Faktencheck Energie und Klima - Industrie
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Faktencheck Energie und Klima - Industrie
BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Faktencheck Energie und Klima 1 2 BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Inhalt Industrieland Deutschland stärken: Wettbewerbsfaktor Energie- und Klimapolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 03 Energieeffizienz ...... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 04 Erneuerbare Energien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 08 Kernenergie und erneuerbare Energien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 0 Kernenergie .......... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Klimaschutz und Technologien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Steigende Strompreise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Internationale Klimapolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Klimaziele ............. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Nationale Klimapolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 EU-Emissionshandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Selbstverpflichtung .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Glossar .................. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Industrieland Deutschland stärken: Wettbewerbsfaktor Energie- und Klimapolitik Sinkt der Stromverbrauch, wenn die Energieeffizienz steigt? Sind Kernkraftwerke mit dem Ausbau erneuerbarer Energien vereinbar? Nützt eine freie Zuteilung von Emissionsrechten dem Klima? Das Energie- und Klimakonzept der Bundesregierung muss die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie stärken, einen technologieoffenen Energiemix zum Ziel haben und die Planungs- und Investitionssicherheit für die Unternehmen verbessern. Eine verlässliche, bezahlbare und klimagerechte Energieversorgung gelingt nur mit einem breiten und technologieoffenen Energiemix. Erneuerbare Energien erfordern den massiven Ausbau von Netzen. Nur so kommt der Klimaschutz weiter voran. Klar ist, dass weltweit ein tiefgreifender Umbau des Wirtschaftens und enorme Investitionen notwendig werden. Die deutsche Wirtschaft bekennt sich ausdrücklich zum Klimaschutz. Sie übernimmt Verantwortung – auch wegen der großen Chancen, die für das Industrieland Deutschland im globalen Klimaschutz stecken. Deutschland ist Weltmarkt- und Innovationsführer in Umwelttechnologien und erneuerbaren Energien. Bereits jetzt hat Deutschland anspruchsvolle Treibhausgas-Minderungen im Vergleich mit anderen Ländern auf sich genommen. Den größten Beitrag dazu leistet die deutsche Industrie. Investitionen setzen wirtschaftliche Leistungsfähigkeit voraus. Deshalb braucht Klimaschutz ein ausgewogenes Verhältnis zwischen ökologischen und ökonomischen Notwendigkeiten. Zukunftskompatible Antworten auf den Klimawandel berücksichtigen die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit auch der energieintensiven Grundstoffindustrien: Sie stehen für erfolgreichen Klimaschutz und mehr als 870 000 Arbeitsplätze in Deutschland. Diese Position gerät in Gefahr, wenn die Politik die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen verschlechtert. Der BDI-Faktencheck Energie und Klima leistet einen Beitrag zu einer sach- und lösungsorientierten Diskussion. Gut für das Industrieland Deutschland, wenn am Ende eine konsistente energie-, klima- und industriepolitische Strategie entsteht – und Unternehmer die Chance haben, zu investieren für neuen Wohlstand und neue Jobs. 3 BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Energieeffizienz Ist es äußerst ambitioniert, die gesamtwirtschaftliche Energieeffizienz Jahr für Jahr um drei Prozent zu steigern? Antwort: Angesichts der bisherigen Erfahrungen, ja. Steigerung der Energieproduktivität in Prozent (1990 = 100) • Bereits heute ist Deutschland zusam- 180 men mit Japan international beim Thema Energieeffizienz Spitzenreiter. 170 160 • Die jährliche Effizienzsteigerung über die vergangenen 20 Jahre lag im Mittel bei 1,7 Prozent im Jahr. 150 140 Prozent 4 • Das Energiekonzept des High-Tech- 130 Landes Schweiz sieht ein Effizienzziel von 1,8 Prozent im Jahr vor. 120 • Viele industrielle Prozesse, vor allem in energieintensiven Branchen, stoßen an physikalische Grenzen einer weiteren Steigerung der Energieeffizienz (z.B. Schmelzpunkte von Rohstoffen). 110 100 90 80 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2009 € BIP (2000), GJ Primärenergieverbrauch, (real) € BIP (2000), GJ Primärenergieverbrauch, (+ 3% p.a.) Quelle: Bundeswirtschaftsministerium, Energiedaten 17.05.2010 Einheiten und Begriffe siehe Glossar S.22f. BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Energieeffizienz Nein. Sinkt der Stromverbrauch, wenn die Energieeffizienz steigt? Antwort: Wegen des wachsenden Wohlstandes mit mehr und immer leistungsfähigeren elektrischen Geräten war dies bisher nicht der Fall. Bruttostromverbrauch je Einheit realen Bruttoinlandsprodukts und Einwohner 7600 330 7400 320 7200 310 7000 300 6800 290 6600 280 6400 270 6200 260 6000 250 5800 240 1990 1992 Strom/Kopf 1994 1996 1998 2000 Strom/BIP Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen, Statistisches Bundesamt 2002 2004 2006 2008 kWh/1.000 € BIP kWh/Kopf • Der Primärenergieverbrauch, der alle Energieverwendungen wie Strom, Wärme oder Verkehr umfasst, sinkt in Deutschland stetig, seit 1990 um gut 10 Prozent, von 14.900 Petajoule auf 13.280 Petajoule (2009). Auch der Stromverbrauch pro Bruttoinlandsprodukt sinkt. • Aber: Der Stromverbrauch in Deutschland insgesamt steigt – seit 1990 um mehr als 15 Prozent, von 455 auf 524 Terawattstunden (2008). 5 BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Energieeffizienz Erhöht die deutsche Industrie kontinuierlich ihre Energieeffizienz? 900 Antwort: Ja. • Die Effizienzevolution in der Indus- Energieaufwand je 1.000 € Bruttowertschöpfung (preisbereinigt) trie ist Wirklichkeit. Eine Vervierfachung der Effizienz hat die deutsche Industrie bereits erreicht. 841 • Für den effizienten Einsatz knap- 800 700 kg Steinkohleeinheiten 6 per Ressourcen sorgen die Kosten im Rahmen des Wettbewerbs. Bei der Optimierung von Prozessen und der Entwicklung neuer Produkte und Werkstoffe achten Unternehmen ständig auf Energieeffizienz. 634 600 479 500 377 400 274 300 221 200 199 100 0 1950 1960 1970 1980 Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen, VIK, eigene Berechnungen 1990 2000 2008 BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Energieeffizienz Ist die deutsche Industrie international führend bei Effizienzfragen? Ja. • Die deutsche Industrie gehört zu den Energieverbrauch pro Einheit Bruttoinlandsprodukt (in Gigajoule pro 1.000 US-$ (real 2000)) energieeffizientesten der Welt. Zum Vergleich: Pro 1.000 US-$ Bruttoinlandsprodukt (real 2000) wurde so viel Energie eingesetzt (2007): - in Deutschland 6,8 Gigajoule, - in den USA 8,6 Gigajoule, - in China 34,3 Gigajoule (2006), - in der früheren UdSSR 75 Gigajoule (2006). 130 120 110 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 1990 Antwort: 1992 1994 Frühere UdSSR Quelle: Internationale Energieagentur 2008 1996 1998 China 2000 USA 2002 2004 Deutschland 2006 2007 7 BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Erneuerbare Energien Nein, Antwort: sie werden steigen. Werden die Belastungen der Verbraucher für erneuerbare Energien in Zukunft sinken? • Im Zeitraum 2009 bis 2015 ist zu Strommengen erneuerbarer Energien und dafür gesetzlich festgelegte Vergütungen 220.000 erwarten, dass sich die Einspeisevergütungen für erneuerbare Energien aufgrund des Erneuerbare-EnergienGesetzes (EEG) mehr als verdoppeln. 22.000 20.000 EEG-Vergütungszahlungen (Mio.€) 180.000 18.000 160.000 16.000 140.000 14.000 120.000 12.000 100.000 10.000 80.000 8.000 60.000 6.000 40.000 4.000 20.000 2.000 0 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Wind offshore Wind onshore übrige EEG-Strommengen Quelle: EEG/KWK G: Informationsplattform der Übertragungsnetzbetreiber, 2010 – Mittelfristprognose, Stand 11.05.2009 Mio. € 200.000 GWh 8 BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Erneuerbare Energien Sind die meisten industriellen Stromkunden befreit von der gesetzlichen Strompreis-Umlage, die die erneuerbaren Energien finanziert? Anzahl der Industrieunternehmen, deren Stromkosten von der EEG-Umlage be- und entlastet werden 109.500 belastete Unternehmen Nein, Antwort: rund zwei Drittel des Industriestroms werden bei der EEG-Umlage nicht entlastet. • Die Belastungen auf Energie in Deutschland gehören zu den höchsten der Welt. • Die deutsche Industrie steht im weltweiten Wettbewerb. Sie muss auch bei den Energiekosten international konkurrenzfähig sein. • Das EEG sieht für große stromintensive Unternehmen des produzierenden Gewerbes eine Entlastung von der EEG-Umlage vor. Dadurch wird rund ein Drittel des Industriestromverbrauchs entlastet, etwa 78,6 Terawattstunden (2009). • Die gesamte Industrie verbraucht 565 entlastete Unternehmen Quelle: Bundesumweltministerium, Information zur Anwendung von §400ff. EEG (Besondere Ausgleichsregelung) für das Jahr 2010, Stand 21.05.2010 rund 235 Terawattstunden (2008). Die große Mehrheit der Unternehmen wird nicht entlastet. Von den rund 110.000 Unternehmen werden nur 565 von den Entlastungsregelungen erfasst. 9 BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Kernenergie und erneuerbare Energien Sind Kernkraftwerke mit dem Ausbau erneuerbarer Energien vereinbar? Antwort: Ja. • Kernkraftwerke sind technisch ähnLastfolgebetrieb beim Kernenergieanteil (dunkelgrau) des Strommixes 100 Wasserkraft Erdgas 90 Elektromobilität 80 Elektromobilität 70 Leistung (GW) 10 Kernbrennstoff 60 Erdgas 50 Photovoltaik Druckluftspeicher 40 Braunkohlen 30 Sonstige 20 Wind 10 Residuallast Steinkohlen 0 Pumpspeicher -10 -20 Tag 1 Stunde 0 Tag 1 Stunde 12 Tag 2 Stunde 0 Tag 2 Stunde 12 Tag 3 Stunde 0 Tag 3 Stunde 12 Tag 4 Stunde 0 Tag 4 Stunde 12 Quelle: IER – Institut für Energiewirtschaft und rationelle Energieanwendung, Stuttgart 2010. Hundt, Matthias; Barth, Rüdiger; Sun, Ninghong; Wissel, Steffen; Voß, Alfred: Verträglichkeit von erneuerbaren Energien und Kernenergie im Erzeugungsportfolio: Technische und ökonomische Aspekte. Studie im Auftrag der E.ON Energie AG. Institut für Energiewirtschaft und rationelle Energieanwendung (IER), Stuttgart, Oktober 2009. lich gut regelbar wie Kohlekraftwerke. Die deutschen Kernkraftwerke können innerhalb von 15 Minuten mit 9600 Megawatt zum Lastfolgebetrieb beitragen. • Bereits heute beteiligen sich Kernkraftwerke am Lastfolgebetrieb. • Das EEG garantiert kraft Gesetz den Einspeisevorrang von erneuerbaren Energien – auch bei längeren Laufzeiten von Kernkraftwerken. • Die Ausbaupläne erneuerbarer Ener- gien gemäß der Leitstudie Ausbaustrategie Erneuerbare Energien (2008) des Bundesumweltministeriums würden auch durch eine Verlängerung der Laufzeiten auf 60 Jahre nicht gefährdet. BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Kernenergie und erneuerbare Energien Kann man ein 1000-Megawatt-Kernkraftwerk durch 1000-Megawatt-Windenergieanlagen ersetzen? Antwort: Nein. • Die durch Windenergie erzeugte Die stark schwankende Stromerzeugung durch Windkraft im Dezember 2009 und Januar 2010 und ins Netz eingespeiste Strommenge schwankt je nach Wetter. 25.000 • Eingespeiste Leistung kann nur sehr eingeschränkt durch Wetterprognosen geplant werden Ca. 80 % der installierten Wind-Kapazität laufen Windenergie in Megawatt 20.000 • Die Deutsche Energieagentur legt für ihre Berechnungen eine gesicherte Leistung von 7 Prozent des gesamten deutschen Strombedarfs für Windenergie zu Grunde. Damit sind Schattenkraftwerke für 93 Prozentdes Strombedarfs erforderlich. 15.000 10.000 • Windenergie ist nicht grundlastfähig. Sie kann Kernkraft- oder Kohlekraftwerke nicht eins zu eins ersetzen. 5.000 0 Ca. 1 % der installierten Wind-Kapazität läuft 200 01.12.09 400 15.12.09 600 800 31.12.09 Quelle: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, Deutsche Energieagentur 1000 1200 15.01.10 1400 Stunden 31.01.10 11 BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Kernenergie Gibt es bei Abschaltung der Kernkraftwerke eine Lücke an gesicherter Stromerzeugungskapazität? Entwicklung der gesicherten Leistung bei Beibehaltung des Atomausstiegs und konstanter Stromnachfrage 90.000 noch benötigte gesicherte Leistung 80.000 gesicherte Leistung durch zusätzliche KWK Kapazitätslücke 2020 14.169 MW 70.000 Gesicherte Leistung (MW) 12 gesicherte Leistung durch regenerative Energien (inkl. Biomasse, ohne Wasserkraft) 60.000 gesicherte Leistung durch geplante Kraftwerke Kategorie B* (inkl. KWK) 50.000 gesicherte Leistung durch geplante Kraftwerke Kategorie A* (inkl. KWK) 40.000 30.000 gesicherte Leistung bestehender thermischer Kraftwerke ohne Kernenergie ( > 20 MW, inkl. Wasserkraft, Pumpspeicher und KWK) 20.000 gesicherte Leistung Kernenergie 10.000 0 2005 2010 2015 2020 2025 2030 * Erläuterung: Kraftwerke Kategorie A: Seit 2005 in Betrieb oder derzeit in Bau Kraftwerke Kategorie B: Hohe Realisierungswahrscheinlichkeit Quelle: Deutsche Energieagentur, Aktualisierte Kurzanalyse der Kraftwerksplanung bis 2020, 2010 Antwort: Ja. • Die Deutsche Energieagentur pro- gnostiziert bis 2020 bei konstanter Stromnachfrage und Festhalten am Ausstiegsbeschluss eine Kapazitätslücke der Stromerzeugung von rund 14.200 Megawatt. • Tatsächlich ist die Stromnachfrage in Deutschland bisher stetig gestiegen: von 455 Terawattstunden (1990) auf 524 Terawattstunden (2008). • Bereits im Bau befindliche sowie mit hoher Realisierungswahrscheinlichkeit geplante Kraftwerksprojekte wurden in der Analyse bereits berücksichtigt. BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Kernenergie Kann eine Laufzeitverlängerung den erwarteten Strompreisanstieg dämpfen? Künftige Entwicklung des Strom-Großhandelspreises in verschiedenen Szenarien • Bis 2030 ist – ohne Laufzeitver- 100 längerung – in Deutschland wegen steigender Rohstoffpreise mit einer Verdoppelung der Großhandelspreise auf rund 90 € pro Megawattstunde zu rechnen. 90 80 70 € 2009 pro MWh Ja, Antwort: für die Stromkunden wird es deutlich günstiger. • Längere Laufzeiten von 60 Jahren dämpfen diesen Preisanstieg um rund 25 Prozent auf dauerhaft unter 70 € pro Megawattstunde. CO2-Preise in Europa sinken bei Laufzeitverlängerung um 30 Prozent. 60 50 40 • Das entspricht einer jährlichen Ent- 30 lastung der Stromverbraucher um bis zu 11 Milliarden €. Pro Haushalt heißt das im Jahr 2030 eine um 144 € niedrigere Stromrechnung als beim Ausstieg. 20 10 0 2010 Ausstieg 2015 Laufzeit: 40 Jahre 2020 2025 Laufzeit: 60 Jahre Quelle: r2b/EEFA: Studie im Auftrag des BDI zur Verlängerung der Laufzeit deutscher Kernkraftwerke, 2010 2030 13 BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Klimaschutz und Technologien Können wir einzelne Technologien ausschließen, um das 2-Grad-Ziel zu erreichen? Antwort: Verschiedene Szenarien für die Entwicklung weltweiter Treibhausgasemissionen und Möglichkeiten künftiger Emissionsminderung 42 Vergleichsszenario (business-as-usual) 40 38 Nein. • Die Internationale Energieagentur, IEA, (2009) kommt ebenso wie das Potsdam-Institut für Klimafolgeforschung zu dem Schluss, dass erneuerbare Energien und Effizienzsteigerungen allein nicht ausreichen, um das weltweite 2-Grad-Ziel zu erreichen. • CCS (Carbon Capture and Storage)Effizienz - 57 % 36 Gt CO2e 14 34 32 Ern. Energien & Biomasse - 23 % 30 Kernenergie - 10 % 28 CCS - 10 % 450 ppm-Szenario (2-Grad-Ziel) 26 2007 2010 2015 2020 Quelle: Internationale Energieagentur, World Energy Outlook 2009 2025 2030 Technik und Kernenergie werden nach Ansicht der IEA zu jeweils zehn Prozent ebenfalls einen wichtigen Lösungsbeitrag global liefern müssen. • Nach Aussagen der Klimawissen- schaft ist es zur Erreichung des 2-Grad-Zieles erforderlich, die Konzentration der Treibhausgase auf 450 ppm (parts per million) CO2e zu stabilisieren. BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Strompreise Ist der Staat für steigende Stromkosten mitverantwortlich? Antwort: • Heute verursachen staatliche Belas- Entwicklung der staatlich verursachten Belastung des Strompreises 18 16,6 16 12 9,8 Mrd. € 10 8,5 8 6,9 1,2 12,3 13,5 steuer, die EEG-Umlage, die KWK(Kraft-Wärme-Kopplung)Umlage und die Konzessionsabgabe. 14,0 • Insbesondere die Belastung durch 1,9 2,3 2,9 3,7 4,3 5,0 6,0 7,5 0,8 0,7 0,8 0,8 0,7 0,6 0,6 0,6 1,6 0,7 0,9 4,1 0,3 1,8 1,8 1,8 1,8 1,8 1,8 1,8 1,8 1,8 1,8 1,8 1,8 3,4 4,3 5,1 6,5 6,6 6,5 6,3 6,4 6,4 6,4 6,4 2,0 2,1 2,0 2,1 2,2 2,2 2,1 2,1 2,1 2,2 2,2 2,2 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009* 2010* verursachten Belastungen vervierfacht. 2 0 Konzessionsabgabe Stromsteuer und die durch die Förderung erneuerbarer Energien veranlassten Mehrkosten (EEG-Differenzkosten) sind massiv gestiegen. • Seit 1999 haben sich die staatlich 0,9 0,6 6 4 11,8 11,3 12,9 tungen rund 40 Prozent des Strompreises. • Dabei handelt es sich um Strom- 15,1 14 Ja. Stromsteuer Quelle: Bundesverband Energie- und Wasserwirtschaft, *eigene Schätzungen KWK-Umlage EEG-Differenzkosten • Für 2010 ist mit einer staatlich verursachten Last auf die Strompreise von gut 16 Milliarden € zu rechnen. 15 16 BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Internationale Klimapolitik Unterstützt die Industrie ein internationales Klimaschutzabkommen? Ja. • Wirksamer Klimaschutz ist nur Globales Ungleichgewicht: weltweite CO2-Emissionen möglich, wenn alle großen Volkswirtschaften und Industrien ihren Beitrag leisten. Deutschland Kanada Antwort: • Deswegen fordert der BDI ein inter- nationales Klimaabkommen, das für alle Staaten verbindliche Klimaziele festlegt. Russland Großbritannien Frankreich Italien Japan China USA Südkorea Mexiko Indien Indonesien Australien Südafrika Quelle: BBC 1.000 - 5.000 500 - 1.000 400 - 500 • Ebenso wichtig sind klare Rahmen- • Eine wichtige Voraussetzung für fai- ren internationalen Wettbewerb ist die schnelle Entwicklung eines weltweiten Kohlenstoffmarktes mit einem normgerechten CO2-Preis. Argentinien > 5.000 einer gerechten Verteilung der Klimaschutzlasten führen, welche die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft sichert. bedingungen und Planungssicherheit für Investitionen, Innovationen und Technologieexport. Saudi Arabien Brasilien • Ein solches Abkommen muss zu > 400 Millionen t CO2 BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Klimaziele Bekennt sich die Industrie zu ehrgeizigen Klimazielen? Antwort: Ja. • Der BDI ist für Klimaschutz und un- Treibhausgasemissionen in Deutschland nach Quellkategorien terstützt die Festlegung verbindlicher Klimaziele. 1400 • Deutschland und die EU haben be- reits sehr ehrgeizige Ziele formuliert. in Megatonnen CO2. Äquivalent 1200 • Deutschland hat sich bei der Umset- 1000 zung des Kyoto-Protokolls zu einer weitaus höheren Reduktion von Treibhausgasemissionen verpflichtet als andere Länder – und seine Vorgaben mit einer Minderung von 23 Prozent bereits heute um zwei Prozentpunkte übertroffen. 800 600 400 • Die deutsche Industrie ist welt- weit führend in der Entwicklung klimafreundlicher Technologien. 200 • Eine weltweite Verständigung auf 0 *erste Schätzung -200 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009* Müll Landwirtschaft Quelle: Umweltbundesamt Lösemittel und andere Produktverwendung Industrieprozesse Energie Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft ehrgeizige Klimaziele eröffnet der deutschen Industrie Chancen auf dem Exportmarkt. 17 18 BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Nationale Klimapolitik Sind einseitige unkonditionierte Klimaziele auf nationaler Ebene eine Gefahr für die deutsche Wettbewerbsfähigkeit? Antwort: Ja. • Wir brauchen quantifizierte Minde- rungsziele – jedoch sollte die Diskussion um Prozentformeln nicht die viel dringendere Debatte über konkrete Klimaschutzmaßnahmen überlagern. Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland bis 2020* in Megatonnen (Mt) CO2e Kosten aus Entscheidersicht • Klimaschutz ist nicht kostenlos. Die -17% 1.232 1.025 -25% 1.048 921 -26% -31% 907 853 -35% 795 BDI-Klimastudie zeigt: Ab einer nationalen CO2-Minderung von 26 Prozent steigen die Vermeidungskosten aus Entscheidersicht stark an. Ob es zu den von der Politik häufig zitierten Vorteilen für Innovationen und Effizienz kommt, ist offen. • Der Klimawandel ist ein globales Basisjahr 2004 2020 “Stand der Technik”Projektion Vermeidungspotenzial gegenüber 2020 “Stand der Technik”- Projektion Nach Umsetzung wirtschaftlicher Hebel Zzgl. Umsetzung Hebel 0 - 20 € pro t CO2e Zzgl. Umstellung Energiemix Ø 64 € pro t CO2e*** Zzgl. aller übrigen Hebel Ø 430 € pro t CO2e 127 1.048 14 54** 58 * bei Beibehaltung Kernkraftausstieg ** inkl. 6 Mt CO2e aus CCS-Pilotprojekten in der Stromerzeugung *** Stromerzeugung Ø 32 €/t CO2e; Biokraftstoffe Ø 175 €/t CO2e; beides unter Berücksichtigung jeweils geltender Fördersätze, Steuern und Zölle Quelle: Studie „Kosten und Potenziale der Vermeidung von Treibhausgasemissionen in Deutschland“ von McKinsey & Company, Inc., im Auftrag von BDI-initiativ ‚Wirtschaft für Klimaschutz‘. Problem. Der Anteil Deutschlands an den weltweiten Emissionen beträgt weniger als drei Prozent. Eine 40-prozentige Emissionsminderung in Deutschland, wie sie das Bundesumweltministerium vorschlägt, hilft nichts, solange andere große Emittenten ihren Ausstoß massiv weiter steigern. • Als führende Exportnation kann Deutschland seine ehrgeizige Klimapolitik nicht abgekoppelt von den Rahmenbedingungen in anderen Industrieländern gestalten. Sonst gerät die eigene Wettbewerbsfähigkeit in Gefahr. BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima EU-Emissionshandel Besteht die Gefahr, dass deutsche Unternehmen ins Ausland abwandern? Antwort: Ja. • In den energieintensiven Branchen in Deutschland sind die Energiekosten existentiell für ihre Wettbewerbsposition (Beispiel Papierindustrie: Energiekosten bis zu 15 Prozent des Umsatzes). Vergleich der Industriestrompreise in der EU • Gefahr der Verlagerung von ProAbnahmefall 4.000 kW x Differenzkosten 6.000 h = 24.000 000 kWh 12 10 duktionsstätten und Arbeitsplätzen in Staaten mit geringeren Energieund CO2-Kosten („Carbon and job leakage“). • Die energieintensiven Branchen der Chemie-, Glas-, Papier-, Metall-, Stahl- und Zementindustrie beschäftigen in Deutschland rund 870.000 Menschen. 8 6 0 Quelle: BDI Frankreich Finnland Schweden Norwegen Griechenland Niederlande Spanien Portugal England Belgien Österreich 2 Irland 4 Deutschland • Indirekter Effekt des Emissions- Italien Eurocent/kWh, mit Abgaben und sonst. Steuern, ohne MwSt. 14 handels: erhöhte Strompreise durch Überwälzung der CO2-Kosten der Stromerzeugung im Strompreis. • In Deutschland besonders leakage- gefährdete Branchen: Roheisen und Stahl, Düngemittel, Aluminium, Papier sowie andere anorganische Grundstoffe und Chemie. • Effiziente Wertschöpfungsketten der deutschen Wirtschaft könnten so zerstört werden. 19 BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima EU-Emissionshandel Nützt eine freie Zuteilung von Emissionsrechten dem Klima? Antwort: Ja. • Die EU-ETS-Änderungsrichtlinie Kostenschock ab 2013 bis 2020 bei Zertifikatepreis 35 €/t CO2 Entwicklung der zusätzlichen Kosten durch ETS je nach Branche 2009/29/EG sieht die Versteigerung als prinzipielle Zuteilungsmethode für Emissionszertifikate vor. 3.000 • Für den Klimaschutzeffekt entschei- dend sind die Höchstmenge an erlaubten Gesamtemissionen (Cap) und die festgelegte Menge an zugeteilten Emissionszertifikaten. 2.500 2.000 • Eine kostenfreie Zuteilung ändert nicht das Reduktionsziel. Mio. € 20 1.500 • Auch Anlagen mit 100 Prozent kos- tenfreier Zuteilung müssen entweder investieren oder Zertifikate zukaufen, um ihr Cap einhalten zu können, falls die Benchmarks so strikt gesetzt werden, dass selbst moderne Anlagen nicht genügend Zertifikate erhalten, um ihre Emissionen abzudecken. 1.000 500 • Die Versteigerung entzieht den Be- 0 Glas Papier NE-MEtalle Baustoffe Chemie Stahl 2013 Quelle: Energieintensive Industrien in Deutschland 2020 troffenen also Investitionsmittel für die Verbesserung von Anlagen und gefährdet so Investitionen und Innovationen, die dem Klimaschutz unter Umständen viel stärker zu Gute kämen. BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Selbstverpflichtung Hält die Industrie ihre Klimaschutz-Selbstverpflichtung ein? Antwort: Ja. • Die Industrie hat mit ihrer Selbst- verpflichtung aus dem Jahr 2000, ihre spezifischen Emissionen bis 2012 um 35 Prozent zu senken, stark dazu beigetragen, dass Deutschland seine Minderungsverpflichtung aus dem Kyoto-Protokoll jetzt schon erfüllt hat. Projektbericht • Im Jahr 2008 waren bereits 16 der 20 Ziele aus der Selbstverpflichtungserklärung erreicht. Einige Zielmarken wurden sogar überschritten. (Das arithmetische Mittel der Zielerreichungsgrade lag im Jahr 2008 bei 103,6 Prozent.) Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung • Die an der Vereinbarung zur Klima- Die Klimavorsorgeverpflichtung der deutschen Wirtschaft – Monitoringbericht 2008 Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, des Bundesministeriums der Finanzen und des Bundesverbandes der Deutschen Industrie Selbstverpflichtung der Industrie, 9. November 2000 Im Rahmen einer Vereinbarung mit der Bundesregierung hat sich die deutsche Industrie im Jahr 2000 selbst dazu verpflichtet, ihre spezifischen Treibhausgasemissionen bis 2012 um 35 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Quelle:www.rwi-essen.de/co2monitoring vorsorge beteiligten Sektoren konnten die CO2-Emissionen bis 2008 um 160,5 Millionen Tonnen gegenüber 1990 verringern – um mehr als 20 Prozent. Das entspricht einer Reduktion um weitere knapp drei Prozentpunkte im Vergleich zu 2007. • Das Rheinisch-Westfälische Insti- tut für Wirtschaftsforschung in Essen (RWI) überprüft im Auftrag der Bundesregierung und der Wirtschaft die Einhaltung der Zusagen aus der Klimavereinbarung. 21 22 BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Glossar BDI-Klimastudie Die Studie „Kosten und Potenziale der Vermeidung von Treibhausgasemissionen in Deutschland“ wurde 2007 von McKinsey & Company im Auftrag von BDI-initiativ ‚Wirtschaft für Klimaschutz’ erstellt und 2009 aktualisiert. Sie bietet die erste objektive und umfassende Analyse von Kosten und Potenzialen aller wesentlichen technischen Hebel zur Vermeidung von Treibhausgasen in Deutschland. Für die Bewertung wurden über 300 klimaschonende Technologien von A bis Z unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Die Treibhausgasemissionen können in Deutschland bis 2020 gegenüber dem Basisjahr um 26 % gesenkt werden, wenn alle bekannten Vermeidungshebel mit durchschnittlichen Kosten aus Entscheidersicht von bis zu 20 € pro Tonne CO2Äquivalent umgesetzt werden. Eine Reduktion um 31 % bis 2020 wird erreichbar, wenn – unter Beibehaltung des Kernenergieausstiegs – zusätzlich der Anteil der erneuerbaren Energien am Energieträgermix erhöht wird; dies führt zu deutlich höheren durchschnittlichen Vermeidungskosten zwischen 32 und 175 € pro Tonne CO2-Äquivalent (32 €: Stromerzeugung aus Erneuerbaren; 175 €: Biokraftstoffe). BIP Das Bruttoinlandsprodukt (Abkürzung: BIP) gibt den Gesamtwert aller Güter (Waren und Dienstleistungen) an, die innerhalb eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft hergestellt wurden und dem Endverbrauch dienen. Bruttostromverbrauch Der nationale Bruttostromverbrauch entspricht der national produzierten Gesamtstrommenge, die aus allen Quellen erzeugt wurde (Braunkohle, Steinkohle, Kernenergie, Wasser, Erdgas, Wind, Sonne, Öl und so weiter), zuzüglich Einfuhren, abzüglich Ausfuhren. Carbon and job leakage Die Verlagerung von Produktionen und Arbeitsplätzen in Staaten mit weniger strengen hoheitlich veranlassten Klimaschutzauflagen als in der EU. Cap Beim „Cap-and-Trade-Ansatz“ wird für das gesamte Handelsystem eine bestimmte Höchstmenge (Cap) an erlaubten Gesamtemissionen festgelegt. Diese wird auf einzelne Emissionsrechte (Emissionszertifikate im Nennwert von einer Tonne CO2e) heruntergebrochen und die einzelnen Verpflichteten aufgeteilt. Die verpflichteten Anlagen können über ihr Cap hinaus emittieren, wenn sie hierfür Emissionsrechte halten. CCS (Carbon Capture and Storage) Technologien zur Abscheidung und Speicherung von CO2, beispielsweise aus den Abgasen eines Kohlekraftwerks. CO2e (Kohlendioxid-Äquvalent) Neben CO2 existieren viele weitere Treibhausgase. Am bekanntesten sind die sogenannten Kyoto-Gase: CO2, Methan, Lachgas, perfluorierte Kohlenwasserstoffe, teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe und Schwefelhexafluorid. Diese Gase bzw. Gasgruppen beeinflussen das Klima unterschiedlich stark. Das GWP (Global Warming Potential) ist eine Kennzahl für die Intensität eines Treibhausgases, bezogen auf die Treibhauswirkung von Kohlendioxid (dieses hat definitionsgemäß ein GWP von 1). Eine Tonne Methan bspw. verursacht einen 21-fach höheren Beitrag zum Treibhauseffekt als eine Tonne CO2, oder anders ausgdrückt, 1 t Methan entspricht in der Treibhauswirkung 21 t CO2, d. h. 1 t Methan ist gleich 21 t CO2e. Nach der Multiplikation der Emissionsmengen verschiedener Treibhausgase mit ihrem jeweiligen GWP können also die Mengen addiert werden. Diese Gesamtmenge an Treibhausgasemissionen führt die Einheit CO2Äquivalente, CO2e. EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) Das deutsche Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien soll gemäß seinem Zweck (§ 1 Abs. 1) „im Interesse des Klima- und Umweltschutzes eine nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung ermöglichen, die volkswirtschaftlichen Kosten der Energieversorgung auch durch die Einbeziehung langfristiger externer Effekte verringern, fossile Energieressourcen schonen und die Weiterentwicklung von Technologien zur Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien fördern“. Das deutsche EEG gilt als Erfolgsmodell für das Instrument der Einspeisevergütung, das bereits durch das Vorläufergesetz, das Stromeinspeisungsgesetz (1991), in Deutschland eingeführt worden war. Das EEG wurde von 47 Staaten als Vorbild für ihre eigenen Förderinstrumente herangezogen. Das Gesetz wurde bereits mehrfach novelliert und ist zuletzt zum 1. Januar 2009 in Kraft getreten. gut 2,047 Cent zu bezahlen. Bei einem Großhandelspreis von 3-6 Cent pro Kilowattstunde ist nicht auszuschließen, dass die Umlage in der Zukunft die Höhe des Strompreises erreicht oder sogar übersteigt. EEG-Differenzkosten Im Unterschied zu den EEG-Vergütungszahlungen an die Anlagenbetreiber bezeichnen die EEG-Differenzkosten die Mehrkosten des nach EEG geförderten Stroms im Vergleich zu dem zu Marktpreisen beschafften Strom. Da die EEGVergütungssätze gesetzlich festgelegt sind, die Marktpreise aber schwanken, sind Prognosen über die Entwicklung der Differenzkosten immer mit der Unsicherheit behaftet, wie sich die Marktpreise für Strom künftig entwickeln werden. Falls konventionell erzeugter Strom sich stark verteuert, sinken die Differenzkosten, falls die Preise für konventionell erzeugten Strom jedoch weniger stark steigen, bleiben die Differenzkosten auch künftig eher hoch. Einige Zahlen: Die EEG-Vergütungszahlen werden von 7,9 Milliarden € (2007) auf rund 14,5 bis 16 Milliarden € im Jahr 2016 steigen. Die EEGDifferenzkosten betrugen im Jahr 2007 rund 4,3 Milliarden €, Prognosen bis 2016 gehen von einem Anstieg auf 5,5 bis 5,8 Milliarden € und anschließendem Rückgang aus. Entscheidend hierfür ist aber wie gesagt die Entwicklung der Marktpreise für Strom. Emissionszertifikate Emissionszertifikate berechtigen zur Emission von einer Tonne Kohlendioxid-Äquivalent. Sie werden zum Teil kostenlos an die Anlagenbetreiber ausgeteilt. Allerdings dürfen in Deutschland in der 2. Handelsperiode (2008 – 2012) insgesamt nicht mehr als 453 Millionen Zertifikate pro Jahr ausgegeben werden. Diese Menge ist im Einklang mit der sehr ehrgeizigen Minderungsverpflichtung Deutschlands (- 21 % Treibhausgase, 1990 – 2012). EEG-Umlage (Gesetzliche Strompreisumlage) Bei dem vom EEG etablierten Mechanismus zur Förderung der erneuerbaren Energien entscheidet das Ausmaß des Zubaus von EE-Erzeugungsanlagen zusammen mit den gesetzlich festgelegten Sätzen pro Kilowattstunde, die für die Einspeisung von EE-Strom vergütet werden, welche Gelder für die Förderung aufgebracht werden müssen. Diese Gelder werden über eine Umlage erhoben, die sämtliche Stromverbraucher zusammen mit ihrer Stromrechnung bezahlen. Die Umlage wird vom Stromversorger dem Endkunden als Aufschlag pro Kilowattstunde berechnet und dann in einem komplizierten Verfahren deutschlandweit auf die Anlagen zur EEStromeinspeisung umverteilt. Mit dem starken Zubau von EE-Stromerzeugungsanlagen steigt die EE-Umlage immer stärker an: 2009 betrug sie 1,2 Cent pro Kilowattstunde, 2010 sind bereits Energieeffizienz Sie bezeichnet das Verhältnis eines gewünschten Nutzens (z.B. Bruttoinlandsprodukt) zu der Menge der dafür erforderlichen Energie. Bei einer Steigerung der Energieeffizienz wird der gewünschte Nutzen mit immer weniger Energieeinsatz erreicht. Entscheidersicht Die BDI-Klimastudie analysiert die Kosten der Treibhausgasvermeidung aus Entscheidersicht, also aus Sicht desjenigen, der über die Durchführung einer Investition entscheidet, d.h. das Unternehmen (z.B. für Industrieanlagen) oder die Privatperson (z.B. der Auto- oder Hausbesitzer). EU ETS (European Union Emissions Trading Scheme) Der EU-Emissionshandel ist ein marktwirtschaftliches Instrument der EU-Klimapolitik mit dem Ziel, die Treibhausgasemissionen unter minimalen volkswirtschaftlichen Kosten zu senken. Das erste grenzüberschreitende und weltweit größte Emissionshandelssystem trat am 1. Januar 2005 in Kraft und begrenzt aktuell den Kohlendioxidausstoß von rund 12.000 Anlagen in 30 europäischen Ländern in der Stromerzeugung sowie einigen Sektoren der Industrie, die zusammen etwa die Hälfte der europäischen CO2-Emissionen ausmachen. Gigajoule (GJ) Das Gigajoule ist eine Einheit der Energiemenge. Ein GJ entspricht 277 kWh. Weitere Einheiten: BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Glossar 1 EJ (Exajoule) = 1.000 PJ; 1 PJ (Petajoule) = 1.000 TJ; 1 TJ (Terajoule) = 1.000 GJ; 1 GJ (Gigajoule) = 1.000 MJ (Megajoule). Gigatonne (Gt) Eine Masseneinheit. Eine Gigatonne entspricht einer Milliarde Tonnen oder einer Billionen Kilogramm. Grundlast Grundlast bezeichnet die ständig benötigte Leistung in einem Stromnetz, die während der 24 Stunden eines Tages nicht unterschritten wird. Zur Deckung der Grundlast werden Grundlastkraftwerke mit vergleichsweise günstigen Brennstoffkosten eingesetzt (in Deutschland überwiegend Braunkohle und Kernenergie). Wird der Grundverbrauch überschritten, so setzt man zur Deckung des zusätzlichen elektrischen Verbrauchs Mittel- und Spitzenlastkraftwerke ein. IEA (Internationale Energieagentur) Die Internationale Energieagentur (kurz IEA, von engl. International Energy Agency) ist eine zwischenstaatliche Organisation mit Sitz in Paris, die von 28 Mitgliedsländern getragen wird. Sie wurde während der Ölkrise 1973-74 gegründet, um Maßnahmen zur Überwindung der Versorgungsengpässe zu koordinieren. Seither hat sich ihr Aufgabenspektrum stark verändert. Schwerpunkte ihrer Tätigkeit sind Versorgungssicherheit, wirtschaftliche Entwicklung, Umwelt- und Klimaschutz, technologische Zusammenarbeit und Reform der Energiemärkte. Viel beachtet sind ihre Veröffentlichungen zu internationalen Entwicklungen der Energieversorgung, insbesondere der jährlich erscheinende „World Energy Outlook“. Kapazitätslücke Mit der Stromerzeugungskapazität eines Landes wird die maximale elektrische Leistung der in sämtlichen Kraftwerken des Landes installierten Generatoren bezeichnet. Die installierte Leistung wird mit der Einheit Watt oder einem Vielfachen (Megawatt, Gigawatt) angegeben. Die Stromerzeugungskapazität in Deutschland beträgt 137,5 Gigawatt (2007). Von Kapazitätslücke spricht man, wenn der Kraftwerkspark den Strombedarf in einem bestimmten Umfang nicht mehr decken kann. Dazu kann es kom- men, wenn die Stromnachfrage stärker steigt als der Zubau von Kraftwerken erfolgt, oder wenn durch Abschaltung eines größeren Teils der installierten Leistung Teile des Kraftwerksparks vom Netz gehen, ohne dass sich die Stromnachfrage in gleichem Maße verringert. Konzessionsabgabe Konzessionsabgaben sind Entgelte, die Unternehmen, die Versorgungsnetze zur Versorgung von Endkunden betreiben (Strom, Erdgas, Wasser) an Gemeinden zahlen, damit sie das Recht eingeräumt bekommen, die öffentlichen Verkehrswege für die Verlegung und den Betrieb der Leitungen zu nutzen. Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) Kraft-Wärme-Kopplung ist die gleichzeitige Gewinnung von mechanischer Energie, die in der Regel unmittelbar in elektrischen Strom umgewandelt wird, und nutzbarer Wärme für Heizzwecke (Fernwärme) oder Produktionsprozesse (Prozesswärme) in einem Heizkraftwerk. Auf diese Weise kann auch die Wärme, die bei der Stromerzeugung aus Brennstoffen ohnehin anfällt, genutzt werden. KWK-Umlage Im Jahr 2002 wurde eine zusätzliche Stromvergütung für Betreiber von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) zur Unterstützung der Stromerzeugung aus umweltfreundlichen KWKAnlagen eingeführt. Diese Förderung von KraftWärme-Kopplungsanlagen wird mittels des KWK-Umlagebetrages an alle Letztverbraucher verteilt und ist somit Bestandteil des Strompreises der jeweiligen Netzbetreiber. Grundlage ist das Gesetz für die Erhaltung, die Modernisierung und den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung (Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz). Vgl. auch „EEG-Umlage“. Kyoto-Protokoll Am 11. Dezember 1997 beschlossenes Klimaschutz-Protokoll zur Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (engl. UNFCCC). Das am 16. Februar 2005 in Kraft getretene Abkommen legt erstmals völkerrechtlich verbindliche Zielwerte für den Ausstoß von Treibhausgasen in den Industrieländern fest. Die erste Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls begann am 1. Januar 2008 und wird am 31. Dezember 2012 auslaufen. Für die EU (damals noch EU-15) wurde eine Minderungsverpflichtung von – 8 % (1990 – 2008/2012) festgelegt. Dieses KyotoZiel wurde i. S. einer Lastenteilung auf die 15 Mitgliedstaaten heruntergebrochen (was für Deutschland zu einer Verpflichtung von – 21 % (1990 – 2008/2012) geführt hat). Lastfolgebetrieb Das Stromnetz wird im „Lastfolgebetrieb“ gefahren, d.h. die Stromerzeugung muss den Stromanforderungen aller Kunden zeitgleich folgen, damit die Netzstabilität gewahrt wird. Die Regelung erfolgt über die Netzfrequenz. Kohle-, Atom-, Gas- und auch Wasserkraftwerke können so gefahren werden, dass sie sich der wechselnden Last im Netz anpassen. Bei der Erzeugung etwa von Wind- und Solarstrom ist diese Ausrichtung an der Nachfrage nicht möglich, sie schwankt mit den natürlichen Gegebenheiten, während die anderen Kraftwerkstypen dafür sorgen, dass Lastfolgebetrieb aufrechterhalten wird, MWh (Megawattstunde) Eine Megawattstunde entspricht 1000 Kilowattstunden. PJ (Petajoule) Siehe Gigajoule. Primärenergieverbrauch Als Primärenergie bezeichnet man in der Energiewirtschaft die Energie, die mit den natürlich vorkommenden Energiequellen zur Verfügung steht, etwa als Braun- und Steinkohle, Kernenergie, Erdgas, Erdöl, Biomasse oder Wind. Im Gegensatz dazu spricht man von Sekundärenergie, wenn diese erst durch einen (mit Verlusten einhergehenden) Umwandlungsprozess aus der Primärenergie gewandelt wird. Die eventuell nach weiteren Umwandlungsschritten vom Verbraucher nutzbare Energie bezeichnet man als Endenergie, wie beispielsweise den elektrischen Strom. Der Primärenergieverbrauch ergibt sich aus dem Endenergieverbrauch und den Verlusten, die bei der Erzeugung der Endenergie aus der Primärenergie auftreten. Volkswirtschaftlich gesehen ist der Primärenergieverbrauch (PEV) die gesamte einer Volkswirtschaft zugeführte Menge an Primärenergie. Sie wird in der Regel für einen Zeitraum von einem Jahr ermittelt. Residuallast Die gesamte Stromnachfrage aller Stromverbraucher („Nachfragelast“) abzüglich der Einspeisung der vorrangig einspeisenden Erneuerbare-Energien-Anlagen ergibt den (verbleibenden) „Residuallastgang“, der von den Kraftwerken zu decken ist, die im Lastfolgebetrieb gefahren werden können (Kohle, Kernenergie, Erdgas, Wasser). Terawattstunde „Tera“ (T) bedeutet 1 Billion = 1.000.000.000.000 = 1012. „Wattstunde“ = physikalische Maßeinheit für die Energie. 1 TWh = 1 Billion Wattstunden (Wh) = 1 Milliarde Kilowattstunden (kWh). Vermeidungspotenzial Potenzial zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen, das sich durch die ambitionierte, aber in der Praxis realisierbare Umsetzung eines Vermeidungshebels ergibt. Zum Beispiel Effizienzsteigerungen bei Kohlekraftwerken. 2-Grad-Ziel-Szenario Die meisten Klimamodelle zeigen, dass eine Verdoppelung der Konzentration der Treibhaugase in der Atmosphäre zu einer zusätzlichen globalen Durchschnittserwärmung um 2 bis 4,5 Grad Celsius führt. Werden weiterhin umgebremst Treibhausgase emittiert, wird sich die Konzentration in der Atmosphäre vervielfachen. Um eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems zu verhindern (Artikel 2 der UNKlimarahmenkonvention) ist nach aller wissenschaftlichen Erkenntnis eine Begrenzung der zusätzlichen Erderwärmung auf 2 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau erforderlich. 23 24 BDI-Bundesverband der Deutschen Industrie Faktencheck: Energie und Klima Impressum Herausgeber: Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) e.V. · Breite Strasse 29 · 10178 Berlin E-Mail: [email protected] · Internet: bdi.eu/Energie-und-Rohstoffe.htm oder /bdi.eu/Klima-und-Umwelt.htm Redaktion: Dr. Carsten Rolle, Dr. Kurt-Christian Scheel Fachliche Erarbeitung: Sidonie Günther, Dr. Joachim Hein, Alexander Mihm, Dr. Eberhard v. Rottenburg, Judith Völker Druck: besscom | Print & Digital Group Berlin Stand: Juli 2010 · 1. Auflage 2.000 Stück