St. Petersburg Sehenswürdigkeiten

Transcription

St. Petersburg Sehenswürdigkeiten
St. Petersburg
Mai 2008
Sehenswürdigkeiten
zusammengefasst und illustriert von Heiner Kranz
Übersicht
1
Peter-und-Paul-Festung ................................................................................................................... 3
2
Admiralität...................................................................................................................................... 5
3
Kunstkammer ................................................................................................................................. 6
4
Eherner Reiter ................................................................................................................................ 7
5
Sommergarten ................................................................................................................................ 7
6
Isaaks-Kathedrale ........................................................................................................................... 8
7
Kasaner Kathedrale ......................................................................................................................... 9
8
Menschikow-Palast ........................................................................................................................ 10
9
Tschesme-Kirche........................................................................................................................... 11
10
Jussupow-Palast........................................................................................................................ 11
11
Auferstehungskirche.................................................................................................................. 12
12
Smolnij-Kloster.......................................................................................................................... 12
13
Alexander-Newskij-Kloster ......................................................................................................... 13
14
Mariinskij-Theater ..................................................................................................................... 14
15
Alexandra-Theater .................................................................................................................... 15
16
Katharinenpalast ....................................................................................................................... 15
17
Peterhof ................................................................................................................................... 25
Anhang
18
Bartolomeo Francesco Rastrelli .................................................................................................. 32
Sehenswürdigkeiten in St. Petersburg
1
Peter-und-Paul-Festung
Keimzelle von Sankt Petersburg ist die auf
einer
kleinen
Insel
im
Newa-Delta
angelegte Peter-Paul-Festung. Am 16. Mai
1703 soll der erste Spatenstich erfolgt
sein,
im
Herbst
desselben
Jahres
arbeiteten ca. 20 000 Männer an der
Errichtung des Bollwerks. Erdwälle wurden
aufgeschüttet
und
mit
hölzernen
Befestigungsbauten versehen.
Der
Schweizer
Architekt
Domenico
Trezzini ließ die Erdwälle 1706 durch eine 2,50 - 4 m dicke Steinummauerung in der Form eines unregelmäßigen Sechsecks ersetzen. Seine Eckpunkte sichern Bastionen. Sie sind nach den Adligen benannt, die ihren
Bau leiteten. Der Bau aller Befestigungsanlagen war in der ersten Hälfte des 18. Jh.s vollendet. Die den
Mittelpunkt der Festung bildende Peter-Paul-Kathedrale entstand 1712-1733; die übrigen Bauten kamen im
Laufe des 18. und 19. Jh.s dazu. Die der Newa zugewandten Festungsmauern versah man 1770-1780 mit
einer Granitverkleidung.
Bereits in der ersten Hälfte des 18. Jh.s wurden der Festung sogenannte Ravelins (Vorbefestigungen)
vorgebaut, der Alexander-Ravelin im Westen ist nach dem Vater Peters d. Gr. benannt, der Johannes-Ravelin
im Osten verdankt seinen Namen dem Bruder des Stadtgründers. Im Norden bot das Kronwerk zusätzlich
Schutz. Das als Befestigungsanlage konzipierte Bauwerk musste seiner eigentlichen Funktion nie gerecht
werden. Seit 1717 nutzte man einen Teil als Gefängnis. Der Sohn Peters d. Gr. war der erste einer langen
Reihe prominenter politischer Gefangener. Es folgten Radischtschew, der mit seiner "Reise von Petersburg
nach Moskau" den Unmut der Herrschenden auf sich gezogen hatte, die Dekabristen, Maxim Gorkij, A. l.
Uljanow, der Bruder Lenins, und viele andere. Die letzten Gefangenen des zaristischen Regimes waren die
Soldaten des Paulschen Regiments. Sie wurden nach der Februarrevolution befreit.
Jeden Tag um 12 Uhr wird von der Naryschkin Bastion ein Kanonenschuss abgegeben - eine Gewohnheit,
der man schon seit dem 18. Jh. nachkommt. Jeder Einwohner Petersburgs sollte auf diese Weise die genaue
Uhrzeit erfahren.
Hauptzugang der Peter-Paul-Festung ist das Peterstor, das man nach Passieren der Johannesbrücke und des
Johannestores, einem Bestandteil der östlichen Vorbefestigung, durchschreitet. Der Eintritt in den Festungsbereich ist frei, Eintrittsgeld muss lediglich für den Besuch der Museen und der Peter-Paul-Kathedrale gezahlt
werden (Kasse innerhalb des Festungsbereiches, rechts vom Johannestor).
Das Peterstor wurde zunächst in Holz (1708), später in Stein (1717-1718) in der Art eines Triumphbogens
errichtet. Über dem Durchfahrtsbogen prunkt der doppelköpfige russische Adler. Das Relief darüber "Der
Erdsturz des Simon durch den Apostel Petrus" stammt von Konrad Osner. Der Künstler verlieh dem Apostel
die Züge Peters d. Gr., so soll das Relief die Überlegenheit des Zaren gegenüber seinen Feinden symbolisieren. Die Figuren in den Nischen neben dem Torbogen sind links die Kriegsgöttin Beilona und rechts die
Göttin der Weisheit Minerva.
In dem 1748-1749 gebauten Ingenieurhaus ist eine Zweigstelle des Museums für Stadtgeschichte untergebracht (Architektur von St. Petersburg und Petrograd vom Beginn des 18. bis zum Beginn des 20. Jh.s; u.a.
Originalzeichnungen und Modelle von bedeutenden Bauwerken). Ein erstes Gebäude der Hauptwache
entstand 1743, Anfang des 20. Jh.s erfuhr es entsprechend dem klassizistischen Zeitgeschmack erhebliche
Veränderungen. Heute ist es Sitz der Direktion des Historischen Museums.
Lebhafte Diskussionen gab es um ein vor der Hauptwache aufgestelltes modernes Denkmal Peters d. Gr. Der
russische Bildhauer Michail Schemjakin, der seine Heimat 1972 verlassen musste, schuf eine Bronzefigur, die
deutliche Bezüge zu einem Werk Rastrellis aus dem Jahre 1725 aufweist. Dieser hatte kurz vor dem Tode
Peters d. Gr. den Zaren lebensgroß, auf einem Stuhl sitzend, in Wachs nachgebildet. Bei Schemjakins Bronzeversion ist der Kopf des Stadtgründers im Vergleich zu dem massigen, schweren Körper ausgesprochen
klein ausgefallen, auffallend sind die unwirklich langen verkrampften Finger des Zaren auf den Armlehnen
des Sessels.
Wer auf dem Wasserwege die Peter-Paul-Festung erreicht, legt am Kommandanten-Landesteg an und betritt
die Festung durch das Newa-Tor. Es wurde 1730 errichtet und um 1785 umgebaut. An jeder Seite des
Torbogens ruhen zwei dorische Säulen auf Granitblöcken. An der Innenwand des Tordurchgangs sind die
Hochwasserstände der Newa markiert. Durch das Newa-Tor verließen die zum Tode Verurteilten bei Nacht
die Festung, man brachte sie zur Festung Schlüsselburg oder an einen anderen abgelegenen Ort, wo sie
exekutiert wurden.
In dem ehemaligen Wohnhaus des Festungskommandanten (erbaut 1743-1746) befanden sich einst auch
das Büro der Festungsverwaltung und der Gerichtssaal, in dem die Gefangenen verhört wurden. Seit 1975
ist in dem Gebäude eine Zweigstelle des Historischen Museums von St. Petersburg untergebracht (Geschichte von St. Petersburg und Petrograd, 1703-1917). Der Gerichtssaal ist wieder so hergerichtet wie er im Juli
1826 aussah, als hier die Urteile für die Dekabristen verkündet wurden. Der Platz, von dem aus sie den
Richterspruch vernahmen, ist mit einem Marmorstein bezeichnet.
Fast gleichzeitig mit den ersten Befestigungsbauten entstand im Zentrum
der Anlage eine hölzerne Kirche. In den Jahren 1712-1733 ersetzte man
diese durch eine steinerne, die als Begräbniskirche der Zaren diente.
Architekt war der Schweizer Domenico Trezzini.
Ungewöhnlich für die russische Sakralbaukunst ist der Grundriss: Bei
dem Gebäude handelt es sich um eine 64 m lange und 30 m breite
Hallenkirche. Das Äußere der ansonsten schlichten Kirche beherrscht der
122,50 m hohe Glockenturm - eines der Wahrzeichen von Sankt
Petersburg. Für lange Zeit war die Kirche, wie es Peter d. Gr. angeordnet
hatte, das höchste Bauwerk der Stadt (auch heute ist nur der
Fernsehturm höher). Die vergoldete Turmspitze krönt eine Wettertahne
in der Gestalt eines Engels. Er trägt ein 7 m hohes Kreuz. Die
ursprünglich hölzerne Spitze wurde 1830 bei einem Sturm beschädigt.
Da es zu teuer war, ein Gerüst zu errichten, suchte und fand man einen Freiwilligen, der Engel und Kreuz
unter Einsatz seines Lebens wieder aufrichtete. Für seine heldenhafte Tat bekam der Bauer Tjoluschkin vom
Zaren Geld und Kleidung und - so will es die Legende - den 'Goldenen Becher', d.h. er durfte in jedem
Gasthaus des Landes, soviel er wollte, kostenlos trinken. Schon bald soll er seinem reichen Wodkakonsum
erlegen sein. In den Jahren 1857-1858 ersetzte man die Holzspitze durch eine etwas höhere Metallspitze, die
der der Admiralität gleicht.
Der Kircheninnenraum wird von Säulen in drei Schiffe gegliedert. Als Schmuck dienen ornamentale Wandmalereien und Stuckarbeiten sowie Kopien von im Nordischen Krieg erbeuteten Fahnen. Beginnend mit Peter d.
Gr. sind in der Peter-Paul-Kathedrale alle Zaren bis Alexander III. (ausgenommen Peter II. und Iwan VI.)
beigesetzt. Abgesehen von dem roten bzw. grünen Marmorsarkophag von Alexander II. und seiner Gattin
sind alle Sarkophage aus weißem Carraramarmor. Ungewöhnlich für eine orthodoxe Kirche ist das Vorhandensein einer Kanzel. Sie soll nur ein einziges Mal benutzt worden sein: Von hier wurde die Exkommunikation Tolstois 1902 nach dem Erscheinen seines Romans "Auferstehung" verkündet (er übt darin heftige Kritik
an der Orthodoxie). Der holzgeschnitzte vergoldete Ikonostas gleicht einem Triumphtor, eine Anspielung auf
die im Nordischen Krieg errungenen Siege. Er wurde 1722-1726 nach einem Entwurf von Sarudny im Stil des
Russischen Barock geschaffen. Geschmückt ist der Ikonostas - eine Neuerung in der russischen Kunst - mit
Vollplastiken.
Ein Verbindungsgang, in dem Fotos, Konstruktionspläne und andere Materialien zur Baugeschichte der
Festung ausgestellt sind, führt von der Peter-Paul-Kathedrale in die nordöstlich angebaute Grabkapelle
(erbaut 1896-1908). Hier fanden verschiedene Mitglieder der Zarenfamilie ihre letzte Ruhe. Beigesetzt wurde
in der Kapelle auch der am 21. April 1992 in Miami verstorbene Großfürst Wladimir Romanow, Sohn eines
Cousins des letzten Zaren Nikolaus II.
Neben der Hauptfassade der Peter-Paul-Kathedrale entstand 1762 -1766 ein kleines eingeschossiges Gebäude, in dem das Boot Peters d. Gr. auf bewahrt wurde, mit dem er seine ersten Navigationsversuche unternahm (heute befindet es sich im Zentralmuseum der Kriegsmarine; -Börse). Die Ost und Westfassade des
barock-klassizistischen Bauwerks schmücken dorische Portiken. Ferner zieren dorische Pilaster und hohe
Rechteckfenster den Pavillon. Die hölzerne Frauenstatue auf dem Dach ist eine Allegorie der Schifffahrt
(geschaffen 1891).
Gegenüber der Hauptfassade der Peter-Paul-Kathedrale befindet sich die Münze. Sie wurde 1716 gegründet. Vor der Fertigstellung des heutigen Baus (1806) wurde Metallgeld in einer der Festungsbastionen
geprägt. Noch heute werden in der Münze Kleingeld, Medaillen und Orden hergestellt.
Die Trubezkoj-Bastion diente ebenso wie der Alexander-Ravelin bis zur Oktoberrevolution als Gefängnis.
Heute
ist
dort
ein
Museum
ein
gerichtet,
die
ehemaligen
Gefängniszellen können besichtigt werden.
2
Admiralität
Die Admiralität erhebt sich am südlichen Newa-Ufer zwischen
Dekabristenplatz
und
Schlossplatz.
Ihre
prächtige,
vergoldete
Turmspitze, auf die drei Hauptstraßen von St. Petersburg, der
Newskij
Prospekt,
Gorochowaja
Uliza
und
der
Wosnesenskij
Prospekt, sternförmig zulaufen, gilt als Wahrzeichen der Stadt. Seit
1925 ist in der Admiralität eine Marinehochschule untergebracht.
Kurz nachdem man den ersten Spatenstich zum Bau der Peter-undPaul-Festung getan hatte, wurde 1704/1705 mit der Errichtung einer
Schiffswerft begonnen. Schon der erste Komplex hatte ebenso wie
die heutige Admiralität einen U-förmigen Grundriss. Allerdings umgaben damals, als Schutz vor etwaigen
Angriffen, hohe Erdwälle und ein Wassergraben das Bauwerk, in dessen Innenhof die ersten Schiffe der
russischen Flotte gebaut wurden. In der unmittelbaren Umgebung waren prunk volle Paläste und breite
Straßenzüge entstanden. So wurde auch die Schiffswerft zwischen 1806 und 1823 unter der Leitung des
Architekten Sacharow in ein Repräsentationsgebäude verwandelt, die Wassergräben wurden zugeschüttet
und die Festungswälle abgetragen.
Heute präsentiert sich die Admiralität als ein in drei Teile gegliedertes klassizistisches Bauwerk: Der 407m
langen Hauptfassade sind zwei jeweils 163m lange Seitenflügel zugeordnet. Die volle Länge der Hauptfassade überblickt man nur von der dem Alexandergarten zugewandten Südseite der Admiralität.
Um 1870 legte man vor der Südfassade der Admiralität eine kleine Garten (Alexander- oder Admiralitätsgarten) an. Ein hübscher Springbrunnen und einige Büsten schmücken die Parkanlage.
3
Kunstkammer
Das Museum für Anthropologie und
Ethnographie,
das
ersten
staatliche
öffentliche Museum Russlands, wurde
im Jahre 1714 von Peter dem Grossen
gegründet und auch unter dem Namen
"Kunstkammer" bekannt. Von Anfang an
als
wissenschaftliches
Erforschung
Menschen
Museum
Zaren.
der
Natur
gedacht,
als
Im
Zentrum
und
des
begann
das
Raritatenkabinett
Jahre
zur
1724
wurde
des
die
Kunstkammer der gerade gegründeten Petersburger Akademie der Wissenschaften angegliedert. Mehr als
100 Jahre lang war sie eine bedeutende Forschungseinrichtung, die Kunstsammlungen, wissenschaftliche
Expositionen, die Bibliothek und archäologische Funde umfasste. Bis in die Gegenwart hinein wird dort auch
Peters berühmte Sammlung anatomischer und biologischer Präparate ausgestellt. Dank den Schenkungen
seitens der russischen Zarenfamilie und ihrer finanziellen Unterstutzung für die von der Akademie der Wissenschaften organisierten Expeditionen vergrößerten sich die musealen Sammlungen.
In den dreissiger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Kunstkammer in mehrere Museen aufgeteilt, die
einzelnen Wissenschaftszweigen gewidmet waren. Dazu gehörte auch das Ethnographische Museum, das
Kenntnisse über die Vielfältigkeit der Volker und ihre Kulturen verbreiten und erweitern sollte. Im Laufe der
Zeit entwickelten sich die Museumssammlungen zu einer der bedeutendsten ethnographischen, anthropologischen und archäologischen Kollektionen der Welt. Zu den herausragendsten Exponaten gehören die von
Kapitän Cook auf seiner letzten Weltumsegelung gesammelten Gegenstande. Zur Zeit verfügt das Museum
über mehr als 1,8 Millionen Exponate: 250000 ethnographische, 500000 archäologische und 380000 anthropologische Objekte sowie 800000 Bilddokumente aus aller Welt. Die ständigen Ausstellungen zeigen die
traditionellen Kulturen der Volker Amerikas, Asiens, Australiens und Ozeaniens; eine separate Ausstellung
präsentiert die Geschichte der Kunstkammer.
Im Turm der Kunstkammer, in dem sich früher die erste Sternwarte Russlands befand, ist auch das im Jahre
1947 gegründete Lomonossow-Museum untergebracht. Es ist der anfänglichen Etappe der Akademie der
Wissenschaften und Michail Lomonossow, einer der groten Personlichkeiten der russischen Aufklarung,
gewidmet. Lomonossow (1711-1765) wurde als Forscher mit enzyklopädischem Wissen berühmt, der einen
bedeutenden Beitrag zur Entwicklung der modernen Wissenschaft geleistet hat. Ihn kann man mit seinen
großen Zeitgenossen Leibnitz, Franklin und Voltaire vergleichen. Im Museum sind Dokumente und Objekte
aus der Lomonossows Zeit wie Instrumente, Bucher, Portraits, Gravuren, sowie auch persönliche Gegenstande dieses ersten russischen Akademiemitglieds ausgestellt. Die Ausstellung zeigt weiterhin die Rekonstruktion des Interieurs im Sitzungssaal der Akademischen Versammlung und des Gelehrtenkabinetts, die
Geschichte der russischen Astronomie, das Grosse Gottorfer Globus-Planetarium, das 1664 in Deutschland
hergestellt wurde und 1717 als Geschenk an Peter nach Sankt Petersburg kam. Im Jahre 1747 durch einen
Brand der Kunstkammer zerstört, wurde es bis 1755 restauriert.
4
Eherner Reiter
Das Denkmal Peters d. Gr., nach einem Gedicht Puschkins
vielfach auch als "Eherner Reiter" bezeichnet, beherrscht
den Dekabristenplatz. Die Sankt-Petersburger haben eine
besondere Beziehung zu diesem Abbild Peters l., so ist das
Denkmal eine beliebte Fotokulisse für Hochzeitspaare, und
fast
immer
liegen
Blumen
vor
dem
Sockel
des
dem
sich
Reiterstandbilds
Geschaffen
wurde
die
Reiterfigur
auf
aufbäumenden Pferd von dem Bildhauer Etienne Maurice
Falconet
1766-1778.
Den
von
einem
Lorbeerkranz
geschmückten Kopf des Zaren hat allerdings seine Schülerin Marie Collot in einer einzigen Nacht gegossen.
Dargestellt ist Peter d. Gr., der auf die Newa blickt, als eine energische Persönlichkeit. Die Schlange, die von
den Hufen seines Pferdes zertreten wird, kann als Sinnbild über wundener Falschheit gedeutet werden.
Ross und Reiter erheben sich auf einem mächtigen Felsmonolithen. Der ursprünglich 1600 t schwere Koloss
wurde gut 10 km von St. Petersburg entfernt gefunden und in einem mühevollen Transport, teils zu Lande,
teils zu Wasser (ein besonderes Schiff wurde dafür konstruiert), in die Zaren-Metropole gebracht. Doch
Katharina d. Gr. scheute, in dem Bestreben, Peter d. Gr. - und damit zugleich auch sich selbst - ein würdiges
Denkmal zu setzen, weder Kosten noch Zeitaufwand. Als Inschrift wählte die Zarin, angeblich auf Empfehlung von Falconet, die in russisch und lateinischangebrachte Widmung "Peter dem Ersten, Katharina die
Zweite, 1782". Enthüllt wurde das Denkmal am 7. August 1782, dem hundertsten Jahrestag der Thronbesteigung Peters des Großen.
5
Sommergarten
Am linken Newa-Ufer, gegenüber der Festung ließ
Peter
kurz
nach
der
Stadtgründung
den
Sommergarten
anlegen.
Innerhalb
des
ausgedehnten
Geländes
wurden
der
Sommerpalast
und
einige
kleinere
Pavillons
errichtet.
Ursprünglich war der Park viel größer als heute, er erstreckte sich bis zum Newskij Prospekt. Im Sommer
fanden hier häufig Tanzabende statt, militärische Siege und andere Feierlichkeiten wurden mit Feuerwerken
begangen. Doch die Nachfolger Peters d. Gr. bevorzugten andere Sommerresidenzen außerhalb Petersburgs.
So fielen Teile des Areals dem schnell fort schreitenden Ausbau der Zarenmetropole zum Opfer.
Angelegt war der Sommergarten einst im Barockstil, zahlreiche Springbrunnen schmückten ihn. Nach einem
Hochwasser im Jahre 1777 erneuerte man die Fontänen jedoch nicht mehr und verzichtete künftig darauf,
die Bäume zu beschneiden. Heute präsentiert sich der Park im Stil eines englischen Landschaftsgartens mit
altem Baumbestand, einem kleinen See und Grasflächen. Bänke laden zum Verweilen ein.
Erhalten sind noch eine Vielzahl der Marmorplastiken, die im 17./18. Jh. von italienischen Künstlern gefertigt
wurden und die Hauptwege schmücken. Dargestellt sind u.a. die schwedische Königin Christine, Alexander
d. Gr., Mark Aurel und viele allegorische Figuren. Nahe des Teehauses wurde 1855 das Denkmal für den
Dichter Iwan Krykow (1768-1844) enthüllt. Die Reliefs am Sockel stellen Szenen aus seinen Fabeln dar. Beim
Südeingang stellte man 1839 eine 5 m hohe Vase aus Porphyr auf, ein Geschenk des schwedischen Königs
Karl XIV. Einem Teil der Öffentlichkeit, nämlich dem "anständig gekleideten Publikum", steht der Park seit
Anfang des 19. Jh.s offen, seit der Oktoberrevolution ist er für jeden kostenlos zugänglich.
Zum Newa-Ufer hin fasste man den Sommergarten 1784 mit einem schmiedeeisernen Gitter ein (entstanden
1773-1777). Als Schöpfer gilt der Architekt Jurij Veldten. Ihm gelang ein außergewöhnlich kunstvolles Werk.
Das Gitter mit seinen vergoldeten Rosetten und Spitzen wird von Säulen aus rosa Granit gehalten.
6
Isaaks-Kathedrale
Gebaut 1818 – 1858 durch den Architekten
Montferrand. Die Isaaks-Kathedrale, die die
Nordseite des Isaakplatzes begrenzt, ist die
prächtigste Kirche St. Petersburgs. Darüber
hinaus zählt sie mit ihren beinahe schon
überdimensionalen Ausmaßen - sie ist 111
m lang, 97 m breit und 101,50 m hoch - zu
den größten sakralen Kuppelbauten der
Welt.
Gottesdienste fanden hier bis zur Oktoberrevolution statt, 1928 beschloss man, die Kirche in ein Museum zu
verwandeln, das 1931 seine Tore öffnete. Mit der zunehmenden Religionsfreiheit in der Sowjetunion konnte
erstmals 1990 wieder ein Gottesdienst in der Kathedrale abgehalten wer den, es folgten im Januar 1991 und
1992 besonders feierliche russisch orthodoxe Weihnachtsgottesdienste.
Eine erste dem hl. Isaak von Dalmatien, dessen Gedenktag mit dem Geburtstag Peters d. Gr. zusammenfällt,
geweihte Kirche wurde wenige Jahre nach der Gründung von St. Petersburg errichtet. An der Stelle der
heutigen Isaaks-Kathedrale entstand in den Jahren 1768-1802 ein Kirchenbau, der jedoch schon bald nach
seiner Vollendung als nicht imposant genug erschien. So beschloss m nach dem Sieg über Napoleon, ihn
durch einen eindrucksvolleren Bau zu ersetzen. Ein Architektenwettbewerb wurde ausgeschrieben. Allein der
zu dieser Zeit völlig unbekannte französische Baumeister Auguste Ricard de Montferrand reichte dafür 24
Entwürfe ein, die den unterschiedlichsten Stilrichtungen zuzuordnen waren. Alexander l. zeigte sich von
ihnen beeindruckt und entschied sich für Montferrands klassizistische Version.
Während des Zweiten Weltkrieges war die Isaaks-Kathedrale ein bevorzugtes Ziel für die Angreifer. Sofort
nach Kriegsende wurden das Innere und Äußere restauriert, einzelne Granatsplitter sieht man allerdings
noch heute vor allem an der Südfassade.
Beachtung verdienen ferner zahlreiche Exponate zur Baugeschichte der Kathedrale (Fotos, Zeichnungen und
einige Konstruktionsmodelle).
7
Kasaner Kathedrale
Eines der auffallendsten Gebäude in St. Petersburg ist die Kasaner Kathedrale (Kathedrale der Gottesmutter
von Kasan) am — Newskij Prospekt, in der von 1932 bis 1990 das Museum für die Geschichte der Religion
und des Atheismus untergebracht war. Nun heißt es Museum der Religionsgeschichte, in einem Flügel der
Kathedrale finden aber auch wieder Gottesdienste statt.
An die dem Newskij Prospekt zugewandte Seitenfassade des im Grundriss kreuzförmigen Bauwerks schließt
eine Kolonnade mit in vier Reihen angeordneten korinthischen Säulen, von denen jede 13m hoch ist. Die
Enden des Säulenumgangs sind als mächtige Portale mit Attiken ausgebildet. Woronichin entschied sich für
diesen ungewöhnlichen Grundriss, da in einer orthodoxen Kirche der Altar nach Osten ausgerichtet sein
muss, der Haupteingang demnach im Westen liegt. Doch sollte gerade auch die dem Newskij Prospekt
zugewandte Nordfassade besonders prächtig gestaltet sein. Um einen ausgewogenen Bau zu schaffen, sah
Woronichin vor, an der Nord- und Südfront der Kathedrale halbrunde Kolonnaden zu errichten, die durch
eine doppelte Säulenreihe miteinander verbunden werden sollten. Nach dem Ausbruch des Vaterländischen
Kriegs 1812 wurde dieser Entwurf nicht mehr verwirklicht, und es blieb bei der bereits fertiggestellten
nördlichen Kolonnade.
Über der Vierung der Kirche erhebt sich die 71 m hohe Kuppel. Die Kathedrale besitzt drei jeweils mit einem
Portikus geschmückte Eingänge. Die Bronzetüren des Nordeingangs sind denen des Baptisteriums (Paradiespforte) in Florenz nachgebildet. In den Nischen rechts und links der Tür stehen Statuen, die Johannes den
Täufer, Fürst Wladimir, Alexander Newskij und den Apostel Andreas darstellen, sie stammen von den Bildhauern Marios und Pimenow.
Das Innere der erinnert eher an eine Palasthalle als an eine Kirche. Das Gewölbe von Langhaus und Querschiff tragen doppelte Säulenreihen - Monolithe aus rosafarbenem finnischen Granit. Der nur teilweise
erhaltene Ikonostas beherbergte auch das 'wundertätige Bild der Muttergottes von Kasan', das 1579 in
Kasan gefunden worden war und 1904 gestohlen wurde. Im nördlichen Querschiff ist der Feldmarschall
Kutusow angeblich an der Stelle beigesetzt, wo er betete, bevor er 1812 in den Krieg gegen Napoleon zog.
Erbeutete Fahnen und andere Trophäen bei seinem Grab erinnern an russische Kriegserfolge.
Am 6. Dezember 1876 fand auf dem Platz vor der Kathedrale die erste Sozialrevolutionäre Demonstration
auf russischem Boden statt; die an der Kundgebung Beteiligten wurden später vor Gericht gestellt. Um
derartige Versammlungen an diesem Ort für alle Zeiten zu verhindern, wurden zu Beginn des 20. Jh.s die
Grünflächen angelegt - eine Maßnahme, die nicht den gewünschten Erfolg zeigte. Vor den Endpunkten des
bogenförmigen Säulenumgangs stellte man 1837 Denkmäler für die Feldherrn Michail Kutusow (1745-1813)
und Michail Barclay de Tolly (1761-1818) auf, die beide als Oberbefehlshaber des russischen Heeres im Krieg
gegen Napoleon Erfolge zu verzeichnen hatten.
8
Menschikow-Palast
Das ehemalige Haus von Alexander Menschikow (1673-1729) war der erste Steinpalast von St. Petersburg.
Heute ist das Gebäude am Universitätskai eine Zweigstelle der- Eremitage, hier befindet sich die Sammlung
'Die Kultur Russlands im ersten Drittel des 18. Jh.s'.
Menschikow, Günstling und enger Vertrauter Peters d. Gr., errichtete 1710 bis 1720 auf den Ländereien, die
er vom Zaren auf der Wassilij-lnsel geschenkt bekommen hatte, einen für die damalige Zeit großen und
prunk vollen Palast. Architekt war zunächst der Italiener Fontana, später der aus Hamburg stammende
Schädel. Vor der Hauptfassade am Newa-Ufer befand sich ein Anlegekai, ausgedehnte Parkanlagen umgaben das Palais. Peter d. Gr., der selbst über kein derart luxuriöses Gebäude verfügte, benutzte den Palast
wiederholt für repräsentative Zwecke. Nach Menschikows Sturz - er wurde 1727 nach Sibirien verbannt - fiel
der Palast an den Staat zurück, und 1732 wurde das Gebäude dem Ersten Kadettenkorps, einer Eliteschule
des Adels, zugewiesen. Im Laufe des 18. Jh.s vorgenommene Renovierungsarbeiten veränderten das Äußere
des Palastes völlig. Schließlich überließ man das Bauwerk dem Verfall, erst 1967 wurden Restaurierungsmaßnahmen ergriffen. Die Arbeiten erwiesen sich als außerordentlich schwierig, zumal das gesamte Erdgeschoß infolge einer späteren Veränderung des Straßenniveaus erst freigelegt werden musste. Inzwischen ist
das Äußere teilweise wieder so hergestellt wie zur Zeit Peters des Großen.
Das Menschikow-Palais hat einen für die frühen Petersburger Palastbauten typischen Grundriss. Der mittlere
der drei Flügel ist weit vorgezogen und weist vorspringende Seitenrisalite auf. Gegliedert ist das dreigeschossige Bauwerk durch etagenweise angeordnete weiße Pilaster. Verändert wurde die Farbgebung des
Palastes, war er ursprünglich dunkelrot, so präsentiert er sich heute in einem Gelbton.
Ebenso wie die Fassade erfuhr auch das Innere des Palastes im Laufe der Zeit mehrfach Veränderungen. Im
Zuge der Restaurierungsarbeiten der letzten Jahrzehnte versuchte man jedoch, die Einrichtung weitgehend
wie der so herzustellen wie sie gewesen sein könnte. Möbel und Kunstwerke, die zu den Museumsbeständen
der Eremitage gehören, liefern seit 1981 ein geschlossenes Bild der Petrinischen Epoche. Besonders beachtenswert ist der einstige Wohnraum Menschikows, er ist mit Eichenholz getäfelt. Das Deckenfresko "Krieger
in Rüstung" zeigt Peter d. Gr. als Zwanzigjährigen. Der kleine Spiegel im Bernsteinrahmen ist ein Überbleibsel des berühmten spurlos verschwundenen Bernsteinzimmers in Puschkin. Vier andere Räume sind mit
holländischen und russischen Kacheln verkleidet. Es hatte sich schon bald als zu kostspielig erwiesen, ganze
Räume mit Delfter Kacheln auszustatten. So ließ Peter d. Gr. von zwei holländischen Meistern in St. Petersburg Werkstätten einrichten, die Kacheln fertigten. Die folkloristischen Motive dieser Kacheln sind im Vergleich zu den vollendeten Delfter Produkten erheblich einfacher.
9
Tschesme-Kirche
Die im Süden von St. Petersburg, nahe dem
Moskauer Siegespark gelegene Tschesme-Kirche
gehörte einst zu einem ganzen Palastensemble,
einem
sogenannten
Durchreisepalast,
für
den
Katharina d. Gr. 1773 den Auftrag gab. Hier machten die Zaren auf der Fahrt zwischen St. Petersburg
und Zarskoje Selo bzw. Pawlowsk Station. Der für
Palast und Kirche gewählte Name soll an den Sieg
der
russischen
Flotte
über
die
türkische
bei
Tschesme im Jahre 1770 erinnern. Außergewöhnlich
ist der Grundriss der Kirche, die 1777 -1780 unter
Leitung von Jurij Veldten erbaut wurde. Auf dem Friedhof nahe der Rückfront der Kirche sind Kriegsveteranen und im Zweiten Weltkrieg gefallene Soldaten beigesetzt. Der Tschesme-Palast gegenüber der Kirche
wurde in den dreißiger Jahren des 19. Jh.s zu einem Invalidenheim für Kriegsveteranen umgebaut. Dabei
wurden an den ursprünglichen Grundriss, ein gleichschenkliges Dreieck mit einem runden Turm an jeder
Ecke, drei Flügel angebaut und einige der gotischen Elemente entfernt. Nach wie vor ist in dem Palast ein
Altersheim ein gerichtet, er kann daher nicht besichtigt werden.
10 Jussupow-Palast
Das Jussupow-Palais an der Mojka ist
einer der vier Paläste, die die Familie
Jussupow im 18.-19. Jh. in Petersburg
besaß (ein anderer steht an der —
Fontanka). Die Jussupows galten als
eine der reichsten Familien Russlands,
dementsprechend statteten sie auch
ihren Palast an der Mojka äußerst
prachtvoll aus. Wenngleich nach der
Oktoberrevolution ein Großteil der
Kunstschätze an die Eremitage überging, so ist doch noch ein Teil der kostbaren Innenausstattung erhalten
geblieben und wurde kunstvoll restauriert.
Nachdem die Jussupows in den sechziger Jahren des 18. Jh.s das Grundstück an der Mojka erworben
hatten, beauftragten sie Vallin de la Mothe, das dort stehende kleine Steinhaus zu vergrößern. In den
dreißiger Jahren des 19. Jh.s wurde die dem Fluß zugekehrte klassizistische Fassade nochmals erweitert und
Ende des 19. Jh.s baute man einen schmalen außergewöhnlich langgestreckten Flügel an. An seinem Ende
wurde im Stil des Russischen Barock ein Theater mit 200 Plätzen eingerichtet (heute finden hier regelmäßig
Konzerte statt). Die Paraderäume im Obergeschoss haben eine klassizistische Ausstattung (vorwiegend
1830-1840), die Räume des Untergeschosses wurden um 1910 neoklassizistisch umgestaltet. In die Geschichte ging das Jussupow-Palais als der Ort ein, wo der vermeintliche Wunderheiler und Zarenberater
Rasputin im Dezember 1916 von Angehörigen der Hofgesellschaft ermordet wurde. Nur war es gar nicht so
leicht, den Tod herbeizuführen. Zunächst reichte man Rasputin mit Zyankali vergifteten Kuchen, den er
genussvoll verzehrte, ohne dass die gewünschte Wirkung eintrat (der Zucker neutralisierte das Gift teilweise). Die Verschwörer schossen danach kopflos auf Rasputin und als er immer noch nicht Palais, in dem der
Mordversuch stattfand, ist die Szene mit Wachsfiguren nachgestellt.
11 Auferstehungskirche
Die
farbenprächtige
Auferstehungs-kirche,
vielfach auch als Erlöser- oder Blutskirche
bezeichnet, erhebt sich am Gribojedow-Kanal
und ist vom Newskij Prospekt gut sichtbar.
Schon seit Jahren werden an dem auffallenden
Bauwerk
Renovierungsarbeiten
vorgenommen, deren Ende noch immer nicht
abzusehen ist. So wird die Kirche vorläufig
geschlossen bleiben.
Alexander III. ließ sie an der Stelle erbauen,
wo sein Vater, Alexander II., am 1. März 1881 einem Attenttat zum Opfer gefallen war. Der Bombenanschlag auf den Zaren war durch Mitglieder der Gruppe "Volkswille" verübt worden. Der Architekt Alfred
Parland schuf in den Jahren 1883-1907 einen Sakralbau im altrussischen Stil der Basiliuskathedrale in Moskau. Bei der äußeren und vor allem inneren Gestaltung des Bauwerks dominieren Mosaiken. Sie wurden
nach Vorlagen russischern Maler geschaffen und bedecken insgesamt eine Fläche von 7000 m.
12 Smolnij-Kloster
Das Smolnij-Kloster im Osten der Stadt ist einer der
von
Rastrelli
in
leuchtend
blau
aufgeführten
Barockbauten. Im Mittelpunkt der Anlage erhebt sich
die weithin sichtbare Auferstehungskathedrale.
Das 1748 durch Elisabeth l. ursprünglich als Alterssitz
gegründete Smolnij-Kloster verdankt seinen Namen
der Tatsache, dass sich zu Zeiten Peters d. Gr. hier
der 'Teerhof' (russ. smola - Pech, Teer) befunden hat,
also der Ort, an dem für die russische Flotte Teer
gekocht und gelagert wurde. Elisabeth l. erlebte die Vollendung ihres Alterssitzes nicht mehr: Die Kathedrale
war erst 1764 im Rohbau fertiggestellt. Elisabeths Nachfolgerin, Katharina d. Gr., gliederte dem Komplex
1764 zwar eine Erziehungsanstalt für adlige junge Mädchen an (ab Beginn des 19. Jh.s wurde sie im neuerrichteten Smolnyj-lnstitut untergebracht), ließ aber die übrigen Bauten nicht vollenden. Dies geschah erst in
den dreißiger Jahren des 19. Jh.s unter der Leitung des Architekten Stassow.
Die Kathedrale umgeben in der Form eines griechischen Kreuzes zweigeschossige Zellentrakte. Ihre Eckpunkte werden durch vier Turmkirchen betont. Der Bau der Zellentrakte war 1764 weitgehend vollendet,
lediglich der westliche entstand erst zwischen 1832 und 1835 im Stil des Klassizismus. Um ihn den anderen
Gebäuden des Klosterbezirks anzugleichen, wurde er in den sechziger Jahren des 19. Jh.s in barocker Manier
umgestaltet. Die Steinmauer, die den Klosterbezirk ehemals vollständig eingrenzte, ist teilweise zerstört.
Ebenso wie bei den Zellentrakten setzen auch hier Ecktürme Akzente. Es bietet sich eine prächtige Sicht auf
die Klosteranlage und über die gesamte Stadt.
13 Alexander-Newskij-Kloster
Zu den berühmtesten Klosteranlagen Russlands
gehört das Alexander- Newskij-Kloster. Der am
südöstlichen
gelegene
Ende
des
Klosterkomplex
sprünglichen
Bestimmung
Newskij
Prospektes
wird
seiner
zwar
nicht
urmehr
gerecht, doch ist in einem Trakt des Klosters nach
wie vor die Geistliche Akademie untergebracht, in
der seit 1809 junge Priester ausge bildet werden.
In demselben Bau residiert auch der Metropolit,
das ehemalige Metropolitenhaus ist verwaist. In der die Anlage beherrschenden Dreifaltigkeits-Kathedrale
finden zweimal täglich Gottesdienste statt. Die Mariä-Verkündigungs-Kirche beherbergt dagegen das Museum für städtische Skulpturen. Angegliedert sind dem Alexander-Newskij-Kloster mehrere Friedhöfe.
Peter d. Gr. gründete das Kloster 1710 dort wo der Überlieferung nach der Nowgoroder Fürst Alexander
Jaroslawitsch (später erhielt er den Beinamen 'Newskij') am 15. Juli 1240 einen wichtigen Sieg über die
Schweden errungen hatte. Die Gebeine von Alexander Newskij, der 1263 heiliggesprochen worden war,
wurden 1724 aus Wladimir überführt und fortan im Newskij-Kloster aufbewahrt.
Zunächst war in dem Klosterbezirk nur eine einfache Holzkirche errichtet worden, doch schon 1717 gab
Peter den Auftrag, die steinerne Mariä-Verkündigungs-Kirche zu bauen. In der Folge entstanden zunächst
die östlichen Klostergebäude, Die übrigen Trakte und die Dreifaltigkeits-Kathedrale wurden erst Ende des 18.
Jh.s fertiggestellt. Zar Paul l. erhob das Kloster 1797 zur Lawra, ein Ehrentitel, den außer dem AlexanderNewskij-Kloster nur drei weitere Klöster in Russland beanspruchen können.
Um den eigentlichen Klosterbezirk zu betreten, passiert man zunächst die von Starow 1783-1785 errichtete
Torkiche und folgt dem von Mauern eingefassten Weg, zu dessen beiden Seiten sich der Lazarus- bzw.
Tichwiner Friedhof erstrecken. Jenseits eines Wassergrabens führt dann ein zweites Tor in den eigentlichen
Klosterbezirk. Der aus zweigeschossigen galerieartigen Bauten bestehende Komplex bildet ein geschlossenes
Rechteck. Im Osten verbinden Zellentrakte die Mariä-Verkündigungs-Kirche mit der Dreifaltigkeits-Kathedrale
und der ähnlich der Verkündigungs-Kirche gestalteten Fedor-Kirche (Mitte 18. Jh.). In die Zellentrakte im
Südflügel ist das Seminargebäude (1756-1761), im Nordflügel der Hostientrakt (1761 bis 1771) und im
Westflügel das Metropolitenhaus (1755-1758) integriert, alle drei Bauten stammen von dem Architekten
Rastorgujew. Der Klosterinnenhof wird als Friedhof genutzt. Unter Bäumen befinden sich in erster Linie die
Gräber von Soldaten und Fliegern aus dem Zweiten Weltkrieg.
Den Mittelpunkt des Ensembles bildet die Dreifaltigkeits-Kathedrale, die 1776-1790 von Iwan Starow errichtet wurde. Den klassizistischen Bau schmücken ein Säulenportikus an der Hauptfassade, zwei Glockentürme
und eine große zentrale Kuppel. Das prunkvolle Innere der dreischiffigen Kirche ist durch mächtige Pfeiler
gegliedert. Die Malerei an den Gewölben und in der Kuppel wurde nach Entwürfen von Giacomo Quarenghi
geschaffen. Den Ikonostas aus weißem Marmor und rotem Achat schmücken u.a. Kopien der Werke von van
Dyck, Rubens und Reni. Die "Verkündigung Maria" hinter dem Ikonostas stammt von Anton Raphael Mengs.
Die Maria-Verkündigungs-Kirche entstand 1717-1722 nach Plänen von Domenico Trezzini als erstes Gebäude
der Klosteranlage. Das weiß-rot gestrichene Bauwerk nimmt sich mit seinem rechteckigen Grundriss, dem
hohen Terrassendach und den langgestreckten großen Fenstern wie ein Profanbau aus. Von jeher diente die
Kirche als Begräbnisstätte für Mitglieder der Zarenfamilie und andere hochgestellte Persönlichkeiten. Das in
zwei Geschosse unterteilte Innere der Kirche beherbergt heute das Museum für Städtische Skulpturen. Im
Erdgeschoss sieht man die schlichten Grabplatten von Angehörigen der Zarenfamilie (u.a. dem Sohn und
einer Schwester Peters d. Gr.) und von dem Feldmarschall Suworow (gest. 1800). In dem angrenzenden
Raum werden alte und künstlerisch wertvolle Grabsteine aufbewahrt. Im Obergeschoss sind Modelle berühmter Denkmäler und Skulpturen ausgestellt.
Der Lazarus- und der Tichwiner Friedhof liegen nördlich des eigentlichen Klosterbezirks. Während auf dem
Lazarus-Friedhof (Nekropole des 18. Jahrhunderts) schon seit den Gründungstagen des Klosters Beisetzungen stattfanden, wurde der Tichwiner Friedhof (Nekropole der Meister der Kunst) erst 1823 eröffnet. Auf
beiden Friedhöfen ruhen berühmte Persönlichkeiten. Die sterblichen Überreste verschiedener Künstler
wurden erst später dorthin überführt. So befand sich das Grab von Anton Rubinstein ursprünglich auf dem
Nikolaus-Friedhof.
14 Mariinskij-Theater
Den Theaterplatz nutzte man im 18. Jh.
als Fläche für Jahrmärkte und öffentliche
Feste, dementsprechend bezeichnete man
ihn zu dieser Zeit als Karussell-Platz. Sein
heutiges Aussehen erhielt er Ende des 19.
Jh.s.
Das
den
Platz
beherrschende
Theater für Oper und Ballett wurde 18591860 errichtet und damals nach der
Gemahlin Alexanders II. Marientheater
benannt. Die Umbenennung in KirowTheater erfolgte 1935 kurz nach der
Ermordung des sowjetischen Politikers
Kirow (1886-1934). Seit 1992 heißt es nun wieder Marientheater (Mariinskij Teatr). Alle großen russischen
Opern und Ballette wurden hier uraufgeführt. Nach wie vor genießt das Ballettensemble des Marientheaters
Weltruhm. Der 2000 Personen fas sende Zuschauersaal mit seinem in Blau, Weiß und Gold gehaltenem
prächtigen Innendekor ist grundsätzlich ausverkauft. Das Gebäude gegenüber dem Theater beherbergt seit
Ende des 19. Jh.s das einstige St. Petersburger- und heutige Rimskij-Korsakow-Konservatorium. In der
Musikschule, die 1862 von Anton Rubinstein ins Leben gerufen worden war, finden auch heute noch regelmäßig Konzertabende statt. Nördlich und südlich des Konservatoriums stehen Denkmäler für die Komponisten Glinka (1804-1857) und Rimskij-Korssakow (1844-1908).
15 Alexandra-Theater
Als zentrales Bauwerk des OstrowskijPlatzes entstand unter der Leitung Carlo
Rossis zwischen 1828 und 1832 das
damals nach der Gemahlin des Zaren
Nikolaus l. benannte Alexandra-Theater.
Die Namensänderung in Puschkin-Theater
bzw.
Akademisches
Dramentheater,
wie
Puschkin-
der
vollständige
Name lautet, erfolgte 1937. Eine aus
Schülern
des
Kadettenkorps
zusammengestellte Theatergruppe wurde
von
Elisabeth
ständigen
l.
Theater
1756
zum
Russlands
ersten
ernannt.
Bevor das Ensemble 1832 in das damalige Alexandra-Theater einzog, spielte es an verschiedenen Plätzen.
Der rechteckige Bau des Puschkin-Theaters besitzt an seiner dem Ostrowskij-Platz zugewandten Hauptfassade eine Loggia mit sechs korinthischen Säulen. Eingerahmt wird die Loggia von Nischen, in denen Musenstatuen stehen. Die Attika krönt eine Quadriga mit Apollon als Wagenlenker. Die Seitenfassaden zieren
achtsäulige Portiken. Die Rückfront des Theaters ist der Ausgangs- bzw. Endpunkt der Rossi-Straße. Der
prächtige Zuschauerraum präsentiert sich teilweise noch so, wie unmittelbar nach seiner Entstehung. Die
Logen und die Bühne sind reich mit Samt und vergoldeten Schnitzereien ausgeschmückt.
16 Katharinenpalast
Der
Katharinenpalast
Palast
befindet
oder
(Екатерининский
sich
in
Puschkin
Großer
дворец),
(früher
Zarskoje Selo), etwa 25 Kilometer
südlich von Sankt Petersburg. Der
Palast war einst Zarenresidenz und
enthält als besondere Attraktion die
Rekonstruktion des Bernsteinzimmers.
Katharina I.
Zar Peter I der Große (1672–1725)
verteilte Land in der Nähe seiner neuen Hauptstadt St. Petersburg an Verwandte und Freunde, um die
Erschließung zu fördern. 1707 schenkte er seinem Mitstreiter Alexander Menschikow ‚Saaris Mojs‘, das im
Russischen bald ‚Saarskaja Mysa‘ genannt wurde. 1710 wurde Menschikow das Anwesen wieder wegge-
nommen, nachdem der Zar beschlossen hatte, einen Teil der Besitzungen Menschikows an seine zukünftige
Gemahlin, Katharina Alexejewna, zu geben. Das Anwesen diente wie andere landwirtschaftliche Betriebe der
Versorgung der Zarenfamilie und des Hofes. Am Bogen, der heute über die Gartenstraße führt und den
Katharinenpalast mit dem Lyzeum verbindet, stand 1702 noch ein einstöckiges hölzernes Herrenhaus. Dieses
diente Katharina Alexejewna, restauriert und neu möbliert, bei ihren Besuchen in Saarskaja Mysa zunächst als bevorzugter Aufenthaltsort.
Im Jahr 1717 beauftragte Katharina I. den vor allem in Peterhof und Kronstadt tätigen deutschen Architekten Johann Friedrich Braunstein mit der Errichtung eines kleinen, zweigeschossigen Steinhauses. Die Arbeiten begannen 1718 und dauerten bis 1724. Im Inneren beherbergte das Schlösschen in beiden Etagen
sechzehn Zimmer, weshalb es den Beinamen Palast der sechzehn Prunkzimmer trug. Im Erdgeschoss lagen
die privaten Wohnräume der Zarin, das zweite Stockwerk nahm die Paradegemächer und den relativ kleinen
Assemblensaal auf. Mit der Innenausstattung des Schlösschens im holländischen Stil wurden die Architekten
Foerster und Domenico Trezzini beauftragt. Die Ausstattung der Räume war ausgesprochen zurückhaltend,
sie strahlte eine beinahe bürgerliche Atmosphäre aus. Nachdem Katharina I. 1725 Zarin geworden war, hielt
sie sich häufiger in Peterhof auf, das dem Repräsentationsbedürfnis der Herrscherin besser geeignet schien
als der bescheidene Palastbau in Saarskaja Mysa. Der Palast wurde wohl ab dieser Zeit regelmäßig als
Jagdschloss genutzt. Katharina I. liebte das Gut vor allem wegen der guten Luft.
Elisabeth I.
Nach dem Tod Katharinas I. im Jahr 1727 fiel Saarskaja Mysa über Umwege an ihre Tochter Elisabeth
Petrowna, die spätere Zarin Elisabeth I.. Elisabeth war, ebenso wie ihre Mutter, eine leidenschaftliche
Jägerin. Die Großfürstin war aufgrund geringer Einkünfte zur Sparsamkeit gezwungen. Der Erhalt des
Schlosses, der Gärten und der Gewächshäuser war äußerst kostspielig. Achtzehn Jahre lang lebte Elisabeth
von den Einnahmen des Gutes und unterhielt davon ihren Hofstaat. Das einzige, was sie sich in dieser Zeit
gönnte, war die Errichtung der kleinen Mariä-Verkündigungs-Kirche. Die Kirche wurde an der Stelle errichtet,
an der zur Zeit Katharinas I. eine hölzerne Mariä-Verkündigungs-Kapelle gestanden hatte. Der Grundstein
wurde 1734 gelegt. Die Kirche wurde erst 1747 fertiggestellt.
Als Elisabeth Petrowna 1741 Zarin geworden war, verfügte sie endlich über die Mittel, das Schloss dem
neuen Zeitgeschmack anzupassen. Nach ihrer Thronbesteigung taufte sie Saarskaja Mysa in „Zarskoje Selo“
um und machte es zu ihrer alljährlichen Sommerresidenz. Sie gab Michail Zemzow, einem der gefragtesten
Architekten in Russland, den Auftrag, das bescheidene Schlösschen zu vergrößern und umzubauen. Zemzow
starb allerdings 1743, noch ehe die Arbeiten überhaupt richtig begonnen hatten. Andrej Kwassow, ein
Schüler Zemzows, wurde mit der Ausführung der Pläne beauftragt. Kwassow begann 1744 mit dem Bau
zweier schmaler, zweigeschossiger Galerien, die zu zwei Steingebäuden führten. Eines davon enthielt eine
kleine Kapelle, das andere einen Festsaal und ein Gewächshaus. Nachdem Kwassow aus dem Baugeschehen
ausgeschieden war, ging die Leitung der Bauarbeiten zunächst an Giuseppe Trezzini und später an Sewa
Tschewakinskij über.
Über den Galerien, die die Schlosskirche und die Orangerie mit dem Palast verbanden, legte Tschewakinskij
nach dem Vorbild der hängenden Gärten der Semiramis von Babylon „Hängende Gärten“ an, die 1748
fertiggestellt wurden. Es kam jedoch zu Wasserschäden in den darunter liegenden Räumen. Die Ausbesserungsarbeiten an den Gewölben unter den „Hängenden Gärten“ wurden unter der Regie von Bartolomeo
Francesco Rastrelli (s.u.) durchgeführt, der 1749 zum Leiter aller Bauarbeiten in Zarskoje Selo ernannt
wurde.
Der im Jahr 1751 fertiggestellte Große Palast fand nicht die Zustimmung der Zarin. Bereits am 12. Mai 1751
gab sie Rastrelli den Befehl zur einer erneuten Umgestaltung. Durch die Überbauung der Galerien brachte
Rastrelli den gesamten Schlossbau auf eine einheitliche Höhe von drei Geschossen. Die Fassade wurde
ähnlich wie später beim Winterpalast zu einer Front zusammengefasst. Die bisherigen Kernbauten gliederten
die Fassade durch vorspringende Risalite.
Das bescheidene Haus Katharinas I. hatte sich nun in einen großen, repräsentativen Palast verwandelt.
Intimität und Bescheidenheit waren dem ebenso bewegten wie kühlen Prunk Rastrellis gewichen. Elisabeth
kam in der zweiten Hälfte ihrer Regierungszeit, als der Palast sein gegenwärtiges Aussehen angenommen
hatte, immer seltener und nur für kurze Perioden hierher.
Am 30. Juli 1756 wurde die Schlosskirche geweiht und der Palast der Zarin, dem Hofstaat, den Ministern
sowie den ausländischen Diplomaten gezeigt. Das Schloss war innen wie außen reich vergoldet - zwischen
1746 und 1760 hatte man über 100 kg Gold dafür aufgewendet. Die Gesimse, Reliefs, Karyatiden, Atlanten
die heute mit dunkler Ockerfarbe gestrichen sind waren damals vergoldet. Das Dach aus Weißblech war
zudem mit Statuen von nackten Jünglingen und Najaden sowie Vasen geschmückt, die ebenfalls vergoldet
waren. Elisabeth besuchte Zarskoje Selo zum letzten Mal am 8. September 1761.
Katharina II. die Große
Peter III., der von 1761 bis 1762 Zar war, hielt sich mit seinem Hof nur eine Woche in Zarskoje Selo auf.
Erst Katharina II. kam wieder regelmäßig hierher. Die unter der Elisabeth I. angebrachten vergoldeten
Verzierungen des Katharinenpalastes und der Pavillons erwiesen sich infolge des Klimas als wenig dauerhaft.
Alle Statuen, Ornamente Gesimse, die vorher vergoldet waren, bekamen einen schlichten, ockerfarbenen
Anstrich. Lediglich die Kuppeln der Palastkirche blieben vergoldet.
Der Architekt Jurij Veldten wurde mit zahlreichen Umgestaltungen im Inneren des Palastes betraut. Er
ersetzte z. B. den Chinesischen Saal Rastrellis in der Mitte des Schlosses durch ein großes Treppenhaus.
Neben Veldten waren vor allem die Mitglieder der Familie Nejelow in Zarskoje Selo tätig. Sie bauten die
Marmorbrücke, die Backsteingebäude der Admiralität, die Pyramide, die Eremitage-Küche, die Große Kaprice
(eine riesige Bogendurchfahrt zwischen künstlichen Bergen, bekrönt von einem Pavillon, der chinesische
Züge aufweist), das Chinesische Dorf, die Kreuzbrücke, das Obere und das Untere Bad, das Chinesische
Theater, den Alexander-Flügel (der später von Stassow zur Aufnahme des Lyzeums umgestaltet wurde) und
den Abendsaal.
Katharina II. wollte eine Thermenanlage nach römischen Vorbild. Als Architekten wählte sie Charles Cameron. Er baute ihr das Kalte Bad mit den Achatzimmern. Noch während der Arbeiten am Kalten Bad und am
Achatpavillon gab Katharina II. Cameron 1784 den Auftrag zum Bau einer Wandelhalle, einer Art Ruhmeshalle für antike Heerführer, Dichter und Denker, die Katharina II. besonders verehrte. 44 ionische Säulen
schmücken den Umgang im Obergeschoss der Galerie, von dessen Schmalseiten eine geschwungene Doppeltreppe hinab in den Garten führt. Sie wird von den auf hohen Postamenten stehenden Statuen des
Herakles und der Flora flankiert. Die Bronzestatuen wurden 1786 von Fjodor Gordejew geschaffen und sind
Kopien von antiken Statuen der Villa Farnese in Rom. Im Katharinenpalast betraute Katharina II. Cameron
zunächst mit der Neugestaltung der Gemächer ihres Sohnes, des Großfürsten Paul, und dessen Gemahlin
Maria Fjodorowna (Sophia Dorothea Augusta Luisa von Württemberg (* 25. Oktober 1759 in Stettin; † 5.
November 1828 in Pawlowsk – siehe Broschüre über „Russische Zaren“).
Cameron gestaltete acht Räume um, darunter das Grüne Speisezimmer, den Blauen Salon und den Blauen
chinesischen Salon. Von 1779–1783 gestaltete Cameron schließlich die privaten Räume Katharinas II. Came-
ron ließ Rastrellis Paradetreppe beseitigen, wie auch zwei der fünf Vorsäle, die zum Großen Saal führten,
und legte an ihrer Stelle neue Gemächer an. Gleichzeitig gestaltete Quarenghi die Gartenfassade des SubowFlügels klassizistisch um. Durch diese Um- und Einbauten wurde Rastrellis Regiegedanke für das Hofzeremoniell vollkommen zerstört. Keiner von Camerons Räumen glich dem anderen, jeder hatte seine Eigenheiten.
Dazu kam der delikate Zusammenklang der Materialien: Marmor, Stuck, farbiges Glas, Lackarbeiten, japanisches und chinesisches Porzellan und exquisite Stoffe, kombiniert mit italienischen Gemälden und französischem Kunsthandwerk. All dies wurde im Zweiten Weltkrieg vernichtet oder verschwand und ist bisher noch
nicht wiederhergestellt.
Der Park unter Katharina II.
Katharina II. hat entscheidende Maßnahmen zur weiteren Um- und Ausgestaltung des Parks von Zarskoje
Selo und für seine Erweiterung getroffen. Als erstes wurden die Blumengärten, die terrassenförmig zur
Eremitage abfielen, beseitigt und die Parkmauer zur Gartenstraße abgebrochen und durch einen Kanal mit
Kaskaden und steinernen Kaimauern ersetzt. Mit der Berufung englischer Gärtner leitete Katharina II. die
Umwandlung des Parks im englischen Stil, als Landschaftspark ein. Sie hasste gerade verlaufende Alleen,
Brunnen und Kanäle, Statuen gehörten ihrer Meinung nach in Gebäude. Stattdessen sollte in dem Park die
Schönheit der Natur selbst zur Geltung kommen.
Zarskoje Selo war der Zarin von all ihren Residenzen die Liebste. Vom Jahre 1763 an verbrachte sie, zwei bis
drei Jahre ausgenommen, den Frühling und fast den ganzen Sommer hier und zog erst im späten Herbst,
wenn es kalt zu werden begann, zurück nach St. Petersburg. Katharina feierte fast immer ihren Geburtstag
in Zarskoje Selo. Sie reiste gewöhnlich nur mit einem kleinem Gefolge nach Zarskoje Selo. Die Zarin brachte
die meiste Zeit mit Staatsgeschäften zu, nur gelegentlich gab sie sich Zerstreuungen hin. Täglich machte sie
einen frühmorgendlichen Spaziergang im Park. Bisweilen wurden die Hofkavaliere und Hoffräulein durch ein
Trompetensignal zu ihr in die Grotte geladen, wo die Zarin nach Beendigung ihrer Morgenarbeit in Gesellschaft zu frühstücken liebte. In späteren Jahren wurde die Zarin bei ihren morgendlichen Spaziergängen von
ihren Enkelkindern begleitet. Am 6. November 1796 stand die Zarin zur gewohnten Stunde auf. Sie sprach
mit Platon Subow, ihrem letzten Geliebten, und diktierte den Geheimschreibern. Danach blieb sie allein. Da
sich in ihren Gemächern längere Zeit nichts rührte, wurden die Bediensteten unruhig; sie lauschten an der
Tür. Als ein Diener eintrat, fand er die Zarin in einem Korridor, der zu ihrer Garderobe führte, reglos am
Boden liegen. Katharina hatte einen Schlaganfall erlitten. Sie lebte noch einige Stunden, aber das Bewusstsein kehrte nicht wieder. Katharina II. starb in Zarskoje Selo im 68. Lebensjahr.
Paul I.
Paul I. hasste seine Mutter und übertrug diesen Hass auf Zarskoje Selo, das die Lieblingsresidenz der Zarin
gewesen war. Er hat nach dem Tod der Zarin Zarskoje Selo nur noch einmal im Mai 1800 betreten. Dem
Architekten Vincenzo Brenna, dem Erbauer des Michaelschlosses in St. Petersburg, wurde befohlen, alles,
was zur Verzierung dieses Palastes und der Schlösser in Pawlowsk und Gatschina notwendig war, von
Zarskoje Selo abzutransportieren: Gemälde, Statuen, Bronzen, Antiken und Möbel. Das „Chinesische Dorf“
sollte abgebrochen werden und die Steine für den Bau der genannten Schlösser hergenommen werden. Aus
irgendeinem Grunde wurde der Ukas nicht ausgeführt, jedoch wurden alle Fassadenverzierungen abgeschlagen. Ebenso wurden etliche andere kleine Pavillons und Parkbauten zerstört. Die Sammlung antiker Statuen,
die in der Grotte aufbewahrt wurde, wurde in alle Winde zerstreut. Die Bronzevasen, die die Zwillingstreppe
auf der Cameron-Galerie schmückten, wurden fortgebracht. Zarskoje Selo, wurde Stück für Stück vernichtet.
Alexander I.
In den ersten Jahren der Regierung von Alexander I. schien es, als hätte er Zarskoje Selo vergessen. Der
Hof verbrachte den Sommer auf der Jelagin-Insel in St. Petersburg oder in Peterhof. 1808 weilte der Zar
kurz in Zarskoje Selo. In der Folge ließ er einige Bronzestatuen und Bronzevasen, die sein Vater Paul I. hatte
entfernen lassen, hierher zurückbringen. Zur selben Zeit wurde die Granitterrasse an der Stelle errichtet, wo
der Schutt der abgebrochenen Rutschbahn aufgetürmt worden war. Der Alexanderpark wurde ab 1818
durch den Schotten Adam Menelas, der seit 1779 in Russland lebte, auf dem Gelände des ehemaligen
Tiergeheges angelegt. Es entstand ein Naturpark mit vielen stillen, sich zum Teil durch dichtes Buschwerk
windenden Pfaden. Im Vergleich zum alten Katharinenpark gibt es hier nur wenige Kleinbauten. Die Steinmauern um den Tiergarten wurden abgerissen, die Steine verwendete man zum Bau eines Bauernhofs, einer
gotisierenden Kapelle und für das sogenannte Lamahaus. Nach einem Brand am 12. Mai 1820 wurden in den
zwanziger und dreißiger Jahren einige Zimmer im Katharinenpalast durch Stassow im Stil des „Alexandrinischen Klassizismus“ umgestaltet. Darunter die persönlichen Räume Alexanders und die Räume seiner Mutter
Maria Fjodorowna, die jedoch niemals in Zarskoje Selo wohnte, sondern ihrem Schloss in Pawlowsk den
Vorzug gab.
In der zweiten Hälfte seiner Regierung
weilte Alexander I. regelmäßig in
Zarskoje Selo. Hier suchte er Ruhe
und Erholung von seinen unzähligen
Reisen und von dem höfischen Zwang
in St. Petersburg. In Zarskoje Selo
konnte Alexander I. sich ganz auf
seine
Regierungsgeschäfte
konzentrieren.
In
den
letzten
Lebensjahren zog sich der Zar mehr
und mehr auch den Winter über nach
Zarskoje
Selo
zurück,
um
den
Verpflichtungen der Empfänge und
Bälle in St. Petersburg zu entgehen, die eine Belastung für ihn geworden waren. Er bewohnte drei kleine
Räume, die im Kirchenflügel lagen. Seine Gemahlin, die schwache und kränkliche Zarin Elisabeth Alexejewna, verbrachte mit ihrem Gemahl die Winter der Jahre 1822 bis 1825 in Zarskoje Selo. Sie hatte ebenfalls
nur drei Zimmer im Kirchenflügel bezogen, die Fenster gingen zum Lyzeum und zum Schlosshof hinaus.
Elisabeth Alexejewna liebte es, in der Nähe des geliebten Gemahls zu weilen, obgleich sie sich beklagte, dass
die Aussicht schlechter sei als in ihren Sommerappartements und das auf der einen Seite die Fenstervorhänge vom Morgen bis zum Abend zum Schutze gegen neugierige Blicke der Lyzeumszöglinge herabhängen
mussten. Damals schon schwer krank, konnte Elisabeth Alexejewna die Messe hören, ohne das Zimmer zu
verlassen, indem sie nur die Tür zum Kirchenchor öffnen ließ. 1825 legte Alexander I. auf dem Weg nach
Taganrog, wo er sich einer Kur unterziehen wollte, in Zarskoje Selo eine nächtliche Rast ein. Es war sein
letzter Aufenthalt in dieser Residenz.
Nikolaus I.
Nikolaus I. bewohnte, wenn er sich in Zarskoje Selo aufhielt, hauptsächlich den Alexanderpalast, den er
seinen Wünschen und Vorstellungen gemäß umgestalten ließ:
1826: Einbau von Kachelöfen in das zuvor nicht beheizbare Palais.
1827: Umgestaltung der Privatgemächer im Westflügel durch den Architekten Wassili Petrowitsch Stassow.
1837: Umbau des Paradeschlafzimmers Alexanders I. zum Roten Salon. Als Architekt fungiert Konstantin
Thon, den Nikolaus I. vor allem in der zweiten Hälfte seiner Regierungsperiode mit Aufträgen überhäufte
(hauptsächlich in Zarskoje Selo und Moskau); Verkleidung der Kachelöfen mit Delfter-Kacheln.
1838: Aufstellung zweier Statuengruppen von Stephan Pimenow („Spielende Kinder“) vor der Palastfassade.
1840: Umgestaltung der Gemächer der Großfürstin Maria Alexandrowna (Gemahlin des nachmaligen Zaren
Alexander II.); Einbau einer Küche im Palastkeller(mit Kühlschränken und fließendem Wasser); Einbau von
Toiletten.
1843: Umfassende Restaurierung der Paradesäle durch Nikolaj Jefimow; Austausch der Stuckkamine durch
Marmorkamine; Erneuerung der Säulen und Fußböden; Einbau einer Zwischendecke in der großen Bibliothek; Einbau doppelter Fensterscheiben; Installation des ersten elektromagnetischen Telegraphenapparates
der Welt im Kabinett Nikolaus I. durch die Ingenieure Kroll und Jacoby, der mit Apparaten im Kabinett des
Chefs der Verkehrswege und öffentlichen Bauten in St. Petersburg verbunden war.
1845: Umgestaltung der Gemächer der Zarin Alexandra Fjodorowna durch Andrej Stakenschneider; Umwandlung des Blauen Arbeitszimmers Alexanders I. in eine Gedenkkapelle für die jung verstorbene Alexandra Nikolajewna (durch Nikolaj Jefimow); Installation erster Duschen.
1846: Alexander Brüllow und Hippolyth Monighetti fügen
an der Gartenseite zwei Eisenbalkons an die Fassade an.
1848: Errichtung eines schmiedeeisernen Zaunes um den
Palast.
1849: Der Palast erhält fließendes Wasser.
Die Apartments Nikolaus I. im Alexanderpalast existieren
nicht mehr, sie wurden von Robert Melzer für Nikolaus II.
um 1900 vollkommen umgestaltet. Das Gleiche gilt für die
Zimmer
des
früh
verstorbenen
Thronfolgers
Nikolaj
Alexandrowitsch im Katharinenpalast, die um 1840–1860
eingerichtet worden waren. 1915 wurde an ihrer Stelle ein
Lazarett
eingerichtet.
Die
für
ihre
Zeit
typischen
Räumlichkeiten sind auf Zeichnungen von Eduard Hau
festgehalten. Die Epoche Nikolaus I. ist in Zarskoje Selo
heute hauptsächlich in der Form von Möbelstücken
präsent: man sieht eine lange Reihe von Garnituren aus
Rotholz, Nussbaum und dem damals aufkommenden
Birkenholz, das für die nordischen Länder kennzeichnend ist. Die Möbel wurden zunächst nach Entwürfen
Stassows angefertigt: Hunderte von verschiedenen Sofas, reicher oder einfacher, mit glatten oder ornamentierten Handlehnen, mit Bronzeeinlagen oder aus vergoldetem Holz, füllten die Säle, Fremdenzimmer und
Dienstwohnungen. Die Variationsmöglichkeiten waren endlos. Die folgende, bürgerliche Epoche nach dem
Tode Stassows (1848) glänzte mehr durch Menge als durch Qualität. Die plumpen Schnitzereien der Bettrückwände, Sofas, Tische usw. wirken heute eher unerfreulich.
Bei der Umgestaltung älterer Parkanlagen und der Schaffung völlig neuer Komplexe hat Adam Menelas noch
im hohen Alter Hervorragendes geleistet und auch als Baumeister hatte er Gelegenheit, sich zu bewähren.
Anstelle von Rastrellis Schlösschen Monbijou im Alexanderpark setzte er das gotisierende Arsenal, nicht weit
entfernt erbaute er 1837 die Kapelle, eine gotische Kirchenruine und den Weißen Turm. Außerhalb des
eigentlichen Parkbezirkes schmückte Menelas die Einfahrt der Stadt mit dem Ägyptischen Tor, dessen
plastischer Schmuck von Wassilij Demuth-Maljanowskij geschaffen wurde. Nikolaus I. gab außerdem den
Auftrag zum Bau von mehreren Brücken im Schlosspark. Aber während er den Park von Peterhof mit zahllosen neuen Akzenten bereichern ließ, veränderte er im gleichen Zeitraum in Zarskoje Selo kaum etwas. In
den Spätjahren der Herrschaft Nikolaus I. ist jedoch noch ein Gebäude entstanden, das durch seine malerische Lage am See jedem Besucher auffällt, das „Türkischen Bad“ (1852), der letzte Pavillon, der im Katharinenpark errichtet wurde. Architekt des Bades war der in Moskau aufgewachsene Hippolyth Monighetti, der
viele Jahre in Italien verbracht hatte.
Alexander II.
Zwischen 1860 bis 1861 gestaltete Hippolith Monighetti Camerons Paradetreppenhaus im Stil des zweiten
Rokoko um (Stuckaturen der Wände und der Decke im Stil des 18. Jahrhunderts, japanisches und chinesisches Porzellan). Im Jahre 1880 verschied in Zarskoje Selo die Gemahlin Alexanders II., Maria Alexandrowa,
Tochter von Ludwig II. von Hessen. Nur anderthalb Monate nach dem Tod der Zarin heiratete Alexander II.
in der Schlosskirche des Katharinenpalastes heimlich in morganatischer (=unstandesgemäßer) Ehe seine
langjährige Lebensgefährtin, Fürstin Katharina Dolgorukowa (1847–1922), mit der er drei Kinder hatte.
Alexander III.
Alexander III. hielt sich kaum in Zarskoje Selo auf, er bevorzugte als Sommerresidenz den Großen Palast
von Gatschina. Wenn der Zar in Zarskoje Selo weilte, bewohnte er den linken Flügel des Alexanderpalastes.
1887 wurde Zarskoje Selo als erste Stadt Europas vollständig mit elektrischem Strom versorgt.
Die Eremitage
Alle Hauptwege des „Alten Gartens“
laufen auf die Eremitage zu. Erster
Architekt des kleinen Schlösschens war
Michail Zemzow, der es im Herbst 1744
im Rohbau vollenden konnte, bald darauf
jedoch verstarb. Zwei Jahre lang drang
Wind und Wetter in den Pavillon, ehe an
ihm
weitergearbeitet
wurde,
diesmal
unter der Leitung von Rastrelli, der den
Bau nach seinen Plänen 1756 in vollkommen abgeänderter Gestalt vollenden konnte. Das Erdgeschoss der
Eremitage war für die Bediensteten bestimmt. Ein ziemlich enges Treppenhaus führte in den ersten Stock,
der fast vollständig von einem großen Saal eingenommen wurde. Dort zog das illusorische Deckengemälde
von Valeriani, „Gastmahl im Olymp“, das einen offenen Himmel vortäuschte, die Blicke nach oben. Die
Decken der vier seitlich angeordneten Kabinette malten Vater und Sohn Valeriani, Gradizzi und Peresinotti
mit Szenen aus den Metamorphosen des Ovid aus. Da die Zarin beim Essen nicht gerne von vielen Dienern
umgeben war, hatte Rastrelli einen hydraulischen Tisch eingerichtet, der von der Küche im Erdgeschoss mit
Winden in den Saal hochgehoben werden konnte. Zur Bedienung des komplizierten Hebemechanismus’, der
im Keller verborgen war, benötigte man zwölf Arbeiter. So blieb die illustre Gesellschaft beim Speisen unter
sich. Nach dem Mahl ließ man den Tisch einfach nach unten und aus dem Speisesaal wurde ein Ballsaal. Die
Idee hatte Erfolg und so wurde auch im Katharinenpalast ein hydraulischer Tisch installiert, wo er sich
allerdings nicht erhalten hat. In einer durch eine Person bedienbaren Form ließ Ludwig II. von Bayern 1870
eine ähnliche Vorrichtung im Königshaus am Schachen installieren.
Der Lustgarten
Mit Zarskoje Selo war von Anfang an ein
„Lustgarten“ verbunden. Elisabeth ließ den
Garten,
der
bescheidene
erweitern
unter
Katharina
Ausmaße
hatte,
und
im
I.
noch
beträchtlich
französischen
Stil
umgestalten. Im 18. Jahrhundert wurde ein
fürstlicher Schlossgarten als „Fortsetzung des
Ballsaals im Freien“ verstanden. Den östlichen
Teil des Parks nannte man den „Alten Park“,
weil er auf Katharina I. zurückging. Doch
haben
unter
Elisabeth
die
bescheidenen
Anlagen ihr Gesicht vollkommen gewechselt.
Elisabeth ließ abgestufte Terrassen anlegen
und sie durch baumbeschattete Wege in regelmäßige Flächen aufteilen; sie ließ ausgewachsene Bäume mit
dichten Kronen aus Holland, Deutschland oder Italien importieren. Dichte Heckenwände dienten als Hintergrund für Statuen. Gab es für die Gestaltung des „Alten Gartens“ gewisse Anhaltspunkte aus der Zeit von
Katharina I., so musste der „Neue Garten“ zwischen dem Katharinenpalast und dem Tierpark quasi „aus dem
Nichts“ geschaffen werden. Mit den Arbeiten wurde 1745 begonnen. Nachdem die Arbeiten beim Tod Elisabeths 1761 eingestellt wurden, ging der „Neue Garten“ später in den Landschaftsanlagen des Alexanderparks auf.
Der Alexanderpalast
Wie gespannt und kalt das Verhältnis zwischen Katharina II. und ihrem Sohn und Thronfolger, dem Großfürsten Paul Petrowitsch, war, ist allgemein bekannt. Mehrere Quellen sprechen dafür, das Katharina II.
ihren Enkel Alexander Pawlowitsch zu ihrem Thronerben ernennen wollte. Zwar fehlen uns Dokumente, die
ihre Pläne beweisen könnten, doch spricht vor diesem Hintergrund die Errichtung eines prächtigen Palastes
für ihren Enkel in unmittelbarer Nähe ihrer eigenen Residenz unweigerlich dafür. Die Zarin wählte den
Baugrund in der Nähe des Katharinenpalastes selbst aus. Die Lage des Palastes stellte seine Bauherren vor
einige Probleme: unterirdische Flüsse hatten das Baugelände untergraben, infolgedessen war der Rohbau
erheblichen Bewegungen ausgesetzt. Nachdem der Palast im
Rohbau fertiggestellt war, ließ man ihn mehrere Jahre
austrocknen. In der Zwischenzeit machte man sich an die
Innenausstattung,
für
die
britische,
russische
und
italienische Kunsthandwerker herangezogen wurden. Im Juni
1796, zum 19. Geburtstag von Alexander Pawlowitsch,
wurde der Palast dem jungen Großfürstenpaar übergeben.
Den Bau hat er vier volle Jahre beansprucht.
Das Bernsteinzimmer erstrahlt wieder
Im St. Petersburger Katharinenpalast, unweit vom Petersdom, strahlt ein Mythos in neuem Glanz: das Bernsteinzim-
mer. Nicht das Echte, das nach wie vor verschollen ist - das Zimmer wurde originalgetreu nachgebaut. 80
Tonnen des versteinerten Baumharzes wurden aus Sand und Meer der Ostsee gefischt, Quadratmeter um
Quadratmeter Holzpaneele mit Bernstein belegt, kunstvolle Schnitzereien gefertigt, goldene Kronleuchter
und Spiegel, goldene Figuren, Putten, Blüten- und Pflanzengirlanden und ein farbenprächtiges Deckengemälde schmücken den Raum. Zu sehen sind auch die Repliken von vier florentinischen Mosaiken, auf denen
der Raum in seiner Ursprünglichkeiten zu sehen ist.
Ein Geschenk an Zar Peter den Großen
Geschaffen wurde die kostbare Wandtäfelung aus Baltischem Bernstein 1701 ursprünglich für das Schloss
Charlottenburg in Berlin. Im Austausch gegen Soldaten für seine Leibgarde der "Langen Kerle“ und als
Dankbeweis für das Bündnis gegen Schweden "schenkt“ der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. dem kunstsinnigen Zaren Peter dem Großen das Bernsteinzimmer. Für damalige Zeiten war das Prunkzimmer glanzvoll
und kostbar, aber die honiggelbe Nobeltapete war längst nicht so berühmt und geheimnisumwittert wie
heute. Erst der Zweite Weltkrieg hat es zur Legende erhoben.
Deutsche Truppen belagern St. Petersburg
Der Katharinenpalast im Zarendorf Zarskoje Selo gerät zwischen die Fronten und wird schwer beschädigt.
Wie durch ein Wunder überlebt das Bernsteinzimmer fast unversehrt die Katastrophe. Doch im Oktober 1941
werden die Wandverkleidungen von deutschen Truppen abgebaut, requiriert und als Kriegsbeute ins ostpreußische Königsberg entführt. Im Stadtschloss von Königsberg wird das Kunstwerk als "ins Reich heimgekehrte Trophäe" - nach Ausbesserungsarbeiten - zwei Jahre ausgestellt. Bevor es 1944 wiederum verpackt
wird und dann für immer verschwindet.
Eine einzige existierende Farbfotografie und alte Pläne
Schon wenige Jahre nach dem Krieg - zur gleichen Zeit als Ulbricht in Ostberlin das Stadtschloss sprengen
lässt - hatten die Russen das zerstörte Sommerschloss der Zaren in der alten Pracht wiederaufgebaut. Nur
die Wände des Bernsteinzimmers blieben bis in die achtziger Jahre leer, weil das Original nicht wieder
auftauchte.
Eine einzige existierende Farbfotografie und alte Pläne des historischen Bernsteinzimmers waren vor über 20
Jahren Basis für eine eher zaghafte Wiederherstellung der kostbaren Wandverzierungen. Doch 1997 mussten
die ersten Rekonstruktionsbemühungen der Russen eingestellt werden. Nach der Perestroika war Russland
in einer finanzielle Krise geraten. Als gerade mal ein gutes Drittel der Kopie wiederhergestellt war, musste
Chefkonservator Alexander Krylow die Arbeit ruhen lassen. Im Juli 1999 wurde eine Delegation der Ruhrgas
AG aus Essen in Zarskoje Selo empfangen. In der Folge hat der Konzern rund 3,5 Millionen Dollar für die
komplette Rekonstruktion des Bernsteinzimmers zur Verfügung gestellt.
Seit der Finanzspritze aus Deutschland liefen die Arbeiten in den Restaurierungswerkstätten von Zarskoje
Selo wieder auf vollen Touren. Für das Schneiden, Schnitzen und Polieren der Bernsteinplättchen, der
Gemmen, Reliefornamente, Knäufe und kleinen Figuren, aber auch für das Zusammensetzen der Girlanden
und Paneele, konnten bis zu 50 Handwerker beschäftigt werden. Das fossile, versteinerte Baumharz ist ein
schwierig zu bearbeitendes Material. Es ist weich und spröde zugleich. Industrielle Bearbeitungsmethoden
sind ungeeignet. Handarbeit und alte Bearbeitungs-Traditionen, die erst wieder mühsam ausprobiert und
erlernt werden mussten, spielen - unterstützt von moderner Technik - eine große Rolle.
Ein riesiges Puzzle wird zusammengesetzt
Waren schon die alten Fotos eine wichtige Grundlage für die Wiedergeburt des Bernsteinzimmers, brachte
Glück im Unglück die Restauratoren weiter. Weil die deutschen Truppen zu schnell vorrückten, missglückte
1941 ein Versuch die Bernsteinpaneele abzubauen. Doch die damals sichergestellten Splitter und Fragmente
halfen den Restauratoren von heute, die Geheimnisse der Einfärbungen bei den verschollenen BernsteinWandverkleidungen zu lüften.
Im Winter 2001 schritt der Fortgang des Wiederaufbaus in Zarskoje Selo dank der termingerecht gelieferten
vier Tonnen Bernstein aus Yantarny mit schnellen Schritten voran. Im weltweit einzigen Bernstein-Tagebau
wird das notwendige Rohmaterial für Zarskoje Selo gefördert. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es solche
reichhaltigen Bernstein-Lagerstätten.
Die Paneele für die Nordwand wurden von der Werkstatt ins Schloss gebracht. Für die Handwerker ein
Augenblick voll großer Spannung. Beim Einhängen der fragilen Paneel-Konstruktionen wurde sichtbar, wie
schon früher die Bernsteinwände relativ schnell aus- oder eingebaut wurden. In Einzelteile zerlegt, konnten
die Paneele - damals nur ohne Elektro-Schraubenzieher - schon in Berlin, in St. Petersburg und in Königsberg relativ einfach installiert werden. Nicht nur die alten Montage-Techniken wurden übernommen. Für die
Rezeptur der Spezial-Kleber zum Aufbringen der Bernsteinplättchen auf den Holzuntergrund, wurde regelrecht Detektiv-Arbeit geleistet. Über 55 Quadratmeter Wandfläche mit einer halben Million Bersteinteilchen
decken die gesamte Palette des versteinerten Harzes ab: Von flammend roten Topas- über Rubinfarben bis
hin zum Zitronengelb. Ein Mosaik aus dem "Gold des Nordens“, das durch Spiegel, goldene Kerzenleuchter
und vergoldete Stuckfiguren ein einzigartiges Ensemble bildet.
17 Peterhof
Peterhof
(russ.
Петергоф/Petergof)
ist
eine
Palastanlage am finnischen Meerbusen, ca. 25
Kilometer westlich und sechs Kilometer südlich
von Sankt Petersburg. Das ursprünglich von Peter
I.
errichtete
ausgebaute
und
von
Gelände
seinen
gilt
als
Nachfolgern
„russisches
Versailles“.
Nach dem Sieg über die Schweden bei der
Schlacht bei Poltawa 1709 beschloss der Zar, sich
eine zeitgemäße Residenz errichten zu lassen, die Zeichen der neuen Großmacht Russlands werden sollte.
1714 begannen die Planungen für das neue Schloss, an denen Peter, der sich auf einer langen Rundreise
durch Europa bereits mit verschiedenen Handwerkskünsten beschäftigte, aktiv mitarbeitete und für die er
sich Rat von Andreas Schlüter und dessen Schüler Johann Friedrich Braunstein einholte. Im August 1723
konnte Peterhof eingeweiht werden, die Bauarbeiten an dem großen, doch recht schlichten Schloss waren zu
diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig abgeschlossen. Neben dem eigentlichen Palast waren die Goldene
Kaskade und ein großer Teil des Unteren Parks zu diesem Zeitpunkt angelegt, der 400 Meter lange Kanal zur
Ostsee ausgehoben, sowie die Arbeiten an den Lustschlössern ’’Monplaisir’’ (franz. „mein Vergnügen“) und
’’Marly’’ (eine Reminiszenz an das Schloss Marly-le-Roi von Ludwig XIV.) weitgehend beendet. Nach der
Einweihung nutze Peter I. den im barocken Stil dekorierten Palast als seine Sommerresidenz, während er die
restlichen Jahreszeiten weitgehend im Winterpalast verbrachte. Das Schloss und die Parkanlagen wurden in
der Folgezeit ständig erweitert und verschönert.
Nach dem Tode Peters 1725 stand der Palast einige Jahre leer, erst 1730 ließ die Zarin Anna die Arbeiten an
dem Schloss wieder aufnehmen. Unter Zarin Elisabeth wurden dem Großen Palast, der bisher nur etwa so
breit wie die vorgelagerte Kaskade war, durch Bartolomeo Francesco Rastrelli die kurzen Seitenflügel angefügt, das Hauptgebäude verlängert und aufgestockt und die Pavillonbauten an den Enden des Baukörpers
errichtet, wovon einer die Schlosskirche aufnahm. Diese Arbeiten dauerten von 1747 bis 1752 und verliehen
dem langgestreckten, gelb getünchten Bau mit den weißen Dekorationen seine heutige Gestalt. Auch
Katharina die Große nahm noch einige Verschönerungen vor. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein bauten die
russischen Zaren an dieser Residenz, die sie in unregelmäßigen Abständen immer wieder bewohnten und die
mit prächtigen Paradezimmern, wie dem Goldenen Saal, dem Thronsaal und dem mächtigen Treppenhaus
aufwarten kann, in der sich aber auch die intimeren Wohnräume der russischen Herrschersfamilie finden,
wie das Schlafzimmer Peter des Großen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Peterhof von den Deutschen Besatzern weitgehend geplündert und zerstört,
gleich nach dem Kriegsende begannen die Aufräumarbeiten und bereits im Sommer 1945 wurden Teile des
Unteren Gartens wieder für Besucher geöffnet. Die Restaurierungsmaßnahmen am Schloss dauerten viele
Jahre an, zum einen mussten die zerstörten Kunstwerke mühevoll rekonstruiert werden, zum anderen waren
die finanziellen Mittel hierfür immer wieder knapp. Von 1945 bis 1992 trug Peterhof den Namen Petrodworez
(rus. für „Peterspalast“).
Der Palast und seine Gärten, Parkschlösser und Wasserspiele stellt heute eines der wichtigsten Ziele für den
Tourismus in Russland dar.
Die gleichnamige Stadt, in der die Palastanlage steht, hat 60.200 Einwohner. 1998 verlor sie ihre Eigenständigkeit und gehört seitdem administrativ zur Stadt Sankt Petersburg. Deren städtischer Rajon Petrodworez
hat 76.800 Einwohner (2004).
Das ganze Ensemble von Schloss, Park, Pavillonen und der historischen Altstadt wurde 1990 von der
UNESCO in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit aufgenommen.
Die Sehenswürdigkeiten von Peterhof
Schon 1704 ließ Peter der Große hier ein Holzhaus
errichten, da ihm der Platz gefiel und er auf dem
Landweg nach Kronstadt rasten wollte. Dann begann,
nach Entwürfen, an denen der Zar selbst entscheidend
mitwirkte, in rascher Folge der Bau von Schloss
Monplaisir, die Anlage der Parks und der fast zahllosen
Fontänen, der Bau eines großen Schlosses und noch
mehrerer kleiner Schlösser.
Als
Architekten
waren
Johann
Braunstein,
Jean
Baptiste Leblond, Nicolo Michetti sowie Vater und
Sohn Rastrelli, wahrscheinlich auch Andreas Schlüter
in Peterhof tätig - unter ihnen der Le-Nôtre-Schüler
Leblond als der wohl am stärksten prägende. Peter der
Große hatte ihn in Paris kennengelernt und als Nachfolger Schlüters verpflichtet. Leblond, der »als Gartenarchitekt vielleicht noch brillanter war denn als Baumeister«, habe Peterhof »von Anfang an mehr den Charakter verliehen, ein Park mit Palast und Pavillons zu sein und nicht etwa ein Palast mit Park«, schrieb Audrey
Kennett in ihrem Buch über ›Die Paläste von Leningrad‹ (München, 1974).
Wer zur hellen Jahreszeit und an einem schönen Tag nach Peterhof kommt, wird dieses festliche, von
Fontänen durchsilberte Parkgrün erleben. Gelb und weiß stehen die Schlossfassaden über dem Baum- und
Rasengrün, mit goldenen Kuppeln, mit Andreaskreuz und Doppeladler. Das Meer ist ganz nahe und lässt
über der weiten Fläche des Finnischen Meerbusens die Silhouette St. Petersburgs sehen.
Bei der Anfahrt von St. Petersburg sieht man derzeit übrigens beim Ort Strelna die riesige Baustelle. Putins
künftiger Präsidenten-Meeresresidenz, samt Gäste- und Konferenzgebäuden und einer künstlich aufgeschütteten Insel.
Im Zweiten Weltkrieg war Peterhof Frontgebiet. Alle Gebäude wurden schwer beschädigt oder vollständig
zerstört, mitsamt den Inneneinrichtungen, soweit sie nicht ausgelagert waren (eine Fotoausstellung im
großen Palast dokumentiert die Zerstörung). Mit ungeheurer Energie, mit Sachverstand und Liebe haben
russische Restaurateure die Schloss- und Parkanlage nach historischen Bilddokumenten wieder hergestellt.
Nach der Befreiung 1944 wurde der deutsche Name ›Peterhof‹ in ›Petrodworez‹ geändert, seit 1992 heißen
Ort und Schloss aber wieder Peterhof (Petergof).
Großer Palast/(Bolschoj Dworez)
Die Natur schenkte Peter dem Großen einen Bauplatz nach Wunsch. Dank der etwa 16-20 m hohen, steilen
Bodenschwelle in Sichtweite des Meeres konnte der Große Palast in das Konzept von Wasserspielen und
Kanälen eingebunden werden, das den Zaren seit seinem Besuch in Versailles faszinierte.
Der heute 275 m lange, gelb-weiße Palast wurde im Kern seit 1714 von Leblond und nach dessen frühen
Choleratod von J. F. Braunstein erbaut. Seine imperialen Dimensionen erhielt er aber erst unter Zarin Elisabeth, die ihn von Bartolomeo Rastrelli (Sohn) aufstocken und mit Seitenflügeln erweitern ließ (1746-54).
Galerien führen zur Palastkapelle im Osten wie zum Wappenpavillon im Westen - beide mit Glockendächern
und vergoldeten Zwiebelkuppeln.
Aus der Zeit Peters des Großen blieb nur das
Eichenkabinett,
Zaren,
erhalten.
das
Arbeitszimmer
Von
den
u. a.
des
mit
seemännischen und militärischen Motiven in
reicher Schnitzerei geschmückten Paneelen
sind acht noch original.
Höhepunkte
der
Führungen
Repräsentationsräume
und
die
durch
die
kaiserliche
Suite sind:
•
der
blaue
Empfangsraum
mit
seinen
Seidentapeten;
•
der Tschesme-Saal mit Darstellungen der Seeschlacht vor der türkischen Küste 1770, gemalt von Philipp
Hackert;
•
der Tanzsaal (Rastrelli)
•
der Thronsaal, für Empfänge und Bälle von Jurij Veldten in einem Türkis-und-Weiß-Wanddesign und mit
scharlachroten Vorhängen ausgestattet. Blickfang ist das lebensgroße Porträt Katharinas II., es zeigt die
Zarin hoch zu Ross in der Uniform des Preobraschenskij-Regiments, wie sie am Abend ihrer ThronUsurpation triumphal in St.Petersburg einreitet (ein Offizier, heißt es, hatte ihr seinen Uniformrock gegeben);
•
der Weiße Speisesaal mit dem kaiserlichen Wegdwood-Service;
•
der ›Saal der Mode und Grazie‹, auch ›Rotari-Saal‹ genannt, mit 368 Bildern von Frauen und Mädchen in
Trachten aus vielen Ländern Europas, gemalt von Pietro Rotari (es waren wohl nicht 368 verschiedene
Modelle, sondern immer dieselben acht jungen Hofdamen in immer anderen Gewändern);
•
die Chinakabinette westlich und östlich des Rotari-Saals ließ sich Katharina II. von Veldten einrichten vor fast keinem europäischen Palast machte die Chinoiserie-Mode halt, und hier hinterließ sie prächtigste
Lackarbeiten;
•
der Rebhuhn-Salon hat seinen Namen nach dem Muster aus Rebhühnern, Ähren und Blumengirlanden
der seidenen Wandbespannungen, Vorhänge und Möbelpolster;
•
das ehemalige, von Rastrelli entworfene kaiserliche Schlafzimmer, von Veldten geteilt in den Kronraum
(zur Aufbewahrung der Zarenkrone, wenn sie nach Peterhof mitgeführt wurde) und das Diwanzimmer,
mit breitem osmanischem Diwan und chinesischen Seidentapeten. Beide Räume haben einen Alkoven, in
einem steht noch ein goldenes Bett.
Park und Wasserkünste/(Park i Fontany)
Die Sehenswürdigkeiten, an denen der Park so reich ist,
kann man beschreiben, kaum aber das bis ins Innerste
heitere Gefühl, das im Zusammenwirken von Kunst,
spielerischer Phantasie und Natur den Besucher bis
heute hier überkommt. Falls ihm nicht wie Katharina der
Großen die Künstlichkeit eines Parks aus dem 18. Jh.
zuwider ist: »Ich hasse Brunnen«, schrieb die Zarin dem
verehrten Voltaire, »die dem Wasser Gewalt antun und
es zu einem Lauf zwingen, der seiner Natur nicht
entspricht.«
Das Gelände ist sehr ausgedehnt, immer ufernah,
1200 ha groß. Die rund 150 Fontänen sind hauptsächlich
auf den Großen Palast hin orientiert. Außer der Großen Kaskade sind noch drei andere - die SchachbrettKaskade, die ›Goldener-Berg-Kaskade‹- und die nach jahrelanger Restaurierung wieder hergestellte
Löwen-Kaskade - zu bewundern.
Oberer Garten (Werchnij Sad) wie Unterer Park (Nischnij Park, links und rechts des Kanals, der zum Meer
hinführt) sind mit vielen Entsprechungen, teils symmetrisch, gestaltet und gehen zum Teil auf Entwürfe
Peters des Großen zurück.
Anders als in Sanssouci, wo ein halbes Jahrhundert später der Preußenkönig trotz allen Aufwandes für
Pumpwerke keine Freude an seinen Wasserkünsten hatte, sprudeln in Peterhof die Fontänen aus scheinbar
unbegrenztem Vorrat. Schon zu Peters des Großen Zeiten (1720/21) legte der Ingenieur Wassilij Tuwolkow
die von den 20 km entfernten Ropscha-Höhen aus gespeisten Speicherbecken so geschickt an, dass Brunnen
das Wasser durch natürliches Gefälle, ohne andere Energie, zum Springen gebracht wird. Bis ins 19. Jh.
hinein wurden immer weitere Brunnenanlagen geschaffen.
Im Oberen Garten, der nach französischem Muster in exakter Geometrie angelegt ist, schmücken die zentrale Neptun-Fontäne 40 Figuren, die schon Mitte des 17. Jh. in Nürnberg gegossen wurden. Da man dort keine
Möglichkeit hatte, die für einen so großen Brunnen nötigen Wassermengen heranzuleiten, verschwanden sie
bis 1782 im Depot und wurden dann nach Russland verkauft. Im Zweiten Weltkrieg nach Deutschland
verschleppt, konnten sie nach Kriegsende zurückgeführt werden.
Auch die Große Kaskade, die Hauptattraktion Peterhofs, ist wieder mit sprudelndem, rauschendem Leben
erfüllt. Von der Schlosshöhe herab fällt das Wasser über drei Treppen in das Marmorbecken mit der golden
strahlenden Samsonfigur und strömt von dort durch den skulpturengesäumten Kanal zum Meer. 64 Fontänen und Hunderte von vergoldeten Skulpturen sind Teil der Kaskaden-Architektur. »Peterhof scheint aus
dem Schaum des Meeres geboren«, schrieb der aus französischer Familie stammende Maler Alexandre
Benois, der in St. Petersburg zu Hause war, »Peterhof ist eine Residenz des Meergottes. Die Fontänen in
Peterhof sind nicht Nebensache, sie sind der Kern des Ganzen, sein eigentliches Wesen. Sie symbolisieren
das Reich des Meeres, mit den Myriaden der Tropfen, die das Meer am Ufer von Peterhof aufstieben lässt.«
Noch ein Zweites, nämlich die Sieger-Rolle des Zaren, wird in Peterhof symbolisiert, auch in der berühmtesten Figur, dem vergoldeten Samson. Der biblische Held reisst dem Löwen den Rachen auf, aus dem der
Wasserstrahl aufsteigt, 20 m hoch. Die Figur, zur Erinnerung an den Sieg bei Poltawa gegossen, stammt
ursprünglich von Carlo Rastrelli und war aus Blei. Anfang des 19. Jh. wurde sie durch eine Bronze von M.
Koslowskij ersetzt.
An den Kreuzungspunkten im Unteren Park
finden sich östlich vom Kanal die Adam-,
westlich
die
Eva-Fontäne.
Wahre
Wasserkunstwerke sind die Pyramiden-, die
Sonnen- und verschiedene Scherz-Fontänen
(die den ahnungslosen Besucher bespritzen)
im östlichen Teil. Nahe der Samson-Fontäne
erfreut die Favoritka-Fontäne: Begleitet von
täuschend echtem Geschnatter jagt ein
künstliches
Hündchen
künstliche
Enten,
durch Wasserkraft getrieben, unablässig im
Kreis herum. Von der Höhe fällt östlich des
Schlosses
die
Schachbrett-Kaskade,
von
bunten Drachen bewacht.
Schloss Monplaisir mit Katharinenflügel/(Monplesir i Jekaterininskij Korpus)
In diesem kleinen Lustschloss ist noch viel vom Charakter seines Bauherrn, Peters des Großen, zu erfahren.
Backstein, nach holländischem Muster, wie der Zar es liebte, ist das Baumaterial, aufgehellt durch weiße
Balustraden der seitlichen Galeriebauten und durch weiße Fenstersprossen. Mit Klinkern wurde die Terrasse
zum Meer ausgelegt. Innen finden sich Holztäfelungen, Deckengemälde im Paradesaal und holländische und
flämische Bilder - oft Seestücke - in den beiden Galerien.
Elegant ist das Lackkabinett (mit Lackmalereien russischer Künstler nach chinesischen Vorbildern), interessant sind die holländischen Kacheln in der Küche, besonders aber die im Arbeitszimmer des Zaren, die
verschiedene Schiffstypen zeigen. Chinesisches Porzellan ist im ›Zimmer des Sekretärs‹ ausgestellt. Erstaunlich kurz erscheint das Bett des hochgewachsenen Zaren (2,04 m groß!); man hielt es damals für gesund,
halb im Sitzen zu schlafen. Das Schlösschen wirkt wie ein hübsches, helles Landhaus am Meer, aufwendig
und gediegen, aber nicht prunkvoll, ganz im Sinne seines ersten Bewohners.
Nach dem Tod Peters des Großen wurde ›Monplaisir‹ samt seiner Einrichtung unverändert erhalten, »aus
einer Art religiöser Verehrung«, wie noch 1784 ein Besucher notierte.
Doch schätzten sowohl die Zarin Elisabeth wie Katharina die Große den Platz am Meer, und nach 1740 ließ
Elisabeth einen Flügel anbauen, der später auch von Katharina benutzt und nach ihr benannt wurde. Der
Blaue Salon im Empire-Stil ist ein Werk Giacomo Quarenghis aus den 80er-Jahren des 18. Jh. Deliziöse
Kleinigkeiten wie ein ›Souvenir‹-Büchlein mit Perlmutt-Einband und Rubinglas-Pokale sowie ein Spazierstock
mit Elfenbeingriff erinnern noch an Katharina die Große. Im Musikzimmer werden fünf kostbare Uhren, im
Speisesaal wird das prächtige ›Gurjew‹-Porzellanservice in Rot und Gold gezeigt, jeder Teller mit einem
anderen Gemälde.
Marly und Eremitage/(Marli i Ermitasch)
Im westlichen Teil des unteren Parks liegt das zweigeschossige kleine Schlösschen Marly, das Peter der
Große wahrscheinlich von den Architekten Leblond und Braunstein errichten ließ (1720-24), mit hohem
Mansardendach - dem Stil nach könnte es eines der historischen Gebäude um Paris aus dem 17. Jh. sein.
Selbst der Name ist der eines königlichen Jagdschlosses in Frankreich, das Peter der Große auf seiner Reise
kennenlernte. Große Sorgfalt ließ der Zar auf den Kachelschmuck der Küche verwenden - und darauf, dass
Küche und Speisesaal einander nahe waren. Peter der Große wollte das Essen heiß serviert haben, der
Gewohnheit seiner Zeit entgegen.
Fast zeitgleich mit Marly entstand nordöstlich davon die Eremitage im Unteren Park (Architekt: Baunstein).
Die Eremitage wurde jedoch erst nach dem Tod Peters des Großen vollendet. Mehr Gartenpavillon als Palais,
war sie ganz auf kleine Gesellschaften eingerichtet, die mit schönstem Ausblick, aber ohne Diener im Saal
des Obergeschosses tafeln wollten. Deshalb konnte der Tisch in die im Untergeschoss eingerichtete Küche
versenkt und mit Speis und Trank wieder emporgehoben werden.
Cottage-Palais/(Dworez Kottedsch)
Durchwandert man den weiten Unteren Park auf seinen schnurgeraden Wegen nach Osten, kommt man
schließlich an eine Mauer, in der sich nur an wenigen Stellen Durchgänge finden - einer liegt auf der Höhe
des kleinen Lunaparks und der alten Stallungen.
Dahinter breitet sich ein sehr großer Landschaftspark aus, der Alexandra-Park. Er wurde im 19. Jh. angelegt
und nach der Gemahlin Zar Nikolaus’ I., Alexandra Feodorowna (= Charlotte von Preußen) benannt, die
Peterhofs barocke Symmetrie nicht mochte und ein Haus in romantisch überwachsener Lage bevorzugte.
Etwas tiefstapelnd nannte man das 1826-29 von Adam Menelaws erbaute Palais ›Cottage‹, es ist mehr eine
ländliche Villa. Aus Preußen stammte die Zarin, und das Cottage zeigt viele neugotische Stilmerkmale,
Treppengiebel, Spitzbögen, Erker, wie sie damals in Preußen auch der Architekt Karl Friedrich Schinkel
liebte. In den Wohnräumen erinnert manches an die Berliner Herkunft: Kleinkopien Berliner Skulpturen,
Landschaftsgemälde der Havel. Man wollte eigentlich mittelalterliche Bescheidenheit in englisch-preußischer
Art und konnte dann doch nicht anders, als die Räume aufwendig zu dekorieren und mit ungezählten kleinen
Kostbarkeiten - Kästchen, Leuchtern, Porzellan, Glas, Ofen- und Wandschirmen - zu füllen.
Ein Rundgang in Stichworten: Arbeitszimmer und Bibliothek im Untergeschoss - Spitzbögen sogar in Sesseln
und Schränken; der große Wohnraum: kunstreicher Stuck-Deckendekor, ein riesiger, herrlicher Teppich.
Esszimmer: lang, schmal, etwas dunkel, steife Stühle, hässlich nach unserem Geschmack, aber wundervolles
Porzellan. Das Treppenhaus erlesen im neugotischen Dekor, zusammen mit den Lampen ein gelungenes
Ensemble. Die oberen Räume: kleiner dimensioniert, familiärer, als Unterrichtsraum, Umkleideraum, kleines
Arbeitszimmer, Wohnzimmer und Kinderzimmer eingerichtet. Besonders schöne Möbel mit elegant geschwungenen Formen aus hellem Holz findet man im Arbeitszimmer im 1. Stock, eine grandiose Aussicht
bietet das See-Zimmer Nikolaus’ I.
Die inszenierte Idylle dieses Hauses fand seinerzeit unter massiver Abschirmung und militärischer Bewachung des Geländes statt, denn Nikolaus I. hatte sich durch Sturheit und Unnahbarkeit viele Feinde geschaffen.
In der Umgebung stößt man auch auf eine neugotische Kapelle, auf eine künstlich angelegte Ruinenbrücke
und auf ein halbverfallenes herrschaftliches Farmgebäude (Fermerskij Dworez).
Benois-Familienmuseum/(Musej Semij Benua)
Auf dem Rückweg vom Cottage zum Oberen Garten kommt man an den im neugotischen Baustil gehaltenen
Stallungen vorbei, sie sind das Werk des Architekten Nikolaj Benois, dessen Familie so vielfältig mit dem
kulturellen Leben Russlands verbunden war.
Dies wird in einem östlich vom Großen Palast gelegenen Flügelbau dokumentiert, der früher Hofdamen
beherbergte, heute ›Korpus Benua‹ genannt wird und seit 1988 ein Familienmuseum ist, in dem man Entde-
ckungen macht, zum Beispiel die, dass der Schriftsteller und Schauspieler Peter Ustinov auch ein Benois ist.
Meist waren die Benois Architekten und Maler. Sie stammten alle von einem Benois ab, der 1794 als Koch
aus Frankreich an den Zarenhof kam.
Auf dem Weg vom Benois-Museum zur Durchgangsstraße trifft man noch auf das empfehlenswerte kleine
Restaurant ›Kafe Trapeza‹, die alte Apotheke und die Teestube ›Fiftosal‹, das Kräuterdepot, wo schon zu
Zarenzeiten Heilkräuter zubereitet wurden.
Peter-und-Paul-Kathedrale/(Petropawlowskij Sobor)
An der Durchgangsstraße durch die
Stadt Peterhof ragt altrussisch farbig
mit fünf Kuppeln die Kathedrale auf,
die
1894-1905
von
N.
Sultanow
prächtig erbaut, in der Sowjetära aber
ausgeräumt und als Lagerhaus und
Kino benutzt wurde. Auch die einst viel
bewunderte Majolika-Ikonostase ging
verloren. In den 70er-Jahren des 20.
Jh. wurde das Äußere restauriert, 1989
die
Kathedrale
an
die
orthodoxe
Gemeinde zurückgegeben, 1994 wurde
sie neu geweiht.
Verglasung, Wandmalereien, Majoliken
und Vergoldungen sind erneuert worden. Die Partnerstädte (wie das deutsche Bad Homburg) helfen - auch
bei der Versorgung von 3000 Alten und Behinderten.
18 Bartolomeo Francesco Rastrelli
Winterpalast von der Newa aus aufgenommen (2004)
(* 1700 in Paris; † 1771 in Sankt Petersburg) war
ein russischer Architekt und Baumeister italienischer
Herkunft.
Von Rastrelli stammen viele Barock-Bauwerke in
Sankt Petersburg, unter anderem das StroganowPalais, das Woronzow-Palais, das Smolny-Kloster
und, teilweise, der Gostiny Dwor (Grundriss). Am
bekanntesten
sind
wahrscheinlich
der
Katharinenpalast in Zarskoje Selo, der Große Palast
von Peterhof und der Winterpalast in Sankt Petersburg (Eremitage).
Bartolomeo Francesco Rastrelli wurde als Sohn des Bildhauers Bartolomeo Carlo Rastrelli, der später vom
Papst in den erblichen Grafenstand gehoben wurde, in Paris geboren. 1716 ging er zusammen mit seinem
Vater nach Russland, wo dieser für Peter den Großen als Architekt und Bildhauer tätig war. Zunächst war
Rastrelli Schüler seines Vaters. 17-jährig plante er seine ersten selbstständigen Arbeiten: die Gartenanlagen
für die Sommerresidenz in Strelna. Später folgten zwei Auslandsaufenthalte; Rastrelli besuchte Italien,
Frankreich und Deutschland.
Hofarchitekt unter Elisabeth I.
Nach 1730 kehrte Rastrelli nach Russland zurück und wurde zum Hofarchitekten ernannt. Er führte zahlreiche Projekte für Kaiserin Anna Iwanowna aus, von denen allerdings kaum etwas erhalten geblieben ist
(Annenhof in Moskau, Sommerpalast in Sankt Petersburg). Rastrelli nahm in dieser Zeit auch Aufträge von
Privatleuten entgegen; für Ernst Johann von Biron etwa baute er in Rundale (Ruhenthal) ein
Sommerschloss und in der kurländischen Hauptstadt Mitau (lettisch: Jelgava) eine repräsentative Residenz.
(vgl. zu beiden die SiS-Broschüre „Baltikum“)
Von Zarin Elisabeth I. wurde Rastrelli dann intensiv bei der Gestaltung von Sankt Petersburg eingesetzt.
Darüber hinaus musste der Architekt auch die zahlreichen Festveranstaltungen des Hofes planen: Feuerwerke, Illuminationen, Bankette, Weinfontänen, Triumphzüge usw. Besonders prunkvoll gestaltete Rastrelli die
Krönung der Kaiserin in Moskau. Dort hatte er auch Gelegenheit, sich mit der altrussischen Kirchenarchitektur vertraut zu machen. Erstmals seit Peter dem Großen entstanden durch Rastrelli wieder die traditionellen
russischen Fünfkuppel-Kirchen (z. B. Auferstehungskathedrale des Smolnyj-Stifts).
Rastrellis Arbeitsleistung war gewaltig. Da er das gewaltige Arbeitspensum nicht alleine bewältigen konnte,
bildete er zahlreiche Schüler aus, die allesamt in seiner Baukanzlei arbeiteten.
Rastrelli war verheiratet mit einer gebürtigen Gräfin von Wales. Das Paar hatte mehrere Töchter, allerdings
erreichte nur eine das Erwachsenenalter und heiratete nach Warschau. Daher befindet sich ein Großteil des
zeichnerischen Nachlasses Rastrellis heute in der Polnischen Nationalbibliothek.
Das letzte Werk Rastrellis in Russland ist der Ausbau des Winterpalastes in St. Petersburg ab 1754: Rastrelli
fügte mehrere bestehende Bauten zu einem großen Palastkomplex zusammen. Es ist sein bestes, sein
Hauptwerk geworden. Das Innere des
Palastes konnte Rastrelli jedoch nicht
mehr vollenden; nur den Thronsaal, die
Paradetreppe-Jordantreppe
und
die
Schlosskirche konnte er noch fertigstellen. Dann starb die Auftraggeberin
Elisabeth.
Ihr
Nachfolger,
Peter
III.
verlieh Rastrelli den Annenorden, wurde
aber schon kurze Zeit später Opfer einer
Palastrevolution.
Jordantreppe im Winterpalast
Ende von Rastrellis Beschäftigung
Nach dem Amtsantritt von Katharina II. bekam Rastrelli keine Aufträge mehr vom Hof, da man sich dem
beginnenden Klassizismus zuwandte. Nachdem Rastrelli ein Jahr untätig dasaß, bat er darum, in Pension
gehen zu dürfen. Rastrelli ging für ein Jahr nach Italien, dann kehrte er nach Mitau zurück, um die Schlösser
seiner Jugend zu vollenden und weiter auszubauen. Dort starb seine Frau, die er innig liebte, und Rastrelli
selbst dachte nun ans Sterben: Er war ein alter und kranker Mann.
1771 wurde Rastrelli an die Akademie der Künste in Sankt Petersburg berufen. Doch er starb schon Ende
dieses Jahres. Wo sich seine Grabstätte befindet, ist nicht genau bekannt.
Wird fortgeführt