ELISA-Tandem - Integration und Migration in Thueringen
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ELISA-Tandem - Integration und Migration in Thueringen
ELISA-Tandem „Erfurter lokale Initiative zur Integration junger Spätaussiedler und Migranten in Ausbildung und Beruf“ Ein Erfurter Integrationsprojekt ELISA-Tandem „Erfurter lokale Initiative zur Integration junger Spätaussiedler und Migranten in Ausbildung und Beruf“ Inhaltsverzeichnis Seite Grußwort der Robert Bosch Stiftung 2 Grußwort des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Erfurt 3 Kurzüberblick über ELISA 4 Bausteine 7 Mobilitätstraining 7 Allgemeine Sprache 8 Fachsprache 9 Bewerbungstraining 11 Interkulturelles Training 12 Arbeitstraining 13 Metall 14 E-Technik 15 Bäckerei/Konditorei 16 Gartenbau 17 Hauswirtschaft 18 Farbe 19 Holz 19 Handel und Lager 20 Hotel/Gastgewerbe 21 Friseur 22 Arbeitserprobung 24 Begleitung durch den Jugendmigrationsdienst 27 Perspektiven 28 ELISA-Netzwerk 29 Ausblick 30 Impressum 32 Grußwort der Robert Bosch Stiftung Vor zwei Jahren startete das ELISA-Tandem. Es gehört damit zu den ersten Projekten, die die Robert Bosch Stiftung in den Förderwettbewerb „LISA - Lokale Initiativen zur Integration junger Migranten in Ausbildung und Beruf“ aufgenommen hat. Das Programm richtete sich besonders an junge Spätaussiedler, ohne andere Zuwanderer auszuschließen. Bundesweit waren bereits lokale Netzwerke zur Integration von Zuwanderern, wie in Erfurt, entstanden, die aber nicht immer ausreichend mit Netzwerken für Ausbildung und berufliche Integration verbunden waren. Hier Brücken herzustellen und aufeinander abgestimmte praxiswirksame Initiativen zu starten, war das Anliegen unseres Programms. Dass Erfurt schließlich zu den Geförderten gehörte, ist kein Zufall. Unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters haben Sie, das Netzwerk für Integration für Spätaussiedler, Migranten und Bürger der Landeshauptstadt Erfurt, in vorbildlicher Weise verlässliche Kooperationsbeziehungen zu Ämtern, dem Träger der Grundsicherung, Bildungsträgern und Unternehmen hergestellt. Gemeinsam haben Sie einen Kurs für Jugendliche im Rechtskreis des SGB II entworfen und durchgeführt, der schließlich 27 Teilnehmern direkt in Ausbildung oder Arbeit verhalf. Der Erfolg beruht zweifellos auf dem zugrunde liegenden Konzept. Wir sind jedoch sicher, dass auch das „Wie“ durch die ELISA-Akteure maßgeblich war: Ihre Zielorientierung, das laufende Controlling Ihres Erfolgs und die Flexibilität, das Konzept an die Fähigkeiten und den Unterstützungsbedarf der Teilnehmer anzupassen. Ihnen gegenüber die richtige Balance zwischen Ermutigung, Anerkennung und Forderung herzustellen, gehörte sicher zu den Herausforderungen des Projekts, ebenso wie die Akzeptanz der Grenzen Ihres Ansatzes, wenn etwa die sprachlichen Voraussetzungen fehlten. Mit Kompetenz, Engagement und Entschlossenheit haben Sie tragfähige Strukturen in Erfurt gebildet, für deren Ausbau und weitere Nutzung wir Ihnen viel Erfolg wünschen. Die Robert Bosch Stiftung dankt allen Aktiven von ELISA-Tandem und gratuliert den erfolgreichen Absolventen, ohne deren Durchhaltevermögen, Interesse und Geschick auch keine Strukturen geholfen hätten. Viola Seeger Projektleiterin, Robert Bosch Stiftung, Stuttgart Grußwort des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt Erfurt Die Integration von Migrantinnen und Migranten in alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens ist ein vielseitiger und langfristiger Prozess. Er erfordert sowohl Anstrengungen von den Zuwanderern als auch von der Aufnahmegesellschaft – auf beiden Seiten der Integrationslinie muss es ein Zulassen, Fördern, Wollen geben. Bei der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund stehen die Kommunen in einer ganz besonderen Verantwortung. Denn vor Ort wird das Zusammenleben zwischen Personen und Gruppen mit unterschiedlichen kulturellen oder ethnischen Wurzeln ausgestaltet. Und vor Ort entscheidet sich, ob Integration erfolgreich ist. Einen besonderen Stellenwert für den Erfolg des gesellschaftlichen Integrationsprozesses haben Bildung und Ausbildung. Ein qualifizierter Schulabschluss, eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein Studium sind entscheidende Voraussetzungen für die Vermittlung in Arbeit. Damit dieser komplexe Prozess aber besser und schneller gelingt, sind neues Denken und neue Konzepte notwendig. So stellen die Vielfalt von Begabungen und Kenntnissen ein zukunftsträchtiges Entwicklungspotenzial dar, das besser als bisher gefördert und genutzt werden muss. Deshalb beschloss die Stadt Erfurt, sich bei der Robert Bosch Stiftung mit einem Projekt zu bewerben. In der Folge hat sich das Netzwerk für Integration mit weiteren kompetenten Partnern zusammengetan, um ein neues Projekt zu entwickeln und durchzuführen. Die Geburtsstunde des ELISA-Tandems – die Erfurter Lokale Initiative zur Integration jugendlicher Spätaussiedler und Migranten. Die guten Ergebnisse geben uns Recht und das ELISA-Tandem wird in Teilen weitergeführt. Nach zwei erfolgreichen Jahren danke ich allen Projektbeteiligten für die geleistete Arbeit. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern am ELISA-Projekt wünsche ich vor allem, dass sich ihre Chancen zur Integration in das Arbeitsleben und in die Gesellschaft verbessern und dass sie ihre Potenziale und Kompetenzen erfolgreich einsetzen können. Andreas Bausewein Kurzüberblick über ELISA 165 Initiativen aus ganz Deutschland haben sich für eine Förderung bei der Robert Bosch Stiftung beworben. Junge Spätaussiedler und Migranten sollten besser in die Ausbildungs- und Berufswelt integriert werden. Das Erfurter Projekt „Erfurter lokale Initiative zur Integration junger Spätaussiedler und Migranten in Ausbildung und Beruf“ (ELISA) war unter den zehn ausgewählten. Was bedeutete ELISA? ELISA-Tandem war ein praxiswirksames und lokal abgestimmtes Vorhaben zur Verbesserung der Ausgangslage der Integration Jugendlicher durch Erhöhung der beruflichen und sprachlichen Potenziale und Kompetenzen. Die Initiative ELISA-Tandem stärkte gegenseitig die Integrationsfähigkeit und -bereitschaft der Gesellschaft und der teilnehmenden Partner auf vielfältige Art und Weise. Für die Jugendlichen bedeutete dies: eine Steigerung des Selbstbewusstseins und der Eigenverantwortung, einen Abbau von Sprachbarrieren und die Verbesserung der sprachlichen Kompetenz, die Verbesserung der Berufschancen, einen Überblick über Ausbildungs- und Arbeitsmarkt in Deutschland zu erhalten. Bei den Eltern wurde erreicht: ein Gefühl des Gebrauchtwerdens durch die Vermittlung eigener Erfahrungen und beruflicher Fertigkeiten zu erzeugen Abbau der Integrationsbarrieren durch Kommunikation mit Einheimischen Bei der Aufnahmegesellschaft konnte: eine Stärkung der eigenen Empathiefähigkeit durch Zusammenarbeit mit Zielgruppen und Interkulturellem Training in Werkstätten (Lernen von „Eltern“) und eine Sensibilisierung der Unternehmen für die Situation dieser Jugendlichen erreicht werden. Warum ELISA in Erfurt? Trotz geringer Zuwanderungszahlen gab und gibt es in unserer Kommune spezifische Problemsituationen durch Arbeitslosigkeit, Mangel an Ausbildungsstellen und Sprachprobleme für jugendliche Migranten und deren Eltern in Bezug auf berufliche Teilhabe, die besonders auf die wirtschaftliche Lage der neuen Bundesländer zurückzuführen sind. Das Projekt baute auf die langjährige Zusammenarbeit innerhalb des Netzwerkes für Integration für Spätaussiedler und Migranten der Landeshauptstadt Erfurt sowie Erfahrungen in der Arbeit mit dem Personenkreis durch die Beteiligten auf. Wen haben wir erreicht? Das waren in erster Linie jugendliche Spätaussiedler und Jugendliche mit Migrationshintergrund, mit und ohne Schulabschluss, die noch keine berufliche Zielstellung verinnerlicht hatten. Sie waren im Alter zwischen 18 und 27 Jahren und kamen aus unterschiedlichen Ländern. Sie hatten sehr geringe Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Weitere Teilnehmer waren die Tandem-Partner, die „Elterngeneration“ (im Sinne von älteren erwachsenen Migranten), die langjährige berufliche Erfahrungen in ihrem Heimatland gesammelt haben und in Deutschland ebenso nach Integrationschancen, Betätigung und nach Möglichkeiten der sprachlichen Verbesserung suchten. Diese „Eltern“ haben gemeinsam mit den Jugendlichen Deutsch (Alltags- und Fachsprache) gelernt und ihnen im praktischen Tun ihre Erfahrungen mit einheimischen Ausbildern weitergegeben. Ausbilder, Lehrpersonen und Sozialpädagogen der Bildungsträger lernten von den Erfahrungen ihrer „Schüler“ und erhöhten im Umgang mit ihnen ihre persönliche Sozial- und interkulturelle Kompetenz. In den vier Durchgängen nahmen insgesamt 75 Teilnehmer aus 20 verschiedenen Ländern in 12 Arbeitsfeldern teil. 15 davon waren Ältere. Tunesien (4) Irak (3) Kasachstan (23) Russland (25) Jeweils ein bis zwei Teilnehmer kamen aus Algerien, Aserbaidschan, Brasilien, Bulgarien, Gambia, Indien, Kirgisien, Kongo Demokratische Republik, Moldawien, Syrien, Tschetschenien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Vietnam und Weißrussland. Thüringer Allgemeine Erfurt vom 12. Dezember 2007 Was war neu? Neu war die Form der Zusammenarbeit der unterschiedlichen Ämter, Institutionen und Bildungsträger, um ein neues Modell der Projektarbeit in der Arbeit mit Migranten zu entwickeln. Eine verbindliche Kooperation zwischen den Partnern wurde hergestellt und eine Plattform geschaffen, auf der Erfahrungen und Informationen ausgetauscht werden konnten. Neu war das Tandem-Prinzip. Es bestand in der Anleitung und Begleitung der Jugendlichen durch zwei Erwachsenengruppen unterschiedlicher Sozialisation (Ausbilder und „Eltern“), die sich gegenseitig unterstützten, austauschten und mit Auszubildenden und dem Lehrpersonal in den Einrichtungen zusammenarbeiteten. Die einbezogenen Älteren profitierten selbst von den Angeboten und waren gleichzeitig Ansprechpartner und Prozessbegleiter für die Jugendlichen im Rahmen der Arbeitserprobungen – „Tandem-Prinzip“. Pro Durchgang wurden mindestens drei Ältere beteiligt. Die Zuweisung der Jugendlichen und der Älteren erfolgte über die ARGE. Viola Seeger, Robert Bosch Stiftung „Setzen Sie sich konkrete und überprüfbare Ziele. Überprüfen Sie auf dieser Grundlage regelmäßig kritisch Ihre Ergebnisse. Überlegen Sie bei Abweichungen, inwiefern Änderungen der Arbeitsweise oder der Ziele nötig sind.“ Tipp Tipp Renate Tuche, Ausländerbeauftragte der Landeshauptstadt Erfurt „Planen Sie Zeit und Personen für Koordinierungsfragen und zur individuellen Nachbetreuung ein.“ Neu war, dass die Teilnehmer ein Zertifikat über das Gesamtprojekt sowie über Teilabschnitte erhielten. Das Abschlusszertifikat wurde vom Oberbürgermeister als Schirmherr des Projektes unterschrieben. Die Nachweise über die Arbeitserfahrungen wie Gabelstaplerpass und Sprachkenntnisse konnten für den zukünftigen beruflichen Werdegang genutzt werden. Neu war die Entwicklung und Erprobung eines Modells, das in logischer und auf Erfahrungen beruhender Struktur der Netzwerkpartner aufbaute. Das hieß: Allgemeine Sprache fand in Kombination mit Interkulturellem Training und Bewerbungstraining statt. Fachsprache fand parallel zu Arbeitstraining und Arbeitserprobung statt. Neu war eine Koordinierungsstelle und feste Ansprechpartner im Zentrum für Integration und Migration für das Projekt. Was leistete das Projekt? Das Projekt ELISA-Tandem bot jugendlichen Spätaussiedlern aufeinander abgestimmte Bildungs-/Qualifizierungsmaßnahmen an, die geeignet waren, den Einstieg in Ausbildung/Arbeit zu verbessern. Dabei handelte es sich um die Bausteine: Allgemeine Sprachförderung, Fachsprache, Interkulturelles Training, Bewerbungstraining und Arbeitstraining. Zusätzlich waren Praktika zur Arbeitserprobung in Betrieben vorgesehen. Fakten: Insgesamt fanden vier Durchgänge mit einer Dauer von drei Monaten mit jeweils 15 Jugendlichen statt. Jeder Durchgang umfasste insgesamt 512 Stunden (Allgemeine Sprache 120, Fachsprache 104, Interkulturelles Training 40, Bewerbungstraining 40, Arbeitstraining 216) plus 216 Stunden im Betrieb. Das Arbeitstraining wurde in zehn Berufsfeldern/Berufen angeboten: Metall, Elektrotechnik, Farbe, Gartenbau, Bäckerei/Konditorei, Friseur, Hauswirtschaft, Holz, Hotel- und Gaststättengewerbe, Handel/Lager. Zur Entwicklung und Umsetzung des Vorhabens wurde ein Netzwerk aufgebaut, das einen Beratungsdienst, fünf Bildungsträger, eine Kammer, die zuständige ARGE, das Amt für Sozial- und Wohnungswesen der Stadt Erfurt sowie das Zentrum für Integration und Migration umfasste. Die beteiligten Träger boten jeweils einzelne Bausteine der Gesamtmaßnahme an. Koordiniert wurde das Projekt von der Ausländerbeauftragten der Landeshauptstadt Erfurt in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Integration und Migration. Bausteine Mobilitätstraining Dieses Training war ein unverzichtbarer Baustein. Zur Erhöhung der Mobilität der Jugendlichen wurde durch das Zentrum für Integration und Migration ein zweitägiges Mobilitätstraining durchgeführt. Ziel war, dass sich die Teilnehmer untereinander kennenlernen, Teams nach Arbeitsfeldern bilden und das Finden ihrer künftigen Ansprechpartner an dem Ort, wo sie lernten und arbeiteten. Insgesamt gab es zwölf verschiedene Partner vor Ort. In diesem Training sollten sich die Teilnehmer über ihre zukünftige Arbeit in den Arbeitsfeldern und alle projektbeteiligten Partner informieren. Sie erhielten einen Stadtplan und mussten die Orte und Ansprechpartner aufsuchen. Dazu wurden Fragen und Aufgaben in einem Fragebogen formuliert. Nach Berufsbereich erfolgte die Aufteilung in drei Gruppen. So erkundeten sie alle die Orte, an denen der Unterricht bzw. die Arbeit stattfinden sollten. Sie hatten den Auftrag, Verkehrsverbindungen und Dauer der Fahrtstrecken herauszufinden und diese selbst auszuprobieren, Beweise, wie Visitenkarten, Flyer o.ä. mitzubringen. Damit wurde erreicht, dass alle die Ausbildungsstätten kennen und sich die Mobilität erhöhte. Die Teilnehmer lernten sich untereinander kennen und zugleich auch ihre Ausbildungsstätten. Sie entwickelten eigene Wegepläne und fanden sich zu einem Team zusammen. August 2007 Natalia, Galyna, Marharyta, Leyla, Maria und Natalya entscheiden sich für das Berufsfeld Friseur. Das bedeutet, dass sie den Weg zur Handwerkskammer finden müssen. Mit welcher Straßenbahn oder Bus gelangen sie dorthin und wie viel Zeit wird dafür benötigt? Dort warten die Ansprechpartnerin und Ausbilderin bereits. Sie wollen informieren, was die Teilnehmer dort lernen werden. Doch das ist nicht so einfach. Sie fahren mit der Straßenbahn zum Flughafen. Das ist zunächst leicht. Sie finden heraus, welcher Bus zur Binderslebener Landstraße fährt. Der Bus kommt aber erst in einer Stunde. Nun gibt es unterschiedliche Meinungen in der Gruppe. Einige wollen laufen und fragen nach dem Weg. Die anderen wollen warten. Also warten alle. Dann kommt der Bus und bringt sie zum gewünschten Ziel. Verwundert stellen sie fest, dass der Fußweg nur fünf Minuten lang gewesen wäre. Allgemeine Sprache Das Beherrschen der deutschen Sprache in Wort und Schrift ist eine zentrale Voraussetzung, die gegebenen ökonomischen, sozialen, rechtlichen und beruflichen Bedingungen zu erfassen, gedanklich zu verarbeiten und sich in das Arbeitsleben dauerhaft eingliedern zu können. Die Förderung der Sprachkenntnisse ist Persönlichkeitsentwicklung und Integrationsmittel in einem. Nur so können Kommunikationsbarrieren überwunden und die soziale Integration gefördert werden. Die Teilnehmer haben nach einer Feststellung des Ausgangsniveaus allgemeinsprachige Inhalte bei der F + U Thüringen gGmbH gelernt. Die Sprechfähigkeit wurde in erster Linie durch die Herstellung von lebensnahen Sprechsituationen gefördert. Der aktive Wortschatz wurde erweitert, so dass produktiver Sprachgebrauch den rezeptiven überwog. Gearbeitet wurde mit den Lehrbüchern „Themen aktuell“ sowie Zusatzmaterialien. Das Sprechen stand an erster Stelle. Der Unterricht zielte auf die Erreichung des Niveaus B1 des Europäischen Referenzrahmens ab. Sprechsituationen wurden so gewählt, dass sie der realen Erfahrungswelt der Teilnehmer entsprachen und somit eine klare Kommunikationsmotivation darstellten. In Dialogen mit unterschiedlicher Teilnehmerzahl und unterschiedlichen Vorbereitungsgraden wurde die Reaktionsfähigkeit hin zum selbstständigen Sprachgebrauch gelenkt. Thüringer Allgemeine Erfurt vom 30. August 2007 September 2007 „In der zweiten Woche haben wir viel Grammatik gelernt. Unsere Gruppe ist eine freundliche Gruppe und wir lachen auch im Unterricht. Gründe dafür gibt es viele, weil die Mehrheit in der deutschen Sprache nicht perfekt ist. Aber es gibt auch Leute, die gut sprechen können. So wussten wir z.B. nicht, dass es das Wort „Kotletten“ gibt (die kleinen Haare auf der Wange), aber es gibt auch das Wort Kotelett – ein Lebensmittel. Das war sehr lustig, weil wir dachten, dass die Koteletts auf der Wange sitzen.“ (Auszug aus Projekttagebuch von Maria) Fachsprache Ziel war es, die deutschsprachige Kommunikation der Teilnehmenden im Berufs- und Qualifizierungsalltag zu entwickeln und zu verbessern. Das Erlernen der Arbeitssprache Deutsch richtete sich an alle Teilnehmer, die somit die Möglichkeit erhielten, sich auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu behaupten und eventuell Qualifizierungsangebote wahrnehmen zu können. Der Fachsprachunterricht fand beim Internationalen Bund e.V. statt. Gendersensible Lehrplangestaltung wurde durch den Einsatz von weiblichen und männlichen Lehrkräften gewährleistet. Es fand zudem eine enge Abstimmung der Netzwerkpartner statt, wie z. B. die Zulieferung von 100 % Fachbegriffen und anschaulichem Material durch die Zuständigen für das jeweilige Arbeitstraining. 50 Methodisch wurden folgende Schwerpunkte eingesetzt: Interaktion, Sprachmittlung sowie Szenarien. 0 Teilnehmerbefragung Juni 2007 Einschätzung Kurs 100 % Einschätzung Lehrer 100 % Schlecht 50 Gut Sehr gut 50 Gut Sehr gut 0 0 Räumlichkeiten Unterrichtszeit Inhalt Dauer Ablauf Tempo Mögliche Aktivitäten Lehrmittel Hilfe/Unterricht Motivation Fachkompetenz 100 % 50 0 Themen Rund um den Arbeitsplatz: Arbeitsvorbereitung, Arbeitsplätze, Kooperation in Betrieben, Fachbegriffe der Arbeitsbereiche Hauptsache Arbeit: Arbeitsgenehmigung, Rechte und Pflichten als Arbeitnehmer, Arbeitsverhältnisse, Arbeits- und Ausbildungsvertrag Soziale Absicherung: Sozial-, Renten- und Krankenversicherung, Arbeitsförderung, Arbeitsschutz Perspektive: Bildungssystem der BRD, Bildungsabschlüsse, Fort-, Weiter- und Umschulungen, Vermittlungsdienst Arbeitsagentur Tipp Gabriele Gräfe, F + U Thüringen gGmbH: „Achten Sie auf die Zusammensetzung der Gruppe, denn gute sprachliche Erfolge werden erzielt, wenn die Teilnehmer aus verschiedenen Ländern kommen. Um kommunizieren zu können, müssen sie Deutsch sprechen.“ 10 Thüringer Allgemeine Erfurt vom 10. Mai 2006 Oktober 2007 „Anfang der Woche haben wir mit Fachsprache begonnen. Wir haben über unsere Berufe gesprochen. Das Wort Friseur leitet sich aus dem Französischen ab, vom Verb „friser“, das bedeutet so viel wie „kräuseln“. Nächste Woche beginnen wir dann mit den anderen Berufsfeldern Lager/Handel und dann mit Hotel/Gastgewerbe.“ „In dieser Woche haben wir viel Neues gelernt: in der Fachsprache haben wir alles über den Gabelstapler und seine Teile gelernt. Auch über den Beruf Koch/Köchin und natürlich über die Friseurin haben wir gesprochen. Was haben wir besprochen? Nun z.B. was der Friseur sagen muss oder nicht darf. Er darf nicht böse sein, weil der Friseur dann keine Kunden und natürlich kein Geld bekommt. Das ist auch beim Koch so. Im Lager muss man mit Leuten umgehen können, weil zu ihrer Arbeit nicht nur Maschinen gehören, sondern auch mit Menschen umzugehen.“ (Auszug aus Projekttagebuch von Maria) Bewerbungstraining Wie sehen ein Lebenslauf und ein Bewerbungsanschreiben aus? Welche Formulierungen sind üblich? Wie und worüber kann man sich im Berufsinformationszentrum (BIZ) der Arbeitsagentur informieren? Wie sollte man in einem Vorstellungsgespräch auftreten? Diese Fragen waren Lerninhalte im Training beim Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft. Das Vorstellungsgespräch wurde in einem Rollenspiel vor laufender Videokamera und anschließender Auswertung geübt, damit die Teilnehmer einen Eindruck bekommen, welche Fragen gestellt werden könnten, aber vor allem, wie das eigene Auftreten aussieht und auf die Person gegenüber wirken könnte. Jeder Teilnehmer erstellte sowohl Lebenslauf als auch ein Anschreiben. Je nach Geschmack der Teilnehmer auch mit graphisch unterschiedlichen Deckblättern und bei Bedarf auch mit Digitalfoto. Für die weiteren Bewerbungen besitzt jeder komplette Bewerbungsunterlagen. November 2007 „Meine Kenntnisse aus ELISA konnte ich auch schon weiter geben. Mein Mann Sergey muss 10 Bewerbungen schreiben, aber er wusste nicht, wie das im BIZ funktioniert. Ich habe schon in diesem Zentrum am PC gearbeitet und weiß schon, wie es dort läuft. Das freut mich, dass ich helfen kann, wie man eine Bewerbung und Lebenslauf richtig schreibt.“ (Auszug aus Projekttagebuch von Maria) 11 Sergej und Tatiana sowie alle anderen Teilnehmer lernen mit Hilfe von Unternehmensdatenbanken im Internet, Handbüchern und Nachschlagewerken und Informationen von Berufsverbänden und Netzwerken Praktikastellen zu suchen. Dazu gehören die Kenntnisse über gesetzliche Rahmenbedingungen, Versicherungspflicht, Inhalte des Praktikumsvertrags wie die wichtigsten Regelungen zur Arbeitszeit, Haftungsfragen, Krankheit, Kündigung, Unfallschutz und Beurteilung/Zeugnis. Ulrike Dittert, Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft „Öffnen Sie sich für die Arbeitswelt und Bewerbungsformen in den Herkunftsländern der Teilnehmer. Das führt zum Verständnis des Andersseins und von Reaktionen.“ Tipp Interkulturelles Training Das interkulturelle Training war ein wichtiger informatorischer bzw. interaktionsorientierter Baustein. Es fand zu Beginn, in der Mitte und am Ende einer der jeweiligen Projektmaßnahmen bei der Gesellschaft für Internationale Wirtschaftsförderung und Management mbH (IWM) statt. Es richtete sich vor allem an die jungen Teilnehmer, aber ebenso an Lehrer, Ausbilder, Sozialpädagogen, „Eltern“ und Mitarbeiter der Firmen, kurz an alle aktiven Projektbeteiligten. Thüringer Allgemeine Erfurt vom 22. Dezember 2007 Themen 12 Beschäftigung mit dem Bild von Deutschland und den Deutschen vor der Einreise in die BRD und Sensibilisierung/Vergleich dieses Bildes mit der aktuellen Situation mit dem Ziel des Erkennens und dem Abbau von Stereotypen und Vorurteilen, Bezug zu eigenen Werthaltungen, Sitten und Gebräuchen das Fremdbild der Deutschen und das Selbstbild der Deutschen – ein interkultureller Vergleich unter Teilnahme aller aktiven Projektbeteiligten: Bewusstmachen der eigenen Kultur, deren Normen, Werte und Moralvorstellungen durch Wahrnehmungstraining leben und arbeiten in Deutschland – die Privatsphäre und beruflicher Alltag im interkulturellen Vergleich Inhalte Reflexionen und Selbstreflexionen des erlebten Fremdseins oder Andersseins und des Wahrgenommenen Erforschen und Verstehen der vielfältigen Ursachen und Hintergründe Tolerieren-Akzeptieren-Verstehen des Anderen/Fremden, ohne zu urteilen und zu werten Aufzeigen von Wegen und Möglichkeiten der Integration und Assimilation in die deutsche Gesellschaft Die Interkulturellen Trainings wurden in einer offenen und vertrauensvollen Atmosphäre gestaltet unter Einbeziehung eines lebendigen Wechsels von didaktischen Methoden, wie zum Beispiel: Rollenspiele, Fallbeispiele, Gruppen- und Teamdiskussionen, Teamarbeit und Präsentationen, Filmvorführungen, Theater-, Ausstellungs- und Museumsbesuche. Nadja Reinbold, Gesellschaft für Internationale Wirtschaftsförderung und Management mbH „Beachten Sie, dass Migranten vielfältige Potenziale und Kompetenzen besitzen wie Mehrsprachigkeit sowie das Wissen von mindestens zwei Kulturen. Nutzen Sie diese Fähigkeiten.“ Tipp September 2007 Ein wesentlicher Höhepunkt während ELISA IV ist der Interkulturelle Tag (im Rahmen der Interkulturellen Woche der Stadt Erfurt) im September 2007. Dieser Tag wurde gemeinsam mit allen Teilnehmern des ELISAProjektes, ebenso mit den Deutschkursen/DaZ der IWM und Gästen aus der Stadt Erfurt vorbereitet. Der Tag ist in vier thematisch verschiedenen Arbeitsgruppen gestaltet: „Friseurhandwerk und Kosmetik“ Mit Hilfe der Handwerkskammer ist ein Friseursalon ausgestaltet, in dem die ELISA-Teilnehmer Massagen für alle durchführen und ihre ersten Kenntnisse erproben können. Ebenso werden an Friseurköpfen erlernte Fertigkeiten vorgeführt. Der Raum ist stets gefüllt und alles wird mit großem Interesse angenommen. „Gabelstapelführer“ Die Teilnehmer werden von Mitarbeitern der RECON/IWM GmbH mit allen vorhandenen Gewerken und Technologien bekannt gemacht. Begeistert kommen sie zurück und teilen die gemachten Erfahrungen mit anderen. „Wege in die Selbstständigkeit“ ELISA-Teilnehmer und andere können sich kompetent beraten lassen. Es werden viele Fragen gestellt, Zweifel und Ängste aus dem Weg geräumt. „Köche“ Der Höhepunkt des Tages ist eine gemeinsame interkulturelle Veranstaltung aller. Es wird indisch, vietnamesisch, russisch und kasachisch gekocht. Mit Liedern in allen Sprachen, mit Gesprächen in deutscher Sprache, Witz und Humor klingt dieser erlebnisreiche und anregende Tag für alle aus. Jeder hat die Möglichkeit, sein erworbenes Wissen unter Beweis zu stellen oder zu fragen, um kompetente Antworten zu erhalten. Es ist eine wunderbare Möglichkeit, den Teamgeist zu entwickeln und sich gegenseitig persönlich kennen zu lernen, um dann gemeinsam als Gruppe in den unterschiedlichen Institutionen zu lernen. Arbeitstraining Das Arbeitstraining unter Einsatz von zweckdienlichen Lernangeboten, bewerberorientierter Beratung und geeigneten Vermittlungsvorschlägen stellte sich als ein effizientes Instrument für eine nachhaltige Ausbildungs- und Arbeitsmarktintegration dar. Ganz besonders kam den Lernangeboten des Arbeitstrainings im Bereich der Orientierung, Eignungserprobung und Motivation eine Schlüsselposition zu. Wichtige berufliche Schlüsselqualifikationen, wie Motivation, Zuverlässigkeit und Selbstorganisation waren persönliche und soziale Kompetenzen, wie Selbstwertgefühl, Verantwortungsbewusstsein und Konfliktfähigkeit, wurden als Lernangebote des Arbeitstrainings vermittelt. Dazu gehörte es, fachpraktische und fachtheoretische Grundkenntnisse und -fertigkeiten zu fördern und zu stärken. 13 Metall Um im Berufsfeld Metall beim Kolping-Bildungswerk Thüringen e.V. Werkstücke fertigen zu können, mussten die Grundlagen zur Fertigung erklärt, gezeigt und an Beispielen vorgemacht werden. Den meisten Jugendlichen waren die Metallbranche und das Herstellen von einfachen Werkstücken in einer Werkstatt fremd. Schwerpunkt der ersten Maßnahmewochen war eine grundlegende Einführung in den Bereich Metalltechnik: Inhalte: Es wurden die Grundbegriffe für Zeichnungen, wie sie in der Metallverarbeitung gebräuchlich sind, vermittelt. Auf Übungsblättern wurden die einzelnen Schritte zum Anfertigen einer Zeichnung geübt. Buchstaben und Zahlen mussten nach Vorgaben auf Zeichenblättern gezeichnet werden. Zeichnen von Linien in ihrer unterschiedlichen Stärke und Form; Zeichnen von Maßlinien, Maßbegrenzungslinien, Hilfslinien und Maßpfeilen. Werkzeuge: der Name bzw. die Bezeichnung der Einzelteile; wie wird mit ihnen gearbeitet; was ist zu beachten; was ist Arbeitsschutz bei Handwerkzeugen; die Funktion von Hilfsmitteln für die Fertigung. Aufbau und Arbeitsweise in einer Metallwerkstatt: Welche Werkzeuge werden für welche Arbeiten bzw. Arbeitsschritte verwendet? Wie ist die Handhabung der einzelnen Werkzeuge, um die geforderten Ergebnisse zu erzielen? Welche Arbeitsschutzvorschriften müssen beachtet werden? Wie sind einzelne Werkzeuge aufgebaut und wie werden die Einzelteile bezeichnet? Wie funktioniert ein Schraubstock und wie werden die einzelnen Teile bezeichnet? Was sind Messmittel und was sind Prüfmittel? Wie werden die Maße von Zeichnungen auf die Werkstücke übertragen? Anreißarbeiten mit dem Höhenreißer, Körnen von Anrisslinien und Bohrungen. Was sind Bohrmaschinen, wie ist ihre Funktion, was für besondere Arbeitsschutz-Vorschriften sind bei Elektrogeräten zu bedenken und zu beachten? Arbeiten an Säulenbohrmaschinen, Handbohrmaschine und Akkuschraubern. 14 Diese und weitere Antworten erhielten die Teilnehmer im Bereich Metall. Juni 2006 Habib, Sergej, Abdulrahman, Hassen, Eugen und Magomed fertigen einfache Zeichnungen von Werkstücken an. Nach diesen Zeichnungen werden später ein Arbeitsablaufplan zusammen erarbeitet und die einzelnen Arbeitsschritte den Teilnehmern in der Werkstatt vorgeführt und erklärt. Von den Teilnehmern werden nach ihren Zeichnungen Stahlscheiben mit unterschiedlichen Durchmessern und Bohrungen gefertigt. Lochbleche werden nach Zeichnung angerissen und mit unterschiedlichen Bohrerdurchmessern gebohrt. Anreißen der Biegekanten und Abkanten der Bleche in einer Abkantbank. E-Technik Bernadette Drapatz, Kolping-Bildungswerk Thüringen e.V. „Achten Sie auf eine pädagogisch fundierte Arbeit und planen Sie Raum für regelmäßige, persönliche Gespräche ein, um Erfahrungen und interkulturelle Lebenswelten auszutauschen.“ Tipp Grundlegend wichtige Informationen waren: Arbeitsschutz und Umweltschutz Berufsbezogene Arbeitsvorschriften bei Arbeitsabläufen Unfallverursachende Verhalten sowie berufstypische Unfallquellen und -situationen Gefahren im Umgang mit elektrischem Strom Notwendige Auswahl berufsspezifischer Arbeitsbekleidung sowie Arbeitsschuhe Bezeichnung und Benutzung von ungleichen Werkzeugen und Werkstoffen. So konnten im Berufsfeld Elektrotechnik folgende Arbeitstätigkeiten geübt werden: Abmanteln, Abisolieren von Mantelleitungen Bearbeiten von Kupferleitern Ösen biegen Installationskanäle zuschneiden und montieren Löten von Kupferdraht unterschiedlicher Stärke Löten von Draht auf Leiterplatte Ausrichten und Löten von Bauelementen auf Leiterplatte. Erstellen eines Leiterplatten-Layouts nach Stromlaufplan durch Software Löten eines Netzteils nach erstelltem Layout Überprüfung mit Hilfe eines Messgerätes. 2006 Vladimir, Igor, Sergey, Andrey und Wladimir stellen Blinklichter und Taktgeber her. Außerdem montieren sie an Übungswänden Schalter, Lampen sowie Plastik-Kanalteile. 15 Bäckerei/Konditorei Im Berufsfeld Bäckerei und Konditorei erhielten die Teilnehmer folgende Aufgaben: Hygienemaßnahmen: Kennenlernen und Anwenden Rohstoff Marzipan: Bestandteile und Bearbeitung; Entwerfen und Herstellen von Marzipanerzeugnissen; Figuren herstellen, modellieren, garnieren; Tiere, Rosen, Blätter, verschiedene Früchte und Marzipankörbe modellieren Fachgerechtes Verpacken der Figuren und Rosen Ebenso lernten sie, Schlagsahne zu zubereiten und damit zu garnieren Zum Nachweis der Fertigkeiten im Bereich Bäckerei / Konditorei wurden insgesamt vier Arbeitsproben gewählt. Hierzu wurde zunächst 16 das Herstellen einfacher Teige / Massen, das Herstellen von feinen Backwaren aus Teigen und Massen, das Herstellen von Füllungen, Cremes und Süßspeisen, das Arbeiten mit Marzipan, das Herstellen von Spezialgebäcken, die Werbung und Verkaufsförderung trainiert. Dabei wurde bewertet, wie die Waren verkaufsgerecht hergerichtet und dekoriert, das Preisschild sowie das Verkaufsgespräch gestaltet wurden. Dazu gehörten das Wiegen und Verpacken, Anspruch, Kreativität, Handwerklichkeit und optischer Eindruck. Wichtig war, wie die Teilnehmer Arbeitsabläufe koordinierten und deren Geschicklichkeit. Beispiel Zum Kindertag am 1. Juni besuchen die Teilnehmer die Kindertagesstätte „Glückspilz“. Sie schenken den Kindern ihre selbst hergestellten Präsente aus Marzipan. Tipp Christine Bellinghausen, Handwerkskammer Erfurt — Berufsbildungzentrum „Regelmäßige und zeitnahe Absprachen auf kurzen Wegen sowie Informationen zum Arbeitsstand für alle gehören zum Erfolgsrezept des Netzwerkes.“ Gartenbau Das Berufsfeld Gartenbau im Kolping Bildungswerk e.V. war den meisten fremd. Deshalb wurden anfangs die grundlegenden Kenntnisse des Gartenbaus vermittelt. Des Weiteren haben sie wichtige Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, Pünktlichkeit, Belastbarkeit usw. kennengelernt. Das Arbeitstraining im Gartenbau fand in den Bereichen Garten- und Landschaftsbau und Zierpflanzenbau statt. Die Eignung der Teilnehmer wurde hinsichtlich des Arbeitsfeldes erprobt. Fachspezifische Grundfertigkeiten und Fähigkeiten in Theorie und Praxis wurden vermittelt. Der Aufbau und die Funktionsweise einzelner Werkzeuge sowie Kenntnisse über die verschiedenen Pflasterarten und Randbegrenzungen wurden vermittelt und erworben. Außerdem erhielten sie Einblicke in die Pflanzenkunde. Pflasterstrecken mit verschiedenen Steinarten wurden angefertigt (Betonsteinpflaster, Naturstein, Granitstein und Kalksteinpflaster), Kanäle ausgeschachtet und Borten gesetzt. Zudem haben sie Pflegearbeiten wie Rasenpflege und Gehölzschnitt ausgeführt. Hinzu kam die Projektarbeit „Hofeinfahrt in Walschleben“, wo eine Fläche von 70 m2 gepflastert wurde. Elke Maul, Amt für Sozial- und Wohnungswesen „Gehen Sie sparsam und effektiv mit den Finanzen um.“ Tipp Dezember 2006 100 Prozent der Arbeitsproben werden mit gut bewertet. Im Vergleich zu den deutschen Auszubildenden liegen die Leistungen von Andrej, Sergej, Naim, Stanislav, Steve und Alexander über dem Durchschnitt. Insbesondere die Arbeitsproben des älteren Teilnehmers werden als sehr gut eingeschätzt und entsprechen den Kenntnissen eines Lehrlings im dritten Ausbildungsjahr. (aus Bericht ELISA II) 17 Hauswirtschaft Im Arbeitsfeld Hauswirtschaft bei F + U Thüringen gGmbH haben alle Teilnehmer realistische Vorstellungen und Kenntnisse über das Berufsfeld erworben. Hygienemaßnahmen, Arbeits- und Umweltschutz spielten dabei eine wesentliche Rolle. Ein Einblick in betriebliche Abläufe und die Erwartungen von Arbeitgebern an Arbeitnehmer, wie z.B. Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Belastbarkeit, Flexibilität und fachliche Kompetenz war notwendig. Die Realisierung von Arbeitsaufgaben nach deutschsprachiger mündlicher und schriftlicher Anleitung erfolgte in fünf Bereichen: Speisezubereitung / gesunde Ernährung Hier wurden Rezepte erarbeitet und ausprobiert, wie Kartoffelpuffer, Mürbeteig, Blätterteig oder Pizzabaguettebelag. Dabei wurden die Arbeitstechniken Schneiden, Zerkleinern, Zerlegen, Kneten, Würzen, Abschmecken, Anrichten von Gemüse, Kräuter und Fleisch, Herstellung von Rohkostsalaten erlernt. Im Übungsrestaurant erfolgte die Zubereitung und Ausgabe einfacher Frühstücksspeisen wie Rührei, Müsli, Butterportionierung, Belegen von Brötchen, Schnitzelbrötchen, Backfischbaguette, Tomaten-Mozzarellabaguette. Zur Schulung gehörte das Kennenlernen und Bedienen von professionellen Küchengeräten, z.B. Fritteuse, Kombidämpfer, Aufschnittmaschine, Kippbratpfanne. Die Gestaltung von Buffets wie das Anrichten und die Präsentation von kalten und warmen Speisen war ein weiterer Schwerpunkt. Reinigungsarbeiten Zur Hygiene und Sauberkeit gehören die richtigen Geräte, das Kennen der Arbeitsflächen und Fußböden sowie die entsprechenden Reinigungsmittel. Die Teilnehmer wurden im Housekeepingbereich eingesetzt. Es wurden Zimmer und Bad gereinigt. 18 Näharbeiten Ausbesserungsarbeiten der Hotelwäsche und Anfertigung von Gardinen für den Hotelbereich gehörten zu diesem Arbeitsschwerpunkt. Wäschepflege Wäschepflege beinhaltete Wäsche waschen, mangeln und bügeln. Verlauf und Durchführung November 2006 Zum Martinsmarkt auf dem Domplatz verkaufen Nina, Lyudmila, Alexander, Inessa, Tamara und Larissa für einen guten Zweck selbstproduzierte Waren. Folgendes muss dabei beachtet und realisiert werden: Vorbereitung und Durchführung des Verkaufes von selbst hergestellten Waren an einem Marktstand zum Martinstag auf dem Domplatz Planung, Organisation, Einkauf, Präsentation Rezeptbuch erstellen, Plätzchen und Kuchen backen, Glühwein, Kaffee, Tee Fettbrote zubereiten Waren portionieren, anbieten und verkaufen Vor allem die ältere Teilnehmerin beweist sich hierbei als vorbildliche Organisatorin mit großem Verkaufs- geschick. Farbe Die Teilnehmer haben sich bei der Jugendberufsförderung die Grundlagen des Malerhandwerks wie z.B. Striche ziehen, Farben mischen, Auslegen von Flächen, Vorbereitungsarbeiten wie Schleifen und Spachteln angeeignet sowie das Vorbereiten von Untergründen ausgeführt. Die erlernten Fertigkeiten setzten sie im Projekt „Renovierung eines Klassenraumes“ erfolgreich um. Sie haben erkannt, dass das Erlernen der deutschen Sprache eine wichtige Voraussetzung für ihren weiteren beruflichen Erfolg ist. Die Maßnahme wurde unter arbeitsmarktrelevanten Arbeitsanforderungen durchgeführt. Sie haben Kenntnisse über Werkzeuge, Maschinen und Anlagen im Malerhandwerk erworben sowie Fachbegriffe und mehrere Beschichtungssysteme (rollen, streichen, tapezieren) kennengelernt. November 2007 Die erworbenen Fertigkeiten werden von Oleg, Vladimir, Wladie, Alexandr, Ouissem, Vasili sowie Oliver mit Arbeitsproben und dem Projekt „Renovieren eines Klassenzimmers“ überprüft. Sie führen in der „Lutherschule“ die Gestaltung eines Klassenzimmers von der Planung bis zur Umsetzung selbständig durch. Holz Bei der F + U Thüringen gGmbH fanden anschauliche Lehrunterweisungen durch den Ausbilder statt. Sie lernten das Arbeiten nach Zeichnungen und Übungsmodellen. Die Interessen der Teilnehmer und Vorkenntnisse wurden einbezogen. Als Arbeitsprodukte wurden Spielbretter für Schach und Dame, Spielsteine, Kästchen hergestellt. Alle Arbeitsproben der drei Teilnehmer, die bereits im Berufsfeld Holz gearbeitet haben, wurden mit guten Ergebnissen angefertigt. Juni 2007 Zur Abschlussveranstaltung stellen Alexander, Andreas, Ilyasov, Sergej und Sergej ihre selbst hergestellten Holzarbeiten vor. Für die Schach- und Damespieler des ZIM überreichen sie ein Spielbrett. 19 Handel und Lager Schwerpunkt des Arbeitstrainings im Berufsbildungszentrum des Internationalen Bundes lag in der Vermittlung von grundlegenden Kenntnissen für den Bereich Lagerwirtschaft/Logistik sowie der Schaffung der notwendigen Voraussetzungen für den Erwerb des Staplerpasses. Darüber hinaus wurden den Teilnehmern Grundkenntnisse der Lagerwirtschaft (Führung von Flurförderzeugen; Wareneingang und -kontrolle, Warenpflege, Warenpräsentation, Inventur; Aufgaben der Lagerwirtschaft; Kommissionieren; Verpackung; Versand; Einsatz von EDV; Durchführung von Inventuren) vermittelt bzw. wo es möglich war, geübt. Außerdem wurden gemeinsam Kriterien erarbeitet und in der Praxis überprüft, wie Verkaufseinrichtungen (in diesem Fall Supermärkte) ihre Ware präsentieren, um damit Kunden zu gewinnen. 20 2007 Es gelingt allen 14 Teilnehmern, die Prüfung zum Erwerb des Staplerpasses erfolgreich abzulegen. Auch ein Jugendlicher, Joe Curtis, schafft die Staplerprüfung im zweiten Anlauf und nimmt zu diesem Zweck zusätzliche Übungsstunden in Anspruch. Er muss wirklich kämpfen, weil er nicht der „geborene“ Staplerfahrer ist. Hotel/Gastgewerbe Das Arbeitstraining im Hotel und Gastgewerbe bei der Jugendberufsförderung (JBF) wurde in die Bereiche Küche und Service untergliedert. Die Teilnehmer haben verschiedene Suppen, Fleischgerichte und Süßspeisen hergestellt. Für alle Teilnehmer und die projektbeteiligten Institutionen von ELISA fand außerdem ein gemeinsames Essen unter dem Motto „kulinarischer Sprachkurs“ statt. Für die Gäste wurden landestypische Speisen gekocht und serviert. Außerdem zeigten die Teilnehmer aus dem Bereich ihr Können im Falten von Servietten, Tisch eindecken u.a. Durch die Vielschichtigkeit der Aufgaben in der Küche wurden sehr zahlreiche Arbeitsproben hergestellt. Die Teilnehmer konnten die Erfahrungen und Kenntnisse für ihren Berufsweg nutzen. Jeder Teilnehmer erstellte sowohl Lebenslauf als auch ein Anschreiben. Je nach Geschmack der Teilnehmer auch mit graphisch unterschiedlichen Deckblättern und bei Bedarf auch mit Digitalfoto. Für die weiteren Bewerbungen besitzt jeder komplette Bewerbungsunterlagen. Mai 2007 Für alle Teilnehmer und die projektbeteiligten Institutionen von ELISA III findet ein gemeinsames Essen unter dem Motto „kulinarischer Sprachkurs“ statt. Für die Gäste werden landestypische Speisen gekocht und serviert. Außerdem zeigen die Teilnehmer aus dem Bereich ihr Können im Falten von Servietten, Tisch eindecken, Speisekarte machen u.a. September 2007 „Am Freitag gingen alle, die im Hotel- und Gastgewerbe sind, zur JBF. Wir haben den ersten Tag Arbeitspraxis. Da haben wir Herrn Lusche vom Fachbereich Gastgewerbe und das Ausbilderteam kennengelernt. Wir erhielten weiße Arbeitsbekleidung. Wir zogen zum ersten Mal unsere Arbeitsbekleidung an. Wir wussten nicht, was wir mit dem Halstuch machen sollen, aber Herr Lusche hat uns geholfen. Im Unterrichtsraum hatten wir eine Belehrung zu Gesundheit, Hygiene und Arbeitsschutz. Zum Jugendschutz haben wir uns ein Video angesehen. Nach einer Frühstückspause gingen wir in die Küche und in den Service. Nach der Mittagspause sind wir wieder in die Küche. Oh ja schöne Übungen wie Kartoffeln und Zwiebeln schälen. Wir haben gelernt, die Kartoffelschale abzumachen, das kann man mit Spaß machen.“ (Auszug aus Projekttagebuch von Huong) Perspektiven Jackson (33 Jahre) begann nach ELISA eine Ausbildung zum Restaurantfachmann im Café Rosenstolz. Er hatte auch die Möglichkeit, im Si-Ju eine Ausbildung zum Koch zu machen. 21 Friseur Das Arbeitstraining in der Handwerkskammer verschaffte Einblicke in das Berufsfeld Friseur. Zum Nachweis der Fertigkeiten wurden insgesamt sechs Arbeitsproben von den Ausbildern gewählt. Arbeitsaufgabe 1 bestand darin, die Kundenwünsche zu ermitteln, eine ausführliche Haar- und Kopfhautbeurteilung durchzuführen sowie ein Beratungsgespräch im Hinblick auf Haarpflegemaßnahmen zu führen. Bewertet wurden die Haar- und Kopfhautbeurteilung, das persönliche Auftreten und die Argumentationstechnik im Beratungsgespräch. Arbeitsaufgabe 2 beinhaltete eine typgerechte Damenhaarfrisur am lebenden Modell nach Frisurenvorlage. Bewertet wurde das Stylen entsprechend der Vorlage und die Ausführung und Erstellung der Frisur. Arbeitsaufgabe 3 vermittelte das Formen und Lacken der Nägel sowie Durchführen einer Handmassage an einer Hand entsprechend nach der Reihenfolge Maniküre, Massage, Lacken mit Farblack ohne Transparentlack. Bewertet wurde die Ausführung der Maniküre, Durchführung der Massage wie Friktions- und Streichmassage, Auftragen des Farblacks sowie Sauberkeit der Arbeiten. Arbeitsaufgabe 4 bestand darin, eine Herrenfrisur unter Berücksichtigung modischer Tendenzen zu fönen sowie eine Massage der Kopfhaut durchzuführen. Dabei kam es auf die Föntechnik, die Durchführung einer Kopfmassage, wie Friktions- und Streichmassage, Massage im Bindegewebe, Druck-Punkt-Massage und typgerechte Frisur an. Arbeitsaufgabe 5 erprobte das Ausführen einer handgelegten Wasserwelle am Medium (Übungskopf mit mindestens 10 cm Haarlänge/keine Kahlstellen). Dabei mussten 2/3 des Kopfes durch Wellen und 1/3 durch Papilloten bearbeitet werden. Zum Überprüfen mussten Wellenkämmchen, Nadeln usw. entfernt werden. Dabei waren die Wellenführung und Frisurengestaltung wichtig und wurden bewertet. Arbeitsaufgabe 6 lautete: Wickeln einer Dauerwelle am Medium mit mindestens 50 Wicklern. Zur Bewertung standen die Ausführung der Wicklung, Sauberkeit der Wickeltechnik. 22 Zum Arbeitstraining gehörten außerdem das typgerechte Gestalten sowie Tönen der Haare, eine kleine Farb- und Stilberatung, ein typgerechtes Tages-Make up und die Abstimmung der Nagelgestaltung auf das Gesamtbild des Kunden. Die Vorbereitung auf die Arbeitserprobung (Praktikum), die Vorbereitung auf Erfahrungen in unbekannten sozialen Situationen war gleichfalls Bestandteil der Unterweisung im Arbeitstraining. Folgende Fragen standen im Mittelpunkt: Wie plane ich ein Praktikum und worauf muss ich achten? Wie finde ich einen geeigneten Praktikumsplatz? Wie soll die Kontaktaufnahme als Erstkontakt gestaltet werden? Soll ich das Unternehmen einfach anrufen? Welche Schlüsselkompetenzen und Fachkenntnisse zeichnen mich meiner Meinung nach besonders aus? Welche meiner genannten Schlüsselkompetenzen und Fachkenntnisse benötige ich für die Ausübung der genannten Tätigkeiten? Was bringt mir das Praktikum? September 2007 „Ich bin Friseurin und gestern war ein sehr schwerer Tag, weil es der erste im Arbeitstraining war und wir den ganzen Tag von 7 Uhr bis 16 Uhr gearbeitet haben. An einem Puppenkopf haben wir verschiedene Frisuren ausprobiert. Wir arbeiten auch mit einem Lehrling zusammen. Sie lernt schon seit zwei Jahren. Sie ist eine sehr nette junge Frau. Sie hilft uns dabei, mit Haaren zu arbeiten und wir unterhalten uns gut mit ihr. Auch unsere Chefin ist sehr nett. Der heutige Tag lief schon besser, denn wir haben gelernt, wie man Handmassagen macht. Außerdem hat uns ein Lehrling eine Frisur gemacht, das haben wir uns gewünscht. Kurz vor Schluss haben wir dann alle zusammen unseren Salon aufgeräumt.“ (Auszug aus Projekttagebuch von Maria) Perspektiven Erfreulicherweise kann im Berufsfeld des Friseurhandwerkes Galyna die Erfahrungen und Kenntnisse für ihren Berufsweg nutzen. Sie, 35 Jahre alt, fand ein Unternehmen, das ihr eine Ausbildung als Friseurin ab August 2008 bietet. 23 Arbeitserprobung Die im Arbeitstraining gelernten Arbeitstechniken und -inhalte wurden während einer Arbeitserprobung in Form eines Praktikums in adäquaten Betrieben praktisch umgesetzt. In 42 Betrieben erfolgten Arbeitserprobungen/Praktika. Die Teilnehmer haben ein Praktikum absolviert und so Arbeitserfahrungen sammeln können. Die Arbeitserprobung hatte einen Umfang von 40 Stunden pro Durchgang pro Teilnehmer. Die Teilnehmer wurden während der Praktika von den Mitarbeitern der Arbeitstrainings betreut und besucht. 24 Thüringer Allgemeine Erfurt vom 30. Juni 2007 Tipp Silvia Höfig, der ARGE Erfurt „Geben Sie Einblicke in den Arbeitsmarkt in Deutschland wie Struktur, Anforderungen an die Arbeitnehmer und Erwartungen der Arbeitgeber. Das führt zum Verstehen und Verbessern von individuellen und sozialen Kompetenzen auf beiden Seiten.“ Eine praxisnahe Vorbereitung auf die Ausbildungs- und Berufswelt, ein anderes Lernen und andere Einstellungen sind erforderlich. Gerade junge Migranten bedürfen einer besonderen sozialen Betreuung, um diesen Anforderungen entsprechen zu können. Darüber hinaus soll eine intensive Vorbereitung auf die Lebens- und Berufswelt durch die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen erzielt werden. Eine intensive Vorbereitung auf die Berufs- und Arbeitswelt ist notwendig, auch weil kaum Hilfestellungen aus dem Elternhaus gegeben werden können. Die Teilnehmer haben während der Arbeitserprobung die betrieblichen Abläufe und Strukturen der jeweiligen Praktikumsbetriebe kennen gelernt. Sie konnten die im Arbeitstraining erlernten Kenntnisse und Fertigkeiten in der Praxis umsetzen und anwenden. Sie haben Teamarbeit geübt, weitere soziale Kompetenzen, wie Erkennen und Umsetzen der Notwendigkeit von Pünktlichkeit, Ordnung, Ausdauer, Antrieb etc., wurden gestärkt. Es fand ein sprachliches Training statt. September 2007 „In dieser Woche hat bei mir das Praktikum in einer Tierarztpraxis begonnen. Mir gefällt es sehr, weil das meins ist. Aber wegen der Sprache ist es schwer für mich. Ich muss sehr viel Neues lernen und noch dazu Latein, um Tierarzthelfer zu werden. Ich habe schon viel gesehen: Kastration von Katern, Behandlung von Hunden, Papageien, Katzen, Kaninchen. Bei uns war ein Kaninchen, das sehr schwer krank war und der Tierarzt musste es einschläfern. Das war ein bisschen schwer zu sehen, weil ich so was das erste Mal gesehen habe. Die Besitzerin von dem Kaninchen hat geweint. Das war schade. Jeden Tag kommen verschiedene Tiere mit verschiedenen Krankheiten, auch Leute. Der Tierarzt muss sich auch mit den Leuten unterhalten. Am Freitag habe ich zum ersten Mal die Kastration einer Katze gesehen. Als der Tierarzt die erste Katze operiert hat, war alles in Ordnung, aber bei der zweiten ist mir schlecht geworden. Der Tierarzt hat gesagt: ‚Das ist normal, weil es das erste Mal ist.‘ Aber insgesamt war alles gut.“ (Auszug aus Projekttagebuch von Maria) 25 In folgenden Betrieben fanden Praktika statt: Bereich Friseur: Friseursalon Ludmila, Friseursalon Denis Ludwig; Bereich Handel und Lager: OBI Bau- und Heimwerkermarkt Erfurt-Nord GmbH & Co.KG, Zack Der Baumarkt Discount, toom BauMarkt GmbH, Fliesen-Zentrum Deutschland GmbH, G.f.H. Gerüstbau für Häuser GmbH, REAL TEC Erfurt, REWE Markt (2 verschiedene), Tegut, Netto; Bereich Hotel/Gastgewerbe: Restaurant Si-Ju, Hotel ibis, CCS GmbH Cafeteria und Kantine im Regierungsviertel, CCS GmbH Großküche der Umformtechnik; Bereich Holz: Klöpferholz GmbH & CO.KG, Firma Wagner, Bau- und Möbeltischlerei, AGRO-FORST-TECHNIK und LANDSCHAFTSBAU GmbH, FE-TÜ-RO Bauelemente GmbH, Landessportbund; Bereich Farbe: Fensterbau Felsberg Erfurt, Karlack Metropole GmbH Karosserie-Lackierzentrum/Erfurt, Firma Timpel Erfurt-Frienstedt und Malerbetrieb Plotzki; Bereich Gartenbau: Erfurter Gartenbau Ausstellung (EGA), Gärtnerei Schneider, Gärtnerei Pfeifer, Toom-baumarkt; Bereich Hauswirtschaft: DGS Fontana Getränkemarkt, Thüringer Sozialakademie „Kindergarten am Huttenplatz“, Mädchenprojekt Erfurt e.V. im Mädchenzentrum, Blumengeschäft Blumendilk; Bereich E-Technik: MAE, Headpumps Schlotzhauer & Kahl GbR, Heizungs- und Lüftungsbau Beetz & Co., Russ & Janot GmbH + Co. Vertreter der Daimler-Benz AG, Beetz & Co., Elektrowerkstatt des BBZ der HWK Erfurt; Bereich Bäckerei/Konditorei: Bäckerei und Verkaufsbereich des BBZ der HWK Erfurt, Caffeeteria der Domäne Einrichtungsmärkte GmbH, Bäckerei und Konditorei Lobenstein, Bäckerei Rüger; 26 Bereich Metall und sonstige Bereiche: emtec systems GmbH, Zikon GmbH Blech- und Stahlerzeugnisse, Bauschlosserei Riedel, Kfz- Meisterbetrieb Harald John, Jörg Meinzing Installations- und Heizungsbau, TFB Thüringer Freizeit- und Bäder GmbH, Tierarztpraxis Frau Dr. Etzel; Begleitung durch den Jugendmigrationsdienst Der JMD Erfurt unterstützt und fördert jugendliche Migranten in der Wahrnehmung ihrer Chancengleichheit zur sprachlichen, beruflichen, schulischen, kulturellen und sozialen Integration. Hauptschwerpunkt ist die Arbeit mit Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 27 Jahren. Die Beratungsstrukturen standen während des Projektes zur Verfügung. Folgende Anliegen wurden behandelt: Hilfe beim Ausfüllen des Antrags für Ausbildungsbafög und Terminvermittlung mit zuständigem Bafögamt Legalisierung der Heiratsurkunde Möglichkeiten beruflicher Weiterentwicklung Formalitäten für die Anerkennung von Schulabschlüssen persönliche Probleme Ausfüllen des Zweitantrages für Erziehungsgeld Hilfe bei verschiedenen behördlichen Schreiben am PC Mai 2006 Im fachsprachlichen Unterricht erklärt die Sozialpädagogin allen Teilnehmern, wie ein Antrag zur Anerkennung von ausländischen Schulabschlüssen funktioniert. U.a. einem indischen Teilnehmer wird dabei geholfen, diesen auszufüllen. Es wird geregelt, dass er seine Zeugnisse, Pass etc. kopiert und beglaubigen lässt. Der Antrag wird mit ihm zusammen ausgefüllt und weggeschickt. 27 Thüringer Allgemeine Erfurt vom 31. August 2007 Alice Lot, Internationaler Bund e.V. — Jugendmigrationsdienst „Berücksichtigen Sie die schulischen und beruflichen Abschlüsse aus dem Herkunftsland und lassen Sie deren Verwendbarkeit für den deutschen Arbeitsmarkt überprüfen und anerkennen. Nur so können realistische berufliche Perspektiven entwickelt werden. Achten Sie dabei auf individuelle Wünsche und Vorstellungen.“ Tipp Perspektiven Tipp Nicole Reichstein, Jugendberufsförderung gGmbH „Beziehen Sie in Ihre Arbeit die Ausbilder, Lehrkräfte und anderen Lehrlinge mit ein, das interkulturelle Lernen fördert Integration und bereichert beide Seiten.“ 88 Prozent der Teilnehmer haben das Projekt abgeschlossen. Das entspricht 66 Teilnehmern. 71 Prozent sind in folgende Anschlussmaßnahmen eingemündet (53 Teilnehmer). Arbeit Ausbildung Selbständigkeit (1) Überbetriebliche Ausbildung (15) Umschulung (3) Betriebliche Ausbildung (6) Arbeit (4) Schulbildung Berufsfachschule (4) Berufsvorbereitung (8) 28 Schulische Ausbildung (1) Vorbereitende Maßnahmen Gymnasium (1) Reha (1) Lehrgang (3) Deutschkurs (4) ELISA-Netzwerk Es fanden insgesamt 18 Treffen des ELISA-Netzwerkes statt. Dort wurden die Durchgänge vor- und nachbereitet, die Ergebnisse diskutiert, Veranstaltungen, Finanzierung und Berichte besprochen. Es wurden Festlegungen getroffen für die weitere Arbeit. Alle Projektpartner sind Mitglied im Netzwerk für Integration für Spätaussiedler und Migranten der Landeshauptstadt Erfurt und arbeiten bereits seit Jahren im Bereich der Migrationsarbeit zusammen. Die Zusammenarbeit wird nach ELISA in diesem Rahmen fortgesetzt. Außerdem wird ein Großteil der Träger auch in einem Folgeprojekt mitarbeiten. Die Projektbeteiligten nahmen insgesamt ihre Verantwortung sehr ernst, was zum Maßnahmeerfolg sehr ausschlaggebend beitrug. Dies spiegelt sich in den Teilnehmerbefragungen und in der vorliegenden Evaluation wider. In diesem Zusammenhang bewährte sich die Handhabung von festgelegten Ansprechpartnern. Aktuelle und zeitnahe Absprachen auf kurzen Wegen gehören zum Erfolgsrezept des ELISA-Netzwerkes. Des Weiteren waren auch Besprechungen im größeren Rahmen notwendig. Beate Tröster, Zentrum für Integration und Migration: „Definieren Sie klar die Rollen und den Arbeitsauftrag der Projektpartner im Netzwerk. Günstig ist, Ziele und Umsetzung möglichst gemeinsam zu entwickeln und zu realisieren. Empfehlenswert ist es, eine Vereinbarung abzuschließen.“ Tipp Zentrum für Integration ind Migration Das Zentrum Team bestand aus folgenden Trägern: für Integration ind Migration Zentrum für Integration ind Migration Ausländerbeauftragte der Landeshauptstadt Erfurt (Projektleitung) Handwerkskammer Erfurt (Arbeitstraining) Zentrum für Integration und Migration (Projektkoordination) Internationaler Bund (Fachsprache, Arbeitstraining, Casemanagement durch Jugendmigrationsdienst) Zentrum für Integration ind Migration Zentrum für Integration ind Migration ARGE Erfurt (Zuweisung der Teilnehmer) Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft (Bewerbungstraing) F + U Thüringen gGmbH (Allgemeine Sprache, Arbeitstraining) Gesellschaft für Internationale Wirtschaftsförderung und Management mbH (Interkulturelles Training) Jugendberufsförderung (Arbeitstraining) Kolping-Bildungswerk Thüringen e.V. (Arbeitstraining) Stadtverwaltung Erfurt, Amt für Sozial- und Wohnungswesen (Finanzabwicklung) 29 Ausblick Die mit In-Kraft-Treten des Zuwanderungsgesetzes am 1. Januar 2005 eingeführten Integrationskurse (§ 43 Abs. 3 AufenthG) und das neu gestaltete migrationsspezifische Beratungsangebot (§ 45 AufenthG) sind Kernelemente der Integrationspolitik des Bundes. Ziel des Sprachkurses sowie des Orientierungskurses ist es, Migranten grundlegende deutsche Sprachkenntnisse bis zum Niveau B 1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER) sowie Grundkenntnisse über die Geschichte, das Rechtssystem und die Kultur der Bundesrepublik Deutschland zu vermitteln. Parallel dazu ist es Aufgabe der Migrationsberatung, bei Zuwanderern einen Integrationsprozess zu initiieren und sie in Verbindung mit den Integrationskursen zur selbstständigen und gleichberechtigten Teilhabe in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens in ihrer neuen Heimat zu befähigen. Allein kann dieses neue Angebot des Bundes jedoch keine erfolgreiche Integration erreichen beziehungsweise garantieren. Integration ist ein langfristiger Prozess, der sowohl Anstrengungen von den Zuwanderern als auch von der Aufnahmegesellschaft erfordert. Aus diesem Grund sind vor allem in den Handlungsfeldern der schulischen und beruflichen Qualifizierung sowie der sprachlichen, der gesellschaftlichen und sozialen Integration weitere Maßnahmen notwendig, die in Abstimmung mit den Integrationskursen und den Zielen der Migrationsberatung den Eingliederungsprozess von Migranten individuell fördern. Weiterführende Maßnahmen dieser Art, die den 2005 eingeführten Integrationskurs sinnvoll ergänzen können, existieren bereits und werden zum Teil seit Jahren durch verschiedene Akteure auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene sowie von privaten Trägern und Migrantenselbstorganisationen erfolgreich umgesetzt. Häufig stehen diese Angebote jedoch hinsichtlich Zielen, Inhalten, Organisation und Qualitätsstandards noch in keinerlei Beziehung zum neuen Erstförderangebot des Bundes. Um die mit dem Zuwanderungsgesetz intendierte Koordinierung und damit die Sicherung der Nachhaltigkeit der Integrationsförderung in Deutschland zu erreichen, bedarf es demnach einer stärkeren Verzahnung der unterschiedlichen Kompetenzbereiche und Förderstrukturen. Nur dann können die letztlich den Zuwanderern zugute kommenden Synergieeffekte im konzeptionellen, organisatorischen und finanziellen Bereich erzielt werden. 30 Thüringer Allgemeine Erfurt vom 8. Februar 2007 Thüringer Allgemeine Erfurt vom 9. Dezember 2006 Verbundprojekte: Als integrationskursergänzende Maßnahmen oder Verbundprojekte werden alle Projekte und Angebote bezeichnet, die konzeptionell auf den Integrationskurs zugeschnitten sind oder auf seinen Inhalten und Zielen aufbauen. Verbundprojekte ergänzen den Integrationskurs und die Migrationserstberatung als Kernelemente der Integrationspolitik. Während Integrationskurs und Migrationserstberatung als Einstiegsangebote konzipiert wurden, sollen die Verbundprojekte den begonnenen Integrationsprozess erfolgreich fortsetzen. Dabei sind drei Maßnahmebereiche zu unterscheiden: Vorlaufende Maßnahmen Flankierende Maßnahmen Anschlussmaßnahmen Verbundprojekte umfassen sowohl neu konzipierte Förderangebote als auch bereits in der Praxis bewährte Maßnahmen. Wichtig ist jeweils die Ausrichtung auf die Inhalte und die Qualitätsstandards der Integra- tionskurse, um eine aufeinander aufbauende, bedarfsorientierte und zielführende Integrationsförderung zu gewährleisten. Das Feld, auf dem wir uns bewegen, benötigt Zusammenarbeit. Nicht immer ist das einfach, zumal sich die Einrichtungen teilweise in Konkurrenz befinden. Aber es ist möglich, wie unser erfolgreiches ELISA-Projekt zeigt. 31 Impressum Herausgeber und Redaktion Zentrum für Integration und Migration Projektkoordination ELISA-Tandem Beate Tröster, Anita Müller Rosa-Luxemburg-Straße 50 99086 Erfurt Tel. 0361 6431535 Fax 0361 3467666 E-Mail [email protected] www.integration-migration-thueringen.de Redaktionelle Bearbeitung und Gestaltung Ingenieurbüro Reiner Falk Josef-Albers-Straße 1 99085 Erfurt Design, Satz und Illustration Grafikdesign Denis Swirin Kandinskystraße 5 99085 Erfurt Druck boy PrintKonzept Paul-Stieglitz-Straße 6 99086 Erfurt Fotonachweis Die Fotos sind während des Projektzeitraumes entstanden und wurden von den beteiligten Trägern zur Verfügung gestellt. 32 Hinweis Die in dieser Broschüre verwandten personenbezogenen Bezeichnungen gelten für Frauen in der weiblichen, für Männer in der männlichen Sprachform. Danksagung Bemerkenswert waren die große Bereitschaft zur Mitwirkung am erfolgreichen Gelingen, das fachkundige Engagement und die offene und ehrliche Zusammenarbeit der Beteiligten. Dafür recht herzlichen Dank. Für die Unterstützung bedanken wir uns bei der Ausländerbeauftragten und Projektleiterin Renate Tuche sowie bei Heike Dobenecker vom Referat Presse und Öffentlichkeitsarbeit. Beate Tröster Projektkoordinatorin © 2008, Auflagenhöhe 500 Zentrum für Integration ind Migration Zentrum für Integration ind Migration Das Projekt wurde gefördert durch: Zentrum für Integration ind Migration Zentrum für Integration ind Migration Zentrum für Integration und Migration Rosa-Luxemburg-Str. 50 99086 Erfurt Telefon: 0361 6431535 Fax: 0361 3467666 [email protected] www.integration-migration-thueringen.de Ansprechpartnerin: Beate Tröster © 2008, Zentrum für Integration und Migration