeugnissen für einen grösseren Kundenkreis (Allgemeine Zeugnisse) unterschieden. Die einzelnen Zeugnisse sind in der Regel an eine Lieferposition gebunden und werden weitgehend automatisch erzeugt. In speziellen Fällen können Qualitätszeugnisse auch direkt für eine Charge oder ein Prüflos ausgestellt werden. Qualitätsmeldungen (QM-QN) stellen eine wichtige Funktion des Qualitätsicherungsmanagements dar. Durch Qualitätmeldungen können Daten zu Produkten oder Dienstleistungen von ungenügender Qualität erfasst und ausgewertet werden. Darunter fallen sowohl Kundenreklamationen als auch Mängelrügen an Lieferanten sowie betriebsinterne Problemmeldungen. QM-QN ist Teil des integrierten SAP-Meldesystems und dadurch eng mit der Instandhaltung und dem Servicemanagement verbunden. Ferner bietet das Qualitätsmanagementinformationssystem, welches Teil des Logistikinformationssystems (LO-LIS) ist, zusätzliche Auswertungsmöglichkeiten zu den Aktivitäten der Qualitätssicherung. Diese Informationen tragen ebenfalls zur Qualitätslenkung bei. 114 Das R/3-System 3.3.4.6 PM - Instandhaltung (Plant Maintenance)129 Ähnlich wie das Qualitätsmanagement trägt auch die Instandhaltung (PM) zur Steigerung der Produktequalität und zur Verbesserung der Kundenserviceleistungen bei. Regelmässig durchgeführte Instandhaltungsmassnahmen für die betrieblichen Anlagen reduzieren Stillstandszeiten und Fehlmengenkosten. Dies steigert die Kundenzufriedenheit und trägt damit indirekt zu einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit bei. Das PM-Modul unterstützt den gesamten Bereich der Instandhaltung von der Planung über die Abwicklung bis zur Abrechnung (vgl. Abb. 3-22). Darunter fallen geplante (Wartungs- und Inspektionsarbeiten) und ungeplante Instandhaltungsmassnahmen (Störungen). Hauptsächlich bezieht sich das Instandhaltungsmanagement auf den Unterhalt eigner Anlagen. Daneben bietet eine spezielle Service-Komponente (Service Management) die Möglichkeit der Abwicklung von Wartungs- und Serviceleistungen für veräusserte Produkte und Anlagen. Über eine besondere Schnittstelle kann zusätzlich das Service Support System eines Drittanbieters angebunden werden. Durch dieses System werden Servicemitarbeiter via Notebook vor Ort mit allen notwendigen Informationen versorgt. PM - Instandhaltung PMEQM Anlagenstrukturierung PMPRM PMSMA Arbeits- und Wartungspläne PMWOC Instandhaltungsauftragsabwicklung ServiceManagement Abb. 3-22: Komponenten der Instandhaltung. 129 Vgl. dazu Wenzel (1995a), S. 414 ff.; SAP AG (1996a) Abschnitt: Instandhaltung; SAP AG (1996c). 115 Das R/3-System Die Anlagenstrukturierung (PM-EQM) schafft die notwendige Transparenz über die vorhandenen Anlagen. Dabei können die Anlagen nach folgenden Kriterien strukturiert werden: • nach funktionalen Kriterien (technische Plätze) • nach objektbezogenen Kriterien (Equipmenthierarchien) • nach technischen Gesichtspunkte (Klassifizierung) • nach buchhalterischen Gesichtpunkten (in Sinne der Anlagenbuchhaltung). Anhand dieser Strukturierungsmerkmale und durch zusätzliche graphische Darstellungsmöglichkeiten lassen sich die vorhandenen Anlagenstrukturen übersichtlich verwalten. Ferner besteht durch eine Schnittstelle zum Dokumentenverwaltungssystem (DVS) des R/3-Systems die Möglichkeit, die einzelnen Anlagen durch technische Skizzen und Pläne visuell darzustellen. Durch die Objektverbindung resp. die Objektvernetzung können die Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Anlagen erfasst werden. Dadurch ergeben sich bei komplexen Anlagestrukturen (z.B. Chemische Industrie) im Störfall erhebliche Vorteile für die Fehlersuche (z.B. Auswirkungen von vorgelagerten Systemen). Gleichzeitig lassen sich die Instandhaltungsmassnahmen besser planen, denn durch die Objektverbindung wird klargestellt, welche vorgelagerten und nachgelagerten Systeme bei der Wartung einer einzelnen Anlage betroffen sind. Instandhaltungsstücklisten und -arbeitspläne bilden die Grundlage für Wartungsmassnahmen. Eine Instandhaltungstückliste beschreibt die Struktur eines technischen Objekts und liefert gleichzeitig Informationen über die einzelnen Ersatzteile einer Anlage. Instandhaltungsarbeitspläne (PM-PRM) halten die notwendigen Vorgehensschritte bei der Wartung fest. Dadurch können stets wiederkehrende Aktivitäten standardisiert und in einheitlicher Form für die Planung bereitgestellt werden. Mit der Wartungsplanung wird das Ziel verfolgt, die Stillstandszeiten von Produktionsanlagen möglichst zu reduzieren. Bei der Wartungsplanung müssen neben Kosten- und Qualitätsaspekten auch externe Rahmenbedingungen (Wartungsvorschriften des Her- 116 Das R/3-System stellers, rechtliche Vorschriften und Umweltschutzbestimmungen) in die Betrachtungen einbezogen werden. Durch Auswahl einer Wartungsstrategie werden allgemeine Terminierungsregeln festgelegt. In der Detailplanung wird anschliessend festgelegt, welche technischen Objekte gewartet werden sollen und wie die Wartung zu erfolgen hat (Zuordnung zu Instandhaltungsarbeitsplänen). Durch eine Instandhaltungsmeldung wird der augenblickliche Zustand eines technischen Objekts beschrieben. Darunter fallen insbesondere Störmeldungen und Tätigkeitsmeldungen im Rahmen der Wartungsarbeiten und periodischen Überprüfungen (z.B. Inspektionsbefund). Daneben können über sogenannte Instandhaltungsanforderungen vor allem Ersatzinvestitionen ausgelöst werden, ohne dass eine eigentliche Störung zwingend vorliegen muss. Diese stellen in den meisten Fällen den Auslöser für die Instandhaltungsauftragsabwicklung (PM-WOC) dar. Instandhaltungsaufträge dienen zur Planung, Durchführung und Abrechnung von Instandhaltungsarbeiten. Ausgelöst werden diese in der Regel durch eine Instandhaltungsmeldung. Bei der Planung von IH-Aufträgen wird der Termin, das genaue Vorgehen (Instandhaltungsarbeitsplan), die ausführenden Arbeitsplätze (auch Fremdvergabe von Arbeiten), die benötigten Materialien und entsprechende Abrechnungsregeln festgelegt. Während der Durchführung können Arbeitspapiere erstellt werden, Material eingeplant und vom Lager entnommen und entsprechende Rückmeldungen verfasst werden. Schlussendlich wird der IH-Auftrag abgerechnet und die entstandenen Kosten ermittelt. Ebenfalls im Rahmen der Instandhaltung können zu den einzelnen Anlagen verschiedene Messwerte ermittelt und Zählerstände erfasst werden. Diese dienen zur Überwachung des Anlagengebrauchs und stellen ein wichtiges Instrumentarium für die Planung von Instandhaltungsmassnahmen dar. Ebenfalls von grosser Bedeutung für die Instandhaltungsplanung ist die Historie der im Zeitablauf über eine Anlage gesammelten Daten. Durch die Erfassung der sogenannten Instandhaltungshistorie werden verschiedene Ziele verfolgt: Auf der einen Seite kann einer allfällig vorhandenen Nachweispflicht über die Wartung der Anlagen nachge117 Das R/3-System kommen werden und auf der anderen Seite bieten diese Informationen die Grundlage sowohl für Ersatzinvestitionsentscheide als auch für die Wiederholungsplanung von Wartungsarbeiten. Für die Instandhaltung der Geräte und Anlagen von Kunden dient das Service-Management (PM-SMA). Diese Anwendung unterstützt die Bearbeitung von Servicemeldungen, die Abwicklung von Serviceaufträgen und deren Abrechnung resp. Fakturierung. Die Servicedienstleistungen können auch losgelöst von einem gelieferten Produkt abgewikkelt werden. Damit wird dem allgemeinen Trend zum Outsourcing von Servicedienstleistungen Rechnung getragen. Grundlage für die Abwicklung von Service-Leistungen bilden die zu den einzelnen Service-Objekten erfassten Daten. Der Verschiedenheit der einzelnen Service-Objekte (z.B. Kopiergeräte, Eisenbahnlokomotiven oder Kraftwerke) wird durch unterschiedliche Erfassungsmöglichkeiten der Stammdaten Rechnung getragen. Dabei können diese entweder als Material, als Equipment oder als technischer Platz erfasst werden. Durch die Erfassung von Stücklisten kann die Struktur eines Service-Objekts dargestellt werden. Die Einzelstücke von gleichartigen Materialien können über eine entsprechende Seriennummernverwaltung unterschieden werden. Bei der eigentlichen Abwicklung der Servicedienstleistungen stellt das R/3-System folgende Funktionen zur Verfügung: • Garantieverwaltung • Meldungsverarbeitung (Erfassung, Bearbeitung, Überwachung und Abschluss) • Fakturierung des Serviceauftrags. In der Garantieverwaltung wird zuerst die Garantieart (Herstellergarantie, Lieferantengarantie oder Kundengarantie) und die detaillierte Ausprägung der Gewährleistung (z.B. Dauer, Umfang und Einschränkungen) festgelegt. Beim Eintreffen einer Kundenservicemeldung wird die Meldungsverarbeitung angestossen. Bei der Meldungserfassung werden die Objekt- und Partnerdaten, die Problembeschreibung sowie die Dringlichkeit resp. die Ausführungstermine aufgenommen. Im Rahmen der Meldungsverarbeitung erfolgt eine Zuweisung der Meldung zu einer entsprechenden Massnahme (Technische Rückmeldung, Einsatz eines Technikers, Versand eines Ersatzteils) und durch den Mel118 Das R/3-System dungsabschluss wird die entsprechende Massnahme ausgelöst. Die allfällige Fakturierung eines Serviceauftrags wird durch eine Fakturaanforderung vorgemerkt. Während der Bearbeitung des Serviceauftrags werden sämtliche Massnahmen durch Rückmeldungen dokumentiert und alle Kosten zum entsprechenden Objekt gesammelt. Anhand dieser Informationen wird am Ende der Abwicklung eine detaillierte Rechnung erstellt. Die im Rahmen von Instandhaltungsmassnahmen und Serviceleistungen erfassten Daten können über das Instandhaltungsinformationssystem ausgewertetet werden. Dadurch lassen sich die getroffenen Massnahmen besser überwachen und die entsprechenden Leistungen können stetig optimiert werden. Durch die Verbesserung der Instandhaltungsmassnahmen und Serviceleistungen wird ein wesentlicher Beitrag sowohl zur Erhöhung der Qualität von Produkten und Dienstleistungen als auch zur Kundenzufriedenheit geleistet. 3.3.4.7 PS - Projektsystem130 Das Projektsystem (PS) ist Bestandteil des Logistiksystems und bezweckt die Unterstützung der Projektdurchführung. Projekte weichen von Alltagsaufgaben ab und besitzen ganz besondere Merkmale131: • Klare Abgrenzung der Thematik: Zielvorgaben, Rahmenbedingungen • Einzigartigkeit • Zeitliche Begrenzung: Klar definierter Anfang und Ende (Termindruck) • Neuartigkeit • Komplexität • Hohes Risiko: Technisch, wirtschaftlich, terminlich • Kosten- und kapazitätsintensiv • Hohe Qualitätsanforderungen • Strategische Bedeutung: Grosse Bedeutung für die betroffene Unternehmung 130 131 Vgl. dazu SAP AG (1996a), Abschnitt: PS-Projektsystem; SAP AG (1994b). Vgl. Litke (1995), S. 17. 119 Das R/3-System Die Verschiedenheit der oben genannten Merkmale verdeutlicht die Komplexität der Problemsituation. Projektmanagement ist eine sehr vielseitige Tätigkeit und kann nur durch ein äusserst flexibles System angemessen unterstützt werden. Das PS-Modul des R/3-Systems versucht diesen Anforderungen durch branchenneutrale Einsetzbarkeit und Integration zu anderen R/3-Modulen (FI, CO, SD, MM, PP) gerecht zu werden und unterstützt z.B. folgende Projektarten: • Forschungs- und Einzelprojekte • Kundeneinzelfertigung • Investitionsvorhaben • EDV-Projekte. Zur Unterstützung der Projektabwicklung in den oben genannten Bereichen stellt das PS-Modul die in Abb. 3-23 dargestellten Komponenten zur Verfügung. PS - Projektsystem PSOPS Projektstrukturierung PSAPP PSPLN Projektplanung PSEXE PSIS Projektrealisierung Projektbudgetierung Projektinformationssystem Abb. 3-23: Komponenten des Projektsystems. Grundvoraussetzung für ein Projekt sind präzis formulierte Zielsetzungen. Daneben spielt die klare Projektstrukturierung eine massgebende Rolle für den Projekterfolg. In diesem Zusammenhang ist insbesondere eine zweckmässige Ausbau- und Ablauforganisation wichtig. Zu den zentralen Projektstrukturen des PS-Moduls gehören: 120 Das R/3-System • Projektstrukturpläne (Aufbauorganisation) • Netzpläne (Ablauforganisation). Durch Projektstrukturpläne (PSP) wird die Aufbauorganisation eines Projektes beschrieben. Diese sind für die Organisation und Steuerung eines Projektes von zentraler Bedeutung. Die Ausprägung der hierarchischen Gliederung wird durch die vorgesehenen Aufgaben und durch die beteiligten Personen bestimmt. Die Ablaufplanung wird anhand von Netzplänen festgelegt. Diese legen den zeitlichen Ablauf und die vorgesehenen Tätigkeiten mit deren Abhängigkeiten fest. Die einzelnen Aktivitäten sollten dabei klar abgegrenzten Phasen zugeordnet sein. Grob betrachtet gliedert sich ein Projekt in die folgenden Phasen: • Initialisierung (Idee, Zielsetzungen) • Planung • Durchführung • Abschluss. Auf der Basis einer neuen Idee oder aufgrund eines existierenden Problems erfolgt die Inititalisierung eines neuen Projektes. Darauf aufbauend werden Zielsetzungen und die existierenden Rahmenbedingungen formuliert. Im Anschluss an die Initialisierungsphase findet die Projektplanung (PS-PLN) statt. Diese kann in eine Grob- und eine Detailplanung unterteilt sein. Bei der Planung erfolgt die Festlegung der Aufbauorganisation und der Ecktermine im Rahmen der Projektdefinition. Anhand der PSP-Elemente werden die Aufgaben und Teilaufgaben beschrieben. Diesen PSP-Elementen werden anschliessend konkrete Termine und Kosten zugeordnet. Netzpläne legen den Ablauf einzelner Aktivitäten inkl. Zuordnung der Ressourcen (Arbeitskräfte, Materialien, Hilfsmittel und Dienstleistungen) fest. Der Netzplan muss ebenfalls einem PSP-Element zugeordnet werden. Nach der Planungsphase erfolgt die Genehmigung des Projekts. Diese gibt den Startschuss für die eigentliche Projektrealisierung (PS-EXE). Vor der Umsetzung des Projekts werden die Plankosten als Budgetwerte in die PSP-Elemente übernommen. Diese bil121 Das R/3-System den die Grundlage für die Projektbudgetierung (PS-APP) (Kosten- und Finanzmittelbudgetüberwachung). Während der Durchführung konzentrieren sich die Aktivitäten des Projektmanagements vor allem auf die Überwachung des Projekts. Diese wird grundsätzlich anhand der erfassten und ausgewerteten Rückmeldungen vorgenommen. Das Projektmanagement-System überprüft laufend die Verfügbarkeit der für das Projekt benötigten Ressourcen (Finanzielle Mittel, Arbeitskräfte, Material und Fertigungshilfsmittel) und stellt diese im Rahmen der Fortschrittsanalyse den erbrachten Leistungen gegenüber. Nach der Realisierung erfolgt mit der Abrechnung des Projektes der Projektabschluss. Dabei werden alle angefallenen Kosten ermittelt und das veranschlagte Budget durch Gegenbuchungen entlastet. Die Verteilung der Kosten wird anhand von festgelegten Abrechnungsvorschriften (Aufteilungsregeln) vorgenommen und auf der Basis des Abrechnungsschemas abgewickelt. Die Kosten werden dabei den in den Aufteilungsregeln festgelegten Empfängern (Kostenstelle, Projekt, Anlage, Sachkonto, Ergebnisobjekt) zugewiesen und für das Informationssystem verfügbar gemacht. Das PS-Informationssystem (PS-IS) unterstützt durch gezielte Auswertung der gesammelten Daten die Überwachung und Steuerung von Projekten. Dabei werden folgende Informationen zur Verfügung gestellt: • Budget • Kosten • Finanzen • Termine • Ressourcen • Fortschrittsanalyse. Das PS-Informationssystem ist in die Bereiche Strukturen/Termine und Erlöse/Kosten/Finanzen gegliedert. Durch den Bereich Strukturen/Termine werden anhand der Selektion der Einzelobjekte (PSP-Elemente, Netzpläne etc.) deren Abhängigkeiten und hierarchische Beziehung dargestellt. Gleichzeitig erfolgt eine Ermittlung des aktuellen Status 122 Das R/3-System der Einzelobjekte. Im Bereich Erlöse/Kosten/Finanzen kann entweder ein einzelnes Projekt nach verschiedenen Kriterien (Strukturberichte, Kostenartenberichte, Einzelpostenverdichtung) ausgewertet werden oder die verfügbaren Daten mehrerer gleichartiger Projekte können in verdichteter Form dargestellt werden. Die für die Projektüberwachung notwendigen Information sind damit verfügbar, und die laufenden Projekte lassen sich dadurch besser steuern. 3.3.5 Personal Die Personalwirtschaftsmodule132 des R/3-Systems decken die Bereiche des betrieblichen Personalwesens breit ab. Dabei werden sowohl die gesetzlichen Anforderungen der jeweiligen Länder als auch allgemeinwirtschaftliche Tendenzen wie der technische Wandel und der damit verbundene steigende Bedarf an Fachkräften berücksichtigt. Ausserdem orientiert sich das System an den geltenden Datenschutz- und Datensicherungsbestimmungen und trägt den generell steigenden Anforderungen der Arbeitnehmer nach mehr Humanität am Arbeitsplatz Rechnung. Das Personalwesen ist in die Module Personaladministration- und -abrechnung (PA) und Personalplanung und -entwicklung (PD) unterteilt. PA unterstützt sowohl den Personaladministrations- und -beschaffungprozess als auch den ganzen Personalabrechnungsprozess (Zeitwirtschaft, Leistungslohn, Reisekosten etc.). Die eigentliche Personalabrechnung ist stark auf die gesetzlichen Vorschriften des jeweiligen Landes ausgerichtet. Das Schwergewicht dieser Aktivität liegt in der Berechnung des Entgelts pro Mitarbeiter und Periode unter Berücksichtigung der erfassten Arbeitszeiten und der vorgegebenen Leistungskomponenten. PD umfasst die Bereiche Organisationsmanagment (Aufbauorganisation, Stellenbeschreibungen) und Veranstaltungsmanagement (Personalentwicklungsmassnahmen sowie Administration und Abrechnung von Veranstaltungen). 132 Vgl. dazu Wenzel (1995a), S. 531 ff.; SAP AG (1996a), Abschnitt: Personalplanung und -entwicklung sowie Personaladministration und Abrechnung; SAP AG (1993c). 123 Das R/3-System 3.3.5.1 PA - Personaladministration und - abrechnung Im Bereich der Personaladministration und -abrechnung wird ein Unternehmen mit unzähligen gesetzlichen Vorschriften (z.B. Sozialversicherungsgesetzgebung oder Datenschutzvorschriften) konfrontiert. Diese können sowohl innerhalb eines Landes als auch zwischen verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich sein. Zusätzlich ist die Nachfrage und das Angebot am Arbeitsmarkt durch allgemeinwirtschaftliche Veränderungen (z.B. der technische Wandel und die damit verbundene erhöhte Nachfrage nach Fachkräften) grossen Schwankungen unterworfen. Flexibilität und Internationalität sind demzufolge unausweichliche Erfordernisse für ein konzernweit einsetzbares Informationssystem im Bereich des Personalwesens. Im R/3-System werden diese Grundanforderungen vorwiegend durch das Modul Personaladministration und -abrechnung (PA) abgedeckt. Dieses besteht aus den in Abb. 3-24 dargestellten Einzelkomponenten. PA - Personaladministration und -abrechnung PAPAD Personaladministration PAINW PAAPP Personalbeschaffung PATRV Leistungslohn PATIM PAPAY Reisekosten Personalzeitwirtschaft Personalabrechnung Abb. 3-24: Komponenten der Personaladministration und -abrechnung. Die Personaladministration (PA-PAD) umfasst primär die Erfassung, Verwaltung und Auswertung der mitarbeiterspezifischen Daten (Personalstammdatenverwaltung). Dabei können die organisatorischen Verknüpfungen der Mitarbeiter abgebildet werden. Im Rahmen der Personaldatenerfassung erfolgt parallel dazu die hierarchische Einordnung des Mitarbeiters. Dieser wird zu einer für ihn geltenden Zeit-, Tarif- und Lohnartenstruktur zugeordnet. Durch sogenannte Personalmassnahmen wird sichergestellt, dass 124 Das R/3-System für einen Personalvorgang (z.B. Einstellung, Beförderung oder Kündigung eines Mitarbeiters) sämtliche notwendigen Daten (Infotypen) erfasst werden und gleichzeitig eine Historie der Bewegungen geführt wird. Durch die Zuweisung eines Infotyps zu einem bestimmten Gültigkeitszeitraum wird sichergestellt, dass die Vergangenheitsdaten vorhanden bleiben und sich für jeden Zeitpunkt in der Vergangenheit können die gültigen Daten ermitteln lassen. Darüber hinaus können die Personaldaten durch umfangreiche Reportingmöglichkeiten bedürfnisgerecht ausgewertet werden. Ein Berichtsbaum fasst die wichtigsten Reports zusammen. Die Personalbeschaffung (PA-APP) besteht aus den Funktionen Ermittlung des Personalbedarfs, Personalwerbung sowie Verwaltung und Auswahl der Bewerber. Die Bestimmung des Personalbedarfs erfolgt entweder durch die manuelle Erfassung von Vakanzen oder anhand der aus der Personalplanung resultierenden und gleichzeitig als "vakant" bezeichneten Planstellen. In der Personalwerbung erfolgt die Verwaltung der Stellenausschreibungen (Medium, Ausschreibungstext etc.) und die Zuordnung der Bewerber zu einer konkreten Ausschreibung. Gleichzeitig generiert das System einen Vorschlag für eine mögliche Vakanzenzuordnung. Diese kann gegebenenfalls noch geändert werden. Eine allfällige Zuweisung von Spontanbewerbern zu Vakanzen muss manuell erfolgen. Anhand der Verknüpfung zwischen Ausschreibung und Bewerber kann die Effektivität der verwendeten Medien und anderen Personalbeschaffungsinstrumente beurteilt werden. Durch die Personalzeitwirtschaft (PA-TIM) werden die An- und Abwesenheitszeiten der Mitarbeiter erfasst und anderen R/3-Komponenten (Lohn- und Gehaltsabrechnung, Verrechnung von Arbeitsleistungen in CO etc.) in ausgewerteter Form zur Verfügung gestellt. Dabei werden verschiedene Arbeitszeitmodelle (z.B. Gleitzeit oder Schichtbetrieb) und viele Sonderformen (z.B. Bereitschaftszeiten, Dienstreisen oder Sonn- und Feiertagsarbeit) für die Abrechnung der Leistungen unterstützt. Eine der wichtigsten Funktionen der Zeitwirtschaft stellt die Auswertung der Zeitdaten dar. Diese erfolgt anhand der Erfassung von unternehmensspezifischen Regeln im Customizing. 125 Das R/3-System Die Komponente Leistungslohn (PA-INW) dient zur Verarbeitung von Akkord-, Prämien- und Zeitlöhnen. Die Leistungslohndaten werden anhand von Lohnscheinen manuell erfasst und können Einzelpersonen oder Personengruppen zugewiesen werden. Zusätzlich können die Leistungsdaten über spezifische Schnittstellen zu den Logistikmodulen PP, PM und PS automatisch aus den dort vorhandenen Rückmeldungen übernommen werden. Gleichzeitig mit der Erfassung werden die Lohnscheine periodenweise kumuliert, so dass z.B. der Stundensaldo jederzeit aufgerufen werden kann. Die erfassten Lohnscheine stellen die Grundlage für die Lohn- und Gehaltsabrechnung dar. Eine weitere Komponente des HR-Systems deckt die Erfassung und Auswertung der Reisekosten (PA-TRV) ab. Die Reisedaten können entweder zentral oder dezentral (durch den Mitarbeiter) erfasst werden. Das System unterstützt verschiedene Erfassungsarten (Einzelerfassung, Schnellerfassung, Belegerfassung), welche auf die unterschiedlichen Reisetypen (Inland oder Auslandreise, ein- oder mehrtägige Reise) ausgerichtet sind. In der Regel muss eine Genehmigung für eine Reise vorliegen. Dieses Genehmigungsverfahren wird durch eine entsprechende Funktion unterstützt. Für absolvierte Reisen mit dem Status "genehmigt" kann anschliessend die Abrechnung und Auswertung der Reisedaten durchgeführt werden. Diese erfolgt nach den länderspezifischen Vorschriften. Zur Auszahlung der Spesenentschädigung werden die Daten entweder an die Finanzbuchhaltung (FI) oder an die Lohn- und Gehaltsabrechnung (HR-PA) weitergeleitet. Sämtliche Daten können nach Abschluss der Abrechnung optisch archiviert werden. Die eigentliche Personalabrechnung (PA-PAY) ist stark auf die gesetzlichen Vorschriften den jeweiligen Landes ausgerichtet. Das Schwergewicht dieser Aktivität liegt in der Berechnung des Entgelts pro Mitarbeiter und Periode. Die Abrechnung basiert auf dem Bruttogehalt, welches sich aus einer oder mehreren Lohn- und Gehaltsarten zusammensetzt. Von diesem Bruttogehalt werden allfällige Steuern und Sozialversicherungsbeiträge abgezogen. Das daraus resultierende Nettogehalt stellt das Entgelt dar, welches dem Arbeitnehmer pro Periode ausbezahlt wird. Die Berechnung des Nettogehalts kann in 126 Das R/3-System einem Abrechnungslauf simuliert werden. Beim Feststellen von fehlerhaften Stammdaten (z.B. unrichtig erfasste Lohnarten) können diese noch korrigiert werden (Rückrechnung). Danach erfolgt der definitive Abrechnungslauf. Damit ist die Lohn- und Gehaltsabrechnung für eine Periode abgeschlossen, und es können die notwendigen Entgeltsnachweise (Lohn- und Gehaltsabrechnungsbelege) ausgedruckt sowie die Zahlungsanweisungen vorbereitet werden. Zur Überweisung der Zahlungen stehen verschiedene Verfahren zur Auswahl. Entweder kann ein Überweisungsträger für den Datenaustausch mit der Bank erstellt werden (DTA-Verfahren) oder die notwendigen Überweisungformulare können ausgedruckt und in Papierform übersandt werden. Nach der Lohn- und Gehaltsüberweisung erfolgt die Auswertung der Abrechnungsergebnisse. Im Rahmen dieser Aktivität werden Auswertungsdaten (kumulierte Werte) für die Abrechnung der verschiedenen Sozialversicherungen und für die Weiterleitung der Lohnabrechnungsdaten an FI und CO erzeugt. Mit der Zuführung der buchungsrelevanten Informationen ist die Personalabrechnung abgeschlossen. 3.3.5.2 PD - Personalplanung und -entwicklung Der zweite Hauptbereich der Personalwirtschaft konzentriert sich auf die Personalplanung und -entwicklung. Dieser umfasst die in Abb. 3-25 dargestellten Hauptanwendungsbereiche. PD - Personalplanung und -entwicklung PDOM OrganisationsQualitätsmanagement zeugnisse PDSCM VeranstaltungsQualitätsmanagement meldungen Abb. 3-25: Komponenten der Personalplanung und -entwicklung. Im Rahmen des Organisationsmanagements (PD-OM) wird die Aufbauorganisation eines Unternehmens beschrieben. Da sich diese im Zeitablauf ändert, muss eine ent127 Das R/3-System sprechende Historie geführt werden, damit für jeden Zeitpunkt in der Vergangenheit, in der Gegenwart oder in der Zukunft die jeweils gültige Aufbauorganisation bestimmt werden kann. Zusätzlich zur Historienführung können verschiedene Planvarianten der Aufbauorganisation verwaltet werden. Die aktuell gültige Organisationsstruktur stellt dabei die jeweils aktive Planvariante dar. Die Darstellung der Aufbauorganisation erfolgt durch Objekte (Grundinformationselemente). Darunter fallen z.B. Organisationseinheiten, Stellen, Planstellen, Arbeitsplätze und Aufgaben. Zu den jeweiligen Objekten kann ein Status (aktiv, geplant etc.) und ein Gültigkeitszeitraum zugeordnet werden. Die einzelnen Objekte können nun zur Beschreibung der Aufbauorganisation herangezogen werden. Es werden folgende Strukturierungsmöglichkeiten unterschieden: • Organisationsstruktur • Organigramm oder Matrixorganisation • Stellenplan • Arbeitsplatzkatalog • Aufgabenkatalog. Die Struktur entsteht durch Darstellung der Abhängigkeiten mittels Verknüpfung der Einzelobjekte. Auf diese Weise wird z.B. ein Arbeitsplatz oder eine Planstelle zu einer Organisationseinheit oder eine Aufgabe zu einer Stelle zugeordnet. Parallel zur Beschreibung der Aufbauorganisation können über Tätigkeitsprofile und zugehörigen Aktivitäten die notwendigen Berechtigungen eines R/3-Anwenders festgelegt werden. Zur übersichtlichen Darstellung und Bearbeitung der Aufbauorganisation dient die Strukturgrafik, durch welche die Verknüpfungen der Einzelobjekte dargestellt und verschoben werden können. Daneben können weiterführende Auswertungen mit dem Personalinformationssystem durchgeführt werden. Das Veranstaltungsmanagement (PD-SCM) dient zur Planung, administrativen Durchführung und Abrechnung von Veranstaltungen. Unter Veranstaltungen sind sowohl Ausund Weiterbildungsveranstaltungen als auch Veranstaltungen zur Förderung des Informationsaustausches zu verstehen. Teilnehmer dieser Veranstaltungen können entweder die eigenen Mitarbeiter oder Personen (Bewerber, Mitarbeiter eines Geschäftspartners 128 Das R/3-System oder einer gänzlich fremden Firma) sein. Im Rahmen der Vorbereitung und Durchführung einer Veranstaltung unterstützt das System folgende Tätigkeiten: • Anlegen und Planen von Veranstaltungen (Veranstalter, Ort, Ablauf etc.) • Bestimmung der Veranstaltungskosten und Ermitteln eines Preisvorschlags • Vormerken und Buchen von Teilnahmen • Umbuchung und Stornierung von Teilnahmen • Fixieren oder Absagen einer Veranstaltung • Abrechnung oder Verrechnung einer Veranstaltung. Durch das Organisationsmanagement werden die Voraussetzungen für die Personalplanung, d.h. für die Ermittlung des Personalbedarfs geschaffen. Das Veranstaltungsmanagement dient primär zur Unterstützung der Veranstaltungsabwicklung. Gleichzeitig können Ausbildungsbedürfnisse der eigenen Mitarbeiter erfasst und bei der Planung von Ausbildungskursen berücksichtigt werden. Ausserdem besteht die Möglichkeit durch Auswertung der besuchten Veranstaltungen eine Kontrolle über den Ausbildungsstand der eigenen Mitarbeiter zu führen. Dadurch sind auch die Belange der Personalentwicklung abgedeckt. 129 Das R/3-System 3.3.6 CA - Anwendungsübergreifende Funktionen 3.3.6.1 WF - Workflow Während sich SAP Business Workflow auf die Verkettung von Vorgängen konzentriert, unterstützen die in diesem Abschnitt diskutierten Werkzeuge vor allem den dokumentenbasierten Workflow, d.h. die Automatisierung und Beschleunigung des Dokumentenflusses. Dieses Bestreben wird durch folgende Funktionen unterstützt • SAPoffice Grundfunktionen • Die IDoc-Schnittstelle für den elektronischen Datenaustausch (EDI) • SAP ArchiveLink • Nachrichtensteuerung. SAPoffice ist ein elektronisches Mail- und Ablagesystem für das Versenden, Empfangen und Verwalten von Informationen. Diese Informationen können entweder innerhalb des Systems (an andere Benutzer) oder über entsprechende Kommunikationsschnittstellen (X.400, X.500 und Internet) auch ausserhalb verschickt werden. Der Kern des EmailSystems stellt der elektronische Eingangskorb (Universal Inbox) dar. Neben normalen Textdokumenten (SAPoffice-Dokumente) kann der Eingangskorb in einer Worklist auch spezielle Workflow-Objekte (Workitems) verwalten (vgl. SAP Business Workflow). Darunter fallen z.B. zu erledigende Tätigkeiten. Für diese Objekte existieren zusätzliche Möglichkeiten für die Steuerung der Workflow-Prozesse (vgl. Nachrichtensteuerung). Durch ein mit dem Email-System verbundenes Ablagesystem lassen sich die empfangenen und versendeten Dokumente in Mappen verwalten. Dabei wird zwischen persönlichen und allgemeinen Ablagen unterschieden. Letztere ermöglichen den gemeinsamen Zugriff der Mitglieder einer Arbeitsgruppe auf die für die Arbeit relevanten Dokumente. Über Verteilerlisten kann ein vorher definierter Personenkreis angesprochen werden und zu erledigende Arbeiten können dadurch weitergeleitet und deren Erledigung überwacht werden. Zur Bearbeitung der Dokumente können neben den im R/3-System vorhandenen Werkzeugen auch systemfremde Applikationen (z.B. Word oder Excel) eingesetzt werden. 130 Das R/3-System Für den elektronischen Datenaustausch (EDI) ist im R/3-System die sogenannte IDocSchnittstelle (IDoc=Intermediate Document) vorgesehen. Diese Schnittstelle konvertiert für den elektronischen Datenaustausch genormte Dokumente gemäss den gängigsten EDI-Standards und ermöglicht damit den koordinierten Datenaustausch (inkl. Eingangs- und Ausgangsbearbeitung) mit verschiedenen Geschäftspartnern. Neben der herkömmliche Papierschnittstelle und der integrierten Fax-Übermittlung bildet die EDISchnittstelle ein wertvolles Instrument zur raschen Übermittlung von Dokumenten. In Ergänzung zu den übrigen Komponenten bietet SAP-ArchiveLink die Möglichkeit, Dokumente in einem angekoppelten optisches Archivierungssystem abzulegen. ArchiveLink übernimmt im wesentlichen die Funktion einer Schnittstelle zwischen R/3 und Archivierungssystemen von Fremdanbietern. Dabei wird sowohl der Austausch von maschinell bearbeitbaren Dokumenten (Coded Information) als auch von eingehenden Originalbelegen unterstützt. Letztere müssen eingescannt werden und können nur in Form von Rasterbildern (Non Coded Information) abgelegt werden. Die Zuordnung der archiverten Dokumente zu den entsprechenden R/3-Funktionen ist über Verknüpfungstabellen festgelegt. Dadurch können ein- und ausgehende Dokumente zugeordnet und jederzeit aufgerufen werden. Die Kommunikation mit dem Archivserver erfolgt via Remote Function Call (RFC). Zusätzlich ermöglicht ArchiveLink die Anbindung von Dokument-Viewern und Scan-Softwareprodukten über Industriestandardschnittstellen (OLE und AppleScript). Durch die direkte Verknüpfung der Geschäftsprozesse mit den zugehörigen Originaldokumenten sind jederzeit alle notwendigen Informationen rasch verfügbar und einzelne Arbeitsschritte können dadurch erheblich vereinfacht und beschleunigt werden. Die Nachrichtensteuerung dient zum automatisierten Austausch von Informationen zwischen verschiedenen Partnern. Zusätzlich kann beim Eintreffen einer Information eine Folgeverarbeitung angestossen werden. Die Steuerung erfolgt durch Regeln, welche über Tabellen verwaltet und den entsprechenden Geschäftsprozessen zugeordnet 131 Das R/3-System werden. Zur Ausformulierung der Regeln kann die Programmiersprache ABAP/4133 verwendet werden. Damit lassen sich bei Bedarf auch sehr komplexe Regeln abbilden. Beim Eintreffen einer Nachricht (z.B. Auftragserteilung eines Kunden) werden durch das Regelwerk Nachrichtenvorschläge (z.B. Auftragsbestätigung) erzeugt. Diese können anschliessend über ein Verarbeitungsprogramm (Druck, Fax, Mail, EDI, CPI-C oder Workflow-Ereignis) an den entsprechenden Adressaten weitergeleitet werden. Durch diese Steuerungsmöglichkeit des Informationsflusses können Geschäftsprozesse besser integriert werden und einzelne Bearbeitungsschritte schneller und zuverlässiger abgewickelt werden. 3.3.6.2 Weitere anwendungsübergreifende Funktionen Neben den bereits dargestellten anwendungsübergreifenden Werkzeugen (Cross Applications) runden weitere Teilkomponenten die Funktionalität des R/3-Systems ab. Zu den wichtigsten Funktionen dieser Kategorie gehören folgende Anwendungsbereiche: • Klassifizierungssystem • Dokumentenverwaltungssystem • Dokumentationswerkzeuge • CAD-Integration • ALE-Konzept • BAPIs • Schnittstellen zu Fremdsystemen. 133 ABAP/4 (Advanced Business Application Programming der 4. Generation) bezeichnet die Programmiersprache, mit welcher Erweiterungen zum R/3-System geschrieben werden können. 132 Das R/3-System Das Klassifizierungssystem in R/3 hat die Aufgabe, beliebigen Objekten Merkmale zuzuordnen und diese dadurch in Gruppen zusammenzufassen. Diese Klassifizierung bezweckt vor allem das rasche Auffinden einzelner Objekte, indem bei einer Suche gleiche oder ähnliche Objekte aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Klasse zusätzlich aufgeführt werden und damit das gesuchte Objekt möglichst schnell aufgefunden wird. Die hohen Anforderungen an die Qualität und der steigende Komplexitätsgrad der hergestellten Produkte erfordern auch eine zuverlässige Verwaltung der für die Herstellung und den Verkauf benötigten Dokumente. Dieser Anspruch wird von R/3 durch ein integriertes Dokumentenverwaltungssystem (DVS) gerecht. Dieses erlaubt dem Anwender wichtige Dokumente unternehmensweit bereitzustellen und mit anderen R/3-Objekten (z.B. Materialstammsatz oder Fertigungshilfmittel) zur verknüpfen. Zudem unterstützt das DVS den Herstellungsprozess und die Freigabe einzelner Dokumente oder ganzer Dokumenthierarchien (Dokumentenstückliste). Durch die Integration des DVS mit anderen Anwendungsbereichen des R/3-Systems (z.B. ArchiveLink, Klassifizierungssystem, SAP Business Workflow oder Änderungsdienst) hat jeder Anwender schnellen Zugriff auf die aktuell gültigen Dokumente und redundante und inkonsistente Datenbestände können dadurch verhindert werden. Durch verschiedene Dokumentationswerkzeuge können die im R/3-System vorhandenen Dokumentationen an unternehmensspezifische Bedürfnisse angepasst und erweitert werden. Die Online-Dokumentation des R/3-Systems, welche mit der F1-Taste aufgerufen werden kann, lässt sich in der Dokumentationsdatenbank beliebig ändern oder erweitern. Bei Erweiterung der SAP-eigenen Dokumentation bleiben kundeneigene Erweiterungen nach einem Release-Wechsel erhalten. Erfolgt hingegen eine Änderung der SAP-Original-Dokumentation, dann gehen alle Änderungen nach einem ReleaseWechsel verloren. Die Dokumentationstexte können dabei in allen unterstützten Sprachen gepflegt werden. Eine weitere Möglichkeit besteht durch Anlage von eigenen Online-Dokumentationen. Diese haben eine hypertextähnliche Struktur (analog dem Einführungsleitfaden). Grundsätzlich ist eine solche Dokumentation hierarchisch gegliedert und bietet zusätzlich die Möglichkeit, an Knoten Verknüpfungen zu anderen Textstellen 133 Das R/3-System zu definieren. Durch diese Werkzeuge kann die Abwicklung der eigenen Geschäftsprozesse für den Anwender im System dokumentiert werden. Gleichzeitig können eigene Dokumentationen z.B. Vorgehensmodelle für das Projektmanagement im R/3-System abgebildet werden. Die CAD-Schnittstelle (CAD = Computer Aided Design) stellt keine Besonderheit, sondern eher eine unabdingbare Notwendigkeit für ein integriertes System dar. Die Möglichkeit der Integration von CAD-Anwendungen in das R/3-System wird durch eine logische Verbindung zwischen betriebswirtschaftlichen und technischen Standardanwendungen hergestellt. Beide Bereiche können davon profitieren. Der Konstrukteur kann beispielsweise auf Datenbestände im PPS-System zugreifen und diese Erkenntnisse für seine Arbeit nutzen. Auf der Gegenseite können Entwicklungen durch eine zentrale Datenhaltung überwacht und Parallelentwicklungen verhindert werden. Durch den gegenseitigen Datenaustausch lassen sich Datenredundanzen und -inkonsistenzen vermeiden. Neben der Konstruktion lässt sich die CAD-Schnittstelle auch für die Integration von geographischen Informationssystemen (GIS), z.B. für die Abbildung von Leitungsnetzen in der Versorgungswirtschaft verwenden. Hinter dem ALE-Konzept verbirgt sich die Möglichkeit, allgemeine Entwicklungstendenzen der letzten Jahre im betriebswirtschaftlichen Umfeld, wie z.B. Lean Production oder Dezentralisierung, beim Wandel eines Unternehmens voll zum Tragen zu bringen. ALE (Application Link Enabling) schafft die Voraussetzung für die Koppelung verschiedener Systeme über die Anwendungsgrenzen hinweg (vgl. Abb. 3-26). 134 Das R/3-System SDSHP ALE-Szenarien PP MM R/3 3.X synchron / asynchron SDORD FI R/3 3.X RFC IDOCS CO R/2 Non SAP Abb. 3-26: ALE-Szenarien. Durch den mit der ALE-Schnittstelle möglich gewordenen kontrollierten Datenaustausch zwischen eigenständigen Systemen, kann eine konsistente Datenhaltung gewährleistet werden. Die vielfach notwendige geographische Verteilung oder die Verselbständigung einzelner Unternehmensbereiche (z.B. Produktion in einem Billiglohnland und Vertrieb sowie Forschung & Entwicklung in einem High-Tech-Land) lässt sich dadurch ohne Reibungsverluste für die eingesetzten Informationssysteme realisieren. Der Datenaustausch zwischen den gekoppelten Systemen erfolgt über synchrone und asynchrone Kommunikation. Im Vordergrund steht die Verknüpfung verschiedener R/2- und/oder R/3Systeme. Daneben besteht auch die Möglichkeit der Koppelung von einem oder mehreren Fremdsystemen mit R/3. Die Definition einer zwar proprietären, aber zumindest einheitlichen Schnittstelle (ALE) ist zwar ein kleiner aber immerhin doch sehr wichtiger Schritt in Richtung Verwirklichung einer vollen Integration von Standardanwendungen verschiedener Hersteller über das Netz. 135 Das R/3-System Business Application Programming Interfaces (BAPIs)134 stellen in gewissem Sinn eine Ergänzung resp. eine Erweiterung des ALE-Konzepts dar. BAPIs sind offene Programmschnittstellen für den Datenaustausch zwischen R/3 und anderen betriebswirtschaftlichen Anwendungssystemen. Durch die Möglichkeit der direkten Anbindung von Internet-Applikations-Komponenten (IACs) an das R/3-System können alle R/3-Funktionen, für welche BAPIs definiert sind, direkt über das Inter- oder Intranet verfügbar gemacht werden. Dadurch besteht beispielsweise die Möglichkeit, dass ein Kunde über Internet bestimmte Produkte direkt bestellen oder deren Verfügbarkeit beim Lieferanten überprüfen kann. Für den Zugriff auf R/3 über unternehmensexterne (Internet) oder -interne Netze (Intranet) stehen grundsätzlich die drei in Abb. 3-27 dargestellten Varianten zur Verfügung. 1 2 HTTP Server HTTP Server R/3-Internet Transaction Server Electronic Commerce Applications (3rd party) R/3-System R/3 Internet Application Components SAP Automation FI MM BAPIS PP SD 3 Java, Visual Basic, C R/3 Business Objects Web Server System PA ... Abb. 3-27: Zugriffsmöglichkeiten auf R/3 über Intra-/Internet.135 Variante 1 stellt die am meisten standardisierte und daher einfachste Zugriffsmöglichkeit auf R/3 dar. Der Zugang erfolgt dabei über einen sogenannten R/3-Internet Tran- 134 135 Vgl. SAP AG (1996b), S. 1-11; Roggenkemper (1996), S. 1-19. Vgl. Hantusch/Matzke/Pérez (1996), S. 88. 136 Das R/3-System saction Server136. Die Electronic Commerce Applikationen befinden sich auf der Ebene des R/3-Systems und werden auf der Basis von speziellen R/3 Internet Application Components (Internet-Anwendungskomponenten) erstellt. In Variante 2 sind die Internet Commerce Applikationen ausserhalb des R/3-Systems angesiedelt. Die Kommunikation erfolgt über SAP-Automation137, wodurch ein direkter Zugriff auf R/3-Transaktionen ermöglicht wird. Bei den beiden genannten Varianten wird die Transaktionskonsistenz über die Schnittstellenprogramme sichergestellt. Variante 3 zeigt den Zugriff einer eigenständigen Internet Commerce Applikation auf das R/3-System, welche z. B. in Java, Visual Basic oder C geschrieben ist. Der Zugang erfolgt dabei direkt über BAPIs. Dies hat den Nachteil, dass die Transaktionskonsistenz innerhalb der Eletronic Commerce Applikationen sichergestellt werden muss. Abb. 3-28 veranschaulicht als Anwendungsbeispiel die notwendigen Komponenten und Netzverbindungen für den Zugriff auf ein R/3-System über einen normalen WebBrowser (z.B. Netscape oder Internet Explorer) anhand der Internet-Transaction-ServerVariante.138 Web Server System WAN Firewall R/3 Internet Transaction Server HTTP Server Internet Intranet Internet user R/3 System Intranet user R/3 Internet Application Components BAPIS FI MM PP SD PA ... Abb. 3-28: Anbindung an R/3 über einen Internet Transaction Server. 136 137 138 Ab Release 3.1 verfügbar. SAP-Automation ist ein Werkzeug für den vereinfachten Zugriff auf R/3-Funktionen über ein Frontend via RFC (vergleichbar mit anderen Screen Scraping Tools). Vgl. Hantusch/Matzke/Pérez (1996), S. 89. 137 Das R/3-System Für die rein unternehmensinterne Verwendung kann das Netz von aussen durch entsprechende Vorkehrungen (Firewalls) abgeschirmt werden. Die Kommunikation zwischen dem HTTP-Server139 und den im R/3-System vorhandenen Internet- Anwendungskomponenten (Internet Application Components) wird durch den R/3 Internet Transaction Server gesteuert. Diese auf R/3-Ebene vorhandenen InternetAnwendungskomponenten ermöglichen Consumer-to-Business- (z.B. Serviceanforderungen von Endabnehmern), Business-to-Business- (z.B. Bestellungen oder Bestellstatusabfragen von Kunden) und Intranet-Transaktionen (z.B. interne Stellenausschreibung und Mitarbeiterrekrutierung). Die Möglichkeit der Nutzung von R/3-Funktionen über das Netz wird dabei nur über das Vorhandensein von entsprechenden BAPIs beschränkt. Reicht der verfügbare Spielraum nicht aus, muss entweder ein eigenes BAPI erstellt oder der Weg über SAP-Automation (Variante 2; vgl. Abb. 3-29) gewählt werden. Ferner existiert die in Variante 3 beschriebene Möglichkeit der WWW-Anbindung von R/3 über Drittprodukte (z.B. HAHT140). WAN Web Server System Firewall HTTP Server Internet Internet user Intranet user HTML Generator FI Abb. 3-29: Anbindung an R/3 über SAP-Automation. 140 HTTP = Hypertext Transfer Protocol. Vgl. www.haht.com. 138 Automation Intranet R/3 System 139 SAP Electronic Commerce Apps. MM BAPIS SD IM PA Das R/3-System Zusätzlich zu den genannten Anbindungsmöglichkeiten von Fremdsystemen an das R/3System existieren weitere, z.T. historisch gewachsene Schnittstellen zu Fremdsystemen. Darunter fallen auf der einen Seite eher allgemein verwendbare Schnittstellen, wie die PDC-Schnittstelle, mit welcher Subsysteme auf der Basis von TCP/IP und RFC mit dem R/3-System kommunizieren können (z.B. Betriebsdatenerfassungssysteme). Auf der anderen Seite liegen Schnittstellen zu Fremdsystemen vor, welche für einen ganz bestimmten Zweck vorgesehen sind. Zu diesen gehören beispielsweise folgende: • QM-IDI Schnittstelle (Anbindung von Qualitätssicherungssystemen) • PI-PCS Schnittstelle (Ankoppelung von Prozess-Steuerungssystemen) • MM-MOB und WM-LSR Schnittstelle (Ankoppelung von Systemen für die mobile Datenerfassung) • ArchiveLink-Schnittstelle (Anbindung von elektronischen Archivierungssystemen) Die dargestellten anwendungsübergreifenden Komponenten bieten eine sinnvolle Ergänzung zur betriebswirtschaftlichen Grundfunktionalität des R/3-Systems und erhöhen dessen Flexibilität und Integrationsmöglichkeiten in erheblichem Ausmass. 3.3.7 IS- Branchenlösungen (Industry Solutions) Viele Geschäftsprozesse sind in gleicher oder ähnlicher Weise in allen Branchen anzutreffen. In EMS werden diese Prozesse durch Integration einzelner Funktionen abgebildet. Durch Customizing können Standardprozesse in einem gewissen Spielraum an die eigenen Bedürfnisse angepasst werden. Für viele Branchen reicht dieser Spielraum aus. Daneben existieren aber Branchen mit besonderen Bedürfnissen, d.h. in gewissen Bereichen reicht die verfügbare Funktionalität nicht aus. Damit der hohe Integrationsgrad des R/3-Systems für diese Branchen dennoch genutzt werden können, bietet SAP zusammen mit seinen Entwicklungspartnern verschiedene Branchenlösungen an. Diese Branchenlösungen basieren auf den einzelnen Modulen des R/3-Systems. Für Bereiche, in denen die vorhandene Funktionalität nicht ausreicht, werden die Standardmodule (FI, CO, AM, MM, PP, SD etc.) durch massgeschneiderte Komponenten, sogenannte 139 Das R/3-System Industry Solutions (IS) ergänzt. Zum Betrachtungszeitpunkt waren für folgende Branchen Zusatzlösungen verfügbar:141 • Automobilindustrie (Automotive) • Banken (Banking) • Chemische Industrie (Chemicals) • Konsumgüterindustrie (Consumer Products) • Gesundheitswesen (Healthcare) • High Tech- und Elektronikbranche (High Tech & Electronics) • Versicherungen (Insurance) • Oelindustrie (Oil & Gas) • Pharmazeutische Industrie (Pharmaceuticals) • Öffentliche Verwaltungen (Public Sector) • Einzelhandel (Retail) • Telekommunikation (Telecommunications) • Versorgungswirtschaft (Utilities). Durch die intensive Zusammenarbeit mit Software-Partnern ist davon auszugehen, dass in Zukunft weitere Branchenlösungen auf den Markt kommen werden und damit das Einsatzspektrum des R/3-Systems zusätzlich erweitert wird. 3.3.8 BC- Basissystem 3.3.8.1 Systemverwaltung Die Systemverwaltung innerhalb des Basissystems (BC) bietet verschiedene Funktionen zur Einrichtung eines neuen und zur Unterstützung von Betrieb und Wartung eines bestehenden R/3-Systems. Darunter fallen sehr unterschiedliche Werkzeuge, welche nachfolgend im Überblick dargestellt sind:142 141 142 Vgl. z.B. Hernández (1997), S. 36. Vgl. z.B. Hernández (1997), S. 165 ff. 140 Das R/3-System • Systemüberwachung (CCMS143) • Benutzereinrichtung und Berechtigungsvergabe • Transportsystem (Transport von Systemeinstellungen bei einer Neuinstallation oder einem Releasewechsel) • Druckerkonfiguration • Datenimport (Batch-Input) • Werkzeuge zur Kommunikation mit anderen R/3-Systemen oder mit Fremdsystemen auf der Basis von CPI-C und RFC • Kommunikationsserver für EDI, Mail, und andere Telekommunikationsdienste • Werkzeuge für die Formulargestaltung (SAPScript) • Kopieren von Mandanten • Archivierung von Anwendungsdaten. 3.3.8.2 Datenbankverwaltung Die Datenbankverwaltung des R/3-Systems unterstützt mit verschiedenen Dienstprogrammen die Einrichtung und insbesondere die Administration (Reorganisation, Tuning, Datensicherung) des Datenbanksystems, mit welchem die System- und Anwendungsdaten von R/3 verwaltet werden. Da die Möglichkeit besteht, verschiedene Datenbanksysteme (z.B. Oracle oder Informix) für die Datenhaltung einzusetzen, sind auch entsprechende Unterschiede in der Funktionalität der einzelnen Dienstprogramme vorhanden. 3.3.8.3 ABAP/4 Development Workbench Die ABAP/4 Development Workbench ist eine komfortabel ausgebaute Entwicklungsumgebung, welche ursprünglich für die Entwicklung von Anpassungen und Erweiterungen für das R/3-System vorgesehen war. Mittlerweile wird die ABAP/4 Development Workbench losgelöst vom R/3-System vermarktet und lässt sich für die Entwicklung von 143 CCMS (Computing Center Management System) ist ein System zur Laufzeitüberwachung zur vorsorglichen Diagnose von Problemen und zur Performanceoptimierung (z.B. Memorymanagement). 141 Das R/3-System beliebigen betriebswirtschaftlichen Client/Server-Anwendungen einsetzen. Für diesen Zweck stellt die Entwicklungsumgebung alle notwendigen Werkzeuge und Schnittstellen zur Verfügung. Die folgende Auflistung gibt einen Überblick über die vorhandenen Werkzeuge:144 • Verschiedene Werkzeuge zur Programmentwicklung (Programm-Editor, Funktionsbibliotheken, Screen Painter, Menü-Painter, Laufzeitanalysewerkzeug, Testhilfen) • ABAP/4-Query (Erstellen von Reports) • Programmierschnittstellen (z.B. Datenübernahme mit Batch Input) • Externe Kommunikationsschnittstellen (z.B. RFC, API, OLE, SAP-Automation) • SAP-Grafik (Werkzeug für die Erstellung von Geschäftsgrafiken) • Data Dictionary (Datenbankstrukturverwaltung) • Workbench Organizer (Organisatorische Unterstützung von Entwicklungsprojekten) • Data Modeler (Datenmodellierung mit der SAP-SERM-Methode145) • CATT146 (Testwerkzeug zur Überprüfung von Transaktionen, Systemmeldungen, Datenfortschreibungen und Customizingeinstellungen) • SAP Style-Guide (Leitfaden für die Oberflächengestaltung) • Erweiterungskonzept (Leitfaden zur Verwendung von User Exits147) • Tabellenpflege (Werkzeug zur Entwicklung von komfortablen Datenmanipulationsfunktionen) • Zentrale Pflege- und Transportobjekte (Werkzeuge für die Zusammenfassung von betriebswirtschaftlich zusammengehörigen Daten in entsprechenden Objekten für die vereinfachte Pflege und den Transport dieser Daten) • XXL-Listenexport148 (Werkzeug zur strukturierten Listenübergabe aus dem R/3System an PC-Anwendungen). 144 145 146 147 148 Vgl. Mende (1998), S. 21 ff. SAP-SERM = Strukturiertes Entity Relationship-Modell der SAP. CATT = Computer Aided Test Tool. User Exits sind Programmschnittstellen innerhalb des R/3-Systems, an welche eigenentwickelte Anwendungen als Ersatz oder Ergänzung für R/3-Funktionen angebunden werden können. XXL = Extended Export of Lists 142 Das R/3-System 3.3.8.4 Business Engineer Der Business Engineer bezweckt die Unterstützung der Einführung des R/3-Systems mit dem Ziel, bestehende Geschäftsprozesse zu optimieren oder grundlegend umzugestalten. Die Geschäftsprozessoptimierung bezieht sich nicht nur auf die Prozesse im industriellen Bereich sondern schliesst durch die Möglichkeit des Einsatzes von aktiven Workflowkomponenten den Büro- und Verwaltungsbereich mit ein. Der Business Engineer umfasst folgende Komponenten: • Vorgehensmodell • Customizing Handbuch (IMG • R/3 Referenzmodell. • IDES-Demosystem • SAP Business Workflow Das Vorgehensmodell149 für die Einführung von R/3 bietet die notwendige Unterstützung für das Projektmanagement und liefert die Grundlage für das Customizing150 des Systems. Es besteht aus 4 Hauptphasen und weiteren übergreifenden Anwendungsschritten: • Phase-1: Organisation und Konzeption • Phase-2: Detaillierung und Realisierung • Phase-3: Produktionsvorbereitung • Phase-4: Produktivbetrieb • Projektadministration und Projektcontrolling • Systemwartung und Release-Wechsel. 149 150 Vgl. Kap 4.3. Unter Customizing wird die Anpassung des R/3-Systems an die betriebliche Aufbau- und Ablauforganisation mittels Parametersetzung verstanden. 143 Das R/3-System Hauptsächlich unterstützt das Vorgehensmodell die Ersteinführung des R/3-Systems. Daneben sind aber auch Empfehlungen für Releasewechsel und für die Einpflegung von neuen Funktionen integriert. Die einzelnen für die jeweilige Projektphase notwendigen Aktivitäten sind in einem Strukturplan dargestellt und darin ausführlich beschrieben. Zusätzlich werden die einzelnen Einführungsphasen durch die verschiedenen Implementierungswerkzeuge des Customizings (Customizing-Handbuch, R/3-Referenzmodell) unterstützt. Der Einführungsleitfaden (Implementation Guide; IMG) liefert in strukturierter Form detaillierte Hinweise für das Customizing des R/3-Systems. Für jedes Einführungsprojekt kann ein auf die Erfordernisse zugeschnittener Einführungsleitfaden generiert werden. Zusätzlich beinhaltet dieses Werkzeug Funktionen für die Projektsteuerung und -dokumentation. Das R/3-Referenzmodell beschreibt in graphischer Form den Aufbau und die Funktionsweise des R/3-Systems. Die Darstellung erfolgt entweder über eine im R/3-System integrierte Navigationskomponente (Business Navigator) oder über Zusatzwerkzeuge (z.B. ARIS-Toolset), mit welchem das Referenzmodell auch losgelöst vom R/3-System betrachtet werden kann. Das IDES-Demosystem (IDES = International Demo and Education System) wird als integrierender Bestandteil von R/3 ausgeliefert und bezweckt die Darstellung der Funktionsvielfalt des Systems. IDES stellt ein voll funktionsfähiges Demosystem für die Evaluation, die Einführungsunterstützung und Schulung des R/3-Systems dar. In der Evaluationsphase wird durch transparente Darstellung der verschiedenen Funktionen der Vergleich mit anderen Produkten erleichtert. Während der Einführung steht die IDESDatenbank als Ideenquelle für die Implementierung der abzubildenden Geschäftsprozesse zur Verfügung. Gleichzeitig existiert eine einheitliche Basis für die Schulung der Projektmitglieder. Die während den Schulungsveranstaltungen verwendeten Beispiele können in einer späteren Phase nachvollzogen und im Detail analysiert werden. Die Internationalität der IDES-Datenbank lässt auch die Möglichkeit offen, länderspezifische Bedürfnisse in einer realen Umgebung zu überprüfen. Durch die konsequente Verwen- 144 Das R/3-System dung des Demosystems wird die Einarbeitung in das System erleichtert und damit der Einführungsaufwand von R/3 reduziert. Mit dem SAP Business Workflow151 stehen verschiedene Komponenten zur Optimierung und Automatisierung von Geschäftsprozessen zur Verfügung. Während sich die Bestrebungen in der Vergangenheit vor allem auf Produktivitätssteigerungen im Fertigungsbereich beschränkt haben, bezieht sich das Workflow-Management primär auf die Optimierung von Büro- und Verwaltungsprozessen. Im letztgenannten Bereich sind durch die vielerorts vorhandenen langen Transport- und Liegezeiten bei der Aufgabenerledigung, sowie die mangelnde Prozesstransparenz und der oft erschwerliche Zugriff auf die vorhandenen Archive (Papier- und Mikrofilmarchive) erhebliche Effizienzsteigerungspotentiale zu vermuten. Bisher haben sich Verbesserungen von Büro- und Verwaltungsprozessen schwergewichtig auf die zusätzliche Technisierung der einzelnen Arbeitsplätze beschränkt, was aber im Hinblick auf die Optimierung von zusammenhängenden Prozessen keine nennenswerten Vorteile gebracht hat. 151 Vgl. dazu Fritz/Zuck (1996), S. 63 ff.; Wenzel (1995a), S. 575 ff.; SAP AG (1996a), Abschnitt: SAP Business Workflow; SAP AG (1995b). 145 Das R/3-System WorkflowDefinition WorkflowSteuerung WorkflowÜberwachung Definitionswerkzeuge Laufzeitwerkzeuge Reporting - Objekt-Repository - AufbauOrganisation - Ereigniserzeugung - integrierter Eingangskorb - Workflow-Ausgang - Workitem-Analyse - Workload-Analyse - Aufgaben-Analyse Ziel: Optimierung von Büro- und Verwaltungsprozessen Abb. 3-30: Komponenten von SAP Business Workflow. SAP Business Workflow zielt auf dieses Defizit ab und ermöglicht durch die aktive Verknüpfung von einzelnen Arbeitsschritten und die flexible Abbildung organisatorischer Strukturen die Realisierung von erheblichen Verbesserungen. Zur Gewährleistung eines ganzheitlichen Workflowmanagement-Konzepts stehen die folgenden Werkzeuge für die Definition, die Steuerung und Überwachung von Geschäftsprozessen zur Verfügung: • Workflow-Definition (Workflow-Editor) • Laufzeitsystem (Workflow-, Workitem- und Ereignismanager) • Informationssystem zur Überwachung einzelner Arbeitsschritte (Workitems) und zur Diagnose und Fehlerfindung innerhalb eines durchgängigen Prozesses Die Workflow-Definition wird über einen graphischen Editor vorgenommen. Dabei können die Kontroll- und Datenflüsse zwischen den einzelnen Bearbeitungsschritten 146 Das R/3-System festgelegt werden. Über die Definition von entsprechenden Verknüpfungen erfolgt die Zuordnung der für die Bearbeitung notwendigen Dokumente. Das Laufzeitsystem steuert über Ereignisse (=Zustandsänderungen eines Objekts z.B. das Erreichen einer Terminschranke oder auch das Eintreffen einer Nachricht von ausserhalb des Systems) die Auslösung von Folgeschritten. Die weiteren Bearbeitungsschritte werden anschliessend entweder automatisch abgewickelt oder in Form einer Anweisung einem zuständigen Bearbeiter zugeteilt. Die Zuweisung der Aufgaben erfolgt über einen elektronischen Eingangskorb (Universal Inbox). Über diesen werden alle zu bearbeitenden Tätigkeiten (Workitems) in einer Pendenzenliste (Worklist) verwaltet. Der elektronische Eingangskorb ist Bestandteil des Email-Systems. Die zugewiesenen Workitems werden durch eingehende Nachrichten dargestellt, welche der Klasse WF (Workflow) zugeordnet sind und im Unterschied zu den herkömmlichen Mailnachrichten über spezielle Eigenschaften verfügen. Ein Workitem beinhaltet alle notwendigen Informationen zur Erledigung einer Aufgabe. Gleichzeitig können Anwendungsobjekte (z.B. bestimmte R/3-Transaktionen) für die Folgeverarbeitung mit dem Workitem verbunden werden. Parallel zur Bearbeitung der Aufgaben wird der Status (z.B. wartend, angenommen, in Arbeit oder ausgeführt) mitgeführt. Beim Übergang auf den Status "beendet" ist die Aufgabe erledigt und der im Workflow vorgesehene Zustand erreicht. Durch ein integriertes Informationssystem ist es jederzeit möglich, sich einen Überblick über den Stand der Arbeiten und der Belastung einzelner Stellen und ganzer Organisationseinheiten zu verschaffen. Durch die Workitem-Analyse können statistische Auswertungen einzelner oder mehrerer Tätigkeiten (z.B. Ermittlung des Bearbeitungsstatus) vorgenommen und Objektverknüpfungen dargestellt werden. Die Workload-Analyse dient zur Ermittlung der Arbeitsbelastung einzelner Stellen oder Organisationseinheiten. Anhand der Aufgabenanalyse können die definierten Aufgaben und deren Abhängigkeiten dargestellt werden. Diese Auswertungsmöglichkeiten bilden die Grundlage für die notwendige Transparenz über die Vorgänge. SAP Business Workflow unterstützt durch die genannten Funktionen den prozessorientierten Ansatz bei der Vorgangssteuerung von Büro- und Verwaltungsprozessen. Diese 147 Das R/3-System Abläufe können dadurch vereinfacht, beschleunigt, transparenter gestaltet und besser überwacht werden. Zusätzlich wird ein asynchrones Arbeiten (zeitlich und örtlich versetzt) an den zu erledigenden Aufgaben ermöglicht. Insgesamt wird dadurch ein grosser Beitrag zur Ausnutzung des noch vorhandenen Optimierungspotentials bei Büro- und Verwaltungsprozessen geleistet. 3.4 System-Architektur Das R/3-System basiert auf einer Client/Server-Architektur. Die Umsetzung dieses Prinzips wurde durch ein Mehrschichtenmodell realisiert (vgl. Abb. 3-31). Die einzelnen Ebenen sind über Schnittstellen miteinander verbunden und gewährleisten dadurch eine weitgehende Unabhängigkeit des R/3-Systems von der verwendeten Systemsoftware und damit auch von den verwendeten Hardwarekomponenten. R/3-Anwendungen ABAP/4 Development Workbench FI CO TR MM ....... Basissystem(BC) Systemsoftware Abb. 3-31: Schichtenarchitektur des R/3-Systems. Die Systemsoftware gehört dabei nicht zum R/3-System und umfasst das Betriebssystem, die Datenbank-Managementsoftware und die Kommunikationssoftware. Durch die Middleware (BC-Basissystem), welche direkt mit der darunterliegenden Systemsoftware kommuniziert, können die verschiedenen Anwendungen des R/3Systems und die Entwicklungsumgebung des R/3-Systems (ABAP/4 Development 148 Das R/3-System Workbench) neutral gehalten werden. Dadurch wird es möglich, R/3 mit verschiedenen Betriebssystemen und Datenbanken einzusetzen. Die Variationsvielfalt wird nur durch das Vorhandensein entsprechender Schnittstellen mit dem Basissystem eingeschränkt. Mit Release 3.1 unterstützt das R/3-System, die in Abb. 3-32 dargestellten Betriebssysteme, Datenbanken und Benutzeroberflächen. Hardware Unix Systeme Bull IBM DEC SNI HP Sun AT&T Data General Bull/Zenith HP (Intel) Compaq IBM (Intel) ... ... Sequent SNI Digital ... IBM AS/400 IBM S/390 Windows NT OS/400 OS/390 ADABAS D MS SQL Server Informix-Online ORACLE DB2 for OS/400 DB2 for OS/390 Betriebssystem AIX Dec Unix HP-UX Datenbank Reliant SINIX Solaris ADABAS D DB2 für AIX Informix ORACLE Dialog (SAPGUI) Windows 3.1, Windows 95, Windows NT OSF/Motif*, OS/2 Presentation Manager (PM), Macintosh*, Java Sprachen IF... THEN... ABAP/4,C,C++, HTML, Java ELSE... * Wird als Frontend für AS/400 nicht unterstützt Abb. 3-32: Mögliche Hardware- und Systemsoftwareplattformen für das R/3-System.152 152 Releasestand 3.1. 149 Das R/3-System Zusätzlich zur Offenheit bietet das R/3-System durch die Umsetzung des Mehrebennenmodells von Client/Server-Architekturen für jede Unternehmensgrösse eine massgeschneiderte Konfigurationsmöglichkeit (vgl. Abb. 3-33). Durch die Trennung von Präsentations-, Applikations- und Datenbankebene kann das R/3-System beinahe beliebig skaliert werden. Dabei unterstützt die Präsentationsebene die graphische Darstellung der Anwendungsfunktionen (GUI153) und ist somit für die Interaktion zwischen Anwender und System zuständig. Auf Applikationsebene ist die eigentliche Anwendungslogik angesiedelt. Auf dieser Stufe werden die Verarbeitungsfolgen gesteuert und die notwendigen Integritätsbedingungen bei der Datenerfassung und -verarbeitung überprüft. Auf Datenbankebene erfolgt die zentrale Speicherung und Bereitstellung der für die betrieblichen Abläufe relevanten Daten. Ausgehend von diesem Mehrebenenkonzept sind in Abhängigkeit von der Unternehmensgrösse verschiedene Skalierungsmöglichkeiten denkbar (vgl. Abb. 3-33 ) Präsentation Applikation Datenbank Zentrales System Verteilte Präsentation Zweistufige C/S-Architektur Dreistufige C/S-Architektur Mehrstufige, kooperative C/S-Architektur Abb. 3-33: Konfigurationsmöglichkeiten des R/3-Systems. 153 GUI = Graphical User Interface; im R/3-Umfeld wird in diesem Zusammenhang auch der Begriff SAPGUI (Graphische Benutzeroberfläche der SAP) verwendet. 150 Das R/3-System Bei Verwendung einer einstufigen Lösung (Zentrales System) sind alle Ebenen auf einem Rechner (z.B. Laptop) zusammengefasst. Diese Lösung ist nicht für den produktiven Einsatz vorgesehen und dient vor allem zu Präsentationszwecken. Bei der verteilten Präsentation erfolgt der Zugriff auf ein zentrales R/3-System, in welchem Applikationsserver- und die Datenbankserverfunktionen zusammengefasst sind, von mehreren Präsentationsrechnern aus. Beim zweistufigen Ansatz beziehen mehrere Rechner, welche Präsentations- und Applikationsfunktionen vereinen, ihre Daten von einem zentralen Datenbankserver. Die beiden letztgenannten Varianten sind vor allem für kleinere und mittelgrosse Unternehmen geeignet. In einer weiteren Ausbaustufe kommt das klassische dreistufige Client/Server-Modell zum Einsatz. Die Datenhaltung erfolgt zentral auf einem Datenbankserver. Auf der zweiten Ebene werden je nach Benutzerzahl in den verschiedenen Anwendungsbereichen werden mehrere Applikationsserver eingesetzt. Durch zielgerichtete Verteilung der Anwender (Präsentationsebene) auf den verschiedenen Applikationsservern kann die zur Verfügung stehende Leistung optimal genutzt werden und bei zusätzlichen Leistungsbedürfnissen durch Hinzufügen eines weiteren Applikationsservers flexibel angepasst werden. Beim Einsatz einer mehrstufigen kooperativen Client/Server-Architektur können mehrere R/3-Systeme miteinander gekoppelt werden. Selbst die Datenhaltung ist in diesem Modell verteilt. Diese Variante ist vor allem in internationalen Konzernen mit geographisch weit auseinanderliegenden Funktionsbereichen anzutreffen. Befindet sich beispielsweise der Vertrieb sowie Forschung & Entwicklung in Europa und die Produktion in Asien, dann ist es sinnvoll auf jedem Kontinent ein separates R/3-System einzusetzen. Damit eine konsistente Datenhaltung (z.B. Materialstammdaten) gewährleistet ist, muss ein Abgleich zwischen den beiden Datenbankservern stattfinden können. Dieser Datenaustausch wird durch das ALE-Konzept sichergestellt. Für die Nutzung des R/3-Systems im Internet kann die Systemarchitektur durch die Einbindung einer Web-Server-Ebene zusätzlich erweitert werden (vgl. Abb. 3-34). Dadurch wird es möglich, über einen normalen WWW-Browser (Web-Client) auf ein R/3-System zuzugreifen und dessen Funktionen zu nutzen. Eine Electronic Commerce Applikation auf dem Web-Server stellt für diesen Zweck die dazu notwendige Programmlogik zur 151 Das R/3-System Verfügung. Über spezifische Schnittstellenprogramme (Internet Transaction Server oder SAP-Automation) wird die Kommunikation mit den benötigten R/3-Transaktionen gesteuert. Dadurch wird die Möglichkeit geboten, R/3 über die Unternehmensgrenzen hinweg zu nutzen und damit die existierenden Prozessketten durchgängig mit Informationssystemen abzudecken. Client/Server-Architektur des R/3-Systems Klassisches 3-Ebenen Modell Präsentation (SAPGUI) Erweitertes 4-Ebenen Modell (Internet Integration) Präsentation (Web Client) Web Server Applikationsserver Applikationsserver Datenbank Server Datenbank Server Abb. 3-34: Integration von R/3 in das Internet. Die dargestellten technischen Gestaltungsmöglichkeiten bieten einen grossen Spielraum für den Einsatz des R/3-Systems. Folgende Merkmale sind besonders hervorzuheben: • Skalierbarkeit: Die Ausbaumöglichkeiten der technischen Architektur über mehrere Stufen und die Verteilbarkeit der verschiedenen R/3-Applikationen und der zugehörigen Datenbestände gewährleisten eine weitreichende Anpassbarkeit des R/3Systems an die unternehmensspezifischen Erfordernisse und bieten genügend Spielraum bei Veränderung des Leistungsbedarfs. 152 Das R/3-System • Portabilität: Das SAP-Basissystem ermöglicht die Nutzung des R/3-Systems auf verschiedenen Plattformen mit unterschiedlichsten Systemsoftwarekomponenten (Betriebssysteme, Datenbanken und graphische Benutzeroberflächen). Diese Unabhängigkeit gewährleistet den Einsatz der am besten geeigneten Komponenten und sorgt durch die damit verbundene längere Nutzungszeit der betriebswirtschaftlichen Anwendungen für einen besseren Investitionsschutz. • Offenheit: Durch die Möglichkeit der Verwendung von Hardware- und Systemsoftwarekomponenten unterschiedlicher Hersteller entfällt die bei rein proprietären Systemen üblicherweise vorhandene einseitige Abhängigkeit. • Graphische Benutzeroberfläche: Die ausschliessliche Verwendung von graphischen Benutzeroberflächen als Frontend für das R/3-System reduzieren den Einarbeitungsaufwand und sorgen für eine bessere Akzeptanz bei den Anwendern. • Desktop-Integration: Die Integration von Desktop-Applikationen (z.B. Winword oder Excel) in das R/3-System schafft eine einheitliche Basis und erleichtert die Weiterverarbeitung der betrieblichen Daten. Zusätzlich wird die Einstellung neuer Arbeitskräfte durch Verwendung weit verbreiteter Office-Pakete vereinfacht und die bereits erfolgte Ausbildung der Anwender auf solchen Systemen kann voll genutzt werden. 153 Einführung von SAP R/3 4 Einführung von SAP R/3 4.1 Einleitung Die Einführung eines EMS stellt eine in allen Belangen anspruchsvolle Aufgabe für das Projektmanagement dar. Zur Strukturierung des Einführungsprozesses empfiehlt sich der Einsatz von Vorgehensmodellen und der damit eng gekoppelten Methoden und Werkzeugen.154 Die SAP AG stellt zur Abdeckung dieser Bedürfnisse im Rahmen des Business Engineers eine ganze Palette von Werkzeugen zur Verfügung.155 Kern des Business Engineers ist das R/3-Vorgehensmodell, welches das für die Einführung notwendige Gerüst bildet und den Einsatz der verschiedenen methodischen Hilfsmittel und Werkzeuge regelt. Zu diesen gehören die Komponenten R/3-Referenzprozessmodell, R/3-Organisationsmodell, R/3-Objektmodell, R/3-Datenmodell, R/3-Prototyping (IDES), Einführungsleitfaden (IMG) und R/3-Data Dictionary.156 Bevor im Detail auf das R/3-Vorgehensmodell eingegangen wird, sollen verschiedene Vorschläge zu Grundtypen von Vorgehensmodellen für die Einführung eines EMS näher betrachtet und einander gegenübergestellt werden. Daraus lässt sich bestimmen, welcher Kategorie von Vorgehensmodellen das R/3-Vorgehensmodell angehört und welche grundsätzlichen Vor- und Nachteile mit seinem Einsatz verbunden sind. Im nächsten Abschnitt folgt die detaillierte Beschreibung der einzelnen Projektaktivitäten und eine kritischen Stellungnahme zu den dabei festgestellten Schwächen des R/3-Vorgehensmodells. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse, verbunden mit der Auswertung verschiedener Literaturquellen und der Ergebnisse einer empirischen Voruntersuchung157, werden mögliche Erfolgsfaktoren für den Einführungsprozess identifiziert. 154 155 156 157 Vgl. z.B. Keller/Teufel (1997), S. 183. Vgl. Kap. 3.3.8.4. Keller/Teufel (1997), S. 197 ff. Knolmayer/Portner/von Arb (1995). 155 Einführung von SAP R/3 Diese Faktoren wurden im Rahmen einer Expertenbefragung bewertet und daraus die kritischen Projektaktivitäten ermittelt. Parallel dazu wurde versucht, anhand der kritischen Erfolgsfaktoren (CSF) die thematischen Schwergewichte einer nachfolgenden empirischen Untersuchung festzulegen und damit die Grundlage für die Bestimmung eines empirischen Bezugsrahmens zur Formulierung von Hypothesen zu Einflussgrössen und Aktionsparametern des Einführungsprozesses zu schaffen. 4.2 Arten von Vorgehensmodellen Vorgehensmodelle zur Einführung von Informationssystemen werden auf dem Markt und in der Literatur in grosser Vielfalt angeboten. Beinahe jedes Beratungsunternehmen verfügt über ein eigenes Vorgehensmodell und betont dessen angebliche Vorteile mit grossem Marketingaufwand. Auch in der Literatur lässt sich eine Kontroverse zur Eignung verschiedener Typen von Vorgehensmodellen im praktischen Einsatz feststellen. Viele Autoren vertreten unterschiedliche Auffassungen und machen eigene Gestaltungsvorschläge zur Einführung von Informationssystemen.158 Ein Vorgehensmodell für die Einführung eines EMS unterteilt den Einführungsprozess in eindeutig abgegrenzte Phasen mit klar definierten Zwischenzielen. Dabei lässt sich feststellen, dass sich Vorgehensmodelle zur Entwicklung von Individualsoftware und Vorgehensmodelle zu Einführung von EMS in vielen Punkten ähneln. Letztere sind in der Regel von den Erstgenannten abgeleitet und spezifisch auf die Bedürfnisse einer EMSEinführung angepasst worden. Ähnlich wie bei den Vorgehensmodellen zur Entwicklung von Individualsoftware existieren auch bei Vorgehensmodellen zur Einführung von EMS sehr unterschiedliche Phasen-Einteilungsvorschläge. In der Literatur wird diesen eher marginalen Unterschieden aber wenig Bedeutung beigemessen.159 Vielmehr sind verschiedene Grundtypen von Vorgehensmodellen festzustellen, welche in einzelnen Entwicklungsstufen verfeinert und verbessert wurden (vgl. Abb. 4-1). Bei der Frage, welches die geeignetste Art des Vorgehens sei, gehen die Meinungen der Experten auseinan- 158 159 Vgl. z.B. Barbitsch (1996), S. 95 ff.; Keller/Teufel (1997), S. 177 ff.; Österle (1995), S. 35 ff. Vgl. z.B. Thome/Hufgard (1996), S. 19. 156 Einführung von SAP R/3 der.160 Daher wird im folgenden versucht, die verschiedenen Grundtypen von Vorgehensmodellen darzustellen und deren Vor- und Nachteile aufzuzeigen. Sequentielle Vorgehensmodelle Merkmale Sequentielle Vorgehensweise mit klarer Phasenabgrenzung Beispiele Life-Cycle-Modell Wasserfall-Modelle a) klassisch Iterative Vorgehensweise mit Rückkoppelung zwischen den einzelnen Entwicklungsphasen, Einfügen von Validierungsschritten Aufwand SAPVorgehensmodell t b) prozessorientiert BPR Zusätzliche Fokussierung auf die Umgestaltung von Geschäftsprozessen im Rahmen der Möglichkeiten von EMS IST SOLL Aufwand IPP GES PROMET GatewayManagement t Spiralmodelle Konzeption Analyse Schrittweise Annäherung an weitgehend optimierte Geschäftsprozesse durch zyklische Abfolge der einzelnen Projektschritte Realisierung CSE Integration IPP GES CSE Iteratives Prozess-Prototyping Geschäftsprozessorientierte Einführung von Standardsoftware Continous System Engineering Abb. 4-1: Grundtypen von Vorgehensmodellen zur Einführung von Informationsystemen. 160 Vgl. Keller/Teufel (1997), S. 182. 157 Einführung von SAP R/3 Sequentiellen Vorgehensmodelle (Phasenmodelle) zeichnen sich durch einen stark phasenorientierten Ablauf der Einführung ab. Die einzelnen Phasen sind in sich abgeschlossen, d.h. mit der folgenden Phase wird erst begonnen, wenn die aktuelle Phase abgeschlossen ist. Dieses Vorgehen wird vorwiegend bei der Entwicklung von Individualsoftware angewendet. Die Problematik dieser Vorgehensweise ist einerseits die starre Ausrichtung des Einführungsprozesses auf ein weit in der Zukunft liegendes Ziel und andererseits die fehlende Rückkopplung zwischen den einzelnen Phasen. Durch die starre Ausrichtung können während des Projekts vollzogene Veränderungen der Aufbau- oder Ablauforganisation nur schwer berücksichtigt werden. Die fehlende Rückkopplung kann dazu führen, dass konzeptionelle Fehler erst spät erkannt werden und nur mit grossem zeitlichen und finanziellen Aufwand wieder rückgängig gemacht werden können. Ein weiteres Problem stellt die klare Trennung der einzelnen Phasen dar. Häufig würde die strikte Phasenabgrenzung durch die parallele Führung einzelner Projektaktivitäten aufgrund deren unterschiedlicher Dauer zu Projektverzögerungen führen.161 Beispiel für solche Vorgehensmodelle ist das Software-Life-Cycle-Modell.162 Auf der zweiten Entwicklungsebene stehen die Wasserfall-Modelle (Iterative Vorgehensmodelle). Bei diesen findet eine Rückkopplung zwischen den einzelnen Phasen statt. Am Ende jeder Phase erfolgt ein Validierungsprozess zur Sicherung der Ergebnisse. Vorteil dieses Vorgehens ist die verbesserte Möglichkeit, bei konzeptionellen Fehlern Korrekturmassnahmen einzuleiten. Die Anwendung klassischer Wasserfallmodelle bei der Einführung von EMS hat gezeigt, dass auf konzeptioneller Ebene eine Erweiterung im Sinne einer stärkeren Fokussierung der Aktivitäten auf die Gestaltung zusammenhängender Geschäftsprozesse (Prozessorientierung) vorgenommen werden muss.163 Darüber hinaus stellt die Einführung von EMS eine Chance für die Reorganisation bestehender Geschäftsprozesse dar. In klassischen Ansätzen von Wasserfallmodellen wird diesem Aspekt zu wenig Beachtung geschenkt, deshalb werden in der Literatur ver- 161 162 163 Thome/Hufgard (1996), S. 18. Vgl. Pomberger/Blaschek (1996), S. 21. Vgl. Österle (1995), S. 31. 158 Einführung von SAP R/3 schiedene Vorgehensweisen (z.B. GES-Phasenkonzept164, Gateway-Management165, PROMET166) vorgeschlagen. Durch ein gleichzeitiges Reengineering der Geschäftsprozesse können die Vorteile eines EMS in stärkerem Masse genutzt werden. Grösster Nachteil der Wasserfallmodelle ist die fehlende Werkzeugunterstützung beim Übergang vom Ist-Zustand zur Soll-Konzeption, durch welche die vorgedachten Prozesse simuliert werden könnten. Obwohl im Unterschied zu sequentiellen Vorgehensmodellen eine verbesserte Möglichkeit zur Korrektur von konzeptionellen Fehlern besteht, lässt sich die Fortschleppung falscher Vorgaben nicht gänzlich vermeiden. Ähnlich wie bei Vorgehensmodellen im Bereich der Software-Entwicklung wird der Ausweg aus diesem Dilemma bei der Einführung von EMS ebenfalls im Bereich des evolutionären Vorgehens gesucht. Mit sogenannten Spiralmodellen167 soll versucht werden, sich einem Ziel durch den zyklischen Durchlauf einzelner Entwicklungsschritte (Analyse, Konzeption, Realisierung und Integration) stetig zu nähern. Die gleichzeitige Integration von Reengineering-Aktivitäten in den repetitiven Prozess ermöglicht eine schrittweise Annäherung zu weitgehend optimierten Geschäftsprozessen (Continous System Engineering; CSE).168 Vorteil dieses Vorgehens ist die raschere und in erträglicheren Schritten erfolgende Verbesserung von Geschäftsprozessen. Ferner können konzeptionelle Fehler unmittelbar behoben werden. Nachteilig bei diesem Konzept ist eine mögliche Versandung der Projektaktivitäten bei sehr umfangreichen Projekten. 164 165 166 167 168 Kirchmer (1996), S. 73 ff. Barbitsch (1996), S. 95 ff . IMG (1997); Österle (1995) S. 31. Boehm (1988). Vgl. Thome/Hufgard (1996), S. 87 ff. 159 Einführung von SAP R/3 Die Frage, welche nun im Zusammenhang mit der Einführung von EMS die sinnvollste Vorgehensweise sei, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Über die Berücksichtigung der Prozessorientierung bei der Wahl des Vorgehensmodells ist sich die Fachwelt einig. Allerdings ist umstritten, ob die Anpassung der Organisation sprunghaft (BPR) oder in kleinen Schritten (CSE) zu erfolgen hat. Damit ist die Entscheidung zwischen einem prozessorientierten Wasserfallmodell und einem entsprechenden Spiralmodell individuellen Neigungen zu überlassen. Das SAP-Vorgehensmodell entspricht am ehesten dem klassischen Typ des Wasserfallmodells. Durch die frühe Integration von Protyping-Aktivitäten wird dem Aspekt der schrittweisen Verbesserung von Spiralmodellen ebenfalls in gewisser Weise Rechnung getragen. Konzeptionelle Fehler können dadurch besser erkannt und gegebenenfalls frühzeitig korrigiert werden. In den folgenden Unterkapiteln wird das SAPVorgehensmodell im Detail vorgestellt und anschliessend auf einige Schwachpunkte eingegangen. 4.3 SAP-Vorgehensmodell 4.3.1 Darstellung des SAP-Vorgehensmodells 4.3.1.1 Übersicht Das SAP-Vorgehensmodell bildet den methodischen Rahmen für die Einführung des R/3-Systems. In einzelnen Schritten werden sämtliche Projektaktivitäten nach dem Entscheid für R/3 bis zu dessen Produktivsetzung beschrieben. Dabei wird weder eine detaillierte Ist-Analyse noch ein ausführliches Soll-Konzept vorausgesetzt. Das Vorgehensmodell ist in vier Phasen unterteilt (vgl. Abb. 4-2). In jeder Phase werden die notwendigen Einführungsaktivitäten, gruppiert nach Arbeitspaketen, beschrieben. Am Ende jeder Phase wird in einem speziellen Arbeitspaket die Qualitätssicherung der einzelnen Aktivitäten vorgenommen. 160 Einführung von SAP R/3 Organisation und Konzeption Detaillierung/ Realisierung Systemumgebung einrichten Projektteam schulen Projekt vorbereiten globale Einstellungen vornehmen Qualitäts- Unternehmensstruktur abbilden Sollkonzept Funktionen / Prozesse festlegen Schnittstellen und Erweiterungen entwerfen prüfung Grunddaten / Stammdaten abbilden Funktionen / Prozesse abbilden Produktionsvorbereitung Produktivbetrieb Schnittstellen und Erweiterungen realisieren Berichtswesen abbilden Archivverwaltung abbilden Berechtigungsverwaltung abbilden Qualitäts- AnwendungsSystem prüfung Produktivsetzung vorbereiten Anwender schulen Anwenderdokumentation erstellen Systemadministration organisieren Produktivsystem Produktivumgebung einrichten Daten in Produktivsystem übernehmen prüfung Qualitäts- Produktivbetrieb unterstützen Systembetrieb optimieren Abschlusstest durchführen Projektadministration und Projektcontrolling Systemwartung und Release-Wechsel Abb. 4-2: SAP-Vorgehensmodell. Inhaltlich behandelt das SAP-Vorgehensmodell sowohl Customizing-Aktivitäten als auch Aktivitäten zur Projektsteuerung. Die notwendigen Tätigkeiten im Rahmen einer R/3Einführung werden in den folgenden Abschnitten hinsichtlich möglicher Erfolgsfaktoren von R/3-Projekten beschrieben. 161 Einführung von SAP R/3 4.3.1.2 Organisation und Konzeption In der Phase "Organisation und Konzeption" wird die Projektorganisation festgelegt, das Projektteam im Hinblick auf die R/3-Einführung ausgebildet, ein Testsystem eingerichtet und ein Sollkonzept erarbeitet. Die dazu notwendigen Aktivitäten sind in einzelnen Arbeitspaketen zusammengefasst (vgl. Abb. 4-3). • Projekt vorbereiten − Projekt initialisieren − Unternehmensziele des R/3-Einsatzes definieren − Bestandsaufnahme durchführen − Prozesse/Funktionen des R/3-Systems kennenlernen − Geschäftsprozesse definieren − Funktionale Anforderungen mit R/3-System abgleichen − Abbildung der Unternehmensstruktur erarbeiten − Ziele und Umfang von Standardisierungsvorhaben definieren − Einführungsstrategie festlegen − Hardware-Bedarf ermitteln − Projektaufbauorganisation festlegen − Projektstandards und -arbeitsweise festlegen − Systemlandschaft festlegen − Aufwands-, Termin- und Kostenplan erstellen − Ergebnisse der Projektvorbereitung verabschieden − Projektauftrag erstellen − Kick-off des Einführungsprojektes durchführen • Projektteam schulen − Projektteam ausbilden − R/3-Funktionalität kennenlernen • Systemlandschaft einrichten − Systeme und Mandanten einrichten − Benutzerstammsätze für Projektmitarbeiter einrichten − Mandantensteuerung, Korrektur-/Transportwesen einrichten − Systemumfeld einrichten − Remote-Verbindung einrichten − Landesspezifische Voreinstellungen ändern − Unternehmens-IMG erzeugen − Customizing-Projekte anlegen • Qualitätsprüfung Sollkonzept − Projektaufbau- und -ablauforganisation überprüfen − Einhaltung der Projektstandards überprüfen − Systemlandschaft überprüfen − Sollkonzept überprüfen − Schnittstellen- u. Systemerweiterungsbeschreibung überprüfen − Projektplanung überprüfen − Prüfungsprotokoll erstellen − Freigabe der nächsten Phase veranlassen • Prozesse/Funktionen festlegen − Prozesse/Funktionen anhand des Referenzmodells spezifizieren − Verantwortung für Prozesse/Funktionen festlegen − Input/Output-Informationsobjekte überprüfen − Anforderungen an das Berichtswesen ermitteln − Schnittstellen und Systemerweiterungen bestimmen − Abbildung der Unternehmensstruktur festlegen − Prototyping ausgewählter Prozesse/Funktionen durchführen − DV-Konzept spezifizieren − Fach- und DV-Konzept abstimmen • Schnittstellen und Systemerweiterungen entwerfen − Detailbeschreibung für die Schnittstellen erstellen − Detailbeschreibung für die Systemerweiterungen erstellen − Ausarbeitung für die Datenübernahme erstellen Abb. 4-3: Aktivitäten der Phase "Organisation und Konzeption".169 Mit dem Arbeitspaket "Projekt vorbereiten" werden wichtige Grundlagen für die R/3Einführung geschaffen. In der Regel stehen nach dem Entscheid für SAP R/3 verschiedene Dokumente (z.B. Unternehmensdokumentation, Pflichtenheft, Projektauftrag) als Produkt der bisherigen Tätigkeiten für die Vorbereitungsarbeiten zur Verfügung. Vorerst sind die konkreten Ziele für den R/3-Einsatz zu formulieren. Damit verbunden ist die Bestimmung des Umfangs der R/3-Einführung und die Festlegung der Vorgaben für die Wahl der Einführungsstrategie. Dabei gilt es u.a. zu bestimmen, inwieweit Veränderun- 169 Vgl. SAP AG (1996a), Abschnitt: R/3-Customizing: Vorgehensmodell. 162 Einführung von SAP R/3 gen der Aufbau- und/oder Ablauforganisation (Business Process Reengineering) erwünscht sind. Falls nicht bereits geschehen, ist anschliessend eine Bestandesaufnahme der Unternehmensstruktur durchzuführen. Eine weitere notwendige Tätigkeit stellt die Sichtung der Prozesse und Funktionen des R/3-Systems dar. Dafür steht das R/3-Referenzmodell und die weitergehende R/3-Dokumentation zur Verfügung. Diese Kenntnisse sind notwendig, um in einem nächsten Schritt die Geschäftsprozesse des Unternehmens zu definieren. Falls in der Evaluationsphase ein detailliertes Soll-Konzept erstellt wurde, kann auf diese Aktivität verzichtet werden. Resultat der Gegenüberstellung der R/3-Funktionalität und der existierenden Unternehmensprozesse ist die Erfüllung der funktionalen Anforderungen und die Ableitung von Lösungsansätzen bei der Feststellung von funktionalen Defiziten. In Kenntnis des Funktionsabdeckungsgrads kann festgelegt werden, inwieweit die Organisation an das System resp. das System an die Organisation angepasst wird. Aufgrund dieser Erkenntnisse lässt sich nun die Einführungsstrategie konkret festlegen. Im Anschluss an die Prozessdefinition und die Wahl der Einführungsstrategie gilt es eine geeignete Projektorganisation zu finden. Diese umfasst die Regelung der Verantwortlichkeiten und Kompetenzen sowie die allenfalls notwendige Bildung von Teilprojekten. Ferner müssen Projektstandards zur Vereinheitlichung der Arbeitsweise und Kommunikation festgelegt werden. Die Aufstellung eines detaillierten Aufwand-, Termin- und Kostenplans stellt die Grundlage für die Durchführung eines aktiven Controllings während der Projektabwicklung dar. In Zusammenarbeit mit technischen Beratern wird die Systemlandschaft für die künftige R/3-Installation festgelegt. Für die Erarbeitung eines Prototypen und die Durchführung der Anwenderschulung muss ein Testsystem eingerichtet werden und es müssen Richtlinien für die Nutzung der einzelnen Mandanten (z.B für die Entwicklung und Integration des Systems) geschaffen werden. Der Abschluss dieses Arbeitspaketes wird vollzogen, indem die einzelnen Konzepte vor den entsprechenden Verantwortungsträgern (Lenkungsausschuss) präsentiert werden und deren Inhalte bei Genehmigung in die Konkretisierung des Projektauftrags einflies163 Einführung von SAP R/3 sen. Der offizielle Start des Projekts erfolgt durch Bekanntgabe der Zielsetzungen und Rahmenbedingungen im Rahmen eines Kick-off-Meetings. Im zweiten Arbeitspaket "Systemlandschaft einrichten" wird das Ziel verfolgt, eine Entwicklungs- und Testumgebung einzurichten. Dazu gehört die Einrichtung entsprechender Mandanten im R/3-System für die Entwicklung eines Prototypen und für die Durchführung der Test-Aktivitäten. Dies umfasst u.a. auch die Festlegung von Berechtigungsprofilen für Projektmitarbeiter und die Konfiguration des Transportsystems für die Übertragung von Einstellungen und Daten zwischen den einzelnen Mandanten. Ferner erweist es sich für die Projektarbeit als sinnvoll, den Zugriff auf den SAP-RemoteService einzurichten, damit während des Projekts Informationen zu Fehlern und Problemen einzelner R/3-Funktionen abgerufen werden können. Gleichzeitig erlaubt diese Verbindung auch die Übertragung von korrigierten Programmversionen zur Behebung der festgestellten Fehler. Durch die Generierung der für das Projekt notwendigen Landesversion werden die länderspezifischen Voreinstellungen für den für die Einführung verwendeten Testmandanten vorgenommen. Der nächste Schritt stellt die Generierung des unternehmensbezogenen Einführungsleitfadens (Unternehmens-IMG) dar. Dieser basiert auf den im Arbeitspaket "Projekt vorbereiten" gewählten Prozessen und Funktionen und umfasst alle für das Gesamtprojekt notwendigen Customizing-Aktivitäten. Zur Gliederung der Customizing-Aktivitäten können anschliessend einzelne Customizing-Projekte definiert werden. Diese richten sich an der für die Einführung vorgesehenen Projektstruktur und ausgewählten Einführungsstrategie. Eine weitere Aktivität in der Phase "Organisation und Konzeption" bezieht sich auf die Ausbildung des Projektteams. Dieses muss im Rahmen von Schulungen die betriebswirtschaftlichen Inhalte und Möglichkeiten des R/3-Systems kennenlernen, damit die Anforderungen des Unternehmens bestmöglich abgedeckt werden können. In einer zweiten Phase ist es sinnvoll, die erworbenen Kenntnisse durch die Arbeit am System zu vertiefen. Hilfreiche Stütze für die Vertiefung der Kenntnisse bieten der Business Navigator 164 Einführung von SAP R/3 und das IDES-System170. Mit dem Business Navigator können die im R/3-System abgebildeten Geschäftsprozesse in Form von Ereignisgesteuerten Prozessketten (EPK) betrachtet werden, und das IDES-System stellt ausführlich dokumentierte Beispielprozesse zur Verfügung, welche sich direkt am R/3-System nachvollziehen lassen. Im Arbeitpaket "Prozesse und Funktionen festlegen" werden die ausgewählten Prozesse und Funktionen des R/3-Referenzmodells spezifiziert und mit den spezifischen Bedürfnissen des Unternehmens in Einklang gebracht. Dies geschieht in der Regel durch Anpassung des Referenzmodells mit dem ARIS-Toolset. Dabei wird auch definiert, welche Organisationseinheit künftig für die Abwicklung eines Prozesses verantwortlich ist und welche Informationsobjekte (Input- und Output-Flüsse) zur Bearbeitung eines Prozesse notwendig sind. Ferner sind die Anforderungen an das Berichtswesen festzulegen und nötigenfalls mit den Möglichkeiten des R/3-System abzugleichen. Alle Funktionen, bei welchen ein funktionales Defizit ermittelt wird, sind im Rahmen der Spezifikation der Geschäftsprozesse zu kennzeichnen, damit in einer späteren Aktivität die notwendigen Schnittstellen und Erweiterungen beschrieben werden und die resultierenden Aufwendungen ermittelt werden können. In einem weiteren Schritt muss die Unternehmensstruktur im R/3-System abgebildet werden. Dabei sind die vom System vorgegebenen Organisationseinheiten den entsprechenden Organisationseinheiten im Unternehmens zuzuordnen. Diese Aufgabe stellt eine wichtige Weichenstellung im R/3-Projekt dar, weil einzelne Funktionen an bestimmte Organisationseinheiten gebunden sind. Bei unzweckmässiger Verwendung der systemseitig angebotenen Organisationseinheiten besteht die Gefahr, dass gewisse Funktionen nicht ausgeführt werden können. Häufig erweist es sich als sinnvoll, bereits in der Konzeptionsphase für ausgewählte Prozesse einen Prototypen zu erstellen, damit die am Projekt Beteiligten einen Eindruck von der durchgängigen Unterstützung der Geschäftsprozesse im R/3-System erhalten. 170 IDES = International Demo and Education System. 165 Einführung von SAP R/3 Auf technischer Ebene erfolgt in diesem Arbeitspaket die Detailspezifikation des bereits grob vorhandenen DV-Konzepts. Dabei gilt es zu ermitteln, welche technischen Anforderungen (Hardware, Betriebssysteme, Datenbanken, Kommunikationsleitungen etc.) zur Abwicklung der vorgedachten Prozesse erforderlich sind. Insbesondere bei einem geographisch verteilten System (Multitsite-Installation) muss auf diese Aktivität ein besonderes Augenmerk gerichtet werden, damit im Produktivbetrieb die geforderten Antwortzeiten erreicht werden können. Ergebnis dieser Projektaktivität ist die detaillierte technische Beschreibung der Systemlandschaft zur Beantragung und Freigabe der dafür notwendigen finanziellen Mittel. Zur Verhinderung von späteren konzeptionellen Korrekturen müssen unmittelbar vor Abschluss dieses Arbeitspakets das Fach- und das DV-Konzept im Detail aufeinander abgestimmt und einem Management-Gremium zur Begutachtung vorgelegt werden. Vor Abschluss dieses Arbeitspaketes sind in der Aktivität "Schnittstellen und Systemerweiterungen entwerfen" anhand der in der Prozessspezifikation ermittelten Defizite die vorgesehenen Schnittstellen zu Fremdsystemen, die notwendigen Erweiterungen und die aus Altsystemen zu übernehmenden Daten zu beschreiben. Dadurch kann der Aufwand für diese Arbeiten ermittelt werden. Am Ende der Phase "Organisation und Konzeption" wird einem weiteren Arbeitspaket eine "Qualitätsprüfung" des erstellten Soll-Konzepts vorgenommen. Schwerpunkte bilden die Überprüfung • der Projektaufbau- und ablauforganisation, • der Einhaltung der Projektstandards, • der vorgesehenen Systemlandschaft, • der Konsistenz des erstellten Soll-Konzepts, • der Schnittstellen- und Erweiterungsbeschreibung und • der Projektplanung für die folgenden Arbeitspakete. Über die Ergebnisse der Qualitätsprüfung wird ein Püfungsprotokoll erstellt. Darin wird auf die festgestellten Mängel und Risiken hingewiesen sowie Empfehlungen für allenfalls 166 Einführung von SAP R/3 notwendige Korrekturmassnahmen abgegeben. Dieses Protokoll wird dem Steuerungsausschuss zur Genehmigung vorgelegt und bei Annahme erfolgt die Freigabe für den Start der nächsten Phase. 4.3.1.3 Detaillierung und Realisierung In der Phase "Detaillierung und Realisierung" wird das Soll-Konzept durch Customizing des Produktionsvorbereitungsmandanten umgesetzt. Parallel dazu erfolgt Entwicklung der notwendigen Schnittstellen und Erweiterungen. Das eingerichtete System wird abschliessend einem Test unterzogen und nach einer zusätzlichen Qualitätsprüfung aller Aktivitäten dieser Phase dem Lenkungsausschuss zur Genehmigung vorgelegt. Im einzelnen sind die in Abb. 4-4 dargestellten Aktivitäten auszuführen. • Globale Einstellungen vornehmen − Globale Einstellungen kennenlernen − Globale Einstellungen anpassen • Unternehmensstruktur abbilden − R/3-Systemorganisationseinheiten prüfen und anpassen • Grund- und Stammdaten abbilden − Felder und Inhalte für Stammdaten festlegen − Systemeinstellungen für Stammdaten durchführen − Systemeinstellungen für Stammdaten testen − Beschreibung für die Stammdatenübernahme detaillieren • Prozesse/Funktionen abbilden − Felder und Inhalte für Prozesse/Funktionen festlegen − Systemeinstellungen für Prozesse/Funktionen durchführen − Systemeinstellungen für Prozesse/Funktionen testen − Ausgewählte Prozesse/Funktionen Fachabteilungen vorstellen − Beschreibung für die Datenübernahme detaillieren • Schnittstellen und Systemerweiterungen realisieren − Datenübernahmeprogramme erstellen − Schnittstellen realisieren − Systemerweiterungen realisieren − Datenübernahmeprogramme testen − Schnittstellen testen − Systemerweiterungen testen • Berichtssystem abbilden − Informationsbedarf ermitteln − Informationsbedarfsabdeckung prüfen − Lösungen für noch offene Anforderungen erstellen − Organisation des Berichtssystem festlegen − Berichtssystem testen • Archivverwaltung abbilden − Konzept für Archivverwaltung erstellen − Systemeinstellungen durchführen − Archivierungsvorgänge testen • Berechtigungsverwaltung abbilden − Berechtigungskonzept erstellen − Berechtigungskonzept realisieren − Berechtigungen testen • Abschlußtest durchführen − Testkonzept erstellen − Testplan erstellen − Testaktivitäten durchführen − Bericht zum Abschlußtest erstellen − Abschlußreview mit den Fachabteilungen durchführen • Qualitätsprüfung Anwendungssystem − Projektaufbau- und -ablauforganisation überprüfen − Einhaltung der Projektstandards überprüfen − Umsetzung Sollkonzept überprüfen − Schnittstellen- / Systemerweiterungsrealisierung überprüfen − Berichtssystem überprüfen − Archivverwaltung überprüfen − Berechtigungskonzept überprüfen − Abschlußtest überprüfen − Projektplanung überprüfen − Prüfungsprotokoll erstellen − Freigabe der nächsten Phase veranlassen Abb. 4-4: Aktivitäten der Phase "Detaillierung und Realisierung". 167 Einführung von SAP R/3 Primäre Aktivität des Arbeitspakets "Globale Einstellungen vornehmen" ist die Einstellung der Grundfunktionen (z.B. Masseinheiten definieren) mit Hilfe des Einführungsleitfadens. Das ausgelieferte System beinhaltet bereits umfangreiche Voreinstellungen für die meisten Customizing-Aktivitäten. Diese können unverändert übernommen oder im Bedarfsfall geändert werden. Die Abbildung der Unternehmensstruktur im R/3-System (Arbeitspaket "Unternehmensstruktur abbilden") anhand der Vorgaben des Sollkonzepts stellt die Grundvoraussetzung für alle folgenden, sich primär auf die Abläufe beziehenden CustomizingAktivitäten dar. Im nächsten Arbeitspaket "Grund- und Stammdaten abbilden" werden vorerst die Stammdatenfelder und deren Inhalte festgelegt. Anhand der Prozessvorgaben erfolgt anschliessend die Parametersetzung für die Stammdaten und das Austesten dieser Einstellungen. Anhand der detaillierten Beschreibung der Feldverwendungen der Stammdaten kann die Art und Weise der Stammdatenübernahme aus Altsystemen festgelegt werden. Die Hauptproblematik bei der Datenübernahme stellt die Erhaltung resp. Verbesserung der Datenqualität dar. Das nächste Arbeitspaket "Prozesse und Funktionen abbilden" befasst sich mit den Hauptaktivitäten dieser Phase. Für die Abbildung der einzelnen betriebswirtschaftlichen Prozesse erfolgt durch Vornahme der im Einführungsleitfaden vorgegebenen Customizing-Einstellungen. Analog zu der Abbildung der Stammdaten ist auch hier vorerst die Feldbelegung zu bestimmen. Anschliessend können die für die Prozessführung notwendigen Systemeinstellungen vorgenommen und ausgetestet werden. Zur Förderung der Akzeptanz des Systems erweist es sich in diesem Stadium des Projekts von Vorteil, den späteren Anwendern einige ausgewählte Prozesse zu präsentieren und Lösungsvarianten gemeinsam mit ihnen zu diskutieren. Nachdem sich alle Beteiligten über die Abwicklung der Prozesse geeinigt haben, lässt sich die Beschreibung der Datenübernahme aus bisherigen Anwendungssystemen (vorwiegend Bewegungsdaten) erstellen. 168 Einführung von SAP R/3 Im Arbeitspaket "Schnittstellen und Systemerweiterungen realisieren" werden anhand der Vorgaben des Fachkonzepts Datenübernahmeprogramme erstellt und permanente Schnittstellen zu Fremdsystemen eingerichtet. Ferner erfolgt die Umsetzung der vorgesehenen Systemerweiterungen. Die zur Realisierung von Schnittstellen und Systemerweiterungen erstellten Programme sind Gegenstand einer anschliessenden Prüfung auf Fehlerfreiheit und Einhaltung der vorgesehenen Funktionalität. Zur Befriedigung der Informationsbedürfnisse der späteren Anwender muss der Informationsbedarf im Arbeitspaket "Berichtssystem abbilden" ermittelt und mit den vom R/3-System angebotenen Auswertungsmöglichkeiten abgestimmt werden. Im Anschluss daran können die notwendigen Berichte erstellt und die Organisation des Berichtswesens festgelegt werden. Auch hier ist das ganze Berichtswesen einem gründlichen Test zu unterziehen und die erstellten Reports sind den Fachabteilungen zur abschliessenden Begutachtung vorzulegen. Die Gewährleistung der Datensicherheit ist Inhalt des Arbeitspakets "Archivverwaltung abbilden". Dabei muss ein Archivierungskonzept entworfen werden, in welchem festgelegt wird, wie lange die Daten zur Bearbeitung der Prozesse aktiv zu halten sind, resp. wann eine Archivierung erfolgen kann. Diese Vorgaben sind anschliessend im System umzusetzen und an Musterdaten zu testen. Zur Gewährleistung des Datenschutzes wird im Arbeitspaket "Berechtigungsverwaltung abbilden" auf der Basis der im Soll-Konzept erstellten Verantwortungszuordnung der Prozesse ein Berechtigungskonzept erstellt und im System realisiert. Die eingerichteten Profile sind anschliessend in einem umfangreichen Test zu überprüfen. Nachdem die Aktivitäten der in dieser Phase bearbeiteten Arbeitspakete bereits einzeln getestet wurden, erfolgt in einem nächsten Schritt die Planung und Durchführung eines integrativen Abschlusstests (Arbeitspaket "Abschlusstest durchführen"). Gegenstand dieser Überprüfung ist die Fehlerfreiheit der einzelnen Funktionen und die Einhaltung der Vorgaben des Soll-Konzepts. Die Basis dazu liefert ein Testkonzept und ein detailliert ausgearbeiteter Testplan. Parallel zur Realisierung der Testfälle erfolgt die Dokumentation der Ergebnisse und daraus die Erstellung eines Abschlussberichts. Bei der 169 Einführung von SAP R/3 Feststellung von Fehlern oder Abweichungen zu den Vorgaben sind Anpassungen und Korrekturen vorzunehmen bis sich ein einwandfreier Betrieb gewährleisteten lässt. In einem Abschluss-Review mit den Fachabteilungen und einem Management-Gremium werden die Ergebnisse des Integrationstests vorgetragen und offene Punkte diskutiert. Ziel dieses Reviews ist der formelle Abschluss der Phase "Detaillierung und Realisierung". Im Arbeitspaket "Qualitätsprüfung Anwendungssystem" erfolgt die nochmalige Überprüfung sämtlicher Aktivitäten der "Detaillierung und Realisierung". Diese Qualitätsprüfung umfasst die Tätigkeiten: • Projektaufbau- und -ablauforganisation überprüfen • Einhaltung der Projektstandards überprüfen • Umsetzung Sollkonzept überprüfen • Schnittstellen- / Systemerweiterungsrealisierung überprüfen • Berichtssystem überprüfen • Archivverwaltung überprüfen • Berechtigungskonzept überprüfen • Abschlusstest überprüfen • Projektplanung überprüfen • Prüfungsprotokoll erstellen. Über alle Aktivitäten dieses Arbeitspakets wird ein Prüfprotokoll erstellt und dem Lenkungsausschuss zur Genehmigung vorgelegt. Bei Bewilligung des Prüfberichts kann die Freigabe der nächsten Phase veranlasst werden. 170 Einführung von SAP R/3 4.3.1.4 Produktionsvorbereitung Nachdem in der Phase "Detaillierung und Realisierung" das Produktionsvorbereitungssystem gemäss den Vorgaben eingerichtet wurde, erfolgt in der folgenden Phase die Übertragung der Systemeinstellungen in das Produktivsystem und die Schulung der Anwender (vgl. Abb. 4-5). Darüber hinaus werden die Daten aus den bisherigen Anwendungssystemen übernommen und vor der Freigabe wird eine Qualitätsprüfung des Produktivsystems durchgeführt. • Produktivsetzung vorbereiten − Konfiguration für das Produktivsystem konkretisieren − Beschaffung der Systemausstattung durchführen − Benutzerstammsätze anlegen − Planung für die Datenübernahme erstellen • Anwenderdokumentation entwickeln − Struktur, Inhalt und Medien festlegen − Erstellung der Anwenderdokumentation vorbereiten − Änderungskonzept erstellen − Anwenderdokumentation erstellen • Produktivumgebung einrichten − Netzwerk installieren − Hardware und Software am Arbeitsplatz installieren − R/3-System im Produktivsystem installieren • Anwender schulen − Schulungsprogramm erstellen − Schulungen vorbereiten − Schulungen durchführen • Systemadministration organisieren − Systemadministration festlegen − Systemadministratoren schulen • Daten in das Produktivsystem übernehmen − Systemeinstellungen und Objekte übernehmen − Datenübernahme durchführen − Daten manuell erfassen − Datenübernahme abnehmen lassen • Qualitätsprüfung Produktivsystem − Anwenderdokumentation überprüfen − Produktivumgebung überprüfen − Durchgeführte Anwenderschulung überprüfen − Organisation der Systemadministration überprüfen − Datenübernahmen überprüfen − Projektplanung überprüfen − Prüfungsprotokoll erstellen − Freigabe der nächsten Phase veranlassen Abb. 4-5: Aktivitäten in der Phase "Produktionsvorbereitung". Das Arbeitspaket "Produktivsetzung vorbereiten" beinhaltet vorwiegend planerische Aktivitäten. Während der Konkretisierung der Konfiguration des Produktivsystems wird in Zusammenarbeit mit dem Hardware-Partner die notwendigen Hardwarespezifikationen (Prozessorleistung und Speicherbedarf) aufgrund der Erfahrungen in der vorangehenden Phase festgelegt und die Beschaffung ausgelöst. Gleichzeitig erfolgt die Planung der Datenübernahme. 171 Einführung von SAP R/3 Im Arbeitspaket "Anwenderdokumentation entwickeln" wird grundsätzlich die Struktur und die Form der Dokumentation (z.B. Windows Help-File) aufgrund der konkreten Anwenderbedürfnisse festgelegt. Dabei bedarf es sowohl organisatorischer Regelungen (Vorgabe von Standards) für den Erstellungsprozess als auch der Berücksichtigung einer funktionierenden Änderungsverwaltung. Es empfiehlt sich, die Ausarbeitung der Anwenderdokumentation nach den im System eingerichteten Prozessen auszurichten. Nach Eintreffen der bestellten Hardware erfolgt im Arbeitspaket "Produktivumgebung einrichten" die Installation des R/3-Systems, die Konfiguration der Netzwerkumgebung und die Einrichtung der Arbeitsplätze. Damit sind die technischen Voraussetzungen für die Übertragung der Systemeinstellungen aus dem Produktionsvorbereitungssystem geschaffen und die Anwender haben in technischer Hinsicht Zugriff auf das R/3-System. Bevor die Anwender die Arbeit am System aufnehmen, muss die Handhabung des Systems bedürfnisgerecht geschult werden (Arbeitspaket "Anwender schulen"). Dazu ist im Vorfeld ein detailliertes und auf die Anwenderbedürfnisse ausgelegtes Schulungsprogramm zu erstellen. Bei der Gestaltung der Kurse ist es empfehlenswert, die eingerichteten Prozesse als Leitfaden für die Kursgestaltung zu verwenden. Der Zeitpunkt der Schulung ist so festzulegen, dass die Anwender ihre Arbeit am System unmittelbar nach Absolvierung der Kurse aufnehmen können. Im Arbeitspaket "Systemadministration organisieren" wird eine wichtige Voraussetzung für den reibungslosen technischen Betrieb des Produktivsystems geschaffen. Folgende Tätigkeiten sind mit der Systemadministration verbunden: 172 Einführung von SAP R/3 • Netzwerkverwaltung • R/3-Systemprofilpflege • Monitoring (Computing Center Management System; CCMS) • Jobverwaltung • Spoolverwaltung (Printing) • Backup/Recovery • Archivierung • Benutzerpflege. Die Ausbildung der Systemadministratoren hat im Hinblick auf diese Tätigkeiten zu erfolgen. Zudem muss die Verantwortung für die einzelnen Bereiche eindeutig zugewiesen werden. Unmittelbar vor der Produktivsetzung erfolgt im Arbeitspaket "Daten in das Produktivsystem übernehmen" die Übertragung der Systemeinstellungen (inkl. R/3-RepositoryObjekte), die Durchführung der automatischen Datenübernahme und bei Bedarf die manuelle Ergänzung der übernommenen Daten. Vor der Übernahme sind die Quelldaten durch den Fachbereich auf Aktualität und Redundanzfreiheit zu prüfen. Nach der Übernahme wird zur Gewährleistung einer hohen Datenqualität eine erneute Überprüfung und Abnahme der Datenbestände durch den Fachbereich vorgenommen. Damit sind alle notwendigen Aktivitäten zur Produktionsvorbereitung ausgeführt und im abschliessenden Arbeitspaket "Qualitätsprüfung Produktivsystem" werden diese noch einmal überprüft. Dabei sind folgende Tätigkeiten auszuführen: • Anwenderdokumentation überprüfen • Produktivumgebung überprüfen • Durchgeführte Anwenderschulung überprüfen • Organisation der Systemadministration überprüfen • Datenübernahmen überprüfen • Projektplanung überprüfen 173 Einführung von SAP R/3 Auch von diesen Kontrollen muss ein Prüfprotokoll erstellt und dem Lenkungsausschuss zur Genehmigung vorgelegt werden. Dieser entscheidet über den Abschluss der Phase "Produktionsvorbereitung" und erteilt die Freigabe für die nächste Phase. 4.3.1.5 Inbetriebnahme In der Phase "Inbetriebnahme" erfolgt per Stichtag die operative Aufnahme des Systembetriebs. Die dazu notwendigen Aktivitäten beziehen sich vor allem auf die Betreuung der Anwender zur Gewährleistung eines reibungslosen Betriebs und zur Förderung der Akzeptanz (vgl. Abb. 4-6). Daneben gilt es, die Nutzung des Systems in technischer und betriebswirtschaftlicher Hinsicht kontinuierlich zu verbessern. • Produktivbetrieb unterstützen − Anwender in der produktiven Anfangsphase betreuen − Permanente Betreuung durch Help Desk Organisation festlegen • Systemnutzung optimieren − Systemeinsatz überwachen und optimieren − Anpassungen vornehmen − Projekt offiziell abschliessen Abb. 4-6: Aktivitäten in der Phase "Inbetriebnahme". Im Arbeitspaket "Produktivbetrieb unterstützen" wird der Anwender-Support nach Produktivstart geregelt. SAP empfiehlt ihren Kunden, für den First-Level-Support eine Help-Desk-Organisation einzurichten. Für den Second-Level-Support stellt SAP ein Online Support System (OSS) zur Verfügung.171 171 Vgl. Knolmayer (1990). 174 Einführung von SAP R/3 Parallel zur Gewährleistung des Benutzer-Supports dienen die Aktivitäten des Arbeitspakets "Systemnutzung optimieren" zur technischen und betriebswirtschaftlichen Optimierung des Systemeinsatzes. In technischer Hinsicht sind Verbesserungen bezüglich der Systembelastung durch entsprechende Tuning-Massnahmen vorzunehmen. Auf betriebswirtschaftlicher Ebene gilt es, die Abwicklung der Prozesse zu überwachen und aufgrund der Anwendererfahrungen zu optimieren. Daraus können Anpassungen der Systemeinstellungen und der Anwenderdokumentation resultieren. Ist der Systembetrieb über eine längere Zeitspanne (z.B. 2 Monate) stabil, kann das Projekt abgeschlossen werden. Der definitive Projektabschluss erfolgt durch die Genehmigung des Projektabschlussberichts. Die Projektorganisation wird aufgelöst und die Wartung des Systems an eine dafür vorgesehene Organisationseinheit (z.B. Systembetrieb) übergeben. Für Release-Wechsel und grundlegende Änderungen der Aufbau- oder Ablauforganisation muss eine situativ angepasste Projektorganisation wieder eingerichtet und einzelne Phasen des dargestellten Vorgehensmodells erneut durchgearbeitet werden. 175 Einführung von SAP R/3 4.3.2 Kritik am SAP-Vorgehensmodell Die SAP-Vorgehensmodell ist weitgehend in eine Sammlung von Einführungswerkzeugen (Business Engineer) integriert und bietet eine wertvolle Stütze für die Orientierung in einem R/3-Projekt. Wird von der Voraussetzung ausgegangen, dass die Wahl von R/3 primär aus strategischen Gesichtspunkten getroffen wurde (z.B. Grundsatzentscheid für den Einsatz von SAP R/3 im ganzen Konzern), dann sind die meisten der nachfolgend dargestellten Argumente irrelevant. Wird allerdings von einer Situation ausgegangen, in der eine detaillierte Evaluation durchgeführt wurde, erscheinen einige Aspekte des R/3Vorgehensmodells fragwürdig. Diese werden im folgenden erläutert und ihre Fragwürdigkeit begründet: • Das SAP-Vorgehensmodell unterstützt im Einführungsprozess nur die nach dem Entscheid für R/3 notwendigen Aktivitäten. Alle für die Evaluation erforderlichen Aktivitäten sind durch das Vorgehensmodell nicht abgedeckt.172 Diesem Umstand ist ein gewisses Verständnis entgegenzubringen, da ein produktespezifisches Vorgehensmodell den Evaluationsprozess einseitig beeinflussen könnte. Problematisch im diesem Zusammenhang ist die fehlende Integration der Ergebnisse aus dem Evaluationsprozess (z.B. die Berücksichtigung eines vorhandenen Sollkonzepts). Beim Übergang von der Evaluation zur Phase "Organisation und Konzeption" ist in dieser Hinsicht ein Bruch festzustellen. SAP stellt sich auf den Standpunkt, dass die Erstellung eines detaillierten Soll-Konzepts vor der Produktewahl wenig sinnvoll sei, weil damit die vorgedachten Strukturen und Abläufe zementiert würden.173 Darüber hinaus bestünde das Problem, dass ein grosser Teil des erstellten Soll-Konzepts durch abweichende Vorgaben von R/3 hinfällig werden könnte. Deswegen wird auf die neutrale Definition der Geschäftsprozesse (Soll-Konzeption ohne R/3-Bezug) weitgehend verzichtet.174 Demgegenüber ist allerdings anzumerken, dass eine seriöse Evaluation nur auf der Basis eines detaillierten Soll-Konzepts möglich ist. 172 173 174 Vgl. AFOS (1996), S. 199. Vgl. Vaske (1996), S. 7. Kirchmer (1996), S. 60. 176 Einführung von SAP R/3 • Ein weiteres Problem stellt das Defizit des Vorgehensmodells im Hinblick auf Reorganisationsmassnahmen dar.175 SAP legt ihren Kunden nahe, sich möglichst am Standard zu orientieren und die vorgegebenen Referenzprozesse nur im Rahmen der Customizingmöglichkeiten zu verändern. Diese Empfehlung zieht in den meisten Fällen umfangreiche Reorganisationsmassnahmen nach sich. Darüber hinaus wird die Einführung eines neuen EMS unabhängig davon häufig als Aufhänger für radikale Reorganisationsmassnahmen genutzt. Trotz der grossen Bedeutung wird diesen Aspekten im SAP-Vorgehensmodell kaum Beachtung geschenkt. Alternative Vorschläge für das Vorgehen bei der Einführung von EMS berücksichtigen die Durchführung von Reorganisationsmassnahmen wesentlich besser.176 • Die vorgeschlagenen Aktivitäten im SAP-Vorgehensmodell beziehen sich zu einem wesentlich grösseren Anteil auf die technische als auf die betriebswirtschaftliche Implementierung des R/3-Systems. Die notwendigen Projektmanagement-Aktivitäten (z.B. Change Management) werden teilweise vernachlässigt oder nur oberflächlich dargestellt.177 So sind z.B. nur wenige Empfehlungen über die Gestaltung der Kommunikationsbeziehungen zwischen den Beteiligten, die Projektleiterwahl, die Beraterwahl oder die Problematik der Anwenderschulung vorhanden. Organisatorische Regelungen und generelle Projektmanagement-Aktivitäten haben einen bedeutenden Einfluss auf den Erfolg eines Projektes178 und deswegen müsste diesen Aspekten grösseres Gewicht zugemessen werden. • Bei der Einführung von R/3 ist die Anwendung unterschiedlicher Einführungsstrategien möglich. Grundsätzlich besteht die Wahlmöglichkeit zwischen einer Einführung sämtlicher zu implementierender Module per Stichtag (Big Bang) und einer schrittweisen Einführung einzelner Module oder Modulblöcke (Step-by-Step). Diese sehr unterschiedlichen Betrachtungsweisen erfordern ein differenziertes Vorgehen. Eine entsprechende Berücksichtigung im SAP-Vorgehensmodell fehlt.179 175 176 177 178 179 Barbitsch (1996), S. 56. Vgl. z.B. Barbitsch (1996), S. 108 ff. Vgl. Barbitsch (1996), S. 56. Vgl. Kapitel 4.5.2. Barbitsch (1996), S. 56; Kirchmer (1996), S. 61. 177 Einführung von SAP R/3 Trotz diesen teilweise erheblichen Einschränkungen ist das Vorhandensein von Gestaltungsempfehlungen für den Einführungsprozess grundsätzlich positiv zu gewichten. Die Hauptkritik am SAP-Vorgehensmodell richtet sich einerseits auf die stark softwarekonzentrierte Betrachtungsweise des Einführungsprozesses und andererseits auf die eingleisige Darstellungsweise des Vorgehens. Die stärkere Berücksichtigung von Projektmangement-Aktivitäten und die Integration verschiedener Einführungsszenarien würde den Wert des vorhandenen Vorgehensmodells erheblich steigern. 4.4 Kritische Erfolgsfaktoren bei der Einführung von SAP R/3 4.4.1 Das Konzept der kritischen Erfolgsfaktoren Das Konzept der Erfolgsfaktoren wurde im IT-Umfeld erstmals 1961 von Daniel180 diskutiert und 1979 von Rockart181 konkretisiert. Daniel stellte fest, dass in den einzelnen Branchen in der Regel drei bis sechs Erfolgsfaktoren existieren, welche massgeblich für den Erfolg eines Unternehmens verantwortlich seien. Herrschen klare Vorstellungen über diese Erfolgsgrössen, sollen zur Realisierung der Erfolgspotentiale sämtliche Aktivitäten eines Unternehmens auf diese Faktoren ausgerichtet werden. Ergänzend wies Rockart darauf hin, dass die Informationsverarbeitung durch gezielte Datenauswertung und -aufbereitung einen wesentlichen Beitrag zur Realisierung dieser Potentiale leisten kann. Er stellte eine Methode vor, durch welche Manager in die Lage versetzt werden, ihren Informationsbedarf zur gezielten Überwachung dieser Erfolgsfaktoren selbst zu ermitteln. 180 181 Daniel (1961), S. 111 ff. Rockart (1979), S. 18 ff. 178 Einführung von SAP R/3 Dieses Konzept lässt sich auf die Einführung neuer Systeme übertragen. In diesem Umfeld geht es darum, jene Einflussgrössen zu ermitteln, welche massgeblich für den Erfolg von EMS-Einführungsprojekten verantwortlich sind. Die einzelnen Faktoren richten sich nach verschiedenen Zieldimensionen (Qualität, Kosten und Zeit), und deren Erreichung erfolgt durch Ausrichtung aller Aktivitäten innerhalb eines Projektes auf diese Erfolgsgrössen. 4.4.2 Mögliche Erfolgsfaktoren bei der Einführung von SAP R/3 Von der Einführung eines integrierten EMS sind in der Regel die meisten betriebswirtschaftlichen Anwendungsbereiche eines Unternehmens betroffen. Durch die in solchen Systemen vorgegebenen "Best in Practice"-Prozesse entsteht oftmals die Notwendigkeit, unternehmensspezifisch gewachsene Strukturen und Abläufe anzupassen. Die damit verbundenen Auswirkungen einer R/3-Einführung auf die verschiedenen Bereiche eines Unternehmens können erheblich sein. Hinzu kommt, dass oftmals die Erfahrung mit Softwareprojekten in diesem Ausmass fehlt. Darüber hinaus entsteht beim Scheitern eines solchen Projektes nicht nur kein Nutzen, sondern u. U. erheblicher Schaden182, welcher ein Unternehmen existentiell gefährden kann. Unter Berücksichtigung dieser Faktoren ist es durchaus plausibel, dass R/3-Einführungsprojekte hohe Anforderungen an das verantwortliche Management stellen und mit einem grossen Risiko verbunden sein können. Die Bestimmung der Erfolgsfaktoren für diesen Problembereich soll helfen, den verantwortlichen Managern konkrete Handlungsanweisungen für die erfolgreiche Abwicklung von EMS-Projekten zu geben. Unter kritischen Erfolgsfaktoren in diesem Zusammenhang werden jene Faktoren verstanden, welche massgebend für den Erfolg eines EMSEinführungsprojektes verantwortlich sind resp. welche bei Nichtbeachtung den Erfolg in Frage stellen. Dabei wird versucht, den Erfolg an den bereits erwähnten Zieldimensionen Qualität, Kosten und Dauer der Einführung zu messen. 182 Vgl. Ludewig (1994), S. 9. 179 Einführung von SAP R/3 Die Bestimmung dieser Faktoren erfolgt in mehreren Schritten. In einer ersten Phase werden mögliche Erfolgsfaktoren für die spätere Bewertung eruiert. Die Grundlage dazu bilden das R/3-Vorgehensmodell, umfangreiche Literaturrecherchen, eigene Erfahrungen mit der Begleitung von Praxisprojekten und der Durchführung studentischer Pilotprojekte sowie eine im Herbst 1994 durchgeführte empirische Voruntersuchung183 zu Fragestellungen im Zusammenhang mit der Einführung von EMS. Anhand dieser Quellen wurden 21 mögliche Erfolgsfaktoren ermittelt und näher spezifiziert (vgl. Abb. 4-7). Die im Rahmen dieser Untersuchungen gesammelten Faktoren lassen sich grundsätzlich in zwei Gruppen einteilen. Auf der einen Seite stehen die eher methodischen und projektmanagementspezifischen Faktoren. Diese beziehen sich generell auf die Vorgehensweisen bei der Einführung von EMS. Auf der anderen Seite stehen die systemtechnischen Faktoren, welche sich vorwiegend auf die technischen Aspekte (Systemarchitektur, Datenhaltung etc.) einer EMS-Einführung beziehen. Im folgenden werden diese Faktoren anhand dieser Gliederung einzeln dargestellt und anschliessend auf der Grundlage einer im Herbst 1995 durchgeführten Expertenbefragung184 und einer nachfolgenden zweiten empirischen Untersuchung bei Schweizer R/3-Anwendern im Sommer 1996 bewertet. 183 184 Knolmayer/Portner/von Arb 1995. Vgl. Strebi (1996). 180 Einführung von SAP R/3 1. Einbeziehung des Managements • Aktive Beteiligung am Einführungsprojekt • Vertretung im Lenkungsausschuss (Entscheidkompetenzen) • Abbau von Widerständen aus Chefetagen 2. Klar formulierte Zielsetzungen • Sachziele, Terminziele, Kostenziele • Zielformulierung: Messbar und angemessen • Setzen von Zwischenzielen • Projektcontrolling 3. Change Management • Aktive Gestaltung des Einführungsprozesses • Information aller Beteiligten (Aufklärung) • Aktiver Einbezug der Betroffenen • Intensive Schulung der Endanwender 4. Umgestaltung der Geschäftsprozesse • Nutzung des EMS als Katalysator für das BPR • Überdenken bestehender Geschäftsprozesse • Kundenorientierung 5. Vertragsgestaltung • Klare Regelung der Verantwortlichkeiten • Einbezug von Handlungsspielräumen • Keine übertriebenen Sanktionsmassnahmen 6. Intensität der Evaluation • Schwachstellen-Analyse • Soll-Konzept/Kriterien-Katalog • Kosten-/Nutzen-Analyse 7. Auswahl der Beratungspartner • Fachliche Kompetenz (ausgewiesene Erfahrung) • Branchenkenntnis • Soziale Kompetenz • Methodenwissen 8. Staffelung der Einführung • Step-by-Step • Einführung einzelner Modulblöcke • Big Bang 9. Projektleiter • Soziale Kompetenz • Fachkenntnis 10. Projektorganisation • Teambildung (Auswahl der Projektmitarbeiter) • Regelung der Aufgaben und Verantwortlichkeiten • Regelung der Kommunikationswege 11. Steuerungsausschuss • Überwachung der Projektziele • Schlichtungsstelle bei Konflikten • Entscheidinstanz bei fachabteilungsübergreifenden Fragen 12. Methodisches Vorgehen • Verwendung eines Vorgehensmodells • Einsatz von Referenzmodellen • Einsatz von Softwareunterstützungswerkzeugen (z.B. ARIS-Toolset) 13. Kommunikation • Organisation der Kommunikationswege • Umfassende Information der Betroffenen • Aktive Information des verantwortlichen Managements 14. Know-how-Transfer • Gezielter Know-how-Transfer zwischen Berater und Projektmitarbeiter • Dokumentation 15. Dokumentation • Dokumentation der Geschäftsprozesse • Dokumentation der Systemeinstellungen • Einsatz von Dokumentationswerkzeugen 16. Schulung der Anwender • Schulung an einem unternehmensspezifisch angepassten System mit Kopien von betrieblichen Echtdaten • Schulungsinhalte richten sich nach den Geschäftsprozessen • Schulung ausserhalb der gewohnten Arbeitsumgebung (Distanz zum Arbeitsplatz) 17. Gestaltung der Systemarchitektur • Grosszügige Auslegung der Systemarchitektur (Einplanung von Reserven zur Vermeidung von PerformanceProblemen) • Outsourcing • Trennung von Test- und Produktivsystem 18. Schnittstellen zu existierenden IS • Reduzierung der Zahl der Schnittstellen auf ein absolutes Minimum • Temporäre Schnittstellen • Auf Dauer angelegte Schnittstellen • Berücksichtigung bei der Release-Planung 19. Release-Planung • Kosten-/Nutzen-Analyse • Berücksichtigung der Hardwareanforderungen • Berücksichtigung der vorgenommenen Erweiterungen • Möglichst nahe am Standard 20. Datenmigration • Erhaltung resp. Steigerung der Datenqualität • Automatische vs. manuelle Datenübernahme • Schnittstellenproblematik 21. Umfassende Planung des Betriebs • Anwender-Support • Parallelbetrieb • Krisenmanagement (Datensicherheit, Hochverfügbarkeit der Systeme) • Feintuning des Systems Abb. 4-7: Mögliche Erfolgsfaktoren bei der Einführung von SAP R/3. 181 Einführung von SAP R/3 4.4.3 Methodische Faktoren Einbeziehung des Managements Durch die starke Ausdehnung eines EMS über mehrere Funktionsbereiche hinweg (Integration von Rechnungswesen, Logistik und Personalwesen) und die oft erforderliche Anpassung bestehender Prozesse (Business Process Reengineering) ist eine aktive Beteiligung des verantwortlichen Managements unumgänglich. Neben den Aufgaben der Zielformulierung und der Projektüberwachung ist zusätzlich die Unterstützung der Projektleitung durch das verantwortliche Management eine tragende Säule für den Projekterfolg.185 Dieser aktive Einbezug hat vor allem folgende Vorteile: • Das Projekt erhält durch die aktive Beteiligung des verantwortlichen Managements die notwendige Durchsetzungskraft bei fachabteilungsübergreifenden Fragen. • Entscheide über organisatorische Anpassungen können unmittelbar getroffen werden und werden nicht unnötig verzögert. • In Streitfragen steht ein Gremium zur Konfliktlösung zur Verfügung. Die organisatorische Einbettung des verantwortlichen Managements in ein EMS-Projekt wird in der Regel über den Einsitz im Lenkungsausschuss wahrgenommen. Dieser ist für die Erfüllung der oben dargestellten Aufgaben verantwortlich. Darüber hinaus erscheint es sinnvoll, den Projektleiter mit den für die Realisierung des Projekts erforderlichen Kompetenzen auszustatten.186 Dadurch ist die Kontinuität des Projektfortschritts gewährleistet und die Geschäftsleitung kann sich auf die wesentlichen Fragestellungen konzentrieren. 185 186 Vgl. dazu Bernner (1990), S. 14; Meister (1990), S. 37; Grupp (1987), S. 70. Vgl. AFOS (1996), S. 45. 182 Einführung von SAP R/3 Empirische Untersuchungen zeigen aber, dass dieser aktive Einbezug nur in den wenigsten Fällen in ausreichendem Masse vorhanden ist (vgl. Abb. 4-8). 77% der Befragten einer empirischen Untersuchung aus dem Jahre 1996 gaben an, dass sich die Geschäftsleitung nur einmal im Monat oder noch seltener über den Projektstand informiert. In diesen Fällen kann kaum von einer aktiven Beteiligung des verantwortlichen Managements gesprochen werden.187 Information des Topmanagements über R/3-Einführungsprojekte seltener 21.3% täglich 3.2% monatlich 56.4% w öchentlich 19.1% Quelle: Cap Gemini Abb. 4-8: Einbeziehung des Managements in R/3-Einführungsprojekte Besonders nachteilig auf EMS-Projekte wirken sich Widerstände aus den Reihen der Betroffenen und aus den Chefetagen aus. Diese sind oftmals auf eine unzureichende Informationspolitik des Projektmanagements zurückzuführen. Fehlt der Managementeinbezug in solchen Situationen, ist das Projekt praktisch zum Scheitern verurteilt, weil kaum Möglichkeiten vorhanden sind, diese Widerstände abzubauen. Klar formulierte Zielsetzungen Klar formulierte Zielsetzungen sind die Basis für den Erfolg jedes Einführungsprojektes. Das Gesamtprojekt sollte in zeitlich gestaffelte Ziele untergliedert sein, damit auch Teil- 187 Vgl. Vaske (1996). 183 Einführung von SAP R/3 erfolge gemessen werden können. Dabei können folgende Zielgruppen unterschieden werden: • Sachziele (Was soll erreicht werden?) • Terminziele (In welchem zeitlichen Rahmen sollen die Sachziele erreicht werden?) • Kostenziele (Welches Kostendach soll bei einer Einführung nicht überschritten werden?). Change-Management Die mit der Einführung verbundenen Änderungen der Organisation und der Arbeitsabläufe führen innerhalb der Belegschaft oft zu Unruhe und unbegründeten Ängsten, die sich durch mangelnde Motivation, Widerstand gegenüber neuen Techniken oder gar Sabotage des neuen Systems ausdrücken können. Die Geschäftsleitung hat die Möglichkeit, der Angst und Unsicherheit durch folgende Massnahmen entgegenzuwirken: • Rechtzeitige und offene Information aller Betroffenen, um ein Klima des Vertrauens zu schaffen • Aktiver Einbezug der Mitarbeiter bei der Gestaltung des neuen Systems • Frühzeitige und genügend umfangreiche Schulung vorsehen.188 188 Vgl. CSF "Schulung der Anwender" 184 Einführung von SAP R/3 Umgestaltung der Geschäftsprozesse (BPR) Der Nutzen eines neuen EMS hängt stark davon ab, wie das Unternehmen seine Prozesse auf die Möglichkeiten des Informationssystems abstimmt. Die Kundenorientierung steht dabei im Fokus der Reengineering-Aktivitäten. Darunter fallen beispielsweise Erfolgsfaktoren wie Qualität, Serviceleistungen, Kosten und Zeit.189 Durch die Möglichkeiten und Grenzen eines EMS wird ein relativ verbindlicher Rahmen zur Gestaltung von Geschäftsprozessen vorgegeben. In den meisten Fällen existieren in einem EMS mehrere Varianten für die Abbildung eines realen Ablaufes. Auf der Basis dieser Möglichkeiten muss festgelegt werden, welche Variante die eigenen Bedürfnisse am besten abdeckt. Für die Art und Weise des Zusammenspiels zwischen Business Process Reengineering (BPR) und Einführung eines neuen EMS sind verschiedene Varianten denkbar (vgl. Abb. 4-9). Grundsätzlich muss unterschieden werden, ob das BPR durch die EMSEinführung oder von dritter Seite (z.B. durch die Geschäftsleitung initiiert wurde. Reine ProzessAutomation Jump Start Implementation Zweiphasige Einführung R/3-Einführung auf der Basis bestehender Prozesse Lean R/3Implementation BPR EMS-Implementierung BPR Parallele Einführung Gleichzeitige EMS getriebene Umsetzung BPR durch permanente Systemverbesserung EMS-Implementierung Softwarebased Ideal Design BPR EMSImplementierung Abb. 4-9: BPR-Varianten bei der Einführung von EMS.190 189 190 Vgl. Brenner/Keller (1995), S. 18. Vgl. Boll (1996). 185 Einführung von SAP R/3 Die Wahl der richtigen Variante hängt im wesentlichen davon ab, welche Veränderungen ein Unternehmen verkraften kann und welche zeitlichen Rahmenbedingungen für diese Veränderungen vorhanden sind. In einer empirischen Studie, in welcher 220 R/3Einführungsprojekte in Europa untersucht wurden, bezeichneten 83% aller Befragten ein BPR im Rahmen einer R/3-Einführung als sinnvoll. Dabei war in 45% der Fälle das R/3-Projekt der Auslöser für die BPR-Massnahmen.191 Diese relativ deutliche Stellungnahme zugunsten flankierender BPR-Massnahmen während EMS-Projekten ist durch die oft notwendige und auch sinnvoll erscheinende Anpassung betrieblicher Abläufe an die weitgehend optimierten Standardprozesse von EMS begründet. Nur in Ausnahmefällen, z.B. bei Zeitknappheit und hohem Anpassungsbedarf, ist von einer direkten Kombination dieser beiden Faktoren abzusehen. Ansonsten bietet sich die Einführung eines EMS als Chance geradezu an, gewachsene Strukturen und Abläufe zu überdenken und besser auf die wirtschaftlichen Ziele des Unternehmens auszurichten. Vertragsgestaltung In einem R/3-Einführungsprojekt sind neben der SAP in der Regel noch weitere Partner (Beratungspartner, Hardwarelieferanten, Lieferanten von Umsystemen etc.) involviert. Dabei müssen die Verantwortungsbereiche und Aufgabenstellungen der einzelnen Partner klar definiert und abgegrenzt sein. Wenn möglich, sollte ein Partnerunternehmen die Gesamtverantwortung für das Einführungsprojekt als Generalunternehmer übernehmen. Die Verantwortlichkeiten und die Abgrenzung der Aufgabenbereiche müssen vertraglich geregelt sein, damit grössere Konflikte von vornherein vermieden werden können. Bei folgenden allgemein bekannten Problembereichen aus EMS-Projekten ist eine Berücksichtigung bei der Vertragsgestaltung besonders empfehlenswert: 191 Vgl. Buxmann/König (1996), S. 164. 186 Einführung von SAP R/3 • Mangelhafte Vorgaben durch unvollständige Leistungsbeschreibung, verursacht durch Zeitnot und Mangel an Kenntnissen • Performance-Probleme durch zu knapp bemessene Hardwareressourcen, verursacht durch die stetig steigenden Hardwareanforderungen • Zeitverzögerungen durch fehlende Präsenz und mangelnde Ausbildung der Berater, verursacht durch Überlastung und fehlende Zeit für Weiterbildung • Zeitverzögerung durch mangelnde Mitwirkung der Anwender, verursacht durch unzureichende Freistellung vom Tagesgeschäft • Verminderung von Gewährleistungsansprüchen und Zusatzaufwendungen bei auftretenden Fehlern, verursacht durch Eingriffe in den Quellcode. In Kenntnis dieser möglichen Konfliktpotentiale sollte bei der Vertragsgestaltung darauf geachtet werden, dass eine Mischform zwischen akribischer Regelung aller Details und Beibehaltung eines Handlungsspielraums gefunden wird. Zu detaillierte Verträge verursachen einen unnötig hohen Gestaltungsaufwand und damit verbunden hohe juristische Beratungskosten. Darüber hinaus wird durch übertriebene Sanktionsmöglichkeiten das Vertrauensverhältnis zwischen den Vertragspartnern unnötig belastet. Durch offene Kommunikation und beidseitiges Verständnis können Konflikte besser beseitigt werden als durch zeitraubende und kostspielige gerichtliche Auseinandersetzungen. Durch eine vernünftige Vertragsgestaltung können demnach Konfliktpotentiale abgebaut und gute Voraussetzungen für eine zeit- und kostensparende Projektabwicklung geschaffen werden. 187 Einführung von SAP R/3 Intensität der Evaluation Durch die Evaluation verschiedener EMS soll sichergestellt werden, dass das gewählte System die betrieblichen Abläufe möglichst gut unterstützt und gleichzeitig das beste Kosten-/Nutzenverhältnis bietet. Ein mögliches Vorgehen zur Bestimmung des am besten geeigneten Systems sei im folgenden kurz dargestellt:192 Für die Evaluation von EMS ist es grundsätzlich ratsam, einen unabhängigen Beratungspartner beizuziehen, welcher aus unabhängiger Sicht die in Frage kommenden Systeme untersucht und bewertet. Dabei empfiehlt es sich, das ausgewählte Beratungsunternehmen nur für die Evaluation einzusetzen und die gegebenenfalls nachfolgend notwendige Einführungsunterstützung einem anderen Unternehmen überlässt, damit die Beeinflussung des Auswahlprozesses weitgehend verhindert werden kann. Zu Beginn des Evaluationsprozesses muss eine Ist-Analyse gemacht und ein besonderes Augenmerk auf die vorhandenen Schwachstellen gelegt werden. Die existierenden Prozesse sind dabei nur grob zu analysieren, damit nicht die Gefahr besteht, dass durch eine allzu genaue Analyse der Ist-Zustand bereits in dieser Phase zementiert wird. Ausgehend von den Ist-Prozessen und der vorgenommenen Schwachstellenanalyse muss ein Soll-Konzept erstellt werden. Dieses soll ebenfalls den gewünschten Zustand nur in groben Zügen umreissen, damit ein gewisser Spielraum für die Umsetzung der Prozesse in einem EMS besteht. Die Art und Weise der Durchführung der Reengineering-Aktivitäten wird grundsätzlich beurteilt.193 192 193 Vgl. Brenner (1990), S. 9 ff. Vgl. Stahlknecht (1995), S. 315; Vaske (1996), S. 7; Kapitel. 2.3.2. 188 Einführung von SAP R/3 Aus dem Soll-Konzept resultiert ein Kriterienkatalog (vgl. Abb. 4-10), welcher MussKriterien und Kann-Kriterien enthält. Auf der Basis dieses Kriterienkatalogs erfolgt nun die Bewertung der am Markt befindlichen Systeme. In einer Vorselektion werden die verschiedenen Systeme auf die Erfüllung der Muss-Kriterien (K.O.-Kriterien) überprüft. Anschliessend folgt eine detaillierte Evaluation von 2 bis 3 Produkten mit ausführlicher Messung der übrigen Kriterien. Die Bewertung der einzelnen Kriterien kann z.B. in Form einer Nutzwertanalyse erfolgen. • Leistungsumfang − Daten, Funktionen − Integrationsgrad − Anpassungsaufwand • Konzeption des EMS − Basisarchitektur − Benutzerfreundlichkeit − Performance − Dokumentation (Benutzerdokumentation,Technische Dokumentation) − Weitere Softwarekomponenten (Data Dictionary, Referenzmodelle, Einführungsunterstützungswerkzeuge, Office-Komponenten, etc. • Erfahrungen von Anwendern − Fachliche Erfahrungen − Branchenbezogene Erfahrungen − Länderbezogene Erfahrungen − Herstellerbezogene Erfahrungen • Lieferant − Stellung des Lieferanten am Markt − Qualifikation der Mitarbeiter des Lieferanten − Zusatzleistungen des Anbieters (Beratung, Schulung) • Kosten/Nutzen-Relation − Anschaffungskosten (Lizenzen) − Einführungskosten − Hardwarekosten − Betriebs- und Wartungskosten Abb. 4-10: Mögliche Evaluationskriterien für die Bewertung von EMS.194 194 Vgl. Brenner (1990), S. 15 ff. 189 Einführung von SAP R/3 Wahl der Beratungspartner Die Wahl des Beratungspartners und damit verbunden die Qualität und Kompetenz der Beratungsdienstleistungen können einen entscheidenden Einfluss auf die Qualität, die anfallenden Kosten und Dauer eines EMS-Einführungsprojektes haben. Aus diesen Gründen muss eine Auswahl sorgfältig erfolgen und sich an verschiedenen Gesichtspunkten orientieren. Bezüglich der Beratungssituation kann zwischen Unterstützungsberatung zur Evaluation verschiedener EMS und der konkreten Beratung bei der Einführung eines bestimmten Produktes unterschieden werden. Für beide Arten der Beratung empfiehlt es sich, spezialisierte Beratungsunternehmen beizuziehen. Zur Unterstützung der Evaluation sollte eher ein herstellerunabhängiges, also neutrales Beratungsunternehmen und für die Einführungsunterstützung ein Beratungspartner mit entsprechendem Produkt-Know-how gewählt werden. Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf den letzteren Fall. Die Wahl eines Beratungspartners für die Einführungsunterstützung könnte beispielsweise aufgrund der nachstehenden Kriterien erfolgen: • Fachliche Kompetenz (ausgewiesene Erfahrung, überdurchschnittliches Wissen) • Branchenkenntnisse • Soziale Kompetenz • Methodenwissen. Fachliche Kompetenzen, welche sich vor allem auf Erfahrungen mit dem Einsatz des entsprechenden Systems beziehen, und entsprechende Branchenkenntnisse stellen wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit dar. Das BeraterKnow-how sollte sowohl theoretische Kenntnisse zum EMS umfassen als auch auf ausgewiesenen praktischen Erfahrungen aus verschiedenen Projekten beruhen. Die Zusammenarbeit mit den Beratungspartner kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Die verschiedenen Formen der Zusammenarbeit unterscheiden sich vor allem durch den Grad des Know-how-Transfers an die eigenen Mitarbeiter (Knowledge Ma- 190 Einführung von SAP R/3 nagement). Beim Coaching-Ansatz steht der Know-how-Transfer im Vordergrund, beim klassischen Berateransatz die Implementierung des Systems. Ein Know-how-Transfer findet bei letzterer Konzeption statt, steht aber nicht im Zentrum des Interesses. Bei der Auslieferung von schlüsselfertigen Gesamtlösungen (Configure-to-order- Ansatz195) findet kaum ein Know-how-Transfer statt. Das Hauptinteresse gilt dem einwandfrei funktionierenden System. Vor diesem Hintergrund müssen den Zielsetzungen entsprechend die richtigen Beratungspartner gefunden werden. Die Beraterqualität ist bei der Auswahl stärker zu gewichten als die damit verbundenen Kosten, denn durch den Einsatz von gut qualifizierten Beratern lässt sich die Projektabwicklung in der Regel qualitativ und in zeitlicher Hinsicht positiv beeinflussen. 195 Vgl. Schroeder (1997); Haendly (1997). 191 Einführung von SAP R/3 Staffelung der Einführung Bei der Einführung von R/3 lassen sich grundsätzlich zwei verschiedene Einführungsstrategien unterscheiden (vgl. Abb. 4-11). Auf der einen Seite steht die schrittweise Einführung (Step-by-Step-Einführung) einzelner Module oder kleiner Modulblöcke (z.B. FI/CO). Alternativ dazu kann das ganze System oder ein grösserer Modulblock (z.B. FI/CO/MM/SD) per Stichtag (Big Bang) eingeführt werden. vs. Step-by-Step Big Bang l Voraussetzung n n überschaubare Unternehmenseinheit volle Unterstützung durch die Geschäftsleitung l Höheres Risikobewusstsein l Kapazitätsbedarf für Projektteam (hohe Anforderungen) l Vorlaufzeit für Konzeption und Schulung l Konsequente Ablösung alter Vorgehensweisen l Schnellerer ROI l Bevorzugte Lösung bei grösseren Organisationen l Geringere Kapazitätsprobleme l Schnellere Teilerfolge l Fehlende Integration durch 1:1-Abbildung der Abläufe l Know-how-Transfer (Schrittweises Vertrautwerden mit dem Gesamtsystem) l Organisatorische Zwischenlösungen l Vorübergehend wirksam werdende Schnittstellen (Boll 1994) Abb. 4-11: Big Bang vs. Step-by-Step-Einführung.196 Während bei der Step-by-Step-Einführung zur Implementation von Geschäftsprozessen bei jedem Einführungsschritt ein besonderes Augenmerk auf die Nahtstellen der einzelnen Prozesse gelegt werden muss, damit sich die Durchgängigkeit gewährleisten lässt, 196 Vgl. Boll (1994). 192 Einführung von SAP R/3 können solche Integrationsprobleme bei einer Big-Bang-Einführung weitgehend vermieden werden.197 Die Fokussierung der Einführung auf zusammenhängende Geschäftsprozesse (Prozessorientierung) ist demzufolge bei einem Big Bang besser realisierbar. Voraussetzung für eine erfolgreiche Implementierung des R/3-Systems per Stichtag ist allerdings die Überschaubarkeit der betroffenen Unternehmenseinheiten und das Vorhandensein von ausreichenden Personalressourcen. Neben der höheren Prozessintegration ist auch der Wegfall von temporären Schnittstellen und organisatorischen Zwischenlösungen bei einem Big Bang positiv anzuführen. Trotz dieser einleuchtenden Vorteile ist die Gesamteinführung per Stichtag mit einem erheblich höheren Risiko verbunden und nur realisierbar, wenn die Geschäftsleitung voll und ganz hinter dieser Einführungsstrategie steht. In dieser Hinsicht bietet eine schrittweise Einführung grössere Sicherheit. Projektleiter Der Projekterfolg wird massgeblich vom Persönlichkeitsprofil und vom Know-how des Projektleiters mitbestimmt.198 Als Drehscheibe in einem EMS-Projekt muss dieser zur Koordination und Steuerung des Projektes sowohl über fachliche Fähigkeiten als auch über ausgeprägte soziale Kompetenzen (Souveränität, Verhandlungsgeschick, Durchsetzungsvermögen, natürliche Autorität etc.) verfügen. Ausserdem erfordert der Umfang eines EMS-Projektes in den meisten Fällen eine vollständige Freistellung des Projektleiters (100%) von seinen übrigen Aufgaben.199 Auf fachtechnischer Ebene wird häufig die Auffassung vertreten, dass in EMS-Projekten die Kenntnis der unternehmensinternen Abläufe einen höheren Stellenwert einnimmt als das benötigte informationstechnische Know-how. Daher wird oft empfohlen, den Projektleiter aus dem Fachbereich zu rekrutieren.200 Ein mögliches Profil für einen R/3-Projektleiter wird in Abb. 4-12 dargestellt. 197 198 199 200 Vgl. Barbitsch (1996), S. 243. Vgl. z.B. Kölle (1990), S. 48; Meister (1990), S. 38. Vgl. Hüttenhain (1990), S. 134; Kupper (1988), S. 55; vgl. auch SAP (1996a), R/3-Customizing: Vorgehensmodell, Abschnitt: Projektorganisation festlegen. Vgl. z.B. Mertens/Knolmayer (1995), S. 81. 193 Einführung von SAP R/3 Merkmal geringe Bedeutung mittlere Bedeutung hohe Bedeutung Verhandlungsgeschick Kommunikationsfähigkeit Motivationsfähigkeit Entscheidungskraft und Durchsetzungsvermögen Flexibilität und Weitsicht Delegationsfähigkeit Hohe Frustrationsgrenze Vollständige Freistellung für das Projekt (100%) Kenntnisse der eigenen Organisation EDV-Kenntnisse R/3-Kenntnisse Abb. 4-12: Mögliches Anforderungsprofil an einen R/3-Projektleiter. Projektorganisation Die Projektaufbauorganisation muss primär den Gegebenheiten des betreffenden Einführungsprojektes Rechnung tragen. Dabei sind neben der Auswahl des Projektleiters folgende Aspekte zu berücksichtigen: • Einrichtung eines Lenkungsausschusses • Bestimmung der Projektgliederung (Teilprojekte) • Auswahl der Projektmitarbeiter. Die Merkmale eines schlagkräftigen Lenkungsausschusses werden im nachfolgenden Abschnitt behandelt. Auf der Grundlage der Zerlegung der Geschäftsprozesse in überschaubare Teilprozesse wird das Gesamtprojekt in Teilprojekte untergliedert. Die Abgrenzung der Teilprozesse 194 Einführung von SAP R/3 richtet sich nach dem möglichen Bearbeitungsvolumen eines Teilprojektteams von drei bis sieben Mitgliedern.201 Bei der Auswahl der Projektmitarbeiter sind verschiedene Gesichtspunkte zu berücksichtigen. Neben Fachkenntnissen und entsprechender Flexibilität wird für die Einführung von betriebswirtschaftlichen Anwendungssystemen häufig gefordert, dass Projektmitarbeiter ein umfangreiches Wissen über die Abwicklung der Geschäftsprozesse benötigen und die Anforderungen einzelner betrieblicher Funktionsbereiche im Detail kennen. Diese Ansprüche können in der Regel nur durch Einbezug von Mitarbeitern aus den entsprechenden Fachabteilungen erfüllt werden.202 Ferner gilt es zu beachten, dass die ausgewählten Projektmitarbeiter ausreichend vom Tagesgeschäft freigestellt werden. Eine vernünftige Untergrenze der Freistellung wird in der Praxis auf rund 40% geschätzt.203 Unter diesem Wert entsteht ein Missverhältnis zwischen produktiven und koordinativen Tätigkeiten. Ein höherer Freistellungsgrad ist grundsätzlich wünschenswert, weil dadurch die Anzahl der am Projekt beteiligten Personen niedrig gehalten und ein überproportionaler Koordinationsaufwand verhindert werden kann. Lenkungsausschuss Der Lenkungsausschuss steht in der Hierarchie über dem Projektleiter und den einzelnen Projektgruppen. Hauptaufgabe des Lenkungsausschusses ist die Zielformulierung, die Fällung von Grundsatzentscheiden die Genehmigung der Phasenergebnisse und generell die Überwachung des Projektes.204 Eine besonders wichtige Funktion nimmt der Lenkungsausschuss als Schlichtungsstelle bei unüberwindbaren Meinungsverschiedenheiten wahr.205 201 202 203 204 205 Vgl. Lehner (1991), S. 526 f. Vgl. z.B. Balmer/Mirchandani (1996); Gantenbein (1990), S. 77; Grupp (1987), S. 53; Mertens/Knolmayer (1995), S. 82. Vgl. Balmer/Mirchandiani (1996); Grupp (1987), S. 52. Litke (1995), S. 71. Vgl. CDI (1996), S. 242. 195 Einführung von SAP R/3 Zur Erfüllung dieser Anforderungen ist es von Bedeutung, dass in einem Lenkungsausschuss Personen mit entsprechendem Fach-Know-how und den zur Entscheidfällung notwendigen Kompetenzen (Mitglieder der Geschäftsleitung) vertreten sind.206 Je nach Aufgabenstellungen können in Ausnahmefällen auch Entscheidträger eines externen Beratungsunternehmens im Lenkungsausschuss mitwirken. Ausserdem ist für die Schlagkraft eines Lenkungsausschusses wichtig, dass dieser aus nicht zu vielen Mitgliedern besteht. Methodisches Vorgehen Zur Reduktion der Komplexität und Unsicherheit eines R/3-Einführungsprojektes empfiehlt sich der Einsatz von methodischen Hilfsmitteln. Ähnlich wie bei der Softwareentwicklung kann der Ablauf der Einführung eines EMS und die Implementierung der Geschäftsprozesse durch methodische Unterstützung besser strukturiert und systematisiert werden. Im Rahmen einer R/3-Einführung stehen u.a. folgende Hilfsmittel zur Verfügung: • Einsatz von Vorgehensmodellen: Vorgehensmodelle stellen das von einem konkreten Projekt abstrahierende Vorgehen dar. Sie zeigen auf, wie der zeitliche Ablauf von Aufgaben einer Einführung sinnvoll zu untergliedern ist. Neben dem SAPVorgehensmodell existiert eine grosse Zahl weiterer Vorgehensmodelle zur Einführung von EMS, welche entweder in der Literatur vorgeschlagen oder von Beratungsunternehmen propagiert werden. • Einsatz von Referenzmodellen: SAP stellt für den Einführungsprozess ein Referenzmodell als Hilfestellung für die Gestaltung der Geschäftsprozesse zur Verfügung. Darüber hinaus können bei der Erstellung des Soll-Konzepts auch herstellerunabhängige branchenspezifische Referenzmodelle verwendet werden, durch welche eine neutrale Definition der Geschäftsprozesse möglich ist. • Einsatz von Softwareunterstützungswerkzeugen: Bei einer R/3-Einführung lassen sich unterschiedliche Tools einsetzen. Für das Design und die Simulation von Ge- 206 Vgl. Kölle (1990), S. 48; vgl. auch Meister (1990), S. 37. 196 Einführung von SAP R/3 schäftsprozessen können Prozessbeschreibungs- und -simulationswerkzeuge (z.B. ARIS-Tools, Visio, Intellicorp LiveModel) eingesetzt werden. Für die Unterstützung der Projektmanagementaktivitäten steht eine breite Palette von entsprechenden Werkzeugen (z.B. MS-Project) zur Verfügung. Darüber hinaus können z.B. Upper CASE Tools, Data Dictionary-Werkzeuge oder auch Office Pakete zur methodischen Unterstützung des Einführungsprozesses eingesetzt werden. Kommunikation Da R/3-Projekten meist eine sehr komplexe Projektorganisation zugrunde liegt und oftmals weite Teile des Unternehmens und zusätzlich externe Stellen von einer Einführung betroffen sind, muss die Kommunikation zwischen allen direkt und indirekt Beteiligten geregelt werden. Grundsätzlich werden damit verschiedene Zielsetzungen verfolgt. Einerseits soll durch klar definierte Kommunikationsbeziehungen die Koordination des Projektes erleichtert und andererseits durch eine offene Informationspolitik möglichen Widerständen der späteren Anwender oder des verantwortlichen Managements entgegengewirkt werden. Ein weiterer Aspekt stellt die zielgerichtete Regelung des Knowhow-Transfers zwischen Beratern und den später für das System verantwortlichen Mitarbeitern dar (Knowledge-Management). Zur Erfüllung dieser Zielsetzungen sind organisatorische Regelungen (wer informiert wen über was und zu welchem Zeitpunkt?) zu treffen, dafür geeignete Kommunikationsmittel (E-Mail, Info-Board, Hauszeitungen, etc.) einzurichten und durch verschiedene Formen von Meetings (Workshops, Sitzungen, Informationsveranstaltungen) eine Institutionalisierung des Informationsaustausches herbeizuführen. 197 Einführung von SAP R/3 Dokumentation Ähnlich wie bei der Dokumentation von Individualsoftware werden auch mit der Dokumentation von EMS wesentliche Voraussetzungen für die spätere Wartbarkeit und den erfolgreichen Einsatz des Systems geschaffen. Diesem Aspekt wird in der Praxis oft zu wenig Beachtung geschenkt.207 Die Dokumentation aller technischen und betriebswirtschaftlichen Einstellungen fördert die Transparenz und erleichtert die Handhabung des Systems. Bei plötzlich auftretenden Fehlern lassen sich die Ursachen eher ermitteln, weil eine Veränderung der Customizing-Einstellungen (z.B. durch ein anderes Projekt) nachvollziehbar ist. Neben der Dokumentation der Systemeinstellungen ist vor allem die Dokumentation der Geschäftsprozesse als Vorgabe für die Projektabwicklung und als Hilfsmittel für die Anwenderschulung wichtig. Anhand der Dokumentation der Geschäftsprozesse werden während der Realisierung des Projekts Schulungsunterlagen erstellt, eine Online-Hilfe implementiert und eine ausführliche Anwenderdokumentation erstellt. Dafür können sehr unterschiedliche Werkzeuge eingesetzt werden. Die Dokumentation der Customizing-Einstellungen erfolgt weitgehend im System selbst (direkt im Einführungsleitfaden und durch die Einbindung von Word-Dokumenten). Die Integration der Dokumentation in das System hat den Vorteil, dass neben der einheitlichen Strukturierung, eine Kontrolle des Dokumentationsstandes jederzeit möglich ist. Für die Erstellung der Online-Hilfe und der Anwenderdokumentation werden in der Regel Hyperlink-Systeme (z.B. HTML-Editoren, Win-Help-File-Generatoren) und herkömmliche Textverarbeitungssysteme (z.B. MS-Word, Adobe Acrobat) eingesetzt. Wichtig für eine einheitliche Dokumentationsform ist die Vorgabe eines einheitlichen Standards. Für die graphische Illustration von Geschäftsprozessen eignet sich der Einsatz von Modellierungswerkzeugen (z.B. ARIS-Toolset, Visio). 207 Vgl. Stahlknecht (1995), S. 332. 198 Einführung von SAP R/3 Schulung der Anwender Der Nutzen eines gut eingerichteten Produktivsystems ist nur so gross, wie die Anwender über die vorgesehene Abwicklung der Geschäftsprozesse im System unterrichtet sind und seine Handhabung kennen. Daher ist für einen reibungslosen Produktivstart ein grosses Augenmerk auf die Anwenderschulung zu richten. Die Orientierung der Schulung an durchgängigen Geschäftsprozessen ist der ausschliesslichen Schulung von Einzelfunktionen vorzuziehen. Dabei gilt es zu beachten, dass sich das vermittelte Beziehungswissen weitgehend auf die für die Tätigkeit des Arbeitnehmers relevanten Arbeitsbereiche beschränkt und wenn möglich keine "Ausbildung auf Vorrat" betrieben wird. Bei der Konzeption der Endanwenderschulung sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigten. Wichtig ist die richtige Wahl des Schulungszeitpunkts. Endanwender sollten wenn möglich unmittelbar nach Absolvierung der Schulungsveranstaltungen die Arbeit am System aufnehmen können, damit eine möglichst gute Umsetzung des vermittelten Wissens erreicht werden kann. Diese Zielsetzung steht aber in starker Konkurrenz zu den begrenzten zeitlichen Ressourcen der späteren Anwender sowie dem hohen zeitlichen Auslastungsgrad der mit der Durchführung der Schulung betrauten internen Projektmitarbeiter. Weitere Probleme können die umfassende Funktionalität des entsprechenden Systems, die Wahl einer ungeeigneten Schulungsart, Wirtschaftlichkeitsaspekte bezüglich der Durchführung von Schulungsveranstaltungen und allenfalls vorhandene kundenspezifische Erweiterungen (Eigenentwicklungen) darstellen.208 Diese Rahmenbedingungen erfordern eine Durchführung der Schulung vor Ort, eine flexible Termingestaltung und einen modularen Aufbau der Schulungsveranstaltungen. Die massgeschneiderte Schulung, bei welcher in modularer Form die konkreten Arbeitsabläufe des Endanwenders geschult werden, ist dem Besuch von Standardkursen vorzuziehen. Zur Bestimmung der dafür notwendigen Schulungsinhalte und einer ge- 208 Vgl. dazu Sturm (1996), S. 43 ff.; Goetzner/Sommerfeld (1995), S. 48; Röthig/Peters/Thom (1987), S. 70 f. 199 Einführung von SAP R/3 eigneten Unterteilung in Lernmodule bedarf es einer intensiven Ausbildungsbedarfsanalyse. Ferner ist auch zu prüfen, ob die Vermittlung der Grundlagen mittels CBT-Schulung209 mit individuellem Coaching erfolgen kann. Vorteile dieser Schulungsart liegen in der Wirtschaftlichkeit bei grossen Benutzerzahlen und in der Berücksichtigung des individuellen Lerntempos.210 Ein auf die Anwenderbedürfnisse ausgerichtetes Schulungskonzept fördert die Akzeptanz und setzt wichtige Voraussetzungen für die erfolgreiche Nutzung eines EMS. 4.4.4 Systemtechnische Faktoren Gestaltung der Systemarchitektur Bei der Gestaltung der Systemarchitektur sind primär die geforderten Antwortzeiten und der Grad der Ausbaubarkeit für künftige Erweiterungen massgebend. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Leistungsanforderungen an die Hardware im Zeitablauf stark zunehmen. Ausserdem ist die weitere Entwicklung des Unternehmens bei der Auslegung der Systemarchitektur zu berücksichtigen. Steht die Systemarchitektur fest, drängt sich die Beantwortung der Frage nach einem partiellen oder vollständigen Outsourcing der Hardware und Systemsoftwareumgebung auf.211 In vielen Fällen lässt sich dadurch der innerbetriebliche Wartungsaufwand und das damit verbundene Risiko verringern. Darüber hinaus kann sich das Unternehmen durch eine Entlastung in diesem Bereich bei der Einführung und während des Betriebs stärker auf fachliche Fragen konzentrieren.212 Die Skalierungsmöglichkeiten des R/3-Systems wurden in Kapitel 3.4 dargestellt. Darüber hinaus gilt es zu beachten, dass sowohl während der Einführung als auch während des Betriebs ein Testsystem (Integrationssystem) zur Verfügung stehen muss, damit eine 209 210 211 212 CBT = Computer Based Training (Multimediale, computergestützte Schulung). Vgl. z.B. Bartels/Siebeck (1995), S. 291 ff.; Franken/Jörgensen (1995), S. 315 ff. Vgl. z.B. Mertens/Knolmayer (1995), S. 17; Stahlknecht (1995), S. 457. Vgl. Knolmayer (1991), S. 333. 200 Einführung von SAP R/3 Veränderung der Customizingeinstellungen ausführlich getestet und dieses gegebenenfalls auch für Anwenderschulungen eingesetzt werden kann. Schnittstellen zu existierenden IS In der Regel erfolgt eine EMS-Einführung auf der Basis einer bereits bestehenden Systemlandschaft. Wenn Altsysteme nach der Einführung des EMS weiterverwendet werden und ein Datenaustausch zwischen diesen und dem EMS erforderlich ist, dann müssen Schnittstellen eingerichtet werden. Die Realisierung von Schnittstellen kann aber auch bei der schrittweisen Einführung eines EMS zur Aufrechterhaltung aller für den Betrieb notwendigen Funktionen erforderlich sein. Aus diesem Umfeldbedingungen ergibt sich die Unterscheidung von folgenden Arten von Schnittstellen: • Auf Dauer angelegte Schnittstellen werden zu Drittsystemen eingerichtet, welche entweder ergänzend zum EMS eingesetzt oder erst zu einem späteren Zeitpunkt abgelöst werden. • Temporäre Schnittstellen werden während einer schrittweisen Einführung von einzelnen Modulen des EMS zur Aufrechterhaltung des Betriebs und zur Übernahme bestehender Daten eingerichtet. Auf Dauer angelegte Schnittstellen zu Drittsystemen (z.B. Individualsoftware, CAD, BDE, Zeiterfassungssysteme) müssen sorgfältig geplant werden, damit deren rechtzeitige Funktionsfähigkeit gewährleistet werden kann. Vielfach werden Schnittstellen zu weitverbreiteten Systemen entweder von den Herstellern selbst oder von Drittanbietern auf dem Markt angeboten. Release-Planung Release-Wechsel gehören nach der eigentlichen Einführung zu den aufwendigsten Aufgaben beim Einsatz von EMS. Die Vorgehensweise ist mit dem Einführungsprozess vergleichbar. Durchgeführt wird ein Release-Wechsel in der Regel auf einem bereits bei der Einführung verwendeten Test- oder Integrationssystem. Dieses verfügt meist über eine identische Konfiguration und stellt deswegen die ideale Basis für die Übernahme 201 Einführung von SAP R/3 eines neuen Releases dar.213 Das Risiko kann durch die Verwendung eines Testsystems erheblich reduziert werden. Da ein Release-Wechsel eines EMS mit einem erheblichen Aufwand verbunden ist, lohnt es sich detaillierte Vorabklärungen zu treffen. Dabei sind folgende Punkte zu berücksichtigen: • Beschaffung von Informationen über die kurz- und mittelfristige Release-Planung des Softwareherstellers • Ermittlung von Kosten und Nutzen eines neuen Releases (z.B. zwingend notwendige Funktionen) • Ermittlung der allenfalls steigenden Hardwareanforderungen eines neuen Releases • Bestimmung der Auswirkungen auf individuelle Erweiterungen und Änderungen am System. Ein besonderes Augenmerk bei der Beurteilung der Notwendigkeit eines ReleaseWechsels gilt es auf den Adaptionsbedarf von individuellen Erweiterungen und Veränderungen am System zu richten. Bei "harten Modifikationen" (Anpassungen und Erweiterungen ausserhalb des vorgesehenen Rahmens) müssen Veränderungen und Erweiterungen beim Übergang auf einen neuen Release in den meisten Fällen nachgepflegt werden, was einen erheblichen Zusatzaufwand verursachen kann.214 213 214 Vgl. Füglistaler (1990), S. 159 f. Vgl. Meister (1990), S. 36. 202 Einführung von SAP R/3 Datenmigration Die Einführung eines EMS ist oftmals mit der Übernahme von Daten aus Altsystemen verbunden. Diese Daten müssen auf möglichst einfachem Weg und ohne qualitative Einbussen in das neue System übertragen werden. Häufig wird versucht, Daten, wenn immer möglich, automatisch zu übertragen. Bei kleinen Datenmengen, bei völlig verschiedenen Datenstrukturen in der Quell- und Zieldatenbank oder bei erheblichen qualitativen Problemen mit den zu übernehmenden Daten wird auf einen automatischen Datentransfer verzichtet und eine manuelle Übernahme vorgenommen. Die Ergebnisse der Datenverarbeitung im neuen System sind u.a. auch von der Qualität der übernommenen Daten abhängig ist. Streng dem Grundsatz folgend "Garbage in - Garbage out" können nach der Einführung eines neuen Systems bei schlechter Datenqualität keine wesentlichen Verbesserungen erwartet werden. Deshalb lohnt es sich, die vorhandenen Daten genaustens zu prüfen und bei der Feststellung von Defiziten in diesem Bereich, die Gelegenheit zu nutzen und "Datenfriedhöfe" zu beseitigen. In solchen Fällen ist eine manuelle Datenübernahme angebracht, denn mit einer automatischen Datenübernahme kann die Datenqualität in der Regel kaum verbessert werden. Eine manuelle Datenübernahme ist zwar erheblich aufwendiger, bietet aber einen gewissen Grad an Sicherheit, dass nach Produktivsetzung des neuen Systems keine Probleme durch unvollständige, veraltete oder fehlerhafte Daten verursacht werden. Ein weiteres Problem bei der Datenübernahme stellen Semantikunterschiede zwischen den Daten denjenigen des alten und des neuen Systems dar. Vielfach erweist sich die Zuordnung der Datenfelder aufgrund der Verwendung unterschiedlicher Begriffe als problematisch. Deshalb ist es von grosser Bedeutung, die Begriffswelt des einzuführenden Systems sehr genau zu kennen, damit eine korrekte Zuordnung der Datenfelder erfolgen kann. Dies hat aber auch zur Folge, dass eine Begriffswelt, die sich in einem Unternehmen über lange Zeit eingebürgert hat, geändert werden muss.215 Bei der 215 Vgl. Kengelbacher (1990), S. 146. 203 Einführung von SAP R/3 Schulung der Anwender ist dieser Aspekt (Verwendung einer einheitlichen Terminologie) entsprechend zu berücksichtigen. Umfassende Planung des Betriebs Im Rahmen der Produktionsvorbereitungen muss der Betrieb des neuen Systems umfassend geplant werden. Zu berücksichtigen sind hauptsächlich folgende Gesichtspunkte: • Einrichtung der Anwenderunterstützung (Help-Desk) • Planung eines Krisenmanagements für allfällige Systemausfälle (Darstellung von möglichen Krisensituationen inkl. Ausarbeitung von Lösungsszenarien) • Durchführung von umfangreichen Performancetests zur Gewährleistung der vorgesehenen Antwortzeiten • Sicherstellung der laufenden technischen und betriebswirtschaftlichen Optimierung des Systems nach dem Produktivstart. Die Aufmerksamkeit unter den genannten Punkten ist insbesondere auf den Benutzersupport zu richten, da die Art der Erfüllung dieser Aufgabe die Akzeptanz des neuen Systems und dessen erfolgreiche Nutzung massgeblich beeinflussen kann. 204 Einführung von SAP R/3 4.5 Beurteilung der CSF aus der Sicht der Betroffenen 4.5.1 Expertenbefragung Die Meinungen der Experten216 über die Erfolgsfaktoren bei der Einführung von SAP R/3 stimmen nicht voll überein. Aus diesem Grund wurde im Rahmen einer 1995 durchgeführten Expertenbefragung217 versucht, potentielle Erfolgsfaktoren zu identifizieren und diese in einer qualitativen Befragung von Personen, die über Führungs- und/oder Beratungserfahrung in R/3-Projekten verfügen, begutachten und gewichten zu lassen. In einer ersten Phase wurden 20 Experten zu Fragen der Einführung von SAP R/3 ausgewählt wurden. Dabei wurden sowohl Berater als auch Projektverantwortliche und Projektleiter in die Auswahl einbezogen. Im Bereich der Berater wurden 4 Mitarbeiter der SAP (Schweiz) AG und 5 Mitarbeiter anderer Beratungsunternehmungen (LogoPartner) befragt. Unter den Projektverantwortlichen und Projektleitern der R/3 einführenden Betriebe befanden sich 6 Vertreter von multinational tätigen Unternehmen und 5 Vertreter von kleinen und mittelgrossen Unternehmen (KMU). Mit den ausgewählten Personen wurde jeweils ein einstündiges Interview zum Thema "Kritische Erfolgsfaktoren bei der Einführung von SAP R/3" geführt. Das Interview gliederte sich in drei Teile: In einem ersten Teil wurden die Ziele der Untersuchung erläutert und erklärt, was unter kritischen Erfolgsfaktoren im Zusammenhang mit einer R/3Einführung zu verstehen sei. In einer zweiten Phase wurde der Experte nach kritischen Erfolgsfaktoren aus seiner Sicht befragt. Dabei musste er mindestens fünf Erfolgsfaktoren nennen und begründen, warum er diese als besonders wichtig erachtet. In der dritten Phase wurde dem Befragten eine Liste von 21 möglichen Erfolgsfaktoren vorgelegt und die Bedeutung der einzelnen Faktoren im Detail erklärt. Vor Abschluss des Interviews erhielt der Experte eine Tabelle zum paarweisen Vergleich der 21 Erfolgsfaktoren (vgl. Abb. 4-13) mit der Bitte diese Tabelle auszufüllen und zurückzusenden. 216 217 Vgl. Boll (1994), S. 15; Hüttenhain (1990), S. 141 f.; Knolmayer (1995a); Weber (1994), S. 58. Vgl. Strebi (1996). 205 1 1 1 X 1 1 1 1 1 X 1 1 1 1 1 1 X 1 1 1 1 1 X 1 1 1 1 1 X 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 X X 1 1 1 X 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 X X 1 1 1 X 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 X X 1 1 1 1 X 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 X X 1 X 1 1 1 X 1 1 X X X X X 1 X X X X X X X 0 2 0 4 1 1 5 2 0 9 9 4 2 2 3 3 3 4 13 13 1 1 1 X 1 1 1 X X X X 1 X X X X X X X X Evaluation TOTAL Umfassende Planung des Betriebs 1 1 1 X 1 X X 1 1 X 1 1 Datenmigration 1 X 1 X X X X X X X X Schulung der Anwender X X X X 1 X X X X X Dokumentation 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Release-Planung Schnittstellen zu existierenden IS Umgestaltung der Geschäftsprozesse (BPR) Gestaltung der Systemarchitektur 1 1 1 X 1 1 X 1 Know-how-Transfer X X 1 X 1 X X Kommunikation 1 1 1 X 1 1 Methodisches Vorgehen 1 1 1 X 1 Projektorganisation X X X X Projektleiter 1 1 1 Staffelung der Einführung X X Wahl der Beratungspartner 1 Vertragsgestaltung Steuerungsausschuss 0 Change Management Einbeziehung des höheren Managements Klar formulierte Zielsetzungen Change Management Steuerungsausschuss Vertragsgestaltung Evaluation Wahl der Beratungspartner Staffelung der Einführung Projektleiter Projektorganisation Methodisches Vorgehen Kommunikation Know-how-Transfer Gestaltung der Systemarchitektur Schnittstellen zu existierenden IS Umgestaltung der Geschäftsprozesse (BPR) Release-Planung Dokumentation Schulung der Anwender Datenmigration Umfassende Planung des Betriebs TOTAL Klar formulierte Zielsetzungen Kritische Erfolgsfaktoren bei der Einführung von SAP R/3 Einbeziehung des höheren Managements Einführung von SAP R/3 16 13 16 2 15 11 8 9 8 4 7 9 6 4 0 0 2 0 0 0 0 1 = horizontaler Faktor kritischer X = vertikaler Faktor kritischer Abb. 4-13: Paarweise Bewertung von Erfolgsfaktoren bei der Einführung von SAP R/3. Nach dem Erhalt der Bewertungstabellen wurde sowohl eine quantitative Bewertung der einzelnen Faktoren (Kumulation der Bewertungspräferenzen und Bildung von Rangsummen) als auch eine qualitative Auswertung der Interviews durchgeführt. Im letzten Schritt der Untersuchung erfolgte eine Feedback-Runde in Anlehnung an die Delphi-Methode.218 Die Befragten erhielten die Gesamtbewertung der einzelnen Erfolgsfaktoren und eine Auswertung ihrer eigenen Einschätzung. Es wurde Ihnen dann die Möglichkeit gegeben, ihre eigene Bewertung aufgrund der Gesamtbewertung zu verändern. 218 Vgl. z.B. Bea/Dichtl/Schweitzer (1991), S. 571 ff. 206 Einführung von SAP R/3 Der Vorteil diese Methode liegt darin, dass unterschiedliche Meinungen miteinander konfrontiert werden und sich sukzessive eine Angleichung der verschiedenen Bewertungen aufgrund der überzeugendsten Argumente ergibt. Das hat zur Konsequenz, dass sich die weniger Überzeugten von den stärker Überzeugten beeinflussen lassen. 4.5.2 Darstellung der Ergebnisse Bei der Auswertung der Ergebnisse219 zeigte sich, dass projektmanagementbezogene Faktoren eine massgebende Rolle für den Erfolg eines Projektes spielen, systemtechnische Faktoren dagegen eher von untergeordneter Bedeutung sind. Ziemlich deutlich in den Vordergrund gehoben wurden die Faktoren "Projektleiter" und "Klar formulierte Zielsetzungen". Unmittelbar danach folgen die Faktoren "Schulung der Anwender", "Einbeziehung des Managements und "Kommunikation". Erfolgsfaktor Projektleiter Klar formulierte Zielsetzungen Schulung der Anwender Einbeziehung des Managements Kommunikation Projektorganisation Methodisches Vorgehen Change-Management Know-how-Transfer BPR Umfassende Planung des Betriebs Auswahl von Beratungspartnern Lenkungsausschuss Gestaltung der Systemarchitektur Datenmigration Verbindung zu existierenden IS Dokumentation Staffelung der Einführung Release-Planung Intensität der Evaluation Aufwand für Vertragsgestaltung Anwender + Berater (1. Runde) Rangpunkte Rang 112 1 128 2 131 3 162 7 149 4 168 8 151 5 182 9 161 6 184 10 206 11 240 14 259 16 250 15 224 12 259 16 234 13 276 18 299 19 347 20 357 21 Anwender + Berater (2. Runde) Rangpunkte Rang 91 1 98 2 137 3 138 4 143 5 157 6 165 7 172 8 175 9 177 10 232 11 233 12 257 13 262 14 266 15 268 16 268 16 269 18 317 19 345 20 349 21 Abb. 4-14: Bewertung der Erfolgsfaktoren (Anwender und Berater). 219 Die Detailauswertung ist im Anhang A zu finden. 207 Einführung von SAP R/3 Deutlich ersichtlich ist bei der Betrachtung der Ergebnisse auch die durch die Anwendung der Delphi-Methode verursachte Angleichung der Ergebnisse nach der 2. Fragerunde. Während sich die Rangzahlen in den Spitzenpositionen nach der 1. Auswertung nur unwesentlich von den nachfolgenden Werten unterschieden haben, sind diese nach der Konfrontation der Experten mit den Meinungen der übrigen Befragten meist wesentlich deutlicher in den Vordergrund gerückt. Geamtbeurteilung der Erfolgsfaktoren nach der 2. Fragerunde (Anwender und Berater) (n=20) Projektleiter Klar formulierte Zielsetzungen Schulung der Anw ender Einbeziehung des Managements Kommunikation Projektorganisation Methodisches Vorgehen Change-Management Know -how - Transfer BPR Umfassende Planung des Betriebs Ausw ahl von Beratungspartnern Lenkungsausschuss Gestaltung der Systemarchitektur Datenmigration Verbindung zu existierenden IS Dokumentation Staffelung der Einführung Release-Planung Intensität der Evaluation Aufwand für Vertragsgestaltung 0% 20% 40% 60% 80% 100% Abb. 4-15: CSF aus der Sicht von Anwendern und Beratern. Bei inhaltlicher Betrachtung erstaunt zunächst die starke Bevorzugung projektmanagementbezogener Faktoren. Im SAP-Vorgehensmodell werden im Gegensatz dazu eher systemtechnische Faktoren in den Vordergrund gestellt. Dieser Umstand zeigt, dass aus der Sicht der Anwender und Berater bei der Einführung systemtechnische Probleme eher im Hintergrund stehen und ein stärkeres Gewicht auf die verschiedenen Aspekte des Projektmanagements gelegt wird. 208 Einführung von SAP R/3 Bei Berücksichtigung der qualitativen Auswertung der Interviews220 wird deutlich, dass an erster Stelle personelle Aspekte (Projektleiter, Projektteam und Schulung der Anwender, Einbeziehung des Managements) stehen. Neben der sorgfältigen Wahl aller an einem R/3-Einführungsprojekt beteiligten Personen auch das Treffen organisatorischer Regelungen für deren Zusammenarbeit (Klar formulierte Zielsetzungen, Kommunikation, Change-Management, Methodisches Vorgehen oder generell die Projektorganisation) als kritisch beurteilt. Bei der Bestimmung der zeitlichen Relevanz der als besonders kritisch beurteilten Erfolgsfaktoren fällt auf, dass sich diese vor allem auf die einleitenden Phasen eines Projektes beziehen. Die personelle Besetzung wird ganz zu Beginn eines Projekte festgelegt und ändert sich in der Regel während des Projektablaufs nur noch unwesentlich. Die für die Projektarbeit notwendigen organisatorischen Regelungen werden ebenfalls in den ersten Projektphasen getroffen. Im Gegensatz zu einmaligen Aktivitäten (z.B. Auswahl des Projektleiters) kommt Faktoren, wie z.B. Kommunikation, Change-Management während des gesamten Projektes grosse Bedeutung zu. Daraus kann gefolgert werden, dass die entscheidenden Weichen innerhalb eines Projektes bereits zu Beginn gelegt werden und eine mangelhafte Festlegung dieser Rahmenbedingungen bei der Projektabwicklung zu wesentlichen Problemen führen kann. In der nachfolgend dargestellten empirischen Untersuchung soll diesen Faktoren ein besonderes Gewicht beigemessen werden. Darüber hinaus wird versucht, neben diesen eher qualitativen Bestimmungsgrössen auch die für die Kosten und zeitliche Dauer eines Projektes verantwortlichen Faktoren zu bestimmen. 220 Strebi (1996). 209 Befragung zur Einführung von R/3 5 Befragung zur Einführung von R/3 5.1 Einleitung Das R/3-System deckt die betriebswirtschaftlichen Anforderungen vieler Unternehmungen in hohem Masse ab (Vgl. Kap. 3). Der damit verbundene Integrationsgrad einzelner Funktionen und die Möglichkeit, R/3 durch Parametersetzung sehr unterschiedlichen Bedürfnissen anzupassen, führen zu entsprechend hoher Komplexität in Einführungsprojekten. Da EMS mit den oben beschriebenen Merkmalen erst seit Beginn der neunziger Jahre auf dem Markt verfügbar sind und Einführungsprojekte bis zum produktiven Einsatz teilweise mehrere Jahre in Anspruch nehmen können, liegen bisher kaum systematisch gesammelte Erfahrungen zu solchen Projekten vor. Eine 1994 durchgeführte Voruntersuchung221 zu Erfahrungen mit der Einführung von SAP R/3 in der Schweiz bestätigt diese Annahme. Obschon Schweizer Unternehmungen in diesem Umfeld eher zur Gruppe der Fast Movers zu rechnen sind,222 waren zu diesem Zeitpunkt nur die wenigsten R/3Projekte abgeschlossen. Diese rein deskriptive Voruntersuchung diente zusammen mit der im vorangehenden Kapitel dargestellten Expertenbefragung der Auswertung verschiedener Fallstudien als Grundlage für die Bildung von vorläufigen Hypothesen, deren Generalisierbarkeit in einer 1996 durchgeführten Folgeuntersuchung überprüft wurde (vgl. Abb. 5-1). Die formulierten Hypothesen wurden dabei sowohl auf Basis der in der Voruntersuchung und Expertenbefragung ermittelten Erkenntnisse, als auch aufgrund von in der Literatur formulierten Äusserungen abgeleitet. Darüber hinaus flossen auch eigene Erfahrungen oder begründete Vermutungen in die Hypothesenbildung ein.223 221 222 223 Vgl. Knolmayer, Portner, von Arb (1995). Die Schweiz gehörte bis 1995 zu den 5 absatzstärksten Ländern der SAP AG. Vgl. dazu SAP AG (1996b). Nach Bortz werden Hypothesen in der empirischen Forschung sowohl aus der Literatur als auch aufgrund eigener Erfahrungen und begründeten Vermutungen abgeleitet werden können, (vgl. Bortz 1984, S. 28). Darüber hinaus weist er auf die Bedeutung von rein deskriptiven Voruntersuchungen für die Hypothesenbildung hin (vgl. Bortz 1994, S. 217 f.). 211 Befragung zur Einführung von R/3 Literatur- und Dokumentenanalyse Expertenbefragung Empirische Voruntersuchung Fallstudien / eigene Erfahrungen Bezugsrahmen Quantitative Erhebung Ableitung von Gestaltungsempfehlungen Abb. 5-1: Explorativer Forschungsprozess. Im den nachfolgenden Unterkapiteln werden die Untersuchungsziele und das Befragungskonzept dargestellt. Letzteres umfasst den Bezugsrahmen und die davon abhängigen Hypothesen. Anschliessend wird auf die verwendeten Auswertungsverfahren eingegangen und deren Wahl begründet. In einem weiteren Unterkapitel folgt die Beschreibung der Stichprobe. Nach den methodischen Ausführungen zur Untersuchung werden die eigentlichen Ergebnisse in deskriptiver Form dargestellt. Der Aufbau richtet sich dabei grundsätzlich nach den Phasen des Einführungsprozesses. Ergänzend zu der deskriptiven Darstellung der Ergebnisse werden im Anschluss daran die Resultate aus der hypothesenprüfenden Untersuchung vorgestellt. 212 Befragung zur Einführung von R/3 5.2 Untersuchungsziele Mit der im folgenden dargestellten quantitativen Erhebung werden verschiedene Ziele verfolgt. Grundsätzlich sollen alle wesentlichen Aspekte des Einführungsprozesses untersucht werden. Besonderes Gewicht liegt dabei auf der Identifizierung von Problembereichen und der Überprüfung von Einflussfaktoren auf Kosten und Dauer einer R/3Einführung im Rahmen der aufgestellten Arbeitshypothesen. Ferner erfolgt eine Überprüfung der Ergebnisse aus der Expertenbefragung zu kritischen Erfolgsfaktoren bei der Einführung von SAP R/3. Anhand der aus dieser Untersuchung gewonnen Erkenntnisse wird anschliessend versucht, die Wirkungsrichtung der ermittelten Erfolgsfaktoren zu bestimmen und die für Kosten und Einführungsdauer massgebenden Bedingungsgrössen festzulegen. Das Endziel stellt die Aufstellung eines Schätzmodells für die grobe Bestimmung von Kostenund Einführungsdauer eines R/3-Projekts aufgrund der wichtigsten Rahmenparameter und die Ableitung von Gestaltungsempfehlungen für die Projektdurchführung dar. 213 Befragung zur Einführung von R/3 5.3 Befragungskonzept 5.3.1 Bezugsrahmen 5.3.1.1 Bezugsrahmen im Überblick Der Bezugsrahmen dient im Rahmen des Forschungsprozesses als Vorstufe auf dem Weg zu praxeologischen Aussagen und kann deshalb als Grundlage für die Lösung realer organisatorischer Probleme betrachtet werden.224 Konkret ist darunter ein Ordnungsschemata über handlungsbezogene Vorstellungen zu verstehen, durch welches das reale Phänomen der organisatorischen Gestaltung beschrieben wird. Basierend auf dem Bezugsrahmen werden Behauptungen (Hypothesen) über Wechselwirkungen zwischen den darin enthaltenen Einflussgrössen aufgestellt. Der Bezugsrahmen besteht grundsätzlich aus den Elementen Zielgrössen, Aktionsparameter und Rahmenbedingungen. Auf die Zielgrössen ist der organisatorische Gestaltungsprozess (z.B. Einführung eines neuen EMS) ausgerichtet. Durch Aktionsparameter werden disponible Grössen beschrieben (z.B. Grad der organisatorischen Anpassung eines EMS an bestehende Prozesse), welche für die Erreichung der Gestaltungsziele herangezogen werden können. Darüber hinaus werden die Wirkungszusammenhänge zwischen Zielgrössen und Aktionsparametern durch Rahmenbedingungen (kurzfristig nicht disponible Grössen, z.B. die Grösse des betrachteten Unternehmens) beeinflusst.225 Durch den Bezugsrahmen in der vorliegenden Untersuchung wird versucht, die Wirkungszusammenhänge verschiedener Bedingungsgrössen und Aktionsparameter auf die Dauer und die Kosten von R/3-Einführungen darzustellen (vgl. Abb. 5-2). Als Rahmenbedingungen werden einerseits die Unternehmenssituation des betrachteten Unternehmens (organisatorische Merkmale, Informatiksituation) und andererseits die projektspezifischen Festwerte herangezogen. 224 225 Vgl. Grochla (1982), S. 14 ff. Vgl. Grochla (1982), S. 14 ff. 214 Befragung zur Einführung von R/3 Unternehmensbezogene Bedingungsgrössen Projektbezogene Bedingungsgrössen Technische Bedingungsgrössen Branche Anzahl Projekte Bisherige Systemarchitektur Anzahl Mitarbeiter Anzahl Projektmitarbeiter Bisherige Softwareachitektur Singlesite-/Multisite-Organisation Freistellungsgrad der Projekt-MA Anzahl Schnittstellen Anzahl Module R/2-Erfahrung Anzahl User Funktionsabdeckungsgrad Primäre Wirkungsrichtung Aktionsparameter Management Berater Anwender Projektorganisation CSF Organisations-/ Systemanpassung Projektleiter Zielsetzungen Kommunikation Beeinflussung ± Sachziele Beeinflussung ± Kostenziele Terminziele Abb. 5-2: Bezugsrahmen für die Einflussgrössen von Kosten und Dauer einer R/3-Einführung. 5.3.1.2 Unternehmensbezogene Einflussgrössen Zu den untersuchten unternehmensbezogenen Bedingungsgrössen zählen die Unternehmensgrösse, die Branchenzugehörigkeit und die Organisationsform (Singlesite/ Multisite). Bezüglich der Unternehmensgrösse wird vermutet, dass grössere Unternehmen mehr R/3-Module einsetzen und aufgrund der höheren Mitarbeiterzahl auch eine höhere Benutzerzahl haben als KMUs. Durch das breitere Anforderungsspektrum steigt der sowohl der Integrations- als auch der Koordinationsaufwand. 215 Befragung zur Einführung von R/3 Ferner wird davon ausgegangen, dass die Branchenzugehörigkeit eines Unternehmens den Nutzungsgrad des R/3-Systems beeinflusst. In der empirischen Voruntersuchung zeigte sich, dass in gewissen Branchen (z.B. in Banken oder Versicherungen) einzelne Module des R/3-Systems (z.B. PP oder PM) kaum zum Einsatz kommen. Weiter wird unterstellt, dass die geographische Verteilung eines Unternehmens oder Konzerns den Einführungsaufwand des R/3-Systems beeinflusst. Bei Unternehmen, die nur von einem Standort aus tätig sind (Singlesite-Organisation) erweist sich eine R/3Einführung insbesondere in Bezug auf den technischen und organisatorischen Gestaltungsrahmen als weniger komplex als bei geographisch verteilten Unternehmen (Multisite-Organisationen). Vor allem bei international tätigen Unternehmungen müssen unterschiedliche sprachliche und gesetzliche Rahmenbedingungen berücksichtigt werden und darüber hinaus ergeben sich zusätzlich technische Abstimmungsprobleme (z.B. Datenkonsistenz bei verteilter Datenhaltung). 5.3.1.3 Projektbezogene Einflussgrössen Die projektbezogenen Einflussgrössen werden unmittelbar von den unternehmensbezogenen Rahmenbedingungen bestimmt. Aufgrund der sich ergebenden Installationsgrösse muss eine geeignete Projektorganisation gewählt werden. Je mehr Teilprojekte zur Bewältigung der Aufgaben notwendig sind, desto höher ist der Abstimmungsaufwand. Damit indirekt verbunden ist die Zahl der Projektmitarbeiter und deren Freistellungsgrad. Je geringer der Freistellungsgrad, desto niedriger ist der Produktivitätsgrad der Projektmitarbeiter, denn ein geringer Freistellungsgrad für das Projekt erhöht die Anzahl der notwendigen Projektmitarbeiter bei gegebenem Arbeitsvolumen. Dadurch steigt der Koordinationsaufwand und dies führt zu einer Zunahme der personellen Aufwendungen für das Projekt. Ferner wird davon ausgegangen, dass die Systemgrösse, insbesondere bei KMUs, stark von der Grösse und der Branchenzugehörigkeit eines Unternehmens beeinflusst wird. Indizien für die Abhängigkeit der Systemgrösse von der Branchenzugehörigkeit liessen 216 Befragung zur Einführung von R/3 sich bereits in der Voruntersuchung feststellen.226 Zusätzlich bleibt die Frage offen, inwieweit der Funktionsabdeckungsgrad von der Unternehmensgrösse und der Branchenzugehörigkeit abhängt. Die Kenntnis dieser Zusammenhänge ermöglicht die Bestimmung der Systemgrösse und davon ausgehend die Ableitung eines groben Budgetrahmens. 5.3.1.4 Technische Einflussgrössen (Informatik-Situation) Die vorhandene Systemumgebung (Hardware- und Softwarearchitektur) hat möglicherweise einen Einfluss auf dem Einführungsaufwand eines R/3-Projektes. Bei einer grossen Zahl von abzulösenden Altsystemen und zu integrierenden Umsystemen erhöht sich der Einführungsaufwand im Vergleich mit einer Installation "auf der grünen Wiese". Messgrössen für die Komplexität der vorhandenen Systemumgebung sind die bisherige Hardware- und Softwarearchitektur und die Zahl der temporären und auf Dauer angelegten Schnittstellen. 5.3.1.5 Aktionsparameter Durch die gezielte Beeinflussung verschiedener Aktionsparameter aus dem Bereich des Projektmanagements (Beraterwahl, Projektleiterwahl, Zusammensetzung der Projektteams, Einbezug des Managements etc.) kann nach der Meinung von Experten der Einführungsaufwand für R/3 reduziert werden.227 Verläuft das Projekt durch klare Zielvorgaben und einheitliche organisatorische Regelungen in einem geordneten Rahmen, werden aller Voraussicht nach weniger Koordinations- und Akzeptanzprobleme zu erwarten sein. Darüber hinaus lassen sich durch eine seriöse konzeptionelle Systemplanung grundlegende Fehler weitgehend vermeiden, so dass in diesem Zusammenhang keine nachträglichen und mit grossem Aufwand verbundenen Korrekturmassnahmen notwendig sind. 226 227 Vgl. Knolmayer/Portner(von Arb (1995). Vgl. Kap. 4.5.2. 217 Befragung zur Einführung von R/3 5.3.1.6 Zielgrössen Die mit einer R/3-Einführung verfolgten Ziele werden in drei Kategorien unterteilt. Die erste Kategorie umfasst alle Sachziele, d.h. alle Ziele, welche die Art der informationstechnischen Unterstützung der Geschäftsprozesse eines Unternehmens betreffen. Der Funktionsumfang des R/3-Systems ist weitgehend gegeben. Die Art der Nutzung der einzelnen Funktionen wird durch das Customizing bestimmt. Von Modifikationen (Erweiterungen oder Änderungen am System ausserhalb des vorgesehenen Rahmens) wird weitgehend abgeraten. Unter Berücksichtigung dieser Rahmenbedingungen kann die Realisierung der Sachziele weitgehend als gegeben betrachtet werden resp. wird in erheblichem Masse durch den Funktionsumfang und die vorhandenen Customizingmöglichkeiten bestimmt. Bei der Messung des Zielerreichungsgrads von Sachzielen besteht zusätzlich das Problem der Objektivität und der Vergleichbarkeit. Aus diesen Gründen wird auf eine detaillierte Analyse der Einflussgrössen auf Sachziele verzichtet. Die Einhaltung von Kosten- und Terminzielen stehen bei R/3-Einführungen häufig im Zentrum der Kritik. In vielen Fällen wurden die gesetzten Kosten- und Terminziele erheblich überschritten. Die Gartner Group schätzt, dass in 10-15% der R/3-Projekte mit Beraterbeteiligung die veranschlagten Kosten und der vorgesehene Zeithorizont um mehr als 25% überschritten werden.228 Aus diesem Grund konzentriert sich diese Untersuchung im wesentlichen auf die Bestimmungsgrössen von Kosten- und Terminzielen. Dabei wird untersucht, von welchen Einflussgrössen diese primär abhängig sind und durch welche Aktionsparameter eine Reduktion des zeitlichen und finanziellen Aufwandes herbeigeführt werden kann. 228 Vgl. Mirchandani/Digrius (1996). 218 Befragung zur Einführung von R/3 5.3.2 Untersuchungshypothesen 5.3.2.1 Hypothesenbildung Basierend auf den im Bezugsrahmen dargestellten möglichen Wirkungszusammenhängen, werden anschliessend Hypothesen formuliert. Die aufgestellten Hypothesen wurden entweder der Literatur entnommen (vgl. Querverweise) oder stützen sich auf eigene Erfahrungen sowie begründete Vermutungen.229 Die Gliederung der Hypothesen richtet sich nach den Ebenen des Bezugsrahmens. 5.3.2.2 Hypothesen zu unternehmensbezogenen Bedingungsgrössen Es wird vermutet, dass sich R/3-Projekte in Abhängigkeit von der Grösse und der Branchenzugehörigkeit des betrachteten Unternehmens unterscheiden. Dabei wurden einerseits die Wirkungseinflüsse auf die projektbezogenen Bedingungsgrössen und andererseits Zusammenhänge zwischen unternehmensbezogenen Bedingungsgrössen und Aktionsparametern betrachtet. Im folgenden werden die vermuteten Abhängigkeiten in Form von einzelnen Hypothesen dargestellt. Untersuchungshypothesen: (1.1) Beim Einsatz von R/3 ist die vorgesehene Benutzerzahl (Named User) von der Grösse des Unternehmens (Mitarbeiterzahl) abhängig. (1.2) Die Anzahl Named User beim Einsatz von R/3 in KMUs ist geringer als in Grossunternehmen. (1.3) Grossunternehmen setzen mehr Module des R/3-Systems ein als KMUs. (1.4) Die Zahl der eingesetzten Module ist in den einzelnen Branchen (Industrie-, Handels- und Dienstleistungssektor) unterschiedlich. 229 Vgl. Bortz 1984, S. 28: "Eine hypothesenprüfende Untersuchung ist auch dann zu rechtfertigen, wenn eine Hypothese nicht der Literatur entnommen, sondern aufgrund eigener Erfahrungen oder begründeter Vermutungen gebildet wird." 219 Befragung zur Einführung von R/3 (1.5) Die Gesamtkosten einer R/3-Einführung sind in KMUs niedriger als in Grossunternehmen. (1.6) Die durchschnittlichen Einführungskosten für 100 Named User sind im Dienstleistungssektor niedriger als im Industrie- und Handelssektor. (1.7) Die durchschnittlichen Einführungskosten für 100 Named User sind bei Grossunternehmen geringer als bei KMUs. (1.8) Die Kostenstruktur (Verhältnis von Softwarelizenzkosten zu Einführungskosten) ist in KMUs und Grossunternehmen ähnlich. (1.9) Die Einführungskosten von Multisite-Installationen sind höher als jene von Singlesite-Installationen. (1.10) Die Einführungsdauer in Personenmonaten ist im Dienstleistungssektor kürzer als im Industrie- und Handelssektor. (1.11) Die Gesamteinführungsdauer ist bei KMUs geringer als bei Grossunternehmen. (1.12) Grossunternehmen setzen bei der Einführung von R/3 ein stärkeres Gewicht auf die methodische Unterstützung (Verwendung von Vorgehensmodellen und Tools) als KMUs. (1.13) KMUs passen Ihre Abläufe stärker an die Vorgaben von R/3 an als Grossunternehmen. (1.14) KMUs nehmen weniger häufig Veränderungen am Source Code vor als Grossunternehmen. (1.15) KMUs wählen häufiger eine Outsourcing-Lösung für den Systembetrieb als Grossunternehmen. (1.16) Die Intensität der Evaluation ist in KMUs und in Grossunternehmen vergleichbar. 220 Befragung zur Einführung von R/3 (1.17) In KMUs ist der Funktionsabdeckungsgrad grösser als in Grossunternehmen. (1.18) Die Zahl der auf Dauer eingerichteten Schnittstellen ist in Grossunternehmen grösser als in KMUs. 5.3.2.3 Hypothesen zu Bedingungsgrössen der bisherigen Informatiksituation Die bisherige Informatiksituation kann einen Einfluss auf Einführungsdauer und Einführungskosten eines R/3-Projektes haben. Beispielsweise können Erfahrungen mit Standardsoftware (z.B. R/2) einen positiven Einfluss auf den Projektablauf haben. Untersuchungshypothesen: (2.1) Die Einführungsdauer (Personenmonate) für 100 Named User ist bei Unternehmen mit R/2-Erfahrung niedriger als bei Unternehmen ohne R/2-Erfahrung. (2.2) Die Einführungskosten für 100 Named User sind bei Unternehmen mit R/2Erfahrung niedriger als bei Unternehmen ohne R/2-Erfahrung. (2.3) Die Gesamtkosten einer Einführung sind bei Unternehmen mit Host-Einsatz höher als bei Unternehmen, deren betriebswirtschaftliche Anwendungsplattform sich bisher auf PC-Server-Ebene befand. (2.4) Die Einführungskosten für 100 Named User sind bei Unternehmen mit bisherigem Grossrechnereinsatz höher als bei jenen, deren betriebswirtschaftliche Anwendungsplattform sich bisher auf PC-Server-ebene befand. (2.5) Grossunternehmen haben bisher häufiger Individualsoftware eingesetzt als KMUs. (2.6) Die Gesamtkosten bei der Einführung von R/3 sind bei Unternehmen, welche bisher Individualsoftware (ISW) verwendet haben, höher als bei Unternehmen mit Standardsoftware-Einsatz. (2.7) Die Gesamtkosten einer R/3-Einführung werden von der Zahl der auf Dauer eingerichteten Schnittstellen zu Fremdsystemen beeinflusst. 221 Befragung zur Einführung von R/3 (2.8) Die Dauer einer R/3-Einführung (Personenmonate) wird von der Zahl der auf Dauer eingerichteten Schnittstellen zu Fremdsystemen beeinflusst. 5.3.2.4 Hypothesen zu projektbezogenenen Bedingungsgrössen Mit zunehmender Benutzerzahl steigen die Anforderungen und die Komplexität einer R/3-Einführung. Das Gleiche gilt für die Anzahl der eingesetzten Module. Je mehr Module eingesetzt werden, desto höher ist der Integrationsgrad und desto komplexer wird die Einführung. Die Anzahl Schnittstellen weist auf die Vernetzheit von R/3 mit Altsystemen hin. Ist die Zahl der Schnittstellen gross, findet die Einführung in einer komplexen Systemumfeld mit einer Vielzahl von Umsystemen statt. Diese Faktoren könnten einen nachweisbaren Einfluss auf die Dauer und die Kosten einer R/3-Einführung haben. Untersuchungshypothesen: (3.1) Je mehr Module eingeführt werden, desto höher sind die Gesamtkosten einer R/3-Einführung. (3.2) Mit zunehmender Benutzerzahl (Anzahl Named User) steigen die Gesamtkosten einer R/3-Einführung. (3.3) Je mehr Module eingeführt werden, desto höher ist die Dauer einer R/3-Einführung (Kalenderzeit). (3.4) Mit zunehmender Benutzerzahl (Anzahl Named User) erhöht sich die Dauer einer R/3-Einführung. 222 Befragung zur Einführung von R/3 5.3.2.5 Hypothesen zu Aktionsparametern Bei der Betrachtung von Einführungskosten und Einführungsdauer stellt sich die Frage, durch welche Aktionsparameter diese Grössen unter gegebenen Rahmenbedingungen beeinflusst werden. Untersucht wurden die Einflussgrössen "Qualität der Beratungspartner", "Anzahl Projektmitarbeiter", "Art der organisatorischen Anpassung", "Unterstützung des Managements", "Freistellungsgrad der Projektmitarbeiter", "Wahl einer OutsourcingLösung" und "Intensität von Evaluation und Projektorganisation". Untersuchungshypothesen: (4.1) Mit steigender Qualität der Beratungspartner sinkt die Dauer einer R/3Einführung (Personenmonate pro 100 Named User). (4.2) Mit steigender Qualität der Beratungspartner sinken die Kosten einer R/3Einführung für 100 Named User. (4.3) Mit zunehmender Projektdauer (Kalenderzeit) steigt die Zahl der eingesetzten Projektmitarbeiter (PMA). (4.4) Eine grössere Zahl von eingesetzten Projektmitarbeitern erhöht die durchschnittlichen Kosten einer R/3-Einführung. (4.5) Je mehr sich ein Unternehmen an die Prozessvorgaben von R/3 anpasst, desto geringer sind die durchschnittlichen Kosten einer R/3-Einführung für 100 Named User. (4.6) Je mehr sich ein Unternehmen an die Prozessvorgaben von R/3 anpasst, desto geringer ist die durchschnittliche Dauer einer R/3-Einführung für 100 Named User. (4.7) Je höher der Freistellungsgrad der Projektmitarbeiter desto kürzer die Dauer einer R/3-Einführung pro 100 Named User. 223 Befragung zur Einführung von R/3 (4.8) Je höher der Freistellungsgrad der Projektmitarbeiter, desto geringer sind die Kosten einer R/3-Einführung pro 100 Named User. (4.9) Bei der Wahl eines systemtechnischen Outsourcings reduzieren sich die durchschnittlichen Kosten einer R/3-Einführung (Kosten pro 100 Named User). (4.10) Bei der Wahl eines systemtechnischen Outsourcings verkürzt sich die durchschnittliche Dauer einer R/3-Einführung (pro 100 Named User). (4.11) Bei höherer Planungsintensität in den konzeptionellen Projektphasen reduziert sich die durchschnittliche Dauer einer R/3-Einführung (pro 100 Named User). (4.12) Bei höherer Planungsintensität in den konzeptionellen Projektphasen reduzieren sich die durchschnittlichen Kosten einer R/3-Einführung (pro 100 Named User). 224 Befragung zur Einführung von R/3 5.3.3 Methodisches Vorgehen 5.3.3.1 Stichprobe Die Untersuchung wurde als Vollerhebung bei Schweizer Unternehmen mit SAP R/3Einsatz durchgeführt. Die Beschränkung auf die Schweiz hat verschiedene Gründe: Seit dem Erscheinen 1992 erfreute sich das R/3-System in der Schweiz einer grossen Beliebtheit. Auch 1995 gehörte die Schweiz trotz des weltweit starken Wachstums noch immer zu den 5 umsatzstärksten Märkten für SAP-Produkte.230 Durch den relativ frühen Einstieg vieler Schweizer Unternehmen in die R/3-Welt waren zum Zeitpunkt der Untersuchung im internationalen Vergleich überdurchschnittlich viele Projekte (65%) abgeschlossen. In den USA, dem seit 1995 umsatzstärksten Markt, waren zum gleichen Zeitpunkt nur rund 25% der Projekt abgeschlossen.231 Durch den höheren Anteil an abgeschlossenen Projekten in der Schweiz sind demnach zuverlässigere Aussagen über den gesamten Projektablauf zu erwarten als bei stärkerer Einbeziehung anderer Märkte. Für die Kosten- und Zeitermittlung stellte sich zusätzlich das Problem, dass im internationalen Vergleich die Verschiedenheit der im jeweiligen Land vorherrschenden Arbeitszeitmodelle und unterschiedliche Kostenstrukturen (z.B. Beraterhonorare) hätten berücksichtigt werden müssen. Zum Untersuchungszeitpunkt (Sommer 1996) nutzten in der Schweiz 230 Unternehmungen SAP R/3 produktiv oder waren mit seiner Einführung beschäftigt. Die Adressen dieser Unternehmen wurden freundlicherweise von der SAP (Schweiz) AG zur Verfügung gestellt. Von den 230 in die Untersuchung einbezogenen Unternehmungen sandten 95 einen ausgefüllten Fragebogen zurück. Dies entspricht einer für derartige Umfragen überdurchschnittlichen Rücklaufquote von 41.3%. In den meisten Fällen wurden die Fragebogen von den verantwortlichen Projektleitern oder Mitgliedern des Steuerungsausschusses ausgefüllt. Aufgrund der Grösse der Stichprobe lassen sich repräsentative Aussagen für den R/3-Einsatz in Schweizer Unternehmungen ableiten. 230 231 SAP AG (1996d), S. 19. Block (1996). 225 Befragung zur Einführung von R/3 5.3.3.2 Datenerhebung Die Datenerhebung erfolgte durch postalische Befragung mittels eines 8-seitigen Fragebogens.232 Die Bevorzugung der postalischen Befragung lässt sich vor allem durch den erheblich niedrigeren Zeit- und Kostenaufwand im Vergleich zu qualifizierten Interviews begründen. Ein wesentlicher Nachteil dieser Methode ist die Unmöglichkeit der Kontrolle der Befragungssituation. Aus diesem Grund wurde in einem Begleitschreiben genau festgehalten, an wen sich der Fragebogen richtet (an für die Einführung von SAP R/3 verantwortliche Personen) und welches das Untersuchungsobjekt ist (ausschliesslich Unternehmungen mit Sitz in der Schweiz und deren Tochtergesellschaften). 1 Konzeption des Fragebogens 2 Pretest und Überarbeitung des Fragebogens 3 Erstellung eines Begleitschreibens und eines Hinweisblattes zum Ausfüllen des Fragebogens 4 Versand der gesamten Untersuchungsunterlagen 5 Systematische Erfassung der eintreffenden Fragebogen 6 Nachfassung bei nach Einsendeschluss nicht antwortenden Unternehmungen (Faxformular) 7 Telefonische Rückfragen bei Unstimmigkeiten Abb. 5-3: Vorgehen bei der Datenerhebung. Das bei der postalischen Befragung angewandte Vorgehen ist in Abb. 5-3 ersichtlich. Bei der Erstellung des Fragebogens wurde versucht, offene Fragen möglichst zu vermeiden. Die Struktur des Fragebogens orientiert sich grundsätzlich am Einführungsprozess des R/3-Systems, wobei ein Schwergewicht auf Projektmanagementaspekten lag. Im einleitenden Teil des Fragebogens wurden darüber hinaus Fragen zur Unternehmenssituation 232 Vgl. Anhang B. 226 Befragung zur Einführung von R/3 gestellt. Die Überprüfung der Verständlichkeit und Konsistenz der gestellten Fragen erfolgte anhand eines Pretests mit internen und externen Sachverständigen. Die Fragebogen wurden versandt; zwei Wochen nach dem Einsendeschluss erfolgte der Versand eines Mahnbriefes (Anschreiben mit Fax-Antwortblatt), welcher die Ankündigung einer Nachfrist enthielt. Dieser Mahnbrief zeigte eine grosse Resonanz, weil es einigen Befragten aus terminlichen Gründen nicht möglich war, ihren Fragebogen bis zum vorgegebenen Zeitpunkt zurückzuschicken. Sie konnten mit Hilfe des Faxformulars ihren Einsendetermin bekanntgeben und hatten damit Gewähr, dass ihr Fragebogen bei der Auswertung noch berücksichtigt wurde. Unmittelbar nach Eintreffen der Fragebogen erfolgte eine Konsistenzprüfung der Antworten. Bei Unstimmigkeiten wurde telefonisch Kontakt mit den entsprechenden Personen aufgenommen und versucht, die festgestellten Probleme zu klären. 227 Befragung zur Einführung von R/3 5.3.3.3 Datenauswertung Die Datenerfassung wurde in MS-Excel 7.0 vorgenommen. Zur Erfassung der Anworten wurden sämtliche Frage codiert. In Abhängigkeit von der Fragestellung kamen für die Messung der einzelnen Merkmalsausprägungen unterschiedliche Skalenniveaus zur Anwendung. Eine Übersicht über die verschiedenen Skalentypen gibt Tab. 5-1. Skalentyp Merkmale Beispiele Nominalskala Bestimmung von Gleichheit und Ungleichheit, keine natürliche Reihenfolge der einzelnen Merkmale. Autonummern, Farben Ordinalskala Zusätzlich: Es besteht eine Rangordnung zwischen den einzelnen Merkmalsausprägungen. Schulnoten, Richtersche Erdbebenskala, Windstärkenskala Intervallskala Zusätzliche: Abstände (Intervalle) zwischen den einzelnen Merkmalsausprägungen sind gleich, willkürlich festgelegter Nullpunkt. Temperaturskala nach Fahrenheit Verhältnisskala (Ratioskala) Zusätzlich: Bestimmung gleicher Verhältnisse, absoluter Nullpunkt. Längenmasse, Alter, Einkommen, Temperaturskala nach Kelvin Tab. 5-1: Übersicht zu den verschiedenen Skalentypen.233 Die deskriptive Auswertung des Zahlenmaterials erfolgte ebenfalls in MS-Excel. Alle weiteren statistischen Analysen, insbesondere die Überprüfung der einzelnen Hypothesen, wurden mit dem Statistikprogramm SYSTAT 6.01 vorgenommen. 5.3.3.4 Statistische Analyseverfahren Bei der Auswertung der verschiedenen Fragen kamen sowohl univariate als auch biund multivariate statistische Analyseverfahren zum Einsatz. Im erstgenannten Bereich erfolgt die Bestimmung rein deskriptiver Grössen. Darunter fällt die Ermittlung von relativen und absoluten Häufigkeiten sowie deren kumulierte Werte (kumulierte relative und absolute Häufigkeiten). Daneben sind zur Bestimmung der zentralen Tendenz in Abhängigkeit vom vorhandenen Skalenniveau unterschiedli- 233 Vgl. z.B. Atteslander (1995), S. 267; Bleymüller/Gehlert/Gülicher (1996), S. 3 f.; Bortz (1984), S. 44 f. 228 Befragung zur Einführung von R/3 che Mittelwertsmasse (Modus, Median, arithmetisches Mittel) errechnet worden. Die Messung der Streuung der Merkmalsausprägungen um einen Mittelwert erfolgte durch Ermittlung der zugehörigen Varianzen und Standardabweichungen. Eine Beschreibung der dargestellten Messgrössen kann Tab. 5-2 entnommen werden. Statistische Masszahlen Skalenniveau Beschreibung Modus Nominal Merkmalsausprägung, welche am häufigsten vorkommt (häufigster Wert) Median (Zentralwert) Ordinal Durch den Median wird der Wert bezeichnet, der in einer der Grösse nach geordneten Reihe in der Mitte steht. ~ x = x N +1 2 Arithmetisches Mittel Intervall Standardabweichung Intervall Durchschnittswert 1 N x = ∑ xi N i =1 Streuungsmass zu den Abweichungen der Einzelwerte von ihrem arithmetischen Mittel N σ= Varianz Intervall ∑ (x i =1 i − x) 2 N Arithmetisches Mittel der Abweichungsquadrate σ2 = 1 N ∑ (x − x ) N i =1 i Tab. 5-2: Masszahlen der deskriptiven Statistik.234 Im wesentlichen wurden in dieser Untersuchung Zusammenhänge oder Unterschiede (Zusammenhangs- und Unterschiedshypothesen) zwischen zwei oder mehreren Variablen untersucht. Zur Messung dieser Unterschiede oder Zusammenhänge kommen die eingangs genannten bi- und multivariaten Analyseverfahren zum Einsatz. 234 Vgl. z.B. Bleymüller/Gehlert/Gülicher (1996) S. 7 ff. 229 Befragung zur Einführung von R/3 Die Beurteilung der Ergebnisse aus den hypothesenprüfenden Analysen erfolgt anhand der Errechnung von Testgrössen und deren Gegenüberstellung zu entsprechenden Grenzwerten (Signifikanzniveau). Üblicherweise wird das Signifikanzniveau in ähnlich gelagerten Untersuchungen auf einer Höhe von α = 0.05 festgelegt. Dies bedeutet, dass eine aufgestellte Hypothese bei 5 von 100 Realisierungen in den Ablehnungsbereich fallen würde. Bei der Bewertung einer Hypothese wird die aus der statistischen Analyse gewonnene Irrtumswahrscheinlichkeit (p) dem vor Testbeginn festgelegten Signifikanzniveau (α) gegenübergestellt und anhand dieses Vergleichs über die Annahme oder Ablehnung der Hypothese entschieden.235 Eine differenziertere Bewertung der einzelnen Irrtumswahrscheinlichkeiten kann Tab. 5-3 entnommen werden. Irrtumswahrscheinlichkeiten Signifikanzniveau p > 0.05 Keine Signifikanz 0.05 ≥ p > 0.01 Schwache Signifikanz 0.01 ≥ p > 0.001 Mittlere Signifikanz P ≤ 0.001 Hohe Signifikanz Tab. 5-3: Irrtumswahrscheinlichkeiten und Signifikanzniveaus.236 Zur Überprüfung, ob der gefundene Unterschied oder Zusammenhang signifikant von 0 verschieden ist, kommen verschiedene inferenzstatitische Verfahren zum Einsatz. Die Bestimmung eines geeigneten Testverfahrens wird anhand folgender Kriterien vorgenommen: • Stichprobenverteilung (parametrische und nicht-parametrische Verfahren) • Skalenniveau der einzelnen Variablen • Abhängigkeit der Stichprobe 235 236 Vgl. z.B. Bortz (1985), S. 141 ff.; Diekmann (1995), S. 589. Vgl. z.B. Sachs (1992), S. 188. 230 Befragung zur Einführung von R/3 Zum Test der Unterschieds- und Zusammenhangshypothesen kommen in dieser Untersuchung folgende inferenzstatistischen Verfahren zur Anwendung: • Korrelationsanalysen zur Bestimmung der Stärke eines Zusammenhangs • Lineare Regressionsanalyse zur Bestimmung der Richtung des Zusammenhangs • t-Test für den Mittelwertsvergleich (Unterschiedshypothesen) • F-Test für die Überprüfung der Varianzhomogenität.237 In Abhängigkeit vom Skalenniveau der beiden korrelierenden Variablen stellt SYSTAT 6.01 unterschiedliche Korrelationsanalyseverfahren zur Verfügung (vgl. Tab. 5-4). Skalennivau Intervall Ordinal Nominal Intervall Pearson ProduktMoment-Korrelation Ordinal - Spearman RangKorrelation, Kendalls tau, Goodmann/Kruxals, etc. Nominal Punkt-biseriale Korrelation Biseriale Rangkorrelation Phi-Koeffizient Tab. 5-4: Übersicht über die verwendeten Korrelationsanalyseverfahren. 238 Anhand der dargestellten Verfahren kann die statistische Signifikanz der aufgestellten Hypothesen überprüft und daraus entsprechende Gestaltungsempfehlungen abgeleitet werden. 237 238 SYSTAT berücksichtigt beim Mittelwertsvergleich sowohl homogener als auch inhomogene Varianzen und errechnte zwei unterschiedliche t-Werte. Durch den F-Test lässt sich ermitteln, welcher t-Wert verwendet werden muss. Vgl. Blankenberger (1994), S. 42. 231 Befragung zur Einführung von R/3 5.4 Darstellung der Ergebnisse 5.4.1 Konzeptionelle Grundlagen Die im folgenden dargestellten Ergebnisse basieren auf dem im Anhang B abgedruckten Fragebogen. Der Aufbau der einzelnen Fragenblöcke richtet sich nach den einzelnen Phasen des Einführungsprozesses, wobei aus bereits erwähnten Gründen ein Schwergewicht auf Projektmanagementaspekte gelegt wurde. Die Untersuchung der Einführungsprojekte erfolgte primär auf der Basis von geschlossenen Fragen, welche nur eine beschränkte Zahl fest vorgegebener Antworten zuliessen. Neben geschlossenen Fragen wurde eine geringe Anzahl offener Fragen gestellt. Die Antwortenden waren in erster Linie aufgefordert, Probleme sowie Gründe für bestimmte Verhaltensweisen in speziell interessierenden Bereichen festzuhalten. Die Auswertung solcher offenen Fragen stellt hohe Anforderungen. Es wurde versucht, die dazu erforderliche Klassenbildung möglichst objektiv vorzunehmen. Allerdings entsteht bei Fragenkomplexen dieser Art unvermeidlich ein Interpretationsspielraum, welcher verschiedene Betrachtungsweisen zulässt. Aus diesem Grund wird jeweils darauf hingewiesen, dass die Auswertung aufgrund einer offenen Fragestellung erfolgt ist. 5.4.2 Profil Schweizer R/3-Anwender 5.4.2.1 Unternehmensgrösse Zur Bestimmung der Unternehmensgrösse wurden der Umsatz und die Anzahl Mitarbeiter als Messgrössen herangezogen. Von den 95 untersuchten Unternehmungen machten insgesamt 66 Angaben über ihren Umsatz. Die Umsätze der R/3 einsetzenden Unternehmen liegen zwischen 6.5 Mio und 15 Mia CHF, der Medianwert bei 300 Mio CHF. Bei Betrachtung der Umsatzverteilung (vgl. Abb. 5-4) fällt auf, dass 42% der untersuchten Unternehmungen einen Umsatz von weniger als 200 Mio und 70% von weniger als 500 Mio CHF erzielen. 232 Befragung zur Einführung von R/3 50% 8 40% 6 30% 4 20% 2 10% 0 0% Kumulierte Häufigkeit 10 >1000 60% 901-1000 12 801-900 70% 701-800 14 601-700 80% 501-600 16 401-500 90% 301-400 18 201-300 100% 101-200 20 <100 Anzahl Unternehmen Jahresumsatz der Unternehmen mit R/3-Einsatz (n=66) Umsatz (in Mio CHF) Abb. 5-4: Jahresumsatz der untersuchten Unternehmungen. Zu Abb. 5-4 ist anzumerken, dass sich unter den antwortenden Unternehmen einerseits Konzerne befanden, welche das R/3-System entweder konzernweit oder in einzelnen Tochtergesellschaften einsetzen (daher die hohen Umsatzwerte), und andererseits einzelne Unternehmungen, welche Tochtergesellschaften internationaler Konzerne sind und indirekt von einer konzernweiten R/3-Einführung betroffen waren. Dies erklärt wahrscheinlich die teilweise sehr geringen Umsatzwerte der antwortenden Unternehmungen. Wird die Unternehmensgrösse aus der Sicht der Mitarbeiterzahlen betrachtet, schwankt sie zwischen 4 (!) und 60'000 Mitarbeitern (vgl. Abb. 5-5). Im Durchschnitt beschäftigt eine Schweizer Unternehmung mit R/3-Einsatz 515 Mitarbeiter (Medianwert). 233 Befragung zur Einführung von R/3 Anzahl Mitarbeiter in den untersuchten Unternehmen (n=90) 25 100% 20 80% 70% 15 60% 50% 10 40% 30% 5 20% Kumulierte Häufigkeit Anzahl Unternehmen 90% 10% >2000 1801-2000 1601-1800 1401-1600 1201-1400 1001-1200 801-1000 601-800 401-600 201-400 0% <200 0 Anzahl Mitarbeiter Abb. 5-5: Beschäftigtenzahl der untersuchten Unternehmen. Bei Betrachtung von Abb. 5-5 wird eine Unterteilung der Schweizer R/3-Anwender in zwei Klassen ersichtlich: Die mittelgrossen Unternehmen (KMU) mit bis zu 500 Beschäftigten und Grossunternehmen mit über 500 Beschäftigten. Unternehmen mit weniger als 100 Beschäftigten stellen nur eine kleine Randgruppe dar (vgl. Abb. 5-6). Grössenverteilung der Unternehmen mit maximal 500 Mitarbeitern (n=45) 14 12 Anzahl Unternehmen 10 8 6 4 2 Anzahl Mitarbeiter Abb. 5-6: Grössenverteilung der Unternehmen mit maximal 500 Beschäftigten. 234 451-500 401-450 351-400 301-350 251-300 201-250 151-200 101-150 51-100 <50 0 Befragung zur Einführung von R/3 Durchschnittlich werden von den Schweizer R/3-Anwendern 18 Mitarbeiter (Medianwert, n=86) in der Informatik-Abteilung beschäftigt. Die Grösse der InformatikAbteilungen hat mit der Einführung von R/3 leicht abgenommen. Dabei wurden in diesem Funktionsbereich in 13 Unternehmen insgesamt 120 Stellen abgebaut und in 24 Unternehmen 51.5 Stellen neu geschaffen, in 34 Unternehmen blieb die Anzahl der Beschäftigten in der Informatik unverändert (n=71). Insgesamt wurden in 71 Unternehmen netto 68.5 Stellen abgebaut. Dies entspricht einem durchschnittlichen Stellenabbau von 5.4 % oder rund einer Stelle bei der durchschnittlichen Unternehmung mit R/3-Einsatz. Bei genauerer Analyse der Zahlen kann festgestellt werden, dass in grösseren Unternehmungen verhältnismässig mehr Stellen abgebaut wurden als in kleineren. 235 Befragung zur Einführung von R/3 5.4.2.2 Branchenherkunft Neben der Unternehmensgrösse wurde auch die Branchenzugehörigkeit der R/3Anwender untersucht. Dabei zeigt sich, dass über zwei Fünftel der R/3-Anwender (44%) aus dem Industriesektor (vgl. Abb. 5-7) stammen. Innerhalb dieses Sektors sind die Chemie mit einem Anteil von 10% und die Maschinenindustrie mit 7% am stärksten vertreten. Branchenzugehörigkeit der R/3-Anwender (n=119, inkl. Mehrfachnennungen) Telekommunikation 3% Baugew erbe 7% Andere 6% Maschinenindustrie 7% Öffentliche Verw altungen 4% Elektrizität/Wasser 5% Chemie 10% Medien/Verlage 4% Pharma 3% Nahrungsmittelindustrie 3% Übrige Dienstleistungen 8% Uhrenindustrie 3% Versicherungen 6% Banken/Finanzdienstleistungen 7% Detailhandel 3% Übrige Industrie 18% Handel 6% Maschinenindustrie Industriesektor Detailhandel Handel Banken/Finanzdienst-leistungen Dienstleistungssektor Öffentliche Übrige Branchen Verw altungen Abb. 5-7: Branchenzugehörigkeit der R/3-Anwender. 236 Befragung zur Einführung von R/3 Dienstleistungsbetriebe stellen mit einem Gesamtanteil von 21% eine recht starke Anwendergruppe dar. Banken und Versicherungen setzen R/3 vor allem im Bereich des Rechnungswesens ein (vgl. dazu Abb. 5-11). Der Handel ist unter den R/3-Anwender relativ schwach vertreten (9%). Der Grund dafür kann auf den relativ geringen Funktionsabdeckungsgrad der Standardmodule und die aufgeschobene Freigabe einer entsprechenden Branchenlösung/Industry Solution (IS-Retail) zurückzuführen sein. Bei einer Gesamtbetrachtung fällt auf, dass das R/3-System in sehr unterschiedlichen Branchen eingesetzt wird. Dies ist auf die grosse Funktionsvielfalt der Standardmodule, auf die hohe Flexibilität durch umfangreiche Anpassungsmöglichkeiten (Customizing) und die für viele Branchen vorhandenen Speziallösungen (Industry Solutions) zurückzuführen. Diese Vorteile werden allerdings durch entsprechend hohe Komplexität bei der Handhabung des Systems erkauft. Konkurrenzprodukte, welche auf ganz bestimmte Branchen ausgerichtet sind, bieten Vorteile in der einfacheren Handhabung und decken die realisierten Geschäftsprozesse möglicherweise in ähnlicher Form ab. Beim Kauf von R/3 werden in allen Fällen Funktionen miterworben, die keine Verwendung finden. Dies kann sich insbesondere für Grossunternehmungen bei organisatorischen und strukturellen Änderungen durch die relativ rasche Aktivierung bisher nicht verwendeter Funktionen positiv auswirken. Es ist allerdings von Vorteil, mögliche Szenarien in dieser Hinsicht bereits bei der Implementierung des Systems zu berücksichtigen (z.B. flexibler Aufbau der Organisationsstruktur). Die nachträgliche Änderung der abgebildeten Organisationsstrukturen kann erhebliche Aufwände verursachen. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die durchschnittliche Unternehmensgrösse für den Einsatz des R/3-Systems bei einem Jahresumsatz von 300 Mio CHF und einer Mitarbeiterzahl von 515 liegt. Interessant ist auch die Tatsache, dass 70% der untersuchten Unternehmen weniger als 500 Mio CHF Jahresumsatz erzielen. Daneben setzen aber auch einige sehr grosse Unternehmungen das R/3-System ein. Bezüglich Branchenverteilung dominiert der Industriesektor mit 44%. Im Bereich des Handels ist noch ein eher zögerlicher Einsatz festzustellen (9%). Die Dienstleistungsbranche stellt mit 21% 237 Befragung zur Einführung von R/3 ebenfalls eine starke R/3-Anwendergruppe dar. Bezüglich der genutzten Funktionalität sind in den einzelnen Branchen grosse Unterschiede festzustellen. 5.4.2.3 Umfang des R/3-Einsatzes Auf die Frage nach den eingesetzten Modulen haben alle R/3-Anwender geantwortet. Bei Betrachtung der Ergebnisse (vgl. Abb. 5-8) fällt auf, dass in erster Priorität die Module des Rechnungswesens (FI, CO, AM) und in zweiter und dritter Priorität jene des Logistikbereichs (MM, SD) und des Personalwesens (HR) eingesetzt werden. Weniger häufig (46%) wird das Modul PP eingesetzt und die Module PM, PS, QM kommen vergleichsweise selten zum Einsatz. Durchschnittlich setzen die betrachteten Unternehmen 6 Module des R/3-Systems ein. In dieser Hinsicht besteht zwischen Grossunternehmen und KMUs statistisch kein signifikanter Unterschied (vgl. H 1.3).239 Beide setzen gleich viele R/3-Module ein. Da die Module FI und CO die Grundlagen für den Einsatz aller anderen Module darstellen, ist dieses Ergebnis keineswegs erstaunlich. Die vorhandenen gesetzlichen Bestimmungen haben bei FI und HR zu einer weitgehenden Standardisierung der betrieblichen Anforderungen unabhängig von der Branche geführt. In bezug auf die gesetzlichen Vorgaben nimmt das HR-Modul eine ähnliche Stellung ein. Der Integrationsgrad mit anderen Modulen ist allerdings wesentlich geringer. Die Logistikmodule lassen sich nur in gewissen Branchen (vorwiegend in der Industrie) einsetzen. Während die Module MM und SD ein breiteres Einsatzspektrum besitzen, beschränkt sich der Einsatzbereich des PP-Moduls in der Regel auf Produktionsbetriebe. Darüber hinaus unterstützt das Modul PP erst seit Release 3.0 die wichtigsten Funktionen der Produktionsplanung und -steuerung. Die übrigen Module PM, PS, QM und die Branchenlösungen (IS) stellen Spezialfunktionen dar. Der Verbreitungsgrad ist deswegen im Verhältnis zu den zuvor erwähnten Modulen relativ gering. 239 Diese Aussagen beziehen sich immer auf die im ersten Teil dieses Kapitels dargestellten Hypothesen. (H 1.3 = Hypothese 1.3 im Bereich der unternehmensbezogenen Bedingungsgrössen). 238 Befragung zur Einführung von R/3 Eingeführte Module (n=95) 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% FI CO MM AM HR SD PP PM PS QM IS Abb. 5-8: Eingeführte Module. Im Unterschied zu der 1994 durchgeführten Untersuchung240 zeigt sich, dass MM an Bedeutung gewonnen hat und mittlerweile häufiger eingesetzt wird als die Module AM und HR. Auch das Modul PM (Instandhaltung), welches im Sommer 1996 einen höheren Verbreitungsgrad aufwies als die Module QM und PS, hat an Bedeutung gewonnen. Im Industriesektor werden die Logistik-Module (MM, SD, PP) und das Personalmodul (HR) beinahe in gleichem Umfang genutzt wie die verschiedenen Module des Rechnungswesens FI, CO und AM (vgl. Abb. 5-9). Die übrigen Anwendungsmodule des R/3Systems spielen auch hier eine untergeordnete Rolle. 240 Vgl. Knolmayer/Portner/von Arb (1995), S. 27 f. 239 Befragung zur Einführung von R/3 Eingesetzte Module in der Industrie (n=41) 45 40 35 Anzahl Module 30 25 20 15 10 5 0 FI CO MM AM HR SD PP PM PS QM IS Abb. 5-9: Moduleinsatz in der Industrie. Bei Betrachtung des Moduleinsatzes im Handel zeigt sich ein ähnliches Bild (vgl. Abb. 5-10). Mit Ausnahme des PP-Moduls, welches nur in Handelsbetrieben mit eigener Produktion (z.B. im Baustoffhandel) eingesetzt wird, sind der Finanz- und der Logistikbereich in etwa gleich stark vertreten. Auch hier werden die Module PM, PS und QM nur selten eingesetzt. Eingesetzte Module im Handel (n=7) 8 7 6 5 4 3 2 1 0 FI CO MM AM Abb. 5-10: Moduleinsatz im Handel. 240 HR SD PP PM PS QM IS Befragung zur Einführung von R/3 Im Dienstleistungssektor dominieren eindeutig die Module des Rechnungswesens (vgl. Abb. 5-11). Bei rund der Hälfte der Dienstleistungsunternehmen wird das HR-Modul eingesetzt. Die verschiedenen Logistik-Module werden hingegen eher selten genutzt. Die zunächst überraschend erscheinende PP-Installation ist auf eine Versicherungsgesellschaft zurückzuführen, welche Sicherheitsartikel in eigener Produktion herstellt. Relativ häufig werden im Dienstleistungssektor Branchenlösungen (IS) eingesetzt. Im Unterschied zu den anderen Branchenzweigen werden im Dienstleistungssektor im Durchschnitt nur rund 4 R/3-Module eingesetzt (vgl. H 1.4). Eingesetzte Module im Dienstleistungssektor (n=19) 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 FI CO MM AM HR SD PP PM PS QM IS Abb. 5-11: Moduleinsatz in der Dienstleistungssektor. Bei einer Gesamtbetrachtung fällt auf, dass der Einsatz der Module des Rechnungswesens (FI, CO) dominiert. Zunächst überraschend erscheint der eher zurückhaltende Einsatz von R/3 im Personalwesen. Gründe dafür mögen die grosse Vielfalt der branchenspezifischen Eigenheiten und in dem relativ geringen Integrationsgrad zu den anderen Modulen zu suchen sein. In vielen Fällen werden Branchenspezifika durch das Modul HR nicht ausreichend abgedeckt und machen die Entwicklung von Erweiterungen notwendig. Die geringe Integration und eine weit verbreitete Praktik, Personalinformationssysteme aus Datenschutzgründen von den übrigen Systemen abzukoppeln mögen für den zurückhaltenden Einsatz von HR mitverantwortlich sein. 241 Befragung zur Einführung von R/3 Demgegenüber steht die Möglichkeit, HR durch den geringen Integrationsgrad zunächst isoliert einzusetzen (z.B. um Erfahrungen mit Client/Server-Architekturen zu sammeln) und später zu einem breiten R/3-Einsatz überzugehen. Die Bedenken im Hinblick auf den Datenschutz sind aus systemtechnischer Sicht eigentlich unbegründet, da über ein relativ komplexes, aber dennoch gut funktionierendes Berechtigungssystem die Zugriffe auf die sensitiven Personaldatenbestände klar geregelt werden können. Einen weiteren Untersuchungsgegenstand stellten die R/3 einsetzenden Organisationseinheiten dar. Die Architektur des R/3-Systems ist technisch und betriebswirtschaftlich grundsätzlich für den Einsatz in Konzernen ausgelegt; es kann aber natürlich auch in einzelnen Unternehmen eingesetzt werden. Bei der Betrachtung der Unternehmensgrösse der Schweizer R/3-Anwender fällt auf, dass vorwiegend mittelgrosse Unternehmen das System einsetzen. R/3-Einsatz heute (n=89) Konzernw eit 16% In mehreren Unternehmen des Konzerns 22% R/3-Einsatz in Zukunft (n=59) In einzelnen Unternehmensbereichen 28% Unternehmensw eit 34% Konzernw eit 29% In mehreren Unternehmen des Konzerns 12% In einzelnen Unternehmensbereichen 14% Unternehmensweit 45% Abb. 5-12: Ausdehnung des R/3-Einsatzes (Heute - In Zukunft). Diese Annahme wird durch die Analyse der organisatorischen Ausdehnung des R/3Systems bestätigt (vgl. Abb. 5-12). Momentan ist in vielen Projekten die Endausbaustufe trotz produktivem R/3-Einsatz noch nicht erreicht. Vielerorts wird R/3 nur in Teilbereichen des Unternehmens eingesetzt (28%). Auf Konzernebene ist ein ähnliches Phänomen zu beobachten. In mehreren Fällen (22%) kommt das R/3-System vorerst nur in 242 Befragung zur Einführung von R/3 einzelnen Tochtergesellschaften zum Einsatz. Später soll R/3 im gesamten Konzern eingesetzt werden. Bei Betrachtung des künftigen R/3-Einsatzes wird auch deutlich, dass sich die R/3-Anwender, wie bereits angedeutet, in eine 'Zweiklassengesellschaft' aufspalten. Auf der einen Seite befinden sich Grossunternehmen, welche das System konzernweit einsetzen (29%) und auf der andern Seite der grosse Anteil an mittelständischen Unternehmungen (45%), bei welchen sich der Einsatz auf das einzelne Unternehmen beschränkt. Bei dieser Aussage ist allerdings zu berücksichtigen, dass nur 66% der befragten Unternehmen Angaben über einen künftigen R/3-Einsatz gemacht haben. 5.4.3 Evaluation und Produktentscheid 5.4.3.1 Auslösende Faktoren Bevor auf die Evaluation von EMS eingegangen wird, sollen vorerst die für die Auslösung von Einführungsprojekten relevanten Faktoren dargestellt werden (vgl. Abb. 5-13). Die Notwendigkeit für die Initialisierung von R/3-Projekten ist nach Meinung der Befragten hauptsächlich auf eine veraltete bestehende IV-Infrastruktur, auf hohe Wartungs- und Entwicklungskosten bei Individuallösungen sowie auf Probleme mit der Integration von Insellösungen zurückzuführen. Daneben spielen die zu erwartenden Vorteile von Standardsoftware (erweiterte Funktionalität, neue Technologie, schnelle Verfügbarkeit) ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Initiierung von EMS-Evaluationen. Erstaunlicherweise werden Markteinflüssen in diesem Zusammenhang eher eine geringe Bedeutung beigemessen. Auch die Lösung des "Jahr 2000-Problems"241 spielt nach den Angaben der Befragten für den Übergang auf EMS nur eine untergeordnete Rolle. 241 Vgl. z.B. Knolmayer (1997). 243 Befragung zur Einführung von R/3 Evaluationsauslösende Faktoren (n=75) Veraltete bisherige DV-Infrastruktur Erweiterte Funktionalität Einsparung von Entwicklungs- und Wartungskosten Verfügbarkeit neuer Technologien Probleme mit Insellösungen Schnelle Verfügbarkeit Förderung interner Reorganisationen Zu teure bisherige DV-Infrastruktur Preisverfall der Hardware Veränderte Konkurrenzsituation Lösung des "Jahr 2000-Problems" Globalisierung von Märkten Deregulierung von Märkten 0% völlig unbedeutend 25% unbedeutend 50% mittlere Bedeutung 75% wichtig 100% sehr wichtig Abb. 5-13: Auslösende Faktoren für die Evaluation von EMS. Ein weiterer erwähnenswerter Faktor, welcher in der Literatur immer wieder hervorgehoben wird, ist die Bedeutung von Standardsoftware als Katalysator unternehmensinterner Reorganisationen.242 Dieser Faktor wurde von den Befragten nur knapp als "wichtig" beurteilt. Betriebliche Reorganisationsmassnahmen sind in der Praxis oftmals schwierig durchzusetzen. Gründe dafür sind Akzeptanzschwierigkeiten bei den Betroffenen und das Fehlen entsprechender Sachzwänge. Mit Einführung eines EMS können die vielerorts längst fälligen organisatorischen Änderungen quasi als Sachzwang vermittelt werden. Das Projektmanagement sollte in diesem Zusammenhang dafür zu sorgen, dass durch flankierende Massnahmen (z.B. rechtzeitige Information und Einbezug der Anwender) keine Widerstände entstehen. 242 Vgl. Adler (1990), S. 163; Barbitsch (1996), S. 16, 46; Meinhardt/Teufel (1995), S. 69 ff. 244 Befragung zur Einführung von R/3 5.4.3.2 Intensität der Evaluation Nach der Initiierung eines Einführungsprojektes stellt sich die Frage nach der Art und Intensität der Evaluation. Der Markt bietet heute eine Vielzahl unterschiedlicher Produkte und im Prinzip kann nur durch eine umfangreiche Evaluation gewährleistet werden, dass auch wirklich ein den Bedürfnissen entsprechendes EMS gewählt wird. Dazu sollte ein Pflichtenheft erstellt und ein Vergleich verschiedener Produkte auf der Basis der formulierten Kriterien vorgenommen werden. Diese Idealvorstellung wird von den Befragten nicht unterstützt. 71% der R/3-Anwender haben vor der Produktentscheidung gar kein Pflichtenheft erstellt. Dies mag verschiedene Gründe haben: Einerseits waren unter den Befragten Tochtergesellschaften internationaler Konzerne, die sich gar nicht mit einer Evaluation befassen mussten, da die strategische Entscheidung für den Einsatz des R/3-Systems auf Konzernebene getroffen wurde.243 Andererseits folgen viele Anwender einer allgemein vorherrschenden "metoo"-Strategie, vergleichbar mit dem IBM-Phänomen in den 60er und 70er Jahren. Bei einigen R/3-Anwendern wurde trotz fehlendem Pflichtenheft nicht auf die Evaluation von Konkurrenzprodukten verzichtet. Ohne zugrundeliegende, klar formulierte Kriterien erscheint ein qualifizierter Vergleich jedoch fragwürdig. 29% der Befragten hatten ein Pflichtenheft erstellt und dafür durchschnittlich 100 Stunden (Medianwert) aufgewendet. Bei seiner Erstellung ist allerdings eine Trendwende zu beobachten. Während früher eine detaillierte Analyse der Ist-Situation durchgeführt und daraus die Soll-Vorstellungen abgeleitet wurden, verzichtet man heute aufgrund der existierenden Referenzmodelle weitgehend auf eine detaillierte Ist-Zustandserfassung und bestimmt in einem Soll-Konzept nur die Kernprozesse.244 Dies wird dadurch begründet, dass bei einer zu detaillierten Erfassung der Ist-Situation die Gefahr der Zementierung vorhandener Abläufe besteht und dadurch ein EMS mit grossem Aufwand 243 244 Vgl. Brenner (1990), S. 11. Vgl. Meinhardt/Teufel (1995), S. 76. 245 Befragung zur Einführung von R/3 an suboptimale Prozesse angepasst werden muss, obwohl das System bessere Lösungen anbieten würde.245 Interessant ist bei der Betrachtung des Evaluationsprozesses auch die Frage, ob in der Intensität der Evaluation zwischen Grossunternehmen und KMUs Unterschiede bestehen. Hier zeigen sich identische Verhaltensmuster. Obwohl der Einsatz von R/3 in KMUs eher zu hinterfragen ist, lässt sich kein signifikanter Unterschied in der Intensität der Evaluation feststellen (H 1.16). 5.4.3.3 Konkurrenzprodukte Die Befragten haben im Rahmen ihrer Evaluationen neben dem R/3-System insgesamt 50 verschiedene Konkurrenzprodukte (n=104) in die nähere Auswahl miteinbezogen. Neben den drei in der Schweiz am häufigsten mit dem R/3-System konkurrierenden Produkten Oracle Applications, Baan IV und Karat wurden u.a. Produkte wie BPCS, PIUSS penta, Abacus, JDE, Movex, Mosaic, CGI und Marcam Prism in die Evaluation miteinbezogen (vgl. Abb. 5-14). Das Vorhandensein einer grossen Restgruppe (39%) weist auf die Vielfalt des Produkteangebots hin. Die dargestellten Systeme decken teilweise sehr unterschiedliche Bereiche ab. Dies verdeutlicht, dass oftmals auch nur Teilbereiche des R/3-Systems mit anderen Produkten verglichen werden. 245 Vgl. z.B. Vaske (1996), S. 7. 246 Befragung zur Einführung von R/3 Konkurrenzprodukte (n=104) Oracle Applications 12 Baan IV 10 Übrige 42 Karat 10 BPCS 6 Prism CGI 2 2 Mosaic Movex 3 4 JDE 4 Abacus 4 PIUSS Penta 5 Abb. 5-14: In Konkurrenz zu R/3 evaluierte Produkte. Diesen Resultaten sei hinzugefügt, dass in obiger Darstellung nur Produkte aufgeführt sind, welche Schweizer Unternehmen in Konkurrenz zu R/3 evaluiert haben. Alle ähnlich gelagerten Projekte, bei denen schliesslich ein anderes Produkt gewählt wurde, sind hier nicht berücksichtigt. Aus Abb. 5-14 kann somit nicht auf die Marktanteile verschiedener EMS-Hersteller auf dem Schweizer Markt geschlossen werden. In Tab. 5-5 sind Quellen für weitere Informationen zu den in Abb. 5-14 genannten Systemen zusammengestellt. 247 Befragung zur Einführung von R/3 Produkt Hersteller WWW-Adresse Abacus Abacus http://www.abacus.ch/ Baan IV Baan http://www.baan.com/ BPCS SSA http://www.ssax.com/ Sigagip/HR-Access IBM/CGI http://www.hraccess.com/ JDE J.D. Edwards http://www.jdedwards.com/ Mosaic Fides Informatik http://www.fides.ch/ Movex Movex http://www.movex.com/ Oracle Applications Oracle http://www.oracle.com/ PeopleSoft PeopleSoft http://www.peoplesoft.com/ PIUSS penta PSI http://www.psi.de/ PRISM Marcam http://www.marcam.com/ R/3 SAP AG http://www.sap-ag.de/ Tab. 5-5: Hersteller von in der Schweiz evaluierten EMS. 5.4.3.4 Gründe für die Wahl von R/3 Eine Machbarkeitsstudie haben 69% der befragten Unternehmen durchgeführt. Nicht ermittelt wurde, auf welche Aspekte (finanzielle, technische und/oder organisatorische) sich die Untersuchung der Machbarkeit konzentriert hat und wie umfassend diese durchgeführt wurde. Zur Frage nach den ausschlaggebenden Argumenten für die Wahl von R/3 haben sich insgesamt 77 Unternehmen geäussert (vgl. Abb. 5-15). Als "sehr wichtig" wurde der Abdeckungsgrad der betriebswirtschaftlichen Anforderungen, der Integrationsgrad der einzelnen Module und das Potential für Weiterentwicklungen durch die SAP AG beurteilt. Die Offenheit und die Flexibilität des R/3-Systems wurden neben der vorhandenen graphischen Benutzeroberfläche und der Marktstellung der SAP AG als "wichtig" erachtet. Dies verdeutlicht, dass zum einen die Produkteigenschaften und zum andern ein grosses Vertrauen in den Hersteller ausschlaggebend für die Wahl von R/3 waren. 248 Befragung zur Einführung von R/3 Argumente für die Wahl von SAP R/3 (n=77) Abdeckung betriebswirtschaftl. Anforderungen Hoher Integrationsgrad der einzelnen Module Potential für Weiterentwicklungen Flexibler Einsatz (Anpassungsfähigkeit) Offenheit der Systemarchitektur Marktstellung/-position der SAP AG Grafische Benutzeroberfläche (GUI) Abbildbarkeit existierender Geschäftsprozesse Wirtschaftlichkeitsüberlegungen Sprach- und Währungsunabhängigkeit Performance, Geschwindigkeit Bestechender Gesamteindruck Kundennähe durch leistungsfähige Informatik Integrierte Entwicklungsumgebung Internationale Ausrichtung Offenes Unternehmensdatenmodell Vorgehensmodell/Einführungsleitfaden Integration von Microsoft-Produkten Empfehlungen aus anderen Unternehmungen Eigene Erfahrungen mit SAP R/2 Druck von Kunden/Lieferanten 0% unbedeutend 25% wenig bedeutend 50% mittlere Bedeutung 75% wichtig 100% sehr wichtig u Abb. 5-15: Ausschlaggebende Argumente für SAP R/3. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass als Auslöser eines Einführungsprojekts vorwiegend das Vorhandensein einer veralteten IV-Infrastruktur sowie eine starke Erwartungshaltung bezüglich der Nutzenpotentiale moderner EMS identifiziert werden konnten. Die Intensität, mit der evaluiert wurde, besitzt für die Wahl von R/3 eher eine sekundäre Rolle. Hauptargumente zugunsten von R/3 waren der hohe Funktionsabdekkungsgrad und das grosse Vertrauen in den Hersteller, dieses Produkt ständig weiterzuentwickeln und an neue Technologien und veränderte Bedürfnisse des Marktes anzupassen. 249 Befragung zur Einführung von R/3 In einer im Frühjahr 1996 veröffentlichten, vieldiskutierten Publikation von Forrester Research,246 welche die Zukunftsaussichten von R/3 eher kritisch darstellte, wurde darauf hingewiesen, dass die künftige Wettbewerbsfähigkeit von EMS-Herstellern im wesentlichen davon abhängen wird, wie es diesen gelingt, den Übergang zum Internet Computing247 zu vollziehen. Darunter wird die Arbeit mit über das Internet kooperierenden Servern und Clients verstanden. Damit entsteht beispielsweise die Möglichkeit, Geschäftsbeziehungen zu Kunden und Lieferanten über das Internet in direkter Verbindung mit dem EMS abzuwickeln.248 Die Internetfähigkeit ist zu einem wichtigen Wettbewerbsfaktor zwischen den EMS-Anbietern geworden.249 Abb. 5-16 zeigt die Einschätzung der Wichtigkeit der Internet- und Intranet-Integration in EMS durch Schweizer R/3Anwender. Bedeutung von Internet und Intranets in EMS (heute) (n=113, inkl. Mehrfachnennungen) Interessant, jedoch unter Sicherheitsaspekten problematisch Eher unbedeutend, da in w eltw eit operierenden Unternehmen andere interne und ex terne Kommunikationsmöglichkeiten existieren Sehr w ichtiger Wettbew erbsfaktor sow ohl für SAP als auch für die R/3-Kunden Ist ein zentrales Ev aluationskriterium Bedeutungslos Andere Einschätzungen 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 Anzahl Nennungen Abb. 5-16: Bedeutung von Internet Computing (Sommer 1996). Es fällt auf, dass zum Zeitpunkt der Befragung Internet-Technologien zwar als "interessant" eingestuft wurden, im Hinblick auf Sicherheit aber erhebliche Vorbehalte festzu- 246 247 248 249 Vgl. Cameron et al. (1996). Vgl. Robb et al. (1995). Vgl. Kap 5.4.3.4. Vgl. Cameron et al. (1996); Robb et. al. (1995). 250 Befragung zur Einführung von R/3 stellen waren. Ferner glaubte rund ein Viertel der R/3-Anwender, dass der Einsatz von Internet Computing im Verbund mit EMS eher unbedeutend ist, weil diese Aufgaben in global operierenden Unternehmen bereits heute durch andere Systeme wahrgenommen werden. Bei der Frage nach der Einschätzung der künftigen Bedeutung der Internet- und Intranet-Technologie sieht der grösste Teil der Antwortenden diese Möglichkeit als wichtigen Faktor beim Einsatz von EMS (vgl. Abb. 5-17). Bedeutung von Internet und Intranets in EMS (in 3 Jahren) (n=92, inkl. Mehrfachnennungen) Interessant, jedoch unter Sicherheitsaspekten problematisch Eher unbedeutend, da in w eltw eit operierenden Unternehmen andere interne und ex terne Kommunikationsmöglichkeiten ex istieren Sehr w ichtiger Wettbew erbsfaktor sow ohl für SAP als auch für die R/3-Kunden Ist ein zentrales Ev aluationskriterium Bedeutungslos Andere Einschätzungen 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 Anzahl Nennungen Abb. 5-17: Bedeutung von Internet Computing in Zukunft. Nach einer rasanten Entwicklung bei der weltweiten Vernetzung im Jahr 1996 wird die Notwendigkeit von Internet- und Intranet-Erweiterungen in EMS kaum mehr bezweifelt. Bereits mit Release 3.1 verfügt das R/3-System über die Voraussetzungen zur direkten Anbindung von eigenen Mitarbeitern und Geschäftspartnern über das Internet. Durch die Einführung einer Java-Version des R/3-Frontends wird es sogar möglich sein, mit einem normalen WWW-Browser auf dem R/3-System zu arbeiten resp. einen Teil der PC-Arbeitsplätze durch preisgünstigere Network Computer250 (NC) zu ersetzen. 250 Network Computer = ein mit dem Netzwerk verbundener Arbeitsplatzrechner mit eigener CPU, aber ohne Massenspeichermedien. 251 Befragung zur Einführung von R/3 5.4.4 Projektmanagement 5.4.4.1 Hauptproblembereiche Zum besseren Verständnis der für ein R/3-Projekt notwendigen Projektorganisation wird zuvor auf die Hauptprobleme einer R/3-Einführung eingegangen. Dazu haben sich Vertreter von 93 Unternehmen geäussert. Die Komplexität des R/3-Systems befand sich mit Abstand an erster Stelle unter den genannten Problembereichen. Zweitwichtigster Punkt ist die unzureichende Freistellung der Projektmitarbeiter. Diese ist oftmals begründet in der Teilzeit-Mitwirkung einzelner Mitarbeiter in einem R/3-Projekt bei gleichzeitig hoher Belastung durch das Tagesgeschäft. Weitere nennenswerte Problembereiche sind Widerstände der Betroffenen, die häufigen Releasewechsel, die fehlende Verfügbarkeit qualifizierter Berater und die unzureichende Ausbildung der eigenen Mitarbeiter. Alle übrigen Problembereiche wurden von weniger als 25% der Befragten als "wichtig" erachtet. Kritische Problembereiche (n=93) Komplex ität des R/3-Systems Unzureichende Freistellung der Projektmitarbeiter Widerstände gegen die Veränderung v on Geschäftsprozessen Häufiger Releasew echsel Fehlende Verfügbarkeit qualifizierter Berater Unzureichende Ausbildung der Mitarbeiter Unterschätzung v on Hardw are-Anforderungen Fehlende Mitw irkung der Anw ender Unvollständige/unpräzise Aufgabenstellung Budgetüberschreitung Unzureichender Support durch den Anbieter Terminüberschreitung(en) Unzureichende Unterstützung durch das Management Unrealistische Zeitstrukturen Vertragliche Probleme Keine kritischen Situationen Andere 0% 10% 20% 30% 40% 50% Relative Anzahl Nennungen Abb. 5-1: Kritische Problembereiche in den R/3-Einführungsprojekten. 252 60% 70% Befragung zur Einführung von R/3 Bei konkreter Betrachtung der Problembereiche aus Sicht der Projektleiter ergibt sich ein ähnliches Bild (vgl. Abb. 5-2). Nachdem für die Nennung der Hauptproblembereiche von R/3-Projekten aus einer Liste von möglichen Problembereichen ausgewählt werden konnte (inkl. Möglichkeit, zusätzliche Problembereiche zu formulieren), wurden in der nachfolgend ausgewerteten Fragestellung keine Problemkategorien vorgegeben. Hauptprobleme der Projektleiter (n=196) Fehlende Akzeptanz Unzureichende Freistellung der Projektmitarbeiter Termindruck Koordinationsprobleme Zu geringe Entscheidkompetenzen/Verspätete Entscheide Anforderungsspezifikation/Richtigen Umfang v on R/3 festlegen Beraterabhängigkeit/Unzureichende R/3-Kenntnisse Kommunikationsprobleme Integration von Umsystemen Probleme mit R/3 Motiv ationsprobleme im Projektteam Komplex ität/Funktionsumfang Integration von R/3 Budgetprobleme/Kostenüberw achung Ständige Veränderung des Umfeldes Überblick über das Projekt 0 5 10 15 20 25 30 Anzahl Nennungen Abb. 5-2: Hauptprobleme des Projektleiters. Akzeptanzprobleme stehen mit deutlichem Vorsprung an erster Stelle in dieser Liste. Derartige Probleme sind bei Veränderungen der Organisation in einem Unternehmen immer wieder anzutreffen. Da bei einer R/3-Einführung in der Regel weite Bereiche eines Unternehmens betroffen sind und Anpassungen der Aufbau- und Ablauforganisation unumgänglich werden (vgl. Kap. 5.4.6), kommt die Problematik noch deutlicher zum Ausdruck als in Projekten mit anderen inhaltlichen Schwerpunkten. 253 Befragung zur Einführung von R/3 Ein weiteres Problem der Projektleiter, welches ebenfalls von über einem Viertel der R/3-Anwender genannt worden ist, betrifft die unzureichende Freistellung der Projektmitarbeiter. Einzelne Mitarbeiter aus den Fachabteilungen werden z.B. zu 50% für die Mitarbeit in einem R/3-Projekt verpflichtet. Gleichzeitig stehen aber für die Erledigung des Tagesgeschäfts keine Ersatzkapazitäten zur Verfügung. Dies führt dazu, dass in einem beträchtlichen Ausmass Überstunden geleistet werden müssen und entweder die Arbeit am Projekt oder das Tagesgeschäft teilweise vernachlässigt wird. Ein ebenfalls häufig genanntes Problem ist der Zeitdruck, welcher vielen R/3-Projekten anhaftet. Diese Problematik kann auf verschiedenen Ursachen beruhen. Oftmals werden zu ehrgeizige Zielsetzungen formuliert. Dies mag auf eine allgemeine Unterschätzung der Komplexität des R/3-Systems zurückzuführen sein. Eine weitere Ursache stellt das zuvor angeschnittene Problem der unzureichenden Verfügbarkeit von Fachbereichsvertretern dar. Beide Faktoren können den Projektfortschritt verzögern (vgl. H 4.7). Koordinationsfragen wurden von 18 R/3-Anwendern als eines der Hauptprobleme empfunden. Eine mangelnde Koordination mag verschiedene Gründe haben. Oftmals stellt die Unerfahrenheit mit Projekten dieser Grössenordnung eine wesentliche Ursache für Koordinationsprobleme dar. IV-Projekte betrafen früher häufig nur Teilbereiche eines Unternehmens. Ein EMS deckt die betrieblichen Prozesse durchgehend ab und erfordert daher zwingend ein funktionsübergreifendes Denken. Durch die zuvor oft vernachlässigte Prozessorientierung und der damit verbundenen geringen Bereitschaft zu abteilungsübergreifendem Denken ist es schwierig, solche Denkprozesse anzustossen. Ein weiterer Grund neben der Komplexität von R/3-Projekten mag in der unzureichenden Festlegung der Informationsflüsse vor Projektbeginn liegen. Dadurch fehlen vielfach die notwendigen Informationen, um sich zielgerichtet verhalten zu können. Durch die oftmals grosse Anzahl Mitarbeiter in einem R/3-Projekt und deren geringen Freistellungsgrad ergibt sich ein sehr hoher Koordinationsaufwand. Eine Empfehlung ist daher, kleine und schlagkräftige Teams einzusetzen, deren Mitglieder über einen hohen Frei- 254 Befragung zur Einführung von R/3 stellungsgrad verfügen, die notwendigen Fachkenntnisse und die nötige Motivation mitbringen. Mehrfach wurde die Komplexität des R/3-Systems als Problem genannt. Die einzelnen Facetten dieser Problematik wurden in Abb. 5-2 separat dargestellt. Eine Schwierigkeit besteht darin, aus dem grossen Funktionsumfang von R/3 die relevanten Funktionen zur optimalen Unterstützung der Geschäftsprozesse auszuwählen. Der hohe Integrationsgrad von R/3 trägt ebenfalls zur Komplexität des Systems bei. Die weitreichende Integration der einzelnen Funktionen ist oftmals nicht genügend transparent und bereitet bei der Umsetzung entsprechende Schwierigkeiten. Häufig ist diese Problematik mit einem mangelnden Prozessdenken verbunden und es fehlt an Verständnis für die Probleme und Anforderungen anderer Funktionsbereiche innerhalb des Unternehmens. Die bei Einführung von neuen Releases vorhandenen Fehler im R/3-System sind eine weitere Quelle für Projektverzögerungen. Beispielsweise versagt eine in einem früheren Releasestand funktionierende Funktion ihren Dienst in einem neuen Release. Für die betroffenen Mitarbeiter stellt sich die Frage, ob der Umstand auf fehlendes Verständnis für das R/3-System (erweiterte Funktionalität) zurückzuführen ist oder ob es sich um einen Fehler im neuen Release handelt. Weitere häufig genannte Probleme sind u.a. fehlende Entscheidkompetenzen oder Verzögerungen beim Erwirken von Entscheidungen, unzureichende Fachkenntnisse der Berater und Kommunikationsprobleme. Ferner wurden allgemeine ProjektmanagementProbleme mehrfach genannt. 255 Befragung zur Einführung von R/3 5.4.4.2 Rechtliche Aspekte Die Anwender sehen eine detaillierte Vertragsgestaltung nicht als zentralen Erfolgsfaktor (vgl. Kap. 5.4.4.10). Dennoch darf diese Aufgabe nicht vernachlässigt werden. Die Formulierung von klaren Zielvorstellungen und eine angemessene Berücksichtigung solcher Vorgaben in den Verträgen sind wichtige Voraussetzungen für den reibungslosen Ablauf von Einführungsprojekten. Folgende Konfliktpotentiale konnten im Rahmen einer am Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Bern durchgeführten Befragung ermittelt werden: • Mangelhafte Vorgaben durch unvollständige Leistungsbeschreibung • Performance-Probleme durch zu knapp bemessene Hardwareressourcen • Zeitverzögerungen durch fehlende Präsenz oder mangelnde Fähigkeiten der Berater • Zeitverzögerungen durch mangelnde Mitwirkung der Anwender (unzureichender Freistellungsgrad) • Verminderung von Gewährleistungsansprüchen bei Eingriffen in den Source Code.251 Bei der Betrachtung der Ergebnisse aus der aktuellen Befragung zeigt sich ein ähnliches Bild. Rund 15% der Unternehmen gaben an, mit rechtlichen Problemen konfrontiert gewesen zu sein. Ursachen dafür waren vor allem die Beschaffung von nicht einsatzkonformer Hardware, mangelhafte Kompetenzen der Berater sowie generell problematische Vertragsklauseln (vgl. Abb. 5-3). 251 Vgl. Marchand (1996), S. 80 ff. 256 Befragung zur Einführung von R/3 Art der rechtlichen Probleme (n=21, inkl. Mehrfachnennungen) Anschaffung nicht einsatzkonformer Hardw are Mangelhafte Kompetenzen der Berater Unfaire Vertragsklauseln Ungenügend definierte Pflichten der Vertragspartner Leistungsanpassungen nach Vertragsabschluss Kostenüberschreitungen Projektbeginn v or Vertragsabschluss Andere 0 1 2 3 4 Anzahl Nennungen Abb. 5-3: Rechtliche Probleme bei Einführung von R/3. 257 Befragung zur Einführung von R/3 5.4.4.3 Projektorganisation 5.4.4.3.1 Projektgrösse Bei der Betrachtung der Projektorganisation ist es sinnvoll, vorab einen Eindruck über die Projektdimensionen zu gewinnen. Zu Beginn dieser Studie wurde die Grösse der betrachteten Unternehmen erörtert. Dabei hat sich herausgestellt, dass auf der einen Seite viele KMUs, auf der andern Seite viele Grossunternehmen das R/3-System entweder umfassend oder in Teilbereichen nutzen. Budget für die R/3-Einführung (n=61) 100% 14 90% 80% 10 70% 60% 8 50% 6 40% 30% 4 20% 2 Kumulierte Häufigkeit Anzahl Nennungen 12 10% 0% mehr als 10 Mio 9.5 - 10.0 Mio 9.0 - 9.5 Mio 8.5 - 9.0 Mio 8.0 - 8.5 Mio 7.5 - 8.0 Mio 7.0 - 7.5 Mio 6.5 - 7.0 Mio 6.0 - 6.5 Mio 5.5 - 6.0 Mio 5.0 - 5.5 Mio 4.5 - 5.0 Mio 4.0 - 4.5 Mio 3.5 - 4.0 Mio 3.0 - 3.5 Mio 2.5 - 3.0 Mio 2.0 - 2.5 Mio 1.5 - 2.0 Mio 1.0 - 1.5 Mio .5 - 1.0 Mio 0.25 - 0.5 Mio 0 Abb. 5-4: Budgets der einführenden Unternehmen. Trotz etwas zurückhaltender Antwortbereitschaft der befragten Unternehmen lassen sich folgende Ergebnisse festhalten: Die durchschnittliche Projektgrösse betrug 4.8 Mio CHF (Median 2.0 Mio CHF). Die Budgets der meisten Projekte (70%) bewegten sich im Bereich von 0.25 bis 4.5 Mio CHF (vgl. Abb. 5-4). Für KMUs liess sich ein Mittelwert von 2.0 Mio CHF (Median 1.8 Mio CHF) ermitteln. Über vier Fünftel der Einführungsprojekte (81%) wurden in weniger als drei Teilprojekten abgewickelt. 258 Befragung zur Einführung von R/3 Bei Grossunternehmen wurden nur rund die Hälfte der R/3-Einführungen in einem oder zwei Projekten abgewickelt (vgl. Abb. 5-5). Die durchschnittliche Projektgrösse unterscheidet sich signifikant vom Projektvolumen der KMUs (vgl. H 1.5) und beträgt nach Entfernung eines Ausreisserwertes 7.5 Mio CHF (Median 4.75 Mio CHF). Anzahl R/3-Projekte in KMU's (n=42) Anzahl R/3-Projekte in Grossunternehmen (n=49) mehr als 5 Projekte 5 Projekte 7% 4 Projekte 5% mehr als 5 Projekte 18% 2% 3 Projekte 5% 1 Projekt 38% 5 Projekte 2% 4 Projekte 8% 2 Projekte 17% 1 Projekt 64% 3 Projekte 14% 2 Projekte 20% Abb. 5-5: Anzahl Projekte in den Unternehmungen. Bei Vergleich der durchschnittlichen Einführungskosten in den verschiedenen Branchen konnten keine statistisch signifikanten Unterschiede festgestellt werden (vgl. H 1.6). 259 Befragung zur Einführung von R/3 5.4.4.3.2 Projektverantwortung Oft wird die Auffassung vertreten, in Informatikprojekten sei die Projektverantwortung an die betroffenen Fachbereiche zu übertragen.252 In besonders wichtigen Projekten erscheint es sinnvoll, die Verantwortung auf Geschäftsleitungsebene zu belassen. Zudem wird bei der Delegation von Verantwortung auf Projektebene vielfach darauf hingewiesen, dass gleichzeitig eine angemessene Zuweisung von Kompetenzen zu erfolgen hat, um unnötige Verzögerungen zu vermeiden. Dass diese grundlegenden Erkenntnisse nicht immer eingehalten werden, zeigen folgende Auswertungen. Zur Frage, welche Stellen in einem Unternehmen oder einem Konzern die Verantwortung für das Gesamtprojekt und für die Teilprojekte übernehmen, haben sich 94 Unternehmen geäussert (vgl. Abb. 5-6). Dabei liegt die Gesamtverantwortung für R/3Einführungsprojekte in 33% der Fälle bei der Geschäftsleitung. Daneben wird in 39% der Fälle die Projektverantwortung einem Gremium übertragen, welchem in der Regel mindestens ein Mitglied der Geschäftsleitung angehört. Nur in 10% der Fälle die Gesamtverantwortung im Informatikbereich und in 13% in den Fachabteilungen. Verantwortung Gesamtprojekt (n=94) Informatik 10% Andere Ex t. Berater 2% 3% Fachabteilungen 13% Informatik 5% Gremium 39% GL 33% Abb. 5-6: Projektverantwortungen. 252 Vgl. z.B. Meister (1990), S. 38. 260 Verantwortung Teilprojekt (n=92) Ex t. Berater 2% Andere GL 1% 3% Gremium 46% Fachabteilungen 43% Befragung zur Einführung von R/3 Bei den Teilprojekten stellt sich die Situation anders dar. Hier lag die Verantwortung in 46% der Fälle bei einem Gremium und in 43% in den zuständigen Fachabteilungen. Daneben übernahmen in 5% der Fälle die Informatikabteilung und nur in 3% die Geschäftsleitung die Verantwortung für Teilprojekte (vgl. Abb. 5-6). Ein Problem bei der Delegation der Verantwortung stellt offenbar die gleichzeitige Ausstattung der Verantwortungsträger mit entsprechenden Kompetenzen dar. Aus den von den Projektleitern genannten Problembereichen geht hervor (vgl. 5.4.4.1), dass vielfach zu wenig Kompetenzen übertragen werden und dadurch häufig lange auf für den Projektfortschritt notwendige Entscheidungen der entsprechenden Instanzen gewartet werden muss. Durch diesen Mangel an Kompetenzen werden R/3-Projekte unnötig verzögert; gleichzeitig wird die Motivation der Projektverantwortlichen dadurch erheblich beeinträchtigt. 5.4.4.3.3 Lenkungsausschuss Zur Steuerung und Überwachung von Einführungsprojekten werden bei nahezu allen Befragten (93%) entsprechende Koordinationseinrichtungen (Lenkungsausschüsse oder Steering Committees) eingesetzt. Auf die Frage nach der Zusammensetzung des Lenkungsausschusses äusserten sich insgesamt 87 Unternehmen (vgl. Abb. 5-7). Die durchschnittliche Grösse beträgt 11 Personen (Median 9). In den meisten Fällen sind Mitglieder aus der Geschäftsleitung in diesem Gremium vertreten.253 Daneben gehören einem Lenkungsausschuss meist Mitarbeiter aus der Informatik, aus den einzelnen Fachabteilungen sowie externe Berater an. Ferner wurden mehrfach Controller und Organisatoren als Mitglieder dieses Ausschusses genannt. 253 Vgl. auch Meister (1990), S. 37. 261 Befragung zur Einführung von R/3 Vertretung in Koordinationseinrichtung (n=87) Geschäftsleitung Informatik Fachbereich Ex t. Berater Controlling Andere Organisation 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Vertretungshäufigkeit Abb. 5-7: Mitglieder des Lenkungsausschusses. 5.4.4.3.4 Zusammensetzung der Projektteams Häufig wird gefordert, dass IV-Projekte nur mit Beteiligung der Fachabteilungen durchgeführt werden sollen.254 Durch die Fokussierung auf betriebswirtschaftliche Aspekte gilt diese Forderung in R/3-Projekten noch verstärkt. Bei der Beantwortung der Frage nach der Zusammensetzung einer typischen Projektgruppe haben sich diese Erwartungen bestätigt (vgl. Abb. 5-8). 52% der Mitglieder einer R/3-Projektgruppe stammen aus der Fachabteilung. Externe Berater machen einen Anteil von 23% und Mitglieder der Informatikabteilung von nur 21% aus. In einer kleinen Restgruppe (4%) wurden mehrfach Vertreter aus der Organisationsabteilung genannt. 254 Vgl. z.B. Balmer/Mirchandani (1996); Gantenbein (1990), S. 77; Grupp (1987), S. 53; Mertens/Knolmayer (1995), S. 82. 262 Befragung zur Einführung von R/3 Typische Zusammensetzung einer Projektgruppe (n=93) Andere 4% Informatik 21% Fachabteilungen 52% Ex t. Berater 23% Abb. 5-8: Typische Projektgruppe. 263 Befragung zur Einführung von R/3 5.4.4.3.5 Projektleiter Die Eigenschaften des Projektleiters stellen einen wesentlichen Erfolgsfaktor für das Gelingen eines R/3-Projektes dar.255 Es stellt sich die Frage, in welchem Ausmass technische, betriebswirtschaftliche Fähigkeiten oder soziale Kompetenzen für den Projekterfolg gefordert sind. Häufig wird die Auffassung vertreten, dass in R/3-Projekten die fachlichen Anforderungen wichtiger sind als die informationstechnischen. Daher wird oft empfohlen, den Projektleiter aus dem Fachbereich zu rekrutieren.256 Die Frage nach der organisatorischen Herkunft des Projektleiters haben 93 Unternehmen beantwortet (vgl. Abb. 5-9). Am häufigsten (26%) stammte der Projektleiter aus der Informatikabteilung. Beinahe ebenso häufig wurden Mitarbeiter aus den Bereichen aus Controlling und Finanzen als Projektleiter eingesetzt (25%). Daneben sind auch andere Fachabteilungen sowie externe Beratungsunternehmen relevante Herkunftsbereiche von Projektleitern. Obschon empfohlen wird, dass die Projektleiter in grösseren Projekten (mehr als 7 Projektmitarbeiter) zu 100% von anderen Aufgaben freizustellen sind,257 zeigen die Anworten der Befragten ein deutlich davon abweichendes Bild. Bei einer Spannweite zwischen 20% und 100% beträgt der durchschnittliche Freistellungsgrad für ein R/3Einführungsprojekt bei 81 antwortenden Unternehmen nur 67% (Median 60%). 255 256 257 Vgl. 5.4.4.10 sowie Kölle (1990), S. 48; Meister (1990), S. 38. Vgl. z.B. Mertens/Knolmayer (1995), S. 81. Vgl. Hüttenhain (1990), S. 134; Kupper (1988), S. 55. 264 Befragung zur Einführung von R/3 Herkunft des Projektleiters (n=93) Geschäftsleitung 8% Andere 5% Informatik 26% Ext. Projektleiter 11% Übrige Fachabteilungen 25% Finanzen/Controlling 25% Abb. 5-9: Herkunft des Projektleiters. Durch die hohe Komplexität der Einführungsprojekte müssen umfassende Anforderungen an einen mit einer R/3-Einführung betrauten Projektleiter gestellt werden. Dabei spielen neben fachlichen und informationstechnischen Kenntnissen auch soziale Kompetenzen eine wichtige Rolle. 265 Befragung zur Einführung von R/3 Relevante Eigenschaften des Projektleiters (n=92) Kommunikationsfähigkeit Gute Kenntnisse der eigenen Organisation Motivationsfähigkeit Entscheidungskraft, Durchsetzungsvermögen Flexibilität und Weitsicht Delegationsfähigkeit Hohe Frustrationsgrenze Verhandlungsgeschick Gute allgemeine EDV-Kenntnisse Gute R/3-Kenntnisse 0% völlig unbedeutend 25% unbedeutend 50% mittlere Bedeutung 75% wichtig 100% sehr wichtig Abb. 5-10: Eigenschaften eines Projektleiters. Zur Beurteilung der notwendigen Eigenschaften eines R/3-Projektleiters haben sich insgesamt 92 Unternehmen geäussert (vgl. Abb. 5-10). Bei der Betrachtung der Ergebnisse mag auf den ersten Blick erstaunen, dass die sozialen Kompetenzen und die Kenntnisse der eigenen Organisation wesentlich höher eingestuft wurden als die Fachkenntnisse eines Projektleiters. Betrachtet man allerdings die in Kapitel 5.4.4.1 dargestellten Probleme, mit denen ein Projektleiter hauptsächlich konfrontiert ist, und die Gewichtung der Erfolgsfaktoren eines R/3-Projektes (vgl. Kapitel 5.4.4.10), so erscheint diese Bewertung plausibel. 266 Befragung zur Einführung von R/3 5.4.4.3.6 Unterstützung des Managements Neben dem Einbezug der Anwender stellt die Unterstützung des Managements einen der wichtigsten Erfolgsfaktoren für EMS-Projekte dar.258 Fehlende Unterstützung durch die Geschäftsleitung kann sich fatal auf die Akzeptanz eines neuen Systems auswirken.259 Darüber hinaus wird die Motivation der Projektmitarbeiter durch Fehlen dieser Unterstützung erheblich beeinträchtigt. Auf die Frage nach der Beurteilung der Unterstützung des Top Managements haben sich alle Befragten (n=95) geäussert (vgl. Abb. 5-11). In 25% der Fälle wird diese Unterstützung als "sehr gut" bezeichnet und in rund 50% der Fälle immerhin noch als "gut". Rund 17% der Befragten bezeichnen die Unterstützung als "genügend" und in etwas mehr als 8% der Fälle scheint die Unterstützung "ungenügend" gewesen zu sein. Unterstützung des Projektleiters durch das Management (n=95) ungenügend 8% sehr gut 25% genügend 17% gut 50% Abb. 5-11: Unterstützung des Projektleiters durch das Management. 258 259 Meister (1990), S. 37. Vgl. z.B. Kölle (1990), S. 48; NN (1996b), S. 7 ff. 267 Befragung zur Einführung von R/3 Dieses Ergebnis verdeutlicht, dass das Management mehrheitlich erkannt hat, wie wichtig die uneingeschränkte Rückendeckung für ein R/3-Projekt ist. Die Unterstützung kann entweder durch Beteiligung im Lenkungsausschuss oder durch direkte Einflussnahme konkretisiert werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass für das Voranschreiten des Projekts notwendige Entscheidungen nicht verzögert werden und damit der Projektrhythmus nicht gebrochen wird. Immerhin scheint bei rund einem Viertel der Projekte die Unterstützung durch das Management unzureichend zu sein. 5.4.4.4 Projektdauer In einer 1996 von der SAP AG im World Wide Web (WWW) veröffentlichten Untersuchung260 über die Einführungszeit von R/3-Projekten (vgl. Abb. 5-12) wird dargestellt, dass 79% der 1995 weltweit abgeschlossenen Projekte ein Jahr oder weniger dauerten. Diese Aussage basiert auf 1481 untersuchten Projekten. Einführungszeit der 1995 beendeten R/3-Projekte (n=1481) 400 350 Anzahl Nennungen 300 250 200 150 100 50 0 1-3 4-6 7-9 79% 10-12 13-15 16-18 >18 M onate Quelle: SAP AG, Walldorf 1996 Abb. 5-12: Einführungszeiten von R/3-Projekten 1995 weltweit (Anbieterangaben). 260 Vgl. http://www.sap.com/r3/imple.htm. 268 Befragung zur Einführung von R/3 Mit anderen Worten lag die durchschnittliche Dauer der 1995 produktiv gewordenen R/3-Projekte ungefähr bei einem Jahr. Diese Daten werden durch die Betrachtung der Schweizer Projekte nicht bestätigt (vgl. Abb. 5-13). Hier lag die durchschnittliche Einführungsdauer mit mehr als 15 Monaten deutlich höher. In der Schweiz lag die Dauer von 84% der Projekte unter zwei Jahren, d.h. bei einem leicht höher liegenden Projektanteil (84% im Vergleich zu 79%) war eine erheblich höhere Projektdauer (bis zu 24 Monaten) festzustellen. Dauer von SAP-Projekten (n=81) 16 14 Anzahl Nennungen 12 10 8 6 4 2 0 1-3 4-6 7-9 10-12 13-15 16-18 19-21 22-24 25-27 28-30 >30 84% Monate © Institut für Wirtschaftsinformatik, Bern 1997 Abb. 5-13: Einführungszeit von SAP R/3-Projekten in der Schweiz. Bei der Unterscheidung zwischen Grossprojekten und Projekten in KMUs entsteht ein signifikanter Unterschied (vgl. H 1.11). Die durchschnittliche Einführungszeit betrug in KMUs rund 12 Monate (n=37), in Grossunternehmen hingegen etwas mehr als 19 Monate (n=44). 269 Befragung zur Einführung von R/3 Bei der Untersuchung der Bestimmungsgrössen für die Dauer der Einführung lässt sich keine eindeutige Abhängigkeit erkennen. Zwar wird die Einführungsdauer bis zu einem gewissen Grad von der Anzahl der vorgesehenen Anwender beeinflusst. Diese Abhängigkeit ist allerdings nur schwach signifikant (vgl. H 3.4). Hingegen lässt sich erstaunlicherweise zwischen der Zahl der eingeführten Module und der Dauer eines Gesamtprojektes keine Abhängigkeit feststellen (vgl. H 3.3). Dies lässt die Vermutung zu, dass die Dauer eines Einführungsprojektes vor allem von der vorgesehenen Zeitplanung bestimmt wird resp. durch die Anzahl der eingesetzten Projektmitarbeiter und deren Freistellungsgrad beeinflusst werden kann (vgl. H 4.3 und H 4.8). Abweichungen bezüglich der geplanten Projektdauer konnten bei KMUs in 13 von 37 Projekten festgestellt werden. In Grossunternehmen liess sich nur bei 8 von 44 Projekten ein zeitlicher Verzug feststellen. Die durchschnittliche Abweichung lag in beiden Fällen bei rund 3 Monaten. Beim Vergleich dieser Daten stellt sich die Frage, warum Schweizer R/3-Projekte scheinbar länger dauern. Dies mag verschiedene Gründe haben: • In der vorliegenden Untersuchung sind auch Projekte vertreten, welche vor 1995 produktiv wurden. Da zu diesem Zeitpunkt erst wenige Erfahrungen zur Einführung von R/3 vorhanden waren, haben diese Projekte wegen ihres innovativen Charakters möglicherweise länger gedauert. • Ein weiterer Grund für die Verzerrung mag darin liegen, dass länger dauernde Grossprojekte in der 1995 von SAP veröffentlichten Aufstellung untervertreten sind. Der internationale R/3-Boom hat erst 1994 eingesetzt.261 Länger dauernde Projekte waren somit nicht bereits im Verlaufe des Jahres 1995 beendet. Da zahlreiche Schweizer Unternehmen im internationalen Vergleich hinsichtlich des R/3-Einsatzes eine innovative Rolle übernommen haben, ist davon auszugehen, dass Grossprojekte in der Schweiz weiter fortgeschritten sind. Eine Bestandesaufnahme zum heu- 261 Vgl. SAP AG (1996b), S. 18 f. 270 Befragung zur Einführung von R/3 tigen Zeitpunkt wird die Statistik folglich in Richtung längerer Projektdauer beeinflussen. • Eine andere mögliche Erklärung für diese Abweichung ist der unterschiedliche Einsatz personeller Ressourcen. Es wäre denkbar, dass im Ausland mehr Personalressourcen für SAP-Projekte zur Verfügung stehen und damit die Einführungsdauer reduziert werden kann. Eines der Hauptprobleme in Schweizer Projekten stellen fehlende personelle Ressourcen (zu geringe Freistellungsgrade, Überlastung durch das Tagesgeschäft) dar.262 Die Einführungszeiten sollen künftig durch bessere methodische Unterstützung der Einführung (Business Engineer, ASAP263), durch Vereinfachung des Anpassungsaufwandes (vorkonfigurierte Geschäftsprozesse; Templates) und durch verbesserte Schulungsmethoden (IDES) reduziert werden.264 262 263 264 Vgl. dazu Kapitel 5.4.4.1. ASAP = Accelerated SAP. Vgl. z.B. Stein (1997). 271 Befragung zur Einführung von R/3 5.4.4.5 Personaleinsatz während eines Projekts Die Produktivität der Projektteams kann durch die seriöse Vorarbeit in den entscheidenden Phasen erheblich gesteigert werden. Fehlen die konzeptionellen Voraussetzungen, so ist bei der Realisierung des Projektes mit einem erheblichen Nachbesserungsaufwand zu rechnen (vgl. Abb. 5-14). Aufwand Ist Soll Zeit Organisation und Konzeption Detaillierung und Realisierung Produktionsvorbereitung Produktivbetrieb Abb. 5-14: Vergleich des Projektaufwands im Zeitablauf.265 Bei der Betrachtung der Entwicklung des Projektaufwands entspricht die effektive Aufwandsverteilung in der Regel nicht genau den Sollvorstellungen (vgl. Abb. 5-14). In den konzeptionellen Phasen (vor allem Organisation und Konzeption) werden tendenziell zu wenig personelle Ressourcen eingesetzt. Daher ist nach der Detaillierungs- und Realisierungsphase keine wesentliche Abnahme des Personalbedarfs zu beobachten. Die fehlenden konzeptionellen Rahmenbedingungen wirken sich bei der Umsetzung des Projektes negativ aus und führen zu einem erheblichen Mehraufwand. Bei der statistischen Analyse dieses Zusammenhangs ist zwar eine Auswirkung der Intensität der Planung auf die Projektkosten und -dauer messbar (vgl. H 4.11 und 4.12), aber für einen 265 Vgl. Kupper (1988), S. 37; Thome/Hufgard (1996), S. 19. 272 Befragung zur Einführung von R/3 statistisch signifikanten Wirkungszusammenhang sind die vorhandenen Angaben zu unpräzis. Mitarbeiterzahl im Projekt (n=61) 12 Anzahl Mitarbeiter 10 8 6 4 2 0 Organisation und Konzeption Detaillierung und Realisierung Produktionsv orbereitung Produktionsanlauf Einführungsphase gesamt (100%-Stellen) Vollzeit Teilzeit Abb. 5-15: Personaleinsatz während der Durchführung von R/3-Projekten. Die Auswertung der Mitarbeiterzahlen in den Projekten ergab für die KMUs im Durchschnitt über alle Phasen 8.1 und für die Grossunternehmen 13.8 Mitarbeiter pro Projekt. Diese Werte spiegeln allerdings die effektiven Personalressourcen der Projekte nicht wider, da noch keine Unterscheidung zwischen Vollzeit- (100%-ige Freistellung) und Teilzeit-Beschäftigten vorgenommen wurde. Nach einer solchen Differenzierung finden sich für KMUs im Durchschnitt 1.4 Mitarbeiter und für Grossunternehmen 2.3 Mitarbeiter, welche vollamtlich mit der Projektarbeit betraut waren, sowie 4.6 (KMUs) und 7.8 Mitarbeiter (Grossunternehmen), welche nur teilzeitlich für das Projekt arbeiteten. Abb. 5-15 zeigt detaillierte Angaben der eingesetzten Personalressourcen über sämtliche Projektphasen und über alle Projekte. Bei der Betrachtung der Freistellungsgrade der Projektleiter ist noch einmal darauf hinzuweisen, dass diese in etlichen Pro- 273 Befragung zur Einführung von R/3 jekten nicht vollständig freigestellt waren (durchschnittlicher Freistellungsgrad 67%).266 Erwartungsgemäss finden sich hingegen für den durchschnittlichen Freistellungsgrad der Teilzeitbeschäftigten Werte von knapp unter der empfohlenen 50%-Grenze267 (48% für KMUs und 40% für Grossunternehmen). 5.4.4.6 Beratereinsatz Der Beizug von externen Beratern in ein R/3-Projekt ist in der Regel unumgänglich. Die Gründe für die Zusammenarbeit mit externen Beratern liegen vor allem beim fehlenden internen R/3-Know-how und bei den nicht ausreichend verfügbaren internen Personalressourcen. Daneben spielen auch der Wunsch einer neutralen Betrachtungsweise sowie die betriebswirtschaftlichen und methodischen Kenntnisse der Berater eine wichtige Rolle für die Zusammenarbeit. Bei allen antwortenden Unternehmen wurde während des Projektverlaufs mindestens ein Berater eingesetzt. Beratungspartner in R/3-Projekten (n=144) Andere 18% SAP 25% Plaut 2% Muth Partners 2% IPM 2% Price Waterhouse 2% CSC PLOENZKE 2% Sohard 3% DEC 3% IMG 3% KPMG Fides 3% ATAG debis 4% Andersen Consulting 6% Consoft 11% Datamind 7% Abb. 5-16: Beratungspartner in R/3-Projekten. 266 267 Vgl. dazu Kap. 5.4.4.3.5. Vgl. Balmer/Mirchandiani (1996); Grupp (1987), S. 52. 274 STG-Coopers & Lybrand 7% Befragung zur Einführung von R/3 Viele Beratungsunternehmen haben sich auf Dienstleistungen rund um R/3-Einführungen spezialisiert. Bei Betrachtung der herangezogenen Beratungsunternehmen wird das Vertriebskonzept der SAP ersichtlich. Drei Viertel aller Projekte wurden von LogoPartnern oder von unabhängigen Beratungsunternehmen begleitet und nur ein Viertel (25%) wird von SAP selbst betreut. Etwas mehr als 50% der R/3-Beratungsdienstleistungen wurde von Logo-Partnern oder Systemhäusern (vgl. Abb. 5-13) erbracht. Rund ein Fünftel teilten sich viele meist kleinere Beratungsunternehmen, welche sich entweder auf bestimmte Gebiete (z.B. EDI, Electronic Commerce, Archivierung) spezialisiert haben oder deren R/3-Aktivitäten sich erst im Aufbau befanden. Für die Wahl der Berater waren neben den R/3-Kenntnissen auch deren Branchenkenntnisse und soziale Kompetenzen massgebend. Oft wurden Beraterpersönlichkeiten unabhängig von einem präferierten Beratungsunternehmen gewählt. Diesem Auswahlkriterium steht die Grösse von Beratungsunternehmen gegenüber, welche Gewähr bietet, dass im Bedarfsfall auf ein ausreichendes Know-how-Potential zurückgegriffen werden kann. Mit der Qualität der Beratungsdienstleistungen waren die meisten R/3-Anwender zufrieden. Jedoch wurden die systemorientierten R/3-Kenntnisse besser beurteilt als die methodischen Kenntnisse. In rund einem Zehntel der Fälle waren die Kunden mit den Beratungsdienstleistungen nicht zufrieden. Dies wird auch deutlich bei der Betrachtung der Probleme der Projektleiter (vgl. Kap. 5.4.4.1). In diesem Zusammenhang wurden die unzureichenden Kenntnisse einzelner Berater mehrfach erwähnt. Ein signifikanter Einfluss der Beraterqualität auf die Kosten und die Dauer einer Einführung (vgl. H4.1 und 4.2) konnte nicht nachgewiesen werden. 275 Befragung zur Einführung von R/3 5.4.4.7 Projektkosten Ein repräsentatives R/3-Projekt mit den Modulen FI, CO, MM, AM, HR und SD für 100 Named User verursachte bei KMUs nach der Entfernung von Ausreisserwerten Kosten von durchschnittlich 2,28 Mio CHF. In Grossunternehmen betrugen die vergleichbaren Kosten für Projekte rund 2,34 Mio CHF. Damit lässt sich auf der Kostenseite kein signifikanter Unterschied zwischen KMUs und Grossunternehmen feststellen (vgl. H 1.7). Die Höhe der Projektkosten wird stark von der Anzahl der vorgesehenen Anwender (H 3.2) und nur geringfügig von der Zahl eingeführten Module (vgl. H 3.1) beeinflusst. Dabei ergibt sich pro Named User ein Wert von rund CHF 20'500.- bei einer Standardabweichung von CHF 1'074.-. Bei der Untersuchung der branchenspezifischen Werte ergeben sich nur geringfügige Unterschiede. Beispielsweise fallen in der Industrie durchschnittlich für einen Named User Kosten von CHF 19'500.- an (Standardabweichung CHF 1'121.-). Budgetverteilung (Mittelwert) (n=56) Schulungskosten 9% Einführungskosten 44% Hardw arekosten 25% Softw arekosten 22% Abb. 5-17: Kostenaufteilung bei der Einführung von R/3. 276 Befragung zur Einführung von R/3 Die Betrachtung der Verteilung der Gesamtkosten268 in den Kategorien Hardware-, Software-, Einführungs- und Schulungskosten ergibt folgendes Bild: Je rund ein Viertel der Gesamtkosten wurde für den Kauf von Hardware und Softwarelizenzen benötigt, etwas mehr als die Hälfte für die Einführung und Schulung (vgl. Abb. 5-17). Von den gesamten Einführungskosten wurde rund ein Fünftel für die Schulung eingesetzt. Die Kostenverteilung bei Grossunternehmen und bei KMUs ist identisch (vgl. H 1.8). Grob gesehen ergibt sich daraus ein Verhältnis von 1:1:2 (Hardware, Software, Einführung). Allerdings wird vermutet, dass bei den Einführungskosten oft nur die direkten Kosten angegeben wurden. Die indirekten Kosten, z.B. verursacht durch Arbeitsausfallzeiten der Endanwender, wurden wohl nur selten in die Kostenaufstellungen miteinbezogen. Da die einführungsbedingten Kosten unter Berücksichtigung auch aller indirekten Kosten möglicherweise erheblich höher angesetzt werden müssten, entspräche ein Kostenverhältnis von 1:1:5 wahrscheinlich eher den realen Gegebenheiten.269 5.4.4.8 Einhaltung der Projektziele Die Einführung von IS hat sich in der Vergangenheit oftmals nur auf einzelne Unternehmensbereiche beschränkt. Dabei hielten sich auch die Anpassungen und Veränderungen in der betrieblichen Aufbau- und Ablauforganisation in Grenzen, weil in vielen Fällen massgeschneiderte Individualsoftware eingesetzt wurde. Mit dem Verfügbarwerden von EMS hat sich diese Situation verändert. EMS decken mit standardisierten Prozessen die meisten betriebswirtschaftlichen Vorgänge in den Unternehmen ab. Meist wird jedoch eine Anpassung bestehender Abläufe im Unternehmen an die in den EMS vorgegebenen Standardprozesse unumgänglich. Die Dynamik, welche ein derartiger Eingriff in einem Unternehmen auslöst, ist vielfach schwer vorauszusehen. Darüber hinaus besteht zu Beginn eines Projektes wegen der Komplexität der am Markt angebotenen EMS selten ein klares Bild über die Einsatzmöglichkeiten eines neuen Systems. Über- oder Unterschätzung der Möglichkeiten von EMS-Systemen sind keine Seltenheit. 268 269 Vgl. dazu auch AFOS (1996), S. 36. Vgl. dazu Stein (1997). 277 Befragung zur Einführung von R/3 Die Formulierung von realistischen und bis zum Projektende verbindlichen Zielsetzungen wird dadurch erheblich erschwert.270 Hingegen bleiben die Ziele aufgrund der verhältnismässig kurzen Einführungszeiten weitgehend unverändert. Umfeldbedingte Anpassungen während des Projektes sind zwar durch die grosse Dynamik innerhalb und zwischen den Unternehmen (z.B. Fusionen) insbesondere unter den heutigen Rahmenbedingungen nicht ausgeschlossen, stellen aber doch eher die Ausnahme dar. Auf die Frage nach der Zielerreichung liess sich feststellen, dass in den meisten Projekten die gesetzten Ziele eingehalten werden konnten (vgl. Abb. 5-18). Dabei fällt auf, dass Termin- und Sachziele besser eingehalten wurden als Kostenziele. Letztere konnten in 30% der Fälle nicht eingehalten werden. Die gesetzten Sachziele wurden in einigen Fällen (8%) sogar übertroffen. Terminziele Sachziele Kostenziele (n=80) (n=78) (n=73) nicht eingehalten 22% nicht eingehalten 23% übertroffen 1% nicht eingehalten 30% übertroffen 8% eingehalten 76% eingehalten 70% übertroffen 5% eingehalten 65% Abb. 5-18: Zieleinhaltung in R/3-Projekten. Die Zielüberwachung erfolgte in den meisten Fällen durch den Lenkungsausschuss anhand eines einfachen Soll/Ist-Vergleichs. Die einzelnen Reviews während des Projekts fanden entweder periodisch (wöchentlich oder monatlich) oder bei Erreichen festgelegter Meilensteine statt. 73 R/3-Anwender (77%) stellten während ihres Projektes Zielabweichungen fest. Von diesen 73 Anwendern haben 27% ihre Zielsetzungen in der Folge nicht angepasst (vgl. 270 Vgl. Litke (1995), S. 31. 278 Befragung zur Einführung von R/3 Abb. 5-19). Viele Anwender versuchten, die gesetzten Ziele durch Mehrleistungen der Projektmitarbeiter oder durch Reduktion der Anforderungen zu erreichen. Reaktion auf Zielabweichungen (n=73) Keine Anpassung der Ziele, sondern... 27% Neuformulierung der Ziele 21% Geringe Anpassung der Ziele 52% Abb. 5-19: Reaktion auf Zielabweichungen. Von den Befragten, welche Zielabweichungen feststellten, haben 52% ihre Zielsetzungen geringfügig angepasst und 21% vollständig neu formuliert. Bei Betrachtung dieser Zahlen wird deutlich, dass es nicht einfach ist, realistische und bis zum Projektende verbindliche Zielsetzungen von Beginn an zu formulieren. Vielmehr muss am Anfang eines Projektes versucht werden, einen Rahmen vorzugeben, welcher zwar einen gewissen Spielraum zulässt, während des Projektes aber nicht verlassen werden sollte. Die Detailziele können erst nach den einleitenden Phasen verbindlich festgelegt werden. Sie müssen rollierend überprüft und nötigenfalls angepasst werden. Damit während eines Projektes Phasen der Orientierungslosigkeit verhindert werden können, lohnt sich die Formulierung von Zwischenzielen. Diese sollen sich grundsätzlich an den Endzielen orientieren, können aber von Phase zu Phase neu festgelegt werden. Die Motivation der Projektmitarbeiter bleibt durch die klare Zielorientierung und durch die greifbare Nähe der Ziele erhalten. 279 Befragung zur Einführung von R/3 5.4.4.9 Methoden und Werkzeuge Die Wichtigkeit der methodischen Unterstützung einer R/3-Einführung wird immer wieder unterstrichen.271 Ein Vorgehensmodell stellt den Rahmen für die Einführung dar und legt fest, welche Aktivitäten in welcher Reihenfolge ausgeführt werden müssen. Innerhalb dieses Rahmens werden durch den Einsatz spezifischer Methoden (z.B. ereignisgesteuerte Prozessketten - EPK) bestimmte Bereiche eines Einführungsprojektes systematisiert. Eine sinnvolle Anwendung solcher Methoden kann nur mit entsprechender ToolUnterstützung (vgl. Tab. 5-6) erreicht werden. Produkt Hersteller WWW-Adresse ARIS-Toolset IDS Prof. Scheer GmbH http://www.ids-scheer.de/ LiveModel IntelliCorp http://www.intellicorp.com/ Visio Business Modeler Visio Corporation http://www.visio.com/ Tab. 5-6: Prozessmodellierungswerkzeuge zur Unterstützung der R/3-Einführung. Die zu diesem Sachgebiet gestellten Fragen verdeutlichten, dass sich diese Sichtweise in der Praxis keineswegs überall durchgesetzt hat. 30% der Befragten gaben an, bei der R/3-Einführung kein Vorgehensmodell verwendet zu haben. In den anderen Fällen wurde die Einführung mehrheitlich auf Basis des im R/3-System integrierten Customizing-Vorgehensmodells durchgeführt. Je 9% der Anwender setzten entweder eigene Vorgehensmodelle ein oder griffen auf jene der unterstützenden Beratungsunternehmen zurück (vgl. Abb. 5-20). Bei der Betrachtung der Verhaltensunterschiede zwischen Grossunternehmen und KMUs liessen sich keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Verwendung von Vorgehensmodell und des Einsatzes von Softwareunterstützungswerkzeugen feststellen (vgl. H 1.12). 271 Vgl. z.B. Hufgard (1995), S. 43 ff. 280 Befragung zur Einführung von R/3 Ein Vergleich zu den Ergebnissen von 1994 zeigt eine deutliche Veränderung. Während 1994 64% der Befragten bei der R/3-Einführung kein Vorgehensmodell verwendet haben272, waren es 1996 nur noch 30%. Verwendete Vorgehensmodelle (n=87) Andere Vorgehensmodelle v erw endet (z.B. firmenspezifische) 9% Beraterspezifische Vorgehensmodelle v erw endet 9% SAP-Vorgehensmodell v erw endet 52% Kein Vorgehensmodell v erw endet 30% Abb. 5-20: Verwendete Vorgehensmodelle. Die Frage nach dem Einsatz von Tools zur Unterstützung einer R/3-Einführung haben 46% mit "Ja" beantwortet. Dies mag insbesondere vor dem Hintergrund der beinahe allgegenwärtigen ISO-9000-Zertifizierungsprojekte erstaunen. Zur Erreichung der Zertifizierung müssen u.a. die Prozesse in geeigneter Weise dokumentiert und laufend an die stattfindenden Veränderungen angepasst werden. Dabei drängt sich die Verwendung von Prozessbeschreibungswerkzeugen geradezu auf. Unter den verwendeten Werkzeugen (vgl. Abb. 5-21) dominieren ProjektmanagementTools (MS-Project) und Prozessbeschreibungswerkzeuge (ARIS-Toolset, ABC-Flowcharter und Visio). Daneben werden insbesondere das MS-Office-Paket zur Dokumentation und einige andere Tools (z.B. System-Architekt oder Rochade) zur Unterstützung des Einführungsprozesses eingesetzt. 272 Vgl. Knolmayer/Portner/von Arb (1995), S. 48. 281 Befragung zur Einführung von R/3 Auch bei dieser Frage zeigte sich, dass im Unterschied zu dem 1994 ermittelten Wert (25%)273 im Sommer 1996 bei R/3-Einführungsprojekten wesentlich häufiger (46%) Softwareunterstützungswerkzeuge eingesetzt wurden. Eingesetzte Tools n=80, inkl. Mehrfachnennungen) ( MS-Project MS-Office ARIS ABC-Flowcharter Visio Andere 0 5 10 15 Anzahl Nennungen Abb. 5-21: Verwendete Tools. 273 Knolmayer/Portner/von Arb (1995), S. 48. 282 20 25 30 Befragung zur Einführung von R/3 5.4.4.10 Kritische Erfolgsfaktoren Im Rahmen der vorliegenden empirischen Untersuchung wurden die 1995 ermittelten Resultate überprüft. Abb. 5-22 zeigt die Gewichtung der einzelnen Faktoren aus der aktuellen Untersuchung. Kritische Erfolgsfaktoren (n=79) Ausw ahl v on Beratungspartnern Projektleiter Kommunikation Klar formulierte Zielsetzungen Schulung der Benutzer Projektorganisation Einbeziehung des Managements Methodisches Vorgehen Überdenken bzw. Neugestaltung der Geschäftsprozesse Know -how -Transfer Datenmigration Verbindung zu ex istierenden Informationssystemen Dokumentation Lenkungsausschuss Staffelung der Einführung Change-Management Umfassende Planung des Betriebes Gestaltung der Systemarchitektur Releaseplanung Aufw and für Vertragsgestaltung Intensität der Evaluation 0% v öllig unbedeutend u w 25% unbedeutend 50% mittlere Bedeutung 75% w ichtig 100% sehr w ichtig s Abb. 5-22: Kritische Erfolgsfaktoren bei der Einführung von SAP R/3. Es zeigte sich, dass sich an der Grundhaltung wenig geändert hat. In der aktuellen Erhebung wurde den gleichen Faktoren der Vorzug gegeben wie in der 1995 durchgeführten Befragung. Eine Ausnahme stellt die "Auswahl von Beratungspartnern" dar. Während diesem Faktor in unserer Expertenbefragung ein relativ geringes Gewicht zugemessen 283 Befragung zur Einführung von R/3 wurde, erscheint dieser nun an erster Stelle. Eine Ursache für die Änderung in der Einschätzung könnte in der stark gestiegenen Nachfrage nach Beratungsdienstleistungen liegen. Durch die ständige Rekrutierung neuer Berater in grossen Beratungsunternehmen und durch das vermehrte Auftreten von "Freelancern" auf dem Markt scheint ein erhebliche Unterschiede in der Qualität der Dienstleistungen entstanden zu sein. Darüber hinaus mögen strukturelle Probleme in kleineren Beratungsunternehmen zu einer zusätzlichen Verunsicherung und zu einer stärkeren Gewichtung der "Auswahl von Beratungspartnern" beigetragen haben. Die übrigen Faktoren decken sich mit dem bereits bekannten Bild. Der Wahl des Projektleiters kommt durch dessen zentrale Rolle innerhalb des Projektes eine massgebende Bedeutung zu (vgl. Kap. 5.4.4.3.5). Die Kommunikation während eines Projektes wurde ebenfalls in den Vordergrund gestellt. Sie kann sich auf verschiedene Ebenen beziehen. Eine zentrale Rolle scheint in diesem Zusammenhang die Kommunikation mit den Endanwendern zu spielen (vgl. Kap. 5.4.4.1). Klar formulierte Zielsetzungen werden im Zusammenhang mit EDV-Projekten immer wieder als wichtig erachtet.274 Die Formulierung von messbaren und ehrgeizigen, aber erreichbaren Zielen und deren Überwachung (Projektcontrolling) ist eine schwierige und anspruchsvolle Aufgabe (vgl. Kap. 5.4.4.8). Durch entsprechende Schulung werden die Anwender in die Lage versetzt, das eingeführte System in der vorgesehenen Art und Weise zu nutzen. Ein schlechter Ausbildungsstand der Anwender führt zu Akzeptanzproblemen und zu Fehleingaben, welche die Qualität der vom System zur Verfügung gestellten Informationen massgeblich beeinträchtigen (vgl. Kap. 5.4.7.2). 274 Vgl. z.B. Meister (1990), S. 37. 284 Befragung zur Einführung von R/3 Die restlichen projektmanagementbezogenen Faktoren (z.B. Projektorganisation, Einbeziehung des Managements, methodisches Vorgehen, BPR und Know-how-Transfer) dürfen ebenfalls nicht vernachlässigt werden. Es sei darauf hingewiesen, dass die dargestellte Gewichtung der Erfolgsfaktoren nicht "allgemeingültig" ist. Analog der Unterschiedlichkeit der Erfolgsfaktoren verschiedener Branchen275 ist auch bei der Einführung von R/3 davon auszugehen, dass diese Erfolgsgrössen situativ ermittelt werden müssen. Die dargestellte Gewichtung ist als Rahmen für die Ermittlung unternehmensspezifischer Erfolgsfaktoren aufzufassen. Wie bereits dargelegt, scheinen technische Faktoren eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass sowohl in der Expertenbefragung (vgl. Kap. 4.5) als auch in der hier dargestellten empirischen Untersuchung den Faktoren "Aufwand für Vertragsgestaltung" und "Intensität der Evaluation" nur wenig Gewicht beigemessen wurde. 5.4.5 Systemtechnisches Umfeld 5.4.5.1 Bisherige Systemarchitektur Vor der Einführung des R/3-Systems befanden sich die betriebswirtschaftlichen Anwendungen bei einer Mehrheit der Befragten (79%) auf einer Host-Plattform (vgl. Abb. 523). Bei rund 14% der untersuchten Unternehmen fand eine Horizontalverschiebung der Anwendungsplattform statt. Diese Gruppe von Unternehmen setzten vor dem Übergang auf R/3 vorwiegend AS/400-Systeme ein. Da das R/3-System die AS/400-Plattform erst seit kurzem unterstützt, sahen sich viele Unternehmen gezwungen, auf Unix oder Windows NT zu wechseln. Ein Upsizing stellt eher die Ausnahme dar. Nur bei 7% der Unternehmungen befand sich die betriebswirtschaftliche Anwendungsplattform vor der R/3-Einführung auf PCServer-Ebene. 275 Vgl. Rockart (1979), S. 87 f. 285 Befragung zur Einführung von R/3 Plattform für betriebswirtschaftliche Anwendungen vor der R/3-Einführung (n=91) Abteilungsrechner (z.B. AS/400) 14% PC-Serv er (z.B. Nov ell) 7% Host-Umgebung 79% Abb. 5-23: Ursprüngliche Hardwarekonfiguration. 5.4.5.2 Bisherige Softwarearchitektur Dem Alter des abzulösenden IS kommt als Auslöser für die Einführung eines neuen EMS eine zentrale Rolle zu. Je älter ein bestehendes Anwendungssystem ist, desto schwieriger wird es, Fachkräfte für seine Wartung zu finden. Unzureichende Dokumentation und der Einsatz unprofessioneller Systementwicklungstechniken verstärken dieses Problem. Auch bei regelmässiger Wartung von Individualsoftware entwickelt sich das vorhandene System zusehends zu einem "Flickwerk", dessen Unterhalt ab einem gewissen Zeitpunkt praktisch unmöglich wird. Ferner werden die Unternehmungen durch die rasante Weiterentwicklung im Hardware-Umfeld zum Release-Wechsel ihrer Betriebssysteme gezwungen. Vielfach ist damit auch eine Portierung der vorhandenen Applikationen verbunden, welche sich aus den oben genannten Gründen nur noch schwer realisieren lässt. Ein anderer Grund für den Ersatz vorhandener Systeme stellt das "Jahr 2000-Problem" dar. Dieses beruht auf der Speicherung von zweistelligen Jahresangaben, welche ohne entsprechende Modifikationen spätestens im Jahr 2000 Fehlerquellen darstellen wer- 286 Befragung zur Einführung von R/3 den.276 Die meisten aktuell angebotenen EMS haben das "Jahr 2000-Problem" angeblich gelöst. Die SAP AG hat das System R/2 bereits um 1990 auf vierstellige Jahresdarstellungen umgestellt und das R/3-System wurde von Beginn an so entworfen.277 Andere EMSAnbieter haben das Problem vorläufig durch Einsatz von Fenster-Techniken gelöst.278 Weitere Faktoren, welche für die Einführung einer neuen Software ausschlaggebend sein können, wurden in Kapitel 5.4.3.1 beschrieben. Abb. 5-24 zeigt, welche Kategorien von Software in den befragten Unternehmen durch den Einsatz von R/3 abgelöst worden sind. In mehr als der Hälfte der Fälle betraf dies Individualsoftware. Ein Drittel der ersetzten Systeme waren Standardsoftwarepakete. Rund 10% der befragten R/3-Anwender ersetzten mit dem R/3-System das hostbasierte R/2-System. Nur eine kleine Anzahl von Anwendern setzt R/3 ergänzend zu R/2 ein (2%). Ersetzte Softwarekategorien (n=118, inkl. Mehrfachnennungen) Ersatz für SAP R/2 12% Ergänzung zu SAP R/2 2% Ersatz für eigenerstellte Indiv idualsoftw are 39% Ersatz für andere Standardsoftw arepakete 32% Ersatz für durch Softw arehäuser erstellte Indiv idualsoftw are 15% Abb. 5-24: Durch R/3 ersetzte Softwarekategorien. 276 277 278 Vgl. Knolmayer (1997). Walter (1997). So z.B. JDEdwards; vgl. McKendrick (1995). 287 Befragung zur Einführung von R/3 Die vermuteten Einflüsse der bisherigen Informatiksituation auf die Kosten und Dauer von R/3-Projekten konnten nicht bestätigt werden. Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen Unternehmungen mit und ohne SSW-Einsatz einerseits noch zwischen Unternehmungen mit und ohne R/2-Erfahrung andererseits (vgl. H 2.1 und H 2.2). 5.4.5.3 Eingesetzte Systemkomponenten In Kapitel 3.4 wurden die verschiedenen Gestaltungsvarianten der Systemarchitektur von R/3 beschrieben. Obwohl drei- und mehrstufige Client/Server-Systeme eine deutlich höhere Flexibilität bei der Lastverteilung bieten279, ist deren Verbreitung in der Schweiz relativ gering. Weitaus am häufigsten ist die Zwei-Ebenen-Architektur vorzufinden (80%). Dabei werden PCs als Präsentationsrechner eingesetzt und die Applikationsund Datenbankebene ist auf einem Server zusammengefasst. Nur gerade ein Fünftel (20%) der befragten R/3-Anwender verteilt die Daten- und die Applikationslogik auf verschiedene Server (dreistufige Architektur). Häufig ist neben einem produktiven R/3-System ein Test-System im Einsatz. Durch die Offenheit von R/3 (vgl. Kapitel 3.4) können die verschiedensten Systemkomponenten für den Betrieb verwendet werden. Abb. 5-25 zeigt, welche Komponenten in den befragten Unternehmen hauptsächlich eingesetzt wurden. Im Bereich der Datenbanken setzten 84% Oracle und 12% Informix ein. Die übrigen Datenbanksysteme besitzen in der Schweiz als R/3-Basis nur geringe Verbreitung. Im Bereich der Betriebssysteme ist noch immer eine starke Dominanz von Unix festzustellen. Experten gehen jedoch davon aus, dass Windows NT spätestens 1998 als Basissystem für R/3 mit Unix gleichziehen wird.280 Gegenüber der Untersuchung aus dem Jahre 1994281 ist der Anteil von Unix bzw. Unix-Derivaten bei den Betriebssystemen unverändert geblieben und hat sich auf dem hohen Niveau stabilisiert (86%). Dagegen 279 280 281 Vgl. Buck-Emden/Galimov (1996), S. 29. Vgl. Igler (1996), S. 14 f.; Igler (1997), S. 19 ff. Vgl. Knolmayer/Portner/von Arb (1995), S. 20. 288 Befragung zur Einführung von R/3 konnte Windows NT seinen Anteil an den Betriebsystemen seit 1994 von 7% auf 14% auf Kosten von Open VMS verdoppeln. Etwas differenzierter erweist sich die Situation bei den graphischen Benutzeroberflächen (GUI). Während Windows NT in der Untersuchung von 1994 noch nicht vertreten war, findet sich diese Oberfläche nun mit 12% Anteil bereits auf dem zweiten Platz wieder. An erster Stelle befindet sich weiterhin Windows 95 (resp. Windows 3.1) mit 77%. Der Anteil von OS/2 ist in etwa gleich geblieben (6%). Hingegen hat der Verbreitungsgrad der Benutzeroberflächen von Macintosh (minus 5%) und OSF-Motif (minus 4%) beträchtlich abgenommen. Eingesetzte Datenbank (n=95) ADABAS D MS SQL 1% DB/2 Server 1% 2% Informix 12% Graphische Benutzeroberfläche (n=90) Eingesetztes Betriebssystem (n=91) Macintosh OSF-Motif 1% OS/2 4% 6% Windows NT 14% Windows NT 12% Oracle 84% Unix 86% Windows 95 (3.1) 77% Abb. 5-25: Eingesetzte Systemkomponenten. Bei der Analyse der Anteile der eingesetzten Unix-Betriebssysteme ergab sich ungefähr ein ähnliches Bild wie 1994.282 Für IBM und DEC liessen sich Anteile von je einem Drittel ermitteln. Beinahe die gleiche Bedeutung ist HP mit 28% einzuräumen, während Sun OS und Solaris mit 6% deutlich zurücklagen (vgl. Abb. 5-26). Bei diesen Ergebnissen gilt es allerdings zu beachten, dass die Werte aufgrund des kleinen n die wirklichen Marktanteile nicht exakt widerspiegeln. Ferner wurde die Grösse der Installationen bei der Messung der relativen Anteile nicht mitberücksichtigt. 282 Vgl. Knolmayer/Portner/von Arb (1995), S. 19. 289 Befragung zur Einführung von R/3 Eingesetztes Unix-Betriebssystem (n=50) Sun OS / Solaris 6% IBM AIX 34% HP UX 28% DEC (OSF/2, Ultrix ) 32% Abb. 5-26: Anteile der Unix-Betriebssysteme 5.4.5.4 Systemgrösse Die Systemgrösse der befragten Unternehmungen wurde anhand der Anzahl Named User ermittelt. Bei KMUs betrug die durchschnittliche Systemgrösse 49 und bei Grossunternehmen 104 Named User. Obschon im Sommer 1996 rund 65% der Projekte abgeschlossen waren, zeigte sich, dass die Endausbaustufe erst in den wenigsten Fällen erreicht war. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten bei KMUs rund 60% und bei Grossunternehmen aber erst rund ein Fünftel der für die Endausbaustufe vorgesehenen Anzahl Benutzer Zugang zum System (vgl. Abb. 5-27). Die vorgesehene Anzahl Named User im Endausbau unterscheidet sich signifikant und beträgt bei KMUs durchschnittlich 84 und bei Grossunternehmen 477 (vgl. H 1.2). 290 Befragung zur Einführung von R/3 Durchschnittliche Anzahl Named User Systemgrösse aktuell und in Zukunft (n=83) 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 KMU's Grossunternehmen Aktuell Endausbau Abb. 5-27: Entwicklung der Systemgrösse. Zur groben Bestimmung der Systemgrösse (Anzahl Named User) wurde untersucht, inwiefern eine Abhängigkeit zwischen der Mitarbeiter- und der R/3-Anwenderzahl eines Unternehmens besteht (vgl. H 1.1). Dabei liess sich insbesondere in der Industrie eine starke Abhängigkeit zwischen diesen Grössen ermitteln. Demnach benutzen bei einer repräsentativen Installation (6 Module) rund ein Drittel der Mitarbeiter das R/3-System. In den übrigen Branchen liess sich in diesem Zusammenhang keine signifikante Abhängigkeit feststellen. 5.4.5.5 Integration von Desktop-Applikationen Die Systemarchitektur von R/3 erlaubt die Anbindung verschiedenster Fremdsysteme. Schweizer R/3-Anwender nutzen diese Möglichkeiten in beachtlichem Umfang (vgl. Abb. 5-28). Die weit verbreiteten MS Office-Applikationen wurden bei 60% der befragten Unternehmen an das R/3-System angebunden. Rund 18% der befragten Unternehmen verwenden ein Archivierungssystem als Ergänzung zum R/3-System und 7% nutzen die Möglichkeit zur Integration von CAD-Anwendungen. Die letztgenannte Zahl ist dahingehend zu relativieren, dass nur 44% der antwortenden Unternehmen dem Industriesektor angehören. 20% der Befragten gaben an, Schnittstellen zu anderen als 291 Befragung zur Einführung von R/3 den genannten Produkten eingerichtet zu haben. Darunter fallen u.a. Eigenentwicklungen (4), EDI (2), Barcode-Erfassungssysteme (2) und Wertschriftenpakete (1). Integration von Fremdprodukten (n=83) 70% Relative Häufigkeit 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Office-Applikationen (z.B. MS-Office) Archiv ierungssy s teme CAD-Anw endungen Andere Art der Applikation Abb. 5-28: Integration von Fremdprodukten. 5.4.5.6 Outsourcing Unter Outsourcing ist die mittel- und langfristige Übertragung einzelner oder aller bisher innerbetrieblich erfüllten IV-Aufgaben an ein rechtlich unabhängiges Dienstleistungsunternehmen zu verstehen.283 Grundsätzlich ist zwischen einer sachlichen und einer zeitlichen Dimension zu unterscheiden. Die sachliche Sicht unterscheidet partielles von totalem Outsourcing von IV-Aufgaben sowie ein "Process Outsourcing", bei welchem sowohl das Basisgeschäft als auch die zugehörige IV-Abwicklung ausgelagert werden ("Business Solution"). Zeitlich kann eine IV-Aufgabe auf Dauer oder bloss vorübergehend ausgelagert werden. Auch für die Einführung und den Betrieb des R/3-Systems kann sich eine betriebliche Ausgliederung lohnen. Grundsätzlich ist im R/3-Umfeld eine Trennung zwischen betriebswirtschaftlicher Ebene (FI, CO, AM, MM, PP, etc.) und technischer Ebene (BC, Betriebssystem, Datenbank, etc.) sinnvoll. Insbesondere in KMUs kann sich eine Ausla- 283 Mertens/Knolmayer (1995), S. 17. 292 Befragung zur Einführung von R/3 gerung des technischen Betriebs von R/3 lohnen.284 Bei dieser Form des Outsourcings stellt sich die Frage, ob nur das R/3-System (Server, Betriebssystem und R/3-Basis) oder die gesamte IT-Infrastruktur (inkl. Netzwerk und Client-Arbeitsplätzen) ausgelagert werden soll. Zweifellos geht mit steigendem Auslagerungsgrad internes Know-how verloren und gleichzeitig steigt die Abhängigkeit von Dienstleistungsunternehmen. Ein Outsourcing der betriebswirtschaftlichen Funktionen des R/3-Systems erscheint wenig sinnvoll, da dieses Wissen zu den Kernkompetenzen der Fachabteilungen gehört und bei der Implementierung mit dem notwendigen Systemwissen ergänzt werden muss. Beim Outsourcing dieses Know-hows entstehen starke Abhängigkeiten von den involvierten Beratungsunternehmungen und die Wartbarkeit des System ist längerfristig in Frage gestellt. Der ergänzende Einbezug von Beratungspartnern für den Einführungsprozess ist hingegen nahezu unumgänglich.285 Rund ein Drittel der Schweizer R/3-Anwender betrieben beim Einsatz von R/3 ein Outsourcing. Bei der Form des Outsourcings zeigte sich ein einheitliches Bild. Eine Mehrheit der R/3-Anwender (72%) hat sich für ein ausschliesslich systemtechnisches Outsourcing (Einrichtung und Wartung der Hardware, der Systemsoftware, des R/3Basissystems und der Datenbank) entschieden. Die übrigen Bereiche wurden eher selten ausgegliedert. Abb. 5-29 veranschaulicht, welche im Zusammenhang mit dem R/3Einsatz anfallenden Aufgaben innerbetrieblich286 und welche ausserbetrieblich wahrgenommen werden. Zusätzlich wird gezeigt, welche Aufgaben in welchem Ausmass sowohl innerbetrieblich als auch durch den Outsourcer ('beides' in der Grafik) wahrgenommen werden. 284 285 286 Vgl. AFOS (1996), S. 33 ff. Vgl. Kap. 5.4.4.6. Unter innerbetrieblichem Outsourcing ist z.B. der Betrieb der Hardwareplattform für das R/3System im eigenen Unternehmen aber durch fremdes Personal zu verstehen. 293 Befragung zur Einführung von R/3 Outsourcing (n=29) 20 Anzahl Nennungen 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Einführung (Projektv erantw ortung) R/3-Hardw are (Serv er) R/3-System: Basis (Releasew echsel, DB) R/3-System: betriebsw irtschaftlich (Customizing) Netzw erke (LAN, WAN) Form des Outsourcing innerbetrieblich ausserbetrieblich beides Abb. 5-29: Outsourcingvarianten von R/3. Zusätzlich zur Frage nach der Häufigkeit und der Art des Oursourcings wurde untersucht, ob sich die Wahl einer Outsourcing-Lösung auf die durchschnittliche Dauer und Kosten einer Einführung auswirkt (vgl. H 4.9 und 4.10). Dabei konnten weder im Bereich der Kosten noch im Bereich der Einführungsdauer signifikante Unterschiede festgestellt werden. Auch bei der Betrachtung der Unterschiede in den Verhaltensweisen von KMUs und Grossunternehmen liess sich kein signifikanter Unterschied feststellen: KMUs wählen nur unwesentlich häufiger eine Outsourcing-Lösung für den Betrieb des R/3-Systems als Grossunternehmen (vgl. H 1.15). 294 Befragung zur Einführung von R/3 5.4.6 Anpassung des R/3-Systems 5.4.6.1 Anpassung der Organisation und/oder der Software Ein noch so flexibles EMS kann den betrieblichen Ist-Zustand in den wenigsten Fällen exakt abdecken. Daher stellt sich die Frage nach der Art der vorzunehmenden Anpassungen. Sollen die Unternehmensprozesse in vollem Umfang auf das System ausgerichtet werden oder soll das System mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln an das eigene Unternehmen angepasst werden? Beide Vorgehensweisen stellen Extremvarianten dar, deren Umsetzung in den meisten Fällen wenig sinnvoll ist. Beim Kauf von EMS wird betriebswirtschaftliches Know-how in grossem Umfang miterworben. Diese betriebswirtschaftlichen Vorstellungen über den Ablauf von Prozessen wurde in einer grossen Zahl von Projekten gesammelt und in den jeweiligen Systemen umgesetzt. Die implementierten Varianten von Geschäftsprozessen können vielfach als "Best in Practice" betrachtet werden. Die Einführung eines EMS bietet daher die Chance, gewachsene Strukturen und Prozesse zu überdenken und gleichzeitig mit der Einführung eines neuen EMS einen Reengineering-Prozess durchzuführen. Unter Business Process Reengineering (BPR) wird das fundamentale Überdenken und radikale Neugestalten von Geschäftsprozessen verstanden. Man erhofft sich dadurch nachhaltige Verbesserungen in kritischen Zielgrössen wie Kosten, Qualität, Service und Geschwindigkeit.287 In Verbindung mit dem Einsatz von EMS führt ein Reengineering tendenziell zu einer Standardisierung der betrieblichen Abläufe. Im Gegensatz dazu versuchen viele Unternehmen, sich durch besondere Leistungsdifferenzen (z.B. eine besondere Dienstleistung) von der Konkurrenz abzuheben und so Marktvorteile zu erlangen. Diese Merkmale richten sich in der Regel nicht nach einem Standard und eine Unterstützung solcher Funktionen wird in EMS meist vergeblich gesucht. Gelang es einem Unternehmen, sich z.B. durch spezielle Dienstleistungen von seinen Konkurrenten abzuheben, so wird es bestrebt sein, diesen Vorteil mit der Ein- 287 Vgl. z.B. Hammer/Champy (1993), S. 32. 295 Befragung zur Einführung von R/3 führung eines EMS nicht zu verlieren, sondern beizubehalten oder sogar noch auszubauen. Aufgrund dieser Überlegungen sind beide Formen der Anpassung als legitim zu betrachten. Damit aber eine passende Strategie festgelegt werden kann, muss vorgängig der Funktionsabdeckungsgrad ermittelt werden. Dazu ist es hilfreich, wenn BPRAktivitäten mit Hilfe von Prozessbeschreibungswerkzeugen und entsprechenden Referenzmodellen strukturiert und dokumentiert werden.288 Verschiedene Unternehmungen bieten solche Werkzeuge (z.B. ARIS Toolset, Visio, IntelliCorp LiveModel) an. Angaben über den Umfang, in dem solche Instrumente in den Schweizer R/3-Einführungen zum Einsatz gelangen, finden sich im Abschnitt 5.4.4.9. Organisatorische Anpassung (n=90) 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 22% A. Anpassung von Geschäftsprozessen und Organisationsstrukturen an die Vorgaben von R/3 50% Auf beide Arten mit einem Schwergewicht bei A 7% B. Anpassung des R/3-Systems an die eigenen Geschäftsprozesse und Organisationsstrukturen 21% Auf beide Arten mit einem Schwergewicht bei B Abb. 5-30: Organisatorische Anpassung. Die Vorgehensweisen der Schweizer R/3-Anwender im Einführungsprozess sind Abb. 530 zu entnehmen. Es zeigt sich, dass in knapp einem Viertel der Fälle konsequent die Unternehmensstrukturen an die Strukturen des R/3-Systems angepasst wurden. Am 288 Vgl. Wenzel (1995), S. 3. 296 Befragung zur Einführung von R/3 häufigsten zu finden waren Unternehmen, welche schwergewichtig diesen Weg einschlugen, daneben jedoch auch Anpassungen des Systems an die Unternehmensstrukturen vornahmen. Nur in seltenen Fällen (7%) wurde versucht, das System vollumfänglich an vorgegebene Strukturen und Prozesse anzupassen. In einer vom Institut für Wirtschaftsinformatik der Universität Frankfurt vorwiegend in Deutschland durchgeführten Untersuchung289 wurden ähnliche Werte ermittelt. Dabei hat sich gezeigt, dass drei Viertel der Unternehmen, welche eine reine Automatisierung der Prozesse vorgenommen haben, diesen Weg bei erneuter Einführung nicht mehr beschreiten würden. Eine deutliche Mehrheit der Befragten würde gemäss dieser Untersuchung künftig eine Einführung mit gleichzeitiger Software- und Organisationsänderung bevorzugen. Bei der Wahl der Anpassungsvariante ist auch von Interesse, inwiefern sich dadurch die Kosten und die Dauer einer Einführung beeinflussen lassen.290 Bei der Untersuchung dieser Zusammenhänge lassen sich grundsätzlich keine signifikanten Unterschiede feststellen (vgl. H 4.5 und H 4.6). Im Einführungsprozess benötigen organisatorische Änderungen Zeit und verursachen Kosten. Das gleiche gilt auch für Anpassungen des Systems. In der Betriebsphase ist allerdings davon auszugehen, dass sich Modifikationen und Erweiterungen des Systems bei einem Release-Wechsel negativ auf die Kosten und die Dauer einer Umstellung auswirken. Auch zwischen KMUs und Grossunternehmen lassen sich in diesem Zusammenhang keine Unterschiede in den gewählten Vorgehensweisen feststellen (vgl. H 1.13). 289 290 Buxmann/König (1996), S. 161 ff.; vgl. auch Hüttenhain (1990), S. 142. Vgl. Hiekel 1994, S. 43ff.; Buxmann/König (erscheint in Wirtschaftsinformatik). 297 Befragung zur Einführung von R/3 5.4.6.2 Art der Anpassung Das R/3-System lässt verschiedene Formen der Anpassung zu. Im Normalfall erfolgt das Customizing durch Parametersetzung. Reichen diese Möglichkeiten nicht aus, können zusätzlich benötigte Funktionen über User Exits in das System eingebunden werden. Häufig besteht auch der Wunsch, Fremdsysteme mit dem R/3-System entweder über Standardschnittstellen (z.B. Batch Input) oder über selbst erstellte Schnittstellen zu verbinden. Die einschneidendste Form der Anpassung stellen Änderungen bzw. Erweiterungen des Source Codes dar ("Harte" Codierung). Durch Anpassungen, welche über das eigentliche Customizing hinausgehen, kann beim Übergang von einem Release zum nächsten ein erheblicher Mehraufwand entstehen. Aus diesem Grund gilt die Empfehlung, möglichst wenig vom Standard abzuweichen und die Organisation weitgehend auf die von EMS unterstützten Optionen abzustimmen.291 Abb. 5-31 vermittelt einen Eindruck, wie die befragten Unternehmen die notwendigen Anpassungen vorgenommen haben. Obwohl ein recht hoher Funktionsabdeckungsgrad angegeben wurde (88%), nahmen rund 50% der befragten Anwender Veränderungen am R/3-System vor. Bezüglich des Funktionsabdeckungsgrads liess sich kein signifikanter Unterschied zwischen KMUs und Grossunternehmen feststellen (vgl. H 1.17). In 29% der Fälle wurden Erweiterungen durch Verwendung der vorhandenen User Exits vorgenommen und in 15% der Fälle wurde sogar in den Source Code eingegriffen. Dabei nehmen KMUs gleich häufig Veränderungen am Source Code vor wie Grossunternehmen (vgl. H 1.14). 291 Vgl. Hiekel (1994), S. 43 ff.; Buxmann/König (erscheint in Wirtschaftsinformatik). 298 Befragung zur Einführung von R/3 Anpassungen bzw. Erweiterungen von R/3 an die betriebliche Umgebung (n=180, inkl. Mehrfachnennungen) Ergänzung v on R/3 durch eigene Applikationen Durch Verw endung v on User-Ex its Durch Veränderung des R/3 Source Codes Anders 0 10 20 30 40 50 Anzahl Nennungen Abb. 5-31: Art der Anpassung von R/3 an die betriebliche Umgebung. 5.4.6.3 Schnittstellen Das R/3-System erlaubt die Einbindung verschiedener Fremdsysteme. Applikationen, die R/3 nicht oder nur in unbefriedigendem Masse anbietet, werden über dauerhafte Schnittstellen in das System integriert. Über temporäre Schnittstellen werden während einer Umstellungsphase Verbindungen zu Fremdsystemen unterhalten, damit nicht alle Applikationen gleichzeitig abgelöst werden müssen (Step-by-Step-Einführung) oder damit während der R/3-Einführung durch die Parallelisierung von Systemen ein höherer Grad an Sicherheit erreicht werden kann. In 85% der befragten Unternehmungen wurden auf Dauer geplante Schnittstellen eingerichtet. Temporäre Schnittstellen konnten in 41% der Unternehmen ausfindig gemacht werden. Durchschnittlich verfügten die Systeme der untersuchten Unternehmungen über rund 8 dauerhafte sowie 5 temporäre Schnittstellen. Bei genauer Untersuchung des Zahlenmaterials konnte ein signifikanter Unterschied zwischen KMUs und Grossunternehmen beobachtet werden (vgl. H 1.18). KMUs haben eine weniger stark integrierte Systemlandschaft und sind deutlich weniger häufig mit der Integration von Fremdsystemen konfrontiert als Grossunternehmen. Die Zahl der auf Dauer angelegten Schnittstellen ist in KMUs (4) deutlich geringer als in Grossunternehmen (12). Allerdings lassen sich auch hier keine signifikanten Auswirkungen auf die Einführungskosten und -dauer feststellen (vgl. H 2.7 und 2.8). 299 Befragung zur Einführung von R/3 5.4.7 Produktionsvorbereitung und Inbetriebnahme 5.4.7.1 Datenübernahme Vorhandene Stamm- und Bewegungsdaten werden bei der Einführung eines neuen EMS in den meisten Fällen teilweise oder vollständig übertragen. Dies geschieht durch automatische Übernahme der Daten aus dem Altsystem oder durch eine komplette Neuerfassung. Automatische Datentransfers sind nicht unproblematisch. Man nimmt ein erhebliches Risiko in Kauf, entweder veraltete oder gar falsche Daten ins neue System zu importieren. Die Problematik ist vor allem auf zwei Ursachen zurückzuführen. Zum einen enthalten ältere Datenbestände oft einen nicht unerheblichen Anteil ungültiger Daten, zum andern gilt zu berücksichtigen, dass die Datenqualität bei einer automatischen Übernahme eher sinken kann. Auch das beste System ist nicht in der Lage, valide Ergebnisse zu generieren, wenn der Input eine ungenügende Qualität aufweist ("Garbage in - Garbage out"). Die manuelle Datenübernahme bzw. die Neuerfassung von überprüften und aktualisierten Datenbeständen stellt zwar einen erheblichen Aufwand dar, bietet aber bessere Voraussetzungen für eine hohe Datenqualität im produktiven Betrieb eines neuen Systems. Abb. 5-32 zeigt, in welchem Umfang die befragten Unternehmen Daten automatisch oder manuell aus dem Altsystem ins neue System übernommen haben. Dabei fällt auf, dass bei Stammdaten in rund 90% der Fälle eine Datenübernahme erfolgt (In 10% der Fälle werden keine Stammdaten übernommen). Bei 40% der Unternehmungen wurden diese ausschliesslich automatisch übernommen, bei 32% sowohl automatisch als auch manuell und bei 18% nur manuell. Im Bereich der Bewegungsdaten haben nur 60% der untersuchten Unternehmungen Daten übernommen. 33% haben Daten automatisch, 16% sowohl automatisch als auch manuell und 11% haben Bewegungsdaten ausschliesslich manuell übernommen. 300 Befragung zur Einführung von R/3 Übernahme von Stammdaten (n=91) Übernahme von Bewegungsdaten (n=89) keine Datenübernahme 10% keine Datenübernahme 40% automatisch 40% automatisch und manuell 32% automatisch 33% automatisch und manuell 16% manuell 18% manuell 11% Abb. 5-32: Übernahme von Stammdaten und Bewegungsdaten. In Abb. 5-33 werden die Hauptschwierigkeiten bei der Datenübernahme dargestellt. Am häufigsten wurden Probleme im Bereich der Schnittstellenprogrammierung sowie der Gewährleistung der Datenintegrität genannt. Hauptschwierigkeiten bei der Datenübernahme (n=139, inkl. Mehrfachnennungen) Schnittstellenprogrammierung Gew ährleistung der Datenintegrität Übernahme v on Vergangenheitsdaten Nummerungssysteme Andere Schw ierigkeiten Klassifizierung Keine Schw ierigkeiten 0 5 10 15 20 25 30 Anzahl Nennungen Abb. 5-33: Probleme bei der Datenübernahme. 301 Befragung zur Einführung von R/3 5.4.7.2 Schulung Ein gut eingerichtetes und sachkundig an das Unternehmen angepasstes EMS ist zwar eine wichtige Voraussetzung aber noch lange keine Garantie für dessen erfolgreiche Nutzung. Fehlen den Anwendern die zur Arbeit erforderlichen Kenntnisse und bestehen damit direkt oder indirekt verbundene Akzeptanzprobleme, ist der erfolgreiche Einsatz sehr fraglich. Dieses Defizit kann nur durch eine bedürfnisgerechte Anwenderschulung beseitigt werden (vgl. Abschnitt 5.4.4.10). Projektmitarbeiter und Endanwender haben sehr unterschiedliche Bedürfnisse. Projektmitarbeiter müssen bestimmte Bereiche eines Systems in ihrer ganzen Breite kennen, damit eine möglichst gute Unterstützung der Geschäftsprozesse gewährleistet werden kann. Ein Endanwender hingegen muss die für ihn relevanten Funktionen in ihrer ganzen Tiefe kennen. Das bedeutet nicht, dass Endanwender nur in Einzelfunktionen geschult werden sollen. Die Orientierung an durchgängigen Geschäftsprozessen sollte bei der Konzeption der Anwenderschulung im Vordergrund stehen, damit der Anwender über das notwendige Integrationswissen verfügt.292 Neben der Kenntnis der notwendigen Zusammenhänge ist es aber von Vorteil, nur die für die tägliche Arbeit relevanten Bereiche zu schulen und nicht in hohem Ausmass eine "Ausbildung auf Vorrat" zu betreiben. Die Problematik der Anwenderschulung ist begründet durch die begrenzten zeitlichen Ressourcen der späteren Anwender sowie die begrenzten zeitlichen und personellen Ressourcen der mit der Durchführung der Schulung betrauten internen Projektmitarbeiter. Weitere Probleme können die umfassende Funktionalität des entsprechenden Systems, Wirtschaftlichkeitsaspekte bezüglich der Durchführung von Schulungsveranstaltungen und allenfalls vorhandene kundenspezifische Erweiterungen darstellen.293 292 293 Vgl. z.B. Blume (1997), S. 164. Goetzner/Sommerfeld (1995), S. 48; Sturm (1996), S. 43 ff. 302 Befragung zur Einführung von R/3 Diese Rahmenbedingungen erfordern die Durchführung der Schulung vor Ort, eine flexible Termingestaltung und einen modularen Aufbau der Schulungsveranstaltungen. Aus den erwähnten Gründen ist der Besuch von Standardkursen der SAP oder anderer Anbieter für Endanwender nur in Ausnahmefällen sinnvoll. Die massgeschneiderte Schulung, bei welcher in modularer Form die konkreten Arbeitsabläufe des Endanwenders geschult werden, ist vorzuziehen. Zur Bestimmung der Schulungsinhalte und einer geeigneten Unterteilung in Lernmodule bedarf es einer intensiven Ausbildungsbedarfsanalyse. Ferner ist auch zu prüfen, ob die Vermittlung der Grundlagen mittels multimedialer CBT-Schulung294 mit individuellem Coaching erfolgen kann. Vorteile dieser Schulungsart liegen in der Wirtschaftlichkeit bei grossen Benutzerzahlen und in der Berücksichtigung des individuellen Lerntempos.295 Diese Überlegungen werden durch die befragten R/3-Anwender mit einigen Ausnahmen bestätigt. Die Projektmitarbeiter werden mehrheitlich (55%) extern geschult, wobei häufig eine Kombination zwischen interner und externer Schulung zu beobachten ist. In den meisten Fällen (89%) werden bei externer Schulung Kurse der SAP besucht. Ein deutlicher Unterschied besteht zwischen Schulung der Projektmitarbeiter und Endanwenderschulung. Endanwender werden nur in 21% der Fälle extern geschult, wobei auch in diesen Fällen zuweilen eine Kombination zwischen interner und externer Schulung gewählt wurde. Die Schulung der Endanwender wird häufig von eigenen Mitarbeitern oder von SAPBeratern durchgeführt (vgl. Abb. 5-34). Weit weniger häufig sind andere Lernformen wie das Selbststudium oder die Schulung mittels CBT-Software anzutreffen. Während CBT-Software bei der Endanwenderausbildung 1994 nur bei einem Prozent der R/3Anwender zum Einsatz kam,296 liess sich bei dieser Schulungsart 1996 ein wesentlich höhere, absolut gesehen aber immer noch geringe Verbreitung (7%) feststellen. 294 295 296 CBT = Computer Based Training (computergestützte Ausbildung). Vgl. z.B. Bartels/Siebeck (1995), S. 291 ff.; Franken/Jörgensen (1995), S. 315 ff. Vgl. Knolmayer/Portner/von Arb (1995), S. 53. 303 Befragung zur Einführung von R/3 Projektmitarbeiter werden in den meisten Fällen von SAP-Beratern direkt ausgebildet. Teilweise erfolgt die Ausbildung der Projektmitarbeiter auch im Selbststudium oder durch andere Projektmitarbeiter. CBT-Software wird für die R/3-spezifische Ausbildung von Projektmitarbeitern kaum verwendet. Bei näherer Betrachtung der am Markt erhältlichen CBT-Produkte wird die eher geringe Verwendung dieser Ausbildungsmethode plausibel. Die zum heutigen Zeitpunkt vorhandenen Produkte geben nur einen groben Einblick in einzelne Module des R/3Systems und sind deswegen für Projektmitarbeiter aufgrund der fehlenden Tiefe eher ungeeignet. Auch für Endanwender sind diese Produkte nur für die Vermittlung der Grundlagen empfehlenswert. Für die Detailausbildung fehlt bei den auf dem Markt erhältlichen Produkten die Möglichkeit, sich nur auf die auch wirklich relevanten Prozesse zu konzentrieren und dabei firmenspezifische Merkmale zu berücksichtigen. Wie in einer Vergleichsbetrachtung gezeigt wurde,297 kann der Einsatz von firmenindividueller CBT-Software trotz des hohen Erstellungsaufwandes bei einer grossen Zahl auszubildender Anwender wirtschaftlicher sein und zusätzlich didaktische Vorteile bieten. relative Anzahl Nennungen 80% Zuständigkeit für die interne Schulung von Projektleitern und Endanwendern (n=91) 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Schulung erfolgte durch: Eigene Mitarbeiter SAP-Berater Projektteams Abb. 5-34: Art der Schulung. 297 Vgl. Franken/Jörgensen (1995), S. 332. 304 Selbststudium Endanw ender CBT andere Befragung zur Einführung von R/3 Auf die Frage nach den Merkmalen des für die Anwenderschulung verwendeten R/3Systems gaben rund 90% der befragten Unternehmen an, dass diese an unternehmensspezifisch angepassten Systemen stattfand und nur in 10% der Fälle auf Systemen ohne Unternehmensbezug (z.B. im Rahmen von Standardkursen bei SAP) durchgeführt wurde. Bei einer Schulung mit Unternehmensbezug wurde in rund zwei Drittel der Fälle mit Kopien von betrieblichen Echtdaten gearbeitet (vgl. Abb. 5-35). Art des für die Ausbildung verwendeten R/3-Systems (n=95) 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% System mit Kopien betrieblicher Echtdaten 10% 0% unternehmensspezifisch angepasstes System System ohne Abbildung unternehmensspezifischer Merkmale © Institut für Wirtschaftsinformatik, Bern 1997 Abb. 5-35: Verwendetes Schulungssystem. Die Bestimmung des Schulungszeitpunktes ist für den Ausbildungserfolg ein wichtiger Faktor. Sowohl Endanwender als auch Projektmitarbeiter sollten das Erlernte unmittelbar nach Absolvierung der Schulungsveranstaltung am System umsetzen können. Ist die Zeitspanne zwischen Schulung und produktiver Nutzung zu lang, geht ein zu grosser Teil des erworbenen Wissens verloren. Erfolgt die Ausbildung erst nach Produktivstart, besteht die Gefahr, dass durch Fehleingaben Probleme mit der Datenqualität und zusätzlich Akzeptanzschwierigkeiten entstehen. In Anlehnung an diese Rahmenbedingungen erachtete es eine Mehrheit der Befragten als sinnvoll, die Endanwenderschulung unmittelbar vor Beginn der Produktivphase durchzuführen, obwohl dies einen hohen Schulungsbedarf in kurzer Zeit bedeutet. Die 305 Befragung zur Einführung von R/3 Schulung der Projektmitarbeiter erfolgt in den meisten Fällen vor Projektbeginn oder je nach Bedarf während der Durchführung des Projektes. 5.4.7.3 Inbetriebnahme Der Inbetriebnahme gehen unmittelbar die Datenübernahme (Übernahme von Systemeinstellungen aus dem Testsystem und Daten aus Altsystemen), die Organisation der Systemadministration und des Benutzersupports, die Anwenderschulung und die Qualitätsprüfung des Produktivsystems voraus. Der Produktivstart erfolgt in der Regel per Stichtag. Damit auch im Katastrophenfall der Betrieb der für das Unternehmen lebenswichtigen Systeme gewährleistet ist, werden Alt- und Neusysteme in besonders kritischen Fällen für eine Übergangszeit parallel geführt. Dieser Parallelbetrieb ist zwar kostenintensiv, bietet aber einen erhöhten Grad an Sicherheit. Für einen Parallelbetrieb zwischen Alt- und Neusystemen haben sich 31% der befragten R/3-Anwender entschieden. Dabei wurden in den meisten Fällen die Module FI und HR parallel zu den zuvor eingesetzten Systemen betrieben. Auf die Frage nach Problemen und Ursachen nach dem Produktivstart haben sich nur 30 Unternehmungen geäussert. Dabei ist allerdings anzumerken, dass zum Zeitpunkt der Untersuchung nur in 65% der befragten Unternehmen R/3-Installationen bereits produktiv waren. Die am häufigsten genannten Probleme waren Performance-Probleme und Akzeptanzschwierigkeiten der Anwender durch unzureichende Information und Schulung. Daneben wurden mehrfach Probleme mit Fehlkonfigurationen (ungeeignete Parametereinstellungen), Fehlern im R/3-System und nicht ausreichender Funktionalität genannt. Die Anwenderunterstützung nach Inbetriebnahme des R/3-Systems stellt einen wichtigen Faktor für die Akzeptanz des Systems sowie für die Förderung und Erhaltung der Datenqualität dar. Dabei sind verschiedene Support-Formen zu unterscheiden (vgl. Abb. 5-36). Die häufigste Form des Benutzersupports ist die Abdeckung dieser Bedürfnisse durch besonders ausgebildete "Super User" (57%). Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie 306 Befragung zur Einführung von R/3 in der Regel den Fachabteilungen angehören, am R/3-Einführungsprojekt aktiv beteiligt waren und über das notwendige fachabteilungsspezifische Wissen verfügen. Der Hauptvorteil des Einsatzes von "Super Usern" ist die Nähe zum Anwender und damit verbunden die enge Problemverbundenheit sowie die rasche Problemlösung durch Präsenz vor Ort. Anwenderunterstützung (n=163, inkl. Mehrfachnennungen) Relative Anzahl Nennungen 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Besonders ausgebildete "Super User" Projekt- / Systemverantwortliche BenutzerServiceZentren (IC) SAP Anders Keine formelle Regelung Abb. 5-36: Form der Anwenderunterstützung. Sehr häufig (56%) werden auch Modulverantwortliche (Systemverantwortliche) für den Anwender-Support eingesetzt. Diese verfügen über ein entsprechendes R/3-Know-how ohne detailliertes Fachabteilungswissen und beschäftigen sich schwerpunktmässig mit dem R/3-Support. Der Vorteil einer solchen Variante ist der grosse Spezialisierungsgrad und damit verbunden die Möglichkeit, beim Einsatz von R/3 in einem bestimmten Fachbereich (z.B. Controlling) über die Abteilungsgrenzen hinaus zu agieren. Diese Lösung ist in Kombination mit dem "Super User"-Modell besonders in grossen Unternehmen mit ausgedehntem R/3-Einsatz sinnvoll. Anwender-Support könnte auch durch die Erweiterung der Aufgaben eines BenutzerService-Zentrums (Information Center; IC) um den R/3-Support erfolgen. Diese Variante ist allerdings weit weniger verbreitet (36%). Die Gründe mögen in der Ferne zum An- 307 Befragung zur Einführung von R/3 wender und in der fehlenden Kenntnis fachabteilungsspezifischer Aufgaben liegen. Im Unterschied zum Support von anwendungsneutraler Standardsoftware sollte für den nutzbringenden Support von R/3 ein detailliertes Know-how über die Abwicklung der Prozesse in den Fachabteilungen vorhanden sein. Diese Voraussetzung kann in der Regel durch ein IC nicht sinnvoll erfüllt werden. Hingegen kann ein IC bei der Lösung von technischen oder anderen anwendungsneutralen Problemen (z.B. SAPGUI-Installation, Netzwerkwartung, Druckereinrichtung) gute Dienste leisten. Eine eher seltene Form der Anwenderunterstützung stellt der direkte Support durch SAP (z.B. via OSS) dar (17%). Diese Support-Form wird praktisch ausschliesslich ergänzend angewandt und ist für den Support von Endanwendern (Ausnahme: sehr kleine Installationen) aufgrund der auftretenden Problemredundanzen eher ungeeignet. Für den Support der "Super User" und der Modulverantwortlichen ist dieses Mittel allerdings unerlässlich. Auf diese Weise ergeben sich mehrstufige Supportstrukturen.298 Trotz der hohen Relevanz der Benutzerunterstützung zur Gewährleistung einer effizienten Systemnutzung und zur Förderung der generellen Akzeptanz ist erstaunlich, dass in einigen Unternehmen (8%) keine formelle Regelung für den Benutzer-Support getroffen wurde. 298 Vgl. Mertens/Knolmayer (1995), S. 63 ff. 308 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten 6 Managementempfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten 6.1 Einleitung Bevor auf konkrete Management-Regeln bei der Einführung von EMS im allgemeinen und SAP R/3 im speziellen eingegangen wird, sollen noch einmal die mit der Einführung eines EMS verfolgten Ziele betrachtet werden. Eine allgemeine Zielformulierung bei der Einführung von SAP R/3 könnte wie folgt ausgedrückt werden:299 Allgemeine Zielformulierung für die Einführung eines EMS Erreichung einer möglichst effizienten IV-technischen Unterstützung des Leistungserstellungsprozesses verbunden mit der Erhaltung oder Steigerung der Leistungsqualität und der Kundenserviceleistungen unter Einhaltung eines vorgegebenen Zeit- und Kostenrahmens. Eine solche allgemein gefasste Zielformulierung kann sicherlich nicht als Zielsetzung für ein konkretes R/3-Projekt herangezogen werden, sondern zeigt lediglich die zu berücksichtigenden Zieldimensionen auf. Für ein konkretes Projekt müsste die gewünschte Ausprägung jeder einzelnen Zieldimension spezifiziert werden. Dies erweist sich bei der Festlegung von Kosten- und Zeitschranken als vergleichsweise einfach. Hingegen fällt eine klare und eindeutig messbare Festlegung des gewünschten betriebswirtschaftlichen Leistungsumfanges, der Produkte- oder Dienstleistungsqualität und der Kundenserviceleistungen schon erheblich schwerer. Die einzelnen Zieldimensionen werden im folgenden kurz diskutiert. Eine möglichst effiziente IV-technische Unterstützung des Leistungserstellungsprozesses bezieht sich auf die bestmögliche Abdeckung der betriebswirtschaftlichen Anforderungen eines Unternehmens durch ein EMS. Diese Vorgabe lässt sich durch eine de- 299 von Arb/Stebler (1996), S. 15. 309 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten taillierte Evaluation und ein seriös durchgeführtes Customizing erreichen. Grundlage für diese Aktivitäten bildet ein entsprechendes Soll-Konzept (Beschreibung der Geschäftsprozesse) und die Bereitschaft, die vorgedachten Prozesse unter Umständen an die Vorgaben des EMS anzupassen. Ausnahmen stellen individualisierte Geschäftsprozesse zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen dar. Es muss allerdings im Einzelnen geprüft werden, ob eine Anpassung des Systems und die damit verbundenen Nachteile wirklich zu verantworten sind. Im Bereich der Qualitätsanforderungen sind in vielen Unternehmen die Vorgaben einer ISO-9000-Zertifizierung massgebend. Bei der Einführung des EMS muss angestrebt werden, dass die durch eine ISO-Zertifizierung geforderten Qualitätssicherungsmassnahmen möglichst gut durch das System unterstützt werden. Als Beurteilungsmassstab gelten die Prozessvorgaben und Richtlinien der Qualitätszertifizierung. Alle Aktivitäten zur Erhaltung und Verbesserung der Kundenserviceleistungen stellen einen weiteren wichtigen Aspekt dar. Auch diesem Gesichtspunkt muss bei der Einführung ein besonderes Augenmerk beigemessen werden, denn mit zunehmender Angleichung der produktespezifischen Merkmale wird bei Auswahlentscheiden ein erhöhtes Gewicht auf die gebotenen Kundenserviceleistungen gelegt. Die Formulierung von verbindlichen Zielsetzungen in diesem Bereich ist schwierig und könnte im Einzelfall beispielsweise wie folgt aussehen: Erledigung von Kundenproblemen innerhalb von 5 Arbeitstagen verbunden mit der Möglichkeit, jederzeit (z.B. über Internet) über den Status der Abwicklung eines Kundenserviceauftrages Auskunft geben zu können. Die drei genannten Zieldimensionen lassen sich zur Gruppe der Sachziele zusammenfassen und sind stark von unternehmensbezogenen Merkmalen abhängig. Bei einer branchenspezifischen Betrachtung dieser Merkmale lassen sich allerdings starke Verwandtschaften feststellen, durch welche sich dennoch verallgemeinernde Aussagen ableiten lassen und ein Vergleich von Projekten gleicher Grössenordnung als zulässig erscheinen lässt. 310 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten Die Grössenordnung wird primär durch die benötigte betriebswirtschaftliche Funktionalität und die zur Bewältigung des Arbeitsvolumens notwendige Benutzerzahl bestimmt. Daraus lässt sich der für das Einführungsprojekt notwendige zeitliche und finanzielle Aufwand ableiten. Konkrete Aussagen über die projektspezifischen Bedingungsgrössen könnten wie folgt aussehen: Für die Einführung von SAP R/3 mit der im Soll-Konzept beschriebenen Funktionalität steht ein Budget von maximal CHF 2.5 Mio zur Verfügung. Die Projektdauer darf 12 Monate nicht überschreiten. Durch die beschriebenen Zielsetzungen, welche für die einzelnen Teilprojekte weiter spezifiziert und bei längerer Projektdauer zeitlich gestaffelt werden müssen, sind die Vorgaben für ein R/3-Projekt hinreichend definiert. Im Rahmen dieser Zielsetzungen gilt es nun, das Projekt möglichst gut zu strukturieren und alles zu unternehmen, damit nach Produktivstart die Abwicklung der betriebswirtschaftlichen Prozesse möglichst optimal unterstützt wird und die Anwender gleichzeitig Willens und in der Lage sind, die ihnen zugewiesenen Aufgaben bestmöglich zu erledigen. Der in Kapitel 5 dargelegte Bezugsrahmen wird nun im Hinblick auf der Basis der ermittelten Ergebnisse aus der empirischen Untersuchung und den oben genannten Zielsetzungen ausführlich diskutiert und daraus Bedingungsgrössen für die Bestimmung des Projektvolumens und Managementempfehlungen für den zweckmässigen Ablauf einer R/3-Einführung abgeleitet (vgl. Abb. 6-1). 311 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten Unternehmensbezogene Bedingungsgrössen Projektbezogene Bedingungsgrössen Technische Bedingungsgrössen Anzahl Mitarbeiter Anzahl User Bisherige Systemarchitektur Branche Anzahl Module Bisherige Softwareachitektur Singlesite-/Multisite-Organisation Anzahl Projekte Anzahl Schnittstellen Anzahl Projektmitarbeiter R/2-Erfahrung Freistellungsgrad der Projekt-MA Funktionsabdeckungsgrad Primäre Wirkungsrichtung Management Aktionsparameter Berater Anwender Projektorganisation CSF Organisations-/ Systemanpassung Projektleiter Zielsetzungen Kommunikation pos., neg. Beeinflussung Sachziele pos., neg. Beeinflussung Kostenziele Terminziele Abb. 6-1: Bedingungsgrössen und Aktionsparameter bei der Einführung von SAP R/3.300 300 Die Dicke der Pfeile gibt Auskunft über die Stärke des Einflusses. 312 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten 6.2 Bedingungsgrössen 6.2.1 Unternehmensgrösse Bei der Auswertung der quantitativen Befragung (Kapitel 5) wurde darauf hingewiesen, dass Schweizer R/3-Anwender im Hinblick auf die Unternehmensgrösse in zwei Gruppen eingeteilt werden können. Auf der einen Seite steht die Gruppe der Grossunternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern. Auf der andern Seite gibt es eine grössere Zahl kleiner und vor allem mittelgrosser Unternehmen (KMUs) mit bis zu 500 Mitarbeitern, welche das R/3-System auf Unternehmensebene einsetzen. Bei der Gegenüberstellung dieser Anwendergruppen stellt sich die Frage, inwiefern sich diese hinsichtlich einer R/3-Einführung unterscheiden. Untersucht wurden im Rahmen der empirischen Untersuchung die in Tab. 6-1 zusammengestellten Unterscheidungsmerkmale. Unterscheidungsmerkmal KMUs Grossunternehmen Beurteilung Zahl der eingeführten Module 6 6 l Anzahl Named User 84 474 ¡ Einführungskosten total 2,0 Mio. CHF 7,5 Mio CHF ¡ Einführungskosten für 100 Named User 2,3 Mio. CHF 2,3 Mio. CHF l 1:4 1:3 ¤ 12 Monate 19 Monate ¡ Intensität der Evaluation 6 PM 6 PM l Funktionsabdeckungsgrad 90% 90% l Methodische Unterstützung identisch identisch l Organisatorische Anpassung identisch identisch l Veränderungen am Source Code 15% 15% l Outsourcing 42% 23% ¤ 4 12 ¡ Verhältnis Lizenzkosten:Einführungskosten Einführungsdauer Zahl der auf Dauer eingerichteten Schnittstellen l identisch ¡ statistisch signifikanter Unterschied ¤ statistisch nicht signifikanter Unterschied Tab. 6-1: Unterschiede bei R/3-Einführungen zwischen KMUs und Grossunternehmen. 313 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten Bei einer summarischen Betrachtung der Unterschiede zwischen KMUs und Grossunternehmen ist festzustellen, dass sich R/3-Installationen, ausgenommen von der Grösse und dem Grad der Vernetzung mit Umsystemen, kaum unterscheiden. Es lassen sich weder Differenzen in der Einsatzbreite noch in der Art der Einführung (Organisationsanpassung, Customizing etc.) erkennen. Die Kosten für 100 Named User bewegen sich ebenfalls auf einem ähnlichen Niveau. Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass R/3 in einer KMU bei gleicher Anzahl Named User im Vergleich zu einer Grossunternehmung weder einfacher noch kostengünstiger eingeführt werden kann. Die bei der Einführung von R/3 anfallenden Kosten und die dazu benötigte zeitliche Dauer werden grundsätzlich als relativ hoch erachtet.301 In diesem Kontext stellt sich nun die Frage, ob sich die Einführung von R/3 im Mittelstand lohnt und welche Alternativen gegebenenfalls in Betracht gezogen werden sollten. Diese Fragen lassen sich nicht eindeutig beantworten. Abb. 6-2 soll diese Problematik veranschaulichen. SAP R/3 Konkurrenzprodukt 1 Grossunternehmen KMU A KMU B KMU D KMU C Abb. 6-2: Einsatz von R/3 im Mittelstand. 301 Vgl. z.B. Mirchandani/Dirigus (1996). 314 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten Das R/3-System bietet eine grosse Funktionsvielfalt und damit gleichzeitig eine entsprechend hohe Flexibilität für die künftige Anpassung von Geschäftsprozessen. Damit verbunden ist die Komplexität des Systems, welche zu hohen Kosten und langwierigen Implementierungen führt. Im Gegensatz dazu lassen sich Systeme, welche enger auf die Bedürfnisse bestimmter Anwender zugeschnitten sind, schneller und kostengünstiger einführen. Die Flexibilität für künftige Anpassungen ist dadurch aber stark eingeschränkt. Ein Mittelstandsunternehmen benötigt in der Regel eine kleine Auswahl der in R/3 zur Verfügung stehenden Geschäftsprozessvarianten. In diesem Kontext steht die Frage im Raum, wieviel Flexibilität ein Unternehmen zur Abdeckung der zukünftigen Anforderungen überhaupt vorweisen sollte. Damit die Einführungszeiten und -kosten des R/3-Systems reduziert werden können, muss konsequent versucht werden, den Einführungsprozess weiter zu vereinfachen und zu automatisieren. Werkzeuge zur automatischen Konfiguration von Geschäftsprozessen, Process Templates (vorkonfigurierte Prozesse) und andere methodische Hilfsmittel (z.B. Business Engineering Workbench) sind Ansätze302, welche zur Verwirklichung dieses Ziels unbedingt weiterentwickelt werden sollten. 6.2.2 Kostenbestimmende Faktoren Im Rahmen der empirischen Untersuchung liess sich feststellen, dass verschiedene Grössen massgebend für die Einführungskosten verantwortlich sind. Untersucht wurden in diesem Zusammenhang unternehmensbezogene, projektbezogene und informatiksituationsbezogene Bedingungsgrössen für Kosten und Dauer eines R/3-Einführungsprojektes. Eine häufig anzutreffende Meinung im Zusammenhang mit der Bestimmung der Projektkosten spiegelt die folgende Aussage wider: "When clients ask us the question, What does it cost to install SAP? we reply, It depends, There is no simple answer."303 Dass diese Aussage nicht immer zutreffen muss, zeigt eine genaue Analyse der empirischen Da- 302 303 Vgl. Dailey (1996), S. 8 ff. Dailey (1996), S. 12. 315 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten ten von Schweizer R/3-Anwendern. Die einzelnen R/3-Installationen innerhalb einer Branche sind nicht so unterschiedlich wie gemeinhin vermutet wird. Ein grobes Projektvolumen in finanzieller und zeitlicher Hinsicht ohne detaillierte Analyse der Unternehmenssituation lässt sich durchaus ermitteln. Einzige Ausnahme stellen sehr grosse R/3Installationen (mehr als 2'000 Named User) und sehr kleine R/3-Installationen (weniger als 30 Named User) dar. Bei den genannten Unternehmen streuen die ermittelten Werte zu stark, so dass sich kaum sinnvolle Aussagen ableiten lassen. Eine Analyse der empirischen Daten von R/3-Projekten in der Schweiz zeigt erstaunliche Abhängigkeiten. Primär kostenbestimmend für ein R/3-Projekt ist die vorgesehene Named-User-Zahl und die Anzahl der eingeführten Module. Dabei besteht eine starke Abhängigkeit im Bereich der Benutzerzahl und eine wesentlich geringere Abhängigkeit hinsichtlich der Zahl der eingeführten Module. Dies lässt sich dadurch erklären, dass bei der Zahl der eingeführten Module keine grossen Schwankungen festzustellen sind (in den meisten Branchen werden im Durchschnitt 6 Module eingesetzt). Bei der Analyse des Zusammenhanges zwischen Benutzerzahl und Einführungskosten lässt sich feststellen, dass ein Named User im Durchschnitt Einführungskosten von rund CHF 20'000.verursacht (der genaue Wert beträgt CHF 20'416.- bei einer Standardabweichung von CHF 1'074.-). Besonders zuverlässig erscheint diese Approximation im Industriesektor (CHF 19'587.-, Standardabweichung CHF 1'121.-). Anhand dieser Werte lässt sich folgender Zusammenhang schätzen: Projektkosten = Anzahl Named User * CHF 20'000.Bei Betrachtung dieser Werte stellt sich zwangsläufig die Frage, wie sich die Anzahl Named User ohne vorgängige Unternehmensanalyse bestimmen lässt. Natürlich ist die empirische Ermittlung dieses Zusammenhangs eher fragwürdig, weil unternehmensspezifische Merkmale primär für die Bestimmung der Benutzerzahl verantwortlich sind. Gleichwohl ergibt die Analyse der empirischen Daten insbesondere für den Industriesektor recht zuverlässige Werte. Dabei kann für eine durchschnittliche R/3-Installation (6 Module) eine recht starke Abhängigkeit zwischen der Mitarbeiterzahl und der vorgesehenen Named-User-Zahl ermittelt werden. Im Industriesektor sind bei einer durch- 316 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten schnittlichen R/3-Installation (6 Module: FI, CO, AM, MM, HR, SD) im Endausbau rund ein Drittel der Mitarbeiter Anwender des R/3-Systems. Bei branchenübergreifender Betrachtung lässt sich ein Anteilswert von durchschnittlich einem Fünftel ermitteln. Dieser Wert ist allerdings ein eher unzuverlässiges Mass, da insbesondere im Handels- und Dienstleistungssektor die Benutzerzahlen stark schwanken. Für den Industriesektor lässt sich somit als grober Schätzwert der Anzahl Named User festhalten: Named User Zahl Industrie , durchschnittliche R / 3− Installation = Anzahl Mitarbeiter 3 Daraus ergibt sich beispielsweise für ein Unternehmen aus dem Industriesektor mit 300 Mitarbeitern mit einer durchschnittlichen R/3-Installation ein Projektvolumen von rund CHF 2 Mio. Bei der Ermittlung der Projektkosten stellt sich zusätzlich die Frage, welche Kosten durch das veranschlagte Projektvolumen abgedeckt sind. Bei einer Analyse dieser Werte zeigt sich, dass in vielen Projekten nur externe Kosten, d.h. durch Drittunternehmen verrechnete Lieferungen und Leistungen berücksichtigt wurden. Interne Kosten werden bei der Bestimmung des Projektbudgets in der Regel nicht berücksichtigt. Ein weiterer interessanter Aspekt ist das Verhältnis zwischen Softwarelizenzkosten und Beratungs- resp. Einführungskosten. Die Gartner Group gibt in diesem Zusammenhang Erfahrungswerte zwischen 1:2 bis 1:5 (in Extremfällen bis 1:15) an.304 In der vorliegenden Untersuchung konnten zwar in Einzelfällen ebenfalls Verhältniswerte von bis über 1:15 ermittelt werden. Insgesamt liegt das durchschnittliche Kostenverhältnis aber im Bereich zwischen 1:2 und 1:4. Mit anderen Worten muss bei der Bestimmung des Projektvolumens auf diesem Weg mindestens der doppelte Betrag der Lizenzkosten für Beratungsdienstleistungen resp. Einführungskosten veranschlagt werden. Für die Bestimmung des Projektvolumens muss zusätzlich der Hardwarekostenanteil bekannt sein. Dieser entspricht im Durchschnitt ungefähr den Lizenzkosten, so dass bei ermittelten Lizenzkosten von CHF 500'000.- Einführungskosten von mindestens CHF 304 Keller et al. (1996); Stein (1997). 317 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten 1.0 Mio und Hardwarekosten von rund CHF 500'000.- anfallen. Das sich daraus ergebende Projektvolumen von rund CHF 2.0 Mio entspricht ungefähr einer durchschnittlichen R/3-Installation im Industriesektor für 100 Named User. Bei grösseren Installationen (> 2'000 Named User) gelten diese Verhältniswerte durch die sich ergebenden Skalenerträge nicht mehr. Bei der Betrachtung dieser Verhältniszahlen wird deutlich, dass der Hauptanteil der Kosten durch die Einführungskosten verursacht werden und Einsparungen, da die anderen Kostenblöcke (Lizenz- und Hardwarekosten) weitgehend konstant sind, sich am ehesten in diesem Bereich realisieren lassen. Hauptverantwortlich für diesen relativ hohen Einführungskostensanteil ist sicherlich der Umfang und die damit verbundene Komplexität des R/3-Systems. Bestrebungen der SAP AG durch den Einsatz von entsprechenden Methoden und Softwareunterstützungswerkzeugen305 diesbezüglich eine Erleichterung herbeizuführen sind seit einigen Jahren im Gang. Die SAP erhofft sich dadurch eine erhebliche Verkürzung des Einführungsprozesses. Im Bereich der anderen Einflussgrössen wie z.B. der Grad der Vernetzung mit Umsystemen, die Wahl der Einführungsstrategie oder der geographischen Verteilung des R/3Systems (national/international, singlesite/multisite) lässt sich mit statistischen Methoden für das vorliegende Datenmaterial keine Kostenwirkung nachweisen. In verschiedenen Publikationen306 wird die Vermutung geäussert, dass auch diese Faktoren kostenwirksam sind und deswegen bei der Ermittlung der Projektkosten mitberücksichtigt werden sollten. 6.2.3 Zeitbestimmende Faktoren Bei der Bestimmung der Dauer einer R/3-Einführung muss grundsätzlich zwischen der in Kalenderzeit und der in Personenmonaten gemessenen Projektdauer unterschieden werden. Bei der Untersuchung der zeitbestimmenden Faktoren zeigt sich, dass die Einführungsdauer, ähnlich wie bei den Projektkosten, stark von der Named-User-Zahl ab- 305 306 Z.B. ASAP/Business Engineer; vgl. z.B. Bürkle (1997); Haendly (1997). Vgl. Buxmann/König (1997); Keller et al. (1996), S. 12. 318 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten hängig ist. Die Zahl der eingeführten Module scheint keinen direkten Einfluss auf die Projektdauer zu haben. Bei einer detaillierten Analyse lässt sich eine starke Abhängigkeit zwischen der NamedUser-Zahl und den aufgewendeten Personenmonaten und nur eine geringe Abhängigkeit zwischen der Named-User-Zahl und der in Kalenderzeit gemessenen Projektdauer feststellen. Eine Erklärung für diesen Unterschied mag die Tatsache sein, dass die Projektdauer in Kalenderzeit häufig durch exogene Grössen (z.B. Inkrafttreten gesetzlicher Vorschriften, Beginn eines neuen Geschäftsjahres, Ablauf von Wartungsverträgen, Ablauf von Outsourcingverträgen) bestimmt wird. Die gesetzten Termine lassen sich durch die Bereitstellung entsprechender personeller Ressourcen einhalten und dadurch besteht nur eine geringe Abhängigkeit zwischen der in Kalenderzeit und der in Personenmonaten gemessenen Projektdauer. Bei der Betrachtung des Zusammenhangs zwischen der Named-User-Zahl und der Projektdauer in Personenmonaten lässt sich für ein R/3Projekt (6 Module) folgendes Verhältnis schätzen: Projektdauer in Personenmonaten = 0.4 * Named User Zahl Die empirisch ermittelten Werte zeigen sowohl bei branchenübergreifender Betrachtung (0.399) als auch im Industriesektor (0.372) bei nur geringen Standardabweichungen eine hohe Übereinstimmung. Wird nun der Kreis geschlossen und erfolgt die Ermittlung der Kosten für einen Personenmonat (inkl. Softwarelizenz- und Hardwarekosten), ergibt sich ein Wert von rund CHF 50'000.- (CHF 49'304.-, Standardabweichung CHF 1'955.-). Projektvolumen = 0.4 * Named User Zahl * CHF 50'000.− Bei einem Projekt mit 100 Named User resultiert aus diesen Schätzungen ein Projektaufwand von rund 40 Personenmonaten und dies ergibt Projektkosten von ca. CHF 2 Mio. Eine Gegenüberstellung der im vorangehenden Unterkapitel ermittelten Werte zeigt eine recht gute Übereinstimmung dieser Zahlen. Für ein durchschnittliches R/3-Projekt für 150 Named User ergibt sich bei Kosten pro Named User von CHF 20'000.- ein Projektvolumen von rund CHF 3.0 Mio. Gleichzei319 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten tig muss für dieses Projekt eine Dauer von rund 60 Personenmonaten veranschlagt werden. Bei durchschnittlichen Kosten von CHF 50'000.- pro Personenmonat resultiert wiederum ein Betrag von CHF 3.0 Mio. Die Bestimmung des Projektvolumens auf diesem Weg ist natürlich nur näherungsweise gültig. Dabei sei noch einmal darauf hingewiesen, dass die dargelegten Berechnungen vor allem für eine durchschnittliche R/3-Installation (6 Module: FI, CO, MM, AM, HR, SD) im Industriesektor Gültigkeit haben. In den anderen Branchen variieren die Projektkosten stärker. Für eine seriöse Ermittlung der Projektkosten wird eine Unternehmung aber kaum von einer detaillierten Analyse der Geschäftsprozesse und einer davon abgeleiteten Schätzung des Projektaufwandes absehen können. 6.3 Aktionsparameter 6.3.1 Übersicht Neben den Bedingungsgrössen, welche primär die Dimensionen eines R/3-Projektes abstecken, lässt sich die Erreichung der Projektziele durch unterschiedliche Steuergrössen (Aktionsparameter; kritische Erfolgsfaktoren) beeinflussen. Verschiedene Untersuchungen dieser erfolgsbeeinflussenden Faktoren haben gezeigt, dass vor allem Faktoren, welche direkt mit dem Projektmanagement verbunden sind, für ein R/3-Projekt erfolgsentscheidend sein können (vgl. Abb. 6-3). Systemtechnischen Faktoren (z.B. Gestaltung der Systemarchitektur) wurde im Rahmen dieser Untersuchungen keine kritische Bedeutung zugemessen. Im Bereich der projektmanagementbezogenen Steuergrössen liess sich ferner feststellen, dass für die meisten dieser Faktoren bereits bei Projektbeginn entscheidende Weichen gesetzt werden. 320 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten Detaillierung und Realisierung Produktionsvorbereitung Inbetriebnahme Auswahl der Beratungspartner Projektorganisation ProjektmanagementEbene Organisation und Konzeption Projektleiter Einbezug des Managements Klar formulierte Zielsetzungen Kommunikation Business Process Reengineering Systemtechnische Ebene Schulung der Anwender Abb. 6-3: Kritische Erfolgsfaktoren bei der Einführung von SAP R/3. In verschiedenen Untersuchungen in der Schweiz wurden rund 100 Projektverantwortliche zu deren Einschätzungen hinsichtlich der kritischen Erfolgsfaktoren bei der Einführung von SAP R/3 befragt.307 In der folgenden Darstellung wird versucht, die wichtigsten Wesensmerkmale dieser Faktoren zu umschreiben, um daraus konkrete Management-Empfehlungen ableiten zu können. 6.3.2 Projektorganisation Die Grundsteine für den Projekterfolg werden bereits mit der Organisation des Projektes gelegt. Wichtige Faktoren in diesem Zusammenhang sind die Wahl des Projektleiters und der Berater, der Einbezug des Managements und die klare Formulierung der Zielsetzungen: 307 Vgl. Knolmayer/von Arb/Zimmerli (1997); Strebi (1996). 321 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten Wahl des richtigen Projektleiters Dem Projektleiter wird eine entscheidende Rolle für den Verlauf eines R/3-Projektes beigemessen.308 Er hat die Funktion einer "Drehscheibe" und ist gleichzeitig der "taktgebende Motor" innerhalb eines Projektes. Aufgrund des Volumens von R/3Projekten (in der Regel liegt dieses zwischen CHF 2.0 und 7.5 Mio.), ist der Einsatz von Personen mit Grossprojekterfahrung unbedingt empfehlenswert. Bei der Auswahl sind Führungseigenschaften höher zu gewichten als fachliche Kompetenzen. R/3-Know-How ist zwar wichtig, aber das Detailwissen muss aber vor allem auf der Ebene der Berater und der Projektmitarbeiter vorhanden sein und im Bedarfsfall von diesen zur Verfügung gestellt werden. Im Bereich des Know-hows sind Kenntnisse der eigenen Organisation höher einzustufen als die System-Kenntnisse. Unter Berücksichtigung der Probleme bei R/3-Einführungen ist es empfehlenswert, einen R/3-Projektleiter zu 100% für das Projekt freizustellen. Das gleiche gilt für die Projektmitarbeiter, welche zu mind. 50% freigestellt werden sollten. Freistellungsgrade unter 40% wirken sich projektbelastend aus. Bei der teilzeitlichen Freistellung eines Mitarbeiters für ein Projekt muss unbedingt darauf geachtet werden, dass eine entsprechende Entlastung vom Tagesgeschäft stattfindet, damit die Projektaufgaben seriös wahrgenommen werden können. Bei der Befragung zu den Eigenschaften eines Projektleiters wurden vor allem dessen persönliche Merkmale in den Vordergrund gestellt. Wichtige Eigenschaften in diesem Zusammenhang sind Kommunikationsfähigkeit, Motivationskraft und Durchsetzungsvermögen. In vielen R/3-Projekten wird von Kommunikationsproblemen, Motivationsdefiziten und Akzeptanzschwierigkeiten berichtet. Die Beeinflussung dieser Faktoren hängt massgebend vom Projektleiter ab. 308 Vgl Kap. 4.4.3. 322 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten Wahl des geeigneten Beratungspartners Die Auswahlmöglichkeiten am Markt für R/3-Beratungsdienstleistungen sind in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Neben fachlicher Kompetenz zu einzelnen Bereichen des R/3-Systems spielen bei der Beraterwahl auch Branchenkenntnisse eine wesentliche Rolle, denn R/3-Know-how kann in einem Unternehmen nur kombiniert mit entsprechenden Branchenkenntnissen nutzbringend eingesetzt werden. Bei mangelnder Erfahrung mit dem Management von Software-Projekten dieser Grössenordnung ist es empfehlenswert, bei der Wahl der Berater ebenfalls auf das vorhandene Projektmanagement-Know-how und die methodischen Kenntnisse zu achten. Bei der Betrachtung der Probleme im Bereich des Beratereinsatzes wird vor allem die mangelnde Verfügbarkeit und das teilweise fehlende oder nicht mehr aktuelle R/3Know-how bemängelt. Bezüglich der fehlenden Verfügbarkeit kann sich der Kunde durch entsprechende Verträge schützen, in welchen der Einsatz zeitlich, hinsichtlich des Volumens und des notwendigen Know-hows klar geregelt ist. Probleme bezüglich fehlendem Wissen über neue Releasestände sind auf die hohe Auslastung der verfügbaren Berater und die sich dadurch ergebende fehlende Zeit für die Weiterbildung zurückzuführen. Diesem Problem kann durch den ausschliesslichen Einsatz von Beratern, welche für einen bestimmten Releasestand ein entsprechendes Zertifikat vorweisen können, entgegengewirkt werden. Häufig wird auch die Forderung nach Experten mit Überblick über weite Bereiche des R/3-Systems laut. Angesichts der Komplexität und hohen Integration des R/3-Systems muss fairerweise die Frage gestellt werden, inwiefern es für einen einzelnen Menschen überhaupt möglich ist, einen umfassenden Überblick über dieses umfassende System zu erhalten. Das durch die hohe Integration erforderliche Beziehungswissen setzt in dieser Hinsicht klare Grenzen. Ein Berater kann sich in der Regel in einem Modul mit entsprechendem Beziehungswissen zu anderen Modulen auskennen. Gibt ein Berater an, mehrere Module gleichzeitig zu beherrschen, sind entweder die Detailkenntnisse oder das Beziehungswissen in Frage zu stellen. 323 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten Die Kosten für R/3-Beratungsdienstleistungen bewegen sich im Bereich von CHF 35'000-50'000.- pro Personenmonat (in Ausnahmefällen sogar noch höher). Aus diesem Grund muss eine sorgfältige Wahl getroffen und der Einsatz gründlich geplant werden. Bei der Betrachtung des Verhältnisses von Softwarelizenzkosten und Einführungskosten309 wird deutlich, dass im Bereich der Beratungskosten durch einen gezielten Einsatz dieser Ressourcen erhebliche Kosten eingespart werden können. Einbezug des Managements Ein R/3-Projekt muss vollumfänglich vom Management getragen werden und der Projektleiter muss sich in kritischen Situationen auf die Unterstützung des verantwortlichen Managements verlassen können. Dies bedingt, dass auf Managementebene entsprechende Grundkenntnisse über das R/3-System und dessen Einsatzmöglichkeiten vorhanden sind. Durch Informationsverantstaltungen und Schulungen können in dieser Hinsicht die Grundvoraussetzungen geschaffen werden. Die direkte Verbindung zwischen Management und Projektteam kann durch Einsitz eines Geschäftsleitungsmitglieds im Projektsteuerungsausschuss gewährleistet werden. Durch die gleichzeitige Delegation von entsprechenden Entscheidkompetenzen wird dieses Gremium in die Lage versetzt, in kritischen Fragen rasch zu entscheiden. Dadurch wird einem Projekt die notwendige Schlagkraft verliehen und die Projektarbeit gerät durch die Verzögerung von Entscheidungen nicht ins Stocken. Die klare Bekenntnis des verantwortlichen Managements für ein R/3-Projekt fördert gleichzeitig die Akzeptanz bei den betroffenen Mitarbeitern. Klar formulierte Zielsetzungen Die Gartner Group schätzt, dass in 15-20% der R/3-Projekte die vereinbarten Kostenund Terminziele um mehr als 25% überschritten wurden.310 In der in Kapitel 5 dargestellten empirischen Untersuchung konnten ebenfalls bei 77% der Einführungsprojekte 309 310 Vgl. Kap. 6.2.2. Mirchandani/Dirigus (1996). 324 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten Zielabweichungen festgestellt werden. Diese Zahlen verdeutlichen die Problematik der Formulierung von realistischen Projektzielen. In der Einleitung zu diesem Kapitel wurden die verschiedenen Zieldimensionen (Sachziele, Terminziele, Kostenziele) dargestellt und durch Beispiele konkretisiert. Dabei gilt bei der inhaltlichen Formulierung von Projektzielen zusätzlich zu beachten, dass verschiedene Grundprinzipien berücksichtigt werden müssen. Dies sind: • Durch die Zielformulierung sollen keine möglichen Lösungen präjudiziert werden (Lösungneutralität von Zielen). • Ziele sollen operational formuliert sein (Ziele müssen einfach, verständlich und eindeutig messbar sein). • Ziele sollen anspruchsvoll, aber erreichbar sein. Im folgenden werden zwei Beispiele dargestellt, durch welche die Anwendung der oben dargestellten Prinzipien verdeutlicht werden soll. Vorerst folgt eine Formulierung, welche die oben genannte Prinzipien eindeutig verletzt und deswegen im Hinblick auf eine gezielte Projektüberwachung ungeeignet ist: Ziel dieses Projektes ist die möglichst optimale Einführung der R/3-Module FI, TR, CO, IM und EC. Die Implementierung hat möglichst rasch und unter sparsamer Verwendung der verfügbaren finanziellen Ressourcen zu erfolgen. Die Probleme dieser Zielformulierung liegen in Vorwegnahme der Problemlösung durch die Festlegung der einzuführenden Module und in der nicht messbaren Formulierung der Termin- und Kostenziele (...möglichst rasch und unter sparsamer Verwendung...). Eine alternative Möglichkeit zur Formulierung eines generellen Projektziels unter Berücksichtigung der oben genannten Kriterien stellt die nachfolgend dargestellte Zielumschreibung dar: Ziel dieses Projektes ist die informationstechnische Unterstützung der Geschäftsprozesse in den Bereichen Rechnungswesen und Controlling durch SAP R/3 gemäss beiliegendem Soll-Konzept. Die Produktivsetzung der Finanzbuchhaltung muss bis 1.1.19XX erfolgen und für die übrigen Anwendungsbereiche gilt der 1.7.19XX als Stichtag. Die Projektkosten dürfen den Betrag von CHF 7.5 Mio nicht überschreiten. 325 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten Bei der Einführung ist der SAP-Standard massgebend. Harte Modifikationen des Systems sind, wenn immer möglich, zu vermeiden. Diese eher allgemein gefasste Zielformulierung ist für die einzelnen Teilprojekte zu adaptieren und zu konkretisieren. Damit die Zielidentifikation bei grösseren Projekten nicht verloren geht, ist es zwingend notwendig, ein formuliertes Fernziel in Zwischenziele zu unterteilen. Weit in der Ferne liegende Ziele erscheinen dem einzelnen unerreichbar und durch eine dadurch entstehende allgemeine Orientierungslosigkeit geht die Motivation, auf ein vorgegebenes Endziel hinzuarbeiten, weitgehend verloren. SAP-Projekten haftet im Bereich der Zielformulierung eine weitere Problematik an. Eine präzise Formulierung der abzubildenden Prozesse ohne detaillierte R/3-Kenntnisse ist schwierig. Das Gleiche gilt für die Abschätzung des zeitlichen und des finanziellen Aufwandes. Eine Zielformulierung, welche bei der Entscheidung für das R/3-System ohne eine detaillierte Evaluation durchzuführen aufgestellt wurde, kann sich schon bald als völlig unrealistisch erweisen. In solchen Fällen hat nach der ersten Projektphase unbedingt eine Anpassung der Zielsetzungen zu erfolgen, damit die Orientierungshilfe für die Projektarbeit weiterhin erhalten bleibt. Die Zielformulierung im Rahmen eines R/3Projektes verhält sich somit wie ein iterativer Prozess. Es empfiehlt sich, vorerst Grobziele aufzustellen und diese in den einleitenden Projektphasen laufend zu verfeinern. Zur laufenden Kontrolle der Zielsetzungen (Projektcontrolling) muss ein entsprechendes Gremium eingesetzt werden. Diese Funktion kann entweder intern wahrgenommen oder an eine externe Stelle übertragen werden. Oft ist eine Integration dieser Aufgabe in den Steuerungsausschuss vorzufinden. In selteneren Fällen wird dafür ein separates Gremium geschaffen. Die anfallenden Aufgaben richten sich grundsätzlich nach dem Einführungsprozess (prozessfolgendes Projektcontrolling) und beinhalten die üblichen Kontrollaktivitäten wie Kostenüberwachung, Projektfortschrittskontrolle und Qualitätssicherung. 326 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten 6.3.3 Projektabwicklung Als Grundlage für die Gestaltung der Projektabwicklung kann mit den in Kapitel 4 dargestellten Einschränkungen durchaus das SAP-Vorgehensmodell gewählt werden. Ergänzend dazu sind die nachfolgend dargestellten Aspekte bei der Einführung von SAP R/3 besonders zu berücksichtigen. Kommunikation Eines der Hauptprobleme einer R/3-Einführung ist die fehlende Akzeptanz der Betroffenen. Ein perfekt funktionierendes und auf das entsprechende Unternehmen angepasstes System an sich gewährt selbst noch lange nicht die erfolgreiche Nutzung von SAP R/3. Widerstände bei den Betroffenen können alle Bemühungen lähmen. Gründe für diese Widerstände sind primär in der Veränderung betrieblicher Abläufe und in der Umorientierung der Aufgaben in der Informatikabteilung zu suchen. Deshalb muss zur Förderung der Akzeptanz bereits nach dem Entscheid für SAP R/3 mit der Aufklärungsarbeit begonnen werden. Im Rahmen dieser Tätigkeit sind folgende Aspekte zu berücksichtigen: • Konsequente Einbeziehung der Anwender in das Projekt (Berücksichtigung von Änderungswünschen im Rahmen der Möglichkeiten von R/3) • Ständige Information über den Projektstand und die weiteren geplanten Projektschritte • Rechtzeitige und ausführliche Schulung der Anwender sowohl in systemtechnischer als auch in betriebswirtschaftlicher Sicht. Neben der Kommunikation mit den späteren Anwendern stellt aber auch die Kommunikation innerhalb des Projektes ein Problem dar. Die hohe Integration des R/3-Systems erfordert eine ständige Abstimmung aller Projektaktivitäten, damit widersprüchliche Einstellungen möglichst vermieden werden können. Bereits zu Beginn des Projekts sollten dazu die entsprechenden Kommunikationsmittel und -wege definiert und deren Nutzung während des Projekts aktiv gefördert werden. Besonders geeignete Medien sind Informationsveranstaltungen, Workshops, Info-Wände oder in beschränktem Masse auch E-Mail. Ferner ist die Einrichtung von Kommunikationszonen oder auch ge- 327 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten meinsamen Arbeitsräumen empfehlenswert, damit Koordinationsprobleme bilateral besprochen werden können. Die aktive Kommunikation unterstützt die optimale Abstimmung der einzelnen R/3-Funktionen und verhindert Redundanzen im Bereich der Projektarbeit. Schulung der Anwender Im direkten Zusammenhang mit der Förderung der Kommunikation während der Einführung von R/3 wird die Wichtigkeit der Anwenderschulung immer wieder in den Vordergrund gehoben.311 Akzeptanzprobleme sind häufig begründet durch fehlendes Know-how der Anwender bei der Bedienung des neu eingeführten Systems. Fehleingaben reduzieren die Qualität der erfassten Daten und damit die Glaubwürdigkeit der vom System zur Verfügung gestellten Informationen. Diesem Problem kann durch eine rechtzeitige Schulung der Anwender entgegengewirkt werden. Bei Bedarf muss zusätzlich ein Verständnis für die betriebswirtschaftlichen Inhalte (z.B. Anwendung von modernen Kostenrechnungsverfahren) geschaffen werden. Mögliche Schulungsformen wurden in Kap. 5.4.7.2. behandelt. Dabei hat sich gezeigt, dass der Frontalunterricht nach wie vor die häufigste Schulungsart ist. Im Bereich der Schulungsinhalte wird ein vermehrtes Gewicht auf die Orientierung an durchgängigen Prozessen gelegt. Dies fördert das Integrationsdenken und schafft ein besseres Verständnis für die zu erledigenden Aufgaben. Als Schulungssystem wird für die Endanwenderschulung meist ein betriebsindividuell angepasstes System mit Kopien von Echtdaten verwendet. Der Besuch von Standardschulungen bei SAP ist für Endbenutzer in der Regel wenig sinnvoll, da in solchen Kursen die betriebsindividuellen Eigenheiten zu wenig berücksichtigt werden können. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Wahl des Schulungszeitpunktes. Wird die Anwenderschulung zu früh angesetzt, geht ein grosser Teil des erworbenen Wissens vor dem Produktivstart wieder verloren. Deswegen sollte der Schulungszeitpunkt unmittelbar vor dem Produktivstart angesetzt werden. 311 Vgl. Kapitel 5.4.4.10 und 5.4.7.2. 328 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten Business Process Reengineering Im Bereich der Durchführung von Reengineering-Aktivitäten zusammen mit der Einführung von R/3 sind verschiedene Varianten denkbar. Grundsätzlich kann ein BPRProjekt durch eine R/3-Einführung ausgelöst werden (IT als Enabler). Im umgekehrten Fall wird ein R/3-Projekt durch ein unabhängig davon durchgeführtes BPR-Projekt initiiert. Auf jeden Fall ist mit der Einführung von R/3 die Möglichkeit verbunden, die bestehenden Geschäftsprozesse zu überdenken und gegebenenfalls zu ändern. Wann ein BPR-Projekt bei der Einführung eines neuen EMS durchgeführt werden soll, ist grundsätzlich umstritten. Es stehen die in Kap. 4.4.3. dargestellten Gestaltungsalternativen zur Wahl (vgl. Abb. 6-4). Sequentielle Änderung der Organisation und von R/3 20 / 27 64 26 9 9 6 Simultane Änderung der Organisation und von R/3 Automatisierung 9 / 40 20 58 / 86 93 1 Erklärung: 10 9 20 / 27 64 27 Befragte haben diese Variante bei der Einführung von R/3 gewählt 20 Befragte würden ein zweites Mal diese Variante wählen 64 Befragte würden sich insgesamt ex-post für diese Variante entscheiden 1 2 Referenzmodell 2 7 / 26 12 Abb. 6-4: Reengineering-Varianten bei der Einführung von SAP R/3.312 312 Buxmann/König (1995), S. 166. 329 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten Die Gartner Group empfiehlt ihren Kunden, vor der R/3-Einführung ein Business Reengineering durchzuführen.313 Dies hat den Vorteil, dass die Umgestaltung der Geschäftsprozesse unabhängig von den Einschränkungen der IT quasi "auf der grünen Wiese" vorgenommen werden kann. Gleichzeitig ist die Alternative mit dem Nachteil verbunden, dass sich die vorgedachten Prozesse mit dem ausgewählten System u.U. nicht implementieren lassen. Dies hat eine nachfolgende Anpassung einzelner Geschäftsprozesse aufgrund der Einschränkungen des EMS zu Folge. Bei einem simultan mit der R/3-Einführung durchgeführten Reengineering (häufigste Variante) kann das im System vorhandene Know-how über die Abwicklung von Geschäftsprozessen (Best in Practice) vollumfänglich genutzt werden. Gleichzeitig entfällt durch die gegenseitige Abstimmung die nachträgliche Anpassung einzelner Prozesse. Die Einschränkungen des EMS hinsichtlich der Prozessgestaltungsmöglichkeiten können sich allerdings negativ auf Optimierung von Geschäftsprozessen auswirken. Auf ein Reengineering der Geschäftsprozesse wird nur in den wenigsten Fällen verzichtet. Viele Unternehmen, welche eine reine Automatisierung der Geschäftprozesse vorgenommen haben, würden ex-post diese Variante nicht mehr wählen und sich künftig entweder für ein vorangehendes oder simultanes Reengineering entscheiden. In diesem Sinne ist die Einführung eines EMS als Chance zu verstehen, bestehende Geschäftsprozesse zu überdenken und gegebenenfalls umzugestalten. 313 Mirchandani (1996). 330 Management-Empfehlungen für die Abwicklung von R/3-Projekten 6.3.4 Würdigung der kritischen Erfolgsfaktoren Die im Abschnitt 6.3.3 dargestellten 7 Erfolgsfaktoren werden von einer Mehrheit der R/3-Anwender als kritisch bezeichnet. Es sei noch einmal darauf hingewiesen, dass sich alle Faktoren auf das Management von R/3-Projekten beziehen und systemtechnische Aspekte eine geringere Bedeutung besitzen. In zeitlicher Hinsicht werden bei der Festlegung der Projektorganisation entscheidende Weichen für ein Projekt gelegt. Durch eine seriöse Projektvorbereitung werden somit wichtige Voraussetzungen für den Projekterfolg und eine Reduktion des gesamten Projektaufwandes geschaffen (vgl. Abb. 5-14). 331 Zusammenfassung und Ausblick 7 Zusammenfassung und Ausblick 7.1 Zusammenfassung Enterprise-Management-Systeme (EMS) erfreuen sich in Unternehmungen verschiedener Branchen und Grössen zunehmender Beliebtheit. Diesem Markt werden weit über die Jahrtausendwende hinweg Wachstumsraten von 30-40% prognostiziert. Gründe für den vermehrten Einsatz von EMS sind vor allem veraltete Systemarchitekturen der bestehenden IS, die Möglichkeit der Nutzung einer gegenüber dem Ist-Zustand wesentlich erweiterten Funktionalität, erhoffte Kosteneinsparungen sowie der Ersatz bestehender Systeme aufgrund deren fehlender "Jahr 2000"-Fähigkeit zurückzuführen. Die Einführung eines integrierten Systems ist kein einfaches Unterfangen, wie Kostenund Zeitüberschreitungen in vielen R/3-Projekten zeigen. Die Führung solcher Projekte stellt hohe Anforderungen an das verantwortliche Management. Zur Problematik von Einführungsprojekten existieren bisher nur wenige systematische Erfahrungssammlungen. Ausserdem waren die projektbestimmenden Rahmengrössen nur unzureichend bekannt. Mit der vorliegenden Arbeit wird das Ziel verfolgt, die verantwortlichen Entscheidungsträger für die mit einer EMS-Einführung verbundenen Nutzenpotentiale und Gefahren zu sensibilisieren. Kapitel 2 widmete sich der Darstellung der Merkmale von EMS und bietet eine Übersicht über die aktuell am Markt angebotenen Systeme. Während der Darstellung des Evaluationsprozesses wurde ein Schwergewicht auf die Informationsbeschaffung im Umfeld von EMS gelegt. Die Wahl des R/3-Systems als Beispiel für die anschliessende Untersuchung von EMS-Projekten lässt sich vor allem mit der hohen Marktakzeptanz (Marktanteil in einzelnen Marktsegmenten von über 30%) und breiten Anwendungsspektrum (Branchenübergreifende Einsatzbarkeit, Internationalität, Sprachen- und Währungsunabhängigkeit etc.) begründen. Zur Veranschaulichung des Umfangs und der Komplexität wurden die Leistungsmerkmale und die Funktionalität des R/3-Systems in Kapitel 3 ausführlich dargestellt, weil ein R/3-Projekt unzulässigerweise häufig mit der Einführung von Office-Paketen verglichen 333 Zusammenfassung und Ausblick wird. Dabei konnte gezeigt werden, dass praktisch das ganze betriebswirtschaftliche Anwendungsspektrum (Rechnungswesen, Logistik und Personalwesen) durch R/3 abgedeckt werden kann. Ausserdem weist die vorhandene Client/Server-Architektur einen hohen Flexibilitätsgrad auf und ermöglicht dadurch eine flexible Anpassung des Systems. Kapitel 4 widmete sich der Darstellung des Einführungsprozesses. Dabei wurden verschiedene Typen von Vorgehensmodellen (sequentielle Vorgehensmodelle, Wasserfallmodelle und Spiralmodelle) miteinander verglichen und Vor- und Nachteile diskutiert. Im Anschluss daran folgte die Darstellung des SAP-Vorgehensmodells, welches in der Schweiz in mehr als 50% der R/3-Projekte als methodische Basis eingesetzt wird. Dabei lässt sich feststellen, dass bei der Anwendung dieses Vorgehensmodells einige Einschränkungen zu beachten sind. Das SAP-Vorgehensmodell vernachlässigt den Evaluationsprozess: seine Aktivitäten setzen erst nach dem Entscheid für R/3 an. Dadurch entstehen viele Doppelspurigkeiten und die vorhandenen Ergebnisse aus dem Evaluationsprozess bleiben beim vorgeschlagenen Vorgehen weitgehend unberücksichtigt. Ein weiteres Manko bezieht sich auf die fehlende Integration von BPR-Aktivitäten, welche in den meisten Fällen direkt mit der Einführung gekoppelt sind. Viele Beratungsunternehmen haben dieses Defizit erkannt und bieten eigene Vorgehensmodelle an, welche möglichen BPR-Massnahmen besser Rechnung tragen. Ein weiterer Nachteil des SAP-Vorgehensmodells bezieht sich auf die ungenügende Berücksichtigung von Projektmanagement-Aktivitäten. Schwächen bei Einführungsprojekten sind häufig auf ungenügende Kenntnisse der Anwender und Berater im diesem Bereich zurückzuführen. Zur Ermittlung der kritischen Erfolgsgrössen wurden im zweiten Teil dieses Kapitels in Anlehnung an den Einführungsprozess mögliche Erfolgsfaktoren skizziert. Durch Expertengespräche unter Anwendung der Delphi-Methode erfolgte eine Bewertung dieser Faktoren. Dabei zeigte sich deutlich die bereits erwähnte Gewichtung. Die Bedeutung von projektmanagementbezogenen Faktoren wurde deutlich in den Vordergrund gehoben, während systemtechnische Faktoren eher als zweitrangig beurteilt wurden. 334 Zusammenfassung und Ausblick In Kapitel 5 wurde auf der Basis der in der Literatur gewonnenen Erkenntnisse und der Ergebnisse der Expertenbefragung ein konzeptioneller Bezugsrahmen (Begriffs- und Hypothesenschema) als Grundlage für die Durchführung einer quantitativen Untersuchung zu Erfahrungen bei der Einführung von R/3 aufgestellt. Anhand der dabei ermittelten Einflussgrössen wurden Vorschläge für die Bestimmung des Projektvolumens und des zeitlichen Aufwandes abgeleitet. Die von R/3-Anwendern als kritisch befundenen Erfolgsfaktoren dienten zur Formulierung von Handlungsempfehlungen für die erfolgreiche Abwicklung von Einführungsprojekten. Die empirische Untersuchung brachte folgende Haupterkenntnisse zutage: R/3 wird praktisch in allen Branchen und in sehr unterschiedlich grossen Unternehmungen (4 - 50'000 Mitarbeiter) eingesetzt. Hinsichtlich der Unternehmensgrösse lassen sich bei der Art des R/3-Einsatzes kaum Unterschiede feststellen. Hingegen unterscheidet sich im branchenübergreifenden Vergleich die Einsatzbreite (Anzahl eingesetzter Module) im Dienstleistungssektor aus naheliegenden Gründen von der Einsatzbreite des R/3-Systems in den übrigen Branchen. Bei der Untersuchung der Kosten und des Zeitbedarfs von R/3-Projekten konnten starke Abhängigkeiten zwischen der vorgesehenen Benutzerzahl und den finanziellen bzw. zeitlichen Aufwendungen ermittelt werden. Im Bereich der Kosten verursacht ein Benutzer Gesamtaufwendungen (Software-, Hardware- und Einführungskosten) von rund CHF 20'000.-. Dieser Wert gilt allerdings nicht für sehr kleine (weniger als 30 Benutzer) und sehr grosse R/3-Installationen (mehr als 2'000 Benutzer). Die Zahl der eingesetzten Module beeinflusst die Einführungskosten nur geringfügig. Verantwortlich dafür ist der eher homogene Einsatz des R/3-Systems. Durchschnittlich werden 6 R/3 Module (meist FI, CO, MM, AM, HR, SD) verwendet. Für die zeitliche Dauer von R/3-Projekten in Personenmonaten liess sich aus den empirischen Daten ebenfalls eine Schätzgrösse ermitteln. Pro Benutzer muss mit einem zeitlichen Aufwand von 0.4 Personenmonaten gerechnet werden. Aufgrund der errechneten Gesamtdauer in Projektmonaten lässt sich die Zahl der Projektmitarbeiter abschätzen. Besonders zuverlässige Werte ergeben die genannten Schätzgrössen im Industriesektor. In den anderen Sektoren (z.B. Dienstlei- 335 Zusammenfassung und Ausblick stungssektor) ist die Vergleichbarkeit der Projekte aufgrund der sehr unterschiedlichen Anforderungen eher fraglich. Obwohl sich anhand der dargestellten Werte das Projektvolumen und der zeitliche Aufwand einer R/3-Einführung grob bestimmen lässt, kann dadurch eine individuelle Aufwandschätzung nicht ersetzt werden. Die ermittelten Werte sind als Näherungsgrössen zu verstehen. Die ermittelten Hauptprobleme bei R/3-Projekten bezogen sich auf fehlende Akzeptanz, unzureichende Freistellung der Projektmitarbeiter, Koordinationsprobleme, Komplexität des R/3-Systems und fehlende Verfügbarkeit qualifizierter Berater. In direktem Zusammenhang zu den erwähnten Problemen steht die Gewichtung der kritischen Erfolgsfaktoren. Besonders in den Vordergrund gehoben wurden die Faktoren Auswahl des Beratungspartners, Projektleiterwahl, Einbezug des Managements, klare Fomulierung der Zielsetzungen, Kommunikation, Anwenderschulung und BPR. Bei der Auswahl von Beratungspartnern spielen Kriterien wie ausgewiesenes R/3-Knowhow für den aktuellen Releasestand, Branchen- und Projektmanagement-Kenntnisse eine massgebende Rolle. Der Projektleiter hat innerhalb des Projektes eine Kernfunktion inne. Die Anforderungen an seine Person beziehen sich stärker auf persönliche Eigenschaften (Durchsetzungsvermögen, Motivationskraft und Kommunikationsfähigkeit). Betont werden auch die Erfahrung mit Grossprojekten und die Kenntnisse der eigenen Organisation. Durch den Einbezug des Managements wird dem R/3-Projekt die notwendige Durchschlagskraft verliehen. Wichtige Entscheide können dadurch sofort gefällt werden und gleichzeitig führt die aktive Beteiligung zu einer Erhöhung der Akzeptanz. Durch klare formulierte Zielsetzungen wird die "Marschrichtung" bestimmt und die Zusammenarbeit der beteiligten Personen geregelt. Probleme bei der realistischen Zielformulierung können auf Anhieb durch einen iterativen Zielfindungsprozess entschärft werden. Zur Förderung der Akzeptanz und der Reduzierung von Koordinationsproblemen muss die Kommunikation mit allen Beteiligten ständig gepflegt werden. Eine offene Informa- 336 Zusammenfassung und Ausblick tionspolitik und klar geregelte Kommunikationsbeziehungen schaffen die dafür benötigten Grundlagen. Eine gleich hohe Bedeutung nimmt die seriöse Vorbereitung und Durchführung der Anwenderschulung ein. Durch eine schlechte Anwenderausbildung erhöht sich die Gefahr von Fehleingaben und dadurch vermindert sich die Datenqualität. Konsequenz ist ein Vertrauensverlust in Aussagekraft und Korrektheit der vom System zur Verfügung gestellten Daten und damit verbunden eine Erhöhung der Akzeptanzprobleme. Die Einführung eines EMS hat in den meisten Fällen organisatorische Änderungen zur Folge. Ein dazu notwendiges Reengineering der Geschäftsprozesse muss mit der Einführung des EMS koordiniert werden. Häufig wird zu diesem Zweck entweder eine vorgängige oder eine simultane Umgestaltung der Geschäftsprozesse empfohlen. Durch die konsequente Berücksichtigung der dargestellten Erfolgsfaktoren können R/3Projekte zielgerichteter abgewickelt und latent vorhandene Probleme bereits im Keim erstickt werden. Die Probleme mit der Komplexität des R/3-Systems lassen sich durch Berücksichtigung dieser Faktoren zwar beeinflussen, können aber grundsätzlich nicht als gelöst betrachtet werden. Zur Bewältigung dieses Problems muss auch die SAP AG zusätzliche Anstrengungen für mehr Transparenz und eine Vereinfachung des Einführungsprozesses unternehmen. 337 Zusammenfassung und Ausblick 7.2 Ausblick Die Beherrschbarkeit von integrierten betriebswirtschaftlichen Anwendungssystemen wird durch die Forderung nach universeller Einsetzbarkeit zunehmend in Frage gestellt. Im Unterschied zur Entwicklung von Individualsoftware wurde zwar mit der Einführung von EMS in dieser Hinsicht eine quantensprungartige Verbesserung erreicht. Die Komplexität ist immer noch relativ hoch. Durch verschiedene, teilweise noch unausgereifte Ansätze wird versucht, die Grenzen des Machbaren immer weiter nach oben zu schieben. • Seit einigen Jahren wird versucht, das Customizing von EMS durch den Einsatz von entsprechenden Tools zu vereinfachen.314 Mittels Fragenkatalog werden die Bedürfnisse des Anwenders ermittelt. Ein integriertes Regelwerk versucht anhand der angegebenen Informationen die optimale Systemeinstellung zu finden. Das Problem dieses Ansatzes ist die schwere Voraussehbarkeit der Wirkungszusammenhänge der vorhandenen Einstellgrössen (z.B. Konfigurationsmöglichkeiten eines PPS-Systems). Diese müssten für einen praxistauglichen Einsatz vollumfänglich bekannt sein. Gleichzeitig besteht das Problem, dass das Regelwerk für jeden neuen Release wieder angepasst werden muss. Bei einfacheren Einstellungen (z.B. Abbildung der Organisationsstruktur) ist eine Verwirklichung dieses Ansatzes mit Hilfe von regelbasierten Werkzeugen durchaus praktikabel und auch bereits teilweise umgesetzt (vgl. ASAP315). 314 315 Vgl. Hartinger (1995), S. 51 ff.; Mertens/Wedel/Hartinger (1991), S. 569 ff. Vgl. Bürkle (1997). 338 Zusammenfassung und Ausblick • Eine weitere Möglichkeit zur Reduktion der Einführungszeit ist der Einsatz von kundenspezifisch voreingestellten Systemen (configure to order).316 Der Kunde sieht nur die für ihn relevanten Bereiche und kann sich dadurch bei der Einführung auf das Wesentliche konzentrieren. Der Vorteil dieser Methode liegt sicherlich auf der Kundenseite. Das Problem besteht aber darin, ein neues System sachgerecht kundenspezifisch einzustellen. Durch die Verwendung der Systemeinstellungen eines ähnlichen Anwendungsfalls lassen sich gewisse Synergien ausnutzen. Aber grundsätzlich sieht sich der Softwarehersteller mit sich ähnelnden Problemen (Releasewechselproblematik) konfrontiert wie beim toolbasierten Ansatz. Eine Vereinfachung könnte durch die Isolation von einzelnen Geschäftsprozessen erreicht werden. Für jeden Geschäftsprozess existieren vorkonfigurierte Varianten und im Bedarfsfall wird ein Anwendungssystem nach dem Component-Ware-Prinzip zusammengesetzt. Durch die starke Integration der einzelnen Anwendungsbereiche scheint auch mit diesem Ansatz vorläufig kein bahnbrechender Erfolg zu realisieren sein, weil die Problematik der Integration der Komponenten besteht. • In einem weiteren Ansatz wird die Idee verfolgt, betriebwirtschaftliche Anwendungsobjekte verschiedener Hersteller über das Netz zu integrieren (Network Business Objects).317 Voraussetzungen dafür sind eine konsequente Kapselung der einzelnen Objekte und die Standardisierung der Schnittstellen (z.B. CORBA). Der Anwender könnte exakt auf seine Bedürfnisse abgestimmte Business Objekte auf dem Markt erwerben und frei miteinander kombinieren. Der Konfigurationsaufwand könnte durch massgeschneiderte Prozesse erheblich reduziert werden. Insgesamt betrachtet erscheint dieser Ansatz plausibel. SAP verfolgt mit der Entwicklung ihres Business Frameworks eine ähnliche Stossrichtung. Nachteile dieses Konzepts sind Probleme mit der Standardisierung der Schnittstellen und die Probleme der einfachen Systemintegration. 316 317 Vgl. SAP AG (1997b). Vgl. Shepard (1995). 339 Zusammenfassung und Ausblick Allen Konzepten ist eines gemeinsam: Es wird auf einfache Weise versucht, den Einsatz von Informationssystemen auf der betriebswirtschaftlichen Anwendungsplattform zu vereinfachen und damit eine Kostenreduktion und kürzere Einführungszeiten zu bewirken. Die geforderten Sachziele, die Steuerung des Leistungserstellungsprozesses und die rasche Bereitstellung von entscheidungsrelevanten Informationen, bleiben immer die gleichen. Der erforderliche Anpassungsaufwand bei einer Veränderung der Anforderungen muss weiter reduziert werden, damit mit den Marktveränderungen Schritt gehalten werden kann. Lösungsansätze für die Reduktion der Komplexität integrierter Systeme sind in der tool-basierten Einführungsunterstützung und in der Desintegration der einzelnen Anwendungsbereiche zu suchen. *** 340 Literaturverzeichnis Literatur Adler, G., Standardsoftware: Sackgasse oder Innovation, in: Österle, H. (Hrsg.), Integrierte Standardsoftware: Entscheidungshilfen für den Einsatz von Softwarepaketen, Band 1: Managemententscheidungen, Hallbergmoos: AIT 1990, S. 161-177. AFOS, SAP, Arbeit, Management - Durch systematische Gestaltung zum Projekterfolg, Braunschweig/Wiesbaden: Vieweg 1996. ASAP World Consultancy, Blain, J., Special Edition Using SAP R/3: The Most Complete Reference, 2. Aufl., Indianapolis: Que (1997). Atteslander, P., Methoden der empirischen Sozialforschung, 8. Aufl., Berlin/New York: de Gruyter 1995. Balmer, K., Mirchandini, V., Implementing Packaged Applications: The 13 Project Planning Steps, in: Gartner Analytics o.J. (1996) 3, Report Nr. 29089 (www. gartner.com). 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Runde) Rangpunkte Rang 24 1 49 2 69 7 54 3 63 5 55 4 68 6 77 9 70 8 85 10 113 12 110 11 113 12 113 12 117 16 123 17 114 15 123 17 158 19 160 21 158 19 Berater (2. Runde) Rangpunkte Rang 36 1 39 2 55 3 60 4 63 5 63 5 72 7 83 8 85 9 90 10 106 11 107 12 107 12 112 14 120 15 120 15 124 17 128 18 148 19 159 20 161 21 Detailauswertung der kritischen Erfolgsfaktoren 353 Anhang B Anhang B : Fragebogen der Umfrage vom Juli 1996 A. Unternehmensprofil A1. Wieviele Mitarbeiter beschäftigt Ihre Unternehmung derzeit insgesamt? q Weiss nicht q Weiss nicht ca. .................... MA Wieviele davon sind in der Informatik beschäftigt? ca. .................... MA Wie änderte sich die Mitarbeiterzahl in der Informatik infolge Einführung des R/3-Systems? Zunahme um ......................... MA q Weiss nicht Abnahme um ......................... MA A2. Welchen Jahresumsatz erwirtschaftete Ihre Unternehmung im letzten Geschäftsjahr? q ca. ............ Mio CHF. q Weiss nicht Umsatzzahlen werden nicht bekanntgegeben q Weiss nicht A3. In welcher/n Branche/n ist die Unternehmung tätig? q q q q q q q q Automobil Banken Baugewerbe Beratung Chemie Computer Detailhandel Elektizität, Wasser q q q q q q q q Elektrotechnik Finanzdienstleistungen Handel Holz, Papier Landwirtschaft Maschinenindustrie Mineralölindustrie Möbel q q q q q q q q q Nahrungsmittel Öffentliche Verwaltung q q q q q q q Pharma Software Spital Stahlproduktion Telekommunikation Textilindustrie Tourismus Transport, Verkehr Unterhaltungselektronik Versicherung Werbung/Marketing Ü brige Dienstleistungen Übrige Industrie Andere:......................... A4. In welchen Organisationseinheiten der Schweiz wurde/wird das R/3-System in Ihrer Unternehmung eingeführt resp. in Zukunft ausgebaut? q Weiss nicht Organisationseinheiten Konzernweit Unabhängig in mehreren Unternehmungen des Konzerns Unternehmungsweit In einzelnen Unternehmungsbereichen Andere: .............................................................................. bisher/derzeit in Zukunft q q q q q q q q q q B. Projektstand B1. Wieviele R/3-Projekte laufen derzeit in Ihrem Unternehmen? ................. Projekt(e). B2. In welcher Phase befindet sich das am weitesten fortgeschrittene R/3 Projekt? q in Planung q in Durchführung q abgeschlossen C. Evaluationsprozess und Produktentscheid C1. Bewerten Sie bitte die nachfolgend aufgelisteten auslösenden Faktoren für die Evaluation des neuen Systems. Skala: 1=sehr wichtig, 2=wichtig, 3=geringe Bedeutung, 4=unbedeutend, 5=völlig irrelevant Verändertes Wettbewerbsumfeld 1 Deregulierung von Märkten q q q q q q q q q q q q q q q Globalisierung von Märkten Veränderte Konkurrenzsituation 2 3 4 5 Zu teure bisherige DV-Infrastruktur Probleme mit Insellösungen L ö s u n g d e s „ J a h r 2 0 0 0 “-Problems Andere wichtige Faktoren:................... 1 Preisverfall der Hardware q q q q q q q q q q Verfügbarkeit neuer Technologien (Client/Server, grafische Benutzeroberflächen, Integration) 2 3 4 5 Vorteile von Standardsoftware ”Altlasten” Veraltete bisherige DV-Infrastruktur Verändertes technisches Umfeld q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q Einsparung von Entwicklungs- und Wartungskosten q q q q q Erweiterte Funktionalität q q q q q q q q q q q q q q q Förderung interner Reorganisationen Schnelle Verfügbarkeit ............................................................. 355 Anhang B C2. Haben Sie im Rahmen der Evaluation von SAP R/3 eine Vor- bzw. Machbarkeitsstudie durchgeführt? q Ja q Nein q Weiss nicht C3. Haben Sie zur Formulierung der Zielsetzungen des Projektes ein Pflichtenheft bzw. eine Leistungsbeschreibung erstellt? Welchen Umfang hatte diese, wie gross war der Zeitaufwand für die Erstellung und an wieviele Anbieter wurde es versandt? Umfang ca. .......... Seiten, Zeitaufwand ca. .......... Std., versandt an ca. ......... Anbieter. q Kein Pflichtenheft erstellt q Weiss nicht C4. Für wieviele und für welche Softwareprodukte führten Sie zusammen mit SAP R/3 eine Endausscheidung in der Evaluation durch? q Weiss nicht Für .................. (Anzahl) Konkurrenzprodukte. Dabei handelte es sich um folgende Produkte (Name des Herstellers, Produktname): (z.B. Baan, Triton) .................................................................................................................. ................................................................................................................................................ C5. Bewerten Sie bitte die nachfolgend aufgelisteten Argumente , die den Entscheid für SAP R/3 beeinflussen können. Skala: 1=sehr wichtig, 2=wichtig, 3=geringe Bedeutung, 4=unbedeutend, 5=völlig irrelevant Allgemeine Argumente 1 2 3 4 5 R/3-spezifische Argumente 1 2 3 4 5 Kundennähe durch leistungsfähige Informatik q q q q q Abdeckung der betriebswirtschaftl. Anforderungen q q q q q W irtschaftlichkeitsüberlegungen q q q q Abbildbarkeit existierender Geschäftsprozesse q q q q q Hoher Integrationsgrad der einzelnen Module q q q q q Grafische Benutzeroberfläche (GUI) q q q q q q q q q q Eigene Erfahrungen mit SAP R/2 Druck von Kunden/Lieferanten Empfehlungen aus anderen Unternehmungen Integration von Microsoft-Produkten Anderes: ............................................. Anderes: ............................................. q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q Performance, Geschwindigkeit Bestechender Gesamteindruck Flexibler Einsatz (Anpassungsfähigkeit) Sprach- und Währungsunabhängigkeit SAP-spezifische Argumente Marktstellung/-position der SAP AG Potential für Weiterentwicklungen Internationale Ausrichtung Anderes: ............................................. Offenheit der Systemarchitektur q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q Integrierte Entwicklungsumgebung Vorgehensmodell/Einführungsleitfaden Offenes Unternehmensdatenmodell Anderes: .............................................. q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q C6. Welche der folgenden R/3 Module führ(t)en Sie in Ihrer Unternehmung ein (oder planen deren Einführung)? Bitte vergeben Sie Nummern für die Reihenfolge der Moduleinführung (Gleichzeitig eingeführte Modulblöcke bitte mit derselben Nummer kennzeichnen). ....... FI (Finanzwesen) ....... SD (Vertrieb) ....... CO (Controlling) ....... MM (Materialwirtschaft) ....... AM (Anlagenwirtschaft) ....... PP (Produktionsplanung) ....... PS (Projektsystem) ....... QA (Qualitätssicherung) ....... OC (Office & Communication) ....... PM (Instandhaltung) ....... IS ....... HR (Personalwirtschaft) (Branchenlösungen) q Einführung sämtlicher Module in einem einzigen Projekt (Big Bang) q Weiss nicht C7. Wieviele Personenmonate haben Sie für die gesamte Evaluation aufgewendet? ca. ...............................Personenmonate. 356 q Weiss nicht Anhang B D . P r o j e k t m a n a g e m e n t - Projektorganisation D1. Wer ist für die Einführung von R/3 in Ihrer Unternehmung verantwortlich ? Bitte unterscheiden Sie nach der Verantwortung für das Gesamtprojekt und der Verantwortung für Teilprojekte. Abteilung Verantwortlich für das Verantwortlich für Teilprojekte Gesamtprojekt (z.B. Einführung FI) q q q q Andere: ...................................................... q q q q q q Andere: ...................................................... q q Geschäftsleitung Abteilung Informatik Zuständige Fachabteilung(en) Externe Berater q Weiss nicht D2. Aus wievielen Projektgruppen bestand die Projektorganisation zur Einführung von SAP R/3? q Weiss nicht ................................ (Anzahl) Projektgruppen D3. Bestand in Ihrem Projekt eine Koordinationseinrichtung , wie z.B. ein Projektlenkungs- bzw. -steuerungsausschuss? Wenn ja, wie setzte sich diese zusammen (Bitte ungefähre Anzahl Personen angeben). q Ja, bestehend aus: q Nein q Weiss nicht ....... Geschäftsleitung ....... Betroffene Fachbereiche ....... Abteilung Informatik ....... Controlling ....... Organisationsabteilung ....... Externe(r) Berater ....... Andere: ............................................................................................................. D4. Wie setzt(e) sich eine typische Projektgruppe zusammen? Geben Sie bitte die Anzahl eingesetzter Personen und deren angestammtes Aufgabengebiet an. q Weiss nicht ....... aus der Abteilung Informatik ....... Externer Berater ....... aus den zuständigen Fachabteilungen ....... Andere, aus: ...................................................... ....... Andere, aus: ...................................................... ....... Andere, aus: ...................................................... D5. Aus welchem der oben genannten Funktionsbereiche stammt(e) der Projektleiter ? Zu welchem Prozentsatz war dieser für das Projekt freigestellt ? q Externer Projektleiter Abteilung: ................................................................... q Weiss nicht Freistellung: ............................% D6. Welche Eigenschaften sollte ein R/3-Projektleiter Ihres Erachtens mitbringen? Skala: 1=sehr wichtig, 2=wichtig, 3=geringe Bedeutung, 4=unbedeutend, 5=völlig irrelevant 1 gute allg. EDV-Kenntnisse gute R/3-Kenntnisse gute Kenntnisse der eigenen Organisation 2 3 4 5 q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q andere: ........................................... q q q q q q Weiss nicht 1 Flexibilität und Weitsicht Verhandlungsgeschick Entscheidungskraft, Durchsetzungsvermögen Delegationsfähigkeit Motivationsfähigkeit Kommunikationsfähigkeit Hohe Frustrationsgrenze andere: ........................................... 2 3 4 5 q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q D7. Mit welchen Problemen ist ein Projektleiter in einem R/3-Projekt hauptsächlich konfrontiert? a) .................................................................................................................................... b) .................................................................................................................................... c) .................................................................................................................................... q Weiss nicht D8. Wie stufen Sie die Unterstützung des Projektleiters durch das Management ein? q Sehr gut q gut q genügend q unbefriedigend q Weiss nicht D9. Welches war die geplante Dauer des Projektes ( Kalenderzeit und Arbeitszeit )? Gibt es beim aktuellen Projektstand Abweichungen zum Plan? Kalenderzeit Arbeitszeit Geplante Dauer : .......... Monate .......... Personenmonate q Abweichung: .......... Monate .......... Personenmonate q Keine Abweichung q Weiss nicht q Weiss nicht 357 Anhang B D10. Wieviele Personen sind im Einführungsprojekt SAP R/3 beschäftigt? Bitte geben Sie die Mitarbeiterzahl (MA) pro Projektphase (nach SAP) unterschieden nach Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigung im Projekt an. Schätzen Sie bitte zusätzlich den durchschnittlichen Mitwirkungsgrad für die Teilzeitmitarbeiter. q Weiss nicht Vollzeit Teilzeit ∅ Projekt-Mitwirkungsgrad Organisation und Konzeption ........... MA ............ MA ............ % Detaillierung und Realisierung ........... MA ............ MA ............ % Produktionsvorbereitung ........... MA ............ MA ............ % Produktionsanlauf ........... MA ............ MA ............ % SAP-Einführungsphase q Weiss nicht D11. Wie hoch ist Ihr Budget zur Einführung von SAP R/3? q Budgetzahlen werden nicht bekanntgegeben ca. ........................................CHF. Dieses Budget teilt sich prozentual grob wie folgt auf: Hardwarekosten ........... % Einführungskosten ............% Softwarekosten ........... % Schulungskosten ............% D12. Welche der folgenden typischen Problembereiche , die in Informatikprojekten auftreten können, waren bei Ihrer Einführung von SAP R/3 kritisch ? (Mehrfachnennungen möglich) q q q q q q q q Komplexität des R/3-Systems Unrealistische Zeitstrukturen Unvollständige/unpräzise Aufgabenstellung Vertragliche Probleme q Budgetüberschreitung q Unzureichende Ausbildung der Mitarbeiter Terminüberschreitung(en) Fehlende Mitwirkung der Anwender Unzureichende Freistellung der Projektmitarbeiter Widerstände gegen die Veränderung von Geschäftsprozessen q Unzureichender Support durch den Anbieter q Unzureichende Unterstützung durch das Mgmt q Fehlende Verfügbarkeit qualifizierter Berater q Andere: .............................................................. q Häufiger Releasewechsel q Unterschätzung von Hardware-Anforderungen q Andere: .............................................................. .............................................................. .............................................................. .............................................................. q Keine kritischen Situationen q Weiss nicht E . P r o j e k t m a n a g e m e n t - Erfolgsfaktoren E1. Bewerten Sie bitte die nachfolgend aufgelisteten 21 Kritischen Erfolgsfaktoren bei der Einführung von Standardsoftware. Skala: 1=sehr wichtig, 2=wichtig, 3=geringe Bedeutung, 4=unbedeutend, 5=völlig irrelevant Aufwand für Vertragsgestaltung Auswahl von Beratungspartnern Change-Management Datenmigration Dokumentation Einbeziehung des Managements Gestaltung der Systemarchitektur Intensität der Evaluation Klar formulierte Zielsetzungen Know-how-Transfer Kommunikation 1 2 3 4 5 q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q L e n k u n g s a u s s c h u s s (steering committee) Methodisches Vorgehen Projektleiter Projektorganisation Releaseplanung Schulung der Benutzer Staffelung der Einführung Überdenken bzw. Neugestaltung der Geschäftsprozesse (BPR) Umfassende Planung des Betriebs Verbindung zu existierenden Informationssystemen 1 2 3 4 5 q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q q E2. Klar formulierte Zielsetzungen tragen wesentlich zum Projekterfolg bei. Welche Ziele haben Sie für Ihr(e) Projekt(e) formuliert? Wie beurteilen Sie die Zielabweichungen ? Ziele Kostenziele Terminziele Sachziele 358 eingehalten übertroffen nicht eingehalten q q q q q q q q q Grund: ...................................... ...................................... ...................................... q Weiss nicht q Weiss nicht q Weiss nicht Anhang B q Weiss nicht E3. Wie wurden/werden die Ziele überwacht? .................................................................................................................................................................................. q Weiss nicht E4. Welches war/ist die Reaktion auf das Erkennen von Zielabweichungen? q Neuformulierung der Ziele q geringe Anpassung der Ziele q keine Anpassung der Ziele, sondern: ....... .................................................................................................................................................................................. F . P r o j e k t m a n a g e m e n t - Vorgehensmodell F1. Haben Sie bei der Einführung von SAP R/3 ein Vorgehensmodell verwendet? Falls ja, welches ? q SAP-Vorgehensmodell (IMG) q anderes: .................................................................................................... q Nein q Weiss nicht F2. Haben Sie Aufgaben in der Einführung von SAP R/3 mit Softwarewerkzeugen unterstützt? q Ja q Nein q Weiss nicht Falls ja , nennen Sie bitte pro Projektphase den N a m e n und die Anbieter der Software-Tools (z.B. ARISToolset, MS-Project). Projektphase Name des Tools Anbieter ..................................................... ....................................................... ..................................................... ..................................................... ....................................................... ..................................................... ..................................................... ....................................................... ..................................................... ..................................................... ....................................................... ..................................................... G . P r o j e k t m a n a g e m e n t - Einsatz externer Berater G1. Haben Sie bei der Einführung von SAP R/3 mit externen Beratungsunternehmungen zusammengearbeitet? q Ja, mit folgender(n) Beratungsunternehmung(en): ......................................... q Nein q Weiss nicht ....................................................................................................................... ....................................................................................................................... G2. Welches waren die wichtigsten Gründe für eine Zusammenarbeit mit externen Beratern? a) .................................................................................................................................... b) .................................................................................................................................... c) .................................................................................................................................... q Weiss nicht G3. Wie beurteilen Sie die Kenntnisse/Fähigkeiten der Berater? sehr gut gut schlecht sehr schlecht q q q q q q q q q q q q Im Projektmanagement Von Methoden und Werkzeugen In SAP R/3 q Weiss nicht q Weiss nicht q Weiss nicht Bemerkungen: ......................................................................................................................................................... .................................................................................................................................................................................. H. Systemtechnische Veränderungen H1. Welche systemtechnische Architektur wies Ihre Unternehmung bzw. Ihr Unternehmungsbereich vor der Einführung von SAP R/3 auf ? q Host(s) q Abteilungsrechner (AS/400 usw.) q PC-Netzwerk Anzahl: ................................. q Weiss nicht Anzahl: ................................. Anzahl Server: ..................... 359 Anhang B H2. Bezeichnen Sie bitte Ihre für R/3 eingesetzten Systemkomponenten : q identisch Datenserver und Applikationsserver sind q nicht identisch q Oracle q MS SQL Server q Informix q Adabas D q DB/2 q SQL/400 q Andere: .................................................................................................................... q Unix: ............................................. (z.B. AIX) q Windows NT q OS/400 q Andere: .................................................................................................................... q Windows 95 (3.1) q Windows NT q OSF-Motif q OS/2 q Macintosh q Andere: .................................................................................................................... Datenbank : Betriebssystem : GUI : H3. Wieviele Datenbankserver sind in Ihrem Unternehmen installiert? q Weiss nicht ........... Rechner. H4. Wieviele Applikationsserver sind in lhrem Unternehmen installiert? q Weiss nicht ........... Rechner. H5. Wieviele Rechner auf Präsentationsebene sind in Ihrem Unternehmen installiert? q Weiss nicht ........... Rechner. H6. Welche Produkte von Fremdanbietern werden/wurden in Ihrem Unternehmen an das R/3-System angebunden? q Office-Applikationen q CAD-Anwendungen q Archivierungssystem q Weiss nicht q andere: ................................................................................................. ................................................................................................. H7. Welche Softwarekategorie wird in Ihrer Systemumgebung durch SAP R/3 ersetzt ? q Weiss nicht SAP R/3 q q ersetzt in erster Linie eigenerstellte ist Ersatz für SAP R/2 q q ersetzt in erster Linie durch Softwarehäuser Individualsoftware q ersetzt in erster Linie andere Standardsoftwarepakete als Ergänzung zu SAP R/2 erstellte Individualsoftware q SAP R/3 ersetzt .......................................... .................................................................... .................................................................... H8. W ieviele User haben derzeit resp. werden im Endausbau Zugang zum R/3-System haben (ganzes System)? Derzeit ca. .............. User (Named Users). Im Endausbau .................... User (Named Users). q Weiss nicht H9. Betreiben oder planen Sie für die Benutzung des SAP R/3-Systems ein systemtechnisches Outsourcing ? q Ja, mit folgendem Anbieter: ........................................................................... Form des Outsourcings: − Einführung (Projektverantwortung) − R/3-Hardware (Server) − R/3-System: − Netzwerke (LAN, WAN) Basis (Release-Wechsel, DB) betriebswirtschaftlich (Customizing) q Nein innerbetrieblich q q q q q q Weiss nicht ausserbetrieblich q q q q q Geschätzte Kostenersparnis: ....................% I. Customizing I1. Wie erfolgt(e) generell die organisatorische Anpassung ? q a) Anpassung von Geschäftsprozessen und Organisationsstrukturen an die SAP R/3-Erfordernisse q b) Anpassung des R/3-Systems an die eigenen Geschäftsprozesse und Organisationsstrukturen q Auf beide Arten, mit einem Schwergewicht bei q a) q b) q Weiss nicht 360 Anhang B I2. Wie haben Sie Anpassungen bzw. Erweiterungen von R/3 an die betriebliche Umgebung vorgenommen? (Mehrfachnennungen möglich) q q q q q q q Durch Parametersetzung (Customizing) Durch Verwendung von User-Exits Durch Veränderung des R/3 Source Codes Ergänzung von R/3 durch eigene Applikationen Anders: ....................................................................................................................................................... Keine Anpassungen oder Erweiterungen Weiss nicht I3. Die in SAP R/3 vorgesehenen Customizing-Möglichkeiten zur individuellen Systemanpassung q reichen immer aus q reichen in ca. .......... % des Leistungsumfanges aus q Weiss nicht I4. Die R/3-Systemumgebung in Ihrem Unternehmen weist ca. ................ (Anzahl) auf Dauer geplante Schnittstellen, ca. ................ (Anzahl) temporäre Schnittstellen q Weiss nicht auf. I5. Haben Sie Daten aus bisherigen Systemen ins R/3-System übernommen ? q Ja, Stammdaten q automatisch q manuell q Ja, Bewegungsdaten q automatisch q manuell q Nein q Weiss nicht q Keine q Weiss nicht I6. Falls ja, welches waren dabei die Hauptschwierigkeiten ? q Schnittstellenprogrammierung q Gewährleistung der Datenintegrität q Nummerungssysteme q Übernahme von Vergangenheitsdaten q Klassifizierung q Andere: ........................................................................................................ J. Ausbildung J1. Wo wurde/wird im Rahmen Ihres R/3-Einführungsprojektes geschult resp. wer war/ist für die Schulung der Projektteams resp. der Endanwender zuständig ? q Weiss nicht Interne Schulung durch SAP-Berater Eigene Mitarbeiter CBT (Computer Based Training) Selbststudium ...................................................... Projektteams Endan wender q q q q q q q q q q Externe Schulung bei SAP einem anderen Anbieter ................................................. ................................................. ................................................. J2. Zu welchen Zeitpunkten erfolgte die Schulung ? (Mehrfachnennungen möglich) Projektteams Endan wender noch vor Beginn des Einführungsprojekts q q in der Anfangsphase des Einführungsprojekts q q Projektteams Endanwender q q q q q q q q q q q Weiss nicht Projektteams Endanwender gegen Ende des Einführungsprojekts / unmittelbar vor Produktivstart q q über alle Projektphasen verteilt q q q q nach Bedarf in der Produktivphase J3. An welcher Art R/3-System wird die Ausbildung der Anwender vorgenommen? q An einem System ohne Abbildung unternehmensspezifischer Merkmale q An einem unternehmensspezifisch angepassten System q An einem System mit Kopien von betrieblichen Echt-Daten q Weiss nicht 361 Anhang B K. Inbetriebnahme K1. Haben Sie einen Parallelbetrieb zwischen bisherigen Systemen und SAP R/3 vorgenommen? q Ja, bei folgenden Modulen: ........................................................................ q Nein q Weiss nicht K2. Sind im produktiven Einsatz von SAP R/3 erhebliche Schwierigkeiten aufgetreten? Können Sie gegebenenfalls mögliche Ursachen dafür angeben? Problem Ursache ................................................................................. ....................................................................................... ................................................................................. ....................................................................................... ................................................................................. ....................................................................................... K3. In welcher Weise unterstützen Sie Ihre Anwender beim Auftreten von Problemen mit SAP R/3? q q q q Durch Benutzer-Service-Zentren (IC) Durch Projekt- / Systemverantwortliche q Keine formelle Regelung q Anders: ................................................................ ................................................................ Durch besonders ausgebildete "Super User" q Weiss nicht Durch SAP L. Rechtliche Aspekte L1. War Ihre Unternehmung bei Realisierung des R/3 Projektes mit rechtlichen Problemen konfrontiert? Wenn ja, in welcher Art und Weise? (Mehrfachnennungen möglich) q Ja, q Nein q Weiss nicht q verursacht durch Kostenüberschreitungen q verursacht durch Terminüberschreitungen q provoziert durch mangelhafte Kompetenzen der Berater q infolge Anschaffung nicht einsatzkonformer Hardware q infolge Projektbeginns vor Vertragsabschluss q infolge Leistungsanpassungen nach Vertragsabschluss q infolge unfairer Vertragsklauseln q infolge ungenügend definierter Pflichten der Vertragspartner q andere: ................................................................................................. .............................................................................................................. M. Zukunftsaussichten M1. Die SAP AG arbeitet zur Zeit an einer weiterentwickelten Version von R/3, welche Schnittstellen zum Internet einerseits und zu unternehmensinternen Netzen (Intranets) andererseits aufweisen soll. Wie schätzen Sie die Bedeutung solcher Erweiterungen von R/3 ein? sehr wichtiger Wettbewerbsfaktor sowohl für die SAP als auch für die R/3-Kunden ist ein zentrales Evaluationskriterium eher unbedeutend, da in weltweit operierenden Unternehmen andere interne und externe Kommunikationsverbindungen existieren Interessant, jedoch vom Sicherheitsaspekt her als problematisch einzustufen bedeutungslos andere Einschätzungen: ...................................................................................... ............................................................................................................................. Herzlichen Dank für Ihre Kooperation! 362 Heute In 3 Jahren q q q q q q q q q q q q q q Anhang B Universität Bern Institut für Wirtschaftsinformatik Abteilung Information Engineering Prof. Dr. Gerhard Knolmayer Engehaldenstr. 8, 3012 Bern, Telefon 031 / 631 38 09 Fax 031 / 631 46 82, e-mail [email protected] URL http://www.ie.iwi.unibe.ch/∼knolmayer XYZ AG Herrn Hans Muster Bahnhofstrasse 11 8000 Zürich Bern, 17. Juli 1996 Einführung von SAP R/3 in Schweizer Unternehmen Sehr geehrter Herr Muster Die Abteilung "Information Engineering" des Instituts für Wirtschaftsinformatik der Universität Bern hat 1994 eine Umfrage Umfrage zu den Erfahrungen, die Schweizer Unternehmen bei der Einführung von R/3 gemacht haben, durchgeführt. Diese Umfrage ist auf grosses Interesse von Seiten der Praxis gestossen. Wir haben in mehreren Medien, Fachtagungen und auf den SAPUS-Benutzerkonferenzen 1994 und 1995 über die Ergebnisse dieser Studie berichtet. 1994 waren erst wenige SAP R/3 Projekte abgeschlossen und es lagen noch keine längerfristigen Erfahrungen mit R/3 vor. Nicht zuletzt die Gespräche mit der SAPUS haben uns veranlasst, die Studie zu aktualisieren und dazu möglichst alle Projektverantwortlichen in der Schweiz einzubeziehen. Unser Ziel ist es, damit einen Beitrag zu einem fundierten Erfahrungsaustausch zwischen R/3 Anwendern zu leisten und zur Versachlichung der Diskussion um Nutzen und Kosten von SAP R/3Einführungen beizutragen. Wir sind uns klar bewusst, dass Sie in Ihrer Funktion häufig mit solchen Begehren konfrontiert werden. Bitte brücksichtigen Sie bei Ihrem Entscheid über die Beantwortung des Fragebogens, dass unsere Arbeitsgruppe den Themenkreis R/3 zu einem Lehr- und Forschungsschwerpunkt gemacht hat (vgl. Beilage sowie unsere WWW-Seiten http://www.ie.iwi.unibe.ch/sap/sapr3.html). Wir wären Ihnen daher sehr verbunden, wenn Sie den beiliegenden Fragebogen sowie das Hinweisblatt ausfüllen und umgehend, spätestens aber bis zum 5. August 1996 an unser Institut zurücksenden könnten. Wir werden Ihnen als Gegenleistung gerne die Ergebnisse unserer Untersuchung zur Verfügung stellen. Mit bestem Dank für die Unterstützung unserer Bemühungen um eine praxisbezogene Forschung und Lehre verbleiben wir mit freundlichen Grüssen Beilagen: Fragebogen, Rückantwortcouvert, Hinweisblatt, Infoblatt "Aktivitäten im R/3 Umfeld" 363 Anhang B Umfrage: Erfahrungen bei der Einführung von SAP R/3 Hinweise zum Ausfüllen des Fragebogens SAP R/3 An wen richtet sich der Fragebogen? Der Fragebogen richtet sich an eine für die Einführung von SAP R/3 verantwortliche Person. Untersuchungsobjekt Untersuchungsobjekt ist ausschliesslich die in der Anschrift bezeichnete Schweizer Unternehmung, inkl. deren inländischen Tochtergesellschaften aber exkl. aller ausländischen Unternehmungseinheiten. Kontaktpersonen Allfällige Fragen richten Sie bitte an: Institut für Wirtschaftsinformatik Universität Bern Christoph Zimmerli oder Reto von Arb Tel. direkt: Tel. Sekretariat: 031/ 631 33 04 031/ 631 38 09 031/ 631 87 39 031/ 631 38 09 Angaben zu Ihrer Person Bitte geben Sie nachfolgend für den Fall allfälliger Rückfragen zumindest Ihren Namen und Ihre TelefonNr. (inkl. Vorwahl) an. Senden Sie dieses Blatt zusammen mit dem Fragebogen an uns zurück. Falls Sie an der Studie interessiert sind, notieren Sie bitte Ihre vollständige Adresse. Name: ......................................................................................................................................... Position/Funktion: ......................................................................................................................................... Abteilung: ......................................................................................................................................... Firma: ......................................................................................................................................... Tel.-Nr.: .............. / ....................................................................................................................... Adresse: ......................................................................................................................................... ......................................................................................................................................... q Ja Erhalt einer Studie erwünscht: Herzlichen Dank für Ihre Kooperation. 364 q Nein Anhang B Universität Bern Institut für Wirtschaftsinformatik Abteilung Information Engineering Prof. Dr. Gerhard Knolmayer Engehaldenstr. 8, 3012 Bern, Telefon 031 / 631 38 09 Fax 031 / 631 46 82, e-mail [email protected] URL http://www.ie.iwi.unibe.ch/sap/sapr3.html XYZ AG Herrn Hans Muster Bahnhofstrasse 11 8000 Zürich Bern, 7. August 1996 Sehr geehrter Herr Muster Vor rund zwei Wochen haben Sie von uns per Post einen Fragebogen zum Thema "Erfahrungen bei der Einführung von SAP R/3 in Schweizer Unternehmungen" erhalten. Da wir bestrebt sind, möglichst repräsentative Aussagen zu machen, ist eine grosse Zahl von Rücksendungen unumgänglich. Wir sind uns bewusst, dass diese Umfrage durch die Sommerferien tangiert wird. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, den Rücksendeschluss auf das Ende der Ferienzeit zu verlegen. Da Sie uns den Fragebogen bisher noch nicht zurückgesandt haben, möchten wir Sie bitten, dies wenn möglich bis Mitte August 1996 nachzuholen. Sollten Sie den Fragebogen in der Zwischenzeit nicht mehr greifbar haben oder bereitet Ihnen die Einhaltung des Termins Probleme, dann möchten wir Sie bitten, uns dies entweder mit beiliegendem Faxformular oder telefonisch mitzuteilen Fax: 031 / 631 46 82 Tel: 031 / 631 87 39 oder 031 / 631 33 04 Bei dieser Gelegenheit möchten wir Sie darauf hinweisen, dass sämtliche Angaben absolut vertraulich behandelt werden. Sollten Sie den Fragebogen in der Zwischenzeit an uns zurückgeschickt haben, betrachten Sie dieses Schreiben bitte als gegenstandslos. Für Ihr Verständnis und die damit verbundene Unterstützung der universitären Forschung danken wir herzlich. Mit freundlichen Grüssen Faxblatt 365 Anhang B Universität Bern Institut für Wirtschaftsinformatik Abteilung Information Engineering Prof. Dr. Gerhard Knolmayer Engehaldenstr. 8, 3012 Bern, Telefon 031 / 631 38 09 Fax 031 / 631 46 82, e-mail [email protected] URL http://www.ie.iwi.unibe.ch/∼knolmayer Fax From: XYZ AG Herrn Hans Muster 8000 Zürich To: Institut für Wirtschaftsinformatik Abteilung Information Engineering Herrn Christoph Zimmerli Engehaldenstr. 8 3012 Bern Fax: 031 / 631 46 82 Bestellung q eines Exemplares des Fragebogens "Erfahrungen bei der Einführung von SAP R/3 in Schweizer Unternehmungen". Schicken Sie dieses bitte an folgende Person (unbedingt ausfüllen): Name, Vorname: ................................................................................................. Mitteilung q Die Beantwortung des Fragebogens bis zum genannten Termin ist mir nicht möglich. Ich werde diesen aber noch vor dem .............................................. (bitte Datum angeben) ausfüllen und zurücksenden. Name, Vorname: ........................................................................................................ Datum: ........................................ 366 Unterschrift: ..................................................... Anhang C Anhang C : Statistische Analysen H 1.1: Mitarbeiterzahl (A11) ð # Named User (H82) Hypothese: Beim Einsatz von R/3 ist die vorgesehene Benutzerzahl (Named User) von der Grösse des Unternehmens (Mitarbeiterzahl) abhängig. Statistische Analyse: Pearson correlation matrix A11 1.000 0.675 A11 H82 H82 1.000 Bartlett Chi-square statistic: 36.730 DF=1 Prob= 0.000 Matrix of Bonferroni Probabilities A11 0.0 0.000 A11 H82 H82 0.0 Number of observations: 63 11 case(s) deleted due to missing data. Model contains no constant Dep Var: H82 N: 63 Multiple R: 0.843 Adjusted squared multiple R: 0.711 Effect Standard error of estimate: 106.129 Coefficient Std Error 0.200 0.016 A11 Squared multiple R: 0.711 Std Coef Tolerance 0.843 1.000 t P(2 Tail) 12.341 0.000 Analysis of Variance Source Sum-of-Squares DF Mean-Square F-Ratio P Regression 1715496.566 1 1715496.566 152.308 0.000 Residual 698326.434 62 11263.330 ------------------------------------------------------------------------------Durbin-Watson D Statistic First Order Autocorrelation 1.934 0.025 Pearson correlation matrix (nur Industriesektor) H82 1.000 0.865 H82 A11 Bartlett Chi-square statistic: A11 1.000 36.623 DF=1 Prob= 0.000 Matrix of Bonferroni Probabilities H82 0.0 0.000 H82 A11 A11 0.0 Number of observations: 29 5 case(s) deleted due to missing data. Model contains no constant Dep Var: H82 N: 29 Multiple R: 0.914 Adjusted squared multiple R: 0.836 Squared multiple R: 0.836 Standard error of estimate: 130.400 367 Anhang C Effect A11 Coefficient Std Error 0.347 0.029 Std Coef Tolerance 0.914 1.000 t P(2 Tail) 11.959 0.000 Analysis of Variance Source Sum-of-Squares DF Mean-Square F-Ratio P Regression 2432007.274 1 2432007.274 143.023 0.000 Residual 476119.726 28 17004.276 ------------------------------------------------------------------------------Durbin-Watson D Statistic First Order Autocorrelation 2.518 -0.266 Ergebnis: Es besteht grundsätzlich eine Abhängigkeit zwischen der Mitarbeiterzahl und der Named-User- Zahl. Im Industriesektor ergibt sich die stärkste Abhängigkeit. In diesem Sektor sind rund ein Drittel (34.7%) der Mitarbeiter Anwender des R/3-Systems. 368 Anhang C H 1.2: KMU - GU ð Anzahl Named User im Endausbau (H82) Hypothese: Die Anzahl Named User beim Einsatz des R/3-Systems in KMUs ist geringer als in Grossunternehmen. Statistische Analyse: Two-sample t test on H82 grouped by KMUGU$ Group GU KMU N 44 38 Mean 474.068 83.789 SD 785.975 66.131 Separate Variance t = Difference in Means = 3.280 DF = 43.7 390.279 95.00% CI = Prob = 150.455 to 0.002 630.103 Pooled Variance t = Difference in Means = 3.049 DF = 80 390.279 95.00% CI = Prob = 135.553 to 0.003 645.004 1600 H82 1200 800 400 KMUGU$ 0 60 50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60 Count Count KMU GU Ergebnis: Zwischen KMUs und Grossunternehmen lässt sich ein signifikanter Unterschied (95%) hinsichtlich der Anwenderzahl (Named User) feststellen. In KMUs verwenden durchschnittlich 84 User das R/3-System und in Grossunternehmen 474. 369 Anhang C H 1.3: KMU - GU ð # eingeführte Module Hypothese: Grossunternehmen setzen mehr Module des R/3-Systems ein als KMUs. Statistische Analyse: Two-sample t test on MOD grouped by KMUGU$ Group GU KMU N 44 45 Mean 5.977 5.956 SD 2.215 2.110 Separate Variance t = Difference in Means = 0.047 DF = 86.6 0.022 95.00% CI = Prob = -0.890 to 0.962 0.934 Pooled Variance t = Difference in Means = 0.047 DF = 87 0.022 95.00% CI = Prob = -0.890 to 0.962 0.933 12 10 MOD 8 6 4 KMUGU$ 2 0 25 20 15 10 5 Count 0 5 10 15 20 25 Count KMU GU Ergebnis: Die Hypothese, dass Grossunternehmen das R/3-System breiter einsetzen, trifft nicht zu. 370 Anhang C H 1.4: Branche ð # eingeführte Module Hypothese: Die Zahl der eingesetzten Module ist in den einzelnen Branchen (Industrie-, Handels- und Dienstleistungssektor) unterschiedlich. Statistische Analyse: Two-sample t test on MOD grouped by BRANCHE (1 = Industrie, 2 = Handel) Group 1 2 N 40 9 Mean 6.525 6.000 SD 1.724 2.179 Separate Variance t = Difference in Means = 0.677 DF = 10.4 0.525 95.00% CI = Prob = -1.196 to 0.513 2.246 Pooled Variance t = Difference in Means = 0.786 DF = 47 0.525 95.00% CI = Prob = -0.818 to 0.436 1.868 12 11 10 9 MOD 8 7 6 5 4 BRANCHE 3 2 20 15 10 5 Count 0 5 10 15 Count 20 2 1 Ergebnis: Zwischen der Industrie und dem Handel besteht kein signifikanter Unterschied im Hinblick auf die Zahl der eingesetzten Module. 371 Anhang C Statistische Analyse: Two-sample t test on MOD grouped by BRANCHE (1 = Industrie, 3 = Dienstleistungssektor) Group 1 3 N 40 18 Mean 6.525 3.944 SD 1.724 1.662 Separate Variance t = Difference in Means = 5.407 DF = 34.0 2.581 95.00% CI = Prob = 1.611 to 0.000 3.550 Pooled Variance t = Difference in Means = 5.331 DF = 56 2.581 95.00% CI = Prob = 1.611 to 0.000 3.550 12 10 MOD 8 6 4 BRANCHE 2 0 20 15 10 5 Count 0 5 10 15 Count 20 3 1 Ergebnis: Zwischen der Industrie und Dienstleistungssektor besteht ein signifikanter Unterschied (95%) im Hinblick auf die Zahl der eingesetzten Module. Im Industriesektor werden durchschnittlich 6 Module eingesetzt und im Dienstleistungssektor durchschnittlich 4. 372 Anhang C Statistische Analyse: Two-sample t test on MOD grouped by BRANCHE (2 = Handel, 3 = Dienstleistungssektor) Group 2 3 N 9 18 Mean 6.000 3.944 SD 2.179 1.662 Separate Variance t = Difference in Means = 2.491 DF = 12.8 2.056 95.00% CI = Prob = 0.270 to 0.027 3.841 Pooled Variance t = Difference in Means = 2.732 DF = 25 2.056 95.00% CI = Prob = 0.506 to 0.011 3.605 11 10 9 8 MOD 7 6 5 4 3 2 1 9 87 654 32 10 12 34 56 78 9 Count Count BRANCHE 3 2 Ergebnis: Zwischen dem Handels- und dem Dienstleistungssektor besteht ein signifikanter Unterschied (95%) im Hinblick auf die Zahl der eingesetzten Module. Im Handel werden durchschnittlich 6 Module eingesetzt und im Dienstleistungssektor durchschnittlich 4. 373 Anhang C H 1.5: KMU - GU: Gesamtkosten der Einführung (D111) Hypothese: Die Gesamtkosten einer R/3-Einführung sind in KMUs niedriger als in Grossunternehmen. Statistische Analyse: Two-sample t test on D111 grouped by KMUGU$ Group GU KMU N 30 30 Mean 7.471 1.955 SD 8.066 1.625 Separate Variance t = Difference in Means = 3.672 DF = 31.3 5.516 95.00% CI = Prob = 2.454 to 0.001 8.578 Pooled Variance t = Difference in Means = 3.672 DF = 58 5.516 95.00% CI = Prob = 2.509 to 0.001 8.523 35 30 D111 25 20 15 10 5 0 60 50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60 Count Count KMUGU$ KMU GU Ergebnis: Aufgrund der unterschiedlichen Anwenderzahlen (vgl. H 1.1) besteht ein signifikanter Unterschied (95%) zwischen KMUs (2 Mio.) und Grossunternehmen (7.5 Mio.) in Bezug auf die Gesamtkosten der Einführung. 374 Anhang C 1.6: Branche ð Einführungskosten/100 Named User (KOST100U) Hypothese: Die durchschnittlichen Einführungskosten für 100 Named User sind im Dienstleistungssektor niedriger als im Industrie- und Handelssektor. Statistische Analyse: Two-sample t test on KOST100U grouped by BRANCHE (1 = Industrie, 2 = Handel) Group 1 2 N 23 4 Mean 1992983.459 2916666.667 SD 760822.508 1397749.514 Separate Variance t = Difference in Means = -1.289 DF = 3.3 Prob = -923683.207 95.00% CI = -3.086E+06 to 0.280 1.239E+06 Pooled Variance t = Difference in Means = -1.977 DF = 25 Prob = -923683.207 95.00% CI = -1.886E+06 to 0.059 38583.999 Two-sample t test on KOST100U grouped by BRANCHE (1 = Industrie, 3 = Dienstleistungssektor) Group 1 3 N 23 10 Mean 1992983.459 2459452.381 SD 760822.508 2053770.611 Separate Variance t = Difference in Means = -0.698 DF = 10.1 Prob = -466468.921 95.00% CI = -1.954E+06 to 0.501 1.021E+06 Pooled Variance t = Difference in Means = -0.963 DF = 31 Prob = -466468.921 95.00% CI = -1.454E+06 to 0.343 5.215E+05 Statistische Analyse: Two-sample t test on KOST100U grouped by BRANCHE (2 = Handel, 3 = Dienstleistungssektor) Group 2 3 N 4 10 Mean 2916666.667 2459452.381 SD 1397749.514 2053770.611 Separate Variance t = Difference in Means = 0.479 DF = 8.3 Prob = 457214.286 95.00% CI = -1.727E+06 to 0.644 2.642E+06 Pooled Variance t = Difference in Means = 0.404 DF = 12 Prob = 457214.286 95.00% CI = -2.006E+06 to 0.693 2.920E+06 Ergebnis: Zwischen den einzelnen Branchen lassen sich keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Einführungskosten pro 100 Named User feststellen. 375 Anhang C H 1.7: KMU - GU ð Einführungskosten pro 100 Named User (KOST100U) Hypothese: Die durchschnittlichen Einführungskosten für 100 Named User sind bei Grossunternehmen geringer als bei KMUs. Statistische Analyse: Two-sample t test on KOST100U grouped by KMUGU$ Group GU KMU N 28 26 Mean 2344383.602 2275784.712 SD 1713471.721 1102483.625 Separate Variance t = Difference in Means = 0.176 DF = 46.5 Prob = 68598.890 95.00% CI = -7.149E+05 to 0.861 8.521E+05 Pooled Variance t = Difference in Means = 0.173 DF = 52 Prob = 68598.890 95.00% CI = -7.250E+05 to 0.863 8.622E+05 8000000 7000000 KOST100U 6000000 5000000 4000000 3000000 2000000 KMUGU$ 1000000 0 30 20 10 Count 0 10 20 Count 30 KMU GU Ergebnis: Die Einführungskosten pro 100 Named User weisen zwischen KMUs und Grossunternehmen keinen signifikanten Unterschied auf. 376 Anhang C H 1.8: KMU - GU: Kostenverhältnis Software-Einführungskosten (SW_EINF) Hypothese: Die Kostenstruktur (Verhältnis von Softwarelizenzkosten zu Einführungskosten) ist in KMUs und Grossunternehmen ähnlich. Statistische Analyse: Two-sample t test on SW_EINF grouped by KMUGU$ Group GU KMU N 33 33 Mean 2.879 3.801 SD 2.065 4.695 Separate Variance t = Difference in Means = -1.032 DF = 43.9 -0.921 95.00% CI = Prob = -2.721 to 0.308 0.878 Pooled Variance t = Difference in Means = -1.032 DF = 64 -0.921 95.00% CI = Prob = -2.705 to 0.306 0.862 20 SW_EINF 15 10 5 KMUGU$ 0 40 30 20 10 Count 0 10 20 30 Count 40 KMU GU Ergebnis: Der Unterschied in den Mittelwerten ist aufgrund der hohen Standardabweichungen nicht signifiant. 377 Anhang C H 1.9: Singlesite-Inst. (ss) - Multisite-Inst. (ms) ð Einführungskosten in Mio. (D111) Hypothese: Die Einführungskosten Installationen. von Multisite-Installationen sind höher als jene von Singlesite- Statistische Analyse: Two-sample t test on D111 grouped by SS_MS$ Group ms ss N 21 33 Mean 8.685 2.011 SD 7.085 1.985 Separate Variance t = Difference in Means = 4.213 DF = 22.0 6.674 95.00% CI = Prob = 3.388 to 0.000 9.959 Pooled Variance t = Difference in Means = 5.129 DF = 52 6.674 95.00% CI = Prob = 4.063 to 0.000 9.285 30 D111 20 10 SS_MS$ ss ms 0 50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 Count Count Two-sample t test on KOST100U grouped by SS_MS$ Group ms ss 378 N 21 28 Mean 2212863.816 2156489.062 SD 907742.050 1502334.595 Separate Variance t = Difference in Means = 0.163 DF = 45.2 Prob = 56374.754 95.00% CI = -6.408E+05 to 0.871 7.535E+05 Pooled Variance t = Difference in Means = 0.152 DF = 47 Prob = 56374.754 95.00% CI = -6.890E+05 to 0.880 8.017E+05 Anhang C 7000000 6000000 KOST100U 5000000 4000000 3000000 2000000 SS_MS$ 1000000 0 30 20 10 Count 0 10 20 Count 30 ss ms Ergebnis: Die Einführungskosten von Projekten an mehreren Standorten (mulitsite ð z.B. konzernweite Einführung) sind signifikant höher als bei Singlesite-Installationen (95%). Der Hauptgrund dafür ist aber auch hier in der deutlich höheren Benutzerzahl (Named User) zu suchen. Bei der Gegenüberstellung der Einführungskosten pro 100 Named User lassen sich keine signifikanten Unterschiede feststellen. 379 Anhang C H 1.10: Branche ð Einführungsdauer in Personenmonaten (PM) Hypothese: Die Einführungsdauer in Personenmonaten ist im Dienstleistungssektor kürzer als im Indusstrie- und Handelssektor. Statistische Analyse: Two-sample t test on PM grouped by BRANCHE (2 = Handel, 3 = Dienstleistungssektor) Group 2 3 N 5 10 Mean 71.200 42.500 SD 58.934 76.187 Separate Variance t = Difference in Means = 0.804 DF = 10.3 28.700 95.00% CI = Prob = -50.565 to 0.440 107.965 Pooled Variance t = Difference in Means = 0.735 DF = 13 28.700 95.00% CI = Prob = -55.697 to 0.476 113.097 Statistische Analyse: Two-sample t test on PM grouped by BRANCHE (1 = Industrie, 3 = Dienstleistungssektor) Group 1 3 380 N 21 10 Mean 129.429 42.500 SD 150.882 76.187 Separate Variance t = Difference in Means = 2.131 DF = 28.8 86.929 95.00% CI = Prob = 3.462 to 0.042 170.396 Pooled Variance t = Difference in Means = 1.710 DF = 29 86.929 95.00% CI = Prob = -17.028 to 0.098 190.885 Anhang C 600 500 PM 400 300 200 BRANCHE 100 0 30 20 10 Count 0 10 20 Count 3 1 30 Statistische Analyse: Two-sample t test on PM grouped by BRANCHE (1 = Industrie, 2 = Handel) Group 1 2 N 21 5 Mean 129.429 71.200 SD 150.882 58.934 Separate Variance t = Difference in Means = 1.381 DF = 17.6 58.229 95.00% CI = Prob = -30.508 to 0.185 146.965 Pooled Variance t = Difference in Means = 0.837 DF = 24 58.229 95.00% CI = Prob = -85.371 to 0.411 201.828 Ergebnis: Ein schwach signifikanter Unterschied (95%) in der Einführungsdauer in Personenmonaten kann nur zwischen der Industrie (129.5 PM) und dem Dienstleistungssektor (42.5 PM) festgestellt werden. 381 Anhang C H 1.11: KMU - GU ð Einführungsdauer (Monate) Hypothese: Die Gesamteinführungsdauer ist bei KMUs geringer als bei Grossunternehmen. Statistische Analyse: Two-sample t test on KZ grouped by KMUGU$ Group GU KMU N 43 39 Mean 19.140 11.846 SD 10.414 6.576 Separate Variance t = Difference in Means = 3.828 DF = 71.7 7.293 95.00% CI = Prob = 3.495 to 0.000 11.092 Pooled Variance t = Difference in Means = 3.747 DF = 80 7.293 95.00% CI = Prob = 3.420 to 0.000 11.167 50 40 KZ 30 20 10 0 20 KMUGU$ 15 10 5 Count 0 5 10 15 Count 20 KMU GU Ergebnis: Die Einführungsdauer von R/3 in KMUs ist signifikant kürzer als in Grossunternehmen. 382 Anhang C H 1.12: KMU - GU ð Methodische Unterstützung (METH) Hypothese: Grossunternehmen setzen bei der Einführung von R/3 ein stärkeres Gewicht auf die methodische Unterstützung (Verwendung von Vorgehensmodellen und Tools) als KMUs. Statistische Analyse: Two-sample t test on METH grouped by KMUGU$ Group GU KMU N 48 44 Mean 1.187 1.023 SD 0.816 0.731 Separate Variance t = Difference in Means = 1.021 DF = 90.0 0.165 95.00% CI = Prob = -0.156 to 0.310 0.485 Pooled Variance t = Difference in Means = 1.016 DF = 90 0.165 95.00% CI = Prob = -0.157 to 0.312 0.487 Ergebnis: Der Einsatz von Vorgehensmodellen und Softwareunterstützungswerkzeugen weist zwischen KMUs und Grossunternehmen keine signifikanten Unterschiede auf. H 1.13: KMU - GU ð Organisatorische Anpassung (ANPASS) Hypothese: Der Grad der organisatorischen Anpassung unterscheidet sich zwischen KMUs und Grossunternehmen. Statistische Analyse: Two-sample t test on ANPASS grouped by KMUGU$ Group GU KMU N 46 44 Mean 1.304 1.227 SD 0.465 0.424 Separate Variance t = Difference in Means = 0.822 DF = 87.8 0.077 95.00% CI = Prob = -0.109 to 0.413 0.263 Pooled Variance t = Difference in Means = 0.820 DF = 88 0.077 95.00% CI = Prob = -0.110 to 0.414 0.264 Ergebnis: Ein signifikanter Unterschied (95%) kann nicht nachgewiesen werden. 383 Anhang C H 1.14: KMU - GU ð Veränderungen am Source Code (I23) Hypothese: KMUs nehmen weniger häufig Veränderungen am Source Code vor als Grossunternehmen. Statistische Analyse: Two-sample t test on I23 grouped by KMUGU$ Group GU KMU N 48 44 Mean 0.167 0.136 SD 0.377 0.347 Separate Variance t = Difference in Means = 0.402 DF = 90.0 0.030 95.00% CI = Prob = -0.120 to 0.689 0.180 Pooled Variance t = Difference in Means = 0.400 DF = 90 0.030 95.00% CI = Prob = -0.120 to 0.690 0.181 Ergebnis: In KMUs und Grossunternehmen werden mit gleicher Häufigkeit Modifikationen am R/3-System vorgenommen. Die Unterschiede sind nicht signifikant (95%). H 1.15: KMU - GU: Wahl einer Outsourcing-Lösung (H91) Hypothese: KMUs wählen häufiger eine Outsourcing-Lösung für den Systembetrieb als Grossunternehmen. Statistische Analyse: Frequencies KMUGU$ (rows) by H91 (columns) 0 1 Total +-------------+ GU | 36 11 | 47 KMU | 24 17 | 41 +-------------+ Total 60 28 88 0 = No Outsourcing 1 = Outsourcing Two-sample t test on H91 grouped by KMUGU$ Group GU KMU N 47 41 Mean 0.234 0.415 SD 0.428 0.499 Separate Variance t = Difference in Means = -1.809 DF = 79.4 -0.181 95.00% CI = Prob = -0.379 to 0.074 0.018 Pooled Variance t = Difference in Means = -1.828 DF = 86 -0.181 95.00% CI = Prob = -0.377 to 0.071 0.016 Ergebnis: Tendenziell wählen KMUs häufiger (41.5%) eine Outsourcing-Lösung als Grossunternehmen (23.4%). Allerdings ist der festgestellte Unterschied statistisch nicht signifikant. 384 Anhang C H 1.16: KMU - GU ð Intensität der Evaluation (C7) Hypothese: Die Intensität der Evaluation ist in KMUs und Grossunternehmen vergleichbar. Statistische Analyse: Two-sample t test on C7 grouped by KMUGU$ Group GU KMU N 28 35 Mean 6.714 5.957 SD 5.797 9.129 Separate Variance t = Difference in Means = 0.400 DF = 58.3 0.757 95.00% CI = Prob = -3.031 to 0.691 4.545 Pooled Variance t = Difference in Means = 0.381 DF = 61 0.757 95.00% CI = Prob = -3.213 to 0.704 4.727 60 50 C7 40 30 20 10 0 60 50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60 Count Count KMUGU$ KMU GU Ergebnis: Der Aufwand bei der Systemevaluation ist bei KMUs und Grossunternehmen ähnlich. Es besteht kein signifikanter Unterschied (95%). 385 Anhang C H 1.17: KMU - GU ð Funktionsabdeckungsgrad (H91) Hypothese: In KMUs ist der Funktionsabdeckungsgrad grösser als in Grossunternehmen. Statistische Analyse: Two-sample t test on I3 grouped by KMUGU$ Group GU KMU N 38 40 Mean 0.880 0.902 SD 0.104 0.073 Separate Variance t = Difference in Means = -1.088 DF = 65.7 -0.022 95.00% CI = Prob = -0.063 to 0.281 0.019 Pooled Variance t = Difference in Means = -1.097 DF = 76 -0.022 95.00% CI = Prob = -0.063 to 0.276 0.018 1.1 1.0 0.9 I3 0.8 0.7 0.6 KMUGU$ 0.5 0.4 30 20 10 Count 0 10 20 Count 30 KMU GU Ergebnis: Der Funktionsabdeckungsgrad in KMUs und in Grossunternehmen ist nicht signifikant unterschiedlich (95%). 386 Anhang C H 1.18: KMU - GU ð Anzahl auf Dauer eingerichtete Schnittstellen (I41) Hypothese: Die Zahl der auf Dauer eingerichteten Schnittstellen ist in Grossunternehmen grösser als in KMUs. Statistische Analyse: Two-sample t test on I41 grouped by KMUGU$ Group GU KMU N 36 27 Mean 11.528 3.926 SD 16.492 2.615 Separate Variance t = Difference in Means = 2.720 DF = 37.3 7.602 95.00% CI = Prob = 1.942 to 0.010 13.262 Pooled Variance t = Difference in Means = 2.368 DF = 61 7.602 95.00% CI = Prob = 1.183 to 0.021 14.020 90 80 70 I41 60 50 40 30 20 KMUGU$ 10 KMU GU 0 80 70 60 50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Count Count Ergebnis: Bei der Zahl der durchschnittlich auf Dauer eingerichteten Schnittstellen lässt sich ein signifikanter Unterschied zwischen KMUs und Grossunternehmen feststellen (95%). 387 Anhang C H 2.1: U mit R/2-Einsatz - U ohne R/2-Einsatz ð Einführungsdauer (PM100U) Hypothese: Die Einführungsdauer (Personenmonate) für 100 Named User ist bei Unternehmen mit R/2-Erfahrung niedriger als bei Unternehmen ohne R/2-Erfahrung. Statistische Analyse: Two-sample t test on PM100U grouped by H71 (0 = keine R/2-Erfahrung vorhanden, 1 = R/2-Erfahrung vorhanden) Group 0 1 N 45 5 Mean 58.971 53.240 SD 59.442 44.945 Separate Variance t = Difference in Means = 0.261 DF = 5.7 5.731 95.00% CI = Prob = -48.747 to 0.803 60.209 Pooled Variance t = Difference in Means = 0.208 DF = 48 5.731 95.00% CI = Prob = -49.595 to 0.836 61.057 Ergebnis: Die Einführungsdauer (in Personenmonaten für 100 Named User) in Unternehmen mit R/2-Erfahrung weist keinen signifikanten Unterschied zu Unternehmen ohne R/2-Erfahrung auf. H 2.2: U mit R/2-Einsatz - U ohne R/2-Einsatz ð Einführungskosten (PM100U) Hypothese: Die Einführungskosten für 100 Named User sind bei Unternehmen mit R/2-Erfahrung niedriger als bei Unternehmen ohne R/2-Erfahrung. Statistische Analyse: Two-sample t test on KOST100U grouped by H71 (0 = keine R/2-Erfahrung vorhanden, 1 = R/2-Erfahrung vorhanden) Group 0 1 N 45 10 Mean 2382665.029 1925988.372 SD 1526462.312 809641.961 Separate Variance t = Difference in Means = 1.333 DF = 25.6 Prob = 456676.657 95.00% CI = -2.480E+05 to 0.194 1.161E+06 Pooled Variance t = Difference in Means = 0.913 DF = 53 Prob = 456676.657 95.00% CI = -5.463E+05 to 0.365 1.460E+06 (ANZMODXX.SYS) Ergebnis: Die Einführungskosten (für 100 Named User) in Unternehmen mit R/2-Erfahrung weisen keinen signifikanten Unterschied zu Unternehmen ohne R/2-Erfahrung auf. 388 Anhang C H 2.3: Host-Umgebung - PC-Netzwerk-Umgebung ð Gesamtkosten (D111) Hypothese: Die Gesamtkosten einer Einführung sind bei Unternehmen mit Host-Einsatz höher als bei Unternehmen, deren betriebswirtschaftliche Anwendungsplattform sich bisher auf PC-Server-Ebene befand. Statistische Analyse: Two-sample t test on D111 grouped by BSYSARCH Group 1 3 N 49 4 Mean 5.307 1.558 SD 6.894 1.182 Separate Variance t = Difference in Means = 3.265 DF = 28.9 3.750 95.00% CI = Prob = 1.400 to 0.003 6.099 Pooled Variance t = Difference in Means = 1.077 DF = 51 3.750 95.00% CI = Prob = -3.239 to 0.286 10.738 35 30 D111 25 20 15 10 5 0 60 50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60 Count Count BSYSARCH 3 1 Ergebnis: Im Hinblick auf die Gesamteinführungskosten der betrachteten Unternehmungen lässt sich ein signifikanter Unterschied (95%) feststellen. 389 Anhang C H 2.4: Host-Umgebung - PC-Netzwerk-Umgebung ð Kosten für 100 User (KOST100U) Hypothese: Die Einführungskosten für 100 Named User sind bei Unternehmen mit bisherigem Grossrechner-Einsatz höher als bei jenen, deren betriebswirtschaftliche Anwendungsplattform sich bisher auf PCServerebene befand. Statistische Analyse: Two-sample t test on KOST100U grouped by BSYSARCH Group 1 3 N 44 3 Mean 2322179.862 2352380.952 SD 1530310.920 448428.852 Separate Variance t = Difference in Means = -0.087 DF = 6.3 Prob = -30201.090 95.00% CI = -8.705E+05 to 0.933 8.101E+05 Pooled Variance t = Difference in Means = -0.034 DF = 45 Prob = -30201.090 95.00% CI = -1.832E+06 to 0.973 1.771E+06 8000000 7000000 KOST100U 6000000 5000000 4000000 3000000 2000000 BSYSARCH 1000000 0 25 20 15 10 5 Count 0 5 10 15 20 25 Count 3 1 Ergebnis: Die Einführungskosten (für 100 Named User) sind bei Unternehmen mit bisherigem Host-Einsatz ungefähr gleich hoch wie bei Unternehmen, deren betriebswirtschaftliche Anwendungsplattform sich bisher auf PC-Server-Ebene befand (kein signifikanter Unterschied bei einem 95%-Vertrauensintervall). 390 Anhang C H 2.5: ISW (1) - SSW (2) ð Unternehmensgrösse (Anz. MA = A11) Hypothese: Grossunternehmen haben bisher häufiger Individualsoftware eingesetzt als KMUs. Statistische Analyse: Two-sample t test on A11 grouped by BSWARCH (1 = bisher ISW-Einsatz, 2 = bisher SSW-Einsatz) Group 1 2 N 59 25 Mean 1790.983 715.960 SD 3501.393 1145.617 Separate Variance t = Difference in Means = 2.107 DF = 78.8 1075.023 95.00% CI = Prob = 59.492 to 0.038 2090.554 Pooled Variance t = Difference in Means = 1.497 DF = 82 1075.023 95.00% CI = Prob = -353.568 to 0.138 2503.614 25000 20000 A11 15000 10000 5000 BSWARCH 2 1 0 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Count Count Ergebnis: Der festgestellte Unterschied ist statistisch nicht signifikant (95%). 391 Anhang C H 2.6: ISW (1) - SSW (2) ð Gesamtkosten der Einführung (D111) Hypothese: Die Gesamtkosten bei der Einführung von R/3 sind bei Unternehmen, welche bisher Individualsoftware (ISW) verwendet haben, höher als bei Unternehmen mit Standardsoftware-Einsatz. Statistische Analyse: Two-sample t test on D111 grouped by BSWARCH (1 = bisher ISW-Einsatz, 2 = bisher SSW-Einsatz) Group 1 2 N 41 15 Mean 5.378 2.087 SD 6.835 2.613 Separate Variance t = Difference in Means = 2.606 DF = 53.8 3.291 95.00% CI = Prob = 0.759 to 0.012 5.823 Pooled Variance t = Difference in Means = 1.808 DF = 54 3.291 95.00% CI = Prob = -0.358 to 0.076 6.940 35 30 D111 25 20 15 10 5 0 60 50 40 30 20 10 0 10 20 30 40 50 60 Count Count Ergebnis: Es lässt sich kein signifikanter Unterschied (95%) feststellen. 392 BSWARCH 2 1 Anhang C H 2.7: # auf Dauer einger. Schnittstellen (I41) ð Einführungskosten/100 User (Kost100U) Hypothese: Die Gesamtkosten einer R/3-Einführung werden von der Zahl der auf Dauer eingerichteten Schnittstellen zu Fremdsystemen beeinflusst. Statistische Analyse: Pearson correlation matrix I41 KOST100U I41 1.000 0.154 KOST100U 1.000 Bartlett Chi-square statistic: 0.847 DF=1 Prob= 0.357 Matrix of Bonferroni Probabilities I41 KOST100U I41 0.0 0.357 KOST100U 0.0 Number of observations: 38 Ergebnis: Es lässt sich keine signifikante Abhängigkeit zwischen den Einführungskosten für 100 Named User und der Zahl der auf Dauer eingerichteten Schnittstellen feststellen. H 2.8: # auf Dauer eingerichtete Schnittstellen (I41) ð Einführungsdauer (PM100U) Hypothese: Der Personalaufwand einer R/3-Einführung wird von der Zahl der auf Dauer eingerichteten Schnittstellen zu Fremdsystemen beeinflusst. Statistische Analyse: Pearson correlation matrix I41 PM100U I41 1.000 -0.049 PM100U 1.000 Bartlett Chi-square statistic: 0.079 DF=1 Prob= 0.779 Matrix of Bonferroni Probabilities I41 PM100U I41 0.0 0.779 PM100U 0.0 Number of observations: 35 Ergebnis: Es besteht kein signifikanter Zusammenhang (95%) zwischen dem Personalaufwand und der Zahl der auf Dauer eingerichteten Schnittstellen. 393 Anhang C H 3.1: Anzahl eingeführte Module (MOD) ð Gesamtkosten der Einführung (D111) Hypothese: Je mehr Module eingeführt werden, desto höher sind die Gesamtkosten einer R/3-Einführung. Statistische Analyse: Pearson correlation matrix MOD D111 MOD 1.000 0.144 D111 1.000 Bartlett Chi-square statistic: 1.221 DF=1 Prob= 0.269 Matrix of Bonferroni Probabilities MOD D111 MOD 0.0 0.269 D111 0.0 Number of observations: 61 Erklärung: Zwischen der Zahl der eingesetzten Module und den Gesamtkosten einer Einführung lässt sich keine signifikante Abhängigkeit feststellen. H 3.2: # Named User (H82) ð Einführungskosten (D111A) Hypothese: Die Gesamtkosten einer R/3-Einführung werden von der vorgesehenen Benutzerzahl beeinflusst. Statistische Analyse: Pearson correlation matrix D111A H82 D111A 1.000 0.887 H82 1.000 Bartlett Chi-square statistic: 68.785 DF=1 Prob= 0.000 Matrix of Bonferroni Probabilities D111A H82 D111A 0.0 0.000 H82 0.0 Number of observations: 47 34 case(s) deleted due to missing data. Model contains no constant Dep Var: D111A N: 47 Multiple R: 0.942 Adjusted squared multiple R: 0.887 Effect H82 Squared multiple R: 0.887 Standard error of estimate: 1553967.314 Coefficient Std Error 20416.015 1074.273 Std Coef Tolerance 0.942 1.000 t P(2 Tail) 19.004 0.000 Analysis of Variance Source Sum-of-Squares DF Mean-Square F-Ratio P Regression 8.72161E+14 1 8.72161E+14 361.171 0.000 Residual 1.11081E+14 46 2.41481E+12 ------------------------------------------------------------------------------Durbin-Watson D Statistic First Order Autocorrelation 394 2.026 -0.021 Anhang C Pearson correlation matrix (Nur Industriesektor) D111A H82 D111A 1.000 0.933 H82 1.000 Bartlett Chi-square statistic: 33.691 DF=1 Prob= 0.000 Matrix of Bonferroni Probabilities D111A H82 D111A 0.0 0.000 H82 0.0 Number of observations: 19 14 case(s) deleted due to missing data. Model contains no constant Dep Var: D111A N: 19 Multiple R: 0.972 Adjusted squared multiple R: 0.944 Effect H82 Squared multiple R: 0.944 Standard error of estimate: 861924.837 Coefficient Std Error 19587.751 1121.179 Std Coef Tolerance 0.972 1.000 t P(2 Tail) 17.471 0.000 Analysis of Variance Source Sum-of-Squares DF Mean-Square F-Ratio P Regression 2.26756E+14 1 2.26756E+14 305.224 0.000 Residual 1.33725E+13 18 7.42914E+11 ------------------------------------------------------------------------------Durbin-Watson D Statistic First Order Autocorrelation 2.117 -0.138 Ergebnis: Die Kosten einer R/3-Einführung werden signifikant (95%) von der vorgesehenen Benutzerzahl (Named User Zahl) beeinflusst. 395 Anhang C H 3.3: Anzahl Module (MOD) ð Dauer der Einführung (KZ) Hypothese: Je mehr Module eingeführt werden, desto höher ist die Dauer einer R/3-Einführung (Kalenderzeit). Statistische Analyse: Pearson correlation matrix KZ MOD KZ 1.000 0.171 Bartlett Chi-square statistic: MOD 1.000 2.346 DF=1 Prob= 0.126 Matrix of Bonferroni Probabilities KZ MOD KZ 0.0 0.126 MOD 0.0 Number of observations: 82 Ergebnis: Die Zahl der eingeführten R/3-Module hat keinen statistisch signifikanten Einfluss (95%) auf die Dauer eines R/3-Projektes (Kalenderzeit). H 3.4: Anzahl Named User (H82) ð Dauer der Einführung (KZ) Hypothese: Mit zunehmender Benutzerzahl (Anzahl Named User) erhöht sich die Dauer einer R/3-Einführung (Kalenderzeit). Statistische Analyse: Pearson correlation matrix KZ H82 KZ 1.000 0.255 Bartlett Chi-square statistic: H82 1.000 4.692 DF=1 Prob= 0.030 Matrix of Bonferroni Probabilities KZ H82 KZ 0.0 0.030 H82 0.0 Number of observations: 72 Ergebnis: Zwischen der vorgesehenen Benutzerzahl und der Dauer einer R/3-Einführung (Kalenderzeit) besteht ein schwach signifikanter Zusammenhang (95%). 396 Anhang C H 3.4a: Anzahl Named User (H82) ð Dauer der Einführung (PM) Hypothese: Mit zunehmender Benutzerzahl (Anzahl Named User) erhöht sich die Dauer einer R/3-Einführung (Personenmonate). Statistische Analyse: Pearson correlation matrix PM 1.000 0.898 PM H82 H82 1.000 Bartlett Chi-square statistic: 61.639 DF=1 Prob= 0.000 Matrix of Bonferroni Probabilities PM 0.0 0.000 PM H82 H82 0.0 Number of observations: 40 41 case(s) deleted due to missing data. Model contains no constant Dep Var: PM N: 40 Multiple R: 0.947 Adjusted squared multiple R: 0.896 Effect H82 Squared multiple R: 0.896 Standard error of estimate: 29.791 Coefficient Std Error 0.399 0.022 Std Coef Tolerance 0.947 1.000 t P(2 Tail) 18.359 0.000 Analysis of Variance Source Sum-of-Squares DF Mean-Square F-Ratio P Regression 299143.690 1 299143.690 337.053 0.000 Residual 34613.560 39 887.527 ------------------------------------------------------------------------------Durbin-Watson D Statistic First Order Autocorrelation 2.301 -0.156 397 Anhang C Pearson correlation matrix (nur Industriesektor) H82 1.000 0.904 H82 PM PM 1.000 Bartlett Chi-square statistic: 19.574 DF=1 Prob= 0.000 Matrix of Bonferroni Probabilities H82 0.0 0.000 H82 PM PM 0.0 Number of observations: 14 19 case(s) deleted due to missing data. Model contains no constant Dep Var: PM N: 14 Multiple R: 0.944 Adjusted squared multiple R: 0.891 Effect H82 Squared multiple R: 0.891 Standard error of estimate: 27.835 Coefficient Std Error 0.372 0.036 Std Coef Tolerance 0.944 1.000 t P(2 Tail) 10.311 0.000 Analysis of Variance Source Sum-of-Squares DF Mean-Square F-Ratio P Regression 82369.873 1 82369.873 106.314 0.000 Residual 10072.127 13 774.779 ------------------------------------------------------------------------------Durbin-Watson D Statistic First Order Autocorrelation 1.628 0.179 Ergebnis: Zwischen der vorgesehenen Benutzerzahl und der Dauer einer R/3-Einführung gemessen in Personenmonaten besteht ein statistisch signifikanter Zusammenhang (95%). 398 Anhang C H 3.4b: # Personenmonate (PM) ð Einführungskosten (D111A) Hypothese: Je mehr Personenmonate für die Einführung von R/3 benötigt werden, desto mehr erhöhen sich die Gesamteinführungkosten. Statistische Analyse: Pearson correlation matrix D111A PM D111A 1.000 0.966 PM 1.000 Bartlett Chi-square statistic: 82.213 DF=1 Prob= 0.000 Matrix of Bonferroni Probabilities D111A PM D111A 0.0 0.000 PM 0.0 Number of observations: 33 51 case(s) deleted due to missing data. Model contains no constant Dep Var: D111A N: 33 Multiple R: 0.976 Adjusted squared multiple R: 0.952 Effect PM Squared multiple R: 0.952 Standard error of estimate: 1197743.895 Coefficient Std Error 49304.931 1954.636 Std Coef Tolerance 0.976 1.000 t P(2 Tail) 25.225 0.000 Analysis of Variance Source Sum-of-Squares DF Mean-Square F-Ratio P Regression 9.12802E+14 1 9.12802E+14 636.281 0.000 Residual 4.59069E+13 32 1.43459E+12 ------------------------------------------------------------------------------Durbin-Watson D Statistic First Order Autocorrelation 1.949 0.013 Ergebnis: Zwischen der Zahl der für die Einführung vorgesehenen Personenmonate und den Gesamteinführungskosten besteht ein statistisch signifikanter Zusammenhang (95%). 399 Anhang C H 4.1: Beraterqualität Gut-Schlecht ð Einführungsdauer (PM100U) Hypothese: Mit steigender Qualität der Beratungspartner sinkt die Dauer einer R/3-Einführung (Personenmonate pro 100 Named User). Statistische Analyse: Two-sample t test on PM100U grouped by B_QUAL$ Group GUT SCHLECHT N 23 27 Mean 60.261 56.811 SD 65.318 51.772 Separate Variance t = Difference in Means = 0.204 DF = 41.7 3.450 95.00% CI = Prob = -30.612 to 0.839 37.512 Pooled Variance t = Difference in Means = 0.208 DF = 48 3.450 95.00% CI = Prob = -29.852 to 0.836 36.753 Ergebnis: Es lässt sich kein signifikanter Unterschied feststellen. H 4.2: Beraterqualität Gut-Schlecht ð Einführungskosten (Kost100U) Hypothese: Mit steigender Qualität der Beratungspartner sinken die Kosten einer R/3-Einführung für 100 Named User. Statistische Analyse: Two-sample t test on KOST100U grouped by B_QUAL$ Group GUT SCHLECHT N 29 25 Mean 2258148.700 2367012.637 SD 1454519.392 1450533.164 Separate Variance t = Difference in Means = -0.275 DF = 50.9 Prob = -108863.938 95.00% CI = -9.047E+05 to 0.785 6.869E+05 Pooled Variance t = Difference in Means = -0.275 DF = 52 Prob = -108863.938 95.00% CI = -9.044E+05 to 0.785 6.867E+05 Ergebnis: Es lässt sich kein signifikanter Unterschied feststellen. 400 Anhang C H 4.3: Anzahl Projektmitarbeiter (PMA) ð Dauer der Einführung (KZ) Hypothese: Mit zunehmender Projektdauer (Kalenderzeit) steigt die Zahl der eingesetzten Projektmitarbeiter (PMA). Statistische Analyse: Pearson correlation matrix PMA KZ PMA 1.000 0.553 KZ 1.000 Number of observations: 59 Pearson correlation matrix PMA KZ PMA 1.000 0.553 KZ 1.000 Bartlett Chi-square statistic: 20.589 DF=1 Prob= 0.000 Matrix of Bonferroni Probabilities PMA KZ PMA 0.0 0.000 KZ 0.0 KZ PMA Number of observations: 59 PMA KZ Ergebnis: Zwischen der Projektdauer (Kalenderzeit) und der Zahl der eingesetzten Projektmitarbeiter besteht eine statistisch signifikante Abhängigkeit (95%). 401 Anhang C H 4.4: Anz. Projektmitarbeiter (PMA) ð Kosten einer Einführung (KOST100U) Hypothese: Ein grössere Zahl von eingesetzten Projektmitarbeitern erhöht die durchschnittlichen Kosten einer R/3-Einführung. Statistische Analyse: Pearson correlation matrix KOST100U PMA KOST100U 1.000 -0.025 Bartlett Chi-square statistic: PMA 1.000 0.023 DF=1 Prob= 0.879 Matrix of Bonferroni Probabilities KOST100U PMA KOST100U 0.0 0.879 PMA 0.0 PMA KOST100U Number of observations: 40 KOST100U PMA Ergebnis: Zwischen der Zahl der eingesetzten Projektmitarbeiter und den Kosten einer R/3-Einführung pro 100 Named User kann kein statistisch signifikanter Zusammenhang (95%) nachgewiesen werden. 402 Anhang C H 4.5: Grad der org. Anpassung (GRADANP) ð Kosten einer Einführung (Kost100U) Hypothese: Je mehr sich ein Unternehmen an die Prozessvorgaben von R/3 anpasst, desto geringer sind die durchschnittlichen Kosten einer R/3-Einführung für 100 Named User. Statistische Analyse: Pearson correlation matrix GRADANP KOST100U GRADANP 1.000 -0.193 KOST100U 1.000 Bartlett Chi-square statistic: 1.924 DF=1 Prob= 0.165 Matrix of Bonferroni Probabilities GRADANP KOST100U GRADANP 0.0 0.165 KOST100U 0.0 Number of observations: 53 Erklärung: Zwischen dem Grad der organisatorischen Anpassung und den Kosten einer R/3-Einführung für 100 Named User kann kein statistisch signifikanter Zusammenhang (95%) nachgewiesen werden. H 4.6: Grad der org. Anpassung (GRADANP) ð Dauer einer Einführung (PM100U) Hypothese: Je mehr sich ein Unternehmen an die Prozessvorgaben von R/3 anpasst, desto geringer ist die durchschnittliche Dauer einer R/3-Einführung für 100 Named User. Statistische Analyse: Pearson correlation matrix GRADANP PM100U GRADANP 1.000 0.024 PM100U 1.000 Bartlett Chi-square statistic: 0.026 DF=1 Prob= 0.871 Matrix of Bonferroni Probabilities GRADANP PM100U GRADANP 0.0 0.871 PM100U 0.0 Number of observations: 48 Ergebnis: Zwischen dem Grad der organisatorischen Anpassung und der durchschnittlichen Dauer einer R/3Einführung für 100 Named User kann kein statistisch signifikanter Zusammenhang (95%) nachgewiesen werden. 403 Anhang C H 4.7: Freistellungsgrad (FG) ð Dauer einer Einführung (PM100U) Hypothese: Je höher der Freistellungsgrad der Projektmitarbeiter desto kürzer die Dauer einer R/3-Einführugn pro 100 Named User. Statistische Analyse: Pearson correlation matrix FG PM100U FG 1.000 -0.009 PM100U 1.000 Bartlett Chi-square statistic: 0.002 DF=1 Prob= 0.961 Matrix of Bonferroni Probabilities FG PM100U FG 0.0 0.961 PM100U 0.0 Number of observations: 34 Ergebnis: Zwischen dem Freistellungsgrad der Projektmitarbeiter und der Dauer einer R/3-Einführung pro 100 Named User lässt sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang (95%) erkennen. H 4.8: Freistellungsgrad (FG) ð Kosten einer Einführung (KOST100U) Hypothese: Je höher der Freistellungsgrad der Projektmitarbeiter, desto geringer sind die Kosten einer R/3Einführung pro 100 Named User. Statistische Analyse: Pearson correlation matrix KOST100U FG KOST100U 1.000 0.005 Bartlett Chi-square statistic: FG 1.000 0.001 DF=1 Prob= 0.980 Matrix of Bonferroni Probabilities KOST100U FG KOST100U 0.0 0.980 FG 0.0 Number of observations: 34 Erklärung: Zwischen dem Freistellungsgrad der Projektmitarbeiter und den Kosten einer R/3-Einführung pro 100 Named User besteht kein statistisch signifikanter Zusammenhang (95%). 404 Anhang C H 4.9: Mit Outsourcing (1) - ohne Outsourcing (2) ð Kosten einer Einführung (KOST100U) Hypothese: Bei der Wahl eines systemtechnischen Outsourcings reduzieren sich die durchschnittlichen Kosten einer R/3-Einführung (Kosten pro 100 Named User). Statistische Analyse: Two-sample t test on KOST100U grouped by H91 Group 1 2 N 18 36 Mean 2405461.313 2232819.623 SD 1352081.853 1497035.818 Separate Variance t = Difference in Means = 0.427 DF = 37.4 Prob = 172641.691 95.00% CI = -6.471E+05 to 0.672 9.924E+05 Pooled Variance t = Difference in Means = 0.412 DF = 52 Prob = 172641.691 95.00% CI = -6.680E+05 to 0.682 1.013E+06 Ergebnis: Zwischen den durchschnittlichen Einführungskosten pro 100 User und der Wahl einer OutsourcingLösung lässt sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang (95%) feststellen. H 4.10: Mit Outsourcing (1) - ohne Outsourcing (2) ð Dauer einer Einführung (KZ100U) Hypothese: Bei der Wahl eines systemtechnischen Outsourcings verkürzt sich die durchschnittliche Dauer einer R/3-Einführung (pro 100 Named User). Statistische Analyse: Two-sample t test on KZ100U grouped by H91 Group 1 2 N 19 49 Mean 15.790 15.808 SD 14.135 15.223 Separate Variance t = Difference in Means = -0.005 DF = 35.2 -0.018 95.00% CI = Prob = -7.943 to 0.996 7.907 Pooled Variance t = Difference in Means = -0.004 DF = 66 -0.018 95.00% CI = Prob = -8.076 to 0.997 8.040 Ergebnis: Zwischen der Wahl einer Oursourcing-Lösung und der durchschnittlichen Dauer einer R/3-Einführung (Kalenderzeit) besteht kein statistisch signifikanter Zusammenhang (95%). 405 Anhang C H 4.11: Intensität der Planung (ANTPLAN) ð Dauer einer Einführung (KZ100U) Hypothese: Bei höherer Planungsintensität in den konzeptionellen Projektphasen reduziert sich die durchschnittliche Dauer einer R/3-Einführung (pro 100 Named User). Statistische Analyse: Pearson correlation matrix ANTPLAN KZ100U ANTPLAN 1.000 -0.167 KZ100U 1.000 Bartlett Chi-square statistic: 0.948 DF=1 Prob= 0.330 Matrix of Bonferroni Probabilities ANTPLAN KZ100U ANTPLAN 0.0 0.330 KZ100U 0.0 Number of observations: 36 Ergebnis: Zwischen der Planungsintensität in konzeptionellen Phasen und der durchschnittlichen Einführungsdauer (pro 100 Named User) lässt sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang (95%) feststellen. H 4.12: Intensität der Planung (ANTPLAN) ðKosten einer Einführung (KOST100U) Hypothese: Bei höherer Planungsintensität in den konzeptionellen Projektphasen reduzieren sich die durchschnittlichen Kosten einer R/3-Einführung (pro 100 Named User). Statistische Analyse: Pearson correlation matrix ANTPLAN KOST100U ANTPLAN 1.000 -0.235 KOST100U 1.000 Bartlett Chi-square statistic: 1.566 DF=1 Prob= 0.211 Matrix of Bonferroni Probabilities ANTPLAN KOST100U ANTPLAN 0.0 0.211 KOST100U 0.0 Number of observations: 30 Ergebnis: Zwischen der Planungsintensität in den konzeptionellen Phasen und den durchschnittlichen Kosten einer R/3-Einführung (pro 100 Named User) lässt sich kein statistisch signifikanter Zusammenhang (95%) feststellen. 406 Index Index A ABAP/4 ...............................................................141 Akzeptanzprobleme ......................... 253; 266; 305 ALE-Konzept.......................................................134 Anlagenbuchhaltung.............................................71 Anwender Einbezug.........................................................266 Schulung ..............................199; 283; 301; 328 Arbeitspläne........................................................103 Arbeitsplätze .......................................................103 ArchiveLink.........................................................131 Archivierungssysteme .........................................290 ARIS-Toolset .......................................................295 AS/400................................................................284 ASAP...................................................................338 B Baan.......................................................12; 38; 246 BAPI............................................................. 22; 136 Basissystem .........................................................140 Bauteilekalkulation .............................................108 Bedarfsplanung...................................................105 Benutzerservicezentrum .....................................306 Benutzersupport .................................................305 Benutzerverwaltung............................................141 Beratungspartner .............................. 190; 273; 323 Auswahl................................................. 274; 282 Berechtigungsverwaltung....................................141 Bestandesführung ...............................................100 Betrieb ................................................................204 BOR......................................................................22 BPCS...................................................................246 BPR............................27; 185; 244; 284; 294; 329 Branchenherkunft...................................... 236; 237 Branchenlösungen ............................ 139; 237; 238 Buchungskreis.......................................................61 Business Engineer ...............................................143 Business Framework .................................... 23; 339 Business Object ........................................... 19; 339 Business Object Repository ..................................22 Business Planning .................................................85 C CAD-Schnittstelle ...................................... 134; 290 Cash Management................................................74 CATT ..................................................................142 CBT-Software ................................... 200; 302; 303 CCMS .................................................................141 Change-Management ........................................ 184 Client/Server-Architektur ...........................148; 287 COM.....................................................................19 Component Ware.................................................19 Controlling..................................................... 68; 77 CORBA ........................................................ 19; 339 Customizing...............................................295; 297 D Data Dictionary ................................................. 142 Datenbankverwaltung........................................ 141 Datenmigration.................................................. 203 Datenübernahme .............................................. 299 Probleme....................................................... 300 Debitorenbuchhaltung..........................................70 Desktop Applikationen ...................................... 290 Dienstleistungssektor .................................237; 241 Dokumentation ................................................. 198 Dokumentenverwaltung .................................... 133 E EDI..................................................................... 291 Einführungsdauer......................268; 270; 315; 318 Einführungskosten............................. 276; 315; 318 Einführungsleitfaden .......................................... 144 Einkauf..................................................................98 Electronic Commerce ................................137; 151 Enterprise Applications .........................................12 Enterprise Resource Planning ...............................12 Enterprise-Management-System ................1; 10; 11 Auswahl............................................................25 Evaluation.........................................................32 Markt................................................................14 Entity-Relationship-Modell ...................................30 Entscheidkompetenzen ..................................... 255 Ereignisgesteuerte Prozessketten........................ 279 Erfolgsfaktoren ..........................178; 179; 207; 320 Ergebnis- und Marktsegmentrechnung .................80 Erzeugniskalkulation .......................................... 108 Evaluation ......................................... 188; 245; 284 Auslösende Faktoren..................................... 243 Expertenbefragung............................................. 205 Externe Berater .........................261; 262; 263; 273 Auswahl......................................................... 274 407 Index F ITS...................................................................... 138 Fachabteilung .................. 259; 260; 261; 262; 263 Fakturierung..........................................................96 Fertigungsaufträge...............................................107 Finanzbudgetmanagement ...................................75 Finanzmittelrechnung und -planung ....................74 Finanzwesen.................................................. 68; 70 Firewall ...............................................................138 Freistellungsgrad ........................................ 254; 272 Fremdsysteme ........................................... 290; 298 Führungsinformationssystem ................................83 Funktionsabdeckungsgrad ................ 249; 295; 297 J G Gemeinkostencontrolling .....................................78 Gesamtverantwortung ........................................260 Geschäftsleitung................................ 196; 259; 260 Unterstützung ................................................266 Graphische Benutzeroberfläche .........................288 Grossunternehmen.......... 234; 243; 259; 268; 275 GUI............................................................ 150; 288 H Handelssektor............................................ 237; 240 Hardwarekosten .................................................318 Hauptbuchhaltung................................................70 Host-Umgebung .................................................284 Hypothesen ........................................................219 I IAC......................................................................136 IDES....................................................................144 IDoc....................................................................131 IMG ....................................................................144 Inbetriebnahme ..................................................305 Indirekte Kosten..................................................276 Individualsoftware ................................................17 Industriesektor ........................................... 236; 239 Industry Solutions ...............................................140 Informatikabteilung ..................235; 260; 262; 263 Information Center.............................................306 Informix ..............................................................287 Instandhaltung ............................................. 87; 115 Integration ................................................... 10; 255 Internet ...............................................................250 Internet-Transaction-Server ................................137 Intranet ...............................................................250 Investitionsmanagement ................................ 68; 82 ISO .....................................................................112 Ist-Analyse ............................................................26 408 Jahr 2000-Problem ........................... 243; 285; 333 Java .................................................................... 251 Just-in-Time-Produktion .................................... 109 K Kanban............................................................... 109 Kapazitätsplanung.............................................. 106 Klassifizierungssystem ........................................ 133 KMU ............... 234; 243; 258; 268; 272; 289; 291 Know-how-Transfer ...................................197; 284 Kommunikation ................................ 197; 283; 327 Kompetenzen ............................................196; 260 Konkurrenzprodukte.......................................... 246 Konsolidierung......................................................71 Konzern ............................................................. 242 Koordinationsprobleme ..................................... 254 Kosten................................................................ 275 Kostenartenrechnung............................................78 Kostenstellenrechnung..........................................78 Kostenüberwachung .......................................... 326 Kostenverteilung ................................................ 276 Kostenziele......................................................... 277 Kreditmanagement ...............................................95 Kreditorenbuchhaltung.........................................70 Kritische Erfolgsfaktoren............178; 208; 282; 320 L Lagerverwaltungssystem .................................... 100 Leistungsrechnung ................................................79 Lenkungsausschuss ........................... 182; 195; 277 Grösse ........................................................... 261 Logistik......................................................... 86; 238 Logistikinformationssystem ...................................91 M Machbarkeitsstudie............................................ 248 Macintosh .......................................................... 288 Management Einbeziehung................................................. 284 Unterstützung.............. 182; 207; 266; 321; 324 Management-Konsolidierung................................84 Mandant ...............................................................61 Market Risk Management .....................................76 Maschinenindustrie ........................................... 236 Material Ledger.................................................. 101 Materialbewertung............................................. 101 Materialdisposition ...............................................99 Index Materialstamm......................................................89 Materialwirtschaft .......................................... 87; 97 Methodische Unterstützung ...............................279 Methodisches Vorgehen ............................ 196; 284 Middleware ........................................................148 Moduleinsatz ......................................................238 Modulverantwortliche ........................................306 Motivation ................................................. 261; 266 MS Office ...........................................................290 N Nachrichtensteuerung ........................................131 Named User .......................................................289 Netzpläne ...........................................................121 Nutzwertanalyse ............................................ 25; 41 O Offenheit ............................................................153 OMG ....................................................................19 Oracle....................................................12; 38; 141 Oracle Applications ............................................246 ORB......................................................................20 Organisationsänderung.......................................296 Organisationseinheiten .......................................242 Organisationsmanagement ........................ 127; 129 OS/2 ...................................................................288 OSF-Motiv ..........................................................288 OSS.....................................................................307 Outsourcing ........................................................291 systemtechnisch .............................................292 P Packaged Applications ..........................................12 Parametersetzung ...................................... 297; 305 Partnerkonzept .....................................................56 Peoplesoft...................................................... 12; 38 Performance-Probleme ......................................305 Personalabrechnung ...........................................126 Personaladministration- und -abrechnung .........123 Personalbeschaffung...........................................125 Personalplanung und -entwicklung ....................123 Personalwesen....................................................238 Personalwirtschaft...............................................123 Personalzeitwirtschaft .........................................125 Pflichtenheft .......................................................245 Portabilität ..........................................................153 Preisfindung..........................................................94 Problembereiche ................................................252 Produktionsplanung..............................................87 Produktionsplanung und -steuerung ..................101 Produktivstart Probleme....................................................... 305 Produktkalkulation............................................. 108 Produktkostencontrolling......................................79 Profit-Center-Rechnung........................................85 Projektauftrag........................................................26 Projektcontrolling............................................... 283 Projektdauer ...................................................... 268 Projektgrösse..............................................258; 259 Projektkosten ..................................................... 275 Projektleiter ..............................193; 207; 263; 322 Anforderungen.............................................. 265 Auswahl......................................................... 283 Herkunft........................................................ 263 Probleme....................................................... 253 Projektmitarbeiter Freistellungsgrad............................................ 254 Projektmitarbeiter ......................................195; 322 Anzahl ........................................................... 272 Freistellungsgrad........................... 195; 272; 322 Motivation..................................................... 278 Schulung ....................................................... 301 Projektorganisation ...................194; 258; 284; 321 Projektplanung................................................... 121 Projektsystem............................................... 88; 119 Projektteam Zusammensetzung ........................................ 262 Projektverantwortung ........................................ 259 Projektziele ........................................................ 277 Abweichungen .............................................. 277 Erreichungsgrad............................................. 277 Überwachung................................................ 277 Prozessindustrie ................................................. 110 Prozesskostenrechnung ........................................81 Q Qualitätsmanagement.................................. 87; 112 R R/2 ..................................................................... 286 R/3-Referenzmodell........................................... 144 Rechnungsprüfung............................................. 101 Rechnungswesen ......................................... 68; 238 Rechtlichen Probleme ....................................... 256 Referenzmodelle .......................................196; 245 Reisekostenabrechnung ..................................... 126 Release-Planung ................................................ 201 Reorganisation ................................................... 244 RFC .................................................................... 139 409 Index S Sachziele.............................................................277 SAP AG .................................................................52 SAP Business Workflow ............................. 130; 145 SAP R/2.................................................................54 SAP R/3.................................................................55 Gründe für die Auswahl........................ 243; 248 Hauptprobleme..............................................252 Komplexität....................................................255 Module ............................................................58 Softwarefehler................................................255 SAP-Automation .................................................137 SAPScript ............................................................141 SAP-Vorgehensmodell............................... 143; 160 Kritik...............................................................176 Schnittstellen ............................................. 201; 298 dauerhaft........................................................298 temporär ........................................................298 Schnittstellenprogrammierung............................300 Schulung.......................... 199; 207; 301; 305; 328 extern.............................................................302 intern..............................................................302 Zeitpunkt........................................................304 Schulungssystem.................................................304 Sensitivitätsanalyse................................................43 Serienfertigung....................................................109 Service-Management..........................................118 Skalierbarkeit ......................................................152 Soll-Konzept .........................................................26 Source Code.......................................................297 Special Ledger ......................................................72 Standardsoftware............................................... 7; 9 Steuerungsausschuss...........................................261 Stücklisten...........................................................103 Super User..........................................................305 Systemadministration .........................................305 Systemarchitektur ...................................... 148; 200 Systemgrösse.......................................................289 Systemüberwachung...........................................141 T Terminziele.........................................................277 Tools .......................................................... 279; 280 410 Transportsystem................................................. 141 Treasury ......................................................... 68; 73 Treasury Management ..........................................75 U Unix................................................................... 287 Unternehmenscontrolling.............................. 69; 83 Unternehmensgrösse ................215; 232; 237; 313 User Exits ........................................................... 297 V Variantenkonfiguration .........................................90 Veranstaltungsmanagement............................... 128 Verantwortung................................................... 260 Verfügbarkeitsprüfung ..........................................94 Verkauf .................................................................95 Versand.................................................................95 Versicherungsbranche........................................ 237 Vertragsgestaltung ............................. 186; 256; 284 Vertrieb.......................................................... 87; 93 Vertriebsunterstützung..........................................96 Visio ................................................................... 279 Vorgehensmodelle............................ 156; 196; 280 W Werk.....................................................................61 Werkzeuge.................................................279; 280 Widerstände ...................................................... 244 Windows 95 ...................................................... 288 Windows NT..................................... 284; 287; 288 Workbench Organizer ....................................... 142 Workflow...................................................130; 145 World Wide Web .................................................34 WWW ..................................................................34 Z Zielformulierung ........................................309; 325 Zielsetzungen................... 183; 207; 311; 321; 325 Klare Formulierung........................................ 283 Zukunftsaussichten ............................................ 250