keep the promise
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y mediz nisch World Wide Medicine Gesundheitsversorgung in aller Welt medizynisch 03/08 • Bar freigemacht/Postage paid • 8010 Graz, Österreich/Austria • 02Z032715M, DVR: 0701971 medizynisch Cand. med. Zynikus In dieser Ausgabe wird es Zeit, ein wenig über den Unirand zu blicken: World Wide Medicine lautet unser Themenschwerpunkt, zu dem wir verschiedene interessante Beiträge rund ums Thema medizinische Versorgung zusammengetragen haben. Passend dazu werde auch ich mich nach dieser Medizynisch-Ausgabe ins Ausland verabschieden. Daher möchte ich euch an dieser Stelle alles Gute für die Zukunft wünschen, ein erfolgreiches Studienjahr und wie immer: Viel Spaß beim Lesen! Das Ausland würde mich schon interessieren, so rein aus beruflichen Gründen. Aber da das Konzept Exkursion an unserer Uni anscheinend noch nicht die Runde gemacht hat, muss man das — selbst ist der cand. med. — selber in die Hand nehmen. Macht sich ja auch später in der Bewerbungsmappe toll, wenn man schon während des Studiums auf der ganzen Welt bei Operationen Klemmen gehalten und Venen verstochen hat. Aber um dem vorzubeugen, haben wir in Graz jetzt das Skills Center (Seite 6). Ich wäre ja grundsätzlich zu dieser Jahreszeit am ehesten für eine Famulatur in anderen Breiten, am besten in Australien oder vielleicht in der Karibik. Statt mit Moonboots, Haube und Schal lieber mit FlipsFlops, Leinenhose und T-Shirt ins Krankenhaus. Das hätte schon etwas Verlockendes. Noch dazu erweitert man quasi nebenher sein medizinisches Spektrum, statt Knochenbrüchen vom Schiunfall behandelt man Tiefenkoller vom Tauchen. Und ganz ehrlich, wer wollte sich nach getaner Krankenhauspflicht nicht schon mal mit ‘nem Cocktaildrink am Strand den Sonnenuntergang ansehen? Euer cand. med. Zynikus Vorwort NENA KUCKENBERGER (VSSTÖ) ÖH-MED-PRESSEREFERENTIN Inhaltsverzeichnis Medizynisch aktuell Aktuelles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Neues auf deiner ÖH-Med . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Skilling me softly — finally! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Es gibt nichts, was man nicht simulieren kann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Benjamin-Franklin-Contest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Take the lead — keep the promise! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 ÖH-Med-News ÖH-Med-Erstsemestrigenberatung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 ÖH-Med Coming up . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Erstsemestrigen-Welcome-Day . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Frag Elli! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Sozial-News: FAQs zur Abschaffung der Studiengebühren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Völlig außer Amt und Band . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Themenschwerpunkt: World Wide Medicine Nehmen, was da ist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Arbeiten im Land der Elche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Ein fast perfektes System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Grenzen der medizinischen Versorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Ausgewählte Gesundheitssysteme im Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Gesundheitswahn(sinn)? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Dein Studium Famulaturbericht: Wolhusen — Schweiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 SSM-Vorstellung: SSM 01, 02, 03: Anatomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Cand. med. Georg Haus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Wahlfächer GuPf: Chirurgie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Vermischtes Chirurgie vs. Innere Medizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Filmkritik: Mirrors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 DermaPod und Skinsaver? DOIT! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 Rezensionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Unterhaltung Das cand.-med.-Sommer-Team . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Cartoon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38 Medizynisches Rätsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Impressum ÖH-Med, Stiftingtalstr. 24, ZMF, A-8010 Graz http://oeh.meduni-graz.at [email protected] Redaktion: Nena Kuckenberger, Verena Herbert, Georg Obermayer Layout: Bernhard Grundner Druck: Wallig, Gröbming Öffnungszeiten der ÖH-Med: Mo.-Di., Do.-Fr.: 8 — 16 Uhr Mi.: 8 — 12 + 15 — 19 Uhr Tel.: +43 316 385 73080 [email protected] 3 MEDIZYNISCH AKTUELL medizynisch Aktuelles Neuwahl ÖH-Vorsitz Die beiden stellvertretenden Vorsitzenden der ÖH Medizin Graz wurden neu gewählt. Mehr dazu und was wir so vorhaben auf der nächsten Seite. Neuer ÖH-Med-E-Mail-Newsletter Die neuesten Nachrichten und Infos zum Studium und der Uni bekommst du ab jetzt über den neuen ÖH-Newsletter! Du solltest bereits eine Aussendung bekommen haben! Wenn du noch nichts bekommen hast bzw. dich für den Newsletter anmelden willst: http://martinfandler.at/lists/ ?p=subscribe Gratis-Grippeimpfung Erstmalig konnten wir eine GratisGrippeimpfung für das sechste Studienjahr O202 (neuer Plan) und den gesamten dritten Abschnitt O201 (alter Plan) erreichen. Nach einigen Gesprächen wurde die Aktion nun auf ALLE Studierenden der MedUni Graz ausgeweitet. Du kannst dich wochentags von 8:0011:00 am Institut für Hygiene impfen lassen. Praktikumsanmeldung O201 neu Es wird in Zukunft keine komplizierten Regelungen mit Nachfrist etc. geben — alle Plätze werden innerhalb einer Frist vergeben: 1.12.-12.12. Es bleiben gleich viele Plätze! Sollte jemand weniger als drei Praktika bekommen, bitte sofort bei uns melden: oeh.vorsitz@ meduni-graz.at. Bereits bei der letzten Anmeldetranche konnte ich einige zusätzliche Plätze in der Gerichtsmedizin organisieren. 4 O202 — 6. Jahr: Seminare und Betreuung Immer wieder hören wir von Problemen mit der Betreuung im 6. Jahr: Studierende wären nur Turnusersatz, würden nur Blut abnehmen, etc. Bei Problemen mit der Betreuung wende dich bitte an uns. Wir werden Beschwerden natürlich anonym behandeln! Auch einzelne Begleitseminare sollen Berichten nach nicht ganz optimal ablaufen — auch hier bitte um Informationen an: [email protected]. Clinical Skills Center — Eröffnung Endlich ist es so weit! Nachdem vier KollegInnen als TutorInnen eingestellt wurden und schon zahlreiche Schulungen hinter sich gebracht haben, wird das CSC im Dezember dieses Jahres endlich seine Pforten öffnen! Mehr zur Ausstattung, den Öffnungszeiten uvm. auf den folgenden Seiten. O202 — 1. Jahr: Essenskarten LKH Die KAGES stellt nun doch personalisierte Essenskarten für Erstsemestrige aus. Du bekommst sie, wo du die alten Karten vom Praktikum abgegeben hast (KAGESDirektion). Dafür brauchst du eine Studienbestätigung, 15 Euro Kaution sowie Geduld (manchmal gibts vor dem Büro einen Stau ...). Das Foto für den Ausweis wird direkt dort gemacht. O202 — 1. Jahr: Lateinkurs online Der MUG-Lateinkurs als LatinumErsatz ist jetzt (endlich) im VMC abrufbar! Eine Anmeldung muss erst für die Prüfung erfolgen, erste Prüfungstermine gibt es vermutlich Ende Jänner, Anfang Februar. Kopierer defekt Der Kopierer in unserem ÖHSekretariat ist leider defekt. Da das arme Gerät eigentlich nicht für einige hundert Kopien pro Tag ausgelegt war (sondern für normalen Bürobetrieb), hat es den Belastungen nicht mehr standgehalten und muss jetzt quasi alle hundert Seiten neu repariert werden. Aus diesem Grund müssen wir leider das Kopieren im ÖH-Büro einstellen und hoffen, dass uns von Seiten der Uni bald ein Ersatzgerät zur Verfügung gestellt wird. Studijobs beim VMC Die VMC-Abteilung der MedUni Graz baut einen Pool aus potenziellen MitarbeiterInnen auf. Dazu gibt es drei Kategorien: A. Studierende, die das 1. Studienjahr absolviert haben. B. Studierende des 3. und 4. Studienjahres. C. Studierende des 5. und 6. Studienjahres. Voraussetzungen: Hervorragende Kenntnisse der div. Officeprogramme, hervorragende Anwenderkenntnisse sowie ein eigener PC mit Internetzugang. Interessierte wenden sich an: [email protected] MARTIN FANDLER (VSSTÖ) VORSITZTEAM ÖH-MED MEDIZYNISCH AKTUELL medizynisch Neues auf deiner ÖH-Med Wie du vielleicht bereits gehört hast, gab es auf der ÖH Med einige personelle Änderungen. Diese wollen wir dir hier kurz vorstellen und die Gelegenheit nutzen, einen kleinen Teil unseres Arbeitsprogramms zu präsentieren. Am 23. Oktober 2008 wurden in der ersten Sitzung der Universitätsvertretung die beiden stellvertretenden Vorsitzenden Christian Vajda und Daniela Prassnegg mehrheitlich abgewählt. In Zukunft werden mich Georg Pirker und Michael Sacherer im Vorsitzendenteam unterstützen. Als neuer Vorsitz werden wir gemeinsam mit den zahlreichen MitarbeiterInnen der ÖH Med Graz in den nächsten Monaten viele wichtige Projekte für die Studierenden an der MedUni Graz umsetzen. Das aus der Initiative von einigen KollegInnen und mir entstandene Clincial Skills Center (CSC) wird in Kürze endgültig eröffnen, wir werden darauf achten, dass genug Budget für sinnvolle Anschaffungen da ist und dass die Öffnungszeiten studierendenfreundlich werden. Im Bereich der Forschung werden sich mit dem „ZuWi-Projekt“ neue Möglichkeiten auftun, bereits im Studium in die Forschung einzusteigen. Unter dem Projektnamen „Lebensraum Universität“ arbeiten wir in enger Kooperation mit dem Rektorat und der KAGES an der Verbesserung der Infrastruktur für Studierende (so z. B. an einer Verschönerung des Kutscherwirtinnenraums). Im Studium Humanmedizin arbei- ten wir stark an der Reform und Verschlankung der Tracks KSR und NBI, an der Reform des vierten Semesters (Semester 1—3 sind seit diesem Semester bereits umstrukturiert worden), in zahlreichen Berufungs- und Habilitationskommissionen vertreten wir die Interessen der Studierenden. Einige „Problemmodule“ wurden auf unser Einwirken hin massiv umgestaltet, so Michael Sacherer (Aktionsgemeinschaft) Martin Fandler (VSStÖ) Georg Pirker (Aktionsgemeinschaft) wurde u. a. das Praktikum im Gynäkologie-Modul komplett neu gestaltet. Wir konnten erreichen, dass die Habilitationsrichtlinien massiv aufgewertet wurden und nun echte didaktische Fertigkeiten nachgewiesen werden müssen, um an der MedUni Graz habilitieren zu können. Im sechsten Studienjahr gibt es noch viele Verbesserungsmöglichkeiten, hier sind wir in ständigem Kontakt mit allen Verantwortlichen. Ebenso organisieren wir wieder die Beratungen für das Auswahlverfahren. Von Sprechstunden bis zum großen Auswahlverfahren-Informationstag wird dieses Jahr mehr angeboten als jemals zuvor. Für den „alten“ Studienplan sind wir in zahlreichen Gesprächen mit der KAGES und der Landespolitik bemüht endlich Essenskarten zu organisieren. Im Bereich der Zahnmedizin versuchen wir zur Zeit Räumlichkeiten zu finden, um die triste Situation v. a. im dritten Studienabschnitt etwas zu verbessern. Höchste Priorität hat auch der Abbau der Warteliste. Besonderes Augenmerk werden wir auf das Studium der Gesundheits- und Pflegewissenschaften legen. Hier arbeiten wir stark an der Verbesserung der Lehrqualität, besonders im Masterstudium gibt es hier einige Schwierigkeiten. Im Studienplan konnten wir zahlreiche Verbesserungen durchsetzen. Und das ist nur ein kleiner Auszug aus dem Programm, das wir in der nächsten Zeit umsetzen werden. Neben den beiden neuen stellvertretenden Vorsitzenden konnten wir in den letzten Monaten zahlreiche neue MitarbeiterInnen gewinnen und können somit unseren Service- und Vertretungsaufgaben noch besser nachkommen. Die Stimme der Studierenden an der Medizinischen Universität Graz war schon immer eine kräftige —jetzt wird sie noch lauter. Schon früher konnten wir viel umsetzen — mit einem größeren Team können wir nun noch mehr Projekte, Initiativen und Vorschläge realisieren. Wenn du auch Lust hast, in der ÖH mitzuarbeiten, dann melde dich einfach per Mail an oeh.vorsitz@ meduni-graz.at! VON MARTIN FANDLER 5 MEDIZYNISCH AKTUELL medizynisch Skilling me softly — finally! Nach über einem Jahr harter Arbeit, viel Überzeugungsarbeit und langer Besprechungen wird das Clinical Skills Center (CSC) an der MedUni Graz im Dezember endlich eröffnen! In diesem Artikel hoffe ich die wichtigsten Fragen zum CSC beantworten zu können und dich zu motivieren, dieses tolle Angebot auch zu nutzen. Was ist das CSC? Ein kurzer Überblick: Das Clinical Skills Center wird dazu dienen praktische ärztliche Fertigkeiten zu erlernen und zu üben — hauptsächlich an Dummys, sogenannten Phantomen. Dazu gehört der venöse Zugang, die chirurgische Naht, Intubation, Reanimation aber auch Auskultation und Palpation. Auch einige Vorbereitungskurse für OSKE-Stationen werden im CSC angeboten werden. Wo? Das CSC befindet sich momentan in zwei Containern zwischen der Zahnklinik und der Univ. Klinik für Dermatologie. Im neuen Campus der Med-Uni sind bereits einige hun- Die neuen TutorInnen im CSC: Kristina Brunthaler, Cornelia Schneider, Matthias Graupp, Nina Pauker dert Quadratmeter für das CSC reserviert — bis dahin müssen Übergangslösungen genutzt werden. Neue Räume abseits der Container sind aber bereits in Diskussion. Wann? Zu Beginn wird es an jedem Wochentag regelmäßige Öffnungszeiten geben — bei Redaktionsschluss 6 waren das 14.00—19.00 Uhr. Die Ausweitung der Öffnungszeiten ist geplant und hängt auch stark von der Auslastung ab — also nutzt das CSC ordentlich! Auch die Öffnung des CSC an Samstagen ist angedacht. Während der Öffnungszeiten werden Studierende als TutorInnen zur Verfügung stehen. Für die Nutzung der Phantome wird vermutlich eine Voranmeldung via E-Mail oder CSC-Website notwendig sein. Eindrucktiefe der Reanimation überprüft wird. Und Achtung: Anne kann auch schreien! :-) Die Radiologie wird einen Autoalternator mit den wichtigsten Notfalldiagnosen in Röntgen und CT zur Verfügung stellen, die HNO wird sich ebenfalls beteiligen. Von der Chirurgie wird eine Station zur chirurgischen Naht zur Verfügung gestellt, mit zahlreichen weiteren Kliniken werden Gespräche geführt. Und was ist da drin? Das Prunkstück des CSC heißt „Harvey“, ein Phantom, das es im deutschsprachigen Raum erst dreimal gibt — und in Österreich nur hier in Graz. „Harvey“ ist der High-End-Simulator für die Auskultation von Herz und Lunge sowie eine sehr realistische Darstellung der verschiedensten Pulse. Die Kardiologie wird „Harvey“ auch im Rahmen der Pflichtlehre einsetzen. Neben „Harvey“ gibt es eine moderne Version der aus den Erste-Hilfe-Kursen bekannten „Resusci Anne“, die intubiert und beatmet werden und verschieden hohe Werte (Blutdruck, Atemfrequenz und Herzfrequenz) darstellen kann. Ein venöser Zugang kann genauso gelegt werden, wie die Wie geht's weiter? Wir hoffen in Zukunft auch spezielle Kurse anbieten zu können — ganz oben auf der Liste stehen ein Famulatur-Vorbereitungskurs und ein umfassender Notfall-Kurs. Wenn neue, größere Räumlichkeiten gefunden werden und das Budget auch wie versprochen entsprechend dotiert wird, werden in den nächsten Monaten einige neue Phantome bestellt werden. In der Zukunft könnte das CSC auch für Fortbildungen von Pflegepersonal oder AssistenzärztInnen genutzt werden — wir werden aber darauf achten, dass die Studierenden als HauptnutzerInnen immer an erster Stelle stehen. VON MARTIN FANDLER MEDIZYNISCH AKTUELL medizynisch Es gibt nichts, was man nicht simulieren kann Univ. Prof. Dimai ist Mitbegründer und Leiter des neuen Clinical Skills Centers. Medizynisch hat ihn zum Interview gebeten. Wie sind sie auf die Idee „Skill Center“ gekommen? Wie ist das Konzept entstanden? Das hat u. a. mit meiner Tätigkeit als OSKE-Verantwortlicher zu tun, weil mir da wirklich klar geworden ist, dass Fertigkeiten, die wir in den OSKEs überprüfen sollten, möglicherweise nicht im ausreichenden Maße im Studium vermittelt werden. Der neue Studienplan sollte ja sehr praxisnah sein — es fehlt scheinbar trotzdem noch an der praktischen Vermittlung der Fertigkeiten? Im Studienplan ist ja schriftlich festgehalten, dass die Vermittlung von Fertigkeiten eines der zentralen Anliegen ist. Wenn man aber genau schaut, wo diese Fertigkeiten vermittelt werden, dann passiert das wie bisher im „alten“ Studienplan im stationären oder ambulanten Bereich — wo die Möglichkeiten, Fertigkeiten gut vermittelt zu bekommen, sehr limitiert sind. Dazu kommt noch, dass die Anzahl der Betten in praktisch allen Kliniken in den letzten Jahren massiv reduziert wurde. Das heißt, wir haben weniger PatientInnen zur Verfügung, an denen Fertigkeiten vermittelt werden können. Außerdem wird die Bereitschaft der PatientInnen, eine Untersuchung oder klinische Tätigkeiten durch Studierende abzulehnen, immer größer. Diese Tendenz ist weltweit zu beobachten und wird auch zunehmend publiziert. Daher versucht man Fertigkeiten nicht mehr primär am „lebenden Objekt“ zu vermitteln, sondern die Möglichkeit zu bieten, sie vorab an Simulatoren zu üben. Was ist bei den Dummys heutzutage technisch überhaupt möglich — bis zu welchem Level kann man da gehen? Ganz einfach: Es gibt nichts, was man nicht simulieren kann. Vom einfachsten Beispiel des Legens eines venösen Verweilkatheters bis hin zu komplizierten endoskopischen Untersuchungen oder gar Operationstechniken — für alles gibt es heute Simulatoren. Was bewirkt ein Clinical Skills Center? Prof. Hans Dimai, Leiter des Clinical Skills Centers In der wissenschaftlichen Literatur ist gut dokumentiert, dass die Performance von Personen, die an Dummys gelernt haben, nachweislich deutlich besser ist als bei Personen, die erstmals an realen PatientInnen etwas üben. Das heißt, man ist weniger aufgeregt, man geht mit größerer Gelassenheit und Sicherheit zu den realen PatientInnen hin. Und ein ganz wichtiger Punkt: Es hat sich gezeigt, dass das Verletzungsrisiko von PatientInnen deutlich sinkt, wenn jemand gut — u. a. auch durch Training an Dummys — vorbereitet ist. Das CSC wird ja jetzt in einer recht grundlegenden Ausstattung starten — wie sieht ihre Vision für die Zukunft aus? Ein Skillcenter, das man als „stateof-the-art“ bezeichnen könnte, hät- te eine Fläche von etwa 1.2001.400 qm und würde de facto jede einzelne Fertigkeit abbilden, die im medizinischen Curriculum gelehrt wird. Das sind natürlich sehr viele unterschiedliche Themen, wobei gerade die Kommunikation ein ganz wichtiger Skill ist. Hier gibt es in den weltweit führenden Skill Centern einige ganz beeindruckende Vorbilder, die hier höchst moderne, multimediale Ausstattungen haben — was aber natürlich entsprechend Geld kostet. Ab einer entsprechenden Größe sollte das CSC natürlich auch TurnusärztInnen zur Verfügung stehen, es könnten FachärztInnen in Ausbildung kompliziertere Techniken wie Endoskopie oder spezielle Ultraschallverfahren erlernen. Auch die Pflege ist ein wichtiger Bereich, hier denke ich u. a. an das Legen eines Blasenkatheters. Wie wichtig ist der finanzielle Aspekt bei dem Projekt? Natürlich ist eine gesicherte Finanzierung des CSC ausgenommen wichtig. Ich würde mir wünschen, dass alle Interessensgruppen, die letztendlich auch von so einem Zentrum profitieren können, mit in die finanzielle Sicherstellung eingebunden werden. Eventuell muss man in Betracht ziehen, auch private Geldgeber in das Projekt einzubinden. Mit diesem Projekt CSC sind wir in Österreich führend — ich bin überzeugt, dass wir das Interesse der studentischen Kolleginnen und Kollegen erwecken werden und freue mich auf die Weiterentwicklung des Clinical Skill Centers. INTERVIEW: MARTIN FANDLER Medizynisch dankt Prof. Dimai für das Interview! 7 MEDIZYNISCH AKTUELL medizynisch Berlin 2008 Benjamin-Franklin-Contest Der Benjamin-Franklin-Contest (BFC) ist ein studentischer Wettbewerb zwischen sieben medizinischen Fakultäten aus dem deutschsprachigen Raum. Jede teilnehmende Universität stellt ein Team aus fünf Studierenden. Bei der rasanten Jagd auf die meisten Punkte müssen in kürzester Zeit Blickdiagnosen gestellt, möglichst kostengünstig klinische Fälle diagnostiziert und Fragen aus allen Bereichen des Medizinstudiums beantwortet werden. Bei den praktischen Aufgaben kommt es auch auf Geschicklichkeit und Kenntnis über richtige Behandlungsmethoden an. Die Teamleiter der teilnehmenden Universitäten, die jeweiligen Dekane, stellen gleichzeitig die fachkundige Jury. Der BFC wurde das erste Mal 1998 ausgerichtet. Seit dem Jahr 2000 findet er jährlich in Berlin unter der Schirmherrschaft des Dekanats statt. Wir vier (Cornelia Kienzer, Sandra Begusch, Marijan Parvizi, Katharina Henöckl) waren als Vertreterinnen der Meduni Graz gemeldet. Am 19. Juni 2008 ging es für uns Mädels und einen treuen Fan ab in Richtung Berlin. Am ersten Abend fand der BFCEmpfang statt. Hierbei wurden uns vom BCF-Komitee die Spielregeln genauer erklärt und noch offene Fragen beantwortet. Danach stellten sich alle teilnehmenden Teams vor: RWTH Aachen, Universität Düsseldorf, Universität Göttingen, LMU München (Titelverteidigerin), TU München, Charité Berlin und die MUG. Wir waren sehr geschockt, als wir von den anderen Teams von deren monatelanger Vorbereitungszeit hörten. Nichtsdestotrotz präsentierten wir uns mit einer Frau weniger (eine Mitstreiterin 8 meldete sich leider einen Tag vor Abflug ab), ohne UnivertreterIn (bis auf uns und ein zweites Team war jeweils der Dekan mit von der Partie), dafür mit Mentalcoach (ein Fan war mitgereist), nicht einheitlicher Teamkleidung (die anderen Unis hatten zumindest die selben T-Shirts mit Uni-Logo) unter dem Motto „Dabei sein ist alles!“. Anschließend wurden wir mit einem köstlichem Buffet verwöhnt und hatten auch noch die Gelegenheit zu ersten Small Talks mit den anderen TeilnehmerInnen, ProfessorInnen und OrganisatorInnen. Den nächsten Tag starteten wir mit einer Stadtrundfahrt durch Berlin. Um 13.30 Uhr mussten wir uns am Campus Charité-West zum BFCContest einfinden. Die Spannung stieg! Insgesamt wurden 5 Runden gespielt: 1. Aufgabe: Diagnose Check Zu Anfang wurde einmalig die Anamnese projiziert und vom Moderator vorgelesen. Die Reihenfolge, in der die Teams exklusiv eine erste Anforderung stellen durften, wurde am Vorabend beim Empfang per Los entschieden. Wir, die MUG, waren das Team 1. Jedes Team durfte einen Befund anfordern, der als Text projiziert wurde und eine bestimmte Punkteanzahl kostete (Ausgangspunkte 500). Das anfordernde Team durfte bevorzugt die Diagnose stellen und hatte dafür 30 Sekunden Zeit. Wurde keine Diagnose gestellt, war das in der Tischreihenfolge nächste Team am Zug. Glaubte eines der Teams, die Diagnose zu wissen durfte es zu jedem Zeitpunkt den Buzzer betätigen, kam allerdings erst dann an die Reihe, wenn das Team, das regulär einen Befund angefordert hatte, weitergab oder einen Lö- sungsversuch unternommen hatte. Bei einer Fehldiagnose gab es natürlich saftige Minuspunkte. Unter den Fällen befanden sich unter anderem folgende Krankheitsbilder: hepatisches Koma (wurde von uns gleich in der ersten Runde richtig beantwortet!), Pyoderma gangränosum bei Morbus Crohn und Meckel-Divertikel (bei einem 10-jährigen!). 2. Aufgabe: Blickdiagnose Pro Runde wurden 10 Dias gezeigt. Die Dias entstammten allen medizinischen Fachgebieten und gestatteten nicht immer eindeutige Blickdiagnosen. Hier durfte jedes Team ohne Berücksichtigung einer Reihenfolge sofort lösen, wenn es die richtige Diagnose zu wissen glaubte. Nach Betätigung des Buzzers wurde das Dia sofort abgedunkelt. Die Lösung musste dann ohne Nachdenken oder zeitraubende Rücksprache mit den Teammitgliedern gegeben werden. War sie korrekt, wurden Punkte gutgeschrieben und es ging mit dem nächsten Dia weiter. Im Falle einer Fehldiagnose wurden wieder Strafpunkte abgezogen und das Dia erneut projiziert, bis ein anderes Team lösen wollte. Wurde das Dia länger als 20 Sekunden gezeigt und nicht gelöst, war das Publikum gefragt. Unter den Bildern befanden sich auch makroskopische und histologische Bilder, was nicht gerade einfach und oft auch nicht sehr eindeutig war. Beispiele: leicht: SLE, Elephantiasis, Masernerythem, Rattenbissnägel bei Sklerodermie; schwer: Glaskörpereinblutung, Endokarditis, (Ohr-)Chondritis … 3. Aufgabe: MedQuiz Pro Runde mussten alle Teams nacheinander jeweils eine Multiple- MEDIZYNISCH AKTUELL medizynisch Choice-Frage beantworten. Die Fragen kamen aus allen medizinischen Fachgebieten und mussten innerhalb einer Minute beantwortet werden. Es bestand Antwortpflicht. Jedes Team konnte vorher entscheiden, ob es eine Standardfrage mit moderatem Schwierigkeitsgrad oder eine anspruchsvollere Risikofrage wählt. Bei richtiger Beantwortung der Standardfrage wurden 50 Punkte gutgeschrieben, bzw. 25 Punkte bei Falsch- oder Nichtbeantwortung abgezogen. Bei der Risikofrage konnte das Team zwischen 60 und 100 Punkte setzen. Bei richtiger Beantwortung wurden die gesetzten Punkte gutgeschrieben, bei Falsch- oder Nichtbeantwortung die gesetzten Punkte abgezogen. Eine Beispielfrage: In welcher der folgenden homöopathsichen Potenzierungen ist aufgrund der Avogadrokonstanten (Loschmidtzahl) keine Ursubstanz zu erwarten? P. S.: Die richtige Antwort ist D30. 4. Aufgabe: Praktische Aufgaben Hierbei gab es nur zwei Runden zu spielen. Die Beurteilung der zwei praktischen Aufgaben erfolgte unter Mitwirkung der gesamten Jury und mit Unterstützung von SpezialistInnen für das jeweilige Aufgabengebiet. Von der Jury wurde eine Reihenfolge für die Teams festgelegt. Als erstes galt es in nur drei Minuten einen neurologischen Status durchzuführen, wobei jedes Teammitglied abwechselnd beim „Patienten“ Hand anlegen musste. Die Untersuchung der Hirnnervenaustrittspunkte wurde dabei bei uns nicht gewertet, da sie in Deutschland anscheinend keinen Stellenwert mehr besitzt. Die zweite Aufgabe gestaltete sich für uns dagegen etwas schwieriger, da keine von uns es je zuvor gemacht hatte: Bei einem männlichen Modell war in einer Zeit von fünf Minuten ein Harnkatheter zu legen. Für Lachen war bei allen Teams gesorgt. Während einige zu steril arbeiteten und gleich mit sterilem OP-Gewand und fünf aufeinander angezogenen Handschuhen loslegten, verwendeten andere wieder statt dem normalen Desinfektionsmittel ein Flächendesinfektionsmittel um den Penis zu desinfizieren. Autsch! Der Endstand Die Charité gewann mit nur 50 Punkten Vorsprung auf die LMU München, dritter wurde die Uni Göttingen, vierter die TU München mit 930 Punkten, knapp dahinter wir, die MUG mit 900 Punkten, sechster wurde die Uni Aachen und den letzten Platz belegte die Uni Düsseldorf. Die Preise für die ersten vier Plätze waren sehr attraktiv (Laptops, Handys ...); für die folgenden Ränge gab es Büchergutscheine. Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir natürlich auf volles Risiko gespielt und eventuell noch den 4. Platz ergattert. So haben wir uns für die Sicherheitsvariante entschieden und den 5. Platz belegt. Aber wir sind wirklich stolz auf uns und unsere Leistungen! Die MedUni Wien belegte im Vorjahr ja nur den vorletzten Platz und Innsbruck vor Jahren nur den letzten Platz — d. h. unsere Ausbildung in Graz dürfte doch nicht so schlecht sein, wie manche behaupten, noch dazu, wo wir vier Mädels im neuen Studienplan studieren. Das BFC-Team der MUG von links nach rechts: Sandra, Kathi, Conny, Marie Chaos in den letzten Minuten vor dem Contest Zwischendurch schnell zur Siegerehrung mit dem Dekan der Charité Im Anschluss an den Contest wurden wir mit einer Grillerei und Freigetränken belohnt. Es wurde bis in die späten Abendstunden gefeiert und gelacht. Alles in allem waren es schöne Tage in Berlin mit vielen neuen Erfahrungen. Und wir hoffen, dass sich auch nächstes Jahr wieder fünf Leute von der MUG für den BFC finden! CONNY KIENZER SANDRA BEGUSCH VON UND Es wurde getanzt und gelacht bis spät in die Nacht … 9 MEDIZYNISCH AKTUELL medizynisch World Aids Day 2008 Take the lead — keep the promise! Als am 1. Dezember 1981 AIDS als eigenständige Krankheit „anerkannt“ wurde, war die Welt noch weit entfernt von einem Welt-Aids-Tag. Als 1988 die WHO angesichts einer bisher noch nicht dagewesenen Epidemie — die sich durch alle Länder, Kulturen und soziale Schichten zog — erstmals den Welt -Aids-Tag ausrief, war HIV für uns in Österreich maximal etwas, das nur Homosexuelle, Drogensüchtige oder Prostituierte bekommen konnten. Als 1993 der Film „Philadelphia“ in die Kinos kam, wurde auch uns bewusst, dass AIDS allgegenwärtiger ist, als wir uns gedacht hatten. Auch entdeckten wir, dass die Diskriminierung, der die Betroffenen ausgesetzt sind, uns zu Tränen rühren konnte. Wir schienen damals begriffen zu haben, dass Mann und Frau sich vor HIV schützen kann und muss. Als 2008 die Zahl der Neuansteckungen in Österreich weiterhin im Steigen war und der Großteil der Menschen ihren HIV-Status nicht kannte, als alle der Meinung waren, dass AIDS nur ein Problem in Afrika sei — da dachte sich die AMSA getreu dem Motto des Welt Aids Tages 2008: "Gemeinsam gegen AIDS. Wir übernehmen Verantwortung — für uns selbst und andere.“ Ein paar Fakten zur Situation in Österreich: • Seit Beginn der Aufzeichnungen in Österreich (1983) starben bis zum 2. Oktober 2008 1.478 Menschen an AIDS. • In Österreich leben etwa 15.000 HIV-positive Menschen. Das heißt konkret, dass in Österreich ca. jeder 550ste Mensch infiziert ist. • Letzes Jahr gab es in Österreich 515 registrierte Neuinfektionen. 10 Das entspricht etwa einer Inzidenz von 6,2/100.000/J. • Zum Nachdenken: Die Inzidenz von Colitis Ulcerosa beträgt 4/100.000/J, die Inzidenz von Mb. Crohn 3/100.000/J. In diesem Zusammenhang der Hinweis: Das Schöne an HIV ist, dass man sich im Gegensatz zu den chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sehr effektiv davor schützen kann! Trotzdem gibt es täglich 1-2 Neuansteckungen in Österreich. Drei Aktionen der AMSA zum WeltAIDS-Tag 1. „Christo mal anders …“ Dank der Erlaubnis von MedUni und LKH durfte die AMSA am 1. Dezember mit ein paar wirklich tollen und motivierten Mitstudierenden (Danke!) LKH, Vorklinik und ZMF mit Red Ribbons schmücken. 2. „Wear a Ribbon on World Aids Day“ In Zusammenarbeit mit der MedUni konnten wir am WAD 6.000 Flyer und Red Ribbons an den oben genannten Orten an den Mann und die Frau bringen. Solidarität leicht gemacht und „Danke!“ falls auch du einen Red Ribbon getragen hast! 3. „Movies and Medicine Special“ Ende November veranstalteten wir gemeinsam mit der Steirischen AIDS-Hilfe ein „Movies und Medicine“ und hoffen, dass es dir gefallen hat. Red Ribbon Die „rote Schleife“ ist das internationale Symbol für HIV und AIDS und wurde in den 1980ern in New York als Reaktion auf die ersten bekannt gewordenen AIDS-Todesfälle geschaffen. Ausgangspunkt war die amerikanische Tradition, eine Stoffschleife um einen Baum zu binden, um zu zeigen, dass man an einen entfernten Freund oder Geliebten denkt. Die Farbe Rot steht hier zum einen für die Liebe und das Blut, zum anderen als Warnung vor den Gefahren von AIDS und den damit verbundenen sozialen Problemen, der Ausgrenzung und der Stigmatisierung. Und falls du jetzt, so wie wir, total begeistert von einer Sache bist und auch das Gefühl hast, dass Engagement Spaß machen und Glücksgefühle verursachen kann ... ... ja, dann würden wir uns sehr freuen, wenn du vielleicht mal bei der AMSA vorbeischaust (immer Di. von 14-15 Uhr im ÖH-Büro) oder uns eine E-Mail schickst (amsa@ amsa.at). Es gibt viele besondere Anlässe, an denen du zeigen kannst, was dir als MedizinstudentIn wichtig ist. Wir unterstützen dich gerne dabei und würden uns sehr freuen, dich in unserer Runde begrüßen zu dürfen! In diesem Sinne — Take the lead!!! DEINE AMSA GRAZ (ANNA-MARIA SAJOVITZ) MEDIZYNISCH AKTUELL medizynisch Medizinerbälle Am letzten Juniwochenende, dem Wochenende des Fußball-EM-Finales, machten sich sieben wackere Studenten der Meduni Graz auf den Weg nach Deutschland, um Österreichs bittere Vorrundenniederlage gegen Deutschland zu rächen, und zwar bei den siebten Fußballmeisterschaften für Medizinstudenten in Homburg an der Saar, die heuer erstmals international ausgetragen wurden. Mit diesen großen Vorsätzen, bis in die distalsten Keratinozyten ihrer Zehen motiviert, nahmen folgende Balltreter die knapp elfstündige Anreise auf sich: Kapitän Thomas „Tomislav“ Mark, Andreas „Abwehrpanzer“ Maringer, Stefan „Di Stefano“ Schwarzenbacher, Dirk „Die Kampfsau“ Weber, Lukas „Lucky Luke“ Mitsche, Hannes „Eisenfuß“ Troger sowie der Legionär Michael „Michelangelo“ Mahlknecht. Bei der Mannschaftspräsentation lief es ihnen kalt über den Rücken, die Musculi Erector Pilii kontrahierten sich an ihren ganzen Körpern, denn etwa 400 deutsche Kontrahenten sanken auf die Knie, während unsere Grazer Vertreter auf die Bühne schritten. Als unsere Helden auf der Bühne großartig versprachen, dass Homburg ein neues Cordoba wird, stimmten sogar die anwesenden Deutschen in die österreichischen Schlachtgesänge mit ein! Auch bei der Präsentation der anderen Mannschaften konnte man erkennen, dass hier Fairness und Spaß keinen Platz für Vorurteile ließen. Diese Einstellung zog sich durch das gesamte Turnier. Es gab zwar immer wieder Sticheleien untereinander, doch blieben diese immer oberhalb der Gürtellinie und waren niemals böse. Bei der auf die Mannschaftspräsentation folgenden Eröffnungsparty wurden die Grazer auch zu beliebten Gesprächspartnern und Fotomotiven (obwohl, so exotisch waren sie rückblickend auch wieder nicht …). Dort erkannten sie auch, dass zumindest hier Fußball wirklich nur eine Nebensache ist, viel wichtiger war der Austausch zwischen Studierenden verschiedener Unis und der gemeinsame Spaß. Am Tag des Turniers lief es dann nicht ganz nach Wunsch: Bedingt durch einen um eine Spur zu kleinen Kader (nur sieben von zehn erlaubten Spielern), in der Vorbereitung zugezogenen Muskelzerrungen bei zwei Spielern, sowie einer schon im zweiten Spiel zugezogenen Fingerverletzung des Tormanns gehandicapt, konnte unsere Auswahl nur mit Kampfgeist und Fairness überzeugen. Jedoch trotzdem, oder vor allem deswegen, schaffte es unser Team die Mehrheit der anwesenden Fans für sich zu gewinnen. Und selbst nachdem unsere Mannschaft schon aus dem Turnier ausgeschieden war, sangen die Zuschauer bei ihrem Anblick Schlachtrufe wie „Wir woll’n die Grazer sehen“ und forderten sie auf, sich zu ihnen zu gesellen. Im Finale zeigte dann das dominanteste Team des Turniers, die erste Mannschaft der Lokalmatadore der Uni Homburg, „Lokomotive Homburg“, dass sie nicht zu Unrecht der Hauptfavorit auf den Titel waren. Realistisch betrachtet wäre ein Sieg der Färöer-Inseln gegen Spanien wahrscheinlicher als ein Sieg der Grazer gegen diese Homburger Einser-Mannschaft gewesen. Bleibt am Schluss noch zusammenfassend zu sagen, dass die Grazer Studenten von ihrem Abenteuer profitierten. So konnte die Grazer Auswahl mit ihren deutschen Kollegen über Vor- und Nachteile ihrer Studienpläne diskutieren, und vor allem auch Vorurteile aus dem Weg räumen. Somit bleibt nur zu hoffen, dass die Meduni Graz in Zukunft zu einem fixen Bestandteil des Turniers wird und vielleicht schon im nächsten Jahr zwei Herrenmannschaften und zumindest ein Damenteam stellt und eventuell sogar von einem eigenen Fanklub begleitet wird. (Letztendlich ist ja der „Fancontest“ fast wichtiger als das Turnier an sich.) Weitere Informationen zum Turnier: www.medimeisterschaften.de 11 ÖH-MED-NEWS medizynisch ÖH-Med- Erstsemestrigenberatung Täglich von 9—15 Uhr berieten ÖHMitarbeiterInnen in ihrer Ferienzeit die neuen Studierenden der MeduniGraz in den Studienrichtungen Humanmedizin, Zahnmedizin sowie Gesundheits- und Pflegewissenschaften. Muss man bei einer Vorlesung anwesend sein? Darf ich mir meine Prüfung kopieren? Wo kann ich günstig essen? Wie funktioniert das mit dem Stipendium? Ab wann darf ich famulieren? Warum gibt es Studiengebühren? Welche Bücher sind für mein Modul empfohlen? Wie wird Anatomie geprüft? Kann ich mir Vorleistungen anrechnen lassen? Ca. 250 Erstis nahmen dieses Service in Anspruch. Gefragt wurde zum Beispiel: Was ist der Unterschied zwischen VO, SE, UE, SU, VU? Wie läuft das mit den Prüfungen ab? Welche Bücher sind wirklich empfehlenswert? Ich brauche das Latinum — wie, wo, was? Wo ist der Seminarraum KW 22? Außerdem stellte uns Vizerektor Professor Reibnegger freundlicherweise zehn Exemplare seines interessanten und völlig neu überarbeiteten Chemiebuches „Chemie in der Medizin“ zur Verfügung, die wir unter allen Erstsemestrigen, die sich beraten ließen, verlosten, damit auch gleich die erste Coming up Schokolade vom Nikolo Am 4.12. kommt der ÖH-MedNikolo! Wenn ihr brav ward und meint, Schokolade vom Nikolo zu verdienen, haltet nach ihm Ausschau! Belohnen wird er brave Studierende mit „Milka Näpsen“ auf der Vorklinik und auch am Klinikum. Speaker’s Corner Am 16.12.2008 hast du auf der Vorklinik die Möglichkeit, der Welt mal zu sagen, wo es langgeht — und zwar am ÖH-Med-Speaker’s-Corner. Wolltest du schon immer mal was loswerden, oder willst du wissen, was deine KollegInnen so zu sagen haben, bist du hier genau richtig! Sprechstunden und Beratung Die ÖH-Med bietet dir Sprechstunden, persönliche Beratung sowie EMail-Beantwortungen in den verschiedensten Bereichen. Mit Fragen zu deiner Studienrichtung bist du bei uns ebenso richtig wie mit Unklarheiten, was Beihilfen betrifft. Informier dich unter http://oeh. meduni-graz.at/sprechstunden oder schreib eine E-Mail an: [email protected] Glühweinstand Von 9. bis 17.12. wird es wieder einen ÖH-Med-Glühweinstand am ZMF geben! Jeden Tag von 15-19 Uhr kannst du dich bei uns mit Glühwein, Punsch und Keksen versorgen lassen, zu Weihnachtsmusik schunkeln und dich auf die kommenden Feiertage einstimmen. Der Gewinn wird, wie schon in den letzten Jahren, dem ÖH-Med-Sozialtopf gespendet. ÖH-Med Von 15.—26.9. fand wie jedes Jahr auf der Vorklinik die Erstsemestrigenberatung statt. Rechtsberatung Auch in diesem Semester wird die kostenlose ÖH-Med-Rechtsberatung angeboten und es haben bereits einige Termine stattgefunden, bei denen die verschiedensten Anfragen geklärt wurden. Aktuelle Termine findest du immer unter: http:// oeh. meduni-graz.at/sprechstunden 12 „Hardware“ für den Einstieg in das neue Studium vorhanden ist. Wir hoffen, dass wir den Einstieg an die Meduni für viele neue Studierende erleichtert haben und wir werden dieses Service im nächsten Jahr natürlich gerne wieder anbieten. Für all jene Fragen, die im Laufe des Studienjahres bei euch auftauchen, stehen wir jederzeit mit zahlreichen Sprechstunden zur Verfügung — die aktuellen Termine findest du immer auf der ÖHHomepage unter oeh.medunigraz.at/sprechstunden bzw. beraten wir dich gerne auch per e-mail: [email protected] VON ANNA SCHEUCHENEGGER ÖH-MED-NEWS medizynisch Erstsemestrigen- Welcome-Day Bereits zum zweiten Mal fand heuer der Erstsemestrigen-Welcome-Day an der Vorklinik im Hörsaal 07. 01 statt. Alle, die die Strapazen von Auswahlverfahren und/oder Inskription überstanden hatten, wurden hier von Martin Fandler, dem Vorsitzenden der ÖH-Med, in mehreren Vorträgen darüber informiert, auf was sie sich wirklich „eingelassen“ haben — sowohl im Studium der Humanund Zahnmedizin als auch bei Gesundheits- und Pflegewissenschaft. Auch heuer war der Hörsaal wieder extrem gut gefüllt — ca. 300 Erstis haben die Möglichkeit wahrgenommen, sich schon am letzten Ferientag über den genauen Ablauf und die Details ihres Studiums zu informieren. Im Anschluss an die Vorträge stellten sich auch noch zahlreiche ÖH-MitarbeiterInnen für all die Fragen zur Verfügung, die in den Vorträgen noch nicht geklärt werden konnten. Das tolle Feedback und der rege Besuch bestätigen uns darin, auch nächstes Jahr wieder einen Welcome Day für die Neulinge an unserer Uni zu organisieren. Solltet ihr noch weitere Fragen haben, sind wir natürlich auch unterm Jahr immer für euch da. VON PHILIPP ZOIDL Frag Elli! Du hast für das kommende Studienjahr bis 15.12.08 Zeit, deinen Studienbeihilfenantrag an die Studienbeihilfenbehörde zu richten (Metahofgasse 30, 2. Stock, 8020 Graz). Dies kannst du auf unterschiedlichen Wegen erledigen. Der Antrag kann entweder online ausgefüllt und gleich verschickt werden oder du kannst ihn ausdrucken, ausfüllen und diesen dann persönlich, per Post oder Fax (0316/81 33 88-20) zustellen. Den Online-Antrag und den Download- Wie kann ich wo bis wann um Studienbeihilfe ansuchen? bereich findest du unter http: // www. stipendium.at/ stbh/ antrag. Solltest du bereits Studienbeihilfe beziehen und du deinen Anspruch nicht verloren haben, bekommst du deine Beihilfe durch den Systemantrag weiter. Vergiss aber bitte nicht, dass jede Änderung im Studium (Abschluss, Wechsel, etc.) der Behörde mitgeteilt werden muss. Wichtig sind auch die Neuerungen, die mit der Novelle des Studienförderungsgesetzes ab September 2008 in Kraft treten! Diese sind unter http://www.stipendium.at/ stbh/ aktuelles, „Gesetzesänderung ab dem Wintersemester 08/ 09“ einzusehen. Ich wünsche dir einen erfolgreichen Semesterstart! Hier findest du die neue Kolumne des Sozialreferates. In jeder Ausgabe beantwortet Elli hier eine Frage rund um Beihilfen, Stipendien und Co. Wenn du eine Frage an Elli hast, schreib an [email protected] 13 ÖH-MED-NEWS medizynisch Sozial-News FAQs zur Abschaffung der Studiengebühren Ich muss darauf hinweisen, dass diese Richtlinien vorbehaltlich in Kraft treten, da es sein kann, dass die Bestimmungen im Jänner noch geändert bzw. ausgebaut werden. Einige Punkte sind unausgegoren und unklar formuliert, daher sind diese Informationen nicht verbindlich und Änderungen in bestimmten Bereichen wahrscheinlich. Allgemein ist die Abschaffung der Studiengebühren zu begrüßen, wobei eine völlige Abschaffung natürlich wünschenswert gewesen wäre. Nichtsdestotrotz profitiert ein Großteil der Studierenden von den neuen Regelungen, was zum Teil als Erfolg der ÖHs und der studentischen Fraktionen gewertet werden kann. Die FAQs beziehen sich auf jeden Fall nur auf die momentane Regelung! Ab wann gelten die neuen Regelungen zu den Studiengebühren? Das Gesetz tritt mit 1. Jänner 2009 in Kraft. Somit gelten die neuen Regelungen ab dem Sommersemester 2009. Wie lange darf ich für mein Studium brauchen, ohne Studiengebühren zahlen zu müssen? Wenn du ÖsterreicherIn, EU-BürgerIn oder Konventionsflüchtling bist, zahlst du keine Studiengebühren, wenn du die Mindeststudienzeit pro Abschnitt um nicht mehr als 2 Semester überschreitest. Wenn du einen Abschnitt in der Mindeststudienzeit absolviert hast, kannst du ein Toleranzsemester in den nächsten mitnehmen. Bei Überschreitung der Dauer gibt es Ausnahmeregelungen bei Krank- 14 heit, Schwangerschaft, Berufstätigkeit, sowie für behinderte und erziehende Studierende. Ich bin in mehreren Studienrichtungen inskribiert und habe in allen einen unterschiedlichen Studienfortschritt. Ab wann muss ich Studiengebühren zahlen? Laut der momentanen Regelung ist zu befürchten, dass sie zu zahlen sind, sobald du in einem deiner Studien die Mindeststudienzeit + 2 Toleranzsemester überschritten hast. Ich komme aus dem EU-Ausland und bin weder Flüchtling noch gleichgestellt. Wie hoch sind die Studiengebühren für mich? Die Studiengebühren betragen statt früher 726,72 Euro pro Semester jetzt 363,36 Euro. Gibt es eine Altersgrenze? Nein, die gibt es nicht. Wer kontrolliert, ob ich Studiengebühren zu zahlen habe? Mit der Einhebung sind die Unis betraut. Nachweise, die die Befreiung der Studiengebühren über die erlaubte Zeit hinaus verlängern (Einkommen, Kindererziehung etc.) sind bei der Uni einzubringen. Wie das genau umgesetzt wird, ist leider noch nicht ganz klar. Ich habe die erlaubte Studiendauer überschritten, bin aber berufstätig. Muss ich Studiengebühren zahlen? Nicht, wenn du im Jahr vor dem betreffenden Semester zumindest die Geringfügigkeitsgrenze (14-mal) erreicht hast. Das würde einen Gesamtbetrag von derzeit 4886,16 Euro im Jahr bedeuten. Dieser Betrag wird jährlich angepasst. In die Berechnung wird jedes Einkommen aus Erwerbstätigkeit miteinbezogen (Dienstverträge, Freie Dienstverträge, Werkverträge etc.) Ich war/bin während meines Studiums schwanger. Ich wurde/werde durch Krankheit an meinem Studium gehindert. Ab dem SS 09 musst du, wenn du nachweislich an deinem Studium mindestens zwei Monate durch Schwangerschaft oder Krankheit gehindert wirst, keine Studiengebühren zahlen. Ich habe ein Kind/Kinder. Ab dem SS 09 musst du keine Studiengebühren für jene Semester leisten, in denen du dich überwiegend der Kindererziehung (bei Kindern unter 7 Jahren) widmest. Ich bin durch eine Behinderung beeinträchtigt. Wer zumindest eine Behinderung von 50 Prozent nachweisen kann, ist von den Studiengebühren befreit. Wenn du Fragen hast, kannst du dich auch gerne an die Mitarbeiterinnen des Sozialreferats wenden. Wir sind telefonisch unter 0664/8438335, per E-Mail ([email protected]), im www.medforum.at oder persönlich in den Sprechstunden für dich da! ELLI PESSENTHEINER (VSSTÖ) ÖH-MED-SOZIALREFERENTIN ÖH-MED-NEWS medizynisch Völlig außer Amt und Band ... Dass man sich für ein Studium in Graz an der Universität anmelden muss, ist völlig klar. Dass man seinen Wohnsitz bei der Stadt Graz dazu anmelden muss, ist bekannt. Dass man sich als Nicht-ÖsterreicherIn darüber hinaus noch einmal bei dem Land Steiermark melden muss, ist hingegen neu ... Neulich bekam ich ganz zufällig einen Zettel in die Hand, auf dem eine Regelung für EWR- und Schweizer BürgerInnen erwähnt war. Die Anmeldung beim zuständigen Amt ging dann erstaunlich schnell und einfach. Prinzipiell wurde sie mit einer Art Aufenthaltsgenehmigung verglichen, die ab Aufenthalten von mehr als drei Monaten nötig sei (gültig ab 1.1.2006). Dazu brauchte ich im Endeffekt meinen Meldebescheid (Adresse), meine Studienbescheinigung (Beruf), meine Krankenversicherungskarte (Versicherungsstatus) und auch einen Kontoauszug (Finanzstatus). Reisepass oder Personalausweis waren natürlich auch mit dabei. Knapp ein Woche später bekam ich einen Brief der Stadt Graz — Referat 7. Das Referat 7 kümmert sich um Strafen. Laut dem Schreiben der Stadt hatte ich mich viel zu spät bei der Landesregierung angemeldet. Die Frist von drei Monaten hatte ich schon um zehn Monate überschritten. „Das macht dann 70 Euro Verwaltungsstrafe oder einen Tag in Verwahrung, als Ersatzfreiheitsstrafe.“ Da auch niemand von meinen MitstudentInnen irgendetwas darüber wusste, habe ich bei der ÖH nachgefragt. Die ÖHMed hat mir dann bei meinem Widerspruch geholfen und sich selbst mit dem Amt in Verbindung gesetzt. Ich wusste, dass AusländerInnen eine gewisse Pflicht zur Selbst-Information haben. Doch wenn man selbst auf Anfragen hin in zuständigen Ämtern nichts davon erfährt, ja wo denn dann?! Natürlich, wenn man auf der richtigen Homepage des Landes nach Information für EWR- und Schweizer BürgerInnen* zum Aufenthalt in Österreich (*EU, Island, Liechtenstein, Norwegen, Schweiz) Aufenthalt bis zu 3 Monaten Grundsätzlich ist man als EWR- und Schweizer BürgerIn berechtigt, sich bis zu drei Monaten ohne Anzeige bei der Niederlassungs- und Aufenthaltsbehörde im Bundesgebiet aufzuhalten. Es reicht in diesem Fall die Anmeldung bei der Meldebehörde. Aufenthalt von mehr als 3 Monaten Bei einem Aufenthalt von mehr als drei Monaten besteht die Verpflichtung, dies der zuständigen Behörde (Amt der Steiermärkischen Landesregierung, Fachabteilung 7 C, Wartingergasse 43) anzuzeigen. Diese Anzeige muss spätestens nach Ablauf der drei Monate ab dem Tag der Anmeldung erfolgen. Achtung: Wer die Anmeldebescheinigung nicht innerhalb von drei Monaten nach Ankunft beantragt, begeht eine Verwaltungsübertretung (bis zu 200 Euro Strafe)! „Aufenthaltswesen“ sucht, die richtige Dienststelle auswählt, nach Formularen sucht, sich auf eine zweite Homepage verweisen lässt, dort dann nach dem „Antrag für EWR- und Schweizer BürgerInnen“ sucht, dann findet man das Formular. Aber dazu sollte man doch mindestens wissen, dass es so eine Anmeldung überhaupt gibt ... VON JENS KIENEMUND EWR- und Schweizer BürgerInnen sind zur Niederlassung bzw. zum Aufenthalt berechtigt, wenn sie: 1. in Österreich ArbeitnehmerIn oder SelbstständigeR sind 2. für sich und ihre Familienangehörigen über eine ausreichende Krankenversicherung verfügen und nachweisen, dass sie über ausrechende Existenzmittel verfügen oder 3. Eine Ausbildung bei einer Schule oder Bildungseinrichtung absolvieren und die Voraussetzungen der Ziffer 2 erfüllen. Bei Vorliegen dieser Voraussetzung wird von der Behörde (Amt der Steiermärkischen Landesregierung) eine Anmeldebescheinigung (Kosten: 15 Euro) ausgestellt. Auskünfte erhältst du beim Amt der Steiermärkischen Landesregierung unter der Telefonnummer +43/ 316/ 877 Nbst. 2089, 2076 oder 2083, Antragsformular: www.bmi.gv.at/niederlassung Bei Fragen oder wenn du Einspruch einlegen willst wende dich an das Referat für AusländerInnen und Internationales deiner ÖH Med ([email protected]). 15 THEMENSCHWERPUNKT WORLD WIDE MEDICINE medizynisch Themenschwerpunkt World Wide Medicine Medizinische Versorgung international World Wide Medicine lautet unser Themenschwerpunkt für die aktuelle Ausgabe des Medizynisch. Damit haben wir uns ein sehr umfangreiches Thema ausgesucht, über das man natürlich eher Bü- cher als lediglich ein paar Seiten schreiben müsste. Trotzdem haben wir versucht ein paar spannende Beiträge zusammenzustellen. So haben wir zwei Experten unterschiedlicher Gebiete befragt und eine Studentin gebeten, ihre Eindrücke aus Westafrika zu schildern. Und natürlich darf auch Skandinaviens Gesundheitssystem im internationalen Vergleich nicht fehlen. ÄrztInnen in der dritten Welt Nehmen, was da ist MedizinstudentInnen haben viele Träume. Verliert man auch während der Jahre des Studiums einiges an Idealismus, so manches hält sich doch. Einer dieser Träume: Als MedizinerIn in die Dritte Welt zu gehen. Prof. Hellfried Rosegger, ehemaliger Pädiater am LKH Graz, hat sich diesen Wunsch erfüllt — und uns erzählt, warum leider nicht alles daran immer traumhaft bleibt. Herr Professor, Sie haben als Kinderarzt Erfahrungen in Ländern dieser Erde gemacht, die nicht mit unserem sozioökonomischen Status gesegnet sind — wo waren Sie denn eigentlich? Das erste Mal war ich im Südsudan, das war in den 80er Jahren. Dies war eher eine Art Privatinitiative, später war ich dann auch mit NGOs wie dem „Frente Polisario“ unterwegs. „Frente Polsario“ stellte Hilfe für die durch den Westsaharakonflikt vertriebenen bzw. in ein Flüchtlingslager mitten in der südalgerischen Wüste verfrachteten Polisario bereit. Wir haben damals Kinder untersucht und versucht, ihnen über die WHO Hilfsgüter zukommen zu lassen. Leider ohne Erfolg, weil die WHO nur Mitglieder souveräner Staaten 16 unterstützt. Die meisten Einsätze hatte ich aber mit den „Ärzten für die Dritte Welt“, einer deutschen Organisation, die von einem Jesuitenbruder, der auch ein persönlicher Freund von mir ist und das Ehrendoktorat an der Karl-FranzensUniversität Graz besitzt, gegründet wurde. Diese Organisation gibt ÄrztInnen die Möglichkeit, in ihrem Urlaub in Entwicklungsländer zu reisen und dort zu arbeiten. Im Mai dieses Jahres hatte ich meinen letzten Einsatz, da war ich auf den Philippinen. Welche sind aus ihrer Sicht die größten Probleme, mit denen die Bevölkerung in Entwicklungsländern zu kämpfen hat? Ich glaube die größten Probleme sind Armut und Übervölkerung, die ich generell für die globalen Hauptprobleme halte. Ändert sich da nichts, wird der propagierte globale Kollaps wohl auch eintreten. Auch Gier, vor allem nach Geld, spielt eine große Rolle. Das ist ein komplexes System, das nicht nur auf Entwicklungsländer beschränkt ist. Im Grunde geht es darum, dass Geld zur Wertvermehrung eingesetzt und damit manipuliert wird, ohne dass tatsächlich materieller Hintergrund vorhanden wäre. Das sind sozusagen alles nur „bubbles“. Und diese hypothetischen Dinge entscheiden dann über Arm und Reich. Sehen Sie sich den Film „Let’s Make Money“ an, der beschäftigt sich mit dem Thema. Und wenn wir schon dabei sind (lacht), „Megacities“ ist auch ein guter Film, obwohl der schon älter ist. Worin sehen Sie die Ursachen der Übervölkerung und des niedrigen medizinischen Standards? Es hat bis vor wenigen Jahren noch Menschen gegeben, die den Zusammenhang zwischen Geschlechtsverkehr und Kinderkriegen nicht kannten. Außerdem sind in vielen Ländern die Kinder eben die Pension der Alten und nachdem die Kindersterblichkeit so hoch ist, werden auch viele gezeugt. Dabei wird nicht bedacht, welche Auswirkungen das auf Frauen hat. Auch wenn ich anfangs so naiv war, das nicht wahrhaben zu wollen: Gewalt gegen Frauen, bis hin zu Verbrennungen durch „unzufriedene“ Ehemänner sind keine Einzelfälle. Frauen werden oft als Sexualobjekt, Geburtenmaschine oder Arbeitstiere angesehen. Inmitten dieser ganzen Problematik ist die Kinderheilkunde sehr wichtig, denn mit sinkender Mor- medizynisch talität unter den Kleinen kann man schließlich die Geburtenrate senken. Ich bin daher ein Fürsprecher der Geburtenregelung im weitesten Sinn und was dieses Thema betrifft — daraus mache ich auch keinen Hehl — ein scharfer Kritiker der katholischen Kirche. Weiters müssten die Leute mehr verdienen. In manchen afrikanischen Ländern bekommt jemand, der schwere Arbeit verrichtet, wie z. B. Steine mit einem Hammer zu zerkleinern, 50 US-Dollar im Jahr. Das kann man nicht überleben. Eine vernünftige Arbeitsmoral ist bei dieser Bezahlung schlicht nicht zu erreichen. Die Idee durch Korruption weiterzukommen, ist hingegen sehr lukrativ. In Afrika sagte einmal ein einheimischer Kollege, als ich im Spital eintraf, zu mir: „Warte hier, ich muss mein Auto aus der Werkstatt holen.“ Er kam nie wieder. Die Teuerung, vor allem von Lebensmitteln — die wir ja auch spüren — trifft natürlich die dritte Welt noch ungleich härter. Hier wird ein riesiger Bevölkerungsanteil in den Hunger, in den Tod getrieben. Auch ethnische Säuberungen und brutaler Umgang mit Minderheiten sind oft ein großes humanitäres Problem: Da leben Tausende von Menschen in Slums und im Dreck und den Staat kümmert es einfach nicht. Wie sieht der Arbeitsplatz eines/einer ausländischen Arztes/ Ärztin vor Ort aus? Erstens muss ich hier sagen: Es geht nicht um Wissenstransfer! Die Ausbildung in den meisten Ländern funktioniert nach englischem oder amerikanischem System und ist gut. Sie können sich in Bombay problemlos ein Herz transplantieren lassen. Die Leute werden in den USA oder Großbritannien ausgebildet und praktizieren dann in ihrem Heimatland. Oft lehnen Regierungen die Hilfe von außen auch ab, aus Angst vor der Aufdeckung von Missständen. Man THEMENSCHWERPUNKT WORLD WIDE MEDICINE darf auch keine Illusionen haben, als großer Retter dazustehen. Die Regierung hätte einen lieber nicht im Land und die besser gestellte Bevölkerung lehnt einen oft ab. Wenn man mit einer NGO unterwegs ist, findet man meist relativ gute Arbeitsbedingungen vor. Röntgen und Ultraschall sind kein Problem, auch wenn CT und MR eher Raritäten sind. Die Missionarsspitäler sind überfüllt, die staatlichen sind oft verlassene Höhlen, in denen der Wind durch die leeren Räume pfeift. Die Privatspitäler haben durchaus europäischen Standard — aber eben auch ihren Preis. Es gibt auch fast immer ein gutes Netzwerk an niedergelassenen FachärztInnen, allerdings ist hier die Zusammenarbeit oft schwierig. Wenn wir bei einem Kind einen Herzfehler diagnostizieren, hilft das alles trotzdem nichts, denn das Geld für die privaten Krankenhäuser können weder die Familie noch die NGOs aufbringen. Und die drei Jahre Wartezeit auf eine OP im öffentlichen Spital hat das Kind nicht. Die Compliance der PatientInnen ist generell sehr schlecht. Gibt man zu viele Medikamente auf einmal mit, werden sie verkauft oder verschenkt. Im Moment der Besserung wird zumeist die Einnahme abgebrochen, die Folgen sind Relaps und irre Resistenzen. Bei langwierigen Krankheiten wie der TBC ist das natürlich eine Katastrophe. Es gibt Programme, wie z. B. DOTS (Directly observed treatment short course), die die Einnahme von Medikamenten kontrollieren, zum Teil auch recht erfolgreich. Trotzdem werden Antibiotika viel zu großzügig eingesetzt. Ich habe in Vorträgen und Diskussionen vor Ort versucht, ein Umdenken herbeizuführen, aber das ist ein Riesenproblem. Ein weiteres Problem sind die Medikamente, die vor Ort hergestellt werden. Man kann nie sicher sein, ob wirklich drin ist, was draufsteht, vor allem nicht wie viel. Auf den Philippinen hatte ich selbst eine Sepsis und musste die 8-fache Dosis schlucken, bis es gewirkt hat. Aber Sie müssen eben nehmen, was da ist. Stichwort Compliance, Medikamentenhandel, Korruption — mit welchen Problemen kämpft man bei der Behandlung? INTERVIEW: PHILIPP BRODATSCH Medizynisch dankt Prof. Rosegger für das Interview! 17 THEMENSCHWERPUNKT WORLD WIDE MEDICINE medizynisch Skandinavien Arbeiten im Land der Elche, Murmeltiere und Blockhütten Eine große Anzahl von ÄrztInnen wandert jährlich in skandinavische Länder aus. Familienfreundliche Arbeitszeiten, ein kleines Blockhaus als Ordination und nach Dienstschluss zum Fliegenfischen an einen der nahegelegenen Fjorde — Norwegen, Schweden und Dänemark scheinen die El Dorados für MedizinerInnen zu sein. Im Land der Elche und Murmeltiere gäbe es zudem etwas, was man nicht mit Geld bezahlen kann: Zeit. Zeit, jeden Patienten und jede Patientin so lange zu untersuchen, wie es nötig ist. Vor nicht einmal einem halben Jahr erregte während der Europameisterschaft die drei Tage andauernde Schließung von rund 16.000 Ordinationen in Österreich Aufsehen. Der Unmut über schlechte Arbeitsbedingungen und Unzulänglichkeiten des Gesundheitssystems war der Auslöser des Streiks. Auswandern Viele ÄrztInnen — sei es aus Österreich oder Deutschland — wandern aus Unzufriedenheit mit ihren Dienstzeiten und dem Gesundheitssystem im Allgemeinen in eines der skandinavischen Länder aus. Sie hoffen dort besser Arbeitsbedingungen vorzufinden. Norwegen hat, um ein Land als Beispiel heranzuziehen, lange Jahre verabsäumt, genügend ÄrztInnen-Nachwuchs auszubilden. Ende der neunziger Jahre reagierte das Ölwunderland auf seinen akuten 18 ÄrztInnenmangel besonders in ländlichen Gebieten, indem es in einer groß angelegten Werbekampagne in den Ärztezeitungen, Fachblättern und überregionalen Tageszeitungen benachbarter europäischer Staaten annoncierte und so versuchte ÄrztInnen anzuwerben. Norwegen profitiert vom Frust der MedizinerInnen seiner europäi- schen Nachbarländer und lässt sich das Ganze auch etwas kosten: Für Einwanderer werden kostenlose Sprachkurse angeboten, so dass sowohl der alltägliche Umgang, als auch PatientInnengespräche nach kurzer Lernphase keine größeren Probleme mehr darstellen sollten. Außerdem fällt durch das Fehlen der Sprachbarriere die Akzeptanz durch die einheimischen KollegInnen leichter. Wobei dies aber beim allgemein sehr freundlichen und unvoreingenommenen Gemüt der SkandinavierInnen keine Hürde sein sollte. Titel sagen hier gar nichts aus, Humanität und Philanthropie sind umso angesehener. Arbeitskultur So gilt jedeR, der/die in nördlichen Ländern länger als 40 Stunden pro Woche arbeitet, schnell als AußenseiterIn. Arbeiten bis an die eigene Leistungs- und Gesundheitsgrenze ist in Norwegen unbekannt. Überstunden werden in Skandinavien nur selten gemacht, die Arbeitszeiten der 40-Stunden-Woche sind geregelter als in Österreich, dadurch auch stressfreier. So wirkt sich allem Anschein nach die ausgeprägte Freizeitkultur der SkandinavierInnen positiv auf die Arbeitswelt aus. Diese Regelung ist aber auch ein Grund für die Unzufriedenheit der skandinavischen PatientInnen, welche trotz zusätzlicher ausländischer ÄrztInnen weiter Schlange stehen müssen. In Dänemark sind Überstunden für ÄrztInnen sogar gesetzlich verboten. Die Gehälter von KrankenhausärztInnen sind zwar nicht üppig, aber entsprechen auch für BerufsanfängerInnen einem guten Mittelklasseeinkommen. In Sachen Einkommen muss man abwägen: Sicherlich ist zu sagen, dass die Nettobezahlung über der in Österreich liegt. Dies relativiert sich jedoch aufgrund der durchaus höheren Lebenshaltungskosten in den skandinavischen Ländern. Auch in Schweden haben ausländische ÄrztInnen gute Chancen einen Arbeitsplatz zu ergattern. Denn auch hier herrscht konstanter Mangel an medizinischem Fachpersonal. Die Chance, dass die Stelle, für welche man sich bewirbt, auch wirklich zu bekommen, ist ziemlich hoch. Schließlich werden in den medizynisch nächsten Jahren recht konstant 450 Arbeitsplätze jährlich im medizinischen Sektor frei sein. Skandinavische Standards Dazu kommt, dass skandinavische Spitäler einen hohen medizinischen und technischen Standard bieten. Das Studium ist ebenso streng reguliert wie in Österreich, sogar Krankenschwestern und -pfleger müssen studieren, dürfen dafür aber auch mehr Aufgaben übernehmen. Um als Arzt oder Ärztin zum Beispiel in Schweden praktizieren zu dürfen, muss die schwedische Approbation beantragt werden, wobei es meist keine Probleme geben sollte. Gegebenenfalls muss noch eine Weiterbildung beziehungsweise eine Vollendung der Ausbildung absolviert werden. Dennoch dürften die Gesamtzahlen der nach Skandinavien auswandernden MedizinerInnen zurückgegangen sein oder im Begriff sein sich zu reduzieren, seit in Skandinavien vor gut zehn Jahren begonnen wurde, Lücken im Gesund heitssystem massiv mit ÄrztInnen aus europäischen Nachbarstaaten aufzufüllen. Norwegische, dänische THEMENSCHWERPUNKT WORLD WIDE MEDICINE und schwedische Krankenhausbetriebe konnten dabei mit wesentlich besseren Arbeitsbedingungen und viel besserer Bezahlung für junge und nicht etablierte FachärztInnen locken, als andere europäische Staaten — vielleicht mit Ausnahme von England. Inzwischen studieren aber auch immer mehr NorwegerInnen in Oslo, Bergen, Trondheim und Tromsö Medizin und werden mittelfristig den Bedarf an MedizinerInnen des eigenen Landes decken. Spätestens ab 2010 wird ein Überschuss an ausgebildeten ÄrztInnen, die eine der skandinavischen Staatsbürgerschaften besitzen, erwartet. Zukunftssituation Eine ähnliche Situation, wie sie Norwegen in den Neunzigern hatte, droht nun auch in Deutschland. Mittlerweile entscheidet sich jedeR vierte HochschulabsolventIn des Fachs Medizin für eine Stelle in der Pharmaindustrie, in der Verwaltung oder im Ausland. Dabei werden immer mehr ÄrztInnen gebraucht. Bis zum Jahr 2015 suchen circa 47.000 VertragsärztInnen PraxisnachfolgerInnen. Wird also bald Deutschland das neue Norwegen für MedizinerInnen werden? Doch ist in Skandinavien wirklich alles so rosig wie es scheint? Natürlich muss man auch die Kehrseite der Medaille betrachten: Gerade aufgrund der geregelten Arbeitszeiten für ÄrztInnen müssen PatientInnen teilweise stundenlang (noch länger als bei uns) in Wartezimmern ausharren und unterliegen im Krankenhaus oftmals nicht der Behandlung durch einen Arzt oder eine Ärztin, sondern werden bei wiederkehrenden Untersuchungen von Arzt zu Ärztin weitergereicht. Viele nach Skandinavien ausgewanderte MedizinerInnen sagen zwar, dass sie jederzeit gerne wieder Medizin in Skandinavien praktizieren würden, allerdings PatientIn durchaus lieber in Österreich sein möchten. VERENA HERBERT SACHBEARBEITERIN IM ÖH-MEDPRESSEREFERAT 19 THEMENSCHWERPUNKT WORLD WIDE MEDICINE medizynisch Ein fast perfektes System schichte das verwirklicht, was eine Sozialversicherung ausmacht — das Solidarprinzip: Es zahlen alle ein und diejenige Person, die etwas braucht, bekommt alles, was die moderne Medizin bieten kann. Natürlich gibt es in Einzelfällen vielleicht Abschläge. Aber es ist egal, ob man ArbeiterIn oder ManagerIn ist — jedeR bekommt dieselben (manchmal auch sehr teuren) Behandlungen. Prof. Ammer ist Modulverantwortlicher bzw. -koordinator für acht SSMs zum Thema Medizinökonomie und Koordinator des Managementzweiges des Masterstudienganges Gesundheits- und Pflegewissenschaft. Für das aktuelle Medizynisch haben wir ihn zum Thema Gesundheitssysteme zum Interview gebeten. Wie sind Sie selbst zum Thema Medizinökonomie gekommen? Begonnen hat das mit meinem Führungskräftelehrgang für leitende ÄrztInnen, also einer zusätzlichen Managementausbildung zur fachlichen Ausbildung. Hier waren auch ökonomische Aspekte und Fragen relevant. Über diesen Einstieg bin ich dann vor fast sieben Jahren hier als Gastprofessor an der MUG vorgeschlagen und einstimmig bestellt worden. Ich unterrichte auch in Salzburg, an einer deutschen Universität und an der privaten Universität im Fürstentum Liechtenstein. Eigentlich bin ich Betriebswirt mit Zusatzausbildungen auch in technischen Bereichen, meinen MBA habe ich in den USA gemacht. Was macht ein gutes, was macht ein schlechtes Gesundheitssystem aus? Ein gutes Gesundheitssystem ist aus meiner Sicht dadurch gekennzeichnet, dass allen BürgerInnen die gleiche hohe Qualität an medizinischen Leistungen geboten wird und auch der Zugang zu diesen Leistungen zu Preisen gesichert ist, die für die betroffenen PatientInnen leistbar sind. In Österreich haben wir keine Preise für Gesundheitsleistungen, sondern Tarife. Ein schlechtes Gesundheitssystem ist jenes, wo einkommensschwache Schichten entweder keinen oder nur einen eingeschränkten Zugang zu medi- 20 Prof. Reinhard Ammer zinischen Leistungen haben, beziehungsweise wo durch schlecht gestaltete Sozialversicherungsstrukturen viele Menschen, wie zum Beispiel in den USA etwa 40 Prozent, durch das soziale Netz des Gesundheitssystem durchfallen und de facto keinen Sozialversicherungsschutz haben. Wo gibt es dann ein gutes System? Hat Österreich wirklich so ein gutes System, wie immer behauptet wird? Das österreichische System zählt sicher wirklich zu den besten weltweit und in Europa. Bei uns stimmt die Preis-Leistungs-Relation noch. Wir geben im Moment ca. 8,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Gesundheit aus, die Deutschen geben schon über 10 Prozent aus und erreichen auch ca. 99,8 Prozent der Bevölkerung damit, aber alle andere geben wesentlich mehr aus — die USA geben bei nur 60 Prozent Wirkungsgrad über 14 Prozent des BIP dafür aus. Das heißt, dieses System ist sehr elitär und selektiv. Unser System hat in seiner mehr als 100-jährigen Ge- Und das oft als Beispiel erwähnte Gesundheitssystem von Kuba — ist das wirklich so gut? Nun, in Kuba gibt es ganz andere Voraussetzungen. Erstens wohnt die Bevölkerung großteils am Land und zweitens wird dort auch im Gesundheitssystem gemacht, was Fidel Castro beziehungsweise nunmehr Raul Castro sagen: Dort herrscht ein staatliches Gesundheitssystem und kein SV-System unserer Prägung. Spitz formuliert — und absolut nicht meine Meinung — aber ist es nicht ökonomisch und auch irgendwann ethisch bedenklich, dass wirklich alle alles bekommen? Ist es nicht fairer, dass wie zum Beispiel in Großbritannien ab dem 75. Lebensjahr nicht mehr alles bezahlt wird? Also ab 75 keine neue Hüfte mehr? Das ist eine Grundsatzfrage und eine gesellschaftliche Entscheidung. Wir zahlen ja alle ein — auch die PensionistInnen. Wenn wir sagen, dass jeder Mensch in Österreich zu jedem Zeitpunkt Zugang zur Spitzenmedizin hat, dann müssen wir auch dazu stehen und das finanzieren. Es ist also keine Frage von Ökonomie, sondern eine gesellschaftspolitische Entscheidung. Aus ethischer Sicht ist eher die Vorgehensweise in Großbritannien problematisch, denn vermögende medizynisch PensionistInnen können sich auch nach ihrem 75. Geburtstag noch eine neue Hüfte leisten — ärmere nicht. Das ist das klassische Beispiel für eine Zweiklassenmedizin. Ich glaube nicht, dass wir das in Österreich wollen, zumindest in weiten Kreisen der Bevölkerung nicht. Auch Ideen wie zum Beispiel Selbstbehalte bei Ambulanzbesuchen machen ökonomisch keinen Sinn, da die Verwaltungskosten höher sind als die Einnahmen. Wie kann ein Gesundheitssystem das Gesundheitsverhalten der Bevölkerung beeinflussen? Können zum Beispiel „Strafgebühren“ bei einer zu selten durchgeführten Vorsorgeuntersuchung etwas ändern? Strafgebühren sind bekannterweise nicht besonders zielführend — der sogenannte Präventionscharakter ist ja umstritten, das zeigt sich bei RaserInnen zum Beispiel. Also ich glaube, da wird sich nicht recht viel ändern. Im Gesundheitswesen kommt dann auch wieder eine soziale Komponente dazu —Reiche zahlen diese Strafgebühren leichter als Arme. Außerdem sind einkommensschwache Bevölkerungsschichten statistisch gesehen mehr krank und von solchen Strafgebühren doppelt bestraft. Wahrscheinlich ist ein Belohnungssystem mit Bonus-Malus das Bessere, ähnlich wie wir es beim Mutter-Kind-Pass gehabt haben. Das Hauptproblem, das wir ja in Österreich und auch in anderen Ländern haben, ist, dass die kurative Medizin extrem teuer ist. Wenn wir es schaffen, dass wir die Prävention kontinuierlich verstärkt in den Vordergrund stellen, dann können wir darüber viel sanieren. Das geht aber mit der Sozialversicherungsideologie schwer, da hier Krankheit als ein Zustand, der von THEMENSCHWERPUNKT WORLD WIDE MEDICINE einem Normwert abweicht, definiert ist. Prävention hat ja noch nichts mit Krankheit zu tun, daher stellen die Krankenkassen die Frage, warum sie das zahlen sollen. Das heißt, man müsste den Definitionsbereich der Krankheit oder, besser gesagt, den gesetzlichen Auftrag der Sozialversicherung im ASVG verändern und die Prävention dort mehr verankern, so dass wesentliche Beiträge dafür verwendet werden. für die gleichen Beiträge mehr zu bieten. Also statt Pflichtversicherung Versicherungspflicht — fast eine Revolution in unserem System. Auch ein Lösungsweg bei den Krankenhäusern wäre sinnvoll — dass man in den Zentralkliniken nicht alles macht und dass auch in kleinen peripheren Standardkrankenhäusern nicht alles gemacht wird, also dass hier eine sinnvolle Staffelung in der Versorgungstiefe gefunden wird. Was könnte man also am System noch verändern und verbessern? Könnte man über Strukturveränderungen nicht auch viel Geld sparen? Ich würde das Solidaritätsprinzip auf jeden Fall beibehalten und mehr auf Prävention setzen. Es ist sicher utopisch, einfach die neun Gebietskrankenkassen zu einer zusammenzufassen und damit die Struktur massiv zu verändern. Das ist historisch-politisch so entstanden, auch in der Verfassung ist die Gesundheit als Aufgabe der Länder definiert. Außerdem ist die Frage, ob es wirklich so viel helfen würde, wenn es weniger Krankenkassen geben würde — ich bin da nicht so sicher. Ich würde ein Modell überlegen, das seit ca. zehn Jahren in Deutschland praktiziert wird. Wir haben in Österreich eine Pflichtversicherung, in Deutschland eine Versicherungspflicht. Das heißt, alle BürgerInnen müssen sich versichern lassen, können sich aber aussuchen, bei wem, also auch bei privaten Anbietern. Die Untergrenzen der Tarife sind aber festgelegt, es kann also keine Dumpingtarife geben. Auch eine Selektion ist verboten, alle Versicherungen müssen beispielsweise auch chronisch Kranke versichern. Dadurch entsteht ein positiver Wettbewerb und die Versicherungen bemühen sich, Gibt es eigentlich ein perfektes Gesundheitssystem oder gibt es in jedem System Fehler und Mängel? Wir haben ein fast perfektes System, Mängel gibt es aber immer, wie zum Beispiel Missbrauch, aber den wird es immer geben, auch wenn es noch so strenge Regeln gibt. Die freie Gestaltung über den Markt halte ich für unerträglich, weil dann höhere Einkommensschichten Zugang zu allen medizinischen Möglichkeiten hätten — aber es gibt auch sozial schlechter gestellte Schichten. Wir sind nahe dran am perfekten System — aber frei nach Churchills Zitat „Die Demokratie ist die schlechteste Staatsform, aber es gibt keine bessere“ könnte man bösartig sagen: Unser System ist ein schlechtes, aber es gibt kein besseres — daher sind wir die Besten. Medizynisch dankt Prof. Ammer für das Interview! PHILIPP ZOIDL ÖH-MED-BIPOLREFERENT 21 THEMENSCHWERPUNKT WORLD WIDE MEDICINE medizynisch Westafrika Grenzen der medizinischen Versorgung Zurück in Graz stehe ich im Billa beim Kutscherwirt, die Kardiovorlesung wird gleich beginnen und ich weiß immer noch nicht, welche von den 20 Sorten Joghurt ich wählen soll. Kulturschock? Akute Unterernährung ist vor allem bei Kindern in Westafrika ein ernstzunehmendes medizinisches Problem, auf das nicht angemessen reagiert wird. Was können wir StudentInnen da schon tun? Diese Frage beschäftigte mich in den letzten Wochen nach meiner Teilnahme an einem medizinischen Hilfsprojekt in Westafrika intensiv. Begonnen hat die Reise mit einem einfachen Gespräch unter StudienkollegInnen. Erzählt wurde von Armut, die blind und krank macht, aber auch vom Helfen. So bin ich, ehe ich mich genauer mit Land und Leuten auseinandersetzen konnte, an einen engagierten Kollegen geraten, der mich schon zwei Wochen später zu einem Projekt nach Westafrika mitnahm. Das Projekt hatte zum Ziel Medical Camps abzuhalten, also Gebiete mit Menschen zu besuchen, denen es an medizinischer Versorgung fehlt und mobile Versorgungscamps einzurichten, in denen bedürftige Menschen behandelt werden. So, scheinbar offen für alles, interessiert und auch ein wenig naiv, kommen ich und ein Teil des Teams, bestehend aus einem Arzt, meinem Kollegen im praktischen Jahr, einer Pädagogikstudentin (und später einer zweiten Ärztin) in Lomé, der Hauptstadt von Togo, an. Weiße Menschen gibt es hier, gut gekleidete schwarze Männer und topgestylte afrikanische Frauen, stelle ich anerkennend — und fast schon enttäuscht — fest. Wer braucht da unsere Hilfe? Dieser Eindruck sollte sich aber bald ändern. 22 Fahrt durch die Nacht Abgeholt werden wir von islamischen Missionaren, die mit den Sitten unseres Gastlandes vertraut sind und uns bei unserer logistischen und organisatorischen Herausforderung helfen werden. Nach einer endlosen Autofahrt, von einem Schlagloch ins nächste rumpelnd, mit „Papa“, unserem schon etwas nachtblinden, aber dafür umso herzlicheren älteren Fahrer, der seine elf Kinder und zwei Frauen ernähren muss, kommen wir erschöpft an. Noch während der Autofahrt wird mir ganz bang. Was ich sehe, entschwindet immer wieder in der Nachtdunkelheit und ist für mich kaum zu glauben: Menschen schlafen sitzend oder liegend ohne schützende Decke auf der nackten roten Erde. So etwas wie eine Privatsphäre schaffende Abgrenzung gibt es, wenn vorhanden, nur in Form eines einfachen Holzgerüstes, das mit Stroh und Blech abgedeckt ist. Zu Gast in einer anderen Kultur Die Kommunikation mit der fortwährend lächelnden Gastfrau, erweist sich anfangs eher als beidseitiges Hand-Fuß-Gespräch. Mit der Zeit nimmt alles etwas Form an und sie weiß bald auch unsere „Mädchenschreie“ im Bad zu deuten, die wir verängstigt — und um die Geckos zu verscheuchen — ausstoßen, und bleibt ruhig in der Küche stehen, um weitere Köstlichkeiten auf unseren Tisch zu zaubern. Als Vegetarierin habe ich den Leuten viele Umstände gemacht, denn gegessen wird hauptsächlich Ziege oder Huhn. Auch sonst waren unsere GastgeberInnen stets um unser Wohlbefinden bemüht, jede Kultureigenheit, die wir mit uns tragen, wurde respektiert. In Begleitung der Missionare, die ihre Gäste unabhängig von ihrer Religion glücklich sehen wollen, fühlte ich mich sicher. Natürlich gab es für mich auch innere Kämpfe bezüglich des Frauenbildes dieser Kultur. Gab es doch einige Männer, die meine Kollegen brüderlich mit Umarmung begrüßten, mich aber keines Blickes oder Handschlages würdigten. Doch ich lernte zu verstehen: Die Frauen müssen traditionell geschätzt und geachtet werden und so begrüßt ein muslimischer Mann die Frau mit einem kurzen Blick und einem Grußwort, schüttelt ihr aber nicht die Hand. Vitamine für den König Erster Tag unseres mobilen Medical Camps: Ich bin nervös, gehe im Kopf noch schnell alle Medikamente durch, die wir im Missionsauto mit uns nehmen. Es sind an die 60 verschiedene Wirkstoffe. Alle konnten wir nicht bekommen, die Regierung regelt den Medikamentenein- und verkauf genau. Mehr als 90 Prozent aller Sterbe- und Krankheitsfälle an Infektionskrankheiten geschehen in den Entwicklungsländern. Ein Grund dafür, dass Menschen an Krankheiten wie AIDS, Tuberkulose, Schlafkrankheit und anderen tropischen Krankheiten sterben ist, dass lebensrettende Medikamente zu teuer sind oder gar nicht zur Verfügung stehen. Mit meinem Wissen, das ich in den letzten sechs Studienjahren gesammelt habe, gehe ich auf die Schule zu, in der wir heute an die 600 PatientInnen sehen und hoffentlich auch behandeln können. Ich erfahre, wir haben einen Ehrengast in der Menschenmenge, die sich geduldig unter den paar schattenspendenden Baumkronen versammelt hat. Es ist der König! Höflich stellen wir uns vor. Saheb medizynisch Mlapa drückt seine Dankbarkeit für unser Kommen mit seinem herzhaften Lachen und vielem Händeschütteln aus. Mir wird erklärt, dass ein König hier von seinem Stamm gewählt wird und weitreichende politische Verantwortung trägt. Ein paar Minuten später sitzt er auch schon vor uns auf der schmalen Holzbank. Die ärztliche Schweigepflicht lässt mich seine Beschwerden nicht zu Papier bringen. Verraten sei, dass auch hier ein Multivitaminpräparat auf der Liste stand! Medizinische Versorgung und ihre Grenzen Die Apotheke wird von uns abwechselnd organisatorisch mitbetreut. Ein paar freiwillige HelferInnen sind immer schnell gefunden, sie packen für uns die einzelnen Pillen portioniert in Tütchen. Wir haben immer versucht ein paar Wörter der aktuellen Lokalsprache zu benutzen, was mitunter zu großer Erheiterung der PatientInnen führte. Schnell lerne ich die wichtigsten Symptome zu verstehen und konnte die morgendlichen Anweisungen an den Übersetzer geben, dem/der PatientIn auf mein Stichwort hin zu erklären, wie man infizierte Wunden und bakteriell gerötete Augen, Erbrechen, Durchfallserkrankung etc. einfach und kostengünstig selbst behandelt. Ab Mittag war der Übersetzer so weit fachlich ausgebildet, dass er bald meinte die Diagnose gleich selbst stellen zu können. Ich konnte es ihm aber nicht verübeln: Wir sehen immer wieder die gleichen Bilder: erbrechende, fiebernde MalariapatientInnen mit so stark angeschwollener Milz, dass selbst ich sie sofort zu tasten vermag, aufgeblähte Kinderwurmbäuche, beginnende Blindheit aufgrund von immer wiederkehrenden bakteriellen, viralen Entzündungen oder Vitamin-AMangel, seit Monaten stark infizierte Wunden, Pilzerkrankungen, THEMENSCHWERPUNKT WORLD WIDE MEDICINE durch Polio verursachte verstümmelte Extremitäten … 80 Prozent der PatientInnen konnten wir mit einfachen Mitteln behandeln. Immer wieder aber stoße ich an Grenzen, die mich verzweifeln lassen: Nicht für alle reicht unsere gut sortierte Gratisapotheke, notwendige Operationen können wir nicht durchführen und was sage ich dem blinden Patienten, der zu mir kommt und die Hand nach Medizin ausstreckt? Humanity first Wir haben insgesamt drei Länder besucht: Togo, Benin und Niger. Wir haben dort außerdem Schulen eröffnet, Minister getroffen, um etwas in Bewegung zu setzen, haben die Projekte der Ingenieure zur Wasserversorgung weiter betreut, haben Nähmaschinen an ausgewählte Einrichtungen verteilt, waren dabei, als Tonnen von Lebensmitteln direkt an von Hungersnot geplagte Menschen abgegeben wurden und ich war Zeugin vieler humanitärer Handlungen mehr. Die Organisation Humanity First (www.humanityfirst. de) hat unglaubliches mit den Spendengeldern geleistet. Ich danke der gastfreundlichen Bevölkerung, die so vieles in mir bewegt hat, den trotz allem immerzu lachenden Kindern, die mir mit ihrem Einbeziehen in ihr Spiel jede Minute neue Motivation gegeben haben mich hier zu engagieren. Wer von euch sich auch gerne selbst engagieren möchte, sei hiermit eingeladen, sich bei uns zu melden. Wir haben viele Pläne, Städte und Schulen suchen motivierte PartnerInnen, die nächsten humanitären und medizinischen Einsätze starten laufend, und auch neue Ideen sind jederzeit willkommen! VON EUREN KOLLEGINNEN SARFRAZ ([email protected]) UND EVA-MARIA (EVA [email protected]) 23 THEMENSCHWERPUNKT WORLD WIDE MEDICINE medizynisch Ausgewählte Gesundheitssysteme im Vergleich Diese Kommentare kennen wir alle: Das österreichische Gesundheitssystem krankt an allen Ecken und Enden. Die letzte Gesundheitsreform verdient diesen Namen kaum, da durch eine Fülle von Ausnahmeregelungen und Kompromissen letztlich nur zusätzlicher Verwaltungsaufwand geschaffen wurde. Die öffentlichen Krankenkassen schreiben jedes Jahr aufs Neue tiefrote Zahlen. Eine Zweiklassenmedizin wird für die Zukunft immer wahrscheinlicher. — Eine realistische Bewertung unseres Gesundheitssystems oder doch nur das in Österreich übliche Gesudere? Mit derartigen Problemen steht das österreichische Gesundheitssystem allerdings nicht alleine da. Durch die höheren medizinischen Standards und deren ständige Weiterentwicklung sowie durch die steigende Lebenserwartung nehmen auch die Ansprüche an die Träger des Gesundheitssystems zu — und die dafür aufzubringenden Kosten wachsen schneller als die Wirtschaftsleistung. Ähnlich wie hierzulande stellt sich die Situation in den meisten Industrienationen dar, auch wenn es natürlich länderspezifische Eigenheiten und unterschiedliche Herangehensweisen an die Problemstellungen gibt. An dieser Stelle soll ein kurzer Einblick in das Gesundheitssystem diverser Staaten gegeben werden. In Japan existiert ein sehr gut aus- 24 gebautes staatliches Gesundheitssystem und die Lebenserwartung ist eine der höchsten weltweit. Infolgedessen hat man allerdings auch mit der Überalterung der Gesellschaft und den damit verbundenen höheren Kosten besonders stark zu kämpfen. Im Gegensatz dazu ist das Gesundheitssystem in den Vereinigten Staaten von Amerika grundsätzlich privat organisiert. Es gibt keine Versicherungspflicht und daher ist jedeR 7. AmerikanerIn nicht versichert, entweder weil er/sie sich die Ausgaben sparen will oder aber weil die Versicherung ihn oder sie ablehnt, oder er/sie es sich nicht leisten kann. Trotzdem sind die Gesundheitsausgaben der USA mit 15,3 Prozent unter den höchsten weltweit. Einer der Hauptgründe dafür ist paradoxerweise die hohe Zahl der Unversicherten, denn diese müssen in den Notaufnahmen der Krankenhäuser unentgeltlich behandelt werden. Diese Behandlung durch NotärztInnen, die mit keinerlei Vorsorgeoder Nachbehandlung verbunden ist, ist höchst ineffizient, muss aber von den Versicherten mitfinanziert werden. Da die Türkei als künftiges EU-Mitglied immer wieder im Gespräch ist, soll an dieser Stelle auch auf das türkische Gesundheitssystem eingegangen werden. Im Vergleich zu den westeuropäischen Ländern zeichnet sich die Türkei durch eine junge und stark wachsende Bevölkerung aus. In der Qualität der medizinischen Versorgung gibt es ein großes Gefälle einerseits zwischen Stadt und Land, andererseits zwischen öffentlichen und privaten Leistungen. Die staatlichen Krankenversicherungen bieten nur relativ wenige Leistungen und sind tendenziell wenig effizient, sodass ein hoher Anteil an den Gesundheitsausgaben privat bezahlt wird. In Österreich ist die medizinische Versorgung aufgrund der Pflichtversicherung für jedeN in gleichem Umfang und gleicher Qualität zugänglich und allgemein im internationalen Vergleich im Spitzenfeld. Schwächen gibt es allerdings im Bereich der Vorsorgebehandlungen und -untersuchungen sowie vor allem bei der Kosteneffizienz aufgrund der vielfach bestehenden Doppelgleisigkeiten im Bereich der Verwaltung und Finanzierung. Insofern bleibt für die Zukunft zu wünschen, dass die Politik den Mut und den Weitblick aufbringt dieses Gesundheitssystem so weiterzuentwickeln, dass es auch in Zukunft noch finanzierbar bleibt. RITA SCHROFFNER (VSSTÖ) SACHBEARBEITERIN IM BIPOL-REFERAT DER ÖH-MED THEMENSCHWERPUNKT WORLD WIDE MEDICINE medizynisch Gesundheitswahn(sinn?) Michael Moores „Sicko“ Der neueste Michael-Moore-Streifen hat das amerikanische Gesundheitssystem zum Thema und vergleicht dessen Aspekte kritisch mit denen anderer westlicher Staaten. Der/die eine oder andere ZuschauerIn, der/die sich nicht mit dem Gesundheitssystem der USA auseinandergesetzt hat, wird sich bei diesem Film vermutlich die Augen reiben und zumindest angeregt werden, die Vergleichszahlen Europa-USA, zum Beispiel bezüglich Heilungschancen bei verschiedenen Krebsarten, kritisch zu hinterfragen. Im Gegensatz zu allen übrigen westlichen Industrienationen ist Amerika das einzige Land, das keine „universal healthcare“ bietet, sondern auf privaten Versicherungsanstalten basiert. Natürlich kommen bei einem Moore-Film gelegentliche populistische Kunstgriffe nicht zu kurz, dennoch: Im Vergleich zu seinen früheren Filmen haben es sogar eingeschworene Moore-KritikerInnen schwer, über diesen Film herzuziehen, zu gut ist er durch Fakten und Zahlen hinterlegt, selbst wenn teilweise Einzelschicksale besonders tragisch herausgehoben werden. Hintergrund und Produktion Als Michael Moore im Februar 2006 vor Drehbeginn die Meldung auf seine Homepage stellte, die Leute mögen ihm doch ihre persönlichen schlechten Erfahrungen mit dem amerikanischen Gesundheitssystem schicken, damit er diese in seinem neuen Filmprojekt verarbeiten könne, bekam er innerhalb eine Woche über 25.000 EMails mit teilweise unvorstellbaren Geschichten. Die schiere Menge alleine ist schon kaum zu glauben, doch je weiter der Film fortschreitet, desto weniger wundert man sich über diese Zahl. Einer der Einsender, für dessen Tochter nur ein Cochlea-Hörimplantat von der Versicherung bezahlt wurde, nahm die Situation selbst in die Hand, ließ bei der Versicherung (ohne Moores Einverständnis) anklingen, dass er wohl in dessen neuestem Streifen Erwähnung finden würde, und, oh Wunder, zwei Tage später wurde „denied“ zu „approved“. Interessanterweise gelangte der Film über einschlägig bekannte Tauschbörsen noch vor der Premiere ins Internet, was Moore nicht besonders zu stören schien. Als er darauf angesprochen wurde, meinte er nur trocken, dass sich die Filmemacher nicht so stark über Copyrightverletzungen aufregen sollten, schließlich würde dadurch die Anzahl der Fans steigen. Inhalt Der Film ist im Grunde recht einfach aufgebaut. Beginnend mit einem wohl nicht zu vermeidenden Seitenhieb auf Bush, werden durch Beispielfälle die Schwächen und die Korruption im amerikanischen Gesundheitssystem an den Pranger gestellt. So wird einer 22-jähri- gen Frau die Deckung der Behandlung eines Zervixkarzinoms verweigert, mit der Begründung, sie sei zu jung und sollte mit diesem Alter diese Krebsart nicht haben. Einer der Höhepunkte sind die Interviews mit MitarbeiterInnen aus der Gesundheitsbranche. Da die Versicherungen reine Profitorganisationen sind, steht Gewinnmaximierung im Vordergrund, und PatientInnen bleiben oft auf der Strecke. Ein Beispiel: Wenn die Versicherung die Behandlung einer Krankheit zahlen soll, aber irgendwo in den Krankenakten des/der Patienten/in etwas gefunden wird, das ein Symptom dieser Krankheit ist, aber zeitlich vor Versicherungsabschluss gelegen ist, kann die Versicherung die Zahlung verweigern. JedeR NichtAmerikanerIn kann hier wohl nur ungläubig den Kopf schütteln. Ab der Hälfte des Films werden das kanadische, das kubanische und verschiedene europäische Gesundheitssysteme mit dem amerikanischen verglichen und deren Vorteile hervorgehoben. Zugegeben, hier wird zum Beispiel England in höchste Höhen gelobt, ohne die Schwächen dort zu betrachten. Aber es hinterlässt schon einen tiefen Eindruck, wenn man ein Medikament, das in Amerika 120 USD kostet, in Kuba für umgerechnet 5 Cent bekommt. Fazit Dieser Film sei jeder/jedem empfohlen, die/der ein wenig über unsere Landesgrenzen sehen möchte und sich für Gesundheitssysteme in aller Welt und speziell in den USA interessiert. Die Unterhaltung kommt hierbei auch nicht zu kurz und wer die bisherigen Moore-Filme schon mochte, kann sich hier auf einen tollen Film gefasst machen. VON GEORG OBERMAYER 25 DEIN STUDIUM medizynisch Famulaturbericht Wolhusen — Schweiz Meine Überlegung war, die erste Famulatur an einem kleinen Spital zu machen. Den Vierwaldstätter See wollte ich schon immer einmal sehen und über die Vorzüge Schweizer Schokolade brauchen wir erst gar nicht zu diskutieren ... Mit diesen Gedanken schrieb ich zuerst via Internet diverse Krankenhäuser in der Zentralschweiz an. Prompt kam eine Antwort vom Kantonsspital Luzern, Abteilung Wolhusen, dass ich bei ihnen auf der Gynäkologie/Geburtshilfe für vier Wochen famulieren dürfte. Der darauf folgende Schriftverkehr (Senden meiner Unterlagen, offizielle Einladung des Spitals und Anmeldung für das Personalwohnhaus) gestaltete sich problemlos und so stand ich gut ein dreiviertel Jahr später vor der familiär anmutenden Wolhusener Klinik. Nach einer kurzen Begrüßung und generellen Einführung für neue UnterassistentInnen (mit FamulantInnen gleichzusetzen) sowie der Wäscheausgabe, stellte ich mich auf Station vor. Als einzige Unterassistentin unterstand ich den vier AssistenzärztInnen, wurde aber auch vom Oberarzt, der Belegärztin, dem leitenden Arzt und der Chefärztin zu vielen interessanten Untersuchungen, Konsultationen und Operationen mitgenommen. Man merkt gleich, dass das Verhältnis Krankenhauspersonal (ÄrztInnen und Pflegepersonal) zu PatientInnen zahlenmäßig ungewöhnlich hoch war. Dementsprechend intensiv war auch der Patientinnenkontakt und die zusätzliche Zahl an Sprechstunden. Ein regulärer Tag auf der Gynäkologie/Geburtshilfe begann um 8 26 Uhr mit dem Frührapport, bei welchem die Vorkommnisse und Geburten der letzten Nacht in Anwesenheit der Hebamme den KaderärztInnen vorgetragen wurden. Jeden Montag folgt direkt im Anschluss eine interne Weiterbildung, von welchen auch mindestens eine von dem/der UnterassistentIn gehalten werden muss. Danach fand regulär die Visite statt und je nach Situation die Aufnahme von Patientinnen, die Assistenz bei Operationen oder das Erledigen bürokratischer Arbeiten. Da Blutabnehmen in der Schweiz nicht in den Aufgabenbereich der ÄrztInnen fällt, musste ich mich fast darum reißen, ein paar sporadische Blutabnahmen am Tag machen zu dürfen. Hingegen unterlag es mir sehr wohl, CTGs anzusetzen und auszuwerten, Statuserhebungen durchzuführen, Konsilien anzufordern, Arztbriefe zu schreiben, bei Geburten und gynäkologischen Untersuchungen zu helfen, unter Aufsicht Ultraschallkontrollen zu machen und natürlich im OP zu assistieren. Als UnterassistentIn zählt es auch zu den Hauptaufgaben die betreuenden AssistenzärztInnen so gut wie möglich zu informieren, sollten diese verhindert sein z. B. am Konsil des Kinderarztes bzw. der Kinderärztin teilzunehmen. Eigenständiges Arbeiten war gefordert, Engagement gefragt. Aufgrund der relativen Ruhe auf Station hatten die AssistenzärztInnen zwar genügend Zeit mir in den vier Wochen meiner Famulatur all das nötige theoretische Wissen in Sachen Gynäkologie/Geburtshilfe zu vermitteln, welches mir bis dato noch fehlte, doch um die praktische Umsetzung musste ich mich selbst bemühen. Doch wurde jede Bemühung in diese Richtung gefördert und unterstützt. Nach Wunsch konnte man auch immer auf „Bereitschaft“ sein, das heißt, gerufen werden, wenn in der Nacht eine Geburt oder ein Notkaiserschnitt anstand. Insgesamt ist zu sagen, dass ich — trotz oder gerade wegen meines nicht vorhandenen Wissens im Bereich Gynäkologie/Geburtshilfe — in Wolhusen sehr viel gelernt habe, zumal es ein sehr kleines Spital ist, genügend Zeit vorhanden ist und Stress wenn, dann meistens nur selbstverursacht ist. VON VERENA HERBERT DEIN STUDIUM medizynisch SSM-Vorstellung: SSM 01, 02, 03 Anatomie Die Anatomie — von vielen ob ihres anspruchsvollen Inhaltes gefürchtet, von manchen als einzig wahre Kunst der Medizin verehrt. Es ist mir sicher nicht leicht gefallen, über ein dermaßen komplexes SSM zu schreiben, aber man muss irgendwo auch einen Anfang wagen, oder? Sicherlich haben die meisten von euch schon mehr oder weniger gute Erfahrungen mit diesem Gegenstand gemacht. Warum aber gibt es immer wieder so viele Studierende, die sich trotz all der damit verbundenen Mühen gerade dieses SSM aussuchen, wo es doch auch andere, weitaus leichtere gäbe? Wie ihr wisst, sollte man als Arzt/ Ärztin zumindest ein bisschen Ahnung von der Anatomie des menschlichen Körpers haben. Aufgrund der neuen Studienordnung ist es den Anatomen nicht mehr in dem Maße wie im alten Studienplan möglich, ihrem jungen und interessierten Auditorium die Wissenschaft der Anatomie in ihrer Gesamtheit vortragen zu können. Um dennoch zu gewährleisten, dass wir uns in dieser Hinsicht weiterbilden können, hat die Anatomie beschlossen, uns Möglichkeiten einzuräumen, unser Wissen in drei Etappen zu vertiefen: Anatomie der Kopf-Hals-Region, Bauch — Eingeweide und Extremitäten. Wie im Medizynisch 1/2008 ausführlich berichtet wurde (für alle die nachlesen wollen: oeh.medunigraz.at/medizynisch) verwendet die Anatomie Graz bei der Präparierung der Körper die nach ihrem Erfinder benannte „Thiel’sche Lö- sung“, wodurch das Gewebe seine natürliche Konsistenz behält. Es darf hierbei jedoch nicht vergessen werden, dass es sich bei den „Präparaten“ um Freiwillige handelt, die ihre Körper der Wissenschaft zur Verfügung gestellt haben. JedeR Studierende kann in der Zeit zwischen der Vorlesung und dem praktischen Teil am Nachmittag die Möglichkeit nutzen, im Studierlokal die Videos von Professor Thiel anzusehen und sich für den jeweiligen Seziertag genau vorzubereiten. Ich möchte an dieser Stelle eine kurze Erklärung zu den einzelnen Regionen im Allgemeinen abgeben. Ich selbst konnte bisher leider nur den Kopf-Hals-Sezierkurs besuchen, kann euch aber aufgrund der Zusammenarbeit mit meinen KollegInnen und dem damit verbundenen Erfahrungsaustausch trotzdem einen Überblick über die beiden anderen Regionen vermitteln. Klinisch-topografische Anatomie der Eingeweide (SSM 01) Bei diesem SSM wird in den Vorlesungen sehr viel Wert auf die embryonale Entwicklung gelegt, also woraus sich Organe entwickeln und wie dies vonstatten geht. Die Topographie sollte man im Selbststudium erlernen. Wichtig ist hier auch wieder das Zusammenspiel aus Gefäßen, Muskeln und Nerven dieser Region. Die Vorlesungen werden im Allgemeinen von Professor Anderhuber gehalten. Klinisch-topografische Anatomie der Extremitäten (SSM 02) Hier wird vor allem bereits aus der Vorklinik bekanntes Wissen ver- tieft. Es wird weiters auf die Gefäßversorgung und Innervation der einzelnen Muskelgruppen eingegangen sowie deren Zusammenspiel genau erläutert. Dieser Teil der Anatomie-SSMs eignet sich auch hervorragend dazu, die eigenen handwerklichen Fertigkeiten hinsichtlich des Sezierens zu erweitern. Alles in allem ist es das gängige Einstiegs-SSM für die meisten Studierenden. Klinisch-topografische Anatomie der Kopf-Hals-Region (SSM 03) Diese Region stellt vor allem durch ihre unzähligen kleinen Nerven und Gefäße eine Herausforderung in handwerklicher Hinsicht dar und ist an sich nur jenen zu empfehlen, welche bereits zuvor seziert und „den Dreh raus“ haben. Diese Region ist aber mitunter sehr interessant und lehrreich. Auch die Vorlesungen von Herrn Professor Weiglein sind außerordentlich informativ und gut gehalten. Fazit Anatomie ist sicher kein leichtes Fach und man muss viel Zeit investieren, um das Endtestat gut zu absolvieren, aber letztendlich zählt nicht, welche Note wir bekommen, sondern was wir für uns selbst an Wissen erschließen können. Alle drei Anatomie-SSMs sind in meinen Augen überaus wertvoll für das weitere Studium sowie für die künftige ärztliche Praxis. In diesem Sinne wünsche ich euch weiterhin viel Erfolg und Freude bei eurem Studium. VON GEORG KANGLER Auch in Zukunft wollen wir im Medizynisch Vorstellungen von SSMs veröffentlichen, um euch einen Überblick über das Angebot bzw. einen genaueren und persönlicheren Einblick in einzelne Module, als die Kurzbeschreibungen das gewährleisten können, zu ermöglichen. Dazu ist es aber natürlich nötig, dass auch ihr euch beteiligt: Habt ihr schon ein oder sogar mehrere SSMs absolviert und wollt ihr euren KollegInnen darüber berichten? Meldet euch unter [email protected]! 27 DEIN STUDIUM medizynisch Cand. med. Georg Haus „If you hear hoofbeats, think horses, not zebras“, trifft im Klinikalltag wohl meistens zu. So wird der erste Verdacht beim sonografischen Befund Leberzirrhose bei einem 32-jährigen Mann auf die häufigsten Ursachen wie Alkoholismus, eine schon länger bestehende Hepatitis bedingt durch Virusinfektion oder Übergewicht fallen. Doch was, wenn der Patient ein durchtrainierter Marathonläufer ist, der keinen Tropfen Alkohol trinkt, der Virushepatitis-Test negativ ausfällt und bei genauerer Untersuchung ein mittelstarker Tremor auffällt, der laut Patient erst seit einigen Monaten besteht? Morbus Wilson — Hepatolentikuläre Degeneration Die Wilson Kranheit ist ein autosomal rezessiver Gendefekt, welcher durch Mutationen im ATP7B-Gen hervorgerufen wird. Dieses Gen kodiert für eine kupfertransportierende ATP-ase. Daraus resultiert, dass Personen mit diesem Gendefekt mit der Nahrung aufgenommenes Kupfer nicht wieder ausscheiden können. Anfangs kann das überschüssige Kupfer noch an schwermetallbindende Proteine gebunden werden, doch früher oder später ist diese Kapazität erschöpft und das Kupfer lagert sich in verschiedensten Organen des Körpers ab und wirkt dort toxisch. Symptome Durch die Ablagerung des Kupfers in verschiedenen Geweben kommt es klinisch zu einem sehr breit gefächerten Symptomspektrum. Die ersten Anzeichen betreffen in der Regel die Leber und treten meist während der Pubertät auf. Es können sich eine Hepatitis, weiter fortschreitend eine Leberzirrhose sowie hepatische Dekompensation (eingeschränkte Leberfunktion) manifestieren. Die Dekompensation 28 führt wiederum zu erhöhtem Serumbilirubin (Ikterus/Gelbsucht), sowie zu Aszites (Wasserbauch), und zu Ödemen (Wasseransammlungen) in den Extremitäten. Bei akuten Leberzellnekrosen werden kurzfristig so hohe Kupfermengen in den Blutkreislauf abgegeben, dass es dadurch zu einer hämolytischen Anämie (Blutarmut durch Kayser-Fleischer-Kornealring Zugrundegehen von roten Blutkörperchen) kommt. Neurologische Symptome durch die Ablagerung des Kupfers in verschiedenen Regionen des Gehirns machen sich typischerweise etwa zu Beginn des dritten Lebensjahrzehnt bemerkbar. Hier begegnet man am häufigsten Dystonie (fehlerhafter Muskeltonus; führt zu Fehlhaltungen des Kopfes und der Extremitäten sowie zu Verzerrun- Wer ist cand. med. Haus? Ab dieser Ausgabe gibt es in jedem Medizynisch eine Seite mit dem Besserwisser „cand. med. Haus“. Hier wird je eine Krankheit oder ein medizinischer Fall besprochen, von Grundlagen über Symptome bis hin zur Therapie. gen im Bereich des Gesichts), Ataxie (Störung der Koordination von Bewegungen) sowie Tremor (Muskelzittern). Diese Symptome ähneln teilweise denen der Parkinsonerkrankung, deren Manifestationsalter in der Regel jedoch um einiges höher ist. Auch psychisch können sich einige Symptome herauskristallisieren, wie emotionale Labilität, Hyperaktivität oder Depressionen. Seltener kann man auch Nieren- oder Gallensteine vorfinden. Diagnose Der durch das Fernsehen teilweise bekannte Kayser-Fleischer-Kornealring ist zwar ein eindeutiges Indiz für das Auftreten der Krankheit, PatientInnen mit den neurologischen Symptomen der Wilson Krankheit weisen ihn auch zu 99 Prozent auf, PatientInnen mit hepatischen Symptomen hingegen nur zu 30-50 Prozent! Somit ist durch das Fehlen des Ringes kein Ausschluss der Krankheit möglich. Hilfreich ist hier, wie so oft, eine ausführliche Familienanamnese, da auch heterozygote Träger des Gens leichte Anzeichen der Krankheit aufweisen können. Ein recht eindeutiges Indiz ist erhöhter Kupfergehalt im Urin, eindeutig wird die Krankheit in der Regel hingegen durch eine Leberbiopsie diagnostiziert. Behandlung Morbus Wilson ist nicht heilbar, die Therapien sind aber sehr einfach und verursachen wenige Nebenwirkungen. Zum einen werden Chelatbildner als orale Therapie eingesetzt, welche an das freie Kupfer im Blut binden und danach über die Niere ausgeschieden werden können. Bei geringem Fortschreiten der Krankheit oder nach dem erfolgreichen Einsatz der Chelatbildner werden auch Zinkpräparate verwendet, die die Aufnahme von Kupfer im Darm sehr vermindern. DEIN STUDIUM medizynisch Wahlfächer für Gesundheits- und Pflegewissenschaft Chirurgie Im Rahmen des Studiums Gesundheits- und Pflegewissenschaft werden Wahlfächer angeboten, die es ermöglichen die verkürzte Ausbildung zum/zur diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger/in zu absolvieren, wie zum Beispiel das Wahlfach Chirurgie. Man kann es in jedem Sommersemester besuchen. Dieses Wahlfach wird speziell für jene StudentInnen der Gesundheits- und Pflegewissenschaft angeboten, die vorhaben die verkürzte DGKS/DGKP-Ausbildung an das Studium anzuhängen. Es wird nämlich in derselben Form auch für SchülerInnen der Schule für Allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege in Graz unterrichtet. Zusätzlich ist der Besuch dieser Vorlesung ebenfalls empfehlenswert, wenn man sich für medizinische Themen interessiert und Bereiche, die im Studium selbst recht oberflächlich behandelt wurden, vertiefen möchte. Für die Vorlesung sind Grundkenntnisse aus Anatomie und Physiologie, die im Studium gelehrt werden, vorteilhaft. Die ersten Vorlesungen beschäftigen sich mit dem Thema der Magen-Darm-Erkrankungen. Krankheitsbilder, wie beispielsweise Gastritis, Ileus oder Tumore in diesem Bereich sowie deren Behandlungsmöglichkeiten, werden erläutert. Auch Leber-, Nieren- und Gallenerkrankungen werden behandelt. Der zweite Teil der Vorlesungen hat vor allem traumatologische Themen zum Inhalt (beispielsweise Frakturen oder Verbrennungen). Inhalte sind ebenso Herz-Kreislauferkrankungen und Erkrankungen der Hoden. Zu jeder Erkrankung erklärt der Vortragende, Dr. Clar, zuerst die wichtigsten Symptome und Ursachen anhand anatomischer und physiologischer Grundlagen. Es werden auch verschiedene Methoden der Diagnosefindung vorgestellt. Den ausführlicheren Teil stellen jedoch Behandlungsformen dar. Obwohl es primär um die chirurgische Behandlung geht, wird auch die medikamentöse Therapie genau erklärt. Am Ende folgt eine mündliche Prüfung. Besonders die ersten Vorlesungen sind für die meisten Studierenden nicht einfach zu verstehen, jedoch wird das Basiswissen immer ausführlich und nachvollziehbar erklärt. Mit eindrucksvollen Bildern werden die verschiedenen Krankheitsbilder und auch Operationsmethoden veranschaulicht. Dr. Clar ist sehr darum bemüht die Themen so zu vermitteln, dass die Studierenden einen langfristigen Lernerfolg haben und die grundlegenden Punkte verinnerlichen können. Es soll vermittelt werden, woran man bestimmte Krankheitsbilder erkennen kann und aus welchem Grund eine bestimmte Form der Therapie angewandt wird. Darum werden die verschiedenen Krankheitsbilder und auch die jeweiligen Behandlungsmethoden sehr anschaulich und praxisorientiert beschrieben. In diesem Zusammenhang fließen auch immer wieder Hinweise ein, die für den Pflegealltag von großer Bedeutung sind. Eine Anmeldung zu dieser Lehrveranstaltung via MedOnline ist nicht möglich. Um sich für die Prüfung anzumelden ist es nötig sich am Institut für Pflegewissenschaft persönlich anzumelden. Es werden jeweils zwei Prüfungstermine angeboten. Für die Absolvierung dieses Wahlfaches bekommt man fünf ECTS angerechnet. Dies lässt schon erahnen, dass der Lernaufwand sehr hoch ist. Durch den Besuch der Vorlesung kann man sich jedoch einiges an Lernzeit ersparen, weil genau betont wird, welche Punkte prüfungsrelevant sind. Gefallen hat mir persönlich an dieser Lehrveranstaltung, dass die einzelnen Themen ausführlich und nachvollziehbar erklärt wurden. Die Themen sind sehr vielfältig und decken viele Bereiche ab. Nicht nur die Inhalte, sondern auch die exzellenten Ausführungen durch Dr. Clar selbst sind einen Besuch dieser Vorlesung wert. VON STEFFI GRAML Hast auch du beeindruckende Wahlfächer im Zuge deines Studiums absolviert und möchtest du diese deinen KollegInnen in unserer Zeitung weiterempfehlen, schreib an: [email protected] 29 VERMISCHTES medizynisch Chirurgie vs. Innere Medizin Ich wette, dass jedeR medizinisch Interessierte schon einmal — und sei es auch nur über das Fernsehen — von dem ständigen Kampf zwischen der Chirurgie und der Inneren Medizin gehört hat. Vor meinem Studium hab ich ja gedacht, das wäre alles gar nicht so wild ... Seitdem ich als Medizinstudent die unterschiedlichsten Krankenhäuser unsicher machen darf, werde ich mit überzogenen Darstellungen von medizinischen Berufsbildern nur so bombardiert, immer abhängig davon, wo man das Praktikum oder die Famulatur gerade macht. Im OP zum Beispiel heißt es den ganzen Tag lang: „Internist willst du werden?!? Neee, mein Junge, lass’ das mal lieber schön sein. Internisten meinen alles zu wissen und können dabei überhaupt nichts.“ In der folgenden Woche — bei der Visite der Internisten — heißt es dann plötzlich: „Mann, werd’ bloß kein Chirurg. Die haben überhaupt keine Ahnung, aber glauben, sie könnten alles.“ So sehr ich mich auch gegen stumpfe Klischees zu wehren versuche ... — so ein bisschen Wahrheit steckt ja schon drin. Vormittags trifft man auf den Stationen und in den Zimmern hauptsächlich InternistInnen, die hinter einer Wand aus Büchern Laborberichte auswerten, auf Befunde warten, manche der unzähligen Krankheiten nachschlagen und mit KollegInnen diskutieren, um möglichst schnell und sicher eine Diagnose stellen zu können. Die ChirurgInnen stehen derweilen in den OP-Sälen, mit blutverschmierten Handschuhen, entfernen Organe oder Organteile, unterbinden oder verbinden Gefäße, während der/die AnästhesistIn den Zustand des Patienten bzw. 30 der Patientin im Auge behält. Übrigens, die AnästhesistInnen bezeichnen den Sichtschutz zwischen PatientInnenkopf und Operationsstelle auch gerne mal als „BlutHirn-Schranke“, was nicht auf den/die PatientIn bezogen sein soll, sondern auf die anwesenden ÄrztInnen. Es heißt auch nicht umsonst, dass man die Fachrichtung am Kittel erkennen kann: „Der Internist hat einen sauberen Kittel, der Chirurg einen mit Blutspritzern und der Anästhesist einen mit Kaffeeflecken.“ Auch das habe ich in der Cafeteria selbst beobachten können ... Während man im Tagdienst kaum mit anderen Bereichen zu tun hatte, so war es abends im Ambulanzdienst am schlimmsten. Wenn ich auf der einen Seite zum Dienst eingeteilt worden war, wurde über die jeweils andere geschimpft, vor allem, wenn man soeben einen Patienten bzw. eine Patientin übergeben bekommen hatte. So hatten zum Beispiel die ChirurgInnen eines Nachts schlechte Laune, weil ihnen ein junger Internist eine kleine Schnittwunde zum Nähen geschickt hatte. Der Frust der ChirurgInnen kam mir insofern zu Gute, als ich die Wunde habe nähen dürfen, um mir nachher anhören zu können: „Daran siehst du mal, dass die Internisten wirklich nichts können. Jeder Student sollte so was behandeln können.“ Mir kam es teilweise doch wirklich so vor, als würden die einzelnen FachärztInnen um nichts weniger als meine Seele kämpfen und versuchen mich auf ihre Seite zu ziehen, „die dunkle oder die helle Seite der Macht“ sozusagen. Prinzipiell ist das ja auch überhaupt kein Wunder: der Arzt bzw. die Ärztin hat sich ja nicht ohne Grund für seinen/ihren Fachbereich entschieden, sondern vermutlich, weil ihn/sie der Themenschwerpunkt der Fachrichtung von allen am besten gefallen oder am meisten interessiert hat. Irgendeinen triftigen Grund wird man für die Entscheidung schon gehabt haben. Wäre jedenfalls schade, wenn nicht — weniger für einen selbst, als vermutlich für die PatientInnen. Dass ein Arzt bzw. eine Ärztin seine/ihre Begeisterung für ein Fach an junge MedizinerInnen weitergeben möchte, halte ich nicht nur für gut nachvollziehbar, sondern vielmehr sogar VERMISCHTES medizynisch noch für wünschenswert. JedeR halbwegs engagierte DozentIn, ProfessorIn oder Arzt/Ärztin — das kennen wir aus der Uni ja schon zur Genüge — hält sein/ihr Fach stellenweise für das Wichtigste im ganzen Studium. Und das ist auch gut so. Natürlich können nicht alle recht haben und genau genommen hat sogar vermutlich keiner recht. In der Medizin — zumindest in der Praxis — kann nämlich kein Fach ohne das andere und alles baut auf kurz oder lang aufeinander auf. Irgendwann mal hat jemand versucht, mir das Ganze so zu erklären: Ein Internist, ein Chirurg und ein Pathologe gehen zusammen auf die Jagd. Da bewegt sich in der Ferne etwas im Gebüsch. Der Internist guckt und guckt und guckt, denkt lange nach und sagt schließlich: „Hmmmmm..., das könnte ein Reh sein ..., aber auch ein Wildschwein ..., oder doch eher ein Spaziergänger?“ Der Chirurg legt einfach an, schießt auf das, was sich dort im Gebüsch bewegt hat, und sagt zum Pathologen: „Schau mal nach, was es war.“ InternistInnen arbeiten also eher mit dem Kopf, sind „DiagnostikerInnen“ und die ChirurgInnen arbeiten eher mit den Händen, sind also „HandwerkerInnen“. In der Schulzeit entspricht das auch den Rollen der „StreberInnen“ und der „DraufgängerInnen“. Die PathologInnen wiederum nehmen eine Art Zwischenstellung ein, da sie sowohl das eine als auch das andere sind. Mit dieser Rollenverteilung wäre ich an Stelle des/der PatientIn jedoch auch überaus zufrieden: Ich habe doch lieber einen Internisten, der lange hin und her überlegt und eine Chirurgin, die kurz und knapp operiert, als eine Internistin, die nur kurz und knapp überlegt und einen Chirurgen, der lange hin und her operiert. Das muss ja noch lange nicht heißen, dass InternistInnen nichts anderes können oder dass ChirurgInnen nichts anderes kennen. Noch dazu kommt die von den Krankenhäusern verordnete strikte Arbeitsteilung, welcher zufolge jeder Fachbereich nur Erkrankungen bzw. Verletzungen seiner Kategorie behandeln darf, sofern ein „zuständiger Arzt“ oder eine „zuständige Ärztin“ zur Verfügung steht. Dem jungen Internisten (s.o.) ist also gar nichts anderes übrig geblieben, als den Patienten mit der Schnittwunde an die Chirurgie zu überweisen, völlig unabhängig davon, ob er es selber hätte nähen können oder nicht. Im Großen und Ganzen muss man sagen, dass ein bisschen Konkurrenz und auch Selbstironie im Krankenhausalltag nicht wirklich schaden, solange sich keine festen Fronten bilden, die das unerlässliche Zusammenarbeiten verschiedener Fachbereiche erschweren oder behindern. Solange die InternistInnen und die ChirurgInnen trotz allem noch Hand-in-Hand arbeiten können und nicht wie „Gut gegen Böse“ einander im Wege stehen, kommt dadurch ja niemand zu Schaden. Was ich in Zukunft dann einmal als „mein Fach“ bezeichnen und über welche anderen Fachbereiche ich daraufhin Witze machen werde, kann ich noch nicht sicher sagen. Ich weiß nur, dass ich mich nicht auf die Entscheidung freue, denn egal für welches noch so interessante Gebiet ich mich entscheiden werde, ich werde nach meiner Entscheidung leider auf eine Menge vermutlich mindestens ebenso interessanter Themen in der Medizin verzichten müssen, denn die Entscheidung für ein Fach bedeutet gleichzeitig die Entscheidung gegen alle anderen Fächer. JENS KIENEMUND SACHBEARBEITER IM ÖH-MED-PRESSEREFERAT 31 VERMISCHTES medizynisch Filmkritik Mirrors „Objects in the rear view mirror may appear closer than they are“ findet man auf die meisten Autorückspiegel in den USA gedruckt. Doch in „Mirrors“ sind sie nicht nur näher, sondern auch furchtbar böse und sehr gefährlich! Handlung Ben Carson (Kiefer Sutherland) versucht über den Tod eines seiner Polizeikollegen des NYPD hinwegzukommen, an dem er selbst die Schuld trägt. Er schlittert immer tiefer in die Alkoholsucht, die ihn mehr und mehr von seiner Frau Amy (Paula Patton) und seinen beiden Kindern entfremdet. Um endlich über seine Schuldgefühle hinwegzukommen, beschließt er das Trinken aufzugeben und einen Job als Nachtwächter anzunehmen. Beim zu überwachenden Objekt handelt es sich allerdings um die ausgebrannte Ruine eines einst luxuriösen Kaufhauses, in dem Ben bereits bei seinem ersten Rundgang seltsame Dinge widerfahren. Viele Bereiche, insbesondere die Reste der vormaligen Parfümerieabteilung sind mit gewaltigen Spiegeln verkleidet, durch die er anscheinend die damaligen KaufhausmitarbeiterInnen im Todeskampf gegen Flammen und Rauch nicht nur sehen und hören, sondern sogar fühlen kann. Außerdem stellt sich heraus, dass sich sein Vorgänger mit einer Spiegelscherbe selbst den Hals aufgeschlitzt hat. Als er sich schließlich selbst im Badezimmerspiegel als groteske Fratze sieht, begreift er, dass er sich und seine Familie in Gefahr gebracht 32 hat und versucht, hinter die seltsamen Vorgänge im Kaufhaus zu kommen. Hintergründe Entgegen im Internet teilweise kursierenden Gerüchten handelt es sich nicht um ein Remake des asiatischen Horrorfilms „Into the Mirror“, obgleich der Arbeitstitel dieses Films auch so lautete. Die Kosten beliefen sich auf etwa 35 Mio. USDollar. Gedreht wurde in den USA und Rumänien. Kritik Alexandre Aja, der uns schon in „The hills have eyes“ das Schaudern lehrte, versteht es auch in seinem neuen Film die Elemente Spannung und Schrecken zu verbinden. Die einzelnen Situationen vor den Spiegeln wachsen in eine seltsam faszinierende, aber doch schaurig-groteske Form, die sich immer mehr aufschaukelt und doch nie wirklich an Faszination verliert. Zusätzlich erzeugt die schiere Masse an spiegelnden Flächen auch außerhalb des Kaufhauses ein Spannungsmoment, das zusätzlich durch Schocker aufgepeppt wird. Die Spiegel wachsen zur manifesten Bedrohung, die immer und überall zuschlagen kann. Das Drehbuch überrascht durch unerwartete Zusammenhänge und verteilt die Lösung des Rätsels gekonnt über den gesamten Film. Allerdings lässt die Tiefe der Charaktere, besonders bei Amy, sogar für einen Horror-Film zu wünschen übrig. Sie scheint nur zu glauben, was sie sieht, das dafür konsequent. Selbst als Medizinerin (sie arbeitet in der Forensik) scheint sie kein einziges Mal den Verdacht zu schöpfen, sie selbst könnte den Verstand verloren haben und ihrem Wahn erlegen sein. Dieses NichtHinterfragen kann man beim Polizisten Ben wenigstens noch als plausibel ansehen, hilft aber trotzdem nicht wirklich, sich in den Charakter hineinzuversetzen. Sein einziges Motiv bleibt der Schutz seiner Familie, um sich selbst macht er sich (fast) keine Sorgen — sehr realistisch ... Die MaskenbildnerInnen und EffekttechnikerInnen bemühen sich aber um ein realitätsnahes Bild. Sowohl zersplitternde Spiegel als auch das Böse in ihnen wird zwar nicht sonderlich innovativ, aber doch sauber und gekonnt dargestellt. Spätestens seit „Constantine“ und „Haunted Hill“ scheint festzustehen, wie man sich das Böse und Geister vorzustellen hat. Einzig die Szene in der Badewanne hätte etwas weniger Computeranimation vertragen, da eben diese zu deutlich sichtbar wird. Im Showdown der letzten Minuten überschlagen sich Action und Horror in einem wilden Durcheinander, jedoch mit teils unerwarteten Konsequenzen. Wenigstens gibt’s kein schnödes Hollywood-Happy-End. Fazit Ein klassischer Horror-Film, der nicht mit Teenie-Splatter oder überlichtschnellen PsychopathInnen mit Messern, sondern mit dem Grauen des Unbekannten spielt, das schließlich abstrus real wird und alle bedroht. Wer Filme wie „Event Horizon“ oder „The Ring“ mag, wird in „Mirrors“ sicher auf seine Kosten kommen, allen anderen sei empfohlen, sich anderweitig begruseln zu lassen. VON GERNOT WIENER VERMISCHTES medizynisch DermaPod und Skinsaver? DOIT! Für alle, die sich für Dermatologie interessieren, gibt es ein Programm, das ich während meiner Famulatur in Zürich kennengelernt habe. Ich selbst habe mich mit diesem Programm erfolgreich auf die Derma-Prüfung vorbereitet und finde es so gut, dass ich es euch nicht vorenthalten will. Es stellt eine willkommene Abwechslung und Bereicherung zum oft etwas trockenen und selten praxisorientierten Buchstudium dar. DOIT — Dermatology Online with Interactive Technology wurde vom emeritierten Dermatologievorstand des UniSpitals Zürich, Günter Burg, zusammen mit dem Informatiker Vahid Djamei entwickelt und ist über den Link www.swisdom.org zugänglich. Es steht kein finanzielles Interesse dahinter, sondern nur der noble Wunsch eines von seinem Fach begeisterten Lehrers und seiner KollegInnen, ihr Wissen und ihre Erfahrung modern und zielführend unter die Lernenden zu bringen. DOIT ist eine mehrsprachige, interaktive, systematische und fallbasierte, zeit- und ortsunabhängige elektronische Lernplattform als Ergänzung zum klassischen Unterricht im 3.—6. Studienjahr Humanmedizin (und auch für alle anderen Interessierten). Die einzelnen Module dienen in einem didaktischen Stufenaufbau der Orientierung, dem Lernen, Trainieren, Testen und Rekapitulieren mit ErfolgsFeedback. Die Registrierung erfolgt gebührenfrei weltweit über den Button „Free Login“. Die Zuteilung eines persönlichen Passwortes erfolgt automatisch per EMail. Orientiert euch im systematischen Inhaltsverzeichnis der Cyberlecture oder surft im Modul Cyberskin durch die Strukturen der Haut und ihre Krankheiten. In den Cybertools finden sich wertvolle Orientierungshilfen, wie z. B. der Schweizer Lernzielkatalog. Zum systematischen Lernen eignet sich am besten die Cyberlecture mit ihren 120 Krankheitsbildern. Diese sind klar und einheitlich gegliedert und reich bebildert. Der Link zu DOIA öffnet eine zusätzliche große dermatologische Bilddatenbank im Internet. Für Interessierte gibt es eine Linkverbindung zu einer großen dermatopathologischen Datenbank. Unter über 100 praxisnahen Krankheitsbildern könnt ihr zwischen einfachen und komplexen Fällen wählen, die Effloreszenzen trainieren und auch eine Bewertung zu den einzelnen Fällen abgeben. Wie in der täglichen Praxis werden Anamnese, Befund, Diagnose und Therapie mit MultipleChoice-Fragen abgefragt. Bei Unklarheiten kann jederzeit auf die Cyberlecture zurückgegriffen werden, um Rat einzuholen. Eure Antworten werden kommentiert. Schließlich könnt ihr jeden Fall mit einem Test beenden, die Fragen können aber nur einmal beantwortet werden. Save Your Skin ist ein spannendes Lernspiel, das die Inhalte von DOIT gegen die Zeit oder gegen einen zweiten Spieler randomisiert abfragt und kommentiert. Das DermaPuzzle prüft euren diagnostischen Blick und differentialdiagnostisches Verständnis. Die Bilder und Statements, die den DOITInhalten entnommen sind, müssen den richtigen Diagnosen zugeordnet werden. In einem Excel-Sheet kann das Ergebnis ausgedruckt werden und ihr könnt in einer Rückschau die Bilder zu den Diagnosen mit den Annotationen anschauen. Auch das Lernspiel Save Your Skin bringt am Ende der Sitzung einen Überblick über die Fragen und Antworten. Repetitio est mater studiorum! Rekapituliert das Gelernte mit dem DermaPod, einer kurzen audiovisuellen Sequenz zu den wichtigsten Themen in konzentrierter Form, die auf MP3-Player geladen und abgespielt werden kann. Just do it und lernt mit Freude und Entspannung. VON PAULA ROSEGGER 33 REZENSIONEN medizynisch Rezension Taschenatlas Histologie Zielgruppe Das Buch richtet sich an Studierende, allerdings — aufgrund seiner vielen histologischen und elektronenmikroskopischen Abbildungen — auch an AnatomInnen und PathologInnen. Inhalt Sämtliche Präparate, die einem im Histologiekurs unters Mikroskop kommen können, sind hier in 750 Abbildungen hochwertig aufgeführt. Der Stoff beginnt bei den Anfängen mit „Die Zelle“ und erstreckt sich über alle relevanten Bereich der Histologie. Didaktik Da das Buch ein Atlas ist, gibt es nur kurze Beschreibungen der diversen Strukturen. Gut und einfach zu lesen. Manchmal wird spezifisches Vokabular erläutert, manchmal nicht. Meistens werden Erkennungshilfen zu den ein- zelnen Strukturen in Klammern aufgeführt, aber einige Male kommt man ohne Vorkentnisse nicht weiter, hier gibt es ein wenig Verbesserungsbedarf. Aufbau Zum Aufbau des Buches gibt es nicht viel zu sagen, neben dem Bild auf der rechten Seite wird auf der linken Seite jeweils die dargestellte Struktur kurz beschrieben, sonst nichts. Auf zusammenhängendes Erklären wird logischerweise verzichtet, schließlich ist es ein Atlas und kein Lehrbuch. Fazit Der Taschenatlas Histologie ist dann zu empfehlen, wenn man sich bereits mit Histologie beschäftigt hat und sich nur noch einmal diverse Strukturen in Hochglanz und Farbe ansehen möchte. Zum Lernen auf Modulprüfungen sind andere Bücher der Histologie weitaus Rezension besser geeignet. Für die Mikroskopierübungen ist der Taschenatlas sehr zu empfehlen, da in den Lehrbüchern der Histologie oft zu wenige Bilder vorhanden sind, um Hilfestellungen zu geben. VON VERENA HERBERT Kühnel, W.: Taschenatlas Histologie. 12. Auflage, Thieme 2008. 34,95 Euro (bei Amazon) ISBN: 978-3-13348612-5 * Dieses Buch könnt gewinnen (Rätsel, S.39) ihr Kurzlehrbuch Neuroanatomie Zielgruppe Studierende der Human- und Zahnmedizin im 2. Semester (Modul 05) sollten sich dieses Buch auf jeden Fall ansehen. Inhalt Inkusive Anhang enhält das Buch 13 Kapitel, von der Entwicklung des Nervensystems über Hüllen des ZNS/ Liquorsystem bis hin zu den Sinnesorganen ist die komplette Neuroanatomie in ein kompaktes Werk gefasst. Didaktik Für ein Kurzlehrbuch typisch, wartet das Buch von Norbert Ulfig nicht mit Nebensächlichkeiten und Kuriositäten auf, sondern präsentiert nur das, was über Neuroanatomie gewusst werden muss, in kurzen und prägnanten Sätzen. Direkte klinische Bezüge lockern, in Kästen gepackt, das Lernen ein wenig auf und regen an, sich näher mit dem Gebiet zu beschäftigen. 34 Aufbau Jedes Kapitel beginnt mit einem klinischen Fall, das Kapitel Kleinhirn z. B. wird durch Alkoholabusus und dessen Folgen eingeleitet. Die Unterkapitel beginnen mit einem Lerncoach, der kurz erklärt, worauf man jeweils beim Lernen Acht geben muss und was besondere Beachtung erfordert, und enden mit einem kurzen Checkup. Der gut strukturierte Stoff wird durch einfache, aber ausreichende Zeichnungen unterstrichen, die mit jenen der großen Lehrbücher (Prometheus ect.) nicht konkurrieren können oder wollen. Preis Mit 24,95 Euro platziert sich das Kurzlehrbuch in der unteren Preisklasse, im Vergleich zum Trepel Neuroanatomie erspart man sich 10 Euro. Für das Modul 05 reicht das Kurzlehrbuch meiner Meinung nach völlig aus, hier findet man das, was man sucht, innerhalb weniger Seiten. Norbert Ulfig: Kurzlehrbuch Neuroanatomie. Thieme 2008. 24,95 Euro (bei Amazon) ISBN: 978-3-13142951-3 * Dieses Buch könnt gewinnen (Rätsel, S.39) ihr Fazit Wer ein kompaktes und kurzes Lehrbuch der Neuroanatomie sucht, ist mit dem Ulfig gut beraten. Didaktisch spielt er seine Stärken aus. Wer aufwändige Bilder zum Lernen bevorzugt, sollte sich den Prometheus Kopf/Hals ansehen. VON GEORG OBERMAYER REZENSIONEN medizynisch Rezension Fakten Arzneimittel 2008 Zielgruppe Medizinstudierende in klinischen Semestern, speziell in Famulatur oder Praktikum, TurnusärztInnen, AssistenzärztInnen. Inhalt „Fakten Arzneimittel“ bietet einen Überblick über praktisch alle klinisch relevanten Arzneimittel. Obwohl zahlreiche Kinder- und Jugenddosierungen aufgeführt sind, gibt es ein eigenes Buch „Fakten — Arzneimittel in der Pädiatrie“, weswegen ein eigenes Kapitel zur Pädiatrie fehlt. Didaktik Zum Erlernen von Therapieschemata oder gar Grundlagen der klinischen Pharmakologie ist „Fakten Arzneimittel“ nicht empfehlenswert — das ist aber auch nicht das Ziel des Buchs. Aufbau Die Auflistung der Arzneimittel basiert auf Einteilung in verschiedene Gruppen. Einerseits bezogen auf verschiedene Organsysteme bzw. Krankheitskomplexe — von „Kardiovaskuläres System“ bis zu „Allergie“, andererseits wird nach medizinischen Disziplinen geteilt, hier findet sich die Anästhesie neben der Orthopädie, die Ophthalmologie neben der Dermatologie. Das ist zu Beginn etwas unübersichtlich — so sind z. B. die Benzodiazepine auf „Psychiatrie“ und „Neurologie“ aufgeteilt. Nach etwas Übung ist das System aber recht praktisch. Fazit In diesem Buch sind trotz kitteltauglicher Größe und Gewicht alle wichtigen Pharmaka untergebracht, zusätzlich finden sich Schmankerl wie Therapieschemata für Notfälle (wobei diese direkt im akuten Fall zu unübersichtlich wären!), Tagestherapiekosten oder Therapietabellen bei NINS und spezielle Anmerkungen zu Schwangerschaft und Rezension Stillzeit. Für den gebotenen Inhalt ist das PreisLeistungsverhältnis auf jeden Fall in Ordnung. Eine harte Konkurrenz ist aber auf jeden Fall der Klassiker „Arzneimittel Pocket“ um den gleichen Preis. VON MARTIN FANDLER Schneider, D. u. Richling, F.: Fakten Arzneimittel 2008. 4. Auflage, Thieme 2008. ISBN-10: 3131405449 * Dieses Buch könnt gewinnen (Rätsel, S.39) ihr Taschenatlas Pharmakologie Zielgruppe Studierende der Human- und Zahnmedizin im 4. Semester (M10-12). Inhalt und Didaktik Auf der Rückseite findet sich eine Kurzbeschreibung, die eigentlich alles über dieses Buch aussagt: „verständlich durch den kompakten und prägnanten Text und anschaulich durch die 170 Bildtafeln“. Typisch für einen ThiemeTaschenatlas befindet sich auch hier der Text auf der linken Seite und die Bildtafeln auf der rechten. Ebenfalls typisch sind die sehr kurzgefassten Formulierungen, die nicht alle Studierenden ansprechen. Aufbau Das Buch umfasst nur 3 Hauptkapitel: Allgemeine Pharmakologie, Spezielle Pharmakologie und Therapie spezieller Erkrankungen, eine weitere übersichtliche Gliederung gibt es kaum bis gar nicht. Die neue Auflage des Taschen- atlas folgt dem bewährten Schema: viele bunte Abbildungen, dafür ist im Text keine erkennbare Struktur vorhanden. Gut ist das Arzneimittelverzeichnis am Ende des Buches. Preis 29,95 Euro für 394 Seiten liegen im Mittelfeld, dabei muss man aber bedenken, dass davon fast die die Hälfte Abbildungen (insg. 170) sind und der Rest Text ist. Zum Vergleich: Für 26,50 Euro bekommt man das „Repetitorium Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie" von Aktories mit 528 gut gegliederten Seiten und um 34,95 Euro das neue „Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie“ von Herdegen. Fazit Wer gerne nach der TaschenatlantenReihe lernt, wird auch dieses Buch mögen. Jedoch erklären sich die Abbildungen meist nicht von selbst. Das An- Lüllmann, H., Mohr, K., Hein, L.: Taschenatlas Pharmakologie. 6. Auflage, Thieme 2008. 29,95 Euro (bei Amazon) ISBN-10: 3137077060 * Dieses Buch könnt gewinnen (Rätsel, S.39) ihr gebot an Pharmakologiebüchern ist groß. Bevor man sich eines der Bücher kauft, sollte man sich die Zeit nehmen, einmal in Ruhe die verschiedenen Bücher durchzublättern. Schließlich hat jedeR eine andere Lernstrategie und für alle gibt es das passende Buch. VON MARTINA JANISCH 35 REZENSIONEN medizynisch Rezension Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie Zielgruppe Human- und Zahnmedizinstudierende im 4. Semester (M10-12) bzw. ein Nachschlagewerk für das gesamte Studium. Inhalt und Didaktik Für ein Kurzlehrbuch ist der Umfang groß. Wie im Vorwort erwähnt, haben Medizinstudierende an diesem Buch mitgearbeitet, weshalb es mich ein wenig an die „Biochemie des Menschen“ von Horn erinnert. Auch dieses Kurzlehrbuch will, wie alle anderen Kurzlehrbücher, alle Themen besprechen und die wichtigen Informationen hervorheben. Im Gegensatz zu anderen Pharmakologielehrbüchern wird bei jedem Kapitel eine kurze Einführung zur Krankheitsentstehung gegeben. Weiters finden sich im Anhang des Buches ausführliche und übersichtliche Tabellen zum Thema „Arzneimittel in der Schwangerschaft“ und „Wichtigste Interaktionen von Arzneimitteln“. Aufbau Das Buch ist in 10 Kapitel unterteilt, die sich nach den Anwendungsgebieten der Medikamente gliedern. So gibt es z. B. das Hauptkapitel „Stoffwechsel und Endokrinologie“, das sich wiederum untergliedert in Sexualhormone, Diabetes Mellitus, Endokrinologie … Im Buch finden sich viele farbige und gut aufbereitete Abbildungen, weiters auch viele klinische Fotos. Die Kapitel sind sehr gut gegliedert und folgen einem nachvollziehbaren Schema, das sich durch das gesamte Buch zieht. Gelungen sind die Tabellen, die bunten Abbildungen, die „Praxistipps“ und die kleinen „Merke“-Kästchen. Am Beginn eines jeden Kapitels wird im „Key Point“ eine kurze Übersicht geliefert. Preis 34,95 Euro für 576 Seiten ist angemessen und meines Erachtens durchaus akzeptabel. Rezension Fazit Aus meiner Sicht ein gelungenes Lehrbuch, das aber auch noch Verbesserungen benötigt. Bezüglich Kaufentscheidung: siehe Rezension „Taschenatlas der Pharmakologie“ (S.35). VON MARTINA JANISCH Th. Herdegen: Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie. 1. Auflage, Thieme 2008. 34,95 Euro (bei Amazon) ISBN-10: 3131422912 * Dieses Buch könnt gewinnen (Rätsel, S.39) ihr Der Körper des Menschen Zielgruppe Dieses Buch richtet sich an alle LeserInnen, die am Körper des Menschen interessiert sind. Vor allem für das Studium Gesundheits- und Pflegewissenschaft ist das Buch für einige Prüfungen von Nutzen (Physiologie, Anatomie). Inhalt und Aufbau Das Buch beginnt bei der kleinsten Einheit des Körpers, der Zelle, und beschreibt Anatomie, Physiologie und Genetik des menschlichen Körpers. Da es sich um ein handliches und kompaktes Taschenbuch mit rund 800 Seiten handelt, kann man sich vorstellen, dass sich die Ausführlichkeit der Beschreibungen in Grenzen hält. Das Buch ist in 16 Kapitel geteilt, die sich jeweils einem bestimmten Teil unseres Körpers bzw. der Genetik und Evolution und der Biologie der Zelle widmen. 36 Didaktik Die Kapitel sind gut strukturiert und übersichtlich. Am Ende jedes Kapitels findet man eine Zusammenfassung, die dabei hilft die wichtigsten Dinge auf einen Blick zu erfassen. Viele bunte anatomische und histologische Bilder unterstützen das Begreifen von teilweise komplizierten Themen. Beiliegend findet man vier Plakate mit Abbildungen des Skeletts, des Gefäßsystems und des Nervensystems — sehr hilfreich, um schnell Zusammenhänge am Körper zu erfassen, für das Medizinstudium jedoch zu ungenau, da z. B. die Bezeichnungen der Knochen auf Deutsch sind. Fazit Dieses Buch versucht kurz und bündig einen Überblick über den gesamten menschlichen Körper zu geben. Dazu muss gesagt werden, dass Grundlagen und Basics, aber keine Details vermit- * Faller, A., Schünke, M.: Der Körper des Menschen: Einführung in Bau und Funktion. 15. Auflage, Thieme 2008. 27,95 Euro (bei Amazon) ISBN-10: 3133297155 Dieses Buch könnt gewinnen (Rätsel, S.39) ihr telt werden. Für die Anatomieprüfung in GuPf und das Auswahlverfahren absolut ausreichend, ist das Buch für Studierende der Medizin nur als Nachschlagewerk für vorklinische Themen zu empfehlen. VON ANNA SCHEUCHENEGGER REZENSIONEN medizynisch Rezension Chirurgie Zielgruppe Das Buch ist für Studierende höherer Semester, die sich für das Fach Chirurgie interessieren, und für schon im Beruf stehende MedizinerInnen geeignet. Inhalt Es beginnt mit einem allgemeinen Teil, in dem Grundbegriffe nähergebracht werden, die z. B.: Die Wunde, Infektiologie, perioperative Maßnahmen usw. umfassen. Außerdem gliedert es sich in allgemeine Unfallchirurgie und Notfallsituationen, spezielle Unfallchirurgie, allg. und viszerale Chirurgie, Thoraxchirurgie, Gefäßchirurgie und besondere operative Gebiete. Diese Großthemen sind außen am Buch durch grüne Streifen markiert. ausgehende Informationen sind in farbigen Kästen sowie teilweise in Tabellen dargestellt, was stellenweise einen recht textlastigen Eindruck macht. Eine kurze Zusammenfassung über das jeweilige Kapitel erleichtert den Einstieg. Die Abbildungen sind von sehr guter Qualität und zahlreich vorhanden, wenn sie ein wenig größer ausgefallen wären, hätte es das Bild perfekt abgerundet. Das Layout macht einen sehr guten Eindruck, hier wurden definitiv keine Fehler gemacht. Was dieses Buch von anderen Chirurgie-Büchern unterscheidet, ist die beigelegte CDRom, die 36 kurze Filme zu verschiedensten Bereichen der Chirurgie beinhaltet, von verschiedenen Nahttechniken bis hin zum Verhalten im OP-Saal. Aufbau Die einzelnen Kapitel sind übersichtlich gegliedert, über den Haupttext hin- Preis Dieses Buch ist mit knapp 70 Euro eher im oberen Preissegment angesie- delt, aber die Übersichtlichkeit, das schöne Layout und vor allem die beigelegte CD-ROM relativieren den hohen Preis wieder ein wenig und machen es zu einem Buch, das man durchaus gerne verwendet. VON RITA SCHROFFNER A. Hirner, K. Weise: Chirurgie. 2. Auflage, Thieme 2008. 69,95 Euro ISBN: 978-3-13130842-9 * Dieses Buch könnt gewinnen (Rätsel, S.39) ihr Rezension LPN San Österreich Zielgruppe Auch die 3. Auflage des „Lehrbuches für präklinische Notfallmedizin“ richtet sich wieder an Rettungs-, Lehr-, Betriebs- und BundesheersanitäterInnen in Österreich, kann also sowohl von RetungssanitäterInnen in Ausbildung als Lernbuch, als auch von LehrsanitäterInnen als Lehrunterlage verwendet werden. Da auch das Berufsmodul enthalten ist, eignet es sich auch als Lernunterlage für alle, die mit dem Gedanken spielen, als Urlaubsvertretung oder hauptberuflich für eine Rettungsorganisation tätig zu werden. Für NotfallsanitäterInnen, NotärztInnen etc. ist das Buch nur bedingt geeignet — auf Medikamente, Dosierungen etc. wird nicht eingegangen. Inhalt und Aufbau Das Buch gliedert sich genau nach dem durch die Verordnung zum Sanitätergesetz festgelegten Stunden- und Lehrplan, beginnend mit der „Hygiene im Rettungsdienst“ über die rechtlichen Grundlagen, Anatomie und Physiologie bis zu den verschiedenen Notfällen — auch auf Einsatz- und Gesprächsführung wird eingegangen. Das Ganze ist übersichtlich aufgebaut und wird durch zahlreiche Graphiken, Tabellen und Photos aufgelockert. Didaktik Dieses Buch eignet sich durchaus als alleinige Lernunterlage für die SanitäterInnenprüfung — der Aufbau orientiert sich wie bereits erwähnt genau am Sanitätergesetz. Auch alle, die ihr sanitätstechnisches Wissen wieder auffrischen oder gezielt etwas nachlesen wollen, können getrost dieses Buch zur Hand nehmen, da auch die neuen ERC-Richtlinien eingearbeitet sind. Fazit Für 29 Euro ein nicht gerade billiges Peter Hansak u. a. (Hg.): LPN San Österreich. 3. Auflage, Stumpf & Kossendey 2008. 29,— Euro ISBN-10: 3938179422 * Dieses Buch könnt gewinnen (Rätsel, S.39) ihr Nachschlagewerk zur Sanitätshilfe. Für RettungssanitäterInnen in spe, die mit den Lernunterlagen von Rotem Kreuz, Samariterbund & Co nicht zurecht kommen aber vielleicht eine überlegenswerte Alternative. VON PHILIPP ZOIDL 37 UNTERHALTUNG medizynisch Das cand.-med.-Sommer-Team und all die Fragen, die du nie zu stellen wagtest Liebes cand.med.-Sommer-Team! Eine Freundin von mir hat neulich erzählt, dass sie viel mehr Spaß am Sex hat, wenn sie vorher was getrunken hat. Aber es heißt doch immer und überall, dass man nach Alkohol gar nicht mehr „vernünftig kann“? Was stimmt denn jetzt eigentlich? Silvia Liebe Silvia, wie so oft in der Medizin haben auch hier beide Seiten ein wenig recht. Auch hier gilt: „Die Dosis macht das Gift.“ Es kommt nämlich ganz darauf an, wie viel du getrunken hast oder besser, wie betrunken man eigentlich ist. Das Betrunken-Sein ist abhängig von Alter, Geschlecht, Körpergewicht, Alkoholmenge, der Art des Alkohols (Bier, Wein, Schnaps und was es sonst noch für schöne Sachen 38 gibt), der Geschwindigkeit, in der getrunken wurde, und auch der Tatsache, ob man vorher gegessen hat oder nicht. Deine Freundin hat insofern recht, als kleine Mengen an Alkohol neben dem bekannten enthemmenden Effekt auch direkt sexuell erregend wirken. Manche MedizinerInnen vermuten, dass Alkohol sowohl bei Männern als auch bei Frauen den Testosteronspiegel ansteigen lässt. Man hat also von vorne herein schon mal mehr Bock als ohne Alkohol. Bei zu viel Mutmacher hingegen „geht der Schuss nach hinten los“. Die auftretenden Koordinationsstörungen wie z. B. torkeln und nuscheln gibt es nicht nur auf der Party, sondern auch anschließend im Bett. Oft wird man auch einfach frühzeitig müde und schläft an Ort und Stelle ein, was vor allem sehr entmutigend für den/die SexualpartnerIn ist. Dass man nicht mehr zusammenhängend denken kann, erschwert oft nicht nur den Heimweg sondern auch, bei der Sache zu bleiben. Was nun deine Freundin anbelangt: Wenn sie betrunken mehr Spaß am Sex hat, solltest du ihr nicht im Wege stehen. Sie ist damit auch keineswegs alleine, wie einschlägige Fachartikel wie die Aufklärungsfilme: „Best of Frauen im Suff“, „Besoffene Schlampen im Spermarausch“ oder „Drunken zugeritten“ Teil 1-6 sehr illustrativ darstellen. Also ich kann dir sagen — die haben erst einen Spaß … Alles Liebe, dein cand.-med.-Sommer-Team! Hast du auch eine Frage an cand. med. Sommer? — [email protected] UNTERHALTUNG medizynisch Medizynisches Rätsel Im ZMF wird fleißig geforscht. Auch einige deiner StudienkollegInnen sind an aktuellen Projekten beteiligt. Findest du heraus, wer auf welchem Arbeitsplatz sitzt, wer gerade an welchem Projekt arbeitet und seit wie vielen Monaten sie bereits damit beschäftigt sind? 1 2 3 4 5 6 1 2 3 4 5 6 StudentIn Forschungsprojekt Monate Hinweise 1. Anna arbeitet seit 14 Monaten an ihrem Forschungsprojekt mit. 2. Die Kennziffer des Arbeitsplatzes, an dem seit 15 Monaten am Projekt Nano Plaque geforscht wird, ist entweder drei größer oder drei kleiner als die Kennziffer von Martinas Arbeitsplatz. 3. Verena ist sieben Monate kürzer mit ihrem Projekt beschäftigt als Michael. 4. Jens’ Arbeitsplatz hat die Kennziffer 4. Er arbeitet an seinem Projekt zwei Monate länger mit, als der/die Studierende am Projekt Genoptikum. 5. Chrisi beschäftigt sich mit dem Projekt CARE-MAN. 6. Verenas Arbeitsplatz hat eine kleinere Kennziffer als jener Michaels. 7. Die Kennziffer von Annas Arbeitsplatz ist entweder drei größer oder drei kleiner als die Kennziffer des Platzes an dem am Projekt GIDEON gearbeitet wird. 8. Der/die Studierende, der/die seit 8 Monaten mit dem Projekt beschäftigt ist, hat nicht den Arbeitsplatz 1. 9. Der/die Studierende auf Arbeitsplatz 3 arbeitet an EUROSTEC mit. Studierende: Anna, Martina, Michael, Chrisi, Verena, Jens Forschungsprojekte: GIDEON, Genoptikum, EUROSTEC, CONTICA, Nano Plaque, CARE-MAN Monate: 5, 7, 8, 12, 14, 15 GEWINNE Unter den EinsenderInnen der richtigen Lösung verlosen wir diesmal u. a. den „Taschenatlas Histologie“, das „Kurzlehrbuch Neuroanatomie“, „Fakten Arzneimittel“, den „Taschenatlas Pharmakologie“, das „Kurzlehrbuch Pharmakologie“, „Chirurgie“, „Der Körper des Menschen“, „Arzneimittelpocket“, „Arzneimittelpocket plus“ und „LPN San Österreich“. Lösungen an Nena unter [email protected]. Einsendeschluss: 31. Dezember 2008. Bücherwunsch bitte bekanntgeben — wird nach Möglichkeit berücksichtigt. Die Lösungen der medizynischen Rätsel findet ihr in Zukunft nach Einsendeschluss auf http://oeh.meduni-graz.at/medizynisch. 39